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Title: Meine Wasser-Kur
Author: Kneipp, Sebastian
Language: German
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*** Start of this LibraryBlog Digital Book "Meine Wasser-Kur" ***


  ####################################################################

                     Anmerkungen zur Transkription

    Der vorliegende Text wurde anhand der 1921 erschienenen Buchausgabe
    so weit wie möglich originalgetreu wiedergegeben. Typographische
    Fehler wurden stillschweigend korrigiert; ungewöhnliche und
    regional gefärbte Ausdrücke bleiben gegenüber dem Original
    unverändert. Rechtschreibvarianten wurden nicht vereinheitlicht,
    sofern die Verständlichkeit des Textes dadurch nicht berührt wird.

    Die gedruckte Fassung wurde in einer Frakturschrift gesetzt, in
    der die Großbuchstaben I und J identisch sind. Die Initiale des
    Arztes ~Dr.~ I. aus Lyon wurde daher vom Bearbeiter willkürlich
    festgelegt. Weiterhin wird im Alphabetischen Register nunmehr
    zwischen den Begriffen mit den Anfangsbuchstaben I und J
    unterschieden, was im Original nicht möglich war.

    In der Buchversion wurde für den Begriff ‚et cetera‘ die tironische
    Note für ‚et‘ verwendet, welche allerdings mit vielen Schriftarten
    nicht dargestellt werden kann. Aus diesem Grund wurde in der
    elektronischen Version von der Abkürzung ‚etc.‘ Gebrauch gemacht.

    Besondere Schriftschnitte wurden in der vorliegenden Fassung mit
    den folgenden Sonderzeichen gekennzeichnet:

      kursiv:     _Unterstriche_
      fett:       =Gleichheitszeichen=
      gesperrt:   +Pluszeichen+
      Antiqua:    ~Tilden~

  ####################################################################



[Illustration:

    _Jos. Kösel, autotyp._
]



                                 Meine
                              Wasser-Kur

                    durch mehr als 40 Jahre erprobt
              u. geschrieben zur Heilung der Krankheiten
                      u. Erhaltung der Gesundheit

                                  von

                       ~Msgr.~ Sebastian Kneipp

        Päpstl. Geheimkämmerer, Pfarrer in Wörishofen (Bayern),
          Inhaber des Komturkreuzes vom Orden des hl. Grabes.

                   Mit dem Bildnisse des Verfassers

                           Jubiläumsausgabe

                        erschienen im Jahre der
                          100. Wiederkehr des
                             Geburtstages
                                Kneipps

                              92. Auflage

                 Verlag Josef Kösel & Friedrich Pustet

                    Kommandit-Gesellschaft München
                       Verlagsabteilung Kempten
                                 1921



                     „Geh’ hin und wasche Dich siebenmal im Jordan, und
                   Dein Fleisch wird wieder gesund und Du rein werden!“

                                                         4. Kön. 5, 10.

                            [Illustration]

  Sämtliche Rechte, insbesondere Übersetzungsrecht, sind vorbehalten.

                    Druck von Jos. Kösel, Kempten.



Vorwort zur ersten Auflage.


Als Priester liegt mir vor allem das Wohl der unsterblichen Seelen
am Herzen. Dafür lebe ich, und dafür will ich sterben. In den
verflossenen vier Jahrzehnten, 30 bis 40 lange Jahre hindurch, haben
mir indessen auch die sterblichen Leiber viele Arbeit und opfervolle
Sorgen bereitet. Ich habe diese Arbeit nie gesucht. Das Kommen eines
jeden Kranken war und ist mir (natürlich gesprochen) eine Last. Nur
der Aufblick zu demjenigen, der vom Himmel herabgestiegen ist, unser
aller Krankheiten zu heilen, und der Gedanke an die Verheißung: „Selig
sind die Barmherzigen; denn sie werden Barmherzigkeit erlangen....;
der letzte Trunk Wasser soll nicht unbelohnt bleiben“ waren imstande,
die naheliegende Versuchung, alle Bittgesuche ohne Unterschied des
Bittstellers in jedem Falle abzuweisen, zu unterdrücken. Diese
Versuchung lag um so näher, da nicht Gewinn, vielmehr unberechenbarer
Zeitverlust; nicht Ehre, vielfach Verleumdung und Verfolgung; nicht
Dank, sondern in gar manchem Falle Undank, Spott und Hohn meine Diäten
bildeten. So mußte es gut sein, und ich bin ganz damit zufrieden. Daß
ich aber nach solchen Antezedenzien (Vorgängen) nicht besondere Lust
verspüre zum Schreiben, begreift ein jeder, zumal bereits das Alter
drückt und Geist und Körper sich nach Ruhe sehnen.

Nur das anhaltende und ungestüme Drängen meiner Freunde, die es eine
Sünde gegen die Nächstenliebe nennen, wenn meine Erfahrungen mit meinem
modernden Körper in die Grube fahren, zahllose Bittschreiben von
Geheilten, insbesondere aber das Flehen armer, verlassener Kranker auf
dem Lande drücken mir den Schreibgriffel in die widerstrebende, bereits
zitternde Hand.

Der ärmeren Klassen, der vielfach verwahrlosten und vergessenen
Kranken auf dem einsamen Lande habe ich mich jederzeit mit besonderer
Aufmerksamkeit und Liebe angenommen. Diesen vor allen soll mein
Büchlein gewidmet sein. Die Sprache ist zu dem Zwecke angemessen,
einfach, klar. Mit Absicht suche ich, mit Umgehung jedes gelehrten
Firlefanzes, mehr in Unterhaltungsform zu schreiben, als ein dürres,
ausgetrocknetes, saft- und kraftloses Gerippe zu geben. Die Breite der
einen oder anderen Erzählung, manche Wiederholungen mag man, den guten
Zweck, die redliche Absicht im Auge behaltend, nachsichtig übersehen.

Nichts lag mir ferner, als gegen irgendeine der bestehenden
medizinischen Richtungen polemisierend, kämpfend aufzutreten,
irgendeine Persönlichkeit, deren Wissenschaftlichkeit und Ruf auch nur
im kleinsten Punkte anzugreifen.

Ich weiß sehr gut, daß nur dem eigentlichen Fachmanne derlei
Veröffentlichungen zustehen; ich lebe indessen der Überzeugung,
daß gerade solche dankbar sein werden, wenn einmal auch ein Laie
seine vieljährigen Erfahrungen in dieser Beziehung mitteilt. Jedem
aufrichtigen Entgegenkommen werde ich stets mit Freuden die Hand
reichen, Korrekturen und Winke dankbar annehmen. Um jenen unschweren
Tadel und jene gar leichte Kritik aber, welche Parteistandpunkten
entfließen, werde ich mich durchaus nicht kümmern und den „Pfuscher“
und „Quacksalber“ ruhig hinnehmen.

Ich selbst habe nichts sehnlicher gewünscht, als daß ein Mann von
Beruf, ein Arzt, mir diese schwere Last und drückende Arbeit abgenommen
hätte, und ich trage kein innigeres Verlangen und Wünschen, als daß
endlich die Leute vom Fach allgemeiner und umfassender auch die
Wasserheilmethode gründlich studieren und in die Hand und Aufsicht
nehmen mögen. Ein solcher wolle diese Laienarbeit als kleines
Hilfsmittel betrachten. An dieser Stelle kann ich versichern daß trotz
meines vielfach sehr schroffen und abstoßenden Benehmens das größte
Gebäude nicht ausgereicht hätte, all die Kranken und Leidenden, welche
ohne Übertreibung nach Tausenden und Zehntausenden zählen, aufzunehmen,
daß ich ferner mit Leichtigkeit reich, sehr reich sein könnte, wenn ich
nur einen Teil des mir angebotenen Heillohnes hätte annehmen wollen.
Viele Patienten kamen und sagten: „Ich gebe 100, 200 Mark, wenn Sie
mich gesund machen.“ Der Leidende sucht Hilfe, wo er sie findet, und
bezahlt dem Arzte mit Freuden, was ihm zukommt, wenn er ihn heilt,
gleichviel ob die Heilung mit der Medizinflasche oder der Wasserkanne
geschieht.

Berühmte Männer aus dem Stande der Ärzte haben die Wasserheilmethode
mit Entschiedenheit und großen Erfolgen begonnen. Mit ihnen wurden ihre
Winke und Ratschläge und Kenntnisse vielfach begraben. Daß endlich
einmal dem Morgenrot ein dauernder heller Morgen folge!

Für jeden im Buche genannten oder angedeuteten Namen stehe ich
jederzeit mit voller Verantwortung ein und werde nie anstehen, auf
Verlangen denselben öffentlich zu nennen. Manche vielleicht harte
Ausdrucksweise möge man auf Rechnung meiner etwas herben und derben
Gemütsart schreiben. Mit ihr bin ich alt geworden, und es fällt beiden
schwer, uns im Alter noch zu verleugnen und zu trennen.

Dem die Wanderung antretenden Büchlein möge vor allem Gottes Segen
nicht fehlen!

Und wenn einst meine Wasserfreunde erfahren, daß ich in die Ewigkeit
gewandert, dann wollen sie mir den Liebesdienst erweisen und in einem
kräftigen Vaterunser einen kühlenden Strahl mir nachsenden, allwo der
Arzt der Ärzte die arme Seele in der Feuerkur zum ewigen Leben heilt
und läutert.

    +Wörishofen+, Eisenbahnstation Türkheim in Schwaben,
    1. Oktober 1886.

    +Der Verfasser.+


Aus dem Vorworte zur sechsten Auflage.

.... Ich benütze daher diese Gelegenheit, nochmals das Jordanbad bei
Biberach in Württemberg bestens zu empfehlen, welches ganz nach meiner
Heilmethode anfangs Mai 1889 eröffnet wird unter Leitung des ~Dr.
med.~ +Stützle+, eines tüchtigen Arztes, der sich, wie bereits in der
5. Auflage bemerkt, eine gründliche Kenntnis und Erfahrung dahier
und somit mein volles Vertrauen erworben hat. Ich lebe der festen
Überzeugung, daß +solchen+ Ärzten mein Heilverfahren ebenso zur eigenen
Befriedigung wie zum Segen ihrer Patienten gereichen wird.

    +Wörishofen+, am Neujahrstage 1889.

    +Der Verfasser.+


Aus dem Vorworte zur zwölften Auflage.

.... Besonders aber tröstet mich, daß neue Heil-Anstalten entstanden
und entstehen, so daß in den verschiedenen Gegenden die Leidenden nicht
zu weit zu reisen haben, um Hilfe durch Wasser-Anwendungen zu bekommen.
Das +Jordanbad+ bei Biberach wurde eröffnet; recht viele Kranke haben
sich dorthin gewendet, und die Anstalt hat schon viele recht glückliche
Kuren aufzuweisen. Eine zweite Gelegenheit ist geboten in +Immenstadt+;
auch von dieser Anstalt wird nur Rühmliches gesagt, und deshalb ist
gute Aussicht für die Zukunft vorhanden, daß sich dieselbe immer weiter
entwickeln werde.

Die dritte Wasserheilanstalt wurde eröffnet in +Ulm+ und wird, wie ich
schon öfters gehört, sich nach und nach immer weiter entfalten.

In +Rosenheim+ ist auf allgemeines Verlangen der Stadt eine Anstalt
nach meinem System kürzlich eröffnet worden, und ich habe bereits
gehört von den guten Erfolgen; denn Herr ~Dr.~ Bernhuber war längere
Zeit in Wörishofen Badearzt und besitzt ein herrliches Talent für sein
Fach. Er ist nicht bloß ein guter Arzt, sondern auch ein vorzüglicher
Operateur; derselbe hat oft erklärt: „Mit Wasser werden Krankheiten
geheilt, wo andere Mittel keine Hilfe mehr bringen können.“ Deshalb
hoffe ich mit Grund, daß gerade diese Anstalt sich recht segensreich
entwickle.

Herr ~Dr.~ Georg Wolf hat in +Traunstein+, wo schon durch das frühere
Bad die nötigen Gebäude vorhanden sind, eine neue Anstalt eröffnet.
Herr ~Dr.~ Wolf ist ein ruhiger, besonnener und edler Charakter, hat
in Wörishofen durch längere Zeit mein ganzes Heilverfahren gründlich
kennen erlernt und eingeübt, und ich glaube, daß ich diesen Arzt
mit Recht den Patienten für das Heilverfahren meiner Wasserkur aufs
wärmste empfehlen kann. So haben meine vielen Freunde und Gäste in der
Nähe und in der Ferne, namentlich die in Österreich, eine günstige
Gelegenheit, die guten Wirkungen meiner Wasserkur unter seiner Leitung
kennen zu lernen; denn gerade Leidende aus Österreich und Ungarn,
so weit von hier entfernt, haben mit großer Begeisterung meine
hiesige Wasserkur-Anstalt besucht und nach der Heimkehr, in dankbarer
Erinnerung an die erzielten Erfolge, mein Heilverfahren weiter
verbreitet.

    +Wörishofen+, den 3. Dezember 1889.

    +Der Verfasser.+


Aus dem Vorwort zur siebenundzwanzigsten Auflage.

Zu den neuesten Anstalten, die nach meinem Prinzipe entstanden sind,
gehört ferner die Kaltwasserheilanstalt +Schärding+ in Oberösterreich.
Dieselbe wird von einem meiner Schüler, Herrn +Otto Ebenhecht+,
geführt und kann ich vorgenannten Herrn jedermann empfehlen.

Eine zweite Anstalt in Österreich hat in Brixen (Süd-Tirol) Herr ~Dr.~
+Otto v. Guggenberg+ jüngst eröffnet. Auch dieses Institut eines meiner
eifrigsten und gelehrtesten Jünger empfehle ich angelegentlichst zu
fleißiger Frequenz.

Im Monat Januar 1891 hat Herr ~Dr.~ +Wendelin Loeser+ eine
Wasserheilanstalt nach meiner Methode in Veitshöchheim bei Würzburg
eröffnet. Herr ~Dr.~ Loeser ist ein ruhiger Denker und wird sicher
seinem Unternehmen Ehre machen.

    +Wörishofen+, 26. Februar 1891.

    +Der Verfasser.+


Aus dem Vorworte zur dreiunddreißigsten Auflage.

Beim Erscheinen der 33. Auflage will ich ankündigen, daß in derselben
manche Abänderung getroffen wurde. Es gibt Leute, die auch die
einfachste Schreibweise und einfachste Darstellung mit Zweifel erfüllt.
So wurde bei verschiedenen Anwendungen manches geändert, manches
weggelassen, manches ergänzt, so daß das Ganze besser aufgefaßt und
sicherer angewendet werden kann. Und so Gott will, wird noch eine
gänzlich umgearbeitete Ausgabe dieser verbesserten Auflage folgen.

    +Wörishofen+, am 14. August 1891.

    +Der Verfasser.+


Aus dem Vorwort zur fünfzigsten Auflage.

Die „Wasserkur“ hat jetzt bereits die fünfzigste Auflage erlebt und
möchte gern ein Jubiläum feiern und allen Menschen, besonders den
Kranken zurufen: „Lernet das Wasser und seine Anwendungen und Wirkungen
recht kennen, und es wird euch Hilfe bringen, wo Hilfe noch möglich
ist!“

Was mich betrifft, so kann ich mich nur freuen und wünsche von Herzen,
daß fernerhin alle Kranken Linderung und Hilfe bekommen. Ich wünsche
besonders, daß die Fachmänner der Medizin das Wasser, diese Gabe des
Schöpfers, recht anzuwenden sich beeifern und diesem Stiefkinde ein
Plätzlein im Hause und Heilmittelschätze gönnen möchten.

Der fünfzigsten Auflage gebe ich den Auftrag: Nehme dich der Kranken
an, daß sie gesund werden! Sei gut Freund den Gesunden, daß sie
nicht erkranken! Und weil ich als Priester täglich das heilige Opfer
darbringe, so sollen alle diejenigen im heiligen Opfer eingeschlossen
sein, welche nach Wörishofen kommen, und auch diejenigen, welche die
Kur zu Hause gebrauchen wollen, damit sie den Segen des Himmels zur
Genesung erlangen.

    +Wörishofen+, am Lichtmeßtage 1894.

    +Der Verfasser.+


Vorwort zur sechzigsten Auflage.

Eine brave Familie hatte einen recht gut erzogenen Sohn, der zu den
besten Hoffnungen berechtigte und sich auch für seinen Stand und Beruf
ziemlich gut ausgebildet hatte. Eines Tages bat er seinen Vater, er
möge ihm erlauben, eine große Reise durch die ganze Welt zu machen,
und versprach ihm, nach Verlauf von neun Jahren bestimmt wieder zu
kommen und alle Erlebnisse zu erzählen, die er mitgemacht habe. Nach
dieser Zeit wolle er wieder bei seinen Eltern zu Hause bleiben und sich
stets bemühen, ein treuer und guter Sohn zu sein. Die guten Eltern
ließen ihren Sohn sehr ungerne fort; denn sie fürchteten, es möchte ihm
schlimm ergehen, und er möchte unter schlechte Gesellschaft geraten,
wodurch er verdorben werden könnte. Endlich reiste der Sohn, nachdem er
noch zuvor den elterlichen Segen erbeten und auch erhalten hatte, ab.
Er hatte nur das Beste im Auge und bewahrte sein den Eltern gegebenes
Versprechen treu und gewissenhaft. Genau nach neun Jahren kam er wieder
nach Hause, und zwar als derselbe gute und brave Sohn, als welcher er
das elterliche Haus verlassen hatte. Und wer mit ihm zusammentraf,
wollte so gut wie die Eltern selbst seine Lebensschicksale gerne hören.

Dieses Bild paßt gar nicht übel auf „Meine Wasserkur“, die ich vor
neun Jahren in der edelsten und besten Absicht auch in die Welt
hinausgeschickt habe, damit die Menschen in ihren vielen Mühseligkeiten
und Leiden Linderung und Hilfe bekommen und zugleich lernen sollten,
wie man zu leben habe, um gesund, berufsfähig und ausdauernd zu bleiben
und ein hohes Alter zu erreichen. Die überaus günstige Aufnahme und
ungemein rasche Verbreitung meiner „Wasserkur“ gehört sicher zu den
Seltenheiten, und es wird nicht leicht ein Buch gefunden werden können,
das in so kurzer Zeit 59 Auflagen erlebt hat und nun in sechzigster
Auflage erscheint. Nicht minder auffallend und überraschend ist es,
wie sich das ehedem so einfache Wörishofen während dieser Jahre
so bedeutend verändert hat. Wer Wörishofen in den früheren Jahren
gesehen hat und es jetzt sieht, der wird es fast nicht mehr erkennen.
Je mehr meine Bücher in allen Ländern verbreitet wurden, um so mehr
kamen und kommen noch von allen Himmelsgegenden die Kranken herbei,
und dadurch wurde ich gezwungen, obwohl ich es gar nicht im Sinne
hatte, eine Wasserheilanstalt zu errichten, damit die Kranken in der
„Heimat der Wasserkur“ Trost und Hilfe bekommen könnten. So wenig ich
selbst anfangs zur Errichtung einer derartigen Anstalt geneigt war,
geradeso sträubte sich auch Wörishofen lange Zeit dagegen; nur das gute
Verhältnis zwischen mir und meinen Pfarrangehörigen konnte dies endlich
zustande bringen.

Nach neun Jahren kam der Sohn wieder nach Hause und erzählte seine
Lebensschicksale. So könnte auch „Meine Wasserkur“ nach diesen neun
Jahren manches Schicksal erzählen. Sie ist wohl in den meisten Häusern
gut aufgenommen worden, wenn sie auch von manchem mit Unwillen in
einen Winkel geworfen wurde. Es wird ihr ergangen sein, wie es allen
Unternehmungen ergeht; das Gute wird nicht selten angegriffen, und
würde es nicht angegriffen, so wäre es auch nicht gut. So ging es auch
mit der „Wasserkur“ und ihrem Verfasser.

Nun geht die sechzigste Auflage in die große Welt hinaus. Möge sie eine
höhere Macht führen und ein höherer Beistand ihr immer folgen, wo immer
sie angewendet wird!

Ich selbst werde mit dem Buche im Geiste herumwandern in die einzelnen
Gegenden und nicht versäumen, den Lenker aller Schicksale anzurufen, er
möge allen zuteil werden lassen, was für ihr zeitliches und ewiges Heil
nützlich ist.

    +Wörishofen+, den 15. März 1896.

    +Der Verfasser.+



Inhalts-Verzeichnis.


          Seite

    Vorwort                                                          III

    Einleitung                                                         1


    Erster Teil: Wasser-Anwendungen.

    Allgemeines                                                       15

    Abhärtungs-Mittel                                                 21

    Wasser-Anwendungen                                                32

    ~A.~ Aufschläger:

    1. Der Oberaufschläger                                            32

    2. Der Unteraufschläger                                           33

    3. Ober- und Unteraufschläger zusammengenommen                    34

    4. Auflage auf den Unterleib                                      34

    ~B.~ Bäder:

    I. Fußbäder:

    1. Das kalte Fußbad                                               39

    2. Das warme Fußbad                                               39

    II. Halbbäder                                                     42

    III. Sitzbäder:

    1. Das kalte Sitzbad                                              44

    2. Das warme Sitzbad                                              46

    IV. Vollbäder oder Ganzbäder:

    1. Das kalte Vollbad                                              47

    2. Das warme Vollbad                                              56

    3. Die Mineralbäder                                               62

    V. Teilbäder:

    1. Das Hand- und Armbad                                           65

    2. Das Kopfbad                                                    65

    3. Das Augenbad                                                   67

    ~C.~ Dämpfe:

    1. Der Kopfdampf                                                  72

    2. Der Fußdampf                                                   76

    3. Der Leibstuhldampf                                             78

    4. Besondere Dämpfe auf einzelne kranke Stellen                   80

    ~D.~ Gießungen:

    1. Der Knieguß                                                    81

    2. Der Schenkelguß                                                82

    3. Der Unterguß                                                   83

    4. Der  Rückenguß                                                 83

    5. Der Ganz- oder Vollguß                                         84

    6. Der Oberguß                                                    85

    7. Der Armguß                                                     88

    8. Der Kopfguß                                                    89

    ~E.~ Waschungen:

    1. Die Ganzwaschung                                               90

    2. Die Teilwaschung                                               93

    ~F.~ Wickelungen:

    1. Der Kopfwickel                                                 93

    2. Der Halswickel                                                 94

    3. Der Schal                                                      96

    4. Der Fußwickel                                                  97

    5. Der Unterwickel                                                98

    6. Der kurze Wickel                                              100

    7. Das nasse Hemd                                                102

    8. Der spanische Mantel                                          102

    ~G.~ Trinken des Wassers                                         105


    Zweiter Teil: Apotheke.

    Allgemeines und Einteilung                                       111

    Tinkturen oder Extrakte                                          115

    Tee                                                              115

    Pulver                                                           116

    Öle                                                              116

    Heilmittel                                                       117

    Inhalt einer kleinen Hausapotheke                                158

    Kraft-Nährmittel u. Verwandtes:

    Rezept zur Bereitung des Kleienbrotes                            159

    Etwas über die Kraftsuppe                                        160

    Bereitung des Honigweines                                        161


    Dritter Teil: Krankheiten.

    Einleitung                                                       165

    Alphabetisches Verzeichnis der Krankheiten                       166

    Alphabetisches Register                                          365

[Illustration]



[Illustration]



Einleitung.


Kein Blatt am Baume ist dem andern absolut oder vollkommen gleich,
viel weniger ein Menschenschicksal dem andern. Könnte ein jeder vor
seinem Sterben sein Leben schreiben, es wären so viele verschiedene
Lebensbilder als Menschen selbst. Verworren sind die Wege, die in
deinem Leben kreuz und quer sich durcheinander verschlingen, --
zuweilen gleich einem unentwirrbaren Knäuel, bei dem die Fäden ohne
Plan und Zweck ungeordnet aufeinander liegen. So scheint es oftmals,
in der Tat jedoch ist es niemals so. Das Licht des Glaubens wirft
seinen erhellenden Strahl in das wirre Dunkel und zeigt, wie all die
verschlungenen Pfade weisen Zwecken dienen und sämtliche auf ein
vom allweisen Schöpfer von Anfang an geplantes und gestecktes Ziel
hinführen. Wunderbar sind die Wege der Vorsehung.

Wenn ich von der Hochwarte des Alters aus die zurückgelegten
Lebensjahre überblicke und die Verschlingungen meiner Wege sehe, so
schlängeln diese einigemal scheinbar am Rande des Abgrundes; zuletzt
aber münden und führen sie gegen alle Hoffnung auf die Sonnenhöhe des
Berufes, und ich habe allen Grund, das liebevolle und weise Walten
der Vorsehung zu preisen, umsomehr, als die nach menschlichem Dünken
schlimmen und zum Tode führenden Pfade mir und unzähligen anderen den
+neuen Lebensquell+ zeigten.

Ich war über 21 Jahre alt, als ich mit dem Wanderbuche in der Tasche
die Heimat verließ. Das Wanderbüchlein charakterisierte mich als
Webergesellen, doch seit meiner Kindheit Tagen stand es auf den
Blättern des Herzens anders geschrieben. Mit namenlosem Weh und
sehnsüchtiger Ausschau nach Verwirklichung meines Ideals hatte
ich auf diesen Abschied lange, lange Jahre gewartet, ich wollte
Priester werden. So ging ich, nicht wie man wünschte und hoffte, das
Weberschifflein weiter zu rudern, sondern ich eilte von Ort zu Ort und
suchte, ob ich niemanden fände, der mir zum Studium behilflich wäre.
Da nahm sich der nun verewigte Prälat Matthias Merkle († 1881), der
damals Kaplan in Grönenbach war, meiner an, gab mir zwei Jahre hindurch
Privatunterricht und bereitete mich mit so unermüdetem Eifer vor, daß
ich schon nach diesen zwei Jahren ins Gymnasium aufgenommen werden
konnte. Die Arbeit war keine leichte und allem Anscheine nach eine
vergebliche. Nach 5 Jahren der größten Entbehrung und Anstrengung war
ich körperlich und geistig gebrochen. Der Vater holte mich einst aus
der Stadt, und noch klingen mir die Worte des Wirtes in den Ohren, bei
dem wir rasteten. „Weber,“ sagte er, „dieses Mal holt Ihr den Studenten
zum letztenmal.“ Der Wirt war nicht der einzige, der so sprach; mit ihm
teilten andere dieselbe Ansicht. Ein damals berühmter Militärarzt galt
als großer Menschenfreund und als hochherziger Helfer armer Kranker.
Im vorletzten Jahre meiner Gymnasialzeit besuchte er mich 90 mal, im
letzten Jahre wohl über 100 mal. So gerne hätte er mir geholfen; aber
das fortschreitende Siechtum siegte über seine ärztlichen Kenntnisse
und seine stets opferbereite Nächstenliebe. Ich selbst hatte längst
alle Hoffnung aufgegeben und sah mit stiller Ergebung meinem Ende
entgegen.

Zur Unterhaltung und Zerstreuung blätterte ich gerne in Büchern. Der
Zufall -- ich bediene mich dieses gebräuchlichen, aber vagen, d. i.
nichtssagenden Wortes; denn es gibt gar keinen Zufall -- spielte mir
ein +unscheinbares Büchlein+ in die Hand; ich öffnete es; +es handelte
von der Wasserheilkunde+. Ich blätterte hin und blätterte her; da
stand Unglaubliches. Am Ende, so blitzte ein Gedanke in mir auf,
findest du gar deinen selbsteigenen Zustand! Ich blätterte weiter.
Richtig, das paßte, das stimmte, das war fast bis aufs Haar getroffen.
Welche Freude, welcher Trost! Neue Hoffnungen elektrisierten den
welken Leib und den noch welkeren Geist. Das Büchlein wurde zuerst
der Strohhalm, an den ich mich klammerte; nach kurzer Zeit war es der
Stab, auf welchen sich der Kranke stützte; heute gilt es mir als das
Rettungsboot, welches eine barmherzige Vorsehung mir zur rechten Zeit,
in der Stunde der höchsten Not sandte.

Das Büchlein, das von der Heilkraft des frischen Wassers handelt, ist
+von einem Arzte geschrieben+, die Anwendungen selbst sind größtenteils
sehr schroff und streng. Ich probierte ein Vierteljahr, ein halbes
Jahr; ich fühlte keine wesentliche Besserung, aber auch nie Nachteile.
Das gab Mut. Es kam der Winter des Jahres 1849; ich war wieder in
Dillingen. Wöchentlich 2-3 mal suchte ich eine einsame Stelle und
badete einige Augenblicke in der Donau. Rasch war ich der Badestelle
zugeeilt, noch rascher marschierte ich nach Hause in die warme Stube.
Schaden brachte diese kalte Übung nie, Nutzen, wie ich meinte, nicht
viel. Im Jahre 1850 kam ich in das Georgianum nach München. Da fand
ich einen armen Studenten, dem es noch viel schlimmer erging als
mir selbst. Der Anstaltsarzt weigerte sich, ihm zur Erlangung des
für die Weihe notwendigen Tischtitels ein Gesundheitszeugnis zu
schreiben; denn, so lautete das Verdikt, er lebe nicht mehr lange.
Jetzt hatte ich einen lieben Kollegen. Ich weihte ihn ein in die
Mysterien (Geheimnisse) meines Büchleins, und wir beide probierten und
praktizierten um die Wette. Der Freund erhielt binnen kurzer Frist vom
Arzte das gewünschte Zeugnis und lebt heute noch. Ich selbst erstarkte
mehr und mehr, wurde Priester und lebe im hl. Berufe schon über 38
Jahre. Meine Freunde schmeicheln mir und sagen, daß sie heute noch,
wo ich bereits 70 Jahre zähle, die Stärke meiner Stimme bewundern und
über meine Körperkräfte staunen. Ein treubewährter Freund blieb mir
das Wasser; wer kann es mir verargen, daß ich ihm gleichfalls treue
Freundschaft bewahre?

+Wer selbst in Not und Elend saß, der weiß Not und Elend des Nächsten
zu würdigen.+

+Nicht alle Kranken sind in gleicher Weise unglücklich.+ Wer Mittel
und Wege besitzt, sich Heilung zu verschaffen, kann sich leicht mit
einer kurzen Leidenszeit versöhnen. Solche Kranke wies ich selbst in
den ersten Jahren zu Hunderten und Tausenden ab und ließ sie abweisen.
Jener Arme bedarf zumeist unseres Mitleids, welcher, selbst arm und
verlassen, +von den Ärzten aufgegeben und von den Medikamenten und
Heilmitteln verlassen ist+. Leute dieser Art zähle ich in großer
Menge zu meinen Freunden; denn solche Arme und gänzlich Verarmte, die
nirgends mehr Hilfe bekamen, habe ich nie abgewiesen. Hart, gewissenlos
und undankbar wäre es mir vorgekommen und käme es mir noch vor, solchen
Verlassenen die Türe zu verschließen, jene Hilfsquellen zu verweigern,
welche mir selbst in meiner Not Heilung und Rettung gebracht haben.

+Die große Zahl der Leidenden, die noch größere Verschiedenheit
ihrer Leiden spornte an, die Wassererfahrung zu bereichern, die
Wasserheilmethode zu vervollkommnen.+

Meinem ersten Wasserrate, dem bekannten Büchlein, bin ich für seinen
einleitenden Unterricht von Herzen dankbar. Doch bald schon erkannte
ich, daß manche Anwendungen zu schroff, für die menschliche Natur viel
zu stark und abschreckend sind. „Roßkuren“ nannte man mit Vorliebe die
Wasserkur, und noch heutzutage lieben es viele, welche das beschimpfen,
was sie gar nicht kennen oder nicht gründlich kennen, alles nach
Wasser Schmeckende in Bausch und Bogen als Schwindel, Pfuscherei usw.
zu bezeichnen. Gerne gebe ich zu, daß manche Anwendungen und Übungen
der noch primitiven, d. h. erst entstehenden und noch unentwickelten
Wasserkur eher für ein starkmuskeliges und starkknochiges Roß paßten
als für ein von Fleisch weich umkleidetes und mit zarten Nervchen
besaitetes Menschengerippe.

Im Leben des berühmten +Paters Ravignan+ ~S. J.~ kommt folgende Stelle
vor: „Seine Krankheit, ein Halsübel, wurde durch die Anstrengung (der
Pater war ein berühmter Prediger, der in Paris, London und vielen
anderen großen Städten mit apostolischem Eifer seines Amtes waltete)
verschlimmert und ging bald in ein chronisches über.... Die Luftröhre
war nur mehr +eine+ Wunde, die Stimme blieb erloschen und sein Organ
wie erschöpft. Zwei ganze Jahre (1846-1848) sollten in Untätigkeit und
Leiden verfließen. Kuren an verschiedenen Orten, Luftveränderung im
Süden, welche folgten, verliefen ohne Resultate. Im Juni des Jahres
1848 nahm Pater Ravignan Aufenthalt bei Doktor K. R.... in dessen
Landhaus im Tale zu B.... Eines Morgens nach der Messe, zu der Stunde,
die gewöhnlich alle Bewohner des Hauses vereinigte, kündigte der
Doktor den Versammelten mit besorgter Miene an, daß Pater Ravignan
sich leidender fühle und nicht zum Frühstück kommen werde. Damit
verschwand er auch selbst wieder,.... ging zu dem Kranken und sagte
ihm: ‚Stehen Sie auf und folgen Sie mir!‘ ‚Aber wohin führen Sie
mich?‘ antwortete letzterer. ‚Ich will Sie ins Wasser werfen!‘ ‚Ins
Wasser?‘ sagte Ravignan, ‚mit dem Fieber, mit dem Husten! Doch wohlan,
es tut nichts, ich bin in Ihren Händen und muß Ihnen gehorchen.‘ Es
handelte sich um ein sogenanntes Sturzbad, ein gewaltsames, aber
wirksames Mittel, wie der Biograph (Lebensbeschreiber) sagt. Der Erfolg
war ein augenscheinlicher. Schon zum Mittagessen brachte der Doktor
triumphierend seinen Kranken in gutem Wohlbefinden mit, und der am
Morgen noch Stumme erzählte am Abende die Geschichte seiner Heilung.“

Das nenne auch ich so eine kleine Roßkur, welche ich trotz ihres
Erfolges weder selbst nachahmen, noch zur Nachahmung empfehlen möchte.

An dieser Stelle muß ich es sagen, daß ich nicht alle an unseren
dermal bestehenden Wasserheilanstalten üblichen Anwendungen billige,
manchmal sogar entschieden mißbillige. Dieselben erscheinen mir viel
zu stark und -- man verzeihe den Ausdruck -- viel zu einseitig. Gar
zu vieles wird über denselben Leisten geschlagen, und viel zu wenig
wird nach meinem Dafürhalten unterschieden zwischen den verschiedenen
Patienten, ihrer größeren oder geringeren Schwäche, der mehr oder
minder tief eingesessenen Krankheit, deren mehr oder weniger weit
fortgeschrittenen Verwüstungen und Folgen usw. Darin gerade, in der
Mannigfaltigkeit aller Anwendungen und in der verschiedenartigen, jedem
einzelnen Patienten durchaus angemessenen Applizierung +derselben+
Anwendung wird und muß sich der Meister zeigen. Es kamen zu mir aus
verschiedenen Heilanstalten Kranke, welche bitter klagend sagten: „Es
ist nicht zum Aushalten, es hat mich förmlich ausgeworfen.“ Das soll
und darf nicht sein. Einst stellte sich mir ein gesunder Mann vor,
welcher behauptete, er habe sich beim Waschen in der Frühe verdorben.
„Wie haben Sie es denn angestellt?“ fragte ich. „Ich habe,“ lautete
die Antwort, „eine Viertelstunde lang den Kopf unter das Brunnenrohr
gehalten, welches eiskaltes Wasser ausspie.“ Ein Wunder, wenn sich ein
derart Mutwilliger nicht gründlich verderben würde! Wir spotten und
lächeln über ein solch törichtes, unvernünftiges Verfahren. Und doch
wie viele, bei denen man voraussetzen mußte, daß sie vernünftig das
Wasser anzuwenden wissen, haben ebenso töricht, nach meinem Dafürhalten
noch törichter gehandelt und damit für immer die Patienten vom Wasser
zurückgeschreckt! Zahlreiche Beispiele können meiner Behauptung als
ebenso viele schlagende Belege dienen.

Ich +warne+ vor jedem zu starken und vor jedem zu häufigen Anwenden des
Wassers. Der sonstige Nutzen des Heilelementes kehrt sich in Schaden,
das hoffende Vertrauen des Patienten in Furcht und Entsetzen.

+Dreißig Jahre lang+ habe ich sondiert und jede einzelne Anwendung
an mir selbst probiert. Dreimal -- ich gestehe es offen -- sah
ich mich veranlaßt, mein Wasserverfahren zu ändern, die Saiten
abzuspannen, von der Strenge zur Milde, von großer Milde zu noch
größerer herabzusteigen. Nach meiner heutigen, bereits über 17 Jahre
feststehenden und durch zahllose Heilungen erprobten Überzeugung
wendet jener das Wasser mit den +vorteilhaftesten Wirkungen und
sichersten Resultaten+ an, welcher es in der +einfachsten, leichtesten,
schuldlosesten+ Form zu gebrauchen weiß.

In welchen Formen ich das Wasser als Heilmittel benütze, das besagt der
+erste Teil dieses Büchleins+, welcher von den Wasseranwendungen, und
der +dritte Teil+, der von einzelnen Krankheiten handelt.

+Im zweiten Teil+ (man lese dessen besondere Einleitung) habe ich
den Landleuten insbesondere einige Mittel für eine Hausapotheke
zusammengestellt, welche wie die Wasseranwendungen selbst im Innern
des Körpers einen der drei Zwecke: Auflösung oder Ausscheidung oder
Kräftigung verfolgen.

An jeden Fremden, welcher bei mir Hilfe sucht, stelle ich vorerst
einige Fragen, um nicht voreilig und zu meinem Schaden zu handeln.

Auch dieses Büchlein schuldet noch in Kürze Antwort auf folgende Fragen:

1. +Was ist Krankheit, und aus welcher gemeinsamen Quelle fließen alle
Krankheiten?+

Der menschliche Körper ist eines der wunderbarsten Gebilde aus
der Schöpferhand Gottes. Jedes Gliedchen paßt zum Gliede, jedes
strenggemessene Glied zum harmonischen, zu staunenswerter Einheit
verbundenen Ganzen. Noch merkwürdiger ist das Ineinandergreifen der
Organe und ihre Tätigkeit im Innern. Selbst nicht der ungläubigste Arzt
und Naturforscher, auch für den Fall, daß er „mit der Lanzette und dem
Sektiermesser noch keine Seele gefunden“, kann dem unnachahmlichen
Menschengebilde die gerechteste und höchste Bewunderung versagen.
Der ganze innere und äußere Mensch spielt nur die eine Weise: Alles
an und in mir preise den Namen des Herrn! -- Dieser Wohlklang und
diese Wohlordnung, Gesundheit genannt, wird aufgehoben durch die
verschiedenartigsten Störungen, durch die mannigfaltigsten Eingriffe,
welche man mit dem Namen „+Krankheit+“ bezeichnet. Krankheiten im
inneren, Krankheiten, Leiden am äußeren Körper gehören zu dem täglichen
Brote, das die meisten Menschen mit Willen oder Widerwillen kauen
müssen.

+All diese Krankheiten+, welche Namen sie immer führen mögen,
+haben+, so behaupte ich, +ihren Grund, ihre Entstehungsursache, ihr
Würzelchen, ihren Keim im Blute+, vielmehr in +Störungen des Blutes+,
mag dieses nun in seiner im gesunden Zustande geordneten +Zirkulation
gestört+ oder in seiner +Zusammensetzung+, in seinen Bestandteilen,
durch nicht dahin gehörige, schlechte Säfte +verdorben+ sein. Gleich
wohlgeordneten Bewässerungsanlagen durchzieht das Adernetz mit seinem
roten Lebenssafte den ganzen Körper, alles, jeden Teil, jedes Organ
des Körpers in seiner ihm zuträglichen Art nährend, befruchtend. Im
Maße liegt die Ordnung; jedes Zuviel und jedes Zuwenig im Tempo des
Blutumlaufes, jedes Eindringen fremdartiger Elemente stört den Frieden,
die Eintracht, bewirkt Zwietracht, setzt an Stelle der Gesundheit --
Krankheit.

2. +Wie erfolgt die Heilung?+

An den Spuren im Schnee erkennt der geübte Jäger das Wild. Den Spuren
geht er nach, wenn er den Hirsch, die Gemse, den Fuchs erjagen will.
Der tüchtige Arzt weiß schnell, wo die Krankheit steckt, wo ihr
Ursprung ist, welche Ausdehnung sie genommen. Die Symptome zeigen ihm
die Krankheit, diese bezeichnet ihm die zu wählenden Mittel. Höchst
einfach ist dieses Verfahren, dieser Prozeß, möchte mancher sagen.
Zuweilen ja, zuweilen auch nicht. Wenn jemand mit erfrorenen Ohren zu
mir kommt, so weiß ich, das hat die Kälte getan; wer am Mühlstein sitzt
und plötzlich wegen zerquetschter Finger laut aufschreit, den werde
ich nicht fragen, wo es denn eigentlich fehle. Gar nicht so einfach
verhält es sich schon mit ganz gewöhnlichen Kopfbeschwerden oder gar
mit Magen- oder Nerven- oder Herz- und anderen Leiden, welche nicht
nur einer mehr-, ja vielfachen Ursache entstammen, sondern sehr oft
von Leiden benachbarter Organe herrühren können, welche Leiden den
Magen, das Herz, die Nieren usw. schlimm beeinflussen, nachteilig auf
dieselben einwirken. Ein Strohhalm macht das Perpendikel der größten
Ganguhr stille stehen. Die kleinste Kleinigkeit vermag das Herz in die
peinlichste Unruhe zu versetzen. Die Kleinigkeit sofort zu finden,
darin besteht die Kunst. Diese Untersuchung kann oft sehr kompliziert,
überaus verwickelt sein, und die mannigfaltigsten Täuschungen sind
nicht ausgeschlossen. Man wird hievon im dritten Teile dieses Buches
Beispiele finden.

Wenn ich mit dem Fuße oder mit einer Axt an den Stamm einer jungen
Eiche schlage, so bebt der Stamm, es zittert jeder Ast, und es bewegt
sich jedes Blatt. Wie verkehrt, wollte ich schließen: Das Blatt
zittert, es muß angegriffen, von irgend einem Gegenstande berührt
worden sein! Nein, weil der Stamm zittert, zittert auch der Ast und
das Blatt als Teil und Teilchen des Stammes. Die Nerven sind solche
Äste am Baume des Körpers. „Er hat ein Nervenleiden, die Nerven sind
angegriffen.“ Was heißt das? Nein, der ganze Organismus hat einen
Schlag erhalten, ist geschwächt worden. Deshalb zittern leider auch die
Nerven.

Zerschneide vorsichtig mit der Schere einen vom Mittelpunkt zur
Peripherie (zum äußersten Kreis) laufenden Netzfaden des Kunstgewebes
der Spinne! Das ganze Netz fährt zusammen, die mit wunderbarer
Genauigkeit gesponnenen, wie mit dem Zirkel abgemessenen Vierecke
und Dreiecke bilden auf einmal die unregelmäßigsten, ungeordnetsten
Figuren. Wie töricht, wollte ich urteilen: Das ist ein verworrenes
Ding, die Spinne muß sich vergessen und beim Weben ihres Seidenhauses
dieses Mal wesentliche Fehler begangen haben. Spanne den kleinen Faden
wieder an, und die frühere, wundersame Ordnung ist augenblicklich
hergestellt! Den einzigen winzigen Faden suchen und finden, darin
liegt die Kunst. Wer statt dessen im Gespinste herumtappt, wird es
ganz zerstören. Die Anwendung überlasse ich einem jeden selbst und
schließe nur mit der eigentlichen Antwort auf unsere Frage: +Wie
einfach, unkompliziert und leicht+, ich möchte sagen, +fast jede
Täuschung, jeden Irrtum ausschließend ist die Heilung, wenn ich
weiß, jede Krankheit ruht in Störungen des Blutes! Die Arbeit der
Heilung kann nur die zweifache Aufgabe haben: entweder muß ich das
ungeordnet zirkulierende Blut wieder zum richtigen und normalen Laufe
zurückführen, oder ich muß die schlechten, die richtige Zusammensetzung
des Blutes störenden, das gesunde Blut verderbenden Säfte, Stoffe
(Krankheitsstoffe) aus dem Blute auszuscheiden suchen.+

+Eine weitere Arbeit+, die Kräftigung des geschwächten Organismus
ausgenommen, +gibt es nicht+.

3. +Auf welche Weise bewirkt das Wasser die Heilung?+

Den Tintenfleck auf der Hand wäscht das Wasser schnell ab, die
blutende Wunde reinigt es aus. Wenn du im Sommer nach angestrengtem
Tagewerk dir mit frischem Wasser den verkrusteten Schweiß von der
Stirne waschest, so lebst du neu auf: es kühlt, kräftigt und tut
wohl. Die Mutter gewahrt auf dem Köpfchen ihres Kleinen Schuppen und
festsitzende Krusten. Sie nimmt warmes Wasser oder gar Lauge und löst
die Unreinigkeiten auf.

+Auflösen+, +ausleiten+ (gleichsam abwaschen), +kräftigen+, +diese drei
Eigenschaften des Wassers genügen uns+, und wir stellen die Behauptung
auf:

+Das Wasser+, speziell (im besondern) unsere Wasserkur +heilt
alle überhaupt heilbaren Krankheiten+; denn ihre verschiedenen
Wasseranwendungen zielen darauf ab, die Wurzeln der Krankheit
auszuheben, sie sind imstande:

    ~a~) +die Krankheitsstoffe im Blute aufzulösen+;

    ~b~) +das Aufgelöste auszuscheiden+;

    ~c~) +das so gereinigte Blut wieder in die richtige Zirkulation zu
    bringen+;

    ~d~) +endlich den geschwächten Organismus zu stählen+, d. i. zu
    neuer Tätigkeit zu kräftigen.

4. +Woher stammt die Empfindsamkeit der jetzigen Generation, woher die
auffallend schnelle Empfänglichkeit für alle möglichen Krankheiten+,
welche man, zum Teile wenigstens, früher nicht einmal dem Namen nach
kannte?

Diese Frage würde mir gewiß mancher gerne schenken. Gleichwohl
erscheint sie mir von besonderer Wichtigkeit, und ich zögere nicht, zu
sagen, diese großen Uebelstände rühren vorzüglich +her von dem Mangel
an Abhärtung+. Die Verweichlichung der heutzutage lebenden Menschen
hat einen hohen Grad erreicht. Die Schwächlichen und Schwächlinge, die
Blutarmen und Nervösen, die Herz- und Magenkranken bilden fast die
Regel, die Kräftigen und Kerngesunden die Ausnahme. Man fühlt sehr
empfindlich jeden Wechsel der Witterung; der Übergang der Jahreszeiten
geht nie vor sich ohne Schnupfen und Katarrh; selbst der zu schnelle
Eintritt von der kalten Straße ins warme Zimmer bleibt nicht ungerächt
usw. usw. Das war doch vor 50, 60 Jahren noch ganz anders; wohin sollen
wir kommen, wenn, wie die allgemeine Klage der Besonnenen lautet, es
mit der Menschenkraft und dem Menschenleben so rapid, so auffallend
schnell bergab geht, wenn das Hinsiechen schon anfängt, ehe das
kräftige Leben noch begonnen? Es ist hohe Zeit, daß man endlich zur
Einsicht komme.

Einen kleinen Beitrag zur Remedur (Heilung) solcher Notstände mögen die
+wenigen schuld- und gefahrlosen Mittel bieten+, welche +ich zur
Abhärtung der Haut, des ganzen Körpers und einzelner Körperteile+
den Wasseranwendungen beifüge. Es wurden diese Mittel bereits von
zahllosen Personen aus allen Ständen, von manchen mit anfänglichem
kopfschüttelndem Lächeln akzeptiert, später aber mit bejahendem Nicken
und mit sichtlichen Erfolgen praktiziert. ~Vivant sequentes!~

Ebenso wichtige Kapitel wie über die Abhärtung wären zu schreiben
über die +Ernährung+, +Kleidung+ und +Lüftung+. Davon vielleicht ein
andermal. Ich weiß, meine Sonderansichten werden auf großen Widerspruch
stoßen. Gleichwohl halte ich fest an denselben; denn eine langjährige
Erfahrung erst hat sie gereift. Es sind nicht Pilze, die über Nacht
im Gehirne aufschossen; es sind Edelfrüchte, manchem eingefleischten
Vorurteile hart und herb, einem gesunden Geistesmagen aber vortrefflich
mundend.

Es soll nur angedeutet werden, daß +bezüglich der Ernährung+
bei mir die Hauptregel lautet: Trockene, einfache, kräftige, nicht
verkünstelte und durch scharfe Gewürze verdorbene Hausmannskost und
das unverfälschte Getränk, das in jedem Quell der liebe Herrgott
spendet, beides genügsam gebraucht, ist dem Menschenkörper am besten
und förderlichsten. (Ich bin nicht Puritaner und gestatte gern ein
Glas Wein oder Bier, lege demselben aber durchaus nicht die allgemein
beliebte Bedeutung bei. Vom medizinischen Standpunkte aus, nach
Krankheiten z. B., mögen diese Getränke zuweilen eine Rolle spielen; in
gesundem Zustande indessen lege ich dem Obste größere Bedeutung bei.)

+In der Bekleidung+ folge ich dem Grundsatze der Altvordern:
Selbst gesponnen, selbst gemacht, ist die beste Landestracht. Ich
bin zunächst gegen die auffallende Ungleichheit oder vielmehr
ungleichmäßige Verteilung der Bekleidung, zumal im Winter -- ein
großes Verderben für die Gesundheit. Der Kopf hat seine Pelzmütze;
der Hals die feste Halsbinde, darüber den meterlangen Wollschlips;
die Schultern tragen eine drei- bis vierfache Decke, beim Ausgehen
noch den Überwurf oder gar den Pelzkragen; die Füße allein, die
armen, vernachlässigten Füße bedecken wie im Sommer die Socken oder
Strümpfe, die Schuhe oder Stiefel. Was folgt aus dieser unvernünftigen
Parteilichkeit? Das obere Umgebinde und Umgewinde zieht, wie eine
Pumpe das Wasser, Blut und Wärme in den oberen Stock, die unteren
Körperteile werden blutarm und kalt, Kopfweh, Kongestionen, Erweiterung
der Kopfadern, hundert Übelbefinden und Nöten sind damit gelöste
Rätsel. Im weiteren bin ich gegen die direkte, unmittelbar den Leib
berührende Wollbekleidung und für die Bekleidung mit dem trockenen,
festen, kernhaften, unverkünstelten Linnen oder Reisten. Letzteres ist
mir die liebste Haut auf der Haut, welche diese nie verweichlicht,
vielmehr ihr stets die besten Frottierdienste tut. Das vielzweigige,
haarige, fettige Wollgeflecht auf bloßem Körper (wie die Wolle meinen
Zwecken dient, sagt das Allgemeine zu den Wasseranwendungen) gilt mir
als Säfte- und Wärmesauger, als Mitursache der schrecklich wuchernden
Blutarmut unserer schwachen, elenden Generation. Das neueste Wollregime
in verbesserter Auflage wird dieser Blutarmut nicht ab- und dem Blute
nicht aufhelfen. Die jüngeren Leute können es erleben und das Regime
überleben.

Ich komme an die +Lüftung+. Den Fischen, die aus Quellwasser
kommen, insbesondere den Gebirgsforellen geben wir bei weitem den
Vorzug. Bachfische stellen wir zurück, Fische aus Sümpfen und Mooren
mit dem ekligen Geschmacke schenken wir einem jeden. Es gibt auch
eine Sumpf- und Moorluft. Wer sie einatmet, füttert seine Lunge mit
Pesthauch. Die Luft, zum dritten Male eingeatmet, sagt ein berühmter
Arzt, wirkt giftartig. Ja, wenn die Leute das verständen und übten,
in ihren Wohn- und insbesondere Schlafzimmern stets möglichst
reine, frische, sauerstoffhaltige Luft zu haben, viel Unwohlsein
und viele Krankheiten blieben ihnen erspart. Die reine Luft wird
verdorben hauptsächlich durch das Atmen. Wir wissen gar wohl, daß 1-2
Weihrauchkörnchen, welche man auf der Glut vergehen läßt, ein ganzes
Zimmer mit Wohlgeruch erfüllen. Wir wissen auch, daß 15-20 Zigarren-
oder Pfeifenzüge hinreichen, einen großen Raum nach Tabaksqualm riechen
zu machen. Das Kleinste, Unbedeutendste reicht oft hin, die reine
Luft in der einen oder andern, angenehmen oder unangenehmen Weise zu
verderben. Ist das Atmen nicht einem solchen Rauche ähnlich?

Wie viele Atemzüge machen wir in einer Minute, in einer Stunde, bei
Tag, bei der Nacht!

Wie verdorben muß die reine Luft werden, wenn wir den Qualm auch nicht
sehen! Und wenn ich nicht lüfte, d. i. die schlimme, durch Kohlensäure
(lebensfeindliche Luft) verdorbene Atmosphäre nicht erneuere, welch
verdorbene und Verderben anrichtende Miasmen (Gestänke) werden in
die Lunge einströmen? Die Folgen können und müssen nun gleichfalls
schlimme, schädliche sein.

Wie +Atmen+ und +Ausdünstung+, ebenso nachteilig wirkt auf
die reine, gesunde Lebensluft eine zu +große Wärme+, insbesondere
eine zu große Zimmerwärme. Auch sie macht die Luft schlecht und, da sie
den Sauerstoff, das die Luft belebende Element, verzehrt und tötet, zum
Leben unfähig, für das Einatmen schädlich. 12-14 Grad ~R.~ Wärme
sind ausreichend, 15 Grad sollen nie überschritten werden.

Man sorge für gründliche Lüftung sämtlicher Wohn- und Schlafräume und
führe dieselbe täglich mit Konsequenz und Ausdauer durch in einer
Ordnung, wie sie niemanden belästigt, der Gesundheit eines jeden nützt.
Große Sorgfalt verwende man vor allem auf die Lüftung der Betten.

       *       *       *       *       *

Ich habe gesagt, was ich an dieser Stelle zu sagen für gut befand. Das
Gesagte genügt, ein Bild des anklopfenden Fremden zu geben; man möge
ihn entweder freundschaftlich einlassen oder ungehört von der Türe
weisen. Auf beide Arten des Empfanges bin ich gefaßt, und mit beiden
erkläre ich mich zufrieden.

[Illustration]



Erster Teil

Wasser-Anwendungen

    „~Aquae omnes.. laudent nomen Domini!~“
    „Ihr Wasser alle, preiset den Namen des Herrn!“



[Illustration: Jegliches Kräutlein der Erde preise den Namen des Herrn.]



Allgemeines.


Die von mir gebrauchten und in diesem ersten Teile beschriebenen
+Wasseranwendungen+ teilen sich in

    +Aufschläger+,
    +Bäder+,
    +Dämpfe+,
    +Gießungen+,
    +Waschungen+,
    +Wickelungen+,
    +Trinken+ des Wassers.

Die Unterabteilungen einer jeden Anwendung enthält das erste Register.
Fremdklingende Übungen sind namentlich und sachlich an Ort und Stelle
erklärt.

+Dem Wesen aller Krankheiten+ entsprechend, wonach diese
durch Störungen des Blutes, nämlich durch anormalen, fehlerhaften
Blutumlauf oder durch dem Blute beigemischte, verdorbene fremdartige
Bestandteile, die Krankheitsstoffe, entstehen, +verfolgen+ die
Wasseranwendungen den +dreifachen Zweck+: des +Auflösens+,
des +Ausscheidens+ der Krankheitsstoffe und der +Kräftigung+
des Organismus.

Im +allgemeinen+ kann gesagt werden, daß der +erste Dienst des Lösens
von allen Dämpfen+ und den warmen +Kräutervollbädern+ besorgt wird; der
+zweite Dienst+ des +Ausscheidens von sämtlichen Wickelungen+, +zum
Teil+ von den +Gießungen+ und +Aufschlägern+; der +dritte Dienst+ der
+Kräftigung von allen kalten Bädern+, +allen Gießungen+, +zum Teil von
den Waschungen+, +endlich+ von dem +gesamten Material der Abhärtung+.

Ins einzelne kann und will ich an dieser Stelle, um nicht zu
Mißverständnissen Anlaß zu geben, nicht eingehen.

Da +eine jede+ Krankheit in den oben angegebenen Blutstörungen wurzelt,
so leuchtet ein, daß auch in einem jeden Krankheitsfalle +alle drei
Arten der Anwendung+ oder mit anderen Worten verschiedene Anwendungen
vorkommen müssen, welche mehr oder weniger +auflösen+, +ausleiten+ und
+kräftigen+; ferner, daß nicht der kranke Körperteil allein, etwa der
Kopf oder der Fuß oder die Hand, in Behandlung kommt, sondern +stets
der ganze Körper+, den ja in solchem Falle krankes Blut durchströmt:
die kranke Stelle mit Vorzug und besonderer Berücksichtigung, der
übrige Körper als Mitleidender. Es wäre einseitig und gefehlt, in
diesen zwei wichtigen Punkten anders handeln zu wollen. Manche
Beispiele im dritten Teile werden meine Behauptung rechtfertigen.

Wer immer das Wasser, so wie ich es denke und wünsche, als Heilmittel
gebraucht, dem sind die +Anwendungen niemals Selbstzweck+, d. h. er
wird nie eine Anwendung vornehmen, weil es ihm jetzt gerade so gefällt;
er wird nie wie ein Tor Vergnügen daran haben, daß er mit recht vielem,
mit Dämpfen und Güssen und Wickeln, „hantieren und prahlen und wüten“
kann. Die Anwendungen werden einem Verständigen stets nur +Mittel zum
Zweck+ sein. Erreicht er diesen durch das gelindeste Wässerchen, er
wird glücklich sein; denn seine Aufgabe ist ja nur, der nach Gesundheit
d. i. nach selbsteigener und selbständiger Tätigkeit ringenden Natur
zu dieser Freitätigkeit zu verhelfen, die Krankheitsbande, die
Leidensketten zu lösen, auf daß sie ungehindert und frisch und freudig
alle Arbeit wieder allein tue. Nach Vollendung dieser Aufgabe zieht der
Heilende sofort und gerne seine Hand zurück.

Diese Bemerkung ist wichtig, noch wichtiger das Darnachachten. Gar
+nichts+ nämlich +bringt das Wasser als Heilelement so sehr
in Verruf und Mißkredit+ als indiskretes, maß- und vernunftloses
Anwenden, scharfes, strenges, schroffes Verfahren. Diejenigen, ja
allein diejenigen, ich kann es nicht oft genug wiederholen, welche sich
als Sachverständige im Wasserheilverfahren aufspielen, aber mit ihrem
endlosen Wickeln, ihren fast das Blut austreibenden Dämpfen u. a. jeden
Patienten abschrecken, richten den größten Schaden an, der nur überaus
schwer wieder gut zu machen ist. Ich heiße das nicht das Wasser zu
Heilzwecken gebrauchen, ich heiße solche Gewalttaten -- man verzeihe
den Ausdruck -- dem Wasser Schande antun.

Wer immer die Wirkungen des Wassers versteht und in seiner überaus
mannigfaltigen Art anzuwenden weiß, besitzt ein +Heilmittel+,
welches von +keinem anderen+, wie immer Namen habenden Mittel
+übertroffen+ werden kann. Keines ist mannigfaltiger in der
Wirkung, sozusagen dehnbarer als das Wasser. In der Schöpfung beginnt
es mit dem unsichtbaren Luft- oder Dampfkügelchen, setzt sich fort im
Tropfen und schließt ab mit dem den größten Teil der Erde erfüllenden
Weltmeer. Das muß jedem Hydropathen ein Fingerzeig sein und jedem
sagen, daß eine jede +Anwendung+, mag sie Wasser in tropfbar oder
dehnbar flüssiger Form erfordern, der +Steigerung von dem gelindesten
bis zum höchsten Grade fähig+ sei, daß in jedem Einzelfalle nicht
der Patient sich nach dem Wickel, dem Dampf usw., sondern jederzeit
jedwelche Anwendung sich nach dem Patienten zu richten habe.

+In der Auswahl+ der zu treffenden Anwendungen +zeigt sich der
Meister+. Der Heilende wird den zu Heilenden ohne jede Auffälligkeit
+streng prüfen+. Zuerst werden die +sekundären Leiden+ in
die Augen springen, d. i. die Nebenkrankheiten, welche wie Giftpilze
aus dem innern Krankheitsboden hervorschießen. Sie lassen in der Regel
schnell auf den Herd der Krankheit, auf das Hauptleiden schließen.
Man frägt und sieht nach, wie weit die Krankheit vorangeschritten,
welches Unheil sie bereits angerichtet. Dann schaut man den Patienten
an, ob er alt oder jung, schwach oder stark, mager oder korpulent, ob
er blutarm, nervös usw. sei. All diese Punkte und noch andere mehr
zeichnen in den Geist das richtige Krankenbild, und erst wenn dieses
klar und fertig ist, greift man in die Wasserapotheke und wendet an
nach dem Grundsatze: +Je gelinder, je schonender -- desto besser und
wirksamer.+

Im allgemeinen mögen an dieser Stelle noch folgende +Bemerkungen+ Platz
finden, welche die +sämtlichen Wasseranwendungen+ angehen.

+Keine+ wie immer Namen habende +Anwendung kann schaden, wenn dieselbe
in der vorschriftsmäßigen Weise genommen wird+.

Die +meisten+ derselben geschehen +mit kaltem Wasser+, sei es
Brunnen-, Quell-, Flußwasser o. a. In allen Fällen, in denen nicht
extra warmes Wasser verordnet ist, gilt der Ausdruck „Wasser“ stets
nur von kaltem Wasser. Dabei folge ich dem Erfahrungsgrundsatze: +je
kälter, desto besser+. Zur Winterszeit mische ich für Gesunde in das
zu Güssen bestimmte Wasser noch kältenden Schnee. Man werfe mir nicht
Schroffheit vor; denn man bedenke die überaus kurze Dauer meiner
Kaltwasseranwendungen. Wer es einmal gewagt hat, hat es für immer
gewonnen, alle Vorurteile sind ihm benommen. Indessen bin ich nicht
unerbittlich.

+Anfängern+ in der Wasserkur, +schwächlichen+, insbesondere +ganz
jungen+ und +älteren, hochbetagten Personen+; +Kranken+, welche
das Kalte zurückschreckt; Leuten, welche wenig Naturwärme haben;
+Blutarmen+ und +Nervösen+ gönne ich namentlich zur Winterszeit zum
gewärmten Bad- und Gießraume (14-15° ~R.~) mit Freuden für den Beginn
laues, „+abgeschrecktes+“ Wasser zu einer jeden Anwendung. Die Fliegen
locke ich ja auch mit Honig, nicht mit Salz oder Essig.

Die +warmen Anwendungen+ erhalten in jedem einzelnen Falle bezüglich
der +Wärmegrade+, der +Dauer+ usw. genaue, +spezielle Vorschriften+.
Die Wärmegrade, mit ~R.~ bezeichnet, bedeuten stets Réaumur.

Betreffs der +kalten Anwendungen+ schulde ich (im dritten Teile ist
dieser Punkt oftmals betont und des weitern erörtert) in Kürze noch
einige Winke, welche das +Verhalten vor+, +während+ und +nach der
Anwendung+ regeln.

+Niemand wage es, bei Kältegefühl, Frösteln usf. irgend eine kalte
Anwendung+ vorzunehmen, wenn dieses an der betreffenden Stelle nicht
extra erlaubt ist. Die Anwendung soll +tunlichst schnell+ (jedoch ohne
Angst und Hast) vorgenommen werden; auch beim +Aus-+ und +Ankleiden+
sollen durchaus +keine Verzögerungen+ eintreten, z. B. durch langsames
Zuknöpfen, Binden. All diese Nebenarbeiten können geschehen, wenn der
ganze Körper einmal ordentlich bedeckt ist. Ein kaltes Vollbad soll, um
ein Beispiel anzuführen, zum Auskleiden, Baden und Ankleiden die Zeit
von 4-5 Minuten nicht übersteigen. Es bedarf dazu nur einiger Übung. So
oft bei einer Anwendung steht: „1 Minute,“[1] soll damit die +kürzeste
Zeitdauer+ ausgedrückt werden; wenn es heißt 2-3 Minuten, so soll die
Kälte wohl nachhaltiger, aber doch nicht länger einwirken.

Nach +keiner+ wie immer Namen habenden +kalten Anwendung+ wird
(außer dem Kopfe und den Händen bis zur Handwurzel -- letzteres, um
beim Anziehen der Kleider diese nicht naß zu machen) +der Körper je
abgetrocknet+. Den nassen Körper bedeckt man sofort mit dem trockenen
Hemde und den andern Kleidungsstücken; man tut dieses möglichst
schnell, wie gesagt wurde, um tunlichst bald alle nassen Stellen
luftdicht abzuschließen. Dieses Verfahren erscheint manchen, ja den
meisten eigentümlich, da sie meinen, sie müßten jetzt den ganzen
Tag „naß herumlaufen“. Bevor sie ein Urteil fällen, mögen sie es
nur +einmal probieren+. Sie werden es alsbald fühlen, wozu das
Nichtabtrocknen taugt und gut ist. Das Abtrocknen ist ein Reiben und
erzeugt, da es unmöglich an allen Stellen auf ganz gleichmäßige Weise
geschehen kann, ungleichgradige Haut- und Naturwärme, was bei Gesunden
wenig, bei Kranken und Schwachen oft sehr viel zu bedeuten hat. Das
Nichtabtrocknen verhilft zu der geordnetsten, gleichmäßigsten und
schnellsten Naturwärme. Es geschieht gleichsam, wie wenn man Wasser
ins Feuer spritzt. Die innere Körperwärme benützt das am äußeren
Körper anklebende Wasser als Material zu rascher Bildung intensiverer,
größerer Wärme. Wie gesagt, nur auf +eine+ Probe kommt es an.

Dagegen verordne ich strenge, daß der Angekleidete nach +jeder
Wasseranwendung+ sich +Bewegung+ mache (geschehe es durch Arbeit oder
Spazierengehen), welche +so lange+ dauere, +bis alle Teile des Körpers
vollkommen trocken und normal warm+ sind. Im Beginne der Bewegung kann
man etwas rascher gehen, nach Eintritt der Wärme langsamer. Man fühlt
selbst am besten, wann die normale Körperwärme eingetreten ist und die
Bewegung, das Gehen aufhören kann. Solche Patienten, welche schnell
erhitzt sind und leicht in Schweiß kommen, sollen gleich von Anfang
an langsamer und eher etwas länger gehen und ja nicht schwitzend oder
erhitzt sich setzen, selbst nicht im warmen Zimmer. Ein Katarrh wäre
die unausbleibliche Folge.

Als Regel für alle kann gelten, daß die +Minimalzeit+, die kleinste
Zeit der +Bewegung+ nach einer Anwendung +stets eine Viertelstunde+
betragen soll. Wie dieselbe ausgefüllt werde (durch Gehen, körperliche
Arbeit usw.), bleibt sich, wie gesagt, gleich.

Diejenigen +Anwendungen+, welche +das Bett vorschreiben+, vornehmlich
die Aufschläger und die Wickelungen, enthalten diese Notiz an Ort und
Stelle, ebenso das einer jeden besonderen Übung Eigenartige. Wer bei
einer solchen Anwendung einschläft, den soll man im Frieden schlafen
und ruhen lassen, selbst wenn die vorgeschriebene Zeit vorüber ist.
Wie beim kleinsten und größten Bedürfnis, versieht auch hier die Natur
selbst die besten und genauesten Weckuhrdienste.

Sind +Tücher+ notwendig, so verstehe ich darunter niemals feine
Leinwand, sondern +körniges+, wo möglich +gröberes Reisten+. Wenn
einfache arme Leute statt dessen nur +abgenützten Zwillich+ (Zwilch),
einen +hänfenen Kaffeesack+ oder noch Ärmere einen weichen „Rupf“ o.
a. zur Hand haben, so sind sie nicht im Nachteil. Zum Abwaschen des
Körpers, was oft vorkommt, taugt ebenfalls am besten ein ziemlich
grobes, linnenes oder hänfenes Tuchstück.

Aus Gründen, welche ich in der Einleitung kurz andeutete, bin ich gegen
die Wolle als Kleidungsstück auf bloßer Haut. Dagegen dient mir der
+Wollstoff vorzüglich als Umhüllung+, z. B. des eiskalten Wickels. Er
entwickelt rasche und reichliche Wärme und steht in dieser Beziehung
unübertroffen da. Aus dem gleichen Grunde empfehle ich bei solchen
Anwendungen das +Federbett als Zudecke+.

Das sogenannte +Frottieren+, ob es nun durch Reiben oder Bürsten oder
sonst einen Gewaltakt geschehe, findet bei meinen Anwendungen +keine
Stelle+. Den einen Zweck desselben, der im Erwärmen besteht, erfüllt
bei mir gleichmäßiger und egaler das Nichtabtrocknen; den andern,
nämlich die Öffnung der Poren, die Steigerung der Hauttätigkeit usw.,
besorgt das grobe Linnen- oder Reistenhemd, wieder mit dem Vorteile,
daß dieses nicht wie die Bürste minutenlang, sondern bei Tag und bei
Nacht, ohne Opfer von Zeit und Kraft arbeitet. Wenn an manchen Stellen
von +kräftiger+ Abwaschung die Rede ist, so verstehe ich darunter
lediglich ein schnelles Abwaschen der ganzen zu behandelnden Stelle.
+Das Naßwerden, nicht das Geriebenwerden ist die Hauptsache.+

Ein Punkt möge hier noch erwähnt werden. Die +Anwendungen am Abende+,
in der Zeit vor dem Schlafengehen, behagen den meisten Menschen nicht,
sie werden dadurch aufgeregt, gleichsam aus dem beginnenden Schlafe
gerüttelt. Andere dagegen wiegt eine gelinde Abendanwendung in sanften
Schlaf. Ich empfehle solche Anwendung im +allgemeinen+ nicht, rate
indessen einem jeden, er möge in diesem Stücke nach seinem Gutdünken,
nach seinen Erfahrungen handeln, da ja er allein auch die Folgen zu
tragen haben wird.

Bezüglich der speziellen Kenntnisse für eine jede besondere Anwendung
verweise ich auf den ganzen ersten Teil, bezüglich des Gebrauches
derselben für Kranke insbesondere auf den dritten Teil dieses
Büchleins. Daselbst ist auch angegeben, welche Anwendungen für sich
allein als sogenannte +ganze+, und welche nur als +Teilanwendungen+,
d. h. als solche, welche nur in Verbindung mit anderen auftreten, zu
gelten haben, ebenfalls, welche der Anwendungen (Dämpfe) besondere
Vorsicht erheischen.

Ich schließe diesen allgemeinen Teil mit dem Wunsche, daß durch die
Wasserübungen recht viele Gesunde noch mehr erstarken und recht viele
Kranke genesen mögen, und beginne vorerst mit einer kurzen Aufzählung
der Abhärtungsmittel, sodann mit der eigentlichen Abhandlung über die
bei mir im Gebrauche stehenden Wasseranwendungen.



[Illustration]



Abhärtungs-Mittel.


Als Abhärtungsmittel nenne ich:

    1. das Barfußgehen;
    2.  „ Gehen im nassen Grase;
    3.  „   „   auf nassen Steinen;
    4.  „   „   im neugefallenen Schnee;
    5.  „   „   im kalten Wasser;
    6.  „ Kaltbaden der Arme u. Beine (Füße);
    7. den Knieguß (mit oder ohne Oberguß).

=1.= Das natürlichste und einfachste Abhärtungs-Mittel besteht im
=Barfußgehen=.

Dieses kann entsprechend den verschiedenen Ständen und Lebensaltern auf
die +mannigfaltigste Weise+ geübt werden.

+Ganz kleine Kinder+, welche noch gänzlich auf die Hilfe anderer
angewiesen und in die Windeln, ins Tragkissen, ans Zimmer gebannt sind,
sollen wo möglich +nie eine Fußbekleidung+ tragen. Könnte ich doch
dieses allen Eltern, besonders den allzubesorgten Müttern, als Kanon,
als feststehende, unumstößliche Regel tief einprägen! Mit Vorurteilen
behaftete Eltern, die sich dazu nie verstehen wollen, mögen sich
der kleinen Unbeholfenen erbarmen und zum mindesten für eine solche
Fußbekleidung sorgen, durch welche die frische Luft leicht auf die Haut
dringen kann.

+Kinder, welche bereits stehen und gehen können, wissen sich schon
selbst zu helfen.+ Ohne alle Menschenrücksichten werfen sie die
lästigen, die Füße quälenden Schuhe und Strümpfe von sich und sind
ganz glückselig, besonders zur Frühjahrszeit, wenn man sie sich frei
herumtummeln läßt. Manchmal blutet eine Zehe; doch das hält sie nicht
ab, bald wieder barfuß zu gehen. Die Kinder tun dieses ganz instinktiv,
einem gewissen Naturtriebe folgend, den wir Alte auch verspüren würden,
wenn die überfeinerte, schablonierende, Schraubstockdienst tuende,
alles Natürliche wegdrechselnde Bildung uns nicht vielfach allen
gesunden Sinn genommen hätte.

+Die Kinder der Armen+ werden in ihrem Vergnügen selten gestört.
Weniger vom Glücke begünstigt sind die +Kinder der Vornehmen und
Reichen+, und sie fühlen wahrlich das Bedürfnis nicht weniger als ihre
Kameraden aus armem Stande. Ich sah einst die Knaben eines hohen,
angesehenen Beamten. Kaum glaubten sie sich aus der Schußweite der
durchdringenden Augen des gestrengen Herrn Papa, da flogen auch schon
die feinen Schühchen und die noch feineren roten, gelben, weißen
Strümpfchen über alle Hecken, und fort ging’s im Galopp über die saftig
grüne Wiese. Die Mama, eine Frau mit gesundem Sinne, sah dies nicht
ungern; erblickte aber zufällig der Papa seine Prinzen in solchem
ungehörigen Aufzuge, dann gab es lange Strafpredigten und noch längere
Standesunterweisungen über Unbildung und Bildung und Standesgefühl und
Standesehre. Das ging den Kleinen so zu Herzen, daß sie anderen Tags
noch munterer barfuß im Grase hüpften. Nochmals sage ich: lasse man
wenigstens den noch nicht verbildeten Kindern ihre Freude!

Einsichtige +Eltern+, welche solches gern gestatten wollten, aber +in
der Stadt+ leben und keinen einsamen Garten oder Rasenplatz besitzen,
können den Kleinen das Barfußgehen zu gewissen Zeiten +in irgendeinem
Zimmer+, +auf irgend einem Gange+ usw. gestatten, wenn nur die Füße wie
Gesicht und Hände zuweilen einmal frei aufatmen, nach Fußeslust frische
Luft einsaugen, sich in ihrem Elemente bewegen können.

+Erwachsene Leute der ärmeren Klassen+, insbesondere auf dem Lande,
brauche ich nicht zu ermahnen; dieselben gehen viel barfuß und beneiden
nicht den reichsten Städter um seine vornehmen, ausgeschnittenen
oder nicht ausgeschnittenen, lackierten oder geschnürten Fußfoltern,
die pressenden und die Füße fesselnden Schuhe und Strümpfe. Törichte
Landleute mit städtischen Manieren, die sich schämen, es den
Ihrigen gleichzutun, sind durch ihren Eigendünkel gestraft genug;
die altmodischen Konservativen sollen an der guten Tradition treu
festhalten. In meiner Jugendzeit ging auf dem Lande alles barfuß:
Kinder und Erwachsene, Vater und Mutter, Bruder und Schwester. In die
Schule, zur Kirche waren die Wege stundenweit; die Eltern gaben uns
ein Stück Brot und einige Äpfel zur Reisezehrung, so auch Schuhe und
Strümpfe als Fußbekleidung. Doch diese hingen wir bis zum Eintritt in
die Schule oder in die Kirche über die Arme oder über die Achsel, nicht
allein zur Sommers-, sondern auch in der kälteren Jahreszeit. Kaum
machte im beginnenden Frühling auf der Höhe meiner Heimat der Schnee
Miene, sich zurückzuziehen, da traten unsere bloßen Füße schon ihre
Spuren in den mit seinem Wasser getränkten Boden, und wir fühlten uns
froh, heiter und gesund dabei.

+Erwachsene in den Städten+, gar solche, welche besseren, ja
den vornehmen Ständen angehören, können dieser Übung sich nicht
unterziehen, das ist klar. Wenn sie in ihrem Vorurteile bereits soweit
gekommen sind, daß sie meinen, sie könnten, wenn ihre zarten Füße
beim Aus- und Ankleiden nur einen Augenblick auf dem bloßen Boden des
Salons, nicht auf warmen, weichen Teppichen stehen, Rheumatismus,
Katarrh, Halsleiden oder ähnliches sich zuziehen, so lasse ich sie
vollkommen ungestört. Wenn aber manche doch etwas tun und sich abhärten
wollten, was hindert sie, abends unmittelbar vor dem Schlafengehen oder
in der Frühe beim Aufstehen 10 Minuten, ¼ Stunde, ½ Stunde lang eine
derartige Promenade zu machen? Dieselbe könnte die ersten Male, damit
der plötzliche Beginn nicht zu stark empfunden wird, in den Strümpfen,
später mit bloßen Füßen und noch später barfüßig also geschehen, daß
vor dem Zimmer-Spaziergange die Füße bis über die Knöchel einige
Augenblicke in kaltes Wasser getaucht werden.

Bei guter Einteilung, bei gutem Willen, bei wahrem Streben nach
Erhaltung seiner Gesundheit wird ein jeder, selbst der Vornehmste,
selbst der in seinem Berufe Angestrengteste noch so viel Zeit gewinnen,
um sich selbst diese Wohltat zu spenden.

Ein mir sehr gut bekannter Priester ging jedes Jahr auf mehrere Tage
zum Besuche eines guten Freundes, welcher einen größeren Garten besaß.
Der Morgenspaziergang galt stets diesem Garten, dessen durch Tau
genäßtes Gras so lange die bloßen Füße labte und den Körper erquickte,
als der Geist mit dem Breviergebet beschäftigt war. Gar oft hielt
dieser Herr Lobreden auf die vortrefflichen Wirkungen des Barfußgehens.

Eine Reihe Namen von Personen der höheren und höchsten Stände stünde
mir zu Gebote, die den wohlmeinenden Ratgeber nicht verachteten und
zu guter Jahreszeit bei Morgengängen im einsamen Walde oder auf
abgelegener Wiese durch Barfußgehen sich abzuhärten suchten.

Einer aus dieser verhältnismäßig noch immer sehr kleinen Zahl gestand
mir, er habe im Jahre selten eine Woche erlebt, ohne einen wenn auch
nur kleinen Katarrh. Diese überaus einfache Übung habe ihn für immer
von dieser Empfindsamkeit und Empfänglichkeit befreit.

Den +Müttern+ widme ich an dieser Stelle noch ein besonderes Wort. Es
kann kurz sein; denn an anderer Stelle habe ich versprochen, ihnen,
wenn Gott mir Leben und Gesundheit schenkt, später einmal einige
praktische Winke für eine gute, hauptsächlich den Leib betreffende
Erziehung zu geben. Die Mütter sind in erster Linie dazu berufen, für
die Heranbildung eines stärkeren, widerstandsfähigeren Geschlechtes zu
sorgen, die wuchernde, so arge Lücken in die menschliche Gesellschaft
reißende Verweichlichung, Entkräftung, Blutarmut, Nervosität und wie
alle die Lebenssauger und Lebensabkürzer heißen, beseitigen zu helfen.
Das geschieht durch Abhärtung, durch weise Abhärtung des Kindes vom
zartesten Alter an. Luft, Nahrung, Kleidung sind Bedürfnisse, welche
der Säugling ebenso notwendig braucht als der Greis. Sie bilden
zugleich das Gebiet der Abhärtung. Je reiner die Luft ist, welche das
Kleine einatmet, desto besser das Blut. Um dieses schwache Geschöpflein
recht schnell an den Aufenthalt in frischer Luft zu gewöhnen, tun
diejenigen Mütter gut, welche nach den täglichen warmen Bädern das
Kleine 2-3 Sekunden in kälteres, wie von der Sonne erwärmtes Wasser
tauchen oder es rasch kalt abwaschen. Das warme Wasser allein macht
schlaff und verweichlicht, die abschließende kalte Waschung stärkt,
härtet ab und sichert eine gesunde Körperentwicklung. Die anfänglichen
Zeichen einer weinerlichen Empfindsamkeit werden bei der dritten
oder vierten Anwendung von selbst ausbleiben. Diese Abhärtung stählt
die noch ganz kleinen Kinder gegen die so häufigen Erkältungen und
deren Folgen und erspart den Müttern, welche diesen Übelständen
vorbeugen wollen, die jeden denkenden Menschen wahrhaft entsetzenden
Einmummungen und Einhüllungen in Wolle und andere schwere, jeden
Luftzutritt hindernde Stoffe. In diesem Stücke wird furchtbar gegen
die kleinen Gesundheiten gesündigt. Die zarten Körperchen stecken in
förmlich verbrennenden Wollöfen: der kleine Leib keucht unter der
Last der Binden und Decken, das Köpfchen ist eingepuppt, daß ihm
Hören und Sehen vergehen müssen, der vor allem abzuhärtende Hals
trägt außer den allgemeinen noch besondere Wärmemittel, die ihn gegen
die äußere Luft vollends abschließen. Schon wenn der oder die Kleine
auf dem Arme des Kindsmädchens ruht, um ausgetragen oder ausgefahren
zu werden, sieht die verzärtelnde Mama nochmals nach, ob ja jedes
Winkelchen und jede Ecke sorglichst verschlossen sei. Wem darf es
bei solchen Umständen, bei diesem gänzlichen Mangel der leisesten
Spur von rationellem Abhärtungssinne wundern, wenn Diphtheritis,
Halsbräune usw. jährlich eine unzählbare Schar der kleinen, ich möchte
sagen jedem Windhauche erliegenden Wesen hinwegraffen? wenn viele
Familien von Schwächlingen gleichsam wimmeln? wenn die Mütter über
hektische, krampfhafte und andere, früher fast unbekannte Zustände,
insbesonders bei den Mädchen, tägliche Klage führen? Und wer erst
vermöchte die geistigen Gebrechen zu zählen, diese tauben Blüten und
faulen Früchte eines Körpers, welcher vor der normalen Entwicklung
und Kräftigung schon sein langsames Siechtum beginnt? ~Mens sana in
corpore sano.~ Eine gesunde Seele wohnt nur in einem gesunden Körper.
Eine Hauptvorbedingung der Entwicklung einer ausdauernden Gesundheit
bildet die frühzeitigste Abhärtung. Daß alle Mütter ihre diesbezügliche
Aufgabe und Verantwortung früh genug und tief erfaßten und keine
Gelegenheit versäumten, aus guten Quellen sich guten Rat zu holen!

       *       *       *       *       *

=2.= Eine besondere, überaus wirksame Art des Barfußgehens ist das
=Gehen im nassen Grase=,[2] gleichviel, ob dieses durch Tau, Regen
oder Wasseraufguß genäßt sei. Im dritten Teile wird man dieser
Abhärtungsübung sehr oft begegnen, und ich kann dieselbe jung und alt,
Gesunden und Kranken, unbehindert jeder anderen Anwendung, bestens
empfehlen.

Je nässer das Gras ist, je länger die Übung fortgesetzt und je öfter
dieselbe wiederholt werden kann, desto vorzüglicher wird der Erfolg
sein. In der Regel dauert der Graslauf 1-3 Viertelstunden.

Nach vollendeter Fußpartie werden alle nicht an die Füße gehörigen
Anhängsel, wie Laubgras oder Sand, rasch abgewischt, die Füße indessen
nicht abgetrocknet, sondern ~in statu quo~ d. i. naß wie sie sind,
sofort mit trockener Fußbekleidung versehen. Auf das Gehen im Grase
folgt jetzt ein Gehen mit bekleideten Füßen auf trockenem, mit Sand
oder Stein bedecktem Wege, im Beginne etwas schneller, allmählich im
gewöhnlichen Tempo. Die Dauer des Gehens hängt ab von dem Trocken- und
Warmwerden der Füße und dürfte eine Viertelstunde nicht übersteigen.

Ich ermahne dringend, die Worte „+trockene Fußbekleidung+“ wohl zu
bemerken und niemals sich nach dieser Anwendung nasser, angefeuchteter
Strümpfe zu bedienen. Die Folgen würden sich in Kopf und Hals bald
schon melden; das hieße nicht aufbauen, sondern einreißen. Es dürfte
angemessen sein, junge, schnelle, unbesonnene Leutchen an die Vorsicht
zu mahnen, die ausgezogenen Schuhe und Strümpfe nicht ins nasse Gras
zu werfen, sondern im Trockenen bereitzuhalten, daß sie später die
naßkalten Füße warm empfangen und bald wieder in die gehörige Wärme
bringen. Diese Übung, wie das Barfußgehen überhaupt, kann vorgenommen
werden, selbst wenn die Füße kalt sind.

       *       *       *       *       *

=3.= Dem Gehen im nassen Grase kommt in der Wirkung ziemlich gleich
das =Gehen auf nassen Steinen=, das vielen bequemer und leichter ist.
Jedes Haus und Häuschen hat im Parterre oder in einem Stockwerke,
in der Waschküche oder Backküche usw. ein größeres oder kleineres
Steinpflaster; beide genügen zu unserem bloßfüßigen Spaziergange auf
nassen Steinen. Im langgestreckten Steingange wird man mit beflügeltem
Schritte hin- und herwandern, auf dem Fleckchen von 4-5 Steinplatten
wird man die Steine treten, wie der Winzerbube die Trauben, wie an
manchem Orte der Bäckerlehrling den Teig tritt. Die Hauptsache besteht
lediglich darin, daß die Steine naß sind, und daß man nicht ruhig
auf denselben stehe, sondern in ziemlich rascher Bewegung gehe. Zum
Benetzen der Steine nimmt man am besten eine Gießkanne oder einen Krug,
zieht eine den Raumverhältnissen entsprechend dicke Wasserlinie, welche
man durch das Treten erweitert. Sollten die Steine rasch trocknen, so
müßte das Aufgießen ein-, zuweilen zwei- bis dreimal erneuert werden;
hiebei dient das kälteste Wasser am vorzüglichsten.

In Fällen, in denen dieses Abhärtungsmittel zu Heilzwecken verwendet
wird, darf seine Anwendungszeit die Dauer von 3-15 Minuten nicht
überschreiten. Diese wird sich richten nach dem Zustande des Patienten,
ob er stärker oder schwächer, blutarm usw. sei; in der Regel dürften
3-5 Minuten ausreichen. Als reines Abhärtungsmittel von Gesunden kann
die Übung bis zu einer halben Stunde und noch länger ohne Schaden
ausgedehnt werden. Ich empfehle sie allen jenen, welche eine solide
Abhärtung beginnen wollen. Selbst der Schwächste und Empfindlichste
möge sich nicht abschrecken lassen!

Wer an kalten Füßen leidet, Halsbeschwerden, Katarrhen leicht
zugänglich ist, Blutandrang zum Kopfe und von letzterem erzeugtes
Kopfweh hat, trete oft diese Steinwanderung an. Er tut gut, wenn er dem
aufzugießenden Wasser etwas Essig beimischt.

Für die Bekleidung und Bewegung gelten dieselben Regeln wie beim Gehen
im Grase. Wie letzteres, so kann auch das Steingehen mit kalten (vor
der Übung nicht warmen) Füßen geschehen.

       *       *       *       *       *

=4.= Größere Wirkung als durch die beiden vorhergehenden Übungen
wird erzielt durch das =Gehen im neugefallenen Schnee=. Wir bemerken
ausdrücklich: im +neugefallenen+, frischen Schnee, der sich ballt oder
wie Staub den Füßen anlegt, nicht in altem, starrem, festgefrorenem
Schnee, welcher zu empfindlich kältet und nichts taugt. Zudem soll
diese Wanderung nie angetreten werden bei schneidend kaltem Winde,
wohl aber, wenn bei der Frühlingssonne der Schnee schmilzt. Ich kenne
manchen, der in solcher Schneesulze ½, eine ganze Stunde, ja 1½ Stunden
mit den besten Erfolgen herumspazierte. Eine kleine Überwindung
kosteten nur die ersten Minuten des Beginnes: später zeigte sich von
Unbehagen oder besonderer Kälte keine Spur mehr. Die regelmäßige Dauer
dieses Schneeganges ist 3-4 Minuten. Ich betone ausdrücklich: es darf
nicht stille gestanden, es muß +gegangen+ werden.

Zuweilen kommt es vor, daß gar zu zarte, der äußern Luft ganz entwöhnte
Zehen die Schneekälte nicht ertragen können und Schneefieber bekommen,
d. i. trocken, heiß werden, schmerzhaft brennen und aufschwellen.
Man erschrecke nicht, die Sache hat keine Bedeutung, und die Heilung
erfolgt schnell, wenn man die trockenen Zehen öfters mit Schneewasser
tränkt oder mit Schnee leicht reibt.

Die Schneetour kann im Herbste z. B. ersetzt werden durch einen Gang
im +Grase mit Reif+. Das Kältegefühl ist hier viel empfindlicher,
da der Körper in dieser Übergangszeit noch zu wenig der Sommerwärme
entwöhnt ist. Im Winter selbst vertritt den Schneegang ein Gang auf
Steinplatten, welche mit Schneewasser getränkt wurden. Bezüglich des
Ankleidens und der Bewegung lese man die bei den vorhergehenden Nummern
angegebenen Regeln.

Das sind Torheiten, Narrheiten usw., so lauten in der Regel die
Empfehlungen gerade dieser Abhärtungsübung, von der man Erkältungen,
Rheumatismen, Halsleiden, Katarrhe, alles Mögliche fürchtet. Es kommt
alles nur auf eine Probe und kleine Überwindung an; man wird sich
bald überzeugen, wie unbegründet die Vorurteile sind, und wie der
schreckliche Schneegang statt der Nachteile große Vorteile bringt.[3]

Vor vielen Jahren kannte ich eine höhere Beamtenfrau. Die energische
Mutter hielt große Stücke auf die Abhärtung ihrer Kinder; wählerisches
Verfahren beim Essen oder Trinken wurde durchaus nicht geduldet, Klagen
über Witterung, Wärme, Kälte usw. stets gerügt. Sobald der erste
Schnee fiel, versprach sie den Jungen Butterbrot mit Honig, wenn sie
es wagten, eine Weile es barfuß mit dem Schnee aufzunehmen. So tat sie
lange Jahre; die Kinder erstarkten, strotzten von Kraft und waren ihr
ganzes Leben überaus dankbar für diese nichts weniger als weichliche
Erziehung. Diese Mutter hat ihre Aufgabe vortrefflich verstanden.

Das wäre der +Schneelauf+ von Gesunden; es folgen zwei Fälle, welche
zeigen sollen, wie +erfolgreich+ man ihn +bei manchen Leiden+ anwendet.

Eine Person litt viele Jahre hindurch zur Winterszeit an +Frostbeulen+,
welche aufbrachen, eiterten und große Schmerzen verursachten. Im
ersten Herbstschnee fing sie, meinem Rate folgend, die Schneegänge an,
wiederholte dieselben öfters und blieb von den lästigen Beulen gänzlich
verschont.

Erst kürzlich kam ein 17jähriges Mädchen zu mir und klagte über heftige
+Zahnschmerzen+. „Gingest du fünf Minuten im neugefallenen Schnee,“
sagte ich ihr, „dein Zahnweh würde bald verschwinden.“ Es befolgte
augenblicklich den Rat, eilte dem Garten zu und kam nach 10 Minuten
zurück mit dem freudigen Rufe, daß alles Zahnweh gänzlich nachgelassen
habe.

+Niemals+ darf das Schneegehen stattfinden, wenn nicht der ganze Körper
warm ist. Wen friert oder fröstelt, der suche zuerst durch Arbeit
oder Bewegung die normale Leibeswärme sich zu verschaffen. Personen,
die an Fußschweiß, offenen Füßen, aufgesprungenen, oder eiternden
Frostbeulen leiden, können selbstverständlich niemals im Schnee gehen,
bis anderweitige Heilung (s. Fußbad oder Fußdampf) eingetreten.

       *       *       *       *       *

=5.= =Im Wasser gehen.= So einfach es scheint, im Wasser bis an
die Waden zu gehen, so dient doch gerade diese Anwendung ~a~) zur
Abhärtung; es wirkt diese Anwendung auf den ganzen Körper, kräftigt
die ganze Natur; ~b~) sie wirkt günstig auf die Nieren und auf
Ableitung des Harnes, verhütet deswegen manche Leiden, die in den
Nieren, der Blase und im Unterleib entstehen; ~c~) sie wirkt recht
gut auf die Brust, erleichtert das Atmen und leitet Gase aus dem
Magen; ~d~) sie wirkt besonders gegen Kopfleiden, Eingenommenheit des
Kopfes, Kopfschmerzen. Man kann dieses Abhärtungsmittel anwenden,
indem man in eine Badewanne (oder Schaff, Zuber) anfangs bis über die
Knöchel im kalten Wasser Bewegung macht. Wirksamer ist es, wenn die
Abhärtung gesteigert wird und man bis an die Waden im Wasser geht, am
wirksamsten, wenn das Wasser bis zu den Knien reicht.

[Illustration: Fig. 1.]

Die Dauer betreffend, so kann man anfangen mit einer Minute, dann
länger bis 5 und 6 Minuten. Je kälter dabei das Wasser, um so besser.
Nach solcher Anwendung ist Bewegung im Winter im warmen Zimmer, im
Sommer im Freien zu machen, bis zur vollständigen Erwärmung. Im Winter
kann Schnee ins Wasser getan werden. Bei Schwächlingen kann man mit
Wasser anfangen, das nicht sehr kalt ist, und nach und nach zum
kälteren und schließlich zum ganz kalten übergehen.

       *       *       *       *       *

=6.= =Zur Abhärtung speziell der Extremitäten, der Arme und Beine=,
dient folgende Übung in vorzüglicher Weise: Man steht ins kalte Wasser
bis an oder über die Knie, nicht länger als eine Minute. Nach dem
Bekleiden der Füße entblößt man die Arme bis zu den Achseln und hält
auch diese eine Minute in das kalte Wasser. +Besser+ tut derjenige, der
beide Übungen zu gleicher Zeit vornimmt. Wer im Besitze einer größeren
Badewanne ist, kann dieses unschwer tun. Die Übung kann auch +in der
Art+ vorgenommen werden, daß die Füße in ein eigenes Gefäß am Boden
zu stehen und die entblößten Arme und Hände in ein auf einem Stuhl
erhöhtes Holzschaff zu ruhen kommen.

Nach manchen Krankheiten wende ich diese Übung gerne an, um den Fluß
des Blutes nach den Extremitäten zu steigern.

Das Eintauchen der Arme allein tut gute Dienste all denen, welche an
Frostbeulen und kalten Händen zu leiden haben. Gut tut, wer die Hände
(nicht Arme) nach dem Eintauchen gleich abtrocknet, weil scharfe Luft
den freien Stellen sonst Hautsprünge verursachen könnte.

Die Vornahme dieser Übung fordert, daß der Körper sich normal warm
fühlt (nicht fröstelt). Füße, welche bis über die Knöchel (nicht bis
über die Waden), Arme, die bis zum Ellenbogen kalt sind, sollen von der
Applizierung nicht abhalten.

       *       *       *       *       *

=7.= Als letztes Abhärtungsmittel sei der =Knieguß= aufgezählt. Man
suche die Art seiner Applizierung bei den Gießungen. Er ist der
besondere Freund der Füße, indem er in deren blutleere Adern das Blut
lockt.[4] An dieser Stelle habe ich nur zu bemerken, daß ich den
Knieguß, wenn ihn Gesunde zur Abhärtung benützen, in stärkeren Formen
gebe. Es wird dieses z. B. dadurch erreicht, daß ich den Strahl höher
auffallen lasse, daß ich zur Winterszeit das Wasser durch Schnee und
Eis noch mehr kühle usw.

Die Übung kann nur vorgenommen werden, wenn der Körper warm ist (nicht
fröstelt). Bis zu den Knöcheln kalte Füße sollen die Anwendung nicht
hindern. Desgleichen darf der Knieguß allein, d. i. ohne von einer
anderen Anwendung begleitet zu sein, nicht zu lange fortgesetzt werden
(nicht über 3-4 Tage). Wer ihn länger gebraucht, gebraucht ihn im
Wechsel mit dem Oberguß oder dem Eintauchen der Arme (s. Nr. 6), in der
Frühe die eine, nachmittags die andere Anwendung.

Diese angeführten Abhärtungsmittel mögen genügen. Dieselben können zu
jeder Jahreszeit vorgenommen, im Winter und Sommer fortgesetzt werden.
Im Winter wird man die eigentliche Anwendung etwas abkürzen, dagegen
die Bewegung nach derselben um ein weniges verlängern. Ungewohnte
tun gut, die Abhärtungsübungen nicht gerade im Winter zur kalten
Jahreszeit zu beginnen. Vornehmlich gilt dieses allen, welche an
Blutarmut, innerer Kälte viel leiden und durch Wollkleidung verwöhnt,
verweichlicht, empfindlich geworden sind. Ich sage dies, nicht als ob
ich Schaden befürchte; ich fürchte lediglich das Abgeschrecktwerden von
einer überaus guten Sache.

Gesunde und Kränkelnde können ohne Bedenken sämtliche Übungen
vornehmen, beide mit Vorsicht und die Anweisungen genau befolgend.
Schlimme Folgen sind niemals der Anwendung, sondern stets irgend einer
größeren oder kleineren Unvorsichtigkeit zuzuschreiben. Selbst bei
Schwindsüchtigen, bei denen das Leiden schon ziemliche Fortschritte
gemacht hatte, habe ich die Nummern 1. 2. 3. 6. mit großen Erfolgen
angewendet.

All die Leutchen, denen mein Büchlein in erster Linie gilt, brauche ich
nicht zur Abhärtung aufzumuntern. Ihr Beruf, die täglichen Pflichten
bringen täglich, oft stündlich das eine oder andere der genannten und
viele, unzählige ungenannte Abhärtungsmittel von selbst mit sich.
Sie mögen ruhig ausharren und niemanden beneiden, der es scheinbar
besser hat als sie. Das sind Täuschungen, sehr oft, ja meistens große
Täuschungen.

Diejenigen meiner verehrten Leser, welche die angeführten Dinge
vielleicht noch niemals, auch nur dem Namen nach gehört haben, lade
ich ein, vor dem Verdammungsurteile eine kleine, die kleinste Probe
anzustellen. Wenn dieselbe zu meinen Gunsten ausfällt, soll es mich
freuen, nicht meinetwegen, sondern wegen der Wichtigkeit der Sache. Es
brechen im Leben viele Stürme herein über die Gesundheit der Menschen.
Wohl dem, der ihre (der Gesundheit) Wurzeln durch die Abhärtung gut
gefestigt, in die Tiefe geleitet und gegründet hat.

[Illustration]



[Illustration]



Wasser-Anwendungen.


Die bei mir zur Anwendung kommenden Wasserheilmittel teilen sich in:

    ~A.~ Aufschläger.
    ~B.~ Bäder.
    ~C.~ Dämpfe.
    ~D.~ Gießungen.
    ~E.~ Waschungen.
    ~F.~ Wicklungen.
    ~G.~ Trinken des Wassers.


~A.~ Aufschläger.

Da beim Volke die folgenden Anwendungen bereits unter dem Namen
„Aufschläger“ eingebürgert und bekannt sind, so behalte ich die
Benennung gerne bei, selbst auf die Gefahr hin, daß sie nicht ganz
zutreffen sollte. Unter den Aufschlägern ist verwendet


1. Der Oberaufschläger.

Ein größeres, grobes Linnenstück (Strohsackleinwand eignet sich
sehr gut dazu) wird 3-4-6-8-10fach der Länge nach zusammengelegt,
so breit und so lang, daß es vom Halse an die Brust und den ganzen
Unterleib bedeckt. Rechts und links am Körper soll es nicht wie
abgeschnitten aufhören, sondern zu beiden Seiten durch ein kleines
Stück herunterhängen. Das so zubereitete Tuch wird in kaltes Wasser
eingetaucht (zur Winterszeit darf Warmwasser gebraucht werden),
tüchtig, d. i. vollständig ausgewunden und dann in oben beschriebener
Weise dem zu Bette liegenden Patienten aufgelegt. Darüber kommt eine
Wolldecke oder ein 2-3fach zusammengelegtes Linnen, welches den Zweck
hat, die nasse Auflage luftdicht abzuschließen, jeden Zutritt der Luft
gründlich zu verhindern, darüber erst das Federbett. Um den Hals lege
ich in der Regel noch ein ziemlich großes Tuch- oder Wollstück, um
der von oben eindringenden Luft den Zugang zu wehren. Man sei mit dem
Zudecken vorsichtig; denn leicht könnten sonst Erkältungen eintreten.

Der Aufschläger bleibt ¾-1 Stunde liegen; muß nach Vorschrift die
Anwendung, welche in diesem Falle durch Kälte wirken soll, fortgesetzt
werden, so muß auch der indessen warm gewordene Aufschläger erneuert,
d. i. von neuem naßgemacht werden.

Sobald die vorgeschriebene Zeit verstrichen, entfernt man die nassen
Tücher, kleidet sich an und macht Bewegung, oder man bleibt noch eine
kleine Zeit im Bette liegen.

Die Anwendung des Oberaufschlägers wirkt speziell auf die
+Austreibung versessener Gase+ im Magen und Unterleib.

Diese wie die folgenden Übungen erfordern, daß der Körper warm sei.


2. Der Unteraufschläger.

Dem Oberaufschläger entspricht der Unteraufschläger, der, wenn beide
Anwendungen sukzessive, d. i. nacheinander geschehen, zuerst an die
Reihe kommt. Dabei ist folgendes zu bemerken:

Da auch der Unteraufschläger im Bette zu nehmen ist, legt man, um
das Naßwerden der Matratze oder des Strohsackes zu verhüten, über
das Leintuch ein anderes Linnenstück, darüber der Breite nach eine
Wolldecke („Kotze“).

Dasselbe mehrfach (2-3fach) zusammengelegte, vorher durchnäßte und
ausgewundene, rohe Linnenzeug wird der Länge nach so auf die Wolldecke
ausgebreitet, daß es vom letzten Halswirbel an die ganze Wirbelsäule,
den ganzen Rücken hinunterreicht. Darauf legt man sich mit dem Rücken,
schlägt, um sich luftdicht abzuschließen, die ausgebreitete Wolldecke
nach beiden Seiten ein und deckt sich mit Wolle und Federbett gut
zu. Auch der Unteraufschläger soll drei Viertelstunden gebraucht
und im Verlängerungsfalle erneuert, von neuem eingetaucht werden,
da er wie der Oberaufschläger nur durch Kälte wirken soll. Die
Verhaltungsmaßregeln nach der Anwendung sind dieselben wie die oben
angegebenen.

+Zur Stärkung des Rückgrates, des Rückenmarkes, bei Rückenschmerzen,
bei Hexenschuß+ ist der Unteraufschläger eine vorzügliche Anwendung.
Beim Hexenschuß z. B. kenne ich viele Fälle, in denen zwei solcher
Aufschläger, in einem Tage gebraucht, das Übel gänzlich gehoben haben.

Auch bei +Anstauungen von Blut+, in der +Fieberhitze+ wirkt
der Unteraufschläger sehr gut.

In welchen einzelnen Fällen er zu gebrauchen und wie oft er zu erneuern
sei, das wird bei den einzelnen Krankheiten gesagt werden.


3. Ober- und Unteraufschläger zusammen genommen.

Wie nacheinander, so können diese beiden Anwendungen auf einmal zur
selben Zeit genommen werden.

Man bereitet den Unteraufschläger vor, wie Nr. 2 besagt, desgleichen
den Oberaufschläger, den man neben das Bett legt. Ausgekleidet liegt
man sodann auf den Unteraufschläger und appliziert sich den zur Seite
parat (fertig) liegenden Oberaufschläger. Das Zudecken mit Wolldecke
und Federbett geht leicht. Ist jemand zur Stelle, so kann er beides,
Federbett und Wolldecke, zu beiden Seiten gut einschlagen, daß nirgends
die frische Luft Zutritt hat. Wichtig ist bei dieser Doppelanwendung,
daß die der Breite nach unter dem Unteraufschläger aufgeschlagene
Wolldecke so groß ist, daß sie gleich einer Binde beide nassen
Aufschläger einhüllen kann.

Die Dauer der Anwendung beträgt zum mindesten ¾, zum höchsten eine
Stunde.

Bei +großer Hitze+, dann wieder bei +Gasen+, bei +Kongestionen+, bei
+Hypochondrie+ und anderen Leiden tut dieselbe vorzügliche Dienste.

Der Name „Batzerei“ darf uns nicht aus der Fassung bringen. Wende sie
ruhig an, diese etwas mühsame Kur, sie wird dir manchen Batzen ersparen.


4. Auflage auf den Unterleib.

Der Patient liegt zu Bett.

Ein 4 bis 6fach zusammengefaltetes Linnentuch wird in Wasser getaucht,
ganz ausgewunden (so daß es nicht mehr trieft), auf den Unterleib
(Magengegend und abwärts) gelegt und mit Wolldecke und Federbett
sorgfältig zugedeckt. Die Anwendung kann ¾-2 Stunden dauern. Bei einer
Dauer von zwei Stunden indessen soll die Auflage nach der ersten Stunde
erneuert, d. i. von neuem eingetaucht werden.

Diese Auflage leistet gute Dienste bei +Magenbeschwerden+, bei
+Krämpfen+, auch wenn es gilt, das +Blut von der Brust+ und vom +Herzen
wegzuleiten+.

Sehr oft wird zum Eintauchen und Netzen des Tuches statt des Wassers
+Essig+ verwendet, wohl auch, wie solches im besonderen im dritten
Teile angegeben ist, ein +Absud von Heublumen, Zinnkraut, Haberstroh+
usw.

Um den Essig zu sparen, gebe ich die +Essig-Auflagen+ in der Art,
daß ich zuerst ein zweifach gefaltetes Linnen, in halb Wasser und
halb Essig eingetaucht, auf den bloßen Leib lege und darüber dann ein
2-4fach gefaltetes, nur in Wasser getauchtes Tuch breite. Das Zudecken
geschieht wie oben.

       *       *       *       *       *

Sehr oft bin ich gefragt worden, welche =Grundsätze= ich befolge
bezüglich der +Eisauflagen+, des +Aderlassens+ u. a. Dieselben mögen
hier in Kürze ihre Stellung finden.

Wer mit gerunzelter Stirne einem Feinde zur Versöhnung die Hand
bietet, wird schwerer zu Werke kommen, als wer ihm freundlichen
Antlitzes und frohen Herzens die Hand reicht. Dieses Bild will mir
nicht übel dünken da, wo es sich um die Anwendung von Eis oder um
Wasser handelt. Von jeher habe ich die Eis-Auflagen, namentlich auf die
edelsten Körperteile (Kopf, Augen, Ohren usw.) zu den schroffsten und
gewaltsamsten Mitteln gerechnet, welche überhaupt zur Anwendung kommen
können. Sie gehen der Natur nicht helfend an die Hand, daß sie anfange,
selbst wieder zu arbeiten; sie erzwingen gewaltsam etwas von ihr, und
das muß sich rächen. Eistuch und Eisbeutel, und wie die Dinge heißen,
sind in meiner Werkstätte unbekannte Größen und sollen es auch für alle
Zukunft bleiben. Man stelle sich nur einmal die kolossalen Gegensätze
vor: drinnen im Körper die Glühhitze, draußen der Eisberg, dazwischen
das leidende Glied, das von beiden bearbeitete Organ von zartem
Fleisch und Blut. Die Ergebnisse solcher Arbeit habe ich stets nur mit
großem Bangen erwartet und mein Bangen war in den meisten Fällen sehr
gerechtfertigt.

Ich kenne einen Herrn, der ein ganzes Jahr hindurch bei Tag und
bei Nacht auf einem Fuße Eis-Auflagen zu tragen hatte, ohne jede
Unterbrechung. Fürwahr, da müßte ja geradezu ein Wunder geschehen,
wenn diese Eisscholle nicht alle Hitze, aber auch die unentbehrliche
Naturwärme davontragen sollte! Von Heilung des Fußes war keine Spur zu
sehen.

Aber, entgegnet mir jemand, in vielen Fällen hat’s in der Tat geholfen.
Mag sein, daß das Übel den Zwangsmitteln nicht widerstehen konnte.
Welches waren indessen die Folgen? Unzählige sind zu mir gekommen
mit teilweisem Verluste des Gesichtes, mit größerer oder geringerer
Taubheit, mit Rheumatismen der verschiedensten Art, besonders mit
Kopfhaut-Rheumatismus und sonstiger großer Empfindsamkeit des Kopfes
usw. Woher das alles? „Ja, da und dort und dann,“ so lauten die
Antworten, „hat solches der leidige Eisbeutel getan, dieses Übel trage
ich nun schon seit so und so vielen Jahren.“ Gewiß, und die meisten
werden es tragen bis zum Ende ihrer Jahre.

Noch einmal sei es gesagt: ich spreche durchaus gegen jede Eis-Auflage
und behaupte dagegen, daß das Wasser, richtig angewendet, jedwede,
auch die stärkste Hitze, in welchem Teile oder Organe des Körpers
dieselbe immer wüte, zu dämmen und zu tilgen imstande ist. Wenn eine
Feuersbrunst nicht mehr durch Wasser gelöscht werden kann, dann kann
sie auch nicht durch Eisschollen gelöscht werden. Das sieht ein jeder
sehr gut ein.

Ich sagte soeben: Hilfe wird bringen, wer das Wasser +richtig+
anwendet. Darunter verstehe ich freilich nicht, daß man z. B. bei einer
Entzündung am oder im Kopf, wie man sonst die Eisplatte, den Eisbeutel
auflegt, nun möglichst viele nasse Kopfwickel, Auflagen usw. gebrauchen
müsse. 100 Eisplatten und Kopfwickel werden das Zuströmen des Blutes
nach der entzündeten Stelle, wodurch die Hitze sich steigert, nicht
aufhalten. Ich muß das Blut anders wegzuleiten, zu verteilen suchen,
mit anderen Worten: ich muß neben den Anwendungen auf die leidende
Stelle auch solche auf den ganzen Körper machen. Diesen Feind in oder
am Kopf z. B. werde ich zu allererst bei den Füßen des Patienten
angreifen und allmählig dann gegen den ganzen Körper vorrücken.

Das Eis leistet im übrigen auch mir bei meiner Wasserkur durch
indirekte Verwendung treffliche Dienste. Es kühlt zur Sommerszeit das
Wasser, wenn es anfangen will, lau zu werden. --

Wie ich über das +Aderlassen+, die +Blutegel+ und all die wie
immer gearteten Blutentziehungen denke?

Noch vor 50, 40, 30 Jahren war selten eine Frau, die sich nicht
zwei-, drei-, viermal zur Ader gelassen hätte; die Halbfeiertage und
natürlich die günstigsten Zeiten waren gleich am Jahresanfange im
Kalender strenggläubig gewählt und rot oder blau angestrichen worden.
Die Land- und anderen Ärzte, die Bader und Rasierer selbst nannten
ihre eigene Arbeit in dieser Beziehung eine förmliche „Metzgerei“.
Auch Anstalten, Klöster hatten ihre Aderlaßzeit und die vor allem
andern streng eingeführte Diät (Lebensweise) genau bezeichnet. Man
wünschte sich Glück vor und gratulierte sich nach den überstandenen
blutigen Strapazen. Diese mögen zuweilen nicht gering gewesen sein.
Ein geistlicher Herr aus jener Zeit versicherte, 32 Jahre lang habe er
sich zur Ader gelassen, in jedem Jahre viermal, und bei jedem Aderlaß 8
Unzen Blut verloren. Tut in Summa 8 × 4 × 32 = 1024 Unzen Blut.

Neben dem Aderlaß gingen noch Blutegel, Schröpfköpfe u. a. um; es war
gut gesorgt für jung und alt, für hoch und nieder, für Männer und
Frauen.

Wie doch die Zeiten sich ändern! Dieses Treiben hielt man lange für
das ~unum necessarium~, das einzige und absolut Notwendige des
Gesundseins und Gesundbleibenwollens. Und wie denkt man heutzutage
darüber? Man belächelt und bespöttelt diesen Irrwahn der Alten, diese
Naturwissenschaftlichkeit, zu meinen, daß irgend ein Mensch zu viel
Blut habe. Vor ungefähr zwei Jahren sagte mir ein literarisch tätiger
Arzt des Auslandes, der einer neueren Schulrichtung folgt, er habe
sein Leben lang noch nie Blutegel gesehen. Viele Ärzte schreiben
die Blutarmut unserer Zeit dem früheren Übelstand und Mißbrauch des
Aderlasses zu. Sie mögen recht haben, nur ist dieses nicht die einzige
Ursache.

Doch zur Sache! Meine Überzeugung ist folgende: Beim menschlichen
Körper stimmt alles so wunderbar zusammen, der Teil zum Teil und jeder
Teil zum Ganzen, daß man nicht ansteht, das Gebilde des Körpers ein
einziges Kunstwerk zu nennen, dessen Idee nur in Gottes Schöpfergeist
ruhen konnte, und dessen Inswerksetzung nur durch Gottes Schöpferkraft
möglich war. Dieselbe Ordnung, dasselbe Maß, dieselbe Harmonie besteht
zwischen Einnahme und Verbrauch der zum Unterhalte, zur Erhaltung des
Körpers notwendigen Stoffe, wenn anders der vernünftige und freie
Mensch durch rechten Gebrauch des ihm Gegebenen nach Gottes Willen
mitarbeitet und nicht durch Mißbrauch desselben die Ordnung verkehrt
und Mißklänge in die Harmonie bringt. Da der Sachverhalt ein derartiger
ist, so kann ich mir nicht denken, wie die Blutbildung allein, dieser
wichtigste aller Prozesse im menschlichen Körper, ohne Ordnung, ohne
Zahl und Maß, ungeordnet und übermäßig vor sich gehen solle.

Jedes Kind, so denke ich mir die Sache, bekommt von seiner Mutter
mit dem Leben als Erbteil gleich bei der Geburt ein Quantum, eine
Portion Blutbildungsstoff mit, mag man letzteren nennen, wie man will,
gleichsam die Essenz, ohne welche kein Blut fabriziert, bereitet werden
kann. Geht diese Essenz aus, so hört auch die Blutbildung, mit ihr
das eigentliche Leben auf. Absterben, hinsiechen nenne ich nicht mehr
„leben“. Durch einen jeden Blutverlust nun, geschehe es durch Fall,
Sturz oder durch Aderlaß, Blutegel, Schröpfköpfe, geht ein Teilchen
oder Teil dieses Blutbildungsstoffes, dieser Lebensessenz verloren; um
so viel hat der Mensch weniger, kürzer zu leben. Jede Blutentziehung
bedeutet soviel als Verkürzung des Lebens, denn im Blute ist das Leben.

Man wendet ein: Nichts geht rascher als Blutbildung; Blut verlieren,
Blut gewinnen, ist fast ein und dasselbe. --

Unglaublich wunderbar schnell geht die Blutbildung vor sich,
das gestehe ich vollkommen zu. Aber man entschuldige folgendes
Erfahrungsargument (Beispiel); es wird meine Leser aus dem Bauernstand
interessieren und sie werden es bestätigen müssen. Wer ein Stück Vieh
schnell fett machen will, zapft ihm einen großen Teil Blutes ab,
läßt ihm zur Ader und füttert es dann recht gut. In ganz kurzer Zeit
wird neues, schönes Blut in Menge fließen. Dabei gedeiht das Stück
außerordentlich und nimmt zu an Fettigkeit. Nach 3-4 Wochen läßt man
nochmals Blut ab und füttert wieder kräftig und gut, gibt auch viele
und kräftige Tränke. Das Gedeihen ist prächtig, und selbst ein altes
Stück Vieh wird beim Schlachten so viel und so schönes Blut zeigen wie
ein junges. Sehen wir uns indessen das Blut näher an! Das künstlich
gebildete Blut ist nur mehr wässeriges, fades, lebensunfähiges Blut.
Das Stück Vieh hat keine Kraft, keine Leistungsfähigkeit, keine
Ausdauer mehr, und wird es nicht bald geschlachtet, so wird sich binnen
kurzem die Wassersucht ansetzen.

Sollte es bei dem Menschen anders sein? Wer schon mehr als 60 Jahre
zählt und ein bißchen Erfahrung und Einsicht hat ins Menschenleben,
weiß, wie gerade der unmäßige Aderlaß der Voreltern Einfluß hatte auf
Fähigkeiten, Talente, Lebensdauer der Nachkommen. Der im Beginne dieser
Abhandlung angeführte Herr, der so viele Unzen Blut lassen mußte, starb
in den schönsten Mannesjahren an der Wassersucht. Und wenn eine Frau,
es sind dieses Tatsachen, 300mal, eine andere 400mal sich zur Ader
ließ und dabei namenlos schwach und krank wurde, mußte da die folgende
Generation nicht schwächlich und gebrechlich, zu Krämpfen und anderen
Leiden veranlagt sein?

Ich gestehe gerne zu, daß es Fälle geben kann, welche aber stets zu
den Ausnahmen gehören, +in denen+, da andere rasch wirkende
Mittel nicht zur Hand sind, +der Aderlaß eine augenblickliche Gefahr
beseitigt+.

Sonst aber frage ich jeden vernünftigen Unparteiischen: Was ist besser,
sich Stück für Stück vom Lebensfaden abzwacken zu lassen, oder durch
richtige Wasseranwendung das Blut so zu verteilen, daß selbst der
Vollblütigste kein zu großes Quantum Blut besitzt? -- Wie und durch
welche Anwendungen diese Verteilung zu geschehen habe, ist an passender
Stelle des öfteren erörtert.

Gewöhnlich bekommt man zu hören, daß bei +drohenden
Schlaganfällen+ der Aderlaß das einzige Rettungsmittel sei. Da
erinnere ich mich soeben des Falles, wo nach einem stattgehabten
Schlagflusse der erste Arzt in der Tat schnell zur Ader ließ, der
zweite Arzt aber bestimmt erklärte, der Kranke müsse gerade infolge
dieses Aderlasses sterben, was auch geschah. Nicht Blutreichtum und
Blutüberfluß führen, wie irrtümlicher Weise die Leute meinen, in der
Regel einen Schlag herbei, sondern Blutarmut. „Er ist am Schlage
verschieden“ heißt gewöhnlich soviel als: mit dem Ausgehen des Blutes
ist ihm auch das Leben ausgegangen. Das Öl hat aufgehört zu fließen und
zu befruchten; deshalb ist der glimmende Docht völlig erloschen.

Welch nützliche Dienste gerade nach Schlaganfällen das Wasser leistet,
lese man im dritten Teile nach. Ich bemerke hier nur noch, daß gerade
mein Vorgänger im pfarrlichen Amte dreimal vom Schlage gerührt und nach
dem dritten Male vom Arzt als lebensunfähig erklärt wurde. Das Wasser
hat ihn nicht nur im Augenblicke gerettet, sondern noch mehrere Jahre
seiner Gemeinde erhalten.



~B.~ Bäder.


I. Fußbäder

Die Fußbäder können kalt und warm zur Anwendung kommen.


1. Das kalte Fußbad

besteht darin, daß man +1-3 Minuten bis an oder über die Waden in
kaltem Wasser steht+.

Bei +Krankheiten+ dienen kalte Bäder vornehmlich dazu, das Blut von
Kopf und Brust abwärts zu leiten; sie kommen indessen meist nur in
Verbindung mit anderen Anwendungen vor, zuweilen in Fällen, in denen
Ganz- oder Halbbäder von den Patienten verschiedener Ursachen wegen
nicht ertragen werden.

Bei +Gesunden+ bezwecken sie Auffrischung (Entziehung der Mattigkeit)
und Kräftigung und sind Landleuten insbesondere zur Sommerszeit
anzuraten, wenn nach anstrengenden, sehr ermüdenden Tagen nachts der
Schlaf sich nicht einstellen will. Sie ziehen die Müdigkeit aus,
bringen Ruhe und guten Schlaf.


2. Das warme Fußbad

kann auf verschiedene Art genommen werden.

~a~) In warmes Wasser von 25-26° ~R.~ bringt man +eine Hand voll Salz+
und die doppelte Quantität +Holzasche+. Nach gehöriger Mischung benützt
man das Fußbad ungefähr 12-15 Minuten.

+Zuweilen+ gebe ich -- es muß solches stets besonders verordnet werden
-- so ein Fußbad mit einer Temperatur +bis+ zu 30°, jedoch stets mit
darauffolgendem +kalten+ Fußbad von der Dauer einer halben Minute.

Die Fußbäder dienen vortrefflich überall da, wo wegen Kränklichkeit,
Gebrechlichkeit, mangelnder Körperwärme usw. strenge und kalte Mittel
nicht leicht gebraucht werden können, da zu geringe oder gar keine
Reaktion stattfindet, d. h. das kalte Wasser wegen Blutmangels zu wenig
Wärme entwickelt.

Es sind die eigentlichen Fußbäder für +schwächliche+, +blutarme+,
+nervöse+, +sehr junge und sehr alte+, vorherrschend für
+Frauens-Personen+ und erweisen sich sehr wirksam bei allen +Störungen
im Blutumlaufe+, +bei Kongestionen+, +Kopf-+ und +Halsleiden+,
+Krämpfen+ usw.

Sie leiten, ziehen das Blut nach den Füßen und wirken beruhigend.

Solchen, die an +Fußschweiß+ leiden, empfehle ich dieselben +nicht+.

Bei unserem Landvolke sind diese warmen Fußbäder allbekannt und deren
Wirkungen, wie der häufige Gebrauch zeigt, allgemein bekannt.

~b~) Ein heilkräftiges Fußbad ist das +Heublumen-Fußbad+.

Man übergießt („schwellt an“) eine kleine Schürze (3-5 +Hand+ voll)
Heublumen[5] mit strudelndem Wasser, deckt das Gefäß zu und läßt die
ganze Mischung bis zu der angenehmen Fußbadwärme von 25-26° ~R.~
erkalten.

Es ist +ganz gleichgültig+, ob die Heublumen selbst im Fußbade
verbleiben, oder ob nach Entfernung derselben der Absud allein zur
Verwendung komme. Gewöhnliche Leute lassen der Einfachheit und
Zeitersparnis wegen in der Regel alles beisammen.

Diese Fußbäder wirken +auflösend+, +ausleitend+ und +stärkend+ und
dienen sehr gut bei +kranken+ Füßen, des weiteren bei +Fußschweißen+,
+bei offenen Schäden+, +bei Quetschungen aller Art+ (ob durch Schlag,
Stoß, Auffallen usw. entstanden, ob blutend oder blutunterlaufen), bei
+Geschwülsten+, bei der +Fußgicht+, +bei Verknorpelungen+ an und bei
+Fäulnis zwischen den Zehen+, bei +Nagelgeschwüren+, bei +Verletzungen+
durch zu enge Schuhe usw. Im allgemeinen kann gesagt werden: +diese
Fußbäder dienen all jenen Füßen vortrefflich, deren Säfte mehr
krankhaft und zur Fäulnis neigend als frisch und gesund sind+.

Ein Herr litt entsetzlich an der Fußgicht. Er schrie vor Schmerzen. Ein
solches Fußbad mit Fußwickel, der in den Absud getaucht war, benahm
nach einer Stunde die gräßlichen Schmerzen.

~c~) An das Heublumenfußbad schließt sich enge an das
=Haberstrohfußbad=.

In einem Kessel werde Haberstroh eine halbe Stunde lang gesotten und
der Absud zu einem Fußbade von 25-26° ~R.~ verwendet, in dem man 20-30
Minuten aushält.

Nach meinen Erfahrungen sind diese Fußbäder +unübertroffen+, wenn
es sich um +Auflösung aller möglichen Verhärtungen+ an den +Füßen+
handelt. Sie dienen somit bei +Verknorpelungen+, +Knoten+ usw.,
den Folgen von Gicht, +Gliedersucht+, Podagra, bei +Hühneraugen+,
+bei eingewachsenen faulenden Nägeln+, bei durch Gehen entstandenen
+Hitzblattern+. +Selbst offene, eiternde Füße und durch zu scharfen
Fußschweiß verwundete Zehen+ können in diesem Fußbade behandelt werden.

Ein Herr schnitt sich das Hühnerauge aus. Die Zehen entzündeten sich;
ein +bösartiges+ Geschwür ließ an Blutvergiftung denken. Täglich drei
Haberstrohfußbäder und bis über die Fußknöchel reichende Fußwickel, in
solchen Absud getaucht, heilten den Fuß innerhalb vier Tagen.

Einem Kranken drohten sämtliche Zehen eines Fußes wegzufaulen.
Geschwülste, dunkelblau gefärbt, legten wiederum die Besorgnis vor
Blutzersetzung nahe. Die Fußbäder und Fußwickel halfen in kurzer Zeit
wieder auf die Beine.

In manchen Fällen verordne ich bei den genannten Fußbädern (man lese
die einschlägige Stelle bei: „Warmes Vollbad“ S. 57) wie bei den
warmen Vollbädern den +dreimaligen Wechsel+. Den Abschluß bildet
auch hier wie dort das Kalte. Eine stete Ausnahme bildet jedoch das
oben unter a erwähnte 25 bis 26° warme Fußbad mit Beigabe von Asche
und Salz. Dasselbe hat den Zweck, das Blut in verstärkter Weise von
oben nach unten zu ziehen und daselbst zu verteilen. Wer auf dieses
warme Fußbad also noch ein kaltes folgen ließe als Abschluß, der
würde das stark nach den Füßen geleitete Blut abermals von unten nach
oben zurückschrecken, und es würde dasselbe keineswegs mehr in so
ausgiebiger Menge in die Füße hinabfließen, in der es durch das warme
Wasser mit Asche und Salz hinabgezogen wurde. Die erste, gewollte
Wirkung würde auf diese Art wenigstens teilweise aufgehoben und der
Zweck vereitelt. Auf das warme Fußbad mit Beigabe von Asche und Salz
folgt also nie ein kaltes.

~d~) An eine besondere Art von Fußbädern, die mehr fester als tropfbar
flüssiger Natur sind, möchte ich hier nur erinnern. Wer in die
Möglichkeit ihres Gebrauches gesetzt ist, verschmähe dieselben nicht!
Ich habe sie oft, sehr oft mit großem Erfolge angewendet.

Man lege in ein Gefäß (Fußkübel) den noch +warmen Malztreber+. Die Füße
bohren sich leicht ein und fühlen sich in der wohltuenden Wärme bald
heimisch. Das Bad kann 15 bis 30 Minuten währen. -- Noch stärker wirken
die Trebern der Weintrauben. Das sogenannte „Trebernhocken“ ist in den
Weingegenden beim Volke bekannt und das Trebernbad von den Landleuten
als sehr günstig wirkend erprobt.

Wer an +Rheumatismus+, +Gicht+ oder ähnlichen Übeln leidet, wird die
Heilwirkung am besten spüren.

Eine +Bemerkung+, welche +für sämtliche Fußbäder+ gilt, ist folgende:
Bei Personen, die mit +Krampfadern+ behaftet sind, sollen die Fußbäder
nie weiter als +bis zu den beginnenden Waden+ reichen und die
Temperatur von 25° ~R.~ nicht übersteigen.

Fußbäder mit +einfachem warmem Wasser, ohne jede Beimischung+, nehme
und verordne +ich nie+.


II. Halbbäder.

Im allgemeinen verstehe ich unter Halbbädern jene Bäder, welche den
Körper im höchsten Falle bis zur Mitte des Unterleibes, ungefähr bis
zur Magengegend herauf bespülen, aber sehr oft unter diesem höchsten
Wasserstande bleiben. Ich mußte ein +Mittelding+ haben +zwischen+ den
+Vollbädern+, die mir zu viel, +und zwischen+ den +Fußbädern+, die mir
zu wenig bieten. Für dieses Mittelding wählte ich mit Verlaub den Namen
Halbbäder.

Die +Anwendung+ kommt in +dreifacher+ Art vor:

1. +ins Wasser stehen, so daß dieses reicht bis über die Waden oder
über die Knie+;

2. +ins Wasser knien, so daß die ganzen Schenkel mit ins Wasser kommen+;

3. +ins Wasser sitzen+. Die dritte Art nur verdient mit Recht den Namen
des +eigentlichen Halbbades+; es reicht bis zur Mitte des Unterleibes,
bis in die Nabelgegend.

Alle drei Anwendungen, die +stets nur in kaltem Wasser+ vorgenommen
werden, zählen in erster Linie mit zu den +Abhärtungsmitteln+. Sie
betreffen demnach +Gesunde+, die noch stärker, +Schwächlinge+, die
stark, +Rekonvaleszenten+, die vollends gesund und stark werden wollen.
In +Krankheitsfällen+ muß ihr Gebrauch speziell und +ausdrücklich
vorgeschrieben+ sein, sonst soll man damit keine Versuche anstellen,
sie könnten unter Umständen nicht gut ausfallen.

Bei jeder Art des Verwendens, sie betreffe Gesunde oder Kranke, ist
die Anwendung +stets+ eine +Teilanwendung+, d. h. sie kommt nur in
Verwendung mit anderen Anwendungen vor und darf die +Gebrauchszeit ½-3
Minuten+ nie übersteigen.

+Die Nummern 1 und 2+, ins Wasser stehen und ins Wasser knien, habe ich
bei solchen Personen, die +an Kraft+ durch die verschiedensten Ursachen
+gänzlich heruntergekommen+ waren, beim Beginne der Wasserkur stets
mit großem Erfolge angewendet. Ich will diese Ursachen nicht nennen,
sondern nur andeuten, daß es viele gibt, welche den Druck des Wassers
bei Vollbädern anfangs ohne die unangenehmsten Folgen nicht ertragen
können. Man gehe über diesen Punkt nicht mit vornehmem Naserümpfen oder
mit Lachen hinweg. Ich wäre gerne bereit, nicht einige, nein, Hunderte
von schlagenden, lebendigen Beispielen aus den verschiedensten Klassen
und Ständen anzuführen. Gerade solche (wegen zu großer Schwäche und
Armseligkeit) Kranke haben mich auf diese zwei Anwendungen gebracht;
ihr Zustand erforderte diese diskrete, maß- und rücksichtsvollste
Wasserbehandlung -- manchmal durch lange Wochen hindurch, so lange, bis
sie mehr gekräftigt auch mehr aushalten konnten.

Als +zweite abhärtende Übung+ wird mit beiden Nummern gewöhnlich
verbunden +das Eintauchen der Arme bis zu den Achseln+ (s.
Abhärtungsmittel S. 29). Neben +Stählung der Natur+ verordne ich diese
eine ganze (aus zwei Teilanwendungen bestehende) +Anwendung speziell
gegen kalte Füße+.

Die +Nummer 3+, das eigentliche Halbbad ist wohl zu beachten; ich
empfehle dieses allen +Gesunden+ auf das eindringlichste. Die
+Unterleibsschwächen+ und +Unterleibskrankheiten+ -- und deren Zahl
ist Legion, deren Ursache im Grunde nur eine: Mangel an Abhärtung,
Verweichlichung -- werden durch sie im Keime erstickt, die schon
seßhaften beseitigt. Diese Halbbäder +kräftigen den Unterleib+,
+erhalten und mehren die Kraft+. Tausende und Tausende von Menschen
tragen eine, zwei, mehr +Leibbinden+ und anderes. Machen die es besser?
Oft schlimmer; sie binden die Verweichlichung, das Gebrechen erst recht
sozusagen in den armen Leib hinein. Man probiere einmal langsam, aber
entschieden unser Halbbad! Die Klagen über +Hämorrhoiden+, +Windkolik+,
+Hypochondrie+, +Hysterie+ usw. werden sich in Bälde bedeutend
mindern, Übel, die jetzt im kranken und geschwächten Unterleib ihr
geistverrückendes Spiel treiben.

Gesunden gebe ich den Rat, sie sollen morgens beim Aufstehen den
Oberkörper waschen, nachmittags oder abends sodann unser Halbbad
nehmen. Haben sie zur Waschung in der Frühe keine Zeit, so mögen sie
im Halbbade selbst die Waschung des Oberkörpers (der Brust und des
Rückens) vornehmen.

Über den Gebrauch der einen oder anderen unserer drei Anwendungen in
Krankheitsfällen mögen Beispiele ein Wort sagen.

Ein junger Mann wurde +durch den Typhus derart geschwächt+, daß er zu
jeder Arbeit unfähig war. Längere Zeit hindurch kniete er jeden 2. oder
3. Tag 1, später 2-3 Minuten ins Wasser.

Er erholte sich von Woche zu Woche mehr und wurde kräftig wie früher.

Jemand leidet an +heftigen Kongestionen+, die vom Unterleibe (es kommt
dieses häufig vor) ausgehen. Er wäscht den einen Tag den Oberkörper
kräftig ab, den andern Tag kniet er ins Wasser. So setzt er es eine
geraume Zeit fort und wird frei.

+Magenleiden+, die von Blähungen, verhaltenen oder versessenen Winden
herrühren, werden ebenso geheilt.

+Das Austreiben solcher Gase+, die nach Krankheiten zu den
belästigendsten Übeln gehören können, ist ein Spezifikum, d. i. eine
ganz besondere Wirkung unseres Halbbades.


III. Sitzbäder.

Die Sitzbäder kommen +kalt+ und +warm+ zur Verwendung.


1. Das kalte Sitzbad

wird in folgender Weise genommen.

[Illustration: (_a._)

Fig. 2.]

[Illustration: (_b._)

Fig. 3.]

Die eigens für die Sitzbäder gefertigte Sitzbadewanne (Fig. 2) oder
in deren Ermangelung das weite, nicht tiefwandige Gefäß aus Holz,
Blech oder Zink (Fig. 3) wird zum vierten oder fünften Teile etwa mit
Kaltwasser angefüllt. In diese Wanne setzt man sich ausgekleidet wie
auf einen Stuhl derart, daß der halbe Unterleib bis in die Nierengegend
und die obere Hälfte der Schenkel in das Wasser kommen. Die andere
Schenkelhälfte gegen die Knie zu und die Füße kommen außer Wasser zu
stehen (Fig. 4). Wer schon einige Praxis hat, braucht sich nicht ganz
auszukleiden. Die Dauer eines Bades beträgt eine +halbe bis drei
Minuten+.

[Illustration: Fig. 4.]

Diese kalten Sitzbäder gehören nebst den Halbbädern zu den
+bedeutsamsten+ und +wirksamsten Anwendungen speziell für den
Unterleib+. Sie sind +Luft+ (Gas) +ausleitend+, die schwache
+Verdauung+ und den +Stuhlgang befördernd, den Blutumlauf regelnd,
stärkend und deshalb bei Bleichsucht, Blutfluß+ und +ähnlichen
Zuständen+, +bei Unterleibsgebrechen der delikatesten Art+ nicht genug
zu empfehlen. Niemand braucht die naßkalte, nur 1-2 Minuten dauernde
Anwendung zu fürchten. Gut und nach Vorschrift ausgeführt kann dieselbe
niemals schaden.

Um +Erkältungen vorzubeugen+, um +gefeit+, +gekräftigt+,
+unempfindlich+ zu werden +gegen den häufig so arg mitspielenden
Temperaturwechsel+, nehme man öfters solche Sitzbäder, am besten
+nachts vom Bette+ aus. Man erwacht zu irgend einer Stunde, steigt
schnell ins Sitzbad (das Auskleiden bleibt erspart) und sofort, ohne
abzutrocknen, wieder ins Bett. Vor oftmaligem Gebrauche hintereinander
möchte ich jedoch warnen, weil dadurch das Blut zu sehr in die
Sitzteile geleitet wird und so Hämorrhoiden großgezogen werden; 2-3 mal
in der Woche geht an.

Wem +der gesunde ruhige Schlaf+ fehlt, schon beim Beginn der
Nachtruhe, +wer nachts aufwacht und nicht wieder einschlafen
kann+, wer überhaupt an +Schlaflosigkeit+ leidet, benütze
fleißig das kalte Sitzbad. Die Sitzungen während je 1-2 Minuten
+benehmen die Aufregung+ und verschaffen angenehme Ruhe.

Ein Patient vermochte geraume Zeit hindurch selten länger als
1-2 Stunden zu schlafen und wälzte sich, alle möglichen Gedanken
aufgreifend, in immer tiefere Aufregung hinein. Diese Bäder brachten
ihm den heißersehnten Gast.

+Wer in der Frühe mit eingenommenem Kopfe+, +wer matter
aufsteht+, als er zur Ruhe ging: beiden rate ich dringend diese
Anwendung.

Auch allen Gesunden sei dieselbe hiemit nochmals aufs wärmste
empfohlen.


2. Das warme Sitzbad

bereite ich niemals mit warmem Wasser allein. Dasselbe ist bei mir
stets entweder

    ~a~) ein +Zinnkraut-Sitzbad+ oder
    ~b~) ein +Haberstroh-Sitzbad+ oder
    ~c~) ein +Heublumen-Sitzbad+.

Die +Zubereitung+ der drei Bäder geschieht auf eine und dieselbe
Weise. Man gießt strudelndes Wasser über das Kraut und läßt die
Mischung auf dem Feuer eine Zeit aufkochen. Sodann rückt man das
Kochgefäß aus der Hitze weg, läßt den Absud samt dem Kraut abkühlen,
bis er die Badetemperatur von 24 bis 26°, selten 30° ~R.~ erreicht
hat, und schüttet beides, Absud und Kraut, in die bereitstehende
Sitzbadewanne. So ein Sitzbad darf eine Viertelstunde währen, und da es
schade wäre, den Absud alsdann wegzugießen, lasse ich denselben noch
zu zwei weiteren Anwendungen benützen. Die eine geschieht 3-4 Stunden
später als die erste, die andere eine Stunde später als die zweite
Anwendung, beide im kalten Absude, je zu 1-2 Minuten.

Solche Kräutersitzbäder erlaube ich +wöchentlich höchstens zwei-
bis dreimal, öfters nur im Wechsel mit kalten oder in Fällen+, wo
es sich um die +Heilung eines tief eingewurzelten Übels handelt+,
wie bei hervorragenden Hämorrhoidalleiden, bei Mastdarmfisteln,
Blinddarmbeschwerden und ähnlichem.

+Bruchleidende+ brauchen sich durch ihr Gebrechen von der Benützung
dieser Bäder nicht abhalten zu lassen.

~a~) Das =Zinnkraut-Sitzbad= dient speziell und hauptsächlich bei
+krampfhaften, rheumatischen Zuständen der Nieren und der Blase+,
bei +Gries-+ und +Steinleiden+, bei +Beschwerden im Urinieren+
(Wassermachen).

~b~) Das =Haberstroh-Sitzbad= ist ein vorzügliches Bad bei allen
+gichtischen Leiden+.

~c~) Das =Heublumen-Sitzbad= hat mehr +allgemeine Wirkung+ und wird in
Ermangelung von Zinnkraut und Haberstroh bei allen oben angeführten
Unterleibsleiden angewandt, wenn auch weniger wirksam. Gute Dienste
hat es mir stets geleistet bei der +Auflösung+ von +Anstauungen+ im
Unterleibe, bei der Behandlung von +äußeren Geschwülsten+, +Geschwüren+
(Gürtelausschlag), +bei hartem Stuhlgang+, +bei Hämorrhoiden+, +bei
krampfhaften und kolikartigen Erscheinungen+ (+Windkolik+).


IV. Vollbäder oder Ganzbäder.

Auch diese Bäder werden unterschieden in kalte und warme Vollbäder.
Jede Art dient sowohl den Gesunden als den Kranken.


1. Das kalte Vollbad

kann auf +zweifache+ Weise genommen werden: entweder steht oder
liegt man +mit dem ganzen Körper in das kalte Wasser+, in die
Badewanne; oder man geht, um den fühlbaren Druck des Wassers auf die
Lunge zu vermeiden (obgleich nie eine Gefahr ist), nur +bis unter die
Arme+ ins Wasser, so daß die Lungenspitzen frei bleiben, und wäscht
den Oberkörper mit der Hand oder einem rauhen Linnen (Handtuche) rasch
ab.

Die +kürzeste Dauer+ eines solchen kalten Vollbades ist +eine
halbe Minute+, die längste, welche nicht überschritten werden soll,
+drei Minuten+.

Auf diese meine Sonderanschauung werde ich im folgenden noch einige
Male zurückkommen müssen. Hier stehe nur die Bemerkung, daß ich vor
ungefähr 20 Jahren selbst noch anderer Meinung war, Bäder von längerer
Dauer anriet und im Glauben lebte, die Wasserheilanstalten könnten von
der besten Methode nicht weit abirren.

Die langjährige Erfahrung und die tägliche Praxis an mir und an anderen
haben mich seit langer Zeit, wie ich glaube, eines Besseren belehrt.
Diese Lehrmeisterinnen brachten mich zu der festen Überzeugung, daß bei
Kaltwasserbädern der Grundsatz der richtige und wahre ist:

+Je kürzer das Bad, desto besser die Wirkung.+ Wer eine Minute
im kalten Vollbade bleibt, handelt klüger und sicherer als derjenige,
welcher fünf Minuten darinnen bleibt.

Mögen Gesunde oder Kranke dieses Bad gebrauchen, +ich verwerfe ein
jedes+, +das über drei Minuten dauert+.

Diese Überzeugung, die unzählige Tatsachen gebracht und seitdem
bestätigt haben, macht es erklärlich, daß ich über die schroffen
Anwendungen in Wasserheilanstalten, auch über das vielfach unüberlegte
Baden zur Sommerszeit meine eigenen Anschauungen habe.

Was den letzten Punkt angeht, so gibt es Leute, welche einmal, ja
zweimal im Tage je eine halbe Stunde und darüber im Wasser bleiben.
Bei tüchtigen Schwimmern, die starke Bewegung machen und nach dem
Baden gute, kräftige Nahrung zu sich nehmen können, sage ich weniger.
Die kräftige Natur wird schnell ersetzen, was das Bad ihr genommen.
Den Landratten aber, die ohne rechte Bewegung wie mühsam gehende
Schildkröten eine halbe Stunde im Wasser herumkriechen, nützt so ein
Badmartyrium nicht nur nichts (die Reinigung der Hautwäsche hätten sie
billiger haben können), es schadet, und wenn es öfters, gar zu oft
wiederkehrt, schadet es viel: derlei Bäder machen schlaff und müde.
Statt daß sie der Natur, dem Organismus nützen, ziehen sie ihn aus;
statt daß sie kräftigen und nähren, zehren sie.


~a~) Das kalte Vollbad für Gesunde.

Öfters kamen mir von bekannter und unbekannter Seite Warnungen zu
des Inhalts, ich möchte doch bedenken, daß die Anwendung des kalten
Wassers gleichbedeutend sei mit Wärme-Entziehung, daß Wärme-Entziehung
blutarmen Personen sehr schade und die Nervenreizbarkeit in hohem Grade
steigere.

Ich unterschreibe jedes Wort, wenn es sich um allzu schroffe
Anwendungen der oben beschriebenen Art handelt; meine Anwendungen
aber, an dieser Stelle die kalten Vollbäder, empfehle ich vorerst
allen Gesunden zu jeder Jahreszeit, im Sommer und Winter, und
behaupte, daß gerade diese Bäder zur Erhaltung und Kräftigung der
Gesundheit wesentlich beitragen; sie reinigen die Haut, befördern die
Hauttätigkeit, erfrischen, beleben und stärken den ganzen Organismus.
Im Winter sollen die Bäder in der Woche die Zahl zwei nicht leicht
überschreiten; eines genügt alle acht, unter Umständen alle vierzehn
Tage.

Noch zwei Punkte seien hier berührt.

Eine wichtige Rolle im Gesundbleiben spielt das +Abgehärtetsein
gegen die verschiedenen Einflüsse, den Wechsel der Temperatur+
(Witterung, Jahreszeiten). Unglücklich der Mensch, dem jeder Windhauch,
jedes Lüftchen die Lunge, den Hals, den Kopf verdreht, der das ganze
Jahr aufmerken muß, wie heute und morgen die Windfahne gerichtet ist.
Dem Baum in der freien Natur kann es gleichgültig sein, ob Sturm, ob
Windstille, ob Hitze, ob Kälte herrscht. Er trotzt Wind und Wetter, er
ist abgehärtet. Der Gesunde probiere unser Bad, er wird dem starken
Baume gleichen.

Ein Grund der Angst und Besorgnis vor den Kaltwasser-Anwendungen
ist vielen sehr schwer zu benehmen; ich möchte denselben bezeichnen
als +die fixe Idee+ von +der Wärme-Entziehung+. Die Kälte
schwächt und muß schwächen, sagen sie, wenn nicht auf deren Anwendung
alsbald das Gefühl der Wärme folgt. Ganz gewiß, ich stimme bei, aber
ich behaupte entgegen, daß, abgesehen von der vielen Bewegung, die nach
unseren Grundsätzen mit jeder Anwendung von kaltem Wasser strenge und
vorschriftsmäßig verbunden ist, unsere Kaltwasserbäder der Natur die
Wärme nicht rauben, vielmehr dieselbe erhalten und pflegen. Statt allem
die Frage: Wenn ein geschwächter, durch fortwährendes Stubensitzen
verweichlichter Mensch, welcher zur Winterszeit nur im äußersten
Notfalle noch einen Ausgang wagen darf, durch die Bäder oder durch die
Waschungen auf einmal so abgehärtet ist, daß er ohne Furcht bei jeder
Witterung ausgeht, die empfindsame Kälte selbst kaum mehr empfindlich
spürt, muß bei einem solchen die Naturwärme nicht gewonnen haben?
Sollte dieses alles Schein und Trug sein?

Ein Beispiel von vielen möge doch hier Platz finden!

Ein hoher Herr, über 60 Jahre alt, war wasserscheu aufs äußerste.
Seine größte Sorge bei Ausgängen bestand darin, ja nicht eines der
unentbehrlichen Wollstücke zu vergessen; alle möglichen und unmöglichen
Erkältungen usw. könnten ja die Folge solch’ unverzeihlicher
Vergeßlichkeit sein. Der Hals des Herrn war vor allen andern Kopf-,
Rumpf- und Gliederteilen so empfindlich, daß er ihn kaum mehr
entsprechend zu pflegen, zu umhüllen wußte. Da kam der „Barbar“
dahinter. Mit einer gewissen Schadenfreude verordnete er unsere
kalten Vollbäder. Der Herr gehorchte. Und die Folgen? Dieselben waren
außerordentlich günstige. Nach wenigen Tagen schon vollzog sich die
erste Häutung; dem ersten Woll- und Flanellhemd folgte bald das zweite
und die Wollseile des Halses gingen bald denselben Weg. Jeden Tag, an
dem er kein Vollbad nehmen konnte, hielt er für keinen geordneten Tag;
so sehr stählte es fühlbar gegen Klima und Witterung. Und er nahm die
Bäder nicht bloß im erwärmten Zimmer, er nahm dieselben im Oktober noch
beim täglichen Spaziergange in einem Flusse, dessen kalte Wasser ihm
willkommener waren als das Wasser der zu Hause stehenden Badewanne. --

Die Hauptfragen, die wir zu beantworten haben, sind folgende:

+In welchem Zustande+, in welcher Disposition (Beschaffenheit)
muß der gesunde Körper sein, daß er solche kalte Vollbäder mit gutem
Erfolge gebraucht? Ferner:

+Wie lange+ darf ein Gesunder im Bade bleiben? Endlich:

+Zu welcher Jahreszeit beginnt man am leichtesten diese
Abhärtungskur?+

+Die gute Disposition+ für die kalten Vollbäder +erfordert
wesentlich, daß der ganze Körper vollkommen warm sei+.

Wer somit +durch den Aufenthalt+ im +warmen Zimmer+, +wer
durch Arbeiten+ oder durch +Gehen+ vollständig durchwärmt ist,
befindet sich in der richtigen Verfassung.

+Wem kalt ist, wer an kalten Füßen leidet, wen fröstelt, der soll bei
solchem Kältezustande nie ein kaltes Vollbad nehmen+, er habe sich
denn zuvor durch Gehen usw. gehörig erwärmt.

Umgekehrt: +wer schwitzt+, +wer erhitzt+ (ich rede von
gesunden Menschen), +im größten Schweiße wie gebadet ist+, nehme
ruhig unser Vollbad.[6]

Kaum wird irgend etwas selbst von ruhigen, besonnenen, einsichtsvollen
Männern so sehr gefürchtet, als in der Hitze, im Schweiße sich ins
kalte Wasser zu begeben. Und doch, nichts ist schuldloser. Ja, ich
stelle kühn die wohlüberlegte und langjährig erprobte Behauptung auf:
+Je ärger der Schweiß, um so besser, um so wirksamer das Bad.+

Bei Unzähligen, die früher geglaubt hatten, es müsse sie bei solcher
„Roßkur“ sofort der Schlag treffen, war nach einem einzigen Versuche,
nach der ersten Probe alle Furcht, alle Angst, alles Vorurteil
geschwunden.[7]

Wer hat denn je, wenn er schwitzend nach Hause kommt, wenn ihm der
salzige Saft übers Gesicht rinnt und die Finger wie mit Klebstoff
zusammengeleimt erscheinen, Bedenken und Furcht, Hände und Gesicht zu
waschen, wohl auch noch Brust und Füße? Das tut ein jeder, denn es
macht behaglich und wohl. Muß die Wirkung für den ganzen Körper -- das
ist die notwendige Folgerung -- nicht dieselbe sein? Sollte eine Sache,
die +einzelnen+ Teilen vortrefflich zustatten kommt, für dieselben
eine Wohltat ist, für das +Ganze+ ein Nachteil, ein Verderben sein?

Ich glaube, die Angst vor der schädlichen Wirkung der kalten Bäder für
Schwitzende rührt meistens her von der Wahrnehmung, daß Personen, die,
von Schweiß triefend, plötzlich an die Kälte kommen oder der frischen
Luft, besonders der Zugluft sich aussetzen, sich manchmal schon für ihr
ganzes Leben gründlich verdorben haben. Das ist ganz wahr.

Ich gebe noch mehr zu, daß sich nämlich auch schon manche Schwitzende
im kalten Wasser die Keime zu schweren Leiden holten. Was trägt die
Schuld: der Schweiß oder das Kaltbad? Keines von beiden! Wie bei allem
im Leben, so kommt es auch hier in erster Linie nicht auf das Was,
sondern auf das Wie an, in unserem Falle, wie die Menschen im Schweiße
das kalte Wasser gebrauchen. Mit dem einfachen Taschen- und Brotmesser
kann ein Rasender namenloses Unheil anrichten. Unvernünftige Anwendung
kann das höchste Gut in das größte Übel verkehren. Merkwürdig bleibt
nur, daß man dann stets das Gut und nicht die zu verurteilenden
Mißbräuche desselben verdammt.

Auf das Wie des Gebrauches also kommt es an. Wer in diesem Stücke
seinem Kopfe nachgeht, der mag auch die Folgen, an denen er
leichtfertigerweise selbst die Schuld hat, allein tragen.

Damit stehen wir bei der Beantwortung der zweiten Frage: +Wie lange
darf ein Gesunder im kalten Vollbade bleiben?+

Ein Herr, dem ich wöchentlich zwei solcher Bäder verordnet hatte, kam
nach 14 Tagen zu mir und jammerte, daß sein Zustand sich bedeutend
verschlimmert habe, er sei wie ein Eisklumpen. Das Aussehen war sehr
leidend, und ich begriff nicht, daß das Wasser mich auf einmal so
im Stiche gelassen. Auf meine Frage, ob er die Anwendung genau nach
Weisung gemacht, antwortete der Herr: „Aufs genaueste; +ich habe noch
mehr getan, als Sie befohlen haben; statt einer Minute bin ich fünf
Minuten+ im Wasser geblieben, dann aber kaum mehr oder nicht mehr
warm geworden.“ Er machte es die folgenden Wochen richtig und hatte in
Bälde die frühere Naturwärme und Frische.

Dieser eine Fall illustriert (bildet ab) alle Fälle, in denen das
Wasser geschadet haben soll. Nicht das Wasser, nicht die Anwendung
fällt aus der Rolle; die unvorsichtigen und ungenauen Menschen sind die
Missetäter. Wie nun aber einmal die Gewohnheit besteht, muß ihre Schuld
das unschuldige Wasser tragen.

Wer das kalte Vollbad nimmt, kleide sich rasch aus und lege sich
eine Minute in die bereitstehende Badewanne. +Wer es im Schweiße
nimmt+, setze sich in die Wanne, d. h. gehe nur bis an die
Magengegend ins Wasser und wasche sich schnell und kräftig den
Oberkörper ab. Dann tauche er einen Augenblick bis zum Halse unter,
gehe ungesäumt aus dem Wasser und kleide sich, ohne abzutrocknen, in
tunlichster Eile an. Der Hand- oder Feldarbeiter kann sofort wieder
seine Arbeit aufnehmen; andere müssen (mindestens eine Viertelstunde)
so lange Bewegung machen, bis der Körper trocken und normal erwärmt
ist. Ob dieses im Zimmer oder im Freien geschieht, bleibt sich ganz
gleich; ich für meine Person gebe selbst im Herbst und Winter stets der
frischen Luft den Vorzug.

Was du tust, mein lieber Leser, das tue vernünftig und überschreite nie
das rechte Maß! Auch +die Anwendung des Vollbades soll in der Woche
die Zahl von drei in der Regel nicht übersteigen+.

+Wann soll ich am besten diese Bäder beginnen?+

Die wichtige Arbeit, den Körper abzuhärten oder, was gleichbedeutend
ist, ihn gegen Krankheit zu schützen, widerstandsfähig zu machen, kann
nie früh genug begonnen werden. Fange gleich heute noch an, aber fange
an mit leichteren (s. Abhärtungsmittel), nicht gleich mit schwereren
Übungen! Du könntest sonst leicht den Mut verlieren! -- Unsere kalten
Vollbäder wirst du beginnen können, wenn du kräftig bist, vielleicht
nach kurzer Vorbereitung, wenn du schwach bist, unter Umständen erst
nach längerer Vorübung.

Es ist dieses ein sehr wichtiges Kapitel. Nur nicht unvermittelt,
plötzlich, mit den strengsten Mitteln etwas forcieren, erzwingen
wollen! Das ist zum mindesten Unverstand.

Ein Arzt riet einem am Nervenfieber Erkrankten, er soll eine
Viertelstunde ins kalte Wasser gehen. Der Kranke tat es, bekam aber
darnach solchen Frost, daß er in Zukunft von einem solchen Heilbade
natürlich nichts mehr wissen wollte, es verwünschte und verfluchte.
Die Erklärung des Sachverständigen ging einfach dahin: nach solchen
Erfahrungen sei klar, man könne bei dem Kranken das Wasser nicht ferner
in Anwendung bringen, der Kranke sei im übrigen verloren. Mit diesem
Todesurteil kam man zu mir. Ich gab den Rat, der Aufgegebene solle doch
nochmal das Wasser probieren, aber statt einer Viertelstunde nur zehn
Sekunden (hinein und hinaus) im Wasser bleiben, der Erfolg müsse ein
anderer sein. Gesagt, getan; in wenigen Tagen erholte sich der Kranke.

Bei derartigen Vorkommnissen drängte sich mir stets die Meinung
auf, man wende das Wasser +absichtlich+ in solch’ schroffer,
unbegreiflich gewalttätiger Weise an, um das Volk, anstatt mit
Vertrauen, mit Schrecken vor diesem nassen Wauwau zu erfüllen. Ich bin
ein sonderbarer Mensch, ich weiß es; drum wird man mir solche Einfälle
nicht hoch anrechnen.

Solche, denen es ernst ist, mögen nach Anwendung der Abhärtungsmittel
zuerst noch die Ganzwaschungen (s. Waschungen) beginnen und dieselben,
wenn sie das Waschen +vor Schlafengehen nicht aufregt und wach
erhält+, abends vor dem Bettgehen, sonst in der Frühe beim Aufstehen
vornehmen. Abends verliert man gar keine Zeit auch früh ist in einer
Minute alles fertig. Wer nicht gleich zu tüchtiger Handarbeit oder
in kräftige Bewegung kommt, soll sich nochmals (bis zur Trocknung und
Erwärmung) ein Viertelstündchen niederlegen.

Diese Übung, wöchentlich zwei- bis viermal vorgenommen, was genügt,
oder täglich praktiziert, bildet die beste Vorbereitung zu unserem
kalten Vollbade. Man versuche es nur einmal! Dem ersten Unbehagen wird
bald ein bis ins Innerste hinein wohltuendes Behagen folgen, und was
früher gescheut und gefürchtet war, wird bald fast Bedürfnis werden.

Ein mir bekannter Herr ging 18 Jahre hindurch allnächtlich in sein
Vollbad. Ich hatte es ihm nicht vorgeschrieben; aber er wollte die
Übung durchaus nicht lassen. In den 18 Jahren war er keine Stunde lang
krank.

Andere, die in einer Nacht zwei- bis dreimal in die Badewanne stiegen,
mußte ich zurückhalten, es ihnen verbieten. Wäre die Übung sie hart
oder unausstehlich angekommen, wie man so oft ausschreit und ausheult,
sie hätten es sicherlich bleiben lassen. --

Wer es mit der Abhärtung, mit der Erhaltung seiner Gesundheit, mit
seiner Kräftigung ernst meint, fasse das kalte Vollbad recht ins
Auge,[8] lasse es aber bei dem guten Vorsatze allein nicht bewenden.

Kräftige Völker, Geschlechter, Familien sind stets treue Freunde
des kalten Wassers, gerade unseres Vollbades gewesen. Je mehr unser
Zeitalter den Charakter und Namen des verweichlichten bekommt, um so
höhere Zeit ist’s, zurückzukehren zu den gesunden, natürlichen (nicht
verkünstelten und unnatürlichen) Anschauungen und Grundsätzen der Alten.

Noch gibt es manche, besonders hochadelige Familien, angesehene Männer,
welche gerade unsere Wasseranwendung gleichsam als Haustradition und
als ein zur Gesundheitspflege überaus wichtiges Erziehungsmittel
ansehen und ihrem Stamme, ihren Nachfolgern gesichert wissen wollen.

Wir brauchen uns also unserer Sache nicht zu schämen.


~b~) Das kalte Vollbad für Kranke.

Bei Beschreibung der einzelnen Krankheiten (im dritten Teile) wird
genau angegeben werden, wann und wie oft es zur Verwendung kommen soll.
Nur einige Bemerkungen von mehr allgemeiner Natur mögen hier ihre
Stelle finden.

Eine kräftige Natur, ein gesunder Organismus ist imstande, die
Krankheitsstoffe, welche sich ansetzen wollen, selbst auszuscheiden.
Dem kranken und durch Krankheit geschwächten Körper muß man
beispringen, ihn unterstützen, daß er anfange, diese Arbeit selbst
wieder zu tun. Vielfach geschieht diese Unterstützung durch das kalte
Vollbad, das in solchem Falle als vortreffliche Krücke oder Stab, als
+Kräftigungsmittel+ dient.

Die +Hauptanwendung+ findet es indessen bei den sogenannten
„+hitzigen Krankheiten+“, d. h. bei all’ jenen Krankheiten, welche
als Vorboten und Begleiter heftige Fieber haben. Die Fieber von 39-40°
und darüber sind am meisten zu fürchten; sie rauben alle Kraft, brennen
die Hütte des menschlichen Körpers gleichsam elendiglich nieder.
Mancher, den die Krankheit verschont, wird ein Opfer der Schwäche.
Zusehen und Zuwarten, was sich aus einem so schrecklichen Feuerbrande
wohl entwickeln möge, scheint mir bedenklich und folgenschwer zu sein.
Was soll da „alle Stunden einen Eßlöffel voll“, was das teuere Chinin,
was das wohlfeile Antipyrin, was die giftige Digitalismixtur, deren
Folgen für den Magen wir alle kennen? Medikamente sind und bleiben bei
solchen Bränden doch recht schwache Hilfs- oder Fieberstillungsmittel.
Was sollen endlich jene künstlichen Berauschungsmittel, die man dem
Kranken eingibt oder einspritzt, die ihn in der Tat berauschen,
daß er nichts mehr weiß, nichts mehr fühlt, nichts mehr empfindet?
Ganz abgesehen vom moralischen und religiösen Standpunkte ist es
wahrlich erbärmlich, so einen halb eingeschlummerten, vielmehr
berauschten Kranken zu sehen, wie er daliegt mit entstellten Zügen, mit
verdrehten Augen. Wird das helfen? Bei solchem Fieberfeuer hilft gar
nichts als das Löschen. Feuer und Brände löscht man mit Wasser, den
allgemeinen Körperbrand, wo gleichsam alles in hellen Flammen steht,
am gründlichsten durch das Vollbad. Bei jedem neuen Aufflackern, d. h.
so oft die Hitze, die Bangigkeit groß wird, vielleicht im Anfange des
Fiebers jede halbe Stunde erneuert, wird es, früh genug angewendet,
bald Herr des Feuers sein (s. Entzündungen, Scharlach, Typhus u. a.).

Früher schon hörte ich, daß man in großen allgemeinen Krankenhäusern
für arme Kranke, welche das teuere Chinin nicht auftreiben konnten,
häufig die Badewanne gebrauchte, in den letzten Zeiten durchlief
manche Zeitungen die mir freudige Kunde, daß man besonders in
großen Militärspitälern Österreichs wieder angefangen habe, gewisse
Krankheiten wie den Typhus mit Wasser zu behandeln. Warum, so möchte
ich fragen, nur den Typhus? Warum nicht mit logischer Notwendigkeit
all’ jene Krankheiten, die als giftige Früchte aus den Fieberpilzen
hervorwachsen? Wer A sagt, muß B sagen. Mit Spannung warten viele auf
das B, darunter auch manche Leute vom Fach.

Eine Bemerkung, die vielleicht besser bei den Waschungen stünde, möge
gleichwohl hier sich anreihen. Nicht alle Kranken sind imstande, die
Vollbäder zu benützen; manche sind vielleicht schon derart geschwächt,
daß sie weder selbst sich heben und wenden, noch aus dem Bette gehoben
werden können. Müssen solche Kranke der Kaltwasseranwendung verlustig
gehen? Durchaus nicht. Unsere Wasser-Anwendungen sind so mannigfaltig,
und jede einzelne Anwendung hat wieder so viele Grade und Stufen, daß
der Gesündeste wie der Schwerkranke das für ihn und seinen Zustand
Passende finden kann. Nur darum handelt es sich, die Anwendung gut
auszuwählen.

Für einen +Schwerkranken+, der wegen zu großer Schwäche unfähig
ist, die kalten Vollbäder zu gebrauchen, dienen als Ersatz die Voll-
oder Ganzwaschungen, die bei jedem, auch dem schwächsten Kranken leicht
im Bette vorgenommen werden können. Wie sie zu geschehen haben, sehe
man bei den Waschungen. Sie werden wie die Vollbäder so oft wiederholt,
als der Hitze- oder Bangigkeitszeiger einen hohen Grad, eine hohe
Ziffer aufweist.

Gerade bei solchen ans Bett gefesselten Schwerkranken hüte man sich
doppelt vor dem großen Fehler einer zu schroffen Anwendung. Man würde
stets das Übel ärger machen.

Ich könnte jemanden nennen, der elf Jahre bettlägerig und ebensolange
Zeit in ärztlicher Behandlung war. Auch Wasser-Anwendungen waren
versucht worden; alles scheiterte. Nach der Heilung dieser Person, die
in sechs Wochen erfolgte, erklärte der Arzt selbst, die Sache komme
ihm wie ein Wunder vor. Er besuchte mich persönlich und wollte wissen,
was denn geschehen. Der ganze Hergang sei ihm um so unbegreiflicher,
als nach seinem Dafürhalten nicht mehr die geringste Tätigkeit in dem
Körper vorhanden war und seine sämtlichen Anwendungen mit Wasser ohne
Erfolg blieben. Ich nannte dem Herrn den einfachen Hergang und die
noch einfacheren Wasserübungen. Wir beide sahen ein, einen glimmenden
Kienspan löscht man nicht mit der Feuerspritze aus; sein Wasser war zu
schroff, das meinige sachte, langsam, den Fassungskräften des elenden
Körpers entsprechend zur Anwendung gekommen.

Mich hat es oft erbarmt, daß man hören und lesen muß, wie in manchen
Anstalten und Häusern Leute zehn, zwanzig und mehr Jahre das Bett nie
mehr verlassen können. Das sind bedauernswürdige Geschöpfe. So etwas
begreife ich übrigens nicht und habe es nie begriffen, ganz wenige
Ausnahmefälle abgerechnet; es hat ja auch die heilige Schrift ihren
38jährigen Kranken. Ich bin der festen Überzeugung, daß gar vielen
dieser Betthüter und Betthüterinnen durch die einfachsten, mit Ausdauer
und Pünktlichkeit fortgesetzten Wasseranwendungen wieder auf die Beine
zu helfen wäre.


2. Das warme Vollbad

dient wie das kalte für Gesunde und Kranke.

Die Art und Weise, wie es +genommen+ wird, ist eine
+zweifache+.

[Illustration: Fig. 5.]

Man steigt +einmal+ in die mit Warmwasser so hoch angefüllte
Badewanne (~a~), daß das Wasser den ganzen Körper überspült, kein
Teil bloß, d. i. über Wasser, liegt. In dem Bade verweilt man 25-30
Minuten, dann geht man rasch in eine danebenstehende Wanne (~b~),
die kaltes Wasser enthält, und taucht bis an den Kopf, nicht mit dem
Kopfe, unter, oder in Ermangelung dieser zweiten Badewanne wäscht man
den ganzen Körper möglichst rasch kalt ab. In einer Minute muß das
kalte Bad, die kalte Waschung fertig sein. Schnell, ohne abzutrocknen,
wirft man sich in die Kleider und macht bis zur völligen Trocknung
und Erwärmung Bewegung (mindestens eine halbe Stunde) im Zimmer
oder im Freien. Landleute können ruhig und sofort wieder zur Arbeit
zurückkehren. Das Badewasser hat bei diesem ersten Bade eine Temperatur
von 26-28°, bei älteren Personen von 28-30° ~R.~ Ich rate, mit
einem Thermometer, das man leicht bekommt, mit Vorsicht und genau zu
messen. Es genügt nicht, das Quecksilberröhrchen hineinzustecken ins
Warme und sofort wieder herauszuziehen, dasselbe muß einige Zeit im
Wasser belassen werden. Erst das Ruhigstehen des flüssigen Silbers
gibt an, daß gut und lange genug gemessen sei. Wer immer +das Bad
bereiten mag, nehme es mit der Bereitung und der damit verbundenen
Verantwortung+ ernst. Gleichgültigkeit und Schlendrian sind nirgends
weniger am Platze als bei derart wichtigen Diensten der Nächstenliebe.

Die +zweite+ Art, dieses Bad zu nehmen, ist folgende:

Die Badewanne wird gefüllt wie das erstemal, das Badewasser aber hat
die höhere Temperatur von 30-35° ~R.~ Über die Zahl 35 sollen bei
dieser Art Bäder die Wärmegrade nie steigen (wann, in welchen Fällen
sie zur Anwendung kommen soll, muß stets extra gesagt sein), unter die
Zahl 28 nie fallen; durchschnittlich rate und bereite ich sie selbst
mit 31-33° ~R.~

Bei diesem Bade geht man nicht einmal, sondern dreimal ins Warme, nicht
einmal, sondern dreimal ins Kalte. Es ist dieses Bad das sogenannte
+warme Vollbad mit dreimaligem Wechsel+. Das ganze Bad dauert
akkurat 33 +Minuten+; die verschiedenen Wechsel verteilen sich auf
diese Zeit also (man lege die +Uhr+ auf ein Stühlchen neben die
Wanne und zähle gut):

    10 Minuten in das Warme,
     1 Minute in das Kalte,
    10 Minuten in das Warme,
     1 Minute in das Kalte,
    10 Minuten in das Warme,
     1 Minute in das Kalte.

Mit Kalt muß ohne Ausnahme stets abgeschlossen werden. Gesunde,
kräftige Leute setzen sich in die Wanne mit kaltem Wasser und tauchen
langsam bis an den Kopf unter. Empfindsame Personen setzen sich und
waschen rasch Brust und Rücken[9] ab, ohne unterzutauchen. Eine
Ganzwaschung tut jedem, der die kalte Wanne zu sehr fürchtet, dieselben
Dienste. Der Kopf wird nie naß gemacht. Sollte er naß geworden sein, so
trockne man ihn ab; ebenso trockne man beim letzten Heraussteigen aus
der kalten Wanne von allen Körperteilen die Hände allein, damit selbe
beim Anziehen der Kleider diese nicht naß machen.

Bezüglich des Weiteren, insbesondere bezüglich der nach dem Baden
notwendigen Bewegung gilt genau das beim ersten Bad Gesagte.

Ich schulde hier einige Bemerkungen.

+Warme Bäder allein+, d. i. ohne darauffolgende kalte Bäder oder
kalte Waschungen, verordne ich +niemals+. Die erhöhte Wärme,
zumal wenn sie längere Zeit andauert und einwirkt, stärkt nicht, sie
schwächt und macht den ganzen Organismus schlaff; sie härtet nicht
ab, sie macht die Haut gerade noch empfindsamer gegen alle Kälte; sie
schützt nicht, sie bringt Gefahr. Das Warmwasser öffnet die Poren;
es dringt kalte Luft ein, und die Folgen zeigen sich schon in den
nächsten Stunden. Sämtlichen Übelständen helfen die auf die warmen
Bäder folgenden +Kaltbäder oder Kaltwaschungen+ (ich kenne keine
warme Wasser-Anwendung ohne die darauffolgende kalte) gründlich ab;
das frische Wasser stärkt, die erhöhte Wärme herunterdrückend; es
erfrischt, die überflüssige Hitze gleichsam wegwischend; es schützt,
die Poren schließend und die Haut fester machend.

Dasselbe +Vorurteil von der plötzlichen Kälte+, die auf die
Wärme folgt, begegnet uns hier schon wieder. Gerade mit Rücksicht auf
die folgenden Kaltbäder können und müssen die Warmbäder in höherer
Temperatur, als sonst normal ist und ich unter anderen Umständen raten
würde, gegeben werden. Der Körper wird mit soviel Wärme erfüllt,
gleichsam gewappnet, daß er den Anstoß der eindringenden Kälte gut
aushalten kann. Wer beim ersten Male zu sehr vor der kalten Wanne
zurückschrecken sollte, nehme eine Ganzwaschung vor. Er wird Mut
bekommen. Es kommt alles nur auf die erste Probe an. Wer es einmal
versucht hat, nimmt schon des Wohlbehagens wegen nie mehr ein warmes
Bad ohne das darauffolgende kalte. Vielen, die anfangs vor Angst
gezittert, später aber sich an den merkwürdig wirkenden Wechsel
gewöhnt, denselben liebgewonnen haben, mußte ich strenge Grenzen
ziehen, daß das Übermaß des Guten ihnen nicht zum Übel werde.

Das Prickeln, das Krabbeln in der Haut, welches man beim
Wiedereinsteigen vom kalten ins warme Bad, besonders an den Füßen
lebhaft verspürt, darf niemanden beängstigen; es wird einem später ein
angenehmes Frottieren.

Besondere Vorbereitungen, um z. B. die richtige Wärmetemperatur im
Körper herzustellen, sind bei beiden Arten dieses Vollbades nicht
notwendig.

Auch hier wie bei allen Warmbädern benütze ich nie oder höchst
selten bei Gesunden Warmwasser allein; ich mische stets Absud von
verschiedenen Heilkräutern bei.


~a~) Das warme Vollbad für Gesunde.

Wenn ich Gesunden, d. h. relativ Gesunden (gesunden aber schwachen
Menschen), warme Vollbäder verordne, so geschieht dieses nur dann, wenn
solch geschwächte Leute zu den Kaltwasserbädern sich nicht entschließen
können, und allein zu dem Zwecke, sie durch das Warmbad mit folgender
kalter Waschung allmählich fürs frische Kaltbad vorzubereiten und reif
zu machen.

Meine Grundsätze und meine Praxis sind in diesem Stücke folgender Art:

+Ganz gesunden und kräftigen Naturen+, deren frisches, gerötetes
Aussehen gleichsam selbst Wärme und Lebensfeuer sprüht, +gebe ich warme
Bäder selten, fast nie+. Sie verlangen auch nicht darnach, sie streben
wie der Fisch ins kalte Wasser.

+Jüngeren, schwächlichen, blutarmen, nervösen Personen+ rate ich es als
gut, besonders jenen, welche +Anlage+ zeigen zu +Krämpfen, Rheumatismen
und ähnlichen Gebrechen+. Die +Hausmütter+, welche so frühe schon durch
alle möglichen Mühseligkeiten aufgerieben werden, mögen hier obenan
stehen. Jeden Monat ein solches Bad mit 28° ~R.~ und folgender kalter
Abwaschung, 25-30 Minuten dauernd, würde genügen.

Bei Anlage zu +Gliedersucht+, +Gicht+, +Podagra+ sind zwei solcher
Bäder in jedem Monat besser als eines.

Zur Sommerszeit sollen die jüngeren Personen die kalten Vollbäder
versuchen.

+Bejahrten, schwächlichen Leuten+ empfehle ich der Reinlichkeit der
Haut, der Auffrischung und Stärkung wegen +wenigstens allmonatlich ein
warmes Vollbad+ mit 28-30° ~R.~ von 25 Minuten Dauer mit abschließender
kräftiger Abwaschung. Sie werden jedesmal infolge der erhöhten
Transpiration (Hauttätigkeit) und der lebendigeren Zirkulation (Umlauf)
des Blutes wie neu aufleben.


~b~) Das warme Vollbad für Kranke.

In welchen Krankheiten das warme Vollbad anzuwenden sei, das besagen
die einzelnen Krankheitsfälle. Beide Arten desselben kommen in
Verwendung, und man hat bei gehöriger Vorsicht und Pünktlichkeit
durchaus nichts zu fürchten.

Die Bäder verfolgen einen +doppelten Zweck+:

im einen Falle sollen sie durch +Zufuhr von Wärme+ die Körperwärme
erhöhen, vermehren, im anderen Falle mitwirken zur +Auflösung und
Ausleitung+ von Stoffen, welche der kranke Körper allein aus eigener
Kraft nicht mehr entfernen kann.

Die warmen Vollbäder +werden bereitet+ als

    Heublumenbäder,
    Haberstrohbäder,
    Fichtenreiser- (Nadel-) Bäder,
    gemischte Bäder.

Die Bereitung und Wirkung der zwei ersten Bäder wurde der Hauptsache
nach schon bei der Abhandlung über das warme Sitzbad angegeben. Nur
einige Punkte seien der Vorsicht halber wiederholt.


~aa~) Das Heublumenbad.

Ein kleines Säckchen mit Heublumen angefüllt kommt in einen Kessel
heißen Wassers und bleibt mindestens eine Viertelstunde im Sude. Der
ganze Absud wird in die mit Warmwasser bereitstehende Wanne geschüttet
und die Mischung, bis sie die vorgeschriebene Temperatur erreicht hat,
mit warmem oder kaltem Wasser aufgefüllt. Dieses Bad, das leichteste
und häufigste, ist eigentlich das unschuldigste, das normale Bad
zum Wärmen des Körpers. Auch Gesunde können es jeder Zeit benützen.
Bei mir zu Hause geht mancher Wassermann, von solchem Heublumenduft
umschwängert, Dorf auf und ab. Das kaffeebraune Wasser öffnet
eindringlich die Poren und löst Anstauungen im Körper auf.


~bb~) Das Haberstrohbad.

Nachdem ein ordentliches Büschel Haberstroh in einem Kessel siedenden
Wassers eine halbe Stunde lang gesotten, verfährt man mit dem Absude
wie oben.

Dieses Bad wirkt stärker als das Heublumenbad und ist bei +Nieren- und
Blasenbeschwerden+, +bei Stein-+, +Gries-+ und +Gichtleiden+ vorzüglich.


~cc~) Das Fichtenreiser- (Nadel-) Bad

wird also bereitet: Man nimmt Fichtennadeln, je frischer, desto
besser, klein zerhackte Ästchen (Reiser), selbst recht harzige,
gleichfalls zerschnittene Tannenzapfen und siedet die ganze Masse, bunt
durcheinander geworfen, eine halbe Stunde in heißem Wasser. Mit dem
Absude verfährt man wie oben. Auch dieses Bad hat günstigen Einfluß
auf Nieren- und Blasenleiden; doch schwächeren als das Haberstrohbad.
Seine Hauptwirkung betrifft die Haut, welche es zur Tätigkeit spornt,
und die inneren Gefäße, welche es stärkt. Dieses wohlduftende und
stärkende Fichtennadelbad ist +so recht+ das obenerwähnte +Bad der
älteren Leute+.


~dd~) Gemischte Bäder

nenne ich jene, bei denen, wenn gerade das notwendige Quantum
irgend einer dieser Heilpflanzen abgeht, die Absude von mehreren
zusammengegeben werden in ein Bad. Am häufigsten habe ich so gemischt
die Absude von Heublumen und Haberstroh, indem schon die Pflanzen
zusammen gekocht wurden. Das Haberstrohbad wird auf diese Weise auch
wohlriechender.

+Bäder wären schon gut+, sagt mir einer, das weiß ich; +aber die
Sache kommt zu teuer und ist viel zu umständlich+.

Mit Recht könnte mir derjenige meiner Leser diesen Einwand
erheben, welchen ich nach Reichenhall, nach Karlsbad oder sonst
einem Bade schicken, oder welchem ich etwa verordnen wollte, er
solle die kleinen, schwarzen, sorgfältig verpfropften, teueren
Fichtennadelextrakt-Fläschchen kaufen und in jedes Bad die Hälfte oder
ein Dritteil des Inhaltes gießen.

So aber hat +niemand+ auch nur den +geringsten Grund zur Klage,
zur Entschuldigung zu einem Einwande+. Der Ärmste selbst kann
sämtliche Bäder mit Leichtigkeit bereiten und er hat in jedem Falle den
reinsten Extrakt, wie er ihn echter und unverfälschter an keinem Orte
bekommen kann.

Gerade +für ärmere und unbemittelte+ Leute habe ich solche Bäder
lange Zeit gesucht, damit auch sie der Wohltat des Bades, das auf die
Gesundheit vielfach so großen Einfluß übt, nicht ganz verlustig gehen
müssen.

Der Reisen bedarf es dazu nicht, höchstens eines Ganges auf den Heu-
oder Stroh-Speicher oder in den nahen Wald. Kosten tun die Bäder auch
nur ein paar Schritte oder ein gutes Wort. Heublumen und ein Büschel
Haberstroh schenkt jeder Bauer jedem Armen; keine Tanne versagt ihm
ihre Zapfen und ihr grünes Reisig. Eine hölzerne Stande (Zuber, Schaff)
hat doch ein jeder unter dem Hausrate; im Notfalle borgt sie der
Nachbar gerne.

Dieses genüge bezüglich des +Kostenpunktes+.

Was die Mühe, die Umständlichkeit abgeht, so stelle ich einzig die
Frage: Ist es für dich, für deine Angehörigen weniger umständlich,
wenn du wochenlang aufs Krankenlager geworfen wirst, oder wenn der
verwahrloste, über Gebühr geschwächte und nie erfrischte, niemals neu
aufgerichtete Körper langsam dahinsiecht?

Von +Mühe+ und +Arbeit+ kann da +gar nicht die Rede+
sein; ich müßte es Bequemlichkeit und Trägheit nennen, wem immer es zu
viel wäre, meinen allergeringsten Anforderungen zu entsprechen. Wer
solche Gesinnung hegen würde, verdiente in der Tat gar kein solches Bad.


3. Die Mineralbäder.

An dieser Stelle schulde ich ein Wort über die +Mineralbäder+,
wegen deren ich sehr oft schon befragt wurde.

Meine unmaßgebliche Ansicht über diesen Punkt ist folgende.

Ich kann nach all den Grundsätzen meiner Wasserkur nicht dafür sein,
weil ich alles Forcierte, alles Gewaltsame nicht billige, ganz gleich,
ob von außen nach innen oder direkt nach innen gewirkt wird. Mein
Urteil lautet und wird immer lauten: Die gelindeste Anwendung ist die
beste, ob es sich nun um die Wasserheilmittel, oder ob es sich um
Medizinen usw. handle, und wer mit +einer+ Anwendung seinen Zweck
erreicht, soll ja +keine zweite+ gebrauchen. Wir müssen der Natur,
dem kranken oder geschwächten Organismus sachte an die Hand gehen,
nicht streng und stürmisch; wir müssen den kranken Körper sozusagen
milde und leicht an der Hand führen, ihm bisweilen helfend und stützend
unter die Arme greifen, aber ihn nicht allzusehr drängen, ihn nicht
zerren und stoßen; wir müssen nicht durch dies und das absolut etwas
einwirken wollen, sondern nur mitwirken, daß der Körper mit seiner
Arbeit fertig werde, und sofort von dieser gelinden oder gelindesten
Mitwirkung abstehen, sobald der Körper allein sich weiterzuhelfen weiß.

Niemandem wird es, um ein Beispiel meines Verfahrens anzuführen,
entgangen sein, daß er die allbekannten +Wurzel-+ und +Drahtbürsten+,
die +Frottiertücher+ usw. +bei mir nicht findet+. Ich habe diese
Sachen früher angewendet, wenn auch nur in vereinzelten Fällen, aber
die Erfahrung gemacht, daß das Wasser allein ohne diese doch mehr oder
weniger gewaltsamen Manipulationen (der arme Körper hat dann auch zu
aller Arbeit hin noch die gekneteten und gebürsteten Muskeln und die
ebenso bearbeitete Haut in Ordnung zu bringen) die besten Wirkungen
tut, wenn es nur richtig angewendet wird. Den Frottierdienst versieht
bei mir den ganzen Tag und die ganze Nacht hindurch das grobe Linnen-
oder Reistenhemd, welches ich hiermit warm empfehle.

Der Name +Mineralbad+ schon deutet eine +strenge Wirkung+ an. All diese
Wasser, heißen sie, wie, und fließen sie, wo sie wollen, enthalten
mehr oder weniger, gelindere oder schärfere Salze. Solche Salzwasser,
von außen nach innen angewendet, kommen mir vor -- man verzeihe den
Ausdruck -- wie der Fegwisch und der körnige Sand, welche ich zum
Putzen, zum Reinigen des Silbers oder noch edleren Metalles anwenden
wollte. Silber und Gold sind zart und fein. Sind das die inneren Organe
weniger? Ein Hauch trübt das Silber, rauhe Putzmittel verletzen,
verwunden es. Es wird bei solcher Bearbeitung wohl blank; Fegwisch
und Sand nehmen den Staub und Schmutz gründlich weg. Ja nur allzu
gründlich, und lange wird das Silberzeug solche Behandlung, besser
gesagt Mißhandlung, nicht aushalten. Die Anwendung brauche ich nicht zu
machen, auch nicht lang und breit zu erklären, an welch’ empfindsamem,
weichem, überaus edlem Metall solche Wasser ihre Reinigungsarbeit
vornehmen.

Und was sagt denn die +Erfahrung+ zu dieser Behauptung?

In großen Badestädten trägt man vielfach die Heimgegangenen nicht
am Tage, sondern in der Nacht, nicht mit Gesang und Musik, sondern
in aller Stille, um die Lebenden nicht unangenehm zu berühren und
zu inkommodieren, auf den Friedhof zur letzten Ruhestätte. Aber man
trägt manche, ziemlich viele hinaus. Es stirbt jährlich eine ziemlich
große Anzahl Menschen in den verschiedensten Bädern. „Der oder die
war in dem und dem Jahre das erstemal hier,“ heißt es; „es ist ihm,
ihr vortrefflich bekommen.“ „Das alte Leiden kam wieder, und er, sie
ging wieder hin.“ „In dem und dem Jahre war er das zweitemal dort,“
sagen die Angehörigen, „aber es bekam ihm weniger gut. Das Übel
kehrte in erhöhtem Grade zurück; er ließ es sich nicht nehmen und
reiste ein drittes Mal hin. Er kehrte sichtlich gekräftigt zurück, er
schien prächtig kuriert zu sein. Aber er kehrte nur zurück, um daheim
zu sterben. Manchem erspart der frühe Tod an Ort und Stelle noch
die Reisekosten.“ Diese Geschichte und ähnliche andere habe ich zu
unzähligen Malen erzählen hören.

Wer der Zerstreuung und der Gesellschaft wegen und rein zu äußerlichem
Gebrauche derlei Orte besucht, hat obiges nicht zu fürchten; er hat
nur mit seinem Geldbeutel zu rechnen, der vor allem anderen in die
erbarmungsloseste Kur genommen und gründlich ausgepumpt wird.[10]

Auch gewöhnliche, selbst +Bauersleute+, denen der Kopf nicht
mehr an der rechten, der demütigen Stelle steht, welche die besseren,
studierten, gebildeten und fortgeschrittenen Menschen nachahmen,
nachäffen wollen, besuchen zwar keine Badestadt, -- daran verhindert
sie zum Glück der Herr Habenichts in der Hosen- und Westentasche, --
aber sie +fangen allerlei verkehrte+ Sachen an.

Zu mir kam einst ein Bauer und sagte: „So, jetzt habe ich das beste
Mittel zur Reinigung des Körpers gefunden; es ist eine Art von
Heilwasser und ich nehme dasselbe öfters.“ „Worin besteht es denn?“
fragte ich ihn. Nach einigem Zögern gestand er, daß er einen Löffel
Salz in Wasser auflöse und das Salzwasser nüchtern trinke. Das putze
sauber aus, und es sei ihm lieber (natürlich dem aufgeklärten, aber
geldschwindsüchtigen Springinsfeld!) als das beste Mineralwasser.
Ich warnte den Bauern, aber er ließ sich von seiner von ihm selbst
erfundenen Kur nicht abbringen. Er trank noch eine Zeitlang fort; dann
aber bekam er Magen- und Verdauungsbeschwerden, Blutarmut und starb,
erschöpft und entkräftet und ausgefegt in den besten Mannesjahren.

Also immer hübsch bescheiden und vernünftig bleiben und niemals einen
Reichen und Vornehmen, dem scheinbar Besseres geboten wird und zu
Gebote steht, beneiden! Das wäre unchristlich und töricht.

Auch solche sollst du nicht schief ansehen, die wegen Kränklichkeit
und Anlage zur Schwindsucht usw. sogenannte +klimatische+ oder
+Luftkurorte+ besuchen können, die nach Meran gehen oder nach
Südfrankreich oder nach Italien oder gar nach Afrika. Ich denke mir
immer: für den Fisch ist der beste Ort das Wasser, für den Vogel das
herrlichste Heim die frische Luft und die freie Natur; für mich das
zuträglichste, das günstigste Klima der Ort, an dem, die Gegend, in
der Gottes Schöpferhand mich gebildet hat. Will die Luft mir zu rauh
werden, nun, dann suche ich mich abzuhärten; auch in Krankheiten wird
mir das heimatliche Wasser die gleichen Dienste tun wie jenes, das in
fremden Landen fließt. Soll ich sterben nach Gottes Willen, gut, einmal
muß es doch sein, und die heimatliche Erde, sagt man, deckt leichter;
in ihr ruht es sich besser und friedlicher.

Welches sind denn die +jährlich+ von neuem approbierten
+Erfahrungen+ auch über solche mild oder hoch gelegene
Luft-Badestätten?

Ich stelle nur die zwei Fragen: Wie viele von denen, die wirklich krank
dahin flüchteten, sind gründlich geheilt heimgekehrt? Ferner Wie viele
sind für immer, besonders in den wärmeren Kurorten, geblieben und dort
begraben worden!

So bleibe im Lande, nähre dich redlich und wasche dich täglich!


V. Teilbäder.

Ich fasse die folgenden Bäder unter dem Namen Teilbäder zusammen,
einmal, weil sie einzelne Körperteile betreffen, vorzüglich aber, um
dieser Kleinigkeiten wegen nicht noch weitere größere Abschnitte machen
zu müssen.


1. Das Hand- und Armbad.

Der Name besagt genug, und an Ort und Stelle wird bei den betreffenden
Krankheiten gesagt sein, wann und in welchen Fällen diese Bäder
anzuwenden sind, ob kalt, ob warm, wie lange, ob 2-3 Minuten, ob eine
Viertelstunde, wie oft zu wiederholen, in welchem Kräuterabsud usw.

Bezüglich der Anwendung genüge die +eine+ Bemerkung:

Es hat z. B. jemand einen bösen Finger. Ich wirke nicht allein auf
den Finger, sondern auch auf die Hand, auf den Arm, auf den ganzen
Körper. Der böse Finger ist nur eine böse Frucht des bösen Zweiges, des
bösen Astes, des bösen Stammes. Ist der Stamm in Ordnung, liefert er
genügenden und guten Saft, so muß auch die Frucht eine gute werden.

Die Anwendungen, resp. die Verbesserung der Zweige und Äste, d. i. der
Hand und des Armes, geschehen neben den Wickeln durch die Hand- und
Armbäder.


2. Das Kopfbad.[11]

Zu den wichtigsten Teilbädern zählt das Kopfbad. Dasselbe kann kalt
oder warm, am besten +in folgender Weise+ genommen werden.

Man stellt ein Gefäß mit Wasser auf einen Stuhl und hält den Oberkopf
(siehe Abbildung), den eigentlichen Haarboden, ins kalte Wasser
ungefähr eine Minute, ins warme 5-7 Minuten. Soweit das Wasser am
Hinterhaupte die Haare nicht berührt, kann mit Aufgießen durch die
hohle Hand nachgeholfen, d. h. es können die trocken gebliebenen Haare
gleichfalls benetzt werden.

[Illustration: Fig. 6.]

Nach dem Bade soll man die Haare sorgfältigst abtrocknen. Ja
+immer+, sei es, daß sie durch Guß oder Dampf naß werden, und ich
rate große Vorsicht und Genauigkeit an, da bei Vernachlässigung leicht
schwere Kopfleiden, wie Kopfrheumatismus u. a., die Folge sein könnten.
Nach der Abtrocknung bleibe man im Zimmer oder setze eine die ganze
nasse Haarfläche bedeckende Mütze auf, bis Kopfhaut und Haare völlig
trocken sind.

Viele wenden ein kürzeres Verfahren im Kopfbade an, besonders junge
Leute vom Lande. Sie tauchen ihren Kopf öfters nacheinander unter im
Brunnentroge wie die Enten im Teiche oder halten den Kopf unter die
Röhre. Es tut ihnen wohl so. Ganz recht! Sie sollen es nur nicht zu arg
(zu lange und zu oft) treiben und die Regeln des Abtrocknens gut merken.

Gut ist das kalte Kopfbad dem, der kurzgeschnittenes Haar hat. Bei
langem Haare[12] dringt das Wasser schwerer durch auf die Haut, --
was eigentlicher Zweck des Bades ist, -- und die Trocknung schreitet
langsamer voran. Solchen rate ich stets das warme Kopfbad an wegen
seiner längeren Dauer.

Die Kopfbäder verordne ich zuweilen gegen +Kopfleiden+ -- dann
sind es immer kalte und kurze --, meistens jedoch solchen Personen,
bei denen der +Haarboden+ insbesondere der Tummelplatz +aller
möglichen Geschwüre+ und +Geschwürchen+, +flechtenartiger,
trockener Ausschläge+, eine förmliche Fundgrube von +Schuppen+
und +Staub+ und gar noch von anderem ist, was freilich eher und
besser die Nacht als der Tag, nur nicht das Haar bedecken sollte.
Mitunter bekommen diese auch warme Kopfbäder von längerer Dauer,
abschließend mit kalter Übergießung oder kalter Abwaschung.

Ich mache auf diese Kopfbäder wohl aufmerksam. Wenn auf dem Lande,
im kleinen Häuschen und im noch kleineren Stübchen den ganzen Winter
hindurch die ohnedies kleinen Seh- und Luftlöcher, Fenster genannt,
niemals geöffnet werden, so entsteht zuletzt eine Luft, die man
förmlich schneiden kann und die jeden eintretenden Fremden mit Wucht
zurückschlägt.

Und wenn in einer Stube nie gereinigt, nie aufgewaschen wird, wie muß
dann zuletzt der Boden aussehen?

Kann es dem armen Haarboden anders gehen, wenn die langen Haare oder
die zwei- oder dreifachen Kopfumhüllungen das halbe Jahr hindurch
keinen Lufthauch und keinen Sonnenstrahl hineindringen lassen auf die
ohnedies im verborgenen lebende Kopfhaut? Und wenn da nie ein Wasser
oder eine Lauge gründlich, recht gründlich ihre Arbeit tut, wie mag es
zuletzt aussehen?

Auch da kann sich ein Morast von Krusten usw. bilden, eine Fäulnis, und
manche Mutter weiß zu erzählen, was solche Fäulnis zeitigt.

Leider ist nur zu wahr: die +Kopfpflege+ wird vielfach +sehr
vernachlässigt+. Man wäscht jahraus, jahrein jeden Morgen sein
Gesicht und meint, damit sei es abgetan. Damit ist es noch lange nicht
abgetan. Ich empfehle die Kopfpflege im Interesse der notwendigen
Reinlichkeit, dann der Gesundheit der Jungen wie der Erwachsenen; in
erster Linie soll sie den Müttern empfohlen sein.


3. Das Augenbad

ist kalt oder warm zu nehmen. Man bereitet es in +beiden+ Fällen
seinen Augen folgendermaßen: Man taucht das Gesicht in das kalte Wasser
ein, öffnet die Augen und läßt diese ¼ Minute gleichsam baden. Dann
erhebt man sich, setzt ungefähr ¼-½ Minute aus und taucht Stirne
und Augen von neuem ein. Die Wiederholung kann geschehen 4-5 mal. Das
warme (24-26° ~R.~) Augenbad soll stets mit kalt abschließen, sei
es, daß man das letzte Bad kalt nimmt, oder daß man zum Schlusse die
Augen mit frischem Wasser abwäscht. Desgleichen sei das Badewasser
nicht warmes Wasser allein, sondern wieder +Kräuterwasser+. ½
Löffel +gemahlener Fenchel+ oder Absud von +Augentrost+ haben
mir stets gute Dienste geleistet.

~a~) Das +kalte Augenbad+ wirkt vortrefflich bei +gesunden,
aber schwachen Augen+. Es stärkt und erfrischt den ganzen Sehapparat
in seinen inneren und äußeren Bestandteilen.

~b~) Das +warme Augenbad+ (lauwarm) wird verwendet, um
Geschwülste am äußeren Auge aufzuweichen und ungesunde dicke eiterige
Flüssigkeit in dem inneren Auge zu lösen und auszuziehen.


~C.~ Dämpfe.

Wie unsere sämtlichen Wasseranwendungen, so wirken auch die Dämpfe
in der gelindesten Form und deshalb durchaus ungefährlich und
unschädlich. Gleichwohl erheischt die Anwendung der Wasserdämpfe
+große Vorsicht+. Was den Kranken, der richtig und nach Vorschrift
anwendet, gesund macht, kann bei Nachlässigkeit und Sichgehenlassen
einen Gesunden krank machen. Wer z. B. unmittelbar nach einem Dampfbade
ohne vorhergehende Abkühlung ins Freie, an die kühle Luft tritt, kann
nicht nur krank, er kann tödlich krank werden, die Anwendung ist daran
so unschuldig wie ein neugeborenes Kind. Diese erste Bemerkung soll zur
Vorsicht, nicht zur Ängstlichkeit ermahnen. Ich wiederhole, daß +bei
richtigem Gebrauche niemals eine, selbst nicht die leiseste Gefahr zu
befürchten ist+.

+Sind Dämpfe zur Heilung überhaupt notwendig?+ Wenn eine Hausfrau
ihre Wäsche reinigt, so gebraucht sie warmes und kaltes Wasser. Das
warme Wasser soll das zu Entfernende auflösen, das kalte Wasser soll
das Gelöste wegschwemmen. Ein ähnlicher Prozeß (Vorgang) vollzieht
sich beim Heilverfahren. Auch bei Krankheiten muß Verschiedenes, wie
Blutanstauungen, verdorbene Säfte usw. auf- und ausgelöst werden.
Das geschieht durch die Wärme. Sodann muß der Körper gekräftigt und
widerstandsfähig gemacht werden. Das geschieht durch die Kälte.

Jeder Körper muß demnach ein gewisses Quantum, ein gewisses Maß von
Wärme haben, wenn seine Arbeit vonstatten gehen soll.

Der gesunde Körper besitzt in sich Naturwärme genug, er braucht keine
Zutat.

Jeder kränkelnde Körper fühlt sehr bald den Abgang, das Fehlen der
notwendigen inneren Wärme. Dieselbe muß auf irgend eine Art ersetzt
werden. Bei vielen Patienten genügen die Wickelungen und Umschläge;
bei anderen tun die Dämpfe, diese künstliche Zufuhr, ich möchte sagen
Einpressung der Wärme, bessere Dienste.

+Worin besteht das richtige Dampfverfahren?+

Diese Frage zu beantworten ist nicht leicht. Ich teile lediglich meine
Erfahrungen mit und gestehe gleich im Anfange, daß ich dieses Verfahren
öfters änderte.

Anfangs schloß ich mich der allgemeinen Praxis an, welche +ganze+
Dampfbäder vorzog, und diese befolgte ich 13 Jahre lang. Da ich
indessen im Verlaufe dieser Jahre die erwarteten Wirkungen nicht sah,
änderte ich daran. Innerhalb drei Jahren geschah dies sogar dreimal,
bis ich endlich die jetzige überaus gelinde, alles Schroffe sorgfältig
vermeidende Art, den Dampf nicht gleichzeitig auf den ganzen Körper,
+sondern nur auf Teile+ desselben einwirken zu lassen, als die
vortrefflichste und vorteilhafteste anerkannte und schon seit vielen
Jahren mit dem besten Erfolg praktiziere.

Doch ich muß etwas weiter ausholen.

Vor ungefähr 30 Jahren kamen auch bei uns in Süddeutschland die
russischen Dampfbäder in Übung. Da viele Familien nicht imstande
waren, diese damals nur Großstädten eigenen Gesundheitsbäder zu
gebrauchen, so erfand man, wie ich mir die Sache erkläre und denke,
als Ersatz dafür den bekannten +Schwitzkasten+, der ähnliche
Schweißtreibungsdienste leisten sollte.

Auch ich ließ mir einen solchen Schwitzkasten fabrizieren, d. i. einen
Kasten mit einer schließbaren Eingangstüre und einer Öffnung dem Himmel
zu, durch welche man bequem den Kopf stecken konnte. Die Zufuhr des
Dampfes geschah von außen; der Patient oder Schwitzlustige saß oder
stand im Innern des Kastens und betrachtete mit stiller Resignation
(Ergebung in sein Schicksal) das vor ihm angebrachte Thermometer.
Ein trockenes Tuch umhüllte den Hals, um das Entweichen des Dampfes
zu verhindern; nasse Kompressen oder Umschläge bedeckten den Kopf,
um ihn, während der ganze Körper schon nach 10-15 Minuten in größtem
Schweiße war, kühl zu erhalten. Das Dampfbad beschloß ein Vollguß (eine
Gießkanne Wasser) oder ein Vollbad. So oft größere Schweiße erwünscht
waren, ließ ich zweimal, je 15 Minuten lang, in dem Kasten Aufenthalt
nehmen mit jedesmaliger rascher, eine halbe Minute währender Abwaschung.

Die Art und Weise der Bereitung dieser Ganzdampfbäder schien mir
unübertrefflich, mir war nur unbegreiflich, daß die Erfolge nicht
ebenfalls vorzügliche waren. Zur Winterszeit insbesondere hatte die
Sache große Schwierigkeiten. Innerhalb weniger Minuten brachte der
heißeste Dampf, welcher den ganzen Körper gleichmäßig einhüllte, von
allen Seiten ihn gleich heftig angriff, auch den ganzen Körper in
starken Schweiß und damit in große Empfindsamkeit der Kälte gegenüber.
Mir wenigstens war es stets sehr schwer, nach dem Bade die ganze
Hautfläche gegen die frische kalte Winterluft so zu schützen, daß
nicht irgend ein Fleck der Haut Schaden gelitten und längere Zeit
Beschwerden, zuweilen heftige Schmerzen bereitet hätte.

Ich probierte viel, wie diesem Übelstande abzuhelfen sei, und dachte
noch mehr darüber nach.

Da führte mich gerade zur Winterszeit einmal der Weg nach München; ich
litt an ziemlich heftigem Katarrh. Der Zufall spielte mir ein Blatt in
die Hand, welches auf der letzten Seite die ans Wunderbare grenzenden
Wirkungen der russischen Dampfbäder in einem überschwenglichen
Lobeshymnus pries. Unter anderem hieß es: Man probiere es nur; ein
einziges Dampfbad ist imstande, den heftigsten Katarrh zu heilen. „Das
muß ich doch mal sehen,“ dachte ich, und -- gedacht, getan. Ich suchte
die Anstalt auf, nahm ein solches Bad und in der Tat, ich fühlte nach
der allerdings russischen Dampfkur keine Spur mehr von meinem Katarrh.
Aber nur langsam! Kaum waren 5-6 Stunden verflossen, da saß im ganzen
Körper ein neuer Katarrh, doppelt so heftig als der alte, den ich im
russischen Bade zurückgelassen.

„Ah so!“ dachte ich und sagte mir leise ins Ohr: „Diese Art Dampfbäder
zu nehmen kann nicht die richtige sein. Ich sehe ganz ab von mir
selbst; wie aber soll ein Geschwächter, ein Kranker, vollends ein
Schwerkranker etwas anwenden, was selbst einen kräftigen, gesunden Mann
erschaudern macht? Fürwahr, ein solcher muß anders bedient werden.“

All die weiteren Forschungen und Versuche brachten mich zu der
Überzeugung, daß derselbe Grundsatz, welcher für sämtliche
Wasseranwendungen gilt, auch bei den Dämpfen Geltung hat, daß
nämlich +die gelindeste Anwendung auch stets die beste ist+.
Die gelindeste Anwendung nenne ich die +einfachste+ und die
+den Körper am meisten schonende+. Niemals werde ich (z. B.
zur Vermehrung der Naturwärme) irgend einen Dampf gebrauchen, wo
eine kleine Wasseranwendung, ein Guß oder ein Halbbad ausreicht;
niemals werde ich den ganzen Körper durch ein Ganzdampfbad quälen und
ausmergeln in Fällen, in denen Dämpfe auf einzelne Körperteile genügen.
~Ne quid nimis~, d. h. ich bleibe auch beim Dampfverfahren auf
der goldenen Mittelstraße: nichts der Natur abzwingen wollen, sondern
ihr an die Hand gehen, sie freundschaftlich stützen und durch kleine
Hilfsmittel einladen, daß sie selbst und allein und freiwillig den
Dienst tue.

Meine +sämtlichen Dämpfe+ sind eigentlich nur +Teildämpfe+, d. h. sie
berühren direkt nur Teile des Körpers; dennoch bleibt keiner derselben
ohne Einwirkung auf den ganzen Körper. Gerade +darin+ scheint mir der
+große Vorteil+ zu liegen. Die Dämpfe berühren oder, wenn man will,
schwächen nur die leidende Körperstelle und lassen den übrigen gesunden
Körper intakt, unberührt, ungeschwächt. Dieser behält seine volle Kraft
und ruht, während der leidende, vom Dampf angegriffene Teil in voller
Arbeit ist, unterdessen gleichsam eine Weile aus, um dem geschwächten
Mitgenossen alsbald von seiner Kraft mitzuteilen.

Viele meiner Dampfanwendungen dienen lediglich dazu, +den
Wasseranwendungen vorzuarbeiten+, +dieselben+, z. B. durch Steigerung
der Körperwärme, +zu ermöglichen+, vielleicht +wirksamer zu machen+
oder +im Innern des Körpers+ (z. B. durch Auflösung in Luftröhre
und Lunge) den von außen tätigen Wasseranwendungen +in die Hand zu
arbeiten+. +Ganz selten+ nur kommt einer der Dämpfe für sich allein als
abgeschlossene +ganze Anwendung+ vor.

Die notwendigen +Vorsichtsmaßregeln+ bezüglich der Abkühlung,
Bekleidung, Bewegung enthält die spezielle Beschreibung der einzelnen
Dämpfe.

Noch muß ich warnen vor einer +Täuschung+.

Sehr oft kommt es vor, daß einer der verschiedenen Dämpfe, insbesondere
der Kopf- und Fußdampf, in besonderer Weise günstig wirkt. Sie machen,
weil sie stark auflösen und ausscheiden, sehr leicht, ungemein
behaglich, viele Patienten überaus froh und glücklich. Die Gefahr liegt
nahe, daß sie +das Gute mißbrauchen+, den betreffenden Dampf +zu häufig
vornehmen+ und so unüberlegterweise ihrer Gesundheit großen Schaden
zufügen. ~Modus est in rebus!~ Nur immer weise Maßhaltung sich zur
Regel und Pflicht machen!

Zur +Belehrung+ will ich einige +besondere+ Fälle anführen.

Ein +Rekonvaleszent nach Typhus+ oder einer anderen schweren
Krankheit hat noch bedeutende Anstauungen am oder im Kopfe oder
anderswo. Dämpfe täten da treffliche Dienste. Ganz gewiß, aber sehr
sparsame und leichtere Kopf- oder Fußdämpfe; denn wir haben es mit
einem blut- und säftearmen Individuum zu tun. Um ein Zündhölzchen
auslöschen, brauche ich keinen Schmiedeblasbalg, der leise Atem reicht
aus.

Dasselbe gilt von allen +blutarmen Personen+. Die wärmenden Dämpfe
bereiten ihnen Wohlbehagen; zu viele Dämpfe aber wären ebenso viele
Blut-Wärme- und Lebenssauger.

Aber +starke, korpulente Leute+ können sicherlich viele Dämpfe,
vieles Schwitzen ertragen?

Diese sehr oft am allerwenigsten, aus dem einfachen Grunde, weil
sie blutarm sind. Gerade bei solchen Individuen bin ich mit Dämpfen
überaus sparsam und greife mit Vorliebe nach den Wickeln, um auf gute
Transpiration (Ausdünstungen) der Haut hinzuwirken. Wo diese in Ordnung
ist, ist Vielschwitzen nicht notwendig.

Ein Patient klagt über heftige +Schmerzen in den Füßen+. Er
wünscht Fußdämpfe auf die ausgemergelten, spindeldürren Beine. Wie
töricht, wollte man seinem Wunsche willfahren! Ein solcher in der Tat
armer „Häuter“, wie die Tiroler bezeichnend sagen, hat nichts Weiters
auszuschwitzen und herzugeben. Man appliziere ihm statt der Dämpfe
Halbbäder und öftere Kniegüsse.

Die von mir angewendeten +Dämpfe+ sind der Reihe nach folgende:


1. Der Kopfdampf.

Die Anwendung des Kopfdampfes erheischt einige +kleinere
Vorbereitungen+. Zu dessen Vornahme nämlich sind notwendig ein
+kleines Holzgefäß+ (s. Fig. 7), mehr tief als weit, mit
+Öhren+, auf welche man bequem die Hände stützen kann, und einem
gut abschließenden +Deckel+; sodann zwei +Stühle+ und zum
Zudecken des Behandelten eine +größere Wolldecke+. Von den
Stühlen dient der eine höhere zum Sitzen, der zweite niedrigere als
Untergestell des Holzgefäßes (Schaff, Schafferl, Kübel, Gelte).

[Illustration: Fig. 7.]

[Illustration: Fig. 8.]

Wenn all die genannten Gegenstände bereitstehen, wird das auf den
niedrigeren Stuhl gestellte Holzgefäß bis zu Dreiviertteilen angefüllt
mit +strudelndem Wasser+ und mit dem Deckel und einem feuchten
Tuche gut verschlossen, damit bis zum Gebrauche möglichst wenig
Dampf entweiche. Der Patient hat den ganzen Oberkörper bis zu den
Beinkleidern entblößt und über diese als abschließende Binde ein
trockenes Tuch gelegt, um den niederrinnenden Schweiß aufzuhalten
und das Naßwerden der Beinkleider zu verhindern. Er setzt sich auf
den größeren Stuhl und stützt die flachen Hände auf die Öhren des
Holzgefäßes, den Oberkörper über das Gefäß hinneigend (s. Figur 8).
Oberkörper und Gefäß werden sodann mit der großen Wolldecke locker,
aber nach allen Seiten hin derart eingehüllt, daß auch nicht durch die
kleinste Öffnung Dampf entweicht. Jetzt erst entfernt der Behandelnde,
dem Behandelten gerade gegenüberbefindlich und von unten her die
Wolldecke etwas lüftend, in die Höhe hebend, den abschließenden Deckel
mit dem angefeuchteten Tuche; der Dampf dringt ungehindert wie ein
glühender Strom auf Kopf, Brust, Rücken, auf den ganzen Oberkörper ein
und beginnt seine auflösende Arbeit.

Wer zur Aufsicht und Bedienung beigegeben ist, sorge wohl dafür, daß
schwächere Patienten, denen der Rücken leicht wehe tut, bequem sitzen,
eine gute Stütze im Rücken haben usw. Dagegen achte er nicht auf Klagen
und die verschiedenartigsten Ausrufe wie: Ich halte es nicht ferner
aus, mich muß der Schlag treffen u. a.

Im ersten Augenblicke mag mancher ob der ungewohnten Glühtemperatur
erschrecken, doch bald hat er sich an das tropische, das heiße Klima
gewöhnt und schnell einige +kleinere Vorteile+ gefunden. Beim
ersten Ansturme der hitzigen Wolken suche er eine mehr aufrechte
Stellung einzunehmen, den Kopf zu heben, nach verschiedenen Richtungen
zu wenden usw. Mit dem Angewöhnen und dem Nachlassen der Hitze kehrt
der Oberkörper in die vorgeschriebene, gebückte Stellung zurück.

+Zu befürchten hat man absolut nichts.+ Ich kenne nicht
+einen+ Fall, in welchem der Kopfdampf, genau nach Vorschrift
angewendet, im geringsten geschadet hätte. Ich habe denselben den
verschiedensten Personen in den verschiedensten Krankheiten appliziert
und stets gute Erfolge erzielt. Schaden zugefügt haben nie die Dämpfe,
wohl aber jene Selbstklugen sich selbst, welche ohne alle Vorsicht
und Regel taten, wie es ihnen gut dünkte, nicht wie die Ordnung es
vorschrieb. Eine Anwendung +dauert 20-24 Minuten+. Der Patient
soll während der ganzen Dauer nicht nur willig mit seinem Kopf
herhalten, er soll auch nach Vermögen +Augen, Nase, Mund öffnen+
und an Dampf einströmen lassen, was und wieviel er nur ertragen kann.

Nach Umlauf der Zeit von 20-24 Minuten wird die Wolldecke entfernt
und der ganze Oberkörper mit frischem Wasser kräftig abgewaschen. Der
Patient macht sich zur Winterszeit im Zimmer, zur Sommerszeit im Freien
Bewegung, bis die gehörige Trocknung und die normale Wärmetemperatur
der Haut eingetreten ist.

Ich schulde an dieser Stelle noch +einige wichtige+ und nicht zu
übersehende +Bemerkungen+.

Der +reine+ Wasserdampf wirkt auf manche Augen, ebenso beim Einatmen
auf den Magen zuweilen nicht ganz günstig. Deshalb +mische+ ich dem
heißen Wasser stets +Kräuter+ bei. Zunächst empfehle ich +Fenchel+, der
sich vortrefflich bewährte. Ein Löffel gemahlener Fenchel reicht aus
für eine Anwendung. Auch Kräuter von +Salbei+, +Schafgarbe+, +Minze+,
+Hollunder+, +Spitzwegerich+, +Lindenblüten+ tun treffliche Dienste.
Und wenn dir auch diese abgehen, so nimm eine Handvoll +Brennesseln+
oder +Heublumen+ und mische sie bei; das Kräutchen mag verachtet sein,
sein Dienst ist dennoch gut.

+Bei gewöhnlichen Menschen+ tut der Dampf bald seine Wirkung; den
meisten derselben rinnen schon nach den ersten fünf Minuten die
Schweißtropfen von der Stirne, nach 8-10 Minuten perlen sie hervor aus
allen Poren.

Es gibt jedoch +Patienten+ -- es sind in der Regel +blutarme
Individuen+ mit wenig Naturwärme -- bei denen der Dampf nicht so
leichte Arbeit hat. Man hilft nach, indem man im Herde ungefähr den
sechsten Teil eines Ziegelsteines glühend macht und denselben ca. 10
Minuten nach Beginn der Anwendung in das Dampfbad bringt. Es braust
gewaltig, und die Wolken steigen von neuem dichter und lebhafter auf.

Unmittelbar nach beendigtem Kopfdampf, der wie die folgende Abkühlung
im Winter stets in +erwärmten Räumen+ vorzunehmen ist, soll man
es +nie wagen, ins Freie zu gehen ohne vorherigen kalten Abguß+,
wodurch die durch den Dampf geöffneten Poren wieder geschlossen
werden. Zur Winterszeit verbleibe man vor solchem Austritt ins Freie
noch ungefähr eine halbe Stunde im gewärmten Zimmer, in demselben
auf- und abgehend. Ohne diese Vorsicht könnte man sich leicht nicht
nur einen Katarrh, sondern unter Umständen eine schwere, tödliche
Krankheit zuziehen. Der genannte +kalte Abguß ist auf mehrfache Weise
möglich+. Die einfachste Art, welche ich besonders bei schwächeren,
fremder Hilfe bedürfenden Personen empfehle, besteht darin, daß
man mit einem Handtuche und frischem Wasser den Patienten +rasch
abwäscht+. Bei +Kopfgeschwülsten+, +Ausschlägen+ am Kopf,
+Ohrenfließen+, überhaupt bei Leiden, welche große Ausscheidungen
aus dem Kopfe verlangen, muß beim ersten und zweiten Kopfdampfe diese
Art des Abgusses, vielmehr Abwaschens stattfinden. Die Folgen des
Versäumnisses, wie heftiges Ohrensausen usw., wären wenn auch nicht
gerade gefährlich, doch unangenehm. Bei den folgenden Anwendungen,
nach bereits erfolgten größeren Ausscheidungen aus dem Kopfe, kann die
zweite Art des Abgusses, der eigentliche +Abguß+ an die Stelle der
Waschung treten. In +Form des Obergusses+ werden 1-2 Gießkannen
kalten Wassers über die bedampften Stellen +langsam+ gegossen, den
Kopf, d. i. die Haare ausgenommen; die Brust wird kräftig gewaschen.
Das +weitere+ Verhalten ist dasselbe wie nach den Güssen, d. i.
nach sorgfältiger Abtrocknung des Gesichtes und der Haare zieht man,
ohne den übrigen Körper abzutrocknen, rasch die Kleider an und gibt
sich in Bewegung oder in Handarbeit bis zur völligen Trocknung und
normalen Erwärmung des Körpers.

Wer nach dem Kopfdampf Gelegenheit hat, +rasch ein kaltes Vollbad+ von
höchstens einer Minute zu nehmen, macht seine Sache gleichfalls gut
durch Benützung solcher Gelegenheit.

Die Wirkungen dieser Anwendung sind +bedeutende+; sie erstrecken sich
auf die ganze Hautfläche des Oberkörpers, deren Poren sie öffnen,
sodann auf das Innere des Körpers, indem sie in der Nase, in den
Luftröhren, in der Lunge usw. auflösen und ausleiten. Bei +Erkältungen+
durch Nässe oder raschen Temperaturwechsel, bei +Kopfleiden+,
Ohrensausen, +rheumatischen+ und +krampfhaften Zuständen+ im Genick
und auf den Schultern, bei +Enge auf der Brust+, bei noch nicht
vorgerücktem +Schleimfieber+, lauter Begleiter und Begleiterinnen der
verschiedenen Katarrhe, tut der Kopfdampf vorzügliche Dienste. Zwei
Anwendungen innerhalb drei Tagen bringen in der Regel vollständige
Heilung. +Beginnende Katarrhe+ hebt gewöhnlich ein einziger Kopfdampf
auf und aus, sie mögen sitzen, wo sie wollen.

Wer einen +aufgedunsenen Kopf+, einen +unverhältnismäßig vollen
Hals+, +angeschwollene Halsdrüsen+ hat, nehme wöchentlich zwei bis
drei solcher Dämpfe. Bei +Augenentzündungen+, welche von Kälte,
Erkältungen usw. herrühren, und bei +Triefungen+ tue man ebenso. Der
letztere Patient darf noch größeren Erfolg hoffen, wenn er am Abende
des Tages, an welchem er dem Kopfe den Dampf gibt, seinen Füßen ein
viertelstündiges warmes Fußbad mit Asche und Salz verabreicht.

Bei +Kongestionen+, selbst nach Schlaganfällen, habe ich den Kopfdampf
mit den günstigsten Erfolgen angewendet. Man läßt sich bei diesen
freilich heikeln Fällen von der Meinung täuschen und beängstigen, als
ziehe so ein Dampf noch vollends alles Blut in den Kopf. Die Furcht
ist unbegründet. Indessen habe ich selbst die Praxis -- und ich rate
dieselbe in den genannten zwei Fällen einem jeden an --, die Anwendung
stets auf 15-20 Minuten zu beschränken und dem Dampfe auf den Kopf
tunlichst bald einen Dampf auf die Füße folgen zu lassen.

Da der Kopfdampf stark auflösend wirkt und allzu reichliche
Schweißbildung leicht allzusehr schwächen könnte, so darf diese
Anwendung +nicht zu oft+ vorgenommen werden. Als +Regel+ soll gelten,
daß man die Zahl 2 in der Woche nicht überschreite. +In seltenen
Fällen+, in welchen +ganz besondere Auflösungen+ und +Ausscheidungen+
notwendig sind, kann eine Woche hindurch der Kopfdampf jeden zweiten
Tag zur Anwendung kommen, jedoch mit verkürzter Dauer (Minimum
[geringste Zeit] 15 Minuten, Maximum [längste Zeit] 20 Minuten).


2. Der Fußdampf.

Die Arbeit welche der Kopfdampf am Oberkörper vornimmt, leistet der
Fußdampf dem Unterkörper, in erster Linie den Füßen.

Die +Anwendung+ geschieht +folgendermaßen+:

[Illustration: Fig. 9.]

[Illustration: Fig. 10.]

Über den zum Sitzen bereit gehaltenen Stuhl wird der Länge nach eine
ziemlich breite und dichte Wolldecke ausgebreitet. Darauf setzt sich
der zu Behandelnde mit bekleidetem Oberkörper, mit entkleideten Füßen
(Beinen). Vor ihn kommt wie zum Fußbade das mit heißem Wasser etwas
über die Hälfte gefüllte Holzgefäß zu stehen. Es ist das auch zum
Kopfdampf benützte Gefäß (~a~, Fig. 9). Auf dem oberen Rande desselben,
zu beiden Seiten der Öhren liegen zwei schmale Holzstäbe, auf welche
der zu Behandelnde die Füße bequem aufstellen kann. Man suche dieselben
durch irgend eine kleine Vorrichtung zu befestigen, daß die Gefahr
des Nachgebens und des Verbrühens der Füße den Patienten nicht
ängstigt.[13] Hat dieser sodann seine Stellung eingenommen und steht
das dampfende Wasser vor ihm, so wird die dichte Wolldecke derart um
die Beine und das Holzgefäß gelegt, daß kein Dampf unbenützt verloren
geht und durch eine große Wollröhre das warme Element von unten nach
oben, zu den Füßen, zu dem Unterleibe und weiter aufsteigt.[14]
(S. Fig. 11.) Zu den Fußdämpfen benütze ich in der Regel leichtere
strudelnde +Absude von Heublumen+. Wie beim Kopfdampfbade, so kann ich
bei dieser Anwendung den Dampf und damit die Wirkung steigern, indem
ich nach je 5 oder 10 Minuten das glühende Stück eines Ziegelsteines in
das heiße Wasser sachte und vorsichtig einsenke. Man lasse die Steine
ja nicht ins Wasser fallen; dieses müßte ein Spritzen und Brandwunden
absetzen. Die Zahl der glühenden Ziegelstücke, sowie die +Dauer des
Fußdampfes+ richten sich genau nach dem höheren oder geringeren Grade
der Wirkung, welche man erzielen will. Oft soll +lediglich der untere
Teil der Füße+ in Schweiß gebracht werden, wie z. B. bei Fußschwitzern;
manchmal aber sucht man die +ganzen Füße, die Schenkel inbegriffen+,
+öfters den ganzen Unterleib+, zuweilen den +ganzen Körper+ durch einen
Fußdampf in Schweiß zu bringen. Viele habe ich gesehen, denen bei
dieser höchst einfachen und primitiven Anwendung der Schweiß von der
Stirne rann wie bei der forciertesten (angestrengtesten) Schwitztour
unter 2-3 Federbetten. Bei den +leichtesten Anwendungen+ wird ein
glühendes Ziegelstück und eine Zeitdauer von 15-20 Minuten genügen; um
die +größte Wirkung+ eines eigentlichen Schwitzdampfbades zu erzielen,
wird es notwendig werden, die glühende Masse alle 5-10 Minuten zu
erneuern und die Anwendung +bis zu 25 und 30 Minuten+ auszudehnen.

[Illustration: Fig. 11.]

       *       *       *       *       *

Dem Dampfbade folgt +stets+ die +kalte Abkühlung+, welche sich ganz
richtet nach der Ausdehnung der schwitzenden oder in Schweiß gebadeten
Stellen. Füßen, welche nur bis an die Knie schwitzen, genügt eine
rasche kalte Abwaschung mit einem Linnentuche, kräftigeren Naturen ein
Knieguß. Bei mitschwitzenden Schenkeln und Unterleib reicht ein Halbbad
aus. Ist der ganze Körper in Mitleidenschaft gezogen, so muß auch der
ganze Körper entweder durch ein Halbbad mit Waschung des Oberkörpers
oder durch ein Ganzbad oder durch eine Ganzwaschung abgekühlt werden.
Die Regeln über die Vornahme dieser Anwendung lese man an den
betreffenden Stellen (bei den Bädern und Waschungen), die Regeln über
das Verhalten nach dem Fußdampfe beim Kopfdampfe nach. Sie gelten auch
hier ohne allen Unterschied.

Die +Anwendung+ des Fußdampfes +geschieht+ vornehmlich bei den
+verschiedenartigsten Fußleiden+, so bei +starken übelriechenden
Fußschweißen+, wo es gilt, die faulen Säfte aufzulösen und auszuleiten;
bei +angeschwollenen Füßen+, die auf Säfte und Blutstauungen schließen
lassen; bei +kalten Füßen+, in denen die Transpiration auf Nullgrad
steht und zu denen das Blut sozusagen den Weg nicht mehr findet.
Diese Dämpfe wecken neue Tätigkeit und bringen frisches Leben,
sind zuweilen auch nur, wie bei den einzelnen Krankheiten gesagt
werden wird, notwendige vorbereitende Übungen, welche anderweitigen
Wasseranwendungen die Wege ebnen und deren Erfolg sichern.

Wer an +Nagelgeschwüren+, +eingewachsenen Nägeln+ usw. leidet, wer
+Blutvergiftung+ befürchten muß, z. B. wegen unglücklicher Behandlung
von Hühneraugen, Ausreißen von Nagelwurzeln usw., lasse sich baldigst
diesen Dampf bereiten.

+Gesteigerte Anwendungen+, welche mehr oder weniger auf den ganzen
Körper wirken sollen, kommen vor bei +krampfartigen+, besonders +durch
Erkältung+ entstandenen Leiden des +Unterleibes+; bei +Kopfleiden+,
deren Ursache auf Kongestionen, zu heftigen Blutandrang nach dem Kopfe
zurückzuführen ist.

Bei +blutarmen Individuen+, denen vor dem Beginne irgend einer
Kaltwasseranwendung mehr Wärme einzupumpen ist, haben mir leichtere
Fußdämpfe sehr oft große Dienste erwiesen.

Als +Regel bezüglich der Wiederholung+ dieser Anwendung gilt wie beim
Kopfdampfe, daß man damit recht sparsam sei. Einmal, zweimal in der
Woche wird man öfters, dreimal nur selten lesen, letzteres nur bei
Einzelfällen, welche stets diese Notiz ausdrücklich enthalten müssen.

Nun noch eine Bemerkung!

Oft schon sind mir +Klagen+ zugekommen +wegen der zu großen
Umständlichkeit+ der von mir verordneten Dämpfe. Ich frage jeden
Wohlmeinenden: Was ist einfacher, mein Fußdampf oder ein Schwitzbad
nach so und so vielen Tassen heißen Thees, nach so und so vielstündiger
Tortur, unter so und so vielen Federbetten, ein Schwitzbad, welches
selten, fast nie vorübergeht ohne die heftigsten Kopfschmerzen und
anderes Weh!


3. Der Leibstuhldampf.

Dieser Dampf tut seiner leichten Bereitung, bequemen Applizierung und
überaus schuldlosen, d. i. ungefährlichen Wirkung wegen besonders in
+Krankheiten große Dienste+. Selbst Schwerkranke, bei denen wegen
Schwäche oft sehr schwer der erwünschte Schweiß zu erzielen ist, können
auf diese Weise recht leicht zum Schwitzen gebracht werden.

In den irdenen oder blechernen Topf des Leibstuhles wird die strudelnde
Mischung geschüttet. Der Patient setzt sich, die Bedienung sorgt, daß
kein Wölkchen des wohltuenden Rauches unnütz entweicht. Rasch steigt
der heiße Qualm zum Körper auf und erzeugt in Bälde schwächeren oder
stärkeren Schweiß, der sich manchmal zu einem förmlichen Schwitzbade,
d. h. zu einem allgemeinen Schwitzen des ganzen Körpers steigert. Die
Anwendung +dauert 15-20 Minuten+. Erscheint es notwendig, den Kranken
in länger dauerndem Schwitzen zu erhalten, so bringt man (da das
Sitzen beschwerlich und der Dampf vielleicht für längere Dauer nicht
wirksam wäre) ihn zu Bette; es wird ohne jede besondere Auflage die
Schweißkur, d. i. das Schwitzen, fortdauern. +Nach dem Dampfe+ soll
eine Ganzwaschung, ein Halbbad mit Abwaschung des Oberkörpers oder ein
Vollbad je nach Können des Patienten die ganze Anwendung beschließen.
Bei +Schwerkranken+ wird stets die Ganzwaschung am leichtesten und
ungefährlichsten vorgenommen werden können.

Die +Wirkung des Leibstuhldampfes+ ist, wie von selbst einleuchtet,
auflösender und ausleitender Natur. Die Ausscheidungen geschehen in
Form und durch Abgang des Schweißes. +Niemals+ benütze ich für diese
Dämpfe das +Wasser allein+; +stets+ mische ich +Kräuter+ bei und zwar
wieder die bekannten Kräuter von Heublumen, von Haberstroh, vor allen
andern indessen von Zinnkraut.

Bei +Nieren-+ und +Steinleiden+ wende ich Dämpfe an von
+Haberstrohabsud+;

bei +krampfhaften+ oder +rheumatischen Zuständen+ des +Unterleibes+,
bei +Blasengeschwüren+, bei +beginnender Wassersucht+ solche von
+Heublumenabsud+.

Wie die Dämpfe mit Anwendung von Kaltwasser wechseln, lese man nach im
dritten Teile bei den einzelnen Krankheiten.

Die auffallendsten und erstaunlichsten Erfolge habe ich erzielt mit
Dämpfen von +Zinnkrautabsud+ in all’ den höchst peinlichen Fällen,
in welchen das +Urinieren+ (Wassermachen) +unmöglich+ wurde und
infolgedessen die entsetzlichsten, wahnsinnigsten Schmerzen den armen
Patienten quälten und fast zur Verzweiflung brachten. Die meist durch
Erkältung und Entzündung entstandenen krampfhaften Zustände der Blase
wurden durch den heißen Zinnkrautdampf in verhältnismäßig kurzer Zeit
gehoben, und das Organ tat wie früher seine reinigenden Dienste.


4. Besondere Dämpfe auf einzelne kranke Stellen.

Im Wechsel mit anderen Wasseranwendungen dienen in vielen Fällen die
Dämpfe sehr gut bei +Leiden an den Augen, in den Ohren, im Mund, an
den Fingern, an der Hand, am Arme, an den Zehen, am Fuß+ usw. Einige
Beispiele mögen dieses klar machen.

Ein giftiges +Insekt sticht in die Hand+, in den Arm, das Glied
schwillt an und schmerzt heftig, die Entzündung droht um sich zu
greifen usw. Im Vereine mit Hand- und Armwickeln werden Dämpfe auf die
leidende Stelle bald Linderung der Schmerzen und Hilfe bringen. Zu
dem Zwecke hält man die Hand oder den Arm über ein Gefäß, welches das
strudelnde, dampfende Wasser enthält.

Wegen irgend einer durch +Giftstoffe verunreinigten Wunde droht
Blutvergiftung+; es ist Gefahr im Verzuge. Rasch soll ein auflösender
und ausleitender Hand- oder Fußdampf bereitet werden.

Es wird jemand von einem +wutverdächtigen+ Hunde gebissen. Bevor ein
Arzt und andere Hilfe zur Hand sind, kann rascher durch Dampf dem
Gefährdeten wenigstens vorläufige Hilfe gebracht werden.

+Heftige Krämpfe+ quälen ganz bestimmte Stellen an Händen und Füßen.
Man säume nicht, sie bedampfen zu lassen.

Zu äußeren Anwendungen der genannten Arten verwende ich +in der Regel
Absude von Heublumen+.

+Für Augendämpfe+ dient sehr gut +Absud von Fenchelpulver oder
Augentrost+ oder +Schafgarbe+;

+für Ohrendämpfe Absud+ von +Taubnesseln+ oder +Brennesseln+ oder
+Schafgarbe+;

+für Verschleimung im Halse Absud von Schafgarben+ oder +Spitzwegerich+
oder +Brennesseln+.

Bezüglich der +Anwendungszeit+ überschreite man +20 Minuten nie+; die
+kürzeste+ Dauer umfaßt +10 Minuten+.

Jene +Dämpfe+, welche zum +Einatmen+ dienen, nach innen wirken oder die
Augen und Ohren betreffen, sollen vorsichtigerweise +niemals übermäßig
warm oder gar heiß+ genommen werden.


~D.~ Gießungen.

Die bei mir zur Anwendung kommenden Gießungen (Güsse) sind folgende:


1. Der Knieguß.

Die Füße werden bis über die Knie entblößt, die Beinkleider möglichst
weit zurückgeschlagen und, um sie vor Nässe zu schützen, gegen die zu
begießenden Stellen zu mit einem Tuche (Handtuche) bedeckt. Man setzt
sich sodann auf einen Stuhl und stellt beide Füße ähnlich wie beim
Fußbade in ein bereitstehendes Gefäß. (S. Abbildung.) Wer sich aber
stehend den Guß geben läßt, handelt nicht schlechter. Der Guß geschieht
mit einer kleinen Gießkanne, am besten mit einer Treibhausgießkanne,
die mit einer Hand leicht dirigiert wird. Die erste Kanne, die
schneller und voller strahlend ausgegossen werde, benetzt beide Füße,
von den Zehen bis über die Knie. Die folgenden Kannen bespülen in
schwachem Strahle, der bald höher, bald tiefer auffällt, einzelne
Fußstellen, besonders die Kniescheiben (in der Mitte, rechts und links
davon) und die Waden in einer Art, daß das Wasser über die Beine
ziemlich gleichmäßig hinunterläuft. Der Inhalt der letzten Kanne wird
nicht gegossen, sondern aus der größeren Öffnung in zwei oder drei
Malen über die Füße wie zur Abspülung hingeschüttet. Zu einem Kniegusse
können 2-10 Gießkannen verwendet werden, wovon eine 13-15 Liter hält.

[Illustration: Fig. 12].

+Kranke+, +Schwächlinge+ halten den Guß beim ersten Anprall sehr schwer
aus. Kein Anfänger tut sich ganz leicht. Schon Männer, welche zuerst
über das Bagatellverfahren witzelten, dann die elektrischen Schlägen
gleichende bis ins Innerste hinein erschütternde Wirkung verbeißen
wollten, habe ich wie Espenlaub zittern und vor Schmerz weinen sehen.
Es ist das der beste Beweis für die elektrisierende, auffrischende,
stärkende Kraft dieses Gusses.

+Rekonvaleszenten+, +blut-+ und +säftearmen Personen+, -- +allen, deren
Fußknochen+ nicht kernige Muskeln, sondern nur +dünne, armselige+
Fleischmäntelchen tragen, rate ich die erste Zeit +nie mehr als 2-3
Gießkannen+; auch +bei jedem Anfänger+ soll das erste Mal die Zweizahl
nicht überschritten werden. Sie können in den folgenden Tagen auf 4-6
und noch später auf 8-10 Kannen steigen. Nach 8-10 Kniegüssen ist
jedes Schmerzgefühl verschwunden. Mit Behagen, mit einem gewissen
Sehnen erwartet man den nächsten Strahl, der in so kurzer Zeit die
verweichlichten Füße so bedeutend gestärkt hat.

Der +Knieguß+ kommt +regelmäßig+ nur in +Verbindung+ mit dem +Oberguß+
vor. Man +lese+ deshalb nur das vom +Oberguß+ Gesagte. Jedoch ist dies
nicht so gemeint und auch nicht so zu verstehen, daß nach dem Obergusse
+unmittelbar+ der Knieguß genommen werden müßte.


2. Der Schenkelguß

bildet die +Fortsetzung des Kniegusses+, gegen den Unterleib zu,
schließt jedoch als eigentlichen Schenkelguß dessen Begießung aus. Er
besteht darin, daß außer den beim Knieguß begossenen Fußstellen die
Schenkel mit in Behandlung gezogen werden. Die erste Kanne Wassers
benetzt ziemlich rasch die ganze Länge der Beine von den Zehen bis
zum Unterleib; die folgenden mögen nahezu gleichmäßig verteilt auf
dieselben spülen. Patienten, welche noch das Stehvermögen haben,
nehmen diesen Guß (und wohl jeden andern) besser in stehender
Haltung; sie haben dabei den Vorteil, daß das aus der Kannenröhre
ausfließende Wasser beim Hinablaufen Wade und Schienbein +gleichmäßiger
und gleichzeitiger+ benetzt; und gleichmäßiges und gleichzeitiges
Übergießen zähle ich stets zu den guten Eigenschaften eines Gusses.

[Illustration: Fig. 13.]

[Illustration: Fig. 14.]

Die Wirkung des Schenkelgusses ist die erhöhte Wirkung eines
Kniegusses; daher könnte er jederzeit diesen letzteren vertreten
und ersetzen. Als Vertreter aber geht es ihm wie den Ersatzmännern
bei öffentlichen Ämtern: es kommt in meinem Wasseramte selten zur
Verwendung. Er bildet die natürlichste Brücke, den natürlichsten
Übergang vom Knieguß zum Unterguß, erhöhtem, verstärktem Schenkelguß,
Schenkelguß im weiteren Sinne des Wortes. So oft im folgenden und
in allen meinen Schriften der Name Schenkelguß erscheint, habe ich
(+immer+ möchte ich sagen) den +verstärkten+ Schenkelguß im Auge.


3. Der Unterguß

(erhöhter, verstärkter Schenkelguß) besteht darin, daß mit der ersten
Gießkanne rückwärts unten am Fuße beginnend der Körper bis über +die
Hüfte+ benetzt wird und die folgenden drei bis vier, ja sechs Kannen
Wasser gleichmäßig den ganzen Unterkörper (auch von vorne), vorzüglich
aber Kreuz- und Lendengegend gut bespülen. Weil er sich auf den ganzen
Unterleib erstreckt, so ist sein Name „Unterguß“ auch gerechtfertigt;
am vorteilhaftesten wird er gleich dem Schenkelguß stehend genommen.
(Siehe Abbildung.)

[Illustration: Fig. 15.]

Dieser Guß muß +regelmäßig nach dem Fußdampfe erfolgen+, wenn nicht
etwa das Halbbad oder das Knien in die Badewanne vorgezogen wird. Seine
Wirkung ist um so stärker, je mehr Wasser dazu verwendet wird, und je
höher der Strahl auffällt. +In der Regel+ soll derselbe nicht höher als
etwa spannehoch fallen.


4. Der Rückenguß

bildet die Fortsetzung des vorher beschriebenen Gusses nach oben
in der Weise, daß mit der ersten Gießkanne voll Wasser die ganze
Rückseite des zu Begießenden von der Ferse bis zum Nacken benetzt
wird; der Inhalt weiterer 3-5 Kannen, dessen Strahl höher oder tiefer,
stärker oder schwächer auffallen kann, wird vom Halse bis hinunter zum
Steißbein einerseits und von dem linken bis zum rechten Schulterblatte
anderseits gleichmäßig ausgegossen. Ziemlich reichlich wird dabei
die Rückensäule bedacht, aber nicht überflüssig ist nebstbei die
Bemerkung, daß bei sehr empfindsamen, erregbaren Personen, besonders
anfangs, die Wirbelsäule +selbst+ möglichst geschont werden möge.
+Rasches Abwaschen+ der Brust, des Unterleibs und der Arme soll den
Rückenguß stets begleiten oder beschließen. Ich sage +begleiten+ oder
+beschließen+: ersteres kann dadurch bewerkstelligt werden, daß das
Wasser, welches, während der Nacken begossen wird, nach vorne abfließt,
zur Abwaschung verwendet wird; letzteres geschieht unmittelbar nach dem
Gusse, so oft ersteres unterlassen wurde. Bei den Beinen kann man das
Abwaschen ersparen, indem man in stehender Körperhaltung den Guß nimmt,
in welchem Falle das Wasser beim Ablaufen von oben eine volle Abspülung
vornimmt.

[Illustration: Fig. 16.]

Der Rückenguß wirkt besonders +stärkend+ auf das +Rückgrat+ ein und
+fördert+ den +Blutumlauf+ günstiger und stärker als die vorigen
Gußarten.


5. Der Ganz- oder Vollguß

erstreckt sich, wie der Name besagt, auf den ganzen Körper, vom Halse
bis zu den Fußspitzen. Derselbe wird folgendermaßen erteilt:

Der Patient sitzt in der Badewanne oder in einem weiten Holz- oder
Blechgefäß auf einem schmalen Brettchen, bekleidet mit Badehosen oder
dem Badehemde. Wer ihn kniend oder stehend nehmen will, trifft auch
keine schlechte Wahl. Der Guß geschieht zum Teil von der Rückseite, zum
Teil von der Vorderseite mit ungefähr 4 Gießkannen Wasser. Die erste
Kanne netzt den ganzen Körper an. Die weiteren drei und mehr Kannen
werden in der Art verwendet, daß der Strahl nach allen Körperteilen
hinzielt, vorzüglich nach dem Rückenmark und den Hauptnervengeflechten,
also ins Genick und zu beiden Seiten desselben, sodann in die
Magengegend (Magengrube, Sympatikus in der Magengegend).

[Illustration: Fig. 17.]

+Gesunden+, besonders +korpulenten Personen+, ist dieser Guß
sehr zu empfehlen. Er härtet ab, steigert die Zirkulation des Blutes,
kräftigt und hebt diese blutarmen und wasserscheuen Individuen aus
ihrer übergroßen Empfindsamkeit und Empfindlichkeit heraus.

+Wer sich kalt+ fühlt und +wem fröstelt+, der darf den Guß
nicht nehmen, er stelle denn zuerst die richtige Naturwärme her, sei es
durch Bewegung, sei es durch künstliche Nachhilfe, etwa den Fuß- oder
Kopfdampf. Sonst aber kann er Sommers und Winters vorgenommen werden,
im Winter selbstverständlich in einem gewärmten Lokale.

Bei +Kränklichen+ und +Schwächlichen+ darf, ja soll das
Wasser etwas temperiert („abgeschreckt“) werden und wenigstens die
Temperatur haben, welche das Wasser in Badeanstalten zur Sommerszeit
hat (15-18°~R.~).

Die Berichte der einzelnen Krankheiten enthalten, in welchen Fällen
und wie oft der Ganzguß anzuwenden sei. Ich ziehe denselben vielfach
dem Vollbade vor und verwende ihn statt desselben da, wo ich durch
Aufgießen auf eine besonders leidende Stelle in nachhaltiger Weise
einwirken will. Bei +Rheumatismen+ geschieht dieses ziemlich oft.

+Kranken+, bei denen ich +besonders starke Auflösungen+
und Ausleitungen erzielen möchte, gebe ich nach dem Vollgusse noch
folgende Anwendung. Das durch den Guß naß gewordene Hemd wird rasch so
ausgewunden, daß es nicht mehr träufelt, und dann als Wickel benützt
(s. Wickelungen), in welchem der Patient 1 bis 1½ Stunden bleibt.
Andernfalls muß es selbstverständlich ausgezogen und durch trockene
Wäsche ersetzt werden. Der Patient selbst macht sich Bewegung, bis er
völlig warm und trocken ist.

Hier nur eine +flüchtige Bemerkung+. Die an manchen Orten
üblichen, hoch und deshalb sehr +stark auffallenden Güsse+ und
+heftigen Duschen+ habe und billige ich nicht. Ich sehe absolut
nicht ein, was so gewaltige Wasserschläge bei Gesunden und erst bei
Kranken erzielen sollen. Zum Waschen des Körpers braucht man keine
Feuerspritze; wem würde solches einfallen?

Zum Begießen sind diese förmlichen Wasserstürme nicht notwendig; denn
entweder ist die Krankheit heilbar und so durch geringere Anwendung
ihr beizukommen, oder sie ist nicht heilbar; dann würde diese schroffe
Behandlung auch nichts nützen, eher schaden.


6. Der Oberguß

ist das Gegenstück zum Unterguß.

Der zu Behandelnde entkleidet sich bis auf die Beinkleider. Das
Einfließen des Wassers in letztere hindert ein übergelegtes,
abschließendes Tuch. Das Gefäß, in welches das Wasser abfließt,
dann statt auf der Erde auf einem Stühlchen stehen. Das Bücken wird
stärkeren Personen dadurch leichter gemacht; auch der Kopf wird
geschont, d. i. durch dessen mehr gehobene Haltung der Blutandrang zu
demselben gemindert. Der Patient stützt beide Hände auf den Boden des
Gefäßes, so daß der Oberkörper eine horizontale Lage annimmt und das
Wasser beim Gießen ins Gefäß abfließt. (S. Abbildung.)

[Illustration: Fig. 18.]

+Die erste Kanne+ verbreitet sich, ausgehend vom rechten Arm und
der rechten Schulter, über den ganzen Rücken bis zur linken Schulter
und dem linken Oberarm (~a~). Sie dient in erster Linie zur
Anfeuchtung der ganzen Gußstelle. Die zweite (~b~), ebenso die
dritte Kanne (~c~) bewegen sich hauptsächlich über das große
sympatische Nervengeflecht zu beiden Seiten des 7. Halswirbels, sodann
über den ganzen Rücken und das Rückgrat, stets abschließend mit einem
der beiden Oberarme. +Die ganze Gußstelle+ soll drei- bis viermal
+gleichmäßig übergossen+ werden, der Begossene gleichsam +drei
Wasserauflagen+ bekommen, welche über den Oberkörper, über die Brust
in das Gefäß abfließen. Wer aber nicht geübter, erprobter Begießer
ist, dem gebe ich den guten Rat, einfach so zu gießen, daß das Wasser
auf den Rücken des zu Begießenden recht gleichmäßig verteilt wird, so
daß dasselbe eine förmliche Decke bildet und der Rücken wie etwa mit
einem Tuche überlegt erscheint. Der +Kopf+ werde +möglichst
geschont+, der Hals dagegen tüchtig begossen. Wer lange Haare hat,
dessen Kopf greife ich gar nicht an; wer kurze Haare hat, den begieße
ich zart und wenig. Bei +nervösen Personen+ sei man achtsam, daß
der +Rückgrat+ oder auch nur eine Stelle desselben zu stark oder
zu lange begossen werde. Der Strahl würde fast wie ein stechendes
Messer empfunden und nicht ertragen werden, wenn auch durchaus keine
Gefahr ist. Je nach Bedarf und Absicht läßt der Begießende den Strahl
voller oder geteilter, höher oder tiefer, d. i. stärker oder schwächer
auffallen. Zugleich habe er ein +Ohr+, ob der Patient über
besondere Schmerzen an irgend einer einzelnen Stelle klagt, und ein
+Auge+, ob er vielleicht Symptome von Ausschlägen, Geschwüren,
Blutanstauungen (blaue Flecken), Blutwülsten usw. gewahr wird.

[Illustration: Fig. 19.]

+Je gleichmäßiger+ das Wasser über die begossenen Teile läuft, um
so leichter ist der Guß auszuhalten, und um so schneller tritt an allen
Stellen gleichmäßige Wärme ein.

Es gibt Personen (darunter zählen insbesondere diejenigen, welche
entweder schon stark beleibt sind oder zum Starkwerden Anlage haben),
bei denen man lange auf +Reaktion+ warten kann. Man sieht dieses
daran, daß die Haut weiß, farblos bleibt, wie vor dem Gusse, nicht rot
wie vom aufgescheuchten, geweckten, den begossenen Stellen zuströmenden
Blute. Da +helfe+ ich dadurch +nach+, daß ich nach der ersten
Kanne den nassen Rücken leicht mit der Hand abwasche und durch diese
kleine Reibung die Haut zur Tätigkeit reize. Beim dritten und vierten
Gusse schon ist in der Regel vollständige Reaktion vorhanden.

Bei +schwächlichen+ Personen reicht zum Gusse eine Kanne aus.

+Anfänger+ traktiere man mit 1 oder 2, +Fortgeschrittene+
mit 2 oder 3, +Gesunde+ und +Kräftige+ mit 5 bis 6 Kannen.
Übertreiben soll man bei vorhandenem Wohlbehagen in keinem Falle.

Vor und nach dem Gusse wasche man sich schnell die Brust, trockne nach
demselben die Hände und das Gesicht, ziehe rasch, ohne sonst irgend
abzutrocknen, die Kleider an und begebe sich in Bewegung oder an die
Arbeit.

Der +Oberguß+ ist (wenn nicht eine Abwaschung stattfindet)
+stets notwendig+ nach dem Kopfdampf.

Sonst kommt er +regelmäßig+ vor in Verbindung mit dem Knieguß,
und zwar in der Reihenfolge, daß zuerst er und nach vollständiger
Bekleidung des Oberkörpers der Knieguß vorgenommen wird. Betont sei
aber nochmals, daß eine +Notwendigkeit+ nicht vorliegt, daß dem
Oberguß der Knieguß folgen +müsse+.

+Beide Güsse zählen+ mit zu den +Abhärtungsmitteln+; sie
wirken erwärmend, (gleichmäßige Zirkulation des Blutes), stärkend,
förmlich elektrisierend und können von Personen beiderlei Geschlechts
ohne allen Nachteil angewendet werden.

Ich kenne solche, welche jeden Morgen beim Aufstehen sich selbst beide
Güsse applizieren. Sie nehmen zuerst den Oberguß vor, indem sie durch
geschickte Handhabung der kleinen Kanne sich das Wasser über den Rücken
laufen lassen, noch besser, indem sie sich in der Waschküche oder in
einem Badelokal den Wasserhahn klein drehen und den mäßigen Strahl auf
den Rücken spielen lassen. Sie wandern unter dem Strahl einher, wie es
ihnen selbst beliebt und wohltut. Hernach richten sie den Hahn oder die
Kanne ebenso auf die Knie. In fünf Minuten ist alles vorüber und dem
ganzen Körper eine große Wohltat erwiesen.

[Illustration: Fig. 20.]

+Wer sich scheut, den Guß von einem andern zu erbitten+, und dazu
selbst die Gewandtheit nicht besitzt, wasche sich den Oberkörper mit
recht kaltem Wasser. Dann stelle er die bis über die Knie entblößten
Füße in ein zum Teil mit Wasser gefülltes Gefäß, schöpfe mit was immer
von dem Wasser und schütte dieses langsam über die Knie und den untern
Fuß. Selbst bei dieser primitiven Selbstverabreichung der beiden Güsse
wird die Wirkung nicht fehlen.


7. Der Armguß.

Wie die Beine bei Knie- und Schenkelguß für sich allein in Behandlung
kommen, so kann es öfters auch sehr zweckdienlich sein, die Arme
speziell zu begießen.

Der Guß beginnt vorne an den Händen und nimmt seinen Lauf hinauf bis
gegen die Achseln; er wird stets beiderseits vorgenommen und für
gewöhnlich reicht eine Kanne zu 15 Liter für +einen+ Arm aus. Bald
wird dieser Guß verordnet und genommen als +einfaches Abhärtungsmittel
der Arme+, bald ist er sehr +nützlich zur Auflösung der Stauungen+
in denselben, bald +um Entzündungen zu dämpfen und deren Schmerz
zu lindern+, und bald um Gicht und Rheumatismus aus den Armen zu
verscheuchen. Für Blutarme und Bleichsüchtige ist er eine große
Wohltat. Wer einen sprudelnden Brunnen zur Verfügung hat, der halte
beide Arme eine Minute unter denselben und ich werde ihm gewiß nicht
den Vorwurf machen, daß sein Armguß kein richtiger ist.


8. Der Kopfguß.

Wollte ich diesen Guß ganz verschweigen, so würde ich einer Anwendung
in meinem Heilverfahren nicht gerecht werden, der ich doch bei Augen-
und Ohren-Gebrechen große Dienste und Erfolge zu verdanken habe. Dabei
gießt man das +Wasser über den Kopf+ und läßt +den Strahl+ =um= +die
Ohren+, +auf die Backen+ und selbst +zwei Sekunden auf das geschlossene
Auge+ spielen. Zuerst verwendet man hiezu +eine+, später +zwei+ Kannen
voll Wasser. Wieder ist es nicht überflüssig, die Mahnung beizufügen,
daß nach dem Kopfgusse das Haupthaar +sorgfältig+ abgetrocknet werden
muß.


~E.~ Waschungen.

Die Waschungen teilen sich in +Ganzwaschungen+ und in +Teilwaschungen+.
Von beidem wird im folgenden die Rede sein. Im +allgemeinen+ kann
vorausgeschickt werden, daß die Grundsätze bezüglich des Frottierens,
des Nichtabtrocknens auch hier gelten. +Bei einer jeden Waschung+ liegt
die +Hauptsache+ (der +Schwerpunkt+) darin, daß der ganze Körper oder
der einzelne zu waschende Teil +gleichmäßig naß+ werde. Vom Gerieben-,
Geknetetwerden ist nirgends die Rede. Wenn zuweilen bei den Krankheiten
von kräftiger Abwaschung gesprochen wird, so verstehe ich darunter
stets eine schnelle Handlung, bei der man nicht zögert und zaudert.
+Diejenige Ganz-+ oder +Teilwaschung+ wird die +beste sein+, +die am
gleichmäßigsten geschieht+ und am +kürzesten dauert+; über 1, längstens
2 Minuten darf keine währen. Darnach mag man beurteilen, wie sehr mein
Verfahren von den in gewissen Anstalten geübten verschieden ist, und
man verschone mich mit dem Vorwurfe, daß ich die Patienten unmäßig
lange im kalten Wasser belasse, was den also Mißhandelten Rheumatismen,
Gelenkrheumatismen u. a. notwendigerweise zuziehen müsse. Ich sündige
wahrlich nicht durch ein Übermaß.

Noch sei bemerkt und +eingeschärft+ wie beim kalten Vollbade: +wessen
Körper kalt ist+, +wen fröstelt+ oder +friert+, der nehme +nie eine
Waschung+, vor allem nie eine Ganzwaschung vor. Die ohnedies geringe
Naturwärme würde so noch bedeutend geschwächt und nur schwer und
lange nicht ersetzt werden. Fieber, Katarrh und anderes müßten die
unausbleiblichen Folgen sein.


1. Die Ganzwaschung.


~a~) Die Ganzwaschung für Gesunde.

Die Ganzwaschung erstreckt sich, wie der Name besagt, auf den ganzen
Körper (den Kopf ausgenommen), welcher von oben bis unten in einem Zuge
gewaschen wird.

+Am leichtesten geschieht sie in folgender Weise+:

Man nimmt ein rauhes, grobes Handtuch (mit dem kleinen Badeschwamm geht
es zu langsam), taucht es ins kalte Wasser und beginnt die Waschung an
Brust und Unterleib. Dann kommt die Reihe an den schwerer zugänglichen
Rücken. Eine Regel über das „Wie“ der Rückenwaschung läßt sich nicht
geben. Ein jeder wird bald selbst den Vorteil finden, wie er dem ganzen
Rücken schnell und leicht beikommt. Den Abschluß bildet die Waschung
der Arme und Beine (Füße). Alles muß in einer, längstens in zwei
Minuten fertig sein. Jede Waschung, die darüber währt, kann vom Übel
sein. Zudem hüte man sich, die Waschung an einem Orte vorzunehmen,
an dem der Körper der freien Luft ausgesetzt ist. Das hieße sich
absichtlich verderben wollen.

Ohne abzutrocknen zieht man möglichst rasch die Kleider an und sucht
Arbeit oder Bewegung bis zur völligen Erwärmung und Trocknung der Haut.

+Wann und wie oft können Gesunde die Ganzwaschung vornehmen?+

Einmal, in der Frühe nämlich, wäscht sich jedermann Gesicht und Hände.
Auch die Ganzwaschung wäre in der +Morgenfrühe+ gleich beim Aufstehen
vortrefflich angebracht. Da ist die Naturwärme, weil durch die
Bettwärme gesteigert, am stärksten; die Waschung wäre eine angenehme
Abkühlung, Auffrischung, die sofort den Halbschlaf vertreiben und schon
beim Beginne des Tagewerkes tüchtig, lebendig und frisch machen würde.
Von Zeitverlust kann da nicht die Rede sein, denn in einer Minute ist
die Ganzwaschung geschehen und es kann sofort zur Arbeit geschritten
werden.

Wie mancher in der Stadt macht im Frühjahr und im Sommer seinen
+Morgenspaziergang+! Er probiere +vor demselben+ die Ganzwaschung. Ich
bin überzeugt, ich brauche ihn zum zweiten Male +nicht+ aufzumuntern.

Solche, welche nach dem Ganzbade weder Bewegung machen noch an eine
Arbeit gehen können und darin eine Entschuldigung suchen, tun unklug.
Sie sollen die Ganzwaschung ruhig vornehmen und sich nach derselben
noch ein Viertel- oder ein halbes Stündchen zu Bette legen. Auch dieses
geht an.

Wer es über sich bringt, -- es ist eine so kleine Überwindung! -- eine
Zeit lang täglich oder wenigstens alle 2-3 Tage seinem Körper diesen
Dienst zu erweisen, der dient demselben in Wahrheit gut und erwirbt
sich selbst den besten Lohn.

Hat jemand in der Morgenfrühe keine Zeit, so ist +jede Tagesstunde+
eine gute Stunde zur Waschung. Man ziehe sich zwei, drei Minuten in
seine Schlafkammer, in die Waschküche usw. zurück, und die wohltuende
Arbeit ist vorüber. Daß wir doch nicht so überaus bequem und
wasserscheu wären!

Wenn der Schmied und Schlosser seine Werkstatt schließt, so wäscht er
sich den Ruß und den Kohlenstaub vom Gesichte; wenn der Landmann, der
auf Reinlichkeit was hält, vom Felde heimkehrt, so wäscht er sich die
Hände und nimmt zur heißen Sommerszeit vor jeder andern Erfrischung
einen Schluck Wasser, um sich Mund und Gaumen auszuspülen. Wie gut wäre
es erst, wenn beide nach +dem ermüdenden Tagewerke+ den letzten
Schweiß sich in einer Ganzwaschung abwischen würden! Ich wünschte,
diese erquickende und stärkende Übung wäre vielmehr bekannt.

+Nachts vor dem Schlafengehen+ kann nicht jeder eine
Wasseranwendung vornehmen, da diese manche Personen aufregt. Wer sie
ertragen mag, verliert gerade da die wenigste Zeit und wird fester und
ruhiger schlafen, als er sonst gewöhnt ist.

Gar +vielen, welche nachts nicht einschlafen konnten+, habe ich
statt der Ganzbäder die leichtere Ganzwaschung und meistens mit gutem
Erfolge empfohlen.

Zur +Winterszeit+ rate ich stets an, zuerst ungefähr zehn Minuten
ins Bett zu liegen und erst, nachdem der ganze Körper warm geworden,
die Waschung vorzunehmen.


~b~) Die Ganzwaschung für Kranke.

Gerade bei Kranken habe ich stets die Erfahrung gemacht, nicht nur
wie wenig die Reibungen, Frottierungen usw. nützen, sondern auch wie
sie vielmehr gar oft schaden durch ungleichmäßige Erwärmung, durch
Aufregung u. a.

Vor allem +dringe+ ich bei der Ganzwaschung der Kranken
+darauf+, einmal, +daß der ganze Körper+, die Fußsohlen sogar
inbegriffen, +gewaschen+ werde, und dann, daß er +gleichmäßig
gewaschen+ werde: gleichmäßig sowohl in Bezug auf das an alle
Stellen des Körpers verwendete Quantum Wasser, als auch in Bezug auf
die Reibung, die mit jedem, selbst dem gelindesten Waschen verbunden
ist. So nur wird die Naturwärme sich gleichsam natürlich, ungezwungen,
gleichmäßig bilden; bei den angedeuteten Unregelmäßigkeiten müßte
ihr Eintreten ebenfalls unregelmäßig, an den verschiedenen Stellen
verschieden und, wenn nicht gerade von schädlicher, doch weniger
günstiger Wirkung sein.

An +Kranken+ lasse ich die Waschungen +stets in folgender Weise+
vornehmen: Der Kranke setzt sich im Bette auf oder wird, wenn er allzu
schwach ist, aufgesetzt und gestützt. Man wasche ihm schnell den
Rücken, die ganze Wirbelsäule auf und ab. Das ist die Arbeit einer
halben Minute, und der Kranke legt sich nieder. Jetzt wäscht man Brust
und Unterleib; noch kräftige, nicht allzusehr geschwächte Personen tun
dieses in der Regel selbst. In längstens einer Minute ist auch dies
geschehen. Nun kommen die Arme an die Reihe und endlich die Beine. In
drei, längstens vier Minuten ist alles vorüber, und der Kranke fühlt
sich wohl, ja wie neugeboren.

Wie ich +jedem+, selbst +dem schwer Erkrankten+ täglich Gesicht und
Hände waschen kann, gerade so leicht kann ich mit gutem Willen und mit
liebevoller Sorgfalt diese Waschung vornehmen. Das zweite und dritte
Mal wird auch die Praxis schon eine bessere und größere sein.

Sollte einem Schwerkranken die Waschung des ganzen Körpers in der Tat
auf einmal zu viel sein, dann +teilt man die Ganzwaschung+ in zwei oder
+gar drei Teilwaschungen+. Man wäscht in der Frühe Brust, Unterleib
und Arme, nachmittags den Rücken und die Füße; oder man wäscht in den
Morgenstunden die Brust und den Unterleib, gegen Mittag den Rücken,
nachmittags die Arme und die Beine.

Eine vorsichtige, schnelle Waschung kann niemals schaden, selbst, wenn
sie mit dem frischesten Wasser, -- was das Beste ist -- vorgenommen
wird.

+Wann und wie oft+ bei Kranken die Ganzwaschung zu geschehen habe, ist
bei den einzelnen Krankheiten angegeben.

Ich bemerke hier nur noch, daß namentlich +bei heftigem Fieber+, dann
bei allen von heftigem Fieber begleiteten Krankheiten, besonders beim
+Typhus+ und den +Blattern+ die Ganzwaschungen eine Hauptrolle spielen
und stets an die Stelle der kalten Ganzbäder treten, wenn diese aus
irgend einem Grunde nicht genommen werden können.

Beim Fieber zeigen die sich steigernde Hitze und die damit verbundene
Bangigkeit stets selber die Zeit der jedesmaligen Wiederholung der
Waschung an, die unter Umständen jede halbe Stunde geschehen kann.

Viele Krankheiten, wie Katarrh, Schleimfieber, Blattern, Typhus und
andere, habe ich durch die Ganzwaschungen allein geheilt.

Bei +schwächlichen Naturen+ verwende ich zur Waschung statt des Wassers
sehr oft den +Essig+ (mit Wasser verdünnt). Abgesehen davon, daß er
gründlicher die Haut reinigt, die Poren öffnet, kräftigt, stählt er
auch.

Gar oft bekommt man zu hören, daß +Waschungen mit Wein, Spiritus+ (den
Essig nehme ich aus) usw. ganz außerordentliche Wirkung hervorbringen
sollen. Ich habe solche Waschungen recht oft probierend und forschend
vorgenommen, bin aber über das Niveau (Bereich) der ordentlichen,
manchmal der recht mittelmäßigen Wirkung nie hinausgekommen. Manchmal
hat mich ein Versuch ohne jeglichen Erfolg gelassen.

Vor Jahren galt der Franzbranntwein als unübertreffliches
Waschungsmittel; tausende von Flaschen wurden verkauft und gekauft. Die
Sache ruhte dann einige Jahre und erst seit den letzten Jahren macht
dieser Geist wieder in der ganzen Welt die Runde.

Derlei Mittel kamen und verschwanden zu verschiedenen Zeiten wie die
Kometen. Sie ziehen oft einen großen Schweif nach sich, dann aber
verschwinden sie für immer. Es sind nicht die regulären, die gewohnten
Sterne, die allnächtlich auftauchen und ruhig aber ohne Unterbrechung
und ohne Aufhören leuchten. Mit letzteren möchte ich das Wasser
vergleichen. Es wirkt, und seine Anwendungen werden bleiben, wenn
derlei „außerordentliche“ Strömungen längst aufgehört haben zu fließen,
zum Teil, weil sie die Probe nicht bestanden.

Ich wünschte nur recht lebhaft, daß das Wasser sich allgemein Bahn
bräche, besonders in die Kreise hinein, die zu seiner nutz- und
segensvollen Verbreitung und Anwendung alles tun könnten.


2. Die Teilwaschung

betrifft nicht den ganzen Körper, sondern einen Teil desselben.

Dieselbe +wird vorgenommen+ mit der Hand oder einem gröberen
Handtuch und frischem Wasser. Im weiteren gelten ganz die gleichen
Regeln wie oben.

Ob der Finger oder die Zehe, der Fuß oder die Hand oder was immer
entzündet sei, -- überall und stets lösche man, wo es und wann es
brennt.

Etwaige nähere Bestimmungen, wann solche Teilwaschungen notwendig
erscheinen, stehen bei den einzelnen Krankheitsfällen selbst.


~F.~ Wickelungen.

Unter den Wickelungen sei zuerst genannt


1. Der Kopfwickel.

Dieser Wickel kann auf +zweifache+ Art genommen werden.

Der ganze Kopf, Gesicht und Haare, werden gewaschen, ganz naß gemacht.
Das Wasser soll durchdringen bis auf die Haut; doch dürfen die Haare
nicht vom Wasser triefen. Das wäre des Guten zu viel.

Darüber (über den ganzen Kopf) bindet man ein trockenes Tuch, in der
Art, daß es gut anliegend, luftdicht abschließt und nur die halbe
Stirne mit den Augen sichtbar läßt.

Nach einer halben Stunde schon, selten erst nach einer Stunde, sind die
Haare trocken.

Es kann sodann die Waschung und der Umschlag ein-, zwei-, ja dreimal
erneuert werden. Man sehe nur darauf, daß das den nassen Kopf
bedeckende Tuch beim Wickeln recht trocken ist. Die zweite und dritte
Anwendung werden je eine halbe Stunde währen; man achte indessen genau
darauf, daß vor jeder neuen Anwendung die Haare stets vollständig
getrocknet seien.

Am Schlusse der letzten Anwendung gewöhne man es sich an, Hals und Kopf
leicht, kurz und kalt abzuwaschen und wie beim Waschen in der Frühe
abzutrocknen.

+Besser+ noch +geschieht+ die +Anwendung+ auf folgende
Art, besonders in Fällen, in denen man starke Ausscheidungen erzielen
will.

Man wäscht den Kopf, wie oben angegeben wurde. Das Wickeln geschieht
dieses Mal mit zwei Tüchern, mit dem luftabschließenden Tuche der
ersten Art der Anwendung, dann noch mit einem leichteren, ebenfalls gut
anliegenden und abschließenden Wolltuche.

Wäre die Hitze des Kopfes sehr groß, so könnte außer den Haaren die
unter dem Wolltuche liegende Umhüllung auch genäßt werden.

Soll die ganze Anwendung längere Zeit dauern, so säume man nicht mit
dem Wechsel; er wird im höchsten Falle 25 bis 30 Minuten aufgeschoben
werden können.

Die Anwendung wird beschlossen wie oben.

+Kopfleiden+, hauptsächlich +rheumatischer Art+, die durch Verkühlung,
Erkältung, raschen Temperaturwechsel entstanden sind, +zahlreiche
Schuppen+, trockene +Ausschläge+, +kleine Geschwüre auf dem Haarboden+,
werden mit Erfolg durch den Kopfwickel behandelt.


2. Der Halswickel.

Die +gelinde+ Form des Halswickels besteht darin, daß man mit
der Hand oder mit einem Handtuche den ganzen Hals naß macht und ihn
mit einer trockenen groben Linnenbinde in 3-4 Windungen („Umgängen“)
sorgfältig, aber nicht zu fest umwindet. Es soll eben der Zutritt der
frischen Luft zu der benetzten Stelle verhindert werden.

Die +zweite Art+ der Wickelung geschieht also, daß ein weiches
Handtuch in frisches Wasser getaucht und um den Hals gelegt wird.
Das nasse deckt ein trockenes Handtuch und beide eine Woll- oder
Flanellbinde. Wer diese nicht besitzt, kann jedweden trockenen
Wollstoff verwenden und soll nur stets für luftdichtes Abschließen
besorgt sein.

Nach meiner ganzen bisherigen Erfahrung muß ich +im Allgemeinen
gegen langwährende Anwendungen+ sprechen; sie bewirken sehr oft das
Gegenteil von dem, was sie bezwecken: Verschlimmerung statt Besserung.
Das ist denn sehr oft mit ein Hauptgrund, daß die Anwendungen überhaupt
den Kredit, das Vertrauen einbüßen. Ein derart abgeschreckter, weil
getäuschter Kranker bleibt stets schwer zu bekehren, alle Überredungs-
und Überzeugungkünste scheitern.

Diese allgemeine Bemerkung möchte ich jetzt insbesondere auf die
Wickelungen beziehen, den Halswickel nicht ausgenommen.

+Sämtliche Wickel wollen+ und +sollen+ vorzüglich +dahin
wirken+, übermäßiges, ungeordnetes Strömen des Blutes nach irgend
einer Stelle hin zu verhindern, das Blut abzulenken, wegzuziehen von
dieser Stelle, sodann sehr große Hitze aus- und abzuleiten.

Wenn ich den Wickel nun allzu lange, z. B. eine ganze Nacht an der
kranken Stelle belasse, so wird diese Stelle warm und immer wärmer, es
strömt mehr Blut zu, sie wird zuletzt oft fürchterlich heiß, und die
Entzündung, das Übel, muß verschlimmert werden.

Die Folgerungen, welche sich hieraus für den Halswickel ergeben, liegen
auf der Hand.

+Ich bin durchaus gegen vielstündige oder gar ganznächtige
Anwendungen.+ Eine vollständige Anwendung dauert bei mir 1,
höchstens 1½ Stunden, und es soll nach jeder halben Stunde, unter
Umständen nach je 20 Minuten, der nasse Umschlag erneuert, das ist
von neuem eingetaucht und nach obiger Weise umwunden werden. Dieses
Neueintauchen kann also innerhalb einer Anwendung 2-4 mal geschehen. Es
ist nicht bei jedem Patienten gleich und hängt ab von der geringeren
oder größeren Hitze, welche derselbe verspürt. Das Gefühl einer
gewissen Unlust und Bangigkeit darf als der beste Zeiger gelten, der
die Zeit zum Wechseln angibt.

Bei +Halsentzündungen+, +Schlingbeschwerden+, bei +manchen
Kopfleiden+ ist der Halswickel vorgeschrieben; zu gleicher Zeit wird
man suchen, durch Anwendungen auf andere Körperteile, z. B. die Füße
(nasse Socken), oder auf dem ganzen Körper ihm entgegenzuarbeiten.


=3. Der Shawl= (sprich: Schal).

Der Shawl ist eine +spezielle Anwendung für die Brust+ und
den +oberen Teil des Rückens+. Jede Frau und jedes Mädchen
kennt das unter diesem Namen besonders auf dem Lande gebräuchliche
Kleidungsstück. Es ist ein viereckiges, größeres Wolltuch, welches,
einmal und zwar im Dreieck zusammengefaltet, so über die Schultern
geworfen wird, daß der größere Winkel auf den Rücken, die beiden
kleinen spitzen Winkel auf die Brustseite zu liegen kommen.

[Illustration: Fig. 21.]

[Illustration: Fig. 22.]

Der +Shawl als Wickel+ ist ausgebreitet ein grobes quadratförmiges
Leinwandstück (Fig. 21), 1 bis 1½ m lang und ebenso breit. Als
gleichschenkeliges Dreieck zusammengelegt (Fig. 22) und nach der oben
angegebenen Art über die Schultern gebreitet, kommt der größere, der
rechte Winkel auf den Rücken zu liegen und reicht bis unter das Kreuz,
die beiden spitzen Winkel fallen über die Brust herab und schließen
gleich oben am Halse gut zusammen und kreuzen sich auf der Brust. (S.
Abbildung.)

[Illustration: Fig. 23.]

[Illustration: Fig. 24.]

Der Wickel wird in kaltes Wasser getaucht, ausgewunden, auf den bloßen
Körper gelegt und mit trockener Linnen- oder Wollhülle luftdicht
abgeschlossen.

Sehr bald fühlt man, wie eine angenehme Wärme sich entwickelt, wie das
nasse Tuch warm, ja allmählich heiß wird.

Die Anwendung des Shawles kann ½-1½, in seltenen Fällen bis 2
Stunden +dauern+; letzteres dann, wenn stärkere Ableitungen
gewünscht werden. Bei längerer Dauer darf man die +Erneuerung+, d.
i. Neueintauchung des Wickels nicht übersehen. Dieses geschieht nach
ungefähr ½-¾ Stunden, in der Regel dann, wenn die Hitze stark, der
Wickel warm, heiß wird.

Bei +Hitzen+, +Kongestionen+ und +beginnenden
Entzündungen+ an oder im Kopfe, bei +fieberhaften Katarrhen+
bei +Verschleimungen+ im Hals, in der Luftröhre, auf der Brust
wirkt unser ganz unschuldiger Wickel auflösend und ableitend.

Die größten und auffallendsten Dienste hat er stets +gemüts- oder
geisteskranken Personen des schwachen Geschlechtes+ erwiesen.
In Verbindung mit einer andern, ebenso leichten Anwendung reichte
der Shawl vollkommen aus, den Blutandrang zum Kopfe aufzuheben, den
überfüllten Kopf zu entbluten.

Diese zweite Anwendung bestand gewöhnlich in nassen Socken oder in
Fußwickeln oder in einem warmen Fußbade mit Asche und Salz.


4. Der Fußwickel.

Dieser Wickel ist stets eine wichtige Nebenanwendung, d. h. ein
Hilfsmittel, welches anderen Anwendungen helfend entgegenarbeitet. Wir
unterscheiden einen doppelten Fußwickel, nämlich:


~a~) Den eigentlichen Fußwickel.

Landleute, welche mehr beschränkt sind in Zeit und Mitteln, nehmen
diesen Wickel am einfachsten, indem sie +ein paar nasse Socken+
und darüber trockene Wollstrümpfe anziehen und sich dann während der
Anwendungszeit ins Bett legen unter eine gute Zudecke.

Wem dieses nicht behagt, der tauche +grobe leinene Lappen+ oder
+eine Linnenbinde in halb Wasser, halb Essig+, umwinde damit
die Füße bis über die Knöchel, bringe den trockenen Umschlag, am
besten eine Woll- oder Flanellbinde, darüber und decke sich im Bette
ordentlich zu.

Die Anwendung dauert 1-1½-2 Stunden und schreibt stets das Bett vor.

Entwickelt sich starke Hitze, und handelt es sich bei der betreffenden
Anwendung gerade um deren Ableitung wie z. B. bei der Lungen-, der
Brustfellentzündung, bei Entzündung im Unterleibe, so soll der Wickel
wiederholt, bei jeder größern Hitze neu eingetaucht werden.

In allen Fällen, in denen es sich darum handelt, +krankhafte Säfte
aus den Füßen+ auszuziehen, bei +Entzündungen+ die Hitze zu
nehmen, das Blut vom oberen Körper +nach unten zu ziehen+, leistet
dieser Fußwickel treffliche Dienste.

+Man verwechsle ihn nicht mit dem Fußbade+ und seinen Wirkungen!
Wie die Dauer des Fußbades eine bedeutend kürzere, so ist seine Wirkung
eine beschränktere. Wohl leitet auch es die Wärme, das Blut in die
Füße; aber eine Reinigung, eine Ausleitung verdorbener Säfte aus den
Füßen vermag kein kaltes und kein warmes Fußbad zustande zu bringen.

Eine Anwendung dieses Wickels darf ich nicht vergessen.

Wer diese Wasserübungen am Abend ertragen kann, der ziehe +nasse
Socken an beim Schlafengehen+, darüber natürlich stets trockene. So
verliert er absolut keine Zeit; er wird prächtig schlafen und braucht
auf keine bestimmte Zeitdauer acht zu haben. Nur das eine merke er
sich, daß er beim Aufwachen in der Nacht oder in der Morgenfrühe die
nassen Socken ungesäumt weggibt.

+Landleuten, die abends recht müde sind+, zieht dieser
Sockenwickel alle Müdigkeit aus den Füßen, noch gründlicher als das
kalte Fußbad.

Wer an +kalten+ Füßen leidet, probiere einmal diese Nachtwickel.
+Auch Fußschweißlern+ habe ich dieselben oft mit Erfolg angeraten,
jedoch erst nachdem mehrere Fußdämpfe vorangegangen waren.


~b~) Den Wickel über die Knie.

Kräftiger als der eigentliche Fußwickel in der unter ~a~)
beschriebenen Weise wirkt ein Wickel bis über die Knie.

Die nasse Linnenbinde, welche beim Fußwickel bis über die Fußknöchel
reicht, wird fortgesetzt, fortentwickelt bis über die Knie und gut mit
trockener, am besten wollener Umhüllung versehen.

+Die Dauer dieses Wickels+, auch das andere Verhalten ist dasselbe
wie beim Fußwickel a.

+Zur Ausleitung von Hitze im Oberkörper+, +zur Hebung
großer Müdigkeit+, speziell zur +Lösung quälender Winde+,
+versessener Gase+ empfehle ich den Wickel angelegentlich.

Man verwechsle ihn nicht mit dem bei den Halbbädern genannten „ins
Wasserstehen bis über die Knie“. Diese Anwendung ist rein stärkender,
nie ableitender Natur.


5. Der Unterwickel

führt seinen Namen aus dem Grunde, weil er +hauptsächlich gegen
Gebrechen des Unterleibes und der Füße+ gerichtet und deshalb
der speziell dem Unterleibe zugedachte Wickel ist. Er beginnt unter
den Armen und reicht bis über die Fußspitzen. Der oberste Teil des
Oberkörpers, die Schultern mit den Armen, die frei bleiben, sind
unberührt und müssen, wenn der Behandelte zu Bette liegt, gut mit dem
Hemde, besser noch mit wärmerer Bekleidung bedeckt werden, daß von oben
her nicht etwa Luft eindringe.

Der Unterwickel +wird also bereitet und genommen+: Auf das die
Matratze oder den Strohsack bedeckende Leintuch wird der Länge nach
eine möglichst breite Wolldecke ausgebreitet. Das zum Wickel bestimmte
Linnen soll so groß sein, daß es zum mindesten zweimal, in manchen
Fällen 3-4 mal um den Körper und bis über die Fußspitzen hinaus
reicht (2-3-4fache „Fätschung“). Man nimmt es am besten doppelt
gefaltet, taucht es in kaltes Wasser, windet es aus, so daß es nicht
mehr triefet, und legt es in Form eines Rechteckes auf den bereit
liegenden Wollteppich ins Bett. Auf der nassen Unterlage nun nimmt man
Platz, schlägt sie rechts und links ein, aber so, daß Naß über Naß
geht und keine Stelle des Unterleibes unbedeckt bleibt. Darüber wird
die unter dem nassen Linnen gebreitete Wolldecke als schützende und
luftabschließende Hülle zusammengezogen und das Ganze mit dem Federbett
sorgfältig zugedeckt. Die Füße werden meistens noch eine Extrazudecke
erfordern. (Siehe Abbildung.)

[Illustration: Fig. 25.]

Die Sache ist nicht so verwickelt, wie es beim Lesen erscheinen könnte,
der ganze Hergang kann dadurch erleichtert werden, daß der Behandelte
außer Bett, vielleicht mit Badehosen bekleidet, den nassen Wickel
vorschriftsmäßig um sich hüllt und sich derart eingehüllt auf die
ausgebreitete Wolldecke legt. Jetzt kann ihm, damit alles rasch ohne
Verzug geschieht, daß er möglichst geringe Zeit der Luft ausgesetzt
ist, leicht jemand behilflich sein, das ist den nassen Wickel etwas
glätten, zurecht legen, die Ränder anschließend machen, besser
übereinander legen, den Patienten endlich sorglich zudecken.

Freilich ist die Sache stets etwas umständlich, doch wie mir scheinen
will, einfacher und leichter als ein Umwickeln mit eigens dazu
bereiteten Binden, welche ich bei größeren und den größten Wickeln nie
verwende.

Bei einiger Praxis ergibt sich ein Vorteil nach dem andern. Ich kenne
viele, die ohne Mühe und in kürzester Zeit (das ist eine Hauptsache)
sämtliche größeren Wickel sich selbst allein zu bereiten und umzulegen
wissen.

Hier schon möge eine +Bemerkung+ Platz finden, die manchen das beim
Lesen empfundene Schauern oder Kaltüberrieseln nehmen wird.

+Wer die Furcht vor dem kalten Wasser+ nicht überwinden kann, wer wenig
Naturwärme, zartere Nerven usw. hat, tauche den Wickel ganz ruhig in
+heißes Wasser+ ein.

+Schwächlichen+, +gebrechlichen+, +blutarmen+, namentlich +älteren
Leuten+ mache ich diese Eintauchung nicht gerade zur strengen
Vorschrift, gebe ihr aber stets den Vorzug.

Die Anwendung des Unterwickels +dauert+ 1, 1½, manchmal 2 Stunden. Das
anfängliche Kältegefühl wird bald einer angenehmen Wärme weichen.

+Einfache, arme Land-+ und +Bauersleute+ können diese ganze
Geschichte viel einfacher haben. Sie suchen sich einen alten,
ziemlich abgenützten, deshalb weniger steifen +Getreidesack+ aus,
tauchen denselben ins Wasser, winden ihn ordentlich aus und schlüpfen
dann bis unter die Arme in den Sack, gleich als wenn sie die Hosen
anziehen würden. In dieser altmodischen Tracht legen sie sich auf
die ausgebreitete Wolldecke ins Bett und wickeln sich in diese und
das Federbett tüchtig ein. Hunderte haben diese Art von „Sackjucken“
probiert. Schäme dich nicht, der Sack wird auch dir recht wohl bekommen!

Die +Wirkung des Unterwickels+, welcher stets mit anderen Anwendungen
verbunden wird, ist verschieden: wärmend, auflösend und ausleitend.
Er übt diese Wirkung, wie bereits gesagt wurde, vornehmlich aus auf
den Unterleib. Bei +Fußgeschwülsten+, +rheumatischen und gichtischen
Zuständen+, +bei Nierenleiden+, +Blähungen+, +Krämpfen+ usw. wird er
regelmäßig zur Mithilfe beigezogen werden.

Anstatt des einfachen kalten oder warmen Wassers verwende ich sehr
häufig zum Eintauchen +die Absude von Heublumen+, +saurem Heu+,
+Haberstroh+, +Fichtenreisern+. Das saure Heu gilt als Ersatzmittel für
Heublumen. Beide dienen bei +Harnbeschwerden+ und in untergeordneter
Weise bei +Gries-+ und +Steinleiden+.

Absud von Haberstroh hat sich jederzeit bewährt bei der +Gicht+,
bei +Gries-+ und +Steinleiden+; Absud von Fichtenreisern bei
schwächlichen Naturen zur Ausleitung von Gasen und zur Beseitigung der
verschiedensten krampfhaften Zustände im Unterleib.


6. Der kurze Wickel

ist der am meisten genannte und gebrauchte. Er bildet für sich allein
eine +abgeschlossene Anwendung+, d. h. er wirkt, ohne daß andere
Wasserübungen beizuziehen sind, auf den ganzen Körper. Er steigert die
Naturwärme und zieht anderseits zu große Hitze aus, je nachdem seine
Anwendung längere oder kürzere Zeit dauert.

„Dieser Wickel ist alles wert,“ hat einmal einer gesagt; „was der
Sattelgaul am Fuhrwerke, das leistet er unter den Wickeln.“

Zu seiner Beliebtheit und allgemeinen Verbreitung hat sehr viel der
Umstand beigetragen, daß ihn +ein jeder selbst leicht und bequem nehmen
und umlegen kann+. Der kurze Wickel beginnt wie der Unterwickel seine
Wickelungen unter den Armen und beendet sie oberhalb der Knie. Ein
grobes Linnentuch wird 4-6fach in solcher Breite zusammengefaltet,
daß es den Körper in besagter Weise umhüllt, sodann naß gemacht,
ausgewunden und gut anschließend umgelegt. Eine Wolldecke schließt
luftdicht ab, und das Federbett gibt die notwendige Wärme. (S.
Abbildung.)

[Illustration: Fig. 26.]

+Schwächliche+ und +ältere Personen+, mit einem Worte die +Blutarmen+,
deren Blutwärme nicht viel über dem Gefrierpunkte steht, dürfen, ja
sollen auch diesen Wickel +warm+ nehmen.

+Arme und einfache Leute auf dem Lande+ können statt des 4-6fach
gefalteten Linnentuches wieder einen abgenützten, weicheren
+Getreidesack+ netzen und denselben der +Breite nach+ umlegen.

Die ganze Anwendung dauert je nach Vorschrift 1, 1½, zuweilen 2 Stunden.

Würden +gesunde Leute+ alle 8, auch nur alle 14 Tage einen kurzen
Wickel nehmen, so könnten sie einer großen Anzahl Krankheiten gründlich
vorbeugen. Auch er wirkt günstig und +reinigend auf Niere+ und +Leber+
und auf den +Unterleib+, den er von +versessenen Winden+, +quälenden
Gasen+, +verlegenen Stoffen+, +überflüssigem Wasser+ reinigt. Die
+Wassersucht+, +Herz-+ und +Magenleiden+, die sehr häufig vom Druck
der Gase nach oben herrühren und aufhören, sobald diese entfernt
werden, sind den Freunden des kurzen Wickels unbekannte Gäste. Und ich
kenne eine Zahl solcher treuen Freunde, welche manche Nacht in seiner
Umhüllung schlafen und bis zum Morgen überaus gut und sanft ruhen.

Bei +Verschleimungen+ des +Magens+, bei +Herz-+ und Lungenübeln, bei
den verschiedensten +Kopf-+ und +Halsleiden+ findet der kurze Wickel
die mannigfaltigste Verwendung. Das Nähere besagt im dritten Teile eine
Reihe von Krankheiten.

Wenn ich im +unklaren bin über ein Übel+, wenn ich den Sitz einer
Krankheit nicht genau erkenne, so ist stets der kurze Wickel der
treueste und beste Ratgeber. Auf nähere Ausführung kann ich mich nicht
einlassen.

+Patienten+, deren +Unterleib durch was immer geschwächt+ ist, rate ich
unmittelbar vor oder nach dem Wickel den Unterleib mit Schweinefett
oder Kampferöl einzureiben.

Bei +Krämpfen+ lasse ich auch manchmal ein in +Essig+ getauchtes
einfaches Tuch unter den Wickel auf den bloßen Leib legen. Bei Krämpfen
und Kältegefühl ist =warmer= Wickel am Platze.


7. Das nasse Hemd.

Diese Anwendung habe ich gewählt, weil sie auch von den einfachsten
Menschen mit geringer Fassungskraft nicht leicht mißverstanden werden
kann.

Ein +gewöhnliches Linnenhemd+ wird in Wasser getaucht, ordentlich
ausgewunden und wie üblich angezogen. Man legt sich ins Bett, auf
eine ausgebreitete Wolldecke, hüllt sich gut ein oder läßt sich gut
einhüllen und mit einem Federbett warm zudecken.

Ich kannte einen Herrn, welchem auch dieses Verfahren noch zu
umständlich war. Er stellte sich im Hemde in eine Badewanne und ließ
über das Hemd und seinen Körper eine Kanne mit Wasser gießen. Darauf
ließ er sich in eine Wolldecke hüllen und er konnte von dieser „ersten
und besten aller Anwendungen“ nicht genug rühmen, wie sie guten Schlaf
bringe, den Humor froh, den Geist geweckt und den Körper frisch mache.

In dem nassen Hemde +bleibt man+ 1, 1½, längstens 2 Stunden.
Bezüglich seiner Wirkung habe ich die Erfahrung gemacht, daß es die
+Poren öffnet+, und wie ein +gelindes Zugpflaster auszieht+,
+daß es beruhigt+, +Kongestionen und krampfhafte Zustände+
hebt, gleichmäßige Naturwärme hervorbringt und das Allgemeinbefinden
des Körpers hauptsächlich wegen seiner ausgezeichneten Wirkung auf die
Haut zu einem sehr guten macht. Mit sehr gutem Erfolge habe ich es bei
+Gemütsleiden+, bei Kindern, beim +Veitstanz+ und ähnlichen
Erscheinungen, besonders auch bei +Hautkrankheiten+ angewendet.
Sollten in letzteren Fällen starke Ausleitungen erzielt, Ausschläge,
wie Scharlach usw. hervorgelockt werden, so ließ ich das Hemd in
+Salzwasser+ oder in +mit Essig vermischtes Wasser+ tauchen.


8. Der spanische Mantel.

Diesen Namen habe ich nicht erfunden; ich habe auch keinen genügenden
Grund, den unter solcher Benennung bekannten und eingebürgerten Wickel
anders zu taufen, selbst auf die Gefahr hin, daß das fremdländische
Wort manchem schnüffelnden Leser spanisch vorkommen sollte. Das ist
und wäre mir alles eins. Auf die so bezeichnete +Sache+ kommt es
allein an.

Der spanische Mantel, auch +großer Wickel+ genannt, ist wie das
Vollbad und der kurze Wickel eine ganze, für sich allein genügende
+Anwendung+, welche auf den ganzen Organismus einwirkt. Das
hindert nicht, daß sie bei größeren und gefährlicheren Krankheiten
stets nur im Wechsel mit anderen Wasseranwendungen vorkommt.


+Worin besteht dieser größte Wickel?+

[Illustration: Fig. 27.]

[Illustration: Fig. 28.]

Aus grober Leinwand, dem beim Volke bekannten „Reisten“, wird eine
Art Linnenmantel gemacht. Derselbe gleicht einem weiten Hemde mit
Ärmeln, welches nach vorne zu ganz offen ist und bis über die
Zehen hinunterreicht, oder, wenn man will, einem weiten, langen
Linnen-Schlafrock. (S. Abbildung.) Dieser Mantel wird in kaltes oder
bei schwächeren, blutarmen, älteren, wasserscheuen Individuen in
heißes Wasser getaucht, ausgewunden, wie ein Hemd angezogen und vorne
gut übereinander geschlagen. Das Bett werde vorher so zubereitet, daß
die Wolldecken zur Aufnahme des Bemantelten bereit liegen. Am besten
breitet man eine recht breite, große Wolldecke aus, oder legt zwei
kleine Decken der Breite nach über die Matratze oder den Strohsack.
Darauf legt sich der Patient und wird durch die Wolldecken luftdicht
abgeschlossen und mit einem Plumeau (Federbett) warm zugedeckt.
(S. Abbildung.) Man sehe darauf, daß die nasse Einkleidung und die
Verpackung in die Wolle möglichst rasch vor sich gehe, daß das der
frischen Luft Ausgesetztsein ein Minimum, eine möglichst kleine Zeit
ausmacht.

Es kam einst ein Patient zu mir, der an allen möglichen Gebrechen
litt. Kongestionen, Blähungen, Hämorrhoiden plagten ihn, und eine
Herzverfettung brachte große Beängstigungen. Er gewöhnte sich daran,
in der Woche 1-2mal den spanischen Mantel umzulegen, und nach
längerem Gebrauche waren all die genannten Übel mit noch anderen wie
weggeblasen. Seitdem benützt der Geheilte bis zum heutigen Tag den
spanischen Mantel als Universalmittel, und da er nicht viel Zeit zu
versäumen hat, zieht er denselben an beim Schlafengehen und legt ihn
erst ab beim Aufwachen in der Nacht oder in der Morgenfrühe. Der Herr
ließ sich aus starkem Wollstoff einen zweiten spanischen Mantel machen,
der ihm statt der Wolldecken trefflich dient und jede Mithilfe bei
Anwendung dieses Wickels erspart.

Die +Zeitdauer+ einer Anwendung beträgt 1, 1½, längstens 2 Stunden.
Dieselbe +richtet+ und +bemißt+ sich nach der +Kraft+ des Individuums,
insbesondere +nach der Korpulenz+. Für einen schwächlichen Bauersmann
werden 1, 1½ Stunden genügen; einem Herrn Bräumeister kann man ohne
Zögern 2 Stunden verordnen.

Wer wissen will, wie und wie stark der spanische Mantel wirke, der
untersuche das +Wasser+, in welchem der Wickel +nach der Anwendung+
stets sorgfältig ausgewaschen werden soll. Er wird finden, daß es ganz
trüb ist; ja er wird staunen und es kaum glaublich finden, daß ein
spanischer Mantel solchen Unrat auszuziehen imstande ist.

Ich erinnere mich an Fälle, in denen der weiße Linnenwickel ganz gelb
wurde, welche Farbe keine Lauge, erst das Bleichen auf dem Grase wieder
vertreiben, aussaugen konnte.

In der gelindesten (nicht im mindesten schroffen) Form, aber gründlich
öffnet der spanische Mantel die +Hautporen+ am ganzen Körper und
zieht allen Unrat, Schleim usw. aus. Ich brauche nicht zu sagen,
wie wohltuend er deshalb auf die normale Körpertemperatur, auf das
Allgemeinbefinden wirken muß.

Im +besonderen+ wende ich diesen großen Wickel an bei ziemlich
+allgemeinen+ (den ganzen Körper mehr oder weniger angreifenden)
+Katarrhen+, bei +Schleimfieber+,+ Podagra+, +Gliedersucht+,
+Blattern+, +Typhus+, zur +Vorbeugung+ gegen +Schlaganfälle+ usw. Im
Krankheitsteile (s. dritter Teil) wird man ihm recht oft begegnen.

Wird der Mantel im +Absude+ von +Heublumen+, +Haberstroh+,
+Fichtenreiser+ getaucht, so wirkt er vortrefflich gegen jene Leiden
(Gicht-, Stein-, Gries-Leiden usw.), deren Heilung genannten Pflanzen
eigentümlich ist.


~G.~ Trinken des Wassers.

In diesem Stücke kann ich mich sehr kurz fassen. Ich +warne vor
zwei Extremen+, d. h. vor zwei das richtige Maß überschreitenden
Ansichten. Es sind einige Jahrzehnte her, da gab es förmliche
Wassertrinkturniere. Wer die meisten „Maßerl zwang,“ der war der
größte Held. Ein tägliches Quantum von 4, 6, 8, 10 Maß zählte durchaus
nicht zu den Seltenheiten. Noch heutzutage spukt in manchem Kopfe der
Gedanke, viel Wassertrinken müsse gesund machen. Besser noch diese
Grille als die andere, welche dem glühenden Hirn vorsingt, 3, 4, 5
Maßerl braunes Gerstenwasser sei nicht zuviel Flüssiges für die Menge
des täglich eingenommenen +Festen+.

Den +Leuten der zweiten Gattung+ scheint das Gegenteil von dem
Gesagten das Richtige sein, sie trinken Wochen, ja Monate lang gar kein
Wasser, denn das Wassertrinken ist nicht vom Guten, wie sie meinen.

Wie doch die Menschen zu Zeiten allen gesunden Sinn verlieren, sich
förmlich jedes vernünftige Urteil unterbinden, jedem instinktiven Trieb
und Gefühl, dem die Tiere blind Folge leisten, um es gemein zu sagen,
von vornherein den Hals abschneiden. Ist dieses vernünftig?

Einige Minuten, bevor die Uhr schlägt, kündigt sich’s an. Hat denn
der große Werkmeister, unser Schöpfer, etwas Halbes, ein Pfuschwerk
gemacht? Oder haben die Menschen in seine wunderbare Ordnung die
Unordnung gebracht? So ist es. Der unendlich weise Schöpfergott läßt
den +Hunger+ ein Zeichen geben, wann gegessen, den +Durst+
anklopfen, wann getrunken werden soll. Der Menschenkörper, diese
lebendige Uhr vom besten Gang und Schlag, liefe und schlüge
vortrefflich, wenn nicht der Menschentor Schmutz und Sand und anderen
Unrat zwischen die Räder werfen und so den geordneten Lauf stören,
vielleicht zerstören würde.

So oft die zahmen und wilden Tiere Hunger verspüren, suchen sie
Nahrung; so oft der Durst sich einstellt, eilen sie zum frischen Quell.
Nach erfolgter Sättigung hören sie sofort auf, ein Weiteres zu sich zu
nehmen.

Gerade so handelt der unverdorbene Mensch bei geregelter Lebensweise,
gleichviel, ob er gesund sei oder krank.

Demnach lautet unser +einziger+ und +oberster+, hieher
gehöriger +Grundsatz+, ein goldener Grundsatz, den ein jeder
befolgen sollte:

+Trinke, so oft es dich dürstet, und trinke nie viel!+

Ich kenne Personen, welche die ganze Woche hindurch vielleicht keinen
Tropfen Wasser trinken, andere, die sich beim Frühstück mit dem
herkömmlichen Glase für den ganzen Tag begnügen. Sie fühlen niemals
Durst und dieses erklärt sich also, daß bei unserer Zubereitung von
Speisen in letzteren dem Körper täglich eine Menge Wasser zugeführt
wird. Wenn wir von großen Erhitzungen des Sommers oder von den in der
Regel eine Krankheit anmeldenden Hitzen im Körper absehen, so ist der
eigentliche Durst vielen Menschen ein seltener Gast, und es bleibt mir
wenigstens stets ein Rätsel, wie gleichwohl so viele Menschen ohne
jedes Bedürfnis im armen Magen förmliche Überschwemmungen anrichten. So
etwas kann ja nicht ungerächt bleiben.[15]

Trinke, so oft es dich dürstet, und +trinke nie viel+!

Die Landleute lieben den Platzregen gar nicht; sie behaupten, daß er
unfruchtbar sei und mehr zerstöre als nütze. Dagegen versichern sie,
daß jene starken Morgennebel, welche den Bauern den Hut netzen, daß er
triefet, ihre lieben Freunde seien, weil sie die „beste Fruchtbarkeit“
bringen und befördern.

Der Körper, speziell der Magen, bedarf Flüssiges, um seinen Magensaft
zuweilen zu verdünnen, zu mehren und so über all die festen Insassen
Meister zu werden. Er meldet sich jedesmal, wenn die Not an ihn
herantritt, bald durch leises Anklopfen im geringen Verlangen nach
Wasser, bald durch lautes Pochen und Schreien im heftigen Durste. Da
soll man stets auf ihn hören, mag nun das Rufen von einem gesunden oder
kranken Magen ausgehen, aber ihm nie mehr geben, als ihm selbst gut
ist, kleine Mengen in gehörigen Zwischenräumen; in Erkrankungsfällen
zumal, wie in der Fieberglut, eher öfter, z. B. alle 5-10 Minuten ein
Eßlöffel, als auf einmal ein Glas. Letzteres würde den Durst nicht
stillen und zum bestehenden Übel eine neue Beschwerde hinzufügen.

+Ein Beispiel meines Vorgehens+ möge diesen Abschnitt schließen.
Es leidet jemand an hartem Stuhlgange, große Hitze quält den Unterleib,
heftiger Durst den armen Kranken; er könnte, wie er sagt, 2, 3, 4
Glas Wasser, Glas auf Glas trinken; es ist ihm, als ob es in einen
Glühofen geschüttet werde. Ich glaube das; die Wassermasse kommt
in den Magen und macht dann, ohne die leidende Stelle irgend zu
berühren und günstig zu beeinflussen, eine rasche Wanderung durch
den Leib, bis sie vollinhaltlich, ja noch eine ordentliche Menge des
unentbehrlichen Magensaftes mit sich schwemmend, ausgeschieden wird.
Man gebe dem Kranken statt der vielen Gläser mit Wasser während eines
Tages jede halbe Stunde einen Eßlöffel voll. Man wird ganz andere
Wirkung verspüren, eine Wirkung, welche das notwendige Ergebnis einer
vernünftigen Behandlung sein muß.

Die kleine Menge Wasser wird schnell vom Magensafte erfaßt und leicht
mit demselben vermischt. Die eine jede halbe Stunde erfolgende
Nachspeisung gibt reichlichere Säfte, die kühlend und in normalem Laufe
den Körper, die Eingeweide durchströmen und erweichend und lösend
binnen kurzer Zeit allen Stockungen und Verhärtungen ein Ende machen.
Unzählige haben in dieser Beziehung meinen Rat befolgt und schnell ward
ihnen geholfen. ~Probatum est!~

In der allerneuesten Zeit wurde viel gesprochen und geschrieben von den
+Wirkungen des Trinkens von heißem Wasser+ (30 bis 35° ~R.~
wie bei Kaffee und Tee), besonders bei chronischen Krankheiten. Ich
selbst habe vor Jahren bei manchem Patienten gute Erfolge erzielt.
Ehre, wem Ehre gebührt! Wer dem warmen Wasser vor dem kalten, frischen
Elemente den Vorzug gibt, wer wollte ihn tadeln oder gar verurteilen!
Das ist Geschmacksache. Ich habe indessen durch Erfahrung gefunden,
daß kaltes, lebendiges (nicht getötetes) Wasser dieselben, wenn nicht
bessere Dienste tut. Ich für meine Person ziehe es jedem lauwarmen oder
heißen Wasser vor. Jeder wähle, wozu ihn das Verlangen treibt!

[Illustration]



Zweiter Teil

Apotheke

    „~Benedicite universa germinantia in terra Domino!~“

    „Jedes Kräutchen der Erde preise den Herrn!“



[Illustration: Jegliches Kräutlein der Erde preise den Name des Herrn.]



Allgemeines und Einteilung.


Zu den Dingen, welche ich verabscheue und hasse, zählt als ein
gründlich und grundsätzlich gehaßtes das +Geheimmittel-Wesen+, die
Krämerei mit Heilmitteln, welche als Geheimnis des Erfinders gelten.

Diesen Vorwurf soll mir niemand machen können. Darum +öffne+ ich
in diesem zweiten Teil die Läden meiner Apotheke und lasse einen jeden
hineinschauen und hineinschmecken bis ins letzte Teeschächtelchen und
ins kleinste Ölfläschchen.[16]

In jeder Apotheke steckt ein teures Geld; +in der meinigen ist nicht
viel Rares+. Ich gestehe dieses sehr gerne zu und betrachte diesen
leicht möglichen Vorwurf als einen großen Vorzug meiner Apotheke.

+Fast sämtliche meiner Tee+ und +Extrakte+, +Öle+,
+Pulver+ rühren von früher geachteten jetzt vielleicht verachteten
+spottbilligen Heilkräutern+ her, welche der liebe Herrgott im
eigenen Garten, auf freiem Felde, manche ums Haus herum an abgelegenen
und unbesuchten Stellen wachsen läßt, Heilkräutern, die meistens keinen
Pfennig kosten.

Mein Büchlein ist ja in erster Linie für +arme+ Kranke
geschrieben, für welche ich auch, den Himmelslohn im Sinne habend,
dieses opfervolle Handwerk treibe oder, wenn man will, andern „ins
Handwerk pfusche“. Für sie suchte ich mit Absicht all die gleichfalls
armen alten Bekannten auf, vieles andere beiseite lassend. Lange Jahre
hindurch habe ich sondiert und geprüft, getrocknet und zerschnitten,
gesotten und gekostet. +Kein Kräutchen, kein Pulver, das ich nicht
selbst versucht+ und als bewährt befunden habe! Ich wünsche nur das
eine, daß die alten Bekannten zu neuen Ehren gelangen, bei +einer+
Klasse von Menschen wenigstens.

Ich habe mich lange besonnen, ehe ich mich entschloß, den für sich
allein ausreichenden und genügenden Wassermitteln diese Apotheke, d. i.
dieses Verzeichnis der dem Wasser von innen heilsam entgegenwirkenden
Hilfsmittel, anzufügen. Es könnte wie eine +Mißtrauens-Kundgebung
gegen die Wasserheilkraft+ aussehen.

Doch +es gibt Kranke, welche aus unüberwindlicher Wasserangst+
sich schwer zu einer oft notwendigen längeren Wasserkur entschließen
können. Diesen wollte ich es erleichtern, mit anderen Worten: die
Wasseranwendungen reduzieren, vereinfachen und die Zeit des Gebrauches
abkürzen. Solches aber kann und wird geschehen, wenn ich der äußeren
Kur (mit Wasser) durch eine innere Kur (die Heilmittel) in die Hand
arbeite.

Wer sämtliche Artikel dieser Apotheke überblickt, sieht sofort, daß sie
wie die gesamten Wasseranwendungen selbst +dreifachen Zweck haben+:
+ungesunde, kranke Stoffe im Innern aufzulösen+, +auszuleiten+, sodann
den Organismus zu +kräftigen+. Insofern glaube ich mit vollem Rechte
behaupten zu können, daß beide Verfahren, das innere und das äußere,
zusammenstimmen und einheitlich zusammenwirken. +Ich warne vor einer
Täuschung.+ Wer glaubt, er müsse die Wasserkur recht strenge und ernst
anwenden, irrt.

Wer meint, er müsse nach innen recht häufig und viel anwenden, irrt
ebenfalls. Immer und in allen Fällen gilt der goldene Grundsatz: die
gelindeste, ob äußere oder innere Anwendung ist die beste.[17]

+Pflanzen mit zweifelhafter Wirkung+, wie Eibisch, Süßholz usw.;
mit den geringsten ungünstigen Wirkungen, z. B. auf den Magen, wie
Senesblätter, Hopfen usw.; Giftpflanzen vollends habe ich grundsätzlich
übergangen.[18]

+Wie gut Gott ist!+ -- so drängt sich’s mir aus dem Herzen. Nicht bloß
was zur Erhaltung des Lebens, zu des Leibes täglichem Brot notwendig
ist, läßt er uns wachsen; er, der in unendlicher Weisheit alles nach
Maß, Zahl und Gewicht geschaffen, läßt in väterlicher Liebe +zahllos+
auch +diejenigen Kräutchen+ aus der Erde hervorschießen, welche den
Menschen in kranken Tagen Trost, seinem in Schmerzen sich windenden
Körper +Linderung+ und +Heilung+ verschaffen.

+Wie gut Gott ist! Daß wir Einsicht haben!+ Den Pflänzchen, welche
durch die ihnen vom Schöpfer angehängten Riechfläschchen, den würzigen
Heilduft, sich selbst uns ankündigen und freundlich und zuvorkommend
stellen, wollen wir fleißig nachgehen und beim Pflücken eines jeden mit
kindlichem Danke unsern unendlich liebevollen Vater preisen, der im
Himmel ist!

+Unsere Hausapotheke+ soll vier +Hauptabteilungen+ oder +Hauptfächer+
und +einige kleinere Nebenfächer+ enthalten.

+In die Hauptfächer+ stellen wir:

    in das erste die +Tinkturen+,
    in das zweite, größte, die +Teesorten+,
    in das dritte die +Pulver+,
    in das vierte die +Öle+.

In die +Nebenfächer+ kommt wieder gut geordnet +alles andere+, was
nicht unter obige vier Abteilungen fällt. Auch die +Leinwandabfälle+
zum +Überbinden+ und +Überlegen+ (stets rein und frisch), die
+Baumwolle+ usw. können eines der Nebenfächer einnehmen.

Die +Tinkturen+ und die +Öle+ müssen in Gläsern aufbewahrt werden, die
verschiedenen Tee und Pulver entweder in festen +Papierdüten+ oder
besser in +Schachteln+. (Wer neue machen läßt, soll sie länglichrund
und gleichmäßig, wenn auch in verschiedenen Größen, machen lassen, daß
sie dastehen wie Soldaten in Reih und Glied. Das macht einem jeden
Freude und gibt der Hausapotheke ein Ansehen -- und das gehört ihr
auch.) Alles an einem +kühlen+, jedoch nicht feuchten (daß sich nicht
Schimmel ansetze) +und nicht allzu abgelegenen Orte+ im Hause!

Auf einem jeden Glase oder Fläschchen, auf jeder Schachtel oder Düte
soll genau und für jedermann gut leserlich die +Aufschrift+ des
+Inhaltes+ stehen. Am besten werden sodann die verschiedenen Heilmittel
in jeder Abteilung +alphabetisch+, d. i. nach dem ABC geordnet. Was mit
A anfängt (z. B. Alaun), marschiert am Anfang auf, was mit Z beginnt
(z. B. Zinnkraut), bildet den Schluß der Reihe.

Vor allem soll in der Hausapotheke +große Ordnung+ sein. Jeder
Fremde, welcher dieselbe bisher nie gesehen, muß im Augenblick jedes
Fläschchen, jeden Tee usw. finden. Dann muß +große Reinlichkeit+
herrschen. Auf keiner Schachtel darf, ich will nicht sagen
liniendicker, es darf +gar kein+ Stäubchen liegen; an keiner Flasche,
selbst nicht an einer Ölflasche dürfen Schmutz- oder Ölflecke wie
nachlässig gekämmte Haare herunterhängen. Nichts entehrt ein Haus
mehr als Unreinlichkeit; merke wohl: nach zwei Dingen hauptsächlich
beurteilt man -- und zwar mit vollem Rechte und meistens sehr wahr --
das ganze Haus. Sind diese in Ordnung, so ist, schließt man, alles in
Ordnung. Sind sie unordentlich, so heißt’s: in diesem Hause, in dieser
Wohnung müssen die Einwohner recht unordentliche Leute sein. Willst du
die beiden Dinge wissen? Sie heißen:

Hausapotheke und Abort.

+Am besten wird es mit der Ordnung der Hausapotheke bestellt sein+,
wenn die Hausmutter oder ein fleißiger Sohn oder die reinlichste und
ordnungsliebendste Tochter die Sorge und Verantwortung übernimmt.
Sie wird die pünktlichste, gewissenhafteste Reinlichkeitspflege als
Ehrensache betrachten und den Staublumpen stets in einer Ecke bereit
liegen haben. Wenn sie ihr Amt gut verwaltet, das ja fürs ganze Haus,
für alle Glieder desselben von Segen ist, darf sie mit Freuden an jenes
Wort des göttlichen Heilandes denken: „Was ihr dem geringsten meiner
Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.“

+Was so eine kleine Hausapotheke+ annähernd enthalten soll, habe ich am
Ende dieses zweiten Teiles angegeben.[20] Ich rate ab von allem nicht
Notwendigen. Man kann gelegentlich das eine oder andere Mittel beifügen.

Hier soll nur noch ein Wort stehen über die +Bereitung der Tinkturen+,
+des Tees+, +der Pulver+.


Tinkturen oder Extrakte.

Die inneren Kräfte, die Heilsäfte können aus einer Pflanze in
verschiedener Weise ausgezogen werden. Den +besten, stärksten Auszug+
erhalten wir im eigentlichen, sogenannten +Extrakt+.

Der Extrakt wird +folgendermaßen bereitet+:

Man sucht unter den Kräutern, Beeren usw., aus denen man den Extrakt
gewinnen will, die besten aus: die reifsten, die untadelhaften; diese
trocknet man auf einem Brett an der frischen Luft, +stets+ (das merke
man sich gut,) jedoch im +Schatten+, +niemals an der Sonne+. Beim
Trocknen wird sich noch manches zeigen, was als untauglich verworfen
werden muß.

Nachdem die Kräuter, Beeren usw. gut getrocknet sind, +zerkleinere+,
+zerschneide+ man sie, wenn notwendig, und bringe sie in eine
+verschließbare Flasche+ (Weinflasche). Diese nun wird mit echtem
Kornbranntwein -- den ich allem andern vorziehe -- oder in dessen
Ermangelung mit reinem Spiritus oder Fruchtbranntwein aufgefüllt und
luftdicht verschlossen für einige Zeit an einen mäßig warmen Ort
gestellt.[21] Ich habe derart gefüllte Flaschen schon ein Jahr lang und
noch länger ruhig stehen lassen und dann erst den mit dem ausgezogenen
Saft des betreffenden Heilmittels durchtränkten Spiritus als Extrakt
abgegossen. Im +Not-+ und +Bedarfsfalle+ kann man denselben schon nach
wenigen Tagen des Ansatzes in Gebrauch nehmen.

Die Tinkturen nimmt man tropfenweise; in gewissen Fällen, (es ist
dieses jedesmal ausdrücklich angegeben) wird auf den Kaffeelöffel
(kleineres Maß) und auf den Eßlöffel (größeres Maß) hingewiesen.


Tee.

Bei trockener Witterung, vielleicht wenn du vom Felde heimkehrst,
oder wenn du hinausgehst, den Stand der Saaten zu betrachten, mache
einen Abstecher und sammle da diese, dort jene Heilkräuter. Was auf
+trockenem+ Grunde wächst, gar an +sonnigen Berghalden+ verdient den
Vorzug, und welche Pflanzen du in +der schönsten Blütezeit+ sammelst,
diese werden dir die herrlichste und in Leiden die gesegnetste Frucht
bringen. Manches der Kräuter und Kräutchen wächst in +deinem Gras-+
oder +Gemüsegarten+, am +Haus+ oder an der +Scheune+. Du brauchst nur
dem zehnjährigen Knaben oder deinem kleinen Mädchen es vorzumachen,
wie sie es anstellen sollen, und du verlierst beim Sammeln der
Kräuter keinen Augenblick und bereitest deinen Kindern eine Freude.
Die +Garten-+ und +Feldkräuter+ sollen +jedes Jahr erneuert+ d. h.
neugesammelt, die alten weggegeben werden.

+Jede Hausmutter versteht es+, jedweden +Tee+ zu bereiten. Von
den getrockneten Kräutern (über das Trocknen lies das auf der
vorhergehenden Seite Gesagte) nimmt sie zu einer Tasse, soviel sie mit
+drei Fingern+ fassen kann, gießt in das Pfännchen über die Teeblätter
oder Blüten sprudelndes Wasser und läßt es einige Minuten aufkochen,
dann schüttet sie den fertigen Tee ab.

In dieser Weise bereiteter Tee hat den feinsten Geschmack mit dem
besten, jeder Pflanze eigentümlichen Aroma, aber es ist nicht der
kräftigste Tee.

+Bei mir+ werden die Kräuter durch +längere Zeit förmlich abgekocht+,
+gründlich ausgesotten+, daß auch nicht ein Teilchen der Heilkraft
verloren geht, vielmehr alle im Wasser gefangen wird.

+Die Art des Einnehmens+, ob tassen-, ob löffelweise, ist bei jeder
einzelnen Krankheit genau angegeben.


Pulver.

Das Pulver +wird gewonnen+, indem die trockenen Wurzeln, Blätter,
Körner oder Beeren der Heilpflanzen zerrieben oder im Mörser zerstoßen
werden.

Manchen Kranken ist damit leichter beizukommen als mit Tee. Man streut
ihnen das vorgeschriebene Pulver wie Gewürz (Pfeffer, Zimmt usw.) an
eine Speise oder mischt es an einen Trank, daß sie desselben gar nicht
gewahr werden.

Die +Gefäße+, welche zur Aufbewahrung der verschiedensten Pulver
dienen, seien des Staubes wegen recht +sorgfältig verschlossen+.


Öle.

+Die Bereitung der Öle+, soweit dieselben nicht in der Apotheke gekauft
werden, ist bei jeder Krankheit, in der ein solches zur Verwendung
kommt, jedesmal besonders angegeben.

An der Reinhaltung der Ölfläschchen insbesondere wird man den Sinn für
Ordnungsliebe, Reinlichkeit usw. erkennen.

[Illustration]



[Illustration]



Heilmittel.


In alphabetischer Aufzählung sind die von mir verwendeten
Heilmittel[22] folgende:


=Agave.= (~Agave americana =L.=~) =[Aloë.]=

Diese Pflanze hat ihre Heimat fern in Amerika. Von dort wurde sie zu
uns herüber gebracht; man sieht sie jetzt nicht selten an den Fenstern
der Blumenfreunde zwischen anderen Blumenstöcken hervorragen. Sie
fällt auf und ist erkenntlich durch ihre recht dicken, fleischigen,
ziemlich langen Blätter, die seegrün sind und viele Stacheln tragen.
Blüten bringt sie selten; wenn man aber die Wirkung der fleischigen
Blätter kennen würde, dann würde sicher jeder Blumenfreund auch diese
ausländische Pflanze in einem Topfe unter seinen Blumen haben.

Die Wirkungen sind folgende:

Wenn man ein solches Blatt nimmt, es in Wasser siedet und trinkt, so
reinigt eine solche Tasse Magen wie Gedärme. Auch auf kranke Leber und
Gelbsucht wirkt diese Pflanze, wenn sie zu Pulver gemacht, und täglich
zweimal eine Messerspitze voll davon eingenommen wird.

Wenn man von derselben so ein Blatt mit einem Kaffeelöffel voll Honig
in einem Schoppen Wasser siedet und in kleinen Portionen einnimmt,
dann nimmt dieser Absud die innere Hitze aus den Augen, wenn dieselben
damit gut ausgewaschen werden. Wermut, mit Aloë gesotten, treibt die
wässerigen, schlechten Stoffe, aus denen leicht Wassersucht entstehen
kann, aus und macht einen recht guten Magen.

Dieses wenige Angeführte veranlaßt mich, jedem Blumenfreunde den Rat zu
geben, diese Pflanze auch in einem Topfe unter seinen Blumenstöcken zu
pflegen.


=Alaun.=

Alaun ätzt, er eignet sich demnach für +faule+, +bösartige
Schäden+. Ich habe gesehen, wie er selbst den noch +nicht zu weit
vorgeschrittenen Krebs+ am Weiterfressen hinderte.

+Schwärende+, +eingewachsene+ Nägel sollen stets mit Alaun
behandelt werden.

Die +Anwendung+ ist folgende:

Alaun wird entweder +gepulvert+, d. i. zu feinem Staub
zerrieben und direkt auf die Wunde aufgestreut, oder er wird +in
Wasser aufgelöst+ und die Auflösung in Form von Waschungen oder
eingetauchten kleinen Linnenauflagen benützt.

Sind die Wunden von Eiter, Faulfleisch usw. ganz gereinigt, so wirkt
Alaun +zusammenziehend+, +trocknend+ und +rasch heilend+.

Für +Zähne+, an denen sich +ungesundes Fleisch mit unterlaufenem
Blute+ ansetzt, ist +verdünntes Alaunwasser+ ein erprobtes
Mittel.

Als +Mundwasser+ zum Ausspülen des Mundes und der Zähne, sowie als
+Gurgelwasser+ dient Alaunwasser längst.


=Aloë.= (~Aloë vulgaris Lam.~)

Aloë (man kauft das Pulver in der Apotheke) ist sowohl innerlich
als äußerlich verwendet von guter Wirkung. Siedet man eine bis zwei
Messerspitzen +Aloëpulver+ mit einem Kaffeelöffel voll Honig, so
reinigt diese Mixtur den +Magen+ gründlich ohne die geringste
Belästigung.

Wird Aloë mit anderen Kräutern vermengt und als +Tee bereitet+,
so ist obige Wirkung noch nachhaltiger. Die Mischung hat gewöhnlich
+folgende Zusammensetzung+: eine Messerspitze Aloë, Holunderblüten
für zwei Tassen Tee, ein paar Messerspitzen Foenum grecum, ein
Kaffeelöffel Fenchel. Die zwei Tassen Tee sind innerhalb zwei Tagen zu
nehmen. Die Wirkung, die nicht in heftigem Abführen, sondern lediglich
in reichlichem Stuhlgang besteht, tritt erst nach 12-30 Stunden ein.

Eine Anwendung von Aloë mit Johanniskraut und Schafgarbe wird an
anderer Stelle erwähnt werden.

Dieselbe reinigende Kraft, welche Aloë innerlich angewendet zeigt,
hat sie auch bei +äußerlichem Gebrauche+. Wer kranke, trübe, rot
unterlaufene, +triefende Augen+ hat, aus denen Eiter und anderer
Unrat sich ausscheiden, bereitet sich aus Aloë ein vorzügliches
+Augenwasser+. Eine kräftige Messerspitze Aloë wird in ein
Medizin-Glas geschüttet, mit heißem Wasser übergossen, gerüttelt --
das Augenwasser ist zum sofortigen Gebrauche fertig. Drei- bis viermal
täglich wasche man die Augen äußerlich ab und innerlich aus. Das
anfängliche Jucken und leichte Brennen darf einen nicht stören.

+Alte Schäden+, +faulendes Fleisch+, +tiefe Narben mit viel
Eiter+ werden vorzüglich gereinigt durch solches Wasser, das sie
heilt. Es werde zu dem Zwecke ein Lappen in Aloëwasser getaucht und auf
die leidende Stelle gelegt.

Sollte an irgend einer Körperstelle die +Neubildung der Haut+
durch Geschwüre oder vielmehr durch die aus derselben ausströmende
scharfe Flüssigkeit gehindert werden, so streue man Aloëpulver auf die
Geschwürstelle, so dicht, daß der ganze offene Schaden bedeckt ist.
Das Ganze werde trocken überbunden. Dieses täglich einmal. Das Pulver
bildet, die schlechten Stoffe aufsaugend, eine harte Kruste, unter
welcher bald die neue Haut sich zeigt.

+Wunden+, frische wie alte, heilt Aloë sehr schnell zu. Bei alldem
kann das reinliche und reinigende Heilmittel, wohin es immer komme (in
das Auge oder in die Wunde), niemals schaden.


=Angelika=, wilde oder Wald-=Engelwurz=. (~Angelica
silvestris L.~)

Es wächst auf feuchten Wiesen und an nassen Waldstellen eine Pflanze
mit einem Stengel, der einen halben bis ganzen Meter hoch ist. Der
Stengel ist hohl und die Buben machen gerne Pfeifen daraus. Diese
Pflanze führt den Namen Angelika, Wald- oder wilde Angelika; sie heißt
+Waldangelika+, weil sie meist im Walde zu finden ist; sie heißt
auch wilde Angelika, weil sie wild, ohne menschliches Zutun wächst
und sich so von einer anderen Art (~Angelica archangelica L.~,
+edle+ Engelwurz) unterscheidet, die einer eigenen Pflege bedarf.
Beide sind Heilpflanzen im gleichen Sinne und mit gleicher Wirkung; ich
ziehe erstere aber vor, weil man sie ohne Mühe haben kann. Hat jemand
ungesunde oder halbgiftige Speisen bekommen, so ist ein Tee, von ihren
Wurzeln, Samen und Blättern gesotten, ein vorzügliches Mittel, diese
schlechten Stoffe wieder zu entfernen.

Weil das Blut aus den verschiedenen Nährstoffen bereitet wird und die
Nährstoffe nicht alle gut und gesund sind für die Natur, so leitet
dieser Tee die schlechten Stoffe wieder aus dem Blut. Wie oft kommt es
vor, daß im Magen eine unbehagliche Kälte herrscht! Eine Tasse Tee von
solchen Wurzeln bringt dem Magen wieder mehr Wärme. Am besten ist es,
wenn man eine solche Tasse Tee in drei Portionen teilt und die erste am
Morgen, die zweite am Mittag, die dritte am Abend nimmt.

Wenn ungesunde Stoffe im Magen und in den Gedärmen sind, oder wenn
versteckte Gase Grimmen verursachen, so ist wieder dieser Tee ein
Hauptmittel, das Übel zu heben, besonders wenn man zum Tee halb Wein
und halb Wasser nimmt.

Starke Verschleimungen in der Lunge und Brust, Magenbrennen,
Verschleimungen in der Luftröhre werden gerade durch diesen Tee am
leichtesten beseitigt.

Man kann mit Recht die Angelika als ein vorzügliches Hausmittel
empfehlen, und die Landleute sollten fleißig auf ihren Wiesen und in
ihren Wäldern eine ziemliche Portion für das ganze Jahr sammeln, an der
Luft trocknen und an einem trockenen Orte aufbewahren. Diese Wurzeln,
Samen und Blätter, gut getrocknet, können auch zu Pulver gemacht
werden, und wenn man täglich zwei- oder dreimal eine Messerspitze voll
solchen Pulvers einnimmt, so ersetzt dieses den Tee.

Dem Pflanzenunkundigen gebe ich notgedrungen den guten Rat, nicht
Angelika zu sammeln, er möchte sonst aus der Wiese Roßkümmel oder aus
dem Walde gar Schierling (Giftpflanze) zu seinem Verderben nach Hause
tragen. Ich setze diese Worte her, weil beides sich ereignet hat.


=Anis.= (~Pimpinella anisum L.~)

Anis ist wie Fenchel sehr zu empfehlen. Seine Wirkung auf Gase
(Winde) übertrifft jene des Fenchel bei weitem. Meistens werden beide
Heilmittel miteinander gemengt und verbunden.

Die Öle von Anis und Fenchel kauft man am leichtesten in der Apotheke.
Gegen obiges Leiden genügen 4-7 Tropfen auf Zucker täglich ein- bis
zweimal zu nehmen.


=Anserine= oder =Gänsefingerkraut=. (~Potentilla anserina
L.~)

Das Gänsefingerkraut wächst, wie sein Name besagt, da am besten, wo
Gänse sich am liebsten aufhalten. Man trifft es besonders zahlreich in
der Nähe der Häuser, ferner auf Triften, an Weg- und Grabenrändern.
Viele Leute haben ihm nach seiner Wirkungsweise den Namen
+Krampfkraut+ gegeben.

Tee von Anserinenkraut ist ein vortreffliches Mittel bei
+Krampfanfällen+, seien dieselben im Magen, im Unterleib oder wo
immer. Bei +Starrkrampf+ selbst -- soweit überhaupt eingewirkt
werden kann -- tut dieses Kräutchen sehr gute Dienste. Beim Beginne der
Anfälle, besser noch bei den sich zeigenden Symptomen (Vorzeichen) der
Krämpfe, gebe man dem Kranken täglich dreimal recht warme Milch (so
warm sie der Kranke ertragen kann), in welcher solche Heilkräuter (so
viel mit drei Fingern zu fassen sind) wie zu Tee abgebrüht wurden.

Doppelte Wirkung erzielt der, welcher solchen Tee einnimmt und
zugleich auf die krampfhaften Stellen Überschläge mit dem im Wasser
angeschwellten oder abgebrühten Kraute macht.

+Keine Familienmutter+ soll es unterlassen, einen hinlänglichen
Vorrat solchen Krautes zu sammeln und zu trocknen. Sie weiß selbst zu
beurteilen, wie schmerzhaft solche häufig vorkommenden Krampfanfälle
sind, und wie es noch größeren Schmerz bereitet, Angehörige leiden zu
sehen, ohne helfen zu können.


=Arnika= oder =Bergwohlverleih=. (~Arnica montana L.~)

Arnika besitzt in der ganzen Welt den Ruf einer vorzüglichen
Heilpflanze. Weshalb gerade viele von denen, die solches wissen könnten
und sollten, dieses bestreiten, begreife +ich+ wenigstens nicht.

Die +Arnika-Tinktur+ ist so allgemein bekannt und bei Wunden zu
deren Auswaschen, zu Kompressen (Aufschlägen) usw. so allgemein in
Übung, daß es mir nicht notwendig erscheint, darüber auch nur ein Wort
zu verlieren.

Man kauft diese Tinktur billig; ein jeder kann sie aber auch leicht
selbst bereiten. Die Blüten werden Ende Juni und Anfang Juli gesammelt
und in Branntwein oder Spiritus angesetzt. Nach ungefähr drei Tagen
schon kann die fertige Tinktur in Gebrauch genommen werden.


=Attich= oder =Zwergholunder=. (~Sambucus ebulus L.~)

Am Rande der Wälder, besonders abgetriebener (ausgehauener), sieht
man Stauden, einen Meter und darüber hoch, die im Juli weiße große
Doldenblüten, im Herbste prächtige, schwere, glänzende Doldentrauben
tragen. Das ist Attich oder Zwergholunder.

+Der Tee, aus solchen Wurzeln+ bereitet, treibt mit
außerordentlicher Wirkung das Wasser ab in der +Wassersucht+ und
reinigt die +Nieren+. Mir sind mehrere Fälle bekannt, in denen
solcher Tee die ziemlich vorangeschrittene Wassersucht vollständig
heilte und ausheilte.

Auch bei +anderen Zufällen im Unterleib+, die von schlechten
Säften herrühren, wirkt er gut; er scheidet die Säfte durch den Urin
aus.

+Attichtee+, den man +aus dem Pulver bereitet+, tut dieselben
Dienste. Zu einer Tasse, die auf zweimal zu verschiedenen Zeiten des
Tages genommen wird, reichen zwei Messerspitzen des Pulvers aus.

Im Spätherbste sammelt man die Wurzeln, trocknet sie gut an der Luft
und bewahrt die gedörrten +Wurzeln+ oder das aus den zerstoßenen
Wurzeln gewonnene Pulver in der Hausapotheke auf.


=Augentrost.= (~Euphrasia officinalis L.~)

Zum Lohn und aus Dankbarkeit für treue Dienste haben unsere Voreltern
diesem kleinen Kräutchen den schönen Namen „Augentrost“ gegeben. Wenn
oft kein Mittel mehr helfen wollte, spendete dieses Blümchen den
+Augen+ den letzten Trost. Ich habe dasselbe schon recht häufig geraten
und mit guten Erfolgen.

Wenn die Öhmd- (Grummet-) Ernte zur Hälfte reif ist, im August etwa,
findest du dieses Heilkräutlein fast auf jeder Wiese. Oft wächst es so
zahlreich, das eigentliche Futter verdrängend, daß die Bauersleute ihm
gram werden.

Sowohl die getrockneten als die zerriebenen Blätter kommen als +Tee+
und als +Pulver+ zur Anwendung. Mit dem Tee wäscht man täglich zwei-
bis dreimal die Augen gut aus, oder man taucht in denselben kleine
Fleckchen, die man über Nacht aufs Auge legt und mit einer Binde
befestigt. Das Auge wird so gereinigt, geklärt, die Sehkraft gestärkt.

Nach meiner Praxis lasse ich +zu gleicher Zeit+ die Patienten +das
Pulver nach innen+ anwenden, und zwar täglich eine Messerspitze in
einem Löffel Suppe oder Wasser. Damit ist die Heilkraft des Kräutchens
nicht erschöpft. Auch +Magentrost+ könnte man es nennen. Wegen seiner
angeborenen Bitterkeit gilt sein Tee als +Magenbitter+ zu regerer
Verdauung und zur Verbesserung der Magensäfte. Probiere es einmal,
lieber Leser; das Kräutchen wird auch bei dir mit seinem Trost nicht
kargen!


=Ausscheidungsöl= (im Volksmund „+Malefizöl+“).

Es gibt Fälle, wo in Körpern sich so viele kranke Stoffe angesammelt
haben, daß es ungemein schwer ist, dieselben gänzlich aufzulösen und
auszuleiten. Die Schwierigkeit besteht nicht in der zweifelhaften
Leistungsfähigkeit des Wassers oder der verschiedenen Anwendungen
vielmehr in der Frage: Wird ein solcher Patient, werden insbesondere
schwächliche Naturen vor den notwendig anzuwendenden Übungen und der
Langwierigkeit einer solchen Kur nicht zurückschrecken und so alle
Bemühungen vereiteln? Dieser Gedanke hat mich viel beschäftigt und
manche Erfahrung hat zu neuem ernstem Nachdenken angespornt.

Da fiel mir ein, daß +ja manches innere Leiden plötzlich verschwand,
sobald nach außen hin ein Ausschlag zu Tage trat+.

Könnte man, so frage ich mich, nicht auf künstliche Weise solchen
Ausschlag bewirken, mit andern Worten, durch irgendein Mittel den im
inneren Körper verborgenen kranken Stoffen zum Durchbruch verhelfen,
dieselben herauslocken an die Oberfläche der Haut und so der Wasserkur
ihre Arbeit um ein gutes Stück erleichtern?[23]

Nach langem Suchen traf ich auf ein Öl, welches diese Dienste in
vortrefflicher Weise leistet, bei manchen Fällen geradezu mit
auffallenden Erfolgen. Dasselbe ist, wie gesagt, zur Heilung nicht
absolut notwendig, keine ~conditio sine qua non~; das Wasser allein
kann wohl die Arbeit tun. Aber es unterstützt und fördert das oft
sehr schwere Werk der Auflösung und Ausleitung um ein Bedeutendes.
Das Öl wird +nur äußerlich+ angewendet und allein in solchen Fällen,
in denen so auf die leichteste Weise eine vorteilhafte Ausleitung
des kranken Stoffes erzielt werden kann. Die Wirkung ist +ganz und
gar unschädlich+, aber gründlich, tiefgehend bis ins Innerste. Weil
es die Rebellen im Körper und im Blut mit scharfer Spürnase wittert
und sicher ans Tageslicht bringt, hat ein Herr, bei dem es prächtig
und erfolgreich diente, ihm den Namen „Malefizöl“ gegeben, den es bis
heute behalten. Ich hatte keinen Grund, den originellen Namen irgendwie
anzufechten.

Die +Art der Verwendung+ mögen einige Beispiele veranschaulichen.

Jemand klagt über +Augenleiden+: die Augen sind gerötet, jede Helle
tut weh. Sie triefen sehr stark und schmerzen aufs empfindlichste. In
diesem Falle reibe ich die Hautfläche hinter den Ohren (an Ohrmuschel
und Hinterhaupt) leise, um sie etwas zu erwärmen, und trage dann sachte
drei bis vier Tropfen solchen Öles auf die erwärmte Stelle auf. Schon
nach einer halben Stunde spürt der Patient die Wirkung, ein leichtes
Spannen und Brennen; nach ungefähr 24 Stunden erscheinen unzählige, mit
Eiter angefüllte Bläschen, die je nach der Masse des auszuziehenden
kranken Stoffes wachsen, später vertrocknen und als verdorrte Krusten
abfallen. Sollte der erste Versuch nicht gelingen, d. h. sollte das
Öl nach circa 30 Stunden nicht wirken, so bringe man am zweiten Tage
nochmals ein paar Tropfen auf die geröteten Stellen. Die Wirkung
wird sicherlich nicht ausbleiben und der Giftstoff, der im Auge die
Entzündung verursacht hat, in Bälde ausgegangen sein. Bei einer Reihe
derartiger Augenleiden ließ bei Anwendung besagten Öles schon nach 1-2
Stunden der Schmerz nach, und binnen kurzer Zeit waren die Augen rein
und gesund.

+Heftiges Zahnweh+ plagt einen anderen Patienten; das Zahnfleisch ist
angeschwollen, der Kiefer schmerzt, als ob er zerrissen werde; den
ganzen Kopf peinigt die schmerzlichste Aufregung. Wie beim ersten
Falle bringe man einige Tropfen unseres Öles hinter die Ohren oder ins
Genick. Der Erfolg muß ein günstiger sein.

Eine +Eigentümlichkeit des Öles+ besteht noch darin, daß es bei der
ersten und vornehmeren Arbeit des Ausziehens die bestrichene Stelle
verwundet, dann aber, sobald es seine Pflicht getan, in zweiter Arbeit
dieselbe schnell und gut zuheilt.

Das Öl betrachte ich +nicht im mindesten als ein Geheimmittel+; ich
habe dessen Zusammensetzung manchem vertrauten Freunde mitgeteilt.
Um indessen Mißbräuchen und wohl auch Mißgriffen verschiedener Art
vorzubeugen, sehe ich mich veranlaßt, das Rezept der Öffentlichkeit
nicht kundzugeben. (Siehe Anmerkung auf Seite 111.)


=Baldrian=, +gebräuchlicher+. (~Valeriana officinalis L.~)

Daß im Baldrian etwas besonderes stecken muß, darüber belehren uns die
Katzen, die er durch seinen Geruch so anzieht, daß sie sich auf seinem
Kraute wälzen.

Wir benützen allein die +Wurzel+, die entweder zur +Tee+bereitung
zugeschnitten oder zu +Pulver+ zerrieben und stets nur (als Tee und als
Pulver) in kleinen Portionen genommen wird.

Baldrianwurzel lindert +Kopfbeschwerden+ und hebt +krampfhafte
Zustände+, ähnlich wie die Raute; sie wirkt auf beide Leiden gut
ein, weil sie deren hauptsächlichste Ursachen, die +Gase+ nämlich,
ausscheidet.


=Bitter- oder Sumpfklee= (~Menyanthes trifoliata L.~)

ist eine Pflanze, welche auf Moorgrund und gewöhnlich in der Nähe von
laufendem Wasser steht. Da, wo das Wasser im Fließen keinen Ausweg mehr
gefunden hat und eine kleinere oder größere Pfütze bildet, wächst unter
sauerem Grase auch diese Sumpfflanze. Sie hat drei Blätter und ist sehr
bitter, daher der Name Bitterklee. Dieses Kraut gibt vorzüglichen Tee
für den +Magen+; er wirkt gut auf die Verdauung und hilft gut die
Magensäfte bereiten.

Bitterklee in Branntwein angesetzt gibt den sogenannten „+bitteren
Geist+“, der demselben guten Zwecke dient.


=Bockshornklee= (~Trigonella foenum graecum~)

s. unten Seite 129.


=Brennessel=, +große+. (~Urtica dioica L.~)

Die Brennessel ist die verachtetste unter den Pflanzen. Manche
zartbenervte Seele sticht und brennt es schon, wenn sie nur
diesen Namen hören. Ob wohl mit Recht? Jüngst hörte ich, daß ein
Wanderlehrer, ich glaube in Böhmen, über die Brennesseln und deren
Bedeutung eine ganze Broschüre geschrieben habe. Der fängt’s wieder
einmal gut an, das lobe ich mir! Die Brennessel hat in der Tat für
Kenner den größten Wert.

+Frische Brennesseln+, vom Standorte gerade weggenommen, gedörrt
und zu Tee verwendet, lösen die +Verschleimungen in Brust und
Lunge+, reinigen den +Magen+ von verlegenen Stoffen, die sie
hauptsächlich beim Urinieren entfernen.

Kräftiger als die Blätter wirken die +Brennesselwurzeln+, ob man
sie im Sommer grün ausgegraben oder im Winter gedörrt verwendet. Eine
beginnende +Wassersucht+ kann durch Tee von Brennesselwurzeln
gehoben werden. Derselbe räumt überhaupt mit +faulen Säften im
Innern+ gründlich auf.

Wer +unreines Blut+ hat, soll zur Sommerszeit recht oft
Brennesseln, +wie Spinat gekocht+, essen. Man liebt besonders in
Italien die Kräutersuppen. +Kräuterknödel+ aus Brennesseln sind
nicht bloß ein Nähr-, sondern auch ein Gesundheitsmittel.

Wer an +Rheumatismus+ leidet und kein Mittel mehr findet,
denselben auszutreiben, bestreiche oder schlage die schmerzenden
Stellen täglich ein paar Minuten lang mit frischen Brennesseln.

Die Furcht vor der ungewohnten Rute wird bald der Freude über deren
vorzügliche Heilwirksamkeit weichen.


=Dornschlehblüte.= (~Prunus spinosa L.~)

Dornschlehblüten sind das schuldloseste +Abführmittel+ und sollten
in jeder Hausapotheke in vorderster, leicht zugänglicher Reihe zu
finden sein.

Wie oft fühlt man im Magen und im Unterleib, im ganzen Befinden, daß
eine schnelle Purgierung gut, ja notwendig wäre; man sucht ein leichtes
Mittel und sucht und -- könnte es so leicht bei der Hand haben!

Nimm solche Dornschlehblüten, siede dieselben 1 Minute lang und trinke
3-4 Tage lang solchen Tee, täglich 1 Tasse! Der Tee wirkt leicht ohne
alle Unannehmlichkeiten und Beschwerden, dazu dennoch gründlich.

Als +Magenmittel+, als reinigendes und stärkendes, kann ich diesen
Tee gleichfalls bestens empfehlen.


=Eibisch.= (~Althaea officinalis L.~)

Eibischtee wird sehr viel gebraucht bei +Erkältungen+. Ich bin
für denselben nicht besonders eingenommen, da er meinen Erwartungen
zu wenig oder nicht entsprochen hat. Schon beim Sieden erhält man
eine schlütterige (zähe) Masse, die nach verhältnismäßig kurzer
Zeit schleimig wird und so -- was in der Tat oft vorkommt -- den
Appetit nehmen oder verderben muß. Derlei Medizinen empfehle ich nie.
Gelinde gesagt ist mir +Eibischkraut+ und +Eibischwurzel etwas
verdächtig+. Ich wähle deshalb stets Heilkräuter, welche dieselben
Dienste zweifellos sicher tun.


=Eichenrinde.=

Heißt er uns gar die Eichenrinde als Medizin gebrauchen! Ja freilich,
sie mag frisch vom Baume weg oder getrocknet sein.

+Junge Eichenrinde+, längere Zeit (eine halbe Stunde) abgebrüht,
gibt einen +heilkräftigen Absud+. Man tauche nur ein Handtüchlein
in denselben und winde es als Wickel um den Hals. Solche Wickel lösen
auf und verdrängen +dicke Hälse+, und wenn ein Kropf noch nicht
zu groß und zu fest ist, sind sie selbst die wirksamsten und zugleich
schuldlosesten +Kropfmittel+. Mit den Drüsen räumen diese Wickel
nicht weniger gründlich auf.

Wer an +Mastdarmvorfall+ leidet, nehme fleißig Sitzbäder mit Absud
von Eichenrinden, dazu zuweilen kleine Klistiere mit verdünntem Absud.

Die lästigen und oft gefährlichen +Mastdarmfisteln+ löst der Absud
und heilt sie aus.

Auch +harte Geschwülste+, die nicht entzündet sind, können ebenso
behandelt und aufgelöst werden.

+Tee+ von Eichenrinde wirkt wie Harz stärkend auf die inneren
Gefäße.


=Enzian=, gelber. (~Gentiana lutea L.~)

Der gelbe Enzian wächst besonders auf den Bergen. Durch zuverlässige
Leute kann man leicht und billig dieses prächtige Heilkraut sich
sammeln lassen. Vor allem rate ich +Extrakte+ von Enzian zu
bereiten. Die Enzianwurzeln werden zu diesem Zwecke gut getrocknet,
klein geschnitten und so mit Branntwein oder Spiritus in Glasflaschen
angesetzt.

Dieser Extrakt ist eines der ersten +Magenmittel+. Man gieße 20-30
Tropfen desselben an 6-8 Eßlöffel Wasser in ein Glas und nehme diese
Mischung längere Zeit hindurch täglich. Die gute Verdauung wird ein
nicht minder guter Appetit recht bald anzeigen. Spürt man, daß eine
Speise schwer im Magen liegt und belästigt, das Magentränklein von
einem Kaffeelöffel Extrakt in einem halben Glas warmen Wassers wird die
Störung bald beendigen.

Für +Magendrücken+ ist Enzian ebenfalls sehr gut.

Auf größeren Reisen, wenn man tagelang oft schlecht ißt, noch
schlechter trinkt und todmüde und halbkrank am Ziele ankommt, leistet
ein winziges Fläschchen Enziantinktur, tropfenweise auf Zucker zu Rate
gezogen, treffliche, unbezahlbare Dienste.

+Übelkeiten und Anfälle von Ohnmachten+ entfernt ein Kaffeelöffel
Tinktur in Wasser genommen; sie erwärmt, weckt auf, bringt Körper und
Geist wieder in Frieden.

Enzian, zu +Tee+ verwertet, tut ähnliche Dienste. Man siedet dann
entweder die geschnittenen Wurzeln oder selbst das Enzianpulver und
trinkt den Absud als Tee.


=Erdbeere.= (~Fragaria vesca L.~)

Welche Freude, wenn Kinder das erste Erdbeersträußchen den Eltern, dem
Lehrer, dem Pfarrer bringen! Welcher Genuß, wenn als Nachspeise (mit
oder ohne Wein) der erste Teller kühlender Erdbeeren auf den Tisch
gebracht wird!

Nicht allein die +Früchte+ dieses kleinen, so überaus fruchtbaren
Pflänzchens sind gerne gesehen; auch die +Blätter+ sammelt und trocknet
manche, für ihre schwachen Kleinen besorgte, von schwerer Arbeit
heimkehrende Mutter, denn Erdbeerblätter, das weiß sie, sind ein gutes,
gesundes und so ein +überaus billiges Nährmittel+.

Wie +bereitet sie diesen Tee+? Sie nimmt Erdbeerblätter, soviel sie
mit drei bis vier Fingern fassen kann, schüttet ungefähr einen halben
Schoppen (ein Viertelliter) siedendes Wasser daran und deckt beides
gut zu. Nach 15 Minuten gießt sie den Tee ab und sie hat reinen
+Erdbeerblättertee+. Dann mischt sie daran heiße Milch, etwas Zucker
und das Tränklein ist fertig.

Würde die Mutter statt des dritten oder vierten Teiles der
Erdbeerblätter +Waldmeister+ (~Asperula odorata L.~) nehmen, so gewänne
der Tee an Geschmack und Gehalt.

Die +Erdbeeren+ selbst sind als Gesundheitsmittel gar nicht zu
unterschätzen. Man gebe dieselben besonders +Rekonvaleszenten+, die
große Schwäche und Entkräftung nach schwerer Krankheit spüren; man
gebe sie verbunden mit anderen Nahrungsmitteln. Wer im Sommer längere
Zeit hindurch, gleichsam zum Kurgebrauch, täglich z. B. einen Schoppen
Milch mit einem halben Schoppen Erdbeeren vermischt, (wie man dieses
in Süddeutschland vielfach tut) oder täglich zweimal ein Stück guten
Roggenbrotes mit je einem Viertelschoppen Erdbeeren genießt, wird bald
die überaus wohltuende Wirkung verspüren, die neben der +Kräftigung+
auch in +Blutreinigung+ besteht. Werden die Erdbeeren +eingekocht+ wie
Kirschen, Weichseln, Amorellen usw., dann kann obige Kur mit bestem
Erfolge selbst im Winter vorgenommen werden.

Bei +innerer Hitze+ leisten Erdbeeren im Sommer selbst Kranken die
besten Dienste. Welch’ herrliches Refrigerans, d. i. kühlendes Labsal,
kann dem Lechzenden damit gereicht werden!

+Gries- und Steinleidenden+ werden vielfach täglich gleichmäßige
Portionen von Erdbeeren empfohlen.

Dasselbe gilt für +Leberleidende+ (täglich in verschiedenen Malen, bis
zu zwei Schoppen) und für solche, die mit aus dem krankhaften Blute
herrührenden +Ausschlägen+ behaftet sind. (Morgens und nachmittags je
einen Schoppen.)

Es ist merkwürdig, wie gerade diese Frucht von der Erde den Menschen so
reichlich gereicht wird. Daß unser Verständnis und unsere Dankbarkeit
der liebevollen Freigebigkeit ihres und unseres Schöpfers jederzeit
entsprechen möchte!


=Fenchel.= (~Foeniculum officinale All.~)

Die Fenchelkörner dürfen in keiner Hausapotheke fehlen, da das Leiden,
in welchem sie Hilfe schaffen, so gar häufig vorkommt; ich meine die
+Kolik+ mit ihrer Begleitschaft, den krampfartigen Zuständen. Schnell
siede die Mutter einen Löffel voll Fenchel in einer Tasse Milch 5-10
Minuten lang und gebe den Heiltrank dem Kranken so warm wie möglich
(nie zu heiß, daß man im Innern nichts verbrennt.) Die Wirkung ist
meist sehr gut und sehr schnell. Die rasch sich verbreitende Wärme
stillt die Krämpfe, die Kolik läßt nach und verschwindet. +Äußerlich+
soll, wie solches an anderer Stelle angegeben ist, ein warmer Aufschlag
von Wasser und Essig (halb und halb) auf den Unterleib zu liegen kommen.

+Fenchelpulver+, wie Gewürz auf Speisen gestreut, vertreibt die Gase
aus dem Magen und den unteren Regionen.

Das Pulver +wird gewonnen+, indem man Fenchelkörner im Ofenrohre röstet
(dörrt) und in einer gewöhnlichen Kaffeemühle mahlt.

+Fenchelöl+ kauft man in der Apotheke.

Fenchel, als Augenwasser verwendet, klingt manchem Geheilten, der dies
liest, nicht mehr neu. Man koche einen halben Eßlöffel Fenchelpulver
ab und wasche mit dem Absud ungefähr dreimal des Tages die Augen aus.

Reinigender und stärkender noch wirken die +Augendämpfe+.

Da ich bei jedem Kopfdampfe behufs Lösung im Innern stets ein, zum
Mindesten ½ Löffel Fenchelpulver verwende, so ist eigentlich mit jedem
Kopfdampf ein solcher Augendampf verbunden.

Ähnliche Wirkungen wie mit Fenchel erzielt man mit +Anis+ und +Kümmel+.
Öfters werden zwei oder gar sämtliche drei Heilkörner miteinander
vermischt, zusammen gemahlen und benützt.


=Foenum graecum.=

Von dem Samen (~foenum graecum~) des Bockshornklees (+Trigonella
foenum graecum+) wird ein Pulver bereitet, das Vielen derjenigen, die
meine Wassermittel gebrauchten, längst kein Fremdling mehr ist. Sie
schätzen es und benützen es fleißig. Man habe keine Furcht, es ist ganz
unschädlich.

Nach innen wirkt dasselbe, als Tee zubereitet, kühlend bei +hitzigen
Fiebern+.

Bei +Halsleiden+ mit starken Hitzen im Halse dient der +Tee+ als gutes
+Gurgelwasser+. Ein Kaffeelöffel des Pulvers reicht aus für eine mäßige
Tasse Tee, die im Tage, (alle Stunden, auch öfter, ein Eßlöffel voll)
getrunken oder zum Gurgeln verwendet wird.

Was +die äußere Anwendung+ betrifft, so ist ~Foenum graecum~ +das
beste von allen mir bekannten Mitteln+ zum Auflösen von +Geschwülsten+
und +Geschwüren+. Es wirkt langsam, schmerzlos, aber bis zum letzten
Tropfen Eiter ausdauernd und gründlich. Man kocht ähnlich wie beim
Leinsamen den bekannten öligen Brei, den man in kleine Linnentüchlein
bringt und auflegt.

Bei +offenen Füßen+ ziehen solche Auflagen die sogenannten
„+Zuschläge+“, d. i. die Entzündungen um die Ränder der Wunde aus
und verhindern die Bildung des +faulen Fleisches+ oder gar einer
+Blutvergiftung+. Diese letztere Anwendung empfehle ich der besonderen
Aufmerksamkeit aller, denen solche Fußwunden recht viel Leid und Sorge
bereiten.

~Foenum graecum~ kauft man sich in der Apotheke.


=Hafer= oder =Haber=. (~Avena sativa L.~)

Ein tüchtiges Sieden entzieht den Haferkörnern -- auf gleiche Weise
kann +Gerste+ behandelt und gebraucht werden -- die innewohnende Kraft.
Solches Getränk, nahrhaft, leicht verdaulich, kühlend bei vorhandenen
inneren Hitzen, ist für +Rekonvaleszenten+, die z. B. durch die
Blattern, durch den Typhus und andere ähnliche Krankheiten übermäßig
entkräftet und geschwächt wurden, ein vorzügliches +Nährmittel+, ein
wahres Labsal. Wie oft bedaure ich es, daß man derlei armseligen
Kreaturen, die doch vor allem neues, gesundes Blut brauchen, alle
möglichen, nur nicht solche Getränke bereitet und bietet!

Die +Bereitung+ ist einfach. Ein Liter Hafer wird 6-8mal mit frischem
Wasser gewaschen, dann in zwei Liter Wasser so lange abgekocht, bis
dieses zur Hälfte eingesotten ist. In den abgegossenen Absud rührt man
2 Löffel Honig und läßt die Mischung noch einige Minuten kochen.


=Hagebutten.=

Am Hundsrosenstrauch (Heckenrose, ~Rosa canina L.~) pflückt die auf
ihre Hausapotheke denkende Mutter nicht allein die schönen Rosen,
sondern auch mit Fleiß die sogenannten Hagebutten, und zwar nicht
allein zu Saucen, sondern auch zu Heilzwecken. Diejenige Hausmutter
wird mit noch größerem Eifer ihren Garten und auch fremdes Eigentum
durchmustern, die in der Familie ein Glied hat, das an +Gries+ oder an
+Nieren-+ und +Blasenstein+, diesen schrecklichen und schmerzlichen
Übeln leidet. Sie weiß, +Hagebuttentee+ lindert und reinigt die Nieren
und die Blase.

Ich kenne einen hochbejahrten Greis, welcher in jüngeren Jahren viel
an Gries und Stein gelitten hat und sich oftmals nicht zu raten und zu
helfen wußte. Man riet ihm diesen Tee, und er gewöhnte sich mit solcher
Vorliebe daran, daß abends beim Schlafengehen die seit Jahren übliche
Tasse nie fehlen darf; sie ist ihm lieber als ein Glas des besten
Weines. „Das sind meine Spirituosen,“ sagt er, „das ist das Öl, welches
die bald ausgelaufene Maschine des alten Körpers täglich von neuem zum
Gange ölt.“

Die Hagebutten werden ausgekernt, die Hülsen getrocknet und daraus der
Tee bereitet.


=Harz- oder Weihrauchkörner.=

Wie die Kerze träufelt, so träufelt es manchmal aus der Rinde der Tanne
oder der Fichte. Ein jeder, der zur Sommers- oder zur Herbstzeit in den
Wald geht, kann dieses Träufeln gewahren. Wie hängengebliebene Tränen
sehen diese Harzperlen aus, weiß wie Wachs, klar wie Honig, frisch wie
Quellwasser.

Das Harz ist das Blut der Tanne, der Fichte, und wenn ein solcher
lebenskräftiger Baum ins Fleisch hinein verletzt wird, so blutet er oft
ganz gewaltig.

Dieses Harz, das so zäh klebt und dem Ansehen nach edle, kernige Stoffe
enthält, muß gewiß eine besondere Kraft haben.

5-6 solcher erbsengroßen Harzkügelchen oder Harztränen, längere Zeit
hindurch täglich eingenommen und geschluckt, +kräftigen die Brust+ und
wirken merkwürdig stärkend auf die +inneren Gefäße+.

Ich kannte einen sehr schwächlichen Priester, der täglich ein größeres
Quantum dieser harzigen Flüssigkeit zu sich nahm. „Diesem Kraftsyrup“,
meinte er, „verdanke ich die Erstarkung meiner Brust.“

Diese +Harzpillen+ kann derjenige, dem sie der nahe Wald nicht liefert,
durch +Weihrauchkörner weißer Sorte+ ersetzen. Weihrauch ist ja auch
nur ein feines Harz. 6-8 solcher Körner, auf längere Zeit täglich
genommen, bilden eine gute Brustkur.

Die Angst vor Unverdaulichkeit dieser Harzsteinchen, wie sie eine
hochgehende Phantasie befürchten möchte, soll dir nicht bange machen.
Die Natur verarbeitet auch solcherlei Ware recht gut.


=Heidelbeere.= (~Vaccinium myrtillus L.~)

Um Jakobi herum gehen die Kinder so gerne in die Wälder. Die
Heidelbeeren sind reif, eine Leibspeise für die jungen Springinsfelde.
Auch alte Kinder lassen sich diese Beeren recht gut schmecken. In
Großstädten auf den Obstmärkten sieht man die schwarzen Bekannten
korbweise stehen; manches Studentlein denkt an vergangene schöne
Jugendzeit, wo es mit der kleinen Schwester in die „Hoidlen“ -- wie die
Schwaben sagen -- ging, und läßt sich von der Obstfrau für ein paar
Pfennige die anheimelnden Schwärzlinge in die Tasche schütten.

+Kein Haus sollte sein+, das nicht eine gute Portion Heidelbeeren dörrt
und fürs Jahr aufbewahrt. Sie sind zu gar Vielem nütze.

Man bringt Heidelbeeren, soviel man mit 2-3 Handvoll fassen kann, in
ein Glas und gießt guten, echten Branntwein darauf. Je längere Zeit
(selbst Jahre lang) die angesetzten Beeren stehen, d. h. je besser
dieselben ausgezogen werden, um so schärfer wird und wirkt die Medizin
solchen Beerengeistes.

Wer an +leichten Diarrhöen+ leidet, nehme von Zeit zu Zeit einige
getrocknete rohe Heidelbeeren, verkaue und schlucke sie. Sehr oft
genügt dieses leichteste Mittelchen. Ich sah Badegäste in großen
Badestädten, die, um unangenehmen Überraschungen auf dem Spaziergange
vorzubeugen, von der erfahrenen und umsichtigen Hausfrau derlei
„Diarrhöestillpillchen“ mit auf den Weg bekamen.

+Heftiges, andauerndes Abweichen+, mit großen Schmerzen verbunden, bei
dem mitunter Blut abgeht, stillt ein Löffel +Heidelbeerbranntwein+,
genommen in ⅛ Liter warmen Wassers. Nach 8-10 Stunden kann man die
gleiche Medizin nochmals nehmen. Eine dritte Repetition wird kaum mehr
notwendig sein. Suche man in der Apotheke ein unschuldigeres und doch
wirksameres Mittel!

Bei gefährlichen +Ruhrerkrankungen+ arbeitet derselbe Heidelbeergeist
der äußeren Wasseranwendung (warme Aufschläge von Wasser und Essig auf
den Unterleib) von innen überaus wirksam entgegen.

Unter den +Tinkturen+ unserer Hausapotheke ist die Heidelbeertinktur
die +erste+ und +unentbehrlichste+. Sie dient in all den oben
bezeichneten Fällen und ist einer der wärmsten Freunde des Unterleibes.
Die Dosis richtet sich nach dem Grade des Übels: die kleinste beträgt
10-12 Tropfen auf Zucker, die stärkere etwa 30 Tropfen, die stärkste
und größte einen Kaffeelöffel, in warmem Wasser oder in Wein (6 Löffel
voll) genommen.


=Heublumen.=

Zahlreiche mündliche und schriftliche Berichte haben mich belehrt, daß
viele Leute nicht wissen, was sie sich unter „Heublumen“ vorzustellen
haben. Was man in der Heilkunde unter diesem Namen versteht, ist
bereits beim Heublumenfußbad (S. 40) erwähnt worden. An dieser Stelle
möchte ich nur noch den Heublumen das Wort reden und im allgemeinen
auf deren Verwendung hindeuten. Bei +beginnender Blutvergiftung+, bei
+erfrorenen Gliedern+, bei +krampfhaften Unterleibserscheinungen+ u.
A. haben mich die „angeschwellten“ (heißüberbrühten) Heublumen nie im
Stiche gelassen.

Bei +Rheumatismus+, +Gicht+, bei +skrophulösen Zuständen+ leisten
+Wickel+ und +Hemden+, in +warmen Heublumenabsud eingetaucht+,
vortreffliche Dienste. Es verstände mich aber jener nicht recht, der
bei den genannten Krankheitserscheinungen mit den Heublumen +allein+
auszureichen meinte. Die einzelnen Fälle im dritten Teile tun dies zur
Genüge dar.


=Holunder=, +schwarzer+. (~Sambucus nigra L.~)

Dem Hause am nächsten stand in den guten alten Zeiten der
+Holunderbusch+; jetzt ist er vielfach verdrängt und ausgerottet. Es
sollte kein Wohnhaus geben, wo er nicht gleichsam als Hausgenosse
in der Nähe wäre oder wieder in die Nähe gezogen würde; denn am
Holunderbaum sind wirksam die Blätter, die Blüten, die Beeren, die
Rinde und die Wurzeln.

Zur Frühlingszeit sucht die kräftige Natur manche Stoffe, die sich im
Körper den Winter über angesammelt haben, zu entfernen. Wer kennt
nicht diese Zustände, die +sogenannten „Frühlingskrankheiten,“+ wie
Ausschläge, Abweichen, Kolik und Ähnliches?

Wer durch eine +Frühlingskur+ Säfte und Blut reinigen und
verlegene Stoffe in leichter und natürlicher Weise ausscheiden will,
der nehme 6-8 +Blätter+ des Holunderbaumes, schneide sie klein,
wie man Tabak schneidet, und lasse den Tee etwa zehn Minuten lang
sieden. Dann nehme er in der ganzen Kurzeit täglich des Morgens
nüchtern eine Tasse solchen Tees, eine Stunde später sein Frühstück.

Dieser +einfachste Blutreinigungs-Tee+ säubert die Maschine
des menschlichen Körpers in vortrefflicher Weise und ersetzt armen
Leuten die Pillen und Alpenkräuter u. a., die in feinen Schachteln
und Schächtelchen heutzutage die Runde machen und oft ganz sonderbare
Wirkung tun.

Wie im Frühlinge, so kann diese Kur auch zu jeder anderen Jahreszeit
vorgenommen werden. Selbst die +gedörrten Blätter+ liefern guten
Tee zur Auflösung und Reinigung.

Wer hat nicht schon von Holunder-+Blüten+ zubereitete Kuchen
(die schwäbischen sogenannten „Küchlein“) gegessen? Viele Leute
backen dieselben gerade zu der Zeit, in welcher der Baum im weißen
Frühlingsschmucke prangt, und sagen, diese Blütenkuchen schützen vor
Fieber.

Ich kenne einen Ort, in den der +Schüttelfrost+ sehr häufig Einzug
hält. Dort sieht man im Frühling auf jedem Tisch diese Holunderblüten-
oder Fieberkuchen. Spitzfindig und kritisch habe ich dies noch nie
untersucht; die Leutchen mögen ganz ruhig bei ihrem Glauben bleiben;
denn solche Kost ist gut und gesund.

Auch die +Holunderblüte reinigt+, daran zweifelt niemand, und es
wäre gut, wenn in jeder Hausapotheke eine Schachtel gedörrter Blüten
aufbewahrt würde. Der Winter ist lang und es kann Fälle geben, in denen
ein derart lösendes und schweißtreibendes Mittelchen überaus treffliche
Dienste leistet. Schaden kann solcher Tee niemals bringen.

Bei Organismen, in welche die +Wassersucht+ Einzug halten, sich
ansetzen will, treibt die +Holunderwurzel+, als Tee zubereitet,
so kräftig Wasser aus, daß sie kaum von irgend einem andern Medikament
übertroffen wird. Dabei ist die Wirkung ganz schuldlos.

Die +Beere+, welche zur Herbstzeit häufig gekocht und als
Brei, als Mus gegessen wird, wurde von den Alten hochgeschätzt als
Blutreinigungsmittel. Meine selige Mutter hat alle Jahre 14 Tage
bis 3 Wochen lang eine solche Holunderkur vorgenommen. Dieses war
der Hauptgrund, weshalb unsere Altvordern noch vor 50 bis 60 Jahren
mindestens ein paar Holunderbäume vors Haus pflanzten. Wie die hohen
Herrschaften heutzutage zu der teuren Traubenkur wandern, oft nach
fernen Ländern, so gingen unsere Eltern und Großeltern in die Kur zum
Hollunderbaum, der sie in nächster Nähe so billig und oft viel besser
bediente. -- Vor mehreren Jahren kam ich in ein österreichisches
Alpenland. Da sah ich zu meiner großen Freude auch den Holunderbaum
noch in Ehren. „Ja daran,“ sagte mir ein alter Bauer, „lassen wir
keine Beere zugrunde gehen.“ Wie einfach, wie rationell (vernünftig!)
Die Vögel selbst, ehe sie ihre Herbstwanderung antreten, suchen noch
überall den Holunderbaum auf, um ihr Blut zu reinigen und ihre Natur
zur weiten Wanderung zu stärken. Wie schade, daß der Mensch alle diese
Naturtriebe, „den gesunden Sinn“ vor lauter Kunst und Gekünsteltem
nicht mehr fühlt und achtet!

Wird die +Beere+ mit +Zucker+ oder besser +mit Honig
eingekocht+, so dient diese Masse zur Winterszeit besonders solchen
Leuten vorzüglich, die wenig Bewegung haben, die mehr zu ruhiger,
sitzender Lebensweise verurteilt sind. Ein Löffel voll von solchem
Eingekochten in ein Glas Wasser gerührt, gibt den +herrlichsten
Kühl-+ und +Labetrunk+ ab, +reinigt den Magen+, wirkt auf
+Urinausscheidung+ und günstig auf die +Nieren+.

Viele Landleute +dörren+ die Beeren. Verkocht man diese gedörrten
Beeren zu Brei oder siedet man sie ab zu Tee oder ißt sie dürr, in
allen Formen wirken sie sehr gut bei +heftigem Abweichen+.

Weil man sich an die überaus guten Dienste des Holunderbaumes, dieses
treuen und früher so geachteten Hausfreundes, nicht mehr erinnerte,
deshalb hat man denselben vielfach verworfen. Daß der alte Freund
wieder zu neuem Ansehen kommen möchte!


=Honig.=

Die früheren Generationen behaupteten, junge Leute sollten ja nicht
viel Honig essen, er sei für sie viel zu stark; den Alten dagegen
„helfe er nochmals auf den Gaul“.

Ich habe den Honig vielfach verwendet und stets gefunden, daß er von
vorzüglicher Wirkung ist. Er wirkt lösend, reinigend, stärkend.

Als +Beimischung zu Tee für Katarrhe+ und +Verschleimungen+
benützt man den Honig seit langer Zeit.

Die Landleute verstehen es gut, für +äußere Geschwüre+ die
+Honigsalbe+ anzuwenden. Wer nicht die Gewandtheit besitzt, solche
Geschwüre mit Wasser zu behandeln, dem rate ich entschieden, vor jeder
anderen Schmiererei nach diesem einfachen, unschädlichen und wirksamen
Mittel zu greifen. Die +Bereitung+ ist höchst einfach. Man nimmt
halb Honig, halb weißes Mehl und rührt die Mischung durch Zugießen von
wenig Wasser gut durcheinander. Die rechte Honigsalbe soll ziemlich
fest, nicht flüssig sein.

Auch nach innen wirkt der Honig bei verschiedenen kleineren Übeln
heilkräftig.

+Kleinere Magengeschwüre+ soll er rasch zusammenziehen, reifen
und ausheilen. Ich würde nicht raten, den Honig rein, dagegen es sehr
anempfehlen, den Honig mit einem passenden Tee vermengt zu nehmen. Ohne
Beimischung wirkt dieser edle Extrakt zu stark; noch bevor er den Hals
passiert, hat er diesen schon „rauh“ gemacht.

Wem das +Schlucken+ wegen Katarrh oder eines ähnlichen
Uebels schwer geht, lasse einen Kaffeelöffel Honig in ¼ Liter
Wasser aufkochen. Jeder Sänger hat so das herrlichste und süßeste
+Gurgelwasser+. Selbst wenn ein Tropfen hinunterrinnt, braucht man
sich vor dem Magenverderben und Vergiften nicht zu fürchten.

Das reinigende und stärkende +Honig-Augenwasser+ ist bekannt.
Siede einen Kaffeelöffel Honig in ¼ Liter Wasser fünf Minuten lang;
alsbald kannst du das Augenläppchen eintauchen.

Eines noch liegt mir am Herzen. Ich kenne einen Herrn von mehr als
achtzig Jahren. Dieser bereitet sich seinen +Tischwein+ täglich
selbst. Er gießt einen Eßlöffel echten Honig in siedendes Wasser und
läßt dieses eine Weile kochen. Der Trank ist fertig; er soll gesund
sein, kräftigen und vortrefflich munden. „Meine Gesundheit und meine
Rüstigkeit in solchem Alter,“ meinte der Greis, „verdanke ich diesem
Honigwein.“ Mag sein! Soviel kenne ich aus eigener Erfahrung (ich habe
sehr viel +Honigwein+ bereitet, sehr viel trinken sehen, selbst
auch manchmal ein Glas getrunken): dieser Wein wirkt lösend, reinigend,
nährend und stärkend. Nicht nur dem schwachen, auch dem starken
Geschlechte würde so ein Trank alle Ehre machen. Ich denke dabei stets
an den +Honigmet+ der alten Deutschen. Diesem unverfälschten Biere
schrieben sie, wie Tacitus erzählt, hauptsächlich ihre Gesundheit und
ihr hohes Alter zu. Wer als echter Sohn urdeutscher Väter sich einmal
also gestimmt fühlt, kann das Rezept dieses außer Gebrauch gekommenen
Getränkes auf Seite 161 finden.


=Huflattich.= (~Tussilago farfara L.~)

Der Schöpfer hat manches Kraut und manche Pflanze wachsen lassen, die
man wenig achtet oder gar verachtet, so daß man eine Freude hat, einer
solchen Pflanze einen Fußtritt geben zu können. Dieses Schicksal
trifft auch den Huflattich, weil er gewöhnlich als das reinste Unkraut
gilt. Wer aber diese Pflanze kennt, wird sie hochschätzen und als
vorzügliches Hausmittel behandeln.

Zum Reinigen der Brust und zum Säubern der Lungen ist es sehr ratsam,
Lattichtee zu trinken. Engbrüstigkeit und Husten kann recht leicht
durch diese +eine+ Pflanze gehoben werden, besonders wenn eine
Anlage zur Schwindsucht vorhanden ist. Diese Blätter können, auf ein
Tuch geheftet oder auch ohne dasselbe, auf die Brust gelegt werden.
Sie ziehen die Hitze aus, hemmen Schwächen oder entfernen die Fieber.
Vorzüglich wirken diese Blätter auf offene Geschwüre gelegt; sie nehmen
die Hitze, den Zuschlag (Röte) und ziehen die schädlichen Stoffe nach
außen.

Ganz besonders wirksam zeigen sich die Blätter bei offenen Füßen,
wenn die Stellen blau und schwarz, stark entzündet sind; sie nehmen
die Hitze und den Schmerz, und wiederholt aufgelegt sind sie ein
ausgezeichnetes Heilmittel. Also bei hitzigen Geschwüren, bei Rotlauf,
Gesichtsrose und ähnlichen Zuständen haben wir im Huflattich ein
vorzügliches Mittel. Diese Huflattichblätter können auch im Schatten
getrocknet, zu Pulver gerieben und als solches eingenommen werden;
täglich zwei- bis dreimal jedesmal ein bis zwei Messerspitzen voll;
dieses Pulver kann sogar in der Kost genommen werden.


=Johanniskraut.= (~Hypericum perforatum L.~)

Das Johanniskraut führte seiner großen Wirkungen wegen früher den Namen
+Hexenkraut+. Heutzutage sind seine Leistungen und es selbst ganz
vergessen.

Dieses Heilkraut übt besonderen Einfluß aus auf die Leber; sein Tee ist
ihr vorzüglichstes Heilmittel. Eine kleine Beimischung von Aloëpulver
erhöht die Wirkung, die sich im Urin zeigt, der oft ganze Flocken
unreiner Krankheitsstoffe mitschwemmt.

+Kopfleiden+, die von wässerigen Stoffen oder Verschleimungen im Kopfe,
auch von zum Kopfe dringenden Gasen herrühren, +Magendrücken+, leichte
+Verschleimungen von Brust und Lunge+ heilt Tee von Johanniskraut in
Bälde.

Mütter, denen kleine +Bettnässer+ viel Arbeit und Sorge bereiten,
wissen von der stärkenden Wirkung solchen Tees manches zu berichten.

In Ermangelung von Johanniskraut wende man für all die genannten
Zustände die Schafgarbe (~Achillea millefolium L.~) an.


=Kamille.= (~Matricaria chamomilla L.~)

+Kamillentee+ wird bei Erkältungen, besonders wenn diese fieberartige
Zustände begleiten, bei +Grimmen+ (heftigem Leibweh), +Krämpfen+,
starken +Kongestionen+ usw. verwendet; die +Kamillensäckchen+ sodann,
die trefflichen Wärmer bei verschiedenen Zuständen, sind in jedem Hause
so liebe Bekannte, daß es überflüssig erscheint, darüber ein Weiteres
zu sagen.


=Kampher.= (~Laurus Camphora L.~)

Die Anwendung von Kampher ist eine allgemein bekannte und geübte.
Derselbe wirkt lindernd, erweichend, schmerzstillend.

Zur Verwendung kommt der Kampher im Kampherspiritus und im Kampheröl.

Der +Kampherspiritus+ wird bereitet, indem man ein Stück Kampher, so
groß wie eine Haselnuß, in einem viertel Liter Spiritus auflöst, und
dient nur +äußerlich zum Einreiben bei Quetschungen, Verrenkungen,
rheumatischen und krampfhaften Zuständen+. Viele benützen ihn zur
+Stärkung und Kräftigung irgendeines Gliedes+; sie tun vollkommen recht.

Kampher, in Baumöl, Salatöl oder Mandelöl so lange gerieben, bis er
aufgelöst ist, gibt das +Kampheröl+. Es erweist sich als vortrefflich
zu +Einreibungen+ bei +Rheumatismus+ und Rückenschmerzen und lindert
die großen Schmerzen, welche +Gichtarten+ und ähnliche Geschwülste und
Verknorpelungen verursachen.


=Kleie.=

Wie unbegreiflich wir Menschen uns in manchen Stücken benehmen, das
zeigt so recht, wenn auch nur in einem kleinen, unscheinbaren Punkte,
die Behandlung der Kleie. Jede Dienstmagd wirft die Kleie den Schweinen
vor, die Kleie, die, ich möchte sagen, gesündere und kräftigere
Nährstoffe enthält als das Mehl selbst. Viel vernünftiger würde
diejenige Hausmutter handeln, welche die nahr- und heilkräftige Kleie
sorgfältig in selbsteigenen Verwahr nähme und dieses edle, nahrhafte
und gesunde Heilmittel ihren schwachen Kindern gönnte.

+Schwächlingen+, +Rekonvaleszenten+ und +Kindern+ ist nichts lieber als
leichtverdauliche Speisen. Was die schwächste Natur noch verarbeiten
kann, ist ein +Absud der Kleie+, gleichsam der Extrakt der Frucht
selbst.[24]

Man nehme +Weizen-+ oder +Kornkleie+ und koche sie drei Viertelstunden
in heißem Wasser. Dann presse man die Kleie aus, +mische in den Absud
Honig+ und lasse die Mischung nochmals eine Viertelstunde aufkochen.
Von dem fertigen Kleientrunke nehme der Patient zweimal im Tage je
einen Viertelliter. Semmelbrot, das er in den süßen Saft taucht, wird
ihm sehr gut schmecken.

Für +Kinder+ und +alte Leute+ weiß ich kaum einen besseren Trank; mit
Dank werden dieselben stets dieses Labsal begrüßen.

Daß wir alle doch wieder einfacher, genügsamer, natürlicher zu werden
strebten! Gott gebe es; viel hängt davon ab!


=Knochenmehl.=[25]

Von diesem +Knochenkohlenpulver+ bereite ich mir stets drei
Sorten. Die +erste Sorte+ ist das sogenannte


=~a~) Schwarze Pulver.=

Ich nehme gesunde Knochen eines gesunden, geschlachteten Stückes
Vieh und setze dieselben so lange der Glühhitze aus, bis die Knochen
zu Kohle verbrannt sind. Diese schwarzen Knochenkohlen werden fein
zerstoßen, und das überaus einfache und unschädliche schwarze Pulver
ist fertig.

Als +zweite Sorte+ verwahre ich das sogenannte


=~b~) Weiße Pulver.=

Ich brenne die Knochen wie Kalk, d. h. so lange, bis sie das Aussehen
haben wie frischgebrannter Kalk. In der Tat habe ich ja auch der
Hauptsache nach Kalk vor mir; denn die beigemengten Salze oder anderen
Stoffe bilden bei weitem den kleinsten Teil. Die verkalkten Stoffe
werden wieder pulverisiert, d. h. zu Pulver zermalmt, und ich habe ein
Pulver, welches das Ansehen hat wie Kreidemehl, das sogenannte weiße
Pulver.

Eine +dritte Sorte+ nenne ich das


=~c~) Graue Pulver.=

Ein Teil weißes Pulver, ein Teil schwarzes Pulver, ein Teil zerstoßener
weißer Weihrauchkörner dürften in der Farbenmischung ungefähr auf grau
herauskommen. Daher der Name.

Wer meine Bemerkungen zu der Rubrik „Kreidemehl“ gelesen hat, wird
verstehen, weshalb das Knochenkohlenpulver in meiner Hausapotheke eine
Rolle, und zwar eine sehr +wichtige Rolle+ spielt.

Nach +schweren Krankheiten+ und +bei Patienten, die recht
geschwächt, an Kräften tief heruntergekommen sind+, ist die Wirkung
am auffallendsten. Ich selbst konnte manchmal mein Staunen nicht
unterdrücken.

Unklar könnte erscheinen, weshalb ich +drei verschiedene Pulver+ von
denselben Knochen bereite. Die drei Arten des Knochenkohlenpulvers
entsprechen verschiedenen Arten der Schwäche, an welcher die Patienten
leiden.

+Rekonvaleszenten+, die eine +Kräftigung des Gesamtorganismus+
notwendig haben, selbst +Kinder+, die wie verkümmerte Waldbäumlein ein
+elendes Dasein+ fristen und, man weiß nicht warum, mit den Jahren
doch nicht an Kraft zunehmen (hieher zählen besonders die +Kinder+,
welche an der sogenannten +Englischen Krankheit+ leiden), bekommen das
+schwarze Pulver+ täglich in Wasser oder in der Speise, ein bis zwei
Messerspitzen.

+Patienten+, bei denen ich sehe, daß die Maschine nur langsam und träge
arbeitet, daß es mit der Verdauung und Blutbildung schlecht bestellt
ist, daß manche Bestandteile des Körpers nur karg und unregelmäßig
das bekommen, was sie zum Wachstum, zum Ansatze notwendig brauchen,
daß insbesondere das +Knochengerüste+ wie ein baufälliges Mauergerüst
wackelt und am Zusammenbrechen ist, solche bekommen das +weiße
Kalkpulver+. Wie die Mutter dem ganz Kleinen Mehlbrei gibt, der dem
noch zahnlosen Milchkindlein mund- und magengerecht ist, so bediene ich
sozusagen die armen, hungrigen Knochen mit Knochenmehl, auf daß sie
einzeln und im Ganzen wieder zusammenhalten.

Wie die Beimischung des Weihrauches besagt, wird das +graue
Pulver+ insbesondere denjenigen Patienten oder Rekonvaleszenten
verabreicht werden, bei denen die +inneren Gefäße in großem
Schwächezustande+ sind.

Nun hast du, lieber Leser, das Geheimnis vom schwarzen, weißen und
grauen Pulver, von dem viele, sehr viele Patienten zu erzählen wissen,
und worüber schon so viel geraten und disputiert worden ist. Glaube
mir, durch diese Pulver allein hätte ich ein reicher Mann werden
können! Ich verabscheue und verurteile im Prinzip die Geheimmittelei
und stimme vollkommen jenen bei, welche dieselbe als Pfuscherei und
Quacksalberei brandmarken und verdammen. Meine Mittel brauchen das
hellste Tageslicht nicht zu scheuen. Jeder prüfe und wähle das Beste!


=Kohlenstaub.=

Kohlenstaub wird stets aus Holzkohle bereitet. Den feinsten und besten
liefert das +Lindenholz+, den selbst manche Apotheker bereiten.
In Ermangelung von Lindenholzkohlen reicht jede +Holzkohle+ aus.
Je +frischer+ sie ist, desto +bessere Dienste+ tut sie. Die
frischeste Kohle ist die soeben aus dem Feuer geholte. Zerdrücke sie
fein und du hast den oben genannten Kohlenstaub!

Nach Krankheiten, in denen die +Verdauungsorgane+ schwer gelitten
haben, erleichtert diese unsere Kohle die Arbeit um ein gutes Stück.
Es klingt vielleicht sonderbar, aber es ist so. Am leichtesten nehmen
solche Rekonvaleszenten den Kohlenstaub in Milch mit etwas Zucker. Das
Quantum darf täglich +einen mittleren Eßlöffel+ ausmachen und auf
einmal oder in zwei Malen genommen werden.

+Auszehrende+ dürfen täglich im ganzen zu verschiedenen Zeiten
zwei Schoppen Milch trinken und in jeden Schoppen (Glas) einen Löffel
Kohlenstaub mischen.

Besondere Wirkung erzielt man bei +Leberkrankheiten+. Das Pulver
werde wieder in Milch genommen.

Auf +alle eiternden, netzenden Geschwüre+ gepudert, täglich ein-
bis zweimal, saugt der Kohlenstaub auf und befördert und beschleunigt
durch diese Auftrocknung die +Neubildung der Haut+.


=Kreidemehl.=[26]

Wer hat nicht schon gesehen, wie nicht allein die Hühner, sondern auch
andere Haustiere Körnchen von Kalk oder Mörtel verschlucken? Und wer
hat nicht schon gehört, wie es notwendig geworden ist, vor manchem
Kinde die Schulkreide zu verstecken, weil es sonst dieselbe entwendet
und mit leidenschaftlichem Behagen das Stück wie Zucker zerbeißt und
ißt?

+Sollte die Kreide bei manchen Zuständen dem Menschen in der Tat
dienlich sein?+ Obige Vorkommnisse mahnen zu reiflichem Nachdenken.
Ich habe Kreidemehl in großen Quantitäten selbst angewendet und viele
es anwenden lassen. Die Erfolge waren ganz merkwürdige, d. i. überaus
günstige.

Die Kreide enthält Kalk, Schwefel und andere Stoffe oder sagen wir
lieber Baumaterialien, welche der menschliche Körper notwendig braucht,
insbesondere zum Bau des Knochengerüstes, dieses herrlichen und
kunstfertigen Baues des tüchtigsten Baumeisters.

Bei +Schwächlingen+ könnte der Bau mißraten oder an Festigkeit
einbüßen; es fehlt ihnen gleichsam der gute Kalk, der alles andere,
Sand und Steine, bindet.

Diesen, selbst +Kindern+, die +recht schwach+ sind, gebe ich
Kreidemehl, täglich eine Messerspitze in Wasser oder in der Speise. Da
das Mehl geschmack- und geruchlos ist, nimmt man es sehr leicht.

Wer an +schwacher Verdauung+ leidet, wer überhaupt bei aller
Pflege nicht recht wachsen oder gedeihen will, probiere einmal täglich
das oben angegebene Quantum Kreidemehl.

„Hier ist gegypst,“ ließ Franklin mit solchem oder wenigstens ähnlichem
Kreidestaub auf ein herrlich prangendes Kleefeld in großen Lettern
schreiben. „Bei diesem oder jenem wurde gekreidet,“ könnte ich von
vielen Patienten sagen, die mir unter die Hände geraten sind.

Vor allen anderen Kranken empfehle ich diesen weißen Staub
+Bleichsüchtigen+, die jeden Tag nicht eine, sondern zwei
Messerspitzen -- die eine in der Frühe, die andere abends --
nehmen sollen. Ihr Weiß wird dieses Weiß bald wieder ins gesunde,
lebensfrische Rot verwandeln.

Wirksamer noch als Kreidemehl ist Knochenmehl.


=Kümmel= (~Carum Carvi L.~)

siehe oben unter „Fenchel“ S. 128.


=Lavendel=, =Spike= (~Lavandula vera DC.~)

siehe unten S. 147 bei „Spiköl“.


=Lebertran.=

Ein tüchtiger Militärarzt tat mir gegenüber einst den Ausspruch: „Mit
Lebertran wird großer Unfug getrieben, und schlechter Lebertran hat
oft schon recht bittere Folgen nach sich gezogen. Es gibt Inseln, dort
wirkt er bei skrofulösen Zuständen. Sonst aber verachte ich ihn.“

Niemand ist an dieses Urteil gebunden. Ich für meine Person verwende
denselben nie. Als Heilmittel gilt er mir nicht, und da ich schlechten
Lebertran als Nährmittel fürchte, gebe ich zur Nahrung anderes, welches
das reichlich ersetzt und bringt, was Lebertran bringen soll.


=Leinsamen.= (~Linum usitatissimum L.~)

Die Leinsamenumschläge oder Aufleger sind allbekannt und allgemein
in Übung. Mit denselben erzielt man ähnliche Wirkung (kühlend,
aufweichend, lösend, ausziehend) wie mit ~Foenum graecum~. Ich
gebe letzterem den Vorzug, da es mit mehr Kraft und Energie den Feind
angreift.


=Lindenblüten.= (~Tilia grandifolia~ und ~parvifolia
Ehrh.~)

Fast nur noch ältere Leute der alten Schule sammeln die einst so
beliebten Lindenblüten. Sie haben ganz recht und mögen nur treu und
konservativ bleiben.

Der Lindenblütentee ist neben dem Holunderblütentee der bekannteste
+Schwitztee+. Über das Schwitzen, wie es in der Regel betrieben,
vielmehr dem mißhandelten Körper ausgepreßt wird, habe ich meine für
dasselbe nicht günstigen Sonderansichten. Dagegen verwende ich die
Blüten sehr gerne für die den Schweiß erzeugenden und das Schwitzen
ersetzenden Dämpfe.

Trefflich wirkt solcher Tee bei +altem Husten+,
bei +Verschleimungen+ der Lunge und Luftröhre, bei
+Unterleibsbeschwerden+, die ihren Ursprung in der Verschleimung
der Nieren haben.

Statt der Lindenblüten verwende ich vielfach das Johanniskraut mit oder
ohne Mischung von Schafgarbe; siehe Johanniskraut oben Seite 136.


=Lungenkraut=

siehe unten S. 148.


=Malve oder Stockrose.= (~Althaea rosea L.~)

Unter den Blumen im Garten dürfen die Malven nicht fehlen. Als der gute
Schöpfer ihre uns erfreuende Blüte malte, hat er mit der Farbe in jedes
Blättchen einen Tropfen Heilsaft gegossen.

Die Malvenblüten, besonders die der schwarzen Malve, als +Tee+
bereitet, heilen +Halsgebrechen+ und lösen +Verschleimungen+
auf der Brust. Gewöhnlich mischt man diese Blüten mit jenen des
Wollkrautes.

Zu +Dämpfen+, mögen dieselben zum +Einatmen+ oder
insbesondere als Ohrendämpfe dienen, erweist sich die Malve als sehr
nützlich.


=Mandelöl.=

Das süße Mandelöl soll unter den Ölen der Hausapotheke einen der
ersten Plätze einnehmen. Dasselbe wirkt bei verschiedenen Leiden und
Gebrechen, innerlichen wie äußerlichen, lindernd, kühlend, lösend.

Bei +Verschleimungen+ in der +Luftröhre+, im +Magen+ löst es auf und
stellt in letzterem Falle den Appetit und die Verdauung wieder her.

Bei +Entzündungen+, besonders bei der gefürchteten +Lungenentzündung+,
kühlt es. Solche Kranke sollen täglich drei- bis viermal je einen
Kaffeelöffel Mandelöl einnehmen.

Äußerlich angewendet dient dieses Öl vorzüglich bei den verschiedenen
+Ohrenleiden+. Bei +Ohrensausen+, +Ohrenreißen+, +Ohrenkrampf+,
bei +verhärtetem Ohrenfett+ ist Mandelöl das beste mir bekannte
schmerzstillende, eventuell auflösende Mittel. Man gieße sechs bis acht
Tropfen in das leidende Ohr und verstopfe dieses mit Baumwolle.

Wer durch +Erkältung+, +Zugluft+, +rheumatische Zustände+ am Gehör
gelitten hat, gieße den einen Tag in das eine Ohr sieben bis acht
Tropfen, den andern Tag in das andere ebensoviel und verstopfe jedesmal
die Öffnung. Nach einigen Tagen kann er, mit lauwarmem Wasser das
innere Ohr ausspülend, nach dem Erfolge forschen. Besser noch ist +der+
Patient daran, welcher sich durch einen Sachverständigen sachte mit
einem Ohrenspritzchen behandeln läßt.

+Geschwülste mit großen Hitzen+ (Entzündungen) sollen mit Mandelöl zart
eingerieben werden; es lindert den stechenden Schmerz und kühlt die
brennende Hitze.

Die sogenannten „+Schrunden+“ der Landleute, die manchmal recht
wehe tun, die +durch Sitzen+, +Liegen+, +Reiten+ usw. +entstandenen
Wunden+, mögen diese was immer für einen Körperteil peinigen, werden
durch Anwendung (gelindes Einreiben) mit süßem Mandelöl vortrefflich
behandelt.

Wer unser Öl nicht besitzt, nehme statt dessen Salatöl; siehe unten
Seite 146.


=Minze, Pfeffer- und Wasser-Minze.= (~Mentha piperita L.~ und ~Mentha
aquatica L.~)

Pfeffer- (im Garten) und Wasser-Minze sind verwendbar und in ihren
Wirkungen wenig verschieden. Der Wasserminze, die stärker wirkt,
gebe ich den Vorzug. Die Minze zählt zu den +Hauptmitteln+, welche
den +Magen stärken+ und die +Verdauung befördern+. Schon der würzige
Geruch zeigt an, daß dieses Kräutchen bezüglich seiner Heilkraft einen
vornehmen Platz einnehmen müsse.

Wer Minzenkräuter bei +heftigem Kopfweh+ auf die Stirne bindet, wird
bald schon ein Nachlassen und eine Beruhigung fühlen.

+Minzentee+, jeden Morgen und jeden Abend eine Tasse, befördert die
+Verdauung+ und macht das +Aussehen+ gesund und frisch.

Denselben Dienst tut das +Pulver+, wenn ich täglich ein bis zwei
Messerspitzen desselben in Speisen oder in Wasser nehme.

Durch +Krankheit+ sehr +Geschwächte+, bei jeder Kleinigkeit vom
+Herzklopfen+ Befallene, viel an +Übelkeiten+ und +häufigem Erbrechen+
Leidende sollen den Tee und das Pulver der Minze recht oft gebrauchen.

Minzen-+Tee+, in +halb Wasser+ und +halb Wein+ bereitet, mehrere
Tage hindurch täglich eine Tasse genommen, nimmt den +übel-+ und
+faulriechenden Atem+.

Minzenabsud, +mit Essig+ bereitet, von Zeit zu Zeit löffelweise (ein
bis zwei Kaffeelöffel) genommen, stillt das +Blutbrechen+.

Minzen, in +Milch+ wie Tee bereitet und warm getrunken, benehmen die
+Unterleibsschmerzen+.

Daß doch jede Hausfrau diesen wohledlen Pflänzchen neben der Raute ein
Eckchen im Garten anweisen möchte! Sie lohnen die Mühe allein schon
durch den ungemein erfrischenden Wohlduft, den sie bei jeder Berührung
freigebigst in unsere Hand legen.


=Mistel.= (~Viscum album L.~)

Diese Schmarotzerpflanze, die insbesondere auf alten Bäumen gut
gedeiht, ist gleichwohl eine treffliche Heilpflanze. Ihre Heilwirkungen
erstrecken sich in erster Linie aufs Blut, und ich kann den Müttern
nicht genug ans Herz legen, recht gute Bekanntschaft mit diesem Kraute
zu machen.

+Tee+ von Mistel stillt +Blutflüsse+. Ich könnte eine Reihe
von Fällen aufzählen, bei denen eine einzige Tasse zur Stillung genügt
hat.

Auch bei anderen +Störungen im Blutumlaufe+ kann diese Pflanze und
ihr durchaus unschädlicher Tee zu Rate gezogen werden.

Mit Misteln kann man (zur Hälfte) +Zinnkraut mischen+; auch
+Santala+, ein rotes Pulver, dient gut zur Beimengung; siehe
„Santala“ unten S. 146.


=Nelkenöl.=

Das Nelkenöl wirkt ähnlich wie das Mandel- und das Salatöl, mit denen
es auch häufig vermischt wird.

Als besonders dienlich hat es sich mir erwiesen gegen +faule Gase+
und +verdorbene, faule Säfte+ und +Stoffe+ im Magen.

In der Regel nimmt man das Nelkenöl auf Zucker, täglich ein- bis
zweimal, je 4 bis 6 Tropfen.


=Raute, Garten- oder Wein-Raute=. (~Ruta graveolens L.~)

Diese edle, heilkräftige Pflanze ist leider noch allzu wenig bekannt,
das heißt in ihren vorzüglichen Wirkungen anerkannt. Die Pflanzen reden
zu uns durch ihren Geruch. Wie klar und durchdringend meldet die Raute
ihren guten Willen, uns Menschen, für die sie geschaffen, zu helfen,
verschiedenes Leid zu lindern, als wenn jedes der kleinen Blättchen
gleichsam ein Zünglein wäre. Daß wir dieses Sprechen stets verstünden!

Die Raute wirkt, wie und wo immer sie angewendet wird, stärkend und
kräftigend.

Wer nur ein Blättchen kaut, kann diese Wirkung alsbald auf der Zunge
verspüren. Dazu erquickt sein Geschmack die ganze Mundhöhle; er tut
wohl und hält an wie Weihrauchduft, der ein Haus erfüllt.

Bei +Kongestionen+, das ist +Blutandrang+ zum Kopfe +bei
Eingenommenheit des Kopfes+, +bei Schwindel+ bewährt sich +Tee
von Raute+ vortrefflich; nicht minder bei +Atmungsbeschwerden+,
+Herzklopfen+ und allen +Unterleibs- Beschwerden+ und +-Zuständen+
(Krämpfen usw.), die in Schwäche des Gesamtkörpers oder einzelner
Organe ihren Grund haben. Ich empfehle diesen Tee insbesondere allen
jenen Personen, die zu den genannten +Schwächen+, zu +Krämpfen+,
+Hysterie+ usw. Anlage verraten.

Wer Raute in +Spiritus+ ansetzt, kann statt des Tees bei den
bezeichneten Übeln täglich (höchstens) zweimal 10 bis 12 Tropfen auf
Zucker nehmen.

+Rautenöl+ wird ebenso genommen. Die +Bereitung+ des letzteren
geschieht folgendermaßen: Gedörrte Rautenblättchen werden zerquetscht
und in ein Glas gebracht. Daran gießt man feineres Salatöl und stellt
das Glas längere Zeit an die Wärme. Später gießt man den Inhalt ab und
nimmt ihn, wie angegeben, tropfenweise.


=Rosmarin.= (~Rosmarinus officinalis L.~)

Ein Sträußchen von Rosmarin darf am Hochzeitstage keinem Gaste, bei
solennen Festlichkeiten keinem rechten Teilnehmer fehlen. Eine Schande
aber wäre es nicht minder, wenn dem Sammler für die Hausapotheke dieses
würzige Kraut entginge.

Rosmarin ist ein vorzügliches +Magenmittel+. Als
+Tee+ zubereitet und getrunken reinigt er den Magen von
+Verschleimungen+, bewirkt guten Appetit und gute Verdauung. Wer
gerne das Medizinglas auf seinem Tisch oder Stuhl prangen sieht, diesen
Tröster in Krankheiten, der fülle ein solches mit Rosmarintee und nehme
morgens und abends je zwei bis vier Eßlöffel voll. Der Magen wird bald
Raison annehmen, d. i. nicht mehr lange in der Verschleimung stecken
bleiben.

+Rosmarinwein+ sodann, in kleinen Portionen getrunken, hat sich
als treffliches Mittel gegen +Herzgebrechen+ bewährt. Er wirkt
beruhigend und bei +Herzwassersucht+ stark auf Ausscheidung durch
den Urin.

Dieselben Dienste leistet solcher Wein bei der +Wassersucht+
überhaupt.

In beiden Leiden nehme man täglich morgens und abends 3 bis 4 Eßlöffel
oder ein kleines Weingläschen von dem angenehmen Tranke, an den man
sich bald gewöhnen wird.

Zur überaus einfachen +Bereitung+ schneide man eine Handvoll
Rosmarin möglichst klein, bringe das Zerschnittene in eine Flasche und
gieße diese mit gutem, gelagertem (am besten Weiß-) Weine auf. Nach
einem halben Tage schon ist der Abguß als Rosmarinwein verwendbar.

Dieselben Blättchen können zu einem neuen Ansatze nochmals verwendet
werden.


=Salatöl.=

Salatöl ist jede Sorte (Art) von Öl, die zur Bereitung der Speisen,
besonders des Salates verwendet wird. Im Handel nennt man es gewöhnlich
Tafelöl, Tischöl oder Speiseöl. Die edelste, vorzüglichste dieser
Sorten bildet das reine, feine Olivenöl.

Man lese das über das Mandelöl Gesagte nach; wenn dieses abgeht, kommt
Salatöl in Verwendung. Bei geringem Vorrate von Mandelöl kann ihm
Salatöl beigemischt werden.

Das hier genannte Salatöl soll reines +Provenceröl+ oder
wenigstens reines +Repsöl+ sein.

Die Art der Verwendung (das Wie und Wo) ist dieselbe wie jene des
Mandelöles.


=Salbei, Garten-Salbei.= (~Salvia officinalis L.~)

Wer ein Gärtchen beim Hause hat, wird, wenn er es neu anlegt, den
Salbeistock nicht vergessen; er ist eine hübsche Zierpflanze. Oft
habe ich’s gesehen, daß Vorübergehende ein Blatt nahmen und damit
die schwarzen Zähne rieben. Dieses besagt, daß Salbei +reinigende
Kraft+ besitzt.

+Alte, eiternde Schäden+ (Wunden), mit Absud von Salbei
ausgewaschen oder überbunden, heilen sicher und schnell.

+Verschleimungen in Gaumen, Hals und Magen+ entfernt Tee von
Salbei.

Salbei, den man wie +Tee in Wasser+ und Wein absiedet und trinkt,
reinigt +Leber und Nieren+.

Kräftiger sind die genannten Wirkungen, wenn mit +Salbei Wermut+
(halb und halb) vermengt und die Mischung als Tee zubereitet wird.

+Pulver+ dieser Heilpflanze, wie Pfeffer, Zucker oder Zimmt auf Speisen
gestreut, leistet bei den verzeichneten Leiden dieselben Dienste wie
Tee.


=Santala.=

Santala ist ein rotes Pulver vom Santelholzbaum, eigentlich zum
Rotfärben dienend; es kann in jeder Apotheke gekauft werden.

Ich +mische+ dieses ganz harmlose Heilmittel +stets mit dem Tee von
Misteln+, indem ich zu einem Eßlöffel Mistelblätter zwei Messerspitzen
Santala nehme und so die Wirkung besagten Tees verstärke; s. oben unter
„Mistel“ S. 144.


=Sauerkraut.=

Auch dieses bekannte Heilmittel möge hier seine wohlverdiente Stelle
finden.

Bei +Verwundungen+, +Verbrennungen+ und anderen derartigen Zufällen,
bei +großen Hitzen+, zur +Auflösung+ und +Ausleitung alter Schäden+
usw. tun Auflagen frischen (der Krautstande eben entnommenen)
Sauerkrautes ausgezeichnete Dienste.

Man sehe bei den betreffenden Krankheiten selbst nach.

Das Heilmittel ist für Landleute zumal um so beachtenswerter, je
leichter und schneller sie dasselbe zur Hand haben.


=Schafgarbe= (~Achillea millefolium L.~)

siehe oben Seite 136.


=Schlüsselblume.= (+Primula officinalis L.+)

Nur die +dunkelgelbe+ Schlüsselblume hat Wert für die
Hausapotheke. Schon der Geruch verrät, daß in all diesen Blütenkelchen
eine besondere Heilflüssigkeit stecken müsse. Kaut man zwei bis drei
dieser gelben Trichterchen, so fühlt man recht gut, welch medizinischen
Gehalt sie bergen.

Wer Anlage hat zur +Gliedersucht+, +zur Gliederkrankheit+
oder schon an diesen Gebresten leidet, trinke längere Zeit hindurch
täglich eine Tasse Schlüsselblumentee. Die heftigen Schmerzen werden
sich lösen und allmählich ganz verschwinden.


=Spiköl.=

Spiköl oder Lavendelöl ist in jeder Apotheke leicht zu kaufen. Es darf
unter den Hausmitteln nicht fehlen.

Täglich zu zwei Malen, je zu fünf Tropfen auf Zucker eingenommen,
befördert es die +Verdauung+ und macht guten +Appetit+.

Wer an +Blähungen+ leidet, an +Kopfweh+ infolge von aufsteigenden
Gasen, an +Uebelkeiten+, nehme Spiköl wie oben angegeben.

Bei +Gemütsleidenden+ habe ich dasselbe sehr oft mit bestem Erfolge
verwendet, und ich behaupte, daß die Heilung in sehr vielen Fällen mit
der Entfernung der namentlich auf das Gehirn schlimm einwirkenden Gase
zusammenhängt. Nach meinem Dafürhalten schenkt man in der Behandlung
Kranker diesen Gasen viel zu wenig Aufmerksamkeit. Wer je an Blähungen
gelitten hat, weiß zu erzählen, welch’ fatale Rolle diese im Körper
wütenden Winde und Stürme spielen.

Bei +Appetitlosigkeit+, +Kongestionen+, +Schwindel+ und all den
+mannigfaltigen Kopfleiden+ mag man sich an die anfangs gegebene
Verordnung halten.


=Spitzwegerich.= (~Plantago lanceolata L.~)

Wenn die Landleute sich bei ihren Arbeiten verwunden, so suchen sie
rasch Blätter von Spitzwegerich und ruhen nicht mit Drücken und
Kneten, bis das etwas störrige Blatt sich einige Tropfen auszwingen
läßt. Diese bringen sie entweder direkt in die +frische Wunde+, oder
sie befeuchten damit ein Läppchen, das sie an den wunden Teil bringen.

Verweigert das Blatt seinen Heilsaft, läßt es sich bloß mürbe und etwas
feucht reiben, so legen die Leute die +mürben Blätter selbst auf+. Ist
dabei Gefahr der Blutvergiftung? Das kennt der Spitzwegerich nicht.
Ein solcher Verband ist der erste, aber manchmal der beste Notverband;
denn die Heilung solcher Wunden geht rasch vor sich. Wie mit Goldfäden
näht der Wegerichsaft den klaffenden Riß zu, und wie an Gold sich nie
Rost ansetzt, so flieht den Spitzwegerich jede Fäulnis und faules
Fleisch. -- Die +Wirkung+ dieser Pflanze +nach innen+ ist nicht minder
vorteilhaft. Daß doch Hunderte von Menschen im Frühjahr oder Sommer
diese Heilblätter sammelten, zerquetschten, die Säfte auspreßten und
+tränken+! Zahllose innere Gebrechen, die aus dem unreinen Blute
und den unreinen Säften wie Giftpilze hervorschießen, würden nicht
eintreten. Das sind Wunden, die freilich nicht bluten, aber vielfach
noch gefährlicher sind.

Die +gedörrten Blätter+ von Spitzwegerich geben gleichfalls eine
prächtige +Teepflanze ab gegen innere Verschleimung+. Die Zeitungen
bringen oft lange Anpreisungen der vortrefflichen Wirkungen von
Spitzwegerich, noch längere über die da oder dort bereiteten
Spitzwegerichsäfte.

Mancher kauft solche Sachen um sein teures Geld. Guter Bauersmann!
Mache selbst den Sammler und den Zubereiter und den Apotheker! Du
darfst dir keine Grillen machen. Eines weißt du: du hast echte Ware.

Mit gedörrten Spitzwegerichblättern kann zu Tee sehr gut +das
Lungenkraut+ (~Pulmonaria officinalis L.~) verbunden werden (halb und
halb).


=Tausendguldenkraut.= (~Erythraea centaurium L.~)

Welch merkwürdige Namen unsere Voreltern manchem Kräutchen beilegten!
Sie kannten eben noch deren Wert. Unser Kraut muß bei denselben in
hoher Geltung und Schätzung gestanden sein. Seine Verwendung kündigt
schon der sehr bittere Geschmack an, der es begleitet.

+Tee+ von Tausendguldenkraut leitet die +Magenwinde+ aus, verdrängt
unbrauchbare und ungesunde Säuren, unterstützt und +verbessert+ die
+Magensäfte+, wirkt vorteilhaft auf +Nieren+ und +Leber+. Er ist das
beste Mittel gegen +Sodbrennen+ oder, wie die Landleute sagen, gegen
den +Magensod+.

Wer an +Störungen+ im +Blut+, besonders an Blutmangel, Blutwallungen
usw. leidet, suche Rat und Hilfe beim Tausendguldenkraut.

Der Name lautet auf eine hohe Summe; die Hilfe spendet das Kräutchen
einem jeden umsonst.


=Veilchen.= (~Viola odorata L.~)

Dieses liebliche, wohlduftende Frühlingsblümchen soll mit seinem
Heildufte auch unsere Hausapotheke erfüllen.

Wenn zur beginnenden Frühlingszeit infolge des oftmaligen
Witterungswechsels die Kinder +starken Husten+ oder +Keuchhusten+
bekommen, koche die besorgte Mutter eine Handvoll grüner oder gedörrter
+Veilchenblätter+ (auch die Wurzeln des Blümchens können benützt,
müssen aber vor dem Absieden zerquetscht werden) in einem Viertelliter
siedenden Wasser ab und gebe dem Kinde nach je zwei bis drei Stunden
jedesmal zwei bis drei Löffel solchen Tees. Erwachsende heilen den
+alten+ Keuchhusten, wenn sie den Tee dreimal im Tage (je eine Tasse)
nehmen.

+Schwindsüchtigen+ lindert er ebenfalls den +Husten+ und unterstützt
die +Schleimauflösung+. Er dient wie eine Medizin, soll auch so
genommen werden, d. i. alle zwei bis drei Stunden drei bis fünf
Eßlöffel.

Der Tee dient ferner bei +Kopfweh+ und +großer Hitze im Kopf+. Man
befeuchte zugleich einen Lappen mit Veilchenblättertee und binde
denselben an die Stirne, oder, noch besser, man +wasche+ den Kopf,
besonders den Hinterkopf mit solchem Absud. Ich kenne Fälle, in denen
bald Ruhe und Schlaf eintraten.

Bei +geschwollenem Halse+ ist dieser Tee ein probates +Gurgelwasser+;
man tauche zugleich den anzuwendenden Halswickel statt in gewöhnliches
Wasser in den Absud.

Wer an +Atemnot+ leidet, die indessen mehr eine Folge ist von in Magen
und Gedärmen angesammelten Gasen und ungesunden Stoffen, mache eine
kleine Veilchenteekur, d. i. er trinke während einiger Zeit täglich
zwei größere oder drei kleinere Tassen unseres Tees.

Veilchenblätter, zerquetscht und überbunden, kühlen und verteilen
+erhitzte Geschwülste+; +in Essig abgekocht+ dient solcher Absud, wenn
man ihn zu Auflagen benützt, zur Heilung von +Podagra+.

Erfreue dich an dem Wohldufte und dem herrlichen Blau manches schönen
Veilchensträußchens! Verwahre aber auch einen kleinen Vorrat des
Heilkräutchens in deiner Hausapotheke, daß es dem Kranken dufte noch zu
einer Zeit, in der das Frühlingsblümchen längst verblüht hat!


=Wacholderbeere.= (~Juniperus communis L.~)

Die Wacholderbeere, wer kennt sie nicht? Als Räucherwerk verbreitet sie
in Zimmern und Gängen angenehmen Geruch und verbessert die Luft. Ich
bin kein Freund des sogenannten „Ausräucherns“ mit Zucker, Essig usw.,
da ich nicht begreife, wie man da von frischer Luft reden kann. Wenn
es aber gilt, einen Raum, worin ansteckende Kranke, Tote usw. lagen,
zu +desinfizieren+, d. i. ansteckungsunfähig zu machen oder zur Zeit
ansteckender Krankheiten durch große Räucherfeuer die Luft zu reinigen,
dann lobe ich mir stets solchen +Wacholderdampf+. Der räumt mit allen
Pilzen, und wie die fliegenden Anstecker und Krankheitserzeuger heißen,
gründlich auf.

+Ähnliche Wirkung+ übt der Wacholder im +Innern des menschlichen
Organismus aus+. Die +Beere+ räuchert gleichsam den Mund und den Magen
und feit gegen Ansteckung. Wer im Dienste Schwerkranker (Scharlach,
Blattern, Typhus, Cholera usw.) durch Heben, Tragen, Bedienen, Anhören
derselben der Ansteckungsgefahr bei Tag und Nacht preisgegeben ist,
kaue stets einige Wacholderbeeren (6-10 im Tag). Sie bereiten guten
Geschmack im Munde und tun gute Dienste bei der Verdauung. Sie
verbrennen gleichsam die schädlichen Miasmen, Ausdünstungen usw., wenn
diese durch Mund und Nase eindringen wollen.

Solche, die an +schwachem Magen+ leiden, mögen das folgende Verfahren
einhalten, gleichsam eine kleine +erprobte Kur+ mit Wacholderbeeren
machen:

Den ersten Tag sollen sie mit 4 Beeren beginnen,

den zweiten Tag mit 5 Beeren fortfahren,

den dritten Tag sollen sie 6, den vierten 7 Beeren kauen und so mit
Tagen und Beeren bis auf 12 (Tage) und 15 (Beeren) auf- und dann wieder
auf 5 Beeren heruntersteigen, beim Absteigen jeden Tag eine Beere
auslassend. Viele kenne ich, deren gasgefüllter und infolge dessen
geschwächter Magen durch diese einfache Beerenkur gelüftet und gestärkt
wurde.

Bei +Stein-+ und +Gries-+, bei +Nieren-+ und +Leberleiden+ haben die
Wacholderbeeren seit alten Zeiten guten Ruf, ebenso in all jenen
Fällen, wo es gilt, +faule Gase+, +faule+, +wässerige+ und +schleimige
Stoffe+ aus dem Körper zu entfernen.

Neben den Beeren benütze man +die jungen Sprossen+ des
Wacholderstrauches zu +Tee+ bei Anfängen der +Wassersucht+, desgleichen
zur Reinigung des Blutes.

Das +Öl+ kauft man am besten in der Apotheke.

Die +Tinktur+ kann man sich selbst ansetzen in Wein, Branntwein oder
Spiritus.

Den Hausvater und die Hausmutter würde ich nicht loben, welche zwar ihr
Fleisch, ihr Sauerkraut sorgfältig und fleißig mit Salz und Beeren vom
Wacholderstrauche einmachen, welche pünktlich und ängstlich ihr Haus,
ihre Wohnungen damit räuchern, die Hütte ihrer Seele aber, den Körper,
vielfach im Staube und Moraste liegen lassen. Auch für diese viel
wichtigere Hütte sollen sie des Jahres ein paarmal so ein Räucherfeuer,
das reinigt und das Atmen erleichtert, anzünden.


=Waldmeister= (~Asperula odorata L.~)

siehe oben Seite 127.


=Wegtritt, Vogelknöterich.= (~Polygonum aviculare L.~)

Es wächst ein Kräutlein ganz unbeachtet, gewöhnlich um die Häuser
herum, besonders in den Bauerngehöften, auch am Rande der Gassen, das
den Namen „Wegtritt“ führt. Auch Knöterich wird dasselbe genannt, weil
an jedem Glied ein kleiner Knoten ist. Man heißt dieses Kräutlein
Wegtritt, weil man gewöhnlich auf demselben geht. Dieses Kräutlein,
das von einem Stock viele Ausläufer hat, selbst einen halben Meter
lang oder noch länger, hat große Wirkung bei +Steinleiden+, wenn
täglich eine oder zwei kleine Tassen getrunken werden. So hatte ein
Herr Jahre hindurch viele Schmerzen in den Nieren, und es ging von
Zeit zu Zeit Sand und Gries ab. Er trank diesen Tee durch mehrere Tage
und erzählte, daß viele Hunderte größerer und kleinerer Steinchen
abgegangen seien und dadurch auch der Schmerz vergangen sei. Wie dieses
Kraut Nieren- und Blasensteine austreibt, so wirkt es auch reinigend
nach innen, wie auf Nieren, so auf Leber, Magen und Brust. Es kann dies
Kräutlein nicht genug empfohlen werden.


=Wegwart.= (~Cichorium intybus L.~)

Der Wegwart wartet auf den, der ihn in seine Hausapotheke einheimsen
will, auf jedem Wege. Er heißt auch +Sonnenwirbel+, da seine
Blätter sich stets der Sonne zukehren. Wenn man ihn ansieht, den guten
Wegwart mit seinem verkümmerten Stengel und den zerzausten Blättchen,
so kommt er einem vor wie ein Struwelpeter unter den Pflanzen. Nur die
blaue Blüte, etwas heller als die Kornblume, bringt ihn wieder etwas in
Kredit und Achtung.

Das Aussehen täuscht gar oft; auch beim Wegwart ist es so, denn sein
Inneres ist golden.

+Tee+ von Wegwartkraut hebt +Verschleimungen+ im +Magen+, nimmt die
überflüssige +Galle+, reinigt +Leber+, +Milz+ und +Nieren+ und führt
die kranken Stoffe durch den Urin aus. Man nehme zu diesem Zwecke
(es kann auch geschehen, um den durch irgendwelche Nahrung usw.
+verdorbenen+ Magen wieder instand zu setzen, um die +Verdauung+ zu
befördern) während drei bis vier Tagen täglich zwei Tassen, die eine
vor dem Frühstück, die andere abends.

Bei +Magendrücken+, auch bei +schmerzlichen Entzündungen am Körper+
lege man auf den Magen und auf die wehtuenden Stellen mit heißem Wasser
abgebrühte und in ein Tuch gehüllte Wegwart-Kräuter und -Blüten und
erneuere diese Auflagen täglich zwei- bis dreimal.

Die Kräuter werden +sehr oft in Spiritus angesetzt+. Dieser
Wegwartsprit hebt das +Schwinden+, wenn man die schwindenden Glieder
täglich ungefähr zweimal gut mit demselben einreibt.

Wie das Kraut und die Blüten, so sind auch die +Wurzeln+ zu den
genannten Heilzwecken dienlich. Man sticht dieselben am leichtesten bei
Regenwetter aus.


=Wermut.= (~Artemisia absinthium L.~)

Wermut zählt mit zu den bekanntesten +Magenmitteln+. Er leitet die
+Magenwinde+ aus, +verbessert+ und unterstützt die +Magensäfte+ und
hilft so guten Appetit und gute Verdauung bereiten, mag er als +Tee+
oder als +Pulver+ genommen werden.

Gegen +üblen Geruch aus dem Munde+, wenn derselbe vom Magen ausgeht,
wirkt Wermut vortrefflich.

Wer an der +Leber+ leidet (+Melancholie+), der greife statt nach
der Prise Tabak einmal oder zweimal im Tage nach dem +Döschen+ mit
Wermutpulver und streue den Inhalt der beiden Finger auf den ersten
Löffel +Suppe+ oder wie Pfeffer an eine Speise. Die abnehmende
+Gelbsucht+ wird bald die +Verbesserung+ der +Galle+ anzeigen, und der
Kranke, dem die verfangene faule Luft und die oft noch fauleren Säfte
-- wahre Düngerstätten des Magens -- gleichsam den Atem zuschnüren,
wird wieder freier aufschnaufen.

Wermut kann auch zu einer +Tinktur+ verwendet werden, die sehr lange
hält, ohne zu verderben. Wie ein einziges Körnchen Weihrauch, das auf
der Kohle glimmt, ein ganzes Zimmer mit Wohlgeruch erfüllt, so vermag
ein Blättchen Wermut den Inhalt einer ganzen Spiritusflasche mit
bitterem Geschmacke anzuhauchen -- ein Zeichen, wie stark die Tinktur
ist und wirkt.

+Reisende+, die viel von +Magenbeschwerden+ und +Uebelkeiten geplagt+
werden, sollen ihr Fläschchen mit Wermuttinktur als treuen Begleiter
nie vergessen.

Wermut-Tee hat manchen Augenleidenden auch schon als +Augenwasser+
gute, ja die besten Dienste geleistet.


=Wollkraut, Wetterkerze.= (~Verbascum Schraderi Meyer.~)

Die +Blüten+ des Wollkrautes oder der Wollblume werden von den
Landleuten fleißig gesammelt. Sie wissen, daß dieselben zur Winterszeit
wirksames +Gurgelwasser+ und noch wirksameren Tee abgeben bei
+Halsgebrechen+, +Katarrhen+, +Verschleimungen der Brust+, +Atemnot+.

Von neuem sei solcher Tee recht warm empfohlen. Ich mische unter die
Blüten des Wollkrautes in der Regel noch die der +schwarzen Malve+
(halb und halb); solcher Tee wirkt auf die Schleimauflösung noch
nachhaltiger und kräftiger.


=Wühlhuber I.=

Vor 40, 50 Jahren noch war es Mode, zu einer genau bestimmten Zeit Ader
zu lassen, zu einem anderen, im Kalender gewissenhaft notierten Termine
(ein gewisses Mondsviertel) die jährlichen oder halbjährlichen Laxiere
einzunehmen. Wie doch die Zeiten und die Ansichten und die Menschen,
welche die letzteren bilden, wechseln!

Noch heutzutage lassen sich viele Leute den Glauben nicht nehmen, daß
von Zeit zu Zeit der Magen einer gründlichen Musterung und Ausräumung
bedürfe.

Man möchte lächeln, wenn es nicht manchmal allen Ernstes zum Weinen
wäre. Fürwahr, wenn man normalen, einfachen, gesunden Sinnes ist und
zuweilen an die Lebensweise gewisser Menschen, fast fühle ich mich
versucht zu sagen ganzer Gesellschaftsklassen, denkt und an die Speisen
und Getränke, welche sie genießen, dann in der Tat ist obiger Glaube
nicht unbegründet.

Könnte der entsetzlich geplagte und sündhaft überanstrengte (weil
überfüllte) Magen einen Laut von sich geben, er würde aufschreien
und um Hilfe rufen gegen derlei unvernünftige und frevle Uebeltäter.
So aber muß er alles selbst „verschlucken“ und dabei freilich nicht
verdorben, sondern elendig zugrunde gerichtet werden.

+Fürs erste also bin ich für eine vernünftige Lebensweise+, für
menschenwürdige Behandlung des Arbeiters, der für alle weitere Arbeit
die unentbehrlichen Fundamente legt. So allein wird und kann dieser
treue und fleißige Arbeiter selbst, der Magen, gesund bleiben.

Sollte unversehens -- das kann ja passieren -- auch ihm ein Unfall
geschehen, so bin ich +durchaus gegen alles drastische+ (zu
starke) Laxieren und verwerfe alle heftig wirkenden Laxiermittel, sie
mögen heißen, wie sie wollen.

+Unter Laxieren+ versteht man doch wohl nichts anderes, als
unbeschadet der Gesundheit und Körperkraft reichlicheren, ergiebigeren
Stuhlgang hervorzubringen suchen. Dieses aber kann in ganz anderer, in
so einfacher und unschädlicher Weise geschehen, daß die verwendeten
unschuldigen Pflanzenmittel den Magen nicht gleichsam als Feind
angreifen, sondern als treue Freunde mit dem Freund Arm in Arm gehen,
ihn heben und stützen, zur selbsteigenen Tätigkeit, zur eigenen Kraft,
zu den eigenen Mitteln (Magensäften) ihm lediglich ihre Hilfe und
Hilfsmittel anbieten und leihen.

Recht lange Zeit habe ich unter den verschiedensten Pflanzen diejenigen
herausgesucht, die bei der trefflichsten Sonder- oder Einzelwirkung
doch nur ~viribus unitis~, mit vereinten Kräften, dem Magen
wirksam helfen, d. h. die zur selben Zeit, zu welcher sie ihn durch
gründliche Auflösung und Ausleitung alles verdorbenen Inhaltes
schwächen müssen, ihn zugleich so stärken, daß er nicht nur keine
Stunde die Arbeit einstellt, sondern nicht einmal mit Brummen und
Murren arbeitet.

Die Mittelchen und deren Mischung denke ich gefunden zu haben. Die
beiden +Tee-Arten+ sollen kein Geheimnis sein. Ich wünsche, daß im
Gegenteile recht viele zu ihrem Nutzen sie gebrauchen und zur Linderung
der Leiden anderer sie bereiten.

Das Kindlein wurde wiederum von fremder Seite, nicht von mir getauft.
Ein Herr, dem dieser Tee die Magenuhr wieder aufzog und regulierte,
benannte ihn „+Wühlhuber+“. Ich hatte an diesem Namen nichts
auszusetzen und zu ändern. Seitdem hat er vielen Hunderten wacker
beigestanden, und er könnte manches erzählen; denn in großen
Quantitäten ist er zu wiederholten Malen gewandert bis in die Schweiz,
bis nach Ungarn.

Die +zwei Rezepte+ für den Wühlhuber sind folgende:

Man nehme zwei Eßlöffel gemahlenen Fenchel, zwei Eßlöffel zerquetschte
Wacholderbeeren, einen Eßlöffel ~Foenum graecum~, einen Eßlöffel
Aloëpulver. Das Ganze werde gut gemischt und in einer Schachtel an
trockenem Orte aufbewahrt. Das +Mittel wirkt erst+ nach 12 bis
30 Stunden. Man nimmt den Tee, d. i. eine kleine Tasse desselben,
gewöhnlich abends vor dem Schlafengehen. Zur Tasse genügt ein
Kaffeelöffel der Mischung, welche während einer Viertelstunde gesotten,
dann abgegossen und kalt oder warm, mit oder ohne Zucker getrunken wird.

+Kräftige Naturen+ können zwei Tage nacheinander eine Tasse
Wühlhuber trinken.

+Schwächere Patienten+ tun besser, die eine Tasse auf zwei bis drei
Tage zu verteilen, so daß sie jeden Abend vier bis sechs Eßlöffel voll
wie Medizin einnehmen. Ohne Beschwerden zu verspüren, werden sie den
Suchenden im Innern forschen, untersuchen, zusammentreiben, „wühlen“
hören.

+Bei manchen+, die den Tee gebrauchen, wird derselbe absolut +keine
Resultate+ zutage fördern, obwohl sie im Innern seine emsige Arbeit
spüren. Die Polizei sucht, findet aber manchmal keine Diebe. Der
Wühlhuber sucht; wo aber nichts zu finden und zu entfernen ist, da
läßt er alles andere in Ruhe und erzeugt so nicht jene großen und
beklagenswerten Schwächen, die dem Abführen sonst stets auf dem Fuße
folgen.

Wie auf den Stuhlgang, so wirkt dieser Tee auf den +Urin+. Selbst große
Verschleimungen auf der Brust leitet er aus.

Mir kamen Fälle vor, in denen der Wühlhuber +nach langwierigen, schwer
zu stillenden Diarrhöen+ den letzten Rest der Unreinigkeiten entfernte
und auf die innere Revolution sofort der tiefste und dauerndste
Frieden folgte. Eine kleine Tasse, während des Tages in drei Portionen
getrunken, reicht vollkommen aus.


=Wühlhuber II.=

Das +zweite Rezept+ dieses Tees ist das nachfolgende:

    zwei Eßlöffel gemahlenen Fenchel,
    drei Eßlöffel zerquetschte Wacholderbeeren,
    drei Eßlöffel Pulver von Attichwurzeln,
    ein Eßlöffel ~Foenum graecum~,
    ein Eßlöffel Aloëpulver.

Dieser Tee schließt die Wirkung auf den Stuhlgang nicht aus; doch sein
Revier sind (statt des Magens und des Darmkanals) mehr die +Nieren+ und
die +Blase+; die kranken Stoffe treibt er aus durch +Harnausscheidung+.
Wer +Unbehaglichkeit im Unterleibe+ (in der Blasengegend) fühlt oder
+Beschwerden im Urinieren+, Brennen in der +Blase+ und den +Nieren+,
die +Anfänge+ der +Wassersucht+ hat, wende ruhig diesen zweiten
Wühlhuber an.

In der Gebrauchsanweisung gelten dieselben Regeln wie beim Wühlhuber I.


=Zinnkraut= oder =Acker-Schachtelhalm=. (~Equisetum arvense L.~)

Die vielseitige und vorzügliche Wirkung dieses Heilkrautes kann nicht
genug hervorgehoben werden. Es reinigt nicht bloß die Geschirre,
weshalb es bei allen Hausfrauen als treffliches Putzmittel gilt, es
reinigt und heilt auch innere und äußere Gebrechen des menschlichen
Körpers.

Bei +alten Schäden+, +faulenden Wunden+, bei allen, selbst
+krebsartigen Geschwüren+, sogar bei Beinfraß dient Zinnkraut in
außerordentlicher Weise. Es wäscht aus, löst auf, brennt gleichsam das
Schadhafte weg. Das Kraut kommt entweder als +Absud+ bei Waschungen,
Wickeln, Auflagen, oder, indem es selbst in +nasse Tücher eingehüllt+
und auf die leidenden Stellen gelegt wird, dann besonders bei +gewissen
Dämpfen+ zur Verwendung.

Näheres enthält die Beschreibung der einzelnen Krankheiten.

Mannigfaltiger noch sind die Dienstleistungen des Zinnkrautes +nach
innen+.

Sein +Tee+, der nie schaden kann, +reinigt den Magen+. Man nehme von
Zeit zu Zeit (nicht täglich) eine Tasse. Er lindert die Schmerzen bei
+Gries- und Steinleiden+ und bringt vor allem +den+ Leidenden Hilfe,
die +Beschwerden+ haben im +Wassermachen+ (Urinieren). Da ist er
einzig, unersetzbar und unschätzbar. Die +Zinnkrautdämpfe+, speziell
für diese Uebel, sollen nur angedeutet werden. Gerade solche Leiden
sind entsetzlich schmerzhaft -- und so häufig! Man beobachte wohl das
einfache und ohne jede Mühe zu bekommende Schmerzstillkraut! Täglich
sollen solche Kranke neben der eventuellen äußeren Anwendung eine Tasse
Zinnkrauttee trinken.

Bei +Blutungen+, +Blutbrechen+ zählt er mit zu den ersten und besten
Teen. Wer Blut bricht, nehme ihn schleunigst. Ich kenne Fälle, in
denen nach vier Minuten schon völliger Stillstand eintrat.

Bei +starkem Nasenbluten+ ziehe man durch die Nase wiederholt solchen
Tee auf. Er wirkt zusammenziehend und hilft schnell.

Solchen, die von +Blutflüssen+ heimgesucht werden, empfehle ich,
täglich ein bis zwei Tassen dieses Tees zu trinken.

In jeder Hausapotheke sei Zinnkraut in genügender Menge vorhanden, daß
man es im Falle der Not, die oft plötzlich hereinbricht, sofort zur
Hand habe.

[Illustration]



Inhalt einer kleinen Hausapotheke.


    =I. Tinkturen=

    von

    Arnika,
    Enzian,
    Heidelbeeren,
    Rosmarin,
    Wacholderbeeren,
    Wegwart,
    Wermut.

    =II. Tee=
    von

    Angelika,
    Anserine,
    Attich,
    Augentrost,
    Baldrian,
    Bitterklee,
    Brennessel,
    Dornschlehblüten,
    Eibisch,
    Eichenrinde,
    Erdbeeren,
    Hagebutten,
    Hollunder,
    Huflattich,
    Johanniskraut,
    Kamille,
    Lindenblüten,
    Lungenkraut,
    Malve,
    Minze,
    Mistel,
    Raute,
    Rosmarin,
    Salbei,
    Schafgarbe,
    Schlüsselblume,
    Spitzwegerich,
    Tausendguldenkraut,
    Veilchen,
    Wacholderbeeren,
    Waldmeister,
    Wegwart,
    Wermut,
    Wollkraut,
    Wühlhuber,
    Zinnkraut.

    =III. Pulver=
    von

    Alaun,
    Aloë,
    Angelika,
    Attich,
    Augentrost,
    Baldrian,
    Fenchel,
    Kampfer,
    ~Foenum graecum~,
    Huflattich,
    Leinsamen,
    Minze,
    Salbei,
    Santala,
    Wermut;

    ferner

    Knochenpulver,
    Kohlenstaub,
    Kreidemehl.

    =IV. Öle=
    von

    Anis,
    Fenchel,
    Kampfer,
    Raute,
    Wacholderbeeren;

    ferner

    Mandelöl,
    Nelkenöl,
    Salatöl,
    Spiköl.

[Illustration]



[Illustration]



Kraft-Nährmittel und Verwandtes.


Rezept zur Bereitung des Kleienbrotes.

Man läßt in der Mühle den Weizen mahlen mitsamt der Kleie. Die Müller
tun dieses nicht gerne aus naheliegenden Gründen;[27] man soll deshalb
die erhaltene Ware stets gut mustern.

Von dem Kleienmehle nimmt man 1, 2, 3 bis 4 Kilo (je nachdem man für
wenige oder mehrere Personen zu backen hat) in eine Schüssel und macht
mit heißem Wasser einen Teig an, der über die Nacht an einem mäßig
warmen Orte stehen bleibt. +Weder Sauerteig+, +noch Salz+,
+noch anderes Gewürz+ darf an den Teig kommen.

Am andern Tage formt man aus dem Teige kleinere, länglich runde
Laibchen oder Wecken, bringt sie in den wie zum Backen gewöhnlichen
Brotes geheizten Backofen und läßt sie 1¼-1½ Stunden in der Hitze.

Sogleich beim Herausnehmen stößt man das gebackene Brot auf 3-4
Sekunden in siedend heißes Wasser, dann kommt es gleich wieder zur
Trocknung in den Ofen.

Diese letztere Manipulation habe ich von einem Prior der Trappisten
erfahren, der sagte, er habe das Backen solchen Brotes lange und auf
verschiedene Weise probiert und gefunden, daß diese Art des Backens die
beste sei, indem so aus der Kleie aller Nähr-, insbesondere Zuckerstoff
ausgezogen werde.

Ich kenne viele Männer, die mit Vorliebe solches Brot gegessen haben,
jetzt noch essen und sagen, daß es bei Magen-, bei Verdauungs-,
insbesondere bei +Hämorrhoidal-Beschwerden+ vorzügliche, einzige
Dienste leiste.

Andere habe ich gekannt, die das geschmack- und gewürzlose Brot beim
ersten Verkosten sonderbar fad fanden, die aber später, ich kann sagen,
mit fast leidenschaftlicher Vorliebe darnach gegriffen haben.

Das gebackene Brot werde an einem kühlen Orte aufbewahrt und, sollte
die Kruste zu hart sein, mit einem feuchten Tuche umwunden.


Etwas über die „Kraftsuppe“.

Ich bin der Ueberzeugung: wenn die Kraftsuppe erkannt und benützt
wird, kann man eine große Anzahl unglücklicher Menschen beglücken.
Gerade die Kraftsuppe ist nicht bloß wegen ihrer außerordentlich guten
Nährstoffe zu empfehlen, sondern auch weil sie sehr wohlfeil und leicht
zu bereiten ist.

Ein Herr von Stand, der diese Kraftsuppe kennen gelernt hatte, kaufte
bei einem Bauern zwei große schwarze Laibe Brot. (Das schwarze Brot
ist bekanntlich nur von Roggenmehl bereitet und wird für die Landleute
genau eingemahlen, so daß nur wenig Kleie zurückbleibt und mithin aller
Nährstoff des Roggens ausgenutzt wird.) Diese zwei Laibe Brot ließ der
Herr in kleine Schnittchen schneiden und auf eine blecherne Platte
bringen, welche auf den heißen Herd gestellt wurde, um das Brot soviel
als möglich auszutrocknen. So recht hart getrocknet wurde es in einem
Mörser zu einem groben Pulver gestoßen. Wollte er eine Kraftsuppe, so
rührte er zwei bis drei Löffel voll von diesem Brotpulver in siedende
Fleischbrühe, tat ganz wenig oder gar kein Gewürz, ebenso nur wenig
Fleischbrühe daran. In zwei Minuten war die Suppe fertig. Sie schmeckt
vorzüglich, gibt sehr gute Nahrung und bewirkt keine oder doch nicht
viel Gase. -- Statt Fleischbrühe hat der Herr öfters Milch genommen
und, wenn diese im Sieden war, das Brotmehl eingerührt. Nach zwei
Minuten war auch diese Suppe fertig. Dieselbe hat noch einen großen
Vorzug vor der mit Fleischbrühe bereiteten, weil ja die Milch die
meisten Nährstoffe hat.

Hatte der Herr gerade keine Milch und keine Fleischbrühe, so ließ er
Wasser sieden und ins siedende Wasser dieses Brotmehl einrühren. Es kam
dann etwas Gewürze und Rindschmalz dazu, und auch diese Suppe verdient
den Namen Kraftsuppe.

Eines Tages, in der Kirchweihwoche, kommt dieser Herr in ein Haus,
wo die Bäuerin Brot aus Spelz gebacken hatte, der dem Weizen ähnlich
ist. (Auch dieses Getreide wird bei den Landleuten möglichst genau
eingemahlen.) Er kaufte sich zwei solcher Brote und verfuhr wie
beim schwarzen Brot. Er mischte dann das gewonnene Brotmehl mit dem
früher genannten durcheinander und ließ sich von dieser Mischung die
Kraftsuppe machen, wie vorhin beschrieben ist. So bekam er sechserlei
verschiedene Suppen, die auch selbst in ihrer Kraft verschieden sind.
Der Wechsel mit denselben ist sehr gut, damit die Suppe nicht so leicht
widersteht.

Diese Kraftsuppe ist ganz vorzüglich für recht +schwache Kinder+,
weil sie leicht verdaulich und recht nahrhaft ist und keine Gase
bewirkt. Sie ist auch der schwachen, +heranwachsenden Jugend+ zu
empfehlen, um die Blutarmut zu heben, durch welche der Körper sehr
leidet.

Diese Kraftsuppe ist ferner gut +für die Kranken+, weil sie
der heruntergekommenen Natur viel Nährstoff bringt. Endlich ist sie
besonders dem +hohen Alter+ zu empfehlen. Wenn die Zähne fehlen,
um die festen Speisen gut zerkauen zu können, so soll man sich an diese
Suppe halten. Es sollte keine Familie geben, wo die Kraftsuppe nicht
eingeführt ist. Ich habe sie einst einem hohen Beamten geraten, der mir
später versicherte, er kenne keine gesündere und nahrhaftere Suppe.


Bereitung des Honigweins.

(Sehr empfehlenswert für Gesunde und Kranke.)

Die alten Deutschen hatten wenig oder auch keinen Wein. Das braune
Bier kannten sie nicht, weil es noch keines gab. Ihre Speise war sehr
einfach, und dennoch waren sie ein mächtiger Volksstamm; sie erreichten
ein hohes Alter und erfreuten sich einer außerordentlichen Gesundheit.
Dieses hohe Alter und diese außerordentliche Gesundheit schrieben sie
dem Met (Honigweine) zu. Es ist nur schade, daß dieses edle Getränk so
wenig bekannt und an dessen Stelle das allgemein verbreitete Braunbier
als Getränk gekommen ist, das durch die vielen Verkünstelungen oft
nicht mehr als gesundes Getränk betrachtet werden kann. Es sind in
den größeren Werken über Bienenzucht gewöhnlich auch Rezepte, wie der
Honigwein bereitet werden könne. Man hört aber auch oft die Klage, daß
man Versuche gemacht habe, diese Rezepte nachzumachen, aber nie zu
einem glücklichen Resultate gekommen sei.

Ich lasse ihn gewöhnlich bereiten, wie folgt: Ich lasse in einen
recht reinlichen kupfernen Kessel 60-65 Liter weiches Wasser bringen.
Ist dasselbe ziemlich warm geworden, so werden zirka 6 Liter Honig
darangerührt. Nun läßt man Wasser und Honig recht gelinde 1½
Stunden sieden. Zeitweilig wird der schmutzige Schleim, der sich oben
ansetzt, weggeschöpft. Ist die Zeit des Siedens vorbei, dann wird
dieses Honigwasser ausgeschöpft in blecherne oder irdene Geschirre.
Ist dann selbes so abgekühlt, daß es noch mehr Wärme hat als das
Wasser, das an der starken Sonnenhitze erwärmt wurde, dann wird es in
ein sorgfältig gereinigtes Faß gebracht. Der Spund wird daraufgelegt,
aber nicht befestigt. Ist der Keller ziemlich warm, dann beginnt nach
5-10 Tagen die Gärung. Nach ungefähr 14 Tagen Gärungszeit wird dieser
junge gegorene Honigwein in ein anderes Faß abgezogen. Die Hefe bleibt
natürlich weg. Im zweiten Faß dauert die Gärung ungefähr 10-14 Tage,
und wenn der Honigwein ganz ruhig wird, daß man im Fasse nichts mehr
hört, dann wird das Spundloch geschlossen. Nach 3-4 Wochen wird er hell
und ist trinkbar. Wird er dann in Flaschen abgezogen, gut verstöpselt
und in kalten Sand gebracht, so moussiert er in einigen Tagen ziemlich
stark. Dieses Getränk ist sehr kühlend; deshalb trinken es die
Fieberkranken recht gerne. Wenn Kranke weder Wein noch Bier trinken
können, so ist ihnen ein solcher Honigwein ein Labsal. Er ist aber auch
den Gesunden ein gutes Getränk; er soll jedoch nur in kleinen Portionen
getrunken werden, sonst widersteht er.

[Illustration]



Dritter Teil.

Krankheiten.

[Illustration]



[Illustration:

    Jegliches Kräutlein der Erde
    preise den Namen des Herrn.
]



Einleitung.


Die folgenden Krankheitsfälle beruhen nicht auf Einbildung und
Erdichtung. Es sind lauter aus dem Leben gegriffene +Tatsachen+,
und für jede in denselben genannte oder angedeutete Persönlichkeit
stehe ich jederzeit ein. Sie wollen nicht Lärm schlagen oder groß tun,
sondern unterrichten und im Leben dienen.

Nur zu gut weiß ich selbst, welch +mangel-+ und +lückenhaftes
Stückwerk+ dieser dritte Teil bildet, wie wenig er die Krankheiten
erschöpft, d. i. vollständig aufzählt. Zum Teil hat die Zeit solches
nicht erlaubt; in der Hauptsache aber wollte ich es gar nicht anders
haben. Ich wollte nämlich nicht trocken die einzelnen Übel und deren
Heilmittel herbuchstabieren; ich wollte mit Absicht und mit Rücksicht
auf den mir zunächst vor Augen schwebenden Leserkreis die gewählten
Fälle mehr in +Unterhaltungsform+ beschreiben, doch so, daß jeder
Einzelfall zugleich Winke und Lehren gibt über die Zeichen (Symptome)
der betreffenden Krankheit, über die gute Auswahl der Anwendungen usw.

Wie der im Garten einen Strauß windende Gärtner nicht von allen
Blumen pflückt und nicht von jeder Sorte die gleiche Anzahl, so
suchte ich auch auf dem Krankheitsfelde die am häufigsten unter uns
vorkommenden Krankheiten und unter diesen diejenigen Fälle aus, welche
mir besonders lehrreich zu sein schienen. Ob und inwieweit ich’s
getroffen -- der Wille war gut! Und ich denke, wer mit gutem Willen
ohne Voreingenommenheit liest, kann auch im Sande manches Goldkörnchen
finden.

Über die +Schreibform+ im allgemeinen habe ich in der Vorrede
gesprochen; ich bemerke hier nur, daß kleine Wiederholungen, vorzüglich
in der Art der Anwendungen, der Klarheit wegen geschahen. Bezüglich der
letzteren wolle man stets den ersten Teil zu Rate ziehen.

+Krankheiten+ sind +Kreuze+, lieber Leser! Jeder von uns
wird früher oder später zum mindesten ein solches Kreuz zu tragen
bekommen, vielleicht bis zum Absterben. Wir dürfen uns diese Kreuze
zu erleichtern suchen. Schon zu Naaman, dem aussätzigen Syrerfürsten,
sprach der Prophet Elisäus: „Geh’ hin und wasche dich siebenmal im
Jordan, und dein Fleisch wird wieder gesund und du rein werden!“

Möge der Herr die gute Absicht, manchem recht schwer schleppenden
Kreuzträger unter die Arme zu greifen, segnen!



[Illustration]



Alphabetisches Verzeichnis der Krankheiten.


Abweichen.

Ein Mann von 48 Jahren kommt und erzählt: „Ich habe beständig
Abweichen, heute schon siebenmal, weil ich gereist bin, zu Hause
täglich ein- bis sechsmal. An diesem Übel leide ich bereits seit ¾
Jahren.“ Das Aussehen dieses Mannes war sehr gut, weder mager noch zu
stark, die Farbe frisch. -- Dieser Kranke bekam: 1. jeden Morgen und
jeden Nachmittag einen Oberguß, 2. jeden Morgen im Wasser gehen und
jeden Nachmittag einen Knieguß.

Die Wirkung dieser Anwendungen war, daß nach fünf Tagen der Mann den
ersten Stuhlgang bekam. Eingenommen hatte er nichts außer täglich sechs
bis acht Wacholderbeeren.

Warum wohl hier diese Anwendungen gegeben wurden, die doch ganz
verschieden sind von den sonst üblichen, so könnte mancher Leser
fragen. Antwort: Weil dieser Mann gesund und kräftig aussah, auch das
Auge frisch und gut, so war dies ein Beweis, daß noch gute Naturkraft
vorhanden war; wird dieselbe nun unterstützt und noch mehr Wärme durch
die Wasseranwendungen hervorgebracht, dann ist der innere Schaden bald
durch die Naturkraft verdrängt, und somit findet hier das Sprichwort
seine Anwendung: Ein guter Wirt wirft seine Lumpen selbst hinaus.

Als weitere Anwendungen würde ich empfehlen: in der Woche entweder
2-3mal ein Halbbad oder ebenso oft einen Oberguß mit Knieguß.


Asthma.

Ein Herr erzählt: „Ich bin 46 Jahre alt. Seit zwanzig Jahren leide
ich an Asthma. Ich wandte mich an verschiedene Ärzte: allein sie
erklärten meine Krankheit für unheilbar und verordneten mir nur
Beruhigungsmittel, die alle erfolglos waren. So blieb mir nichts
anderes übrig, als mein Kreuz zu tragen, bis mich Gott davon befreien
wird. Dieses Kreuz war oft recht schmerzlich. Recht oft traten die
Atembeschwerden, besonders zur Nachtzeit, in einem so heftigen
Grade ein, daß ich ganze Nächte, auch bei der größten Winterkälte,
an dem offenen Fenster stehen mußte, um nicht zu ersticken. --
Solch ein Anfall konnte mehrere Tage nacheinander fortdauern. Alle
gebrauchten Mittel waren ohne Wirkung. Zu diesem langen Leiden kam noch
Appetitlosigkeit, große Abnahme der Kräfte, so daß ich einsehen mußte,
daß es so nicht mehr lange gehen könne. Endlich erbarmte sich der
Himmel. Das Buch „Meine Wasserkur“ kam in meine Hände, und es kam mir
als Helfer in der größten Not. In acht Tagen wurde ich geheilt. Es ist
kaum glaublich, wie das Wasser eine Natur in kurzer Zeit so umwandeln
kann. Die Anwendungen waren: 1) Oberguß, darauf Knieguß -- Wassergehen;
2) Rückenguß -- Schenkelguß; 3) Sitzbad --- Oberguß -- Halbbad; 4)
Oberguß -- Rückenguß -- Wassergehen; 5) Halbbad -- Oberguß -- Sitzbad;
6) Vollbad -- Oberguß; 7) Schenkelguß -- Oberguß. Dazu täglich eine bis
zwei Stunden im Gras barfußgehen. Es war Sommer, und meine Lage wurde
von Stunde zu Stunde leichter.“


Atmungsbeschwerden.

Ein Priester macht folgende Angaben: „Ich bin gut gebaut, war stets
gesund und kräftig; doch seit ¾ Jahren bin ich so verschleimt, daß
ich recht viel Atemnot habe, und wenn der Husten kommt und die Atemnot,
glaube ich, ich müsse ersticken. Ich hatte früher eine vorzügliche,
klangvolle Stimme, und jetzt kann ich mich kaum mehr verständlich
machen; auch werde ich so müde, daß ich fast nicht zu gehen vermag.
Mehrere konsultierte Ärzte erklären es teils als Luftröhrenkatarrh,
teils als Brustkatarrh.“

Anwendungen:[28] Täglich dreimal, auch viermal einen Oberguß und
täglich zweimal im Wasser gehen bis über die Waden; so vier Tage lang.
Nach diesen vier Tagen täglich zwei Obergüsse, einen Rückenguß und
ein Halbbad. Zudem täglich noch im Wasser gehen; so fünf Tage lang;
dreimal wöchentlich einen Shawl. Nach diesen fünf Tagen täglich ein
Halbbad, einen Rückenguß, einen Oberguß und einen Knieguß. Nach kurzer
Zeit war die ganze Kur vorbei. Es hat sich bei diesem Herrn eine ganz
unglaubliche Masse Schleim abgesondert. Tag für Tag wurde das Aussehen
besser, der Atem leichter, die Stimme reiner, die Gemütsstimmung
heiterer. Nachteilig war für ihn früher die zu warme Bekleidung und
Mangel an Bewegung.


Augen (-Katarrh).

Ein berühmter Militärarzt sagte mir vor zirka 35 Jahren: +Der Katarrh
ist ein Übel, aus dem sich alle möglichen Krankheiten entwickeln
können+, wie Schleimfieber, Nervenfieber, Typhus, Ruhr, Abzehrung,
Schwindsucht usw. Darum härte man seine Natur gut ab, damit man bei
all den unzähligen Anlässen und Gelegenheiten, die ganz dazu angetan
sind, einem einen Katarrh anzuhängen, gesichert und gefeit sei. -- Hat
man einen Katarrh, so soll man nicht eher ruhen, bis er vollständig
ausgeheilt ist.

Bedeutet gänzliche Erblindung soviel als Elend, so sind die
verschiedenen Augenleiden immer Führer zum Elend. Die Augen gleichen
kostbaren Perlen in der Schädelschale. Aber es sind ihrer nur +zwei+.
Ein unersetzlicher Verlust ist’s schon, wenn eines verloren geht. Sei
darum wohl auf der Hut und hüte beide gut! Augenleiden kommen häufig
schon bei +kleinen Kindern+ vor, die wenige Wochen alt sind, bei
+Schulkindern+ noch häufiger. Wir können sagen, in jedem Alter und
Geschlecht trifft man Augenleidende genug.

+Meistens+ stammt das Leiden +aus dem Körper+. Bei gesunden
Menschen werden alle überzähligen Flüssigkeiten im Körper durch die
Transpiration (Ausdünstung), durch das Atmen und anderes ausgeschieden.
Wunderbar ist das Arbeiten dieser wunderbarsten aller Maschinen.
+Anders+ kommt es, +wenn der Mensch krank wird+. Die Flüssigkeiten,
welche der schwache Körper nicht mehr ausscheiden kann, sammeln sich
an im Leibe, im Kopfe usw. +Was im Kopfe+ sich ansammelt, +wählt so
gerne den Ausgang durch die Augen+. Die austretenden Flüssigkeiten sind
scharf und ätzend, das Auge dagegen und alle Teile, die es bilden,
überaus zart. Daher erklärt sich das +heftige Brennen+, welches der
Ausgang der Flüssigkeit regelmäßig erzeugt. Das Brennen ist zugleich
ein Zeichen, daß das Auge und die Gefäße im Auge +von der scharfen
Jauche angegriffen werden+. Wird ihr Austreten gehindert, so +entzünden
sich+ die Augen; sie werden oft +blutrot+, und das schmerzhafte
und geschwächte Auge kann keine Helle, kein Licht mehr ertragen.
+Heilung ist nur möglich+, wenn die Flüssigkeit so schnell als möglich
ausgeleitet wird. Das Auge an und für sich und alle seine Teile sind
gesund, die Jauche allein und ihre ätzenden Stoffe machen es krank.

+Die einen Augenleidenden sehen schon fast nicht mehr+ oder nur wie
durch einen Schleier oder Nebel; andere glauben, es schwirren +Mücken+
und +Fliegen+ vor den Augen; andere sehen +Feuerbündel+, wieder andere
anderes. +Alle+ diese +Übel+ quellen aus derselben Giftquelle, sind
Blüten derselben Giftpflanze, rühren +von demselben Giftstoffe+ her.
Entferne diesen Giftstoff, stärke das verwundete Auge, und es ist
geheilt! +Ein Beispiel+ möge das Gesagte klarmachen.

+Das kleine Mädchen Antonia+, 5 Jahre alt, sieht recht blaß aus. Das
Gesicht ist aufgedunsen, das ganze Aussehen krankhaft. Das Kind hat
+entzündete+ Augen und kann die Helle nicht mehr ertragen. Auch der
Appetit ist nicht gut; in der Nacht schläft es nicht, es weint nur
viel. Was tun? Das Kind soll +täglich in ein Handtuch eingewickelt+
werden von unter den Armen an. Das Tuch werde zuvor in +lauwarmes
Wasser+ eingetaucht, in dem +Haberstroh+ gesotten wurde. Das nasse
wird mit einem trockenen gut umwunden. Wenn das Einwickeln zu einer
Zeit geschieht, in der das Kind sonst zu schlafen pflegt, wird es bald
einschlafen. Schläft es, so lasse man es ruhig bis zum Selbstaufwachen
in der Umhüllung ruhen. Schläft es nicht ein, oder wacht es bald wieder
auf, so soll es eine Stunde lang die Einfetschung tragen. Dieses
Verfahren dauert +eine Woche lang+. In der +zweiten Woche+ bereite man
dem Kinde ein +warmes Bad mit Absud von Haberstroh+ (zirka 24-26°), in
dem es 15-20 Minuten bleibt. In der letzten Minute werde es mittels
einer kleinen Gießkanne mit gewöhnlichem, nicht zu kaltem Wasser
schnell +übergossen+ und sofort angezogen. Auch bei Kindern ist diese
erfrischende Übergießung nach einem warmen Bade höchst wichtig. Die
kranken Stoffe werden durch das warme Bad aufgelöst und ausgeleitet;
durch den kalten Guß tritt Stärkung und Schließung der Poren ein. Das
Kind wird das erstemal jammern und weinen, wie Kinder tun; hat es aber
die Sache einige Male durchgemacht, so wird ihm unter Ermutigungen
der Mutter das Besteigen der Wanne später ein leichtes sein. +Jeden
zweiten+ oder +dritten Tag+ werde das Bad +wiederholt+. Das Kind wird
sich bald frischer, kräftiger, gesunder fühlen; auch das Auge wird
reiner werden. Wünscht die sorgende Mutter noch ein Mittel direkt
für das Auge, so nehme sie ein Stückchen +Alaun+, so groß wie vier
Gerstenkörner, löse ihn in einem halben Schoppen Wasser auf und wasche
täglich drei- bis viermal die Augen der Kleinen. Alles wird recht
werden. Auch +nach Entfernung+ des Übels versäume die Mutter es nicht,
in der einen Woche das genesene Kind wenigstens einmal nach obiger Art
zu waschen, in der anderen demselben so ein Bad zu richten.

Ist der kleine Patient nicht fünf Jahre, sondern erst +fünf Wochen+
alt, so darf die besorgte Mutter nicht erschrecken, wenn ich denselben
Wickel und dasselbe Bad auch diesem Kleinsten anempfehle.

+Der kleine Anton+ mit vier Jahren ist +skrophulös+, hat Ausschlag am
Kopfe, in den Haaren; auch um den Mund herum ist es nicht rein, die
Augen sind entzündet. Die Mutter hat immer gemeint, das Kind sterbe;
indessen es leidet, stirbt aber nicht. Die Mutter soll dem Kinde
+täglich+ vor dem Schlafengehen ein +Hemdchen+ anziehen, das in Wasser,
mit etwas Salz gemischt, eingetaucht wurde. Hernach soll sie das Kind
schlafen legen und mit einer Decke gut umhüllen. Tut die Mutter dieses
+in der ersten Woche+ alle Tage, +in der zweiten Woche+ jeden zweiten,
in der +dritten+ jeden dritten, +in der vierten+ jeden vierten Tag, und
gibt sie dem kleinen Anton noch täglich an die Kost oder in das Getränk
eine kleine Messerspitze +Kreidemehl+, so wird der Bube gesund werden,
und die Mutter wird sich ihres gesunden Kleinen freuen.

+Berta+ geht in die Schule, sieht aber recht leidend aus, hat fast jede
Woche oder doch recht oft „+böse Augen+“, so daß sie nicht lesen kann.
Die Augen sind ganz rot und brennen heftig. Die Mutter soll dem Kinde
+innerhalb zehn Tagen sechsmal+ ein nasses +Hemd anziehen+, und reicht
dieses Mittel nicht aus, so soll sie dem Kinde noch Bäder bereiten
mit ungefähr 24° und zugegossenem Absud von Fichtenreisern, stets
abschließend mit raschem kaltem Abguß. Nebenher kann als +Augenwasser+
dienen das +Aloë-Wasser+ (eine Messerspitze Aloë wird in ein
Medizinglas gebracht und mit heißem Wasser aufgegossen), womit täglich
dreimal die Augen ausgewaschen werden. Letzteres heilt das entzündete
Auge und stärkt es.

+Wilhelm+, eine Knabe von neun Jahren, hatte Augenleiden. Er konnte
nicht mehr lesen, kaum mehr ordentlich die Menschen unterscheiden; der
Kleine war mehr als halb blind. Gegen 400 Mark hatten die Eltern schon
für diese Augen verwendet. Nichts wollte helfen, nicht Doktor, nicht
Apotheker. So verkümmert die Augen waren, so verkümmert war auch das
ganze Kind: die Hände und Füße stets kalt, der Magen ohne Appetit, der
Körper abgemagert, die ganze Gestalt traurig und gedrückt. Im Elende
steckten nicht nur die Augen, im Elende steckte das ganze Menschlein.
Blaue Brille und Führer bestätigten dieses auch nach außen hin.

In vier Monaten war Wilhelm völlig gesund am Körper sowohl wie an und
in den Augen. Der Kleine mußte +in der Woche zwei warme Bäder+ nehmen.
Viermal wöchentlich ließ ich ihn +ein Hemd+ anziehen, das in kaltes,
mit etwas Salz gemischtes Wasser getaucht war. In der Umhüllung blieb
er 1-1½ Stunden lang. Dazu hieß ich den Kleinen recht fleißig im nassen
Grase oder bei Regen barfuß gehen. Nach Verlauf der ersten vier Wochen
nahm Wilhelm in jeder +weiteren Woche drei bis vier Bäder+, nur mit
15 Grad und nie länger als eine Minute mit stets folgender Bewegung.
Auch dieses währte einige Wochen. Dazu wusch der Knabe täglich zweimal
seine Augen mit +Alaunwasser+ (eine Messerspitze Alaun zu einem halben
Schoppen Wasser). Gleichen Schritt mit dem gesundwerdenden, neu
auflebenden Körper hielten die wieder erwachenden Augen. Sie öffneten
sich endlich ganz und leuchteten und strahlten zuletzt im gesunden und
frischen Gesichte des Knaben, als wenn ihnen nie auch nur das geringste
gefehlt hätte.

+Christine+, 24 Jahre alt, sieht aus wie die Blüte des Lebens, hat aber
immer mit Augenleiden zu tun. Sie hat zu viel Blut im Kopfe, zu wenig
Blut in den Füßen, deshalb auch stets kalte Füße.

Patientin nimmt +jeden zweiten Tag ein lauwarmes Fußbad+ mit Asche
und Salz untermischt. Dieses zieht ihr das Blut vom Kopfe nach unten.
+Dreimal in der Woche+ geht sie bis unter die Arme ins kalte Wasser
(+Halbbad+), eine halbe Minute lang. Bei der Arbeit ist sie viel
barfuß. Der Blutandrang zum Kopfe nimmt ab, hört allmählich ganz auf,
und das Augenleiden verschwindet.


Augenleiden.

Agatha kommt und klagt: „Drei Jahre lang war ich von heftigen
Kopfschmerzen geplagt, so daß ich oft ganze Nächte hindurch nicht
schlafen konnte. Meine Füße sind beständig kalt; läßt der Kopfschmerz
etwas nach, dann habe ich solche Schmerzen auf dem Rücken, daß ich oft
ganz steif bin. Auf viele Stunden weit habe ich alle Ärzte aufgesucht;
helfen konnte keiner. Seit einem halben Jahre wird mein Augenlicht so
schwach, daß ich kaum mehr die Häuser sehe, und wenn’s noch einige Zeit
so fortgeht, werde ich stockblind.“

Agatha mußte

    1. in jeder Woche zweimal ein Hemd anziehen, in Salzwasser
    getaucht, und in eine Decke eingewickelt 1½ Stunden lang bleiben;

    2. in der Woche zweimal einen kurzen Wickel, in Wasser getaucht,
    worin Heublumen gesotten worden, warm 1½ Stunden lang nehmen;

    3. täglich eine Minute lang Wasser auf die Knie gießen und darauf
    Bewegung machen; so zwei Wochen lang.

In der dritten Woche mußte sie täglich einen Oberguß und Knieguß des
Morgens nehmen und nachmittags ein Halbbad, außerdem täglich drei
Minuten im Wasser gehen; so auch in der vierten Woche. Nach vier Wochen
war der heftige Blutandrang zum Kopf verschwunden; das Augenlicht war
wieder hergestellt, weil die Ursache (der Blutandrang) gehoben war; die
Füße waren warm, und die Kranke war geheilt.

Als weitere Anwendung mußte Agatha in der Woche drei Halbbäder nehmen
zur Kräftigung des Körpers.


Augen-Star.

Ein Beamter brachte einen Knaben von neun Jahren, der augenleidend war.
Beide Augensterne gaben so spärliches Licht, daß der arme Kleine nur
mit Mühe allein gehen konnte. „Wie kommen Sie zu mir?“ „Ja, mein Kind“,
sagte der Vater, „war längere Zeit in einer Augenheilanstalt; es wurde
aber entlassen mit der Erklärung, das Leiden sei der unheilbare +graue
Star+. Das ist schrecklich: Neun Jahre alt und blind!“ Das eine Auge
erschien schon derart getrübt, daß man den Stern nur mit recht gutem
Auge noch teilweise unterscheiden konnte; eine totale Finsternis war
es für den Kleinen. Auf dem anderen Auge lag eine Wolke, und wie der
äußere Sonnenrand, ehe der Ball hinter den Wolkenbergen verschwindet,
nochmals aufleuchtet, so glänzte noch ein letztes Streifchen des ehedem
lichtvollen Auges vor seinem gänzlichen, elendiglichen Untergange.

Der bedauernswerte Knabe +litt nicht allein an den Augen+, das sagte
mir sein erster Anblick. Der ganze kleine Organismus war aufs tiefste
heruntergekommen, elendiglich zugerichtet, so verkümmert, daß jedermann
der Gedanke kommen mußte, dieses Kind ist durch und durch krank,
fast, so scheint es wenigstens, abzehrend; kein Appetit, kein Leben,
abgemagert, die Haut ganz trocken; rasch gestrichen stäubt diese
förmlich. Also nicht die Augen allein, der ganze Körper ist krank,
recht krank. Suchen wir zuerst diesen zu heilen, vielleicht öffnen sich
dann auch die Augen wieder.

Wir begannen, nachdem wir zuerst die bislang getragene Brille entfernt.
Der Knabe mußte +täglich soviel wie möglich im nassen Grase oder auf
nassen Steinen+ barfuß gehen, und täglich wurden im Anfang +Rücken,
Brust und Unterleib+ ein- bis zweimal kräftig gewaschen. Nach einiger
Zeit traten an Stelle der Waschungen +Halbbäder+, endlich +Ganzbäder+,
nie länger als eine Minute. Dazwischen hinein fiel +abwechslungsweise
der Wickel+ oder +das nasse Hemd+, in Salzwasser getaucht, auf 1½
Stunden. Alle diese Anwendungen bezweckten, neue Tätigkeit, neues Leben
in den Körper zu bringen, mit anderen Worten, den Körper zu heilen und
zu kräftigen.

+Speziell für die Augen+, d. i. zu deren Reinigung und Stärkung,
verwendete ich +mehrere Augenwasser+: zuerst das +Aloëwasser+ (man
nimmt eine Messerspitze Aloëpulver und kocht dasselbe ein paar Minuten
in einem Schoppen = ¼ Liter Wasser). Drei- bis fünfmal täglich wurden
damit die Augen gut ausgewaschen, besonders im Innern. Aloë löst
auf, reinigt und heilt. Später folgte diesem +Alaunwasser+ (zwei
Messerspitzen Alaun werden in einem Schoppen Wasser gemischt), zu
täglich drei- bis viermaligem kräftigem Auswaschen. Alaun ätzt und
reinigt. Noch später nahm ich +Honig-Augenwasser+ (ein halber Löffel
Honig wird in einem Schoppen Wasser fünf Minuten lang gesotten) zu
täglich drei- bis fünfmaliger Waschung namentlich des inneren Auges.
Der Knabe gedieh körperlich so kräftig, daß von Woche zu Woche seine
Kräfte zunahmen, sein Aussehen frischer, gesünder, blühender wurde und
Geist und Körper allmählich in die richtige Verfassung zurückkehrten.
In dem blühenden Kopfe +erblühen auch wieder die so lange geschlossenen
Augen+; sie leuchten zur Freude der Eltern hell und klar. Der Knabe
sieht so gut wie seine Schulkameraden. Niemand würde glauben, daß das
Kind je so armselig gewesen.

+Ich bin der festen Überzeugung+: die arg verkümmerten Augen waren nur
ein Bild, eine Folge des noch ärger verkümmerten Körpers. Und wie vom
welk werdenden Stamme die Blätter und der Blütenschmuck abfallen, so
müssen im siechen Körper auch krank angelegte Augen vorkommen. Treibt
der Stamm von neuem, dann treiben und grünen und blühen auch frisch und
neu Blätter und Blüten.


Ausschläge.

Darunter verstehen wir +alle jene unnennbaren+ und unbezeichenbaren
+Haut-Unreinigkeiten+, die oft in einer Nacht, in einem Tag kommen und
vergehen. Man schenkt denselben wenig oder gar keine Acht. Zuweilen
indessen können sie recht lästig werden und plagen dann die Brust,
den Rücken, die Arme, die Beine oder andere Stellen des Körpers.
+Jahrelang+ kann man die Last tragen, ohne daß sie den Träger krank
macht oder auch nur in auffallender Weise in den Berufsarbeiten stört.
Doch kenne ich Personen, bei denen stets Geistesstörungen eintraten, so
oft der Ausschlag verschwand. Selbst zwei Fälle von Tobsucht sind mir
bekannt, welche ausbrach infolge schnell zurückgetretenen Ausschlages.
Anwendungen, wie sie bei Flechten und Geschwüren angegeben sind,
lockten den Ausschlag von neuem hervor, wodurch die Störungen gehoben
waren. +Diese Kleinigkeiten sind also doch nicht so kleinlich+; sie
können, vernachlässigt, insbesondere in der Reinlichkeitspflege,
+große+ und +schwere Folgen+ haben. Neben +Geistesstörungen+ entwickeln
sich insbesondere gerne +Abzehrung+, +Schwindsucht+, +Leber-+,
+Nierenleiden+ und anderes mehr. Wo der fressende Gesell und seine
Giftstoffe sich einnisten, da verwüsten, zerfressen und zerstören sie.

+Jedem derart Geplagten+ möchte ich raten, er solle früh genug, jetzt,
wo er noch keine der genannten Folgen spürt, +wöchentlich+ (jeden
dritten Tag z. B. eine) +ein paar leichte Anwendungen mit Wasser+
vornehmen. Solche sind der Reihe nach: die +kalten Ganzwaschungen+, der
+spanische Mantel+ und der +kurze Wickel+. +Man erschrecke nicht, wenn+
nach der einen oder nach der anderen Anwendung +der Ausschlag stärker+
auftritt. Das ist ja ein trefflicher Beweis ihrer Wirkung. Man stelle
die Anwendungen nur nicht ein, sondern fahre um so entschiedener damit
fort!

Wer den Rat befolgt, wird an sich erfahren: Das Ende jeder Anwendung
gut, aller Ausschlag gut. +Jeder Unparteiische+ urteile selbst, ob es
besser sei, zu derartigen Reinigungen die häßlichen und abscheulichen
Salben, heißen sie nun Schönheitsmilch, Wunderbalsam usf., zu
gebrauchen oder das reine, kristallklare Wasser. Was mögen derlei
ausgeschriene und jetzt bald in jedem Zeitungsblatte ausgehängte
Salbereien für Zeug enthalten! Mancher und manche würden rot werden vor
Scham, wenn seine Herren Kollegen, wenn seine hohen Verwandten wüßten,
daß auch er oder sie unter die Quacksalber gegangen. Doch das hilft
alles nichts, ich weiß es wohl. Die Welt hat gesalbt, und die Welt
salbt. ~Mundus vult decipi~, d. h. die Welt wird weiter schmieren und
salben. ~Habeat sibi!~

Ein Landwirt erzählt: „Ich habe schon mehr als zwei Jahre einen
Ausschlag im Gesicht und am ganzen Körper. Manchmal sieht man wenig,
dann kommt er aber stellenweise recht stark heraus. Ich bin sonst
gesund; aber wenn sich dieser Ausschlag noch mehr verbreitet, wie
es den Anschein hat, dann weiß ich nicht, welches Schicksal mich
noch treffen wird. Ich habe schon vieles und verschiedenes dagegen
gebraucht, doch alles umsonst.“

Anwendungen: 1) In der Woche zwei warme Haberstrohbäder mit zwei
Wechseln, jedesmal 15 Minuten ins warme, eine Minute ins kalte Wasser,
oder sich kräftig abwaschen. 2) Dreimal in der Woche in der Nacht
vom Bett aus oder beim Aufstehen den ganzen Körper mit kaltem Wasser
waschen. 3) Täglich eine Messerspitze voll weißes Pulver, wie in der
Apotheke beschrieben. So 3-4 Wochen fortmachen, dann jede Woche ein-
bis zweimal den ganzen Körper waschen oder, statt zu waschen, ein
Halbbad nehmen.


Auszehrung.

Wir kennen viele Menschen, die außerordentlich schnell beleibt werden.
Man fürchtet dieses im allgemeinen, weil die oftmals begründete Meinung
herrscht, daß solche Leute meistens nicht lange leben. Desgleichen
sind uns +viele+, Männer, Frauen und Kinder, +bekannt+, bei
denen gerade das Gegenteil stattfindet, +deren Kräfte auffallend
rasch abnehmen+. Sie gleichen dem Gras auf dem Feld, das heute grünt
und morgen dörrt, und das Merkwürdige an der Sache ist, daß solche
Kranke sehr häufig gar kein besonderes Leiden fühlen. Sie klagen meist
nur über Mattigkeit, wenig guten Humor und entweder sehr großen oder
gar keinen Appetit. Kommt man da nicht bald mit der Hilfe, so welken
solche schon halbdürre Pflanzen nach und nach ganz ab; sie löschen aus
wie ein schwachbrennendes Nachtlichtlein. Vielleicht kommt noch eine
akute Krankheit dazu, die dem glimmenden Dochte rasch ein Ende macht.
Kranke dieser Art kommen mir, um ein Bild aus dem alltäglichen Leben
zu gebrauchen, vor wie ein Haus, das gebaut wurde aus schlechtem Kalk
und Mörtel, das bald baufällig wird und bei dem in kurzem alles aus den
Fugen geht. Er ist an der Brightschen Krankheit gestorben, hört man
oft sagen. Das war so ein Zusammenbrechen eines morschen, baufälligen
Körpers. Verschiedene Bezeichnungen für eine und dieselbe Sache! Gut
essen und trinken hilft da nichts mehr. Wirf an ein zerfallendes
Haus an diesen oder jenen Fleck noch einige Kübel Mörtel -- jeder
Vernünftige wird lächeln! +Die Auszehrung unterscheidet sich von der
Schwindsucht+ dadurch, daß bei dieser die Krankheit von einem Organe
ausgeht, sei es von der Lunge, der Brust, dem Kehlkopf usw., und von
diesem Punkte weitere Kreise zieht, bei jener aber mehr eine allgemeine
Auflösung, ein Ruin des ganzen Körpers stattfindet. +Oft sucht+
man den +Hauptsitz+ oder den +Ausgangspunkt+ der Auszehrung
in den +Nieren+, im +Unterleibe+; vielfach ist jede genaue
Bestimmung vor der Sektion unmöglich; gar oft täuschen die scheinbar
bestimmtesten und sichersten Zeichen.

1. +Ein ziemlich korpulenter Herr+ erfreute sich stets der besten
und ausdauerndsten Gesundheit. Seine Lebensweise und Diät waren wohl
geordnet. Plötzlich merkte er, daß seine Kräfte und seine Korpulenz
schwinden. Er fühlte Schwindel im Kopf und getraute sich nicht mehr
zu stehen, ohne sich festzuhalten. Peinlich vor allem war ihm der
Gedanke, auf dem Boden ausschreiten, gehen zu sollen, ohne daß die
Füße einen besonderen Halt hätten. Kaum sechs Wochen waren vergangen,
und der Patient hatte 72 Pfund am Körpergewicht abgenommen. Der große
und selten schöne Mann von ehedem wankte und schwankte daher wie ein
geknicktes Rohr, leblos und tot wie ein Dürrling (dürrer Baum) im
Walde. Alle ärztlichen Mittel wollten nichts helfen; der Kranke sah
seiner baldigen Auflösung mit sicherem, aber wehmütigem Auge entgegen.

In diesem Zustande und in dieser Stimmung kam er zu mir; ich erkannte
ihn nicht wieder, obwohl er mir sonst ein lieber Bekannter war. Ich
selbst zweifelte an der Möglichkeit eines Wiederaufkommens. Doch riet
ich, +einen letzten Versuch mit Wasser+ zu machen.

Die +Natur+, die in ihrer Selbstvernichtung begriffen war, +mußte
gestärkt+ und dem selbstmörderischen Treiben gesteuert werden.
Täglich zwei- bis dreimal ging der Kranke +barfuß im nassen Gras+
oder +auf nassen Steinen+. +Jeden weitern Tag+ nahm er einen +Ober-+
und +Unteraufschläger+, in der Woche einmal den +spanischen Mantel+.
Diesen Anwendungen folgten +wöchentlich zwei Halbbäder+, ein +kurzer
Wickel+ und +ein Ober- und Unteraufschläger+. Die Halbbäder lösten
sodann +Ganzbäder+ ab, und zwar +kalte+ von je einer Minute Dauer und
+warme mit zweimaligem Wechsel+, von beiden Arten +je eines+ in der
Woche; ebenfalls +wöchentlich eine Ganzwaschung+. Zur +Ausheilung+ und
zur Bewahrung vor einem Rückfall verordnete ich wöchentlich ein kaltes
Ganzbad, einen Oberguß mit Knieguß und hin und wieder den spanischen
Mantel. Das Bier wurde von vier bis fünf Glas auf zwei reduziert; die
Kost mußte einfach und nahrhaft sein.

Schon nach +Schluß der ersten acht Tage+ war +Besserung+ eingetreten:
+Stillstand der Kräfte-Abnahme+ und +Erstarkung+. Nach acht Wochen
konnte der Genesene wieder seinen Berufspflichten vorstehen. Er nahm
zu wie an Kraft, so auch wieder an Korpulenz und ist heute noch ein
gesunder, stattlicher und kräftiger Mann.

2. +Eine Mutter+, blühend wie das Leben, verlor in wenigen Wochen die
Frische des Aussehens und alle Kraft. Allgemein war über sie schon das
Todesurteil gefällt worden, zumal die ärztlichen Mittel ohne Wirkung
blieben. In ihrer Not flüchtete sie zum Wasser.

+Zweimal in der Woche+ zog sie +ein nasses Hemd+ an und wickelte sich
in die trockene Wollumhüllung, in der sie je eine Stunde blieb. Dann
nahm sie ebenfalls +wöchentlich zwei Halbbäder+ und setzte beide
Übungen +14 Tage lang fort+. Der Zustand besserte sich. An Stelle der
früheren Anwendungen traten jetzt +wöchentlich ein kurzer Wickel+
und +einmalige kalte Ganzwaschung+ vom Bette aus. Die vollständige
Gesundheit ward der Mutter, die gesunde Mutter den erfreuten Kindern
wieder geschenkt.

Bei +derartig Leidenden+ kann man (wie oben bei den
Krankheits-Erscheinungen schon gesagt wurde) die +Bemerkung+ machen,
daß sie bald zu viel Nahrung einnehmen, so daß die geschwächte Natur
dieselbe nicht in der rechten Ordnung zu Säften, Blut, Knochen, Fleisch
usf. verarbeiten kann. Es müssen schlimme Folgen eintreten, wie
anormale Fettbildung, Anstauungen von Blut, von Säften usw. Die gut
verteilten Wasseranwendungen lösen auf, leiten Unbrauchbares ab, regeln
und ordnen den Blutumlauf, kräftigen und stärken den Organismus.

+Noch ein Fall ist möglich.+ Die Nahrung wurde eingenommen, geht
aber ohne die gehörige Ausnützung wieder ab. Die Organe sind schwach
und matt, untätig und arbeitsunfähig; sie sind in ihren Funktionen
ganz geschwächt. Auch da müssen große Störungen im Körper entstehen,
die Gesundheit muß untergraben werden. Schneide, welcher Pflanze du
willst, die Saugwurzeln ab, sie muß zugrunde gehen. Den Saugwurzeln
gleichen die Organe. Das Wasser kräftigt, erfrischt sie. Du kennst das
oberschlächtige Wasserrad. Es kommt der Sturzbach, die ganze Maschine
gerät in Bewegung und Tätigkeit, alle Schaufeln drehen sich. So rüttelt
das Wasser, das in geordneter Weise den untätigen Körper trifft, alle
Organe aus ihrer Schläfrigkeit und Schlaffheit. Sie arbeiten wieder,
und neues Leben pulsiert im neu auflebenden Körper.

+Wie viele junge Leute+ tragen heutzutage derlei sieche Leiber,
wahrhaft schon halbe Leichname, mit sich herum! Ich wünsche allen
von Herzen, daß sie zur rechten Stunde noch die rechte Hilfs- und
Heilquelle auffinden mögen!


Beinfraß.

Ein Herr von Stand bekam eine +kranke Zehe+; er glaubte, der
Nagel sei etwas beschädigt worden, und hielt die Sache keiner weiteren
Beachtung wert. Die Zehe indessen entzündete sich und machte es
notwendig, den Arzt herbeizuziehen. Dieser verordnete während mehrerer
Wochen verschiedene Mittel. Die Zehe sei gut, meinte er, obschon die
Entzündung an Ausdehnung gewonnen hatte und der ganze Fuß mächtig
angeschwollen und zum Gehen und Stehen durchaus unbrauchbar war. Der
Kranke ahnte nicht, was eingetreten war, bis sich eines Tages +zwei
kleine Beinchen aus- und ablösten+. Daraufhin bekam er Mißtrauen
zu seinem Fuße und zu all denen, die denselben bislang für ganz
ausgezeichnet gehalten und erklärt hatten. Der Herr kannte mich und bat
mich, nachzusehen. Es war +Beinfraß+ eingetreten. Alsbald ließ
ich +Zinnkraut+ in Wasser sieden und den kranken Fuß, soweit die
Geschwulst reichte, mit in den Absud getauchten Tüchern überschlagen.
Innerhalb ganz kurzer Zeit war die Geschwulst und der noch junge
Beinfraß gehoben; der Fuß heilte wieder zu, und sein Herr gebrauchte
ihn wie früher.

+Nach ungefähr einem Jahre meldete sich das fatale Leiden von
neuem+, diesmal +an dem anderen Fuße+, und zwar genau wieder
an der großen Zehe. Der Arzt durchschnitt die Zehe und wendete scharfe
Mittel an, welche die Zehe zuheilten. Während des Heilens spürte der
Patient am anderen Fuße einen ähnlichen anhaltenden Schmerz wie früher
vor dem Auftreten des ersten Leidens. Die Heilung der Zehe schritt
indessen weiter und wurde schließlich als fertig und gelungen erklärt,
wenn auch die durchschnittene und geheilte Zehe um die Hälfte dicker
und immer etwas gerötet blieb. Der berufseifrige Herr konnte gehen und
arbeiten, und was wollte er auch mehr? Als einer, der mit der Wahrheit
nicht hinter dem Berge hält, sondern immer gerade herausrückt, wurde
ich gemieden und nicht weiter gefragt. Mir war das lieb; denn meine
Antwort hätte lauten müssen: Die Krankheit ist teilweise gehoben,
aber nicht entfernt. Die Folge wird sein, daß früher oder später der
Beinfraß weiterfrißt. Ich hatte mich nicht getäuscht; so kam es. +Wie
mußte dieser Fuß behandelt werden?+ Notwendig müssen +beide Füße
zugleich+ in Behandlung kommen, so lange, bis kein Fleckchen von
besonderer Röte mehr zu sehen und keine Spur von Schmerz mehr zu fühlen
ist. Sie sind zu behandeln mit in +Haberstrohabsud+ eingetauchten
+Fußwickeln+, in der Art, daß die Füße täglich einige Male
umwickelt werden und die Wickel über die kranken und schmerzhaften
Stellen etwas hinausreichen. Die vollständige und wirkliche Heilung
wird nicht allzulange währen.

+Wie kommt es wohl+, daß in unserem Falle +gerade in den Füßen
der Beinfraß sich festsetzte+? Weshalb nicht z. B. in den Händen
oder Armen? -- Dieser Herr hatte früher eine schwere, langwierige
Krankheit durchgemacht, als deren Folge eine große Schwäche, besonders
in den Füßen, zurückblieb. Möglich, daß darin kranker, giftiger Stoff
liegenblieb. Sicher ist, daß bei dem dermaligen Rekonvaleszenten die
Füße wegen ihrer schweren Arbeit (sie allein tragen stets den Körper,
und oft was für einen!) sich nie gehörig erholen konnten und so als der
schwächere Teil den Angriffen des Giftstoffes leicht erlagen.

Der Herr lebt noch. Er darf recht achthaben, wenn er vom Beinfraß nicht
mehr will heimgesucht werden. +Bei den geringsten Anzeichen+
möge er alsbald meinen freundlichen und gutgemeinten Rat befolgen und
mit den Umschlägen von Zinnkraut- oder Haberstrohabsud nicht zögern.
~Sero venientibus ossa!~ Der Herr ist Lateiner, er lächelt und
versteht mich. Wer nicht Latein kennt, soll nicht grübeln und sich kein
graues Haar wachsen lassen, wenn ich diesmal gegen meine Gewohnheit die
Fremdwörter nicht verdeutsche.

Andere Fälle mit geheiltem Beinfraß übergehe ich, da sie jüngere
Personen betreffen, bei denen im Beginn des Leidens die Heilung leicht
und schnell zustande kommt.


Bettnässen.

Dieses Übel kommt bei der heranwachsenden Jugend beiderlei Geschlechtes
häufig vor. Auch gibt es viele Erwachsene, die bis in die 20er Jahre
und noch länger daran leiden. Man findet in Zeitungen allerlei Mittel
ausgeschrieben und angepriesen; gewöhnlich ist’s nur Schwindel.
Leider, daß diese oft sehr schädlichen Mittel angewendet und solche
unglückliche Kinder noch mit Rute und Stock gezüchtigt und verhöhnt
werden, was doch gewiß nicht helfen, sondern das Übel nur ärger machen
kann. Mir wurde von einer Anstalt erzählt, daß die betreffenden Kinder
jedesmal vor dem Schlafengehen bestraft wurden. Die armen Geschöpfe
können vor Angst und Furcht nicht sogleich einschlafen, geraten dann
um so tiefer in Schlaf, und um so sicherer behauptet das Übel die
Herrschaft. Der Grund des Leidens liegt in der Schwäche der Natur; wird
diese gekräftigt, so muß jenes in Bälde weichen.

Sechs Kindern von 8 bis 13 Jahren riet ich, sie sollen täglich in einer
Badewanne mit so viel Wasser, daß es bis an die Waden reicht, hin
und her gehen 3-5 Minuten lang, dann im Zimmer oder im Freien rasche
Bewegung machen, damit die Naturwärme schnell wiederkehre. Nach fünf
Tagen passierte nur noch zwei Kindern das Unglück; in wenigen weiteren
Tagen waren auch diese geheilt.

Eine zweite Anwendung bestand darin, daß sie nach dem Gehen im Wasser
auch die Arme zwei Minuten in kaltes Wasser hielten, was sichtlich
nicht bloß gegen fraglichen Fehler wirkte, sondern den zuvor krank
aussehenden Kindern eine gesunde Gesichtsfarbe verlieh.

Auch bei Erwachsenen kann das angegebene Mittel ausreichen. Nur wenn
durch Schwäche auch die Säfte mit dem Blute sehr heruntergekommen sind,
empfiehlt es sich, täglich eine Tasse Schafgarbentee zu trinken, die
eine Hälfte am Morgen, die andere am Abend.

Bemerkt sei hier, daß das kälteste Wasser am wirksamsten ist. Ich
machte bei solchen Kindern den Versuch mit warmen Bädern und erreichte
das Gegenteil


Blasenkatarrh.

Ein Herr berichtet: „Ich bin 30 Jahre alt, leide nun schon drei Jahre
an Blasenkatarrh und habe mir dieses Leiden infolge von Überanstrengung
im Beruf und besonders durch allzu langes Aufhalten des Harns
zugezogen. Im Anfange verrichtete ich noch zwei Monate lang die mir
obliegenden Arbeiten unter großen Schmerzen, bis ich bei Tische
plötzlich einmal vor Schwäche und Schmerz zusammenbrach. Vier Monate
lang bin ich krank im Bette gelegen und so elend geworden, daß mein
Körper einem Totengerippe gleich war, -- mein Körpergewicht betrug
bloß mehr 82 Pfund. Der Arzt verordnete mir nun Wildunger-Wasser,
wovon ich etwa 100 Flaschen getrunken habe, und warme Sitzbäder. Ich
bekam zudem noch einen sehr heftigen Magen- und Darmkatarrh. Nach vier
Monaten, als es Frühling wurde, ging es besser. Im Sommer sodann ging
es mir erträglich, wiewohl ich immer noch zeitweise große Schmerzen
verspürte und der Urin sehr oft, ja beinahe täglich noch trübe war.
Der Winter aber brachte mir wieder ein ganzes Heer von Schmerzen; erst
der folgende Frühling und besonders der Sommer halfen mir wieder auf
die Beine. Aber im Winter 1887 steigerten sich die Blasenschmerzen
wiederum mit jedem Tage; der Urin floß immer spärlicher, ward trüber,
und ich mußte drei Wochen das Bett hüten. Meine körperlichen Kräfte
schwanden immer mehr, so daß man glaubte, eine Art Abzehrung habe sich
eingestellt. Am Unterkörper war ich zumeist kalt und konnte mich trotz
des geheizten Zimmers, der fünf Unterbeinkleider und der drei Paar
Strümpfe nicht erwärmen; es ging abwärts mit mir. Der Arzt sagte, ich
solle mich nur recht warm halten, und gegen das Blasenleiden verordnete
er teils Wildunger-, teils Kronenquell-Wasser, wovon ich etwa 150
Flaschen leerte. Auf vielseitges Anraten entschloß ich mich, sobald die
Witterung es erlaubte, nach Wörishofen zu gehen.“

Der Patient sah sehr abgemagert und elend aus, hustete aber nicht. Ich
gab ihm gute Hoffnung auf Wiederherstellung. Schon am dritten Tage
bekam er eine bessere Gesichtsfarbe, die Schmerzen nahmen von Tag zu
Tag ab, der Urin floß reichlicher und heller, und nach vier Wochen
erklärte er: „Nun bin ich wieder der frohe, heitere, gesunde Mensch wie
ehedem, -- dies hat das Wasser getan.“

Der Erfolg war ein außerordentlich günstiger. Ein Arzt, der sich
speziell mit Blasenleiden beschäftigt, erklärte den Herrn für
vollständig hergestellt und war ganz erstaunt über den Heilerfolg.

Die Anwendungen waren: Anfangs einigemal Leibstuhldampf mit
Zinnkrautabsud; ferner drei Wochen lang vor- und nachmittags Oberguß
und Wassertreten; später Sitzbäder und Oberguß, täglich abwechselnd;
außerdem anfangs Tee von Zinnkraut und Wacholderbeeren.


Blasenleiden, nervöses.

Ein Lehrer berichtet: „Meine Krankheit wird von den Ärzten bezeichnet
als „nervöser Reizzustand der Blase und des Unterleibes“. Seit ungefähr
15 Jahren leide ich an Urinbeschwerden, bald mehr, bald weniger. Mit
Beginn dieses Frühjahres stellte sich das Leiden wieder in besonders
hohem Grade ein. Oft mußte ich in einer Nacht 15-20mal unter heftigem
Drang den Harn lassen. In dem reichlichen Niederschlage fanden
sich viele Salzkristalle, später auch Schleim. Dabei litt ich an
hartnäckiger Stuhlverstopfung, Blähungen, oftmals, besonders nachts,
an heftigem Erzittern des Körpers, hauptsächlich des Unterleibes,
verbunden mit Kältegefühl, zuweilen auch an nervösen Zuckungen in den
Beinen. Vollständige Appetitlosigkeit und Schlaflosigkeit haben mich
sehr geschwächt.“

Die Anwendungen waren folgende:

    1) in jeder Nacht Ganzwaschung;

    2) den einen Tag einen kurzen Wickel, den andern ein in warmes
    Salzwasser getauchtes Hemd anziehen;

    3) täglich eine Tasse Zinnkrauttee, worin 20 zerstoßene
    Wacholderbeeren mit abgesotten waren, trinken; so drei Wochen lang.

In kurzer Zeit stellten sich Schlaf und Appetit ein, und +eine+
Krankheitserscheinung schwand nach der anderen. Nur blieb noch
Mattigkeit und Schmerz in den Beinen zurück. Dagegen folgendes:

    1) früh ein Oberguß;

    2) nachmittags ein Knieguß;

    3) manchmal ein Halbbad.

Die letzten Reste der Krankheit waren bald verschwunden.


Blasenstein.

Ein Herr in den schönsten Jahren erkrankte. Er bekam heftige Schmerzen
in den Nieren, und es wollte durchaus kein Wasser mehr abgehen.
Herbeigerufene Ärzte erklärten, es sei ein Stein in der Blase, der aber
nur durch Operation entfernt werden könne. Der Kranke wollte sich dazu
durchaus nicht verstehen.

Den kranken Herrn besuchte ein Bekannter, um sich über sein Leiden
zu erkundigen. Diesem klagte der Patient seine Not und erhielt den
Rat: mittags, abends und morgens ein warmes Sitzbad von Zinnkraut zu
nehmen und vor jedem Bad eine Tasse Tee von Zinnkraut zu trinken. In 36
Stunden ging ein Stein ab in beinahe Haselnußgröße. Plötzlich war aller
Schmerz weg und der Mann gesund.


Blattern.

Was Scharlach im kleinen, das sind die Blattern im großen. Giftig
ist schon der Scharlach, giftiger sind die Blattern, seien es die
weißen oder die schwarzen. Die Behandlung bleibt für alle Fälle
dieselbe. Man sagt gewöhnlich, wenn die Blattern nicht hervortreten,
so müsse der Kranke daran sterben. Darum kann nichts Besseres getan
und sorgfältiger getan werden, als +so schnell wie möglich den
Blatternstoff an die Oberfläche der Haut zu leiten+, um so im
Inneren die ärgste Vergiftung zu verhüten und eine rasche Ableitung
vorzunehmen.

+Sechs Personen+, die an den +weißen Blattern+ erkrankten,
wurden geheilt, indem dieselben +so oft gewaschen wurden, als die
Hitze recht groß+, die Bangigkeit fast nicht auszuhalten war.
+Anfangs+ war es +jede Stunde+ notwendig, später alle zwei
Stunden, nach längerem Verlauf im Tage nur noch zwei- bis dreimal.
Am siebenten Tage waren die sechs Kranken vollständig gesund.
+Gegessen+ haben sie fast nichts, was am besten ist, getrunken
ziemlich viel, was nicht schadet, wenn nur in kleinen Portionen
getrunken wird. Daß alle Patienten dies beachteten! Viel Trinken auf
einmal löscht den Durst nicht nachhaltig und vermehrt die Bangigkeit.

Ich selbst mußte oft staunen, wie durch obige Behandlungsweise, durch
die einfachen Waschungen, die Blattern +stets auf der Oberfläche der
Haut+ erschienen. Sie zeigen sich als kleine, spitzige Erhöhungen,
aus der Haut hervortretend, ähnlich den Fröschen, die über das Wasser
hervorschauen. +Man wasche ohne die geringste Scheu!+ Je bälder
und pünktlicher solches geschieht, desto schneller entwickeln sich
die Bläschen, desto rascher wird der Giftstoff ausgeleitet. Ehe er zu
den Geschwüren sich entwickeln kann, wird er, wenn ich so sagen darf,
gleichsam weggewaschen.

+Noch eines+: Man gönne den Kranken auch die +frische Luft+,
die ehedem so sehr mißgönnte und gefürchtete. Immer sei eine, wenn auch
kleine Stelle geöffnet, bei der sie eindringen kann.

Das Waschen geschehe so schnell, +daß höchstens eine Minute zu
einer Waschung gebraucht werde+. Auf diese Weise können +bei
Erwachsenen+ ebenso leicht die +Blattern+ wie bei den Kindern
der +Scharlach+ geheilt werden. Bemerkt sei noch, +daß die
gelindeste Anwendung die beste ist+.

+Vier Personen+ litten an denselben Blattern. Sie wurden geheilt,
indem sie statt der Waschungen +täglich zwei- bis dreimal ein nasses
Hemd+ anzogen, welches der spanische Mantel gut ersetzt hätte.
Nach einer Stunde wurde das Hemd abgenommen und erst wieder angelegt,
wenn Hitze und Bangigkeit groß waren. Die letzten Tage geschah dieses
höchstens noch ein- bis zweimal. Nach acht Tagen war die ganze Kur
vorüber, und von den schrecklichen Narben, die manches Antlitz fürs
ganze Leben entstellen, war keine, auch nicht die geringste Spur zu
sehen.

+Fritz+ kann nicht mehr gehen, er ist todmüde an allen Gliedern.
Sein Aussehen ist zum Erschrecken. Heftiges Kopfweh und lästige
Übelkeiten befallen ihn, und es drückt ihn gewaltig auf der Brust.
Man ruft den Arzt. Dieser erklärt, das seien sichere Anzeichen der
Blattern; es brauche indes zur Entwicklung derselben noch drei Tage.
Ein Abführmittel könne nicht schaden, sonst aber lasse sich nichts tun.
Fritz war damit nicht zufrieden, und da er vom Wasser gehört, ließ er
sich eine Wanne mit Wasser ins Zimmer bringen, unmittelbar neben das
Bett. +Jede Stunde steigt er ins Wasser+ und wäscht sich mit einem
rauhen Handtuche kräftig ab; in ganz kurzer Zeit, in kaum einer Minute,
ist jedesmal die Arbeit fertig. Innerhalb 18 Stunden hat sich der
Kranke achtzehnmal gewaschen.

Bevor der Arzt wieder kam, war Fritz gesund und von seinem
Blatternansatz gründlich geheilt. Gegessen hat er in dieser Zeit nichts
und getrunken nur das liebe Wasser.

Soeben höre ich von einem Freunde, daß er, meinem Rate folgend,
ganz auf diese Weise +4-5 Personen+, die plötzlich vom Fieber
befallen worden waren und bei denen mit Grund der Ausbruch der Blattern
befürchtet wurde, in wenigen Tagen heilte.

+Herrschen an irgend einem Orte die Blattern, Scharlach,
Ausschlagkrankheiten+ und zeigen sich Krankheits-Erscheinungen, so
beginne man möglichst bald mit der Anwendung. Ein +zuwartendes, rein
beobachtendes Verfahren+, „was da wohl sich entwickeln möge“, +ist
stets vom Übel+. Das Feuer greift weiter und verzehrt rasch die
Kräfte. Wer sofort löscht, löscht am leichtesten. Nach wenigen Tagen
schon kann die Rettung zu spät kommen.

Sobald ein Kind oder ein Erwachsener über +Kopfweh+,
+Beengung+, +schweren Atem+, +Husten+ klagt und sagt,
daß aller Mut gebrochen, alle Kraft gelähmt sei, so sind dieses ebenso
viele Fingerzeige, daß die Zeit der Anwendung gekommen. Selbst in
Fällen, in denen man sich täuschte, können letztere (die Anwendungen)
nie Schaden bringen.

Im allgemeinen wiederhole ich an dieser Stelle +folgende Regeln+:

+Die Waschungen seien so kurz als möglich+ und erstrecken sich
+auf den ganzen Körper+ des Patienten.

Das +Zudecken+ (Abschließen der äußeren Luft) nach der Anwendung
geschehe +sorgsam+, nicht zu übermäßig. Man sorge für stete
+Erneuerung der frischen Luft+ (gute Lüftung) und verhüte nur, daß
der Luftstrom dem Kranken direkt in das Gesicht wehe.

Die +Wiederholung des Waschens+ bei jedesmaligem Steigen der Hitze
und der Bangigkeit werde +genau eingehalten+.

+Niemals dränge man+ einen Kranken, insbesondere einen
Schwerkranken zum +Essen+. Der Magen kündigt durch Hunger an,
wann er zur Arbeit wieder aufgelegt ist. Aufgedrungene Speisen läßt er
unverändert liegen. Sie belästigen und sind zuweilen ein Haupthindernis
der Genesung, zuweilen die einzige Ursache eines Rückfalles.

+Welche Torheiten werden in dieser Beziehung oft+, sehr oft aus
Unwissenheit, +besonders auf dem Lande, begangen+! Alles kommt
zum Krankenbett und nötigt in übelverstandenem Eifer und in schlimm
wirkender Wohlmeinung das Essen, das Trinken auf. Man bringt dem
Kranken Süßigkeiten u. a., was in solchem Zustande die Wirkung des
Giftes tut. Man begeht, wie gesagt, unglaubliche Torheiten und sündigt
unwissend schwer gegen die Gesundheit.

+Meldet sich der Appetit+, bittet der Kranke um Festes, um
Flüssiges, so gebe man +ja recht wenige, einfache+ (nicht viel
gesalzene, nicht gewürzte), +milde, leicht verdauliche Speisen+,
niemals bis zur vollen Sättigung. Ich empfehle als Beigabe namentlich
+gut eingekochte Früchte+. +Wasser mit etwas Wein+, +Wasser
mit Milch+ und später +Milch allein+ sind das beste Labsal. Man
hüte sich, den Konditor, den Zuckerbäcker zum Krankenfütterer zu machen.

Man hat bereits mancherorts begonnen, bei +Blattern-Epidemien+
das Wasser als Heilmittel anzuwenden, in vielen Fällen leider viel zu
schroff und abschreckend. Es wäre nur zu wünschen, daß die Anwendung
noch viel allgemeiner und in der Praxis viel gelinder, leichter[29]
würde; zahlreiche Menschenleben könnten so gerettet werden. Nach meinen
bisherigen Erfahrungen wage ich die Behauptung: kein an Blattern
Erkrankter, der nicht außer den Blattern ein anderes schweres Leiden
hat, würde (wenige Fälle ausgenommen) dieser Krankheit unterliegen.
So oft ich lese, wie in einem Jahre Hunderte und Tausende von dieser
Seuche, vielmehr der ihr vorangehenden und sie begleitenden Fieberhitze
hinweggerafft werden, wandelt mich große Schwermut an. Das Löschmittel
steht parat, aber oftmals wird kein Tropfen zur Kühlung, zum Auslöschen
der Hitze verwendet. Wer versteht solches? Daß doch die Wirkung und
Heilkraft des Wassers endlich zur vollen Geltung käme!

+Die Heilung der Blattern durch Wasser+ hat noch den +speziellen
Vorteil+, daß der Giftstoff nie tief einfrißt und daß deshalb nach
solcher Behandlung +niemals die entstellenden Blatternnarben+ das
Gesicht fürs ganze Leben kennzeichnen.

Die +Waschungen+, welche wir in unseren obigen Fällen verordnet
haben, können +ersetzt+ werden durch den +spanischen Mantel+,
den man täglich zweimal, bei großen Hitzen dreimal umlegt je 1-1½
Stunden lang. Man +versäume es nie+, nach jeder Anwendung den
Mantel sorgfältig auswaschen zu lassen; er enthält jedesmal eine Menge
giftiger Stoffe.

Eine weitere Anwendung besteht darin, daß man, zu Bette liegend, ein
zweifach zusammengelegtes grobes Linnen ins Wasser taucht, es auf Brust
und Unterleib legt in Form des +Oberaufschlägers+ (s. Aufschläger)
und nachher in derselben Weise den +Unteraufschläger+ folgen läßt.
Bei großer Hitze kann dieses Verfahren in einem halben Tage zwei- bis
dreimal wiederholt werden.


Blutarmut (Bleichsucht).

Weil der ganze Körper aus Blut gebildet ist und der ganze Körper seine
Größe, seine Kraft und Ausdauer vom Blute hat, so darf ich den Satz
aufstellen: wer gesund bleiben und lang leben will, der muß gutes Blut
und hinlängliches Blut haben. Die Natur bereitet aus Speise und Getränk
das notwendige Blut, und man kann mit Recht sagen: wer gutes Blut
hat, ist gesund, und wer viel Blut hat, ist ausdauernd, und wo wenig
oder schlechtes Blut bereitet wird, werden alle möglichen Krankheiten
eintreten können.

Zu einer guten Blutbildung ist vor allem notwendig eine gute, gesunde
Luft, viel Licht, eine gute, entsprechende Nahrung, welche gutes Blut
geben kann, und die erforderliche Bewegung oder Tätigkeit des Körpers.
Gehen diese notwendigen Bedingungen ab, dann wird auch das Blut
abnehmen, und sind die Nährstoffe nicht gut, dann wird zur Blutabnahme
auch noch krankhaftes Blut bereitet werden.

Blutarmut kann auch eintreten, wenn man Blut verloren hat durch
Verwundungen, Aderlaß und andere Blutverluste.

Wer blutarm ist, der ist auch schwächlich oder krank.

Ein Bild der Blutarmut ist der Bleichsüchtige. Das Gesicht des
Bleichsüchtigen ist blaß, bleich, oft gelblich, bräunlich; besonders
sind die Lippen und das Zahnfleisch abgestanden; die Augenlider
sind matt, und so ist vorherrschend überall Schwäche, Magerkeit,
Mangel an Wärme, gebückte Haltung -- somit ein Bild der Krankheit.
-- Die weiteren Folgen sind: Herzklopfen, schwerer Atem, besonders
beim Treppensteigen, Kopfweh, Kreuzschmerzen, Ohnmacht, Krämpfe,
Magenkrampf, Verdauungsschwäche. Neigung bekommen solche Leute oft zu
Speisen, die weder der Natur zuträglich sind noch ein gutes Blut geben
können.

Als Heilmittel ist einzig sicher, daß der Kranke möglichst viel in
frischer Luft verweilt, wenig im Zimmer, und dieses sei nur spärlich
geheizt; die Kleidung sei ja nicht zu warm und +schließe sich nie
fest+ an den Körper an, damit überall die Luft eindringen kann.
Solche Kranke sollen womöglich vermeiden: dumpfe Luft, wie im Keller,
geschlossene Räume, rauchige Zimmer!

Solche Kranke sollen nur gute, leichtverdauliche Nahrung genießen:
Milch, gutes Brot, gekochte Brotsuppe und von ganz einfachem Mehl
bereitete Speisen; sie sollen recht wenig auf einmal essen; 2-4 Löffel
voll Milch, und dieses öfter, ist am besten; weil wenig Magensäfte
vorhanden, wird sie nicht schnell verdaut und darum schlecht im Magen.
Bewegung und Arbeit im Freien (aber nie über die Kräfte arbeiten!) ist
gut zur Vermehrung des Blutes, und die Gesundheit kommt dann von selber.

Die Anwendungen mit Wasser sind folgende: In der Woche drei- bis
viermal in der Nacht vom Bett aufstehen, sich ganz waschen und gleich
wieder ins Bett; ins Wasser stehen bis über die Waden, eine Minute
lang; gleich darauf kommen auch die Arme ins Wasser, in der Woche
ungefähr zwei- bis dreimal.

Ist der Bleichsüchtige recht schwach und hat er wenig Naturwärme,
so soll anfangs nur warmes Wasser genommen werden, sowohl für die
Waschungen als für die Bäder; in das Wasser kann auch Salz oder
Essig gemischt werden. Um den Appetit zu fördern, ist es recht gut,
täglich dreimal, jedesmal 2-3 Eßlöffel voll, Wermuttee einzunehmen.
Ein vorzügliches Mittel gegen Bleichsucht ist auch, täglich zweimal,
jedesmal eine Messerspitze voll, Kreidemehl in 4-6 Löffeln Wasser
einzunehmen.

Hat sich durch die bezeichneten Anwendungen der ganze Zustand
gebessert, dann können statt der Waschungen und Fußbäder Halbbäder
in der Woche zwei- bis dreimal genommen werden; dann werden Ober- und
Knieguß, nicht zu oft angewendet, ihre Dienste tun.

Ein armes Dienstmädchen wird nicht leicht bleichsüchtig.

+Blutarmut bei einem Kinde+: Eine Mutter bringt einen Knaben, 5
Jahre alt. Der Knabe ist wohlbeleibt, hat eine recht gute Haltung, ist
also recht gut gebaut, aber im Gesicht so bleich, daß die Farbe mehr
die eines Toten ist als die eines gesunden Kindes. Das Kind hat weder
Leben noch Mut, ist ohne Appetit, hat auch keine Kraft, kurz, das Kind
ist so blutarm und der ganze Organismus so untätig, daß es mehr einem
Greise ähnlich sieht. Mehrere Ärzte haben das Kind behandelt, geholfen
hat nichts. Zwei Ärzte haben recht viel Wein zu trinken befohlen; doch
der Zustand blieb der gleiche, und das Kind hatte gegen den Wein wie
gegen alle Kost die größte Abneigung. Was ist hier zu tun?

1) Jeden Tag dem Kinde ein Hemd anziehen, in warmes Wasser getaucht, in
welchem Heublumen gesotten wurden;

2) jeden Tag den ganzen Knaben waschen mit Wasser und Essig;

3) womöglich im Zimmer barfuß gehen lassen; auch ins Freie, in
die frische Luft gehen. Zu essen und zu trinken gebe man einfache
Hausmannskost: Wasser, Milch (aber immer nur kleine Portionen, 2-3
Löffel voll); so 14 Tage lang. Nach dieser Zeit:

1) Täglich in nicht zu kaltem Wasser gehen lassen bis über die Waden,
3-5 Minuten lang;

2) täglich einmal ganz waschen mit Wasser und Essig;

3) in der Woche ein- oder zweimal ein Hemd anziehen, in Salz- oder
Heublumenwasser getaucht.

Mit diesen Anwendungen 14 Tage fortmachen und dann dieselben höchstens
halb so oft gebrauchen.


=Blutbrechen= und =Blutsturz=.

Wenn sich eine Blutung einstellt, so fragt es sich, +ob das Blut aus
dem Magen oder aus der Lunge+ kommt. Auf +Lungenblutung+ kann man
schließen, wenn das Blut unter Husten entleert wird und hellrot und
schaumig aussieht; hingegen auf +Magenblutung+, wenn es durch Erbrechen
entleert worden und von dunkelbraun-roter, kaffeesatzartiger Farbe,
klumpig und geronnen ist. Blutbrechen ist stets erschreckend und
+erheischt Vorsicht+, da es immer größere oder geringere Gefahren in
sich schließt.

+Kommt das Blut aus dem Magen+, wer weiß, welches Äderchen
gelitten hat, ob und wann das Brechen sich wiederholen wird? Eine
Vernachlässigung könnte Blutarmut oder eine schwere Krankheit zur Folge
haben. Man suche darum die wunde Stelle schnell zu heilen, dann hat das
Blutbrechen aus dem Magen keine Bedeutung.

Von +größerer+, oft recht großer +Gefahr ist das Blutbrechen aus der
Lunge+. Man schaffe deshalb möglichst schnelle Abhilfe!

Bei beiden Arten des Blutbrechens ist +Tee von Zinnkraut immer+ ein
erstes Hauptmittel wegen seiner zusammenziehenden Kraft. Ergießt sich
das Blut aus der Nase, so ziehe man nach Können öfters solchen Tee
durch die Nase ein. Kommt es aus dem Munde, so nehme man alle 10-15
Minuten ein paar Löffel solchen Tees ein. -- In der Regel stillt
derselbe sehr schnell. Der Tee werde selbst nach vollständiger Stillung
noch eine gute Zeit genommen. Mir persönlich ist kein Fall bekannt, in
dem Zinnkraut nicht rasche Hilfe gebracht hätte.

Stellt sich das +Blutbrechen öfter+ ein, so müssen die +Ursachen+
erforscht werden. Es ist dann entweder die Lunge krank, und der
Patient gehört zu den Schwindsüchtigen; oder es findet ein zu
starker Blutandrang nach dem Kopfe statt, der gehoben werden muß (s.
„Kongestionen“), oder es rührt von Magengeschwüren her.

Der Blutsturz, den die Verletzung eines edleren Blutorganes zur Folge
hat, sei hier nur erwähnt. Da hat gewöhnlich alle Hilfe ein Ende.
Meistens tritt plötzlicher Tod ein.

Hier ein Wort über das +Nasenbluten+. Viele Menschen haben sehr
häufiges Nasenbluten und machen sich nichts daraus, weil es ihnen
darauf „wohl“ wird. Dennoch ist und bleibt dieser Zustand ein
ungesunder, dem sicher früher oder später eine schwere Krankheit folgen
wird. Abgesehen von allem andern muß notwendigerweise allmählich
Blutarmut, schwaches Blut usw. eintreten und damit die bekannten
Zustände: Angst, Furcht, Erschrecken, Ängstlichkeit, Skrupulantentum
der verschiedensten Art. Als +gute stillende Mittel+ beim Nasenbluten
werden häufig gepriesen: den Betreffenden ohne sein Wissen zu
erschrecken, ihm Wasser ins Genick zu gießen, ihn verschiedene
Haltungen des Kopfes einnehmen zu lassen.

Ich bin gegen all diese oft das Gegenteil bewirkenden Manöver.
Das einzig Richtige scheint mir zu sein, daß man den +Blutlauf in
geregelten Gang+ zu bringen sucht, das übermäßig zum Kopfe steigende
Blut in den Unterleib und in die Füße lenkt, die bei solchen Zuständen
regelmäßig blutarm sind, woraus sich dann später allerhand Schwächen
und Gebrechen ergeben.

Zu dieser +Ableitung des Blutes+ nach unten helfen vortrefflich:
anfangs ein warmes +Fußbad mit Asche und Salz+, 15 Minuten lang, in der
Woche zwei- bis dreimal; desgleichen wöchentlich 2-3maliges +Gehen auf
nassen Steinen+ und 2-3 +kurze Wickel+. Ist die Natur erst erstarkt, so
tun weiter vorzügliche Dienste der +Ober- und Unterguß+ und +Halbbäder+
mit Waschung des Oberkörpers, wöchentlich je eine Anwendung.

Ein +Nasenbluten+ gibt es, das nicht bloß bedenklich ist, sondern
leicht den Tod bringt. Ein Mädchen von 15 Jahren, das in der Zeit der
Entwicklung war, verblutete vollständig innerhalb 2 Stunden. Wie durch
eine Röhre strömte alles Blut aus der Nase, das Bluten endete mit dem
Tode (sog. Bluterkrankheit).

+Mir selbst kam der Fall vor+, daß ein Mädchen von 16 Jahren in
ungefähr 1½ Stunden durch die Nase drei Lavoirs reines Blut verlor.
Die zunehmende Totenblässe und die anrückende Schlafsucht ließen das
Ärgste befürchten. Nachts 2 Uhr wurde ich schleunigst gerufen, die
Verblutende zum Sterben vorzubereiten. Alle Hausmittel waren erschöpft,
ein Arzt nicht zur Stelle. Ungesäumt ließ ich ½ Gießer mit Wasser
auf den Kopf spielen, die andere Hälfte auf den oberen Rücken. Fast
augenblicklich hörte das Bluten auf. Das Mädchen lag mehrere Stunden
ruhig, aber in seiner Schwäche mehr oder weniger bewußtlos da. Kaum
hatte es sich etwas erholt, so meldete sich das Nasenbluten wieder.
Der Guß wurde wiederholt und erzielte dieselbe Wirkung. Zur Hebung der
Schwäche nahm die Kranke -- Appetit und Durst fehlten gänzlich -- jede
halbe Stunde 2-3 Löffel Milch; nach 2 Tagen konnten bereits Kraftsuppen
folgen, die, im Wechsel mit Milch und in überaus geringen Portionen
genommen, allmählich dem so arg geschwächten Körper etwas aufhalfen.
Der +Oberguß+ wurde +täglich pünktlichst+ vorgenommen. Die Blutungen
blieben aus, dagegen meldete sich binnen kurzem ein recht guter
Appetit. In 4-6 Wochen erholte sich die Kranke sichtlich, in einem
halben Jahre fühlte sie wohl im Innern noch Schwäche, im Äußern war das
Aussehen blühend wie früher. Die beginnende Entwicklung mag, wie im
ersten Fall, Ursache der Blutung gewesen sein.


Blutfluß.

Ein Hausvater kommt und erzählt folgendes:

„Meine Frau hat schon länger den Blutfluß und ist am Sterben; bis ich
heimkomme, ist sie vielleicht schon gestorben. Ärztliche Hilfe gibt es
keine mehr. Gibt’s denn gar kein Mittel?“

Ich gab dem Manne den Rat: Die Frau soll 1) anfangs nach je ¼ Stunde
2-3 Eßlöffel voll Zinnkrauttee nehmen, später täglich je 2 Löffel voll;
2) auf den Unterleib ein Tuch legen, in halb Wasser und halb Essig
getaucht, 2 Stunden lang, und innerhalb dieser zwei Stunden nach je 20
Minuten wieder frisch eintauchen. Die Blutung hörte rasch auf, und das
Weib hatte bloß noch zweimal, jedesmal eine halbe Stunde, einen solchen
Überschlag anzuwenden.

Um wieder Blut zu bekommen, hat die beste Wirkung hervorgebracht:
in jeder Stunde zwei Eßlöffel voll Milch zu der gewöhnlichen
Hausmannskost. Nach vier Wochen konnte dieses Weib ihren Hausgeschäften
wieder nachkommen.

Bemerkt sei hier, daß solche Anwendungen nur im Notfalle angezeigt
sind, bis ein Arzt zur Stelle ist.


Blutvergiftung.

Eine Hausmutter hatte sich an einem Finger ganz unbedeutend geritzt,
sie wußte nicht, ob an einem Nagel oder Holzsplitter, -- beachtete
diese Kleinigkeit gar nicht und ging am Abend ins Bett, ohne den
Schaden näher anzusehen; er schien ihr zu unbedeutend. In der Nacht
schon wacht sie auf, empfindet im Finger einen schmerzhaften Krampf,
große Übelkeit, Brechreiz bis zum Erbrechen. Der Schaden war an der
linken Hand, und sie empfindet auch Schmerz und Krampf am rechten
Fuß. Die Hand schwillt stark an bis an den Ellbogen, wird feuerrot,
und innerhalb 10 Stunden tritt am ganzen Arm ein fast unausstehlicher
Schmerz ein. Die Adern bis zu dem Ellenbogen treten stark hervor und
sind ganz dunkel. Arzt war keiner im Ort, und es war sichtbar die
höchste Gefahr im Verzug, es werde die Blutvergiftung die Herrschaft
bekommen. Die Röte war bereits über den Ellenbogen schon zur Hälfte auf
den Oberarm gekommen.

+Heublumen+ wurden mit siedendem Wasser übergossen, und die ganze
Hand wurde mit so heißen Heublumen, als sie dieselben nur ertragen
konnte, eingewunden. Der ganze Arm wurde mitsamt dem Verband in das
heiße Heublumenwasser gelegt, acht Stunden lang. Diese Heublumen
zogen wie ein Zugpflaster am ganzen Arm, und so ist es denselben
gelungen, die Giftstoffe aus dem Blut auszuziehen, mithin wieder ein
Beweis, wie schleunigst eingewirkt werden soll, wenn die Zeichen einer
Blutvergiftung sich zeigen. Vielleicht wäre nach 1-2 Stunden die
Hausfrau schon ein Opfer des Todes geworden. Bemerkt soll noch werden,
daß selbst die Zunge schon eine bläuliche Farbe bekommen hatte. Nach
36 Stunden war auf der flachen Hand die Haut von allem Fleisch so
abgelöst, daß sie hätte abgezogen werden können. Als die Krämpfe in dem
Finger nachließen, hörte auch natürlich alle Übelkeit auf.


Blutzersetzung.

Auf der Heimreise von einer Fastenpredigt besuchte ich einen
+Pfarrer+. Ich hatte auf dem Wege zufällig erfahren, daß man
sein baldiges Ende erwarte. Ich trat ein. Der geistliche Herr saß im
Lehnstuhle und erzählte: „Ich habe 25 Löcher und Wunden am Leibe. Sie
sehen hier im Gesicht 5 Pflästerchen. Deren habe ich 20 am Leibe.
Ganz schnell entstehen kleine Geschwüre mit brauner Flüssigkeit.
Setze ich ein Pflästerchen auf, so hält es einen Tag; beim Wegnehmen
bleibt gewöhnlich etwas abgestandenes, faules Fleisch hängen. So
leide und dulde ich schon seit Monaten, und Hilfe bekomme ich keine
mehr. Quälender noch als die Wunden am Körper empfinde ich den
entsetzlichen Ekel im Gaumen, den ich niemanden beschreiben kann.
Teurer geistlicher Mitbruder, wissen Sie einen guten Rat für einen
Armen, dann geben Sie ihn bald; -- mir scheint es höchste Zeit.“ Ich
riet dem Bedauernswerten, er solle +täglich alle 2 Stunden+ 4-6
Löffel +Tee von Salbei+ und +Wermut+ nehmen, daß ihm der Ekel
aus dem Gaumen schwinde. Dann verließ ich ihn auf Wiedersehen in der
Ewigkeit.

Nach fünf Tagen kam wirklich ein Bote, doch nicht mit der erwarteten
Todesnachricht, sondern mit der Freudenkunde, der +Ekel+ sei
aus dem Gaumen entfernt, und der Kranke spüre schon Verlangen nach
Speise. Der erste Rat habe so vortrefflich gewirkt, ich möchte bald
einen zweiten geben. Ich ließ ihm melden, er solle +während 14 Tagen
täglich+ mit frischem Wasser +Ganzwaschungen+ vornehmen oder
vornehmen lassen, die einzelnen Waschungen so kurz wie möglich. Von
neuem kam die Meldung, der Zustand mache sich, der Appetit sei im
Steigen. Ich verordnete als weitere Anwendungen durch einige Wochen
abwechselnd den einen Tag den +spanischen Mantel+, den andern
eine +Ganzwaschung+. Nach 14 Tagen las der Pfarrer wieder die
erste hl. Messe. Es folgten noch +wöchentlich je ein Kräuterbad+
zu 28° ~R.~ aus +Heublumen+ bereitet, am Schlusse mit kalter
Abwaschung, und +kalte Halbbäder+ (mit Waschen des Oberkörpers)
im Wechsel mit Ganzwaschungen, den einen Tag die erste, den andern die
zweite Anwendung. Der geistliche Mitbruder genas vollkommen und lebte
noch 24 Jahre berufsfreudig in seinem Amte als Pfarrer bis zum Ende
seines Lebens.

Ein Mann kommt und erzählt: „2½ Jahre bin ich krank, und niemand
kann mir helfen. Vor zwei Jahren sind mir beide Füße stark geschwollen
und wurden bis zu den Knien hinauf ganz blau. In jeden Fuß brachen zwei
Löcher, aus denen viel Blut und Eiter lief. Als die Füße etwas besser
wurden, schwoll der rechte Arm stark an, wurde ebenfalls ganz blau, und
auch in ihn brachen Löcher. Der Arm ist jetzt wieder besser; ich habe
aber eine Geschwulst und Schmerzen auf dem Rücken, auf dem obern Kreuz.
Manchmal ist mir der Leib stark aufgetrieben, und ich habe darin große
Schmerzen. Aber noch viel ärger als die erzählten körperlichen sind
meine geistigen Leiden. Ich soll oft schon ganz verwirrt geredet haben.
Wenn’s erlaubt wäre, hätte ich schon oft meinem Leben ein Ende gemacht.
Man hat oft gesagt, es sei mir angetan. Doch sei ihm, wie ihm wolle,
ich kann nicht mehr elender werden.“

Ich verordnete: „Sieden Sie Haberstroh, tauchen in solches
Haberstrohwasser einen Getreidesack und schlüpfen hinein wie in ein
Beinkleid bis unter die Schultern. So werden Sie eingewickelt in eine
Wolldecke, bleiben zwei Stunden darin und gehen dann, so gut Sie
können, Ihren Geschäften nach. Den zweiten Tag tauchen Sie ein grobes
Hemd ebenfalls in solches heißes Wasser, ziehen es ausgewunden an
und lassen sich in eine Wolldecke einwickeln. Am dritten Tag nehmen
Sie einen kurzen Wickel, getaucht in warmes Haberstrohwasser, 1½
Stunden lang. So wird 14 Tage fortgemacht.“ Nach 14 Tagen waren alle
Geschwülste beseitigt; ein Fuß war geheilt, der andere hatte noch eine
kleine Öffnung; der Appetit stellte sich ein, und der Bauer mußte jeden
dritten Tag eine von den drei Anwendungen im Wechsel vornehmen. Nach
drei Wochen war Körper und Geist in Ordnung.


Bruchleiden.

Ein +besonderes+ hervorragendes und +häufiges Leiden unserer
Zeit+ sind die Leibschäden, Brüche der verschiedensten Art. Oft
erscheinen sie plötzlich wie die Schwämme im Walde über Nacht, oft
künden sie sich am Körper durch besonders schmerzende Stellen an. Alle
damit Behafteten zählen unter die Bresthaften, d. h. unter diejenigen,
die nicht mehr zu allen Arbeiten fähig sind; denn jeder Bruch schließt
stets die +Gefahr+ nicht nur heftiger Leiden, sondern bei
Unvorsichtigkeit sogar die des Todes in sich.

Diese Zustände kommen +hauptsächlich bei schwächlichen Naturen+
vor. Deshalb kann das Zeitalter der Verweichlichung viele solche
Früchte aufweisen. Ich bin der vollsten und festen Überzeugung: wenn
eine +vernünftige Abhärtung+ gepflegt würde von Jugend an, wenn
nur reelle, nahrhafte, vernünftige Kost genossen würde und keine
verkünstelte, verfeinerte und so vielfach verdorbene, so träten alle
diese Übel höchst selten auf und meistens nur in Fällen, in denen
gewaltsame Einwirkungen auf den Körper geschehen durch Schlag oder Stoß.

Vor 50 Jahren kannte man wenig „gebrochene Leute“ in einem Dorfe; in
einem Städtchen konnte man die Zahl an den Fingern zählen. Heutzutage
kommen vielleicht zwanzig Personen zusammen, und 3-4 derselben haben
einen Leibschaden. Gewöhnlich suchen die Betroffenen zu allem Unglück
hin ihr Übel soviel wie möglich +verborgen zu halten+. Man hört’s
nicht gern, wenn es heißt: Der hat einen Bruch. Bei manchen klingt
dieses fast wie eine Ehrenbeleidigung, die ihn rot macht bis über die
Ohren. Torheiten! Es unterbleibt so die notwendige Pflege, und das
kleinere Übel wird zum größeren. Bruchleiden triffst du nicht bloß
bei solchen, die Tag für Tag mit schwerer Arbeit sich abmühen müssen;
Bruchleiden genug findest du auch in den besseren und höheren Ständen.
Wie leicht und schnell ist’s geschehen! A. bekam seinen Leibschaden
auf dem Abort. B. hüpfte über einen kleinen Graben, er war gebrochen.
E. litt viel durch übermäßige Gasbildung. Ein Unbedeutendes, eine
Kleinigkeit, und das Bauchfell hatte einen Riß. D., ein Priester,
predigte soeben begeistert; mit einem Bruch stieg er von der Kanzel.

+Mich schmerzt es jedesmal tief+ (gerade weil großenteils so
leicht vorgebeugt werden könnte), wenn ich höre, daß ein sonst
gesunder, kräftiger Körper diesen Schaden gelitten, daß wieder ein
Mann im schönsten, kräftigsten Alter zu den Invaliden gehöre. Fast
muß ich es so heißen; denn eine große Anzahl Bruchleidender muß das
Berufsleben vor der Zeit verlassen, oft schon mit 40, mit 50 Jahren,
und selten ist solchen eine Woche gegönnt, in welcher die Beschwerden
des Bruches nicht den Hauptbalken am täglichen Kreuze ausmachen. Wer es
erfahren hat, weiß, daß ich nicht fasele, nicht übertreibe. Man sollte
sich wahrlich mehr Mühe geben, nach den +Ursachen+ des gewaltigen
Überhandnehmens gerade dieses Übels zu forschen, mit anderen Worten:
man sollte der verweichlichten, geschwächten Menschheit aushelfen.
Wohin sollen wir denn kommen?

Ich habe schon von einer +vernünftigen, gemäßigten Wasserkur+
gesprochen. Es lohnt sich wahrlich der kleinen Mühe und der geringen
damit verbundenen Opfer, wenn durch sie nur diesem einzigen Übel
gesteuert wird.

Der Bruch ist ja (Ausnahmen abgerechnet; siehe unten, wo wir von
Kindern reden) doch nicht angeboren oder angeschaffen, sondern erst
eingetreten in +Folge von angeborener oder später eingetretener
Schwäche+. Gar leicht hätte diese durch Abhärtung, speziell durch
Abhärtung mit Wasser, ferngehalten oder beseitigt werden können. Ob
die sogenannte „bessere Welt“ endlich klug wird? Ich zweifle daran.
Dir aber, braver und wackerer Landmann, wenn du diese Zeilen gläubig
liesest, rate ich: Nimm +in der Woche ein- oder zweimal ein Halbbad
oder ein paar kalte Sitzbäder+ (jedes Schaff ist gut genug)! Bald
wirst du deren kräftige Wirkung erfahren. Zu derlei Bädern brauchst
du keine bestimmte Zeit abzuwarten. Jede Stunde ist gut, und alles in
allem: Ausziehen, Baden, Wiederanziehen dauert nicht länger als 4,
höchstens 6 Minuten. Von der Arbeit weg kannst du das Bad nehmen, und
unmittelbar darauf kannst du wieder an deine Arbeit gehen. -- Doch ich
bin +im größten Schweiße+! Auch das hindert nicht; bade ruhig,
du hast nichts zu fürchten! Über diesen Punkt habe ich mich bei den
Halb- und Ganzbädern des nähern ausgesprochen. Jedes Wort bei dieser
verantwortungsvollen Sache ist reiflich erwogen, und erst ward lange
Jahre versucht und praktiziert (gehandelt), bevor gesprochen und
geschrieben wurde. Gehe bis zur Brust ins Wasser und wasche rasch und
kräftig den Oberkörper ab; dann kleide dich, ohne abzutrocknen, an und
gehe rüstig wieder an deine Arbeit! Nach 3-4 solchen Bädern brauchst du
keine Aneiferung und keinen herzhaften Vorsatz mehr; das Bad oder die
Waschung wird dir fast Bedürfnis, und du erweisest deinem Körper diesen
Liebesdienst mit Freuden. Und das Werk (der Erstarkung, Feiung) wird
seinen Meister loben.

Ein +Bauer klagte+ mir einmal über arge +Schmerzen etwas
oberhalb der Weichen+. Der Arzt habe erklärt, es sei ein
Leibschaden im Anzuge. Ich riet ihm, fleißig +Ober-+ und
+Unteraufschläger+ zu nehmen. Bald ließ der Schmerz nach. Der
Bauer enthielt sich kurze Zeit der schwersten Arbeit und blieb von dem
angekündigten Übel frei. Diese Warnung hat ihn zur Besinnung gebracht
und klug gemacht, er wurde von nun an ein eifriger Wassermann.

Zum Schluß noch die Frage: +Können Leibschäden gar nie geheilt
werden?+ Mehrere neue Leibschäden habe ich, selbst bei Erwachsenen,
dadurch geheilt, daß die gebrochene Stelle mit +Kampferöl+
kräftig eingerieben und darüber ein +Pechpflaster+, das Pech auf
Wachsleinwand gestrichen, aufgelegt wurde. +Fuchsfett+ sodann ist
und galt zu jeder Zeit als eines der allerbesten Mittel zur Heilung
eines jungen Bruches. Man reibe alle zwei bis drei Tage die Bruchstelle
mit solchem Fett ein und lege stets das Pechpflaster darüber. Auf
solche Weise heilte ich einmal einen Bruch, der bereits sieben Wochen
alt war.

+Bei Kindern kommen Bruchschäden verhältnismäßig häufig+ vor. Die
Ursache ist meistens, daß sie durch die Kost stark aufgetrieben werden,
und daß so das Bauchfell an einer Stelle springt. Einem solchen Kinde
bereite man +täglich ein Haberstrohbad+, ebenso +täglich einen
Ober-+ und +Unteraufschläger+, klein natürlich, wie sie für das
kleine Geschöpf passen, und so lange, bis die Heilung eingetreten ist.
Man reibe nebenbei sachte die leidende Stelle mit Kampferöl oder noch
besser mit Fuchsfett. Solche Leibschäden heilen in kurzer Zeit, wenn
sie nicht allzu große Ausdehnungen haben, in welchen Fällen kaum an
Heilung zu denken ist. Für solche Leidende bleibt kein anderer Ausweg
übrig, als daß ihnen ein +Bruchband+ beschafft werde, das sie nach
Anweisung des Chirurgen tragen.

Gerade die +Mütter+ sollten alles aufbieten, -- auch das nenne
ich in diesem Punkte allein die wahre Mutterliebe, -- +derlei
Gebrechen von Anfang an und von Grund aus vorzubeugen+. Es hängt
viel davon ab, oft das ganze spätere glückliche oder unglückliche
Leben ihres Kindes, der Schmerz oder der Trost der Eltern. Wenn Gott
mir das Leben gibt, werde ich den Müttern einmal einige Winke und
Ratschläge aufschreiben, wie sie ihre Kleinen von Geburt an vernünftig
abhärten und pflegen sollen. Sie mögen nicht erschrecken vor dem kalten
Wassermann; er hat für die Erziehung und für alle, die dabei beteiligt
sind, ein recht warmes Herz. An solche Mütter, die schwache Nerven
haben und ihren „Engeln“ vor lauter Einmummung und Einbauschung in Samt
und Seide und Wolle nicht einmal die frische Luft gönnen, werde ich
mich nicht wenden. Nur solchen gilt’s, denen daran gelegen ist, zur
Heranbildung einer wieder lebensfähigen, starken Generation das Ihrige
beizutragen. Auch alten Kindern dürfte die Lektüre der betreffenden
Ratschläge nicht schaden. Doch wie gesagt, kommt Zeit, kommt Rat.
Vielleicht macht der Herr des Lebens mir einen Strich durch die
Rechnung. Und dann -- ist’s auch so recht und gut, und ich bin damit
zufrieden.


Brustfell-Entzündung

siehe unten Seite 210.


Cholera.

Wie gefürchtet ist die Cholera! Vor einigen Jahren trat sie in mehreren
Ländern als schreckliche Heimsuchung auf, und sie überlieferte dem
Sensenmann zahllose Opfer. Um gegen Überschwemmungen sicher zu sein,
wirft man Dämme auf, man reguliert die Flüsse. Bei einem Waldbrande
zieht man Gräben, daß das verheerende Element nicht weiterfresse. Ein
solcher Damm und Graben gegen die Cholera, diesen entsetzlichsten Feind
des Menschenlebens, ist +das Wasser+. Es rettet aus der Gefahr und
umgibt den oder die, so es richtig anwenden, mit einem Damm oder Graben.

Bei der Cholera herrscht der +Grundsatz+: Wer bald in Schweiß
kommt, der ist gerettet. Wer nicht in starken Schweiß gerät, der ist
verloren.

Einmal wurde ich nachts elf Uhr zu einer armen Magd gerufen. Schon
zwanzigmal hatte sie Erbrechen gehabt, zwanzigmal schon an starkem
Durchfall gelitten. Der Arzt war zwei Stunden weit entfernt. Die Magd
wollte zum Tode vorbereitet werden; denn, sagte sie, sie fühle nur zu
gut, daß sie dieser schrecklichen Krankheit erliegen müsse. Hände und
Füße waren einer Eismasse gleich, das Gesicht blaß, die Gesichtszüge
eingefallen, die Zeichen der Auflösung waren da. Sofort versuchte ich
die Sterbenskranke in Schweiß zu bringen, von dessen Zustandekommen
nach meinem Urteile alles abhing, Leben oder Tod. Schleunigst brachte
die Hausfrau zwei große, grobe Leintücher. Ich ließ dieselben in
heißes Wasser eintauchen, mehrfach zusammenlegen, auswinden und die
fast +heiße, dicke Überlage auf Brust und Unterleib+ decken.
Unter dieselbe, +auf den bloßen Leib+, kam zuvor ein +einfaches
Tuch+, das in +heißen Essig getaucht+ war, zu liegen. Die
nasse, heiße Auflage umhüllte und schloß nach außen ab ein Federbett,
alles so warm und schwer, wie es die Kranke nur ertragen konnte.
Schneidend drang die Hitze in den Choleraleib, und in 15 Minuten war
der ganze Körper durchwärmt. Nach weiteren 20 Minuten perlten schon
Schweißtropfen vom Gesichte. Ich ließ die heiße Decke nochmals in
heißes Wasser tauchen. In ganz kurzer Zeit hörten alle Krämpfe auf, das
Erbrechen und der Brechreiz verloren sich. Um der von außen wirkenden
Wärme nach innen entgegenzukommen, bekam die Kranke eine +Tasse Milch
mit Fenchel+ (ein Löffel voll gemahlener Fenchel wird drei Minuten
in Milch gesotten) so warm als möglich zu trinken.[30] Die Kranke kam
in reichlichen Schweiß, und sie war gerettet.

Es durfte und darf in solchen Fällen nicht vernachlässigt werden
die Ausheilung, die nicht schwierig ist, aber wichtig. Es soll der
+Rekonvaleszent+ (der Genesende) +täglich einen Unteraufschläger+ (ein
mehrfach zusammengelegtes Tuch unter der ganzen Rückenlänge) nehmen,
ein Stunde lang; gleichfalls +täglich+ einmal eine Stunde lang +einen
Oberaufschläger+ (dasselbe Tuch auf Brust und Unterleib), jedesmal
gut zugedeckt. Auch unsere Kranke tat so, und in 10-12 Tagen war sie
hergestellt. Ein zweiter Fall wurde ebenso und mit demselben Erfolge
behandelt.

+Zwei Bemerkungen+ will ich hier nicht unterdrücken.

Wenn die oben angeführten Symptome (Kennzeichen) der Krankheit wie
heftiges Abführen, Erbrechen, Krämpfe usw. erscheinen, so soll man
nicht säumen, solche Kranke +alsbald ins Bett+ zu bringen. Landleute
sind in dieser Beziehung gegen sich oft zu hart und deshalb unklug.
+Nach innen+ gebe man +einen warmen Trunk+. Drohen +krampfhafte
Zustände+ einzutreten, oder wollen die +Füße eiskalt+ werden, so bringe
man alsbald eine +warme Überlage auf den Leib+, nicht länger als zirka
drei Viertelstunden. Ebenso lange lege man sich auf eine ebenfalls
warme Unterlage. Wiederholen sich die Krämpfe, so können die Überlage
und die Unterlage wiederholt werden. Treten Wärme und Schweiß ein, so
hat man’s gewonnen.

+Vorsichtig sei+ man, bis alles wieder in Ordnung ist, mit +Essen+ und
+Trinken+. Von der gewohnten einfachen Kost wähle man das Leichtere
aus. Als Getränk diene am besten warme Milch, die Heil- und Nährmittel
zugleich ist.

+Wütet die Cholera an einem Orte+, so vertraue auf Gott und sei
unverzagt! Wasche zur Vorsicht jeden Morgen und jeden Abend kräftig die
Brust und den Unterleib; kaue täglich zehn bis zwölf Wacholderbeeren,
und sollten diese dir abgehen, so kaufe dir Pfefferkügelchen! Für 20
Pfennig erhältst du eine große Anzahl. Täglich zweimal je fünf solcher
Pfefferkügelchen erwärmen den Magen, unterstützen die Verdauung und
leiten die Gase aus.


Cholerine.

Fast in jedem Orte zählt man jedes Jahr einige Fälle von Cholerine; mir
selbst sind jährlich solche Kranke genug vorgekommen. Die Cholerine ist
die +Cholera im Kleinen+, ein recht unlieber, wenn auch weniger
gefürchteter Gast. +In ihrem Gefolge+ sind heftiges Abführen,
starkes Erbrechen, zuweilen stärkere oder schwächere Krämpfe.

Meine Anwendungen bei Cholerine sind genau dieselben wie bei der
Cholera, an Zahl und Stärke klug und verständig geregelt, je nach
dem Heftigkeitsgrade der Krankheit. Auf einmal wurden so vierzig mit
Cholerine Behaftete mit gleich gutem Erfolge behandelt und geheilt.


Congestionen.

Ein Beamter klagt folgendes:

„Ich leide an schwerem Atem, Krämpfen im Halse und sehr großen
Kopfschmerzen. Oft ganze Nächte ist es mir wegen Congestionen und
Schmerzen im Kopfe nicht möglich, zu schlafen. Stuhl erfolgt seit
Jahren nur durch Medikamente. Außerdem besteht viel Krampf auf der
Brust, und wenn dieser in den Unterleib kommt, empfinde ich sehr große
Schmerzen. Gegen Kälte weiß ich mich gar nicht mehr zu schützen,
Hände und Füße sind gewöhnlich kalt. Meine Lebensstellung wäre eine
angenehme, wenn ich nicht fortwährend von Leiden gequält wäre. Ich
besuchte schon mehrere Bäder, fand aber keine Hilfe. Statt der früheren
Korpulenz ist nun Abmagerung eingetreten. Wenn nun Wasser keine Hilfe
bringt, klagte er wehmütig, so bin ich verloren.“

Die Behandlung war folgende:

    1) täglich morgens und abends längere Zeit im Gras und auf Fußwegen
    barfuß gehen, -- was ihm eine unbeschreibliche Erquickung brachte
    und sein Kopfleiden ableitete;

    2) in der Woche zwei kurze Wickel;

    3) einmal den spanischen Mantel.

Um Stuhlgang zu befördern, mehrere Tage hindurch jede halbe Stunde
einen Eßlöffel voll Wasser und bei größeren Beschwerden: Aloë, eine
Erbse groß, mit einem halben Löffel voll Zucker, das Ganze in warmem
Wasser aufgelöst, und auch dieses jede Stunde löffelweise genommen.


Darm-Entzündung.

Ein Verwalter erzählt: „Ich habe Jahre lang heftige, mitunter fast
unausstehliche Schmerzen, viel Bauchweh und Grimmen. Ich kann schon
längere Zeit gar nichts mehr essen ohne heftige Schmerzen und habe
regelmäßig Abweichen darauf. Ich habe recht viel eingenommen, Hilfe
wenig oder höchstens auf kurze Zeit bekommen.“ Das Aussehen dieses
Mannes in den schönsten Jahren ist recht krankhaft. Er ist abgemagert,
hat blasse Farbe und trübe Augen. Was mag helfen?

Dieser Mann hat in jeder Woche 1) drei Sitzbäder genommen, 2) jeden
Morgen und Abend Brust und Unterleib mit Essig und Wasser kräftig
eingewaschen, 3) in der Woche ein Halbbad genommen, eine Minute lang.

In vier Wochen war der arme Mann von seinem Magenleiden befreit.
Eingenommen hat er bloß täglich zweimal jedesmal zwölf Wermut-Tropfen
im warmen Wasser.


Darmkatarrh (Abweichen, Diarrhöe).

Es gibt Leute, welche ohne besondere Veranlassung Diarrhöe bekommen.
Die Wiederholung kann +regelmäßig+, z. B. zu gewissen Zeiten,
ein- bis zweimal im Jahre, oder +unregelmäßig+ stattfinden. Die
Betroffenen fühlen sich vor und nach den Anfällen wohl und gut. Die
regelmäßigen Diarrhöen rühren daher, daß die kräftige Natur all die
gesammelten überflüssigen Stoffe auswirft. Wie ruhig arbeitet man, wenn
an einem Dampfkessel ein Sicherheitsventil angebracht ist! Wie ruhig
darf man sein, wenn die Natur gleich diesem Kessel das „Zuviel und
Ungesund“ ausspeit!

Gegen derlei Diarrhöe habe ich durchaus nichts zu verordnen; ich
warne sogar, dagegen etwas zu tun. +Meistens+ kommen diese
Ausscheidungen im +Herbst oder Frühjahr+ vor, und uns scheint, daß
die Luft, die Temperatur gut einwirken und mithelfen.[31]

+Beachtenswerter+ sind die +unregelmäßigen Diarrhöen+,
die +mit oder ohne Schmerzen+ stattfinden können. Es sind
Mahnungen für solche Leute, daß in ihrem Körper sich krankhafte
Stoffe angesammelt haben, die, wenn sie nicht entfernt werden, häufig
Verderben anrichten. Man macht in der Tat die Erfahrungen, daß bei
derart Heimgesuchten meistens das eine oder andere Organ krank ist,
und daß solche Kranke sehr oft früh sterben oder wenigstens nicht
besonders alt werden. Oft sind die Diarrhöen +Vorboten von schweren
Krankheiten+. +Bei der Heilung muß vor allem auf den Unterleib
gewirkt+ werden, doch stets +im Wechsel mit Anwendungen auf den
ganzen Körper+. +Plötzliche Stillung+ der Diarrhöe ist +nie
zu empfehlen+; es sollen die faulen Stoffe allmählich entfernt und
die inneren Organe so gekräftigt werden, daß die Natur solch faule
Stoffe gar nicht aufkommen läßt oder sie zur rechten Zeit ausscheidet.

+Nach innen+ wende man +Tee an von Wermut+ mit +Salbei+,
von +Tausendguldenkraut+ mit Salbei, von +Schafgarbe+ mit
+Johanniskraut+, täglich ein bis zwei kleine Tassen; oder man
nehme täglich sechs bis zehn +Wacholderbeeren+. Alle die genannten
Mittel befördern die Verdauung, unterstützen die Magensäfte und
enthalten zugleich Nährstoffe.

Sollte die Diarrhöe +stark+ sein und schon länger dauern, so werde
+zweimal täglich ein halber Löffel voll Heidelbeergeist+ (in
warmem Wasser) eingenommen.

Als +äußerliche Anwendungen+ genügen im Anfange wöchentlich
+drei bis vier Aufschläger auf den Unterleib+ von je 1½ Stunden
(ein vierfach zusammengelegtes Tuch werde zu diesem Zweck in Wasser
mit Essig oder in einen Absud von Fichtenreisern getaucht und auf den
Unterleib gelegt oder gebunden), ebenfalls wöchentlich +ein kurzer
Wickel+. So fahre man +vierzehn Tage+ fort. Nach vierzehn Tagen
können zur Kräftigung in der Woche ein bis zwei +Halbbäder+ folgen
mit Waschung des Oberkörpers und gleichfalls wöchentlich ein bis zwei
+Ganzwaschungen+ nachts vom Bette aus. Dieses für die folgenden
drei bis vier Wochen. Wenn es +dann+ zur Regel würde, +keine
Woche ohne+ wenigstens eine +Ganzwaschung+ oder ein +kaltes
Halbbad+ mit Waschung des Oberkörpers vorübergehen zu lassen, müßte
der ganze Organismus kräftiger und gesünder werden und der berührte
Ausnahmezustand (wenn er nicht tieferliegende Ursachen hat) aufhören.

Ein Herr, 48 Jahre alt, erzählt: „Seit vielen Jahren habe ich mit wenig
Unterbrechung +Abweichen+, ich mag essen, was ich will; habe von
den Ärzten recht viel eingenommen, auch manches Hausmittel gebraucht,
wurde in mehrere Bäder geschickt, doch -- alles vergebens. Besonders
stark ist das Abweichen, wenn ich trinke, sei es Wasser, Bier oder
Wein. Recht trockene Kost ist mir am zuträglichsten. Weil mir alles zu
rasch und zu wenig verdaut abgeht, bin ich nie bei Kraft, und bin ich
auch nicht ganz abgemagert, so sind doch meine Muskeln nur welk.“

Die Anwendungen waren folgende:

    1. täglich zweimal Oberguß,

    2. täglich einmal im Wasser gehen und

    3. einmal Knieguß.

In der zweiten Woche:

    den einen Tag Oberguß und im Wasser gehen,

    den anderen Tag Halbbad.

Nach diesen zwei Wochen fühlte sich der Kranke frischer, kräftiger und
wohler, aber das Abweichen blieb.

In der dritten Woche bekam er:

    1. täglich ein vierfach zusammengelegtes Tuch, in Wasser und etwas
    Essig getaucht, auf den Unterleib, 1½ bis 2 Stunden lang,

    2. den einen Tag Oberguß und Schenkelguß,

    3. den andern Tag Halbbad und Oberguß.

Nach dieser Woche hatte sich der Stuhlgang vollständig geändert.

Eine weitere Woche:

    1. jeden Tag ein Halbbad,

    2. jeden zweiten Tag ein Tuch auf den Unterleib wie oben.

Zur weiteren Erhaltung der Kraft und Gesundheit reichten aus:

    in der Woche zwei Halbbäder und

    ein- bis zweimal ein wie oben beschriebener nasser Umschlag auf den
    Unterleib.

Zum innerlichen Gebrauch wurden verwendet:

    ~a.~ Wermuttropfen,

    ~b.~ Wacholderbeeren, im Wechsel.

Es könnte mancher fragen, warum gerade diese Reihenfolge in den
Anwendungen eingehalten wurde.

Darauf ist zu erwidern:

Die Anwendungen in der ersten Woche suchen den Körper, oben und unten
angefangen, zu kräftigen;

die der zweiten Woche stärkten, wie den Körper im allgemeinen, so die
Organe im Innern;

die der dritten Woche wirkten hauptsächlich auf die Kräftigung des
Magens und der Gedärme.

Auf diese Weise wurde der +ganze+ Körper ausgebessert. Die
Anwendungen der vierten Woche umfaßten den ganzen Organismus in allen
seinen Teilen, und so ist die Ausheilung auch bei diesem Körper
gelungen. -- Was innerlich gebraucht wurde, ist teils zur Aufbesserung
der Verdauung, teils zur Kräftigung der inneren Organe geschehen.


Darmleiden.

Ein Priester, 45 Jahre alt, gibt an:

„Seit mehr als 25 Jahren leide ich an hartnäckiger Stuhlverstopfung
und einige Jahre auch an Magenbeschwerden. Vor zirka acht Jahren
machte ich eine Kaltwasserkur durch. Dieselbe besserte wohl meinen
Magen, aber die Verstopfung blieb. Im Jahre 1885 trat auch Nierenleiden
mit überschüssiger Harnsäurebildung und Grießbildung ein, wogegen
mir der Arzt eine Traubenkur und nach dieser eine zehntägige Kur mit
Glaubersalz verordnete, welche Kuren jedoch einen recht heftigen
Dickdarmkatarrh zur Folge hatten. Nachdem ich mich allen möglichen
Kuren vergeblich unterzogen hatte, wurde mir erklärt, mein Leiden sei
unheilbar und könne wohl gelindert, aber nicht geheilt werden. Es
quälten mich Schlaflosigkeit, Mangel an Appetit, Müdigkeit, Schwere in
den Beinen, Unlust zur Arbeit, Schmerz und Druck in der Nierengegend
und hochgradige Stuhlverhaltung mit Aufblähungen und Spannung des
Unterleibes; die Füße waren stets kalt, der Kopf heiß, der übrige
Körper leicht und stark schwitzend. -- In diesem Zustande entschloß ich
mich nun doch zum kalten Wasser, vor welchem man mich so sehr gewarnt
hatte.“

Dem Herrn wurde folgendes verordnet:

Täglich ein Oberguß, ein Rückenguß, ein Sitzbad; dazu je nach Bedarf
ein Halbbad, Knieguß, im Wasser gehen. Am durchgreifendsten aber hat
der spanische Mantel gewirkt, der ihm ein lieber Freund geworden ist.
Nach 12wöchentlichem Kurgebrauche kam die Verdauung vollkommen in
Ordnung ohne besondere Diät; der Ernährungszustand wurde vorzüglich,
das Körpergewicht hatte um 13 Pfund zugenommen.


Diphtheritis.

Wer überfallen wird von Diphtheritis, muß bemüht sein:

1. die angehäuften Krankheitsstoffe sobald wie möglich zu lösen,

2. auf die ganze Natur einzuwirken, daß die ungeregelte Strömung des
Blutes und der Säfte, welche der Barometer des Fiebers anzeigt, zur
Ordnung komme. Man lasse einen solchen Kranken zuerst einen +Kopfdampf+
nehmen und nach je 20-24 Minuten den +ganzen Körper waschen+. Nach 6-8
Stunden soll er einen +Schal+ überlegen, 1½ Stunden lang, nach jeder
halben Stunde denselben von neuem in frisches Wasser eintauchend. Dann
nehme der Kranke einen +Fußdampf+, gleich darauf ein +Halbbad+ (ganz
kalt) mit Waschung des Oberkörpers. In höchstens einer Minute kann
das Halbbad und die Waschung vollendet sein. Es folgt von neuem der
+Schal+, 1½ Stunden lang anzulegen, wie oben angegeben. Sind diese
Anwendungen vorgenommen, so wiederhole man sie von vorne, auf jeden
halben Tag +eine+ derselben verteilend. Der Kranke +gurgle+ nebenher
fleißig mit +Zinnkrauttee+, täglich zum mindesten vier- bis fünfmal.
Das garstige Übel wird sich in Bälde heben.

Alle die genannten Anwendungen sind so +schuldlos+, daß sie nie schaden
können.

Hat der Kranke (es ist dies eine allgemeine Regel) +zur Nachtzeit+
Ruhe, tritt Schlaf ein, so soll man denselben +ja nicht stören+. Denn
eingetretener Schlaf ist ja ein Beweis, daß die Natur in Ordnung (zur
Ruhe) kommt, und seine stärkende Wirkung macht, daß die Anwendungen
selbst um so bessere Erfolge erzielen.

Bei dieser Gelegenheit sei noch bemerkt, daß, wenn während irgend einer
Anwendung, die das Bett vorschreibt, +ein Kranker in Schlaf+ kommt, man
denselben +nie wecken soll+. Hat das Mittel, die Anwendung ihre Wirkung
getan, so wacht der Kranke regelmäßig von selber auf.

+Ein Vater+ kommt und erzählt: „Mein Kind, 11 Jahre alt, kann gar
nicht mehr schlucken und schon volle drei Tage kaum mehr atmen. Es
ist voll Hitze und phantasiert. Wohl habe ich der Schwerleidenden ein
nasses Tuch um den Hals gebunden, aber es geht noch nicht besser.
Was soll ich tun, damit das Kind mir nicht ersticke?“ Der Jammer des
bekümmerten Vaters, noch mehr die mißglückte Anwendung bewog mich, ihn
zum Krankenlager zu begleiten. Da lag das Kind, ein Jammerbild, allem
Anscheine nach verloren. Denn schon waren Zeichen da, die kaum mehr
auf Rettung schließen ließen. Wagen wir es dennoch in Gottes Namen!
+Jede halbe Stunde+ wurde während eines Tages +Rücken+, +Brust+ und
+Unterleib+ mit +kaltem Wasser+ gut gewaschen. Da die entsetzliche
Fieberhitze nicht weichen wollte, +kam auf den Unterleib+ nichts weiter
als +ein in kaltes Wasser getauchtes Tuch+. Die Hitze mußte brechen.
Am folgenden Tage kommt der Vater wieder und erzählt: „Das Kind ist
bereits imstande, etwas zu schlucken, aber zu beiden Seiten des Kopfes
schwellen die Backen (Wangen) gegen die Kinnlade zu ziemlich stark an.
Das Reden ist kaum verständlich; doch freue ich mich namenlos, daß die
Kleine wieder reden kann.“ Der Vater wurde angewiesen, rechts und links
am Kopfe die Geschwülste mit Lappen einzubinden, die in Wasser, das
mit Essig vermischt war, eingetaucht worden, und diese Umschläge nach
jeder halben Stunde zu erneuern. Zudem soll er das Kind in der oben
angegebenen Weise so oft an Brust, Rücken und Unterleib waschen, als
sich dasselbe heiß und bange fühle. Am dritten Tage befand sich die
Kleine außer aller Gefahr. Man setzte die Waschungen noch kurze Zeit
fort, so oft die Hitze zu steigen begann.

+Gurgelungen+ mit +Tee+ von +~Foenum graecum~+ (ein Kaffeelöffel
~Foenum graecum~ in einem halben Schoppen Wasser gesotten und der im
Bette sitzenden Kleinen öfters löffelweise gereicht) hatten vorzügliche
Wirkung. +Tee der Malve+, +der Schafgarbe+, des +Wollkrautes+ würden
dieselben Dienste erfüllen. Sehr gut ist auch, täglich drei bis vier
Kaffeelöffel voll Baumöl (Salatöl) einzunehmen. Dieses nimmt die
innerliche Hitze auffallend schnell.

Das Kind wurde gerettet und erfreut sich bis heute der besten
Gesundheit.


Emphysem der Lungen.

Es kommt sehr häufig vor, daß Leute, welche noch im schönsten Alter
stehen, sehr an Atembeschwerden leiden und nicht selten in die
peinlichste Lage und Angst kommen, ersticken zu müssen.

Gewöhnlich sind solche Leute +ziemlich korpulent+, und die Lebensweise
hilft auch noch als Nebenursache dazu, den Zustand ärger zu machen.
+Hauptgrund des Übels+ ist gewöhnlich, daß der +Organismus an
allgemeiner Schwäche+ leidet, matt und schlaff ist, wenig Blut hat und
infolge der Untätigkeit und Schlaffheit die Blutvermehrung nicht so
stattfindet, wie sie für den Körper notwendig wäre. Ich möchte solche
Leute mit einer Maschine vergleichen, an der Rad zu Rad paßt, die
gut in Ordnung, aber zu schwach ist für die Forderungen, die an sie
gestellt werden. Ein +weiterer Grund+ sind fast regelmäßig die Gase,
welche sich im Unterleibe anhäufen und einen Druck auf die +Organe+
des Oberkörpers üben. Dadurch werden diese mehr angestrengt, als sonst
ihre Aufgabe es erheischt. Sie leiden unter diesem Drucke, und es tritt
allseitige Beengung ein. +Das Übel wird gehoben+ einmal dadurch, daß
die +Gase aus dem Körper verbannt+ werden, und dadurch, daß der +ganze
Körper abgehärtet+ und durch Auswahl einer einfachen, guten, nahrhaften
Kost gekräftigt wird. Meine mehr als 35jährige Erfahrung belehrte
mich, daß gerade bei diesem Leiden die Brightsche Krankheit leicht die
Oberhand gewinnt, d. i. daß der ohnehin schon geschwächte Körper durch
diese Krankheit vollends aufgelöst, aufgerieben wird.

+Ein Herr+, ziemlich korpulent, noch nicht 40 Jahre alt, bekommt von
Zeit zu Zeit solche Erstickungsanfälle, daß er der Überzeugung lebt --
der Arzt bestätigte ihm dieselbe --, er werde, wenn der Anfall noch
zweimal wiederkehre, unterliegen. Die Atemnot war so groß, daß der
Kranke, resp. sein Nach-Atem-Ringen, im unteren Stockwerke des Hauses
gehört wurde. Oft meinte er, wie er sagte, er müsse vor Schmerzen
und Todesangst an den Wänden hinauf. Diese Atemnot dauerte bei jedem
Anfalle ziemlich lange und erschöpfte den Körper also, daß er sich
jedesmal darnach ganz krank fühlte. Hatte er sich in kurzem wieder
erholt, so fühlte er sich gesund und frisch. Die Anfälle blieben oft
einige Tage aus, um so mehr aber steigerte sich ihre Heftigkeit.

Der genannte Herr besaß die größte Wasserscheu und konnte sich zur
Wasserkur erst dann entschließen, als ihm keine andere Hilfe mehr
blühte. Sechs Wochen hindurch gebrauchte er verschiedene Anwendungen.
Die Heilung war eine so vollständige, daß die Anfälle niemals
wiederkehrten und der Herr sich stets - es sind heute ungefähr 21 Jahre
her -- der besten Gesundheit erfreute.

Der Patient nahm +mehrere Tage hindurch einen Tee von
Dornschlehblüten+, der einen recht gelinden, aber ergiebigen Stuhlgang
beförderte; dann gebrauchte er den +kurzen Wickel+, +Ober-+ und
+Unteraufschläger+ und zuletzt +Halb-+, auch +Ganzbäder+ von der Dauer
einer Minute. Unter den Anwendungen tat auch der +spanische Mantel+
gute Dienste. Am wirksamsten erwiesen sie sich in folgender Ordnung:

Erst der +kurze Wickel+; er beginnt die Gase auszutreiben und die
Ursache der Gase zu lösen;

sodann der +Ober-+ und +Unteraufschläger+, eine Fortsetzung der ersten
Anwendung, zugleich auf Kräftigung abzielend;

im weiteren der +spanische Mantel+; dieser leitet die verlegenen Stoffe
aus der Haut;

endlich +Halbbäder+, welche den Organismus stärken.

Ein anderer Herr litt dermaßen an Atemnot, daß die Ärzte erklärten,
es habe sich die +Herzwassersucht+ angesetzt. Dieser Herr war, wenn
auch gut genährt, nicht besonders korpulent; gleichwohl konnte er
nur mit größter Anstrengung eine Stiege steigen. Appetit war fast
gar nicht vorhanden, der Schlaf recht unruhig; niemals war der Herr
ohne Angst und Furcht. In seinem Berufe hatte der Patient früher
reichliche Bewegung gehabt; später kam er in eine Kanzlei, und dieses
sitzende, untätige Leben brachte ihn nach und nach in den eben
beschriebenen peinlichen Zustand. Zur Heilung reichten ganz wenige und
leichte Anwendungen von Wasser aus. Dieselben helfen auch jetzt noch,
sobald das Übel sich von neuem zeigen will. Es hat sich seit zwölf
Jahren öfters gemeldet, ist aber jedesmal schnell wieder beseitigt
worden. Zu den Wasseranwendungen gebrauchte der Herr noch +Tee+,
den er wegen seiner trefflichen Wirkung lieb gewonnen hat. Dieser
Tee besorgt lediglich einen geregelten Stuhlgang und die Ausleitung
der Gase aus dem Magen, erspart zugleich zahlreichere und stärkere
Wasseranwendungen, die der Herr fürchtet, und zu denen manchmal die
Zeit fehlt. Der Tee ist der +gelinde Wühlhuber+, und die Anwendungen
sind folgende: Erschien das Leiden in einem +niedrigen Grade+, so
reichte aus, +dreimal in der Woche einen Unteraufschläger+ zu nehmen,
+jeden Morgen+ beim Aufstehen +Rücken+, +Brust+ und +Unterleib kräftig
zu waschen+. Trat das +Übel+ etwas +stärker+ auf, so gebrauchte der
Herr den +kurzen Wickel+ oder auch ein +Halbbad+. Mit diesen Übungen
wurden verbunden +Waschungen+ zur +Nachtzeit+, die stets gute Dienste
taten.

Es ist +sonderbar+, und oft +staune+ ich, wenn man +gegen solche
Zustände die stärksten Mittel+ gebraucht, Mittel, welche für die
Gesundheit niemals gute Folgen haben können; selbst mit Giften
traktiert man leider nur allzu oft die armen Geplagten.[32] Letzteres
insbesondere blieb und bleibt mir ein bis heute ungelöstes Rätsel. Ich
muß mir stets Gewalt antun, um die innere Ruhe zu bewahren.


Ein anderer Fall von Emphysem.

Ein Pfarrer bekam Lungenentzündung in hohem Grade, nach dieser
Lungenemphysem (Lungenerweiterung, Lungenblähung) und kam mit solchem
Husten, daß er kaum anzuhören war. Das Aussehen war recht krank,
Appetit wenig, die Kräfte im Abnehmen. Die Lunge wurde von den Ärzten
noch als heilbar erklärt.

Die Anwendungen waren folgende: Vierzehn Tage hindurch 1) jeden Tag
zwei Obergüsse; 2) jeden Tag zweimal im Wasser gehen drei bis fünf
Minuten lang; 3) dreimal wöchentlich ein Schal; 4) jeden zweiten Tag
ein Sitzbad eine Minute lang.

Einzunehmen bekam der Kranke Absud von ~Foenum graecum~ mit Honig
gekocht, womöglich jede Stunde einen Löffel voll.

Die Wirkung war: die Aufgüsse kräftigten den oberen Körper. Der Husten
war anfangs noch stärker, Schleim ging jedoch sehr viel heraus. Nach
drei Tagen verminderte sich Husten und Auswurf, und in zwölf Tagen war
nur mehr ein kleiner Rest von Verschleimung übrig. -- Dieser wurde
beseitiget durch weitere Anwendungen von Oberguß, Knieguß und Tee von
Brennnesseln und Spitzwegerich. Nach etwa drei Wochen trat vollkommene
Besserung ein.


Entkräftung.

Ein Schmiedmeister, 46 Jahre alt, kommt und klagt: „Meine Hände haben
seit etwa zwei Jahren so an Kraft abgenommen, daß ich mit dem Hammer
nicht mehr zurechtzukommen weiß. Wie meine Arme zwei Drittel der
Kraft verloren haben, so sind dieselben auch um mehr als die Hälfte
dünner geworden; sonst wäre ich ziemlich gesund. Nur fühle ich seit
einem halben Jahre auch meine Füße viel schwächer werden, und daß sie
besonders gegen Abend wehe tun. Der Appetit ist ziemlich gut, jedoch
nicht wie früher. Auf meinem Rücken, am oberen Kreuz merke ich oft eine
gewaltige Spannung.“

An den mageren Händen sieht man nur mit Mühe, wo die Adern sind; man
erkennt leicht, die Arme werden nicht genährt, daher die Schwäche,
Steifheit und Kälte. Blutanstauungen im Nacken und in dessen Umgebung
mögen die Ursache sein, daß das Blut nicht nach allen Richtungen hin
gelangen kann.

Der Schmied hielt vierzehn Tage hindurch täglich einmal die ganzen
Arme in ein Heublumenbad eine halbe Stunde lang und einmal zu anderer
Tageszeit zwei Minuten in kaltes Wasser; dazu kam wöchentlich dreimal
der Schal. Schon während dieser Kur wurden die Arme fester, die Adern
schwollen an, die Anstauungen wurden aufgelöst. Nach 14 Tagen wurde
täglich ein Ober- und Unterguß, in der Woche zweimal ein warmes
Heublumenbad und zweimal ein Kaltwasserbad für die Arme genommen. Der
Mann fuhr damit fort und wurde wieder fähig zu seinem Beruf. Innerlich
gebrauchte er während der Kur täglich zwanzig Wermuttropfen in warmem
Wasser.


=Entzündung.= (+Allgemeines.+)

Ein Knabe, der kaum recht gehen konnte, sieht, wie die Mutter Licht
gemacht hat. Er gibt sich alle Mühe, so ein Hölzchen zu erwischen; er
will auch Feuer machen. Es gelingt ihm, und der kleine Übeltäter zündet
mit dem Streichhölzchen ein mächtiges Feuer an. Das ganze Haus brennt
ab und alles, was darinnen ist.

Wie viele tausend Menschen liegen auf den Gottesäckern, bei denen
sich gleichsam so ein +kleiner Funken krankhaften Stoffes im Körper
entzündet hat+; der Funken wurde zur Flamme. Von allen Seiten
drang das Blut zur entzündeten Stelle und gab neuen Zündstoff. Es
goß Öl in die Flamme, und die Flamme wurde zum großen Feuer. Es
waren vielleicht nicht die richtigen Anstalten zum Löschen getroffen
worden, und die armselige Hütte der menschlichen Seele brannte
elendiglich zusammen. Tausende von Tieren gehen so jährlich zugrunde.
Abertausende von Menschen ereilt ein gleiches Schicksal. +Wie schnell
geht das oft?+ Dein Hals hat an einer Stelle Feuer gefangen,
er ist entzündet. Es kommt zufällig ein rauhes Lüftchen und tut
Blasbalgdienste; es bläßt das Feuerchen an, die Adern liefern neuen
Brandstoff, und in wenigen Stunden steht +der Hals in Brand+.
Ist’s nicht so? Was tun? +Was tun die Leute, wenn’s brennt?+ Sie
schreien Feurio und suchen zuerst zu retten, was zu retten ist. Dann
entfernen sie, wenn es Zeit ist, von der Brandstelle in aller Eile
alles, was dem Feuer nur Futter sein kann, und spritzen dann darauf
los, bis der Feuersnot oft die Wassernot folgt. Diesen Wink wollen wir
verstehen und ausnützen.

Wenn irgend eine Entzündung eintritt, so suche man möglichst bald das
auf diese Stelle zuströmende Blut zurückzuleiten. Man rette das noch
nicht entzündete Blut. Ebenso wirke man auf die entzündete Stelle ein,
damit das zusammengeströmte Blut möglichst verteilt und abgeleitet
werde.

Unlängst ging nachts, als ich eben einschlafen wollte, das Holz im
Ofen an. „Fatale Geschichte!“ dachte ich; „bis dieser Scheiterhaufen
abgebrannt ist und ausgeknistert und ausgeprasselt hat, geht die halbe
Nachtruhe hin.“ Mein Nachbar war gescheiter. „Nicht das Knistern, meine
Ruhe will ich haben,“ murmelte er. Und was tat er? Er nahm Scheit für
Scheit, ob’s flammte, ob’s schon knisterte, heraus. Und aus war alles
Feuer. Das ist doch klar.

Doch nun zurück zur +Halsentzündung+! Greif einmal die Füße an und
fühle, ob sie nicht vielleicht eiskalt sind! Manchmal trifft dieses
zu. Wo mehr Wärme ist, entstehe sie, wo sie wolle, strömt mehr Blut
zu. Das Blut in den Füßen ist gleichsam davon- und dem Brande im Halse
zugeeilt. Wickle die +Füße+ ein +in linnene Lappen, die in mit
etwas Essig vermischtes Wasser+ eingetaucht sind! Bald schon wirst
du große Wärme verspüren. Der Fußwickel zieht das Blut nach unten, und
+etwas Brennstoff ist dem Feuer schon genommen+. Suche sodann
+das Blut weiter abzuleiten in den Unterleib+! Dieses geschieht
durch +Auflegen+ eines größeren, in derselben Weise durchnetzten
+Tuches auf den Unterleib+. Sollte es recht heiß werden, so
tauche es von neuem in ein kaltes Wasser, und zwar so oft, als die
Hitze groß und das Tuch warm wird! Mehr Brennstoff als durch die erste
Anwendung wird durch diese zweite dem gefährdeten Halse entzogen.
Und nun kannst du +den Hals selbst angreifen+, den eigentlichen
Feuerherd. Tauche ein Tuch ins kälteste Wasser und binde es um; laß
das Tuch aber nicht zu heiß werden;[33] erneuere vielmehr dessen
Eintauchen, so oft es recht warm wird!

Lässest du es heiß werden, so entwickelt sich auch am und im Halse
wieder mehr Wärme, und das Blut, das zum Teil abgeleitet ist oder noch
vollends abgeleitet werden soll, strömt von neuem dem Halse zu und
droht die Entzündung frisch anzufachen. Wer diesen letzten Punkt, über
den schon soviel gestritten wurde, mit mir also auffaßt, wird nach
kurzer Praxis bald sein eigener bester Wärter. Er fühlt am besten, wo
Hitze weggetrieben, wann der Aufschlag oder Wickel erneuert werden
soll. Darnach appliziert und wiederholt er die Wasseranwendungen. Der
Hitzegrad wird ihm der Zeiger an der Uhr: zeigt jener auf Null, d. h.
ist das Feuer gedämpft, so läßt er den Körper in Ruhe; zeigt er auf
geringere oder höhere Zahlen, d. h. nimmt das Feuer zu, so eilt er ohne
Säumen neuerdings zur Feuerspritze.


Entzündung edler Körperteile: Lungen-, Brustfell-, Zwerchfell- und
Unterleibs-Entzündung.

+Margareta+ liegt zu Bett. Sie hat heftigen, trockenen Husten,
verbunden mit viel Brechreiz, und von Stunde zu Stunde nimmt die Hitze
zu. Gewaltiges Stechen und Brennen peinigt die Brust und die eine
Seite. Der Arzt erklärt, es sei eine +Lungen-Entzündung+ im Anzug. Wie
kann der Kranken geholfen werden? Jedes Kind weiß, daß ein Schwamm
ungemein viel Wasser einsaugen und behalten kann. Sollte es nicht
auch Mittel geben, welche, wie der Schwamm das Wasser, die Hitze an
sich ziehen, gleichsam einsaugen und behalten? Ja, es gibt solche
Mittel, und sie liegen nicht ferne. Jede Bauersfrau bei uns auf dem
Lande kennt den +Topfenkäs+. Anderwärts nennt man ihn Zieger; er wird
gewonnen aus der geronnenen (gestockten) Milch.[34] Solchen Topfenkäs
rührt man mit Topfenwasser zu einer feinen Salbe an, streicht ihn
etwas mehr als messerdick auf Leinwand und legt das Pflaster auf die
stechende oder brennende Stelle, an der das Feuer der Lungenentzündung
um sich greifen will. Ich kenne kein Mittel, welches mehr Hitze an- und
einzuziehen imstande ist. Die stärksten Hitzen habe ich so dämmen und
ganz auslöschen sehen, wenn man +täglich+ zwei- bis viermal, je nach
dem Grade der Hitze, so ein Pflaster auflegte. Viele kenne ich, die
hauptsächlich bei Lungenentzündung ihr Leben allein dieser so einfachen
Auflage verdanken.

+Innerlich+ soll der Kranke jeden halben Tag zur Kühlung einen +Löffel
voll Salatöl+ einnehmen.

+Reichen diese zwei Mittel nicht aus+, d. h. sollte die Hitze noch groß
bleiben, so können +Wasseranwendungen+ folgen. Man wickle den ganzen
Körper des Kranken von unter den Armen an in ein naßkaltes Tuch ein
(Unterwickel) und wiederhole dieses täglich zweimal. Von der jedesmal
notwendigen Umhüllung spreche ich nicht mehr. Man sehe vorn nach bei
der Beschreibung der Anwendungen. Oder man +umbinde beide Füße bis über
die Knöchel+ mit in Wasser (eine kleine Beimischung von Essig kann nur
gut sein) getauchten Tüchern und erneuere das Eintauchen so oft, als
die Tücher recht heiß werden. Statt der Tücher kann man auch +nasse+
Socken anziehen, darüber als Umhüllung trockene.

Wendet die kranke Margareta 3-5 Tage das Pflaster an, gleich beim
Beginn der Krankheit, so kann sie in 6-7 Tagen, längstens in 9-10 Tagen
wieder gesund sein.

Wie die Lungen sich entzünden, ebenso können auch andere edle Teile
des Körpers entzündet werden. Wir sprechen von Brustfell-, Bauchfell-,
Unterleibs- und anderen Entzündungen. Bei allen gelten dieselben
eben berührten, allgemeinen Grundsätze und dasselbe Heilverfahren:
Verteilung, d. i. Ableitung des Blutes, Kühlung der entzündeten Stelle,
d. h. Entziehung der Hitze durch Einwirken von Kälte.

Mitternachts wurde ich einst zu einem Kranken gerufen. Er wußte nicht
mehr zu atmen. +Husten+ und Brechreiz waren groß. In der Brust,
besonders auf der einen Seite -- so klagte er -- gehe es zu, wie wenn
man sie mit Messern durchsteche; der ganze Körper glühe schrecklich.
Ich providierte den Kranken nicht, wie die Angehörigen baten, und
bereitete ihn nicht zum Tode vor. Aber ich ließ ihn von unter den Armen
an in nasse Tücher einwickeln (Unterwickel) und auf die schmerzende
Stelle ein Topfenpflaster auflegen. Zum Einnehmen erhielt er einen
Löffel Salatöl. Das tat wohl. Sechs Tage wurde so fortgefahren, und der
Todkranke war außer Gefahr.

+Stirbt jemand an der Lungen-+ oder an einer anderen inneren
Entzündung, was ist da im Inneren vor sich gegangen, wie haben wir
uns dieses vorzustellen? Im Äußeren spiegelt sich das Innere. Du hast
sicherlich schon hie und da bei anderen kleine Geschwüre gesehen --
man nennt sie Karbunkel -- oder solche an einem Arm, Fuß, einer Hand
oder auf deinem Rücken, Magen, deiner Brust usw. vielleicht schon
selbst empfunden. Wie entwickeln sich diese? Wenn sich so ein Geschwür
irgendwo bildet, entsteht an der Stelle erst eine Röte, und man fühlt
im Innern ein Brennen. Die Geschwulst nimmt zu, und nach einiger Zeit
bemerkt man an jedem dieser spitzen Kegel, seien sie groß oder klein,
einen +erhöhten weißen Punkt+. Man sagt: das Geschwür ist reif, zeitig,
und schneidet es auf oder drückt es aus. Es kommt Eiter heraus und mit
und nach dem Eiter in Fäulnis geratenes Blut. Gut ist’s!

So ein kleines „Blutschwär“ (Blutgeschwür), wie es die Landleute
nennen, verursacht meistens große Schmerzen, nicht allein an der Hand,
am Fuß usw., wo es sich ansetzt. Man „spürt’s in allen Gliedern“,
der „ganze Körper tut weh“. Das ist der deutlichste Beweis, daß der
ganze Körper selbst bei solchen unscheinbaren Übeln in Mitleidenschaft
gezogen wird, so daß folgerichtig es dem ganzen Körper zugut kommt,
wenn derlei Dinge gut ausheilen, und daß er leidet, und daß es sich
rächt, wenn sie vernachlässiget werden.

Kommt ein derartiges größeres Geschwür nicht zur Entwicklung, zum
Aufbrechen, „wills“ nach dem Volksmund „nicht heraus“, so färbt sich
nach und nach die kranke Stelle blau und rotbraun. Das Blut steht ab,
und das abgestandene Blut wird und wirkt giftartig. +Ein Biß+ der
unheimlichen Klapperschlange, ein Tropfen Schlangengift ins Blut, und
nach einigen Minuten tritt der Tod ein. Solches Blut ist Gift. Mischt
es sich mit dem gesunden Blute, so vergiftet es auch dieses, es beginnt
eine Blutvergiftung. Kann sie nicht aufgehalten werden, so endet sie
stets mit dem Tod. +Nicht anders haben wir uns den Prozeß im Inneren
zu denken.+ Die Vergiftung vollzieht an edlen Organen ihr Werk nur
schneller und wütet unheilvoller und schrecklicher. „Er unterlag einer
Blutvergiftung,“ wie die heutige Sprache sich ausdrückt, oder: „Er ist
am Brand gestorben,“ wie die alten und gemeinen Leute sagen -- das sind
beides nur verschiedene Ausdrücke für dieselbe Sache.

Martin, ein schöner, starker Mann, bekommt heftiges Fieber. Zuerst
schüttelt ihn entsetzlicher Frost. Dann quält ihn brennende Hitze. Der
Kopf ist so heiß, daß der Arzt auf eine Gehirnentzündung schließt.
Das ganze Innere steht in Flammen; diese schlagen durch den glühenden
Atem gleichsam zum Munde heraus, oder besser: wie die innere Glut
den Holzhaufen verbrennt, so arbeitet die Glühhitze schrecklich, die
inneren Organe in raschem Tempo zu verkohlen. Die Vorboten des Übels
waren Kopfweh, Abgeschlagenheit, Mattigkeit und Frost. Außer dem Fieber
aber fühlt der Kranke jetzt an keiner einzelnen Stelle besonderen
Schmerz. Nach 10 Tagen war der Mann eine Leiche, und beim Sezieren
stellte es sich heraus, daß das Gehirn intakt, unverletzt, daß der Arme
vielmehr an einer Lungenentzündung gestorben war.

„+Wie hätten Sie diesen Fall behandelt?+“ fragte man mich. Zuerst eine
+Vorbemerkung+. Dieser Fall zeigt sonnenklar, wie leicht die Diagnose
(die Kunst, nach den Erscheinungen die Krankheit zu unterscheiden und
zu finden) täuschen kann. Bei Lungenentzündung ist fast regelmäßig
Stechen, Brennen in der Lungengegend, Husten und Brechreiz vorhanden.
Unser Kranker fühlte davon nichts. Wie hart tut in derlei Fällen --
vielleicht komme ich später einmal in die Lage, davon mehreres zu sagen
-- der Allopath! Und wohlgemerkt, es ist oft die höchste Zeit, die
Feuersbrunst hat schon große Dimensionen (Ausdehnungen) angenommen. Die
Feuerspritze darf das Feuer nicht verfehlen, sonst ist’s geschehen.
Auch tropfen- und löffelweise kann ich da nicht mehr zu Werke gehen,
die Tropfen zehrt das Feuer augenblicklich auf. +Mein einfacher
Grundsatz+ in solchen verzweifelten Fällen -- und es wird ihn wohl
niemand anfechten -- heißt: Wenn’s brennt, so lösche; lösche zuerst,
wo es am meisten brennt; ist der ganze Körper +ein+ Brand, so lösche
auch am ganzen Körper! Vielleicht wirst du Herr des ganzen Feuers;
jedenfalls schwächst du es und hast zu weiterer Überlegung Ruhe und ein
freies Ausschnaufen.

Dem Kranken hätte ich +während 3-4 Stunden jede halbe Stunde Rücken,
Brust+ und +Unterleib+ waschen lassen. Die Wut des Feuers wäre so um
vieles gedämpft worden. Dann hätte ich weiter gelöscht mit +Ober- und
Unteraufschlägern+ -- Unteraufschläger zum Daraufliegen recht dick
(mehrfach zusammengelegt) -- und mit +nassen Socken+ oder Tüchern bis
über die Knöchel, letztere nach jeder Stunde neu eintauchend. Hatte der
Kranke sonst gesunde Lungen, -- und mir scheint solches der Fall zu
sein, wenn er im höchsten Stadium der Lungenentzündung keine Schmerzen
fühlt, -- so sollte er menschlich gesprochen, d. h. wenn Gott in seinen
ewigen Ratschlüssen nicht anders bestimmt hat, gerettet werden.


Epilepsie.

+Derart Heimgesuchte+ lasse ich nie berichten. Ich +frage sie nur+, wie
lange sie dieses Übel schon haben, ob sie den Anfall, die Vorzeichen
desselben jedesmal bemerken, wie alt sie seien, ob die Geisteskräfte
noch frisch oder schon tief heruntergekommen seien.

Nach meiner Überzeugung hat auch diese Krankheit ihren +Hauptsitz
im Blut+, sei es nun Blutarmut, krankhaftes, verdorbenes Blut oder
ungeregelter Blutlauf. Meine Ansicht wird unterstützt durch die
+oft+ sich wiederholende Tatsache, daß hervorgelockte Ausschläge,
gleichsam die Niederschläge, die Ausdünstungen des Blutes, solchen
Kranken stets dauernde und sichere Hilfe gebracht haben, daß ferner
sogenannte Unheilbare stets durch Aufgedunsenheit, blaue Farbe (das
sind Anstauungen von verdorbenem Blute) sich kenntlich machen.

Lauten die Antworten auf sämtliche Fragen günstig, was in der Regel bei
jungen Leuten im Alter von 8-20 Jahren bei mir zutraf, so betrachte ich
das sogenannte hinfällige oder fallende Weh als +krampfhafte Zustände+,
anschließend an den Veitstanz, und als +heilbar+. Recht vielen konnte
ich Hilfe bringen, selbst solchen, welche das +Übel von ihren Eltern
geerbt hatten+.

Wurde insbesondere die Frage nach dem Wahrnehmen der Vorzeichen
verneint (Zeichen der geschwundenen Geisteskräfte), war das Übel
alt und mehr oder weniger schon Blödsinn eingetreten, so hatten die
bemitleidenswerten Kranken, die zum Glück ihr Unglück nie tief fühlen,
von mir nie etwas zu erwarten.

+Nach diesen Grundsätzen+ richtete ich jederzeit die +Behandlungsweise+
ein, die stets auf Verbesserung des Blutes und Regelung des
Blutumlaufes abzielte. Ich suchte die Kranken vor +allem zur Abhärtung+
anzuleiten, besonders zu recht fleißigem +Barfußgehen+. Zur Sommerszeit
ließ ich dieselben zuweilen ein +kaltes Bad+ nehmen, nie länger als
eine Minute; zur Winterszeit wurde dieses Bad (ein bis zwei Minuten
dauernd) etwas erwärmt. Dazu kam in der Woche zweimal ein +nasses
Hemd+, in +Salzwasser+ getaucht.

Die durch letztere Anwendung oft zutage geförderten +Ausschläge+ werden
behandelt nach den an eigener Stelle (siehe Ausschläge) angegebenen
Regeln. Junge Leute ermahne ich jedesmal, sich doch an einfache,
vernünftige, nicht verweichlichende +Kleidung+ zu gewöhnen, die
Mädchen insbesondere, das verwerfliche, unnatürliche, krankhafte und
krankmachende Einschnüren aufzugeben. Das tägliche Brot, das Essen sei
einfach. Alle geistigen Getränke, wie Wein, Bier, Kaffee usw. müssen
sorgfältigst gemieden werden. Die Arbeiten seien nie Kunststücke oder
Kraftleistungen, sondern stets so, daß sie dem Vermögen und der Kraft
angepaßt sind.


Fieber.

Anton kommt ins Zimmer und erzählt: „Ich bin nur mit Mühe noch über
diese Stiege heraufgekommen. Meine Kraft ist ganz gebrochen; ich bin
schon zweimal umgefallen. Auch habe ich schreckliches Kopfweh und bin
bald wie eiskalt, dann folgt eine arge Hitze. Bisweilen fühlte ich ein
Stechen, das wie der Blitz im Körper herumfährt. Ich merkte es schon
einige Zeit; aber seit fünf bis sechs Tagen steigert es sich so, daß
ich nichts mehr tun kann.“

Anwendung: Gehen Sie, Anton, nach Hause; legen Sie sich sogleich ins
Bett, und wenn Sie ganz warm sind, waschen Sie sich mit kaltem Wasser
den ganzen Körper, und ohne abzutrocknen legen Sie sich wieder ins
Bett! So waschen Sie sich alle zwei Stunden, und wenn Sie stark in
Schweiß kommen und der Schweiß eine halbe Stunde gedauert hat, waschen
Sie sich wieder!

Anton kommt am dritten Tage und berichtet: „Mir ist’s schon ziemlich
leicht; ich habe einigemal recht stark geschwitzt. Kälte und Hitze
sind geschwunden; das Kopfweh hat aufgehört. Der Appetit will sich
wieder einstellen. Ich fühle mich wohl, aber müde.“ Anton hat fernerhin
ungefähr zehnmal innerhalb vierzehn Tagen sich gewaschen und erfreute
sich dann voller Gesundheit. Er ist zirka 40 Jahre alt.


Flechten.

Viele Tausende von Menschen werden von Flechten gequält, ob sie es
eingestehen oder nicht. Diese überaus lästigen Schmarotzer und Vampire
verkriechen sich +sehr gerne unter die Haare+, auf den Rücken, die
Brust usw. Sie scheuen aber auch das Tageslicht nicht und hängen sich
wie Blutegel an die Arme, die Füße, und besonders gern zwischen die
Finger fest. Diese Ausschläge können ein +Erbteil+ sein, aber auch die
+Folgen schlechter Kost+ und +schlechter Getränke+, welche die Säfte
ruinieren, nicht weniger die +Folgen ungeordneter Lebensweise+.

Sehr +bedenklich+ und +gefährlich ist’s+, diesen unsauberen Gast
mit +scharfen Mitteln+, seien dieselben zum Waschen oder Einreiben
(grüne Seife usw.) oder zum Einnehmen (Quecksilber, Arsenik u. a.),
anzugreifen. Gar leicht können die Flechten verdrängt werden; aber bei
zurückgedrängten Flechten sind die letzten Dinge viel ärger als die
ersten, ganz abgesehen von Zerstörungen, welche scharfe, ätzende Mittel
an und in der Haut anrichten.

Als +Regeln für die Heilung+ stelle ich folgende auf:

+Äußerlich+ darf +gar nichts+ angewendet werden als +lauwarmes Wasser+,
um den Schmutz wegzuwaschen. Alles übrige ist vom und zum Übel.

+Speise+ und +Trank+ für solche Kranke seien leicht verdaulich,
einfach, nicht wählerisch, aber so, daß sie gute Säfte abgeben
und die vorhandenen verbessern. Alles Saure, scharf Gesalzene und
Gewürzte, alle geistigen Getränke werden soviel wie möglich vermieden.
Es sind wahrlich der Schärfen genug im Blute. Die +eigentliche
Wasserbehandlung+ sei folgende: Man lasse den Kranken am ersten Tage
einen +Kopfdampf+ nehmen und den +spanischen Mantel+ anziehen, am
zweiten Tage den +Fußdampf+ und einen +Unterwickel+, am dritten Tage
früh neuerdings den +spanischen Mantel+, nachmittags den +kurzen
Wickel+. Am vierten Tag sei Ruhetag! Den fünften Tag hüte er das
Bett und +wasche nach je zwei Stunden den ganzen Körper schnell kalt
ab+! Im Verhinderungsfalle soll er außer Bett die Waschung morgens,
mittags und abends vornehmen und sich darauf Bewegung machen oder an
eine Handarbeit schreiten. +Die Anwendungen lassen in dem Grade und
in der Zahl nach+, als die Flechtenbildung d. i. das Ausschwitzen und
Ausströmen der unreinen Säfte von innen nach außen aufhört und die
Neubildung der Haut fortschreitet.

+Noch eine Bemerkung+ finde hier ihre Stelle:

Die Unterscheidung der +Flechten+ in +nasse+ und +trockene+ hat
auf deren Behandlung, beziehungsweise auf das Heilverfahren keinen
Einfluß. Ich denke mir: beide Bezeichnungen werden ein und dasselbe
Ding ausdrücken. Die trockenen Flechten sind jene, die weniger stark
fließen, so daß die Flüssigkeit auf der Oberfläche der Haut sofort
als Kruste vertrocknet. Die nassen Flechten sind die stark fließenden;
deshalb lästiger, gefährlicher und schwerer zu heilen.

+Die Folgen von zurückgedrängten Flechten+ (überhaupt kranker, giftiger
Säfte) sind +unberechenbar+. Schwere Krankheiten, die nächsten Folgen,
bereiten ein langsames Siechtum vor, das den Tod bringt oder, was noch
schlimmer ist, sehr oft, wie die Erfahrung zeigt, zum Wahnsinn führt.

Ein +Theologe+ hatte eine wie mit dem Zirkel gezogene +runde Platte+ an
der linken Wange. Die Platte bestand aus einer Kruste, welche gleich
dem Deckel das rohe Fleisch zudeckte und sich öfters in einer Stunde
öffnete, nur um zwei bis drei Tropfen Eiter ausfließen zu lassen. Das
Gesicht des Herrn war voll; am Kopfe konnte man mehrere kleine Pusteln
wahrnehmen. Der Patient hatte mehrere Ärzte befragt und verschiedenes
angewendet, aber ohne Erfolg.

Meine Frage, ob er sich vielleicht verwundet habe, verneinte er; +die
Sache sei von selbst gekommen+. Jetzt schien alles klar zu sein. Die
blasse, kranke Gesichtsfarbe, noch mehr der Massenausfluß von Unrat
benahmen den letzten Zweifel. Der +Giftstoff kam aus dem Körper+.

Noch vor 20-25 Jahren machten sich viele Menschen künstlich sogenannte
Fontanellen, d. h. sie gruben sich an einem Arme oder an einem Fuße
eine Quelle, richtiger Kloake (einen wunden Fleck, den sie nie zuheilen
ließen), in welchen der Körper allen Abschaum, alle schlechten Säfte
abführte, weshalb die Stelle auch immer eiterte. In unserem Falle hat
die kräftige Natur sich selbst eine solche Öffnung gebohrt und mit dem
passenden Deckel versehen.

+Vierzehn Tage+ hindurch mußte der Kranke +jeden zweiten Tag+ einen
+Kopfdampf+ nehmen, ebenso oft einen +Fußdampf+. Sodann kamen der
+kurze Wickel+ und der +spanische Mantel+ zur Anwendung, so daß auf
jeden Tag zwei, oft drei Anwendungen fielen. +Tee von Salbei+, +Wermut+
und +Minzen+ halfen innerlich zu raschem Erfolge mit. Unter der Kruste
bildete sich schon bald ein zartes Häutchen, das sicherste Zeichen der
vollendeten Auflösung und Ausleitung, d. i. der Heilung. Nach drei
Wochen konnte man kaum mehr unterscheiden, auf welcher Wange die Kruste
gesessen hatte.

Ein Mädchen, 25 Jahre alt, erzählt: „Ich habe am ganzen Kopfe einen
starken Ausschlag, viele kleine Geschwüre unter den Haaren; meine Ohren
sind voll großer Schuppen, und wenn sie von Zeit zu Zeit wegfallen,
dann hat das Ohr keine Haut mehr. Kopfweh habe ich von Zeit zu Zeit
stark, manchmal gar nicht. Die Augen brennen wie Feuer, und meistens
läuft schmieriges Wasser heraus. Durch die Nase kann ich schon längere
Zeit gar nicht mehr atmen. An meinem ganzen Körper habe ich ein so
heftiges Beißen und Brennen, daß es mich im Schlafe oft aufweckt.“

+Anwendung+: 1) In der Woche zwei warme Bäder von gesottenem
Haberstroh, 30 Grad, mit zweimaligem Wechsel; zuerst fünfzehn Minuten
ins warme Bad, dann eine Minute ins kalte oder doch ganz mit kaltem
Wasser waschen. 2) In der Woche zwei Kopfdämpfe, 20 bis 25 Minuten.
3) Zweimal in der Woche ganz waschen. 4) Täglich zweimal jedesmal 25
Wermuttropfen in acht bis zehn Löffel voll Wasser einnehmen.

In vier Wochen waren die Flechten und die ungesunden Stoffe im ganzen
Körper so ziemlich beseitigt, und zur weiteren Ausscheidung und
Kräftigung reichte aus, noch vierzehn Tage lang dieselben Anwendungen
halb so oft vorzunehmen. (Siehe Kopfflechten.)

Ein ziemlich gut beleibter Gewerbsmann, zirka 40 Jahre alt, erzählt:

„Ich habe an den Vorderarmen und Händen, die Finger ausgenommen, seit
zwei Jahren starke Flechten, auch an den Schenkeln, sowie Flecken auf
Rücken und Brust und kann deshalb oft Nächte hindurch höchstens ein bis
zwei Stunden schlafen. Sonst habe ich guten Appetit und Kraft.“

Die Anwendungen sind folgende: 1) In jeder Nacht ganz waschen. 2) In
der Woche zwei warme Bäder von Haberstrohabsud, eine halbe Stunde lang,
28° ~R.~, nach je vierzehn Minuten ganz waschen und auch am Schluß des
Bades. 3) Jeden Tag ein Oberguß und unmittelbar darauf ein Knieguß;
dazu täglich zwei Messerspitzen voll weißes Pulver.

Nach vier Wochen kam der Mann vollkommen gesund zurück; um aber
vorzubeugen, daß das Übel nicht mit der Zeit wiederkehren würde,
mußte derselbe in jeder Woche sich zweimal in der Nacht ganz waschen
und in jedem Monate ein oben genanntes Bad nehmen. Dazu erklärte er:
„Wenn diese Anwendungen auch nicht notwendig sind, so werde ich sie
doch vornehmen, um bei meiner dadurch gewonnenen Kraft und Frische zu
bleiben.“


Fußgeschwüre.

Ein armer Taglöhner hatte viele Monate hindurch einen offenen Fuß,
an welchem eine Öffnung war, so lang wie ein Finger und drei Finger
breit. Dieser Mann, noch in den schönsten Jahren, hatte fast immer
große Schmerzen und konnte nur selten einige Stunden schlafen. Sein
Aussehen war recht krank und aller Mut verschwunden. Dem Patienten
gab ich den Rat, er solle auf die wunden Stellen gekochtes ~Foenum
graecum~, auf Flecken aufgestrichen, wie ein Pflaster auflegen,
darüberher den ganzen Fuß von ober dem Knöchel bis über die Waden
mit frischen Huflattichblättern umlegen und darüber die Strümpfe
anziehen. Jeden Morgen und jeden Abend mußte er Pflaster und Blätter
frisch umwinden und vom ~Foenum graecum~, zu Tee gesotten, nach
je zwei Stunden zwei Löffel voll einnehmen. Dabei konnte er seinen
Geschäften ohne Unterbrechung nachgehen. In vierzehn Tagen nach diesen
Anwendungen waren zwei Dritteile dieser Wunde schon geheilt. Der Mann
sah ganz gesund und frisch aus, hatte keine Schmerzen mehr und konnte
gut schlafen. Drei Wochen später war der Fuß vollkommen geheilt. Zum
Einnehmen des ~Foenum graecum~ wird ein kleiner Löffel voll
in ungefähr einem Schoppen Wasser eine Minute lang gesotten, dann
abgegossen und so löffelweise, wie bemerkt, eingenommen. Es nimmt die
innere Hitze und wirkt heilend von innen heraus.


Fußleiden.

Ein +Beamter+ klagt über einen lange schon +offenen Fuß+, der ihm im
Berufe recht hinderlich sei. „Die Wunde unten an der Wade,“ so erzählt
er, „ist bedeutend, und es fließt täglich viel Unrat aus derselben;
schrecklicher noch als die Wunde und Entzündung kommt mir vor die
Farbe des Fußes. Derselbe ist um und um schwarzblau. Ärzte befragte
ich mehrere. Neben anderem ließen sie mich viel Mineralwasser trinken.
Alles vergebens!“

Der Mann, gegen 45 Jahre zählend, zeigt kräftigen Körperbau, etwas
Anlage zur Korpulenz. Das Aussehen ist ziemlich gerötet; ich erkannte
sofort den Bierfreund. Die Augenwinkel waren trüb, die Augen selbst
etwas gelb, die Ohren hochrot. Auf die Frage, ob er sich sonst gesund
fühle, entgegnete er: „Mir fehlt gar nichts, ich habe den besten
Appetit, ein Trinker bin ich nicht; es schmecken mir täglich meine zwei
bis drei Glas Bier recht gut. Mein Leiden ist ein rein lokales, eines
der so häufigen Fußleiden.“

+Alle derartigen Kranken+ -- eine Ausnahme ist so selten wie ein
weißer Rabe -- +klagen stets nur über die wehtuende oder fließende
Stelle+ und +halten dafür, diese müsse zuheilen+ und so gesunden. Das
+umgekehrte Verfahren+ indessen +ist das richtige+. Erst muß man den
Körper heilen, erst alle unreinen Säfte aus ihm entfernen, und die
Mündung der Kloake, die Fußwunde heilt dann von selbst zu. In der Tat
existiert nach meinem Dafürhalten keine verderblichere Blindheit und
keine schädlichere Torheit, als einen Fleck, eine Öffnung heilen, eine
Pforte verschließen zu wollen, durch welche der kranke Körper sich oft
allein noch retten kann. In den Bergen sammeln sich die Wasser; sie
brechen durch, und es fließt ein kristallheller Quell. Ähnlich geht es
in manchem Körper zu; es strömen die ungesunden Säfte nach einer Stelle
hin und drängen und treiben, bis ein Durchbruch geschehen ist.

Die Natur selbst zeigt an, wie sie sich helfen kann und will. Wir
binden ihr sozusagen Hände und Füße, verstopfen und versalben ihr die
Rettungswege. Wenn da das Ende Untergang und Verderben der Natur, des
Körpers ist, wer will sich wundern?

Dem Beamten riet ich, er solle +vierzehn Tage lang täglich+ einen
+Unterwickel+ nehmen, je 1½ Stunden lang, und zweimal im +Tage den
Oberkörper kräftig waschen+; dazu +wöchentlich einen Kopfdampf+ von
20 Minuten. Diese Anwendungen sollten den Körper reinigen, zugleich
zur Ausscheidung der kranken Säfte kräftigen. Nach vierzehn Tagen kam
der Kranke wieder; seine ersten Worte waren: „Ich habe das letztemal
gesagt, ich sei nicht krank; jetzt aber weiß ich, daß ich recht krank
war. Ich konnte nurmehr mit Mühe die Treppen steigen, so hart ging der
Atem. Stets war ich ungewöhnlich aufgetrieben. Als ich dieses voll
Angst dem Arzte sagte, meinte er, ich möge doch nur bedenken, daß ich
allmählich älter werde. Jetzt aber,“ fuhr der Mann fort, „fühle ich
mich ganz anders, wie neugeboren. Das Atmen geht leicht, und mir ist
so wohl. Die Launenhaftigkeit hat mich früher fast zugrunde gerichtet;
jetzt aber habe ich den heitersten Humor, und Essen und Trinken
schmeckt mir wie nie zuvor. Daß man mir aber dieses früher nie gesagt
hat! In diesen vierzehn Tagen,“ so schloß der Patient, „ging ungemein
viel Urin ab; im Körper, besonders im Unterleib fühle ich mich viel
leichter; schon lassen auch die Schmerzen im Fuße etwas nach, und der
Schaden scheint gleichfalls zu heilen. Was muß ich weiter tun, damit
der Fuß vollends heil werde wie der Körper?“

Der Beamte nahm +wöchentlich noch zwei Unterwickel+ auf je eine halbe
Stunde und +täglich+ einen kräftigen +Oberguß+. +Auf den Fuß+ legte
er täglich ein drei- bis viermal in lauem Wasser neu angefeuchtetes
leinenes Läppchen. Sonst durfte am Fuße absolut nichts geschehen. Wenn
die Quelle nicht mehr gespeist wird, hört das Fließen von selbst
auf, und sie versiegt. Nach weiteren 14 Tagen kam der erfreute Beamte
wieder; am gesunden Körper hatte er auch wieder einen gesunden Fuß.
Seitdem hat er nie aufgehört, die Heilkraft des Wassers zu loben. +Ein
so Geheilter soll+ (und dieses ist sehr wichtig), um die Ansammlung
neuer Krankheitsstoffe zu verhüten, +die eine oder andere+ der
erprobten +Anwendungen+ noch +längere Zeit+ hindurch +vornehmen+. Er
wähle unter den Übungen jene, deren Wirkung er als die wohltätigste
verspürte.

+Agatha+ litt seit Jahren an einem kranken Fuße, der von Zeit zu
Zeit aufbrach, dann wieder von Zeit zu Zeit zuheilte. Über die
unvermeidlichen Salbereien verliere ich kein Wort mehr, es würde mich
nur aufregen. Der Arzt versprach der Kranken Heilung, wenn sie längere
Zeit hindurch getreulich tun wolle, was er bestimme. Der Fuß wurde
in ziemlich hohe Lage gebracht, so daß er im Bette etwas höher zu
liegen kam als der Unterleib. Fast augenblicklich ließen die Schmerzen
nach. Man brachte an die Wunde eine Kleinigkeit, ich weiß nicht was,
und band sie gut ein. Der Kranken ging es vortrefflich; sie war ohne
alle Schmerzen in dem kranken Gliede, und die Heilung machte große
Fortschritte. Die Fußwunde war geschlossen. Plötzlich fühlte Agatha
einen schweren Kopf und etwas Schwindel; doch sie machte sich nicht
viel daraus. Nachts indessen überfiel sie eine solche Schwäche und
Ohnmacht, daß der herbeigerufene Arzt erklärte, es trete schneller
Marasmus ein, mit Agatha nehme es ein baldiges Ende. Nachts 12 Uhr noch
mußte die Kranke versehen werden; fünf Tage lang lag sie regungslos da.
Sie atmete mühsam und war geistesabwesend, wie betäubt. Am sechsten
Tage kehrte die Besinnung wieder, mühsam brachte sie auch einige Worte
zusammen. +Ohne Geheiß+ legte sie selbst +nasse Wickel um den Leib und
den kranken Fuß+. Den zweiten Tag schwoll der Fuß bedeutend an und
begann heftiger zu schmerzen. Der Kopf aber und die Besinnung wurden
besser. Agatha wickelte den Unterleib und den Fuß mutig weiter ein. Der
halbe Fuß entzündete sich heftig, und nach fünf Tagen brach er auf.
Die Heilung, wie oben angegeben, war ein leichtes. Agatha erhielt ihre
frühere Gesundheit wieder.

+Was aber hatte wohl der Anfall zu bedeuten?+ Am allerwenigsten einen
Marasmus. Dem Knaben, der sich auf den Kopf stellt, muß das Blut zum
Kopf strömen. Die vom Fuße gewaltsam (durch die erhöhte Lage) zurück
und nach oben getriebenen Säfte stiegen der Brust und dem Kopfe zu und
bewirkten die fatalen Erscheinungen. Die Wickel leiteten sie wieder
nach unten, das Wasser öffnete die Wunde, und die kranken Stoffe, die
ihre früheren Wege und Ausgänge offen fanden, ließen die Brust frei
atmen und den Kopf frisch und leicht denken.

Daß jeder dieses recht beherzigte, der mit solchen „Bresten“ behaftet
ist! Ich weiß gut: viele Ärzte der neuen Schule denken da ganz anders.
Bei vielen Ärzten indessen, auch bei mir bleibt in dieser Beziehung
alles beim alten. Ich halte und nenne +jede offene Stelle+, welche die
Natur selbst sich gräbt, um das Ungesunde auszuwerfen, solange dieselbe
fließt, eine +Gesundheits-+ und +Lebensversicherung+. +Wer kennt nicht
Fälle genug+, daß Leute nach zugeheilten Füßen schnell gestorben
sind? Und wer weiß nicht, daß, wenn solche offene Füße im Alter sich
schließen, der Sensemann kein ferner Gast mehr ist?

+In einem mir vorliegenden Briefe+ steht wörtlich: „Mein Fußleiden ist
wieder im Beginne. Das rheumatische Kopf- und Zahnleiden, an welchem
ich vor vierzehn Tagen zum Rasendwerden litt, hat mich, seitdem ich am
Fuße leide, gänzlich verlassen. Der eine oder andere Teil an meinem
Körper ist immer leidend. Es herrscht bei mir ein +doppeltes Leiden+;
entweder habe ich heftige Schmerzen im Körper, besonders in den Zähnen,
oder wenn mich diese verlassen, arge Fußschmerzen, so daß ich nicht
sagen kann, welches Übel ärger ist. Und ist eines von diesen zwei
Leiden nicht in besonderer Stärke und Größe da, so bin ich am +ganzen+
Leibe nicht gesund.“ Soweit der Bericht.

Wie das Quecksilber im Barometer steigt und fällt, so gibt es Leiden,
die von einer Stelle im Körper zur andern eilen. Die Gicht, der
wandelnde Rotlauf sind solche fahrende Schüler. Als Dritter im Bunde
gesellt sich ihnen unser Übel bei mit dem Unterschiede, daß es nicht
wie Gicht und Rotlauf sich äußerlich verrät, sondern seine Kreuz- und
Querzüge stets auf verborgenen Wegen, im Innern, antritt.

+Dreigeteilt+ muß stets der Angreifer gegen diese Wandergesellen
vorrücken.

In unserem Falle greift +der kurze Wickel+ die Plänkler an, d. h. er
räumt mit all den Stoffen auf, die noch auf der Wanderung vom Kopf zu
den Füßen oder von den Füßen zum Kopf begriffen sind. Öfter angewandt
verleidet er ihnen durch Ausleitung alle Wanderlust. Sekundär wirkt er
schon auf die leidende Stelle ein, indem Stoffe, die von ihr Reißaus
genommen, unterwegs aufgefangen und so an der Rückkehr verhindert
werden. Der +Fußdampf+ mit dem abschließenden Unterguß richtet sich
gegen den einen Flügel, die leidende Fußstelle. Er löst die kranken
Stoffe auf und leitet sie aus.

+Die kalten Waschungen+, statt deren auch der +spanische Mantel+,
rücken gegen das Zentrum, gegen den ganzen Körper vor, freilich zu
freundschaftlichen Diensten. Sie kräftigen und stärken den Körper, daß
er zu schneller Ausheilung mithelfe.

Sämtliche Angriffe wären somit der Reihe nach zu machen: der kurze
Wickel, zwei Ganzwaschungen in einer Nacht, nochmals der kurze Wickel,
der Fußdampf und zuletzt der spanische Mantel.

Als Hilfstruppen von innen könnte entgegenkommen +Tee+ von
+Tausendguldenkraut+, +Salbei+ und +Minze+. Die ersten zwei wirken
reinigend, die Minze mit ihrem Bitterstoff unterstützt die Magensäfte.

Noch +zwei Arten von Heilung offener Füße+ will ich hier angeben;
die erste kann manchem Bauern und einfachem Manne vielleicht Dienste
leisten, der die Vorrichtung zum Baden nicht so leicht hat; die andere
dürfte selbst Herrenleuten nicht übel anstehen.

Ein ziemlich wohlgenährtes Bäuerlein blinzelte, ob ernst, ob spöttelnd,
ich weiß es nicht, gar klug mit seinen Augen und sagte: „Hochwürden,
ich hab’ so einen offenen Fuß. Haben Sie nicht auch ein Wässerlein für
mich?“ „O ja, guter Freund!“ sagte ich. „Jetzt machen Sie ’s so, Bauer:
Sie gehen heim und breiten auf Ihrer Liegerstatt, auf dem Bett, einen
wollenen Teppich oder ein recht grobes Tuch aus! Dann suchen Sie sich
unter ihren Säcken einen recht alten, abgenutzten und deshalb nicht
steifen aus! Den tauchen Sie herzhaft in kaltes Wasser, winden ihn
etwas aus und schlüpfen dann in Adams Kostüm hinein! Oder wenn Ihnen
das besser gefällt, können Sie den Sack wie elegante Hosen anziehen;
darauf schnell einen Satz ins Bett und ein warmes Zudecken mit der
Woll- oder rauhen Decke und dem gansfedrigen Oberbett.“ Die früher
blinzelnden Augen wurden wie Pflugrädchen so groß und vor Wasserangst
jetzt schon naß; dem Bauer kam’s schaurig vor. „Und dieses,“ so lautete
der gestrenge Spruch weiter, „zum ersten Versuch täglich einmal, eine
Woche lang; jeder Sackschlupf soll dauern zwei Stunden lang.“ Der Bauer
schwitzte bereits beim Weggehen; dennoch tat er, wie ihm geheißen.
+Innerhalb fünfzig Tagen hat er fünfundzwanzigmal dies eigentümliche
Sackschlupfen und Sackjucken probiert+, und der Fuß war geheilt. Vor
Freude hüpfte er auf, mehr noch als über den Fuß darüber, daß er in
dem Sacke auch einen so trefflichen Humor bekommen. Ich riet ihm, die
Übung noch zuweilen einmal vorzunehmen. Ich brauchte dieses nicht
zweimal zu sagen. „Zum Dank und aus Freude,“ rief er mir zu, „will
ich die Sackgeschichte ein ganzes Jahr lang treiben.“ Und er hat Wort
gehalten.

So schauerlich diese Kur in manchem Ohre geklungen haben mag (in der
Tat ist sie es nicht), +so kurz und vornehm lautet die andere+:

Man nehme: ~a~) +in der Woche zweimal ein warmes Bad mit dreimaligem
Wechsel+, am besten ein Haberstrohbad; desgleichen ~b~) +zweimal
wöchentlich einen Unterwickel+ von 1½ Stunden +oder+ statt dessen den
+spanischen Mantel+ in derselben Dauer.

+Zur Warnung+ führe ich folgenden Fall an.

Ein +ziemlich korpulenter+, aber sehr gesunder Herr, der seinesgleichen
suchte, bekam einen +offenen+ Fuß, der ihm recht lästig war. Er nahm
die Zuflucht zur Wasserkur und gebrauchte dieselbe auch zwölf Tage.
Nicht genug konnte er erstaunen, wie leicht und wohl es ihm wurde.
„Doch der leidige offene Fuß,“ sagte er, „heilen Sie den mir zu!“ „Wer
es tut, kürzt Ihnen das Leben ab; ich tue es nie und nimmermehr,“
entgegnete ich entschieden. Das verdroß den Herrn, und er ging. Es war
Herbstzeit; im Frühjahr besuchte er, wie ich hörte, ein Mineralbad
und gebrauchte, nach Hause zurückgekehrt, verschiedene Mittel, die
Wunde zuzuklabastern. Es gelang, und 6-8 Wochen freute er sich seines
zugeheilten Fußes. Da bildete sich auf dem oberen Rücken, mitten auf
dem Kreuze, ein gewaltiges Geschwür. Die Ärzte hielten dasselbe für
einen Karbunkel und öffneten es durch einen kräftigen Kreuzschnitt.
Doch statt des Unrates trafen sie auf eine große harte Platte. In zwölf
Tagen hatte Blutvergiftung dem kräftigen Leben ein Ende gemacht. Solche
und ähnliche Beispiele könnte man in großer Zahl sammeln und aufzählen.

Ich kam in ein Haus. Der junge Herr hatte eben seinen Fuß bis an
das Knie herauf auf Verordnung des Arztes im heißen Wasser stehen.
So heiß solle er das Bad nehmen, als er es nur ertragen könne. Die
ohnehin großen Schmerzen wurden durch das heiße Wasser noch bedeutend
gesteigert. +Der Fuß war vom Knöchel bis an die Waden zur doppelten
Stärke angeschwollen+ und +die Geschwulst+ oberhalb des Knöchels +so
gefärbt+ und +entzündet, daß ein baldiges Aufbrechen+ der brandigen
Stelle nahe bevorstand.

Mir ist unbegreiflich, was bei einer so heftigen Entzündung eines
Gliedes, das einen förmlich heiß anweht, noch heißes Wasser, das
einen Gesunden halb verbrühen könnte, tun soll, und zwar nicht kurz
und einmal, sondern länger und öfter genommen. Der Herr erklärte
aufgeregt, er könne es nicht mehr aushalten, man solle ihm das Wasser
aus den Augen bringen. Ruhig ließ ich seinen Befehl vollziehen und
riet hernach, er möge statt des Brühwassers Krautwasser bringen
lassen, einen weichen Fleck eintauchen und unmittelbar auf die am
ärgsten entzündete Stelle legen, darüber ein größeres, recht weiches,
in kaltes Wasser getauchtes Tuch umwinden, so daß es den ganzen Fuß
vom Knöchel bis zu den Waden bedecke (darüber natürlich trockene
Auflage), und beide Aufschläge zusammen so oft wiederholen, als der
Fuß von neuem zu brennen und wehe zu tun anfange. Der junge Herr tat
nach meinem Rate; in zwei Tagen konnte er wieder gehen. Das Geschwür
brach auf. Um rascher die Materie aufzulösen und auszuleiten, umwand
er die Geschwürstelle mit einem Linnensäcklein, das angefüllt war mit
+angeschwellten Heublumen+. In acht bis zehn Tagen war der Fuß geheilt
und diente als treuer Untertan mit alter, ja verjüngter Geh- und
Tragkraft.

Ein Herr von Stand erzählt: „Jedes Jahr bekomme ich ein Fußleiden,
welches zwei bis drei Wochen dauert; dann bin ich wieder auf ein Jahr
gesund. Etwas empfindlich sind meine Füße immer. Ehe dieses Leiden
kommt, brennen mich meine Füße, und mitunter spüre ich ein heftiges
Stechen. Dann schwellen die Füße bis an die Knie ziemlich stark auf.
Wenn das Anschwellen beginnt, läßt der Schmerz etwas nach; ich bin
aber doch unfähig zu jeder Arbeit. Kann diesem Übel nicht vorgebeugt
werden?“ Die Antwort heißt: „Ja, mit folgenden Anwendungen: 1) In
der Woche ein- bis zweimal leinene Strümpfe, in Wasser getaucht, in
welchem Haberstroh gesotten wurde, anziehen (angenehm warm); über die
nassen Strümpfe ein trockenes Tuch winden und zwei Stunden lang diesen
Fußwickel behalten. (Kann am Abend geschehen.) 2) In der Woche einen
kurzen Wickel 1½ Stunden lang, in Wasser getaucht. Wer noch fünf bis
sechs Wochen ein- bis zweimal wöchentlich die Anwendung vornimmt, beugt
gewiß seinem Übel vor.“

Ein Landmann kommt und zeigt seine geschwollenen Füße, die von unten
an bis an die Knie gleichmäßig hart anzufühlen und mit schwarzblauen
großen Flecken bedeckt waren. Diese geschwollenen Füße schmerzten ihn
sehr, so daß er oft ganze Nächte nicht schlafen konnte; zudem wurde er,
seitdem die Füße so anschwollen, gemütsleidend schwermütig, so daß
er nach seiner Angabe sich schon oft den Tod gewünscht hatte. Appetit
schlecht, Aussehen recht krank.

Die Anwendungen waren folgende: 1) Jede Woche einen Fußdampf, in der
ersten Woche aber zwei. 2) Zweimal in der Woche ein Hemd anziehen, in
Haberstrohwasser getaucht, 1½ Stunden lang. 3) Zweimal wöchentlich
von unter den Armen ganz hinunter sich einwickeln, 1½ Stunden lang.
4) In jeder Nacht werde der Fuß bis an die Knie eingewunden mit einem
Tuch, in Wasser getaucht, in welchem zwei Löffel voll ~Foenum graecum~
abgesotten wurden. Gerade diese Einwicklung hat besonders zur Linderung
der Schmerzen und zur Aufweichung gewirkt. Eingenommen wurde Absud von
~Foenum graecum~, zwei Messerspitzen voll in einem Schoppen Wasser
gesotten, -- während des Tages in drei bis vier Portionen.


=Fußleiden=, +anderes+.

Eine Frau hatte Jahre hindurch Fußleiden. Von Zeit zu Zeit brach
einer der Füße auf mit Entleerungen von viel Unrat, und nach mehreren
Wochen heilte er wieder zu. Wie jeder gesund werden will, so wollte
auch diese Frau für ihren Beruf von diesem Leiden befreit werden und
wendete folgendes an: 1) Dreimal in der Woche in der Nacht vom Bett aus
ganz waschen und gleich wieder ins Bett; 2) in der Woche einmal den
spanischen Mantel; 3) die Füße wurden von Morgen bis Mittag oder bis
Abend umwunden mit einem Tuch, das in Heublumenwasser getaucht war,
aber ziemlich stark ausgewunden, und darüber ein Wollstoff gelegt. Auf
die wunde, von Haut entblößte Stelle, die so groß war wie ungefähr drei
Finger breit und lang, wurde gesottenes ~Foenum graecum~, auf
Flecken aufgestrichen, aufgelegt. Dasselbe zieht das Ungesunde heraus,
nimmt die Hitze und den Schmerz und heilt, wenn der Krankheitsstoff
ausgeleitet ist. Nach je zwei bis drei Tagen wurden über den kranken
Fuß angeschwellte +Heublumen+, die ziemlich gut ausgetrocknet
waren, warm, aber nicht heiß, direkt aufgetragen und umwickelt -- zwei
Stunden lang. Innerlich: täglich eine Messerspitze voll graues Pulver
und täglich eine Tasse Tee, von vier bis fünf grünen Holunderblättern
gesotten.


Geburten.

Ein junges Weib hatte +drei tote Kinder+ geboren; sie wurde
darob sehr betrübt und ganz entmutigt, zumal der Arzt erklärte, „sie
werde nie ein Kind austragen können.“ Ich tröstete sie und machte ihr
Hoffnung, falls sie sich bequemen wolle, Wasseranwendungen vorzunehmen;
ihre Natur werde so erstarken, gesunden, und wenn dieses eingetreten,
habe sie weiter nichts zu fürchten. Der trostlosen Frau klang dieses
wie frohe Botschaft.

Mit den +leichtesten Abhärtungsübungen+ wurde begonnen; nach und
nach gewöhnte sie sich an stärkere, abhärtende Wasseranwendungen, bis
sie zuletzt bei +Halb- und Ganzbädern+ stehen blieb. Innerhalb
drei Jahren gebar sie dem erfreuten Vater drei gesunde, kräftige Kinder.

Eine Frau litt an +Typhus+; sie hatte Kopfschmerzen zur
Verzweiflung. Ihre Verwandten brachten sie aus der Stadt aufs Land,
damit sie dorten ruhig sterben könne. Die arme Frau sollte zudem
Mutter werden. Man fragte mich; ich riet kurze Wickel an, die alsbald
angewendet wurden. Das Kopfleiden ließ nach. Um sicher zu gehen,
fragten die Angehörigen auch bei dem früher die Kranke behandelnden
Arzte an, ob nicht vielleicht ein Wickel gute Dienste leisten würde.
Dessen Verdikt lautete, der erste Wickel würde das Kind zu früh
zur Welt bringen. Unterdessen waren bei Einlangung der Nachricht
fatalerweise schon sechs Wickel genommen. Die Typhuskranke wurde selbst
gesund und genas glücklich auch eines gesunden Kindleins.


Gehirnentzündung.

Wo immer eine Entzündung entsteht, dorthin drängt sich auch durch alle
Adern das Blut. Es eilt der Wärme zu, und in den von der Entzündung
entferntesten Körperteilen nimmt das Blut am meisten ab. Tritt eine
Gehirnentzündung ein, so muß zu allererst das Blut in die äußersten
Teile geleitet werden, aber auch auf die entzündeten Stellen muß
hitzeableitend eingewirkt werden. Die Anwendungen sind folgende: Es
sollen die Füße bis an die Knie mit Tüchern, welche in Wasser und
Essig getaucht sind, eingewickelt werden. Sind die Füße recht kalt,
so ist das Tuch anfangs in heißes Wasser zu tauchen. Sind die Tücher
an den Füßen nach ungefähr einer halben bis einer Stunde recht heiß,
dann sollen sie in kaltes Wasser getaucht und wieder umgelegt werden.
Wie die Füße, so sollen auch die Hände eingewickelt werden, wenigstens
bis an die Ellenbogen, und es soll gerade so verfahren werden wie bei
den Füßen; dann kann ein Unteraufschläger genommen werden. Nach drei
Viertelstunden tauche man das Tuch wieder in kaltes Wasser. Ist die
Hitze immer noch stark, kann länger so fortgefahren werden. Um die
Hitze recht stark abzuleiten, kann man ein zweifaches grobes Tuch, in
Wasser getaucht, auf den Unterleib legen, wodurch das Blut mehr in
den Unterleib geleitet wird. Auf den Kopf wende man weiter nichts
an, als daß man einen Lappen auf die Stirne bindet und diesen nach
je einer halben Stunde in kaltes Wasser frisch eintaucht. Fast noch
günstiger wirkt ein Tuch, das um den Hals gewunden wird, oder ein
Schal; beides darf jedoch nie länger als drei Viertelstunden an Ort
und Stelle bleiben, ohne daß das Eintauchen von neuem besorgt wird.
Diese Anwendungen werden, im Wechsel vorgenommen, die Entzündung
nicht auf einen hohen Grad kommen lassen, und die ganze Entzündung
wird einen ziemlich raschen Verlauf nehmen. Nach innen bleibt immer
das Beste frisches Wasser, aber ja nicht viel, höchstens ein bis zwei
Löffel voll, lieber öfter. Statt Wasser kann man auch einen Absud von
~Foenum graecum~ nehmen.


Gehirnleiden, schweres.

Ein ungefähr 33 Jahre alter Bräumeister ist seit elf Jahren schwer
leidend. Im Mai 1877 stürzte er eines Morgens nach dem Aufstehen vom
Bett plötzlich halb bewußtlos hin und blieb zwei Stunden in diesem
Zustande liegen. Dies war die Einleitung zu einem schweren, sechs
Monate dauernden Typhus. Schon damals stellte sich täglich starker
Schwindel mit Erbrechen und Ohnmacht ein. Der Schwindel begann mit
Klopfen im Gehirn; dann warf es den Mann zu Boden, oft auf Zimmerlänge
hin. Dieser Zustand währte meist fünf bis zehn Minuten und wiederholte
sich täglich fünf- bis acht- bis zehnmal. Nach diesen sechs Monaten
wurde er wieder arbeitsfähig, aber nur auf zwei Monate. Darnach traten
die Anfälle so häufig und stark auf, daß er weitere acht Monate das
Bett hüten mußte. Im Verlaufe dieser elf Jahre war er alle Jahre
sechs bis sieben, sogar acht Monate bettlägerig. Das Leiden steigerte
sich so, daß die Anfälle von Schwindel und Hinfallen auch in der
Zwischenzeit alle zwei bis drei Tage wiederkehrten, besonders auch nach
geistigen Anstrengungen, nach raschen Bewegungen, bei jeder Drehung
des Kopfes. Die Anfälle kündigten sich stets durch Klopfen im Kopfe
an, und wenn er sich nun rasch genug anzuklammern vermochte an einen
Tisch oder im Freien an einen Baum, so schüttelte und warf es ihn hin
und her, bis er zu Boden kam. Das Bewußtsein verging ihm dabei nicht,
wohl aber das Sehen. Neun Jahre lang war der Anfall stets von Erbrechen
begleitet, welches seit dem letzten Jahre aufhörte. Die ganze Zeit
über, seit 10½ Jahren empfand der Unglückliche einen fortwährenden
Druck auf der Scheitelhöhe, wie wenn ein Zentnerstein droben liege.
Seit fünf Jahren besteht fast anhaltend Ohrensausen und Schwerhörigkeit
auf dem rechten Ohr. Der Schlaf stellte sich neun Jahre lang fast nie
vor ein bis zwei Uhr nachts ein wegen Gefühl von Schwere und Vollsein
im Kopfe. Von Mai 1886 bis Oktober 1887 war der Mann mit ganz geringer
Unterbrechung bettlägerig. Von vierzehn Ärzten, die ihn im Laufe dieser
langen Krankheit behandelten, und von denen ihn verschiedene für
unheilbar erklärten, nahm er eine Masse Medikamente ein. Die meisten
sprachen die Ansicht aus, es sei durch eine frühere Kopfverletzung --
es war dem Bräumeister früher ein Faß auf den Kopf gefallen -- die
Hirnschale gesprungen, und seitdem drücke ein Knochensplitter auf das
Gehirn, und hiedurch sei das Leiden verursacht. Einige Ärzte hielten es
für chronische Hirnhautverdickung.

Nach meiner Meinung bestanden außerordentlich starke Kongestionen zum
Kopfe und waren folgende Anwendungen angezeigt: Oberguß, Wassergehen,
Rückenguß, Schenkel- und Knieguß, Fußdampf, sowie der spanische Mantel.
Der Erfolg innerhalb der fünfwöchentlichen Kur vom 28. Juli bis 2.
September war ein ganz vorzüglicher. Schon am fünften Tage erklärte
sich der Patient frei vom Gehirndruck. Am zweiten Tage erfolgte noch
ein Anfall nach einer längeren, geistigen Anstrengung (Briefschreiben),
-- es war der letzte. Von Tag zu Tag schritt die Besserung zu seiner
größten Freude voran; die nächsten vier Wochen fühlte er sich „wie
neu geboren, so frei und so leicht im Kopf“, und auch im Sehvermögen
erleichtert. Schlafen konnte er seit diesen fünf Wochen anhaltend die
ganze Nacht. Der Mann ist überglücklich und lebt nun neu auf. Zu Hause
hat er täglich bloß noch eine der obigen Anwendungen fortzusetzen.


Geisteskrankheit.

Furchtbar muß es sein, wenn diese Geistesnacht über einen hereinbricht,
wenn der Mensch nicht mehr Mensch ist, sondern gleichsam zum
unvernünftigen Tiere wird. Noch vor 50, 40, 30 Jahren gehörten
Geisteskrankheiten zu den Seltenheiten. Heutzutage mehrt sich deren
Zahl (darin sind alle eins) in schreckenerregender Weise. Die
Irrenhäuser, so zahlreich sie sein mögen, sind überfüllt, reichen
nicht mehr aus. Man baut jetzt vielerorts außerhalb der Großstädte
fast ganze Irrenstadtviertel. Unheimlich ist’s, diese Totenfelder
von Lebenden zu durchwandeln. Also das ist der Mensch, der so groß
tun kann! Gott bewahre uns vor solcher Heimsuchung! Derlei Gedanken
umflattern bei solch düsteren Gängen die ernstgestimmte Seele. Das sind
die +Ganz-Irren+. Wie viele hundert, ja wie viele tausend Menschen aber
sind +halbe Geisteskranke+, die entsetzlich viel leiden und selten
Hilfe bekommen! In Wahrheit darf ich sagen, daß eine +sehr große
Anzahl+ solcher Unglücklichen bei mir Linderung und Heilung suchte,
und mit besonderer Liebe und Sorgfalt fühle ich mich jederzeit gerade
zu diesen so arg verlassenen und so trostlosen Menschen hingezogen. Sie
waren zu wenig krank fürs Irrenhaus, aber unfähig zu jedem Berufsleben.
+Unsagbar+, +unbeschreiblich+, +unzählig+ und +mannigfaltig+ sind die
+Plagen solcher Geistesgestörten+. Wie zur Sommerszeit in der heißesten
Mittagsglut die Stechmücken am ärgsten schwirren, so treiben in dem
heißen Gehirn dieser Armen die tollsten Gedanken ihr heillosestes
Spiel. Die einen hassen ihren bisherigen, geliebten Beruf, andere
wollen nicht mehr beten. Menschenscheu und Menschenhaß hat die einen
erfaßt, Haß gegen sich selbst die anderen; sie wollen sich das Leben
nehmen usw. Die Köpfe und deren Inhalt sind so verschieden als die
armen Individuen selbst.

+Bei allen Kranken+, die mich aufsuchten, habe ich in den
fünfunddreißig Jahren stets +Ursachen+ der Krankheit gefunden.
Entweder war das Übel angeerbt, also von Kindheit an grundgelegt,
im Keime vorhanden; oder es rührte her von +Körpergebrechen+, von
Krankheiten,[35] wohl auch +von der Lebensweise+.

+Ein Punkt+ ist wohl zu beachten, weil da +so gerne Täuschungen+
vorkommen. Man bleibe bei der Beurteilung solcher Zustände +recht
nüchtern+, lasse sich selbst den Geist nicht einnehmen. +Nicht genug
kann ich warnen+ vor jenem voreiligen, so überaus törichten Gebahren,
welches alsbald +übernatürliche+, besonders +teuflische Einflüsse+
hellsehen will. In Fällen selbst, in denen jedermann fast hätte glauben
müssen, der leibhafte Satan herrsche in dem Kranken, hat der einfache
kalte Strahl ihn vertrieben.

Mir kam in +meiner ganzen Praxis nicht ein einziger Fall+ vor, in
dem natürliche Mittel, recht angewendet, nicht geholfen hätten. Ich
klammere mich fest an den Glauben und an das Übernatürliche wie an ein
Rettungsboot und möchte -- Gott bewahre! -- kein Strichlein und kein
Pünktlein dieser Glaubens-Überzeugung aufgeben. Nie aber möchte ich den
Glaubensfeinden eine Handhabe reichen zum Spotte oder Angriffe auf den
Glauben.

Die es angeht, kennen und verstehen mich. +Ein Beispiel+: Ein
Bruder bringt seine Schwester, welche behauptet, mitten in ihrer Brust
wohne der böse Geist. Sie wisse vom Teufel viel, der Teufel aber wisse
von ihr alles, auch die geheimsten Gedanken; er regiere, leite und
beherrsche sie. Ein Narr sei ihr Bruder, noch dümmer sei der Pfarrer,
der allerdümmste aber sei der Arzt. Warum? „Weil sie immer sagen, ich
solle einen anderen Kopf aufsetzen, meine Torheiten ablegen und ihnen
folgen. Wenn einmal der Teufel in einem herrscht,“ fügte die Kranke
bei, „dann hat der eigene Kopf das Regiment verloren.“ Es ist nicht zu
sagen, wie heftig und unbändig wild die Arme gegen die drei genannten
Persönlichkeiten wütete.

Hätten dieselben ruhig geschwiegen -- sie wußten ja, wen sie vor sich
hatten --, sie hätten die Kranke nicht in so gewaltige Aufregung
versetzt, und ich hätte leichter getan.

+Bei derlei Kranken kommt alles, ja alles auf die Behandlung an.+
Ich widersprach ihr mit keinem Worte und sagte bloß: „Ja freilich, in
deinem Innern steht es nicht gut.“ Damit war die Kranke zufrieden, und
ich hatte sie auf meiner Seite. Sofort faßte sie Vertrauen, wie ihre
Antwort bekundete. „Wenn mir einer nicht glauben will,“ so lautete
diese, „daß ich den Teufel in mir habe, so wird er ihn auch nicht
austreiben können.“

+Dieses Vertrauen+ heißt bei mir jedesmal so viel als: die Kranke ist
bereits zur Hälfte geheilt, und deine Arbeit ist mehr als zur Hälfte
getan. Die Kranke nahm ein, was ich ihr gab; sie wendete pünktlich das
Wasser an, wie ich es bestimmte. In sechs Wochen ward sie vollkommen
geheilt. Gewiß +interessiert+ es manchen, +was der Person+ wohl
+gefehlt hat+. Die Kranke sah stürmisch drein. Ihre Gesichtszüge waren
eingefallen, die Hände kalt, die Füße noch kälter; auf der Brust
fühlte sie einen schweren Druck und im Magen Widerwillen gegen jede
Speise. Alles Blut war, so schien es, der Brust zugeeilt. Die +erste
Aufgabe+ bestand darin, die +Zirkulation des Blutes zu ordnen+, dadurch
+gleichmäßige Naturwärme+ und ein geordnetes Arbeiten des ganzen
Organismus herzustellen. Zu dem Ende mußte die Kranke +täglich zweimal
bis über die Waden ins kalte Wasser stehen+, je zwei Minuten lang,
darauf tüchtig gehen, um die Füße so bald als möglich zu erwärmen;
dann ebenso +die ganzen Arme täglich zweimal ins Wasser halten+, je
zwei Minuten lang, darauf denselben in irgend einer Weise Bewegung
verschaffen, um sie ebenfalls möglichst schnell warm zu bekommen.
+Zweimal des Tages+ ließ sie sich, zu Bette liegend, +Rücken+,
+Brust+ und +Unterleib+ mit +Wasser+ und +Essig+ kräftig waschen. Die
verhältnißmäßig schwachen Anwendungen mußten durch +vierzehn Tage+
genau fortgesetzt werden. Die heftigste Aufregung ließ nach, wenn auch
der Teufel in dem wirren Kopfe immer noch spukte. Die eingefallenen
Züge belebten sich. Nach vierzehn Tagen ließ ich kräftiger einwirken.
Die Kranke bekam +Unterwickel+ im Wechsel mit +Halbbädern+ (nur eine
halbe Minute lang, und jedesmal folgte die Waschung des Oberkörpers)
und +dem spanischen Mantel+; alle drei Anwendungen waren zirka drei
Wochen fortzusetzen. Nach der dritten Woche beschlossen die Heilung
+wöchentlich eine Ganzwaschung+ und +ein kurzer Wickel+ von einer
Stunde. So wurde der vermeinte Teufel ausgetrieben, und die Aufregung
wich großer Ruhe und ungestörtem Frieden.

+Arme Eltern+ brachten ihren Knaben von zehn Jahren und erzählten
folgendes: „So oft man zur Kirche läutet, fängt der Bube an zu toben
und in der heftigsten und gräßlichsten Weise die entsetzlichsten
Flüche auszustoßen, Flüche und Schwüre, die wir in unserem Leben noch
nie gehört haben. Er flucht so lange, als er die letzte Person auf
dem Kirchwege sieht. Dann hört er auf. Sobald aber nach vollendetem
Gottesdienste der erste Andächtige die Kirche verläßt, fängt er auch
schon wieder an, zu schwören, und er schwört und flucht fort, bis er
niemanden mehr erblicken kann. Wenn wir beten, so flucht er; hören
wir auf, so hört auch er auf. Hochwürden, es ist schrecklich. Man
mag anwenden, was man will, helfen tut gar nichts, am wenigsten das
Einreden; das macht ihn nur noch heftiger. Seine Mutter packte er
einmal mit beiden Armen wie mit Krallen und schüttelte sie derart,
daß man nicht glauben sollte, wie ein Knabe so viel Kraft entwickeln
könnte. Ärzte sind mehrere befragt worden, geholfen hat nichts.
Benediziert wurde er auch; da hat er noch am ärgsten geflucht usw.“

Der Knabe hatte ein ganz +sonderbares Aussehen+: abgestandene
Gesichtsfarbe, im höchsten Grade wildaussehende Züge; die Haare
standen, wie beim Igel die Stacheln, senkrecht in die Höhe. Ich
unterstand mich, seine Hand anzufühlen; er wollte mir sofort ins
Gesicht springen. Zwei Priester, welche den schrecklichen Zustand
gesehen hatten, sagten: „Wer an eine Besessenheit glaubt, muß sagen:
hier ist sie.“

Ich faßte das Leiden von Anfang an +ganz natürlich+ auf und
täuschte mich auch dieses Mal nicht; in sechs Wochen war das arme Kind
vollständig geheilt. Ich ließ den Knaben täglich auf 1 bis 1½
Stunden +ein Hemd+ anziehen, das in Wasser (mit etwas Salz)
getaucht war, ebenfalls +täglich einmal+ mit einer Mischung von
+Wasser und etwas Essig ganz waschen+. Beides dauerte +vierzehn
Tage+ lang. In der dritten Woche bekam er den einen Tag ein (oben
beschriebenes) +Hemd+ angezogen, den andern Tag auf eine halbe
Stunde ein +warmes Bad+ von 28° ~R.~ im Wechsel mit einem
kalten (eine halbe Minute), am dritten Tage eine +Ganzwaschung+.
Dieses waren die Übungen der dritten und vierten Woche. In der fünften
reichte aus ein +nasses Hemd+, in der sechsten und letzten ein
+warmes Bad+ mit rascher kalter Abwaschung.

Die Umänderung und Besserung vollzog sich rasch. Der ganz kalte Knabe
wurde wieder warm, der verlorene Appetit kehrte wieder, und er ließ
sich die Milch- und Mehlkost, welche die armen Eltern mit Freuden ihm
reichten, trefflich schmecken. Aller Spuk war wie weggeblasen.

Einer der Leser wird vielleicht fragen: „Warum denn wendet der
Pfarrer +bei solchen Kranken keine Güsse+ an, da doch in unseren
Irrenanstalten die Tobsüchtigen besonders mit Douchen usw. behandelt
werden?“ Nach meiner unmaßgeblichen Meinung darf ein Jäger (doch
vielleicht ist’s Jägerlatein?), der einen Fuchs aus seiner Höhle locken
will, unmittelbar vor das Loch hin nicht schießen. Besser wird’s
sein, den listigen Reinecke mit einer Lockspeise (etwa einem Huhn
oder Spanferkel) zum gefälligen Herauskommen einzuladen. Nun höre,
mein lieber Leser! Wo eine Krankheit drinnen steckt, da steckt auch
Krankheitsstoff. Diesen auflösen und ausleiten, das heißt den Fuchs
locken und fangen. Eine Douche aber löst nicht auf, leitet aber auch
nicht aus. Ist einmal aufgelöst und ausgeleitet, dann hat die leichtere
Douche einen Sinn, dann laß ich sie mir auch recht wohl gefallen.

Vor neun Jahren kam +ein Mädchen+ zu mir und erzählte, wie folgt:
„Mein Bruder ist schon mehr als ein Jahr im Irrenhause. Er wurde für
unheilbar erklärt. Nun bekomme ich ganz dieselben Zeichen, die mein
Bruder vor dem Ausbruch der Krankheit hatte. Ich hatte bisher gedient,
mußte aber meinen Dienst verlassen; denn ich kann nicht mehr arbeiten.
Wenn ich keine Hilfe erhalte, komme ich in Bälde zu meinem Bruder in
die Irrenanstalt.“

Auf +verschiedene Fragen+ erhielt ich den Bescheid, daß der
Appetit sehr wechsle, manchmal gut sei, manchmal ganz fehle; daß
ferner, sobald das heftige Gliederreißen nachlasse, ebenso heftige
Brustschmerzen folgen, daß die früher dichten und langen Haare schon
mehr als zur Hälfte ausgefallen seien. Sofort war mir klar, daß
hier +recht verdorbene Säfte+ ihr Unwesen trieben, und daß das
sicherste Zeichen ihres gänzlichen Ausscheidens darin bestehe, wenn die
Haare auf dem halbkahlen Schädel wieder festen Fuß faßten und in alter
Stärke von neuem weiter wüchsen.

Die Kranke +wendete+ nacheinander +folgende Übungen+ an: zuerst
+täglich das nasse Hemd+, getaucht in Salzwasser oder in Wasser mit
Essig gemischt; ebenso +täglich lauwarme Halbbäder+ mit kräftiger
kalter Waschung des Oberkörpers (höchstens eine Minute). Es war
Sommerszeit. So ging sie +jeden Tag viel barfuß+ mit großem Erfolge,
besonders im Morgentau. Dieses dauerte drei Wochen hindurch. Es folgten
jetzt +warme Bäder im Wechsel mit kalten, sodann der Unterwickel+ (die
Kranke bediente sich des Sackes), in Absud von +Heublumen+ getaucht.
Die +ganze Kur+ währte bis zu vollständiger Herstellung +drei Monate+.
Der starke und solide Haarwuchs wies auf gründliche Heilung. Die Person
hat später geheiratet und ist gesund bis zum heutigen Tage.

+Ein Pfarrer+, in seiner Gemeinde hochgeschätzt und geliebt, kam
vom Ausland ganz entmutigt zu mir. Er könne, so meinte er, seiner
Pflicht gar nicht mehr nachkommen. Dieser Zustand, der sich in +großer
Traurigkeit+, +in Mißmut+, +in Unfähigkeit zum Studieren+ äußerte,
hatte früher schon einmal die Nachbarsgeistlichen veranlaßt, den Armen
in eine Anstalt zu bringen. Daselbst verblieb er mehrere Wochen und
kehrte ruhiger, aber ungeheilt in seine Heimat zurück. Er beriet mich,
was doch zu tun sei, ob er die Pfarrei verlassen oder was er anfangen
solle. Der Herr sah gesund, frisch und kräftig aus, was bei solchen
Kranken so leicht täuscht und so viele harte, ungerechte und lieblose
Urteile veranlaßt.[36] Wer näher zusah, konnte wohl bemerken, daß das
Auge trüb, die Farbe verbleicht, die Haare erstorben waren.

Die +Anwendungen+ waren +dreifacher Art+: der +Kopf-+ und +Fußdampf+,
+kalte Ober-+ und +Untergüsse+, +häufiges Gehen auf nassen Steinen oder
ins Wasser stehen+, drei bis vier Minuten lang. Nach einigen Tagen
folgten +warme Bäder+ im Wechsel mit +kalten Ober-+ und +Untergüssen+.
Am sechsten Tage der Wasserkur zeigte sich ein +bläulicher Ausschlag+
auf dem Rücken. Je mehr dieser heraustrat, um so besser fühlte sich
der Kranke. Als der Krankheitsstoff gänzlich ausgeleitet war, war der
Pfarrer gesund. Das ganze Heilverfahren +dauerte vierzehn Tage+. Mit
neuem Mut kehrte der seeleneifrige Priester heim in seine Gemeinde.


Gelbsucht.

Die Gallenblase liegt an der Leber und ist eine Art Sammelbehälter für
die aus den Lebergängen herausfließende Galle. In den innerhalb der
Leber gelegenen Gängen oder in der Gallenblase können sich Verhärtungen
der Galle bilden, Gallensteine genannt, die entweder in der Leber oder
bei der Weiterwanderung in dem Gallengange die Entleerung der Galle
hindern. Aber auch durch Druck, durch Stoßen und ähnliche Übelstände
können Zuschwellungen des Gallenganges eintreten, und dadurch kann
die Galle ins Blut geraten. Dann entsteht die Gelbsucht. Sie entsteht
auch gerne nach schweren Krankheiten, wie Typhus, starkem Fieber usw.
Es kann aber auch die Leber krank sein und infolgedessen das Blut
krankhaft oder gar nach und nach vergiftet werden. Kommt die Gelbsucht
nur von Störungen her oder auch von anderen Krankheiten, so hat dies
meistens wenig Bedeutung; kommt aber die Gelbsucht von einer Krankheit
der Leber her, so bringt sie gerne den Tod. Die ersten Zeichen der
Gelbsucht erblickt man im Weißen des Auges, dann in der Haut selber,
im Stuhlgang und Urin; der Appetit läßt gewöhnlich nach, und auch
der Geschmack ändert sich meistens. Ist die Leber gut, so hat diese
Krankheit im Heilen keine Schwierigkeit. Nach innen ist besonders zu
empfehlen: täglich drei- bis viermal, jedesmal drei bis vier Löffel
voll, Wermuttee oder dreimal eine Messerspitze voll Wermutpulver in
sechs bis zehn Löffeln voll warmen Wassers einnehmen. Salbei mit
Wermuttee tut treffliche Dienste.

Täglich sechs Pfefferkörner mit der Speise verschluckt ist ebenfalls
ein Mittel zu guter Verdauung. Im Essen und Trinken mäßig sein ist zu
empfehlen. Die Milch als Nahrungsmittel ist vorzüglich.

Die besten Anwendungen mit Wasser sind: In der Woche zwei- bis dreimal
ein kurzer Wickel und eine Waschung zur Nachtzeit vom Bett aus und
gleich wieder ins Bett. Die gelbe Farbe bleibt oft Wochen hindurch,
hat aber durchaus keine Gefahr. Wie man aus einem Stoffe nicht schnell
eine Farbe herausbringt, so geht es auch bei der Gelbsucht. Geht aber
die gelbe Farbe nach und nach über in braune und schwärzliche, nimmt
der Appetit stets ab, ist ein allgemeines Beißen und Brennen in der
Haut und steigert sich die Abmagerung mehr, dann ist aller Grund da,
zu fürchten, die Leber sei unheilbar, und es trete Leberverhärtung,
Leberkrebs oder eine ähnliche Krankheit ein.

Ganz besonders wirkt auf kranke Leber und Gelbsucht, jeden Morgen und
jeden Abend eine Tasse Milch trinken, mit welcher ein Löffel voll
Kohlenstaub mit Zucker vermischt ist.


Gelenkrheumatismus.

Es kommt +ein Herr+. Sein Aussehen ist krankhaft. Verschiedenes
und schweres Unbekannte hat seinen Zügen eine tiefe Wehmut eingedrückt.
Mir stieg beim ersten Anblick unwillkürlich der Gedanke im Kopfe
auf: Der Mann leidet viel oder hat viel gelitten. Die ungesunde
+Gesichtsfarbe+ zeigt ein unheimliches Gelb, +der Kopf+ nur
mehr wenig (kaum den zwanzigsten Teil von früher) Haare. Der Mann
selbst ist noch nicht vierzig Jahre; es ist ein Bild des Ernstes,
großer Ruhe, aber auch, wie gesagt, ein +Leidensbild+. +Sein
eigener Bericht+ lautet also: „Es stellten sich bei mir öfters
Unterleibsleiden mit heftigen Kolikanfällen und Diarrhöen ein. Später
bekam ich eine Nierenkrankheit, wie die Ärzte es nannten. Wenn die
unsäglichen Schmerzen kamen, drehte es mich um wie eine Spindel, wie
einen Kreisel. Nach Jahren verlor ich dieses Übel, dafür aber bekam
ich diesen Gelenkrheumatismus. Mir ist’s, als wenn die Summe alles
früher erlittenen Schmerzes in die Glieder gefahren wäre und jedes
Glied eigens gepeinigt werde. Ich gebrauchte viele ärztliche Mittel.
Das Ende war stets nicht die ersehnte Hilfe, sondern das alte Leiden.
Mit großer Überwindung und großen Opfern konnte ich meinem Berufe bis
zuletzt vorstehen; geklagt habe ich niemandem, es verstand mich ja
weder der Arzt noch sonst jemand. Derjenige, welcher den Leidenden
die Krone versprochen hat, weiß allein, was ich gelitten. Eines noch
wäre vielleicht meinen Worten beizufügen. Ich hatte Fußschweiß; die
angeratenen und angewendeten Mittel vertrieben ihn, aber mir war nicht
gut. Auch Mineralbäder habe ich auf Verlangen des Arztes gebraucht;
doch sie steigerten mein Übel. Peinlicher fast als aller Schmerz quälte
mich im Innersten die Wahrnehmung, daß mancher meinte, die Sache sei
doch nicht so arg; die Empfindsamkeit spiele bei mir eine große Rolle,
man müsse sich überwinden und über derlei Dinge hinwegsetzen. Leiden
tragen ohne Teilnahme heißt doppelt leiden.“

Die Erzählung hat lange gedauert, freundlicher Leser; aber sie war und
ist lehrreich. Daß wir +gegen Kranke doch nie hart und ungerecht+
werden! Ein sonst tüchtiger Mann wird ja nicht plötzlich und ohne Grund
wie eine feige Memme jammern.

Wer mag die +Wurzel all dieser Übel+ uns nennen, das Innere
dieses recht kranken Körpers uns erschließen? Das Geheimnis ist nicht
schwer zu erraten. Die Vordersätze hat uns der Kranke selbst in seinem
Berichte gegeben; wir brauchen nur den Schluß daraus zu ziehen. Die
gelbe Farbe, die häufigen Kolikanfälle, der zurückgedrängte Fußschweiß
lassen auf einen +giftigen Stoff+ schließen, der, wie die Schlange
im Versteck, im Körper lauerte, zuweilen züngelte und zischte, jetzt
aber, bei dem letzten Anfall auf seine Beute schießt, d. i. alle
Glieder erfaßt und sie mit seinem Biß bis hinein in die Gelenke und
in das Knochenmark selbst vergiftet. Auch die +Haare+ fallen von
einem sonst dichten und starken Haarboden nicht ohne Grund aus. Es muß
sie ein innerer Sturm ausschütteln, wie der Herbstwind die fahlen und
dürren Blätter von den Bäumen schüttelt. Oder ein giftiger Wurm, d. i.
ein Giftstoff, muß deren Wurzeln töten.

Eine solide Heilung wird nur möglich sein, wenn dieser Giftstoff,
der alles durchfressen hat, aufgelöst, ausgeleitet und der Körper
dergestalt gekräftigt ist, daß er solche fatale Säfte nicht mehr
aufkommen läßt. Mäuse vertilgt man mit Mausgift. Und das Gegengift für
+unser Gift+, in welcher Materialienhandlung ist es zu kaufen?
Mancher würde es gut bezahlen. Für künstliche Mittel ja, besonders wenn
sie noch neu und unbekannt sind, zahlt man sein teures Geld; für die
natürlichen und besten Mittel aber weiß man dem Geber alles Guten oft
kaum ein kaltes „Deo gratias“, „Gott sei Dank!“

Im klaren Quell, im Bache, im Brunnen fließt das vielvermögende
Heilmittel, das wir meinen. +Es ist das Wasser.+ Wie soll das Wasser
heilen? So höre! Wenn die Hausmutter ihre Leinwand bleichen, d. i.
ihr das blendende Weiße geben will, so taucht sie selbe ins Wasser,
begießt sie öfters und läßt dann die liebe Sonne darauf scheinen. Das
oftmalige Gießen weicht die sogenannten Rohstoffe auf, und die Sonne
zieht sie alle aus. Das Linnen ist gebleicht auf der einen Seite,
dasselbe Verfahren bleicht es auf der anderen. Durch und durch müssen
zu gründlicher Bleiche der Wasser- und der Sonnenstrahl dringen, dann
aber trübt das blendende Weiß, den Stolz der Hausfrau, auch nicht
+ein+ trüber Fleck. Das ist klar. Machen wir die Anwendung! Der Körper
unseres Kranken mit seinem gelben Hautüberzug gleicht wahrlich so
einem ungebleichten Linnenstück. Ein Teil der Wasseranwendung muß die
Feuchtigkeit, welche die Roh- d. i. die Giftstoffe auflöst, nach und
nach bis ins Innerste eindringen machen; der andere Teil muß Wärme
entwickeln, welche der Sonnenwärme gleich das Aufgelöste herauszieht.
Noch eines. +Auch der Lauge+ bedient sich zuweilen die Hausfrau,
welche nachhaltiger und schneller die Dienste des Wassers tut bei
ihrem Linnen. Laugen können als +stärkere Auflösungsmittel+ auch wir
bereiten. Wir kochen im Wasser verschiedene Vegetabilien, Pflanzen, und
die trefflichste Lauge für die Körperbleiche ist fertig.

Doch kehren wir zurück zu unserem Falle! +Der kranke Herr+ mußte
zuerst den +spanischen Mantel+ anlegen. Diesem folgte ein +Kopfdampf+
mit kräftiger Abwaschung, hernach ein +Fußdampf+. Beide Dämpfe
ersetzten die beste Lauge (man kann mir glauben) und durften erst nach
ordentlichen Zwischenräumen einander ablösen. Je schonender nämlich
der Körper behandelt wird, um so leichter kann die Natur es aushalten
und selbst mithelfen, die Krankheitsstoffe auszuleiten. Darauf nahm
der Kranke +einen kurzen Wickel+ und, um die Natur zu stärken, einen
+Ober-+ und +Unterguß+, von +sämtlichen Anwendungen abwechselnd täglich
eine+; dazu +jede Nacht vom Bette aus eine Ganzwaschung+. So wurde drei
Wochen fortgefahren. Die vierte und fünfte Woche erhielt er je +zwei
Halbbäder+, +einen Kopf-+ und +Fußdampf+ und +einen spanischen Mantel+;
die sechste Woche endlich zwei +warme Bäder+ im Wechsel mit kalten, ein
+Halbbad+ und einen +Ober-+ und +Unterguß+. Für die weitere Zukunft
empfahl ich dem Patienten wöchentlich +ein paar Ganzwaschungen+, +einen
Ober-+ und +Unterguß+, monatlich ein warmes Bad ohne Wechsel.

Das Wasser strafte auch in diesem heiklen Falle das Vertrauen nicht
Lügen. Das schwere Leiden, das ohne Zweifel einen frühen Tod gebracht
hätte, verschwand. Das frische Aussehen, die verlorenen Kräfte kehrten
wieder; an Stelle des gebrochenen Mutes trat neue Begeisterung zum
Berufsleben. Die Stimme tönte klangvoll wie früher. Oft wiederholte sie
mir das herzliche „Vergelt’s Gott!“ Demjenigen aber, von dem allein
alles Heil und Gelingen kommt, sang sie ein freudiges und dankbares
~Gloria~: die Ehre sei Gott!

Ein Mann von ungefähr 40 Jahren hatte im rechten Fuß solche
rheumatische Schmerzen, daß er nur mit Hilfe eines Stockes ganz kurze
Strecken gehen konnte. Zeitweilig hatte er auch Schmerzen in den Armen
und Schultern. Angewendet wurde schon verschiedenes, jedoch ohne
Erfolg. Er nahm die Zuflucht zum Wasser, und in sechs Tagen fühlte er
sich so ziemlich befreit, setzte die Anwendungen noch fort und wurde
vollständig geheilt.

Die Anwendungen waren folgende:

1) Sechs Tage hindurch täglich zwei Obergüsse und zwei Schenkelgüsse,
einmal in der Woche ein Wickel unter den Armen. Täglich zweimal im
Wasser gehen bis über die Waden 1-3 Minuten. Jeden Tag ein Rückenguß
und Grasgehen.

2) Nach diesen sechs Tagen Oberguß mit Knieguß im Wechsel mit Halbbad,
letzteres +eine Minute+ lang.

Ein Bursche von 28 Jahren erzählt: „Ich habe bereits zwei Jahre keinen
einzigen Tag, an welchem ich schmerzlos bin; der Anfang war auf dem
Rücken, wo ich ein heftiges Brennen und Stechen empfunden habe, bald
in schrecklicher Weise, dann erträglicher, nach und nach zog sich
der Schmerz mehr in den rechten Schenkel bis hinunter; ich kann oft
ganze Nächte nicht zwei Stunden ordentlich schlafen; bald peinigt
mich die Hitze, bald kommt ein Kältegefühl, daß es mich schüttelt.
Ich gebrauchte anfangs mehrere Ärzte ganz erfolglos; es wurden auch
Einspritzungen vorgenommen, worauf die Schmerzen eine kurze Zeit
gemildert wurden, aber gewöhnlich bald darauf viel ärger auftraten.
Weil mir die Ärzte nicht helfen konnten, habe ich Pfuscher gebraucht;
ich bekam Einreibungen, geistige Einwaschungen; aber alles, was ich
getan, half mir nichts. Jetzt möchte ich den Versuch mit Wasser machen.“

Die Anwendungen waren folgende:

    1. jeden Morgen um 8 Uhr ein Oberguß mit 2-4 Gießern voll kaltem
    Wasser,

    2. um 10 Uhr ein Schenkelguß,

    3. nachmittags 2 Uhr ein Schenkelguß und

    4. abends im Wasser gehen.

So am ersten Tage. Am zweiten Tage: des Morgens Wassergehen, um 10 Uhr
Schenkelguß, nachmittags 2 Uhr Rückenguß, abends 5 Uhr Sitzbad.

Am 3. Tage: Am Morgen Halbbad, um 10 Uhr Oberguß, nachmittags 2 Uhr
Schenkelguß, um 5 Uhr Wassergehen.

Am 4. Tage: Am Morgen Schenkelguß, um 10 Uhr Halbbad, nachmittags
Rückenguß und abends Wassergehen.

So wurde 12 Tage lang fortgemacht, und der Kranke war gesund. Um aber
den Körper zu stärken, der durch die Schmerzen viel Kraft verloren
hatte, mußte der Geheilte noch längere Zeit in der Woche ein- bis
zweimal ein Halbbad nehmen und ein- bis zweimal im Wasser gehen.


Gelenkrheumatismus, chronischer.

Herr Graf N. leidet seit 35 Jahren an Rheumatismus. Im Jahre 1854
gebrauchte er die Bäder in Aachen, damals mit günstigem Erfolge. Im
Feldzuge 1870/71 bekam er durch das viele Lagern auf freiem Felde
wieder rheumatische Schmerzen am ganzen Körper in hohem Grade; auch
diesmal erwies sich eine Badekur in Aachen recht günstig. Bald jedoch
traten Rückfälle ein. Patient suchte berühmte Ärzte auf, aber ohne
Erfolg; er machte eine Badekur durch in Aibling, später wieder in
Aachen; diesmal wurde er indes durch die dortigen heißen, langdauernden
Bäder außerordentlich geschwächt und ganz elend. -- Zuletzt, nachdem
alles Angewandte fruchtlos gewesen war, entschloß er sich zur Wasserkur.

Am 20. Juni 1887 kam der Kranke nach unmittelbar vorausgegangenem
zweimonatlichen Krankenlager hier an mit Rheumatismus am ganzen Körper,
in den Fuß- und Kniegelenken, Hand- und Schultergelenken. Der rechte
Arm war von den Fingern bis über den Ellenbogen dick aufgeschwollen,
die Gelenke ganz unbeweglich; die Knie, ebenfalls geschwollen, konnten
nicht gebraucht werden. Den kräftig gebauten, stattlichen Herrn hatte
das lange schmerzhafte Leiden ziemlich stark angegriffen.

Die Behandlung bestand in folgendem:

    1. Zweimal in der Woche +Wicklung+ von unter den Armen an bis
    zu den Füßen ganz hinunter, 1½ Stunden lang, das Tuch in 30°
    ~R.~ warmes Wasser getaucht, in welchem Haferstroh, Heublumen
    und Fichtennadeln gesotten wurden;

    2. jeden Morgen und Abend den angeschwollenen Arm in solchem Absud
    eine bis zwei Stunden lang einwickeln;

    3. in der Woche 2 Kräutervollbäder mit dreimaligem Wechsel;

    4. dreimal wöchentlich einen Schal umlegen, eine Stunde lang.

Nach 14 Tagen war bereits wesentliche Besserung bemerklich.

Fernerhin gebrauchte Patient zu Hause:

    1. Einwicklung des Armes wie bisher;

    2. wöchentlich ein Kräutervollbad mit Wechsel;

    3. dreimal in der Woche ein kaltes Halbbad, eine halbe bis eine
    Minute lang;

    4. drei- bis fünfmal in der Woche ein Sitzbad von zwei Minuten
    Dauer.

Durch Gebrauch dieser Anwendungen erfolgte eine gänzliche Abschwellung
des kranken Armes und der Knie und Wiederherstellung der Beweglichkeit.

Zur weiteren Ausheilung wurden im September 1887 angewendet:

    1. ein warmes Handbad, Einwicklung der Hand in angeschwellte
    Heublumen und gleich darauf kalte Abwaschung der Hand;

    2. in der Woche drei- bis viermal ein Halbbad;

    3. viermal wöchentlich ein Oberguß.

Der Erfolg dieser Kur gestaltete sich sehr günstig. Die Gelenke
wurden ganz frei von Schwellung und Schmerz und vollkommen beweglich;
das Gesamtbefinden und der Lebensmut des Herrn Grafen waren seitdem
ausgezeichnet. Derselbe befindet sich so wohl, daß er stundenlang ohne
Ermüdung zu marschieren vermag, und nachdem er -- ein passionierter
Weidmann -- Jahre lang krankheitshalber auf die Jagd hatte verzichten
müssen, konnte er im nämlichen Herbst wieder neun Tage lang eine Jagd
mitmachen zum Erstaunen der anderen hohen Herren.

Um gesund zu bleiben, ist täglich eine der Abhärtungsanwendungen
vorzunehmen: ein Halbbad oder Vollbad oder Wassergehen.


Gemütsleiden.

„Seit mehreren Jahren leide ich an Gemütsverstimmungen, Kopfweh,
krampfhaften Gesichtsschmerzen, viel Rheumatismus, viel Schwitzen am
ganzen Körper. Mehrere Ärzte wollten mir Hilfe bringen, aber umsonst.“

In vierzehn Tagen waren diese traurigen Zustände beseitigt; um den
Körper für die Zukunft zu stärken und abzuhärten, genügte in der Woche
ein Halbbad und eine Ganzwaschung. Die Anwendungen der ersten vierzehn
Tage waren: 1) In der Woche zweimal ein Hemd anziehen, in Salzwasser
getaucht, um die krankhaften Stoffe auszuleiten. 2) Zweimal in der
Woche ein Halbbad, um den Unterleib zu stärken. 3) Zweimal wöchentlich
eine Ganzwaschung, um den Körper zur Tätigkeit zu bringen.

„Ich komme, um mich bei Ihnen wegen einer gemütskranken Person zu
befragen. Ein Weib, 38 Jahre alt, mag nichts mehr tun und kann auch
nichts mehr tun. Sie lebt so traurig dahin, bekümmert sich nicht mehr
um ihren Mann und ihr ganzes Hauswesen. Sie flieht, wo möglich, alle
Leute und geht gar nicht mehr aus dem Hause. Sie ist schon ziemlich
abgemagert und was man ihr bisher eingegeben hatte, war ohne Wirkung.“

Anwendungen: 1) Jeden Abend, wenn die Kranke im Bett warm ist, den
ganzen Körper mit Wasser und etwas Essig ganz waschen. 2) Täglich
zweimal ein warmes Fußbad mit Asche und Salz, vierzehn Minuten lang.
3) Täglich zweimal jedesmal zwanzig Wermuttropfen in Wasser einnehmen.
Nach drei Wochen war der Zustand ziemlich gut. Weitere Anwendungen:
1) In der Woche zwei kurze Wickel. 2) Zweimal wöchentlich eine
Ganzwaschung. Vierzehn Tage später bloß in der Woche einmal ganz
waschen und drei- bis fünfmal wöchentlich im Wasser gehen.


Geschwüre.[37]

Wie Entzündungen im Innern des Körpers entstehen können, so auch
außerhalb am Körper. Sie sind insbesondere die fast unzertrennlichen
Begleiter der verschiedenen Geschwüre. Wenn’s brennt, laufen die
Nachbarn zusammen. Wenn ein Fleck oder auch nur ein Fleckchen am
Körper brennt, so bleiben die benachbarten Stellen nicht gleichgültig.
Rasch meldet es ein Blutkügelchen dem andern, und die vorwitzigen,
die kommen, verbrennen sich dabei selbst die Finger und noch mehr.
Entzündet sich an einem Gliedchen, z. B. an der Zehe, ein Geschwürlein,
auch nur so groß wie ein Linsenkorn, so tut nicht bloß die ganze Zehe
weh, sondern oft schon ein Teil des Fußes; manchmal sticht der Schmerz
bis hinein in den Leib. Es kommt mir vor, wie wenn einer nachts nur ein
Zündhölzchen anzündet. So ein kleines Ding wirft seinen Lichtschein
weit hinaus in den Hof.

+Anna+ hat schreckliches Weh am +Daumen+. Man sieht nicht
viel. Der Finger ist nur ein klein wenig angelaufen und etwas roter als
die anderen Mitgenossen. Nicht allein am Daumen, auch unter der Achsel
schmerzt es heftig. Gib acht, in kurzer Zeit wird dein ganzer Körper
nicht mehr wohl sein! „Da muß etwas dahinter stecken,“ meint der Vater.
Ja freilich muß etwas dahinter und drinnen stecken. Das Mädchen bindet
natürlich seinen Finger gut[38] ein und wartet drei bis sechs Tage zu,
was das wohl abgeben möge. Der Finger wird dick, auch die Hand schwillt
an. Es entsteht ein großes Geschwür; im Finger, im Arm und im Leib
zuckt’s. Und es geht recht lange, bis aller Eiter heraus und der Finger
an der kranken Hand geheilt ist.

+Wie+ hätte das Mädchen den Finger +in die Kur nehmen+
sollen? Sobald es merkt, daß der Finger, ohne irgend verletzt worden zu
sein, schmerzt, so soll es +tun+, wie die Mutter tut, wenn sie auf
dem Herde ein kleines Feuerchen nicht groß haben will, es ausblasend
oder mit +etwas Wasserspritzen auslöschend+. Vielleicht mag’s so
gut werden.

Wenn nicht allein der Finger, sondern auch schon die +Hand+ wehe
tut, so ist das Feuer größer, es hat mit dem Finger die +Hand+
ergriffen. Darf nun das Mädchen die Hand unter das Brunnenrohr halten,
um den Brand zu kühlen und zu löschen? Durchaus nicht! Das Übel besteht
nicht allein im Brande, in der Hitze, die zu entfernen ist, sondern
vielmehr in giftigen Säften, die aufzulösen und auszuleiten sind.

Dem Mädchen werden in einem +kalten Armwickel+ Finger und Hand
umwunden, und dieser Wickel werde +so oft erneuert+, d. h. neu
eingetaucht, als er heiß zu werden beginnt. Der Finger muß zwar nach
dem Volksmunde „ein böser Finger“ werden, d. h. er muß und wird
aufbrechen; aber alles, was der Wickel auszieht, braucht nicht zu
vereitern, und es ist doch ein großer Unterschied, ob das Geschwür die
Größe einer Haselnuß oder einer Wallnuß oder noch größere Ausdehnung
erreicht.

Sollte das Gefühl der Unbehaglichkeit, des Unwohlseins sich +auf den
ganzen Körper ausdehnen+, so verordnen wir diesem eine Zeitlang
täglich +den spanischen Mantel+. Das Allgemeinbefinden wird in
Bälde wieder ein gutes sein.

Eine Art von Geschwür kennen die Landleute insbesondere unter dem
Namen „+Wurm am Finger+“. Die Behandlung vielmehr Mißhandlung
eines derart kranken Fingers gibt uns neue Beweise, wie verblendet und
töricht die Menschen sind. Es ist, als ob sie für Zeiten der Verstand
verlassen hätte, so gedankenlos benehmen sie sich. Mit so einem Wurm am
oder im Finger (es wäre interessant, zu wissen, wie sich manche diesen
Wurm vorstellen) wird aller mögliche Unsinn getrieben. Jedes Weib weiß
eine neue Salbe, und wenn das Salben ausgeht, dann geht die Sympathie,
wie sie’s nennen, an. Vorher noch suchen recht abergläubische Menschen
einen lebendigen Maulwurf zu bekommen. Denn wenn sie diesen lebendig in
der Hand oder nur zwischen dem Daumen und den anderen Fingern absterben
lassen, dann ist’s mit dem Wurm aus! Und wenn dann genug gesalbt und
geschmiert, geschwätzt und gelogen und sympathisiert und der Finger
nach mehreren Wochen, nach unsäglichen Schmerzen reif geworden ist
und aufbricht und der Eiter dicht und fest herausdringt, dann heißt’s:
„Seht, der Wurm ist getötet, der Wurm geht ab.“ Weiter kann man es in
der Torheit und Selbstverblendung nicht treiben.

Was ist denn so ein +Wurm am Finger+? Nichts anderes als ein größeres
Geschwür, das nach obiger Methode zu behandeln ist. Meistens bekommen
solche Leute diesen Wurm, die recht viele ungesunde Stoffe im Körper
haben. Deshalb muß, wie +auf Finger und Haut, so auch auf den ganzen
Körper eingewirkt werden+. Auf erstere geschieht die Einwirkung durch
die +Hand-+ und +Armwickel+. Den Finger umwinde man zwei- bis drei- bis
vierfach am besten mit Absud von Zinnkraut, um das Angefressenwerden
des Beinchens zu verhindern, Hand und Arme zweifach (statt einfachen
Wassers ist gut Absud von Heublumen oder Kraut), und man erneuere
das Eintauchen des Wickels, sobald die Hitze oder die Schmerzen sich
mehren. +Auf den ganzen Körper+ wirke man durch +ein bis zwei kurze
Wickel+ oder den +spanischen Mantel+, täglich je einen von einer
Stunde Dauer. Nach der ersten Woche geschehen die Wickelungen nur
jeden zweiten oder dritten Tag. Mit +Ober-+ und +Untergüssen+ sei +man
vorsichtig+ und wende sie erst später, wenn genügend aufgelöst und
abgeleitet ist, zur Kräftigung an. Sobald der Finger „reif“ ist, d. i.
sich bläulich färbt, und an einer Seite weich wird, dann soll man mit
dem Öffnen und Ausdrücken nicht zögern und sich nicht fürchten, wenn
mit dem Eiter Blut kommt. Dieses Blut müßte ja doch noch vereitern,
und so ist’s gut, wenn ihm dieser Prozeß erspart und dem Finger die
Sache erleichtert wird. Das +Bangen vor dem zu frühen Öffnen eines
Geschwüres+ ist bei Wasseranwendungen +ziemlich überflüssig+ (große
Reinlichkeit), bei Salbereien wohl begründet.

+Die Heilung des Wurmes kann noch in folgender Weise geschehen.+
Bei mir war dieses oft das kürzere Verfahren. Man +bade+ Finger und
Vorderarm täglich zwei- bis dreimal in einem warmen (ja nicht heißen)
+Heublumenbad+ von einer halben Stunde Dauer. Die +Finger-+, +Arm-+ und
+Körperwickel+ bleiben dieselben wie oben.

Andreas, einem Gärtner, war der Daumen der rechten Hand entsetzlich
zugerichtet. Furchtbar angeschwollen zeigte der ganze Finger keine
Haut mehr; er war rein wie eine abgestandene, mit Eiter überzogene
Fleischmasse. Das Bein blinkte an mehreren Stellen durch. Der Arzt
hatte schon erklärt, es müsse die Hand, um das Leben zu retten,
abgenommen werden. Ich schaute mir die Hand an und dachte: „Gott,
könnte ich dem armen Mann die Hand retten!“ Dann legte ich mir den
Fall also zurecht: Das sichtbare Bein (das war die Hauptsache) sieht
recht frisch aus, es ist also noch nicht angegriffen. Der schrecklich
angeschwollene, ekelhafte Daumen ist wie eine Jauchengrube, in
welche der Körper seine nichtsnutzigen Säfte ausschüttet. Diese
scharfen Stoffe mehren die Geschwulst, zerfressen das Fleisch und
vergiften alles, was sie angreifen. Somit muß ich einwirken auf den
halbabgefaulten Daumen, noch kräftiger aber auf den Körper, daß er
aufhöre, sein eigenes Glied zu morden. Der Überlegung folgte das
Handeln.

Der +Daumen+ und die +ganze Hand+ bekam +Wickel+ von +Heublumen-+ und
+Zinnkrautabsud+ (beide Kräuter wurden zusammen abgebrüht), im Tage
vier- bis fünfmal erneuert. Der +kranke Leib+ erhielt +täglich einen
kurzen Wickel+ und +wöchentlich dreimal den spanischen Mantel+. An
den +wunden Finger+ ließ ich jeden Tag +recht verdünntes Alaunwasser+
gießen, welches den Unrat wegwusch. Noch nicht vier Wochen waren
vergangen, und alles, Finger und Hand, war wieder gewonnen. Um das in
der Tat nicht angefressene Bein bildete sich eine neue Fleischmasse zu
einem +neuen Daumen+, der, den Nagel ausgenommen, wie früher in den
gesündesten Tagen aussah. Der Mann konnte als Gärtner seinem Beruf wie
zuvor nachkommen. Er lebte nachher noch viele Jahre.


Gesichtsrose.

„Mein Mann bekommt die Gesichtsrose; das ganze Gesicht ist
angeschwollen, sieht feuerrot aus; er hat ein heftiges Fieber; es
verbreitet sich die Röte über das ganze Gesicht; es zeigen sich
an allen Stellen viele kleine Bläschen, und der Jammer ist nicht
anzuhören,“ -- so klagte mir eine Gattin. „Schleunigst soll ein
Schal umgelegt werden, in warmes Wasser getaucht,“ -- verordnete
ich; „drei Viertelstunden lang soll es dauern; dann soll das Tuch
hinweggenommen, in frisches Wasser getaucht und wieder übergelegt
werden; so dreimal wiederholt -- macht ungefähr drei Stunden aus. Drei
bis vier Stunden später soll ein vierfaches Tuch in frisches Wasser
getaucht, ordentlich ausgewunden, auf den Unterleib gelegt werden,
drei Stunden lang; aber nach jeder Stunde soll das Tuch weggenommen,
in frisches Wasser getaucht und wieder aufgelegt werden. Drei Stunden
später, nachdem die Wickel entfernt sind, läßt man den Kranken auf ein
mehrfach zusammengelegtes Tuch, in kaltes Wasser getaucht, ganz gut
ausgewunden, eine Stunde lang liegen. Diese drei Anwendungen können
so der Reihe nach vorgenommen werden, bis die ganze Hitze gebrochen
und der Krankheitsstoff ausgeleitet ist. Auf der leidenden Stelle im
Gesichte wird nichts angewendet als von Zeit zu Zeit, wenn die Spannung
der Haut gar zu empfindlich ist, Abwaschungen mit lauwarmem Wasser.
Ist der Durst recht groß, so bleibt Wasser oder Zuckerwasser das beste
Getränk, aber immer nur in recht kleinen Portionen.“

+Gesichtsrose auf eine andere Art zu heilen+:

Dem Kranken soll täglich zweimal ein Schal umgelegt werden, drei
Stunden lang jedesmal, nach jeder Stunde wieder frisch eintauchen; in
der übrigen Tageszeit, nach je drei Viertelstunden, Rücken, Brust und
Unterleib, am besten den ganzen Körper mit Wasser und etwas Essig daran
waschen; darf aber nicht länger als eine Minute lang dauern. Wenn das
Fieber bedeutend abnimmt, so reicht es aus, nach zwei bis drei Stunden
zu waschen, später nur mehr alle Tage; soll anfangs das Wasser, mit
Essig vermischt, warm genommen werden, so gebraucht man später frisches
Wasser. Den Schaden im Gesicht darf man immer nur mit lauwarmem Wasser
von Zeit zu Zeit waschen. Auf diese zwei Arten sind schon mehrere
geheilt worden, ohne daß irgend ein Nachteil zurückblieb.

+Josepha+, 22 Jahre alt, gesund und kräftig, bekommt nach schnell
eingetretener Müdigkeit ein heftiges Fieber. Nach außen ist sie voll
Hitze, im Innern voll Frost und Kälte; sie leidet großen Durst und
ist ganz ohne Appetit. So oft die Hitze groß war, wurde sie anfangs
mit warmem, dann mit kaltem Wasser am ganzen Körper gewaschen, und
zwar drei Tage hindurch. Dann ließ der Frost nach, der ganze Kopf war
angeschwollen, und die Gesichtsrose trat ungewöhnlich stark hervor; im
Gesichte zeigten sich große Blasen, und der Mund besonders war stark
geschwollen. Vier Tage hindurch, an jedem Tage sechs- bis zehnmal,
wurden die Waschungen vorgenommen; auch legte man noch zweimal im
Tage den Schal um, zweimal warm, dann kalt. Nach drei Tagen stellte
sich großer Schweiß ein, der zwei Tage dauerte, und dann war Josepha
geheilt; zweimal wurde im Tage während der Schwitzzeit die Waschung
vorgenommen. Der Schweiß kam von selbst, und das Abwaschen beförderte
denselben um vieles. Die ganze Kurzeit dauerte acht Tage; eingenommen
hat sie gar nichts. Am Kopfe wurde nichts angewendet; nur an den
letzten drei Tagen wurde das Gesicht täglich zweimal mit lauem Wasser
gewaschen.


Gicht.

Wer zur Herbstzeit ins Allgäu kommt, sieht da und dort die Leute
ihren Dünger ausbreiten. In neuerer und neuester Zeit haben sie auch
eine neue Methode angenommen, die jedem wahren Landwirt die Galle
kitzelt, das Blut aufrührt und in Wallung bringt. Sie verteilen dem
hungrigen Boden die Nahrung nicht mehr gleichmäßig wie früher, sondern
mit einem nie gesehenen Schlendrian werfen sie aufs Geratewohl der
einen Scholle zwei bis drei Portionen hin, die andere lassen sie
für ein neues, ganzes Jahr fasten. Die ganze Arbeit gleicht dem
leidigen Spiele von Maulwürfen. Das muß ja im Frühjahr faule Moräste
abgeben, auf denen die Wucherstellen die übelangebrachte Verschwendung
zeigen, daneben armselige und verkümmerte Habenichtse, die infolge
der stiefmütterlichen und ungerechten Behandlung auch nichts in die
Scheunen tragen.

Dieses Bild paßt mir vortrefflich für die Gichtkrankheit.

Was dem Acker und der Wiese der Dünger, das ist dem Menschen die
Nahrung. Ob da in all den verschiedenen Ständen und Lebenslagen
Ungleichheit herrscht? Dem einen wird’s täglich und stündlich
im Überflusse zugeworfen; ein anderer hat jahraus jahrein
Quadragesimalzeit. „Was für eine Mahlzeit?“ fragte einmal einer. Nicht
40-, sondern 365tägiges Fasten! Wenn nun jemand täglich und stündlich
seinem Felde (seinem Körper) zu viel, so viel zuführt, daß die Natur
es nicht bewältigen, die Organe es nicht verarbeiten und verwerten
können, was muß die Folge sein? Die Knochen z. B. brauchen zu ihrem
Bau Schwefel und Kalk. Nun aber wird in kräftigen und starken Speisen
vielleicht soviel Baumaterial eingeführt, daß es zu zwei, zu drei
Körper-Neubauten ausreichte. Was wird, was muß geschehen? Da bilden
sich Moräste (dickes Blut), dort Sümpfe (schlechte Säfte), um die
Knochen herum Sand- und Schutt- und Kalk- und Steinhaufen.

Die Knöchel schwellen an, entzünden sich, und es ist eine langdauernde,
entsetzliche Qual, bis diese verknorpelten und verknöcherten
Gichtknoten durch den Schmerz selbst gleichsam verbrannt und anders
entfernt sind. Und so arg das Leiden, so gering oft das Mitleiden
mit so wohlbehäbigen Podagranern. Es ist nicht ganz christlich, aber
manchmal sehr erklärlich. Die Leute sagen: „Er hat das Genießen gehabt;
er habe nun auch die Schmerzen, die Folgen des übermäßigen Genusses.“
Indessen können +auch arme Leute+ von der Gicht heimgesucht
werden, +ja selbst die Ärmsten+.

Einmal stellte sich mir ein armer und überaus fleißiger Dienstbote vor;
er bekam die Gicht im höchsten Grade. Ursache war bei ihm, daß er aus
lauter Diensteifer die +Pflege des Körpers vernachlässigt+ hatte.
Ein windbrüchiger Blasbalg arbeitet den Blas, die Luft, nicht in die
Orgelpfeifen, sondern zu den Löchern hinaus. Geschwächte, halbkranke
Organe schaffen, arbeiten oftmals statt am Fleisch an der Geschwulst,
statt am Bein am Überbein.

+Weitere Ursachen+ können sein: +allzu große Anstrengung+,
+Vernässung+, +Erkältung+ u. a. +Gicht im hohen Grade+ quält viele,
+Gicht+ im geringeren Grade unzählige Menschen. Sie quält die einen an
den +Zehen+, die andern im Kopf, viele am +Äußern+, viele im +Innern
des Körpers+.

+Einfache, noch nicht allzusehr geschwächte Leutchen+, die gerne folgen
und nicht den Flohstich spüren, heile ich recht gerne und meistens sehr
leicht. +Bei den Podagranern+ der ersteren und vornehmeren Gattung gebe
ich mich nie Täuschungen hin. Sie sind mir ein Kreuz und mit Wasser
meistens nicht zu heilen; denn sie folgen nicht, weil sie bereits
unter dem Doppeljoche der Verweichlichung und der Wasserscheu seufzen;
heilbar wären sonst auch sie wie die anderen Gichtkranken.

+Ein Herr von Stand+ litt seit vier Wochen an heftigen Fußschmerzen.
Seine Bekannten nannten ihn scherzhaft ein weiteres Mitglied der
Bruderschaft der Podagraner. +Schwitzen+ kurierte ihn dieses Mal. Doch
nach einem Jahre kehrte das Leiden wieder und fesselte ihn zwölf Wochen
ans Bett. Es brannte tüchtig, und er schwitzte tüchtig; aber dieses
Wasser allein heilte das zweite Mal nicht. Er ließ mich befragen und
erklärte, er werde alles tun, was immer verlangt werde, wenn nur diese
fürchterliche Krankheit nicht noch einmal wiederkehre. In wenigen
Wochen war die Hauptkur vorüber. Wie wenn Wasser auf ungelöschten
Kalk kommt und dieser aufschwellt und zerbröckelt, so vergingen die
Gichtbeulen unter den verschiedenen Anwendungen. Später wiederholte
der Patient von Zeit zu Zeit die eine oder die andere Wasserübung,
und soviel ich weiß, hat das Übel seit den letzten Jahren ihn nicht
weiter belästigt. Die Anwendungen selbst lerne der geneigte Leser beim
folgenden Falle kennen.

Ein +Priester+ sandte zu mir mit der Nachricht, seine Füße brennen
ihn wie lebendiges Feuer, er müsse fast verzweifeln, was er doch tun
könne? Ich riet, er solle in heißem Wasser +angeschwellte+ und hernach
+ausgepreßte Heublumen auf ein Linnen bringen+, die +schmerzenden Füße
mitten drein legen+ und den +warmen Heublumenwickel+ gut zubinden.
+Nach zwei Stunden+ solle er die aufgelegten Heublumen von neuem in
den Heublumenabsud +eintauchen+, auspressen und nochmals umbinden. Ob
die Heublumen das zweite Mal lau oder ziemlich kalt oder ganz kalt
umgebunden werden, bleibt sich ganz gleich. Der kranke Priester tat
so die folgenden Tage. Nach dem ersten halben Tage schon waren die
Hauptschmerzen entfernt, nach zwei bis drei Tagen war der Kranke ganz
frei von Schmerzen.

Fehlen einem Kranken die Heublumen, so siede man +Haberstroh+ und
tauche die zu umwindenden +Fußwickel+ in den Absud. Auch dieses ist
bei unserem Übel von vorzüglicher Wirkung. +Man beachte+, wie ich bei
diesem Leiden +mit Vorzug erwärmend einwirke, vielmehr auflöse+.

+Vor einer Täuschung+ muß ich +hier warnen+. Sobald den Kranken die
Füße nicht mehr schmerzen, so meint er natürlich, er sei schon völlig
kuriert. Man beginge einen großen Fehler, wenn man jetzt nachgiebig
wäre. Den Fußwickeln müssen wenigstens +einige Anwendungen auf den
ganzen Körper+ folgen, um wo möglich allen krankhaften Stoff daraus zu
entfernen. Am besten dienen während der drei ersten Wochen +wöchentlich
zwei bis dreimal der spanische Mantel+ (je 1½-2 Stunden), im folgenden
Monat +einige Warmbäder mit Absud+ von +Heublumen+ oder +Haberstroh+
und +dreimaligem Wechsel+.

Ein +Taglöhner+ hatte sich ein schweres Gichtleiden zugezogen.
Er ging +wöchentlich dreimal in den Sack+, den man in +heißen
Haberstrohabsud+ eingetaucht hatte; dann wurden ihm +in der Woche
zwei Fichtenreis-Bäder+ bereitet von 33 bis 35° ~R.~ mit dreimaligem
Wechsel. +Jede zweite Nacht wusch er sich vom Bett aus kalt.+ Nach
drei Wochen war er ziemlich geheilt, benützte jedoch noch für einige
Zeit +in der einen Woche zweimal den Sack+, in der +anderen+ das
beschriebene +warme Bad+. Bald trat er neugekräftigt seinen Dienst an,
den er bis heute gut versieht.

Ein +Brunnenmacher+ zeigte mir die +Gichtknoten+ an +seinen Fingern+
und +an seinen Zehen+, die ihn bisweilen, wie er sagte, unausstehlich
brannten, -- +Gicht durch Vernässung+.

+Jeden zweiten Tag+ ein eben beschriebenes +warmes Bad+, jeden
+dritten+ oder +vierten Tag+ die Anwendung mit dem +Sack+ haben den
Mann in kurzer Zeit gänzlich von seinem Übel befreit. Die +Hände+ hat
er sich +über die Nacht in angeschwellte Heublumen+ eingebunden.

Ein +armer Hausvater+ bekam heftiges Gliederreißen. Ob es von der Gicht
oder von einem anderen Übel herrührte, wußte er nicht; er fühlte nur
entsetzliche Schmerzen, die ihn berufsunfähig machten.

Es war gerade die +Heuernte+. Ich riet ihm, er solle +auf seinen
Heustock gehen+, der eben in +Gärung sei+, dort eine Art Grube in das
heiße Heu machen und sich in das +heiße Heugrab+ legen, mit heißem Heu
auch sich zudecken, so daß nur mehr der Kopf herausschaue. Er tat’s und
schwitzte in einer Viertelstunde schon dergestalt, daß der ganze Körper
wie im Wasser schwamm. +Sechsmal innerhalb zehn Tagen+ stieg der Bauer
+in so ein Heubad+, und es hat ihn gründlich kuriert.

Nicht einem jeden würde ich solches raten. Aber nur derjenige, der
es selbst probiert, kennt die +große+ und +auflösende Kraft solchen
Heudampfes+. Recht alte, tief eingewurzelte Übel können oft durch
solchen unschädlichen Dampf ausgeleitet werden. Nach meiner Praxis
würde +derjenige+ diesen Heudampf +am wirksamsten+ brauchen, der
+unmittelbar vom Dampfbade weg ganz rasch ein kaltes Halbbad+ nähme mit
Waschung des Oberkörpers. Letzteres kräftigt zugleich ungemein.

Das ist +nicht so dumm+ und +überspannt+, wie manchem dünken
möchte. Das bewiesen neben vielen anderen einmal besonders zwei
hohe Praktikanten. Zwei Herren aus hohem Stande haben sich durch
ungefähr fünfzehn solcher Heudampfbäder dermaßen erholt, daß es ihnen
unbegreiflich vorkam, wie durch so einfache Mittel, in so einfacher
Weise eine Um-, gleichsam Neuschaffung im Organismus zustande gebracht
werden könne.

Ich stehe nicht an, zu behaupten, daß +schwächere Rheumatismen+,
+Krämpfe+, gewöhnlich Überreste und Überbleibsel nach schweren
Krankheiten, leicht durch zwei bis vier solche Heudampfbäder
vollständig zu entfernen wären.

Du siehst, mein lieber +Landmann+, was für Schätze du im Hause hast!
Probier’s einmal! Im Sommer, im Heuet, wenn du recht müde bist, wirf
ein paar Handvoll Heu oder Heublumen in heißes Wasser und laß es lau
werden! So ein Fußbad von fünfzehn Minuten wird dir die Müdigkeit aus
allen Gliedern ziehen.

Und wenn du einmal so ein Reißen oder Brennen verspürst, sei
vernünftig! Du gönnst das Heilkraut jeden Tag deinen Vierfüßlern. Laß
dessen Heilkraft auch mal deinen eigenen Körper kosten!

Ein Wirt erzählt:

„Ich habe oft so reißende Schmerzen im Kopfe, besonders wenn das Wetter
anders wird, daß ich unfähig bin, meinem Berufe nachzukommen. Es kommen
die Schmerzen in den Rücken, besonders auch in die Oberschenkel; wenn
sie aber in die Füße kommen, kann ich nicht mehr gehen. Trinke ich ein
Glas Bier, so kommt der Schmerz ganz schnell in den Kopf. Weil ich es
schon Monate hindurch so stark habe, ist mir jede ordentliche Arbeit
unmöglich, und das Leben wurde mir schon oft recht entleidet.“

Die Anwendungen waren folgende: 1) In der Woche zwei warme
Haberstrohbäder, 30° ~R.~, von einer halben Stunde; darauf kräftig
abwaschen oder ein kurzes kaltes Bad. 2) Jeden Tag einen Oberguß mit
Knieguß. 3) In der Woche dreimal ganz waschen, so rasch als möglich,
im Schweiß oder im Bette nachts. 4) Täglich am Morgen und am Abend
eine Tasse Tee von fünf bis sechs frischen Holderblättern, fein
zerschnitten, fünf Minuten lang gekocht.

In vier Wochen war dieser Wirt vollständig gesund, so daß seine
Bekannten sein Aussehen als geradezu verjüngt erklärten.

Damit weiterhin diese Krankheit sich nicht wieder einniste, kann er
alle Monate ein solches Bad nehmen und jede Woche ein- bis zweimal sich
ganz waschen im Schweiß oder in der Nacht vom Bett aus.

Ein Gewerbsmann kommt und erzählt: „Bei mir sind beide Füße stark
angeschwollen, ganz steif, und ich bin nie ohne Schmerzen, kann oft
nicht eine Stunde in der Nacht schlafen; besonders in den Gliedern
ist der Schmerz am heftigsten; meine Arme sind auch ganz steif und
tun mir recht wehe; Appetit hätte ich; aber wenn ich esse, treibt es
mich auf, so daß ich kaum mehr zu atmen vermag; ich kann fast gar
nicht mehr gehen und bin so voll Schwindel, besonders beim Aufstehen,
daß ich kaum mehr weiß, wo ich bin. Ärzte habe ich viele gehabt, habe
recht viel eingenommen, aber soweit ich urteilen kann, hat sich meine
Lage bei allem, was ich versucht habe, nur verschlimmert; ich habe mir
schon oft den Tod gewünscht.“ Der Betreffende war ziemlich stark und
sah mehr einem wohlgenährten Bräumeister gleich als einem Gewerbsmann,
obwohl er nur einfache Kost hatte und nicht besonders viel Bier trank.
Er war ungefähr fünfzig Jahre alt. Nach Aussage der Ärzte sollte
Herzverfettung die erste Ursache zu diesem Elende sein.

In fünf Wochen war dieser Kranke von seinen vielen Übeln befreit,
und er freute sich, seine Gesundheit wieder vollständig erlangt zu
haben. Was hat ihm geholfen? 1) Die Füße wurden zuerst jeden Tag, dann
jeden zweiten und später jeden dritten Tag mit Heublumen eingebunden,
nämlich die Heublumen kamen auf die bloße Haut, ein Tuch wurde
darüber gewunden, und zwar warm, zwei bis drei Stunden lang. 2) Jeden
zweiten und später jeden vierten Tag mußte er ein Hemd anziehen, in
Heublumen-Absud getaucht. Als die Geschwulst an den Füßen großenteils
verschwunden war, bekam der Kranke jeden Tag einen Oberguß und Knieguß
und auch Halbbäder. Dies wurde fünf Wochen fortgesetzt.


=Grieß-= und =Steinleiden=.

Gar oft kommt es vor, daß Grieß und Stein sich bilden in der +Blase+
und in den +Nieren+. Wer je einen solchen Leidenden gesehen oder solche
Leiden selbst erduldet hat, kennt +diese fürchterlichen Schmerzen+. Die
Heilung mit Wasser ist sicher und schmerzlos, somit die leichteste und
beste.

+Obenan+ stehen hier die +Haberstrohbäder+. Es wird Haberstroh (wer
dieses nicht zur Hand hat, nehme +Zinnkraut+ oder +saures Pferdeheu+)
gesotten, gegen eine halbe Stunde lang, und der Absud zu einem warmen
Bad bereitet mit ungefähr 30° ~R.~ In dem Bade bleibt der Kranke
eine Stunde und wäscht sich, damit das warme Bad ihn nicht zu welk
mache, unmittelbar nach dem Aussteigen aus der Wanne mit frischem
Wasser kräftig ab. Solche Bäder können +in der Woche+ drei genommen
werden. Nebenbei dienen vortrefflich in der Woche +zwei bis drei kurze
Wickel oder+ statt derselben +nasse Auflagen über die schmerzlichen
Teile+ (ein Linnentuch vier- bis sechsfach zusammengelegt, darüber
die gewöhnliche, luftabschließende Umhüllung). Beide Anwendungen sind
selbstverständlich stets nur +im Bette+ vorzunehmen. Sie lösen die
Grießsteine in Blase und Nieren auf und leiten dieselben aus. Doch soll
gerade bei diesen Leiden +der Tee+ nicht vergessen werden. Obenan steht
der +Hafertee+.[39] +Hafer+ wird eine halbe Stunde lang gesotten, und
von dem Absud werden täglich zwei Tassen getrunken. Stärker noch als
Hafertee wirkt Tee von +Haberstroh+, der auf dieselbe Weise bereitet
wird. +Zinnkrauttee+ ist kaum von einem anderen übertroffen. Noch nenne
ich die +Hagebutten+, die gesotten gleichfalls einen recht heilsam
wirkenden Tee abgeben; nur muß er längere Zeit hindurch genommen
werden. Die Erfahrung lehrte mich, daß er besonders vor weiterer
Ausbildung solcher Steine schütze. Die oben genannten +Anwendungen
sollen zwei bis drei Wochen+ zur Hälfte vorgenommen werden. Das Leiden
wird sich unter dem Segen des Arztes aller Ärzte sicher verlieren.

+Ein Herr+, der nach meiner Weisung verfuhr, erzählte mir, es seien
bei ihm innerhalb einiger Wochen +viele hundert Steinchen+ abgetrieben
worden.

+Ein anderer Herr+ litt dermaßen an Grieß und Steinen, daß die
Salzschärfe von innen selbst in die Füße drang, an denen sich eine
Unzahl kleiner Geschwüre bildete. Mitunter quälte den ganzen Körper ein
höchst unangenehmes Kitzeln und Beißen und Brennen. +Dreißig Bäder+
innerhalb eines Jahres, der +spanische Mantel+, wöchentlich ein paarmal
angezogen, Tee von obigen Sorten entfernten das Leiden und seine
peinlichen Folgen vollständig.

Zum Schlusse noch +ein Wort an die jüngere Generation+, die so gerne
das Alte verwirft, weil es eben alt ist und auf Vorurteilen oder
Ungewißheit oder Bigotterie beruht, wie sie meint, und die stets und
mit Hast nach Neuem strebt und greift.

+Für alle Leiden, die zahlreicher+ und +schmerzhafter+ auftreten, --
und dazu gehört das eben besprochene; denn die Zahl der Leidenden
ist Legion, und die Schmerzen sind oft zum Rasendwerden, -- +hat der
Schöpfer liebevoll und weise vorgesorgt+. Auf der ganze Erde läßt
er die verschiedensten Pflanzen und Pflänzchen wachsen, welche die
Schmerzen lindern, das Übel bessern und heilen. Die Menschen zwar
haben -- und das hat der Fortschritt gebracht (ob das Fortschritt
ist?!) -- diese Heilpflanzen vielfach, ja meistens aus den sogenannten
Pharmakopöen, d. i. den Büchern, welche sämtliche Heilmittel enthalten,
als „unwissenschaftlich“ und als „veraltet“ ausgestrichen; der allweise
Schöpfer aber führt alle, jedes mit Namen, jährlich im großen Buche
der Natur wieder auf. Keines noch hat er gestrichen, keinen Strauch
und kein Blatt am Strauch; des Menschen wegen sind sie da, zu seiner
Freude, zu seiner Wohlfahrt. Wer hat recht? Merkwürdig! Jedes Tier,
besonders jedes wilde Tier, entspricht, wenn auch naturnotwendig, den
weisen Absichten seines Herrn und Schöpfers. Vom Instinkt, vom inneren
Naturdrang getrieben weiß es bei jedem Schmerz, bei jeder Wunde das
heilende Kraut aufzufinden. Unsere Altvordern und mancher, der bald in
die Grube steigt, dessen Ansichten mit ihm selbst längst aus der Mode
gekommen, taten ebenso.

Ich lobe den Fortschritt in vielen Wissenschaften und freue mich
desselben. Aber nicht alles ist auch in Wahrheit Fortschritt, was diese
modern klingende Aufschrift trägt.

Mein Büchlein ist in erster Linie für Arme und für Kranke auf dem Lande
geschrieben, und ihnen sage ich: „Danket eurem Schöpfer auch für diese
guten, ja oft besten Gaben und beneidet die anderen, die Reichen,
nicht!“

„Bleibt ruhig bei euren unschuldigen Pflanzenmitteln! Ob dieselben
innerlich oder äußerlich angewendet werden, ihr habt (selbst wenn sie
in +einem+ Falle nicht richtig gewählt werden) die Versicherung, daß
sie euch nichts schaden können. Lasset den Reichen ihre Mineral- und
Giftstoffe, mögen sie was immer für Namen führen und in der weiten Welt
wo immer zu finden sein!“

„+Das würde mich schmerzen+, wenn auch ihr +Gottes+ Gabe, die
Heilpflänzchen, die der Herr vor eurem Hause, auf dem Acker, auf der
Wiese wachsen läßt, mit Füßen treten würdet. Da könnte und möchte auch
ich, der ich es sonst so gut mit euch meine, euch nicht mehr helfen!“


Hämorrhoiden.

Die Hämorrhoiden (+Goldadern+ nennen sie die gewöhnlichen Leute)
können teils mit zum +Erbteil+ der Eltern gehören, teils +in Folge der
Lebensweise+ entstehen. +Stubensitzer+, +Aktenmenschen+, +Studierte+,
+Feinschmecker+ usw. werden viel von dieser Blindschleiche geplagt.
Der Landmann, der jahraus jahrein Kartoffeln und einfache Mehlkost ißt
und das Fleisch nur an den Sonn- und höheren Festtagen sieht, bei dem
an Stelle des Bieres und starker Weine die Milch und der Apostelwein
(Wasser) tritt, der täglich draußen und daheim schwere Arbeit tut,
kennt diese Blutsauger oft kaum dem Namen nach.

Diese Hämorrhoiden sind ein +lästiges+, ein überaus lästiges, wenn auch
im Beginne und oft Jahre, ja das ganze Leben hindurch +ungefährliches
Übel+. Schon das +Jucken+ und +Brennen+ ist recht unangenehm, manchmal
sehr peinlich, peinlicher noch die +drückende Einwirkung auf das
Gemüt+; sie machen mißmutig, launenhaft, gereizt. Es gibt Fälle, in
denen sie das Leben schrecklich verbittern und die Gereiztheit bis zum
Wahnsinn steigern.

Daraus wird schon klar, daß Gleichgültigkeit und Mißachtung dieses
Leidens schlecht am Platze ist. Man soll sorgen, daß sich das Übel
nicht zu stark vermehrt, daß es mit der Zeit nicht einen bösartigen
Charakter annimmt.

+Doch was sind+ denn eigentlich +Hämorrhoiden+, +wie entstehen sie+?
Sicherlich hat jeder Leser schon einen Truthahn gesehen, auch die
häutigen Säcke, die ihm vorn am Halse hängen, bisweilen wie leere
Taschen ohne jeden Inhalt. Wenn aber so ein Welscher zornig wird, dann
füllen sich diese Säcke mit Blut, und die Taschen werden wie rote
Kugeln. Solche Kugeln, +blut-+ oder +schleimgefüllte Taschen+ sind die
Hämorrhoiden, mögen sie im oder am Körper auftreten, wo sie wollen,
+blinde+ oder +sehende+ (fließende, blutende) Hämorrhoiden sein.

+Die Adern+ sind elastische, dehnbare Röhren. Je mehr das Blut
ungeregelt an eine Stelle dringt, desto mehr dehnen sich die Adern
aus, am meisten da, wo das Blut sich sammelt, staut, gleichsam kleine
Blutteiche bildet. Es entstehen kleine Knoten wie Warzen an der Hand
oder im Gesicht, und diese Knoten sind mit Blut gefüllt. Treten
dieselben innerhalb des Körpers im Mastdarm usw. auf, so heißen sie
die blinden Hämorrhoiden; dagegen nennt man sie die sehenden, wenn die
Knoten außerhalb am After erscheinen.[40]

Von Zeit zu Zeit brechen solche Knoten auf, und ihr Inhalt ist brauner
Schleim, häufig jedoch reines Blut. Beim Aufbrechen der Knoten wird
dem Leidenden leichter und wohler; gefüllt und in großer Zahl bereiten
sie ihm viel Leid und manche Schwierigkeiten. Nicht bloß am After und
im Mastdarm bilden sich diese Aderauswüchse. Bei großer Entartung
kommen sie selbst im Innern des Körpers an den Blutgefäßen vor. Wie die
Plünderer sich den regulären Truppen anschließen, so verfolgen diese
Blutsauger die Adern, besonders die Hauptadern.

+Je zahlreicher+ die Knoten auftreten, und +je öfter sie
aufbrechen, um so schadhafter+ müssen die von ihnen besetzten Teile
werden. Daher kommt es nicht selten vor, daß an den betreffenden
Stellen bösartige, unheilbare Geschwüre entstehen, wie Mastdarm-Krebs,
-Fisteln, -Geschwüre usw.

+Überaus peinliche Mehrung+ des Leidens können die sogenannten
+Madenwürmer+ bringen, kleine Würmchen im Innern des Mastdarmes. Wie
die Zacken in die Haut, so bohren sich diese in den Mastdarm ein. Bei
großer Anzahl zerfressen sie den Mastdarm, und die Folgen davon sind
leicht bösartige Geschwüre.

+Die Behandlung der Hämorrhoiden mit Wasser ist leicht+ und erzielt in
den meisten Fällen sicheren Erfolg.[41] Die Zahl derer, denen so Hilfe
ward, kann ich als sehr groß bezeichnen und beifügen, daß alle Fälle
glücklich verliefen.

Greifen wir +zuerst die Madenwürmer+ an, diese Afterblutegelchen, wenn
solche vorhanden sind! Sie verraten sich meist durch ein Zwicken,
Beißen, Nagen, Krabbeln in der Aftergegend (obgleich ein solches auch
jedesmal die Neufüllung der Knoten begleitet). Man nehme ein, zwei
oder drei +kalte Klistiere schnell nacheinander+ und lasse dieselben
gleich wieder abgehen. Kommt das kalte Wasser in den Mastdarm, so
hängen sich die Madenwürmer vom After gleichsam aus, wie der Blutegel
von der Blutstelle, wenn ich selbe mit Salz bestreue. Geht das Klistier
gleich wieder ab, so schwemmt es die losgelösten Peiniger mit hinaus.
Wiederholt man dieses zwei- bis dreimal, so gehen (das ganze Verfahren
kann wöchentlich zwei- bis dreimal stattfinden) recht viele, zuweilen
alle ab.

Haben wir es mit +Hämorrhoidalknoten+ allein zu tun, so merke man sich
folgendes: +von Stellen+, wo +zu viel Blut+ hinströmt, muß dasselbe
+abgeleitet+ werden; Gefäße, die +zu sehr ausgedehnt wurden+ und eben
deshalb zu weit auseinandergehen, +sind zu verengen, Unreinigkeiten und
verlegene Ware auszuscheiden+.

+Für alle diese Zustände+ dient folgende Anwendung gut: Man bereite
sich im Bette einen +Unteraufschläger+, d. i. in unserem Falle ein
recht dickes, vielfach zusammengelegtes, ins kälteste Wasser getauchtes
Linnen, so lang, daß es den ganzen Rücken bedeckt und am untern
Ende bis über den After hinausreicht, +so breit+, daß es den Rücken
deckt. Darauf lege man sich drei Viertelstunden lang und wiederhole
die Anwendung wöchentlich drei- bis viermal. Sollte das Tuch vor den
verflossenen drei Viertelstunden warm sein, so werde es entfernt und
besser nochmals eingetaucht.

Als +fernere Anwendung+ tut es sehr gute Dienste, wenn solche Leidende
in der Woche drei- bis viermal +ein Sitzbad+ nehmen, kalt und kurz.
Man kann dasselbe an einem halben Tage oder auch +nachts+ vom Bette aus
zwei- bis dreimal wiederholen, nie länger als ein bis zwei Minuten.
Auch diese Anwendung wirkt wie die obige zugleich auf die vorhandenen
Hämorrhoiden und deren Entstehungsursachen im Unterleibe.

Wer bei vorhandenen Hämorrhoiden in +jedem Vierteljahr innerhalb ein
bis zwei Wochen eine der beschriebenen Kuren+ durchmacht, darf sicher
sein, daß das Übel ohne alle erheblichen Folgen bleibt und, wenn es
nicht ganz verschwinden sollte, gewiß nie lästig wird. Wem solches
zu anstrengend erscheint und zu schwer, dem weiß ich in Gottes Namen
keinen Rat.

Bezüglich der +Nahrung+ mache ich nur auf +einen Punkt+ aufmerksam,
der nach meinem Dafürhalten nicht genug gewürdigt wird. Viele der
Hämorrhoidarier haben angefangen, statt des modernen Hausbrotes
+Kleienbrot+ zu essen, und sie behaupten, seit dieser Zeit verspüren
sie von dem Leiden durchaus keine erhebliche Belästigung mehr, wenn
dasselbe auch nicht vollständig gehoben sei. Dieses +Kleienbrot+ möchte
ich +sehr empfehlen+, es sollte eine Zukunft haben. Nicht bloß bei
einzelnen, allgemeine Verbreitung sollte es finden (auch aus anderen
Gründen) als gesundes, kräftiges Nahrungsmittel. Aber wohl gemerkt,
nur das echte Kleienbrot, nicht das verfälschte oder nachgeäffte! Die
strafbare Verfälschungssucht hat sich leider auch schon dieses Artikels
bemächtigt. In einer Großstadt des Auslandes fand ich einst Kleienbrot
(dasselbe ist bekanntlich sehr schwer) so leicht wie anderes Brot. Ich
durchschnitt den Wecken. Inwendig war es Brot wie anderes Brot; nur
über die Rinde her hatte der kluge Bäcker die Kleie gestreut, wie man
sonst Kümmel oder Anis streut. Ich fügte meiner Apotheke zum Schlusse
das Rezept für Kleienbrotbereitung bei; s. oben S. 159.


Halsbräune.

Ein Vater kommt und klagt, seine Tochter, vier Jahre alt, habe die
Halsbräune. „Das Kind hat es,“ sagt er, „gerade wie die drei anderen
Kinder, welche alle gestorben sind. Sie starben sehr schnell; auch
dieses Kind wird schnell sterben. Schon kann es fast nicht mehr atmen
und nicht mehr husten. Kopf und Leib sind ganz aufgetrieben. Was soll
ich tun? Vier Stunden brauche ich, um den Arzt zu holen, und bis dahin
ist mein Kind tot.“ Die +Antwort+ lautete: „Hausvater, gehe gleich
heim, mache etwas +Wasser+, das mit Essig gemischt ist, +heiß+, tauche
ein +Handtuch+ ein, winde dieses aus und +wickle+ damit den +ganzen
Hals+ des Kindes gut ein! Darüber bringe noch ein trockenes Tuch und
lasse den also übergelegten Wickel drei Viertelstunden lang liegen!
Dann tauche das Tuch von neuem in Wasser und Essig! So fahre sechs
Stunden lang fort, aber alle drei Viertelstunden den Umschlag von neuem
naß machend! Nach Verlauf der sechs Stunden mache den Hals frei, ihn
leicht bedeckend! Sodann appliziere dem Kinde mit demselben Handtuch,
das du zu diesem Behufe wieder in Wasser und Essig eintauchst, einen
+kurzen Wickel+! Darüber lege eine trockene Hülle und decke das kranke
Kind gut zu, sorgfältig, aber nie zu stark! So soll die Kleine eine
Stunde lang ruhen bleiben. Nach einer Stunde entferne die Hülle und
lasse das Kind, nicht mehr als gewöhnlich bedeckt, im Bette liegen!
Sollte nach sechs bis acht Stunden noch schweres Atmen und Husten
vorhanden sein, so kannst du den Umschlag um den Hals nochmals, wie
oben gesagt, erneuern und denselben ein bis zwei Stunden lang umlegen.
Wenn er nach Verlauf einer Stunde recht heiß ist und dem Kinde recht
bange werden sollte, so tauche das Tuch von neuem ein! Du wirst die
Wirkung erfahren.“

Der Vater tat, wie ihm befohlen, und nach 30 Stunden war das verloren
geglaubte Kind wieder gesund, frisch und munter.

+Heilung+ wäre +auch dann+ erfolgt, wenn man das Tuch in +recht kaltes
Wasser+ (mit halb Essig) eingetaucht und das Eintauchen alle drei
Viertelstunden erneuert hätte. Bei Nichtabnahme der Hitze hätten +noch
die Füße bis über die Waden mit eingewickelt+ werden können.


Halsleiden.

Andreas fängt zu erzählen an, wie folgt: „Ich kann fast nicht mehr
reden, manchmal will’s gar nicht mehr gehen. Ich hatte so einen arg
bösen Finger. Damals habe ich’s das erstemal bekommen, daß ich nicht
mehr reden konnte; jetzt wird mein Finger wieder bös. Sonst habe ich
den besten Appetit, und es fehlt mir gar nichts. Der Arzt hat gesagt,
das Halszäpfchen sei zu lang und müsse abgeschnitten werden. Das will
ich aber nicht tun lassen.“

+Das Aussehen des Mannes+ zeigt einen etwas gefüllten, aufgedunsenen
Kopf; die linke Seite desselben, vom Ohre abwärts, zeigt eine kleine
Anschwellung. Man sieht recht gut, daß das Normalgesicht etwas gestört
ist, und Kopf und Hals sind mehr noch als im Äußeren im Inneren
angelaufen, aufgedunsen, daher im allgemeinen Verengung in diesen
Organen, daher die Halsbeschwerden. Unstreitig ist der +kranke Finger
das erstemal nicht gehörig geheilt, der Giftstoff nicht ganz entfernt+
worden. Wer den Krankheitsstoff jetzt völlig ausleitet, den Körper
säubert, der hat auch dem Halse geholfen. Zu dem Zwecke wirke man
+ableitend+ zuerst +auf den ganzen Körper ein+, sodann im +besonderen
auf die Kopfteile+. Ersteres geschieht durch die Anwendung des
+Sackes+ und die +Umlegung des Schals+. Der Sack steht dem Bauersmann
am ehesten zu Gebote. Er schlüpfe in denselben, nachdem er ihn
zuvor in +Haberstrohabsud+ eingetaucht hat. Dieses tue er drei Tage
nacheinander, je 1½ Stunden. Vom vierten Tage an beziehe er die nicht
mehr ungewohnte Wohnung jeden dritten Tag. Den Schal trage er täglich
eine Stunde lang. +Nach vierzehn Tagen+ kann er +Ganzwaschungen+
vornehmen zweimal in der Woche, und +einmal in der Woche+ soll er den
+spanischen Mantel+ tragen. Wenn das +Halszäpfchen+ noch Beschwerden
macht, kann er ein +paar Kopfdämpfe+ vornehmen, natürlich an
verschiedenen Tagen. Dem Übel wurde gründlich gesteuert.

Ein Priester erzählt: „Im Laufe des Sommers 1887 verspürte ich
zeitweilig ein leichtes Schmerzgefühl im Hals, das vorübergehend und
mit leichtem Hustenreiz verbunden war. Bei längerem Reden in der
Katechese, auf der Kanzel und im Beichtstuhl wurde die Stimme nach und
nach kraft- und klanglos und drohte zu versagen. Das Übel steigerte
sich in den Monaten September und Oktober; es entstand ein heftiger
Rachenkatarrh, und der Arzt fand auch die obere rechte Lungenspitze
affiziert. Ein drei monatlicher Aufenthalt in Meran, Pinseln und
Gurgeln und Bergsteigen, nichts vermochte das Leiden zu entfernen. Um
Neujahr herum war ein Arzt sogar in Versuchung, eine kleine Operation
vorzunehmen, doch unterblieb sie. Endlich entschloß ich mich am 25.
Januar, da mein Urlaub dem Ende zuneigte, in sehr gedrückter Stimmung
Meran zu verlassen und Wörishofen aufzusuchen. Die Wasseranwendungen,
täglich zweimaliger Oberguß und Wassergehen, brachten mir alsbald
Erleichterung im Hals; der Schmerz nahm ab, die Stimme wurde kräftiger
und bekam wieder Klang, und an Lichtmeß vermochte ich schon in D. eine
kurze Homilie und ein Amt zu halten. Aber die Stimme war noch heiser,
und ich hatte nachher auch eine ganz leichte Schmerzempfindung im Hals,
die aber bald wieder aufhörte. Von acht Tagen zu acht Tagen verspürte
ich Besserung. Nach drei Wochen war meine Stimme so kräftig und rein
wie früher; ich konnte wieder in die Seelsorge eintreten und meinen
Pflichten voll und ganz nachkommen.“


Harnbeschwerden.

Eiligst wurde ich einst zu einem 70jährigen Zimmermann gerufen, um
ihn möglichst schnell für die Ewigkeit vorzubereiten. Er habe, hieß
es, entsetzliche Schmerzen, er könne nicht mehr Wasser machen. Bald
stand ich im Hause des Kranken. Allein als Seelsorger konnte ich
nichts machen; denn der Mann lief in seinem Zimmer umher und schrie
vor Schmerzen; keinen Augenblick konnte er ruhig bleiben. Mit ihm
jammerte und weinte seine Frau, die ratlos dasaß. Ich gab ihr an,
+eiligst strudelndes Wasser zu machen+ und zugleich +einen Leibstuhl
herzurichten+. In den Topf solle sie +eine Handvoll Zinnkraut+ bringen.
Ich bemerke, daß der Arzt zwei Stunden weit entfernt wohnte, und gewiß
hätte derselbe den Mann nicht mehr unter den Lebenden getroffen. Das
Wasser sprudelte, die Frau goß es in den Topf über das Zinnkraut.
Der Kranke ging auf den Stuhl und ließ den heißen Zinnkrautdampf die
schmerzenden Stellen beräuchern. So solle er, befahl ich, 20-30 Minuten
sitzen bleiben und darauf ins Bett gehen. In einer Stunde, fügte ich
bei, werde ich wieder kommen und ihn zum Sterben vorbereiten. Nach
einer Stunde kam ich, fand den Mann aber ganz ruhig im Bette in großem
Schweiße. Freudigst erzählte er mir, es seien schon +zwei Liter Wasser
abgegangen+, und er fühle nicht mehr die geringsten Schmerzen. Die
Vorbereitung zum Sterben konnte unterbleiben. Tags darauf nahm der Mann
nochmals so einen Dampf zwanzig Minuten lang; am dritten Tag hielt er
Rasttag, und am vierten ging er wieder an sein gewohntes Handwerk.

+Der Mann hatte sich erkältet+ und so das Übel sich zugezogen.
Unglaublich ist es, was so ein einfaches Kräutlein, schnell und richtig
angewendet, in den bittersten Leidensstunden an Hilfe bringt.

+Ein Bauer+ bekam ein +ähnliches Leiden+. Beim größten Drang und
unter namenlosen Schmerzen wurde ihm vom Arzte mit dem Katheter
Wasser abgezogen. Der Katheter brach, und zu dem alten Leiden kam ein
neues, fast noch furchtbareres. Es war ein Martyrium, bis endlich
das abgebrochene Stück aus dem Leibe war herausgebracht worden. Eine
schreckliche Entzündung bildete sich, so daß an einen Katheter nicht
mehr zu denken war. Der Arzt suchte durch ein Instrument in die Blase
einzudringen. Doch der zweimalige Stich mißlang, und der Arzt ordnete
an, der Kranke solle schleunigst auf den Tod vorbereitet werden,
Rettung sei keine mehr möglich. Der betreffende Priester kam bald.
Zufällig hatte dieser von dem Mittel gehört, mit dem ich den ersten
Fall geheilt. Rasch wurde es auch hier angewendet, und die Wirkung
blieb nicht aus. Die Blase entleerte sich, alle Entzündung hob sich,
und der Kranke wurde vollständig gesund. +Täglich+ nahm er +zwei
solcher Dämpfe+.

+Noch kann empfohlen werden+, neben der äußerlichen Anwendung +aus
Zinnkraut einen Tee zu machen+ und diesen Tee (täglich eine Tasse auf
zwei bis drei Portionen verteilt) zu trinken.

+Ein armer Taglöhner+ hatte mehrere Wochen hindurch große +Beschwerden
der angegebenen Art+. Das Übel steigerte sich von Tag zu Tag. Er
wendete +Zinnkraut-Dämpfe+ an; doch sie wollten dieses Mal so gute
Wirkung nicht hervorbringen. +Die Dämpfe allein+ waren +zu schwach+,
ihre Wirkung mußte durch eine weitere Anwendung verstärkt werden. So
wurde Zinnkraut ausgesotten, ein +vierfach zusammengelegtes Linnen in
den heißen Absud getaucht+, dieses etwas ausgewunden und so auf die
leidende Stelle gelegt. Täglich ein Zinnkrautdampf und täglich eine
solche Auflage während zwei Stunden, das genügte. In wenigen Tagen war
das Übel geheilt. +Erkältung+, wie beim ersten Fall, war auch hier die
Ursache des Leidens, wenn auch nicht die einzige Ursache; Nebenumstände
traten hinzu. Der freigewordene Urin ließ erkennen, daß viel „Krankes“
im Innern gelöst wurde.

Bei einem ähnlichen Falle habe ich statt des Zinnkrautes +warmes
Wasser, mit Essig gemischt+, angewendet. Die also genetzten und
übergelegten Tücher taten dieselbe gute Wirkung.

+Eine Hausmutter+ lag schon neunzehn Wochen zu Bette und gebrauchte
immer ärztliche Hilfe. Die Ärzte erklärten das Übel als +Blasenkrebs+.
Die Schmerzen waren oft so groß, daß die Nachbarn die arme Frau
schreien hörten. An ein Aufkommen wurde längst nicht mehr gedacht.
Ich riet dem armen Weibe, es solle +Zinnkraut+ sieden, ein Tuch in
den Absud tauchen, in das etwas ausgewundene Tuch das +ausgekochte
Zinnkraut selbst+ legen, einbinden und so vorne auf die schmerzhafte
Stelle legen oder binden. Nach der ersten Anwendung fühlte die Kranke
Linderung. Sie tat so fünf Tage lang, drei- bis viermal täglich,
jedesmal gut gemessene zwei Stunden. Dreimal +täglich+ nahm die Frau
auch innerlich +Zinnkrauttee+. Am fünften Tage ging ein Salzstein ab
unter unsäglichen Schmerzen. An dem ausgeschiedenen Steine konnte man
recht deutlich sehen, daß sich Teile davon abgelöst hatten. Das Übel
war gründlich kuriert, der fatale Krebs mitsamt den Scheren richtig
gefangen.

Ein 64 Jahre zählender Mann, sonst kräftig und gesund, konnte nicht
mehr das Wasser lassen. Er ließ den Arzt rufen. Dieser gebrauchte den
Katheter und erklärte, daß es für dieses Übel keine Medizin mehr gebe.
In der Tat mußte er alle 24 Stunden zu der unliebsamen Operation geholt
werden. Nach vier Tagen stellte sich im ganzen Körper des Mannes große
Fieberhitze ein, und, was ganz fatal war, er sollte nichts trinken.
Zwei Übel quälten so den armen Körper. Der Arzt hatte wenig, fast
keine Hoffnung mehr. Ich wurde befragt und gab den Rat, der Kranke
solle mit dem Rücken auf ein mehrfach zusammengelegtes, in warmes
Wasser getauchtes Linnen sich legen, drei Viertelstunden lang, dasselbe
Tuch sodann neu eingetaucht dem Unterleibe applizieren (+Unter-+
und +Oberaufschläger+) in der Dauer einer Stunde. Schon nach der
ersten Anwendung gingen 1½ Liter Wasser ab. Dieselbe wurde im Anfange
täglich zweimal, nach einiger Zeit nur einmal erneuert. +Nach innen+
nahm der Patient täglich in drei Portionen oder Absätzen +eine Tasse
Tee+ von +Zinnkraut+, +Wacholderbeeren+ oder +Attichwurzeln+ (fünf
Minuten in Wasser gesotten). +Rosmarin+, in Wein angesetzt, selbst
+Wacholderbeeren+ allein, in Wasser gesotten und als Tee getrunken,
hätten gleichfalls gute Dienste getan. Das erste Übel mit seinen
Schmerzen ließ nach, auch die Hitze verschwand gänzlich. Der Mann fühlt
sich seit dieser Kur gesünder als früher.

Ein Bauer, ungefähr 42 Jahre alt, erzählt:

„Ich bin seit vier Jahren leidend, und mein Leiden steigert sich von
Monat zu Monat; ich habe Beschwerden beim Wassermachen. Über eine halbe
Stunde auszuhalten ist mir unmöglich, und wenn es länger andauert, so
steigert sich das Leiden derart, daß ich heftige Krämpfe bekomme, und
erst wenn diese Krämpfe ausgetobt, geht nur wenig Wasser ab. Ich habe
schon viele Ärzte gehabt, geholfen hat gar nichts; habe 80 Flaschen
Mineralwasser getrunken auf Empfehlung eines Münchener Arztes; ein
klein wenig half es, aber das Übel ist nicht im geringsten gehoben. Ich
muß jede halbe Stunde die Nacht hindurch aufstehen, und dann geht ein
wenig Wasser ab, und geschieht dies nicht, so mache ich das Leiden
immer noch bitterer. Ich bin sonst ganz gesund, habe, wie jedermann
sagt, ein gutes Aussehen, trinke selten Bier; es wird darauf nur noch
schlimmer, und ich war nie besonders daran gewöhnt. Was ist zu tun?“

Anwendung: 1) In der Woche zwei warme Bäder von gesottenem Haberstroh,
30-32°; zehn Minuten ins warme, dann eine halbe Minute ins kalte, dann
wieder zehn Minuten ins warme Bad, so dreimal. 2) Die übrigen Tage,
an jedem Tag ein kurzer Wickel von unter den Armen bis an die Knie,
ebenfalls in Haberstrohwasser getaucht, wenn’s geht, eine Stunde lang;
so 12-14 Tage fortmachen. 3) Täglich drei kleine Tassen Tee trinken von
Zinnkraut und Wacholderbeeren, zehn Minuten lang gesotten.

Ein Knecht bekam große Beschwerden im Urinieren. Es ging nur wenig und
langsam Harn ab und unter heftigen Schmerzen.

Der Arzt erklärte, nicht anders helfen zu können als durch Entleerung
mit Katheter einige Zeit hindurch jeden zweiten Tag. Das Übel nahm
indes immer mehr zu, die Schmerzen steigerten sich.

Der Knecht nahm nun täglich zweimal je 25-30 Tropfen von Wacholder-
und Hagebutten-Geist in einem Weinglas voll Wasser. Schon in einem
halben Tage merkte er Besserung, nach zehn Tagen war das Übel
ziemlich gehoben. Zur Abwechslung nahm er noch weiter den einen Tag
Wermuttropfen statt der obigen und wurde so in kurzer Zeit befreit.

Recht empfehlenswert ist für solche Zustände, für Blasenleiden,
überhaupt für Grieß, einen Absud zu trinken von +Blättern des schwarzen
Johannisbeerstrauches+. -- Solcher Tee hat selbst in ganz schwierigen
Fällen schon vorzügliche Dienste getan.


Heiserkeit.

Ein Mädchen mit elf Jahren hatte die Stimme seit mehreren Monaten
so verloren, daß sie nur mit größter Mühe auf krächzende Weise
sich verständlich machen konnte. Die Farbe war ganz weiß, die
Augen bläulich, und dabei bemerkte man hochgradige Abmagerung und
Entkräftigung. Die Naturwärme war wie verschwunden, auch kein Appetit
war mehr da außer zu etwas Bier und Wein.

Innerhalb zwei Monaten war das Mädchen gänzlich geheilt und gekräftigt,
und zwar durch folgende Anwendungen: 1) Täglich zwei- bis viermal
barfuß im Gras gehen. 2) In der Woche drei- bis viermal einen Schal
umlegen. 3) In jeder Woche viermal ein Sitzbad. 4) Bei warmer
Temperatur während der letzten drei Wochen im Sonnenwasser baden,
dreimal wöchentlich.

Die Kost bestand in einfacher Hausmannskost, besonders in Milch,
halbtageweise einen Eßlöffel voll jede Stunde.

Nach eingetroffener Nachricht ist das Mädchen jetzt ganz wohl und
gesund.

Ein geistlicher Herr litt an Heiserkeit, und zwar stets vom Oktober bis
Mai. Er versuchte alles, zog mehrere Ärzte zu Rate, aber umsonst. Das
Leiden blieb das alte vierzehn Jahre hindurch. Endlich suchte er bei
mir Hilfe, und in auffallend kurzer Zeit bekam er sie.

Der Herr mußte täglich bis an die Knie ins Wasser stehen und zugleich
beide Hände in dasselbe halten. Außerdem mußte er Ganzwaschungen
vornehmen, meistens beim Aufstehen oder während der Nacht beim
Aufwachen.

Schon nach zwölf Tagen war das jahrelange Leiden gänzlich verschwunden,
und seit 16 Jahren hat es sich nie wieder eingestellt.

Ein Beweis, wie gründlich das Wasser heilt.


Herzleiden.

Unzählig viele in unseren aufgeregten Zeiten lebende Menschen werden
als nerven-, magen- und herzleidend bezeichnet. Das Herz, der Magen
und die Nerven, das sind die Sündenböcke, die für gar vieles herhalten
müssen. Wenn einer 20, 30 Jahre gesund war, wenn er bis dahin, ich
möchte sagen, gar nie fühlte, wo sein Herz liegt, und er fängt zu
kränkeln an, da soll’s auf einmal ein Herzleiden sein, vielleicht gar
noch ein organischer, unheilbarer Herzfehler. Wohlfeile Ausreden!
Meine ganze, bisherige Erfahrung -- es sind mir unzählige solche
Fälle vorgekommen -- strafte die meisten dieser Herzfehler, ob sie
nun an den Adern, an den Klappen oder anderswo liegen sollten, Lügen.
Unter hundert Fällen, in denen die Betreffenden selbst sich entweder
für herzleidend hielten oder dafür gehalten wurden, fanden sich ganz
auffallend wenige mit wirklichen, ausgebildeten Herzleiden behaftete
Patienten vor. Das Herz gehörte mit zu den gesündesten Organen; aber
das ist wahr, es geschahen Einflüsse, Einwirkungen auf das Herz, die es
für den Augenblick leidend machten. Die gesündeste Katze wird schreien,
wenn man sie in den Schwanz kneift. Die beste Uhr wird nicht mehr
gehen, wenn ich die Uhrgewichte aushänge. Torheit wäre es, zu sagen,
die Uhr sei schlecht. Die wundervollste Flöte hat ausgeblasen, wenn ich
die Klappen zubinde oder verrosten lasse. Das gesündeste Herz kann in
seiner Tätigkeit gehemmt, gestört werden, wenn irgend ein Feind, der
im Körper sitzt, ihm sozusagen den Hals zuschnürt. Man suche diesen
Feind, man hebe gewisse Übelstände, und keine Spur eines Herzleidens
wird mehr vorhanden sein. Mich bringt es immer auf, wenn es nur heißt:
Herzleiden, Herzleiden! Man ängstigt ohne Grund die Leute und fügt
Aufregung zu der leider schon in übergenügendem Maße vorhandenen
Aufregung.

+Ein Mann+, in den besten Jahren stehend, klagte mir, er habe nach
Aussage der Ärzte ein Herzleiden; das Herz dehne sich zu sehr aus. Ich
erkundigte mich genau, ob er je krank gewesen sei. Er verneinte dieses,
fügte aber nach einigem Besinnen bei, das müsse er sagen, er habe an
einem Fuß (Bein) unter der Kniebeuge einen +Ausschlag+. Das war
mir genug. Die kräftige Mannesnatur selbst hatte sich in der wunden
Stelle sozusagen den Kanal gegraben, durch welchen sie die ungesunden
Säfte aus dem Körper ausschied. Meine Aufgabe bestand einzig darin,
der sich selbst heilenden Natur Kanal-Reinigungsdienste zu tun, d.
h. mitzuhelfen, daß ja aller kranke Stoff recht rasch und gründlich
hinausgeworfen werde. Auf das Herz geschah nicht die geringste
Einwirkung. Der Kranke bemerkte noch: +so oft der Ausschlag stärker
auftrete+, sei’s ihm um die +Herzgegend herum ganz wohl+;
wenn der Ausschlag aber ganz oder größtenteils verschwinde, dann
stelle sich jedesmal ein +fürchterliches Herzklopfen+ ein. Das
war alles Wasser auf meine Mühle. Der Mann erhielt +in der Woche
zwei kurze Wickel, einen Unterwickel, einen spanischen Mantel und
einen Fußdampf+. Wurde durch den spanischen Mantel auf den ganzen
Körper auflösend und ableitend eingewirkt, so durch den kurzen Wickel
hauptsächlich auf den Unterleib. Der Unterwickel vollendete die Arbeit
des kurzen Wickels, und der Fußdampf zog den etwa noch vorhandenen
Krankheitsstoff mit nachhaltiger Wirkung nach unten. In ungefähr drei
Wochen schied der Körper überaus viel, ich hoffe, alles Ungesunde aus.
Das Herzleiden war spurlos verschwunden. Wenn demnach in früherer Zeit
und auch nach Heilung des kranken Körpers kein Herzleiden da war,
kann und darf ich da nicht mit Fug und Recht behaupten, daß überhaupt
niemals und zu keiner Zeit ein solches vorhanden gewesen ist?

Nachts 10 Uhr wurde ich zu einer +Hausmutter+ gerufen, die
nicht mehr reden konnte des schweren, harten Atems wegen. Der
+Herzschlag+ war so stark, daß man seine Bewegung auf der
Bettdecke ganz gut bemerkte und sein Hämmern selbst in einiger
Entfernung deutlich hörte. Im Gaumen der Kranken schmeckte es ganz
süß; sie selbst fürchtete am Blutsturze zu sterben, woran auch ihre
Mutter in demselben Jahre bereits gestorben war. Der behandelnde
Arzt erklärte, es seien mehrere Leiden vorhanden, +in erster Linie
aber ein Herzleiden+. Die Hände und die Füße waren ganz kalt, und
fortwährend quälte ein Drang zum Husten.

Hände kalt, Füße kalt, ungewöhnlich starker Herzschlag! Was besagt
dieses? Es muß wohl alles Blut von der Ferne (den Extremitäten) seiner
ursprünglichen Heimat, dem Herzen, zugelaufen sein. Und es sucht wieder
einen Ausweg. Daher das Klopfen und Hämmern, als wollte es gleichsam
die Riegel (die Klappen) und die Herztore sprengen. Du hast ja schon
gesehen, was für einen Spektakel es gibt, was für ein Brausen und
Tosen, wenn bei starkem Regen das Wasser an einen Ort zusammenströmt
und keinen Ausweg mehr findet. Mit Gewalt will es sich Bahn brechen.

Der +fürchterliche Herzschlag+ der Frau wurde in fünf Minuten dadurch
bedeutend vermindert, daß ein +doppelt zusammengelegtes nasses Handtuch
auf den Unterleib gelegt+ wurde, wohin das Blut, welches sich, gut
behandelt, wie ein Kind an der Hand führen läßt, bald eine Ableitung
fand. Nach zehn Minuten war der Herzschlag ruhig; dem Herzen, worin
der Hauptfehler steckte, fehlte schon nichts mehr. Die Kranke nahm als
+weitere Anwendungen+ am ersten Tage im Bette zwei +Ganzwaschungen+
vor; am zweiten Tage bekam sie den +spanischen Mantel+, am dritten
einen +Kopfdampf+, am vierten einen +Fußdampf+. In dieser Reihenfolge
setzte sie die Übungen eine Zeitlang fort. Der Unterleib, der am
längsten nicht Vernunft annehmen wollte, war der +Hauptübeltäter+ und
bei dem heftigen Überfalle in der Nacht jedenfalls der Rädelsführer
und Anstifter gewesen. Das Wasser indessen kühlte zuletzt auch ihm das
Mütchen, und alles war wieder gut, sehr gut auch das Herz, dem, so viel
ich weiß, auch später nie mehr etwas gefehlt hat.

+Ein Herr von Stand+ war längere Jahre schon leidend und konnte
nur mit großer Mühe seinem Berufe nachkommen. Eine ungewöhnliche
Ängstlichkeit vermehrte seine Peinen. Das kleinste Vorkommnis brachte
ihm +Herzklopfen+, +Erregtheit+, +Furcht+. Seine Umgebung mußte sehr
vorsichtig sein im Berichterstatten: Freude und Leid bewirkten stets
Störungen im Herzschlag. Zur Sommers- wie Winterszeit mußte geheizt
werden, und es erheischte ein fortwährendes Aufpassen, daß die
Zimmer ja stets ihren bestimmten Wärmegrad hatten. Die berühmtesten
Ärzte wurden zu Rate gezogen; sie kamen bei den Beratungen darüber
überein, der Patient habe, abgesehen von angegriffener Lunge, Leber
und Hämorrhoiden, einen +organischen Herzfehler+, der wohl mit einem
Herzschlage enden werde. Der Herr starb wirklich. Des merkwürdigen
Leidens wegen wurde der Leichnam seziert. Und was stellte sich heraus?
Daß +Lunge+, +Leber+ und +Herz+ mit zu den gesündesten Organen
gehörten, daß sich +nur um das Herz eine Masse von Speck angesetzt+,
desgleichen auf der Brust eine Schichte Speck gebildet hatte. Der
Herr starb also eigentlich an Blutmangel. Das Blut ging aus, da es
durch Muskel- und Speckbildung gänzlich absorbiert, aufgezehrt wurde.
Ein Arzt selbst, der dabei war, hat mir dieses erzählt, und hat
hinzugefügt: „Bei diesem Falle ist die Wissenschaft wieder einmal
gründlich betrogen worden.“

+Ein Mädchen+ klagt: „So oft ich schnell gehe oder über etwas
erschrecke oder etwas fürchte, desgleichen so oft ein Unglück erzählt
wird, fühle ich stets einen argen Druck in der Herzgegend, und das Herz
klopft so heftig, daß ich Furcht bekomme, ich müsse plötzlich sterben.
Dabei werden Hände und Füße kalt, und in das Herz kommt eine große
Hitze. Ich habe eben, wie mir auch von zwei Ärzten gesagt worden ist,
ein +Herzleiden+.“ Ein Herzleiden natürlich, was könnte es denn anders
sein?

Wie klar, wie sonnenklar liegt hier die Sache! Wenn ein Kind unter der
Haustüre sitzt, und es kommt ein großer Hund, da schreit es, springt
auf und flieht erschreckt in das Haus hinein und ruft: „Mutter,
Mutter!“ Und wenn das arme Herz durch besondere Ereignisse erschreckt
wird, dann schreit und springt es gleichsam auf in heftigem Pochen,
und das Blut flieht von den Haustüren, den Ausgängen des Körpers,
den Extremitäten, ins Haus, ins Herz hinein, und dieses klopft dann
noch mehr und schreit, daß man es streckenweit hört. Was ist da
Auffallendes, wo ist da ein Herzleiden? Das Mädchen soll zu +allererst
alle unnützen+ und schädlichen +Einmummungen+ und +Einhüllungen+ usw.
ablegen, dann mit +leichteren Abhärtungsmitteln+ beginnen. Das zarte
Wesen wird dann nicht mehr vor jedem Bellen eines Hundes, vor jedem
Pfiff der Lokomotive scheu werden. +Täglich dreimal je eine Minute ins
kalte Wasser stehen bis über die Waden+, ebenso oft +die ganzen Arme
ins kalte Wasser halten+ -- das sind vortreffliche Stärkungsmittel.
Sollte es zu kalt dünken, so kann das naive Ding ja etwas auf das kalte
Wasser blasen, es wärmend anhauchen. ~Probatum est!~ Diese Übungen
währen eine Woche. Dann kann sich die Kranke +dreimal in der Woche
nachts vom Bette+ aus schnell +mit kaltem Wasser ganz abwaschen und
einmal wöchentlich bis unter die Arme ins frische Wasser gehen+, nur
eine halbe Minute lang, dabei den +Oberkörper+ kräftig +abwaschen+.
Diese Übungen füllen die zweite Woche. In der dritten und vierten
Woche endlich soll die Kranke +täglich zwei Ober-+ und +Untergüsse+
sich geben lassen und darauf durch Bewegung oder Arbeit sich zu
erwärmen trachten. In sechs Wochen war das Mädchen gesund, und alle
Herzübelskrupel waren weggewaschen.

+Ein Fräulein kommt+ und bittet um Hilfe. Es erzählt also: „Ich
habe den Kurs als Musiklehrerin mit der ersten Note bestanden, und
sechs Jahre lang habe ich Musik gelehrt in einem Ordensinstitute. Jetzt
habe ich so viel Kopfleiden, daß ich kaum mehr ein Instrument hören
kann, weder Orgel noch Klavier noch Violine. Selbst die Glöcklein am
Altare geben mir heftige Stiche im Kopfe. Die Ärzte nennen meinen
Zustand ein Nerven- und Herzleiden. Gesund wäre ich ins Kloster
aufgenommen worden; so aber bin ich berufs-, selbst brotlos und
leide unsägliche körperliche und geistige Schmerzen.“ Der Erzählerin
entgegnete ich: „Ihnen kann ich nicht helfen. Sie müssen sich anderswo
Hilfe suchen.“ Auf die Frage, warum ich denn gerade ihr eine so
harte Antwort gebe, sagte ich rundweg: „Sie werden als Stadtfräulein
mit höheren Studien, mit solchen Sprach- und Musikkenntnissen doch
nicht tun, was ich haben will; im übrigen ist Ihr wenn auch tief
beklagenswerter Zustand heilbar.“ Rasch entschlossen erklärte sie: „Um
gesund zu werden, werde ich tun, was immer Sie verlangen.“ Und sie
hat Wort gehalten. Ich schickte sie zehn Tage lang mit den weiblichen
Dienstboten -- es war März -- auf die Wiesen hinaus, dort solle sie
+barfuß+ gehen. Täglich bekam sie zu allmählicher Überleitung
ins Kalte ein +warmes Fußbad+ und einen +Oberguß+. Statt
des warmen Fußbades kniete sie nach sechs Tagen +täglich ins
Wasser+, so daß das Wasser +bis an die Magengegend+ reichte.
Feldarbeit machte sie der Bewegung wegen mit, so weit Übung und Kraft
es erlaubten. Nach zehn Tagen kehrte das Fräulein zu einem Wohltäter
zurück, welcher ihm die Studien ermöglicht und auch die Wasserkur
angeraten hatte. Sie setzte all die Übungen, aber auch mit Lust und
Freude die liebgewonnenen Haus- und Feldarbeiten fort. Statt des
Geigenbogens und der Klavier- und Orgelhefte nahm sie fleißig Spaten,
Rechen und Gabel in die Hand. Je mehr der Körper aufhörte, schwach
und siech zu sein, um so mehr, in demselben Grade schwanden auch das
Nerven- und Herzleiden und alle sie begleitenden Beschwerden. +Nach
vier Monaten+ haben auch die letzteren aufgehört, und die Frische
und die Gesundheit der Kindheit waren wiedergekehrt.

Ein +Studierender der Theologie+ kam und fragte mich, was er
anfangen solle; es gehe bei ihm nicht mehr so recht aufeinander, und
die Ärzte sagten, er habe neben anderem ein +Herzleiden+. So
gerne wäre er Priester geworden, aber bei solchem Kopfweh, bei solchem
Herzklopfen und der damit verbundenen Beengung und Bangigkeit höre
einfach alles auf. Alles, was er sehe und höre, komme ihm nur als
Schein vor.

Ich riet dem Patienten, er solle seinen Körper +vernünftig
abhärten+. Das tue ihm nichts, denn er sei gut gebaut. Später solle
er das Fach wählen, welches ihm gefalle. Nach wenigen Wochen setzte
er seine Studien fort und wurde nach zwei Jahren Priester, und wenige
seiner Kursgenossen werden ihn an Gesundheit und Kraft übertreffen.
+Jeden Morgen+ ging der junge Herr über eine halbe Stunde
+barfuß+ im Morgentau, täglich stieg er ins Wasser bis +an
die Magengegend+ mit Waschung des Oberkörpers. Leichte Arbeiten
ersetzten ihm die Bewegung, wenn ihm der Regen seinen Lieblingswunsch,
die Wälder aufzusuchen, benahm. +Zur Stärkung+ gebrauchte er
später +reichliche Obergüsse+, täglich einen, oft zwei, im
+Wechsel mit Halbbädern+. Kopf- und Herzleiden verschwanden mit
der Zunahme der allgemeinen Körperkraft.


Hexenschuß.

Agatha kommt und erzählt: „Mein Mann hat heute nacht, ich weiß
nicht wie, schreckliche Schmerzen auf dem Rücken zwischen den
Schulterblättern bekommen. Der Schmerz reicht bis an die rechte
Schulter. Er schreit oft vor Schmerzen, wenn er sich bewegen will.
Es ist ihm gar nicht möglich, aufzusitzen. Diesen Hexenschuß hat er
schon öfters bekommen, aber noch nie so stark. Was soll er wohl tun?“
Antwort: Wenn der ganze Rücken alle Stunden mit warmem Wasser und Essig
gewaschen und ordentlich zugedeckt wird, so wird der Schmerz bald
verschwinden. Es könnten auch warme Überschläge gemacht und nach jeder
Stunde gewechselt werden. In drei bis vier Stunden ist gewöhnlich das
Übel der Hauptsache nach gehoben. Man kann noch zweimal mit warmem
Wasser und Essig den Rücken waschen.

Der Hexenschuß ist häufiger auf dem sogenannten Kreuze und verursacht
große Schmerzen. Auch hier hilft wieder am ehesten: auf ein warmes Tuch
sich zu legen, das in heißes, mit Essig vermischtes Wasser getaucht
ist. Es reicht auch hier gewöhnlich aus, die Unterlage zwei- bis
dreimal, nach je einer Stunde frisch einzutauchen.


Hüftnerven-Entzündung (Ischias).

Ein Beamter litt über ein Vierteljahr an heftigen Schmerzen im linken
Schenkel bis hinunter zu den Knöcheln. Er hatte alles Mögliche
angewendet; zuletzt wurde ihm empfohlen: Warmhalten und Ruhe, --
das seien die einzigen Mittel zur Heilung. So suchte der Herr seine
leidenden Stellen möglichst zu erwärmen durch warme Tücher, warme
Platten, und zuletzt nahm er noch ganz warme Bäder, so warm er sie
ertragen konnte.

Die Schmerzen jedoch steigerten sich, die Kräfte nahmen zusehends ab,
das Körpergewicht verringerte sich um mehr als einen halben Zentner,
und er konnte selten eine Stunde schlafen.

Endlich faßte er Mut, das Mittel zu gebrauchen, das er am meisten
gefürchtet hatte: das kalte Wasser.

Täglich bekam er zwei oder drei Anwendungen: 1) einen Rückenguß am
Vormittag, 2) nachmittags Oberguß; am zweiten Tag: am Morgen Oberguß,
nachmittags Rückenguß; jeden zweiten oder dritten Tag ein Halbbad;
mitunter auch Barfußgehen, also Abhärtung.

Gleich nach dem ersten Guß konnte der Patient nachts vier Stunden
schlafen; so gewann er Schlaf, besseres Aussehen, mehr Appetit. In vier
Wochen hatte seine Krankheit kaum noch Bedeutung, und in sechs Wochen
war er vollständig geheilt.

Ein Professor aus Ungarn leidet seit sieben Jahren an
Hüftnervenschmerzen und besuchte deshalb verschiedene Bäder: Ofen,
Teplitz, Heviz u. a., jedoch ohne Erfolg, gebrauchte auch Dampfbäder.
Seit zwei Jahren leidet er an Schlaflosigkeit. Appetit ist gut, Stuhl
stets angehalten, Blähungsbeschwerden, Kopf eingenommen, am meisten
in der Frühe. Besonders klagt der Patient über außerordentliche
Empfindlichkeit gegen Temperaturveränderung und anhaltendes
Kältegefühl am ganzen Körper, obwohl er seit drei Jahren immerwährend
+Jägersche+ Wollkleidung trug. Ferner bestanden talgartige
Ausscheidungen auf der Haut und unangenehme Feuchtigkeit der Hände.

Er bekam hier folgende Anwendungen: Jede Nacht Ganzwaschung; vormittags
Oberguß; nachmittags Rückenguß; alle zwei Tage ein Halbbad; Kniegüsse;
auch Sitzbäder gegen die Verstopfung.

Der Erfolg war ein vortrefflicher innerhalb 24 Tagen. Nach dem
vierten Tage schon trat ruhiger, die ganze Nacht anhaltender Schlaf
ein und blieb seitdem gut. +Das langwierige Ischiasleiden ist
ganz gewichen.+ Die Haut ist auch wieder normal. Der Herr ist
überglücklich.

Über seine jetzige Bekleidung rühmt er: „Ich trage so leichte Kleidung,
auch an kühlen, regnerischen Tagen, als jemand im Hochsommer haben
kann: leinenes Hemd, leichte Socken, und fühle mich dabei so warm und
bin gar nicht mehr empfindlich gegen Witterungseinflüsse; es kommt mir
alles wie ein Wunder vor.“


Hypochondrie.

Mit den Hypochondern wie mit den Skrupulanten habe ich stets +inniges
Mitleid+. „Es ist eben ein Hypochonder, ein Skrupulant!“ Tausendmal
kann man dieses hören. Eine wohlfeile und fade Rede! Und dann lacht
man noch dazu und tut dem Armen in liebloser Weise oft recht wehe.
Gerade diese Kranken verdienen unser größtes Mitleid und unsere regste
Teilnahme. Ich +frage mich immer+: „+War dieser Hypochonder+
(dasselbe tue ich bei Skrupulanten) +einmal ein normaler Mann? Gab
es eine Zeit, wo er vernünftig dachte und wacker arbeitete?+“ Wenn
ich nun bejahende Antwort erhalte, dann wäre es doch von meiner Seite
unvernünftig, zu glauben, diesem Menschen fehle nichts, er treibe
solche Torheiten, solches Selbst- und anderer Martyrium aus reinem
Vergnügen. Ich muß mir vielmehr sagen: Mit diesem guten Mann muß im
Innern, im Körper oder im Geist eine Veränderung vorgegangen sein,
d. h. er muß recht krank sein, daher solche Erscheinungen. Und ich
fahre also fort: Suche man das, was sich geändert hat, zu heilen, den
früheren gesunden Verstand wieder herzustellen; das Hypochonderwesen
hört dann von selbst auf. Gerade die tüchtigsten Leute, die sich durch
Studium viel abmühen, verfallen oft in diese Art Gemütskrankheit. Es
wird ihnen wie eingeblasen. Im bestgebauten Hause kann plötzlich was
ausbrechen.

Nach meiner Ansicht ist bei der Hypochondrie, wie bei jeder Geistes-
und Gemütskrankheit, +die Wurzel des Übels stets im Körper, im
kranken Körper zu suchen+. Nur bei solcher Auffassung wird man
sicher und mit Erfolg heilen. Man suche bei solchen Kranken das
Schlaffe zu wecken, das Geschwächte zu stärken, das Untätige wieder in
bessere Bewegung zu bringen; mit einem Worte: man bringe den Blutlauf
in das richtige Geleise, und der Hypochonder wird geheilt sein.

Ich kannte einen Mann von +herrlichen Geistesgaben+. Viele, viele
Jahre lebte er ganz glücklich in seinem Berufe und tat mit Leichtigkeit
und Begeisterung Arbeit für +Zwei+. Auf einmal ward er Hypochonder
und kam so weit, daß er um seine Berufsarbeiten sich nicht im mindesten
kümmerte, alles scheute und fürchtete, jede Gesellschaft floh.

Statt der Hilfe, der Teilnahme, der er mehr als jeder andere bedurfte,
hörte er täglich und stündlich das verachtende Urteil: „Sie sind eben
Hypochonder, Ihnen kann man nicht helfen!“ Sollte das nicht einen Mann
niederdrücken müssen?

Merkwürdig! Der Herr hatte (ich erfuhr es von ihm selbst) schon zwei
Wasserheilanstalten besucht, sie verschlimmerten den Zustand. Die
Anwendungen waren zu drastisch, zu stark, zu gewaltsam; sie halfen bei
diesem halbzerstörten Bau mit, noch mehr einzureißen, nicht aufzubauen.

Gerade in diesem Falle hatte ich Gelegenheit, wieder aufs deutlichste
zu sehen, wie das Wasser, aufs gelindeste angewendet, die besten und
solidesten Erfolge sichert. Daß so ein Übel nicht in wenigen Tagen
gehoben werden kann, ist klar.

Wer die +gewöhnlichen Regeln für Gesundheits- und Körperpflege+
(vernünftige Nahrung, Kleidung, Lüftung, Erholung, Reinlichkeit)
befolgt, wird diese fatale Laus nie in den Pelz bekommen. Bei etwaigen
Meldungen, gleich im Beginne, kann ihr leicht der Abschied gegeben
werden.

Die geeignetsten Wasseranwendungen bestehen in +Ganz-+ und
+Teilwaschungen+, +in Bädern+ (Halbbädern), besonders dem +Sitzbade+,
in +kurzen Wickeln+, zuletzt in +kalten Ganzbädern+.

+Noch zwei Punkte+, die mich drücken, mögen hier mit einem Worte
stehen. Es ist ein Unglück unserer Zeit, daß man so viel auf +geistige+
Getränke hält, daß selbst junge Leute sich an starke Weine so leicht
gewöhnen. Alle diese scharfen Sachen gießen Öl ins Feuer; Blut und
Säfte unserer jetzigen geschwächten Generation können derlei Zeug nicht
brauchen. Bleibe man doch nüchtern und einfach, und manches Leiden,
das eigentlich erst in der „Neuzeit“ und mit dem „Fortschritt“ auf
die Krankheitsbühne trat, wird allmählich wieder hinter den Kulissen
verschwinden.

Als einen weiteren Übelstand möchte ich es sodann bezeichnen, daß
so viele Menschen sich +fast ausschließlich+ von +Fleisch nähren+
wollen, daß die trefflichen Milch- und Mehlspeisen, welche die besten
Säfte, das beste Blut ohne alle Schärfen liefern, so sehr verachtet und
gemieden werden. Das kann keine gute Folgen haben, ist auch Unnatur.
Den Raubtieren allein hat der Schöpfer Magen und Gebiß nur fürs Fleisch
zugerichtet. Dem Menschen, wegen dessen alles erschaffen ist, hat er
sein Nahrungsgebiet nicht so enge begrenzt. Toren sind -- zu ihrem
eigenen Verderben --, die solches tun.


Vom Impfen und den schlimmen Folgen desselben.

Ein Bauer aus Altbayern erzählt: „Ich habe ein Kind zu Hause, das am
ganzen Körper geschwollen ist. Die Füße sind ganz dick, der Leib ist
doppelt so dick, als er sein sollte, der Kopf wie der Oberkörper, alles
ist angeschwollen. Das Kind ist schon seit drei Vierteljahren nicht
mehr gesund, das Elend steigert sich von Woche zu Woche. Es bekommt
bald da, bald dort kleine Geschwüre, die schnell aufbrechen, jedoch
alsbald wieder zuheilen, und ihnen folgen wieder an anderer Stelle
solche Geschwüre. Ich war in München bei drei Ärzten, habe noch andere
Ärzte gefragt und gesucht, wo ich glaubte, Hilfe zu finden, aber immer
vergebens.“

Dem Bauern riet ich: „+Sieden+ Sie Heublumen, eine halbe Stunde
lang, tauchen in diesen Absud ein leinenes Hemd ein, winden es aus,
legen es dem Kinde an und wickeln dies in eine wollene Decke, lassen
es 1½ Stunden im Wickel und machen es so täglich zweimal. An jedem
dritten Tage lassen Sie das Kind solch ein Heublumenbad nehmen, wobei
möglichst viele Heublumen im Wasser bleiben. Das Wasser sei so warm,
daß das Kind gerne hineingeht und gerne 25-30 Minuten darin verbleibt.“

Nach vierzehn Tagen war das Kind schon ziemlich normal, heiter, bekam
Appetit, und die weiteren Anwendungen waren folgende: Jeden dritten
Tag war das Kind wieder einzuwickeln, eine Stunde lang, am vierten Tag
in ein warmes Bad zu bringen, aber vom warmen Wasser aus recht tüchtig
abzuwaschen.

So wurde zehn bis vierzehn Tage fortgemacht, dann war das Kind ganz
gesund.

Ein Herr erzählt: „Ich war in meinem Leben stets gesund. Vor zehn
Jahren, als die Blattern in meiner Umgebung herrschten, ließ ich mich,
wie viele andere, impfen. Ich bekam keine Blattern; aber es blieb die
Impfstelle am rechten Arm immer etwas gerötet. Dazu kam ein kleiner
Ausschlag um den Impfschnitt. Ich merkte acht Jahre hindurch bloß, daß
die entzündete Stelle sich erweitere, und jetzt, nach zehn Jahren,
habe ich die nassen Flechten so lästig, daß ich ganze Nächte keine Ruhe
finde. Diese Flechten sind bald stärker am einen Arm, bald am andern,
und so ist auch der Wechsel an den Füßen. Angewendet habe ich viel, die
giftigsten Salben auf der Hautfläche; eingenommen habe ich auch viel,
alles ohne Erfolg.“

Anwendungen: Sicher sind hier das Blut und die Säfte verdorben, und
die Flechtenstellen dienen bloß zum Ausfluß der verdorbenen Säfte.
Somit ist notwendig, daß auf den ganzen Körper eingewirkt werde, alles
Krankhafte in Blut und Säften aufzulösen und auszuleiten.

1. In der Woche dreimal in der Nacht den ganzen Körper vom Bette aus
waschen und, ohne abzutrocknen, gleich wieder ins Bett gehen.

2. Die Flechtenstellen mit einem Absud von ~Foenum graecum~ täglich
zwei- bis dreimal gut auswaschen. Statt gesottenem ~Foenum graecum~
wird gut wirken Aloë, in heißem Wasser aufgelöst, zu einem Liter Wasser
ein Kaffeelöffel Aloë.

3. Zweimal in der Woche den spanischen Mantel. So vierzehn Tage lang
bis drei Wochen fortgemacht.

Weitere Anwendungen: in einer Woche oder innerhalb vierzehn Tagen ein
warmes Bad mit kaltem gewechselt. (Siehe im ersten Teil.) Gut wäre
während dieser Kur etwas Wermuttee, täglich zweimal je drei bis vier
Löffel voll.


Katarrh.

Die zahlreichsten Katarrhe +entstehen dadurch+, daß man vom Aufenthalte
in der Kälte und im Freien, vielleicht gar schwitzend, +schnell
in einen ziemlich geheizten+ und warmen +Raum+ kommt. Auch +kalte
Zugluft+, der man einige Zeit ausgesetzt war, kann schnell einen
Katarrh reifen. Gewöhnlich fühlt man fast sofort eine +Verengung auf
der Brust, im Halse, in der Nase+. Es ist, als stecke einem ein kleiner
Knödel im Halse. Übersieht man diesen im Anfange des Katarrhs, so setzt
er sich fest und breitet sich aus. +Empfänglicher+ ist, wer zu warme
Kleider trägt, wessen Körper und einzelne Organe infolge dessen sehr
verweichlicht sind. +Gar nicht schwer+ wäre es (ich sage es kühn),
+von jedem Katarrh frei zu bleiben+, wenn man seinen Körper nicht
„barbarisch“, sondern nur vernünftig abhärtete, wie dieses schon an so
manchen Stellen betont wurde.

+Wie muß man es anfangen, um verschont zu bleiben?+ Ein Beispiel soll
uns darüber unterrichten. Ich bin eine Stunde weit stets in ziemlich
starkem Tempo gegangen. Es ist draußen „hübsch frisch“, wie der
Bauer die Hände reibend sagt; es hat gegen 12 Grad Kälte. Ich komme
ohne Vermittlung in ein Zimmer von 14 Grad Wärme. Dieser plötzliche
Temperaturwechsel von 26 Grad kann ja nicht ungerächt sich vollziehen,
er muß Gefahr bringen. Am besten hätte ich getan, ich wäre die letzten
5-20 Minuten obiger Stunde um ein Weniges langsamer gegangen und dann
noch einige Minuten in dem kühlen Hausflur geblieben, stets in einiger
Bewegung. So hätte die durch das rasche Gehen erhöhte Wärme etwas
abnehmen und der Schweiß sich verlieren können. Der Wechsel der Luft
wäre so vermittelt und, wenn ich auch im Innern des Zimmers noch einige
Zeit auf- und abgegangen wäre, völlig gefahrlos gewesen.

+Spürst du die Folgen deiner Unvorsichtigkeit+, den kleinen Knödel
im Halse, wohlan, gehe nochmals ins Freie und mache dir eine leichte
Bewegung in der frischen Luft! Diese wird in einer halben Stunde alles
Überflüssige im Halse auflösen und entfernen.

Die +Heiserkeit+ ist nichts anderes als die Ausdehnung des Katarrhs
in den Sprechorganen. Das silberne Glöcklein gibt, wenn unterbunden,
keinen Klang, die herrlichste Stimme bei durch Geschwulst belasteten
Sprechorganen keinen Ton. Man hebe den Katarrh, und seine Gefährtin,
die Heiserkeit, wird ihm ohne Säumen folgen![42]

+Folgende Bemerkung+ noch dürfte manchem einen Dienst erweisen. Es
gibt Leute, die Anlage haben, +viel zu hüsteln+. Jede Kleinigkeit, z.
B. ein Kitzel der frischen Luft, ruft dieses Bellen hervor; es tut
nicht wohl und tut nicht weh. Solche Menschen husten Jahre lang ohne
den geringsten Schmerz. Gewöhnlich ist ein derartiger Zustand von den
Eltern +geerbt+ und dann schwer zu entfernen. Er hat indessen gar
keine Bedeutung, rühre nun das Hüsteln aus dem Halse, rühre es von
tiefer gelegenen Organen her. Solche Leute mag das Sprichwort trösten:
Wer lang hustet, lebt lang. +Andere Erbteile+ dagegen sind nicht so
unschuldig, oft recht ernst und bedenklich und aller Beachtung wert.
Dahin gehören z. B. die in irgend einer Familie oder Verwandtschaft
herrschende Abzehrung, Schwindsucht usw.

Da gilt der Grundsatz: ~Principiis obsta!~ +Gleich den ersten Anfängen
entschieden und wirksam entgegentreten+ mit aller Umsicht und
Vorsicht! Sonst kostet es Opfer früher oder später, leider oft recht
früh. Ein kleiner vernachlässigter Katarrh kann, wo es sich in einer
Familie um Schwindsucht handelt, der Borkenkäfer werden, der die
stärkste Tanne, den kräftigsten Körper ruiniert und stürzt, ins Grab
bringt. Vorsicht also! Durch kluges Verfahren können selbst ererbte
Leiden ohne weitere schwere Folgen recht in die Länge gezogen werden.


Knieschwulst.

Ein Mädchen, 30 Jahre alt, bekam eine starke Geschwulst von oberhalb
der Knöcheln bis über das Knie hinauf. Die Geschwulst war zeitweilig
sehr schmerzlich, ganz fest und heiß. Die Kranke gebrauchte ein halbes
Jahr ärztliche Mittel, unter anderem einen Gypsverband zwölf Wochen
lang und einen zweiten acht Wochen lang. Der Zustand verschlimmerte
sich so, daß der Fuß den Boden gar nicht mehr berühren durfte;
besonders schmerzte das Kniegelenk. Weil alles nichts geholfen, wurden
versuchsweise +angeschwellte Heublumen+ aufgebunden, und zwar von
oberhalb der Knöchel bis zur Mitte der Oberschenkel. Die Schmerzen
ließen bald nach, und die Schwellung nahm ab; als die Geschwulst zur
Hälfte verschwunden war, wurden auch Gießungen auf den leidenden Fuß
vorgenommen (jeden zweiten Tag). Nach ungefähr acht Wochen war der
ganze Fuß zum Gehen brauchbar, und nach einiger Zeit konnte das Mädchen
wieder an seine sehr strenge Arbeit gehen.


Knochengeschwüre.

Oft treten +rings um die Knochen harte Geschwülste+ auf, besonders
gerne unten am +Kinnbacken+, an den +Knöcheln+, am +Knie+, auch an
anderen +Knochenstellen+. Man könnte fast meinen, der Knochen sei
selbst gewachsen. Daß die Sache nicht ohne Bedeutung sei, zeigt der
meistens fiebernde Körper an und die Langwierigkeit der Heilung (oft
14 Tage bis drei Wochen). In der Tat erheischen solche Geschwülste
stets große Vorsicht in der Behandlung und schnelles Eingreifen. Bei
Vernachlässigung tritt gerne Knochenfraß ein, und dann ist die Hilfe
nicht mehr leicht, oftmals unmöglich.

Die +kräftigsten+ und +schnellsten Heilmittel+ bestehen in einem
+zwei-, drei- bis vierfachen Wechsel mit Umschlägen+ an der
geschwollenen Stelle. Am +erprobtesten+ gelten mir +Umschläge mit Absud
von Heublumen, von Haberstroh+, ferner Umschläge mit +abgekochtem
~foenum graecum~+ und mit +Topfenkäs+.

Bei einer +Fußknöchelgeschwulst+ wird ein +Unter-+ oder ein +kurzer
Wickel+ gute Dienste tun und die Heilung beschleunigen, bei einer
+Kinngeschwulst+ ein +Schal+ oder +Halswickel+, auch der +kurze
Wickel+, bei einer +Kniegeschwulst ein Wickel des ganzen Fußes+. Es
genügt täglich eine der genannten Anwendungen.


Kolik.

Kolik +mit Abweichen+ oder +mit Erbrechen+ tritt oft plötzlich auf. Man
kennt keinen Grund und keine Veranlassung. Es kann eine +Erkältung+,
eine +Erhitzung+ vorangegangen sein, oder irgend eine +Speise+, ein
+Trank+ hat der Natur den Spuk gespielt. Man bringe einen derartigen
Kranken +ungesäumt+ ins Bett, lege ihm ein warmes Tuch (vielleicht auch
eine Bettflasche)[43] auf den Leib und decke ihn gut zu (ja nicht zu
peinigend), so daß keine Luft zudringen kann. Als +Linderungsmittel+
reiche man ihm einen Schoppen Milch, in der Fenchel oder Kümmel
gesotten wurde. Das einfache Hausmittel wird genügen.

Was die +Speise+ und das +Getränk+ betrifft, solange der Zustand
dauert, so wähle man recht einfache, wenig gesalzene, wenig gewürzte,
leicht verdauliche Speisen. Wem als Getränk Wasser oder Milch
ausreicht, den lobe ich mir. Wasser mit etwas Wein kann ich auch nur
empfehlen.


Kopfflechten.

Eine Bauerstochter erzählte: „Ich habe schon ungefähr zwei Jahre stets
Kopfausschlag, auch im ganzen Gesichte, bald stärker, bald schwächer;
unter den Haaren bilden sich viele größere und kleinere Geschwüre, aus
denen hitzige Flüssigkeit kommt. Ich habe häufig ein starkes Beißen
am Körper, im Innern merke ich beständige Hitze; ich habe schon viel
eingenommen, besonders Abführmittel, geheilt wurde ich nicht.

Die Wasserkur hat mich in sechs Wochen ganz hergestellt. Ich mußte
folgende Anwendungen 3 Wochen hindurch gebrauchen: 1) In der Woche
dreimal in der Nacht vom Bett aus ganz waschen und gleich wieder ins
Bett; 2) in jeder Woche zweimal ein nasses Hemd anziehen, in Salzwasser
getaucht; 3) in der Woche einen Kopfdampf nehmen. Zur vollständigen
Ausheilung und Kräftigung weitere drei Wochen: einmal in der Woche ein
nasses Hemd anziehen und ein- oder zweimal in der Woche ganz waschen.
Zum Einnehmen täglich zweimal jedesmal 20 Tropfen Ginster-Extrakt in
einem Glas Wasser.“


=Kopfleiden= (eigener Art).

+Ein Herr von hohem Stande+ hatte ein Kopfleiden ganz eigener Art. Es
begann regelmäßig morgens 7 Uhr, dauerte bis abends zum Sonnenuntergang
und war derart schmerzlich, daß der Herr nicht einmal leichte Sachen
lesen, viel weniger die Schreibereien seines Berufes besorgen konnte.
Zur Nachtzeit fühlte er keine Spur von diesem Schmerz; dieser war wie
weggeblasen, vorausgesetzt, daß er nicht geistig sich angestrengt
hatte. Die Schmerzstelle befand sich an der Stirne links und hatte den
Umfang ungefähr eines silbernen Fünfmarkstückes. Die Schmerzen griffen
nicht den Kopf allein, sondern auch den ganzen Körper dergestalt an,
daß der Herr zusehends abnahm; mit dem frischen Aussehen wich auch
die Kraft. Die berühmtesten Ärzte wurden um Rat gefragt, auch eine
Wasserheilanstalt war schon besucht worden, aber ohne sichtlichen
Erfolg. Da sandten die Ärzte den Patienten zum letzten Versuch nach
+Meran+, und von da kehrte derselbe, wie es schien, glücklich geheilt
in die heimatliche Großstadt zurück. Seine Angehörigen begrüßten ihn
mit Jubel und freuten sich innig seiner Genesung. Doch am andern Morgen
Punkt 7 Uhr kehrte der alte unheimliche Gast wieder und faßte Posto
an der früheren Leidensstelle. Ein Ach und Weh war im ganzen Hause,
und guter Rat war teuer. Bekannte erinnerten den Herrn noch einmal ans
Wasser, und zuletzt entschloß man sich zu einem Versuche. Der hohe
Herr sah recht krank aus und war ziemlich abgemagert. Nachdem er sein
Leiden geschildert, bemerkte er noch, er sei +selten ohne Katarrh+ und
besitze +auffallend wenig Naturwärme+. Man wolle all dieses einem viele
Jahre früher erlittenen Unfalle zuschreiben. Sei dem, wie ihm wolle, so
schloß er ab, ich kenne jetzt seinen Zustand und solle ihn heilen.

Das üble Aussehen, die schwache Naturwärme, die daraus folgende
Empfindsamkeit gegen den Wechsel der Atmosphäre, das Abmagern, alle
diese Symptome traten als ebenso viele vollgültige Zeugen auf, welche
nicht den schmerzenden Fleck am Kopfe, sondern +die ganze kranke
Natur, den ganzen entkräfteten Körper+ anklagten. Darnach richtete
ich mein Verfahren ein. Auf den +Gesamtorganismus+ wurde eingewirkt
und das lokale Kopfleiden +nicht einer Anwendung gewürdigt+. Die
+einfachen Abhärtungsmittel mit einigen Waschungen+, wie sie im ersten
Teil aufgezählt werden, bewirkten die Heilung, d. i. die gleichmäßige
Transpiration der Haut, die richtige Zirkulation des Blutes, gute
Verdauung und damit die Hebung der Naturwärme, besseres Aussehen,
völlige Gesundung. Immer die alte Geschichte, und doch kann man sie nie
genug von neuem erzählen!

Wie richtig mein Urteil bezüglich des Kopfleidens war, bewies der
Erfolg. In zirka sechs Wochen erfreute sich der ganze Körper des besten
Wohlseins. Auch das gefürchtete Stirnleiden brachte die 7 Uhr-Stunde
nie wieder. Dessen Heilung hat das Wasser (wie gesagt, ohne jede
Anwendung auf diese Stelle) bei Heilung des Gesamtkörpers umsonst
obendrein gegeben.


Kopfleiden.

„Seit 6-7 Jahren,“ so berichtet ein Herr, „leide ich mehrere Wochen
an einem Kopfweh, das mir die Erfüllung meines Berufes recht hart
und oft unmöglich macht. Es verschwand mir oft aller Mut und alle
Lebensfreude. Ich habe einen Druck in dem Kopf und das Gefühl, als ob
etwas in einer Flüssigkeit umherschwämme. Jeder feste Fußtritt bewirkt
neue Schmerzen im Kopf. Wenn ich durch Gehen oder Arbeiten warm werde,
ist’s mir ungefähr, wie es einem recht Betrunkenen sein mag. Achtmal
hatte ich schon Nierensteinkolik. Zwölf Ärzte, die ich wegen meiner
Rückenschmerzen zu verschiedenen Zeiten konsultierte, haben das Übel
nicht erkannt. Nur ein einziger hat mir etwas Hilfe bringen können.
Nierenschmerzen bekomme ich, wenn ich etwas Saures esse, oder wenn sich
zu viel Gase anhäufen; wenn ich länger gehe und warm werde, wenn ich
länger sitze oder stehe, spüre ich das Übel gleich. Bald fühle ich eine
Feuerhitze im ganzen Körper, und bald darauf bin ich durch und durch
voll Frost. Der Sommer ist mir immer härter als der Winter. Früher habe
ich viel an Schlafsucht gelitten. Gesund war ich, sehr kräftig, stark
und gut gebaut. Ich glaube, daß man kaum noch elender sein kann, als
ich zwanzig Jahre hindurch gewesen bin. Ich war auch schon einmal in
Königstein in der Heilanstalt, bekam wohl Erleichterung, aber nicht
Heilung.“

Die Anwendungen waren: 1) Täglich zweimal Oberguß, 2) Täglich im
Wasser gehen und Knieguß. In der Woche drei- bis fünfmal Rückenguß,
öfter Sitzbad, besonders fleißig die Abhärtungsmittel: im Gras und auf
Steinen gehen, Tee trinken von Wacholderbeeren, Hagebutten, Zinnkraut,
aber nur zeitweilig, täglich zwei Tassen.

Innerhalb vier Wochen war er gesund, und jetzt nach einem halben Jahre
kann man sagen, er besitze die volle Gesundheit und auch die vollste
Kraft, geistig und körperlich.

Ein Mann erzählt: „Ich bin 35 Jahre alt, habe beständig Kopfweh und
manchmal eine solche Schwäche, daß ich es fast gar nicht aushalten
kann. Auf der Brust habe ich meistens Schmerzen, gerade so auf dem
Rücken. Am schmerzlichsten ist mir das Genick, wo ein beständiges
krampfhaftes Zusammenziehen ist. Ganz auffallend ist, daß mir die Haare
massenhaft vom Kopfe fallen; wenn es noch ein halbes Jahr so fortgeht,
dann habe ich kein Haar mehr auf dem Kopfe. Füße und Hände sind
meistens ganz kalt. Appetit habe ich gar keinen.“

Anwendungen: 1) Dreimal in der Woche ein nasses Hemd anziehen, in
Salzwasser getaucht. 2) Dreimal in der Woche während der Nacht den
ganzen Körper waschen. 3) Täglich eine Messerspitze voll weißes Pulver
einnehmen.

Nach zwei Monaten zeigte sich dieser Mann und erklärte, daß er jetzt
vollständig gesund sei; er verspüre nur da noch Nachwehen, wo er die
ärgsten Leiden gehabt habe. Sein Körpergewicht hatte um 10 Pfund
zugenommen.

+Zwei Herren+, Musiker von Beruf, erzählen folgendes: „Wir haben beide
+ein+ Leiden: Kopfweh beständig, manchmal fast unausstehlich, Schlaf
ganz wenig und unruhig. Kongestionen und Schwindel belästigen uns fast
zum Verzweifeln. Füße und Hände sind ganz kalt. Wir sind fast unfähig
zu unserm Berufe.“ Beide waren über fünfzig Jahre alt.

Zwölf Tage hindurch gebrauchten diese beiden Leidensgefährten
folgendes: Durch 6 Tage täglich zweimal Oberguß und zweimal Knieguß;
die folgenden 6 Tage abwechselnd den einen Tag ein Halbbad, den andern
Tag einen Rückenguß; außerdem einmal wöchentlich je einen Kopfdampf.
Nach diesen 12 Tagen waren beide hergestellt und übernahmen wieder
ihren Beruf.

Um die Gesundheit zu bewahren und an Kräften zu gewinnen, war weiter
nichts mehr notwendig als täglich eine Anwendung zur Abhärtung
und zweimal wöchentlich ein Halbbad. Zufolge neuerdings gegebenen
Nachrichten hielt die Besserung vollkommen an.

+Ein Herr+ aus +Ungarn+ kommt mit folgenden Angaben: „Mehr als ein
Jahr bin ich in meinem Berufe unfähig wegen heftiger Kopfschmerzen und
starken Schwindels. Am ganzen Körper habe ich intensives Beißen und
Brennen, das mir oft den Schlaf raubt. Infolge des Leidens bin ich
teilweise schmermütig und recht ängstlich.“

Nach wenigen Wochen trat vollkommene Genesung ein unter Gebrauch
folgender Wasserkur: 1) Oberguß, gleich darauf Wassergehen; 2) Halbbad
täglich; in der zweiten und dritten Woche dreimal ein Halbbad, täglich
Oberguß und Knieguß; 3) späterhin Vollbäder und Oberguß mit Wassergehen.


Kopfleiden, nervöses.

Zwei Studenten mußten die Anstalt verlassen, ehe das Schuljahr zu
Ende war. Sie hatten beide so viel Kopfleiden und Blutandrang in den
Kopf, daß sie nicht mehr studieren, selbst nur mehr einige Minuten
lesen konnten. Beide haben durch alle angewendeten Mittel keine Hilfe
gefunden. Ich gab diesen armen Studierenden den einfachen Rat, sie
sollen die meiste Zeit des Tages mit Barfußgehen, besonders im Tau
zubringen; sie sollen wo möglich im Wald oder in irgend einem Bächlein
jede Stunde einige Minuten hineinstehen, dazu noch täglich zwei, bei
warmer Witterung sich drei Obergüsse geben lassen.

Die beiden Jungen befolgten diesen Rat, taten noch mehr, als verlangt
wurde. Das sichtliche Besserwerden machte ihnen Mut, und sie gingen am
Schluß der Vakanz gesund und freudig wieder in ihre Lehranstalt.

Wenn doch in den Anstalten, wo so viel geturnt wird, auch ähnliche
Turnübungen vorgenommen würden, bei denen die Natur nicht erhitzt und
aufgeregt, sondern beruhiget wird! Es ist unglaublich, welche Wirkung
das Barfußgehen auf nasser Wiese oder im Tau ausübt.

Ein Mann von 45 Jahren kommt klagend zu mir und beginnt: „Die Ärzte
erklären mein Leiden für nervöses Kopfleiden. Ohne Kopfbinde bin ich
gar nie; ich habe manchmal einen unausstehlichen Druck am Hinterkopfe,
bald rechts, bald links. Kommt das Leiden auf den Rücken, dann bekomme
ich starkes Herzklopfen, oft mehrere Stunden lang. Der Appetit vergeht
oft ganz; ich habe einen solchen Schwindel, daß ich nicht mehr allein
gehen kann; deshalb mußte meine Frau mitreisen. Über alle diese Leiden
aber geht mein Gemütsleiden. Ich habe eine solche trostlose Schwermut,
daß ich mir schon oft den Tod gewünscht habe.“ Der Herr war ziemlich
beleibt, die Gesichtsfarbe gelblich und abgestanden, der Leib stark
gefüllt.

In 13 Tagen war der ganze Zustand wieder in Ordnung. Das Körpergewicht
hatte viel abgenommen; Kopfweh und Schwindel waren verschwunden;
statt dessen aber waren heitere Stimmung, guter Schlaf und Appetit
zurückgekehrt.

Die Anwendungen waren folgende:

    1. den einen Tag ein Oberguß und Knieguß vormittags, Rückenguß und
    Wassergehen nachmittags;

    2. den andern Tag vormittags Rückenguß, später Wassertreten,
    nachmittags wieder Rückenguß und später Knieguß;

    3. am dritten Tage vormittags ein Oberguß und Knieguß, nachmittags
    Ganzguß, später Halbbad.

Der Patient, weil kräftig und stark, erhielt täglich vier Anwendungen.


Krämpfe.

Ich wurde zu einer Kranken gerufen; diese zitterte am ganzen Körper,
und es warf sie im Bette bald in die Höhe, bald rechts, bald links; die
Kranke selber konnte nicht reden; ihre Mutter erzählte:

„Meine Tochter hat stets schreckliche Kopfschmerzen, ein arges Drücken
auf der Brust und in der Magengegend; Hände und Füße sind stets
eiskalt und naß von einem schmierigen Schweiß; meine Tochter ist drei
Vierteljahre verheiratet; zehn Wochen lang war sie ganz gesund; dann
haben diese Zustände im kleinen begonnen und sich bis auf diese Höhe
gesteigert; essen kann sie nichts oder höchstens einige Löffel voll
leere Fleischsuppe oder Kaffee. Alles, was sie von Ärzten eingenommen,
und auch Einspritzungen, und was man zu einem gezwungenen Schlaf
angewendet, hat den Zustand nur noch mehr verschlimmert.“

Dieser Kranken gab ich folgenden Rat:

Täglich zweimal die Füße ins kalte Wasser bis über die Waden und
nebenzu die Füße abwaschen mit Schwamm oder Handtuch; gleich darauf die
Hände ins kalte Wasser bis an die Achseln eine Minute lang, und nebenzu
auch die Hände waschen; Hände und Füße sollen dann unter die warme
Bettdecke kommen; jeden Morgen und jeden Nachmittag soll die Kranke
ungefähr zwölf Kamillen-Tropfen (siehe Apotheke) in 6-8 Löffel voll
warmen Wassers einnehmen. Als Nahrung soll sie von Zeit zu Zeit 3-4
Löffel voll Milch essen oder Malzkaffee trinken; besonders empfiehlt es
sich, mit Milch und Malzkaffee zu wechseln.

Nach 12 Tagen war die Person so weit voran, daß sich der Appetit zur
gewöhnlichen Hausmannskost einstellte; die Krämpfe waren verschwunden,
und der drückende Schmerz auf Brust und Magengegend hatte aufgehört;
das Kopfweh war weg, Hände und Füße warm.

Die weiteren Anwendungen waren: jeden zweiten Tag die Füße ins kalte
Wasser wie oben; zweimal in der Woche ein warmes Fußbad mit Asche
und Salz, 14 Minuten lang, und einmal in der Woche vom Bett aus ganz
waschen und gleich wieder ins Bett. Statt Kamillentropfen hat sie
Wermut- und Salbeitropfen genommen, jedesmal 10-12 Tropfen im warmen
Wasser; die Kranke war so weit hergestellt, daß sie wieder in die
Kirche gehen und ihre Hausarbeit verrichten konnte, und braucht sich,
um vollständig gesund und kräftig zu werden, nur zweimal in der Woche
kalt zu waschen; Halbbäder würden noch kräftigere Dienste tun.


Krätze.

Das verabscheute Übel der Krätze kann am und noch mehr im Körper
viel Unheil anrichten. +Am meisten zu beklagen ist+, daß man,
um (es sei das triviale Wort gestattet) diese Laus aus dem Pelz zu
treiben, vielfach seine +Zuflucht+ zu Mitteln nimmt, welche,
statt zu heilen, grenzenlos schaden und den mißhandelten Körper ins
größte Elend bringen können. Wer kennt alle die fettigen Salben mit
Schwefel-, Branntwein- und, wer weiß, mit welch anderen Beimischungen?
Eines tun diese ekelhaften Schmierarzneien: Sie verschließen gründlich
die Poren der Haut, verbarrikadieren der zum Wohlbefinden des Körpers
absolut notwendigen Transpiration durch fettige Krusten gründlich ihre
Luft- und Wasserkanäle, treiben Schweiß und Ausdünstung in den Körper
zurück, vergiften so Blut und Säfte und bereiten schwere Krankheiten
vor, manchem die Todeskrankheit. Das ist nicht übertrieben, aber sehr
betrübend, wenn man weiß, wie leicht und schnell und ungefährlich die
Krätze zu heilen ist.

Bei mir suchte einmal ein 28jähriger, gutgewachsener Mensch Hilfe,
dessen Aussehen mich sofort an ein durch und durch wurmstichiges Brett
erinnerte. Nirgends fand er Rat; man wußte eigentlich nicht, was ihm
fehle. Ich fragte ihn: „Haben Sie in der Jugend vielleicht einmal die
Krätze gehabt?“ Er bejahte meine vorwitzige Frage, indes mit dem Aber:
„Sie ist in drei Tagen geheilt worden.“ -- So will ich nicht heilen.
Gott bewahre!

Gerade bei derlei ekelhaften Krankheiten, die deutlicher als alles
andere auf Giftiges schließen lassen, muß +bei der Heilung
obenanstehend der Grundsatz+ gelten: Was drinnen ist im Körper
und nicht hinein gehört, das +muß+ hinausgetrieben werden. Das
Gegenteil praktizieren wollen hieße etwa ebensoviel als Ungeziefer in
die Kleider und Haare, Erdkrebse in die Mistbeete, Mäuse in den Acker
einpflanzen. +Nach dem Grundsatze richten sich die Anwendungen+,
die das Ungesunde, Giftige hervorlocken, ausziehen, entfernen, nebenbei
den ganzen Organismus zu kräftiger Mithilfe stärken müssen.

Erst nahm unser Kranker +drei Tage nacheinander je ein warmes Bad+
(33° ~R.~) mit +Absud aus Fichtenreisern+[44] mit dreimaligem
Wechsel. Eine +Seife+ tat ihm vortreffliche Dienste, die Poren
allseitig zu öffnen und den Schmutz zu entfernen. Man muß einmal die
Dinge mit ihrem Namen nennen, -- ich kann nicht dafür, -- wenn es auch
manche Nerven etwas unangenehm affiziert. Nach den Bädern folgten als
+stärkende Anwendungen+ noch in der ersten Woche +nächtliche
Ganzwaschungen+ vom Bette aus und +ein viertes warmes Bad+
mit kalter Abwaschung; in der zweiten Woche ein +warmes Bad+
mit kalter Waschung und ein +kaltes Halbbad+ mit Waschung des
Oberkörpers; in der dritten Woche ein +kaltes Ganzbad+; in
der Folge je innerhalb eines oder zweier Monate ein +paar warme
Bäder+. Sollte die Heilung sich in die Länge ziehen, so kann mit
den zwei letztgenannten Anwendungen fortgefahren werden. +Selbst ein
warmes Bad wöchentlich+ könnte nur gute Wirkungen haben.

In 6 Wochen war unser recht armseliger Patient geheilt und konnte sich
endlich einen Beruf wählen. Bis heute dauert seine kräftige Gesundheit
an; von dem früheren lästigen Übel hat er nie mehr das geringste
verspürt.

Also behandelt man die +nach innen gedrungene Krätze+.

+Wird jemand äußerlich von der Krätze befallen+, so nehme auch er
ein +warmes Bad+ von 33-34° ~R.~ und reibe sich mit scharfer
Seife, am wirksamsten mit „grüner Seife“, die er in jeder Apotheke
bestellen kann, kräftig ein. Nach ¼stündigem Bade wasche er sich mit
reinem Wasser (kalt oder warm) und mit anderer, gewöhnlicher Hautseife
ab. +Trefflich würde es wirken+, wenn der Kranke sofort in ein
zweites derartiges Bad, jedoch mit erneuertem warmen Wasser steigen
könnte (am Schlusse ebenfalls kalte oder warme Abwaschung).

Da die Krätze in sehr vielen Fällen durch +Kleidungsstücke+,
+Bettwäsche+ usw. ansteckt und vererbt wird, so ist es eine
+Hauptsache+, nach den Bädern sowohl die Leibwäsche und Kleidung
als auch die Bettwäsche gründlich zu wechseln. Alle Anwendungen würden
sonst nichts nützen.

In 3-4 Tagen kann auf diese Art die Krätze geheilt werden.


Krebs.

Eine gar häufige Krankheit unserer Zeit sind die verschiedenartigsten
Krebse. Es ist wohl kaum ein Teil des Körpers, der nicht vom Krebs
oder krebsartigen Schäden zerstört werden könnte. Hat dieses Übel
einmal weiter um sich gegriffen, so wage ich mit Wasser nichts mehr
anzufangen; Blut und Säfte sind schon zu verdorben.

Die Krebskrankheit ist erblich, zumal wenn bei einem Individuum Blut
und Säfte bereits zu einer derartigen Zersetzung hinneigen.

Mir sind Eheleute bekannt, die eine an +Zungenkrebs+ leidende
Base besuchten. Ohne Ahnung von einem so schrecklichen Übel entsetzten
sich beide, als sie die schauderhaften Verwüstungen wahrnahmen. Bei
der Frau schwoll die halbe Zunge innerhalb drei Tagen krankhaft an;
dem Manne wurde die Unterlippe entzündet und wund. „Wir haben die
Krankheit geerbt,“ -- so klagend kamen sie zu mir. Ich suchte die
bis zum Tode Erschrockenen zu ermutigen und ihnen nach Können ihr
steifes Behaupten auszureden. Zugleich riet ich ihnen, sie sollten
den einen Tag mit +Alaunwasser+ den ganzen Mund, besonders die
angegriffenen Stellen ungefähr viermal gut auswaschen, den zweiten Tag
mit +Aloëwasser+ die Waschung wiederholen, zudem jeden zweiten Tag
einen +Kopfdampf+ nehmen und im Wechsel mit dem Kopfdampfe einen
+Wickel um den Hals+ anlegen.

Die zwei Personen wurden von dem Übel ganz befreit. Ich selbst
hätte nie geglaubt, daß bloßer Schrecken die Wirkung habe, eine so
entsetzliche Krankheit zu vererben. Später erfuhr ich, daß sich ein
Arzt wirklich dahin ausgesprochen habe, die Leute hätten das Übel
geerbt.

Von +beginnenden Krebsübeln+, auch von fortgeschrittenen kleineren
Krebsschäden sind mir mehrere Fälle vorgekommen. Sie konnten leicht
geheilt werden. +Alle Anwendungen zielten lediglich hin auf Reinigung
des Blutes und der Säfte.+


Leibschaden.

Ein Herr, ungefähr 40 Jahre alt, klagte über Schwindel, Kongestionen
und heftige Kopfschmerzen; er hätte einen guten Appetit, aber wenn
er nach Appetit esse, müsse er es büßen. Wie sein Aussehen blühend
rot, so ganz widernatürlich stark war sein Leib, obwohl Arme und Füße
unverhältnißmäßig dünn waren.

Er trug ein Bruchband auf Anraten der Ärzte, weil zwei Leibschäden im
Entstehen waren. Das Hauptübel bestand in Auftreibung des Unterleibes
durch Gase.

Als durch die Anwendungen des Wassers die Gase beseitigt und die Organe
gekräftigt waren, verschwanden die hervorragenden Erscheinungen von
Leibschäden; es wichen die Kongestionen samt dem Kopfschmerz, und so
war der Kranke nach 4 Wochen vollständig hergestellt.

Die Behandlung bestand in folgendem: 1. Tag: Oberguß mit Knieguß
vormittags, dann Oberguß mit Wassergehen nachmittags. 2. Tag: Oberguß
mit Wassergehen bis an die Knie vormittags, nachmittags Oberguß mit
Wassergehen. 3. Tag: Oberguß mit Wasserknien; nachmittags: Rückenguß.
4. Tag: Oberguß und Wasserknien; nachmittags: Rückenguß. 5. Tag:
Halbbad, später Oberguß; nachmittags: Oberguß und zwei Stunden später
Sitzbad. 6. Tag: Oberguß und zwei Stunden später Halbbad; nachmittags:
Bad bis unter die Arme. 7. Tag: Wassergehen bis über die Knöchel und
zwei Stunden später Rückenguß.

In dieser Weise wurde fortgefahren, bis in vier Wochen die vollständige
Gesundheit wieder erlangt war; besonders merkwürdig ist, daß sowohl
sein aufgedunsenes Gesicht, sein ungewöhnlich ausgedehnter Leib, als
auch die Leibschäden gänzlich verschwunden waren.


Lungen-Entzündung

siehe oben Seite 210.


Lungenleiden.

Eine Hausfrau erzählt folgendes: „Die Ärzte sagen, ich habe Lungen-
und Rachenkatarrh, meine Lunge sei stark angegriffen, und zwei Ärzte
erklärten, es sei mir nicht zu helfen. Ich möchte nur noch den Versuch
machen mit Wasser; wenn auch dies nicht hilft, so füge ich mich in
Gottes Willen.“ Durch 20 Tage hat das Weib täglich zwei Obergüsse
erhalten und gleich darnach Knieguß und zweimal in der Woche einen
kurzen Wickel; ferner täglich zwei Tassen Tee, in kleinen Portionen,
von gesottenem Fenchelsamen, Brennesseln und Spitzwegerich. Nach dieser
Zeit war der Husten verschwunden, alle Verschleimung gehoben, das
Aussehen frisch, und die Kräfte waren wiedergekehrt.


Magengeschwüre.

Vieles Erbrechen, Brennen im Magen usw. sind noch keine entscheidenden
Zeichen für Magengeschwüre. Daß indes solche manchmal vorkommen, ist
leider nur zu wahr.

Solche Leidende sollen +ja nichts Ätzendes+ einnehmen, wenig
salzen, wenig pfeffern, wenig würzen. +Recht einfache Kost+ und
+noch einfachere Getränke+, besonders Milchkur, haben sich schon
als die +allerbesten Heilmittel+ erwiesen für die beginnenden
kleinen Geschwürchen.

Im übrigen gibt uns das Heilverfahren bei kleinen äußerlichen
Geschwüren einen Fingerzeig für die Heilung von Geschwüren im Innern.
Am Finger kann ich ein Geschwür recht leicht heilen, wenn ich einen
kleinen Lappen fleißig ins Wasser tauche und naß umwinde; er reinigt
und heilt. Warum sollten innere Geschwüre nicht auch heilen, wenn man
+längere Zeit jede halbe Stunde einen Löffel Wasser+ einnimmt,
oder wenn man aus erprobten Heilkräutern einen +Tee+ sich machen
läßt und, statt die gewohnte Tasse auf einmal zu trinken, jede
halbe Stunde oder jede Stunde ebenfalls sich mit einem Löffel voll
begnügt? Mache man einmal den Versuch mit +Wermuttee+ oder mit
+Salbeitee+ oder mit Tee +von beiden Kräutern+ zugleich (halb
und halb)!

Oder man nehme eine kleine Messerspitze +Aloëpulver+, löse es
in einem Viertelliter Wasser auf und genieße die Arznei wiederum
arzneiweise, d. h. alle Stunden einen Eßlöffel voll; wohlgemerkt,
letztere Medizin nur immer einen halben Tag lang und mit Ausständen von
je 2-3 Tagen.

Ein +treffliches Hausmittel+, das selbst dem +Ärmsten+ nicht
abgeht, ist das +Krautwasser+ (in jeder ganz oder teilweise
gefüllten Krautstande genügend zu bekommen). Das Sauerkrautwasser
heilt die ältesten Schäden. Man vermische zu dem Zwecke einen Eßlöffel
Krautwasser mit 6-8 Löffeln gewöhnlichen Trinkwassers und nehme jede
Stunde einen Eßlöffel voll. In der Regel hat nach meiner Erfahrung
diese Trinkkur gewirkt, und sollte einmal die vorteilhafte Wirkung
ausbleiben, Schaden bringt das Hausmittelchen nie. Immer ist solche
Medizin ratsamer und sicherer als diese und jene Giftpräparate.

+Tee von Spitzwegerich+ wäre auch nicht zu verschmähen.

Als +äußere Anwendungen+ empfehle ich solchen Kranken jeden
zweiten Tag eine +2-4fältige Linnenauflage auf den Unterleib+, je
1½-2 Stunden zu tragen. Vorteilhafer als ein Eintauchen in einfaches
Wasser hat sich ein Benetzen mit +Absud von Heublumen, Zinnkraut,
Fichtenreisern+ bewährt.

Sitzen einmal +große, bösartige Geschwüre+ im Magen, gleich
gefräßigen Raub- und Nagetieren, so ist an eine Heilung nicht mehr zu
denken. Das Zerstörungswerk schreitet weiter und endet stets mit dem
Zusammensturze des Ganzen, mit dem Tode.


Magen- und Darmkatarrh.

Eine Frau, 40 Jahre alt, klagte über folgende Leiden: „Auf der linken
Seite unterhalb der Rippen habe ich immer Schmerzen, bald schwächer,
bald stärker; ich kann oft die Schmerzen nicht mehr aushalten. Gerade
so leide ich an Wasserbeschwerden; manchmal geht bereits nichts ab,
und geht es auch oft besser, so habe ich doch immer Schmerzen. Recht
oft wird der Schmerz so stark, daß ich mir den Tod schon gewünscht
habe. Dann bin ich auch so aufgetrieben, daß ich mir nicht zu helfen
weiß; mein Hals wird oft so dick und aufgedunsen, daß ich kaum zu reden
vermag. Ich habe schon viel gebraucht von Ärzten und Nichtärzten;
manchmal bekam ich etwas Linderung, aber bald war wieder die alte
Geschichte da.“

In vier Wochen wurde diese Frau von ihren Leiden befreit durch folgende
Anwendungen:

    1. jede Woche viermal angeschwellte Heublumen warm auf den
    Unterleib und Magen in einem Tuche aufbinden, 1½ Stunden lang;

    2. dreimal in der Woche in der Nacht vom Bette aus sich ganz
    waschen, mit Wasser und etwas Salz daran, eine Minute lang, und
    gleich wieder, ohne abzutrocknen, ins Bett;

    3. jeden Tag eine Tasse Tee von 20 zerstoßenen Wacholderbeeren und
    etwas Zinnkraut, 10 Minuten lang gesotten, während des Tages in 3
    Portionen trinken; so 12 Tage lang.

Nach diesen 12 Tagen folgende Anwendungen:

    1. einmal in der Woche die Heublumen aufbinden;

    2. dreimal in der Woche in der Nacht sich ganz waschen und

    3. zweimal in der Woche ein Halbbad, eine halbe Minute lang;

    4. den Tee forttrinken. So drei Wochen lang.

Um den Körper in Gesundheit zu erhalten, reicht aus, in der Woche drei
Halbbäder zu nehmen.


Magenkrampf.

Herr N. hat sich öfters erkältet und dadurch Leibschmerzen bekommen;
er mußte infolge Anhäufung von Gasen sich oftmals erbrechen. War viel
Luft abgegangen, und hatte er sich stark erbrechen können, fühlte er
sich wieder wohl und hatte besten Appetit. Das Übel steigerte sich aber
mit der Länge der Zeit und begann ziemlich schnell nach jeder Mahlzeit
derart heftig, daß er vor Schmerz zuweilen aufschreien mußte. Dabei
waren Hände und Füße eiskalt und der ganze Körper in leichtem Frost.

Der Magen ist in solchen Fällen gewöhnlich ganz schuldlos, und
der heftige Druck der Luft auf denselben verursacht Brechreiz und
Erbrechen. Letzteres selbst lindert das Übel nur auf kurze Zeit. Völlig
beseitigt wird es nur dann, wenn im ganzen Körper gleiche Wärme und
gleiche Transpiration wie auch Zirkulation des Blutes hergestellt ist.
Dies wurde dadurch erreicht, daß der Kranke am ersten Tag dreimal mit
ganz warmem Wasser und Essig im Bett gewaschen und, ohne abgetrocknet
zu werden, gut zugedeckt wurde. Am zweiten Tage geschah dies nur
zweimal und von da ab täglich nur einmal. Dies Verfahren genügt, so oft
man durch Erkältung sich Fieber, verbunden mit Aufstoßen der Luft und
Erbrechen, zugezogen hat.


Magenleiden.

Armer Magen, was sollst du nicht alles verschuldet haben! Neben dem
Herzen und den Nerven bist du wohl der Hauptsündenbock! Frage hundert
Menschen, ob sie nicht magenleidend seien! Ganz wenige antworten mit
einem entschiedenen Nein. Und doch ist in den allermeisten Fällen der
Magen so unschuldig wie ein neugeborenes Kind und so gesund wie ein
spielender, heiterer Knabe. +Beispiele+ mögen meine Behauptung
erhärten.

Amalie hat ein ganzes Jahr hindurch das meiste, was sie genossen,
erbrechen müssen. Nichts konnte sie bei sich behalten als täglich
3-4 Löffel lauwarmer Milch. Sie befragte mehrere berühmte Ärzte. Der
Apotheker erklärte zuletzt, er habe in seiner ganzen Apotheke kein
Mittel mehr, welches nicht schon versucht und angewendet worden sei.

Man brachte die Kranke, ohne anzufragen, auf einem Wagen vor meine
Wohnung. Fortschicken konnte ich die armen Leute doch nicht. Die Arme
war sehr abgemagert, die Züge eingefallen, die Stimme gebrochen, --
ein Jammerbild. +Husten+ indessen (das war mir das wichtigste)
war nicht vorhanden, nur ein fatales Magenleiden; ich sollte ihr doch,
meinten die Leute, etwas geben für den Magen. Sofort erklärte ich, sie
sollen ruhig sein und nicht so über den Magen herfallen und schimpfen,
da fehle es ganz anderswo; +zu den gesündesten Teilen+ an und
in dieser Person +gehöre der Magen+. Die einen ärgerten sich,
die anderen lachten; die Kranke selbst stutzte zweifelnd, ob ich auch
recht bei Sinnen sei. Soweit hergefahren, mochte sie denken, unter
solchen Schmerzen, und jetzt diese mitleidslose und harte Aussage eines
Geistlichen! Mir war das alles eins.

Was brachte mich zu solchem Urteile?

Die Person hustete nicht, aber es stieß ihr die Luft (+die Gase+)
beim Munde heraus. +Der Magen+ und der +Unterleib waren mit
Gasen bis aufs äußerste+, bis zum Übermaß +gefüllt+. In solcher
Umgebung kann es niemand mehr aushalten, selbst nicht der sonst so
geduldige Magen; er muß seine geregelte Tätigkeit ganz oder zum größten
Teile einstellen. +Das Übel vergrößerte+ sich dadurch, daß die
Haut ganz trocken und jede +Transpiration gehemmt+ war.

Die +Aufeinanderfolge der Anwendungen+ war diese: +Lauwarme
Unterwickel+, +Waschung des Oberkörpers+, +kurzer Wickel+,
+Ganzwaschung+, +Knieguß+ (eine halbe Minute), +abermaliger
Unterwickel+, +Oberguß+, ins +Wasser knien+ (eine halbe
Minute) +bis an die Magengegend+, +Ganzwaschung+, +Ober-
und Unteraufschläger+. +Jeden halben Tag+ sollte die Kranke
eine dieser Anwendungen der Reihe nach gebrauchen, dazu täglich ein
paarmal auf +nassen Steinen+ gehen.

Durch laue Unterwickel suchte ich die Haut erst wieder wärmer, feuchter
und weicher zu machen, dann durch Ganzwaschungen und all die anderen
Übungen insbesondere auf den Unterleib einzuwirken. Es gelang; die
Luft, die Gase suchten die richtigen Auswege, und die Transpiration,
die normale Tätigkeit der Haut kam in Gang. Mit dem Schwinden der Gase
rückte in den luft- und gasleeren Raum der +Appetit+ ein; Blut und
Säfte mehrten sich, und in der kurzen Zeit von 5 Wochen war die Kranke
gesund.

+Rosa+ leidet seit langen Jahren am +Magen+, seit einigen
Monaten an besonders heftigen +Magenkrämpfen+. Sehr oft muß sie
das Bett hüten, und wenn das Aufsein auch leidlich ist, kann sie nur
mit großer Not und Anstrengung ihrem Berufe teilweise vorstehen.
Mehrere Ärzte haben erklärt, es fehle ihr weiter nichts, sie besitze
nur einen +recht schlechten Magen+. Die arme Geplagte brauchte
viel in tropfbar-flüssiger und fester Form, in Pulver- und Pillen- und
anderer Gestalt, zum Teile scharfe Sachen.

Das +Aussehen+ läßt auf arge Leiden schließen: die Gesichtszüge
sind eingefallen, die Farbe ist blaß, der Körper nur mehr Haut und
Knochen. Ihr Unterleib -- so ergänzte sie das Krankheitsbild -- sei
stark aufgetrieben, und sogar das anliegende Kleid verursache ihr
Schmerzen. Oft habe sie sich erbrochen, und Füße und Hände seien stets
ganz kalt.

Mein Gutachten lautete wie im vorhergehenden Falle. Rosa hatte sich
den Unterleib gründlich dadurch verdorben, daß sie oft plötzlich von
der Hitze in die Kälte, vom heißen Herde weg in den Eiskeller kam und
nicht wußte, wie sie sich gegen die schon bald fühlbaren schädlichen
Einflüsse schützen könne. Dazu hatte sie niemanden, dem sie sich
anvertrauen wollte, und sie trug die vermeintlichen kleinen Übel,
solange sie diese ertragen konnte, bis endlich der Druck vom Unterleib
aus so heftig wurde, daß dem Magen, eingeengt und eingezwängt, wie er
war, alles, was er an Speisen aufnahm, förmlich wieder ausgepreßt wurde.

Zu den +allgemeinen Anwendungen+, die Tätigkeit in den ganzen
Körper zu bringen hatten, mußten besondere für den Unterleib (nicht den
Magen) hinzukommen, das Angesammelte, besonders auch die Gase, zu lösen
und auszuleiten. Als +Anwendungen folgten+ (jeden Tag +eine+
derselben):

+der spanische Mantel+ (allgemeine Anwendung);

+Überlagen mit angeschwellten Heublumen+ auf den +Unterleib+,
jeden Tag 2 Stunden lang;

der +kurze Wickel+ (auflösend und ableitend);

+Ober- und Unteraufschläger+;

wiederum der +spanische Mantel+.

Als +Nebenanwendungen+ dienten das +Gehen auf nassen Steinen+
oder im +nassen Grase+, mitunter der +Knieguß+. Nach 4 Wochen
reichten aus ein +Wechsel zwischen dem spanischen Mantel+ und
dem +kurzen Wickel+, jeden zweiten Tag eine dieser Anwendungen.
Daneben mußte die Kranke, wie oben bemerkt,

häufig +barfuß gehen+. Rosa wurde ganz gesund und ist es heute noch.
„So gesund bin ich,“ äußerte sie sich bei einer jüngsten zufälligen
Begegnung, „wie noch nie in meinem Leben.“

+Friedrich+ erbrach anfangs viel Magensäure, später alles Gegessene und
Getrunkene. Alle Mittel halfen nichts, und der Arzt definierte das Übel
als +Magenverhärtung+ mit +Magenschluß+.

Das Aussehen des Patienten war gar nicht schlecht, die Züge wohl etwas
alt und die Gesichtsfarbe gelb. +Luft+ stoße es ihm viel aus dem Magen,
meinte er; der Unterleib sei vor Blähungen oft wie eine Trommel, und
dann zeige sich auch regelmäßig heftiges Weh im Kopfe. Wiederum haben
wir +Untätigkeit im unteren Revier, Schlaffheit der Gedärme+. Daher
der ungeregelte Stuhlgang, die Häufung der Gase und daher der Druck
auf Magen und Kopf. Der Kranke mußte +10 Tage hindurch täglich ein
Tuch, getaucht in Wasser und Essig+, 2 Stunden +lang auf den Unterleib+
binden, +täglich ein warmes Fußbad+ nehmen mit Asche und Salz und
den +Rücken+ sich in jeder Nacht zweimal +kalt abwaschen+ lassen.
Nach 6 Tagen schon verbesserte sich der ganze Zustand. Nach 10 Tagen
wandte der Patient +wöchentlich zweimal den kurzen Wickel, einmal den
spanischen Mantel+ an und nahm jeden zweiten Tag +ein Fußbad+ mit Asche
und Salz. Die dritte Verordnung bestimmte für die letzten 2 Wochen
+wöchentlich+ je 3 +Ober- und Untergüsse+ und 2 +Halbbäder+ (bis an die
Magengegend). In 6 Wochen war der Kranke vollständig hergestellt.

Unzählige solcher Fälle könnte ich noch anführen; das Gesagte mag indes
genügen.

+Das muß und will auch ich gerne konstatieren und zugeben+: Wenn solche
Übelstände nicht beseitigt, wenn der fortwährende Druck und die stete
Pressung mit der Hand in Hand gehenden Entzündung des Magens nicht
gehoben werden, dann freilich müssen nach und nach die berüchtigten
und gefährlichen +Magengeschwüre+ entstehen, die meistens in die
entsetzliche Krebskrankheit (Magenkrebs) ausarten.

+Selbst da noch+ können +Täuschungen+ und +Irrungen+ vorkommen. Ein
Beispiel will ich nur andeuten. Ein Familienmitglied habe, so meldete
man mir einstens, nach dem Ausspruche verschiedener Fachleute den
ausgebildeten Magenkrebs, und man lasse bei mir +nur+ anfragen,
welche +Vorsichtsmaßregeln+ in diesem Hause zu treffen seien, daß die
schreckliche Krankheit nicht ansteckend wirke. Ich gab Regeln an,
darunter auch für den

Kranken selbst solche, welche ihn in 4 Wochen vollkommen heilten und
dem Krebs zum Rückzuge bliesen. Die +Mittel+ bestanden in einfachen
+Teen+ von Schafgarbe, Wermut und Salbei und in +kurzen Wickeln+ im
Wechsel mit +Fußbädern+.

Kongestionen nach dem Essen, sowie Aufstoßen der Speisen, besonders
2 Stunden nach dem Essen und weiterhin den ganzen Nachmittag,
wiederholten sich ungefähr alle 4-5 Minuten; außerdem träger Stuhlgang,
völlige Schlaffheit der Gedärme, starker Fußschweiß (starker,
ekelhafter Geruch). Dieser Zustand dauerte 5 bis 6 Jahre. Verschiedene
Mittel wurden angewendet, aber ohne Erfolg. Das Aussehen ist recht
krankhaft, wie Porzellanfarbe; die Ränder um die Augen sind ganz grau
und blau, recht wenig Blut, wenig Naturwärme, schlechte Verdauung,
deshalb Blut und Natur nur krankhaft genährt.

Die Anwendungen müssen folgende sein: 1) die faulen Stoffe auflösen, 2)
die Naturwärme vermehren, 3) durch Kräftigung der Organe eine bessere
Verdauung bewirken, daß Blut und Säfte besser werden und die ganze
Maschine in guten Gang bringen. Denn dieser Organismus ist doch einer
Maschine gleich, die fleißig geschmiert wurde, aber kein gutes Material
hatte, und deshalb muß die Maschine überall gereinigt werden.

+Anwendungen+: 1) Warmes Fußbad zur Ausleitung der faulen Stoffe
in den Füßen, ungefähr drei- bis viermal, bis der Fußschweiß aufhört.
2) Ganzwaschungen, die eine allgemeine Transpiration bewirken und
zugleich die Naturwärme erhöhen. 3) Ober- und Unterguß.

Mit diesen Anwendungen soll man ungefähr 8-10 Tage fortfahren, an jedem
Tag zwei Anwendungen. Als zweite Kur kommt die Ganzwaschung, Ober- und
Unteraufschläger, ins Wasser knien, Rückenguß, wieder 10 Tage lang. Als
dritte Kur folgen Halbbäder und Ganzwaschungen. In 3-4 Wochen kann so
ein Organismus wieder hergestellt werden. Zur Erhaltung und weiteren
Befestigung aber ist notwendig, in der Woche noch ein paar Anwendungen
beizubehalten, wozu eine Ganzwaschung oder auch ein Ober- und Unterguß
ausreicht.

Ein Weib, 64 Jahre alt, hat heftiges Brennen im Magen, Aufstoßen
und Erbrechen; oft kommt dazu kaltes Fieber und manchmal auch
starker Schweiß. Wochen hindurch nimmt das Übel immer zu trotz aller
angewandten Mittel. Die beste Wirkung wird hervorbringen: Täglich
zweimal jedesmal 20 Wermuttropfen in einer kleinen Tasse ganz warmen
Wassers; dazu täglich einmal ein

warmer Unteraufschläger eine Stunde lang; ferner jeden zweiten Tag ein
doppeltes Tuch, in warmes Wasser getaucht, auf den Unterleib gebunden,
eine Stunde lang. Jeden zweiten Tag ein warmes Fußbad mit Asche und
Salz, 14 Minuten lang.

Eine Person, 40 Jahre alt, klagte über häufige Magenschmerzen,
Schmerzen im Unterleib, Appetitlosigkeit, saures Aufstoßen und
Entkräftung. Besonders waren Hände und Füße meistens kalt. -- Die
Anwendungen waren folgende: 1) Jeden Morgen und jeden Abend Brust und
Unterleib mit halb Wasser und halb Essig kräftig einreiben. 2) Täglich
6-8 Wacholderbeeren essen. 3) In der Woche dreimal vom Bett aus ganz
waschen und, ohne abzutrocknen, wieder ins Bett gehen. In 14 Tagen war
die Kranke geheilt, und um gesund zu bleiben, wird selbe gut tun, wenn
sie längere Zeit hindurch wöchentlich einmal sich ganz wäscht.

„Längere Zeit hindurch habe ich ein hartes Magenleiden. Es treibt mich
gewaltig auf, und unter großen Schmerzen muß ich oft alles erbrechen.
Meine Füße tun mir meistens weh und zeigen dabei krampfhafte Zuckungen.
Meine Lippen sind beständig weiß; ich magere am ganzen Körper ab. Ich
habe mehrere Ärzte gehabt; die haben mir aber nichts als zum Laxieren
gegeben, und dieses hat mich wohl recht angegriffen und geschwächt.“

+Anwendungen+: 1) In der Woche dreimal angeschwellte Heublumen auf
den Unterleib binden, eine Stunde lang. 2) Jede zweite Nacht vom Bett
heraus ganz waschen und, ohne abzutrocknen, wieder ins Bett gehen. 3)
Jeden Morgen 25 Wermuttropfen in Wasser einnehmen, jeden Nachmittag 25
Tropfen von Hagebutten.

Eine Hausfrau klagt: „Ich bin gar nie frei von Schmerzen im Unterleib;
derselbe ist oft aufgetrieben, und wenn es recht arg ist, habe ich
einen Druck auf den Magen, daß mir viele Säure aufstößt, oft auch die
Kost erbrochen wird. Mein Kopf ist recht eingenommen, und nicht selten
habe ich großen Schwindel. Es gibt Zeiten, wo ich alle halbe Stunde
Harn lassen muß, dann wieder Tage, wo höchstens einmal Wasser abgeht.
Drei Ärzte erklärten, ich habe Magenkatarrh.“

Diese Kranke wurde +geheilt+ innerhalb 4 Wochen auf folgende
Weise: Die erste Woche bekam sie bloß täglich 2 Obergüsse und 2
Kniegüsse und täglich eine Tasse Tee von Wacholderbeeren und Zinnkraut;
in der zweiten Woche täglich einen Oberguß und Knieguß, zweimal
einen Wickel von unter den Armen an; in der dritten Woche einmal den
spanischen Mantel, dreimal ein Sitzbad und einmal ein Halbbad; in der
vierten

Woche Halbbäder, dreimal den spanischen Mantel, einmal Wassergehen
täglich.


Magen-Säure.

Kreszentia erzählt: „Ich bin 45 Jahre alt, habe fast täglich starkes
Magenleiden; es hört von Zeit zu Zeit auf, aber immer nur auf kurze
Zeit; recht oft stößt es mir Säure und Bitterkeit oben heraus, und ich
weiß mich oft gar nicht zu erwärmen; je mehr Säure und Bitterkeit, um
so größer die Kälte.“

Das Aussehen dieser Person war recht leidend, sie selber recht mager;
die Gesichtszüge waren eingefallen; die Kälte scheint die Wärme
gänzlich verdrängt zu haben. Hier ist sicher durch schlechte Verdauung
eine große Blutarmut eingetreten.

Ich verordnete ihr: „Schütten Sie siedendes Wasser an Heublumen,
bringen Sie diese so warm wie möglich in ein Tuch oder noch besser
in ein Säcklein und legen Sie dieses ganz warm, wie Sie es gut
ertragen können, auf die Magengegend und den Unterleib! Bringen Sie
über das Ganze ein Tuch über den Körper, daß das Säcklein auf den
Leib aufgebunden ist, und lassen Sie es dann eineinhalb Stunden lang
liegen; so 3 Tage lang! Nehmen Sie drei Tage nacheinander jeden Abend
ein warmes Fußbad mit Asche und Salz, 14 Minuten lang, dann jeden 3.
oder 4. Tag, und waschen Sie sich in der Woche drei- bis viermal in
der Nacht vom Bett aus ganz und gehen Sie dann gleich wieder ins Bett!
Nehmen Sie dann täglich zweimal 4-6 Löffel voll Wermuttee, und machen
Sie so 14 Tage fort; dann wird ausreichen in der Woche einmal ein
Fußbad und einmal eine Waschung in der Nacht oder auch ein Halbbad.“


Migräne.

Die Migräne, das halbseitige Kopfweh, ist vorherrschend eine
+Frauenkrankheit+, die aber auch geistesstarke Männer recht oft
befallen kann, besonders solche, die viel und anstrengend geistig
beschäftigt sind. Man kann manchmal den Trost eines Arztes hören:
„Seien Sie ruhig, einen Dummkopf befällt keine Migräne!“ +Leicht+
kann dieses Leiden +von gestörtem Blutlaufe+ herkommen, +noch
häufiger aber von störenden Einflüssen aus dem Magen und Unterleib+.
(Gänzlicher Mangel an Appetit und Widerwille gegen alle Kost.) Wenn der
Unterleib im ganzen etwas geschwächt ist, wenn sich häufig Gase sammeln
und die Stuhlentleerungen nicht regelmäßig sind, so üben gar zu leicht
und oft diese Beschwerden eine Rückwirkung auf den Kopf und verursachen
an einzelnen Stellen diese Schmerzen. Oder es kann das Blut bei einem
unregelmäßigen

Lauf auf +eine+ Stelle besonders hindrängen. +Oft meldet sich das
unheimliche Leiden+, indem sich’s wie +Nebelflor auf die Augen+
legt. Bei manchem spukt es in den +Augenecken+, bei anderen wird
das +Augenlicht selbst+ ganz +gestört+, und es ist ihnen, als ob
verschiedene Figuren vor den Augen tanzten.

Migräne kommt gerne nach +Krankheiten+, wenn die Natur sich noch nicht
vollständig erholt hat und die Tätigkeit der Organe keine ganz normale
ist. Migräne kann auch ein +Erbteil+ sein. Leute, die oft an Migräne
leiden, erzählen dann, wie schon die Mutter oder der Vater daran
gelitten.

Besagtes Kopfleiden ist unschwer zu heilen. Rührt die +Migräne von
Gasen her+, -- und diese sind nach meiner Ansicht die Hauptursache,
-- so kann es ausreichen, wenn man 2-3 +Tage nacheinander täglich
zwei- bis viermal den Unterleib mit recht kaltem Wasser kräftig
wäscht+. Nicht nur die Gase werden durch diese einfache Anwendung oft
vollständig ausgeleitet, sondern diese wirkt sogar auf den Stuhlgang
und bringt nicht selten +allein+ alles in Ordnung. Kräftiger noch ist
die Wirkung, wenn ins Wasser, das man zur Waschung benützt, etwas
+Essig+ oder +Salz+ gemischt wird.

Sollte diese Anwendung nicht ausreichen, dann können +innerhalb+
einer Woche 2-3 +Halbbäder+ genommen werden. Diese sollten genügen.
Nebenzu mag der Patient +Tee+ verwenden, der die Gase aufzehrt oder
löst. +Kümmel+ oder +Fenchel+, als Tee bereitet und getrunken, wirkt
vortrefflich. Auch +kleine Hausmittel+ sind nicht zu verachten. Jeden
Morgen und Nachmittag 5 +Tropfen Spicköl+ auf Zucker tut denselben
Dienst. 6-8 +Wacholderbeeren+, im Tage nacheinander zu verschiedenen
Zeiten gekaut, haben schon manchem geholfen.

+Brausepulver+ halten viele für ein Radikalmittel gegen dieses
Leiden. Dieselben leiten vielfach Gase aus, das gebe ich zu; aber man
übertreibe nicht. +Radikalmittel sind sie nicht.+ Derlei Leute erinnern
mich mit ihren Anpreisungen immer an jenes amüsante Geschichtchen,
worin einer mit einer Rakete einen Hasen totschießt. Als das
Nonplusultra für Migräne gilt heutzutage der +Migränestift+, ein feines
und fein gearbeitetes Holz, in dem die Wundereichel steckt, die stark
nach Kampfer riecht. Kein Gebildeter und keine feine Dame gehen mehr
aus ohne dieses kleine Vademekum. Die Wurzel des Übels (der Migräne)
sitzt, wie wir gesehen, zumeist und hauptsächlich im Unterleib. Mit dem
Stifte braucht man aber nur eine gewisse Anzahl Striche auf die Stirne

(glaube ich) zu machen, und gut ist’s. Helfe, was helfen mag! Ich will
mir darüber kein weiteres Urteil erlauben; aber ich müßte lächeln, wenn
ein Patient, dem Klistier verordnet ist, statt dieses zu nehmen, sich
in das Ohr spritzen ließe.


Nasenbluten

siehe oben Seite 189.


Nervenerschöpfung.

Ein Pfarrer gab an, er habe zeitweilig fast unausstehliches Kopfweh,
und wenn dieses sich bessere, solche Halsbeschwerden, daß er vor
Müdigkeit und Schmerzen kaum reden könne. Auch im Rücken bestehe oft
schmerzhaftes Zusammenziehen und Mattigkeit. Nach dem mitgebrachten
Zeugnisse seines Arztes leide er an „ausgebildeter Nervenerschöpfung,
und es sei nahe daran, daß Gehirn und Rückenmark angegriffen würden“.
-- Außerdem waren hochgradige Reizbarkeit und Angstgefühle vorhanden.

+Anwendungen+: Täglich ein schwacher Oberguß in der Frühe und
nachmittags; täglich einmal im nassen Grase und auf nassen Steinen
4 Minuten lang gehen; so 5 Tage lang. Darnach täglich ein stärkerer
Oberguß, ein Knieguß und zweimal im Wasser gehen; so 5 Tage lang.
Dazwischen Sitzbäder.

Die weiteren Anwendungen waren: Täglich ein Rückenguß, ein Halbbad, ein
Oberguß und Wassergehen. Diese Anwendungen beseitigten alle Leiden, und
gesund und heiter ging der Geheilte wieder an sein Berufsleben.


Nervenleiden.

Ein +Geistlicher+ berichtet also:

„Infolge gewaltiger Aufregung, Angst und Schrecken bekam ich Ende
Juli 1884 ein Leiden, welches sich anfangs durch häufiges, sehr
beängstigendes Herzklopfen und beständige Atmungsbeschwerden mit
allgemeiner Schwäche äußerte. Das Herzklopfen hörte nach einigen
Monaten wieder auf. Aber nun erschienen andere Übel: mitunter sehr
heftige beängstigende Anfälle von Asthma, häufiges Drücken mit
Schmerzen und Spannen bis in den Unterleib hinab. Hauptsächlich spürte
ich den Druck in der ganzen Rippengegend, zuweilen auch im Rückenmark.
Oftmals fühlte ich sehr große Mattigkeit und Abgeschlagenheit in
allen Gliedern mit Schmerzen in den Gelenken. Nebenher quälten
Verstopfungen mit Blähungen stets den Unterleib. Die Stimme war ganz
geschwächt, so daß mir oft schon das einfache Sprechen Schmerzen,
Beklemmungen und Asthma verursachte; ein anhaltender, starker
Gebrauch der Stimme war ganz unmöglich geworden. Während der ganzen
Zeit habe ich auch Beschwerden im Kopfe, nämlich Schwindel, starke
Eingenommenheit, zu Zeiten heftige Kopfschmerzen, so daß ich manchmal
kaum zu denken imstande und zu jeder geistigen Anstrengung unfähig
bin. Jede Kleinigkeit regt mich ungemein auf und steigert nicht
selten die Beschwerden in Brust und Kopf aufs äußerste. Dazu hat eine
unsägliche Melancholie meinen Geist eingenommen, manchmal ist’s fast
zum Verzweifeln. Die Ärzte erklärten mein Leiden für ein Nervenleiden.
Zwei derselben, ein Allopath und ein Homöopath, beide berühmte Männer,
verschrieben mir Mittel (Duschebäder, Diät, Bromkali, ~Zincum oxydat.~,
~Natr. phosph.~ u. a.), die aber sämtlich ganz erfolglos blieben, ja
das Übel zuweilen noch ärger machten. Am ehesten schien noch zu wirken,
was ein dritter Arzt anriet: kalte Vollbäder und fleißige Bewegung in
der Luft. Das dauerte so ein halbes Jahr, bis ich endlich ganz zum
Wasser meine Zuflucht nahm.“

Soweit der Kranke. Schauen wir ihn selbst näher an! Sein Aussehen
ist ungewöhnlich gerötet, die Augenränder sind etwas gelb, Ohren und
Lippen hochrot, mit blau untermischt. Die Haare sind dem jungen Herrn,
der kaum mehr als 30 Jahre zählt, bis auf einen kleinen Rest gänzlich
ausgefallen. +Worauf lassen diese Anzeichen schließen?+ Gewiß auf
+allzu heftigen Drang des Blutes gegen Kopf und Brust+. Der Schmerz auf
der Stirne zeigt die Heftigkeit des Blutandranges zum Kopfe an, und
das zu viele Blut im Kopfe bewirkt eine Ausdehnung der Adern. +Kann da
geheilt werden und wie? Die zwei hauptsächlichsten Leidensstellen, Kopf
und Brust+, sind vor allem ins Auge zu fassen. Beide werden gleichsam
erdrückt unter der Überfülle des Blutes. Dieses muß allererst +gegen
die Extremitäten abgeleitet werden+. Dann kann ich an die Auflösung
alles Abnormalen (Anstauungen, Erweiterungen der Adern, Ausbuchtungen
nach innen usw.) an Kopf und Brust gehen und zuletzt allgemein auf den
ganzen Körper einwirken.

Als +Anwendungen+ werden sich der Reihe nach am besten eignen:
+Fußdampf+, +Kopfdampf+, +kurzer Wickel+, +spanischer Mantel+, +auf
nassen Steinen gehen+, +Ober- und Untergüsse+, spanischer Mantel,
Barfußgehen, zur Winterszeit am besten im frischgefallenen Schnee.

Innerhalb 3 Wochen hatte sich der Zustand bedeutend gebessert. Bis
zur vollen Erholung indessen dürften bei so fortgeschrittenem und
tiefgewurzeltem Leiden noch Monate vergehen.

Aus der mehr oder minder guten Wirkung jeder einzelnen Anwendung lernt
der Patient selbst am sichersten urteilen, welche derselben von den
besten Folgen begleitet ist und deshalb öfters wiederholt werden soll.
Nur lasse man sich ja nie und nimmer verleiten, den Willen stets
nur auf diese besondere Anwendung hinzurichten. +Mit den besonderen
Anwendungen+ sind +jederzeit+, um den Einklang und den gesunden,
reellen Fortschritt in der Heilung nicht zu stören, +die gemeinsamen+,
d. i. die auf den ganzen Organismus wirkenden, +pünktlich zu verbinden+.

Ein Priester aus Böhmen berichtet:

„Vor 8 Monaten trat bei mir infolge von Überanstrengung heftiges
Herzklopfen ein sowie auch Schlaflosigkeit, späterhin starkes
Aufstoßen, Auftreibung des Unterleibes, auch Atmungsbeschwerden. Es
bestanden zuweilen perverse Empfindungen, Schmerzen in Händen und
Füßen, Unruhe, später auch Zittern in denselben, dabei hochgradige
Abspannung und Müdigkeit. Appetit fehlte zuletzt auch, ebenso Stuhl.“

Bei seiner Ankunft schien Patient sehr erschöpft und zeigte eine
blaßgelbe Gesichtsfarbe. Nach siebenwöchentlicher Kur war er wieder
frisch, gesund und munter. Auch der Schlaf hatte sich langsam wieder
eingestellt.

Die Wasseranwendungen bestanden in folgendem: In den ersten drei
Wochen: 1) nachts vom Bett aus ein Halbbad; 2) vormittags Oberguß und
Wassergehen; 3) nachmittags Rückenguß und Halbbad; 4) täglich fleißig
Grasgehen. Späterhin: Oberguß mit Knieguß, auch Halbbäder, zweimal
Fußdampf. Zum Einnehmen täglich 8-10 Wacholderbeeren, auch Tee von
Wermut und Salbei.


Nervenüberreizung.

Zwei Studierende kamen in die Osterferien und erzählten: „Wir
haben Kopfleiden, Blutandrang nach dem Kopf, schlechten Schlaf und
große Müdigkeit, mangelhaften Appetit, und wir sind somit unfähig,
weiter fortzumachen. Könnten wir nicht die Vakanz benützen zur
Wiederherstellung unserer Gesundheit durch die Wasserkur?“

Ich gab den Rat, sie sollten, weil es Frühling, der Boden feucht und
es noch ziemlich kalt war, diese Vakanztage wo möglich im Freien, im
Walde, auf den Wiesen barfußgehend zubringen und rasche Bewegungen
machen, wenn sie sich kalt fühlten; auch von Zeit zu Zeit in einen mit
Wasser gefüllten Graben 2-3 Minuten stehen und darin hin- und hergehen.

Ebenso mußten sie täglich zwei- bis dreimal ihre Arme ganz ins Wasser
halten. Diese Anwendungen behagten den jungen Leuten sehr; es kam
ihnen Mut und Freude; sie gingen wieder neugestärkt an ihre Studien,
konnten ihre Aufgabe gut lösen und freuten sich auf die Herbstferien,
um ihren Körper aufs neue abzuhärten und zu kräftigen.

Bemerkt jedoch sei hier, daß beim Gehen auf naßkalter Wiese und beim
Stehen im Wasser jedesmal nach Bekleidung der Füße so viel Bewegung
gemacht werden muß, daß die Naturwärme bald wieder eintritt; diese wird
bei jungen Leuten unschwer durch rasches Gehen bewirkt.

Ein ähnliches Beispiel traf bei einem Alumnus zu, welcher mit folgenden
Klagen hieher kam: „Ich habe einen solchen Druck im Kopf, daß ich oft
kaum mehr weiß, wo ich weile, und was ich tue; ferner habe ich oft
erheblichen Schwindel, bin unfähig zu geistiger Tätigkeit; ich mußte
die Anstalt 3 Monate vor Erreichung meines Zieles verlassen.“

Es war warme Augustzeit, und dieser Kandidat brachte während 10 Tagen
die meiste Zeit in Gärten und Wäldern zu, barfußgehend vom Morgen
früh bis Abend spät. Zudem bekam er täglich 2-4 Obergüsse. Innerhalb
12 Tagen waren seine Krankheitserscheinungen gehoben; er fühlte sich
heiter und gekräftigt und brauchte bloß noch zur weiteren Kräftigung
seine Herbstferien ebenso durchzumachen.


Nervenzerrüttung.

Ein Herr von Stand hatte durch ungewöhnlich viele Berufspflichten Geist
und Körper so zugerichtet, daß nicht zu beurteilen war, ob Geist oder
Körper mehr zerrüttet sei.

Man hatte Grund, zu fürchten, die Geisteszerrüttung könnte mit den
traurigsten Folgen ein erbarmungswürdiges Ende nehmen. Monate hindurch
hatte er weder Schlaf noch Ruhe, die peinlichsten Leiden und Schmerzen
am ganzen Körper; alle ärztlichen Mittel waren wirkungslos. Das Wasser
sollte hier noch Rettung bringen, und wirklich war der Unglückliche
nach dreizehn Wochen in der Lage, in seinem Berufe frisch und gesund
wieder aufs neue zu beginnen.

Ein solcher Zustand kann nur durch die einfachsten Anwendungen
behandelt werden. Erster Tag: Den oberen Körper vormittags mit Wasser
und Essig ganz waschen. Auf diese Waschung folgt ein Knieguß (eine
Minute lang). Die zweite Anwendung am Nachmittage wie die erste.
Zweiter Tag: Eine Gießung auf den Oberkörper mit einem halben Gießer
voll Wasser; gleich darauf auf nassen Steinen Bewegung machen und
nebenzu einen Gießer voll Wasser auf die Knie, nachmittags dasselbe.
Dritter Tag: Oberguß (1 Gießer voll) und Knieguß, nachmittags: Oberguß
(1 Gießer voll), daraufhin ins Wasser stehen (3 Minuten lang). Diese
Anwendung war so schmerzlich, daß dem Patienten Tränen in die Augen
kamen. So wird ungefähr eine Woche hindurch fortgefahren. Die zweite
Woche waren Obergüsse jeden Tag mit verstärktem Knieguß im Wechsel mit
Wasserstehen, soweit es die empfindlichen Füße zuließen, verordnet;
diese Obergüsse steigerten sich während der Woche von 1-3 Gießer.
Auch das ins Wasserstehen wurde verstärkt bis an die Knie, aber immer
nur 2, höchstens 3 Minuten. In der dritten Woche wurden Obergüsse
mit Knieguß und Wasserstehen weiter gesteigert und jeden zweiten Tag
ein Sitzbad genommen, gewöhnlich nachmittags. In der vierten Woche:
Oberguß mit Wasserstehen, je vormittags, nachmittags ein Halbbad. In
der fünften Woche am Morgen ein Rückenguß mit Wasserstehen oder mit
Knieguß, nachmittags Oberguß. So wurde fortgefahren, jeden halben Tag
eine Anwendung: ~a~) Oberguß mit Knieguß, ~b~) ein Halbbad,
~c~) Rückenguß bis zur vollständigen Heilung.

Innerlich wurde gegeben: ~a~) weißes Pulver, täglich eine
Messerspitze voll, im Wechsel mit ~b~) Wacholderbeeren, täglich
6-8 Beeren, und ~c~) Tee von Wermut und Salbei.


Nervöses Leiden.

Ein Kandidat im Alter von 34 Jahren berichtet: „Vor 11 Jahren fing
durch übertriebene Beschaulichkeit, körperliche Strenge und jahrelange
furchtbare Skrupeln der Kopf an, an Kongestionen, heftigem Schmerz und
Schwerfälligkeit zu leiden. Da ich fortfuhr, für einen, ja oft für zwei
Gesunde geistig und körperlich zu arbeiten, wurden die Nerven total
irritiert und schließlich der Kopf vor zwei Jahren ganz unfähig zu
geistiger Anstrengung, selbst nur einen Rosenkranz z. B. auf einen Zug
zu beten. In Wörishofen blieb es acht Tage beim alten trotz Schenkel-,
Ober- und Rückenguß und Barfußlaufen; dann bekam ich Malefiz-Öl
und mußte dabei die Wasseranwendungen noch 3 Tage fortmachen, aber
das Übel wurde nur schlimmer; dann durfte ich für 3-4 Tage keine
Wasseranwendungen vornehmen; das Malefiz-Öl wirkte; der Kopf wurde
plötzlich frei, klar und stark, und dabei blieb es bis heute.“

Diesem Berichte muß ich hinzufügen, daß der betreffende Herr schon
geraume Zeit, ehe er zu mir kam, nach meinem Buche selbst sich
zu helfen gesucht hatte und durch eine glückliche oder vielmehr
vernünftige Auswahl des für ihn Passenden sowie auch durch sehr
pünktliche und genaue Befolgung des Vorgeschriebenen der bei mir
gemachten Kur schon bedeutend vorgearbeitet hatte. Als er ankam,
war er in einem noch elenden und trostlosen Zustande und um so
beklagenswerter, als wegen seines äußern, scheinbar guten Aussehens nur
ein gründlicher Kenner von seinem Leiden wissen konnte. Gott sei es
gedankt, daß er jetzt wieder mit freudigem Mute seinen höheren Studien
obliegen kann.


Nierenleiden.

Ein Bauer erzählt: „So stark und korpulent ich aussehe, geradeso elend
bin ich. Ich kann nicht mehr arbeiten, bin beständig aufgedunsen;
die Atemnot wird oft so groß, daß ich glaube, ich müsse ersticken.
Ich wälze mich in der Nacht im Bett umher, ohne schlafen zu können.
Mein Urin ist meistens recht dick und mit Blut vermischt. Ich habe
oft ein sehr heftiges Brennen in der Blase; Ärzte habe ich mehrere
gehabt. Einer sagte, ich sei leberleidend und habe Gallensteine.
Ein anderer hat behauptet, es fehle mir in den Nieren, und es werde
Nierenvereiterung eintreten. Ein dritter glaubte, mein Magen verdaue
nicht, und deshalb sei ich immer verschleimt, weil im Munde immer
sehr viel zäher Schleim vorhanden ist.“ Dem fast Trostlosen wurden
Anwendungen geraten: 1) In der Woche zwei warme Bäder von gesottenem
Haberstroh mit dreimaligem Wechsel, 30-32 Grad. (10 Minuten im warmen,
1 Minute im kalten Wasser.) 2) In der Woche zwei kurze Wickel,
ebenfalls von Haberstrohwasser, eineinhalb Stunden lang. 3) Täglich 2
Tassen Tee von Zinnkraut und Wacholderbeeren trinken, 10 Minuten lang
gesotten. In 6 Wochen war der Mann vollständig gesund. Sein Körper ist
normal, der große Bauch ist verschwunden, das braungelbe Aussehen ist
entfernt, und wie die Farbe frisch und gesund ist, so ist auch seine
Kraft wiedergekehrt.

Ein armer Arbeiter schreibt: „Ich erkrankte an einem Nierenleiden
ungefähr im November 1887, arbeitete aber dabei bis Mitte Januar 1888.
Meine Kraft war indessen so herabgesunken, daß ich nunmehr 11 Wochen
das Bett hüten mußte. Der Arzt, welcher mich behandelte, erklärte mir,
das Leiden komme nur von Erkältungen und zurückgeschlagenem Schweiße
her und sei eine langwierige Sache. Im Urin war stets ein großer,
rötlich-brauner Satz. Man ließ nun den Urin in der Apotheke chemisch
untersuchen, und es stellte sich heraus, daß dieser Satz in Blut
bestehe. Durch diesen immerwährenden Blutverlust kam ich so herunter,
daß der Arzt eine Wassersucht befürchtete. Er untersuchte deshalb Tag
für Tag die Füße und das Herz; es zeigte sich aber nirgends etwas von
Wassersucht. Als ich mich nach einiger Zeit besser fühlte, ging ich
wieder an die Arbeit, mußte aber, als das Leiden nach 20 Wochen wieder
eintrat, die Arbeit abermals einstellen. Da ich nun schon so viel
mediziniert und allerlei eingenommen hatte ohne anhaltenden Erfolg,
so entschloß ich mich auf Anraten einiger Bekannten, nach Wörishofen
zu gehen. Ich wandte nun die Kaltwasserkur an, die mir vortrefflich
behagte.“

Durch folgende Anwendungen wurde dem Manne geholfen:

    1. den einen Tag Oberguß und Knieguß vormittags, Halbbad eine halbe
    Minute lang nachmittags;

    2. den andern Tag des nachts Ganzwaschung vom Bett aus in der
    Frühe, dann Wassergehen, nachmittags Oberguß und Knieguß;

    3. Oberguß, später Schenkelguß vormittags, Rückenguß und
    Wassertreten nachmittags; so abwechselnd drei Wochen lang; ferner

    4. täglich eine Tasse Tee von 10 zerstoßenen Wacholderbeeren und
    etwas Zinnkraut, morgens und abends in je zwei Portionen trinken.


Ohrenkrankheit.

Wer möchte die vielen Ursachen aufzählen, durch die ein Körper krank
werden kann, und wie Krankheiten auf einzelne Organe so einwirken
können, daß sie krank bleiben, wenn auch die ursprüngliche Krankheit
entfernt ist? Und je edler ein Organ ist, um so nachteiliger wirkt
auch eine Krankheit, und um so härter ist sie zu heilen. Einer der
edelsten Teile am menschlichen Körper ist das Ohr, und sehr häufig kann
das Gehör verloren gehen durch eine Krankheit oder auch durch eine
unglückliche Lebensweise.

So kommt eine Mutter und erzählt: „Meine Tochter hat das
Scharlachfieber gehabt, von dem sie wohl ganz geheilt wurde. Seit
dieser Zeit ist sie nie mehr ganz wohl. Bald klagt sie über dieses,
bald über ein anderes Leiden; aber das härteste ist, daß sie das Gehör
fast ganz verloren hat. Alles, was angewendet worden ist, hat nichts
geholfen.“

Dieses Mädchen ist mithin nicht ausgeheilt, und müßte es an anderen
Teilen hören, so würde man auch dort noch Reste der Krankheit bemerken.
Wird das Mädchen von allen nachteiligen Folgen des Scharlachfiebers
geheilt, dann wird auch das Gehör wieder eintreten. Es muß somit, wie
aufs Gehör, so auch auf den ganzen Körper eingewirkt werden.

Folgende Anwendungen werden die beste Wirkung hervorbringen: 1) Ein
nasses Hemd anziehen, eineinhalb Stunden lang. 2) Einen Schal umlegen,
eineinhalb Stunden lang, und denselben nach drei Viertelstunden nochmal
frisch eintauchen. Während dieser eineinhalb Stunden um jeden Fuß vom
Knöchel an bis über die Waden ein Handtuch umwinden, in warmes Wasser
getaucht, also Fußwickel, eineinhalb Stunden lang. 3) Vom Bett aus
ganz waschen und, ohne abzutrocknen, gleich wieder ins Bett, besonders
den Hinterkopf und die Ohren gut waschen. 4) Über die Ohren und deren
Umgebung einen Lappen binden, in warmes Wasser getaucht, zwei Stunden
lang; nach jeder halben Stunde wieder frisch eintauchen. 5) Einen
Kopfwickel nehmen (siehe Wickel).

Diese fünf Anwendungen sollen durch längere Zeit vorgenommen werden,
jeden Tag wenigstens eine Anwendung. Recht gut wird noch wirken in der
Woche ein warmes Haberstrohbad, 25 Minuten lang, 28-30° ~R.~,
gleich darauf mit kaltem Wasser schnell abwaschen, daß die Natur durchs
warme Wasser nicht zu empfindlich wird. Diese Anwendungen werden die
Natur in den besten Zustand bringen; dann kann noch länger fortgefahren
werden mit warmen Umschlägen über die Ohren.


Ohrensausen.

Eine Person hat sehr oft heftiges Ohrensausen, schwache Nerven, oft
Zittern an den Händen und Füßen, blasse Gesichtsfarbe, eingefallene
Augen. Diese Person hat mehrere Ärzte gehabt. Der eine sagte, das
Ohrensausen rühre von den Nerven her, der andere, es komme von einem
zurückgegangenen Schnupfen her, ein dritter, das Trommelfell sei etwas
eingegangen usw.

+Anwendungen+: 1) Täglich im Wasser gehen, 2-4 Minuten, darauf
Bewegung im warmen Zimmer oder, wenn nicht zu kalt, im Freien. 2) Jede
zweite Nacht vom Bett aus ganz waschen mit Wasser und Essig. 3) Zweimal
in der Woche einen Schal umlegen, eine Stunde lang. So 14 Tage bis 3
Wochen fortmachen. Wenn noch weiter etwas notwendig ist, jeden zweiten
Tag im Wasser gehen und in der Woche einmal waschen.


Rheumatische Zustände.

Wer möchte es versuchen, all die verschiedenen rheumatischen Zustände
aufzuzählen, über die man klagen hört! Den einen quält der Schmerz
im Kopfe, den anderen in den Zehen, diesen im Arme, jenen in den
Beinen, sie auf dem Rücken, ihn auf der Brust usw. Der Rheumatismus ist
wahrlich der ewige Jude unter den Krankheiten.

Der arbeitsame Bauer, der Holzhacker, alle diejenigen, die recht
angestrengt arbeiten, wissen weniger, an manchen Orten nichts von
dieser Krankheit, nach meinem Dafürhalten deshalb, weil diese Leute oft
in der einen Stunde Rheumatismus bekommen, in der andern ihn bereits
wieder vertrieben haben. Es zeigen sich vielleicht die Anfänge am
Morgen, nachmittags dagegen arbeiten sie dieselben wieder hinaus.

Letztere Beobachtung gibt uns +klare Winke+, wie Rheumatismus
geheilt werden kann und soll.

Ein +Tierarzt+ jammerte mir einst vor, er sei unfähig, seinem
Berufe weiter vorzustehen; ein abscheulicher Rheumatismus habe sich wie
eine Katze in sein rechtes Schulterblatt eingekrallt. Schwitzend sei er
unklugerweise in die Kälte gekommen, und er wisse recht gut, er werde,
wie jedesmal, die lästige Katze 6 Wochen lang zu tragen haben.

„Wenn Sie wollen, Herr Tierarzt,“ entgegnete ich ihm, „so sind Sie
in 24 Stunden frei; ich werde meinen Hund auf Ihre Katze hetzen.“ Er
lachte, und es gab eine kleine Wette. Mit Manneswort und Handschlag
versprach er indessen, genau zu tun, wie der gestrenge Herr befehle.
Er ging heim und ließ sich von seiner Frau den Rücken zuerst kräftig
trocken reiben, dann einen +kalten Oberguß+ applizieren. Nach
ungefähr 8 Stunden nahm er einen +Kopfdampf+ mit darauffolgendem
Guß. Die 24. Stunde hatte noch lange nicht geschlagen, die Katze war
längst über alle Berge, und die Wette war gewonnen. -- +Von trockenem
Reiben+ wurde diesmal gesprochen, was doch sonst nie vorkommt!

Ja, und der +Grund ist folgender+:

Entsteht der Rheumatismus infolge raschen Wechsels von der Kälte in die
Wärme und umgekehrt, so sind die Schmerzen, die zuweilen nur auf der
Oberfläche der Haut, zuweilen aber auch tief im Innern, ja, wie man
meinen könnte, im Marke der Knochen wurzeln, meist zurückzuführen auf
Störungen in der Zirkulation des Blutes, sei es nun ein langsameres
oder rascheres Tempo des Blutlaufes, seien es Blutstauungen oder kleine
Entzündungen etc. an der betreffenden Stelle. Die dadurch entstandenen
Reibungen, Pressungen usw. verursachen den Schmerz und müssen durch
Auflösung, Ausleitung und Stärkung der leidenden Teile entfernt werden.
Wenn der Taktstock allein die Sänger nicht mehr im richtigen Tempo
halten will, dann fuchtelt der Gesangmeister noch mit der freien
Hand, mit dem Kopfe den Ungelehrigen zu. Wenn die Gans oder Ente sich
in die junge Hühnerfamilie mischt und das „Gehscht weg, du...“ der
Futterbringerin nichts helfen will, dann wirft sie einen Stein nach
der dummen Gans oder Ente. +Wenn der Rheumatismus tief sitzt, schon
länger währt, besonders schmerzt und weit ausgedehnt ist, so rufe
ich zum Wasser noch die Reibung zu Hilfe.+ Sie entwickelt rascher
Wärme und bewirkt eine schnellere Verteilung des Blutes usw. +Wäre
die kranke Stelle etwas kühl, und würde ohne weiteres, ohne vorherige
Erwärmung ein Guß darauf+ kommen, so wiche der Rheumatismus wohl
etwas weiter im, aber nicht aus dem Körper.

Ein +Bauer+ bekam so heftige rheumatische Zustände in beiden
Füßen, daß er nicht mehr gehen konnte; am meisten schmerzten ihn die
Schenkel. Der Mann wußte nicht, wie er zu dem Übel gekommen war.

Der Bauer +wickelte+ sich +täglich zweimal+ von unter
den Armen an ganz in ein Tuch ein (Unterwickel), das in heißen
+Heublumenabsud+ eingetaucht war, und legte sich jedesmal zwei
Stunden ins Bett mit guter Zudecke. Zehn solcher Anwendungen wickelten
den Rheumatismus vollkommen aus und ab.

+Ein anderer Bauer+ konnte vor lauter +Schmerzen in
den Hüften+ gar nicht eingewickelt werden. Er wurde in ein
+Haberstrohbad+ mit 33-35° ~R.~ und mit dreimaligem Wechsel
gesetzt, täglich zweimal, je 25 Minuten lang. In 3 Tagen war er geheilt.

Fälle von +Kopfrheumatismus+ könnte ich eine Unzahl nennen. Sie
wurden am leichtesten dadurch entfernt, daß man +möglichst wenig am
Kopfe selbst+, dagegen +warme Bäder und Dämpfe an den Füßen+
anwandte. Kommt man dem Kopfe mit Kälte, so wird’s ärger; kommt man
mit Wärme, so strömt noch mehr Blut zu. Die +Reihenfolge der besten
Anwendungen+ wäre etwa folgende:

    das +warme Fußbad+ (mit Asche und Salz),
    die +Überlegung+ eines +Schals+,
    der +Fußdampf+,
    der +Kopfdampf+ mit kaltem Abguß und wieder
    der +Schal+.

Diese Anwendungen, täglich eine derselben, heilen den stärksten
Kopfrheumatismus, der gewöhnlich durch Zugluft, Verkühlung und sehr oft
durch zu raschen Wechsel von Hitze und Kälte entsteht.

+Kein Rheumatismus darf vernachlässigt werden+, ein jeder könnte der
Anfang zu vielen und schweren Krankheiten sein: zu Krankheiten der
Lungen, der Augen, Ohren etc., zu Entzündungen, Blutvergiftung, zu
Geschwüren usw.

+Ein Student+, der ziemlich viel getrunken hatte und in diesem Zustande
in die kalte Luft gekommen war, bekam plötzlich +Rheumatismus auf der
Brust+. Er meinte, seiner Jugend und seiner Tapferkeit könne so etwas
nicht schaden; die „leidige Geschichte“ werde sich von selbst wieder
verlieren. Aber es wurde für die Eltern und deren Angehörige eine
leidvolle Geschichte. Es entstand trockener Husten, der schnell einen
bösartigen Charakter annahm. Nach zwei Monaten war das blühende und
hoffnungsvolle Leben ausgelöscht. Hätte der junge Mann nur +täglich
vier- bis fünfmal Brust+ und +Unterleib+ mit +kaltem Wasser+ kräftig
+abgewaschen+, in 1-2 Tagen wäre die Brust frei und der Arme außer
aller Gefahr gewesen.

+Anna Maria+, die viel und streng arbeiten mußte, erhielt +rings
um das Knie herum eine Geschwulst+. Sie beachtete dieselbe mehrere
Wochen gar nicht und machte später, als sie heftig schmerzte, in ihrem
Unverstande dichte kalte Umschläge. Das Knie wurde nicht besser,
sondern schlimmer, und sie befragte einen Arzt. Dieser gab eine Salbe
zum Einreiben, die indessen ohne Wirkung blieb. Zu allem Unglück bog
sich der Fuß unter dem Knie am Schienbein abwärts. Um die Steifheit zu
verhindern, verordnete der Arzt, während 14 Tagen jeden Tag den Fuß mit
Schweinefett kräftig einzureiben, später mit Karbolsäure zu waschen.
Das Knie wurde immer schlimmer. Zuletzt wandte er einen Gipsverband
an und verhieß der Kranken, nach dessen Wegnahme könne sie sicherlich
gehen. Nach neun Wochen wurde der Gipsverband weggenommen; aber die
arme Magd konnte auf dem Fuße weder stehen noch gehen. Dieser elende
Zustand währte fort bis vor wenigen Wochen.

Derlei +Verhärtungen an und um die Knochen+ können nur aufgelöst
werden durch längere Zeit fortgesetzte +Überschläge+ mit +geschwellten
Heublumen+, die stets ganz warm aufgelegt werden. Ist die Auflösung
geschehen, so wird das Blut auch wieder nach diesen Teilen dringen,
dieselben nähren, und die Kraft wird wiederkehren.

Nach achttägiger Anwendung besagten Umschlages konnte die Kranke
bereits auf dem Fuße stehen. In 8 bis 10 Wochen konnte sie auch wieder
gehen.

Ein Herr von Stand kommt und erzählt: „Ich bin vom Kopf bis zum Fuß
voll von Rheumatismen und Krämpfen, habe beständig Katarrh, bald
schwächer, bald stärker, ich mag im Zimmer oder im Freien sein; ich
weiß mir nicht zu helfen. Ich bin meistens fast ohne Schlaf, ohne
Appetit, und wenn ich nicht besser werde, muß ich in Kürze mein ganzes
Berufsleben einstellen. Ich trage schon lange ein Jägerhemd und ein
Jäger-Unterbeinkleid. Über dieses Jägerhemd trage ich ein zweites
Hemd von Wollbarchent, dem stärksten Stoff, den ich bekommen konnte.
So trage ich auch noch eine zweite Jäger-Unterhose vom stärksten
Wollstoff, dann ein Gilet von Tuch mit dickwollenem Unterfutter, auch
eine Buckskinhose, endlich einen Rock und einen Überwurf. Mein ganzer
Körper ist vorherrschend kalt und wie mit Teer von übelriechendem
Schweiß bedeckt. Es kann kaum noch ein unglücklicheres Geschöpf geben,
als ich bin.“ Nun zur Wasserkur!

Zuerst wurde ein Oberguß genommen und die schmierige Haut abgewaschen,
ebenso ein Knieguß mit Waschungen. So wurde drei Tage täglich zweimal
diese Anwendung vorgenommen. Am dritten Tage wurde das Jägerhemd und
die Jägerhose entfernt und gleich darauf ein Halbbad und eine Stunde
später ein Oberguß genommen. Am fünften Tage wurde die Doppelunterhose
ausgetauscht mit einer leinenen. Am siebenten Tag wurde das Hemd
mit einem leinenen ausgewechselt, und so wurde auch das mit Ärmeln
versehene Gilet entfernt; dann wurden täglich zweimal Oberguß und
Unterguß im Wechsel mit Halbbädern genommen. Nach 14 Tagen war der
ganze Organismus von jedem Rheumatismus und Krampf frei; die Haut
transpirierte wie bei einem Gesunden, Schlaf und Appetit stellten
sich vortrefflich ein, und der gute Herr freute sich, wieder neu
hergestellt, am Schluß der Ferien seine Berufstätigkeit wieder
aufnehmen zu können. Über das Ganze äußerte er sich mit folgenden
Worten: „Hätte ich mein kleines Übel, meinem eigenen Urteil folgend, so
verschlimmert, könnte ich mir nur gram sein. Doch ich tat nichts ohne
Anleitung der berühmtesten Ärzte.“

„Mein ganzer Oberkörper,“ berichtet jemand, „ist voll Rheumatismus; an
der rechten Seite im Oberkörper bin ich gar nie ohne große Schmerzen,
und läßt der Schmerz etwas nach, dann kommt er auf eine oder auf beide
Schultern. Ich werde dann so steif, daß ich die Schultern nicht mehr zu
rühren vermag; kommt aber der ganze Schmerz auf den Magen, dann ist es,
wie wenn sich alles umdrehe; ich kann dann auch gar nichts essen. Am
allerärgsten aber ist der Schmerz am Hinterteil des Kopfes, besonders
auf der linken Seite. Die Füße werden mir gar nicht mehr warm. So
ist mein Leben recht elend, und ich kann meinem Berufe gar nicht
nachkommen. Für das, was ich verbraucht habe an ärztlichen Mitteln und
sonstigen Medikamenten, habe ich eine große Summe aufgewendet; geholfen
hat mir gar nichts. Seit mehr als einem Jahr trage ich auf Befehl eines
Arztes Wollhemden, bin aber dadurch noch viel empfindlicher geworden.“

Die Anwendungen waren: 1) In der Woche dreimal ein grobes Hemd
anziehen, 1½ Stunden lang, in Wasser getaucht, in welchem Heublumen
gesotten wurden. 2) Zweimal in der Woche ein Wickel von unter den Armen
an bis ganz hinunter, das Tuch ebenfalls in warmes Heublumenwasser
getaucht. 3) In der Woche zweimal in der Nacht vom Bett aus ganz
waschen mit kaltem Wasser und, ohne abzutrocknen, gleich wieder ins
Bett. So 14 Tage lang, dann als weitere Anwendungen: 1) Täglich ein
Oberguß und Knieguß. 2) Täglich Wassergehen, 2-4 Minuten lang, dann
Bewegung. 3) Zweimal in der Woche ganz waschen.

Nach 4 Wochen war der Patient von seinem Leiden frei und nimmt jetzt
noch in der Woche zwei Halbbäder.

Ein Vorstand einer öffentlichen Lehranstalt erzählt:

„Ich leide fast Unsägliches an meinen Armen, Schultern und Füßen;
bald bin ich wie in Rheumatismus gewickelt, bald sind wieder einzelne
Stellen um so empfindlicher, wenn der Schmerz von anderen gewichen ist.
Atemnot besteht fast fortwährend, oft so stark, daß ich fürchte zu
ersticken; zudem leide ich auch an Kongestionen und habe so selten eine
frohe Stunde.

Ich wurde magnetisiert, elektrisiert und gebrauchte vieles andere
-- ohne Erfolg. -- Die Wasserkur hat mir in 10 Tagen allen Schmerz
genommen, und von meinem Leiden fühle ich nur noch unbedeutende Spuren.
Ich habe die Überzeugung, eine Fortsetzung von leichteren Anwendungen
wird mir auch den letzten Rest nehmen.“

So der Kranke.

Die Anwendungen waren: Täglich ein Oberguß und zwei Schenkelgüsse,
am zweiten Tag der spanische Mantel; vom vierten Tag an ein Halbbad
täglich statt Oberguß und einmal wöchentlich Kopfdampf.

Ein Mann, 46 Jahre alt, erzählt: „Irgendwo habe ich immer Schmerzen,
entweder auf der rechten Seite oder oben auf der Schulter; es bleibt
der Schmerz nie lange an einer Stelle; kommt aber das Leiden in den
Kopf, dann bin ich voll Schwindel; aus dem rechten Auge läuft viel
Wasser heraus; fährt mir aber der Schmerz in den Fuß hinunter, dann
wird dieser ganz steif; kommt er mir auf die Brust, dann weiß ich kaum
mehr zu atmen. So leide ich schon Jahre hindurch und habe, wenn auch
nur auf kurze Zeit Erleichterung, doch nie Hilfe gefunden.“

Dieser Kranke wurde in fünf Wochen geheilt durch folgende Anwendungen:

    1. In der Woche dreimal einen kurzen Wickel, 1½ Stunden lang;

    2. viermal in der Woche ganz waschen vom Bett aus;

    3. zweimal den Oberguß; so 14 Tage lang. Dann:

    1. einmal den kurzen Wickel,

    2. zweimal die Ganzwaschung,

    3. jeden Tag Oberguß und Knieguß.

So geheilt nahm der Patient als zeitweilige Fortsetzung der Kur, sowie
zur Erhaltung seiner Gesundheit jede Woche ein Halbbad und zweimal
Oberguß und Knieguß.


Rotlauf (Gesichtsrose)

ist ein giftiger Krankheitsstoff, der sich zwischen Haut und
Fleisch sammelt und lagert und an irgend einer Stelle einen Ausgang
sucht. Er kann entstehen an einem +Fuße+, an einem +Arme+, +am
Kopfe oder an jeder anderen Stelle des Körpers+. Wo er sich zeigt,
tritt große Spannung ein, als ob die Haut zu eng sei, als ob sie
auseinanderspringen möchte. Manchmal tritt er lange nicht auf die
Oberfläche, und der davon Befallene leidet oft große Schmerzen.
Beim Ausbruche zeigen sich zuerst einzelne Bläschen mit bräunlicher
Flüssigkeit, nach und nach eine Unzahl derselben, kleinere und größere,
die so giftig sind, daß sie ganze Teile der Haut auffressen. Der
Rotlauf kann +gefährlich+ werden und +leicht den Tod bringen+, wenn er
nicht imstande ist, nach außen sich zu entfalten, wenn er im Inneren
eine Blutvergiftung bewirkt, die sich rasch verbreitet, da nach der
entzündeten Stelle viel Blut hinströmt. +Gar oft+ kommt noch +der Fall+
vor, daß der Rotlauf, wenn er sich nach außen entwickelt, von der
+ursprünglichen Stelle weicht+ und im Inneren an eine Stelle tritt.
Derlei Fälle haben meistens einen tödlichen Ausgang.

Ich kannte einen Knecht; der bekam den Rotlauf am Arme. Er wollte dem
Übel kein Gewicht beilegen; „das sei eine Weiberkrankheit“, meinte er.
Der Rotlauf verschwand, faßte aber nach kurzer Zeit Posto im Gehirn,
und in Bälde war der Kranke unterlegen.

Desgleichen ist mir ein +Priester+ bekannt; diesem setzte sich der
Rotlauf an einen Fuß. Wie er den leidenden Fuß gepflegt hat, weiß ich
nicht. Der Rotlauf verschwand, und der Patient glaubte sich von dem
Unhold befreit. Doch bald zeigte sich der unliebe Gast von neuem, jetzt
am Oberarm. Wiederum verschwand er, aber nur, um sich zuletzt im Kopfe
festzusetzen. Nach 4 Tagen war der Priester eine Leiche.

Jeder, der diese Krankheit aufmerksam beobachtet hat, wird von
einer Reihe von +Todesfällen+ erzählen können, die eintreten +durch
Vernachlässigung des Rotlaufs+.

+Bei der Heilung ist vor allem darauf zu achten+ und +muß dem
vorgebeugt werden, daß der Rotlauf nicht auf Wanderung+ gehe. An der
Stelle, wo er zutage tritt, muß er so bald wie möglich geschwächt und
der Giftstoff ausgeleitet werden. Auch die Zuströmung des Blutes soll
man nach Möglichkeit verhindern, d. h. mindern.

Wer +Rotlauf am Fuße hat+, soll am besten einen +kurzen Wickel nehmen+.
Dieser schneidet der Rotlaufstelle die Zufuhr ab. Nach dem kurzen
Wickel kann er +den Fuß oberhalb der Rotlaufstelle+ gegen den Körper
zu +umwinden+ (Fußwickel). Man kann aber auch den +Rotlauf direkt
angreifen+. Dieses geschieht, indem man ein recht weiches, ausgenütztes
linnenes Tuch in warmes Wasser taucht, damit die brandige Stelle
überlegt und mit einem trockenen Tuche oder mit Wolle jenes nasse
einhüllt. Dieses verteilt und leitet aus.

Bekommt jemand den +Rotlauf am Arm+, so kann er wieder zuerst durch
einen +kurzen Wickel+ die Strömung des Blutes von oben her ableiten.
Dann soll er einen +Schal+ umlegen und diesen öfters erneuern je nach
der Stärke der Hitze. Auch gegen das direkte Einwirken auf die kranke
Stelle läßt sich (wie oben beim Fußrotlauf) nichts einwenden.

Sollte der +Rotlauf am Kopfe+ entstehen, so wird ein +Oberaufschläger+
kräftig nach unten ableiten und ein +Halswickel+ rasch den Rotlaufstoff
vermindern. Sind diese Anwendungen ein paarmal vorausgegangen, so kann
man direkt auf die Rotlaufstelle selbst einwirken, +anfangs mit warmem+
und, wenn ein großer Teil des Krankheitsstoffes abgeleitet ist (was
das Nachlassen der Röte und der Geschwulst angibt), auch mit kaltem
Wasser. Die Anwendungen geschehen stets in Form von Linnen-Auflagen
oder Wickeln, im letzteren Falle in Form des Kopfwickels.

Ein Geistlicher aus M. berichtet: „Vielleicht infolge einer Erkältung
trat ein heftiger Rotlauf (Gesichtsrose) bei mir ein. Die Hitze
des Körpers war groß, der Schweiß heftig, das Gesicht bedeutend
geschwollen. Es wurde mir in diesem Zustande täglich vier- bis fünfmal
die Brust, der Unterleib, der Rücken und die Arme, zuweilen auch die
Beine, aber +nicht+ das Gesicht mit kaltem Wasser abgewaschen und
zwar in vollem Schweiß. Später waren die Waschungen weniger. Dies
hatte den besten Erfolg zur Heilung der Krankheit und war zugleich
sehr wohltuend. Nach 4 Tagen war das Fieber vorüber, und am neunten
Tage konnte ich das Zimmer wieder verlassen. Da noch eine kurze Zeit
hindurch nachts Schweiß sich einstellte, stand ich auf, wusch denselben
mit kaltem Wasser am ganzen Körper ab, zog ein frisches Hemd an und
legte mich wieder zu Bett. Ich habe bereits früher dieselbe Krankheit
gehabt. Bei dem damaligen Heilverfahren dauerte es vier Wochen, bis
ich wieder hergestellt war, jetzt durch Anwendung des Wassers nur neun
Tage.“


Rückgrat.

+Ein hochgestellter Offizier+ hatte sich beim Fahren einen +Wirbel+ des
Rückgrates eingedrückt und, wie die Ärzte behaupteten, das Rückenmark
so verletzt, daß er meistens die gräßlichsten Schmerzen zu dulden hatte
und sein Zustand nur zeitweise erträglich war. Das Leiden wirkte noch
mehr auf das Gemüt, als es Schmerzen verursachte. Kein Arzt konnte
ihm Hilfe bringen, obwohl er die ersten und berühmtesten Ärzte der
Großstadt aufsuchte. Auf die Erklärung des berühmtesten Arztes der
Gegend, daß da keine Heilung mehr eintreten könne, und daß mit der
Zeit die Schwindsucht sich einstellen werde, suchte der Herr seine
Hilfe beim Wasser. -- In 6 Wochen war er hergestellt und erfreut sich
heute noch guter Gesundheit, obgleich die Heilung bereits vor mehr als
25 Jahren stattgefunden hat. Auch das Gemütsleiden verschwand mit dem
körperlichen Leiden vollständig.

+Welche Anwendungen+ in unserem Falle vorgeschrieben waren, weiß ich
genau nicht mehr zu sagen. Aber wenn du, lieber Leser, an genanntem
Übel leiden solltest, so würde ich dir +folgendes+ raten: Laß dir
+dreimal in der Woche+ den +spanischen Mantel+ umlegen; +nimm dreimal
in der Woche ein Halbbad+ mit Waschung des Oberkörpers und +zweimal
einen Ober- und Unterguß+! Dieses setze mehrere Wochen pünktlich fort!
Der ganze Organismus muß sich kräftigen und erstarken, und die von der
verletzten und kranken Stelle ausgegangenen Gebrechen werden eines nach
dem andern schwinden. Auch der eingetriebene Wirbel wird Ruhe geben und
verknöchern, wie wenn nach einem Beinbruch der wunde Teil vernarbt.
Abermals wiederhole ich: Wenn ein Teil am Körper schwer leidend ist,
so kränkelt der ganze Körper. Der ganze Organismus nimmt gleichsam
teil an dem Schmerze des Gliedes oder Gliedchens. Wirf einen Stein ins
Wasser, und die ganze Oberfläche des Baches oder Teiches wird bewegt
und zeigt Wellenkreise. Der Stein ist der eingedrückte Wirbel. Die
Schmerzenskreise durchziehen den ganzen Körper.

Dieses sind treffliche +Winke für das Heilverfahren+. Sonach muß
man beim +Heilen immer auf den ganzen Körper einwirken+, damit er
stark werde, und damit die gesunden Teile des Körpers die kranken
und geschwächten unterstützen, gleichsam hegen und pflegen; die
Organe stehen ja untereinander in innigstem Zusammenhange. Sie sind
die nächsten Glieder einer Familie, die sich nur wohl befinden in
einträchtigem, friedlichem Zusammenwirken.


Ruhr.

Die Ruhr +ist eine Schwester der Cholera+. Beide sehen einander überaus
ähnlich. Diese Krankheit +beginnt in der Regel+ mit gräßlichen Krämpfen
im Unterleib und mit starkem Abweichen. Neben anderem geht viel Blut ab.

Am +schnellsten heilt+ man die Ruhr, indem man ein +doppelt
gefaltetes Tuch in recht warmes Wasser mit Essig+ eintaucht und auf
den Unterleib bindet. Ganz auffallend wirkt nach +innen ein Gläschen
Heidelbeergeist+, den man sich selbst leicht machen kann, und der in
keiner noch so kleinen Hausapotheke fehlen sollte. +Zweimal im Tage+
kann man +zwei Eßlöffel+ dieses Geistes in heißes Wasser gießen; der
Labetrunk wird vortrefflich munden. +Sollte der Zustand+ am zweiten
Tage +nicht wesentlich besser+ sein, +so erneuert+ man die +Auflage+
auf den Unterleib und nimmt nochmals eine Portion Heidelbeergeist.

+Joseph+ krümmte sich im Bett wie ein Wurm. Manchmal drehten ihn die
Krämpfe herum wie eine Kugel. Er schrie vor Schmerz. Im Stuhl war
mehr als ein halbes Liter Blut. +Zwei Löffel+ des oben erwähnten
+Heidelbeergeistes+, am Morgen und am Nachmittag genommen, haben in
kurzem alles wieder gut gemacht.

+Anna+, eine Frau von über 50 Jahren, jammerte in entsetzlichen
Krämpfen. Abweichen mit viel Blut ließ sie befürchten, es sei die
ausgebildete Cholera. +Das Essigtuch am Leibe+, der +Heidelbeergeist
nach innen+ haben die Kranke in einem Tage wieder hergestellt. Sollten
keine Heidelbeeren zu finden sein, so tut Milch, mit Fenchel abgekocht,
gleichfalls recht gute Dienste.


Säuferwahnsinn.

Ein Mann, 36 Jahre alt, hatte viel Bier getrunken, wenig gegessen und
sich so ziemlich vom Bier genährt. Hatte er Bier im Leib, so fühlte er
sich kräftig; war aber der Bierdampf verraucht, so jammerte er über
Entkräftung.

Bei dem armen Manne war bereits der Säuferwahnsinn so stark entwickelt,
daß selbst junge Leute merkten, er sei nicht mehr recht. Dabei klagte
er besonders viel über rheumatische Schmerzen, Krämpfe und zeitweilige
Kopfschmerzen. Ist die Trunksucht auch äußerst schwer heilbar, so hatte
dieser Patient doch guten Willen und wollte auch mit allen Opfern von
seinem Elende frei werden.

Innerhalb drei Wochen haben nachfolgende Anwendungen den Mann
vollständig hergestellt. Jeden Tag bekam er zwei bis drei Anwendungen,
und zwar der Reihe nach, wie sie hier folgen: 1. Tag: ~a~) Oberguß und
Knieguß, ~b~) Wasserstehen, Wassergehen und die Arme ins Wasser, ~c~)
Rückenguß. 2. Tag, ~a~) Halbbad, ~b~) Oberguß mit Knieguß. 3. Tag:
~a~) Sitzbad, ~b~) Oberguß. 4. Tag: ~a~) Halbbad, ~b~) Vollbad. So
wurde fortgefahren bis zur Heilung; alle krankhaften Zustände hörten
auf, das Aussehen hat sich vollständig gebessert, guter Appetit sich
eingestellt, und die Lust zum leidenschaftlichen Trinken hatte ganz
nachgelassen. Besonders muß betont werden, daß während der Kur an den
verschiedensten Stellen des Körpers Ausschläge mit Ausscheidung der
giftigen Stoffe auftraten.


Scharlachfieber.

Der Scharlach tritt meistens ein- oder auch zweimal im Jahre auf und
verlangt nicht selten zahlreiche Opfer. Gewöhnlich trifft er die
Kinder, verschont aber auch die Erwachsenen nicht. Die +Zeichen vor
dem Eintreten+ sind Kopfweh, Drücken auf Magen und Brust, Müdigkeit,
Wechsel von Hitze und Frost. So viele Kinder diese Krankheit wegrafft,
+so leicht ist mit Wasser zu helfen+. Kinder sind meist schon in zwei
Tagen vor Gefahr gesichert; bei Erwachsenen geht es etwas langsamer.
Scharlach kann auf +zweierlei Weise recht leicht geheilt+ werden. Sind
bei einem Kinde, gleichviel ob es noch auf den Armen getragen wird
oder schon in die Schule geht, alle Zeichen dieser Krankheit vorhanden,
so tauche man ein +Hemd in heißes Wasser+, in das man +etwas Salz+
geworfen, winde es aus, so daß es nicht mehr träufelt, und ziehe es
dem Kinde, das im Bette liegt, an. Dann wickle man es gut in eine
Decke ein, so daß jeder Luftzutritt verhindert ist, und lasse es so
eingehüllt eine Stunde liegen. Dann ziehe man das Hemd aus, und der
ganze Körper des Kindes wird übersät sein mit dem Scharlachausschlage.
Sollte die +Hitze übergroß+ werden, +so wasche man das Kind ganz, aber
schnell ab+ und lege es wieder ins Bett. In +schwierigen Fällen+, in
denen die Hitze sich steigert und es dem Kranken bange wird, kann in
einem Tage das Hemd zwei- bis dreimal, seltener auch viermal angelegt
werden müssen. Es kommt lediglich auf die Hitze und Stärke des Fiebers
an. Nimmt die Hitze und das Fieber ab, so kann der Zwischenraum
zwischen den Neueintauchungen des Hemdes verlängert werden. Man merke
sich nur, daß bei diesen späteren Anwendungen +stets kaltes+ Wasser
(mit Essig) gebraucht wird. Zudem sei man recht sorgsam bei der
Umhüllung und dem Zudecken, -- gut, aber nie übermäßig. Nach Entfernung
des nassen Hemdes bekleide man das kranke Kind mit einem sauberen
Hemdchen. Bei solcher Behandlung wird in vier, höchstens in sechs Tagen
der Scharlach völlig geheilt sein.

+Eine Bemerkung+ sei hier beigefügt. +Selten ist Appetit+ vorhanden.
Dränge man dem Kinde ja keine Nahrung auf! (Wie der Ausschlag nach
außen dringt, so ist er auch im Innern.) Der Durst ist gewöhnlich
stark. Das Wasser bleibt das beste Linderungsmittel. Etwas Zucker,
auch ein wenig Wein (roter oder weißer) kann gut beigemischt werden.
Landkinder trinken am liebsten Milch. Als Grundsatz gilt: wenig
trinken, aber öfter. Ich glaube nicht, daß ein Kind, das so behandelt
wird, stirbt.

+Ludwig+, ein Knabe von 10 Jahren, kann vor Hitze kaum mehr reden. Das
Gesicht ist gerötet, und er klagt, alles tue ihm weh. Ludwig wird, weil
die Hitze stark und die Bangigkeit groß ist, +jede Stunde gewaschen+,
und dieses zwei Tage lang. Am dritten Tage fängt der Knabe schon an
zu essen. Das Waschen geschieht nur noch zweimal während des Tages.
Am fünften Tage fühlt sich Ludwig wohl; am sechsten geht er im Zimmer
umher, und bald spielt er wieder im Freien mit anderen Kindern.

+Maria+, 20 Jahre alt, kann nicht mehr gehen, hat heftigen Kopfschmerz,
fühlt sich wie zerschlagen in allen Gliedern; dazu hustet sie immer
ganz trocken, und es drückt sie schrecklich auf der Brust. Sie weiß vor
Bangen nicht, was tun, kann keinen Augenblick aus dem Bette sein. Ekel
quält sie vor jedem Essen, aber sie kann nicht genug trinken. Maria
wird in einem hohen Grade das Scharlachfieber bekommen. Was tun? +Alle
Stunden+ soll ihr der +Rücken+ kräftig mit +kaltem Wasser+, in das
etwas +Salz+ gemischt wurde, gewaschen werden, ebenso die +Brust+ und
der +Unterleib+. Ist sie auf diese Weise gewaschen, was aber so schnell
als möglich geschehen soll, dann decke man sie ordentlich zu, aber ja
nicht zu stark.

+Zwei Tage+ hindurch wurde die Kranke derart gewaschen. Gegessen hat
sie gar nicht, um so fleißiger getrunken. +Der Hals+ brennt fort und
fort schrecklich. Fleckenweise steht der Scharlach ab (verschwindet,
Häute und Krusten bildend). Der Durst läßt etwas nach. Noch 2-4 Tage
lang soll die Kranke täglich zwei- und, wenn die Hitze noch nicht
nachgelassen hat, dreimal gewaschen werden.

Nach weiteren 3 Tagen war Maria vom Scharlach befreit.

+Johann+, ein Knabe von 13 Jahren, hat seit einigen Tagen kein Leben
und keine Liebe mehr zur Arbeit, die sonstige Fröhlichkeit ist
geschwunden. Da fängt auf einmal der ganze Leib an zu schwellen; Kopf
und Füße werden dick, den Unterleib bläht es in ganz unheimlicher Weise
auf. Das Kind bekommt die +Wassersucht+. Woher das? Johann ist +vor
kaum sechs Wochen vom Scharlach aufgestanden+, und dieser war nicht zur
rechten Entwicklung gekommen.

Der Kranke hat +sechsmal+ innerhalb 8 Tagen +ein Hemd+, das in +warmes
Salzwasser+ eingetaucht wurde, angezogen und sich jedesmal gut in
eine wollene Decke einwickeln lassen. Nach 10 Tagen war er wieder
munter, frisch und gesund. Bei dieser Gelegenheit sei gesagt: +Wenn der
Scharlach nicht ganz ausheilt und kranker Stoff im Körper zurückbleibt,
so tritt gern die Wassersucht+ ein. Auf die angegebene Weise ist sie
aber auch jedesmal zu heilen.

+Kreszentia+, eine Frau von 65 Jahren, liegt bereits zwei Tage zu Bett.
Sie klagt über gewaltiges Stechen auf dem Rücken, über Brennen und
Stechen auf der Brust. Weil sie so schrecklich gefroren habe, sagt sie,
habe sie sich ins Bett gelegt und fühle sich jetzt ganz heiß. Essen
kann sie nichts. Durst leidet sie viel. „+Waschet+,“ so lautete mein
Rezept an den Fragesteller, „der Kranken +einen Tag lang alle Stunden
den Rücken mit kaltem Wasser+; +Brust+ und +Unterleib+ kann sie +selbst
jede Stunde waschen+. Am +zweiten Tag+ braucht sie dieses nur noch
+viermal+ zu tun, am +dritten Tag+ werden +zwei Waschungen+ genügen.“
Die Kranke befolgte meine Weisung. Am vierten Tage war die Frau
bedeutend besser und, nachdem sie innerhalb dreier weiterer Tage noch
ein paarmal die Prozedur wiederholt hatte, gesund wie früher. Getrunken
hat sie Wasser und geronnene Milch, gegessen sehr wenig.

+Ein Mädchen+, ungefähr 24 Jahre alt, bisher recht gesund, frisch
und ziemlich stark, bekommt einen Ausschlag, den Scharlach. Der
Ausschlag steigerte sich innerhalb 8 Tagen in einer Weise, wie nur
wenige Fälle werden aufgewiesen werden können. Die Kranke verlangte
als Heilmittel sofort das Wasser, auf das sie alles Vertrauen setzte,
hauptsächlich weil ihre Schwester durch Wasser von einer bedenklichen
Krankheit geheilt worden war. Der Hilfesuchenden wurde geraten,
+Rücken+, +Brust+, +Unterleib+, sodann +Arme+ und +Beine+ (Füße)
+allstündlich+ entweder selbst sich zu waschen oder waschen zu lassen.
Der Zwischenraum von einer Stunde war ihr zu groß. +Die Hitze steigerte
sich dermaßen+, daß mehr als +fünf Tage lang+ nie über eine halbe
Stunde das Waschen ausgesetzt werden durfte. Gegessen hat das Mädchen
fast gar nichts, getrunken nur wenig in kleinen Portionen. Erst nach
10 Tagen, bei dem gewissenhaftesten Gebrauche des Wassers brach die
Hitze; der Ausschlag ließ fleckenweise ganz nach, bis er am 14ten Tage
gänzlich entfernt und das Mädchen vollständig gesund war.

Ich +frage+: Wie wäre es dem armen Wesen ergangen, wenn bei solcher
Glühhitze, bei einer derartigen förmlichen Feuersbrunst im Körper
nichts angewendet worden wäre als löffelweise kleine Gaben nach innen
zur Kühlung? Jeder gebe sich die Antwort selbst und erwäge noch,
daß bei solchem Fieber der innere Organismus ganz und gar untätig
ist! Von dieser Heilung eines der höchsten Grade von Scharlach kann
man schließen auf geringere Grade desselben. Das Wasser, richtig
angewendet, hilft sicher und leicht.


Schlaflosigkeit.

+Ein Pfarrer+ litt seit 9 Wochen an Schlaflosigkeit. Seine Kräfte
nahmen täglich ab, und der Geist wurde zur Denkarbeit mehr und mehr
unfähig. Gedrücktheit, Müdigkeit, Mutlosigkeit traten an Stelle des
früheren Fleißes und der gewohnten Berufsfreudigkeit.

Große Anstrengung und widrige Verdrießlichkeiten hatten den guten
Herrn in heftige Aufregung, das Gemüt in große Bitterkeit versetzt.
So etwas rächt sich immer. Der Arme befand sich beständig wie in einem
hitzigen Fieber. Das gehetzte Blut wollte wie ein verfolgtes Reh
in wilder Flucht davonrennen. Man brachte dasselbe zur vollen Ruhe
durch den +Kopfdampf+, den +spanischen Mantel+, den +Oberguß+ mit
dem +Knieguß+, den +Fußdampf+, den +kurzen Wickel+, den +Ober-+ und
+Unteraufschläger+, welche Übungen man 12 Tage hindurch in täglich
zwei, öfters drei Anwendungen wirken ließ. Schon am dritten Tage
schlief der Herr drei Stunden. Heute noch lebt er unter uns als einer
der Gesündesten.

Die +Schlaflosigkeit+, diese aufsässige Verfolgerin vieler, kann in
+mancherlei Ursachen ihren Grund+ haben: in Störungen des Blutumlaufes,
in unterdrückter oder mangelhafter Transpiration, in Gasen, welche
Magen und Unterleib quälen, usw.

+Sie belästigt mit Vorzug+ solche Menschen, welche oft den lieben
langen Tag mit angestrengter Kopfarbeit zubringen und hierin des Guten
zu viel tun.

Die zuerst angeführten Ursachen sind an anderer Stelle zur Genüge
behandelt worden.

Ob wohl auch für die letzteren, die +Kopfarbeiter+, ein Kräutchen
wächst oder ein Wässerchen fließt, das als Schlaftrunk dienen kann?

Ich kenne einen +vornehmen Herrn+, dessen Körper wenig, dessen Geist
sehr viel Arbeit tut. Am liebsten hätte er gar keinen Magen und keinen
Leib und keine Füße. Solchen Herren ist oft der Kopf nicht gut, nicht
leicht zurechtzusetzen. In unserem Falle ging es. Der Mann gönnte dem
armen Genossen der Seele, dem verkümmerten Leibe, wenigstens einige
Brosamen. Er machte es sich zur Gewohnheit, +wöchentlich ein- bis
zweimal den spanischen Mantel+ anzuziehen. Die Schlaflosigkeit ließ
bald nach, auch all die kleinen Übel, gleichsam die Störenfriede, die
sie verursacht hatten.

+Ein anderer Herr+ ließ jeden Abend in sein Schlafzimmer ein Gefäß mit
frischem Wasser bringen. Dieses stellte er auf einen Stuhl neben das
Bett. Kam in einer halben Stunde oder in einer Stunde der ersehnte
Freund noch nicht, dann +wusch er sich den ganzen Körper+ und stieg,
ohne je sich abzutrocknen, wieder ins Bett. Er nickte ein. Die nächste
Stunde fand ihn vielleicht wieder wach. Sofort griff er neuerdings zum
Wasser und dieses ein drittes Mal, wenn er zu frühe aufwachte. Ich habe
den Herrn später über Schlaflosigkeit nie mehr klagen hören.

+Kinder+ können oft nur mit großer Mühe in Schlaf gebracht werden
und erwachen bald wieder. Man hat ihnen zu viel Nahrung gegeben; der
kleine Körper seufzt unter der Last, und die Blähungen lassen mit dem
Leibe auch das Köpflein nicht zur Ruhe kommen. Man nehme +ein kleines
Handtuch+ und lege es naß in Form eines +kurzen Wickels+ um. Das Kleine
wird bald schlummern.

+Landleute+ hört man oft sagen: +ein warmes Fußbad+ schließt die Augen,
wenn Anstrengung und Müdigkeit nicht einschlafen lassen. +Bei geistiger
Ermüdung+ wird jenes kaum ausreichen.

+Wer von letzterer betroffen ist+, ebenso allen jenen, welche +wegen
Hämorrhoiden, eingebannten Gasen und anderen Unterleibsbeschwerden
nicht zum Schlafe kommen+, rate ich +kalte Sitzbäder+, 1-2 in einer
Nacht, von je 1-2 Minuten Dauer.

+Eine letzte Ursache der Schlaflosigkeit+ kann sein die +ungleiche
Erwärmung des Körpers+, rühre dieselbe von was immer her. Im Kopf und
auf der Brust hat man zu viel Blut, deshalb Hitze, in den Extremitäten
zu wenig, deshalb Blutarmut und kalte Hände und Füße. Wie diesem
Übelstande abzuhelfen sei, wurde schon an verschiedenen Stellen gesagt.

+Niemandem rate ich, zu künstlichen, betäubenden Schlafmitteln
zu greifen.+ Sie gelten mir, um es mit einem Worte zu sagen, als
unnatürlich, und was unnatürlich ist, kann der Natur niemals förderlich
sein.


Schlaganfälle.

+Paulus+ hat der Schlag gerührt. Die rechte Seite ist zur Hälfte
gelähmt, der Mund schrecklich verzogen, das rechte Auge eingefallen,
der Augendeckel gelähmt, mit der gebrochenen Sprache auch aller Mut
gebrochen. Der rasch gerufene Arzt erklärte, es lasse sich vorläufig
nichts machen, man müsse abwarten, ob nicht ein zweiter Schlag folge;
indessen könne der Kranke täglich etwas Bitterwasser trinken. Mit
dieser Antwort gab sich der Patient nicht zufrieden; sofort machte er
Versuche mit dem Wasser, und in 12 Tagen war er wieder hergestellt.
Dieses geschah vor 13 Jahren, und der rüstige, wenn auch ältere Herr
hielt noch manches Jahr seine Vorlesungen.

+Wie kam die Heilung zustande?+ Wird das in Eintracht zusammenwirkende
Räderwerk einer Uhr durch was immer, durch Fall, Schlag oder Stoß
verschoben und in seiner Ordnung gestört, so tritt ein Stillstand ein.
Alle Rädchen bis zum kleinsten mögen unverletzt sein; aber es ist
vielleicht etwas dazwischen gekommen, oder sie spannen und drücken sich
gegenseitig, und so kann es nun einmal nicht weitergehen. Man muß sie
neu zurechtrichten oder den Störenfried herausnehmen, dann werden alle
Teile in gewohnter Untertänigkeit dem Ganzen dienen. Geradeso kann es
gehen mit dem lebendigen Uhrwerk des menschlichen Körpers. Ein innerer
Störenfried, vielleicht +eine jener Anstauungen+, wie sie im Alter,
in welchem die Räder, d. i. die Organe, ohnedies fast von selbst aus
den Fugen gehen wollen, so leicht vorkommen, hat den Mund, das Auge,
die Zunge usw., diese feinen Rädchen, zwar nicht verletzt, aber aus
ihrem ordentlichen und angewiesenen Platze weggetrieben. Entferne den
Friedensstörer, und alles wird wieder in Ordnung und Frieden kommen.
Ich will mithelfen.

Ein +Kopfdampf+ mit folgendem Guß wird in den oberen Partien des
Körpers auflösend wirken, ein +Fußdampf+ in den unteren Partien. Der
Kranke nehme alsdann ein +warmes Bad+ im Wechsel mit kaltem Bade oder
kalter Abwaschung. Auch diese Anwendung wird lösend wirken und den
Blutandrang zum Gehirn vermindern. Sind so die Anstauungen gehoben
und der Blutlauf geordnet, dann öle man die ganze Maschine durch eine
+kräftige, nahrhafte Kost+ -- ja nie zu viel auf einmal --, +vermeide+
aber sorgfältig +alles Reizende+, wie starke Weine, Spirituosen,
Gewürze usw. Auch +alle geistigen Reizmittel+ (Anstrengungen,
Aufregungen) sollen weislich vermieden werden.

+Ein Pfarrer+ wurde vom Schlage getroffen. Eine Hand, ein Fuß, die eine
Seite waren total gelähmt, die Sprache und alle Besinnung geschwunden.
Mehrere Tage hindurch wurden ärztliche Mittel angewendet ohne Erfolg.
Der Arzt erklärte zuletzt, die eine Seite sei lahm und bleibe lahm, die
andere Seite werde durch einen zweiten Schlag auch gelähmt werden und
damit das Leben zu Ende sein. Ein Versuch mit Wasser, dachte ich, kann
also auf keinen Fall etwas schaden. Gedacht, getan! +Der kalte Fuß+ und
der +kalte Arm+ wurden kräftig mit +kaltem Wasser gewaschen+; +zwei
warme Fußbäder+ mit kräftigen +Waschungen der Füße und vier Waschungen
des Oberkörpers+ waren die Anwendungen des zweiten Tages. Am dritten
Tage schon konnte man bemerken, daß in beiden gelähmten Gliedern noch
Gefühl und Leben sei. Das gab Mut. Dem +unbehilflichen Körper+ legten
wir am vierten Tage mit Mühe +einen Unterwickel+ um auf eine Stunde und
stellten die +halbtoten Füße zweimal in ein warmes Fußbad+ mit Asche
und Salz. So ging es 14 Tage fort. Nach 14 Tagen unterstützte uns der
Kranke durch die wieder brauchbare gesunde Hand und den gesunden Fuß,
und mit Freude zeigte er, wie er auch die gelähmte Hand schon etwas
in die Höhe zu heben imstande war. Es folgten nun +Ganzwaschungen+ im
Wechsel mit +Kopf- und Fußdampf+, wöchentlich je einer der Dämpfe, und
täglich eine Waschung des Ober- und Unterkörpers. So drei Wochen. Neue
Kraft erfüllte den niedergeschmetterten Lebensbaum, der Appetit wuchs.
+Warmbäder+ im Wechsel mit kalten, in der Woche eins, wöchentlich
ein +Kopfdampf+, ein +Fußdampf+ und drei Halbbäder mit Waschung des
Oberkörpers (eine Minute lang) füllten die folgenden drei Wochen aus.
Den +Schluß des Heilverfahrens+ bildeten +Ober-+ und +Untergüsse im
Wechsel mit dem spanischen Mantel+. Freilich war’s eine langwierige,
schwere und recht anstrengende Arbeit; aber der Herr erholte sich
insoweit, daß er täglich die heilige Messe lesen, die Kranken besuchen,
Ämter halten, alle Schreibereien besorgen konnte. Das Einzige, was ihm
nie wieder gegeben wurde, war das Predigen. Die Zunge hatte zu stark
gelitten und konnte manche Worte nur mehr recht schwer aussprechen.

Ein Mann, 45 Jahre alt, wurde plötzlich vom Schlage getroffen. Die
rechte Hand und der rechte Fuß waren ganz lahm und ohne alles Gefühl;
der Appetit fehlte gänzlich. Dem Kranken wurden täglich der Oberkörper
und die Füße mit halb Wasser und halb Essig ganz warm gewaschen.
Dreimal täglich nahm der Kranke 30 Tropfen von Wermut, Salbei und
Bitterklee. Nach 14 Tagen hatten Hand und Fuß wieder die gehörige
Wärme und das rechte Gefühl; auch war der Mann wieder imstande, im
Zimmer zu gehen. Der Appetit nahm zu, die gelähmte Seite bekam wieder
nach und nach Kräfte, und nach einigen Tagen war der Körper wieder in
Ordnung. Bemerkt sei hier, daß dieser Kranke viel Schnaps getrunken
hatte und daher sein Übel gekommen war. Zur vollständigen Heilung und
Kräftigung gehören noch 8-10 Bäder von gesottenem Haberstroh oder auch
von gesottenen Fichtenreisern. Die Wärme betrage 30° ~R.~ 10-15
Minuten lang; darauf folge eine kräftige kalte Abwaschung oder kaltes
Halbbad mit Waschung des Oberkörpers.

Eine +allgemeine Bemerkung+ könnte vielleicht manchem einmal
dienen. +Wird jemand vom Schlage gerührt+, ist +teilweise Lähmung+
eingetreten, so nehme man +ungesäumt+ und +zuerst+ kräftige +kalte
Waschungen+ vor auf +Rücken+, +Brust+ und +Unterleib+, täglich zwei-,
drei- bis viermal. In das Wasser kann etwas +Salz+ oder +Essig+
gemischt werden. -- +Ebenso wasche man die Füße und Arme+, damit das
Blut allseitig und gleichmäßig sich verteile, die Körperwärme eine
allgemeine werde. +Sämtliche Waschungen+ (ich kann dieses nicht streng
genug einschärfen) geschehen +so schnell wie möglich; keine dauere über
eine Minute+.

Ist die +Lähmung nur eine kleine+, und vermag der Kranke zu sitzen,
so ist +ein Kopfdampf+ von 20 Minuten mit nachfolgender kräftiger
Abwaschung des Oberkörpers die erste, trefflichste Anwendung. Nach
ungefähr 4-6 Stunden geschehe +die zweite: Fußdampf+, gleichfalls von
20 Minuten mit folgender Abwaschung oder Unterguß. Diesen können sodann
die oben angegebenen Waschungen folgen.

+Man hüte+ sich besonders +anfangs+ vor +ganzen Wickeln+; die
Naturwärme ist zu schwach und kann nicht ersetzt werden. Mir ist ein
Fall bekannt, in welchem ein Arzt den Kranken durch Einwickelungen
retten und heilen wollte. Der erste Wickel tat gut. Beim zweiten Wickel
blieb der Kranke kalt, und der ganze Körper wurde blau. Nur durch
Wärmezufuhr konnte er wiederum zurechtgebracht werden.

Ein Mann wird vom Schlage getroffen. Eine Seite ist ganz gelähmt,
ebenso die Zunge. Derselbe ist im bewußtlosen Zustande. So blieb er
10 Tage -- behandelt von einem Arzt; der erklärte, es lasse sich
nichts mehr machen, ein zweiter Schlaganfall werde nicht mehr lange
ausbleiben. -- Auf dringendes Bitten machte ich den Versuch und ließ
allererst einen Kopfdampf anwenden. Der Kranke lag im Bett; auf einem
Schemel wurde ein mit strudelndem Wasser (ein paar Hände voll Heublumen
daran) halb gefülltes Gefäß aufgestellt, der Oberkörper an den Rand
des Bettes gebracht und mit einer Decke zugedeckt, so daß der Dampf
unter der Decke auf den Oberkörper und Kopf drang. Der Kranke kam in 10
Minuten in Schweiß und schwitzte so ungefähr 15-20 Minuten am ganzen
oberen Körper, daß das Wasser tropfenweise hinunterlief. Gleich darauf
wurde der Oberkörper und Kopf mit frischem Wasser und Essig daran
kräftig gewaschen und der Patient zum Ruhen ins Bett hineingebracht.
Am selben Tage wurde die Waschung ohne Dampf nochmals vorgenommen.
Am zweiten Tage wurde ein Fußdampf angewendet (25 Minuten lang) im
bewußtlosen Zustande. Der ganze Körper kam in den größten Schweiß und
wurde daraufhin wieder gewaschen. Am dritten Tag folgte Kopfdampf, am
vierten Fußdampf; am fünften Tage kam wieder Bewußtsein und Leben in
die Seite, der gelähmte Arm und Fuß konnte wieder bewegt werden. An
den nächsten drei Tagen wurde er täglich zweimal mit Wasser und Essig
gewaschen am ganzen Körper. Jetzt kehrte auch die Sprache teilweise
zurück; bis zur vollkommenen Wiedererlangung derselben gingen drei
Wochen vorbei. Von da an wurden dreierlei Anwendungen vorgenommen:
~a~) Ganzwaschungen, ~b~) Ober- und ~c~) Unteraufschläger abwechselnd
vormittags und nachmittags. In wenigen Tagen hatte sich der Kranke
so erholt, daß jeden Morgen ein Knieguß und nachmittags ein Oberguß
vorgenommen werden konnte. Neben diesen Anwendungen wurde gewechselt
mit einer Ganzwaschung. Als der Kranke zum Gehen gekommen, wurden
Halbbäder und Oberguß mit Knieguß -- im Wechsel jeden halben Tag --
genommen.

Die Heilung war so glücklich, daß der Herr jetzt volle 17 Jahre seit
dem erlittenen Schlaganfalle noch rüstig seinen Beruf versieht.

    +Anmerkung.+ „Bei jedem Schlaganfalle soll sobald als möglich
    ein mit der Wasserkur schon gut vertrauter Mann (am besten Arzt)
    gerufen werden. Nur ein Erfahrener kann für den Fall das Rechte
    treffen. Bis zum Eintreffen solcher Hilfe kann und soll ohne
    +Ausnahme, ohne Bedenken die Waschung des Rückens, der Brust, des
    Unterleibes+, der Füße und der Hände der Reihe nach kalt und kurz
    vorgenommen werden. Diese Teilwaschungen sollen in 2-3 Stunden
    wiederholt werden.“


Schleimfieber.

Dürfte ich den Katarrh mit einem kleinen Kinde vergleichen, so wäre das
Schleimfieber das ausgewachsene Kind. +Schleimfieber entsteht+
regelmäßig aus Katarrhen, und aus beiden kann alles werden, wie
an anderer Stelle gesagt ist. Die +Heilung+, also auch die
Anwendungen sind bei beiden Übeln dieselben. Wer Katarrh schnell und
leicht kurieren will, der lege sich ins Bett, wasche sich selbst alle
Stunden Brust und Unterleib, den Rücken lasse er sich von einem andern
kräftig abwaschen. Drei bis vier solcher Waschungen in einer Nacht
heilen einen erst begonnenen Katarrh. Macht der Katarrh Fortschritte,
d. h. entzünden sich Teile im Halse, im Kopfe, in der Brust, so haben
wir das ausgebildete Schleimfieber, welches demnach nichts anderes
ist als ein den ganzen Körper quälender Katarrh. Dabei bleiben jene
Stellen, an denen der Katarrh begonnen, sei es die Rachenhöhle,
sei es die Brust, bis zu eingetretener völliger Heilung stets die
empfindlichsten.


Schweiß.

„Ja, das ist ein Kreuz, dieser Fußschweiß, der sich nun schon so lange
an meine Sohlen heftet und mich überallhin auf der Ferse verfolgt!“ So
klagen manche, ja sehr viele. „Was ist doch das?“ fragen sie, „häufig
ganz kalte Füße, dann wieder ein Brennen und Stechen, und -- dieser
Geruch!“

Wahr ist’s; aber noch größeres Kreuz, +die traurigsten Folgen+
bringt nicht selten, sogar meistens +vertriebener Fußschweiß+.
Mir ist ein Herr bekannt, dem geraten wurde, er solle täglich ein
paarmal die Füße mit kaltem Wasser waschen; der Schweiß werde schon
nachlassen. Freilich der Fußschweiß ließ nach, er hörte zuletzt ganz
auf. Die Folgen? Die letzten Dinge wurden ärger als die ersten; eine
lästige und gefährliche Krankheit rächte den vertriebenen Fußschweiß.
Jeden Vernünftigen frage ich: Ist’s denn auch anders möglich? Wer
den Fuchs aus seinem Erdverstecke treiben will, darf die Höhle, das
Fuchsloch doch nicht zustopfen. Einen solchen Jäger würden die Spatzen
auspfeifen, und die Hasen würden ihm zum Spott Männchen machen.

+Der Fußschweiß besteht+ in nichts anderem als in +faulen Säften+,
welche auch die Gefäße, die sie anfüllen und verpesten, halbfaul
machen. Dieses +die Ursache des schrecklichen Geruches+, der Menschen,
selbst Tiere aus dem Hause treibt, den Fußschwitzern zur großen Plage
gereicht und sie zu gemiedenen Menschen macht.

+Was ist da zu tun?+ Ein Kleid, das in Teer gefallen ist und weithin
üblen Geruch verbreitet, wird niemand zu reinigen suchen, indem er von
Zeit zu Zeit es mit einem Schwamme abwischt. Die Wäscherin wird eine
gute Lauge machen, das schmutzige Stück einbeizen und so den harzigen
Teer ausziehen. Ein guter Wäscher des Fußschweißes wird sein, wer alle
faulen und faulenden Säfte, so tief dieselben dringen mögen, auflöst
und aus- und abwäscht resp. ausleitet. Nebenbei muß er die Haut und die
Gefäße, soweit sie durch Fäulnis gelitten haben, heilen und kräftigen.

Am besten und sichersten werden +beide Füße ganz eingewickelt in
Tücher+, die in +Heublumenabsud+ oder in +Absud von Fichtenreisern+
getaucht sind. Diese Umschläge saugen die faulen Stoffe auf, und die
beiden Kräuter haben zugleich kräftigende und heilende Wirkung. Man
nehme 5-6 solcher Wickel innerhalb zehn Tagen; hernach vierzehn Tage
lang täglich ein +warmes Fußbad+ (das bis an die Waden hinausreicht)
von je zehn Minuten mit dreimaligem Wechsel und jedesmaliger kalter
Abwaschung (höchstens eine Minute dauernd). Schließlich wird ausreichen
+in der Woche+ ein obenbeschriebener +Fußwickel+ oder ein +solches
Fußbad+. +Nach gestillten Fußschweißen+ ist’s vortrefflich, zuweilen
eine Viertelstunde +im nassen Grase barfuß+ zu gehen. Wer das nicht
kann, gehe vor dem Schlafengehen einige Minuten +in seinem Zimmer
barfuß+ auf und ab. Man sollte nicht glauben, wie vorteilhaft, wie
+erfrischend+, kräftigend und abhärtend die frische Luft auf so
entblößte, dem Wollstrumpfzwange entrissene und einige Minuten der
goldenen Freiheit sich freuende Füße wirkt. ~Probatum est!~ d. i. Übung
macht den Meister!


Körperschweiß, ungesunder.

+Nicht bloß Fußschweiße gibt es+, es gibt auch ungesunde
+Körperschweiße+. Ein Herr von Stand schwitzte jede Nacht so, daß am
Morgen die ganze Matratze durchnäßt war und das Kopfkissen und das
Oberbett trieften, ein nächtliches schweres Kreuz, das ihn immer mit
Angst vor dem Schlafengehen erfüllte.

Zu dieser Last gesellte sich noch eine zweite, nicht geringe
Unannehmlichkeit. Bei der größten Sorgfalt und der sorgfältigsten
Einhüllung und Vermummung nämlich konnte der Herr im Winter des
+ewigen Katarrhs+ nie los werden. Dazu das stete Schwitzen; man
roch die Kleider selbst schon von weitem. Ein lästiges Übel in der Tat!
Und nun das Mittel aus der Apotheke?

+An schnelle Heilung+ darf bei diesem Leiden nie gedacht werden,
nur an allmählige Kräftigung, Stärkung des durch so vieles Schwitzen
entkräfteten Körpers und an fortgesetzte Ausleitung der krankhaften
Säfte. Ungeduldig darf so ein Patient nicht werden. Der unsrige hat
bewiesen, was bei Ausdauer und Pünktlichkeit die Anwendung von Wasser
vermag. Als Lohn seiner Treue erhielt er die volle Gesundheit wieder.
Doch das genügt mir nicht, sagt ein barscher Leser. Wenn ich +so ein
Leiden+ bekomme, +was müßte ich tun+? +Ziehe dreimal in der
Woche+, so gebe ich ihm zur Antwort, +den spanischen Mantel+
an. Hindert dich während des Tages dein Beruf, so lege ihn beim
Schlafengehen als Nachthemd um auf 1½-2 Stunden. +Wasche dich
zwei- bis dreimal wöchentlich+, oder wenn du, wie unser Patient,
schlaflose Nächte hast, +zwei- bis dreimal in der Nacht+ vom
Bette aus! Solltest du gerade im Schweiß sein, so wasche dich doppelt
kräftig, aber schnell, gehe gleich wieder, ohne dich abzutrocknen, zu
Bett und decke dich gut zu; habe indessen, wenn möglich, das Bett nicht
in einem ganz kalten Zimmer! Merke dir gut: mit dem +spanischen
Mantel+ mußt du die Anwendungen +beginnen+. Und wenn du seine
wohltätigen Wirkungen erfahren hast, wirst du -- es ist dein eigenster
Vorteil -- schon aus Dankbarkeit es nicht verabsäumen, ihn wöchentlich
wenigstens einmal auf 1½-2 Stunden zu tragen. Auch +eine einmalige
Ganzwaschung in der Woche+ als weitere Zugabe sollte dir den
Wasserappetit nicht verderben. Eine große Zahl von Leuten könnte ich
nennen, die nach Ablegung des Vorurteils, „man könne sich durch solche
Anwendungen nur schaden,“ aus wasserscheuen Individuen ebenso große
Wasserfreunde geworden sind. Wie stemmt sich das Schoßhündchen, und
wie winselt und keucht es, wenn ich’s ins Wasser werfen will! Wie viel
solcher Helden habe ich gesehen! Doch die früher nur „hundelten“ (eine
verpönte Art des Schwimmens), sind allmählich prächtige und gewandte
Schwimmer geworden.


Viel- und Leichtschwitzen.

+Es gibt Naturen, die sehr leicht+ und +viel+ in +Schweiß
kommen+, die bei jeder, selbst der geringsten Anstrengung wie
im Schweiß gebadet und deshalb, abgesehen von der Mattigkeit und
Müdigkeit, den Katarrhen, Erkältungen, Entzündungen usw. recht
ausgesetzt sind.

+Ein Beamter+, der mich eines schönen Tages aufsuchte, klagte
mir, er sei eben nicht gesund, er leide viel an schwerem Atem, und
die Ärzte halten ihn für leber- und nierenleidend. Das größte Unglück
aber bestehe darin, daß er keine Medizin ertragen könne; jeden Löffel
voll müsse er stets wieder herausbrechen. „Das größte Glück, wollen
Sie sagen,“ unterbrach ich den Herrn, dessen Leiden sich durch einen
scharfen, peinlichen Schweißgeruch schon verraten hatte. Und ich
begann als Wahrsager zum Staunen des Beamten: „Sie schwitzen viel beim
Gehen, auch morgens beim Aufstehen.“ „Ja, so ist’s! Woher wissen Sie
das?“ Statt der Antwort gab ich den Rat, er möge sich eine Badewanne
mit kaltem Wasser anfüllen lassen. Wenn er, in Schweiß gebadet,
heimkomme, dann solle er sich rasch ausziehen, bis an die Magengegend
sich in diese Wanne setzen und den Oberkörper schnell und kräftig
abwaschen; das Ganze dürfe höchstens eine Minute dauern. Schnell, ohne
abzutrocknen, solle er seine Kleider wieder anziehen und auf seinem
Zimmer zirka eine Viertelstunde sich Bewegung machen. „Was,“ rief der
Herr Beamte aus, „Ew. Hochwürden treiben bittern Spott mit mir! Gott
bewahre! Da würde mich ja augenblicklich der Schlag treffen! Wie oft
bin ich vor der geringsten Vernässung und Verkältung gewarnt worden,
und Sie heißen mich in eine Badewanne steigen, in kaltes Wasser!“
Ich blieb ruhig, aber ich mußte alle Beredsamkeit aufbieten, dem
Herrn das Unschädliche dieses Verfahrens begreiflich zu machen. Unter
anderem fragte ich ihn. „Wenn Sie so im Schweiße nach Hause kommen,
schwitzend, daß Ihnen das salzige Wasser über Gesicht und Stirne rinnt
und die Finger aneinander kleben, haben Sie Furcht und nehmen Sie den
geringsten Anstand, sofort die Hände und das Gesicht zu waschen?“
„Nein, das tue ich jedesmal.“ „Haben Sie je den geringsten Nachteil
verspürt?“ Der Herr besann sich -- er fürchtete meine Folgerung --,
sagte alsdann aber ein kräftiges: „Nein.“ „Nun gut,“ erwiderte ich,
„lassen Sie diese Wohltat auch einmal dem ganzen schwitzenden Körper
zukommen; versprechen Sie mir, es auch nur einmal zu tun.“ Nach
kurzem Schweigen gab er das Versprechen. Nach 14 Tagen begegnete ich
ihm wieder. „Nun, leben Sie noch? Wie ist’s gegangen?“ „Wie dankbar
bin ich Ihnen, Herr Pfarrer!“ sprach er. „Alle Furcht ist mir nun
benommen. Kann ich’s denn nun öfter so machen? Es tut gar so gut!“ Ja,
es tat gar so gut: alle Armseligkeiten und körperlichen Übelstände
wurden allmählich beseitigt. Der Herr lebt noch; er wird zu 80 Jahren
nicht mehr weit haben. Wären alle, denen ich schon freundschaftlich
geraten, so folgsam gewesen (leider ist oft Spott und Hohnlachen der
Lohn), sie hätten sich selbst viele bittere Stunden und das zu frühe,
schmerzensvolle Ende ihres Lebens erspart, sie lebten vielleicht
heute noch. Die Konservierung eines Gebäudes ist nicht schwer, wenn
man jedes Jahr das Ganze durchmustert und jeden Fehler an Dach-
und Mauerwerk gleich ausbessert. Die täglichen Launen, verkehrten
Stimmungen und Unaufgelegtheiten sind Schäden am Mauerwerk unseres
oft recht armseligen Seins, und wie viele hundert solcher Launen und
Unaufgelegtheiten schleppt der beladene Mensch mit sich jede Woche, wie
viele tausend jeden Monat und jedes Jahr!

Vielfach, ja meistens haben all’ diese Dornen und Brennesseln, oder
wie sie heißen, ihre Wurzel in kleinen Indispositionen, Störungen des
Körpers. Es sind Dachmoose oder Mauerfresser an der gebrechlichen Hütte
deiner Seele, nicht gefährlich, aber lästig; sie rauben vielfach die
Heiterkeit, die Fröhlichkeit, die innere Zufriedenheit. Manche können
dem Körper und Geiste mit der Zeit auch schädlich werden, sie können
einem das Leben verleiden. Die einzige Anwendung, wie sie der Beamte
machte, reicht oft aus, dem Menschen einen neuen Humor, eine andere
Stimmung zu geben. Mancher verhöhnt vielleicht diese Bemerkung. Das ist
mir gleich. Der Hohn benimmt ihr nicht die Wahrheit.

+Noch eine Bemerkung+ schulde ich an dieser Stelle. Wohl +kaum
etwas wird im Leben+, selbst von einsichtsvollen Menschen, +so
sehr gefürchtet+, als wenn sie im +Schweiß+ das +kalte Wasser
anwenden+ sollen. Diese Meinung mag von der Wahrnehmung herrühren,
daß solche, die im Schweiß gebadet plötzlich an die Kälte kommen oder
sich der frischen Luft, besonders der Zugluft aussetzen oder sich gar
vernetzen, sich schon oft gründlich verdorben haben. Das gebe ich alles
gerne zu. Es kommt eben hier wie sonst im Leben nicht allein und nicht
in erster Linie auf das „Was“, sondern auf das „Wie“ an, +wie+
die Leute die Anwendung mit Wasser vornehmen. Meine nach so langer
Erfahrung und Übung gewonnenen +Grundsätze+ sind:

~a~) Wer naß ist durch Schweiß, Regen usw., +darf sich nicht der
Kälte oder Zugluft aussetzen+; das würde sich rächen.

~b~) +Wen friert, der soll ja nichts mit Wasser anfangen.+

~c~) +Wer vom Regen+ usw. +durchnäßt+ worden, soll sich
so rasch als möglich trocken umkleiden.

~d~) +Wer aber schwitzt+, sei es krankhaft oder durch Gehen
oder durch Arbeit, +darf ganz kurz+ (wie bei der Beschreibung der
Anwendung genau besagt ist), ein +kaltes Bad+ nehmen oder eine
+kalte Ganzwaschung+ vornehmen; er muß aber (ohne abzutrocknen)
schnell +trockene+ Kleidung anziehen und sich Bewegung machen,
bis auch der Körper trocken ist. Dieses sollte doch einmal selbst die
heißblütigsten Sanguiniker beruhigen und befriedigen!


Schwermut.

Ein Herr zog sich durch Überanstrengung und Geschäftssorgen folgendes
Leiden zu: Ohrensausen, anhaltendes Eingenommensein des Kopfes,
Abnahme des Denkvermögens sowie auch des Gedächtnisses, so daß er
für seine Berufstätigkeit ganz unfähig war. Dabei befand er sich in
unbeschreiblich trüber Gemütsstimmung, und häufig traten Angstzustände
auf. Schlaf meistens schlecht. Die Körperkräfte des sonst robusten
Mannes schwanden, das Körpergewicht verminderte sich erheblich. Der
äußerst schwermütige Kranke unterzog sich in Wörishofen folgender
Behandlung: Oberguß, Rückenguß, Wassergehen, in der Woche zwei Wickel,
einen spanischen Mantel und zum innerlichen Gebrauche Wermuttropfen,
teils allein, teils mit Arnika und auch mit Tausendguldenkraut
gemischt. Von diesen Tropfen rühmt er eine ganz besondere Wirkung.
Nach achtwöchentlicher Kur fühlte er sich vollkommen gesund und
arbeitsfähig; seine Gemütsstimmung war wieder gehoben und heiter
und ist es auch geblieben. Das Körpergewicht hatte jetzt 22 Pfund
zugenommen.


Schwindel.

Ein Priester in den besten Mannesjahren fühlte eine fortschreitende
Abnahme der Kräfte, besonders in den Beinen. Nur mit der größten
Anstrengung konnte er eine Viertelstunde weit gehen und hatte das
Gefühl, seine Beine brechen zusammen. Außer diesem Leiden hatte er
sehr viel +Schwindel+, so daß er in einem offenen Raum gar nicht
auf längere Zeit stehen konnte, ohne sich an einem festen Gegenstande
anzuhalten. Wollte er sich am Altare umwenden, so mußte er sich stets
festhalten. War der Schwindel etwas leichter, so fühlte er gewaltigen
Druck in der Brust und eine Bangigkeit, als treffe ihn ein Schlaganfall.

Patient gebrauchte viel Mineralwasser und Medikamente; alles ohne
Erfolg. Sein Aussehen war nach dem allgemeinen Urteile sehr gut,
Appetit in Ordnung, aber Schlaf mangelhaft.

+Erfolg+: Bereits drei Wochen lang von seinem Berufe entfernt
ging er täglich viel barfuß (im Gras, auf nassen Steinen und im Wasser
bis unter die Knie), bekam anfangs täglich zwei Obergüsse und einen
Knieguß, später Halbbäder und Bäder im Schweiß. Am Schlusse seiner Kur
machte er den Versuch, in einem Tage 4 Stunden weit zu gehen, was gut
gelang ohne Ermüdung. Er fühlte sich nun ganz gesund und war freudig
gestimmt für seine Berufstätigkeit.


Schwindel bei einem Greis.

Ein Herr, 74 Jahre alt, erzählt:

„Ich habe häufig starken Schwindel und mitunter einen gewaltigen Druck
auf dem Kopf; zeitweilig sind meine Füße ganz kalt, und wenn’s im
Kopf gut ist, so habe ich regelmäßig große Beschwerden im Unterleib.
Stuhlgang ohne Hilfsmittel habe ich gar nie. Das Buch „Meine Wasserkur“
hat mich veranlaßt zur Fragestellung, ob man in meinem hohen Alter auch
noch Wasser anwenden könne mit Erfolg; wenn nicht, dann übergebe ich
mich ruhig meinem Schicksale in diesem Alter. Wenn es noch anwendbar
ist, gehe ich ins kalte Wasser wie der Jüngste.“

In drei Wochen war der alte Herr so gut, daß er bereute, seine
Berufstätigkeit schon einem anderen übergeben zu haben.

Die Anwendungen bestanden in folgendem: Erster Tag: am Morgen den
oberen Körper mit Wasser und Essig waschen, nachher einen Knieguß
nehmen; am Abend ein warmes Fußbad mit Asche und Salz, 14 Minuten
lang. Zweiter Tag: am Morgen wieder Oberguß mit einem Gießer, gleich
darauf auf nassen Steinen gehen (5 Minuten lang); nachmittags: ein
kaltes Sitzbad, eine Minute lang. Dritter Tag: am Morgen im Wasser
gehen, zwei Minuten lang; gleich darauf die ganzen Arme ins Wasser
halten; nachmittags: ein Oberguß, gegen Abend ein Sitzbad. Vierter
Tag: in der Frühe im Wasser gehen bis an die Knie (drei Minuten lang);
gleich darauf die Arme ins Wasser (zwei Minuten lang); am Nachmittag:
ein Rückenguß. Fünfter Tag: am Morgen einen Rückenguß, am Nachmittag
ein Halbbad (eine Minute lang). So wurden die letzteren stärkeren
Anwendungen fortgesetzt. Der +Schwindel verlor sich ganz+, der
Stuhlgang kam in Ordnung, die schlechten Gase waren beseitigt, die
allgemeine Naturwärme war wieder hergestellt, und so war die Maschine
wieder in Ordnung. Der Greis bekam geradezu jugendliche Frische und den
besten Humor.

Es mag vielleicht auffallen, warum man bei diesem hochbetagten Mann
nur eine einzige warme Anwendung vorgenommen hat und nicht länger mit
warmen Anwendungen verfahren ist.

Der Grund ist einfach dieser, weil noch ziemlich viel Kraft und
Naturwärme vorhanden war; sonst hätte er durch Waschungen vom Bett aus
und wieder ins Bett entweder mit warmem Salzwasser oder mit Essig und
Wasser zu einer größeren Naturwärme gebracht werden müssen. Wird die
Naturwärme bei alten Leuten durch warme Waschungen erhöht, und man
nimmt dann versuchsweise eine kalte Waschung vor, so verschmähen sie
recht bald das warme Wasser und ziehen das kalte vor, weil sie dadurch
bessere Wirkung und vermehrte Naturwärme verspüren.

Ein 78jähriger Priester hatte solchen Schwindel, daß er gar nicht mehr
in die Höhe schauen und nicht sicher auf dem Wege gehen konnte; er war
ziemlich beleibt. Das ganze Aussehen machte den Eindruck, daß der arme
Greis keine Naturwärme mehr habe. Trotz all dieser Gebrechen, die zu
der Annahme verleiten konnten, es sei doch mit dem Wasser nichts mehr
anzufangen, verjüngte sich sein Aussehen ganz auffallend. Der Schwindel
verschwand, sowie alle Furcht beim Gehen, kurz, der Hochbetagte wurde
einer Lampe gleich, welche Aufguß zum Weiterbrennen bekommt.

Wenn ein Hochbetagter es liest, wird er fragen: Was geschah mit ihm?
Die Antwort lautet:

Am ersten Tage von unter den Armen ganz einwickeln, das Tuch in heißes
Wasser eingetaucht, in welchem Heublumen gesotten wurden, 1½ Stunden
lang; am nachmittag: eine Waschung mit Wasser und Essig, ganz warm.
Am zweiten Tag: in der Frühe einen Fußdampf, 20 Minuten lang; gleich
darauf mit frischem Wasser ganz kurz abgießen; am nachmittag: wieder
eine Ganzwaschung wie am ersten Tage. Am dritten Tag: einen Kopfdampf
(20 Minuten lang), gleich darauf einen Oberguß. Am vierten Tag: in der
Frühe einen kalten Oberguß, darauf einen Knieguß; nachmittags: ein
nasses Hemd anziehen, 1½ Stunden lang. Am fünften Tag: am morgen
ein warmes Fußbad mit Asche und Salz; nachmittags: einen Oberguß und
Knieguß. Von dieser Zeit an nur mehr kalt, und zwar im Wechsel: Oberguß
und Knieguß vormittags; zwei Stunden später: im Wasser gehen und die
Arme ins Wasser halten; nachmittags: bloß Oberguß. So ungefähr 6 Tage
fortfahren, und es reicht aus, in der Woche ein oder zweimal in der
Nacht vom Bett ganz waschen und wieder ins Bett. Zu Haus ist nichts
mehr notwendig, als in der Woche zweimal im Wasser gehen und die Arme
ins Wasser halten. In der Woche ein Sitzbad nehmen, dies kann auch warm
genommen werden. -- Innerlich einen Tee von Fenchel, Schafgarbe und
Salbei.


Schwindsucht.

Wie eine Schlange im Grase oder Gerölle versteckt auf ihre Beute
lauert, so steckt und herrscht oft schon lange die Schwindsucht im
Körper, ehe sie sich zeigt. Ihr Anfang ist eine Fäulnis, die an irgend
einer Stelle entsteht, nach und nach durch Vereiterung um sich greift
und Organe des Körpers zerstört. Es kann dieses geschehen +in der
Brust+: +in der Lunge+, +im Rippenfell+; +im Unterleib+: +im Darm und
in den Nieren+; +im Hals+: +in der Luftröhre+, +im Kehlkopf+ usw., an
den edelsten und wichtigsten Organen. An jeder Stelle, an der solche
Fäulnis sich zeigt, treten alsbald auch +Störungen+ ein im +Blutumlauf,
im Blute und in den Säften+. Dem Menschen, den es trifft, ergeht es
wie dem Baume, dessen Blätter anfangen, zur Unzeit gelb zu werden und
abzustehen. Seine Lebensadern haben aufgehört, den Lebenssaft zu geben.
Der Baum wird nicht mehr recht genährt, daher das Welken und Absterben.
Und da hilft keine Sonne und keine frische Luft. Dasselbe können wir
vom Schwindsüchtigen sagen. Das Blut, dieser Lebenssaft, nimmt ab, der
Kranke „fällt ab“, wie der Volksmund sagt, und erlischt am Ende wie ein
Licht, lebensunfähig.

+Hat die Schwindsucht einmal tief sich eingefressen+ und bereits ein
Organ des Körpers zerstört, dann ist der Mensch verloren. +Hat sie
sich+ aber an dem einen oder anderen Teil des Organismus +angesetzt+,
so kann +gerade mit Wasser eine Heilung ganz leicht eintreten+. Das
+Traurigste bei solchen Kranken+ ist, daß die ersten Zeichen scheinbar
so unbedeutend sind. Der Kranke hat nur ein Hüsteln, das ihm auch gar
nicht besonders wehe tut. Nicht einmal ausspucken muß er oder doch
höchst wenig. Kommt von Zeit zu Zeit der Husten stärker, so tröstet
sich der Kranke: „Es ist nichts weiter als ein gelinder Katarrh,
hab’s schon oft gehabt, wird bald wieder nachlassen.“ Selbst wenn
der Körper welker wird, der Schwindsüchtige eine Abnahme der Kräfte
spürt, immer hat er seine Entschuldigung. „Der Katarrh dauert diesesmal
etwas länger; aber ich kann ja meinem Beruf doch noch vorstehen.“
+Gewöhnlich haben derlei Kranke bei diesem Stadium der Krankheit schon
mehr gelitten, als sie selbst glauben+: die Blutbildung hat abgenommen,
die Säfte haben sich vermindert, die kranken Stellen dehnen sich immer
weiter und weiter aus. Sucht dann der Kranke nach Hilfe, so ist er
sicher schon zu spät daran, und was er tut und anwendet, das tut er
meistens nur zur Abkürzung seines Lebens. Ich bemerke all dieses +zur
Warnung+, solche Zustände, die unter dem Namen „Katarrh“ die ganze
Welt erfüllen, nicht zu vernachlässigen. In +Fällen, in denen die
Schwindsucht vorangeschritten ist, einen höheren Grad erreicht hat+,
versuche ich (erkläre dieses auch von vornherein jedem Patienten) mit
Wasser nichts mehr anzufangen;[45] denn die Natur vermag den Kampf mit
dem frischen Wasser nicht mehr aufzunehmen. Das wäre ebenso töricht,
wie wenn ein Schwächling es versuchen wollte, einen robusten, kräftigen
Mann zu meistern. +Die fortgeschrittene Schwindsucht erkennt man
daran+, daß der Kranke ziemlich häufig hustet, mit dem Husten sehr
viel Auswurf abgeht; ferner, daß derselbe schwer atmet, der Appetit
nachgelassen hat usf. Solange der Auswurf noch oben auf dem Wasser
schwimmt (man stelle die Probe an), braucht man nicht alle Hoffnung
aufzugeben. Sinkt er zu Boden, dann ist’s meistens bei Matthäus am
Letzten, zu Ende mit aller Hoffnung und Hilfe. Der Kranke soll sich
in Gottes Willen ergeben und sich ruhig auf das letzte Stündlein
vorbereiten.

Dagegen behaupte ich -- und ich könnte dafür eine Reihe von Beispielen
anführen --, daß +beim Beginne der Schwindsucht das Wasser als das
erste und sicherste Heilmittel sich bewährt+. Es erfrischt und belebt
den welk werdenden Körper, wirkend wie Öl, das man in das Räderwerk der
Maschine gießt; es bringt einen lebendigen Blutumlauf hervor und weckt
so in dem schlaff gewordenen untätigen Organismus neues Leben. Dann
rüttelt es, wie ein Sieb die Mohnkörnchen, die faulenden Säfte auf und
scheidet sie aus. +Man beachte indessen wohl: es dürfen gar nie stark
auflösende und stark ausleitende Anwendungen vorgenommen werden.+ Man
muß +vorherrschend auf Stärkung des Organismus abzielen, auf daß die
wieder kräftig gewordene Natur selbst die faulen Stoffe ausscheide.
Vor allem erheischt die Vorsicht, daß die Naturwärme nicht geschwächt,
erschöpft, vollends ausgesogen werde+. Das hieße der Krankheit in die
Hände arbeiten. +Nur ganz kurz dauernde Anwendungen+ sind hier am
Platze; sie sollen, wie gesagt, anregen, stärken, beleben. +Ich möchte
es nicht wagen+, mehrere totale Anwendungen, die auf den ganzen Körper
sich erstrecken, vorzunehmen, falls die Zeichen ein Fortschreiten der
Schwindsucht andeuten.

Hat das Leiden +im oberen Teile des Körpers+ seinen Sitz, so ist der
+Oberguß+ eine vorzügliche Anwendung, verbunden mit dem +Knieguß+,
letzterer höchstens eine halbe Minute lang. Bei günstiger Jahreszeit
wird kaum eine Anwendung und Übung übertroffen von dem +Barfußgehen
im nassen Grase+. Das kräftigt den Körper am meisten, und +nie darf
man Furcht hegen+, sich in irgendeiner Weise zu schaden. +Auch das
Gehen auf nassen Steinen ist gut+; es leitet das Blut nach unten und
fördert den rascheren Blutumlauf und so die Blutbildung überhaupt.
Noch sei hier ein Wort gesprochen über die +Kost+ solcher Kranken, die
mehr als andere und zum Widerwillen stets den Refrain hören müssen:
„Nur gut essen und trinken.“ +Die einfachste Kost+ ist die +beste+;
nichts Hitziges, Gewürzhaltiges, keine Säuren; jene Kost, welche das
Kind am leichtesten ertragen kann und bei der es im Wachstum am
besten gedeiht. +Eine merkwürdige Erfahrung+ möchte ich nicht für
mich behalten. Das +sicherste+ und oftmals für das +Vorhandensein
der Schwindsucht den Ausschlag gebende Zeichen+ war mir, wenn der
Kranke recht gern Gesalzenes aß, Salz auf Brot streute, Fleisch in
Salz tauchte, mit Vorliebe nach Saurem, nach Gewürz haschte. +Ein
sehr gutes Nahrungsmittel+ ist die +Milch+, die vor allem empfohlen
werden soll, aber ja nicht Milch allein: sie würde dem Kranken bald
widerstehen. Auch die +Kraftsuppen+ sind sehr zu empfehlen, wieder im
Wechsel, selbst wenn die eine oder andere dem Kranken besonders zusagt.
Nicht zuletzt verdienen genannt zu werden +recht einfache bürgerliche
Mehlspeisen+ ohne alle komplizierte, gekünstelte Zubereitung. Das
natürlichste und am wenigsten Widerwillen erzeugende +Getränk+ bleibt
stets das +Wasser+, vielleicht untermischt mit etwas Wein. Auch +Milch,
gestockte Milch+, dient gut. Für +Bier+ und +Wein trete ich nicht
ein+. +Noch eine Bemerkung+ möge hier Platz finden. +In den höheren+
und +höchsten Stadien+ dieser Krankheit treten +heftige Fieber+ ein
mit +stärkerem Schweiße+ und darauffolgendem Frost. Es läßt sich
mit +Erfolg+ nichts dagegen tun. Dem Kranken indessen geschieht
+Erleichterung+, wenn man nach dem Schweiße ihm +Rücken+, +Brust+ und
+Unterleib+ mit frischem Wasser kräftig +abwäscht+.

+Eine tüchtige Lehrerin+ wurde längere Zeit von einem berühmten Arzte
behandelt ohne Erfolg. Da sie zuletzt in ihrem Berufe nicht mehr
arbeiten konnte, erhielt sie vorläufig auf drei Vierteljahre Pension.
Nach Verlauf dieser Frist war der Zustand nicht viel besser geworden;
der Arzt erklärte sie in seinem Zeugnisse für „unheilbar“, also auch
künftig als untauglich für ihren Beruf. Freunde rieten ihr das Wasser
an, und sie logierte sich in einem Nachbarorte meiner Pfarrgemeinde
ein. Der Patientin war es anfangs kaum möglich, eine halbe Stunde
weit zu gehen, so entkräftet und geschwächt fühlte sie sich. Sie
gebrauchte nach Vorschrift Wasseranwendungen, und in 4-5 Wochen war sie
vollständig hergestellt. Sie hat dann um Reaktivierung angehalten, und
es kostete sie nicht geringe Mühe, wieder auf ihre Stelle zu kommen.
Man wollte an die Heilung nicht recht glauben. In Person stellte sie
sich dem Minister vor, der über ihre kräftige Gesundheit staunte,
noch mehr aber über das im Zeugnis des Arztes stehende fatale Wort:
„unheilbar.“ Schon ist sie +11 Jahre+ wieder auf ihrem Posten, erfreut
sich der besten Gesundheit und kann ihrem Berufe ungestört nachkommen.
Welches Leiden die Ärzte an dieser Kranken gefunden, ob Abzehrung,
ob Schwindsucht, ich hatte es nie erfahren. Alle Anzeichen indessen
sprachen dafür, daß sie schwindsüchtig werde. Der Bruder des Fräuleins
war an diesem Übel gestorben, und ganz ähnliche Leiden seien, erklärte
sie, dessen Tode vorausgegangen. Es war hohe, aber noch die rechte
Zeit, der Krankheit zu steuern, und das Wasser hat ihr gesteuert. +Als
Heilmittel+ wurden angeordnet: +viel Aufenthalt in frischer Luft+,
+häufiges Barfußgehen+ im Morgentau, +Bäder+, von den kleinsten und
schwächsten bis zu den letzten und stärksten, alle stets kalt. Dazu kam
+Kräutertee+ und eine +einfache, kräftige Landkost+.

+Ein Herr von Stand+ erzählt: „Ich war nie fest und erfreute mich zu
keiner Zeit einer solchen Gesundheit, wie sie manchem das ganze Leben
hindurch geschenkt ist. Gleichwohl konnte ich meine Studien glücklich
beenden, auch meinem Berufe bislang gut vorstehen. Seit ein paar Jahren
ist dieses anders geworden. Wo ich hinkomme, werde ich von jedermann
bedenklich angeschaut, und oft schon drang zu meinem Ohr das leise
Flüstern der Freunde: Der lebt auch nicht mehr lang. Der Gedanke an den
Tod ist mir selbst kein fremder Gast mehr, ich müßte ja blind sein für
all die Anzeichen. Wie die frische Gesichtsfarbe, so sind die Kräfte
geschwunden. Der Appetit, dieser beste Uhrenzeiger, deutet zur Genüge
an, daß im Körper die Feder, die Lebenskraft ausgegangen, am Springen
ist. Schon peinigt der recht schwere Atem, mehr noch ein Husten, der
selbst andere schreckt, sichere Boten in die ewige Heimat. Die Ärzte
erklären, +ich sei schwindsüchtig+. Sie haben mich seit einiger Zeit
aufgegeben, raten mir aber noch, nach Meran zu reisen in ein milderes
Klima. (Armer Schelm, dachte und fühlte ich, nicht einmal zu Hause, in
der Fremde sollst du sterben!) +Auf der Reise nach Meran+ hörte ich von
den Wirkungen des Wassers, und ich erkundigte mich, ob dasselbe auch
für meine gebrechliche Natur etwa noch Heilkraft hätte. ‚Sie können
es versuchen,‘ lautete die Antwort. Der Anfang war nicht leicht. Ich
trug sehr warme Kleidung, und doch fror mich noch immer. Nun hieß es
auf einmal: Das wollene Hemd, das Sie auf dem bloßen Leib tragen, der
wollene Halsbund, doppelt geschlungen, müssen nach und nach wegfallen.
Es beschlichen mich ganz eigenartige Gedanken. Wie wird’s mir gehen mit
einer Kleidung, die mehr kühlend als wärmend ist? Dazu machte mich das
kalte Wasser erschauern. Und es war schon so nahe. +Vorsichtig+ und
+überaus maßvoll begannen die Übungen+, ganz anders, als man es sich
denkt und davon sprechen hört. Und merkwürdig! Nach zwei Tagen schon
konnte ich ein Wollkleid ablegen, ohne nachteilige Folgen zu verspüren;
nach 5 Tagen opferte ich mein zweites. Nach 6-7 Tagen war der wollene
Halsbund auch schon gefallen. Durch die Wasseranwendungen bekam ich
eine sehr angenehme Naturwärme, die sich von Tag zu Tag steigerte. Mit
der zunehmenden Naturwärme nahm das schwere Atmen ab, der Husten ließ
nach. Wie die Besserung, so nahm zu die freudige Stimmung der Seele.
Hörte ich früher sagen: ‚Wie lange wird der noch leben?‘ so jetzt:
‚Aber der gedeiht!‘ Sechs Wochen dauerte die Behandlung. Wider Erwarten
und zum Staunen aller, die mich früher gesehen hatten, trat ich nicht
den Weg zur ewigen Ruhe, sondern mit neuem Leben den alten Berufsweg
wieder an. Ich dankte Gott, meinem Schöpfer, für meine Heilung und
auch dafür, daß er uns im Wasser ein so kräftiges und naheliegendes
Heilmittel gegeben. Allen Menschen möchte ich zurufen: Lernet das
Wasser und seine Wirkungen kennen und schätzen, ihr werdet vielem
Ungemach auf eurer Wanderung durchs Leben entgehen und viel glücklicher
und zufriedener euere Berufsaufgabe lösen. Und nach dieser Aussaat im
Berufe richtet sich ja die Ernte drüben im Jenseits.“

„Du bist +begierig+, lieber Leser, +zu hören, wie das Wasser bei mir
angewendet wurde+? Wie ein Hirtenknabe oft unter den Regen kommt,
manchen Tag Guß auf Guß aushalten muß und dadurch abgehärtet wird,
so bekam mein Oberkörper täglich +zwei Güsse+ (Obergüsse). +Anfangs+
spielte der Wasserstrahl +nur eine halbe Minute, nach einiger Zeit
eine Minute lang+. Täglich mußte ich sodann im +nassen Grase gehen+
oder +auf nassen Steinen+. Nach allgemeinem Vorurteile meinte auch ich
mir dadurch alle möglichen Beschwerden zuzuziehen. Recht bald indessen
fühlte ich das größte Behagen, und ich wäre am liebsten Barfüßler
geworden. Es nahte der Spätherbst, es fiel Schnee. Ich ging eine Minute
lang im frischgefallenen Schnee. Das hört sich schauerlich an. Auch
mich durchfuhr ein schauerliches Rieseln, da ich langsam Schuhe und
Strümpfe ablegte. „Mutig voran!“ rief ich mir selbst zu. Und einmal
gewagt war ganz (nicht halb) gewonnen. Ich überzeugte mich von der
wohltätigsten Wirkung, welche ich nie erwartete. Ich durfte auf mein
Begehren dieses öfter wiederholen und kann jedem Wasserscheuen hoch
und teuer versichern, daß ich in meinem Leben nie solche Naturwärme
empfunden habe wie nach diesen Schneepartieen. Es brennen die Füße
zwei, höchstens drei Minuten von der Schneekälte; dann aber entwickelt
sich eine Wärme, die den Schnee nicht mehr achten läßt. In wenigen
Tagen brachte ich es dahin, daß ich nicht mehr eine, sondern 10
Minuten bis eine Viertelstunde den Schneelauf fortsetzte. Gerade das
+Schneegehen+ brachte eine außerordentliche Zunahme der Kräfte und
Verminderung des harten Atems. Von Katarrh zeigte sich keine Spur.
Hätte man mir so etwas früher erzählt, ich hätte es für Torheit, ja
Wahnsinn, für den Ruin der Gesundheit gehalten. Während 14 Tagen
verfuhr ich also. Dann hörte das Barfußgehen auf, und es blieben
nur die +Ober-+ und +Untergüsse+ in stärkerer Form ein- bis zweimal
täglich. +Nach ungefähr drei Wochen+ war der Organismus in Ordnung. Bis
zu völliger Erstarkung vergingen wieder drei Wochen. Statt nach Meran
zu gehen und dort zu sterben, kehrte ich zurück in die liebe Heimat, um
dort von neuem tüchtig in meinem Berufe zu arbeiten.“

Es kommt ein Mann und erzählt: „Mir fehlt es im Hals und in der Brust.
Anfangs hatte ich einen recht starken Katarrh; dann habe ich meine
Stimme fast ganz verloren, hatte Wochen hindurch ein heftiges Brennen
im Hals und in der Brust, zudem häufig Fieber. Habe mehrere Ärzte
gehabt, mußte vielerlei und viel inhalieren. Kleine Linderung habe ich
bekommen, aber keine Hilfe. Jetzt bin ich ganz abgemagert und kann
schon lange nichts mehr tun; doch Gehen paßt mir noch am besten. Meine
Füße sind immer kalt, Appetit besser als früher.“

Anwendungen: 1) Täglich zweimal einen Knieguß oder im Wasser gehen. 2)
Täglich am Morgen und Nachmittag einen Oberguß. 3) Täglich zwei kleine
Tassen Tee trinken von ~Foenum graecum~. 4) Jeden zweiten Tag ein
kaltes Sitzbad, eine Minute lang. So drei Wochen fortmachen.


Star

siehe oben S. 172 unter „Augen-Star“.


Steinleiden.

Ein Herr K. in D. schreibt: „Ich war bereits sechs Monate sehr krank
und wurde behandelt an Stein- und Nierenleiden, auch war ich stark mit
Hämorrhoiden geplagt. Drei Ärzte gebrauchte ich; allein keiner konnte
mir helfen. Da ich absolut keinen Dienst mehr machen konnte, stellte
ich mir einen Stellvertreter ein auf ein halbes Jahr. Nun erfuhr ich
indirekt, daß der Arzt sich geäußert habe, daß mein Leiden nicht zu
kurieren sei. Ein anderer Arzt gab mir den Rat, ich solle mich in
Heidelberg operieren lassen an Stein; allein ich dachte, lieber zu
Hause sterben als in einer fremden Stadt. Ich tat also nichts; mein
Leiden wurde immer ärger, und ich sage Ew. Hochwürden, daß ich statt
Wasser mindestens vier Schoppen Blut uriniert habe. Ich sah ganz
getrost meinem Ende entgegen und fügte mich in das schwere Schicksal.
Zu Ehren der Mutter Gottes ließ ich hl. Messen lesen und dachte oft,
wenn in der Nacht arge Schmerzen mich nicht schlafen ließen: Ach,
wann werde ich wohl von meinem Leiden erlöst werden? Endlich hat mich
der liebe Gott erhört, nachdem ich für 113 Mark 30 Pfg. Medizin und
Mineralwasser schon getrunken usw. Ich hörte an meinem Krankenbette von
Ihrem Buche, ließ mir dasselbe kommen, begann sofort mit der Kur -- in
acht Tagen spürte ich keine Schmerzen mehr, mein Urin wurde so klar wie
ein Brunnenwasser (vorher war er so trüb wie ein verdorbenes Bier),
und heute, nach 4 Wochen, bin ich trotz meines Alters von 60 Jahren so
gesund und munter wie ein 18jähriger Bursche; ja, wenn es keine Schande
wäre, so würde ich auf Fastnacht tanzen. Trotzdem der Arzt nicht mehr
an meine Genesung glaubte, bin ich jetzt vollständig gesund. Wäre mir
Ihr Buch nicht in die Hände gefallen, ich wäre wohl schon im Grabe.“


Stimme, Verlust derselben.

So wichtig ist für uns Menschen die Stimme, daß wir schon etwas
ausführlicher von ihr reden dürfen.

Es kommt im Leben +häufig vor+, daß die +Stimme teilweise oder ganz
verloren+ geht. Man weiß oft keine Ursache. Manche können noch heiser
sprechen, manche aber müssen die Zuflucht zur Feder oder zum Griffel
nehmen.

So kam vor 17 Jahren +ein Priester+ zu mir, der lange Zeit Papier und
Blei mit sich tragen mußte, um zu notieren, was er anderen mitteilen
wollte. Er war ganz und gar unfähig, seinem Berufe als Priester
nachzukommen. Überall, wohin man ihm geraten, hatte er Hilfe gesucht.
Er bekam Gurgelwasser, er wurde magnetisiert, elektrisiert, man setzte
Schröpfköpfe an, vierzehnmal brannte man mit Höllenstein den Hals aus,
so daß ein Arzt erklärte, er werde die Sprache nie wieder bekommen;
solches Unheil, Narben usf. hatte der Höllenstein angerichtet. Als
nichts mehr helfen und kein Arzt Heilung bringen konnte, da wurde
das kalte Wasser das Heilmittel, dem der Priester nächst Gott seine
Hilfe verdankte. Dieser Priester schien ganz gesund zu sein. Die
Gesichtsfarbe indessen war nicht frisch, vielmehr trübe und krankhaft.
Schmerzen fühlte er im ganzen Körper keine besonderen; er meinte, ihm
fehle nichts außer der Stimme. +Wie kann ein Sprachorgan zum Sprechen
unbrauchbar sein, wenn es weder verletzt ist, noch irgendwelcher
Schmerz empfunden wird?+ Wenn ich einem ein Tuch über den Mund binde,
so ist kein Sprachorgan verletzt, und doch kann der Betreffende nicht
mehr reden. Torheit wäre es, suchte ich das Übel im Halse. Ich muß das
Tuch wegnehmen, und die Rede hat wieder ihren Fluß. Die Sprachorgane
können ganz gesund sein, aber +verschiedene Einwirkungen, gleichsam
Über- und Unterbindungen derselben, hindern zu sprechen. Was sind das
für Einwirkungen?+

Wenn ein Bächlein durch ein Tälchen läuft, und werfen die losen
Hirtenbuben Steine in sein Bett und verstopfen den Lauf mit Schlamm
und Erde, so ist das Wasser gehindert, seinen geregelten Lauf
fortzusetzen; es muß nach rechts und links aus dem Bette weichen,
Auswege suchen, Vertiefungen, in denen es weiter fließt oder sich
aufhält. Gerade so geht es oft im menschlichen Organismus. Könnte man
hineinschauen in dieses vieladrige Stromgebiet, so würde man sehen,
daß dem Blutlaufe oft gerade solche Hindernisse gelegt werden. Die
Folgen sind Blutstauungen, Schleimhautschwellungen. Wer hat noch nie
ein sogenanntes Überbein an einer Hand, am Fuße gesehen? Denke dir nun
eine solche Anschwellung, oder was immer sie sei, nach innen gebildet,
wie sie drückt. Muß das gedrückte Organ nicht in seiner Tätigkeit
beeinträchtigt, gestört werden? Hänge der klangvollsten Glocke einen
Quersack an, aller Ton ist dahin. Und da hilft kein Brennen und kein
Hämmern. -- Doch zurück zu unserem stummen Herrn! Der erste +Oberguß+
ließ mich die gewaltigsten Anstauungen, fast schon Geschwulstbildungen,
erkennen. Das waren die Missetäter, die mit ebenso vielen Fesseln
die Sprachorgane, die Stimmbänder, gefangenhielten und an ihrer
Tätigkeit hinderten. Wurden jene entfernt, so waren diese gelöst. Die
Entfernung der Anstauungen geschah durch auflösende und ableitende
Wasseranwendungen. Als auflösende Anwendung steht in erster Linie der
+Kopfdampf+. Dieser erzeugt Schweiß über den ganzen Oberkörper hin.
Ein kalter Abguß unmittelbar darauf wird das Aufgelöste wegschwemmen
und die Natur kräftigen. Da der Patient ziemlich beleibt ist und
bei solchen Personen gewöhnlich Blutandrang nach oben stattfindet,
so leite man das Blut mehr nach unten durch einen +Fußdampf+ mit
folgendem kalten Abguß. Diese zwei Anwendungen (die in unserem Falle
zusammengehören) können +in jeder Woche einmal+, wenn die Korpulenz
ziemlich stark ist, +auch zweimal+ genommen werden.

Eine +zweite Anwendung+, die in ähnlicher Weise im ganzen Körper
auflösend wirkt, ist der +spanische Mantel+. Dazu kommen +kalte Bäder+
(1-2 in der Woche, höchstens eine Minute lang), +Halbbäder+ (bis an die
Magengegend) mit kräftigen Waschungen des Oberkörpers; ein +Ober-+ und
+Unterguß+ statt des Bades tun ähnliche Dienste. Diese Anwendungen,
pünktlich vollzogen und verbunden mit einer geregelten Lebensweise
-- nicht viel zu sitzen, Bewegung im Freien, kleine Handarbeiten --
machten alles gut. Die ganze Maschine kam wieder in den richtigen
Gang, und das Rädchen der Stimme lief ohne Pinseln und Brennen und
Elektrisieren von selbst mit in der alten trefflichen Weise. Niemand
hatte geglaubt, daß dieser Priester je seine Stimme wieder erhalte.
In sechs Wochen war er vollkommen hergestellt, und heute noch, nach
17 Jahren, hat seine Stimme einen Wohlklang und eine Kraft, die jeden
erfreut, der sie zu hören bekommt.

+Ein Priester+ im Queistale hatte seine Stimme dermaßen eingebüßt,
daß er zur Pastoration seiner Gemeinde fünf Jahre hindurch einen
Hilfspriester halten mußte. Innerhalb dieser fünf Jahre suchte er
die berühmtesten Ärzte auf. Er inhalierte viel, die Mandeln wurden
ihm ausgeschnitten, alles vergebens. Man suchte das Leiden natürlich
nur stets im Halse, bis endlich der letzte Arzt, der ihm den Hals
untersuchte, erklärte, er finde im Halse absolut kein Übel, wisse
aber auch nicht, warum er nicht reden könne. Erst auf diese Erklärung
hin nahm der Patient die Zuflucht zu der immer so gescheuten und
gefürchteten Wasserkur. Er bekam die Stimme, noch bevor ein halbes Jahr
vorüber war, und eine so starke Stimme, wie er sie früher nicht stärker
hatte; er meinte, eine halb so starke würde auch ausgereicht haben.

Auch bei diesem Herrn +fehlte in den Sprachorganen nicht das
Geringste+. Dagegen fand ich den Hals, wenn auch nicht in besonderer
Weise, doch stärker als normal, den Oberkörper aber unverhältnismäßig
stark im Vergleiche zu den ziemlich abgemagerten Händen und Füßen.
Früher hatte der Herr, wie er erzählte, öfters die Kolik, die
regelmäßig nicht lange dauerte. Die Natur suchte auf diese Weise sich
immer selbst zu helfen; doch konnte sie die krankhaften Stoffe nie
gänzlich auswerfen. Die Koliken hörten später auf, und der Kranke
fühlte bloß von Zeit zu Zeit Beengungen auf der Brust, die aber nicht
besonders lästig waren. Es erging da, wie es in manchem Haushalte zu
gehen pflegt. Wenn vom untern Stock des Hauses einer in den obern
Stock zu einer andern Familie einzieht, dann gibt es Einschränkungen;
die beiden Hausherren finden sich nicht mehr zurecht. Da hilft kein
Inhalieren, auch kein Ausschneiden der Mandeln, nicht einmal das
Abschneiden des Zäpfchens, -- da hilft allein das Ausziehen. Hat man
den gesamten Organismus in Ordnung gebracht, dann wird die Stimme auch
wieder kommen.

Dieser Kranke mußte +in der Woche einmal oben+ und +unten kräftig
schwitzen+ (+Kopf-+ und +Fußdampf+) und +gerade so kräftig gießen+
(+Ober-+ und +Unterguß+). Damit sodann die aufgedunsenen Körperteile
durch die Kälte zusammengezogen würden, stieg +er jede Woche viermal
ins kalte Wasser+ bis unter die Arme, so kurz als möglich, nie mehr
als eine Minute; dabei wusch er den Oberkörper kräftig ab. Dazu kam
zuletzt ein +spanischer Mantel+. Nach +vier Wochen+ genügte +die Hälfte
der Anwendungen+, +d. i. in der Woche ein Ober-+ und +Unterguß+ und
ein +Halbbad+ mit Waschung des Oberkörpers. +Später+ durfte er nicht
plötzlich aussetzen; er mußte +längere Zeit hindurch die eine oder
andere Anwendung+ noch vornehmen, und zwar der Reihe nach, wie er sie
bei der Heilung selbst vorgenommen hatte. +Dazu bedarf es meist keiner
besonderen Anregung.+

Mit dem Gefühle der Kraftsteigerung wächst das Verlangen nach der
Wasseranwendung und das Vertrauen zu derselben. Man staunt nur mehr
über die wasserscheuen, empfindsamen Mitmenschen, die wohl Gesicht und
Hände waschen, aber einen Höllenlärm anschlagen, wenn aufs Wasser die
Rede kommt. ~Habeant sibi!~ Sie mögen es selbst büßen.

Bei unserm Herrn kam die Stimme wieder, wie sie besser nie gewesen. Das
alte Übel kehrte nie wieder. Seit der Heilung sind heute mehr als 16
Jahre verstrichen.

+Ein Studienrektor+ in den schönsten Jahren konnte drei Vierteljahre
seinem Berufe als Lehrer nicht mehr vorstehen; es fehlte ihm die
Stimme. Er suchte bei den nächsten Ärzten Hilfe; dann wandte er sich
an namhafte Spezialärzte. Nach wochenlangem Inhalieren, Elektrisieren
usw. wurde ihm erklärt, die Stimmbänder hätten ihre Elastizität
gänzlich verloren. Und weil alle Einwirkung umsonst gewesen, so könne
man vorläufig nichts tun als abwarten, wie sich die Sache weiter
gestalte; er solle wenigstens ein Jahr frei von aller Tätigkeit sein
und sein Sprachorgan ruhen lassen. Dieses war dem Herrn zu arg, und
er nahm die Zuflucht zur Wasserkur. In sechs Tagen hatte er seine
Stimme wieder, in sechs Wochen war sie so klangvoll und stark wie in
den besten früheren Zeiten. Dieses geschah vor 4½ Jahren, und der
Herr darf keine Sorge haben; seine Stimme wird ihm bleiben. -- +Die
Antwort auf die Frage: „Was hat da gefehlt?“+ will ich nicht schuldig
bleiben. Das Aussehen des Patienten war wohl etwas welk, aber im ganzen
nicht krankhaft. Eines hätte etwas auffallend sein können, daß nämlich
der sonst gut gewachsene Herr den Kopf etwas vorwärts geneigt hielt.
Er hatte den besten Appetit, besaß die volle Naturkraft; einzig und
allein die Stimmbänder sollten von der Mutter Natur so stiefmütterlich
behandelt worden sein, daß sie jetzt so elendiglich verkümmerten und
alle Elastizität verloren? Das ist nicht denkbar. Meine Behauptung, es
fehle den Sprachorganen gar nichts, verletzte den Herrn nicht wenig,
und meine Praxis, nach welcher ich kein einziges Mal in seinen Hals
schaute, in dem allein doch er sein Hauptgebrechen vermutete, brachte
ihn fast außer Fassung und wollte ihm alles Vertrauen rauben. Ich
dagegen wollte dem Herrn beweisen, daß dem Halse gar nichts fehle,
daß deshalb auch kein Mittel für den Hals anzuwenden sei, wie auch
faktisch keines angewendet wurde. +Wo lag die Wurzel des Übels?+ Auf
der +oberen Seite der Schulterblätter+, quer über dem oberen Rücken,
zu beiden Seiten des siebenten Halswirbels hatte der Herr ganz kleine
Erhöhungen wie kleine Pölsterlein. Wer aber nicht gesucht hätte, hätte
sie auch nicht gefunden. Sie drangen etwas einwärts und drückten so
auf die Sprachorgane. Der noch junge Mann wurde +kräftig begossen+; er
bekam den +Schal+, +Halbbäder+ und den +spanischen Mantel+. +Zuletzt+
reichten +Halbbäder+ mit Waschungen des Oberkörpers aus. Die Scheu
vor Wasser verwandelte sich später in ein fast zur zweiten Natur
gewordenes Bedürfnis nach Wasser. Keine Woche verging mehr ohne einige
Anwendungen, die frisch und wohl erhielten. Wie oft kann ich die
Bekräftigung hören: Jetzt weiß ich selber, daß die Anwendungen mir gut
tun; ich werde sie im Leben nie mehr aufgeben.

+Gräfin N.+, 15 Jahre alt, erzählt: „Ich hatte vor zwei Jahren
Diphtheritis, wie der Arzt sagte, im höchsten Grade. Auf diese
Krankheit bekam ich Kopfleiden zum Verzweifeln. Nach einigen Wochen
verlor ich nach einem heißen Bade die Stimme, so daß ich keinen Laut
mehr geben konnte und jede Mitteilung durch Aufschreiben machen mußte.
Meine Eltern suchten mir die ersten Ärzte. Ich mußte Monate hindurch
inhalieren, verschiedene mineralische Stoffe einnehmen; ich wurde
elektrisiert, mehrere Wochen hindurch alle Tage; mir wurden Blutegel
an den Hals gesetzt, daß ich öfters in Ohnmacht fiel. Am Halse herum
wurde schrecklich operiert. Mit Grausen denke ich an die Einzelheiten.
Was ich alles eingenommen, will ich nicht schildern. So ging es fort
über zwei Jahre, und schließlich erklärten einige Ärzte, ich werde
an Schwindsucht sterben. Darin kamen alle überein, die Stimme könne
und werde ich nie und nimmer erhalten. +Wie ich fühle und was ich
leide?+ Ich habe das ganze Jahr nicht eine Stunde warme Füße,
eiskalt sind meine Hände, eiskalt mein Kopf. Ich weiß seit Monaten kein
Mittel, weder im warmen Zimmer, noch mit wärmenden Kleidern, mich zu
erwärmen. Ich mag nicht essen und kann nicht essen. Was ich genieße,
peinigt mich; ich möchte oft verzweifeln. Ich bin erst 15 Jahre alt,
kenne aber kein so unglückliches Geschöpf wie +mich+.“

Daß dieses arme Kind das kalte Wasser scheute, läßt sich denken. Auch
die Eltern mochten nicht für das Wasser eintreten, wohl um das frostige
Kind nicht auch noch damit zu quälen. Nur +eine+ Seele nahm
sich des bemitleidenswerten Geschöpfes an, und sie suchte Hilfe beim
Wasser. Ich konnte ihr solche in Aussicht stellen -- wenn auch nicht
in nächster Zeit, bei maßvollem Gebrauche und pünktlicher Anwendung,
und zugleich mit Sicherheit erklären, daß den Sprachorganen nicht das
Mindeste fehle. Hier gelte es vor allem, den übermäßig geschwächten
Körper, der nur mehr eine Ruine sei, neu zu beleben und zu kräftigen.
Sobald die Normalkraft zurückkehrt, werde die Sprache nicht lange mehr
auf sich warten lassen.

Das Mädchen ist im höchsten Grade blutarm; dieses beweist die Kälte am
ganzen Körper; nur auf der Brust allein fühlte es noch eine gewisse
Wärme. +Es muß eingewickelt werden, daß Blutbildung+ und richtige
+Zirkulation eintritt+. Die Kranke soll bei einfacher Kost +täglich
zwei- bis dreimal die Hände bis an die Ellenbogen, die Füße bis über
die Knöchel ins Wasser+ halten oder, noch besser, +im nassen Grase+
oder +auf nassen Steinen+ barfuß gehen. So widersinnig es manchem
scheinen mag, es sind dieses vortreffliche Mittel, wieder Wärme in die
kalte, halbabgestorbene Natur, besonders in die blutarmen Extremitäten,
die Hände und die Füße zu bringen. +Geradeso+ muß +am Körper Wärme+
erzeugt und neue Tätigkeit angebahnt werden. Es soll deshalb die Kranke
+täglich ein- bis zweimal Rücken+, +Brust+ und +Unterleib+ kräftig
mit kaltem Wasser waschen. Die ersten Versuche kosteten Überwindung;
mit dem Erwachen der Wärme kam neuer Mut; es war gleichsam ein
Frühlingswehen, das dem armseligen Körper nochmals ein Wiedererstehen
ankündigte. Die Kranke tat einen Schritt weiter, sie rückte mit den
Füßen tiefer ins Wasser und hielt die Arme längere Zeit in das nasse
Element. Aus einer halben Minute wurde eine ganze. Diese Übungen
währten zirka 9-10 Tage. Ihnen folgten +gelinde Knie-+ und +Obergüsse+,
+je einer+ jeden zweiten oder vierten Tag, der eine vormittags,
der andere nachmittags. Mit diesen Anwendungen wurde zirka 14 Tage
fortgefahren. Dann kamen +täglich ein Halbbad+ (bis an die Magengegend)
eine Minute lang und +ein Oberguß+. Die Verteilung, welche Anwendung
vormittags, welche nachmittags genommen wurde, blieb sich gleich.
Bezüglich der Kost mußten leichtverdauliche, für Blut- und Säftebildung
günstige Nährstoffe gewählt werden: +einfache, unverfälschte+, durch
scharfe Gewürze usf. nicht verdorbene +Hausmannskost+. +Das beste
Getränk+ bildet +Milch+, wenig Bier; Hitziges sollte gar nicht genommen
werden. +Kraft+ und +Stimme kamen+ bei unserer Patientin +wieder+. Um
die Gesundheit und die Kräfte zu befestigen, sollen obige Übungen noch
längere Zeit fortgesetzt werden. Sie können indessen nach und nach
wegfallen, je nachdem die Kräfte langsamer oder schneller wiederkehren.

Ein +Mädchen+ von 16 Jahren verlor ohne jede Veranlassung seine Stimme
und konnte bei seiner Heiserkeit nur mit der größten Anstrengung sich
verständlich machen. Es befragte Ärzte; diese verordneten Mittel,
aber selbe wirkten nicht. Das Mädchen sah bei gutem Appetite blühend
aus, der Kopf war voll und rund, der ganze kurze Hals ziemlich, fast
zu stark gefüllt. Man merkte, daß das Atmen etwas schwer ging. Die
Füße waren immer kalt. In sechs Wochen war das Mädchen vollständig
geheilt. +Durch welche Anwendungen?+ Die blühende Farbe, der volle und
heiße Kopf, sowie die kalten Füße zeigten klar an, daß der Blutandrang
allzu stark nach oben zielte. Daher die stärkere Ausbildung der oberen
Körperteile, vielleicht auch Anstauungen von Blut. Bei der Heilung
mußte allererst gesorgt werden, daß eine +gleichmäßige Naturwärme+ im
ganzen Körper eintrete, nicht am Kopfe Hitze herrsche und an den Füßen
Kälte. Das Mädchen nahm +täglich zwei- bis dreimal ein kaltes Fußbad+,
höchstens eine Minute lang, mit darauffolgender Bewegung im Freien.
Dazu ging es recht fleißig +barfuß+ in dem durch Tau oder Regen
+genäßten Grase+ oder +auf nassen Steinen+. Leiteten diese Anwendungen
das Blut und damit die Wärme nach den unteren Extremitäten, so mußte
durch neue Wassermittel alles Angestaute und Aufgedunsene am Kopf, Hals
und Oberkörper aufgelöst und abgeleitet werden. Dazu taugt am besten
und während der ersten Woche +täglich ein spanischer Mantel+, der in
der zweiten und dritten Woche nur jeden zweiten oder dritten Tag, noch
später jede Woche nur einmal appliziert wurde. Nach ca. vierzehn Tagen
wurde zur Stärkung und Kräftigung +wöchentlich ein Halbbad+ genommen,
höchstens eine Minute lang dauernd, mit Waschung des Oberkörpers.
Statt des Halbbades und der Waschung ließe sich mit gleichem Erfolge
ein +Ober-+ und +Unterguß+ anwenden. Bildung der Wärme war somit der
erste, Auflösung und Ausleitung aller überflüssigen Stoffe der zweite,
Kräftigung der Natur der dritte Teil des Heilverfahrens. Der Körper
nahm zu an Kraft, die Stimme wurde reiner und klangvoller, als sie
früher gewesen, für den Gesang, worin das Mädchen sich in besonderer
Weise übte, geradezu ausgezeichnet.


Typhus und seine Folgen.

Wie bei der Blatternkrankheit die Blattern, die Geschwüre nach außen
dringen, +so bilden sich beim Typhus Geschwüre+ nach innen. Je
nach dem Sitze dieser Krankheit spricht man von +Kopftyphus+
und von +Unterleibstyphus+. In manchen Erkrankungsfällen setzen
sich zwar Geschwüre an; sie kommen aber nicht zur Entwicklung, wie es
ja auch z. B. Blutgeschwüre gibt, welche eine zeitweilige Entzündung
zeigen, dann aber wieder gänzlich verschwinden. Diese Art Typhus hat
einen eigenen Namen, auf den bei Landleuten aber nicht viel ankommt.
Ich lasse ihn deshalb weg.

Was die +Heilung+ betrifft, so hat man vor allem ein
+Dreifaches+ zu merken:

+fürs erste, daß man die Fieberhitze nicht zu weit kommen lasse+,
es könnte sonst alle Kraft und aller Saft des Körpers elendiglich
verbrannt werden;

+fürs zweite+, daß die +Geschwüre+, wenn schon solche
vorhanden sind, ich sage am besten aufgelöst werden, oder daß, +wenn
sich noch keine Geschwüre+ gebildet haben, +der Bildung derselben
vorgebeugt+ werde, mit anderen Worten, daß der die Geschwüre
füllende Giftstoff ausgeleitet werde;

+fürs dritte, daß dieser Giftstoff möglichst schnell+ seinen
Abschied aus dem Körper erhalte.

+Kein Mittel+ wird sich zu dem dreifachen Zwecke +tauglicher+
erweisen und sicherer +als das Wasser+: es kühlt, es löst auf, es
wäscht aus.

Johann ging zur Beerdigung seines Bruders, der am Typhus gestorben war.
Unvorsichtigerweise zog er ein Kleidungsstück des Verstorbenen an, und
nach wenigen Tagen erfaßte auch ihn der Typhus im höchsten Grade. Groß
war die Hitze, noch größer die Bangigkeit. Neben die Bettlade hatte
sich Johann rasch eine +Wasserkufe+ stellen lassen. Sobald die Hitze
und die Bangigkeit recht fühlbar wurden, ging der Kranke ins Wasser
auf höchstens eine Minute. +Er setzte sich in die Kufe+, so daß das
Wasser bis in die Magengegend reichte, wusch schnell mit einem groben
Handtuche den Oberkörper, zog rasch, ohne abzutrocknen, ein frisches
Hemd an und legte sich wieder ins warme Bett. Drei Tage tat er also,
jeden Tag drei- bis fünf- oder sechsmal. Eine Uhr hatte er zu diesem
Zwecke nicht nötig. Die Fieberhitze war ihm die Badeuhr: den ersten Tag
zeigte sie auf sechs, den zweiten auf drei, zuletzt auf ein einmaliges
Eintauchen. In fünf Tagen war alle Gefahr vorüber. Doch jetzt ergriff
der Typhus die Frau des Genesenden. Sie wandte dieselbe Kufe, welche
der Mann gebraucht hatte, als Badewanne an. In wenigen Tagen war auch
bei ihr das Übel geheilt.

+Das Getränk+ beider Kranken bildete das Wasser, auch gestandene
(geronnene Milch). +Gegessen wurde gar nichts+, bis geweckter Appetit
eintrat. Dann spazierte bei den armen Leutchen auf: +Brotsuppe+,
+Milchsuppe+, +Brennsuppe+, auch ein Kartöffelchen, selbst zwei
schadeten nicht im geringsten. Nach wenigen Tagen erfolgte die Rückkehr
zur gewöhnlichen Kost.

+Max+, ein halber Riese, besuchte den am Typhus erkrankten Schwager
Johann; er glaubte, so eine Krankheit könne ihm nichts anhaben. Nach
acht Tagen indessen bricht die Riesenkraft, und der Heldenmut macht
sich Luft in Jammertönen. „Ich kann nicht mehr gehen, nicht mehr
stehen; mich drückt’s, und nach allen Seiten tut’s mir weh.“ Er hat den
Typhus gefangen.

Eine Badewanne besaß Max nicht, wohl aber ein größeres Holzgefäß. Da
kniete er hinein und wusch sich mit einem rauhen Handtuche und dem
kältesten Wasser (in zirka einer Minute) den ganzen Körper, +so oft die
Hitze einen hohen Grad erreichte+.

+Acht Tage+ setzte er diese Kur fort. Nach sechs Tagen verlangte er
schon nach der Suppe; nach zehn Tagen stand er auf und hatte in kurzer
Zeit die verlorenen Kräfte wieder erlangt. Der Genesene ward später
andern gleichfalls an Typhus Erkrankten ein kundiger Lehrmeister.

Zu einer Zeit, in welcher innerhalb fünf Wochen ungefähr 20 Personen
durch die oben beschriebenen Anwendungen geheilt und gerettet wurden,
erbte auch ein +zweijähriges Kind+ den Typhus. Niemand hatte geglaubt,
daß das zarte Geschöpflein dem Tode entrinnen würde. So oft es recht
jammerte und weinte, tauchte es +die Mutter bald in etwas (durch warmes
Wasser) gemildertes Wasser+ mit folgender Abwaschung, oder sie wickelte
das Kleine in Linnen ein, welches in lauwarmes Wasser getaucht war.
Nach zwölf Tagen war das kleine Wesen wieder frisch.

Solchen Kranken, die leicht ein erstes Erschrecken ganz von dem kalten
Wasser abwendig machen könnte, +gestatte ich sehr gerne gemildertes,
etwas gewärmtes Wasser+ zu den Anwendungen, lediglich aus dem soeben
angegebenen Grunde. Immer bleibt im +allgemeinen das frischeste
Wasser das zur Anwendung beste+, sei es Brunnen-, Bach- oder
Quellwasser.

+Ein Mädchen+ wird aus dem Institute heimgeschickt. Es klagt über
heftiges Kopfweh, raschen Wechsel von Hitze und Kälte und ziemlich
starkes Abweichen. Zum Arbeiten, Gehen ist das Kind unfähig.

Am ersten Tage wusch man der Kranken +dreimal Rücken+, +Brust+ und
+Unterleib+ und band einmal zwei Stunden lang ein +nasses Handtuch
auf den Unterleib+. Den zweiten Tag nahm sie +Halbbäder+ mit Waschung
des Oberkörpers, so oft die Hitze dieses verlangte. Am dritten Tage
genügten bereits zwei, am vierten ein solches Halbbad. Das Kind war
außer Gefahr und schnell wieder frisch.

+Mehr denn ein Dutzend Fälle+ könnte ich aufführen, in denen Kranke,
die nach allopathischen und anderen Methoden behandelt wurden,
+schließlich so armselig+, +so blut-+ und +säftearm+, +so ausgezehrt+
wurden, daß sie sich gar nicht mehr recht erholten. Die fatalen
Betäubungsmittel, das teure Chinin usw. hatten den Magen insbesondere
in den miserabelsten Zustand gebracht.

Solchen +überaus geschwächten Typhus-Rekonvaleszenten+ rate ich
gewöhnlich, sie sollen +drei- bis viermal+ im +Tage eine kleine Tasse
Wermuttee+ trinken, bald werden sich reichliche und gute Magensäfte
bilden; dann mögen sie sich +täglich drei- bis viermal Rücken+, +Brust+
und +Unterleib+ kräftig mit +Wasser+ und +Essig+ waschen lassen.

Freilich gehört eine große Entschlossenheit dazu, besonders wenn
der Herr Patient den sogenannten gebildeten Kreisen angehört, das
allgemein gefürchtete Wasser anzuwenden. Zarten Seelen, welchen diese
mit gewisser Vorliebe sogenannte „Roßkur“ leise Ohnmachtsanfälle
bereiten könnte, gebe ich den Rat, sie mögen +einen Schwamm+ nehmen,
ihn in kaltes Wasser eintauchen und sich damit +Brust+ und +Unterleib+
waschen, wie sie jeden Morgen sich Gesicht und Hände waschen. Tun
sie dieses nur einen Tag lang, sie werden recht bald die wohltuenden
Wirkungen verspüren und mit Mut und Vertrauen auch ihren Rücken und die
anderen Körperteile dem Wasser anbieten.

Wem auch solches zu hart, zu arg und zu mühsam ist, der tue, wie er
wolle. Die Folgen hat der Patient selbst allein zu tragen.

Große Angst befällt die +Vorsteher einer Anstalt+, wenn in einem
Hause oder gar in einem Institute so eine ansteckende Krankheit
aufkommt. Ohne Übertreibung behaupte ich: Wenn in einem Schlafsaale
10 Kinder liegen, und es bekommt eines den Typhus, sicher wird bei
dieser Behandlungsweise mit Wasser kein zweites Kind angesteckt werden.
Die Ansteckung geschieht ja meistens durch die ungesunde Ausdünstung
des Körpers. Nach unserer Methode aber saugen die nassen Tücher
diese ein und ersticken so die Ansteckungsstoffe im Keime. Bei stets
erneuter reiner Luft ist der Atem nicht besonders zu fürchten. Daß die
+Exkremente+ solcher Kranken stets so schnell als möglich entfernt
und, wenn immer tunlich, an separaten Orten ausgeschüttet werden
müssen, versteht sich von selbst.

       *       *       *       *       *

Ein +Franzose von Stand+ schreibt wörtlich: „Während mehrerer
Jahre litt ich an Rheumatismus und hatte einen sehr starken Nasen- und
Rachenkatarrh, der mir die eustachische Röhre angriff und dadurch das
Gehör beschädigte.

In den Jahren 1877 und 1878 nahm ich während zweier Monate Douchen
von Schwefelwasser in ~Aix-les-Bains~ in Frankreich, aber ohne den
geringsten Erfolg.

Im Jahre 1879 riet man mir, den Lebenswecker von Baunscheidt zu
probieren; ich folgte diesem Rat und unterzog mich 5-6 Wochen
lang einem wahren Martyrium; denn jede Woche setzte man mir diesen
Lebenswecker auf den ganzen Rücken, ins Genick und hinter die Ohren.
Dieses brachte die schöne Wirkung hervor, daß mein nervöser Zustand und
mein Katarrh wenigstens um die Hälfte zunahm!!

Im Juli 1879 ging ich zum besten Ohrenarzt in Straßburg, auch dieser
fand kein Mittel, meinen Nasen- und Rachenkatarrh zu beseitigen. Da
mein Gehör krank war und der Katarrh sich immer mehr fühlbar machte
in der eustachischen Röhre, so suchte ich überall nach einem Arzt,
der mir helfen sollte. Durch eine besondere Gelegenheit kam ich nach
Aachen, wo ~Dr~. Schw. (Kehlkopfarzt) mir angeraten wurde.
Dieser versuchte, binnen 3-4 Wochen mich zu heilen durch Ätzen mit
Höllenstein. In der dritten Woche bekam ich den +Typhus+, wie ich
meine, infolge der allzu großen Nervenreizung, welche das Ätzen des
Höllensteins mir verursachte. Es war der schlimme +Fleckentyphus+,
der mich so heftig angriff, daß ich 41,2 Grad Fieber bekam. Als
Blutungen eintraten, verzweifelte man an meiner Rettung. Von den vielen
Einspritzungen verschiedener Giftmittel will ich hier gar nicht reden.

Nach sechs Wochen kam ich wieder zum Leben zurück, aber eine
vollständige Genesung trat nicht ein. Seit dem Typhus (Spätjahr 1879)
war ich in einem fortwährend leidenden Zustande; Magen und Unterleib
waren sehr angegriffen. Die leichtesten Speisen taten mir wehe, und
Stuhlgang hatte ich nie ohne Klistier. Ich war so reizbar, daß ich mir
bei der geringsten Aufregung nicht zu helfen wußte. Nie konnte ich vor
12 Uhr nachts zur Ruhe kommen. Infolge des Typhus hat auch mein Katarrh
und die Ohrenkrankheit sehr zugenommen. Fast war ich taub geworden.

Im Jahre 1880 ging ich nach Paris zu dem berühmten Ohrenarzt ~Dr.~
D. -- ohne Erfolg. Von Paris ging ich nach Lyon zum Ohrenarzt
~Dr.~ I., alles ohne den geringsten Erfolg.

Alles Inhalieren, alles Ätzen, das ich wieder während 5-6 Wochen
anwandte, half nichts. Im Jahre 1881 brachte ich fünf Monate im Spital
zu Straßburg zu. Der Arzt wollte vor allem den Magen und Unterleib
heilen. Aber man wußte mir schließlich nichts weiter zu verordnen als
eine Milchkur, mit der ich viele Jahre lang erbärmlich durchkommen
mußte.“

Soweit der Kranke, der, als er bei mir ankam, nur noch einer wandelnden
Leiche glich. +Mag wohl das Wasser in solchen verzweifelten+ und
+veralteten Fällen+ noch +Hilfe+, wenigstens +Linderung bringen+?

Wir antworten mit einem kühnen „Ja“. +Die ersten Anwendungen+ müssen
selbstverständlich +auflösender+ Natur sein und besonders +auf Kopf+
und +Füße+ wirken. Nebenbei muß auf Auflösung im Innern eingewirkt
werden. Auch stärkende Anwendungen können dazwischen hineinfallen. Die
+Anwendungen+ waren der Reihe nach ungefähr +folgende+: +Kopfdampf+,
24 Minuten lang, mit darauf folgendem Ober- und Unterguß, +Fußdampf+,
+Ober- und Unterguß+, +kurzer Wickel+, +Kopfdampf+, +Ober- und
Unteraufschläger+, +kurzer Wickel+, +warmes Bad+ mit einem Wechsel ins
+kalte Bad+, +Kopfdampf+, +Ober- und Unteraufschläger+. +Auf jeden Tag+
fiel eine oder (je nach Befinden des Patienten) +zwei Übungen+. So
wurde 3-4 Wochen lang fortgefahren. Darauf folgten einige Zeit hindurch
+wöchentlich+ noch +zwei Ganzwaschungen+, am besten nachts vom Bette
aus, außerdem +jede Woche ein Halbbad+, ein bis zwei Minuten lang.
+Nach innen+ beschleunigten die Heilung zwei bis drei +verschiedene
Tees+, die abwechselnd genommen wurden.

Die Tees bestanden aus Mischungen von Schafgarbe, Salbei,
Johanniskraut, drei bis viermal in der Woche eine Tasse; von
Wacholderbeeren, Spitzwegerich (ebenso genommen).

+Zwei Bemerkungen+ erachte ich an dieser Stelle noch für angebracht.
Bei unserem Falle war besonders auf +reichliche Transpiration+ zu
sehen, da viele der im Krankenbilde erwähnten +Störungen+, wie die
verzerrten Gesichtszüge und die aufgedunsene, schwammige Masse, klar
auf Anstauungen und Verhärtungen schließen ließen, die zum Teil nach
außen sichtbar zu Tage traten, zum Teil versteckt im Innern lagerten.

Bei den Anwendungen findet sich der +Fußdampf nur einmal, der Kopfdampf
öfters. Warum das?+ Der Kopf war aufgedunsen, die Füße der Hünengestalt
spündeldürr. Auf den Kopf durfte der Dampf, ohne Schaden fürchten zu
müssen, wiederholt wirken -- er fand sein Arbeitsfeld. An den Füßen war
nichts zu tun, sie waren schon mager genug, und die verlorene Wärme
an denselben mußte durch andere Mittel wieder hergestellt werden. In
derlei Fällen läßt sich mit den Dämpfen, die stets Vorsicht erheischen,
nicht spassen. Bis zur Schwindsucht haben derlei geschwächte Naturen
ohnedies nur einen Schritt.

Der Herr schied mit großem Danke und in sichtlicher Besserung.


Unterleibsentzündung

siehe oben Seite 210.


Unterleibsverschleimung.

Es kommt ein Herr und erzählt: „Ich habe beständig große Schmerzen in
der Nierengegend; es wird mir oft fast unerträglich. Die Ärzte, deren
ich mehrere hatte, erklären es als Nierenleiden und Anschoppungen im
Unterleibe; ich fühlte auch stets mehr oder weniger starken Drang
nach oben, hatte viel Reiz zum Erbrechen, heftiges Kopfleiden, viel
Schwindel, weiß mich oft kaum recht zu halten, viel Säure im Magen;
es geht sehr wenig Urin ab; ohne Fußschmerz bin ich gar nie, und
stehen kann ich nur ganz kurze Zeit. Ich habe viel Schweiß und große
Müdigkeit; meine Gesichtsfarbe ist stets abgestanden. Ich bin etwa
vierzig Jahre alt.“

Der gute Herr hatte wirklich allen Mut verloren, und weil alle
Medikamente ihm nichts nützten, suchte er Hilfe durchs Wasser.

Die Anwendungen waren folgende: 1) Täglich zwei Obergüsse und zwei
Kniegüsse; späterhin 2) täglich ein Rückenguß und zwei-, auch dreimal
täglich im Wasser gehen, öfter ein bis zwei Stunden lang auch im
nassen Gras. Es war warme Sommerszeit; deshalb konnten die Anwendungen
verdoppelt werden. Es ging außerordentlich viel Urin ab; der Brechreiz
ließ schon am zweiten Tage nach; die Farbe änderte sich, und wie neue
Frische, so trat auch neuer Mut und neues Leben ein. In 14 Tagen war er
vollständig hergestellt. Wäre die Sommerszeit nicht gewesen, hätte die
Kur vielleicht 14 Tage länger gedauert.


Veitstanz.

Ein Vater erzählt: „Ich habe eine Tochter, die jetzt 10 Jahre alt ist,
und die von klein auf nie ganz gesund war. Das Zahnen war für das
Mädchen so hart, daß man glaubte, sie müsse sterben. Zudem wurde ein
Fuß dünner als der andere. Jetzt hat dieses Mädchen den Veitstanz; es
kann nicht essen und nicht schlafen, und es ist schauerlich anzusehen,
wenn die Krämpfe kommen. Ich habe bei vielen Ärzten Hilfe gesucht, aber
der Zustand wurde immer schlimmer.“

„Guter Mann, siedet Grummet eine halbe Stunde lang mit Wasser, nehmt
ziemlich viel, so daß das Wasser recht dick wird, tut etwas Salz daran,
taucht ein grobes Hemd in das Wasser, windet es aus und zieht es so dem
Kinde an; wickelt dann das Kind in eine Wolldecke gut ein und laßt es
eineinhalb Stunden darin liegen; wenn es schläft, bis es aufwacht, auch
wenn die zwei Stunden vorüber sind. Macht es acht Tage hindurch täglich
zweimal so, dann bringt Nachricht!“

Nach acht Tagen kam der Mann und erzählte: „Das Mädchen hat einen
fürchterlichen Ausschlag am ganzen Körper, besonders auf dem Rücken und
auf der Brust, aber es wird ganz heiter, es tut ihm nichts mehr weh,
die Krämpfe sind beseitigt, und das Mädchen kann gut schlafen, bekommt
schon Appetit. Was soll ich jetzt noch weiter tun?“

Antwort: Gebt dem Kinde alle drei Tage das Hemd nochmal an wie bisher;
und noch vierzehn Tage so fortgemacht, wird das Kind gesund sein. Gebt
ihm auch noch diese Tropfen, jeden Tag ungefähr zwanzig Tropfen in
Wasser, wie bisher. (Die Tropfen sind aus Wermut, wie in der „Apotheke“
oben S. 112 angegeben ist.)


Verbrennungen.

Ein Bauernhaus brannte nieder. Der Bauer fiel bei der Rettungsarbeit
ins Feuer und verbrannte sich Gesicht und Hände derart, daß er
jedermann unkenntlich wurde. Der Arzt überlegte die Brandstellen, auch
den total verwüsteten Haarboden mit mehreren Pflastern. Von den Fingern
und dem halben Arm hingen Haut und Fleisch in Fetzen herunter. In
halber Verzweiflung und in rasenden Schmerzen flehte der Unglückliche
um den Tod, daß er doch erlöst würde. Der Arzt erklärte eine Heilung
für ein Ding der Unmöglichkeit.

Der Zustand wollte, daß der zuständige Pfarrer gerade verreist war.
Für ihn übte ich während dreier Tage die Pastoration in der Gemeinde
aus, und dieses führte mich zu dem verunglückten Manne. Ich konnte den
Jammer nicht ertragen, sann hin und her, das überaus traurige Schicksal
zu erleichtern und dem jungen Verunglückten wenigstens insoweit zu
helfen, daß er ruhiger sterben könne. Ich ließ all die kleinen, steif
angepappten Pflästerchen entfernen, rührte rasch mit einer Feder aus
rohem Eiweiß, Leinöl und saurem Rahm einen Brei an und trug, um den
Zutritt der äußeren Luft abzuschließen, diese Salbe möglichst dicht
auf die leidenden Stellen auf. Darüber legte ich abgenutzte, leinene,
deshalb recht weiche, nasse Lappen und als Zudecke obendrauf, ebenfalls
gut aufliegend und anschließend, ein trockenes Tuch. Nach je zwei
Stunden wurde das trockene Tuch sachte weggehoben, mit einem Schwamme
das nasse Tuch von neuem schonend, aber kräftig angefeuchtet, um das
Trocknen und überaus wehtuende Ankleben zu verhindern. Morgens und
abends mußte stets auch der feuchte Lappen entfernt und so schnell wie
möglich zum alten Brei neuer aufgetragen werden. Kaum glaublich ist es,
in welch kurzer Zeit der Verunglückte wieder hergestellt wurde. Die
erste Anwendung schon bot mir viel Trost und ließ den Hoffungsstern von
ferne leuchten; doch behielt ich’s für mich. Nach einer Viertelstunde
nämlich legten sich schon in etwas die fürchterlichen Schmerzen, und
die drohenden Krämpfe, welche jenes bekannte unheimliche Zucken am
ganzen Körper als bevorstehend ankündigte, wurden abgewendet.

+Nach innen+ ließ ich +täglich zweimal einen Löffel kühlendes
Baumöl+ geben. +Salatöl+ hätte dieselben Dienste getan. Unter
der luftdicht abschließenden Decke bildete sich +merkwürdig schnell
eine frische Haut+. +Die streng gehandhabte Reinlichkeit+ --
nach den ersten Leidenstagen schon wurde täglich ein paarmal mit lauem
Wasser aller Eiter sorgfältig entfernt -- half mitarbeiten. In 14 Tagen
war der Bauer fast hergestellt. Der Arzt selbst erklärte, er halte die
Heilung fast für ein Wunder. Nie hätte er an die Möglichkeit geglaubt,
derlei gewaltige Brandschäden zu heilen.

+Einem Dienstboten+ wurde von einer Kamphinflamme die eine
Hälfte des Oberkörpers, wie mit dem Zirkel abgemessen, so entsetzlich
verbrannt, daß ein Arm, die halbe Brust und eine Seite des Kopfes nur
mehr schwarze, mit gelben und roten untermischte Brandflecken zeigten
und die Haut überall weggestreift werden konnte. Der Anblick war
schrecklich, und der Unglückliche litt verzweiflungsvolle Schmerzen.
Genau das Verfahren wie oben rettete ihn und schenkte ihn in 4 Wochen
seinem Berufe und Hausherrn wieder.

+Abschluß der äußeren Luft+, +Feuchterhalten+ der
+aufgelegten Tücher+, +neues Auflegen der kühlenden
Masse+, +große Reinlichkeit+ sind die Haupterfordernisse und
Hauptbedingnisse zu sicherer und schneller Heilung von Brandwunden.

Als +Hausmittelchen+ bei kleineren Brandwunden (für Köche und
Köchinnen ist dieses besonders wichtig) gelten in erster Linie
+Sauerkraut+ und +Krautwasser+. Ersteres wird frisch von der
Krautstande weg auf die verbrannte Stelle gelegt und überbunden. In
letzteres tauche man drei- bis viermal im Tage den überlegten Lappen
und binde denselben gut zu. Sollte reines Krautwasser zu scharf sein
(zu stark beißen, brennen), so verdünne man es mit gewöhnlichem Wasser.
Manche geben +Kartoffeln+, die gerieben aufgebunden werden, manche
dem +Lein-+ oder +anderem Öl+, das einmal aufgetragen und
mit Wollwatte luftdicht abgeschlossen wird, den Vorzug. Alle diese
Mittelchen sind gut.

Eine beim Kochen beschäftigte Person hatte das Unglück, mit siedendem
Wasser und durch das von unten auflodernde Feuer die Hand und den Arm
bis zum Ellenbogen sich zu verbrennen. Ärztliche Hilfe war alsbald
zur Stelle, aber trotz der sorgfältigsten Behandlung konnte nach
vielen Wochen die Wunde nicht geheilt werden. Nun griff die Person zu
den von mir angegebenen Mitteln, welche schon fast nach einem Tage
die Schmerzen stillten und die Heilung einleiteten und allmählich
herbeiführten.

Die Anwendungen waren: 1) Die ganze Brandwunde wurde mit Eierklar
(Eiweiß) und Öl so dick wie möglich aufgetragen und mit einem feuchten
Lappen überbunden; die ersten Tage zweimal frisch wiederholt. 2) Alle
Verbrandung, Säfte und Unrat wurden durch angeschwellte Heublumen
ausgeleitet und aufgelaugt. Es bildeten sich bei der Heilung mehrere
Geschwüre; um diese auszuleiten, wurde gekochtes ~foenum graecum~
angewendet. Mit diesen Mitteln im Wechsel wurde die Hand, die man für
verloren hielt, wieder in den rechten Zustand gebracht.


Vergiftung des Blutes.

+Joseph+ schlachtete eine Kuh und schnitt sich mit dem blutigen
Messer eine tiefe Wunde in den Daumen. Er achtete nicht darauf, bis
sich heftige Schmerzen einstellten und die Hand so anschwoll, daß er
die Finger nur mehr mit großer Mühe bewegen konnte. Die Hitze stieg,
und bald zeigten sich gelbliche und bläuliche Flecken an Finger und
Hand. Ein Arzt gab ihm Mittel zum Waschen und Überschlagen. Allein
die Schmerzen, die schon bis zum Ellenbogen reichten, wurden immer
unausstehlicher, und der Arme fühlte recht gut, daß eine krampfartige
Entzündung im Innern immer weiterfresse wie Feuer.

Man rief mich. Ich riet +Hand-+ und +Armdämpfe+ viermal des
Tages, je eine halbe Stunde lang zu nehmen. Außer dieser Zeit wand er
die Hand bis über die Ellenbogen in angeschwellte Heublumen.[46]

Alle eineinhalb bis zwei Stunden, d. i. jedesmal, so oft der Schmerz
sich in besonders fühlbarer Weise steigerte, wurden die Heublumen
erneuert, d. i. neu angeschwellt und neu aufgelegt. Dieses Verfahren
brachte nicht allein Linderung, sondern gänzliche Heilung. Das
Umsichgreifen des unheilverkündenden Brandes hörte am Abende des
ersten Tages auf. Die ganze Entzündung war nach vier Tagen beseitigt.

+Ein Herr+ schnitt sich ein +Hühnerauge+ aus, das entzündet war, und
ahnte nicht das Geringste. In wenigen Tagen war die Entzündung derart,
daß offenbare Zeichen und Schmerzen einer Blutvergiftung vorhanden
waren. Viele, die Ähnliches mitangesehen, hielten den Armen für
verloren.

Der Patient nahm +täglich zwei Fußbäder+ von +abgebrühten Heublumen+
(dieselben sollen im Fußbade mitgegeben werden), und +täglich+ wurden
die Füße +ein paarmal+, je auf zwei Stunden, +mit Tüchern, in Absud
von Zinnkraut+ getaucht (jede Stunde neu einzutauchen), umwunden. Da
am Körper schon Spuren der Vergiftung offenbar wurden (schlechtes
Aussehen, Appetitlosigkeit), kamen zu obigen Partialanwendungen
+täglich eine Waschung des Oberkörpers+ und +ein Unterwickel+ von
eineinhalb Stunden. In wenigen Tagen war der Herr außer Gefahr, in 10
Tagen gesund. Er trank +täglich zwei Tassen Wermut-+ und +Salbeitee+
(beide Kräuter gemischt).

Auch derlei +kleine Fußgebrechen+ erheischen große Vorsicht. Als
+Vorbeugemittel+ kenne ich keine besseren als +öfteres Barfußgehen+
(wenn es im äußersten Falle auch nur im Zimmer geschähe, z. B. 15-30
Minuten vor Schlafengehen) und häufigere +kalte+, für schwächere
Leute +lauwarme Fußbäder+. Die +Reinlichkeitspflege der Füße+ ist ein
wichtiges Kapitel in der Gesamt-Gesundheitspflege des Körpers.

Ein korpulenter +Pfarrer+ wollte seinen dicken Hals durch Jodsalbe, die
ihm der Arzt verordnet hatte, wieder in die normale Verfassung bringen.
Um schneller zum Ziele zu kommen und dem Kropfe sobald als möglich
zu entrinnen, griff er viel zu tief in den Jodsalbentopf. In kurzer
Zeit magerte der kräftige Herr so ab, daß er kaum mehr die Hälfte
Körpergewicht hatte. Der Arzt erklärte ihn für aufgegeben, weil das Jod
das Blut vergiftet habe.

In solchen Fällen war der „Wasserpfarrer“ dann immer gut genug; ich
sage dieses ohne alle und jede Anzüglichkeit und ohne jede Bitterkeit.
Es soll ein Scherz sein! Der Kranke bekam +warme Bäder mit Absud von
Fichtenreisern+ von 28-30° ~R.~ mit folgender kalter, aber rascher
Abwaschung, +Ober-+ und +Unteraufschläger+, den +Ober-+ und +Unterguß+,
den +Unterwickel+ in Absud von Fichtenreisern getaucht, jeden Tag zwei
Anwendungen in der bezeichneten Reihenfolge. Daneben mußte er +barfuß+
gehen im betauten Grase. +Nach innen+ wirkte gut +täglich eine
Messerspitze Kreidemehl+ oder +gelöschten Kalkes+, in einem Schoppen
Wasser gut ausgelöst, auf zwei bis viermal zu trinken; gleichfalls
täglich +ein bis zwei Löffel Provencer-Öl+, daneben einfache, +kräftige
Hausmannskost+. -- Das Wasser hat auch in diesem Falle seine Dienste
gut getan.


Verstopfung.

Gibt es viele Leute, die häufig an Diarrhöeen leiden, so gibt es noch
eine weit größere Anzahl von solchen, die mit +hartem+ Stuhlgang
geplagt sind, daher zu Mitteln ihre Zuflucht nehmen müssen, welche
freilich auf den Stuhlgang wirken, deren Ende aber meist Verderben
ist. Kühn kann man sagen: Je länger jemand solche Mittel gebraucht,
umsomehr leidet die ganze Natur. +Wer möchte die Unzahl von Mitteln
nennen, die zum Laxieren+ und +zur Beförderung des Stuhlganges
verwendet werden+? Ich kannte einen Bader, der weit und breit den
Ruf hatte, die Leute gut auszureinigen. Was tat er? Er nahm sehr häufig
Gansdr..., sott ihn ab, und mit diesem Absud bediente er die geehrten
Kunden. Noch anderes könnte ich auf Verlangen berichten. ~Mundus
vult decipi!~ Die Welt will einmal betrogen werden! Doch das galt
hauptsächlich den „dummen Bauern“. Die vornehme Welt wird schon anders
behandelt. Unzählige Fläschchen mit verschiedenem Mineralwasser werden
da täglich durch den Körper gejagt, und in der Tat, sie bewirken die
reichlichsten Stuhlgänge. Mir brachte einst ein Kranker ein gewaltiges
Quantum Quecksilber, das er eben aus dem Leibstuhle genommen. Es wurde
ihm eingegeben, um Stuhlgang zu bewirken. Wie viele Morrisonspillen
wurden seinerzeit verschluckt, und wie viele Menschen haben viel
zu früh ihr Grab gefunden! Kaum wird an irgend einer Krankheit so
mannigfaltig und so unglücklich operiert und probiert, als wenn es sich
um harten Stuhlgang handelt. Und meistens ist die Folge, daß, je mehr
und je länger man anwendet (und zuletzt erfolgt kein Stuhlgang mehr
ohne Abführmittel), die Not stets um so größer wird. So klagte mir auch
einmal ein von der Medizin gänzlich verlassener Mann, daß nicht ein
Tag vorübergehen dürfe, wo er nicht ein Klistier oder sonst drastische
Mittel nehmen müsse, um den notdürftigsten Stuhlgang zu haben. So weit
haben ihn diese leidigen Hilfsmittel (?) gebracht, und der Mann zählte
noch lange nicht 40 Jahre.

Es ist ein großer Fortschritt der Medizin unserer Zeit, daß sie all die
gewaltsamen Mittel verpöne, und viele Ärzte -- man muß es zu ihrem
Ruhme sagen -- haben Hunderte von sogenannten Geheimmitteln chemisch
zerlegt und allen Vernünftigen den Betrug aufgedeckt. Dennoch schleicht
das Gespenst der Geheimmittelei noch in tausend Familien ein und
richtet Schaden an.[47]

Wem es an Stuhlgang fehlt, +dem fehlt es meistens im ganzen
Organismus+, nicht bloß im Magen oder in einem anderen besonderen
Körperteil, und ich lebe der festen Überzeugung, die eine große
+Anzahl von Fällen+ mir stets bestätigte, daß wieder das Wasser
das allersicherste und das unschädlichste Heilmittel ist, das auf
Gottes Erde gefunden werden kann. Es hilft, indem man es nach innen
anwendet und von außen wirken läßt.

Eine der ersten Fragen, die der Arzt an den Kranken stellt, lautet: Wie
ist’s mit dem Stuhlgang bestellt? +Ist der Stuhlgang geregelt+,
so hat man das erste Zeichen der Gesundheit; +ist der Stuhlgang
ungeregelt+, so ist’s ein Zeichen einer beginnenden Krankheit, und
wird einem +ungeregelten Stuhlgang nicht abgeholfen+, so geht man
früher oder später einer schweren Krankheit entgegen, vielleicht dem
frühen Tode.

Wenn es im Sommer lange nicht mehr regnet, wird die Erde trocken und
spröde. Wenn im Körper die notwendige Feuchtigkeit, Flüssigkeit nicht
ordnungsgemäß verarbeitet ist und sich irgendwo Hitzen bilden, so tritt
auch im Körper gleichsam Trockenheit ein und deren unausbleibliche
Folgen.

+Vor vielen Jahren+ schon nahm man zur Heilung dieses Übels seine
+Zuflucht zur Wasserkur+, zum Wassertrinken. Ich selbst habe
Leute gekannt, die täglich 3, ja 4-6 Maß Wasser tranken. War das gut?
Es war des Guten zu viel, und der größere Teil der sich brüstenden
„Wasserhelden“ hat sich mehr geschadet als genützt. Der Körper hielt
diese unvernünftige Wasserkur nicht lange aus. +Mein Grundsatz+
ist: Wer am gelindesten mit Wasser einwirkt, kuriert am sichersten und
besten.

Wer an hartem Stuhlgang leidet, +nehme morgens+ vom Frühstück an bis
Mittag jede halbe Stunde einen Löffel Wasser. Er wird bessere Wirkungen
erzielen mit diesem kleinen Quantum, als wenn er einen halben Schoppen
oder noch mehr auf einmal trinkt. Am Nachmittag kann der Patient
ebenfalls jede halbe Stunde oder jede Stunde einen Löffel voll Wasser
nehmen. Das stetige, wenn auch sparsame Aufgießen wirkt kühlend und
mehrt die Säfte. Nebenher kann der Leidende Wasser trinken, wenn’s ihn
dürstet.

+Statt des Wassers+ dienen auch eine +größere Anzahl von Teen+, die
aus leicht zu findenden Pflanzen gewonnen werden. Wer kennt nicht die
+Dornschlehblüte+? Ihr Tee wirkt trefflich. Tee von +Hollunderblüten+
wirkt kühlend, lösend und benimmt die innere Hitze; wenn 3-4 Körnchen
Aloë daran gemischt, ist er ein reinigendes, kühlendes, auflösendes und
ableitendes Arzneimittel; 6-8 +Hollunderblätter+, grün zur Frühlings-
und Sommerszeit gepflückt und als Tee gesotten, sind ebenfalls kühlend.
Man trinke morgens eine halbe Tasse und abends eine Tasse. Keine
Hausapotheke sollte diese schuldlosen Arzneipflänzchen verwerfen, zumal
sie der liebe Herrgott, der oberste Doktor und Apotheker, uns allen
umsonst wachsen läßt.

Zur Anwendung des Wassers nach innen kommen nun die +äußeren
Anwendungen+. Der Patient +wasche+ beim Aufstehen oder Schlafengehen
+kräftig den Unterleib+ mit einer Hand voll Wasser. Das Mittel ist
höchst einfach und wirkt doch recht gut, bei manchen (schwächeren
Naturen) genügend.

Wenn diese Anwendung zu leicht ist, dem gieße man von Zeit zu Zeit
+frisches, kaltes Wasser auf die Kniee+, ein bis drei Minuten lang
(Knieguß), eine vorzügliche Anwendung, um Stuhlgang zu erzeugen.

Ist dieses nicht ausreichend und große Hitze im Innern vorhanden,
so lege sich der Patient +in der Woche ein paarmal+ auf einen
+Unteraufschläger+, auch der +Oberaufschläger+ tut gute Wirkung.
Desgleichen wirkt kräftig ein +kaltes Sitzbad+, in der Woche zwei- bis
dreimal zu nehmen. +Ein kaltes Vollbad+, wenn es ganz kurz genommen
wird, ist auch nicht zu verschmähen.

All die genannten Anwendungen werden den trägen, schlaffen Organismus
wecken, beleben, in neue Tätigkeit bringen, stärken. Die Rädchen sind
neu geölt, die ganze Maschine läuft wieder gut, und der ergiebige
Stuhlgang wird sicherlich nicht ausbleiben.

+Nichts geht über die+ unschädlichen und sicheren
+Wassermittel+, und was ist leichter, als Wasser zu trinken, sich
mit Wasser zu waschen?

An dieser Stelle sei noch ein Wort über die+ Brechmittel+ gesagt.
Widernatürlich schon kommt mir das drastische Abführen mit Mineralien
und Giften vor, seien es nun Pulver oder Pillen oder anderes. Noch
weit widernatürlicher aber ist alles, was zum Erbrechen reizen soll,
oftmals leider wiederum Gifte. Erbärmlich ist’s, einen so mißhandelten
und gemarterten Menschen leiden zu sehen. Mir will dabei jedesmal das
Blut, vielmehr die Galle in den Kopf schießen. Man wird bemerkt haben,
daß ich die so bekannten und allgemein benutzten Abführmittel, wie
Rhabarber, Sennesblätter, Bittersalz, Glaubersalz usw., oben nicht
aufgeführt habe. Und der Grund? Diese an sich unschädlichen Mittel sind
mir dennoch viel zu stark; es kann ja noch auf gelindere Art geholfen
werden.

Auf eine Mücke oder einen Floh macht niemand Jagd mit der Flinte. Um
so mehr +verwerfe+ ich ganz entschieden die +unausstehlichen
Brechmittel+, heißen sie nun Brechwasser oder Brechweinstein, führen
sie was immer für Titel. Will einmal alles oben hinaus -- es gibt
ja solche Fälle -- so mache es am Ende wie jener Bauer, der, als er
großen Brechreiz spürte, in kurzem Verfahren den Finger in den Hals
steckte und so dem Reize gründlich abhalf. +Stets wirke man auch beim
heftigsten Brechreiz nur auf geregelten Stuhlgang.+ Mein stärkstes
Mittel zu diesem Zwecke ist der +Wühlhuber+. Dieser Tee hat das
Merkwürdige, daß er, wie er einerseits reichlichen Stuhlgang bewirkt,
andererseits selbst Diarrhöen stillt (man probiere es mit einer halben
Tasse). Er sucht die kranken, verlegenen Stoffe im Körper auf und
leitet sie aus. Sind keine mehr vorhanden, sind alle ausgeschieden,
so hört seine Wirksamkeit von selber auf. Daher die Doppelwirkung.
Charlatanerie -- mag mancher naserümpfend sagen! Ob er’s sage oder
nicht, das ist mir einerlei. Die Tatsache bleibt fest bestehen. Gerade
deshalb sind alle scharfen Laxiermittel so schwächend, so arg und so
schädlich in ihren Folgen, weil nicht kranke Stoffe allein hinausgejagt
werden, sondern alles ohne Unterschied. Die Treibjagd beginnt und endet
mit der Niederlage auch der edelsten, zur Fortpflanzung der Kräfte
notwendigen Säfte. Wer hat dieses nicht selbst schon empfunden? Daher
die große Schwäche, die schnelle und riesige Abnahme der Kräfte nach
solchen Kuren. Wie töricht, wie folgenschwer! ~Sapienti sat!~
Schaden macht klug oder sollte wenigstens klug machen.


Wassersucht.

Wenn der Regen längere Zeit anhält und die Sonne wenig scheint, wird
auf manchem Grunde das Wasser nicht in die Tiefe sickern, auch von
der Sonne nicht aufgesogen werden. Es entstehen so kleine Pfützen von
stehendem Wasser, das später absteht, sauer und faul wird und nicht
am besten einwirkt auf die Pflanzen, die in seiner Umgebung gedeihen
sollen.

So ungefähr geht es in einem menschlichen Körper zu zur Zeit, da sich
die Wassersucht ansetzt, die hauptsächlich in solchen Organismen sich
entwickeln kann, in denen Blut und Säfte zu wässerig sind, die kein
normales, lebenskräftiges Blut mehr besitzen. Vom Blute zehren alle
Organe und Bestandteile des Körpers; es ist der Kraft- und Lebensquell,
aus dem jedes das für seinen Zweck Brauchbare schöpft. Aus dem Moraste,
aus ungesunden Pfützen, aus krankem Blute aber kann nichts Kraft und
Leben Gebendes geholt werden; daher das schlaffe Fleisch, die welken
Gefäße, daher die Anstauungen -- lauter Vorboten der Wassersucht!

Schon im Äußern sieht man es solchen Menschen an: junge Leute
erscheinen plötzlich alt (der oder die, hört man sagen, hat rasch
gealtert), die Gesichtsfarbe steht ab, die Muskeln und Nerven hängen
wie gesprungene Saiten welk an den Knochen, verschiedenerorts,
besonders um die Augen, bilden sich bereits Wassersäcke. Man braucht
sie nur anzutasten, und die Wasserkügelchen springen einem unter
den Fingern weg. Der ganze Körper trägt bald eine Menge solcher
Zwerchsäcke, als ob er gleichsam um gutes Blut bettelte; er bekommt
aber nur Wasser.

Die Wassersucht zählt +verschiedene Arten+. Entstehen die Anstauungen
zwischen Haut und Fleisch, so haben wir die +Hautwassersucht+. Wird der
Unterleib an einem oder mehreren Orten gleichsam ein See, so nennt man
es +Bauchwassersucht+. Wird die Körper-Blutpumpe, das Herz, bezw. der
Herzbeutel wassersüchtig, so heißt es die +Herzwassersucht+ usw. Auch
+nach vielen Krankheiten+ entsteht gerne die Wassersucht, und es geht
dann in der Regel nicht mehr lange. Gar vielen ist sie die Bötin zu Tod
und Grab geworden, oder sie war gleichsam die letzte Sturzwelle, die
das Lebensschifflein, nur mehr ein Wrack, in den Grund bohrte. +Nach+
Scharlach erscheint sie besonders häufig, wenn er nicht gut ausgeheilt
wird, wenn noch Giftstoff drinnen bleibt und der geschwächte Körper
nicht die Kraft hat, ihn hinauszuwerfen. Der ganze Körper fängt dann an
zu schwellen.

+Hat die Wassersucht schon+ weit um sich gegriffen, +einen hohen Grad+
erreicht, +so ist meistens nicht mehr zu helfen wegen des Blutmangels+.
Im Beginne (bei noch nicht fortgeschrittener Zersetzung) kann oft recht
schnell geholfen werden, wenn man von innen und von außen zugleich das
faule Wasser auszupumpen sucht. Beispiele sollen dies klar machen.

Einer +Bäuerin+, ca. 48 Jahre alt, beginnt der ganze Körper
anzuschwellen, sie kann kaum mehr gehen. Die Entkräftung ist schon
groß, das Atmen eine große Last. Ich riet ihr, sie solle sogleich
+Rosmarin in Wein+ ansetzen und täglich zwei Weingläser Rosmarinwein
trinken, im ganzen ungefähr ein Viertelliter. Der Wein stärkte die
Kranke ungemein, wie sie sagte, und trieb sehr viel Wasser ab.
+Äußerlich+ gebrauchte sie +täglich+ während mehrerer Tage den +kurzen
Wickel+, je eineinhalb Stunden, längere Zeit hindurch (ungefähr 4
Wochen) täglich +zwei Halbbäder+ von je einer Minute Dauer mit Waschung
des Oberkörpers. Die Bäuerin gesundete und konnte ihrem Berufe wieder
ganz und ungehindert vorstehen.

+Ein Knabe+ von 12 Jahren hatte Scharlach und wurde nach aller Meinung
gesund. Nach 6 Wochen bekam er die Wassersucht. Der ganze Körper
schwoll an. +Ein Hemd, in Salzwasser+ getaucht, drei Tage nacheinander
je eineinhalb Stunden vorschriftsmäßig getragen, hat den Knaben
vollständig geheilt.

Bei einem +Weibe+ von 54 Jahren setzte sich die +Bauchwassersucht+
an. Die Füße und der Leib seien, wie mir berichtet wurde, entsetzlich
geschwollen. Die Kranke soll durch ihre Tochter +täglich zwei
Messerspitzen Attichwurzelpulver+ in einem Schoppen Wasser drei
Minuten lang sieden lassen und den Tee in zwei bis drei Intervallen
(Zwischenräumen) trinken. Dazu bekomme sie +acht Tage lang täglich
einen Unterwickel+ von je einer Stunde. Die folgenden 10 Tage werde der
Wickel jeden zweiten, die weiteren 14 Tage jeden dritten Tag gegeben.
-- Die Kranke genas vollkommen, und zwar schon nach drei Wochen.
Das Wasser sei, erfuhr ich später, in großen Quantitäten als Urin
abgegangen.

+Attichwurzel+ hat sich mir bei der +Bauchwassersucht+[48] wie
+Rosmarin+ bei der +Herz-+ und +Brustwassersucht+ als das beste innere
Mittel erwiesen.

Bei der +Herzwassersucht+ kann als vortreffliche äußere Anwendung
täglich ein +Ober-+ und +Unteraufschläger+ angewendet werden. Nach
innen gebe man täglich zwei Gläser Rosmarinwein zu trinken.

+Georg+, ein junger Mann von 36 Jahren, ist innerhalb acht Tagen am
ganzen Körper in auffallender Weise angeschwollen, Kopf, Hals, Hände,
Füße zeigen Geschwülste und unter der Haut eine Menge Wasser. +Acht
Tage lang+ zog er +zweimal im Tage den spanischen Mantel+ an, weitere
9 Tage einmal, die letzten 10 Tage nach je drei Tagen. „Ich bin ein
ganzer Spanier geworden,“ scherzte der Mann. „Das Klima, wenn auch
nicht gar besonders spanisch, hat mir gut getan. Ich bin wieder ganz
hergestellt.“

+Eine Notiz+ darf ich hier nicht vergessen, da gerade bei dieser
Krankheit jeder Anfänger mit Wasser leicht sich und andere täuschen
könnte. +Bei der Wassersucht darf das Wasser nie warm+ angewendet
werden, +weder in Form von Dämpfen, noch in Form von warmen Bädern+.
Das Übel gewänne dadurch außerordentlichen Vorsprung, da das warme
Wasser schlaff und welk macht und die Schlaffheit der Organe, die
Untätigkeit derselben bei dieser Krankheit nachgerade das Hauptübel
ist. Die +kältesten Anwendungen sind hier die besten+; nur sollen sie
nie zu lange und nicht anders als vorgeschrieben gebraucht werden; bei
schwachem Blute ist auch die Naturwärme eine schwache.

Ein Gastwirt, 50 Jahre alt, erzählt: „Mein ganzer Leib ist schon
ziemlich stark geschwollen. Der Arzt behauptet, ich bekomme die
Wassersucht. Ich habe schon viel eingenommen, es wird aber von Tag zu
Tag schlimmer. Mein linker Fuß, besonders der Oberschenkel, ist sehr
stark angeschwollen. Der rechte Fuß fängt auch schon an, dicker zu
werden. Durst habe ich viel; beim Bier wird der Durst noch ärger; auch
das Wasser hilft nichts. Muß ich sterben, oder gibt’s für mich noch
eine Hilfe?“

Ich erwiderte: „Gebrauchen Sie folgendes: 1) Jeden Tag einen Oberguß
und Knieguß; 2) in der Woche dreimal einen kurzen Wickel, das Tuch
vier- bis sechsfach, eineinhalb Stunden lang; 3) in jeder Nacht einmal
ganz waschen vom Bett, nicht abtrocknen, gleich wieder ins Bett; so
drei Wochen lang, dann Bericht.“

Dieser lautete sehr günstig. Darauf verordnete ich folgende
Anwendungen: 1) In jeder Woche drei Halbbäder, eine Minute lang; 2)
in der Woche drei Rückengüsse; 3) zweimal den spanischen Mantel,
eineinhalb Stunden lang; 4) täglich eine Tasse Tee trinken in drei
Portionen von zerstoßenen Wacholderbeeren und etwas Zinnkraut, 10
Minuten lang gesotten, während des Tages zu trinken.

Nach sechs Wochen war der Kranke vollständig gesund. Es stellte sich
außer Schlaf der beste Appetit und die volle Kraft wieder ein. Diese
Erklärung sendete mir der Geheilte drei Monate nach der Kur.


Wirbelleiden.

Ein 16jähriger Knabe war mit Verkrümmung der Wirbelsäule behaftet.
Er wurde von mehreren berühmten Ärzten als Rückenmarkleidender ohne
Erfolg behandelt. Sie schickten den Kranken in eine Heilanstalt, wo
ihm verschiedene Streckverbände angelegt wurden. Der Erfolg war, daß
er, während er noch mit großer Mühe eine kurze Strecke in die Anstalt
gehen konnte, dieselbe nach 17 Wochen mit zwei Krücken verlassen mußte
mit dem Urteil der Ärzte, es lasse sich nichts Weiteres mehr machen.
Ein edler Menschenfreund gab dem Vater des kranken Sohnes „Meine
Wasserkur“, und aus dieser nahmen sie die Waschungen mit Wasser und
Essig vor und brachten den Kranken so weit, daß derselbe mit Hilfe
eines Stockes ziemlich gut gehen konnte. Hierauf brachte man ihn zu mir
in der Erwartung, daß er hier vollends geheilt werde. In 17 Tagen war
die Hauptkur vorüber. Der Kranke ging wie jeder andere in diesem Alter,
wenn auch nicht mit derselben Kraft, so doch mit großer Sicherheit ohne
Stock und ohne allen Schmerz. Die Behandlung bestand in folgendem: Aus
recht grobem leinenen Stoff wurde ein Leibchen (Weste) gemacht, dieses,
in Wasser getaucht, in welchem Haberstroh gesotten wurde, angezogen;
über das nasse Leibchen kam ein trockenes und endlich darüber eine
wollene Decke. Über Nacht wurde es liegen gelassen. So jeden zweiten,
später jeden dritten Abend. Jeden Tag bekam der Kranke zwei Obergüsse
und einen Knieguß oder Wassergehen und ein Halbbad. Die weiteren
Anwendungen (nach den 17 Tagen) waren: In der Woche zwei Halbbäder,
zwei Obergüsse und einmal das Leibchen noch anziehen.


Würmer.

Wie sich im menschlichen Körper viel Ungeziefer aufhalten und die
menschliche Natur schwächen oder krank machen kann, so sind vor allem
die Spulwürmer und noch andere Gattungen von Würmern dazu angetan, den
Organismus in Unordnung zu bringen und zu schädigen. Schon bei den
Kindern zeigen sie sich auffallend, und wenn eine Mutter nicht klug
ist und beobachtet, so können sie den Kindern sehr nachteilig sein.
Sie entwickeln sich im Darm; sicher, wenn etwas zu schwere Mehlkost
und besonders Schwarzbrot die Hauptnahrung bildet. Die Würmer gehen
gewöhnlich nach unten, aber auch nach oben ab. Die Kennzeichen sind:
großer Appetit, Unbehaglichkeit und Schmerzen um die Nabelgegend. Ein
Hauptzeichen ist auch, daß die Kinder meistens in der Nase bohren. Die
Kinder sehen auch krankhaft aus, weil die Würmer der Natur die Nahrung
entziehen.

Mittel dagegen sind: 1) Man zerschneidet eine Zwiebel, setzt sie
in einem Quart Wasser an und läßt sie über Nacht stehen. Am Morgen
werden die Zwiebelteilchen gut ausgepreßt und dieses Wasser nüchtern
getrunken. Wendet man dieses Mittel drei bis vier Tage an, dann sind
die Würmer sicher getötet und abgetrieben. 2) Man nimmt einen Löffel
voll Honig und siedet ihn in einem Quart Wasser und trinkt es. Mit
diesem Wasser saufen sich die Würmer voll an, und wenn man später eine
Tasse Wermuttee trinkt, was ihnen Gift ist, dann werden sie getötet und
gehen ab. 3) Am allerstärksten wirkt der Wurmsamen, der Samen einer
Pflanze, die Wurmkraut (Wurmfarn, ~Aspidium Filix mas Sw.~) heißt,
wegen ihrer außerordentlichen Wirkung.

Einer Person kamen eines Tages drei dicke, lange Würmer aus dem Mund
heraus. Sie war schon längere Zeit krank und nahm Medizin ein. Zwei
Löffel voll Wurmsamen zwei Tage nacheinander eingenommen, jedesmal
darnach zwei Stunden gefastet, bewirkten, daß innerhalb drei Tagen
nicht weniger als 78 lange Würmer abgingen.

Der Wurmsamen ist nicht teuer, kann in jeder Apotheke gekauft werden.

Unter allen Würmern ist der nachteiligste der Bandwurm. Diesen
abzutreiben hat man in neuerer Zeit ein ganz sicheres Mittel, das jede
Apotheke mit Anweisung besorgen kann.

[Illustration]



[Illustration]



Alphabetisches Register.


                             Seite
    A.

    Abführen, 198

    Abführmittel, 125, 356, 359

    Abhärtung, 9

    -- der Arme, 88

    -- -- kleinen Kinder, 24,  28

    Abhärtungsmittel, 21, 87

    Abmagerung, 199

    Abnahme des Denkvermögens und Gedächtnisses, 328

    -- der Körperkräfte, 329

    Abort, 114

    Absud von Fichtenreisern, 100, 105, 170, 201, 324

    -- -- Haberstroh, 100, 105, 179, 240, 249, 259

    -- -- Heublumen, 35, 100, 105, 240, 244, 245, 249, 324

    -- -- saurem Heu, 100

    Abtrocknen, 18

    Abweichen, 131, 133, 134, 166, 199, 200, 261, 277

    Abzehrung, 174

    ~Achillea millefolium~, 136, 147

    Aderlaß, 35, 36, 153, 186

    Agave (~Agave americana~), 117

    ~Aix-les-Bains~, 348

    Alaun, 118, 171, 173

    Alaunwasser, 117, 169, 171, 173, 245, 285

    Aloë (~Aloë vulgaris~ und ~Agave~), 170, 173, 274

    Aloëpulver, 118, 136, 155, 173, 287

    Aloëwasser, 170, 173, 199, 285

    Alpenkräuter, 133

    Alte Leute, 101, 103, 161

    ~Althaea officinalis~, 125

    ~Althaea rosea~, 142

    Angelika (~Angelica silvestris~), 119

    Ängstlichkeit, Angst, 189, 328

    Anis (~Pimpinella anisum~), 120, 129

    Anschoppungen im Unterleibe, 351

    Anserine (~Potentilla anserina~), 120

    Anstauung des Blutes, 34, 177, 350

    -- im Unterleib, 46

    Apotheke, 109

    Appetit, 147

    Appetitlosigkeit, 147

    Armbad, 30, 65, 208

    Arm-Dampf und Arm-Wickel, 80

    Arme-Eintauchung, 43

    Arme- und Beine-Abhärtung, 29

    Armgicht, 89

    Armguß, 88

    Arm-Krankheiten, 80

    Arnika (~Arnica montana~), 121

    Arnikatinktur, 121, 329

    Arsenik, 216

    ~Artemisia absinthium~, 152

    Asche, 39

    ~Asperula odorata~, 127, 151

    Asthma, 166, 297

    Atem, übel- und faulriechender, 143

    Atemnot, 149, 153, 167, 206, 302

    Atem, schwerer, 184, 187, 199

    Atmen, 11, 168

    Atmungsbeschwerden, 144, 167, 297

    Attich (~Sambucus ebulus~), 121, 155

    Attich-Tee, 121, 262

    Attichwurzel-Pulver, 361

    Auflage auf den Unterleib, 34

    Auflösen d. Krankheitsstoffe, 15, 85, 112

    Aufschläge (Kompressen), 121

    Aufschläge, warme, auf den Unterleib, 132

    Aufschläger, 32

    Aufstoßen der Luft, 289

    -- -- Speisen, 293

    Augenbad, 67

    Augendämpfe, 80, 129

    Augenentzündung, 75

    Augenkatarrh, 168

    Augenleiden, 80, 89, 117, 118, 123, 153, 171

    Augenstar, 172

    Augen, triefende, 75, 118, 123

    Augentrost (~Euphrasia officinalis~), 80, 122

    Augenwasser, 118, 128, 135, 153, 170, 173

    Ausleiten der kranken Stoffe, 112

    Ausräuchern, 150

    Ausscheiden d. Krankheitsstoffe, 15, 94

    Ausscheidungsöl, 111, 112, 122

    Ausschläge, 87, 102, 128, 133, 173, 215, 265

    -- am Kopf, 66, 74

    -- trockene, 94

    Ausschlagkrankheiten, 184

    Austreibung versessener Gase, 33, 44

    Auszehrende, 140

    Auszehrung, 175

    ~Avena sativa~, 129


    B.

    Bäder, 39

    Badestädte, moderne, 63

    Baldrian (~Valeriana officin.~), 124

    Bandwurm, 364

    Barfußgehen, 21

    -- auf nassen Steinen, 26

    -- im nassen Grase, 25

    -- im neugefallenen Schnee, 27

    -- im Reif, 27

    -- vor dem Schlafengehen, 23

    Bauchfell-Entzündung, 210

    Bauch-Wassersucht, 360, 361

    Bauchweh, 199

    Baumöl, 137, 205, 353

    Baumwolle, 113

    Baunscheidt, 348

    Beengung, 184

    Beine-Abhärtung, 29

    Beinfraß, 178

    Bekleidung, 10

    Bergwohlverleih (~Arnica montana~), 121

    Besessenheit, 232

    Betäubungsmittel, 347

    Bettflasche, 277

    Betthüten, langjähriges, 55

    Bettnässen, 136, 179

    Bewegung nach der Anwendung, 19

    Bittergeist, 124

    Bitterklee (~Menyanthes trifoliata~), 124

    Bittersalz, 359

    Blähungen, 44, 100, 104, 147, 182, 292, 297

    Blase, 46, 156, 252

    Blasenbeschwerden, 60, 79, 156

    Blasenbrennen, 302

    Blasengeschwüre, 79

    Blasenkatarrh, 130

    Blasenkrebs, 261

    Blasenleiden, 29, 181, 263

    Blasenstein, 130, 151, 182

    Blattern, 92, 104, 129, 150, 182

    Bleichsucht, 45, 89, 141, 186

    Blindarmbeschwerden, 46

    Blödsinn, 214

    Blutableitung, 34, 95, 97

    Blutandrang, 26, 34, 78, 97, 144, 172, 189, 344

    Blutanstauung, 34, 68, 87, 177

    Blutarme Personen, 18, 40, 59, 71, 74, 78, 81, 86, 89, 100, 101,
        103, 343

    Blutarmut, 31, 37, 161, 186, 189, 295

    Blutbildung, 37, 139

    Blutbrechen u. Blutsturz, 143, 157, 188

    Blutegel, 36, 37

    Blutentziehung, 37

    Blutkrankheit, 190

    Blutfluß, 45, 144, 157, 190

    Blutgeschwür, 212

    Blut im Urin, 302, 338

    Blutlauf, 40, 144

    Blutmangel, 149

    Blutreinigung, 128, 133

    Blutreinigungskräuter und -Pillen, 200

    Blutreinigungstee, 133

    Blutschwär, 212

    Blutstörungen, 149

    Blutsturz, 188

    Blutumlauf-Regelung, 45, 85, 86

    Blut, unreines, 125, 148

    Blutvergiftung, 80, 129, 132, 191, 212, 224, 354

    Blutverlust, 186

    Blutwallungen, 149

    Blutzersetzung, 41, 192

    Bockshornklee (~Trigonella foenum graecum~), 129

    Bohren in der Nase, 364

    Böse Finger, 65

    Brausepulver, 296

    Brechmittel, 359

    Brechreiz, 191, 211, 289

    Brechwasser, 359

    Brechweinstein, 359

    Brennen in der Blase, 156, 302

    -- im Magen, 293

    Brennen in den Nieren, 156

    Brennessel, große (~Urtica dioica~), 124

    Brennesseln, 74, 80, 208, 287

    Brightsche Krankheit, 175, 205

    Brodpillen, 112

    Bruchband, 196

    Bruchleiden, 46, 193

    Brust, 131, 135, 151, 175

    Brustfellentzündung, 97, 210

    Brustkatarrh, 167

    Brustreinigung, 136

    Brust, verschleimt, 97, 120, 125, 136, 142, 153, 155

    Bürsten, 62


    C.

    ~Carum Carvi~, 141

    Chinin, 347

    Cholera, 150, 196

    Cholerine, 198

    ~Cichorinum intybus~, 151

    Compressen, 121

    Congestionen, 34, 42, 44, 75, 78, 96, 102, 104, 137, 144, 147, 189,
        199, 229, 280, 293


    D.

    Dampfbäder, russische, 69

    Dämpfe, 67, 80, 142

    Darmentzündung, 199

    Darmkatarrh, 181, 200, 288

    Darmleiden, 202

    Dauer kalter Bäder, 47

    Daumenweh, 242

    Denkvermögen, dessen Abnahme, 328

    Desinfektion, 150

    Diarrhöe, 131, 155, 200, 236

    Dickdarmkatarrh, 203

    Diphtheritis, 203, 342

    Dornschlehblüte (~Prunus spinosa~), 125, 358

    Douchen, 85, 233

    Drüsen, 126

    Durst, heftiger, 106, 107


    E.

    Ekel im Gaumen, 192

    Eibisch (~Althaea officinalis~), 112, 125

    Eichenrindenabsud, 126

    Eierklar (Eiweiß), 354

    Eingenommenheit des Kopfes, 144, 328

    Einreibungen, 137

    Eintauchen der Arme, 43

    Eisauflagen, 35

    Emphysem, 205, 207

    Engbrüstigkeit, 136

    Enge auf der Brust, 75

    Engelwurz (~Angelica silvestris~ und ~A. archangelica~), 119

    Englische Krankheit, 139

    Entkräftigung, 208

    Entwicklung, 190

    Entzündung edler Körperteile, 210

    Entzündungen, 75, 88, 97, 129, 142, 152, 208, 242

    -- am Kopfe, 96

    -- des Magens, 292

    Enzian, gelber (~Gentiana lutea~), 126

    Epilepsie, 214

    ~Equisetum arvense~, 156

    Erbrechen, 143, 198, 277, 289, 293

    Erdbeere (~Fragaria vesca~), 127

    Erfrorene Glieder, 132

    Erkältungen, 45, 75, 78, 93, 125, 136, 142

    Erlebnisse des Verfassers, 1

    Ernährung, 9, 10

    Erregtheit, 266

    Erschrecken, 189

    Erstickungsanfälle, 205

    ~Erythraea centaurium~, 148

    Essig, 34, 93, 96, 102, 143, 149

    Essig-Auflagen, 35

    Essigprobe, 137

    ~Euphrasia officinalis~, 122

    Eustachische Röhre, 348

    Extrakte, 115, 127

    Extremitäten, 29


    F.

    Fätschung, 99

    Fäulnis zwischen den Zehen, 40

    Federbett als Zudecke, 20

    Fenchel (~Foeniculum officinale~), 73, 118, 120, 128, 155, 197,
        277, 314

    Fenchelöl, 128

    Fenchelpulver, 80, 128

    Fenchelsamentee, 287, 296, 331

    Fettbildung, anormale, 177

    Fichte, 130

    Fichtennadel-Extrakt, 284

    Fichtennadeln, 240

    Fichtenreiser-Absud, 100, 105, 170, 201, 288, 324, 355

    Fichtenreiserbad, 60, 249, 284, 321

    Fieber, 92, 129, 215

    Fieberhitze, 34, 54

    Finger, böse, 65, 80, 243

    Flechten, 215

    Flechtenartiger Ausschlag, 66

    Fleckentyphus, 349

    Fleisch, faulendes, 119, 129

    Fleisch-Nahrung, 273

    ~Foeniculum officinale~, 128

    Fontanell, 217

    ~Foenum graecum~, 118, 129, 141, 155, 205, 207, 219, 226, 228, 274,
        277, 337, 354

    ~Fragaria vesca~, 127

    Franzbranntwein, 93

    Frauenspersonen, 97

    Frostbeulen, 28, 30

    Frottieren, 20

    Frottiertücher, 62

    Frühlingskrankheiten und -Kur, 133

    Fuchsfett, 195, 196

    Furcht, 189, 266

    Fußbad, kaltes, 39, 97

    -- warmes, 39, 75, 97

    Fußbekleidung, trockene, 25

    Fußdampf, 71, 76, 80, 83, 85, 96

    Füße, angeschwollene, 78, 100

    -- kalte, 43, 50, 78, 98

    -- kranke, 40, 98

    -- offene, 28, 41, 129, 136, 219

    Fußgeschwüre, 218

    Fußgicht, 41

    Fußknöchelgeschwulst, 277

    Fußleiden, 78, 80, 219, 226, 355

    Fußschmerzen, 71, 351

    Fußschweiß, 28, 40, 41, 77, 78, 98, 236, 293, 324

    Fußwickel, 41, 97


    G.

    Galle, 152, 153, 235

    Gallenblase, 235

    Gallensteine, 235

    Gänsefingerkraut (~Potentilla anserina~), 120

    Ganzbäder, 47

    Ganzguß, 84

    Ganzwaschungen, 52, 87, 90

    Gartenraute (~Ruta graveolens~), 144

    Gartensalbei (~Salvia officinalis~), 146

    Gase, 29, 33, 45, 98, 100, 101, 119, 120, 124, 128, 136, 144, 147,
        149, 200, 205, 289, 290, 295, 319

    -- faule, 151

    Gaumen-Verschleimung, 146

    Geburten, 226

    Gedächtnis, dessen Abnahme, 328

    Gedärme, 117

    Gehen auf nassen Steinen, 26

    -- im nassen Grase, 25

    -- -- neugefallenen Schnee, 27

    -- -- Reif, 27

    -- -- Wasser, 29

    Geheimmittelwesen, 111, 139, 357

    Gehirnentzündung, 213, 227

    Gehirnleiden, schweres, 228

    Geisteskranke Frauen, 97

    Geisteskrankheit, 229, 271

    Geistesstörungen, 174

    Gelbsucht, 117, 152, 235

    Gelenkrheumatismus, 236, 240

    Gemischte Bäder, 61

    Gemütskranke Frauen, 97

    Gemütsleiden, 102, 147, 241, 271

    Gemütsstimmung, trübe, 328

    ~Gentiana lutea~, 126

    Gerste, 129

    Geruch aus dem Munde, 152

    Geschwächte, 143

    Geschwulst, 40, 46, 149

    Geschwülste, harte, 126, 129, 137

    Geschwüre, 46, 66, 87, 94, 117, 129, 134, 136, 140, 242

    Gesichtsrose, 136, 245, 310, 360

    Getränke, geistige, 272

    Getreidesack, 100, 101, 193

    Gewürze, 161

    Gicht, 42, 46, 59, 60, 89, 105, 132, 247

    Gichtarten, 137

    Gichtleiden, 100

    Gießungen, 81

    Giftpflanzen, 113

    Ginster-Extrakt, 278

    Glaubersalz, 203, 359

    Glieder, erfrorene, 132

    Gliederkrankheit, 147

    Gliedersucht, 41, 59, 104, 147

    Goldader, 254

    Grieß- und Steinleiden, 46, 60, 100, 105, 128, 130, 150, 151, 156,
        203, 252, 263

    Grimmen, 119, 136, 199

    Grummet, gesotten, 351

    Gurgelwasser, 118, 129, 135, 149, 153

    Gürtelausschlag, 46

    Güsse, 81


    H.

    Haarboden, 94

    Haber (~Avena sativa~), 129

    Haberstroh-Absud, 35, 79, 100, 105, 179, 193, 225, 226, 240, 249,
        259, 277

    Haberstroh-Bad, 60, 175, 196, 218, 224, 251, 252, 263, 302, 304,
        306, 321

    Haberstroh-Fußbad, 41

    Haberstroh-Sitzbad, 46

    Haberstroh-Tee, 252

    Habertee, 252

    Hafer (~Avena sativa~), 129

    Hagebutten, 130

    Hagebuttengeist, 263

    Hagebuttentee, 252, 280, 294

    Halbbäder, 42

    Halsbeschwerden, 26, 297

    Halsbräune, 257

    Hals, dicker, 126

    Halsdrüsen, angeschwollen, 75

    Halsentzündungen, 95

    Halsgebrechen, 142, 153

    Hals, geschwollener, 146

    Halsleiden, 40, 129, 101, 258

    Hals, verschleimter, 97, 149

    Hals, voller, 75

    Halswickel, 94, 146

    Halszäpfchen, 258

    Hämorrhoiden, 43, 45, 46, 104, 160, 254, 319, 337

    Handbad, 65

    Handdampf und Handwickel, 80

    Hände, kalte, 30

    Handkrankheiten, 80

    Harnausscheidung, 29, 156

    Harnbeschwerden, 100, 155, 260

    Harnsäurebildung, 203

    Harz, 126

    Harzkörner, 130

    Hausapotheke, 114

    Hautkrankheiten, 102

    -- deren Beförderung, 140

    Hautneubildung, deren Verhinderung, 119

    Hautporen, 104

    Hautunreinigkeiten, 173

    Hautwassersucht, 360

    Heckenrose (~Rosa canina~), 130

    Heidelbeerbranntwein, 132, 201

    Heidelbeere (~Vaccinium myrtillus~), 131

    Heidelbeergeist, 313

    Heilkräuter, 111

    Heilmittel, 117

    Heiserkeit, 263, 275

    Hemd, nasses, 102, 132

    Herzfehler, 264, 267

    Herzgebrechen, 145

    Herzklopfen, 143, 144, 187, 266, 297

    Herzleiden, 101, 264

    Herzverfettung, 104

    Herzwassersucht, 145, 206, 360, 362

    Heubad, 250

    Heublumen, 40, 74, 132, 191, 192, 225, 226, 234, 240, 241, 276,
        288, 291, 294, 295, 307, 309, 322, 331, 354

    Heublumenabsud, 35, 76, 79, 80, 100, 105, 132, 244, 245, 249, 273,
        288, 306, 324

    Heublumen-Bad, 60, 208

    Heublumen-Fußbad, 40

    Heublumen-Sitzbad, 46

    Heudampfbäder, 250

    Heu, saures, Absud davon, 100

    Hexenkraut, 136

    Hexenschuß, 33, 269

    Hirnhautverdickung, 229

    Hitze-Ableitung, 95, 97, 98, 100

    Hitz-Blattern, 41

    Hitze, große, 34, 97, 99, 107, 142, 147

    -- im Halse, 129

    -- -- Kopfe, 96, 149

    -- innere, 128, 130

    -- in den Augen, 117

    Hitzige Krankheiten, 129

    Hollunder (Holder), schwarzer (~Sambucus nigra~), 73, 132

    Hollunderbeere, 133

    Hollunderblätter-Tee, 226, 251, 358

    Hollunderblüten, 118, 133, 141, 358

    Hollunderwurzeln, 133

    Holzasche, 39

    Holzkohle, 139

    Honig, 117, 119, 130, 134, 137, 173, 364

    Honig-Augenwasser, 135, 373

    Honig-Diet, 135, 161

    Honig-Salbe, 134

    Honig-Wasser, 135, 162

    Honig-Wein, 135, 161

    Hopfen, 113

    Hühneraugen, 41, 78, 355

    Huflattich (~Tussilago farfara~), 135, 219

    Huflattich-Tee, 136

    Hüftnervenentzündung, 270

    Hundsrosenstrauch (Heckenrosen), 130

    Hundswut, 80

    Hüsteln, 332

    Husten, 136, 141, 149, 184, 207, 211, 275, 335

    ~Hypericum perforatum~, 136

    Hypochondrie, 34, 43, 271

    Hysterie, 43, 145


    I.

    Impfen, schlimme Folgen, 273

    Inhalationen, 142

    Insektenstich, giftiger, 80

    Ischias, 270


    J.

    Jägersche Wollkleidung, 270

    Jodsalbe, 355

    Johannisbeeren, schwarze, 263

    Johanniskraut (~Hypericum perforatum~), 118, 136, 142, 201, 350

    ~Juniperus communis~, 150


    K.

    Kaffeesack, 19

    Kalkpulver, 139, 356

    Kältegefühl, 59, 102

    -- im Magen, 119

    Kamille (~Matricaria chamomilla~), 136, 283

    Kamillensäckchen, 137

    Kamillentee, 136

    Kampher (~Laurus Champhora~), 137

    Kampheröl, 102, 137, 195, 196

    Kampherspiritus, 137

    Karbunkel, 212, 224

    Kartoffeln, geriebene, 353

    Katarrh, 26, 75, 92, 96, 104, 134, 135, 153, 168, 274, 323, 325,
        332, 337

    Katheter, 260, 262

    Kehlkopf, 175

    Keuchhusten, 149

    Kinder, 137, 140

    Kinngeschwulst, 277

    Kleie, 137

    Kleienbrot, 159, 257

    Klistiere, 256, 356

    Kniegeschwulst, 276, 277

    Knieguß, 30, 81, 85, 87

    Kniewickel, 98

    Knochenfraß, 276

    Knochengerüst, mangelhaftes, 139

    Knochengeschwüre, 276

    Knochenkohlenpulver, 138

    Knochenmehl, 138, 141

    Knoten, 41

    Knöterich (~Polygonum viaculare~), 151

    Kohlensäure, 11

    Kohlenstaub, 139, 236

    Kolik, 46, 128, 133, 236, 277, 340

    Kopf, aufgedunsener, 75

    Kopfbad, 65

    Kopfdampf, 72, 85, 87, 129

    Kopfdrücken, 300

    Kopf, eingenommener, 144, 328

    Kopfflechten, 277

    Kopfgeschwulst, 74

    Kopfguß, 89

    Kopfleiden, 40, 66, 75, 78, 95, 101, 124, 136, 147, 268, 279, 299

    -- (eigener Art), 278

    --  nervöses, 281

    Kopfpflege, 67

    Kopf-Rheumatismus, 94, 306

    Kopfschmerzen, 227, 292, 297, 298

    Kopfweh, 27, 29, 143, 147, 149, 184, 187, 199

    Kopfwickel, 93

    Kornkleie, 137

    Körperschweiß, ungesunder, 325

    Korpulente Leute, 71, 84, 87, 104, 172, 175, 205

    Kräfte-Abnahme, 329

    Kräftigung des Organismus, 15, 112

    Kraftnährmittel, 159

    Kraftsuppe, 160, 334

    Krampfadern, 42

    Krämpfe, 34, 40, 46, 59, 78, 80, 100, 102, 120, 137, 145, 187, 191,
        198, 199, 250, 282

    Krampfhafte Zustände, 75, 79, 100, 124, 128, 132, 137

    Krampfkraut, 120

    Krankheiten-Verzeichnis, 166

    Krätze, 283

    Kräuterbad, 192, 240, 241

    -- Knödel aus Brennesseln, 125

    -- Sitzbäder, 46

    -- Tee, 335

    Krautwasser, 225, 287, 353

    Krebs, 118, 285, 292

    Kreidemehl, 138, 140, 170, 187, 356

    Kreuzschmerzen, 187

    Kronenquell-Wasser, 181

    Kropfmittel, 126, 335

    Kümmel (~Carum Carvi~), 129, 141, 277, 296


    L.

    Lähmung, 322

    Lattichtee, 136

    Launen, 327

    ~Laurus Camphora~, 137

    Lavendel (~Lavandula vera~), 141

    Lavendelöl, 147

    Laxieren, 153, 154, 356

    Lebenswecker von Baunscheidt, 348

    Leber, 101, 136, 146, 149, 151, 152, 174, 235

    Leberkrankheiten, 117, 128, 140, 150, 235

    Lebertran, 141

    Leibbinden, 43

    Leibchen, nasses, 363

    Leibschaden, 193, 286

    Leibstuhldampf, 78

    Leibweh, 136, 289

    Leichtschwitzen, 326

    Leinöl, 353

    Leinsamen (~Linum usitatissimum~), 141

    Leinwandbinden, 113

    Liegen, dadurch entstandene Wunden, 143

    Lindenblüten (~Tilia grandifolia~ und ~parvifolia~), 73, 141

    Lindenholz, 139

    Linnenbinde, 32, 96

    Linnenhemd, 102, 103

    ~Linum usitatissimum~, 141

    Löcher in den Füßen, 193

    Luftkurorte, 64

    Luftröhre, verschleimt, 97, 120, 141, 142

    Luftröhrenkatarrh, 167

    Lüftung, 11

    Lunge, 120, 175, 189

    Lungenblutungen, 188

    Lungen-Emphysem (Lungenerweiterung, Lungenblähung), 207

    Lungenentzündung, 97, 142, 207, 210

    Lungenkraut (~Pulmonaria officinalis~), 142, 148

    Lungenleiden, 101, 286

    Lungensäuberung, 136

    Lungenspitzen-Affektion, 259

    Lungenverschleimung, 125, 136, 141


    M.

    Madenwürmer, 255

    Magen, 117, 124, 125, 134, 143, 144, 151, 153

    Magenbeschwerden, 34, 153, 160, 202

    Magenbitter, 122

    Magenblutungen, 188

    Magenbrennen, 120, 293

    Magendrücken, 127, 136, 152

    Magenentzündung, 292

    Magengeschwüre, 135, 189, 287, 292

    Magenkatarrh, 288

    Magenkrampf, 187, 289, 291

    Magenkrebs, 292

    Magenleiden, 44, 101, 200, 289

    Magenmittel, 125, 126, 145, 152

    Magensäfte, 106, 122, 124, 148, 152, 154

    Magensäure, 295

    Magenschluß, 292

    Magen, schwacher, 150

    Magensod, 149

    Magentrost, 122

    Magen- und Darmkatarrh, 181

    Magen, verdorbener, 152

    Magenverhärtung, 292

    Magenverschleimung, 101, 142, 145, 152

    Magenwinde, 148, 152

    Malefiz-Öl, 122, 301

    Malve (~Althaea rosea~), 142, 153, 205

    Malztreber, 42

    Mandelöl, 137, 142, 144, 146

    Mantel, spanischer, 102

    Marasmus, 221

    Mastdarm-Fistel, 46, 126, 255

    Mastdarm-Geschwür, 255

    Mastdarm-Krebs, 255

    Mastdarm-Vorfall, 126

    ~Matricaria chamomilla~, 136

    Mehl- und Milchspeisen, 273

    Melancholie, 152, 298

    ~Mentha piperita~ und ~Mentha aquatica~, 143

    ~Menyanthes trifoliata~, 124

    Met, 161

    Miasmen, 150

    Migräne, 295

    Migränestift, 296

    Milch, 140, 143

    -- gestockte, 334

    Milz, 152

    Mineralbäder, 62, 236

    Mineralwasser, 219, 356

    Mineralwasserkrüge, 277

    Minze (~Mentha piperita~ und ~Mentha aquatica~), 73, 143

    Minzentee, 217, 223

    Mistel (~Viscum album~), 144, 146

    Morrison-Pillen, 356

    Müdigkeit, große, 39, 98

    Mundkrankheiten, 80

    Mundwasser, 118

    Muskelbildungen, anormale, 177


    N.

    Nägel, eingewachsene, 41, 78, 118

    Nagelgeschwüre, 40, 78

    Nagelwurzeln-Ausreißen, 78

    Narben, eiterige, 119

    Nasenbluten, 189

    Nasenbohren, 364

    Nasenkatarrh, 348

    Nelkenöl, 144

    Nervenerschöpfung, 297

    Nervenleiden, 268, 297

    Nervenüberreizung, 299

    Nervenzerrüttung, 300

    Nervöse Personen, 18, 40, 59, 86

    Nervöses Leiden, 301

    Neubildung der Haut, 119, 140

    Nichtabtrocknen, 18

    Nieren, 29, 46, 101, 121, 130, 134, 141, 146, 148, 150, 151, 152,
        155, 156, 174, 176, 182, 252

    Nierenbeschwerden, 60, 79, 100, 203, 236

    Nierenleiden, 302, 337, 351

    Nierensteine, 151


    O.

    Oberaufschläger, 32, 34

    Oberguß, 85

    Obstschalen, 137

    Ohnmachts-Anfälle, 127, 187

    Ohrendämpfe, 80, 142

    Ohrenfett (Ohrenschmalz), 142

    Ohrenfließen, 74

    Ohrenkrankheit, 303, 349

    Ohrenleiden, 80, 89, 142

    Ohrensausen, 74, 75, 142, 228, 304, 328

    Öle, 113, 116, 158, 353

    Olivenöl, 146


    P.

    Pechpflaster, 195

    Pfefferkügelchen, Pfefferkörner, 198, 235

    Pfefferminze (~Mentha piperita~), 143

    Pferdeheu, saures, 252

    Pilze, 150

    ~Pimpinella anisum~, 120

    ~Plantago lanceolata~, 147

    Podagra, 41, 59, 104, 149, 248

    ~Polygonum aviculare~, 151

    ~Potentilla anserina~, 120

    ~Primula officinalis~, 147

    Provenceröl, 146, 356

    ~Prunus spinosa~, 125

    ~Pulmonaria officinalis~, 148

    Pulver, 113, 158

    -- graues, schwarzes, 138

    -- graues, 226

    -- weißes, 138, 175, 218, 280, 301


    Q.

    Quacksalber, 174

    Quecksilber, 216, 356

    Quetschungen, 40, 137


    R.

    Rachenkatarrh, 259, 348

    Räucherfeuer, 150

    Raute (~Ruta graveolens~), 124, 143, 144

    Rautenöl, 145

    Réaumur, 18

    Rekonvaleszenten, 42, 71, 81, 127, 129, 137, 138, 139, 140

    Reiben, trockenes, 306

    Reisten, 19, 103

    Reiten (Wundreiten), 143

    Repsöl, 146

    Rhabarber, 359

    Rheumatische Zustände, 46, 75, 79, 137, 142, 304

    Rheumatismus, 42, 59, 85, 89, 94, 100, 125, 132, 137, 250, 348

    Rindschmalz, 161

    Röhre, eustachische, 348

    ~Rosa canina~, 130

    Rosmarin (~Rosmarinus officinalis~), 145

    Rosmarin-Tee und -Wein, 145, 361, 362

    Roßkümmel, 120

    Rotlauf, 136, 310

    Rückenguß, 83

    Rückenmark, 33, 84, 312, 363

    Rückenschmerzen, 33, 137

    Rückgrat, 33, 84, 86, 312

    Ruhr, 132, 313

    Rupfen, 19

    ~Ruta graveolens~, 144


    S.

    Sackjucken, 100

    Säfte, 68, 121, 125, 144, 148

    Salatöl, 137, 143, 144, 146, 205, 211, 353

    Salbei, Garten-, 73, 146, 192, 201, 217, 223, 235, 283, 287, 293,
        299, 301, 331, 350, 355

    ~Salvia officinalis~, 146

    Salz, 39

    Salzkristalle, 182

    Salzstein, 262

    Salzwasser, 63, 102

    ~Sambucus ebulus~, 121

    ~Sambucus nigra~, 132

    Sandelholzbaum, 146

    Santala, 144, 146

    Sauerkraut, 146, 353

    Sauerkrautwasser, 287

    Sauerstoff, 11

    Säuferwahnsinn, 314

    Schäden, 40, 146, 147

    --  alte, 119

    Schafgarbe (~Achillea millefolium~), 73, 80, 118, 136, 142, 147,
        180, 201, 205, 293, 331, 350

    Schal (Shawl), 94, 96

    Scharlach, 102, 150, 182, 183, 184, 360, 361

    Scharlachfieber, 303, 313

    Schenkelguß, 82

    Schierling, 120

    Schlaf, guter, 39

    Schlaflosigkeit, 45, 317

    Schlafmittel, künstliche, 319

    Schlaganfall, 38, 75, 104, 319

    Schleckereien, 113

    Schleimauflösung, 149, 153

    Schleimfieber, 75, 92, 104, 323

    Schlingbeschwerden, 95

    Schlüsselblume (~Primula officinalis~), 147

    Schmerzstillen, 137

    Schneegehen, 28, 337

    Schnürleib, 215

    Schönheitsmilch, 174

    Schroffheit der Wasseranwendungen, 16

    Schröpfen, 37

    Schrotmaschine, 159

    Schrunden, 143

    Schuhe, zu enge, 40

    Schuppen, 94

    Schüttelfrost, 133

    Schwäche, große, 55

    Schwächlinge, 42, 59, 81, 85, 87, 93, 99, 100, 101, 103, 137, 140

    Schwefelwasser, 348

    Schweinefett, 102

    Schweiß, 195, 197, 324

    -- Kaltwasseranwendungen während desselben, 328

    Schweißtreibendes Mittel, 133

    Schwerhörigkeit, 228

    Schwermut, 282, 328

    Schwimmer, 47

    Schwindel, 144, 147, 280, 298, 300, 329

    -- bei einem Greis, 329

    Schwinden der Glieder, 152

    Schwindsucht, 136, 174, 175, 331

    Schwindsüchtige, 31, 149, 189

    Schwitzen, 50, 141, 170

    Schwitzkasten, 69

    Schwitztee, 141

    Skrofulöse Zustände, 132, 141, 170

    Seife, grüne, 216

    Senesblätter, 113, 359

    Shawl, 94, 96

    Sitzbäder, 44-46

    Sitzen, durch dasselbe entstandene Wunden, 143

    Skrupulanten, 271

    Skrupulantentum, 189

    Socken, nasse, 97, 98

    Sodbrennen, 149

    Sonnenwasser, 264

    Sonnenwirbel, 152

    Spanischer Mantel, 102

    Speicheldrüsen, 106

    Speiseöl, 146

    Spelz, 161

    Spike (~Lavandula vera~), 141

    Spiköl, 147, 296

    Spiritus-Waschungen, 93

    Spitzwegerich (~Plantago lanceolata~), 73, 80, 147, 208, 287, 288,
        350

    Spulwürmer, 363

    Star (der Augen), 172, 337

    Starrkrampf, 120

    Staub im Haare, 66

    Stauungen in den Armen, 88

    Steingang, 26

    Steinleiden, 46, 60, 79, 100, 105, 128, 150, 151, 182, 252, 337

    Stimme, Verlust der, 263, 337, 338

    -- Versagen der, 259, 297

    Stimmungen, verkehrte, 327

    Stockrose (~Althaea rosea~), 142

    Störungen im Blutlauf, 40

    Streckverbände, 363

    Strohsackleinwand, 32

    Stuhlgang, 45, 46, 107, 156, 199

    Stuhlverstopfung, 182, 202, 356

    Sumpfklee (~Menyanthes trifoliata~), 124

    Süßholz, 112

    Süßigkeiten, 113

    Sympathie, 243

    Sympathikus, 84


    T.

    Tafelöl, 146

    Tanne, 130

    Taubnesseln-Absud, 80

    Tausendguldenkraut (~Erythraea centaurium~), 148, 201, 223, 329

    Temperaturwechsel, 45, 48, 75, 93

    Tee, 113, 115, 158

    Teil-Anwendungen, 20

    Teilbäder, 65

    Teilwaschungen, 87, 93

    ~Tilia grandifolia et parvifolia~, 141

    Tinkturen, 113, 115, 158

    Tischöl, 146

    Tobsucht, 174

    Topfenkäs, 211, 277

    Transpiration, 168, 350

    Traubenkur, 203

    Traurigkeit, 234

    Treber, Trebernbad, Trebernhocken, 42

    Triefungen, 75

    ~Trigonella foenum graecum~, 129

    Trinken bei Tisch, 106

    -- des Wassers, 105

    -- heißen Wassers, 108

    -- während des Mittagessens, 105

    Trockene Fußbekleidung, 25

    Tücher, 19

    ~Tussilago farfara~, 135

    Typhus, 44, 71, 92, 104, 129, 150, 225, 228, 345

    Typhus und seine Folgen, 345


    U.

    Uebelkeiten, 127, 143, 147, 153

    Unaufgelegtsein, 327

    Unbehaglichkeit im Unterleib, 156

    Unfähigkeit zum Studieren, 234

    Unteraufschläger, 33, 34

    Unterguß, 83

    Unterleib, 44, 79, 100, 101, 121, 132, 156, 176

    Unterleibsbeschwerden, 141, 144, 155, 319

    Unterleibseinreibung, 101

    Unterleibsentzündung, 97, 210

    Unterleibskrämpfe, 100, 132

    Unterleibskrankheiten, 43

    Unterleibsleiden, 78, 98, 236, 351

    Unterleibsschmerzen, 143

    Unterleibsschwächen, 43, 45, 102

    Unterleibsverschleimung, 351

    Unterwickel, 98

    Urin, 155

    Urinausscheidung, 134

    Urinbeschwerden, 181

    Urin, blutiger, 302, 338

    Urinieren, 46, 156

    Urinverhaltung, 79, 182

    ~Urtica dioica~, 124


    V.

    ~Vaccinium myrtillus~, 131

    ~Valeriana officinalis~, 124

    Veilchen (~Viola odorata~), 149

    Veilchenblätter, 149

    Veitstanz, 102, 214, 351

    ~Verbascum Schraderi Mayer~, 153

    Verbrennungen, 147, 352

    Verdauung, 45, 106, 122, 124, 139, 140, 143, 152

    Verdauungsbeschwerden, 160

    Verdauungsorgane, geschwächte, 139

    Verdauungsschwäche, 187

    Vergiftungen, 80

    Vergiftung des Blutes, 354

    Verhärtungen, 41, 350

    Verknorpelung, 40, 41, 137

    Verkrümmung der Wirbelsäule, 363

    Verrenkungen, 137

    Verschleimung, 97, 120, 125, 134, 136, 141, 142, 146, 148, 153,
        155, 208

    Verschleimungen auf der Brust, 97

    -- im Halse, 80-97

    -- in der Luftröhre, 97

    Verschleimung des Magens, 101, 145, 146, 152

    Verstopfung, 297, 356

    Verwundungen, 119, 121, 147, 186

    Viel- und Leichtschwitzen, 71, 326

    ~Viola odorata~, 149

    ~Viscum album~, 144

    Vogelknöterich (~Polygonum aviculare~), 151

    Vollbad, 53, 56

    Vollguß, 84


    W.

    Wacholderbeere (~Juniperus communis~), 150, 155, 166, 181, 182,
        198, 201, 202, 262, 280, 288, 294, 296, 299, 301, 302, 303,
        350, 361, 363

    Wacholderdampf, 150

    Wacholdersprossen, 151

    Waldengelwurz (~Angelica silvestris~), 119

    Waldmeister (~Asperula odorata~), 127, 151

    Wärme-Entziehung, 48

    Wärme, zu große, 11

    Wärmflasche, 277

    Waschungen, 89, 93

    Wasser-Anwendungen, 32

    -- am Abende, 20

    -- bei Schweiß, 328

    -- im Winter, 31

    Wassergehen, 29

    Wasserminze (~Mentha aquatica~), 143

    Wasser, ins Wasser knien, 42

    -- -- -- sitzen, 42

    -- -- -- stehen, 42, 98

    Wasserscheue Individuen, 103, 112

    Wassersucht, 79, 101, 117, 121, 125, 133, 145, 151, 156, 316, 360

    Wassertrinken, 105

    Wechselbäder, 57

    Wegtritt (~Polygonum aviculare~), 151

    Wegwart (~Cichorium intybus~), 151

    Weichen-Schmerzen, 195

    Weihrauch-Körner, 130, 138

    Weinraute (~Ruta graveolens~), 144

    Weintrauben-Treber, 42

    Weinwaschungen, 91, 93

    Weizen-Kleie, 137

    Wermut (~Artemisia absinthium~), 117, 146, 152, 187, 192, 200, 201,
        202, 208, 217, 218, 235, 242, 263, 274, 283, 287, 293, 294,
        295, 299, 301, 328, 347, 352, 355, 364

    Wetterkerze (~Verbascum Schr. M.~), 153

    Wickel, 85, 132

    -- bis über die Knie, 98

    -- großer, 103

    -- kurzer, 100

    Wickelungen, 93

    Wildunger Wasser, 180

    Winde, 120

    -- quälende, 98

    -- versessene, 44, 101

    Windkolik, 43, 46

    Wirbelleiden, 363

    Wollkleidung, 10, 309

    Wollkraut (~Verbascum Schr. M.~), 142, 153, 205

    Wollstoff (als Umhüllung), 20

    Wühlhuber, 207, 359

    Wühlhuber Nr. I, 153

    -- -- II, 155

    Wunden, eiternde, 140

    Wunderbalsam, 174

    Wurm, am Finger, 243

    Würmer, 363

    Wurmkraut oder Wurmfarn (~Aspidium filix mas Sw.~), 364

    Wurmsamen, 364

    Wutverdächtige Hunde, 80


    Z.

    Zähne mit ungesundem Fleisch, 118

    Zahnweh, 28, 124

    Zehen, faulende, 41

    -- kranke, 80, 178

    Ziegelsteine, 277

    Zieger, 211

    Zinnkraut, 35, 144, 178, 181, 182, 189, 191, 204, 244, 245, 252,
        280, 288, 303, 355, 363

    Zinnkraut-Dämpfe, 79, 260

    Zinnkraut-Sitzbad, 46

    Zinnkraut-Tee, 261, 262, 288, 294, 302

    Zugluft, 142

    Zungenkrebs, 285

    Zuschläge, 129, 136

    Zwerghollunder (~Sambucus ebulus~), 121

    Zwiebel, 364

    Zwillich (Zwilch), 19

[Illustration]



Fußnoten:

[1] Landleuten, welche mit Taschenuhren nicht versehen sind oder mit
denselben auf gespanntem Fuße stehen, rate ich immer, sie sollen auf 1
Minute 2 Vaterunser rechnen.

[2] Das Gehen im nassen Grase ist bei weitem vorzuziehen dem Gehen auf
nasser Erde.

[3] Manche Ärzte kenne ich, welche diese Übung durchaus billigen,
wenn sie nur mit der gehörigen Vorsicht geschieht. Andere, welche
zum Vorwurf der Schroffheit Neigung haben, erinnere ich an die viel
schroffere Verwendung des Eises.

[4] Bei einem hohen Herrn bildete sich anstatt der Nägel an den Zehen
nur mehr eine weiche Masse. Die Kniegüsse reichten hin, das Blut also
zu treiben, daß es auch den Nägeln wieder gab, was ihnen gehörte. Sie
wurden fest wie früher.

[5] Unter Heublumen sind alle Abfälle von Heu und Grummet, als:
Stengel, Blätter, Blüten und Samen zu verstehen, ja Heu und Grummet als
solche selbst schon.

[6] Wer durch Regen oder sonst etwas durchnäßt wurde, soll mit dem
Wasser nichts zu tun haben; es bekäme ihm nicht gut. An dieser
Stelle warne ich auch davor, nach solchem Bade irgend nasse Kleider
anzuziehen. Diese müssen vollständig trocken sein.

[7] Man vergleiche im dritten Teile den Aufsatz, der über den „Schweiß“
handelt.

[8] Einige detaillierte Wirkungen s. im dritten Teile bei „Schweiß.“

[9] D. i. man wirft soviel Wasser über die Schultern hinweg, daß es den
Rücken hinunterläuft und ihn abspült.

[10] Manches amüsante (heitere), auch manches recht traurige Stückchen
aus so einem Badeleben ließe sich hier anfügen. Doch ich denke, besser
ist schweigen als reden, wenn diese Geschichtchen auch recht viele gute
Lehren enthielten. Möglich, daß ich später einmal damit dienen kann.

[11] Wiederholt steht sonst an verschiedenen Stellen, daß der Kopf
nicht naß werden solle. Der Hauptgrund liegt darin, daß Landleute
insbesondere mit dem notwendigen Abtrocknen es nicht genau nehmen und
so sich leicht ein Übel zuziehen. Im übrigen zählt gerade der besonders
bei Männern jeder Witterung ausgesetzte Kopf zu den abgehärtetsten
Teilen.

[12] Kurze Haare haben für die Gesundheit, z. B. bei Anlage zu
Kopfleiden, auch bezüglich der Kopfhautpflege, große Vorteile. Langes
Haar ist ein schöner Schmuck, eine schöne Beigabe des Schöpfers; aber
sie sollen recht gut gepflegt, reinlich gehalten und Haarbürste und
Kamm nicht geschont werden. Die Nachteile kennt jede Hausmutter.

[13] Statt der beiden Holzstäbe genügt ein in der Mitte etwas zum
Auflegen der Füße bereitetes Holzstück (~b~, Fig. 10), dessen Enden
so bearbeitet und in die Öhren eingefügt werden, daß ein Drehen des
Holzstückes und ein Ausgleiten der Füße unmöglich ist. Einfacher
vielleicht stellt man in das mit heißem Wasser gefüllte Gefäß ein
kleines, bis zum Rande desselben reichendes Fußschemelchen.

[14] Wer lange, fast bis zur Erde reichende Kleidung hat, umhülle damit
das dampfende Holzgefäß. Dieses ist die einfachste und leichteste Art
der Vornahme des Fußdampfes. Nur muß man sich nachher neu bekleiden.

[15] An dieser Stelle muß ich doch ein Wort sagen über das +Trinken
bei Tisch+, hauptsächlich +während des Mittagessens+. Bei +Landleuten+
kommt es kaum oder wenigstens nicht in ausgedehntem Maße vor. Die
Sache betrifft mehr die +Stadt-+ und +Herrenleute+. „Unter das Essen
hineintrinken“ wie man sagt, ist nicht gut. Ich kenne manche Ärzte,
besonders der älteren Schule, welche den Gesunden dieses abraten und
ihren Kranken solches entschieden verbieten. Wer ein Auge hat und etwas
Erfahrung, weiß, daß alle, welche während des Essens viel Wasser, Bier
oder anderes genießen, mit einem Worte, daß alle Vieltrinker stets über
Mangel an Verdauung klagen.

Es kann gar nichts anderes sein. Wieso?

Während man die Speise im Munde kaut, wird sie oder soll sie gemischt,
ganz durchdrungen werden von Speichel, der ja zu diesem Zwecke von
eigenen Organen, den Speicheldrüsen, bereitet wird. Es wäre unklug,
irgend etwas Festes zu schlucken, d. i. es in den Magen, diese lederne
Maschinerie, zu bringen, bevor jene erste wichtige Vorarbeit der
Verkleinerung und Erweichung gut und recht getan ist. -- Im Magen
werden sodann die also vorbereiteten Speisen mit dem Magensafte
getränkt. +Je reiner+, +je besser+, +je ursprünglicher+, +d. i. je
unvermischter+ dieser wichtige Saft, desto besser die Verdauung und
ihre Resultate, d. h. desto besser auch die durch die Verdauung
bereiteten und der Natur zur Ausarbeitung und Vervollkommnung der
verschiedenen Bestandteile des Körpers vorgelegten Säfte und Nährstoffe.

Wenn jemand nun eine Speise ißt und das Genossene mit fremder
Flüssigkeit, sei es Wasser, Wein oder Bier, übergießt, so wird diese
Speise schon nicht mehr von reinem Magensafte durchdrungen, sie wird,
zum Teile wenigstens, durchtränkt von dem zugeschütteten Wasser, Bier
und Wein.

Wer während einer Mahlzeit das besagte Überschütten sechs- bis
achtmal vornimmt, verdünnt einmal den Magensaft derart, daß er als
Verdauungsessenz nicht mehr dient, und bewirkt sodann, daß sein Magen
von einem auf sechs- bis achtfache Art gemischten Speisebräu erfüllt,
vielmehr gequält ist. Wer will da noch klagen, daß der arme Magen Ach
und Weh schreit; daß die Verdauung eine schlechte ist, wie so oft die
Klage lautet!

+Wie soll man demnach sein Trinken einrichten?+

Wer vor dem Essen Durst hat, der trinke! Durch den Durst zeigt sich die
Dürftigkeit der Säfte an; die Magensäfte sind zudem dick und erleiden
eine Verdünnung.

Bei Tisch soll womöglich nicht oder sehr wenig getrunken werden,
damit der reinste Magensaft auch noch den letzten Bissen tränke und
durchdringe.

Ist eine längere Zeit nach dem Essen vorüber, verlangt der Speisebrei
zu seiner weiteren Verarbeitung vom Magensafte wieder Flüssiges, mit
anderen Worten, stellt sich nach 1, 2, 3 Stunden wieder Durst ein, dann
kann mäßig auch wieder getrunken werden.

Ich habe mit manchem tüchtigen Arzte gerade über diesen Punkt eingehend
gesprochen. Alle teilten vollkommen meine Ansicht und schrieben
die Unzahl der Magenleiden zum großen Teil den diesbezüglichen
Überschreitungen der Menge zu.

[16] Das Rezept des Ausscheidungsöles allein, welches in einzelnen
Fällen zum +äußerlichen+ (+niemals innerlichen+) Gebrauche angewendet
wird, habe ich um Mißbräuchen vorzubeugen, mir vorbehalten. Und selbst
wenn ich es bekannt geben würde, hätte davon das Volk keinen Nutzen,
weil die Apotheke ohne jedesmaliges Vorlegen desselben das Öl nicht
abliefern darf; und von mir kann und darf es nicht versendet werden,
weil ich weder Arzt noch Apotheker bin.

[17] Es gibt viele Patienten, welche meinen, recht viele Medizin und
Pillen u. a. müssen gesund machen. Ich erinnere mich gut an einen
sehr tüchtigen Arzt, der möglichst wenig verschrieb und oft über die
Unvernunft der Leute klagte, welche trotz des ärztlichen Ausspruches
stets nach Medikamenten schreien. „Wenn mir solche unausstehliche
Toren kamen und nicht Ruhe gaben,“ sagte er einst, „dann gab ich ihnen
Brotpillen mit einer kleinen, gleichgültigen Mischung, welche den --
Apothekengeruch brachte. Sie nahmen die Pillen, und wenn ich wieder
kam, so hatten diese „besten Pillen, die sie im Leben genommen,“ fast
regelmäßig geholfen!“

[18] Hier ein Wort über die +Süßigkeiten+ und +Schleckereien+. Wenn
ich von Männern höre, die derlei Kindereien treiben, so ärgere ich
mich; wenn ich von Kindern solches höre, so bemitleide ich die Armen
und bedauere die Kurzsichtigkeit oder die mangelhafte Wachsamkeit der
Eltern.[19] +Absolut und entschieden spreche ich mich gegen all diese
Schleckereien aus+, mögen dieselben was immer für einen Namen und
Ruf haben, aus was immer für einer Apotheke kommen und für Katarrhe,
Husten, Magenleiden, alles Denkbare und Undenkbare, Mögliche und
Unmögliche angepriesen werden. Man kann damit +gründlich+ den Magen und
anderes verderben.

[19] Kranken derlei Zeug zu reichen, wäre ein unverantwortlicher Frevel.

[20] Bei jedem einzelnen Heilmittel steht auch genau, in welchen Formen
es gebraucht werden kann, ob als Extrakt, Pulver, Tee, Öl usw.

[21] Sämtliche Kräuter, Beeren usw., die zu Extrakten dienen, können
auch in Wein angesetzt werden, wie dieses an Ort und Stelle stets
bemerkt ist. Dieser Wein dient indessen nur zum sofortigen, wenigstens
ziemlich schnellen Gebrauche, nicht zum Aufbewahren.

[22] Zur Erleichterung des Aufsuchens der in diesem Abschnitte
aufgeführten Heilpflanzen hat die Verlagshandlung einen „Pflanzen-Atlas
zu Seb. Kneipp’s Wasser-Kur“ in drei verschiedenen Ausgaben
veröffentlicht: man vergleiche hierüber die bezüglichen Ankündigungen
in den Prospekten und der sog. Gratis-„Kneipp-Broschüre“.

[23] Patienten, die schon Wasserheilanstalten besucht haben, behaupten,
man erblicke im Erscheinen eines Ausschlages ein sicheres Zeichen vom
guten Gelingen der ganzen Kur.

[24] Das darf nicht befremden. Bekannt ist ja auch oder dürfte es sein,
daß z. B. in den Schalen (schwäbisch „Schelfen“) der Äpfel, Birnen etc.
mehr Kraft steckt als in dem Fleisch der Früchte selbst. Die Essigprobe
(aus den Früchten oder den Schalen) wird meine Behauptung sicherlich
nicht im Stiche lassen.

[25] Siehe auch „Kreidemehl“ unten Seite 140.

[26] Siehe auch „Knochenmehl“ oben Seite 138.

[27] Wer bei größerem Verbrauche von Kleienbrot sich eine der extra
hierzu bestehenden +Schrotmaschinen+ kaufen kann, ist am besten daran,
er kann nie betrogen werden. -- Ich kannte in Tirol einen Professor,
welcher ein schweres Magenleiden hatte. Da er die wenigsten Speisen
vertragen konnte, kamen seine Kräfte sehr herunter. Man riet ihm das
Kleienbrot und eine solche kleinere Maschine. Alsbald ließ er diese von
Wien kommen und machte in den Stunden der Handarbeit selbst den Müller
und den Treibesel. Er hat sich sein Mehl selbst gemahlen, und seine
Frau hat ihm das Brot gebacken. Er wurde so gesund und sein Magen mit
ihm, daß dieser fortan bei keiner Speise mehr den Dienst verweigerte.

[28] Diese Anwendungen darf sich nicht jeder zu machen erlauben, der
an Atembeschwerden leidet; sie könnten manchen zu stark sein. Im
allgemeinen warne ich vor zu vielen Anwendungen.

[29] Dem wildesten Stier wird die Kraft gebrochen durch den kleinen
Ring, den man in seine Nüstern bringt. Man kann ihn führen, wohin man
will. Die gelindeste Anwendung ist der Ring, den ich der gefährlichsten
Krankheit sozusagen in die Nüstern schlage.

[30] Der +Fenchel+, in Milch gesotten, wirkt außerordentlich bei Kolik
und choleraartigen Anfällen; er erwärmt, leitet die Gase aus und ist
zugleich Nahrungs- und Kräftigungsmittel.

[31] Wer im Frühjahre oder Herbst, fast zu jeder Jahreszeit,
die Zeitungen durchgeht, sieht, welche Rolle die Frühjahrs- und
Herbst-Blutreinigungs-Pillen, -Kräuter usw. spielen. Nie werde ich
zu so etwas raten. Wer absolut einnehmen will (es gibt einmal solche
Leute), der nehme in der Woche den einen oder anderen Tag 5-6 Stunden
lang jede halbe Stunde einen Eßlöffel voll frischen Brunnenwassers ein.
Das unterstützt die Natur, das andere kann sie verderben.

[32] Es liegt mir eben ein Brief vor, worin ein Patient klagt und die
Gifte aufzählt, die er in verschiedenen Krankheiten hat verschlucken
müssen. Ich will die Aufzählung auf ein andermal versparen.

[33] Meine 35jährige Erfahrung und Praxis berechtigt mich zu dieser
Behauptung. Jeder, der die Prießnitzschen Umschläge die ganze Nacht
über liegen läßt, wird schon die unliebe Probe gemacht haben, daß am
Morgen statt Besserung eine Verschlimmerung eingetreten ist. „Es war
eben nicht recht zugebunden,“ lautet die fade Entschuldigung, die man
gleich bei der Hand hat. Nein, der Grund ist meistens ein ganz anderer
und liegt tiefer. Das Nähere lese man beim Halswickel!

[34] +Geronnene+ (gestockte) Milch wird auf den warmen Herd gestellt,
die Masse scheidet sich in Festes und Flüssiges. Das Flüssige bildet
das Topfenwasser, das Feste den Topfen, auch Topfenkäs (Zieger) genannt.

[35] „~Mens sana in corpore sano~“ sagten die Alten. Ein +gesunder
Geist+ kann +nur+ wohnen +in einem gesunden Körper+. Man mag hier
beherzigen, welchen großen Einfluß das Land auf die Leute, der Palast
oder die feuchte, nasse Hütte auf deren Inwohner ausübt. Sollte es bei
Leib und Seele anders sein, zumal beide so innig zusammenhängen und
zusammen nur +ein Ganzes+ bilden?

[36] Die +gleiche Torheit+ ist es, wenn man jederzeit von Korpulenz
auf das Vielessen und Vieltrinken (bekanntlich sind solche hart genug
Gepeinigte die genügsamsten Menschen), wie von dem guten Aussehen
geistesgestörter Individuen auf gute Beschaffenheit ihres Geistes und
nur auf Gesundheitsskrupel schließen will.

[37] Siehe auch „Entzündungen“ oben S. 208 ff. und „Knochengeschwüre“
unten S. 276.

[38] Das Zubinden hält warm und erwärmt noch mehr. Der Blutzufluß zur
entzündeten Stelle wird dadurch gefördert, und es dauert lange, bis
alles sozusagen an dem Brandorte hängengebliebene Blut vereitert ist.

[39] Ich gebe vier +Sorten+ an, von denen zum mindesten +eine+
jedermann leicht zu Gebote steht.

[40] Manche verstehen unter den +blinden+ Hämorrhoiden +die nicht
fließenden+, unter den +sehenden die fließenden+.

[41] Mir ist ein Fall bekannt, in dem einem Unglücklichen die
Hämorrhoiden zollweit aus dem After hingen; er mußte, um Brand zu
verhüten, sie stets in kühlendes Wasser halten. Da ist freilich guter
Rat teuer und kommen meine Anwendungen zu spät.

[42] Was ich betreffs der +Vernachlässigung des Katarrhs+ gesagt habe,
lese man in dem einleitenden Teile über die Augen.

[43] Der Arme bereitet sich eine Bettflasche sehr leicht also: Er macht
einen +Ziegelstein+ heiß und wickelt ihn in eine Wolldecke oder in ein
Tuch ein. -- Jedermann kennt auch die +Mineralwasserkrüge von Steingut+
(die sogenannten „steinernen Schlegel“); man fülle einen solchen mit
heißem Wasser und verhülle ihn, und die vortrefflichste Wärmeflasche
ist fertig.

[44] Auch +Fichtennadelextrakt+ wäre gut. Mir und jedem Landwirt und
jedem Armen ist das naheliegende, unverkünstelte Fichtenreis selbst
ganz ausreichend.

[45] +Zahllose Versuche+ haben stets zu +denselben Resultaten+ geführt:
man kann lindern, den Zustand erleichtern, aber nicht helfen. Hier
siegt immer der Sensenmann.

[46] Heublumen werden mit siedendem Wasser angeschwellt, gut
ausgedrückt und auf ein Tuch gebreitet; darauf legt der Patient die
Hand, und diese wird so umbunden, daß sie mitten in die feuchtwarmen
Heublumen zu liegen kommt.

[47] Mehrere Kalender, auch Zeitungen und Zeitschriften der letzten
Jahre brachten Verzeichnisse von und Warnungen vor Hunderten solcher
Mittel. Viele derselben sind als Schwindel gebrandmarkt, die den
Käufern beziehungsweise Betrogenen vielfach teuer zu stehen kommen an
Geld und an der Gesundheit.

[48] Als +Hausmittel+ gelten Wacholderbeeren, gesotten und wie Tee
getrunken. Dieser Tee wirkt gut, aber stets zu schwach. Die Wirkungen
der Attichwurzel sind viel kräftiger und nachhaltiger.





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