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Title: Jedermanns Hundebuch: Plege, Erziehung und Dressur des Haushundes
Author: Otto, Ernst von
Language: German
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*** Start of this LibraryBlog Digital Book "Jedermanns Hundebuch: Plege, Erziehung und Dressur des Haushundes" ***


Jedermanns Hundebuch.


Pflege, Erziehung und Dressur des Haushundes.


Von
=E. von Otto,=


Bensheim.


                                     Dem Hunde, wenn er gut gezogen,
                                     Wird selbst ein weiser Mann gewogen.
                                                          Goethe.



[Illustration: Decorative Image]



Berlin
Verlagsbuchhandlung Paul Perey
Verlag für Landwirdschaft, Gartenbau und Forstwesen
SW.11, Hedemannstraße 10 u. 11
1924.



---------------------------------------------------
Alle Rechte, auch das der Übersetzung, verbehalten.
---------------------------------------------------



=Vorwort.=


Das Schicksal jedes Lebewesens, auch des Menschen und der Pflanze, wird
durch das Zusammenwirken seiner erblichen Veranlagung mit den Einflüssen
der Umwelt bestimmt. Welcher von den Ursachengruppen die größere Bedeutung
zukommt, das ist von Fall zu Fall verschieden. Mehr als das Schicksal
irgend eines anderen Tieres bestimmt der Mensch das ganze Sein und Werden
des Haushundes, dessen Umwelt er schafft, dessen Wachsen und Ausbildung er
leitet, dessen Uranlagen die Züchtungstechnik durch sorgfältige Auswahl von
erblichen Anlagen beeinflußt. Der erste Schritt zur Einwirkung ist, daß
sich der _Hundebesitzer_ seiner Stellung, Aufgaben und Mittel gegenüber dem
ihm überlieferten Hund bewußt ist. Mit viel Tierliebe und freundlichen
Absichten, aber herzlich wenig oder ohne alles Verständnis wird meist der
erste Hund angeschafft. Es existiert eine größere Anzahl von Lehr- und
Dressurbüchern für die Ausbildung von Polizei-, Kriminal- und
Jagdgebrauchshunden, aber bis jetzt kein einziges, das für Leien und
Anfänger den ganzen Werde- und Lebensgang des Haushundes, den der
Skandinavier bezeichnend Selskabshund (Gesellschaftshund) nennt und wir
früher als Luxushund zu klassifizieren pflegten, von „Wiege bis zum Grabe”
erläuterte. Alles, was wir vom Hund fordern und ihn lehren wollen, soll
_dessen_ Verstehen angepaßt sein, und wir müssen es verstehen, ihm das
begreiflich zu machen. Im _Sein, Bewußtsein_ und _Selbstbewußtsein_ stuft
sich die Dreiheit der Psychologie, d. h. der Lehre von den seelischen
Vorgängen und Zuständen. Dreifach ist daher auch die Tätigkeit, die wir dem
Hund von frühester Jugend an zuwenden. Dem _Welpen,_ der nur von
Daseinstrieben geleitet ist, wenden wir eine liebevolle _Pflege_ zu. Blind
und ohne Gehör kommt er zur Welt. Jeder an ihn herantretende Reiz, zuerst
die Abkühlung der Außentemperatur in Abwesenheit der Mutter, Durst, die
ersten Lichtstrahlen, wenn sich das Lid am neunten Tage öffnet, sogar
lebhafte Geräusche werden mit Unbehagen oder Schmerz empfunden, mit Winseln
quittiert. Ganz allmählich gewöhnen wir ihn an äußere Einflüsse, an die
Reize der Umwelt, die später zu Lebensbedürfnissen werden. Der sorgenden
Mutter entwöhnt, beginnt das Sein des _Junghundes_ in das _Bewußtsein_
überzugehen, er erlebt sich selbst und entdeckt die Umwelt. Jetzt hat die
_Erziehung_ einzusetzen, die das noch wenig Muskeltrieb und Widerstand
entgegensetzende, werdende Wesen umsichtig zu dem leitet, was es einmal
werden soll, was ihm schon von früher Jugend im eindrucksfähigsten Alter in
Fleisch und Blut übergehen muß, z. B. bedingungsloser Gehorsam. Hat der
Junghund mit vollendetem Zahnwechsel, der Rüde, der allein gegebene
Liebhaberhund, mit beginnender Geschlechtsreife, das spielerische Wesen
abgelegt, so erwacht im _Jährling_ das _Selbstbewusstsein;_ er schafft sich
jetzt selbst eine Stellung zur Umwelt, zum Herrn, zu andren Tieren, zum
Heim und allem, was um ihn lebt, im Guten oder Bösen, wenn und soweit wir
es nicht schon vorher durch seine Erziehung und Gewöhnung verstanden haben,
sein ganzes Empfindungsleben so einzustellen, wie es für seine zukünftige
Stellung als Haushund nützlich und erforderlich ist.

Wir beschäftigen uns also beim _Welpen_ vorwiegend mit dessen _Körper,_
beim _Junghund_ mit dessen _Empfinden,_ beim _Jährling_ mit dessen
_Willen._ So arbeitet unsere liebevolle Sorge, für den unbewußten Willen
des Welpen, die kluge Erziehung richtet es so ein, daß sie mit dem Willen
des Junghundes _parallel_ zu laufen scheint, die konsequente _Dressur_
fordert vom Jährling, was mit dessen Neigungen und Wünschen weniger oder
nicht im Einklang steht, richtet sich _gegen_ seinen Willen. Die scharfe
Dressur und Strafe beugen oder brechen den mißratenen Bruder des
Selbstbewußtseins, den Eigensinn. Dieser dreifachen Altersstufe des
_Welpen, Junghund_ und _Jährlings_ und unserer dreifachen Tätigkeit
_Pflege, Erziehung, Dressur_ trägt die Einteilung dieses Buches in drei
Abschnitte Rechnung. Jedes Kapitel ist logisch dem vorhergehenden angefügt,
die Reihenfolge und Fortschritte sind zu beachten. Nur ein rationell auf-
und wohlerzogener Hund gewährt dem Besitzer Genugtuung und Freude, ist
unsren Nachbarn keine anstößige Erscheinung, sondern ein nützliches
Mitglied der menschlichen Gesellschaft. Die Haltung eines Hundes legt uns
Pflichten und auch Verantwortung gegenüber dem Tier, wie Rücksichten auf
unsre Mitmenschen auf. In diesem Sinne möchten wir dieses Buch aufgefaßt
und beachtet wissen; es ist dem Hunde zu Liebe geschrieben, um für ihn
Verständnis und neue Freunde zu gewinnen.

_Bensheim_  (Hessen), im Mai 1924.

                                             =E. v. Otto.=
                                        1885—1914 Herausgeber von
                                          „Hundesport und Jagd”.



=Inhalt.=



                                                                   Seite
=  I. Die Verpflegung und erste Anleitung des Welpen= . . . . . . . . . 7
       1.  Kapitel.   Trächtigkeit; Geburt; Pflege des Welpen bis
           zur Abgewöhnung von der Mutter . . . . . . . . . . . . . . . 7
       2.  Kapitel.   Ankunft des Welpen, erste Eingewöhnung, sein
           Platz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11
       3.  Kapitel.   Fütterung und Futter . . . . . . . . . . . . . . 14
       4.    „        Untersuchung auf Ungeziefer und Würmer . . . . . 18
       5.    „        Lob und Strafe . . . . . . . . . . . . . . . . . 20
= II. Die Erziehung des Junghundes=. . . . . . . . . . . . . . . . . . 23
       6.  Kapitel.   Stubenreinheit . . . . . . . . . . . . . . . . . 23
       7.    „        Verhalten im Hause, Gewöhnung an Leine
           und Kette. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .25
       8.  Kapitel.   Melden und Lautgeben . . . . . . . . . . . . . . 28
       9.    „        Verhalten auf der Straße (Radfahrer, Wagen,
           Raufen) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30
       10. Kapitel.   Verhalten auf Spaziergang (Geflügel, Katzen,
           Wild) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33
       11. Kapitel.   Der Appel (Kommen und Gehen auf Befehl). . . . . 36
       12.   „        Spielende Dressur. . . . . . . . . . . . . . . . 39
=III. Systematische Dressur des Jährlings= . . . . . . . . . . . . . . 43
       13. Kapitel.   Leinenführigkeit, Freifolgen am Fuß. . . . . . . 43
       14.    „       Setz dich, Leg dich, Ablegen . . . . . . . . . . 44
       15.    „       Begleiten zu Fahrrad, Wagen, Pferd . . . . . . . 47
       16.    „       Apportieren und Verlorensuchen . . . . . . . . . 49
       17.    „       Kleine Kunststücke . . . . . . . . . . . . . . . 53
       18.    „       Wasserarbeit und Schwimmen . . . . . . . . . . . 56
       19.    „       Schußfestigkeit und Verteidigung des Herrn . . . 59
       20.    „	      Korrektur verdorbener Hunde. . . . . . . . . . . 62
= IV. Praktische Anleitung zur Hundehaltung= . . . . . . . . . . . . . 64
       21. Kapitel.   Der Zwinger, die Hütte, das Lager. . . . . . . . 64
       22.    „	      Die Läufigkeit der Hündin, der Zuchtrüde . . . . 67
       23.    „	      Die Pflege von Haar, Zähnen, Ohr, Auge,
       	      	      Scheren und Baden. . . . . . . . . . . . . . . . 70
       24. Kapitel.   Utensilien zur Pflege, Dressur und Reise . . . . 75
       25.    „	      Erkrankungen, Verletzungen, Eingeben von
       	      	      Medizin. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 80
       26. Kapitel.   Altersschwäche und Tötung. . . . . . . . . . . . 84
       	   Zu unseren Bildern. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 87



I. Teil.
Die Verpflegung und erste Anleitung.

1. Kapitel.
=Trächtigkeit. Geburt und Pflege des Welpen bis zur Abgewöhnung von der
Mutter.=


Der Züchter, der einen lebenskräftigen Wurf erzielen und sich eine gesunde,
die Welpen gut und reichlich ernährende Mutter erhalten will, muß schon
kurz nach dem Belegen mit rationeller Behandlung und Fütterung einsetzen,
damit die tragende Hündin nicht gezwungen wird, ihr eigenes Blut-, Kalk-
und Fleischreservoir im Körper anzugreifen und zu erschöpfen. Sie muß in
der kurzen Zeit von 9 Wochen eine Körpermasse bilden, die bis 1⁄7 ihrer
eigenen beträgt. Innerhalb der ersten 14 Tage der Tragzeit läßt man einen
Futterwechsel noch nicht eintreten, nur den Bedarf an phosphorsaurem Kalk
verabreicht man ganz allmählich steigernd zunächst auf natürlichstem Wege
durch Knochengaben. Weiche, nicht ausgekochte Kalbsknochen verdienen vor
allem den Vorzug. Nach 14 Tagen, ist es schon angezeigt, ein Futter von
besserer _Qualität_ zu verabreichen, ohne die Masse zu vermehren, weil Darm
und Magen ohnehin durch die ausgedehnte Gebärmutter bedrängt werden. Je
schneller die Mutter unter lebhaftem Fungieren aller Organe als Grundzug
jeder Fruchtbarkeit das Futter umsetzt, desto bester; jeder von den 63
Tagen der Tragzeit ist wertvoll. Luft, Sonne, Bewegung, Hautpflege,
Abwechslung im Futter, Spaziergänge und freundliche Ansprache, kurz alles,
was das Wohlbehagen fördert, sind unsere Mittel. Von der vierten Woche wird
der Auslauf verringert; Hetzen, Hochsprung, Massage der Hinterhand bei
Bearbeitung mit dem Haarhandschuh, fallen weg. Sobald die Hündin sichtbar
trägt, was man am besten über ihr stehend von oben feststellt, erhält sie
ihr Futter in mehreren Rationen (3—4 täglich) und vermehrt in Menge. Je
verdaulicher zubereitet und gehaltvoller, desto vollkommener wird sie
Welpen aufzubauen vermögen; sie braucht dazu Eiweiß, Kalksalze, leimgebende
Substanzen, und das alles muß erst von ihr auf dem Wege der Verdauung ihrem
Blute zugeführt werden, um durch das Blut wiederum in die Gebärmutter zu
gelangen und den Fötus (Leibesfrucht) zu ernähren. Statt einer Futtermenge
von etwa 900—1000 g gemischter Kost (Fleisch, Knochen und Vegetabilien) im
Verhältnis 1—3 für Bernhardiner, Dogge, 8—600 für Jagd- und Schäferhunde,
200 für Teckel, Foxterrier, je trocken gewogen, gibt man jetzt etwa 1250,
900, 300 g im Mischungsverhältnis 2:3 von Fleisch und Vegetabilien. Fett
(z. B. in Fettgrieben), das auch junge Hunde schlecht vertragen, reicht man
sparsam; von viel Milch ist jetzt abzuraten, da selbst die beste 87% Wasser
enthält. Besteht Verdacht, daß eine Hündin mit Würmern behaftet ist, so
soll eine Wurmkur (siehe Kap. 4) spätestens in der 5. Woche vorgenommen
werden; eine spätere Gewaltkur gegen Bandwurm führt häufig zum Verwerfen.
Ungeziefer (Flöhe) ist als Blutentzieher nicht zu dulden. Schon in den
letzten Wochen, nicht erst Tagen oder Stunden, wenn die Hündin bereits
unruhig geworden und vor dem Werfen steht, ist das Wurflager herzurichten.
Für harte größte Rassen genügt eine gegen Zugluft abgeschlossene Hütte im
Freien oder im Schuppen, im Haus die sogenannte Wohnkiste mit etwas
erhöhtem Einschlupf und abdeckbaren Deckel, für kleinere Schläge eine
flache Kiste, deren Seitenwände grade hoch genug sind, das Herausfallen der
Welpen zu verhindern, für kleinste ein flacher Korb. Als Einstreu trockenes
Heu, kurzes Stroh, nie Holzwolle, noch alte Decken, die durch Fruchtwasser
durchnäßt werden würden. Außerdem scharrt jede Hündin die Streu beim Werfen
beiseite und legt die Welpen auf den blanken Boden, der deshalb nicht
kalter Stein sein soll. An dieses Lager, das ruhig, etwas dunkel und
geschützt stehen soll, gewöhnt man die Hündin schon einige Zeit vor der
Fälligkeit des Wurfes (62.—63. Tag). Der Wurfakt geht meist nachts völlig
glatt vor sich; der Laie vermeide jede, noch so wohlgemeinte Hilfe. Die
Hündin beißt die Nabelschnur selbst durch, frißt diese, sowie die
Nachgeburt, leckt die Welpen sauber und trocken. Zwischen den Pausen kann
man ihr, wenn sie ersichtlich erhitzt ist und lechzt, etwas Trinkwasser
hinhalten. Ist sie ruhig, so unterbleibt alles für mehrere Stunden. Dann
erst läßt man die Hündin zur nötigen Entleerung ins Freie führen;
inzwischen hat man schon eine Waschlösung (Eimer) vorbereitet mit warmem
Wasser, in das etwa 50 g Septoform geschüttet wird, um den Boden zu
reinigen. Die Welpen liegen einstweilen warm zugedeckt in einem Korb. Die
der Mutter zu belassenden, bei Erstlingswurf höchstens 3—4, bei späteren
bis 5, legt man der Hündin sofort bei Rückkehr unter. Die zu tötenden sind
inzwischen weit entfernt worden, so daß die Mutter ihr Winseln nicht hören
kann. Man tötet sie durch kräftiges Aufwerfen auf den Steinboden; der Sturz
hat sie schon betäubt, ehe sie den Boden erreichen. Die kräftigsten Rüden
läßt man leben; Hündinnen nur, wenn sie von Züchtern bestellt sind,
_niemals,_ um sie an Laien zu verschenken, da sie nur in Hände von
_Fachleuten_ gehören.

Für die säugende Hündin ist ein _allmählicher_ Futterwechsel
nötig, plötzlicher führt zu Verdauungsbeschwerden, die auf die Milch
übergreifen. In den ersten Tagen gibt man vorwiegend Milchsuppen mit
Hafer-, Gerstenflocken oder Mehlsuppen. Wie während der Tragzeit darf Kalk
nicht fehlen, man fügt am einfachsten zu jeder Mahlzeit einen Eßlöffel
Kalziumlösung, die man sich durch Auflösen, von 100 g Chlorkalzium in 1⁄2 l
Wasser bereitet hat. Auch Phosphor ist nötig; er vermehrt und verbessert
die Milch, und wird in Form von Phosphorlebertran verabreicht. Innerhalb
der ersten Tage werden Afterklauen mit desinfizierter Schere (Eintauchen in
schwache Septoformlösung) abgeschnitten und die kleine Wundstelle mit
blutstillender Watte kurze Zeit geschlossen. Bis spätestens zum 8. Tage
läßt man die Ruten von Terriers, Dobermannpinscher, Schnauzer,
Zwergpinscher, Toyspaniel, Pudel, Rottweiler, Griffons, deutschen
Vorstehhunden usw. kürzen, die Ohren erst mit 8—12 Wochen. Die Wurfkiste
oder Hütte wird fleißig gelüftet, der Boden öfter mit Septoformlösung
(aromatisch riechendes Desinfektionsmittel) gewaschen, das Lager beständig
erneuert, so daß Blutsauger, wie Flöhe und Läuse, die zudem Überträger von
Bandwurm sind, nicht aufkommen. Die Reinigung der Welpen besorgt die
Mutter, die auch durch Lecken des Unterleibs die Kleinen zur Entleerung
veranlaßt. Hat sie die Nabelwunde durch Übereifer entzündet, so mildert man
mit Borsalbe. Bis zum 9. bis 10. Tage hören und sehen die Welpen noch
nicht; dann öffnen sich Ohr und Lid, und es ist Zeit sie allmählich an
Licht zu gewöhnen. Auch an Temperaturunterschiede, indem die Mutter
zeitweilig ausgeführt wird. Je weniger Welpen man ihr beläßt, je
rationeller man sie mit milchgebenden Stoffen füttert: Mehlsuppen,
gesalzener Milch mit altem, eingeweichtem Brot, dazu täglich Fleisch und
Knochen nebst Phosphor-Lebertran, desto länger und besser ernährt sie die
Welpen. Solange sie nur liegen oder herumkriechen, genügt die flüssige
Ernährung; das Zeichen zur halbflüssigen ist ihr Herumwatscheln oder
Gehversuche. Anfangs der dritten Woche bricht das Milchgebiß durch, ein
Signal, daß sie etwas zu beißen brauchen. Da selbst Pflanzenfresser im
Mutterleib und während des Säugens nur animalisch ernährt werden, braucht
man von kleinen Fütterungsgaben von geschabtem rohem Fleisch nicht
zurückzuscheuen. Dazu gibt man nach und nach als Beigabe zur Muttermilch
pasteurisierte Kuh- oder noch besser Ziegenmilch mit etwas Kochsalz. Später
setzt man der Milch Hafergrütze oder Hafermehl zu nebst kleingewiegtem
Fleisch, füttert etwa 5 mal im Tag und läßt die Mutter nach 6 Wochen nur
noch nachts zu den Welpen. Durch ein erhöhtes Brett oder Lager gibt man ihr
Gelegenheit, sich vor den spitzen Krallen und scharfen Nägeln zu retten. Je
früher und öfter es mildes und trocknes Wetter gestattet, die Kleinen an
die Sonne, sei es auf Kiesplatz, Holzbelag (nur nicht feuchten Rasen) als
Spielplatz zu bringen, desto besser. Doch nicht überfüttern, lieber öfter
und immer gehaltvoller. Und sobald sie allein sich nähren, also mit etwa
8—9 Wochen, hinaus damit an die neuen Besitzer, die dem einzelnen mehr
Sorgfalt und Futter zuwenden, können, als der Züchter einem ganzen Nest.
Vorher läßt man die Namen nebst Züchteraffix bei zuständigem Stammbuch
eintragen, da es Züchterrecht und -Pflicht ist, die Namen dauernd
festzulegen, unter denen die zukünftigen Preisgewinner ihm dereinst Ehre
machen sollen, und sie mit Stammbuchnummer legitimiert abzugeben. Zugleich
mit dem abzugebenden Welpen und der Bestätigung über erfolgte Eintragung in
das Zuchtbuch sollte jeder Züchter dem Laienkäufer ein Exemplar dieses
Buches überreichen, damit der neue Hund dem Besitzer durch rationelle
Aufzucht und Erziehung einst Freude bereite.



2. Kapitel.
=Die Ankunft des Welpen, erste Eingewöhnung, sein Platz.=


Ein unbeholfenes, noch weltfremdes, drolliges kleines Lebewesen kommt in
eine völlig neue Umgebung und ist dementsprechend zu behandeln. Falls mit
Bahn oder Post überschickt, sorgt man, daß es morgens durch Expreßboten
eintrifft; der zukünftige Herr öffnet den Behälter selbst, damit ihn der
Hund als Erlöser aus dem Gefängnis betrachtet. Er soll einen ganzen Tag
Zeit haben, den ersten Trennungsschmerz zu überwinden, damit er nicht
nachts durch Winseln und Heulen die Familie oder gar das ganze Haus in der
Nachtruhe stört. Durch vorherige Erkundigung beim Züchter orientiert man
sich, ob das Schlaflager in Korb, Schlafkiste (diese ist mit seitlichem
Einschlupf und Schubtür zu versehen, als Aufenthalt willkommen und zur
Erziehung praktisch), Matratze, dicker Kokosmatte (bequem wegen Reinigung)
bestand, welches Futter und wie oft gegeben wurde. Das erste Lager wird
vorteilhaft aus dem Heu der Transportkiste, das noch Heimatgeruch hat,
gebildet. Bereitzustellen ist außer dem Lager: ein kleiner Eimer mit
Sägespänen und eine Flasche Septoform zum Desodorieren des Aufwaschwassers.
Man darf sich nicht begnügen, nasse Spuren aufzutrocknen, sondern muß die
betreffende Stelle durch Eingießen von etwas Septoform verwittern (den
Uringeruch überdecken!), weil Hunde sonst dieselbe Stelle immer wieder
benützen würden. Etwas billiger und ausgiebiger ist Lysol oder Kreolin,
aber wegen des scharfen Geruchs in der Wohnung lästig. Alsbald nach Ankunft
trägt man den Welpen in einen geschlossenen Hof oder Garten, sobald er
durch unruhiges Herumsuchen verrät, daß er sich lösen oder nässen will.
Beobachtet man ihn darauf in den ersten Tagen beständig, so wird man sehr
bald am Benehmen und tiefer Kopfhaltung des Suchens merken, daß es Zeit
ist, hinauszuführen, was zur Zimmerreinheit hinleitet. Diese zu erzwingen,
ist erst möglich, wenn er sich etwas eingewöhnt hat und begriffen, daß es
Dinge gibt, die ihm verwehrt sind, also Verbote und Gebote, die er befolgen
muß, um sich nicht üblen Folgen auszusetzen. Das erste Begreifen ist ihm
mit dem „Platz!” beizubringen, das ist das ihm zugewiesene Lager, auf dem
er zu verharren und das er aufzusuchen hat, wenn das scharf gesprochene
Wort „Platz!” erfolgt. Zunächst ist ein solcher im Zimmer, wo die Familie
und er sich gewöhnlich aufhalten, so zu wählen, daß er von dort aus selbst
übersieht, gesehen wird, aber nicht getreten werden kann oder lästig fällt.
Nachdem er sich einige Zeit frei bewegen durfte, wird er dorthin geführt,
sanft zum Legen niedergedrückt unter Kommando „Platz”. Macht er Miene
aufzustehen, so drückt man wieder nieder: „Platz”. Wiederholt es mehrmals
mit viel Geduld. Hilft energisches Befehlen bei dem kleinen Quecksilber
nicht, so unterstützt man das Kommando mit leichtem Schlag, doch nicht mit
der Hand, die nie zum Schlagen dienen soll, sondern mit leichter Gerte
(Zweig). Die Hand ist etwas, was der Hund nie fürchten soll; diese belohnt,
streichelt, gibt, deutet. Ein gut behandelter und richtig erzogener Hund
wird mit der Schnauze die Hand des Herren suchen, seinen Kopf in diese
legen, nie nach der Hand von Menschen schnappen, auch wenn diese z. B.
einmal genötigt ist, einen Knochen wegzunehmen oder energisch einzugreifen.
Allzulange zwingt man anfangs zum Verharren auf dem „Platz” nicht, sondern
gibt durch freundlichen Anruf des Namens, der kurz, höchstens zweisilbig
sein soll, Erlaubnis zum Verlassen. Einsilbig und kurz, wie ein Ruck,
suggestiv seien die ersten Kommandos und das Wehren: Pfui, Hier, Platz,
Aus. Beim Anruf und überall, wo er beschleunigt folgen soll, klatscht man
in die Hände; auch das wirkt aufstachelnd, suggestive. Niemals verzichte
man darauf, daß der einmal gegebene Befehl „Platz” nicht ausgeführt oder
auch nur nachlässig beachtet wird; folgt der Hund nicht, so führt oder
trägt man ihn energisch zum Lager, wo er einige Zeit verharren muß, worauf
man ihn belobt. Von den ersten Anfängen an muß es dem jungen Tier in
Fleisch und Blut übergehen, daß jeder Befehl unweigerlich zu befolgen ist.
Das ist für die ganze Erziehung und Dressur ausschlaggebend. Hat er nach
mehrmaligen täglichen Übungen begriffen, was er soll und daß er muß, so
wird der Ort des Lagers gewechselt, falls dieser z. B. nachts nicht im
Wohnzimmer, sondern im Vorhaus sich befinden soll. Wer ein Landhaus allein
bewohnt, wird immer das Treppenhaus dazu wählen, so daß der Hund nicht zu
fern der Haustür liegt. In einem Mietshaus empfiehlt sich dies für untere
Stockwerke weniger, damit der Hund nicht wegen später nachts heimkehrender
Mitbewohner alles im Schlafe stört. Selbstverständlich muß der Hund, falls
man beim Verlassen des Zimmers das Kommando „Platz” gibt, dort verweilen,
auch wenn er allein gelassen wird. Man überzeugt sich, indem man rasch
zurückkehrt, spricht ihn bei Ungehorsam scharf an und unterstützt den neuen
Befehl durch Drohung mit Gerte oder leichtem Schlag. Wenn das alles auch
überflüssig erscheint, so führe man doch alle diese Übungen konsequent
durch; es ist die eindrucksvollste, leichteste Vorbereitung für alle
spätere Dressur. Das nächste Wort, das der junge Hund sehr rasch begreifen
wird, weil das Hinausgeleiten aus der Monotonie des Zimmers, in dem er sich
gesittet benehmen muß, ihm Freude macht, ist _„Hinaus”._ So oft es
hinausgeht, wird das Wort mehrmals lebhaft wiederholt, bis sich für ihn
damit der Begriff von Bewegung und Verlassen des Zimmers verbindet. Die
_Worte „Platz”_ und _„Hinaus”_ sind es aber nicht allein, sondern der Ton
und Klang, und dafür haben alle Hunde ein sehr feines Verständnis, da sie
_nie ein Wort_ selbst und dessen _Bedeutung_ erfassen, sondern nur den
_Begriff,_ der sich für sie damit innig verbindet. Kinder haben dem
Junghund nie zu befehlen; sie dürfen sich höchstens mit ihm befassen und
spielen. Aber sie sollten unbewußt viel von dessen Erziehung profitieren.



3. Kapitel.
=Fütterung und Futter.=


Die älteste Hundehaltung war auf einen Abfallfresser zugeschnitten; sie ist
es auf dem Lande im allgemeinen heute noch, durch gelegentliche Zugaben
etwas verbessert. Unsre anspruchsvoller gezüchteten Rassehunde wären damit
nicht auf der Höhe zu erhalten, und doch sollte sich die Ernährung nicht
allzuweit davon entfernen, nur eine gewisse Nachhilfe ist während der
Entwicklungszeit unentbehrlich. Ebenso wichtig ist die Gleichmäßigkeit der
Rationen, dem Alter angepaßt, die Regelmäßigkeiten der Mahlzeiten, endlich
Vorhandensein der Aufbaustoffe. Konsequente Durchführung befördert
ordnungsmäßiges Fungieren des ganzen Verdauungsapparats und der Auswertung.
Einige Grundregeln für die Fütterung sind: Das Futter soll immer
_gutgewärmt_ werden, denn ehe die Verdauung beginnt, muß der Speisebrei auf
Blutwärme im Magen gebracht werden. Hunde neigen alle zum raschen
Verschlingen, deshalb gebe man das frische Gemüse _klein_ gewiegt Fleisch
klein geschnitten. Was sie nicht sofort auffressen, wird _weggenommen;
niemals_ soll die Futterschüssel _stehen bleiben;_ weder im Winter, noch
weniger im Sommer. Wird regelmäßig übrig gelassen, so war die Ration zu
groß. Jeder Hund hat seine eigne Futterschüssel zu erhalten, womöglich in
folgender Form des Querschnittes, damit sie nicht zu leicht umgeworfen
wird: ┗━┛. Für junge Hunde oder kleine Rassen sind die sogenannten
Kaninchenfuttergeschirre aus Ton sehr praktisch; sie dienen zugleich zum
Abmessen der Tagesrationen. Selbstverständlich sind sie _peinlich sauber_
zu halten. Niemals stelle man ihnen das Futter in Tellern oder Schüsseln
hin, die in der Küche verwendet werden oder gedient hatten. Damit wäre,
abgesehen von dem Unästhetischen, ja Gefährlichen wegen der Übertragung von
Würmern, der erste Schritt getan, die Hunde zum Stehlen anzuleiten. Sie
müssen wissen, daß es _ihr_ Futter nur aus _ihrem_ Geschirr gibt. Genau so
ihr Wasser am gleichen Platz. Entgegen allen Lehren, daß den Hunden _immer_
frisches Wasser zur Verfügung stehen soll, halten wir das für einen
Mißgriff. Im breiigen Futter und in der Milch ist so reichlicher
Wassergehalt, daß Hunde überhaupt nur 1—2 mal im Tag ein wenig Wasser
brauchen. Das Futter belastet ohnehin den Leib, daß es nicht nötig ist, den
Speisebrei noch mehr zu verdünnen. Viel Gelegenheit macht zu
Gewohnheitstrinkern. Kommt der Hund im Sommer erhitzt heim, so genügt, um
den Staub wegzuspülen und den Gaumen zu erfrischen, soviel Wasser als den
Boden der Schüssel bedeckt. Stellt sich der kluge Hund an sein leeres
Trinkgeschirr, so deutet er an, daß er Durst hat und mag etwas Wasser
erhalten. _Unerläßlich_ sind für Junghunde _harte_ Hundekuchen, Hartbrot
und vor allem weiche _Kalbsknochen._ Bis zu 5 Wochen wachsen den Welpen
ihre Milchzähne, mit 2—4 Monaten wechseln sie die Zangen- und Milchzähne,
mit 3—5 die Eck-, mit 4—6 die Hakenzähne; die Milchbackzähne werden mit 5—6
Monaten gewechselt, die Molaren brechen mit 4—7, die Lückzähne zwischen 3—5
Monaten durch. Diese Vorgänge bedingen eine _starke mechanische Tätigkeit
Gebisses;_ geben wir dem Hund während des Wachstums und der Skelettbildung
nicht reichlich Knochen, so wird er den erforderlichen mechanischen Reiz an
Stiefeln, Teppichen, Möbelstücken ausüben, Kohlen oder Mauer anfressen. Was
man in Form von Knochen gibt, die 6—7 % Kalk-Kohlensäure, 58—63 %
Kalkphosphat, 1—2 % Magnesium-Phosphat, 2 % Fluorkalzium, den Rest Eiweiß
und Leimstoffe enthalten, erspart man an Fleisch. Hunde von mehr als 5—6
Jahren sollen _niemals _Knochen bekommen. Die letzte Regel lautet
endlich: _niemals sofort nach einer Hauptmahlzeit mit Junghunden_
Spaziergänge; denn Verdauung ist eine Arbeit, und die noch weichen Bänder
und Gelenke würden sich bei der Belastung des Leibes zu stark dehnen und
lockern. Es gibt leicht krumme Gliedmaßen, weichen Rücken und schwache
Muskulatur. Breitstehende, massige, starkknochige Rassen wie Bulldoggen,
St. Bernhardshunde, Rottweiler, Boxer, Bordeauxdoggen dürfen eher etwas
mastiger gefüttert werden. Leichtere hochstehende, wie Windhunde, Whippets,
Dobermannpinscher, sollen konsistentes, trockenes Futter erhalten: viel
Gehalt in wenig Menge. Ebenso dürfen Jagd- und sonstige Gebrauchshunde
nicht zu weichlichen, überschwemmten Gestalten aufgezogen werden, sondern
gehaltvoll, trocken, starkknochig. An der Form des Kotes (Exkremente)
ersieht man schon, ob richtig gefüttert wurde; er soll nicht dünnflüssig,
weich sein. Zu hart deutet auf zu reichliche Knochenmenge und Mangel an
Wasser. Als Grundfutter kommt in Betracht Haferschrot, Gerstenflocken,
Roggenschrot, Buchweizengrütze. Reis (arm an Eiweiß, aber sehr reich an
Stärkemehl), weniger Kartoffel und nie in Stücken, da sie nur als Brei
ausgenützt wird. Das Minimum an täglicher Fettzugabe, die das Futter
schmackhaft macht, ist für größte Rassen 16—25 g in der Jugend, für ältere
20—30 g, im Winter etwas mehr. Vorteilhaft wird Fett bei Welpen durch
Phosphorlebertran ersetzt. Auch Fettgrieben sind wegen des hohen
Eiweißgehaltes sehr zu empfehlen. Hülsenfrüchte sind stark eiweißhaltig,
werden aber wenig gern gefressen und müssen durch Fett- und Fleischzusatz
schmackhaft gemacht werden. Am besten wechselt man häufig, auch bei den 4—6
Tagesrationen: morgens entrahmte Milch mit Brot, 1—2 mal Gemischtkost,
abends trockne Hundekuchen oder Knochen. Letztere niemals in das Futter,
immer separat _nachher._ Fehlen sie zeitweilig, so ersetzt man sie durch
Chlorkalzium (150 g auf 1⁄2 l Wasser, davon 1 Eßlöffel in das Futter
gerührt). Man rechnet 1⁄10 g auf 1 kg Körpergewicht. Futterkalk
(Schlämmkreide) darf _nie_ zum Futter gegeben werden, da er durch
Salzsäurebindung die Hauptverdauung im Magen erheblich beeinträchtigt. Mit
kleinen Beigaben von Rohzucker (höchstens 20 g für Welpen) kann man den
Nährwert von Magermilch oder Grundfutter vorteilhaft erhöhen. Aber niemals
sollen Zucker, Semmel oder sonstige Leckerbissen außerhalb der
feststehenden Stunde gegeben werden; diese dienen höchstens als Belohnung
bei der Dressur. Mit solchen Verwöhnungen erzielt man schlechte Fresser und
Bettler. Während der Mahlzeiten der Familie darf sich der Hund wohl im
Eßzimmer, aber nur in angemessener Entfernung vom Tisch auf seinem Lager
(„Platz”) aufhalten. Ein Herantreten des Hundes, dessen Fütterung mit
zugesteckten Brocken, wäre ein nicht mehr gutzumachender Erziehungsfehler.
Ihn auf sein Lager zu bannen, ist wertvolles Mittel, um Gehorsam
vorzubilden. Auch Gehorsam muß gelehrt und geübt werden.



4. Kapitel.
=Untersuchung auf Ungeziefer und Würmer.=


Die beste Fütterung und Pflege versagt, wenn Junghunde mit Würmern behaftet
sind; ja es gehen mehr Welpen an Spulwürmern (Darmentzündung) zugrunde als
an Staupe (Sucht). Äußerlich ist das Vorhandensein an Magerkeit, glanzlosem
Fell, zeitweilig aufgetriebenem Leib, Aufstoßen nach den Mahlzeiten, viel
Durst, sogar Erbrechen, aufgebogenem Rücken (Katzenbuckel) bemerkbar.
Spulwürmer (3—8 cm lang, rötlich gelb, 1 mm stark, im Kot sehr leicht
festzustellen) haben fast alle Junghunde, sind durch Masse gefährlich,
durch Chenopodiumöl ohne üble Nebenerscheinungen leicht zu entfernen. Weit
schlimmer sind die kürbiskernförmigen Bandwürmer, da sie durch Flöhe sehr
leicht überall verbreitet werden, sich sehr rasch vermehren, und dann zu
Darmverstopfungen führen. Wo Fleischabfälle nicht roh verfüttert werden,
ist der aus etwa 1⁄3 cm langen Gliedern bestehende Bandwurm seltener; seine
Jugendform, die durch Maul oder After des Hundes abgeht, ist für Menschen
lebensgefährlich, weshalb man das Ablecken von Händen oder gar Gesicht nie
dulden soll. Ist auch nur der leiseste Verdacht auf Würmer vorhanden, so
verabfolge man morgens in der Milch 1 bis 2 Santonintabletten, die, mit
Kakao gepreßt, in jeder Apotheke für Kinder vorrätig zu haben sind, oder
das billigere Chenopodiumöl (2—3 Tropfen je nach Größe), noch besser das
entgiftete Präparat Chenoposan und beobachte den nächsten Kotabgang. Fast
alle Wurmmittel reizen durch ihre Schärfe den Darm, weshalb man durch
leichten Kotabgang die Kur unterstützt und starke Mittel bei noch zarten
Tieren sich vom Tierarzt oder einem hundeliebenden Apotheker dosieren läßt.
Das beste neuere Mittel ist Megan (Bayer) gegen alle Arten Würmer. Man gibt
0,65 g pro Kilogramm Körpergewicht. Harmloser sind die sich im Mastdarm
aufhaltenden, weißen fadenförmigen Würmer (5—8 cm lang), die nur ein
lebhaftes Jucken im After Hervorrufen und den Hund quälen, so daß er sich
reibt, scheuert oder zu beißen sucht. Durch ein Klistier (Knoblauch in
Milch gekocht) kann man ihn davon rasch erlösen. Billiger als Santonin ist
das Präparat Santoperonin (Orbiswerke) und relativ ungiftig. Gegen Flöhe
gibt es nichts besseres als den engen Kamm und tägliches Nachsehen, wenn
sich der Hund kratzt. Bei Überfülle vorheriges Einreiben mit Cuprex
(Merck). Ebenso gegen Läuse. Ungeziefer soll man gar nicht aufkommen
lassen, weshalb die Decke über Matratze, die Matte täglich ausgeschüttelt,
das Heu oder kurze Stroh in der Kiste öfter erneuert wird. Ein gutes
Vertilgungsmittel für Läuse ist Chloroform oder Benzin. Da letzteres
feuergefährlich, nicht bei Licht einreiben. Radikal wirkt Cuprex (Merck),
es vernichtet auch die zäh auf den Haaren klebenden Eier (Nisse). Harmlos
ist ein Betupfen mit einer Lösung von 9 Teilen Olivenöl und 1 Teil Anisöl.
Das oft empfohlene Petroleum verwende man nur bei robusten Rassen. Wohnt
man in Nähe von Laubwald und kommen die Hunde nach Spaziergang mit Zecken
(Holzböcken) behaftet heim, so reißt man sie nicht aus, sondern betupft sie
mit Terpentinöl aus einem Kännchen mit spitzem Auslauf, wie sie für
Nähmaschine und Fahrräder benützt werden. Bäder sind für Welpen nicht zu
empfehlen, da sich die Tiere nach solchen, wenn nicht völlig trocken,
leicht erkälten; auch müßte jede Lösung, um Parasiten oder Milben zu töten,
so scharf sein (2 % Kreolin), daß die zarte Haut entzündet würde. Selbst
wenn die Hundebesitzer aus Rücksicht auf das Wohlbefinden ihrer Tiere die
Würmer und deren Überträger und Verbreiter (Flöhe) nicht vernichten
wollten, so sollte das schon wegen der Übertragungsgefahr erfolgen. Um sich
ein Bild von deren Umfang zu machen, sei darauf hingewiesen, daß ein
einziger Spulwurm, deren der Hundedarm oft dicke Knäuel beherbergt, nach
Prof. Dr. Günther (Der Darwinismus und die Probleme des Lebens; S. 10) in
einem Jahr 64 Millionen winzigster Eier, ein Bandwurm bis 100 Millionen zu
produzieren vermag, die meist durch den After abgehen. Irgend ein wirksames
Wurmmittel muß in der Hausapotheke jederzeit vorrätig sein. Über das
Eingeben von Medikamenten s. Kap. 25.



5. Kapitel.
=Lob und Strafe.=


Die alten Dressurbücher kennen als Dressurmittel nur Korallenhalsband und
Prügel, und sie erörtern höchstens, ob man mit der Hand, zusammengelegter
doppelter Führungsleine, Ochsenziemer oder lederner Hundepeitsche und auf
welche Körperteile man schlagen solle. Ehe man je zu einer Züchtigung
schreitet, prüfe man genau die Ursachen des Nichtgehorsams, ob etwa ein
Befehl oder Verbot, in gereiztem, unbekanntem Ton, also dem Hund ungewohnt
und unverständlich war, oder ob er während Ablenkung der Aufmerksamkeit
durch Nebenumstände erfolgte. Vor allem, hatte der Hund überhaupt
verstanden, was man von ihm wollte und kann man schon eine _aktive_
Betätigung (Ausführung) erwarten? Es ist gar nicht zu verlangen, daß er
entgegen seinem Trieb, Vergnügen oder Behagen auf jede Aufforderung
nachgiebig eingeht, daß er eine Marionette ist, die durch Befehle in
Bewegung gesetzt, durch Verbote zur Ruhe genötigt wird. Die Antwort auf die
an sich selbst gestellte Frage, wann man strafend schlagen sollte, müßte
man sich dahin geben: schlage womöglich _nie,_ so wenig wie dein Kind,
suche immer mit andern Mitteln auszukommen; man kommandiere aber auch so
wenig als möglich, sonst entwertet man dieses Hauptmittel der Autorität.
Das Kommando sei kurz, straff, ruhig; eher leise, niemals schreiend; der
Ton muß sich wesentlich von der sonstigen, freundlichen Ansprache
unterscheiden. Mit Kindern und Hunden parlamentiert und überredet man
nicht, sondern man _befiehlt._ Etwas anderes ist es, durch einen
mechanischen Druck (zum Hinlegen oder Setzen), durch Winke einen Befehl
verständlich zu machen und der Ausführung nachzuhelfen. Zum Abwehren
schadet ein Schlag mit der dünnen Gerte nicht, da es ja bei dem Hunde
steht, sich solche zu ersparen. Neben dem leichten Schlag kommt als Strafe
bei Ungehorsam in Betracht: Anlegen an Kette, oder Leine (auf Spaziergang),
Einsperren. Strafe und Schlagen ist nicht dasselbe! Noch größer ist der
Unterschied zwischen Wehren und Befehlen. Je fester der Gehorsam gegenüber
dem Wehren und Verbieten (Unreinlichkeit, Anbeißen von Verbotenem, Springen
auf Möbel, Winseln oder Heulen bei Alleinsein, Betteln bei Tisch,
Herumtollen trotz Verweisens auf den „Platz”) sitzt, desto leichter ist
später das Befehlen. Bis es zu diesem kommt, muß der Welpe verstehen und
beachten lernen, muß eine gewisse Triebkraft, Bewegungslust, Tatendrang,
veranlaßt durch Muskulatur und Interesse an allen Vorgängen der Außenwelt,
also Vertrautsein mit dieser, sowie der innere Zusammenhang mit dem
Dressurlehrer vorhanden sein, der geistige Reife voraussetzt. Zum Wehren
und Verbieten ist es nie zu früh, weil wir durch mechanische Nachhilfe das
Verständnis unterstützen können. Das Befehlen darf erst einsetzen, wenn
sich der Lehrer von der nötigen körperlichen Energie und Regsamkeit
überzeugt hat. Also: den richtigen Moment erfassen und nur verlangen, was
der Hund auch _verstanden_ hat. Führt er das aus, so darf für die ersten
Male mit einem Leckerbissen (Biskuit, Zuckerstücke) nicht gespart werden.
Und später muß jede Erfüllung mit freundlichem Lob und lebhafter
Anerkennung belohnt werden. Pflichtgefühl besitzt selbstverständlich kein
Tier, wohl aber ist der Hund sehr empfänglich für Lob und Aufmunterung.
Ungehorsam gegenüber Kommando kann zur Ursache haben: Furcht vor der
schlagenden Hand, verspätetes oder mangelndes Auffassungsvermögen,
motorische Langsamkeit, Eigenwillen; letzterer äußert sich durch Flucht,
Kundgabe des Unmuts, Hinlegen, nervöse Empfindlichkeit, Erregungszustände.
Ehe man also zur Strafe schreitet, prüfe man die _Ursachen_ und versuche
sie durch freundliche Ansprache, einen kurzen ruhigen Spaziergang an der
Leine zu beseitigen. Dann wird man selbst zu der Überzeugung kommen, daß
Zuhauen das ungeeignetste Mittel ist, den Hund zur Ausführung von Befehlen
gefügig zu machen, dann wende man die systematischen Mittel an, die in Teil
III aufgeführt sind, auch wenn sie etwas Geduld und Zeit erfordern.
Unbedingte Züchtigung (auf die Keulen) verdient nur _offensichtliche
Widersetzlichkeit_ bei zweifellosem Verständnis für Befehl oder Verbot;
diese erfolge jedoch ohne Zorn und Nervosität nach klarer Prüfung, damit
der Hund fühle, wer seine Unfolgsamkeit straft, und daß es eine energische
Kraft über ihm gibt.



II. Teil.
Die Erziehung des Junghundes.

6. Kapitel.
=Stubenreinheit.=


Die zielbewußte Erziehung hat dem Lernen vorauszugehen. Grundregel ist:
dulde bei dem jungen Hund nie etwas, was du später verbieten wirst! Mag es
noch so harmlos sein, wenn das saubere Tierchen auf einen Stuhl oder Divan
gehoben wird, oder sich an den Kleidern aufrichtet; es versteht nicht,
warum das, wenn es von der Straße naß oder schmutzig ist, nicht geschehen
soll. Verbotene Räume, wie die Küche, sollen das immer bleiben. Laß ihn
nicht seine schwachen Zähnchen an einem alten Hausschuh probieren: er kennt
nicht den Unterschied zwischen alt und neu. Amüsiere dich nicht, wenn er in
kindlichem Heldenmut Pferde anbellt, Geflügel hetzt; kleine Fehler geben
später schwer auszurottende Laster. Je früher der Welpe mit der Großstadt,
dem Lärm der Wagen, Pferde, Autos vertraut gemacht wird, desto leichter
geht es; ahnungslos trottelt er im Schutz des Herrn, während er reifer
geworden, nervös davon läuft und sich schwer an Großstadtverkehr gewöhnt.
Um ihn zimmerrein zu erziehen, muß er an der Leine gehen; ein weicher
Lederriemen genügt als Halsband, eine solide längere Schnur, in deren eines
Ende ein Karabiner, in das andre eine Handschleife geknotet ist, genügt als
Leine zum Führen; die richtige Leinenführigkeit kommt später, wenn er nicht
mehr unreif und spielerisch ist. Zunächst achtet man auf den Hund, wenn er
vom Lager morgens aufsteht und sich nach einer Ecke des Zimmers begibt; man
legt schnell den Zangenkarabiner an, ruft „Hinaus”! und führt oder lockt
ihn auf die Straße. Nicht tragen, sondern führen. Liegt die Wohnung an
belebter Straße, so läßt man ihn in den Hof oder zur nächsten ruhigen
Seitenstraße bringen; denn über Beachtung von Menschen, Tieren, Wagen,
Geräuschen kommt er nicht zu der Ruhe, die Entleerung auslöst. Der Hund
verdaut sehr gut, aber langsam; der Magen eines Schäferhundes hat das
Fassungsvermögen, das dem eines Pferdes gleichkommt. Die langsame Verdauung
kommt von der oberflächlichen Zerkauung und Einspeichelung. Erhält er seine
Hauptmahlzeit mittags, so sind die unverdauten Reste nach etwa 9 Stunden
bis in den Mastdarm vorgerückt, so daß er etwa gegen 10—11 Uhr abends
entleeren und ein ihn weniger belastendes Futter bis zum Morgen im Darm
behalten kann. Wasser erhält er nach Spätnachmittag überhaupt nicht mehr.
Je behaglicher sein Lager ist, womöglich in Korb oder flacher Kiste, mit
etwas Mühe zum Verlassen verbunden, desto weniger wird er nachts aufstehen,
herumlaufen und sich im Haus lösen. Hat er es trotzdem getan, so führt man
ihn jedesmal morgens zur Stelle mit den Worten „Pfui, Hinaus”, beschleunigt
seinen Gang zur Tür mit der Gerte. Sobald er (s. Kap. 8, Lautgeben und
Melden) schon durch Ungeduld bei vorgehaltenem Futter, Knochen,
Leckerbissen gelernt hat, auf Kommando Laut zu geben, wird man bei jedem
Ausgang, Hinausführen, ihn an der Türe kurz bellen lassen, wodurch er
anzudeuten hat, daß er hinaus will. Viele Dressurlehrer wollen das durch
Kratzen an der Türe markieren lassen; das ist indessen für den Welpen
schwieriger zu verstehen. Viele Hunde hingegen begreifen sehr rasch, daß
sie eine nur angelehnte Türe mit der Nase aufstoßen können und markieren
das auch bei den verschlossenen. Da man das aber nachts nicht hört, ist die
Stimme des Hundes das natürlichste. Es wird oft im Leben vorkommen, daß der
Hund auf diese Weise den Herrn alarmiert. Das natürliche Verbellen der
Jagdhunde ist nichts andres als ein Rufen des Jägers. Ein kluger
Jagdspaniel verbellt jedes Stück Wild, das ihm zum Apportieren zu groß ist.
Ein lockerer Hals ist immer Zeichen von Intelligenz und des Triebs, sich
durch seine Sprache verständlich zu machen. Das Kratzen an der Tür
verleitet den Junghund, wenn er allein gelassen wird, die Tür zu
beschädigen; größer, gelingt es ihm durch Zufall und Aufrichten selbst die
Tür zu öffnen, was er nicht lernen soll. Den Hund mit der Nase in den Kot
zu stoßen, ist sehr unappetitlich, auch überflüssig; schon in die Nähe der
Missetat gebracht, weiß er ganz genau, daß er gesündigt hat; es genügt ihn
zur Stelle zu bringen, ihn zu strafen und hinaus zu stecken. Ist ein Hund
trotz Anweisung, Unterstützung durch Futter (Kartoffel, Schwarzbrot macht
viel Kot, belastet stark), trotz späteren Hinausführens nachts fortgesetzt
unreinlich, so bleibt nichts übrig, als ihn abends an eine in den Boden
gedrehte Ringschraube mit kurzer Kette dicht am „Platz” anzuhängen, da
Hunde fast nie ihr Lager oder dessen Nähe verunreinigen. Hilft das und auch
fühlbare Strafen nichts, so muß man ihn nachts in eine Schlafkiste sperren,
die so hoch ist, daß er nur mit gesenktem Kopf darin stehen kann. Abends
erhält er dann höchstens einen Knochen als Futter, kein Wasser.



7. Kapitel.
=Gewöhnen an Kette und Leine. Verhalten im Haus.=


Wie es viele Kinder gibt, die man dadurch, daß man sie immer herumträgt und
sich beständig mit ihnen beschäftigt, verzogen und verwöhnt hat, so widmet
sich auch häufig das ganze Haus mit dem neuen reizvollen Spielzeug. Die
Folge ist, daß man den Welpen unruhig, anspruchsvoll, unleidlich macht.
Grade in den ersten Tagen muß er zeitweilig abgestellt werden, sein Lager
auf Stunden im Vorhaus, Treppenhaus angewiesen erhalten, um auch sich zu
bescheiden und Ruhe zu lernen. Durch beständige Beschäftigung mit ihm
verlernt er ganz unter Tags zu ruhen und wird nervös. Nach Mahlzeiten heißt
es „Platz”, beim Verlassen sofort: Hinaus! Diese Übungen dürfen nicht erst
vorgenommen werden, wenn er schon verwöhnt und unrastig geworden, dann
kostet es Mühe, und man muß sein Winseln und Herumlaufen wehrend bestrafen,
das man selbst verschuldet hat. Windhunde, Airedaleterriers, Boxer,
französische Bulldoggen fügen sich williger; Schäferhunde,
Dobermannpinscher, Foxterriers nur ungern; wünscht man ruhigere Tiere, so
mag man das schon bei Anschaffung berücksichtigen. Jung gewohnt, alt getan.
Läßt man den Hund ohne solche Vorübungen allein im Haus, so wird er heulen
oder seine Langeweile in Zerstörungen, Anbeißen von Portieren, Stiefeln,
Polstern auslassen, die Türe zerkratzen, wenn sehr temperamentvoll, sogar
annagen. Nachts, oder allein im Haus gelassen, wird ihm sein „Platz” im
Treppenhaus angewiesen. Die Ruheübungen sind anfangs kurz, wenn älter,
länger auszudehnen. Junge Hunde sollen nicht beständig an der Kette liegen,
da sie dadurch in der Gebäudeentwicklung, namentlich an Vorderläufen und
Brustpartie Schaden leiden, sie müssen es aber lernen, sich darein zu
fügen, daß sie zeitweilig angekettet werden, um ihnen begreiflich zu
machen, daß eine Gewalt über ihnen existiert, auch wenn der Herr nicht
drohend vor ihnen steht. Wenn sie am Lager kurz angekettet, sich auch
anfangs etwas aufgeregt benehmen, so ist es besser, sie gewähren und selbst
zur Einsicht kommen zu lassen, als ihnen sofort zuzusprechen und zu drohen.
Nur wenn sie es mit Heulen und Zerren allzu toll treiben, muß man kurz und
energisch sie zur Ruhe verweisen, um sie bald zu erlösen, wenn sie sich
eine Zeitlang gefügt haben. Zur weiteren Übung wird die Dauer verlängert.
Haben sie so eingesehen, daß der Zwang stärker ist als sie, so wird man bei
allen späteren Dressuren nicht erst den Kopf brechen müssen. Springen auf
Stühle ist sofort energisch durch einen Schlag mit der Gerte zu verweisen,
ebenso jeder Versuch auf Divan oder im Bett Platz zu suchen. Niemals darf
der Junghund irgend welche Gegenstände, die zufällig auf dem Boden liegen
(Schuhe, Besen, nicht einmal ein Scheit Holz) oder fallen, mit den Zähnen
erfassen oder gar auf sein Lager schleppen, um damit zu spielen. Das würde
zum Zerbeißen führen. Beim ersten Versuch muß das ein kräftiger Schlag über
die Schnauze rügen oder ihm der Gegenstand sofort unter Rüge abgenommen
werden. Um die Strafe eindringlicher zu machen, legt man den betreffenden
Gegenstand noch eine Zeitlang vor ihm hin und zwingt ihn zum ruhigen Liegen
davor. Sucht sich ein Junghund mit besonderer Hartnäckigkeit ihn anreizende
Gegenstände aus, so bestreue man diese mit Tabakstaub oder Pfeffer. Ein
sehr nützliches und billiges Hilfsmittel zur Erziehung ist eine kleine
Schlagmausefalle, die man zum Fang gespannt (natürlich ohne Köder) auf
einen Hausschuh stellt. Berührt der Hund trotz Verbots den Schuh, so klappt
die Falle zu, und der Bügel gibt einen energischen Schlag auf die Nase. Mit
derselben Falle gewöhnt man Junghunden und auch älteren das Naschen
gründlich ab. Auf die Falle wird ein Stück Brot oder Zucker gelegt und
diese kommt auf einen Stuhl oder Tisch. Beim Stehlen erfolgt dann der
Schlag, der für den Hund um so heilsamer ist, da er niemand bemerkt, der
die Lektion austeilte. Besucher und Freunde bittet man, den Hund nicht
anzulocken oder anzusprechen, ja bei Annäherung ihn mit leichtem Klaps oder
Pfui abzuweisen; wir wollen keinen Allerweltsfreund, sondern einen
zuverlässigen und treuen Wächter erziehen, der auf der Straße später Fremde
vollkommen ignorieren muß. Das alles sind zwar Selbstverständlichkeiten,
doch soll sich der Erzieher eines Hundes schon vorher bestimmt im Klaren
sein, nicht erst nach Mißgriffen und Unterlassungen zur Erkenntnis kommen.
Vorbeugen ist leichter als korrigieren. Ehe man lange überlegt und dann
beschließt, muß schon das Kommando der Abwehr erfolgen. Manches hängt auch
von Rasse und Größe ab. Es gibt gewiß nichts schöneres, als wenn der
freudig erregte Hund seinen Herrn stürmisch begrüßt, an ihm aufspringt und
sich wie toll gebärdet, und doch muß das bei größeren Rassen gewehrt
werden. Sollen wir da mit scharfem Verweis verbieten, was uns erfreuen
müßte? Wir beugen bei unserem persönlichen Liebling vor, befehlen rasch:
„Setz dich, gib Pfote” und drücken ihm diese. Ein Kompromiß. Wo geht es
ohne solche im Leben?



8. Kapitel.
=Melden und Lautgeben.=


Unerläßlich ist es für den nützlichen Haushund, daß er sowohl auf Kommando,
sowie bei allen auffälligen Erscheinungen Laut gibt. d. h. kurz anschlägt
und das wiederholt, bis sein Verhalten beachtet worden ist. Wie der Hund
genau den Tonfall der Stimme seines Herrn kennt und sogar selbst verwirrt
wird, wenn dieser in heftiger Erregung Befehle gibt, so wird der Herr mit
der Zeit genau unterscheiden, ob der Hund aus Ungeduld kurz und halblaut
wie fragend, ob scharf tief grollend oder zornig als Drohung beim Wachen
anschlägt, ob er nur mechanisch beim Bellen anderer Hunde mitmacht, was in
langes Geheul oft in stiller Nacht übergeht, oder ob er einen zwar
gegebenen Anlaß aus Übermut zu einer willkommenen Emotion für sich selbst
steigert. Bei manchen Rassen, Dobermannpinscher, Pinscher und besonders
Spitz, muß man zurückhalten und dämpfen, um nicht durch Erschrecken von
Kindern und alten Leuten in Konflikt zu kommen, so daß man sie sogar
morgens nicht frei, sondern nur angeleint hinausführt oder sie einen
Gegenstand im Maul tragen läßt. Bei anderen Rassen muß das Lautgeben erst
geweckt werden, indem man den Junghund auf ein Stichwort z. B. das kurz
herausgestoßene, suggestive „Gib Laut” gewöhnt. Fast alle Hunde schlagen
an, wenn sie ungeduldig die Futterschüssel erwarten, bemerkt man nur den
Ansatz dazu, so ruft man unter Vorhalten der Schüssel „Gib Laut”. Sobald
das geschieht, wird das Futter gegeben und diese Übung so oft wiederholt,
bis er sofort auf Kommando reagiert. Dann das Kommando ohne Schüssel, doch
die Befolgung belohnt, später nur belobt. Andere Hunde, bei welchen der
Trieb zur Bewegung lebhafter ist als der Hunger, bellen vor Ungeduld, wenn
man an der Tür beim Hinauslaufen zögert; hier verfährt man ebenso. Andere
lockt der abendliche Knochen mehr, den man beriechen läßt, ohne ihn zu
geben. Wieder andere geben Laut aus Wachsamkeit, wenn sie fremde Stimmen
hören, wenn es klingelt, was das Kommen von Menschen andeutet, oder wenn es
an der Tür klopft. Auch hier bestärkt man durch Zuruf, verhindert aber den
Übergang des Meldens in heftigen Zornesausbruch durch Kommando „Platz, leg
dich”! Auf seinem Lager und in dieser Stellung hat absolute Ruhe zu
herrschen, die man nötigenfalls durch so kurzes Anhängen mechanisch
erzielt, so daß der Hund den Kopf nicht erheben kann. Jeder solche
körperliche Zwang ist besser als ein strafendes Wehren, das vom Hund leicht
als Strafe für Bellen, nicht aber als Befehl zum Aufhören aufgefaßt wird.
Der Gelegenheiten und zufälligen Anlässe zum Lautwerden gibt es noch mehr;
oft schon Anziehen von Paletot oder Ergreifen des Hutes, Poltern durch
Hilfspersonen an der Tür, scharfes Fixieren, leichte Schläge auf die
Vorderpfoten, wozu der Hund angelegt wird; je leichter der Hund aus sich
heraus bellt, desto schneller lernt er auch auf bloßen Befehl und später
bei den Anlässen, bei welchen der Befehl wiederholt gegeben wurde, auch
ohne Befehl anzuschlagen. Solche sind: Eintritt oder Ankündigung fremder
Personen, Warten vor geschlossener Tür auf Befehl „Hinaus”, nächtliches
Stoßen auf verdächtige Geräusche und Dinge, auf Schuß. Ist es z. B. nachts
nötig, daß er plötzlich verstummt und befolgt in Erregung den Befehl (st,
st) nicht, so drückt man den Kopf nieder oder wickelt schnell die Leine um
den Fang, ohne Schmerzen zu verursachen. Für alle Fälle ist auch nützlich,
sobald der Hund willig auf Befehl Laut gibt, mehrmals eine Zeitung im
Keller oder Speicher anzubrennen und ihn direkt vor dieser fortgesetzt
bellen zu lassen; dann wird er sicher jedes Feuer im Haus melden, dessen
Geruch er wahrnimmt, wenn er es selbst nicht sieht.



9. Kapitel.
=Verhalten auf der Straße.=


Durch Begleiten am Fuß und exakte Leinenführigkeit (s. Kap. 13) ergibt sich
diese für den erwachsenen Hund von selbst; vom Junghund kann das noch nicht
gefordert werden; er läuft dem Herrn nach oder wird an der längeren Leine
mehr geleitet, also kurz gehalten. Ohne solche soll er anfangs in der
Großstadt mit Autos und starkem Menschenstrom während der lebhaften
Verkehrsstunden nicht auf die Straße kommen. Man gewöhne sich und ihn, bis
er sich gelöst hat, auf der Straße (nicht Trottoir) zu gehen; das sind wir
unseren Mitmenschen, ihren Augen, Nasen, Stiefelsohlen schuldig, genau so
wie sie unser Hund nie durch Bellen erschrecken darf. Noch weniger sollen
sich Hunde allein aufsichtslos, selbst nicht in einsamen Straßen
herumtreiben. Vermeiden wir durch rücksichtsvolle Haltung alles, was Anstoß
erregt, so wird die Hundeliebhaberei mit Steuererhöhung, Maulkorb- oder
Leinenzwang verschont bleiben. Zunächst wird der Junghund aus Spielerei
allem, was sich rasch bewegt, Wagen, Radfahrer, Auto, Kindern, nachlaufen
und nachbellen wollen. Ein scharfer Ruck und plötzlicher Schlag über
Schnauze mit Gerte muß das im Keim ersticken, wenn es noch so harmlos
erscheint. Ebenso das Hineinlaufen in fremde Häuser und Vorgärten, das
Hinziehen zu andren Hunden. Hat man ihn nicht schon mehrmals im Haus durch
Verabredung üble Erfahrung beim Einschmeicheln bei Fremden machen lassen,
so muß man das mit einer Vertrauensperson für die Straße verabreden, der
man die Gerte in die Hand gibt. Sobald der Junghund sich vertrauensselig
dieser nähert, erfolgen durch diesen einige energische plötzliche Schläge.
Nach 2—3, Lektionen, besonders nützlich, wenn die Gehilfen selbst einen
Hund mit sich führen, ist der Sünder für immer kuriert. Die kleine Mühe,
wozu jeder gern die Hand bietet, lohnt sich für alle Zeit und reichlich,
während man allein durch zehnmaliges Warnen weniger erzielt. Auch wir haben
im Leben alle schlechte Erfahrungen selbst machen müssen, obschon es an
„guten Lehren” von Jugend auf in Schrift und Wort nicht gefehlt hat. Genau
so der Hund, der dabei zugleich lernt, daß es immer nützlich ist, sich nur
an seinen _Herrn_ zu halten. Tollt der Hund Wagen nach, so würde der
temperamentvolle Terrier oder Schäferhund bei erbetnem Schlagen und Knallen
des Kutschers erst recht in Erregung geraten, nur der von der Peitsche
getroffene aufschreiend ablassen. Das beste Erziehungsmittel ist deshalb
die _Gummischleuder_ (Abb. 1), die zum Kurieren für Raufer, Geflügel- und
Hasenhetzer unersetzlich wertvoll ist. Ein scharfer Pfiff und dazu einige
Schrotkörner, deren Herkunft dem Hund unheimlich ist, wirken Wunder. Die
Schleuder, spielend zu handhaben, bequem in der Tasche zu tragen, eine
kleine Ausgabe, ist auch gegen fremde Raufer nie versagend und erspart bei
lebhaften Hunden die hohen Unkosten für Dressur oder für manchen verhüteten
Schaden. Haben wir in einsamer Straße unseren Rüden von der Leine gelöst
und es nähert sich ein größerer Rüde, so sieht man schon an der
aufgerichteten Kampfstellung, gesträubtem Rückenhaar, erhobner steiler
Rute, ob Rauflust vorhanden ist. Anlage dazu haben fast alle
geschlechtsreifen Terriers, Schäferhunde, Boxer, Doggenschläge,
Dobermannpinscher; hält man einen solchen, so versäume man Anschaffung der
Gummischleuder (Zwille) nicht und beobachte scharf, besonders im Alter
beginnender Geschlechtsreife. Durch beständiges Führen, sofortiges Anlegen
kann man wohl Vorbeugen, aber nicht heilen. Bei den ersten Anzeichen von
Erregung, Stutzen beim Anblick des Gegners muß schon der Strafschuß
erfolgen und dann sofort an die Leine, aber nicht vom anderen Hund in
entgegengesetzter Richtung wegführend, sondern an diesem dicht vorbei unter
scharfer Mahnung. Pudel, französische Bulldoggen, Schnauzer, Bernhardiner.
Neufundländer, Rottweiler, Zwergrassen sind weniger kampflustig veranlagt;
diese werden nur bisweilen durch bissige Angreifer verdorben. Jene soll man
durch einen Schreckschuß seinem Schützling fernhalten. Auch bei nächtlicher
Ruhestörung des im Hofe im Zwinger befindlichen Hundes ist diese „lange
Peitsche” nützlich, sowie das wirksamste Mittel aufdringliche Rüden fern
vom Hause zu halten, wenn man eine Hündin besitzt und diese läufig ist.
Betritt man einen Laden, so hält man den Junghund sehr kurz, duldet nicht
das Beriechen der am Eingang stehenden Körbe, Säcke, Kisten, da das häufig
vom Aufheben des Beines begleitet ist. Da er aber leicht aus Spielerei
fortlaufen oder überfahren werden könnte, läßt man erst vor dem Laden
allein warten, wenn er fest im Appell ist.


[Illustration: Strichzeichnung Mann mit Gummischleuder/Zwille]



10. Kapitel.
=Verhalten auf Spaziergang.=


Im Gegensatz zur Aufsicht und Beherrschung auf der Verkehrsstraße, soll
beim Spaziergang hinaus _möglichste Freiheit_ für den Hund angestrebt
werden; hier soll er sich ausleben und körperlich entwickeln. Nur flotter
Auslauf auf hartem Boden gibt gesunde Glieder, harmonische Bewegung,
geschlossene Zehen, festen Rücken, widerstandsfähige Konstitution, kurz
alles, was gegen Krankheiten stählt, zum Gebrauchs-, Zucht- und Arbeitshund
stempelt, und zu jener schönen Erscheinung macht, die der Preisrichter auf
Ausstellungen über alles stellt und hoch auszeichnet. Doch auch was uns
selbst eine ästhetische Freude beim Anblick ist, zumal wir es sich
entwickeln sehen und durch rationelles, immer dem Können und Alter
angepaßtes Trainieren unterstützen. Auf langen Spaziergängen lernen sich
Herr und Hund kennen und wachsen zu einer Einheit zusammen. Von der
Erfrischung und Erholung für uns selbst noch gar nicht zu sprechen.
Winselnd und ratlos bleibt der schwächlich aufgezogene, mangelhaft
ernährte, energielose Hund vor einer steilen Böschung, die wir
überklettern, stehen, während der temperamentvolle es drei- und sechsmal
versucht, bis es ihm gelingt, uns nachzufolgen. Er wird gelobt, wie man
überhaupt viel mit dem Hunde _sprechen soll._ Zeigt er Spuren von Ermüdung,
z. B. nach lebhaftem Tollen etwas eingesenkten Rücken oder lockre
Ellenbogen, so wird länger gerastet. Hat man statt eines Welpen einen
halbfertigen oder älteren Hund erworben, so kann man ihn mit achttagelanger
Haltung im Haus und an Leine nicht so fest an sich gewöhnen, als wenn man
schon am zweiten Tage ihn über einige Stunden hinaus in die Einsamkeit von
Feldwegen bringt, und dann springen läßt. Läuft er auch scheinbar davon, so
rufe man nicht und gehe in entgegengesetzter Richtung. Kehrt er zurück in
die Nähe, so spricht man freundlich mit ihm, ohne ihn anzulegen und läßt
ihn weiter herumspringen. Bis er ermüdet selbst dicht herbei kommt und erst
kurz vor der Wohnung oder Stadt wieder angelegt wird. Fremde zogen hinaus,
zwei gute Freunde kehren zurück. Freiheit ist aber nicht gleichbedeutend
mit Zügellosigkeit. Wenn es auch ein schönes Bild ist, einen Hund hinter
einem Hasen über die Felder fliegen zu sehe, so muß man doch sofort
anrufen, wenn der Hund mit tiefer Nase auf Wildspur sucht. Aus dem
gelegentlichen Hetzer, den jeder Jäger zu erschießen berechtigt ist, wird
ein Gewohnheitswilderer. Und außerdem soll jeder Natur- und Tierfreund das
Recht des Jagdinhabers respektieren und dessen Wild nicht beunruhigen. Es
ist wohl kein Unglück, wenn unser Hund Krähen hoch macht, aber zwischen
schwarzen Haushühnern im Hof und Krähen ist für ihn kein Unterschied; er
versteht nicht, warum ihm dort erlaubt wäre, was hier scharf gewehrt werden
muß. Wenn auch Hundefreunde selten Katzenliebhaber sind, so müssen wir doch
den Junghund sofort abrufen und anlegen, wenn er Miene macht, solche
anzugreifen. Es könnte leicht ein Auge kosten. Fast alle Katzenwürger
entstehen durch Anhetzen, wobei allerdings die sogenannte natürliche
Feindschaft, die nichts ist als Kampflust des großen Hundes gegen das
kleine fauchende, drohende Tier, unterstützt. Unterläßt man anfangs das
Anhetzen, so ist es leicht abzurufen, ebenso von ruhigem Geflügel. Ein
gutes Mittel zur Geflügelfrommheit ist es im Einvernehmen mit dem
Geflügelhalter den Junghund an der Leine nahe an eine ihre Kücken führende
Henne zu bringen. Diese geht in Mutterliebe so energisch auf den Hund los,
daß dieser für immer belehrt ist. Allzuängstlich braucht man bei Begegnung
mit fremden Hunden in der Einsamkeit nicht zu sein, es gibt höchstens
Flöhe. Sonst aber meist: viel Lärm um nichts. Muß man aber eingreifen, so
fasse man _nie mit _ungeschützter Hand_ nach dem Halsband, das hat schon
manchem gefährliche Bisse eingebracht. Eher nach Hinterlauf oder noch
besser an der Rute. Fremde drohende Bauernhunde lassen sich meist
verscheuchen, wenn man sich nur bückt, um einen Stein aufzuheben. Sie haben
darin Erfahrung. Mit Stock bei größten Hunden dreinschlagen, steigert die
Wut der Kämpfer. Bei vielen Hunden hilft rasches Entfernen und Abpfeifen
mehr als Dabeistehen und Schelten. Zur Abwehr von Gewohnheitsraufern, bei
denen uns vielleicht ein liebgewordener Weg vorbeiführt, leistet ein
Schrotschuß mit der Gummischleuder allerbeste Dienste. Nach 2—3 maliger
Anwendung weicht der Köter schon aus Entfernung aus, wenn er die
Vorbereitung bemerkt. Ferner tritt die Schleuder in Dienst, wenn der Hund
Radfahrern oder Wagen nachprellt, was er selten tun wird, wenn man fleißig
mit ihm ins Freie geht. Auf einsamen Wegen kann es passieren, daß der Hund
auf Aas stößt (tote Mäuse oder dgl.) und sich darauf wälzt, so daß er mit
entsetzlichem Gestank behaftet zurückkommt. Hunde, die dazu neigen, das Aas
auf große Entfernung wittern und darauf zulaufen, muß man im Auge behalten,
sofort anrufen, wenn sie erst mit der Nase prüfen. Gehorchen sie nicht, so
erfolgt der Schrotschuß, darauf anleinen und sie unter Verweis der
betreffenden Stelle führen. Manche Hunde, die zu einseitig ernährt werden
(Mangel an Nährsalzen), neigen zum Kotfressen. Auch hier hilft nur
Aufpassen, wenn man versteckte Stellen, Mauern, Gräben oder sonst für
menschliche Kotablage geeignete Plätze passiert. Eine tägliche Gabe von
Chlorkalzium in das Futter getropft (Dosierung s. 1. Kap.), sowie Fleisch
oder Knochenbeigaben, unterdrücken diese üble Neigung. Sonst wird man
möglichst wenig auf Ausgängen erziehen, anrufen, dirigieren. Der Hund soll
sich nach dem Herrn umsehen; wer ihn an jeder Straßenecke ruft, erzieht
einen Hund, der geht, wohin er will, statt daß er den _Herrn_ beständig im
Auge behält.



11. Kapitel.
=Der Appell (Kommen und Gehen auf Befehl).=


Zu dieser sehr wichtigen Übung raten wir, solange der Hund noch im
unreifen, aber eindruckfähigen Alter steht. Der Gehorsam muß anerzogen in
sein ganzes Wesen übergehen, nicht durch Dressurlektionen erzwungen werden.
Der Nachhilfe, die dazu unerläßlich, setzt der _Junghund_ noch weniger
Muskelkraft entgegen, ist noch leicht einzufangen, auch soll er dabei durch
kleine Belohnungen den Eindruck gewinnen, daß rasches Befolgen für ihn von
_Vorteil_ ist. Hat er begriffen, _was_ er soll, so genügt später
freundliches Lob. Das vertrauensvolle bedingungslose Herkommen soll auch
deshalb der systematischen Dressur, bei welcher man ohne gelegentlichen
Zwang und gewisse Härte nicht auskommt, voraus gehen, da der Junghund im
Kommen nur das Laufen zum freundlichen Herrn erblickt, der ihn noch nicht
mit Lernen und sonstigen Zumutungen bedrückt hat. Wie alle späteren Übungen
erfolgt diese im Anfang nicht bei starkem Ruhebedürfnis (kurz nach der
Hauptmahlzeit), auch nicht direkt während lebhafter Emotion (Spiel,
Springen, Bellen), in deren Bann seine Aufmerksamkeit voll steht, noch in
Anwesenheit ablenkender Personen (Kinder, belebter Hof). An die
Führungsleine muß er schon so weit gewöhnt sein, daß er sich an dieser
nicht ungebärdig benimmt, in diese beißt. Für diese Übung wird sie durch
eine längere (3—5 m) ersetzt. Man gibt ihm an dieser voll nach, legt die
Schleife um das Handgelenk und ruft den Namen, dazu lockend: „herein”, in
die Hände klatschend. Dieses Klatschen war oben schon angedeutet, um seinen
Gang zu beschleunigen, wenn ihm die Futterschüssel hingestellt wird. Kommt
er nicht sofort, so zieht man ihn unter Anruf heran falls nötig mit
leichtem Ruck. Dann beklopft und streichelt man ihn freundlich, als ob er
von selbst gekommen wäre. Nach einigen Minuten und Gehen an der verkürzten
Leine läßt man diese nach und wiederholt den Anruf, wie oben angegeben.
Sobald er das erste Mal willig und von selbst kommt, erhält er eine
Belohnung und lebhaftes Lob. Ohne Ablenkung durch die Umwelt wird jeder
Hund nach 3 Tagen verstehen, was er soll. Immer noch erfolgen die Übungen
an langer Leine, die man versuchsweise aus der Hand läßt. Kommt er willig,
so löst man ihn nach Belohnung und springt selbst mit ihm ein Stück, was
immer für jeden Hund ein wohl verstandenes Zeichen von Anerkennung ist.
Plötzlich bleibt man stehen, entfernt sich rasch nach rückwärts und ruft
unter Händeklatschen. Wer es vorzieht, kann sich auch einer Pfeife
bedienen. Aber niemals geht man beim Hereinrufen, um den Weg zu kürzen,
entgegen, weil das Zugehen eher etwas Drohendes hat, oder den Hund zu der
Annahme veranlaßt, es gehe weiter, und bisher war er immer gewöhnt, gemäß
der Richtung des Herrn zu laufen. Diese Übungen sind so lange an der langen
Leine fortzusetzen, bis der Hund genau begreift, was er soll und daß er
_muß._ Hierauf kommen Übungen in Freiheit, wozu man die Gummischleuder
mitnimmt. Ignoriert der Hund den Anruf völlig, dreht sich nicht einmal um,
so erfolgt plötzlich der Strafschuß ohne vorherige Drohung. Auf diesen der
freundlichste Anruf. Hierauf wieder einige Übungen an der langen Leine.
Hört der Hund auf Anruf, nähert sich aber nur zögernd und halt machend, so
wäre ein Strafschuß falsch; dann entfernt man sich rasch und lockt;
wiederholt die Übungen an der Leine. Überflüssiges Pfeifen und Anrufen
(Kommando, etwas anderes als Unterhaltung) ist zu vermeiden; außer auf
Gehör (Ruf, Klatschen) wird man vorteilhaft durch Anwinken mit dem Arm
unterstützen und so zugleich auf das Auge einwirken. Später wird das Deuten
mit dem Zeigefinger eine Hilfe sein, wo er einen Gegenstand zu suchen, also
seine Aufmerksamkeit hinzulenken hat. Zunächst deute man mit dem Arm zum
Herrn: „herein”; für den fertigen Hund muß später das Winken mit dem Arm
allein genügen. Sitzt das Herkommen fest — geübt wird es seltener, nur
praktisch angewandt —, so wird das entgegengesetzte geübt. Erst einige Male
im Zimmer blitzschnell „Platz”, unter Lösen der Leine und Armbewegung,
scharf gegeben. Sodann etwa 20 Schritte vom Hause: „Geh Platz!” unter Lösen
von der Leine scharf gegeben unter Drohung mit Gerte. Zu Hause wird er
erwartet und gelobt, aber nicht belohnt, weil er sonst leicht von selbst
umkehren könnte, in der Erwartung, sich damit etwas zum Fressen zu
verdienen. Nächsten Tages wird die Entfernung erhöht auf 30 m und der Hund
nach 1⁄4 Stunde abgeholt und mitgenommen. Geht er nicht sofort freiwillig,
so begleitet man anfangs einige Schritte und wiederholt das Kommando „Geh
Platz”. Diese Übungen müssen zunächst nicht auf alle Entfernungen
ausgedehnt werden; da es aber nützlich ist, wenn man seinen Hund mit einer
Botschaft nach Hause senden kann, werden sie später nach vollendeter Reife
wiederholt, wenn der Hund alt und selbständig genug ist, sich nicht
abfangen zu lassen. Jetzt sollen einige solche Übungen zunächst nur den
Junghund lehren sofort nach Hause zu _finden,_ wenn er sich vom Herrn
zufällig verirrt oder allein unbeaufsichtigt das Haus verlassen hätte. Ist
er im Nachhausegehen nie geübt worden, so irrt er ratlos ab und kann leicht
zu Verlust geraten. Nützlich ist es auch bei Heimkehr vom Spaziergang in
Nähe des Hauses stehen zu bleiben und ihn mit Kommando „Geh Platz”
vorauszuschicken. Man geht nach, wenn er gefolgt hat und ruft dem an der
Haustür wartenden Hund aus etwas Entfernung zu: „Gib Laut”, worauf ihm das
Tor oder die Tür dort geöffnet werden soll. Das nächste Mal wird er von
selbst durch Bellen Einlaß verlangen.



12. Kapitel.
=Spielende Dressur.=


Die spielende Dressur wird von Anhängern der scharfen
Parforce-(Gewalt)-Dressur, die erst bei fertigen Hunden einsetzen dürfe,
schroff verurteilt. Der Berufsdresseur, der in 6—8 Wochen einen Hund in
allen Fächern firm machen soll, kann freilich damit nicht arbeiten. Wer sie
aber anwendet, muß sich bewußt sein, daß er nicht mit dem Hund _spielen,_
sondern den _Trieb zum Spiel_ ausnützen, der nichts ist als
Kräfteüberschuß, worin schon Schiller das Wesen des Spieles sah (s. dessen
„Über die ästhetische Erziehung des Menschen”, 27. Brief). Dem Kind ist
sein Spiel tiefer Ernst; nur wer darauf eingeht, es nicht als gehaltlose
Tändelei ansieht, wird das Kind verstehen und richtig leiten. Ebenso den
zum Spiel aufgelegten Hund. Die besten Tricks der Dressur wilder Tiere,
bewunderte Paraden von Freiheits- und Schulpferden sind nicht vom Dresseur
erfunden und geschaffen, sondern vom Tier selbst; der Vorführende schleift
höchstens ab und inszeniert. Ebenso bei den Hunden; kleine Wunder von
Dressur erreicht auch bei Hunden nur, wer ihren Spieltrieb im Jugendalter
beobachtet, ihn ausnützt durch Entgegenkommen, aus einer Pose und einem
Versuch etwas macht, dazu das Kommando und Nebenumstände schafft. Was wir
selbst nach Vorschriften für alle Hunde an Erfolgen erzielen, ist nur ein
Wehren unter Drohung und Zwang, Erziehung genannt, und ein mechanisches
Einpauken von Gehorsamsübungen unter Ausnützen von Sinnesanlagen (Gehör,
Nase) und Urtrieben (Suchen, Revieren, Wachen, Haß gegen andre Tiere). Mehr
oder minder scharf gedrillt und prompt ausgeführt, größere oder geringere
Anlagen bei einzelnen Rassen und innerhalb dieser der Individuen, das
allein unterscheidet die Resultate an den Hunden trotz aller Erziehung und
Dressur. Den Jagd- und Gebrauchshund in Vollendung macht die Hochzucht.
Anders beim Gesellschaftshund. Sobald ihm Bewegung nicht mehr eine
Anstrengung ist, er auch geistig regsam wird, setzt der Spieltrieb ein, das
Verlangen nach Beschäftigung, etwas Tätigkeit. Kommt der Besitzer dem nicht
entgegen, bietet er nicht die äußeren Anreize, deren das in Gefangenschaft
gehaltene Tier ebenso bedarf, wie der Mensch, so sucht der Hund selbst nach
Betätigung. Je nach Kraft, Größe, Temperament ergibt das unliebsame
Vorkommnisse; Zerstörungssucht nennt man es bei Kindern. Vorbeugend sperrt
man tateneifrige Hunde in den Zwinger ein, hängt sie an die Kette, wo sie
störrisch werden und verdummen, während gerade die beste Zeit zur Erziehung
wäre. Beständig in menschlicher Gesellschaft werden sie intelligent,
lenksam. Am leichtesten lernt der Hund im Spieltrieb apportieren; wenn er
sich irgendwelche Gegenstände auf seinen Platz schleppt, ist der richtige
Zeitpunkt. Man läßt vom Drechsler aus Buchenholz einen Apportierbock von
folgendem Querschnitt ◻═◻, schlicht ohne Politur drehen, der leicht rollt,
je nach Größe der Rasse 15—30 cm lang, bewegt ihn dicht vor den Augen des
Hundes, wirft ihn leicht in die Höhe, fängt ihn auf, um so die
Aufmerksamkeit zu erregen, rollt ihn dann an einen glatten Platz: Hausflur,
Garten, nach Ruhe während des Spaziergangs an einsamer Stelle vor seinen
Augen fort mit dem aufmunternden Ruf: „Apport”. Der Hund springt sofort
nach, um ihn zu fangen. Ergreift er nicht sogleich, so kommt man zuvor,
nimmt ihn weg, bewegt das Holz vor ihm und wirft aufs neue: „Apport”. Für
Foxterriers, Airedales, die gerne springen, kann man auch eine Holzkugel
oder Vollgummiball wählen, doch werden diese dann zuweit mit der leichten
Beute davon eilen. Und es kommt darauf an, daß der Hund den Gegenstand
alsbald abgenommen erhält, bis er selbst merkt, daß Ablieferung eine
Fortsetzung des Spiels bedeutet. Das Apportierholz ist immerhin für das
noch schwache Gebiß eine kleine Last. Sowie der Hund gefaßt hat erfolgt das
Kommando: „herein”, auf das er in seinem Eifer meist nicht prompt folgt,
nur mit Aufhorchen oder Zögern reagiert. Man eilt herzu, nimmt ihm mit
sanfter Gewalt das Holz ab, reizt ihn ein wenig und wirft aufs neue:
„Apport”. Dieses Spiel wird höchstens 3—4 mal wiederholt, so daß es Reiz
des Neuen hat. Keinesfalls darf es ermüden oder langweilen, niemals dürfen
wertlose Holzstücke oder gar Steine, an denen häufig Zähne abgebrochen
werden, benützt werden. Läßt man auch nur einmal den fortgeworfenen
Gegenstand zum Zerbeißen oder den Hund achtlos wegwerfen, so stiftet man
für spätere Dressur zum korrekten Apportieren Schaden, verleitet man ihn
sich Gegenstände des Haushalts zum Zerstören einzuholen. Hat der Junghund
Freude am Nachspringen und Ergreifen, läßt sich aber nur widerwillig
abnehmen oder jagt damit davon, so übt man einige Male an langer Leine. Für
jedes Abnehmenlassen oder gar Bringen erfolgt lebhaftes Lob. Mit ein wenig
Entgegenkommen muß man schon zufrieden sein, dann wirft man weiter.
Gestraft wird hierbei nie, höchstens die Übung abgebrochen. Erst wenn man
zufrieden ist, wird der Holzbock durch Holzkugel oder Vollball ersetzt.
Wirft man letztere in Rasen, so umwickelt man sie mit hellem Stoffstück, um
sie sie mit dem Auge zu finden. Kluge Hunde beobachten die Stelle des
Einfallens und lernen bald, was sie nicht sehen, mit der Nase zu suchen,
eine wertvolle Erleichterung für Verlorenapportieren. Wichtig für alle
spielende Dressur ist der richtige Zeitpunkt; dieser ist, wenn der Hund
selbst sein Lager verläßt und zum Herrn kommt, sich meldet; dann ist er
aufgelegt, empfänglich. Spiellust läßt sich anregen, fördern, nicht
befehlen. Setzt er sich fragend vor uns, so richten wir ihn an den
Vorderpfoten auf, halten ihn einen Augenblick, lassen los, aber die Hände
dicht vor ihm und sagen: „so schön”, ihn scharf ansehend. Macht er Miene
sich herabzulassen, so mahnen wir mit „schön”, brechen ab, ehe er
herabgeht, beloben und belohnen ihn. Das nächste Mal halten wir ihm unter
dergleichen Mahnung einen Bissen dicht vor die Nase: „so schön”, werfen ihn
nach kurzer Zeit im Bogen von oben zu mit dem Ruf „Nimm”! Werden diese und
ähnliche Übungen gemacht, wenn der Hund von selbst zum Herrn kommt, so
haften sie nach 3—6 mal. Holt man ihn und nötigt ihn dazu, so wird er nach
10 maliger Anweisung noch immer die mechanische Unterstützung und Anleitung
brauchen. Richtet sich der Hund von selbst oder nach Anlocken unter
Vorhaltung von Knochen oder Zucker auf den Hinterbeinen auf, so ist es
Kleinigkeit, diese Stellung zu verlängern durch langsames Entfernen über
ihm nach rückwärts, unter Zeigen und Vorhalten des Bissens ihn das Gehen
auf den Hinterbeinen (Tanzen) zu lehren. Durch Aufheben aufgerichtet und
Zuspruch lernt er es schwer, viele, gar nicht. Sie müssen selbst die dazu
nötige Stellung ausbalancieren und einen Zweck vor Augen sehen. Sitzen wir
ruhig im Zimmer, und der Hund kommt langsam heran, berührt uns mit der
Pfote, so ergreift man diese lebhaft und drückt sie. Hält dann die offne
Hand vor die Pfote. Erhebt er sie nicht, so stößt man leicht von rückwärts
den Vorderlauf an: _„Gib Pfote.”_ Handbewegung, Armhaltung und Wort müssen
sich immer ergänzen. Stille im Zimmer, Abwesenheit anderer Menschen sind
der richtige Moment. Das im Augenblick gegebene zu erfassen macht den Laien
zum Dressurkünstler, nicht das Programm und Lehrbuch. In allem sonstigen
mag man nachlesen und Rat hier einholen, was in diesem Kapitel 12 steht,
muß in das Gefühl übergehen und in den Fingerspitzen sitzen.



III. Teil.
Systematische Dressur des Jährlings.

13. Kapitel.
=Leinenführigkeit.=


Hat der Hund das spielende Wesen abgelegt, seine Glieder in der Gewalt, das
endgültige Gebiß bekommen, so geht der Junghund in den Jährling über, je
nach Rasse im 7., bei größten Schlägen im 9. Lebensmonat. Am schnellsten
lernt jedes Tier, wenn es genau nach Methode wie die Vorfahren erzogen
wurden, Rassen mit Tradition der Dressur wie Jagdspaniels begreifen fast
von selbst. Statt des Lederriemens erhält der Jährling sein solides Zug-,
der Polizeihund sein Dressurhalsband; an Stelle der Führungsschnur tritt
die Lederleine, Zwang zu exakter Ausführung ersetzt bisherige
Nachgiebigkeit. Wir erleichtern nur noch Begreifen und Ausführung, sind
aber unerbittlich in exakter Befolgung. Leinenführig ist nur der Hund, der
an _linker Seite, dicht_ am Knie, den Kopf für Führer
_sichtbar,_ die Vorderläufe in gleicher Höhe wie der Herr geht, ohne die
Leine je zu _spannen._ Bester Zeitpunkt der Übung: Rückkehr vom langen
Spaziergang, nicht sofort bei Ausgang. Wir überdenken vorher, so daß uns
der Rückweg längere Zeit an Mauern, grader Vorgärtenreihe, Häuserwänden
ruhig vorbeiführt. Dort angekommen, deutlicher Anruf, kurze stille Rast,
Anlegen. Leine kurz in linke Hand, in rechte Gerte, Kommando: _„am Fuß”_
und im gleichen Augenblick energisch antreten. Nun gehen wir ganz langsam
so dicht an der Mauer oder Häuserreihe, daß der Hund links durch diese,
rechts durch das linke Bein eingeengt ist. Die Kopfstellung leitet die
Länge der Leine. Prellt er mit dem Kopf vor, so erfolgt ein leichtes
Zurückziehen und Zuruf „zurück”. Genügt das nicht, ein warnender Schlag mit
der Gerte aus dem rechten Handgelenk über die vorgestreckte Nase. Leichtes
Lob, lebhaftes würde zum Springen veranlassen, harte Strafe zum ängstlichen
Nachschleichen. Das Marschtempo sei alsbald flotter, damit der Hund nicht
teilnahmlos nebenher trottelt, sondern animiert geht, da prägt sich das „am
Fuß” fester ein als bei dem bisherigen gewohnten Nebenherlaufen. Bleibt man
mal stehen, so wird das Kommando „am Fuß!” mit Kurzhalten und lebhaftem
Antritt neu gegeben, die Schritte sollen tunlichst hart hallen, wenigstens
die ersten, damit die Bewegungsart die Führung unterstützt. Erster Tag ohne
Hindernisse und Wendungen; am Endpunkt lösen, loben, Erlaubnis zum
Vorspringen mit aufmunterndem „Voraus”. Nach voller Zufriedenheit am
zweiten Tag zeitweilig unmerkliches Lösen der Leine, sonst erst bei dritter
oder vierter Wiederholung. Wechsel des Weges vorteilhaft, später auf
anderer Straßenseite ohne die bannende Wand oder Mauer links. Nächste
Steigerung: belebtere Wege unter leichtem beruhigendem Zuspruch bei
Annäherung von Hunden; Lob und Ermahnung sollen von Abirren abhalten. Jedes
scharfe Abbiegen nach rechts erfolgt unter Kommando „am Fuß”! und leicht
angezogener Leine. Wiederholung frei „am Fuß”. Zum Schluß jedesmal Lob und
Entlassung: „Voraus”.



14. Kapitel.
=Setz dich, Leg dich, Ablegen.=


Drei reine Gehorsamsübungen, wozu der Hund begreifen muß, was er soll; das
Verharren ist das Folgen aus Einsicht, daß er sich damit Strafe erspart.
Anfangs übt man im leeren Raum unter Ausschaltung von Ablenkungen, zu denen
auch der Trieb des ersten Auslaufens beim Ausgang gehört. Zunächst
Namenanruf, Anhängen der Leine, Stehen dicht vor Herrn, die linke Hand faßt
nach Halsband unter der Kehle und drückt leicht zurück, die rechte drückt
die Keulen nieder, kurzes Kommando _„Setz”!_ Die rechte Hand läßt nach,
zeigt dem Hund die senkrecht vor die Nase gehaltene Handfläche (späteres
Zeichen ohne Kommando), die linke bleibt noch. Bannender Blick und Zeigen
der rechten Hand. Macht er keine Miene aufzustehen, so tritt man zurück,
leises Lob. Alsbald beim Ausgang Erlaubnis zum Voranspringen, wenn
angezeigt, Abmarsch mit _„am Fuß”!_ Später Wiederholungen, kurzes Kommando
und Hilfe zur Ausführung ergänzen sich rasch zusammenfallend.
Nutzanwendung: so oft der Hund am Fuß geht und der Herr stehen bleibt,
jedesmal _„Setz dich”!_ Bald nur noch auf Vorhalten der Hand senkrecht vor
die Nase, bis,sich der Hund von selbst setzt, sobald und wo immer der Herr
still steht. Zweck: würde der Hund ungeleint neben dem Herrn, der irgendwie
durch Unterhaltung, Blick in Schaufenster, auf Plakat usw. beschäftigt ist,
stehen, so wird er leicht zu fremden Hunden laufen, sich langweilend weiter
bummeln. Das konsequente Setzen ist ein Bannen am Ort, ohne daß er leicht
getreten wird oder in Versuchung kommt. Je temperamentvoller die Rasse
(Polizeihund), desto wichtiger ist dieses Bannen; Zwerghunde lernen es
selten, da ungeduldig.

Ein weiterer Schritt, etwas schwieriger, für jede höhere Dressur
unerläßlich, ist das Legen auf gedehntes Kommando. Gut erzogene Hunde
wissen schon aus dem Befehl: „Platz, leg dich”, was sie jetzt sollen.
Führen sie es aus dem Gehen beim Fuß angeleint, nicht auf gedehnten Befehl:
„Leg dich” aus, so drückt man mit linker Hand auf den Rücken, während die
rechte unter die Vorderläufe greift, sie nach vorne schiebend. Die linke
Hand bleibt, der rechte Arm erhebt sich wagrecht wie hypnotisierend über
den Augen. Allmählich hebt sich die linke weg, der rechte Arm bleibt mit
wagrechter Hand erhoben; will der Hund aufstehen, so klappt die Hand auf
den Oberkopf unter „Leg dich”! Nach einer Reihe von Übungen muß der Hund
lediglich auf Erheben des rechten Arms mit wagrechter Hand und allmählichem
Senken auch ohne Wortbefehl sich legen. Dieses erfolgt immer mit leiser
Stimme, die auf den Hund eindringlicher wirkt, als Schreien. Vollen Erfolg
hat nur, wer öfter wiederholt, aber unbedingte Befolgung fordert, falls
nötig mit Gerte nachhelfend. Jedes Nachgeben und Verzicht auf Ausführung
lockert auch die Disziplin auf andren Gebieten. Ist das Legen (Down) für
Jagdhunde unerläßlich, für manche die halbe Dressur, wenn damit das
Niedersenken des Kopfes zwischen die Vorderfüße verbunden ist, so ist es
bei kleinen Rassen entbehrlich, wenn man sie im Hause zum pünktlichen
Gehorchen auf „Platz, leg dich”! erzogen hat. Auf „Setz dich”, sollte
niemand verzichten. Alle Polizeihundrassen müssen das „Leg dich” ausführen,
sowohl auf Wort wie Wink. Nutzanwendung:

1. Wenn der Hund auf größere Entfernung unsre Stimme gegen Wind nicht hört,
können wir ihn durch Armaufheben bannen, bis wir zu ihm herangehen und ihn
anleinen.

2. Ablegen zum Bewachen eines Gegenstandes, falls fremder Gegenstand fügt
der Herr etwas hinzu, was seinen Geruch trägt (Handschuh). Hierzu wählt man
einen ruhigen Ort, wenn möglich an Wandung, Böschung, Mauer, Baumstamm im
Schatten, anfangs angelegt oder mindestens mit angehängter Leine. Nach
Ermahnung entfernt sich der Herr, verhält sich ruhig verborgen; schleicht
der Hund nach, wird er unter „Pfui” und Zeigen der Gerte zurückgebracht,
aber alsbald persönlich abgeholt, unter Mahnung: ruhig „Platz!” damit er
nicht entgegenspringt. Abrufen wäre falsch; was zu bewachen ist, darf nie
verlassen werden.

Zur korrekten Befolgung gehören viele Übungen und Geduld, aber auch schon
eine gewisse Reife des Hundes, sowie gutes Einvernehmen zwischen Herr und
Hund. Ist man überhaupt zur An- schaffung des sogenannten Torquatushalsband
(Stachelhalsband) geschritten, das für Jagd und Polizeihund fast
unerläßlich, so wird man durch Anlegen an solches sicher Resultate
erzielen, ebenso den Hund rascher zum Gehen an Fuß bringen. Aber ein
solches Instrument sollte nur für dickfellige Hunde benutzt werden, die
auch durch ein paar kräftige Schläge nicht verdorben (scheu) werden. Sehr
nützliche Gehorsamsübungen sind „Setz dich” und „Leg dich” dicht vor der
gefüllten Futterschüssel. Hunde, die so geübt sind, versagen nicht leicht
in Freiheit.



15. Kapitel.
=Begleiten zu Fahrrad, Wagen, Pferd.=


Alle mittelgroßen und größeren Rassen, ausgenommen die schweren
Bernhardiner, müssen lernen, dem Fahrrad zu folgen, dessen Tempo für
Junghunde zu mäßigen ist, da sie sonst leicht dauernd in Hinterhand
ruiniert werden. Andererseits gibt es kein besseres und bequemeres Mittel,
den Junghund zu einem gesunden, kräftigen, bruststarken, wohlgestalteten zu
trainieren als das Laufen hinter dem Rad. Die ersten Male muß man sich
allerdings die Mühe machen, das Rad zu schieben und zwar ganz scharf auf
rechter Straßenseite; ausnahmsweise folgt der Hund nicht links, dicht am
Fuß, sondern darf frei gehen. Vom Rad aus ihn an der längeren Leine zu
führen, empfiehlt sich nicht, das könnte nur ein sehr geschickter Fahrer
mit einem außerordentlich lenksamen, leinenfesten Hund riskieren und hätte
höchstens den Erfolg, daß der Hund den Weg nur einmal macht. Hat der dem
geschobenen Rad aufmerksam folgende Hund den ersten Lauftrieb hinter sich
und seine Geschäfte verrichtet, so steigt man auf einsamer Landstraße, die
noch wenig von Autos befahren ist auf, hält sich zur Erziehung dicht
rechts, nimmt sofort flottes Tempo, das den Hund zu gestrecktem Trab
veranlaßt und nicht viel Zeit läßt, nach links und rechts abzuschweifen.
Die schrille Trillerpfeife hängt an Schnur am Handgelenk oder um den Hals;
nützlich ist vorn an der Lenkstange an einer vernickelten Klemmvorrichtung
die Peitsche zur Abwehr fremder Hunde. Führt man zu zweit, so sollen beide
Räder mit etwas Abstand hintereinander folgen; vorn derjenige Teil an dem
der Hund mehr gewöhnt ist, als der führende, der zweite gelegentlich
korrigierend und überwachend, folgt. Eine Stunde zum Rad begleiten ist
soviel Bewegung wie 4 Stunden Spaziergang. In der Stadt selbst und auf
belebten Straßen fährt man erst, wenn der Hund nach einigen Wochen des
Mitlaufens achtsam geworden ist. Um den etwas reiferen Hund zum Laufen
neben dem Wagen zu erziehen, wäre es falsch, sogleich ein flott fahrendes
Fuhrwerk zu besteigen; der Hund würde leicht aus Übermut oder Spielerei
nach dem Pferd springen oder umkreisen. Auf dem Rückweg nach längerem
Spaziergang ersuchen wir den Lenker eines langsam fahrenden Lastwagens uns
zu Erziehungszwecken das Aufsitzen zu gestatten und nehmen rechts hinten
Platz. Es kommt hierbei nur darauf an, daß der Hund den Herrn sieht und
hört, sich an die für ihn verwunderliche Tatsache gewöhnt, daß er nicht
dicht herangehen kann. Bellen und Anspringen, was bei langsamer Fahrt und
vorausgegangener ausgiebiger Bewegung ohnehin selten, wird nicht geduldet,
mit „Pfui” oder Drohung mit Gerte verwiesen. Hilft das nichts, so springt
man ab, legt ihn an lange Leine und steigt rückwärts auf. Erst nach
mehrmaligem Üben, nachdem rollende Räder und Pferd dem Hund nichts mehr
unheimlich Fremdes, wird ein etwas flotterer Wagen bestiegen. Junge Hunde
läßt man zum Ausritt nicht begleiten, außer man hat selbst Stall und Pferd,
und der Hund ist durch öfteres Mitnehmen und vorherigen Aufenthalt im Stall
mit dem Pferd vertraut, meidet die Nähe der Hufe, springt das sich
bewegende Pferd nicht mehr an. Und auch dann ist es nützlich, vorher beim
Ausführen des Pferdes den Hund einige Male mitgehen zu lassen. Der vorher
an das Rad gewöhnte wird sich auch da sofort anpassen und dem Reiter
folgen.



16. Kapitel.
=Apportieren und Verlorensuchen.=


Selbst wenn der Junghund nach den Anweisungen des Kapitel 12 schon
„spielend gelernt”, — das Wort ist sehr bezeichnend und hat tiefen Sinn —
hat, muß man ihm doch noch eine vollständige systematische Dressuranleitung
zum _korrekten_ Apportieren geben. Manche Rassen sind auch weniger
arbeitswillig und zum Spiel nicht aufgelegt. Solchen mit ausgeprägten
Sonderanlagen (z. B. Teckel, Windhund) ist es überhaupt möglich das
Apportieren vor vollendetem 8.-10. Monat beizubringen, später ist es nahezu
ausgeschlossen oder doch sehr langwierig. Zum Üben wird jetzt nicht Ball
und Kugel, nur das Apportierholz verwendet. Raum dazu: ein ruhiges Zimmer
ohne Ablenkungen, keine Zuschauer. Damit das Greifstück lieber gefaßt wird
und die Zähne nicht verletzt, umnagelt man es mit einem Lederstreifen. Das
Apportieren setzt sich aus 5 Handlungen zusammen (setz dich, faß, apport,
setz dich, aus). Man ruft „herein” hängt die längere Leine (nicht die kurze
Führleine) an das Halsband ohne das Tier durch Lebhaftigkeit zu erregen.
Fiebert es vor Erregung hinaus zu kommen, so macht man mit ihm „am Fuß”
einige Gänge; Kommando: „Setz dich”! Der Hund soll in Erwartung sein, aber
nicht in Erregung, wenn es etwa die Zeit zum gewohnten Spaziergang wäre
oder Gebell andrer Hunde, Lärm, Geräusche ihn ablenken. Ist das der Fall,
so verschiebt man die Lektion, begnügt sich mit der Übung „leg dich”! Eine
erfolgreiche Übung zu richtigem Zeitpunkt ist mehr wert als ein Dutzend
erfolgloser. Sitzt der Hund in ruhiger Erwartung, so holt man das
Apportierholz herbei öffnet ihm den Fang (Schnauze) mit leichtem Zwang,
legt das Holz hinein, hebt leicht, den Kopf durch Druck von unten und
spricht deutlich „Faß”, ihn scharf im Auge behaltend. Hält der Hund, so
zieht man die Hand langsam zurück unter Mahnung „Faß”! Nach wenigen
Augenblicken nimmt man ihm das Holz mit der linken Hand ab, die rechte
drückt leicht den Kopf nieder und hilft nach mit Kommando _„Gib aus”!_ Man
belobt, aber belohnt noch nicht. Nach einem kurzen Gang „am Fuß” erneutes
Setzen und Wiederholung. Inzwischen Pause mit Ablegen. „Herein, setz dich”.
Hält der Hund ohne Unterstützung, läßt sich das Holz willig in den Fang
ohne Nachhilfe legen, so hält man es dicht vor die Schnauze: „Faß apport”
ihm leicht entgegenkommend. Hat er das erstemal von selbst gefaßt, so wird
er nach „aus” belohnt und die Lektion mit einem Rundgang „am Fuß”
abgebrochen, aber nicht durch Spaziergang abgelöst, weil der Hund sonst
während des Unterrichts nur an diesen denkt. Am besten erfolgen solche
Stunden an langweiligen Regentagen, am stillen Sonntag Nachmittag. Es
gehört dazu viel Nachsicht, Geduld und Zufriedenheit mit kleinem
Fortschritt. Der Hund darf angesichts und während der Übung mit dem
Apportierholz nie gestraft werden, damit er nicht ängstlich oder unlustig
wird. Eher kann man das „Setz dich” vorher etwas scharf fordern, „leg dich”
üben, aber dann das Holz noch nicht zeigen und erst bei erneutem Setzen ihm
einlegen. Solange nicht das „Faß Apport” ohne Beihilfe klappt, schreitet
man nicht weiter. Nimmt er das dicht vorgehaltene sogleich auf Befehl, so
wird es das nächste Mal etwas weg und tiefer gehalten, nach alsbaldigem
„gib aus” belohnt und abgebrochen. Eine kurze Lektion zur Zufriedenheit
bringt mehr Erfolg als stundenlanges Wiederholen. Die nächste Übung ist
Vergrößerung der Entfernung bis der Hund von selbst nimmt, sei es, daß wir
das Holz bei kleineren Rassen auf den Boden, bei größten dicht vor seinen
Augen auf bereitstehendem Holzschemel legen. Bei arbeitswilligen Hunden,
die schon vorher spielend lernten, geht das alles in einer Lektion (mit
einigen Pausen), bei andren kostet es 6—12 Tage. Ist ein Hund besonders
hartnäckig und will sich das Holz absolut nicht einlegen lassen, so hilft
oft ein Gewaltmittel. Man nimmt ein ähnlich dickes Stück Rundholz, legt es
ihm weit rückwärts in den Fang und bindet es durch mehrfaches Umschlingen
im Nacken fest, doch ohne zu scharf abzuschnüren. Mit dieser Befestigung
macht man mit ihm einen mehrstündigen Spaziergang, wodurch oft der
Widerstand für immer gebrochen ist. Dabei ist Kontrolle und viel Gehen am
Fuß nötig. Die Schnur im Nacken wird zur Sicherheit noch an das Halsband
befestigt. Mit derselben Verschnürung haben wir hartnäckige Raufer und
Katzenwürger besser als mit Maulkorb kuriert. Nimmt der Schüler das Holz
vom Boden auf, so darf es nunmehr fortgerollt oder geworfen werden, doch
soll der Hund _erst auf Befehl_ „Faß apport” zuspringen. Dieses abwarten zu
lernen, ist die Ursache, weshalb auch Hunde, die schon Ball, Kugel usw.
bringen, die systematische Übung mit Sitzen vor Kommando, und mit
sofortigem Abliefern mit Hinsetzen durchmachen müssen. Erst nach ganz
exakter Ausführung darf das Apportieren im freien Gelände mittels
mitgenommenen Gegenstands, nie mit aufgehobenem Stein oder Ast geübt
werden. Schütteln, Beißen, Spielen, Herumziehen ist streng zu rügen und
durch kurze scharf betonte Übung im geschlossenen ruhigen Raum (Zimmer,
Hof) zu korrigieren. Nur ganz allmählich wird in langsamer Steigerung der
bisherige Gegenstand durch beliebige andre, die anfangs die Witterung des
Herrn tragen sollen, ersetzt. Niemand als der Herr darf mit ihm üben.
Schwierige Aufgaben, z. B. Bringen von Metall (Schlüssel), das Hunde ungern
mit den Zähnen berühren, werden belohnt, um die Äpportierfreude zu stärken.
Dem „Faß apport” (Ergreifen und Bringen des Sichtbaren) folgt das „Such
apport”, womit der Hund die erste Anleitung zum Verstehen von „Suchen”
erhält. Der verwitterte (riechende) Gegenstand wird vor seinen Augen ins
Gras, Klee, Heidekraut oder dergleichen geworfen, so daß der Hund zwar das
Werfen, also die Richtung, nicht aber den eingefallenen Gegenstand liegen
sieht. Diesen muß er durch Absuchen mit Auge oder Nase finden. Ist die
Kugel in ein grünes Tuchstück, das man mit einigen Tropfen Anisöl
parfümiert hat, gewickelt und erhält er diese vor dem Werfen vorgehalten,
so kommt der Hund rasch von selbst darauf, die Nase zu benützen. Meist
genügt es und ist auch für spätere Nutzanwendung klüger, nur das Tuchstück
einige Stunden in der Tasche oder auf bloßer Haut getragen zu haben. Beim
Werfen im Winter im Schneefeld benützt man ein helles Leinenstück. Weiß der
Hund genau, was „Such apport” bedeutet, so versteckt man im Zimmer die
umwickelte Kugel, läßt den Hund erst setzen und animiert mit „Such
verloren”. Der gefundene Gegenstand ist immer, auch im Zimmer unter
Hinsetzen vor den Herrn abzuliefern. Mit der Hand gibt man die Richtung an,
damit der Hund lernt, diese als Hilfsmittel zu betrachten. Erste
Nutzanwendung: während Gehen „am Fuß” lassen wir die umwickelte Kugel
fallen, nach zehn Schritten: Kehrt. „Setz dich”, der Hund weiß, daß es
etwas zum Apportieren gibt. Wir deuten von ihm weg, dicht am Boden entlang
nach mit der Hand rückwärts: „Such verloren”. Versteht er nicht, so gehen
wir langsam mit ihm zurück und verkürzen das nächste Mal den Abstand auf 5
Schritte. Das Deuten am Boden lehrt ihn, daß er auf Rückspur suchen soll.
Nach einer Reihe von Übungen begreift der Hund unter Benützung und
Beobachtung der Winke mit Hand oder Arm ganz von selbst, ob er auf der
Fährte oder frei suchen soll. Durch Lob und freundliche Behandlung wird das
Apportieren und Suchen bei den meisten Hunden zur Leidenschaft; es darf
sich nur niemals mit den Übungen der Begriff von schroffer Behandlung oder
Strafen verbinden. Auch darf man den Hund nie durch allzuhäufige
Wiederholung am gleichen Platz genau derselben Übung langweilen oder
ermüden. Abschluß immer Lob und Zufriedenheit. Weitergehende Dressur der
Spurenarbeit mit Gehilfen ist Sache der sogenannten Polizeihunddressur aus
Sozialdressurbüchern.



17. Kapitel.
=Kleine Kunststücke.=


Unter teilweiser Ausnützung des schon vorher Gelernten und der bei
spielender Dressur (Kap. 12) festgestellten Anlage lassen sich viele
sogenannte Kunststücke beibringen, die man aus der Lust des Hundes am
Springen, Apportieren, Verbindung von beiden, ableitet. Wer mit seinem Hund
verblüffen will, daß dieser scheinbar rechnen oder lesen kann, der muß ihn
nur mit leisesten Winken, kaum merklicher Bewegung der Lippen, Zucken der
Schulter dirigieren. Dazu sind nur Hunde brauchbar, die mit Spannung dem
Herrn ins Gesicht sehen, die Kommandos dort mehr ablesen als hören. Wer
seinen Schüler an laute Befehle, von lebhaften Körperbewegungen begleitet,
gewöhnt hat, darf nicht erwarten, daß er auf ein leises, mit geschlossenen
Lippen hervorgebrachtes „Ss” reagiert. Oder ein Zucken von Schulter, ein
Bewegen der Zehen, die im Stiefel ein Knarren oder Biegung des Leders
verursachen, beachtet. Auf solchen, von den Mitmenschen nicht bemerkten
Zeichen beruht das Lesenkönnen der Hunde oder ihre Fähigkeit, schwierigste
Rechenaufgaben zu lösen. Noch nie hat ein denkender Hund oder Pferd in
Abwesenheit des Herrn eine Frage beantwortet. Doch es ist sicherlich schon
ein Beweis außerordentlicher Arbeitsfreude, wenn ein Hund immer wieder
Buchstaben oder Zahlen klopft, scharrt, Buchstabenblätter herbeibringt. Man
möge sich also trösten, wenn der eigne Hund nur mechanisch Gelerntes von
sich gibt; selbst die gelehrtesten Hunde arbeiten nicht anders. — Hunde,
die lebhaft sind und bewegungsfreudig, lernen sehr leicht springen, wenn
man z. B. an langen Regentagen sie nicht hinausführen kann. Zwischen eine
Tür stellt man ein Brett (Kistendeckel) in Länge der Türöffnung und in 3/4
Höhe des Hundes), befiehlt „setz dich” etwa 1—2 m von dieser entfernt,
übersteigt selber lebhaft das Brett mit dem Ruf „Komm hopp”. Und ebenso
zurück. Wiederholt es mehrmals, später auch ohne vorher setzen zu lassen.
Sodann wirft man den Ball oder Apportierholz und befiehlt: „Hopp, apport”,
bis der Hund freudig auf Kommando das Brett überspringt. Das nächste Mal
wird das Brett durch vier zusammengestellte Leisten in folgender Form
zwischen der Türöffnung ▭ ersetzt, die nicht höher sein dürfen als er, weil
sonst der Hund darunter durchschlüpft. Springt er freudig, so wird die
Lattenumrahmung einerseits frei an eine Wand gedrückt, die andre Seite
begrenzt man selbst und kommandiert „Hopp”. Endlich stellt man nur noch die
obere Latte allein an verschiedenen Stellen gelegentlich auch allmählich
erhöhend wieder zwischen die Türöffnung, bis der Hund freudig die
wohlbekannte Sprungplatte übersetzt. Dann wird diese durch ausgestreckten
Arm oder Spazierstock ersetzt. Über der eingeklemmten Latte zwischen der
Tür wird ein Reifen, aus Spanischrohr gebogen und anfangs durch Umwicklung
mit Packpapier vergrößert, gehalten, bis der Hund durch den dünnen, etwas
verengten Reif über die Latte zugleich setzt und schließlich durch den
Reifen allerorten. Dann wird er gradso durch einen Bogen springen, den man
mit beiden Armen, anfangs noch über der Türlatte, bildet. Alle Steigerungen
erst, wenn das Kommando „hopp” über das Brett sofort verstanden und willig
ausgeführt wird. Mit Lob, freundlichem Abklopfen nicht zu sparen, als
Abschluß eine kleine Belohnung. Alle kurzrückigen Rassen (Terrier, Pudel,
Pinscher, französische Bulldoggen, Dobermann) sind sprungwillig, weniger
die längeren, auf kürzeren Läufen, oder die Trabläufer (Schäferhund,
Rottweiler), die es aber aus Galopplauf im Freien über eine Wandung
zwischen Gartentür ebenso rasch begreifen. Auch hier kann man Apportierlust
dazu benutzen, namentlich wenn der Sprung aus Garten oder Hof zum
Spaziergang ins Freie führt. — Hat der kleine Hund durch öfteres Zuwerfen
kleiner Brocken, anfangs aus der Nähe, das Auffangen unter „Nimm”
begriffen, so muß er auch lernen, zu warten bis er die Erlaubnis erhält.
Man hängt die Leine an das Halsband, was dem Hund immer das Bewußtsein
gibt, doppelt an den Herrn zum Folgen gebunden zu sein, und läßt „setzen”,
hält den Kopf unter Mahnung zur Ruhe, wagrecht, legt leise ein Stück Zucker
auf die Nase und läßt langsam den Kopf los. Auch ohne Mahnung pflegt der
ungewohnte Anblick die Augen zu bannen, unter „st” entfernt man sich und
fixiert scharf. Tritt herzu, ein leichter Schlag von unten an den
Unterkiefer wirft das Zuckerstück in die Luft „Nimm” gibt die Erlaubnis
danach zu schnappen; fällt es zur Erde, so wirft man es nochmals in die
Höhe mit „Nimm”. Am nächsten Tag wird die Übung wiederholt, später ohne
Leine aber immer mit vorherigem Kommando: „Setz dich.” — Das vorgehaltene
Stück Zucker dient auch als Lockmittel zum Durchschlüpfen zwischen die Füße
im Gehen. Man stellt sich mit vorgestelltem Fuß vor den Hund, lockt mit der
linken Hand den rechts sitzenden Hund. Ist er durchgeschlüpft, so wird das
andre Bein vorgestellt und der Zucker in die rechte Hand genommen, bis man
3 oder 4 Schritte gemacht hat. Hierauf erhält er das verdiente Stück, das
immer zum Schluß gegeben wird, auch wenn man nicht mehr nötig hat, es zum
Locken vorzuhalten und der Hund auf Befehl „hier durch” in Erwartung der
späteren Belohnung von selbst kommt und bei jedem Schritt zwischen den
Beinen durchläuft. Manche Hunde niesen aus Verlegenheit, wenn man sie
fixiert. Man fragt dazu: „Wie niest der Hund”? und belohnt. Andre Hunde
reagieren auf Quietschball (Gummiball, der zusammengedrückt, fiebt) prompt
durch kurzes Bellen. Man wiederholt dicht vor ihnen das Geräusch 3—4 mal,
belohnt jedesmal, namentlich wenn der Hund öfter antwortet. Dann wird der
Ball in der Hand verborgen, ganz leicht gedrückt, der sitzende Hund
erwartungsvoll angesehen. Auf Antwort darf mit Belohnung nicht gespart
werden. Ist man sicher, daß der Hund 5—6 mal unbedingt anschlägt, so kann
man ihn als Rechenkünstler vorführen und fragen: „Setz dich”, wieviel ist 4
mal 8 weniger 29. Darauf dreimaliges Drücken auf den verborgenen Ball,
wobei die Zuschauer, „um den Hund nicht zu verwirren” etwa 10 Schritt weit
entfernt gehalten werden, so daß sie unmöglich das leise Geräusch des Balls
in der Brusttasche durch den angepreßten Arm oder in der Hosentasche
vernehmen können.

Alles das sind scheinbar überflüssige Spielereien ohne praktischen Wert. In
Wahrheit ist _alles_ nützlich, was der Hund lernt. Aus einem ergibt sich
das andre. Noch bedeutungsvoller ist das Lehren für den Besitzer; er
erlernt dabei den Hund behandeln und zu ermessen, wie weit ein Hund auf
Erinnerung und Reize reagiert. Das Einvernehmen zwischen Mensch und Tier
wächst; der Hund wird mit jedem neuen Begreifen leichter erfassen und
fester behalten. Bis er Stimme, Ton, jede Regung versteht, worüber man oft
irrig sagt: er versteht jedes Wort. Alle hohe Dressur ist Willigkeit zur
Beachtung von Zeichen. Damit Belohnungen (ein Stückchen Kakes, Zucker) auch
als solche empfunden werden, darf der Hund nicht überfüttert sein, auch
außer den regelmäßigen Mahlzeiten in seiner Schüssel von niemand je
Leckerbissen zugesteckt erhalten. Eher etwas knapp an einem Schultag
(Regentag): ein voller Bauch studiert nicht gern.



18. Kapitel.
=Wasserarbeit und Schwimmen.=


Die meisten Hunde gehen gern von selbst bei Hitze ins Wasser, wenn sie
nicht unvernünftig behandelt, d. h. hineingeworfen oder an einer plötzlich
abschüssigen Stelle den Grund verlieren und erschrecken. Ehe man den
mindestens 6—8 Monate alten Hund ans Wasser führen will, sucht man sich
schon in Gedanken eine flache Uferstelle aus, an der man sich nach
Spaziergang an heißen Sommertagen lagert. Dann läßt man ihn gewähren und
selbst Bekanntschaft mit dem nassen Element suchen. Jeder Zwang ist von
Übel, Beispiel älterer Hund nützlich, aber nicht unerläßlich. Hat er sich
ins Wasser gestellt und macht darin Gehversuche, so wirft man ein rundes
Holzstück das mit langer dünner Schnur zum Herausholen zur Sicherheit
versehen ist, wenige Meter von ihm noch ins flache Wasser: „Apport”. Sobald
er herauskommt, schnell das Kommando „Setz dich, gib aus”!, ehe er sich
noch schütteln kann. Wasserabschütteln vor Ablieferung des
Apportgegenstands ist ein Dressurfehler, weil dabei meist der Gegenstand
fallen gelassen wird und liegen bleibt oder, falls Ente des Jägers,
entweicht. Was auch der Schüler ausführt, muß exakt sein. Hat man das Holz
abgenommen, so mag er erst etwas herumspringen, ehe man aufs neue wirft.
Nicht ermüden, und mit Lob abschließen, sodann flotter Heimweg namentlich
später bei kühlerem Wetter. Einige Tage später versucht man es in tiefem
Wasser; scheut er es, so geht man ohne Tadel nach Hause, versucht es
nochmals. Das Versagen ist kein Unglück an sich, aber es gibt ein nie
versagendes Mittel jeden Hund zum Schwimmen zu bringen. Dazu brauchen wir
einen lebenden Gehilfen oder einen kurzen Pfahl, 1 m lang, unten spitz zum
Einschlagen; oben (etwas unter Rand) wird eine Ringschraube eingedreht. Ort
ein Bach, der zum Durchwaten für den Hund zu tief aber nicht reißend ist,
Nähe einer Brücke. Auf dem einen flachen Ufer schlagen wir mit kräftigem
Stein den Pfahl in den Boden, so daß er etwa 1⁄2 m noch herausragt, ziehen
durch die Ringschraube eine lange kräftige Leine, werfen die beiden Enden
auf das andre Ufer, zum sicheren Wurf mit angebundenem starken Holzstück.
Sodann begeben wir uns mit dem Schüler über die Brücke zu der dem Pfahl
gegenüber liegenden flachen Stelle. Das eine Ende wird an das genügend eng
gestellte, aber nicht würgende Halsband befestigt, das andre nehmen wir in
die rechte Hand. Mit der linken führen wir dicht an das Wasser und ziehen
nun mit der rechten Hand langsam aber fest die durch die jenseitige
Ringschraube laufende Schnur. „Voraus, so ist's brav.” Der Hund fühlt sich
geführt an der Hand des Herrn, wenn er auch im Wasser den Boden unter den
Füßen verliert, zieht ihn die Leine, daß er nicht versinkt, noch unsicher
wird oder Zeit hat zum Paddeln oder Wasser treten. Kurz vor dem Ufer, noch
ehe er herausspringen kann, erfolgt das Kommando „herein, hierher”! und das
andre Ende der Leine, das bisher nur nachgab, zieht zurück. Man kann
denselben Effekt mit einem Gehilfen erreichen, der den Hund am Halsband
hält, während man die lange Leine ans andre Ufer wirft, über die Brücke
geht und nun selbst den Hund an dieser zu sich unter Anruf hinüberzieht.
Dort wird er gelobt. Besser ist es aber, das ganz allein in aller Stille
ohne Zuschauer und Teilnehmer abzumachen. Man wird erstaunt sein, wie rasch
jeder Hund begreift, daß das Wasser gar nichts gefährliches ist, und daß er
an der führenden Hand des Herrn immer in Sicherheit ist. Dieses Hilfsmittel
muß in vollster Ruhe und Bedächtigkeit benützt werden, überzeugt, daß es
hilft und daß der Hund ohne jede Aufregung sich leiten lassen wird, als ob
man schon 10 Hunde auf diese Weise von der Harmlosigkeit des Wassers
überzeugt hätte. Am besten setzt man sich einige Minuten vor dem Anlegen an
die hinübergeworfene Leine ans Ufer und raucht eine Zigarette, was auch zum
Vertreiben von Mücken nützlich ist. Jede Unruhe, Nervosität oder
Unsicherheit des Herrn überträgt sich auf den Hund, den wir auch nie über
Trauer oder Niedergeschlagenheit täuschen können, wie unsre Angehörigen,
die wir aus Rücksicht leicht mit Worten zu beruhigen vermögen.

Zu Schwimmkünstlern und Tauchern kann man nur solche Rassen machen, die
ererbte Wasserpassion infolge Lebensweise der Vorfahren (Neufundländer)
oder Abstammung von Arbeitsschlägen (Pudel, Spaniel. Airedaleterriers, die
Otterhundblut führen) besitzen. Öfter führt auch häufige Gelegenheit durch
Nähe von Teichen, Flüssen, Meeres- oder Seeufer, harte Schläge, wie
rauhhaarige Terriers und Pincher dazu. Vorbedingung zum Tauchen ist sehr
klares, ruhiges Wasser und freudiges Apportieren, wozu man Holzstücke durch
Beschweren zum Untersinken präpariert, aber nie Steine, benützt. Will man
den schwarzen Schnürenpudel in voller Schönheit und Farbe erhalten, so darf
er nach dem Baden wie Schwimmen nicht lebhaften Sonnenstrahlen ausgesetzt
werden; man wählt dazu die warmen Sommerabende. Auch lasse man sich nicht
verleiten, an kühlen windigen Abenden Hunde ins Wasser zu schicken,
besonders nicht kurz behaarte. Zum mindesten nehme man ein altes Handtuch
mit und frottiere kräftig dem Haarstrich entlang. Ältere Jagdhunde, die
viel zur Entenjagd benützt werden, zeigen durch Nierenleiden und
Rheumatismus, wohin solche Zumutungen führen. Hat der passionierte Hund
gegen Willen des Herrn ein eisiges Bad genommen, so begibt man sich im
Eilschritt zur nächsten Behausung und scheue sich nicht, dort Wärmeschutz
vor Ofen oder, nach Trockenreibung mit Heu oder Stroh, im Stall zu
erbitten. Es wird selten gemütlose Menschen geben, die einem Tier Mitgefühl
versagen, was zudem nichts kostet. Lieber eine halbe Stunde Aufenthalt, als
ein krankes Tier, für das der Herr verantwortlich ist.



19. Kapitel.
=Schußfestigkeit und Verteidigung des Herrn.=


Wenn manche Hunde auf Schuß ausreißen, und sogar schußscheue Jagdhunde
vorkommen, so ist nervöse Veranlagung, der nicht rechtzeitig
entgegengetreten wurde, sowie ein erstmals in nächster Nähe abgegebener
Schuß schuld. Der Jäger schießt vom Hund weg auf ein Ziel, der Jagdhund muß
auf Schuß sich legen und Befehl abwarten. Der Schuß gegen Herrn des
Schutzhundes kommt in der Richtung auf diesen. Also ist hier die Gewöhnung
eine andere. Der Abfeuernde soll nie der Herr sein, sondern immer ein
Zweiter, ein Feind. — Der Gehilfe erhält einen Revolver, geladen mit
Platzpatrone-(ohne Kugel, anfangs wenig Pulver); er hat sich im freien
Gelände, etwa 100 m weit aufzustellen und zunächst nur durch lebhafte
Bewegung und rüden Anruf auf sich aufmerksam zu machen. Der Hund steht
angeleint links vom Herrn. Der erste Schuß fällt, Kommando: „Gib Laut!”.
Man lobt, hält den Hund zurück. Der Gehilfe nähert sich auf Wink, gibt
weiteren Schuß ab. Je lebhafter der Hund bellt, desto weniger hört er die
Schüsse, deren letzter auf höchstens 6 m Nähe erfolgen darf. Jetzt rückt
man mit dem Hund vor, worauf der Gehilfe sofort zurückweicht. Hier wie bei
allen Mannübungen muß der Hund immer den Eindruck haben, daß er der Sieger
sei, der mit drohendem Bellen den Feind in die Flucht schlägt. Aber _nie_
darf Manndressur und Angriff mit einem Hund geübt werden, der nicht eine
volle systematische Dressur hinter sich hat und _fest im Appell ist._ Bei
scharf veranlagten, kräftigen Rassen könnten Mißverständnisse von Schuß,
Bewegung, Verwechslung des Gehilfen oder dgl. zu verhängnisvollen Folgen
führen. Man muß immer wissen, wo man nur anleiten und mehr den Zurückruf
üben muß, und wo man den etwas schüchternen Hund zum Draufgänger steigern
kann. Also Vorsicht bei Schäferhunden, Rottweiler, Dobermannpinscher,
Doggen, Bulldoggen; bei diesen wird nicht scharf gehetzt, sondern nur die
Richtung angegeben und Gehorsam geübt. Den regungslos stehenden Menschen
(oder Gehilfen) hat der Hund nur zu verbellen, nie anzugreifen. Das
Bewachen erfolgt in liegender Stellung, Kopf in Richtung des Feindes.
Reagiert der Schutzhund auf den „Verbrecher” nicht, so wird er wie folgt
immer scharf zu machen sein. Der Hund steht an kurzer Leine an linker Seite
des Herrn; der Gehilfe in auffälliger Kleidung (umgedrehter Joppe) nähert
sich mit einem größeren Ast, ärgert damit mit krächzenden Tönen den Hund.
Entweicht sofort, wenn dieser auf Kommando bellt, begibt sich auf erhöhte
Stelle (Mauer, auf Baum mittels angelegter kurzer Leiter), so daß ihn der
Hund keinesfalls erreichen kann. Von obenher reizt er den Hund mit dem Ast;
gibt dieser lebhaft Laut, so kommt der Herr hinzu, lobt ihn und führt ihn
weg an der Leine, doch nur wenige Schritte, worauf der Hund frei „an Fuß”
als Gehorsamsübung zu folgen hat. Systematische Dressur zum Fassen des
Gehilfen („Verbrechers”) erfordern Hetzgewand, Schutzärmel, Dressurplatz
und sollte von Laien nur unter Anleitung erfahrener Dressurleiter im
Polizeihundverein, Schäferhundverein erfolgen. Vieles Üben und Beißenlassen
wird besser vermieden; man erzieht damit bißwütige Hunde. Ist ein Hund
nicht scheu, hat er nur einige Male den flüchtenden Gehilfen verfolgt, so
weiß er im Ernstfall von selbst von seinen Zähnen Gebrauch zu machen.
Allerdings soll der Schutzhund auch nicht ausreißen, wenn ihm jemand mit
Ast oder Stock droht, und das ist nur damit zu erreichen, daß man einen
Gehilfen gegen den angeleinten, dicht beim Herrn stehenden, bellenden Hund
vorgehen läßt. Zieht er sich scheu zurück, so wächst dem Hund sofort der
Mut, er geht vor und weicht auch nicht zurück, wenn absichtlich
ungeschickte Schläge zunächst nur auf den Boden klatschen. Erst wenn der
Hund wütend bellt, darf ihn ein Schlag mit Ast berühren, wird aber dann
nicht schaden, sondern den Hund nur angriffsmutiger machen. Immer muß der
Herr dabei stehen, animieren, aber doch den Hund so kurz halten, daß eine
Verletzung des Gehilfen ausgeschlossen ist. Plötzlich steht dieser ganz
still, dann wird auch der Hund mit kurzem Kommando „ab! Leg dich”, zur
Ruhe verwiesen. Den gegebenen Schutzhund liefert die Züchtung, erzieht die
Liebe zum Herrn. Nicht die Hetzarbeit, die oft verdirbt und fast nur für
Hundebesitzer in einer gefährdeten Berufsstellung angezeigt ist. Hunde an
die Kette der Hütte anzulegen und necken zu lassen, veranlaßt sie zwar bei
jedem geringfügigen Anlaß zu bellen, zu schnappen und sich wie toll zu
gebärden, macht also einen drohenden Kettenhund, aber niemals einen
zuverlässigen Schützer. Von der Kette und dem örtlichen Rückhalt wie Hütte
gelöst, sind solche Hunde meist feige, schnappen höchstens aus Angst für
sich selbst von rückwärts zu. Der richtiglernende Beschützer kann nur durch
den fingierten Angriff gegen ihn, wenn er dicht beim Herrn steht, oder
gegen den Herrn selbst im Dunkeln zum Begreifen des Schützens gebracht
werden. Auch der tobende „Verbrecher” hinter einer Holzwand, der den Hund
reizt, führt nicht auf das Ziel _Schutz,_ sondern zur _Rauflust,_ die dann
erst wieder gebändigt und in gesunde Richtung gestellt werden muß.



20. Kapitel.
=Korrektur verdorbener Hunde.=


Ein Erzieher und Dresseur, der selbst erst einen Hund verdorben hat, eignet
sich auch nicht zur Berichtigung, die noch weit höhere Anforderungen an
Konsequenz, Geduld, Ruhe, Eingehen auf den Charakter fordert. Unbedingt
hoffnungslos ist kein jüngerer Hund, den man aus fremder Hand mit Fehlern
mangelhafter Dressur, hand- oder schußscheu, zum Entweichen geneigt erhält.
Die Hauptbedingung ist, daß der Hund und neue Herr sich innig aneinander
anschließen, sehr viel beisammen sind, daß der auf Straße etwa unbändige,
Wagen nachprellende, rauflustige, Geflügel hetzende Hund möglichst wenig
Gelegenheit zu Übeltaten findet, solange er nicht eine vollständige neue
systematische Dressur (Kapitel 13 bis 17) durchgemacht hat, als ob er noch
nie etwas gelernt hätte. Und von allen Übungen reichliche Wiederholungen
unter peinlichster Beachtung des vorgeschriebenen Anlegens und dazu „Setz
dich”. Vor Beginn des Kursus muss man einige Tage der Woche weiten
Spaziergängen oder Radtouren in allerlei Gegenden vor der Stadt opfern. In
den Straßen aber an kurze Leine links „am Fuß”. Niemand füttert als der
Herr, in dessen Schlafzimmer (oder nebenan bei offener Tür das Schlaflager
(„Platz”) sich befindet. Fremden Hunden, Wagen, Autos, allem, was der Hund
scheut oder ihn reizt, weicht man nicht aus, sondern führt den Hund so
dicht als möglich vorbei. Hier wie bei allen sonstigen Gelegenheiten wird
viel mit ihm gesprochen. Je mehr der Hund lernt (Kapitel 17) und man übt,
desto besser. Er muß seine ganze _Vergangenheit vergessen,_ viel Bewegung
haben und Abends müde sein. Der neue Besitzer soll womöglich den früheren
Herrn (aber nicht in Gegenwart des Hundes) persönlich kennenlernen und
dessen Wesen studieren, damit er in allen Kundgaben zum Hund sich auf das
_Gegenteil_ einstelle. Spricht jener laut, rasch, lebhaft, so übertreibe er
im Verkehr mit dem Hund das Gegenteil. Dieser muß sich immer beobachtet
wissen und mit dem Herrn verbunden fühlen. Ehe Befehle erfolgen, muß sich
der Hund setzen, den Herrn anblicken lernen, das Kommando abwarten und
ablesen. Hat man aber dazu nicht Zeit, so fange man besser den Versuch gar
nicht an, verschiebe den Erwerb auf die Ferien. Man glaube nicht, daß man
mit Strafen einen verstockten Jungen oder Hund korrigieren könne; damit mag
man ihn höchstens zurückhalten, solange er dicht unter den Augen in der
Hand ist. Er muß ganz neu sich selbst erleben lernen und im Verhältnis zum
Herrn eingestellt werden. Gehorsamsübungen können nicht oft genug (aber
ohne Strafen) gemacht werden; rasch und prompt hat „Setz dich, leg dich,
apport, Platz, herein, am Fuß” zu erfolgen. Dazu viel Arbeit,
Sprungübungen, Kunststücke, Verlorensuchen, Apportieren aus Wasser,
Gewöhnen an Schuß ohne Hetzarbeit, das Leben im Hause streng regelmäßig,
nie allein ohne Aufsicht auf die Straße. Eine große Summe von gütigen
Mühen; ehe man sich dieser unterzieht, wäge man, ob diese der betreffende
Hund nach Rassenschönheit und Anlagen, die das Auge und der
Gesichtsausdruck verrät, wert ist. Nach Charakter ist der verdorbene Hund
ursprünglich oft mehr wert als der, an dem nicht leicht etwas zu verderben
ist.



IV. Teil.
Praktische Anleitung zur Hundehaltung.

21. Kapitel.
=Der Zwinger, die Hütte, das Lager.=


Ein altes Wort sagt: „Einmal Hundefreund, immer Hundefreund.” Zu einem
Dauerzustand für das Leben lohnt es auch ein Dauerheim zu schaffen, da aus
dem Hundebesitzer, dem erfolgreichen Aussteller, sehr oft der Züchter wird,
der die häufigen Bitten aus Freundeskreis nach einem Abkömmling seines
Musterhundes erfüllen will. Bei einem Einfamilienhaus, sei es Stadtmiethaus
oder Eigentum vor der Stadt, sollte der Zwinger nicht fehlen. Er
erleichtert die Haltung, ermöglicht die Zucht, hilft Haus und Wohnung
sauber halten, wenn der Hund nach Spaziergang bei Regen oder Schneeschlamm
naß heimkommt und vor Einlaß in das Haus eine Stunde auf reichlichem
Strohlager trocken und sauber geworden. Die läufige Hündin ist dort während
der Zeit, in der jede zum Entweichen neigt, sicher bewahrt. Die Zuchthündin
kann dort in Ruhe werfen und mit den Welpen bleiben, bis sie anfangen
selbst zu fressen und weggegeben werden. Auch in einer Villa mit 2—3
Wohnungen erspart ein schlichter Zwinger viel Beschwerden wegen
beschmutzter Treppenhäuser, und die im Verhältnis zu dem Luxus eines Hauses
ganz geringfügigen Kosten für einen Hundezwinger werden reichlich
ausgewogen. In manchen Großstädten verbieten die Besitzer die Haltung eines
größeren Hundes; ein Zwinger würde diese Härte überflüssig machen. Die sehr
hohe Zahl der Familienhunde in England, das Fehlen von Kreuzungen und
wertlosen Straßenkötern geht sicher auf Konto der Zwinger beim englischen
Familienhaus als bequeme Unterbringung und Bewahrungsmittel der Hündinnen
vor Fehltritten. Der Zwinger lehnt sich am besten an eine geschützte Mauer
in Nordost, er habe möglichst viel Sonne, der Boden muß unbedingt
betoniert, undurchlässig, also waschbar sein, da er sonst nach kurzer Zeit
verseucht und übel riecht. Auch würde auf durchlässigem, feuchtbleibendem
Boden der Holzzwinger rasch unten verfaulen. Die Betonunterlage etwas höher
als der Hof und leicht schräg geneigt von der Mauer weg, damit Regen
schnell abläuft. Eine rechtwinklige Ecke des Hofes oder an Hausrückwand
angefügt, macht nur zwei Gitterseiten nötig und gewährt mehr Wetterschutz,
ist auch leichter stabil anzulegen. Das Gitter vorn mit Tür, aus
Eisenstäben, die nur einmalige Ausgabe sind, die Enden nach Innen gebogen,
was Überspringen oder Klettern verhindert. Drahtgeflecht rostet zu rasch
und läßt sich dagegen nicht durch Anstreichen schützen. Für mittelkleine
Rassen unter Stuhlsitzhöhe ist der Zwinger entbehrlich, höchstens für den
Züchter solcher (z. B. Foxterriers) nötig. Also sei er gleich so groß
angelegt, daß ein Mann mit gebücktem Kopf darin stehen kann. Eine geräumige
Hütte aus Hartholz, mit heißem Leinöl getränkt und mit Ölfarbe gestrichen,
genügt auch; das Holz innen und außen glatt behobelte, sogenannte Nut- und
Federbretter, von außen mit Decklatten an den Fugen benagelt. Kein
Satteldach, sondern ein glattes, schräges Dach mit Dachpappe benagelt zum
Aufheben. Bei großer Kälte läßt sich leicht innen auf Leisten ein zweites
Dach nur aus Brettstücken auflegen und damit die Höhe reduzieren. Ähnlich
soll ein von unten wärmender Doppelboden nicht fehlen, der Zwischenraum mit
Torfmull gefüllt. Dieser hält warm; saugt Feuchtigkeit geruchlos auf. Als
Windschutz wird bei Kälte ein Sack vor den Einschlupf gehängt, den der Hund
beim Einkriechen verschiebt. Der Zwinger sei eine vergrößerte Hütte mit
Tür; in diese kommt das Einschlupfloch, durch ein herablaßbares Fallbrett
verschließbar, wie an Hühnerhäusern üblich. Innen dient eine erhöhte
Pritsche mit reichlich Stroh als behagliches Lager. Das Verbringen in
Zwinger oder zur Hütte soll nie eine Strafe sein, wird auch nach Rückkehr
von Spaziergang als solche nicht empfunden, zumal nach 1⁄2—1 Stunde die
Erlösung zur Futterstunde schlägt. Gelegentlich wird auch das Futter in den
Zwinger gebracht oder dient er als Nachtaufenthalt. Die tragende Hündin
wird schon 14 Tage vor dem Wurftage an den Zwinger allmählich gewöhnt,
indem sie dort ihre Mahlzeiten erhält. Die Gittertür ist nach Innen, die
des Hauses nach Außen zum Öffnen. Gegen unbefugtes Füttern, Zustecken von
Knochen schützt, wenn nötig, ein von außen an das Gitter mit Bindedraht
befestigtes Geflecht. Da der Zwinger für den Familienhund niemals ständiger
Aufenthaltsort sein soll, weil er dort verdummt und seinem Zweck als
Gesellschafter und Wächter entzogen würde, ist kein kunstvoller Steinbau
nötig. Dient der Zwinger als Wurfraum, so ist in diesem mit etwa 12 cm
breiten, 20 mm starken Brettern ein Wurfplatz abzugrenzen, benutzt man dazu
die Hütte, so wird mit ebensolchem Brettstück nach vorn zum Einschlupf
abgegrenzt, damit die Welpen nicht herausfallen können und auch nicht zu
nahe vorn am Eingang liegen.

_Ein Lager in der Wohnung_ muß jeder Hund haben, besser noch
ein solches im Zimmer und ein zweites im Vorhaus (Treppenhaus des
Einfamilienhauses). Fehlt es, so suchen die Hunde, deren Bauchseite dürftig
behaart, aus Wärmebedürfnis Polstermöbel auf. Alle Hunde, die auf blanker
Erde oder Holzboden beständig liegen, bekommen häßliche, kahle Liegebeulen
an den Ellenbogen. Für kleine Rassen genügt als Lager eine Kokosmatte. Für
größere bewährt sich am besten eine Matratze, mit Seegras gefüllt, vom
Tapezierer in Form solid durchgenäht, aus Gründen der Reinlichkeit mit
abzuknöpfendem Überzug, die Ösen zum Knöpfen aus Leder unterhalb der
Matratze zu befestigen, damit sie der Hund nicht aus Langeweile nachts
annagt. Aus Verdoppelung (Zusammennähen) zweier Stücken eines ausgedienten
Teppichs kann man auch für mittelgroße Rassen ein Lager stabil herstellen.
In vielen Geschäften sind fertige Hundelager für kleinere Schläge
erhältlich, die aus Eisenrahmen mit starkem Drellbezug bestehen; in diese
gehört aber unbedingt eine genau dazu passende Kokosmatte. Körbe in flacher
Form empfehlen sich nur für kleine Tiere; das darin liegende Kissen muß
jeden Morgen sauber ausgeschüttelt werden. Für Hausflur oder Treppenhaus
kann man mit 4 Eckpfosten, 4 Brettstücken von etwa 15 cm Breite und
darunter Bodenbretter eine erhöhte Pritsche von etwa 30 cm Höhe, für
mittlere Rassen (50x75 Bodenfläche) sehr leicht zusammennageln. Als Lager
eine genau hineinpassende Matratze. Hütten im Haus oder Schlafkisten
verhindern die Hautausdünstung und sperren den Hund ab, mit abschließbarer
Tür mögen sie höchstens vorübergehend zur Erziehung dienen, wenn ein
Junghund nachts nicht zimmerrein ist oder man gezwungen ist, ihn öfter
allein im Hause zu lassen und fürchtet, daß er diese Zeit zum Anbeißen von
Gegenständen mißbraucht. Für kleinste Nassen eignen sich dazu sehr gut die
sogenannten Bruthäuschen für Hühner, die vorn mit aufklappbarem
Drahtgeflecht versehen sind. Dauernd sollten sie aber nicht nötig und durch
gute Erziehung überflüssig gemacht werden.



22. Kapitel.
=Die Läufigkeit der Hündin, der Zuchtrüde.=


Im allgemeinen gehört die Hündin _nicht in Laienhände,_ am
wenigsten in der Mietwohnung und Großstadt. Man lasse sich also nicht zur
Anschaffung eines weiblichen Welpen verleiten; nur wer schon mit
Hundehaltung vertraut ist und genügend Platz mit Sonne und Auslauf zur Ver-
fügung hat, darf an Erwerb einer Zuchthündin denken. Aus der Stadt, dem
Miethaus sollten alle Hündinnen ganz verschwinden, so daß weder sie noch
ihre Witterung anzutreffen ist, dann würden wir treuere, weniger
rauflustige Rüden haben, keine häßlichen Bilder mehr sehen, die
Hundefeinden — das sind jene, die den Hund nicht kennen — den Vorwand zur
Agitation bieten. Obschon unsere Forschungen in dieser Richtung noch nicht
geschlossen, möchten wir behaupten, daß mit Abschaffung der herumlaufenden
Hündinnen die Tollwut verschwinden wird, die immer aus dem Osten nach
Europa hereingebracht wird. Aus den Ländern der halbwildlebenden
Straßenhunde. Für Hündinnen, die nicht im Besitz eines Züchters,
ausgewiesen durch das stammbuchmäßige, anerkannte Züchteraffix, sollte die
3 fache Hundesteuer erhoben werden. Hündinnen sind weder treuer noch
leichter zu dressieren, das Nachlaufen der Rüden hinter Hündinnen würde
abnehmen, wenn es weniger und nur gut behütete Hündinnen in Züchterhänden
gäbe. Hat man aber als Geschenk doch eine Hündin erhalten, so ist zu
beachten, daß diese erstmals mit 7—9 Monaten hitzig (läufig) wird, sodann
mit Pausen von etwa 5—6 Monaten zweimal im Jahr. Infolge Blutandranges nach
den Genitalien schwellen diese an, während der ersten 9—12 Tage findet eine
Blutabsonderung statt, die während der zweiten Hälfte der Hitze in einen
helleren Ausfluß übergeht. Die Witterung des Zustandes wird vom Rüden schon
einige Tage vorher wahrgenommen; doch pflegen Hündinnen den Rüden während
der ersten Tage abzuweisen. Trotzdem ist es auf alle Fälle nötig, die
Hündin vom ersten Tage an sorgfältigste zu behüten, sie nie allein
hinauszulassen und auch beim Hinausführen an die Leine zu legen. Wo es
räumliche Verhältnisse gestatten, läßt man sie während dieser Tage nur in
Hof oder Garten oder trägt die kleine Hündin auf dem Arm in eine ruhige
Seitenstraße morgens früh und spät abends, damit möglichst wenig Spuren zum
und in das Haus führen, dessen Tür tunlichst geschlossen gehalten wird.
Trotz aller Vorsicht läßt es sich schwer vermeiden, daß während dieser Tage
das Haus von schlecht behüteten Rüden der Nachbarschaft belagert wird. Mit
Gummischleuder (grobe Schrotkörner), Wasser, Peitsche muß man eben sehen
die Zudringlichen zu vertreiben. Beim Ausgehen wird das Halsband gut
gesichert und zur Abwehr von Rüden die Peitsche mitgenommen. Besser zu viel
Vorsicht als zu wenig. Der Zustand ist ein pathologischer, und viele
Hündinnen suchen zu entweichen, solche hängt man am Lager an die Kette,
wenn man das Haus verläßt. Kommt es trotz Vorsicht zu ungewollter
Verbindung, wobei der Rüde auf Dauer von 20 bis 30 Minuten fest mit der
Hündin körperlich verbunden ist, so unterlasse man jeden Versuch
gewaltsamer Trennung, stelle das Paar abseits vom Verkehr und warte
geduldig das Ende ab. Soll aber die ausgewachsene Hündin (nicht vor 1 1⁄2
Jahr) belegt werden, so geschieht das etwa am 13. oder 15. Tag der Hitze.
Der Gesundheit schadet es nicht, wenn eine Hündin nie zur Zucht verwendet
wird; doch ist es gefährlich, sie erst mit 3—4 Jahren oder später decken zu
lassen, da die Genitalorgane dann oft nicht mehr elastisch genug sind.
Kastrieren entwertet, führt zu Fettsucht und Temperamentlosigkeit. Wird man
als Besitzer eines schönen Rüden gebeten, dessen Tätigkeit für eine
vollwertige Rassenhündin zur Verfügung zu stellen, so mag, falls Bedenken
wegen der Persönlichkeit des etwa unbekannten Besitzers nicht vorliegen,
dem Gesuch stattgegeben, nur soll die _Hündin_ zum richtigen Zeitpunkt
ins Haus gebracht werden. Führt man den Rüden zur Hündin, so steht zu
befürchten, daß der Rüde die nächste Gelegenheit zum Entweichen ergreift,
und die Hündin sucht. Während des Deckakts soll der Besitzer seine Hündin
an kurzer Leine halten; einmaliges Belegen genügt. Vor vollendeter
systematischer Dressur, vor allem vor zweitem Lebensjahr sollte ein Rüde
nicht, oder höchstens ausnahmsweise zur Zucht verwendet werden. Geschieht
es überhaupt nie, so schadet es auch nichts, vorausgesetzt, daß man seinen
Hund vernünftig hält, nicht überfüttert und für ausgiebigen Auslauf und
Tätigkeit sorgt. Ein besonders kluges und zugleich schönheitlich
hervorragendes Tier der Zucht ganz zu entziehen, wäre eine Schädigung für
die Hochzucht und Rasse, da ohnehin die für Vermehrung tätigsten Zuchthunde
leider vielfach Zwingerhunde sind, also zur Hebung von Intelligenz und
guten Charaktereigenschaften selten beitragen. Wenn Rüden häufig Zeichen
von Geschlechtserregung geben, auf andren Hunden reiten, so ist das ein
Zeichen zu üppiger Fütterung, muß man reduzieren und für ausgiebige
Bewegung sorgen.



23. Kapitel.
=Die Pflege von Haar, Zähnen, Ohr, Auge; Scheren und Baden.=


Jedem Haushund muß man sofort auf erstem Blick am Gesamteindruck ansehen,
daß er gepflegt ist; das unterscheidet ihn von Straßenköter und Zwingerhund
in Verbindung mit einer gewissen Haltung, die nur der wohlerzogene Hund
zeigt. Dadurch übertrifft er selbst Ausstellungstiere von höheren
Rassenwerten. Ein einmaliges Waschen und Bürsten gibt diesen Eindruck noch
nicht; Pflege sitzt wie ein gutgearbeiteter und selbstverständlich
getragner neuer Anzug. Wer durch etwas Ausübung Verständnis erhalten hat,
wird — um durch sorgfältige Pflege seinen Kameraden zu heben — sogar den
Pudel, den rauh- oder langhaarigen Rassenhund dem stock- und kurzhaarigen
vorziehen. Allerdings sind die erstgenannten ohne oder mit mangelhafter
Haarpflege geradezu abstoßend, die letzteren (kurzhaarige) auch dann noch
erträglich. Da sie sehr wenig Pflege brauchen, unterbleibt leider oft das
Wenige, doppelt beschämend für den Besitzer, zumal der, der keine Zeit für
solche Äußerlichkeiten hat, die alle Welt feststellen und kritisieren kann,
noch weniger Lust und Sinn für Erziehung und Innenleben seines Hausgenossen
hegen wird und besser täte, gar keinen Hund zu halten. Pünktlichkeit ist
das Rückgrat der Pflichterfüllung, deshalb soll eine ganz bestimmte,
alltäglich innegehaltene Viertelstunde gewählt und unerbittlich (gegen sich
selbst) festgehalten werden, z. B. kurz vor dem Mittagessen, weil da die
Hygiene ohnehin geistige und anstrengende körperliche Arbeit verbietet,
also eine halbe Ruhepause als Übergang von Arbeit recht nützlich ist. Gibt
es auch noch so wenig am Hund zu tun, er wird doch so täglich kontrolliert.
Zunächst wird das Haar gebürstet; je länger oder seidiger dieses ist, desto
weicher und länger muß die Bürste dazu sein. Ganz kurzhaarige Rassen auch
Schäferhunde werden mit einer Borstenkartätsche, wie für Pferde üblich mit
Lederschlaufe über Handrücken, behandelt. Vom Kopf nach rückwärts bis zum
Rutenansatz, sodann Keulen und Läufe abwärts. Dieses Bürsten ist zugleich
eine sehr wohltätige Hautmassage, es entfernt Staub und Schmutz, die für
Ungeziefer und Räudeansteckung der Nährboden sind. Für zarte Rassen oder
solche mit feiner Haut (Windhunde, Barzois, glatte Terriers, kurzhaarige
Zwergpinscher) wird die Bürste am besten durch den sogenannten
_Haarhandschuh_ ersetzt. Nach Gebrauch wird letzterer, kräftig ausgeklopft,
von Zeit zu Zeit mit Seife gewaschen. Die Bürste, mit Tuch sauber gerieben.
Ein Kamm wird für langhaarige Rassen _niemals_ benützt; einem Collie,
Bernhardiner, Chin, Pekingesen, Malteser würde damit alle Schönheit
(Haarreichtum mit dichter Unterwolle) hoffnungslos ruiniert. Filzt sich
Haar je zusammen, so wird es nur mit den Fingerspitzen vorsichtig
aufgezupft. Ein Kamm voll Haare nach dem Auskämmen wäre nicht Beweis von
Pflege, sondern von unverstandener Mißhandlung. Der schöne Hund soll
(ausgenommen Setter und Spaniel) nicht von dünner Haardecke leicht umgeben
sein, sondern in einem vollen Haarschmuck prangen. Der harte _Stahlkamm_
dient lediglich _zur Korrektur_ für zu zottig und üppig behaarte
Rauhhaarrassen, wie Airedales, Schnauzer, Brüssler Griffons, namentlich muß
damit das überragende Haar am Hals, Oberkopf, Läufen, Backen entfernt
werden, um eine elegante Erscheinung herzustellen, die nicht wie ein
Wollpudel aussieht. Ferner wird mit weitem Kamm täglich beim Wollpudel das
Haar auf Kopf und Körper offen gehalten, damit es sich nicht zu Schnüren
schließt. Zur Kontrolle, ob Flöhe vorhanden, dient der enge Staubkamm bei
kurzhaarigen Rassen. Solche dürfen beim sauber gehaltenen Haushund nie
Vorkommen; sie quälen den Hund (abirrend den Menschen) und sind
Zwischenträger von Würmern. Sich wegen Ungeziefer kratzende Hunde ruinieren
sich damit ihr Haar und ziehen sich leicht Hautverletzungen (Ekzem) zu. Ein
gepflegter und gesunder Hund muß immer ein glänzendes Fell haben und auch
ohne Bäder sauber aussehen. Nach der Haarpflege wird mit besonderem Tuch
das Auge täglich gereinigt, so daß sich in den Winkeln nie Sekret
festsetzt. Ist es katarrhalisch entzündet, so wird es mit leichter
Borsäurelösung gewaschen, darauf gut getrocknet, damit nicht bei kühlem
Wetter eine Erkältung eintritt. Nach den Augen wird das Ohrinnere mit
feuchtem Schwämmchen (der in sogenannter Seifenschale geschlossen
aufbewahrt und nach Gebrauch ausgewaschen wird) täglich gereinigt. Zeigt
sich Ausfluß, so bläst man mit kleinem Röhrchen etwas pulverisierte
Borsäure in den Gehörgang. Die Zähne der Junghunde bedürfen noch keiner
Pflege; nur bei ersten Anzeichen von _Staupe_ muß _täglichmehr malsdas
ganze Gebiß_ mit desinfizierender Flüssigkeit (verdünntem Spiritus, Lösung
von hypermangansaurem Kali, essigsaurer Tonerde oder dgl.) gründlich
gesäubert werden, um das sogenannte Staupegebiß (kariös, ohne Schmelz) zu
verhindern. Mit etwa 5 Monaten ist nachzuprüfen, ob die ersten Hakenzähne,
dicht hinter den zweiten stehen geblieben sind. Da sich zwischen diese
Speisereste festsetzen, riechen solche Hunde faulig aus dem Maul. Bei
Zwerghunden ist das häufig. Die ersten Zähnchen sind mit dafür
konstruierten Zange leicht zu entfernen, oft schon mit der Hand; doch soll
man sie herausziehen, nicht abbrechen. Erhalten Jährlinge harte
Hundekuchen, Knochen für das kräftige Gebiß, das danach verlangt, so wird
sich selten ein gelblicher Belag an den Eckzähnen bilden. Wo die Neigung
dazu vorhanden ist, genügt ein tägliches energisches Darüberstreichen mit
harter Zahnbürste, woran sich Hunde sehr rasch gewöhnen. Die erstmalige
Entfernung des schon leicht verhärteten Belags kann mit Fingernagel oder
Messer erfolgen. Laufen Hunde wenig auf harter Straße, so werden oft die
Krallen zu lang; sie zersplittern sich auch bisweilen, so daß man von Zeit
zu Zeit kontrolliert und mit Eisenfeile etwas kürzt. Abzwicken mit Zange
erfordert scharfes Instrument (Nagelzangenschere), da sonst die Kralle
splittert oder Blutung eintritt, wenn man zuviel wegnimmt. Allmähliches
Abfeilen, wobei jemand den Hund beschäftigen und die Pfote halten mag, ist
vorzuziehen. Namentlich ist bei Hunden mit Afterklauen (lose, fünfte Zehe
am Hinterlauf) die Kralle zu kürzen, da sie sonst in das Fleisch
hineinwächst. Vor Abzwicken mit warmem Wasser weich machen, schützt vor
Splittern. Ausgenommen bei Hautkrankheiten zu intensiver Behandlung werden
Hunde nie geschoren und so des natürlichen Schutzes auch gegen Sonnenbrand
beraubt. Infolge des natürlichen Haarwechsels ist im Sommer ohnehin die
sogenannte Unterwolle der dichtbehaarten Rassen dünner. Einen dicken
Haarpelz, für bestimmte Rassen besonders erwünscht, z. B. für Collies,
Chow-Chow, russische Windhunde, erzielt man nur, wenn man sie auch im
Winter im Freien schlafen läßt. Die einzige Ausnahme macht der
halbgeschorene Pudel, an dessen Keulen, Hüftknochen, Gelenken kleine
Krausen stehen bleiben. Die Schnauze wird mit Ausnahme des Bartes bis etwa
2 cm über die Augen geschoren, das Kinn und die Kehle bis etwa unter
Halsbandtiefe. Zum Füttern werden die langen Ohren mit einer Klammer
(Schnurrbartklammer, bei Friseuren erhältlich) über dem Kopf befestigt.
Sein Bart ist täglich mit Schwamm zu reinigen. Wird der Hund täglich mit
der Bürste oder Haarhandschuh gereinigt, was die meisten als eine Wohltat
empfinden, so daß sie dazu willig sich stellen, so sind Bäder sehr selten
nötig. _Junge Hunde,_ die noch Mutterwolle tragen, sollte man überhaupt
nicht baden, man setzt sie selbst bei aller Vorsicht im überhitzten Raum
der Gefahr von Erkältung aus. Wird der ältere Hund gebadet, so hebt man ihn
in eine Wanne, in der das Wasser nicht ganz bis zur Bauchhöhe reicht. In
einer Schüssel wird etwas milde Seife im warmen Wasser aufgelöst und damit
mittels Bürste (bei kleinen Rassen mit Schwamm) von der Mitte des Rückens
nach rechts und links abwärts abgewaschen. Sodann kräftig mit Wasser
nachgespült, das Haar energisch nach der Richtung des Wuchses ausgedrückt.
Wollte man kräftig den Hund selbst einseifen, so brauchte man eine Unmenge
Wasser, um alle Seifenspuren zu entfernen und verfilzt das Langhaar
derartig, daß man später beim Auskämmen zu viel ausreißt. Hat man das
Wasser aus dem Haar gestrichen, so überdeckt man mit einem Frottiertuch und
klopft mit flacher Hand trocken. Zarte Seidenrassen, wie Malteser,
Yorkshireterriers werden nachher dicht am wärmenden Feuer mit der Bürste
trocken gebürstet; würde man das Haar am Feuer ohne Bürste (immer vom
Scheitel abwärts) trocknen, so wird, es wellig, was ein großer
Schönheitsfehler ist. Derbe Rassen wie Schäferhunde, Boxer, französische
Bulldoggen, Foxterriers kann man etwas kräftiger abreiben, doch benütze man
immer milde (überfettete) Seifen und lasse bei Kälte oder Wind die Hunde
erst einige Stunden nach dem warmen Bad ins Freie, da die geöffneten Poren
leicht zu Erkältung führen. Sehr bequem ist die sogenannte Trockenwäsche
für weiße Hunde; doch soll man damit nur das äußere Haar reinigen, nicht
die Hautporen verschließen. Trockenwaschpulver (eine Mischung von
Kartoffelmehl und Magnesia) ist in Spezialgeschäften für Hundeutensilien
erhältlich. Zur Erhaltung der Gesundheit und Sauberkeit wird das lange
Stirnhaar (der Fall) von Pudel, Malteser, Yorkshireterrier mit einem
Seidenband zusammengebunden, man umfaßt es mit linker Hand, zieht es nach
oben, umwickelt mehrmals mit farbigem Band fest zusammen, die Enden werden
zu einer Schleife geknüpft. Ein sehr langer „Fall” wird zum Zopf
geflochten.



24. Kapitel.
=Utensilien zur Pflege und Dressur.=


Mangelhaftes, improvisiertes Werkzeug erschwert jede Hantierung, kostet
mehr Mühe und Zeit, bringt geringen Erfolg und läßt schließlich von kleinen
Manipulationen absehen, deren Unterlassung später Arbeit und Unkosten
verursacht. Vor Ankunft des Hundes muß schon alles bereit liegen, die
Anwendung ist zum Teil schon in vorherigen Kapiteln erklärt worden.
Zunächst zur Haarpflege _nur Borstenbürsten,_ niemals Marterinstrumente mit
Stahlborsten, selbst nicht solche auf Gummiunterlage, man entzündet damit
die Haut. Für stockhaarige und rauhhaarige Rassen kurze kräftige Borsten in
Kartätschenform. Für Schoßhunde ganz Weiche lange Borsten, die den Kamm
ersetzen. Nur in Spezialhäusern für Hundeartikel erhält man die Stahlkämme
mit ganz kurzen Zähnen, die zugleich zum Abrupfen des überwuchernden Haares
für Rauhhaarrassen dienen. Dieses soll nie so lang werden, daß es die
Körperformen merklich überragt. Abgesehen von Bart und Augenbrauen
erscheint Rauhhaar, speziell der Terrier, wie ein glatthaariger (nicht
kurzh.) Hund; der deutsche Pinscher, Affenpinscher, wird ein wenig länger
im Haar gehalten, doch schadet auch für ihn der sogenannte Rupfkamm nicht.
Der Zweck der Eisenfeile (für Nagelpflege), harten Zahnbürste ist oben
beschrieben. Zwei Porzellanschalen mit Deckel enthalten kleine,
dichtgeschlossene Schwämme für Augen- und Ohrenpflege, die öfter in
leichtem Desinfektionswasser (Wasser mit etwas Wasserstoffsuperoxydzusatz)
ausgewaschen werden. Ebenso die Bürsten. Ein feineres Staubtuch dient zum
Nachtrocknen der Ohren und Augen. Ein vorzügliches Putzmittel zum
Nachpolieren nach dem Abbürsten ist der _Samthandschuh,_ den man nach
Benutzung mit trockenem Tuch abreibt und gleichfalls von Zeit zu Zeit
waschen läßt. Wenn man sich vor regelmäßiger Haarpflege einbildete einen
sauberen Hund zu besitzen, so wird man sich durch Anblick des Tuches nach
Abreiben des Samthandschuhes überzeugen, daß das Gegenteil der Fall war.
Kein Wunder, daß manche Hunde übelriechen, wenn sie nach Regen feucht in
das Zimmer kommen. Erst durch peinlichste Sauberkeit wird der Haushund zum
Hausgenossen, den man auch berühren darf, ohne sich sofort darauf mit Seife
und heißem Wasser waschen zu müssen. Begreiflich, daß zu solcher Pflege das
richtige praktische blanke Werkzeug gehört. _Schutzdecken_ (Schabracken)
werden nur für kurzhaarige Rassen wie Black and Tan Terriers,
Zwergpinscher, Windhund, Whippet (letzteren nach Renntraining sofort
umgelegt), besonders Windspiel angeschafft; um ihnen ein gefälliges
sportliches Aussehen zu geben, sind sie aus dunklem Tuch, mit Hellen,
blauen oder gelben Streifen eingefaßt. Ausnahmsweise legt man solche aus
Segeltuch und hinten rings geschlossen Doggen an, um aufgeschlagene Rute zu
heilen. Für zarte Schoßhunde schneidet man von abgelegten, gestrickten
Handschuhen die Spitzen ab, läßt den Schnittrand von der Hausfrau
nachgiebig einfassen und zieht sie vor Ausgang bei nassem Schneewetter über
die Füße als _Schutzsocken._ Blendend schön behaarte Yorkshireterriers und
Malteser, die für Ausstellungen vorbereitet werden, müssen solche Schuhe
beständig tragen, damit sie sich nicht kratzen können. Wie die Kravatte des
_Herrn_ nebst Nadel das einzige Bekleidungsstück ist, das Geschmack und
Eleganz verrät, so auch das _Halsband_ des Hundes, das bei der Dogge, dünn
und rund genäht, den eleganten Hals unterstreicht und diskret den Übergang
zum Rücken nicht stört, bei dem schwarzroten Dobermann oder Terrier als
glattes weißes Band das tief glänzende Fell hebt. Dem gedrungenen Bau mit
kurzem Hals durch Wucht und Nägelbeschlag bei der Bulldogge sich anpaßt und
den Schein hervorruft, als müßte dieses fürchterliche Tier an schwerstem
Halsband gebändigt werden. Beim Barzoi und Pudel oder Collie besteht es nur
aus einer vernickelten Kette, die im Haar verschwindet, ohne dieses zu
verletzen. Sportrassen wie Foxterriers, Airedales tragen glattes, schmales
hellgelbes Lederhalsband, z. B. Dreigliederhalsband, das zwar Zughalsband
ist, aber sich nicht völlig zuziehen läßt, wie jedes solche sein sollte,
dazu weit genug, um über den Kopf gestreift zu werden. Auffällig als
solches durch Farbe oder Zierbeschläge darf nur das Halsband der Bulldogge,
der japanische Originalkragen des Chins oder das mit Dachshaaren besetzte
der französischen Bulldoggen sein. Das Eigenartige liegt sonst im Passen
und Schlichtheit. Zum weißen Halsband gehört die Weiße Leine.
Brustgeschirre erhalten nur solche Rassen, die bei fortgesetztem Ziehen am
Riemen zu Kropf neigen (glatth. Zwergpinscher, Mops). Ein angehängtes
Glöckchen ist eine Zumutung an Nerven des Hundes; geht man aber abends aus,
so ist es nicht unpraktisch, ein solches an kleinem Karabiner zu besitzen,
damit man die Anwesenheit des Hundes hört, wenn man den kleinen dunklen
Kerl nicht sieht. Zum Ausgang in die Stadt gehört die _kurze Führleine;_ je
kürzer man den großen Hund hält, desto leichter und fester hat man ihn in
der Gewalt. Zur Dressur kann man sich selbst die lange Leine aus fester
gedrehter Hanfschnur herstellen. Für harte Hunde benutzt man zur _Dressur_
das unwendbare _Stachelgliederhalsband_ (Torquatus) oder den über das
glatte Lederhalsband an zwei Schleifen über- zustreifende Stachelriemen,
Marke Horridoh, der nach außen gedreht zum Schutz gegen fremde bissige
Hunde dient. Für Hunde, die zum Entweichen oder Wildern neigen, läßt man
sich einen sogenannten _Knüppel_ herstellen. Das ist ein rundes
Hartholzstück von etwa 50 cm Länge und 8 cm Dicke (je nach Größe, diese für
Dobermannpinscher angegeben), dreht in der Mitte eine Ringschraube ein und
befestigt mit 2—3 Verbindungsgliedern einen Karabiner, so daß der an das
Halsband eingehängte „Knüppel” bis auf die Vorderläufe 1⁄3 von oben)
herabreicht. Mit diesem „Knüppel” kann der Hund mit gehobnem Kopf gehen,
auch ganz langsam traben, sobald er aber springt oder hetzt, schlägt ihm
der Knüppel beständig auf die Vorderbeine. Namentlich für den im Landhaus
gehaltenen zum Ausbrechen geneigten Hund, den man tagsüber im Garten frei
laufen läßt, ist der „Knüppel” zu empfehlen. Hat er sich einige Zeit
bewährt, so kann man ihn durch Absägen auf beiden Seiten kürzen, er wirkt
als Warnung trotz Kleinheit weiter. Wer öfter reist und den Hund von
mittlerer Größe oder Zwerghund mitnimmt, wird sich vorteilhaft einen
_Reise-transportkorb_ mit Gittertür anschaffen, der schon einige Tage vor
der Reise nachts als Lager (geschlossen) dienen soll, so daß sich der Hund
gar nicht aufregt, wenn er in diesem als Reisegepäck aufgegeben oder im
Hotel bei Ausgang eingesperrt wird. Verläßt man das Hotel bei Tage, so
überdeckt man den in dunkle Ecke gestellten Korb, weil sich für das
Hundegehirn Dunkelheit mit Nachtzeit verbindet und er sich dann ruhiger
verhält. Der Pudelbesitzer benötigt die _Haarschere,_ die für großen Schlag
eine Schnittbreite von 42—44 mm, kleinen Schlag 32—35 mm, eine Schnittlänge
von 1⁄4 mm (sogenannte Bartschere) haben soll. Solche mit 1⁄2 mm schneiden
zuweit über der Haut und rupfen. Man ölt gut und setzt kräftig die an der
Stellschraube energisch angezogene Maschine gegen den Haarstrich ein. Hat
das erstemal ein geübter Pudelscherer den Hund frisiert, so ist es dann
eine Kleinigkeit ihn so zu erhalten. Zehen und Gesicht werden alle 8—14
Tage, der Hinterkörper im Sommer alle 14, im Winter jede dritte Woche
nachgeschoren. Überragende Haarspitzen entfernt man beim Wollpudel mit der
Handschere. Nach dem Bad werden die Schnüren mit Tüchern partienweise
trocken frottiert. Leider gehört in vielen Städten zu den aufgezwungenen
Utensilien auch der _Maulkorb_ für alle, oder doch größere Rassen, der
natürlich gegen Verbreitung der Tollwut durch entweichende Hunde keinerlei
Schutz bietet, aber für ängstliche Menschen, die meinen, daß alle Hunde
„beißen”, eine Beruhigung ist. Er soll aus Lederriemen hergestellt und so
lang sein, daß er vorn Nase und Schnauze nicht scheuert; gegen das
Kahlreiben auf Nasenrücken schützt Umwicklung des aufliegenden Lederteils
mit Tuchstreifen. Drahtkörbe sind wohl haltbarer, für kurzhaarige Rassen
eine Marter, sollten höchstens für Zughunde benützt werden. Man nehme ihn
lieber etwas größer als nötig und schütze ihn gegen Abstreifen durch eine
Lederschleife hinten, die durch das Halsband gezogen wird. Es ist
vorteilhaft, den Maulkorb aus schwarzem, weichem Leder Herstellen zu
lassen; hellgelb irritiert das Hundeauge, wie ja auch die schwarze
Hornbrille weniger stört als die mit glänzendem Goldrand. Das Angewöhnen
erfolgt nicht in Haus oder Garten, sondern nach flottem Spaziergang, der
die Aufmerksamkeit ablenkt und zwar in früher Jugend. Haben wir nur noch
gut erzogne und wohlbehütete Hunde, keine beständig sich auf Straßen
herumtreibenden Köter mehr, so wird der Maulkorbzwang von selbst wegfallen.
Die Hundepeitsche braucht nur der Dresseur für den Berufshund (Jäger,
Polizeihundführer), _nicht der Erzieher;_ ihm genügt die Gerte oder ein
leichtes spanisches Rohr.



25. Kapitel.
=Erkrankungen, Verletzungen, Eingeben von Medizin.=


Wie das Auge der Spiegel der Seele, so ist die Haut der der Gesundheit. Ein
glattes glänzendes, gut anliegendes Haar verbürgt in Verbindung mit klarem
Auge und kaltfeuchter Nase das Wohlbefinden. Munteres, lebhaftes Verhalten
und guter Appetit sind die Folge. Die Exkremente, konsistent, wenn zu hart
und steinig, so gebe man weniger Knochen und mehr Getränk. Zu viel Kot in
breiiger Form verrät gehaltloses Beifutter, man füttere daher besser (mehr
Eiweißgehalt). Die einfachste Kontrolle für richtige Ernährung und
Verdauung ist also tägliche Beobachtung des Kots. Ist alles in Ordnung, so
genügt ein Blick darauf. Jede Abweichung von dem eingangs beschriebenen
Aussehen erfordert Beachtung. Krankheit kündet sich durch Mattigkeit,
Ruhebedürfnis, Appetitlosigkeit an, wird bei täglicher Haarpflege sofort
festgestellt. Bei katarrhalischem Aussehen von Nase und Auge wird sofort
beim Junghund die Körpertemperatur (im After, Spitze des Fiebertermometers
behufs leichten Einführens mit Vaseline oder Öl eingefettet) gemessen,
beträgt sie über 39 ° C., etwa 39,5 und dünstet die Haut übel aus, so liegt
Staupeverdacht (Sucht) vor, gibt man sofort etwas Hefe, hält den Hund warm
im Zimmer und ruft einen Tierarzt, der selbst Züchter oder Spezialist von
Hunden ist. Das übliche Futter bleibt sogleich weg, etwas geschabtes rohes
Fleisch, falls roh nicht genommen, leicht angebraten und ganz klein
geschnitten. Man versäume keine Zeit mit „unfehlbaren Staupemitteln”, die
je nur _eine_ bestimmte der zahlreichen Formen treffen, überlasse etwaige
Injektion dem Tierarzt. Es ist weder nötig, daß alle Hunde die Staupe
bekommen, noch schützt ein Anfall unbedingt gegen weitere; es ist nur
wahrscheinlich, daß ein kräftiger Hund, der die Staupe überstanden, gegen
nächste Infektion geschützt ist oder sie leicht überwindet. Bleibt nach
schwerer Sucht ein Nervenleiden (Zucken, Schwäche in Hinterhand), so soll
das unheilbare Tier lieber erlöst werden, es ist zeitlebens ein Schwächling
ohne Zuchtwert. Abgang von dünnflüssigem Kot ohne Fieber und Mattigkeit
wird sofort mit Diät bekämpft. Tagelang kein kaltes Wasser, gegen Durst
höchstens Reiswasser, als Nahrung Schleimsuppe durch ganz geringen
Fettzusatz schmackhaft gemacht. Dazu Ruhe, Wärme, keine Medikamente, noch
Heilmittel nach Laienvorschlägen. Unschädlich, doch wirksam sind kleine
Gaben von Bismut. salicyl. Einmaliges Erbrechen, namentlich von Gras oder
ähnlichen Fremdkörpern gibt zur Beunruhigung noch nicht Anlaß, zumal junge
Hunde leicht erbrechen. Liegt bei solchem Verdacht vor, daß der Hund auf
Spaziergang Aas (Fleischgift) oder Giftbrocken aufgenommen hat, so ist
innerlich mit Kalomel (Dosierung je nach Größe durch Apotheker) zu reinigen
und gegen Herzschwäche etwas Kognak einzuflößen. Wird ein Hund richtig
ernährt, erhält er in der Jugend genügend Knochen, Nährsalze, Lebertran
gegen Rachitis, hat er reichlich Bewegung, so ist er widerstandsfähig und
wird höchst selten erkranken, namentlich wenn ihn Reinlichkeit gegen
Infektion und Hautkrankheiten schützt. Zeigt die Haut kleine, rundliche,
kahle Stellen ohne Juckreiz, so liegt Flechte vor; die befallenen Stellen
werden mit Jodtinktur, die immer in kleinen Fläschchen vorrätig sein
sollte, bepinselt. Haarausfall, heftiger Juckreiz, häßliche Hautstellen
verraten Räude. Selbst die früher für unheilbar gehaltene Acarusräude ist
durch energische Einreibung mit Schwefeloxydul (Chem. Fabrik
Marienfelde-Berlin) heilbar, die gegebnen Vorschriften sind genau zu
befolgen, da sonst wirkungslos. Fast alle Mittel helfen, nur muß die Kur
bei den meisten sehr gewissenhaft befolgt werden. Es kommt weniger auf das
Mittel selbst als auf die Anwendung an. Bei obigem Mittel genügt einmalige
Einreibung. Hervorragend gegen Sarkoptesräude, Ekzem, Herpes hat sich
Odhlen (Bayer) bewährt.

Bei zufälligen Verletzungen wasche man nicht mit nächstem Wasser aus, damit
bringt man nur Keime aus der Umgebung in die Wunde; man betupfe die
Umgebung der Wunde mit Jodtinktur, sorge daß der Hund nicht kratzt und
scharrt. Den Wundrand selbst bepinselt man mit Perubalsam, der in jede
Hundehausapotheke gehört, um bei Räude, Flechte, empfindliche Stellen wie
die Augenumgebung zu behandeln. Ebenso soll eine Schachtel mit Borsäure
immer vorrätig sein, am besten in kleinen Dosierungen (von 3 oder 6 g), um
z. B. mit 100 g Wasser sofort eine 3prozent. Lösung zum Waschen tränender
Augen herstellen zu können. Eine weitere Schachtel stehe mit einem
trocknenden Desinfektionsmittel bereit wie Tannoform (Merck), Euguform
(Güstrow), letzteres ein Idealmittel gegen alle Hautentzündungen
(Wespenstiche) und Brandwunden, um kleine Wunden damit zu bestreuen. Da
diese Pulver nasse Wunden rasch abtrocknen, entziehen sie den Mikroben ihre
Lebensbedingungen. Hautabschürfungen überzieht man mit Jodoform-Kollodium.
Tiefere Bißwunden spült man mit 5prozent. Karbollösung mit Wundirrigator
und taucht die Fingerspitzen in diese vor Berührung. Zerschneidet sich der
Hund durch Tritt in Glasscherben einen Ballen, so stillt man die Blutung
mit Eisenchloridwatte, desinfiziert die Wunde, überstreicht sie mit
Jodoformkollodium. Hierüber quer Heftpflaster, Mullbinde und Beobachtung
des Hundes gegen Abreißen des Verbandes (Anlegen an Lager an kurze Kette
oder sogenannten Halskranz, in Spezialgeschäften vorrätig). Da man Tiere
nicht überreden kann, muß man Medikamente „eingeben”. Lösliche Arznei und
Emulsionen gießt man aus der Flasche am Lefzenwinkel bei erhobnem Kopf ein,
hält einen Augenblick die Nase zu, so daß der Hund durch das Maul atmen
muß, wobei er schluckt. Größere Pillen taucht man in Öl und steckt sie tief
in den Schlund, hält das Maul einige Zeit zu, streichelt die Kehle entlang.
Pulver oder Tropfen kann man in Gelatinekapsel füllen und ebenso in den
Schlund schieben. Der Apparat „Pilleneingeber” erfordert sachkundige
Handhabung. Bei kleinen jungen Hunden ist das schwierig; einige Tropfen (z.
B. Chenoposanöl gegen Spulwürmer, das scharf riecht) bringt man durch List
bei. Aus fetter Wurst, die sich streichen läßt, bereite man eine flache
Oblate in Größe einer Kupfermünze, tropft darauf 1—3 Tropfen Medizin in
kleine Höhlung. Das Ganze wird vorsichtig zusammengerollt, so daß kein
Geruch nach außen dringt. Dann gibt man als Lockmittel von derselben Wurst
einige Kugeln gleicher Größe, zuletzt die mit der Arznei, die gierig
morgens nüchtern hinabgeschlungen und gar nicht erst mit der Nase geprüft
wird. Am Abend vorher fällt das Futter, vor allem der Knochen, weg; der
Magen muß möglichst leer sein, besonders bei Wurmmitteln, die rasch mit den
toten Würmern abgehen sollen. Mancher scheinbare Mißerfolg (keine Würmer im
Kot) grade prompter Wurmmittel (Allegan-Bayer) beruht darauf, daß die toten
Würmer verdaut worden sind, was leicht zu Darmkatarrh führt. Hunden, die
jedes Medikament sofort erbrechen, gibt man 1⁄2 Stunde vorher etwas dicke
Schleimsuppe. Hilft auch das nicht, vorher ein Anästhesinpulver oder eine
Lösung von Novocain. (1 %) mit Suprarenin in Bittermandelwasser.
Ausgenommen bei Wurmkuren verschont man die Hunde möglichst mit
Arzneimitteln, selbst wenn man gerne helfen möchte. Einige Tage kein
Wasser, dafür Diät (Schleimsuppen) sind besser als Verstopfungs-, Abführ-,
Brech-, Stärkungsmittel. Von letzteren ist Rotwein mit Ei (falls nicht
freiwillig genommen, eingegossen), geschabtes oder kleingewiegtes Fleisch
das beste. Der ruhende Hund braucht sehr wenig. Ein Kalbsschwanz genügt für
einen Tag. Und auch sonst lieber etwas knapp gehalten, so daß man die
Rippen ganz leicht angedeutet durchsieht, ist gesünder als gemästet.
Natürlich darf der Junghund nie wie ein Gerippe mit Fell überzogen sich
anfühlen, sondern eher prall. Der ältere Hund hingegen sei hart durch
Muskulatur, so daß es die Hand schmerzt, wenn man fest auf ihn klopft. Ist
das der Fall, so ist er nicht nur in vollster Gesundheit, sondern auch ein
Muster rationeller Haltung, die dem Besitzer Ehre macht.



26. Kapitel.
=Altersschwäche und Tötung.=


Das traurigste Kapitel dieses Buches, dem wir an Härte nehmen wenn wir die
Naturnotwendigkeit uns klar machen. Von mehr als einem Hundebesitzer haben
wir, von dessen ehemaligem Liebling sprechend, gehört, daß sein Tod der
einzige Schmerz gewesen sei, den er je seinem Herrn zugefügt habe. Wird ein
Hund vernünftig gehalten, erhält er, völlig ausgewachsen, nicht zuviel
Eiweiß dessen Schlacken das Leben kürzen, auch nicht zu viel Salze, die
durch Flüssigkeits- aufnahme die wichtigsten Säfte verdünnen, so wird er
bei Kraft und Wohlgestalt, die zugleich Schönheit und Gesundheit sind, ein
hohes Alter ohne frühe Altersschwächen erreichen. Wir wollen nicht durch
Aufzählungen von einzelnen Hunden, wie Barzois, Spitze, Foxterriers, die 18
bis sogar etwas über 20 Jahre alt werden, falsche Erwartungen erwecken. Das
sind Ausnahmen. Sicher ist nur, daß sogenannte trockne Rassen (von harter
Struktur mit Stahlknochen) um 1⁄4—1⁄3 älter werden, als solche von Masse
mit Falten, Halshaut, starken Knochen. Letztere gehen früher „aus dem
Leim”, bekommen unförmigen Kopf, neigen zu Fettansatz, dem rechtzeitig
durch trockne Ernährung Vorgebeugt werden muß. Was rastet, rostet. Um vor
frühzeitigem Altern zu schützen, darf es auch dem älteren Hund nie an
erfrischender, angemessener Bewegung fehlen. Knochen werden nach
vollendetem 4. bis 5. Jahr keine mehr gegeben, die Zähne sorgfältig
gepflegt und gegen Belag vorgegangen. Riesen und Zwerge altern früher,
solche mittlerer Größe später. Hunde von brauner Farbe, schwarze mit
gelben, statt rostroten Abzeichen, bekommen früher graue Schnauze als
erstes, jedermann kenntliches Alterszeichen. Doch wer denkt bei Anschaffen
des Welpen oder Junghundes schon an dessen Alter. Stellen sich merkliche
Altersschwächen ein, Trübung des Auges, und verminderte Sehfähigkeit,
abgenütztes Gebiß, Unfähigkeit und infolgedessen Unlust zur Bewegung,
mürrisches Wesen als Abwehr gegen Störung des Ruhebedürfnisses, das sich
bei Unbehagen bis zur Bissigkeit steigert (bösartig aus Laune wird kein
Hund!), so wäre es falsches Mitgefühl, hier nicht erlösend einzugreifen.
Dem Tier ist das Geistesleben, das dem Menschen das Greisenalter in
liebevoller Umgebung noch erträglich macht, versagt; es vegetiert, sich
selbst und anderen zur Last. Man verwechsle nicht die Wehleidigkeit, sich
selbst einen kurzen Abschiedsschmerz zu ersparen, mit falschem Mitgefühl,
das ein Tier langsam verkümmern läßt. Ohne Beratung und quälende
Erörterungen mit den Angehörigen faßt man den Entschluß selbst, erzählt
erst bei Rückkehr _ohne_ Hund, was unvermeidlich war und hält schon den
Ersatz in Gestalt des pflegebedürftigen Nachfolgers bereit. Das
herzerfrischende Spiel des jungen Hundes, sein sprudelnder Übermut, lassen
fast wider Willen den Schmerz vergessen, und die Entwicklungsmöglichkeiten
des noch unreifen Charakters trösten besser als es der Ersatz durch einen
schon fertig ausgewachsenen Hund je vermöchte. Niemals gebe man den
gealterten Hund in _fremde_ Hand ab. Ein Schuß aus kleinkalibrigem
Gewehr, dicht hinter dem Ohr von rückwärts eingesetzt, tötete durch
Eindringen in das Kleingehirn sofort. Am besten gibt eine geübte, sichre
Hand den Schuß ab, man entfernt sich erst, wenn man den Schuß gehört und
sich durch Anblick vom Tod überzeugt hat. Tötung mit starker Morphiumgabe
ist nicht zu empfehlen; es wird meist erbrochen und müßte durch
Einspritzung direkt in den Blutlauf gebracht werden. Gegen Vorhalten von
Chloroform wehren sich Hunde heftig. Die wäßrige Lösung von Blausäure,
zersetzt sich trotz besten Verschlusses rasch. Andre Gifte, wie Strichnin,
sind zu langsam in der Wirkung. Mit Recht wünscht jeder Hundefreund daß
sein Tier nicht leide und sofort tot sei. Tierarzt Hauck-Wien empfiehlt
nach zahlreichen Anwendungen seinen Kollegen folgendes einfache und leicht
ausführbare Verfahren bei Zuführung von Hunden zur Tötung: Man löst für
Hund größter Rasse 5 g Kalium cyanatum in etwa 15 g Wasser, schüttet aus
dem Fläschchen diese Lösung im Lefzenwinkel ein. Rechts vom Einschüttenden
steht ein Gehilfe mit einem Fläschchen gewöhnlichen Haushaltessigs. Sofort
nachdem der Hund den letzten Schluck der Cyankaliumlösung zu sich genommen,
wird schnell etwas Essig hinterher eingeflößt und der Hund sich selbst
überlassen. Der Tod tritt innerhalb weniger Sekunden durch die plötzliche
Blausäureentwicklung ein, kaum daß man die Hand von ihm losgelassen hat.
Ehe wir diesen Ratschlag hier weitergaben, haben wir selbst bei einigen
solchen Vergiftungen assistiert und uns überzeugt, daß der Hund ohne
Krampf, lautlos wie völlig gelähmt, zusammenfällt und niedersinkt, selbst
die Gesichtszüge zeigten keine Spur von überstandenen Schmerzempfindungen.
Selbstverständlich kann der Tierarzt auch eine eigens neu angefertigte
Lösung einspritzen, doch muß er dann einige Tage vorher von dem Besuch
zwecks Tötung unterrichtet werden.

Und einige Tage vorher wird auch schon der Nachfolger erworben; am besten
ein noch hilfloses, pflegebedürftiges Hündchen, das unsre Zeit und Gedanken
völlig in Anspruch nimmt und unsre Angehörigen über den schmerzlichen
Verlust eines treuen Freundes hinwegbringt. Bei der zweiten Erziehung hat
man viel gelernt, was nun praktisch verwertet wird. Allerdings handelt es
sich ebenso wie in den Ausführungen dieses Buches nur um kleine Hilfsmittel
und Handgriffe. Die Hauptsache muß der Erzieher _selbst_ besitzen und
mitbringen, und das ist genau dasselbe wie beim Einreiten des Pferdes:
_eine unendliche Geduld, ein feines Gerechtigkeitsgefühl und eine
hochanständige Gesinnung._



=Zu unseren Bildern.=


1. Langh. St. Bernhardshündin, Champion _„Fatime Cannstatt”_ 2274.
Besitzer: Frau Hofkapellmeister Marg. Kahler, Schwerin. Züchter: H. Voppel, Cannstatt.

2. Deutsche Dogge, _„Rolf v. d. Rheinschanze”._ Züchter u. Besitzer: Jos. Rembold, Ludwigshafen a. Rh.

3. Brauner Dobermann, _„Salto v. Rottal”._ Besitzer: Boxler, München.
Züchter: Jos. Schweiger, Pfarrkirchen i. Rottal, Nied.-Bay.

4. Importierter Airedaleterrier, _„Zetland Recruit”_ 6032. Besitzer: F.
Röhrl, München.

5. Engl. Windhund, Champion _„Tasso v. Solten”._ 381. Besitzer: Oblt. Gg.
Boxler, Augsburg. Züchter: Tierarzt Dr. Erb, Gießen.

6. Münchener Boxerrüde, Sieger _„Udo v. Adelegg”._ Züchter u. Besitzer:
Edmund Halter, Isny.

7. Importierte engl. Bulldogge, _„Astor Astoria”_ 1193. Besitzer: M.
Gruber, Hamburg.

8. Importierter engl, drahthaariger Foxterrier, Sieger _„Handy Maesthead”._
Besitzer: Rud. Piesbergen, Berlin W. 8.

9. Rauhh. Pinscher, Sieger _„Strupp v. Schnauzerluft”_ 1936. Besitzer u.
Züchter: Wilh. Stierle, Pforzheim.

10. Kleiner Pudel, _„Nang-i-Lat v. Sadowa”_ 4324. Züchter: Wolf, Berlin.
Besitzer: Pudelzwinger Sirius (Frl. Flora Kalender) Ebersteinburg bei
Baden-Baden.

11. Französ. kleine Bulldogge, „Jubicka Patzig”._ Züchter u. Besitzer: Frau
Flora Kunstmann, Murnau-München.

12. Blenheimspaniel, _„Darling v. Ravensburg”._ Besitzer: Theo Krumm,
Ravensburg.

Bilder sollen für sich selbst sprechen und keine Erklärung benötigen.
Unsere kurzen Ausführungen gelten auch nicht ihnen, sondern den
dargestellten Hunden, deren Züchtern oder Besitzern. Unter etwa 100
Aufnahmen von nahezu gleicher technischer Vollendung, die eine Spezialität
des Münchener Tierphotographen A. Dauer,Briennerstr. 17 ist, wurde nur ein
Dutzend ausgewählt teils weil sie hervorragende, verdienstvollste
Zuchttiere waren oder noch sind (wie Nr. 2, 3, 4, 5, 6, 7, 9 u. 10), teils
weil sie charakteristisch für die erfolgreichen Zwinger sind, aus denen sie
hervorgingen oder in welchen sie heute noch stehen und wirken. Nicht mehr
aktuell, da sie eine frühere Generation darstellen, sind nur zwei Bilder (1
u. 12). Im Bild der St. Bernhardshündin Champion Fatime ehren wir den vor
einigen Jahren verstorbenen Altmeister Hch. Boppel, Cannstadt dem diese
Rasse zu unauslöschlichem Dank verpflichtet ist. Gerade in dem
Charakteristischen dieser Rasse dem seelenvollen Ausdruck, ist die Aufnahme
kaum zu übertreffen. Dasselbe gilt von dem letzten Portrait, des kleinen
weißroten Blenheimspaniel Darling, was die Darstellung eines nich mehr
lebenden Siegers entschuldigen mag. Trotzdem bleiben diese zwei Abbildungen
immer lebendig. Mit der Zusammenstellung und Auswahl der Rassen, unter
etwas 40 solcher, sollte zugleich dem Anfänger ein Wink gegeben werden. Die
Riesen der Hundewelt, den mächtigen St. Bernhardshund und die kraftvolle
Dogge, verpflanze man nicht in die Großstadt und Mietwohnung, wo sie
verkümmern. Im Garten, Park, Lagerplatz, Fabrikhof, auf auf dem Lande, wo
sie wachen und zugleich schützen, sind sie am Platze. Die gelbe Dogge Rolf
(Nr. 2) ist aus dem ersten Doggenzwinger des Südwestens hervorgegangen,
dessen Zuchtideal Verbindung von Größe und Adel ist. Auch
Polizeihundrassen, wie der so dressurwillige und wuchtige Airedale, dem
Energie aus den Äugen leuchtet, oder der schneidige Dobermannpinscher
benötigen Auslauf und Arbeit; sie sind keine Zimmerhunde. Zetland Recruit
(Nr. 4) zeigt die Rassig- keit der Importation, mit der von Zeit zu Zeit
unsere festländische Zucht kluger Haushunde aufgefrischt werden muß. Wem
Rauhhaar etwas mühsam in Behandlung ist, der wählt den Dobermann im kurzen,
glänzenden Gewand. Sieger Salto v. Rottal (Nr. 3) entstammt der Zucht des
niederbayerischen Kenners edler Hunde, Jos. Schweiger in Pfarrkirchen.
Leichter und flotter als der Dobermann ist der englische Windhund, auch zur
Pflege von Rennsport geeignet, ein eleganter, sauberer Haushund, der in Dr.
Erb, Gießen, einen sachverständigen Förderer gefunden hat. Unter den
Bildern fehlt der Schäferhund, der mehr als Haushund ist. Eine einzige
Aufnahme von ihm würde der Verbreitung und Vielseitigkeit nicht genügend
Rechnung tragen. Das erfolgt dafür in einem stattlichen Sonderwerk im
gleichen Verlag: „Der deutsche Schäferhund in Liebhaberhand” in
weitestgehender Weise. Hingegen durfte unter den Haushunden im engeren
Sinne der kleinere, stämmige Münchener Boxer nicht fehlen, der seine
Anspruchslosigkeit an Raum der Mietwohnung anpaßt. Er quittiert nicht durch
Nervosität wenn er einmal während einiger Regenwochen den geliebten Auslauf
entbehrt, ist klug, gelehrig; doch wenn nötig, stellt er seinen Mann. Etwas
phlegmatischer ist die breite, niedrige, englische Bulldogge (Nr. 7),
Knochen, ein Stiernacken, dunkle Falten, vorstehender, breiter Unterkiefer
lassen sie drohend erscheinen, während sie der gutmütigste Hausgenosse ist.
Ihr Antipode, ganz Temperament, das ihn manchmal fortreißt, wenn er nicht
beschäftigt wird oder er keine Hand über sich weiß, ist der drahthaarige
Foxterrier. Richtig geleitet eine Perle und ebenso gefälliger, wie
lebhafter Begleithund. Etwas beherrschter, klug und dressurwillig ist der
deutsche Schnauzer. Sieger Strupp (Nr. 9) entstammt der Zucht, von Wilh.
Stierle in Pforzheim. Der Vollendetste Familienhund für die Großstadt ist
her kleine Pudel (fälschlich Zwerg genannt), Boxer nd Pinscher haben etwas
über Stuhlsitzhöhe, der Pudel steht um eine Handbreite darunter. Er ist
ganz Gemüt, von überraschender Intelligenz, dabei ein kluger Wächter, dem
nichts entgeht, der aber auch nie aus Übereifer Lärm schlägt wie der
cholerische Spitz. Zur Vollendung ist der kleine Pudel durch Zwinger Sirius
(Frl. Flora Kalender, Neckarsteinburg) gebracht. Ihr Stamm basiert auf
Champ. Nang-i-Lat (Nr. 10); mindestens ein Dutzend dieser Schwarzen tummelt
sich beständig in dem auf waldigem Bergesgipfel gelegenen Zwinger. Der
Clown unter den Hunden, grotesk in der Form, immer freudig erregt, ist die
Moderasse der französischen Bulldogge, von der zwei Schläge, eine geströmte
und weißbunte (Caille) existieren. Der Klub für franz. Bulldoggen mit Sitz
in München, wo auch die abgebildete „Jubicka” (Nr. 11) gezüchtet ist, hat
diese Auslandsrasse eingeführt und zu einer der französischen Zucht jetzt
mindestens ebenbürtigen Höhe geführt. Unter den zahlreichen
Zwerghundrassen, von denen die des glatthaarigen Zwergpinschers die
verbreitetste, die des Affenpinschers die härteste ist, dürfte die Palme
der Schönheit den langhaarigen Seidenhunden (Malteser, Toyspaniels)
gebühren. Fremdartiger noch sind die Chins und Pekingesen. In bestechender
Farbe, weiß mit orangeroten Platten, seidigschlichter Behaarung, klugem
Gesichtseindruck steht der Blenheim (Nr. 12) an der Spitze der 4
Toyspanielarten. Doch äußere bestechende Schönheit macht nur einen kleinen
Teil des Wertes unserer vierfüßiigen Lieblinge aus. Die Hauptsache sind
ihre _innersten Eigenschaften,_ ihre Charakter- und Gemütsanlagen, die wir
durch Erziehung wecken und zur Entfaltung bringen, durch Dressur in
nützliche Bahnen lenken.



=Anmerkungen zur Transkription.=


Nur eine sehr kleine Anzahl offensichtlicher Rechtschreibfehler wurden
korrigiert. Grenzfälle wurden belassen um eine möglichst genaue
Repräsentation der Erstausgabe von 1924 zu erstellen.

Der original Schriftsatz verwendet g e s p e r r t e Schrift zur
Hervorhebung von Begriffen. Für die vorliegende „Plain Text” Version sind
diese durch _Unterstriche_ markiert.

Die Verwendung von schwerer Schrifttype (z.B. in den Kapitelüberschriften)
wird durch =Gleichheitszeichen= ausgezeichnet.




*** End of this LibraryBlog Digital Book "Jedermanns Hundebuch: Plege, Erziehung und Dressur des Haushundes" ***


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