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Title: Die Nutzpflanzen unserer Kolonien und ihre wirtschaftliche Bedeutung für das Mutterland
Author: Westermann, Diedrich
Language: German
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*** Start of this LibraryBlog Digital Book "Die Nutzpflanzen unserer Kolonien und ihre wirtschaftliche Bedeutung für das Mutterland" ***


produced from images generously made available by The
Internet Archive)



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  | Anmerkungen zur Transkription                                  |
  |                                                                |
  | Kursiver Text ist als _kursiv_ markiert, gesperrter Text als   |
  | ~gesperrt~, und Fettdruch als $fett$. Brüche sind als 1/2      |
  | dargestellt, bei Zahlenangaben bedeutet 2-1/2 soviel wie 2,5   |
  | (und nicht 1,5).                                               |
  |                                                                |
  | Die Druckermarken "FÖRSTER & BORRIES. ZWICKAU" auf Seiten      |
  | mit Illustrationen sind nicht übernommen worden.               |
  |                                                                |
  | Folgende Inkonsistenzen wurden belassen, da beide              |
  | Schreibweisen üblich waren:                                    |
  |                                                                |
  | Catechu-Bestände -- Catechubestände                            |
  | Clitandra-Arten -- Clitandraarten                              |
  | Eingeborenen -- Eingebornen                                    |
  | Marschall-Inseln -- Marschallinseln                            |
  | Nutzprodukt-Werte -- Nutzproduktwerte                          |
  | Südsee-Inseln -- Südseeinseln                                  |
  | Uganda-Bahn -- Ugandabahn                                      |
  | Yucatan -- Yukatan                                             |
  | zugute -- zu gute                                              |
  |                                                                |
  | Im Text wurden folgende Änderungen vorgenommen:                |
  |                                                                |
  | S. 13 "kommen ... fort" in "kommen ... vor" geändert.          |
  | S. 19 "garkeine" in "gar keine" geändert.                      |
  | S. 19 "vonseiten" in "von seiten" geändert.                    |
  | S. 21 "arrowroot" in "Arrowroot" geändert.                     |
  | S. 21 "Marantacea arundinacea" in "Maranta arundinacea"        |
  |        geändert.                                               |
  | S. 24 "Kiautschu" in "Kiautschou" geändert.                    |
  | S. 26 "an" hinter "bauen ... Kakao" eingefügt.                 |
  | S. 28 "Kaffeernte" in "Kaffeeernte" geändert.                  |
  | S. 33 "(siehe nächste Seite)" entfernt.                        |
  | S. 35 "(siehe nächste Seite)" entfernt.                        |
  | S. 39 "(siehe nächste Seite)" entfernt.                        |
  | S. 44 "Mariannen" in "Marianen" geändert.                      |
  | S. 49 "Marschallinseln" in "Marshallinseln" geändert.          |
  | S. 58 "kolonialwirtschaftliche Komité" in                      |
  |    59 "Kolonialwirtschaftliche Komitee" geändert.              |
  | S. 59 "á" in "à" geändert.                                     |
  | S. 63 "(siehe nächste Seite.)" entfernt.                       |
  | S. 64 "S. guineenis" in "S. guineensis" geändert.              |
  | S. 65 "(siehe nächste Seite.)" entfernt.                       |
  | S. 82 "Sumpfflanzen" in "Sumpfpflanzen" geändert.              |
  | S. 84 "wichstigste" in "wichtigste" geändert.                  |
  | S. 85 "Von hieraus" in "Von hier aus" geändert.                |
  | S. 86 "Strophantussamen" in "Strophanthussamen" geändert.      |
  | S. 87 "Teakkholz" in "Teakholz" geändert.                      |
  | S. 92 "Marschall-Inseln" in "Marshall-Inseln" geändert.        |
  | S. 94 "Strophantus" in "Strophanthus" geändert.                |
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                           D. Westermann

                 Die Nutzpflanzen unserer Kolonien



Alle statistischen Angaben des Buches werden durch einen alljährlich
auszugebenden Nachtrag ergänzt und so stets auf dem Laufenden erhalten
bleiben. Dieser Nachtrag ist gegen Einsendung von 20 Pfg. von der
Verlagshandlung zu beziehen.



                        Die Nutzpflanzen
                        unserer Kolonien

            und ihre wirtschaftliche Bedeutung für das
                           Mutterland

                              von

                         D. Westermann.

      Mit 36 farbigen Tafeln, größtenteils nach der Natur
              gezeichnet, von ~K. Bock~.

                         [Illustration]

                          Berlin 1909.
                 Dietrich Reimer (Ernst Vohsen).


                    Alle Rechte vorbehalten.


            Druck von J. J. ~Augustin~ in Glückstadt.



Inhalts-Verzeichnis.


                                                                   Seite

  Verzeichnis der Tafeln                                               6

  Einleitung                                                           7

     I. Getreide                                                      13

    II. Knollenfrüchte                                                19

   III. Südfrüchte                                                    22

    IV. Genußmittel und Gewürze                                       25

     V. Ölfrüchte                                                     45

    VI. Faserpflanzen                                                 56

   VII. Kautschuk liefernde Pflanzen                                  69

        Übersicht über die Erzeugung und den Verbrauch des
           Kautschuk                                                  77

  VIII. Klebegummi liefernde Pflanzen                                 79

    IX. Guttapercha                                                   80

     X. Gerbhölzer                                                    81

    XI. Arzneipflanzen                                                83

   XII. Nutzhölzer                                                    86

  Zusammenfassende Darstellung unserer wichtigsten kolonialen
         Nutzpflanzen und ihrer Werte                                 88

  Zusammenstellung der pflanzlichen Nutzproduktwerte nach ihren
         Erzeugungsländern                                            88

  Anhang: Die Ausfuhr von Tieren und tierischen Stoffen, Mineralien
           usw.                                                       89

  Zusammenstellung der Gesamtausfuhr unserer Kolonien                 91

  Deutschlands Bedarf an kolonialen Rohstoffen im Jahre
           1906                                                       93

  Register der Nutzpflanzen                                           94



Verzeichnis der Tafeln.


                               Seite

  Tafel 1. Mais                   14

    „   2. Reis                   16

    „   3. Sorghum                18

    „   4. Jams                   20

    „   5. Batate                 22

    „   6. Banane                 24

    „   7. Kakao                  26

    „   8. Kaffee                 28

    „   9. Tee                    30

    „  10. Kolanuß                32

    „  11. Vanille                34

    „  12. Zimt                   36

    „  13. Zuckerrohr             38

    „  14. Pfeffer                40

    „  15. Ingwer                 42

    „  16. Tabak                  44

    „  17. Ölpalme                46

    „  18. Kokospalme             48

    „  19. Schibutter             50

    „  20. Erdnuß                 52

    „  21. Sesam                  54

    „  22. Telfairia pedata       56

    „  23. Baumwolle              58

    „  24. Kapok                  60

    „  25. Sisalagave             62

    „  26. Sansevierahanf         64

    „  27. Jute                   66

    „  28. Ramie                  68

    „  29. Kickxia                70

    „  30. Manihot Glaziovii      72

    „  31. Gummibaum              74

    „  32. Hevea                  76

    „  33. Guttapercha            80

    „  34. Mangroven              82

    „  35. Cinchonarinde          84

    „  36. Strophanthus           86



Einleitung.


Die vorliegende Schrift verfolgt das Ziel, in weiteren Kreisen unseres
Volkes Verständnis und Interesse für den volkswirtschaftlichen Wert
unserer Kolonien zu wecken. Vor allem möchte sie auch der Jugend einen
Einblick geben in die weiten Gebiete neuer Arbeit und nationaler
Aufgaben, vor die wir durch den Erwerb überseeischer Besitzungen
gestellt werden. Zu dem Zweck ist das für unsere Kolonien wichtigste
Arbeitsgebiet, der Anbau und die Gewinnung pflanzlicher Erzeugnisse, in
den Vordergrund gestellt und ausführlicher behandelt worden. Es war
natürlich unmöglich und lag auch gar nicht im Rahmen dieses volkstümlich
gehaltenen Buches, alle in unseren Schutzgebieten vorkommenden
Nutzpflanzen zu besprechen. Es konnte sich nur darum handeln, die zur
Zeit wichtigsten Gewächse zu behandeln, und zwar in erster Linie die für
Ausfuhr in Betracht kommenden, dann aber auch solche, denen für die
Ernährung der Eingeborenen eine hervorragende Bedeutung zukommt. Da das
Buch vor allem die wirtschaftliche Bedeutung unserer Kolonialgewächse
darstellen soll, so sind diese nicht nur nach der botanischen Seite hin
kurz beschrieben, sondern es wird auch auf die Wachstumsbedingungen, den
Anbau, die Kultur und insbesondere auch auf die Verarbeitung und
Verwendung der pflanzlichen Erzeugnisse eingegangen. Soweit möglich sind
auch die jährliche Gesamterzeugung, die „Welternte” und der
Gesamtverbrauch sowie die Werte beider angegeben worden. Besondere
Rücksicht ist jedoch, der Absicht des Buches entsprechend, auf den
Verbrauch und die Erzeugung Deutschlands und seiner Kolonien genommen.

Im zweiten Teil werden die tierischen, mineralischen und gewerblichen
Erzeugnisse zusammenfassend dargestellt, so daß auf diese Weise eine
Gesamt-Übersicht über den derzeitigen wirtschaftlichen Wert unserer
überseeischen Besitzungen ermöglicht wird.

Als einen besonderen Vorzug wird man die ~Bilder~ ansehen dürfen, die
den Text erst lebendig machen und eine anschauliche Vorstellung der
Pflanze und ihres Wachstums vermitteln.

Die aus dem Buche sich ergebenden Tatsachen bieten dem Kolonialfreund
einige allgemeine, gewiß nicht bedeutungslose Lehren, von denen folgende
kurz genannt seien:

1. Der Wert unserer Kolonien beruht in erster Linie in ihren
Bodengewächsen. Der Anbau und die Pflege der nutzbaren Pflanzen wird
deshalb stets die vornehmste Beschäftigung ihrer Bewohner sein. Es gilt
in dieser Zeit des Anfanges vor allem, durch immer neue Versuche
diejenigen Nutzpflanzen herauszufinden, die dem Produzenten möglichst
stete und sichere Erträge versprechen.

2. Der weitaus größte Teil aller Ausfuhrgüter wird durch die Arbeit der
Eingeborenen geschafften. Dies ist um so bemerkenswerter, als die Länder
im Vergleich mit Europa nur sehr dünn bevölkert sind und die Eingebornen
eben erst heraustreten aus ihrer jahrtausendelangen finsteren
Abgeschlossenheit, die kein großer Gedanke je erleuchtete. Sie standen
bislang unter dem Willkürregiment kleinlich selbstsüchtiger Häuptlinge
und skrupelloser Zauberpriester, deren stets argwöhnische Eifersucht
jeden Fortschritt im Keime erstickte. Jahrhunderte hindurch waren
Sklavenfang und Sklavenausfuhr die einzige für das Ausland in Betracht
kommende wirtschaftliche Betätigung dieser Völker. Die deutsche
Herrschaft, deren Streben es ist, jedem Eingebornen Schutz und Recht zu
gewähren und sein allseitiges Wohl zu fördern, wird sich auch darin als
segensreich erweisen, daß sie die Kräfte der Bevölkerung, geistige
sowohl wie körperliche, frei macht und steigert für eine Arbeit, die der
Gesamtheit wie dem Einzelnen zugute kommt. Tatsächlich haben wir schon
jetzt in weiten Gebieten unserer Kolonien eine ackerbautreibende
Bevölkerung, die Verständnis und Willigkeit zeigt, ihren Ackerbaubetrieb
zu vergrößern und zu verbessern. Aus amtlichen Berichten geht hervor,
daß die Eingebornen vielerorts tatsächlich nur darauf warten, neue,
ihnen bisher unbekannte Nutzpflanzen anzubauen, und die bisherigen
Ergebnisse der Eingebornenkulturen ermutigen vollauf zum Weiterschreiten
auf diesem Wege. Unser eignes Interesse fordert, die Eingebornen in
ihrem Streben nach wirtschaftlichem Fortschritt zu unterstützen, und da
wo es noch nicht vorhanden ist, zu wecken, ihnen durch Anleitung und
Unterricht, durch Überlassung von geeignetem Saatgut sowie durch
Sicherung eines regelmäßigen und angemessen bezahlten Absatzes ihrer
Erzeugnisse zu helfen und Mut zu machen.

Dabei soll durchaus zugegeben werden, daß es stets auch solche Gewächse
geben wird, die wenigstens für absehbare Zeit durch den Anbau auf
europäisch geleiteten Pflanzungen bessere Erträge liefern.

3. Ein unbedingtes Erfordernis für den Aufschwung des wirtschaftlichen
Lebens ist der Bau von Eisenbahnen. Ohne sie ist es einfach unmöglich,
die Erzeugnisse der Arbeit an die Küste und damit in den Handel zu
bringen. Die Eingebornen haben bisher in den seltensten Fällen über
ihren eigenen Bedarf hinaus Anbau getrieben aus dem einfachen Grunde,
weil sie nichts absetzen konnten. Bei dem Transport aus dem Innern bis
an die Häfen übersteigen bei den meisten Erzeugnissen die
Verschickungskosten den ganzen Wert der Ware; das muß natürlich jeden
Arbeitseifer hindern. Hierin wird nur durch die Eisenbahn Wandel
geschafft. Was die Eisenbahn tatsächlich wirkt, das sehe man aus der
Steigerung der Togo-Ausfuhr 1907 in Mais, Erdnüssen und Elfenbein.

4. Unsere Kolonien werden in immer steigendem Maße Bedeutung für das
heimatliche Wirtschaftsleben erlangen. Wenn ihre Ausfuhr im Verhältnis
zum Bedarf Deutschlands jetzt noch gering ist, so hat das wenig zu
sagen. Man bedenke, daß wir in den Anfängen stehen und vielerorts über
die Zeit des mühsamen und kostspieligen Versuchens kaum hinaus sind. Die
wichtigsten Volkskulturen der Eingebornen: Baumwolle, Mais, Erdnüsse,
Reis fangen gerade jetzt erst an, einen früher nicht erhofften
Aufschwung zu nehmen. Ebenso sind die Pflanzungen der Europäer zum
großen Teil noch nicht alt genug, um ertragsfähig zu sein. Dieser
Zeitpunkt wird bei manchen erst in Jahren eintreten.

5. Besonders beachtenswert ist, daß schon jetzt über 63% der gesamten
Ausfuhr aus unsern Kolonien nach Deutschland gehen, also direkt dem
deutschen Wirtschaftsleben zugute kommen. Mit dem Ausbau des
Eisenbahnnetzes wird dieser Prozentsatz noch steigen; heute ist den
Produzenten oft keine Gelegenheit geboten, ihre Erzeugnisse an einen
deutschen Hafen zu bringen, so wird z. B. ein großer Teil der in
Deutsch-Ostafrika gewonnenen Güter, besonders die Eingebornenprodukte,
mittels der Ugandabahn befördert und gelangt in den englischen Verkehr.
Es kann natürlich nicht unser Ziel sein, die Erzeugnisse unserer
Kolonien ausschließlich nach Deutschland zu leiten, sondern sie müssen
sich ihr Absatzgebiet in freiem Wettbewerbe auf dem Weltmarkt suchen.
Aber die statistisch nachgewiesene Tatsache ist doch bedeutsam, daß alle
überseeischen Besitzungen europäischer Staaten den größten Teil ihrer
Erzeugnisse an ihr Mutterland absetzen, daß also auch in dieser
unmittelbaren Weise die Werte der Kolonien dem Mutterlande zu gute
kommen.

Deutschland führt jährlich für mehr als zwei Milliarden Mark
Tropenprodukte ein. Auf dieser Zufuhr auswärtiger Rohstoffe beruht zum
guten Teil das Blühen unseres Handels und unserer Industrie, sie geben
vielen Tausenden von Arbeitern, Kaufleuten und Industriellen
Beschäftigung und spielen überhaupt in unserm wirtschaftlichen Leben
eine so wichtige Rolle, daß wir ohne sie gar nicht weiter bestehen
könnten. Es kann uns deshalb nicht gleichgültig sein, ob wir für den
Bezug dieser Produkte auf andere Länder und deren Willigkeit angewiesen
sind, oder ob wir uns in den Stand setzen, wenn auch nicht alle, so doch
einen bedeutenden Teil dieses Bedarfes aus unsern eigenen Besitzungen zu
ziehen und so auch in diesem Stück unabhängig und selbstbestimmend
dazustehen. Dies ist kein unerreichbares Ziel, sondern es wird ein
natürliches Ergebnis der sich schon jetzt anbahnenden Entwicklung sein.
Wir brauchen an die Entwicklungsmöglichkeit unserer Kolonien nicht mehr
zu glauben, sondern wir sehen sie vor Augen.

Haben unsere kolonialen Besitzungen diese große nationale Bedeutung, so
dürfen sie auch das Interesse aller Volkskreise beanspruchen. Und die
Beschäftigung mit kolonialen Dingen ist auch für den nicht unmittelbar
Beteiligten in mancher Weise gewinnbringend. Sie lenkt den Blick aus der
eigenen Enge hinaus in einen weiten Kreis neuer Aufgaben, sie gibt
Verständnis für die Arbeit der ganzen Welt und zeigt, wie die Interessen
der Völker es verlangen, füreinander und miteinander zu arbeiten, weil
keines das andere entbehren kann, sie lehrt bisher Unverstandenes
verstehen und gewährt das beglückende Bewußtsein, daß auch das deutsche
Volk in allen seinen Teilen mithelfen soll, die Länder und Völker
jenseits der Meere zu entwickeln, sie einzuführen in den Weltverkehr und
so ihre Kräfte nutzbar zu machen zum Besten unseres Vaterlandes und der
Menschheit.

       *       *       *       *       *

Herr Professor Dr. Volkens, Direktor der Botanischen Zentralstelle für
die Kolonien am Königlichen Botanischen Garten und Museum zu Dahlem bei
Berlin, hatte die Freundlichkeit, alle botanischen Angaben des Textes
durchzusehen, wodurch dieser manche wertvolle Berichtigung und
Ergänzung erhielt. Auch wurde für die Anfertigung der Illustrationen das
gesamte in Betracht kommende Material des Botanischen Gartens und
Museums bereitwillig zur Verfügung gestellt. Für diese Hilfe und das
freundliche Entgegenkommen sei Herrn Professor Volkens auch an dieser
Stelle aufrichtig gedankt.

Als Hilfsmittel haben mir folgende Veröffentlichungen gedient:

    ~Semler~, H. Die tropische Agrikultur. Zweite Auflage. Wismar 1900.

    ~Fesca~, M. Der Pflanzenbau in den Tropen und Subtropen. Berlin
    1904.

    ~Engler~, A. Die Pflanzenwelt Ostafrikas. Berlin 1895.

    Der Tropenpflanzer. Jahrgang 1907 und 1908.

    Jahresbericht über die Entwicklung der Schutzgebiete in Afrika und
    der Südsee im Jahre 1906/7. Berlin 1908.

    Statistisches Jahrbuch. Berlin 1908.



I. Getreide.


Mais

(Tafel 1).

Der Mais ist eine der am weitesten verbreiteten Getreidearten. Seine
Heimat ist das tropische Amerika, er wird aber gegenwärtig in allen
Erdteilen angebaut. Der Mais, auch Welschkorn oder türkischer Weizen
genannt, gehört zur Familie der Gräser; sein Halm wird bis zu 6 m lang.
Aus den Blattwinkeln wachsen je 2-3 kolbenartige weibliche Ähren hervor;
die männlichen Ähren, große, pyramidenförmige Rispen, bilden sich an der
Spitze des Halmes.

Obwohl ursprünglich eine tropische Pflanze, hat sich der Mais doch auch
dem gemäßigten Klima angepaßt. Die großkörnigen Arten kommen allerdings
nur in warmen Gegenden vor. -- Die Maiskörner dienen in erster Linie als
Viehfutter, aber in vielen Ländern bilden sie auch eine wichtige
Menschennahrung. Die halbreifen Kolben werden gekocht oder geröstet, und
so die Körner gegessen, oder der Mais wird zermahlen und gebacken.

Der weitaus größte Teil des Weltbedarfes an Mais wird in den Vereinigten
Staaten von Nordamerika geerntet. Sie erzeugen jährlich etwa 2400
Millionen bushels (ein bushel = 25,4 kg), das sind fast 80% der gesamten
Welternte.

Bei der hervorragenden Bedeutung, die der Mais für unsere Viehzucht hat,
ist es natürlich eine außerordentlich wichtige Frage, ob unsere Kolonien
uns wenigstens einen bedeutenden Bruchteil unseres Maisbedarfes liefern
können. -- In Togo und Ostafrika wird dies Getreide seit langem angebaut
und bildet in manchen Gegenden eines der Hauptnahrungsmittel der
Eingeborenen. Nach Kamerun, Südwestafrika und den Südseeinseln ist er
erst in neurer Zeit gelangt, doch bürgert er sich auch hier schon ein.
Die Regierung sucht möglichst solche Spielarten einzuführen, die sich
dem Klima und Boden anpassen und sichere Ernten liefern. In der Regel
wird Mais jährlich zweimal geerntet. Der Anbau des Maises geschieht nur
durch die Eingeborenen, nicht in europäischen Pflanzungsbetrieben. Einen
großen Aufschwung hat die Maiskultur in Togo seit Eröffnung des
Eisenbahnbetriebes genommen. Als die Eingeborenen sahen, daß sie ihr
Korn im Lande zu einem annehmbaren Preise verkaufen konnten, gingen sie
mit Eifer daran, größere Mengen für den Absatz an die Europäer
anzubauen. Je weiter der Eisenbahnbau vorschreitet, desto erfreulicher
wird sich die Ausfuhr heben, und zwar nicht nur in Togo, sondern ebenso
in Ostafrika und Kamerun.

Togo führte im Jahre 1905 an Mais aus: 9366000 kg im Werte von 566000
Mk.

1907 war die Ausfuhr auf fast 20 Millionen kg im Werte von 1199000 Mk.
gestiegen, also ein großartiger Aufschwung, der fast allein der
Eröffnung der Eisenbahn Lome-Palime zu danken ist. Auch Ostafrika führte
1907 für fast 21000 Mk. Mais aus.

Seinen Hauptbedarf an Mais bezieht Deutschland heute aus Nordamerika,
nämlich für 50397000 Mk. und aus Argentinien für 22951000 Mk.

Die gesamte Maiseinfuhr Deutschlands im Jahre 1906 hat einen Wert von
112700000 Mk.

[Illustration: Tafel 1.

Mais (_Zea mays_).

a) Ganze Pflanze: oben Rispe der Staubblüten, unten Kolben mit
Stempelblüten, 1/15 nat. Gr.

b) Reifer Fruchtkolben, 1/4 nat. Gr.]


Reis

(Tafel 2).

Der Reis gehört ebenfalls zu den Gräsern. Sein Halm wird etwa einen
Meter hoch, die Blätter erreichen eine Länge von 30 cm. Die einzelnen
Ähren des Blütenstandes bilden zusammen eine Rispe. Die Heimat des
Reises ist wahrscheinlich das tropische Australien und Afrika. Angebaut
wurde er dagegen zuerst im südlichen Asien: Indien oder China. In diesen
beiden Ländern bildet ja bis heute der Reis eines der wichtigsten
Nahrungsmittel.

Für die Kultur unterscheidet man zwei Hauptarten: den Sumpfreis und den
Bergreis. Ersterer verlangt stark wasserhaltigen Boden, dagegen trockne,
warme Luft; letzterer gedeiht umgekehrt in wasserarmem Erdreich, bedarf
aber großer Luftfeuchtigkeit. -- In der Reiserzeugung steht Asien
obenan, und hier wiederum ist es Indien, das die erste Stelle einnimmt,
Dreiviertel der gesamten Welternte an Reis kommen aus Indien. Auch von
Java, Hinterindien und Ägypten wird viel Reis ausgeführt.

In Deutsch-Ostafrika, Togo und wahrscheinlich auch im Hinterland von
Kamerun ist die Reiskultur den Eingeborenen von altersher bekannt. In
Togo gedeiht nur der Bergreis, Ostafrika bietet besonders in seinen
Flußniederungen auch dem Sumpfreis günstige Wachstumsbedingungen; so
wird hier ein ganz vorzüglicher Reis angebaut, der in seiner Qualität
entschieden über dem aus Indien eingeführten steht. Die Eingebornen
verstehen sich gut auf die Kultur des Reises, und es ist ganz
zweifellos, daß sie den Anbau bedeutend ausdehnen werden, sobald ihnen
eine Absatzmöglichkeit geboten wird. Die bisherige kleine Ausfuhr (1907:
141000 Mk.) geht über die englische Uganda-Bahn. Nicht einmal das
Küstengebiet kann mit einheimischem Reis versorgt werden, sondern erhält
seinen Bedarf aus Indien, das dadurch jährlich riesige Summen aus
unserer Kolonie zieht, die mit Vorteil im Lande bleiben könnten. --
Durch die jetzt geplanten Bahnbauten werden große Reisgebiete
erschlossen, in denen eine fleißige, ackerbautreibende Bevölkerung
wohnt; und wir dürfen mit Sicherheit hoffen, daß nach Eröffnung des
Bahnbetriebes die Reisproduktion in Deutsch-Ostafrika sich schnell heben
wird, so daß sie nicht nur den inländischen Bedarf deckt, sondern auch
auf den Weltmarkt gelangen kann.

Auch Togo wird Reis ausführen können, sobald die jetzt im Bau begriffene
Bahn nach Atakpame fertig ist.

In Kamerun hat die Regierung an die Eingebornen Reissaat verteilen
lassen, um die Kultur dieses Getreides einzuführen. Die Versuche sind
durchaus gelungen, und die Eingebornen fangen an, dem Reisbau größere
Beachtung zuzuwenden.

Deutschlands gesamte Reiseinfuhr betrug im Jahre 1906: 53300000 Mk.

  Deutsch-Ostafrika führte aus 1906 für 127000 Mk.
                               1907  „  141000 „

[Illustration: Tafel 2.

Reis (_Oryza sativa_).

a) Ganze Pflanze, 1/6 nat. Gr.

b) Rispe mit reifen Körnern, 4/5 nat. Gr.]


Sorghum

(Tafel 3).

Das Sorghum ist ein sehr hohes Gras mit starkem Halm, der bis zu sieben
Meter Länge erreicht. Der Blütenstand bildet, je nach der Spielart,
entweder eine Rispe wie beim Hafer oder er ist kolbenartig, also dem
Mais ähnlich. Die Körner sind 4-5 mm lang und 3-5 mm breit. Sie besitzen
je nach der Sorte verschiedene Färbung von fast weiß bis rot, dunkelgelb
und schwarz.

Das Sorghum liefert für einen großen Teil der Menschheit die tägliche
Nahrung. Es ist über weite Teile Asiens und Afrikas verbreitet. Die 300
Millionen Bewohner Indiens und die 360 Millionen Chinas nähren sich
vorzugsweise von Sorghumkorn, nicht in erster Linie von Reis, wie man
früher annahm. Ebenso findet sich das Sorghum durch fast ganz Afrika in
vielen Spielarten. Es dient hier sowohl Menschen als Vieh zur Nahrung.
Wegen seiner großen Verbreitung und seines massenhaften Verbrauches in
Afrika hat es auch die Namen Negerkorn, Mohrenhirse, Kafferkorn,
Guineakorn. Die arabische Bezeichnung ist Durra.

Das Sorghum nimmt mit trockenem, mageren Boden vorlieb und eignet sich
deshalb vorzüglicher als irgend eine andere Pflanze zum Anbau in solchen
tropischen und halbtropischen Gegenden, wo auf eine kürzere Regenzeit
eine langanhaltende Trockenzeit folgt.

Eine Spielart des Sorghum, das sogenannte Zuckersorghum, dient ähnlich
wie Zuckerrohr zur Zuckergewinnung und wird zu dem Zweck besonders in
Nordamerika kultiviert.

In unsern afrikanischen Tropenkolonien wird das Sorghum überall angebaut
und spielt als Brot- und Futterkorn im Haushalt der Eingebornen eine
wichtige Rolle. Aus den Körnern wird auch ein Bier gebraut. -- Auf den
europäischen Markt gelangt das Sorghum nicht oder nur in geringen
Mengen. Im Jahre 1907 führte allerdings Deutsch-Ostafrika für 28400 Mk.
Sorghum aus, wohl meist in Nachbarländer.

~Anmerkung.~ Von manchen wird das Sorghum den Hirsearten zugezählt.
Neuerdings versteht man jedoch unter Hirse nur die kleinkörnigen
Getreidearten, von denen übrigens auch verschiedene Sorten in unsern
Kolonien angebaut werden, z. B. die sog. Negerhirse (Duchn, Pennisetum
spicatum), Eleusine, Panicum und andere.

[Illustration: Tafel 3.

Sorghum (_Andropogon Sorghum_).

1/15 nat. Gr.]



II. Knollenfrüchte.


Maniok.

Der Maniok, auch Kassada, Kassava genannt, ist ein Knollengewächs aus
der Familie der Wolfsmilchpflanzen (Euphorbiaceen). Die Maniokstaude
wird 1-2 m hoch, hat meist mehrfach verästelte, spröde, holzige Stengel,
fingerförmig geteilte oder 3lappige Blätter und rispig gestellte,
unscheinbare Blüten. Die Wurzelknollen sind denen der Georgine ähnlich,
sie stehen in Büscheln beisammen, erreichen eine Länge von 30-40 cm und
werden bis 5 kg schwer. Roh enthalten die meisten Sorten einen äußerst
giftigen Saft, sind also ungenießbar.

Die Heimat des Maniok ist Südamerika. In Brasilien werden sieben
verschiedene Arten angebaut. Von ihrem Stammlande aus hat sich die
Pflanze über einen großen Teil des tropischen Asien und auch nach Afrika
verbreitet, nach letzterem Erdteil wahrscheinlich durch die
Kolonisationstätigkeit der Portugiesen im 16. und 17. Jahrhundert.

Der Maniok ist mit geringem Boden zufrieden, verlangt nur wenige, fast
gar keine Pflege und wird deshalb überall in den Tropen gern angebaut.
Auch in unsern ost- und westafrikanischen Kolonien ist er stark
verbreitet und bildet ein wichtiges Nahrungsmittel.

Seine Verwendung ist eine mannigfaltige: durch Kochen, auch schon durch
sorgfältiges Auswaschen, wird der Giftsaft entfernt, und so kann die
Knolle in der verschiedensten Zubereitung genossen werden. In einem
großen Teil Südamerikas ersetzt sie unsere Kartoffeln. Auch backt man
aus ihnen Brot oder Kuchen oder genießt das Mehl in Wasser verrührt. Vor
allem liefern aber die Wurzeln eine ausgezeichnete Stärke, die von
Amerika und besonders von Hinterasien aus als ein wertvolles Produkt
unter dem Namen Tapiokamehl, Manioksago, Brasilianisches Arrowroot auf
den Weltmarkt kommt.

Unsere Kolonien produzieren Maniok fast nur für den Eigenbedarf, weil
von seiten der Europäer bis jetzt keine Nachfrage nach diesem Artikel
besteht. Togo hat immerhin im Jahre 1906 schon 250000 kg im Werte von
fast 22000 Mk. ausgeführt.


Jams

(Tafel 4).

Die Jamsarten gehören zur Familie der Dioscoreen. Ihre Heimat ist das
südliche Asien, das tropische Afrika und Amerika. Es sind
Kletterpflanzen mit krautartigem Stengel, spiralständigen, herzförmigen
Blättern und großen, fleischigen Wurzelknollen, die bis 50 kg schwer
werden können.

Als Saatgut dienen vielfach kleine Knollen, die nicht unterirdisch,
sondern in den Blattwinkeln entwickelt werden. Bald nach dem Keimen wird
an die junge Pflanze ein Stock, später eine lange Stange gesteckt, woran
der dickbuschige Stengel sich emporrankt. Der Jams verlangt einen guten,
humusreichen Boden, mehrmaliges Hacken und Jäten sowie tiefgründiges
Lockern des Bodens um die sich bildenden Knollen herum.

Aber trotz dieser Mühen schätzen die Eingebornen besonders in Westafrika
den Jams hoch als das beste Nahrungsmittel. Die Knollen sind im
Geschmack den Kartoffeln ähnlich und haben auch annähernd den gleichen
Nährwert. Sie werden geschält, zerschnitten, gekocht und in Pfeffer
getunkt gegessen, oder man stampft sie nach dem Kochen in Holzmörsern
und formt sie dann zu Kugeln; so bilden sie den in ganz Westafrika
bekannten „Fufu”, der mit Pfeffer- oder Palmölsuppe genossen die
delikateste Speise der Neger ausmacht und auch von Europäern gern
gegessen wird.

Der Jams kommt, wie Maniok, für unsere Kolonien in erster Linie als
Volksnahrung in Betracht; Togo führte zwar 1906 für 7500 Mk. aus, aber
im Handel über die Binnengrenze. Trotzdem wird er in der
wirtschaftlichen Entwicklung eine bedeutende Stellung einnehmen; im
Innenhandel von Togo spielt er schon jetzt eine wichtige Rolle; dies
wird nach Eröffnung der neuen Eisenbahn noch mehr der Fall sein; es ist
nicht ausgeschlossen, daß in absehbarer Zeit große Landschaften sich
ausschließlich auf die Kultur hochwertiger Erzeugnisse wie Baumwolle,
Mais, Ölpalmprodukte etc. beschränken und dafür ihren Bedarf an Jams aus
dem für Ausfuhrprodukte weniger günstigen Norden beziehen werden.

[Illustration: Tafel 4.

Jams (_Dioscorea spec._).

a) Oberer Teil einer Pflanze, 1/4 nat. Gr.

b) Wurzelknollen, 1/4 nat. Gr.]


Pfeilwurz.

Pfeilwurz oder Arrowroot nennt man ein Stärkemehl, das aus den
Wurzelstöcken verschiedener Pflanzen aus der Familie der Marantaceen
gewonnen wird. Die beste Pfeilwurz liefert Maranta arundinacea; sie ist
eine bis 3 m hohe Staude mit geradem, schlankem Stengel und langen,
oval-lanzettlichen Blättern. Der fleischige Wurzelstock verzweigt sich
im Boden, seine einzelnen Glieder, „Finger” genannt, werden 25-45 cm
lang.

Die Pfeilwurz wird im tropischen Amerika, in Ostindien, Afrika und
Australien kultiviert. Besonders in Südafrika hat sich in neuerer Zeit
der Anbau sehr gehoben. Auch Westafrika, wie Liberia, Sierra Leone,
Lagos produzieren Arrowroot.

In Deutsch-Ost- und Westafrika wie auch auf den Südseeinseln sind Klima
und Boden für die Anpflanzung der Pfeilwurz oder für die weitere
Ausdehnung der Kultur geeignet. In Togo und Kamerun gibt es verschiedene
wildwachsende Cannaarten, die ebenfalls Arrowroot liefern.

Die Erzeugung und der Verbrauch an Pfeilwurz ist ein bedeutender, die
Bermudas-Inseln z. B. führen jährlich etwa 25000 kg aus, St. Vincent
22000 Faß, Natal bis zu 300000 kg, Queensland bis 15000 kg, Tahiti mit
Nachbarinseln 25000 kg. Die besten Sorten kosten im Großhandel eine Mark
das Kilo.

~Anmerkung.~ Der Name Pfeilwurz ist Übersetzung des englischen
Arrowroot, und dies ist dem indianischen Wort araruta „Wurzelmehl”
nachgebildet. Der Name „Pfeilwurz” ist also ganz irreführend.


Batate

(Tafel 5).

Eine für die Ernährung der Eingebornen in den Tropen wichtige Pflanze
ist die ~Süßkartoffel~ oder ~Batate~ (Ipomoea batatas). Die Pflanze hat
lange, auf dem Boden kriechende Stengel, tief eingeschnittene Blätter
und lange, spindelförmige, an den Enden spitze Knollen, die ein in den
Tropen und Halbtropen sehr geschätztes Nahrungsmittel liefern. Die
Heimat der Batate ist das tropische Amerika, sie wird aber heute auch in
Afrika, Asien und auf den Südseeinseln vielfach angebaut.


Kawa-Wurzel

(Piper methysticum)

Ist eine in Indien und auf den Südseeinseln vorkommende Pfefferart, aus
deren Wurzeln die Eingebornen ein berauschendes Getränk bereiten. Die
weichen Wurzelstöcke werden zu Brei zerkaut und dieser mit Wasser
übergossen. Die Mischung läßt man gären; sie liefert den Bewohnern
mancher Südseeinseln ein begehrtes Getränk. Die Kawa-Wurzel kommt wild
vor, wird aber auch von den Eingebornen angebaut. Samoa hat im letzten
Jahre nicht nur seinen eigenen Bedarf gedeckt, sondern auch noch 16900
kg im Werte von 25400 Mk. nach den Nachbarinseln ausführen können.



III. Südfrüchte.


Dattelpalme.

Die Dattelpalme (Phoenix dactylifera) bildet einen schlanken, bis 20 m
hohen Stamm; einzelne Exemplare sollen sogar eine Höhe bis zu 40 m
erreichen. Die Krone besteht aus 40-80 Wedelblättern, die bis zu 4 m
lang werden. Meist bildet sich in jedem Jahr ein neues Blatt, während
ein altes abstirbt; dies fällt nicht ab, wird aber, wenn die Bäume sich
in Kultur befinden, von Menschenhand entfernt. Die Blüten der
Dattelpalme sind eingeschlechtig, es sind also männliche und weibliche
Bäume zu unterscheiden. Die Blütenstände beider Bäume bilden Rispen,
jede Rispe enthält beim männlichen Baum etwa 12 000 Blüten, beim
weiblichen 100-200 Fruchtansätze.

[Illustration: Tafel 5.

Batate (_Ipomoea batatas_).

Erdboden durchschnitten, um die Knollen zu zeigen, 1/5 nat. Gr.]

Die Dattelpalme wird von altersher im nördlichen Afrika und im
südwestlichen Asien angebaut; hier ist deshalb wohl ihre Heimat zu
suchen. Sie gedeiht überall auf trocknen Gebieten der Subtropen, bringt
aber nur in besonders bevorzugten Gebieten schmackhafte Früchte. Die
Fortpflanzung geschieht selten durch Samen, in der Regel durch
Wurzelschößlinge. Im 6.-8. Jahre blüht der Baum zum erstenmal, aber erst
im 20. Jahre liefert er volle Erträge; diese können bis zum 70. oder 80.
Jahre andauern; von da an wird der Ertrag geringer und im Alter von 100
Jahren stirbt der Baum ab. Als Durchschnittsernte rechnet man auf einen
Baum 50 kg jährlich.

Der Nutzen der Dattelpalme ist ein mannigfaltiger. Die Früchte dienen in
den Anbauländern den Eingebornen roh, getrocknet oder gekocht als
Hauptnahrung; in Körbe gepreßt oder in Sand gegraben können sie zwei
Jahre aufbewahrt werden; selbst in der brennenden Sonnenhitze verderben
sie nicht. Deshalb bilden Datteln auf den Karawanenreisen ein
unentbehrliches Proviantmittel. Auch nach Europa werden jährlich große
Mengen ausgeführt. -- Aus den Früchten wird durch Pressen der
Dattelhonig gewonnen, der gegoren ein weinartiges Getränk darstellt; ein
solches erhält man auch aus dem Stamm durch Anzapfen. Die Herzblätter
liefern den wohlschmeckenden Palmkohl; aus den Wedeln fertigt man Gewebe
und Taue, die widerstandsfähig gegen Salzwasser sind und deshalb in der
Schiffahrt Verwendung finden.

Außer in ihrer Heimat wird die Dattelpalme jetzt auch in Mexiko,
Kalifornien, Australien und Südafrika kultiviert. Von unsern Kolonien
kommen für ihren Anbau in erster Linie Südwestafrika, Togo und Ostafrika
in Betracht; in einigen Gegenden Südwestafrikas kommt sie ganz
vorzüglich fort und liefert auch befriedigende Ernten, selbst noch in
Höhe bis 1000 m.


Banane

(Tafel 6).

Dieser Pflanze begegnet man unter zwei Namen, Banane und Pisang, die als
je besondere Art unterschieden werden, und zwar pflegt man unter Banane
die kleinfrüchtige, roh genossene und unter Pisang die gröbere,
großfrüchtige Sorte zu verstehen. Diese Unterscheidung ist botanisch
unrichtig. Beide Pflanzen sind nur Spielarten derselben Gattung Musa
sapientum.

Die Banane ist eine bis 6 m hohe Staude mit weichem, aus den
Blattscheiden gebildetem Stamm, der auf der Spitze eine palmenartige
Blattkrone trägt. Die prächtigen, großen Blätter werden bis 4 m lang und
1/3-1/2 m breit. Die Blüten sitzen an einem langen, meist hängenden
Kolben.

Die Bananenstaude bringt nur ~ein~ Fruchtbüschel hervor, das aber mit
seinen Früchten 30-50 kg schwer wird und 60-100 Einzelfrüchte enthält.
Nachdem die Frucht gereift ist, stirbt die Pflanze ab. Die Banane
pflanzt sich nur durch Stecklinge fort. Die Samenbildung ist durch die
langjährige künstliche Kultur, bei der alles Gewicht nur auf die
möglichst reiche Entwicklung des Fruchtfleisches gelegt wird, ganz
unterdrückt worden.

Die Heimat der Banane ist die asiatische Inselwelt; sie wird aber wegen
ihrer vorzüglichen Früchte jetzt fast im gesamten Tropengebiet angebaut.
In manchen Gegenden Afrikas nährt sich die Bevölkerung beinahe
ausschließlich von Bananen; auch in Mittel- und Südamerika wie auf den
Südseeinseln bilden sie ein wichtiges Nahrungsmittel. Bis in die neueste
Zeit war die Banane in Europa wenig bekannt, weil es wegen der geringen
Haltbarkeit der reifen Früchte nicht gelingen wollte, sie in
ansehnlichem Zustande auf den europäischen Markt zu bringen. Infolge der
verbesserten Transportverhältnisse ist dieser Übelstand fast ganz
gehoben, und die Bananenausfuhr ist bedeutend gestiegen. Allein die
Vereinigten Staaten von Nordamerika führen jährlich für fast 20
Millionen Mark Bananen ein.

Die Früchte werden roh, geröstet oder gekocht genossen. Die unreifen
Bananen liefern ein Mehl, aus dem man Bananenbrot backt. Aus einer der
Banane verwandten Art, der Musa textilis, gewinnt man eine
ausgezeichnete Faser, die als ~Manilahanf~ in den Handel kommt; sie wird
besonders von den Philippinen in großen Mengen ausgeführt.

Unsere sämtlichen Kolonien mit Ausnahme von Südwestafrika und Kiautschou
erzeugen Bananen in bedeutenden Mengen, und die Kultur dieser Pflanze
kann noch weiter ausgedehnt werden, zumal sie wenig Arbeit erfordert und
den Eingebornen seit langem bekannt ist. Die Ausfuhr nach Europa ist
wegen der weiten Entfernung natürlich schwierig, doch dürfte die
Gewinnung von Bananenmehl in größerem Maßstabe aussichtsreich sein.
Manilahanf wird schon, wenn auch noch in kleineren Mengen, aus unseren
Kolonien nach Europa verschifft.

~Weitere Südfrüchte~, die in unsern Kolonien gedeihen und für die
Zukunft vielleicht größere Bedeutung erlangen werden, sind u. a. Ananas,
Apfelsinen, Limonen, Zitronen.

[Illustration: Tafel 6.

Banane (_Musa sapientum_).

a) Baum mit Fruchtstand, 1/60 nat. Gr.

b) Einzelne Frucht, 1/4 nat. Gr.

c) Abgeschälte Frucht, 1/4 nat. Gr.]



IV. Genußmittel und Gewürze.


Kakao

(Tafel 7).

Der Kakaobaum, zur Gattung Theobroma gehörig, ist eine im tropischen
Amerika heimische Pflanze. Er wird 6-10, selten bis 15 m hoch. Der Baum
treibt das ganze Jahr hindurch Blüten und Früchte, die aus dem Stamm und
den älteren Zweigen unmittelbar hervorsprießen. Die Früchte haben die
Form einer Gurke, sind aber nicht ganz so groß; jede Frucht enthält etwa
30-60 Samen, die Kakaobohnen.

Der Kakaobaum ist in seinem Gedeihen auf den engeren Tropengürtel
beschränkt. Er verlangt starke, gleichmäßige Wärme, fruchtbaren,
tiefgründigen Boden und reichliche Feuchtigkeit. Seine Kultur erfordert
sorgfältige Pflege: Beschattung des jungen Baumes, Reinhaltung des
Bodens, Abschneiden des überflüssigen Holzes, Düngung etc. Etwa vom 3.
Jahr an treibt der Baum Blüten, doch soll man diese ausbrechen, weil
durch ein zu frühes Fruchttragen der Baum geschwächt würde. Erst vom
6.-8. Jahr an kann man ernten, im 10.-12. Jahr treten die vollen Erträge
ein, die bis zum 30.-40. Jahr andauern. -- Für die Erzeugung von Kakao
kommen hauptsächlich Amerika und Asien mit den Inseln, neuerdings auch
Afrika in immer steigendem Maße in Betracht.

Die reifen Früchte werden gepflückt, die Bohnen herausgenommen und in
Schuppen oder Gruben zum Gären ausgeschüttet. Die Gärung hat den Zweck,
das anhaftende Fruchtfleisch zu zerstören und die in den Bohnen
enthaltenen Bitterstoffe zu entfernen. Darauf werden die Bohnen
gewaschen und zum Dörren ausgebreitet. Sind sie gehörig getrocknet, so
gelangen sie zur Verschiffung. In großen Mühlen werden schließlich die
Kakaobohnen gemahlen und dienen dann zur Herstellung des allbekannten
Getränkes. Ein Teil wird zur Schokoladenbereitung verwendet. Die Bohnen
liefern ferner ein Fett, die Kakaobutter, die in der Medizin vielfache
Anwendung findet.

Von unsern Kolonien kommen hauptsächlich Kamerun, die Südseeinseln und
Togo für die Kakaokultur in Betracht. Der Anbau geschieht meistens durch
europäisch geleitete Pflanzungsbetriebe, doch bauen z. B. in Togo auch
die Eingebornen selbständig Kakao an, noch bedeutender ist die
Kakaokultur der Neger auf der Goldküste, von wo sie nach Togo gekommen
ist; dort erzeugte sie 1906 einen Wert von 6000000 Mk., und nach einer
mäßigen Berechnung glaubt man in den nächsten Jahren das 3-5 fache
dieser Summe zu erreichen.

Deutschland verbrauchte im Jahre 1906 an Kakaobohnen für 41000000 Mk.

Die Ausfuhr unserer Kolonien betrug

  1906:  Kamerun  1167000 Mk.   1907: 2704000 Mk.
    „    Samoa     101000  „      „    116000  „
    „    Togo       22000  „      „     51000  „
         ----------------------------------------
        Zusammen  1290000 Mk.   1907: 2871000 Mk.

[Illustration: Tafel 7.

Kakao (_Theobroma Cacao_).

a) Teil eines Baumes, 1/8 nat. Gr.

b) Frucht, geöffnet, um die Samen, die „Kakaobohnen” zu zeigen,
1/5 nat. Gr.

c) Geröstete Kakaobohne, 4/5 nat. Gr.]


Kaffee

(Tafel 8).

Die Heimat des Kaffeebaumes ist Afrika. Angebaut werden fast
ausschließlich zwei Arten, der sogenannte arabische, der aber aus
Abessinien stammt und der Liberia-Kaffee aus Westafrika. Der
liberianische Kaffeebaum ist derber und größer als der arabische,
letzterer liefert dagegen die feineren, besser bezahlten Bohnen. Der
erstere wird bis zu 15 m, letzterer höchstens 5-6 m hoch. Der
liberianische blüht fast das ganze Jahr hindurch, der arabische hat
jährlich nur eine Blütenperiode, die sich allerdings durch drei Monate
hinzieht. Der arabische Kaffee ist besser für höhere, der liberianische
besser für tiefere Lagen geeignet.

Die Frucht des Kaffeebaumes hat die Form einer Kirsche, unreif ist sie
grün gefärbt, später rot. Jede Beere enthält zwei Bohnen. Sind die
Früchte reif, so werden sie gepflückt, die Bohnen herausgeschält,
getrocknet und dann in den Handel gebracht.

Das Hauptanbaugebiet für Kaffee liegt in den Tropen. Der Baum verlangt
guten Boden, eine gleichmäßige Wärme und Feuchtigkeit. Eine direkte
Sonnenbestrahlung ist ihm in tieferen Lagen schädlich, deshalb läßt man
bei Anlage von Kaffeekulturen in gewissen Abständen die Urwaldbäume
stehen, oder wo solche nicht vorhanden sind, pflanzt man eigene
Schattenbäume an. Auch weiterhin verlangt der Baum sorgfältige Pflege.
Im dritten oder vierten Jahr ihres Alters beginnen die Bäume zu tragen,
den Vollertrag liefern sie vom 6.-8. Jahr an. Im Alter von 18-20 Jahren
pflegt der Ernteertrag zurückzugehen; dann müssen die Bäume durch
Neuanpflanzung ersetzt werden. Der Baum liefert im Durchschnitt jährlich
1-1/2 - 2 kg Kaffee.

Die größten Kaffeepflanzungen haben Süd- und Mittelamerika, Westindien
und die Sundainseln, unter denen besonders Java hervorragt. Den großen
Hauptanteil an der Welternte liefert Brasilien, dessen Ausfuhr jährlich
fast 390 Millionen Mark erreicht, ihm folgen Venezuela mit 48 Mill. und
Niederländisch Ostindien mit 45 Mill. Mark.

Unsere Kolonien bringen noch keine großen Ernten auf den Markt, da die
Kulturen teilweise noch zu jung sind. Besonders die Landschaft Usambara
in Ostafrika und die Südseeinseln bieten Aussicht, in Zukunft einen
bedeutenderen Teil unseres Kaffeebedarfes zu decken. In Ostafrika führen
auch die Eingebornen des Seengebiets selbst angebauten Kaffee aus, und
zwar beträgt diese Ausfuhr ein Drittel der ganzen Kaffeeernte des
Landes. Auch in Kamerun (z. B. in Ossidinge) sind neuerdings größere
Anpflanzungen von Liberia-Kaffee gemacht worden.

Deutschlands gesamte Einfuhr an Kaffee betrug 1906 170000000 Mk. Die
Ausfuhr aus Ostafrika erreichte 1906 einen Wert von 423000 Mk., 1907
540000 Mk.

[Illustration: Tafel 8.

Kaffee (_Coffea arabica_).

a) Zweig mit Blüten, 2/5 nat. Gr.

b) Zweig mit Früchten, 2/5 nat. Gr.

c) Frucht, halb vom Fruchtfleisch befreit, um die „Bohnen” zu zeigen,
4/5 nat. Gr.]


Tee

(Tafel 9).

Es gibt zwei verschiedene Arten der Teepflanze, von denen die eine
stattliche Bäume bildet, die andere strauchartig ist. Der Assam-Tee ist
ein Baum, der eine Höhe bis zu 15 m erreicht. Die Blätter der
Teepflanzen sind meist lederartig glänzend und dunkelgrün, die Blüte ist
weiß. Die Früchte bilden eine Kapsel mit drei Fächern, deren jedes einen
runden Samen enthält.

Die Heimat des Tees ist das südöstliche Asien, hier, in China und
Japan, wird er auch seit den ältesten Zeiten angebaut. Er gedeiht in
subtropischem und tropischem Klima. Die Tropenhitze bringt allerdings
die Blätter zu größerer Entwicklung, läßt sie aber nicht die gleiche
Güte erreichen wie im subtropischen Gebiet. Ausgezeichnet kommt dagegen
die Teepflanze fort in tropischen Bergländern, die genügende Luft- und
Bodenfeuchtigkeit gewähren.

Die Fortpflanzung geschieht durch Samen. Im Alter von 3-5 Jahren fangen
die Sträucher an, Erträge zu liefern. Vollernten erhält man etwa vom 10.
Jahr ab. Bei manchen Arten nimmt der Vollertrag schon vom 15. Jahr an
wieder ab, andere liefern aber bis zum Alter von 30-40 Jahren und noch
länger gute Erträge. In Japan soll es Teesträucher geben, die über 300
Jahre alt sind.

Zur Teebereitung dienen nur die Blätter. Diese können mit Ausnahme des
Winters oder der Trockenzeit fast das ganze Jahr hindurch gepflückt
werden. Je jünger und zarter die geernteten Blätter sind, desto besseren
Tee liefern sie. Auf einen Hektar Teepflanzung rechnet man
durchschnittlich eine Ernte von 3000 kg Teeblättern jährlich, auf den
besten Pflanzungen erntet man sogar bis 10000 kg. -- Die gepflückten
Blätter läßt man zunächst in Schuppen welken; darauf werden sie, früher
allgemein mit der Hand, neuerdings auch in Maschinen, gerollt. Von den
gerollten Blättern formt man Bälle, die man in Kasten legt und durch die
Sonnenhitze gären läßt. Dadurch erhalten sie den bekannten aromatischen
Geruch. Nach dem Gären müssen alle Blätter noch einmal gerollt werden,
und dann läßt man sie in der Sonne oder auch in Öfen trocknen. Nach dem
Trocknen ist der Tee zur Verpackung und zum Versand fertig.

Die größten Teepflanzungen finden sich in Ceylon, China, Japan, Hinter-
und Vorderindien und den Sundainseln. Auch in Deutsch-Ostafrika und in
Kamerun sind kleine Anbauversuche gemacht worden.

Deutschlands jährlicher Bedarf an Tee beträgt etwa 4000 Tonnen im Werte
von fast 8 Millionen Mark.

[Illustration: Tafel 9.

Tee (_Thea chinensis_).

Zweig mit Blüten und Frucht, 3/5 nat. Gr.]


Kolanuß

(Tafel 10).

Die Kolanuß stammt von dem zur Familie der Sterculiaceen gehörenden
Kolabaume, dessen Heimat das tropische Westafrika ist. Der Baum wird
10-18 m hoch. Die rispenförmig stehenden Blüten entspringen wie beim
Kakao oft unmittelbar aus dem Stamm oder aus älteren Zweigen. Aus den
weiblichen Blüten bilden sich die aus 4-6 Kapseln bestehenden Früchte,
die um den Fruchtstiel sternförmig angeordnet sind. Jede Kapsel enthält
bis zu sechs Samen oder Nüsse. Diese erreichen fast die Größe einer
Kastanie; ihre Farbe ist gelbbraun oder rötlich.

Der Kolabaum kommt in Westafrika wild vor, wird aber auch seit langem
von den Eingebornen angebaut und hochgeschätzt wegen seiner Früchte, die
als bestes Mittel gegen Hunger, Durst und Müdigkeit gekaut werden. Auf
ihren langen, oft Monate dauernden Handelsreisen durch unbewohnte
Gebiete würden die Eingebornen ohne die Kolanuß, deren Genuß für lange
Zeit das Gefühl von Hunger und Durst unterdrückt und vor Ermüdung
schützt, nicht auskommen.

Diese ihre erfrischenden Eigenschaften verdankt die Kolanuß vor allem
ihrem hohen Gehalt an Coffeïn und Theobromin, der sogar stärker ist als
beim Kaffee; aber auch wirkliche Nährstoffe wie Stärke, Zucker, Eiweiß
besitzt die Kolanuß in beträchtlichem Maße.

Als Kaffee-Ersatz eignet sich Kola trotz seines hohen Coffeïn-Gehaltes
nicht, da beim Rösten die Hälfte des Coffeïn verloren geht.
Hauptsächlich findet es Verwendung in der Heilkunde zur Herstellung von
Kola-Pillen, Pastillen, Tinkturen, Extrakten, Kola-Wein und
Kola-Likören. Als Zusatz zum Kakao wird es in der Schokoladefabrikation
benutzt. Auch wird seine Einführung in die Armee versucht als
Stärkungsmittel bei anstrengenden Märschen und Gefechten.

Den größten Kolahandel betreibt das Hinterland der Goldküste, vor allem
die Landschaft Gondja. Von hier aus geht die Kolanuß in alle Länder des
Sudan, kommt jedoch selten oder gar nicht nach Europa. -- Durch
Negersklaven ist der Kolabaum auch nach Amerika verpflanzt worden. Dort
wird er jetzt, besonders auf den Antillen, vielfach und mit gutem
Erfolge angebaut. Der Baum liefert vom 8.-10. Jahre an volle Erträge,
das ist etwa 4000 Nüsse jährlich; auf dieser Höhe hält er sich bis zum
50. Jahre. Westindische Pflanzer sind der Ansicht, daß, wenn der Preis
der Kolanuß nur die Hälfte des Kaffeepreises erreiche, die Kolapflanzung
die einträglichere sei.

In Deutsch-Togo und Kamerun wird der Kolabaum von den Eingebornen
kultiviert, der größere Teil der Ernte bleibt aber im Lande oder geht
über die Binnengrenze. Seit einigen Jahren haben auch Europäer in unsern
Kolonien Kola-Pflanzungen angelegt, und es ist wahrscheinlich, daß die
Ausfuhr der Kolanuß, die im Jahre 1907 in Kamerun schon einen Wert von
21000 Mk. darstellte, in der Zukunft bedeutend steigen wird.

[Illustration: Tafel 10.

Kolanuß (_Cola acuminata_).

a) Zweig mit Blüten, 1/3 nat. Gr.

b) Zweig mit jungen Früchten, 1/4 nat. Gr.

c) Reife Frucht, 1/4 nat. Gr.

d) Same, 1/3 nat. Gr.]


Vanille

(Tafel 11).

Die Vanille ist eine Kletterpflanze aus der Familie der Orchideen; ihre
Heimat ist das tropische Amerika. Die Pflanze rankt an Bäumen empor und
bildet an diesen Wurzeln, die sie der Rinde des Baumes anlegt. Der Stamm
ist 2-3 cm dick, die Blätter sind lang, dunkelgrün und fleischig. Die
großen, traubenförmig gestellten Blüten sind gelblichrot und
wohlriechend. Die Befruchtung der Vanilleblüten geschieht in Amerika
durch ein Insekt, in anderen Erdgebieten, wo dieses Insekt fehlt, muß
sie künstlich herbeigeführt werden: Man überträgt den Blütenstaub auf
die weibliche Blüte mit Hilfe eines spitzen Hölzchens. Aus den
weiblichen Blüten entstehen 20-30 cm lange, zylindrische Schotenfrüchte,
die mit einer großen Zahl überaus kleiner, schwarzer Samenkörner gefüllt
sind. Die Fruchtschoten werden gepflückt und getrocknet und bilden dann
das bekannte Gewürz Vanille.

Der Vanillestrauch gedeiht fast nur in tropischen Gebieten mit möglichst
gleichmäßiger Wärme. Sein Anbau erfordert große Sorgfalt und viele
Arbeit. -- Als Ertrag rechnet man gewöhnlich 100-200 kg marktfähiger
Ware auf den Hektar. Am ältesten und auch heute noch bedeutend ist die
Vanillekultur in Mexiko; doch ist die Hauptbezugsquelle jetzt die Insel
Réunion, auf der die Pflanze erst in neuerer Zeit eingeführt ist und
ausgezeichnete Erträge bringt. Die Ausfuhr beträgt hier jährlich 100000
kg, in Mexiko etwa 60000 kg. Das Kilogramm hat im Großhandel einen Wert
von 8-10 Mk.

In Deutsch-Ostafrika, Kamerun, Togo und Samoa sind ebenfalls
Anbauversuche gemacht, die besonders für Ostafrika aussichtsreich
erscheinen. Obgleich hier die Kulturen noch ganz in den Anfängen sind,
lieferte das Jahr 1906 doch schon eine Ernte von 196 kg im Werte von
4500 Mk.

[Illustration: Tafel 11.

Vanille (_Vanilla planifolia_).

a) Zweig mit Blüten, 1/4 nat. Gr.

b) Schotenförmige Frucht, 1/3 nat. Gr.]


Zimt

(Tafel 12).

Die Heimat des Zimtbaumes ist Ceylon (Cinnamomum ceylanicum). Der Baum
wird bis 10 m hoch; die Äste sind knotig und stehen fast wagerecht, die
Rinde graubraun, innen gelblichrot. Fast alle Teile des Baumes sind dem
Menschen nützlich: Aus den Wurzeln kann Kampfer gewonnen werden, das
Holz wird in der Tischlerei verwendet, die Blätter und Blüten liefern
ein Parfüm, die Wurzelschößlinge Spazierstöcke; das wichtigste ist aber
die Rinde: sie gibt uns das bekannte Gewürz. Zur Gewinnung der Rinde
werden die Bäume im Alter von 3-4 Jahren etwa 10-15 cm über dem Boden
abgeschnitten; die Rinde wird dann vom Stamm geschält, getrocknet,
zubereitet und in alle Welt verschickt. Die abgeschnittenen Baumstümpfe
treiben neue Schößlinge, die in 1-1/2 bis 2 Jahren wieder geschnitten
werden können. So bleibt der Baum eine Reihe von Jahren hindurch
tragfähig.

Die größten Zimtkulturen hat Ceylon. Von hier wird fast der gesamte
Zimtbedarf der Erde gedeckt. Die Ausfuhr Ceylons betrug 1896 über drei
Millionen Pfund.

In Deutsch-Ostafrika und Kamerun hat man Anbauversuche mit Zimtbäumen
gemacht. Diese gedeihen gut, haben aber bis jetzt keine nennenswerten
Erträge gebracht.

[Illustration: Tafel 12.

Zimt (_Cinnamomum ceylanicum_).

a) Zweig, 1/5 nat. Gr.

b) Zweigstück mit abgeschälter Rinde, 4/5 nat. Gr.

c) „Zimtstange”, d. i. getrocknete Rinde, 4/5 nat. Gr.]


Zuckerrohr

(Tafel 13).

Das Zuckerrohr ist ein 3-6 m hohes Gras mit starken, knotigen Halmen,
die 3-5 cm Durchmesser haben. Die Blüte bildet eine Rispe; in
kultiviertem Zustande kommt die Pflanze selten zur Blüte; das Bemühen
des Pflanzers geht dahin, das Blühen und Samentragen überhaupt zu
unterdrücken, damit die übrigen Teile der Pflanze sich um so kräftiger
entwickeln können. Die Fortpflanzung geschieht durch Stecklinge, die aus
dem Halm geschnitten werden.

Das Zuckerrohr gedeiht am besten in feuchtwarmem Klima; sehr geeignet
sind für den Anbau Inseln und Küstenstrecken. Es kommt in tropischem und
subtropischem, zum Teil sogar noch in gemäßigtem Klima fort.

Zur Zuckerbereitung dienen nur die Halme; diese schneidet man, wenn das
Rohr reif ist, am Grunde ab; die Blätter werden ebenfalls entfernt und
darauf die Stengel in Bündel gebunden und in die Fabrik gefahren, wo sie
auf großen Mühlen zermahlen und der Saft ausgepreßt wird. Dieser Saft
wird nun auf das sorgfältigste gereinigt, gekocht und zuletzt
kristallisiert.

Die größten Zuckerrohr-Pflanzungen sind in Amerika (Nord, Mittel und
Süd) und Westindien, ferner im südlichen Asien, den Sundainseln,
Australien, Ägypten und Mauritius. -- In unsern afrikanischen Kolonien
wird Zuckerrohr ganz allgemein von den Eingebornen zum eignen Gebrauch
angebaut. In Ostafrika, besonders am unteren Pangani, hat diese Kultur
schon früher unter dem Einfluß der Araber eine größere Ausdehnung
angenommen; es gab dort eine ganze Anzahl kleinerer Zuckerfabriken. In
den letzten Jahren ist die Fabrikation und damit auch der Anbau
zurückgegangen, weil die Araber den Verlust der unbezahlten
Sklavenarbeit nicht verschmerzen können und sie zur Anstellung freier
Arbeiter weder Energie noch Kapital besitzen. Es ist aber denkbar, daß
die Zuckerindustrie hier einen neuen Aufschwung nimmt, wenn sie in
europäische Hände gelangt. Im Jahre 1906 führte Ostafrika Rohrzucker aus
im Werte von 70000 Mk., 1907 38000 Mk., 1903 dagegen noch für 200000 Mk.

Die Gesamteinfuhr Deutschlands an Rohrzucker ist schwer festzustellen,
da in den Statistiken Rohr- und Rübenzucker nicht getrennt werden. Die
Weltproduktion an Rohrzucker beträgt jährl. an 3400000 Tonnen (à 1000
kg), davon erzeugt Amerika 2100000, Asien 762000, Afrika 334000 Tonnen.

[Illustration: Tafel 13.

Zuckerrohr (_Saccharum officinarum_).

a) Blütenlose Kulturform, 1/25 nat. Gr.

b) Blühende Pflanze, 1/35 nat. Gr.]


Pfeffer

(Tafel 14).

Es gibt 10-12 verschiedene Gewürzpflanzen, die alle den gemeinsamen
Namen Pfeffer tragen. Die meisten derselben sind Sträucher, teils
freistehend, teils kletternd. Die in Europa am meisten zur Verwendung
kommenden Arten sind der weiße und der schwarze Pfeffer, beide das
Produkt derselben Pflanze (Piper nigrum), ersterer geschält, letzterer
ungeschält; diese beiden werden auch „gewöhnlicher Pfeffer”
genannt -- und der rote Pfeffer (spanischer Pfeffer, Cayennepfeffer,
Capsicum). Der gewöhnliche Pfeffer wird hauptsächlich in Indien und auf
den Sundainseln angebaut. Diese Länder bringen jährlich über 30
Millionen Kilo Pfeffer auf den Weltmarkt.

Der rote Pfeffer ist auch in den deutsch-afrikanischen Kolonien überall
anzutreffen und wird von den Eingebornen, die gern stark gepfefferte
Speisen essen, fleißig gebaut. Man ist von seiten der Europäer der
planmäßigen Kultur in größerem Umfange noch nicht näher getreten; diese
dürfte aber lohnend sein, da der Pfefferstrauch leicht fortkommt und
fast keine Pflege verlangt. In Sansibar hat sich seit länger als 30
Jahren eine Ausfuhr in diesem Artikel entwickelt. Auch von Sierra Leone
in Westafrika werden jährlich gegen 10000 Pfund Pfeffer verschifft.

Neben dem roten Pfeffer kommen in unsern afrikanischen Kolonien noch der
Malagettapfeffer (Paradieskörner, Guineakörner), der Aschantipfeffer und
Xylopia aethiopica, ein Baumpfeffer, vor, die alle für den auswärtigen
Handel noch Bedeutung erlangen können. -- In neuerer Zeit versucht man
auch den indischen Pfeffer auf den Karolineninseln anzubauen.

Deutschland verbraucht jährlich für fast 7 Millionen Mark Pfeffer.

[Illustration: Tafel 14.

Pfeffer (_Piper nigrum_).

Teil einer Pflanze, an einem Baumstamm emporkletternd, 4/5 nat. Gr.]


Ingwer

(Tafel 15).

Ingwer wird gewonnen aus den Wurzelstöcken einer Pflanze der Gattung
Zingiber, deren Heimat Ostindien ist. Von den Indiern wird die Pflanze
auch seit unvordenklichen Zeiten kultiviert.

Der knotige Wurzelstock wird etwa daumendick und ist in frischem
Zustande fleischig. Die Stengel erreichen eine Höhe von 1-2 m; sie sind
schilfartig und mit zwei Reihen langer, gerader Blätter besetzt. Die
Blüten sind klein, weiß mit roten Streifen.

Der Ingwer gedeiht in den Tropen; hohe Sonnenwärme, starke
Luftfeuchtigkeit und ein lockerer Boden sagen ihm am besten zu. Die
Fortpflanzung geschieht wie bei der Kartoffel durch den Wurzelstock, der
zu diesem Zweck in kleine Stücke zerschnitten wird; jedes Stück, das mit
Augen versehen sein muß, liefert eine neue Pflanze. Diese braucht 9-10
Monate, bis sie ausgewachsen ist. Dann werden die Wurzelknollen
ausgegraben oder -gepflügt, gereinigt und auf mannigfache Art verwendet.
Die Wurzeln sämtlicher Ingwerarten dienen als Arznei und Gewürz und
bilden in steigendem Maße einen Ausfuhrartikel nach Europa. Der
gezuckerte Ingwer, eine bekannte Delikatesse, wird aus den noch weichen,
halbreifen Knollen gewonnen. Diese werden, nachdem sie gereinigt sind,
ganz weich gekocht, 2-3 Tage in kaltes, frisches Wasser gelegt und
darauf mit kochendem Sirup zweimal nacheinander übergossen. Sind die
Stücke gehörig getrocknet, so werden sie verpackt und gelangen in den
Handel.

Noch viel größer ist aber der Verbrauch an Ingwer in den
Erzeugungsländern; er steht dort als Gewürz im Range meist dem Pfeffer
gleich. In Südasien gilt der Ingwer für so unentbehrlich wie das
tägliche Brot, da man dort glaubt, die inneren Organe des menschlichen
Körpers könnten ihre Tätigkeit nicht ausüben, ohne täglich durch den
Genuß von Ingwer gestärkt zu werden.

Das Hauptproduktionsland für Ingwer ist Britisch-Indien, das jährlich
über 10 Millionen Pfund ausführt (Wert etwa 2500000 Rupien). Von Indien
hat sich aber die Kultur fast auf alle Tropengebiete ausgedehnt. So
brachte Jamaica 1897 1234000 Pfd. im Wert von 660000 Mk. hervor. Auch im
tropischen Afrika wird Ingwer vielfach von den Eingebornen angebaut und
gedeiht vorzüglich. Nicht selten trifft man ihn verwildert an. Sierra
Leone führte in den achtziger Jahren noch 1500000 Pfund aus; in den
letzten Jahren ist die Ausfuhr hier gesunken. England, das den Ingwer in
erster Linie zur Herstellung des Ingwerbieres verwendet, führt jährlich
mehr als 100000 Zentner Ingwer ein im Werte von etwa 3500000 Mk.,
Hamburg etwa 633000 kg.

Man darf hofften, daß auch in unsern deutschen afrikanischen Kolonien
die Ingwerkultur bald in größerem Maßstabe aufgenommen wird, da sie gute
Aussichten bietet. In Ostafrika ist durch Versuche festgestellt worden,
daß sie durchaus befriedigende Qualitäten liefert.

[Illustration: Tafel 15.

Ingwer (_Zingiber officinale_).

a) Ganze Pflanze, 1/4 nat. Gr.

b) Wurzelstock, 4/5 nat. Gr.]


Tabak

(Tafel 16).

Es gibt etwa fünfzig verschiedene Arten der zur Familie der Solanaceen
gehörigen Tabakpflanze. Die meisten von ihnen sind in Amerika heimisch.
Für den Anbau des Tabaks kommen aber eigentlich nur zwei Arten in
Betracht: der rötlich blühende echte oder gemeine Tabak (Nicotiana
tabacum), auch amerikanischer Tabak genannt, und der gelblich blühende
Bauerntabak (Nicotiana rustica), auch syrischer Tabak geheißen, weil er
in diesem Lande am besten gedeiht und sehr viel angebaut wird. Aus
diesen beiden Arten haben sich aber wieder durch Verschiedenheit von
Klima und Boden eine ganze Reihe von Spielarten herausgebildet.

In Amerika und Europa wird fast nur der gemeine oder echte Tabak
angebaut. Dies ist eine einjährige Pflanze mit geradem Stengel, der bis
2 m lang wird. Die lanzettlichen Blätter sind oben dunkel-, unten
hellgrün; am Fuße des Stengels werden sie bis 50 cm lang und 10-15 cm
breit, nach oben hin verkleinern sie sich. Jede Pflanze hat etwa 10-20
Blätter. Die Blüten sind trichterförmig und stehen in Rispen.

Der Tabak gedeiht in der tropischen und auch in den wärmeren Teilen der
gemäßigten Zone. Er bedarf einer möglichst gleichmäßigen
Luftfeuchtigkeit; starke Regenfälle schaden der Entwicklung der Blätter;
ebenso ist ihm stehendes Wasser sehr nachteilig. Der Boden muß deshalb
leicht durchlässig sein. Die Fortpflanzung geschieht durch Samen, die in
Beete gesät und deren Pflänzlinge später aufs Feld verpflanzt werden.
Der Anbau des Tabaks erfordert große Sorgfalt und Pflege. Das Wertvolle
der Tabakpflanze sind ihre Blätter; auf deren günstige Entwicklung muß
deshalb alle Mühe verwendet werden. Die reifen Blätter oder die ganzen
Pflanzen werden abgeschnitten, in Bündel gebunden und getrocknet,
entweder an der freien Luft oder durch Feuerwärme in Trockenhäusern.
Dann werden die Blätter vom Stengel abgebrochen und dabei zugleich nach
ihrer Qualität sortiert. Die sortierten Blätter werden wieder je zu
kleinen Bündeln vereinigt und so zum Gären in geschlossenen Räumen zu
größeren Haufen aufeinander geschichtet. Nachdem darauf die Bündel
wieder gelüftet und abgetrocknet sind, sind sie fertig zum Verpacken in
Fässer und zum Versand. Für Deutschland ist Bremen ein Haupthandelsort
für Tabak. In Bremen und Umgegend gibt es die größten Tabak- und
Zigarrenfabriken Europas.

Der Verbrauch von Tabak und dementsprechend auch sein Anbau ist ein
ganz bedeutender. Mitte der achtziger Jahre betrug die Gesamterzeugung
an Tabak auf der ganzen Erde 542000000 kg, davon entfallen auf
die Vereinigten Staaten von Nordamerika 222 Millionen, auf
Britisch-Ostindien 170 Millionen kg (Deutschland 40 Millionen kg).
Deutschland führte 1906 für 102 Millionen Mk. unbearbeiteter
Tabakblätter ein. Auf den Kopf der Bevölkerung kommen bei uns jährlich
fast 2 kg Tabak.

In den deutschen Kolonien wird Tabak vielfach von den Eingebornen
angebaut, allerdings nicht einmal soviel, daß er ihren eigenen Bedarf
deckt. Aber auch die Europäer haben seine Kultur in größerem Maßstabe in
die Hand zu nehmen versucht. Aus Ostafrika wurden 1906 28800 kg im Werte
von 27500 Mk. (1907 für 60000 Mk.) nach Sansibar ausgeführt, die aber
zumeist von Eingebornen für Eingeborne erzeugt wurden. In Kamerun werden
gegenwärtig Kulturversuche mit Havana-Tabak gemacht. Auf Neu-Guinea gab
es Tabakpflanzungen größeren Umfangs; da aber die Arbeiterverhältnisse
ungünstige waren, sind sie zum größten Teil wieder eingegangen. Die
Ausfuhr ist bis jetzt gering. So verschiffte Samoa 1906 683 kg im Werte
von 2049 Mk. (1907 für 3000 Mk.), die Westkarolinen 90 kg (290 Mk.),
1907 1500 kg (3000 Mk.), die Marianen 616 kg (903 Mk.); zusammen aus den
deutschen Kolonien 30189 kg im Werte von 30742 Mk. (1907: 67000 Mk.).

[Illustration: Tafel 16.

Tabak (_Nicotiana tabacum_).]



V. Ölfrüchte.


Ölpalme

(Tafel 17).

Die Ölpalme (Elaeis guineensis) ist ein für weite Strecken Westafrikas
charakteristischer Baum. Sie wird 10-20 m hoch und hat eine schöne,
breite Krone aus Fiederblättern. Die Blätter oder Wedel, deren 20-25 an
einem Baum sitzen, erreichen eine Länge von 4-6 m, die einzelnen Fieder
sind bis 1 m lang. Die absterbenden Wedel fallen vom Baum ab, lassen
aber eine Narbe zurück. Jeder Baum trägt männliche und weibliche
Blütenkolben. Der Fruchtstand sieht einer riesigen Traube nicht
unähnlich, er wird bis 50 kg schwer und enthält 1500-2000 rote oder
rotbraune Früchte, die in ihrem Innern einen harten Kern in Gestalt
einer Haselnuß bergen. Die Palmfrucht besteht aus dem äußeren faserigen
Fruchtfleisch, der Kern entspricht dem unserer Pflaumen. -- Im 6. bis 8.
Jahre seines Alters beginnt der Baum zu tragen, etwa mit dem 10. Jahre
erreicht er seine volle Tragkraft, die bis zum 40.-50. Jahre anhält.

Sind die Palmnüsse reif, so wird der ganze Fruchtstand abgehauen, die
einzelnen Früchte werden ausgebrochen und deren äußeres Fleisch wird
getrennt. Dies geschieht, indem sie in Wasser gekocht oder durch Liegen
in der Sonne erweicht und darauf in Mörsern gestampft werden. Hierbei
löst sich das Fleisch von dem Kern und zugleich tritt das Öl, das in
dem Fruchtfleisch enthalten ist, heraus. Dies Öl (Palmöl) wird teils
von den Eingebornen im Haushalt verwendet, teils an die europäischen
Faktoreien verkauft. Aber auch die übrig bleibenden Kerne enthalten ein
Öl (Palmkernöl), das sogar noch wertvoller ist als das des Fleisches.
Dies wird von den Eingebornen auf sehr primitive Weise durch Aufklopfen
der Kerne und Auspressen des Samens gewonnen; der weitaus größte Teil
der Kerne gelangt aber in den europäischen Handel. Die Ölgewinnung aus
diesen geschieht dann in Europa mittels eigens dazu konstruierter
Maschinen. Neuerdings bewirkt man mancherorts auch das Abschälen
des Fruchtfleisches durch Maschinen, die in Afrika an den
Produktionsmittelpunkten aufgestellt werden.

Der Verbrauch an Palmöl in der heimischen Industrie ist ein ganz
bedeutender. Es wird hauptsächlich verwendet zur Seifen- und
Kerzenbereitung und zur Herstellung von Kunstbutter.

Die Abfälle bei der Ölbereitung, Palmkuchen genannt, geben ein
ausgezeichnetes Viehfutter. In ihren Heimatländern bildet die Ölpalme
für die Eingebornen eine der wichtigsten Pflanzen. Das Öl dient ihnen
als Speise (Palmölsuppe), zur Beleuchtung, zum Einreiben des Körpers,
als Arznei, aus dem Stamm gewinnen sie Palmwein, die Blattrippen liefern
Material für den Hausbau, zur Bedachung, zur Herstellung von Türen und
Fenstern, aus den Blättern werden Körbe geflochten.

Die Heimat der Ölpalme ist das tropische Westafrika. Ihre
Verbreitung erstreckt sich von Senegambien bis an die Nordgrenze
Deutsch-Südwestafrikas. Man findet sie außerdem, wenn auch nicht in so
großen Beständen, im inneren Sudan und in Ostafrika. In Westafrika
bildet sie mancherorts weit sich erstreckende Wälder. Eigentlich
angebaut wird sie selten; in der Regel beschränken sich die Eingebornen
darauf, vor Beginn der Regenzeit die überflüssigen Wedel mit dem
Buschmesser zu entfernen und die ganze Krone durch Ausbrennen von
Ungeziefer etc. zu reinigen. Doch werden in Gegenden, wo die Palme nicht
so häufig ist oder wo sie sich stark zu verringern droht, von den
Eingebornen Saatbeete angelegt und die jungen Pflänzlinge im
beschatteten Buschwalde ausgepflanzt.

Unsere Kolonien Togo und Kamerun besitzen in ihren ausgedehnten
Ölpalmwaldungen einen großen Reichtum. Die ganze Ölgewinnung ist bis
jetzt ausschließlich ein Produkt der Eingebornenarbeit; die Tätigkeit
des Europäers beschränkt sich darauf, das Öl und die Kerne den Negern
abzukaufen. Da aber, wie schon erwähnt, zur Gewinnung des Palmweines
wenigstens in großen Teilen Westafrikas die Palmen gefällt werden, droht
in absehbarer Zeit eine erhebliche Verringerung der Bestände. Um dem zu
begegnen, will die Regierung den Baum jetzt an geeigneten Stellen
anpflanzen. Zur Hebung der Ausfuhr dieses wertvollen Artikels ist noch
wichtiger der Bau von Eisenbahnen, da aus Mangel an Beförderungsmitteln
große Mengen Kerne im Innern der Kolonien zugrunde gehen. Deutschland
führte an Produkten der Ölpalme ein im Jahre 1906:

[Illustration: Tafel 17.

Ölpalme (_Elaeis guineensis_).

a) Jüngere Palme, 1/50 nat. Gr.

b) Fruchtstand mit reifen Früchten, 1/13 nat. Gr.

c) Reife Frucht, 4/5 nat. Gr.

d) Der noch von der Steinschicht, die oben zwei Keimlöcher zeigt,
umgebene Kern, 4/5 nat. Gr.]

            Palmöl     für  3765000 Mk.
            Palmkernöl  „    103000  „
            Palmkerne   „  34301000  „
            -------------------------
            Zusammen       38169000 Mk.

(Davon wurden wieder ausgeführt nach anderen europäischen Ländern und
Nordamerika an Palmkernöl für 11 Millionen Mk.).

Die Ausfuhr unserer Kolonien betrug 1906 aus

  a. Kamerun:
      Palmkerne 2000000 Mk. 1907: 2854000 Mk.
      Palmöl    1000000  „  1907: 1328000  „
  b. Togo:
      Palmkerne  680000 Mk. 1907:  981000 Mk.
      Palmöl     180000  „  1907:  418000  „
      --------------------------------------
      Zusammen  3860000 Mk. 1907: 5581000 Mk.


Kokospalme

(Tafel 18).

Die Kokospalme (Cocos nucifera) ist wie die Ölpalme ein Baum der Tropen.
Ihre Heimat ist wahrscheinlich das südliche Amerika; sie hat sich aber
von da fast über das ganze Tropengebiet verbreitet, sehr oft wohl ohne
Zutun der Menschen; da sie nämlich am besten am Meeresufer gedeiht und
daher hier auch am häufigsten vorkommt, werden ihre Früchte leicht durch
die Meeresströmung an fremde Gestade getrieben und pflanzen sich dort
fort. Ein warmes, sonniges Seeklima sagt der Kokospalme am besten zu.
Besonders auf den Inseln der Südsee wächst sie ausgezeichnet. Doch
gedeiht sie auch gut an den Küsten Südamerikas und des tropischen Asien
und Afrika. Im Binnenlande ist ihr Anbau selten einträglich.

Die Kokospalme hat einen bis 20 m langen, schlanken Stamm, der aber
meist von der starken Seebrise etwas gebeugt ist. Die Blattwedel und die
einzelnen Blattfiedern sind stärker als die der Ölpalme. Männliche und
weibliche Blüten sitzen an demselben Blütenstande. Aus den weiblichen
entwickeln sich die Früchte, die ausgewachsen manchmal kopfgroß sind.
Die Kokospalme zeigt oft an demselben Baum gleichzeitig fast alle
Entwicklungsstufen der Fruchtbildung von der Blüte bis zur
ausgewachsenen Nuß. Die Frucht besteht aus einer glänzend grünen Haut,
einem dicken, faserigen Gewebe und der steinharten, eigentlichen Nuß;
in ihr findet sich anfangs ein dünnmilchiger Saft, aus dem sich mit dem
Reifwerden das harte Samenfleisch bildet.

Die Eingebornen der Tropen pflanzen die Kokospalme gern in oder bei
ihren Dörfern an, meist aber in kleineren Beständen, seltener als
größere Pflanzungen. Diese werden in der Regel von Europäern angelegt.
-- Die Aussaat geschieht durch Nüsse, die in der Regel zuerst in
Saatbeete gelegt werden. Die Pflanze gebraucht 7 bis 10 Jahre, bis sie
anfängt, Früchte zu tragen. Die volle Tragfähigkeit tritt meistens erst
im 12. Jahre ein und dauert bis zum 60.-80. Jahre. Jährlich 4-6 mal
werden die Nüsse geerntet. Auf einen Baum rechnet man jährlich 60-80
Nüsse.

Die Verwendung der Kokosnuß ist eine sehr mannigfaltige. Die Milch der
jungen Früchte ist ein erfrischendes Getränk; das Nährgewebe der reifen
Nuß ist nicht nur für die Eingebornen ein wichtiges Nahrungsmittel,
sondern auch ein bedeutender Handelsartikel. Zur Gewinnung desselben
wird der harte Kern von der Faserhülle der Frucht befreit,
aufgeschlagen, das innere weiße Fleisch heraus- und in Stücke
geschnitten. Die getrockneten Stücke heißen Kopra. Sie bildet einen
bedeutenden Ausfuhrgegenstand. Die Kopra wird in europäischen Fabriken
zu Brei zermahlen und dann aus diesem Öl und Fett gepreßt.

Kokosöl wird wie Palmöl hauptsächlich zur Herstellung von Kerzen und
Seifen verwendet. Kokosseife ist die einzige, die auch im Seewasser
schäumt; sie ist deshalb bei Seeleuten sehr beliebt. Ein Teil des Fettes
kommt als Kokosbutter und Palmin in den Handel und wird namentlich zum
Backen als Ersatz für die teure Milchbutter verwendet. Die Rückstände
bei der Ölgewinnung bilden als Kokoskuchen ein vorzügliches
Futtermittel. Aus der harten Schale der Nuß schnitzen die Eingebornen
Trinkgefäße und allerlei Ziergeräte. Auch in Europa werden sie vielfach
zu Drechslerarbeiten verwendet. Die dicke, faserige Hülle der Nuß wird
in der Industrie auf mannigfache Weise verwertet, zu Tauen, Matten,
Läufern, Teppichen, Bürsten, Besen, Pinseln etc. Das Holz der alten
Bäume ist zur Herstellung feiner Möbel sehr geschätzt und wird besonders
nach England viel eingeführt.

[Illustration: Tafel 18.

Kokospalme (_Cocos nucifera_).

a) Palme mit Früchten.

b) Ganze Frucht, geöffnet, um die dünne Außen-, die faserige Mittel- und
die hier nicht geöffnete, steinharte Innenschicht der Fruchtschale zu
zeigen, 1/8 nat. Gr.

c) Kern, durchschnitten, von der steinharten Innenschicht der
Fruchtschale umgeben; der Kern umschließt hohlkugelförmig die
Kokosmilch.]

In allen unsern Tropenkolonien wird die Kokospalme angebaut. Die
größten und wertvollsten Bestände besitzen die Südsee-Inseln, wo sich
neben den großen Besitzungen der Eingebornen auch europäisch
geleitete Kokospflanzungen befinden. Auch an den Küstenstrichen
Deutsch-Ostafrikas, Togos und Kameruns gedeiht die Kokospalme, sie wird
hier aber fast nur von Eingebornen kultiviert, in ganz unbedeutenden
Mengen auf europäischen Pflanzungen; fast die ganze Kopraausfuhr
Ostafrikas und Togos sind Eingebornenprodukt. In Ostafrika sind
allerdings ziemlich bedeutende europäische Kopraplantagen, sie werden
aber nicht vergrößert.

Die Ausfuhr unserer Kolonien im Jahre 1906 zeigt folgende Übersicht:

  Samoa            9600000 kg = 2900000 Mk. 1907 = 1560000 Mk.
  Ostkarolinen      625700 „  =  123700  „  1907 =   79000  „
  Westkarolinen     348400 „  =   78000  „  1907 =  116000  „
  Palau             117000 „  =   32900  „  1907 =          „
  Marianen          112400 „  =   33700  „  1907 =          „
  Marshallinseln   2847000 „  =  569000  „  1907 =  407000  „
  Bismarckarch.    4193000 „  = 1375000  „  1907 = 1522000  „
  K. Wilhelmsland   197000 „  =   43300  „  1907 =  285000  „
  D.-Ostafrika     3842000 „  = 1087000  „  1907 = 1345000  „
  Togo               28000 „  =    7500  „  1907 =   11000  „
    Außerdem im ganzen Nüsse
    für reichlich                  6000  „  1907 =    5000  „
                            -----------------------------------
                      Zusammen  6256100 Mk. 1907 = 5350000 Mk.

Die Gesamteinfuhr Deutschlands an Kopra betrug 16878000 Mk.; also können
wir schon jetzt mehr als ein Drittel unseres Koprabedarfes aus unsern
eigenen Kolonien decken.


Schibutter

(Tafel 19).

Der Schibaum (Butyrospermum Parkii) ist im Sudan heimisch. Hier findet
er sich vom äußersten Westen -- Senegambien -- bis an die Ufer des Nil,
meist im lichten Buschwald. Der Stamm ist rauh, reich verästelt und hat
eine breite, aber nicht dichte Krone. Die Frucht hat die Form einer
Pflaume. Die äußere Schicht besteht aus einem weichen, wohlschmeckenden
Fleisch, das von den Eingebornen gern gegessen wird. Unter dem Fleisch
liegt der von einer hellgelb-braunen Schale eingeschlossene Kern; er ist
in seiner Form der Eichel ähnlich, aber größer. Der Hauptwert der
Pflanze beruht eben in diesem Kern, der einen sehr reichen Fettgehalt
besitzt. Dies Fett ist die „Schibutter”, von den Franzosen Karité oder
Galam genannt.

Die reifen Früchte werden von den Eingebornen gepflückt. Durch Klopfen
wird die Schale abgetrennt; darauf zerstampft und kocht man die Kerne,
wobei das Fett sich sondert und von der Flüssigkeit abgeschöpft werden
kann. Die Eingebornen Afrikas gebrauchen das Fett im Haushalt zum
Backen, Kochen, Einreiben des Körpers etc. In der europäischen Industrie
dient es zur Herstellung von Kerzen und Seife. Es ist hierzu so geeignet
wie das Palmöl, vor dem es noch den Vorzug hat, daß es nicht gebleicht
zu werden braucht.

In Togo und Kamerun kommt der Schibaum in den Steppen überall wild vor.
Die Eingebornen bauen ihn nicht an, weil die wilden Bestände ihrem
Bedarf vollständig genügen. Der Absatz an die europäischen Faktoreien
lohnt sich in den meisten Fällen schlecht, weil der Baum vorzugsweise im
Innern vorkommt und der Transport an die Küste durch Träger viel zu
teuer ist. Es ist sehr wahrscheinlich, daß mit den besseren
Transportmitteln und der stärkeren Nachfrage auch das Angebot an
Schinüssen sich steigern würde. Der Anbau des Baumes würde den
Eingebornen keine Schwierigkeiten machen, zumal er mit sparsamem Boden
und geringer Feuchtigkeit vorlieb nimmt.

Die Ausfuhr betrug 1906 aus Togo 42333 kg, Wert 28534 Mk., aus
Deutsch-Ostafrika für etwa 200 Mk.

[Illustration: Tafel 19.

Schibutter _(Butyrospermum Parkii)_.

a) Zweig mit Blüten, 1/4 nat. Gr.

b) Frucht, 4/5 nat. Gr.

c) Geöffnete Frucht, Fruchtfleisch und Kern zeigend, 4/5 nat. Gr.]


Erdnuß

(Tafel 20).

Die Erdnuß (Arachis hypogaea) gehört zur Familie der Leguminosen; ihre
Heimat ist wahrscheinlich Brasilien, sie wird aber seit Jahrhunderten in
fast allen tropischen Ländern angebaut.

Die Erdnußpflanze bildet ein niedriges, sich am Boden ausbreitendes
Kraut mit dreizähligen Blättern und gelber Blüte. Sobald diese
abgefallen ist, wächst der Blütenstiel, an dessen Ende der Fruchtknoten
sitzt, in den Erdboden hinein, wo sich dann die Frucht bildet. Diese
besteht aus einer in der Mitte etwas eingeschnürten Hülle mit
netzartiger Oberfläche, in der zwei fast bohnengroße Samen liegen.

Die Erdnuß wird von den Eingebornen der meisten Tropenländer fleißig
angebaut, da sie ein wichtiges Nahrungsmittel bildet. Sie ist mit
magerem, selbst sandigem Boden zufrieden und gedeiht auch ohne große
Feuchtigkeit. Man pflanzt sie gewöhnlich im Beginn der Regenzeit. Die
jungen Pflanzen müssen von Unkraut freigehalten werden. Bei der Ernte
wird der Boden leicht mit der Hacke oder einem andern Gerät gelockert
und die Wurzeln mit den anhängenden Früchten vorsichtig ausgehoben.

Die Samen oder „Nüsse” werden geröstet, gekocht oder gemahlen und
gebacken von den Eingebornen gegessen. In den europäischen Handel kommen
sie wegen des ausgezeichneten Öles, das sie enthalten. Dieses dient in
erster Linie zur Seifebereitung, daneben findet ein großer Teil als
Speiseöl Verwendung, meist mit Olivenöl gemischt, dessen herber
Geschmack durch das milde Erdnußöl gelindert wird. Dies gemischte
Speiseöl kommt unter dem Namen Olivenöl oder Tafelöl in den Handel. In
der Regel werden die Erdnüsse dreimal ausgepreßt. Die erste Pressung
liefert das feinste Tafelöl, die zweite Öl zur Seifebereitung, die
dritte Schmieröl. Die Rückstände bilden dann noch als Ölkuchen oder
Futterkuchen ein nahrhaftes Viehfutter. Auch das Erdnußstroh wird vom
Vieh sehr gern gefressen.

Der europäische Großhandel bezieht seinen Bedarf an Erdnüssen zum
weitaus größten Teil aus Westafrika, erst in 2. Linie kommen Ostindien
und Südamerika für die Ausfuhr in Betracht. Bemerkenswert ist die
Tatsache, daß fast die gesamte Erdnußkultur Westafrikas in den Händen
der Eingebornen liegt, also ein Erzeugnis freiwilliger und selbständiger
Negerarbeit ist. Um welche Summen es sich dabei handelt, zeigen folgende
Zahlen: 1837 betrug die Erdnußausfuhr aus Senegambien 670000 kg, 1897
76000000 kg im Werte von etwa 15000000 Mk. Sierra Leone verschifft
jährlich etwa 30000 kg, Oberguinea etwa 10000000 kg (1840: 1200 kg).

In Togo, Kamerun und Deutsch-Ostafrika ist der Anbau der Erdnuß seit
langem bekannt, und es ist zweifellos, daß ihre Kultur wegen der
geringen Anbauschwierigkeiten und der großen Ergiebigkeit binnen kurzem
einen bedeutenden Aufschwung nehmen wird. So haben sich im letzten Jahre
in Togo die Anpflanzungen der Eingebornen fast vervierfacht, und es ist
für dies Jahr schon eine bedeutende Ausfuhr von dort zu erwarten. -- In
den deutschen Kolonien ist übrigens auch der Anbau der Erdnüsse
ausschließlich Volkskultur der Eingebornen.

Es führten aus 1906:

          Ostafrika 2800000 kg -- 377000 Mk.
          Togo        88000 „  --  11000  „
          Kamerun      3000 „  --    200  „
                            -----------------
                      Zusammen    388200 Mk.

In Togo ist auch die Ausfuhr dieses Produktes im Jahr 1907 ganz
bedeutend gestiegen, und zwar auf 338000 kg im Wert von fast 40000 Mk.

Die Erdnußeinfuhr Deutschlands ist nicht sehr bedeutend, fast die
gesamte Ernte wird nach Südfrankreich (Marseille) geschickt und von dort
das gewonnene Öl oder die Ölprodukte weiter in den Handel gebracht.

[Illustration: Tafel 20.

Erdnuß (_Arachis hypogaea_).

a) Pflanze mit Blüten und Früchten, 1/4 nat. Gr.

b) Frucht, 4/5 nat. Gr.

c) Zwei Samen, 4/5 nat. Gr.]


Sesam

(Tafel 21).

Sesam ist eine Pflanze, die unserm Fingerhut ähnlich sieht. Sie erreicht
eine Höhe von etwa einem Meter, hat abwechselnd stehende, längliche
Blätter und kleine, weiße oder rötliche Blüten, aus denen sich eine
zweifächerige Fruchtkapsel mit zahlreichen Samen entwickelt. Die Samen
sind klein, platt und je nach der Abart weiß, gelb, rot, braun oder
schwarz.

Das Sesam ist eine uralte Kulturpflanze, die seit unvordenklichen Zeiten
in Indien angebaut wird. Auch in Vorderasien, China und in Ostafrika
bildet sie eine wichtige Nutzpflanze. Außerdem kommt sie in Westafrika
vor und neuerdings sogar in Amerika. Sie hat also fast das ganze Gebiet
der Tropen und Halbtropen erobert. Sesam gedeiht am besten in möglichst
gleichmäßig warmem Klima auf leichtem, lehmig-sandigem Boden. Sein Anbau
erfordert keine große Mühe und bringt in der Regel reiche Erträge. Die
ganze Kultur der Pflanze liegt in den Händen der Eingebornen.

Die Samen werden in den Anbauländern der Pflanze als Brotkorn benutzt,
oder es wird das in ihnen enthaltene Öl ausgepreßt und im Haushalt als
Speiseöl und zur Beleuchtung verwendet. Für den europäischen Handel
kommt nur das Sesamöl in Betracht. Meistens wird der Samen nach Europa
verschifft und hier erst das Öl ausgepreßt. Der weitaus größte Teil der
Ernte geht nach Marseille; hier befinden sich große Sesampressen, in
denen das Öl gewonnen wird. -- Das Sesamöl findet Verwendung bei der
Kunstbutterbereitung, der Seifenfabrikation und als Verschnitt des
Olivenöls. Die Rückstände liefern Viehfutter.

Ostindien führt jährlich gegen 2 Millionen Zentner Sesamsamen und 300000
Gallonen Sesamöl aus; auch die Ausfuhr aus China und Vorderindien ist
beträchtlich. Daneben ist noch die Produktion Westafrikas von Bedeutung,
namentlich in Senegambien und dem Hinterland von Lagos. Letztere Stadt
führte in den neunziger Jahren jährlich bis zu 700000 kg im Wert von
100000 Mk. aus.

Ostafrika scheint bis jetzt die einzige deutsche Kolonie zu sein, in der
Sesam in größerer Menge angebaut wird, und zwar hauptsächlich in den
Bezirken Lindi und Daressalam. Der Anbau geschieht nur durch Eingeborne.
1906 führte Ostafrika aus: 532000 kg im Wert von 113000 Mk. Die Ernte
des Jahres 1904 hatte einen Wert von mehr als 374000 Mk. (1907: 131000
Mk.).

Deutschlands gesamte Sesameinfuhr beträgt jährlich 61500000 Tonnen mit
15 Millionen Mark Wert.

[Illustration: Tafel 21.

Sesam (_Sesamum indicum_).

a) Teil einer Pflanze.

b) Frucht.]


Telfairia pedata (Talerkürbis)

(Tafel 22).

Im tropischen Ostafrika kommt eine riesige Schlingpflanze vor, die sich
an den Bäumen des Urwaldes emporrankt. Ihre Frucht hat die Form eines
langen Kürbis; in der Frucht liegen, von einer netzartigen Schale
umgeben, runde, platte Samen in Talergröße (daher der Name
Talerkürbis). Diese Samen enthalten 59 Prozent guten Tafelöls. Von den
Eingebornen wird die Pflanze angebaut; die Samen werden roh, geröstet
oder gekocht gegessen; sie enthalten außer dem Öl viel Eiweiß, sind also
hervorragend nahrhaft. Auch in Togo existiert eine verwandte Pflanze mit
ähnlichen Früchten.

Die Telfairia würde, in größeren Mengen angebaut, einen sehr wertvollen
Ausfuhrartikel bilden. Zurzeit scheitert ihre Einführung in die
europäische Industrie daran, daß es noch keine Maschine zum Schälen der
Samen gibt, und Schälmaschinen wiederum können erst dann gebaut werden,
wenn eine größere, dauernde Anfuhr auf den Markt gesichert ist.



VI. Faserpflanzen.


Baumwolle

(Tafel 23).

Die Baumwolle ist eine der wichtigsten tropischen Kulturpflanzen, da sie
in der Weltindustrie in ungeheuren Mengen verbraucht wird; es ist
deshalb für eine tropische Kolonie und für deren Mutterland von großer
wirtschaftlicher Bedeutung, ob Baumwolle in ihr gedeiht oder nicht.

Die Baumwolle gehört zur Familie der Malvaceen. Ihre Heimat ist das
tropische Asien, Afrika und Amerika. Die Pflanze bildet in der Regel
eine Staude, seltener kommt sie baumartig vor. Der behaarte Stamm ist
reich verästelt, die Blätter sind breit und gelappt, die Blüten gelb
oder rötlich, manchmal auch weiß. Die Frucht bildet eine Kapsel, die bei
der Reife aufspringt. Sie enthält schwarze, runde Samen und um diese und
diesen anhängend einen Ballen weicher, meist weißer oder gelber Haare,
die Baumwolle, die beim Platzen der Fruchtkapsel dick hervorquellen.

[Illustration: Tafel 22.

Telfairia occidentalis.

a) Oberer Teil einer ganz jungen Pflanze, die Form der Blätter zeigend,
1/4 nat. Gr.

b) Frucht, 1/14 nat. Gr.

c) Same, von der netzartigen Schale befreit, 4/5 nat. Gr.]

Am besten gedeiht die Baumwolle in Niederungen oder im Flachlande mit
gleichmäßig warmem, nicht zu trockenem Klima. Der Boden darf nicht zu
schwer, muß vielmehr durchlässig sein; Lehmboden sowie eine dicke
Humusschicht sind ihr nachteilig, dagegen verlangt sie einen möglichst
hohen Bodengehalt an Kieselsäure. -- Die Fortpflanzung geschieht durch
Samen, die man entweder in Saatbeete oder sogleich auf das Feld sät. Es
gibt ein- und mehrjährige Sorten; letztere tragen 3-5 Jahre, bevor sie
erneuert werden müssen. Durch den Einfluß des Klimas und der künstlichen
Züchtung haben sich eine Menge von Spielarten der Baumwolle
herausgebildet, und es ist für den Pflanzer von größter Wichtigkeit, die
für sein Feld geeigneten Sorten herauszufinden. Neben dieser richtigen
Artenauswahl spielt die sorgfältige Pflege -- Düngung des Bodens,
Freihaltung der Pflanzen von Unkraut und von Schädlingen -- beim
Gelingen der Pflanzung eine große Rolle. -- Etwa 2-3 Monate nach dem
Blühen reifen die Kapseln. Jetzt muß die Baumwolle sofort gepflückt
werden. Die nächste Arbeit ist das Entkernen; in einfachster Weise
geschieht dies durch Auszupfen mit der Hand; doch haben selbst die Neger
Afrikas schon eine Vorrichtung erfunden, mittels der das Entfernen der
Samen rascher von statten geht. In europäischen Betrieben geschieht das
Entkernen mit der Entkörnungs- oder Ginmaschine, die an den
Mittelpunkten der Baumwollerzeugung, den „Ginstationen” aufgestellt
werden. Die gereinigte Baumwolle wird dann in Ballen gepreßt und ist
damit für den Versand fertig. Die weitere Verwendung der Baumwolle zu
Geweben der mannigfachsten Art ist allgemein bekannt. Ein Hauptort für
den europäischen Baumwollgroßhandel ist Bremen. Hier und in der Umgegend
gibt es auch große Baumwollspinnereien und -Webereien.

Die Baumwollernte der ganzen Welt beläuft sich auf 3300 Millionen kg im
Werte von etwa 2700 Millionen Mk. Das weitaus bedeutendste Land für
Baumwollerzeugung ist Nordamerika, besonders die südlichen der
Vereinigten Staaten; sie liefern nicht weniger als 62,5% der Welternte;
ihm folgen Ostindien mit 15%, China mit fast 8% und Ägypten mit 7,3%.
Afrika außer Ägypten liefert 2,1%. -- Der Baumwollverbrauch Deutschlands
stellte für 1906 einen Wert von 480 Millionen Mark dar.

Von den deutschen Kolonien bieten Ostafrika, Kamerun und Togo,
vielleicht auch Teile der Südsee-Inseln und der Norden Südwestafrikas
Aussichten für den Anbau der Baumwolle. In Ostafrika wird vorzugsweise
in den Bezirken Kilwa, Bagamojo (Rufidji) und Sadani, ferner in Muansa
Baumwolle gepflanzt. In Togo ist die südliche Küstengegend ungeeignet,
die besten Erfolge haben bis jetzt die Bezirke Misahöhe, Atakpame und
Kratschi erzielt, doch wird auch weiter im Norden die Baumwolle von den
Eingebornen angebaut. Überhaupt ist sowohl in Ost- als in Westafrika die
Kultur der Baumwolle seit alters bekannt. Die Neger pflanzen sie aber
nicht nur für ihren eignen Bedarf, sondern fast die gesamte Ausfuhr aus
den Kolonien stammt bis jetzt von den Pflanzungen der Eingebornen. Aus
Togo und Ostafrika wird außerdem übereinstimmend berichtet, daß die
Neger ihre Baumwollfelder beständig vergrößern und daß in manchen
Gegenden, die sonst keinen Baumwollbau kannten, sich dieser neuerdings
einführt. Es ist deshalb zu begrüßen, daß die Regierung und das
Kolonialwirtschaftliche Komitee sich bemühen, durch Unterricht und
Anleitung der Eingebornen deren Anbaumethoden zu verbessern, ihnen
diejenigen Arten zugänglich zu machen, die in ihrem Lande reiche und
sichere Erträge versprechen, und für lohnenden Absatz zu sorgen. In Togo
hat man mit diesem Vorgehen schon gute Erfolge erzielt: Die
Baumwollkultur der Eingebornen hat sich in den letzten Jahren zwar
langsam, aber stetig gehoben. So wurden z. B. 1904/5 519 Ballen, 1905/6
857, 1906/7 1200 Ballen ausgeführt, das ist eine Steigerung von 60-1/2%.
(1902: 14000 kg, 1907: 301000 kg.)

Daneben bestehen in Togo und seit neuester Zeit in größerem Umfange in
Ostafrika europäisch geleitete Baumwollpflanzungen, die aber bis jetzt
keine bedeutenden Beträge abwerfen.

[Illustration: Tafel 23.

Baumwolle (_Gossypium herbaceum_).

1/8 nat. Gr.]

Unsere koloniale Ausfuhr betrug 1907:

          Deutsch-Ostafrika 1800 Ballen
          Togo              1205    „
          Kamerun              2    „
                            ---------------------
                            3007 Ballen à 250 kg.

Das ist ein Wert von etwa 700000 Mk., allerdings ein fast
verschwindender Bruchteil der Gesamtsumme von 480 Millionen Mk., die
Deutschland jährlich für Baumwolle ausgibt. Bedenkt man aber, daß 1902
unsere Kolonien erst 82 Ballen hervorbrachten, in diesen fünf Jahren
also eine vierzigfache Steigerung erreicht wurde, so ist diese Leistung
doch schon achtungswert. Deutschland wird allerdings wohl kaum jemals im
Stande sein, seinen ganzen Baumwollbedarf aus eigenen Gebieten zu
decken, aber doch wird es in energischer, auch durch schlechtere
Erntejahre nicht entmutigter Fortführung dieser Kultur wenigstens eine
gewisse Unabhängigkeit von den Willkürlichkeiten des amerikanischen
Marktes erlangen können.

Nach der Berechnung des Kolonialwirtschaftlichen Komitees kann
allerdings durch Einführung der Pflugkultur und überhaupt eines in jeder
Hinsicht intensiven Landwirtschaftsbetriebes der Ertrag unserer
kolonialen Baumwollkultur bis auf jährlich 2-1/2 Millionen Ballen
gesteigert werden. Das wäre sogar noch 1 Millionen Ballen mehr, als wir
überhaupt verbrauchen. Diese Berechnung ist zweifellos allzu
optimistisch.


Baumwollsaat.

Die Samen der Baumwollpflanzen werden auf Ölmühlen gemahlen, wodurch aus
ihnen das Baumwollsaatöl gewonnen wird, das in immer steigendem Maße in
der Industrie Verwendung findet. Es dient hauptsächlich zur Herstellung
von Kunstbutter und Seife, aber auch, besonders in Nordamerika, als
Speiseöl; das dort unter dem Namen Olivenöl verkaufte Tafelöl besteht zu
90% aus Baumwollsaatöl.

Deutschland führt jährlich für 25-30 Millionen Mk. Baumwollsaatöl ein,
zumeist aus Amerika.


Kapok

(Tafel 24).

Der Kapokbaum, auch Seidenwollbaum genannt, liefert ebenfalls eine Art
Baumwolle. Er gehört zur Familie der Bombaceen, von der viele Arten in
den Tropen Amerikas, Asiens und Afrikas heimisch sind. Am wertvollsten
für die Baumwollgewinnung und auch am weitesten verbreitet ist die Art
Ceiba pentandra, auch Eriodendron anfractuosum genannt. Dies ist ein
riesiger Baum mit starkem, geradem Stamm und breiten, oberirdischen
Brettwurzeln. Die Rinde ist an jungen Bäumen mit scharfen Stacheln
besetzt. Die Blätter sind fingerförmig geteilt. Der Baum hat ein sehr
weiches Holz, das aber trotzdem von den Eingebornen mannigfach verwendet
wird. In vielen Gegenden Westafrikas höhlt man den Stamm aus und
gebraucht ihn als Einbaum. Die Früchte des Kapokbaumes sind länger
gestreckt als die der Baumwolle, mehr gurkenähnlich, sie enthalten wie
diese Samen, die mit einem Bausch von seidigen, weichen Haaren umkleidet
sind. Wegen ihrer Kürze und Glätte eignen sie sich wenig zum Spinnen,
sind aber ausgezeichnet als Polstermaterial, wozu sie von den
Eingebornen schon längst verwendet werden.

Der Baum kommt in Togo, Kamerun, Ostafrika und auf Neuguinea sehr
häufig, und zwar wild vor. Ein Anbau seitens Eingeborner findet nicht
statt, da sie ihren Bedarf von den wilden Beständen decken können.
Dagegen wird er besonders in Neuguinea und Ostafrika von Europäern als
Nebenkultur betrieben. Die Kapokausfuhr aus unseren Kolonien ist bis
jetzt gering; es sind aber im letzten Jahre Kapokproben auch aus Togo
nach Deutschland zur Untersuchung geschickt und als sehr wertvoll
bezeichnet worden. Es kann deshalb die Kapok, wenn auch nicht ein
hervorragender, so doch ein nicht unbedeutender Ausfuhrgegenstand aus
unseren Kolonien werden, vor allem, wenn der Baum in Pflege genommen und
angepflanzt würde, was nicht schwer wäre, da er mit einfachem Boden
zufrieden ist und sehr schnell wächst.

Den Hauptbedarf an Kapok liefert Java; von hier werden jährlich etwa
3500 Tonnen in den Welthandel gebracht.

[Illustration: Tafel 24.

Kapok (_Ceiba pentandra_).

a) Baum, 70 m hoch.

b) Blatt, 1/4 nat. Gr.

c) Blüte, 4/5 nat. Gr.

d) Frucht, geöffnet, um die von seidenglänzenden Fäden, den
„Pflanzendaunen”, umgebenen Samen zu zeigen, 1/5 nat. Gr.

e) Einzelne Samen mit und ohne Wolle, 4/5 nat. Gr.]


Die Sisalagave

(Tafel 25).

Dies ist eine in Mittelamerika heimische, am meisten auf der Halbinsel
Yukatan angebaute Faserpflanze. Den Namen Sisal hat sie von der
gleichnamigen Hafenstadt in Yukatan, die früher der Hauptausfuhrort für
den Sisalhanf war.

Die Sisalagave sieht den in unsern Gärten gezüchteten Agaven oder Aloen
ähnlich. Sie hat einen kurzen, über den Erdboden ragenden Stamm, aus dem
die dicken, fleischigen, oft über 1 m langen Blätter entspringen. Aus
der Mitte der Blattkrone wächst ein riesiger, holziger Schaft von 3-5 m
Länge hervor. An dem Schaft bilden sich die rispenförmig gestellten
Blüten. Bald nachdem der Schaft ganz ausgewachsen ist, stirbt die
Pflanze ab.

Die Sisalagave kommt am besten fort in tropischem oder subtropischem
Gebiet mit nicht zu großer Feuchtigkeit. Selbst in trockenem Sandboden
und auf felsigem Gelände gedeiht sie noch. Man kann sie daher auch dort
noch mit gutem Erfolg anbauen, wo für andere Kulturpflanzen der Boden zu
gering ist. Die Fortpflanzung geschieht entweder durch Wurzelschößlinge
oder durch sogenannte Brutknospen. Erstere schießen vom dritten Jahr der
Pflanze reichlich als Triebe des Wurzelstocks aus dem Boden hervor und
brauchen nur abgegraben und verpflanzt zu werden. Die Brutknospen sind
ebenfalls Pflänzlinge, die sich, anfänglich in Form einer Zwiebel, an
dem Blütenschaft in großer Zahl, bis zu 3000 an einer Pflanze, bilden,
oft schon an ihrem Entstehungsort Wurzel schlagen, später aber abfallen
und ihre Wurzeln in die Erde senkend weiterwachsen. Dem Pflanzer bietet
sich also Saatgut in Menge dar. Ist die Agave auf ihr Feld gepflanzt, so
verlangt sie weiter keine Pflege; nur muß wenigstens anfangs das Unkraut
niedergehalten werden.

Die wertvollen Fasern, der Sisalhanf, befinden sich in den Blättern. Ist
die Pflanze fünf Jahre alt, so können bis zu ihrem 15.-20. Jahre zwei
bis viermal jährlich die „reifen” d. i. die ausgewachsenen Blätter
abgeschnitten werden. Mittels einer Maschine trennt man die Fasern von
den Fleischteilen des Blattes. Nachdem die Faser dann sorgfältig von
allen fremden Bestandteilen gereinigt, getrocknet und gebleicht ist,
gelangt sie als Sisalhanf in den Handel. Ihre Verwendung findet sie bei
der Herstellung von gröberen Geweben, wie z. B. Segeltuch und namentlich
sehr guten Tauen.

Das Haupterzeugungsland für Sisalhanf ist Mexiko und hier vor allem die
Halbinsel Yucatan. Es führt jährlich 500000 Ballen im Wert von 10
Millionen Dollar aus.

Seit einigen Jahren wird die Sisalagave auch in den deutschen Kolonien
angebaut; die größten, von Europäern geleiteten Sisalpflanzungen gibt es
in Ostafrika; sie werden für die wirtschaftliche Entwicklung dieser
Kolonie sicher von größter Bedeutung werden, da die Pflanze hier
vorzüglich gedeiht und der ostafrikanische Sisalhanf infolge seiner
sorgfältigen Aufbereitung auf dem europäischen Markte sehr gute Preise
erzielt. Die Pflanzungen haben deshalb in den letzten Jahren stark
zugenommen und vermehren sich immer noch. Die größten finden sich in den
Bezirken Pangani, Tanga, Lindi und dem Tieflande von Wilhelmstal. In
Pangani stehen etwa 3600000 Pflanzen auf den Feldern, in Wilhelmstal
ebenso viele. Wie schnell die Ernten gewachsen sind, zeigen folgende
Zahlen:

    1903 wurden ausgeführt    422000 kg =  324000 Mk.
    1906   „         „       1820000 „  = 1348000  „
    1907 hatte die Ausfuhr einen Wert von 2162000  „

Für die nächsten Jahre darf man eine weitere bedeutende Steigerung der
Ausfuhr erwarten.

[Illustration: Tafel 25.

Sisalagave (_Agave rigida_).

1/13 nat. Gr.

Untere Blätter sind abgeerntet.]


Sansevierahanf

(Tafel 26).

Der Sansevierahanf, auch afrikanischer Hanf genannt, ist eine der
Sisalagave ähnliche Pflanze aus der Familie der Liliaceen; sie bildet
aber keinen so hohen Blütenschaft wie diese. Ihre Heimat ist das
tropische Afrika, wo sie bis heute wild wächst. In Deutsch-Ostafrika ist
sie in mehreren Arten vertreten, von denen aber nur zwei (S. cylindrica
und S. Ehrenbergii) auf ihr Produkt ausgebeutet werden. In Westafrika
dient dem gleichen Zweck die S. guineensis.

Die Sansevieren vermehren sich außer durch Samen durch Wurzelschößlinge,
die in großen Mengen um die Pflanze herum emporschießen. Sie gedeihen am
besten auf steinigen Steppen im Schatten des Gebüsches. Die Pflanze
erreicht ein hohes Alter, eine einmal gemachte Anlage braucht deshalb
erst nach vielen Jahren erneuert zu werden. Anpflanzungen werden in den
deutschen Kolonien versucht. Die bis jetzt in Ostafrika gewonnenen
Ernten stammen jedoch noch von wilden Beständen. Der Hanf wird wie bei
der Sisalagave aus den dickfleischigen Blättern gewonnen. Seine
Gewinnung ist schwierig, weil die Pflanze nur selten, z. B. in den
Bezirken Mpapua und Wilhelmstal, in großen, geschlossenen Beständen,
meist vielmehr zerstreut und einzelstehend vorkommt. Auch die
Aufbereitung der Faser macht viele Mühe, da sie bis jetzt mit der Hand
geschieht. Will man den Betrieb gewinnbringend gestalten, so müssen
Reinigungsmaschinen aufgestellt werden. Auch würde es sicher lohnend
sein, Pflanzungen in größerem Maßstabe anzulegen, da die Sanseviera
einen Hanf von hervorragender Güte liefert. Ausgeführt wurden von
Ostafrika 1906/7 154000 kg.

[Illustration: Tafel 26.

Sansevierahanf (_Sanseviera guineensis_).

1/6 nat. Gr.]

Weitere Faserpflanzen, die sich in unsern Kolonien heimisch finden oder
deren Anbau in ihnen versucht wird, sind:


Jute

(Tafel 27).

Sie ist eine mehrjährige Pflanze, wird 1-4 m hoch, der Stengel ist am
Boden 1-4 cm dick und wenig verzweigt. Die Blüten sind gelb, aus ihnen
bilden sich die Fruchtkapseln, die bei einer Art cylindrisch, bei einer
anderen kugelrund sind. Die Heimat der Pflanze ist wahrscheinlich das
südliche Asien, ihr Anbauland hauptsächlich Ostindien. Allein Bengalen
bringt jährlich 5590000 Ballen Jute hervor.

[Illustration: Tafel 27.

Jute (_Corchorus capsularis_).

1/4 nat. Gr.]


Pandanus

von dem sehr viele Arten bekannt sind, ist eine in den amerikanischen,
asiatischen und afrikanischen Tropen heimische Pflanzengattung, deren
Vertreter meist einer vielfältig gabelig verzweigten Palme ähnlich
sehen. Die Eingebornen Westafrikas, besonders aber die der
Südsee-Inseln, benutzen Pandanusblätter zu Matten- und Korbflechtereien,
manchmal auch zur Herstellung von Hüten.


Raphiapalme.

Diese Palme kommt an Bächen und in Sümpfen ganz Zentralafrikas und
Madagaskars vor. Der eigentliche Stamm bleibt sehr kurz, dagegen hat sie
außerordentlich (bis 20 m) lange Fiederblätter. Die Blattstiele dienen
als Ersatz für Bambus beim Hausbau, auch als Hängemattstangen finden sie
Verwendung. Diese Blattstiele liefern eine grobe Faser, die unter dem
Namen afrikanische Piassava in den Handel kommt.


Manilahanf

ist schon bei Besprechung der Banane genannt worden.

Jute und Manilahanf werden versuchsweise in Ostafrika, Togo und Kamerun
angebaut, Pandanus und Raphiapalme sind auch in Togo und Kamerun
heimisch. Eine nennenswerte Ausbeute für den Übersee-Handel liefern sie
noch nicht.


Ramie

(Tafel 28)

Ramie, auch Chinagras genannt, ist ein zu den Urticaceen gehöriges,
unserer Brennessel nicht unähnliches Kraut. Ein Wurzelstock treibt bis
zu 15 Stengeln aus, die eine Höhe bis zu 2 m erreichen. Indien, die
indische Inselwelt und Japan erzeugen große Mengen dieses wertvollen
Faserstoffes, der mannigfache Gewebe von den feinsten Zeugen bis zum
groben Segeltuch liefert. Die Verarbeitung der Ramiefasern findet
hauptsächlich in England, Frankreich und Deutschland statt. Deutschland
führt jährlich gegen 600000 kg im Wert von über 400000 Mk. ein. Die
bedeutendste deutsche Ramiespinnerei ist in Emmendingen in Baden.

[Illustration: Tafel 28.

Ramie (_Boehmeria nivea_).

1/5 nat. Gr.]



VII. Kautschuk liefernde Pflanzen.


~Vorbemerkung.~ Kautschuk wird aus der Milch verschiedener Pflanzenarten
gewonnen. Um die Milch zu erhalten, zapft man die Bäume oder Lianen an,
indem man sie mit einem Messer anschneidet. Der weiße Saft, der
besonders oder ausschließlich aus der Rinde heraustritt, wird
aufgefangen, gekocht oder mit einer Säure versetzt, worauf sich der
Kautschuk als zähe, elastische, später noch zu trocknende Masse
niederschlägt. Vorzüglich sind es Pflanzen aus den Familien der
Euphorbiaceen, Moraceen und Apocynaceen, die Kautschuk liefern, und zwar
kommen nur einzelne Arten dieser Familien für Kautschukgewinnung in
Betracht, die alle in den Tropen gedeihen, der Saft anderer ist zu
kautschukarm, um ein Anzapfen lohnend zu gestalten.

Am meisten Kautschuk liefert Amerika; in zweiter Linie steht Afrika,
dessen Kautschukerzeugung in den letzten Jahren, zusammen mit der
wirtschaftlichen Erschließung des Erdteils überhaupt, einen bedeutenden
Aufschwung genommen hat. Auch auf den Südsee-Inseln sind
Kautschukanpflanzungen angelegt und schon kleinere Ernten eingebracht
worden.

Es werden im folgenden die für unsere Kolonien wichtigsten
Kautschukpflanzen aufgeführt.


Kickxia

(Tafel 29).

Die Kickxia ist ein hoher, gerader Urwaldbaum mit fast pyramidenförmiger
Krone. Ihre Rinde ist grau, die Blätter sind lanzettlich, glatt, die
Blüten gelblich. Aus ihnen bilden sich die aus zwei Kapseln bestehenden,
etwa 15-20 cm langen Früchte, die eine große Zahl Samen enthalten.

Der Kickxiabaum hat seine Heimat im tropischen Afrika. Er kommt vor auf
der Goldküste, im Lagos-Gebiet, in Süd-Nigerien, Kamerun bis an den
französischen Kongo. Die reichsten Kickxiabestände sollen sich
im äußersten Südosten Kameruns und dem angrenzenden Teil des
französischen Kongo befinden.

Die Kickxia ist erst in neuerer Zeit entdeckt. Im Jahre 1894 brachten
eingeborne Händler aus dem Lagos-Gebiet eine bis dahin unbekannte
Kautschuksorte zum Verkauf an die Küstenplätze. Bei näherer Untersuchung
erwies sich das neue Produkt als sehr wertvoll; es wurde gern gekauft,
gut bezahlt und infolgedessen bald in großen Mengen von den Eingebornen
auf den Markt gebracht. Lange kannte man die Pflanze nicht, die diesen
Kautschuk lieferte, bis im Jahre 1898 der Deutsche Paul Preuß am
Mungo-Flusse in Kamerun die Kautschuk liefernde Kickxia-Art entdeckte,
die durch ihn den Namen Kickxia elastica erhielt. Von den Franzosen und
Engländern wird sie gewöhnlich nach einem auf der Goldküste
einheimischen Namen Funtumia elastica genannt.

Die Kickxia elastica ist sehr reich an stark kautschukhaltigem
Milchsaft. Die Gewinnung des Saftes geschieht auf zweierlei Weise.
Entweder der Eingeborne klettert auf den Baum und schneidet von der
Krone bis fast auf den Erdboden einen Kanal in die Rinde des Baumes und
außerdem in bestimmten Abständen schräglaufende, in den vertikalen
Hauptkanal einmündende Seitenkanäle. Der ausrinnende Saft wird in einem
Topf am Boden aufgefangen und nach dem Gerinnen in Ballen geformt. Wird
bei diesem Vorgehen mit einiger Vorsicht verfahren, schneidet man vor
allem nicht durch die Rinde hindurch in das Holz des Stammes ein, so
wächst der Baum weiter und kann im folgenden Jahre wieder angezapft
werden. Die andere, allerdings bequemere Methode, bei der einfach der
ganze Baum gefällt wird, ist ein barbarischer und unvernünftiger
Raubbau, der schon große Kickxiabestände vernichtet hat und einen
erheblichen Rückgang der Kautschukgewinnung in den nächsten Jahren
befürchten läßt. Um dem entgegenzuwirken, hat man die Kickxia in
Pflanzungskultur genommen, und es finden sich heute in Kamerun und auf
Neuguinea große, in Togo und Ostafrika kleine Anpflanzungen des
Kickxiabaumes.

[Illustration: Tafel 29.

Kickxia elastica.

a) Baum, 1/80 nat. Gr.

b) Zweig, 1/5 nat. Gr.]


Landolphia.

Diese Pflanzengattung, zur Familie der Apocynaceen gehörig, kommt für
die afrikanische Kautschukerzeugung in erster Linie in Betracht. Bis
jetzt sind 14 Arten von ihr als gute Kautschuklieferanten bekannt
geworden, die über das ganze tropische Afrika verteilt sind. Die meisten
von ihnen sind starke Schlinggewächse (Lianen) mit holzigem Stengel;
mittels ihres schlingenden Stengels oder besonderer Ranken klammern sie
sich an benachbarte Sträucher oder Bäume und klettern an diesen bis in
die höchsten Baumwipfel empor. Ihre Früchte sind meist gelb oder rot,
sie gleichen kleinen Orangen und bilden eine Lieblingsspeise der Affen.
Die Landolphiapflanzen kommen hauptsächlich in Urwäldern wildwachsend
vor; einige Arten werden jedoch neuerdings auch angebaut.

Zur Gewinnung des Saftes wird die Liane angeschnitten, worauf der Saft
ausfließt und mitunter schon an der Luft gerinnt. Man formt ihn in
Klumpen oder Kugeln bis zu Kopfgröße, und so gelangt er in den Handel.
Einige Arten enthalten den Kautschuk nicht im Stamm, sondern in der
Wurzel, in dem Fall muß also diese angezapft werden. Häufig aber geben
sich die Eingebornen nicht die Mühe, die Liane anzuschneiden, sondern
sie hauen sie einfach kurz über dem Erdboden ab und fangen den
auslaufenden Saft auf. Dies ist natürlich die bequemste Art der
Gewinnung, und er liefert auch eine einmalige größere Ausbeute als das
Anzapfen; aber die Pflanze ist dabei verloren, und bei der großen
Nachfrage und den hohen Preisen des Kautschuk liegt die Gefahr nahe, daß
durch diesen Raubbau die ganzen Bestände an Kautschuklianen vernichtet
werden.

Die Kolonialregierungen suchen deshalb durch Belehrungen und Gesetze
dies Raubsystem einzuschränken und die Eingebornen zu einer vernünftigen
Behandlung der wertvollen Kautschuklianen anzuleiten.


Clitandra.

Die Clitandra-Arten sind denen der Landolphia nahe verwandt. Erst in
jüngster Zeit hat man ihren hohen Wert für die Kautschukgewinnung
erkannt, und sie nehmen in dieser Industrie schon heute eine bedeutende
Stellung ein. Der Milchsaft ist bei ihnen außerordentlich reichlich
vorhanden und zwar in derselben Güte wie bei den besseren
Landolphiaarten.

Die Clitandren sind ebenfalls Klettergewächse, die in den Urwäldern der
afrikanischen Tropen gedeihen. Am häufigsten hat man sie bis jetzt im
Kongobecken und in Kamerun angetroffen. Kenner empfehlen gewisse
Clitandraarten als die bestgeeigneten Kautschukpflanzen zur Kultur in
Westafrika.

Die Saftgewinnung geschieht wie bei der Landolphia.

In Togo und Kamerun werden versuchsweise sowohl Landolphia- und
Clitandra-Arten auf einigen europäischen Pflanzungen angebaut.


Manihot Glaziovii

(Tafel 30).

Diese Pflanze ist nicht in Afrika heimisch, wird aber vielfach hier
angebaut. Sie stammt aus dem tropischen Südamerika, wo sie auch
kultiviert wird. Der Manihot bildet einen stattlichen Baum von 10-15 m
Höhe, hat eine fast kugelige Krone und blaßgrüne, gelappte Blätter.

Die Bäume werden manchmal schon angezapft, wenn sie erst 3-4 Jahre alt
sind. Geschieht dies mit Behutsamkeit ohne grobe Verletzung des Holzes,
so kann die Anzapfung eine Reihe von Jahren hindurch regelmäßig
wiederholt werden. Der aus dem Manihot gewonnene Kautschuk wird nach dem
Namen seines engeren Heimatlandes auch Ceara-Kautschuk genannt.

Besonders in Ostafrika, in den Bezirken Wilhelmstal, Lindi, Kilwa und
Moschi bestehen jetzt ausgedehnte Pflanzungen mit Manihotbäumen, allein
in Wilhelmstal z. B. über eine Million. Die meisten der Bäume sind aber
noch nicht alt genug, um ertragsfähig zu sein. Auch Togo und Kamerun
besitzen Manihot-Kulturen. Am besten sagt der Pflanze trocknes,
steiniges Gelände zu, wie es Ostafrika, Togo und auch das Hinterland von
Kamerun in weitem Umfange bieten.

[Illustration: Tafel 30.

Manihot Glaziovii.

a) Junger Baum, 1/80 nat. Gr.

b) Zweig mit Blüten, 1/4 nat. Gr.]


Ficus Vogelii.

Ficus Vogelii ist ein in ganz Westafrika von Senegambien bis an den
Kongo vorkommender Baum mit starkem, stattlichem Stamm, mächtig breiter
Krone und großen Blättern. Wegen seiner dichten, schattenspendenden
Krone wird er von den Eingebornen gern auf Dorfplätzen angepflanzt.
Vögel und Affen fressen seine haselnußgroßen, runden, grünen Früchte.

Der Saft der Ficus Vogelii liefert einen nicht gerade hervorragenden,
aber doch gut verkäuflichen Kautschuk; er wird besonders gern mit
besseren Sorten gemischt in den Handel gebracht. -- In Kamerun hat man
angefangen, den Baum in Kultur zu nehmen.


Ficus elastica

(Tafel 31).

Sie ist eine auch bei uns als Zierpflanze gehaltene und unter dem Namen
Gummibaum allgemein bekannte Art der Gattung Ficus. Ihre Heimat ist
Südostasien; dort wird sie kultiviert als die in jenen Gegenden beste
Kautschukpflanze.

In Togo, Kamerun, Ostafrika und auf Neuguinea macht man in den
Pflanzungen Versuche mit dem Anbau der Ficus elastica. Besonders aus
Kamerun und Neu-Guinea lauten die Berichte über ihr Gedeihen recht
günstig. Der Baum kommt dort selbst auf steinigem Boden und an steilen
Abhängen gut fort. Die zahlreichen, fast horizontalen Äste des Baumes
ermöglichen eine bequeme Anzapfung. Aus den Ästen wachsen Luftwurzeln
und senken sich wieder in den Boden ein. Diese werden so mächtig, daß
sie fast die Dicke des Stammes erreichen und wie dieser angezapft werden
können. Ein einziger Ast der Ficus elastica lieferte bei einer Anzapfung
in drei Tagen 114 gr trocknen Kautschuk.

[Illustration: Tafel 31.

Gummibaum (_Ficus elastica_).

a) Alter Stamm mit Tafelwurzeln.

b) Säulenwurzel, einen Zweig stützend.

c) Junger Baum, 1/40 nat. Gr.]


Castilloa elastica.

Die Castilloa elastica ist ein Baumriese des mittel- und
südamerikanischen Urwaldes. Sie gehört zur Familie der Moraceen, ist
also mit den Feigen- und Maulbeerbäumen verwandt. Einzelne Exemplare des
Baumes sollen bis 50 m hoch werden, seine durchschnittliche Höhe ist
20-30 m. Die ovalen, hellgrünen Blätter werden bis 30 cm lang und 18 cm
breit. Eigentümlich ist, daß der Baum zweierlei Arten von Zweigen
besitzt, von denen die einen, in der Jugend gebildeten, später
abgeworfen werden.

Zahlreiche, langjährige Versuche in den verschiedensten Tropengegenden
haben die Tatsache ergeben, daß die Castilloa mancherorts eine der
sichersten und ergiebigsten Kautschukpflanzen ist. Man hat sie deshalb
vielfach in Kultur genommen, zumal die wilden Bestände in Amerika durch
den rücksichtslosen Raubbau, der beim Abzapfen des Saftes meist
getrieben wird, sich schon jetzt bedenklich vermindern. Die bequemste
Art der Kautschukgewinnung besteht nämlich auch hier darin, daß der Baum
kurz über der Wurzel gefällt wird. Hierbei gewinnt der Sammler eine fünf
mal so große Menge Saft als durch das schonende Anzapfen, das den Baum
erhält und eine spätere regelmäßige Wiederholung des Anschneidens
möglich macht.

Die größten Kulturen der Castilloa befinden sich in der Heimat des
Baumes, in Mittel- und Südamerika. Aber auch nach Afrika und Asien, und
so auch in die deutschen Kolonien hat man den Baum unter erheblichen
Mühen und Unkosten verpflanzt. Am besten scheint er in dem feuchtwarmen
Küstenklima von Kamerun, in Samoa und Neuguinea fortzukommen. In Kamerun
haben die Kulturen unter einem Bohrkäfer sehr zu leiden, was für die
ganzen Anpflanzungen verhängnisvoll wird. Auf Neuguinea lieferten
dagegen die ersten Anzapfungen recht ermutigende Ergebnisse.


Hevea

(Tafel 32).

Die Hevea ist ein in Brasilien heimischer (daher auch Hevea
brasiliensis) hoher, schlanker Waldbaum mit dreigeteilten Blättern,
rispenförmigen Blütenständen und großen, dreiklappigen Fruchtkapseln.
Dieser Baum liefert den sogenannten Parakautschuk; er wird in größeren
Mengen als irgend eine andere Kautschukart gewonnen und liefert den
weitaus bedeutendsten Teil des gesamten Weltbedarfes. Auch seine
Qualität ist ausgezeichnet. -- Die Gewinnung ist eine ähnliche wie bei
den oben angegebenen Arten. Der abgezapfte Saft gerinnt jedoch nicht von
selber, wird vielmehr durch Räuchern verdickt und dann an der Sonne
getrocknet.

Der Hevea-Baum verlangt ein heißes, feuchtes Klima. Wegen seines hohen
Wertes hat man ihn nach anderen tropischen Gegenden zu verpflanzen
gesucht, und es gibt heute in den Tropen Amerikas, Afrikas und Asien
ausgedehnte Hevea-Pflanzungen. In Ceylon und Malakka sind z. B. in den
letzten Jahren gegen fünf Millionen Hevea-Bäume angepflanzt worden, auf
der malayischen Halbinsel 3-1/2 Millionen.

Auch in unsern Kolonien ist der Baum in Kultur genommen; obgleich die
Pflanzungen noch jung und erst wenige Bäume ertragreich sind, lassen sie
doch schon jetzt günstige Resultate mit Sicherheit erhoffen. Besonders
das Küstengebiet von Kamerun mit seinen vielen Flußarmen und feuchten
Niederungen, ebenso Samoa und Neuguinea, auch die Flußtäler Ostafrikas
bieten der Hevea günstige Wachstumsbedingungen, und ihr Anbau verspricht
dort von großer Bedeutung zu werden.

[Illustration: Tafel 32.

Hevea (_Hevea brasiliensis_).

a) Blühender Zweig, 2/5 nat. Gr.

b) Heveastämme, die Art der Anzapfung zeigend.]



Übersicht über die Erzeugung und den Verbrauch an Kautschuk.


Der Verbrauch an Kautschuk ist in den letzten Jahrzehnten in ganz
ungeahnter Weise gestiegen durch den beispiellosen Aufschwung, den die
Kautschukindustrie genommen hat. Es gibt heute kaum einen Zweig der
Industrie, der nicht in irgend einer Form Kautschuk verwendet. „Der
Kautschuk begleitet den Menschen tatsächlich von der Wiege bis zum
Grabe. Schon der Säugling erblickt in dem Gummisauger den geschätzten
Vermittler seines Gedeihens, behaglich streckt er sich auf seiner
Gummiunterlage, fröhlich greift er bald zur Gummipuppe und später zum
Spielball”. Nicht aufzuzählen sind die Gebrauch-, Sport- und
Luxus-Gegenstände aus Kautschuk, die der Mensch im täglichen Leben
verwendet. Es sei nur erinnert an Fahrräder und Automobile. Die
Chirurgie, Orthopädie, Chemie, Elektrotechnik, Meteorologie,
Luftschiffahrt, sie alle brauchen das Gummi in mannigfaltigster Weise.

Diese fast unbegrenzte Verwendbarkeit des Gummi ist erst erreicht worden
durch die Entdeckung, daß der Kautschuk Schwefel in sich aufnehmen kann
und durch diese Beimischung an Elastizität und Widerstandsfähigkeit
gegen hohe Temperaturen bedeutend zunimmt. Man nennt dies Verfahren
vulkanisieren. Wird Kautschuk mit wenig Schwefel versetzt und dann kurz,
aber stark erhitzt, so entsteht „Weichgummi”, durch Zusatz einer
größeren Schwefelmenge und darauf folgendes langandauerndes Erhitzen
erhält man „Hartgummi”.

Es ist nur natürlich, daß mit dem gesteigerten Bedarf an Kautschuk auch
die Gewinnung mit Riesenschritten vorwärtsgegangen ist. Als im Jahre
1840 der Kautschuk in die Industrie eingeführt wurde, betrug der
Jahresverbrauch 400 Tonnen; heute beträgt er 61760 Tonnen im Werte von
fast 400 Millionen Mark.

Die Erzeugung von Kautschuk verteilte sich auf die verschiedenen
Ausfuhrländer im Jahre 1900 wie folgt:

        Amerika            31466 Tonnen.
        Afrika             16000   „
        Asien und Ozeanien  2339   „
                          --------------
                  Zusammen 49805 Tonnen.

Die Weltproduktion betrug also im Jahre 1900 rund 50000 Tonnen; 1904 war
sie auf 61760 Tonnen gestiegen.

Von der Gesamterzeugung entfielen im Jahre 1906 auf die deutschen
Kolonien:

        Ostafrika  342500 kg -- 2400000 Mk.
        Kamerun   1152000 „  -- 4687000  „
        Togo       134000 „  -- 1161000  „
        Neuguinea     450 „  --    3700  „
                ---------------------------
        Zusammen 1628950 kg  -- 8251700 Mk.
                      (1907 für 9000000 Mk.)

Deutschlands Einfuhr beträgt rund 153 Millionen Mark.

Die Größe der Kautschukpflanzungen in den deutschen Kolonien stellt
folgende Übersicht dar.

Es sind bepflanzt:

  In Deutsch-Ostafrika 1250 ha mit 1500000 Bäumen.
   „ Kamerun            700 „   „   900000   „
   „ Togo                80 „   „    41300   „
   „ Neu-Guinea        1100 „   „   603000   „
   „ Samoa              450 „   „   260600   „
                      ----------------------------
              Zusammen 3580 ha mit 3404900 Bäumen.



VIII. Klebegummi liefernde Pflanzen.


Gummiakazie

Die Akazien, deren es etwa 450 Arten gibt, gehören zur Familie der
Mimosen. Viele von ihnen sind den Menschen nützlich durch ihren
Gummisaft oder den in ihren Rinden, Früchten etc. enthaltenen Gerbstoff.
Es sind baum- oder strauchartige Pflanzen mit gefiederten Blättern,
kleinen kugligen oder ährenförmigen Blütenständen und Hülsenfrüchten.
Man findet Akazien hauptsächlich in Australien, Südasien und Afrika; sie
kommen im tropischen und subtropischen, selbst noch im gemäßigten Klima
fort und nehmen mit magerem Boden vorlieb.

Die in Afrika zwischen dem 10. und 20.° n. B. heimische Gummiakazie
(Acacia senegalensis) liefert das bekannte arabische Gummi (gummi
arabicum). Ein gutes Gummi gewinnt man außerdem aus der dreidornigen
Akazie (Acacia glaucophylla) in Abessinien, Nubien, dem Somalilande und
Arabien, und der abessinischen Akazie. Der Gummisaft der Akazien wird
nicht gezapft, sondern er fließt von selber aus und erstarrt sogleich.
Bei der Senegal-Akazie wird das Ausfließen bewirkt durch heftige Winde,
die die Baumrinde austrocknen und rissig machen; durch diese Risse
dringt der Saft an die freie Luft und gerinnt hier alsbald. -- Der Gummi
wird von den Eingebornen nicht nur an die Europäer verkauft, sondern ist
für sie auch ein wichtiges Nahrungsmittel. Die Verwendung des
Senegalgummi in der heimischen Industrie ist eine mannigfaltige. Man
gebraucht es z. B. in Zeugdruckereien zum Verdicken der Farben, in
Kattun- und Seidenfabriken zum Appretieren, als Zusatz zu Tinten und
Farben, beim Steindruck, als Kleb- und Bindemittel etc. Deutschlands
Bedarf an Gummi und Gummilack stellt jährlich einen Wert von etwa 16
Millionen Mark dar.

In Togo, Kamerun und Deutsch-Ostafrika kommen Gummiakazien teilweise
wildwachsend vor. Man hat aber außerdem auch nicht-einheimische Arten in
Kultur genommen.



IX. Guttapercha.


Guttapercha

(Tafel 33).

Guttapercha ist wie Kautschuk eine Masse, die aus dem Saft verschiedener
Baumarten gewonnen wird. Guttapercha liefernde Bäume gibt es aber nicht
in so großer Anzahl wie die Kautschukpflanzen. Es sind nur einige Arten
der Gattung Palaquium, die für die Gewinnung in Betracht kommen.

Die Heimat dieser Bäume ist die südasiatische Inselwelt. Sie kommen vor
auf Borneo, Sumatra und der malayischen Halbinsel. Ganz neuerdings hat
man Guttaperchabäume auch in Deutsch-Neuginea gefunden. Es sind
Urwaldbäume, die eine Höhe von 20-25 m erreichen. Ihre Blätter sind
oval, lederartig, glänzend grün. Aus den Samen pressen die Eingebornen
Sumatras ein Speiseöl. Zur Gewinnung des Guttapercha werden fast in
allen Fällen die Bäume gefällt, so daß alte, ganz ausgewachsene Bäume
immer seltener werden. Die Guttapercha-Erzeugung würde bei diesem System
der Ausbeutung in allernächster Zeit ganz bedeutend zurückgehen, wenn
nicht durch Anpflanzung junger Bäume für Nachwuchs gesorgt würde. Auch
auf den deutschen Südseeinseln sind Pflanzungen angelegt worden, die, da
Klima und Bodenbeschaffenheit dem dort ja auch wild vorkommenden Baum
zusagen, zu guten Hoffnungen berechtigen.

Der ausfließende Saft gerinnt sofort an der Luft; er wird später durch
Kochen und Kneten gereinigt und verdickt, erhärtet bei gewöhnlicher
Temperatur zu holzharten Klumpen.

Eine besondere Bedeutung für die Industrie hat Guttapercha durch sein
Verhalten zur Elektrizität erlangt: Es ist ein fast vollständiger
Nichtleiter der Elektrizität (wie auch der Wärme). Daneben wird es
selber aber durch Reiben stark negativ elektrisch. Diese Eigenschaften
haben ihm eine ausgedehnte Verwendung in der Elektrizität verschafft.
Die ganze Unterseekabelindustrie hängt von der Gutta ab.

Gutta wird in der Wärme nicht ~plastisch~ wie Ton und Kautschuk,
letzterer ist dafür aber ~elastisch~. Gutta wird durch Seewasser nicht
verändert, wohl aber Kautschuk.

[Illustration: Tafel 33.

Guttaperchabaum (_Palaquium gutta_).

a) Blühender Zweig.

b) Frucht.]



X. Gerbhölzer.


Gerberakazien.

Die besten Gerberakazien sind in Australien heimisch. Besonders
geschätzt ist die Acacia decurrens, ein in Süd- und Ostaustralien häufig
vorkommender, in neuerer Zeit auf Anregung der englischen Regierung auch
in Kultur genommener Baum.

Der Gerbstoff ist in der Rinde enthalten; diese wird vom Stamm
abgeschält und kommt gemahlen unter dem Namen Mimosarinde in den Handel.
Australien produzierte 1893 14730 Tonnen Mimosarinde im Werte von
1859000 Mark allein von der Acacia decurrens.

Auch dieser nützliche Baum findet in unsern Kolonien ein ihm zusagendes
Klima. In Ostafrika wird er angebaut, und es ist gegründete Aussicht,
daß vor allem in West-Usambara die Kultur der Gerberakazie eine wichtige
Rolle spielen wird. Zur Untersuchung eingesandte Rinden haben einen
hohen Tanningehalt, nämlich 44%, aufgewiesen. -- Die Bäume brauchen 5-8
Jahre, bis sie die ersten Erträge liefern. Das Abschälen eines Teiles
der Rinde kann dann in bestimmten Abständen eine Reihe von Jahren
hindurch wiederholt werden.


Catechu-Akazie.

Diese Akazie kommt in Indien und Birma vor; außerdem ist sie aber auch
in einem großen Teile Ost-Afrikas verbreitet, und zwar von Abessinien
bis zum Sambesi und von der Küste bis an das Gebiet der großen Seen. Sie
ist ein 4-8 m hoher Baum mit brauner, rissiger Rinde, schirmförmiger
Krone und Stacheln an den Zweigen. Die Blätter bestehen je aus 40-100
Fiedern, deren jede wieder aus 60-80 sehr kleinen Blättern
zusammengesetzt ist. In der Trockenzeit fällt das Laub ab.

Das Holz dieses Baumes enthält einen Gerbstoff, der unter dem Namen
Catechu, auch Pegu-Catechu, in den Handel kommt. Zur Gewinnung des
Catechu wird der Baum gefällt, das Holz in kleine Späne gehauen in einem
Topfe 12 Stunden lang gekocht. Nach Verlauf dieser Zeit hat sich der
Gerbstoff mit dem Wasser zu einer dunkelbraunen Brühe verbunden. Diese
wird nun durch abermaliges Einkochen verdickt, bis sie „fest” wird.
Diese feste Masse wird in Formen getan und bleibt in ihnen bis zur
vollständigen Verhärtung. In solchen Klumpen kommt das Catechu in den
Handel. Vor dem Gebrauch wird es durch heißes Wasser und Chemikalien
wieder aufgelöst.

Der Catechu wird in der Färberei in Massen gebraucht, sowohl als Beize
als auch zur Erzeugung von dauerhaften schwarzen, braunen und grünen
Farbenschattierungen, und zum Gerben von weichem, geschmeidigem Leder.

Bis jetzt sind nur die Catechu-Bestände in Indien ausgenützt worden und
zwar in dem Maße, daß die Gewinnung in den letzten Jahren sehr
zurückgegangen ist. (1896 für etwa 5 Millionen Mark). Daraufhin hat
jetzt die englische Regierung verfügt, daß die Catechu-Gewinnung
geregelt und die Bäume in Kultur genommen werden. Dagegen sind bisher
die großen Catechubestände, die in Ostafrika sich finden, noch gar nicht
in Benutzung genommen. Besonders im Steppenwalde Deutsch-Ostafrikas
kommt der Baum überaus zahlreich vor. Es ist deshalb sicher nur eine
Frage der Zeit, daß man diese wilden Bestände nicht nur ausbeutet,
sondern auch den Baum, der dort alle seine Wachstumsbedingungen erfüllt
findet, anbaut.


Mangroven

(Tafel 34).

Die Mangrovenbäume, zur Familie der Rhizophoraceen gehörig, sind
Sumpfpflanzen. Sie kommen vor am Meeresufer, besonders in breiten
Flußmündungen. Oft stehen sie unmittelbar im Wasser oder doch so, daß
sie wenigstens während der Flutzeit vom Wasser bespült werden. Die Bäume
fallen auf durch ihre meist bogenförmigen, oft auch knieartigen
Stelzwurzeln und ihre von den Zweigen sich wieder in den Boden senkenden
Luftwurzeln.

Das Holz der Mangrovenbäume ist außerordentlich hart und deshalb als
Nutzholz in verschiedenster Weise verwendbar. Noch wichtiger ist aber
die Rinde; sie enthält Gerbstoff und wird deshalb in immer steigenden
Mengen gewonnen und nach Europa ausgeführt.

Mangroven sind über einen großen Teil der tropischen Küstengebiete
verbreitet. Auch Deutsch-Ostafrika und Kamerun besitzen große
Mangrovenwälder.

Deutsch-Ostafrika führte 1907 für 39000 Mk. Gerbhölzer aus.

[Illustration: Tafel 34.

Mangroven (_Rhizophora mucronata_).

a) Mangrovendickicht und junge Pflanzen.

b) Blühender Zweig.

c) Frucht, am Baum keimend.

d) Abfallender Keimling; die untere Spitze bohrt sich in den Schlamm.]



XI. Arzneipflanzen.


Der Kampferbaum.

Der Kampferbaum (Cinnamomum Camphora) ist ein stattlicher,
lindenähnlicher Baum mit starkem Stamm und knorrigen Ästen. Besonders im
Holz und im Mark finden sich Zellen verteilt, die einen unter bestimmten
Umständen zu Kampfer sich umgestaltenden Stoff enthalten.

Die Heimat des Kampferbaumes ist das östliche Asien: Die ostchinesische
Küste, Formosa, Japan. Er verlangt warmes Klima und möglichst feuchte
Luft.

Zur Gewinnung des Kampfers muß der Baum gefällt werden. Wenn möglich,
sucht man hierzu recht kräftig entwickelte Stämme aus; den reichsten
Kampfergehalt sollen Bäume im Alter von annähernd 100 Jahren besitzen.
Das Holz wird in kleine Späne geschnitten und mittels Wasser
destilliert. Durch dies Verfahren wird der Kampfer und das Kampferöl aus
dem Holz gezogen.

Die wichtigste Verwendung des Kampfers ist in der Celluloid-Industrie,
ferner ist er Bestandteil des rauchlosen Pulvers. Er bildet außerdem ein
wichtiges Arzneimittel, das sowohl innerlich als äußerlich in vielen
Formen und Zusammensetzungen angewendet wird. Beim Destillieren sondert
sich das Kampferöl von dem eigentlichen Kampfer. Ersteres wird darauf
noch einmal destilliert und sondert noch wieder Kampfer ab. Der dann
zurückbleibende Rest wird gereinigt und findet bei der Lackbereitung
Verwendung. -- Allein Japan führt jährlich für 12-14 Millionen Mark
Kampfer und Kampferöl aus.

In den deutschen Kolonien (Ostafrika, Togo, Kamerun und auf den
Südseeinseln) werden Anbauversuche mit dem Kampferbaum gemacht. Von
Ernten aus diesen zum Teil recht gut vorankommenden Kulturen kann zur
Zeit noch nicht die Rede sein, da der Baum erst in höherem Alter gute
Erträge liefert. Man versucht neuerdings Kampfer auch aus den Blättern
des Baumes zu gewinnen.


Cinchonarinde

(Tafel 35).

Die Cinchonarinde oder Chinarinde wird gewonnen von verschiedenen, zur
Familie der Rubiaceen gehörigen Baumarten, deren Heimat die Gebirge des
westlichen Südamerika, vor allem Peru und Bolivia sind. Die
Cinchonabäume werden bis zu 30 m hoch; ihre Blätter sind sattgrün, die
Blütenstände rispenförmig, die Blüten von weißer oder rötlicher Farbe,
ihr Duft erinnert an den der Syringe. Die Frucht besteht aus einer
Kapsel, die zahlreiche kleine, geflügelte Samen enthält.

Die Rinde dieser Bäume enthält Alkaloide, die für die Arzneibereitung
von außerordentlicher Bedeutung sind. Das wichtigste und bekannteste
dieser Alkaloide ist das Chinin, das wegen seiner sicheren Heilkraft
gegen das Malariafieber in der Medizin eine große Berühmtheit erlangt
hat.

In Südamerika kommt der Baum wild vor und zwar hauptsächlich in solchen
Gegenden, die ein warmes und stark feuchtes Klima haben. Da man aber
voraussah, daß bei dem großen Bedarf an Chinarinde die wilden
Bestände mit der Zeit sich erschöpfen würden, so dachte man
rechtzeitig daran, die wertvollsten Arten der Bäume anzupflanzen. Diese
Anpflanzungen wurden in größtem Maßstabe auf Ceylon gemacht, später auch
auf Java und in Britisch-Indien. Im Jahre 1882 sollen in Ceylon 90
Millionen Cinchonabäume gestanden haben.

[Illustration: Tafel 35.

Cinchonarinde.

Zweig mit Blüten, 1/4 nat. Gr.]

Auch in Deutsch-Ostafrika macht man gegenwärtig Anbauversuche.

Die Gewinnung der Rinde geschieht bei den Indianern derart, daß der Baum
gefällt und dann die Rinde vom Stamm und den Zweigen abgeschält wird.
Der Baumstumpf treibt bald wieder junge Schößlinge, die im Alter von 6-8
Jahren ebenfalls Erträge liefern. Dies Verfahren ist auch auf manchen
Pflanzungen beibehalten worden; es hat den Nachteil, das man nach einer
einmaligen Ernte 6-8 Jahre lang bis zur nächsten warten muß. Außerdem
entwickeln sich die Schößlinge meist nicht so schnell und nicht so
kräftig wie der ursprüngliche Stamm. Ein anderes Verfahren besteht
darin, daß man den Baum stehen läßt und nur alljährlich einen Teil
seiner Rinde abschält, wodurch er in seinem Wachstum zwar aufgehalten,
jedoch nicht zerstört wird. Auf diese Weise erhält man wohl geringere,
aber regelmäßig sich wiederholende Ernten.

Die gewonnene Rinde wird getrocknet, zerkleinert und in Säcke oder
Ballen verpackt in den Handel gebracht. Die Haupthandelsplätze für
Cinchonarinde sind London und Amsterdam. Von hier aus geht aber der
weitaus größte Teil aller Chinarinden nach Deutschland, um dort zu
Chininsalzen verarbeitet zu werden. Neuerdings wird jedoch das meiste
Chinin in Indien und Java in Fabriken gewonnen, die sich inmitten der
Pflanzungen befinden. Die Ausfuhr an Rinden geht darum zurück und gibt
keinen Maßstab für den Konsum ab. Deutschlands Einfuhr betrug 1906: 3678
Tonnen im Werte von 4781000 Mk. Der größte Teil davon stammt aus
Niederländisch Indien, vor allem Java. Die Heimatländer des
Cinchonabaumes, Peru, Bolivia stehen in der Erzeugung schon längst an
letzter Stelle.


Strophanthus

(Tafel 36).

Es gibt etwa 25 Arten der Gattung Strophanthus, die im tropischen Afrika
heimisch sind, aber nur wenige von ihnen enthalten das bei der
Arzneibereitung verwendete Strophanthin. Das beste Strophanthin liefert
der in Togo häufig vorkommende Strophanthus hispidus. Dies ist ein
kletternder Strauch mit breit elliptischen Blättern, die unten weich,
oben rauher behaart sind. Die Frucht sieht einem langen, an beiden Enden
spitzen Kürbis mit tief gefurchter Oberfläche ähnlich. Gewöhnlich sind
zwei Früchte nebeneinander. Die Frucht enthält zahlreiche kleine,
goldbraun schimmernde, mit filzigem Haar bekleidete Samen.

Die Eingebornen benutzen die Strophanthussamen zur Herstellung von
Pfeilgift und auch bei Giftproben („Gottesurteilen”). Es ist sichere
Aussicht vorhanden, daß die Samen von Strophanthus hispidus in den
vorgeschriebenen Arzneienschatz aufgenommen werden, da gerade diese Art
das Strophanthin in reinerer Form als alle bisher bekannten Arten
liefert. Die Ausfuhr von Strophanthussamen aus Togo wird dann zweifellos
von Bedeutung werden.



XII. Nutzhölzer.


Unsere Kolonien besitzen in ihren Baumbeständen, die sich teils in
dichten Urwäldern, teils als lichtere Steppenwälder finden, einen großen
Reichtum an wertvollen Nutzhölzern. Eine Ausbeutung dieser Schätze
findet allerdings erst in geringem Umfange statt, weil die
Untersuchungen über die für die Ausfuhr am besten geeigneten Hölzer noch
gar nicht abgeschlossen sind. Manche Sorten sind überhaupt noch nicht
genauer bekannt. Ein großes Hindernis ist auch der Mangel an
Verkehrswegen. An größeren schiffbaren Flüssen fehlt es in den meisten
Gegenden. Bevor deshalb nicht Eisenbahnen den Transport der Hölzer an
die Küste ermöglichen, wird eine Ausfuhr nach Europa in größerem Umfange
ausgeschlossen sein. Allerdings findet schon jetzt eine Ausnützung des
Holzes statt in der Weise, daß zu den meisten europäischen Bauten in den
Kolonien nur einheimisches Holz verwendet wird, so daß die Holzeinfuhr
aus Europa beständig abnimmt.

[Illustration: Tafel 36.

Strophanthus hispidus.

a) Zweig mit Blüten, 2/5 nat. Gr.

b) Doppelfrucht, 1/4 nat. Gr.

c) Samen, der obere mit Flugapparat, 4/5 nat. Gr.]

Um auch für die Zukunft einen ausreichenden Waldbestand zu sichern,
sorgt die Regierung für Aufforstung besonders wertvoller Bäume auf
geeigneten Landstrecken.

Eine Aufzählung auch nur der wichtigsten Nutzhölzer unserer Kolonien ist
schon ihrer großen Zahl wegen hier unmöglich; sie ist auch deshalb
schwierig, weil es für die meisten Bäume noch keine allgemein
eingeführten Namen gibt. Die Händler bezeichnen die afrikanischen Hölzer
meist in Anlehnung an ihnen bekannte Holzarten, mit denen die neu
eingeführten gewisse Ähnlichkeiten besitzen, auch ohne mit ihnen
irgendwie verwandt zu sein.

Einige der bekanntesten Namen für afrikanische Nutzhölzer sind:

                Afrikanisches Mahagoni,
                Afrikanisches Rosenholz,
                Rotholz,
                Ebenholz,
                Teakholz,
                Zedern.

    Aus Deutsch-Ostafrika wurden 1906 für 21633 Mk.
  Nutzhölzer ausgeführt,
                             aus Kamerun 118794  „
                              „  Togo      2340  „
                              --------------------
                             Zusammen    142767 Mk.



A.

Zusammenfassende Darstellungen unserer wichtigsten kolonialen
Nutzpflanzen und ihrer Werte.


Aufzählung derjenigen pflanzlichen Nutzprodukte aus unseren Kolonien,
die gegenwärtig die größten Werte für die Ausfuhr liefern, mit Angabe
des Gesamtwertbetrages, in dem sie ausgeführt werden (nach der Statistik
von 1906/07).

  1. Kautschuk        8251000 Mk. (1907: 9000000 Mk.) Kamerun
  2. Kopra            6244000  „  (1907: 5350000  „ ) Südsee-Ins.
  3. Palmöl u. -Kerne 3812000  „  (1907: 5581000  „ ) Ostafrika
  4. Sisalhanf        1348000  „  (1907: 2162000  „ ) Ostafrika
  5. Kakao            1298000  „  (1907: 2900000  „ ) Kamerun
  6. Mais              700000  „  (1907: 1200000  „ ) Togo 1907
  7. Kaffee            533000  „  (1907:  540000  „ ) D.-Ostafrika
  8. Baumwolle         425000  „  (1907:  700000  „ ) Togo
  9. Nutzhölzer        143000  „  (1907:  120000  „ ) Kamerun

Es sind nur solche Produkte aufgeführt, die mindestens 100000 Mk.
Ausfuhrwert gebracht haben. Hinter jedem Produkt steht das Land, das den
größten Teil seiner Ausfuhr geliefert hat, das also Haupterzeugungsland
für das betreffende Produkt ist.

Nach den Ergebnissen von 1907 kommen zu dieser Liste noch hinzu:

  10. Erdnüsse 320000 Mk. Deutsch-Ostafrika
  11. Sesam    131000  „     „        „



B.

Zusammenstellung der pflanzlichen Nutzprodukt-Werte nach ihren
Erzeugungsländern.


Es erzeugten an pflanzlichen Nutzprodukten:

  1. Kamerun.            8944000 Mk. 1907: 13560000 Mk.
  2. D.-Ostafrika        6409000  „  1907:  6938000  „
  3. Samoa               3027000  „  1907:  1710000  „
  4. Togo                2726000  „  1907:  4233000  „
  5. Neu-Guinea           830000  „  1907:  2000000  „
    (Altes Schutzgebiet)
  6. Neu-Guinea           280000  „  1907:   379000  „
    (Inselgebiet)
                    -----------------------------------
       Zusammen         22216000 Mk. 1907: 28820000 Mk.

(D.-Südwestafrika führte 1907 für 2000 Mk. Pflanzenprodukte aus.)



Anhang.

Die Ausfuhr von Tieren und tierischen Stoffen, Mineralien und an
Erzeugnissen des Gewerbefleißes.


I.

~Ausfuhr von Tieren und tierischen Stoffen.~

Diese zerfällt in drei Hauptgruppen:

        1. Lebende Tiere.
        2. Tierische Nahrungsmittel.
        3. Tierische Rohstoffe.

Bei der Ausfuhr lebender Tiere handelt es sich hauptsächlich um Pferde,
Maultiere, Maulesel, Esel, Rindvieh, Kleinvieh (Schafe, Ziegen),
Geflügel und wilde Tiere. Die Ausfuhr ist nicht bedeutend, sie geht
überdies nur zum kleinsten Teil nach Europa, sondern ist in der
Hauptsache ein Handel mit den Grenzländern. Nur wilde Tiere werden
gelegentlich an die zoologischen Gärten in Europa verhandelt.

Ganz ähnlich ist es mit tierischen Nahrungsmitteln (Fleisch, Milch,
Butter, Eier etc.). Auch sie werden fast nur an die Nachbarländer
verkauft.

Dagegen ist die Gewinnung tierischer Rohstoffe von großer
wirtschaftlicher Bedeutung, weil es sich hier z. T. um sehr wertvolle
Handelsgegenstände handelt, so vor allem Elfenbein und Tierhäute, ferner
Wolle, Hörner, Schildpatt, Muscheln, Federn (Straußenfedern), Wachs,
Flußpferdzähne etc.

Die Ausfuhr an Tieren und tierischen Produkten erreichte folgende
Summen:

                       1. Lebende Tiere.

  Ostafrika  151000 Mk.  (1907: 109000 Mk.) (Rindvieh, Geflügel)
  Togo        78900  „   (1907:  88000  „ ) (Rindvieh, Kleinvieh)
  Kamerun     56600  „   (1907:  54000  „ ) (   „          „    )
  ------------------------------------------------------------
                                                        286500 Mk.

                 2. Tierische Nahrungsmittel.

  Ostafrika 164500  Mk.  (1907: 190000 Mk.).            164500 Mk.

                  3. Tierische Rohprodukte.

  Ostafrika 3506000 Mk. (1907: 4200000 Mk.) (Häute)
  Kamerun    909000  „  (1907: 1000000  „ ) (Elfenbein)
  Südwest-A. 300000  „  (1907:  222000  „ ) (Häute, Straußenfed.)
  Neuguinea  181000  „  (1907:   78000  „ ) (Muscheln)
  Inselgebiet
  Neuguinea  122000  „  (1907:  130000  „ ) (Perlmutterschalen,
  altes Schutzgeb.                           Trepang[1])
  Togo        73000  „  (1907:  157000  „ ) (Elfenbein)
  --------------------------------
  Zusammen  5091000 Mk.                                5091000 Mk.

[1] Eine von den Chinesen gegessene Seeigelart.

(Der wichtigste tierische Ausfuhrgegenstand ist bei jedem Lande in
Klammern beigefügt.)

Die Gesamtausfuhr aus dem Tierreich stellt also einen Wert dar von

                1.  286500 Mk.
                2.  164500  „
                3. 5091000  „
          -------------------
          Zusammen 5542000 Mk.


II.

~Die Ausfuhr an mineralischen und fossilen Stoffen.~

  Ostafrika     213000 Mk. (1907:  213000 Mk.) (Glimmer u. Kopal)
  Südwestafrika  48000  „  (1907: 1432000  „ ) (Kupfererz)
  Kamerun         4500  „  (1907:   15500  „ ) (Kopal)
  Togo             150  „  (1907:   --       )
  -----------------------
                265650 Mk.

(Der für jedes Land wichtigste Gegenstand ist in Klammern beigefügt.)


III.

~Die Ausfuhr an gewerblichen Erzeugnissen.~

Unter diese Überschrift fallen Gegenstände, die von den Eingebornen
selber angefertigt sind, also Erzeugnisse ihres Gewerbefleißes oder
ihrer Kunstfertigkeit; solche Industrieerzeugnisse der Eingebornen sind
z. B. Matten, Korbflechtereien, Lederwaren, Gewebe, Holzschnitzereien,
Töpferwaren, Metallgeräte.

Ausgeführt wurden aus

  Ostafrika                480000 Mk.
  Togo                      80000  „
  Südwestafrika             35000  „   1907: 106000
  Kamerun                   32300  „
  Neuguinea (Inselgebiet)    6500  „
                           ----------
                           633800 Mk.

  $Zusammenstellung der Gesamtausfuhr unserer Kolonien
           im Jahre 1906.$ (In runden Zahlen.)

  Pflanzliche Stoffe           23200000 Mk.
  Tierische Stoffe              5542000  „
  Mineralische, fossile Stoffe   266000  „
  Gewerbliche Erzeugnisse        634000  „
                               ------------
                      Zusammen 29642000 Mk.

oder rund 30 Millionen Mark. 1907: 41 Millionen Mark.

Hiervon wurden nach Deutschland eingeführt für 19 Millionen Mark, das
ist über 63%. Die übrigen Waren gingen zum Teil in afrikanische
Nachbargebiete, zum Teil nach anderen Ländern Europas und nach Asien.

Mit der weiteren Erschließung der Kolonien durch Eisenbahnen wird sich
die Ausfuhr mehr als bisher über deutsche Häfen und damit nach
Deutschland selber lenken.

$Die Gesamtausfuhr unserer Schutzgebiete in den Jahren 1900-1906.$ (In
tausend Mark.)

                      1900  1901  1902  1903  1904  1905  1906

  Ostafrika           4294  4623  5283  7054  8951  9950 10995
  Kamerun             5886  6264  6652  7565  8021  9315  9946
  Togo                3059  3691  4194  3616  3551  3957  4199
  Südwestafrika        908  1242  2213  3444   299   216   383
  Neu-Guinea          1009  1403  1121  1206  1184  1335  1562
  Karolinen, Marianen  264   483   459   771   480   334   483
  Marshall-Inseln      556   676   505   522   583   700   570
  Samoa               1266  1006  1692  1385  1675  2029  3026
  ------------------------------------------------------------
  Zusammen           17242 19408 22119 25563 24744 27836 31164[1]

[1] Der Unterschied gegen die Gesamtsumme auf S. 91 erklärt sich
dadurch, daß hier auch die Geldausfuhr mitgezählt ist, dort aber nicht.
Im Jahre 1907 betrug die Gesamtausfuhr 41 Millionen Mk.

Die Gesamtausfuhr ist also von 17 Millionen Mk. im Jahre 1900 auf 31
Millionen Mark im Jahre 1906 und 41 Millionen Mark 1907 gestiegen. Die
Steigung ist eine stetig fortschreitende mit der einen Ausnahme von
1904, wo durch den Aufstand in Deutsch-Südwestafrika die Ausfuhr dieser
Kolonie von 3444000 Mk. auf 299000 Mk. sank. Obgleich dieser Tiefstand
bis heute anhält, war der dadurch entstandene Ausfall an der
Gesamtausfuhr der Kolonien doch schon im folgenden Jahre durch die
vermehrte Produktion der übrigen Kolonien wieder wett gemacht.

$Deutschlands Bedarf an kolonialen (d. i. tropischen) Rohstoffen im
Jahre 1906.$

  Baumwolle                  480,50 Millionen Mark
  Tierische Produkte         515,00     „      „
  Nahrungs- und Genußmittel  433,00     „      „
  Ölprodukte                 214,00     „      „
  Hanf                       172,75     „      „
  Kautschuk                  153,50     „      „
  Gerbstoffe und Hölzer       39,00     „      „
                        ---------------------------
                   Zusammen 2007,75 oder rund
                                2 Milliarden Mark.

Die Gesamtausfuhr $unserer Kolonien an diesen Rohstoffen$ betrug im
gleichen Jahre:

  Baumwolle                  0,34 Millionen Mark
  Tierische Produkte         4,63     „      „
  Nahrungs- und Genußmittel  2,25     „      „
  Ölprodukte                10,43     „      „
  Hanf                       1,28     „      „
  Kautschuk                  8,12     „      „
  Hölzer                     0,13     „      „
                        ---------------------------
                   Zusammen 27,18 oder
                        27 Millionen 180000 Mark.

Wir müssen also jährlich noch für fast zwei Milliarden Mark kolonialer
Rohstoffe im Auslande kaufen.



Alphabetisches Verzeichnis der Nutzpflanzen.


  Banane, 23.
  Batate, 22.
  Baumwolle, 56.
  Baumwollsaat, 59.
  Castilloa elastica, 75.
  Catechu-Akazie, 81.
  Cinchonarinde, 84.
  Clitandra, 71.
  Dattelpalme, 22.
  Erdnuß, 51.
  Ficus Vogelii, 73.
  Gerberakazien, 81.
  Gummiakazie, 79.
  Gummibaum, 74.
  Guttapercha, 80.
  Hevea, 76.
  Ingwer, 41.
  Jams, 20.
  Jute, 65.
  Kaffee, 27.
  Kakao, 19.
  Kampferbaum, 83.
  Kapok, 60.
  Kautschuk, 69, 77.
  Kawa-Wurzel, 22.
  Kickxia, 69.
  Kokospalme, 47.
  Kolanuß, 31.
  Landolphia, 71.
  Mangroven, 82.
  Manihot Glaziovii, 72.
  Mais, 13.
  Manilahanf, 67.
  Maniok, 19.
  Ölpalme, 45.
  Pandanus, 67.
  Pfeffer, 39.
  Pfeilwurz, 21.
  Ramie, 68.
  Raphiapalme, 67.
  Reis, 15.
  Sansevierahanf, 63.
  Schibutter, 49.
  Sesam, 53.
  Sisalagave, 61.
  Sorghum, 17.
  Strophanthus, 86.
  Tabak, 43.
  Talerkürbis, 55.
  Tee, 29.
  Telfairia pedata, 55.
  Vanille, 33.
  Zimt, 35.
  Zuckerrohr, 37.

[Illustration]





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