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Title: Deutsch-Ostafrika - Geographie und Geschichte der Colonie
Author: Förster, Brix
Language: German
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                          Deutsch-Ostafrika.

                Geographie und Geschichte der Colonie.

                                  Von

                             Brix Förster.

                Mit einer Karte von Deutsch-Ostafrika.

                            [Illustration]

                               Leipzig:
                          _F. A. Brockhaus_.

                                 1890.


Das Recht der Uebersetzung ist vorbehalten.



Vorwort.


Die Erkenntniß der Productions- und Consumtionsfähigkeit eines fremden
Ländergebietes liefert die _Handelsstatistik_ und die _Geographie_.
Die Handelsstatistik gewährt einen Ueberblick über die _zur Zeit_
vorhandenen natürlichen und industriellen Erzeugnisse und über die
von den Eingeborenen zur Zeit begehrten Tauschwaaren. Die Geographie
dagegen gibt die Anhaltspunkte zur Beurtheilung der _überhaupt
möglichen Erzeugungskraft_ eines Landes und über den Werth der
Bevölkerung als Arbeiter und als Abnehmer europäischer Artikel.

Ausschließliche Handelscolonien können erblühen einzig und allein auf
Grund der Erfahrung über die Exportfähigkeit der Landesproducte und
über die Importfähigkeit bestimmter europäischer Industrieerzeugnisse.
Beabsichtigt man aber neben der Belebung des Handels die Quantität und
Qualität der Bodenfrüchte einer Colonie durch intensiveren Ackerbau
oder durch Einführung neuer Culturpflanzen zu steigern, so ist das
Wissen über Bodenbeschaffenheit, Klima, über die Verkehrsmöglichkeiten,
mit einem Worte, über die Geographie des Gebietes unumgängliches
Bedürfniß.

In der deutschen Colonie von Ostafrika trat man von Anfang an
mit der Absicht auf, den tropischen Reichthum an Grund und Boden
durch Anlage von Plantagen und durch Anregung der Eingeborenen zu
ausgiebigerem Ackerbau zu heben und auszunutzen. Wir bedürfen daher zur
richtigen und zu einer den Erfolg annähernd sichernden Werthschätzung
Deutsch-Ostafrikas eines _geographischen_ Handbuches. Denn die
vorhandene, in Sansibar aufgestellte _Handelsstatistik_ enthält noch so
außerordentlich weite Lücken und noch so sehr schwankende, auf kurze
Zeiträume beschränkte Ziffern, daß sie durchaus nicht vermag, uns ein
klar und scharf gezeichnetes Bild von der Bedeutung der Colonie, nicht
einmal in ihrem gegenwärtigen Zustande, zu schaffen.

Wir sind auf die Erforschung der geographischen Verhältnisse
angewiesen. Ich räume bereitwillig ein, daß diese, wenigstens mit
Rücksicht auf colonisatorische Unternehmungen, in so geringem
Grade untersucht sind, daß nur die dringende Nothwendigkeit, das
vorhandene Material zu sammeln und zu sichten und einen Anfang
überhaupt einmal zu machen, in mir den Entschluß hervorgerufen hat,
eine Geographie Deutsch-Ostafrikas zu entwerfen. Wir besitzen, mit
Ausnahme einiger kürzlich veröffentlichter sehr wichtiger Monographien,
nur Reisebeschreibungen als benutzbare Quellen. Noch besteht keine
einzige wissenschaftliche Station in jenen Gebieten, welche uns genaue
und umfangreiche Anhaltspunkte zur Bestimmung des allgemeinen und
speciellen Landescharakters geben könnte. Groß ist die Anzahl der
Reisenden und werthvoll sind unzweifelhaft die meisten ihrer Berichte.
Aber da sie diesen Theil Afrikas hauptsächlich als Durchzugsgebiet
betrachteten und sehr häufig dieselben Karavanenstraßen einschlugen,
so bleiben oft weite, dazwischen liegende Strecken vollkommen
unberührt, deren Kenntniß erst jetzt bei der Umgestaltung des Landes
in eine Colonie von unerwarteter Bedeutung geworden ist. Arbeitet man
die Erzählungen verschiedener Erforscher über ein und dasselbe Gebiet
mit Aufmerksamkeit durch, so gewinnt man sehr bald die Ueberzeugung,
daß die Berichte nicht nur unter sich einen sehr verschiedenen Grad
von Verlässigkeit besitzen, sondern daß auch die glaubwürdigsten
Autoren nicht in allen Gegenden mit gleicher Schärfe beobachtet
haben. Nur durch eine vorurtheilslose, förmlich auflauernde Kritik
der umfangreichen und der kurzgefaßten Reiseberichte ist es möglich,
den Grad der Cultur und der Culturfähigkeit mit einiger Sicherheit
darzustellen. Da nach meiner Meinung die Unterschätzung eines
Terrainabschnittes als Culturland weniger schadet als die Neigung
zur Uebertreibung, so habe ich nur dort den Ton bis zum Lob „üppiger
Fruchtbarkeit” gesteigert, wo ich außer den topographisch günstigen
Verhältnissen mehrere und zwar sichere Beobachter mit gleich stark
ausgesprochenen und übereinstimmenden Urtheilen vorfand. Es mögen
sich daher diejenigen, welche sich ein viel glänzenderes Bild von der
tropischen Ueberfülle Deutsch-Ostafrikas gemacht, mit der Versicherung
trösten, daß eifrige Nachforschung und fortschreitende Cultur in
künftigen Jahren noch manchen farblosen Strich Landes mit leuchtendem
Grün überziehen werden. Das wichtigste und zugleich schwierigste
Problem für die Ausnutzung Ostafrikas bleibt die Herstellung sicherer
und billiger Verkehrsmittel. Schiffbare Flüsse und befahrbare Straßen
existiren nicht; die Verwendung der Eingeborenen als Träger ist für
uns sehr theuer, da wir mit eigenen Sklaven nicht arbeiten können.
Es bleibt nur der Bau von Eisenbahnen. Ich muß die Entscheidung den
Technikern überlassen, ob eine Möglichkeit besteht, die zweifellos
vorhandenen klimatischen und geographischen Hindernisse hier zu
überwinden.

In der kartographischen Darstellung von Ostafrika sind wir noch
ziemlich weit entfernt von praktisch verwerthbarer Genauigkeit und
Vollständigkeit trotz Ravenstein's sorgfältiger, aber theilweise
schon wieder veralteter Leistung. Zwar mögen die Flußläufe im großen
und ganzen und die hervorragendsten Orte richtig fixirt sein; allein
die Erhebungen des Geländes und die Gliederung der Gebirge dürften
in vielen Fällen mehr der phantasievollen und prophetischen Gabe der
Afrikareisenden Ehre machen, als den Thatsachen entsprechen. Das
einzige verlässig und vollkommen durchgearbeitete Gebiet ist Usambara.
Dies verdanken wir Dr. Baumann.

Was mit dem gegebenen Material zu erreichen war, steht demnach
vorläufig nur als Entwurf in der beigegebenen Karte. Das Verlangen
nach Uebersichtlichkeit im Ganzen und zugleich nach Deutlichkeit in
vereinzelten wichtigen Landstrichen bestimmte die Wahl eines möglichst
großen Maßstabes, eines größeren, als er bisher in Deutschland für
eine Karte von Deutsch-Ostafrika verwendet worden. Herrn Dr. Hans
Fischer, von der kartographischen Anstalt von Wagner und Debes in
Leipzig, gebührt mein ganz besonderer Dank, da er mit verständnißvoller
Hingebung und technischer Kunstfertigkeit die Terraindarstellung dem
Texte auf Grund der einschlägigen Literatur angepaßt hat.

Ich habe nicht alle Namen von Ortschaften, welche aufzutreiben waren,
in die Karte aufgenommen. Es wäre eine nutzlose Ueberfüllung gewesen.
Denn die meisten, die nur den Namen des gerade herrschenden Häuptlings
repräsentiren, verschwinden mit diesem in den nächsten Jahren. Was sich
durch eine größere Anzahl von Berichten unter derselben Bezeichnung als
dauernd herausgestellt hat, dem allein habe ich eine Stelle angewiesen;
dennoch gebe ich auch für deren unumstößliche Daseinsberechtigung keine
absolute Sicherheit. Denn man darf nie vergessen, daß in Ostafrika
alles sich in Fluß und Schwanken befindet: Wohnstätten, Stammesgrenzen
und Machtgebiete.

Da ich mit vorliegendem Buche neben einer kritisch-wissenschaftlichen
Ordnung und Sichtung des geographischen Materials hauptsächlich
eine praktischen Zwecken dienende Orientirung zu liefern trachte
und denjenigen, welche aus irgend einem Grunde sich mit Ostafrika
als einer deutschen Colonie eingehend beschäftigen wollen, die
Mittel zu selbständigem und möglichst erschöpfendem Urtheil zu
bieten beabsichtige, so mußten auch die wirthschaftlich-politischen
Verhältnisse des deutschen Besitzes in den Kreis der Betrachtung
gezogen werden. Nach meiner Ueberzeugung erhält man über diese
Verhältnisse nur durch die Kenntniß der geschichtlichen Entwickelung
eine grundlegende Einsicht. Ich sah mich deshalb veranlaßt, der
geographischen Darstellung die _Geschichte der Gründung der Colonie_
und die verschiedenen Phasen im Wachsthum und in der Thätigkeit der
Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft bis zum directen Eingreifen
der Reichsregierung voranzuschicken. Es ist nicht nur interessant,
schrittweise zu verfolgen, wie aus ursprünglich fast abenteuerlichen
Plänen mächtige, ganze Völker aufregende Ereignisse entsprangen; es
ist auch wichtig, das historisch Gewordene unverrückbar festzustellen
und die vorhandenen Mittel organisirender und finanzieller Kräfte
mit den Aufgaben einer emporstrebenden neuen Colonie zu vergleichen.
Ich gedenke weder einen Panegyrikus auf die Deutsch-Ostafrikanische
Gesellschaft zu schreiben, noch mit bequemer Selbstgefälligkeit Mängel
in ihrem Thun und Treiben aufzudecken: ich werde von einem ferner
gelegenen Standpunkte aus einfach die Geschicke vor den Augen der Leser
sich abspielen lassen, nichts verschweigend und nichts verschönend,
doch mit dem Hinweis auf ähnliche Erscheinungen, wie sie bei kräftigen
Völkern in dem Anfang zukunftunsicherer Unternehmungen jederzeit
sichtbar geworden.

Zwei Wünsche mögen zum Schluß das Ziel meiner Arbeit kennzeichnen:
erstens, daß Deutsch-Ostafrika in seiner Entwicklungsfähigkeit als
Colonie den wirklichen Thatsachen entsprechend gewürdigt werde;
und zweitens, daß diejenigen, welche die schwierige Aufgabe der
Colonisation sich gestellt, mit englischer Nüchternheit, Gelassenheit
und Klugheit ans Werk gehen.

  _München_, im October 1889.

                                       $Brix Förster.$



Inhalt.


                                                                Seite

  $Geschichte der Gründung der deutschen Colonie von 1884 bis
    1. April 1889$                                                  1
  Rückblick auf die Ursachen und den Charakter des Aufstandes      48

  $Geographie von Deutsch-Ostafrika$                               55

  _Uebersicht_                                                     55

  _Usambara und Bondei_                                            77
  Allgemeine Gestaltung                                            77
  Klima                                                            78
  Bodenbeschaffenheit und Vegetation                               82
  Thierwelt                                                        83
  Topographie und Flüsse                                           84
  Das Flußgebiet des Pangani                                       84
  Der Ukumbine mit dem Udofu                                       89
  Der Sigi                                                         90
  Der Umba                                                         91
  Bevölkerung                                                      92
  Politische Verhältnisse                                          95
  Schlußbetrachtung                                                96

  _Pare und Ugono_                                                 97

  _Das Kilimandscharo-Gebiet_                                     101
  Allgemeine Gestaltung und Flußsystem                            101
  Das Vorland in der Niederung                                    104
  Die Culturzone                                                  104
  Die Savannen- und Sumpfwaldzone                                 106
  Das Kilimandscharo-Gebirge mit dem Dschaggaland                 107
  Das Gebirge oberhalb Dschagga                                   109
  Klima                                                           111
  Thierwelt                                                       113
  Bevölkerung                                                     113
  Politische Verhältnisse                                         121
  Schlußbetrachtung                                               122
  _Das Wami-Gebiet mit Useguha, Nguru und Usagara_                124
  Allgemeine Gestaltung                                           124
  Flußsystem                                                      127
  Klima                                                           131
  Vegetation und Thierwelt                                        134
  Die einzelnen Landschaften und ihre Bevölkerung                 136
  Useguha mit Udoë und Ukwere                                     136
  Nguru                                                           142
  Usagara                                                         144
  Schlußbetrachtung                                               152

  _Das Kingani-Gebiet mit Usaramo, Ukami und Kutu_                153
  Allgemeine Gestaltung                                           153
  Flußsystem                                                      155
  Klima                                                           157
  Vegetation und Thierwelt                                        161
  Die einzelnen Landschaften und ihre Bevölkerung                 163
  Usaramo                                                         163
  Ukami                                                           171
  Kutu                                                            174
  Schlußbetrachtung                                               178

  _Zwischen Rufidschi und Rovuma_                                 180
  Allgemeine Gestaltung                                           180
  Klima, Vegetation und Thierwelt                                 182
  Die einzelnen Landschaften und ihre Bevölkerung                 184
  Rufidschi-Thal und Mahenge                                      184
  Der Küstenstrich                                                189
  Die Route von der Decken's                                      191
  Makonde und Masasi                                              192
  Schlußbetrachtung                                               195

  _Anhang_                                                        197

  _Register_                                                      201

  _Karte von Deutsch-Ostafrika._



Geschichte der Gründung der deutschen Colonie von 1884 bis
1. April 1889.


Colonien werden erworben entweder durch die Macht des Staates oder
durch einwandernde Volksmassen oder durch den Unternehmungsgeist
abenteuernder oder weitsichtiger Männer, sei es aus eigenem Antrieb
oder im Auftrag einer Corporation. Ostafrika wurde für das Deutsche
Reich gewonnen durch die Thatkraft eines Einzelnen im Namen einer
Gesellschaft. Abenteuerlich nennt man jedes Unternehmen, das mit
unzureichenden Mitteln begonnen und dessen Vollendung auf das Eintreten
günstiger Zufälle berechnet ist. Die anzuwendenden Mittel sind Kapital,
Waffengewalt und Kenntniß von Land und Volk. Ob die Mittel zureichend
waren, darüber entscheidet der Erfolg, aber nicht der momentane,
sondern der schließliche, oft nach Jahren. Die Geschichte ist also die
Richterin und sie spricht erst dann, wenn die öffentliche Meinung,
aufgeregt durch die widersprechendsten Ereignisse, gänzlich verstummt
ist.

Die Erwerbung von Deutsch-Ostafrika war im ersten Jahr in den Augen
vieler Verständiger ein Abenteuer, nach mehr als drei Jahren eine
glorreiche That und erscheint jetzt nach fünf Jahren im Lichte eines
ungenügend vorbereiteten Unternehmens. Die Geschichte hat noch nicht zu
Wort kommen können; ihr Urtheil schlummert in der Zukunft.

Das Studium der Entstehung und des Verlaufs der colonialen Gründung
zeigt, mit welch geringen Mitteln begonnen und doch Großes
geschaffen wurde, zugleich aber auch, wo der Keim des Unhaltbaren,
des Gewagten verborgen liegt. Die Besserung der Verhältnisse beruht
auf der nüchternen Erkenntniß und dem rücksichtslosen Zugeständniß
der gemachten Fehler, aber ebenso auch in der Würdigung energisch
vollbrachter Thaten.

Das sind die Gesichtspunkte, von denen gegenwärtig die Geschichte der
deutschen Colonie Ostafrika mit Billigkeit betrachtet werden muß.

Für alle Zeiten wird mit dem Namen Deutsch-Ostafrika die Person
Dr. _Carl Peters_ verbunden bleiben. Er soll hier nicht parteiisch
verherrlicht werden, sondern es soll die ungeschminkte Wahrheit über
sein Streben und seine Thaten zum vollen Ausdruck gelangen. Die
Wahrheit macht uns gerecht. Und das Geringste ist doch Gerechtigkeit,
die wir einem Manne gewähren müssen, der sein Leben und seinen Ruf zum
Wohl des ganzen Volkes in die Schanze schlug.

Carl Peters (geb. 1856 als der Sohn eines Pfarrers in Neuhaus an
der Unterelbe) hat in Göttingen, Tübingen und Berlin Geschichte,
Nationalökonomie und Jurisprudenz studirt, 1879 den Doctortitel und
1880 die ~facultas docendi~ sich erworben. Ein darauf folgender
mehrjähriger Aufenthalt in England brachte ihn mit Kreisen in
Berührung, in denen er nicht nur die praktische Energie der Engländer
kennen lernte, sondern auch die Bedeutung einer Colonialmacht für
Nationalreichthum und Weltstellung. Als er zu Anfang des Jahres 1884
nach Deutschland zurückkehrte und eine aufflammende Begeisterung für
die Erwerbung von deutschen Colonien vorfand, die sich hauptsächlich
im Halten und Hören von Vorträgen und in Gründung von Vereinen Genüge
that, da reifte in seiner Seele auf Grund der in England erhaltenen
Schulung der Entschluß, schöpferisch die Hand ans Werk zu legen und ein
wirkliches Land dem deutschen Drang nach Colonisation zu gewinnen,
auf dem die deutsche Nationalität frei schöpferisch sich entfalten und
nicht durch fremde europäische Einflüsse gestört werden könnte.

Der Ausführung dieses Planes war kein Vorbild gegeben: Angra Pequena
und Kamerun verschleierte noch tiefes Geheimniß. Die Unterstützung
des Reiches in Anspruch zu nehmen, erschien unmöglich seit der
abfälligen Behandlung der Samoa-Vorlage im Reichstag. Ganz aus eigenen
Mitteln, aus der eigenen Kraft mußte das Werk unternommen werden.
Peters fand in dem Grafen Behr-Bandelin einen ernstbegeisterten
Gesinnungsgenossen. Sie beriefen eine Versammlung von dreißig Herren,
und mit vierundzwanzig derselben gründeten sie am 28. März 1884 die
„_Gesellschaft für deutsche Colonisation_”. Ein Ausschuß von sechs
Mitgliedern wurde eingesetzt. Am 6. April 1884 trat er zusammen und
verfaßte die Satzungen, von welchen die wichtigsten waren:

  Zweck der Gesellschaft: Begründung von deutschen Ackerbau- und
      Handelscolonien;

    Beschaffung eines Colonisationscapitals;

    Auffindung und Erwerbung geeigneter Colonisationsdistricte;

    Hinlenkung der deutschen Auswanderung in diese Gebiete.

  Die Aufnahme in die Gesellschaft erfolgt durch Einzahlung eines
      Jahresbeitrags von mindestens fünf Mark.

  Organisation:

    Der Ausschuß besteht aus höchstens zwölf Mitgliedern, von denen
      sechs von der Hauptversammlung mit dem Rechte der Cooptation von
      sechs weitern Mitgliedern gewählt werden.

    Der Ausschuß hat alle äußern und innern Angelegenheiten der
      Gesellschaft selbständig zu erledigen. Er faßt bündige Beschlüsse
      über alles, was den Zweck der Gesellschaft fördern kann, und
      hat das Recht, rechtsgültige Verträge im Namen der Gesellschaft
      zu schließen. Er verfügt über die eingegangenen Gelder für die
      Zwecke der Gesellschaft.

    Der Ausschuß erwählt den Vorsitzenden.

    Der Vorsitzende beruft den Ausschuß. Außerdem muß auf Antrag von
      drei Mitgliedern des Ausschusses derselbe berufen werden. Er ist
      beschlußfähig bei Anwesenheit von mindestens fünf Mitgliedern.

  Abänderung der Satzungen oder Auflösung der Gesellschaft kann nur
      auf Antrag des Ausschusses und nur durch eine Mehrheit von zwei
      Dritteln der anwesenden Mitglieder in einer Hauptversammlung
      beschlossen werden.

In dem ersten Ausschuß saßen Graf Behr als 1. Vorsitzender, Dr. Peters
als 2. Vorsitzender, Dr. Jühlke als Schriftführer, Premierlieutenant
Kurella als Schatzmeister.

Diese Satzungen tragen den Stempel des Thatendrangs. Nicht ein „Verein”
mit langsam wirkendem Einfluß auf die öffentliche Meinung und auf
die Gestaltung hoffnungsvoller Pläne war gegründet worden, sondern
eine „Gesellschaft”, welche beschlossene Unternehmungen sofort zu
verwirklichen hatte. Alles Parlamentiren und Debattiren wurde in die
alljährlich nur einmal stattfindende Hauptversammlung verwiesen. Der
Ausschuß war Kopf und Herz der Gesellschaft; von ihm ging das Leben
und der Entschluß zur That aus. Und er selbst war nur ein leicht zu
handhabendes Werkzeug für den Vorsitzenden. Dieselbe Tendenz, mit
wenigen Mitgliedern nahezu unumschränkt zu arbeiten und den eigenen
Willen vorherrschend zur Geltung zu bringen, offenbart sich auch später
bei der Organisation der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft.

Ein zweiter und der wichtigste Punkt war die Beschaffung der
nothwendigen Gelder. Der Mitgliederbeitrag von mindestens, d. h. von
gewöhnlich, fünf Mark konnte nur dazu dienen, eine breite Basis für die
Gesellschaft zu schaffen, die coloniale Bewegung in Fluß zu erhalten
und jene Stimmung zu erzeugen, die größere Kapitalisten zur Zeichnung
von namhaften Beiträgen drängen sollte. Allein ein finanzieller Erfolg
wurde damit nicht erreicht. Die Massenbetheiligung blieb aus; das
Großkapital ließ sich nicht in nebelhafte Fernen locken.

Der ursprüngliche Zweck der Gesellschaft -- und das muß hier besonders
betont werden -- war der Ankauf von überseeischen Ländereien und der
Verkauf derselben an auswandernde deutsche Ackerbauer.

Es wurde in der ersten Hauptversammlung der Gesellschaft am 29. Mai
1884 in Berlin von dem Missionar Merensky das Hochplateau von Südafrika
als dasjenige Gebiet bezeichnet, das wegen kühleren Klimas und großer
Fruchtbarkeit zur Bebauung durch den deutschen Landmann sich besonders
eigne. Wie sich später zeigte, war das Hinterland von Mossamedes,
nördlich des Kunene, ins Auge gefaßt. Mit der allgemein gehaltenen
Bezeichnung „Plateau von Südafrika” zog man das Kapital nicht heran.
Man konnte und wollte aber nicht deutlicher sein, um nicht die
Aufmerksamkeit anderer Nationen, namentlich der Engländer, dahin zu
lenken, die mit Leichtigkeit das in Aussicht genommene Land vor der
Ankunft der Deutschen hätten occupiren können.

Der Ausschuß fand einen Ausweg. Er erließ am 25. Juli 1884 einen
Aufruf an die großen Kapitalisten, welche nicht Mitglieder der
Gesellschaft waren, mit der Aufforderung, sich mit einem Beitrag von
mindestens 5000 Mark an dem beabsichtigten Landankauf zu betheiligen
und zu einer Versammlung am 19. August sich einzufinden, in welcher
ihnen das geheimgehaltene Project im Vertrauen mitgetheilt würde. Die
Kapitalistenversammlung fand statt, doch die Einzeichnungen erschienen
noch ungenügend. Man bot Antheilscheine zu 500 Mark aus und gewann
so im ganzen allmählich 45000 Mark. Wiederholt setzte man den Hebel
an. Den wirklichen Mitgliedern des Vereins sicherte man, damit auch
sie aus dem gesammten Unternehmen realen Nutzen ziehen könnten,
die Aussicht auf einen Landantheil zu, wenn sie sich zur Zahlung
von 50 Mark herbeiließen, ja man versuchte durch den Appell an den
Patriotismus der geringer bemittelten Massen Beiträge zu 20 und 10 Mark
herauszuschlagen. 20000 Mark waren das Resultat dieser Anstrengungen.

Es muß hier ausdrücklich erwähnt werden, daß der Ausschuß, um den
Vorwurf des Heranziehens des kleinen Kapitals zu entkräften, bei seinen
Aufforderungen rundweg erklärte, er könne keine weitere Verpflichtung
übernehmen, als daß bei dem fraglichen Gelingen des Unternehmens das
Land nach Maßgabe der Beiträge vertheilt und dann zur freien Verfügung
gestellt werden würde, daß er aber keine Rechenschaft über die
Verwendung der Gelder abzulegen gedenke. Den Großkapitalisten hingegen,
welche 45000 Mark gezeichnet, wurde Sicherung durch Einsetzung einer
eigenen Controlkommission gewährleistet.

Man hatte nun 65000 Mark beisammen, und mit dieser geringen Summe
gedachte Dr. Peters eine Colonie zu gründen. Das war freilich
abenteuerlich genug und war es um so mehr, als weder er noch die gleich
ihm begeisterten Reisegefährten Graf Joachim Pfeil und Dr. Jühlke
irgendwelche persönliche Kenntniß von den zu erwerbenden Landstrichen
besaßen. Aber die Jugend liebt das Verschleierte und hält sich an den
Spruch: Wer nicht wagt, gewinnt nicht. Außerdem rechneten sie gewiß
mit jener Eigenthümlichkeit des deutschen Nationalcharakters, der mit
Zähigkeit das Begonnene unterstützt, wenn nur irgendjemand zuvor die
Arbeit des Anfangs auf sich genommen.

Im September 1884 waren alle Vorbereitungen zur Abreise nach Südafrika
getroffen, nachdem der Ausschuß am 16. August 1884 beschlossen hatte,
dort Ländereien anzukaufen.

Wir müssen es ein günstiges Geschick nennen, das diesen Plan über den
Haufen warf; denn am Kunene hätte man später nur getäuschte Erwartungen
zu begraben gehabt. Das günstige Geschick wehte die Kunde von der
Besitzergreifung Angra Pequenas durch Lüderitz im richtigen Augenblick
über das Meer. Zwischen dieses Gebiet und der portugiesischen Colonie
sich einzukeilen, ohne die Aussicht auf den Besitz eines eigenen
Hafens, erschien dem länderdurstigen, in ferne Zeiten schauenden
Dr. Peters unmöglich. Mit Wärme wies er jetzt wiederholt auf jenes
Land hin, das er während des ganzen Sommers, aber vergeblich in
Vorschlag gebracht: auf Usagara an der Ostküste von Afrika. Dieses
hatte sein sehnsuchtsvolles Drängen erfüllt, seit er die verführerische
Beschreibung durch Stanley gelesen: „Wer will Afrika der Civilisation
erschließen? Hier ist eine Gelegenheit! Hier, wo man unter den artigen
Wasagara ohne Furcht und Störung leben kann, mitten in den schönsten
und malerischsten Landschaften. Hier ist das üppigste Grün, das reinste
Wasser; hier sind Thäler angefüllt mit Getreidehalmen, Tamarinden,
Mimosen und Gummibäumen. Gesundheit und Ueberfluß an Lebensmitteln sind
gesichert!” Man nahm in jenen Kreisen damals die Aussprüche Stanley's
als vollwerthige Münzen; andere aber wußten schon längst und zwar
allein durch kritische Vergleichung verschiedener Reiseberichte, daß
die Exactheit Stanley'scher Schilderungen nicht mit der Größe seiner
geographischen Entdeckungen Schritt hält.

Dr. Peters vertraute dem, was er gelesen, und er bestimmte den
Ausschuß, nachdem das Project mit Südafrika fallen gelassen worden, am
16. September 1884 Folgendes zu beschließen:

  „Die Herren Dr. Peters, Dr. Jühlke und Graf J. Pfeil werden
    bevollmächtigt und beauftragt, an der Ostküste Afrikas, in erster
    Reihe in Usagara, eine Landerwerbung behufs Anlegung einer
    deutschen Ackerbau- und Handelscolonie zu vollziehen.

  „Das zu erwerbende Gebiet muß politisch die Möglichkeit deutscher
    Oberhoheit bieten, wirthschaftlich für deutsche Ansiedelung behufs
    Ackerbau geeignet sein.

  „Sollte es unmöglich sein, auf dem ins Auge gefaßten Gebiet den
    Ankauf vorzunehmen, so sind die Herren ermächtigt, an einem andern
    Punkte Land zu erwerben.

  „Der Ausschuß spricht die feste Erwartung aus, daß die Herren
    keineswegs, ohne den Ankauf von geeignetem Land irgendwo vollzogen
    zu haben, nach Deutschland zurückkommen werden.”

  Drei Aufgaben wurden demnach Dr. Peters gestellt:

  1) In Afrika für den deutschen Landmann geeignetes Land aufzufinden;

  2) Grund und Boden käuflich zu erwerben;

  3) eine deutsche staatliche Oberhoheit zu errichten.

Diese Aufgaben wurden nicht gelöst und konnten thatsächlich nicht
gelöst werden, weil sie ohne nur annähernde Kenntniß von Land und
Leuten gestellt wurden.

Der Erfolg war nicht der beabsichtigte, aber von außen betrachtet
größer und glänzender, als man sich zu träumen gehofft.

Am 1. October 1884 fuhr die Expedition unter Dr. C. Peters von Triest
ab und traf am 4. November in Sansibar ein. Alle Vorsicht wurde
aufgewendet, um die Absicht der Ländererwerbung zu verhüllen. Denn
es mußte befürchtet werden, daß bei offenem Auftreten der Sultan von
Sansibar, welcher zeitweise seine Autorität auf dem Festlande bis
Tabora zur Geltung zu bringen suchte, alle Hebel in Bewegung setzen
würde, um das deutsche Unternehmen zu vereiteln.

In der unglaublich kurzen Zeit von fünf Tagen wurde die Expedition,
wenn auch nur nothdürftig, in Sansibar ausgerüstet und landete am
10. November in Saadani. Am 12. November 1884 nachmittags 5 Uhr setzte
sich die Karavane in Marsch, bestehend aus Dr. Peters, Dr. Jühlke, Graf
Pfeil, Otto, der schon in Berlin auf eigene Kosten sich angeschlossen
hatte, aus 6 Dienern und 36 Trägern.

Man schlug die früher von Makay, Cambier u. A. benutzte Route ein
und durchzog die Landschaft Useguha ohne längern Aufenthalt. Am
23. November 1884 wurde in Mkindo oder Kwindo Kaniani in Nguru
der erste größere Halt gemacht und der erste Vertrag mit einem
Negerhäuptling abgeschlossen. Dann ging es nach Südwesten hinein in
die Landschaft Usagara und am 4. December 1884 erreichte man das
geplante Endziel, nämlich Muinin Sagara oder Sima. Die Wegstrecke von
Saadani bis Sima beträgt auf der Karte gemessen gegen 300 km; sie
wurde in 22 Tagen zurückgelegt, also mit durchschnittlich 14 km pro
Tag, eine tüchtige Marschleistung auf afrikanischen Wegen, insofern
man berücksichtigt, daß während dieser Zeit sechs größere Verträge
zum Abschluß gelangten und die betreffenden Verhandlungen sehr viel
Aufenthalt verursachten.

Mit den Kräften der Expedition ging es aber auch zu Ende. Alle vier
Herren litten an den heftigsten Fieberanfällen, denen Otto sogar an
Ort und Stelle bald erlag. Man beschloß schleunigsten Rückzug nach
Sansibar. Nur Graf Pfeil wurde zur Gründung der ersten Station (Kiora)
zurückgelassen. Dr. Peters und Dr. Jühlke brachen am 7. December 1884
von Muinin Sagara wieder auf und kamen nach unsäglichen Strapazen durch
Ukami und Ukwere am 17. December 1884 in Bagamoyo und am 19. December
in Sansibar an.

Innerhalb sechs Wochen war afrikanischer Grund und Boden mit tropischer
Ertragsfähigkeit in der ungefähren Ausdehnung des Königreichs Baiern
für die „Gesellschaft für deutsche Colonisation” scheinbar erworben
worden, und zwar nur durch Verträge mit Negersultanen unter Einsetzung
verhältnißmäßig geringer Geldkräfte. Die Verträge selbst waren freilich
von sehr geringer staatsrechtlicher Bedeutung, wenn man einerseits die
sehr beschränkte Macht der Häuptlinge berücksichtigt, andererseits den
Vorgang beim Contractabschluß im einzelnen verfolgt. Privatrechtlich
fehlte ihnen jede Basis; denn Ackerland wird in diesen Gebieten nicht
durch Kauf, sondern nur durch thatsächliche Bebauung Eigenthum von
Weißen und Schwarzen. Unangebautes Land ist herrenlos. Dr. Peters'
eigene Erzählung darüber („Tägliche Rundschau” vom März und April
1885) liefert hierzu das authentische Material. Sie lautet im Auszug:
„Nahten wir uns einem Kraal, wo ein Contract zu machen war, so pflegte
ich mit denjenigen von meinen Leuten zusammen zu marschiren, welche
irgendetwas von dem betreffenden Herrscher, seinem Charakter, seinen
Schicksalen, seinem Besitzstand mittheilen konnten. Gerüchte von meiner
Macht und meinem Einfluß waren vorher in Umlauf gesetzt. Zogen wir ins
Kraal ein, so knüpften wir sofort ein recht cordiales Verhältniß an,
indem wir den Sultan zwischen uns auf ein Lager nahmen, von beiden
Seiten unsere Arme um ihn schlagend. Wir thaten einen Trunk guten
Grogs und brachten Seine Hoheit von vornherein in die vergnüglichste
Stimmung. Alsdann wurden die Ehrengeschenke ausgetauscht und nach dem
Essen begannen die diplomatischen Verhandlungen und auf Grund derselben
wurde der Contract abgeschlossen. War dies geschehen, so wurden die
Fahnen gehißt, der Vertrag im deutschen Text verlesen; ich hielt eine
kurze Ansprache, wodurch ich die Besitzergreifung als solche vornahm,
die mit einem Hoch auf S. M. den Deutschen Kaiser endete. Man wird sich
nicht leicht vorstellen, welchen Eindruck der ganze Vorgang auf die
Neger zu machen pflegte.”

Uebrigens muß hervorgehoben werden, daß in ganz Mittelafrika die
allgemeine Besitzergreifung einer Landschaft in ähnlicher Form
vollzogen wird. Gestattet der Häuptling das Hissen einer Flagge, so
unterwirft er sich und das ihm unterthänige Volk der neuen Herrschaft
und gestattet die Ansiedelung. Dazu bestimmt ihn entweder die Furcht
vor drohender Gewalt, oder die Hoffnung, für sich reichlichen Nutzen zu
gewinnen, oder das Vertrauen in die Macht der Weißen, ihm Schutz gegen
die Raubzüge benachbarter Stämme zu gewähren. Fällt aber eine dieser
Vorbedingungen im Laufe der Zeit hinweg, so kümmert er sich nicht
mehr im geringsten um den Vertrag: er kennt keine moralische, einfach
gesetzliche Verpflichtung. Mithin ist die Dauer und der Werth solcher
Verträge sehr problematisch.

Als Dr. Peters die Verträge mit den Negerhäuptlingen entwarf, dachte
er weniger an ihre bindende Kraft, die sie für diese besitzen sollten,
sondern an ihre Stichhaltigkeit gegenüber den Einsprüchen des Sultans
von Sansibar und den etwa später möglichen Einmischungsversuchen
anderer europäischer Mächte.

Ihre Abfassung bekundet diese Absicht. Ich gebe einen der Verträge als
Beispiel im Wortlaut wieder.

                    „Muinin Sagara in Usagara, 4. December 1884.

„Muinin Sagara, _alleiniger absoluter Herr von ganz Usagara_, und
Doctor C. Peters, als Vertreter der Gesellschaft für deutsche
Colonisation schließen hierdurch einen ewigen Freundschaftsvertrag ab.

„Sultan Muinin Sagara erhält eine Reihe von Geschenken; weitere
Geschenke für die Zukunft werden ihm _versprochen_, und er tritt
hierdurch unter den Schutz der Gesellschaft.

„Dafür tritt der Sultan an Herrn Dr. C. Peters, als Vertreter der
Gesellschaft für deutsche Colonisation, kraft seiner absoluten und
unumschränkten Machtvollkommenheit das alleinige und ausschließliche
Recht, Colonisten nach ganz Usagara zu bringen, ab; ferner das
alleinige und ausschließliche Recht völliger und uneingeschränkter
_privatrechtlicher Ausnutzung von ganz Usagara_; endlich alle
diejenigen Rechte, welche nach dem Begriff des deutschen Staatsrechts
den Inbegriff staatlicher Oberhoheit ausmachen, unter anderm das
Recht der Ausbeutung von Bergwerken, Flüssen, Forsten; das Recht,
Zölle aufzulegen, Steuern zu erheben, eigene Justiz und Verwaltung
einzurichten, und das Recht, eine bewaffnete Macht zu schaffen.

„Der privatrechtliche Besitzstand des Sultans wird von der Gesellschaft
anerkannt und _garantirt_, und die Vertreter der Gesellschaft werden
angewiesen werden, diesen Besitzstand _mit allen Kräften mehren zu
helfen_.

„Die Gesellschaft wird mit allen Kräften dahin wirken, daß Sklaven aus
dem Gebiet des Sultans Muinin Sagara nicht mehr fortgeschleppt werden
dürfen.”

Durch diese Verträge war das formelle Recht der Besitzergreifung
gewonnen; auch die vom Ausschuß gestellten Aufgaben (siehe S. 7)
schienen gelöst: weite Länderstrecken waren uneingeschränktes Eigenthum
der Gesellschaft geworden und die deutsche Oberhoheit wurde unbedingt
anerkannt. Ob die erworbenen ostafrikanischen Gebiete für den deutschen
Arbeiter geeignet, wurde allein in Frage gestellt; vielleicht
fand sich noch ein erträgliches Klima in höheren, nahe liegenden
Gebirgsgegenden. Soweit wäre alles recht schön und gut gewesen. Allein
eine thatsächliche Wirkung, die man von den Verträgen erwartete, konnte
nicht durch das gesprochene und geschriebene Wort, durch Flaggenhissen
und reiche Geschenke geschaffen werden; dazu bedurfte man entweder des
unausgesetzt guten Willens und einer gewissen Vertrauensseligkeit der
Eingeborenen oder deutscherseits der Entfaltung von Machtmitteln.

Was war bewilligt worden und was hatte man garantirt?

Die Häuptlinge unterwarfen ganz Usagara, Useguha u. s. w. der deutschen
Oberhoheit auf Grund ihrer Souveränetät.

Es wurde gar nicht genauer untersucht, ob ihre Herrschaft weiter reiche
als über die nächsten Dörfer, ob ihre Behauptungen nicht Prahlereien
seien. Sie geben den ganzen Privatbesitz ihrer Unterthanen in die Hände
der deutschen Gesellschaft zur beliebigen Ausnutzung, so steht es in
allen Verträgen. Als es später darauf ankam, Stationen und Plantagen zu
errichten, ließ sich kein einziger Neger herbei, sein bebautes Stück
Land gutmüthig ohne Entgelt, etwa nur mit dem Hinweis auf die Verträge,
abzutreten. Die Erwerbung „des ganzen Landes zu unumschränkter
Ausnutzung” bestand nur in dem Erwerb der Erlaubniß, auf herrenlosem
Grund und Boden sich anzusiedeln.

Mit dem für Oberhoheit und Grunderwerb bezahlten Kaufpreis sah
es übrigens auch nicht viel besser aus. Die Baumwolltücher und
Husarenjacken spielten nur die Rolle von Trinkgeldern; die Hauptsumme,
welche die Negersultane gefügig machte, muß in der Zusicherung des
Schutzes gesucht werden, Schutz gegen Sklavenraub und gegen die
Einfälle landgieriger Nachbarn.

Konnte dieser von den paar anwesenden Weißen oder nach ihrem Abgang von
der gehißten Flagge gewährt werden? Wäre Deutschland damals eine von
Negern gekannte Macht gewesen, wie England, so hätte die Furcht vor
drohender Bestrafung als Schutz gelten können. Das war aber nicht der
Fall.

Dem Versprechen der Häuptlinge auf Unterwerfung stand das Versprechen
der Gesellschaft auf Schutz ebenbürtig zur Seite. Die Verträge waren
nur eine Anweisung auf die Zukunft. Blieb diese friedlich, der Neger
gutmüthig und von Feinden unbelästigt, so erfüllten sie vollkommen
ihren Zweck. Trat ein Umschwung in der Haltung der Eingeborenen und in
den politischen Verhältnissen ein, dann verloren sie allen Werth, und
neue Mittel mußten ergriffen werden, um den Willen der Colonisation
durchzusetzen.

Doch _einen_ Werth besaßen die Verträge, einen bedeutenden, der ihnen,
wie die folgenden Ereignisse lehrten, unlösbar anhaftete: _sie machten
das ganze Gebiet unantastbar für die übrigen Nationen_.

       *       *       *       *       *

Am 2. Februar 1885 traf Dr. Peters in Berlin ein. Sein erster Schritt
galt der völkerrechtlichen Sicherstellung des erworbenen Gebietes und
einer dadurch zu gewinnenden festen Grundlage für die lebenskräftige
Gestaltung der neuen Colonie. Er wandte sich an das Reichskanzleramt.
Schon am 27. Februar erhielt er den Schutzbrief S. M. des Deutschen
Kaisers.

  „Wir Wilhelm, von Gottes Gnaden Deutscher Kaiser, König von Preußen,
  thun kund und fügen hiermit zu wissen:

  „Nachdem die derzeitigen Vorsitzenden der «Gesellschaft für deutsche
  Colonisation» Dr. Carl Peters und Unser Kammerherr, Felix, Graf
  Behr-Bandelin, Unseren Schutz für die Gebietserwerbungen der
  Gesellschaft in Ostafrika, westlich von dem Reiche des Sultans von
  Sansibar, außerhalb der Oberhoheit anderer Mächte, nachgesucht und
  Uns die von besagtem Dr. Carl Peters zunächst mit den Herrschern
  von Usagara, Nguru, Useguha und Ukami im November und December
  v. J. abgeschlossenen Verträge, durch welche ihm diese Gebiete
  für die deutsche Colonisationsgesellschaft mit den Rechten der
  Landeshoheit abgetreten worden sind, mit dem Ansuchen vorgelegt
  haben, diese Gebiete unter Unsere Oberhoheit zu stellen, so
  bestätigen Wir hiermit, daß Wir diese Oberhoheit angenommen und die
  betreffenden Gebiete, vorbehaltlich Unserer Entschließungen auf
  Grund weiterer Uns nachzuweisender vertragsmäßiger Erwerbungen der
  Gesellschaft oder ihrer Rechtsnachfolger in jener Gegend, unter
  Unseren Kaiserlichen Schutz gestellt haben. Wir verleihen der
  besagten Gesellschaft unter der Bedingung, daß sie eine deutsche
  Gesellschaft bleibt, und daß die Mitglieder des Directoriums oder die
  sonst mit der Leitung betrauten Personen Angehörige des Deutschen
  Reiches sind, sowie den Rechtsnachfolgern dieser Gesellschaft unter
  der gleichen Voraussetzung, die Befugniß zur Ausübung aller aus
  den Uns vorgelegten Verträgen fließenden Rechte, einschließlich
  der Gerichtsbarkeit, gegenüber den Eingeborenen und den in diesen
  Gebieten sich niederlassenden oder zu Handels- und andern Zwecken
  sich aufhaltenden Angehörigen des Reiches und anderer Nationen, unter
  der Aufsicht Unserer Regierung und vorbehaltlich weiterer von Uns zu
  erlassender Anordnungen und Ergänzungen dieses Unseres Schutzbriefes.

  „Zu Urkund dessen haben wir diesen Schutzbrief Höchsteigenhändig
  vollzogen und mit Unserm Kaiserlichen Insiegel versehen lassen.

  „Gegeben Berlin, den 27. Februar 1885.

                                                (gez.) Wilhelm.
                                                (ggz.) v. Bismarck.”

Die Besitzungen in Ostafrika, an deren möglichste Erweiterung
Dr. Peters sofort bei seiner Rückkehr nach Berlin dachte, mußten
eine feste, energisch arbeitende Regierung erhalten. Der Ausschuß
der Gesellschaft für deutsche Colonisation war nach den Satzungen
dazu nicht geeignet; seine Aufgabe war eine allgemeine, nach
vielen Richtungen hin wirkende Thätigkeit; mit der Entsendung der
Expedition Peters und Genossen hatte er seine erste That vollbracht
und abgeschlossen. Es stellte daher Dr. Peters am 12. Februar 1885
an den Ausschuß der Gesellschaft den Antrag: „ein Directorium aus
fünf Mitgliedern auf 15 Jahre zu ernennen, welchem die Ausübung
der in Afrika erworbenen Rechte unter Zuziehung der verschiedenen
Interessentengruppen allein und ausschließlich zusteht”. Der Antrag
wurde einstimmig angenommen. Damit war der Keim zur _Gründung der
Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft_ gelegt und mit Recht datirt sie
von diesem 12. Februar 1885 ihren Geburtstag. In einer Versammlung an
demselben Tage traten die Besitzer von Antheilscheinen von 50 Mark
und in jener vom 27. Februar diejenigen, welche 500 und 1000 Mark
am 19. August 1884 als Beitrag gezeichnet hatten, der neugebildeten
Gesellschaft bei. Eine große Schwierigkeit bereitete die juristische
Form für dieselbe. Eine Actiengesellschaft schien nach den bestehenden
Gesetzen nicht anwendbar; eine offene Handelsgesellschaft bedingte
die Haftbarkeit des Gesammtvermögens aller Theilnehmer. Man suchte
und fand einen Ausweg, indem man die juristische Organisation der
Gesellschaft den Bestimmungen einer Commanditgesellschaft anpaßte.
Das Directorium constituirte sich als Gesellschaft mit Haftung
seiner sämmtlichen Mitglieder; die Antheilscheininhaber traten als
stille Theilnehmer mit den fünf Mitgliedern des Directoriums in ein
Vertragsverhältniß.

Am 2. April 1885 wurde die Deutsch-Ostafrikanische Gesellschaft unter
der Firma „Carl Peters und Genossen” in das Gesellschaftsregister
eingetragen. Persönlich haftende Mitglieder waren Dr. Peters,
Dr. F. Lange, Consul Roghé und Hofgarten-Director Jühlke. Graf
Behr-Bandelin betheiligte sich als Commanditist nur mit einem
bestimmten Betrage seines Vermögens.

Die unter demselben Datum angenommenen Satzungen bestimmten:

  1) Zweck der Gesellschaft: Erwerb, Besitz, Verwaltung und Verwerthung
    von Ländern, sowie deutsche Colonisation im Osten Afrikas.

  2) Die Besitzer von Antheilscheinen treten in ein Vertragsverhältniß
    zum Directorium, das sich als juristische Person constituirt.

  3) Das Directorium, aus 5 Mitgliedern bestehend und auf 15 Jahre von
    den Mitgliedern eingesetzt, hat die vollständige und unbeschränkte
    Ausübung aller in Afrika erworbenen Rechte; freies Verfügungsrecht
    über die Gelder der Gesellschaft; das Recht der Einsetzung und
    Absetzung von Beamten; das Recht, neue Ländereien zu erwerben.

  4) Satzungsänderungen können nur auf Antrag des Directoriums und mit
    Zustimmung von zwei Dritteln der Mitglieder vorgenommen werden.

Die Executive, die eigentliche Geschäftsführung, übertrug man einem
Verwaltungschef.

Eine straffere Organisation einer Gesellschaft ist nicht zu denken;
sie schuf ein in jeder Beziehung verwendbares Werkzeug für die Hand
eines Einzigen, des Verwaltungschefs; zu diesem wurde Dr. Peters
ernannt. Er besaß das unbedingteste Vertrauen. Die ihm am 9. April
1885 ertheilte Generalvollmacht beweist dies. Sie lautete: „Namens
der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft «Carl Peters und Genossen»
ertheilen wir hierdurch dem Mitglied der Gesellschaft, Herrn Dr. Peters
zu Berlin, die Vollmacht, die allgemein administrative und politische
Leitung der Gesellschaft zu führen. Insbesondere ist derselbe hierdurch
ermächtigt, die Beamten im Namen des Directoriums anzustellen, zu
befördern, zu entlassen, die Aufsicht und Controle über dieselben
zu führen, alle administrativen Anordnungen selbständig zu treffen,
Befehle zu ertheilen, die Disciplin zu handhaben, Disciplinarstrafen zu
verhängen. Diese Vollmacht hat Bezug auf alle Beamte der Gesellschaft
in Deutschland wie in Afrika und sonst an andern Orten, Civilbeamte wie
Militär und Militärbeamte. Ferner wird Herr Dr. Peters ermächtigt, als
erster Executivbeamter der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft alle
in sein Ressort fallenden Beschlüsse des Directoriums zur Ausführung
zu bringen; in dringlichen Fällen ist er ermächtigt, Maßregeln und
Bestimmungen für die Interessen der Gesellschaft auch ohne vorherige
Einholung eines Directorialbeschlusses zu treffen; indeß ist er für
derartige Acte dem Directorium verantwortlich.”

Während die Deutsch-Ostafrikanische Gesellschaft im Frühjahr 1885
sich auf diese Weise allmählich krystallisirte, neue Geldmittel zu
beschaffen suchte und mit den Behörden in wichtigen und verwickelten
Verhandlungen ihre Existenzberechtigung zu sichern trachtete, arbeitete
Dr. Peters unausgesetzt an neuen Plänen, um an das „Ostafrikanische
Schutzgebiet” neue weitausgedehnte Ländereien im Norden, Westen und
Süden anzusetzen.

In Befolgung seiner Befehle, die mit lakonischer Kürze den
Victoria-Nyanza und den Nyassa-See als Ziel- und Richtpunkte angaben
und zu mancherlei Mißverständnissen führten, wurden vom Mai 1885
bis zum Februar 1886 folgende neue Gebiete unter die Oberhoheit der
Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft gebracht. Ich gebe sie in
geographischer Ordnung von Nord nach Süd.

  1) Die Nordostküste des Somali-Landes von Halule bis Warschekh. Durch
    Regierungsbaumeister Hörnecke und Lt. von Anderten. September 1885.

  2) Die Küste des Somali-Landes an der Wubuschi-Mündung. Durch
    Dr. Jühlke, Lt. Günther und Janke. Herbst 1886.

  3) Das Land nördlich und südlich vom Sabaki durch Lt. von Anderten.
    Januar 1886.

  4) Usambara, Pare und Dschagga-Land am Kilimandscharo. Durch
    Dr. Jühlke und Prlt. Kurt Weiß. Mai 1885.

  5) Usaramo. Durch Lt. Schmidt und Söhnge. Sept. 1885.

  6) Kutu. Durch Graf Pfeil. Juni 1885.

  7) Uhehe, Mahenge, Ubena und das Land der Wagindo zwischen Rufidschi
    und Rovuma. Durch Graf Pfeil. November 1885.

Die Besitzergreifung fand wie bisher durch Abschließen von Verträgen,
Proclamationen und durch Hissen der Flagge statt. Stationen wurden nur
in einzelnen Fällen errichtet. Eine wesentliche Veränderung fand in der
Abfassung der Verträge statt, insofern sie nicht mehr den Erwerb des
ganzen Landes als Privatbesitz der Gesellschaft enthielten, sondern nur
das Recht der Ansiedelung auf noch nicht bebauten Ländereien.

Es ist kein Zweifel, daß mit all diesen fieberhaft rasch beschleunigten
Landerwerbungen kein Rechtszustand geschaffen wurde, dessen
unentrinnbarem Zwang die eingeborenen Häuptlinge in jeder Beziehung
sich fügen mußten, aber die deutsche Hand war auf ein weitausgedehntes
Gebiet gelegt worden, das zu berühren oder ohne weiteres zu ergreifen
jeder andern Nation mit Entschiedenheit verwehrt werden konnte.
Kam es zu Verwickelungen mit fremden Staaten, so hatte man eine
feste Grundlage gewonnen, auf der man zu verhandeln und zu einem
befriedigenden Abschluß zu gelangen vermochte, wie es später auch
geschehen.

Der heftigste und erste Einspruch war von der zunächst etablirten
und organisirten Staatsmacht zu befürchten, von dem _Sultanat
Sansibar_. Der Küstenstrich vom Tana bis zum Rovuma war ihm unterthan:
die Existenz von Walis und von stationirten regulären Truppen an
verschiedenen Orten schlossen jeden Zweifel aus; aber eine irgendwie
bestimmte Abgrenzung nach dem Innern des Festlandes konnte nirgends
stichhaltig bezeichnet werden. Dem Sultan von Sansibar mag auch die
Stipulation eines Abhängigkeitsverhältnisses unnöthig erschienen
sein, da er bisher die einzige Macht gewesen, die sich gelegentlich
unter den Negerstämmen wirksam geltend machen konnte. Waren doch
auch die arabischen Händler, die am Tanganika und Nyassa eine
unbedingt herrschende Stellung einnahmen, seine Unterthanen! Für
die Behauptung seines Willens gegenüber den schwarzen Häuptlingen
genügte diese regellose und ungeregelte Machtentfaltung, nützte aber
nichts im Fall eines Conflicts mit einem europäischen Staatswesen.
Da war ein geschriebener Vertrag, auch ein sonst werthloser, weit
überwiegend im Vortheil; wer solch einen vorzeigen konnte, der mußte
bei Gebietsstreitigkeiten mit dem Sultan von Sansibar factisch Recht
erhalten, weil er das formelle besaß.

Dr. Peters und Genossen ließen deshalb bei dem Abschluß der Verträge
die Negerhäuptlinge besonders betonen, daß sie „unumschränkte Herren”
in dem abzutretenden Gebiete seien. Ja, Dr. Peters nahm am 26. November
1884 von einem Beamten des Sultans von Sansibar folgende wichtige
Erklärung zu Protokoll:

„Mvomero, den 26. November 1884. Salim bin Hamid, seit vier Jahren
erster Bevollmächtigter S. M. des Sultans von Sansibar in Nguru,
erklärt vor einer Reihe rechtsgültiger Zeugen, daß der Sultan von
Sansibar auf dem Continent von Ostafrika, speciell in Nguru und
Usagara, Oberhoheit und Schutzrecht nicht besitzt.”

So kam es denn, daß der Sultan Said Bargasch von Sansibar mit all
seinen verspäteten Versuchen, die deutschen Unternehmungen durch
seine Hoheitsansprüche zu vereiteln, keine andere Wirkung als eine
diplomatische erzielte, welche aber durch entschiedenes Auftreten der
deutschen Reichsgewalt neutralisirt wurde.

Als er am 25. April 1885 officielle Kenntniß von dem am 27. Februar
ertheilten kaiserlichen Schutzbrief erhielt, erließ er folgendes
Telegramm an den Deutschen Kaiser:

„Wir haben vom Generalconsul Rohlfs Abschrift von Eurer Majestät
Proclamation vom 27. Februar empfangen, wonach Gebiete in Usagara,
Nguru und Ukami, von denen es heißt, daß die westlich von unsern
Besitzungen liegen, Eurer Oberhoheit und deutscher Regierung
unterstellt sind. Wir protestiren hiergegen, weil diese Gebiete uns
gehören und wir dort Militärstationen halten und jene Häuptlinge,
welche die Abtretung von Souverainetätsrechten an die Agenten der
Gesellschaft anbieten, dazu nicht Befugniß haben: diese Plätze haben
uns gehört seit der Zeit unsrer Väter.” Fast zu gleicher Zeit, Anfang
Mai 1885, wurden Truppen des Sultans nach Witu, Dschagga und Usagara
geschickt, um die deutschen Besitzergreifungen zu annulliren.

Am 19. Juni 1885 erhielt Said Bargasch vom Fürsten Bismarck eine
ausführlich begründete, aber entschieden ablehnende Antwort, deren
markanteste Stellen lauteten: „Ew. Hoheit richteten am 27. April ein
Telegramm an S. Majestät den Kaiser, worin E. H. Protest erheben gegen
die deutsche Erwerbung. Ich bin instruirt, diesen Protest und die von
E. H. erhobenen Ansprüche für unbegründet zu erklären und im Namen
S. M. des Kaisers Protest zu erheben gegen Ihre nachträgliche Besetzung
von Gebieten, welche innerhalb des deutschen Schutzgebietes liegen....
Seine Majestät wünschen aufrichtig das freundliche Einvernehmen
aufrecht zu erhalten, welches bisjetzt mit E. H. bestanden hat, und
sind in dieser Beziehung bereit, mit E. H. in Verhandlungen zu treten,
um die internationalen Beziehungen zwischen dem deutschen Schutzgebiet
und E. H. zu regeln. S. M. erwarten, daß E. H. deren Wünschen in dieser
Hinsicht entgegenkommen und Ihre Beamten und Truppen aus dem deutschen
Gebiet zurückziehen werden.”

Der Sultan gab nach, wesentlich bestimmt durch die Rathschläge der
englischen Regierung; der Vormarsch der Truppen wurde am 24. Juni
1885 eingestellt. Zur ausdrücklichen Anerkennung des deutschen
Schutzgebietes bedurfte es aber des Erscheinens eines deutschen
Geschwaders, das Ende Mai nach Sansibar beordert worden war und am
7. August 1885 eintraf. Am 14. August gab der Sultan folgende Erklärung
ab, wodurch die deutsche Regierung vollkommen befriedigt wurde:

  „Infolge der Forderung, welche von S. M. dem Kaiser gestellt
  ist als Ultimatum und unerläßlich für die Aufnahme freundlicher
  Verhandlungen, anerkennen wir die Schutzherrschaft Deutschlands über
  die Länder von Usagara, Nguru, Useguha, Ukami und über das Gebiet von
  Witu. Wir übernehmen es, unsere Soldaten zurückzurufen, und machen
  dies unsern Beamten bekannt, welche die sämmtlichen Küstengebiete
  besetzt halten.”

Auf dieser Grundlage konnte das Deutsche Reich in weitere
Verhandlungen über die Ordnung der neugeschaffenen Verhältnisse
treten. England, das mit wachsamen Augen den steigenden Einfluß und
die Expansionsbestrebungen der Deutschen in Ostafrika beobachtete, bot
aufs bereitwilligste seine Vermittelungsdienste an, um Deutschland zu
bestimmen, dem französisch-englischen Abkommen vom 10. März 1862 in
Bezug auf die Unabhängigkeit des Sultans von Sansibar beizutreten.
Die deutsche Regierung willigte ein unter der Bedingung, daß die
deutsche Schutzherrschaft über Useguha u. s. w. rückhaltlos vom Sultan
anerkannt werde und daß er die Häfen Pangani und Dar-es-Salaam in
der Form einer Zollpacht an die Deutsch-Ostafrikanische Gesellschaft
abtrete. Es war jener Moment, der später von einigen gewichtigen
Stimmen als versäumte Gelegenheit bezeichnet wurde, das ganze
Sultanat mit ein paar Kanonenschüssen in die Tasche des Deutschen
Reiches zu spediren. Allein abgesehen von dem hohen politischen Werth
ungestörter freundschaftlicher Beziehungen zwischen England und
Deutschland, muß man doch zugeben, daß es klüger war, die eingewurzelte
arabische Herrschaft zu eigenem Vortheil zu benutzen, als eine neue
unter vollkommen fremdartigen Verhältnissen mit Gewaltmitteln einer
widerspenstigen Bevölkerung aufzuzwingen.

Ferner galt es mit England ein Compromiß zu Stande zu bringen. England
war seit Jahrzehnten an der ostafrikanischen Küste heimisch; es hatte
da Handelsfactoreien und Missionsstationen und bisher ausschlaggebenden
Einfluß auf Sansibar, und die Tausende von ansässigen Indern waren
britische Unterthanen. Man mußte deutscherseits das Hinterland von
Mombas und Malindi opfern, erhielt dafür das als Paradies beschriebene
Gebiet in Dschagga am Fuße des Kilimandscharo, das zweifellos von dem
Sultan von Sansibar früher mit Beschlag belegt worden war, als von
Dr. Jühlke, wenn auch der Sultan Mandara in Dschagga letzterm erklärte,
er habe die arabische Occupation als solche nicht aufgefaßt.

Alle diese Punkte bedurften weitläufiger diplomatischer Verhandlungen,
die am 23. December 1885 begannen und endlich ihren Abschluß fanden in
dem internationalen _Abkommen zu London am 1. November 1886_.

    1) Deutschland und Großbritannien erkennen die Souveränetät des
    Sultans von Sansibar über die Inseln Sansibar und Pemba, sowie
    über diejenigen kleinern Inseln an, welche in der Nähe der erstern
    innerhalb eines Umkreises von 12 Seemeilen liegen; desgleichen
    über die Inseln Lamu und Mafia.

    Dieselben erkennen in gleicher Weise als Besitz des Sultans auf
    dem Festlande eine _Küstenlinie_ an, welche _ununterbrochen_ von
    der Mündung des Miningani-Flusses am Ausgang der _Tunghi-Bucht_
    bis _Kipini_ reicht. Diese Linie beginnt im Süden des
    Miningani-Flusses, folgt dem Laufe desselben fünf Seemeilen und
    wird dann auf dem Breitenparallel bis zu dem Punkte verlängert, wo
    sie das rechte Ufer des Rovuma-Flusses trifft, durchschneidet den
    Rovuma und läuft weiter an dem linken Ufer entlang.

    Die _Küstenlinie hat eine Tiefe_ landeinwärts von zehn _Seemeilen_,
    bemessen durch eine gerade Linie ins Innere von der Küste aus
    bei dem höchsten Wasserstande zur Flutzeit. Die nördliche Grenze
    schließt den Ort Kau ein. Im Norden von Kipini erkennen die
    genannten Regierungen als dem Sultan gehörig an die Stationen
    von _Kismaju_, _Barawa_, _Marka_, _Makdischu_ mit einem Umkreis
    landeinwärts von je zehn Seemeilen und Warscheikh mit einem Umkreis
    von fünf Seemeilen.

    2) Großbritannien macht sich verbindlich zur Unterstützung
    derjenigen Verhandlungen Deutschlands mit dem Sultan, welche die
    Verpachtung der Zölle in den Häfen von Dar-es-Salaam und Pangani
    an die Deutsch-Ostafrikanische Gesellschaft gegen eine dem Sultan
    seitens der Gesellschaft zu gewährende jährliche Zahlung bezwecken.

    3) Beide Mächte kommen überein, eine Abgrenzung ihrer gegenseitigen
    _Interessen-Sphären_ in diesem Theile des ostafrikanischen
    Festlandes vorzunehmen, in gleicher Weise, wie dies früher bei den
    Gebieten am Golf von Guinea geschehen ist.

    Das Gebiet, auf welches dieses Uebereinkommen Anwendung findet,
    soll begrenzt sein im Süden durch den Rovuma-Fluß und im Norden
    durch eine Linie, welche, von der Mündung des Tana-Flusses
    ausgehend, dem Laufe dieses Flusses oder seiner Nebenflüsse bis
    zum Schneidepunkt des Aequators mit dem 38.° östl. Länge folgt und
    dann in gerader Richtung fortgeführt wird bis zum Schneidepunkt des
    1.° nördl. Breite mit dem 37.° östl. Länge, wo die Linie ihr Ende
    erreicht.

    Die Demarcationslinie soll ausgehen von der Mündung des Flusses
    Wanga oder Umbe, in gerader Richtung nach dem Jipe-See laufen,
    dann entlang an dem Ostufer und, um das Nordufer des Sees führend,
    den Fluß Lumi überschreiten, um die Landschaften Taveta und
    Dschagga in der Mitte zu durchschneiden und dann entlang an dem
    nördlichen Abhang der Bergkette des Kilimandscharo in gerader Linie
    weiter geführt zu werden bis zu demjenigen Punkte am Ostufer des
    Victoria-Nyanza-Sees, welcher von dem 1.° südl. Breite getroffen
    wird.

    Deutschland verpflichtet sich, im Norden dieser Linie keine
    Gebietserwerbungen zu machen, keine Protectorate anzunehmen und
    der Ausbreitung englischen Einflusses im Norden dieser Linie nicht
    entgegenzutreten, während Großbritannien die gleiche Verpflichtung
    für die südlich von dieser Linie gelegenen Gebiete übernimmt.

    4) Großbritannien wird seinen Einfluß geltend machen, um den
    Abschluß eines freundschaftlichen Uebereinkommens hinsichtlich
    der concurrirenden Ansprüche des Sultans von Sansibar und der
    Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft auf das Kilimandscharo-Gebiet
    zu befördern.

    5) Beide Mächte erkennen als zu Witu gehörig die Küste an,
    welche nördlich von Kipini beginnt und sich bis zum Nordende der
    Manda-Bucht erstreckt.

    6) Deutschland und Großbritannien werden gemeinschaftlich den
    Sultan von Sansibar zum Beitritt an der General-Acte der Berliner
    Conferenz auffordern, vorbehaltlich der bestehenden Rechte Sr.
    Hoheit gemäß den Bestimmungen des Artikels I der Acte.

    7) Deutschland macht sich verbindlich, der Erklärung beizutreten,
    welche Großbritannien und Frankreich am 10. März 1862 mit Bezug auf
    die Anerkennung der Unabhängigkeit von Sansibar gezeichnet haben.

Auch mit der _portugiesischen_ Regierung wurde am 30. December 1886 ein
Uebereinkommen getroffen, welches deren Bestrebungen, von Mozambique
bis Angola nach und nach seine Herrschaft auszudehnen, eine in der
Zukunft mögliche Stütze verlieh. Zwei der wichtigsten Bestimmungen sind:

    1) Die Grenzlinie zwischen den deutschen und portugiesischen
    Besitzungen in Ostafrika folgt dem Laufe des Rovuma von seiner
    Mündung bis zu dem Punkt der Einmündung des Msinje-Flusses und
    läuft von dort weiter nach dem Breitenparallel bis zum Ufer des
    Nyassa-Sees.

    2) Die Regierung S. M. des Deutschen Kaisers erkennt das Recht
    S. M. des Königs von Portugal an, in den zwischen Angola
    und Mozambique liegenden Gegenden, unbeschadet der dort von
    andern Mächten etwa bisher erworbenen Rechte, souveränen und
    civilisatorischen Einfluß geltend zu machen, und verpflichtet sich
    in Gemäßheit dieser Anerkennung, dort weder Gebietserwerbungen zu
    machen, noch Schutzherrschaften anzunehmen, noch der _Ausdehnung
    des portugiesischen Einflusses entgegenzutreten_.

       *       *       *       *       *

Während die deutsche Reichsgewalt, zum Schutze der Rechte und der neu
erworbenen ostafrikanischen Besitzungen herbeigerufen, ihre starke
Hand ausstreckte und die deutsche Colonie in den Rahmen geordneter
politischer Beziehungen fügte, fand in der _Deutsch-Ostafrikanischen
Gesellschaft_ selbst ein Uebergang zu einer dauerhaft gegliederten, den
veränderten Verhältnissen mehr entsprechenden _Organisation_ statt.
Beim Beginn und bei den ersten Erfolgen des Colonialunternehmens
griffen Dr. Peters und seine Gesinnungsgenossen rasch nach dem, was
sofort eine ersprießliche Wirksamkeit für das nächste Ziel versprach.
Man kann sie deshalb nicht tadeln. Die natürliche Entwickelung im
wirthschaftlichen Leben besteht in der Ausgleichung von Irrthümern
durch die Erfahrung.

Vor allem genügte bei den außerordentlich erweiterten Aufgaben und
deshalb vergrößerten materiellen Bedürfnissen der Gesellschaft die Form
einer Commanditgesellschaft nicht mehr, wie es durch die Satzungen vom
2. April 1885 bestimmt worden. Schon am 7. September 1885 beschloß das
Directorium, „zur festern finanziellen Begründung der Gesellschaft”
eine corporative Form anzunehmen, d. h. die Commanditgesellschaft
in eine Actiengesellschaft umzugestalten, die ganze Verwaltung aus
den Händen Einzelner zu nehmen und sie der vermehrten Einwirkung der
Gesammtheit zu übergeben. Die Generalversammlung vom 14. December 1885
genehmigte die vom Directorium vorgelegten Entwürfe zu neuen Satzungen,
deren Grundlage die Dreitheilung der Gesellschaftsthätigkeit bildete:
eine Regierung als Executive, ein Landesrath von 15 Mitgliedern und
eine Hauptversammlung. Die Betheiligung des kleinen Kapitals wurde
von nun an gänzlich ausgeschlossen; nur Antheilscheine von mindestens
10000 Mark sollten ausgegeben werden.

Die endgültige Festsetzung der neuen Satzungen beanspruchte wegen
der massenhaft auftauchenden juristischen Schwierigkeiten, da keine
der gesetzlichen Vorschriften über Gründung von Gesellschaften der
Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft recht paßte, einen Zeitraum von
mehr als einem Jahr. Erst am 26. Februar 1887 gelangten sie vor die
constituirende Generalversammlung und damit zur Annahme.

Die _Grundzüge der neuen Organisation_ sind folgende:

  _Zweck der Gesellschaft_: in den Gebieten von Ostafrika die Rechte
  der Landeshoheit auszuüben und die dazu erforderlichen Einrichtungen
  zu treffen; die Civilisirung des Schutzgebietes durch Ansiedelung und
  Handel anzubahnen; Ländereien zu erwerben, zu bewirthschaften und zu
  verwerthen.

  _Mitglieder_ sind die frühern Besitzer von Antheilscheinen und die
  Uebernehmer eines neuen Antheilscheines von 10000 Mark.

  Die _Generalversammlung_ muß regelmäßig einmal im Jahr einberufen
  werden; oder in besondern Fällen auf den Antrag von 25 Mitgliedern
  oder des Directionsrathes oder der Revisoren. Sie genehmigt die
  Bilanz und beschließt über die Verwendung der Ueberschüsse, über
  Aufnahme von Anleihen, über Aenderungen der Statuten und über die
  Auflösung der Gesellschaft. Sie erwählt den Directionsrath und die
  Revisoren.

  Der _Directionsrath_ besteht aus 21-27 Mitgliedern, von denen drei
  durch den Reichskanzler, eins durch die Seehandlung in Berlin ernannt
  werden. Der Directionsrath überwacht die gesammte Geschäftsführung in
  allen Zweigen der Verwaltung, stellt das Budget fest und ernennt die
  höheren Beamten; er wählt die Direction.

  Die _Direction_ besteht aus zwei oder mehreren Mitgliedern. Sie
  vertritt die Gesellschaft in allen Rechtsgeschäften, ernennt und
  entläßt die Beamten.

  Die _Revisoren_, drei Mitglieder, welche aber nicht zum
  Directionsrath oder zur Direction gehören dürfen, haben die
  Beobachtung der Satzungen zu überwachen und das Recht, jederzeit
  Einsicht von den Büchern, Rechnungen und Urkunden zu nehmen.

  Der _Reichskanzler_ hat durch einen Commissar die Oberaufsicht über
  die Gesellschaft. Der Commissar ist berechtigt, an allen Sitzungen
  des Directionsrathes und der Generalversammlung theilzunehmen und
  jederzeit von der Direction Berichterstattung zu verlangen. Seiner
  Genehmigung sind unterworfen: die Grundsätze über Ausübung der
  landeshoheitlichen Rechte im Schutzgebiet, die Wahl des Vorsitzenden
  der Direction, die Ernennung und Entlassung der höchsten Beamten, die
  Aufnahme von Anleihen, die Aenderung der Satzungen und die Auflösung
  der Gesellschaft.

Die durch die neuen Satzungen geschaffene Befestigung der Gesellschaft,
die solide finanzielle Grundlage, welche durch ausschließliche
Theilnahme des Großkapitals gegeben wurde, endlich und vor allem
die Bekundung des Vertrauens und die Sicherung einer geordneten
Geschäftsführung durch das Auftreten der Reichsgewalt als höchste
Aufsichtsbehörde bewirkten einen vermehrten Zufluß von Geldmitteln. 232
neue Antheilscheine von je 10000 Mark wurden bis zum Schluß des Jahres
1887 erworben, sodaß das Activvermögen mit Hinzurechnung der früheren
Beitrittserklärungen drei und eine halbe Million Mark überstieg.

Eine weitere günstige Folge war die Gründung der _Ostafrikanischen
Plantagengesellschaft_ und später diejenige der _Deutschen
Pflanzergesellschaft_. Der ursprüngliche Plan der
Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft, die erworbenen Ländereien zum
Zwecke cultureller Ausbeutung theils an Besitzer von Antheilscheinen
zu vergeben, theils an andere zu verkaufen, kam jetzt zur Ausführung.
Man hatte die Unmöglichkeit eingesehen, daß einzelne Landwirthe die
Bebauung tropischer Gegenden unternehmen könnten; auch die Thätigkeit
des deutschen Landmannes als Arbeiter war ausgeschlossen. Nur durch den
Aufwand großen Kapitals, das auf Rentabilität geduldig wartete, konnte
gehofft werden, den Boden und die Handelsgelegenheiten auszunutzen.
Corporationen mußten dies in die Hand nehmen.

Während die Deutsch-Ostafrikanische Gesellschaft selbst die
Organisation und Verwaltung des Schutzgebietes als Richtschnur ihrer
Hauptthätigkeit ins Auge faßte, wollte die Plantagengesellschaft
die Arbeit der Cultivation im großen Stil übernehmen. Sie bildete
sich unter dem Eindruck der festern Consolidation schon während des
Jahres 1886; sie trat am 24. November 1886 mit einem Grundkapital
von 130000 Mark als Actiengesellschaft in Wirksamkeit. Actien wurden
im Betrage von 1000 Mark ausgegeben. Das Kapital strömte zu. Schon
im März 1887 konnten 1250000 Mark und im Februar 1888 1750000 Mark
in das Handelsregister eingetragen werden. Die Gesellschaft kaufte
100000 Morgen im Schutzgebiete von der Deutsch-Ostafrikanischen
Gesellschaft und bezahlte sie mit 100 Stück ihrer eigenen Actien. So
wurden die Interessen beider Gesellschaften miteinander verschmolzen.
Das Gewinnreiche des Geschäfts lag für beide Theile in der Zukunft.

Die Deutsche Pflanzergesellschaft wurde am 19. September 1888 mit einem
Kapital von 30000 Mark gegründet. Sie vergibt die Actien zu 1000 Mark.
Ihre Thätigkeit hat wegen des Aufstandes noch nicht begonnen.

Für alle diese und künftige Colonisationsunternehmungen, sei es
zum Zwecke des Ackerbaues oder des Handels, sollten die von der
Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft gegründeten Stationen die
Stützpunkte geben.

Es waren gegründet worden:

  1884: 1, die Hauptstation in Sansibar.
  1885: 3, nämlich 2 in Usagara,
                   1 an der Somaliküste.
  1886: 9, nämlich 1 an der Somaliküste,
                   1 in Giriyama (nördlich von Mombas),
                   2 in Usambara,
                   1 in Useguha,
                   4 in Usaramo.
  1887: 5, nämlich 2 im Dschaggaland,
                   1 in Usambara,
                   1 in Usagara,
                   1 in Usaramo.
  1888: 3 (Zollst.), nämlich in Kilwa, Lindi und Mikindani.

Von diesen 21 Stationen wurden infolge des deutsch-englischen Abkommens
vom 1. November 1886 die drei nördlich des Umba-Flusses gelegenen
aufgegeben.

Ende August 1888 bestanden demnach 18 Stationen, welche geographisch
geordnet sich auf die folgenden Landschaften vertheilten. Um ein
vollkommenes Bild der europäischen Besiedelung zu geben, sind auch die
Stationen der Deutsch-Ostafrikanischen Plantagengesellschaft (mit *
bezeichnet) und diejenigen der deutschen, englischen und französischen
Missionsgesellschaften (mit ** bezeichnet) beigefügt.

  Insel Sansibar. -- _Sansibar_, gegr. v. Dr. Jühlke, Dec. 1884.
                    *_Kibueni_,    „   „   „     „    Dec. 1887.
                    *_Manyama_,    „   „   „     „    Jan. 1888.
                   **_Sansibar_ (engl.), gegr. 1864.
                   **_Sansibar_ (deutsch, evang.),
                        gegr. von M. Rentsch 1887.

  Dschagga-Land. --  _Moschi_, gegr. von Frhrn. v. Eberstein,
                        Prlt. Zelewski, Wilken, Braun und Hessel,
                        August 1887.
                     _Aruscha_, gegr. von Frhrn. v. Eberstein
                        und Prlt. Zelewski, August 1887.
                   **_Moschi_ (engl.), gegr. 1885.

  Usambara. --       _Pangani_, gegr. von Hörnecke, Mai 1887.
                     _Korogwe_ am Pangani, gegr. von Hörnecke
                        und Frhrn. v. Gravenreuth, April 1886.
                    *_Lewa._
                     _Mafi_ am Pangani, gegr. von _Zboril_,
                        Nov. 1886.
                   **_Magila_ (engl.), gegr. 1869, mit Filialen
                        in Umba, Mkusi, Missoswe und Msaaka.

  Useguha. --        _Petershöhe_ am Wami, gegr. von Lt.
                        v. Anderten, Juli 1886.
                    *_Mbusine_ am Wami.

  Usagara. --        _Mbambwa_ (oder Mpwapwa), gegr. von
                        Krieger, Giese, Rühle, 1887.
                     _Sima_, gegr. von Graf Pfeil, Jan. 1885.
                     _Kiora_, gegr. von Söhnge, Juni 1885.
                   **_Mbambwa_ (engl.), gegr. 1878.
                   **_Mamboia_ (engl.), gegr. 1880.

  Usaramo. --        _Dar-es-Salaam_, gegr. 1887.
                     _Bagamoyo_, gegr. von Lt. v. Bülow,
                        August 1886.
                     _Dunda_ am Kingani, gegr. von Lt. Krenzler,
                        März 1886.
                     _Madimola_, am Kingani, gegr. von Lt.
                        Frhr. von St. Paul-Illaire, April 1886.
                     _Usungula_ am Kingani, gegr. von Prlt.
                        v. Zelewski, Mai 1886.
                   **_Bagamoyo_ (franz.).
                   **_Dar-es-Salaam_ (deutsch, evang.), gegr.
                        von Greiner, Juli 1887.
                   **_Pugu_ (deutsch, kathol.), gegründet von
                        Pater Bonifacius 1888.

  Wagindo-Land. --   _Kilwa_ (Zollst.), gegr. von Hessel und
                        Krieger, Aug. 1888.
                     _Lindi_ (Zollst.).
                     _Mikindani_ (Zollst.).
                   **_Masasi_ (engl.), gegr. 1876.
                   **_Newala_ (engl.), gegr. 1887.

Das deutsche ostafrikanische Gebiet mit der gesammten sogenannten
deutschen Interessensphäre, also von der Ostküste bis zum Tanganika
und vom Victoria-Nyanza bis zum Nyassa-See und zum Rovuma-Fluß, umfaßt
ungefähr 1100000 qkm (Deutsches Reich 540622 qkm).

Dagegen beträgt jener Ländercomplex, welcher durch Anlegen von
Stationen bisjetzt in Angriff genommen oder von ihnen eingeschlossen
ist, mit Ausschluß des Wagindo-Landes, nach ungefährer Schätzung etwa
110000 qkm (Baiern, Württemberg und Baden 110443 qkm).

       *       *       *       *       *

Alle Erwerbungen und Einrichtungen der Deutsch-Ostafrikanischen
Gesellschaft hatten nur einen unvollkommenen Werth, solange der freie
Zutritt zur Küste erschwert oder versperrt blieb. Europäische Colonien
in allen Weltgegenden bedürfen zu ihrer vollen Entwickelung den
unbehinderten Verkehr mit dem Mutterlande: der Seeweg muß offen bleiben.

Unbestreitbar besaß der Sultan von Sansibar die Herrschaft über
die ostafrikanische Küste. Es mußte in sie eine Bresche gelegt
werden -- daran dachte Dr. Peters bei dem ersten Gelingen seines
Unternehmens. Vorerst wollte man sich mit dem Benutzungsrecht _eines_
Hafens begnügen. In den während des Sommers 1885 durch Admiral
Knorr geleiteten Verhandlungen verlangte man direct den Hafen von
Dar-es-Salaam für die deutschen Schiffe; am 26. September 1885 willigte
Said Bargasch ein. Mit Dar-es-Salaam war einer der Endpunkte der
Karavanenstraßen vom Tanganika-See gewonnen worden; nach der Erwerbung
des Kilimandscharo-Gebietes und Usambaras erschien auch Pangani
zur Eröffnung des eigenen und zur Beherrschung des einheimischen
Verkehrs unbedingt nothwendig. In dem Vertrag vom 1. November 1886
veranlaßte die deutsche Regierung die englische mitzuwirken, daß
nicht nur das Mitbenutzungsrecht der beiden genannten Häfen der
Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft zugestanden, sondern daß ihr die
Zollverwaltung daselbst ganz und gar übertragen werde, ja nur unter
dieser Bedingung wollte sie die Souveränetät des Sultans über den
Küstenstrich, zehn Meilen landeinwärts, anerkennen.

Auf dieser Grundlage arbeitete Dr. Peters unablässig weiter. Die
Erhebung der Zölle bildete für den Sultan von Sansibar den Kern
seiner Regierungsthätigkeit auf dem Festland. War er zu bewegen, diese
den Deutschen zu überlassen, so machte es keine große Schwierigkeit,
auch noch Verwaltung, Polizei und Gerichtsbarkeit, und damit die
thatsächliche Beherrschung des ganzen Küstenstriches zu erlangen.
Wirklich brachte Dr. Peters den Sultan zu einem Uebereinkommen, das
diesem Zweck entsprach, zum sogenannten Vorvertrag vom 30. Juli 1887.

Nach den neuen Satzungen der Gesellschaft unterlag dieser Vertrag der
Genehmigung des Directionsrathes in Berlin. Said Bargasch hatte nur
widerstrebend Punkt für Punkt nachgegeben und Paragraphen dazwischen
geworfen, welche das Risico der Gesellschaft steigerten und keine
sofortige Annahme in Berlin fanden. So zogen sich die Verhandlungen hin
und her während des ganzen Winters 1887/88. Da starb am 30. März Said
Bargasch, und sein Bruder Said Khalifa folgte. Weniger scharfsichtig
und leichter zu überreden, gab dieser dem unausgesetzten Drängen des
deutschen Generalconsuls Michahelles endlich nach und genehmigte am
28. April 1888 den für die Gesellschaft so wichtigen und zugleich
verhängnißvollen _Küstenvertrag_.


Sein Inhalt zerfällt in folgende Theile:

  1. Die factische Uebernahme der Verwaltung und das Probejahr.

      „Dem Sultan sollen keine Verbindlichkeiten erwachsen weder wegen
      der Kosten der Besitzergreifung noch auch wegen der daraus etwa
      entstehenden Kriegszustände. Dagegen willigt er ein, alle Acte
      und Handlungen, welche erforderlich sind, um die Bestimmungen
      des Vertrags zur Ausführung zu bringen, vorzunehmen und der
      Gesellschaft mit seiner ganzen Autorität und Macht zu helfen.

      „Im ersten Jahr liefert die Gesellschaft den ganzen Betrag der
      erhobenen Ein- und Ausfuhrzölle an den Sultan ab, abzüglich
      der Geschäftsunkosten (nicht über 272000 Mark) und einer
      Commissionsgebühr von fünf Procent. Auf Grund der im ersten Jahre
      gemachten Erfahrungen soll die Durchschnittssumme der jährlich zu
      zahlenden Pacht festgestellt werden.”

  2. Rechte und Vortheile der Gesellschaft.

      „Die Gesellschaft wird ermächtigt, Beamte einzusetzen, Gesetze
      zu erlassen, Gerichtshöfe einzurichten, Verträge mit Häuptlingen
      zu schließen; alles noch nicht in Besitz genommene Land zu
      erwerben, Steuern, Abgaben und Zölle zu erheben, Vorschriften
      für den Handel und Verkehr zu erlassen, die Einfuhr von Waaren,
      Waffen und Munition und allen andern Gütern, welche nach ihrer
      Ansicht der öffentlichen Ordnung schädlich sind, zu verhindern;
      alle Häfen in Besitz zu nehmen und von den Schiffen Abgaben zu
      erheben.”

  3. Rechte und Vortheile des Sultans von Sansibar.

      „Die Verwaltung soll im Namen des Sultans und unter seiner
      Flagge, sowie unter Wahrung seiner Souveränetätsrechte geführt
      werden. Der Sultan erhält eine nach einem Jahr festzustellende
      Pachtsumme, ferner 50% des Reineinkommens, welches aus den
      Zollabgaben der Häfen fließen wird; endlich die Dividende von
      zwanzig Antheilscheinen der Gesellschaft à 10000 Mark, nachdem
      Zinsen in der Höhe von 8% auf das eingezahlte Kapital der
      Antheilscheinbesitzer bezahlt worden sind.”

Die Durchführung des Küstenvertrags mit der damit verbundenen
Besitzergreifung des Küstenstriches durch die Deutschen rief den
_Aufstand vom August 1888_ hervor. Die Reihenfolge der Ereignisse
ergibt sich aus der nachstehenden chronologischen Uebersicht.

  _August_, 17. und 18. Beginn der Unruhen in _Pangani_. Der Wali
      verweigert die Hissung der Gesellschaftsflagge und flüchtet sich
      vor den Landungstruppen der „Carola”.

  _August_, 21. Beginn der Unruhen in _Bagamoyo_. Die Sultansflagge
      wird unter Anwesenheit von Mannschaften der „Möwe” vom Hause
      des Wali heruntergenommen; später, als der Wali sein Haus der
      Gesellschaft eingeräumt, auf derselben Stelle wieder gehißt,
      neben ihr die Gesellschaftsflagge. Der Wali bleibt.

  _September_, 4. Voller Aufruhr in _Pangani_. Die Beamten der
      Gesellschaft werden gefangen gehalten.

  _September_, 8. General Matthews trifft im Auftrag des Sultans mit
      regulären Sansibarsoldaten in _Pangani_ ein und befreit die
      deutschen Beamten, welche nach Sansibar zurückkehren.

  _September_, 8. Die „Möwe” holt die Beamten aus dem aufrührerischen
      _Tanga_ nach Sansibar.

  _September_, 17. Der Häuptling _Buschiri_ tritt als Leiter des
      Aufstandes in _Pangani_ auf.

  _September_, 23. General Matthews wird von den Aufständischen
      gezwungen, mit den Regulären aus _Pangani_ nach Sansibar
      zurückzukehren.

  _September_, 23. _Bagamoyo_ wird von den Arabern angegriffen; von den
      Beamten unter Mitwirkung der „Leipzig” siegreich gehalten.

  _September_, 23. _Lindi_ wird von den deutschen Beamten verlassen,
      nachdem sie zwei Tage mit den anstürmenden Yaos gekämpft.

  _September_, 23. _Mikindani_ wird bei dem Andrang von Tausenden der
      Yaos von den deutschen Beamten geräumt.

  _September_, 24. Kampf in _Kilwa_. Nach heftiger Gegenwehr fallen die
      Beamten Krieger und Hessel.

  _September_, 25. In _Bagamoyo_ ergreift der Bezirkschef Gravenreuth
      die Offensive und nimmt Mtoni im Sturm.

  _October_, 31. _Windi_, Waffen- und Pulverdepot der Aufrührer, wird
      von der „Sophie” beschossen und zerstört.

  _November_, 20. Buschiri marschirt von _Pangani_ südwärts ab.

  _November_, 28. „Carola” wird vor _Windi_ beschossen; sie vertreibt
      mit der „Sophie” die Rebellen.

  _December_, 2. Beginn der deutsch-englischen _Blokade_.

  _December_, 5.-7. Buschiri greift _Bagamoyo_ an. Er wird unter
      Mitwirkung der „Leipzig” und der „Jühlke” zurückgeworfen.

  _December_, 23. und 24. _Dar-es-Salaam_ wird von räuberischen Banden
      von ca. 50 Mann unter Anführung des ausgewiesenen Akadi Salamini
      und der Walis von Kisiju und Kikunja angegriffen, aber ohne
      Erfolg.

  _December_, 29. und 31. Wiederholte Angriffe gegen _Bagamoyo_. Der
      Ort fast ganz zerstört. Das Stationshaus allein unversehrt
      erhalten. Buschiri bezieht ein festes Lager am Kingani.

  1889. _Januar_, 10. und 11. Erneuter Angriff auf _Dar-es-Salaam_.
      Ein Theil der Stadt wird niedergebrannt. Die deutsche Besatzung
      bleibt unerschüttert.

  _Januar_, 13. Die Missionsstation _Pugu_ wird von den Rebellen
      zerstört. Zwei Missionare und eine Oberin werden gefangen
      genommen, welche am 11. März die Freiheit gegen Lösegeld wieder
      erhielten.

  _Januar_, 21. Erfolgloser Angriff auf das Karavanenhaus („Ratuhaus”)
      in _Bagamoyo_ durch Buschiri.

  _Januar_, 25. Landungstruppen der „Sophie” verjagen nach heftiger
      Gegenwehr 80 Araber aus _Dar-es-Salaam_.

  _März_, 3. Kämpfe bei _Bagamoyo_ gegen Buschiri. Lt. Meier erobert
      zwei Geschütze.

  _März_, 26. Die „Schwalbe” erobert _Kondutschi_.

  _März_, 31. Hauptmann _Wißmann_ trifft in Sansibar ein.

Aus den Berichten des deutschen Generalconsuls Michahelles in Sansibar
(Weißbuch IV. Theil, Berlin 1889) und aus den Briefen einzelner Beamten
der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft (Deutsche Kolonialzeitung,
Sept. bis Dec. 1888) erhält man ein ziemlich treues Bild von der
Entstehung und Entwickelung des Aufstandes an den einzelnen Orten.

In Sansibar war man sich der entstehenden Schwierigkeiten bei der
Umänderung der altgewohnten Regierungsform in die neue deutsche bis zu
einem gewissen Grade vollkommen bewußt. Schon im Juli 1888 bereiste der
Generalvertreter der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft mit einem
hierzu designirten Sultansbeamten sämmtliche Küstenplätze, instruirte
die Walis über den am 16. August eintretenden Regierungswechsel,
erklärte aber zugleich, daß die Sitten und Gebräuche der Eingeborenen
unberührt bleiben sollten. Sämmtliche Walis erklärten ihre
Bereitwilligkeit zu bleiben. Es ist aus den bisher veröffentlichten
Mittheilungen nicht ersichtlich, ob in der Instruction auch betont
wurde, daß neben der Sultansflagge auch die Flagge der Gesellschaft
gehißt werden sollte. Im Vertrage Art. I. steht nur: „Die Verwaltung
soll von der Gesellschaft unter der Flagge des Sultans geführt werden.”
Man kann es ja selbstverständlich finden, daß die Gesellschaft zur
Behauptung ihres Ansehens auch die eigene Flagge aufpflanzen mußte;
auch scheint der Sultan selbst niemals einen Widerspruch dagegen
erhoben zu haben. Allein thatsächlich gab in Pangani die Hissung der
deutschen Gesellschaftsflagge den Anstoß zum Aufruhr.

Allen Küstenstationen waren Polizeisoldaten des Sultans beigegeben
worden in Uebereinstimmung mit dem Artikel I des Küstenvertrags: „Seine
Hoheit willigt ein, alle Acte und Handlungen, welche erforderlich sind,
um die Bestimmungen des Vertrags zur Ausführung zu bringen, vorzunehmen
und der Gesellschaft mit seiner ganzen Autorität und Macht zu helfen.”
Die Sultanssoldaten taugten aber nirgends etwas, ja die deutschen
Beamten verlangten später, daß zu ihrer Sicherheit dieselben wieder
nach Sansibar zurückbeordert werden sollten.

In _Pangani_ zeigte sich der Wali von Anfang an widerwillig; er
protestirte gegen die Hissung der deutschen Flagge durch den
Bezirkschef v. Zelewski. Das Erscheinen der „Möwe” am 17. August
mit einem Specialbefehl des Sultans setzte momentan den Willen der
Gesellschaft durch; allein kaum war sie abgefahren, so veranlaßte der
Wali sogar die Soldaten, den Gehorsam zu verweigern. Die deutsche
Marine griff am 19. August ein; der Wali entfloh. Ruhe trat ein bis zum
3. September, aber nur innerhalb der Stadt selbst; außerhalb derselben
war es unmöglich, Amtshandlungen vorzunehmen. Auf Verlangen des
Bezirkschefs warb der Generalvertreter der Gesellschaft 50 Irreguläre
der Sultanstruppe in Sansibar und schickte sie zur Unterstützung. Die
Auswahl der Irregulären muß trotz der Warnung des General Matthews
(Weißbuch IV, S. 16) eine sehr unglückliche gewesen sein, denn
gerade die Irregulären gaben dem Aufstand in Pangani neue Nahrung;
sie bemächtigten sich am 4. September einer Dau mit Pulverladung und
hielten von nun an die deutschen Beamten in ihrem Haus gefangen.
Als diese Nachricht in Sansibar eintraf und der deutsche Consul um
Absendung einer ergiebigen Truppenmacht bat, lehnte der Sultan dies
zuerst positiv ab. Erst den eindringlichen Vorstellungen des General
Matthews gelang es, den Befehl zu erwirken, daß unter seinem Commando
150 Mann reguläre Soldaten am 7. September nach Pangani geschickt
wurden. Sie wurden mit Jubel von der Bevölkerung empfangen. Man
legte die Waffen nieder und unterwarf sich dem Sultan, aber für die
deutschen Beamten gab es kein Ansehen, keine Autorität mehr. Sie
mußten froh sein, mit heiler Haut aus dem Rebellennest entlassen
zu werden. General Matthews sollte es übrigens nicht viel besser
ergehen als den deutschen Beamten. Es trat jetzt der Mann auf, der
die Revolte mit fester Hand ergriff und im Interesse der Araber
planmäßig leitete: es war _Buschiri_. Er ist kein Araber von reinem
Blut, sondern ein Suaheli-Mischling. Trotzdem fand er bei Arabern und
Eingeborenen mit seiner Legende, daß er aus dem Geschlechte der Iras
stamme, das vornehmer und älter sei als das Sultansgeschlecht auf
Sansibar, allgemeinen Glauben. Buschiri stachelte die Bevölkerung von
Pangani gegen den „Europäer und Christen” Matthews auf, sodaß dieser
am 23. September gezwungen war, mit seinen 150 Regulären das Feld
zu räumen und nach Sansibar zurückzukehren. Der von ihm installirte
Beamte des Sultans, Soliman ben Nasr, fand Duldung von seiten der
Aufständischen; sie folgten in der Regel seinen Weisungen, da er eine
Art von Sultanspartei geschaffen. Zeigte sich aber Buschiri in der
Stadt, dann zerschmolz alle Autorität des Sultans von Sansibar in
nichts.

Im benachbarten _Tanga_ hatten von Frankenberg und Klentze ganz ohne
Störung die Zollstation bezogen. Allein der Sieg des Aufruhrs in
Pangani verwirrte auch hier die Köpfe. Die Eingeborenen griffen ein
unbewaffnetes Boot der „Möwe”, das landen wollte, am 5. September an.
Sie wurden zwar am 6. blutig landeinwärts getrieben und verhielten
sich nach der Abfahrt der „Möwe” durchaus nicht aggressiv gegen die
Deutschen, welche ohne Befehl der Gesellschaft ihren Posten nicht
räumen wollten, doch der Aufstand in der ganzen Umgegend machte die
Lage der Deutschen in Tanga unhaltbar und zwecklos; sie wurden am
8. September von der „Leipzig” nach Sansibar gebracht.

In _Bagamoyo_ unter dem Bezirkschef Frhrn. von Gravenreuth kam es
anfangs zu keinen thatsächlichen Unruhen. Auf dem Gesellschaftshause
wurden am 16. August die deutsche und die Sansibarflagge ohne jede
Störung gehißt; die „Carola” lag dicht vor Anker. Nur weigerte sich
der Wali, die auf seinem Hause wehende Sultansflagge einzuziehen.
Ein darauf bezüglicher stricter Befehl rief unter den Arabern und
Indern eine drohende aufrührerische Stimmung hervor. Der deutsche
Generalconsul in Sansibar bewirkte, daß am 21. August die „Möwe” nach
Bagamoyo entsendet wurde. Jetzt gab der Wali nach und nahm selbst seine
Flagge herunter. Said Khalifa hatte lange gezögert, dem widerspenstigen
Wali einen bestimmten Befehl zu geben; erst als am 21. die „Möwe” und
dann die „Leipzig” nach Bagamoyo abgesegelt waren, entschloß er sich
auf den vermittelnden Vorschlag einzugehen, das Haus des Wali der
Gesellschaft als Amtsgebäude einzuräumen, wobei die Sultansflagge auf
der alten Stelle bleiben konnte. Sein Befehl traf zu spät ein; die
Deutschen hatten schon in Anwesenheit von zwei Kriegsschiffen ihren
Willen durchgesetzt. Aber man fügte sich sofort der neuen Anordnung:
die Gesellschaft siedelte in das Haus des Wali über und die einzige
Sultansflagge wehte auf ihrer gewohnten Stelle. Von nun an herrschte
in der Stadt Bagamoyo selbst einen vollen Monat Ruhe; landeinwärts
aber breitete sich der Aufstand aus; die Stationen Dunda und Madimola
am Kingani mußten aufgegeben werden. Durch diese Erfolge ermuthigt,
scharten sich am 23. September die Eingeborenen und Araber zu einem
gewaltsamen Angriff gegen Bagamoyo zusammen; sie wurden durch die
deutschen Beamten und eine Landungstruppe der „Leipzig” zurückgetrieben
und am 25. September in freiem Felde bei Mtoni durch Frhrn. von
Gravenreuth total geschlagen. Die trotzdem fortgesetzte Nährung des
Aufstandes schien in der fortwährenden Zufuhr von frischer Munition
ihre Hauptquelle zu haben; man vermuthete in Windi das eigentliche,
immer wieder aufgefüllte Munitionsdepot. Die „Sophie” bombardirte
deshalb am 31. October diesen Ort; zahlreiche Explosionen erwiesen die
Richtigkeit der Annahme.

Unmittelbar darauf erfreute sich auch Bagamoyo einer zunehmenden
Sicherheit; Handel und Verkehr begannen in gewohnter Weise sich zu
regen. Da tauchte plötzlich die Nachricht auf, Buschiri sei am
20. November von Pangani gegen Süden aufgebrochen. Richtig erschien
er am 5. December vor Bagamoyo. Zwei Tage wurde heftig gekämpft, die
„Leipzig” griff energisch ein; am 7. December zog sich Buschiri in das
Innere zurück und ließ infolge schwerer Verluste zwei mitgebrachte
Geschütze stehen.

Doch er ruhte nicht; er wollte Bagamoyo vernichten oder es wenigstens
von allem Verkehr mit dem Innern absperren. Ende December äscherte
er alle Wohnungen ein, die nicht von den Deutschen besetzt waren; er
schlug ein wohlbefestigtes Lager nahe vor der Stadt auf und versuchte
von hier aus, freilich vergeblich, Ende Januar und Anfang März sich der
Stationsgebäude zu bemächtigen.

_Dar-es-Salaam_ bildete anfangs eine Oase in dem ganzen vom Aufruhr
durchwühlten Küstengebiet: hier blieb alles friedlich bis in die
letzten Tage des December. Der Bezirkschef Leue dankte dies seiner
strengen Zucht, die er trotz aller humanitären Gefühle unerbittlich
aufrecht erhielt. Auch verstand er, sich des Wali, dem er mistraute,
sofort zu entledigen und dafür einen ergebenen Beamten von Sansibar
zu requiriren. Sein Einfluß reichte nach Westen bis Pugu und Usungula
und nach Norden bis Bueni, wo die Verbindung mit Gravenreuth in
Bagamoyo aufgenommen werden konnte. Der Generalconsul berichtete
unter dem 28. November: „Die Gesellschaft übt an dieser Küstenstrecke
eine thatsächliche Autorität aus.” Die fortwährende Anwesenheit eines
deutschen Kriegsschiffes im Hafen von Dar-es-Salaam, der besonders
friedfertige Charakter der Bevölkerung und die Schreckensnachrichten
über die blutigen und doch erfolglosen Kämpfe bei Bagamoyo werden
außerdem beigetragen haben, jeden Gedanken an Gewaltthätigkeiten
niederzuhalten. So wäre es auch geblieben, wenn nicht Buschiri, der
Nimmermüde, seinen Kriegszug von Bagamoyo nach Süden fortgesetzt hätte.
Die Unterbringung der durch das Blokadegeschwader befreiten Sklaven
in den Missionen zu Dar-es-Salaam und Pugu reizte den Rachedurst
und die Beutegier. Dem kurzen Kampfe vom 23. und 24. December folgte
der überlegte Sturm gegen beide Orte in der Mitte des Januar. Die
Wiedergewinnung der befreiten Sklaven und die Gefangennahme der
Missionare als werthvolle Geiseln war der Lohn der zurückgeschlagenen
Sieger.

Ganz anders als in den nördlichen Districten gestaltete sich der
Aufstand in den _südlichen Häfen_ Kilwa, Lindi und Mikindani. Das
war kein Aufstand, sondern förmlicher Krieg, unternommen von den am
Rovuma wohnenden Yao-Völkern. Möglich, daß sie von den Arabern des
Nyassa-Sees dazu aufgestachelt waren, daß man ihnen erzählt hatte, mit
der Besetzung der Küste durch die Deutschen wäre es mit dem lucrativen
Sklavenhandel vorbei, von dem sie als Sklavenjäger der Araber lebten;
möglich, daß sie nur Raublust gegen die schwachbesetzten deutschen
Stationen trieb. Verabredet war der Kriegszug jedenfalls, denn fast am
gleichen Tage erschienen sie in den drei Hafenplätzen.

In Kilwa fanden der neu eingesetzte Bezirkschef Hessel und sein Genosse
Krieger bei ihrem Einzug einen etwas hartköpfigen Wali vor. Doch
gelang es ihnen bald, seine Unterstützung wie auch die Geneigtheit
der Eingeborenen zu gewinnen. Noch am 18. September fühlten sie sich
ganz behaglich in ihrem Wirkungskreis, es war nur der Mangel einer
verlässigen Truppe, was ihnen einige Sorge für die Zukunft machte.
Da erschienen plötzlich am 19. oder 20. September die Yaos in hellen
Haufen (der Kapitän eines englischen Kriegsschiffes schätzte sie auf
15000) und verlangten die Uebergabe des Platzes, denn „ihnen hätte
vordem die Küste gehört und sie wollten ihren frühern Besitz wieder
an sich nehmen”. Die den Deutschen zu freiem Abzug gewährte Frist
von 48 Stunden wurde von diesen nicht benutzt; sie wurden in ihrem
Haus angegriffen. So tapfer die Vertheidigung, so erfolglos war sie.
Am 24. September fiel Krieger, Hessel nahm sich das Leben. Während
des zweitägigen Kampfes lag die „Möwe” unthätig bei Kilwa vor Anker.
Sie konnte das mitten im Ort gelegene Stationshaus nicht beobachten;
der interimistische Befehlshaber wagte nicht, die erhaltene Ordre,
„aufs gerathewohl keine Boote ans Land zu setzen”, eigenmächtig zu
überschreiten, und wartete vergeblich auf irgendein Zeichen der
Beamten, das ihn zu Hülfe rufen sollte.

Unblutiger verlief der Angriff und die Wegnahme von Mikindani und
Lindi. Die Yaos zeigten sich am 20. September vor _Mikindani_. Die
Araber bestürmten den Bezirkschef von Bülow, er möge fliehen; die
Uebermacht sei zu groß und die Sultanssoldaten würden nicht gegen die
schwarzen Brüder kämpfen. Es blieb ihm nichts übrig, als in der Nacht
des 23. September ein Boot zu besteigen und sich nach Sansibar zu
flüchten.

Herr von Eberstein fand die Verhältnisse in _Lindi_ von Anfang an
sehr schwierig. Lindi ist ein berüchtigter Sklavenexporthafen; um
die Befehle des Sultans von Sansibar hatte man sich dort nie viel
gekümmert. Die Araber sahen in dem Deutschen nur den Mann, der sie
um ihren gewinnreichen, altgewohnten Handel bringen wolle. Sie
verabredeten deshalb mit Kassuguro, einem Häuptling der Yaos, er solle
die Station überfallen; die Sultanssoldaten seien auf ihrer Seite.
Am 20. September rückten die Yaos an, ein Scheingefecht wurde von
den Askaris geliefert. Die Deutschen sahen, daß sie in einem Nest
von Verräthern steckten. Die Yaos wagten nicht, direct gewaltthätig
vorzugehen; sie suchten durch Verhandlungen die Deutschen zu dem Gefühl
der Sicherheit zu verführen, um sie dann wehrlos abzuschlachten. Drei
Tage dauerte dieser schwankende Zustand zwischen Kampf und Frieden.
Hülfe gegen die Tausende von Feinden war von keiner Seite zu erwarten.
Da war es der Araber Isar bin Senam, der in der Nacht des 23. September
den Beamten die unmittelbar drohende Lebensgefahr verkündete. So
konnten sich die Deutschen noch im letzten Moment auf ein Boot retten
und entkamen glücklich nach Sansibar.

Das Gebiet zwischen Rovuma und Rufidschi ist von nun an ganz und gar in
der Herrschaft der Rebellen geblieben; der Sultan von Sansibar machte
Ende September einen letzten Versuch, seiner Autorität Geltung zu
verschaffen; allein man antwortete seinem Abgesandten Nasr ben Soliman:
Said Khalifa habe nichts mehr zu sagen; er habe sein Land den Deutschen
verkauft und werde deswegen nicht mehr als Herrscher anerkannt.

So war anfangs October ganz Deutsch-Ostafrika mit Ausnahme von Bagamoyo
und Dar-es-Salaam den Händen der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft
entwunden worden. Denn wenn auch das Binnenland sich nicht am Aufstand
betheiligte und die Stationen in Usungula, Mbambwa und Moschi
unangefochten blieben, so hatte die Erhaltung einer dürftigen Autorität
im Innern zur Zeit gar keinen Werth, da jede Verbindung vollkommen
abgeschnitten war.

Daß aber nicht die ganze Küste den Deutschen verloren ging, namentlich
daß Bagamoyo als wichtigster Platz noch erhalten blieb, das ist
der Anwesenheit und dem Eingreifen der _deutschen Kriegsmarine_ zu
verdanken. Man hat ihr im Mutterlande den Vorwurf gemacht, daß sie
ihre Kräfte beim Beginn des Aufstandes nicht voll eingesetzt und
mit einigen wuchtigen Schlägen die doch geringe Anzahl rebellischer
Araber zu Paaren getrieben hätte. Diesen Vorwurf verdient sie selbst
aber nicht. Es scheint, daß der Marine durch höhere Befehle die
Hände gebunden waren: sie sollte wol der persönlichen Sicherheit der
Deutschen Schutz bieten, aber nicht Schutz ihrer Herrschaft durch
kriegerische Actionen. Daraus ließe sich erklären, weshalb in Pangani
am 19. August nur eine Wache von zwei Unteroffizieren und 16 Mann von
der „Carola” zurückgelassen und weshalb diese vier Tage darauf bei
etwas eingetretener Ruhe sofort wieder abgeholt wurden; ferner daß
Bagamoyo erst nach dem Angriff vom 23. September eine ständige Garnison
von 1 Offizier und 20 Mann erhielt; daß endlich der stellvertretende
Commandant der „Möwe” am 23. und 24. September vor Kilwa es nicht
wagte, Mannschaften ans Land zu setzen trotz des wahrnehmbaren Kampfes,
mit Rücksicht auf die Rüge, welche sich die „Möwe” wegen ihres
Streifzuges gegen Tanga am 5. September zugezogen.

Um übrigens die angestrengte Thätigkeit der Marine richtig zu würdigen,
muß man sich Folgendes vergegenwärtigen. Das Geschwader bestand beim
Ausbruch des Aufstandes aus 4 Schiffen, der „Leipzig”, „Carola”, „Olga”
und „Möwe”. Am 8. September kam die „Sophie” dazu; dafür schied die
„Olga” sehr bald aus; sie war nach Samoa beordert worden. Mit diesen
wenigen Schiffen mußte eine Küstenstrecke von 110 deutschen Meilen,
gleich der der ganzen deutschen Nord- und Ostseeküste, beobachtet
werden. Man war gezwungen, um überhaupt wirksam auftreten zu können,
die drei südlichen Plätze, Kilwa, Lindi und Mikindani, gerade an den
schlimmsten Tagen ihrem Schicksal zu überlassen. Man hatte eben nicht
Schiffe genug, um im regelmäßigen Turnus die vielen bedrohten Punkte
anzulaufen und rechtzeitig Nachricht von bevorstehenden Kämpfen zu
erhalten.

Das Eingreifen der einzelnen Schiffe zum Schutze der
Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft während des Aufstandes bis
Ende November ergibt sich aus folgender nach den Consulatsberichten
gemachten Zusammenstellung.

    „Leipzig” am 21. August vor Bagamoyo. Flaggenhissung.
                  7. September bei Tanga.
                 20. bis 23. September vor Bagamoyo. Abwehr
                     des Angriffs.
    „Carola”  am 16. August vor Bagamoyo. Flaggenhissung.
                 18. und 19. August vor Pangani. Landung
                     einer Wachtruppe.
                 28. November vor Windi. Beschießung.
    „Olga”    am  7. September vor Tanga.
    „Möwe”    am 16. August vor Pangani. Flaggenhissung.
                 20. und 21. August vor Bagamoyo. Flaggenhissung.
                 23. August vor Pangani. Einholen der Wachtruppe
                     der „Carola”.
                  5. und 7. September vor Tanga. Befreiung
                     der deutschen Beamten.
                 22. bis 24. September vor Kilwa.
    „Sophie”  am  8. September vor Tanga.
                 22. October vor Bagamoyo. Landung einer
                     Wachtruppe.
                 31. October vor Windi. Beschießung.
                 28. November vor Windi. Beschießung.
                 29. November vor Saadani.

       *       *       *       *       *

Die Brandreden des Cardinal Lavigerie, Erzbischofs von Karthago,
in den Monaten August und September gegen die Scheußlichkeiten des
Sklavenhandels und die dadurch aufgeregte öffentliche Theilnahme
in ganz Europa boten für den deutschen Reichskanzler eine günstige
Handhabe, mit England und Portugal Anfang November ein Abkommen über
eine _Blokade_ der ostafrikanischen Küste zu vereinbaren, wodurch
einerseits die Sklavenausfuhr gehemmt oder aufgehoben, andererseits
durch die Verhinderung der Munitionseinfuhr die Mittel zur Fortsetzung
des Aufstandes abgeschnitten werden sollten.

Das Blokadegeschwader, bestehend aus sechs deutschen Schiffen mit
54 Geschützen und 1337 Mann und aus sieben englischen Schiffen mit
52 Geschützen und 1510 Mann, erreichte den einen Zweck, Unterdrückung
des Sklavenexports, ziemlich vollständig, soweit sich dies aus der
Entfernung beurtheilen läßt. Der Aufstand selbst aber erlitt dadurch
keine wesentliche Schwächung. Die angesammelten Massen von Gewehren
und Munition, sicherlich heimlich verstärkt durch fortwährende
geringere Zufuhr, genügten immer noch zur Ausführung der wenigen
Unternehmungen im Charakter des kleinen Krieges.

Um den Aufstand niederzuwerfen, das Ansehen der Deutschen
wiederherzustellen und den Handelsverkehr nach dem Innern wieder zu
eröffnen, mußte unbedingt die Küste erobert werden. Das vermochte
die Marine nicht, man bedurfte einer eigens hierzu bestimmten und
geeigneten Landtruppe. Wer sollte sie aufbringen und bezahlen? Der
Sultan von Sansibar, der als Souverän der Küste in erster Linie hierzu
berufen gewesen wäre, hatte mit seinen Truppen bisher vollständig
Fiasco gemacht. Diese fraternisirten lieber mit den Rebellen, als daß
sie zu Gunsten der Deutschen den Befehlen ihres Kriegsherrn gehorchten.
Die Deutsch-Ostafrikanische Gesellschaft, auf sich selbst angewiesen,
verfügte über zu geringe finanzielle Mittel, um die Ausgaben zur
Lösung einer so unerwartet ihr gestellten Aufgabe zu bestreiten.
Sie mußte entweder liquidiren oder die Hülfe des Deutschen Reiches
anrufen. Sie wählte das Letztere und mit vollem Recht. Haben doch auch
andere europäische Colonien und Colonialgesellschaften, vor allem die
englischen, an das Mutterland appellirt, wenn sie in der Bedrängniß
durch uncivilisirte Völkermassen die Rettung des eigenen Besitzes und
das Ansehen der eigenen Nation in höchster Gefahr und sich dieser
gegenüber machtlos sahen. Die Deutsch-Ostafrikanische Gesellschaft
wandte sich Anfang Januar 1889 an den Deutschen Reichstag. Der Deutsche
Reichstag beschloß durch Gesetz vom 2. Februar 1889 die deutschen
Interessen in Ostafrika zu schützen. Hauptmann Wißmann, der berühmte
Erforscher des südlichen Kongobeckens, der gründliche Kenner des
Araber- und Negercharakters, wurde von S. M. dem Deutschen Kaiser mit
der Ausführung des Unternehmens betraut. Eine militärische Expedition
wurde ausgerüstet: 14 Offiziere, 4 Aerzte, 4 Verwaltungsbeamte und
100 Unteroffiziere der deutschen Armee traten freiwillig bei ihr ein;
600 Sudanesen und Zulus wurden angeworben und 6 Dampfer in deutschen
Häfen gechartert.

Mit dem Eintreffen Wißmann's in Sansibar am 31. März 1889 beginnt ein
neuer Abschnitt in der Gründung und Wiedereroberung Deutsch-Ostafrikas.


Rückblick auf die Ursachen und den Charakter des Aufstandes.

Im allgemeinen gilt es als ein müßiges Beginnen, über das, was
geschehen ist, kluge Betrachtungen anzustellen. Mit dem Unabänderlichen
soll man rechnen, nichts weiter. Zugegeben; aber richtig zu rechnen
vermag nur derjenige, welcher den Werth der Factoren kennt; und die
in Ostafrika wirkenden Factoren, die bisher durch den alltäglichen
Verlauf der Dinge verdeckt waren, sind während des Aufstandes und
durch ihn in ein grelles Licht getreten. Nicht eine Rechtfertigung
der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft soll geschrieben, sondern
die naturnothwendige, gesetzmäßige Wirkung von Neuerungen auf starre
Verhältnisse dargestellt werden.

Jede Veränderung in den Einrichtungen eines Staates schafft Befriedigte
und Unzufriedene; greift ein fremdes Volk ein, so wird die öffentliche
Stimmung energischer erregt. Tritt die Veränderung mit absolut
zwingender Gewalt ein, sei es als Befreiung von Ungerechtigkeiten und
Lasten, sei es unter der Entfaltung imponirender militärischer Kraft,
so werden Zufriedene wie Unzufriedene sich fügen; das Fremdartige des
Neuen wird allmählich zur unbewußten Gewohnheit im täglichen Leben
werden.

Der Abschluß des deutschen Küstenvertrags war an und für sich kein
Eingriff in den Staatsorganismus von Sansibar. Die Zollerhebung sollte
verpachtet werden, wie dies seit mehrern Jahrzehnten geschehen zwischen
dem Sultan und indischen Kaufleuten; ebenso wenig beabsichtigte
die deutsche Gesellschaft gesetzgeberische Veränderungen bei der
Uebernahme der Justiz und Verwaltung. Aber daß Europäern das Recht
übertragen wurde, nicht nur Zölle in anderer Weise zu erheben, sondern
auch Richter zu bestellen und Verwaltungsbeamte zu ernennen, das war
eine noch nie erlebte Neuerung und mußte voraussichtlich bei den
grundverschiedenen Anschauungen zwischen Europäern und Orientalen eine
tiefgehende Umwälzung zur Folge haben.

Gegen den Verkauf der Zölle an die deutsche Gesellschaft hatten die
Araber nichts einzuwenden, wie sie dem Generalconsul Michahelles im
November 1888 auseinandersetzten; das wäre eine private Geschäftssache
des Sultans, von der sie nicht den geringsten Nachtheil zu befürchten
hätten. Nur die Manipulation der Zollerhebung sollte nicht dem
Gutdünken der Deutschen überlassen werden, welche die herkömmlichen,
den Händlern vortheilhaften Misbräuche und Durchstechereien
wahrscheinlich abschaffen würden. Was sie am meisten aufbrachte, war
die Befürchtung, daß mit dem Eintritt der deutschen Verwaltung ihr
uncontrolirtes, freies Schalten und Walten an der Küste, die durch
Bestechlichkeit handsam gewordene Rechtspflege und die Präponderanz
ihres Ansehens unter den Negern aufhören werde. Mit der Verminderung
ihrer socialen Stellung käme auch das Vertrauen in die Prosperität
ihrer Geschäftsverbindungen ins Schwanken und die indischen Kaufleute
entzögen ihnen dann jede Art von Vorschüssen, ohne welche sie ihren
Handel nicht wie bisher betreiben könnten. So und ähnlich äußerte sich
wenigstens das Haupt der Empörung, Buschiri, gegen Dr. Hans Meyer.

Ohne Frage hatte die Negerbevölkerung in ihrer Gesammtheit einen
positiven Nutzen von der Einführung der deutschen Verwaltung in der
Zukunft zu erwarten. Denn Unsicherheit des Eigenthums, Sklavenraub
in vereinzelten Fällen und auch in größerm Maßstab, Parteilichkeit
vor dem Richter -- das war das Kennzeichen der Sultanswirthschaft.
Allein Erwartung ist noch nicht Thatsache, und was der Neger nicht
mit Händen greifen kann, das ist für ihn nicht vorhanden und denkbar.
Zudem gibt es an der Sansibarküste keinen Volkswillen in unserm Sinne;
entscheidend allein ist die Meinung der vielen Häuptlinge, der Jumbes,
in den zerstreuten Ortschaften. Für diese war die Erhaltung des
halbanarchischen Zustandes eine Sicherung ihrer Willkür. Ihnen konnten
die Araber leicht begreiflich machen, daß ihre Gewohnheiten und Rechte
von den Deutschen nicht berücksichtigt werden würden. Sie bildeten auch
mit ihren Sklaven das kriegerische Gros der Empörung.

Ein Einwurf scheint hier gerechtfertigt: mit dem Vertrag ging doch
nicht die _Herrschaft_ an sich auf die Deutsch-Ostafrikanische
Gesellschaft über; sie blieb bei dem Sultan von Sansibar; in _seinem_
Namen, unter _seiner_ Flagge, mit _seinem_ Einverständniß sollte sie
ausgeübt werden. Er ist Despot und seine Unterthanen sind gewöhnt,
sich ohne Zaudern seinem Willen zu unterwerfen. Aber Despoten, auch
orientalische, sind nicht verkörperte Ideen, die von dem Volke
kritiklos und gehorsam von einer Person auf die andere übertragen und
dadurch gleichmäßig wirkend gemacht werden; nein, auch sie besitzen
nur eine individuelle Wirkungskraft. Said Bargasch waren die Araber
unbedingt ergeben, da sie seinen starren Willen fürchteten. Said
Khalifa dagegen erschien ihnen als ein Spielball in den Händen der
Europäer, ein Spielball ihrer eigenen Ränke und Widersetzlichkeiten.
Sein Sultanswort bezauberte nicht mehr ihre Ohren, noch erschreckte es
sie.

Konnten also die Deutschen hoffen, daß die Ausführung des
Küstenvertrags die Belebung des Handels, die Sicherheit der Person
und des Besitzes in der Zukunft bewirken und dadurch eine beruhigte
Stimmung in der Masse der Bevölkerung eintreten würde, so mußten sie
für den Moment darauf gefaßt sein, daß die ersten Schritte ihrer
Thätigkeit auf Widerstand stoßen und daß nur militärische Zwangsmittel
die sofortige Fügsamkeit unter die neue Ordnung ermöglichen würden.
Die Gesellschaft hat manches unterlassen, was die Schärfe des Conflicts
gemildert hätte: Rücksicht auf die Reizbarkeit des arabischen und
indischen Elements, und namentlich die Anwerbung und Ausrüstung einer
größern Anzahl von Polizeisoldaten. Sie setzte zu großes Vertrauen in
die Bereitwilligkeit und Fähigkeit des Sultans, der in dem Vertrage
vom 28. April 1888 versprochen hatte, „mit seiner ganzen Autorität und
_Macht_” in der Ausführung der Stipulationen zur Seite zu stehen.

Als diese Macht zur Herstellung der Ordnung, zur Bezähmung der
rebellischen Bevölkerung eingesetzt werden sollte, erwies sie sich als
morsch und wirkungslos.

Der Aufstand trug nicht den Charakter einer immer gewaltiger
werdenden Empörung großer Volksmassen; er blieb von Anfang an bis zum
Frühjahr 1889 in dem Rahmen kleiner, gelegentlicher Scharmützel. So
wurde Bagamoyo am 23. September und dann erst wieder am 5. December
angegriffen. Vor und nachher gingen und kamen Karavanen; ja die
Deutschen wurden in den ersten Monaten in ihrem amtlichen Dienste
von Arabern und Indern unterstützt. Dar-es-Salaam blieb vier Monate
unberührt, bis Buschiri Ende December erschien. Kilwa, Lindi und
Mikindani fielen nicht durch die Empörung der Ansässigen, sondern durch
die herbeigerufenen Yaos den Arabern in die Hände.

Wenn die Veranlassung des Aufstandes nicht in dem Auftreten und in
den Maßregeln der deutschen Beamten gefunden werden darf, sondern
nur in der Einsetzung einer neuen Regierungsthätigkeit an Stelle der
altgewohnten, so könnte die Unrichtigkeit einer solchen Behauptung
durch die ungestörte Ruhe innerhalb der _Englisch-Ostafrikanischen
Compagnie_, die denselben Vertrag wie die deutsche mit Sansibar
abgeschlossen hatte, als erwiesen erachtet werden.

Allein bei dieser waren vor allem die Verhältnisse anders gelagert.
In Sansibar und auch an der Sansibarküste sind die Engländer seit
langer Zeit heimisch, sei es durch Consulate, Handelsfactoreien oder
Missionsstationen. Die zahlreichen dort ansässigen indischen Kaufleute
hielten von jeher darauf, als englische Unterthanen zu gelten; sie
mußten also englische Unternehmungen zu unterstützen, nicht zu
untergraben trachten. Die englische Interessensphäre liegt nicht in
dem Bereich der massenhaften Sklavenjagden und des im großen Stil
betriebenen Sklavenexports, wie die deutsche. Deshalb wurden auch
hier die Araber nicht so sehr durch das Erscheinen der Engländer von
sofortigen Verlusten bedroht und geängstigt. Das nächste Hinterland
von Mombas bis nach dem Kilimandscharo ist nur Durchzugsland für die
Karavanen; dort können keine Plantagen angelegt werden und deshalb
keine Conflicte mit ansässigen oder habgierigen Häuptlingen entstehen.

Trotz dieser ungemein günstigen Verhältnisse wagten die Engländer es
nicht, das ihnen vertragsmäßig vom 1. October 1888 zustehende Recht der
Zollerhebung sofort auszuüben. Sie waren durch den von den Deutschen
erlittenen Schaden klug genug geworden, um nicht durch vorzeitiges
Auftreten als Gebieter den sonst unvermeidlichen Ausbruch einer Revolte
im eigenen Lager heraufzubeschwören. Am 6. Juni 1889 erklärte Mackenzie
in der Vorstandssitzung der Gesellschaft in London, sie würden erst vom
1. August 1889 an die Zollverwaltung in die eigenen Hände nehmen. Wenn
Hauptmann Wißmann die Araber niedergezwungen, dann ist es auch für sie
Zeit zur Ernte -- so rechnen sie, gewiß überlegt und berechtigt.

Misgunst ist sehr häufig die Quelle der Ueberhebung; das andern
Nationen eingeräumte Zugeständniß des Besserverstehens dagegen die
Quelle der eigenen Verbesserung. Wir Deutsche können nicht alles für
uns brauchen, was die Engländer mit Erfolg für sich anwenden -- wir
besitzen nicht die geschulten Kräfte für Gründung und Einrichtung
von Colonien, und noch viel weniger die Bereitwilligkeit eines
massenhaften Kapitals. Aber in einzelnen und sehr wichtigen Fällen
sollten wir vernünftigerweise in ihre Fußstapfen treten.

Die Englisch-Ostafrikanische Compagnie hatte im Sommer 1888 fünf
Millionen Mark für das kleine Gebiet zwischen Tana und Umba beim
Beginn ihrer Operationen zur Verfügung. Sie quartierte sich in Mombas
ein, unternahm wegen des Aufstandes in den Nachbarterritorien nichts
als Recognoscirungen von Land und Leuten, Besprechungen mit den
vornehmsten Arabern und kurze Ausflüge nach dem Westen, um die Handels-
und Productionsverhältnisse zu studiren. Als einmal die Gelegenheit
kam, den Arabern sich als großmächtige Gentlemen zu zeigen, bezahlten
sie ihnen die in eine englische Missionsstation entflohenen und mit
Ungestüm zurückverlangten Sklaven mit baarem Gelde: dafür ernteten
sie Jubel von den Heiden und Mohammedanern. Nachdem die Sicherheit im
englischen Gebiete von Monat zu Monat sich mehr und mehr befestigt
hatte, dachten die Engländer endlich daran, dem Handel einen Anstoß und
neues Leben zu geben. Die Araber sind und bleiben die geschicktesten
Händler im Innern von Afrika; sie sollten auch unter englischer Obhut
ihr Handwerk fortsetzen und zwar mit der wesentlichen Verbesserung, daß
nicht, wie bisher die wucherischen Inder ihnen den nöthigen Vorschuß
gaben, sondern die englische Gesellschaft und nur unter Verpfändung
ihrer Kokosplantagen.

Um jedoch diesen Vortheil billigen Zinses und außerdem den Schutz
englischer Stationen im Binnenland genießen zu können, müssen sie sich
verpflichten, weder Sklavenhandel zu treiben noch auf Sklaven Jagd zu
machen.

Die Engländer sahen nach den von den Deutschen erlebten Erfahrungen
sehr wohl ein, daß sie eines Tages eine stärkere Polizeitruppe
nothwendig haben dürften. Zu diesem Zweck wählten sie das einfachste
und billigste Mittel, dessen Wirksamkeit freilich noch in Frage steht:
sie kauften sich einen angesehenen Häuptling in der Nachbarschaft von
Mombas durch Auszahlung eines jährlichen Einkommens und dieser hat sich
verpflichtet, waffenfähige Mannschaft den Engländern zu stellen.

Der geistige Anschluß der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft an die
englische, nicht die Bekämpfung und die Herabsetzung des englischen
Einflusses wird die Früchte europäischer Culturarbeit in diesen
Gebieten des dunkeln Welttheils zur Reife bringen.



Geographie von Deutsch-Ostafrika.


Uebersicht.

Die deutsche Interessensphäre in Ostafrika, durch das deutsch-englische
Abkommen vom 1. November 1886 begrenzt im Norden durch den Umba, im
Süden durch den Rovuma, im Osten durch den 10 englische Meilen breiten,
dem Sultan von Sansibar unterworfenen Küstenstrich und im Westen
ganz allgemein durch den im Seengebiet anstoßenden Kongo-Staat, wird
Deutsch-Ostafrika im weitern Sinne genannt. Im engern Sinne aber können
gegenwärtig nur diejenigen Länder innerhalb der Interessensphäre als
Deutsch-Ostafrika bezeichnet werden, in welchen entweder Verträge
mit den eingeborenen Häuptlingen deutscherseits abgeschlossen worden
sind oder deutscher politischer und wirthschaftlicher Einfluß sich
geltend gemacht hat. Darnach muß die Westgrenze und zwar diese allein
anders gezogen werden. Sie verläuft von Norden nach Süden: vom
Kilimandscharo-Gebiet den Pangani entlang an der westlichen Seite von
Nguru und Usagara vorbei nach Mahenge und von da in unbestimmbarer
Linie nach dem Rovuma.

Vom geographischen und colonisatorischen Standpunkt aus umschließt
Deutsch-Ostafrika zur Zeit die Flußgebiete des Pangani und Umba, des
Wami und Kingani, des Rufidschi und Rovuma im mittlern und untern
Theil.

Auf diesen Umfang beschränkt sich im allgemeinen die vorliegende
Darstellung der Geographie von Deutsch-Ostafrika.

Die _Gestaltung_ und mit ihr die klimatischen und
Vegetationsverhältnisse Deutsch-Ostafrikas erhalten ihre
charakteristische Eigenthümlichkeit als Küstengebiet durch eine
mächtige, zusammenhängende Gebirgskette, welche zwischen dem
Hochplateau Innerafrikas und dem Indischen Ocean in breiter Masse
eingelagert ist. Das Gebirge, mäßig von Westen ansteigend, fällt
steil nach Osten in bis zum Seestrand reichenden Terrassenstufen ab.
Die Ausdehnung und die Höhe der Erhebung der Terrassen verursacht im
speciellen einen wesentlichen Unterschied zwischen dem nördlichen und
dem südlichen Theil. Während zwischen Umba und Kingani das Terrain sich
rasch erhebt und als Ebene von geringerer Breite an den Fuß der nahe
gelegenen Berge herantritt, erstreckt sich das Land zwischen Kingani
und Rovuma als eine mächtige, gleichmäßige Hochfläche mit minderer
Erhebung tief in das Innere zu dem fernliegenden Gebirge hinan.

Ueber das _Klima_ auf dem Festlande besitzen wir keine genügenden
meteorologischen Aufzeichnungen; länger andauernde, an einem
bestimmten Ort gemachte Beobachtungen existiren gar nicht, sondern
nur gelegentliche, in Zahlen gefaßte Reisenotizen und allgemeine
Bemerkungen über das Wetter. Um uns aber doch ein annähernd richtiges
Bild zu verschaffen, um Anhaltspunkte zur Verwerthung der in den
Reisewerken zerstreuten Wetternotirungen zu gewinnen, müssen wir
uns eine Grundlage bilden durch die Betrachtung der klimatischen
Verhältnisse auf der Insel Sansibar. Sie sind durch die Arbeiten
Dr. Seward's, die Otto Kersten[1] benutzte, und Dr. John Robb's[2]
ziemlich genau und übereinstimmend sichergestellt. Da die Lage
Sansibars unter denselben Himmelsstrich fällt, wie der in Betracht
zu ziehende Theil des Küsten- und Binnenlandes, so liefern uns die
in _Sansibar_ gewonnenen Resultate in großen, allgemeinen Zügen den
klimatischen Charakter Deutsch-Ostafrikas; Sansibar gibt uns die Regel,
auf dem Festland finden wir die Steigerungen und Minderungen.

Ostafrika hat keinen Winter und keinen Sommer, sondern zweimal eine
Regenzeit und zweimal eine Trockenzeit. Die bestimmenden Factoren sind
Monate andauernde _Passatwinde_ (Monsuns), welche aus entgegengesetzter
Himmelsrichtung wehend halbjährig sich ablösen, und die mit dem
zweimaligen Zenithstand der Sonne zusammenfallenden _Windstillen_ oder
Calmen, welche nach dem Aufhören des einen Passatwindes und vor Beginn
des andern eintreten.

Anfang März erlischt der Nordost; Calmen folgen; am 4. März erreicht
die Sonne den Zenithstand. Mitte März beginnt die erste, sogenannte
große Regenzeit (~Masika~) und dauert bis Ende Mai; darauf folgt die
erste Trockenzeit, welche bis Mitte October anhält. Von Ende März bis
Ende September weht der Südwest.

Anfang October erlischt der Südwest; Calmen folgen; am 9. October steht
die Sonne im Zenith. Mitte October beginnt die zweite, sogenannte
kleine Regenzeit (~Vuli~) und dauert bis Mitte December; darauf folgt
die zweite Trockenzeit, welche bis Mitte März anhält. Von Ende November
bis Ende Februar weht der Nordost.

Um die Uebersicht und späteres Vergleichen zu erleichtern, ist das
Gesagte in der umstehenden Tabelle geordnet.

Die Witterungsregelmäßigkeit der Tabelle hält natürlich die
Wirklichkeit mit solcher Exactheit nicht ein. Die Windströmungen setzen
nicht ein oder hören nicht auf genau an dem fixirten Tag, ebenso wenig
die Regenzeiten; aber die Differenzen bewegen sich in den Grenzen von
ein bis zwei, in seltenen Fällen von drei Wochen.

  Uebersicht des Witterungswechsels in Sansibar.

  -----------------------------------------------------------------
  Januar        |Trockenzeit|  NO. |   --    |}
  Februar       |     „     |   „  |   --    |}  Die heißesten
  März 1. Hälfte|     „     |Calmen|Sonne im |}     Monate.
                |           |      | Zenith  |
       2. Hälfte| Regenzeit |   „  |   --    |}
  April         |     „     |  SW. |   --    | Feuchtester Monat.
  Mai           |     „     |  SW. |   --    |
  { Juni        |Trockenzeit|  SW. |   --    |            }  Die
  { Juli        |     „     |   „  |   --    | Trockenster}kühlsten
  { August      |     „     |   „  |   --    |   Monat.   } Monate.
  September     |     „     |   „  |   --    |            }
  Oct. 1. Hälfte|     „     |Calmen|Sonne im |
                |           |      | Zenith  |
       2. Hälfte| Regenzeit |   „  |   --    |
  Nov. 1. Hälfte|     „     |   „  |   --    |
       2. Hälfte|     „     |  NO. |   --    |
  Dec. 1. Hälfte|     „     |   „  |   --    |
       2. Hälfte|Trockenzeit|   „  |   --    |

Sowenig es in der Regenzeit unausgesetzt regnet, sondern überhaupt
nur alle Tage und heftig, sowenig ist es in der Trockenzeit absolut
trocken; es gibt auch hier einzelne Regenschauer.

Auch bei den Luftströmungen und Calmen treten gelegentlich
Modificationen ein; der Nordost schlägt in Nord oder Ost, der Südwest
in Süd, West oder Südost um. In der Calmenzeit tauchen oft leichte und
variable Winde auf.

Ueber die Temperaturen gibt die nächste Tabelle Aufschluß. Da die von
Kersten mitgetheilten meteorologischen Beobachtungen Dr. Seward's
wegen ihrer weitgehenden Ausführlichkeit später zum Vergleich citirt
werden, so sind sie neben jene, einen größern Zeitraum umfassenden,
von Dr. J. Robb gesetzt. Die Resultate beider sind von unbedeutender
Verschiedenheit; man kann aus beiden folgende Schlüsse ziehen:

Die Wärmedifferenz innerhalb des ganzen Jahres ist sehr gering; sie
beträgt, Februar und März mit Juli und August verglichen, 2,5° R.
Januar, Februar, März sind die heißesten, Juni, Juli, August die
kühlsten Monate. Der Unterschied zwischen dem Jahresmittel der Maxima
und dem der Minima macht bei Seward 4,9° R. und bei Robb sogar nur
3,2° R. aus.

Den fast gleich sich bleibenden Monatstemperaturen entspricht die kaum
sich steigernde und kaum sich abmindernde Temperatur des Tages. Die
höchste Steigerung der Wärme vom Morgen zum Mittag kommt im October
vor, ebenso die stärkste Abkühlung während der Nacht; sie beträgt im
ersten Fall 3° R. und im zweiten 2,6° R.

  Monatsmittel der Tagestemperatur von Sansibar in Réaumur-Graden.

  ----------------------------------------------++---------------------
  ----------------------------------------------++---------------------
        Während 1886, nach Dr. _Seward_.        ||   Nach Dr. _Robb_,
                                                ||       1874-78.
  -----+-----+------+-----+-------+------+------++-------+------+------
  -----+-----+------+-----+-------+------+------++-------+------+------
       |     |      |     |   Im  |      |      ||   Im  |      |
       |  6  |  12  |  6  | Durch-|      |      || Durch-|      |
  Monat| Uhr |  Uhr | Uhr |schnitt| Maxi-| Mini-||schnitt| Maxi-| Mini-
       |  V. |   M. |  N. |  des  |  mum |  mum ||  des  |  mum |  mum
       |     |      |     |  Tags |      |      || Tags  |      |
  -----+-----+------+-----+-------+------+------++-------+------+------
  -----+-----+------+-----+-------+------+------++-------+------+------
  Jan. | 21  | 21,9 | 21,8|  21,6 | 23,7 | 20,3 || 22,4  | 23,9 | 20,6
  Febr.| 21  | 22,1 | 22,2|  21,8 | 24,4 | 20,4 || 22,6  | 24   | 20,8
  März | 19,9| 22   | 21,7|  21,2 | 24   | 18,6 || 22,7  | 24   | 20,6
  April| 19,9| 21,6 | 20,8|  20,8 | 23,6 | 18,6 || 22    | 23,1 | 20,2
  Mai  | 19,5| 21,2 | 20,7|  20,5 | 23,4 | 18,6 || 21,3  | 22,8 | 19,5
  Juni | 18,9| 20,8 | 20  |  19,9 | 22,4 | 17,7 || 20,6  | 22,1 | 19,1
  Juli | 18  | 20,3 | 19,7|  19,2 | 21,5 | 16,8 || 20    | 21,7 | 18,5
  Aug. | 17,8| 20,6 | 19,5|  19,2 | 21,8 | 16,6 || 20,1  | 21,9 | 18,5
  Sept.| 18,3| 21,2 | 20,3|  19,9 | 22,8 | 17,5 || 20,4  | 22,4 | 18,7
  Oct. | 18,3| 21,3 | 20,9|  20,2 | 23,2 | 16,7 || 21    | 22,8 | 19,1
  Nov. | 19,7| 22   | 21,6|  21,1 | 24,4 | 19   || 21,7  | 23,2 | 20
  Dec. | 20,3| 21,9 | 21,7|  21,3 | 24,1 | 19,7 || 22,3  | 23,4 | 20,4
  -----+-----+------+-----+-------+------+------++-------+------+------
  Im   |     |      |     |  20,6 | 23,3 | 18,4 || 21,4  | 22,9 | 19,7
  Jahr |     |      |     |       |      |      ||       |      |

Betrachtet man die Temperaturentabelle Sansibars genau, so gewahrt man
in den Monatsmitteln eine sehr minimale, fast nur in den Decimalstellen
sichtbare, allmähliche Abnahme und eine ebenso geartete Zunahme.
Auf dem Festland vergrößern sich diese Differenzen und man kann in
einzelnen Gegenden das Jahr in eine kühle und in eine heiße Zeit
eintheilen. Eine nach europäischen Begriffen gebräuchliche Annahme,
in den Gebirgen eine frischere Luft anzutreffen, erweist sich für
Ostafrika als Regel unhaltbar. So ist das Gebirgsland Usagara heißer
als Sansibar. Auch der Vorstellung muß entsagt werden, daß mit der
Zunahme der Bodenerhebung die Salubrität einer Gegend verbunden sei.
Kutu ist das ungesundeste Land, ebenso ein großer Theil Usagaras.
Die feuchte Wärme aus üppig wuchernder Vegetation ist die Quelle des
Fiebers. Wo also hoch entwickelte Fruchtbarkeit existirt, herrscht
in minderm oder höherm Grad das Fieber. Absolut gefährlich ist die
Nähe von Sümpfen und morastigen Niederungen. Fieberfreie und zugleich
fruchtbare Oertlichkeiten findet man in einigen vereinzelten Fällen
und zwar da, wo entweder durch besonders günstige Lage oder durch die
Cultur der nothwendige Grad von Trockenheit erreicht worden ist.

Die Monotonie des ziemlich hohen Temperaturzustandes ist es nicht
allein, welche die Energie des Europäers in Sansibar abschwächt,
sondern der hohe Feuchtigkeitsgehalt der Luft: am Morgen 89%, von
Mittag bis Sonnenuntergang 73%, das Jahresmittel 81,8%. Der April ist
der feuchteste mit 88,7% und der August der trockenste Monat mit 76,2%.

Sansibar, namentlich die Stadt, gilt als gesund für jeden, der sich
in Diät und Kleidung tropischen Anforderungen zu fügen weiß. Die
Gefährlichkeit des Klimas beginnt auf dem Festland, in der Region
der Spaltpilze, welche die Sonnenglut aus den vegetationsreichen,
durchnäßten Erdschichten, aus Lagunen und Sümpfen zu fiebererzeugenden
Miasmen auskocht.

Die mit Dampf übersättigte Seeluft strömt nach dem Continent,
streicht über Küsten und Terrassen nach dem Gebirgswall, verdichtet
sich hier zu Wolken und Regen und kommt trocken und klar in die
Hochflächen Innerafrikas. Deutsch-Ostafrika liegt also ganz in dem
Bereich des dunstigen Himmelsstrichs. Modificationen treten gemäß der
Bodengestaltung ein. An der Küste fließen die kühleren Luftschichten
dem erhitzten Binnenland zu und verursachen auch während der
Trockenzeit unregelmäßige, häufige Niederschläge. Sind die anstoßenden
Plateaus von höherer Erhebung und erreichen sie bald den Fuß der
Gebirge, so nähert sich ihr Wettercharakter dem des Strandes und der
Berge, so in Bondei und Useguha. Steigen sie aber nur langsam empor und
treffen sie erst in weiter Entfernung von der See auf die Masse eines
Gebirges, so kommt die austrocknende Hitze der Sonne zur entscheidenden
Herrschaft und die Regenzeiten beginnen später und sind von geringerer
Dauer: so im mittlern Usaramo und wahrscheinlich in dem Land zwischen
Rufidschi und Rovuma. In allen Gebirgsgegenden, von Usambara bis Kutu,
werden die Luftströmungen der See von kühleren Schichten aufgenommen,
und Regen fällt hier fast in allen Monaten des Jahres, verstärkt und
gedrängt zu früherm Ausbruch durch die eigentlichen Regenzeiten und
gemindert durch die Trockenzeiten.

Ein Theil Deutsch-Ostafrikas fällt jenseit des dunstigen Küstenklimas
in den Wetterbereich Centralafrikas: das sind die ebenen Strecken,
welche zwischen den Usambara-Bergen und dem Kilimandscharo-Gebirge
gelagert sind.

Die _geologische_ Beschaffenheit von Deutsch-Ostafrika ist einfach: das
Gebirge und die anstoßenden Plateaus bestehen aus Gneis, die zum Meer
sich absenkende schmale Flächenzone aus Sand- und Kalkstein, die Küste
aus Korallenkalk. Eruptive Gesteinsmassen findet man am Kilimandscharo
und an einigen Stellen im oberen Kutu.

Der _Gneis_ bestimmt in dem Zustand der Verwitterung den
Vegetationscharakter des ganzen Landes. In vier verschiedenen Stadien
wird er zu rother, graurother, schwarzer Erde und zu Humus.

Die _rothe Erde_ ist das Verwitterungsproduct des Gneises auf
horizontaler Fläche, der bekannte poröse, eisenhaltige _Lateritboden_.
Regengüsse zerklüften ihn und die Sonnenglut backt ihn zusammen
zu steinharten Klumpen. Hartes Büschelgras, Dorngebüsch, Mimosen,
Akazien und Baobabs wachsen auf ihm. Liegt er unter einem Himmel
mit Regenfällen, auch während der Trockenzeit, so ändert sich seine
Beschaffenheit zu Gunsten gesteigerter Fruchtbarkeit, sodaß er
Getreide, Taback und Gemüse erzeugen kann.

Wird die rothe Erde, auf geneigter Ebene liegend, vom Regenwasser
nach Abhängen und Bodensenkungen geschwemmt, so wird sie zerrieben,
mit verwesenden Pflanzenresten untermischt und zur _graurothen_ Erde.
Die Productionskraft ist gesteigert: alle Cerealien gedeihen, ebenso
Bananen, Bataten, Taback, Wälder voll schattiger Bäume mit dichtem
Unterholz, Wiesen mit Futtergras.

Die graurothe Erde, zu dauerndem Ruhelager in die Tiefe gelangt,
verwandelt sich in feinzertheilten, durch organische Substanzen
massenhaft bereicherten üppig fruchtbarsten _Humus_ unter den
Bedingungen anhaltender Feuchtigkeit, starker Erwärmung und mäßiger
Wasserversickerung. Diese Bedingungen werden in seltenen Fällen
in gleichmäßigem Grade erfüllt, am meisten in den geschlossenen
sogenannten Regenwäldern, in den Thälern von Alluvium absetzenden
Flüssen und auf den sanft verlaufenden Abdachungen der Gebirge.

Findet das vom Humus eingesogene Wasser keinen Abfluß, so formt sich
der Boden zu _schwarzer Erde_ um, die entweder mit Savannen oder mit
zähem Schlamm und mit Sümpfen bedeckt wird.

Diese vier verschiedenen Qualitäten der Erdkruste kommen selten
rein, meistens in mannichfach abgestuften Uebergängen vor. Welche
Ausdehnung die eine oder andere Gattung besitzt, läßt sich bei der
Lückenhaftigkeit unserer gegenwärtigen topographischen Kenntnisse nicht
annähernd genau weder behaupten, noch viel weniger mit Zahlen angeben,
aber ein allgemeiner Ueberblick führt zu dem Schluß, daß der größere
Theil des zwischen Umba und Rovuma liegenden Landes mit der rothen
Lateriterde bedeckt ist.

Vier _Hauptströme_ fließen von den Bergen dem Meere in westöstlicher
Richtung zu: der Pangani, Wami, Kingani und Rufidschi. Trotz starken
Gefälles und unausgesetzter Nährung durch zahlreiche Zuflüsse, hat
keiner sein Bett so tief gegraben, daß er auf größere Strecken von
der Küste aus für Lastschiffe oder Dampfbarkassen schiffbar wäre. Der
Wasserüberschuß wird in periodischen Ueberschwemmungen vergeudet.

Die Verzweigung des Flußsystems in eine Menge von Thälern und
Schluchten hat zwei Vortheile:

erstens tragen die Bäche und Ströme im Gebirge reichlich vorhandene
Feuchtigkeitsmengen den sonst in der Sonnenhitze vertrocknenden ebenen
Niederungen zu; zweitens schlemmen sie die Verwitterungsproducte
der höheren Regionen nach den Tiefländern ab und häufen hier ein
fruchtbares Alluvium an.

Das allgemeine _Vegetationsbild_ Deutsch-Ostafrikas ist demnach
folgendes:

  In und auf den _Bergen_ geschlossene Waldungen, an den Abhängen und
    in den Thalsohlen Bananenhaine und vereinzelte Wiesenflächen.

Auf den ebenen _Niederplateaus_ und in den breiteren _Thalbetten_:

  Moräste mit Complexen von Buschwald.

  Offene Savannen, entweder cultivirbare oder steinige, ausgedörrte.

  Savannen mit üppigem oder dornigem Dschungel oder mit leichtem Gehölz
    (Savannenwald) und mit Buschwald an den Rinnsalen der Gewässer
    (Galeriewälder).

Unmittelbar an der _Küste_:

  Kokospalmenhaine und Baumwollstauden auf fruchtbarem Sandboden;
    Mangrove-Waldungen, überall mit sumpfigen Lagunen. Kopalwälder im
    südlichen Theil.

Ausgedehnte Culturflächen im europäischen Sinn existiren nirgends, nur
Culturflecke inmitten der Wälder, an Gebirgsabhängen, im bewässerten
Savannenland und in der Nähe des Meeres.

Die _Wälder_ bestehen hauptsächlich aus Wollbäumen, Sykomoren,
Tamarinden, Banianen, Akazien, Dum- und Delebpalmen, Miombo- und
Kopalbäumen. Die häufigsten Schlinggewächse, die sie durchziehen,
sind die Gummiliane und die Sassaparilla. Baumartige Farrn, Bambusen
und Kriechpflanzen bilden das Unterholz, das fast überall die Räume
zwischen den Stämmen ausfüllt. Verfaulende Vegetation erfüllt die
Waldluft mit schwülen Miasmen; düsteres Dämmerlicht herrscht auch beim
hellsten Sonnenschein. Die Wälder stehen auf dem fruchtbarsten, weil
wasserhaltigsten Boden.

Die _offene Savanne_ ist blumenloses Grasland mit vereinzelt stehenden
Affenbrotbäumen (Baobab). Das Gras schießt mit 2-4 m hohen, harten,
kantigen Halmen, in getrennten, oben sich ausbreitenden Büscheln auf;
am Boden ist freier Zwischenraum für niedriges und kleines Gethier.
Das Wandern in demselben ist für den erwachsenen Menschen ermüdend
und nach Thaufall sehr unbehaglich, da er mit dem Haupte das über
ihm zusammenschlagende Gräsermeer immer von neuem zertheilen muß;
bei der Nähe von Büffeln, Löwen, Leoparden oder feindlich gesinnten
Eingeborenen wird das Durchschreiten solcher Strecken ziemlich
gefährlich, da man weder über die Halme hinweg, noch zwischen diese
auf nur geringe Entfernung sehen kann. Wird die Savanne niedergebrannt
oder verdorrt sie unter der Glut der Sonne, so verwandelt sie sich
in fußtiefe, lästig staubige Asche. In der wasserarmen, steinigen,
auf nacktem Lateritboden stehenden Savanne härten und schärfen sich
die Halme; die Grasbüschel stehen weit auseinander. Erhält sie aber
Befeuchtung, sei es von häufigen Regenschauern oder von durchfließendem
Gewässer, so kann aus ihr ertragfähiges Ackerland geschaffen werden.

Die Monotonie der Savanne wird unterbrochen entweder durch lichtes
Gehölz (Savannenwald) oder durch Buschwald (Dschungel).

Der _Savannenwald_ setzt sich wesentlich aus Akazien, Eriken und
Mimosen zusammen. Je trockener der Boden, desto zahlreicher tritt die
stachelige Gummi-Akazie auf.

Das _Dschungel_ ist der gefürchtete Gestrüppwall. Es bildet eine
compacte Masse strauchartiger, eng in sich und von Grund aus
verzweigter, mit zähem Schlinggewächs netzartig verbundener Bäume und
dornenbewehrter Blattpflanzen. Haben nicht Elefanten oder Nashörner
einen Pfad durchgebrochen, so muß der Durchgang mit Beilen und Messern
erkämpft werden. Die Luft darin ist düster und schwül, der Boden
oftmals versumpft; es ist die Heimstätte der Tsetsefliege. Bei der
Zunahme nackten, trockenen Lateritbodens überwiegen stachelige Gewächse
die immergrünen, dornenlosen. Zu jenen gehören die Gummi-Akazie,
Euphorbien, Opuntien und Aloën.

Die in _Cultur genommenen Landstriche_ bedecken Pflanzungen von
Fruchtbäumen und Felder.

Von Fruchtbäumen gedeihen, sei es in Hainen oder in Gruppen zwischen
den Hütten der Dörfer:

  Kokos- und Delebpalmen, Orangen-, Melonen- und Mangobäume, die Banane.

Auf den Feldern wird angebaut:

  Kaffernkorn, Negerhirse, Maniok, Sesam, Bataten, Erdnüsse, Reis,
  Zuckerrohr, Taback.

       *       *       *       *       *

Um von den _Bäumen_ und _Pflanzen_, die später vielfach mit Namen
angeführt werden, eine annähernd deutliche Vorstellung zu geben und
um zugleich über den allgemeinen Culturwerth derselben zu orientiren,
lasse ich hier eine möglichst kurze und bündige Beschreibung derselben
in einem Verzeichniß folgen. Bei einzelnen Arten ist neben der
lateinischen Benennung auch die landesübliche Bezeichnung beigefügt.


Waldbäume.

  _Affenbrotbaum_ (~Adansonia digitata~, „~Baobab~” [westafr.],
      „~Mbuju~” [ostafr.]). Höhe 12-22 m, Umfang bis zu 47 m. Stamm von
      weichem, schwammigem Holz. Wipfel, von 38-48 m im Durchmesser,
      von der Form einer Halbkugel. Gefingerte Blätter. Weiße Blüten
      an meterlangen Stielen. Gurkenähnliche, 30 cm lange Früchte
      mit weißem, trockenem Mark. Aus diesem wird ein kühlendes,
      säuerliches Getränk bereitet. Rinde als Mittel gegen Fieber, die
      Fasern zu Stricken. Wächst einzelstehend auf der Savanne in der
      Ebene und auf Höhen; am Fuße des Kilimandscharo bildet er einen
      Theil des Waldes.

  _Akazien_ (~Acacia~). Schirmförmige Krone. Dornig. Kleine gelbe
      Blüten.

  Catechu-Akazie (~Acacia catechu~). Großer unregelmäßiger Baum.
      Braune, rissige Rinde. Kurz bedornte Aeste. Schmale, 30 cm lange
      Blätter. Aus dem gekochten Holz gewinnt man einen wässerigen
      Extract als Gerbstoff: das Katechu.

  Gummi-Akazie (~Acacia gummifera~). Abstehende Aeste mit scharfen
      Dornen. Kurze gefiederte Blätter. Liefert schlechtes Gummi.

  _Banianen_ (~Ficus indica~; ~Banian-tree~ [englisch]). Sehr dicker
      Stamm. Große flache Krone. Von den horizontal verlaufenden Aesten
      senken sich Luftwurzeln in den Boden und bilden neue Stämme.
      Tiefgrüne, glänzende Blätter.

  _Kopalbäume_ (~Hymenaea Courbaril~; „~Msandarusi~”). Umfang 26 m.
      Hartes Holz, als Nutzholz verwendbar. Der angeschnittene Stamm
      liefert ein Harz, das zur Fälschung des halbfossilen Kopals
      benutzt wird. 1-1½ m unter dem Standort der Kopalbäume wird der
      halbfossile Kopal ausgegraben.

  _Mangrove_ (~Rhizophora Mangle~). 20-25 m hoch. Der hellgraue oder
      röthlich braune Stamm ruht entweder auf einem viertheiligen,
      freistehenden Wurzelgerüst, 3-5 m über dem Boden, oder er
      liegt bockartig horizontal auf einer Masse von Wurzeln und aus
      ihm sprießen senkrecht zahlreiche Stämme empor. Alle Zweige
      und Wurzeln greifen dicht ineinander hinein und bilden ein
      undurchdringliches Wirrsal. Die Blätter sind dunkelglänzend
      und lederartig. Die Mangrove wächst nur an der Küste, in dem
      vom Salzwasser durchtränkten Boden. Das sehr schwere und sehr
      dauerhafte Holz findet als hochgeschätztes Schiffsbauholz
      Verwendung.

  _Mimosen_ (~Mimosa~). Dorniger Baum oder Strauch. Abwechselnde,
      doppeltgefiederte Blätter mit Nebenblättern.

  _Miombo_. Die afrikanische Esche. Höhe 15 m; Umfang des Stammes 2½ m.
      Dunkelgrünes Laub. Grünliche Blüte, wie Jasmin riechend. Frucht
      eine große Schote mit zwölf harten, braunschwarzen, inwendig
      rothen Kernen. Die Rinde vielfach verwendet zum Bau von Hütten
      und Canoes. Das Holz ein vorzügliches, andauerndes Feuermaterial.

  _Sykomore_, Maulbeerfeigenbaum (~Ficus Sycomorus~; „~Mkuju~”). Sehr
      dicker, säulenartiger Stamm, 12-15 m hoch. Breit sich ausdehnende
      Aeste mit dichtem Laub überschatten einen Raum von 150 m im
      Durchmesser. Blätter lorbeerähnlich von festem und starrem
      Gewebe. Nutzholz.

  _Tamarinde._ Die afrikanische Eiche. (~Tamarindus indica~;
      „~Subar~”). Höhe 9-12 m. Weit ausgebreitete, schattenreiche
      Krone. Paarig gefiederte Blätter. Früchte: fingerdicke, bis zu
      20 cm lange Schoten mit süßsäuerlichem Mark. Aus diesen wird
      ein berauschendes Getränk bereitet, das gut gegen Gallenfieber
      ist, oder sie werden (namentlich von den Arabern) verkocht,
      getrocknet, mit Oel und Salz versetzt, in Kugeln geformt und als
      Würze zu den Speisen benutzt; jahrelang haltbar. Das Holz des
      Stammes ist Nutzholz.

  _Teakbaum._ Die indische Eiche (~Tectona~). 40 m hoch. Schlanker
      Stamm. Eiförmige Blätter. Das Holz von angenehmem Geruch,
      braunschwarz, gut spaltbar, dreimal so dauerhaft als Eichenholz.
      Besonders zum Schiffsbau verwendet.

  _Wollbaum_ (~Bombax Ceiba~; „~Mparamusi~”). Der Riese des Waldes;
      40-50 m hoch. Gelblich-grüner, buchenähnlicher Stamm, 4½ m im
      Durchmesser, mit tafelähnlichen Strebepfeilern umwachsen, 30-40 m
      astlos. Die Krone breitet sich oben mächtig aus. Immergrüne
      Blätter. Die im Samen enthaltene seidenartige kurze Wolle wird
      zum Füllen von Kissen benutzt. Das leichte, sehr weiche Holz
      dient zu Schnitzereien und auch zu Canoes.


Palmen.

  _Arecapalme_, Betelnußpalme (~Areca catechu~). Schlanker Stamm,
      12-19 m hoch, bis 60 cm im Umfang. Gefiederte, 4 m lange Blätter.
      Die ovalen Früchte, von der Größe und Form eines Hühnereies,
      wachsen büschelartig, enthalten der Muscatnuß ähnliche Kerne;
      werden getrocknet, zerschnitten, mit Gewürz bestreut und kommen
      so in den Handel. Man kaut die Stücke zur Reinigung des Mundes
      und als Reizmittel. Eine Palme liefert 200-800 Nüsse jährlich.

  _Bambusa_ („~Viansi~”). Der Stamm besteht aus einem mächtigen Bündel
      schaftartiger, hohler, 15-18 m langer Zweige, die dicht aus dem
      Boden herauswachsen. Die Bambusa gedeiht an feuchten Stellen in
      Wäldern und außerhalb derselben. Die Schäfte werden zu Bauzwecken
      und zu leichtem Zimmergeräth verwendet.

  _Delebpalme_ (~Borassus aethiopum~; „~Mvumu~”). 18-22 m hoch.
      Stamm 60 cm im Durchmesser; oberhalb der Mitte angeschwollen;
      rauh mit abgewelkten Zweigen; fächerartige Krone. Jeder
      Baum hat 10-15 Fruchtbüschel mit 8-10, 3-5 kg schweren
      Früchten. Gelblich-rothe, kinderkopfgroße Früchte, wie Ingwer
      schmeckend. Das saftige, ananasartige Fleisch umschließt
      länglich runde, eßbare Kerne. Die Früchte werden auf Kohlen
      geröstet. Aus den Blütenkolben wird Wein gewonnen. Die Blätter
      dienen zu Umzäunungen und Dachdeckungen; das Holz zu Bau- und
      Schreinerholz. Die Delebpalme bildet Wälder.

  _Dumpalme_ (~Hyphaene thebaica~; „~Mohama~”). 9 m hoch. Der Stamm
      gabelt sich oben in einige Aeste mit fächerartiger Krone. Die
      Früchte mit dicker, mehliger Rinde sind von angenehmem Geschmack.

  _Kokospalme_ (~Cocos nucifera~; „~Mnasi~”). 30 m hoch. Sehr
      schlanker, elastischer Stamm von 30-60 cm Durchmesser. 10-12
      gefiederte Blätter von 4-6 m Länge bilden die nach allen Seiten
      ausgebreitete Krone. Die Früchte sind die Kokosnüsse (bis zu
      120 an einem Exemplar) von melonenartiger, dreikantiger Form.
      Die unreife Kokosnuß enthält einen milchig flüssigen Saft, die
      Kokosmilch. Mit zunehmender Reife wird das Innere eine fleischige
      Masse, die getrocknet als Kopra zur Bereitung von Kunstbutter
      in den Handel kommt. Die Kerne der vollausgereiften Kokosnuß
      schmecken wie Haselnüsse und sind sehr nahrhaft; aus ihnen wird
      das Kokosöl gepreßt. Aus der faserigen Hülle der Kokosnuß werden
      Schnüre und Seile gedreht.

  _Palmyrapalme_, Weinpalme (~Borassus flabelliformis~). 19-22 m
      hoch. Der Stamm läuft kegelförmig zu. Große Fächerblätter aus
      der breiten Krone. Die Frucht ähnlich wie die Kokosnuß, mit
      schwammigem, saftigem Fleisch, werden roh oder geröstet gegessen,
      bilden ein wichtiges Nahrungsmittel. Die Blütenkolben liefern
      Wein. Das schöne schwarze und steinharte Holz zu Tischlerarbeiten
      verwendbar.

  _Phönixpalme_, die wilde Dattelpalme (~Phönix sylvestris~;
      „~Mkindu~”). 12 m hoch. Graziöse, gebogene Stämme mit luftiger,
      gefiederter Krone, bestehend aus blaugrünen 3 m langen Blättern.
      Die Früchte ungenießbar. Aus dem zuckerreichen Saft des Stammes
      wird wohlschmeckender Wein bereitet.

  _Raphiapalme_ (~Raphia vinifera~). Es ist eine Fiederpalme mit
      niedrigem, dickem Stamm, der am Ende eine Rosette von mächtigen
      Wedeln trägt. Die gänseeigroßen Früchte sind hochroth und
      goldbraun, mit Ananasgeschmack, aber hart und fest geschlossen.
      Sie liefert Palmwein.


Fruchtbäume.

  _Banane._

    1. _Paradiesfeige_ (~Musa paradisiaca~; ~Plantains~ [engl.];
      „~Ndisi~”). 4-10 m hoch. Wächst in Gruppen von 10-12 Stämmen.
      Ein staudenartiger Baum. Den Stamm krönen 3-4 m lange und
      60 cm breite Blätter. Eine Fruchttraube, bis zu 75 kg schwer,
      besteht aus 20-120 gurkenähnlichen 20-30 cm langen Früchten, die
      unreif von dunkelgrasgrüner, auch von goldgelber Farbe sind.
      Sie enthalten vierzigmal mehr Nahrungsstoff als die Kartoffel.
      Reif können sie roh als feines Birnenobst (aber wahrscheinlich
      fieberanregend) genossen werden; gesünder ist es, sie reif oder
      unreif entweder zu kochen oder zu braten. Man röstet sie in
      glühender Asche; man bratet sie in Butter oder kocht sie wie
      Kartoffel zu Mus; man dämpft sie mit Mehl und Eiern dick ein und
      erhält dann ein haltbares, exportfähiges Nahrungsmittel.

    2. _Pisang_ (~Musa sapientium~). Gestreifter oder gefleckter
      Schaft, mit kürzeren, aber süßeren Früchten.

    3. _Die wilde Banane_ (~Musa Ensete~); mit goldgelben und rothen,
      aber ungenießbaren Früchten.

  _Kalebassenbaum_, Kürbisbaum (~Crescentia~; „~Bugu~”). 6-9 m hoch.
      Lanzettartige Blätter. Die flaschenförmige Frucht von 30 cm
      Durchmesser wächst in Büscheln, hat eine grüne, holzige Rinde
      und schwammiges, süßsäuerliches Fleisch. Die Fruchtschale
      verwenden die Eingeborenen zu Trinkgeschirren.

  _Mangobaum_ (~Mangifera indica~). 12 m hoch. Der Stamm 4½ m
      im Umfang. Längliche, lederartige, immergrüne Blätter.
      Die orangegelben, gänseeigroßen Früchte (Pflaumen) sind
      vortreffliches Obst; die darin enthaltenen haselnußgroßen
      Samenkerne schmecken wie bittere Mandeln. Die Rinde des Baumes
      dient zum Gerben.

  _Melonenbaum_ (~Carica Papaya~). Der Stamm sendet wenige Zweige
      in der Höhe aus; astlos bis zu 6 m. Handförmige Blätter. Die
      Früchte besitzen ein wohlschmeckendes, zuckerreiches Fleisch mit
      milchigem Saft. Sie werden entweder roh mit Zucker oder Salz
      gegessen, oder unreif zu Gemüse verkocht.


Gesträuche und strauchartige Bäume.

  _Agaven_ (~Agave~). Stammlos, bis zu 12½ m hoher Blütenschaft;
      fleischige, dornige Blätter, rosettenförmig gestellt.
      Glockenförmige, duftende Blüten.

  _Aloën_ (~Aloë spicata~). Bis zu 9 m hoch. Entweder stammlose oder
      palmenähnliche verholzte Gewächse. Dicke, fleischige Blätter, am
      Rande mit scharfen Dornen besetzt. Traubenförmige, schön gefärbte
      Blüten.

  _Baumwollstaude_ (~Gossypium punctatum~ und ~arboreum~; „~Msufi~”
      oder „~Mesofi~”). 2-3 m hoch. Besteht aus 4-5 grünrindigen
      Stämmen, mit je 1 m im Umfang, die aus einer Wurzel entspringen.
      Die spitzig zulaufenden dornigen Zweige stehen steif vom Stamme
      ab. Dürftige Blätter. Die Frucht ist eine 3-5fächerige Kapsel,
      welche bei der Reife in 3-5 Klappen aufspringt, wobei die langen
      weißen Haare -- die Baumwolle -- elastisch hervorquellen. Sie
      bedarf kalkreichen Bodens.

  _Erica._ Kommt als niedriges Gebüsch vor, erreicht als Gesträuch eine
      Höhe bis zu 6 m. Die Blätter sind schmal und geschuppt.

  _Euphorbie_, Wolfsmilchbaum (~Eupborbia~). Kandelaber-Euphorbie
      (E. canariensis). 5 m hoch. Säulenförmige, fleischige, blattlose,
      mit Dornen besetzte Stämme. Der Saft dient als Brech- und
      Purgirmittel.

  _Farrn_ (~Filices~, ~Alsophila armata~); als Farrnkraut und Farrnbaum
      bis zu 6 und 9 m Höhe. Säulenförmige astlose Stämme mit Rosetten
      von Wedeln als Wipfel.

  _Hanf_ (~Cannabis indica~; „~Bang~” [arabisch]). 3 m hoch. Die
      Blätter werden wie Taback zubereitet und geraucht.

  _Opuntien._ Sträucher von blattlosen, dicken, fleischigen Stämmen
      von runder oder eckiger Gestalt, mit Astbildung und geringer
      Holzentwickelung. Der Blätteransatz ist nur angedeutet durch
      warzenförmige, mit kleinen Dornen bespickte Höcker.

  _Ricinusölpflanze_ (~Ricinus communis~; „~Mbono~”). Erreicht die Höhe
      von 12 m. Große handförmige Blätter. Das im Innern enthaltene Oel
      wird von den Eingeborenen als Salbe benutzt.

  _Stechapfel_ (~Datura stramonium~; „~Muranha~”). Narkotischer
      Strauch mit großen weißlichen Blüten und einer stacheligen,
      eiförmigen Kapsel (Stechapfel), welche scharfbitter schmeckenden,
      giftigen, atropinhaltigen Samen umschließt. Blätter, Blüten und
      Wurzelfasern werden in getrocknetem Zustand geraucht als Mittel
      gegen Asthma und Husten. Gedeiht nur auf nassen Wiesen.


Schlinggewächse.

  „_Kamboa_”-Liane. Enthält süßes, wohlschmeckendes und reichliches
      Wasser. Kommt in Udoë vor.

  _Kautschuk-Liane_ (~Landolphia florida~). Immergrünes Laub. Weiße
      Blüten mit betäubendem Duft. Orangenähnliche Früchte. Die Liane
      wird in manchen Gegenden schenkeldick; angeschnitten fließt ein
      milchiger Saft heraus: er trocknet in freier Luft sofort und
      kommt als Kautschuk in den Handel.

  _Sassaparilla_, Stechwinde (~Smilax~). Immergrüne kletternde
      Halbsträucher mit stark verzweigten, kantigen, stacheligen
      Stengeln und Luftwurzeln. Die Blätter dornig, zackig, lederartige
      Trauben, ständige wohlriechende Blüten. Rothe kugelförmige
      Früchte. Die Wurzeln Arzneimittel gegen syphilitische Krankheiten.


Getreide und Gemüse.

  _Bataten_, süße Kartoffeln (~Convolvulus Batatas~). Sträucher
      von 1½-2 m Höhe. Langgestielte Blätter. Die walzenförmigen
      Wurzelknollen enthalten den Nährstoff; sie sind 1-6 kg schwer,
      mehlig; außen purpurroth, innen weiß. Vortreffliches, leicht
      verdauliches Nahrungsmittel. Man genießt sie entweder gekocht
      oder in Butter geröstet oder gebacken als Brot.

  _Durra_, Negerhirse, Kaffernkorn (~Holcus sorghicus~; „~Mtama~”).
      2-3 m hoch. Hauptnahrungsmittel. Aus dem schmackhaften Mehl wird
      hauptsächlich eine breiartige Suppe hergestellt. Außerdem dient
      Durra zur Herstellung eines bierähnlichen berauschenden Getränkes
      (~Pombe~).

  _Erdnüsse_ (~Arachis hypogaea~). Bis zu 60 cm hohes Kraut.
      Fiederblätter, mit gelben Schmetterlingsblüten. Samenkerne
      befinden sich in einer eiförmigen Hülse unter der Erde; über
      Feuer geröstet dienen sie als Nahrungsmittel, mit mandelartigem
      Geschmack. Zerstoßen und aufgekocht gewinnt man das auf dem
      Wasser schwimmende farblose Oel. Die Kerne enthalten an 50% Oel.

  _Sesam_ (~Sesamum orientale~). Ein krautartiges Gewächs. Ovale,
      drüsig behaarte Blätter. Weiße und rosarothe glockenförmige
      Blüten. Der Samen enthält an 70% eines goldgelben, angenehm
      schmeckenden Oels, das nicht leicht ranzig wird. Man verwendet es
      vielfach zur Zubereitung der Speisen.

  _Maniok_, Kassave (~Manihot utilissima~). Knollenstaude von
      außerordentlich raschem Wachsthum. Vorzügliche Nährpflanze. Die
      Wurzelknollen sind der genießbare Theil; sie werden geschält, in
      Stücke geschnitten und in Wasser ausgelaugt; dann in der Sonne
      getrocknet bekommen sie eine schneeweiße Farbe. Man kocht oder
      röstet sie; oder man zerstößt sie in Mörsern zu Mehl und bereitet
      aus diesem Brei oder Brot.

  _Yams_ (~Dioscorea~). Kräuter oder Sträucher mit sich windenden
      Stengeln. Trauben- und ährenförmige, unansehnliche Blüten. Die
      dicken, fleischigen Wurzelknollen sind genießbar.

       *       *       *       *       *

Der Reichthum an jagdbaren wilden _Thieren_ ist in den nördlichen
Gebieten, wie besonders in der Nähe des Kilimandscharo sehr bedeutend,
dagegen südlich vom Kingani äußerst dürftig.

Der Elefant ist nahezu ganz verschwunden, er hat sich nach den
Hochebenen im Osten und Nordosten zurückgezogen; auch das Nashorn
trifft man in größerer Zahl nur am obern Pangani an. Der Löwe scheint
seine Heimatstätte am Jipe-See und nördlich von Usagara zu haben; doch
nicht selten dehnt er seine Streifzüge nach den Küsten von Bondei
und Useguha aus. Leoparden und Hyänen finden sich überall. Ungemein
zahlreich sind in den nördlichen und mittlern Savannengegenden die
Heerden von Büffeln, Antilopen und Zebras; auch die Giraffe zeigt sich
gelegentlich in Rudeln in den den Masai benachbarten Gegenden.

Die Wälder sind stumm; man hört keinen Vogelgesang, kein
Vogelgezwitscher, selbst das Volk der Affen belebt sie nicht überall.
Dagegen wimmeln Sümpfe und Flüsse von Flußpferden und Krokodilen und
die Ufergelände von Wasservögeln.

Von kleinerm Gethier, das den Reisenden und Colonisten in peinlichster
Weise belästigt, seien die Ameise und die Tsetsefliege erwähnt.
Millionen von Ameisen verschiedener Gattung zerstören auf ihren
Wanderzügen nicht nur die Erntevorräthe, sondern sie vertreiben
auch den gegen sie wehrlosen Menschen aus seiner Behausung. Wo die
Tsetsefliege heimisch ist, da kann keine Rindviehzucht aufkommen; ihr
Stich verwundet tödlich. Sie macht auch die Verwendung von Zugvieh zur
Unmöglichkeit.

An Hausthieren werden überall gehalten: Hühner, Ziegen und Schafe. Von
der Gewinnung von Schafwolle hört man nirgends. In einzelnen Gegenden,
wie in Usambara, im Kilimandscharo-Gebiet, im nördlichen Usagara,
wird Rindviehzucht in größerm Maßstab betrieben. Futtergras ist im
Verhältniß zu den ausgedehnten Flächen wenig vorhanden, und oftmals
tritt da, wo es reichlich existirt, die verderbenbringende Tsetsefliege
auf.

       *       *       *       *       *

Die _Colonisationsfähigkeit_ Deutsch-Ostafrikas kann nicht in
Frage gestellt werden: Bodenverhältnisse, Klima, die Culturen der
Eingeborenen, die Pflanzungen der Araber, die bereits angestellten
deutschen Plantagenversuche enthalten die Bedingungen und die
Möglichkeit gesteigerter Fruchtbarkeit. Aber zwei Factoren von
schwerem Gewicht beeinträchtigen eine zu günstige Beurtheilung und zu
vertrauensvolle Zuversicht: die Beschränkung colonialwirthschaftlicher
Unternehmungen in Bezug auf den Raum und die Unsicherheit in Bezug auf
rentable Erzeugung werthvoller tropischer Producte.

Sehen wir ab von dem gewiß nicht unbedeutenden Nutzen, den der deutsche
Handel aus dem Export und Import später unter geordneten Verhältnissen
gewinnen wird, und betrachten wir das ganze Gebiet als Arbeitsfeld
des Ackerbauers, so müssen wir uns nach Ländereien umsehen, die mit
Rücksicht auf _reiche Ertragsfähigkeit_ zur Anlegung von Plantagen sich
eignen. Solche Ländereien sind in der beigegebenen Karte mit grüner
Farbe bezeichnet. Im Vergleich zur Ausdehnung der ganzen Colonie über
5 Breite- und 2 Längegrade nehmen sie sich sehr vereinzelt und dürftig
aus. Es wurde eben nur solches Land als besonders zur Cultur geeignet
bezeichnet, dessen Fruchtbarkeit sich durch wirklich bestehenden
Anbau bereits vollgültig erprobt hat. Um gerecht und günstiger zu
urtheilen, muß man hierbei berücksichtigen, daß erstens aus Savannen-
und Waldstrecken in künftigen Zeiten neues und reichliches Culturland
gewonnen werden kann, und daß zweitens große Flächen noch unerforscht
und unversucht vor uns liegen.

Die eingetragenen, also wirklich vorhandenen Culturflecke reduciren
sich übrigens auf eine noch geringere Anzahl, wenn man ihre _sofortige_
Verwerthung, also auch ihre Lage und ihre bequeme Verbindung mit dem
Seeverkehr in Betracht zieht. Bei der Unschiffbarkeit der Flüsse, bei
dem Mangel von Straßen und billigen Transportmitteln wird man nur in
der Nähe der Küste mit der Anlage von Plantagen beginnen können.

Um Rentabilität dem Plantagenbau zu sichern, darf die Production nicht
nur von den Transportkosten nicht aufgezehrt werden, sondern sie muß
auch das in Tropengegenden nothwendig große Anlagekapital lohnenswerth
verzinsen, und das vermag sie nur bei werthvoller Qualität. Gewiß
kann man schon mit Zuckerrohr-, Kokospalmen- und Reispflanzungen bei
geringem Aufwand erhebliche Gewinne erzielen; ausschlaggebend aber ist
die Beantwortung der Frage: vermag der Boden Deutsch-Ostafrikas Kaffee,
Cacao, Baumwolle und Taback von solcher Güte und in solchen Massen
hervorzubringen, um concurrenzfähig auf dem Weltmarkt zu erscheinen?

Eine stichhaltige Antwort darauf in bejahender Form möge die Zukunft
geben; die bisherigen Versuche haben noch nicht genügt.



Usambara und Bondei.


Allgemeine Gestaltung.

Usambara besteht, geographisch genommen, aus dem Bergland, dem
eigentlichen Uschamba der Eingeborenen, aus der Nyika- und Bondei-Ebene
und der Küstenniederung zwischen den Flüssen Umba und Pangani.

Das Gebirge, mit einer durchschnittlichen Erhebung von 1400 m, ist von
Granit und Gneis gebildet. Es dacht sich von Norden nach Osten und
Süden ab, von den Höhen von Mlalo (1560 m) in breiter Linie nach den
_Kombola-_ und _Handei-Bergen_ (1200 und 1350 m), und entsendet als
Ausläufer die Höhenkette von _Magila_ (1050-624 m), den _Pambili_ und
_Tongwe_ (600 und 715 m) in die sanft nach Osten geneigte, gewellte
Ebene von Bondei, welche mit vom Wanga bis Pangani ansteigender
Uferhöhe den Indischen Ocean begrenzt.

Die Gestalt der Berge ist größtentheils steile Kuppelform, eng
aneinander gedrängt und zahlreiche tiefe Schluchten umschließend; im
Westen, von Wuga bis Mbaramu, lagern sich kesselförmige Mulden zwischen
die einzelnen Höhen; breite Thäler findet man allein an den Ufern des
Luengera und des Sigi. In jähem Absturz fällt das Gebirge in das Thal
des Mkomasi und in die Ebenen im Norden und Osten hinab, während es zum
Pangani in sanfteren Böschungen sich senkt.

Die Hauptwasserscheide liegt an dem Nordostrand; hier fließt der
Umba mit seinen Nebenflüssen und in entgegengesetzter Richtung der
_Luengera_ mit dem _Kumba_.

Eine zweite Wasserscheide befindet sich in der südöstlichen Ecke, in
den Bergen von Handei; es ist das Quellgebiet des _Sigi_.

Von den Vorbergen im Osten bei Magila entspringen der _Udofu_ und
_Ukumbine_.

In nahezu parallelem Laufe scheiden der Umba im Norden und der Pangani
im Süden das Gebirge von den anstoßenden Ebenen. Im Westen bewirkt
die weitausgedehnte Thalsenkung des Mkomasi die Trennung von der
Berglandschaft Pare.


Klima.

Unsere Kenntniß von den Witterungs- und Temperaturverhältnissen
Usambaras beschränkt sich auf die lückenhaften Berichte einzelner
Reisenden. Unser Wissen ist daher vorläufig noch Stückwerk.

Die große Regenzeit beginnt im Gebirge schon Mitte Februar und endet
mit geringen Regenfällen im Laufe des Monats Mai. Die Trockenzeit wird
durch vereinzelte Niederschläge im Juli und August unterbrochen. Die
kleine Regenzeit setzt im November für kurze Zeit ein; der December ist
trocken, im Januar gibt es häufig Gewitter. Der trockenste Monat dürfte
der September sein.

In Bondei scheinen sich Regen- und Trockenzeit auf die gleichen Monate
wie in Sansibar zu vertheilen.

Ueber die Temperaturverhältnisse besitzen wir durch die sorgfältigen
Aufschreibungen Burton's und des Lieutenant Kurt Weiß einige werthvolle
und positive Anhaltspunkte zur Beurtheilung der Wärmeschwankungen im
Pangani- und Mkomasi-Thal und auf den Höhen von Wuga während der Monate
Februar und Mai und Anfang Juli.

In der nebenstehenden Tabelle sind sie nach der Einheit des Orts und
der Tageszeit zusammengestellt und ist das Monatsmittel der Temperatur
von Sansibar um dieselbe Stunde zur Vergleichung vorangesetzt.

  $Temperaturen in Usambara$

  nach den Beobachtungen von Burton im Februar 1857 und von Lt. Kurt
  Weiß im Mai und Juli 1885.

  ---------------------++--------++------------++----------------------
                       ||  Höhe  ||            ||          R.°
                       ||        ||            ++------+-------+-------
          _Ort_        ||über dem|| Tageszeit  || vom  | vom   |Anfang
                       || Meer in||            ||4.-17.|11.-31.| Juli
                       ||  m   ||            ||Febr. | Mai   |
  ---------------------++--------++------------++------+-------+-------
        Sansibar       ||  --    || 6^~h~ Nm.  || 22,2 |  20,7 |19,7
                       ||        ||            ||      |       |
           { Stadt     ||        ||            ||      |       |
           {  Pangani  ||  --    ||     „      || 24,4 |  --   | --
           { Tschogwe  ||     88 ||     „      || 28   |  20   |16[3]
           { Tongwe    ||        ||            ||      |       |
  Pangani- |  (Station)||    263 ||     „      || 20,8 |  18,8 |15,2[4]
    Thal.  { Westl.    ||        ||            ||      |       |
           |  Tongwe[5]||    368 ||     „      || 29,7 |  18,4 |16,8
           { Kohode    ||ca. 400 ||     „      || 28,4 |  19,2 | --
           { Maurui    ||    436 ||     „      || 26,5 |  18,4 |16,8
                       ||        ||            ||      |       |
           { Tarawande ||    ?   ||     „      || 21   |  19,2 | --
           { Wuga      ||ca. 1350||6^~h~ N. u. || 18   |  13,6 | --
           {           ||        || 11^~h~ V.  ||      |       |
  Mkomasi- { bei Mombo ||    ?   ||6^~h~ N. u. || 25,7 |  16,8 |16,8
    Thal   {           ||        ||   3^~h~ N. ||      |       |
           { Masindi   ||    512 ||   6^~h~ N. ||  --  |  18,4 |16,4
           { Mkumbara  ||    493 ||     „      ||  --  |  18,4 | --
                       ||        ||            ||      |       |
  Die Mitteltemperatur ||        ||            ||      |       |
  in Usambara          ||   --   || 6^~h~ N.   || 25,5 |  18,7 | --
  (unter Ausschluß     ||        ||            ||      |       |
  von Wuga).           ||        ||            ||      |       |

Aus diesen wenigen Zahlen lassen sich ein paar sichere Schlüsse ziehen:

Die Abnahme der Temperatur von Februar bis Juli, also der Wechsel
zwischen einer heißen und kühlern Zeit, macht sich in Usambara um
vieles bemerkbarer als in Sansibar.

Die Erhebung über dem Meere bis zu 500 m bringt im Juli einige, im
Mai sehr geringe Minderung der Temperatur, im Februar sogar eine
Steigerung. Auf den Höhen von 1300 und mehr Metern aber weht eine
frischere Luft als in den Thälern und in Sansibar.

Ergänzende Auskunft gewährt die nächste Tabelle. Wenn sie auch nur
einmaligen und auf kurzen Zeitraum beschränkten Beobachtungen entnommen
ist, so bietet sie doch manche interessante Andeutungen über den
wahrscheinlich herrschenden Temperaturcharakter.

  $Temperatur- und Wetterbeobachtungen in Usambara$
  von Lt. Weiß im Mai und Juli 1885.

  Bemerkung: Morgens zwischen 6 und 8 Uhr, mittags zwischen 12 und
  4 Uhr, abends zwischen 6 und 8 Uhr.

  =========++=======++==========================++==================
           ||       ||           R.°            ||
   Ort     || Monat |+--------+---------+-------+| Wetter
           ||       ||morgens | mittags | abends||
  ---------++-------++--------+---------+-------++------------------
  Tschogwe ||11. Mai||  19,2  |  21,6   |  20   || Regen.
     „     ||12.  „ ||  19,4  |  21     |  20   || Trüb.
     „     ||13.  „ ||  17,2  |   --    |   --  || Regen.
  Kitiwu   ||13.  „ ||   --   |  23,4   |  21,6 || Schön, dann trüb.
     „     ||14.  „ ||  18,4  |   --    |   --  || Schön.
  Lewa     ||14.  „ ||   --   |  22,4   |  19,2 || Schön, dann trüb.
     „     ||15.  „ ||  19,2  |  25,6   |  18,8 || Trüb, dann schön.
     „     ||16.  „ ||  18,4  |   --    |   --  || Schön.
  Fungo    ||16.  „ ||   --   |  24,4   |  18,4 || Schön.
     „     ||17.  „ ||  16,8  |   --    |   --  || Schön.
  Sangarawe||17.  „ ||   --   |  24     |  18,4 || Schön, dann trüb.
     „     ||18.  „ ||  16,4  |   --    |   --  || Trüb.
  Mgumi    ||18.  „ ||   --   |  22     |  19,2 || Trüb.
     „     ||19.  „ ||  17    |   --    |   --  || Trüb.
  Maurui   ||19.  „ ||   --   |  20     |  18,4 || Trüb.
     „     ||20.  „ ||  16,8  |   --    |   --  || Schön.
  Tarawande||20.  „ ||   --   |  21,6   |  16,8 || Schön.
     „     ||21.  „ ||  13,6  |  24,8   |  19,2 || Schön.
     „     ||22.  „ ||  18    |   --    |   --  || Schön.
  Wuga     ||23.  „ ||   --   |  13,6   |   --  || Schön.
  Tarawande||25.  „ ||   --   |  16,8   |   --  || Regen.
  Masindi  ||29.  „ ||   --   |   --    |  17   || Regen.
     „     ||30.  „ ||  16,2  |  22     |  18,4 || Regen.
     „     ||31.  „ ||  17    |   --    |   --  || Trüb.
  Mkumbara ||31.  „ ||   --   |  21,6   |  18,4 || Trüb, dann schön.
  Masindi  ||2. Juli||   --   |   --    |  16,4 || Trüb.
   „       ||3.  „  ||  15,6  |   --    |   --  || Trüb.
  Mombo    ||3.  „  ||   --   |   --    |  16,8 || Trüb.
   „       ||4.  „  ||  15,2  |   --    |   --  || Regen.
  Maurui   ||4.  „  ||   --   |   --    |  16,8 || Trüb.
   „       ||5.  „  ||  16    |   --    |   --  || Regen.
  Mgumi    ||6.  „  ||  16,4  |   --    |   --  || Trüb.
  Sangarawe||6.  „  ||   --   |   --    |  16,8 || Trüb.
     „     ||7.  „  ||  16    |   --    |   --  || Trüb.
  Fungo    ||7.  „  ||   --   |   --    |  15,2 || Trüb.
   „       ||8.  „  ||  14,8  |   --    |   --  || Trüb.
  Kitiwu   ||8.  „  ||   --   |   --    |  16   || Schön.
   „       ||9.  „  ||  15,6  |   --    |   --  || Schön.

Folgende Behauptungen lassen sich darauf gründen:

Die Minderung der Hitze vom Februar bis Juli offenbart sich vornehmlich
in den Morgenstunden:

  Morgens Mitteltemperatur im Februar (nach Burton): 24°   R.
     „            „        „  Mai     (nach Weiß):   17,8°
     „            „        „  Juli    (nach Weiß):   15,6°

Im Vergleich mit Sansibar steigert sich die Wärme in Usambara von
Morgen bis Mittag im Mai fühlbarer; am Abend ist es in beiden Gegenden
im Mai und Juli um nicht ganz 1° R. gleichmäßig wärmer.

                      Mai                      Juli
             /---------|----------\   /---------|----------\
             morgens mittags abends   morgens mittags abends
  Sansibar     19,5    21,2   20,7      18     20,3    19,7
  Usambara     17,8    22     18,7      15,6   --      16,2

Das Wetter verändert die Temperaturen kaum merklich.

                                              morgens  mittags  abends
  In Usambara bei schönem Wetter im Mittel     17,4     23,3     18,3
   „     „     „  trübem    „     „   „        17,7     21,1     19,4

Der bedeckte Himmel schwächt etwas die Mittagshitze; die sporadischen
Regen kühlen die Luft nicht ab.


Bodenbeschaffenheit und Vegetation.

Die Beschaffenheit des _Bodens_ entspricht zum Theil den Bedingungen
der Fruchtbarkeit. Der mit Feldspath durchsetzte Gneis verwittert auf
den Gipfeln und Kämmen sehr leicht und überzieht sie in diesem ersten
Stadium als poröse rothe Erde mit einer wenig fruchtbaren Decke.
Abschwemmende Regen und zahlreiche Bäche zerreiben an den schroffen
Abstürzen das grobkörnige Material und setzen es bei stufenweis
zunehmender Fruchtbarkeit um in graurothe Erde an den Hängen, in Humus
in den dichtgeschlossenen Wäldern und in schwarze Erde in den breitern
Thalgründen. Wo die aufgelösten Thontheile zum Stillstand und zum
Niederschlag als compacte, abflußlose Masse gezwungen werden, da bildet
sich dunkelschlammiger Sumpf.

In großen Zügen betrachtet, zeichnen sich demnach durch Fruchtbarkeit
aus die breiten Thäler und die sanfter geneigten Böschungen der Berge,
in hohem Grade das unmittelbar dem Gebirge vorgelagerte Hügelland
von Bondei und das hochgelegene, muldenförmige Plateau von Wuga.
Unfruchtbar erscheinen alle Strecken, auf denen die verwitterte rothe
Erde ungestört liegen bleibt, so auf den höchsten Kuppen und auf den
weitausgedehnten Flächen der Umba-Ufer; endlich jene vereinzelten
Streifen von Fluß- und Bachrändern, an denen die schwarze Erde zu
moorigem Grunde sich verdichtet.

Die _Vegetation_ ist eine tropisch gewaltige. Zu mächtiger Höhe empor
schießen in den geschlossenen Regenwäldern die Areca-, Fächer-, Dum-
und Raphia-Palmen, die Kopal- und Teakbäume, Gummi-Akazien, Tamarinden,
Bambusen und baumartige Farrn. Ein eigenthümliches Gepräge verleiht der
in massenhaften Beständen auftretende Wollbaum. Gummilianen und andere
Schlinggewächse von mehr als doppelter Armesstärke schwingen sich von
Stamm zu Stamm, von Ast zu Ast. Der Waldgrund bleibt oftmals ganz frei
von Gestrüpp. Leichte Savannenwälder von Palmen und Akazien stehen auf
dem graurothen Boden der Thäler und auf dem langgestreckten Bergrücken
des Nordrandes, westlich vom Luengera.

Die Kokospalme gedeiht in reichlicher Menge in dem ganzen Küstengebiet,
den Pangani aufwärts bis Maurui und im Thal des Mkomasi bis Masindi.
Die bis in das höchste Gebirge verbreitetste Pflanze ist die Banane;
sie liefert Erträgniß in ganz besonderer Fülle. An vereinzelten
Stellen, aber in Massen, blühen der Mango- und der Melonenbaum und in
Bondei wildwachsend die Baumwollstaude.

Wo Feuchtigkeit der lockern porösen Erde fehlt, da spreizen einsam in
der Steppe oder auf den Bergrücken stehende Baobabs ihre gigantischen
Aeste zu einem Schutzdach aus, da drängen sich baumgroße Euphorbien
und Aloën zu dornigem Dschungel zusammen oder es unterbrechen die
fahlfarbigen Mimosen und Eriken gebüschweise das brennende Roth des
Bodens.

Futtergras im Innern des Gebirges und am mittlern Lauf des Pangani
ermöglicht die Zucht großer Rinderheerden. Außer Korn, Hirse, Mais,
Reis und Maniok, welche in der Tiefebene auch zum Exportproduct werden,
baut der Msambara einen scharfen, doch angenehm riechenden Taback,
der selbst auf dem Markte von Sansibar als verkaufsfähig gilt, und er
pflanzt, selbst in den hochgelegenen Gebirgsmulden, das Zuckerrohr.
Dies liefert auch den großen arabischen Plantagen am untern Pangani
ergiebige Ernten.


Die Thierwelt.

Kaum dürfte unter den Tropen ein Land sich finden, das in zoologischer
Beziehung so armselig an Menge und Gattungen wäre als Usambara und
Bondei. Lautlos sind die ewig schattigen Bergwälder am Handei, lautlos
die Nyika-Ebene; nur hie und da durchstreifen Hyäne, Schakal und
Leopard die ersteren und Löwen und Antilopen die letzteren. Schlangen
und selbst die Mosquitos fehlen. Ein reicheres Leben entfaltet sich
am Pangani und in den üppigen Fluren im Vorland der Magila-Kette: da
gibt es Webervögel, Lerchen, Drosseln, Habichte und Elstern, Kukuke
und Papagaien. Alle Flüsse wimmeln von Krokodilen; weniger häufig
trifft man das Flußpferd. Zum Glück für die Rindviehzucht hat die
Tsetsefliege, hier Donderobe genannt, noch nicht den Weg aus der
Umba-Ebene in das Gebirge gefunden. Eine Lebensplage dagegen sind die
verheerenden Ameisenzüge.


Topographie und Flüsse.

Von der Küste leiten vier Flußläufe nach dem Innern des Landes: der
Pangani, der Ukumbine mit dem Udofu, der Sigi und der Umba.


_Das Flußgebiet des Pangani_

Der Pangani (auch Ruvu oder Rufu) entsteht aus der Vereinigung des
Jipe-Flusses und des Weriweri, welche mit zahlreichen Bächen in dem
Kilimandscharo-Gebirge entspringen. Südlich von Klein-Aruscha (730 m
ü. d. M.) durchströmt er eine Strecke von mehr als 300 km in felsigem
Bett, meist mit schlammigen Uferrändern, im Oberlauf durch das breite
steinige Thal zwischen den Pare- und Sogonoi-Bergen, im mittlern und
untern Theil durch eine wechselnd fruchtbare Ebene, welche am linken
Ufer rasch zum Usambara-Gebirge sich erhebt und am rechten in die
Hochfläche von Useguha übergeht. Bei Kisunga (ca. 60 km von der Küste)
bildet er einen weithin dröhnenden Wasserfall. Seine Breite wird
angegeben bei der Furt südlich Aruscha mit 96 m, bei Kohode mit 72 m,
bei Tschogwe mit 150-200 m, an der Mündung mit 1500 m. In der Regenzeit
überschwemmt er die ganze Thalsohle. Er ist im allgemeinen seicht und
reißend und deshalb nur bei steigender Flut bis Tschogwe (ca. 40 km)
für flachgehende Boote schiffbar.

An seiner Mündung liegt die Stadt _Pangani_. Sie liegt auf dem flachen,
sumpfigen Strande an dem frühern Delta des Flusses und besteht aus
etwa dreißig steinernen Häusern, darunter die Wohnung des Wali,
das Zollgebäude, eine Moschee, und aus einigen hundert einfacher
Strohhütten. Die winkeligen, unregelmäßigen und kothigen Straßen
sind unter einem Hain von Kokospalmen versteckt. Das Trinkwasser ist
schlecht, der Aufenthalt überhaupt sehr ungesund. Gegen 5000 Einwohner
(Araber, Inder und Suaheli mit ihren Sklaven) bewohnen den Ort, da
er ein bedeutender Ausgangspunkt für die Karavanen nach Usambara und
dem Masai-Land auf dem nördlichen und nach Useguha und Nguru auf
dem südlichen Flußufer ist. Zu Burton's Zeit betrug die Ausfuhr an
Elfenbein 1750 kg und an Rhinoceroshörnern 875 kg; auch Korn, Mais und
Zuckerrohr wurde exportirt.

Pangani hat keinen Hafen und ist schwer zugänglich. Die Rhede liegt
1½ Stunde seewärts. Die Mündung des Flusses wird durch eine Barrière
von Korallen und Sandbänken gesperrt; durch diese führt ein enger, 2½ m
tiefer Kanal, nur für geringere Fahrzeuge benutzbar.

Die Stadt wird unmittelbar im Westen von dem bewaldeten Terrassenrand
überragt; am nördlichen Flußufer erhebt er sich zu 50 m mit Kokos-
und Areca-Palmen; am südlichen, über steile, gelbe Sandsteinwände
empor, bis zu 120 m. Hier oben steht die arabische Niederlassung Bueni
zwischen Plantagen von Palmen, Melonenbäumen, Bananen und Zuckerrohr.

Bis Tschogwe reichen auf der rechten Höhe und in der Thalsohle die
schön gehaltenen Pflanzungen der Araber.

Auf der entgegengesetzten Seite breitet sich ein schmales Band von
Reis- und Bananenfeldern aus und daran grenzt ein weitausgedehntes
trockenes Savannenland, das hier und da von Baobabs und Dumpalmen
und in größerm Umfang von dichtem Akazien- und Euphorbiengestrüpp
unterbrochen wird. Es ist dies die Landschaft _Madanga_; sie erstreckt
sich etwa 20 km weit bis Makumba und geht weiter nördlich in die
Nyika-Steppe über.

Bei _Tschogwe_ (88 m) trifft man auf den ersten Ansatz des
Hauptgebirges, auf den Berg von Tongwe (715 m). Die Umgegend soll noch
am Ende der vierziger Jahre gut angebaut gewesen sein, bis sie durch
die vom südlichen Ufer heranstürmenden Waseguha verödet wurde. Hang und
Gipfel bedeckt ein fast undurchdringliches Dschungel, vermischt mit
wilden Orangen und Kokospalmen, während saftiges Gras, genährt durch
eine frisch sprudelnde Quelle, den welligen Fuß bekleidet.

Südöstlich vom Tongwe-Berg befindet sich _Lewa_ (263 m) mit der
ehemaligen Station der Ostafrikanischen Plantagengesellschaft. Es
war eine vielversprechende Anlage. Zwischen drei flachen Hügelketten
von braunrothem Boden waren 400 Morgen urbar gemacht worden, welche
im September 1888 eine reiche Ernte von 700000 Stück Tabackpflanzen
erwarten ließen. Fließendes Grundwasser sicherte für das ganze Jahr die
nöthige Feuchtigkeit.

Zwischen Lewa und _Sangarawe_ führt der obere Weg durch eine ungefähr
25 km lange, theilweise dornige, theilweise von hohem, hartem Gras
überwucherte Strecke. Nach dieser beginnt eine anbaufähige und
stellenweis gut cultivirte Gegend, welche bis westlich von Korogwe
reicht.

Die Kämme der flachen Hügel der Thalsohle sind mit unfruchtbarer
röthlicher Erde bedeckt; an den Abdachungen und in den Senkungen
gedeihen auf graurothem Boden Maispflanzungen und vortreffliches
Wiesengras. Man begegnet stattlichen Rinderheerden.

Bei _Mgumi_ (365 m), kurz vor Korogwe, mündet der im Norden auf dem
Lutindi entspringende _Luengera_. Mit diesem vereinigt sich im obern
Lauf der _Kumba_, welcher durch mehrfach sumpfige Gründe den Tropenwald
der Kombola-Berge von dem steppenartigen Nordostrand des Hochlandes
scharf abtrennt. Der Luengera fließt als ein ruhiges Wasser durch ein
breites, früher cultivirtes, jetzt durch Kriegszüge entvölkertes Thal,
dessen Sohle Savannenwald und hohes Gras bedeckt. Von Mgumi zweigt ein
steiler Pfad durch die Berge nach Wuga ab.

_Korogwe_ (früher Station) liegt auf einem Laterithügel, der sich
bis zum Fluß in einer 700 m breiten, gewellten Ebene von braunrother
Erde abflacht. Das Dorf gleichen Namens befindet sich auf einer
Insel. Am Südufer steigt aus der schlammigen Ebene allmählich das
vegetationsreiche Plateau von Useguha empor. Bei Lutyomo (Luchomo),
25 km aufwärts, befindet sich ein beide Ufer verbindender Uebergang.
Am nördlichen Ufer (15 km von Korogwe) verwandelt sich nach und nach
der Wiesen- und Ackerboden in unfruchtbare Steppe. Ein schmächtiger
Savannenwald mit niedrigem Mimosengebüsch fristet ein kümmerliches
Dasein dem Fuß der Mafi-Hügel entlang. Der letzte Rest grüner
Vegetation hat sich an die Ränder des Flußbettes zurückgezogen.

Bei dem auf einer Insel gelegenen _Maurui_ (436 m) vereinigt der im
Pare-Gebirge entspringende _Mkomasi_ sein träges, grün-gelbliches
Sumpfwasser mit dem des Pangani. Sein linkes Ufer begleitet zuerst
die isolirte Masse des Dassa-Berges und dann die jähen Felsenabstürze
des Hauptgebirgsstockes, während sein rechtes Ufer die niedrigen,
wahrscheinlich vulkanischen Höhenreihen von Mafi (Yermandia) begrenzen.
Er steht mit dem _Manga-See_, vermuthlich nur während der Regenzeit,
in Verbindung. Dieser, 7 km lang, 6 km breit und 3-5 m tief, hat
untrinkbares, brakisches Wasser; dürftiges Grün umgibt ihn. Heerden von
Antilopen beleben die von den dolomitartigen Zacken der Usambara-Berge
und von dem langgestreckten Pare-Gebirge umrahmte Gegend. Culturfähig
ist das Thal des Mkomasi am Fuß der Berge; bei _Tarawande_ aber
versumpft es auf eine stundenlange Strecke.

Schmale Streifen reicherer Vegetation erwecken die rauschenden
Gebirgsbäche bei Masindi und Mombo.

_Masindi_ (512 m), mit der etwas höher gelegenen Residenz des
Häuptlings Sembodja, war früher ein bedeutender Handelsplatz, in dem
die Wakuafi des Nordens sich mit den Leuten von Pangani begegneten. An
der nordöstlichen Ecke des Gebirges, auf den Vorstufen der höchsten
Erhebung, haben sich viele Dörfer eingenistet, darunter das größte
_Mbaramu_ (488 m) mit 56 Hütten, eine grünende, von Wald und von den
Zuflüssen des Umba, dem Mbaramu-Bach und Tëue, umgebene Raststätte der
Reisenden.

Von Tarawande, Mombo oder Masindi gelangt man auf ungemein
beschwerlichem, doch von erfrischenden Quellen begleiteten Bergpfad
zu dem Hauptort des westlichen Usambara, _Wuga_ (1350 m nach Burton,
1410 m nach New, 1209 m nach Lt. Weiß), in frühern Zeiten (unter
Kimweri I.) der Hauptort von ganz Usambara.

Die Landschaft ist durchaus verändert. Eine kühlere Luft weht selbst
im heißen Februar über die gewellte Fläche; frei ist der Umblick, den
Pangani hinab, nach den Ebenen von Useguha und hinüber zu den fernen
Bergen von Pare; im Norden schließen die nahen felsgekrönten Häupter
von Mlalo, der Watëue und Schegeserai (2000 m), den Horizont ab.
Röthlicher Boden mit sammtartigem Gras, mit Farrn und Eriken überdeckt
die kesselartigen Mulden; dazwischen lagern sich, von rieselnden Bächen
befeuchtet, Felder von Taback, Bananen und Zuckerrohr. Der Boden
enthält nach Dr. K. W. Schmidt 48,3% Sand und 50,7% thonhaltigen Staub,
Phosphorsäure 0,35% und Humus 6,33%; er wäre demnach auch zur Kaffee-
und Cacaokultur geeignet. Waldlos erstreckt sich die hauptsächlich als
Weideland benutzte Gegend: nach Osten gegen den Luengera, im Norden
nach _Kwambugu_ und _Mlalo_. Den Nordostrand des Gebirges begleitet
ein weniger fruchtbares, gering bevölkertes Steppenland bis zu den
kahlen Gomeni-Bergen und den Quellen des Kumba. Unmittelbar südlich,
in der Richtung des untern Laufes des Luengera, öffnen sich in kurzer
Entfernung schluchtartige Thäler mit hohen Felswänden.


_Der Ukumbine mit dem Udofu._

Der Fluß _Ukumbine_, welcher in die Tangata-Bai bei Tongoni mündet, und
der _Udofu_ (Mkulumusi), welcher sich in die Bucht von Tanga ergießt,
entspringen in den zwei Tagemärsche von der Küste entfernten Vorbergen.
Beide Flüsse sind nicht schiffbar. Der Ukumbine trocknet in den heißen
Monaten ein, der stürmische Udofu überschwemmt in der Regenzeit ringsum
das Land. Der Boden, unmittelbar an der Küste schlammig, erhebt sich
langsam zu einigen gutbebauten Gefilden; er wird, in die Nyika-Ebene
eintretend (60 m ü. d. M.), zu einem unregelmäßig breiten Streifen von
Savannenwald und dornigem Dschungel, der in gleicher Beschaffenheit
sich südlich bis nach Madanga fortsetzt. In der Höhe von _Umba_
(150 m) verwandelt er sich in ein kalkhaltiges, mit marinen Fossilien
vermengtes, welliges und äußerst fruchtbares Terrain. Kokoswälder,
Korn-, Reis-, Bananen- und Zuckerrohrpflanzungen überdecken das
Land. Versteckt in vereinzelten Waldungen liegen die Dörfer. Das
Gebirge steigt jählings empor: der isolirte _Pambili_ (600 m) und die
zusammenhängende, mit Gehöften übersäete Kette der bewaldeten Höhen von
Magila, mit dem Felsendom _Mlinga_ (1050 m), mit dem _Kituli_ (930 m)
und mit den südlichsten Spitzen, dem _Manga_ (590 m) und _Mgambo_
(660 m).

Am Fuße der letztern steht die englische Missionsstation _Magila_
(180 m ü. d. M.) in quellenreicher Gegend mit ausgedehnten Reisfeldern
in den tiefern Mulden. Hier ist auch der Herrschersitz Kibanga's, des
Häuptlings von Süd-Usambara.

Das Gebiet, welches der Ukumbine und der Udofu durchströmen, ist die
durch keine Grenzen bestimmte Landschaft _Bondei_. Nicht nur durch
Wasserreichthum, sondern auch durch vortreffliche Bodenbeschaffenheit
wird sie zu den üblichen Culturen und zum Plantagenbau begünstigt. Der
Boden besteht nach Dr. K. W. Schmidt aus sehr feinkörnigem lehmigen
Sand und reichlichem Humus (63,9% Sand, 35,6% thonhaltiger Staub, 0,17%
Phosphorsäure und 2,61% Humus).

Der Ausfuhrhafen dieses gesegneten Landstrichs ist die _Tangata-Bai_.
Sie wird durch die Insel Karangi, durch Riffe und Sandbänke vor
Seestürmen geschützt. Der mündende Ukumbine hat einen tiefen, 90 m
breiten Kanal in das seichte und sandige Bett ausgegraben und dieser
ermöglicht eine gesicherte Einfahrt im Norden. Im Süden der 2900 m
breiten Bucht liegt das durch eine Mauer von Korallenfels befestigte
Dorf _Morongo_; im Norden _Tongoni_, das trotz seiner Dämme bei
Hochwasser von den Fluten des Meeres im Rücken gefaßt wird.


_Der Sigi._

Der Sigi und der Udofu münden in die Bai von _Tanga_. Diese besitzt
keinen Hafen für größere Schiffe; die offene Rhede liegt 800 m
seewärts. Korallenbänke erschweren und gefährden die Einfahrt in
den 8 km langen und 6½ km breiten Meerbusen. Der Strand ist von
dem herrlichsten Pflanzenwuchs überzogen. Der Ort Tanga zählt an
5000 Einwohner, besteht aber nur aus Strohhütten; er ist Handelsplatz
für die nach dem Kilimandscharo und dem Masai-Land ziehenden Karavanen.

Der _Sigi_, ein frisches, reißendes, unschiffbares Gebirgswasser,
hat nahe der Küste 12-15 m hohe, mit Maniok, Bananen und Palmen
geschmückte Ufer. Verfolgt man ihn aufwärts, so kommt man zuerst nach
dem vielbesuchten Marktplatz _Amboni_, dann nach _Muschesa_, wichtig
als Uebergangspunkt für die von Magila nördlich nach Wanga Reisenden.
Zwischen den zerstreuten Dschungelcomplexen wird hier besonders viel
Taback gebaut.

Dreißig bis vierzig Kilometer von der Küste entfernt umschließt das
Gebirge den Fluß in einem breiten, von wild- und üppig wuchernder
Vegetation erfüllten Thal. Eine mehrfache Kette steiler, mit
Granitzacken gekrönter Bergrücken trennt ihn von dem Hügelland im
Osten und vom Laufe des Pangani im Süden; die ebenso zerklüfteten
Handei-Berge (1350 m) und der Kombola (1200 m) bilden die Wasserscheide
zwischen ihm und dem Luengera. Geschlossener, ewig düsterer Urwald
von riesigen Wollbäumen, Banianen und Tamarinden steigert den
großartigen Charakter der Gebirgsgegend. Sie ist während der Regenzeit
wegen der steilen, schlüpfrigen Pfade schwierig zu durchwandern,
denn in erschöpfender Wiederholung muß man von Kamm zu Kamm über
tiefeingesenkte Gründe hinauf- und hinabklettern. Bebaute Felder hat
weder die Sohle des Sigi-Thales noch der andern Thäler; an den Abhängen
allein haben die Eingeborenen sich in zerstreuten Gruppen angesiedelt.


_Der Umba._

Der kürzeste Weg von der Küste Usambaras nach dem fernen Innern führt
längs des Umba. _Wanga_, der Ausgangspunkt, hat sehr ungünstige
Landungs- und Terrainverhältnisse; durch den 20 m breiten Zugang können
nur bei Hochwasser kleine Boote sich nähern. Zwischen Mangrove-Wäldern
setzt sich das Watt als Sumpfland 6-7 km landeinwärts fort. Auf
einem Stückchen trockenen Bodens ist der Ort Wanga erbaut: etwa
2-300 Lehmhütten mit übrigens breiten und reinlichen Straßen und
Plätzen verbergen sich unter einem Palmenhain und werden von einer
Mauer umschlossen. Die Luft ist fieberhaft, das Trinkwasser schlecht.

Vor _Gonja_ kommt man, bei einer Reise flußaufwärts, zuerst auf festen,
gesunden Boden; da gibt es schöne Felder von Reis, Bohnen und Maniok.
Aus der weiten Ebene im Süden erhebt sich der stark bewaldete _Kilulu_
(255 m), am Fuß von Melonenbäumen und Baobabs dicht umgeben. Hier
beginnt eine schmale Culturzone, die von Dorf zu Dorf bis an den Sigi
sich fortsetzt.

Von Gonja westlich erhält sich die Fruchtbarkeit noch bis _Yesa
Mkubwa_; von da an nimmt eine bis Mbaramu reichende, 80 km lange,
trostlose, ausgedörrte Steppe ihren Anfang. Hartes Savannengras
wechselt mit fast undurchdringlichem, dornigem Gebüsch und mit nackter,
steiniger Wüste ab.

Diese, _Nyika_ genannte Steppenwildniß wird im Norden von dem
_Umba-Fluß_ durchschnitten. Er entspringt auf den Höhen von Mlalo und
Mbaramu und nimmt eine Anzahl größerer und kleinerer Gebirgswässer auf,
welche von Galeriewäldern umsäumt werden. Der Umba mündet in einem
morastigen Delta bei Wanga.


Bevölkerung.

Das Thal des untern Pangani, bei Tongwe und Korogwe, und der fruchtbare
Landstrich von Bondei sind stark bevölkert, weniger das Innere des
Gebirges und das Mkomasi-Thal, am geringsten der Nordostrand. Die
Raubzüge der Masai den Pangani und die Nyika-Ebene herab in das Thal
des Luengera und in die Küstengegenden, auch gegenseitige Befehdungen
der Häuptlinge im Hochlande, trieben die Bewohner entweder auf
die Kuppen der Berge oder in das Dickicht der Wälder oder auf die
Inseln des Flusses Pangani. Allen gemeinsam ist Sinn und Geschick
zum Ackerbau, zur Viehzucht und zum Handel. Erhebliche Quantitäten
von Getreide, Bohnen, Taback, Melasse, Butter und Honig, auch etwas
Kautschuk werden zum Export nach den Küstenplätzen gebracht. Zur
Bekleidung dient leichter Manchester-Baumwollstoff als Ueberwurf und
Lendenschurz. Speere, Pfeil und Bogen sind noch in Gebrauch neben den
Feuergewehren.

Nach Sprache, Abstammung und Lebensweise zerfallen sie in drei
Hauptgruppen: in die Bewohner von Bondei, des Pangani-Thales und von
Usambara.

Die Bevölkerung von _Bondei_, von der Küste bis zu den Vorbergen,
besteht, außer den Arabern, Indern und Suaheli in der Stadt Pangani,
aus den Waschinsi, Wasegeju und Wadigo. Die _Waschinsi_ bilden mehr
einen social-religiösen als einen ethnographischen Gegensatz zu den
Suaheli. Während diese als Mohammedaner das höchste Ansehen neben den
Arabern sich zu verschaffen suchen und an Küsten- und Handelsplätzen
mit Vorliebe sich niederlassen, sind jene die verachteten Heiden, die
Bauern-Neger. Sie sind in Madanga und am Ukumbine seßhaft. Ihre Dörfer
stecken tief in den Waldungen, mit Euphorbien und Cacteen sorgfältig
verschanzt. Die _Wasegeju_, ein kriegslustiges Volk, wahrscheinlich aus
den Galla-Ländern eingewandert und am Udofu angesiedelt, verlegen sich
mit Vorliebe auf Menschenraub und Sklavenhandel und ziehen deshalb gern
als Träger mit den Karavanen. Die _Wadigo_ in Tanga und Wanga leben in
größern, ebenfalls befestigten Ortschaften. Sie gebrauchen als Waffen
fast nur Pfeil und Bogen. Mit Leidenschaft sind sie dem Handel ergeben,
sei es auf den Märkten von Amboni und Gondja, sei es als Theilnehmer
von Karavanen.

In das Thal des Pangani von Tongwe bis Maurui zogen vor einigen
Jahrzehnten plündernd und mordend die _Waseguha_, vertrieben die
schwächeren Wasambara und wurden seitdem die herrschende Rasse an
beiden Ufern. Sie sind übrigens tüchtige Ackerbauer und Viehzüchter
geworden.

Das Gebirgsland Usambara bewohnen die Wakilindi, Wasambara und Wambugu.

Zu den _Wakilindi_ rechnen sich, wie es scheint, allein die Angehörigen
der Herrscherfamilie, die von Wuga bis Magila den Dorfschaften die
Häuptlinge liefert. Kimweri I. soll 100 Söhne hinterlassen haben.
Wenn diese Anzahl auch nur von ferne der Wahrheit entspricht, so ist
es erklärlich, daß aus der fürstlichen Sippschaft allmählich ein
Volksstamm geworden.

Die Heimat derselben wird von einigen nach Nguru, von den meisten nach
dem Dschaggaland verlegt. Sie unterscheiden sich auffallend von den
Negern: lichtgelbe Hautfarbe, semitischer Typus im Gesichtsschnitt und
Körperbau. Sie beugen sich willig dem Gebot und der Willkür der Araber
und suchen durch die Nachahmung arabischer Sitten die eigene Autorität
zu steigern. Zur Zeit tragen sie die feindseligste Abneigung gegen alle
Europäer mit Vorliebe zur Schau.

Die Masse des Gebirgsvolkes, die _Wasambara_, zeichnen sich vor den
Küstennegern durch hohe Stirn, durch ebenmäßig angesetzte Unterkiefer,
durch untersetzte und kräftige Statur aus. Die Männer rasiren sich das
Haupt bis auf einen kurzen Schopf; die Weiber ganz. Als Stammesmarke
gilt das markstückgroße Brandmal auf der Stirn; die vordersten
Schneidezähne werden spitz zugefeilt. Die Farbe der Haut wechselt
von lichtbraun zu dunkelschwarz. Sie schmücken sich mit Glasperlen
und Eisenkettchen. Sie besitzen wenige Feuergewehre und noch weniger
Pulver; ihre Hauptwaffen sind Pfeile, Speere und Schwerter. In den
kreisrund aus Lehm gebauten und in drei bis vier Räume eingetheilten
Hütten befindet sich der dürftigste Hausrath, ein paar dreibeinige
Holzstühle und Töpfe. Die Dörfer werden entweder im Wald durch ein
doppeltes, mit Dornhecken ausgefülltes Pfostengitter abgeschlossen und
geschützt, oder auf steilabfallenden Bergkuppen angelegt und für die
Feinde unzugänglich gemacht.

Sowol Männer wie Frauen bebauen das Feld und hüten Rinder, Schafe
und Ziegen. Auch Bienenzucht treiben sie und gewinnen dunkelbraunen,
sehr süßen Honig in Menge. Die Wasambara sind klug und verständig,
gastfreundlich und gewürfelt. Ja, sie besitzen die unter Negern seltene
Tugend der Dankbarkeit. Sie kennen den Werth der Silbermünze und sind
bereit, für Geld alle möglichen Arbeiten zu übernehmen.

Ein eigenthümlicher Stamm lebt auf dem Hochplateau zwischen Wuga
und Mlalo: die _Wambugu_. Das sind hohe, schlankgewachsene Leute
mit scharfgeschnittenen Gesichtern, ähnlich den Wakuafi und Masai,
dabei ruhig, freundlich und tapfer von Charakter. Sie tragen kein
Baumwollzeug, sondern Ueberwürfe von feingegerbtem Leder. Erkenntlich
macht sie ein Ohrschmuck von 1-7 cm breiten Holzscheiben; die Weiber
behängen sich mit schweren Schnüren von blauen Glasperlen. Es ist ein
Hirtenvolk, das sich den Wakilindi als Viehknechte verdingt.


Politische Verhältnisse.

_Mkande_, ein Häuptling der Wakilindi, soll vor vielen Jahrzehnten
von Dschagga gekommen und sich Usambara und Bondei unterworfen haben.
Ihm folgte später als fünfter Herrscher _Kimweri_ I., der 1868 im
angeblichen Alter von hundert Jahren gestorben ist. Von seinen
hundert Söhnen herrschte der älteste, _Kimweri_ II., nur ein Jahr mit
Hinterlassung eines Minderjährigen, Kingassi. _Sembodja_, _Kibanga_
und _Mkande_, die Brüder Kimweri's II. geriethen in blutigen Streit
und gewannen schließlich nur in einzelnen Theilen des Landes die
Oberherrschaft.

Demnach zerfällt jetzt Usambara in folgende Gebiete:

Das Mkomasi-Thal mit dem den Ort Wuga umgebenden Gebirge unter
_Sembodja_. Er selbst residirt in Masindi; seinem ältesten Sohn,
Kimweri II., der nach Unabhängigkeit trachtet, hat er Wuga überlassen.

Der nördliche Theil, von Kwambugu über Mbaramu bis zum Ursprung des
Luengera, nominell unter Kingassi, factisch unter _Mkande_, mit der
Residenz in Hundu.

Der südliche Theil, vom Kombola bis Handei und zum Quellgebiet des
Ukumbine und Udofu, unter _Kibanga_; mit Magila als Wohnsitz.

Bondei und das Thal des Pangani gehören politisch nicht zu Usambara.

Die Bevölkerung steht, außerhalb der schmalen, am Meere gelegenen
Gebietssphäre des Sultans von Sansibar, nirgends unter einem
gemeinschaftlichen Oberhaupt, sondern überall unter unabhängigen
Dorfhäuptlingen, welche in einzelnen Fällen benachbarte Ortschaften
unter ihrer Herrschaft vereinigt haben.


Schlußbetrachtung.

An _Naturproducten_ erzeugen Usambara und Bondei:

  auf den Feldern: alle Getreidearten; Maniok und Bataten; Bohnen
  und Reis, Taback und Zuckerrohr; Bananen und Kokosnüsse; die
  Baumwollstaude (wild);

  auf den Weidegründen: schönes starkes Rindvieh und Schafe;

  in den Wäldern: Honig, Kautschuk und Kopal; Nutzholz von den
  Tamarinden und Teakbäumen.

Die Production kann bei der Ergiebigkeit des Bodens durch Vermehrung
der Bevölkerung und durch geregelte intensive Arbeit gesteigert werden,
und zwar namentlich in Bezug auf Reis, Taback, Zucker, Baumwolle und
Kautschuk.

Zur Zeit werden von den Eingebornen _exportirt_: Bohnen, Taback,
Zucker, Butter, Honig und Kautschuk.

Die wichtigsten _Importartikel_ sind Manchester-Baumwollstoff, blaue
und milchweiße Perlen; außerdem geringere europäische Krämerwaare.

Zur Anlegung von _Plantagen_ eignet sich in erster Linie die der Küste
nahegelegene, ungemein fruchtbare Landschaft Bondei; selbst Kaffee- und
Cacaopflanzungen würden hier Erfolg versprechen.

Auch das südliche Pangani-Ufer, nahe der Mündung des Flusses, bietet
Aussicht auf lohnenden Ertrag.

Die Umgebung von Wuga, trotz vorzüglicher Verhältnisse in Bezug auf
Klima und Bodenbeschaffenheit, kann erst in zweiter Linie in Betracht
kommen; denn die Entfernung von der Küste ist sehr groß und die
Verkehrswege dahin sind sehr ungünstig.

Die Urbarmachung des Sigi- und Luengera-Thales muß einer spätern Zeit
vorbehalten bleiben.

Da der Eingeborene über den häuslichen Bedarf zu säen und zu ernten
gewohnt, auf Gewinn und Verdienst erpicht ist, so stehen auch die
nöthigen Arbeitskräfte bei mäßigem Lohn zur Verfügung.



Pare und Ugono.


Das Pare- und Ugono-Gebirge zieht sich in einer Länge von etwas mehr
als 100 km oder von 8-10 Tagemärschen mit geringer Breitenausdehnung
an der östlichen Seite des Pangani vom Norden Usambaras bis in die
Ebene von Aruscha und des Jipe-Sees hin. Das Innere der waldigen
Berge ist noch nicht erforscht; Dr. Fischer schätzt die Höhen auf
600-900 m. Die Ostseite fällt ziemlich steil ab; die Westseite ebnet
sich sanft gegen den Pangani hinunter. Das Gestein ist Gneis, in
Ugono reich an Eisenglimmer. Aus der Mitte der Bergkette schiebt sich
von West nach Ost eine niedrige Hügelreihe, die _Kisungu_, in die
Nyika-Ebene vor. Wenn auch die Naturproducte, welche die Bewohner auf
die Marktplätze am Rande des Gebirges bringen, auf Fruchtbarkeit und
deshalb auf Feuchtigkeit im Innern schließen lassen, so treten doch
nur ein paar Flußläufe in Pare nach außen: der _Mkomasi_ bei Gondja,
der bei Maurui in den Pangani mündet, der _Kiswani_, der östlich in
der Steppe verrinnt, und auf der Westseite allein die Bäche _Wudere_
und _Makujuni_, letzterer mit tiefem Thaleinschnitt, dem Uebergang vom
Pangani-Thal nach Gondja.

Angebaut werden: Bohnen, Erbsen, Mais, Bananen, Zuckerrohr, auch
Taback, und in West-Ugono Ricinusstauden von erstaunlicher Höhe.
Rindviehzucht wird überall betrieben und man erhält im Gegensatz zu
Usambara eine ganz vortreffliche Butter.

Ugono ist berühmt durch das Vorkommen von Eisen. Man gewinnt es aus dem
Sand der Bäche; leicht abgeschwemmt enthält er kleine glänzendschwarze
Krystalle. Man schüttet sie in tiefe Gruben, schichtet Holz dazwischen
und zündet es an. Nachdem das Feuer fünf Tage unterhalten worden, läßt
man die Masse erkalten und verarbeitet die Schlacken in der Schmiede zu
kleinen Haken; als solches kommt das Ugono-Eisen in den Handel.

Eine trostlose, dürre Steppe umgibt den Süden, Osten und Westen des
Gebirges.

Die begangenste Karavanenstraße führt von Masindi oder von Mbaramu
in Usambara längs des Ostrandes der Berge gegen den Jipe-See in
langsamer Steigung von 493-727 m. Der Charakter der Ebene bleibt sich
fast völlig gleich: eine bräunlich-violettschimmernde Erde, bedeckt
von dorniger Savanne oder überzogen von kleinen blauen Disteln und
von unzerreißbaren, kriechenden Schlinggewächsen. Ist das Gras von
der Sonne verdorrt oder vom Feuer verbrannt, so marschirt man -- wie
in der Gegend von Ugono -- stunden-, ja tagelang in einem fußtiefen,
erstickenden Staub. Die wenigen Ortschaften, die man berührt, sind
Oasen in der Wildniß. In ihnen versorgt man sich mit Lebensmitteln und
namentlich mit Wasser. Denn wasserlos ist die Wüste von Mbaramu bis zum
Jipe-See.

_Gondja_ (563 m), die Residenz eines Sohnes des Usambara-Fürsten
Sembodja, liegt dreiviertel Stunde von den mit felsigen Zacken
gekrönten Bergen entfernt, getrennt durch einen Schilfsumpf. Der
Mkomasi stürzt in einer Reihe von Wasserfällen vom Rande des Gebirges
herab.

In _Kiswani_ (722 m, 674 m nach von der Decken), an dem Fluß gleichen
Namens, der aus enger Thalschlucht hervorbricht, doch in der heißen
Zeit gänzlich vertrocknet, erquickt den Reisenden eine schöne
Landschaft mit Felspartien, rauschenden Bächen und grünenden Bäumen und
der Genuß von Ochsenfleisch, Milch, Butter und Honig.

Von Kiswani bis zum Jipe-See (727 m) herrscht völlige Unwirthlichkeit.
Wasser erhält man ein einziges mal aus den tiefen, oft mit verwestem
Gethier angefüllten Erdlöchern von _Ngurungani_ (810 m). Erst nach
Ueberschreitung der Kisungu-Hügel belebt sich die Gegend wieder mit
welligen Erhebungen und mit dem Grün von frischem Gras und belaubten
Bäumen.

Seitwärts, in den Ugono-Bergen eingebettet, liegt zwischen Reis-,
Bananen- und Zuckerrohrfeldern der Hauptort der Eisengewinnung,
_Usanga_. Steigt man die nächsten Höhen hinan, so erblickt man die
rauchenden Eisengruben und zahlreiche Hütten in fruchtbarer Umgebung.

Die Westseite des Gebirges, den hier seichten und felsigen _Pangani_
aufwärts von Mkoramo (520 m) bis in die Gegend von _Klein-Aruscha_
(730 m), gewährt den Eindruck der Sterilität in noch höherm Grade wie
die Ostseite. Die anfängliche Fülle von Mimosen und Akazien weicht in
rascher Abnahme dem Dorngestrüpp von Euphorbien und Aloën und geht
schließlich in wildzerklüftetes Terrain und steinige Wildniß über.
Selbst die Abhänge der Berge sind unbewohnt, nur im südlichen Theil
trifft man auf eine Ortschaft, wie das von hohen Gipfeln umschlossene
_Membe_, das einen besonders starken Viehstand unterhält.

Die einzige erfreuliche Abwechselung in diesen Steppenregionen
verschafft der Anblick großer Heerden von _Antilopen_, _Zebras_
und _Giraffen_. Die Reisenden berichten von Elefanten- und
Rhinoceros-Fährten, doch haben sie weder selbst ein Stück erlegt noch
gesehen.

Das _Klima_ von Pare und Ugono scheint etwas kühler zu sein, als
jenes von Usambara. Von der Decken erzählt, wie im Juli und October
morgens seine schwarzen Begleiter vor Frost gezittert hätten. Die
meteorologischen Tabellen von K. Weiß liefern hierfür eine annähernd
sichere Bestätigung.

  Er notierte:

  in Usambara während  6 Tagen Ende Mai     17,8° R. Mitteltemp. Vm.
  „  Pare u.     „    19  „    Anf. u.
      Ugono                     Ende Juni   13,2° R.     „        „
  „  Usambara    „     7  „    Anfang Juli  15,6° R.     „        „

  Die höchste und die niedrigste Temperatur betrug morgens:

  in Usambara       im Mai  18,4° R. und 16,2° R.
  „  Pare und Ugono „  Juni 17,6° R.  „  10,4° R.

Wie in Usambara, so nimmt auf dem höher gelegenen Plateauland östlich
und westlich des Gebirges die Wärme während des Monat Juni ganz
allmählich um 2-3° R. ab.

Die Luft zeichnet sich durch ungemeine Trockenheit aus. Keiner der
Reisenden erwähnt während der Monate Juni bis December jemals einen
Regenfall.

Die _Bevölkerung_ von _Pare_, die wohlgebauten _Wapare_, gilt im
allgemeinen als freundlich und umgänglich, wenn sie auch die seltene
Gelegenheit nicht unbenutzt läßt, Reisende zu überlisten; so wird z. B.
Blutsbrüderschaft angeboten, nur um das bei der Ceremonie zum Sitzen
nöthige Stück Merikani zu erbeuten. Die Hautfarbe ist ziemlich hell;
die Schneidezähne werden spitz zugefeilt, die Haare mit Fettsalbe
von röthlicher Erde eingeschmiert. Die Männer tragen als Schmuck
Drahtarmbänder, Messingringe und Perlenkettchen; als Ohrgehänge
Holzstücke oder kleine Kürbisfläschchen. Als leidenschaftliche Raucher
führen sie immer kleine Thonpfeifchen bei sich. Als Waffen besaßen
sie zu den Zeiten von der Decken's nur Bogen, Pfeile mit Widerhaken
und Schwerter. Im Tauschverkehr ziehen sie weiße Baumwollenstoffe
den Perlen, und rothe und blaue Perlen den weißen vor, die als die
geringste Münzsorte cursiren. Die Weiber scheren das Haupthaar zu
Verzierungen aus, tätowiren die Brust, umhüllen die Lenden mit großen
Fellen und halten diese mit perlengeschmückten Leibgürteln zusammen.

Die spärlichen Gebirgsbewohner von West- und Süd-_Ugono_ (der nördliche
Theil ist gänzlich unbewohnt) sind ein sehr großer, schöngeformter und
robuster Menschenschlag, ähnlich den Wapare; bei den Weibern fällt die
üppige Bildung der Büste auf. Das einzige Kleidungsstück der Männer
ist ein kurzes Fell auf dem Rücken, das des weiblichen Geschlechts ein
Lendenschurz, der hinten länger herabhängt als vorn. Durch röthliches
Fett wird eine künstliche Haarfrisur geschaffen; dicke Elfenbeinspangen
schmücken die Arme, Messingringe die Beine und ein Drahtkragen den Hals.

Die Dörfer sind fortwährend den Raubzügen der Masai ausgesetzt,
sodaß das Vieh nicht auf die Weide getrieben, sondern in den Ställen
gefüttert wird.

Es gibt keine Häuptlinge über weitere Gebiete als die einer Gemeinde;
nur Gondja und Kihungui stehen unter dem Einfluß Sembodja's, des
Herrschers von Masindi.

       *       *       *       *       *

Pare und Ugono können vom Gesichtspunkte des Colonisten nur als
_Durchzugsgebiete_ in Betracht gezogen werden. Stationen, wenn sie
jemals angelegt werden sollten, würden als Verpflegungsstationen
einige Bedeutung gewinnen. Ob man mit dem so hoch als schwedisches
geschätzten Eisen von Ugono etwas Erhebliches anfangen wird, ist bei
dem Nichtvorhandensein compacten Eisenerzes und bei der Schwierigkeit
und Länge des Transports eine leicht zu verneinende Frage. Der Einfall
von Krapf, hier läge das Material zum Bau von Eisenbahnen dicht am
Wege, gehört für eine Reihe von Jahren, wenn nicht für immer, in das
Bereich einer kindlich naiven Phantasie.



Das Kilimandscharo-Gebiet.


Allgemeine Gestaltung und Flußsystem.

Das Kilimandscharo-Gebirge bildet mit den unmittelbar vorliegenden
Landschaften ein abgeschlossenes geographisches Gebiet, im Süden
begrenzt von den Sogonoi- und Ugono-Bergen und der Steinebene des
Pangani-Thales (südlich von Klein-Aruscha), im Westen und Norden von
dem allmählich in Steppe übergehenden Weideland der Masai und im Osten
von der wasserlosen Wüste jenseit des Lumi.

Das ganze Gebiet ist demnach eine Oase, 250 km vom Meere entfernt,
ungefähr 100 km lang in nord-südlicher, 80 km breit in west-östlicher
Richtung.

Die Fläche, aus der das Gebirge sich erhebt, ist eine von Norden nach
Süden, von 1180 m auf 730 m sich senkende und von West nach Ost, von
1000 m auf 716 m geneigte Hochebene.

Das Massiv des _Gebirgsstockes_ ist noch ungenügend erforscht, an der
Süd- und Ostseite einigermaßen, im Westen und Norden gar nicht. Wir
besitzen deshalb nur eine lückenhafte Kenntniß von der Orographie
desselben. Für die charakteristische Allgemeingestaltung stehen aber
folgende Thatsachen fest. Ein über 5 km breites Plateau (4800 m über
dem Meere), auf welchem die zwei höchsten, schneebedeckten Gipfel
ruhen, theilt gleich einer gigantischen Mauer mit zwei Eckthürmen
das Gebirge in eine größere südliche Hälfte, die in Terrassen von
zunehmender Breite langsam sich abstuft, und in eine kürzere nördliche,
welche, nicht durch Vorberge gegliedert, in einem Zuge nach abwärts
strebt. Einschneidende Thäler, ausgenommen an der Südseite und an deren
nach Norden gerichteten Ecken, führen nicht in das Innere.

Die Feuchtigkeitsmengen, welche die tropische Sonne den östlichen und
nordöstlichen Luftströmungen entzieht und als Schleier von Wolken,
Schnee und Regen auf die höchsten Erhebungen herabfallen läßt, fließen
zum weitaus größten Theil an der Südseite herab; im Nordosten liefern
sie die Quellbäche für den Tsavo, der mit dem Adi vereint als Sabaki
bei Malindi in den Indischen Ocean sich ergießt; im Westen nähren sie
allein den kleinen und eiskalten Bach Ngare N'Erobi.

Der Kilimandscharo schließt die beiden Reihen vulkanischer Erhebungen
ab, welche vom Baringo-See nach Süden sich erstrecken und die große
Masai-Ebene umgeben. Er ist selbst ein ausgestorbener Vulkan. Als er
noch thätig war, wurden seine Lavaströme vermuthlich von dem obersten
Plateau aufgenommen und von dem Erguß nach Norden zurückgehalten, am
Südabhang aber durch breite Terrassenstufen in der Vorwärtsbewegung
derart geschwächt, daß sie nur an wenigen Stellen den Fuß des Gebirges
erreichten.

Aus diesem Grunde ist die Fruchtbarkeit des südlichen und namentlich
des ebenen Kilimandscharo-Gebiets nicht sowol durch verwitterte
vulkanische Erde, sondern vielmehr durch unausgesetzte und reichliche
Bewässerung verursacht.

Alle nach Süden abfließenden Gewässer sammeln sich im Flußbett des
Pangani bei Klein-Aruscha. Ihr Lauf und ihre Benennungen wechseln nach
den jeweiligen Aufzeichnungen der Reisenden. Das Uebereinstimmende
dürfte die folgende Zusammenstellung sein.

Der _Pangani_ oder vielmehr Ruvu, wie er hier genannt wird, entsteht
aus zwei Hauptzuflüssen, aus dem von Osten kommenden _Jipe_ und dem von
Nordwest herabfließenden _Weriweri_.

Der _Jipe_ fließt aus dem Jipe-See, dessen Einfluß der am Kimawensi
entspringende _Lumi_ ist.

In den Jipe-Fluß münden, von Ost nach West gezählt:

  1) Der _Nabali_ mit dem _Mamba_.

  2) Der _Kilema_. Der Kilema wird gebildet aus dem Goni, Kirua,
  Dschora, Mnanga und Rau.

In den _Weriweri_ (Kikavo) münden:

  1) Der _Naruma_.

  2) Der _Sonja-Ndalata_.

Alle Flüsse haben eine starke Strömung und noch im mittlern Laufe eine
erfrischende niedrige Temperatur. Ihre Thäler im Gebirge und am Fuße
desselben sind bis zu 75 m tief und steil eingeschnitten und 9-21 m
breit. Das Bett der Flüsse ist meist felsig, doch sind die Uferränder
schlammig und mit dichtem Schilf oder Busch bewachsen.


Das Vorland und die Niederung.

Das Vorland an der Ost- und Nordseite (1180 m über dem Meere) ist
unbewohnte Steppenwildniß. Jenes im Westen, von 1000-1200 m südnördlich
ansteigend, zieht sich hinüber zum Berg Meru als gutes Weideland,
Sigirari genannt, wird aber gegen den Longido allmählich unfruchtbare
Savanne.

Die südliche Niederung im Netz der Gebirgswässer bis zum Zusammenfluß
im Bett des Pangani bei Klein-Aruscha besteht zonenweise aus
_Culturland_, _Savanne_ und _Sumpfwald_.


_Die Culturzone._

Sie beginnt im Westen in der Umgebung von Klein-Aruscha und reicht
zusammenhängend bis in die Landschaft Kahe, jenseit der Mündung des
Kilema in den Jipe-Fluß. Nach einer Unterbrechung durch eine etwa 30 km
lange Strecke einförmiger Steppe tritt sie mit üppigster Entfaltung
wieder in der Bodensenkung von Taveta am untern Lumi auf.

_Klein-Aruscha_ (730 m über dem Meere) am Weriweri (hier Ronga genannt)
im Westen von den 1500 m hohen Litaema-Bergen begrenzt, die gegen das
rechte Ufer des Pangani als Sogonoi-Gebirge sich abflachen, liegt mit
seinen Hüttengruppen versteckt in den über die äußerst fruchtbare
Ebene zerstreuten Waldgebüschen. Die hier angesiedelten Wakuafi bauen
Bananen, Mais, Bohnen, Erbsen, auch Zuckerrohr; Rinder halten sie
wenige, aus Furcht vor den Masai. Die vom Pangani kommenden Karavanen
lagern in Klein-Aruscha wochen-, ja monatelang, um entweder Handel
mit den Masai zu treiben oder Streifzüge nach Norden zu unternehmen.
Die Deutsch-Ostafrikanische Gesellschaft hatte hier eine Station
eingerichtet, mit Rücksicht auf den lebhaften Handelsverkehr und auf
den ungeheuern Wildreichthum der nächsten Umgebung.

Die Landschaft _Kahe_, von größerm Umfang als Taveta, schmücken
hochstämmige Waldungen, Palmengruppen, Anpflanzungen von Bananen und
Wiesengründe von weichem Gras. Eine Besonderheit ist der Salzgehalt des
Bodens. Die Einheimischen füllen die Erde in große, unten mit Löchern
versehene Gefäße; die nach einem Wasseraufguß abrinnende Flüssigkeit
wird über Feuer abgedampft und das so gewonnene Salz in den Handel
gebracht.

_Taveta_ (730 m über dem Meere), ist keine Ortschaft, sondern eine
Landschaft von 11 km Länge und 1½ km Breite, welche der Lumi in
einem Netz von Kanälen und stellenweise unterirdisch mit auffallend
kühlem Wasser durchströmt. Sie wird von einem dichten Dschungelzaun
umgeben, durch welchen nur wenige Thorgänge wie Tunnels führen, und
welcher Waldparcellen von Banianen, Bambusa und Phönixpalmen, dann
Bananenhaine und Getreidefelder und die gruppenweise zerstreuten Hütten
der Eingeborenen schützend umschließt. Taveta ist das Paradies der
Karavanen; hier können sie sich verpflegen mit Bananen, Zuckerrohr,
Maniok, Bataten, Erbsen und Bohnen, mit Milch und Honig, mit Schafen,
Hühnern und Fischen.

Südlich von Taveta breitet sich in geringer Entfernung in einem
mächtigen Schilfkranz der seichte _Jipe-See_ aus (716 m über dem Meere;
16 km lang und 5 km breit). Sein Wasser ist wohlschmeckend und von
ockergelber Färbung. Am Ostufer erheben sich einige Hügelreihen; die
daranstoßende weite Grasebene geht in der Richtung auf Teita in eine
wasserlose Wüste über. Die Westseite bedeckt kahler, rother Lehmboden,
auf welchen der See eine Unzahl von weißen Muscheln gespült hat. Das
Nordende biegt gegen Westen in einen breiten Sumpf von außergewöhnlich,
bis zu 4½ m hohen Papyrusstauden um.

Nördlich von Taveta liegt in einem isolirten Bergring eingebettet
der _Dschalla-See_, 10 km im Umfang; Steilwände umschließen ihn. Er
wird als das jüngste Product der frühern vulkanischen Thätigkeit des
Kilimandscharo betrachtet. Die Eingeborenen haben eine heilige Scheu
vor ihm und begleiten den Europäer ungern, der zu ihm hinabklettert.
Eine blühende Landschaft soll da begraben sein mit Menschen und Vieh,
deren Stimmen man nachts zu vernehmen glaubt. Sein Wasser ist süß und
wohlschmeckend, ähnlich wie Regenwasser.


_Die Savannen- und Sumpfwaldzone._

Die _Savannenzone_ dehnt sich als 10-30 km breiter Gürtel von Komboko
im Westen, oberhalb des fruchtbaren Landstriches von Klein-Aruscha
und Kahe, dann den Kilema, Jipe und Nabali aufwärts, bis dicht nach
Taveta und dem Flusse Lumi aus. Sie ist eine Steppe hohen, harten
Grases, deren Monotonie von Baobabs, durch Gebüsche von Fettpflanzen,
Armleuchter-Euphorbien und Wolfsmilchbäumen, und durch die
Galeriewälder an den Ufern der zahlreichen Flüsse unterbrochen wird.
Sie ist der Tummelplatz für Antilopen, Gazellen, Giraffen, Strauße,
Büffel und Nashörner.

Die _Sumpfwaldzone_ drängt sich nördlich der Steppe theilweise bis hart
an den Aufstieg des Gebirges heran. Es ist ein düsterer, hochstämmiger
Wald, stellenweise ganz aus Baobabs bestehend, die 25-30 m voneinander
entfernt emporstreben, voll von Schilfmorästen, deren größter südlich
von Moschi bis an die Savanne reicht. Das Unterholz wird von so
dichtem und zähem Gestrüpp gebildet, daß man nur mit der Axt sich Bahn
brechen kann. Als Wege dienen die von Rhinocerossen, Elefanten oder
Büffeln getretenen Pfade, ein Wirrsal, aus dem allein Eingeborene
sich herausfinden können. Eine Menge von 4 m tiefen, wohlverdeckten
Wildgruben steigert die Unwegsamkeit. Die Gebirgsbäche und Flüsse
stürzen in bis 4 m tiefen schilfbewachsenen oder felsigen Schluchten
dahin, einige mit einer Breite von 6-8 m.

Da der Wald die Ufer des Sonja und des obern Nabali nicht
überschreitet, so kann man, ohne ihn durchkreuzen zu müssen, das
Dschaggaland erreichen, entweder von Aruscha über Komboko nach
Madschama oder von Taveta nach Marangu.


Das Kilimandscharo-Gebirge[6] mit dem Dschaggaland.

Das über 6000 m hohe Gebirge steigt an der Südseite aus der Hochebene,
die im Westen 1230 m und im Osten 780 m über dem Meere liegt, ganz
allmählich in drei großen Terrassen empor; die unterste, breiteste
Terrasse ist zwischen 1000 und 1800 m Höhe, die zweite in der Höhe von
4300 m und die letzte in der Höhe von 4800 m gelagert.

Zwischen der Sumpfwaldzone der Niederung und der untersten Erhebung
zieht sich stückweise ein Savannenstreifen hin, bedeckt theils mit
scharfkantigem Gras, Dornengebüsch und leichtem Gehölz, theils mit
Lavaasche und trachitischem Gestein, durchfurcht von den steilen,
schwierig überschreitbaren Rinnsalen der Bäche und Flüsse, unterbrochen
von vulkanischen Kegeln und Höhenzügen. Dadurch ist die Gangbarkeit
längs des Fußes des Gebirges ungemein erschwert; die Eingeborenen
benutzen deshalb die hoch am Berg gelegenen Verbindungswege, die von
Ost nach West in die einzelnen Gebiete führen.

Die erste, unterste Terrasse (1000-1800 m über dem Meere), welche
sich durch mächtige Laubbäume, zierliche Palmen und blumengeschmückte
Wiesen ankündigt, bildet den bewohnten Theil des Gebirges und ist das
vielgepriesene Dschaggaland. Als ein bis zu 16 km breiter Gürtel umfaßt
es die Bezirke von Madschama, Uru, Moschi und Marangu; es setzt sich im
Osten oberhalb Rombo zu einem nicht cultivirten, aber culturfähigen,
2500 m hochgelegenen Plateau fort.

Die von Norden nach Süden herabfließenden Gewässer zertheilen die
Terrasse in tiefe, enge Thäler. Die Wohnstätten und Felder der Bewohner
liegen auf scharfgetrennten Bergrippen. Die Unzugänglichkeit des
Geländes haben die Eingeborenen zum Schutz gegen feindliche Ueberfälle
ausgenutzt und künstlich verstärkt, indem sie die Schluchten, welche
ihre Staaten begrenzen, mit dreifachen Palissadenreihen krönten und die
Breitseiten mit Schanzgräben überquerten.

Der Zugang wird im friedlichen Verkehr durch breterschmale Brücken
ermöglicht; Lastthiere müssen an einzelnen weniger abschüssigen
Stellen hinabgeschleift und hinaufgezogen werden. Innerhalb der
Befestigungen wohnt die Bevölkerung in Hüttengruppen. Die Fruchtbarkeit
ist allenthalben die üppigste; zwischen Wiesen von zartem Gras und
buntfarbigem Blumenflor und zwischen Hainen der vorzüglichsten Bananen
erstrecken sich die Felder mit Bohnen, Hirse, Mais, Bataten und Yams.
Rinder, langhaarige Schafe und Ziegen werden in Menge gehalten.
Kleine Kanäle, welche aus den höhergelegenen niedrigen Bachbetten den
Bergrücken hinabgeleitet oder durch Röhren von Abschnitt zu Abschnitt
geführt werden, bewässern die Culturen.

Vom Dschaggaland steigt in der weiten Entfernung eines Tagemarsches die
mit Urwald bekleidete zweite Terrasse empor.

Das ist das Landschaftsbild der, sozusagen, inneren Dschaggastaaten,
von _Uru_, _Moschi_[7] und _Marangu_. Einen veränderten Anblick bieten
Madschama im Westen, sowie Rombo und Kimangelia im Osten.

Der Bezirk _Madschama_ mit dem Lagerplatz _Komboko_ (1230 m über dem
Meere) liegt dicht am Fuße des hier jäh emporsteigenden Gebirges. Kibo
und Kimawensi, wie der die Westflanke bildende Schira[8], sind in ihrer
ganzen Gestaltung sichtbar. Der Urwald tritt im Süden unmittelbar
heran; das 45 m tiefe Thal des Weriweri bildet die östliche, das
seichte Bett des Sonja die westliche Grenze. Die Fruchtbarkeit der
leicht gewellten Ebene ist dieselbe wie im übrigen Dschaggaland; zu
allen Jahreszeiten können die Karavanen sich reichlich mit Vegetabilien
verproviantiren. In Komboko werden aus Furcht vor den Masai nur wenige
Rinder und gar keine Hühner gehalten.

_Rombo_, an der Südostecke, zieht sich von der Ebene an den Ufern des
krystallklaren und fischreichen Lumi als freundliches Wiesenthal in
die Berge hinein und mit seinen Feldern die Hänge hinauf. Lebensmittel
aller Art sind im Ueberfluß und billig zu haben: Bananen, Getreide,
Yams, Schafe, Milch und Butter. Oberhalb Rombo, 2500 m über dem
Meere, befindet sich ein von den Eingeborenen unangetastetes, drei
Stunden langes Plateau (die östliche Erhebung und Fortsetzung der
Dschaggalandterrasse), ein mit Hügelreihen durchzogenes, von frischem
Wasser durchfeuchtetes, mit Blumen übersäetes Wiesenland, geschaffen zu
paradiesischer Wohnstätte, wie der Engländer Johnston behauptet.

Bei _Kimangelia_ (1200 m über dem Meere), nordwestlich von Rombo, kommt
man in die letzte von Menschen bewohnte Gegend der östlichen Abdachung
des Kilimandscharo. Hier ist die Bebauung gering, da Wasser spärlich
fließt; nur zur Weide dienen die mageren Triften.


_Das Gebirge oberhalb Dschagga._

Da der Kilimandscharo nur an der Südseite, von der verhältnißmäßig
kurzen Basis Moschi-Rombo aus, von Forschern durchwandert worden ist,
so kann unser Wissen von seiner Bewachsung und Bodengestaltung im
ganzen nur ein bedingt richtiges und wenig vollständiges sein.

Den klimatischen Gesetzen folgend müssen sich die einzelnen
Vegetationszonen bis zur Stein- und Schneegrenze hinauf gürtelartig
um den ganzen Gebirgsstock legen. Die mehr der Sonne und den feuchten
Luftströmungen ausgesetzten Ost- und Nordseiten sind die wärmern, die
Süd- und Westseiten die kühlern. Es läßt sich daher annehmen, daß
die Vegetationszone, wo es die Gebirgsformation erlaubt, im Osten
und Norden weiter hinaufrückt als im Süden und Westen. Für die Höhen
oberhalb Rombo ist dies wenigstens festgestellt.

Aus den Bananenhainen und Wiesengründen des Dschaggalandes tritt man
in einer Höhe von 1800 m in eine parkartige, langsam ansteigende
Landschaft, deren oberer Rand von dichtem, niedrigem Buschwald und
Brombeergestrüpp begrenzt wird.

Von 2000 m an beginnt im allgemeinen (von 1500 m oberhalb Moschi und
von 2500 m oberhalb Rombo) die _Urwaldregion_ und endet bei 3000 und
3500 m. Der Böschungswinkel wird steiler (25-30°). Auf dem weichen,
theilweis morastigen und schlüpfrigen Boden ragen ungeheuere Wollbäume
und Banianen empor; Massen von Moos und Flechten überziehen die
Aeste und Stämme und machen sie morsch durch ihre erstickende Last;
Schmarotzer- und Schlingpflanzen bilden mit riesigen Farrnkräutern
ein fast undurchdringliches Unterholz. Die hier hausenden Elefanten
haben die Bahn für den Menschen gebrochen; doch gerade auf ihr liegen
gutverdeckt die dem Fremden gefährlichen Wildgruben.

Nördlich des Urwaldes breitet sich in gelinder Steigung eine
_Wiesenzone mit Busch_ von 3000-4000 m aus. Die Pflanzendecke ist
auf das mannichfaltigste zusammengesetzt: aus Papyrus ähnlichen
Riedgräsern, Ginstergebüsch, krautartigen Stauden, violetten
Glockenblumen und Orchideen, aus rosarothem ~Gladiolus~ und stiellosen,
1½ m im Umfang betragenden Disteln, sowie aus einem 6-9 m hohen
Staudengewächs (~Senecio Johnstonii~), mit einem schwärzlichen, sehr
weichen Stamm und einer mächtigen Krone von breiten Blättern und gelben
Blütenbündeln.

Mit 4000 m ist der letzte Vegetationsstreifen, ein _buschloses
Mattenland_, erreicht; es geht bei 4500 m in ein quellenloses,
graufarbiges Lava- und Steintrümmerfeld über. Die beiden
letztgenannten Zonen bedecken die zweite, 4300 m, und die dritte,
4800 m hochgelegene Terrassenstufe. Auf der letztern, einem 5 km
nach Norden und 7 km von West nach Ost ausgedehnten Plateau ruhen
der Eisdom des _Kibo_ und die niedrigere, zerklüftete Felsenspitze
des _Kimawensi_, beide Gipfel getrennt durch einen Sattel von sechs
vulkanischen Kegeln.

Die untere Schneegrenze ist verschieden bestimmt worden, zwischen 4600
und 4900 m. An der Ostseite liegt sie höher als im Westen und im Norden
schneidet sie nach Dr. Hans Meyer schon bei 5500 m ab.

Die höchste Kuppe des Kibo ist vergletschert und von einer 50 m hohen
überhängenden Eiswand gekrönt, welche eine leicht gewellte Schneefläche
ringförmig umschließt. Von der Decken berechnete ihre Höhe auf 5694 m,
Dr. Hans Meyer auf ca. 5700 m und Otto Ehlers, der letzte Besteiger auf
mehr als 6000 m.


Klima.

Alle Reiseberichte sprechen von den günstigen Gesundheitsverhältnissen
nicht nur auf der Culturzone des Kilimandscharo, sondern auch in den
Wohnbezirken der Ebene. Selbst Taveta wird trotz der Nähe des großen
Sumpfes am Nordende des Jipe-Sees als fieberfrei gerühmt. Es gibt keine
andauernden Perioden von Trocken- und Regenzeit; die Höhe des Gebirges
bewirkt Regen in allen Monaten. Nach allgemeiner Schätzung regnet es
im April und Mai am stärksten, im Januar fast nie. Nach v. d. Decken,
welcher Aufzeichnungen vom Juli bis September 1861 und vom October bis
December 1862 niedergeschrieben hat, erscheint der December als der
trockenste und der August als der feuchteste Monat.

Temperaturbeobachtungen von längerer Dauer und gleichzeitig an
verschiedenen Orten wurden noch nicht gemacht. Die umstehende Tabelle
gibt nur eine allgemeine Vorstellung von den Wärmeverhältnissen.

  Temperaturen im Kilimandscharo-Gebiet verglichen mit den
  Temperaturen von Sansibar.

  ===========+==========+=======+======+====================+==========
             |  Dauer   | Höhe  |      | Mittel-Temp. in R.°|   R.°
    _Ort._   |   der    |  in   |Monat.+------+------+------+----+-----
             |  Beob-   |Metern.|      | mor- | mit- |nachts|Max.|Min.
             | achtung. |       |      | gens | tags |      |    |
  ===========+==========+=======+======+======+======+======+====+=====
  Taveta     |    --    |  730  | Juni | 16   |  --  | --   |25  |12
             |          |       |      |      |      |      |    |
  Moschi     | Längere  |       |      |      |      |      |    |
   (durch    |          |       |      |      |      |      |    |
  Johnston)  |          | 1300  |  „   | 11,5 | 17   | 12   |21  |10
             |          |       |      |      |      |      |    |
  Moschi     | Mehr-    |       |      |      |      |      |    |
   (durch    |  malige  |       |      |      |      |      |    |
  Lt. Weiß)  |          |   „   |  „   | 12,8 | 18   | 14,7 |18,4|13
             |          |       |      |      |      |      |    |
  Aruscha    | Einmalige|  730  | Juli |  --  |  --  | --   |23  |15,2
             |          |       |      |      |      |      |    |
  Useri      |    „     |   ?   |  „   |  --  |  --  | --   |16,8|12,8
             |          |       |      |      |      |      |    |
  Marangu    |    „     | 1300  |  „   |  --  |  --  | --   |--  |10
             |          |       |      |      |      |      |    |
  Kimangelia |    „     |   ?   |August|  --  |  --  | --   |14,4| 8
             |          |       |      |      |      |      |    |
  Moschi     | Mehrmal. | 1300  |  „   |  --  |  --  | --   |23  |12
             |          |       |      |      |      |      |    |
  Jipe-See   |    „     |  737  | Oct. | 16,5 | 24,2 | 16,4 |24,2|14
             |          |       |      |      |      |      |    |
  Kl.-Aruscha|    „     |  730  | Nov. | 16,3 | 24   | 17   |24,1|14,6
             |          |       |      |      |      |      |    |
  Moschi     |    „     | 1300  |  „   | 13   | 22   | 16,9 |22,5|13,2
             |          |       |      |      |      |      |    |
            {| Einmalige| 2100  | Oct. |  --  |  --  | --   |16,5| 5
  Im        {|          |       |      |      |      |      |    |
  hohen     {|    „     | 3300  |Sept. |  --  |  --  | --   |14,6|-1,3
  Gebirge   {|          |       |      |      |      |      |    |
            {|    „     | 4900  |  „   |  --  |  --  | --   | 1,2|-8
             |          |       |      |      |      |      |    |
  Sansibar   | Während  |  --   | Juni | 18,9 | 20,8 | 19,4 |22,4|17,7
             |  eines   |       | Juli | 18,0 | 20,3 | 18,6 |21,5|16,8
             | Jahres   |       |August| 17,8 | 20,6 | 18,4 |21,8|16,8
             |          |       | Sept.| 18,3 | 21,2 | 19,1 |22,8|17,5
             |          |       |  Oct.| 18,3 | 21,3 | 18,9 |23,2|16,7
             |          |       |  Nov.| 19,7 | 22   | 20,5 |24,4|19

Unverkennbar weht am Kilimandscharo und auf der daran anstoßenden Ebene
selbst in den heißern Monaten eine frischere Luft als in Sansibar. Aber
das Gefühl der Erfrischung wird wesentlich durch die stärkere Abkühlung
während der Nacht hervorgerufen; denn die Mittagstemperaturen bleiben
sich nicht nur fast gleich, sondern sind sogar im October und November
um einige Grade gesteigert. An deutsches Klima ist nicht zu denken;
das verbietet schon an und für sich die Existenz einer tropischen
Pflanzenwelt und die doch sonst unmögliche Gewohnheit der Eingeborenen,
beinahe nackt zu gehen.


Thierwelt.

Die südlich und westlich vor dem Kilimandscharo liegende Ebene bis an
den Jipe und den Pangani unterhalb von Aruscha ist das herrlichste
jungfräuliche Jagdgebiet. Nicht einzeln oder in kleinen Trupps, nein,
in Scharen von Hunderten galopirt das Hochwild über die weiten Flächen.

Hier begegnet man Antilopen, Gazellen, Zebras, Giraffen, Büffeln und in
geringerer Menge auch Straußen; dann paarweise überall dem Nashorn und
dem Panther und am Ostufer des Jipe-Sees dem Löwen. Das Warzenschwein
ist in größerer Menge am obern Sonja zu Hause; Flußpferde und einige
Krokodile steht man im Jipe-See.

Der Elefant treibt sich im Sumpfwald und besonders in der Urwaldzone in
2-3000 m Höhe herum. Er klettert weit aufwärts; Johnston sah ihn bei
4000 m und Ehlers entdeckte seine Spuren sogar noch bei 5000 m.

Die Wälder in der Niederung werden von Affen, im Norden und Nordosten
von dem weißschwänzigen Stummelaffen (~Colobus~), von Hornvögeln,
Trappen und Kiebitzen belebt.

Die gefürchtete Tsetsefliege zeigt sich nirgends.

Eine besondere Erwähnung und Beachtung verdienen die zahllosen
Bienenschwärme, denn sie überfallen unversehens die Karavanen zum
größten Schrecken der Neger. Wehrt man sich mit Hand und Stock gegen
sie, so wird man auf das entsetzlichste zerstochen. Gegen sie gibt es
nur zwei Mittel: entweder ruhiges Verhalten oder Anzünden von Feuern,
um durch Rauch sie zu vertreiben.


Bevölkerung.

Zu den Bewohnern des Kilimandscharo-Gebietes gehören: die Wadschagga,
Wataveta, Wakuafi und Wandorobbo. Auch von den Masai muß eingehend
gesprochen werden, da sie als nächster und wichtigster Nachbarstamm
bestimmend in das Leben und den Verkehr der übrigen Bevölkerung
eingreifen.

Die _Wadschagga_ haben ihre Wohnsitze auf der ersten Terrasse des
Südabfalls des Gebirges; am Fuße, im Westen und Osten, treten sie in
Komboko und Rombo mit wenigen Ansiedelungen in die Ebene hinaus.

Die politisch abgeschlossenen größern Bezirke, welche die im Verhältniß
zu der außerordentlichen Fruchtbarkeit geringe Bevölkerung umfassen,
heißen von West nach Ost gezählt: _Madschama_, _Uru_, _Moschi_,
_Marangu_, _Rombo_. Früher wurden noch Kindi, Lambungu, Kirua, Mamba
genannt und mit Kilema als Sammelname der südöstliche Theil von Moschi
bis Rombo bezeichnet. Wir haben keine Kenntniß, ob diese kleinern
Landschaften noch selbständig existiren; wir wissen nur, daß Lambungu
durch Raubzüge der Nachbarn ganz entvölkert worden ist und entvölkert
blieb.

Die Wadschagga treiben Ackerbau und Viehzucht; sie gewinnen Honig in
großen Quantitäten, indem sie Bienenkörbe aus ausgehöhlten Holzstücken
herstellen und deren funfzehn bis zwanzig an den Waldbäumen aufhängen.
Die Männer überlassen den Weibern hauptsächlich die schweren Arbeiten
und verlegen sich selbst mit Vorliebe auf Jagd, Krieg und Raub, wozu
sie schon als Knaben, abgesondert von der Familie, erzogen werden.
Sie werden sich in keiner europäischen Ansiedelung als Feldarbeiter
verdingen; nur um hohen Lohn schlossen sie sich bisjetzt den
Gebirgsexcursionen der Weißen als Führer an.

Eine besondere Stellung nehmen die _Wadschame_ ein; sie sind Schmiede
und verfertigen mit ungewöhnlicher Geschicklichkeit feine Eisenkettchen
(Mikusu von den Händlern genannt und Elbissia von den Masai); dieselben
dienen als Schmuck und hauptsächlich als Tauschwaare in den westlichen
und nördlichen Ländern.

Die Wadschagga sind ein kräftiger, hochgewachsener Menschenschlag, von
etwas hellerer Hautfarbe als die Küstenneger, vom schönsten bis zum
häßlichsten Typus. Häufig gewahrt man scharfmarkirte Gesichtszüge,
schmale Lippen und stark hervortretende Backenknochen. Von der Anmuth
des Wuchses und den vollen Formen der bronzefarbenen jungen Mädchen
entwerfen alle Reisenden begeisterte Schilderungen. Die Sprache ist dem
Kisuaheli verwandt; einzelne Herrscher, wie Mandara, der Häuptling von
Moschi, sprechen es geläufig.

Die Tracht der in zerstreuten Hütten wohnenden Bevölkerung ist sehr
dürftig; die jungen Männer gehen ganz nackt, die Mädchen begnügen sich
mit einem Bananenblatt um die Lenden oder mit einer handgroßen Schürze
von Drahtkettchen. Die ältern Männer tragen ein Fell, das mit der
größern Hälfte auf den Rücken herabfällt, oder Stücke von Baumwollzeug,
das mit fußlangen Fransen verziert und mit röthlicher Erde beschmiert
ist. Ihre Waffen sind fast ausschließlich Schild und Speer;
Feuergewehre besitzen sie in sehr geringer Anzahl. Die Frauen schmücken
sich einfach mit Gehängen von kleinen rothen Perlen und bedecken ihre
untern Blößen mit einem Lederschurz; vornehmere verschleiern mit grünen
und rothen Perlenschnüren das Gesicht.

Die beliebtesten Tauschwaaren sind: Baumwollstoffe, Glasperlen und
Metallwaaren. Von Kahe wird in großer Menge eine als Salz verwendbare
Erde, Emballa, eingeführt.

Bei der Begrüßung von Fremden wird zum Zeichen des Friedens ein Büschel
Gras in die Hand genommen und unter dem Ruf „Jambo” emporgehoben. Thut
der Fremdling dasselbe, so beginnt die Berathung, das Schauri. Dazu
dient ein bestimmter geheiligter Platz, Maschingo genannt, mit Steinen
im Kreisrund abgegrenzt, in dessen Mitte eine Hütte und zwischen drei
Bäumchen ein Felsblock steht.

Ein Volk, das sich fast ausschließlich dem Krieg und der Jagd ergeben,
müßte auch wild und rauh in seinem Benehmen sein. Allein die Kriegs-
und Jagdzüge der Wadschagga bestehen häufiger in schlau vorbereiteten
Ueberfällen der Wehrlosen und im Fangen des Wildes in Fallgruben,
als im offenen Angriff; und so hat sich in ihrem Charakter mehr List
und Feigheit ausgebildet, als wirklich mannhafter Sinn. Sich selbst
gegen plötzlichen Einbruch von Feinden zu schützen, verstehen sie
vortrefflich. Vorposten sind an den die Wohnbezirke umlaufenden
Schanzgräben aufgestellt; bei ausgezeichneter Wachsamkeit entgeht ihnen
nicht das leiseste Geräusch. Schleicht sich ein Feind heran, so rufen
sie sofort die gesammte kriegsfähige Mannschaft zu den Waffen.

Die _Wataveta_, die nur den Bezirk Taveta bewohnen, scheinen von
demselben Stamm zu sein, wie die Wadschagga. Ihr äußerer Typus ist
nahezu derselbe, auch ihre Wohnweise. Dagegen haben das üppige Leben
in der paradiesischen Ebene und der unausgesetzte Verkehr mit den
Karavanen, die hier monatelang lagern, ihren Sitten und Gemüthern den
Ausdruck der Friedfertigkeit verliehen, der Bekleidung und dem Schmuck
den Stempel der Wohlhabenheit aufgedrückt.

Sie sind Ackerbauer, Fischer, Hirten von Rindern und Schafen und
eifrige Bienenzüchter. Trotz des Wildreichthums in der Gegend
des nahegelegenen Jipe-Sees ziehen sie selten zur Jagd aus. Zur
Vertheidigung ihres von Dschungeln eingefesteten Gebietes gegen die
stets verheerenden Masai-Horden sind sie auf sich selbst angewiesen
und nur mit Rücksicht auf diese üben sie sich im Handwerke des
Kriegers. Niemals treten sie aus ihrem Heim heraus, um Beute aus andern
Ansiedelungen zu holen.

Männer und Weiber schmieren den Körper mit gefetteter rother Erde ein.
Die Kleidung der Männer besteht entweder aus einem Stück röthlich
gefärbten Baumwollzeugs, das um den Hals gebunden wird, oder aus einem
über die rechte Schulter hängenden Fell. Zum Schmuck werden verwendet:
ein Halsband von Eisen- und Messingdrahtkettchen, darüber eines von
Perlen; Holzstäbchen und Scheibchen oder kleine Flaschenkürbisse in
den durchlöcherten und unförmlich erweiterten Ohrläppchen; Spangen von
Holz, von Eisen- und Messingdraht um Arme und Beine; metallene Schellen
um die Knöchel. Meterhohe Schilde von Büffelhaut, Keulen, Schwerter und
Speere, auch Messer sind ihre Waffen; selten Bogen und Pfeil.

Der Schmuck der jungen Mädchen zeigt sich in etwas Perlengehäng an
den Ohren; sie begnügen sich, allein durch den Reiz ihrer ebenmäßigen
Gestalt und vollendet schöner Büsten zu wirken. Die verheiratheten
Frauen belasten das Ende ihrer Ohrmuscheln wie die Männer; zur
Abwechselung stecken sie eine Schnecke von Eisendraht durch die
Läppchen. Mit schweren Messingringen umschließen sie Hals und Beine.

Die Wataveta gelten als friedlich, gastfrei und ehrlich.

Die Art, wie sie Blutsbrüderschaft schließen, schreckt die Europäer vor
der persönlichen Ausführung zurück: man spuckt auf ein Stück gebratenen
Fleisches und steckt es sich gegenseitig in den Mund.

Die _Masai_ gehören zum Stamme der Galla; ihr Verbreitungsbezirk
läßt sich bei ihrem fortwährenden Wanderleben von Land zu Land nur
annähernd bestimmt angeben; doch kann man als Grenzen, die sie bisjetzt
dauernd nicht überschritten, bezeichnen: den Naiwascha-See, Ukamba,
den Lauf des Sabaki, die Gebirge von Pare, Nguru, Usagara, Uhehe, das
Hochplateau von Unjamwesi und der östlichen Ufer des Victoria-Nyanza.

Sie sind ein Krieger- und Hirtenvolk, ohne feste Wohnsitze immer bereit
zum Kampf. Die jungen Leute (Elmuran) bilden die Kriegerkaste; sie
nähren sich ausschließlich von Fleisch und Milch. Die verheiratheten
ältern und wohlhabendern Männer (Elmorua) und die Weiber nehmen nicht
theil an den Kriegszügen, sondern bleiben im Kreise ihrer ungeheuern,
oft bis zu 10000 Stück zählenden Heerden, von einem Lagerplatz zum
andern ziehend; ihr Wandertrieb drängt und treibt nach Veränderung,
wenn auch Futter und Wasser reichlich vorhanden sind. Da nur der
Besitzende heirathen kann und nur Rinder als werthvoller Besitz gelten,
so ist die Veranlassung zu Raubzügen immer gegeben; im großen Stile
werden diese meistens im August, September und October unternommen; sie
führen die kriegslustigen Horden bis an die Küste zwischen Mombas und
Tanga. Stets wird die Jugend von einigen Männern, reich an Erfahrung
und älter an Jahren, begleitet.

Die Männer sind groß, kräftig und schlank, die Gesichtszüge sehr
verschieden, vom Angenehmen bis herab zum Thierischen; die jungen
tragen wie Stutzer alle möglichen Haarfrisuren, die verheiratheten
rasiren den Schädel. Für gewöhnlich werden als Bekleidung benutzt
größere oder kleinere Felle, die über die Schulter geworfen werden,
oder förmliche Ledermäntel. Zum Kriegsanzug gehört vor allem ein lang
herabwallender Mantel (Neiwera) von 2 m Baumwollenstoff, mit einem 2 cm
breiten bunten Streifen besetzt (er wird um den Hals gebunden) und ein
Ziegenfell um die Hüften; als Schmuck Ohrringe von Perlenschnüren,
Eisenkettchen und Messingdraht, Armbänder von Elfenbein, langhaarige
Affenfelle um die Knie und Schellen um die Knöchel. Das Gesicht wird
durch einen mächtigen Kranz von schwarzen und weißen Straußenfedern
eingerahmt. Als Waffen verachten sie Bogen und Pfeile wie auch
Feuergewehre; sie tragen nur enorm lange Speere mit breitem Blatt, ein
kurzes Schwert, Keule und Schild.

Das weibliche Geschlecht ist nichts weniger als anmuthig;
hagere Körper, etwas schwulstige Lippen mit vorstehenden oberen
Schneidezähnen, glattrasirte Köpfe. Diese Gestalten hüllen sich in
einen weiten, rothbeschmierten Ledermantel und beschweren panzerartig
den Hals mit Ringen von dickem Eisendraht und Arme und Beine mit
dichten Metallspiralen, die Ohren mit Gehängen von Perlen und
Messingschnecken.

Die Masai scheinen einen wirklichen Nationalstolz zu besitzen; sie
verachten die sie umgebenden ackerbautreibenden Völker. Sie haben
weder Sklaven noch Sklavinnen. Das Rind ist ihnen alles; sie hegen und
pflegen dasselbe fast mit Zärtlichkeit, dafür kämpfen und sterben sie.

Das ganze Masai-Volk besitzt eine Art von gemeinschaftlichem Oberhaupt,
einen Hohenpriester, Mbatian genannt, der sich meistens im Gebiet
Kisongo bei dem Berge Meru aufhält. Er bezeichnet Richtung und
Zeitpunkt der großen kriegerischen Unternehmungen und verleiht durch
besondere Zaubermittel die sichere Aussicht auf Erfolg; sein Rath wird
von allen gesucht und ist entscheidend.

Sonst leben die Masai in patriarchalischer Verfassung sippenweise
beisammen. Jede Sippe hat ihren eigenen Zauberer oder Priester, Leibon,
der die bösen Geister beschwört und Regen erwirkt. Hat er Miserfolg, so
wird er abgesetzt oder in schwerern Fällen sogar ermordet.

Von Bedeutung für den auswärtigen Verkehr ist, daß jede der drei
Klassen der Elmorua einen Sprecher, Leigwenan, besitzt.

Er leitet mit großer Beredsamkeit die Unterhandlungen und hält auf
parlamentarische Ordnung. Nur wer es versteht, ihm richtig zu antworten
und kluge Gegenvorstellungen zu machen, ist ein brauchbarer Dolmetscher
im Masai-Lande. Man begrüßt sich durch Händeschütteln. Der ausgespuckte
Speichel gilt als Zeichen der Weihe. Der Leibon spuckt dem ihn
Besuchenden auf die Hand; ebenso verlangen die Masai, daß der Europäer,
wenn er als Zauberer geachtet wird, allen, soviel sie auch sein mögen,
in die Hand spucke. Ein verkaufter oder verschenkter Gegenstand muß
angespuckt werden, zum Zeichen, daß man endgültig auf seinen Besitz
verzichtet.

Die Sprache ist ganz verschieden von dem Bantu-Dialekt; gezählt wird
nur bis funfzig entweder mit Worten oder mit einer eigenthümlichen
Fingersprache.

Da das unausgesetzte Wanderleben das Anlegen von Dorfschaften
unmöglich macht, so erbauen die Masai ihre Hütten auf die einfachste
und flüchtigste Weise: über einige in den Boden gesteckte und
zusammengebogene Stangen werden Häute gelegt und diese mit Kuhmist
eingedeckt. In dem durch Dornhecken geschützten Kreis von Hütten
lagert nachts die Heerde. Das Weib verrichtet alle häuslichen
Arbeiten, erhält zur Nahrung Eingeweide und Gehirn der geschlachteten
Rinder, Ziegenfleisch und Ziegenmilch und darf sich Pflanzenkost bei
benachbarten Ackerbauern erhandeln. Es genießt im Verkehr außerhalb
des Stammes große Freiheiten. Die Frauen können unbelästigt selbst
diejenigen besuchen, die mit ihren Männern und Brüdern in Fehde
stehen; sie bringen den Karavanen Nahrungsmittel und oftmals heimliche
Botschaft von drohenden Ueberfällen. Bei den Wanderungen haben sie
einen Theil der Lasten zu tragen; das schwere Gepäck wird auf Ochsen
und Eseln verladen. Letztere sind wahrscheinlich von Norden eingeführt
und gelten als das charakteristische Lastthier der Masai.

Die _Wakuafi_ gehören auch zum Stamm der Galla; ob zu dem der Masai,
erscheint sehr fraglich. Denn sie werden von den letztern verachtet
oder auf das feindseligste verfolgt. Der Hang zur Seßhaftigkeit ist
ihnen, im directen Gegensatz zu den Masai, eigenthümlich und damit
die Neigung zu mildern Sitten. Es dürfte demnach die Annahme richtig
sein, daß sie, ein gesonderter Stamm, aus den frühern Wohnsitzen
zwischen Kilimandscharo und Naiwascha-See von den Masai theilweise
versprengt wurden und ihre Niederlassungen da gegründet haben, wo
ihre Feinde sie duldeten oder wo sie vor denselben Schutz fanden.
Derartige selbständige Wakuafi-Ansiedelungen befinden sich im
Kilimandscharo-Gebiet in Klein-Aruscha und Kahe, wahrscheinlich auch in
Komboko. In Taveta leben sie vermischt unter den Einheimischen.

Im äußern Habitus und in vielerlei Sitten gleichen sie den Masai. Statt
der Viehzucht, welche die räuberischen Horden anlocken würde, treiben
sie Ackerbau. Ihr Benehmen ist friedliebend, treu und zuverlässig. Die
Pangani-Karavanen lassen sich bei ihnen in Aruscha nieder, deponiren
hier vertrauensvoll einen Theil ihrer Waaren, während sie ihre
Streifhandelszüge in das eigentliche Masai-Land unternehmen.

Die _Wandorobbo_ zählen zur Gruppe der Völkersplitter. Niemand
weiß, woher sie kamen und zu welchem Stamm sie gehören. Sie sind
ausschließlich nomadisirende Jäger; in dringender Noth vermiethen sie
sich als Rinderknechte an die Masai, die sie verächtlich behandeln.
Man trifft ihre im Dickicht versteckten Hütten in größerer Anzahl
bei Useri an der Ostseite des Gebirges. Ihre Sprache wird nur von
den Stammesangehörigen verstanden. So furchtsam und mistrauisch ihr
Benehmen gegen die Nachbarstämme ist, so tapfer und schlau zeigen sie
sich bei der Jagd auf Elefanten. An sie wenden sich gelegentlich die
Karavanen beim Einkauf von Elfenbein.


Politische Verhältnisse.

Muini Mkoma soll vor 150 Jahren aus dem Pangani-Thal gekommen sein und
am Fuß des Kilimandscharo das Fürstenthum Kilema gegründet haben. Sein
Urenkel Masaki war noch 1848 der mächtigste Herrscher in Dschagga;
nach dieser Zeit galt als solcher Mamkinga von Madschama und blieb es
mindestens bis zu Anfang der sechziger Jahre.

Gegenwärtig genießt Makindara oder (auf Kisuaheli) _Mandara_ in Moschi
den Ruf, die umfangreichste Gewalt zu besitzen, aber doch nur insofern
mit Recht, als er die größten Raubzüge im Verein mit den Masai gegen
Useri oder Ugono unternimmt; denn unterthan sind ihm keine andern
Häuptlinge.

Mandara war zu den Zeiten Rebmann's ein Knabe, zur Zeit von der
Decken's ein Jüngling, bei Thomson, Johnston und Dr. Hans Meyer ein
Mann. Er hat immer Nutzen aus dem Besuch von europäischen Gästen
gezogen und ist so klug, ihren dauernden Aufenthalt zu wünschen,
denn sie müssen sich seinen freundschaftlichen Erpressungen fügen
und vermehren auf diese Weise ständig seine Einkünfte. Von ähnlich
zuvorkommender Gesinnung ist _Mareale_, der Beherrscher von Marangu.

Wieviele selbständige Fürstenthümer am Kilimandscharo andauernd
existirt haben oder noch existiren, läßt sich aus den verschiedenen
Reiseberichten nicht sicher entnehmen. Mit einiger Bestimmtheit kann
man gegenwärtig vier unabhängige Staaten nennen: Madschama, Moschi,
Marangu und Rombo. Jeder Staat hat seinen König, Mangi; er ist
unumschränkter Herr des Landes und des Volkes; selbst über die Ehen
verfügt er. Er ruft alle Jünglinge und Männer, die waffenfähig sind,
zusammen und überfällt bei günstiger Gelegenheit die Nachbarn. Doch
ist er durch die Sitte gezwungen, bei kriegerischen Unternehmungen den
Rath der Aeltesten anzuhören, die Siegesbeute und auch den Tribut der
Karavanen mit seinem Volke zu theilen.

Die Gemeinden von Taveta, Kahe und Klein-Aruscha besitzen eigene
Häuptlinge und sind voneinander und von den Nachbarstämmen politisch
unabhängig.


Schlußbetrachtung.

Das Kilimandscharo-Gebiet liefert alle Nahrungsbedürfnisse in
reichlichster Fülle: Getreide, Gemüse und Bananen von ganz besonderer
Güte; Milch, Honig; Rinder, Schafe, Fische; in geringerer Menge
Zuckerrohr und Taback.

Da das Land schwach bevölkert ist, so kann durch vermehrten Ackerbau
die Production gesteigert werden.

_Exportirt_ werden hauptsächlich Elfenbein, auch Straußenfedern.
Der Wildreichthum bietet in Bezug auf Erwerb werthvoller Häute die
lohnendsten Aussichten.

Als _Importwaaren_ werden gesucht: Baumwollzeuge, Messing- und
Eisendraht; weiße, rothe und blaue Perlen.

Zu _europäischen Niederlassungen_ mit Negerarbeit eignen sich
Klein-Aruscha, Kahe, Taveta, Rombo und die von der offenen Ebene direct
erreichbaren Dschagga-Landschaften Marangu, Moschi und Madschama.
Der Verkehr längs oder am Fuße der Gebirgsterrasse ist wegen der
tiefeingerissenen Flußthäler und des Sumpfwaldes sehr erschwert.

Die Production über den Localbedarf und zum Zwecke des Exports findet
zur Zeit zwei wesentliche Hindernisse: die Entfernung von der Küste
und den Mangel an Arbeitern. Der Weg von Taveta nach Mombas, durch
eine wasserlose Steppe führend, beträgt 250 km oder 14-18 Tagemärsche
der Karavanen; die mit Wasser und Lebensmitteln besser versorgte
Route von Taveta längs der Berge von Pare und Usambara nach Pangani
beträgt über 300 km oder 21-24 Tagemärsche; zur Regenzeit ist sie
streckenweise wegen der Ueberschwemmungen ungangbar. Den Fluß Pangani
als Wasserstraße zu benutzen, ist wegen der Stromschnellen unmöglich.

Der Mangel an Arbeitern beruht auf der Unlust der Wadschagga, auch nur
kurze Zeit ihrem kriegerischen Faulenzerleben zu entsagen. Daß die
zum Ackerbau geneigteren Wakuafi bei der Aussicht auf Erwerb und bei
zunehmender Sicherheit von Person und Eigenthum zur Einwanderung in
größerer Menge sich bewegen ließen, ist nicht unwahrscheinlich, doch
eine bisjetzt noch nicht praktisch erprobte Lösung der Arbeiterfrage.

Jedenfalls, das dürfte unbedingt feststehen, erheischt die Colonisirung
des Kilimandscharo-Gebietes im großen Stil in erster Linie den Bau
einer Eisenbahn zur Verbindung mit dem Meere. Die kürzeste und
billigste Verbindung wäre die von Taveta nach Mombas in der englischen
Interessensphäre. Die Wahrscheinlichkeit eines solchen Eisenbahnbaues
hängt ab von kaufmännischen und colonisatorischen Unternehmungen
der Engländer in der Richtung gegen den Victoria-Nyanza und in dem
Aufblühen deutscher Niederlassungen am Kilimandscharo. Beides dürfte
noch in ferner Zukunft liegen.

Zur Zeit können in dem fraglichen Gebiete mit der Aussicht auf baldigen
Ertrag nur Stationen errichtet werden, welche bezwecken, das Wild zu
erlegen und die gewonnenen Häute als Handelsartikel zu verwerthen. Der
Transport nach der Küste ließe sich durch Verwendung der Masai-Esel und
Ochsen erleichtern. Den Elfenbeinhandel hier an der Quelle auf eigene
Kosten zu betreiben, erscheint verlockend; die Erfahrung in andern
ebenso günstig gelegenen Plätzen hat aber gelehrt, daß kein Europäer im
Stande ist, so billig und geschickt Elefantenzähne zu kaufen, wie der
mit den Verhältnissen auf das genaueste vertraute Araber und Suaheli.



Das Wami-Gebiet mit Aseguha, Nguru und Asagara.


Allgemeine Gestaltung.

Das Land vom Pangani bis zum Kingani hebt sich von dem durchschnittlich
10 km breiten, niedrigen Küstenstreifen von Ost nach West mit
einer Zunge zwischen Wami und Gerengere in zwei Terrassen zu einer
durchschnittlichen Höhe von 500 m empor. Auf der zweiten Terrasse fußt
die Gebirgsmasse von Nguru und Usagara.

Die _erste Terrasse_ ist im Norden vom Thale des Pangani und im Süden
von jenem des Gerengere und des Kingani begrenzt. Ihre westliche Grenze
zieht sich von dem Pangani-Ufer, gegenüber der Mündung des Luengera,
in fast direct südlicher Richtung über Konde nach Mbusine und wendet
sich von hier, dem Wami-Makata stromaufwärts bis zur Mündung des Miombo
folgend, mit einer Schleife nach Süden, rückwärts über Kisukara nach
dem Oberlauf des Gerengere. Sie steigt von der Küstenniederung rasch
zu 250 m, dann ganz allmählich bis zu 333 m bei Kidudwe und bis zu
360 m in der Makata-Ebene empor. Ihre Breite beträgt zwischen Ndumi und
Mbusine 75 km.

Die _zweite Terrasse_ liegt als ein 15-20 km schmaler Streifen vor dem
Ostabhang der Nguru- und Kidete-Berge in einer zwischen 330 und 700 m
wechselnden Höhe. Ihre westliche Grenzlinie beginnt nach den bisjetzt
angestellten Höhenberechnungen im Norden bei Lutyomo (508 m) am
Pangani, geht nach Süden bei Muango (734 m) über ihre höchste Erhebung
nach Kurimba (638 m), dann westsüdwestlich nach Kidudwe in Nguru und
bildet in Usagara die obere Thalstufe des Wami, von 397 m bei Mvomero
bis zu 481 m bei Farhani ansteigend, und schließt den südlichen Theil
der Makata-Ebene von Muhanda (492 m) bis Kikoboga (513 m) ab.

Die auf der zweiten Terrasse sich erhebende _Bergmasse_ ist eine
zusammenhängende Gebirgskette, die mauerartig von Nord nach Süd und
Südwest, von der Masai-Ebene bis zum Quellgebiet des Ulanga und zum
Nordende des Nyassa-Sees sich ausdehnt. Das nördliche Massiv, im Süden
vom Wami begrenzt, wird als _Nguru_-Gebirge bezeichnet. Wir besitzen
noch keine sichere kartographische Aufnahme von demselben; wir sind
auf die wenig exacten Aufzeichnungen des englischen Missionars Last
beschränkt. Wir kennen weder die Ausdehnung nach Westen, noch die
nach Norden oder Osten; wir kennen nur die Begrenzung im Süden.
Für die Größe und für den Verlauf der Erhebung dienen allein zwei
sichergestellte Punkte: im Norden das Hochthal von Mgära 1170 m und
im Süden (nahe der Mündung des Luseru) Mkunga 365 m. Ferner mag die
Annahme richtig sein, daß das Nguru-Gebirge aus einer (noch nicht
bestimmten) Anzahl von Hügelreihen besteht, die parallel nach Süden
verlaufen und in welche kleinere Querthäler eingebuchtet sind.

Das Nguru-Gebirge setzt sich in einem südwestlichen Bogen unter dem
Namen der _Kidete_-Berge in die Landschaft Usagara fort. Diese nehmen
die linke Thalseite des Wami-Makata bis Kondoa ein. Von hier steigen
sie (unter keinem bekannten besondern Namen) zur höchsten Erhebung
(1800 und 2100 m) in Usagara empor, über deren Paß (1876 m) der Weg
vom Mukondogwa- nach dem Ruaha-Thal führt. Nach Nordwesten zweigt
sich das _Rubeho_-Gebirge ab, welches zwischen der Kleinen und Großen
Marenga-Mkali eine vielbegangene Einsattelung, den Windi-Paß (1737 m),
besitzt und nach Norden in die Ebene von Mbambwa (986 m) abfällt.
Im Halbkreis umschließt es zwischen dem Rumuma und Matamombo die
Hochfläche der Kleinen Marenga-Mkali (852 m über dem Meere), welche der
Oberlauf des Wami als Ugombe durchströmt.

Der dreieckförmige Theil des nördlichen Usagara zwischen Makubika,
Mbambwa und Kondoa ist in seinem Innern noch so wenig erforscht,
daß ein sicheres orographisches Bild von ihm nicht gegeben werden
kann. Doch haben die bisherigen Reiseberichte folgende Anhaltspunkte
geliefert. Die Basis des Dreiecks Makubika-Mbambwa steigt in sich
von 815 m zu 986 m an und liegt um 334 m, bezw. 505 m höher als
das Flußthal des Mukondogwa bei Farhani, der Spitze des Dreiecks.
Fünf Wasserläufe, der Loonga, Sima, Mtate, Mlali (?) und Matamombo
durchkreuzen die Basis oder beginnen nahe südlich derselben; ihre
Richtung muß im allgemeinen eine südliche sein. Nördlich geht die Basis
theils in die ansteigende Ebene zum Fuße des Nguru-Gebirges, theils in
die große Masai-Ebene über. Zwischen den parallelen Wasserläufen ziehen
in verschiedener Erhebung gegen das Mukondogwa-Thal herab:

  Die Niangara-Berge,
  die Ruembe-Berge,
  die Kleinen Rubeho-Berge mit einem Paß von 1368 m,
  die Höhen von Mlali, 1127 m,
  die Kiboriani-Berge, 1800 m.

Mit Ausnahme der letztern verflachen die Höhenzüge rasch an ihren
nördlichen Ausläufern.

Das Gestein der Gebirge in Nguru und Usagara ist durchgehends Gneis und
Hornblende mit Einlagerungen von Grünstein, Schiefer und Sandstein;
die Färbung der Erde vorherrschend roth und grauroth. Die Umrisse der
Berge wechseln auf das mannichfaltigste; oftmals erscheinen sie in
wildgezackten Felsengraten, oftmals thürmen sich waldbedeckte Gipfel
dicht hintereinander auf oder sie liegen, wenn von Süden betrachtet,
als breite Kuppelmassen da: immer aber gewähren sie einen malerischen
Anblick.


Flußsystem.

Der _Wami_ fließt von der Hochfläche bei Ndiabi in allgemein westlicher
Richtung nach der Küste und mündet in zwei Armen südlich von Saadani
in den Indischen Ocean. In Useguha nur als Wami bekannt, führt er in
Usagara von West nach Ost folgende Namen: Ugombe, Mukondogwa und Makata.

Nimmt man den längsten und stärksten Flußlauf als den Hauptstrom
an, so muß der Beginn des Wami in dem _Ugombe_ gesucht und deshalb
sein Ursprung in das Rubeho-Gebirge, in die Umgebung des Großen
Rubeho-Passes (1737 m) verlegt werden. Als ein reißendes Gebirgswasser
tritt er in die Wüste der Kleinen Marenga-Mkali (852 m) und erscheint
in einem breiten Bett mit niedrigen Ufern vor dem Bergthor von Ndiabi
(738 m). Sein Lauf durch diesen Theil des Usagara-Gebirges ist als das
_Mukondogwa_-Thal bekannt. Bei Sima (Muinin-Sagara) hat der Fluß in
der Trockenzeit eine Breite von 45 m und nach dem Ausgang bei Kiora
eine solche von 90 m. Die Uferränder sind, wo sie nicht dicht an die
Abhänge sich anschließen, schilfig und morastig. Die ihn umgebenden
Höhen sind theils dicht bewaldet, theils auf felsigem Grund mit
Dorngebüsch besetzt; an vereinzelten Stellen bieten sie Raum für den
Anbau von Feldern und zum Einnisten von Dorfschaften. Das Entzücken
über die Schönheiten des Mukondogwa-Thales, das namentlich Stanley
ausgesprochen, hat seinen Grund mehr in der Wirkung der malerischen
Reize, als in der Existenz ausgiebiger Culturfähigkeit.

Bei Mbumi tritt der Wami in die 110 km lange, 30 km breite
_Makata-Ebene_ ein. Sie ist unfruchtbare Savannenwildniß, bei Regenzeit
vollständig überschwemmt. Oestlich von den Bergen von Ukami und
westlich von den Kidete-Bergen eingerahmt fließt der Wami in nördlicher
Richtung bis Kwadibago, wo er an den Fuß der Nguru-Berge anstoßend nach
Osten sich wendet. Hart am Ufer mit Dschungel, Wald und Schilf umgeben,
ist die weitere Umgebung von Mbumi in Usagara bis westlich Mandera in
Useguha uncultivirbare Savannenfläche, am rechten Ufer nur durch die
nahegelegenen, ungefähr 5-600 m hohen Pongwe-Berge unterbrochen. Von
Mandera bis Mlonga durchbricht er in einem engen, steilen Thal und mit
vielfach gewundenem Lauf die Hügel von Udoë, um in zwei schmale Arme
getheilt und durch Sumpfwaldungen hindurch bei Saadani kaum bemerkbar
in das Meer sich mehr zu verlaufen als zu ergießen. Seine Tiefe beträgt
bei Kakongo in der Makata-Ebene 2 m, bei Udoë nur noch 1 m, in der
Trockenheit 0,3 m, an der Mündung selbst 2,4 m. Der Wami ist demnach
kein schiffbarer Fluß, auch nicht für geringere Strecken.

Der Wami nimmt von Norden 13 und von Süden 4 größere Nebenflüsse auf.

Vor dem Eintritt in das Mukondogwa-Thal bei Ndiabi vereinigen sich mit
ihm, von Nordwesten und Norden strömend:

Der _Matamombo_. Er entspringt auf den Kiboriani-Hügeln nordöstlich von
Mbambwa, zwischen Tubugwe und Sagala und erhält von dem Salzlager bei
Mlali einen bittern, unerträglichen Geschmack. Nach einem Lauf durch
die vertrocknete Ebene von Kodikodi und über kahlen Granitboden bildet
er den Ugombe-See, 5 km lang und 3 km breit, welchen dunkelbraune
Bergwände umgeben.

Der _Mtate_. Er entquillt den Kleinen Rubeho-Bergen, fließt bei Kitangi
durch ein 16 km breites, volk- und heerdenreiches Thal, das den
Charakter der Fruchtbarkeit im weitern Verlauf nach Süden beibehält.

Von Süden mündet bei Ndiabi:

Der _Rumuma_. Er ist ein frisches, reißendes Gewässer, das aus der
höchsten Erhebung des Rubeho-Gebirges herabströmt in einem felsigen und
von Busch und Wald dicht umschlossenen Bett.

In das Mukondogwa-Thal im engern Sinn, von Ndiabi bis Mbumi, münden von
Süden:

Der _Tschogwe_ mit dem Mdunwi, in einem tief eingeschnittenen Thal.

Von Norden:

Der _Sima_. Er hat seinen Ursprung südlich von Mamboia und fließt durch
eine fruchtbare, mit Miombo-Bäumen und Bambusen erfüllte Landschaft.

Beim Eintritt in die Makata-Ebene nimmt der Wami von Süden auf:

Den _Miombo_. Er ist in seinem Oberlauf 15 m breit, brusttief, an
seinen Ufern mit den laubreichen Miombo-Bäumen geschmückt und von
bebauten Feldern begrenzt.

Den _Makata_. Er hat seine Quellen im Rufutu-Gebirge und entsteht aus
der Vereinigung des Zonwe mit dem Kikoboga, welche am Goma-Paß (670 m)
und Mabruki-Paß (513 m) entspringen. Er ist in der moorartigen Ebene
ein raschfließendes, schlammiges, wenn auch trinkbares Wasser. Bei
Kakongo, dem Uebergang der Karavanen von Ukami nach Usagara, hat er
eine Breite von 36 m und eine Tiefe von 2 m.

Von Norden und Nordwesten fließen von den Kidete-Bergen, von Mbumi
bis Kwadibago, eine große Anzahl von Bächen und Flüssen in den Wami;
sie durchschneiden den nördlichen Theil der Makata-Ebene, ohne die
Unfruchtbarkeit derselben wesentlich zu mindern. Die größern Zuflüsse,
deren Breite und Tiefe nur während der Regenzeit angegeben werden
können, sind:

  der _Loonga_, 12 m breit, ½ m tief; der obere Lauf in fruchtbarer
    Gegend;

  der _Komberina_ (auch Wami oder Rudewa genannt), 28 m breit und
    1,50 m tief, mit gutcultivirten Feldern bei Rudewa;

  der _Tami_, 30 m breit und 0,80 m tief;

  der _Munikunde_, 60 m breit und 0,30 m tief;

  der _Mvomero_, 6 m breit und 0,60 m tief; er wird als der Grenzfluß
    zwischen Usagara und Nguru bezeichnet.

Mit der Wendung nach Osten bei Kwadibago tritt der Wami an die
Ausläufer des Nguru-Gebirges heran und nimmt auf dieser Strecke,
von Kwadibago bis Mfute, den Luseru und Rukigura auf, welche dem
Nguru-Gebirge die Gliederung der von Nord nach Süd verlaufenden Thäler
geben.

Der _Luseru_ (Mvue), im Oberlauf der Richtung der Bergzüge folgend,
durchbricht im Mittellauf dieselben nach Südosten und mündet aus dem
engen Thal von Mkunga in die Niederung des Wami. Er hat sein westliches
Quellgebiet in der Masai-Ebene, nimmt von der linken Seite den Luvumo
und bei Sagasa den Luidschi auf, der (nach Last) ein über 60 km langes
Thal durchströmen soll. Bei Kisera (südöstlich von Sagasa) ist der
Luseru in der trockenen Zeit 9 m breit und 0,3 m tief; hier mündet von
Osten der die Gegend von Kibanti bewässernde Boromo.

Der Buvuma soll nahe östlich von Kisera, von Süd nach Nord strömend,
in den Luseru sich ergießen. Rev. Last's kartographische Darstellung
hat die Unwahrscheinlichkeit dieses Flußlaufes zu verantworten. Im
Thal von Mondo (Kinjumbi) entfaltet sich die schönste Vegetation des
Luseru; seine Wasserfülle steigt bei Mkunga (nach dem Austritt aus
dem Gebirge) zu einer Breite von 23 m und einer Tiefe von 2 m (zur
Regenzeit). Er nimmt kurz vor seiner Mündung in den Wami noch den
krystallklaren Singwe (20 m breit und 1 m tief) und den Lukindo (20 m
breit und 1,20 m tief) auf.

Der _Rukigura_ (Mbusine oder Kikula) mündet bei Mfute in den Wami.
Er ist ein reißendes, klares und fischreiches Wasser. Bei Mbusine
beträgt seine Breite 20 m, seine Tiefe 1,80 m. Der Mittel- und Oberlauf
wurde noch nicht erforscht. Last's Angaben darüber können nicht auf
zweifellose Geltung Anspruch machen.

Die Karavanenstraße, welche über die erste Terrasse von Mrere nach
Ndumi führt, wird von einer Anzahl nordsüdlich fließender Bäche
durchschnitten, deren stärkster der _Pakurehe_ bei Msisi zu sein
scheint. Wo diese Gewässer entspringen, durch was für ein Land sie
fließen und wo sie münden, ist gänzlich unbekannt.


Klima.

Die Küste hat ähnlichen Wechsel zwischen Trockenzeit und Regenzeit wie
Sansibar. Je weiter man nach dem Innern vordringt, desto höher steigert
sich die Menge der Feuchtigkeit; denn der vom Meere her wehende Ostwind
wird am Ostrand der Gebirge abgekühlt und verdichtet sich zu Thau- und
Regenfall. Was in der Mitte zwischen Gebirge und Küste liegt, also die
erste Terrasse, erhält weniger, aber wegen der geringen Breite nicht
viel weniger Feuchtigkeit.

Im westlichen Theil von Useguha dauert die große Regenzeit von Januar
bis Ende März oder Anfang April; die kleine Regenzeit nur ein paar
Wochen, von Mitte September bis Anfang October. Dagegen fällt in
Usagara und Nguru der Regen in allen Monaten. Die trockensten Monate
sind August und September.

Mehr und mit Bestimmtheit läßt sich bei dem Mangel andauernder
Beobachtungen über diesen Theil der Witterung im Wami-Gebiet nicht
sagen.

Gesund ist das Klima nur in den höchstgelegenen Gegenden, wie in der
Kleinen Marenga-Mkali und in den Landstrichen von Mamboia und Mbambwa.
In den Thalgründen verpesten die in Massen verfaulende Vegetation und
die Ausdünstungen sumpfiger Tümpel die Luft.

Ueber die _Temperaturverhältnisse_ einiger Monate geben uns die
täglichen Aufzeichnungen Burton's[9] und Marno's[10] ziemlich
sichern Aufschluß, wenn sie auch auf der Wanderung von Ort zu Ort
niedergeschrieben worden sind.

Aus der nebenstehenden Tabelle können folgende Schlußfolgerungen
gezogen werden:

Die Tagestemperaturen von Sansibar sind gleichmäßiger und nicht so hoch
wie diejenigen des Festlandes.

Die größere Differenz zwischen Maximum und Minimum in Useguha und
Usagara im Vergleich mit Sansibar ist durch die höhere Temperatur zu
Mittag, nicht durch eine kühlere am Abend veranlaßt.

Mit der Erhebung des Landes von der ersten zur zweiten Terrasse, von
der Fläche zum Gebirge, nimmt die Wärme in fühlbarer Weise nicht ab,
nur etwas in der freien Hochebene der Kleinen Marenga-Mkali.

Ein wesentlicher Unterschied tritt am Südfuße des Rubeho-Gebirges auf:
die erhöhte Hitze des Tages kühlt sich rasch von 4 Uhr Nachmittag bis
zum Sonnenuntergang um 4-8° R. ab und die Temperatur sinkt während der
Nacht noch um 3-5° R.

In einigen Fällen wird auch aus andern Gegenden Usagaras von rapidem
Witterungsumschlag berichtet, so bei Rumuma (738 m, am Ostrande der
Kleinen Marenga-Mkali): 25° R. mittags und 7° R. nachts im August, oder
bei Kitangi (1050 m, am obern Mtate): 5,7° R. morgens im Juni.

  Mitteltemperaturen für Useguha und Usagara
  im Vergleich mit Sansibar.

  Anz.  = Anzahl der Beobachtungstage.
  Diff. = Differenz

  ============+=======+====+=======+=================+=================
    Gegend.   |Meeres-|Anz.|Monat. |       R.°       |       R.°
              | höhe  |    |       +-----+-----+-----+-----+-----+-----
              |  in   |    |       | V.  | M.  | N.  |Maxi-|Mini-|Diff.
              |Metern.|    |       |6 U. |12 U.|6 U. | mum | mum |
  ============+=======+====+=======+=====+=====+=====+=====+=====+=====
              |       |    |       |     |     |     |     |     |
  Sansibar    |   --  | 29 |}      |  21 |21,9 |21,8 |23,7 |20,3 | 3,4
  Useguha,    |       |    |}      |     |     |     |     |     |
  erste       |253-333| 12 |} Jan. |     |     |     |     |     |
  Terrasse, ö.|       |    |}      |     |     |     |     |     |
  von Nguru   |       |    |}      |  21 |25,2 |24,2 |  27 |19,8 | 7,2
              |       |    |       |     |     |     |     |     |
  Sansibar    |   --  | 26 |}      |  21 |22,1 |22,2 |24,4 |20,4 | 4
  Usagara,    |       |    |}      |     |     |     |     |     |
  zweite      |       |    |} Febr.|     |     |     |     |     |
  Terrasse    |416-576| 22 |}      |21,1 |24,6 |23,8 |27,4 |19,2 | 8,2
              |       |    |       |     |     |     |     |     |
              |       |    |       | V.  | N.  |     |     |     |
              |       |    |       |10 U.|4 U. |     |     |     |
  Sansibar    |   --  | 28 |}      |20,4 |21,4 |   --|22,8 |17,5 | 5,3
  Kl. Marenga-|       |    |}      |     |     |     |     |     |
  Mkali       |852    |  8 |} Sept.|21,2 |20,5 |   --|  24 |  19 | 5
  und Ugogi   |830    |    |}      |     |     |     |     |     |
              |       |    |       |     |     |     |     |     |
              |       |    |       | V.  | N.  | N.  |     |     |
              |       |    |       |6 U. |4 U. |6 U. |     |     |
  Sansibar    |   --  | 27 |}      |20,3 |22,7 |21,7 |24,1 |19,7 | 4,4
  Am Südfuße  |       |    |}      |     |     |     |     |     |
  des Rubeho- |       |    |}      |     |     |     |     |     |
  Gebirges    |       |    |} Dec. |     |     |     |     |     |
  von Ugogi   |830    |    |}      |     |     |     |     |     |
  bis Kikoboga|513    | 20 |}      |17,1 |26,7 |  21 |  30 |15,5 |14,5

  _Anmerkung._ Wenn auch kein nennenswerther Temperaturunterschied sich
  zeigen dürfte, ob nun die Beobachtung eine halbe oder eine ganze
  Stunde früher oder später angestellt wird, so muß doch der Wahrheit
  gemäß angeführt werden, daß Marno seine meteorologischen Instrumente
  in Useguha und Usagara zwischen 5½ und 6½ Uhr vormittags und zwischen
  6 und 7 Uhr nachmittags ablas und daß Burton während des Marsches
  am Fuße des Rubeho-Gebirges „bei Sonnenaufgang und Sonnenuntergang”
  notirte.

Im Sima-Thal (Usagara) betrug im November 1885 die
Durchschnittstemperatur mittags 28° R.; es war dies der heißeste Monat
im Jahr.

In Kondoa wurden von Bloyet folgende Thermometerbeobachtungen im Jahre
1880 gemacht:

  Juli, August und September: Maxim. 20,6° R., Minim. 12°   R.
        October und November:   „    24°    „    „    16,6° „


Vegetation und Thierwelt.

Das Vegetationskleid, das die Natur über das Wami-Gebiet geworfen,
ist im allgemeinen ein monotones: Savannen mit Dorngebüsch und
lichtem Gehölz über die Ebenen, geschlossene Wälder über die Berge,
streifenweise dazwischen Wiesenflächen und fruchttragende Felder. Die
Aecker liefern Mais, Hirse, Maniok, ein weniges an Bananen und Taback.
Von Bäumen sind zu nennen: die Deleb- und Dumpalme, die Bambusen in
Fülle, die Sykomore, der Wollbaum und als besondere Eigenthümlichkeit
der Miombo. Ferner gibt es in großer Menge Kalebassen (Bugu) und
einen Baum, genannt Mkoma, der einen Stammumfang von 3½ m, angenehm
schmeckende Steinfrüchte, und ein Holz, ähnlich dem Rosenholz besitzt,
aus welchem Bogen und Pfeile geschnitzt werden. Die Kokospalme kommt
nur in der Küstenniederung vor.

Trotz des vorhandenen großen Wasserreichthums ist die Culturfähigkeit
eine beschränkte; sie zeigt sich nur an jenen Stellen an und in dem
Gebirge, wo dichter Waldbestand die Feuchtigkeit langsam absickern
läßt und mäßig geneigte Hänge den verwitterten Gneis als feinkörnigen
Schwemmboden am Thalrand absetzen, wie dies am günstigsten in Nguru
der Fall zu sein scheint. An den beiden Ufern des Wami auf der ersten
Terrasse wird der Laterit von einer sehr dürftigen Humusschicht
bedeckt. Die große Makata-Ebene ist ein zäher, uncultivirbarer
Thonboden. Das Hochland der Kleinen Marenga-Mkali und das breite
Matamombo-Thal tragen den ausgesprochenen Charakter dorniger, steiniger
Steppe.

Ueberall, wo es hier Savannenland gibt, gibt es auch Heerden von
Antilopen, Zebra und Giraffen; dazu gesellen sich in der Makata-Ebene
Büffel und Wildschweine; in der Umgegend von Mbambwa das Nashorn und
südwestlich des Nguru-Gebirges noch der Elefant, Löwe und Leopard.
Hervorragend wildreich ist die Ebene am Westrande der Kleinen
Rubeho-Berge bei Tubugwe gefunden worden. Der untere Wami wimmelt
derart von Flußpferden, daß die Fahrt in den allein verwendbaren
flachen Booten sehr gefährlich ist.

Als Hausthiere werden überall Ziegen, Hühner, auch Schafe gehalten; in
seltenern Fällen Rindvieh. Man trifft nur in einigen Thälern Ngurus, in
Usagara nur bei Kitangi, Mbambwa, Manjovi und Murundusi (bei Ugogi) auf
größere Rinderheerden.

Von kleinem Gethier, das dem Menschen das Dasein erschwert und den
Aufenthalt verleidet, sind hervorzuheben:

Die Tsetsefliege; sie zeigt sich auf der ganzen Karavanenstraße von
Saadani bis tief nach Usagara hinein; ihrem Stich erliegen Ochsen,
Maulthiere und Esel; sie soll übrigens nur in den Wäldern und
Dschungeln hausen und das offene Feld vermeiden.

Die weiße Ameise; sie bevorzugt den rothen Thonboden und wandert in
breiten Massen meilenweit; alles was nicht von Stein oder Eisen ist,
zernagt und zerstört sie; sie läßt sich nur durch Feuer oder kochendes
Wasser vertreiben; um doch etwas zu nützen, dient sie den Eingeborenen
als Gewürz in den sonst geschmacklosen Mehlsuppen.

Endlich die Ohrwürmer von Mbambwa; an und für sich unschädlich wie
bei uns, treten sie aber dort in solchen Massen auf und überkriechen
derart die verborgensten Kleidungsstücke des Reisenden, daß Nacktheit
und Flucht als die einzige Rettung erscheinen.


Die einzelnen Landschaften und ihre Bevölkerung.

_Useguha mit Udoë und Ukwere._

Die Grenzen der auf der Karte eingetragenen Landschaften können
absolut keinen Anspruch auf Exactheit machen, denn sie sind nicht
durch politische Verhältnisse geschaffen, sondern von den jeweiligen
Reisenden als der Umfang einer annähernd einheitlichen Bevölkerung
bezeichnet worden, und zwar entweder nach eigener Erfahrung oder auf
Grund von Erkundigungen. Die Bevölkerung selbst aber ist, namentlich
an den Grenzgebieten, stark fluctuirend, und was vor zehn Jahren
vollkommen correct angegeben wurde, kann heutzutage in demselben Maße
ungültig sein.

_Useguha_, also das Land, in welchem die Waseguha wohnen, greift
mit seiner Nordgrenze über den Pangani hinüber bis zum Fuß des
Usambara-Gebirges; die Westgrenze liegt vor dem Ostrand der
Nguru-Berge, dessen ungefähre Lage wol in der Nähe des 38. Längengrades
gesucht werden muß, aber keineswegs sichergestellt ist.

Von Kidudwe, dem südöstlichen Eckpunkt von Nguru, verläuft vermuthlich
die Grenze in einem kurzen westlichen Bogen zum Fluß Gerengere, auf
dessen südlicher Seite die Berglandschaft Ukami sich erhebt. Die Gegend
von Msuwa und die Bezirke von Ukwere und Udoë, an das Thal des Kingani
herantretend, trennen im Süden und Südosten Useguha von Usaramo.

Die Küste Useguhas vom Pangani bis zum Kingani bildet ein Stück jener
flachen Niederung, welche von Mombas bis zum Rufidschi gleichmäßig
mit dem Namen _Mrima_ bezeichnet wird. Dicht an der See besteht sie
aus Sand, weiter landeinwärts aus braunrothem Lehmboden, welchen
Savanne oder strichweise Mais-, Hirse- und Maniokculturen bedecken und
besonders Baumwollstauden mit für den Hausbedarf reichlichem Erträgniß,
und schließt mit einem Buschwald von Akazien-, Kandelaber-Euphorbien,
Dumpalmen und Kopalbäumen ab.

Der Hauptort an der Küste ist _Saadani_, ein Dorf auf einem grünen,
schlammigen, mit Mangrovegebüsch bewachsenen Grund, unter Palmen
versteckt, von einem aus Baumstämmen und Aesten hergestellten
Palissadenzaun und von hohen Sandbänken und Dämmen umgeben. Saadani
scheint ehemals von größerer Bedeutung gewesen zu sein; Burton sah 1858
noch die Ruinen von zwei Moscheen. Es ist jetzt der Ausgangspunkt der
Karavanen nach Useguha und Nguru. Der Hafen ist ganz offen, durch keine
Bänke geschützt. Die Seeschiffe müssen 5 km entfernt auf offener Rhede
verankern; nur bei Flut können Barken bis zu einer nördlich gelegenen
Sandbank gelangen; die letzte Strecke (1-1½ km) muß durchwatet
werden. Am Nachmittag wird das Landen durch die herrschende Brandung
erschwert, in den frühen Morgenstunden aber bei ruhigem Wasser leichter
bewerkstelligt.

Die Karavanenstraße führt von Saadani nach Kidudwe in _Nguru_
(140 km) in westlicher Richtung. Nach 8 km wird bei Ndumi (94 m
ü. d. M.) die erste Terrasse erstiegen, deren höchster Punkt bei
Magubika 339 m über dem Meere liegt. In _Ndumi_ (25-30 Hütten)
trifft man die letzten Kokospalmen an. Man hat früher geglaubt, auf
dieser Strecke, von Saadani über Kidudwe nach Farhani, einen besser
gangbaren Weg nach Usagara gefunden zu haben, als ihn die Ukami-Route
Bagamoyo--Simbamweni--Farhani bietet, weil auf jenem die sehr
schwierige und lästige Durchquerung der Makata-Ebene vermieden werden
konnte. Ja, die Engländer unter Rev. Price machten sich im Jahre 1876
sogar ans Werk, die Straße für Ochsenfuhrwerk benutzbar herzurichten.
Allein dies Unternehmen scheiterte vollständig, nicht nur wegen
der hier vorkommenden Tsetsefliege, sondern auch wegen der vielen
schwer passirbaren Dschungeln und der tief eingerissenen Bach- und
Flußrinnsale, die bei Regenwetter mit tosenden Gewässern sich anfüllen.

Von Ndumi bis Kidudwe wechselt die Gegend zwischen Savanne und dichtem
Wald; westlich von Magubika erschwert stundenlang ein stacheliges
Gestrüpp auf morastigem Boden das Vorwärtskommen, und zwischen
Matungu und Kidudwe liegt eine unbewohnte, dornige Savannenwildniß
von 30 km Ausdehnung. Hier und da zeigt sich bebautes Land, so bei
Mkange und Msisi; am günstigsten erschien die Lage von _Mbusine_ am
Rukigura, weshalb denn auch hier eine deutsche Station, Petershof,
gegründet wurde. Allein trotz der Schilderung üppigster Vegetation
an den mit Dörfern reichbesetzten Gehängen des Rukigura-Thales muß
die Rentabilität der Plantage stark bezweifelt werden, weil der
Lateritboden von einer viel zu dünnen Humusschicht bedeckt wird.

Schlägt man von Mbusine eine direct nördliche Richtung ein, so gelangt
man nach Durchschreitung einer Waldzone in die offene und fruchtbarere
Gegend von _Konde_ und an den von West nach Ost fließenden Mligasi, der
nördlich von Saadani das Meer erreichen soll. Bei _Kurimba_ (638 m)
gewinnt man die zweite Terrasse von Useguha, die bei _Muango_ (734 m)
mit dem Berg Kiwa ihre höchste Erhebung erreicht und dann langsam zum
Thal des Pangani bei Lutyomo (508 m) abfällt. Graf Pfeil, der als
erster Reisender dieses Stück Land 1887 durchwanderte, schildert die
Umgebung des Kiwa bis Kiambo als besonders fruchtbar, den graurothen
Boden lehmhaltig. Quellen und Bäche sind nicht zu sehen; die
Eingeborenen holen das Wasser aus nur ihnen bekannten Vertiefungen.
Wasserlose Steppe und lichtes Gehölz bedecken den nördlichsten Theil
von Kiambo bis zum Pangani, dessen rechtes Ufer bis zur Küste den
gleichen Landschaftscharakter trägt und auf dem nur zuweilen ein
dichter Niederwald, ausgezeichnet durch die mächtigen Ranken der
Landolphia, erscheint.

Südlich von Mbusine bis zum Gerengere erstreckt sich mit einer Erhebung
bis zu 432 m eine wasserlose, mit Dorngebüsch und stacheligem Gras
bedeckte und durch nackte Kiesflächen unterbrochene, unbewohnte Gegend.

_Udoë_ und _Ukwere_ liegen am rechten Ufer des Wami. _Udoë_ bietet,
sowie man den südöstlichen, ausgetrockneten Grenzstrich überschritten,
ein ziemlich erfreuliches Bild dar: Hügelreihen, waldbedeckte Abhänge,
in den thonhaltigen Thalgründen gutbebaute Felder und auf den
kurzgrasigen Wiesen ein Blumenmeer von Lilien und Narcissen. Aber das
Wasser ist brakisch und kaum trinkbar. Von Simbambili führt der Weg
über Mlonga zu dem durch Berge eingeengten Wami und am nördlichen Ufer
auf steilem Fußpfad zu der französischen Missionsstation _Mandera_,
die in einem durch viele Arbeit gewonnenen Gartenland ein ziemlich
angenehmes Dasein fristet.

_Ukwere_ ist armseliges Savannenland mit Buschwald. Der Weg von
Rosako nach Mfute am Wami (bei der Mündung des Rukigura), von den
von Bagamoyo nach Nguru und Usagara ziehenden Karavanen benutzt,
bietet keine wesentlichen Hindernisse, er trifft sogar bei den
_Pongwe_-Hügeln, die, 5-600 m hoch, die Ausläufer des Bergzuges bei
Mandera sein dürften, trotz des rothen, zähen Lehmbodens auf eine mit
zahlreichen Fächerpalmen und Ricinusbäumen geschmückte Gegend; aber der
südliche Theil, den die Straße von Rosako zum Gerengere und nach Ukami
durchzieht, birgt westlich von Mbiki ein 16 km breites, mühselig zu
durchschreitendes Dschungeldickicht. Bei _Msuwa_ und _Kisimo_ beginnt
der Boden an Fruchtbarkeit zuzunehmen. In dem welligen, zum Gerengere
führenden Gelände liegen zahlreiche Ortschaften, und _Musondi_ zeichnet
sich durch schöne Wiesengründe, ja durch Bananenpflanzungen aus. Die
Tsetsefliege soll nach Cameron's Bericht hier nicht existiren.


_Bevölkerung._

Die _Waseguha_ sind von mittlerer, etwas schmächtiger Statur, braun
oder schwarzbraun, mit krausem Kopf und Barthaar; die mittlern
Schneidezähne werden ausgefeilt. Sie tragen einen Lendenschurz von
Zeug oder Leder, begnügen sich aber gelegentlich mit Palmblättern.
Wenn auch noch Schwerter, Pfeil und Bogen bei ihnen gesehen werden,
so haben sie doch längst das Feuergewehr als Hauptwaffe sich erkoren.
Dieses verschaffte ihnen auch einst die Möglichkeit, die schlechter
bewaffneten Wasambara von dem nördlichen Ufer des Pangani in die Berge
zu vertreiben und in dem Thale selbst sich dauernd niederzulassen. Sie
erscheinen überall im Norden und Süden, wie auch die _Wakwere_, ihre
Stammesgenossen, als fleißige Ackerbauer.

Derjenige Theil der Bevölkerung, welcher die Mrima oder die
Küstenniederung bewohnt, hat sich ganz und gar dem Einfluß und der
Nachäffung arabischer Sitten ergeben: es sind das die _Wamrima_. Sie
tragen Fes, Hüften- und Schultertuch; die Weiber ein Sackkleid, das
unter den Armen über die Brust gebunden bis zum Fußgelenk hinabreicht.
Sie gelten als ein faules, heruntergekommenes, unzuverlässiges Volk,
dessen Intelligenz in der Erfindung der glaubwürdigsten Lügen gipfelt.

Zu den übrigen Bewohnern der Mrima gehören die _Suaheli_, das sind
Eingewanderte aus der Umgegend von Mombas und von der Insel Sansibar.
Suaheli heißt allgemein und eigentlich jeder Neger, der entweder auf
der Insel Sansibar oder auf dem Küstengebiet zwischen Lamu und Mombas
geboren, also in den ersten Niederlassungen der Vollblutaraber seßhaft
geworden ist. Der Suaheli ist Mulatte, das Product der Verbindung eines
Arabers mit einer Negerin. Doch auch die Kinder von Mulattenältern
rühmen sich Suaheli zu sein. Vom Araberthum haben sie die gekrümmte
Nase, vom Negerstamm die wulstigen Lippen und den Prognathismus
erhalten. Sie sind kurzköpfig. Ihre sie auszeichnende Tracht ist der
Turban und ein langes, gelbes Oberkleid. Sie betrachten sich allein als
die berechtigten Herren des Festlandes, den Araber von Oman aber als
Eindringling. Mit dem größten Mistrauen begegnen sie den Beamten des
Sultans von Sansibar.

Die _Wadoë_ bilden durch ihre Sitten und ihr abgeschlossenes
Stammesleben eine merkwürdige Enclave unter den Waseguha. Von jeher
dem Glauben ergeben, daß die Einsetzung oder die Bestattung eines
Häuptlings nur durch ein Festmahl von Menschenfleisch richtig
und würdig gefeiert werden könne, waren sie, da das Verzehren
der Stammesgenossen gegen die Sitte ging, auf Menschenraub in
den benachbarten Bezirken angewiesen. Da sie auch an Karavanen
sich vergriffen und die Sicherheit des Handelsverkehrs bedrohten,
unternahmen die Araber einen Vernichtungskrieg gegen sie, aber nur mit
halbem Erfolg. Sie wurden nur in engeren Raum zusammengedrängt. Man
behauptet, sie seien stamm- und sprachverwandt mit der Bevölkerung von
Manyema, westlich vom Tanganika-See. Sie besitzen ein einheitliches
souveränes Oberhaupt; 1884 war es der steinalte Simbambili, dessen
vierzig Kinder seine Herrschaft im ganzen Lande befestigten. Eine
Art staatlicher Organisation besteht, indem Udoë in vier Districte
eingetheilt ist. Die Wadoë sind fleißige Ackerbauer, schön und kräftig
gebaut. Den französischen Missionaren, die von der Küste nach Mandera
reisen, kommen sie stets mit Freundlichkeit entgegen.

Mit Ausnahme von Udoë und der Mrima, in welch letzterer der Sultan von
Sansibar seinem einheitlichen Wirken durch die Walis wenigstens dem
Namen nach Geltung verschafft, existirt in ganz Useguha keine größere
politische Gemeinschaft als die der einzelnen Dorfschaften unter ihren
voneinander unabhängigen Häuptlingen.


_Nguru._

Das Gebirgsland, in dem der Luseru und der Rukigura entspringen und
das diese mit vielen Nebenflüssen durchströmen, heißt _Nguru_. Eine
schärfere Begrenzung läßt sich nur für die südliche Abdachung angeben.
Das Stück des Wami, südlich von Kidudwe bis zur Mündung des Mvomero,
ist die Südgrenze von Nguru.

Diese Abdachung bildet die zweite Terrasse des Wami-Gebietes; sie
erhebt sich von 333 m bei Kidudwe bis zu 397 m bei Mvomero und setzt
sich nach Usagara fort. Sie ist unwirthbares Savannenland mit Busch,
mit morastigen Strecken östlich und mit dichtem Waldgestrüpp westlich
von Mkindo. Nur in dem 10 km breiten Thal von _Kidudwe_ und an den
Ufern des Luseru bei _Mkunga_ genießt man den Anblick einer fruchtbaren
Landschaft.

Da das Gebirge zum größten Theil mit geschlossenen Wäldern bedeckt
ist, bietet das Innere günstigern Boden zum Anbau. Eine ausführliche
Schilderung des ganzen Umfanges verdanken wir einem einzigen Reisenden,
dem englischen Missionar Last. Wenn sie auch möglicherweise etwas
zu optimistisch gefärbt ist, so erhält sie doch im Gegensatz zu der
erwiesenen Unfruchtbarkeit der andern bereisten Strecken einen gewissen
Grad von Glaubwürdigkeit.

An dem Nordwestrande des Gebirges aus der Masai-Ebene fließt der
Luseru herab; hier mündet das Thal des _Luvumo_, in welchem große
Rinderheerden weiden und das Zuckerrohr gedeiht. Bei Sagasa fließt
der _Luidschi_ in den Luseru; an seinen Ufern wohnt bis Mgära eine
dichte Bevölkerung; Zuckerrohr und selbst Bananen wachsen hier in
üppigster Fülle. Bei _Kisera_, durch welches die Handelsstraße vom
untern Wami nach dem elfenbeinreichen Masai-Land führt und das selbst
in weniger fruchtbarer Gegend liegt, nimmt der Luseru von Südwesten
den _Boroma_ auf. Er entspringt auf rauhen Höhen und durchströmt
bis Kibanti ein dürres, von Büffeln, Nashörnern und Elefanten
durchstreiftes Savannenland; bei _Kibanti_ entfaltet der von klarem
Wasser getränkte Boden eine derartige Fruchtbarkeit, daß trotz starker
localer Bevölkerung die weitere Umgebung mit Nahrungsmitteln versorgt
werden kann. Ein zweites Kibanti befindet sich weiter südlich auf den
Bergen, welche das rechte Ufer des Luseru begleiten, in einem Wald
von gigantischen Wollbäumen, Farrnbäumen und Himbeersträuchern. Die
französische Missionsstation _Mondo_ (Kinjumbi), 450 m über dem Meere,
liegt auf dem ansteigenden Gelände des westlichen Luseru-Ufers in einer
reich bewohnten Gegend von so vortrefflicher Güte, daß nach Kapitän
Foot's Meinung Kaffee-, Cacao- und Zuckerplantagen lohnenden Ertrag
liefern würden. Bis nach Mkunga hinab setzt sich die Fruchtbarkeit des
Luseru-Thales fort.


_Bevölkerung._

Von den _Wanguru_ wissen wir nicht vielmehr, als daß sie Ackerbauer
sind, im Wami-Thal nicht in bienenkorbartigen Hütten, sondern in
viereckigen, einen Hofraum umschließenden Tembes wohnen. Während sie
durch Vertreibung der Waschamba sich zu Herren des Luidschi-Thales
gemacht, benehmen sie sich am Luvumo gegen die eindringenden Masai so
furchtsam, daß sie alles ihnen geben und leisten, was verlangt wird.
Im obern Luseru-Thal legen sie die Felder inmitten der Waldungen an,
umzäunen diese mit Euphorbia-Hecken und lassen nur einen schmalen,
über 200 m langen Pfad, der noch durch mehrere verbarrikadirte Thore
überquert wird, bis zur Eingangspforte des Dorfes frei. So suchen sie
sich gegen die _Wahumba_ zu schützen, ein tapferes, kriegslustiges
Räuber- und Jägervolk.

Die Wahumba wohnen diesseit und jenseit der Höhen von Sabundila und an
den südwestlichen Grenzen gegen Usagara; sie werden ihrerseits wieder
von den Masai verfolgt.

Außerdem lebt noch ein anderer abgesplitterter Völkerstamm innerhalb
der Berge: die _Wakamba_. Sie sind hauptsächlich Jäger mit Pfeil und
Bogen und streifen bis zum Tanganika-See; sie verkaufen entweder die
erbeuteten Elefantenzähne für Rinder an die Masai oder sie bringen sie
selbst auf den Markt nach Mombas.

Die Bewohner von Nguru räumen keinem andern als dem eigenen
Dorfhäuptling irgendwelche Hoheitsrechte ein, und kein Häuptling hat
sich, soviel wir bisjetzt wissen, jemals zu einer hervorragenden
Stellung über die andern emporgeschwungen.


_Usagara._

Die Grenzlinie im Osten läuft von der Mündung des Mvomero den Wami
aufwärts bis zu dem Mindu- und Rufutu-Gebirge; im Süden durchschneidet
es in dem Bezirk Kirigawana's das Quellgebiet des Ruhembe-Iowa, im
Westen zieht sie sich dem Fuße des Rubeho-Gebirges entlang von Maroro
über Ugogi bis Tschunjo (westlich von Mbambwa). Im Norden kann man
im allgemeinen die Masai-Ebene als Grenze bezeichnen; Nsogi scheint
die erste größere Masai-Niederlassung zu sein. Läßt man, vielleicht
mit Recht, Gedscha (das Land der Wakaguru) als wesentlich gesonderte
Landschaft nicht gelten, so trennen die Berge von Sabundila und Kisiwa
im Anschluß an das Kidete-Gebirge Usagara von Nguru.

Vier Karavanenwege führen von Osten in das Herz von Usagara, nach dem
Mukondogwa-Thal im engern Sinn: der erste von Nguru, der zweite von
Ukami über die Makata-Ebene, der dritte von Kutu über den Goma-Paß und
ebenfalls über den Makata, der vierte von Kutu über den Mabruki-Paß
durch das Hochthal des Makata und am Ostrand des Rubeho-Gebirges
entlang.

Der erste Karavanenweg tritt aus Nguru bei Mvomero in das Land von
Usagara; er steigt auf der zweiten Terrasse bis Farhani von 397 m
bis zu 481 m über dem Meere an. Dieses zur Trockenzeit ausgedörrte
Savannenland mit Dschungelcomplexen und lichtem Gehölz von Akazien
und Delebpalmen von ungefähr 80 km Ausdehnung wird in der Regenzeit
auf weite Strecken hin zum Morast, namentlich südlich von Msuero
und Rudewa. Als eine kleine fruchtbare erquickende Oase erscheint
_Msuero_. Bei _Farhani_, _Rehenneko_ und _Kondoa_ (der französischen
Missionsstation) ändert sich das Landschaftsbild noch mehr:
schönbewaldete Berge treten nahe heran, eine zahlreiche Bevölkerung
bestellt die von klarem Wasser durchrieselten Felder von Negerkorn,
Mais und Bananen.[11] Die Ausdehnung des culturfähigen Bodens
beträgt nicht viel mehr als 12 km; bei dem Eintritt in die Enge des
Mukondogwa-Thales beginnt wieder die Wildniß.

Der zweite Karavanenweg überschreitet, von Simbamweni in Ukami
ausgehend, eine niedrige Einsattelung der Mindu-Berge auf felsigem
Grund und gelangt in die _Makata-Ebene_, welche aus zähem grauem Lehm
besteht, in der Trockenzeit hart wie Stein wird und in tiefe Risse
zerspringt, in der Regenzeit in schlüpfrigen Schlamm mit brusttiefen
Rinnsalen sich verwandelt: eine breitwellige Fläche voll Riedgras mit
vereinzeltem Bambusengebüsch und mit dichtem Baumwuchs an den Ufern des
Makata-Flusses. Stanley brauchte zur Ueberschreitung der 30 km breiten
Ebene, freilich in der Regenzeit, fünf Tagemärsche.

Der dritte Karavanenweg nimmt seinen Ausgang von Sungomero (150 m) in
Kutu. Zwischen Blöcken von Schiefer, über Glimmer, Kies und Sandstein
geht es im Rufutu-Gebirge steil aufwärts bis zum plateauartigen
_Goma-Paß_ (670 m). Man steht in einem Meer von Berggipfeln. Auf erst
abschüssigem, dann auf sanftem Abstieg durch hohes Gras, Cacteen
und Aloën kommt man nach _Muhama_, in eine freundliche Gegend mit
Fächerpalmen, Melonenbäumen und reichen Mais- und Durra-Feldern, dann
in den von niedrigen Hügeln eingeschlossenen und stellenweise von
tiefen Schluchten durchschnittenen Thalgrund des Makata. Am jenseitigen
Ufer dehnt sich bis zum Miombo eine Savannenfläche aus, die mit Gehölz
von Delebpalmen und immergrünen Laubbäumen geschmückt ist. Am mittlern
_Miombo_ wird viel Taback gebaut. Von hier bis hinab zum Eingang in das
Mukondogwa-Thal tritt ein mächtiger Urwald voll erstickender Miasmen
auf, den im Nordwesten eine unfruchtbare Steppe begrenzt. Durch diese
geht es zu den morastigen Ufern des Mukondogwa bei _Mbumi_ hinab.

Der vierte Karavanenweg hat seinen Ausgangspunkt ebenfalls in Sungomero
in Kutu und übersteigt das Rufutu-Gebirge in direct westlicher Richtung
über den _Mabruki-Paß_ und gelangt steil hinab in die Mulde von
_Kikoboga_ (513 m). Der südliche Abschluß der Makata-Ebene behält den
Charakter der ganzen bei; nur herrscht nicht mehr grauer Lehmboden vor,
sondern schwarze torfartige Erde mit zahlreichen Wassertümpeln. An den
Ostabhängen des Rubeho-Gebirges, denen entlang am linken Makata-Ufer
der Pfad von _Muhanda_ (492 m) nach abwärts führt, wechseln Hügel und
Schluchten ab. Zwischen Bananen und Delebpalmen und gutbebauten Feldern
liegt das _obere Mbumi_ (444 m).

Das _Mukondogwa-Thal_ von Kondoa bis Ndiabi ist in der Sohle derart
mit Schilf und Buschwald überwachsen und so leicht Ueberschwemmungen
ausgesetzt, daß auf beiden Seiten nur über die Berge die Wege
führen und mit Ausnahme von Kilosa, Sima und Kiora alle Hütten der
Eingeborenen hoch auf den Abhängen liegen. Geht man von Kondoa am
_nördlichen_ Ufer thalaufwärts, so muß man auf steilem, felsigem
Grund durch hohes Riedgras mühsam hinaufklettern; durch Dorngebüsch,
Mimosen und Akazien gelangt man wieder hinab zu der Niederlassung
von _Kilosa_ (Misongi, Kadetamare), zuerst zu Reis- und Maisfeldern
auf versumpftem Boden, dann zu günstiger gelegenem Land, auf welchem
sogar Taback cultivirt wird. Zwischen Kilosa und Sima drängt sich das
Gebirge mit vielen Dorfschaften dicht an das Flußufer heran. _Sima_
(Muinin-Sagara), ehemals deutsche Station, der Endpunkt des sehr
fruchtbaren Thales gleichen Namens, macht einen erfreulichen Eindruck
durch seine Wälder von Palmen und hohen Laubbäumen und gutgepflegten
Culturen. Von Sima bis zum Ende der Thalenge beim Absturz der
_Ruembe_-Berge zieht ein breiter Streifen kräftigen Pflanzenwuchses,
aber unbesiedelt in den untern Lagen hin, in den obern behält die
Landschaft den dürren Savannencharakter bei.

Am rechten, _südlichen_ Ufer, etwas oberhalb der Furt von Mbumi mündet
das pittoreske enge Thal des Tschogwe. _Kiora_ (ehemals deutsche
Station), im Osten und Westen von dornigem Gestrüpp umgeben, ist zwar
ein malerischer Platz, besitzt auch einige Felder, ernährt aber nur
eine dürftige Bevölkerung und gilt als ungesund. Viel besser ist die
_Manjovi_ genannte Gegend auf den Höhen oberhalb von Kiora: zahlreiche
Rinderheerden weiden auf prächtigen Wiesenfluren. Flußaufwärts von
Kiora bis Ndiabi durchwandert man ein wüstes, welliges Tafelland
mit dichtem Gebüsch von Aloën und Cacteen zwischen Sandhügeln und
Steingeröll. Bei _Ndiabi_ (738 m) am klaren und frischen Rumuma
erreicht man eine anmuthige, fruchtbare und bewohnte Gegend; Tamarinden
und Kalebassen stehen zwischen Feldern von Korn, Mais, Bohnen,
Erdnüssen und Taback.

Nach der schwülen, durch verfaulende Vegetation mit Miasmen erfüllten
Atmosphäre des Mukondogwa-Thales erfrischt in den ersten Stunden des
Marsches die reine trockene Luft der _Kleinen Marenga-Mkali_ (852 m
über dem Meere) zwischen Ndiabi und dem Großen Rubeho-Paß. Bald
aber lähmt die Monotonie der Landschaft die Freude des Wanderns:
trostlose, wasserlose Savanne, unterbrochen nur von rauhen Hügeln
mit Dschungeldickicht. _Inenge_ (1089 m) am Fuß des Rubeho-Gebirges,
in rothbrauner Ebene gelegen, bietet endlich Erholung und als
Ueberraschung die lang entbehrten Nahrungsmittel: Butter, Milch und
Honig. Steil und steinig aufwärts geht es durch das Gebirge voll
aromatischer Kräuter in zwei Anstiegen zum Großen (1542 m) und dann zum
Kleinen _Rubeho_- oder _Windi-Paß_ (1710 m), an tiefen Abgründen und
hohen Felskegeln vorbei. Auf ähnlich rauhem Wege, der zuletzt in eine
Via mala sich umgestaltet, kommt man hinab nach _Ugogi_ (830 m), dem
letzten Ruheplatz vor der Großen Marenga-Mkali.

Die breite Hochebene, welche von Ndiabi am Ugombe-See vorbei und
längs des Matamombo bis Mbambwa sich erstreckt, erscheint als ein
von steilen, dunkelbraunen Berghängen umfaßtes früheres Seebecken.
Das Wasser ist brakisch. Auf dem von der Sonne gebleichten staubigen
Granitboden wächst dünnes, hartes Gras und stehen in weiter Zerstreuung
einzelne Baobabs.

In _Mbambwa_ (Mpwapwa) (986 m) betritt man wieder lachende Gefilde,
mit frischem Grün bekleidete Hügel. Riesige Sykomoren, Tamarinden und
Wollbäume gewähren den ersehnten Schatten und die dichte Bevölkerung
versorgt aus ihren großen Rinderheerden die Karavanen mit Fleisch.

Mbambwa ist der Vereinigungspunkt der südlichen Karavanenstraßen, von
Mvomero über Farhani durch das Mukondogwa-Thal, und der nördlichen,
kürzeren von Mvomero über Mkundi und Mamboia. Letztere geht in
einer Meereshöhe von 800-1000 m durch einen der besten Landstriche
Usagaras. Westlich der felsigen Kidete-Berge breitet sich eine
wildreiche unbewohnte Ebene aus. Bei _Makubika_ wird sie zu einer
gesegneten, reichlich bewässerten und gut bevölkerten Gegend, in
welcher Rindviehzucht getrieben wird. _Mamboia_ (1216 m), eine
englische Missionsstation, liegt auf einem Hügel am Nordende des
schönen Sima-Thales; die gute Qualität des Bodens erhält sich bis Nguru
und Berega in der Richtung von Sabundila und Kisiwa am Westrand des
Mguru-Gebirges, verwandelt sich aber von dort nordöstlich in steinige,
dornige Steppen.

Das herrlichste Land findet man im 16 km breiten Becken von _Kitangi_
(1050 m) an den Quellen des Mtate.

Die starke Bevölkerung treibt neben Ackerbau ergiebige Viehzucht; das
Land ist offen, mit kurzem Gras und nur an den Wasserrinnen mit Busch
bedeckt.

Den Mtate abwärts bleibt die Fruchtbarkeit auf gleicher Höhe; das Thal
ist aber wegen räuberischer Einfälle zum größten Theil verlassen.
Dieses Eden schließen im Westen die _Kleinen Rubeho-Berge_ ab, deren
höchster steilansteigender Uebergang 1368 m über dem Meere liegt. Nach
Südwesten und Westen flachen sie sich ganz allmählich ab und bilden
wahrscheinlich die nördliche Begrenzung des Matamombo-Thales; im Norden
enden sie rasch in einer ungemein wildreichen, von Dschungeldickicht
durchsetzten Ebene, die nach Westen über die Karavanenstraße herabbiegt
und von einer Thalschlucht mit Steinsalzlager begrenzt wird. Hier
und in dem unmittelbar westlich aufsteigenden Hügelzug von Mlali
(1127 m über dem Meere) sind wahrscheinlich die Quellzuflüsse des
salzig-bittern Matamombo zu suchen. Zwischen dem fruchtbaren und
stark bewohnten Bezirk von _Tubugwe_ und Mbambwa erheben sich die
_Kiboriani-Berge_ bis zu 1800 m. Nördlich von ihnen beginnt, bei
_Sagala_, mit anbaufähigem Boden das mächtige Hochplateau Innerafrikas;
bei der vorwiegenden Trockenheit, die nur während fünf Monaten von
einzelnen Regenschauern unterbrochen wird, ist die Luft rein und frei
von Malariakeimen.

Nicht zum Flußgebiet des Wami, aber ethnographisch zu Usagara gehört
die sogenannte _Kirigawana-Route_; sie geht von Ugogi der Südseite des
Rubeho-Gebirges entlang, übersteigt dieses bei Kiperepeta und endet
bei Kikoboga am Südende der Makata-Ebene. Sie wird mit Vorliebe bei dem
Marsch aus dem Innern gewählt, da hier weniger oder seltener an die
Häuptlinge Tribut zu zahlen, überall der Nahrungsbedarf zu bekommen und
die meist offene Steppe leicht zu passiren ist.

Unbequemlichkeiten verursachen nur die vielen Flußübergänge und das
schlüpfrige Auf- und Absteigen an den Bergrippen, welche entweder mit
schwarzschlammiger Erde bedeckt sind oder aus nacktem Felsgestein
bestehen. Südöstlich von Ugogi, nach einem kurzen Marsch durch
welliges, dorniges Land, eröffnet sich dem Blick bei _Murundusi_, dem
Grenzort zwischen Uhehe und Usagara, eine herrliche, fruchtbare Gegend:
feines Gras, Tamarinden, Sykomoren und Miombos von außergewöhnlicher
Stärke, in denen Papagaien, Tauben und Dohlen nisten; zwischen den
Behausungen der Eingeborenen Rinder in Menge; in Gruben von 5-6 m
Tiefe vorzügliches Trinkwasser. Von hier bis Maroro (653 m) trifft
man nur dürres, rauhes Land von rother Erde; vereinzelte Schluchten
mit weißsandigen Ufern, von smaragdgrünen Bäumen umsäumt. Bei _Rudi_,
das von Wahehe bewohnt wird, gibt es viel Tabackbau. Westlich von
Kikako durchschreitet man auf steinigem Bergpfad den einzigen
zusammenhängenden größern Wald. _Maroro_ besitzt frisches Gewässer,
das rasch in der schwarzen Erde der tiefern ebenen Lagen versumpft
und hohes, binsenartiges Gras hervorschießen läßt. Auf den Feldern
dazwischen gedeihen in der feuchtheißen Luft Mais, Durra, Bataten und
Taback. Der Ort ist ungesund und die Plage der Mosquitos peinlicher
als sonst auf diesem Wege. Von Maroro gelangt man durch Stein und
Gestrüpp über den Paß von Kiperepeta nach dem von grünen Hügeln
umgebenen, ziemlich fruchtbaren Bezirk von _Kisanga_, in welchem das
Dorf Kirigawana liegt. Verleihen auch Sykomoren und Wollbäume dem
Landschaftsbild einen etwas mehr erfreulichen Anblick, so ist doch
das Erträgniß der Felder sowol hier wie am Ruhembe-Bach von geringer
Beschaffenheit.


_Bevölkerung._

Die _Wasagara_ sind im Wami-Thal meist Ackerbauer und in den Hochebenen
der Nordgrenze meist Viehzüchter. Ziegenfelle, Grasröcke, zuweilen auch
Tuchfetzen bilden die spärliche Bekleidung; Ringe von Messingdraht um
die Arme, die Fußgelenke, um den Hals (hier zuweilen weit abstehend)
und schwer herabziehende Ohrgehänge bilden den Schmuck; Pfeile,
Assegais und Steinschloßgewehre in geringer Zahl die Waffen. Stirn,
Brust und Arme werden tätowirt. Wegen der häufigen Ueberschwemmungen
und aus Furcht vor den thalwärts ziehenden Räuberhorden bauen sie
sich fast ausnahmslos an den Abhängen des Gebirges an. Im mittlern
Wami-Thal, zwischen Msuero und Kondoa, und theilweise in den nördlichen
Districten bis Mbambwa wohnen sie in den schmutzigen, von Ungeziefer
wimmelnden viereckigen Lehmgehöften, in den Tembes, sonst in den
üblichen bienenkorbartigen Hütten. Von ihrem Nationalcharakter
können wir nur die eine negative Thatsache anführen, daß sie kein
besonders tapferes Volk sind und sich den Sklavenjagden der Waseguha,
Wahumba, Wagogo und Wahehe wenn möglich durch das Verlassen von Haus
und Hof entziehen. Elend und scheu ist ihr Aussehen und Benehmen im
Mukondogwa-Thal, entschieden stämmiger und kampflustiger am Rumuma und
an der Nordgrenze. Unter ihnen wohnt ein gesonderter Jägerstamm, wie
die Wandorobbo unter den Wakuafi und die Wakamba unter den Wanguru,
nämlich die _Wakwa_ im Wami-Thal bei Mungubugubu und Msuero; sie
erlegen Elefanten und Büffel mit vergifteten Pfeilen oder auch mit
Steinschloßgewehren.

Eine politische Organisation für ganz Usagara oder nur für einen
größern Theil existirt nicht. Was als Ortschaft in den Karten
bezeichnet ist, bedeutet meistens einen Bezirk oder eine Gemeinde;
die zugehörigen Hüttencomplexe haben ein gemeinschaftliches Oberhaupt,
einen Dorfhäuptling. Diese „Herrscher und Fürsten” sind voneinander
unabhängig und von keinem wird berichtet, daß er hervorragenden Einfluß
in einem größern Umkreis gewonnen. Nur eine Ausnahme könnte bestehen,
wenn sich die Verhältnisse seit der Reise des französischen Missionars
Etienne Bauer im Jahr 1885 nicht geändert haben: das Land am Westufer
des Wami zwischen Loonga und Komberina mit Farhani und Rudewa und
am Ostufer mit Kakonga und Kisukara stehen unter der Oberhoheit der
Fürstin Simbamweni in Ukami.


Schlußbetrachtung.

Was an Naturproducten das Wami-Gebiet gegenwärtig hervorbringt, kommt
für den _Export_ kaum in Betracht: es sind nur Feldfrüchte, die den
Localbedarf decken. Demnach kann auch der _Import_, Baumwollzeuge,
Eisen- und Messingdraht, bei der Bedürfnißlosigkeit der wenig
energischen Bevölkerung von keiner besondern Bedeutung sein.

Allein die Fruchtbarkeit des Bodens ist in einzelnen Gegenden so
gewaltig und so wenig ausgebeutet, daß eine erhöhte Culturthätigkeit
Aussicht auf lohnenden Ertrag verspricht. Die geringen Resultate der
bisherigen Versuche in Mbusine, Kiora und zum Theil auch in Sima dürfen
nicht abschrecken; es waren nicht die besten, sondern nur die zunächst
liegenden Plätze ausgewählt worden.

Soweit die bisher erworbene Kenntniß des Landes es erlaubt, kann
behauptet werden, daß zum _Plantagenbau_ in erster Linie sich eignen:
Mondo im Thal des Luseru für Kaffee, Cacao, Zuckerrohr, Taback; Farhani
in der Makata-Ebene für Zuckerrohr und Taback; das mittlere Sima-Thal,
ebenfalls für Taback.

In zweiter Linie: das obere Thal des Luseru bei Sagasa, Kibanti und am
Luvumo.

Endlich, besonders als Jagd- und Viehzuchtstationen: Kitangi und
Mbambwa.

Für alle, auch für die erstgenannten Ansiedelungen gilt als sehr
bedeutendes Erschwerniß der Mangel guter Verkehrswege und die allzu
große Entfernung von der See.

Die _Arbeiterfrage_ wird wahrscheinlich keine ungünstig entscheidende
Rolle spielen, denn die Bevölkerung ist in jenen Bezirken eine
zahlreiche und an Ackerbau gewöhnte.



Das Kingani-Gebiet mit Usaramo, Ukami und Kutu.


Allgemeine Gestaltung.

Zwischen den Mündungen des Kingani und des Rufidschi liegt die Küste
als ein 5-20 km breiter, niedriger, knapp über die Meereshöhe sich
erhebender Streifen Landes da. Von diesem steigt ein Plateau empor, das
zwischen den beiden genannten Flüssen sich bis nach Sungomero in Kutu
ausdehnt. Es ist eine von Süd nach Nordwest geneigte Fläche; es fällt
von der höchsten Erhebung am Konoge-Hügel (210 m) der Küste entlang
bis gegen Bweni (90 m) und längs des Rufidschi bis Sungomero (153 m)
langsam ab; rascher und tiefer senkt es sich gegen das Thal des Kingani
(Dundunguru 58 m und Kiranga Nanga 22 m). Der östliche Plateaurand
tritt als ein Hügelgelände zwischen Kondutschi und Dar-es-Salaam dicht
an die See heran, buchtet sich weiter südlich aus und gibt Raum für
die Verbreiterung der Thalebene des Mbesi; von den Marui- bis zu den
Konoge-Hügeln verläuft er nahezu parallel mit der Seeküste.

Im Vergleich mit der ersten Terrasse Useguhas liegt die Hochfläche
Usaramos um durchschnittlich 150 m niedriger und reicht ununterbrochen
um etwa 100 km weiter landeinwärts. Deshalb machen sich auch die
Seewinde und das Seeklima bis tief nach Kutu hinein bemerklich. Der
östliche Thalgrund des Kingani von Bomani bis Usungula wird von dem
westlichen durchschnittlich um 70 m überragt, sodaß dieser wie eine
Hügelkette erscheint.

Im Westen von Usaramo steigt, vom Gerengere und Mgeta wie von zwei
Armen umfaßt, eine vielfach gegliederte Gebirgsmasse empor. Den
Centralstock bildet das _Uruguru-Gebirge_ in Ukami mit einer Erhebung
von 1800-2000 m. Es dehnt sich nach Nordosten bis zum _Kungwe_ oder
Kira-Berg (1768 m) aus, der als Höhenzug südöstlich sich fortsetzt
und mit dem _Kidunda_-Berg am Mgeta endet. Nach Süden dacht sich das
Uruguru-Gebirge zu den _Dutumi_- oder _Mkambaka_-Bergen (900-1200 m)
und nach Westen zu den _Kigambwe_-Bergen ab. An diese schließen
sich nördlich die 570 m hohen Kihindo- (oder Mindu-) und die
Mguruwandege-Berge an, welche Ukami und Kutu von der Makata-Ebene in
Usagara scheiden; im Süden stößt das Rufutu-Gebirge (ungefähr 800 m) an.

Die schroffen Abhänge der Dutumi-Berge umschließen im Norden die
Thalebene von Sungomero und Kiriru; dagegen bildet eine östliche
Abzweigung der Rufutu-Berge von Mbwigwa gegen Behobeho die
Wasserscheide zwischen dem Mgeta und dem Msendasi-Ruaha.

Das ganze Gebirge in Ukami und Kutu besteht aus Granit, der als nackter
Felsen auf den Kämmen und höchsten Gipfeln zu Tage tritt oder in
mächtigen, zerstreut liegenden Blöcken gefunden wird. Manchmal ist er
von Thon- und Sandsteinschichten überlagert. Die Bergcontouren sind
kuppelförmig oder wildgezackt. Eine eigenthümlich symmetrische Form
besitzt der Kilima Hatambula bei Behobeho; von einer flachen Terrasse
erhebt er sich viereckig, gleich einem Denkmal, nahezu senkrecht. Die
Masse besteht aus Sandstein; dazwischen liegen eingesprengte Lavalager,
welche die totale Verwitterung gehemmt und die Gleichförmigkeit bewirkt
haben.


Flußsystem.

Das Plateau von Usaramo wird an seiner Westgrenze von dem Kingani und
an seinem Südrande von dem Rufidschi bespült, aber in keiner Richtung
von irgend nennenswerthen Rinnsalen durchfurcht. So erhält der Kingani
von der gegen sein Bett stark geneigten 60-100 km breiten Hochfläche
keinen einzigen nennenswerthen Zufluß; alles Wasser, das ihm zuströmt,
kommt von der linken Seite, von den Bergen von Ukami und Kutu. Nur dem
steilen Ostrand der Hochfläche entquellen eine größere Zahl von Bächen,
die sich nach kurzem Lauf in das Meer ergießen, so der _Msinga_ in die
Bucht von Dar-es-Salaam, der _Mbesi_ in die Schungu-Bai und der _Mgasi_
in die Bai von Kisiju.

Der _Kingani_ entsteht aus dem Zusammenfluß des Gerengere und Mgeta bei
Usungula. Beide entspringen im Ukami-Gebirge.

Das Quellgebiet des _Gerengere_ liegt in dem Zusammenstoß des
Uruguru-Gebirges mit den Kigambwe-Bergen. Nach kurzem nördlichen Lauf
schlägt er in mehrfachen Windungen eine östliche und von Konge eine
nahezu südliche Richtung ein. Im Oberlauf nimmt er von rechts den
_Mrogoro_ mit dem _Tongeni_, dann bei Vingongo den _Makobola_ und
endlich nördlich von Quaba den _Longwe_ auf. Von der Useguha-Terrasse
strömt ihm bei Konge der _Tange_ zu. Er ist ein klares Wasser mit
starkem Gefäll, in theils sandigem, theils felsigem Bett. In der
Regenzeit wird er von den Sturzbächen des Gebirges überfüllt und
tritt verwüstend über seine Ufer. Die Ueberschwemmungen steigern sich
in manchen Jahren bis zur Zerstörung weiter, angebauter Strecken,
besonders bei Simbamweni und Musondi. Seine Breite beträgt in der
Regenzeit bei Simbamweni 2 m, seine Tiefe 1½ m und die Uferhöhe 4 m;
bei Musondi ist er 27 m (nach Stanley 18 m) breit, knietief und seine
Ufer haben die Höhe von 7-8 m, wie Cameron angibt. Die Breite des
Flußbettes selbst erweitert sich aber hier bis zu 225 m.

Der Mgeta entspringt auf der Südseite des Kigambwe-Gebirges,
durchströmt die Ebene von Sungomero und behält noch bis Kidunda den
Charakter eines in sandigem und steinigem Bett fließenden gelblichen
Bergwassers bei; kurz nach der Regenzeit hat er hier eine Breite
von 45 m und eine Tiefe von 3½ m. Er nimmt von den Dutumi-Bergen
den _Mgasi_ und _Dutumi_ auf und vom Uruguru-Gebirge den noch nicht
erforschten _Mswasi_. Dicht unterhalb des Mabruki-Passes befindet sich
die Wasserscheide des Mgeta vom Ruaha; nach Süden fließt der _Msendasi_
ab, nach Osten der _Msegwe_ und _Vilansi_. Bei Kidunda erhält er den
einzigen stärkern Zufluß vom Plateau, den in tiefeingeschnittenem
Bett über Blöcke von Quarz, Syenit, Hornblende und rothem Sandstein
dahinfließenden _Manjora_.

Der _Kingani_ (auch Rufu und zwischen Kidunda und Usungula Mpezi
genannt) wälzt sein rothbraunes, süßlich schmeckendes Wasser von
Usungula in vielfach geschlungenem Lauf mit nordöstlicher Richtung dem
Meere zu. Seine Breite schwankt im untern Lauf je nach der Jahreszeit
zwischen 15 und 45 m. Die Thalebene, die bei Kiranga Ranga eine Breite
von 11 km besitzt und bei Dunda auf 4 km sich verengt, erweitert sich
bei der Fähre von Bagamoyo und Bikiro bis zu 13 km. Seine Ufer sind
schlammig. Er wird eingeschlossen von den Plateaurändern von Ukwere
auf der linken Seite (105 m) und von Usaramo auf der rechten Seite
(allmählich ansteigend von 22 und 38 m bis zu 58 m bei Dundunguru).
An seiner Mündung schließen sich mit Mangrovewaldungen dicht umsäumte
Lagunen an. Er ist bis Dunda zu jeder Jahreszeit schiffbar, zur
Regenzeit noch 20 km weiter stromaufwärts.


Klima.

Das niedrige, weitausgedehnte Plateau von Usaramo gestattet dem
feuchten Küstenklima den Zutritt bis tief in die Thäler von Kutu,
die Hochfläche von Ukwere hingegen hält die vom Meer aufsteigende
Feuchtigkeit von dem Tiefland von Ukami ab. An der Küste weht von
9 oder 10 Uhr vormittags angefangen tagsüber der Seewind, nach
Sonnenuntergang bringt der Landwind entsetzliche Schwüle. Man bemerkt
noch in Sungomero am Vormittag und am Abend die Seebrise. Der über die
erhitzte Ebene streichende Wind begegnet im Innern den vom Gebirge
herabfließenden kühlern Luftströmungen, weshalb in Kutu mit Ausnahme
einiger Wochen im Januar fortwährende Feuchtigkeit herrscht und häufige
Niederschläge sich einstellen. An der Küste und nahe landeinwärts
tritt zwischen der großen Regenzeit (März bis Mai) und der kleinen
(October und November) eine ausgesprochene andauernde Trockenzeit ein.
Wird einerseits Kutu durch den Wechsel von Seewind und Bergwind fast
unaufhörlich in Dunst gehüllt, dem sehr empfindlichen plötzlichen
Austausch zwischen Schwüle und Kälte ausgesetzt und durch die aus
faulender Vegetation aufsteigenden Giftgase in eine nie versiegende
Brutstätte des Fiebers verwandelt, so genießt Ukami, dank Ukwere und
den eigenen Bergen, nicht nur den befruchtenden Segen intermittirenden
Regens fast in allen Monaten, sondern auch eine gleichmäßigere,
angenehmere Temperatur und besitzt deshalb weit günstigere
Gesundheitsverhältnisse als Kutu und der größere Theil von Usaramo.

Um einen ziffermäßigen Vergleich der _Temperaturen_ anzustellen,
kann man nur die Aufzeichnungen Burton's[12] und die Tabellen von
O. Kersten in Bezug auf Kutu, Usaramo und Sansibar benutzen; und auch
bei Burton genügen allein die Angaben über Sungomero den Anforderungen
annähernd erschöpfender Genauigkeit; denn für Usaramo sind es zu
wenig Beobachtungstage und die hier gebrauchte Ortsangabe „auf dem
Rückmarsch” ist zu allgemein. Thomson[13] hat wol auch eine Reihe von
Thermometerablesungen angegeben, aber sie dürften bei dem Mangel der
Stunde, ja in den meisten Fällen der Tageszeit überhaupt, nur in ganz
beschränkter Weise einige Verwerthung finden.

  Mitteltemperaturen für Usaramo und Kutu im Vergleich
  mit Sansibar.

  Max. - Maximum
  Min. - Minimum
  Dif. - Differenz
  AdB  - Anzahl der Beobachtungstage.
  Höhe - Meereshöhe in Metern.

  ==========++===========++======++===++===============++===============
            ||           ||      ||AdB||     R.°       ||     R.°
   Monat.   ||  Gegend.  || Höhe ||   ++-----+----+----++----+----+-----
            ||           ||      ||   ||  V. | N. | N. ||Max.|Min.|Dif.
            ||           ||      ||   || 6 U.|4 U.|6 U.||    |    |
  ==========++===========++======++===++=====+====+====++====+====+=====
  Januar    ||Sansibar   ||  --  || 29||21   |22,8|21,4||23,5|20,4| 3,1
            ||           ||      ||   ||     |    |    ||    |    |
  (Februar) ||Kondutschi,||      ||   ||     |    |    ||    |    |
            ||  an der   ||      ||   ||     |    |    ||    |    |
            ||  Küste    ||  --  ||  1||20   |29,7|21  || -- | -- | --
            ||           ||      ||   ||     |    |    ||    |    |
  Januar    ||Plateau    ||      ||   ||     |    |    ||    |    |
            ||  von      || ca.  ||   ||     |    |    ||    |    |
            ||Usaramo    || 30-60|| 10||19   |31,6|22,6||34,6|18,6|16
            ||           ||      ||   ||     |    |    ||    |    |
  Januar    ||Sungomero  ||      ||   ||     |    |    ||    |    |
            || in Kutu   || 153  ||23 ||17,9 |29,4|21,7||34,6|18,6|16
            ||           ||      ||   ||     |    |    ||    |    |
            ||           ||      ||   ||     |    |    ||    |    |
            ||           ||      ||   ||  V. | N. | N. ||    |    |
            ||           ||      ||   ||10 U.|4 U.|6 U.||    |    |
            ||           ||      ||   ||     |    |    ||    |    |
  August    ||Sansibar   ||  --  ||28 ||19,4 |20,6| -- ||21,8|16,6| 5,2
            ||           ||      ||   ||     |    |    ||    |    |
  (Juli)    ||Kaole, an  ||      ||   ||     |    |    ||    |    |
            || der Küste ||  --  || 3 ||21,4 |21,7| -- || -- | -- | --
            ||           ||      ||   ||     |    |    ||    |    |
  August    ||Sungomero  || 153  || 7 ||18,9 |20,8| -- ||23,6|18  | 5,6


Temperaturen in der Thalebene und im Gebirge vom Kutu.

  ==========++===========++======++===++===============++===============
            ||           ||      ||AdB||     R.°       ||     R.°
   Monat.   ||  Gegend.  || Höhe ||   ++-----+----+----++----+----+-----
            ||           ||      ||   ||  V. | N. | N. ||Max.|Min.|Dif.
            ||           ||      ||   || 6 U.|4 U.|6 U.||    |    |
  ==========++===========++======++===++=====+====+====++====+====+=====
  December  ||Mabruki-Paß|| 600  ||   ||     |    |    ||    |    |
   (Ende)   ||u. Kirengwe||u. 204|| 4 || 18,7|27,5|22,4|| -- | -- | --
            ||           ||      ||   ||     |    |    ||    |    |
  Jan.(Anf.)||Sungomero  || 153  || 4 || 18  |32,7|22,1|| -- | -- | --
            ||           ||      ||   ||     |    |    ||    |    |
  Juli(Anf.)||Mabruki-Paß|| 600  ||   ||     |    |    ||    |    |
            ||u. Kirengwe||u. 204|| 7 || 15,3|18,5|22  || -- | -- | --
            ||           ||      ||   ||     |    |    ||    |    |
  Aug.(Anf.)||Sungomero  || 153  || 7 || --  |20,8| -- || -- | -- | --

  _Anmerkung._ Die Aufzeichnungen Burton's für das Festland sind nicht
  genau um 6 Uhr vormittags und 6 Uhr nachmittags gemacht, sondern
  bei „Sonnenaufgang” und „Sonnenuntergang”. Die Temperaturen auf dem
  Mabruki-Paß Anfang Juli stammen von J. Thomson, der sie „am Morgen,
  Mittag und Abend” notirte.

Betrachtet man die Durchschnittstemperatur im Monat Januar für
Sansibar und Sungomero, so springt der bedeutende Unterschied in die
Augen; in Sansibar steigt und sinkt während des Tages und der Nacht
das Thermometer kaum um 2° R., in Sungomero dagegen kühlt sich die
starke Mittagshitze rasch in zwei bis drei Stunden um 7,1° R. und
während der Nacht noch um 4,2° R. ab. Noch deutlicher zeigen sich die
starken Differenzen, wenn man die Schwankungen der Temperatur nicht im
Monatsmittel, sondern an einzelnen Tagen, wie bei Burton zu finden ist,
beachtet.

                                       _Abkühlung._

                        Von 4 Uhr nachm. bis    Von Sonnenuntergang
                        Sonnenuntergang          bis Sonnenaufgang

  Vom 3. bis 8. Januar:    um 11° R.                um 2,4° R.
                              11,2                     4
                               8                       5,2
                              12                       4,6
                               9,1                     3,4
  Vom 16. bis 21. Januar:  um 10,6                  um 5,4
                               8,5                     8,2
                               5                       5,4
                               9,7                     6,3
                              10,7                     6.

Der Abkühlung bis zum Abend folgt eine ungleichartige während der
Nacht; niemals ist aber die Abkühlung im Verlauf der ganzen Nacht
gleich intensiv wie jene während der kurzen Zeit von 4 Uhr nachmittags
bis zu Sonnenuntergang.

Mit einigem Vorbehalt müssen die Temperaturangaben über das Plateau
von Usaramo der Betrachtung unterzogen werden. Denn sie erstrecken
sich auf einen verhältnißmäßig ungenügenden Zeitraum und wurden
in stetem Wandern von dem Innern nach der Küste gemacht. Aber die
Temperaturabnahme ist auch hier eine rapide und an einzelnen Tagen eine
sehr intensive.

                                       _Abkühlung._

                        Von 4 Uhr nachm. bis  Von Sonnenuntergang
                          Sonnenuntergang      bis Sonnenaufgang

  Vom 21. bis 31. Januar um    3,9° R.              um 3,3° R.
                               5,7                     2,3
                               4,7                     2,4
                               8                       2,6
                               7                       4,4
                              11,8                     1,6
                              10,6                     5
                              11,6                     4,4
                               8,8                     4,6.

Die Hitze um Mittag steigert sich in Usaramo um ein Merkliches im
Verhältniß zur Kutu-Ebene und mildert sich (wenn man drei von den
angeführten Tagen nicht in Rechnung zieht) in geringerm Grade, da ja
die kalten Luftströmungen vom Gebirge auf weitere Entfernungen nicht so
wirksam sein können, als in der nächsten Umgebung. Daß die Differenz
zwischen Maximum und Minimum in Kutu und Usaramo gleich hoch ist,
dürfte vielleicht dem Einfluß jener drei absonderlich gearteten Tage
zugeschrieben werden.

Die Temperaturvergleichung von Sansibar und Sungomero im Monat
August erlaubt (bei allem Vorbehalt wegen der geringen Zahl von
Beobachtungstagen) den einen Schluß, daß Kutu an der allgemeinen
Abnahme der Hitze theilnimmt und daß es nur in Erinnerung an die
höhere Januartemperatur bedeutend kühler erscheint als Sansibar.

Nach allen Reiseberichten ist die Luft, sobald man das Gebirge selbst
betritt, ungemein erfrischend. Wenn auch die Mittagshitze um 2°-5° sich
mindert und in vereinzelten Fällen das Thermometer nachts sogar auf 16°
und 15° herabsinkt, so scheint doch die ausschlaggebende Ursache des
erhöhten Wohlbefindens die Dunstlosigkeit und Reinheit der Atmosphäre
zu sein.

Von Ukami wissen wir nach Stanley nur, daß die Tagestemperatur sich
gewöhnlich zwischen 23° und 24° R. hält und daß die Nächte kühl sind.

Wirft man zum Vergleich einen Rückblick auf die klimatischen
Verhältnisse des Wami-Gebietes, so ergibt sich, wenigstens für Januar
und Februar, ein wesentlicher Unterschied zwischen Useguha und
Usagara einerseits und Usaramo und Kutu andererseits. Jene um 2-400 m
höher gelegenen Binnenländer besitzen eine viel gleichmäßigere warme
Tagestemperatur und infolge dessen eine um die Hälfte verminderte
Abkühlung; dagegen übersteigt das Maximum der Mittagshitze am Kingani,
am Mgeta und auf dem südlich anstoßenden niedrigen Plateau das Maximum
der andern Landschaften um 7° R. Auch die Heftigkeit der Abkühlung von
Nachmittag bis Sonnenuntergang in der Thalebene von Sungomero wird
nur annähernd von jener am Südfuße des Rubeho-Gebirges erreicht: dort
8°-12°, hier 4°-8° R.


Vegetation und Thierwelt.

Nach der allgemeinen Gestaltung und nach den klimatischen
Verhältnissen hat das Gebiet des Kingani drei voneinander getrennte
Eigenthümlichkeiten in Bezug auf die _Pflanzenbedeckung_: der schmale
Küstensaum producirt außer Getreide eine große Anzahl tropischer
Früchte, er zeichnet sich durch Kokospalmen und Kopalwaldungen aus,
in denen das halbfossile Harz in ungeheuerer Menge und von besonderer
Güte ausgegraben wird; das Plateauland ist wegen der ausdörrenden
Hitze und der Lateriteigenschaft des Bodens mit wenigen Ausnahmen
gänzlich unfruchtbar und die Thalsohle des Kingani wegen seiner
morastigen Beschaffenheit höchstens für vereinzelte Reisculturen
verwerthbar; die Gebirgsgegenden von Ukami und Kutu strotzen von der
Fähigkeit, die reichsten Früchte dem Anbau zu gewähren, liefern aber
theils wegen der mächtigen Urwälder, theils wegen geringer Bevölkerung
und herrschender Fieberluft kaum viel mehr als den Bedarf der täglichen
Nahrungsmittel.

Nur in Bezug auf Kutu muß hervorgehoben werden, daß der in Sungomero
gebaute Taback sehr gesucht ist und bis an die Küste verschickt wird
und daß in seinen Waldungen Schätze von Kautschuk verborgen liegen.

Charakteristisch für das ganze Gebiet ist das Nichtvorhandensein von
Rinderheerden; entweder gedeiht kein Futtergras, sondern nur das harte,
hohe schilfartige, mit Giftpflanzen in ungeheuerer Menge untermischte,
oder die Tsetsefliege vernichtet mit ihrem tödlichen Stich jede
aufwachsende Zucht.

Man findet, je nach der Beschaffenheit der Bezirke, Felder von Reis,
Zuckerrohr, Taback (besonders in Kutu), den Stechapfel (~Datura
stramonium~), Reis, Hirse, Sesam, Erdnüsse, Bohnen, süße Kartoffeln,
selbst Ananas und Orangen (doch nur an der Küste); wild wächst der
Bang (Hanf), die Baumwoll- und die Ricinusstaude. An Bäumen wird
sorgsam gepflegt die Kokospalme, der Mango- und der Melonenbaum. Mit
der Einführung der Oelpalme wurde bei Dar-es-Salaam ein halbgelungener
Versuch gemacht. Die Wälder bestehen in der Küstenniederung besonders
aus Mangrove- und Kopalbäumen, im Gebirge aus Fächerpalmen, Wollbäumen,
Mimosen, Tamarinden und gummireichem Schlinggewächs.

Erprobte Culturfähigkeit des Bodens zeigt sich an der Küste, an ein
paar Stellen des Plateaurandes längs des Kingani und in den Thälern des
Gebirges.

Wild ist selbst in den weiten Savannen Usaramos wenig vorhanden. Wer
vom Jagdglück begünstigt ist, kann bei Kidunda am Kingani und am
obern Gerengere hie und da Heerden von Antilopen, Zebra und Büffeln
antreffen. Auch dem Leoparden kann man begegnen, höchst selten dem
Löwen. Desto massenhafter erscheint im Kingani das Flußpferd und das
Krokodil, und im Ufergestrüpp eine Menge von Schlangen, doch von
ungefährlicher Natur.

Außer den gefürchteten riesigen Ameisenzügen ist die Hauptplage des
Landes die Tsetsefliege; sie herrscht verderbenbringend namentlich in
Ukami (aber nicht in Mrogoro); sie verschont nur die Menschen, Ziegen
und säugenden Kälber.

Als Hausthier trifft man überall Ziegen und Hühner; Schafe jedoch in
geringerer Anzahl.


Die einzelnen Landschaften und ihre Bevölkerung.


_Usaramo._

Usaramo grenzt im Osten an das Meer, im Süden an die Thalebene des
Rufidschi, im Nordwesten an den Kingani. Die Westgrenze gegen Kutu läßt
sich im allgemeinen durch eine Linie bezeichnen, welche von Kidunda aus
in südsüdöstlicher Richtung gegen den Rufidschi gezogen wird.

Die _Küste_, auch hier Mrima genannt, besteht aus dem weißesten und
feinsten Sand, den Trümmern von Korallenbänken, zusammengehalten
durch eine Art von kriechenden Winden mit fleischigen Blättern und
lilafarbigen Blüten. Zahlreiche Buchten schneiden in das Festland ein;
hinter den mit wilder Vegetation üppig bewachsenen Sandbänken ziehen
sich Lagunen hin, deren Ufer mit dichtem Mangrovegebüsch umsäumt sind.
Wo der Boden aus dem Flutgebiet der See emporsteigt, ragt ein Wall von
Kokos- und Delebpalmen, Melonen- und Wollbäumen auf.

_Bagamoyo_ liegt 8 km südlich der Kingani-Mündung. Es besitzt keinen
Hafen, sondern nur eine Rhede, 3-4 km seewärts. Bei ruhigem Wetter
erfolgt die Landung mit Schiffsbooten ohne Schwierigkeit, bei Seewind
ist sie unmöglich, und bei Ebbe müssen die letzten 100 m durchwatet
werden. Bei Sturm bieten die nördlichen und südlichen Sandbänke einigen
Schutz.

Bagamoyo ist der wichtigste Handelsplatz an der
deutsch-ostafrikanischen Küste; hier münden die begangensten
Karavanenstraßen aus dem Innern; vor dem Aufstand 1888 kamen in der
günstigen Jahreszeit oft 8-10000 Träger wöchentlich an. Für sie ist
die Stadt das ersehnte Eldorado, in dem es Nahrungsmittel, Pombe
und Weiber in Hülle und Fülle gibt und wo wochen-, ja monatelang
Rast gehalten wird. Häuser von Korallengestein und Fachwerk, die
Wohnsitze der Araber und der indischen Krämer, bilden einige enge,
übelriechende, unregelmäßige Straßen, die dem Strande parallel
laufen; diese umschließt im Südwesten das Negerviertel mit seinen
Hunderten von Strohhütten. Zu den größten Gebäuden zählen: eine
Moschee, ein Hindutempel, das Stations- oder Usagarahaus der
Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft (früher für den Wali bestimmt),
150 m vom Strande entfernt, und das Ratu-Haus (Lagerhaus für die
Karavanen). Während der Belagerung Bagamoyos durch Buschiri wurden
sämmtliche Negerhütten und ein großer Theil der Gebäude aus Fachwerk
zerstört oder verbrannt. Der ganze Ort liegt wie in einem Hain von
Kokospalmen und Mangobäumen. Die ständige Einwohnerzahl wurde auf 15000
geschätzt.

In der nächsten Umgebung befinden sich die Schambas der reichen
Araber mit den Pflanzungen von Kokospalmen, Bananen, Mangobäumen,
Baumwollstauden, Zuckerrohr, Getreide, Hülsenfrüchten und Ananas.
Nordwestlich, nicht ganz 1 km entfernt, liegt die wegen ihrer
wirkungsvollen Thätigkeit und außerordentlichen Gastlichkeit berühmte
französische Missionsstation „~de la congrégation du Saint-Esprit
et du Saint-Cœur de Marie~”. Sie besitzt außer einer hübschen
steinernen Kirche ein schloßähnliches Gebäude, massivgebaute Wohnhäuser
für die Ordensschwestern und für die Zöglinge, eine Schreiner-
und Schlosserwerkstätte sowie Viehstallungen. Was der Boden von
Bagamoyo, wenn emsig gepflegt, an Naturproducten in reichster Fülle
hervorzubringen vermag, das beweisen die Gärten, Felder und Haine der
Mission. Auch wird behauptet, daß durch die Anpflanzung Tausender von
Kokospalmen die Missionare die Gesundheitsverhältnisse ihrer Station
bedeutend verbessert hätten.

Zwei bis zwei und eine halbe Stunde von der Stadt landeinwärts
betritt der Fuß des Reisenden unberührte Wildniß; in der Richtung der
Kingani-Fähre: zuerst sumpfige Stellen, lichtes Gehölz in der Savanne;
dann in der Thalebene dichtes Dschungel und Wald, zuletzt tiefen
Morast. Oder das rechte Ufer aufwärts: Savanne mit Busch und zwischen
flachen Bodenanschwellungen sumpfige Mulden.

Der Küste entlang südlich von Bagamoyo bis Dar-es-Salaam setzt sich die
Fülle tropischer Vegetation fort.

In dem nahen _Kaule_ (Kaole) nahmen bis zu Anfang der sechziger
Jahre die Karavanen ihren Ausgang; das Landen bei Ebbe ist hier noch
schwieriger als bei Bagamoyo, man muß 800 m entfernt aus den Booten
steigen, um durch Waten trockenen Grund zu gewinnen.

_Kondutschi_, ein reizend gelegener Ort, in dem auch Viehzucht
getrieben wird, ist Ausfuhrplatz für Getreide und Kopal und ein
berüchtigter Schlupfwinkel der Sklavenhändler.

_Dar-es-Salaam._ Die Rhede bietet bei Südwestmonsun gute und geschützte
Ankerplätze, nicht aber bei Nordostmonsun; in letzterm Falle ankern die
Schiffe in der nahen, nördlich und günstig gelegenen Bai von Msasani.
Dar-es-Salaam besitzt einen geräumigen und vollkommen sichern Hafen;
die Einfahrt durch die gewundene und enge Gasse von Korallenriffen ist
schwierig, namentlich für Segelschiffe. Dampfer mit 6 m Tiefgang können
nur bei Hochwasser durchkommen, diejenigen von geringerm Tiefgang bei
jedem Wasserstand. Die Stadt liegt an der Mündung des Msinga; er bleibt
bis über 6 km landeinwärts schiffbar für Boote von 3-3½ m Tiefgang.

Said Madschid, ein Vorgänger von Said Bargasch, Sultan von Sansibar,
hatte beabsichtigt, durch Hafenanlagen und durch den Bau von geraden
und breiten Straßen die Stadt mit ihrer entzückenden, fruchtbaren,
schönbewaldeten Umgebung zu einem behaglichen Wohnsitz und zu einem
Haupthandelsplatz zu erheben. Sein Werk wurde nicht fortgesetzt. Was
an steinernen Häusern nicht vollendet wurde, verfiel in Trümmer. Doch
machen noch jetzt die Reihen massiver Gebäude längs des Hafens, die
breiten, steinernen Treppen, die zum sandigen Quai hinabführen, und
die sorglich eingefaßten Quellen mit frischem Trinkwasser den Eindruck
civilisatorischer Thätigkeit. Gegenwärtig ist die deutsche evangelische
Mission am Werk, ein stattliches Gebäude aufzuführen.

Da Dar-es-Salaam als Hinterland das unfruchtbare Usaramo und die noch
nicht exportfähigen Gebirgsländer Kutu und Ukami besitzt und von der
bedeutendsten Karavanenstraße nach dem Innern, nämlich der durch Ukwere
und Useguha führenden, zu entfernt liegt, so wird für die nächste
Zukunft seine Anziehungskraft nur eine local beschränkte, hauptsächlich
für den Kopalhandel an der Mrima wirksame sein.

Die Ebene steigt von der Stadt mäßig in zwei, von Korallenfelsen
gebildeten und mit rothem Sandstein und Thon überdeckten Stufen an. Die
Höhe der ersten beträgt 6 m, die der zweiten 15-18 m.

Südlich von Dar-es-Salaam bis zum _Mkunde_ erstreckt sich eine 50 km
lange wellige, stellenweise morastige Savanne mit Waldgebüsch, die am
Strand von _Mboamadschi_ bis _Kimbidschi_ in Mangrovesümpfe übergeht
und in dem ausgedehnten Schlammgebiet von Iegea endet. Am _Mbesi_
tritt eine Unterbrechung ein durch gut cultivirten Alluvialboden;
der Fluß kommt aus der sehr fruchtbaren, besonders mit Reis bebauten
Ebene von _Liwali_. Zwischen dem Mkunde und Mgasi liefert „der Garten
von Kwale”, durch regelmäßige leichte Regenschauer befruchtet, die
ausgiebigsten Ernten von Mais, Hirse, Reis, von Kokosnüssen und
Mangofrüchten. Die übrigen Küsten- und Handelsplätze liegen in
sumpfigen Mangrovegebüschen, in Brutstätten des Fiebers. Die Bewohner
der Mrima gewinnen aus den großen Waldungen von Kopalbäumen, die den
Ostrand des Plateaus von _Mangatani_ bis zu den jenseit des Rufidschi
gelegenen _Matumbi_-Bergen umsäumen, sehr bedeutende Quantitäten
von halbfossilem Kopal, dem wesentlichsten Handelsartikel an den
Küstenplätzen _Kisiju_, _Kitmangao_ und _Kivinja_. Die Bevölkerung
zieht dorfweise und wohlbewaffnet in die Wälder und gräbt aus Löchern
von 1½ m Tiefe das werthvolle Product aus. Das Harz der Kopalbäume wird
nur zur Gewichtsvermehrung des reinen Fossils benutzt. Der Export von
Kopal aus Kwale und Delgado betrug 1867/68 an 40000 Dollar Werth. Der
feinste wird im District _Kirgesi_ (nördlich vom Mkunde) gefunden.

Von _Kisiju_ bis _Sandasi_, welch letzteres von einem Hain riesiger
Kopalbäume überschattet wird, nimmt die Gegend den steppenartigen
Charakter des nördlichen Landstrichs an.

Das _Plateau von Usaramo_ ist ein einförmig gewelltes Land; der
quarzhaltige, rothbraune Sandboden, mit dünner schwarzer Humusschicht
überzogen, ist im Wechsel bedeckt mit 2-3 m hohem, hartem Gras,
mit lichtem Gehölz und stacheligen Dschungeln; aus morastigen
Einsenkungen strömt die verfaulende Vegetation verpestende Dünste aus.
Während der Regenzeit fast vollständig überschwemmt, versengt die
glühende Sonne in der Trockenheit alles blühende Leben. Das ist der
Typus der Landschaft sowol an der Karavanenstraße von Bagamoyo bis
_Makutaniro_ am Kingani als auch auf dem Wege durch die Mitte von
Dar-es-Salaam bis westlich von _Msangapwani_. Das „Thal des Todes und
des Hungers” wird der hohe Uferrand des Kingani von _Muhonjera_ bis
gegen Usungula und „Malaria-Ebene” die ihn begleitende Flußniederung
genannt. Das zum Trinken gebotene Wasser ist entweder schmutzig und
gesundheitsschädlich, oder es fehlt ganz, wie westlich von _Mkamba_ in
dem höhern Theil des Plateaus.

Wo sich aber der Mensch an die Ausrodung der Wälder gemacht oder
wo engbeschränkte günstige Bodenverhältnisse es gestatten, da hat
die Productionskraft der geringen Humusschicht genügt, um mit guten
Ernten von Getreide, Taback und besonders von Reis den angewendeten
Fleiß zu belohnen. So am Kingani. Man könnte in _Dunda_ (der
ehemaligen deutschen Station), wenn es auch wegen der umliegenden
fiebererzeugenden Sümpfe und der schweren, ungünstig zusammengesetzten
Erde nicht sehr empfehlenswerth ist, doch mit einigem Erfolg Reis im
Thale und vielleicht Baumwolle und Taback auf der Höhe bauen; ebenso in
_Madimola_ (deutsche Station), obwol dessen Boden bei der Analyse ein
noch weniger befriedigendes Resultat als jener von Dunda ergeben hat.

_Kiranga-Ranga_ ernährt eine große Anzahl von Eingeborenen durch den
reichlichen Ertrag seiner Felder.

_Usungula_ (deutsche Station) besitzt nach K. W. Schmidt Boden
von erster Qualität (49,1% Sand, 50% thonhaltigen Staub, reich an
Phosphorsäure, geringer an Humus); aber es bedarf einer ergiebigen
künstlichen Bewässerung.

Bis Usungula reicht die Existenzfähigkeit der Dumpalme; weiter nach dem
Innern wird die Mimose der charakteristische Baum. Von _Degela-Mora_
behauptet Speke, es wäre der reichste Bezirk in Usaramo und an
Ergiebigkeit der Ernten mit Indien zu vergleichen.

Westlich von Dar-es-Salaam, 20 km entfernt, befindet sich das hübsch
auf einer sanften Erhebung gelegene _Pugu_, wo eine Station der
Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft und ihr gegenüber auf steil
abfallender Höhe eine Niederlassung der bairischen katholischen
Benedictiner-Mission errichtet worden waren. Man hat den Versuch
gemacht, in dieser freundlichen Gegend Taback zu pflanzen.

Auch inmitten der öden monotonen Hochfläche (südwestlich von
Liwali) wird der Reisende von einer üppigen Landschaft überrascht:
es ist _Mkamba_ mit gutbewaldeten Höhen, mit Mango-, Melonen- und
Orangenbäumen, mit Korn, Gemüse- und Reisfeldern.

Kopal wird, wenn auch nicht in der Masse wie an der Mrima, doch
immerhin die Arbeit lohnend bei Tumba, Makutaniro und westlich von
Mkamba ausgegraben.


_Bevölkerung._

Die Bewohner der Mrima vom Kingani bis zum Rufidschi sind aus denselben
Elementen zusammengesetzt, wie diejenigen an der Küste von Useguha
(siehe S. 140): aus den _Wamrima_ und _Suaheli_. Die Dorfhäuptlinge
der Wamrima heißen „Jumbe”; sie sind es, welche die aus dem Innern
kommenden Karavanen mittels Tributforderungen und Ueberfahrtszöllen, so
namentlich an der großen Fähre über den Kingani bei Bagamoyo, auf das
Unverschämteste ausgebeutet haben und eine Veränderung der politischen
Verhältnisse als ihren persönlichen Nachtheil betrachteten. Die Wamrima
im Bezirk Kwale (südlich von Dar-es-Salaam) vom Mbesi bis Mangatani
standen, als sie Elton 1874 besuchte, unter einem einheitlichen
Herrscher, Kimwere; die Jumbe hatten als Rathgeber einen „Jemader”
zur Seite. Bedurfte der Jumbe erhöhtes Einkommen oder verlockten ihn
die von den Indern in Aussicht gestellten Verkaufspreise, so befahl
er seinen Unterthanen in die Wälder zu ziehen und Kopal zu graben.
Niemals duldete er, daß die Inder selbst oder die Dorfbewohner aus
eigenem Antrieb die Kopalreichthümer sich verschafften. Er besaß das
ausschließliche Monopol der Kopalgräberei und strich für seine Person
einen beträchtlichen Antheil am Gewinn ein. Beim Export mußte noch ein
20% betragender Zoll an den Sultan entrichtet werden. So blieb den
Arbeitern, d. h. den gewöhnlichen Dorfbewohnern, selbst nur ein mäßiger
Lohn.

In Bagamoyo und Dar-es-Salaam sind als gebietender Theil die _Araber_
von Sansibar ansässig; zu ihnen gesellen sich als Händler, Unterhändler
und Zollbedienstete die _Inder_; an den Küstenplätzen südlich von
Dar-es-Salaam liegt in den Händen der letztern fast ausschließlich der
ganze Handel mit dem Binnenland und Sansibar.

Die _Wasaramo_ am Kingani waren zu Burton's Zeiten der Schrecken
der Karavanen; wurden ihre Forderungen nicht vollauf befriedigt,
so erklärten sie sofort den Krieg; zuweilen überfielen sie auch
die Reisenden plötzlich und hinterlistig. Das dürfte sich nach den
Berichten aus neuerer Zeit wesentlich verändert haben; der friedfertige
Charakter der Eingeborenen in der Mitte des Plateaus, in Mkamba
und Kikonga, wie Thomson ihn schildert, scheint auch bei dieser
Bevölkerung, mindestens bei jener am untern Kingani, die Oberhand
gewonnen zu haben. Uebrigens ist ihnen stolzes Selbstvertrauen auf
eigene körperliche Kraft und geistige Findigkeit in höherm Grade
verblieben als den benachbarten Wakutu.

Die Wasaramo sind gut gebaut, dunkelbraun bis tiefschwarz, von
ausgeprägtem Negertypus. Sie tragen Baumwollzeuge um die Lenden, die
Reichern weiße Hemden und Fes, die Frauen ein Busentuch, Perlhalsbänder
und um die Handgelenke Messingspangen. Man sieht bei ihnen häufig
einen eigenthümlichen Halsschmuck (Mgoweko), eine Art von Cravatte
von rothen, gelben, weißen und schwarzen Perlen, mit Holzstücken
dazwischen. Das Haar wird mit rother Erde steif pomadisirt. Sie kennen
weder Beschneidung noch Tätowirung. Ihre Hauptbewaffnung bestand
früher aus Speeren und vergifteten Pfeilen; jetzt trifft man auch
bei ihnen Feuergewehre, wenn auch in geringer Menge an. Daß sie von
jeher einen höhern Grad von Cultur erreichten, beweisen die Wohnungen
der Häuptlinge und Wohlhabenden: sie sind aus Lehm, viereckig,
mit zweiseitigem Strohdach und einer Veranda, im Innern in Zimmer
abgetheilt.

Die Wasaramo betreiben Ackerbau und Kopalgräberei; ja sie verdingen
sich nicht nur als Träger, sondern auch zur Arbeit an die Küste. Eine
Anzahl von mehrern, aus 5-6 Hütten bestehenden Ansiedelungen steht
unter einem Häuptling, dem „Fasi”, dem ein erster Rathgeber, Mwene
Goha, beigegeben ist. Eine weiter ausgebildete politische Organisation
existirt nicht.

1857 haben sich flüchtende _Wadoë_ bei Makutaniro und Degela-Mora
am obern Kingani niedergelassen; ob sie sich erhalten oder ganz
verschmolzen, ist nirgend erwähnt. Ebenso wenig wissen wir von den
_Makamba_ und _Wafangara_, die Burton als Unterabtheilungen der
Wasaramo bezeichnet, die aber in keinem andern Reisebericht wieder
auftauchen.


_Ukami._

Die Heimat der _Wakami_ grenzt im Norden und Nordwesten längs des
Gerengere an Useguha und Ukwere, im Südosten, dem Mgeta entlang, an
Usaramo; der unbewohnte höchstgelegene Theil des Uruguru-Gebirges
trennt im Süden von Kutu ab, wie im Westen die Kigambwe-, Kihindo- und
Mguruwandege-Gebirge von Usagara.

Schönheit der Gegend, Reichthum der Vegetation und Cultivation des
Bodens culminiren in den zwei Parallelthälern des obern Gerengere
bei _Simbamweni_ und _Mohale_. Von Süden und Westen überragen die
malerischen Häupter des Uruguru- und Kigambwe-Gebirges die sanft nach
Norden verlaufenden Höhenzüge; die schönbewaldeten Abhänge sind bis
in die Höhe von 1000 m mit kleinen Dorfschaften übersäet und senden
frisch und klar rieselnde Bäche in die Tiefe hinab; die Thalsohle
schmücken blumenreiche, Honig liefernde Wiesen, ein seltener Anblick
in Ostafrika, und auf den Feldern gedeihen außer Korn, Mais und Bohnen
das Zuckerrohr und die Banane. Das Klima gilt im allgemeinen als
gesund. Zwei Feinde bedrohen dies Eden: Ueberschwemmungen, die nicht
regelmäßig, aber doch häufig mit verheerender Gewalt eintreten, und die
Tsetsefliege, welche das Aufblühen einer ersprießlichen Rindviehzucht
verhindert. Doch der Ruf des Wohlstandes dieser Gegend war von jeher
ein so mächtiger Reiz gewesen, daß ungefähr vor vierzig oder funfzig
Jahren ein Stamm der Waseguha von Magubika (westlich von Saadani)
unter Führung des Häuptlings Kisabengo aufbrach und nach hartem Kampfe
und mit Unterstützung des Sultans Said Soliman von Sansibar sich zum
Herrn des Landes machte. Kisabengo legte seine Residenz am Ufer des
Mrogoro an, umgab die Wohnhäuser seiner Familie, seiner Rathgeber und
vornehmsten Unterthanen mit einer 4 m hohen steinernen Mauer, die mit
Thürmen an den Ecken und mit Thoren an den Seiten, durch kunstvoll
geschnitzte Thüren verschlossen, sichern Schutz gewährte. Um diese
burgartige Wohnstätte des Fürsten siedelten sich an tausend Hütten
der Eingeborenen an; eine niedrige Lehmmauer begrenzte und schützte
auch sie. Als Kisabengo starb (wahrscheinlich 1867), hinterließ er
drei Kinder. Das älteste von ihnen, seine Tochter _Simbamweni_ (d. i.
die Löwen-Fürstin), übernahm die Herrschaft und nach ihr ist der
Hauptort von Ukami benannt. Ihr ältester Bruder, Kingo Mkuba, ließ
sich in Usagara nieder; der jüngere, Kingo Mdogo, verblieb am Mrogoro.
Simbamweni, verheirathet mit Mwane Gomera, trennte sich von ihrem Mann
und verlegte ihren Wohnsitz nach dem benachbarten, am Tongeni gelegenen
_Mohale_ (zuweilen Kunguhera oder Kingruira genannt), sodaß gegenwärtig
der Ort Simbamweni oder _Mrogoro_ die Residenz von Kingo Mdogo geworden
ist. Nahe auf einem Hügel wurde die französische Missionsstation
Mrogoro gegründet.

Von Mrogoro geht die Karavanenstraße durch lichtes Gehölz über den
Gerengere und über die hügelige Einsattelung der Kihindo-Berge nach der
Makata-Ebene in Usagara.

Um in östlicher Richtung von Mohale nach _Musondi_ am mittlern
Gerengere zu gelangen, hat man vor _Kiroka_ einen dichtbewaldeten,
steilzerklüfteten Engpaß zu überschreiten, dessen Untergrund aus Quarz
und glattem Sandstein besteht. Bei _Kongasa_ befindet man sich mitten
in der Gebirgswelt des hohen Uruguru; auf dem schwarzschlammigen
Thalboden wird Reis in großer Menge, an den Abhängen Hirse und Korn
gebaut. Von dem mächtigen _Kungwe_- (oder Kira-)Berge senkt sich
das Gelände allmählich zum Gerengere hinab als stark gewelltes,
schwierig gangbares Hügelland, das zuerst als dürrer Granitboden
von Akaziengehölz bekleidet wird und von 12-15 m tiefen Schluchten
durchzogen ist, später von einem 12 km breiten Wald von Wollbäumen,
Tamarinden und Mimosen überdeckt ist und zuletzt in einer sumpfigen
Strecke endet.

Das Gebirge tritt längs des Gerengere bis zur Mündung des Longwe hart
an dessen Ufer heran; zwischen diesem und dem Mgeta liegt eine gegen
20 km breite unbewohnte Savannen-Ebene.


_Bevölkerung._

Um die Wakami als einen ursprünglichen Stamm aufzufassen oder sie den
Waseguha oder Wasagara als Unterabtheilung einzuverleiben, geben die
bisherigen ethnographischen Berichte keine genügenden Anhaltspunkte.
Man kann nur annehmen, daß sie, verborgen in einem ziemlich hohen
Gebirgsland, vom Völkerverkehr getrennt im Norden durch steinige
Steppenwildniß, im Süden durch ungangbare Bergeshöhen, sich jedenfalls
einen concentrirten Stammescharakter allmählich hätten erwerben müssen,
wenn sie nicht durch den massenhaften Andrang von Karavanen und durch
fortwährende Sklavenjagden in ihrer eigenartigen Entwickelung gestört
worden wären. Was man von ihnen weiß, beschränkt sich darauf, daß
sie scheu, gutartig und sehr fleißige Ackerbauer sind, daß ihre meist
aus 15-20 Hütten bestehenden Dörfer im Waldgestrüpp versteckt und
außerdem durch befestigte Thore geschützt liegen; daß ihre ärmlichen,
von Ungeziefer wimmelnden runden Hütten aus Flechtwerk und Erde gemacht
sind und sich einer Veranda als einziger Annehmlichkeit erfreuen. Einen
Vortheil würden sie, wenigstens den umwohnenden Stämmen gegenüber,
dadurch besitzen, daß sie ein einheitliches Stammesoberhaupt in der
Person der Fürstin Simbamweni haben. Allein diese Landesmutter scheint
sich weniger um die Wohlfahrt ihrer Unterthanen zu bekümmern, als um
die Vermehrung ihres eigenen Reichthums, ihres arabischen Prunkes
und um die Erhaltung der ihr so nothwendigen Gunst des Sultans von
Sansibar. Sie hat ihre Macht jenseit der Kihindo-Berge und über die
Makata-Ebene hinaus bis nach Rudewa und Farhani in Usagara ausgedehnt.


_Kutu._

Die Grenzen von Kutu ergeben sich im Norden und Westen durch das
Uruguru- und Rufutu-Gebirge, im Süden größtentheils durch die
Wasserscheide des Mgeta und Ruaha-Rufidschi; im Osten aber kann sie nur
willkürlich durch eine Linie angenommen werden, die von Kidunda südlich
nach dem Plateaurücken gezogen wird. Mgunda sowol, wie Behobeho, müssen
trotz ihrer Lage am Südabhang der Wasserscheide wegen der ansässigen
Wakutu zur Landschaft Kutu gerechnet werden.

Der bewohnte und bisjetzt allein bekannte Theil von Kutu erscheint
als ein nach Osten geöffneter Bergkessel. In ihn führen hinein die
Karavanenstraßen vom Kingani-Mgeta über Dutumi, vom Rufidschi über
Behobeho, vom Makata-Hochthal über die Pässe Mabruki und Goma und vom
Ruaha durch das Thal des Msendasi über Mgunda.

_Dutumi_ ist einer der fruchtbarsten Bezirke Kutus. In der Ebene von
schwarzer, mit Sand gemischter Erde, welche die wildgezackten Kämme des
Uruguru- (hier Mkambaka genannten) Gebirges nördlich umkränzen, werden
auf den Feldern der ausgerodeten Waldungen Maniok, Bataten, Gurken,
Sesam, Zuckerrohr und Bananen gebaut und Schafe, Ziegen und Hühner in
großer Menge gezüchtet.

Im weitern Umkreis ist Dutumi von uncultivirbaren Strecken
eingeschlossen. Folgt man dem nach dem Ort benannten Bach bis zur
Mündung in den Mgeta bei _Kiriru_, so trifft man zuerst auf den
Jegea-Sumpf, der in der Höhe der Regenzeit nicht zu durchwaten ist,
sondern südlich umgangen werden muß; dann auf dornige Savannen und
vereinzelte Waldpartien von Wollbäumen und Akazien und zuletzt auf
einen schwarzschlammigen Boden mit Büscheln von hohem und hartem Gras.
Zwischen dem durch Reisbau ausgezeichneten Kiriru und Kidunda wechselt
ein durch Mimosen und Gummibäume geschmücktes parkähnliches, ziemlich
wildreiches Land mit dichtem Dschungelgebüsch ab. Einen ähnlich
niederschlagenden Eindruck macht die Landschaft westlich von Dutumi
bis nach Sungomero. Hier erreicht das ohnehin lästige Savannengras die
enorme Höhe von 4 m, die endlosen Wälder sind netzartig von Lianen
durchzogen und fiebererzeugende Miasmen steigen auf aus den düstern,
engen und schlüpfrigen Pfaden.

Freundlicher erscheint der Zugang ins Innere von Kutu von _Behobeho_
aus. Der Ort selbst liegt mitten in einem ausgerodeten Urwald
von Fächerpalmen, Wollbäumen, Akazien, riesigen Epheuranken und
Farrnbäumen, in dem eine ungeheuere Menge von Pavianen haust; ein
krystallhelles Wasser in sandigem Bett durchschneidet die kornreichen
Gefilde. Westlich von Behobeho und jenseit eines niedrigen Höhenzuges
eröffnet sich ein liebliches Thal mit Hainen oder breitern Lichtungen
in den geschlossenen Waldungen und mündet in den Mgeta.

Die heißen Quellen von _Madschijaweta_ entspringen auf der nördlichen
Abdachung der Mgeta-Ruaha-Wasserscheide, am Fuße eines aus Granit
gebildeten Höhenrückens; sie besitzen eine Temperatur von 52°-58° R.
Das aufquellende, stark strömende Wasser formt durch Sinterabsonderung
hohe Kegel. Reicht der unterirdische Druck nicht mehr hin, um die
höher und höher werdenden Kegel zu überströmen, so bricht die Quelle
an anderer Stelle durch die schuppigen Schichten von Kalktuff
hervor. Thätige Kegel sind weich, außen grau, inwendig weiß. Die
Sinterbildungen haben hellgelbe, rosarothe und rothbraune Färbungen.
Das über Terrassen abfließende Wasser sammelt sich in einem Weiher von
60 m im Umfang, dessen Ränder brüchig sind und dessen aufsteigende
Dämpfe eine unerträgliche Hitze verbreiten. Das Wasser der Quelle
selbst ist klar, wohlschmeckend, wohlriechend und enthält sehr viel
Kohlensäure. Es wirkt heilsam auf den menschlichen Organismus,
namentlich soll es die hochgradigsten Verdauungsstörungen heben.

Steigt man über den _Mabruki_-Paß durch dorniges Gebüsch und auf
abschüssigem, rothem Pfade abwärts, so erquickt das Auge der kornreiche
Bezirk von _Usiraha_ oder _Mbwigwa_ und das von wilder Vegetation
erfüllte, 48 km lange und 10-12 km breite Thal des _Msendasi_. Hier,
in nächster Nähe der Quellen des Msegwe liegt _Mgunda_, so benannt
nach einem Häuptling der Waniamwesi, der auf dem Marsch aus dem Innern
dauernd sich hier niedergelassen und die ehemalige Bedeutung Sungomeros
als Rastplatz der Karavanen auf diesen Ort übertragen hat.

Ueber einen Paß von niedrigen Hügeln kommt man von Mgunda den Msegwe
entlang durch ein malerisch prächtiges Thal, in welches der Vilansi
zwischen hohen, sumpfigen und wildbewachsenen Ufern mündet. Von hier
aus schlingt sich der Pfad seitab von dem rechten Ufer des Msegwe
durch ein zerschnittenes, mit Farrnkräutern und Sträuchern anmuthig
bewachsenes Terrain, in dem verwitternder Basalt zu Tage tritt, nach
den freundlichen Gefilden von Kiregwe.

Anders der Abstieg vom Rufutu-Gebirge über den Goma-Paß nach Sungomero.
_Kiahenge_, ein Conglomerat elender Hütten, der erste bewohnte Ort,
liegt am Fuße der Berge an der Vereinigung des Rufutu-Baches mit dem
Mgeta. Einzelne Tamarinden stehen auf dem spärlichen, von Wasserrinnen
zerrissenen Boden; erfrischend wirkt die klare, fieberfreie Luft und
der weite Umblick auf die umliegenden Berge. Einen ähnlichen Anblick
gewährt _Msisi Mdogo_ (240 m), dessen Boden mit rothen, gelben und
weißen Quarztrümmern übersäet ist. Der Weg zwischen beiden Plätzen
führt über steile, rothbraune Hügel zwischen Gebüsch von Aloën und
Euphorbien und Waldpartien von Kalebassen und Mimosen hindurch.

In der Ebene von _Sungomero_ sammeln sich die Gewässer der nah
umschließenden Hügel und Berge; sie finden bei der geringen Höhenlage
von 153 m über dem Meere nur einen träg schleichenden Abfluß. Die
fortwährenden, kaum während ein paar Wochen im Jahre aussetzenden
Regenschauer, im Verein mit einer drückenden Mittagshitze und
mit starken Thaufällen am Morgen vermehren die Feuchtigkeit der
verdunstenden Bäche und Flüsse. Was gebaut wird an Korn, Taback
und Kokospalmen, was wild wächst an Bang (rauchbarer Hanf) und
an massenhaft vorkommenden Stechäpfeln, gedeiht in der üppigsten
Fülle. Die Gegend lieferte früher den zahlreichen Karavanen eine
unerschöpfliche Menge von Lebensmitteln, Fleisch ausgenommen; denn
für Rindvieh ist kein geeignetes Gras und Weideland vorhanden. Die
allmähliche Verringerung der Bevölkerung und der Feldarbeiter, vor
allem die stets herrschende Fieberluft hat in dem letzten Jahrzehnt die
Karavanen aus Sungomero nach dem ebenso fruchtbaren und dabei gesündern
Mgunda gedrängt. Nach Thomson ist sogar der Name Sungomero verschollen
und man kennt die Gegend nur noch unter der Bezeichnung _Kisaki_.


_Bevölkerung._

Die _Wakutu_ sind eine durch Klima und besonders durch Sklavenjagden
gänzlich degenerirte Rasse. Schwächlich von Körperbau, elend genährt
durch Mehlbrei unter Zusatz von Sesam- und Ricinusöl und durch
moderige Fische aus stagnirenden Gewässern, dürftig mit einem Schurz
aus Kalebassenfasern, in seltenen Fällen mit einem Stück Baumwollzeug
oder Ziegenfell bekleidet, bewohnen sie niedrige, schmutzige Hütten.
Entlaufene Sklaven und Sträflinge und heruntergekommene Freie aus
der Küstengegend trieben zu Burton's Zeiten ihr räuberisches Unwesen
unter ihnen; der Sultan von Sansibar, zur Hülfe gegen diese angerufen,
vermochte die fast vollständige Ausrottung nicht zu verhindern. Die
Zuvorkommenheit der Wakutu gegen Fremde, ihre Bereitwilligkeit,
Karavanen abgabenfrei durch das Land ziehen zu lassen, beruht auf ihrer
Hauptcharaktereigenschaft, der Verzagtheit. Selbst als Träger sind sie
kaum zu verwenden, denn die Furcht vor der Fremde macht sie, wo sich
Gelegenheit findet, sofort zu Ausreißern.


Schlußbetrachtung.

Vom Gesichtspunkt der Besiedelung durch europäische Unternehmungen sind
die Verhältnisse an der Mrima, am Kingani und im Gebirgsland wesentlich
voneinander verschieden.

Die _Mrima_ eignet sich in Bezug auf Klima und Boden unfraglich
zur Anlage von _Plantagen_ an folgenden Plätzen: bei Bagamoyo und
Dar-es-Salaam; in der Thalebene des Mbesi bis Liwali und in dem
„Garten von Kwale”. Die französische Mission bei Bagamoyo hat den
Beweis geliefert, daß mit Sorgfalt und Ausdauer befriedigende Ernten
werthvoller tropischer Producte erzielt werden können. Auch die
blühenden Schambas der Araber überzeugen von dem gewinnreichen Erfolg
cultureller Arbeit. Den Hauptertrag liefern die Kokospalmenpflanzungen.
Die Mrima fällt freilich in die Zone der Souveränetät des Sultans
von Sansibar; die daraus entspringenden Schwierigkeiten werden aber
ein wirkliches Hinderniß dann nicht mehr bilden, sobald einmal die
zugestandene deutsche Verwaltung hier effectiv geworden. Die größte
Schwierigkeit dürfte darin zu suchen sein, daß herrenloses oder
unberührtes Land hier selten oder in zu geringem Umfang existirt
und daß der Kaufpreis rentabeln Bodens ein zu hoher ist, um die
kostspielige Cultur durch deutsche Pflanzer zinstragend zu machen.
Quantität und Qualität der Arbeiter wäre in genügendem Grad vorhanden,
die Nähe des Meeres von besonderm Vortheil. An einzelnen Stellen
würde man gewiß mit der feindseligen oder misgünstigen Haltung der
Eingeborenen zu kämpfen haben; denn sie würden durch die Einwanderung
vielmehr eine Störung ihres altherkömmlichen Thun und Treibens
befürchten und sich dagegen wehren, als daß sie bei den ohnehin
ziemlich geordneten Verhältnissen die Weißen als die sonst wirksamsten
Beschützer von Person und Eigenthum begrüßten. Man müßte mit Vorsicht
ans Werk gehen, jedenfalls anfangs der Versuchung widerstehen, den
ergiebigen Kopalhandel den Händen der habgierigen Häuptlinge und Inder
zu entziehen. Bei dem Mangel umfassender, diesen Punkt besonders
berührender Berichte kann nicht mehr zu Gunsten oder Ungunsten der
Colonisirung der Mrima gesagt werden.

Das rechte _Kingani-Ufer_ verspricht nach den gemachten Erfahrungen und
nach den Bodenuntersuchungen von Dr. K. W. Schmidt für die nächsten
Jahre keine nennenswerthe Ausbeute, wobei jedoch nicht ausgeschlossen
sein soll, daß umfangreiche Reisculturen in der Thalebene möglich
sind und daß durch Ausrodung von Waldungen auf dem Plateaurand
ziemlich ertragsfähige Felder in späterer Zeit gewonnen werden
können. Dagegen berechtigt die außerordentliche Fruchtbarkeit der
Umgebung von _Usungula_ zu der Annahme, daß hier die Plantagenarbeit
unter Zuhülfenahme künstlicher Bewässerung einer günstigen Zukunft
entgegensieht.

Von den _Gebirgsländern_ ist Kutu wegen dünner Bevölkerung und
verderblichen Klimas nicht in Betracht zu ziehen, sondern nur _Ukami_.
Es mag noch andere, dem Meere nähergerückte fruchtbare Landschaften
in Ukami geben, zur Zeit kennen wir nur allein die Thäler von Mohale
und Simbamweni als ungemein productiv. Die Existenz einer angesehenen
fürstlichen Macht und das Vorhandensein einer an Ackerbau gewöhnten
thätigen Bevölkerung sind wichtige und günstige Factoren. Ungünstig ist
natürlich die von der See entfernte Lage (180 km oder 14 Marschtage)
und die zur Zeit bestehende Bedrohung durch große Ueberschwemmungen.

Mit Ausnahme des sehr beliebten Tabacks von Sungomero _exportirt_ die
Küste allein, und zwar in erster Linie: Kokosnüsse und Kopal, dann
Korn, Reis und Zucker. Der Import an Baumwollzeugen, Gewehren, Pulver,
Eisen und Metallwaaren wird fast ausschließlich von der Bevölkerung der
Mrima consumirt; die Kauffähigkeit und die Nachfrage nach Waaren im
ziemlich menschenarmen Binnenland ist sehr gering.



Zwischen Rufidschi und Rovuma.


Allgemeine Gestaltung.

Das Landgebiet zwischen Rufidschi und Rovuma ist der am wenigsten
erforschte Theil von Deutsch-Ostafrika; keine bedeutende, vielbegangene
Karavanenstraße geht von irgendeinem Punkte der dazwischenliegenden
Küstenstrecke aus, und bekanntlich haben von jeher die Karavanenstraßen
den Forschungsreisenden die Richtung nach den unbekannten Fernen
gegeben. Nur im südlichsten Theil, von Lindi und Mikindani aus, führt
ein wichtiger Handelsweg am Nordufer des Rovuma nach dem Nyassa-See,
und von dieser Gegend besitzen wir auch einigermaßen befriedigende
topographische Nachrichten. Dagegen ist die Küste in allen Buchten und
Flußdeltas und einige Meilen landeinwärts so vollkommen untersucht,
daß wir über ihren Culturwerth und über die besten und schlechtesten
Landungsplätze genügend orientirt sind. Auch die Richtung, Verzweigung
und Benutzbarkeit der zwei Hauptströme unterliegen im allgemeinen
keinen geographischen Zweifeln mehr.

Aber trotz dieses gegebenen Materials würde eine erschöpfende
Darstellung des Landes in Bezug auf Gestaltung, Bodenbeschaffenheit,
Vegetation, Bevölkerung und Culturfähigkeit mehr ein Product der
Phantasie als des Wissens sein.

Der schmale niedrige _Küstensaum_, die Mrima von Usaramo, erweitert
sich von Kikunja im Norden bis Furu im Süden zu einer Ebene von 50 km
Ausdehnung; sie erstreckt sich zungenartig, vornehmlich am rechten Ufer
des Rufidschi, an den Matumbi-Hügeln vorbei bis nach Korogera in einer
unbestimmten Breite. Südlich von Furu verengert sie sich mehr und mehr
und wird von Kilwa Kivindje bis Mikindani von dem dicht an das Meer
herantretenden Hochplateau überdeckt.

Das linke Ufer des Rufidschi (das Plateau von Usaramo, 110-120 m hoch)
erhebt sich bis Korogera ziemlich steil, dagegen scheint das rechte
Ufer ganz allmählich als Hochfläche von Nord nach Süd emporzusteigen.

Diese Hochfläche erreicht ihre höchste Erhebung in der Landschaft
Makonde mit 770 m. Vereinzelte (noch nicht durch die Forschung in
Zusammenhang gebrachte) Bergkuppen und Höhenzüge sehen wie aufgesetzt
aus: die Matumbi- und die Mandandu-Berge ca. 570 m (?), der Nangwale
426 m und Lukunde 610 m, endlich der Mtandi bei Masasi 640 m.

Eine Besonderheit dieser Hochfläche ist ihre gleichmäßig niedrig
bleibende Ausdehnung bis weit nach Westen, nach dem Innern des
Festlandes. Während die erste Terrasse Useguhas schon bei Magubika in
einer Entfernung von 50 km von der Küste ihre höchste Höhe von 339 m
und diejenige von Usaramo mit 240 m bei Msisi Mdogo in Kutu nach 200 km
ihr Ende erreicht, schließt die Hochebene des rechten Rufidschi-Ufers
erst bei Mkomokere in Mahenge mit 240 m Höhe nach einer Strecke von
330 km ab.

Die westliche Begrenzung ist nur im nördlichen Winkel durch die 2100 m
hohen Uhehe-Berge festgestellt; die östliche bildet die Mrima von
Kikunja bis Kilwa Kivindje und von da an das Meer bis zur Mündung des
Rovuma.


Klima, Vegetation und Thierwelt.

Bei der ungeheuern Ausdehnung des gleichmäßig langsam ansteigenden
Landes muß man auf ein gleichmäßiges, sonnendurchglühtes Klima im
östlichen Theil des Innern schließen. Dagegen verdichtet sich die
Feuchtigkeit der Küstenluft, unterbrochen durch diese breite Zone
der Trockenheit, ähnlich wie im südlichen Usaramo, an den Bergen von
Uhehe und an den Höhen von Lukunde, von Masasi und Makonde zu häufigen
Niederschlägen, sodaß die Regenzeit am obern Rufidschi Anfang Januar
beginnt, während sie bei Kilwa erst Ende März einsetzt.

Wegen der Lagunen und Sümpfe gilt das Klima an der Mrima und in der
Thalebene des Rufidschi als sehr ungesund; etwas günstiger ist es an
der Küstenstrecke von Kiswere bis Mikindani; als sehr gesund wird es in
der hochgelegenen und waldreichen Masasi-Gegend gerühmt.

Ueber die _Temperaturen_ läßt sich gar nichts Positives sagen; Thomson
hat wol in seinem Werke „Expedition nach den Seen” eine erkleckliche
Reihe von Thermometerablesungen mitgetheilt; da sie aber nur zur
Bestimmung des Barometerstandes vorgenommen wurden und keine Tageszeit,
die jedenfalls verschieden war, angegeben ist, so sind sie in Bezug auf
Temperaturverhältnisse unbenutzbar.

Bei Maples (~Proc. of the R. G. S.~ 1880, S. 353) befindet sich allein
eine bemerkenswerthe Notiz; während des November 1879 war in Masasi
die Mitteltemperatur 22° R. von 9 Uhr vormittags bis 4 Uhr nachmittags
blieb sie constant auf 29,2° R.

Den klimatischen Verhältnissen entsprechend gliedert sich die
_Vegetation_ in drei Zonen: in die der Küste, des mittlern Plateau und
des Gebirgslandes.

Der niedrige Küstensaum ist zum größten Theil mit Sümpfen und
Savannen, der hochgelegene mit dichtem Gehölz und Gestrüpp bedeckt im
Zusammenhang mit anstoßenden Kopal- und Gummiwaldungen. An den wenigen
Stellen, wo das Land urbar gemacht worden und bebaut wurde, zeigen sich
Kokospflanzungen und Kornfelder in bestem Wachsthum.

Weiter landeinwärts läßt die ausdörrende Hitze nichts anderes aufkommen
als kärgliche Savanne und dornige Akazienwaldungen. Eine Ausnahme
schafft das vom Rufidschi im Mittellauf am rechten Ufer in weiter
Ebene abgelagerte Schwemmland; dieses liefert dem Ackerbauer mehr
als den eigenen Bedarf. Auch die massigen, in dem durchschnittenen
wasserreichen Hügelland gelegenen Waldungen nördlich vom Rovuma, in
denen die Kautschuk-Liane überaus kräftig wuchert, bergen in sich die
Keime erfreulichster Culturfähigkeit, wie vereinzelte Niederlassungen,
so Mesule und Masasi, beweisen.

Im Gebirgsland Mahenge offenbart sich auf den herabgeschwemmten,
nahrungsreichen Bodenschichten die Ueberfülle der Pflanzenwelt
sowol in der Mächtigkeit der Dschungeln und Gräser, als auch in dem
reichen Erträgniß der bebauten Gefilde. Gänzlich unfruchtbar ist die
Bergwildniß am obern Rufidschi zwischen Kingani und Schuguli; der
steinige Grund bringt hauptsächlich nur dornige Mimosen hervor.

Auffallend ist in diesem ganzen Gebiet die Armuth an jagdbaren
_Thieren_. Weder die Wälder noch die Steppen sind belebt; nur in den
Fluten des Rufidschi und Rovuma treiben scharenweise das Flußpferd und
das Krokodil ihr Unwesen.


Die einzelnen Landschaften und deren Bevölkerung.

Da weder geographisch noch ethnographisch abgegrenzte Bezirke nach
unserer gegenwärtigen Kenntniß in dem Land zwischen Rufidschi und
Rovuma (mit Ausnahme von Mahenge) existiren, muß die Topographie mit
folgenden ungleichartigen Landcomplexen versucht werden: das Flußthal
des Rufidschi und des Ulanga mit Mahenge, die Küste, die Route von der
Decken's und das Land Makonde mit Masasi.


_Rufidschi-Thal und Mahenge._

Der _Rufidschi_ erhält seinen Namen nach der Vereinigung des Ulanga
mit dem 90 m breiten unerforschten _Luwego_. Beide Flüsse umströmen
bei Schuguli eine dichtbewaldete Halbinsel, die aus Granit besteht und
sich als Mbrerara-Berg 600 m über die Thalsohle erhebt. Durch eine
Felsenenge von 6 m Breite stürzen die vereinigten Wasser zwischen 15 m
hohen Ufern jählings hinab und durchfließen bis zum zweiten Katarakt
bei Maruka eine mehr als 120 km lange fast unbewohnte, spärlich mit
Wald bedeckte Bergwildniß. Nahe oberhalb _Maruka_ mündet der _Ruaha_.
Unterhalb dieses Ortes durchbricht der Rufidschi in 4½ m Breite
eine von Nord nach Süd laufende Felsenbergkette (wahrscheinlich die
Fortsetzung des Kilima-Hatambula bei Behobeho), erweitert darauf bei
Korogera sein Rinnsal in zahlreichen Verzweigungen und verringert
seine Tiefe bis auf einen Fuß. Die Umgebung ist gewelltes Land mit
Quarzblöcken und zahlreichen Mimosen und scheint sehr wenig bevölkert
zu sein. Die Breite des Flußbettes zwischen Korogera und Ndungunu
wechselt von 90 zu 800 m je nach der Menge der Inseln, die das Wasser
in viele Arme vertheilen, sodaß der Strom in der Trockenzeit wie ein
schlammiges Sumpfgewirr sich ausnimmt. Die Umgegend verflacht sich;
nur bei _Kikumbi_ steigt das Nordufer wieder empor und begleitet als
rotherdige vertrocknete Steppe in einer Höhe von 6-15 m den Fluß bis
_Malingwa_; auf der rechten Seite setzt sich die Ebene, durch die
Matumbi-Hügel unterbrochen, sowol stromabwärts als auch nach Süden
fort, die, wenn unberührt von Menschenhand, nur Savannengras und
lichtes Buschwerk hervorbringt, bei fleißiger Bebauung aber Reis, Mais,
Taback, Zuckerrohr und auch Baumwolle zu liefern im Stande ist. Zur
Regenzeit ist diese Ebene eine einzige Wasserfläche.

Ist es auch einmal dem Engländer Beardall gelungen, ein Boot von der
Mündung bei Kikunja bis nach Korogera zu bringen, so ist doch wegen
der zahllosen Untiefen an eine Schiffbarkeit des obern und mittlern
Rufidschi nicht zu denken, kaum für flache Canoes von 2 Fuß Tiefgang
und zwar nur bei Hochwasser. Beardall war oftmals gezwungen, sein
ebenfalls flaches Boot auf die Schultern nehmen und streckenweise
tragen zu lassen. Von _Ndungunu_ abwärts wächst die Stärke der
Bevölkerung. Malingwa ist sogar ein Ort von 200 Hütten. Die Breite des
Flusses nimmt mehr und mehr ab, seine Tiefe dafür zu. Bei Ndungunu
beträgt jene 270 m, bei Nananda 70 m, bei Kadi 135 m und endlich bei
der großen Ueberfahrtsstelle Njantumbo (Kisomo) 72 m. _Njantumbo_, ein
Ort von 70 Hütten, liegt in der Mitte der großen, fast baumlosen und
sehr fruchtbaren Savanne zwischen _Kikunja_ und _Mohoro_: es gedeihen
Mais, Hirse, Bananen, Erdnüsse und Kokospalmen; Rinder, fette Schafe,
Ziegen und Hühner werden in Menge gehalten, namentlich südlich des
Flusses. Die Masse der Producte ist so groß, daß sehr viel nach Kikunja
oder Samanga zum Export gebracht wird. _Mpembeno_ war früher die
Uebergangsstelle, wurde aber ganz verlassen. Von hier bis zur Mündung
ist der Rufidschi für Dampfbarkassen mit 1 m Tiefgang schiffbar, auch
rückwärts zu jeder Jahreszeit, wenngleich wegen der vielen Untiefen
ziemlich schwierig. Die Eingeborenen benutzen die Wasserstraße nicht
einmal stromabwärts, weil die Rückkehr entgegen der starken Strömung zu
viel Arbeit macht; sie ziehen den Landweg nach Kikunja vor.

Das _Delta des Rufidschi_ ist mit Mangrovewaldungen dicht besetzt, die
zum Schiffsbau vorzüglich geeignetes und in weite Ferne verschicktes
Holz liefern; bei _Kisimiti_ erheben sich landeinwärts die Ufer, der
Boden wird sandig und trägt Mangobäume, Kokospalmen und Bananen in
reichlicher Fülle.

Der Rufidschi hat drei Hauptmündungen:

Der _Kikunja_, 3½ km breit mit 3½ m Tiefe am Ende. Der Ort Kikunja
selbst ist sehr ungesund, das Trinkwasser schlecht, die Felder aber
sind gut bebaut, auch auf den nahegelegenen, nach Südwest verlaufenden
Sandsteinhügeln. Kikunja ist Exporthafen besonders für Kopal aus der
Landschaft Kwale.

Der _Simboranga_; ein ziemlich tiefer Kanal, für Kutter benutzbar.

Der _Msala_; die directeste Verbindung mit dem Meer, aber so eng und
mit Sandbänken durchsetzt, daß nur Canoes ihn befahren können; am
Ausfluß erweitert er sich von 17 zu 135 m mit einer Tiefe von 3½ m.

Die übrigen, aber wenig benutzten Arme sind: Suninga, Kiomboni und Jaja.

Von den _Uferbewohnern_ des Rufidschi wird wenig berichtet; sie bilden
keine ethnographische Einheit; gemeinsam ist ihnen nur die Hinneigung
zum Araberthum und Mohammedanismus und die Kenntniß des Kisuaheli.
Jedes Dorf hat seinen eigenen Häuptling, und kein Häuptling ist von
dem andern abhängig. Den Ackerbau betreiben sie mit großem Fleiß.
In der Ebene von Njantumbo ist die Bevölkerung intensiv schwarz,
untersetzt, sehr häßlich und besonders schmutzig. Ihnen eigenthümlich
ist die Anlage der Dörfer mit durchgehender breiter Hauptstraße und
das Unterlassen jeder Art von Umzäunung, was auf sehr friedliche
Verhältnisse schließen läßt.

Die Namen der verschiedenen Stämme flußaufwärts sind: Wamamboka
(wahrscheinlich eine Unterart der Wagindo), Wasoma, Wamlanji, Wamhoka
und Wahimba.

Die Landschaft _Mahenge_ liegt zwischen dem Ruaha und _Ulanga_ und wird
im Westen von dem 2100 m hohen Uhehe-Gebirge abgeschlossen.

Der _Ruaha_ hat seine Quellen in den Konde-Bergen (am Nordende des
Nyassa-Sees) und durchbricht nach langem, noch nicht erforschtem Laufe
die Gebirgsmasse zwischen Uhehe, Usagara und Kutu. Trotzdem führt er
weniger Wasser mit sich als der Ulanga; er ist unschiffbar wegen der
zahlreichen Sandsteinbarrièren; er ist in der Trockenzeit im Land
Mahenge sehr seicht. Bei der Mündung des Msendasi besitzt er eine
Breite von 70-90 m. Der _Msendasi_ fließt von den Höhen von Mgunda
durch ein pfadloses, wildarmes Dickicht von Dschungeln und Wäldern.

Der _Ulanga_ ist der Abfluß des 40-50 km sich ausdehnenden Sumpfes von
Tschikoja; an seiner engsten Stelle hat er eine Breite von 68 m, bei
Ngohoma wurde sie auf 200 m geschätzt. Im Oberlauf von hohen Bergen
umgeben, flacht sich bei Ngohoma sein linkes Ufer zu einer bis an den
Fuß der Uhehe-Berge reichenden Ebene ab, die zur Regenzeit weithin
überschwemmt wird. Seine Schiffbarkeit scheint auf kurze Strecken
beschränkt zu sein; jedenfalls findet sie an den Schuguli-Fällen und
an der Unbefahrbarkeit des Rufidschi ein unüberwindbares Hinderniß der
Fortsetzung.

Das _Uhehe_- oder _Udschungwe_-Gebirge (2100 m) wird nach vier-
bis fünftägigem Marsch von Matanga aus auf einem Paß (2030 m)
überschritten. Es stellt eine Reihe von Bergketten dar, eine
fast vollkommen unbewohnte Wald- und Felsenwildniß, aber voll
herrlicher, erfrischender Luft und von malerischem, großartigem
Landschaftscharakter. Nach Westen fällt es allmählich und in geringer
Tiefe ab zu dem monoton gewellten Hügelland von Uhehe.

Die _Niederung von Mahenge_ besteht aus sehr fruchtbarem Schwemmland,
das bei stets herrschender Feuchtigkeit allen Pflanzen zum üppigsten
Wachsthum verhilft. Wo es bebaut wird, da gedeihen Reis, Mais,
Bataten, Erdnüsse, Melonen, Taback, Zuckerrohr, Baumwolle, nur nicht
die Banane. Da die Bevölkerung gering und die vorhandene mehr zu
Raubzügen als zum Ackerbau geneigt ist, so erscheint Mahenge zum
größten Theil als das Land der dichtesten Dschungel mit versumpften
Strecken. Die einzige größere Culturstätte ist _Mkomokere_.

Die _Mahenge_ sind heller von Farbe, feiner von Gesichtszügen und
klüger von Verstand als die benachbarten Wakutu. Im Frieden reducirt
sich ihre Bekleidung auf ein schmales Tuch, vorn und hinten am Gürtel
herabhängend oder nur über die Schulter geworfen, auf ein Stückchen
Thierfell oder Rindenzeug; für die Frauen auf eine Schürze von
Affenhäuten und auf Armbänder von Messingdraht. Für einen Kriegszug
jedoch schmücken sie den Kopf übermäßig mit Federn und behängen
Rücken und Seiten mit Katzen- und Leopardenfellen. Besondere Sorgfalt
verwenden sie auf den Bau und die Verwendung ihrer Hütten. Auf Mauern
von geschickt bearbeitetem Flechtwerk ruht das runde oder viereckige
Strohdach; oder es wird der Unterbau auf eine 1 m hohe Plattform
gestellt und das Dach wie eine Kapuze zum Boden reichend darüber
gestülpt. Sie erbauen für die Feldfrüchte eigene Speicher und für die
Schafe, Ziegen und Hühner von den Wohnungen abgesonderte Ställe.

Die Mahenge wurden früher einmal von den Maviti, einem Zweigstamm
der Zulus, der von dem Nyassa-See herabkam, in Furcht und Schrecken
versetzt. Da dieser Kriegszug weiter nach Osten sich wälzte und überall
die Bevölkerung bis zur Wehrlosigkeit einschüchterte, so nahmen die
Mahenge, nachdem das Gewitter über sie weggezogen, Kleidung und Waffen
der Maviti an und versuchten auf diese Weise und zwar mit Glück bei den
Nachbarn Unterwürfigkeit mit leichter Mühe zu erlangen. So brachten sie
selbst die Bewohner des ferngelegenen Korogera und Behobeho unter ihre
unbeschränkte Botmäßigkeit.


_Der Küstenstrich._

Von _Mohoro_ bis _Matompiani_ (nördlich von Kilwa Kivindje) zieht
sich eine mit Wald und Gebüsch bestandene Savanne hin und endet in
schwarzem, schlammigem Boden zwischen braunen, tiefeingeschnittenen
Bächen; der niedrige und für Boote schwer zugängliche Strand verläuft
in Mangrovesümpfe. Die spärliche Bevölkerung concentrirt sich in
_Furu_ und namentlich in _Samanga_; sie verstand es durch angestrengte
Thätigkeit vereinzelte wüste Strecken in Reis- und Zuckerrohrfelder
umzuwandeln und Futter für beträchtliche Viehheerden zu gewinnen.

Der Korallenarchipel von Kilwa Kivindje bis nördlich Kimbidschi (bei
Dar-es-Salaam) und zwischen der Rufidschi-Mündung und der Insel Mafi
bietet der Schiffahrt zu keiner Jahreszeit Schwierigkeiten oder
Gefahren.

_Kilwa Kivindje._ Die Rhede befindet sich 3 km seewärts; das Watt
ist so sanft ablaufend, daß bei Niedrigwasser die Boote auf 1 km
Entfernung vom Strand festsitzen und man gezwungen ist, diese Strecke
zu durchwaten. Der Strand selbst besteht aus tiefem Sand- und
Schlammboden, gegen Norden aus Mangrovesümpfen. Es ist eine bösartige
Fiebergegend mit schlechtem Trinkwasser. Der _Mdschindjera_ fließt
als ein dürftiges Gewässer in die Bai. Nur im Westen erhebt sich ein
grünes, fruchtbares und viehreiches Hügelland mit den Schambas der
Araber zwischen Kokospalmen und Orangenbäumen. Trotz der ungünstigen
Verhältnisse der Landung und des Klimas ist der Ort wegen der Zufuhr
von Producten von der Nord- und der Südküste und aus dem Innern einer
der größten Städte nach Dar-es-Salaam. Von der Decken schätzte schon
vor dreißig Jahren die Einwohnerzahl auf 15000. Freilich wohnt die
Masse in elenden Hütten; es existiren nur einzelne steinerne Häuser,
darunter das Zollhaus, ein Bazar und ein verfallendes Fort.

Kilwa Kivindje errang seine Bedeutung erst, als die Nachbarstadt _Kilwa
Kisiwani_ in Verfall gerieth. Hier hatten sich um 1500 die Portugiesen
angesiedelt und ein großartiges Fort mit Bastionen errichtet. Als sie
es wegen des verderblichen Klimas verließen, kamen die Araber und
schufen es zu einem politisch wichtigen und reichen Handelsplatz um;
an 300 Moscheen sollen dort einmal gestanden haben. Von all dieser
Herrlichkeit besteht jetzt nur noch ein antiquarisch interessanter
Trümmerhaufen, außerdem ein zweistöckiges, sehr schadhaftes
Zollgebäude, ehemals die Residenz des Gouverneurs, etwa zehn brauchbare
steinerne Häuser und das Fort, das zwar 1857 neu aufgebaut wurde, zur
Zeit aber den anschlagenden Meereswellen überlassen wird. Kisiwani
liegt auf einer Insel voll wildwuchernder Vegetation in reizloser,
unfruchtbarer Umgebung. Zwei Meerbusen umschließen die Insel: Kuawi im
Norden und Mavudji im Süden mit dem Pactolushafen. In 1½ km Entfernung
von ihr ist guter Ankergrund.

Von Kilwa Kisiwani bis zur Rovuma-Mündung fällt das Hochplateau fast
direct zur See hinab; breite Korallenriffe umsäumen den (ausgenommen
bei Lindi und Mikindani) ganz allmählich unter das Wasser verlaufenden
Strand.

Dem gering bevölkerten, doch wildreichen _Kiswere_ kann man nur bei
Hochwasser sich nähern. Ebenso ungünstig ist der eine enge Einfahrt
besitzende Landungsplatz bei _Mdschinga_.

_Lindi_ dagegen hat in der äußern Bucht eine vorzügliche Rhede. Es
ist neben Kilwa Kivindje der bedeutendste Ort, der Ausgangspunkt der
Karavanen nach dem Nyassa-See. Es zählt 500 Häuser, in einem Hain von
Kokospalmen, Bananen und Bambusen auf niedrigem sumpfigen Terrain
zerstreut gelegen. Auf dem trockenen Land im Norden steht ein Fort halb
in Ruinen. Der Lindi- oder _Ukeredi-Fluß_, der bis Liawa schiffbar ist
und wahrscheinlich östlich von Masasi entspringt, mündet bei einem
südlich sich erhebenden, mit Waldgestrüpp bedeckten Hügel von 50 m
Höhe. Lindi ist ein Fiebernest. Die im Westen dicht herantretende
Hochfläche hat gesündere Luft, wäre auch sehr geeignet zu Culturen und
zur Viehzucht, ist aber nur spärlich bebaut.

Die Außenbai von _Mikindani_ liegt offen, allen Stürmen ausgesetzt
und hat keine Ankerplätze. Doch im Innern besitzt sie drei vollkommen
geschützte Häfen, zu denen man zwischen Korallenriffen in tiefem Wasser
bei Flut gelangt. Der beste Hafen wäre der von Pemba, allein hier
fehlt jede Landverbindung. Gewöhnlich wird _Kimberi_ angelaufen, das
am Ausgang eines tief eingeschnittenen Thales und am Fuße eines 100 m
hohen Berges liegt. Auch das niedrig gelegene _Mirumba_ ist günstig;
es besitzt eine Kaserne zur Vertheidigung, die aber beim Mangel von
Geschützständen nichts gegen Kriegsschiffe zu leisten vermag.

Araber, Inder und Eingeborene bilden in großer Menge die Bevölkerung
der drei Hafenplätze; lebhafter Handel wird mit Kopal, Kautschuk, Reis
und Vieh betrieben.


_Die Route von der Decken's._

Um einen, wenn auch nur flüchtigen Blick in die Natur des Binnenlandes
zu erhalten, muß man bis auf die Berichte von der Decken's von 1860
zurückgreifen; kein zweiter Reisender hat uns sichere Kunde über diese
Gegenden gegeben.

Von der Decken kam, von Kilwa Kisiwani bis Mesule, ungefähr 250 km
landeinwärts. Das langsam bis 400 m ansteigende Plateau endet mit dem
610 m hohen Lukunde-Gebirge, einem Trümmerhaufen riesiger Felsblöcke,
wie die vorher durchschrittene Landschaft zahlreiche Bäche nach Süden
entsendet. Da das Land von Masasi und Makonde höher liegt als jenes
von Mesule, und bei Kiswere ein Fluß, Umbekuru genannt, aus Westen
strömend, mündet, so hat die Vermuthung, daß letzterer alle Bäche
aufnimmt, welche die Route von der Decken's von Norden nach Süden
durchkreuzen, Anspruch auf Wahrscheinlichkeit.

Akazienwälder bedecken bis _Namisu_ die rothbraune Erde, schroffe
Basaltkegel erheben sich aus der Umgebung von _Nahigongo_; Sümpfe,
Savannen, Dickicht wechseln mit einigen starkbevölkerten Orten, wie
_Kiangara_ und _Nasoro_. Ein über 30 km ausgedehntes Gebiet wirklicher
und üppiger Fruchtbarkeit taucht in dem wasserreichen Hügelland östlich
und westlich vom _Lukunde_ auf, bei _Luere_, _Nangungulu_ und _Mesule_.
Nicht nur alle Feld- und Gartenfrüchte trifft man hier an, sondern auch
Zuckerrohr, Bananen, Mangobäume, Baumwollstauden, ja sogar noch die
Kokospalme. Hier wird, wie bei Masasi, wiederholt der Beweis geliefert,
daß der Lateritboden Innerafrikas von ausgezeichneter Ertragsfähigkeit
ist, wenn er von abgeschwemmtem, verwittertem Granit nahegelegener
Berge gedüngt und durch quellendes Wasser befeuchtet wird.


_Makonde und Masasi._

Unmittelbar südwestlich von Lindi und Mikindani steigt zwischen dem
Ukeredi und Rovuma das Plateau von _Makonde_ an; es erhebt sich in
einer Länge von 112 km und in einer Breite von 48 km, von 60 m bis zu
770 m an seinem Westende bei Newala. Sein Boden von rothem und grauem
Sandstein mit metamorphischem Untergrund ist mit so dichtem Gebüsch,
Schling- und Kriechpflanzen bedeckt, daß die Pfade mühselig tunnelartig
hindurchgearbeitet sind. Bäumen begegnet man allein an den Ufern der
wenigen Rinnsale. Das Land birgt in sich eine Quelle des Reichthums,
nämlich die Landolphia-Ranke. Das aus ihr gewonnene Kautschuk macht den
Hauptbestandtheil des nach Lindi geschafften Handelsartikels aus: 1881
wurden davon für vier Millionen Mark exportirt. An einzelnen Stellen
wurde mit gutem Erfolg das Gestrüpp ausgerodet; der urbar gemachte
Boden erwies sich fruchtbar, so in _Madschemba_, das sich außerdem
eines vortrefflichen Trinkwassers erfreut.

Das nördliche Ufer des Ukeredi begleitet von _Liawa_ aus, einer
wohlgepflegten arabischen Station, ein geschlossener Wald von
Kautschuklianen von 25-30 km Breite bis nach dem starkbevölkerten
_Abdalla Pesa_ (Mtua). Von hier bis _Lidjimbe_ betritt man einförmige,
wenig bewohnte Savannen, an die sich ein 55 km langer schattenloser
Wald von Akazien, Tamarinden und Bambusen anschließt. Dann ragen
auf der 480 m hochgelegenen Fläche eine Reihe von Hügeln mit vier
Bergkegeln auf, deren höchster _Mtandi_ (640 m) genannt wird, und
bilden eine 15 km lange und gegen 7 km breite, äußerst fruchtbare Oase
in der auch nach Westen sich fortsetzenden Waldwildniß. Der größte
Ort ist _Masasi_, eine englische Missionsstation. Sümpfe gibt es hier
nicht; die Luft ist gesund und fieberfrei. Was man auch baut, Maniok,
Korn, Sesam oder Reis, Bananen, Orangen, Citronen, Granatäpfel, Mango
und europäische Gemüse: alles trägt die lohnendsten Ernten ein. Den Fuß
der bewaldeten Berge umschließen mächtige Granitfelsen; von ihren Höhen
rieseln frische Gewässer herab.

Von Masasi senkt sich südöstlich das Land mit einem wasserarmen, aber
wildreichen Gehölz gegen 30 km weit hinab und geht im Thal des Rovuma
in kümmerliche Steppe über.

Nahe demselben liegt die englische Missionsstation _Newala_
(Dschilonda), früher der Sitz des Häuptlings Matolo, in dürftiger
Umgebung.

Die _Bevölkerung_ des südlichen Binnenlandes zerfällt in vier
Hauptstämme: in die Wagindo, Makonde, Makua und Yao. Sie haben mit
Ausnahme der Makonde keine abgeschlossenen Wohnbezirke, sondern
sind aus ihren entfernten Stammländern sippenweise untermischt in
verschiedene Oertlichkeiten eingewandert.

Die _Wagindo_, hauptsächlich in Mesule und am untern Ukeredi seßhaft,
außerdem im Thal des Rovuma, tätowiren sich die Arme und den Oberleib
mit Thier- und Menschenfiguren (dies scheint ihr Stammesabzeichen
zu sein); die vordern Schneidezähne feilen sie spitzig zu. Am Berg
Lukunde treiben sie mit Hülfe ihrer Sklaven sorgfältigen Ackerbau; dem
Sklavenhandel als solchem sind sie durchaus abgeneigt, weil sie die
ihnen bequem und geschickt gewordenen Arbeiter nicht entbehren wollen.
Am Rovuma haben sie andere Sitten angenommen; dort hat sie, ähnlich wie
die Mahenge, das Beispiel und der Erfolg der benachbarten kriegerischen
Maviti verlockt, in deren Tracht und mit deren Waffenausrüstung
Schrecken unter den Nachbarn zu verbreiten und reiche Beute durch
Raubzüge mit leichter Mühe zu gewinnen.

Die _Makonde_, einer der häßlichsten Negerstämme, verunstalten das
Gesicht und andere Körpertheile mit den unsinnigsten Ornamenten,
ihre Weiber außerdem noch durch das Pelele, ein Stück Holz, das in
die Oberlippe gesteckt und allmählich durch immer größere Stücke
ersetzt wird, sodaß es bei den alten Weibern zuletzt selbst das Kinn
bedeckt. Ein Hüftentuch macht die mangelhafte Bekleidung aus, Perl-
und Messingbänder bilden den ärmlichen Schmuck. Sehr beschränkt
von Verstand, lieben sie den Frieden in der Familie und im Erwerb
und ertragen geduldig die Verachtung, mit welcher sie von den Yaos
behandelt werden. Wenn Thomson gewissenhaft berichtet worden, so sind
sie in sexueller Beziehung musterhaft: Sünden vor oder in der Ehe
werden auf das strengste bestraft. Gerühmt wird auch die Reinlichkeit
ihrer kreisrunden Hütten, die aus 3 m hohem Pfahlwerk erbaut werden.

Die Massenwohnsitze der _Makua_ liegen weit südlich vom Rovuma,
westlich von Mosambique; ein Theil von ihnen ist nach dem Thale dieses
Stromes ausgewandert und hat sich auch in der Umgegend von Newala und
Masasi niedergelassen. Ihre Sprache hat derartige Eigenthümlichkeiten,
daß sie von andern Stämmen nicht nachgesprochen werden kann, obwol die
Makua selbst fremde Idiome mit Leichtigkeit gebrauchen. Sie sind ein
intelligentes Volk. Sehr fleißig im Ackerbau, geschickt im Handel,
ausgezeichnet durch Gerechtigkeitsgefühl, erwecken und verdienen sie
volles Vertrauen. Den Frauen, die ebenfalls das Pelele tragen, wird
das besondere Vorrecht eingeräumt, in eigenen Hütten zu wohnen und
eigene Felder zu besitzen.

Ganz anders geartet sind die _Yaos_. Vom Gebirgsland östlich des
Nyassa-Sees wandern sie den Ludjenda herab nach dem untern Rovuma und
siedeln sich zeitweilig an zwischen den Makua und Makonde in Newala,
Masasi und Madschemba in geräumigen und reinlichen Wohnstätten. Listig
und thatkräftig, athletisch von Gestalt, werden sie als Krieger
selbst von den Arabern gefürchtet. Ihr Handwerk, Sklavenjagd und
Sklavenhandel, hat sie in regen Verkehr mit den letztern gebracht und
deren Tracht und Sitten theilweise bei ihnen eingeführt. 1880 war
Madschemba in Makonde ein bis Mikindani und Lindi berüchtigter Räuber
und Häuptling von ihnen.


Schlußbetrachtung.

Der Reichthum an Naturproducten aus dem Lande zwischen Rufidschi und
Rovuma lagert sich in den Handelsplätzen der Küste ab und findet seinen
Export fast ausschließlich durch die Hände der Inder. Er besteht
vornehmlich in Kopal und Kautschuk, zu geringerm Theil in Korn, Reis
und Rindern. Bei der Bedürfnißlosigkeit der Eingeborenen beschränkt
sich der Import auf Baumwollzeug, Eisen- und Messingdraht.

Zur Steigerung der Ausbeute eignen sich nur die wenigen Küstenstriche,
in denen Kokospflanzungen einen günstigen Boden finden. Weiter
landeinwärts dehnt sich eine, wenn auch nicht genügend erforschte, doch
wahrscheinlich mit einzelnen bereisten Stellen gleichartige breite
unfruchtbare Zone aus; sie vereitelt oder erschwert mindestens die
Niederlassungen in den gesegnetern Gefilden am Fuße der entlegenen
Berge. So mag Mahenge wol die Beschaffenheit eines wirklichen
Culturlandes besitzen, aber, abgesehen von seiner spärlichen und der
Feldarbeit abgeneigten Bevölkerung, wird es noch Jahrzehnte lang
jedem colonisatorischen Unternehmen wegen seiner Isolirung durch Berg-
und Savannenwildniß verschlossen bleiben, denn seine einzige denkbare
Abfuhrstraße, der Rufidschi, ist auf diese Entfernungen gänzlich
unbrauchbar.

Doch drei Regionen gibt es, die allem Anschein und allen Berichten
nach zur Anlegung von _Plantagen_ geeignet wären. In erster Linie die
große Ebene von Njantumbo am untern Rufidschi. Die Fruchtbarkeit des
bearbeiteten Bodens ist hier außer aller Frage, ebenso die Verwendung
des Flusses als billige Wasserstraße bis zu dem wichtigen Küstenplatz
Kikunja. Mit der Zunahme von Culturen dürfte auch die hier herrschende
etwas bedenkliche Fieberluft abnehmen.

Dann muß die Gegend um den Lukunde-Berg in Betracht gezogen
werden. Freilich nur ein einziger Reisender hat über die äußerst
günstigen Culturverhältnisse zwischen Luere und Mesule bisher Kunde
gebracht. Aber von der Decken hat sich immer als ein gewissenhafter
Berichterstatter erwiesen, sodaß eine auf Plantagenanlage gerichtete
Forschungsexpedition vollkommen berechtigt erscheinen dürfte. Die etwas
misliche Gangbarkeit des Weges von Kilwa Kivindje bis Mesule könnte
nicht abschrecken, vielleicht aber die ziemlich große Entfernung von
etwa sechzehn Tagemärschen.

Ein dritter Platz ist das äußerst gesunde Masasi. Wol ist zur Zeit
die anbaubereite Fläche nicht groß und die Entfernung von der Küste
ziemlich beträchtlich; allein es kann noch mehr Wald ausgerodet werden
und gerade derart gewonnener Ackergrund liefert andauernd die reichsten
Früchte; die Länge des Weges bis Lindi verliert durch seine Gangbarkeit
die Bedeutung eines wesentlichen Hindernisses für die Rentabilität
einer Niederlassung.



Anhang.


Werke und Reiseberichte.

Geschichte.

  J. Wagner, Deutsch-Ostafrika. 2. Auflage. (Berlin 1888.)

  Weißbuch. IV. Theil. (Berlin 1889.)


Usambara und Bondei. Pare und Ugono.

                                                              Reisejahr.

  J. L. Krapf, Reisen in Ostafrika. (Kornthal 1858.)         1848. 1852.

  ~R. F. Burton~, Zanzibar. II. Band. (London 1872.)             1858.

  O. Kersten, C. Cl. von der Decken's Reisen in Ostafrika. 1861 u. 1862.
      I. II. (Leipzig 1869.)

  ~Ch. New, Journey from the Pangani to Mombasa. Proc. of        1874.
      the R. G. Soc. 1874/75~, S. 317.

  ~J. P. Farler, The Usambara Country. Proc. of the R. G. S.~    1875.
      1879, S. 81.

  ~A. Belleville, Journey to the Universities' Mission Station   1875.
      of Magila. Proc. of the R. G. S.~ 1875/76, S. 74.

  ~Keith Johnston, From Zanzibar to Usambara. Proc. of           1879.
      the R. G. S.~ 1879, S. 545.

  Jos. Thomson, Expedition nach den Seen von Centralafrika.      1879.
      (Jena 1882.)

  ---- Durch Massai-Land. (Leipzig 1885.)                        1883.

  G. A. Fischer, Bericht über eine Reise in das Masai-Land.      1882.
      Mitth. d. Geogr. Ges. in Hamburg, 1882/83, S. 36.

  K. Jühlke, Die Erwerbung des Kilimandscharo-Gebietes.          1885.
      (Köln 1886.)

  Kurt Weiß, Meine Reise nach dem Kilimandscharo-Gebiet.         1885.
      (Berlin 1886.)

  Graf Pfeil, Beobachtungen in Ostafrika. Petermann's Mitth.     1887.
      1888, S. 1.

  Hans Meyer, Bericht über die Reise durch Usambara. Mitth. aus  1888.
      den deutschen Schutzgebieten (Berlin 1888), S. 199.

  Baumann, Usambara. Petermann's Mitth. 1888, S. 41.             1888.


Kilimandscharo-Gebiet.

  J. L. Krapf, Reisen in Ostafrika. II. (Kornthal 1858.)   1848 u. 1849.

  O. Kersten, C. Cl. v. d. Decken's Reisen in              1861 u. 1862.
      Ostafrika. I. (Leipzig 1889.)

  ~Ch. New, The ascent of Mount Kilima-Njaro. Proc. of           1871.
      the R. G. S.~ 1871/72, S. 167.

  Jos. Thomson, Durch Massai-Land. (Leipzig 1885.)               1883.

  G. A. Fischer, Bericht über eine Reise in das Masai-Land.      1883.
      Mitth. der Geogr. Ges. in Hamburg 1882/83, S. 44.

  ~H. H. Johnston, The Kilima-njaro Expedition. Proc. of         1884.
      the R. G. S.~ 1885, S. 137.

  K. Jühlke, Die Erwerbung des Kilimandscharo-Gebietes.          1885.
      (Köln 1886.)

  Kurt Weiß, Meine Reise nach dem Kilimandscharo-Gebiet.         1885.
      (Berlin 1886.)

  Graf Teleki, In das Gebiet des Kilimandscharo. Mitth. der      1887.
      K. K. Geogr. Ges. (Wien 1888), S. 353.

  Hans Meyer, Besteigung  des Kilimandscharo. Petermann's        1887.
      Mitth. 1887, S. 353 und Verhandlungen d. Gesellsch.
      f. Erdkunde (Berlin 1887), S. 446.

  ---- Der Kilima-Ndjaro. (Leipzig 1886.)                        1884.

  O. Ehlers, Besteigung des Kilimandscharo. Petermann's Mitth.   1888.
      1889, S. 68.


Das Wami-Gebiet mit Useguha, Nguru und Usagara.

  ~R. F. Burton, Zanzibar. II.~ (London 1872.)                   1857.

  ---- ~The Lake Regions of Central-Africa.~               1857 u. 1858.
      (London 1860.)

  J. H. Speke, Die Entdeckung der Nilquellen. I.                 1860.
      (Leipzig 1864.)

  H. M. Stanley, Wie ich Livingstone fand.                 1871 u. 1872.
      (Leipzig 1875.)

  Malcolm, Der Fluß Wami. Zeitschr. d. Ges. f. Erdkunde          1873.
      (Berlin 1873), VIII, 217.

  V. L. Cameron, Quer durch Afrika.  (Leipzig 1877.)             1873.

  H. M. Stanley, Durch den dunkeln Welttheil. I.                 1874.
     (Leipzig 1878.)

  ~Price, A new route and a new mode of travelling into          1876.
      Africa. Proc. of the R. G. S.~ 1876/77, S. 239.

  R. Böhm, Von Sansibar zum Tanganjika. (Leipzig 1888.)         1880-84.

  Wilson u. Felkin, Uganda und der ägyptische Sudan.             1876.
      (Stuttgart 1883.)

  ~Cambier, L' excursion sur la route de Mpwapwa. Soc.           1878.
      Belge de Géogr. 1878~, S. 194.

  E. Mar K. Geogr. Ges. (Wien 1878), S. 353.

  ~J. T. Last, A journey in the Nguru country. Proc. of          1881.
      the R. G. S.~ 1882, S. 148.

  ---- ~A visit to the Masai People. Proc. of the R. G. S.~      1882.
        1883, S. 517.

  ~Et. Baur et Le Roy, A travers le Zanguébar.~ (Tours 1887.)    1884.

  Graf Pfeil, Die Erforschung des Ulanga-Gebietes. Petermann's   1885.
      Mitth. 1886, S. 353.

  G. A. Fischer, Bericht über die Expedition zur Auffindung      1885.
      von Dr. Junker. Petermann's Mitth. 1886, S. 363.

  Kurt Töppen, Eine Reise nach dem Innern von Afrika.            1886.
      Ausland 1887, S. 657.

  Graf Pfeil, Beobachtungen in Ostafrika. Petermann's Mitth.     1887.
      1888, S. 6.

  ~Parker, The country between Mombasa and Mamboia.              1887.
      Proc. of the R. G. S.~ 1888, S. 92.


Das Kingani-Gebiet mit Usaramo, Ukami und Kutu.

  ~R. F. Burton, The Lake Regions of Central-Africa.~      1857 u. 1858.
      (London 1860.)

  J. H. Speke, Die Entdeckung der Nilquellen. I.                 1860.
      (Leipzig 1864.)

  G. M. Stanley, Wie ich Livingstone fand. (Leipzig 1885.) 1871 u. 1872.

  V. L. Cameron, Quer durch Afrika. (Leipzig 1877.)              1873.

  ~Elton, On the coast country of East Africa. Journal of        1874.
      the R. G. S.~ 1874, S. 227.

  Jos. Thomson, Expedition nach den Seen von Centralafrika.      1879.
      (Jena 1882.)

  ~Et. Baur et Le Roy, A travers le Zanguébar.~ (Tours 1887.)    1884.

  K. W. Schmidt, Sansibar. (Leipzig 1888.)                       1885.

  Graf Pfeil, Die Erforschung des Ulanga-Gebietes. Petermann's   1885.
      Mitth. 1886, S. 353.


Zwischen Rufidschi und Rovuma.

  ~R. F. Burton, Zanzibar. II.~ (London 1872.)                   1859.

  O. Kersten, C. Cl. von der Decken's Reisen in Ostafrika. I.    1860.
      (Leipzig 1869.)

  ~Elton, On the coast country of East Africa. Journal of        1874.
      the R. G. S.~ 1874, S. 227.

  ~J. Kirk, On recent survey of the east coast of Africa.        1877.
      Proc. of the R. G. S.~ 1877/78, S. 453.

  Jos. Thomson, Expedition nach den Seen von Centralafrika.      1879.
      (Jena 1882.)

  ~Chauncy Maples, Masasi and the Rovuma Disctrict. Proc.        1879.
      of the R. G. S.~ 1880, S. 337.

  ~W. Beardall, Exploration of the Rufidji. Proc. of the         1880.
      R. G. S.~ 1881, S. 641.

  ~Jos. Thomson, Notes on the Basin of the river Rovuma.         1881.
      Proc. of the R. G. S.~ 1882, S. 65.

  Graf Pfeil, Die Erforschung des Ulanga-Gebietes. Petermann's   1885.
  Mitth. 1886, S. 356.



Register.


  Abdalla Pesa 193.

  Amboni 90.

  Aruscha, Klein- 104.


  Bagamoyo 164.

  Behobeho 175.

  Bondei 77. 89.

  Boroma 142.

  Bülow, v. 43.

  Buschiri 39.

  Buvuma 130.


  Dassa-Berge 87.

  Dar-es-Salaam 165.

  Degela-Mora 168.

  Dschagga-Land 107.

  Dschalla-See 105.

  Dschilonda 193.

  Dschora 103.

  Dunda 168.

  Dutumi, Fluß 156.
  -- Gebirge 154.
  -- Ort 175.


  Eberstein 43.


  Farhani 145.

  Furu 189.


  Gerengere 155.

  Goma-Paß 145.

  Gondja 98.

  Goni 103.

  Gonja 91.

  Gravenreuth, Frhr. v. 39.


  Handei-Berge 77. 91.

  Hessel 42.

  Hundu 95.


  Jegea-Sumpf 167. 175.

  Jipe, Fluß 103.

  Jipe, See 105.

  Inenge 148.

  Jühlke 7.


  Kadetamare 147.

  Kahe 104.

  Kaole 165.

  Kaule 165.

  Kiahenge 177.

  Kiambo 138.

  Kiangara 192.

  Kibanga 95.

  Kibanti 143.

  Kibo 111.

  Kiboriani 126. 149.

  Kidete-Gebirge 125.

  Kidudwe 138. 142.

  Kidunda-Berge 154.

  Kigambwe-Berge 154.

  Kihindo-Berge 154.

  Kikoboga 129. 146.

  Kikula 131.

  Kikunja 185. 186.

  Kilema, Fluß 103.

  Kilimandscharo-Gebirge 102. 107. 109.

  Kilosa 147.

  Kilulu 91.

  Kilwa Kisiwani 190.

  Kilwa Kivindje 189.

  Kimangelia 109.

  Kimawensi 111.

  Kimberi 191.

  Kimbidschi 166.

  Kimweri 95.

  Kingani 155. 156.

  Kingo Mdogo 172.

  Kingo Mkuba 172.

  Kinjumbi 143.

  Kiora 147.

  Kiperepeta 150.

  Kira, Berg 154.

  Kiranga Ranga 168.

  Kiregwe 177.

  Kirgesi 167.

  Kirigawana-Route 149.

  Kiriru 175.

  Kiroka 173.

  Kirua, Fluß 103.

  Kisaki 177.

  Kisanga 150.

  Kisera 142.

  Kisiju 167.

  Kisimo 139.

  Kisunga 84.

  Kisungu-Berge 97.

  Kiswani, Dorf 98.
  -- Fluß 97.

  Kiswere 190.

  Kitangi 149.

  Kitmangao 167.

  Kituli 89.

  Kivinja 167.

  Kiwa-Berg 138.

  Komberina 130.

  Komboko 108.

  Kombola-Berge 77.

  Konde 138.

  Kondoa 145.

  Kondutschi 165.

  Kongasa 173.

  Konoge-Hügel 153.

  Korogwe 87.

  Krieger 42.

  Kumba 86.

  Kungwe-Berg 154. 173.

  Kurimba 138.

  Kutu 174.


  Leue 41.

  Lewa 86.

  Lindi 190.

  Liwali 167.

  Longwe 155.

  Loonga 130.

  Luengera 86.

  Luere 192.

  Luidschi 142.

  Lukindo 131.

  Lukunde 192.

  Lumi, Fluß 103. 105.

  Luseru 130.

  Lutyomo 87.

  Luvumo 142.

  Luwego 184.


  Mabruki-Paß 146. 176.

  Madanga 85.

  Madimola 168.

  Madschama 108.

  Madschemba 192.

  Madschijaweta 176.

  Mafi-Hügel 87.

  Magila 89.
  -- Berge 77.

  Magubika 148.

  Mahenge, Land 187.
  -- Volk 188.

  Makamba 171.

  Makata, Ebene 128. 145.
  -- Fluß 129.

  Makobola 155.

  Makonde, Land 192.
  -- Volk 194.

  Makua 194.

  Makujuni 97.

  Makutaniro 167.

  Mamba 103.

  Mamboia 148.

  Mandara 121.

  Mandera 139.

  Manga, Berg 89.
  -- See 87.

  Mangatani 167.

  Manjora 156.

  Manjovi 147.

  Marangu 108.

  Mareale 122.

  Marenga-Mkali, Kleine 147.

  Maroro 150.

  Maruka 184.

  Masai 117.

  Masasi 193.

  Masindi 88.

  Matamombo 128.

  Matanga 187.

  Matompiani 189.

  Matumbi-Berge 167.

  Matungu 138.

  Maurui 87.

  Mbambwa 148.

  Mbaramu 88.

  Mbesi 155. 167.

  Mbiki 139.

  Mboamadschi 166.

  Mbrerara-Berg 184.

  Mbumi, das obere 146.

  Mbusine, Fluß 131.
  -- Station 138.

  Mbwigwa 176.

  Mdunwi 129.

  Membe 99.

  Mesule 192.

  Mfute 139.

  Mgambo 89.

  Mgasi 155. 156.

  Mgeta 156.

  Mgumi 86.

  Mgunda 176.

  Mguruwandege-Berge 154.

  Midschinga 190.

  Mikindani 191.

  Mindu-Berge 154.

  Miombo 129. 146.

  Mirumba 191.

  Misongi 147.

  Mkamba 169.

  Mkambaka-Berge 154.

  Mkande 95.

  Mkange 138.

  Mkomasi 87.

  Mkomokere 188.

  Mkulumusi 89.

  Mkunde 166.

  Mkunga 142.

  Mlali, Hügel 149.
  -- Fluß 126.

  Mlalo 77.

  Mligasi 138.

  Mlinga 89.

  Mnanga 103.

  Mohale 171. 172.

  Mohoro 185. 189.

  Mondo 143.

  Morongo 90.

  Moschi 91.

  Mpembeno 185.

  Mpezi 156.

  Mpwapwa 148.

  Mrima 136.

  Mrogoro, Fluß 155.
  -- Ort 172.

  Msala 186.

  Msangapwani 168.

  Msegwe 156.

  Msendasi 156. 176. 187.

  Msinga 115.

  Msisi 136.

  Msisi Mdogo 177.

  Msuero 145.

  Msuwa 139.

  Mswasi 156.

  Mtandi 193.

  Mtate 129.

  Mtua 193.

  Muango 138.

  Muhama 146.

  Muhanda 146.

  Muhonjera 168.

  Muinin-Sagara 147.

  Mukondogwa-Thal 127. 146.

  Munikunde 130.

  Murondi 139.

  Murundusi 150.

  Muschesa 90.

  Mvomero 130.

  Mvue 130.

  Mwane Gomera 172.


  Nabali 103.

  Nahigongo 192.

  Namisu 192.

  Nangungulu 192.

  Naruma 103.

  Nasaro 192.

  Ndiabi 147.

  Ndumi 137.

  Ndungunu 185.

  Newala 193.

  Nguru 142.

  Nguru-Gebirge 125.

  Ngurungani 99.

  Niangara-Berge 126.

  Niantumbo 185.

  Nyika 92.


  Pakurehe 131.

  Pambili, Ort 89.
  -- Berg 77.

  Pangani, Fluß 84.
  -- Stadt 85.

  Pare 97.

  Pemba 191.

  Peters 2. 17. 32.

  Petershof 139.

  Pfeil, J. Graf 7.

  Pongwe-Hügel 139.

  Pugu 168.


  Rau 103.

  Rehenneko 145.

  Rombo 109.

  Rosako 139.

  Rovuma 181.

  Ruaha 187.

  Rubeho-Gebirge 126.
  -- Berge, die Kleinen 126. 149.
  -- Paß 148.

  Rudewa 130.

  Rudi 150.

  Ruembe-Berge 126. 147.

  Rufidschi 181. 184.

  Rufu = Kingani 156.
  -- = Pangani 84.

  Rukigura 131.

  Rumuma 129.


  Saadani 137.

  Sagala 149.

  Samanga 189.

  Sandasi 167.

  Sangarawe 86.

  Sembodja 95.

  Sigi 90.

  Sigirari 104.

  Sima, Fluß, 129.
  -- Station 147.

  Simbamweni, Ort 171.
  --     Fürstin 172.

  Simboranga 186.

  Singwe 131.

  Sonja-Ndalata 103.

  Suaheli 140. 169.

  Sungomero 177.


  Tami 130.

  Tanga 90.

  Tangata-Bai 90.

  Tange 155.

  Tarawande 87.

  Taveta 105.

  Tongeni 155.

  Tongoni 90.

  Tongwe-Berg 77.

  Tschogwe, Ort 85. 86.
  --    Fluß, 129.

  Tubugwe 149.


  Udoë, 139.

  Udofu 89.

  Udschungwe-Gebirge 187.

  Ugogi 148.

  Ugombe, Fluß, 127.
  --   See 129.

  Ugono 97.

  Uhehe-Gebirge 187.

  Ukami 171.

  Ukeredi 190.

  Ukumbine 89.

  Ukwere 139.

  Ulanga 187.

  Umba, Dorf 89.

  Umba, Fluß, 91. 92.

  Uru 108.

  Uruguru-Gebirge 154.

  Usagara 144.

  Usambara 77.

  Usanga 99.

  Usaramo 163.

  Useguha 136.

  Usiraha 176.

  Usungula 168.


  Vilansi 156. 176.


  Wadigo 93.

  Wadoë, 141. 171.

  Wadschagga 114.

  Wadschame 114.

  Wafangara 171.

  Wagindo 193.

  Wahumba 143.

  Wakamba 144.

  Wakami 173.

  Wakilindi 93.

  Wakuafi 120.

  Wakutu 177.

  Wakwa 151.

  Wakwere 140.

  Wambugu 94.

  Wami 127.

  Wamrima 140. 169.

  Wandorobbo 121.

  Wanga 91.

  Wanguru 143.

  Wapare 100.

  Wasagara 151.

  Wasambara 94.

  Wasaramo 170.

  Waschinsi 93.

  Wasegeju 93.

  Waseguha 93. 140.

  Wataveta 116.

  Weriweri 103.

  Windi-Paß, 148.

  Wißmann, Hauptmann 47.

  Wudere, Fluß, 97.

  Wuga 88.


  Yaos 195.

  Yermandia 87.

  Yesa Mkubwa 92.


  Zonwe 129.


Druck von F. A. Brockhaus in Leipzig.



[Illustration: Karte von Deutsch Ost-Afrika]



Fußnoten:

[1] C. C. von der Decken's Reisen in Ostafrika (Leipzig 1879), III,
3. Abtheilung.

[2] ~Proceedings of the R. G. S. (London) 1880~, S. 183.

[3] Bei Kitiwu.

[4] Bei Fungo.

[5] Südöstlich von Korogwe.

[6] Die Suaheli nennen es: Kilima (Berg)-ndjaro (des bösen Geistes);
die Wadschagga: Kibo und Kimawensi, zuweilen auch: Mangi = Herr; die
Masai: Oldoinjo ebor = den sehr hohen weißen Berg (dönjo = Berg, ebor =
weiß).

[7] In Moschi hat die Deutsch-Ostafrikanische Gesellschaft eine Station
gegründet.

[8] Nach Dr. G. A. Fischer bezeichnen die Bewohner von Komboko das
ganze Kilimandscharo-Gebirge als Schira.

[9] ~Rich. F. Burton, Zanzibar~ (London 1872), ~II~, 438 fg.

[10] Ernst Marno, Bericht über eine Excursion von Zanzibar nach
Koa-Kiora. Mittheil. der K. K. Geogr. Gesellschaft in Wien, 1878,
S. 353.

[11] Nach Dr. K. W. Schmidt ergab die mechanische Analyse des
Schwemmbodens von Farhani 43% feinkörnigen Sand und 57% thonhaltigen
Staub, also eine für Culturen günstige physikalische Zusammensetzung.

[12] ~R. F. Burton~, ~Zanzibar~ (London, 1872), II, 434 fg.

[13] Jos. Thomson, Expedition nach den Seen von Central-Afrika (Jena
1882), II, 233.



  +------------------------------------------------------------------+
  | Anmerkungen zur Transkription                                    |
  |                                                                  |
  | Idiomatische Schreibweisen des Autors wurden beibehalten, wie:   |
  | bisjetzt, funfzehn, funfzig, Miserfolg, obwol, sowol,            |
  | Souveränetät.                                                    |
  |                                                                  |
  | Die folgenden Inkonsistenzen wurden beibehalten, da beide        |
  | Schreibweisen gebräuchlich waren:                                |
  |                                                                  |
  | Arecapalme -- Areca-Palme                                        |
  | Baumwollenstoffe -- Baumwollstoffe                               |
  | Boroma -- Boromo (korrekte Schreibweise unbekannt)               |
  | Dornengebüsch -- Dorngebüsch                                     |
  | Dschagga-Land -- Dschaggaland                                    |
  | Eingeborenen -- Eingebornen                                      |
  | ersteren -- erstern                                              |
  | ertragfähig -- ertragsfähig                                      |
  | früheren -- frühern                                              |
  | größeren -- größern                                              |
  | höheren -- höhern                                                |
  | inneren -- innern                                                |
  | Interessen-Sphäre -- Interessensphäre                            |
  | irgend einem -- irgendeinem                                      |
  | Kautschuk-Liane -- Kautschukliane                                |
  | Kilima-Ndjaro -- Kilima-Njaro -- Kilimandscharo                  |
  | Kimwere -- Kimweri                                               |
  | kühleren -- kühlern                                              |
  | Landstriches -- Landstrichs                                      |
  | Längegrad -- Längengrad                                          |
  | letzteren -- letztern                                            |
  | Mangrove-Waldungen -- Mangrovewaldungen                          |
  | Masai-Land -- Massai-Land                                        |
  | mehreren -- mehrern                                              |
  | Mittel-Temperatur -- Mitteltemperatur                            |
  | Mosambique -- Mozambique                                         |
  | Muinin Sagara -- Muinin-Sagara                                   |
  | Ortes -- Orts                                                    |
  | Ost-Afrika -- Ostafrika                                          |
  | Raphia-Palme -- Raphiapalme                                      |
  | Ratu-Haus -- Ratuhaus                                            |
  | Ruembe -- Ruhembe                                                |
  | Souverainetätsrechte -- Souveränetätsrechte                      |
  | stellenweis -- stellenweise                                      |
  | unserer -- unsrer                                                |
  | verengert -- verengt                                             |
  | Warscheikh -- Warschekh                                          |
  | wol -- wohl                                                      |
  |                                                                  |
  | Folgende Änderungen wurden vorgenommen:                          |
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  | Der Schmutztitel wurde entfernt.                                 |
  | S. 14 "wir" in "Wir" geändert.                                   |
  | S. 50 "Reaumur-Graden" in "Réaumur-Graden" geändert.             |
  | S. 60 "Himmelstrichs" in "Himmelsstrichs" geändert.              |
  | S. 71 "Boden" in "Bodens" geändert.                              |
  | S. 72 "Sträuche" in "Sträucher" geändert.                        |
  | S. 83 "Gebirgs" in "Gebirges" geändert.                          |
  | S. 110 "Johnstoni" in "Johnstonii" geändert.                     |
  | S. 124 "im stande" in "im Stande" geändert.                      |
  | S. 130 "Kiniumbi" in "Kinjumbi" geändert.                        |
  | S. 201 "Dege-la-Mora" in "Degela-Mora" geändert.                 |
  | S. 203 "Newale" in "Newala" geändert.                            |
  | S. 203 "Reheneko" in "Rehenneko" geändert.                       |
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