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Title: Handbuch der Pharmakognosie: Erster Band : Allgemeine Pharmakognosie Author: Tschirch, Alexander Language: German As this book started as an ASCII text book there are no pictures available. *** Start of this LibraryBlog Digital Book "Handbuch der Pharmakognosie: Erster Band : Allgemeine Pharmakognosie" *** ERSTER BAND *** #################################################################### Anmerkungen zur Transkription Der vorliegende Text wurde anhand der Buchausgabe von 1909 so weit wie möglich originalgetreu wiedergegeben. Typographische Fehler wurden stillschweigend korrigiert. Ungewöhnliche und heute nicht mehr verwendete Schreibweisen bleiben gegenüber dem Original unverändert; fremdsprachliche Ausdrücke wurden nicht korrigiert. Schreibweisen für die Namen von Rohprodukten, Handelswaren, sowie Personen- und Ortsnamen sind nicht einheitlich. In mehreren nummerierten Listen fehlen einige Listenpunkte; dies wurde so aus dem Original übernommen. Zur Kennzeichnung der ausgestellten Waren und Gerätschaften auf den Tafeln XXX und XXXI waren im Original die betreffenden Bezeichnungen auf ein Deckblatt aus transparentem Papier gedruckt. In der vorliegenden Fassung wurde die Beschriftung vom Bearbeiter direkt in die Abbildungen eingefügt. Das Original wurde in Frakturschrift gesetzt; besondere Schriftschnitte werden im vorliegenden Text mit Hilfe der folgenden Sonderzeichen gekennzeichnet: kursiv: _Unterstriche_ fett: =Gleichheitszeichen= gesperrt: +Pluszeichen+ Kapitälchen: ~Tilden~ #################################################################### HANDBUCH DER PHARMAKOGNOSIE VON A. TSCHIRCH ERSTER BAND ALLGEMEINE PHARMAKOGNOSIE [Illustration] LEIPZIG 1909 VERLAG VON CHR. HERM. TAUCHNITZ HANDBUCH DER PHARMAKOGNOSIE VON A. TSCHIRCH ERSTE ABTEILUNG MIT 324 ABBILDUNGEN IM TEXT UND AUF EINGEHEFTETEN TAFELN, SOWIE 3 KARTEN UND 3 BEILAGEN [Illustration] LEIPZIG 1909 VERLAG VON CHR. HERM. TAUCHNITZ Das Recht der Übersetzung in fremde Sprachen ist vorbehalten DIE VERLAGSHANDLUNG Vorwort. Während an Lehrbüchern der Pharmakognosie, besonders solchen, die auf botanischer Grundlage ruhen, kein Mangel ist, fehlt in der Literatur ein modernes illustriertes Handbuch der Pharmakognosie, in dem gleicherweise die botanischen (systematischen, morphologischen, anatomischen, physiologischen und pathologischen) wie die chemischen, handelstechnischen und handelsgeographischen, sowie endlich auch die historischen Verhältnisse und die bei der Kultur, Einsammlung und Erntebereitung der Drogen üblichen Methoden unter kritischer Benutzung auch der älteren Literatur und +auf Grund eigener Beobachtungen des Verfassers+ geschildert werden. In dem vorliegenden Werke mache ich nun den Versuch, nach neuen Gesichtspunkten und auf breitester Basis +ein modernes Handbuch der Pharmakognosie+ zu schaffen. Seit 25 Jahren vorwiegend mit pharmakognostischen Fragen -- und zwar sowohl auf pharmakobotanischem wie auf pharmakochemischem Gebiete -- beschäftigt, trage ich als akademischer Lehrer seit Jahrzehnten Pharmakognosie nach neuer Lehrmethode vor, und habe in einem modern eingerichteten, mit einem grossen Drogenmuseum verbundenen Institute zahlreiche Schüler aus aller Herren Länder in dem Fache ausgebildet. Diese von mir befolgte und in der Praxis des Lehramtes erprobte Methode wurzelt in der Erkenntnis, dass die Pharmakognosie nicht nur ein Zweig oder Anhängsel der Botanik ist, sondern eine +selbständige Wissenschaft, zu der auch in sehr hervorragendem Masse die Chemie, speziell die physiologische und Pharmako-Chemie, als Hilfswissenschaft gehört+, zu der Sprachen- und Länderkunde, Geschichte und Handelsgeographie ihr Scherflein beitragen und die nicht nur eine Sammlung von nebeneinander gestellten Tatsachen ist, sondern die lebensvolle Verknüpfung derselben unter höheren Gesichtspunkten erstrebt. Ich versuche zu zeigen, dass zahlreiche Fragen der Pharmakognosie experimenteller Behandlung zugänglich sind und dass ganz besonders die Einführung der Pharmakophysiologie in das Arbeitsprogramm der Pharmakognosie zu einer wissenschaftlichen Vertiefung der Pharmakognosie führt und sie aus einer rein deskriptiven zu einer experimentellen naturwissenschaftlichen Disziplin erhebt. Um mir ein eigenes Urteil zu bilden, habe ich aber nicht nur in Gemeinschaft mit meinen Schülern einzelne Gebiete der Pharmakognosie, wie das der Harze, der Abführmittel, der Samendrogen usw., chemisch und botanisch durchgearbeitet, sondern auch die wichtigsten Einfuhrhäfen Europas und ihre Dockhallen besucht und bin ein Jahr nach Indien gegangen, um die +Indischen Heil- und Nutzpflanzen+ an Ort und Stelle zu studieren. Ich habe sie in einem besonderen Werke geschildert. In langjährigen Laboratoriumsarbeiten sind dann die dort und bei Reisen durch die Länder Europas gesammelten Materialien bearbeitet worden. Der»+Anatomische Atlas+«, den ich mit Professor ~Oesterle~ herausgegeben habe und bei dem die entwicklungsgeschichtliche Methode auf pharmakognostisches Gebiet verpflanzt wurde, war eine der Früchte dieser Studien. Er beschränkt sich auf Pharmako-Morphologie und Pharmako-Anatomie. Das +Handbuch+ geht weiter und zieht auch alle anderen Hilfswissenschaften mit herbei. So werden hier zum ersten Male eingehend die +Arzneipflanzenkulturen+ und die zahlreichen +Methoden der Erntebereitung+ (Fermentieren, Rollen usw.), die pharmakogeographischen +Drogenreiche+, die Verhältnisse des +Grossdrogenhandels+ und die +Handelswege+, die Behandlung der Droge im Einfuhrhafen und die +Handelssorten+ und +Packungen+ unter Beifügung von Karten und zahlreichen, z. T. von mir selbst auf meinen Reisen aufgenommenen Abbildungen eingehend und auf +Grund eigener Erfahrungen+ und Erkundigungen bei zuverlässigen Gewährsmännern behandelt. Dann aber ist auch ganz besonders der in den modernen Lehrbüchern der Pharmakognosie stark vernachlässigten +Chemie der Drogen+, die ja in den letzten 15 Jahren die grösste Wandlung erfahren hat, Aufmerksamkeit gewidmet worden. Einen breiten Raum nimmt die +Geschichte der Pharmakognosie+ ein, die im allgemeinen Teile behandelt wird. Hier kam es mir besonders darauf an, den Leser zu den Quellen zu führen und alles Wesentliche aus denselben aufzuführen, so dass dieser Teil eine ganze Bibliothek ersetzen wird. So werden z. B. alle Pflanzen des ~Dioscurides~, des ~Theophrast~, der ~Hildegard~, vollständige Listen der Drogen des ~Cordus~, die Alphita, Circa instans, die Tabula des ~Simon Januensis~, die Liste des ~Serapion~ u. a. m. in extenso mitgeteilt. Zum ersten Male wird auch hier der Versuch gemacht, die +Entwicklung der Pharmakognosie+, gestützt auf Quellenstudien, in ausführlicher Weise zu schildern. Ein Gebiet, das in den Lehrbüchern in der Regel ebenfalls vernachlässigt wird, das +ethnologische+ (Betelkauen, Opiumrauchen, Matetrinken, Pfeilgifte usw.), findet ebenfalls +Berücksichtigung+ und auch die +Linguistik+ und +Etymologie+ ist dort, wo es nötig erschien, mit herangezogen. Sodann sind auch der +Bibliographie+ einige Kapitel gewidmet, +fehlt doch bisher eine Bibliographie der Pharmakognosie+ ganz. -- Und wenn endlich auch dem +Unterrichte in der Pharmakognosie+ die Aufmerksamkeit zugewendet wird, so dürfte dies gerade heute, wo über die Frage: +was ist Pharmakognosie und wie soll man sie treiben+? -- vielfach noch Unklarheit herrscht, vielen willkommen sein und zur Klärung der Anschauungen beitragen. Dass überall den Fragen der +Angewandten Pharmakognosie+ (Verfälschungen, Prüfung auf Reinheit und Gehalt, mikroskopische und chemische Analyse, Aufbewahrung usw.) gebührende Beachtung geschenkt wird, ist selbstverständlich. So entrollt sich in dem Werke, das das Resultat der auf alle Gebiete der Drogenkunde ausgedehnten Lebensarbeit des Verfassers darstellt, ein Gesamtbild der Pharmakognosie im weitesten Sinne. Wir sehen, zu wie zahlreichen Disziplinen +die Drogenkunde, die nunmehr sich zu einer Drogenwissenschaft ausgewachsen hat+, -- gebend und empfangend -- in Beziehung steht und wie wichtig sie nicht nur für den +Apotheker+, sondern auch für den +Arzt+, den +Medizinalbeamten+, den +Chemiker+, den +Drogisten+, kurz alle die, welche mit Arzneidrogen in Berührung kommen, ist, die alle ohne Ausnahme aus ihrem Borne schöpfen werden. Das Buch wird vielen die Augen darüber öffnen, ein wie ungeheuer reiches und +interessantes+ Gebiet die Pharmakognosie ist, wie viele grosse Ausbeute versprechende Bezirke desselben noch unerschlossen sind und wie sehr +gerade diese+, in ihrer Anwendung auf die pharmazeutische Praxis so eminent wichtige +Disziplin+ wissenschaftlicher Behandlung und Vertiefung zugänglich ist. Pharmazeutisches Institut der Universität +Bern+. TSCHIRCH. Inhaltsverzeichnis zur ersten Abteilung. Allgemeine Pharmakognosie: Seite Erste Abteilung, Allgemeines. I. +Begriff und Aufgaben der Pharmakognosie+ 3 II. +Die Objekte der Pharmakognosie+: 1. Die Droge 14 2. Paralleldrogen und Quid pro quo 18 3. Entwicklungsgeschichte des Arzneidrogenschatzes 23 III. +Pharmakoërgasie+: Kultur, Einsammlung und Erntebereitung: 1. Kultur der Arzneipflanzen 28 2. Einsammlung 75 3. Erntebereitung 104 IV. +Pharmakoëmporia+ 145 1. Handelswege: a) Handelswege in früherer Zeit 145 b) Handelswege in unserer Zeit 156 2. Die Behandlung der Droge im Einfuhrhafen 166 3. Produktions- und Exportziffern 182 4. Maße und Gewichte 185 5. Handelssprache 186 V. +Pharmakodiakosmie+ 187 1. Handelssorten 187 2. Verpackungen 203 VI. +Pharmakognostische Systeme+, Bibliographie der Hand- und Lehrbücher der Pharmakognosie, sowie verwandter Zweige, von ~Pomet~ an 216 VII. +Die für die Pharmakognosie in Betracht kommenden Zeitschriften, Jahresberichte, Institutspublikationen, Handels-, Ausstellungs- und Kongreßberichte+ 247 1. Zeitschriften 247 2. Jahresberichte 253 3. Institutspublikationen 253 4. Handelsberichte und dergl. 255 5. Ausstellungsberichte 256 6. Kongreßberichte 257 7. Bibliographie 257 VIII. +Der Unterricht in der Pharmakognosie+ 260 IX. +Angewandte Pharmakognosie+ 275 1. Prüfung der Drogen auf Identität und Reinheit 276 2. Aufbewahrung der Drogen 284 X. +Die Beschreibung der Droge+ 286 Erster Teil. Allgemeine Pharmakognosie. ~Pfaff~ nennt die Pharmakognosie «+physiographische Arzneimittellehre+» und rechnet sie zur Pharmakologie, ~Göbel~ «+pharmazeutische Warenkunde+», ~Fristedt~«+organische Pharmakologie+», ~Flückiger~ und ~Hanbury~«+Pharmacographia+», die Engländer «+materia medica+», die Franzosen «+matière médicale+». Auch der Ausdruck «+Drogenkunde+», «+Histoire des drogues+», ist gebräuchlich. Der von ~Humphrey~ (1902) vorgeschlagene Ausdruck +Pharmacopaedia+ (παιδεία = Wissenschaft) hat sich noch nicht eingebürgert, obwohl gerade in ihm der wissenschaftliche Charakter der reinen Pharmakognosie gut zum Ausdruck kommt. Ich hätte ihn gern als Titel benutzt, wollte aber nicht den eingebürgerten Ausdruck Pharmakognosie unterdrücken. Die Pharmakognosie ist, wie alle pharmazeutischen Wissenschaften, aus der Medizin, speziell der Arzneimittellehre (Pharmakologie), hervorgegangen und wurde erst seit dem ersten Drittel des XIX. Jahrh. von dieser ganz abgetrennt. Eigentlich hat schon ~Dodart~ in seinen «+Mémoires pour servir à l’histoire des plantes+»(Pariser Akademie 1676) die Aufgaben der Pharmakognosie vorausschauend ganz richtig erkannt, wenn er auch der von ihm in ihren Zielen klar vorgezeichneten Wissenschaft nicht diesen Namen, ja überhaupt keinen Namen gab. Er fordert folgendes: 1. Beschreibung der Pflanze, 2. Abbildung derselben, 3. Kulturregeln, 4. Festsetzung der Heilkräfte, 5. Feststellung der chemischen Natur. Das ist ungefähr auch der Umfang der heutigen Pharmakognosie mit Einschluß eines Teiles der Pharmakologie, die wir jetzt abtrennen. [Illustration: Fig. 1. Von einem thebanischen Grabe des XV. Jahrhunderts v. Chr. Thot, der ibisköpfige Ärztegott (als Lotse vorn in der Barke des Tum), hier (links oben) als Ph-ar-maki bezeichnet =«achtgebend auf die Barke», also: Beschützer. Die ersten 6 Zeichen sind zu lesen: ar(t) mꜥki(t). ph ist der hier fehlende Artikel, die beiden letzten Zeichen sind Determinative (+Oefele+). Aus +Dümichen+, Die Flotte einer ägyptischen Königin.] Die von ~Martius~ gegebene Umgrenzung (s. oben) hat sich im Laufe von 75 Jahren in doppelter Weise verschoben. Zunächst wurden die Vertreter des «Dritten Reiches» ausgeschieden und der sich selbständig entwickelnden pharmazeutischen Chemie überwiesen und die Pharmakognosie auf Pflanzen und Tiere beschränkt. So entstanden die drei pharmazeutischen Disziplinen: Pharmakognosie, Pharmazie und pharmazeutische Chemie, wie sie noch heute bestehen. Dann aber entwickelte sich die Pharmakognosie, speziell die des Pflanzenreiches, immer mehr zu einer umfassenden selbständigen +Wissenschaft+ mit zahlreichen Hilfswissenschaften. Der Begriff Pharmakognosie, wie wir ihn heute meist verstehen, ist von ~Flückiger~ (in der «Pharmakognosie des Pflanzenreiches», I. Aufl. 1867, II. Aufl. 1883, III. Aufl. 1891) geschaffen und von ~Flückiger~ und mir (in den «Grundlagen der Pharmakognosie», II. Aufl. 1885) näher erläutert worden, also besonders von dem Gelehrten, der die Pharmakognosie, die im Begriffe stand, zu einer seichten Warenkunde zu versimpeln oder im Schlepptau der Botanik zu segeln und ein bescheidenes Dasein als Anhängsel derselben zu fristen, +ganz auf eigene Füße stellte und mit wahrhaft wissenschaftlichem Geiste erfüllte+, die +Drogenkunde+ also zu einer +Drogenwissenschaft+, die Pharmakognosie zu einer Pharmakopädie machte. ~Flückiger~ betonte, daß die Pharmakognosie +eine selbständige Wissenschaft+ und keine rein botanische Disziplin ist, und daß als Hilfswissenschaften außer Botanik in erster Linie die Chemie, dann aber auch die Geographie und die Geschichte herbeigezogen werden müssen. Ich habe dann diesen Gedanken weiter gesponnen (In dem Aufsatze «Die Pharmakognosie als Wissenschaft», Pharm. Zeit. 1881). Die Bedeutung der Chemie als einer gleichberechtigten Hilfswissenschaft neben der Botanik hob übrigens auch ~Buchheim~ (1879) hervor. Die Anatomie war schon seit ~Schleidens~ berühmt gewordener Untersuchung über die _Sarsaparille_, und ~Bergs~ +Atlas+ als notwendige Hilfswissenschaft erkannt worden. Die Entwicklungsgeschichte ist dann von mir (im «+Anatom. Atlas+») hinzugefügt worden, indem ich den Satz vertrat, daß die richtige Deutung pharmakoanatomischer Tatsachen oft nur durch das Studium der Entwicklungsgeschichte möglich ist. Die moderne Morphologie war schon vorher durch ~Arthur Meyer~ (in der «+Wissenschaftl. Drogenkunde+») zur Lösung pharmakognostischer Fragen herbeigezogen worden, die Mikrochemie noch früher durch ~A. Vogl~. Die Geschichte der Drogen fand außer durch ~Flückiger~ besonders durch ~Schär~ und ~Hartwich~, die Ethnologie der Drogen durch ~Hartwich~ Förderung. Pharmako+physiologische+ Fragen habe ich mit meinen Schülern mit Vorliebe studiert. Der Gefahr, daß die in bester Entwicklung begriffene neue Wissenschaft, die sich einen Platz neben der Geographie und Pharmakologie erobert hatte, wieder dadurch verflache, daß sich botanisch oder chemisch ungenügend geschulte Kräfte mit pharmakognostischen Fragen beschäftigten, bin ich bei jeder Gelegenheit entgegengetreten und habe deshalb als Motto auf den Anatomischen Atlas, den ich mit ~Oesterle~ herausgab, die Worte gesetzt: «Die Pharmakognosie hat keine anderen Methoden wie die der reinen Botanik und reinen Chemie, wohl aber eine andere Fragestellung, andere Aufgaben und Ziele». In neuerer Zeit haben sich denn auch viele gut geschulte Chemiker (z. B. ~Jahns~, ~Hesse~, ~E. Schmidt~, ~Bourquelot~, ~Schlagdenhauffen~) mit pharmakochemischen, gut geschulte Botaniker (~Guignard~, ~Perrot~ und ihre Schule) mit pharmakobotanischen Fragen beschäftigt. So zerfällt denn die moderne wissenschaftliche Pharmakognosie (wissenschaftliche Drogenkunde) in sehr zahlreiche (15) Zweige, die +selbständig betrieben werden können, aber von dem Lehrer der Pharmakognosie in ihren Grundzügen beherrscht werden müssen+. Es sind dies nach meiner Definition (vgl. ~Tschirch~, Was ist eigentlich Pharmakognosie? Zeitschr. des österr. Apoth.-Vereins, 1896 und Pharm. Zentralh. 1907, S. 283): 1. +Pharmakoërgasie+ (von ἐργασία = Kultur), Kultur, Einsammlung, Erntebereitung. 2. +Pharmakoëmporia+ (von ἐμπορία = Großhandel), Handelswege, Ausfuhr- und Einfuhrhäfen, Behandlung der Droge im Einfuhrhafen. 3. +Pharmakodiakosmie+ (von διακοσμεῖν = Sortieren), Handelssorten, Verpackungen. 4. +Pharmakobotanik+, Systematik, Morphologie, Anatomie, Physiologie, Pathologie. 5. +Pharmakozoologie.+ -- 6. +Pharmakochemie.+ -- 7. +Pharmakophysik.+ 8. +Pharmakogeographie.+ -- 9. +Pharmakohistoria.+ 10. +Pharmakoëthnologie.+ -- 11. +Pharmakoëtymologie.+ Der Begriff Pharmakognosie hat sich also vertieft und erweitert. Und wir können die Definition jetzt so fassen: «+Unter dem Namen Pharmakognosie begreift man die Wissenschaft, deren Aufgabe es ist, die Drogen pflanzlichen und tierischen Ursprungs nach allen Richtungen hin -- mit Ausnahme der physiologischen Wirkung -- wissenschaftlich kennen zu lernen, korrekt zu beschreiben und unter allgemeinen Gesichtspunkten miteinander zu verknüpfen+». Es soll «die Pharmakognosie bis zu einem gewissen Grade alles umfassen, was zu einer +monographischen Kenntnis der Arzneistoffe+ gehört»(~Flückiger~-~Tschirch~, Grundlagen), aber darüber hinaus +nicht nur ein Mosaik ohne inneren Zusammenhang schaffen, sondern eine lebensvolle Verknüpfung der Drogen auf Grund ihrer Bestandteile erstreben+». «La science ne consiste pas en faits, mais dans les conséquences que l’on en tire»(~Claude Bernard~). Ich betrachte also, und damit gehe ich über ~Flückiger~ und alle anderen Pharmakognosten hinaus, die Aufgabe der wissenschaftlichen Pharmakognosie nicht durch eine monographische Beschreibung der Drogen, auch wenn dieselbe noch so umfassend und ins Einzelne eindringend ist, als erschöpft, wennschon dies natürlich ihre nächste Aufgabe ist. Ich fasse ihre Aufgaben weiter, stecke ihre Ziele höher. +Letztes Ziel der Pharmakognosie ist die wissenschaftliche Verknüpfung der zusammengehörigen Drogen auf Grund ihrer wichtigsten Bestandteile.+ Denn nicht die botanische Beschreibung trifft das Wesen der Droge als Heilmittel. Die chemischen Bestandteile sind es, wegen deren wir die Droge als Heilmittel benutzen. Sie sind also das wichtigste. Oberste Aufgabe der Pharmakognosie wird es daher sein, die Drogen nach ihren Bestandteilen in Beziehung zueinander zu bringen, das Zusammengehörige zu vereinigen und so allmählich zu einem pharmakochemischen Systeme der Drogen zu gelangen, das zur Pharmakologie hinüberleitet. +Erst hierdurch wird die Drogenkunde zur Drogenwissenschaft, werden die Drogengeschichten zu einer Drogengeschichte.+ ~Husemanns~ Vorschlag (in der Realenzyklop. d. ges. Pharmazie, I. Aufl.), die wissenschaftlichen Grundlagen der Pharmakognosie «allgemeine», die Einzelbehandlung der Drogen als «spezielle Pharmakognosie» zu bezeichnen, entspricht der üblichen Terminologie. Dieser wissenschaftlichen oder reinen Pharmakognosie steht nun die angewandte Pharmakognosie zur Seite, die wesentlich praktisch-diagnostisch ist. Sie ist weniger eine Wissenschaft wie «eine Kunst für praktische Zwecke» (~Wigand~) und für den Apotheker von größter Bedeutung. Der Name «Angewandte Pharmakognosie» ist zuerst von mir gebraucht worden (~Tschirch~, Anwendung der vergleichenden Anatomie zur Lösung von Fragen der angewandten Pharmakognosie. Schweiz. Wochenschr. f. Chem. u. Pharm. 1897). In den «Grundlagen» (1885) ist diese Abtrennung noch nicht gemacht. «Ganz besonders müssen wieder», heißt es dort, «aus diesem reichen Inhalte (des Gesamtbildes der Drogen) diejenigen Züge hervortreten, welche zu einer +raschen, annähernden Wertbestimmung+, zunächst ohne wirkliche chemische Analyse, führen können, wo dies nur irgend angeht.» Und auch ~Wigand~ sagt: «Der praktische Zweck steht obenan, ohne ihn würde die Pharmakognosie gar nicht existieren.» Dasselbe oder etwas ähnliches finden wir in ~Arthur Meyers~ Definition (1907), «die Pharmakognosie ist eine Disziplin, welche die Drogen in einer den Bedürfnissen der pharmazeutischen Praxis entsprechenden Weise wissenschaftlich zu bearbeiten hat.» Diese praktische Seite fällt jetzt zum Teil wenigstens der +angewandten Pharmakognosie+ zu. +Aufgabe der angewandten Pharmakognosie+, deren Begriff sich etwa mit dem deckt, was ~Martius~ unter Pharmakognosie verstanden wissen wollte, ist es, die Ergebnisse der wissenschaftlichen Pharmakognosie für die Praxis des Apothekers zu verwerten. Die Ergebnisse der +Pharmakobotanik+ dienen durch Vergleich der morphologischen Merkmale zur Feststellung der Identität der Heilpflanze und zur Feststellung etwa vorkommender Verwechslungen oder Verfälschungen. Die anatomische Untersuchung führt zu dem gleichen Ziel und läßt noch am Pulver Identität und Reinheit feststellen. Die Ergebnisse der Pharmakoërgasie und der Pharmakophysiologie führen zu einer praktischen Verbesserung des Anbaus der Heilpflanzen. Die Ergebnisse der +Pharmakochemie+ dienen dazu, zunächst durch qualitative Reaktionen die Identität festzustellen, dann aber durch quantitative Methoden zu einer Wertbestimmung zu gelangen. Ausschließlich der wissenschaftlichen Pharmakognosie gehören an: Geographie, Geschichte, Ethnologie und Etymologie. Die Beschäftigung mit +wissenschaftlicher Pharmakognosie+ ist Sache der Fachgelehrten (resp. ausreichend vorgebildeter Praktiker), die angewandte Pharmakognosie dagegen Sache der praktischen Apotheker. In der Lehrzeit soll der Eleve die Elemente der Pharmakognosie an der Hand von Drogen und frischen, sowie Herbarpflanzen praktisch erlernen und namentlich so weit gebracht werden, daß er -- eventuell unter Zuhilfenahme der Lupe -- rasch die Identität einer Droge feststellen kann, also die Droge und Heilpflanze «kennt». Es ist dies zugleich ein vorzügliches Mittel beobachten zu lernen -- das Ziel jedes naturwissenschaftlichen Unterrichts. Auf der Universität soll er die Grundzüge der wissenschaftlichen Pharmakognosie (in ihrer obigen weitesten Fassung) kennen lernen: durch allgemeine Vorlesungen über das Gesamtgebiet und Spezialvorlesungen über einzelne Teile der Pharmakognosie, mikroskopische und pharmakochemische, besonders auf die Wertbestimmungen gerichtete Übungen. Hierbei ist dann auch der Analyse pflanzlicher Pulver die gebührende Beachtung zu schenken. So ausgerüstet tritt dann der Apotheker in die Praxis, um hier die angewandte Pharmakognosie zu üben, und sich vor Betrug zu schützen. Denn die Drogen, ja sogar ihre Pulver lassen sich, und zwar meist mit der gleichen Schärfe wie die chemischen Präparate, auf Identität, Reinheit und Gehalt prüfen. +Die Aufgaben der reinen Pharmakognosie sind rein wissenschaftliche.+ Die Aufgaben der reinen +Pharmakobotanik+ sind nur zu lösen, wenn die systematische Botanik, die Morphologie, die Anatomie (und Entwicklungsgeschichte), sowie die Physiologie der Pflanzen als Hilfswissenschaften herangezogen werden. Die Feststellung der Stammpflanze, des morphologischen Aufbaues des als Droge benutzten Organs und des anatomischen Baues desselben sind selbstverständliche Elemente der Pharmakobotanik, nicht nur der deskriptiven, sondern auch der diagnostischen (z. B. bei der anatomischen Wertbestimmung eines Pulvers), aber auch die Physiologie, ja sogar die Pathologie der Pflanzen müssen oft herangezogen werden, z. B. bei dem Harzfluß, bei der Feststellung der besten Einsammlungszeit, bei der Beurteilung des Fermentierungsprozesses, dem viele Drogen unterworfen werden. Hier spielen bisweilen sogar bakteriologische Fragen mit hinein. Die chemische Physiologie ist von größter Wichtigkeit. Viele Fragen der Pharmakophysiologie sind experimenteller Behandlung zugänglich und gerade durch sie wird die Pharmakognosie aus einer rein beschreibenden zu einer experimentellen naturwissenschaftlichen Disziplin. Die Einführung der Pharmakophysiologie in das Arbeitsprogramm der Pharmakognosie bedeutet also eine wissenschaftliche Vertiefung und Erweiterung der Aufgaben unserer Wissenschaft und eröffnet ganz neue und weite Perspektiven. Man muß geschulter Botaniker sein, um Pharmakobotanik wissenschaftlich betreiben zu können. Doch sei betont, daß die Pharmakognosie keine botanische Disziplin, sondern die Botanik nur eine der Hilfswissenschaften ist. Schon 1879 sagte ~Buchheim~: «Solange der Unterricht der Pharmazeuten in der Drogenkunde von einem botanischen Standpunkte ausgeht und vorzugsweise in den Händen von Fachbotanikern liegt, ist ein erheblicher Fortschritt dieser Disziplin nicht zu erwarten.» Die +Pharmakozoologie+ spielt bei der geringen Zahl tierischer Drogen nur eine untergeordnete Rolle. Viele Lehrbücher ignorieren sie daher. Neuerdings (1895) hat ~Sayre~ die Aufmerksamkeit auf die tierischen Schädlinge der Drogen gelenkt. Ich werde im folgenden auch die Krankheiten der Arzneipflanzen behandeln, die ebenfalls hierher oder in das Gebiet der +Pharmakopathologie+ gehören. Sehr wichtig ist die +Pharmakochemie+, die als Zweig der Phytochemie mit der rapiden Entwicklung der Chemie zwar nicht gleichen Schritt gehalten, aber doch gerade in den letzten 20 Jahren bedeutende Fortschritte gemacht hat. Sie bietet noch ein ganz ungeheueres Feld für die Forschung dar. Nur ein verschwindend kleiner Teil der Drogen ist bis jetzt chemisch durchforscht, bei den untersuchten sind oft nur einige wenige oder gar nur ein Bestandteil gut studiert. Darauf kommt es aber bei der Pharmakochemie (im Gegensatz zur Phytochemie) nicht an. Sie muß -- und so faßten ihre Aufgabe schon die älteren Pharmakochemiker, wie ~Trommsdorff~, ~Pelletier~, ~John~ auf -- das Ensemble möglichst aller Bestandteile kennen lehren, denn die Wirkung der Droge ist nur selten das Korrelat eines Bestandteils, und meist eine Mischwirkung. Deshalb ist auch die Arbeitsweise bei pharmakochemischen Arbeiten eine andere, wie bei gewöhnlichen phytochemischen. Der Abbau des Drogenauszuges wird zur Hauptsache, das genaue rein chemische Studium eines isolierten Körpers und die Ermittelung seiner Konstitution Nebensache. Das sind dann Aufgaben, die eher der reinen Chemie zufallen, aber natürlich auch vom Pharmakochemiker gelöst werden können und gelöst werden sollen, wenn er die nötige Schulung besitzt. Denn auch in der Pharmakochemie ist man längst von der Reaktionschemie abgekommen und begnügt sich nur dort mit Reaktionen, wo ein anderer Weg noch nicht gangbar ist. Oft ist es schon jetzt möglich geworden, die Ergebnisse rein theoretischer pharmakochemischer Forschung auch praktisch zu verwerten. Zunächst ist ja das chemische Studium einer Droge oder eines ihrer Bestandteile reine Wissenschaft, es führt aber zur angewandten, beispielsweise durch Verwertung der Resultate zur chemischen Wertbestimmung und weiter zur Beurteilung der Einsammlungszeit u. dergl. m. Zahlreiche Drogen stehen ja schon jetzt unter ständiger chemischer Kontrolle. Man muß geschulter Chemiker sein, um Pharmakochemie wissenschaftlich treiben zu können, denn besondere Methoden gibt es in der Pharmakochemie nicht. Es muß dies deshalb betont werden, weil sich vielfach in den Kreisen der Chemiker die Ansicht breit macht, es gäbe eine besondere -- natürlich minderwertige -- «Apothekerchemie», und Botaniker bisweilen in wegwerfender Weise von einer «Apothekerbotanik» sprechen. Diese irrige Ansicht, die auf den Erfahrungen einer vergangenen Zeit beruht, wird dadurch am besten bekämpft, daß der Dilettantismus in der Pharmakobotanik und Pharmakochemie dauernd überwunden und nur botanisch und chemisch vollwertige Arbeit in der Pharmakognosie geleistet wird. ~Flückiger~ ging nicht ganz so weit wie ich hier gehe. Er meinte, die Pharmakognosie solle nur die chemischen Bestandteile aufzählen, die Lücken andeuten und zu ihrer Ausfüllung beitragen oder anregen, die +erschöpfende+ Behandlung der chemischen Bestandteile wies er der Chemie zu. Der +Mikrochemie+ sollte noch mehr Beachtung geschenkt werden als seither geschehen ist, denn es eröffnet sich hier die Möglichkeit, den Sitz der sog. wirksamen Bestandteile zu ermitteln. +Physikalische Methoden+ werden nur selten in der Pharmakognosie benutzt. Immerhin sind das Kolorimeter, der Polarisations- und der Spektralapparat schon oft sowohl in der reinen wie in der angewandten Pharmakognosie mit Erfolg herangezogen worden. Von großer Bedeutung ist die +Geographie+ für die Pharmakognosie. Sie sollte auch in den Vorlesungen viel mehr als bisher berücksichtigt werden. Die Kenntnis der Produktionsländer, der Ausfuhrhäfen und der Handelswege gehört zu einer erschöpfenden Behandlung der Droge. Und auch die Kulturen der Heil- und Nutzpflanzen sind ohne pflanzengeographische und klimatologische Kenntnisse nicht verständlich. Sehr schwierige Gebiete sind +Geschichte+ und +Linguistik der Drogen+, z. B. die Etymologie der Namen. Um sie als Forscher treiben zu können, muß man außer Pharmakognost (und Botaniker) auch geschulter Historiker und Sprachforscher sein. Das dürfte sich selten zusammenfinden, und so gibt es denn auf diesem Gebiete die meisten Irrtümer (denn auch ein Historiker und Linguist, der nicht Pharmakognost ist, irrt oft auf diesem Boden) und das meiste ist noch zu tun. Merkwürdig ist es, daß jeder Pharmakognost, fast ohne es zu wollen, ganz unwillkürlich zu historischen Studien geführt wird. Kein Gebiet ladet ja so sehr dazu ein wie gerade das uralte der Heilpflanzen und Drogen. Fast ganz vernachlässigt wurde bisher das Studium der +Verpackungen+ der Drogen. Der erste Versuch, sie zu sammeln, zu beschreiben und übersichtlich zu gruppieren, wurde 1893 im pharmazeutischen Institute in Bern gemacht. Zum vollständigen Bilde einer Droge gehören auch sie. Da ich den «praktischen Zweck», von dem ~Wigand~ spricht, aus den Aufgaben der +reinen+ Pharmakognosie ausschalte, könnte man fragen, ob denn überhaupt die Pharmakognosie als selbständige +reine Wissenschaft+ Existenzberechtigung hat, da ja ihr botanischer Teil von Botanikern, ihr chemischer von Chemikern, ihr handelsstatistischer von Kaufleuten, ihr handelsgeographischer von Geographen, ihr historischer von Historikern betrieben werden könne. Und es hat ja auch nicht an Befürwortern gefehlt, die diese Teilung anstreben möchten. Aber die Selbständigkeit der Pharmakognosie als reine Wissenschaft hat die gleiche Berechtigung wie die Selbständigkeit der Pharmakologie und der Geographie. Die Pharmakologie setzt sich auch aus heterogenen Elementen (Chemie, Physik, Physiologie, Anatomie) zusammen, und verfolgt zunächst auch nur rein wissenschaftliche Ziele. Sie ist als eine «angewandte Physiologie» bezeichnet worden und doch wird jetzt keiner mehr ihr den Charakter einer selbständigen reinen Wissenschaft absprechen. Auch der Arzt hört auf der Universität reine Pharmakologie und treibt in der Praxis angewandte. Ebenso stecken in der Geographie ein ganzes Bündel von Wissenschaften (Geologie, Botanik, Zoologie, Meteorologie) und doch ist ihr selbständiger Charakter jetzt allgemein anerkannt. [Illustration: Fig. 2. +Dioscurides+ und die +Heuresis+ mit der _Mandragora_, zu deren Füssen ein sich in Schmerzen krümmender Hund. Aus dem Wiener Codex Constantinopolitan. des +Dioscurides+ (512 n. Chr.) verkleinert.] Bei der Pharmakognosie sammeln sich alle Hilfswissenschaften in dem Brennpunkte der Pharmazie. +Die ganze Ausbildung des Apothekers prädestiniert ihn zum Pharmakognosten+, wie den Arzt zum Pharmakologen, und es sollten sich daher die Pharmakognosten nur aus Apothekern rekrutieren, da nur diese in allen, oder doch wenigstens in den hauptsächlichsten Hilfswissenschaften der Pharmakognosie gleichmäßig ausgebildet werden. Ich verkenne ja keineswegs die große Bedeutung der +angewandten Pharmakognosie+. Aber genau so wie der Mediziner reine Anatomie und Physiologie des Menschen hören muß, bevor er sie praktisch anwendet, genau so muß der Apotheker reine Pharmakognosie hören, bevor er in der Praxis angewandte treibt. Es muß also auch Vertreter der reinen Pharmakognosie, muß eine wissenschaftliche Pharmakognosie geben, wie es eine reine Anatomie und Physiologie geben muß. Sie darf nicht von vornherein eine angewandte Wissenschaft sein. Das hieße das Pferd am Schwanze aufzäumen. Kein Chemiker wird doch mit der angewandten Chemie beginnen. Die angewandte pharmazeutische Chemie war solange eine rein empirische Pröbelei, als sie sich nicht auf die reine Chemie stützte und sie zur Voraussetzung hatte. Und so ist ein wahrer Fortschritt in der angewandten Pharmakognosie nur möglich, wenn die reine Pharmakognosie als +reine Wissenschaft+ betrieben wird. Die Ziele der reinen Pharmakognosie aber sind einfach und klar vorgezeichnet und so wissenschaftliche, wie die aller anderen naturwissenschaftlichen Disziplinen. [Illustration: Fig. 3. +Valerius Cordus+ (1515–1544).] [Illustration: Fig. 4. +Nicolaus Monardes+ (1493–1578).] [Illustration: Fig. 5. +Carolus Clusius+ (1526–1609).] Von allen drei Disziplinen: Pharmazie, Pharmakognosie und pharmazeutische Chemie ist die Pharmakognosie die älteste, die pharmazeutische Chemie die jüngste. Die Rhizotomen waren die ersten Pharmakognosten, die ersten berufsmäßigen Kenner, Sammler und Beschreiber von Arzneipflanzen (_Rhizotomica_) und ~Dioskurides~ der erste hervorragende Lehrer der Pharmakognosie, da er zum Zwecke der Lehre Heilpflanzen beschrieb. Neue Impulse erhielt dann die Lehre von den Arzneipflanzen durch die Araber, die als die Schöpfer der Pharmazie in unserem Sinne, der dritten Schwester, betrachtet werden können, obwohl die pharmazeutische Kunst sehr viel älter ist, und wie uns die Tempelinschriften, die Papyri und die Keilschrifttafeln lehren, schon 3000 v. Chr. geübt wurde. ~Ibn Baitars~ Kitāb al-dschāmi al-kabīr (+liber magnae collectionis+) ist das bedeutendste Werk der arabischen Pharmakognosie, aber doch viel zu sehr auf fremde Autorität und zu wenig auf eigene Beobachtung aufgebaut. Die Pharmakognosie blieb lange eine «philologische» Wissenschaft. Als die eigentlichen +Patres pharmacognosiae+ müssen wir ~Monardes~, ~Clusius~ und ~Cordus~ betrachten. Sie stellten die eigene Beobachtung in die erste Reihe. Bei ihnen finden wir die ersten gedruckten, nach der Natur gezeichneten Abbildungen von Drogen und Heilpflanzen. Es war die Entdeckung Amerikas und des Seeweges nach Ostindien, die der Pharmakognosie neues Leben eingehaucht, ja sie eigentlich erst geschaffen hat. Aus dieser Zeit stammt denn auch die Errichtung des ersten Lehrstuhls der Pharmakognosie «+lectura simplicium+» 1533, in Padua, den ~Buonafede~ innehatte, der also der erste Professor der Pharmakognosie war. Dann blieb sie lange stehen, bis auf ~Pomet~, ~Nicolaus Lémery~ und ~Etienne François Geoffroy~, denen wir die ersten Lehrbücher der Pharmakognosie verdanken. Die beiden letztgenannten waren aus dem Apothekerstande hervorgegangene Ärzte, und bis in unsere Zeit haben sich zahlreiche Ärzte als Pharmakognosten erfolgreich betätigt (~Pereira~, ~Dierbach~, ~Schroff~, ~Phoebus~, ~Vogl~, ~Moeller~). ~Pereiras~ «+Elements of materia medica+»(1839) ist das beste Erzeugnis dieser Periode. Eine neue Epoche bezeichnet dann ~Guibourf~, der die Pharmakognosie, ganz losgelöst von der Medizin, als eine eigene, eine pharmazeutische Disziplin auffaßte, aber ohne ihren ganzen Gehalt auszuschöpfen. Dann trat die Pharmakognosie in ihre botanische Periode. An ihrem Anfang stehen die Namen ~Nees von Esenbeck~ und ~Jussieu~, und in ihrem Verlaufe waren es ~Schleiden~ und ~Berg~, ~Wigand~ und ~Oudemans~, ~Fristedt~ und ~Hanbury~, die am Ausbau der Pharmakognosie als botanische Disziplin mit großem Erfolge arbeiteten. Durch sie erhielt die Pharmakobotanik erst ihre eigentliche Gestaltung. Die Pharmakognosie verdankt ihnen außerordentlich viel. Die Einführung der Lupe und des Mikroskopes eröffnete neue Gebiete. Aber die Pharmakochemie kam zu kurz dabei. Es darf wohl auf den Einfluß, den die mächtig vorwärtsdrängende Chemie auf alle Gebiete der Naturforschung in der zweiten Hälfte des XIX. Jahrh. übte, zurückzuführen sein, daß sich auch auf dem Gebiete der Pharmakognosie chemische Aspirationen bemerklich machten. Es ist ~Flückigers~ Verdienst der Pharmakochemie als gleichberechtigter Hilfswissenschaft neben der Pharmakobotanik zu der ihr zukommenden Bedeutung verholfen, gleichzeitig aber auch das Gesamtgebiet der Pharmakognosie durch Heranziehung von Geographie und Geschichte, Handelswissenschaft und Linguistik erweitert zu haben. +Die wissenschaftliche Pharmakognosie im modernen Sinne datiert von ihm und seinem «Lehrbuch der Pharmakognosie»+, das zum ersten Male alle Teile des Faches gleichmäßig behandelt. Es war nun nur noch nötig, die Einzelfächer weiter zu vertiefen, in die Pharmakochemie die Methoden der modernen Chemie, in die Pharmakobotanik die Methoden der modernen Botanik (z. B. die Entwicklungsgeschichte) einzuführen und die Einzelbeschreibungen unter allgemeinen Gesichtspunkten zusammenzufassen, also von der Analyse zur Synthese vorzuschreiten, um die Pharmakognosie auf die Höhe einer mit den anderen Naturwissenschaften ganz gleichwertigen Wissenschaft zu erheben. So ist die moderne wissenschaftliche Pharmakognosie, nicht nur wegen der engen Beziehungen zur +Heil+kunde und der großen praktischen Bedeutung der angewandten Pharmakognosie für das öffentliche Leben die wertvollste -- nennt sie doch ~A. P. de Candolle~ «die unmittelbar nützlichste unter den menschlichen Kenntnissen»-- wegen der Zahl ihrer Hilfswissenschaften, die umfassendste, und wegen des wissenschaftlichen Wertes der letzteren, die tiefgründigste, sondern auch die bei weitem interessanteste der drei pharmazeutischen Disziplinen -- allerdings auch die am schwierigsten zu bewältigende. Eine wahre scientia regia! -- und historisch betrachtet, wie ~Schleiden~ sagt, «+die Mutter aller naturwissenschaftlichen Disziplinen+». [Illustration: Fig. 6. Lectura simplicium im XVI. Jahrh. Holzschnitt aus dem +Ortus sanitatis+.] Jetzt steht sie freilich noch wenig beachtet im Winkel, aber es wird schon wieder eine Zeit kommen, in der man den Arzneidrogen und Heilpflanzen, deren Verwendung so alt ist wie das Menschengeschlecht, mehr Beachtung schenkt wie heute. Und wenn sich die Drogenkunde erst voll zur Drogenwissenschaft ausgewachsen hat, dann wird ihr auch der ihr zukommende Platz +neben+ der Chemie und Botanik und nicht +unter+ ihnen angewiesen werden. Vielleicht grünet, das jetzt herfürkeimet mit der Zeit (~Paracelsus~). «Je niedriger die Kulturstufe eines Volkes ist, desto kleiner ist die Zahl der Pflanzen, die für die praktischen Bedürfnisse der Menschen verwendet werden.» ~Björkman~. II. Die Objekte der Pharmakognosie. 1. Die Droge. In der oben (S. 6) gegebenen Definition des Begriffes und der Aufgaben der Pharmakognosie sind die Objekte der Behandlung kurzweg „Drogen“ genannt worden. Der Ausdruck ist in seiner Ableitung nicht ganz klar. Im Französischen schreibt man drogue, droguiste, im Italienischen: droga, drogheria, im Spanischen: droga, drogueria, im Holländischen: droge, drogist, im Englischen: drug, druggist. Welcher Stamm aber dem Worte Droge zugrunde liegt, ist unsicher. Die einen (~Frisch~, ~Diez~) leiten das Wort von dem deutschen drog, droge, droêge, drög = trocken ab (im Niederdeutschen: droog, sächsisch: drêge, berndeutsch: troche, alt-bayrisch-österreichisch (Buch d. Natur): trucken, trücken, alt-englisch: dréze, holländisch: trook, in der heutigen Niederlausitzer Volkssprache: tre oder trëe); andere von dem keltischen droch = schlecht, noch andere von dem illyrischen drug = kostbar oder dem persischen (?) drogua = Betrug. Es erscheint, wie ~Flückiger~ bemerkt, nicht sehr wahrscheinlich, daß die romanischen Sprachen das Wort aus den germanischen herübergenommen haben. Denn es waren zuerst romanische Völker (Italiener, Portugiesen, Spanier), die die Drogen nach Deutschland, Holland und England brachten. Doch ist es nicht ohne Beispiel, daß eine Bezeichnung von den Empfängern gegeben und von den Liefernden übernommen wurde. Nur in England ist das Wort sicher bis in den Anfang des XIV. Jahrh. zurück zu verfolgen. In +Close Roll+ I Edw. III. 1. mem. 32 (einem Jahrbuch aus der Regierung Eduard III.) aus dem Jahre 1327 findet sich die Stelle: «Novem balas de +drogges+ de spicerie», dann 1386 oder 1388 (bei ~Chaucer Canterbury~ +Tales Prol.+ 426 Apothecaries): «to send him +drogges+» und 1398 (in ~Trevisas~ +Übersetz. d. Bartholomaeus de proprietatibus rerum+, gedr. 1495): «of stronge +drouges+». Dann auch 1513 (in ~Douglas~, +Aeneis+): «huilsum of small as ony spicery, Tryakle, +droggis+ or electuary», und 1655 in ~Thomas Gage~, +New survey of the West-Indias+ XVII: «+drugs+ for Chocolatte, also Apothecary drugs as Zarzaparilla». (Hier werden also bereits die «Arzneidrogen» von den anderen unterschieden!) Außer diesen Formen findet sich im Englischen noch: drogis, drougges, droigis, drugges, drougs, druggs, drogs, drugge, ja sogar später auch die Formen drogue und drogues! Das Wort war also im XIV. Jahrh. schon in England gebräuchlich und zwar in der ältesten Form ohne u. Bei den lateinisch schreibenden Schriftstellern läßt sich das Wort Drogue bestimmt nicht weiter als bis ins XV. Jahrh. verfolgen. Es findet sich im +Dispensatorium ad aromatarios+ des ~Pseudo-Nicolai~, eines unbekannten Verfassers (Lugd. 1536) einer Kompilation aus dem XV. (?) Jahrh. (in einzelnen Teilen aber wohl älter). Dort heißt es: «Et voco +droguas+ medicinas magni precii quae ad nos deferentur a longinquis partibus», und der Verfasser zählt folgende «Drogen» auf: _Ambra_, _Amomum_, _Balsamus_, _Bombax_, _Ben album_ und _rubrum_, _Blacte bisaucie_, _Carpobalsamum_, _Camphora_, _Cassia lignea_, _Calamus aromaticus_, _Cardamomum_, _Cinnamomum_, _Cubebae_, _Celtica_, _Crocus_, _Doronicum_, _Folia_, _Galanga_, _Gariofili_, _Lapdanum_, _Lign. Aloes_, _Macis_, _Muscus_, _Malabatrum_, _Nux indica_, _Nux muscata_, _Piper_, _Ribes_, _Spica Nardi_, _Spongia_, _Spuma maris_, _Unicornum_, _Zinziber_, _Zedoaria_, _Zuccara_. Das sind, wie ~Flückiger~ (Arch. d. Pharm. 1881) bemerkt, in der Mehrzahl Aromata und auch ~Garcia da Orta~ betrachtet diese Eigenschaft als wesentlich für den Begriff Droge: «aromaticum voco non odoratum -- quod vulgo +droguam+ vocant» (in der ~Clusius~schen Übersetzung, im spanischen Original steht droga, nicht drogua). Es würde also ursprünglich das Wort Drogua oder Droga für einen wertvollen Arzneirohstoff, vorwiegend aus der Gruppe der Aromata gebraucht worden sein, wie das noch heute in dem illyrischen Worte für Droge dragomiris (drug = kostbar, miris = wohlriechend) zum Ausdrucke kommt. Doch scheint man auch schon im XVI. Jahrh. das «trocken» als wesentlich für den Begriff Droge betrachtet zu haben, da ~Marco Guazzo~, wo er davon spricht, daß die «+Drogherie+» der Drogensammlung (Spetieria) des ~Buonafede~ in Padua durch die Schiffe der Venetianer geliefert werden müssen, ausdrücklich von «cose secche di levante» spricht. ~Husemann~ meint, daß die oben genannte Stelle im Dispensatorium des ~Pseudo-Nicolaus~ der Ort sei, wo das Wort zuerst auftritt und von dem Verfasser wohl erfunden sei («et voco»). Der Verfasser ist unbekannt, könnte aber nach Lage der Sache ein im Orient lebender Kompilator sein oder ein aus orientalischen Quellen schöpfender, so daß der orientalische Ursprung des Wortes doch nicht ganz unmöglich wäre. (Sein Werk muß jedenfalls höher hinauf als ins XV. Jahrh. gesetzt werden, wohin es ~Choulant~ verweist.) Doch fehlt das Wort sowohl in den arabischen, spanisch-arabischen, algerischen und ägyptischen, persischen und türkischen Lexicis (~Hess~). In Italien scheint schon im XV. Jahrh. der Ausdruck droga ganz gebräuchlich gewesen zu sein. In +Convent. Saonae+ (1526) findet sich die Stelle: «pro quibuscunque generibus specierum s. aromatum et drogariarum», und +Drogaria+ wird in ~Canges~ Glossar. mediae et infimae latinitatis definiert: «aroma quodvis materia ex qua medicamenta et aliae compositiones conficiuntur». In Frankreich findet sich das Wort «drogue» mit u (Provenc.: drogua) zuerst im XIV. Jahrh. in Nat. à l’alch. err.: «dissoudre et distiller Tes drogues pour les congeler Par alambics» (~Littré~). Dann im XV. Jahrh. bei ~Basselin~: «il n’y a chez l’apothicaire De drogue», auch 1484 in einer Verordnung über das Meisterstück der Apotheker, wo verlangt werden: «cognoissances de drogues». Im XVII. Jahrh. ist es allgemein gebräuchlich und wird z. B. auf den Titeln der Werke ~Pomets~ und ~Lémerys~ benutzt. ~Littré~ denkt bei der Ableitung auch an drwg (kelt. kimry), droug, drouk (breton.) und droch (irländ.), was soviel wie eine schlecht schmeckende Substanz (tout ce qui est mauvais) bedeutet, und von ihm auf den gewöhnlich schlechten Geschmack der Arznei bezogen wird (?). Merkwürdigerweise wird der Ausdruck drogue in Frankreich auch für ein eingekerbtes Holzstück benutzt, das dem Verlierer bei einem gewissen Spiele auf die Nase geklemmt wird! In Deutschland scheint die Bezeichnung Drogist oder Trochist älter zu sein wie Droge. -- Droge kommt im Altdeutschen und Mittelhochdeutschen nicht vor, auch nicht in den Arzneibüchern des XVI. Jahrh. und wird erst im XVII. Jahrh. gebräuchlich, so daß ~Hörnig~ noch 1646 den Trochisten von den Trochisci viperini, die er einzuführen habe, ableiten konnte, was aber offenbar falsch ist (~Husemann~). Ziehen wir aus Vorstehendem die Schlüsse, so müssen wir zugeben, daß die Herkunft des Wortes +Droge+, das wir in deutschen Texten am besten wohl ohne u schreiben werden, unsicher ist. Es war schon im Anfang des XIV. Jahrh. in der Form drogge in England und zu gleicher Zeit in der Form drogue in Frankreich ganz gebräuchlich, dürfte daher kaum von dem Kompilator des +Dispensatorium ad aromatarios+ erfunden sein, bei dem sich die Worte «et voco» wohl nur auf die Form «drogua» beziehen. Die alten Griechen sprachen von ὕλη, d. h. Rohstoff (ursprünglich Holz) und nannten einen arzneilichen Rohstoff ὕλη ἰατρική -- so z. B. auf dem Titel von ~Dioskurides~ Arzneimittellehre. ~Galen~ braucht diese Worte als identisch mit materia medica. Die Lateiner des Mittelalters nannten die arzneilichen Rohstoffe Simplicia, im Gegensatz zu den zusammengesetzten Arzneimitteln (Composita), dieser Ausdruck findet sich, wie es scheint, noch nicht im IV. Jahrh. -- ~Apulejus Barbarus~ schreibt z. B. de medicaminibus herbarum, ~Placitus Papyriensis~ de medicamentis ex animalibus -- aber noch auf zahlreichen Schriften «de simplicibus» im XV. und XVI. Jahrh. und verschwindet allmählich erst im XVIII. Jahrh. Immerhin nennt noch 1730 ~Neumann~ die Drogen Simplicia, ~Valentini~ gab 1716 eine +Historia simplicium reformata+ und ~Monti~ 1724 +Exoticorum simplicium varii indices+ heraus. In Holland ist bei den Apothekern der Ausdruck Simplicia für Drogen noch heute in Anwendung und auch in Frankreich nennt man sie «médicaments simples». Berühmt ist des ~Matthäus Platearius~ +liber de simplici medicina+ (Circa instans) aus dem XII. Jahrh., und auch bei ~Constantinus Africanus~ (XI. Jahrh.) findet sich ein Abschnitt +de gradibus simplicium+. Der ~Macer Floridus~ aus dem X. Jahrh. schreibt aber noch de viribus oder de virtutibus herbarum. Im +Dispensatorium Nicolai+ (XII. Jahrh.) beginnt das erste Kapitel: «Medicina alia est simplex, alia composita. Simplex est quae talis qualis eam natura produxit vel quae artificio paratur sine alterius admistione talis autem est sicut piper, scammonea et multae in hunc modum». In diesen Worten liegt eine Definition des Wortes Simplicia und damit auch des Wortes Droge, die an Klarheit nichts zu wünschen übrig läßt. Da in dem jetzigen Sprachgebrauch das Wort «Droge» für alle Rohstoffe, mit Ausnahme der mineralischen, angewendet wird -- und zwar für trockene, im Gegensatz zu frischen Pflanzen und Tieren -- empfiehlt es sich, die technischen Rohstoffe als technische Drogen von den arzneilichen Rohstoffen, den =Arzneidrogen=, abzutrennen. Die Pharmakognosie beschäftigt sich, wie schon ihr Name sagt, nur mit den letzteren. Doch fasse ich den Begriff ziemlich weit und werde im Folgenden z. B. auch die Genußmittel (z. B. die Purindrogen), die ja auch gelegentlich Heilmittel sind und auch manches andere, z. B. einige Klebemittel, Farbstoffe usw. mit hineinziehen, da sich ja ganz scharfe Grenzen auch hier nicht ziehen lassen, und die Lehre von den technischen Rohstoffen auch vielfach auf pharmakognostisches Gebiet übergreift. Aber ich möchte doch nicht unterlassen zu betonen, daß die Verwendung des _Pfeffer_ als Gewürz, der _Quebracho_- und _Eichenrinde_ als Gerbemittel, von _Catechu_, _Rhabarber_, _Kamala_, _Indigo_, _Tournesol_ in der Färberei, des _Meccabalsam_, _Perubalsam_ und _Weihrauch_ zu rituellen Zwecken, des _Mohn_ zum Bestreuen von Backwerk, des _Sandelholz_ zu kunstgewerblichen Gegenständen, der _Hopfendrüsen_ in der Brauerei, eigentlich schon außerhalb der Pharmakognosie liegt. Endlich werden auch die Drogen noch eingehend behandelt werden, die zwar selbst mehr und mehr aus dem Handel verschwinden, die aber Ausgangsmaterialien für die Darstellung wichtiger chemischer Heilmittel bilden (_Cina_, _Podophyllum_, _Fol. cocae_). «Freilich muß zugestanden werden, daß erhebliche Willkür in der Abgrenzung und Behandlung des pharmakognostischen Lehrstoffes nicht auszuschließen ist. Die Pharmakognosie ist keineswegs ein scharf begrenzter Wissenszweig, und darin liegt eben das Wesen und wohl auch ein besonderer Reiz des Faches, daß er die Hilfsmittel verschiedener Disziplinen zu dem einen Zwecke gründlicher Kenntnis der Rohstoffe des Arzneischatzes oder sonst vom Standpunkte der Pharmazie aus wichtiger Pflanzenteile oder Produkte verwertet»(~Flückiger-Tschirch~, Grundlagen). Zu den +Arzneidrogen+ gehören nun aber sowohl die Pflanzendrogen wie die Tierdrogen, die arzneilich angewendet werden; also wenn man alle jemals arzneilich angewendeten Vertreter beider Reiche herbeizieht, ein ungeheueres Material. ~Dioscurides~ führt bereits gegen 500 Heilpflanzen auf, bei ~Plinius~ finden sich gegen 1000, bei ~Kaspar Bauhin~ ca. 6000 Pflanzennamen, überwiegend auch Heilpflanzen, die Alphita (XIII. Jahrhundert) verzeichnet 645, bei ~Cordus~ finden sich rund 800. In ~Schröders~ +Pharmacopoea medico-chymica+ (1641), die ca. 6000 Simplicia enthält, figurieren noch 150 Arzneistoffe aus dem Tierreiche. Noch ~Berg~ und ~Wittstein~ behandeln eine recht stattliche Anzahl. Diese nach Hunderten zählenden Arzneidrogen in der oben charakterisierten Weise wissenschaftlich abzuhandeln, nach allen Richtungen genau zu beschreiben, ist für einen Einzelnen ein Ding der Unmöglichkeit, da die überwiegende Zahl noch gar nicht genauer untersucht ist. Es ist aber auch gar nicht nötig, da die Zahl der noch heute wirklich arzneilich angewendeten Drogen relativ gering ist. Während die Gesamtzahl der seit dem Altertum jemals auf der Erde arzneilich benutzten Pflanzendrogen nach der ~Dragendorff~schen Liste (in den «+Heilpflanzen+», 1898) über 12700 beträgt -- ~Pickering~ führt gar in seiner allerdings unkritischen +History of plants+ (Boston 1879) ca. 15000 Arznei- und Nutzpflanzen auf -- werden jetzt in Deutschland, wie aus den Preislisten der Großdrogenhäuser hervorgeht, nur etwa 800 benutzt, und die Pharmakopoeen enthalten noch sehr viel weniger, das deutsche Arzneibuch IV 166 (dazu kommen im Ergänzungsbuch noch 171), die Edit. quarta der Pharmac. helvet. 218 Heilpflanzen und Drogen. Da es der modernen Heilkunde widerstrebt, Arzneidrogen zu benutzen, deren Zusammensetzung unbekannt oder ungenügend bekannt ist, hat sich die Zahl der von den Ärzten angewendeten Arzneidrogen seit der Mitte des XIX. Jahrh. fortdauernd verringert. Nur das Volk benutzt noch zahlreiche Pflanzen, die es teils selbst sammelt, teils kauft. In diese Verhältnisse erhält man erst einen Einblick, wenn man sich die Verkaufsziffern sog. obsoleter Drogen von einer größeren Drogenfirma verschafft. Man ist erstaunt, aus denselben zu ersehen, daß oft von den obsoletesten noch viele Zentner jährlich abgesetzt werden und doch kauft das Volk nur einen Teil beim Drogisten, viele werden in den Bauerngärten für den Hausgebrauch gebaut und die wildwachsenden selbst gesammelt. Einen Teil der «obsoleten» Drogen verwendet übrigens die Spezialitätenfabrikation. Ich werde mich in diesem Handbuche auf die wichtigsten Drogen beschränken, diese aber eingehender behandeln. Ausgeschlossen sind jetzt von der Pharmakognosie die +Mineralien+, die «lapides» der früheren Autoren, von denen die oben erwähnte ~Schröder~sche +Pharmakopoee+ noch 30 enthielt und alle +chemischen Präparate+ und +chemischen Rohstoffe+, die der pharmazeutischen Chemie zuzuweisen sind. In den «Grundlagen» haben wir uns dahin ausgesprochen, daß die Substanzen auszuschließen seien, von denen die Chemie schon allein imstande ist, eine erschöpfende Schilderung zu gewähren, wie die Fette, Wachse, ätherischen Öle, Zuckerarten u. dergl. Ich möchte sie jedoch, soweit sie medizinische Anwendung finden, einschließen und nur die technischen Produkte der chemischen Rohstofflehre überweisen. Übrigens will ja auch ~Flückiger~ Ausnahmen zulassen. Ganz ausgeschlossen werden die Bauhölzer und das Papier, während die Gespinstfasern wegen ihrer vielen Beziehungen zur Medizin -- die Baumwolle steht ja sogar in den Pharmakopoeen -- wenigstens teilweise behandelt werden müssen. Einige Drogen sind beides, technische und Arzneidrogen. Von Arzneidrogen, die gleichzeitig z. B. auch als Farbdrogen zu betrachten sind, sei der _Rhabarber_, die _Hydrastis_ und die _Calumbawurzel_ genannt. Der (europäische) _Rhabarber_ ist in der Lyoner Seidenfärberei noch bis heute in Benutzung. So spinnen sich zwischen der technischen und der medizinischen Rohstofflehre Fäden hinüber und herüber und es verwischen sich die Grenzen. Keinesfalls erscheint es aber zulässig, daß die technischen Rohstoffe einfach kurzweg als «Rohstoffe» bezeichnet werden, wie dies auf dem Titel von ~Wiesners~ Buche: +Die Rohstoffe+ geschieht. Zu den Rohstoffen gehören unbedingt auch die Arzneidrogen, die ja schon von ~Dioscurides~«arzneiliche Rohstoffe»genannt wurden. Die +Stellung der Arzneidrogen im Systeme der Arzneimittel+ überhaupt geht aus folgender Übersicht hervor, die ich für die schweizerische Pharmacopoee (Edit. IV, 1907) entworfen habe. +Arzneimittel+ (Arzneistoffe, Arzneisubstanzen, Arzneien, Medikamente) sind Substanzen oder Substanzgemenge, welche zur Verhütung oder Beseitigung abnormer Zustände oder Vorgänge im menschlichen oder tierischen Organismus oder zur Beschwichtigung störender, unangenehmer oder gefährlicher Erscheinungen in Anwendung gezogen werden. Sie zerfallen in folgende Kategorien: I. In solche, die nicht in eine +Arzneiform+ gebracht worden sind (Arzneiwaren). a) +Chemikalien+ mit Einschluß der anorganischen und organischen chemischen Präparate. b) Pflanzliche und tierische +Rohstoffe+ oder +Arzneidrogen+. II. In solche, die in eine Arzneiform gebracht worden sind. a) +Einfache Arzneimittel.+ 1. Die einfachen +pharmazeutischen+ oder +galenischen Präparate+. 2. Die organotherapeutischen, serumtherapeutischen, bakteriotherapeutischen und verwandten Präparate. b) +Zusammengesetzte Arzneimittel+, aus mehreren Substanzen oder einfachen Arzneimitteln oder beiden zusammengesetzte Mischungen. 2. Paralleldrogen und Quid pro quo. Die Organisation der menschlichen Rassen ist so wenig verschieden, daß auf der ganzen Erde bei allen Menschen ungefähr die gleichen Bedürfnisse nach bestimmten Genuß- und Heilmitteln bestehen. Da jedoch die Flora der Erde, die diese Genuß- und Heilmittel liefert, nicht überall dieselbe ist, so findet man auch nicht überall die gleichen Heilpflanzen. Das bestehende Bedürfnis kann nun auf doppelte Weise befriedigt werden, entweder durch Einfuhr der Droge von außen oder durch Aufsuchen von Paralleldrogen in der Heimat. Die Einfuhr der Droge setzt das Bestehen von Handelsbeziehungen voraus. So gelangten viele wertvolle Drogen und Gewürze schon im Altertum aus Indien und Afrika in die Mittelmeerländer. Der _Costus_, der _Weihrauch_, die _Myrrha_, die _Asa foetida_, der _Zimt_ sind im Mittelmeergebiet nicht heimisch. Aber oft genug haben ganz isoliert wohnende Völker, von einem natürlichen Instinkte geleitet, von sich aus Heil- und Nutzpflanzen in der Flora ihrer Heimat aufgefunden, die in der Wirkung im allgemeinen mit denen übereinstimmten, die andere ebenso isoliert wohnende in ihrer Heimat auffanden. So entstanden, aus demselben Bedürfnisse geboren, die =Paralleldrogen=. Das klassische Beispiel bilden die Glieder der Gruppe der Purindrogen, die sämtlich, wie wir jetzt wissen, ihre Wirkung Purinkörpern verdanken. Das wußten aber die Völker nicht und wissen es auch heute nicht. Der Abyssinier hat die _Kaffeepflanze_, der Assamit den _Teestrauch_, der Zentralafrikaner die _Kolanuß_, der Bewohner des Amazonasgebietes die _Guarana_, der Zentralamerikaner den _Kakao_, der Brasilianer den _Mate_ aufgefunden und in Benutzung genommen, ohne davon eine Ahnung zu haben, daß anderwärts Drogen mit ähnlichen Bestandteilen und ähnlicher Wirkung in ähnlicher Weise benutzt werden. Es bestand ein Bedürfnis nach Anregungsmitteln und dies wurde aus der Flora des eigenen Landes gedeckt. Ein natürlicher Instinkt leitete das Volk und eine lange, einzelne Erfahrungstatsachen allmählich summierende Erfahrung tat das übrige. Ähnlich ist es mit den Bandwurmmitteln der Filixgruppe. Hier sehen wir in Europa _Aspidium Filix Mas_, in Finland und Schweden _Aspidium spinulosum_, in Südafrika _Aspidium athamanticum_ (die _Panna_), in Nordamerika _Aspidium marginale_ und _goldieanum_ dem gleichen Zwecke dienen, ohne daß das eine Volk vom anderen und seinen Bandwurmmitteln etwas wußte. Ähnlich verhält es sich mit den _Terpentinen_, dem amerikanischen, französischen und Tiroler (Lärchen-) _Terpentin_; mit dem kleinasiatischen, dem amerikanischen und Formosa-_Styrax_; mit _Podophyllum Emodi_ in Indien und _Podophyllum peltatum_ in Amerika; mit _Cort. frangulae_ und _Cascara Sagrada_; mit der _Rhiz. veratri alb._ Europas und der _Rhiz. veratri virid_. in Amerika. Die genannten sind Paralleldrogen, ein Ausdruck, der, soviel ich weiß, zuerst von ~Hartwich~ in dem Buche «+Die neuen Arzneidrogen+» (Berlin 1897) benutzt wurde. Der Ausdruck Ersatzdrogen, den ~Hartwich~ auch benutzt, ist weniger glücklich gewählt, da er voraussetzt, daß die eine die Hauptdroge, die andere das Ersatzmittel, gewissermaßen also nur ein Surrogat ist. Die oben erwähnten Beispiele stellen also nur eine besondere Form der Paralleldrogen dar. Sie wurden gewissermaßen unbewußt gefunden. Man ging nicht etwa darauf aus, ein Bandwurmmittel oder ein Anregungsmittel zu suchen und musterte die ganze Flora daraufhin durch, sondern man beobachtete wohl einmal bei einem ganz gelegentlichen Genusse die eigenartige Wirkung, verfolgte die Sache weiter und kam so in den Besitz des Mittels. Diesen aus dem Volke heraus geborenen Paralleldrogen stehen nun die bewußt gesuchten gegenüber. Dieselben datieren aus neuerer Zeit, sind aber zahlreicher als die vom Volke gefundenen, allerdings dafür auch in ihrem Werte umstrittener. Zu den Genußmitteln und Taeniciden traten die Herzmittel, die einen Ersatz der _Digitalis_ oder eine verbesserte Auflage derselben bilden sollten, die Abführmittel «ohne schädliche Nebenwirkung», die _Stomachica_, die _Diuretica_ u. a. m. Aber nur wenige derselben haben sich bisher behauptet und sind als ein bleibender Erwerb des Arzneischatzes zu betrachten. Immerhin soll auch ihnen im Folgenden Aufmerksamkeit gewidmet werden. Bestrebungen, die erst der neuesten Zeit angehören, sind die, welche darauf abzielen, für natürliche Pflanzenstoffe künstliche Ersatzmittel synthetisch darzustellen. So hat man für _Chinin_, _Emodin_ u. and. Ersatzmittel darzustellen versucht, ist aber meist zu ganz neuen pharmakologischen Individuen gelangt mit neuen Eigenschaften. Diese Bestrebungen liegen schon außerhalb des Rahmens der Pharmakognosie. Der +Heilpflanzenschatz des Volkes+ ist noch lange nicht ausgeschöpft und für die Heilkunde wirklich nutzbar gemacht. Wenn die wissenschaftliche Medizin wieder mehr als heute zu den Drogen zurückgekehrt sein und die lange Liste, die ~Dragendorff~ in seinen +Heilpflanzen+ mitteilt, vorurteilslos durchmustern wird, dürfte sie manch eine finden, an der man jetzt während der Jagd nach neuen chemischen Heilmitteln achtlos vorübergeht. Dann werden sich nicht nur Paralleldrogen, sondern ganz neue pharmakologische Individuen finden, die aller Beachtung wert sind. Denn auch die Paralleldrogen sind doch niemals miteinander ganz identisch, sind nur ähnlich und jede zeigt wieder ihre besonderen Eigenheiten. _Kaffee_, _Tee_, _Kakao_, _Guarana_, _Kola_ und _Mate_ enthalten zwar alle Körper der Puringruppe, aber die begleitenden anderen Substanzen modifizieren so außerordentlich die Wirkung, daß keines dem anderen gleicht. Nicht nur bei uns aber finden sich noch brauchbare, wenig beachtete Heilpflanzen, auch in den übrigen Weltteilen hat das Volk vieles entdeckt, was der wissenschaftlichen Heilkunde von Nutzen sein kann. Es gab aber auch wenigstens ehedem Leute, die die z. B. aus der Entdeckung Amerikas und der Auffindung des Seeweges nach Ostindien herrührende Vergrößerung des Arzneischatzes mit kritischen Augen ansahen und sich nichts Gutes davon versprachen, daß die Bewohner gemäßigter Klimate mit tropischen Heilmitteln behandelt wurden. Auch ~Paracelsus~ bemerkt: «Wie kann man Krankheiten, die in Deutschland auftreten, durch Arzneimittel heilen, die Gott am Nil wachsen läßt». Die uns heute so merkwürdig anmutende Idee, daß die Heilmittel der Völker, die in gemäßigten Klimaten wohnen, nur im gemäßigten Klima gesucht werden dürfen, und daß die Pflanzen der Tropen nur Heilmittel für tropische Völker sein können, war im Beginn des XVI. Jahrh. weit verbreitet. «Dieu et nature ont donné à chascune province ce que est nécessaire pour la vie de celle region: car Dieu et nature ne abondent en choses superflues ne délaissent en choses nécessaires et utiles aux vivans», sagt z. B. ~Symphorien Champier~, der Verfasser des +Myrouel des Appothiquaires+, Lyon 1532 (oder 1533). Dies merkwürdige Buch -- eine spätere Auflage trägt den Titel «+Le Mirouer des Apothiquaires+» -- ist von dem Lyoner Arzte ~Champier~ (Campese, Champerius, Camperius, Campegius, Campesius) (* 1471, † 1540) verfaßt und uns durch ~Dorveaux~ (Paris, Welter 1895) zugänglich geworden. Er hält dem Apotheker (Apothecarius, Pharmacopola) einen Spiegel (Myrouel = miroir) vor und weist, kräftig polemisch, auf zahlreiche wirkliche oder vermeintliche Irrtümer in der materia medica hin. Aber nicht nur in diesem, mehr noch in anderen Werken: +Castigationes+ (Lyon 1532), +Hortus gallicus+ (Lugdun. 1533), +De gallica theriaca+ (Lugdun. 1533) vertritt ~Champier~ die Ansicht, daß man die Heilmittel für Frankreichs Söhne in Frankreich suchen müsse. Er macht auch die verschiedensten Vorschläge. In den beiden letztgenannten Werken finden sich Kapitel «Analogia Medicinarum Judarum et Gallicarum» -- «Simplicia quae maxime valent contra veniem et quae in Gallia reperiuntur». _Lärchenschwamm_ soll den _Rhabarber_, _Flieder_ die _Aloe_, _Helleborus_ das _Scammonium_, die _Pflaumen_ die _Tamarinde_ ersetzen. Das war nun freilich auch im XVI. Jahrh. nichts Neues mehr. Denn bekanntlich besitzen wir schon von ~Galen~ ein (übrigens wahrscheinlich unechtes, d. h. ihm nicht zuzuschreibendes) Werk, περὶ ἀντεμβαλλομένων, und auch die Araber (wie z. B. ~Avicenna~ und ~Abul Muna~ in seinem +Minhag ed dukkân+) und die ganze Salernitaner Schule lehrten, daß die Verwendung der naturgemäß meist (aber nicht immer) der heimischen Flora entnommenen +Succedanea quid pro quo+ oder +Antiballomena+ zulässig sei. Dem +Antidotarium+ ~Nicolai~ war gewöhnlich ein +Tractatus quid pro quo+ angehängt, ebenso dem +Ricettario fiorentino+ und dem +Dispensatorium des+ ~Cordus~, in dem z. B. (Autor: ~Sylvius~) als erlaubt bezeichnet wird _bittere Mandeln_ durch _Absinth_, _Coloquinten_ durch _Ricinus_, _Ingwer_ durch _Pyrethrum_, _Zedoaria_ durch _Aristolochia_ zu ersetzen. Und auch in dem +Compendium aromatariorum+ des ~Saladin von Ascolo~ (XV. Jahrh.), «dem ersten wirklichen Apothekerbuche in unserem modernen Sinne», ist als vierter Abschnitt ein quid pro quo eingefügt. Anfänge eines quid pro quo finden wir übrigens schon in einem griechischen Zauberpapyrus, den ~Leemann~ und ~Dieterich~ bekannt machten. In ihm finden sich auch Arzneidoppelbenennungen. Die Umnennung von Arzneistoffen in Rezepten ist also schon altägyptisch (~Oefele~). Auch noch in späterer Zeit sind Bestrebungen aufgetaucht, die ausländischen Drogen durch heimische zu ersetzen. ~Tabernaemontanus~ vertrat in seinem +Kräuterbuch+ diese Idee in Deutschland, ~Bartholinus~ in der +Epistola de simplicibus medicamentis+ Hafn. 1669 in Dänemark, ~Beverovicius~ in Holland, ~Jean Praevotius~ in Italien. Aus der Schweiz stammt ein Schriftchen von ~Jac. Constant de Rebecque~«+Essay de la Pharmacopée des Suisses+: En laquelle l’on prétend faire voir que les Médicaments qui naissent en Suisse ou d’eux mêmes ou par artifice, sont suffisans pour composer une Pharmacopée entière et pour la guerison de toutes les maladies du Corps humain, Berne 1709», und aus Belgien: ~François Xavier Burtin~’s «+Mémoire sur la question: Quels sont les végétaux indigènes que l’on pourrait substituer dans les Pays-Bas aux végétaux exotiques relativement aux différens usages de la vie?+ Bruxelles 1784», sowie ~Pierre Engelbert Wauters~ gekrönte Preisschrift «+Repertorium remediorum indigenorum exoticis in medicina substituendorum+, Gaud. 1810», und «+de plantis belgicis in locum exoticarum sufficiendis+, Gaud. 1785». Besonders aber in Frankreich fand die Lehre von der Ersetzbarkeit der ausländischen Simplicia durch einheimische auch dann noch Vertreter, als Frankreich selbst schon Kolonien besaß; ja bis in die allerneueste Zeit. Außer ~Champier~ (s. oben) traten besonders dafür ein ~Antoine Constantin Garidel~ (+Histoire des plantes+, Aix 1715), sowie ~Coste~ und ~Willemet~ (+Matière médicale indigène+ ou traité d. plant. nation. substit. avec succès à des végét. exot., Nancy 1793), ferner ~P. H. H. Bodart~ (+Cours d. bot. méd. comparée+ ou exposé des substances végétales exotiques comp. aux plant. indigènes, Paris 1810) und ~J. L. A. Loiseleur-Deslongchamps~ (+Flora gallica+ 1806, +Hist. médic. des succédanées+ 1830 und +Herbier général de l’amateur+ 1816, 1832 und 1839), sowie in neuester Zeit ~F. J. Cazin~ in seinem +Traité pratique et raisonné de l’emploi des plantes médicinales indigènes+ (Paris 1850. Fünfte Auflage 1886) und ~Gribault~ und ~Bouyssons~ in den +Plantes médicinales indigènes+ (Paris 1905). Und der Apotheker ~Mouchon~ hat 1856 ein Schriftchen verfaßt: +Monographie des principaux fébrifuges indigènes considérés comme succédanés du quinquina+, in dem er eine ganze Reihe von Ersatzmitteln der _Chinarinde_ aufführt, die aber alle nicht im entferntesten dies Standard-Heilmittel ersetzen können. Dem Aufsuchen eines heimischen Ersatzmittels für den teuren indischen Zucker aus Zuckerrohr verdankt ja auch die Rübenzuckerindustrie ihre Entstehung. ~Marggraf~ fand 1747 dieselbe Zuckerart (Rohrzucker) in vielen heimischen Pflanzen. Das Bestreben, den Arzneibedarf des Landes im Lande selbst zu decken, tritt auch in unserer Zeit vielfach hervor. «Schutzzoll!» «Schutz für die heimische Industrie» sind Schlagworte geworden. Und so tönt denn auch da und dort auch der Ruf: «Fort mit den ausländischen Arzneipflanzen! Decken wir den eigenen Bedarf im eigenen Lande!» Solche Bestrebungen treten z. B. neuerdings in Nordamerika hervor. In Frankreich in dem erweiterten Sinne, daß die These: «Alles aus Frankreich und seinen Kolonien!» auch in allerneuester Zeit von vielen. z. B. von ~Heckel~, verfochten wird. Der Chinese verwendet seit Jahrhunderten fast nur chinesische Drogen, wenigstens nur solche, die in China gebaut werden. Der Drogenschatz Chinas hat seit Jahrhunderten keine Bereicherung von außen her erfahren. Der Sache liegt ja ein brauchbarer Gedanke zugrunde, indem bei uns besonders in der letzten Zeit die fremden Drogen gegenüber den einheimischen über Gebühr bevorzugt wurden -- man verfiel eben in das entgegengesetzte Extrem -- und sicher auch die heimische Flora manch brauchbares Arzneimittel liefern kann. Ich erinnere nur an das ganz obsolet gewordene _Equisetum_, das ein ganz ausgezeichnetes Diureticum ist. Aber wer wollte heutzutage auf _Rhabarber_ und _Aloe_, _China_ und _Ipecacuanha_, _Calabarbohnen_ und _Coca_, _Strophanthus_ und _Cubeben_, _Hydrastis_ und _Senna_, die sicher alle den alten Ehrentitel der «medicinae benedictae» verdienen, verzichten? Gewiß kann man in +manchen Fällen+ _Cascara Sagrada_ durch _Rhamnus Frangula_ ersetzen und auch an den Anbau von _Rheum palmatum_ in einigen Gebirgen Europas denken -- wozu schon ~Constant~ 1709 riet --, aber die einheimischen Pflanzendrogen sind doch nicht eigentlich Ersatzmittel der ausländischen, sondern +besondere+, in vielen Fällen gewiß sehr der Beachtung werte pharmakologische Individuen und die tropischen Heilpflanzen lassen sich nie und nimmermehr bei uns kultivieren. Bei einem Heilmittel frägt man heutzutage nicht mehr woher es kommt, sondern ob es wirksam ist. Eine sehr originelle Bestimmung hat das +Indian and Colonial Addendum der British Pharmacopoeia+. Es führt offizielle Ersatzmittel einiger in der britischen Pharmacopoee enthaltenen Drogen auf, +die aber nur in den jeweils näher bezeichneten Teilen des britischen Weltreiches als Ersatz dispensiert werden dürfen+. Das Addendum stellt folgende Zonen auf: 1. Indien, 2. Afrikanische Kolonien, 3. Australische Kolonien, 4. Östliche Kolonien, 5. Mittelmeer-Kolonien, 6. Nordamerikanische Kolonien, 7. Westindische Kolonien. So darf z. B. _Cort. quercus_ in 1, 3 und 4 durch _Cort. Acaciae_, _Rad. senegae_ in 1 und 4 durch das Kraut von _Acalypha indica_, _Chirata_ in 1 und 4 durch _Andrographis paniculata_, _Rhiz. serpentariae_ in 1 und 4 durch Stengel und Wurzel von _Aristolochia indica_, _Rhiz. Arnicae_ in 6 durch _Flores Arnicae_, _Cort. fructus aurantii_ in 1 und 4 durch die Fruchtschale indischer _Citrusarten_, _Lignum quassiae_ in 1 und 4 durch die Rinde von _Melia azadirachta_, _Malabar-Kino_ in 1 und 4 durch das Kino von _Butea frondosa_, in 3 durch _Eucalyptus-Kino_, _Santonin_ in 1 und 4 durch _Buteasamen_, _Gambier_ in 1, 4 und 6 durch _Cutch, Rad. Pareirae_ in 1 und 4 durch die Wurzel von _Cissampelos Pareira_, _Rad. calumbae_ in 1 und 4 durch die Stengel von _Coscinium fenestratum_, _Folia belladonnae_ in 1, 4 und 7 durch die Blätter von _Datura fastuosa var. alba_ ~Nees~ und _D. Metel_ L., _Kusso_ und _Filix_ in 1 und 4 durch _Embeliafrüchte_, _Secale cornutum_ in 1, 4, 6 und 7 durch die Wurzel von _Gossypium herbaceum_, _Gummi arabicum_ in 1 und 4 durch _Indisches Gummi_ von _Anogeissus latifolia_, _Sem. lini_ durch _Plantago ovata_, _Tub. jalapae_ in 1 und 4 durch die Samen von _Ipomoea hederacea_, _Gallae_ in 1 und 4 durch _Myrobalanen_, _Ol. olivarum_ in 1, 2, 3 und 4 durch _Ol. arachidis_, _Rad. sassafras_ in 3 durch die Rinde von _Cinnamomum Oliveri_ ~Bailey~, _Rhiz. podophylli_ in 1 und 4 durch das Rhizom von _Podophyllum Emodi_ ~Wallich~, _Lignum Campechianum_ in 1 und 4 durch das Holz von _Caesalpinia Sappan_ L., _Rad. calumbae_ durch die Stengel von _Tinospora cordifolia_, _Cortex cuspariae_ durch die Wurzel von _Toddalia aculeata_, _Tubera Jalapae_ in 1, 4 und 6 durch _Rad. Turpethi_, _Rad. Ipecacuanhae_ in 1 und 4 durch die Blätter von _Tylophora asthmatica_, _Bulbus Scillae_ in 1 und 4 durch die Zwiebeln von _Urginea indica_, _Rad. valerianae_ in 1 und 4 durch das Rhizom von _Valeriana Wallichii_ DC. ersetzt werden. Diese Liste stellt also ein ganz modernes, aus dem XX. Jahrh. stammendes Quid pro quo dar, das allerdings durch die enorme Ausdehnung des britischen Reiches bedingt ist und gerechtfertigt werden kann, letzteres allerdings wohl nicht in allen Punkten. Die +Antiballomena+ oder +Succedanea quid pro quo+ waren ursprünglich nicht pharmakologischen Bestrebungen entsprungen, sondern einer Notlage, die daher kam, daß es für den Apotheker in damaliger Zeit, besonders bei den unvollkommenen Verkehrsverhältnissen, nicht immer leicht war, die in den Dispensatorien vorgeschriebenen vielen Hunderte von Heilpflanzen und Drogen zu beschaffen, die ihm zudem meist nur durch den Namen, den sie trugen, nicht durch eine klare und sichere Beschreibung bekannt waren, deren Namen zudem so wechselnd und in ihrer Synonymie so schwankend waren, daß die Beaufsichtiger der Apotheken im XV. und XVI. Jahrh. jedem Apotheker die Anschaffung eines Synonymariums oder Glossariums zur Pflicht machen mußten. Heutzutage ist die Verwendung der Succedanea mit Recht verboten, da ja bei der geringen Zahl und leichten Beschaffbarkeit, sowie der scharfen Charakterisierung der Drogen ein Notstand nicht besteht. Aber wir können uns doch den in den oben zitierten Werken liegenden fruchtbaren Gedanken zunutze machen und mehr als bisher in der heimischen Flora nach brauchbaren Heilpflanzen suchen. Dort werden sich nicht nur Paralleldrogen und Succedanea längst auch von der Schulmedizin anerkannter Arzneipflanzen, sondern auch neue pharmakologische Individuen finden. Um sie aufzusuchen, brauchen wir nur einmal ein solches altes Verzeichnis der Succedanea, wie es den Antidotarien angehängt zu werden pflegte (s. oben), zur Hand zu nehmen. Da findet sich mancher Fingerzeig. Auch der andere fruchtbare Gedanke, es mit der Kultur ausländischer Pflanzen bei uns zu versuchen, ist, wennschon, wie erwähnt, nur in beschränktem Maße, diskutabel. Außer von Paralleldrogen spricht ~Hartwich~ noch von Erweiterungsdrogen. «Sie schließen sich den alten an, übertreffen sie aber in irgend einer Richtung, sei es, daß sie kräftiger und sicherer wirken, sei es, daß ihnen schädliche Nebenwirkungen beim Gebrauche abgehen.»Dahin gehören: _Hydrastis_, _Cascara Sagrada_, _Condurango_, _Strophanthus_. Die Grenze zwischen den Paralleldrogen und den Erweiterungsdrogen ist vielfach verwischt. _Guarana_ rechnet z. B. ~Hartwich~ zu den Erweiterungsdrogen, ich zähle sie zu den Paralleldrogen. Das gleiche gilt von der _Sagrada_. Als _Strophanthus_ und _Hydrastis_ bekannt wurden, begann man überall lebhaft nach neuen Pflanzendrogen zu suchen und in der zweiten Hälfte des XIX. Jahrh. wurden gegen 1500 neue Drogen aus aller Herren Länder angeboten -- meist solche, die in der Volksmedizin der betreffenden Länder in Anwendung waren. 3. Entwicklungsgeschichte des Arzneidrogenschatzes. Die +Entwicklungsgeschichte des Arzneidrogenschatzes+ vollzog sich in folgenden großen Zügen (das Detail im historischen Teile). Die von den Ägyptern, Babyloniern und Juden im Altertum benutzten Drogen (_Mastix_, _Ladanum_, _Lein_, _Mohn_, _Sesam_, _Ricinus_, _Coriander_, _Faenum graecum_, _Gummi_, _Myrrha_, _Weihrauch_, _Galbanum_, _Curcuma_), zu denen China den _Zimt_, Vorderasien noch den _Safran_, das _Olivenöl_ und _Aloeholz_, die Phönizier durch ihre Handelsbeziehungen _Aloe_ und _Ingwer_, sowie den _Costus_ beisteuerten, kamen auf die Griechen, die den Arzneischatz nicht sehr vermehrten; die Züge Alexanders brachten ihnen aber z. B. den _Pfeffer_. ~Hippokrates~ kannte nur etwa 60 pflanzliche Simplicia (darunter _Scilla_, _Nieswurz_, _Mandragora_ und _Opium_ -- durch Pressen gewonnen), durch die Weltherrschaft der Römer, die sie mit fast allen bekannten Völkern in Berührung brachte, stieg der Bestand des Arzneischatzes rasch und ~Dioscurides~ kannte schon ca. 800 Arzneipflanzen (darunter _Absinth_, _Agaricum_, _Kalmus_, _Bdellium_, _Cardamomen_, _Iris_, _Levisticum_, _Salep_). Auch das _Süßholz_, _Cort. granati_, _Euphorbium_, _Castoreum_, _Sandarac_, _Scammonium_, _Terebinthina_, _Traganth_, _Succus liquiritiae_, _Styrax_ und _Rhiz. filicis_ wurden damals bekannt Diesen fügten dann die Araber _Tamarinden_, _Fruct. Sennae_, _Rhabarber_, _Myrobalanen_, _Sem. strychni_, _Cubeben_, _Nelken_, _Narde_, _Galgant_, _Campher_ hinzu. Im späteren Mittelalter trat dann noch _Cina_ dazu und nun kamen auch die zahllosen heimischen Arzneipflanzen zu Ehren (_Pimpinella_, _Anis_, _Althaea_, _Mentha_, _Petroselinum_, _Rosmarinus_, _Ruta_, _Salvia_, _Sinapis_, _Inula_, _Thymus_, _Valeriana_, _Aconitum_, _Conium_, _Daphne_, _Angelica_), einige derselben als Ersatz orientalischer Drogen, also vom Charakter der Paralleldrogen (z. B. _Carum carvi_ für _Cyminum_). Die Schule von Salerno brachte die schon früher bekannte _Asa foetida_ und _Ammoniacum_ zu Ehren und fügte _Benzoe_, _Fol. Sennae_, _Macis_ und _Sanguis draconis_ hinzu, die Kreuzzüge die _Agrumi_ (_Citrus_arten), _Zuckerrohr_, _Baumwolle_ und _Datteln_. Die Entdeckung des Seeweges nach Ostindien führte dem Arzneischatz _Sternanis_, _Tee_ (1638), _Colombowurzel_, _Coccelskörner_ und _Gutti_ zu. Die wertvollste Bereicherung brachte die Entdeckung Amerikas, durch welche Europa viele neue Drogen erhielt (_Chinarinde_, _Ipecacuanha_, _Jaborandi_, _Cacao_, _Tabak_, _Peru_-, _Tolu_- und _Copaivabalsam_, _Jalape_, _Vanille_, _Sabadilla_, _Guajac_, _Cascarilla_, _Elemi_, _Capsicum_, _Piment_, _Campeche_ und _Fernambuc_, _Sassafras_, _Sarsaparille_, _Serpentaria_, _Orlean_, _Rhiz. podophylli_). Da zu den altüberlieferten und amerikanischen nun auch noch immer mehr einheimische Arzneidrogen traten, erreichte der pflanzliche Arzneischatz Europas im XVII. und XVIII. Jahrh. seinen Höhepunkt (s. oben S. 17). Im XIX. Jahrh. trat ein Rückschlag ein, der zunächst zu einem Zustande des Drogen-Nihilismus, dann aber, als wertvolle neue Drogen gefunden wurden, zu einer Gegenreaktion führte. Die Drogen kommen jetzt wieder zu Ehren. Die Entdeckung Australiens brachte das _Acaroid_, die Neu-Seelands das _Kauriharz_. Das XVIII. +Jahrh.+ fügte von wertvollen Drogen _Lignum quassiae_ (1730 resp. 1742), _Rad. Senegae_ (1738 ~Tennent~), _Rad. ratanhia_ (1746 ~Reif~), _Capaloe_ (1773), _Herb. menth. pip._ (1705 ~Dale~, 1724 ~Ray~), _Ol. cacao_ (1719 ~de Quelus~), _Rhiz. podophylli_ (1731 ~Catesby~), _Ol. cajeputi_ (1731), _Cort. simarubae_ (1718), _Spigelia marylandica_ (1739), _Kino_ (1757), _Cort. salicis_ (1763 als _Chinaersatz_), _Rad. calumbae_ (1771), _Ol. jecoris_ (1782), _Cort. Geoffroyae_ und _Angosturae_ (1788), _Ol. menthae pip._ dem Arzneischatze ein. Das XIX. Jahrh.: _Rad. ratanhiae_ (1816), _Cubebae_ (1818), _Herb. lobeliae_ (1813 ~Cutler~, 1830 in Deutschland), _Malabarkino_ (1811), _Glandulae lupuli_ (1813), _Ol. crotonis_ (1819 ~Conwell~, 1830), _Kusso_ (1822 ~Breyer~, 1834), _Bucco_ (1821), _Spilanthes_ (1823), _Fol. Matico_ (1827 in Amerika, 1839 in Europa eingeführt), _Quassiabecher_ (1835), _Copalchi_ (1817), _Sem. Calabar_ (1863 ~Fraser~), _Coca_ (1860), _Dammar_ (1820, resp. 1827), _Guttapercha_ (1845 resp. 1847), _Kautschuk_ (1840) und _Balata_ (1860), _Quebracho_ (1879), _Condurango_ (1871), _Coto_, _Boldo_, _Damiana_, _Rad. Gelsemii_ (1830), _Eucalyptus_ (1866), _Guarana_ (1817 ~Cadet Gassicourt~), _Penghawar Djambi_, _Cascara Sagrada_ (1877, resp. 1883), _Kamala_ (1841), _Japanwachs_ (1846), _Herb. cannab. ind._ und _Rad. sumbul_ (1847), _Piscidia erythrina_ (1835), _Ol. sinapis_ (1836), _Styrax_ (1865), _Carrageen_ (1831 resp. 1834), _Laminaria_ (1834), _Sem. strophanthi_ (1860), _Cort. adstringens_, _Araroba_ (1874), _Palmöl_ (1827), _Patchouli_ (1825, resp. 1844), _Rad. ozizabae_ (1833), _Tampicojalape_ (1863), _Tupeloholz_ (1879), _Balsamum Dipterocarpi_ (1842), _Cera japonica_ (1834), _Gallae chinenses_ (1845), _Fol. jaborandi_ (1871), _Chrysarobin_ (1874), _Cort. quillajae_ (1857), _Rhiz. hydrastidis_ (1833 in Amerika, 1884 in Europa), _Sem. arecae_ (1803), _Carnaubawachs_ (1846), _Anacahuit_ (1860). [Illustration: Fig. 7. Die Erdteile bringen der thronenden Medizin ihre Gaben an Arzneipflanzen und Tieren dar. Verkleinertes Titelblatt der Pharmacopoea regia des +Charas+ (1684).] +Neuesten Datums sind+: _Cort. quillayae_, _Cort. Simarubae_ (erneut aufgekommen), _Cort. winteranus_, _Cort. piscidiae erythrinae_ (_Dogwood Bark_), _Cort. gossypii radicis_ (_Cotton Root Bark_), _Agar-Agar_ (1885), _Fol. Boldo_, _Fol. liatris_, _Mate_, _Sem. Colae_ (1880), _Rhiz. podophylli_, _Syzygium Jambolanum_, _Cort. hamamelidis_ (_Witch Hazel Bark_) und _Fol. hamamelidis_, _Cort. monesiae_, _Cort. rhois aromaticae_, _Cort. Yohimbéhé_, _Herb. grindel. robust._, _Herb. capillor. canad._, _Yerba Santa_, _Rad. Kawa Kawa_, _Rad. Manaca_, _Ustilago Maidis_. Noch wenig studiert ist +die Abhängigkeit der Entwicklung des Arzneidrogengebrauches von Klima und Boden+. Nur bezüglich der Fiebermittel wissen wir Einiges. Eine sehr bemerkenswerte Erscheinung ist die, daß =altbekannte Drogen oft lange Zeit vergessen waren, dann aber von neuem entdeckt und wieder zu Ehren gezogen wurden=. So kamen z. B. _Conium_, _Aconit_, _Hyoscyamus_, _Stramonium_, _Datura_ und _Veratrum_, die lange vernachlässigt wurden, 1760 wieder durch ~Störck~ zu Ehren, das schon den Ägyptern bekannte, dann lange vergessene _Ricinusöl_ 1764 durch ~Cauvane~, die schon ~Celsus~ bekannte _Cort. granati_ 1805 durch ~Buchanan~, der von den Arabern längst benutzte _indische Hanf_ 1839 durch ~O’Shanghnessy~, die schon seit Jahrhunderten bekannte _Digitalis_ erst 1785 durch ~Withering~, die _Fructus quercus_ und das _Ledum palustre_ erst 1774, die schon 1671 von ~Redi~ beschriebene, dann vergessene _Colombowurzel_ 1773 durch ~Percival~, die schon von ~Tabernaemontanus~ angewandte _Viola tricolor_ erst 1782 durch ~Strack~ von neuem zu Ehren. Auch das schon den Alten (und auch in China) bekannte, dann von ~Lonicerus~ (1582), ~Thalius~ (1588) und ~Camerarius~ (1709) angewendete _Mutterkorn_ wurde eigentlich erst im XIX. Jahrh. Arzneimittel, der _Giftlattich_ und das _Lactucarium_ waren schon den Alten bekannt, gerieten dann in Vergessenheit und wurden erst Anfang des XIX. Jahrh. wieder arzneilich benutzt. _Styrax_ war lange vergessen und wurde erst wieder seit der Mitte des XIX. Jahrh. medizinisch beachtet. Auch die schon den Alten wohlbekannte _Herbstzeitlose_ ist erst in neuester Zeit wieder -- als Gichtmittel -- zu Ehren gekommen, trotzdem der Samen schon 1820 (die Knollen 1763) empfohlen wurden. Das den Alten auch bezüglich seiner taeniciden Wirkung wohlbekannte _Filix_rhizom wurde jahrhundertelang wenig beachtet und erlangte erst seit Einführung des _Extr. filicis aethereum_ (1825) wieder Bedeutung, wie das _Mutterkorn_ durch die Darstellung der _Ergotin Bonjean_ (1842). Vom _Aconit_, der den Alten wohlbekannt, dann lange vernachlässigt war, werden die Blätter seit 1762, die Knollen erst in unserer Zeit als Arzneimittel benutzt. Die _Cubeben_, im Mittelalter als Gewürz beliebt, wurden dann vergessen und kamen erst 1818 wieder zu Ansehn, und zwar als Arzneimittel. Das _Opium_, den Alten bekannt und gut von dem μηκώνειον, dem Extrakte der ganzen Mohnpflanze, unterschieden, ist während des ganzen Mittelalters vernachlässigt worden und erst in neuerer Zeit, seit ~Sertürner~ in ihm (1811) das +Morphin+ entdeckt hatte, mehr beachtet und dann bald als eines der wichtigsten Heilmittel erkannt worden. Es gehört jetzt zu den sex principes simplicium: _Rhabarber_, _Ipecacuanha_, _Chinarinde_, _Opium_, _Digitalis_, _Secale cornutum_. Oft hat übrigens ein =Wechsel in der Benutzung der Organe einer Arzneipflanze= im Laufe der Jahrhunderte stattgefunden. So wurde im Altertum das Öl der Samen von _Hyoscyamus_, nicht der Same, im Mittelalter vorwiegend die Blätter, Samen und Wurzeln von _Verbascum_, nicht die Blüten und von der _Malve_ die Samen und die Wurzel, nicht die Blüten und Blätter verwendet (vgl. die ~Cordus~-Liste im historischen Teil). Auch sonst ist bei den Drogen bisweilen ein =Wechsel in der botanischen Herkunft= zu konstatieren. So wurde ursprünglich (vom VI. Jahrh. an) der _Borneo_- (_Dryobalanops-_)_Campher_, später (vom XVII. Jahrh. an) der _Laurineen-Campher_ in Europa benutzt. Das Drachenblut der Alten stammte von _Dracaena cinnabari_, das jetzt im Handel befindliche stammt von _Daemonorops Draco_. Wahrscheinlich wurde auch die _Aloe_ der Alten von einer anderen _Aloe_ bereitet als die heutige. Die im Altertum benutzten _Cardamomen_ waren nicht die von uns gebrauchten von _Elettaria Cardamomum_, sondern die anderer Arten. Unter _Styrax_ verstand man im phönizischen Altertum das feste Harz von _Styrax officinalis_, erst seit dem VI. Jahrh. den flüssigen Balsam von _Liquidambar orientalis_. Das Altertum verwendete als Bilsenkraut hauptsächlich _Hyoscyamus albus_, als Stechapfel besonders _Datura Metel_. Natürlich hat auch die =Wertschätzung einzelner Drogen= im Laufe der Zeit so abgenommen, daß sie jetzt als obsolet zu betrachten sind oder doch nur noch in geringem Ansehn bei der Schulmedizin stehen. Der im Altertum und Mittelalter hochgeschätzte _Meccabalsam_, das ehedem mit Gold aufgewogene _Silphium_, der _Costus_, die edle _Narde_, die ewige Jugend bringende _Soma_, die heilige _Mistel_, die _Myrobalanen_ und die vielgepriesene _Mandragora_ sind jetzt ganz oder fast ganz vergessen, und auch _Guajac_, _Sarsaparille_ und _Tubera chinae_, an die sich im XVI. Jahrh. so außerordentliche Hoffnungen für die Behandlung der Syphilis knüpften, sind durch das Quecksilber entthront. Nur das Volk, das zäh an seinen Gewohnheiten festhält, und die Naturheilkünstler benutzen noch die zahllosen Kräuter unserer Flora, die im XV. bis XVIII. Jahrh. so hoch gepriesen und auch von der damaligen Schulmedizin so viel angewendet wurden; übrigens zweifellos mehr Wirksames enthalten, wie man heute gewöhnlich meint. Auch vom Arzneischatze kann man sagen: πάντα ῥεῖ. Es ist alles im Fluß. Altes versinkt, neues taucht auf und wird durch neuestes verdrängt, bis man wieder zum Alten greift und Vergessenes zu neuen Ehren bringt. Es ist ein ständiges auf und ab. Ein Allheilmittel, ein wahres _Opopanax_ (von ὀπός Saft, πᾶν und ἄκη Heilmittel), ein Saft, der alle Krankheiten heilt, ist noch nicht gefunden und kann nie gefunden werden. Contra vim mortis nulla herba in hortis! steht schon im +Regimen sanitatis+. Der Herr läßt die Arznei aus der Erde wachsen und ein Vernünftiger verachtet sie nicht. +Sirach+ 38, 4. III. Pharmakoërgasie. Kultur, Einsammlung und Erntebereitung. 1. Kultur der Arzneipflanzen. Die +Pharmakoërgasie+ (von φάρμακον und ἐργασία = Kultur) oder +Arzneipflanzenkultur+ ist kein neuer Zweig der Pharmakognosie, sondern sehr alt. Wir müssen hier zunächst die zum Zwecke wissenschaftlichen Studiums unternommene, also gewissermaßen theoretisch-wissenschaftliche Kultur von Arzneipflanzen ausscheiden. Diese wird weiter unten besprochen (im Kapitel Pharmakobotanik). Hier interessiert uns nur der +Anbau zwecks Gewinnung von Drogen+, also der gewissermaßen praktisch-geschäftliche Drogenanbau. Ganz scharf läßt sich beides allerdings nicht auseinanderhalten, wenigstens nicht in alter Zeit, wo es z. B. vielfach vorkam, daß ein Arzt für seinen Privatbedarf Arzneipflanzen zog und sie dabei natürlich auch studierte. Der griechischen Sage nach war Iberien und Colchis die Heimat der Heilpflanzen und es hatte bereits ~Hekate~ (φαρμακίς, s. S. 3) in Phasis einen von hohen Mauern umschlossenen, von Artemis bewachten Heilpflanzengarten, in dem _Asphodelos_, _Adiantos_, _Mandragora_, _Dictamnos_, _Megon_, _Smilax_, _Panakes_, _Stoechas_, _Eurycimon_, _Aconiton_ und andere Heilkräuter gezogen wurden. Der +Versuch, Pflanzen außerhalb ihrer Heimat zu kultivieren+, ist uralt. Jahrtausende vor unserer Zeitrechnung schon legte die Königin ~Hatschepsut~ ein Treibhaus für Heilpflanzen an und ließ lebende _Weihrauch_pflanzen mit den Wurzelballen nach Ägypten bringen, um sie dort zu kultivieren. Uralt ist die Kultur des _Lein_. _Linum usitatissimum_ ist eins der allerältesten Kulturgewächse des Orients, z. B. Ägyptens (IV. Jahrtausend v. Chr.), wie _Linum angustifolium_ (die Urform des _Lein_) des Nordens. Letzteres wurde z. B., wie Pfahlbaufunde zeigen, in der jüngeren Steinzeit in der Schweiz gebaut. _Ricinus_ wurde im alten Ägypten angebaut, wie Gräberfunde von Samen schon aus der Zeit der XII. Dynastie zeigen. Uralt ist die Kultur der _Indigo_pflanze in Indien und Ägypten. _Indigo_ läßt sich bereits an Mumien aus dem Jahre 1580 v. Chr. nachweisen. Sehr alt sind auch die _Mohn_kulturen, denn schon in den Pfahlbauten (c. 2000 v. Chr.) finden sich _Mohnsamen_. Auch eine _Mohn_kultur zwecks _Opium_gewinnung scheint in den Ländern südlich vom Schwarzen Meer ziemlich frühzeitig geblüht zu haben. Die griechische Stadt Sicyon heißt bei ~Hesiod~ +Mekone+, «+Mohnstadt+». Daß _Pfefferminze_ oder wenigstens eine nahe verwandte _Mentha_art im alten Ägypten kultiviert wurde, ist durch einen Grabfund aus der Zeit zwischen 1200 bis 600 v. Chr. und durch Inschriften bezeugt. Noch älter sind die Zeugnisse für das Vorhandensein einer _Coriander_kultur daselbst, sowie der Kultur der _Feige_ (XII. Dynastie). Die Kultur der _Dattel_ schildert bereits ~Theophrast~. Vielleicht bestand auch bei den Israeliten so etwas wie eine Heilpflanzenkultur oder doch -pflege, da wiederholt in der Bibel von Würzbergen, Weihrauchhügeln, Myrrhenbergen die Rede ist (~Schelenz~). Daß bei Jericho zur Zeit des Herodes «Balsamgärten» bestanden, ist erwiesen. ~Plinius~ gibt zahlreiche Kulturvorschriften. Das ganze 17. Kap. z. B. handelt von angepflanzten Bäumen und das 19. Kap. von der Kultur der Gartengewächse. Er gibt auch an, wann einige derselben zuerst nach Italien gebracht wurden. Bei Beginn unserer Zeitrechnung muß in Ägypten eine ziemlich umfangreiche Arzneipflanzenkultur bestanden haben, denn oft wird bei Drogen (z. B. _Anis_) eine ägyptische Sorte erwähnt. Auch Kulturen der _Mastix-Pistacie_ bestanden schon im frühen Altertum. Die _Mandel_ (_nuces_ oder _avellanae graecae_) wurde im Altertum besonders in Griechenland kultiviert. Der _Weinstock_ wurde durch die Phönizier zuerst nach den Inseln des Archipelagus und von dort durch eine Kolonie von Phokiern nach Marseille gebracht. Nach den ersten griechischen Feldzügen dehnte sich der Weinbau über ganz Süditalien aus und schon im V. Jahrh. v. Chr. war Italien das Hauptweinland. _Citrus medica_, die schon ~Theophrast~ beschreibt, wurde im I. Jahrh. n. Chr. in Italien akklimatisiert, _Pomeranze_ und _Zitrone_ kamen aber erst zur Zeit der Kreuzzüge nach Italien. (Der Apfel des Paris, die Äpfel der Hesperiden waren _Quitten_.) Die Kultur der _Orangen_ (_Hesperides_), der ersten und lange Zeit einzigen Gewächshauspflanze, besang ~Jovianus Pontanus~ in dem Werke +Hesperidum libri+ II, Flor. 1514. Dieser Kultur gedenkt auch ~Monardes~ (1565). Der Anbau der _Feige_ in Italien scheint in die Zeiten der griechischen Kolonisation zurückzureichen. Der erste Anbau der _Feige_ in Griechenland fällt in die späthomerische Zeit (~Hehn~). Die _Mandel_ ist wohl zur Zeit ~Catos~ eingeführt worden. Den Anbau des _Ölbaums_ lernten die Römer von den Griechen zur Zeit der ~Tarquinier~ kennen. Der _Granatbaum_ war in Italien seit ~Catos~ Zeiten allgemein verbreitet. Aber erst die Araber brachten das _Zuckerrohr_, die _Mannaesche_ (?) und die _Baumwollstaude_ nach Sizilien (~Wenrich~). Im Altertum war +Kreta+ ein bekanntes und zeitweise berühmtes Zentrum der Arzneipflanzenkultur, gegen dessen Arzneipflanzenmonopol in späterer Zeit vielfach angekämpft wurde mit der Begründung, daß auch außerhalb Kretas sicher ebensogute Arzneipflanzen gezogen werden können (s. Geschichte). Von den Rhizotomen und wohl auch den Pharmakopolen der Griechen dürfen wir annehmen, daß sie einige der Pflanzen, die sie den Ärzten lieferten, anbauten. Daß dies bei den Römern geschah, ist sicher. Das ersehen wir schon aus den Werken der römischen Schriftsteller über Landwirtschaft, ~Cato~, ~Varro~, ~Vergil~, ~Columella~, ~Palladius~ u. a., von denen im historischen Teile die Rede sein wird. Bei ~Palladius~ z. B. wird bereits die Kultur von _Anis_, _Coriander_, _Cydonia_, _Malve_, _Serpyllum_, _Inula_, _Foeniculum_ direkt erwähnt. Während sich zur Zeit des ~Tarquinius~ (571 v. Chr.) noch kein _Ölbaum_ in Italien befand, scheint Marseille schon um 600 v. Chr. solche besessen zu haben, die wohl von den Phöniziern dahin gebracht wurden. Unter ~Appius Claudius~ waren aber die Ölbaumkulturen in Italien schon so zahlreich, daß 249 v. Chr. 12 Pfund Öl nur 8 Pfennige kosteten und unter ~Pompejus~ schon Öl exportiert werden konnte. Die Gewinnung des _Olivenöls_ schildert ~Plinius~ ausführlich. Und auch im Orient stoßen wir schon in sehr früher Zeit auf Anfänge einer Heilpflanzenkultur. Die _Crocus_kultur z. B. läßt sich in Persien bis ins X. Jahrh. verfolgen (~Edrisi~ und ~Istachri~). Der Kalender des ~Harib~ berichtet von Arzneipflanzenkulturen in Spanien im X. Jahrh. Es wurde dort _Melisse_, _Majoran_, _Reis_, _Crocus_, _Zuckerrohr_, _Mohn_, _Senf_ gebaut, und ~Harib~ gibt an, wann diese zu pflanzen oder zu säen und wann sie zu ernten sind. Sehr alt ist jedenfalls auch die Tabakkultur in Südamerika, die sich schon vor der Entdeckung Amerikas auch nach Nordamerika bis nach Canada hin verbreitet hatte. Das alte Mexiko besaß nicht nur die berühmten königlichen Gärten von Hoaxtepec (bei Mexiko), über die schon ~Cortés~ 1522 an Kaiser Karl V. berichtete und in denen z. B. der _Perubalsambaum_ (Huitziloxitl) gezogen wurde, sondern auch zahlreiche andere, vorwiegend der Arzneipflanzenkultur dienende botanische Gärten. ~Fernandez~ berichtet (1514–1523) von Cacaogärten in Mexiko. Den Garten der Königin ~Ultrogotho~ in Paris (um 560) kennen wir aus ~Fortunatus~ Gedichten. Die Teekultur in China -- die Teepflanze stammt aus Assam -- ist alt. Sie scheint bis ins IV. Jahrh. zurückzureichen (?), doch erst im IX. Jahrh. größeren Umfang angenommen zu haben. In Japan begann umfangreichere Teekultur erst im XV. Jahrh. Jedenfalls uralt ist die Kultur der _Hennah_ (_Lawsonia alba_), die schon in sehr früher Zeit sich von Persien über Indien und Nordafrika verbreitete. Sehr alt sind wohl auch die Kulturen der als Zuspeise benutzten _Angelica_ in Island und Norwegen. Der Anbau des _Krapp_, der ebenfalls schon im Altertum kultiviert wurde, wurde von ~Karl dem Grossen~ empfohlen, verbreitete sich aber in Frankreich erst einige Jahrhunderte später, erlosch dann und war im XVI. Jahrh. fast nur auf Holland beschränkt. Im XVIII. Jahrh. blühte der Krappbau in Frankreich und wurde von dort aus auch nach dem Elsaß übertragen. In Böhmen und Schlesien blühte er seit dem XIV. Jahrh. Den größten Aufschwung nahm der Krappbau im XIX. Jahrh. durch die Einführung der roten Hosen beim französischen Militär. Jetzt ist er durch die Entdeckung der künstlichen Darstellung des Alizarins bis auf kleine Reste vernichtet. «Der große Wohlstand, der in den letzten Jahrhunderten des Mittelalters in Deutschland herrschte, wurde nicht zum geringsten durch den Anbau von Farbpflanzen bedingt»(~Lauterbach~). Es wurden in erster Linie _Waid_ (_Isatis tinctoria_), dann _Krapp_ (_Rubia tinctorum_), seltener _Wau_ (_Reseda luteola_), _Scharte_ (_Serratula tinctoria_) und Färbe-_Ginster_ (_Genista tinctoria_), aber auch _Safran_ und _Saflor_ für Färbezwecke gebaut, und Deutschland versorgte besonders mit den zuerst genannten auch das Ausland. _Waid_, die wichtigste Färbepflanze des Mittelalters, muß aber schon von den Briten und Galliern um Christi Geburt gebaut worden sein, von den Slaven wohl schon vor ihrer Unterwerfung unter die Deutschen. Doch datiert die älteste deutsche Urkunde über größere Waidkulturen erst aus dem Jahre 1236. Am Ende des XIII. Jahrh. bestand ein umfangreicher Waidbau besonders in Thüringen, dann bei Magdeburg, in Sachsen, Braunschweig, Schlesien, am Niederrhein, bei Nürnberg und in Österreich. Die Dörfer, die _Waid_ bauten, mußten ein bestimmtes Waidgeld entrichten. Die Erfurter «Waidaristokratie»war so reich, daß sie 1392 die Mittel für Gründung und später auch für Erhaltung der ehedem berühmten Universität Erfurt aufbringen konnte, die also gewissermaßen aus den Erträgnissen der Waidkultur errichtet wurde. Die Einführung des _Indigo_, die selbst durch die strengsten Gegenverordnungen aus dem XVI. und XVII. Jahrh. nicht aufgehalten werden konnte, führte zum Untergange der einst so ertragreichen Waidanpflanzungen. Außer _Waid_ wurde _Krapp_ in Deutschland seit den ältesten Zeiten gebaut und seine Kultur, die besonders im XIV. Jahrh. blühte, hielt sich am längsten. Die Kultur des _Wau_ scheint dagegen keinen größeren Umfang erlangt zu haben. Der _Hanf_ ist sehr wahrscheinlich noch vor der Auswanderung der Angelsachsen nach Nord-Europa gelangt. Die _Hopfen_kultur wurde aber erst im Laufe des Mittelalters in Nord-Europa eingeführt (~Hoops~). Berühmt und eine der größten Sehenswürdigkeiten des Orients war im Mittelalter der künstlich angelegte, durch den heiligen Quell aufs beste bewässerte und sorgfältig bewachte Balsamgarten von +Matarea+, eine Stunde von Kairo, am Rande der Wüste, in dem die besten Balsamsträucher der Erde (eine Varietät von _Balsamodendron gileadense_ Kunth) gezogen wurden, die den Sultanen von Ägypten den kostbaren «Balsam»(_Meccabalsam_) lieferten (Fig. 8). [Illustration: Fig. 8. Der Balsamgarten von Matarea mit der Bethalle und (links) dem Bewässerungswerk. Rechts die Gewinnung des Balsams. Aus +Pomet+, Hist. gen. des drogues 1694. Verkleinert.] Im Mittelalter, währenddessen sich ja fast das ganze geistige Leben in die Klöster zurückgezogen hatte, waren in Europa die +Klostergärten+ (auf die ich im historischen Teile noch zu sprechen komme) Hort und Hüter, und da die Klöster untereinander in Verbindung standen, auch Verbreiter der Arzneipflanzenkultur. Daß diese auch außerhalb derselben blühte, ist wohl das Verdienst des +Capitulare de villis et cortis imperialibus+ ~Karls des Grossen~, dessen Pflanzen noch heute in den Bauerngärten Frankreichs, Deutschlands, Österreichs und der Schweiz den Stamm der dort kultivierten Gewächse bilden. Im Mittelalter waren auch sog. (schon in Pompeji bekannte) =Viridarien=, die den Bedarf einer Stadt oder einer Apotheke an Drogen zu decken hatten, häufig und noch im XV. Jahrh. gehörten sie zu einer wohleingerichteten Apotheke in Italien und Deutschland. Zweifellos ist der zur Westgotenzeit auf dem Monte Casino gestiftete +Benediktinerorden+ als gemeinsame Quelle der altdeutschen Gartenkultur und damit auch der der volkstümlichen Heilkräuter anzusehen. Er war es, der die Heilpflanzenkultur im Mittelalter über die Alpen brachte und in den Klostergärten heimisch machte. Sie ist also ein Erbteil der Römer, die man als die eigentlichen Schöpfer des Gartenbaues überhaupt betrachten muß (s. d. historischen Teil). In dem um 1240 geschriebenen Werke +De vegetabilibus libri+ VII gedenkt der Benediktiner ~Albertus Magnus~ in dem Kapitel de plantatione viridariorum auch der Arzneipflanzenkultur. Daß _Crocus_ und _Melisse_ im X. Jahrh. in Spanien, _Isatis tinctoria_ schon 1290 um Erfurt, und _Süßholz_ (ursprünglich auf Befehl der Kaiserin Kunigunde, «culturam liquiritiae saeculi primum XI initio in agro Bambergensi instituit S. Cuningundis imperatrix» sagt ~Walafridus Strabo~) im XV. Jahrh. bei Bamberg gebaut wurde, ist sicher. Aber noch früher, wohl schon im XIV. Jahrh., wurde Süßholz in Italien kultiviert (~Crescenti~) und auch die spanischen Kulturen sind sicher sehr alt. Im XV. Jahrh. brachten es die Benediktiner nach Bamberg, und schon zu ~Cordus~ Zeiten hatte die Kultur dort großen Umfang angenommen. Auch in ~Walter Ryff~ +Reformierte deutsche Apotheke+, Straßburg 1573, finden sich einige Angaben über Arzneipflanzenkulturen, z. B. von _Süßholz_ bei Bamberg. Arzneipflanzenkulturen bestanden im XVI. Jahrh. in Deutschland vielfach. So berichtet ~Bock~ über solche des _Coriander_ (er nennt ihn fälschlich _Anis_) bei Metz und Trier, solche des _Anis_ bei Straßburg und Speier, solche der _Mandel_ in der Pfalz. Auch _Melisse_ wurde damals viel kultiviert. ~Sebitz~ scheint 1591 den _Kalmus_ bei Straßburg verbreitet zu haben. (~Sebitzius~, +de alimentorum facultatibus lib. V. Argent.+ 1650). ~Johann Bauhin~ (+Histor. plant.+ II 1650) verpflanzte den _Kalmus_ aus süddeutschen Gärten nach Montbéliard. Eingeführt und durch Mitteleuropa verbreitet wurde der _Kalmus_ um 1564 durch ~Clusius~, +dem um die Arzneipflanzenkultur viel verdienten pater pharmacognosiae+. _Amygdalus_ wurde in Straßburg, Breslau und Torgau angebaut, _Angelica_ bei Stettin, im Harz, in Sachsen und in Steiermark. Auch _Cardobenedicten_ wurde vielfach gebaut. _Kümmel_, der sicher aus Kulturen stammte, traf ~Anguillara~ als Großhandelsartikel auf der Rialtobrücke. _Römische Kamille_ ward bei Stolberg, Torgau, Basel, Straßburg gebaut. ~R. Cysat~ kultivierte in seinem Garten in Luzern _Kirschlorbeer_. Auch über Kulturen von _Angelica_ bei Freiburg besitzen wir Nachrichten aus der ersten Hälfte des XVI. Jahrh. Sie sind längst eingegangen. _Anis_ und _Fenchel_ wurde schon im XII. Jahrh. in Castilien und Icon gebaut, _Iris_ im XIII. Jahrh. in der Umgegend von Florenz. Letzteres berichtet ~Crescenti~, in dessen landwirtschaftlichem Werke +Opus ruralium commodorum+ aus dem Jahre 1305 wir überhaupt viele Angaben über Arznei- und Nutzpflanzenkulturen finden. In +Meddygon Myddfai+ (XIII. Jahrh., s. Geschichte) findet sich die Angabe, daß jeder Arzt für seinen Gebrauch _Aconit_ anbauen solle. Ein Zentrum der Arzneipflanzenkultur in Italien war in früherer Zeit +Aquila+ in der Provinz Abruzzo ulteriore secondo, dem Vestinerland, wo man z. B. _Crocus_ («Safran vom Adler») viel kultivierte, der auch in England (zwischen Saffron Walden und Cambridge), in der Schweiz (Wallis, Basel), in Deutschland (Altenburg, Landau, Worms), in Niederösterreich (Meissau, Ravelsbach, Krems, Melk, Hürm, Loosdorf, Tullnerfelde), in Ungarn (Neutra und Premsin), in Frankreich (Agen, Narbonne) ehedem gebaut wurde. Die Aufführung zahlreicher Sorten _Safran_ in ~Paxis~ +Tariffa+ (1540) deutet auf eine ausgebreitete Crocuskultur in Italien im XVI. Jahrh. In Italien wurde _Cassia obovata_ im XVI. Jahrh. bei Florenz gebaut. Sie hieß«toskanische Senna»und wurde auch in Südfrankreich und Spanien kultiviert. _Cassia acutifolia_ hatte ~Anguillara~ 1561 in seinem Garten. _Indigo_pflanzungen befanden sich gar schon 1239 bei Palermo in Sizilien. Alle diese Kulturen sind jetzt eingegangen. Im XV. Jahrh. scheint _Indigo_ auch in Spanien gewonnen worden zu sein (~Häbler~). Das Zuckerrohr kam im XII. Jahrh. aus Indien zuerst in das Mittelmeergebiet (Malta oder Melite -- _Saccharum meliteum_ --, Candia -- _S. candum_ --, Sizilien), dann (Anfang des XV. Jahrh.) auf die Azoren und Canaren -- _Canarizucker_ -- und bereits im XVI. oder Ende des XV. Jahrh. nach Südamerika und Westindien, wo es sich rasch akklimatisierte. Über die Einführung der Kultur des Zuckerrohres nach Frankreich im XVI. Jahrh. berichtet ~Fournier~ (+Bull. de Géogr. histor.+ 1903). [Illustration: Fig. 9. Kräutergarten und Destillierherd. Holzschnitt (um 1530) vom Meister des Trostspiegels.] ~Conrad Gesner~ berichtet in seinen +Horti germanici+ über Arzneipflanzenkulturen Mitte des XVI. Jahrh. bei sich selbst in Zürich, durch den Arzt ~Occo~, in Straßburg durch den Arzt ~Massarius~, in Freiburg im Garten der Mönche, in Rom von ~Scipio~ im Garten von St. Apostoli, dann in Florenz in den Gärten der Herzöge, in San Gervasio (Venedig) durch den Venezianer ~Petrus Michaelis~ und durch den Kaufmann ~Joan. Schmidlappius~ in Schorndorf (Württemberg), und teilt die Liste der von diesen dreien kultivierten Pflanzen mit. ~Petrus Michaelis~ in Vico S. Gervasio in Venedig kultivierte über 70 Arzneipflanzen, darunter: _Sementina ex Oriente_, _Canella seu Cinnamomum_, _Eugenia caryophyllata_, _Aristolochia_, _Asphodelus_, _Carus_, _Daucus creticus_, «_Ficus Aegyptica_», _Faenum graecum_, «_Hyoscyamus aegypticus_», _Hyssopus_, _Nardus montana vera_, _Mandragora_, _Smilax lenis ex Creta_, _Rhaponticum_, «_Panaces Chironium_», _Spina cervina_, _Verbascum viscosum ex Creta_ u. a. In den Gärten der Herzöge von Florenz fanden sich: _Myrtus laurea_, _Laurocerasus_, _Solanum somniferum verum_, _Thapsia_, _Ferula_, _Smilax laevis vera_ und einige andere. In ~Schmidlapps~ Garten waren 114 Arzneipflanzen, darunter: _Absinthium rom._, _Alcea hortens._, _Calendula_, _Caryophyllus turcicus_, _Centaurium majus_, _Coriandrum venetum_, _Digitalis Fuchsii major_, _Elleborus alb._ und _nig._, _Gentiana_, _Hyoscyamus alb._, _Iris sylvatica_, _Malva crispa_, _Melilotus italicus_, _Melissa major_, _Papaver crispum_, _Piper indicum_, _Pyrethrum odoratum_, _Solanum indicum_ u. a. Wie wir durch ~Bock~ und ~Fuchs~ wissen, wurde zur selben Zeit der nordafrikanische _Anacyclus Pyrethrum_ in deutschen und (nach ~Dodonaeus~) auch in holländischen Gärten gezogen. ~Rauwolf~ erwähnt (1583) einen Garten von Simplicien des Apothekers ~Sebastian Volmar~, Hortulanus des Herzogs von Württemberg in Eßlingen. Sehr frühzeitig sind amerikanische Drogen, Nahrungs- und Genußmittel nach Europa und Asien übergeführt worden, so früh, daß man für einige, wie z. B. den _Mais_, die _Ananas_, _Capsicum_ und _Guajac_ früher sogar asiatischen Ursprung annahm oder sie als an beiden Orten heimisch betrachtete. _Ananas_ muß schon 1599 in Java kultiviert worden sein, und um die gleiche Zeit _Mais_ in China. Und auch in Europa wurden frühzeitig amerikanische Pflanzen angebaut, so z. B. im +Hortus Eystettensis+ schon Mitte des XVI. Jahrh. _Capsicum_, _Helianthus_, _Nicotiana_, _Lycopersicum_, _Canna_, _Aloe_. Den _Tolubalsambaum_ zog der Direktor des Chelseagartens bei London, ~Ph. Miller~, aus Samen, die er 1736 aus Cartagena erhalten. Die ersten Samen der _Nicotiana Tabacum_ brachte der Franziskaner ~André Thevet~ 1558 nach Europa. ~Jaques Gohory~ kultivierte _Nicotiana Tabacum_ bereits 1572 in Paris. Wie aus den Küchenausgaben des Piaristen-Konvents in Szeged vom Jahre 1750 hervorgeht, wurde aber erst zu dieser Zeit _Paprika_ in Ungarn in Klostergärten gebaut (nicht schon 1585!). In ungarischen Wörterbüchern findet er sich schon 1604. Die Ungarn erhielten den Paprika von den Südslaven (Bulgaren), wo er «Piperka» genannt wird, diese von den Griechen (~Augustin~). _Sassafrasbäume_ wurden schon 1597 und 1633 (~Johnson~) in England kultiviert. Berühmt war seinerzeit der Garten von ~John Gerarde~ (1545–1607). Er war Wundarzt in London und besaß einen botanischen Garten, über dessen reiche Schätze er einen +Catalogus+ arborum, fruticum ac plantarum tam indigenarum quam exoticarum in horto Gerardi nascentium (London 1596, II. Edit. 1599) herausgab. Aus diesem und seinem reich illustrierten Werke: +The herball or generall historie of plantes+ (London 1597) erfahren wir viel über damals neu eingeführte oder bekannte, in England kultivierte Pflanzen und Drogen. So z. B. über _Sarsaparille_ (Ende des XVI. Jahrh. reichlich eingeführt), über _Cocculus indicus_ (schon 1597 in England bekannt), _Arnica_ (_Calendula alpina_), _Cochlearia Armoracia_, _Herb. Scopariae_, in Italien kultivierte _Senna_, _Rosa canina_, _Capsicum longum_ (_Ginnie Pepper_, vor 1597 gut bekannt), _Mentha viridis_ (_Mentha romana vel sarracenica_, _Common Garden Mint_), _M. Pulegium_, _Ricinus commun._, _Aschantipfeffer_, _Orchisknollen_, _Veratrum album_, _Tub. colchici_ (_Mede Saffron_). Vor 1597 wurden in England kultiviert: _Kirschlorbeer_, _Datura Stramonium_, _Thymus vulgar._, _Sassafras officin._, _Hopfen_, _Iris germ._ und _florentin._ ~Peter Coudenberg~, ein belgischer Apotheker, «le père de la Pharmacie belge», wie ihn ~Broeckx~ nennt, kultivierte um die Mitte des XVI. Jahrh. _Guajacum_ in seinem Garten. Am besten werden wir über das, was um Amsterdam im XVII. Jahrh. kultiviert wurde, orientiert durch das von ~Frederic. Ruyschius~ und ~Francisc. Kiggelarius~ herausgegebene posthume Werk des ~Joh. Commelinus~, +Horti medici Amstelodamensis+ Rariorum tam orientalis quam occidentalis, aliarumque peregrinarum plantarum descript. et. icones., Amsterd. 1697. Aus dem XVI. Jahrh. sei noch erwähnt: ~Giambattista Portas~ +Villae+ libr. XII, domus, sylva caedua, sylva glandaria, cultus et insitio, pomarium, olivetum, vinea, arbustum, hortus coronarius, hortus olitorius, seges, pratum. Frankf. 1592, ein wichtiges Werk über Land- und Forstwirtschaft, Gartenbau und Verwandtes, in dem alle erdenklichen Nutz- und Heilpflanzen und deren Kultur erwähnt werden, z. B. die Korkeiche, die Stockrose (_Alcea rosea_) u. a. m. [Illustration: Fig. 10. Afjun Karahissar. Eines der Zentren der kleinasiatischen Opiumgewinnung. [Aus +Tchihatcheff+, Asie mineure.]] _Campherbäume_ wurden 1724 in Leipzig, 1757 in Dresden kultiviert. Berühmt ist der riesige alte Campherbaum auf der Isola bella. Auch sonst trifft man Campherbäume allenthalben in Italien, meist in sehr alten Exemplaren. Im XVII. Jahrh. erhielt ~Prosper Alpin~ in Baden von Bulgarien durch den Arzt ~F. Grassus~ in Ragusa _Rheum Rhaponticum_ und kultivierte es. Auf diese Kulturen ist wahrscheinlich der Rhaponticbau in Westeuropa zurückzuführen (~Hartwich~). Im XVII. Jahrh. gab es in Rußland zahlreiche «Apothekengärten», in denen Heilpflanzen für die Apotheke kultiviert wurden (~Lachtin~). Im XVII. und XVIII. Jahrh. bestanden durch die Jesuiten angelegte, jetzt eingegangene Kulturen der _Mate_pflanze in Südamerika. In neuerer Zeit sind durch den 1907 gestorbenen Deutschen ~Fr. Neumann~ in Paraguay _Yerba-Mate_kulturen angelegt worden, ebenso in Argentinien durch ~Martin & Co~. Bei dem Raubbau, dem die _Ilex_wälder unterworfen sind und ihrer weiten Entfernung von bewohnten Gegenden, dürften diese eine große Zukunft haben. _Vanille_ wird in Mexiko seit der Mitte des XVIII. Jahrh. kultiviert. [Illustration: Fig. 11. Ansicht von Grasse, dem Zentrum der französischen Industrie ätherischer Öle, links ein alter Olivenbaum. [+Roure Bertrand fils+ phot.]] =Anleitungen zur Kultur einzelner Arzneipflanzen= finden sich in beschränkter Zahl schon bei den Alten. Die erste ausführliche Anleitung gab aber erst ~Pierre Belon~ in seinen +Remonstrances sur le défaut du labour et culture des plantes+, et de la connoissance d’icelles, contenant la manière d’affranchir les arbres sauvages, Paris 1558 (von ~Clusius~ ins Lateinische übersetzt und den Exotica angehängt, s. Geschichte). ~Belon~, der den Orient kannte, kultivierte selbst einige Heilpflanzen. Für die =Akklimatisation außereuropäischer Heilpflanzen= und ihre weitere Verbreitung wirkten natürlich die botanischen Gärten außerordentlich nützlich. Gar oft gelangten Samen oder junge Pflanzen aus der ursprünglichen Heimat zunächst in einen botanischen Garten Europas und wurden von diesem dann weiter verbreitet. Eignete sich die Pflanze zur Kultur in Europa, so wurde sie hier angebaut, war es ein tropisches Gewächs, so wurde sie in eine der Kolonien des Landes gesandt, dem der Garten gehörte. So bildeten lange Zeit die holländischen botanischen Gärten die Vermittelung zwischen Amerika und Niederländisch-Indien. Für die portugiesischen Besitzungen war der botanische Garten in Coimbra wichtig. Und jetzt versorgt der Pariser und Marseiller Garten die französischen, der Garten in Kew die englischen, der Garten in Berlin die deutschen Kolonien. [Illustration: Fig. 12. Kina-Etablissement und Chinaplantage in Riung-Gunung (Java) am Rande des Urwaldes. [Aus Verslag der Gouvernements Kina-Onderneming Java.]] Die +Kataloge der botanischen Gärten+ (Verzeichnis in ~Pritzel~, +Thesaurus+) enthalten daher manche Angaben über Akklimatisationsversuche. So erfahren wir, um nur ein Beispiel anzuführen, aus einem solchen, daß _Kirschlorbeer_ schon 1654 in Königsberg kultiviert wurde. Berühmt ist ja die Rolle, die die botanischen Gärten Hollands, besonders die von Lüttich und Leiden, in der Geschichte der Akklimatisation der _Cinchonen_ und der _Vanille_ in Java gespielt haben. In dem Garten in Lüttich hat ~Morren~ 1836 die künstliche Befruchtung der _Vanille_ erfolgreich ausgeführt. Durch diese Versuche wurde die Überführung der _Vanille_ in ein Land, dem die die Befruchtung vermittelnden Insekten fehlen, erst möglich. (Vgl. auch das Kap. Pharmakosystematik.) Tausende von ~Ward~schen Kisten mit lebenden Pflanzen (-- ~Ward~ publizierte sein Verfahren 1842 --) gehen jetzt alljährlich von den botanischen Gärten Europas in die Kolonien, und Tausende von Samensendungen der tropischen botanischen Gärten, besonders des Buitenzorger Gartens bewirken die Verteilung tropischer Gewächse innerhalb der Tropenzone. Die botanischen Gärten sind die wichtigsten Vermittler der Kultur von Heil- und Nutzpflanzen geworden. In zahlreichen tropischen Gärten, wie im Kultur-Tuin in Buitenzorg, in Peradenija (Ceylon), in Trinidad, in Amani (Ostafrika) u. a. werden fortdauernd Kulturversuche mit den verschiedensten Arzneipflanzen (_Coca_, _Kola_, _Calumba_, _Ipecacuanha_, _Cardamomen_, _Jalape_, _Cinnamomum_, _Myroxylon_ u. a.) gemacht. Die «Reports» berichten regelmäßig über die Erfolge. Denn die größte Aufgabe, vor die die +Pharmakoërgasie+ gestellt wurde und fortdauernd noch wird, ist ja die +Akklimatisation wertvoller Heil- und Nutzpflanzen außerhalb ihrer Heimat+. [Illustration: Fig. 13. Blick auf den Tankubanprahu (Mitteljava) und die ihn bedeckenden Chinakulturen von Lembang aus. Rechts Reisfelder. [+Tschirch+ phot.]] Das klassische Beispiel bilden die _Cinchonen_, die durch ~Markham~ und ~Spruce~ in den sechziger Jahren des XIX. Jahrh. aus Amerika nach Vorderindien, und schon 1854 durch ~Hasskarl~ nach Java gebracht worden waren und an beiden Orten sich vortrefflich akklimatisierten -- dank der Einsicht und Energie der leitenden Beamten und der eigenartigen Verbindung botanischer Kenntnisse, gärtnerischer Geschicklichkeit und der Sorgfalt chemischer Kontrolle. «Überblicken wir das ganze Bild der Einführung der Kultur der _Chinabäume_, so sehen wir, daß sie nicht das Werk +eines+ Mannes, ja auch nicht einmal +eines Landes+ ist, sondern daß gar viele anregend, fordernd, selbst mit angreifend, dabei beteiligt waren. Schon ~Condamine~ hatte 1744 junge Cinchonenpflänzchen nach Europa bringen wollen. Sie gingen zugrunde wie die Pflanzen von ~Jussieu~. Dann regten ~Royle~ (1839), ~Falconer~ (1850), ~Fée~ (1842) und in Holland ~Korthals~ (1829), ~Blume~ (1830), ~Mulder~ (1838), ~Vrolik~ (1839), ~Miquel~ (1846), ~Fromberg~ (1848) immer von neuem zur Kultur der _China_ an. Dann brachte -- der erste Erfolg -- ~Weddell~ 1848 _Calisaya_samen in Paris zum Keimen und erzielte in den Gärten von ~Thibaut~ und ~Keteleer~ exportfähige Pflanzen. Einige derselben wurden im April 1852 in Java gelandet. Dann kamen zuerst (1854) ~Hasskarls~, dann (1865) ~Ledgers~ Samen nach Indien. Es folgte (1860) ~Markhams~ und ~Spruces~ erfolgreiche Expedition, die unter Mithilfe von ~Cross~ und ~Taylor~ Samen und Pflänzchen, besonders von _Succirubra_, die neben _Ledgeriana_ heute wichtigste aller Arten, sammelten und nach Britisch Indien sandten. Dabei half auch ~William Hooker~ mit durch Rat und Tat. ~Markhams~ Feuereifer hat dann die indischen Kultivateure entzündet und die Fabrikation billiger Febrifuge durchgesetzt, bei deren Darstellung wieder ~de Vrij~ half.»(~Tschirch~, Die Chinologen des XIX. Jahrh. Schweiz. Wochenschr. f. Chem. u. Pharm. 1900). Jetzt stehen in Java c. 9 Millionen Cinchonen allein in den Regierungsplantagen und wohl zehnmal mehr in den Privatpflanzungen. Die ersten Versuche, _Cinchonen_ in Afrika anzupflanzen, erfolgten in Algier (1849). Dorthin gelangten Samen direkt von Bogotá. Die Versuche scheiterten -- natürlich -- ebenso wie ihre Wiederholung (1866). Auch die 1814 begonnene Cinchonenkultur hatte zunächst keinen Erfolg, größer war derselbe 1868. Jetzt ist die Kultur zurückgegangen, wie auch auf Teneriffa. In Réunion, wohin _Cinchonen_ 1865 gebracht wurden, gelang die Kultur. 1894 zählte man dort schon 80000 Bäume. Mißlungen ist die Kultur auf Mauritius, Madagaskar, den Kapverden, in Angola und Abyssinien. Gut geglückt ist sie besonders auf S. +Thomé+, wo schon 1891 250000 _Chinabäume_ standen. Nach Kamerun kamen _Cinchonen_ 1900 und 1902 aus Java. Schon 1685 sah übrigens ~Temple~ im Botanischen Garten in Chelsea bei London lebende _Cinchonen_, die ~Watts~«Keeper of the Apothecaries garden of simples at Chelsea»aus Samen gezogen hatte. Den ersten -- allerdings gescheiterten -- Versuch, lebende _Cinchonen_ nach Europa zu bringen, machte ~de la Condamine~, den ersten Versuch, _Cinchonen_ in ihrer Heimat zu kultivieren, ~Mutis~ in Bogotá -- doch sei daran erinnert, daß noch früher die Jesuitenpatres den Cascarilleros das Versprechen abnahmen, für jeden gefällten Chinabaum 5 Stecklinge in Kreuzesform ⸭ zu pflanzen. Die _Vanille_ wurde besonders auf ~Morrens~ Betreiben 1841 nach Java überführt. Schon 1820 war sie durch ~Perrottet~ nach Réunion gebracht worden. 1839 wurde dort mit der künstlichen Befruchtung begonnen. Die erste _Vanille_ von Réunion erschien 1862 im Großhandel. «Vanilleries» finden sich aber dort schon seit 1841. _Vanilla_ gelangte im ersten Drittel des XVIII. Jahrh. nach England und wurde zuerst in den Warmhäusern von ~Ph. Miller~ kultiviert, zur Blüte gelangte sie 1800 in den Gärten ~Grevilles~ in Paddington. Von hier kam sie (1812) nach Amsterdam, Paris, Brüssel, Löwen, Gent, Lüttich und (1819) nach Buitenzorg. Es waren von ~Greville~ erhaltene Pflanzen, an denen ~Morren~ sein berühmtes Befruchtungsexperiment (1836) in Lüttich vornahm. Jetzt gibt es keine wertvolle amerikanische Heil- und Nutzpflanze, die nicht z. B. im Kultur-Tuin des botanischen Gartens in Buitenzorg kultiviert würde, _Coca_ und _Myroxylon_, _Hevea_ und _Manihot_, _Cacao_, _Bixa Orellana_, _Ipecacuanha_ und viele andere werden dort gezogen und auch für die in Indien heimischen Pflanzen ist der Garten eine Pflegstätte geworden. Daß wir der allmählichen Ausrottung der wilden Guttaperchabäume ohne große Besorgnis entgegensehen können, verdanken wir besonders den daselbst und in Tjipetir schon vor vielen Jahren in weitsichtiger Weise angelegten _Palaquium_- und _Payena_-Kulturen. Aber nicht nur die Verbreitung der amerikanischen Heilpflanzen über andere tropische Gebiete, zunächst Asiens, dann Afrikas ist versucht und erfolgreich durchgeführt worden, auch unter sich tauschten die Länder Asiens ihre Produkte aus. So gelangte der Teestrauch von Assam nach China und in neuerer Zeit auch nach Vorderindien und Java. Die Verbreitung der _Gewürznelken_ und der _Muskatnuß_ füllt ein ganzes Kapitel, das in seinem ersten Teile, wo von der Verhinderung der Verbreitung seitens der holländisch-ostindischen Kompagnie die Rede ist, nicht in die Ehrentafeln der Kulturgeschichte der Menschheit gehört. Das _Muskat_monopol der genannten Kompagnie, das durch die berüchtigten Hongitogten geschützt wurde, bestand von 1621–1796. Aber schon 1750 (bezw. 1754) brachte trotz aller Wachsamkeit der Holländer der französische Gouverneur von Isle de France und Bourbon, ~Poivre~, die ersten _Muskatnüsse_ und _Nelken_ nach Isle de France. Eine zweite Expedition brachte 1769 450 _Muskat_- und 70 _Nelken_pflänzchen, 10000 _Muskat_nüsse und eine Kiste _Nelken_samen dorthin und die Kultur hatte Erfolg. Nach Penang wurde die _Muskatnuß_ durch ~Chr. Smith~ (c. 1797) überführt, nach Sumatra brachte sie ~Hugh Moore~ 1798. Die ersten Nelken gelangten schon 1793 nach Cayenne und bald darauf (1800) von Mauritius nach Sansibar. Zur Zeit, da England die Gewürzinseln besetzt hielt (1796–1802), brachte ~Roxburgh~ den _Muskatbaum_ nach Bengkulen und Penang. [Illustration: Fig. 14. Rubber-Plantage von _Hevea brasiliensis_ (Para rubber tree) in Heneratgoda (Ceylon). [Kew Museum.]] Die +heutigen+ _Ceylonzimt_-Plantagen (Cinnamom gardens) wurden 1770 von ~de Koke~ gegründet und von dem Gouverneur ~J. W. Falck~ 1785 konsolidiert. Die Kultur des Zimtes in Ceylon reicht übrigens bis in das XIV. Jahrh. zurück; sie nahm zuerst unter den Portugiesen (1505–1656), dann unter den Holländern (1656–1797), die beide die Insel besaßen, einen großen Aufschwung. Die englisch-ostindische Kompagnie monopolisierte dann den _Zimt_ (bis 1833). Mitte der siebziger Jahre des XIX. Jahrh. wurde die wichtigste _Kautschuk_pflanze, die im Amazonasgebiet heimische _Hevea brasiliensis_, nach Indien, speziell Ceylon, gebracht. Die Anpflanzung von _Kautschuk_pflanzen in Ceylon hat in kurzer Zeit enorm zugenommen. Während 1890 nur 300, 1900 1750 acres damit bepflanzt waren, waren 1905 schon 40000, 1907 bereits 120000 acres (1 acre = 4000 qm) mit _Hevea brasiliensis_ bepflanzt (Fig. 14). Auf der malayischen Halbinsel gab es 1906 schon 6 Millionen _Hevea_bäume. Ein solches rasches Ansteigen nennt man in Englisch-Indien einen «+rush+». Es gab seinerzeit auch einen «rush into coffee» und einen «rush into tea». Solche rushes sind in Niederländisch-Indien unbekannt. Der bedächtige Holländer meidet solche Sprünge. Die _Teepflanze_ kam 1826 durch ~Siebold~ nach Java. Schon 1827 besaß Buitenzorg eine Pflanzung von 800 Bäumchen und 1839 waren schon 8 Millionen Teesträucher auf Java. Die ersten Versuche, _Tee_ in Vorderindien zu pflanzen, wurden schon Ende des XVIII. Jahrh. von ~Kyd~ in Kalkutta gemacht, im größeren Stil aber erst 1834 bezw. 1839. 1852 brachte ~Fortune~ 20000 lebende Teepflanzen aus China in die Himalayagegenden. 1842 kam die Teepflanze nach Ceylon. Lebende Teepflanzen erhielt ~Linné~ 1763 für den Garten in Upsala. Die _Kaffeepflanze_ gelangte im VI. Jahrh. nach Arabien, im IX. Jahrh. nach Persien, 1696 nach Java, aber erst im Anfang des XVIII. Jahrh. nach Amerika. _Theobroma Cacao_ kam schon in der Mitte des XVI. Jahrh. nach Celebes, aber erst im XVIII. Jahrh. von dort nach Java. Die Holländer brachten dann die Pflanze auch nach Ceylon. _Nicotiana Tabacum_ gelangte 1558 nach Frankreich und Italien, 1605 nach Japan. Der _Ölbaum_ kam um 1560 nach Peru, wenig später nach Chile und Kalifornien, auch die _Tamarinde_ wurde um diese Zeit nach Amerika gebracht; der _Ingwer_ gelangte zu Beginn des XVI. Jahrh. oder schon Ende des XV. Jahrh. durch die Spanier (~Francisco Mendoca~) nach Westindien. Die _Tapiokapflanze_ (_Manihot utilissima_) wurde von den Portugiesen aus Brasilien nach Indien gebracht. 1786 kam sie von Mauritius nach Ceylon, 1794 aus Südamerika nach Kalkutta und Serampur. _Aloe vera_ (_A. vulg._) ist im XVI. Jahrh. nach den Antillen (Barbados) gekommen. 1650 war sie in Barbados schon ganz heimisch. [Illustration: Fig. 15. Ein Wald von _Pinus Laricio_ in Niederösterreich mit geharzten Stämmen. [+Mitlacher+ phot.]] Bemerkenswert ist die Tatsache, daß auch vielfach, und zwar natürlich erfolgreich, der Versuch gemacht worden ist, =tropische Heil- und Nutzpflanzen in ihrer Heimat selbst zu kultivieren=. Dies geschieht z. B. mit der _Cinchona Calisaya_ in Bolivien, mit _Castilloa_ in Nicaragua und Mexico, mit _Vanille_ in Mexico, mit _Ipecacuanha_ in Brasilien, mit den _Balsambäumen_ in San Salvador, mit _Mate_ in Südamerika (s. oben). Von Kulturen europäischer Heilpflanzen seien nur einige erwähnt. (Im übrigen verweise ich auf die Tabellen weiter hinten.) Die Kultur der _Lactuca virosa_ zur _Lactucarium_gewinnung im Moselgebiet wurde besonders durch den Apotheker ~Alois Goeris~ in Zell an der Mosel 1847 in Gang gebracht. [Illustration: Fig. 16. Junge Plantage von _Myroxylon Pereirae_ im Kultur-Tuin in Tjikeumeu bei Buitenzorg (Java). [+Tschirch+ phot.]] _Mohn_kulturen zwecks _Opium_gewinnung fanden sich 1828–1830 bei Erfurt, 1860 bei Bern, 1870 in Süddeutschland und Schlesien; noch in der zweiten Hälfte des XIX. Jahrh. bei Clermont Ferrand (Frankreich). _Mohn_, zum Teil zur _Opium_gewinnung, wird übrigens auch seit 1788 in den Vereinigten Staaten östlich vom Mississippi gebaut. [Illustration: Fig. 17. _Mannaeschen_-Hain bei Castelbuono (Sizilien). [+Benedicenti+ phot.]] [Illustration: Fig. 18. Kinatuin (Chinaplantage) von _Cinchona Succirubra_ in Lembang (Java). [Aus Verslag der Gouvernements Kina-Onderneming Java.]] [Illustration: Fig. 19. _Cocospalmen_-Hain, Java. [+Tschirch+ phot.]] Im allgemeinen besteht ein =Vorurteil gegen kultivierte Arzneipflanzen=. Dasselbe gründet sich darauf, daß in einer Anzahl von Fällen kultivierte _Digitalis purpurea_, _Aconitum Napellus_, _Artemisia Absinthium_, _Atropa Belladonna_, _Hyoscyamus niger_ und _Datura Stramonium_ bisweilen eine geringe Verminderung ihres Alkaloid- bezw. Glukosidgehaltes gegenüber den wildwachsenden Pflanzen zeigten. (Trotzdem verlangt übrigens Pharm. nederl. ausdrücklich kultivierte _Atropa_, _Digitalis_, _Conium_, _Hyoscyamus_.) Das kommt nun aber nicht daher, daß die Kultur überhaupt den Alkaloidgehalt vermindert. Die _Cinchonen_ sind ja ein flagrantes Beispiel dafür, daß man durch Kultur sogar den Alkaloidgehalt erhöhen kann -- sondern daher, daß die obengenannten Arzneipflanzen in +ungeeigneter+ Weise kultiviert wurden. Wenn man eine Schattenpflanze in der Sonne, eine Sonnenpflanze im Schatten, eine an Sandboden akkomodierte Pflanze in fetten Böden mit starker Düngung, eine an nährstoffreiche Böden angepaßte in armen Böden kultiviert, so wird die natürliche Folge die sein, daß sich ihre Bestandteile ändern. Es kommt also nur darauf an, die Arzneipflanzen in geeigneten Böden und unter dem natürlichen Standorte nahekommenden Beschattungsverhältnissen anzubauen und man wird nicht nur gleichwertige, sondern unter Umständen sogar höherwertige Produkte erzielen. Nicht die Kultur an sich beeinflußt also den Gehalt der Arzneipflanzen an wirksamen Bestandteilen ungünstig, sondern die +ungeeignete+ Kultur. Alle Erfahrungen sprechen dafür, daß dies richtig ist. Die _Cinchonen_ sind schon oben erwähnt. Auch alle unsere Nutzpflanzen, die _Obstsorten_, der _Wein_, das _Getreide_, die _Feige_ sind gegenüber den wilden Mutterpflanzen wertvoller geworden und haben erst durch die Kultur ihre Bedeutung für uns erlangt. Die _Dattelpalme_ ist zum Fruchtbaum erst durch die Veredelung geworden, die ihr in ihrer Heimat, den Ebenen des Euphrat und Tigris zuteil geworden ist; von hier aus hat sich der Baum dann nach Palästina, Phönizien und Afrika, besonders Ägypten und Kyrene weiter verbreitet. Fortdauernd vollziehen noch heute die Gärtner die «Veredelung» durch Auslese und geeignete Kultur. Warum in aller Welt sollen allein die Arzneipflanzen von dem Gesetze, daß Kultur veredeln kann, eine Ausnahme bilden? Es kommt also nur darauf an, die Verhältnisse bei jeder Pflanze genau zu studieren und die Kulturen richtig zu leiten. Das kann aber nur geschehen, wenn wir, von physiologischen Gesichtspunkten ausgehend und mit physiologischen Methoden arbeitend, nicht nur die Ernährungsbedingungen der Arzneipflanzen, die zu einem kräftigen Wachstum führen, sondern auch den Stoffwechsel innerhalb der Pflanze und die Bedingungen, unter denen Alkaloide, Glukoside und andere für die Arzneiwirkung wertvolle Substanzen in vermehrter Menge entstehen, kennen lernen. Gerade in diesen physiologischen Studien liegt eine der Hauptaufgaben der künftigen Arzneipflanzenkunde (vgl. S. 7). Einige Anfänge sind schon gemacht (vgl. meinen Artikel «Arzneipflanzen» in der Realenzyklopädie der gesamten Pharmazie und das Kapitel Pharmakophysiologie). [Illustration: Fig. 20. Am Rande einer Muskatnussplantage (Perk). Rechts zwei Muskatnussbäume (Java). [+Tschirch+ phot.]] Wenn wir die Bedeutung der einzelnen Stoffe für die Pflanze selbst erkannt haben, so werden wir auch Mittel und Wege finden, hier hemmend, dort fördernd einzutreten und durch geeignete Kultur die Stoffe, auf die wir namentlich Wert legen, in größerer Menge zu erzielen. Auf rein empirischem Wege ist man hier schon zu einigen Resultaten gelangt. Man hat durch Schälen bei den _Cinchonen_ eine alkaloidreichere Rinde (renewed bark), bei der _Korkeiche_ einen besseren _Kork_ erzielt. Auch das Studium der einzelnen Bestandteile zueinander führte schon zu einigen Resultaten. Wir wissen beispielsweise, daß zwischen dem Stärkegehalte und dem Gehalte an mydriatischen Alkaloiden bei der _Belladonnawurzel_, zwischen dem Gehalte an Stärke und dem an Harz bei dem _Galgantrhizom_ Beziehungen bestehen. Wir wissen, daß der Boden von großem Einfluß für die Bildung gewisser Stoffe ist, daß z. B. trockener Boden die Bildung ätherischer Öle und Schleimstoffe begünstigt. Auf trockenem Boden erzogene _Althaea_ ist schleimreicher als auf feuchtem gewachsene, auf trockenem Boden gebauter _Baldrian_ ist ölreicher und kein Boden erzeugt so aromatischen _Ceylonzimt_ wie der trockene weiße Quarzsand der Cinnamon Gardens an der Küste Ceylons. «Bei _Taraxacum_ zeigt die Wurzel in chemischer Hinsicht große Unterschiede, je nach ihrem Standorte und der Jahreszeit» (+Grundlagen+). [Illustration: Fig. 21. Plantage von _Cinchona Ledgeriana_, davor eine Pepinière von _Cinchona Succirubra_ in Lembang (Java). [+Tschirch+ phot.]] [Illustration: Fig. 22. Tabakpflanzung in Sumatra. [Abbild. im Kew Museum]] Das sind Verhältnisse, die in das Kapitel Pharmakophysiologie gehören und die von physiologischen Gesichtspunkten betrachtet werden müssen. Der Fall, daß Arzneipflanzen in der Kultur -- aber einer Kultur jedenfalls am unrechten Orte -- degenerieren, kommt allerdings vor. Die Rhizome der in Europa kultivierten _Rheum officinale_ und _palmatum_ z. B. gleichen nicht mehr dem echten _Rhabarber_ und sind chemisch minderwertig geworden. Daß aber ein _Rhabarber_, der bei uns in der Ebene gebaut wird, degeneriert, ist leicht begreiflich, da er in den Gebirgen von Szetchuan am besten zwischen 8000 und 12000´ gedeiht und bis auf 14000´ steigt. [Illustration: Fig. 23. Balsamal in San Salvador. Kultivierte (und wilde) Pflanzen von _Myroxylon Pereirae_. [Nach +Preuss+.]] Der günstige Einfluß einer richtigen und der ungünstige einer falschen Kultur wird vortrefflich durch das Beispiel der _Chinarinden_ illustriert. Während die von wildwachsenden Pflanzen gesammelten _Chinarinden_ Südamerikas c. 2% Alkaloid enthalten, bringen es die einer geregelten Kultur entstammenden Rinden Javas auf 10–16% Alkaloid; die in europäischen Gewächshäusern -- also unter ungünstigen Bedingungen erzeugten -- Rinden enthalten dagegen gar kein Chinin (~A. Vogel~, 1886). Daß Klima und Standort von Einfluß sind, zeigt auch die Beobachtung ~Rochleders~, daß der in Schottland wachsende _Schierling_ nicht giftig ist (war der untersuchte aber auch wirklich echter _Schierling_ oder nicht vielmehr eine physiologische Varietät?) -- zeigten die ersten verunglückten Kulturversuche der _Cinchonen_ in Java. Jetzt wissen wir, daß man _Cocos_ und _Cacao_ nicht in den Bergen, _Tee_, _Kaffee_ und _Cinchonen_ nicht im tropischen Tiefland kultivieren darf. Bevor man heutzutage eine Kultur in Angriff nimmt, werden nicht nur die klimatischen Bedingungen (Meereshöhe, Regenmenge, mittlere Jahrestemperatur) der alten Heimat der Arzneipflanze, sondern auch die der neuen aufs sorgfältigste studiert. Bisweilen ist der Erfolg, d. h. die Erzielung vollwertiger Droge, von scheinbar ganz nebensächlichen Dingen bedingt, wie Anpflanzung an Südhängen, Schutz gegen Wind u. a. m. Daß vernünftige Kultur den Gehalt der Indigopflanze an Indican bedeutend zu steigern vermag, zeigten neuere Versuche in Indien und die in Shenandoah Valley (Virginia) unter vernünftigen Bedingungen kultivierte _Belladonna_ lieferte Blätter mit 0,32–0,68% Alkaloid (~Reppetoe~), also vollwertige Droge. Auch für das «Harzen» der Coniferen gilt das gleiche: Nur unvernünftiges und irrationelles Harzen schädigt den Baum. [Illustration: Fig. 24. Terassiertes Reisfeld (Savah) in Mitteljava. [+Tschirch+ phot.]] Natürlich sind +die chemischen und physikalischen Eigenschaften des Bodens+, Drainage oder Wasserzufuhr von größter Wichtigkeit für das Gelingen der Kultur der Arzneipflanzen. Für jede Pflanze müssen die Bedingungen ihrer Kultur besonders ermittelt werden. Hier können die Großkulturen in den Tropen als mustergültige Vorbilder betrachtet werden, bei denen diese Bedingungen oft bis ins kleinste ermittelt wurden. Der erste, der den Einfluß verschiedener Bodenarten auf die Entwicklung der Arzneipflanzen studierte, war der erste Direktor des botanischen Gartens in Montpellier, ~P. R. de Belleval~ (1593). ~Gordon~ machte Kulturversuche mit _Belladonna_, _Hyoscyamus_ und _Carthamus_ auf verschiedenen Böden (Am. Journ. pharm. 1900). Den Einfluß der Kalidüngung studierten ~Felber~ und ~Walta~ (Die Kalidüngung in den Tropen und Subtropen, Halle 1907); die Elektrokultur ~Lemström~ (Elektrokultur, Erhöhung der Ernteerträge aller Kulturpflanzen durch elektrische Behandlung, übers. v. ~O. Pringsheim~, Berlin 1902). [Illustration: Fig. 25. _Musa paradisiaca_ (Pisang, Banane) in Plantagenkultur auf Java. [+Tschirch+ phot.]] [Illustration: Fig. 26. Links: _Indigofera_-, rechts: _Lemongras_-Kultur. Im Hintergrunde ein Dorfwäldchen mit _Mango_, _Areca Catechu_, _Musa_ u. a. [+Tschirch+ phot.]] Neuerdings (1905) wurde von ~A. Poehl~ mitgeteilt, daß ein Radiumgehalt des Bodens die Arzneipflanzenkultur günstig beeinflußt (?). Besonders wichtig ist für die Kultivateure die ertragreichste und das beste Produkt liefernde Art zu finden. So hat man _Coffea arabica_ vielfach durch die fruchtreiche, großfrüchtige und kräftigere _Coffea liberica_, die kleinblätterige _Thea sinensis_ durch die großblätterige _Thea assamica_ ersetzt und statt _Theobroma Cacao_ wird jetzt vielfach (z. B. in Ecuador) _Theobroma bicolor_, die fettreichere Samen liefert, kultiviert. (Über physiologische Varietäten vgl. das Kapitel Pharmakophysiologie.) [Illustration: Fig. 27. _Citrus_-Kulturen am Gardasee. Liefern jährlich c. 15 Millionen _Citronen_.] Daß die Besitzer einträglicher Kulturen den Wunsch hegen, sich ein Monopol für dieselben zu sichern, ist natürlich. Heutzutage ist dies aber kaum mehr möglich, da Samen aller Gewächse jetzt erhältlich sind. Früher ist der Versuch aber öfter gemacht worden und die 1602 gestiftete holländisch-ostindische Kompagnie hat bekanntlich durch künstliche Einschränkung der Muskatnuß- und Nelkenkultur auf wenige Inseln, Einführung einer +Zwangskultur+ und strenge Überwachung der Kulturen durch die Hongitogten (Hongifahrten) viele Jahre sich das Monopol gesichert. Das Monopol erlosch ganz erst 1873. Die _Nelke_ wurde auf Amboina beschränkt und auf Ternate, Loho und Cambello ausgerottet, die _Muskatnuß_ wurde auf Banda und Amboina beschränkt und auf Kelang und Nila (südlich von Ceram) ausgerottet. Die holländisch-ostindische Kompagnie handhabte auch das Zimtmonopol mit großer Strenge und eine künstliche Einschränkung der Kulturen ordnete auch zur Zeit der Herrschaft der englisch-ostindischen Kompagnie der englische Gouverneur ~North~ 1802 bei den Cinnamon Gardens auf Ceylon an. Die in Rußland noch heute bisweilen an einzelne Unternehmer erteilten Handelskonzessionen für gewisse Drogen machen die Konzessionäre zu Monopolisten. So besitzt z. B. eine Kapitalistengruppe das alleinige Ausbeutungsrecht für _Flor. Cinae_ in Turkestan. Die Phönizier hatten lange Zeit den Handel mit Farbdrogen (_Purpur_, _Safran_, _Granatblüten_) monopolisiert und ebenso Kreta zur Zeit der Römer die Kultur und den Handel mit Arzneikräutern. Die Kulturen der _Mastix-Pistacie_, die schon im Altertum bestanden und vom XIII.–XVII. Jahrh. von genuesischen Kaufleuten ausgebeutet wurden, waren später türkisches Staatsmonopol. Die _Krapp_kulturen bei Braunschweig und Speyer waren im XIV. Jahrh. durch strenge Gesetze eingeschränkt, um sie ertragreich zu erhalten. In Java bestand ehedem (seit 1850) =Zwangskultur= für _Kaffee_, _Zucker_, _Indigo_, _Pfeffer_, _Tee_, _Tabak_, _Zimt_ und _Cochenille_. Dieselbe war aber für die meisten schon 1865 eingegangen, für _Zucker_ erlosch sie 1890 (~Greshoff~). [Illustration: Fig. 28. _Citronen_-Kultur am Gardasee in Limone. [Nach O. +Zieher+.]] [Illustration: Tafel I Kaffeeplantage (ohne Schattenbäume) in +Ceylon+ mit Pulping Mill und (rechts oben) Assistentenwohnung.] [Illustration: Tafel II Teeplantagen im Hochlande von Ceylon (ohne Schattenbäume).] [Illustration: Tafel III Die großen Kulturen von _Rosa_, _Mentha_ usw. bei Miltitz (Leipzig). Inmitten der Felder die Fabrik ätherischer Öle von Schimmel & Co.] [Illustration: Fig. 29. _Tee_-Plantage in Ceylon. Eine Singhalesin beim Pflücken. [+Tschirch+ phot.]] [Illustration: Fig. 30. Junge _Ceylonzimt_-Plantage in Cinnamon gardens bei Colombo auf Ceylon. [+Tschirch+ phot.]] [Illustration: Fig. 31. Die großen _Citrus_kulturen im Redlands-Tal in Kalifornien am Fuße des San Bernardino-Gebirges. [Aus d. +Prometheus+.]] [Illustration: Fig. 32. Typische Dorfwäldchen, d. h. Baum- und Strauchvegetation aus allen möglichen Nutzpflanzen gemischt. Rechts _Cocos_hain. (Buitenzorg Java.) [+Tschirch+ phot.]] [Illustration: Tafel IV _Saccharum_, _Eriodendron_, _Cocos_, _Musa_, _Coffea_. Dorfwäldchen in Ceylon. Der Singhalese hält Bananen (Pisangs) feil.] [Illustration: Fig. 33. Jenalöbnitz b. Jena, der Typus der Kleinkultur. Im Hintergrunde der Gleissberg (Mönchsberg), an dessen Hängen sich vornehmlich die Arzneipflanzenkulturen befinden -- meist nur wenige qm für jede Art. Auf dem Gipfel wird Seifenwurzel gebaut. [+Tunmann+ phot.]] [Illustration: Fig. 34. _Tamarinde_ in Alleekultur in Batavia. [+Tschirch+ phot.]] [Illustration: Tafel V Korkeichen in Alleekultur bei Bayonne (Frankreich). [+Oesterle+ phot.]] [Illustration: Tafel VI _Cinchona Succirubra_ in Alleekultur. Die Arbeiter sind im Begriff die Rinde in langen Streifen vom Baume zu lösen -- behufs Erzeugung von Renewed bark. Rechts Bäume mit den stehengebliebenen Rindenstreifen.] [Illustration: Fig. 35. _Dammara alba_ in Alleekultur bei Batu-Tulis auf Java. [+Tschirch+ phot.]] [Illustration: Fig. 36. Plantage von _Liberia-Kaffee_ mit _Albizia moluccana_ als Schattenpflanze. [+Tschirch+ phot.]] [Illustration: Fig. 37. _Kaffee_pflanzung mit Urwaldbäumen und Bananen als Schattenpflanzen in Nicaragua. [Aus +Preuß+, Zentral- und Südamerika.]] [Illustration: Fig. 38. Junge _Guttapercha_plantage (_Payena Leerii_) auf Java mit _Albizzia moluccana_ als Schattenpflanze. [+Tschirch+ phot.]] [Illustration: Fig. 39. Die erste _Guttapercha_plantage auf Java von _Palaquium Gutta_ ohne Schattenbäume, Kulturtuin in Tjikeumeu. [+Tschirch+ phot.]] [Illustration: Tafel VII +Tabakkultur in Portorico+ unter über mehrere Hektare große Flächen straffgespannten leichten Stoffen. Dies neue Verfahren gibt Schatten, schützt gegen Insektenfraß und erzeugt eine gleichmäßig hohe Temperatur und hohe Feuchtigkeit.] Ich habe auf Grund der Erfahrungen, die ich 1888–1891 sowohl in Indien wie bei Reisen in die Gebiete der Arzneipflanzenkultur in Europa sammelte, vier =Typen von Arzneipflanzenkulturen= aufgestellt: 1. +die Plantagen- oder Feldkultur+, Kultur im Großen, 2. +die Kampong- oder Gartenkultur+, Kultur im Kleinen, 3. +die Alleekultur+, 4. +die Mischkultur.+ 1. Die +Plantagen+- oder +Feldkultur+ ist die Kultur im Großen. Bei ihr werden größere Areale mit der betreffenden Pflanze bestellt. In Plantagenkultur befinden sich auf +Java+ und +Ceylon+ z. B.: _China_ (Fig. 12, 13, 18, 21), _Kaffee_ (Taf. I), _Cacao_, _Tee_ (Taf. II), _Banane_ (_Pisang_, Fig. 25), _Reis_ (Fig. 24) und die _Kautschuk_- und _Guttapercha_-Pflanzen (Fig. 14), auf Sumatra: _Tabak_ (Fig. 22), auf Ceylon: der _Ceylonzimt_ (Fig. 30), bei Mitcham: die _Pfefferminze_, in Deutschland, bei Cölleda z. B.: _Angelica_, _Mentha_, _Alant_, in Miltitz bei Leipzig: _Rosa_ (s. Taf. III), bei Nürnberg und Schweinfurt: _Althaea_ und andere _Malvaceen_, in Rußland: _Anis_, in Holland: _Kümmel_, in England: _Rhabarber_, in Grasse (Fig. 11): die Pflanzen mit ätherischem Öl, in Frankreich: die _Seestrandfichte_ (zur Terpentingewinnung), in Österreich: _Pinus Laricio_ (Fig. 15), in der Schweiz: _Absinth_. In großem Stil werden in Frankreich die «_Absinthkräuter_», d. h. die Kräuter gebaut, die zur Herstellung des Absinthlikörs gebraucht werden. Es sind dies in erster Linie der große _Absinth_ (_Artemisia Absynth._), dann die aromagebenden Beisätze: der kleine Absinth (_A. pontica_), der _Ysop_ (_Hyssopus offic._) und die _Melisse_. Die _Absinth_kulturen der Schweiz gehen ihrem Ende entgegen, da der Absinthlikör jetzt verboten wird. Lichte Haine bildet die _Mannaesche_ in Sizilien (Fig. 17) und die _Cocospalme_ in Südasien (Fig. 19), Wälder die _Cinchonen_ (Fig. 18), große Waldbestände die _Seestrandfichte_ in dem Departement des Landes in Frankreich. [Illustration: Fig. 40. _Tee_felder in Südchina. [Aus Illustr. Welt.]] Ganz eigenartig ist die Kultur des _Reis_ auf den +Sawahs+ (Fig. 24). Hier wird in terrassierten, gestreckt viereckigen, durch niedrige Wälle rings umschlossenen Abteilungen, die periodisch unter Wasser gesetzt werden, die junge Reispflanze in den Schlammboden gesetzt und bis zur Reife im Wasser erhalten. Erst dann wird das Wasser abgelassen. Höchst eigenartig sind auch die großen _Citrus_kulturen am Gardasee (Fig. 27 u. 28), wo besonders die _Citrone_ im großen Stil kultiviert wird. Es sind terrassenartig übereinanderliegende «Orangerien», die so eingerichtet sind, daß sie oben und an der Vorderseite nötigenfalls gedeckt, resp. verschlossen werden können. Mit ihren weißen Pfeilern bieten sie ein sehr eigenartiges Bild. Ganz anders sind die großen _Citrus_kulturen in Kalifornien angelegt (Fig. 31), wo das außerordentlich günstige Klima offene ungeschützte Anpflanzungen erlaubt. Hier wird der Boden entweder terrassiert oder man wählt sanft abgedachte Hänge, in beiden Fällen um eine möglichst ausgiebige Bewässerung zu ermöglichen, die bei dem ziemlich trockenen und heißen Klima unbedingt erforderlich ist. In Plantagenkultur findet sich auch der _Mohn_ in Kleinasien, Persien, Indien und China. 2. Die +Kampong+- oder +Gartenkultur+ ist die Kultur im Kleinen. Kampong ist der malaiische Name für das Dorfwäldchen. In Indien wird _Cocos_, etwas _Kaffee_, vielfach auch _Myristica_ und _Vanille_ sowie _Betel_ in Dorfwäldchen kultiviert (Taf. IV, Fig. 22 u. 32), in China steht der _Tee_ bei den Bauern vielfach in Kleinkultur, in Abyssinien _Kusso_. [Illustration: Fig. 41. _Canarium commune_ in Alleekultur. Die berühmte «Kanarie Laan» des ’s lands plantentuin in Buitenzorg (Java). [+Tschirch+ phot.]] In Deutschland ist Jenalöbnitz (Fig. 33) der Typus für die Kultur im Kleinen. Hier werden die Arzneipflanzen in kleinen Parzellen gebaut. Dann sind hier auch die +Bauerngärten+, die ihren Überschuß an die Apotheken abgeben, und die allerdings immer seltener werdenden +Apothekengärten+ zu nennen, in denen _Königskerze_ und _Malven_, _Calendula_ und _Kamille_, _Estragon_, _Absinth_ und _Melisse_ blühen, und von der Frau Apothekerin geerntet werden. Besonders die Bauerngärten liefern, wie mich Erkundigungen in etwa 100 Drogerien und Apotheken lehrten, mehr als man glauben sollte. In den deutschen und schweizerischen +Bauerngärten+ werden jetzt noch folgende Arzneipflanzen regelmäßig kultiviert: _Calendula_, _Chamomilla_, _Paeonia_, _Monarda_, _Rosa_, _Tanacetum_, _Verbascum_, _Malva arborea_, _Althaea_, _Absinthium_, _Majorana_, _Petroselinum_, _Cerefolium_, _Levisticum_, _Armoracia_, _Carum Carvi_, _Melisse_, _Salvia_, _Rosmarin_, _Thymus_, _Mentha crispa_, _Anethum_, _Sambucus_. Viele davon stehen schon in ~Carls~ Capitulare. Die Bauern bringen ihre kleine Ernte dem Apotheker. 3. Die +Alleekultur+, die bei unseren Obstbäumen so viel benutzt wird, fand ich in Indien bei _Dammara_ (Fig. 35) und in beschränktem Maße -- jetzt verlassen -- auch bei _Cinchona_ (Taf. VI) und _Vanilla_. In Alleekultur findet man auch in Südfrankreich die _Korkeiche_ (Taf. V), in Indien die _Tamarinde_ (Fig. 34). Die Lindenalleen liefern den großen Bedarf an _Lindenblüten_. Als Heckenpflanze wurde in Java _Ananas_ und _Bixa orellana_ gepflanzt. [Illustration: Fig. 42. _Piper Cubeba_ an dem Stützbaum kletternd (Java). [+Tschirch+ phot.]] 4. +Mischkultur.+ Sie hat viel Ähnlichkeit mit der Kampongkultur im «Dorfwäldchen». Während aber bei dieser alle möglichen Pflanzen durcheinander gepflanzt werden, besteht die Mischkultur meist nur aus zwei Arten, die durcheinander gepflanzt werden. In Mischkultur befindet sich z. B. _Cacao_ und _Kaffee_ auf Ceylon und in Südamerika, _Uncaria Gambier_ und _Pfeffer_ auf dem Rioux-Lingga-Archipel (besonders Rioux und Bintang), _Süßholz_ und _Weizen_ in Calabrien, _Süßholz_ und _Erbsen_ bezw. _Mais_ in Teramo usw. Die Holländer nennen die Chinapflanzung +Kina tuin+ (d. h. Chinagarten), die Muskatnußpflanzung +Noten tuin+ (d. h. Nußgarten). Die großen Muskatplantagen auf den Bandainseln werden +Perk+ (d. h. Park) genannt, die sie besorgenden Männer +Perkeniere+. Die Engländer sprechen von +China plantation+, +Tea plantation+, +Coffee estate+. Die Vanillepflanzungen heißen bei den Spaniern +Vainillales+, bei den Franzosen +Vanilleries+. Ein Garten von Balsambäumen in San Salvador wird +Balsamal+ genannt (Fig. 23). Die Matewälder in Südamerika heißen +Yerbales+, die Cacaogärten +Huertas+. In +Cölleda+ a. d. Unstrut nennt man die Arzneipflanzen-Kultivateure +Botaníker+ (mit dem Ton auf dem i) und die Arzneipflanzenkultur +Botanisie+. * * * * * Nicht alle tropischen Pflanzen können in freier Sonne kultiviert werden. Einige verlangen =Schattenpflanzen=, d. h. Schatten spendende. Die erste Pflanze, welche als Schattenpflanze angewendet wurde, war _Erythrina Corallodendron_, die «+madre del Cacao+» oder «+Arbol madre+» in den Cacaopflanzungen Südamerikas. In Java wird beim _Kaffee_ und den _Guttapercha_pflanzen jetzt meist die rasch wachsende _Albizzia moluccana_ (Fig. 36 u. 38) oder -- seltener -- _Hypophorus subumbrans_, _Cassia florida_ oder _Sponia velutina_, in Südamerika beim _Kaffee_ wohl auch _Castilloa_ benutzt. In Ceylon wird der _Kaffee_ ohne Schattenpflanze kultiviert (Taf. I), wie auch der _Tee_ (Taf. II), ebenso der _Tabak_ in Sumatra (Fig. 22). Schattendächer verwendet man auch bei den Nurseries der _Cinchonen_ in Java, des _Kaffee_, der _Hevea_ u. a. (Fig. 21, 53–55, 57, 58). In den sumatranischen Tabakspflanzungen werden die jungen Pflänzchen durch breite «Schattenhölzchen», die man neben die Pflanze in den Boden steckt und später entfernt, gegen die Strahlen der Sonne geschützt (Fig. 59). Bei den jungen Sämlingen der Korkeiche dient in Portugal der _Wein_ als Schattenpflanze. In Indien werden junge _Cacao_pflanzen mit _Musa_ (besonders _M. textilis_) beschattet, ältere mit _Albizzia moluccana_ oder _Erythrina lithosperma_ (Dadap). In Ceylon sah ich _Erythrina_arten dem Zwecke dienen (_E. indica_ und _lithosperma_), sowie _Artocarpus integrifolia_ (Djaktree). Auch in Venezuela werden _Erythrinen_ dazu benutzt (_E. Corallodendron_, _velutica_, _umbrosa_), für junge Anlagen an Stelle der _Bananen_ auch _Yuccas_. [Illustration: Fig. 43. _Pfeffer_plantage in Java. Stützbaum: _Eriodendron anfractuos_. (Kapok). [+Tschirch+ phot.]] [Illustration: Fig. 44. _Vanille_plantage von Combani (Mayotte) auf Réunion. Stützbäume. [+Lecomte+ phot. durch +Roure-Bertrand+.]] [Illustration: Fig. 45. _Vanilla planifolia_ in Spalierkultur in Java, links im Laub ein Fruchtbündel. [+Tschirch+ phot.]] In Venezuela wird der _Kaffee_ stets mit Schattenbäumen gepflanzt -- der Schattenbaum heißt «+Koffiemama+» -- und zwar werden in der Tierra caliente und templada _Erythrina glauca_ und _micropteryx_ (Bucares), _Pithecolobium Saman_ und _Inga_arten (Guamos), in der Tierra fria mehrere _Inga_arten (_Inga longituba_, _Hartii, marginata_, _edulis_ usw.) dazu benutzt. Beim _Cacao_ werden in Trinidat _Erythrina_arten (_E. amasisa_, _micropteryx_, _glauca_) oder _Pithecolobium Saman_, in Surinam _Erythrina glauca_ oder _umbrosa_ -- «+Kakaomama+» -- als Schattenbäume gepflanzt. _Hura crepitans_ und _Artocarpus incisa_ haben sich nicht bewährt. In Grenada pflanzt man _Cacao_ ohne Schattenbaum. In Guatemala dienen als Schattenpflanzen entweder stehengebliebene Urwaldbäume (besonders Leguminosen, Fig. 37) oder gepflanzte _Inga_arten, _Gliricidia sepium_ -- hier die «+Madre del Cacao+» --, _Trema micrantha_ und _Erythrina_arten (z. B. _E. amasisa_). In San Andres-Osuna dient _Cinchona Succirubra_, in San Isidro _Castilla elastica_, bei Guatemala sogar eine _Cypresse_ als Schattenbaum des _Kaffee_ (~Preuss~). _Manihot_ wird auf Sansibar als Schattenbaum der _Vanille_ gepflanzt. In Portorico werden neuerdings die _Tabak_felder auf weite Strecken mit leichten Stoffen überspannt (Taf. VII). Auch das Zurückschneiden (topping, pruning) ist eine bei vielen in Plantagenkultur befindlichen Arzneipflanzen wichtige Operation. So werden die _Tee_- und _Ceylonzimt_bäumchen stets so stark zurückgeschnitten, daß sie Strauchform annehmen (Fig. 29, 30, 40 u. Taf. II). Bei dem _Cacao_baum kappt man den Gipfeltrieb und läßt, um den Baum breiter und niedriger zu halten, nur zwei oder drei gleichwertige Basaltriebe sich entwickeln, so daß man in der Plantage meist zwei- oder dreigabelige Stämmchen findet. Eine besondere Rolle spielen die dem Rande der Plantage entlang gepflanzten Windbrecher (windbrekers), die dem Windschutz dienen. Bei _Cacao_pflanzungen fand ich in Java oft _Bixa Orellana_ als Windbrecher gepflanzt (Fig. 56), bei _Kaffee_pflanzungen auch _Morus indica_ und _Hibiscus elatus_. In Südamerika wird _Cedrela odorata_ zu gleichem Zwecke benutzt. [Illustration: Fig. 46. _Dioscorea alata_ an dem Stützbaum kletternd (Java). [+Tschirch+ phot.]] Eine besondere Gruppe bilden die Pflanzen, die nur mit einer Stütze wachsen können, also zur Klasse der Klimmpflanzen (climbing plants) gehören. Sie werden entweder an Spalieren gezogen (Fig. 45) oder an in einiger Entfernung voneinander gepflanzten Stützbäumen (Fig. 42–44) oder an beiden, d. h. an zwischen Stützbäumen angebrachten Spalieren. Alle drei Methoden werden bei der _Vanille_ benutzt. Nur an Stützbäumen werden der _Pfeffer_ (Fig. 43) und die _Cubebe_ (Fig. 42) gezogen. Als Stützbäume des _Pfeffers_ sind folgende Arten benutzt worden: _Erythrina indica_ (Dadap), _Eriodendron anfractuosum_ (Kapok), _Areca Catechu_ (Pinang), _Artocarpus integrifol._, _Hyperanthera Moringa_, _Morinda citrifolia_, _Mangifera indica_. Sie dienen gleichzeitig als Schattenbäume. An Bäumen gerankt wird die _Vanille_ auf den Seychellen, was sich dort mehr bewährt als die Spalierkultur. Der eigentlichen Kultur im engeren Sinne steht =die forstwirtschaftliche Pflege= gegenüber, die darin beruht, daß man +vorhandene+ Bestände möglichst schonend ausbeutet und eventuell wieder aufforstet, wo Lücken eintreten. In solcher forstwirtschaftlicher Pflege steht bei uns z. B. die _Eiche_, in China der _Zimtbaum_ und neuerdings, seit die japanische Forstverwaltung eingegriffen hat, in Formosa der _Campherbaum_, ferner in Amerika und in Frankreich (Departement des Landes) die Harz liefernden _Coniferen_. In forstlicher Pflege befinden sich auch die _Korkeichen_wälder in Algerien, Tunis und Marokko. Übrigens hatte schon ~Mutis~ und dann auch die Jesuiten vorgeschlagen, die _Cinchonen_ in Bolivien und Peru in forstliche Pflege zu nehmen, um der drohenden Ausrottung zu begegnen. Bei den «_Yerbales_», den _Matebaum_wäldern in Südamerika kann von «forstlicher Pflege» wohl kaum die Rede sein, ebensowenig bei den _Quebracho_wäldern Argentiniens. Bisweilen werden die =Ernteprodukte sogleich am Orte der Kultur weiter verarbeitet.= So destilliert man z. B. in Cölleda das _Pfefferminzöl_, in den Rosendistrikten Bulgariens und in den Öldistrikten Südfrankreichs wandert man mit den Destillierblasen durch die Kulturen und destilliert die ätherischen Öle an Ort und Stelle und mitten in den Rosenfeldern von Miltitz haben ~Schimmel & Co~. ihre Fabrik errichtet (Taf. III). Bei der Anpflanzung spielt die richtige =Pflanzweite= eine große Rolle. Sie wird durch Versuche festgestellt. Die _Tee_pflanzen z. B. werden in Java 2–4 Fuß voneinander gesetzt in 3–4 Fuß voneinander entfernten Reihen, die _Cacao_pflanzen 10–20 (meist 15) Fuß voneinander, die _Cinchonen_ sehr verschieden, jetzt meist 4 Fuß voneinander. [Illustration: Fig. 47. _Vanilla planifolia_ an einem Stützbaum kultiviert (Ceylon). [+Tschirch+ phot.]] [Illustration: Tafel VIII Typischer Urwald an den Abhängen des Gedé (Java). Gemischter Regenwald der tropischen Zone. _Lianen_, im Unterholz _Musa_ und _Baumfarn_. [Aus +Tschirch+, Der javanische Urwald, 1891.]] [Illustration: Tafel IX Beginn der Anlage einer Plantage in Sumatra. Fällen des Urwaldes. Im Vordergrunde einige Keimbeete.] [Illustration: Fig. 48. _Cacaofarm_ der westafrikanischen Pflanzungsgesellschaft Bibundi in Kamerun.] [Illustration: Fig. 49. Anlage einer _Tabak_plantage auf Sumatra. Der Wald ist gefällt, die Wege angelegt. [Kolon. Mus. Haarlem.]] [Illustration: Fig. 50. Der niedergelegte Urwald. Beginn der Anlage einer _China_plantage in Mitteljava. [Aus Verslag der Gouvernements Kina-Onderneming Java.]] [Illustration: Fig. 51. Anlage einer Teeplantage auf einer niedergelegten Urwaldspartie in Ceylon. [Aus +Tschirch+, Indische Heil- und Nutzpflanzen.]] Auch beim _Safran_ wird eine ganz bestimmte Pflanzweite innegehalten. Die Knollen werden hier in Abständen von 8–10 cm in Reihen gesetzt, die 20 cm voneinander entfernt sind. Daher kommt es, daß für den Anbau ziemlich große Flächen gebraucht werden. Bei tropischen Kulturen (_Cacao_, _Tee_) werden auch oft zwischen den Pflanzreihen Gräben zur Drainage gezogen. Die Einzelheiten sind in meinem Buche: «+Indische Heil- und Nutzpflanzen und deren Kultur+» (Berlin 1892) nachzusehen. Schon ~Plinius~ empfiehlt alternierende Reihen als beste Anpflanzungsart, d. h. eine Anordnung: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ Die sog. +Quincunx+, weil drei Bäume jedesmal eine römische V bilden. [Illustration: Fig. 52. Ausheben der Pflanzlöcher in einer neuangelegten _Kautschuk_plantage in Indien. [F. O. +Koch+ phot.]] Nur bei einigen der Kulturen im großen Stil (Plantagenkulturen) -- _Tee_, _Cacao_, _Kaffee_, _China_, Riechstoffpflanzen -- sind auch Versuche mit =Kreuzungen= (Hybridenbildung), =Pfropfungen= u. dergl. gemacht worden und nur bei ihnen hat man auch den Einfluß der Düngung, der Bodenbeschaffenheit, der Beschattung, der Drainage, der Meereshöhe und Regenmenge systematisch studiert. Hier bleibt noch ein großes Feld für weitere wissenschaftliche Arbeit im Dienste der Praxis. Denn nur bei den _Cinchonen_ sind die Versuche bisher nach +allen+ Richtungen hin durchgeführt worden, haben aber hier zu sehr bemerkenswerten Resultaten geführt. So liefert z. B. gerade die Hybride zwischen _Cinchona Succirubra_ und _C. officinalis_ eine sehr wertvolle Rinde. Besondere in den Kulturen geübte Verfahren sind das «+Erneuern der Rinde+» bei den _Cinchonen_, das zur Entstehung der hochwertigen «Renewed barks» führt und das ähnliche Verfahren bei der _Korkeiche_, wo der sog. «+männliche+» Kork abgeschält wird und sich aus dem Korkcambium der viel wertvollere «+weibliche+» Kork entwickelt (s. Einsammlung). [Illustration: Fig. 53. Neue Saatbeete einer _Kautschuk_pflanzung in Indien. Im Hintergrunde der Urwald. [F. O. +Koch+ phot.]] In den alten berühmten Arzneikulturorten +Clermont Ferrand+ (Frankreich), +Puglia+ und +Acquila+ (Italien) und den vielen Orten, die uns aus den Namen der Safransorten des Mittelalters bekannt sind (vgl. Pharmakodiakosmie) -- noch erinnern einige Ortsnamen (Capo Zaffarano bei Palermo, Zaffarana bei Marsala) daran -- sind jetzt die Kulturen von Arzneipflanzen ganz zurückgegangen. Auch die _Crocus_kultur +Frankreichs+ ist jetzt ganz auf Gâtinais, wo im XVII. Jahrh. mit der Kultur begonnen wurde, beschränkt und von 1143 Hektar (1869) auf 477 (1902) zurückgegangen. Vorwärts gehen die Kulturen eigentlich nur in +Amerika+, wo das zielbewußte Vorgehen des +Agriculture Department+ einen Fortschritt anbahnt, in +Spanien+ bezüglich des _Safran_ und besonders in +Rußland+, dessen riesige unbebaute Landflächen billiges Land und dessen arme Bevölkerung billige Arbeitskräfte darbietet, das also für die Arzneipflanzenkultur prädestiniert ist. Schon 1886 habe ich der damals entsandten russischen Studienkommission die Arzneipflanzenkultur warm empfohlen. Auch +Ungarn+ produziert steigende Mengen. In +Deutschland+ gehen allenthalben die Arzneipflanzenkulturen zurück. Ich wiederhole, was ich schon in meinem Aufsatze: «Der Anbau der Arzneigewächse in Deutschland» 1890 sagte: «Es wird Sache der großen Drogenfirmen sein, die dabei zunächst interessiert sind und allein eine genaue Übersicht über den wirklichen Bedarf, über die Nachfrage haben, auf Erhaltung und Hebung der heimischen Arzneipflanzenkultur durch sachgemäßen, den Kultivateuren erteilten Rat hinzuwirken.» Gut rentabel wird die Arzneipflanzenkultur in Mitteleuropa nur bei billigen Bodenpreisen und niedrigen Löhnen. Die _Mohn_kultur (zwecks _Opium_gewinnung) und die _Safran_kultur wurden in Deutschland verlassen, da sie zu viel teure Arbeitskräfte verlangten. Doch ist überall dort, wo Böden frei werden, z. B. in von der _Phylloxera_ verwüsteten Weinbergen (vgl. die Lit.) oder wo der Boden eine Fruchtfolge verlangt durch Anbau von Arzneipflanzen eine Rendite zu erzielen und der Apothekergarten lohnt auch heute noch die darauf verwendete Mühe. Der Anbau von _Mohn_ zur _Opium_gewinnung ist meines Erachtens auch in Europa noch heute lohnend, da die Samen als Nebenprodukt gewonnen werden können. [Illustration: Fig. 54. _Cinchona_-Nursery unter Schutzdächern auf Java. [+Schröter+ phot.]] Einjährige Pflanzen werden aus Samen erzogen, mehrjährige (_Mentha_) am besten aus Setzlingen (Stecklingen). Der Boden, die Bewässerung, die Beschattung sind für jede Art auszuprobieren. Alle die, welche sich mit Arzneipflanzenkultur beschäftigen wollen, verweise ich auf die unten angegebene Spezialliteratur (besonders auf ~Löbe~ und ~Schöller~). Die Hauptsache tut aber die eigene Erfahrung. In starker Progression wachsen die =tropischen Arzneipflanzenkulturen=, die durch Einführung der landwirtschaftlichen Maschinen neue Impulse empfingen. +Von Boden und Klima+ begünstigt, werfen sie, rationell betrieben, guten Nutzen ab. So haben besonders die _Cinchona_pflanzungen auf Java und in Vorderindien, die _Tee_- und _Kaffee_pflanzungen in Java, die Kulturen der _Kautschuk_bäume (besonders _Hevea_) in Sumatra, Malacca, Ceylon, Mysore, Travancore, Assam, Birma, Neu-Guinea, Samoa, der _Guttapercha_bäume auf Java, die _Kaffee_pflanzungen in Brasilien, die _Vanille_kulturen auf Bourbon, den Seychellen, Comoren und Madagaskar und auf Tahiti, die _Pfeffer_kulturen im Malaiischen Archipel bedeutende Dimensionen angenommen und auch in den deutschen Kolonien schreitet man kräftig vorwärts und versucht es mit allen möglichen Heil- und Nutzpflanzen (_Cacao_, _Tabak_, _Kautschuk_, _Kaffee_, _Cinchonen_), wirksam unterstützt von der heimischen Versuchsstation in Berlin und der Station in Amani (D. O. A.). Diese tropischen Kulturen, bei deren Anlage alle Faktoren (Meereshöhe, Regenmenge, Temperatur) berücksichtigt werden, werden jetzt mit allen modernen Hilfsmitteln betrieben. In der Estate (Fig. 48) wohnt der europäische Direktor oder Assistentdirektor und seine Assistenten, in einiger Entfernung liegen die Hütten der unter besonderen Chefs (Mantri besar in Java) stehenden Eingeborenen (Fig. 12). Zunächst wird der tropische Urwald (Taf. VIII) niedergelegt (Taf. IX, Fig. 49–51), die Bäume entweder verbrannt oder verrotten gelassen oder nutzbar gemacht. Dann stellt man mit eisernen Stöcken Pflanzlöcher her (Fig. 51 u. 52). In Keimbeeten (Saatbeeten, Fig. 55 u. 57) werden die Samen zum Keimen gebracht, in Nurseries (Pepinièren, Fig. 59–61) die jungen Pflänzchen bis zur Höhe einiger Dezimeter gezogen, dann in die sorgfältig drainierte und reingehaltene, wohl auch rationell gedüngte Plantage überpflanzt und auch hier noch dauernd überwacht, wie ich dies in meinen +Indischen Heil- und Nutzpflanzen+ ausführlich geschildert habe. Auch dem Trocknen und (event.) Fermentieren wird die größte Sorgfalt gewidmet. Nicht selten wird dann sogar das Endprodukt einer chemischen Kontrolle unterworfen. So gleicht eine solche Pflanzung einem in jeder Hinsicht wohlorganisierten Staate. [Illustration: Fig. 55. Saatbeete für keimende _Cinchona_samen auf Java. [+Schröter+ phot.]] [Illustration: Fig. 56. _Bixa Orellana_ (in Blüte) als «Windbrecher» am Rande einer _Cacao_plantage in Java gepflanzt. [+Tschirch+ phot.]] [Illustration: Fig. 57. Gedeckte Keimbeete (Kweekereij) in der Regierungschinaplantage in Tjibouroum (Java). [Aus Verslag der Gouvernements Kina-Onderneming Java.]] [Illustration: Fig. 58. _Kaffee_-Saatbeet in Surinam mit Schattendach. [Aus +Preuß+, Zentral- und Südamerika.]] [Illustration: Fig. 59. Pepinièren einer sumatranischen _Tabak_pflanzung, die jungen Pflänzchen durch Schattenhölzer geschützt. [Nach +Haarsma+, Tabakbau in Deli.]] In Java bestehen sowohl +Gouvernements+ Kina Ondernemingen (seit 1854) wie +Particuliere+ Kina Ondernemingen (ungefähr seit 1870), d. h. sowohl Regierungs- wie Privatchinaplantagen. Letztere sind viel umfangreicher als erstere. So kamen 1906 aus den Gouvernementskulturen 777660 kg, aus den Particulierekulturen 8016820 kg _Chinarinde_ nach Amsterdam. Auch in Ostindien bestehen beide nebeneinander. Sehr umfangreich sind in +extratropischen+ Gegenden die _Oliven_- und _Agrumen_kulturen in Italien und Südfrankreich, die immer noch in aufsteigender Richtung sich bewegenden _Rosen_kulturen in Bulgarien, die _Pfefferminz_kulturen in den Vereinigten Staaten von Nordamerika und Japan, die _Anis_kulturen in Rußland (1906: 5000 Desjätinen), die _Kümmel_kulturen in Holland, die _Süßholz_kulturen in Südrußland. Einen besonderen Zweig der Kulturen bilden die Kulturen von Pflanzen mit Riechstoffen (Miltitz b. Leipzig, Grasse, Rumelien). Hier gelangen die kultivierten Pflanzen nicht in den Handel, sondern direkt in die Fabriken der ätherischen Öle, Riechstoffe und Parfüms, wo sie sofort verarbeitet werden. * * * * * Über die =Verbreitung der Arzneipflanzenkultur= orientieren folgende Tabellen (S. 61 u. flgd.). Bisweilen hat der Versuch, eine außereuropäische Arzneipflanze in Europa zu kultivieren, zwar nicht zu einem gleichwertigen Produkte geführt, aber eine Kultur hervorgerufen, die sich doch als ganz lukrativ erwies. Der Versuch, _Rheum palmatum_ und _Rheum officinale_ in Frankreich und England so zu akklimatisieren, daß ein dem chinesischen _Rhabarber_ gleichwertiges Produkt erhalten wird, darf als vorläufig gescheitert betrachtet werden. Es scheint, daß diese Gebirgspflanzen in der Ebene degenerieren (s. oben). Aber die Rhizome sind doch als «_europäischer Rhabarber_»(neben der _Rhapontic_) verkäuflich, allerdings minderwertig. 1889 wurden auf Anregung des +Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in den königl. preußischen Staaten auf den Rieselfeldern bei Blankenburg+ (bei Berlin) systematische Versuche mit dem Anbau von _Mentha_, _Datura_, _Hyoscyamus_, _Salvia_, _Hyssopus_, _Aconitum_ und _Pyrethrum_ gemacht und zum Trocknen eine ~Mayfarth~sche Darre benutzt. Über diese Versuche habe ich (Arch. d. Pharm. 1896) berichtet. [Illustration: Fig. 60. Etwas ältere (einjährige) _Cinchona_pflänzchen vor der Überführung in die Tuins auf Java. [+Schröter+ phot.]] Bisweilen mischt sich der +Aberglaube+ -- wie überall hinein -- auch in die Arzneipflanzenkulturen. So berichtet ~Usteri~ (Beobacht. über tropische Märkte und ihre vegetabil. Prod. Atti soc. elvet. sc. natur. 1903), daß auf Negros die Eingeborenen die Kulturen von _Piper Betle_ aufs Sorgfältigste gegen Eindringlinge schützen, da sie glauben, daß die Pflanzen zum Absterben gebracht werden, wenn drei Personen gleichzeitig den Garten betreten, wenn ein Weib zu den Pflanzen tritt oder jemand Salz an eine seiner Pflanzen wirft. Die =deutschen Arzneipflanzenkulturen=, die ich in der folgenden Tabelle spezialisiert zusammengestellt habe, sind an bestimmte =Zentren= gebunden. Seit alter Zeit bauen +Sachsen+, +Thüringen+ und +Franken+ Arzneipflanzen. Die Kulturen des Thüringer Hügellandes betreffen besonders: _Coriander_, _Alant_, _Liebstock_, _Angelica_, _Baldrian_, _Verbascum_, die +Cölledas+ (an der Unstrut): _Angelica_ und _Mentha piperita_, und so heißt denn die Bahn, welche von Cölleda nach Großheeringen führt, die «Pfefferminzbahn». Dann finden sich bei +Jena+ (Jenalöbnitz) Kulturen zahlreicher Arzneipflanzen, und zwischen Leipzig und Halle, Borna, Altenburg, Lützen, Weißenfels Kulturen z. B. der _römischen Kamille_, von _Kümmel_, _Fenchel_, _Mentha_, _Malven_, _Angelica_, _Majoran_, _Anis_, _Calendula_. In Franken blühen die _Malvaceen_kulturen (Schweinfurt). [Illustration: Fig. 61. _Tee-Nursery_ auf Ceylon. [Aus +Tschirch+, Indische Heil- und Nutzpflanzen.]] Auch =außerhalb Deutschlands= gibt es besonders bevorzugte Zentren der Arzneipflanzenkultur, so in England: +Bedfordshire+, +Suffolk+, +Surrey+, in Frankreich: +Languedoc+, in Rußland: die Gouvernements +Moskau+, +Poltawa+, +Jaroslaw+. Holland diktiert jetzt den Marktpreis für _Kümmel_ und _Senf_, Rußland den für _Anis_. Der Spezialmarkt für _Anis_ ist +Krasnoje+, das inmitten des größten Anisbaubezirkes liegt, der für _Canthariden_ +Poltawa+. Auf die Märkte von +Nischnij Nowgorod+ und +Irbit+ werden auch Drogen gebracht. Zentren der _Citrus_kulturen für die sog. «Messinaer und Calabreser Essenzen», d. h. die _Citrusöle_, sind Sizilien und Calabrien mit den Exporthäfen Messina, Palermo und Reggio, Zentren der _Veilchenwurzel_kultur sind: +Florenz+ und +Verona+, der _Rosen_kultur für türkisches _Rosenöl_: +Kezanlik+, für _Crocus_: +Spanien+, für amerikanische _Mentha_: +Michigan+ und +Indiana+, für amerikanische _Colophonium_-Nadelhölzer: +Alleghany+, für _Mohnkultur_ zur _Opium_gewinnung: das nördliche und das südwestliche Kleinasien, für _Chinarinde_: +Java+ u. a. m. Die Angaben in den folgenden Tabellen beruhen auf Erkundigungen im Lande selbst, bezw. auf eigenen Erfahrungen. In Deutschland und der Schweiz erhielt ich Auskünfte bei den Drogenfirmen, dann in Nürnberg, Cölleda, Jena (Jenalöbnitz) bei mit der Sache Vertrauten, für Rußland erhielt ich Angaben von ~W. Ferrein~ und ~Gauchmann~, für Frankreich von ~L. Planchon~ und ~Collin~, für Belgien von ~Ranvez~, für Holland von ~van Itallie~, für England von ~Greenish~ und ~Holmes~, für Österreich von ~Fritz & Co~., für Ungarn von ~Augustin~ und ~Weber~. Für Nordamerika benutzte ich die Berichte des +Department of Agriculture+ und ~Kraemers~ Angaben. Verzeichnis der in Deutschland kultivierten Arzneipflanzen. ======================+==================+============================ Name der Pflanze | Benutzter Teil | Ort der Kultur ======================+==================+============================ Lilium candidum L. |Blüten | Jenalöbnitz. | | Acorus Calamus L. |Rhizom | Danzig, Neustäderwald und | | Praust bei Danzig, Stettin, | | Liebenwerda (Thüring.). | | Cannabis sativa L. |Frucht | Schwarzwald, Württemberg, | | Baden, im Donau- und | | Illergebiet. | | Saponaria officinalis |Wurzel | Jenalöbnitz, Heldrungen. L. | | | | Adonis vernalis L. |Kraut und Blüte | Jenalöbnitz, Greußen i. | | Thür. | | Nigella sativa L. |Samen | Bei Erfurt, Söflingen b. | | Ulm. | | Aconitum Napellus L. |Kraut und Knollen | Mittenwald a. Isar | | (Ober-Bayern), Jenalöbnitz, | | Ebingen (Württemberg), | | Blankenburg b. Berlin. | | Paeonia officinalis |Blüten (Korolle) | Jenalöbnitz (bes. auf dem L. |und Samen | Mönchsberg). | | Papaver somniferum L. |Samen (und Frucht)| Angermünde, Magdeburg, | | Gotha. | | Papaver Rhoeas L. |Blüten (Korolle) | +Jenalöbnitz+, Schweinfurt, | | Nürnberg. | | Cheiranthus Cheiri L. |Blüten | Jenalöbnitz. | | Sinapis alba L. |Samen | Aken a. Elbe, | | Klosterzimmern (östl. | | Ries.). | | Brassica nigra Koch |Samen | Elsaß. | | Cochlearia |Kraut | Jenalöbnitz, Eisfeld b. officinalis L. | | Hildburghausen, Saarunion. | | | | Malvaceen] | -- | Umgegend von +Nürnberg+ | | (Großreuth, Kleinreuth, | | Lohe, Almoshof, Kraftshof, | | Thon, Buch, Wetzendorf, | | Rohnhof, Poppenreuth, Sack, | | einiges auch in | | Ziegelstein, Maiach, | | Erlenstegen, Leih, Bislohe, | | Schnepfenreuth), Umgegend | | von +Schweinfurt+ | | (Sennfeld, Gochsheim, | | Schwebheim, Räthlein, | | Prichsenstädt), | | +Jenalöbnitz+, ferner Groß- | | u. Klein-Langheim, | | Gerolzhofen, Castell, | | Rüdenhausen (Bez.-Amt | | Kitzingen), +Schlauraf+. | | Eingegangen sind die | | Kulturen in Aken, | | Ringleben, Haßleben und | | Klosterzimmern (östl. | | Ries.), +Bauerngärten+. | | Malva vulgaris Fries} |Kraut | Dorndorf i. Thür. Malva silvestris L. } | | | | Althaea officinalis |Wurzel und Blätter| Bei +Nürnberg+, L. | | +Schweinfurt+ (Gochsheim, | | Sennfeld, Schwebheim), | | Jenalöbnitz, Söflingen b. | | Ulm. | | Althaea rosea Cav. |Blüten | Bei +Nürnberg, Jena+ und | | +Jenalöbnitz+, | | +Schweinfurt+ | | (Prichsenstädt), Cölleda, | | Schlauraf, Heldrungen | | (Hemleben, Gorsleben), | | Donndorf, Ebingen, Gotha, | | Bamberg, Blaubeuren, | | Hegnach (Württemberg) und | | in Bauern- und | | Apothekengärten. | | Ruta graveolens L. |Kraut | Aken a. Elbe, Gernrode a. | | Harz, Jenalöbnitz, | | Ringleben, Haßleben, | | Nürnberg, Söflingen b. Ulm | | und in Bauerngärten. | | Rhus toxicodendr. |Blätter | Jenalöbnitz. Mich. | | | | Pimpinella Anisum L. |Frucht | Bei Weißenfels, Halle und | | Erfurt, ferner in Franken | | und Württemberg. | | Carum Carvi L. |Frucht | +Erfurt+, bei Weißenfels, | | Halle, Merseburg, Cölleda, | | Bitburg, Ostseeprovinzen, | | Hegnach (Württemberg), | | Söflingen b. Ulm. | | Archangelica |Wurzel | +Cölleda+, Frohndorf, officinalis Hoffm. | | Neuhausen, Orlishausen, | | Stödten, Ober-Heldrungen, | | +Schneeberg+ (Bockau, | | Lauter, Zschorlau, | | Sachsenfeld), Schweinfurt | | (Gochsheim, Schwebheim), | | Miltitz b. Leipzig. | | Levisticum officinale |Wurzel | Cölleda (Frohndorf, Koch | | Orlishausen, Stödten, | | Neuhausen), Miltitz b. | | Leipzig und in | | Bauerngärten. | | Foeniculum |Frucht | Weißenfels, Leipzig, Halle, capillaceum Gilib. | | Erfurt, Markranstädt-Lützen | | (b. Merseburg), Cölleda, | | Aken, Blankenburg b. | | Berlin, Söflingen b. Ulm, | | ferner in Franken und | | Württemberg. | | Anethum graveolens L. |Frucht | Magdeburg, Quedlinburg, | | Kahla (Thüringen), Jena. | | Petroselinum sativum |Kraut und Wurzel | Jenalöbnitz, Miltitz b. Hoffm. | | Leipzig, bei Nürnberg und | | in vielen Bauern- und | | Apothekengärten. | | |Frucht | Quedlinburg, Jenalöbnitz. | | Meum athamanticum |Rhizom | +Schneeberg+ (Bockau, Jacq. | | Lauter, Zschorlau, | | Sachsenfeld). | | Coriandrum sativum L. |Frucht | Bei +Erfurt+, Walschleben, | | Elxleben, Gr. Dachwig, | | Großrudestedt, Udestedt, | | Söflingen b. Ulm. | | Conium maculatum L. |Kraut | Aken, Eisfeld b. | | Hildburghausen. | | Punica Granatum L. |Blüten | Leipzig u. and. | | Rosa gallica L. |Blüten (Korolle) | Vierlanden (b. Hamburg), | | Jenalöbnitz (Nürnberg). | | | | Rosa centifolia L. |Blüten (Korolle) | Jena, Jenalöbnitz, Greußen | | i. Thür., Gotha. | | Rosa damascena Miller |Blüten (Korolle) | Miltitz bis Markranstädt (bulgar. Rose) | | (Sachsen). | | Trigonella Faenum |Samen | Bei Erfurt, Großengottern, graecum L. | | Mühlhausen i. Thür., | | Cölleda, Söflingen b. Ulm, | | im Vogtland. | | Melilotus officinal. |Kraut | Jenalöbnitz, Schweinfurt. Desr. und M. | | altissimus Thull. | | | | Glycyrrhiza glabra L. |Wurzel | Schweinfurt (Schwebheim). | | Menyanthes trifoliata |Blätter | Cremmen (Brandenburg), L. | | Zehdenick, Leichholz b. | | Frankfurt a. O., | | Alt-Ruppin, Ebnath | | (Bayern), Nürnberg. | | Borago officinalis L. |Blüten und Kraut | Jenalöbnitz (Löberschütz, | | Beutnitz, Golmsdorf, | | Frauenprießnitz). | | Cynoglossum |Kraut | Jenalöbnitz. officinal. L. | | | | Hyoscyamus niger L. |Blätter und Samen | Blankenburg b. Berlin, | | Gernrode, Schweinfurt | | (Schwebheim), Jenalöbnitz, | | Hegnach (Württemberg), | | Aken, Eisfeld b. | | Hildburghausen, Oberhausen | | und in einigen | | Apothekengärten. | | Atropa Belladonna L. |Blätter | Blankenburg b. Berlin, | | Blankenburg am Harz, im | | Rhein- und Ruhrgebiet und | | in einigen Apothekengärten. | | Datura Stramonium L. |Blätter, Samen | Blankenburg b. Berlin, | | Aken, Gernrode. | | Verbascum Thapsus L., |Blüten (Korolle) | +Neudorf+ (Bruchsal), V. thapsiforme, | | +Schweinfurt+ (Schwebheim, | | Räthlein), +Aken+, V. phlomoid. L. | | Ballenstedt a. Harz, | | Blaubeuren, Schwarzenfeld | | (Nabburg), Sonderburg | | (Alsen) und in vielen | | Bauern- und | | Apothekengärten. | | Veronica officinalis |Kraut | Leichholz b. Frankfurt L. | | a. O., Kemnath (Bayern), | | Jenalöbnitz. | | Mentha piperita L. |Kraut | +Cölleda, Aken+ a. Elbe, | | +Neudorf+ (Bruchsal), | | Lustaedt, Weingarten | | (Rheinpfalz), Ringleben | | (Thüring.), +Gebesee+ a. | | Gera, Heldrungen, | | Jenalöbnitz, Schweinfurt | | (Gochsheim), Blankenburg b. | | Berlin, Saarunion, | | Söflingen b. Ulm, Nürnberg, | | Hegnach (Württemberg), | | Sonderburg (Alsen), | | Gnadenfrei (Schlesien), | | Wallmerod, Miltitz b. | | Leipzig und in vielen | | Apothekengärten. | | Mentha crispa L. |Kraut | +Aken+ a. Elbe, +Cölleda+, | | Ringleben, +Gebesee+, | | Jenalöbnitz, bei Nürnberg, | | Söflingen b. Ulm, Hegnach, | | Blankenburg b. Berlin, | | Neudorf (Bruchsal) und in | | Bauerngärten. | | Pulegium vulgare |Kraut | Jenalöbnitz. Mill. | | | | Salvia officinalis L. |Blätter | +Gernrode, Jenalöbnitz+, | | Aken, Greussen, bei | | Leipzig, Blankenburg b. | | Berlin, Heldrungen, | | Cölleda, Saarunion (Els.), | | Söflingen b. Ulm, Zanow, | | Hegnach (Württemberg),. | | Miltitz b. Leipzig und in | | vielen Bauern- und | | Apothekengärten | | Salvia Sclarea L. |Blüten und Kraut | Jenalöbnitz. | | Rosmarinus officinal. |Kraut | Söflingen b. Ulm und in L. | | Bauerngärten. | | Glechoma hederacea L. |Kraut | Nürnberg, Jenalöbnitz. | | Melissa officinalis |Blätter | Aken a. Elbe, Heiligenstadt L. | | (Thür.), Gotha, | | Jenalöbnitz, Saarunion | | (Els.), +Heldrungen+ | | (Hemleben, Gorsleben), | | Cölleda, Ringleben, | | Haßleben, Wernigerode, | | Sonderburg (Alsen), | | Söflingen b. Ulm, Hegnach | | (Württemb.), ferner in | | Baden und im Schwarzwald | | und in zahlreichen Bauern- | | und Apothekengärten. | | Hyssopus officinalis |Kraut | Aken, Quedlinburg, L. | | Nürnberg, Jenalöbnitz, | | Blankenburg b. Berlin, | | Söflingen b. Ulm, Miltitz | | b. Leipzig und in | | Bauerngärten. | | Thymus vulgaris L. |Kraut | Quedlinburg, Greußen, | | Schweinfurt, Jenalöbnitz, | | Zanow, Miltitz b. Leipzig | | und in Bauern- und | | Apothekengärten. | | Lavandula vera DC. |Blüten | Blankenburg b. Berlin, | | Söflingen b. Ulm, Miltitz | | b. Leipzig. | | Lamium album L. |Blüten (Korolle) | +Elbing+, Memel, | | Jenalöbnitz. | | Origanum Majorana L. |Kraut | Döbris i. Thüringen, | | Heldrungen, Wuschlaub b. | | Leipzig, Schweinfurt, | | Blankenburg b. Berlin, | | Zanow und in der | | sächsischen Lausitz, sowie | | in zahlreichen Bauern- und | | Apothekengärten. | | Ocimum Basilicum L. |Kraut | Jenalöbnitz, Quedlinburg, | | ferner in Württemberg, | | Baden und dem Schwarzwald. | | Satureja hortensis L. |Kraut | Jenalöbnitz, Gernrode. | | Teucrium Scordium L. |Kraut | Praust b. Danzig, Greußen. | | Bryonia vulgaris L. |Wurzel | Jenalöbnitz. u. B. dioica Jacqu. | | | | Asperula odorata L. |Kraut | Rodigast i. Thür. | | Sambucus nigra L. |Blütenstand | Franken und allenthalben. | | Valeriana officinalis |Rhizom | Gebesee, Cölleda, L. | | Neuhausen, Frohndorf, | | Orlishausen, Stödten, | | Büchel, Schneeberg (Bockau, | | Lauter, Zschorlau, | | Sachsenfeld), Ringleben, | | Aschersleben, Pansfelde | | (Harz), Ballenstedt, | | Jenalöbnitz, Schweinfurt | | (Schwebheim). | | Artemisia Absynthium |Kraut | +Aken+ a. Elbe, L. | | +Steinkirchen+ (Spreewald), | | Cölleda, Heldrungen | | (Hemleben, Gorsleben), | | Leichholz (Neumark), | | Gernrode (Harz), Salzwedel | | (Thüringen), Krausnick | | (Brandenb.), Neudorf | | (Bruchsal), Jenalöbnitz, | | Miltitz b. Leipzig, ferner | | in Württemberg, Baden und | | im Schwarzwald und in | | Bauerngärten. | | Artemisia Abrotanum |Kraut | Jenalöbnitz, Jena, L. | | Söflingen b. Ulm. | | | | Artemisia Dracunculus |Kraut | Bei +Erfurt, Blankenburg+ L. | | b. Berlin, Ringleben, | | Haßleben, Jenalöbnitz, | | Miltitz b. Leipzig und in | | Bauerngärten. | | Pyrethrum |Blütenstand | Blankenburg b. Berlin. cinerariaefol. | | Trev., P. carneum | | Bieb., P. roseum | | Bieb. | | | | Anacyclus officinarum |Wurzel | Magdeburg, Gernrode a. Hayne | | Harz. | | Calendula officinalis |Blüten | +Erlangen, bei +Nürnberg+, L. | | +Jenalöbnitz+, Bamberg, | | Gotha, Ebingen, Donndorf. | | Spilanthes oleracea |Kraut | Jenalöbnitz. Jacq. | | | | Anthemis nobilis L. |Blütenstand | Zwischen Leipzig und | | Altenburg (Borna, | | Kieritzsch-Leuka). | | Silybum marian. |Samen | Jenalöbnitz, Jena, Gärtn. | | Dorndorf. | | | | Lappa major Gärtn. u. |Wurzel | Jenalöbnitz. andere Lappaarten | | | | Lactuca virosa L. |Kraut u. | Jenalöbnitz, Zell (Mosel). | Lactuarium | | | Tanacetum vulgare L. |Blütenstand | Neudorf (Bruchsal). | | Inula Helenium L. |Wurzel | Cölleda (Frohndorf, | | Orlishausen, Stödten), | | Groß-Neuhausen (Weimar), | | Schweinfurt (Schwebheim), | | Nürnberg, Heldrungen, | | Jenalöbnitz, Söflingen b. | | Ulm und in Bauerngärten. | | Scorzonera hispanica |Wurzel | Nürnberg, Jenalöbnitz. L. | | | | Cnicus benedictus |Kraut | +Gernrode+ a. Harz, Gärtn. | | +Jenalöbnitz+, Erfurt, | | Heldrungen, bei Nürnberg, | | Eisfeld b. Hildburghausen, | | Aken a. Elbe, Söflingen b. | | Ulm, Cölleda, Ringleben, | | Haßleben u. in einigen | | Apothekengärten. | | Reseda |Blüten | Miltitz b. Leipzig. | | Heracleum | | Miltitz b. Leipzig. | | Pastinak | | Miltitz b. Leipzig. | | Sellerie | | Miltitz b. Leipzig. | | Rubia tinctorum |Wurzel | Elsaß. | | Cichorium Intybus |Wurzel | Große Anpflanzungen in der | | Gegend von Mainz, Worms, | | Mörisheim. Die Bezirke Deutschlands und die wichtigsten von ihnen gelieferten +wilden+ und +kultivierten+ Arzneipflanzen. Ostpreußen. Flores Chamomillae, Herba Millefolii, Radix Artemisiae, R. Consolidae, R. Cynoglossi, R. Taraxaci, Rhiz. Calami. Schlesien. Baccae Juniperi, Cortex Frangulae, Flores Chamomillae, Herba Equiseti, Lichen islandicus, Zuckerrübe. Sächsische Lausitz. Cortex Frangulae, Herba Majoranae, Rhiz. Calami. Erzgebirge. Radix Angelicae, Rad. Levistici, Rad. Pimpinellae. Hessen. Herba Pulmonariae arbor., H. Salviae Sclareae, Rad. cichorei, Flor. Verbasci, Baccae Myrtilli. Franken. Lupulin, Baccae Myrtilli, Boletus cervinus, Flores Acaciae, Fl. Arnicae, Fl. Chamomillae, Fl. Calendulae, Flor. Cyani, Flor. Lamii alb., Fl. Primulae veris, Fl. Paeoniae, Fl. Anthyllidis, Fl. Tiliae, Fl. Rhoeados, Fl. Sambuci, Herba Absynthii, H. Althaeae, H. Arnicae, H. Centaurii, H. Polygalae, H. Rorellae, H. Violae tricoloris, H. Menyanth., H. Majoranae, H. Millefol., H. Agrimoniae, Radix Althaeae, R. Arnicae, R. Bryoniae, R. Asari, R. Caryophyllatae, R. Tormentillae, R. Carlinae, R. Ononidis, Rhiz. filicis, R. Valerianae, Semen Colchici, S. Phellandrii, Fructas Anisi, Fr. Cynosbati. Pfalz. Baccae Myrtilli, Flores Arnicae, Herba Arnicae, H. Farfarae, H. Rorellae, H. Menth. pip., H. Nicotian., H. Melissae, H. Trifolii fibrini, Lichen islandicus, Rhiz. Arnicae, Rad. Cichorei, Rhiz. Calami, R. Tormentillae. Thüringen. Boletus cervinus, Cortex Nucum Jugland., C. Quercus, Flores Arnicae, Fl. Verbasci, Fl. Hyperici, Fl. Boraginis, Fl. Tiliae, Folia Juglandis, Herba Absynthii, H. Arnicae, H. Belladonnae, H. Centaurii, H. Cochleariae, H. Digitalis, H. Farfarae, H. Hyssopi, H. Melissae, H. Menthae piperitae, H. Petroselini, H. Polygalae, H. Pulsatillae, H. Rutae, H. Salviae Germ., H. Salviae Sclareae, H. Taraxaci, H. Thymi, H. Saniculae, H. Agrimon., Rhiz. Filicis, Radix Angelicae, R. Bardanae, R. Helenii, R. Levistici, R. Ononidis, R. Pimpinellae, R. Taraxaci, R. Valerianae, Fruct. Anethi, Fr. Coriandri, Fr. Anisi, Sem. Cardui Mariae, S. Faenugraeci. Schwarzwald, Württemberg und Baden. Boletus chirurgorum, Herba Absynthii, H. Basilici, H. Belladonnae, H. Cannabis sativae, H. Melissae, H. Pulsatillae, H. Aron., H. Viol. tricolor., H. Stramon., H. Hyoscyam., Flor. Arnicae, Fl. Chamom. vulg., Fl. Acaciae, Fl. Malvae Arboreae, Fl. Verbasci, Rhiz. Meu., R. Iperator., R. Asari, Rhiz. Filicis, Rh. graminis, Rad. Taraxac., R. Caryophyllat., Sem. Urticae Fruct. Junip., Fr. Papav., Hopfen. Harz. Fruct. Petroselini, Flor. Arnicae, Fol. Belladonnae, Digitalis, Hyoscyami, Herb. Petroselini, Fol. Salviae, Herb. Thymi, Majoranae, Radix Valerianae, Fruct. Anisi, Coriandri. Rheinpreußen. Herba Galeopsidis, H. Salviae Sclareae, Rhiz. Polypodii, Lactuca virosa. Provinz Sachsen. Fruct. Papaveris, Herba Cardui benedicti, H. Majoranae, H. Menthae crispae, H. Menthae piperitae, Rhiz. Calami, Rad. Pyrethri Germ., R. Saponariae rubr., R. Valerianae, Semen Erucae, Fruct. Foeniculi, S. Nigellae, S. Papaveris, S. Faenugraeci, Inula Helenium, Zuckerrübe. Sachsen. Bei Miltitz b. Leipzig: Rosen (zu Rosenöl, Rosenpomade, Rosengeraniol und Rosenwasser), Pfefferminze, Angelica, Reseda, Ysop, Basilicum, Levisticum, Heracleum, Pastinak, Muskateller Salbei, Thymian, Estragon, Petersilie, Sellerie, Wermut. Anthemis nobilis (zwischen Leipzig und Altenburg). Vogtland. Trigonella faenum graecum. Elsaß. Flor. Chamom. vulg., Fl. Malv. arbor., Trigonella faenum graecum, schwarzer u. weißer Senf, Fol. Digitalis, Fol. Nicotian. Bayern. Malvaceen, Hopfen. Kulturen von Arzneipflanzen ausserhalb Deutschlands. Holland. +Noordwyk+ (Prov. Zuid-Holland): Quercusarten, Salixarten, Sambucus niger, Althaea officinalis, Calendula, Lavendula vera, Humulus Lupulus, Matricaria Chamomilla, Melilotus officinalis, Tanacetum vulg., Verbascumarten, Aconitum Napellus, Atropa Belladonna, Conium maculatum, Digitalis purpurea, Hyoscyamus niger, Lactuca virosa, Melissa officinalis, Mentha crispa, Mentha piperita, Rosmarinus officinalis, Salvia officinalis, Datura Stramon., Anethum vulg., Archangelica officinalis, Cnicus benedictus, Levisticum officinale, Papaver somniferum, Petroselinum sativum, Artemisia Abrotanum, vulgaris und Absynthium, Asperula odorata, Cochlearia officinalis, Armoracia rustic., Gratiola officinalis, Origanum Majorana, Ruta graveolens, Sabina officinalis, Saponaria officinalis, Viola odorata, Foeniculum capillaceum, Inula Helenium, Helleborusarten, Rosa centifolia und andere Rosa-Arten. +Wassenaar+ (Prov. Zuid-Holland): Althaea officinalis, Salvia, Artemisiaarten, Menthaarten, Foeniculum capillac., Origanum Majorana. +Zuid-Holland+: Prunus Laurocerasus, Brassica campestris, Senfsamen, Carum carvi, Beta vulgaris, Rubia tinctorum, Linum usitatissimum, Cannabis sativ. +Meppel+ (Prov. Drenthe): Hyoscyamus niger, Atropa Belladonna, Digitalis purpurea, Aconitum Napellus, Cochlearia offic., Armoracia rustic., Cnicus benedictus, Datura Stramonium. +Prov. Noord-Holland+: Prunus Laurocerasus, Inula Helenium (Alkmar), Brassica campestris, Papaver somniferum, Senfsamen, Carum carvi, Beta vulgaris, Linum usitatissimum. +Utrecht+: Senfsamen, Carum carvi, Beta vulgaris, Tabak. +Zeeland+: Papaver somniferum, Senfsamen, Carum carvi, Beta vulgaris, Cichoriumwurzel, Rubia tinctorum, Linum usitatissimum. +Groningen+: Camelina sativa, Senfsamen, Carum Carvi, Beta vulgaris, Cichoriumwurzel, Linum usitatissimum. +Overysel+: Camelina sativa, Linum. +Gelderland+: Camelina sativa, Beta vulgaris, Humulus Lupulus, Tabak. +Friesland+: Papaver somniferum, Senfsamen, Carum carvi, Beta vulgaris, Cichoriumwurzel, Linum. +Noord-Brabant+: Senfsamen, Carum carvi, Beta vulgaris, Cichoriumwurzel, Rubia tinctorum, Linum, Cannabis sativ., Humulus Lupulus. +Limburg+: Cichoriumwurzel, Humulus Lupulus. Niederösterreich. Faenum graecum (Retz), Sinapis nigra und alba, Mentha piperita, Melissa officinalis und Chenopodium ambrosioides (Waidhofen a. d. Th.), Pinus Laricio (für Harz). Die Kulturen von Lactuca und Safran sind eingegangen. Mähren. Glycyrrhiza glabra und Rheum Rhaponticum (Auspitz, Austerlitz, Poppitz), Salbei, Anis, Fenchel, Kümmel, Coriander, Faenum graecum (Znain), Tilia. Böhmen. Schwarzer Senf, Hopfen (Saaz, Auscha, Pilsen). Galizien. Anis, Fenchel, Kümmel, Coriander. Dalmatien, Montenegro, Herzegowina. Pyrethrum cinerariaefolium (dalmatische Insektenblüte), Rosmarin (süddalmatische Inseln). Ungarn. Juniperus, Capsicum (Paprika aus Szegedin), Verbascum, Flor. Malv. arbor. ~Agnelli~ in Csári bei Sassin (Komit. Neutra) kultivierte: Abrotanum, Absynthium, Aconitum Napellus, A. viros., Adiantum aureum, A. pedatum, Adonis auctumnalis, A. vernalis, Agrimonia, Althaea officinalis, A. rosea nigra, Alkekengi (Baccae), Anchusa officinal., A. tinctor., Anethum, Angelica (Radix), A. silvestris, Anisum, Anthemis nobilis (Flor.), A. Cotula (Flor.), Arachis Hypog., Aristolochia Clemat. (Radix), A. pallida (Radix), A. rotund. (Radix), A. sempervirens (Radix), A. Serpentaria (Radix), Arnica, Artemisia glacialis, A. pontica, A. vulgaris, Asarum canadens., A. europaeum, Asclepias syriaca, Asparagus officinalis, Asperula odorata, A. tinctoria, Asphodelus albus, Asphodelus luteus, Asphodelus ramos., Astragalus bacticus (Fruct.), Ballota nigra, Bardanna (Radix), Basilicum, Belladonna, Betonica, Borago, Bryonia alb. (Radix), Calamus, Calendula, Cannabis sativ., Capsicum annuum (Fruct.), Carduus benedict., C. marian. (Sem.), Caram carvi, Carthamus tinct. (Flor.), Centaurium min., Cerasus acid. und dulc., Cerefolium, Chelidonium majus., Chenopodium ambr., C. atripl., C. Botryos, C. Quinoa (Fruct.), C. rubr., Cichoreum Intyb. (Rad.), C. sativ. (Rad.), Cochlearia, Colchicum (Sem. et Bulb.), Conium maculat., Convallaria maj. (Flor.), Corchor. tect., Coriandr. sat., Corylus avellan. (Fruct.), C. Lambert (Fruct.), Crocus sativus, Cucumis Melo (Sem. et Fruct.), Cucurbita Pepo (Sem.), Cyanus (Flor.), Cynanch. vincetoxic., Cynoglossum, Daphne Mezereum (Rad. et Cort.), Digitalis purp., Dipsacus full., Dracuncul., Eryngium (Rad. et Herb.), Euphorbia., Foeniculum, Glycyrrhiza, Gratiola, Hedera terrestris, Helianthus annuus (Flor. et Fruct.), H. pip. (Flor. et. Fruct.), Hepatica triloba, Herniaria glabra, Hyoscyamus, Hyssopus, Indigofera tinctoria, Inula bifront., I. Helenium (Rad.), Iris florentina, I. germanica, Isatis tinctoria, Iva moschata, Jalapa mirabilis, Lactuca virosa, Lavendula (Flor.), Levisticum, Lilium alb. (Flor.), Linum (Sem.), Lobelia inflata, Majorana gal. (annua), M. germ. (peren.), Malva silvestris, M. vulgaris, Marrubium alb., Matricaira, Melilotus, Melissa, Mentha aquatica, M. crispa, M. piperita, M. Pulegium, Millefolium, Morus nigra, Orchis fusca, O. Morio, Origanum vulgare, Paeonia, Papaver alb. (Sem. et Capita), P. coer. (Sem. et Capita), Parietaria, Patchouli, Petroselinum, Plantago major, Psyllium, Pulmonaria mac., Pulsatilla, Pyrethrum carneum (Flor.), P. parthenium (Flor. et Herb.), P. roseum (Flor.), Reseda luteola, Rheum Emodi, R. palmat., R. offic., Rhus Toxicodendron, Ribes rubr. (Fol.), Rosa centifolia (Flor.), Rosmarinus offic., Rubia tinct. (Rad.), Ruta hortensis, Salicaria, Salvia horminum, S. officinalis, S. Sclarea, Sambucus Ebulus (Fruct.), S. niger (Flor.), Sang. urb., Saponaria offic., Sarracenia purpurea, Satureja gallica, S. hortens. germ, Scolopendrium off., Scordium, Serpyllum, Sideritis, Sinapis alb. (Sem.), S. nig. (Sem.), Solanum nigrum, Spilanthes acmella, S. oleraceus, Stramonium, Symphitum, Tanacetum (Flor.), Thymus gallicus (annuus), T. hortensis (germ.), Urtica dioïca, U. urens, Verbascum phlomoides (Flor.), V. thaps. (Flor.), Verbena, Veronica, Viola tricolor, Xanthium spinos., X. strumar. Nach ~Ströcker~ und ~Augustin~ werden jetzt (1907) kultiviert: Althaea rosea, Cnicus benedictus, Inula Helenium (in Gärten), Linum usitatissimum (im Kleinen überall, an manchen Stellen [Bölcske, Komitat Tohna] im Großen), Melissa officinalis, Mentha piperita (im Großen in Böös, Kom. Pozsony, neben der äth. Öl-Fabrik Rezió-Laib) und in Csári (Kom. Nyitra bei Pfarrer ~Agnelli~), Mentha crispa (Kom. Tolna), Origanum majorana (Bauerngärten), Salvia officinalis (in Gärten, Kom. Tolna), Sinapis nigra u. Humulus Lupulus (Kom. Báes-Bodrog). Besonders kultivieren die Apotheker ~Laib~ und ~Várady~ in Böös (Komit. Preßburg) und ~Szkitsák~ in Privigye (Komit. Neutra). ~Laib~ und ~Várady~ cultivierten (1907): Absynth. gallic., Car. Carvi (hollandic.), Cnic. benedict., Calend. off., Chamom. vulg. u. rom., Foenicul. graec. u. roman., Hyssop., Iris Florent., Liquirit., Majoran., Malva arbor., Menth. crisp., Levistic., Ruta, Salvia, Thymus, Satureja, Valeriana. In Mezökövesd, Békéscsaba und Kolozsoár (Klausenburg) bestehen auf Anregung des ungarischen Ackerbauministers errichtete, +staatlich subventionierte Anlagen für Arzneipflanzenkultur+. England. Schwarzer Senf, Sumbul. +Essex+: Coriander. +Chesterfield+: Kümmel, Baldrian. +Bedfordshire+, in Steppingley: Belladonna, Lavendel, Bilsenkraut, Mentha, Fingerhut, Pennyroyal, in +Ampthill+: Loamy, Moister, Belladonna, Aconit, Mohn, Gurken, Lavendel, Conium, Lactuca virosa, Rosa gallica, Rosmarin, Sadebaum, Pennyroyal, Rhabarber: Rheum rhaponticum und Rh. officinale (Rh. undulat.). +Suffolk+, in Long Melford: Pfefferminz, Mangelwurz, Bilsenkraut, Mohn. Zur Öldestillation: Kümmel, Dill, Lavendel, Pfefferminz. +Surrey+ (bei Carshalton): Pfefferminz, Yssop, Schafgarbe, Beifuß, Wermut, Wurmkraut (Rainfarn), Pennyroyal, Feverfew, Marshmallow (Samtpappel), Gamander (Teucr. chamaedrys), Raute, Lavendel, Melisse, Santolina chamycyp., Solidago, Comfrey (Wallwurz), Chelidon. maj., Artemisia Abrotanum, Chenopod. olidum, Belladonna, Bilsenkraut, Sadebaum, Datura Tatula, Kamille und Lavendula. +Surrey+ (bei Mitcham): Anthemis nobilis, Rosa gallica, Mentha, Süßholz. +Yorkshire+: Süßholz (Pontefract). +Cambridgeshire+: Belladonna, Aconitum Napellus (Foxton). +Hertfordshire+: Mentha, +Oxfordshire+: Rosa gallica. +Lincolnshire+: Mentha. +Derbyshire+: Rosa gallica. +Schottland+: Lactuca, Lavendula vera. Italien. Süßholz (Teramo und in Sizilien b. Caltanisetta), Mannaesche (Calabrien und Sizilien), Iris (b. Florenz und Verona), Pomeranze (Sizilien) [Fol. aurant., Fr. aurant. immatur., Cort. fruct. aurantii], schwarzer Senf (Puglia), Citrone (Gardasee, z. B. bei Gardone), Ricinus, Mandeln (Sizilien und Apulien), Agrumen, Faenum graecum, Fenchel, Oliven, Feigen, Orangen, Anis (Apulien), Johannisbrot (Puglia), Crocus (Acquila). Ferner liefert Italien nach dem Norden (nach ~Siegfried~-Zofingen): Rad. Saponariae, Rhiz. Graminis, Rad. Althaeae, Fol. Malvae, Flor. Chamomill., Sem. Psylli, Stip. Dulcamar., Fol. Jugland., Fol. Adianti, Fol. Lauri, Fruct. Lauri, Bacc. Juniperi, Rad. gentian., Bulb. Scillae. Frankreich. Mentha piperita, Coriander, Anis, Rheum rhaponticum (Dep. d. l. Drôme, eingeg. in der Bretagne), Lavendula (zur Ölgewinnung in Montpellier, Grasse, Ventoux), andere Pflanzen, die ätherische Öle enthalten (Grasse), Althaea off., Malva u. Verbascum Thapsus (Nordfrankreich), Belladonna (bei Paris), Fenchel (Nimes), Wacholder (Jura u. Südfrankreich), Rosmarin (Südfrankreich), Glycyrrhiza glabra (Südfrankreich), Faenum graecum (Südfrankreich), Safran (Pithiviers en Gâtinois, weniger bei Orleans, Avignon u. Vinaisson), Mandeln, Oliven, Citronen u. Orangen (Südfrankreich), Rosa gallica (Lyon, Champagne, Nizza, Cannes u. Grasse), Eucalyptus u. Pomeranze (Nizza), Jasmin, Tuberose, Cassia, Veilchen u. Orangenblüten (Südfrankreich); Artemisia Absynthium, Artemisia pontica, Hyssopus officinalis u. Melissa officinalis (zur Absinthfabrikation), Krapp (Avignon), Tournesol-Crozophora tinctoria (Grand Gallargues, Dep. Gard), Pinus maritima (im Dep. des Landes für Harz). +Clermont Ferrand+ (Kulturen früher groß, jetzt unbedeutend): Lactucarium, Angelica (Wurzel), Kirschstiele, Erdbeer- u. Nußblätter. +Languedoc+ (Meynes, Montfrin, Jonquières): Alant, Mentha, Ysop (der wildwachsende in La Drôme u. La Crau besser), Melisse, Fenchel, Carotte, Salbei, Toute-bonne, Rainfarn. +Houdan+ (zwischen Chartres u. Versailles, Kulturen von ~Fouché~ und ~Oudin~): Hundsgras (Quecke), Kresse, weiße Nessel, Hyoscyamus, Belladonna, Borago offic., Angelica, Artemisia, Absinth, Cochlearia, Rosmarin, Ysop, Melisse, Angelica, Lavendel, Baldrian, Saponaria, Pranus Laurocerasus, Althaea, Anthemis, Gentiana purp., Erythraea Centaurium, Rheum Rhapont., Spartium Scoparium, wilde Stiefmütterchen, Mauerkraut, Mentha, Carduus benedictus, Chamomilla, Erdrauch, Schafgarbe, Raute, Beifuß, Datura Stramonium, Salbei, Rainfarn, Hirtentäschelkraut, Petersilie, Samtpappel, Fenchel, Melilotus, Rhus Toxicodendron. Belgien. Hopfen (Alost), Baldrian, Anthemis nobilis. In der Provinz Hainaut (Hennegau) in Lessines, Deux Acren, Flobeeg: Römische Kamille, Mohn (sehr große Mohnfrüchte), Baldrian, Angelica, Bardanna, Malve, Althaea offic. (Blüten), Verbascum Thapsus. Kleine Kultur von Belladonna, Bilsenkraut, Stramonium, Cigue, Inula Helenium, Aconit. Kulturen im Aussterben. Schweiz. Levisticum, Faenum graecum, Absynth, Inula Helenium, Hyssop., Juglans, Tilia, Sambucus, Matricaria, Melissa, Mentha, Rosa gallica, Thymus, Salvia, Cochlearia, Datura (Zofingen), Morus, Linum, Crocus (Mundt bei Brig, Sitten, Faido). Spanien. Glycyrrhiza glabra (Alicante, Tortosa, Cordova, Barcelona, Elche), Mandeln (Malaga, Valencia, Alicante u. Majorca), Anis (Alicante), Crocus (La Mancha, Albacete, Murcia, Alicante, Mallorca), Kümmel, Capsicum annuum (Alicante), Punica Granatum, Coloquinte (Südspanien), Johannisbrot (im Süden Spaniens), Feigen, Citronen, Pomeranze (Malaga), Kork. Portugal. Mandeln (bei Lissabon u. Oporto), Scilla, Quitten, Citronen, Johannisbrot, Kork. Griechenland. Mandeln, Feigen, Anis, Coloquinte (Cypern), Johannisbrot (Cypern u. Candia), Scilla (Malta u. Cypern), Pistacia lentiscus (Chios), Korinthen (Jonische Inseln, Golf von Corinth). Macedonien. Papaver (für Opium), Capsicum annuum (Salonichi). Bulgarien. Rosa (für Rosenöl), Papaver (für Opium). Schweden. Im Versuchsgarten in +Landskrona+: Conium maculatum, Atropa Belladonna, Cnicus benedictus, Hyoscyamus niger, Achillea Millefolium, Trifolium repens, Pimpinella Anisum, Coriandrum sativum, Petroselinum sativum, Foeniculum officinale, Carum Carvi, Matricaria Chamomilla, Datura Stramonium, Salvia officinalis, Nicotiana Tabacum, Melilotus officinalis, Mentha crispa, Melissa officinalis, Allium sativum, Mentha piperita, Viola tricolor, Sinapis nigra, Sinapis alba, Taraxacum officinale, Cynoglossum officinale, Arctostaphylos Uva Ursi, Digitalis purpurea, Vaccinium Myrtillus, Verbascum Thapsus, Juniperus communis, Lycopodium clavatum, Ledum palustre, Hypericum perforatum, Arnica montana, Lavendula officinalis, Rosa centifolia, Papaver somniferum, Rosa gallica, Carthamus tinctorius, Convallaria majalis, Tanacetum vulgare, Cochlearia officinalis, Solanum Dulcamara, Pontentilla Tormentilla, Iris speciosa, Aconitum Napellus, Pimpinella Saxifraga, Levisticum officinale, Humulus Lupulus, Colchicum autumnale, Linum usitatissimum, Artemisia vulgaris, Althaea officinalis, Inula Helenium, Hyssopus officinalis, Thymus vulgaris, Artemisia Absinthium. Finland. Kümmel (nicht bester Qualität). Ostseeprovinzen. Lein, Kümmel, Kalmus. Rußland. Tee (Kaukasus, Tiflis), Lein (Mittelrußland), Coriander, Anis (Krasnoje ist Anismarkt), Kümmel, Süßholz (auf den Inseln des Wolgadeltas und weiter südlich), Brassica Besseriana (Südrußland, Gouv. Astrachan, Sarepta), Quitten (Südrußland), Pyrethrum coronopifolium Willd. (Kaukasus), Hanf (südl. von Moskau), Krapp (Derbent am Caspimeer), Fruct. Capsici (Gouv. Samara, Saratow, nied. Wolga), Sem. Cinae (Gouv. Orenburg u. Turkestan), Oliven (Krim, Kaukasus), Mentha piperita (Gouv. Tula u. Bezirk Rostow). +Gouv. Jaroslaw+: Herba Basilici, Fol. Melissae, Herb. Majoranae, Fruct. anisi vulg., Herb. Hyssopi, Origani vulg., Petroselinum (Rad. Fol. u. Fruct.), Herb. Estragon., Rad. Dauci, Fol. Ribis Nigri, Herb. Rutae graveolens, Cardui benedicti, Herb. u. Flor. Millefolii. Im Njest Rostewski: Menth. pip., Salvia, Majoran. +Gouv. Poltawa+: Petroselinum (Flor., Fol. u. Fruct.), Flor. Malvae Arboreae, Flor. Rosae centifoliae (auch Krim), Flor. Acaciae alb. (auch in Loubny), Herb. u. Flor. Millefolii, Flor. Verbasci Rossic. In +Lubnij+: Althaea, Chamomilla. +Gouv. Moskau+: Herb. Estragon, Capita Papaveris, Stroboli Lupuli, Fol. u. Flor. Helianthi annui (auch in Prilouky), Flor. Chamomill. vulg., Fol. Belladonnae, Fol. Cardui benedic., Fol. Cardui Mariae, Fol. Digitalis, Fol. Petroselini, Herb. Tanaceti balsamit., Herb. basilici, Herb. Centaurii minor., Herb. u. Flor. Millefolii. +Gouv. Tambow+: Menth. pip. +Gouv. Woronesch+: Anis. +Nordkaukasien+ (Baku, Jelisawetopol, Derbent): Ricinus. Crocus sativus var. α autumnalis und var. B. Pallassii (C. Pallassii Marsch. Bieb.) werden in Rußland bei Elisabethpol, Tiflis, Derbent und Baku, am Kaspischen Meer und in Nordpersien gebaut. Kleinasien. Anis (Smyrna), Feigen (Smyrna, bes. Aïdin), Pyrethrum (Armenien), Glycyrrhiza (Smyrna u. Sohia), Papaver für Opium (im Nordwesten bei Karahissar Sahip, Balarhissar, Geiwa u. Bogaditsch, im Süden bei Uschak, Afjunkarahissar u. Hamid), Colocynthis (Palästina), Liquidambar orientalis (kleinasiatische Küste, gegenüber von Kos u. Rhodus), Krapp (Smyrna), Rosinen (Smyrna), Crocus (Zafiran Boli), Rad. Scammonii. Persien. Papaver, Feigen, Pyrethrum, Rosa gallica (Schiras), Crocus (Chorassan). Vorderindien, Ceylon und Straits Settlements. Senf (Brassica juncea u. and.) (Bengalen), Tee, Baumwolle, Zucker, Kaffee, Myristica (Penang), Lein (Bengalen), Pfeffer (Pulopinang, Malakka u. Penang), Hevea brasiliensis für Kautschuk (Malakka u. Ceylon), Areca Catechu (Ceylon), Coca und Ipecacuanha (Ceylon), Chinarinde (Ceylon, British Sikkim u. in den Nilagiris), Tamarinden, Ricinus, Cannabis indica, Rosa (Bengalen u. Ghazipur), Elettaria Cardamomum (Malabar u. Ceylon), Indigo, Fenchel, Zimt, Zingiber (Bengalen u. Cochin), Cocos, Cassia, Coriander, Curcuma (Bengalen), Papaver für Opium (Indien, Bengalen, Malva, in den Holkarländern), Senna (Tinnevelly), Faenum graecum, Citronella (Ceylon), Pfeffer (Malabar in Tilicheri u. Aleppi, Assam), Jalappe (Ipomoea purga in British Ind., Nilagiris), Andropogonarten (Ceylon), Jute (Bengalen). Java und andere südasiatische Inseln. Reis, China, Tee, Kaffee, Curcuma, Cubebe, Indigo, Coca, Palaquium u. Payena, Zuckerrohr (Java), Tabak (Sumatra), Hevea für Kautschuk (Java u. Sumatra), Gambier, Pfeffer (Sumatra, Rioux Lingga, Lampong auf Java), Andropogon Schoenanthus (Java), Vanille (Tahiti), Areca Catechu (Java), Myristica (Bandainseln), Melaleuca minor (auf den Burruinseln zwischen Celebes u. Ceram), Gewürznelken (Amboina und auf den Ulyasserinseln: Nusalaut, Saparua u. Haraku), Ylang-Ylang (Manila), Cassia Fistula (Java), Cacao (Samoa). Japan. Mentha piperita (Prov. Uzen), Laurus Camphora (Formosa), Aralia Ginseng, Papaver für Opium (Osaka), Sikimi. China. Papaver für Opium, Ingwer, Galgant (auf Heinan und in China), Elettaria Cardamomum, Tee, Aralia Ginseng, Rheum (Hupeh), Baumwolle, Sternanis, Laurus Camphora, Cinnamom, Cassia. Afrika. Faenum graecum (Ägypten u. Marokko, Mazagan), Brassica, Mandeln (Marokko), Lein (Algerien u. Ägypten), Quitten (Cap), Coriander (Marokko), Kümmel (Marokko), Papaver (Ägypten, Algerien), Feige (Nordafrika), Tamarinden (Ägypten), Gewürznelken (Sansibar u. Pemba, Réunion), Rosa (Tunis u. Ägypten), Hagenia abyssinica (Abyssinien in Dörfern), Scilla (Algerien), Ingwer (Sierra Leone), Baumwolle (Ägypten), Vanille (Bourbon, Mauritius, Madagaskar, D. O.-Afrika u. Seychellen), Anacyclus Pyrethrum (Tunis u. Algerien), China (Sao Thomé, in Deutsch-West- u. Deutsch-Ostafrika, Réunion), Kola (Westafrika), Tee (Mauritius), Zuckerrohr (Mauritius), Henna, Yohimbéhé. Australien. Baumwolle (Hawaï), Eukalypten. Centralamerika nebst Inseln. Cacao, Brassica juncea, Citrusarten, Anis (Mexiko), Vanille (Vera-Cruz, Guadeloupe, Martinique), Feigen, Tabak (Cuba), Tamarinden (westind. Inseln), Croton (New Providence), Guajac (San Domingo), China (Jamaica: Blue mountains), Aloë (Barbados, Curaçao), Maranta (Bermuden, auf St. Vincent), Myroxylon Pereirae (San Salvador), Citrus vulg. (Curaçao), Piment (Jamaica), Ingwer (Jamaica u. Barbados), Baumwolle u. Ricinus (westind. Inseln), Kola (Jamaica, Trinidat), Indigo (Mexico). Südamerika. Paullinia Cupana (Mané, Villa bella und Imperatrix), Kaffee, schwarzer Senf, Anis (Chile), Vanille (Westabhang der Cordilleren), Ipecacuanha, Mate (Uruguay u. Parana), Capsicum baccatum (Cayenne), Coca (Bolivien u. Peru, Cuzko u. Trujillo), Guajac, Cacao, Jaborandi (Ceará, Paraguay), Indigo (Columbien, Venezuela), Tonco (Venezuela), Nelken (Cayenne), Baumwolle (Brasilien), China (Bolivien). Die Cinchonenkulturen Boliviens liegen in den Seitentälern des Beni und am Mapiri. Vereinigte Staaten von Nordamerika. +Kultivierte Arzneipflanzen+: Mentha piperita (Wayne County in New York, St. Joseph County in Michigan, Wisconsin, Indiana, Ohio), Crocus sativ. (Pensylvanien -- aufgegeben), Digitalis purpurea (Washington u. Süd-Carolina), Absynth, Salvia und Atropa Belladonna (New Jersey), Cassia acutifolia (Corpus Christi Texas, Washington), Conium maculatum, Matricaria Chamomilla, Calendula officinalis, Inula Helenium, Ricinus communis, Panax quinquefolium, Urtica urens, Baumwolle, Tabak und Zucker (Südstaaten), Cinnamom, Camphora (Florida). +Gartenkräuter für Hausgebrauch+: Anis, balm, sweet basil, bene, boneset, borage, caraway, catnip, coltsfoot, coriander, cumin-dill, sweet fenne, hoarhound, lavender, pennyroyal, Rosmarin, Raute, Salbei, summer and winter savory, Majoran, Symphytum, tansy, tarragon, thymian und wormwood. +Erfolgreiche Versuche+ (Versuchstationen: Bei Washington (D. C.), bei Timmonsville (Süd-Carolina), bei Huntington (Florida), Pierce (Texas); (die Station der Quäker in Massachusetts (Ohio) ohne Bedeutung): Papaver somniferum (ohne großen Erfolg), Cinnamomum Camphora (bis Süd-Carolina u. Oakland), Glycyrrhiza glabra, Hyoscyamus niger, Citrullus Colocynthis, Capsicum fastigiatum, Datura Tatula, Scopolia Carniolica, Cassia angustifolia, Convallaria majalis, Anacyclus Pyrethrum, Chrysanthemum cinerariaefolium, Aristolochia Serpentaria, Althaea officinalis, Hydrastis canadensis (ohne großen Erfolg), Artemisia anthelmintica (wormseed; Florence County in Nord-Carolina), Ginseng (östl. Ver. Staat.; Hauptzentrum New York), Licorice (Versuche in Süd-Carolina), Capsicum (Versuche in Ebenezer, Süd-Carolina, in Potomac Flats bei Washington und Pierce, Texas). +Kultivierte Nutzpflanzen+, auch von medizinischem Wert (nach ~Kraemer~): Aesculus glabra, Aesculus Hippocastanum, Ailanthus glandulosa, Betula lenta, Castanea dentata, Cercis canadensis, Citrus species, Cornus florida, Diospyros virginiana, Eucalyptus Globulus, Eucalyptus rostrata, Fraxinus americana, Juglans cinerea, Juglans nigra, Juniperus communis, Juniperus Sabina, Larix americana, Lindera Benzoin, Liquidambar styraciflua, Liriodendron tulipifera, Magnolia glauca, Melia Azedarach, Ostrya virginiana, Pinus Strobus, Populus candicans, Populus tremuloides, Prunus serotina, Ptelea trifoliata, Sorbus americana, Pyrus malus, Quercus alba, Quercus rubra, Quercus velutina, Salix alba, Salix nigra, Sassafras off., Tsuga canadensis, Ulmus fulva, Xanthoxylum americanum, Alnus serrulata, Berberis vulgaris, Buxus sempervirens, Ceanothus americanus, Chionanthus virginica, Comptonia peregrina, Cornus stolonifera, Crataegus oxyacantha, Daphne Mezereum, Evonymus atropurpureus, Cytisus Scoparius, Hamamelis virginiana, Hydrangea arborescens, Ilex verticillata, Kalmia latifolia, Laurus nobilis, Myrica cerifera, Amygdalus persica, Rhamnus cathartica, Rh. Frangula, Rh. Purshiana, Rhus glabra, Rosa gallica u. centifolia, Rosmarinus off., Sambucus canadensis, S. nigra, Spiraea tomentosa, Thuja occidentalis, Viburnum Opulus, V. prunifolium, Parthenocissus quinquefolia, Celastrus scandens, Gelsemium sempervirens, Humulus Lupulus, Menispermum canadense, Passiflora incarnata, Solanum Dulcamara, Achillea Millefolium, Aconitum Napellus, Acorus Calamus, Aletris farinosa, Allium sativum, Althaea rosea, Anemonearten, Anthemis nobilis, Asclepias tuberosa, Baptista tinctoria, Betonica officinalis, Cassia marylandica, Chamaelirium luteum, Cimicifuga racemosa, Echinacea angustifolia, Eryngium aquaticum, Foeniculum vulgare, Geranium maculatum, Gillenia trifoliata, Lacinaria spicata, Glechoma hederacea, Hepatica triloba, Paeonia off., Panax quinquefolium u. Aralia quinquefolia (Ginseng in New York, Illinois, Wisconsin, Ohio u. Tennessee, westl. vom Mississippi), Polygonatum biflorum, Polemonium reptans, Rudbeckia laciniata, Ruellia ciliosa, Salvia off., Silphium laciniatum, Sanguinaria canadensis, Symphytum off., Trillium erectum, Urginea maritima, Cereus grandiflorus, Lophophora Lewinii, Andropogon arundinac. vulg., Cannabis sativa, Capsicum fastigiatum, Petroselinum sativum, Carum carvi, Citrullus vulgaris, Cucurbita Pepo, Dephinium Consolida, Gossypiumarten, Hyoscyamus niger, Lactuca virosa, Calendula off., Nicotiana Tabacum, Ocimum Basilicum, Origanum Majorana, Papaver somniferum, Roripa Armoracia, Satureja hortensis, Trifolium pratense u. repens, Zea Mais, Sinapis nigra, Linum, Sassafras, Lobelia inflata, Cypripedium parviflorum u. hirsutum, Polypodium vulgare, Adiantum hirsutum, Polianthus tuberosa (für Parfümerie in Florida und Nord-Carolina). Californien. Citrusarten (auch in Florida), Viola odorata, Brassica juncea. Über die =Rentabilität von Arzneipflanzenkulturen= ist viel gestritten worden. Sie ist abhängig von den Bodenpreisen und der Höhe der Arbeitslöhne. Rußland und Ungarn, die noch große Strecken unkultivierten Landes und niedrige Lohne besitzen, haben die günstigsten Bedingungen für eine rentable Kultur der europäischen Arzneipflanzen. Pfarrer ~Jos. Agnelli~ in Csári bei Saßin in Ungarn, der gegen 200 Arzneipflanzen anbaute, bemerkt (1893): «Im allgemeinen rentieren sich die medizinischen und technischen Pflanzen entschieden viel besser als alle anderen Ökonomiepflanzen.» Ich füge hinzu: Sie verlangen aber auch ein liebevolleres Eingehen auf die Individualität und dürfen nicht schematisch betrieben werden. Lit. +Flückiger+, Pharmakognosie, +Flückiger+ und +Tschirch+, Grundlagen. +Fristedt+, Das Alter unserer vegetabilischen Heilmittel in der Medizin. Schw. Wochenschr. 1885. +H. Correvon+, Le jardin de l’herboriste. Propriétés et culture des plantes médicinales et des simples (112 Fig.) Genève 1896. +Tschirch+, Der Anbau der Arzneigewächse in Deutschland. Arch. f. Ph. 1890, 663. +Diffloth+, La culture des plantes médicinales dans le nord de la France. Journ. Pharm. 1901. +Holmes+, Cultivation of herbs in Surrey. Ph. J. 1900, Cultivat. of medicinal plants in Bedfordshire and Suffolk. Ph. J. 1900, auch ebenda 1905. +Göppert+, Die offizinellen und technisch wichtigsten Pflanzen der Gärten. Görlitz 1852. +Schmidt+, Handbuch der medizinischen und Färbekräuter. Gotha 1832. +Salomon+, Handbuch der höheren Pflanzenkultur. Stuttgart 1880. +Schöller+, Der Anbau der Arzneigewächse. Nordhausen 1843. +Löbe+, Die neueren u. neuesten Kulturpflanzen. Nach Arten, Abarten u. Anbau systemat. beschrieben. 1863. +Löbe+, Anleitung zum rationellen Anbau der Handelsgewächse. Stuttgart 1868 und 1879. +Jäger+, Der Apothekergarten. Anleitung zur Kultur und Behandlung der in Deutschland zu ziehenden Medizinalpflanzen. Hannover 1890. +Schwabe+, Der Medizinalkräuterbau in Thüringen. Korrespondenzbl. d. allg. ärztl. Vereins. Thüringen 1876. +Trenka+, Über den Anbau von Arzneipflanzen. Pharm. Post 1892. +P. Agnelli+, Über die Kultur der Arzneipflanzen. Ebenda 1893. +Petzold+ und +Süß+, Zur Frage des Anbaus von Arzneipflanzen in den durch die Phylloxera devastierten Weingärten. Ebenda 1897. +Zapfe+, Über die Kultur der Arzneipfl., spez. der Pfefferminze. Ebenda 1897. +Breitfeld+, Der deutsche Drogenhandel. Leipzig 1906. +Schweißinger+, Alkaloidgeh. narkot. Pfl. bei der Kultivier. Ph. Z. 1891. +Oppenau+, Der Hanfbau im Elsaß. Seine Geschichte, Bedeutung usw. 2. Aufl. 1897. +Bavay+, De l’influence de la culture sur l’activité des plantes médicinales. Congr. int. Paris 1900. +Paschkiewicz+, Kultur von Arzneipflanzen (russisch) 1903. +Camus+, Die (in Frankreich) einheimischen Medizinalpflanzen. Bull. sc. pharmacol. 1903. +Ward+, On the growth of plants in glazed cases. London 1842. +W. K. Voltz+, Der Einfl. d. Menschen auf die Verbreitung d. Haustiere und Kulturpflanzen. Leipzig 1852. +Andersson+, Plantes cultivées de la Suède. Ann. sc. nat. 1867. +Risso et Poiteau+, Hist. et cult. des Orangers. Paris 1872 (m. 110 Taf.). +Arcuri+, Coltivazione de Frassino da Manna. Agricoltura meridionale 1879. +Arzneipflanzen+-Anbau bei Berlin. Deutsche Gartenzeitung 1886, S. 118 u. 599. +Kraemer+, Conservation and cultivation of medicinal plants. Am. Journ. pharm. 1903 und Textbook of botany and Pharmacognosie 1907. +Post+ und +Lindström+, Om odling och insaml. af medicinalväxter 1905 (m. kol. Taf.). +Safran+-Kultur in Pennsylvanien. Am. Journ. pharm. 1905. +A. Poehl+, Die Kultur von Medizinalpflanzen auf radiumhaltigen Böden. Pharmatsevtischesky Journal 1905. +Stich+, Zum Anbau von Medizinalpflanzen. Apotheker-Zeit. 1907, Nr. 89. +Waldmann+, Einiges über Medizinalkräuter in Ungarn und Frankreich. Pharm. Post. 1908. +Béla Páter+, Gyógynövények termelése (Heilkräuteranbau). Verl. d. Siebenbürg. Landwirtsch. Ver. u. Ders., Vadontermö Gyógynövények (Wildwachs. Medizinalpfl.). Verl. d. Ungar. Landwirtsch. Ver. +Groot+, Einfl. d. Düngung auf d. Gehalt d. Arzneipfl. an wirks. Bestandt. Ph. Weekbl. 34 (1898). +Louis Planchon+, Commerce actuel de l’herboristerie dans une région du Languedoc. Journ. d. pharm. 1896. +Louis Planchon+, Plantes médicinales et toxiques de Départ. de l’Hérault. Mém. Acad. de Montpellier 1899 (mit ausführl. Tabellen). +La Wall+, The drug and herb Vendors of the Sidewalks of Philadelphia. Am. Journ. pharm. 1900. +Albert Schneider+, The native and introduced poisonous and medicinal plants of California with suggestions on drug culture. The Pacific pharmacist 1907. +Blomeyer+, Kultur der landwirtschaftlichen Nutzpflanzen, 2 B. (herausgeb. v. +H. Settegast+). +Für tropische Kulturen+: +Tschirch+, Indische Heil- und Nutzpflanzen und deren Kultur. Berlin 1892. +Afbeeldingen+ vom Kolonial-Museum Haarlem herausgegeben. +Greshoff+, Schetsen van nuttige indische Planten. +H. Semler+, Die tropische Agrikultur. Ein Handbuch für Pflanzer und Kaufleute. 3. B. Wismar 1886. 2. Aufl. 4. B. von +R. Hindorf+ (mit +Warburg+ und +Busemann+). Wismar 1897. +van Gorkom+, De Oostindische Cultures. 2 Vol. Amsterdam 1884. +van Someren Brand+, De groote cultures der wereld. Geschiedenis, teelt, voeding, nuttige toepassing. Amsterdam 1906. +Simmonds+, Tropical Agriculture. London 1877. +E. Mead Wilcox+, Glimpses of tropical agriculture. Ohio 1900. +Brockmeier+, Über den Einfluß der englischen Weltherrschaft auf die Verbreitung wichtiger Kulturgewächse, namentlich in Indien. Diss. Marburg 1884. +J. Wohltmann+, Handbuch der tropischen Agrikultur für die deutschen Kolonien in Afrika. Leipzig 1892. +R. Sadebeck+, Die Kulturgewächse der deutschen Kolonien und ihre Erzeugnisse. Jena 1899. +Jumelle+, Les cultures coloniales. 2 vol. (m. 205 Fig.). Paris 1901. I. Plantes alimentaires, II. Pl. industrielles et médicinales. +D’Almada Negreiros+, L’agriculture dans les colonies portugaises. Paris 1905. +P. Sagot+ u. +E. Raoul+, Manuel pratique des cultures tropicales et des plantations des pays chauds. Paris 1893. Rep. of the spice and other cultivation of Zanzibar and Pemba Islands. For. office 1892, Miscell. Ser. Nr. 26. +Louis Planchon+, La récolte et la conservation des drogues exotiques. Bull. Soc. Languedoc. d. Geogr. 1898. +Preuß+, Cult. v. Medizinalpfl. im Bot. Gart. Viktoria (Kamerum). Notizbl. Bot. Gart., Berlin 1902. +H. Rackow+, Tropische Agrikultur. Berlin 1900. +R. Sadebeck+, Die tropischen Nutzpflanzen Ostafrikas, ihre Anzucht und ihr ev. Plantagenbetrieb. Hamburg 1891. +Max Fresca+, Der Pflanzenbau in den Tropen und Subtropen. Berlin 1904. +A. Stutzer+, Die Düngung der wichtigsten tropischen Kulturpflanzen. Bonn 1891. +E. Zietlow+, Subtropische Agrikultur. Ein Handbuch für Kolonisten und Pflanzer. Leipzig 1904. +Zeitschriften+: Der Tropenpflanzer, Zeitschr. für tropische Landwirtschaft. Herausgegeben von +O. Warburg+ und +F. Wohltmann+, seit 1897. Organ des Kolonialwirtschaftlichen Komitees. -- +Der Pflanzer+, herausgegeben durch die Usambara-Post (Deutsch-Ostafrika), gegr. 1905. -- +Deutsches Kolonialblatt.+ -- +Deutsche Kolonialzeitung.+ -- Koloniale Zeitschrift. -- Deutsch-Südwestafrikanische Zeitung. -- Ostasiatische Lloyd. -- Quinzaine coloniale. -- Mitteil. von Forschungsreisenden u. Gelehrten a. d. deutsch. Schutzgebieten. -- +Dietrich Reimers+ Mitteilungen für Ansiedler, Farmer, Tropenpflanzer usw. Zwanglose Hefte mit Ankündigungen von einschlägiger Literatur. -- +Annuaire agricole, commercial et industriel des colonies de la rep. franc.+ -- +Journal d’Agriculture tropicale+ (Paris), gegr. 1901. Red.: +Vilbouchevitsch+. -- +l’Agriculture pratique des pays chauds.+ Paris. -- +Revue des cultures coloniales+, Paris. -- Bulletin offic. de l’Etat indépend. de Congo. -- The Shamba, Journal of agriculture for Zanzibar. -- +Tropical agriculturist+, Colombo. -- +Indian forester+, Allahabad. -- +Queensland Agricult. Journ.+ -- +De Indische Mercuur+, Amsterdam. -- +Teysmannia+, Batavia. -- +Tijdschrift voor Nyverheid and Landbow+, Batavia. -- Natuurkundig Tijdschrift voor Ned. Indie., Batavia. -- Geneeskundig Tijdschrift voor Ned. Indie., Batavia. -- Verslag omtrent den staat van’s lands Plantentuin te Buitenzorg (Jahresber.). -- Mededeelingen uit’s lands plantentuin. -- Bulletin van het Koloniaal Museum te Haarlem. -- Bulletin of the Botan. Departm. Jamaica. -- Relatione annual do Instituto Agronomico do Estado de S. Paulo (Brazil) em Campinas, Sa. Paulo. Die reich illustrierten Veröffentlichungen des +United States Departement of Agriculture+ (Bulletins und Yearbook), die den Kulturen der Heil- und Nutzpflanzen große Aufmerksamkeit widmen und sehr liberal verteilt werden, sind wertvoll. Darin: +Alice Henkel+, wild medicinal plants of the united states 1906. +Henkel+, Peppermint 1905. +Stockberger+, the drug known as pinkroot. 1907. +Henkel+, golden seal, 1904. Henkel, weeds used in medicine 1904. +Chesnut+, plants poisonous to stock 1898 und Principal poisonous plants of the united states 1898. +Steele+, can perfumery farming succeed in the united states 1898. +Chesnut+, thirty poisonous plants of U. St. 1898. +True+, Cultivation of drug plants in the U. St. und Progress in drug-plant cultivation 1905 u. a. Die Publikationen der Institute sind im Abschnitt Zeitschriften und Institutspublikationen weiter hinten aufgeführt. Vgl. auch: +G. Watt+, Selection from the Records of the Government of India Revenue and Agric. Dep. by the Reporter on economic products 1888–1890. +W. Richter+, Kulturpflanzen und ihre Bedeutung für das wirtschaftliche Leben der Völker. Geschichtlich-geograph. Bilder, Hartleben 1890. +Historisch interessant+: +Joh. Commelin+, Horti medici Amstelodamensis rariorum tam orientalis quam occidentalis aliarumque peregrinarum plantarum descriptio et icones ad vivum aeri incisae. Opus posthumum latinitate donatum notisque et observationibus illustr. a +Fred. Ruyschio et Franc. Kiggelario+. 2 Bde. 224 Kupfertafeln. Amstelod. 1697–1701. +Basil. Besler+, Hortus Eystettensis sive diligens et accurata omnium plantarum, florum, stirpium, et variis orbis terrae partibus singulari studio collectarum quae in celeberrimis viridariis arcem episcopalem ibidem cingentibus olim conspiciebantur delineatio et at vivum repraesentatio. 3 part. in 2 vol. Mit Kupfertitel von +Wolfg. Kilian+ u. 367 Kupfertafeln. 1713. +Dionysius Uticensis+, De agricultara libri XX. +Jano Cornario+ medico interprete. Lugd. 1553. +Belon+, De neglecta cultura stirpium ed. Clusius 1605. +J. C. Volckamer+, Hesperidum Norimbergensium sive de malorum citreorum, limonum, aurantiorumque cultura et usu libr. IV. 1713. +J. C. Volckamer+, Nürnbergische Hesperides od. gründl. Beschreibung d. edlen +Citronat+, +Citronen+, u. Pomerantzen-Früchte, wie solche in selbiger u. benachbarten Gegend recht mögen eingesetzt, gewartet u. fortgebracht werden. 2 Bde. Mit 249 +Kupfertafeln+. Nürnb. 1708. +P. J. Marperger+, Nutz- und Lustreicher Plantagen-Tractat oder gründl. Beweiss, was die Cultur fremder u. auch einheimischer Plantagen an Bäumen, Kräutern und andern Gewächsen unserm Teutschland in seinen Hausshaltungen und Commerciis wie auch dem Aerario selbst für Nutzen bringen könne, wie die Populosität, samt den Manufakturen dadurch könte gemehret, nahrlose Städte wieder in Aufnehmen gebracht, unsere teutsche Exportanda gar merklich dadurch erweitert u. viel Millionen Gelds im Lande erhalten werden. Dresden 1722. +G. C. Eimmart+, Lust vnd Arzeneygarten des Königlichen Propheten Davids. 150 Blatt mit 300 +Kupfern+, Nürnb. ca. 1740. +Ludwig+, Radicum officinalium bonitas ex vegetationis historia dijudicanda. Lips. 1743. +Ludwig+, De plantarum viribus cultura mutatis. Lips. 1772. +J. Ellis+, Anweisung wie man Saamen u. Pflanzen aus Ostindien u. andern entlegenen Ländern frisch u. grünend üb. See bringen kann. Nebst einem Verzeichnis von ausländ. Pflanzen, deren Bau in +amerikan. Colonien+ befördert zu werden verdient. 1775. +Dietrich+, Der Apothekergarten. Berlin 1802. +Desfontaines+ Hist. d. arbres et arbrisseaux qui peuvent être cultivées en plaine terre sur le sol de la france. 2 vol. 1809. +Lauterbach+, Geschichte der in Deutschl. bei der Färberei angew. Farbst. mit bes. Berücks. d. mittelalterlichen Waidbaues. Leipzig 1905. +G. Buschan+, Vorgeschichtl. Botanik der Kultur- und Nutzpfl. d. alten Welt auf Grund prähistor. Funde. Breslau 1895 (dort d. Literat.). +Joh. Hoops+, Waldbäume und Kulturpflanz. im german. Altertum. Straßb. 1905. Graf zu +Solms-Laubach+, Herkunft, Domestikation und Verbreitung des gewöhnlichen Feigenbaums. Abh. d. K. Ges. d. Wiss., Göttingen 1882. +V. Hehn+, Kulturpflanzen und Haustiere in ihrem Übergang aus Asien nach Griechenland und Italien, sowie in das übrige Europa. 7. Aufl. (+v. Schrader+ und +Engler+). Berlin 1902. +A. de Candolle+, Origine des plantes cultivées. Paris 1896 (4. edit.). +Joret+, Les plantes dans l’antiquité et au moyen age. Paris 1897. +A. Dozy+, Le Calendrier de Cardoue de l’année 961 texte arabe et ancienne traduct. latine. Leiden 1873. +Thär+, Altägyptische Landwirtschaft 1881. +F. Woenig+, Die Pflanzen im alten Ägypten. Ihre Heimat, Geschichte, Kultur und ihre mannigfaltige Verwendung im sozialen Leben, in Kultus, Sitten, Gebräuchen, Medizin, Kunst. Mit zahlr. Abbildungen. 1886. +Linné+, Vorlesungen über die Kultur der Pflanzen (Neu: Ups. 1907). +Hartwich+, Historisches über die Kultur der Arzneipflanzen, Schw. Wochenschr. +Kerner+, Die Flora der Bauerngärten in Deutschland. Verh. d. Zool. Botan. Ver. Wien 1855. +Fischer-Benzon+, Altdeutsche Gartenflora 1894. +Göppert+, Geschichte der Gärten. Schles. Ges. vaterl. Kult. 1865. +Steinvorth+, Die fränk. Kaisergärten, die Bauerngärten der Niedersachsen u. die Fensterflora. Jahresh. naturw. Ver. Lüneburg 1890. +Glaab+, Die Pflanzen der salzburgischen Bauerngärten und Bauerngärten im allgemeinen. Deutsch. bot. Monatsschr. 1892 u. 1893. +J. W. Weinmann+, Phytanthozaiconographie. 4 B. mit 1025 kol. Kupfertaf. Regensburg 1737–45. +Scriptores rei rusticae veteres latini+ (Columella, Cato, Varro, Palladius) ed. Geßner 1735 und Ernesti 1773. +H. O. Lenz+, Botanik d. alten Griechen und Römer. Gotha 1859. Weitere Literatur im Text. Sammle Chrysanthemon itzo, das heilige, feucht noch vom Erdtau Eh’ den unendlichen Kreis der erhabene Helios antritt. +Anonymi carmen graecum de herbis.+ 2. Einsammlung. Obwohl das +Einsammeln wildwachsender Pflanzen+ nicht eigentlich in das Kapitel Pharmakoërgasie (Arzneipflanzen+kultur+) gehört, sei doch auch dieses Zweiges der Drogenkunde an dieser Stelle gedacht, da bei weitem die Mehrzahl der heimischen Drogen von wildwachsenden Pflanzen gesammelt wird. Die +Kräutersammler+ oder Kräutersammlerinnen bringen ihre Ausbeute entweder den Drogisten in den Städten oder den Landapothekern, die ihren Überschuß dann an Grossisten weitergeben. Das Trocknen besorgt meist der Apotheker, bisweilen aber auch der Kräutersammler. «Übrigens sollte», sagt ~J. C. Ebermaier~, «billig ein jeder Apotheker diejenigen Vegetabilien, welche in seiner Gegend in zureichender Menge einheimisch sind, selbst sammeln lassen und sie nicht etwa der Bequemlichkeit wegen schon trocken von anderen Orten verschreiben, weil man nicht wissen kann, ob dieselben zu rechter Zeit eingesammelt und gehörig getrocknet wurden und ob sie auch wirklich frisch sind.» [Illustration: Fig. 62. Alraungräber nach einer Handzeichnung aus dem XVI. Jahrh. im German. Museum. [Aus +Peters+, pharm. Vorzeit.]] Bereits ~Plinius secundus~ gibt einige ganz verständige Vorschriften für die Einsammlung. Er sagt z. B.: «Der _Thymian_ muß während seiner Blütezeit gesammelt und im Schatten getrocknet werden». Er erwähnt auch die merkwürdige Einsammlung des _Ladanum_ mittelst der Bärte der Ziegen. Auch die römischen Schriftsteller der Landwirtschaft aus der ersten Zeit nach Christi Geburt und später, besonders ~Columella~ und ~Palladius~ (s. S. 75) gedenken der Kultur und Einsammlung der Heilpflanzen; ebenso der Kalender des ~Harib~ (961), der z. B. vorschreibt, daß _Scilla_ im April zu sammeln ist. Auch in dem +Minhag ed dukkân+ des ~Abul Muna~ aus dem Jahre 1260 (arab. Text 1881 in Bulacq bei Kairo gedruckt) befindet sich ein Kapitel, «zu welcher Zeit und von welchem Orte sie (die simplicia) geerntet und bezogen werden sollen, wie und in welchen Gefäßen man sie aufbewahrt». In ~Saladins~ +Compendium aromatariorum+ (1488) handelt der fünfte Abschnitt ausführlich und ganz vernünftig von den Regeln beim Einsammeln der einzelnen Vegetabilien. Unvernünftig, aber ganz im Geiste jener Zeit sind dagegen die Vorschriften, die ~Schröder~ in seiner +Pharmacopoea medico-physica+ (1641) im Kapitel «de colligendi tempore secundum constitutionem» gibt, das mit den Worten beginnt: «Macrocosmica constitutio rerum nativarum colligendarum spectatur, partim qualitatibus universalioribus seu manifestioribus, partim influentis stellarum specialioribus seu occultioribus». Zur «Zeit des pharmakologischen Barok», wie ~Fristedt~ die Periode der Pharmakognosie nennt, in der der Drogenschatz Europas auf 6000 gestiegen war (XVI. bis XVIII. Jahrh.), wurde der Einsammlung ein großes Gewicht beigelegt und genaue Vorschriften gegeben. Aus dieser Zeit stammt das Werk von ~Heister~, +de collectione simplicium+ (Helmstadii 1722) und auch ~Antoine Baumé~ beschrieb in seinen +Elements de pharmacie+, Paris 1762, die Einsammlung der Arzneipflanzen. Besonders enthält aber des ~Zacutus Lusitanus~ (1575–1642) +Pharmacopoee+ aus dem Jahre 1641 (vgl. die Besprechung von ~Rich. Landau~ Janus, 1899) sehr genaue Vorschriften über Einsammlung und Trocknung der Vegetabilien. Auch die Lehren der chinesischen Pharmakologie, die sonst viel Phantastisches enthalten, betrachten die Wirksamkeit einer Heilpflanze als abhängig vom Boden, von der Einsammlungszeit, der Art des Trocknens. «Man soll die zu Heilzwecken bestimmten Pflanzenteile im Frühjahr früh morgens und im Herbst abends einsammeln. Früchte, Blätter, Blüten und Stengel müssen in ganz reifem, ausgebildetem Zustande geerntet werden.» [Illustration: Fig. 63. _Orangenblüten_ernte in Bar sur Loup bei Grasse. [Aus +Roure-Bertrand+ fils Berichte.]] Daß man Arzneipflanzen nicht zu jeder beliebigen Zeit einsammeln dürfe, war also schon den Alten bekannt. Die Rhizotomen (s. Geschichte) wußten auf diesem Gebiete offenbar gut Bescheid, doch hat ~Theophrast~, der selbst einige Regeln über das Einsammeln der Wurzeln und Früchte gab, sicher Recht, wenn er meint, daß von den Vorschriften der Rhizotomen und Pharmakopolen «einiges zweckmäßig, anderes marktschreierisch», und man kann hinzufügen, noch anderes auf Aberglauben beruhend ist. Die Rhizotomen gaben nämlich nicht nur Vorschriften über die Zeit der Einsammlung -- welche Pflanzen bei Nacht, bevor die Sonne darauf scheint, welche bei Tage zu graben sind, sondern erachteten auch manchen Hokuspokus dabei für erforderlich: _Thapsia_ solle man mit Öl gesalbt vom Winde abgewandt graben, vor der Einsammlung der _Nießwurz_ solle man Lauch essen, beim Graben der _Kentauris_ (_Centaurea Centaur._) müsse man sich vor der Weihe hüten. [Illustration: Fig. 64. Einsammlung der _Veilchen_ in einem _Oliven_hain in Grasse.] «Auch den _Mandragoras_ (vgl. Fig. 62) solle man dreimal mit dem Schwerte umziehen und gegen Abend gewandt abschneiden; ein anderer aber solle rings um ihn her tanzen und viel von Liebeswerken reden. Gleicherweise solle man beim _Kümmel_, wenn man ihn sät, Lästerungen reden. Auch um die schwarze _Nießwurz_ solle man einen Kreis beschreiben, sich gegen Mittag stellen und beten und sowohl rechts wie links auf den Adler acht geben, denn er bringe dem Grabenden Gefahr; käme er ihnen nahe, so stürben sie in demselben Jahr.»«Das alles», sagt schon ~Theophrast~, «scheint ungereimt zu sein». Doch spielt das mit geheimnisvollen Zeremonien umgebene Graben und Verarbeiten von Heil- und Giftpflanzen auch im Volksaberglauben der nördlichen Völker noch in viel späterer Zeit eine große Rolle (vgl. z. B. ~Macbeth~). Durch ~Paracelsus~ ist die Beziehung der Einsammlung zum Stande der Gestirne betont worden und bei ~Schröder~ finden wir ein sehr langes Kapitel, in dem diese Beziehungen auf das ernsthafteste eingehend behandelt werden. Für die Einsammlung gibt nämlich ~J. Chr. Schröder~ in seiner +Pharmacopoea medico-physica+ 1641 (s. oben) auf astrologische Erwägungen gegründete Vorschriften in dem Kapitel, das überschrieben ist: «de colligendi tempore secundum influentias particulares». Für die Einsammlungszeit ist die Stellung der Gestirne, die Nativitätsstellung, maßgebend. «Tempus colligendi nativa influentiarum siderearum ratione censetur aptius, quo Planeta rei colligendae familiaris in suis fuerit fortitudinibus, idque tanto convenientius judicatur, quanto plures fortitudines Planeta idem obtinuerit.» (Ähnlich in ~Crügener~ +Neu verm. Chymischer Frühling+, sambt einer Astrolog. Continuat. d. Gewächse zu samblen, Nürnberg 1654 u. Chymischer Sommer 1656.) Aber bereits ~Saladin von Ascolo~ bezeichnet diese astrologische Methode des Einsammelns lange vor ~Schröder~ als eine «doctrina speculativa». ~Thurneysser~, ein Anhänger des ~Paracelsus~, schreibt in seinem Kräuterbuche +Historia und Beschreibung Influentischer, Elementischer und natürlicher Wirkungen aller fremden und heimischen Erdgewächse, auch ihrer Subtilitäten+ usw., Berlin 1578: Verbeen, Agrimonia, Medelger, charfreytags graben hilft dir sehr, daß dir die fraven werden hold, doch brauch kein eisen, grabs mit goldt! Außerdem muß es liegen bleiben bis Morgentau darauf fällt, der Sammler muß bis Sonnenaufgang dabei bleiben und dann erst es aufheben. Mit Eisen darf es nicht in Berührung kommen. [Illustration: Fig. 65. Sammeln der _Rosenblüten_ in Bulgarien.] Aber ganz ist diese Form des Aberglaubens auch heute noch nicht im Volke, selbst von Europa, ausgerottet, wie Gerichtsverhandlungen unserer Tage gelegentlich enthüllen. Und erst recht nicht bei den halbzivilisierten Völkern Asiens. ~A. G. Vorderman~ zeigte (+Planten-animisme op Java+, Teysmannia 1896), wie auch auf Java der Volksglaube einer Beseelung der Pflanze zu finden ist und sich oft in naiver Weise äußert. So wirkt nach javanischem Glauben die Pflanze _Sarcolobus narcoticus_ zwar auf Tiger und Wildschweine giftig, nicht aber auf den Menschen. Wer also diese Pflanze als Tigergift sammeln will, muß die Pflanze zu dem Wahne bringen, daß sie von einer wilden Bestie, nicht aber von einem Menschen gepflückt werde, damit _Sarcolobus_ seine höchste Giftigkeit auch richtig äußere. Der Sammler nähert sich also der Pflanze nachts, auf allen Vieren kriechend und Tierlaute nachahmend! Ist einmal die als Gift benutzte Rinde eingesammelt, so muß man sich hüten, dieses Gift in die Nähe einer Leiche zu bringen, sonst +denkt+ der _Sarcolobus_, er habe bereits seine Schuldigkeit getan und verliert seine Giftigkeit. ~Greshoff~ glaubt, daß gerade bei _Sarcolobus_ die Idee einer Pflanzenseele so ausgeprägt ist, weil diese auf Java in großem Umfange benutzte Giftpflanze oft ihre Wirksamkeit -- auf der Anwesenheit einer harzigen, leicht zersetzlichen, coniinartig wirkenden Substanz +Sarcolobid+ beruhend -- bei längerem Aufbewahren einbüßt und man sich mit dieser wohlbekannten Erfahrung abfinden wollte. [Illustration: Fig. 66. Einsammlung der _Cassieblüten_ bei Grasse.] [Illustration: Fig. 67. _Safran_-Ernte. Ablösen der _Safran_narben von den Blüten.] Im Mittelalter hatte man die merkwürdigsten Anschauungen über die Einsammlungszeit. In der wohl aus dem IV.–VI. Jahrh. stammenden Schrift ~Hermetis Trismegisti~ περὶ βοτανῶν χυλώσεως werden z. B. die Arzneipflanzen direkt nach den Sternbildern benannt, in deren Zeichen sie zu sammeln sind, um ihre beste Arzneiwirkung zu üben. Eine Pflanze, die im Mai, wenn die Sonne im Zeichen des Stieres steht, gesammelt werden muß, um wirksam zu sein, heißt «Kraut des Stieres», eine, die im November zu sammeln ist, wenn die Sonne in dem Zeichen des Skorpions steht: «Kraut des Skorpions». So ist _Anagallis_: Kraut des Schützen, _Aristolochia_: Kraut der Fische, _Calaminthe_: Kraut der Jungfrau, _Cyclaminos_: Kraut des Löwen, _Elelisphacos_ (_Salvia_): Kraut des Widder, _Lapathon_ (_Rumex_): Kraut des Steinbock, _Marathron_: Kraut des Wassermann, _Peristereon hyptios_ (_Verbena supina_): Kraut der Zwillinge, _Scorpiurus_: Kraut der Wage, _Symphytos_: Kraut des Krebses. Dann wird an gleicher Stelle auch ein Kraut des Saturn (_Sempervivum_), ein Kraut des Merkur (_Phlomos_ = _Verbascum_), ein Kraut des Mars (_Peucedanus_), ein Kraut der Venus (_Panaces_, _Adiantum_), ein Kraut der Sonne (_Heliotropion_), ein Kraut des Jupiter (_Eupatorium_), ein Kraut des Mondes (_Aglaophotis_) erwähnt. [Illustration: Fig. 68. _Safran_ernte. Sammeln der Blüten.] [Illustration: Fig. 69. Pflücken der _Tabak_blätter auf einer Tabakplantage Jamaikas.] Gegenüber all diesem Aberglauben ist wieder das, was ~Dioskurides~ vor fast 2000 Jahren über das Einsammeln sagte, von größter Sachlichkeit, es klingt ganz modern. «Vor allem», sagt er, «ist es notwendig, mit Sorgfalt bedacht zu sein auf die Aufbewahrung und das Einsammeln eines jeden Mittels zu der ihm angepaßten geeigneten Zeit. Denn davon hängt es ab, ob die Arzneien wirksam sind oder ihre Kraft verlieren. Sie müssen nämlich bei heiterem Himmel gesammelt werden; denn es ist ein großer Unterschied darin, ob die Einsammlung bei trockenem oder bei regnerischem Wetter geschieht, wie auch, ob die Gegenden gebirgig, hoch gelegen, den Winden zugängig, kalt und dürr sind, denn die Heilkräfte dieser Pflanzen sind stärker. Die aus der Ebene, aus feuchten, schattigen und windlosen Gegenden sind zumeist kraftloser, um so mehr, wenn sie zu ungeeigneter Zeit eingesammelt werden oder aus Schlaffheit hingewelkt sind. Auch ist freilich nicht außer acht zu lassen, daß sie oft durch die gute Bodenbeschaffenheit und das Verhalten der Jahreszeit früher oder später ihre volle Kraft haben. Einige haben die Eigentümlichkeit, daß sie im Winter blühen und Blätter treiben, andere blühen im Jahre zweimal. Wer hierin Erfahrungen sammeln will, der muß dabei sein, wenn die neuen Sprossen aus der Erde kommen, wenn sie sich im vollen Wachstum befinden und wenn sie verblühen.» «Die zarten Pflanzen, z. B. _Schopflavendel_, _heller Gamander_, _Polei_, _Eberreis_, _Seebeifuß_, _Wermut_, _smyrnäischer Dosten_ und ähnliches muß man sammeln, wenn sie im Samen stehen, die Blüten aber vor ihrem Abfallen, die Früchte, wenn sie reif sind, und die Samen, wenn sie zu trocknen beginnen vor dem Abfallen. Die Pflanzensäfte muß man bereiten aus den Stengeln, wenn sie eben ausschlagen. Ähnlich verhält es sich mit den Blättern. Die ausfließenden Säfte aber und die Tropfenausscheidungen muß man gewinnen, indem man die Stengel anschneidet, wenn sie sich noch in voller Kraft befinden. Die zum Aufbewahren und zum Saftausziehen, sowie zum Abziehen der Rinde bestimmten Wurzeln sammelt man, wenn die Pflanzen anfangen die Blätter zu verlieren.» [Illustration: Fig. 70. Einsammlung der _Pfefferminze_ bei Mitcham (U. S. A.). Schneiden mittelst Maschine und Binden zu Ballen. [Nach +John Jakson+.]] [Illustration: Fig. 71. Ernte des _Zuckerrohrs_ in Amerika (New Orleans).] Eine richtige Beobachtung liegt auch der Forderung der Alten zugrunde, daß _Thapsia_ (_Th. Silphium_ und _garganica_) nur gegraben werden dürfe, nachdem die nackten Teile der Haut gehörig eingesalbt worden waren, denn hier konnte der Milchsaft reizend wirken. Auch die Vorschrift, die sich bei ~Macbeth~ findet: «Root of hemlock digg’d i’ the dark» stimmt, wie ~Lander Brunton~ hervorhebt, mit den pharmakophysiologischen Ergebnissen überein. Daß Arzneipflanzen erst durch eine besondere Weihe seitens der Kirche ihre wahre Heilkraft erhalten, ist in katholischen Gegenden Deutschlands auch heute noch ein allgemein verbreiteter Glaube. Mariä Himmelfahrt (15. August), der Festtag, an dem auf dem Lande die Heilkräuter geweiht werden, heißt im Volke ausdrücklich «Frauenkräutltag»und der Kräutlweih ist ein im XX. (!) Jahrh. verfaßtes, übrigens recht hübsches Gedicht einer katholischen Schriftstellerin gewidmet, die unter dem Namen ~M. Herbert~ schreibt. Es lautet: Ich ging am Frauenkräutltag Zur Nacht hinaus in tiefem Schweigen. Es war kein Mensch im weiten Rund Und auch kein Sternlein wollt sich zeigen. So muß es sein! In Nüchternheit Und ganz allein und ungesprochen Seit Mitternacht, da hab ich mir Zur Weih die Kräuter abgebrochen. Den _Hauswurz_ brach ich, daß er mir Vorm Blitz behüte meine Seele -- Vorm Blitz, der dir im Auge flammt, Daß er mir nicht den Frieden stehle. Den _Baldrian_ ins Gürtelschloß: Daß ich in Züchten geh’ und Treue, Daß ich im letzten Stündelein Mein leichtes Leben nicht bereue. Den _Gundermann_ als Zauberschutz, Daß nicht mein Fuß vom Wege irre, Daß nicht um dein geliebtes Haupt Zu häufig der Gedanke schwirre. Den _Wermut_ übers Einfahrttor, Daß ich das Leben lerne leiden Auch wenn dein Fuß auf ewig wird Des Hauses fromme Schwelle meiden. Wir haben also keinen Grund, auf den Aberglauben des klassischen Altertums und des deutschen Mittelalters oder den der Naturvölker hochmütig herabzublicken. Er blüht mitten unter uns, entbehrt aber nicht der Poesie. Die +Behörden+ haben wohl nur selten dem Einsammeln von Arzneipflanzen ihre Aufmerksamkeit gewidmet. Über das Sammeln der Heilkräuter in Rußland bis zur Zeit Peters des Großen berichtet ~Lachtin~ (Russ. Arch. 1902) und teilt mit, daß es tributartig besorgt werden mußte und sich die Bauern gern der lästigen Pflicht zu entziehen suchten. Unter staatlicher Aufsicht wurden die pflanzlichen Heilmittel in die Apotheken Moskaus abgeliefert. Dies ist der einzige mir bekannte Fall einer +zwangsweisen+ Einsammlung von Heilpflanzen. [Illustration: Fig. 72. Schneiden und Entblättern des _Zuckerrohrs_ auf Jamaika. [Nach +Stromeyer+ & +Wyman+.]] ~Herzog Ernst der Fromme~ von Sachsen-Gotha erließ 1655 eine Verordnung an seine Forstbeamten, die in den einzelnen Forstbezirken seines Landes vorkommenden «nützlichen Kräuter», d. h. die Arzneipflanzen, zu verzeichnen und nachzuweisen. Auf der Gothaer Bibliothek gibt es zu dieser Verordnung mehrere solcher Verzeichnisse, dazu auch zwei Herbarien von Kräutern «so zur Apothek von nötun», aus dem Bezirk von Heldburg mit 58 verschiedenen Pflanzen und vom Amt Königsberg mit 71 (~G. Zahn~, +Aus Koburg-Gothaischen Landen+ 1903). Beim Nachsuchen werden sich wohl auch in anderen Gegenden noch solche Verordnungen finden. Eine norwegische Medizinalverordnung vom Jahre 1672 förderte die Errichtung von Kräutergärten bei den Apotheken und Klöstern. [Illustration: Fig. 73. Geschlagenes _Zuckerrohr_ der Plantage Solidad. Guantanamo auf Kuba. [Nach +Stromeyer+ & +Wyman+.]] [Illustration: Fig. 74. Das geschnittene und entblätterte _Zuckerrohr_ wird auf Ochsenkarren verladen und in die Mill gebracht (Kuba). [Nach +Stromeyer+ & +Wyman+.]] Wie ~Grosier~ 1787 aus China berichtete, wurde der _Ginseng_, den nur der Kaiser sammeln durfte, alljährlich durch eine kaiserliche Armee von 10000 Soldaten eingesammelt, für die eine peinliche Ordnung bestand und die während der sechs Sammelmonate im Freien kampieren mußte. Die Einsammlung der heiligen _Mistel_ durch die Druiden in Gallien wurde mit großem Pompe durchgeführt (~Chéruel~). «Nil habent», sagt auch ~Plinius~, «Druides visco et arbore in que gignetur, si modo sit robur, sacratius.» * * * * * Die Einsammlung der arzneilich angewendeten Pflanzen und Pflanzenprodukte war ehedem, soweit es sich um +einheimische+ handelte, ausschließlich Sache der Apotheker oder von diesen beauftragter Leute. Heutzutage, wo nur in einigen Gegenden noch der Apotheker selbst sich damit beschäftigt und die Drogen von den Händlern gekauft werden, ist die Einsammlung meist Sache der Drogenhandlungen geworden, die die Landbevölkerung zu dem Geschäfte heranziehen. So werden in jede Drogenhandlung vom Frühjahr bis zum Herbst zahlreiche, meist kleine Posten eingeliefert, die auf dem flachen Lande von den wildwachsenden Pflanzen gesammelt wurden. In +größerer+ Menge werden in Deutschland von wildwachsenden einheimischen Pflanzen jetzt eigentlich nur noch die sogenannten narkotischen Kräuter (_Digitalis_, _Belladonna_, _Conium_, _Hyoscyamus_) und Samen, sowie einige Wurzeln und Rhizome (_Gentiana_, _Filix_, _Calamus_, _Taraxacum_) gesammelt (vgl. im übrigen die Tabellen auf S. 65). Die Einsammlung, meist seit altersher in den Händen einiger Familien, geschieht im allgemeinen zu einer Zeit, die der Höhe der arzneilichen Wirksamkeit des betreffenden Pflanzenteils entspricht, so daß gegen die Art dieser Einsammlung im großen und ganzen nichts einzuwenden ist. Auch vor Verwechslung wissen sich die betreffenden Sammler, trotzdem ihnen eigentliche botanische Kenntnisse abzugehen pflegen, zu bewahren. Langjährige praktische Erfahrung ersetzt hier das wissenschaftliche Verständnis. Immerhin kommen Verwechslungen doch noch da und dort vor. So wird, um nur ein Beispiel anzuführen, vielfach das aspidinhaltige Rhizom von _Aspidium spinulosum_ an Stelle des Filixsäure enthaltenden Rhizoms von _Asp. Filix mas_ gesammelt. Um sich vor diesen Verwechslungen zu bewahren, sollte zwar der Drogist mit ausreichenden botanischen Kenntnissen ausgerüstet sein. Da er es jedoch oftmals nicht oder nur in geringem Maße ist, so liegt es dem Apotheker ob, die von dem Drogisten aus zweiter Hand gekauften Waren auf ihre Identität und Reinheit zu prüfen. Damit er dies kann und sich also vor Benachteiligung oder gar vor schwerem Schaden zu bewahren vermag, muß er pharmakobotanisch gut geschult sein. Jedenfalls darf es der Apotheker niemals unterlassen, die gekauften Drogen einer sorgfältigen Prüfung zu unterwerfen, da es oft genug vorgekommen ist, daß ganz unschuldigen Kräutern giftige beigemengt waren. [Illustration: Fig. 75. Cane Shed. Das geerntete, von den Blättern befreite _Zuckerrohr_ vor der Verarbeitung (New Orleans). [+Mugnier+ phot.]] «Die Einsammlung der nicht narkotischen Kräuter, Wurzeln, Samen usw. geschieht ebenfalls von der Landbevölkerung. Die «Kräutersammler, Wurzelgräber, Botaníker» -- mit dem Ton auf dem i -- wie sich die Leute nennen, suchen die oft nur ihnen bekannten Standorte der betreffenden Pflanzen zu der Zeit auf, die als die beste durch die Tradition bezeichnet wird. Selten ist es möglich, sie eines Besseren zu belehren, wenn die Zeit, in der sie seit altersher die Droge sammelten, sich vielleicht durch systematische wissenschaftliche Untersuchungen als unvorteilhaft erwiesen hat. Mit der ganzen Zähigkeit, die den Landmann auszeichnet, halten sie an ihren Vorurteilen fest, und es ist um so schwerer, auf diese Sammler durch Belehrung einzuwirken, da sie auch jetzt noch, wennschon in viel geringerem Maße als früher, beim Volke selbst in einem gewissen Ansehen stehen, da ihnen «der Pflanzen Wirkung und Heilkraft» bekannt ist. Sie sind gewissermaßen die Erben der Rhizotomen Griechenlands und der mittelalterlichen Naturärzte und fungieren als solche auch auf dem Lande oft genug noch jetzt. Ein großes, wissenschaftlich noch wenig bebautes Feld der Drogenkunde ist das, welches sich mit der Frage beschäftigt: +in welchem Monate besitzt die betreffende Droge die größte Menge ihrer wirksamen Bestandteile+? Es ist dies eine Aufgabe der Pharmakophysiologie (s. d.). Erst für eine verhältnismäßig kleine Anzahl Drogen kennen wir den Zeitpunkt ihres maximalen Gehaltes genau und doch ist die Kenntnis desselben das Hauptmoment für die Wahl der richtigen Einsammlungszeit. Auch hier hat freilich der natürliche praktische Sinn und ein gewisses naturwissenschaftliches Taktgefühl mit divinatorischem Scharfblick oft das Richtige +erraten+, was nachträglich durch die Wissenschaft bestätigt wurde (s. oben S. 82). Bei vielen unterirdischen Reservebehältern z. B. verrät sich die Erfüllung mit Reservematerial oft schon durch das pralle Aussehen. Immerhin wird darauf stets Bedacht zu nehmen sein, daß dieselben nur zu der Zeit gesammelt werden, die der maximalen Erfüllung mit Reservestoffen entspricht, also zu einer Zeit, wo sie weder noch nicht vollständig erfüllt, noch bereits zum Teil entleert sind. [Illustration: Fig. 76. Einsammlung der _Chinarinde_ in Südamerika. [Nach +Weddell+.]] Aber auch viele oberirdische Organe, z. B. die Blätter, erreichen nur zu einer bestimmten Zeit das Maximum ihres Gehaltes an bestimmten Stoffen. Durchaus nicht immer fällt dies Maximum mit der Höhe der Entwicklung des betreffenden Organs zusammen. Manche Blätter sind z. B. an Alkaloiden im jungen Zustande reicher als im ganz alten. Doch kann man auch hier als Regel aufstellen, daß das Maximum des Gehaltes bei Blättern kurz vor der Entleerung liegt, die auch das Blatt notwendig bei der Bildung der Blütenteile erfahren muß. Man kann also ganz allgemein sagen, daß, +während für Knollen, Rhizome und Wurzeln die günstigste Einsammlungszeit das zeitige Frühjahr oder der späte Herbst ist, also die Zeit+, wo sie noch nicht entleert oder schon wieder gefüllt sind, +Blätter im allgemeinen kurz vor dem Blühen der Pflanze zu sammeln sind+. Die Dauer der Blütezeit ist meist eine so kurze, daß eine Zeitangabe für die Blüten überflüssig erscheint»(~Tschirch~ in +Real-Enzyklopädie d. ges. Pharm.+). [Illustration: Fig. 77. Pflücken des _Tees_ in Ceylon. [Nach +Tschirch+, Indische Heil- und Nutzpflanzen.]] [Illustration: Fig. 78. Ablösen der Chinarinde, Sortieren und Stampfen in der _Cinchonen_plantage Lembang auf Java. Links fertige Ballen und Kisten. [+Tschirch+ phot.]] «Digitalisblätter sind vor der Blütezeit ärmer an wirksamen Bestandteilen als nachher, die Blätter des ersten Jahres daher ganz verwerflich. Ebenso zieht man, wenigstens in England, bei _Hyoscyamus_ die Blätter des zweiten Jahres vor. ~Schroff~ hat (1870) gezeigt, daß _Fructus Conii_ unmittelbar vor der Reife die größte Menge Coniin enthält. Ebenso verdanken wir demselben den Nachweis, daß _Tuber Colchici_ bloß zur Blütezeit der Pflanze kräftig wirkt. _Rhizoma Filicis_ darf nach alten Erfahrungen nur im Spätsommer gesammelt werden. Auch das +absolute+ Alter der betreffenden Teile kommt oft in Betracht. So ist zweijährige oder dreijährige _Radix Belladonnae_ reicher an Atropin als siebenjährige oder noch ältere, was wohl hauptsächlich dadurch bedingt ist, daß dieses Alkaloid vorzüglich der Rinde angehört, welche bei älterer Wurzel weniger in das Gewicht fällt als bei jüngerer; nicht so schwankend ist der Gehalt der Belladonnablätter. Daß manche Früchte und Samen vor der Reife Amylum, später mehr Zucker, Öl und andere Stoffe enthalten, sei gleichfalls erwähnt. Im Safte des _Ecballium Elaterium_ kommt im Juli reichlich Elaterin vor, aber im September fehlt dieser stark drastische Körper darin. _Pfeffer_, _Cubeben_, _Gewürznelken_ sind vor der Reife reicher an ätherischem Öle, _Chinarinden_ können bisweilen arm an Chinin sein oder sogar keines enthalten»(~Flückiger-Tschirch~, +Grundlagen+). [Illustration: Fig. 79. Ablösen der Zweigrinde in einer jungen _Cinchonen_pflanzung auf Java. [+Schröter+ phot.]] In den Kulturen der Arzneipflanzen, besonders in Cölleda, ist auch die Einsammlungszeit genau geregelt. Leider vertragen die narkotischen Kräuter den Anbau nur schwer ohne Beeinträchtigung ihrer arzneilichen Wirksamkeit. Sie entwickeln sich bei guter Pflege zwar üppiger, verlieren aber an Gehalt. Das liegt hauptsächlich daran, daß die Kultur meist eine ungeeignete ist und nicht genügend Rücksicht auf die natürlichen Wachstumsbedingungen der betreffenden Pflanzen genommen wird (s. oben S. 45). [Illustration: Fig. 80. Instrumente, die bei der Gewinnung der _Chinarinde_ benutzt werden. b Sägeartiges Messer, mit dem die Rinde quer und längs eingeschnitten und abgeteilt wird. a Abgerundete Messer zum Ablösen der Rinde. [Aus +Tschirch+, Indische Heil- u. Nutzpflanzen.]] Die Einsammlung der fremdländischen Drogen ist noch weniger geregelt als die unserer einheimischen. Unter genauerer Kontrolle stehen auch hier nur die Kulturen. Bei besonders wertvollen Drogen, wie z. B. der _Chinarinde_, dem _Opium_, wird auf die Wahl der geeigneten Einsammlungszeit und Einsammlungsart großes Gewicht gelegt. Im allgemeinen geht man aber, besonders in den Bezirken, in denen die Natur in unerschöpflicher Fülle immer von neuem produziert, ziemlich rücksichtslos vor, sowohl was Zeit als Methode betrifft, und da viele fremdländische Drogen nicht aus Kulturen stammen, sondern von den Einheimischen, meist wilden oder halbwilden Völkern, gesammelt werden, so kann es nicht überraschen, daß sowohl in unverantwortlicher Weise dabei vergeudet wird, als auch die Einsammlungsart weder geregelt, noch auf irgend welchen Erwägungen tieferer Art aufgebaut ist. Man sammelt meist, was und wie man es findet, aufs Geratewohl und verarbeitet die Droge auf die roheste Weise. Wieviel z. B. jährlich _Kampfer_, _Aloë_, _Guttapercha_ und _Kautschuk_ vergeudet wird, läßt sich gar nicht in Zahlen ausdrücken. Hier ist ein Punkt, wo die Kolonisationsbestrebungen einzusetzen haben. Beim Einsammeln der Drogen ist wohl darauf zu achten, daß nur derjenige Teil der Pflanze gesammelt wird, der wirksam ist, daß z. B. die meist wertlosen Stiele krautiger Pflanzen entfernt werden. Wird dies vom Sammler selbst verabsäumt, so muß der Drogist oder Apotheker durch +Auslesen+ das Versäumte nachholen. Nur in den Fällen, wo anhängende Organe gute diagnostische Merkmale abgeben, die der Droge selbst abgehen, läßt man sie daran, wie z. B. bei der _Rad. Hellebori viridis_ und _nigri_ die Wurzelblätter, bei der _Digitalis_ das mitgerissene Stück Stengelepidermis u. a. m. [Illustration: Fig. 81. Instrumente, die bei der Gewinnung des _Ceylonzimt_ benutzt werden. a Hackmesser zum Kappen der Sprosse. b Rundholz aus Zimtholz, mit dem nach dem Ringeln die Oberfläche gestrichen wird, um den Zusammenhang von Holz und Rinde zu lockern. c Falzbeinartiges Messer zum Ablösen der Rinde. d Messer zum Abschaben des Korkes. e Längenmaß für die Fardelen. [Aus +Tschirch+, Indische Heil- und Nutzpflanzen.]] Die Ernte selbst wird natürlich in sehr verschiedener Weise besorgt, je nach der Natur des Ernteproduktes. Die Kräuter werden meist mit der Sichel +geschnitten+, die Blätter mit der Hand abgelöst. Besondere Sorgfalt wird auf das Ablesen der Blüten verwendet, die einzeln abgelesen und dann in Körben locker übereinander geschichtet werden, da sie sich sonst leicht verfärben oder an Duft verlieren (_Rosa_, Fig. 65, _Orangenblüten_ Fig. 63). Die _Crocusblüten_ werden in Spanien in toto gepflückt (Fig. 68) und die Narben dann erst zu Haus herausgelöst (Fig. 67). Bisweilen werden die Blütenknospen, da wertvoller, an Stelle der aufgeblühten Blüten gesammelt (_Flos. naphae_, _Caryophylli_). Bei großen umfangreichen Kulturen, wie z. B. denen der _Pfefferminze_ bei Mitcham (U. S. A.), werden zum Schneiden des Krautes Mähmaschinen benutzt (Fig. 70). Vielfach (z. B. bei _Artemisia pontica_) bedient man sich der Sense. Das _Zuckerrohr_ wird vor eintretender Blüte ziemlich dicht über dem Boden geschnitten (Fig. 71), von den Blättern befreit (Fig. 72 u. 73) und bis zur Verarbeitung in Schuppen aufgestapelt (Fig. 75). [Illustration: Fig. 82. Abschlagen der Stengel und Beseitigen der Seitensprosse und Blätter in einer _Ceylonzimt_plantage auf Ceylon. [Phot. im Kew Museum.]] [Illustration: Fig. 83. Ablösen der Rinde des _Ceylonzimtes_. [Phot. im Kew Museum.]] Was von den Blättern und wie es gepflückt werden soll, hängt von der Pflanze ab. Oft weichen die Blätter verschiedenen Alters im Gehalt voneinander ab. Bei der Teepflanze z. B. ist die terminale Blattknospe am gehaltreichsten. Beim Pflücken, das mit dem Fingernagel erfolgt, läßt man hier die Achselknospe stehen, damit eine Erneuerung stattfinden kann. Das hat natürlich nur bei einer immergrünen Pflanze wie _Thea_ einen Sinn. Beim Pflücken des _Tee_ (Fig. 77) kommt es also sehr darauf an, was gepflückt wird. Das wertvollste ist die +geschlossene+ Gipfelknospe (in Java: _Pecco rünen_; rünen = schwanger), die durch reichliche Behaarung silbergrau erscheint (daher Pecco, von Peh-hán = Milchhaar). Hat sich das Blatt eben von der Knospe abgehoben, so heißt es Pecco burung (d. h. hohl). Je älter die Blätter sind, um so weniger sind sie wert. Mehr als Blatt 1–4 wird nie gepflückt. Bei der Alus-Pflückung in Java wird Blatt 2–4 oder 3½–4 gepflückt, oder wenn Pecco nicht im Vormonat gesammelt wurde, Pecco und 1–2. Bei der Katilu-Kotjop-Pflückung Blatt 1–3. Stets wird Sorge getragen, daß die Achselknospe intakt bleibt, da sich aus ihr Seitensprosse entwickeln. Über die Pflückung wird genau Buch geführt. Das Ablösen der Yerbazweige zur Mategewinnung erfolgt in Paraguay entweder mit langen Messern (machetones) oder eigenartigen Scheren (secateurs) in ziemlich roher Weise. Das +Ablösen+ der =Rinde= geschieht entweder am stehenden Baume selbst (bei den Ships und Shavings der _Chinarinde_) oder von dem gefällten Baume oder dessen Zweigen bez. Stockausschlägen (_Chinarinde_ [Drogistenrinde], _Ceylonzimt_). [Illustration: Fig. 84. Schälen des _Ceylonzimtes_. [Aus +Tschirch+, Indische Heil- und Nutzpflanzen.]] Bisweilen werden hierbei eigenartig geformte Messer benutzt (Fig. 80, 81, 85). Bei den gerbstoffhaltigen Rinden muß Sorge getragen werden, daß nur eisenfreie, also entweder kupferne oder messingne Messer in Anwendung kommen. Als Beispiele mögen die Gewinnung der _Chinarinde_ (Fig. 78–80) der _Cascara Sagrada_ und des _Ceylonzimt_ beschrieben werden. «Mit einem sägeartigen Messer (Fig. 80, b) wird der Stamm der _Cinchone_ in Entfernungen von ½ oder ¼ m erst horizontal und dann auch der Länge nach eingeschnitten (Fig. 78), so daß ein rechteckiges, ¼, ⅓ oder die Hälfte des Baumumfanges breites Stück Rinde abgeteilt ist. Dann fährt der Arbeiter oder die Arbeiterin -- denn es sind meist Weiber, die das Schälgeschäft besorgen -- mit einem stumpfen, breiten und langen und oben abgerundeten dünnen, kupfernen oder messingenen Messer (Fig. 80 a) (Eisen wird des Gerbstoffes wegen tunlichst vermieden) zwischen Holz und Rinde und hebt letztere vorsichtig ab. Anfangs rein weiß, färbt sich die Innenfläche der Rinde in 15 Sekunden -- wie ich mit der Uhr in der Hand feststellen konnte -- schön rotbraun, indem die Chinagerbsäure in Chinarot übergeht, und bald beginnt auch, da die Rindenspannung ausgelöst ist, das Einrollen zu einer Röhre. Das «Schälen» geschieht besonders in der Regenzeit, da sich dann die Rinde am leichtesten loslöst. Ganz anders verfährt man bei den Ästen und Wurzeln. Hier wird die Rinde mit krummen Messern regellos von dem Holze abgeschabt. Man legt unter den zu schälenden Ast einige Pisangblätter oder einen runden Teller, einen Bambutampir, und schabt drauf los, während die Abschabsel auf die Unterlage fallen»(~Tschirch~, +Indische Heil- und Nutzpflanzen+). Die Ernte der _Cascara Sagrada_-Rinde schildert ~Zeig~ (1905) folgendermaßen: «Die Ernte beginnt gewöhnlich im April oder unmittelbar nach der Regenzeit, weil da die Bäume am saftreichsten sind und die Rinde sich am leichtesten abheben läßt und dauert bis Juli. Man macht um den Stamm ringförmige Einschnitte, immer 2–4 Zoll voneinander entfernt und schält dann die Rinde bis ungefähr einen Fuß über dem Erdboden; dann wird der Baum geschlagen und die Äste in gleicher Weise geschält.» [Illustration: Fig. 85. +Instrumente, die bei der Gewinnung des _Zimt_ in Südchina benutzt werden.+ Links das Messer zur Herstellung der Längs- und Quereinschnitte in die Rinde. Rechts das Hornmesser zum Ablösen der Rinde vom Stamm. In der Mitte der Hobel zum Abschälen des Korkes. [Kew Museum.]] Die Gewinnung des _Ceylonzimt_ (Fig. 81–84) habe ich (+Indische Heil- und Nutzpflanzen+) wie folgt geschildert: «An den von den Blättern befreiten (Fig. 82) Schößlingen werden an den Grenzen der Internodien zunächst mit einem scharfen Messer Rundschnitte gemacht, gleich als wolle man den Sproß ringeln. Dann fährt der Arbeiter mit einem fingerförmigen, 1–1½ dcm langen, aus Zimtholz gefertigten, runden Holzstücke (Fig. 81, b) wiederholt über die Oberfläche hin, das Reibholz fest andrückend. Dadurch wird der Zusammenhang der Rinde mit dem Holze in der Cabiumzone etwas gelockert. Hierauf macht der Arbeiter mit einem gewöhnlichen Messer gerade Längsschnitte von Knoten zu Knoten (Fig. 83), von Rundschnitt zu Rundschnitt und hebt durch geschicktes Einschieben eines stumpfen, oben abgerundeten, kupfernen, falzbeinartigen Messers (Fig. 81 c) die Rinde vom Holze ab. Die Wahl des Kupfers oder Messings ist hier wie bei der _China_ durch das Vorhandensein von Gerbstoffen gerechtfertigt; eiserne Instrumente würden die Rinde schwärzen. Nachdem die Rinde auf diese Weise kunstgerecht und ohne Verletzungen oder Zerreißungen vom Holze abgelöst ist, läßt man sie bis zum anderen Tage frei oder übereinandergepackt welken. Man spricht hierbei wohl auch von einem «Fermentieren», allein ich glaube nicht, daß wirklich eine Gärung eintritt. Am anderen Tage werden nun die Rindenröhren von dem Korke befreit. Dazu dient ein eigentümliches stumpfes Schabemesser, welches von gekrümmt-halbmondförmiger Gestalt ist (Fig. 81 d) und über die Rinde in folgender Weise geführt wird. Man legt die gewelkte, daher sehr biegsame Rindenröhre über einen runden, aus Zimtholz gefertigten und geglätteten Stock, dessen Durchmesser größer ist als der des Zimtschößlings, von dem die Rinde genommen wurde. Dadurch wird bewirkt, daß die Rinde nur die obere Krümmung des Stockes bedeckt, nicht sich ringsum legt. Dieser Stock ruht auf einem aus drei Bambu- oder Holzstöckchen gebildeten Dreifuß (Fig. 84). Der Arbeiter oder die Arbeiterin stellt nun den Dreifuß so vor sich hin, daß der Stock mit der daraufliegenden Rindenröhre gegen den Körper gerichtet ist, setzt den rechten Fuß, um das Ganze zu stützen, oben auf den Stock und schabt mit dem Halbmondmesser vorsichtig den Kork und die grüne Rinde ab. Auch dies muß sehr sorgfältig gemacht werden, es darf weder zu viel noch zu wenig entfernt werden. Dann läßt man die geschabten Rindenstücke wiederum über Nacht liegen und schiebt sie alsdann zu mehreren (8–10) so in- und aneinander, daß die Enden der einzelnen Röhren aufeinander stoßen und man schließlich ein Röhrenbündel von gewünschter Länge erhält. Diese Länge ist auf jeder Estate fest bestimmt, übrigens nicht überall gleich. Sie wird durch einen Stab markiert, an dessen Ende sich ein Holzklötzchen befindet (Fig. 81 e). An diesen Stab werden alle Röhrenbündel gelegt und oben und unten mit einer Schere auf die Länge des Stabes gekürzt. Das hierbei Abfallende wird als geringwertigere Ware in den Handel gebracht oder wandert mit dem Abschabsel (Kork und Mittelrinde), den Ships oder Shavings, in die Distillerien des ätherischen Zimtöles.» Die beim _chinesischen Zimt_ benutzten Messer sind ähnlich (Fig. 85), doch erfolgt das Abschälen des Korkes mit einem hobelartigen Instrument. [Illustration: Fig. 86. Schälen der _Korkeiche_.] Besondere +Ernteverfahren+ finden wir bei den _Cinchonen_ Javas, wo man entweder den Baum stehen läßt und die Rinde partiell abschabt (Ships, Shavings, Schafsel) oder den Baum fällt (Coppicing) und aus den Wurzelstuppen ähnlich wie beim Schälwaldbetrieb neue Triebe sich entwickeln läßt oder endlich den Baum samt der Wurzel herausnimmt (Uprooting). Letzteres Verfahren wird jetzt am meisten geübt. Das Mossedverfahren, das darauf beruht, daß man Streifen der Rinde ablöst (Taf. VI), den Baum mit Moos umwickelt und darunter die Rinde sich aus dem Cambium erneuern läßt (Renewed bark), ist als zu teuer verlassen (s. im Kap. Pharmakophysiologie). Bei der Gewinnung des Korkes handelt es sich nicht um Ablösung der ganzen Rinde, sondern nur der Korkschicht (die Praktiker sprechen allerdings von «Korkrinde»). Bei der _Korkeiche_ (Fig. 86 bis 91) wird, nachdem zunächst der «jungfräuliche» Kork entfernt ist, nach 8–10 Jahren der männliche Kork geerntet, der sich dann immer wieder aus dem Phellogen regeneriert. Man kann also am Stamm alle 8–9 Jahre ernten. Der Baum wird zuerst geklopft und dann nach Herstellung von zwei Längs- und zwei verbindenden Quereinschnitten der Kork von der Rinde in großen Platten vorsichtig abgelöst (Fig. 86 u. 89). Dann wird die äußere rauhe Schicht durch Schaben (Abraspeln) entfernt und der Kork meist nach vorherigem Brühen (oder Erhitzen über Kohlen)«geglättet», d. h. die gebogenen Platten durch Beschweren gerade gestreckt (Fig. 88 u. 90). [Illustration: Fig. 87. Fortschaffen des abgelösten _Korkes_ aus dem Walde.] [Illustration: Fig. 88. Ausbrühen des abgelösten _Korkes_.] Die Wurzeln und Rhizome werden mit einfachen Grabscheiten gegraben oder mit breiten Messern «gestochen». Dies Ausgraben der Wurzeln, Rhizome und Ausläufer ist nicht immer eine leichte Sache. Beim _Süßholz_ z. B. war das Ausgraben einer Wurzel nebst allen ihren Ausläufern das Meisterstück der Gärtnerzunft in Bamberg. In Rußland nimmt man dazu den Pflug zu Hilfe. Oft folgt dem Graben ein Waschen, d. h. ein Befreien von Erde und Steinen. Das Waschen der Krappwurzeln war im XIV. Jahrh. nur unter Kontrolle des «stad gherichte» erlaubt, um sicher zu gehen, daß alle Steine entfernt waren, da durch sie leicht die Krappmühlen in Brand gerieten. [Illustration: Fig. 89. Bei der _Kork_-Ernte in einem _Korkeichen_walde.] [Illustration: Fig. 90. Aufstapeln der _Kork_platten zum «Plätten», d. h. Geradestrecken.] Das Ablesen der =Früchte= wird nicht überall in der gleiche Weise besorgt. Die Olivenbäume werden meist geschüttelt und die Früchte auf unter die Bäume gelegten Tüchern (Fig. 92) aufgesammelt oder mit Stangen abgeschlagen. Die _Muskatnüsse_ werden in an langer Stange befestigten, eigenartig geformten Körbchen (Gai-Gai) gesammelt, die oben eine das Pflücken besorgende Gabel besitzen (Fig. 93). Diese reißt die Frucht vom Stiel und sie fällt alsdann (durch die Öffnung rechts) in das Körbchen. Diese Sammelmethode hat ihren bestimmten Grund. Ich fand nämlich in Indien den Glauben verbreitet, daß, wenn man die Früchte in brüsker Weise abschlägt, der Baum im folgenden Jahre nicht trägt. Weniger sorgfältig verfährt man in Java mit den Cacaofrüchten, die, wo sie mit der Hand nicht erreichbar sind, mit langen Bambusstäben abgeschlagen werden (Fig. 94). Anders ist das Verfahren in Südamerika. [Illustration: Fig. 91. Abraspeln der abgelösten _Kork_platten.] [Illustration] «Das +Abernten+ der Cacaofrüchte geschieht in Ecuador in dem unteren Teile des Stammes mit dem Buschmesser. Für die hochhängenden Früchte treten die «Tumbadores» in Arbeit. Dieses sind in der Regel geschicktere, besser bezahlte, alte Arbeiter, welche die Früchte vermittelst langer, dünner, sehr leichter Bambusstangen, an deren Ende ein Messer befestigt ist, herunterholen. Das Messer, «podadera», hat die nebenstehende Gestalt. Es ist an einem etwa 2 m langen Bambusstab, «palanca», befestigt. Außer der «palanca» trägt der Tumbador noch ein kleines Bündel von Reservebambusstäben oder Verlängerungsstücken, «embonos», in seiner linken Hand. Die «embonos»sind so eingerichtet, daß sie mit den Enden ineinander gesteckt und auch ebenso mit der «palanca» verbunden werden können. Der «Tumbador» ist so imstande, durch Aus- und Einschachteln verschiedener Reservestäbe in kurzer Zeit sich eine den jeweiligen Bedürfnissen entsprechende lange Stange herzustellen. Mit dem am Ende der Stange sitzenden Messer trennt er durch einen Stoß von unten die Früchte vom Stamm und den Ästen ab. Bisweilen sind die gesamten «embonos» bei der Höhe der Stämme nicht ausreichend. In solchen Fällen wirft der «Tumbador» die Stange mit einem kurzen Ruck von unten und trifft auch in der Regel so gut, daß das Messer den Fruchtstiel durchschneidet, die Frucht herabfällt und gleichzeitig die Stange senkrecht wieder herunterkommt.»(~PREUSS~). Die gewöhnlichen Sammler des _Cacao_ heißen +Recogedores+ (recogér = sammeln), die Herausschäler +Sacadores+ (sacár = herausnehmen). Unter den Olivenbäumen wird in Italien ein Tuch ausgebreitet (s. oben), auf welches die Früchte beim Schütteln des Baumes fallen. In Portugal bedient man sich aber auch hier eines gestielten Körbchens, ähnlich dem Gai-Gai (S. 94). Die _Baumwoll_früchte werden von der strauchartigen Pflanze in Körbe abgelesen (Fig. 95–97). Das Pflücken der Baumwolle geschieht in der Weise, daß man die geöffnete Fruchtkapsel am Strauche läßt und nur den «Bausch», d. h. die mit den Haaren bedeckten Samen herauszupft. Neuerdings sind erfolgreiche Versuche gemacht worden, den Bausch statt mit der Hand zu pflücken mit einer hydraulischen Saugmaschine aus der geöffneten Kapsel anzusaugen. Der _Pfeffer_ wird von den auf Leitern stehenden Kulis abgelesen (Taf. X). Beim _Kaffee_ erreicht man die Früchte mit der Hand (Fig. 98). Die _Umbelliferen_früchte werden oft mittelst eigenartiger Kämme «abgekämmt». Dort, wo man nur den Samenkern haben will, wird die Samenschale mit flachen Hölzern aufgeschlagen, z. B. bei der _Muskatnuß_, oder das Endocarp zertrümmert, wie bei der _Cocosnuß_, deren Endosperm die _Copra_ bildet. Die _Cacao_früchte werden mit Messern oder Hölzern «aufgeschlagen» (Fig. 99). [Illustration: Fig. 92. _Oliven_ernte in Italien. Unter dem Baume ist ein Tuch ausgebreitet.] [Illustration: Fig. 93. Gai-Gai. Körbchen mit Gabel zum Einsammeln der _Muskatnüsse_.] [Illustration: Fig. 94. _Cacao_plantage in Java. Ein malaiischer Arbeiter ist im Begriff, die Früchte mit einer Bambustange abzuschlagen. [+Tschirch+ phot.]] Die Ernte des _Carrageen_ erfolgt in der Weise, daß man zur Zeit der Ebbe die Pflanzen mittelst eiserner Rechen vom Boden abreißt. Zur Zeit des auf die Springfluten folgenden tiefsten Wasserstandes wird auch mit der Hand «gepflückt». Die frischroten Algen werden dann in Fässern mit Süßwasser gerollt und an der Sonne gebleicht. Die Einsammlung der Algen zur _Agar-Agar_bereitung ist in Fig. 100 dargestellt. Die Gewinnung der Harze, Balsame und Milchsäfte wird unter «Erntebereitung» geschildert (s. weiter hinten). Im folgenden teile ich einen =Sammelkalender= mit, in dem besonders die wildwachsenden Kräuter Deutschlands berücksichtigt wurden. Sammelkalender. +Monat Februar.+ Ligna varia. Radix Hellebor. nigr. Viscum quercin. +Monat März.+ Cortex Frangulae. -- Hippocastani. -- Mezerei. -- Pruni Padi. -- Quercus. -- Salicis. -- Ulmi. -- Taxi. Gemmae Populi. Radix Althaeae (2 jährig). -- Angelicae (2 jährig). -- Bardanae (2 jährig). -- Consolidae maj. -- Enulae. -- Lapathi. -- Levistici. -- Ononidis. -- Paeoniae. -- Petroselini. -- Taraxaci. -- Tormentillae. Rhiz. Ari. -- Arnicae. -- Calami arom. -- Caricis arenar. -- Graminis. -- Imperatoriae. -- Polypodii. -- Valerianae. Stipites Dulcamarae. Sumitates Sabinae. +Monat April.+ Cortex Quercus. -- Salicis. Flores Farfarae. -- Violae. Folia Uvae Ursi. Gemmae Populi. Herba Hepaticae. -- Pulmonariae. -- Pulsatillae. -- Taraxaci c. rad. Lichen islandicus. Radix Bardanae. -- Caryophyllatae. -- Cichorei. -- Consolidae. -- Enulae. -- Levistici. -- Ononidis. -- Paeoniae. -- Petroselini. -- Pimpinellae. -- Saponariae. -- Taraxaci c. herba. -- Tormentillae. Rhiz. Arnicae. -- Calami. -- Graminis. +Monat Mai.+ Flores Convallariae. -- Lamii albi. -- Lilii candidi. -- Persicae. -- Primulae veris. -- Rosmarini. -- Violae. Folia Malvae. -- Pulmonariae. Herba Brancae ursinae. -- Capilli Vener. -- Chelidonii maj. -- Cochleariae. -- Conii maculat. -- Farfarae. -- Fumariae. -- Hederae terrestr. -- Jaceae. -- Millefolii. -- Pulmonariae. -- Rutae. -- Salviae. -- Tanaceti. -- Taxi baccatae. -- Trifolii. Radix Actaeae spic. -- Belladonnae. Rhiz. Caricis. Summitates Sabinae. Turiones Pini. +Monat Juni.+ Flores Althaeae. -- Arnicae. -- Borraginis. -- Calendulae. -- Chamomill. rom. -- Chamomill. vulg. -- Cyani. -- Malvae vulg. -- Rhoeados. -- Rosarum. -- Sambuci. -- Tiliae. Folia Aurantii. -- Belladonnae. -- Cichorei. -- Digitalis. -- Farfarae. -- Hyoscyami. -- Juglandis. -- Laurocerasi. -- Malvae. -- Melissae. -- Menthae crisp. -- Menthae piper. -- Mercurialis. -- Salviae. -- Uvae Ursi. Formicae. Herba Absynthii. -- Aconiti. -- Arnicae. -- Borraginis. -- Capilli Veneris. -- Centaurii minor. -- Clematidis. -- Cochleariae. -- Fumariae. -- Gratiolae. -- Hyssopi. -- Lapathi acut. -- Ledi palustr. -- Marrubii alb. -- Matricariae. -- Millefolii. -- Polygalae amarae. -- Rhois Toxicodendr. -- Rosmarini. -- Rutae. -- Saponariae. -- Scabiosae. -- Scolopendrii. -- Scordii. -- Serpylli. -- Stramonii. -- Thymi. -- Veronicae. -- Violae tricoloris. Semen Colchici. +Monat Juli.+ Baccae Ribis. -- Myrtilli. Capita Papaveris. Flores Aurantii. -- Carthami. -- Chamomillae roman. -- Hyperici. -- Lavandulae. -- Lilii. -- Malvae arbor. -- Tiliae. -- Verbasci. Folia Althaeae. -- Juglandis reg. -- Laurocerasi. -- Menth. crisp. et piper. -- Nicotianae. Formicae. Fructus Juglandis immat. -- Cerasi nigr. -- Rubi Idaei. Herba Absynthii. -- Capilli Veneris. -- Cardui benedicti. -- Centaurii min. -- Chenopodii ambr. -- Cichorei. -- Euphrasiae. -- Galeopsidis grandifl. -- Hyperici. -- Lactucae viros. -- Linariae. -- Marrubii alb. -- Majoranae. -- Meliloti c. fl. -- Origani vulg. Herba Pulegii. -- Saturejae. -- Scordii. -- Scabiosae. -- Tanaceti. -- Verbasci. Nuclei Cerasorum. Secale cornutum. Tubera Salep. +Monat August.+ Baccae Mori. -- Myrtilli. -- Rubi Idaei. -- Sambuci. Flores Althaeae. -- Lavandulae. -- Malvae arbor. -- Meliloti. Formicae. Folia Laurocerasi. Fructus Cannabis. -- Conii macul. -- Cynosbati. -- Elaterii. -- Hippocastan. -- Phellandrii. Glandes Quercus. Herba Absynthii. -- Artemisiae. -- Gratiolae. -- Meliloti. -- Saturejae. -- Virgaureae. Lactucarium. Lycopodium. Radix Hellebori albi. Rhiz. Arnicae. Semen Hyoscyami. -- Lini. -- Melonum. -- Papaver. -- Sinapis. Tubera Colchici. -- Salep. +Monat September.+ Baccae Berberidis. -- Ebuli. -- Juniperi. -- Sambuci. -- Spinae cervinae. Cortex nucum Jugl. Fructus Anisi. -- Petroselini. -- Pruni. Lupulinum. Poma acidula. Radix Artemisiae. -- Belladonnae. -- Cichorei. -- Enulae. -- Gentianae. -- Liquiritiae. -- Rubiae tinct. -- Saponariae. -- Taraxaci. Rhiz. Arnic. -- Calami arom. -- Filicis maris. -- Tormentillae. -- Valerianae. Semen Sinapis nigr. -- Stramonii. Stipites Dulcamarae. +Monat Oktober.+ Baccae Berberidis. -- Ebuli. Baccae Juniperi. -- Sambuci. -- Spinae cervinae. Cortex nucum Jugl. Fructus Anisi. -- Petroselini. -- Pruni. Lupulinum. Poma acidula. Putamina nuc. Jugl. Radix Angelicae. -- Althaeae. -- Artemisiae. -- Asparagi. -- Belladonnae. -- Bryoniae. -- Cichorei. -- Enulae. -- Gentianae. -- Gratiolae. -- Lapathi acut. -- Levistici. -- Liquiritiae. -- Rubiae tinct. -- Saponariae. -- Taraxaci. -- Tormentillae. Rhiz. Ari. -- Arnicae. -- Calami arom. -- Filicis maris. -- Graminis. -- Iridis flor. -- Imperatoriae. -- Valerianae. Semen Cydoniae. -- Sinapis nigr. -- Stramonii. Stipites Dulcamarae. Doch ist mit diesem Kalender nicht viel gesagt. Die Hauptsache ist die Erfahrung. Ob man ein Kraut vor dem Blühen ernten muß (z. B. _Card. benedict._) oder bis zur beginnenden oder Vollblüte warten kann, das hängt von der Pflanze ab. Jedenfalls wird man gut tun, bei Kräutern nicht die Voll- oder Strohreife abzuwarten. Samen erleiden auch nach dem Ablesen noch eine sog. «Trockenreife». Die größeren Wurzeln (_Levisticum_, _Angelica_) werden erst im zweiten oder dritten Jahre gesammelt, Rad. saponariae kann man das ganze Jahr sammeln, _Liquiritia_, _Rubia_, _Valeriana_ sammelt man am besten im Herbst, _Geum_ im Frühjahr. ~Saladin~ bemerkt (1488): «radices in autumno quia tunc tote virtus herbarum in radicibus est reposita». +Bei ihm findet sich auch der erste umfangreichere Sammelkalender.+ Auch der +Ricettario fiorentino+ (1567) gibt Sammelvorschriften. Noch älter sind die Angaben im Kalender des ~Harib~ (961). In ~Louis Planchon~, +Indications générales sur la récolte et la conservation des drogues exotiques+ (Bull. Soc. Languedocienne de Geogr. 1898) findet sich eine recht gute Anleitung, wie man sammeln soll. Die =Sammler= haben bisweilen besondere Namen. Die Chinarindensammler in Südamerika heißen +Cascarilleros+, die Yerbasammler in Südamerika +Cuadrillas+, die Cacaosammler in Ecuador +Recogedores+. [Illustration: Fig. 95. Pflücken der _Baumwolle_ in Georgia U. S. A. [Nach +Stromeyer & Wyman+.]] Das =Einsammeln der wildwachsenden Arzneipflanzen= ist in Deutschland jetzt gegen früher erschwert. Flur- und Forstgesetze schaffen den Sammlern Schwierigkeiten, wie sie auch den Harzern das Leben sauer machen. Es müssen Erlaubnisscheine gelöst oder Zutrittsbewilligungen erworben werden. Selbst _Lindenblüten_ dürfen nicht mehr in den öffentlichen Anlagen ohne weiteres gebrochen werden. Das Geschäft des Kräutersammelns ist unrentabel, wird durch Regen und Mißernten gestört und wirft höchstens einen Tagesverdienst von zwei Mark ab. Es sind daher meistens Frauen und Kinder, die ihm obliegen. Besser wie in Deutschland sind die Bedingungen in Rußland, Böhmen, Mähren, Ungarn und Tirol, die daher steigende Mengen wildwachsender Arzneidrogen nach Deutschland importieren -- Rußland z. B. _Flor. tiliae_, _Flor. chamomillae_, _Fruct. sambuci_, _Lycopodium_. Auch die Schweiz kann ihren Bedarf an Arzneidrogen nicht selbst decken. [Illustration: Fig. 96. _Baumwoll_ernte in Amerika (New Orleans). [+Mugnier+ phot.]] In Deutschland werden wildwachsende Arzneidrogen besonders im Thüringer Wald, in Franken, im Fichtelgebirge, dem Harz, Erzgebirge und im Elsaß gesammelt. In Thüringen und Franken wird dieser Erwerbszweig seit Jahrhunderten betrieben. Die dort gesammelten Arzneidrogen fließen einerseits in Leipzig, Halle und Dresden, andererseits in Nürnberg zusammen. Die Harzer Arzneipflanzen gehen nach Goslar, Ermsleben, Gernrode, Pansfelde, die württembergischen nach Ebingen (bei Sigmaringen) am Fuße der Rauhen Alp. In +Ebingen+, einem alten Zentrum für heimische Arzneidrogen, fließen auch die Sammelerträge der benachbarten Bezirke (Schwarzwald, Hegau, bayrischer Allgäu, sogar Tirol) zusammen. Das «Wurzelstechen» füllt die Pause zwischen der Getreideernte und dem Winter aus. Der Ebinger Händler versendet im Frühjahr seine Desideratenlisten an die ihm bekannten Sammler oder die Ortsbehörden, verschickt auch wohl Abbildungen der schwieriger zu erkennenden Pflanzen oder läßt die Gegenden bereisen und die Einsammlung überwachen. Die Hauptsammelzeit ist Juni bis August. Nach Ebingen liefern etwa 3000 Familien Arzneipflanzen. Der Monatsverdienst einer Sammlerfamilie beträgt nur etwa 40 Mark. [Illustration: Fig. 97. Toting cotton (_Baumwoll_ernte) New Orleans. [+Mugnier+ phot.]] [Illustration: Tafel X Pfeffer-Ernte in Indien (Rioux-Lingga). Von den möglichst niedrig gehaltenen, um die Stütze sich entwickelnden Büschen werden die Früchte unter Benutzung kurzer Stehleitern in Körbchen geerntet. [Nach +Tschirch+, Indische Heil- u. Nutzpflanzen.]] Der Gesamtwert aller der Hunderte in Deutschland von heimischen wildwachsenden Pflanzen gesammelten Arzneidrogen wird auf etwa 2–3 Millionen Mark geschätzt (~W. Breitfeld~, +Der deutsche Drogenhandel+, Leipzig 1906). Nachstehende Tabelle gibt eine auf Erkundigungen oder authentische Quellen gestützte Übersicht über die außerhalb Deutschland gesammelten wildwachsenden Arzneipflanzen (die deutschen siehe oben Tabelle auf S. 65). Ausserhalb Deutschlands gesammelte wildwachsende Arzneipflanzen. +Schweiz.+ Im Kanton Bern werden (nach Angabe von Apotheker ~Mosimann~ in Langnau) folgende Drogen von wildwachsenden Pflanzen gesammelt: Flos Acaciae (Prunus spinosa), Fl. und Herb. Arnicae, Fl. Bellidis, Fl. Farfarae, Fl. Hyperici (c. Herb.), Fl. Millefolii, Fl. Pedis Cati (Gnaphal. dioic.), Fl. Primulae (von Primula elatior u. P. veris), Fl. Rhododendri, Fl. Sambuci, Fl. Spiraeae (s. Ulmariae), Fl. Tiliae, Fl. Violae tricolor, Fl. Urticae, Folium Farfarae, Fol. Malvae, Fol. Fragariae, Fol. Rubi fruticos., Fol. Salviae (von S. offic. und S. pratens.), Fol. Trifolii fibr., Herba Aronis, H. Allii ursini, H. Asperulae, H. Centauri minor., H. Chelidonii, H. Geranii, H. Nasturtii, H. Saniculae, H. Serpylli, H. Veronicae, H. Violae tric., H. Arnicae (frische A.-Pflanze mit Stengel u. Wurzeln zu Tinktur), Fructus Carvi, F. Juniperi, F. Myrtilli, F. Rubi Idaei, F. Sambuci, Radix Althaeae (natur. ad. us. vet.), R. Carlinae, R. Consolid. maj., R. Pimpinell., R. Valerianae, R. Taraxaci, Rhiz. Tormentill., Lycopodium, Secale cornut., Lichen island., Morchella esculent. In der übrigen Schweiz außerdem (nach ~Siegfried-Zofingen~): Fol. uvae ursi, Herb. sabinae, H. artemisiae, H. convallariae, Fol. rhododendri, Fol. Jugland., Rad. gentian. (Wallis, Graubünden, Jura, Uri, Schwyz), Herb. Scolopendrii, H. Achilleae moschat., Sem. siler. montan., Viscum alb., Rhiz. asari, Rhiz. graminis, Herb. und Flos monard., Tub. aconit., Sem. colchic., Rhiz. veratri, Herb. cochleariae, Fruct. Rubi idaei, Flos rhoeados, F. verbasci, Fol. und Rad. belladonn., Rhiz. filicis, Herb. Serpylli, Cort. Quercus, Turio pini, Succus Sambuci (Trimmis in Graubünden). +Frankreich.+ ~L. Planchon~ fand in +Nimes+ bei den Herboristen von Juni bis Oktober: Rosenschwamm (Bédégars), Wacholderbeeren, Binse (Jonc), Mauerkraut (Pariétaire), Nußblätter, Spieke (Aspic), Andorn (Marrube), Rosmarin, Petit chêne, Thé de campagne (versch. Pflanz., oft Sideritis hirsuta L. u. scordioïdes L.), Natterkraut (Vipérine), Gentian, Blutkraut (Salicaire), Fenchel, Klette (Bardane), Lorbeer, Wegerich (Plantain), Ampfer (Patience), Salbei, Sauge sauvage (Phlomis), weiße Nessel (Ortic blanche), Thymian, wilder Majoran (Origan), Mentha, Quendel (wilder Thymian, Serpolet), Eisenkraut (Verveine), Nachtschatten (Douce-Amère), Schafgarbe (Achillée), Granatapfel (Grenade), wilde Erdbeere (Potentilla), Christdorn (Paliure), Johanniskraut (Millepertuis) usw. usw. In +Lyon+: Hopfen (Houblon), Epheu (Lierre terrestre), Beifuß (Armoise), Königskerze (Bouillon-blanc). Die Küste liefert: Carrageen und Laminaria. [Illustration: Fig. 98. _Kaffee_ernte in Brasilien. [Nach +Hengstenberg+, Weltreisen.]] +Ungarn.+ Wildwachsende Arzneipflanzen +Ungarns+, die gesammelt werden (nach ~Augustin~): Acorus Calamus (Com. Baranya), Alcanna tinctoria (kommt auf sandigen Stellen der Alföld vor, gesammelt Com. Pest), Althaea officinalis, Althaea rosea, Artemisia Absynthium (in großen Quantitäten, fehlt an den sandigen Stellen der Alföld), Atropa Belladonna (in Nord- u. Ostungarn), Conium maculatum (in größeren Quantitäten auf der Insel Csepel in der Nähe von Budapest), Datura Stramonium u. Erythraea Centaurium (überall), Gypsophila paniculata (Com. Temes, Torontál, Haupthandelsplatz: Szeged), Helleborus niger (Com. Szabolcs-Naqy-Kálló), Hyoscyamus niger (überall), Juniperus communis (Nord- u. Südungarn in großen Quantitäten), Malva silvestris u. rotundifolia (an vielen Stellen), Marrubium vulgare (Westungarn u. in den nördlichen Teilen der Alföld), Matricaria Chamomilla (überall in großen Quantitäten, große Ausfuhr), Menyanthes trifoliata (in Mittel- u. Westungarn), Papaver Rhoeas (an vielen Stellen), Sambucus nigra (überall), Secale cornutum (an manchen Stellen in Oberungarn in geringen Quantitäten), Taraxacum officinale (überall), Tilia platyphyllos u. cordata (an vielen Stellen), Tussilago Farfara (überall), Veratrum album (in Südungarn u. in Slavonien), Verbascum Thapsus (an vielen Stellen). +Mähren.+ Flos. tiliae, Flos. chamom. vulg., Fol. Salviae, Rhiz. asari. +Böhmen.+ Rhiz. filicis. +Belgien.+ Wildwachsende Arzneipflanzen +Belgiens+: Digitalis, Lindenblüten (gute Qualität), Sambucus (Blüten u. Früchte), Juniperus (wenig), Mutterkorn (wenig). [Illustration: Fig. 99. +Das Brechen+ des _Cacao_ in +Trinidad+. In der Mitte ist der große Haufen reifen _Cacaos_ sichtbar, rechts davon die auf Bananenblätter aufgeschütteten, aus der Fruchtschale herausgelösten Samen. Um den Haufen sitzen vor den runden Körben die Negerinnen, der Neger rechts ist im Begriff, mit seinem cutlas die in seiner linken Hand ruhende Cacaofrucht zu öffnen. Im Hintergrunde links schüttet ein Arbeiter die Samen in die auf einem Esel befestigten Tragkörbe. [Aus +Kindt+, Kultur des Cacaobaumes.] +Rußland.+ Wildwachsende Arzneipflanzen Rußlands (zusammengestellt von ~W. K. Ferrein~): +Gouvernement Moskau+: Flor. Chamomill. vulgar., Fol. Belladonnae, Cardui Benedic., Cardui Mariae, Digitalis u. Petroselini, Herba Tanaceti, Balsamit., Basilici u. Centaurii minor.,] Herba u. Flor. Millefolii, Flor. Verbasci Rossic., Bacc. Juniperi, Fragariae, Frangulae, Myrtillorum, Pruni Padi, Rubi Idaei, Vaccini Myrtilli, Sorbi Aucupar. u. Viburni Opuli, Cort. Betulae, Frangulae, Populi, Populi Tremul., Pruni Padi, Quercus, Salicis u. Ulmi, Flor. Convallar. Majal., Cyani, Farfarae, Lamii albi, Primulae ver., Pruni Padi, Pulsatillae, Sorbi Aucup., Syringae, Tanaceti vulg., Tiliae u. Viburni Opuli, Fol. Asari Europaei, Betulae, Betonicae, Convallar. Majal., Cardui Mariae, Cynoglossi, Absynthi, Farfarae, Digitalis, Fraxini, Hyoscyami, Malvae, Populi tremul., Trifolii fibr., Ribis nigri, Nicotianae, Tanaceti, Balsam. u. Verbasci, Herba Chenopodii, Cochleariae, Estragoni, Hyssopi, Violae tricolor., Levistici, Majoranae, Matricariae, Melissae, Menthae pip., Menthae crisp., Rutae u. Salviae, Herb. Abrotani, Absynthii, Artemisiae, Basilici, Bidentis trip., Bursae Pastor., Campanulae glomeratae, Campanulae rotundifoliae, Centaurii minor., Chelidonii, Chenopodii, Cicutae, Cochleariae, Equiseti arvens., Equiseti palustris, Estragoni, Fragariae, Fumariae, Galeopsidis, Gentianae cruciat., Geranii pratens., Erodii Cicutar., Lycopodii, Hederae tenrestr., Helianthi annui, Hyperici, Hyssopi, Jaceae, Jacobeae, Lepidii ruderal., Levistici, Linariae, Majoranae, Matricariae, Meliloti, Melissae, Menthae pip., Menthae crisp., Millefolii, Myrtillor., Nasturtii aquat., Origani vulg., Persicariae, Fragariae vescae, Plantaginis, Potentill. anser., Polygoni avicul., Pulmonariae, Pulsatillae, Rutae, Salviae, Saponariae, Secal. cereal., Scabiosae, Spiraeae ulmar., Tanaceti vulg., Taraxaci, Telephii, Veronicae, Veronicae Beccabung., Virgaureae, Vitis Idaei, Urticae, Bidentis tripartit., Vaccinii Myrtilli, Hyperici, Artemisiae, Equiseti arvensis et palustris, Taraxaci, Persicariae, Saponariae rubrae, Jaceae u. Millefolii, Lichen islandicus, Radix Artemisiae, Asari europaei, Calami aromat., Caricis arenar., Filicis mar. (pro Extract.), Graminis, Petroselini, Saponariae, Spiraeae ulmar., Taraxaci, Saponariae rubrae, Valerian. Rossic. u. Urticae, Stipites Dulcamarae u. Viburni Opuli, Turiones Pini. +Gouvernement Jaroslaw+: Herba Bidentis tripartit., Hyperici, Fragariae vescae, Thymi vulg. u. Millefolii, Fol. Salviae, Absynthi u. Trifolii. +Gouvernement Poltawa+: Herba Bidentis tripartit., Conii maculati, Bursae pastoris, Asperulae odorata, Equiseti arvensis et palustris, Herniariae glabrae, Scordii, Adonis vernalis u. Meliloti citrini, Fol. Cynoglossi, Juglandis regiae u. Hyoscyami, Flor. Sambuci nigri, Tiliae, Millefolii u. Verbasci rossic., Cort. Nuc. Juglandis, regiae, Rad. Ononidis spinos. u. Valerianae rossic. +Gouvernement Wladimir+: Bacc. Vaccinii Myrtilli u. Fragariae vescae. +Gouvernement Polen+: Bacc. Vaccinii Myrtilli. +Gouvernement Tschernigow+: Herba Meliloti citrini u. Adonis vernalis. +Gouvernement Samara+: Rad. Liquiritiae. +Gouvernement Pjatigorsk+: Herba Ephedrae vulg. +Gouvernement Archangelsk+ (Pinega): Agaricum. +Ostseeprovinzen+: Rhiz. calami. +Aus vielen Teilen Rußlands+: Secale cornutum, Lycopodium. +Nordamerika.+ Wildwachsende Arzneipflanzen der Ver. Staaten von Nordamerika: (Hauptsächlich nach ~Henry Kraemer~. Text-Book of Botany and Pharmakognosy 1907). Abies balsamea, Acorus Calamus, Agrimonia Eupator., Agropyrum repens, Ailanthus glandulosa, Alsine media, Althaea off., Anagallis arvensis, Angelica Archangelica, Anthemis Cotula, Apocynum androsaemifolium, Apocynum cannabinum, Aralia hispida u. nudicaulis, Arctostaphyllos Uva Ursi, Anhalonium Lewinii, Arctium Lappa, Arctostaphyllos glauca, Arisaema triphyllum, Aristolochia Serpentaria, Artemisia Absynthium, frigida u. vulgaris, Asarum canadense, Asclepias incarnata u. syriaca, Asima triloba, Lindera Benzoin, Berberis Aquifolium, Echinacea angustifolia, Brauneria purpurea (nördl. Texas, Kansas, Nebraska), Borago officinalis, Cannabis sativa, Capsella Bursa pastoris, Cnicus benedictus, Castalia odorata, Caulophyllum thalictroides, Ceanothus americanus, Chamaelirium luteum, Chelidonium majus, Chelone glabra, Chenopodium anthelminticum, Chimaphila umbellata, Chrysanthemum Parthenium, Carduus arvensis, Cimicifuga racemosa, Collinsonia canadensis, Comptonia peregrina (Myrica asplenifolia), Coptis trifolia, Corallorhiza odontorhiza, Cornus circinata u. stolonifera, Cunila origanoides, Cytisus Scoparius, Datura Stramonium, Bicuculla canadensis, Dioscorea villosa, Drosera rotundifolia, Aspidium marginale u. Filix mas, Solanum Dulcamara, Equisetum hiemale, Erechtites hieracifolia, Erigeron canadense, Eriodiclyon californicum, Erythraea Centaurium, Eupatorium perfoliatum u. purpureum, Frankenia grandifolia, Fragaria vesca, Frasera carolinensis, Galium aparine, Garrya Fremontii, Gaultheria procumbens, Gentiana quinquefolia, Geum rivale, Gnaphalium obtusifolium, Grindelia robusta u. squarrosa, Hedeoma pulegioides, Helianthemum canadensis, Helonias bullata, Heracleum lanatum, Hydrastis canadensis, Hypericum perforatum, Hyssopus off., Impatiens aurea, Jeffersonia diphylla, Kalmia latifolia, Koellia incana u. virginiana, Lactuca virosa, Leonurus cardiaca, Leptamnium virginianum, Leptandra virginica, Levisticum off., Liatris odoratissima, Lobelia inflata, Lycopus europaeus u. virginicus, Malva rotundifolia, Marrubium vulgare, Matricaria Chamomilla, Melilotus off., Mentha spicata, Menyanthes trifoliata, Micromeria Douglasii, Mitchella repens, Monaroa punctata, Nepeta Cataria, Nymphaea advena, Oenanthera biennis, Oxydendrum arboreum, Papaver Rhoeas, Parthenocissus quinquefolia, Penthorum sedoides, Phoradendron flavescens, Phytolacca decandra, Pimpinella Saxifraga, Plantago major, Podophyllum peltatum, Polygonum punctatum, Polymina Uvedalia, Rhus toxicodendron, Polytrichum juniperinum, Populus candicans, Pterocaulon pychnostachyum, Rubus canadensis, strigosus u. nigrobaccus, Rumex Acetosella u. crispus, Serenoa serrulata, Sabbatia angularis u. Elliottii, Sanguinaria canadensis, Saponaria officinalis, Sarracenia flava u. purpurea, Scrophularia marylandica, Scutellaria lateriflora, Senecio aureus, Silphium terebinthaceum, Smilax herbacea, Smilax Pseudo-china, Solanum carolinense, Solidago odorata u. Virgaurea, Spigelia marylandica (südl. Staat. u. Mississippi-Gebiet), Limonium carolianum, Stillingia sylvatica, Stylosanthes biflora, Spathyema foetida, Tanacetum vulgare, Taraxacum off., Thelesia uniflora, Trilisa odoratissima, Tsuga canadensis, Tussilago Farfara, Umbellularia californica, Urtica dioica, Veratrum viride, Verbascum Thapsus, Verbena hastata, Veronica officinalis, Polygala Senega (im nördl. Minnesota, Manitoba usw., Winnipeg u. Minneapolis Hauptverkaufszentren; südl. Senega auch aus der Appalachian region). Artemisia anthelmintica (früher nur wild in Maryland; Verkaufszentren Baltimore u. Westminster), Ginseng (in den dichten Wäldern der östl. Ver. Staaten bis Missouri u. Arkansas), Cascara Sagrada (im nördl. Californien u. Nevada bis zum Nordende der Vancouver Insel). [Illustration: Fig. 100. Japanese Collecting Seaweed. [Aus Pharm. Journ.]] Außer diesen bei ~Kraemer~ angegebenen wildwachsenden Arzneipflanzen fand ich in den Berichten d. U. S. Department of Agriculture noch folgende: Acer rubrum, Achillea Millefolium, Actaea alba, Actaea rubra, Adiantum pedatum, Aesculus glabra, Aesculus hippocastanum, Agrimonia hirsuta, Aletris farinosa, Alnus rogosa, Ambrosia artemisiaefolia, Anagallis arvensis, Anthemis Cotula, Aplectrum spicatum, Apocynum androsaemifolium, Apocynum cannabinum, Aquilegia vulgaris, Aralia racemosa, Aristolochia reticulata, Artemisia abrotanum, Asclepias tuberosa, Aster puniceus, Athyrium filix-femina, Baptisia tinctoria, Betula lenta, Brassica nigra, Butneria florida, Cassia marylandica, Castanea dentata, Celastrus scandens, Cephalanthus occidentalis, Cercis canadensis, Chamaenerion angustifolium, Chenopodium ambrosioides, Chenopodium botrys, Chionanthus virginica, Chrysanthemum leucanthemum, Cichorium intybus, Cicuta maculata, Clematis virginiana, Conium maculatum, Convallaria majalis, Cornus amomum, Cornus florida, Cracca virginiana, Crataegus oxyacantha, Cynoglossum officinale, Cypripedium hirsutum u. parviflorum, Daphne Mezereum, Daucus Carota, Delphinium consolida, Digitalis purpurea, Diospyros virginiana, Dirca palustris, Epigaea repens, Epilobium palustre, Erigeron philadelphicus, Eryngium yuccifolium, Erythronium americanum, Evonymus atropurpureus, Eupatorium ageratoides u. aromaticum, Euphorbia corollata, ipecacuanhae, nutans u. pilulifera, Fagara clava-herculis, Fagus americana, Fragaria virginiana, Fraxinus americana u. nigra, Fumaria officinalis, Gelsemium sempervirens, Gentiana saponaria u. villosa, Geranium maculatum, Glechoma hederacea, Gnaphalium uliginosum, Hamamelis virginiana, Helenium autumnale, Hepatica acuta u. hepatica, Heuchera americana, Hicoria ovata, Hieracium venosum, Hydrangea arborescens, Hyoscyamus niger, Ilex opaca, Impatiens biflora, Inula Helenium, Ipomoea pandurata, Iris versicolor, Juglans cinerea, Juniperus communis, Sabina u. virginiana, Kalmia angustifolia, Koellia montana u. pilosa, Lacinaria scariosa, spicata u. squarrosa, Lactuca canadensis, Larix laricina, Ledum groenlandicum, Ligustrum vulgare, Limonium carolinianum, Liquidambar styraciflua, Liriodendron tulipifera, Lobelia cardinalis, Lycopodium clavatum, Magnolia acuminata, tripetala u. virginiana, Malva sylvestris, Melissa officinalis, Menispermum canadense, Mentha piperita, Monarda didyma u. fistulosa, Monotropa uniflora, Myrica cerifera u. gale, Nabalus albus u. serpentarius, Nyssa aquatica u. opeche, Onosmodium virginianum, Osmunda regalis, Ostrya virginiana, Oxalis acetosella, Passiflora incarnata, Peramium pubescens u. repens, Picea mariana, Pinus Strobus, Polemonium reptans, Polygala nuttallii, Polygonatum biflorum, commutatum u. hydropiper, Polypodium vulgare, Populus alba u. tremuloides, Porteranthus trifoliatus, Potentilla canadensis, Prunella vulgaris, Prunus serotina, Psoralea pedunculata, Ptelea trifoliata, Pulsatilla hirsutissima, Quercus alba u. rubra, Rhamnus cathartica u. purshiana, Rhododendron maximum, Rhus aromatica, Rhus glabra u. radicans, Robinia pseudocacia, Rubus cuneifolius, nigrobaccus, occidentalis, procumbens, trivialis u. villosus, Rudbeckia laciniata, Rumex obtusifolius, Salix alba u. nigra, Sambucus canadensis, Sanicula marylandica, Sassafras variifolium, Satureia hortensis, Serenoa serrulata, Silphium laciniatum u. perfoliatum, Sinapis alba, Sorbus americana, Spathyema foetida, Spiraea tomentosa, Symphytum officinale, Thuja occidentalis, Tiarella cordifolia, Tilia americana, Trifolium pratense, Trillium erectum, Triosteum perfoliatum, Turnera microphylla, Typha latifolia, Ulmus fulva, Uvularia perfoliata, Vagnera racemosa, Valeriana officinalis, Veronica virginica, Viburnum dentatum, lentago, opulus u. prunifolium, Viola odorata, pedata u. tricolor, Washingtonia longistylis, Xanthium spinosum, Xanthorrhiza apiifolia, Xanthoxylum americanum. Die Küste liefert: Carrageen. Aus +Californien+ auf den Markt gebrachte Arzneipflanzen (Liste von ~A. Weck~ Company): Berberis aquifolium root, Cascara sagrada bark, California laurel leaves, Damiana leaves, Eucalyptus globulus leaves, Eschscholtzia californica, Grindelia robusta, Grindelia squarrosa, Kava kava root, Manzanita leaves, Rhus toxicodendron, Yerba buena, Yerba reuma, Yerba santa, Wild potato root (man in the earth), Mullen leaves, Mullen flowers, Skunk cabbage root, Skunk cabbage leaves, Wild cucumber root, Angelica root, May weed herb, Scouring rush, Pine buds, Pine needles, Plantain leaves, Wormwood herb, Horehound herb, Linden flowers, Sage, Thyme, Summer savory, Sweet marjoram, Red clover flowers, Peach leaves, Raspberry leaves, Strawberry vine, Garden lettuce, Hops, Orange flowers, O. peel, O. pits, Apricot pits, Red rose leaves (petals), Pale rose leaves (petals), Pumpkin seeds, Watermelon seeds, Mustard seed, Canary seed, Rape seed, Hemp seed, Flax seed, Law mallow, Wild sage, Spikenard, Burdock root, Buckeye bark, Buckeye leaves, Milk weed, Horse radish, Cherry Stems, Poppy heads, Coriander, Fennel, Caraway. Der panamerikanische Kongreß 1896 hatte einen Ausschuß eingesetzt, welcher einleitende Schritte für ein +systematisches Studium der amerikanischen Arzneipflanzen+ tun sollte. Die Subkommission für die Vereinigten Staaten hat sich dann mit der Smithsonian Institution in Washington in Verbindung gesetzt und mit deren Hilfe ein Zirkular erlassen, in welchem sie für jede einzelne Pflanze um genaue Angabe über einheimischen Namen, örtliche Verwendung, geographische Verbreitung, Sammlung für den Markt, Kultur, Verfälschung usw. bat. Über das Verhältnis der Einsammlungszeit zur Güte der gesammelten Droge, wie über andere damit zusammenhängende Fragen vgl. das Kapitel Pharmakophysiologie. =Raubbau= wird noch heute bei der Einsammlung des _Mate_ in Paraguay und Paraná, des _Kautschuk_ in Südamerika und in Afrika, der _Guttapercha_ in Sumatra, des _Campher_ in Formosa getrieben. Bei letzteren beiden fällt stets der ganze Baum zum Opfer, _Ilex_ geht bisweilen infolge unsorgfältiger Behandlung zugrunde. Dem Raubbau bei der Kautschukgewinnung arbeiten neuerdings staatliche Verordnungen, z. B. in den deutschen Kolonien, am Congo und auch sonst -- zunächst freilich mit wenig Erfolg -- entgegen. Der Fall, daß eine viel begehrte Arzneipflanze durch zu reichliches Sammeln ganz +ausgerottet+ wurde, ist jedenfalls selten. Beim _Silphium_ scheint im Altertum etwas derartiges stattgefunden zu haben, denn es war schon in den ersten christlichen Jahrhunderten in Kyrene nicht mehr zu finden. Auf großen Strecken Südamerikas ist der _Chinarindenbaum_ ganz verschwunden, in einigen Gegenden der Schweiz _Gentiana lutea_ ausgerottet. Die Gefahr der Ausrottung besteht zurzeit bei _Hydrastis_, der _Cascarilla_ und den _Guttaperchabäumen_. Auch (wegen des großen Bedarfes in China) beim _Ginseng_ in Amerika. Doch wird jetzt meist der Gefahr der Ausrottung durch Anpflanzung der gefährdeten Pflanzen vorgebeugt. 3. Erntebereitung. (Beneficio.) Die «+Erntebereitung+» ist der dritte, nicht minder wichtige Teil der Arzneipflanzenkultur. Schon das einfache =Trocknen= der eingesammelten Arzneidrogen ist keine so ganz einfache Sache. Das wußten schon die Alten und gaben daher Vorschriften dafür. Besonders wußte man, daß die meisten Arzneipflanzen im Schatten getrocknet werden müssen. Wie wir aus hieroglyphischen Inschriften wissen, unterschieden bereits die Ägypter 2000 v. Chr. zwischen frischen, an der Sonne und im Schatten getrockneten Arzneipflanzen. [Illustration: Fig. 101. _Kaffee_trockenkästen auf Porto Rico. [+Underwood+ phot.]] ~Saladinus von Ascolo~ bemerkt in seinem +Compendium aromatariorum+ in der quinta particula: «Dico ulterius quod herbae sunt exiccadae ad umbram. Semina vero ad lentum Solem. De radicibus vero distingue, quia quaedam sunt at Solem exiccandae, sicut sunt radices magnae, valde crassae; quia densae substantiae, ut radix begoniae, rheupon., aristo., gentianae, mandrag., et sic de consimilibus. Sed radix ireos, petroselini, apij, foeni., garyophyl., asari, et consimilium, quae sunt rarioris substantiae, debent ad umbra exiccari, et omnia praedicta, scilicet herbae, flores, semi. et radices, nunquam sunt apponenda, nisi sint debito modo et congruo tempore exiccata alioqui putrescerent.» Auch das +Circa instans+ des ~Platearius~ gibt bisweilen Sammel- und Trockenvorschriften, vom _Absinth_ sagt es z. B.: «in fine veris colligitur, in umbra exsiccatur, per annum servatur», bei _Esula_: «in vere colligitur per biennium in magna efficacia servatur». [Illustration: Fig. 102. Die _Kaffee_trockenkästen in Nicaragua zum Trocknen des Kaffees an freier Luft. [Aus Les grandes cultures.]] [Illustration: Fig. 103. Macedonische _Tabak_arbeiter. Oben die aufgehängten Blätter. [Kew Museum.]] [Illustration: Fig. 104. _Cacao_-Trockenhaus in Surinam mit herausgezogenem Trockenwagen. Kulifrauen auf dem Wagen beim Wenden des Cacao. [Aus +Preuß+, Central- und Südamerika.]] Wo es sich um kleine Mengen handelt, ist auch heute noch der an beiden Enden mit Luftzuführung versehene schattige Trockenboden im Estrich der Apotheke ein idealer Trockenraum. Wenn die Arzneipflanzen in dünner Schicht ausgebreitet und täglich gewendet werden und dauernd Zugluft darüber streicht, trocknen die Pflanzen unter dem warmen Dache bei schneller Abführung des Wasserdampfes rasch, ohne sich stark zu verfärben und ohne viel von ihren flüchtigen Bestandteilen zu verlieren. Schwieriger wird die Sache bei größeren Mengen. Hier greift man oft zu dem Aushilfsmittel, die Pflanzen oder Pflanzenteile zu bündeln und in Reihen an einem schattigen Orte aufzuhängen. So sieht man es in Cölleda mit _Angelica_ und _Alant_. Dann auch beim _Tabak_ (Fig. 103). Der _Kaffee_ wird entweder auf Tennen (in Ceylon: barbacues, Taf. XII) oder in eigenartigen Hürden (Fig. 101 u. 102) getrocknet, der _Cacao_ in Südamerika auf Tennen (Fig. 104). In Indien bedient man sich zur Trocknung oft der aus Rotang geflochtenen runden Bambuteller (Tampirs, Fig. 78). Die _Chinarinde_ wird in Java auf Hürden ausgebreitet, die, auf Rollen laufend, während der sonnigen Tagesstunden ins Freie geschoben und bei Eintritt der Nacht oder vor Regenwetter wieder unter das schützende Dach zurückgerollt werden (Fig. 105–107). Ähnliche herausschiebbare Tennen benutzt man in Surinam zum Trocknen des _Cacao_ (Fig. 104). Die _Kulturchina_ Boliviens wird auf Gerüsten getrocknet. Der _Rhabarber_ wird in China auf Schnüre gezogen und aufgehängt, und ebenso verfährt man mit den _Salepknollen_ in Kaltennordheim, der _Angelica_ in Cölleda und dem _Paprika_ in Ungarn (Fig. 109). Der _Rhabarber_ wird in Szetchuan entweder in der Sonne (sun dried) oder auf erhitzten Steinen oder über Buschfeuer getrocknet (hight dried). In Scheiben geschnitten wird _Rad. colombo_, _Rad. bryoniae_, _Tub. colchici_, längs halbiert (oder gevierteilt) _Rhiz. enulae_, _Rad. cichorii_, _Rhiz. calami_, wohl auch _Levisticum_, _Valeriana_ und _Angelica_. Die Chinesen haben besondere Handschneidemaschinen, mit denen sie die Drogen, besonders die Wurzeln, in sehr feine Querscheiben zerschneiden. Ich sah in den chinesischen Apotheken fast alle Drogen, die diese Behandlung erlauben, in dieser Form. Beim _Iris_rhizom wird behufs Herstellung der Sorte «pro infantibus» das Rhizom künstlich gestreckt und gepreßt. [Illustration: Fig. 105. Die auf Rollen aus dem Schuppen herausgefahrenen älteren Trockengestelle für _Chinarinde_ in der Regier. Kina-Onderneming in Lembang auf Java. [Aus +Tschirch+, Indische Heil- und Nutzpflanzen.]] Man hat aber auch vielfach zu =künstlichen Trockenapparaten= gegriffen. Solche liefert die Maschinenindustrie in vielen Formen (z. B. die ~Mayfarth~sche Darre). Aber nicht alle sind richtig konstruiert. Die Teetrockner, wie sie in Ceylon und Java benutzt werden, überhitzen meines Erachtens die Droge und auch anderwärts wird die Temperatur nicht niedrig genug gehalten, um Zersetzungen zu verhindern. _Nelken_ können z. B. nicht in Trockenöfen getrocknet werden, wie Versuche (1898) in Sansibar lehrten, da nur in der Sonne getrocknete biegsam bleiben. Hauptsache ist, daß Vorrichtungen bestehen, den gebildeten Wasserdampf rasch abzuführen. Künstliche Wärme und eigenartige Trockenapparate werden in Süd- und Mittelamerika auch beim _Kaffee_ und _Cacao_ angewendet. Ich halte eine Temperatur von 35–50° als günstigste Trockentemperatur für die meisten Arzneidrogen. ~Agnelli~ fand 35° gut für _Mentha_, _Melisse_, _Ruta_, 45–50° für _Carduus benedict_. Übereinanderschichten nicht ganz trockener Drogen ist immer schädlich. ~Mausier~ empfiehlt (Pharm. Post. 1901) früh und abends bei möglichst niedriger Temperatur (12–15°) zu pflücken und unter Überleiten von trockener Luft bei 15° (nicht höher) zu trocknen. Das ist ein Vorschlag, der ganz gut gemeint, aber nicht durchführbar ist, besonders nicht dort, wo +große+ Mengen +rasch+ getrocknet werden müssen. Die +Farben der Blüten+ werden durch sehr rasches Entfernen des Wasserdampfes -- rasches Trocknen bei starker Ausbreitung -- am besten konserviert und lassen sich durch Trockenhalten der nicht zu dicht übereinandergeschichteten Blüten, z. B. über Kalk, lange unverändert erhalten. Denn die Bestandteile des Zellsaftes -- und ganz besonders ihre Lösung -- sind es, die verändernd auf die Farbstoffe einwirken. [Illustration: Fig. 106. Die großen Trockengestelle der Particulier-Kina-Onderneming Gamboeng in Java, herausgeschoben. Vorn _Thea assamica_. [+Schröter+ phot.]] Die +grüne Farbe der Blätter+ wird ebenfalls am besten durch rasches Trocknen der gut ausgebreiteten Blätter unverändert erhalten. Doch ist die Erhaltung einer rein grünen Farbe ganz abhängig von der Acidität des Zellsaftes und dieser wieder von dem Standorte der Pflanze. Wie ich gezeigt habe (Einige praktische Ergebnisse meiner Untersuchung. über das Chlorophyll, Arch. Pharm. 1884), besitzen Wasserpflanzen und Pflanzen feuchter Standorte einen neutralen oder nur sehr schwach sauren Zellsaft. Da nun die Verfärbung des Chlorophylls, d. h. die Umbildung des rein grünen Chlorophylls in die braungrüne Phyllocyaninsäure, durch Säuren, auch die schwächsten, bewirkt wird, also um so rascher vor sich gehen muß, je saurer der Zellsaft ist (~Tschirch~, Untersuchung. über das Chlorophyll, Berlin 1884), so werden sich die Blätter von Pflanzen feuchter Standorte (z. B. _Menyanthes_) beim Trocknen weniger verfärben als solche trockener Standorte, und von diesen wieder die mit stark saurem Zellsaft (z. B. _Rumex_) stärker als die mit schwächer saurem (z. B. _Digitalis_). Der saure Zellsaft wirkt in der lebenden Zelle auf die in Plasma eingebetteten und selbst mit einer Plasmahaut umgebenen Chlorophyllkörner nicht ein -- das lebende Plasma reagiert alkalisch --; erst nach dem Absterben der Zelle wird die Plasmahaut permeabel. Also kann eine Veränderung erst beim Trocknen der abgelösten, abgestorbenen Blätter eintreten. Andererseits wirken die Pflanzensäuren des Zellsaftes nur in gelöstem Zustande auf das Chlorophyll. Daraus ergibt sich, daß es notwendig ist, so rasch wie möglich das Lösungsmittel zur Verdunstung zu bringen, d. h. +rasch zu trocknen+, wenn man die Blätter grün erhalten will. Nur eine verhältnismäßig kleine Anzahl von Drogen wird +in frischem Zustande+ verwendet. Die meisten dieser frischen Drogen werden aber auch nicht als solche gebraucht, sondern zur Bereitung der Succi recentes und anderer pharmazeutischer Präparate (Extrakte, Sirupe, Tinkturen usw.) benutzt, wie z. B. _Herb. cochleariae officinalis_, _Herb. Nasturtii officinal._, _Rad. armoraciae_, die für _Sirup. cochleariae cps._ gebraucht werden, und auch _Rhizoma Filicis_, das nur im frischen Zustande verarbeitet ein ganz wirksames Extrakt liefert. Von den Drogen wird eigentlich nur noch die _Scilla_ in den Apotheken frisch vorrätig gehalten. Einige Drogen sind in frischem Zustande sehr viel wirksamer als im trockenen, z. B. _Cort. rad. Granati_, _Rhiz. Filicis_. Die getrocknete Pulpa der Früchte von _Aegle Marmelos_ ist wirkungslos. Die Pulpa der frischen Frucht ist ein ausgezeichnetes Mittel gegen Dysenterie. Ein singhalesischer Arzt hat mich durch dies Mittel, als ich im Hochlande von Ceylon an einer schweren Dysenterie erkrankt war, vom Tode errettet. Die meisten Drogen werden getrocknet, ja das «Getrocknetsein» ist eigentlich unzertrennlich vom Begriff «Droge» (S. 15). Die +Ausbeuten beim Trocknen+ sind verschieden. Ich teile im folgenden eine Liste mit, aus der ersichtlich ist, wieviel Trockensubstanz einige Arzneipflanzen liefern, wenn sie nach dem Trocknen an der Luft (oder im Trockenschrank) lufttrocken gewogen werden. Tabelle über die ungefähre Ausbeute von 100 Gewichtsteilen einiger frisch gesammelter, meist einheimischer Drogen an Trockensubstanz. Boletus cervin. 25 Bulbus Scillae 18 Cort. Mezerei 50 -- Quercus 40 Flos Acaciae 25 -- Arnicae 20 -- Carthami 20 -- Chamomillae roman. 25 -- -- vulg. 26 -- Lamii alb. 20 -- Lavandulae 39 -- Malvae arbor. 20 -- -- vulg. 20 -- Roeados 18 -- Rosae 24 -- Sambuci 25 -- Tiliae 31 -- Verbasci 19 Fol. Althaeae 15 -- Belladonnae 18 -- Digitalis 20 -- Farfarae 19 -- Juglandis 30 -- Malvae 20 -- Melissae 22 -- Menth. pip. und crisp. 20 -- Nicotianae 20 -- Salviae 22 -- Stramonii 45 -- Trifolii 22 -- Uvae ursi 20 Fruct. Myrtilli 16 Gemma Populi 36 Herb. Absinth. 25 -- Card. bened. 25 -- Centauri 26 -- Cochlear. 8 -- Conii 25 -- Hyoscyami 20 -- Meliloti 28 -- Serpylli 36 -- Thymi 33 -- Violae tricolor 24 Rad. Althaeae 25 -- Angelicae 20 -- Belladonnae 38 -- Helenii 25 -- Levistici 38 -- Liquiritiae 33 -- Ononidis 36 -- Saponariae 32 -- Taraxaci 22 Rhiz. Calami 25 -- Filicis 32 -- Graminis 40 -- Imperatoriae 22 -- Tormentillae 42 -- Valerianae 24 Stipit. Dulcamarae 33 Tubera Colchici 34 +Schon das Trocknen verändert aber das Objekt.+ Schon bei dieser Operation gehen, selbst wenn sie noch so vorsichtig vorgenommen wird, an den Bestandteilen Umsetzungen vor sich (vgl. z. B. ~Schoonbrodt~, Jahresber. d. Pharm. 1869, S. 20). Wir können dies bei einigen Drogen direkt durch den Geruch feststellen. Frisches _Irisrhizom_ riecht krautig, der Veilchengeruch tritt erst beim Trocknen hervor. Frische _Aconitknollen_ riechen nach Rettig, frische _Digitalis_- und _Hyoscyamus_blätter widerlich. Der Wanzengeruch frischen _Corianders_ weicht einem angenehmen Geruche beim Trocknen, frische _Menthablätter_, frische _Rosenblätter_, frische _Vanillefrüchte_, frische _Orchisknollen_, frisches _Veratrumrhizom_ riechen anders als trockene. Dasselbe finden wir bei _Rhiz. arnicae_ und _Rhiz. valerianae_. Viele werden durch Trocknen geruchlos. [Illustration: Fig. 107. Die neue Trockenvorrichtung für _Chinarinde_ auf der Regierungschinaplantage in Tjibitong (Java). Die Trockenkästen laufen auf Rollen und können unter das Schutzdach geschoben werden. [Aus Verslag des Gouvernements Kina-Onderneming Java.]] [Illustration: Fig. 108. _Paprika_ bauende Bulgaren bei Szeged in Gyála (Ungarn). [Aus der Zeitschr. A Kor, +Szabó+ phot.]] Nur aus frischer _Enzianwurzel_ kann man _Enzian_schnaps bereiten, nicht aus trockener. Daß die frischen Arzneipflanzen oft Substanzen enthalten, die beim Trocknen ganz oder fast ganz verloren gehen, zeigte auch neuerdings die Untersuchung frischer _Baldrianrhizome_ durch ~Pouchet et Chevalier~ (Bull. sc. pharmacol. 1907), die in der frischen Pflanze ein Alkaloid und ein Glykosid fanden, die beide nicht oder nur in Spuren in den Drogenauszügen nachzuweisen waren. Viele pharmazeutische Präparate (_Spir. cochlear_, _Sir. cochlear cps._, _Sir. mori_, _Sir. rhamn. cathart._, Ph. helv. IV) werden nur aus der =frischen Pflanze= dargestellt (s. oben). Aus trockener bereitet, sind sie wirkungslos. Andererseits wissen die Destillateure, daß man bei einigen Kräutern (_Mentha_) bessere Ausbeuten erhält, wenn man das getrocknete Kraut benutzt, bei anderen (_Rosa_) aber frische Pflanzenteile destillieren muß. Bei einigen Drogen zeigt schon der Farbenwechsel, die =Verfärbung=, daß das Trocknen allein schon verändernd wirkt. Ich habe (s. oben) gezeigt, daß sich alle die grünen Pflanzenteile, die einen sauren Zellsaft besitzen, rasch olivengrün bis braungrün färben. Bei den weißen oder rosafarbenen _Kolanüssen_ tritt beim Trocknen Rotfärbung ein, die helle _Chinarinde_ wird schon nach wenigen Sekunden rot. Bei diesen beiden tritt zweifellos ein Ferment in Aktion und bedingt die Rotfärbung. Durch fermentative Spaltung eines Glukosides wird hier Chinarot, dort Kolarot gebildet. Denn wie mich Versuche gelehrt haben, unterbleibt die Rotbildung, wenn man das Ferment abtötet, bevor die _Kola_ getrocknet oder die _Chinarinde_ abgelöst wird. Etwas ähnliches findet offenbar bei dem _Tormentillrhizom_, der _Weiden_- und _Eichenrinde_, den _Nelken_, der _Ratanhiawurzel_ statt, die alle sich beim Trocknen in Rot verfärben. [Illustration: Fig. 109. Das Trocknen der _Paprika_-Früchte bei den ungarischen Bauern in Szeged. [Aus d. Zeitschr. A Kor, +Schwalm+ gez.]] Der Standard-Versuch ist von mir 1905 publiziert worden (Schweiz. Wochenschr. f. Chem. u. Pharm. 1905, Nr. 10). Ich berichtete daselbst folgendes: «Bei der _Chinarinde_ hatte ich in Java 1889 beobachtet, daß die Rinde unmittelbar nach dem Ablösen farblos ist, sich aber schon nach fünfzehn Sekunden rötet. Ich habe nun durch Versuche festzustellen gesucht, ob die nach dem Ablösen eintretende Rötung unterbleibt, wenn man vor dem Ablösen der Rinde den Zweig bis zu einer Temperatur erwärmt, bei der Fermente abgetötet werden. Die Versuche sind nach meinem Plane in der Gouvernements Kina Onderneming in Mitteljava und zwar in der Plantage Tirtasari (Bandoeng) zuerst von Herrn Dr. ~van Leersum~, dann von Herrn ~J. Victor Sibinga~ ausgeführt worden. I. +Versuchsreihe.+ Die Zweige wurden abgeschnitten und sofort in ein Becherglas mit Wasser von 80° gebracht. Sie blieben darin 1½ Stunden. Wurde nun die Rinde vom Holzkörper abgelöst, so war sie farblos und blieb farblos auch bei nachherigem Trocknen (selbst in der Sonne). Der Versuch mit halbstündigem oder einstündigem Eintauchen in Wasser von 80° lieferte das gleiche Resultat. II. +Versuchsreihe.+ Die Zweige wurden abgeschnitten, sofort in einen Dampfsterilisationsapparat gebracht und während 1½ Stunden dem Dampfe von ca. 80° ausgesetzt, ohne mit dem Wasser selbst in Berührung zu kommen. Wurde alsdann die Rinde vom Holzkörper abgelöst, so war sie farblos und blieb farblos, auch nach nachherigem Trocknen (selbst in der Sonne). Der Versuch lieferte das gleiche Resultat, wenn der Zweig ½ oder eine Stunde im Dampf verweilte. III. +Versuchsreihe.+ Ein dünner Zweig wurde, ohne von der lebenden Pflanze abgetrennt zu werden, in eine Schale mit Wasser von 80° eingebogen und darin ½ Stunde gelassen. Die vom Holzkörper abgelöste Rinde war farblos und blieb farblos, auch nach dem Trocknen. Der Versuch lieferte das gleiche Resultat, wenn der Zweig fünfzehn Minuten im Wasser verweilte. Die gleichzeitig ohne vorherige Behandlung mit Wasser von 80° oder Dampf vom gleichen Zweige abgelöste Kontrollrinde färbte sich stets rot. IV. +Versuchsreihe.+ Abgeschnittene Zweigstücke wurden im Luft-Trockenschrank bei 80° ½, 1, 1½, 2 und 3 Stunden gehalten. Stets trat nach Ablösen der Rinde Rötung ein. Doch nahm die Rötung parallel der Dauer des Versuches ab. Diese Rötung trat sogar noch ein, wenn der abgeschnittene Zweig im Luft-Trockenschranke ½ Stunde auf 100° erhitzt wurde. Aus diesen Versuchen geht hervor, daß in der Tat ein Enzym die Rötung der _Chinarinde_ bedingt und zwar ein Enzym, das durch Wasser von einer Temperatur von 80° schon nach einer 15 bis 30 Minuten dauernden Einwirkung zerstört wird, resp. nach dieser Zeit nicht mehr wirksam ist, das aber trockener Wärme länger widersteht. Wahrscheinlich handelt es sich in der _Chinarinde_ um ein Glukotannoid, das nach dem Ablösen der Rinde durch das Enzym gespalten und dessen einer Spaltling entweder das Chinarot selbst ist, oder der zu Chinarot umgebildet wird. Jedenfalls sind wir aber schon jetzt berechtigt vorauszusagen, daß es sich bei der Bildung der anderen, ‚Rote‘ ebenso verhalten wird wie bei _Cola_ und _China_.» Den pflanzlichen Enzymen, die von ~Schönbein~ entdeckt und in neuerer Zeit besonders von ~Bach~, ~Chodat~, ~Schär~ und ~Bourquelot~ zum Teil gerade mit Rücksicht auf Arzneipflanzen studiert wurden, kommt offenbar eine große Bedeutung nicht nur im Leben der pflanzlichen Zelle, bei der Stoffbildung und dem Stoffumsatz, sondern auch bei den postmortalen Veränderungen innerhalb der Arzneidrogen zu. Wir wissen freilich noch wenig über die chemische Natur dieser Substanzen. Wir kennen nur einige ihrer Eigenschaften. Ich habe gezeigt, daß sie alle die Pyrrol- +und+ die Furfurol-Reaktion geben, also wohl Übergangsglieder zwischen den Eiweißsubstanzen und den Hemicellulosen darstellen. [Illustration: Tafel XI Der gestapelte Tabak in der Fermentierscheune in Sumatra. [Nach +Haarsma+, Der Tabaksbau in Deli.]] [Illustration: Fig. 110. Das Innere einer Fermentierscheune für _Tabak_ in Sumatra mit den Pressen. [Phot. im Kew Museum.]] [Illustration: Fig. 111. Brechen des _Cacao_ auf Samoa. [Aus Deutsch. Kolonialzeit.]] [Illustration: Tafel XII Coffee Pulping Mill inmitten einer Kaffeeplantage im Hochlande von Ceylon. Links Trocknen der Samen auf Matten, vorn rechts die Haufen der Fruchtschalen.] Eine ganze Anzahl von Drogen werden nach dem Einsammeln noch einer besonderen Behandlung unterworfen, die direkt auf eine chemische Veränderung der Drogen hinzielt. Die wichtigste dieser Prozeduren ist das sog. =Fermentieren=. In vielen Fällen handelt es sich hierbei wohl um einen Gärungsprozeß, wie schon die Erwärmung zeigt, die dabei regelmäßig beobachtet wird. Bisweilen lassen sich, wie bei dem _Cacao_, sogar noch die Gärungspilze, die _Saccharomyceten_, in dem anhaftenden Fruchtfleisch der Droge nachweisen, von denen es freilich zweifelhaft ist, ob sie die Erreger oder nur Begleiter der eigentlichen Fermentierung sind (s. unten S. 118). In anderen Fällen scheint aber keine eigentliche Gärung, sondern eine andere Fermentwirkung hierbei in Frage zu kommen. Die durch Übereinanderschichten der Droge erzielte Temperatur steigert dann nur die Wirkung des in den Zellen der Droge selbst enthaltenen Fermentes. So haben wir uns nach meinem Dafürhalten z. B. die Fermentierung des _schwarzen Tees_ in der Weise verlaufend zu denken, daß das Kaffeinglukosid durch das Ferment, welches in den Teeblättern nachgewiesen ist, gespalten und Kaffein und Teerot, dem der _schwarze Tee_ seine Farbe verdankt, gebildet wird. Diese Auffassung erhält dadurch ihre Stütze, daß die Teerotbildung nach Abtöten des Fermentes unmittelbar nach der Pflückung, wie es beim _grünen Tee_ stattfindet, auch bei nachträglichem «Fermentieren» in der Tat unterbleibt. Auch bei der ersten Operation, der die _Yerbablätter_ unterworfen werden, bei der sie über nicht rauchendem Feuer erhitzt werden -- der sog. Sapecaje -- scheint ein Ferment abgetötet zu werden. Denn so behandelte Blätter verfärben sich nachher nicht mehr, während dies unbehandelte tun. [Illustration: Fig. 112. Gärungshaus für _Cacao_ in Trinidad. Der Raum enthält 16 mit Holz verkleidete Gärkasten (sweatbox) von 1,5 m Höhe, 2 m Länge und 1,5 m Breite. Als Wärmeisolator dient eine 20 cm dicke Gras-Lehmschicht. [+Preuß+ phot.]] Eine Fermentwirkung scheint auch bei der _Vanille_bereitung vorzuliegen, wenn die Früchte in Tücher geschlagen «gären» gelassen werden. Auch hier wird ein Glukosid gespalten. Beim _Tabak_ dürfen wir etwas ähnliches annehmen. Ja, bei dem ubiquistischen Vorkommen der Fermente darf angenommen werden, daß die Mehrzahl der Pflanzen, wenn man sie übereinandergeschichtet einige Zeit sich selbst überläßt, bei der hierbei eintretenden Erwärmung eine fermentative «Gärung» erleiden wird. Daß bei der Fermentierung des _Tabaks_ (Fig. 110 und Taf. XI) Mikroorganismen beteiligt sind, hat ~J. Behrens~ wahrscheinlich gemacht. Sollten es nicht, falls Bakterien wirklich beteiligt sind, durch diese erzeugte Fermente sein, wie ich dies auch bei der Gummibildung annehme? ~Waghel~ (Chem. Zeit. 1903) vertritt die Ansicht, daß auch das Teearoma durch eine besondere Hefeart bei der Fermentierung erzeugt werde. Bei der Fermentierung des Ceylon-_Cacao_ ist eine Hefe, die ~Axel Pregner~ (Tropenpfl. 1901) _Saccharomyces Theobromae_ nannte, beteiligt. Das +Fermentieren+ des _Cacao_ erfolgt, nachdem die Früchte «gebrochen» sind. Das «+Brechen+» geschieht entweder in der Weise, daß man die Früchte auf einen Stein legt und mit einem Knüttel oder flachem Holzstück darauf schlägt oder dadurch, daß man sie durch den Schlag mit einem stumpfen Messer (cutlas, machete, Arit, Gaman) öffnet (Fig. 99 u. 111). Die von den als Düngemittel brauchbaren Fruchtschalen getrennten Samen werden so rasch wie möglich in die Fermentierscheunen (Fig. 112–115) gebracht, denn gebrochener _Cacao_ darf niemals über Nacht draußen bleiben. Hier werden sie in große viereckige, am besten aus Cedernholz (oder Zementsteinen) hergestellte Kästen gebracht, deren etwas geneigter Boden durchlöchert ist und die mit einer Isolierschicht versehen sind. Die Schicht der Samen soll nicht mehr als 80 cm betragen. Sie wird mit Bananenblättern bedeckt und mit Brettern beschwert. Die Gärungszeit ist verschieden bei den Sorten und beträgt 1½–10 Tage. Ein Zeichen, daß sie normal verläuft, ist das regelmäßige Abfließen des dem Fruchtmus (der Pulpa) entstammenden «Cacaoessigs» aus den Löchern am Boden. Alle 24 oder 36 Stunden wird «umgeschaufelt», d. h. der _Cacao_ in einen anderen Fermentierungskasten hinübergebracht (Fig. 114). Die Temperatur darf nie so hoch steigen, daß sie der in der Mitte des Haufens hineingesteckten Hand lästig wird. Man kontrolliert den Fortgang der Fermentierung durch Aufbrechen einiger Bohnen und sieht, ob die Nibs (d. h. die Cotyledonen) schon die richtige Farbe haben. Durch das Fermentieren ändert sich nämlich die Farbe in hellbraun oder violett, gleichzeitig wird die Bitterkeit herabgemindert und die Keimkraft der Samen geht verloren. [Illustration: Fig. 113. Vorrichtung zum Herausnehmen des _Cacao_ aus dem Gärungshaus in Trinidad. [+Preuß+ phot.]] Die aus den Fermentierkästen herausgenommenen fertig gegorenen Samen gelangen dann in die Trockenhäuser (Fig. 116), werden hier durch Kneten mit den Füßen, «Tanzen», voneinander isoliert -- sie kleben, da sehr schleimig, leicht zu Ballen aneinander und man wäscht sie daher bisweilen vorher -- und werden dann an der Luft oder mit künstlicher Wärme getrocknet. Läßt man die gepflückten Früchte auf Haufen liegen, so geraten sie auch in Gärung. +Diese+ Gärung vermeiden aber die Pflanzer. Die Frucht wird möglichst bald verarbeitet. Das Fermentieren in Fässern, Säcken oder Erdgruben führt zu schlechteren Produkten und kommt immer mehr außer Gebrauch (~L. Kindt~, 1904). Bei dem Prozesse scheinen zwei Vorgänge sich abzuspielen. Eine durch _Saccharomyceten_, die man auch auf der Droge noch leicht nachweisen kann, bewirkte Alkohol- und dann Essiggärung (s. oben) in dem den Samen außen anhaftenden Fruchtmuse und eine im Innern der Zellen der Cotyledonen des geschlossenen Samens sich abspielende «Fermentierung», bei der wohl Enzyme (hydrolytische und Oxydasen) in Frage kommen. Ob diese letztere, eigentliche Fermentierung, auf die es ankommt, von der erstgenannten bedingt oder beeinflußt wird, läßt sich nicht sagen. [Illustration: Fig. 114. Das Innere eines _Cacao_-+Fermentierraumes+ auf Trinidat. Die Fermentierkästen und das Umschaufeln. [Aus Les grandes cultures.]] Das Fermentieren des _Tees_ erfolgt in Java und Ceylon, wo ich es selbst studieren konnte, nachdem das Blatt an der Luft auf Bambu-Tampirs (Fig. 78) oder aufgespannter Sackleinewand «gewelkt» und in Maschinen «gerollt» wurde in der Weise, daß man die gerollten, nunmehr graugrünen Blätter zu Haufen übereinanderschichtet oder in Fermentierungskästen -- flachen, übereinanderstehenden Kästen mit niedrigem Rand (mal.: ajakan pejeum) -- solange liegen läßt, bis die Masse eine rotbraune, sog. «Kupferfarbe»angenommen hat. Dieser Zeitpunkt ist entweder schon nach 20 Minuten oder erst nach 3–3½ Stunden erreicht. Es hängt dies von der Lufttemperatur ab. In den höheren Lagen fermentiert der _Tee_ sehr viel langsamer, in den niederen kühlt man die Teeschichten durch darüber gelegte nasse Tücher. Der Fortgang des Prozesses, auf dessen richtigen Verlauf alles ankommt, wird von einem Aufseher fortdauernd kontrolliert (Fig. 117). Die Temperatur steigt meist nur einige Grade. Nach dem Fermentieren kommt der _Tee_ in die Trockenmaschinen. _Tee_ muß an einem Tage fertig gemacht werden. Der _grüne Tee_ wird nach schwachem Welken sofort in flachen eisernen Pfannen (Sangrajan), die zu mehreren in gemauerten Behältern sitzen und durch Holzkohlen erhitzt werden, unter allmählicher Steigerung der Temperatur «gebraten», dann nach dem Abkühlen gerollt und zu Klumpen geballt fermentiert. +Er verändert beim Fermentieren seine graugrüne Farbe nicht.+ Nach dem Fermentieren wird er mit der Hand fertig gerollt -- meist zu Kügelchen -- und getrocknet. In +China+ und +Japan+ werden die in Bambukörben befindlichen Blätter in eigenartigen Ziegelöfen über dem Feuer unter Umrühren eine halbe Stunde «gewelkt», dann auf viereckigen Brettern oder Bambuhürden mit erhobenem Rande mit der Hand oder den Füßen «gerollt» -- wobei der sog. «Teesaft»austritt und vom Tische abfließt. Falls das Rollen nicht genügend durchführbar war, wird nochmals in flachen Schalen über dem Feuer erwärmt und schließlich auf flachen Bambutellern fermentiert. Die Fermentation dauert höchstens eine Stunde. Die Blätterschicht darf nur 2–3 cm betragen. Man bedeckt sie während der Fermentation mit baumwollenen Decken. Unmittelbar nach dem Fermentieren wird der _Tee_ in flachen Schalen oder in auf gußeiserner Platte ruhenden Bambukörben ohne Böden unter Umrühren «geröstet», d. h. vorsichtig unter Umrühren über rauchfreiem Feuer getrocknet (Fig. 118–120). [Illustration: Fig. 115. _Cacao_-Fermentierhaus, Seitenwand fortgenommen. a Hölzerner, unterer, fester Boden aus Cedernholz. b Pfeiler aus hartem Holz. c auf a aufliegende Cedernholz-Querbalken. d Oberer durchlöcherter, wegnehmbarer Boden aus Cedernholz. f Innenwand aus Cedernholz. g und h in Boden und Decke eingelassene Pfähle aus Hartholz. i äußere Wand. k mit schlechtem Wärmeleiter ausgefüllte Isolierschicht. t Doppeltür. m gemauerte Steinlage. n Rinne zum Auffangen des «Essig». [Aus +Kindt+, Kultur des Cacaobaumes.]] Beim _Kaffee_ wird der im Pulper der Pulping-Mill (Taf. XII) enthülste, d. h. von der äußeren weichen Fruchtschale befreite Samen in Zisternen (Fig. 121 u. 122) 2–3 Tage lang «fermentiert» -- eigentlich faulen gelassen -- besonders zur Zerstörung des schleimigen Mesocarps, dessen Reste dann in der Washing-Cistern vollends entfernt werden. Von der «Pergamenthülle» (dem Endocarp) befreit man die Samen dann im «Peeler». Bei der _Vanille_ unterscheidet man das +mexikanische oder trockene Verfahren+ und das +Heißwasser-Verfahren+. Das trockene Verfahren sei zuerst beschrieben, das die Spanier bereits vorfanden, als sie die Küstendistrikte von Veracruz betraten, wo die Vanillebereitung auch heute noch (besonders bei Papantla und Misantla) ihr Zentrum hat. Die Erntebereitung (el beneficio) der _Vanille_ erfordert große Geduld, Sorgfalt, Genauigkeit, Umsicht und Erfahrung. Der Vainillero braucht in +Mexico+ zum Benefizieren: Plattformen, Matten, dunkele wollene Decken, Kästen zum Schwitzen (event. einen Ofen), gut ventilierbare, große trockene Zimmer mit Regalen an den Wänden, Thermometer und Blechkästen (~Preuss~). Zunächst werden die 24 Stunden an der Luft getrockneten gelbgrünen, nicht ganz reifen Früchte auf wollene, auf der Plattform ausgebreitete Decken in einfacher Schicht nebeneinander gelegt und mehrere Stunden der Sonne ausgesetzt, dann in den vorgewärmten, mit Decken ausgeschlagenen Schwitzkasten gebracht, wo die Schoten durch das Schwitzen («sudor») in c. 20 Stunden braun werden. Der Prozeß wird mehrfach wiederholt und ist in 3–14 Tagen beendet. Dann wird die _Vanille_ auf Regalen getrocknet. Bei schlechtem Wetter benutzt man Schwitzöfen (poscoyon), ähnlich den Öfen zum Brotbacken. In diese Öfen wird die _Vanille_ in Paketen (maleta) zu 400–600 Früchten gebracht, die mit wollenen Decken umhüllt sind. Man steigert die Temperatur bis über 100°, bisweilen (bei vielen -- über 30 -- maletas) bis auf 125°. Die Früchte bleiben 16–22 Stunden im Ofen. Dann werden sie noch 20–30 Tage der Luft ausgesetzt. [Illustration: Fig. 116. Mit Schornsteinen und verschiebbarem Dach versehenes _Cacao_trockenhaus auf Trinidad, das mit dem Gärungshaus (links) durch Schienen verbunden ist. [Nach +Preuß+.]] [Illustration: Fig. 117. Das Fermentieren des _Tees_ in Ceylon. Der Arbeiter kontrolliert den Fortgang der Fermentation. [Aus +Tschirch+, Indische Heil- und Nutzpflanzen.]] [Illustration: Fig. 118. _Tee_bereitung in China über freiem Feuer. [Kew Museum.]] [Illustration: Fig. 119. _Tee_fabrikation in Japan. Rollen, Trocknen, die Teebecken über der Feuerung, die Teekisten. [Aus Les grandes cultures.]] Das trockene mexikanische Verfahren ist auch nach Réunion gebracht worden, hat dort aber einige Abänderungen erfahren. Man verwendet in Réunion in den Öfen bedeutend niedrigere Temperaturen (70–80°), erhitzt aber längere Zeit (24–36 Stunden) und besonnt die Früchte nach der Ofenbehandlung oder bringt sie in einen besonderen Schwitzofen (étuve). Aus diesem gelangt sie in den sechoir. Auch auf Java wird das trockene Verfahren geübt, doch benutzt man dort nur Sonnenwärme. Auf Tahiti wird die _Vanille_ nach dem trockenen Verfahren, aber ohne Anwendung künstlicher Wärme bereitet. Das +Heißwasser-Verfahren+ stammt aus Südamerika und wurde früher viel in Réunion geübt. Es besteht darin, daß man zunächst die in Rotang-Körben befindlichen Früchte einmal in Wasser von 85–90° kurze Zeit (15–20 Sekunden) eintaucht oder das Eintauchen mehrmals wiederholt, aber kürzere Zeit (3–4 Sekunden) dauern läßt. Dann läßt man schwitzen und setzt endlich die Früchte, in Wolldecken eingeschlagen, der Sonne aus oder bringt sie in Schwitzkästen usw. Auch dem Dampf sind die Früchte ausgesetzt worden, doch ist man bald davon abgekommen. In +Java+ wird die _Vanille_ bisweilen erst in siedendes Wasser getaucht, dann abgetrocknet, auf Matten gelegt und mit einer wollenen Decke bedeckt der Sonne ausgesetzt, dann noch warm in wollene Decken gewickelt. Dies wird täglich wiederholt. Bei dem +Verfahren in Guiana+ werden die Schoten in Asche gelegt, bis sie anfangen runzelig zu werden, worauf man sie abwischt, mit Olivenöl bestreicht, am unteren Ende aufhängt und an der Luft trocknet. In +Peru+ taucht man die Schoten in siedendes Wasser und hängt sie dann 20 Tage lang an der Luft auf. [Illustration: Fig. 120. Fermentieren des _Tees_ in China.] Eine besondere Behandlung erfahren die breiten brasilianischen _Vanillen_. Nachdem sie in Baumwolle fermentiert worden sind, werden sie in der Mitte aufgespalten. Dann wird Zucker eingestreut, der ausfließende Saft abtropfen gelassen und die Früchte darauf schnell getrocknet. Das +Ölen+ der _Vanille_ scheint nur in Südamerika (Columbia, Venezuela, Guiana, Peru, Brasilien) noch üblich zu sein; weder in Mexico noch auf Réunion wird es geübt. Von der Pflanze genommene unreife Früchte der _Vanille_ enthalten kein Vanillin, dasselbe entsteht erst im Fermentierungsprozesse, nach ~Lecomte~ durch eine Oxydase und ein hydrolytisches Ferment. Es würde also erst Spaltung und dann Oxydation erfolgen, wie bei der Entstehung des Vanillins aus Coniferin. Es ist übrigens noch zweifelhaft, ob die Bildung des Vanillins in der _Vanille_ während des Bearbeitungsprozesses mit «Fermentation», d. h. der Wirkung eines Fermentes, sei dasselbe nun organisiert oder nicht, etwas zu tun hat. Es könnte sich auch um eine beim Absterben der Zellen eintretende Spaltung handeln, bei der Fermente gar nicht beteiligt sind -- also um ähnliche Vorgänge, wie sie sich bei der Cumarinbildung in _Ageratum mexicanum_ nach ~Molisch~ und ~Zeisel~ beim Absterben abspielen und wie sie auch bei _Liatris_ eintreten. Manches spricht sogar eher für letzteres, da die Temperaturen bei der Vanillebereitung oft über die Temperatur steigen, bei der Fermente noch aktiv bleiben, bisweilen sogar 90–125° erreichen, aber ausgeschlossen ist es keineswegs, daß trotzdem Fermente hier wirksam sind. [Illustration: Fig. 121. Grundriß einer _Kaffee_bereitungsanstalt. [Nach +Semler+, Tropische Agrikultur Bd. I, S. 319].] Fermentierungsprozesse sind es auch, die bei der ehedem so wichtigen Waidbereitung und der noch jetzt in beschränktem Maße geübten Krappfabrikation in Betracht kommen (s. Pharmakochemie). Bei der Entstehung des Indigotins aus Indikan gelegentlich der _Indigo_fermentierung scheinen Mikroorganismen im Spiele zu sein (~Schulte am Hofe~). ~Molisch~ und ~van Lookeren-Campagne~ (1899) schreiben jedoch den Bakterien bei der _Indigo_+fabrikation+ keine +entscheidende+ Rolle zu, obwohl Bakterien aus Indikan _Indigo_ zu bilden vermögen. Nach ~Molisch~ handelt es sich um einen rein chemischen Vorgang. ~Rowson~ spricht (1899) von einer diastatischen Gärung. Eine eigenartige «Gärung» machen auch die in Indien stets nur halbtrocken in Ballen verpackten _Patchoulyblätter_ während der Reise nach Europa im Schiffsraum durch und diese «Gärung» scheint, um ein erstklassiges Produkt zu erhalten, geradezu notwendig zu sein. Die Temperatur, die bei den Fermentationen innegehalten wird -- jede Fermentierung ist ja mit einer Temperaturerhöhung verbunden -- ist natürlich bei den einzelnen Objekten verschieden. Beim _Cacao_ hält man im allgemeinen die Temperatur unter 45° für die beste. Auch die Zeitdauer variiert sehr, selbst bei ein und demselben Objekt (s. oben). [Illustration: Fig. 122. _Kaffee_benefiz in Südamerika. Fermentierbassins. [Aus +Preuß+, Zentral- und Südamerika.]] [Illustration: Fig. 123. _Tee_fabrik (Mill) in Ceylon mitten in einer _Tee_plantage. [Aus +Tschirch+, Indische Heil- und Nutzpflanzen.]] Bisweilen, z. B. beim _Kaffee_, hat aber das «Fermentieren» einen ganz anderen Zweck. Es werden nämlich die Früchte, nachdem sie den Pulper verlassen haben, in Zisternen der Gärung überlassen (s. oben). Diese sog. Gärung bewirkt aber nur ein Abfaulen der anhängenden Fruchtschalreste und scheint auf die Samen selbst ohne Einfluß zu sein. Daß es sich bei der Fermentierung des _Kaffees_ nur um einen «äußerlichen»Prozeß handelt, den die Bestandteile der Bohnen nicht tangiert, geht schon daraus hervor, daß der nicht nach dem nassen oder westindischen, sondern nach dem trockenen, sog. gewöhnlichen Verfahren bereitete _Kaffee_, bei dem die +getrockneten+ Früchte direkt geschält, d. h. von der Fruchtschale befreit werden, sich nicht von dem anderen unterscheidet. Das, was die Fermentierung beim _Tee_, _Cacao_ und der _Vanille_ bewirkt, d. h. Spaltung der Primärkörper, wird beim _Kaffee_ durch das Rösten, bei der _Kola_ durch den Speichel gelegentlich des Kauens bewirkt. Die _Coca_, sowohl die bolivianische (Hatun Yemka) als die peruvianische (Ypara) wird in den Kulturen bisweilen einem merkwürdigen Prozesse unterworfen. Man läßt die gewelkten Blätter beregnen, bringt sie in Haufen und durchknetet diese mit den Füßen. Ob bei der Bereitung dieser dunklen _Coca pisada_ eine Fermentierung stattfindet, kann ich nicht sagen. Die Farbenänderung deutet auf etwas ähnliches. Mehrfach ist schon die Frage aufgeworfen worden, als was eigentlich die «+Fermentation+»zu betrachten ist. Wie schon aus Vorstehendem hervorgeht, werden mit diesem Namen sehr verschiedene Prozesse verstanden, denen aber allen offenbar das gemeinsam ist, daß sie von Enzymen bedingt oder eingeleitet werden, seien es nun solche, die in der Pflanze vorhanden sind oder solche, die durch Mikroorganismen (Bakterien, Hefe) erzeugt werden. Faßt man den Begriff Fermentation so weit, so fällt auch die oben erwähnte des _Kaffee_ noch darunter. Unter «+Fermentation im engeren Sinne+» wären dann die Prozesse zu verstehen, bei denen eine mehr oder weniger tiefgreifende Veränderung +in den Zellen+ der Droge durch ein in diesen vorgebildetes Enzym an ebenfalls vorgebildeten Primärkörpern (meist wohl Glykosiden) vor sich geht. Diese Veränderung kann und wird sehr mannigfaltig sein, je nach der Natur des Enzyms (ob eine Oxydase, ein hydrolytisches Ferment oder ein anderes Enzym vorliegt) und je nach der Natur der Bestandteile des der Fermentation unterworfenen Pflanzenteils. [Illustration: Fig. 124. Links das Messer zum Schneiden der _Zimt_zweige (Cinnamon cutter, Catty), rechts die Messer zum Abschaben des Korkes (Scraper). Ceylon. [+Tschirch+ phot.]] [Illustration: Fig. 125. Scratching the poppy-head (Anschneiden der _Mohn_früchte) in Vorderindien. [+Hooper+ phot.]] [Illustration: Fig. 126. _Opium_gewinnung in Persien (Ispahan und Jesd). Der erforderliche Dünger für die Mohnfelder wird teils aus Abfällen, teils in «Taubentürmen» gewonnen (auf dem Bilde links), die entweder vom einzelnen Landeigentümer für den eignen Bedarf oder auf Gemeindekosten behufs gleichmäßiger Verteilung der Düngermassen an die Gemeindeglieder erbaut sind. [Aus +Meyers+ histor.-geogr. Kalender.]] [Illustration: Fig. 127. Behandlung des _Opiums_ vor der Ballenformung in Bengalen (Knetung).] [Illustration: Fig. 128. Herstellen der Ballen oder Kugeln (balls oder cakes) in Bengalen.] [Illustration: Fig. 129. Trockenraum der Kugeln in Bengalen.] [Illustration: Fig. 130. Ballenmagazin in Bengalen. [Aus +Wiselius+, De Opium, 1886.]] In vielen Fällen dürfte es sich um komplizierte Prozesse handeln, namentlich um hydrolytische Spaltungen +und+ Oxydationen. Aber auch Synthesen und Abbau, Entstehung neuer und Vernichtung vorhandener Körper sind möglich. Sehr oft scheinen die Tannoide eine Rolle zu spielen, wie ja auch meine eigenen Beobachtungen (s. oben S. 110) und die Versuche von ~Schulte am Hofe~ am _Tee_ (+Ber. d. pharm. Ges.+ 1901) lehren, die nach exakten Methoden wiederholt und auf andere Drogen ausgedehnt werden sollten. * * * * * Der Prozeß, dem die _Citronen_ unterworfen werden, wird zwar auch als Fermentierungsprozeß bezeichnet, ist aber wohl mehr ein =Nachreifungsprozeß=. Die _Citrone_ wird grün gepflückt, dann im «Fermentierhaus» 2–3 Wochen bei einer Temperatur von c. 50° gehalten, wobei der Zucker «ausschwitzt» (?) und die Schale dünn und gelb wird. Dann wird die Frucht noch einige Monate einer niedrigeren Temperatur ausgesetzt. Das Fermentieren, wie überhaupt die weitere Behandlung der geernteten Roh-Droge, wie z. B. das Auspressen des _Cocosöls_ (auf Ceylon), die Destillation des _Zimt_- und _Sternanis-Öls_ (in China), die Sublimation des _Camphers_ (auf Formosa), findet dort, wo Europäer die Erntebereitung leiten, in der sog. +Mill+ statt (Fig. 123), die entweder in der Plantage (Estate, Onderneming) selbst (_Cacao_, _Kaffee_, _Vanille_) oder in der Nähe des Hafenplatzes (_Cocosöl_) liegt, wohin das Rohprodukt -- beim _Cocosöl_ die _Copra_ -- gebracht wird. [Illustration: Fig. 131. _Opium_bereitung in Indien. Kleinbetrieb. [Aus +Meyers+ Histor. geograph. Kalender.]] Die Mehrzahl der Drogen wird aber nur getrocknet, einige allerdings ziemlich scharf über dem Feuer (_Mate_, Taf. XIII). Viele werden allerdings zuvor der =Schälung= unterworfen, «geschält», ein Verfahren, daß bei Rinden (_Zimt_, _Caneel_, _China plana regia_), Rhizomen (_Kalmus_, _Iris_, _Ingwer_), Wurzeln (_Belladonna_, _Althaea_) die Korkschicht (eventuell nebst den Wurzeln), bei Früchten (_weißer Pfeffer_, _Coloquinthe_) die äußere Schicht der Fruchtschale entfernt. Beim _Rhabarber_ wird die ganze Rinde bis fast zum Cambium abgeschält. Umgekehrt ist z. B. bei einigen _Citrus_drogen die äußere Fruchtschale, die man abschält, das Wertvolle, das durch den Schälprozeß von den weniger wertvollen inneren Partien abgelöst wird. Bei _Iris_ und dem _Ceylonzimt_ werden die Schälabfälle zur Öldestillation benutzt. [Illustration: Fig. 132. Das Kneten und Formen des Patna_opiums_.] Das Ablösen der äußeren Fruchtwandpartie bei der Darstellung des _weißen Pfeffer_ geschieht meist in der Weise, daß man die Früchte einige Minuten in heißes Wasser bringt und dann durch Schütteln und Reiben in Bambuskörben die Schicht entfernt, also «abreibt». [Illustration: Fig. 133. Naschtars (Nush-turs, Mahurnees) mit Schnur umwickelt zum Anschneiden der _Mohn_früchte in Indien. [+Tschirch+ phot.]] [Illustration: Fig. 134 a-c. Türkische _Mohn_ritzer, in Kleinasien gebräuchlich. ½ nat. Größe. [Nach +Linde+.]] [Illustration: Fig. 135 a-c. Türkische Mohnritzer, in Kleinasien gebräuchlich, mit Sägeklinge. a und b ½ nat. Größe, c Klinge 15 cm lang. [Nach +Linde+.]] [Illustration: Fig. 136. _Mohn_ritzer nach +Hesse+, nat. Größe.] [Illustration: Fig. 137. Naschtar.] +Die zum Schälen benutzten Messer+ haben oft eine eigenartige Form. So z. B. sind die beim _Ceylonzimt_ benutzten (Fig. 124) halbkreisförmig gekrümmt und haben an jedem oder einem Ende eine Handhabe. Man schält also meist gleichzeitig mit beiden Händen (vgl. S. 89). Der _chinesische Zimt_ dagegen wird mit einem hobelartigen Instrumente geschält (S. 90). Das indische _Opium_ verdankt einer sehr eigenartigen Bearbeitungsmethode seine Eigenschaften: der von den Einschnitten gesammelte Milchsaft wird entweder mit den Füßen oder mit Stangen solange durchgeknetet (Fig. 131 u. 132), bis keine Flüssigkeit mehr austritt und dann erst zu «balls» (cakes) in Bengalen (Fig. 127 bis 130) oder rechteckigen Kuchen in Patna (Fig. 132) geformt, während bei dem kleinasiatischen _Opium_ die Brote direkt aus den abgesammelten Tränen geformt werden. Auch in Persien wird das _Opium_ einer Massage unterworfen, «geknetet». Die Formung der Cakes in Indien ist ein ziemlich umständlicher Prozeß. Zunächst wird in eine metallene Hohlhalbkugel eine Schicht von _Mohn_blumenblättern gebracht, die mit Lewah und Pussewah, d. h. dem bei der Bereitung erhaltenen Waschwasser zusammengeklebt wurden. Ist die Blattschicht dicht genug, so drückt man das weiche, durch Mischen auf einen bestimmten Gehalt gebrachte _Opium_ in die Halbkugel ein und vereinigt dann zwei solche Halbkugeln. Die Cakes, die c. 2 kg wiegen, sind also von einer dicken Blatthülle umgebene Kugeln. Noch umständlicher ist die Darstellung des _Rauchopiums_. [Illustration: Fig. 138. Situahs (scoops) in Indien zum Abkratzen der eingetrockneten Milchsafttropfen von den verwundeten _Mohn_kapseln benutzt. [+Tschirch+ phot.]] Eine sehr merkwürdige Behandlung, die sog. «Kristallisation», erfahren die vom «Serrapiero» aus den aufgeschlagenen Früchten herausgelösten und dann getrockneten _Tonkosamen_. «Man füllt die ‚Bohnen‘ in Fässer von 300 Liter Inhalt bis ungefähr ein Fuß unter den Rand, dann füllt man das Faß mit Rum und bedeckt es mit Sackleinewand. Nach 24 Stunden zieht man den Rum, der nicht absorbiert ist, wieder ab und trocknet die Bohnen an der Luft. Wenn die Bohnen die Fässer verlassen, sind sie fast schwarz und aufgeblasen und wenn sie getrocknet sind, sieht man auf ihrer Oberfläche weiße glänzende Kristalle»(von Cumarin). Eine besondere Behandlung erfahren die Guaranasamen, die mit heißem Wasser zu einem Brei zerquetscht werden. Ebenso wird _Curare_ und _Haschisch_ erst durch eine nachträgliche Behandlung und unter Zusatz verschiedenster Substanzen erhalten. Ganz anders sind dann wieder die Methoden, die bei der Darstellung der =Stärkedrogen= benutzt werden. Hier wird das stärkehaltige Gewebe entweder herausgekratzt, dann in einen Spitzbeutel getan, mit Wasser ausgewaschen und die Milch in einer Rinne entlang geführt, in der sich die Stärke allmählich absetzt (_Sagomehl_) oder die stärkeführenden Organe werden erst zerquetscht, dann der Brei ausgewaschen, die Milch sedimentieren gelassen und das Sediment getrocknet oder gekörnt (_Tapioca_, Fig. 140–143). Da die Körnelung oft über leichtem Feuer erfolgt, findet eine geringe Verkleisterung statt (_Sago_). Bisweilen geht dem Auswaschen der zerquetschten Organe eine gelinde Gärung voraus (_Triticum_). [Illustration: Fig. 139. +Bereitung des+ _Sagomehls_ auf den Key-Inseln bei Neu-Guinea. Rechts sieht man zwei Eingeborne, der linke gießt Wasser auf und zerklopft das Mark der _Sagopalme_ mit einem Stock, der rechte rührt die Masse auf dem durch den gebogenen Stab straff gehaltenem Siebe um, so daß ein gleichmäßiger Strom der Stärkemilch in die an den Bambustäben aufgehängte, aus einem aufgespaltenen und ausgehöhlten _Sagopalm_stamme bestehende Rinne fließt. In ihr setzt sich die Stärke zu Boden. Rechts das ausgewaschene «Mark». [+Warburg+ phot. Aus +Tschirch+, Indische Heil- und Nutzpflanzen.]] Die vorzügliche Beschaffenheit des _Maranta-Arrowroot_ rührt von einer peinlich-sorgfältigen Bereitung her. Die gereinigten Rhizome werden sorgfältig geschält, dann gewaschen und zu Brei verrieben und das ausgewaschene Stärkemehl entweder in mit Gaze bedeckten Kupferpfannen (Bermudas) oder auf Holzhorden (Jamaica) an der Sonne getrocknet. Das _Koontimehl_ wird in Florida aus der _Zamia integrifolia_ in der Weise gewonnen, daß die Wurzel von den Eingeborenen in mörserartigen Löchern eines Baumstammes zerstoßen, der Brei mit Wasser angerieben und durch eine Tierhaut geseiht wird. Die abgesetzte Stärke wird auf Palmettoblättern getrocknet. [Illustration: Fig. 140. _Tapioca_-Faktorei in den Straits Settlements. Wäsche. [Ridley phot. 1899.]] [Illustration: Fig. 141. _Tapioca_-Faktorei in den Straits Settlements. Schlemmerei und Sedimentiererei. [Ridley phot. 1899.]] [Illustration: Fig. 142. _Tapioca_-Faktorei in den Straits Settlements. Körnelung. [Ridley phot. 1899.]] [Illustration: Fig. 143. _Tapioca_-Faktorei in den Straits Settlements. Trocknen. [Ridley phot. 1899.]] [Illustration: Fig. 144. _Zuckerrohr_mühle in den Padangschen Bovenlanden (Sumatra). [Aus +Chun+, Tiefen des Weltmeers.]] [Illustration: Fig. 145. Rösten des _Crocus_ über heißer Asche in Spanien.] [Illustration: Fig. 146. Die abgeschnittenen _Yerba_-Zweige werden durch das Feuer gezogen (Paraguay). [Aus +Hengstenberg+, Weltreisen.]] [Illustration: Tafel XIII _Yerba Mate_ in dem Schuppen (Carijo) auf einem Gerüste (Girao) über mäßigem Feuer getrocknet. [Nach einer Photographie.]] Die Darstellung des _Sago_, des _Reis_ und der _Tapioca_ ist in meinen +Indischen Heil- und Nutzpflanzen+ eingehend geschildert. Die Gewinnung des _Sago_ in Singapore schildert ~Schlechter~ (1901) wie folgt: Hat die Anpflanzung der _Sago_palmen ihre Reife erreicht, so wird die Aberntung an Eingeborene verpachtet. Der Pächter läßt in der Pflanzung einen kleinen Schuppen, unter dem das Raspeln der Stämme vorgenommen wird, und eine Rohsago-Wäscherei primitivster Art herstellen. Dann werden die einzelnen Stämme gefällt, ihrer Krone entblößt und in 4–6 Fuß lange Stücke zerschnitten, die nun auf _Sago_-Blattrippen, die infolge ihrer Glätte dazu geeignet sind, nach dem Raspelschuppen gerollt werden, unter dem ein Bock, ähnlich einem primitiven Sägebock, aufgestellt ist. Nachdem die _Sago_-Stammstücke geschält sind, werden sie auf diesen Block gelegt und nun geraspelt, bis sie vollständig in grobe Flocken verarbeitet sind. Das hierbei in Anwendung kommende Instrument besteht aus einem etwa 1,5 m langen und ein Fuß breiten Brette mit zwei Handgriffen, durch welches kurze Nägel getrieben sind, deren hervorragende Spitzen ähnlich wie eine Stahlraspel sehr bald den fast korkigen _Sago_stamm vollständig in grobe Flocken zerreiben können. Die so gewonnenen Flocken werden zunächst auf einer Matte von _Sago_blättern durch Spülen und Treten gesiebt, das durchfließende Wasser, welches die Stärke ausspült und in eine Rinne abführt, wird in ein längliches Becken geleitet, in dem dann die sämtlichen Stärketeile, die sich nicht schon früher am Grunde der Rinde abgesetzt haben, zu Boden sinken, so daß das überfließende Wasser ziemlich stärkefrei ist. Nachdem eine genügende Menge Rohsagospäne in dieser Weise ausgewaschen ist und das Wasser in Rinne und Becken sich allmählich geklärt hat, wird nach Abfluß des Wassers der nun fertige Rohsago aus Becken und Rinne entfernt und aufgestapelt, bis genügend vorhanden ist, um in den Sagofabriken weiter verarbeitet zu werden. Die in dem Mattensieb zurückbleibenden Überreste, die aus den Fasern des _Sago_stammes und einer nicht unbedeutenden Menge daran haftenden _Sagos_ bestehen, werden entweder sofort entfernt oder mit frischen Spänen noch einmal gewaschen und dann als Schweinefutter verkauft. [Illustration: Fig. 147. Das Sammeln des _Weihrauch_. [Aus Cosmographie universelle Paris 1675].] Die _Sago_fabriken kaufen den Rohsago von den Eingeborenen an und reinigen ihn. Der Rohsago wird zu diesem Zwecke unter Wasser zum größten Teile gelöst und durch dünne Leinentücher mit lockeren Maschen getrieben. Zurück bleiben die Holzteile, welche als «_Sago_-Refuse» beiseite geschafft werden. Der durch die Tücher getriebene _Sago_ setzt sich am Grunde des Kübels ab, das Wasser wird entfernt und das _Sago_mehl in anderen Kübeln wieder mit Wasser aufgerührt. Dasselbe kommt nun in lange, nach ihrem Ende zu etwas abfallende Rinnen mit fließendem Wasser, welche am unteren Ende durch dichte Tücher, durch welche zwar das Wasser, aber nicht das _Sago_mehl hindurch laufen kann, verschlossen sind. Je nach der Höhe des sich am Grunde der Rinne absetzenden _Sago_mehls werden die Enden der Rinne durch dicht aufeinanderliegende Stäbe verschlossen. Nachdem so das Ende der Rinne vollständig geschlossen ist, wird das Wasser abgelassen und das _Sago_mehl in Blöcken entfernt. Ist hiernach das Mehl noch nicht rein genug, so wird die Prozedur wiederholt. Schließlich werden die Blöcke, nachdem sie halb getrocknet sind, zerstoßen und das Mehl durch ruckweises Hin- und Herschütteln in einem Tuche, das an zwei von der Decke des Schuppens herabhängenden Seilen befestigt ist, in kleine Kugeln, «Perlen», geformt. Die diese Arbeit verrichtenden Leute müssen besonders geschickt sein, da von der Art des Schüttelns die Größe der _Sago_kügelchen abhängt. Durch Siebe mit verschiedenen Maschen werden diese gesondert und nun auf heißen Schalen unter beständigem Rühren gedämpft. Nachdem die Kügelchen vollständig durchgedämpft sind, werden sie durch wiederholtes Sieben in die gewünschten verschiedenen Größen sortiert oder alle nur zu einer Qualität verarbeitet. Der noch feuchte Perlsago wird auf großen Öfen ausgebreitet und vollständig bei mäßiger Hitze getrocknet (vgl. auch Fig. 141–143). Die Darstellung des _Sago_ auf den Key-Inseln geht aus der Abbildung (Fig. 139) hervor. [Illustration: Fig. 148. Die Gewinnung der _Asa foetida_ durch Abtragen von Scheiben vom freigelegten Wurzelkopf mittelst eines eigenartigen Messers. [Aus +Kämpfer+, Amoenitat. exotici. Lemg. 1712.]] Ganz anders wieder ist die Darstellung der =Zuckerdrogen=. Hier werden die zuckerhaltigen Pflanzenteile zerquetscht, zermahlen (Fig. 144) oder zerschnitten, dann entweder durch Auswaschen oder Diffusion ihres Zuckers beraubt und die Zuckerlösung eingedampft (_Zuckerrohr_, _Zuckerrübe_, _Zuckerhirse_), oder der Blütenstand bez. der obere Teil des Stammes vor dem Austreiben ab- bez. angeschnitten und der austretende Zuckersaft eingeengt (_Zuckerpalme_ -- _Arenzucker_), oder endlich die Stämme im Frühjahr angebohrt und der ausfließende Saft eingedampft (_Zuckerahorn_ -- _Ahornzucker_). Von _Ahornzucker_ werden noch jetzt jährlich 5000 t in Nordamerika erzeugt, meist aus dem _Steinahorn_ (rock maple), im Westen auch aus dem _Weichahorn_ (swamp maple). [Illustration: Fig. 149. +Verwundungsarten behufs Gewinnung der pflanzlichen Sekrete.+ Bei 1 _Benzoë_, 2 _Tolubalsam_, 3 _Perubalsam_, 4 _Lärchenterpentin_, 5 a und b _amerikan. Terpentin_, 6 _französischer Terpentin_, 7 Mayrs verbessertes _Harz_gewinnungsverfahren, 8 _Dammar_, 9 _Gummigutt_, 10 _Manna_, 11 _japan. Lack_, 12–15 _Kautschuk_. (Details in +Tschirch+, Harze und Harzbehälter. 2. Aufl. 1906.) [+Tschirch+ gez.]] [Illustration: Tafel XIV +Amerikanisches Harzungsverfahren.+ Wald von _Pinus palustris_ in Nord-Carolina (Nordamerika), der Harzung unterworfen, die Stämme mit _Lachen_ und _Box_ versehen.] [Illustration: Tafel XV +Französisches Harzungsverfahren.+ Seestrandfichten im Depart. des Landes «en gemmage à vie». Der «pot» ist an der «carre» befestigt. [+Oesterle+ phot.]] Etwas ganz Besonderes ist das =Brühen= einiger Drogen. Dasselbe wird vornehmlich bei unterirdischen Reservebehältern angewendet, z. B. beim _Salep_, dem _grauen Ingwer_, dem _ostasiatischen Ginseng_, einigen _indischen Aconitknollen_ und des _Curcuma_, und verfolgt den Zweck, die Organe abzutöten und am nachträglichen Austreiben zu verhindern. Denn da in den Knollen und fleischigen Rhizomen reichlich Reservematerial und genügend Wasser vorhanden ist, so werden sie, wenn die Knospen intakt sind, leicht wieder austreiben, jedenfalls durch einfaches Trocknen an der Luft nicht gänzlich abgetötet. Bei einigen Drogen wird der gleiche Effekt durch Erhitzen über freiem Feuer erzielt. Bei diesen Drogen ist natürlich die Stärke entweder ganz (_Salep_) oder teilweise (_Jalape_) verkleistert. Bei der _Jalape_ wird das Gleiche erzielt durch Trocknen der mit Einschnitten versehenen Knollen über einem Feuer. Auch _Sarsaparille_ wird manchmal am Feuer getrocknet, da das feuchte Klima in Mittelamerika dies verlangt. Bei der _Scilla_, die zudem sehr schwer trocknet, wird dagegen das Ziel dadurch erreicht, daß man die weichen Zwiebelschalen vor dem Trocknen in Streifen schneidet. Übrigens ist Halbieren oder Vierteln (_Alant_) oder in Scheiben schneiden (_Colombo_, _Bryonia_) auch sonst bei dickeren Drogen gebräuchlich, um ein schnelleres Trocknen zu erzielen -- aber nicht immer zulässig (_Kalmus_, _Filix_). Nur bei den chinesisch-japanischen Gallen hat das hier gelegentlich geübte Brühen den Zweck, die die Galle erzeugenden Tiere (_Aphiden_) abzutöten. [Illustration: Fig. 150. Verfahren, die Einschnitte für die _Manna_gewinnung in Sizilien zu machen. [+Benedicenti+ phot.]] Bisweilen hat aber das Eintauchen in heißes Wasser oder das Erhitzen über dem Feuer wohl auch einen anderen Zweck. So handelt es sich meines Erachtens beim Eintauchen der _Vanille_ in heißes Wasser und beim Erhitzen der frisch gepflückten Blätter bei der Bereitung des _grünen Tees_ um Abtötung eines Fermentes. Einer leichten =Röstung= über heißer Asche wird der _Safran_ (Fig. 145) unterworfen. In einigen Gegenden (Sierra de Santa Marta) röstet man auch die _Coca_blätter leicht, und auch der _Mate_ wird leicht geröstet, richtiger über dem Feuer getrocknet. Die Röstung der _Yerba Mate_ erfolgt an den Röstplätzen (Fogão) in der Weise, daß die vom Baume gelösten Zweige zunächst zum Welken (und Abtöten eines Fermentes?) durch ein nicht rauchendes Feuer gezogen («Sapecaje», Sapecar, Fig. 146), dann in einem speziellen Ofen (Barbacuá) 18–36 Stunden weiter erhitzt -- neues Verfahren -- oder in Bündel geschnürt in einem Schuppen (Carijo) auf einem Gerüst (Girao) über mäßigem Feuer getrocknet (Taf. XIII) werden. Dann läßt man sie «schwitzen»(fermentieren?). Schließlich werden die auf glatter, mit einem Tuche belegter Tenne ausgebreiteten Zweige durch Schlagen mit hölzernen Stäben oder Säbeln (Espada) grob gepulvert oder in Mühlen gemahlen (Fig. 206). Die nicht durch die Sapecar-Prozedur vorbehandelten Blätter werden beim Dörren schwarz. [Illustration: Fig. 151. Altes Harzungsverfahren in Nordamerika. Abkratzen des Harzes, Ausschöpfen des Box, Einfüllen in die Fässer und Verladen derselben. [+Tschirch+, Harze und Harzbehälter.]] [Illustration: Fig. 152. Lange Zapfstelle mit aufgelegtem Sauglappen bei einem _Perubalsam_baume, San Salvador. [+Preuß+ phot.]] [Illustration: Fig. 153. Geschälter Baum von _Myroxylon Pereirae_ mit aufgelegtem Lappen in San Salvador. [+Preuß+ phot.]] Die Samen von _Paullinia Cupana_ werden bei der _Guarana_bereitung vor dem Zertrümmern sechs Stunden geröstet. Einige =Harze= und =Balsame= sind in der Pflanze als solche enthalten. Man braucht also nur das Organ zu verletzen und das austretende halbflüssige Sekret entweder in Gefäßen aufzusammeln (_Copaivabalsam_, _Straßburger Terpentin_) oder am Baume erhärten zu lassen (_Mastix_, _Sandarac_, _Olibanum_, Fig. 147), um die Droge zu erhalten (+primärer Harzfluß+). Das Gleiche gilt von _Kautschuk_ und _Guttapercha_, die sich als Milchsäfte in der Pflanze finden und beim Anschneiden ausfließen. Doch wird wenigstens bei einigen Sorten des _Kautschuk_ der ausgeflossene Saft durch Koaleszenzmittel koaguliert, erfährt also noch eine nachträgliche Verarbeitung (s. S. 140). Zu den nach Anschneiden (Fig. 125 u. 126) ausfließenden und dann erhärtenden =Milchsäften= sind auch _Opium_, _Lactucarium_, die Gummiharze der persischen _Umbelliferen_ (_Asa foetida_, _Galbanum_, _Ammoniacum_) und _Euphorbium_ zu zählen, und im weiteren Sinne das _Gutti_. [Illustration: Fig. 154. Amerikanisches _Terpentin_gewinnungsverfahren. Die Wundfläche mit Harzbalsam bedeckt.] Die bei der Gewinnung des _Opiums_ benutzten +Messer+ sind sehr eigenartig. In +Kleinasien+ werden zum Anschneiden der Mohnköpfe Messer aller möglichen Formen benutzt, einmal solche, denen die Spitze abgebrochen wurde (Fig. 134), dann solche mit gesägter Klinge (Fig. 135), aber auch Uhrfedern, Glasscherben u. a. mehr. Die Benutzung der letzteren erklärt besonders einleuchtend das ständige Vorkommen von Fruchtwandepidermisfetzen im kleinasiatischen _Opium_, da die Wand der Frucht durch sie nicht eigentlich geritzt, sondern eingerissen wird. In Kleinasien wird nur ein Horizontalschnitt geführt. [Illustration: Fig. 155. _Manikot_ mit Messerstichen angezapft (Indien). [+F. O. Koch+ phot.]] In +Vorderindien+ (Bengalen) bedient man sich des +Naschtar+ (Nushtur, Fig. 133 u. 137), das aus drei, vier, seltener fünf schmalen Eisenblechen von etwa 15 cm Länge und der Dicke einer Federmesserklinge besteht, die oben 2,5 cm breit, dort tief eingekerbt und in scharfe Spitzen ausgezogen sind, und durch Umwickeln mit starken Baumwollfäden c. 1,5 mm auseinandergehalten werden. Es werden Vertikalschnitte ausgeführt (Fig. 125) und zwar an 2 bis 6 Stellen der Kapsel, in Intervallen von 2–3 Tagen. In +Persien+ wird ein ähnliches Messer benutzt und die Kapsel horizontal, schräg oder vertikal nach und nach an allen Seiten angeschnitten (Fig. 126). [Illustration: Fig. 156. _Guttapercha_gewinnung auf Sumatra. Der zweite Kuli von links trägt die Instrumententasche und das Beil (baliung), das zum Fällen des Baumes benutzt wird. Der vierte macht mit dem breiten Messer (lading) die Einschnitte. Der erste und dritte kratzen den ausgeflossenen Milchsaft mittelst eines spitzen Kratzers in den aus den Blättern von _Areca Catechu_ hergestellten Spitzbeutel. [+Tschirch+ phot.]] In China werden die Kapseln mit einem dreischneidigen Messer an 3–5 Stellen vertikal angeschnitten. Auch in Ägypten wird der Naschtar oder die kleinasiatische Methode benutzt, jedoch zwei oder drei Einschnitte gemacht. Mehrklingige Messer, die zum Teil bis auf die Spitze mit Schnur umwickelt waren oder abgerundete Spitzen besaßen, wurden bei Erfurt, bei Clermont Ferrand, bei Darmstadt und in Württemberg benutzt (~Linde~, +Zur Gewinnung des Opiums+, Apoth. Zeit. 1905). Die Entwicklungsphase der Kapsel, bei welcher sie angeschnitten wird, ist nicht überall die gleiche. In Kleinasien und in Vorderindien werden die jungen Früchte einige Tage nach dem Abfallen der Blumenblätter, in Armenien 20–25 Tage nach dem Abblühen (~Gaultier~), in Ägypten, sobald sie ihre normale Größe erlangt haben (~Savaresi~), in Persien, wenn sie sich der Reife nähern, angeschnitten. Der beste Zeitpunkt ist 10–14 Tage nach dem Abfallen der Blumenblätter (~Hesse~). Zum Abkratzen der eingetrockneten Tropfen bedient man sich in Indien eines schaufelartigen Instrumentes (Situah Fig. 138). [Illustration: Fig. 157. Halbspiralschnitt an einer kultivierten _Hevea brasiliensis_ in Indien. [+F. O. Koch+ phot.]] [Illustration: Fig. 158. Fischgrätenschnitt an kultivierter _Hevea brasiliensis_ in Indien. [+F. O. Koch+ phot.]] [Illustration: Fig. 159. _Colophonium_destillerie in den Wäldern von Carolina (U. S. A.).] [Illustration: Fig. 160. Das Innere einer nordamerikanischen _Harz_destillerie. Im Mittelgrunde sieht man einen Destillierapparat und (rechts) das große Kühlfaß. [Aus +Tschirch+, Harze und Harzbehälter.]] [Illustration: Fig. 161. Die _Lavendelöl_destillateure auf den Alpen (Alembics voyagants.) [Aus +Roure-Bertrand fils+ Berichte.]] [Illustration: Fig. 162. _Citronellaöl_destillation in der Nähe von Galle auf Ceylon. [Aus +Roure-Bertrand fils+ Berichte.]] [Illustration: Fig. 163. Rumelische _Rosenöl_destillerie in Papazoglou, links: Füllen der Destillierblasen.] [Illustration: Fig. 164. Schuppen mit Destillierblasen für _Rosenöl_ in Bulgarien. Links der Destillateur das Öl abhebend.] [Illustration: Fig. 165. Entleeren der _Citronen_ (Limoni) mittelst kleiner Löffel. Die Mädchen umwickeln die Hand, mit der sie die Citrone halten, mit einem Tuch. Fruchtfleisch und Schale werden gesondert verarbeitet. (Vergl. Fig. 166 und 176.) [Prof. +Benedicenti+ in Messina phot.]] [Illustration: Fig. 166. _Citronenöl_gewinnung mittelst der Spugna-Methode. Die Schalen werden an einen Schwamm gedrückt. [Prof. +Benedicenti+ in Messina phot.]] [Illustration: Fig. 167. _Bergamottöl_bereitung mit der Maschine, erste Operation. [Aus +Roure-Bertrand fils+ Berichte.]] [Illustration: Fig. 168. _Bergamottöl_bereitung mit der Maschine, zweite Operation. [Aus +Roure-Bertrand fils+ Berichte.]] [Illustration: Fig. 169. Enfleurage, Darstellung der «_Pomades_» auf kaltem Wege in der Fabrik Roure-Bertrand fils in Grasse.] [Illustration: Fig. 170. Maceration, Darstellung der «_Pomades_» auf warmem Wege in der Fabrik Roure-Bertrand fils in Grasse.] Auch bei der seit Jahrhunderten gleichgebliebenen Methode der Gewinnung der _Asa foetida_ durch Abtragen dünner Scheiben vom Kopfe der großen freigelegten Wurzel von _Ferula Assa foetida_ bedient man sich eines eigenartigen keilförmigen Messers, das vorn stark verbreitert ist (Fig. 148). Bei der Herstellung der Einschnitte in die Rinde der _Mannaesche_ bei der _Manna_gewinnung werden eigenartige, sichelförmig gekrümmte Messer benutzt (Fig. 150). Andere Drogen der Gruppe der =Harzbalsame= sind als solche nicht in der normalen Pflanze enthalten, sondern entstehen erst infolge von Verwundungen (+sekundärer Harzfluß+). Ich habe durch Versuche in Indien und Europa gezeigt, daß _Benzoë_, _Peru_- und _Tolubalsam_, _Styrax_, _Dammar_ und die meisten _Terpentine_ der Koniferen erst sich bilden, nachdem man tiefgreifende Verletzungen am Baume angebracht hat und ein reichverzweigtes System pathologischer Kanäle im Neuholz entstanden ist (Gesetz des Harzflusses). [Illustration: Fig. 171. Eine finländische «Tervahauta» (_Teer_grube), die Art der _Teer_gewinnung in Finland.] [Illustration: Fig. 172. Ecuelle à piquer. [+Tschirch+ phot.]] Als pathologische Produkte, die bisweilen schon freiwillig, in größerer Menge aber durch (wenn auch nicht infolge von) spontan entstehenden oder künstlich angebrachten Wunden austreten, sind auch das _Gummi_ und der _Traganth_ zu betrachten. Sehr mannigfaltig ist +die Form, die man den Verwundungen+ (Fig. 149) +und den dazu benutzten Instrumenten gibt+ und die Art, wie man die Wunde nachher behandelt. Bald wird ein V-Schnitt hergestellt (_Tolubalsam_, Fig. 149, 2), bald Längsschnitte (_Benzoë_, Fig. 149, 1) oder zahlreiche übereinander stehende, horizontale Einschnitte (_Manna_, _Japan. Lack_, Fig. 149, 10 u. 11), bald Spiralschnitte (_Gutti_, Fig. 149, 9), bald eine breite, wie ein M -- oder O -- geformte Lache (amerikan. und französ. _Terpentin_, Fig. 149, 5 u. 6), bald wird zum Auffangen des Balsams ein Topf angehängt (Fig. 149, 2, 6, 12–14), bald ein Box in den Baum geschlagen (Fig. 149, 5 u. 8). Auch Schwelen und Aufsaugen des Balsams in Lappen kommt vor (_Perubalsam_, Fig. 149, 3, 152 u. 153). Bei der _Lärche_ wird ein Loch gebohrt (Fig. 149, 4), mit einem Pflock verstopft und nach einiger Zeit der angesammelte Balsam abgelassen. Die größte Mannigfaltigkeit in der Verwundungsart findet sich aber bei den _Kautschuk_bäumen. Bald wird hier nur mit Messerstichen angezapft (Fig. 155), bald werden Spiralschnitte, Halbspiralschnitte (Fig. 157), kurze, längs- oder schräggestellte mit eigenartigen meißelartigen Messern hergestellte Schnitte (Fig. 149, 12), gemacht, bald wird der Grätenschnitt (Fig. 149, 13 u. 158), der Doppelkandelaberschnitt (Fig. 149, 14) oder Varianten dieser geübt (das Detail siehe in meinem Buche: +Die Harze und die Harzbehälter+, 2. Aufl. 1906; dort sind auch die Instrumente abgebildet). Zu einem allgemein adoptierten System ist man noch nicht gekommen. Noch werden Versuche gemacht, welches das beste ist. Bei der _Guttapercha_ wird der Stamm des gefällten Baumes in horizontaler Lage auf der Oberseite in bestimmten Entfernungen mit breiten Einschnitten versehen, aus denen man dann den ausgetretenen Milchsaft herauskratzt (Fig. 156). Eine Besonderheit ist die Darstellung des _Churus_. Der _Churus_ (Indisch-Hanfharz) wird nach ~Bonati~ in der Weise gewonnen, daß man die in Blüte stehenden Zweigspitzen der weiblichen Pflanze von _Cannabis indica_ stundenlang kräftig auf groben wollenen Teppichen reibt, so daß das dickflüssige Harz sich auf der Oberfläche ablagert, von wo es mittelst eines Messers abgelöst und zu kleinen Kugeln oder länglichen Stäbchen geformt wird. Es erinnert dies in etwas an die ehedem beim _Ladanum_ gebräuchliche Gewinnungsweise, bei der man langbärtige Ziegen durch die harzduftenden _Cistus_gebüsche trieb, das an den Bärten haften bleibende Harz absammelte, und nachdem es in Wasser erweicht war, zu den bekannten Spiralkörpern formte. Eine besondere Stellung nimmt das _Ammoniacum_ ein. Es werden nämlich bei ihm die ganzen zur Zeit der Fruchtreife geschnittenen Stengel der Pflanze nach Bombay gebracht und erst hier die Droge abgelesen. [Illustration: Tafel XVI Alte Cocosnuß-Ölmühle in Ceylon. [Aus «Der Mensch u. die Erde».]] [Illustration: Tafel XVII _Cocos_-Mühle auf Diego Garcia. [Aus +Chun+, «Tiefen des Weltmeeres».]] Sehr eigenartig ist die +Teerbereitung+, das Teerbrennen (Tervanpoltto) in Finland. Der Holzteer wird in Finland auf folgende Weise von _Fichten_ gewonnen. Der Stamm der _Fichte_ wird Mitte Juni von Ästen und Rinde -- letztere bis zum Holz -- in der Höhe von etwa 2½ m befreit; nur an der nördlichen Seite des Baumstammes wird ein etwa 5 cm breites Band der Rinde gelassen, um den Baum am Leben zu erhalten. Dann läßt man den Baum 2–5 Jahre stehen, worauf die Rinde wieder auf dieselbe Weise von dem Stamme abgeschält wird, jetzt etwa 1½ m höher, so daß der Stamm jetzt 4 m hoch kahl ist, mit Ausnahme der nördlichen Seite. Zwei Jahre lang läßt man den Baum so stehen. Der kahle Teil des Stammes ist jetzt mit einer dicken Lage Harz bedeckt. Dann schneidet man den an der nördlichen Seite gelassenen Rindenstreifen los; der Baum wird im Oktober oder November gefällt und das so behandelte Holz zum Meiler gebracht, wo es etwa 1,8 m hoch aufgestapelt wird. Im Winter, wenn die Kälte groß und das Holz dadurch leicht spaltbar ist, werden die abgehauenen, c. 4 m langen, harzreichen Baumstämme der Länge nach gespalten und in 3½ m breiten und 2 m hohen Stapeln rings um den Meiler geordnet. Im folgenden Sommer werden sie in den Meiler eingesetzt. Der Teermeiler oder die Teergrube (Tervahauta, Fig. 171) ist eine kreisrunde, der Mitte zu tiefer werdende Grube in der Erde. Sie ist gewöhnlich 12–13 m im Durchschnitt (36 m im Umkreis) und in der Mitte etwa 1½ m tief. In die Mitte der Grube wird ein Holzkasten ohne Boden -- 15 cm hoch und 1½ m im Durchschnitt -- eingesenkt, in welchem der Teer sich ansammelt. In die Wand des Kastens ist ein Holzrohr eingesetzt, aus dem der Teer ausfließt. Dieses Holzrohr ist schräg in den Boden eingesenkt und reicht über die Peripherie der Grube hinaus zu einem Kanale, wo sich die Sammelgefäße befinden. Der Boden der Grube ist fest mit Ton oder Moorerde bedeckt, um das Aufsaugen des Teers in die Erde zu vermeiden. Über die auf diese Weise hergerichtete Grube wird das Teerholz kreisförmig, die Enden der Holzstücke der Mitte zu gerichtet, aufgestapelt, bis der Meiler einen kuppelförmigen, oben abgeplatteten Bau bildet. Das Ganze wird dann mit Moos, Erde und Torf bedeckt. An der Peripherie werden mehrere kleine Öffnungen dicht nebeneinander gelassen, bei welchen der Meiler gleichzeitig angezündet wird. Diese Öffnungen werden gleich nach dem Anzünden wieder mit Erde und Torf bedeckt. Den auf diese Weise angezündeten Teermeiler läßt man so 1–2 Tage ohne Luftzutritt brennen, worauf der Pfropfen von der oben erwähnten Holzröhre abgenommen wird. Jetzt beginnt der Teer auszufließen. -- Wenn der Meiler auf diese Weise an der Peripherie angezündet wird, so sammelt sich der Teer in dem in der Mitte der Grube befindlichen Holzkasten und fließt durch das Rohr aus. Das Brennen des Meilers -- unter fortwährendem Ausschluß von Luft -- dauert 4 bis 5 Tage; dann ist aller Teer abgeflossen. Nach dem Öffnen des Rohres fließt gewöhnlich erst eine Menge dicker und dunkler Teer aus; dann folgt das Ausfließen des richtigen, hellbraunen und dünneren Teers. Ist die Hitze im Anfang größer und dauert das Brennen etwas länger als einen Tag, ehe das Rohr geöffnet wird, so fließt nach dem Öffnen erst eine geringere Menge sogenanntes klares «Teerwasser» aus und gleich darauf der richtige, hellbraune Teer, ohne daß sich erst dicker, pechartiger Teer bildet. Auf diese Weise wird der Holzteer in Kulunoniemi, dem größten Produktionsort in Finland, gewonnen. Ein Teermeiler von dieser Größe liefert c. 7500 Liter Teer. (Nach brieflichen Mitteilungen von Frl. ~Richter~ in Helsingfors.) [Illustration: Fig. 173. Fiskolo. Der geflochtene, oben und unten offene Korb zum Pressen der _Oliven_. [+Tschirch+ phot.]] [Illustration: Fig. 174. Italienische _Oliven_-Ölmühlen und -Pressen. Rechts die Fiskoli unter der Presse. [Aus Chemist and Druggist.]] Andere Drogen, wie die fetten Öle und Fette, werden durch +Auspressen+, noch andere, wie die ätherischen Öle, durch +Destillieren mit Wasserdampf+ aus den Pflanzenteilen oder Harzbalsamen herausgezogen. Das Auspressen, selbst warmes, dürfte die Fette kaum stark verändern. Etwas anderes ist es mit den +ätherischen Ölen+. Es darf als sicher angenommen werden, daß die ätherischen Öle in der Form, wie wir sie im Handel kennen, nicht in der Pflanze vorhanden sind. Ich habe schon 1890 darauf aufmerksam gemacht, daß der Wasserdampf seine verseifende Wirkung zweifellos auch hier geltend machen wird und daß die Alkohole, die wir in den ätherischen Ölen des Handels finden, in der Pflanze offenbar mit jenen flüchtigen Fettsäuren, die wir im unter den Ölen stehenden Destillationswasser finden, verestert sind, diese Ester, die zum Teil wohl «gemischte» sein dürften, aber durch die verseifende Wirkung des Wasserdampfes gespalten werden. Eine solche Spaltung dürfte übrigens bisweilen auch schon beim Trocknen eintreten. [Illustration: Fig. 175. _Baumöl_gewinnung im XVI. Jahrh. Nach einem Kupferstich -- gez. von +J. Stradanus+, gestoch. von +Ph. Galle+ um 1570 -- der sich im germanischen Museum in Nürnberg befindet. [Aus +Peters+, pharm. Vorzeit.]] [Illustration: Fig. 176. Pressen des _Citronen_saftes. Das von der Schale getrennte Fruchtfleisch wird ausgepreßt und der Preßsaft später auf Calciumcitrat verarbeitet. [Prof. +Benedicenti+ in Messina phot.]] [Illustration: Fig. 177. Schneiden und Trocknen der _Gambier_würfel in einer _Gambier_faktorei in Singapore. [+Ridley+ phot.]] [Illustration: Fig. 178. _Aloë_gewinnung am Kap. Der Arbeiter schneidet mit einem gekrümmten Messer die Blätter von _Aloe ferox_ ab.] [Illustration: Fig. 179. _Aloë_gewinnung am Kap. Die aus den abgeschnittenen Blättern von _Aloe ferox_ gebildete Mulde.] Sehr eigenartig sind die =Methoden der Gewinnung der ätherischen Öle= ausgebildet worden. Die alte Methode der Destillation mit Wasserdampf (Fig. 159 bis 164), deren bis ins Unendliche modifizierte Apparatur wir schon bei ~Brunschwijk~ bewundern (vgl. auch Fig. 9) und die jedem alten chemischen Laboratorium einen so eigenen malerischen Reiz verleiht, ist zwar auch heute noch die wichtigste Darstellungsmethode geblieben (vgl. das Kap. Pharmakochemie), wie außerordentlich aber die Apparate vervollkommnet wurden, zeigt ein Blick in die Destillierräume einer modernen Fabrik ätherischer Öle. Daneben sind jedoch für die Öle, die die doch ziemlich rohe Methode der Dampfdestillation nicht vertragen, die ja nur Öle mit kräftiger Konstitution aushalten und die uns so gut wie niemals das Öl in der Form liefert, wie es in der Pflanze vorhanden ist, andere Methoden eingeführt worden: die in Grasse geübte +Enfleurage+ (Fig. 169), bei der Fette in der Kälte das ätherische Öl aufnehmen und der +procédé pneumatique+, bei dem die Blüten nur ihren Duft an kaltes Fett abgeben. Die ältesten wohlriechenden Öle waren (wohl warm bereitete) Auszüge von Pflanzen mittelst fetten Ölen. Das Verfahren wird noch jetzt geübt und «+Macération+» genannt (Fig. 170). Das Anstechen der Früchte mit der +Ecuelle à piquer+ (Fig. 172) oder das Andrücken der Fruchtschalen an einen Schwamm (+Spugna+, +Scorzetta-Prozeß+, Fig. 165 u. 166), wie es in Italien bei einigen _Aurantieen_früchten geübt wird oder die höchst eigenartige, wenn auch primitive +Macchina+ (Fig. 167 u. 168), mit der das _Bergamottöl_ kalt herausgequetscht wird, sind solche sich der Eigenart gewisser Öle anpassende Methoden. Ganz dezentralisiert ist die Gewinnung des _Rosenöls_ in Bulgarien, wo über zahlreiche Dörfer, besonders in der Gegend von Kezanlik, hunderte von primitiven Destillierblasen zerstreut sind, die nur zur Zeit der _Rosen_blüte in Tätigkeit gesetzt werden (Fig. 163 u. 164). Dann auch die Fabrikation von _Oleum pini pumilionis_ in der Schweiz (z. B. im Emmental). «Flottante Destillierblasen», Alembics voyageants (Fig. 161) finden wir bei den wandernden Destillateuren von _Lavendelöl_, die die duftenden Berge Südfrankreichs durchziehen und für kurze Zeit dort ihre Destillerie errichten, wo sie gerade gute Erträge zu erzielen hoffen. In größeren Fabriken zentralisiert ist dagegen die Fabrikation der ätherischen Öle bei Miltitz (~Schimmel~ & Co., Taf. III), Pirna (~Hänsel~), Grasse (~Roure Bertrand Fils~ u. and.). In die Reihe der Destillationen mit Wasserdampf (s. auch das Kapitel Pharmakochemie) gehört auch die _Kampfer_destillation in Japan und China, der dann eine Sublimation des Produktes und -- häufig auch -- eine Komprimierung folgt, die _Colophonium_gewinnung durch Destillation der _Terpentine_ (Fig. 159 u. 160) -- aber nicht die Darstellung des «_Harzöles_», das vielmehr durch trockene Destillation des _Colophoniums_ gewonnen wird. (Vgl. das Detail in meinem Buche: +Harze und Harzbehälter+, 1906). [Illustration: Fig. 180. _Aloë_bereitung am Kap. Der in die Ziegenfellmulde ausgeflossene Saft wird in Kanister ausgegossen.] Das Auspressen der fetten Öle, das zuerst, wie es scheint, bei der _Olive_ (2000 v. Chr. oder noch früher), sehr früh auch bei der _Mandel_ geübt wurde, ist jetzt durch Einführung der hydraulischen Plattenpressen, die schon vor 20 Jahren ihren Weg selbst in die _Cocosöl_pressereien von Ceylon gefunden hatten -- ich sah in den Mills in Colombo nur noch mit ihnen Öl pressen -- auch in außereuropäischen Ländern sehr vervollkommnet worden. Wenig, z. B. auf entlegenen Inseln, findet man noch die alte _Cocosöl_presse (Taf. XVI u. XVII), in italienischen und südfranzösischen Dörfern die primitive _Olivenöl_presse (Fig. 174) mit dem Fiscolo (Fig. 173), auf den Bandainseln und auf Java noch die alte Presse für _Muskatbutter_, wie sie schon vor 200 Jahren dort üblich war. Die _Oliven_ kommen in Italien erst in steinerne runde Rinnen mit rundumlaufenden Mühlsteinen (Frantojo, Fig. 174 links). Dort werden sie zu Brei gemahlen und dann in die eigenartigen, aus Halphagras und Baststreifen geflochtenen Körbe, die sog. +Fiscoli+ (Fig. 173) geschoben. Diese werden, 20–25 Stück übereinander, unter einer Holzpresse aufgetürmt und dann gepreßt (erste Pressung). Dann kommt der Preßrückstand in eiserne hydraulische Pressen mit eisernen durchlöcherten Mänteln, die zu öffnen sind (zweite Pressung), die Trester liefern dann mit Schwefelkohlenstoff noch 10% Öl (_Sulfuröl_), der Rest ist gutes Brennmaterial für Dampfmaschinen. Man rechnet 30% des Gewichts der _Oliven_ Öl, 20% Feuchtigkeit. Das Öl wird in eigenartigen Filtrierapparaten filtriert, in denen sich zahlreiche Zylinder aus durchlochtem Blech, die mit einem Siebboden unten geschlossen und mit Baumwolle gefüllt sind, befinden. Das Öl kommt dann in eine gemauerte Zisterne (postura). Neuerdings ist mit Erfolg das Pressen der _Olive_ durch Zentrifugieren der erwärmten geöffneten Früchte ersetzt worden. Das Verfahren erschöpft die Frucht vollkommen. Das beste Öl liefern ein wenig vor Vollreife gesammelte _Oliven_, das meiste, von normaler Beschaffenheit, genau reife. [Illustration: Fig. 181. Einkochen des Saftes der _Aloe ferox_ in Kesseln durch Kaffern. Im Hintergrunde die blühende Pflanze.] Daß die Gewinnung des _Olivenöls_ in Italien -- unter Benutzung von Strohkörben -- sich mindestens seit dem XVI. Jahrh. nicht wesentlich geändert hat, zeigt die Abbildung 175. Die _Olivenöl_pressung ist in Italien und der Provence ganz dezentralisiert. Jeder Bauer, der eine gewisse Anzahl von _Oliven_bäumen besitzt, hat auch seine kleine Ölmühle (trappeto). Neuerdings wird als Ersatz des _Oliven_öls viel _Arachisöl_ und _Baumwollsamenöl_ gepreßt. Eigenartig ist die Gewinnung des _Ricinusöls_ in Indien. Die Samen werden zuvor erhitzt («geröstet»), durch sanften Druck von den Schalen befreit und zwischen warmen Plattenpressen gepreßt. Das bei 20–30° gepreßte ist das beste. Dann steigert man die Preßtemperatur. Das Öl wird sodann solange mit Wasser gekocht, bis alles «Eiweiß»abgeschieden ist, die Abscheidung abgeschöpft und das Öl in flachen Gefäßen einige Tage stehen gelassen. Dann wird es in c. 70 Liter fassende Tonkrüge gefüllt, die bis zur Öffnung in Erde eingegraben werden (~Schulte am Hofe~). Durch Auspressen des von der Schale getrennten Fruchtfleisches der _Citrone_ wird übrigens auch der _Citronen_saft gewonnen (Fig. 176). Einige Drogen werden durch =Auskochen= der betreffenden Pflanzenteile (_Catechu_, _Agar-Agar_) oder durch Anschneiden und =Eindicken= des ausgeflossenen Saftes (_Capaloë_) dargestellt. Dabei geht man dann in der Weise vor, daß man die eingedickte, halb erkaltete Masse, sei es in Würfel (_Gambier_, Fig. 177), sei es in schmale oder prismatische Stücke (_Agar-Agar_) schneidet oder in Kisten bezw. Kalebassen ausgießt und in diesen vollends erkalten und erhärten läßt (_Aloë_). [Illustration: Fig. 182. Kessel zum Auskochen und Presse zum Auspressen der Lappen bei der _Perubalsam_gewinnung in San Salvador. [+Preuß+ phot.]] Die Gewinnung der _Aloë_ aus den Blättern der _Aloë ferox_ habe ich (1907) nach Berichten von ~Dr. Marloth~ in Kapstadt, wie folgt, geschildert. «Die Gewinnung des Saftes geschieht noch immer nach der alten primitiven Methode. Eine flache Vertiefung im Boden wird mit einer Ziegen- oder (wo möglich) Pferdehaut bedeckt. Die abgeschnittenen Blätter (Fig. 178) werden rings herum zu einem kuppelartigen Bau von 1 m Höhe aufgepackt (Fig. 179). Nach einigen Stunden werden die Blätter einfach beiseite gestoßen und der ausgelaufene Saft in ein Gefäß gegossen, das meistens ein leerer Petroleumbehälter ist (Fig. 180). Am Abend wird dann der Saft in eisernen Töpfen über freiem Feuer ziemlich achtlos eingekocht (Fig. 181). Diesem Umstande verdankt die Droge ihre dunkle glasige Beschaffenheit. Das Eintrocknen über freiem Feuer ist eine sehr beschwerliche Arbeit, denn es muß fortwährend gerührt werden, um das Anbrennen zu verhindern. Dabei greift aber der entweichende Dunst die Augen der Arbeiter sehr an. Wird nicht genügend eingekocht, so läuft die Masse nachher zusammen, wird zu lange gekocht, so brennt sie teilweise an. Aus diesem Grunde scheinen viele der _Aloë_-Sammler es jetzt vorzuziehen, den Saft an Fabriken zu verkaufen, anstatt ihn selbst einzukochen. Neuerdings hat nämlich ein Unternehmer die Sache insofern verbessert, als er von den Eingeborenen den Saft kauft und ihn in flachen Holztrögen an der Sonne eintrocknen läßt, nachdem er einer gelinden Gärung überlassen wurde. Diese neue Sorte kommt unter der Marke «_Crown-Aloë_» in den Handel. Leider war der erste größere Posten dieser neuen Marke in London mit dem Namen _Uganda Aloë_ belegt worden, doch ist dies, wie ich schon neulich mitteilte, ein willkürlich erfundener Name. Diese neue und durchaus rationelle Darstellungsweise hat eine Zukunft. Die _Crown-Aloë_ erzielt in London sehr gute Preise. Sie sieht freilich ganz anders wie _Cap-Aloë_ aus, ist aber entschieden viel besser.»(~Tschirch~, Schweiz. Wochenschr. 1902, Nr. 23.) [Illustration: Fig. 183. Aus _Kautschuk_ geformtes Gefäß in Gestalt eines Tieres vom Amazonas. [+Tschirch+ phot.]] [Illustration: Fig. 184. Bottle Rubber Para. Aus _Kautschuk_ geformte Gefäße vom Amazonas. [+Tschirch+ phot.]] [Illustration: Fig. 185. Aus _Kautschuk_ geformter Schuh vom Amazonas. Die Form, in der vor 60 Jahren der meiste _Kautschuk_ exportiert wurde. [+Tschirch+ phot.]] [Illustration: Fig. 186. Teller aus _Nelken_ geformt. [+Tschirch+ phot.]] [Illustration: Fig. 187. Aus _Nelken_ geformtes Kästchen aus Amboina. [+Tschirch+ phot.]] [Illustration: Fig. 188. Aus _Nelken_ geformtes Schiff von Amboina. [+Tschirch+ phot.]] Ein Auskochen findet auch bei der _Perubalsam_- und _Styrax_-Darstellung statt. Hier werden nach erfolgter Verwundung des Baumes und Bildung von Balsam im Neuholz aus der Wundnähe stammende Holz- und Rindenteile abgeschabt und dann mit Wasser ausgekocht. Bei der _Perubalsam_gewinnung werden auch die aufgelegten Lappen dieser Prozedur unterworfen. Nach dem Auskochen wird dann abgepreßt (Fig. 182). Ein natürliches =Bleichen= am Licht findet bei der _Macis_, die frisch karminrot, am Licht getrocknet rötlichgelb, und beim _Carrageen_, das frisch kirschrot, gebleicht gelblich ist, statt. Das Bleichen des _Carrageen_ an der Sonne erfolgt erst, nachdem man den größten Teil des roten Farbstoffes durch Einlegen und Rollen der Algen in mit Süßwasser gefüllten Fässern entfernt hat. Um die _Ingwer_rhizome der geschälten Sorten schön weiß zu erhalten, werden die gewaschenen und vorsichtig geschälten Rhizome eine Nacht in Wasser liegen gelassen, dem man oft noch Kalkmilch, Zitronensäure oder Essig zusetzt. =Künstliches Bleichen= durch chemische Hilfsmittel gilt bei Drogen als unzulässig. So dürfen z. B. _Ingwer_, _Cardamomen_ und _Carrageen_ nicht mit Chlor oder schwefliger Säure gebleicht werden. Nur Sonnenbleiche ist zulässig. Auch das Bestreuen oder Bestreichen geschälter weißer Drogen mit Kreide oder Gips, das hie und da bei _Iris_ und _Ingwer_ beobachtet wurde, ist unzulässig. Das =Kalken= der _Muskatnüsse_ dagegen ist durchaus zulässig. Es hat nicht den Zweck, die Keimkraft zu vernichten, die bei den Samen, besonders den geschälten, rasch erlischt, sondern dient als wirksamer Schutz gegen Insektenfraß, wie besonders auf diesen Punkt gerichtete Versuche, die ich vor einigen Jahren angestellt habe, bewiesen haben. Die =Gewinnung der Gespinstfasern= gehört schon in das Gebiet der technischen Rohstoffe. Sie beruht, soweit es sich um Bastfasern handelt, auf der möglichst vollständigen Isolierung derselben und Beseitigung der begleitenden Gewebe, bisweilen (_Lein_) unter Zuhilfenahme eines eigenartigen «Fermentierungsprozesses» (Flachsröste), der wohl darauf beruht, daß durch den Einfluß von Bakterien die Interzellularsubstanz pektinisiert und dadurch die Zellen leichter isoliert werden. Die Entfernung der Samen aus der Baumwolle (das Egrainieren) bedarf besonderer Vorrichtungen. =Bisweilen werden die erzielten Drogenprodukte noch geformt.= Aus dem _Kautschuk_ und der _Guarana_-Pasta formte man ehedem alle möglichen Figuren (Fig. 183–185), jetzt werden aus ersterem meist nur Kuchen, aus letzterem, ebenso wie aus dem erweichten _Drachenblut_ Stengel gebildet. Das _indische Opium_ wird, wie schon oben beschrieben, entweder zu großen Kugeln (balls Fig. 128) oder zu rechteckigen Stücken (Fig. 132) geformt. Der _Gambier_würfel wurde schon oben gedacht (S. 135). Aus _Nelken_ werden in Amboina die zierlichsten und kunstvollsten Gebilde hergestellt: Büchsen, Teller, Kassetten, Schiffe (Fig. 186 bis 188). Doch ist dies eigentlich mehr eine Kuriosität und Spielerei. Auch die früher vielfach übliche kunstvolle Verschlingung von Wurzeln ist nur noch bei der _Angelica_«in Zöpfen»in Gebrauch geblieben und von den zahlreichen eigenartigen Packungsarten der _Sarsaparille_ sind fast nur noch die «Puppen» der Honduras jetzt im Handel. Auch von den vielen oft +kunstvollen+ =Gefäßen=, in denen früher besonders weiche Drogen in den Handel gebracht wurden, haben sich nur wenige erhalten: die kleinen Kalebassen des _Tolubalsams_ (jetzt selten) und einer _Curare_art, die grossen der _Curaçao-Aloë_, die Töpfe des _Tubocurare_ und die Bamburöhren des _Röhrencurare_, die wir aber eigentlich schon zu den Packungen (s. Pharmakodiakosmie) rechnen müssen. [Illustration: Fig. 189. Die Bereitung des _Palmweins_ am Kongo. Der Kuli rechts ist im Begriff, den Schnitt am Gipfel zu machen. [+R. Visser+ phot.]] Eine ganz besondere und eigenartige Gruppe bilden _Indigo_ und _Lackmus_, die als solche in den Stammpflanzen nicht vorhanden sind, sondern erst bei einem eigenartigen Behandlungsprozesse aus den in den Pflanzen enthaltenen Chromogenen entstehen. (Vgl. das Kapitel Pharmakochemie.) Ein =Nachfärben= (mit Berlinerblau oder Indigo, dem Gips oder Talkum zugesetzt wurde) findet bisweilen beim _grünen_ Tee statt. [Illustration: Fig. 190. Indianer bei der _Pulque_bereitung. Aufsaugen des angesammelten Saftes mittelst Hebers. [Aus +Preuß+, Zentral- und Südamerika.]] Ein «=Beduften=» (Scenting) scheint beim _schwarzen Tee_ hie und da in der Weise geübt worden zu sein, daß man dem fertigen Produkt wohlriechende Blüten beimengte und diese dann, nachdem sie ihren Duft abgegeben hatten, wieder aussiebte. Als solche Blüten wurden genannt: _Aurantieen_, _Aglaia odorata_, _Chloranthus inconspicuus_, _Gardenia florida_, _Jasminum paniculatum_ und _Sambac_, _Osmanthus fragrans_. Wie ~Tischomiroff~ durch Erkundigungen in China erfuhr, wird das «Beduften» des _schwarzen Tees_ nicht oder doch (1893) nicht mehr geübt. Nur in die Kisten, die «_Tee_ zu Geschenken»enthalten, wird auf den Boden bisweilen eine fingerdicke Schicht _Aglaia_blüten geschüttet. In Szeschuan werden bisweilen, aber nur für den örtlichen Gebrauch, die +süßen+ Zweigspitzen von _Viburnum phlebotrichum_ dem _Tee_ beigemischt. In Java und Ceylon fand ich (1889) weder Färben noch Beduften in Gebrauch. Einige Drogen, wie das _Curare_ und der _Haschisch_ gehören schon zu den =Präparaten=, sind also eigentlich nicht mehr Simplicia, sondern Composita. Doch wird sie wohl jeder zu den Drogen im weiteren Sinne rechnen, trotzdem sie künstliche Gemische sind. Die Herstellung von =gegorenen Getränken= aus Pflanzensäften fällt schon aus dem Gebiete der Pharmakognosie heraus. Doch kann man den _Palmenwein_ (Fig. 189), den _Cognac_, den _Arac_ und die _Pulque_ (Fig. 190) wohl noch im weiteren Sinne zu den den Pharmakognosten interessierenden Objekten rechnen. Wenn sie auch natürlich keine eigentlichen Drogen sind, so werden sie doch ebenso wie der Wein auch gelegentlich zu Heilzwecken verwendet. Bei der +Pulquebereitung+ schneidet der Arbeiter die Knospe des Blütenstandes der _Agave americana_, bevor sich derselbe entwickelt, ab und saugt mit einem eigenartigen Instrument (Fig. 190) den zuckerhaltigen Saft an, der dann nach dem Vergären die «Pulque» liefert. Bei der +Palmweingewinnung+ schneidet man ebenfalls die Blütenstandknospe ab oder macht Einschnitte in den oberen Teil des Stammes (Fig. 189), sammelt den austretenden zuckerreichen Saft und läßt ihn vergären. [Illustration: Fig. 191. Die Räucherung des _Kautschuks_ mit Palmnüssen (Defumaçao da borracha) im Amazonasgebiet unter Anwendung kleiner «Ruder» zur Herstellung kleiner Kuchen. [Aus +Hubers+ Arboretum amazonicum.]] Daß man Drogen auch =durch eine rationellere Erntebereitung verbessern= kann, unterliegt keinem Zweifel, und man sollte gerade diesem Umstande besondere Aufmerksamkeit widmen. Das Standardbeispiel bildet der _Hevea_-(Para-)_Kautschuk_, der von in Ceylon, Sumatra und Malacca kultivierten _Hevea_arten gewonnen, durch rationelles Koagulieren und Strecken der Abscheidung zu Fellen jetzt schon in so vortrefflicher Qualität am Markte ist, daß er im Preise an der Spitze aller Sorten steht und schon höher wie bester brasilianischer Para bezahlt wird. Die +Koagulation der Kautschuk-Milchsäfte+ (Fig. 191 u. 192) ist jetzt schon eingehend studiert. [Illustration: Fig. 192. Kochen des Latex und der _Kautschuk_kuchen in Lusambo (Kongo).] Man unterscheidet hier folgende Koaleszenzmittel: I. Natürliche Methoden: 1. Einfaches Verdunstenlassen an warmer Luft; 2. Verdunstenlassen am menschlichen Körper. II. Mechanische Methoden: 1. Durch Schlagen, Buttern bei 50°; 2. Durch Zentrifugieren nach ~Biffen~. III. Chemische Methoden: 1. Räucherung, z. B. mit der Räucherungsmaschine von ~Cardoco Danin~; 2. Einfache Kochmethode; 3. Zusatz eines großen Quantums Wasser; 4. Durch Salzwasser; 5. Durch Vegetabilien, wie die Samen von _Aurantiaceen_, der Saft von _Sachacamote_, _Bossasangasaft_, die Wurzelknollen von _Ipomoea bona nox_; 6. Durch Chemikalien, wie Alaun, Schwefelsäure, Seesalz, Seifenwasser, Alkohol, Sublimat, Calciumchlorid, Salzsäure, Phönicinschwefelsäure, Aceton, Eisessig, Ameisensäure, mit H₂SO₄ versetzte 4% Phenollösung; 7. Durch Urin; 8. Durch Sterilisieren mit Formaldehyd, Guajacol- oder Thymollösung, dann Verdünnen mit Wasser und Versetzen mit Oxalsäure, Ameisensäure, Zitronensäure oder mit wässerigen Extrakten der Termiten und Ameisen. (Vgl. ~Tschirch~, Harze und Harzbehälter 1906.) Die Sitte, =frische Pflanzenteile mit Zucker einzukochen= -- sog. +Condita+ darzustellen, -- die früher bei zahlreichen Heilpflanzen üblich war, z. B. auch bei _Rhiz. Enulae_, ist jetzt nur noch beim _Ingwer_, den dickschaligen _Citrus_arten (z. B. _C. medica_) -- _Citronat_, _Cedrat_ -- und bei _Angelica_ (in Clermont Ferrand) erhalten geblieben. [Illustration: Fig. 193. Die Fabrikation des _Indigo_. [Nach +Pomet+, Hist. des drogues, 1694.]] [Illustration: Fig. 194. Moderne _Indigo_fabrik in Indien. [Aus +Roscoe-Schorlemmer+, Lehrb. d. Chemie.]] [Illustration: Fig. 195. Sortieren des _Tabak_ in Sumatra. [Kew Museum.]] [Illustration: Fig. 196. Zurechtschneiden der Ceylon-_Zimt_röhren auf eine Länge. [Kew Museum.]] [Illustration: Fig. 197. Sortieren des _Tees_ in China. [Aus Illustrierte Welt.]] [Illustration: Fig. 198. Auslesen von _Muskatnüssen_ auf Java. [Kolonial-Museum Haarlem.]] [Illustration: Fig. 199. Auslesen der _Chinarinde_ und Trocknen derselben auf _Bambu_tellern (Tampirs) in Lembang auf Java. [+Tschirch+ phot.]] [Illustration: Fig. 200. Auslesen der _Rosen_blumenblätter in Grasse.] Auch die arabische Sitte, =eingedickte Pflanzensäfte= -- +Roob+, +Rob+, +Rubb+ -- darzustellen, ist heute nur noch bei wenigen Früchten (_Sambucus_, _Juniperus_) beibehalten worden. Das Dorf Trimmis (Graubünden) erzeugt jährlich mehrere 100 kg _Succus Sambuci_. Man ist übrigens wie bei der Verpackung auch bei der Erntebereitung ziemlich konservativ. Das _Umbaopopanax_ scheint auch heute noch auf die gleiche Weise dargestellt zu werden wie im Altertum. Das gleiche gilt wohl von der _Aloë_. Wie konservativ man bei der _Indigo_fabrikation geblieben ist, lehrt der Vergleich zwischen der Abbildung der _Indigo_bereitung, die ich aus ~Pomet~, +Hist. gener. des drogues+ 1694 wiedergebe (Fig. 193) und einer modernen Anlage (Fig. 194), die ich dieser gegenüberstelle. Oft ist das geerntete Produkt nicht ganz rein und es muß dann ein =Auslesen oder Sortieren= erfolgen. Dies geschieht bei vielen Drogen schon beim Produzenten. Die _Tee_blätter (Fig. 197), die _Muskatnüsse_ (Fig. 198) und die _Chinarinde_ (Fig. 199) werden «verlesen», bevor man sie verpackt, _Rosen_blätter (Fig. 200), bevor man sie destilliert. Besonders sorgfältig geschieht das Sortieren beim _Deckblattabak_ in Sumatra (Fig. 195). Bei der _Cubebe_, den _Umbelliferen_früchten u. a. werden die Stiele entfernt. Die _Gummis_ und _Harze_ werden sortiert. Vielfach geschieht das Auslesen aber auch erst in den Stapel- und Hafenplätzen oder gar erst in den Einfuhrhäfen in Europa oder bei den inländischen Großdrogenhäusern. Das gehört dann also schon in das Kapitel «Behandlung der Droge im Einfuhrhafen» (s. d.). Eine besondere Form des Auslesens ist das «=Reppeln=», das darauf beruht, daß man die groben wertlosen Teile von der eigentlichen Droge durch Rüttelsiebe abtrennt. So wird die _Kusso_ gereppelt, d. h. die zarten Blüten von den derben Infloreszenzaxen getrennt, so werden durch Reppeln auf Rüttelsieben die Sekretdrüsen und die Büschelhaare, die die _Kamala_ bilden, von den Früchten des _Mallotus philippensis_ und jene, die das _Lupulin_ bilden, von den Fruchtschuppen der weiblichen Infloreszenz der _Hopfen_pflanze abgelöst. Bei der _Baumwolle_ werden die Fruchtschalreste entfernt. Dann werden die Haare und Samen getrennt (Egrainieren). Die Samenschalhaare bilden die _Baumwolle_, der Samen liefert das _Baumwollsamenöl_. [Illustration: Fig. 201. Stampfen der zerkleinerten _Chinarinde_, um ihr Volumen zu verringern, auf Java.] Einige Rinden werden auch schon im Produktionslande =auf eine bestimmte Länge zurechtgeschnitten=. Bei den _Chinarinden_ geschieht dies in Java, um sie gut und mit möglichster Raumersparnis in den Kisten unterbringen zu können. Beim _Ceylonzimt_ werden die aus mehreren zusammengeschobenen Rinden gebildeten Röhren meist genau auf 1 m gebracht (Fig. 196), aus denen dann die Fardelen gebildet werden. Fardello bedeutet Bündel. Schon in ~Paxis~ Taripha (s. Geschichte) findet sich: «Canelle longe in fardo». Die Packung scheint also sehr alt zu sein. [Illustration: Fig. 202. Einstampfen des _Yerba Mate_ in Paraguay. [Nach +Hengstenberg+, Weltreisen.]] [Illustration: Fig. 203. Hydraulische Presse zur Herstellung der _Chinarinden_ballen in Colombo (Ceylon). [+Tschirch+ phot.]] [Illustration: Fig. 204. Mittelst hydraulischer Pressen hergestellte _Chinarinden_ballen in Hultsdorf Mill, Colombo (Ceylon). [+Tschirch+ phot.]] [Illustration: Fig. 205. Mittelst hydraulischer Pressen hergestellte _Baumwollen_ballen zum Verladen bereit (St. Louis).] Da die Dampferlinien die Fracht nach dem Volumen und nicht nach dem Gewicht berechnen -- eine Ausnahme machen nur die Metalle -- so hat der Versender ein Interesse, das =Volumen zu verringern=. Dies geschieht in primitiver Weise dadurch, daß man die Drogen einstampft. Etwas derartiges sehen wir z. B. bei den als Fabrikrinden bezeichneten _Chinarinden_, bei denen es nicht auf schönes Aussehen ankommt (Fig. 201). Beim _Mate_ erfolgt das Pulvern durch Schlagen mit hölzernen Stäben (Fig. 202). Oder man bedient sich zum Zusammenpressen hydraulischer Pressen. Dies geschieht z. B. bei der _Chinarinde_ in Ceylon (Fig. 203 u. 204) und der _Baumwolle_ (Fig. 205). Doch dies gehört schon in das Gebiet der Verpackungen (s. d.). Bei dem _Mate_ (Fig. 206) und bei dem zur _Ziegeltee_bereitung benutzten _Tee_pulver (Fig. 207) bedient man sich auch eigenartiger Mühlen, um das Material zu Pulver zu mahlen. Die _Reis_mühle dagegen entfernt die Spelzen und die Schale, «schält» also nur. [Illustration: Fig. 206. Primitive _Yerba_-Mühle in Paraguay. [Nach +Hengstenberg+, Weltreisen.]] [Illustration: Fig. 207. _Tee_mühle zur Bereitung des Ziegeltees.] Ganz einzig in seiner Art ist das =Zeichnen der noch an der Pflanze hängenden Vanillefrüchte zum Schutz gegen Diebstahl=. Die Pflanzer in Bourbon zeichnen nämlich mit Hilfe von Nadeln alle Früchte noch am Stock. Die Anordnung der Stiche ist auf den Plantagen verschieden, aber jede hat ihre besonderen Zeichen. Bald bilden die Stiche zusammen genommen arabische Ziffern (5, 6, 8, 10), bald Buchstaben (D bedeutet z. B. die Plantage von Dureau de Vaulcomte), und viele dieser Zeichen sind auf dem Gerichte als «Schutzmarke» eingetragen. Werden nun gestohlene Früchte angeboten, so wissen die Händler sofort, wo sie gestohlen sind und wem sie gehören. Die =Abfälle der Erntebereitung= werden bei vielen Drogen verwertet. Die Preßrückstände der Öldrogen, z. B. die _Cocos_preßkuchen, die _Sesam_-, _Mohn_- und _Senf_preßkuchen werden als stickstoffreiches Futtermittel benutzt, ebenso die extrahierten und getrockneten Rübenschnitzel der Zuckerfabriken. Die Destillationsrückstände der Fabrikation ätherischer Öle dienen als Düngemittel, ebenso die Fruchtschalen des _Kaffee_ und der _Muskatnüsse_. Letztere dienen aber auch, in Gruben der Zersetzung unterworfen, als Nährboden für den _Muskatpilz_ (djamur pala), einem beliebten Leckerbissen auf den Bandainseln. Die Abschabsel beim Schälen der _Zimtrinde_ werden zur Öldestillation benutzt. An der Gewinnung der Drogen beteiligen sich alle Rassen und fast alle Nationen der Welt, wie man leicht beim Durchsehen der Abbildungen dieses Buches feststellen kann, auf denen sich Vertreter aller Völker dargestellt finden: Kaffern, Neger, Singhalesen, Tamils, Malaien, Javanen, Chinesen, Japaner, Türken, Brasilianer, Mittelamerikaner und alle Nationen Europas (Spanier, Griechen, Italiener, Bulgaren, Deutsche, Franzosen, Engländer, Holländer usw.). Aus fernen Landen bringen die Galeeren Gold, Weihrauch und Gewürze sonder Zahl, Heilkräft’ge Kräuter, Balsam, Silphium, Myrrhe -- IV. Pharmakoëmporia. Die Pharmakoëmporia (von ἐμπορία = Großhandel) oder der Großdrogenhandel ist der Teil der Pharmakognosie, der sich mit dem Schicksal der Droge vom Orte der Gewinnung bis zum Eintritt in den Kleinhandel beschäftigt. Er umfaßt die Handelswege, die Ausfuhr- und Einfuhrhäfen, die Behandlung der Droge im Einfuhrhafen, die Produktions- und Exportlisten und auch die Maße und Gewichte des Drogenhandels. Ein Handelsweg ist allemal auch eine Kulturbahn. ~Andree~. 1. Handelswege. a. +Handelswege in früherer Zeit.+ Hierzu die zwei Karten: Die Handelsstraßen im Altertum und im Mittelalter. Wie das Mittelmeergebiet neben Mesopotamien die Wiege der Kultur ist, so ist es auch die +Wiege des Handels+. Seine reiche Küstenentwicklung lud frühzeitig die rings um dasselbe wohnenden Völker dazu ein, in Handelsbeziehungen zueinander zu treten. Hier war es, wo der Mensch zuerst die See befahren lernte und sich zuerst auch bei stürmischem Wetter von der Küste zu entfernen wagte. Die Gliederung des wüstenreichen asiatischen Festlandes dagegen bedingt es, daß in ihm von jeher der +Land- und Karawanenhandel+ blühte, während die Länder des Mittelmeers die Wiege des +Seehandels+ sind. Die älteste Form der Verkehrswege, die bald zu Handelswegen wurden, sind ja offenbar die Flüsse gewesen. Die größeren Landstraßen, zunächst aus militärischen Gründen als Heerstraßen angelegt, wurden erst später Handelsstraßen. Die großen Straßenbauten der Römer, die Via Appia zwischen Rom und Capua (IV. Jahrh. v. Chr.), die Tiberius- und die Trajansstraße (103 n. Chr.) an der Donau entlang, die zehn kühnen Straßen über die Alpen, wahre Meisterwerke der Ingenieurkunst, dienten wie die gleichfalls von den Römern angelegten in Hispanien, Gallien, Germanien, Britannien und die asiatischen, die fast bis zum Persischen Golf reichten, -- die Gesamtlänge des römischen Straßennetzes erreichte schließlich die Länge von 10220 geographischen Meilen -- zunächst militärischen Zwecken und verfielen z. T. mit dem Verfall des römischen Reiches. Erst ~Karl der Grosse~ sorgte wieder für bessere Verkehrswege durch Ausbau der alten Römerstraßen und Anlage neuer, sowie durch Verbesserung des Flußverkehrs und Anlage von Kanälen (Fossa carolina zwischen Donau und Rhein). [Illustration: Fig. 208. Passar Bogor. Der Markt von Buitenzorg, oberes Ende. Im Hintergrunde ein chinesischer Tempel und die Bäume des botanischen Gartens (Java). [+Tschirch+ phot.]] Vielfach hat Eroberungssucht die Handelswege geöffnet. Die Fahrten des großen ~Ramses~ an den Küsten des Roten Meeres, der Zug ~Alexanders~ nach Osten bis nach Indien, der Indien- und Skythenzug des ~Darius~, der Zug der Araber nach dem Westen bis nach Spanien, die zahlreichen Expeditionen der Römer nach allen Himmelsrichtungen, selbst bis nach Fessan und dem Sudan und der Zug gegen die Parther waren +Eroberungszüge+, aber auf ihren Spuren blühte allmählich der Handel empor. Doch zog man schon frühzeitig auch nur um wertvolle Waren von fernher herbeizuschaffen nach entlegenen Ländern. Die Ophirfahrten der Phönikier und ihre Expeditionen rings um das Mittelmeer bis über die Säulen des Herkules hinaus und auf dem Roten Meer nach Süden, die Reisen der Römer und Araber nach China und der Chinesen nach dem Persischen Golf und dem Roten Meer, wie die der Russen durch Sibirien bis ans Ochotzkische Meer waren ausschließlich +Handelsfahrten+ ohne politischen Hintergrund. Bei Portugiesen und Spaniern war beides im Spiel. Die Portugiesen suchten sich aber doch nur deshalb in den Besitz der erreichten Länder zu setzen, um die Gewürze für sich monopolisieren zu können und bei den Spaniern spielte stets die Sucht nach Gold die Hauptrolle. Seinetwegen fuhren sie aus El Dorado zu suchen. Auch die Reisen der ~Polos~ im XIII. Jahrh. nach China, ~Pegolottis~ im XIV. Jahrh. und ~Barthemas~ im XVI. Jahrh. nach Indien waren Handelsreisen. Ein drittes Moment für die Eröffnung von Handelswegen war die +Auswanderung und Kolonisation+, die wir schon bei der Fahrt nach dem Süden des Karthagers ~Hanno~ im V. Jahrh. v. Chr. als treibende Kraft finden und die so viel zur Erschließung Nordamerikas und Australiens beigetragen hat. Ferner haben auch die +Gesandtschaften+ neue Wege geöffnet. So gingen schon im III. Jahrh. v. Chr. zwei mazedonische Gesandtschaften an den Hof indischer Fürsten in das Gangestal und 165 n. Chr. sandte ~Marc Aurel~ Gesandte auf dem Seewege über Tonkin nach China. Viel später folgte (1246) die Reise des päpstlichen Delegaten ~Plan Carpin~ an den Hof der mongolischen Herrscher. [Illustration: Fig. 209. Transport von Waren auf dem Kopf durch Zulumädchen (Südafrika). [+Underwood+ phot.]] Aber noch viel umfangreicher und weitausgreifender wirkten die +Glaubensmissionen+ und +Pilgerreisen+ zuerst der Buddhisten durch ganz Ostasien, dann die der nestorianischen Christen, die zu Verbindungen Europas mit dem Mongolenreiche und der Einführung des Christentums in China und das übrige Asien führten. ~Joh. von Montecorvino~ baute 1305 zwei Kirchen in Peking. Aber schon 530 n. Chr. bestanden Christengemeinden in Malabar und Ceylon. Auch die Mönche ~Carpini~ und ~Rubruquis~ erreichten im XIII. Jahrh. wie ~Odorico de Pordenone~ im XIV. Jahrh. das chinesische Reich. [Illustration: Fig. 210. Eine Karawane für den Transport des _Kautschuk_ über Land im Kongogebiet. [+Visser+ phot.]] Dann brachten auch +Abenteurer+, wie der Ritter ~Mandeville~ († 1371) Nachrichten. Endlich haben auch rein +geographische Reisen+ neue Handelswege erschlossen, besonders die der Araber im Mittelalter, die ein ganzes Heer von Forschungsreisenden hervorbrachten (s. Geschichte). «Die größten Schiffervölker des Altertums waren die mittelmeerischen Phönikier und Griechen. Von +Südgallien+ liefen unter griechischer Führung die größten maritimen Entdeckungsexpeditionen aus, von denen die Geschichte vor der Zeit der transatlantischen Entdeckung berichtet» (~F. Ratzel~, +Das Meer als Quelle der Völkergröße+) und ~Necho~, der Sohn des ~Psammetich~, ließ im VII. Jahrh. v. Chr. durch phönikische Seefahrer ganz Afrika von Ost nach West umschiffen. So sehen wir denn schon im Altertum ein reiches Netz von Handelsstraßen entstehen. [Illustration: Fig. 211. Mit _Moka-Kaffee_ beladene Kamele einer arabischen Karawane. [Aus Les grandes cultures.]] Sehr frühzeitig siedelten sich Hindus auf Socotra an, Malabaren im südlichen Arabien. Die Tarschischschiffe ~Salomos~ und ~Hirams~, mit phönikischen Matrosen bemannt, erreichten die Gestade östlich vom Indusdelta und schon in der Mitte des I. Jahrh. fuhr ~Hippatus~ mit Benutzung der Monsune vom Golf von Aden über den Indischen Ozean nach der Küste von Malabar. In den letzten Jahrhunderten des Altertums blühten in Vorderindien als Stapel- und Handelsplätze indischer Drogen +Patala+ (Haidarabad) am Indusdelta, +Barygaza+ (Beroach) nördlich von Bombay, +Calliene+ bei Bombay, +Muziris+ (Mangalore), +Nelkynda+ (Nelliseram) an der Küste von Malabar und +Taprobane+ (Ceylon). Auf der Ostküste lag +Mavalipuram+, von welchem Platze aus ein Handelsverkehr mit Hinterindien, dem «goldreichen Chryse» des Altertums, unterhalten wurde. Nach Norden führten von Indien zwei Handelsstraßen, die eine direkt nach Norden über die Gebirgskette, die Kaschmir und Badagschan trennt, die andere über die Keyberpässe nach Kabul und Bactrien, den ältesten Kulturgebieten der Menschheit. [Illustration: Fig. 212. Bepackungsart der Kamele und Dromedare für den Transport der Waren durch die Wüste. Das Kamel trägt 700–800 Pfund und legt damit täglich 10 Wegstunden zurück. [Nach +W. Heubach+.]] [Illustration: Fig. 213. _Tee_karawane im Begriff Peking zu verlassen. Das Kamel ist das Hauptkarawanentier vom Niger bis nach Peking. [Aus Les grandes cultures.]] [Illustration: Fig. 214. Urwaldtransport der _Yerba Mate_ in Paraguay. [Nach +Hengstenberg+, Weltreisen.]] [Illustration: Fig. 215. Transport der entblätterten _Zuckerrohr_stengel auf Karbaukarren nach der Fabrik in Java. [Kolonial-Museum Haarlem.]] [Illustration: Tafel XVIII Karren (Bullock cart) in Ceylon gebräuchlich zum Transport der Waren (_Tee_, _China_, _Kautschuk_) zur Station oder dem Hafen.] [Illustration: Fig. 216. Ein zur Küste fahrender, mit _Baumwoll_ballen beladener Wagen in Togo.] [Illustration: Fig. 217. Transport von Warenballen (z. B. _Senna_) auf Flußschiffen den Nil abwärts. [+Augusta Flückiger+ phot.]] [Illustration: Tafel XIX Dattelpalmenhain an den Ufern des Nil. Typus der Schiffe für den Warentransport auf dem Nil.] Bereits ~Ramses~ soll den Plan gehabt haben, den Nil mit dem Roten Meere zu verbinden, also einen «Suezkanal» zu bauen, und der Sohn des ~Psammetich~, ~Necho~, hatte den Kanal bereits bis zu den Bitterseen fertiggestellt (610 v. Chr.), aber erst ~Dareios Hystaspis~ führte das Werk (oberhalb Bubastis) zu Ende. Der Kanal blieb bis auf ~Marc Aurel~ schiffbar. Eine Straße, von ~Ptolemaeus Philadelphus~ angelegt, verband Berenice mit Koptos am Nil, auf der man die indischen Waren mit Benutzung des Nil und unter Vermeidung des Kanals, aber doppelt umgeladen, nach Alexandrien, dem Hauptvermittler zwischen Orient und Occident, bringen konnte. Aber nicht nur quer über den Indischen Ozean führte der Weg, bei günstigem Südwestmonsun in 40 Tagen, nach den großen Hafenplätzen an der Malabarküste, nach Muziris, Nelkynda und Kottonarike (Cochin), auch an den Küsten entlang ging die Fahrt und wohl erreichten einzelne Schiffe schon im I. Jahrh. n. Chr. Kap Comorin, die Halbinsel Malacca, ja selbst Java und Borneo. Um diese Zeit finden wir wenigstens den hellenischen Abenteurer ~Jambolos~ sieben Jahre im malaiischen Archipel tätig. Zur Zeit des ~Plinius~ flossen bereits aus dem römischen Reiche 16 Millionen Mark für Waren nach Indien ab. Sehr hübsch entwickelt ~Plinius~ die Gründe, warum der _Weihrauch_ in Rom im Anfang unserer Zeitrechnung so teuer ist. Er sagt: «Der gesammelte _Weihrauch_ wird auf Kamelen nach Sabota, der einzigen dahin führenden Pforte gebracht. Nach den Gesetzen steht Todesstrafe darauf vom Wege abzuweichen. Dort empfangen die Priester für den Gott, welchen sie Sabis nennen, den zehnten Teil dem Maße, nicht dem Gewichte nach; eher darf nichts davon verkauft werden. Von jenem Anteile werden die öffentlichen Kosten bestritten, denn der Gott unterhält die Fremden eine gewisse Anzahl von Tagereisen hindurch. Der _Weihrauch_ kann nicht anders als durch das Land der Gebaniter ausgeführt werden, daher wird auch dem Könige derselben ein Zoll erlegt. Ihre Hauptstadt Thomna ist von der auf unserer Küste gelegenen jüdischen Stadt Gaza 4436000 Schritte entfernt, welche Strecke in 65 Kamelstationen geteilt wird. Auch den Priestern und Schreibern der Könige werden bestimmte Anteile gegeben. Außer diesen plündern noch die Wächter, Trabanten, Pförtner und Bedienten davon. Wohin ihr Weg geht, müssen sie hier für Wasser, dort für Futter, oder für das Quartier allerlei Zölle zahlen, so daß die Kosten für jedes Kamel sich bis an unsere Küste auf 688 Denare belaufen und dann wird noch an die Zollpächter unseres Reiches abgegeben. Daher kostet ein Pfund des besten _Weihrauchs_ 6, die zweite Sorte 5 und die dritte 3 Denare.» [Illustration: Fig. 218. Boote zum Warentransport auf dem Amazonas. [Aus +Ackermann+, Au pays du Caoutschuk.]] Die berühmte _Weihrauch_straße der Karawanen besitzt jedenfalls eine große Bedeutung für die Entwicklung des Verkehrs im Gebiete des Roten Meeres. Wie ungeheuer bisweilen der Verbrauch an _Weihrauch_ war, geht u. a. aus der Erzählung des ~Herodot~ hervor, daß die Befehlshaber der persischen Flotte bei Beginn des zweiten Feldzuges gegen die Griechen zu Ehren des Apollo auf Delos 300 Zentner _Weihrauch_ verbrannten. [Illustration: Fig. 219. Mit _Zuckerrohr_ beladene Kähne in Penang. [Aus Les grandes cultures.]] Von der anderen Seite schob sich dann in den ersten nachchristlichen Jahrhunderten der chinesische Handel dem europäischen entgegen und drang bis gegen Ceylon und Java, ja schließlich bis nach Hira am Euphrat vor. Im IV. Jahrh. kamen chinesische Schiffe nach Bengalen und Ceylon, im V. Jahrh. bis Hira, im VI. Jahrh. bis ins Rote Meer. Der chinesische Handel wurde aber vom VII. Jahrh. an ganz durch persische und arabische Händler zurückgedrängt. Java bereisten die Chinesen erst im V. Jahrh. Vom IV.–XIV. Jahrh. sind Fahrten chinesischer Handelsschiffe bis Ceylon, zu den Mündungen des Indus und des Schatt-el-arab (der Vereinigung des Euphrat und Tigris) beglaubigt (~Dulaurier~). Der Handel zwischen dem Mittelmeergebiet und den Molukken wurde bis gegen Ende des Mittelalters durch Vorderindien vermittelt, das seit dem I. oder II. Jahrh. mit dem malaiischen Archipel Verkehr unterhielt. Ein anderes Zentrum war der Persische Golf, den schon Chaldäer und Phönikier, als Vermittler zwischen Indien und Mittelmeergebiet, zu hoher Bedeutung gebracht hatten und den der schiffbare Euphrat mit Babylon verband, das bereits unter ~Nebukadnezar~ ein Meßplatz erster Klasse für indische Waren war. Außerordentlich rege war dann später (IX. Jahrh. n. Chr.) der Handelsverkehr der Araber mit den Chinesen, der von Basra über Siruf und Ormuz nach Indien und über Ceylon nach Khanfu in China führte, aber nach der Plünderung Khanfus sich auf einen Hafen Javas zurückzog. Auf dem +Landwege+ begegneten sich noch viel früher zuerst Waren des Orients und Occidents zwischen Indus und Oxus. Hier treffen wir als älteste Stapelplätze Attok, Cabura, Bactra und Maracanda. [Illustration: Fig. 220. Zum Kali besar führender Kanal im Chinesenviertel in Batavia. Auf den Leichtern Säcke mit _Chinarinde_ und _Kaffee_. [+Tschirch+ phot.]] [Illustration: Fig. 221. Transport der _Teer_fässer auf den stromschnellenreichen Flüssen Finlands. Uleåborg.] Von Attok, am Zusammenflusse des Indus mit dem Nabal, ging eine Karawanenstraße nach Cabura, gabelte sich hier in einen nördlichen Zweig zum Oxus zu den Skythen und einen südlichen über Kandahar zu der Pylae Caspiae und Babylon durch das Gebiet der Parther und Meder. Von Babylon führten dann Straßen nordwärts zum schwarzen und westwärts zum Mittelmeer. Schon 2000–1000 v. Chr. muß ein lebhafter Karawanenhandel zwischen Babylon und China sowie Indien bestanden haben. Nicht geringere Bedeutung besaß Arabien für den Zwischenhandel, das von zwei großen Karawanenstraßen durchzogen wurde. Die eine ging von Cane (nicht weit vom heutigen Aden) über Saba, Macoraba und Onne nach Damascus, die andere vom Persischen Golf, den phönizischen Kolonien Arados und Tylos, quer durch Arabien nach Onne und weiter nach Tyrus und Sidon, den Haupthandelsemporien der +Phönikier+, die vom XII.–V. Jahrh. v. Chr. auch den gesamten Transithandel indischer Waren vermittelten. Eine Verschiebung erfuhr der Handel im Orient im VI.–IV. Jahrh. v. Chr. durch das Emporkommen der +Perser+, die allmählich den gesamten Transitverkehr durch ihr Reich leiteten und erhebliche Transitzölle erhoben. Die wichtigsten Zoll- und Stapelplätze der Perser, die während nahezu fünf Jahrhunderten den ganzen Handel mit China, Indien und Südasien vermittelten, waren Artaxata, Nisibis und Calliricum am Euphrat. Die Handelsmonopole der Perser zu brechen war oberstes Ziel der oströmischen Kaiser (besonders ~Justinians~), die den Handel vom Persischen Golf abzuziehen und zum Roten Meer und Äthiopien hinzuziehen sich bestrebten. Es war dies schwierig, denn überall trafen die griechischen Kaufleute auf persische, die ihnen zuvorgekommen waren und ihnen große Schwierigkeiten in den Weg legten, was denselben bei ihren alten und guten Verbindungen in Indien nicht schwer wurde. Schließlich gelang es aber, einen direkten Handelsverkehr zwischen Indien und den Häfen am Roten Meer (Berenice, Akaba und Kolsum) einzurichten. Die Gewürze der Molukken kamen wohl erst im IV. Jahrh. n. Chr. nach Europa, _Nelken_ waren im VI. Jahrh. schon ziemlich billig (~Alexander Trallianus~). [Illustration: Fig. 222. Flußtransport des _Yerba-Mate_ in Paraguay. [Nach +Hengstenberg+, Weitreisen.]] Schon zu jener Zeit gab es drei große Karawanenstraßen von China nach dem Abendlande. Die südlichste über Chotan und Jarkand und den Pamir nach Afghanistan und Indien (Daybal), die mittlere nördlich vom Tarim über Karaschar und Kaschgar nach Persien und die nördlichste über Barkul zum Syrdarja und dem Aralsee durch die Dsungarei. Im VII. und VIII. Jahrh. traten die +Araber+ auf den Plan, die den Handel weiter nach Osten ausdehnten und in Kalah in Malacca mit den Chinesen in Beziehung traten. Im X. Jahrh. bestand ein reger chinesisch-arabischer Handelsverkehr zwischen dieser Stadt und Siraf am Persischen Golf. Auch an der Malabarküste und auf Ceylon siedelten sich arabische Kaufleute an und Daybal an der Indusmündung wurde Haupthandelsemporium des Ostens, zu dem nicht nur die Waren Indiens, Persiens und Arabiens, sondern auch die Chinas sowohl zu Wasser (über Ceylon) als zu Lande auf der oben beschriebenen südlichsten Karawanenstraße zusammenströmten, nachdem sie sich in dem großen Stapelplatze Multan im Pandschab gesammelt hatten. [Illustration: Fig. 223. Einschiffen der _Wermuth_ballen (_Artemisia Absynthium_) bei Besançon auf dem Rhein-Rhone-Kanal. [Nach +Roure-Bertrand+.]] [Illustration: Tafel XX Kähne für den Warentransport auf den Flüssen von Ceylon (Kalu-Ganga bei Ratnapura). Rechts Bambugebüsch.] Suhar und Maskat in Arabien, am Eingange des Persischen Golfes, blühten empor und Aden erlebte seine erste Blüte. So war es gelungen, den Handel von Persien abzuziehen und selbst den chinesischen Landverkehr nach arabischen Häfen zu leiten. Das Rote Meer nahm die indischen Waren wieder auf und da der Kalif Omar im VII. Jahrh. den Kanal, der den Nil, speziell Kairo, mit dem Roten Meere verband, wieder hatte herstellen lassen, konnten die Waren ohne umzuladen von Indien nach den Häfen des Mittelmeers gelangen. Auch als ein Jahrhundert später der Kanal versandete, blieb doch die einmal gewonnene Handelsstraße über Ägypten und Syrien erhalten. Auf ihr gelangten die Waren bis ins XII. Jahrh. hinein nach Trapezunt, Damaskus und Jerusalem, die zu bedeutenden Handelsplätzen heranwuchsen. Ägypten war der Schlüssel des indischen Handels geworden und die Sultane erhoben jetzt die Zölle, die ehedem die persischen Schahs erhoben hatten. Vom XII.–XIV. Jahrh. waren Kairo, das damals Babylon genannt wurde, und Alexandrien Städte von riesiger Ausdehnung. 1342 treffen wir sogar eine chinesische Gesandtschaft beim Sultan in Kairo. In Alexandrien gab es bereits damals «meistbegünstigte» Nationen. So zahlten z. B. die Venetianer auf Drogen nur 10%, die übrigen Völker dagegen 16% Zoll. Nun begann die Blüte des +Levantehandels+. Vom X. Jahrh. bis zum Ausgang des Mittelalters lag der Handel in den Händen der italienischen Handelsrepubliken, zuerst von Bari, Salerno, Neapel und Gaeta, dann von Amalfi, Pisa, Genua und Venedig. Anfangs war Akkon, an der Küste von Palästina, dann, als dieses (1291) den Sarazenen wieder in die Hände fiel, Famagusta auf Cypern und Lajazzo an der Bucht von Alexandrette Haupthandelsemporien der Levante. Dann blühte Kaffa (Kapha) in der Krim. Bis nach Mingrelien, zum Kaspischen Meer und der Donmündung erstreckten sich die Niederlassungen der Genuesen. Aber die alexandrinischen Zölle waren hart und so erscheint das Bestreben begreiflich, den Handel wieder vom Roten Meere abzulenken. Es gelang dies (wenn auch nicht ganz) und so sehen wir denn im XIII. und XIV. Jahrh. indische Waren wieder in größerer Menge auf dem Landwege nach den syrischen Häfen gelangen. Zur Zeit des Timur Lenk (um 1400) gingen Karawanen mit Ingwer, Zimt, Muskat und Nelken von Indien auf dem Landwege, über Afghanistan, nach Samarkand und nach Tauris und Sultaniah in Persien. Im XIV. Jahrh. war Konstantinopel ein wichtiger Handelsplatz für die von Indien über Land kommenden Waren. Dort sah Pegolotti Muskatnüsse pfundweise verkaufen. [Illustration: Fig. 224. Eine Handelsfaktorei am Kongo. [+Visser+ phot.]] «Die Bedeutung des +Schwarzen Meeres+ für den Handel beruhte nicht bloß auf dem Produktenreichtum, sondern auch in der geographischen Lage seiner Gestade. Denn mehrere wichtige Handelsstraßen Innerostasiens wie Europas mündeten daselbst und dieser Umstand hat den Pontus Euxinus in ruhigen Zeiten stets zu einem Knotenpunkt des Weltverkehrs erhoben»(~Engelmann~). Schon zur Zeit der althellenischen Kolonisation (VIII. und VII. Jahrh. v. Chr.) gab es an seinen Ufern zahlreiche Handelsstädte und Byzanz und Chalsedon erhoben einen «Sundzoll». Bis zum VIII. Jahrh. n. Chr. war der Dnjepr Handelsstraße und Oleschkie (Cherson), an seiner Mündung, Stapelplatz und Hafen der Russen. «Von ihrer Hauptstadt Kiew, lange Zeit Mittelpunkt des innerrussischen Handels mit zwölf Marktplätzen und acht Jahrmärkten, wo Griechen und Armenier, Regensburger, Augsburger und Venetianer, Ungarn und Bulgaren zusammenkamen», fuhren die russischen Kaufleute auf dem Dnjepr, der «griechischen Straße», nach Oleschkie und Konstantinopel. «Auf demselben Wege standen die Ostseeländer, namentlich Nowgorod und später Riga, mit dem Pontus in Verbindung.»Später ging der Weg nicht mehr nach Konstantinopel. Don und Wolga übernahmen ihn und von Tabris gingen die Waren direkt nach Itil (Astrachan) und auf der Wolga weiter nördlich. Alle diese Verkehrskanäle liefen schließlich in Tana (Asow) an der Mündung des Don, dem großen nördlichen Handelsemporium, zusammen. [Illustration: Fig. 225. Mit _Aloësaft_ gefüllte Fässer vor einer Faktorei in Südafrika.] Bagdad und Basra hatten zwar im XIII. Jahrh. ihre durch mehrere Jahrhunderte behauptete Bedeutung als Hauptstapelplätze für den asiatischen Durchgangsverkehr z. T. verloren und Tebris, die Hauptstadt Persiens, war emporgewachsen, doch behielten sie auch ferner Bedeutung. So gingen im XIV. Jahrh. die Waren, die Ägypten nicht berühren sollten, von den ostindischen Häfen (Mangalore, Calicut und Quilon) nach Ormuz am Eingange des Persischen Golfes, dann den Euphrat empor und über Bagdad zur syrischen Küste oder über Tebris ans Schwarze Meer. In Bagdad und Tebris trafen sie auf die von China kommenden Karawanen, die im XIII. und XIV. Jahrh. einen sehr lebhaften Überlandverkehr zwischen Ost und West unterhielten. Immerhin verblieb Ägypten noch genug, dessen Handel im XIV. und XV. Jahrh. eine neue Blüte erlebte. All dies sank in Trümmer, als die Portugiesen den Seeweg nach Ostindien entdeckt und damit eine direkte Verbindung zwischen Indien und Europa hergestellt hatten, die sowohl Persien und Arabien als auch Ägypten umging, aber auch dem blühenden Levantehandel der italienischen Handelsrepubliken die wichtigsten Zufuhren unterband. Vom Jahre 1498 an verlor das Mittelmeer, verloren die Staaten südlich vom Kaspischen Meer ihre Bedeutung für den Welthandel: die portugiesischen Schiffe, die in Indien sich befrachtet hatten, landeten in Lissabon. Und in Spanien landeten die Schiffe, die reichbeladen von den Gestaden des neuentdeckten Amerika heimkehrten. Wie dann erst die Portugiesen, dann die Spanier, dann Holland und Frankreich und endlich England Beherrscher des Welthandels wurden und schließlich in unseren Tagen alle großen Kulturnationen, auch Deutschland und Nordamerika, in die Reihe der Großhandelsstaaten eintraten -- das gehört der neuen Zeit an. Es wird im historischen Teile dieses Buches, soweit der Drogenhandel in Betracht kommt, geschildert werden. Die Handelsgeschichte wird jetzt meist in folgende Abschnitte geteilt (~Rich. Mayr~): I. Altweltliche oder thalassische (Binnenmeer-)Zeit, 4000 v. Chr. bis 1492 n. Chr. 1. Altertum, 4000 v. Chr. bis 395 n. Chr. a) Altorientalische Periode, 4000–500 v. Chr. b) Hellenisch-karthagische Periode, 500–146 v. Chr. c) RömischePeriode, 146 v. Chr. bis 395 n. Chr. 2. Mittelalter, 395–1492 n. Chr. a) Byzantinisch-islamitische Periode, 395–1096. b) Italienisch-hansische Periode, 1096–1492. II. Alt- und neuweltliche (ökumenische) oder ozeanische Zeit, 1492 bis zur Gegenwart. 1. Neuzeit, 1492–1815. a) Spanisch-portugiesische Periode, 1492–1600. b) Niederländisch-britische Periode, 1600–1815. 2. Neueste Zeit. Britisch-amerikanisch-deutsche Periode, seit 1815. «Der Handel, kostbaren Waren des Stein-, Tier- und Pflanzenreiches nachgehend, ist der größte Verbreiter menschlicher Gesittung geworden, wenn ihn auch nicht sittliche Beweggründe dabei leiteten.»(O. ~Peschel~.) Lit. +Peschel+, Das Zeitalter der Entdeckungen. 1858. -- +Heyd+, Geschichte des Levantehandels im Mittelalter. 2 Bd. 1879. -- +Gildemeister+ und +Hoffmann+, Die ätherischen Öle. 1899. -- +Richter+, Handel und Verkehr der wichtigsten Völker des Mittelmeeres im Altertum. 1886. -- +Kießelbach+, Gang des Welthandels im Mittelalter. 1860. -- +Scherer+, Allgem. Geschichte des Welthandels. 2 Bd. 1852. -- +Beer+, Allgem. Geschichte des Welthandels. 5 Bd. 1860–1884. -- +Andree+, Geographie des Welthandels. 3 Bd. 1877–1879. -- +Sonndorfer+, Die Technik des Welthandels. Wien-Leipzig. -- +Büchele+, Geschichte des Welthandels. 1867. -- +H. Cons+, Précis d’histoire du commerce. 1896. -- +Noël+, Histoire du commerce du monde. 1892–94. -- +Heeren+, Ideen über d. Politik, d. Verkehr u. d. Handel d. vornehmst. Völker d. alt. Welt (dort d. Handelsstraßen d. alt. Asien). -- +Aloys Schulte+, Geschichte d. mittelalterlich. Handels u. Verkehrs zwischen Westdeutschland u. Italien. -- +Sombart+, Moderner Kapitalismus. -- +Resch+, Die Aufeinanderfolge der Handelsherrschaften. 1885. -- +Götz+, Die Verkehrswege im Dienste des Welthandels. 1888. -- +Barth+, Wandlungen im Welthandel. 1882. -- +Engelmann+, Geschichte des Handels- und Weltverkehrs in übersichtlicher Darstellung. 1899. -- +Rich. Mayr+, Lehrbuch der Handelsgeschichte auf Grundlage der Sozial- und Wirtschaftsgeschichte. 1907. -- +Max Georg Schmidt+, Geschichte d. Welthandels (Bändchen 118 der Sammlung «Aus Natur u. Geist»). Leipzig 1906. Ein kleines aber für unseren Zweck sehr brauchbares Buch. -- +Speck+, Handelsgeschichte des Altertums. 3 Bd. 1900–1906. -- +Hüllmann+, Handelsgeschichte der Griechen. 1839. -- +Sprengel+, Geschichte der wichtigsten geographischen Entdeckungen. -- Die Literatur der Entdeckungsreisen im XIII. bis XVII. Jahrh. wird im Kapitel Pharmakohistorie besprochen. +Spezielle Literatur+: +Prax+, Commerce de l’Algérie avec la Mecque et le Soudan. Paris 1849. -- +C. von Scherzer+, Smyrna mit besonderer Rücksicht auf die geographischen, wirtschaftlichen und intellektuellen Verhältnisse von Vorder-Kleinasien. Wien, Hölder. 1873. -- +J. Zwiedinek von Südenhorst+, Syrien und seine Bedeutung für den Welthandel. Hölder 1873. -- +Flückiger+. Ausfuhrprodukte Smyrnas und Syriens. Arch. Ph. 1874 und Pharmakognosie. [Illustration: Fig. 226. Die Bahnlinie, welche den Hafen La Guaira mit der Hauptstadt Caracas in Venezuela verbindet. [+Preuß+ phot.]] b. +Handelswege in unserer Zeit.+ Hierzu die Karte: Handelsstraßen im XX. Jahrh. Der Weg, den die Droge vom Orte ihrer Gewinnung bis zu dem Orte des Verbrauches, d. h. der Apotheke zurückzulegen hat, ist ein weiter. Sie geht oft durch viele Hände. Allerdings wird die Drogenversorgung Europas jetzt sehr durch die außerordentlich verbesserten, vereinfachten und verbilligten Verkehrsverhältnisse erleichtert. Hat die Droge erst den Ausfuhrhafen erreicht, so ist das Schlimmste überstanden. Am schwierigsten gestaltet sich der =Überlandtransport= zu den Ausfuhrhäfen oder zu einer Wasserstraße. Hier ist, wo Lasttiere nicht oder nicht in ausreichender Weise zur Verfügung stehen, der Transport durch Träger (Fig. 210) das einzige Mittel. Auf diese Weise werden die Produkte des Innern Afrikas transportiert -- oft auf dem Kopfe der Träger oder Trägerinnen (Fig. 209). Sind Kamele oder Pferde zur Hand, so werden diese bepackt (Fig. 211–213). In Zentralasien dient das Schaf, in Peru das Lama als Packtier. Da und dort tritt auch der Ochsenkarren in Aktion (Fig. 214 u. 215 u. Taf. XVIII), oder Kuliwagen von Negern gezogen (Fig. 216). Immer strebt man darnach, auf möglichst kurzem Wege zu einer Wasserstraße zu gelangen. Denn der Flußtransport, der auf sehr verschieden gebauten Booten erfolgt (Fig. 217–223, Taf. XIX u. XX), ist gefahrloser als der über Land, und da alle Flüsse zum Meere, also zu den Häfen hin strömen, schneller. Früher brachten die Eingeborenen ihre Produkte in die Hafenplätze. Jetzt sind die Abnehmer immer tiefer ins Land gedrungen, den Produzenten also entgegen gereist. Schon um möglichst aus erster Hand kaufen zu können, werden die Niederlassungen der Handelshäuser immer weiter die Flüsse hinauf geschoben und rücken die Faktoreien immer tiefer ins Land hinein. Aber trotzdem ist es nicht immer, ja nicht einmal häufig möglich, die Produkte aus erster Hand zu kaufen. Schon hier schieben sich =Zwischenhändler= ein. In Afrika sind es Araber und Syrier, in Südasien Chinesen, die die Rolle übernehmen. Überall hört man die gleiche Klage, daß der Zwischenhändler ein unvermeidliches Übel geworden ist. [Illustration: Tafel XXI Die Eisenbahnlinie, welche Colombo mit Kandy im Hochland von Ceylon verbindet, am Kadduganawapaß. Die Bahn wurde s. Z. hauptsächlich für die _Kaffee_-, _Tee_- und _China_-Distrikte gebaut.] [Illustration: Tafel XXII Die Bucht von Aden. Aden hat den größten Hafen der Welt. In ihm haben alle Flotten der Erde Platz. [+Tschirch+ phot.]] [Illustration: Tafel XXIII Am Hafen von Singapore. Singapore (Singapur) ist jetzt der größte Hafen Indiens. 1826 war es noch ein kleines malaiisches Dorf. [+Tschirch+ phot.]] [Illustration: Tafel XXIV Der Hafen von Hongkong, links über der Meerenge Kaulang, vorn Victoria. Hongkong ist, was den Jahresaus- und -eingang betrifft, der größte Hafen der Erde. [+Tschirch+ phot.]] [Illustration: Fig. 227. Die +Reede von Hankow+ am Jangtsekiang. Der Jangtse ist hier fast 2 km breit. [Aus Les grandes cultures.]] [Illustration: Fig. 228. +Nishni Nowgorod.+ Größter russischer Handels- und Stapelplatz. Blick von der Altstadt auf die Jahrmarktstadt auf der Halbinsel am Einfluß der Oka in die Wolga. In Nishni treffen 7 große Handelsstraßen zusammen und fast 40 Völker treten hier in Handelsbeziehungen. [Aus +Meyer+, Histor.-geograph. Kalender.]] [Illustration: Fig. 229. Der Hafen von Colombo auf Ceylon. Die Eingeborenenboote umschwärmen das ankommende Schiff. [+Tschirch+ phot.]] [Illustration: Fig. 230. Die Reede von Bombay.] [Illustration: Fig. 231. Shanghai. Anlegestelle der Dampfer.] [Illustration: Fig. 232. Sansibar.] [Illustration: Fig. 233. Am Hafen von Hongkong.] [Illustration: Fig. 234. Maracaibo, Muelle y Aduana.] [Illustration: Fig. 235. Der Hafen von Smyrna. Wichtigster und größter Hafen der Levante.] Befindet sich die Droge dann in den europäischen =Faktoreien= im Innern des Landes (Fig. 224 u. 225), so wird sie häufig jetzt auf Faktoreidampfern die Flüsse hinab zu den Hafenplätzen geführt. Oder man benutzt die =Eisenbahn=. Denn Eisenbahnlinien gibt es jetzt in den Tropen schon viele. Besonders dort wo Stromschnellen oder Katarakte der Flußschiffahrt hindernd im Wege stehen, erweist sich der Bau einer Eisenbahn wenigstens auf dieser Strecke als unerläßlich zur Erschließung des Landes. So wird in nicht langer Zeit den Kongo aufwärts bis Katanga ein System, abwechselnd aus Eisenbahn- und Flußdampferstrecken bestehend, in Betrieb sein, das einen Verkehr von vielen Tausenden von Kilometern ins innerste Afrika hinein ermöglicht. So wird es auch nicht mehr lange dauern und man kann mit der Eisenbahn von Moskau über Turkestan, Buchara, Merw, Herat und Kandahar zur Küste des Indischen Ozeans gelangen. Geplant ist ja auch eine Bahn Kairo-Kapstadt. Java wird seiner ganzen Länge nach schon jetzt von einer Bahnlinie durchzogen, in das Hochland von Ceylon keucht das Dampfroß von Colombo empor (Taf. XXI), San José ist mit Guatemala, Porto Cabello und La Guaira sind mit Caracas (Fig. 226), Guajaquil mit Quito, Valparaiso mit Santiago durch Bahnlinien verbunden -- der Hafen mit der Landeshauptstadt. Den Nil hinauf führt, die Krümmungen des Flusses und Katarakte umgehend, eine Bahnlinie bis Chartum. Selbst Argentinien ist nach allen Richtungen von Eisenbahnen durchzogen und mehr noch Vorderindien. Die mandschurisch-sibirische Linie, die für die Erschließung Sibiriens von ungeheuerer Bedeutung geworden ist, durchzieht ganz Nordasien in westöstlicher Richtung. Auch China denkt jetzt ernstlich an umfangreiche Bahnbauten. Vorläufig sind aber noch =die größten Ströme= die wichtigsten Verkehrswege aus dem Innern der Kontinente zur Küste: der Mississippi (Fig. 253), der Congo, der Nil, der Indus, der Ganges, der Jang-Tse (Jangtsekiang), die Wolga. [Illustration: Fig. 236. Der Hafen von La Guaira (Venezuela). [Nach +Preuß+.]] [Illustration: Fig. 237. Rio de Janeiro, einer der schönsten und sichersten Häfen der Welt. Die Bai von Rio ist 22 km breit. [Nach einem Gemälde von +Hans Bohrdt+.]] [Illustration: Fig. 238. Rio de Janeiro mit dem Zuckerhut (Pão de Açucar). [Nach +Hengstenberg+, Weltreisen.]] Eine eigene Rolle spielen die =Stapelplätze= im Innern des Landes, in denen die Produkte zusammenströmen, bevor sie zu den Hafenplätzen geschafft werden. Sie liegen stets an großen Strömen und beherbergen die Niederlassungen zahlreicher Handelshäuser, die schon hier die Produkte einkaufen. Ein solcher inländischer +Stapelplatz+ größten Stils ist +Hankow+ (Fig. 227) am Jang-Tse in China, wohin der allergrößte Teil des _Rhabarber_ gebracht, wo er gestapelt und dann den Fluß hinab nach Shanghai geführt wird. Dorthin gelangt, da der Hoangho nicht gut schiffbar ist, selbst der _Rhabarber_ des Nordens nach oft wochenlangem Überlandtransport. Weiter nach Westen liegen die großen _Rhabarber_stapelplätze Chung-king (Tschung-king am oberen Jang-Tse) und Cheng-tu (Tschöng-tu) nordwestlich davon. Ein solcher Stapelplatz war ehedem auch (seit 1725) +Kiachta+ im Norden Chinas und +Semipalatinsk+, ein wichtiger Zentralpunkt der Karawanenstraßen für einen großen Teil Mittelasiens. Ein solcher Stapelplatz ist auch +Chartum+ am oberen Nil, wohin das arabische Gummi aus dem Sudan gebracht wird, um erst hier sortiert, taxiert und dann den Nil hinabgeführt zu werden. Schon an dieser Stelle erhebt der Staat seine Zölle und Abgaben und verteuert dadurch das Produkt. Auch am oberen Amazonas bestehen solche Sammelstellen, hier besonders für _Kautschuk_ (z. B. Mañaos). Ein Stapelplatz für _Tee_ ist +Kalgan+ (China). [Illustration: Fig. 239. Tampico la Galera, tomada del Muelle.] [Illustration: Fig. 240. Am Hafen von Veracruz.] [Illustration: Fig. 241. Curaçao. Eingang zum Hafen.] [Illustration: Fig. 242. Schiffe im Suez-Kanal an einer Ausweichstelle (gare). [+Tschirch+ phot.]] [Illustration: Fig. 243. Chemisches Laboratorium zur Untersuchung der _Chinarinde_ auf der Regierungs-_China_plantage in Tjinjiroean (Java). [Aus Verslag der Gouvernements Kina-Onderneming Java.]] [Illustration: Fig. 244. Teataster bei der Arbeit auf der _Tee_-Estate Tjikadjang auf Java. Im Hintergrunde Karbaukarren, die die Kisten zur Station bringen, vorn welkende _Tee_blätter auf Bambu-Tampirs. [Aus +Tschirch+, Indische Heil- und Nutzpflanzen.]] Den Charakter von Stapelplätzen tragen auch die großen =Binnenmärkte=, wie Nischni-Nowgorod (Fig. 228). Daß Drogen nur an bestimmten Orten gehandelt oder gestapelt werden durften, finden wir im Mittelalter vielfach. Für den Färberwaid waren z. B. im XIII. und XIV. Jahrh. ganz bestimmte «Waidstapelplätze» vorgeschrieben (Görlitz, Schweidnitz). Die meisten Niederlassungen von Handelshäusern befinden sich aber natürlich in den =Hafenplätzen=. Hierhin haben die europäischen Drogenimporteure ihre Hauptposten vorgeschoben. Aber trotzdem die Häfen im Produktionslande liegen und man also glauben sollte, daß es hier möglich sein sollte, aus erster Hand zu kaufen, wimmelt es auch hier von Agenten. In Singapore z. B. sind die dortigen europäischen Häuser ganz in den Händen der reichen chinesischen Zwischenhändler und nur von ihnen können sie ihre Ware erhalten. Nur eine beschränkte Zahl von Häfen verkehrt direkt mit Europa und Nordamerika, den Hauptabnehmern für Drogen. Die kleinen Hafenplätze senden ihre Produkte nach den großen Handelszentren, die von den großen Handelsdampferlinien angelaufen werden. So sammelt sich wie in einem großen Becken die ganze Produktion der nordostafrikanischen Küste und die Arabiens in +Aden+, in dessen gewaltigem Hafen (Taf. XXII) die Flotten der ganzen Welt Platz hätten; so strömen von allen Inseln des malaiischen Archipels die Produkte nach +Singapore+ (Taf. XXIII), auf dessen großer, aber offener Reede man jetzt, wo der Hafen Batavias (Tjandjokpriok) immer mehr versandet, hunderte kleiner Schiffe findet, beladen mit _Reis_, _Pfeffer_, _Muskatnüssen_, _Nelken_, _Guttapercha_, _Dammar_ und _Catechu_, die ehedem nach +Batavia+ gingen, das jetzt hauptsächlich nur Hafen für die javanischen Produkte (_China_, _Tee_, _Kaffee_) geblieben ist; so sammelt +Bombay+ (Fig. 230) die Erzeugnisse Arabiens und Persiens und zahllose Barken bringen auf langer Küstenfahrt die Produkte des südlichen Indien von Goa, Mangalore, Tillichery, Calicut, Cochin dorthin; und die gleiche Rolle spielt im Osten Indiens Madras, im Süden Colombo auf Ceylon (Fig. 229). So ist +Shanghai+ (Fig. 231) das Zentrum des chinesischen Außenhandels geworden, wie +New York+ (Fig. 265) das des nordamerikanischen im Osten und +San Franzisko+ das des nordamerikanischen im Westen, +Sansibar+ (Fig. 232) das Zentrum des ostafrikanischen und +Smyrna+ (Fig. 235) das des kleinasiatischen Handels. [Illustration: Fig. 245. Die Eingeborenen liefern das von ihnen gesammelte _Opium_ ein und warten auf die Begutachtung (Indien). [Kew Museum.]] [Illustration: Fig. 246. Begutachtung (Klassifikation) des eingelieferten _Opiums_ (Indien).] [Illustration: Fig. 247. Analytisches Laboratorium zur Untersuchung des _Opiums_ in Indien.] [Illustration: DIE HANDELSSTRASSEN IM ALTERTUM.] [Illustration: DIE HANDELSSTRASSEN IM MITTELALTER.] [Illustration: DIE HANDELSSTRASSEN IM XX. JAHRHUNDERT.] Nur im nördlichen Südamerika und in Mittelamerika gibt es nicht weit voneinander zahlreiche Häfen, die alle mit Europa in mehr oder weniger direkter Verbindung stehen, da keiner der kleinen Staaten dem anderen den Vorrang gönnt. Doch saugt jetzt New York (Fig. 265) immer mehr mittel- und südamerikanische Drogen an, so daß z. B. _Cascarilla_, _Copaivabalsam_, _Tolubalsam_, _Guajac_, _südamerikanische China_ (z. B. Maracaibo) u. and. vielfach über New York nach Europa gelangen. Die überwiegende Zahl der außereuropäischen Welthandelsplätze ist in englischen Händen: Singapore, Bombay, Aden, Sansibar, und auch an den Eingangs- und Durchgangspforten (Suezkanal, Gibraltar) sitzen die Engländer. Nichts illustriert besser den beherrschenden Einfluß des Inselreiches im Welthandel. +Die asiatischen Häfen+ habe ich schon genannt. Es wäre noch Hongkong (Fig. 233 u. Taf. XXIV), Saigon und Yokohama in Japan hinzuzufügen. Das Ausfalltor +Persiens+ ist Bender Abbas und im Golfe: Buschir. Im Süden +Afrikas+ herrscht Cape Town am Kap der guten Hoffnung, das, trotzdem der «Seeweg nach Ostindien» jetzt durch den Suezkanal geht, sich doch kräftig entwickelt hat. Im Westen Afrikas liegen zahlreiche aufstrebende Häfen, auch deutsche, die besonders die Produkte des Kongo und Nigerbeckens verschiffen. Von Süden nach Norden: Angra Pequena, Mossamedes, Benguella, Sao Paolo de Loanda, Matadi, Kamerun, Lagos, Accra, Monrowia, Freetown. An der Mündung des Senegal: St. Louis, in Marokko: Mogador. Im Osten Afrikas: Durban, Lorenzo Marquez, Moçambique, Dar es Salam, Sansibar (Fig. 232), Mombas. [Illustration: Fig. 248. Bambusröhre, wie man solche in Indien benutzt, um das _Opium_ für die Durchschnitts-Untersuchung aus den Töpfen zu entnehmen. [Kew Museum.]] +Die Häfen des nördlichen Südamerika+ sind von Westen nach Osten: In +Ecuador+: Guajaquil, Machala (Puerto Bolivar, Caraquez). In +Columbien+, an der Westküste: Buenaventura, an der Nordküste: Manzanilla, Cartagena (durch Kanal mit dem Magdalenas verbunden), Sabanilla (versandet), Barranquilla. In +Venezuela+: Maracaibo (am Eingang der Laguna de Maracaibo, Fig. 234), Porto Cabello, La Guaira (Fig. 236), Barcelona. In +British Guiana+: Georgetown, in Holländisch-Guiana (Surinam): Paramaribo, in französ. Guiana: Cayenne. +Die Häfen Brasiliens+ sind von Norden nach Süden: Para, S. Luiz de Maranhao, Fortalezza (Ceará), Recife de Pernambuco, Bahia (de Todos os Santos), Rio de Janeiro (Fig. 237 u. 238), Santos, Rio grande do Sul. Der Hafen +Uruguays+ ist: Montevideo, der Hafen Argentiniens: Buenos Aires am Rio de la Plata. Die Häfen +Perus+ sind: Payta, Callao (Lima), Mollendo, die +Chiles+: Arica, Iquique (Cobija), Antofagasta, La Serena, Valparaiso, Concepçion. In +Mittelamerika+ finden sich folgende Häfen: An der +Ostküste+, von Norden nach Süden: In Mexiko: im Osten: Tampico (Fig. 239), Veracruz (Fig. 240), Campeche, im Westen: Manzanilla, Salina Cruz. In +British Honduras+: Belize. In +Honduras+: Trujillo. In +Costarica+: Limon. In +Panama+: Colon. An der +Westküste+: In +Guatemala+: S. José. In +Salvador+: Acajutla, La Libertad. In +Nicaragua+: San Juan del Sur. Die Häfen +Australiens+ sind: Sidney, Melbourne und Adelaide. Auf die beiliegende Karte: «Die Handelsstraßen im XX. Jahrh.» sind alle für den heutigen Drogenhandel wichtigen Häfen, Stapelplätze und Binnenhandelsplätze eingetragen. Ein =Wechsel in den Handelswegen=, der früher (vgl. das Kapitel: Handelswege im Mittelalter und Geschichte) so häufig eintrat, ist jetzt selten geworden. Er trat in neuerer Zeit beim _Rhabarber_ ein, der vom XVII. Jahrh. an über Rußland, speziell Sibirien, nach Europa gelangte, von 1863 an aber, als die Brake in Kiachta aufgegeben worden war, über Shanghai exportiert wird. Im allgemeinen ist aber jetzt ein Wechsel seltener, da die Handelsstraßen jetzt ziemlich festgelegt sind. Es sei denn, daß irgendwo neue Kulturen eingerichtet werden. Immerhin macht natürlich jede der Handelsnationen gewaltige Anstrengungen, der anderen das Wasser abzugraben und den Handel an sich zu reißen. Handel ist Kampf. Ganz +neue+ Handelswege wird der +Panamakanal+ erschließen, der dank der energischen Intervention Nordamerikas in zehn Jahren eröffnet werden soll. Eine ganz +alte+ Handelsstraße -- die durch das Rote Meer --, die seit der Entdeckung des Seeweges nach Ostindien verödet war, hat der am 16. November 1869 eröffnete, 160 Kilometer lange +Suezkanal+ neu belebt, der den Weg von Triest nach Bombay um 63% verkürzt. Hier werden zwar jetzt nicht mehr von den ägyptischen Sultanen Durchgangszölle erhoben, wie ehedem im Mittelalter, wohl aber erhebt, jene alten Zölle ersetzend, die Suezkanalgesellschaft sehr hohe Gebühren für die Passage durch den Kanal, die bei einem großen Dampfer leicht die Höhe von 20–30000 Frs. erreichen. Kein Schiff erhält die Erlaubnis zur Einfahrt in den Kanal, das nicht +vorher+, wenn es von Süden kommt in Suez, wenn es vom Norden kommt in Port Said, das an die Stelle von Alexandrien getreten ist, die Durchfahrtsgebühr bezahlt hat. Aber auch dann noch muß das Schiff so lange warten bis die Passage frei ist. Denn nur ein Schiff hinter dem anderen kann vorläufig -- bis die Verbreiterung beendigt ist -- den Kanal passieren und nur an den Ausweichstellen (gares) können zwei Dampfer aneinander vorüber (Fig. 242). Die Dampfer dürfen den Kanal nur in langsamster Fahrt passieren. Die Großdrogenhäuser haben in den überseeischen Häfen entweder eigene Zweigniederlassungen, Einkäufer oder Agenten oder lassen den Einkauf durch beauftragte Firmen besorgen. [Illustration: Fig. 249. Der Kali besar in Batavia, an dessen Ufern die Leichter anlegen, um Waren aus- und einzuschiffen und sie hinaus nach Tjandjokpriok an die Dampfer zu bringen. [+Tschirch+ phot.]] [Illustration: Fig. 250. Waren-Landungsbrücke mit Krahn und Schienenstrang in Valparaiso. [Nach +Hengstenberg+, Weltreisen.]] [Illustration: Fig. 251. Hafen von Buenos Aires. An den Dampfern liegen die Leichter. Im Hintergrunde die Elevatoren.] [Illustration: Fig. 252. Verladen der _Tee_kisten auf die Leichter mittelst des Krahns in Colombo (Ceylon). Im Hintergrunde der Dampfer.] In diesen Hafenplätzen finden sich die =Dockhallen=; umfangreiche Gebäude, die meist in der Nähe des Hafens liegen. In ihnen sammeln sich die Drogen, um nach erfolgter =Kontrolle= den Weg nach Europa oder Amerika anzutreten. Allerdings findet eine solche Kontrolle auch schon vielfach an den Produktionsorten und den Stapelplätzen statt, ja die _Chinarinde_ der Regierungsplantagen Javas geht z. B. direkt aufs Schiff, da sie in der Plantage selbst einer chemischen Kontrolle unterworfen wird. Die Verwaltung hat in dem Zentrum der Chinakulturen ein chemisches Laboratorium eingerichtet (Fig. 243), in dem jeder Ballen untersucht und mit einem Zertifikat versehen wird, aus dem hervorgeht, wieviel Prozent Chininsulfat ermittelt wurde. Die _China_ballen und Kisten werden daher nicht noch einmal im Ausfuhrhafen Batavia kontrolliert. Ähnlich ist es beim _Tee_. Sobald derselbe in der Estate oder Mill fertig gestellt ist, wird er dem Tea taster, dem _Tee_prober, vorgelegt (Fig. 244). Er stellt einen Auszug daraus her, prüft die «Species» auf ihr Aussehen und den Auszug auf den Geschmack, indem er sich den Mund damit ausspült und notiert den Preis. Dann wird der _Tee_ sogleich in Kisten eingelötet und diese im Ausfuhrhafen nicht mehr geöffnet. [Illustration: Fig. 253. Mississippidampfer mit _Baumwoll_ballen beladen.] [Illustration: Fig. 254. Einschiffung der Waren durch die Brandung hindurch (Westafrika). [+Visser+ phot.]] [Illustration: Fig. 255. Verladen in Friedrich-Wilhelmshafen durch Regattaleute und neupommersche Arbeiter. [Aus +A. Pflüger+, Smaragdinseln d. Südsee.]] [Illustration: Fig. 256. Der Hafen von Marseille.] [Illustration: Tafel XXV Der Hafen von Genua.] [Illustration: Tafel XXVI London Docks in London, links die Warenhäuser.] [Illustration: Tafel XXVII Am London Dock in London. Der Krahn befördert die Warenkisten aus dem Schiff oder dem Leichter direkt in die Dockhalle oder auf die zweiräderigen Karren. Links Zollbeamte.] [Illustration: Fig. 257. Ein Londoner Drogen-Warehouse an der Themse, davor Leichter.] [Illustration: Fig. 258. Varnish Resin Sorting Floor in einem Londoner Warehouse (London Docks). Die Haufen sind vornehmlich sortierter _Copal_ (_Animi_). Rechts im Mittelgrunde Blöcke von _Wachs_. Vorn ein Kanister mit _Ol. geranii_.] [Illustration: Fig. 259. Essential Oil-Room in einem Londoner Drogen-Warehouse (London Docks), wo ätherische Öle, (_Lemon_-, _Eucalyptus_-, _Peppermint-Oil_), _Benzoë_ u. dergl. besichtigt werden können. Ganz rechts _Copaiba_.] [Illustration: Fig. 260. Drogenballen, Seronen und Säcke in einem Londoner Warehouse.] «Klassifikation»und Untersuchung im Laboratorium wird auch das _indische Opium_ unterworfen, bevor es in den Handel kommt (Fig. 245–248). Im allgemeinen gilt aber als Regel, daß die Hauptdrogenkontrolle in den Dockhallen der Ausfuhrhäfen erfolgt. In +Shanghai+ werden die _Rhabarber_stücke mit einem Meißel durchschlagen, um wurmstichige, faule oder geschrumpfte Stellen aufzufinden -- noch viel strenger war ja ehedem in Kiachta die Kontrolle -- in +Singapore+ schneidet man die _Guttapercha_ballen und -Ziegel in der Mitte durch, um Verfälschungen (mit Steinen, Dammar u. and.) aufzufinden, in den afrikanischen Häfen öffnet man, wenn dies nicht schon in der Faktorei im Inneren des Landes geschah, die _Kautschuk_bals, um nach betrügerisch beigemischten Fremdkörpern zu suchen, in +Smyrna+ schlägt man die _Opium_kuchen auf und findet da oft alles nur mögliche: Steine, Schrot, ja große Bleikugeln, die betrügerischerweise zur Erhöhung des Gewichtes eingeknetet wurden. Hier kann man sich mit Erfolg der +Röntgenstrahlen+ bedienen, um, ohne die Kuchen zu öffnen, die fremden Beimengungen zu ermitteln. Denn wie ich schon 1898 gezeigt habe, lassen sich Steine und Bleikugeln ganz leicht mittelst Röntgenstrahlen und dem fluoreszierenden Schirme nachweisen, ohne die _Opium_kuchen zu öffnen (siehe Pharmakophysik). [Illustration: Fig. 261. Schausaal in einem Londoner Warehouse. Vorn Seronen mit amerikanischer _Chinarinde_, im Mittelgrunde Fardelen von _Ceylonzimt_.] Oft wird auch erst hier in den Ausfuhrhäfen der Droge die definitive Packung gegeben, wie z. B. in Smyrna dem _Opium_, in Singapore der _Guttapercha_ und dem _Cutch_ (_Catechu_). Bisweilen wird die Droge in den Dockhallen noch besonders zugerichtet. So sah ich in Singapore große Pressen, die das weiche Roh_catechu_ zu Blöcken preßten, in Colombo hydraulische Pressen, die aus den Chips und Shavings der _Chinarinden_ feste, oft steinharte Ballen formten (S. 142), was besonders deshalb geschieht, weil die Dampferlinien bei allen Waren, außer bei den Metallen, den Frachtpreis nicht nach dem Gewicht, sondern nach dem Kubikinhalt berechnen. Von den Dockhallen der Ausfuhrhäfen gelangt nun die Droge auf die Leichter und von diesen auf die Überseedampfer, die sie nach Europa oder Amerika führen (Fig. 249–252). Riesige Neger oder Tamils rudern mit vielem Geschrei die flachen Leichterschiffe, bei offener Reede oft durch die Brandung hindurch, an die haushoch über die Wasserfläche emporragenden Riesendampfer. An rasselnder Kette fliegen die Ballen zu schwindelnder Höhe empor, um in dem nimmer satten Bauche des gewaltigen Schiffes zu verschwinden, in dem sich Kisten auf Kisten, Ballen auf Ballen, Fässer auf Fässer türmen. Dann ertönt das nebelhornartige Geheul der Dampfpfeife, die Anker rasseln empor und der Dampfer stellt seinen Kiel europawärts. Das Einladen in die Leichter ist jedoch nicht immer ganz leicht. Besonders dort, wo eine lebhafte Brandung ansteht, wie in vielen Häfen Westafrikas, in Madras u. a. hat man mit großen Schwierigkeiten zu kämpfen. Hier werden die Güter oft auf eine ganz eigenartige Weise durch die Brandung bugsiert (Fig. 254). Die Bedeutung der Haupthandelshäfen der Welt geht aus folgender Übersicht hervor, die den jährlichen Gesamt-Ausgangs- +und+ Eingangsverkehr in Tonnen angibt: Hongkong 19204889 t (1903) London 18639159 t (1904) Antwerpen 18139184 t (1903) New York 17900168 t (1903) Hamburg 16466639 t (1903) Liverpool 14716790 t (1904) Rotterdam 13597819 t (1903) Die +Einfuhr+ zur See nach Hamburg betrug: 1905: 10380775 t 121021857 dz netto = ℔ 2886317370 1906: 11039069 t 127511512 dz netto = ℔ 3215195980, ist also in starker Zunahme begriffen. 2. Die Behandlung der Droge im Einfuhrhafen. Von europäischen Häfen, die Drogen importieren, kommen in erster Linie +London+ (Taf. XXVI u. XXVII), +Hamburg+ (Fig. 271 u. 272), +Amsterdam+, +Rotterdam+, +Antwerpen+, +Liverpool+, +Genua+ (Taf. XXV), +Havre+, +Marseille+ (Fig. 256), +Lissabon+ und +Triest+, für Nordamerika +New York+ (Fig. 265) in Betracht. Der javanische _Chinarinden_handel hat seinen Hauptsitz in Amsterdam, der ostindische in London, südamerikanische _Chinarinde_ und _Rhabarber_ werden in Hamburg und London, _Campher_ viel in Hamburg gehandelt. In diesen Häfen wird die Ladung gelöscht. Entweder legen die Dampfer direkt an den Dockhallen an und die Ballen, Fässer und Kisten werden, nachdem sie aus dem Schiffsraum emporgewunden sind, in die betreffende Dockhalle gebracht. So geschieht dies z. B. in London, wo die London- und Katharinendocks direkt an der Themse resp. an Themsebecken liegen (Taf. XXVI u. XXVII u. Fig. 257). Oder die Güter werden zunächst auf =Leichter= umgeladen und gelangen auf diesen in die Speicher. So geschieht es z. B. in Hamburg (Fig. 271 u. 272) und Amsterdam (Fig. 267). Natürlich ist der erste Weg der kürzere, daher stellt man jetzt die Dockhallen möglichst auf die Piers im Hafen selbst. Die weitere Behandlung, die die Droge nun erfährt, ist verschieden. In =London= werden von allen eingetroffenen, in den einzelnen Räumen verteilten Drogenkisten oder -ballen (Fig. 258–260) ein oder mehrere der gleichen Sendung in einen der Ausstellungsräume im Warehouse (Fig. 261 u. 262) gebracht, die Ballen und Kisten geöffnet, die Blöcke (der _Benzoë_ z. B.) durchschlagen, in Reihen angeordnet und mit Nummern am Boden versehen. Bei jeder Abteilung ist der Verkäufer durch ein großes Schild mit dem Namen der Importfirma gekennzeichnet (Fig. 262). Diese Säle sind in den Geschäftsstunden frei zugänglich. Die Kaufliebhaber (meist +whole sale druggists+) durchwandern sie, mustern die Drogen und machen sich ihre Notizen. Von den hier ausgestellten Drogen sind dann auch meist noch kleinere Muster (Samples) in den Show-Räumen bei den den Verkauf vermittelnden Agenten, den +Brokers+ für Drogen in Mincing Lane, zu sehen, von denen es 1903 15 gab. Auch dort kann man die Proben besichtigen (Fig. 263). In einem besonderen Saale, der London Commercial Sale rooms, werden dann an bestimmten Tagen, meist Donnerstags, die +Auktionen+ vorgenommen. Ein amtlich angestellter Auktionator bietet die lots (Lose) nach schon mehrere Tage vorher gedruckt verteilten, langen, schmalen Listen aus und erteilt eventuell den Zuschlag. Eine dieser charakteristischen Listen, die ich bei einem Besuche der Docks und der Brokers 1903 in großer Zahl mitgebracht hatte, teile ich im folgenden (in der Beilage) mit. Sie liegen bei den Brokers auf und mit ihnen in der Hand durchgehen die Käufer, den Bleistift in der Hand, den Zylinder im Nacken (das ist hier Kleiderordnung!) die in den Show-rooms ausgestellten Muster (Fig. 262). [Illustration: Fig. 262. In dem Ausstellungssaale eines Londoner Warehouse. Jede Abteilung trägt den Namen des Brokers. Die Packungen sind geöffnet. Die Kaufliebhaber zirkulieren mit den Auktionslisten in der Hand, deren Nummern mit denen der Muster übereinstimmen.] Ist die Droge in der Auktion nicht verkauft worden, so bleiben die Vorräte in den Warehouses der Docks, wo sie bis zu einer günstigeren Gelegenheit lagern können. Platz genug ist jetzt dort, da der _Chinarinden_handel sich jetzt fast ganz nach Amsterdam gezogen hat und Hamburg eine scharfe Konkurrenz macht. Man klagt in London allgemein, daß die Einfuhr zu klein und die Docks zu groß sind. Einige Drogen bezieht London schon jetzt via Hamburg und Amsterdam. Drogen lagern besonders im: Friars Warehouse, Smith Warehouse, Drug Warehouse, London Dock (Taf. XXVI u. XXVII), St. Katharines Dock, New Crane Wharf, Cotton Wharf, Davis Wharf, Metropolitan Wharf, Red Bull Wharf, Sharps Wharf, Brooks Wharf, Wilsons Wharf, New Hibernia Wharf, St. Johns Wharf, Gun Wharf, Symons Wharf, Red Lion Wharf, Nicholsons Wharf, South Eastern Wharf. Die London und Katharinendocks liegen an der Themse in der Stadt, nicht weit von Towerbridge, die anderen themseabwärts. [Illustration: Fig. 263. Bei einem Londoner Broker. Von den zur Auktion kommenden Drogen sind Muster auf den Tischen ausgelegt. Die Nummern derselben korrespondieren mit den Nummern der Auktionsliste und den Nummern im Schausaal (Fig. 262).] In den Dockhallen und den Warehouses von London haben die einzelnen Drogen und Drogengruppen ihre besonderen, meist durch Schilder gekennzeichneten Plätze, z. B. «_spices_», «_rhubarb_», «_vanille_», «_oils_», so daß man sich leicht zurechtfindet und immer weiß, wo man _Chinarinden_, _Zimt_, _Jod_, _ätherische Öle_ oder anderes zu suchen hat. Es herrscht gute Ordnung und große Sauberkeit. Die feineren Drogen liegen im Fenchurchstreet-Warehouse, wo sich auch ein kleines Museum befindet. +Die London and India Docks Compagnie+ umfaßt die gewaltigen London Docks, St. Katharine Docks, West and Southwest India Docks, East India Docks, Royal Albert and Victoria Docks, Tilbury Docks, Cutler St. and commercial Rᵈ Warehouses und East Smithfield Depôt. Angebot eines Londoner Brokers (Grundlagen für die Besichtigung und die Auktion). FOR Public Sale, BY X. Y. Z. & Co AT THE LONDON COMMERCIAL SALE ROOMS MINCING LANE, ON Thursday, April 2nd, 19__ At Half-past TEN o’Clock THE FOLLOWING GOODS, VIZ.:-- 15 Bales LIMA SARSAPARILLA 13 Pkgs. Ceylon COCA LEAVES 10 Cases Cinnamon Leaf } 2 do do Bark } OIL 6 Drums Citronelle } 6 Cases Turkey COLOCYNTH London Produce Brokers’ Association’s Public Sale Conditions _Prompt_ 18th _April_, 19..--_Discount_ 2½ _per cent_. 15 Bales Lima Sarsaparilla, at per lb. _On shew at Crutched Friars Warehouse_ 00 ~Ex Minnetonka~, @ ~New York~--March, ----- 185 Mark Sale Lot Nos. Bales Total net abt lbs P&C 1 1@3 3 C.D.C. 1 350 2 4@6 3 „ „ 375 3 7@9 3 „ „ 420 4 10,11 2 „ „ 220 5 12@15 4 „ 2 540 12 Pkgs. Coca Leaves, at per lb. _Lying at London Docks_ 03 ~Ex Britannia~, @ ~Colombo~--February, ------ 1517 Abt nett lbs each Gantenne 6 1@6 6 Cases 56 ML --„-- 7 7@11 5 GT Gantenne 8 12 1 Bag Dgd 19 Pickings 03 ~Ex Duke of Norfolk~, @ ~Colombo~--February, ------ 1114 Bag Gantenne 9 18 1 Dgd Pkgs 28 2 _Lying at London Docks_ 03 ~Ex Glenlochy~, @ ~Colombo~--March, ------ 2158 10 Cases Cinnamon Leaf Oil, at per oz Contg. Sale Lot No. Case Bottles ozs each Mark 10 6 1 36 27 11 7 1 CPH&Co 12 8 1 13 9 1 14 10 1 15 11 1 16 12 1 17 13 1 18 14 1 26 19 15 1 2 Cases Cinnamon Bark Oil, at per oz Contg. Case Bottles ozs. each H 20 1 1 12 26 21 2 1 2 Drums Citronelle Oil, at per lb. Cwt each H 22 10,11 2 Drums 7 6 Cases Turkey Colocynth, at per lb _Lying at London Docks_ ~Ex Minerva~, @ ~Hamburg~--March, 1902 Av net lbs JM 23 1@4,6,7 6 Cases 185 Samples on shew at 4, ~Mincing Lane~, where Catalogues may be had. [Illustration: Fig. 264. Der Hof eines Drogenwarenhauses in London mit den Aufzügen und den zur Abführung der Drogen für den Kleinhandel bestimmten Wagen.] Die englische Einfuhr ersieht man aus der +London Customs Bill of entry+. In London werden die Drogen meist einfach in der Form, wie sie eintreffen, zum Verkaufe gestellt. Ein eigentliches Sortieren, Mundieren, Auslesen, Sieben, Schneiden usw. findet in den Docks meist nicht statt, da es an Vorrichtungen zur Drogenappretur fehlt, doch werden z. B. die _Muskatnüsse_ ausgelesen, die _Vanille_kisten geöffnet und die Schoten nach ihrem Werte sortiert, _Copal_ (_Animi_) sortiert (Fig. 258). Die _Ceylonzimt_ballen werden mittelst eines sehr einfachen Schrubbers -- ein mittelst eines Nagels an zahlreichen Stellen durchlochter, auf ein plankonvexes Holzstück aufgenagelter Blechstreifen -- an den Enden auf ihr Aroma in der Weise geprüft, daß man mittelst des Schrubbers über die Enden der Fardelen hinfährt und den Grad des Aromas feststellt. Oft werden sie umgepackt. Mit dem Drachenblut macht man die «Bodenprobe», d. h. man prüft den «Strich». Mit der halbflüssigen _Socotraaloë_ aus Sansibar, die recht unangenehm riecht, macht man die Probe in der Weise, daß man einen Holzspatel eintaucht und das Abfließende auf sein Aussehen prüft. Obwohl diese +Prüfung nach dem Aussehen+ sichere Garantien natürlich nicht bietet und nicht bieten kann, muß anerkannt werden, daß sie in den meisten Fällen das Richtige trifft, da den Prüfenden eine reiche Erfahrung zur Seite steht. Oft bestätigt die chemische Wertbestimmung nur die empirisch gefundene Wertbemessung. So fand ich z. B., daß die _Rhabarber_sorten im Großhandel 1907 ganz die Preisskala zeigten, die ihnen nach meinen Bestimmungen des Gehaltes an Oxymethylanthrachinonen zukommen würde. Die gehaltreichsten hatten im Handel den höchsten, die gehaltärmsten den niedrigsten Preis, und auch die dazwischenliegenden Sorten entsprachen den betreffenden Orten der Gehaltskala. [Illustration: Fig. 265. Im Hafen von New York an der Brooklynbridge.] Eine Wanderung durch die Londoner Docks und Warehouses ist sehr interessant. Ich sah 1903 dort: Ungekalkte _Muskatnüsse_ (Nutmegs), Bombay- und Penang-_Macis_ in Kisten und Fässern von zwei Zentnern, schön geschälten _Ingwer_ in Zentnersäcken, für 1½ Millionen Mark _Nelken_ und zwar «rote» _Nelken_ von Penang in Drei-Zentnerkisten und «braune» von Sansibar in Bastmatten von 125 lbs., Ballen von _ostindischer Chinarinde_ in Bastmatten mit Sackleinwandumhüllung von 2½ Zentner, sowohl Fabrikrinde, wie Reneweds und Druggist quills. Früher füllten bis 25000 Ballen _China_ die Docks, jetzt fand ich nur noch c. 2000, da Amsterdam jetzt den größten Teil der Kultur_china_ an sich zieht. Auch _Anacardien_ hatten keine Käufer gefunden. [Illustration: Fig. 266. Der Hafen von Amsterdam.] [Illustration: Fig. 267. Ausladen der _Chinarinden_ballen und -kisten von den Leichtern in das Warenhaus des Kina-Etablissement in Amsterdam. [Nach +van der Wielen+.]] [Illustration: Fig. 268. _Chinarinde._ Fabrikbast (Fabrikrinde) in Säcken im Warenhause des Kina-Etablissement in Amsterdam. [Nach +van der Wielen+.]] [Illustration: Fig. 269. _Chinarinde._ Pharmazeutische Bast (Drogistenrinde) in Kisten im Warenhause des Kina-Etablissement in Amsterdam. [Nach +van der Wielen+.]] Ich sah ferner dort: _Strophanthus_ in Säcken aus Natal, «_Animi_» (_Copal_) aus Sansibar, _Gummi_ aus dem Sudan, lose Stämme und Äste von _Sassafras_holz, große runde Barrels von _Citronellaöl_, à 7–8 Zentner, _Benzoë_ (_Gum Benjamin_) von Sumatra in mit Sackleinewand umhüllten, in Kisten steckenden Blöcken, _Palembangbenzoë_ in Blechkanistern, große Blöcke von _Drachenblut_ mit Sackabdrücken außen, viel Carthagena-_Ipecacuanha_ neben der Rio, zahlreiche Blechkanister mit weißem, duftendem Manila-_Elemi_, mit _Myrrha_ gefüllte Bastkörbe, viereckige Blechkanister mit _Tolubalsam_ und Säcke mit _Coloquinten_. Von _Vanille_ sah ich in einem besonderen Raume 2000 Kisten, besonders von den Seychellen (= Bourbon) und Tahiti, dann aber auch von Mauritius und Australien. Die Bündel lagen in Blechkisten à 12 lbs. Riesig waren die Vorräte von _Rhabarber_, sowohl «flat» wie «round», der nach der Trockenmethode unterschieden wird in: high dried (im Ofen), sun dried (in der Sonne) und killed dried (im Schatten getrocknet), Canton und Shensi war meist sun dried, Shanghai dagegen killed dried. Von _Cardamoms_ sah ich Samen und Früchte (zum Teil gebleicht) aus Colombo, Mysore, Malabar, Tuticorin und Bombay, zum Teil in prächtigen Mustern, _Purée_ von Kalkutta, _Kino_ von Cochin, _Annato Seeds_ aus Para, _australischen Sandarac_ aus Sidney, _Eucalyptusöl_ aus Portugal und Melbourne, Honduras- und Lima-_Sarsaparille_, _Copaivabalsam_ aus Carthagena, _Anisöl_ und _Cascarilla_ aus New York, _Japan aconit_ aus Kobe, _Mutterkorn_ aus Vigo, _Campher_ aus Foochow, _Buchu leaves_ vom Kap, _Turmeric_ aus Madras, _Drachenblut_ von Singapore, _Areca nuts_ von Colombo, _Storax_ von Smyrna, _Ammoniacum_ und _Guaza_ von Bombay, _Capsicum_ und _Cocculus indicus_ von Calicut, _Gummi_ von Aden, _Tamarinden_ von Antigua, _Senna_ von Tuticorin und Bombay (auch Früchte, pods und Siftings), _Orange oil_ von Buenos Aires, _Squills_ von Messina, _Cumin seeds_ von Malta, _Colombo root_ von Sansibar, _Manila Copal_ und _Gum Damar_ von Singapore. [Illustration: Fig. 270. Monster Malen en Verdeelen. Das Malen der Durchschnittsmuster im Kina-Etablissement in Amsterdam. [Nach +van der Wielen+.]] In folgendem gebe ich als Beispiel einen Ausschnitt aus dem +Monthly Statement of drugs+. Gute Übersichten finden sich immer im Chemist and Druggist, dessen kenntnisreicher Leiter, ~Mac Ewan~, vortrefflich auf diesem Gebiete orientiert ist. Ausschnitt aus +Monthly Statement of Drugs, Drysalteries+ etc. in the Docks and various other London Warehouses. =======================+==========+================================= | For the | |Month of | Stocks December 31 |December | -----------------------+----+-----+----+----+----+-----+-----+----- |Lan-|Deli-|1906|1905|1904| 1903| 1902| 1901 |ded |very | | | | | | =======================+====+=====+====+====+====+=====+=====+===== Aloes cases etc. | 132| 87| 329| 380| 786| 904| 1477| 1417 | | | | | | | | Aloes gourds | -- | -- | -- | 50| -- | -- | -- | 146 | | | | | | | | Aniseed, Star cases | -- | -- | -- | -- | -- | 6| 7| 13 | | | | | | | | Arrowroot barrels |1487| 1272|3414|5722|9470|12633|12224| 7747 | | | | | | | | Arrowroot boxes | | | | | | | | and tins | -- | 2| 940|1165|1335| 1066| 1413| 755 | | | | | | | | Balsam casks etc. | 16| 62| 493| 362| 672| 790| 626| 615 -----------------------+----+-----+----+----+----+-----+-----+----- Bark[1], South } | | | | | | | | American cases } | -- | 2| 12| 42| 46| 44| 62| 65 | | | | | | | | Bark, South Ameri-} | 79| 62|2614|3512|3761| 2687| 4518| 6203 can bales etc. } | | | | | | | | | | | | | | | | Bark, East India, Cey-}| | | | | | | | lon a. Java cases }| -- | -- | 151| 35| 61| 44| 80| 148 | | | | | | | | Bark, East India, Cey-}| 246| 868|2266|4025|2301| 2683| 3420| 3882 lon a. Java bales etc.}| | | | | | | | -----------------------+----+-----+----+----+----+-----+-----+----- Total | 325| 932|5043|7614|6169| 5458| 8080|10298 =======================+=================================== | | Imported to Date (December 31) | -----------------------+-----+-----+-----+-----+-----+----- | 1906| 1905| 1904| 1903| 1902| 1901 | | | | | | =======================+=====+=====+=====+=====+=====+===== Aloes cases etc. | 1457| 1190| 1821| 1667| 2110| 1313 | | | | | | Aloes gourds | 1765| 560| -- | -- | 904| -- | | | | | | Aniseed, Star cases | -- | -- | 25| 12| 35| 11 | | | | | | Arrowroot barrels |14772|12685|15294|15064|19075|20410 | | | | | | Arrowroot boxes | | | | | | and tins | 255| 839| 1296| 971| 1740| 1570 | | | | | | Balsam casks etc. | 670| 237| 405| 783| 966| 1580 -----------------------+-----+-----+-----+-----+-----+----- Bark, South } | | | | | | American cases } | -- | 2| 33| 18| -- | 5 | | | | | | Bark, South Ameri-} | 2330| 6163| 5172| 5564| 8265| 9874 can bales etc. } | | | | | | | | | | | | Bark, East India, Cey-}| | | | | | lon a. Java cases }| 177| 1| 37| 26| 4| 20 | | | | | | Bark, East India, Cey-}| 5684| 9899| 6044| 7053|11016|14602 lon a. Java bales etc.}| | | | | | -----------------------+-----+-----+-----+-----+-----+----- Total | =======================+==================================== | | Delivered to Date (December 31) | -----------------------+-----+-----+-----+-----+-----+---- | 1906| 1905| 1904| 1903| 1902| 1901 | | | | | | =======================+=====+=====+=====+=====+=====+===== Aloes cases etc. | 1508| 1596| 1939| 2240| 2050| 1893 | | | | | | Aloes gourds | 1815| 510| -- | -- | 1050| 888 | | | | | | Aniseed, Star cases | -- | -- | 25| 13| 41| 46 | | | | | | Arrowroot barrels |17080|16433|18460|14682|14570|20863 | | | | | | Arrowroot boxes | | | | | | and tins | 480| 1229| 1007| 1332| 1082| 1152 | | | | | | Balsam casks etc. | 539| 547| 519| 619| 957| 1460 -----------------------+-----+-----+-----+-----+-----+------ Bark, South } | | | | | | American cases } | 30| 6| 31| 36| 3| 1 | | | | | | Bark, South Ameri-} | 3228| 6412| 4098| 7395| 9950| 9544 can bales etc. } | | | | | | | | | | | | Bark, East India, Cey-}| | | | | | lon a. Java cases }| 61| 27| 20| 62| 72| 70 | | | | | | Bark, East India, Cey-}| 7437| 8175| 6426| 7809|11478|14209 lon a. Java bales etc.}| | | | | | -----------------------+-----+-----+-----+-----+-----+------ Total |10756|14620|10575|15302|21503|23824 [1] Bark ist Chinarinde. Titel und Ausschnitt aus einer Amsterdamer Auktionsliste von Chinarinde. NEDERLANDSCHE HANDEL-MAATSCHAPPIJ. NOTITIE DER VEILING TE AMSTERDAM, VAN 114 Kisten EN 483 Balen JAVA KINABAST, LIGGENDE TE AMSTERDAM, (WAARONDER EENIGE COLLI UITERLIJK MIN OF MEER GEVLEKT) op Donderdag 17 Januari 19.., onmiddellijk na afloop der eerste veiling, in de BRAKKE GROND in de NES. De goederen zijn liggende en te bezichtigen op den 12, 14, 15, 16 en 17 Januari 19.., in het =KINA-ETABLISSEMENT=, Entrepôt-Dok. (Op aanvraag wordt ook op de overige werkdagen toegang verleend) =8.= 20 balen netto cᵃ. =2100 Kgr. C. Ledgeriana gruis=. Zwavelzure Kinine _4.01_ pCt. Opsl. Nᵒ. 21413. Kav. =197=. 20 balen Nᵒ. 1/20. =9.= =16= balen netto cᵃ. =1680= Kgr. =C. Ledgeriana Takbast=. Zwavelzure Kinine _4.79_ pCt. Opsl. Nᵒ. 21414. Kav. =198=. 16 balen Nᵒ. 1/16. =10.= =4= balen netto cᵃ. =460= Kgr. =C. Ledgeriana gruis=. Zwavelzure Kinine _4.03_ pCt. Opsl. Nᵒ. 21415. Kav. =199=. 4 balen Nᵒ. 1/4. =8.= =6= kisten netto cᵃ. =180= Kgr. =Succirubra grof gruis=. Zwavelzure Kinine _2.69_ pCt. Totaal Alc. _7.61_ pCt. Opsl. Nᵒ. 21416. Kav. =200=. 6 kisten Nᵒ. 1/6. =7.= =36= kisten netto cᵃ. =1000= Kgr. =Succirubra gebr. pijpen=. Zwavelzure Kinine _2.42_ pCt. Totaal Alc. _6.09_ pCt. Kav. =201=. 18 kisten Nᵒ. 1/18. „ =202=. 18 „ „ 19/36. =9.= =12= kisten netto cᵃ. =345= Kgr. =Succirubra pijpen= cᵃ. 50 c=M=. Zwavelzure Kinine _2.42_ pCt. Totaal Alc. _6.09_ pCt. Kav. =203=. 12 kisten Nᵒ. 1/12. =10.= 7 kisten netto cᵃ. =230= Kgr. =Succirubra pijpen= cᵃ. 50 c=M=. Zwavelzure Kinine _2.42_ pCt. Totaal Alc. _6.09_ pCt. Kav. =204=. 7 kisten Nᵒ. 1/7. [Illustration: Tafel XXVIII +Monster steken.+ Entnehmen der Durchschnittsmuster der _Chinarinde_ in Amsterdam. [+van der Wielen+ phot.]] [Illustration: Tafel XXIX +Monster Opbergen.+ Aufbewahren der gemahlenen Durchschnittsmuster der _Chinarinde_ in der Musterkammer. Rechts einige Musterbeutel. [+van der Wielen+ phot.]] Gegenstände des +Londoner+ Großhandels, über die die Marktberichte regelmäßig Notierungen über Zufuhren und Preisbewegung bringen, sind (1907) besonders: _Arrowroot_, _Aloes_, _Benzoin_, _Buchu_, _Campher_, _Castor oil_, _Cascara Sagrada_, _Chamomiles_, _Cocain_, _Cinchona bark_, _Cloves_, _Coconut oil_, _Dragons blood_, _Elemi_, _Galls_, _Gummi arabic_, _Ginger_, _Golden Seal_, _Ipecacuanha_, _Jalap_, _Japan Wax_, _Linseed oil_, _Liquorice root_, _Menthol_, _Oil of Peppermint_, _Olive oil_, _Otto of Roses_, _Opium_, _Pepper_, _Pimento_, _Podophyllum root_, _Rhubarb_, _Senega_, _Shellac_, _Traganth_, _Terpentine_. Von den Warehouses gelangt die Droge dann in den Kleinhandel (Fig. 264). * * * * * Ein Drogenmarkt von ungeheuerer Ausdehnung ist der von =New York= (Fig. 265). New York ist der Hauptmarkt für das ganze Land und dort wohnen natürlich auch die größten Importeure von Drogen, Botanical goods usw. Die führenden auswärtigen Häuser haben Lokal Broker, die den +New York-City trade+ besuchen und Muster und Preise vorlegen. Inländische +Jobbing houses+ (Verkaufshäuser) oder +wholesale druggists+ (Engros-Drogisten) ihrerseits gebrauchen New York-Brokers, die ihre allgemeinen Bedürfnisse einkaufen, -- Patent-Medizinen, ätherische Öle und alles, was sich auf Drogen bezieht -- und diese Brokers gehen herum bei den hauptsächlichsten New York-+City dealers+ (Händlern) und Importeuren. Die Drogen, die im Innern gesammelt werden, werden den New Yorker Häusern gewöhnlich von Kaufleuten aus dem Westen und Süden angeboten, die ihre Vorräte direkt von Farmern oder Sammlern einheimischer Drogen erhalten. Es gibt in New York keine Auktionsverkäufe, wie wir sie in London (s. d.) und Amsterdam (s. d.) finden. Alles erhält man durch Privatverkauf. Handelsjournale (trade journals) und Preislisten, die von den größten Dealers herausgegeben werden, machen die +Jobber+ (Makler) mit den Marktpreisen bekannt. Der nordamerikanische Großhandel bezeichnet die Produkte vielfach anders als der europäische. So werden z. B. die Harzprodukte der _Coniferen_ (besonders _Pinus australis_) summarisch als _Naval stores_ bezeichnet, und man unterscheidet: _Rosin_ (unser Colophonium), _Tar_ (Teer), _Terpentine and pitch_ (das abgekratzte Harz der Wunden), _Terpentine_, _spirits_ (unser Terpentinöl). Keine Drogen erreichen derartige Produktionsziffern (siehe auch Kapitel Pharmakodiakosmie), wie folgendes +Summary of exports of Naval stores for the fiscal years+ 1903–1906 zeigt: 1903 1904 1905 1906 _Rosin_ barrels 2396498 2585108 2310275 2438556 _Tar_ „ 18622 15644 20291 16821 _Terpentine and pitch_ „ 15972 13177 24971 14232 _Terpentine spirits_ gallons 16378787 17202808 15894813 15891253 =Amsterdam= (Fig. 266 u. 267) ist jetzt Zentrum des _Chinarinden_handels. Während es 1892 noch gerade London die Wage hielt, importierte es schon 1901 über das dreifache «_Kinabast_». Der Aufschwung datiert vom Jahre 1886, von der Gründung der «+Kina-Etablissement+»durch ~Briegleb~, sowie von den etwa gleichzeitig eingeführten vierzehntägigen Auktionen (Veilingen), die allmählich die Particulieren planter in Java vom Londoner Markte abzogen. Viel trug auch die neue Art des «Musternehmens» -- die Abnehmer dürfen jetzt selbst Muster erheben -- und der vorzüglich geordnete zentralisierte Betrieb des Ganzen zum Aufschwunge Amsterdams als _China_markt bei. Schon 1891 schloß sich denn auch die Gouvernements Kina-Onderneming dem Kina-Etablissement an. Man unterscheidet den in Kisten zugeführten «+Pharmazeutischen Bast+» (Fig. 269) in Röhren (pijpen) oder snitsels -- Drogistenrinde -- und den zerkleinerten oder gepulverten (gruis)«+Fabrieksbast+»(Fig. 268) (Fabrikrinde) in Säcken oder Ballen. [Illustration: Fig. 271. Im Hafen von Hamburg. Löschen der Ladung auf die Leichter und Schuten.] Die _Chinarinde_ wird in besonderen Räumen ausgestellt, Säcke und Kisten getrennt, meist einander gegenüber, beide geöffnet, so daß man den Inhalt besichtigen kann. Nummern und Zeichen korrespondieren mit den Auktionslisten. Jeder Posten (Opslag), der das Produkt derselben Ernte einer Plantage umfaßt, erhält eine «Opslag-Nummer». Er besteht natürlich aus einer sehr wechselnden Zahl von Kisten oder Ballen. Jeder Posten wird analysiert und in der Auktionsliste der Gehalt an (schwefelsaurem) Chinin und Gesamtalkaloid -- bisweilen auch an Cinchonidin, Chinidin, Cinchonin und amorph. Alkaloid -- angegeben. Die +Analyse+ wird im Laboratorium des Etablissements an einem +Durchschnittsmuster+ ausgeführt, das man in der Weise erhält, daß man mittelst eines eigenartigen Instrumentes aus der Mitte der Ballen Proben entnimmt (Taf. XXVIII), diese mischt, in einer Mühle mahlt (Fig. 270) und das Mahlprodukt in Kisten, die auch wieder die Opslag-Nummer usw. tragen, in der Monster-Kamer aufhebt (Taf. XXIX). Aus diesen werden Muster von 100 g an die Interessenten in mit Siegel (K. E.) versehenen Papierbeuteln abgegeben, die aufgedruckt enthalten: die Opslag-Nummer, die Zahl der Ballen oder Kisten, die der Posten umfaßt, die Bezeichnung der Art (z. B. _Java Kinabast_, _Indisch merk_, _Succirubra Wortelbast_) und Herkunft (z. B. Tangkoeban Praoe), den Tag der Auktion und die Kaveling-Nummer, sowie die Angabe, aus wieviel Ballen die Probe das Durchschnittsmuster darstellt. Jetzt kann jeder Interessent das Durchschnittsmuster einer Kontrollanalyse unterwerfen lassen -- wenn er will. Über das Unit vgl. S. 179. Jetzt importiert Amsterdam auch _Chinin_, denn seit 1894 fabriziert die «Bandoengsche Kininefabriek» in Bandoeng (Java) Chininsulfat. Die Produktion betrug pro 1901 schon 30000 kg, pro 1906 55000 kg. Sie kann auf 100000 kg gesteigert werden. Der Handel liegt auch hier in den Händen von Agenten oder Maklern (Makelaar). Über die Auktionen oder Veilingen, die in bestimmten, vorher festgestellten Intervallen abgehalten werden, erscheinen nachher Berichte, die die erzielten Preise angeben. Alles ist also vorzüglich organisiert. In der Beilage teile ich eine Amsterdamer Auktionsanzeige und ein Blatt aus der Auktionsliste mit. Die Einfuhr von Amsterdam an javanischen _Chinarinden_ betrug 1889: 2073959 kg, 1906: 8794480 kg. Davon entfallen auf _Succirubra_ 1153315 kg, auf _Ledgeriana_ 5980802, auf _Schuhkraftiana_ und _javanica_ 1597, auf _Cinchona officinalis_ 11970, auf _Hybriden_ 1646796 kg. ~Gustav Briegleb~ in Amsterdam gibt eine graphische Table showing the average Units of the Amsterdam Cinchona bark sales in the years ... heraus. Auch für andere Drogen ist Amsterdam ein wichtiger Einfuhrhafen, neuerdings besonders für _javanische Coca_. [Illustration: Fig. 272. Hamburg, Fleet beim Grimm. Links volle, rechts leere Leichter, die die gelöschten Waren von den Dampfern holen und zu den Geschäftsspeichern (links) bringen.] In =Hamburg= (Fig. 271 u. 272) ist der Drogenhandel sehr entwickelt. Mir wurden (1907) gegen 40 größere Importfirmen genannt, die sich mit Drogeneinfuhr beschäftigen. Allerdings beschäftigen sich nur wenige mit dem Import +aller+ Drogen. Die meisten betreiben diese oder jene Spezialität, wie _Campher_, _Copaivabalsam_, _Perubalsam_, _Lycopodium_, _Secale cornut._, _Coca_, _Cola_, _Calabarbohnen_, _Jaborandi_, _Jalape_, _Rhabarber_, _Strophanthus_, _Kamala_, _Ipecacuanha_. Die Drogenspeicher Hamburgs befinden sich teilweise im Freihafengebiet, teilweise in den inneren Stadtteilen, die dem Hafen nahegelegen oder doch von diesem aus möglichst auf Wasserstraßen (Fleeten, Fig. 272) bequem und schnell zu erreichen sind. In der Regel hat jede Großhandlung von irgend welcher Bedeutung außer ihren Geschäftsspeichern in der inneren Stadt auch solche im Freihafengebiet, um sich unnötige Verzollungen für zollpflichtige Waren, die das Inland nicht berühren, sondern gleich ab Hafen wieder weiter gehen, zu ersparen. Die großen Dampfer (Fig. 271) kommen alle bis nach Hamburg und fahren nach den Anlegeplätzen der betreffenden Schiffsgesellschaften, wo die Güter ausgeladen und in Dampfbooten (Schuten) oder Lastkähnen (Leichtern) ihren Eigentümern zugeführt werden. Vielfach werden auch die ankommenden Waren irgendwo im Hafen in Lagerschuppen bei sogenannten +Quartiersleuten+, die eine alte Zunft bilden, eingelagert. Dort können auch Besichtigungsproben gegen Erlaubnisschein der betreffenden Firma, welche Besitzerin der Ware ist, entnommen werden. Täglich erscheint eine Einfuhrliste, aus welcher Interessenten Art und Anzahl der eingetroffenen Güter ersehen können. In +Hamburg+ vollzieht sich der Großdrogenhandel nach einem anderen System wie in den oben beschriebenen Häfen. Regelmäßige Drogenauktionen wie in London und Amsterdam finden hier nicht statt -- nur havarierte Schiffsgüter werden bisweilen verauktioniert. Der Drogenhandel ist in den Händen von +Drogenmaklern+ (d. h. Agenten), die Verbindungen mit den betreffenden Importfirmen haben, jeden Tag vorsprechen, die Preise erfragen und die Geschäftsabschlüsse gegen meist ein Prozent Courtage («+Maklergebühr+») vermitteln. Kaufende und verkaufende Firma treten also meist nicht in direkte Verbindung. Die Bezahlung geschieht nach Empfang der Ware per Kasse abzüglich 1% Skonto, falls es sich nicht um Netto-Kasse-Artikel handelt. Die größten Firmen geben allmonatlich Listen aus. Ich teile eine Seite einer solchen Liste in der Beilage mit, die telegraphische Bestellung nach den vorgedruckten Zeichen ermöglicht. Für die technischen Drogen, die in riesigen Mengen verbraucht werden, wie z. B. _Copal_ und _Kautschuk_, existieren besondere Importfirmen, die sich ausschließlich und fast ausschließlich mit diesen Objekten beschäftigen. Mehr wie in London wird in Hamburg auf die +Drogenappretur+ gegeben, und finden sich selbst in den Listen der dortigen Großdrogenhäuser regelmäßig auch geschnittene Drogen aufgeführt. Im allgemeinen geschieht aber auch hier eine Appretur nur dann, wenn sie erforderlich ist oder vom Kunden gewünscht wird. So werden z. B. Wurzeln (_Sarsaparille_) bisweilen gewaschen, d. h. vom Erdreich befreit, andere ausgelesen, «elegiert», z. B. bei _Ipecacuanha_ die Stengel und Rhizome ausgelesen. _Balsame_ (z. B. _Copaiva_) werden vom Wasser und Schleim durch Klären befreit, _Lycopodium_ wird gesiebt, _Kamala_ gesiebt und geschlämmt u. a. m. Manche Drogen werden auch gebleicht (_Ichthyokolla_, _Schellack_). Die Methoden sind sehr verschieden und richten sich ganz nach der Art der Droge bezw. nach dem Zustand, wie sie ankommt. Die verwendeten Verfahren werden von den Firmen meist geheim gehalten. Für die _Campher_raffinerie ist Hamburg jetzt Hauptort. Ausschnitt aus einer monatlich versandten Medicinaldrogenliste einer Hamburger Großdrogenfirma. |3 Monats-| Netto |Bemerkungen =Januar 19=.. | Accept | Cassa | | =M= | =M= | --+--------------------------------------+---------+-------+----------- MD| =Aloë Curaçao= Kst. ca. 50/55 Ko. | | | | leberfarbig 00 bei 20 Kist. % Ko | --.-- | --.-- | }Ohne | » 5 » » | --.-- | --.-- | }Garantie | einz. » » | --.-- | --.-- | }für Ver- | leberfarbig 0 bei 20 » » | --.-- | --.-- | }änderung | » 5 » » | --.-- | --.-- | }der Farbe | einz. » » | --.-- | --.-- | }während | leberfarbig 1 bei 20 » » | --.-- |--.-- | }der Reise | » 5 » » | --.-- | --.-- | }oder auf | einz. » » | --.-- | --.-- | }Lager | pulv. gross. Kist. à 50 Ko. » | 102.-- |100.-- | } | » subt. » » 50 » » | 122.-- |120.-- | } | | | | MD| =Anethol= s. u. Ol. Anisi vulgaris. | | | | | | | MD| =Anthophylli=, Gonjes ca. 80 Ko. » | | | | elect hellbraun » | 153.-- |150.-- | Anbruch | | | | + 25.-- | naturell » » | 102.-- |100.-- | Anbruch | | | | + 25.-- | » schwarz » | 51.-- | 50.-- | Anbruch | | | | + 25.-- | | | | MD| =Araroba= ordinair, Kisten ca. | | | | 17 Ko., | | | | bei 1000 Ko. » | 40.-- | 39.-- | | einz. Kisten » | 50.-- | 49.-- | | pulv. subt. » | 406.-- |400.-- | | | | | G| =Arrowroot=, St. Vincent, | | | | Fässer ca. 100 Ko. | | | | extra prima 00 bei 10 Barrels % Ko. | 58.-- | 57.-- | | » 5 » » | 59.-- | 58.-- | | einz. » » | 60.-- | 59.-- | | prima 0 bei 10 » » | 48.-- | 47.-- | | » 5 » » | 49.-- | 48.-- | | einz. » » | 50.-- | 49.-- | | courant 1 bei 10 » » | --.-- | --.-- | | » 5 » » | --.-- | --.-- | | einz. » » | --.-- | --.-- | | | | | MD| =Balsam=, =Canada=, Kist. | | | | 2 Can. ca. 20 Ko. | | | | filtriert bei 5 Kist. % Ko. | 398.-- |390.-- | | einz. » » | 408.-- |400.-- | einz. Can. | | | | + 10.-- | | | | MD| » =Copaiva=, Kisten à 2 Can. | | | | ca. 18 Ko. | | | | Ph. G. IV, Benzinlöslich (1:4), | | | | Ph. Brit. Ph. Ross. Ph. Japon. | | | | Ph. Suec. Ph. Aust. bei 10 » % Ko. | 310.-- |305.-- | | » 5 » » | 313.-- |308.-- | | » einz. » » | 320.-- |315.-- | einz. Can. | | | | + 10.-- | Ph. G. IV, Ned. » 10 » » | 250.-- |245.-- | | » 5 » » | 253.-- |248.-- | | » einz. » » | 260.-- |255.-- | einz. Can. | | | | + 10.-- | Ph. G. III » 10 » » | 250.-- |245.-- | | » 5 » » | 253.-- |248.-- | | » einz. » » | 260.-- |255.-- | einz. Can. | | | | + 10.-- | in 90%igem Sprit » 10 » » | 230.-- | 225.--| | löslich » 5 » » | 233.-- | 228.--| | » einz. » » | 240.-- | 235.- | einz. Can. | | | | + 10.-- | | | | | | | |}für tech- MD| dick, mitteldick bei 10 Kist. % Ko. | 160.-- | 157.--|}nische | od. dünn » 5 » » | 163.-- | 160.--|}Verwendung | » einz. » » | 170.-- | 167.--|}einz. Can. | | | |} + 10.-- Die großen deutschen Drogenhäuser des Inlandes kaufen die Drogen meist «naturell»nach der Liste und nach vorheriger Einsendung und Prüfung eines entsprechenden Kauf- bezw. Ausfallmusters und reinigen die Ware dann selbst. Die Drogenappretur inländischer Drogen wird besonders in Dresden, Halle und Ebingen betrieben. Die erste Drogenappreturanstalt -- jetzt die größte Europas -- errichtete ~Gehe~ 1865 in Dresden. Der Hamburger Markt, obgleich außerordentlich zur Blüte und Größe gelangt (S. 166) und sehr selbständig, ist natürlich bei manchen Artikeln unter anderen auch auf den Londoner Markt und die dortigen Auktionen angewiesen und umgekehrt. Diese Geschäfte werden durch eigene Agenten der Großhäuser besorgt. Täglich findet ein lebhafter Depeschenwechsel zwischen Hamburg und London statt. Um eine Übersicht über den Hamburger Handel zu geben, teile ich die Drogeneinfuhr- und -Ausfuhrliste pro 1906 im folgenden mit. Es betrug die +Einfuhr+ nach Hamburg (die Namen der Artikel nach der Liste unkorrigiert): Artikel 1906 1905 1904 1903 1902 Doppelzentner Agar-Agar 1064 ? 232,9 1138 1573 Albumin 4555 3153 1837 1958 965 Aloë, Cap- und Curaçao 892 1279 2257 1945 2059 Balsam Copaivae 336 230 466 461 319 » Peru 234,8 263,8 277 340,16 289,2 Cortex Chinae 2711 2541 1860 2776 3752 Cumin 3495 5318 4646 5185 4382 Fabae Tonco 105,7 36 120,5 121,3 42,3 Gallen 24528 18905 27474 25313 25047 Gummi arab. 39032 44536 34600 39894 34316 » Benzoë 1436 999 1385 1067 768 » Dammar 6237 6867 4976 5314 4073 » Kopal 27695 27057 32900 22559 20029 » Sandarak 2094 2715 2000 1532 1039 » Senegal 947 1366 1376 513 308 » Tragant 4616 3340 2618 2463 1880 Irländ. und Isländ. Moos 3237 2783 3140 2728 2400 Campher 11124 10085 14626 17087 18361 Oleum Anisi Stellati 336,4 401,65 521,3 300 333,3 » Menth. pip. 935 1059,1 885,2 706,1 504,14 » Ricini 27300 22313 21211 23792 19832 Opium 180,58 275,62 326,86 183,06 168,96 Radix Ipecacuanhae 129,5 141,7 178,7 192,6 230,6 » Jalapae 686 603 97 599 579 » Liquiritiae 5484 3928 5063 3375 6720 » Rhei 996 1281 1127 584 965 » Sarsaparillae 1285 958 881 902 1306 » Senegae 488 478 388 624 411 Schellack 36753 33716 26207 26440 21600 Semen Sabadillae 1410 ? ? 549 901 Sennesblätter 2067 4349 4370 3068 3259 Sternanis 329 103 308 1191 628 Terra Catechu und Japonica 23638 21186 23818 25925 25308 Einfuhr Ausfuhr 1905 1904 1905 1904 Doppelzentner netto Öle, äther., nicht bes. genannt 4713 4624 | 4830 4910 davon aus resp. nach: | Ceylon 350 236 | -- -- China 623 378 | -- -- Japan 266 202 | -- -- Vereinigte Staaten 308 278 | 901 1549 Rußland 112 116 | 543 397 Essenzen usw., alkohol- oder | ätherhaltige (Menthol usw.). 1906 1869 | 2462 2711 davon aus resp. nach: | Japan 497 349 | -- -- Österreich-Ungarn 699 153 | 216 250 Hausenblase, echte u. unechte 169 229 | 89 77 Aloë 1111 2039 | 804 1305 davon aus: | Brit. Südafrika 318 1111 | -- -- Niederl. Amerika 454 560 | -- -- Kanthariden 134 155 | 77 69 Chinarinde 25934 39426 | 828 1165 davon aus: | Niederl. Indien 23791 35636 | -- -- Cochenille 620 691 | 122 244 Dividivi 97733 84012 | 27187 22441 Galläpfel 19316 27117 | 2958 2231 Gummi arab., Senegal-, Tragant- 58400 54277 | 23150 21535 Indigo 1973 2600 | 111648 87300 Camphor 10016 11631 | 3305 2663 Catechu 46482 44201 | 14227 13073 Opium 687 676 | 133 116 Rhabarber, getr. 1200 811 | 481 310 Getr. Mandeln 104714 97878 | 236 166 Gewürznelken 7920 6739 | 674 864 Ingwer 2449 2455 | 10 4 Cardamom 728 728 | -- 1 Macis 5654 4960 | 27 6 Pfeffer, schwarzer 31040 35040 | 170 119 » weißer 19360 22622 | 19 2 Piment 13587 13755 | 3 9 Sternanis 314 301 | 4 3 Vanille 797 789 | 45 70 Cacaobutter, Cacaoöl 183 276 | 18246 13851 Insektenwachs, roh 25578 25067 | 244 416 davon aus: | Deutsch-Ostafrika 3171 1738 | -- -- Madagaskar 2025 1158 | -- -- Brasilien 549 1473 | -- -- Pflanzenwachs (Carnaubawachs) | roh, davon aus: | Brasilien 5422 5849 | -- -- Wachs jeder Art, zubereitet 4318 4666 | 22054 19206 davon aus Japan 3344 3611 | -- -- Balsame, natürliche, außer | Terpentin 2008 1707 | 1062 1089 Gummilack, Schellack 41043 32162 | 9576 8589 Die meisten Drogen werden nach dem Aussehn gehandelt, doch greift die löbliche +Sitte, nach dem Gehalt zu kaufen+, immer mehr um sich. Schon jetzt wird vielfach ein Zertifikat des Chemikers verlangt. So z. B. wird der _Perubalsam_ nach dem Cinnameïngehalte, das _Eucalyptusöl_ nach dem Eucalyptolgehalte (ich fand solches mit der Bezeichnung: «60–70% Eucalyptol»), das _Pfefferminzöl_ nach dem Mentholgehalte (ich sah in London auch «_dementholized pepermint oil_»), das _Sandelöl_ nach dem Santalolgehalte, _Zimtöl_ nach dem Zimtaldehydgehalte gehandelt. Bei den ätherischen Ölen haben besonders ~Schimmel & Co.~ darauf hingewirkt, daß die Chemie das letzte Wort bei deren Kaufabschlusse hat. Vielfach wird auch nach den Ansprüchen der Pharmakopoëen gehandelt (z. B. _Bals. Copaiv._ Ph. germ. IV). Bei der _Chinarinde_ von Java wird in den Regierungs-Chinaplantagen (Fig. 243) das Chinin bestimmt (seit 1872, ~Moens~, ~Gorkom~), das Resultat in einem Zertifikat jedem Posten beigelegt und dasselbe dann, wenn auch nicht regelmäßig, in Amsterdam nachkontrolliert. Bei der Particulierrinde geschieht die Bestimmung erst in Amsterdam (vgl. S. 174). Gehandelt wird die _Chinarinde_ nach dem +Unit+, d. h. nach Halbkiloprozenten. Wenn man sagt: Das Unit ist 10 cent holl. (1 cent = 1.69 Pfennig), so heißt das soviel wie: das halbe Kilo einer einprozentigen Rinde kostet 10 cent, einer zweiprozentigen also 20 cent, einer fünfprozentigen 50 cent usw. Die Rinde wird also nur nach ihrem Gehalte an Chinin (sulfat) gehandelt. Das Unit war in den letzten Jahren ziemlichen Schwankungen unterworfen. Es fiel von 1891–1893 von 7.50 auf 2.60, blieb dann dauernd niedrig, ja sank sogar Anfang 1897 bis auf 2.15 herab, den tiefsten Stand, den es je erreichte, um dann noch im gleichen Jahre auf 7.90, 1899 auf 10.90 und 1900 gar auf 12.20 zu steigen. Dann ist es wieder herabgegangen. Ende 1906 stand es um 5. Auch die Hamburger Listen geben bei _Chinarinde_ immer den Alkaloidgehalt des betreffenden Postens an. Die _Kamala_ wird jetzt nach dem Aschengehalt gehandelt (2.5–3.5–5–6% Asche), die ascheärmste ist um die Hälfte teurer als die aschereichste. Die «Klassifizierung» des _indischen Opiums_ unterscheidet nach dem Gehalt an wasserfreiem _Opium_ (bei 212° F. getr.) 12 Klassen: Buitengewoon 82 Grade (und höher) Bala Bashi Durawal 79–81 „ Bala Durawal 76–78 „ Durawal 73–75 „ Awal 70–72 „ Doem 67–69 „ Saem 64–66 „ Chaharun 61–63 „ Punjum 58–60 „ Shuihum 55–57 „ Huftum 52–54 „ Pani amez weniger als 51 „ (d. h. weniger als 51% wasserfreies _Opium_). Der deutsche Großdrogenhandel hat seinen Hauptsitz in Hamburg, ferner in Berlin, das Leipzigs Erbschaft angetreten hat, und Dresden, dann in Leipzig, Halle, Breslau, Stuttgart, Nürnberg, endlich in Bremen, Stettin, Danzig, Königsberg, Braunschweig, Hannover, Frankfurt a. M., Würzburg. Die Mengen, welche die Pharmazie von den Drogen braucht, sind übrigens verschwindend gering gegenüber den enormen Mengen, die die Industrie z. B. vom _Colophonium_ und _Terpentin_, von _Dammar_, _Copal_, _Campeche_, _Fernambuc_, _Gummi arabicum_, _Galläpfeln_, _Guttapercha_, _Kautschuk_, _Baumwolle_, _Olivenöl_ u. and. verbraucht und auch Küche und Haus verbrauchen erheblich mehr _Cacao_, _Tee_, _Kaffee_, _Stärke_, _ätherische Öle_ u. and. als die Apotheke. Der moderne Großdrogenhandel ist nicht ein Nachkomme des Großhandels der ~Fugger~ und ~Welser~. Verfolgt man die Geschichte der heutigen Drogenfirmen zurück, so findet man, daß viele Drogenfirmen -- wie viele chemischen Fabriken auch -- aus einer Apotheke hervorgingen, ein Apotheker ihr Begründer war. Aus der Apotheke ist auch der Großdrogenhandel im XVII. und XVIII. Jahrh. -- meist durch Berufsspaltung -- hervorgegangen (~Breitfeld~). Bis in die Mitte des XIX. Jahrh. ist Leipzig, begünstigt durch seine Messe, der erste deutsche Drogenhandelsplatz gewesen. ~David Heinrich Brückner~ errichtete 1750 in Leipzig ein «+Kräutergewölbe+». «Sachsens und Thüringens Wälder und Wiesen und die dort von altersher bestehenden Kulturen von Gewürz- und Heilpflanzen lieferten in der Hauptsache die Bedürfnisse des Drogengeschäftes. Was von ausländischen Produkten zur Ausstattung einer Medizinaldrogenhandlung gehörte, kam fast ausschließlich aus Amsterdam, welches der Hauptstapelplatz war für die Erzeugnisse des ganzen Orients, der südeuropäischen und überseeischen Länder. Das Absatzgebiet des Geschäftes erstreckte sich auf das Kurfürstentum Sachsen, die angrenzenden preußischen Provinzen und namentlich die thüringischen Lande, von denen aus damals, wie bis in die neuere Zeit, die ‚Balsammänner‘ mit ihren aus den Leipziger Drogen und ätherischen Ölen hergestellten Heilmitteln in die Welt zogen» (~Brückner, Lampe & Co.~, +150 Jahre einer deutschen Drogenhandlung+). 1817 gründete +Brückner+ das Zweighaus ~Lampe, Kauffmann & Co.~ in Berlin und 1883 fand die Fusion und Übersiedelung der Zentralleitung nach Berlin statt. Leipzig war das deutsche Nischni Nowgorod. Jetzt ist es durch Hamburg, Berlin, Dresden u. and. überflügelt. Vom Großdrogisten gelangt die Droge zum Apotheker und Kleindrogisten. +Kleinkrämer+ mit Drogen lassen sich bis ins XII. Jahrh. zurück verfolgen (~Kriegk~, +Deutsch. Bürgerth. im Mittelalter+, 1868). Von Trusts hat man auf dem Gebiete der Drogen noch nichts gehört. Doch ist in neuester Zeit in Amerika der Gedanke aufgetaucht, für die _Kautschuk_produktion einen Trust zu gründen, der die Preise im Welthandel diktieren soll. Er wird aber wohl kaum zustande kommen, da die Produktion des _Kautschuk_ z. Z. schon zu stark dezentralisiert ist. Das Bestreben, die Erzeugung gewisser auf eng umgrenzte Gebiete beschränkter Drogen zu monopolisieren und damit den Preis zu diktieren, ist begreiflich. Handelsvölker oder Handelsgesellschaften, welche von solchen Bezirken Besitz ergriffen hatten, haben in früherer Zeit oftmals den Versuch gemacht, sich ein Monopol für die Erzeugung dieser Drogen zu schaffen und dies Monopol nicht selten mit großer Energie verteidigt. So hat die holländisch-ostindische Kompagnie die Anpflanzung und den Handel mit _Muskatnüssen_ auf den Bandainseln für sich monopolisiert. Das Monopol übernahmen dann die englische und (1816) die holländische Regierung. Ein ähnliches Monopol schuf sich die holländisch-ostindische Kompagnie für die _Nelken_ und die englisch-ostindische Kompagnie in Ceylon für den _Ceylonzimt_. Auch diese sind längst aufgehoben, wie ja überhaupt unsere Zeit monopolfeindlich ist und das freie Spiel der wirtschaftlichen Kräfte auf ihre Fahne geschrieben hat. Doch hat noch in neuerer Zeit (5. August 1899) Japan den _Campher_ monopolisiert, dessen wichtigste Quelle -- Formosa -- ihm als Siegespreis im chinesisch-japanischen Kriege zufiel. Da aber _Campher_bäume nicht nur in Japan und Formosa vorkommen, ist es nicht sehr wirksam und 1906 erlebte, angeregt durch die hohen _Campher_preise, die _Campher_produktion in China einen großen Aufschwung. China brachte 1907 c. 30000 cwt _Campher_ in den Handel. Das größte Handelsmonopol war das am Beginn des XVI. Jahrh. errichtete Welt-Gewürzmonopol der Portugiesen, das dieselben nach Auffindung des Seeweges nach Ostindien errichteten und das besonders ein _Pfeffer_monopol war. Es war eine «Monopolisierung der Ozeane». Die Schiffe durften ihre Rückfracht nur in der Casa da India in Lisboa (Lissabon) löschen und mehr wie einmal ordnete der König, der sich den Titel «Herr des indischen Handels» beigelegt, die Vernichtung von Vorräten an, wenn diese anschwollen und die Preise zu drücken drohten. Es hatte aber keinen langen Bestand, denn schon im letzten Dezennium des gleichen Jahrhunderts sprengten die Holländer die Ozeansperre. Auch das erste Gewürzmonopol (für _Nelken_ und _Muskat_) auf den Bandainseln wurde 1529 von den Portugiesen errichtet, die die Insel 1512 erreichten, entschlüpfte ihnen aber wieder gegen Ende des XVI. Jahrh., das zweite nahmen die Holländer, resp. die Niederländ.-Ostindische Kompagnie nach Eroberung der Inseln im Anfang des XVII. Jahrh. Es dauerte von 1621 bis 1796 und ist durch die Hongitogten berüchtigt. Auch während der englischen Okkupation 1796–1802 und 1810–1816 bestand das Monopol und als die Inseln dann definitiv in holländischen Besitz übergingen, übernahm es die niederländische Regierung. Es erlosch erst -- ebenso wie die Zwangskultur -- 1873. Während der Herrschaft der Holländisch-Ostindischen Kompagnie wurden in Amsterdam in der Mitte des XVIII. Jahrh. wiederholt die Erntenerträgnisse von _Nelken_, _Zimt_ und _Muskatnuß_ jahrelang aufgespeichert, um die Preise hoch zu halten, ja sogar mehrfach größere Vorräte derselben in Amsterdam und Middelburg verbrannt. Den Handel mit Amerika hat Spanien c. 300 Jahre lang monopolisiert (bis zum Anfang des XIX. Jahrh.). In Sevilla befand sich die Casa de contratacion de Indias, die oberste Aufsichtsbehörde für den amerikanischen Handel. Im XVII. Jahrh. mußten alle Schiffe Sevilla anlaufen, dann wurde (1717) Cadiz Monopolhafen. -- Vgl. auch die Monopole bei den Arzneipflanzenkulturen im Kap. Pharmakoërgasie (S. 47). Lit. +v. Neumann-Spallart+, Übersicht. d. Weltwirtsch. 5 B. 1878–1887, fortges. von Juraschek 1891. -- +Sonndorfer+, Technik des Welthandels. -- +von Lignitz+, Produktion, Handel u. Besiedelungsfähigkeit d. deutsch. Kolonien. Berlin 1908. -- +Paul Langhans+, Kleiner Handelsatlas, J. Perthes 1895. -- Handelsberichte von Julius Großmann, Gehe & Co., Schimmel & Co., Caesar & Loretz, J. D. Riedel u. and. -- Handelsberichte in der Chemikerzeitung und im Chemist and Druggist London. -- Ausfuhrlisten der Welthäfen (Singapore, Batavia, Colombo, New York, Hongkong usw.). -- Deutsch. Handelsarchiv. -- Handelsbericht. -- Gothaisches Genealog. Taschenbuch. -- Export, Organ d. Zentralver. f. Handelsgeogr. -- Export-Jahrbuch. -- Annuaire de l’économie politique et de la statistique. -- The statesmans yearbook. -- Javasche Courant. -- Indische Mercuur. -- +Monthly statement of drugs+, drysalteries etc. in the Docks and various other London Warehouses. -- +London Customs Bill of entry.+ -- The commercial and Financial Chronicle. -- +Jaaroverzichten+ betreffende den handel in Koloniale producten (Indische Mercuur). -- +Gustav Briegleb+ in Amsterdam gibt eine sehr instruktive Graphische Table showing the average Units of the Amsterdam Cinchonabark sales heraus, aus der das Fallen und Steigen der Units im Laufe der Jahre ersichtlich ist. -- Marktbericht en Prijs Courant opgemaakt door de «Handels-Vereeniging» te Batavia. -- Die +Bluebooks+ Englands, die +Konsularberichte+, das +Deutsche Handelsarchiv+ enthalten wichtige Angaben über die Handelsverhältnisse, Statistiken u. and. -- Commercial Report from H. M. Consuls in China. -- Calendar of State papers, Colonial Series. -- Für Japan die Consular Reports. -- Ich habe meine Erkundigungen auch durch die Konsuln des Deutschen Reiches und der Schweiz eingezogen. 3. Produktions- und Exportziffern. Die +Exportziffern+ sind aus den Exportlisten zu ersehen, die +Produktions+ziffer ergibt sich aber aus diesen nicht. Sie ist meist nur annähernd festzustellen, da sich der Verbrauch im Produktionslande selbst nur schwer kontrollieren läßt. Sie ist die Summe der Exportziffer und der Landeskonsumziffer. Um eine Vorstellung von der Ausfuhr großer überseeischer Handelsplätze zu geben, teile ich im folgenden als Beispiele die Exportlisten zweier für uns besonders wichtiger, von mir besuchter Inseln -- Ceylon und Java -- mit. +Export von+ =Ceylon= +im Jahre 1906+ (nach Ceylon Customs returns, Colombo 1907): +Quantity+ +Value+ (in Ruppies) Cacao 55621 cwt 2.052414 Rs Coconut trocken 181807 „ 3.404000 „ „ frisch 16.224973 „ 929680 „ Coffee plantation 4484 „ 257830 „ „ liberian 50 „ 1050 „ Cardamoms 6505 „ 585755 „ Cinnamom 52422 „ 2.642068 „ „ wild 18 „ 60 „ Cinchona bark 296820 lb 11872 „ Cloves and Mace 118 cwt 6006 „ Ginger 40 „ 772 „ Nutmegs 155 „ 6675 „ Pepper 1983 „ 71960 „ Vanilla 50 „ 23821 „ Tea 170.527146 lb 61.389772 „ Sapan wood 10137 cwt 27713 „ Rubber 2333 „ 96843 „ Copra 448700 „ 5.661337 „ Castor oil 7 „ 240 „ Cinnamom oil 103487 oz 18846 „ Cinnamom leaf oil 51224 „ 5856 „ Citronella oil 1.213748 lb 1.204764 „ Coconut oil 539002 cwt 9.545725 „ Croton seed 273 „ 8461 „ +Ausfuhr aus+ =Java= (nach Javasche Courant No. 20 van 12 Maart 1907): 1904 1905 1906 Cacao 976721 1.047466 1.815812 kg Copra 22.904240 108.360755 54.337508 „ Foelie 36286 57176 47012 „ Getah Pertja 3782 2046 2746 „ Gomdammar 1.585163 1.743594 2.024655 „ Gomelastiek 44510 96362 174892 „ Indigo, n. ber. v. d. Inlandsche markt 808739 440766 200760 „ Indigo, andere 324940 69080 182761 „ Kaneel, eigenlijke 52696 41510 15517 kg Kapok 4.615155 6.309969 5.787803 „ Kassiavruchten 378338 216924 77766 „ Katjangolie 2.393029 2.106883 1.447311 Lit. Kinabast 7.119284 8.021869 6.500059 kg Kinine 44789 15515 39720 „ Klapperolie 33666 63600 5864 Lit. Koffie, andere 15.869912 15.301235 19.054858 kg Koffie, in hoornschil. 3.252807 9.069232 5.944613 „ Koffie, in gedr. kers. 5682 19103 403067 „ Nagelen -- 924 2423 „ Notenmuskaat 177439 243731 277112 „ Noten-, pinan- 2.393880 2.672693 3.851635 „ Peper, staart- 167283 154911 146680 „ Peper, witte 412173 622882 1.519361 „ Peper, zwarte 3.642591 4.530135 6.792734 „ Rijst, ongepelde -- 246194 9420 „ Rijst, gepelde 45.838401 42.705724 44.269343 „ Suiker 41.959707 1.050.397131 1.021.055203 „ Tabak, niet bereid voor de Inlandsche markt 33.806340 27.863640 51.527875 „ Tabak, bereid voor de Inlandsche markt 693031 498450 707717 „ Tapiocameel 27.711408 23.104152 21.354794 „ Thee 11.798403 11.846889 11.967803 „ =Brasilien= exportiert im Jahr für 700–800 Mill. Mark. Davon entfallen auf Kaffee etwa 450 Mill., auf Kautschuk 135 Mill. Mark. Hieran mag der Export des =Kongostaates= angeschlossen werden, dessen Ausfuhr sehr eigenartig und für Afrika charakteristisch ist. Er exportierte 1906: Kautschuk 6.309687 kg Palmkerne 5.917559 „ Palmöl 2.301473 „ Weißen Copal 868928 „ Cacao 402429 „ Kaffee 74916 „ Erdnüsse 43152 „ Nur wenige Drogen im engeren Sinne zeigen =Riesenexportziffern=; von reinen +Arznei+drogen eigentlich nur die _Chinarinde_, von der 1906 allein nach Amsterdam 8.794480 kg gelangten (vgl. S. 175), trotzdem die Bandongsche Chininfabrik 1906 schon 55000 kg _Chinin_ fabrizierte. Der +Naval stores+ ist schon oben (S. 173) gedacht worden. Sie sind aber vorwiegend technische Drogen. Ihre Exportziffern sind beträchtlich. +Frankreich+ exportierte: 1904 1905 1906 _Terpentin_ 5596 12214 12922 tons (t = 1000 kg) _Rosin_ (_Colophon._) 30897 59382 37888 „ +Amerika+ exportierte: 1904/05 1905/06 1906/07 _Terpentin_ 51288 49482 47181 tons engl. (t = 1016 kg) _Rosin_ 242789 241243 270990 „ „ Sehr beträchtlich sind auch die Exportziffern für _Kautschuk_, _Copal_, _Dammar_, aber von diesen Produkten findet nur ein sehr kleiner Prozentsatz seinen Weg in die Apotheke. Die jährliche Gesamtproduktion von _Opium_ mag etwa 20 Mill. kg betragen; davon produziert China 14 Mill. kg, Brit. Ostindien 5.5 Mill. kg. Die Gesamtausfuhr von _Pfeffer_ aus Niederländ. Indien und Malakka beträgt c. 25 Mill. kg. Wichtigster _Pfeffer_markt der Erde ist Singapore. Die Gesamtproduktion von _Rohrzucker_ beträgt mehr als 3050 Mill. kg. Davon entfällt auf Amerika der Hauptanteil (1700 Mill. kg). Die Gesamtproduktion von _Rübenzucker_ wird auf 3600 Mill. kg geschätzt. Hauptproduktionsland ist Deutschland (1320 Mill. kg), wo über 400 Zuckerfabriken bestehen. Dann Frankreich mit 370 Fabriken, Österreich-Ungarn, Rußland, Belgien. Von _Cacao_ kommen jährlich c. 32 Mill. kg in den Welthandel (die Gesamt+produktion+ ist viel höher, läßt sich aber nicht schätzen). Haupt-_Cacao_märkte sind London, Havre, Amsterdam, Hamburg, Bordeaux. Die Gesamtproduktion von _Tee_ läßt sich ebenfalls nicht schätzen, da China und Japan enorme Mengen selbst verbrauchen. In den Welthandel gelangen jährlich c. 220 Mill. kg. Haupt-_Tee_markt Europas ist London, dann folgen Hamburg, Bremen, Marseille, Odessa. Von _Mate_ konsumiert allein Argentinien jährlich 37 Mill. kg. Die _Kaffee_produktion der Erde betrug in Ballen à 60 kg (nach ~Lacerta~): Zentralamerika Gesamt- Brasilien und Antillen Asien Afrika produktion 1895/96 5.969000 3.050000 1.017000 240000 10.454000 1896/97 8.500000 3.150000 858000 249000 12.102000 1897/98 7.250000 3.100000 1.171000 275000 11.210000 Den meisten _Kaffee_ produziert Brasilien, den besten Java. Alle anderen Produkte läßt aber die _Baumwolle_ hinter sich. Die Welternte betrug 1903: 14.1 Mill., 1904: 17.9 Mill., 1905: 15.7 Mill., 1906: 18.6 Mill. Ballen. Der _Baumwoll_verbrauch betrug 1906/07 pro Woche 327000 Ballen! Die Vereinigten Staaten allein produzierten 1906: 13.305265 Ballen _Baumwolle_. Die _Vanille_produktion der Erde beträgt fast 330000 kg. Sie verteilte sich 1906/07 folgendermaßen auf die Länder: Mexico 120000 kg Comoren, Mayotte 105000 „ Madagascar, Nossi Bé 40000 „ Bourbon 30000 „ Seychellen 20000 „ Antillen 5000 „ Mauritius 3000 „ Ceylon, Java 3000 „ Fidschi-Inseln, Congo 1000 „ Sansibar, Deutsch-Ostafrika, Neu-Hebriden geringere Mengen. 4. Masse und Gewichte. Die im Großhandel üblichen =Maße und Gewichte= sind jetzt meist die des metrischen Systems, doch begegnet man noch vielfach in den Ausfuhr- und Einfuhrlisten (s. oben) und Handelsberichten den +englischen Gewichten+: der +Unze+ (onz) = 28.439 g, dem +englischen Pfund+ (lb, lbs) = 453.6 g, dem +Zentner+ (cwt, d. h. hundred-weight) = 112 engl. Pfund = 101.5 deutsche Pfund = 50.8 kg, der engl. +Tonne+ (tons. = t.) = 907.18 (oder 1016) kg, dem +Barrel+ = 159 (oder 163) Liter, dem +Gallon+ = 4.54 l (= 4 Quarts à 2 Pints à 4 Gills) = 10 engl. Pfund, dem +Hogshead+ = 63 Gallons und in +Indien+ den dort üblichen z. B. dem +Picul+ (sprich Pickel) = 100 Kattis = 133 engl. Pfund = 61.76 kg (der japanische Pikul = 60.47 kg, der siamesische = 60.5 kg), dem +Imperial-Bushel+ = 36.5 Liter (= 8 Gallons à 4.54 Liter). +Barrel+ ist zwar meist eine Tonne von 2 Kilderkins zu 2 Firkins und hält 36 Imperial-Gallons = 163.56 Liter, ist aber auch ein sehr ungleich benutztes Gewichtsmaß z. B. für westind. _Rohrzucker_ = 224–308 engl. Pfund, für amerikan. _Pech_ = 35 Gallons zu 9 Pfund; in Amerika für _Petroleum_ = 40 (resp. 42), für _Cider_ und andere Flüssigkeiten = 30 Gallons. In +Rußland+ wird oft nach +Pud+ = 16.38 kg gerechnet, in +Persien+ nach +Man-i-Schah+ = 5.87 kg. Der +marokkanische Kintar+ ist = 50.8 kg, der kleinasiatische +Bahar+ = 83.5 kg. +Kin+ oder King (chines.) ist = 16 Liang oder = 601.28 g (japan.) amtlich = 10 Rió = ¹⁄₁₀₀ Picul = 601.04 g, aber im Binnenverkehr vielfach bis 592.59 g herab. Auf den Philippinen ist +Cate+ = 632.685 g, in Niederländ. Indien = 615.21 g. In Singapur, Penang und Malakka verhält sich das malaiische +Kin+ zum chinesischen wie 15 : 16. Die englische Bezeichnung für Kin lautet +Catty+. Der chinesische +sching+ ist = 10.31 Liter, der japanische +schingsho+ = 1.81 Liter. Die +persischen Gewichte+ sind sehr eigenartig. 1 +Miskâl+ = 4.6 g = 24 Nukhûd (= Kichererbse) = 0.192 g, 1 Nukhûd = 4 Gändum (= Weizenkorn) = 0.048 g. +Batmän+ oder +Män+ ist sehr verschieden. Es gibt 18 verschiedene von 2.9 bis 52.9 kg. Das kleine Män = 2.944 kg = Män i Täbrîz = 8 Abbâsî = 640 Miskâl. Män i Noh Abbâsî = 9 Abbâsî = 720 Miskâl = 3.312 kg. Das große Män = 13.8 kg. Das eigentliche +Män i Täbrîz+ = 1000 Miskâl = 5.750 kg. 1 Klein Batmän = 4 Tshehârjāk, 1 Tshehârjāk = 10 Sîr, 1 Sîr = 16 Miskâl. In Fârs ist eine +Kiste+ (z. B. beim _Indigo_) = 20 Män i Noh Abbâsî. _Rosenwasser_ wird in großen Flaschen +Kärrâbäh+ (= 13.6 Liter) gehandelt. In Afghanistan rechnet man nach +Mahn+ = 4.18 kg und +Arschin+ = 1.12 m. Von +Längenmaßen+ wird noch am häufigsten die +englische Meile+ = 1760 Yards = 1609.3 m erwähnt, dann die russische +Werst+ = 1066.8 m, der chinesische +Yina Tschin+ = 3.58 m. Die +Seemeile+ ist = 1.86 km = 1.15 engl. Meile = 1.74 Werst, die +geographische Meile+ ist = 7.419 km = 4 Seemeilen. Bei +Flächenmaßen+ begegnet man in Indien oft dem +Acre+ (= 4840 ☐ Yard = 40.47 Ar = 4047 ☐ m) und in Java dem +Bau+ oder Bouw (= 500 Tumbac, 1 Tumbac = 12 ☐ Fuß). Die lateinische Bezeichnung für +Geld+, pecunia, ist von pecus abgeleitet, da in Medien und Persien, wie auch bei den älteren Römern (und Germanen) Vieh als Geld benutzt wurde. Bei den Osseten im Kaukasus ist noch heute die Kuh die Normaleinheit des Preises für jeden Wert. Als Geld wurden und werden benutzt: _Cacaobohnen_, _Kolanüsse_, _Datteln_, _Tee_ziegel. Dann auch Salzbarren (Abessinien), Getreide, Mais und verschiedene Muscheln, besonders die Kaurischnecke (_Cypraea moneta_). Die Kaurischnecken (malaiisch beja = Zoll, Steuer), die besonders von den Malediven exportiert wird, sind seit alter Zeit als Münze benutzt worden. Im IV. Jahrh. schon waren sie in Indien in Umlauf, im XV. in Westafrika, im XVII. bildeten sie in Indien, den Philippinen und Siam das einzige Kleingeld -- in Siam und im Innern von Afrika (Sudan, Westafrika, Ostafrika) noch jetzt. In Timbuktu gilt eine _Kolanuß_ 10–100 Kauris, ein Sklave 20000 und mehr. In Nordamerika dienten andere Muscheln (_Mercenaria violacea_, _Lucapina_ und _Olivella_arten) als Geld. Endlich werden ungemünzte und gemünzte Metalle, besonders Edelmetalle, als Geld benutzt. «Es war eine geniale, im griechischen Osten wohl um die Wende des VIII. und VII. Jahrh. v. Chr. entstandene Idee, das gewogene Stück Edelmetall, das längst dem Handelsverkehr diente, durch einen Stempel des Staates, der die Garantie des Gewichtes übernahm, zur Münze zu machen»(~Furtwängler~). 5. Handelssprache. Eine +Welthandelssprache+ gibt es nicht. Doch ist das Englische unter allen Handel treibenden Nationen so verbreitet, daß man auch im Großdrogenhandel nicht ohne diese Sprache auskommt, die sehr dem, was man eine Welthandelssprache nennt, nahe kommt. Denn während der Holländer die Sprachen der von ihm unterworfenen Völker erlernt -- auf Java ist z. B. das Malaiische für den Verkehr nötiger als das Holländische -- verlangt der Engländer, daß die Vasallenvölker Englisch lernen. Auf Ceylon und in Indien ist daher Englisch Handelssprache. Als Elisabeth den Thron bestieg, sprachen weniger Menschen englisch, als jetzt in London wohnen, jetzt umspannt das Englische den ganzen Erdball. «Es durchbrach die Schranken der Kontinentalität und nahm die Größe des Ozeans zum Vorbilde.» In Afrika und den angrenzenden Teilen Asiens ist das +Arabische+ im Handelsverkehr weit verbreitet, da die Zwischenhändler oft Araber sind. «Allah iberack l’ak» (Möge Gott es Euch gedeihen lassen) ist eine arabische Formel, deren Aussprache den Kauf abschließt. In Ostasien und in vielen Hafenplätzen, wo Chinesen Handel treiben, ist das +Chinesische+ Handelssprache, wie auf den südasiatischen Inseln das +Malaiische+. Besondere Handelssprachen, die sich im Laufe der Zeit entwickelt haben und die ein für praktische Zwecke zurechtgemachtes Mischmasch verschiedener Sprachen darstellen, sind z. B. die +Lingua franca+, die aus dem Italienischen entstanden und mit Brocken aus allen möglichen Sprachen des Mittelmeerbeckens gemischt ist. Sie wird besonders in Smyrna gesprochen, wo so viele Sprachen durcheinander schwirren, wie einst im Altertum in Dioskurias am Pontus Euxinus. Dann das in den europäischen Häfen von China und weiter südlich verbreitete +Pitchén-English+ (von pi tschen, so spricht der Chinese business aus), ein Gemisch von Englisch und Chinesisch -- das ich ziemlich rasch verstehen lernte -- das +Neger+-Englisch an der Kongoküste, das Kisuaheli, der Nigre tongo, Dschue tongo (in Surinam), die Lengua geral (in Brasilien) u. a. m. Der Warenballen ist in weit höherem Grade ein Verbreiter der Gesittung als die Person des Kaufmanns. Den Haupthebel für die Tätigkeit des letzteren bildet zunächst allemal der Gewinn; er will handeln und erwerben, nicht zivilisieren. ~Andree.~ V. Pharmakodiakosmie. Die Pharmakodiakosmie (von διακοσμεῖν = sortieren) beschäftigt sich mit den Handelssorten und den Verpackungen der Drogen. 1. Handelssorten. Schon das Altertum kannte Handelssorten. Beim _Anis_ z. B. führt ~Dioscurides~ an, daß der kretische besser sei als der ägyptische. Ja schon zur Zeit der Pharaonen unterschied man schwarzes, weißes und rotes _Fatti_ (d. h. _Mastix_). Wir wissen (~Hüllmann~, +Handelsgeschichte der Griechen+, 1839), daß die Griechen, die einen lebhaften Handel mit dem Orient trieben, _Majoran_ aus Tenedos, Creta, Chios und Heraclea, _Senf_ aus Cypern, _Thymian_ vom attischen Hymettos, _Safran_ von Rhodos und Kyrene, _Helleborus_ von Thessalien und Böotien, _Silphium_ von Kyrene als Handelssorten unterschieden. Handelssorten erwähnt auch ~Plinius~ besonders bei den Harzen, beim _Bdellium_ beschreibt er die Unterschiede zwischen der peratischen und der indischen Sorte, beim _Olibanum_ erwähnt er drei Sorten, beim _Mastix_ zwei, bei der _Myrrha_ gar sechs (resp. acht): die troglodytische, die minäische (die atramitische, ansaritische), die dianitische, die «collatitia», die sambracenische und die dusaritische. ~Oribasius~ (geb. c. 350) unterschied μαστίχη χία und μαστίχη αἰγυπτία. Auch ~Ibn Baitar~ führt da und dort Handelssorten an. Die Krämerordnung der Stadt Straßburg 1470 schätzt am höchsten den _Safran_ von Ort, dann den von Toscana und bezeichnet als schlechtesten den Belgir. Im +Mittelalter+ unterschied man überhaupt vom _Safran_ zahlreiche Sorten: _Safran_ aus den Abruzzen, aus Acquila, aus Aragonien, aus der Auvergne, aus Calabrien, Castelnaudary, Catalonien, Cima, England, San Gemignano (bei Florenz), Mallorca (Majolica), aus den Marken an der Adria, Marokko, Mirabel (Dep. des basses Alpes), Montferrat (zwischen Turin und Genua), Noort, Orta, Österreich, Tortosa, Puglia, Ruscia, Toscana, Valenza u. a. m. (~Flückiger~). Die gegen Ende des Mittelalters und im XVI. Jahrh. vielfach übliche Pflanzen- und Handelssortenbezeichnung «romani» bedeutet nur soviel, daß die Sorte aus dem Süden stammt. Ähnlich verhält es sich mit den unbestimmten Bezeichnungen «troglodyticus», «aethiopicus», «indicus», «ponticus», «arabicus», die man in alter Zeit oft als «nähere» Bezeichnung fand und von denen «arabicus» noch im _Gummi arabicum_ erhalten ist, das aber nicht aus Arabien zu uns kommt und wahrscheinlich auch niemals aus der Arabia felix kam. Besser stimmen die noch heute üblichen, allerdings ganz allgemeinen Bezeichnungen «orientalis», für asiatische, speziell indische Drogen, und «occidentalis», für amerikanische, die wohl namentlich mit Rücksicht auf die Bezeichnungen Ostindien und Westindien gewählt wurden. Neben den nach Ländern benannten Handelssorten finden wir auch frühzeitig nach der Gewinnungsweise unterschiedene. Die amtliche Apothekertaxe Roms vom Jahre 1558 führt z. B. unter anderem zwei Handelssorten von _Manna_ auf: di fronda (auf den Blättern) und di corpo (von den Stämmen). Die äußere Form hat auch bisweilen zur Handelssortenbezeichnung gedient, so z. B. wurde früher -- jetzt nicht mehr -- _Curcuma rotunda_ und _Curcuma longa_, d. h. Zentral- und Nebenwurzelstärke unterschieden. [Illustration: Fig. 273. Die älteste Darstellung einer Drogenpackung (VI. Jahrh. v. Chr.). _Silphium_ballen, die vor den Augen des Königs +Arkesilas+ abgewogen und dann im Schiffsraum verstaut werden. Von der Arkesilasschale im Cabinet des médailles in Paris. [Nach +Baumeister+, Denkmäler.]] * * * * * Die Handelssorten der Drogen im modernen Handel sind dem Wechsel unterworfen. Alte Sorten verschwinden, neue tauchen auf, um nach kürzerer oder längerer Zeit wieder anderen Platz zu machen. Die _China Cuprea_ z. B. ist aufgetaucht und wieder verschwunden und auch von der _Crown Aloë_ hört man wenig mehr. Es ist ein fortdauerndes Hin- und Herfluten, ein auf und ab, das sich durch Angebot und Nachfrage regelt. Dem Importeur liegt nur daran, Käufer für seine Ware zu finden. Da erscheinen dann plötzlich große Mengen einer Droge am Markt, die bisher unbekannt war. Alles kommt darauf an für die neue Droge zunächst +empfehlende Gutachten+ zu erhalten und dann, damit nicht zu große Lagerspesen entstehen, so rasch wie möglich Käufer zu finden. Manchmal hält sich eine Droge, wie z. B. die Carthagena-_Ipecacuanha_, trotzdem die Arzneibücher in der Mehrzahl sie ablehnen, dadurch, daß Spezialitätenfabrikanten sie in großer Menge brauchen, manchmal findet die Sendung auch keine Abnehmer. So fand ich in den Londoner Docks 1903 _Cuprea_, die seit 1881 dort unverkauft lag. Aufgabe der Zwischenhändler (Agenten, Makler) ist es, Liebhaber zu finden und eventuell Bedürfnisse zu schaffen, wenn sie nicht vorhanden sind. Wenn man ältere (oder auch neuere!) Lehr- und Handbücher der Drogenkunde zur Hand nimmt, so findet man eine große Menge von Handelssorten aufgeführt, die heute kein Mensch mehr kennt und die nur in den Drogenmuseen noch zu sehen sind. Sie haben nur noch historisches Interesse. Von den vielen Handelssorten der _Sarsaparille_, die ~Schleiden~ und ~Berg~ erwähnen, ist nur +Honduras+ und +Veracruz+ übrig geblieben, zu der dann noch die rote +Jamaica+ und die +Lima+ hinzutraten. Es ist Sache des Lehrers der Pharmakognosie die Studierenden darüber zu belehren, was jetzt im Handel +ist+, nicht darüber, was einst im Handel +war+. +Er muß also Fühlung mit dem Großhandel suchen.+ Die im folgenden aufgeführten Handelssorten sind solche, die sich 1907 im Drogen-Großhandel fanden. Auf andere komme ich im speziellen Teile bei den betreffenden Drogen zu sprechen. So fanden sich 1907 im =Großhandel= (ich folge besonders der Liste von ~Julius Grossmann~, Hamburg): _Agar-Agar_, Fäden -- Schnitzel -- Linealform. _Aloës_, Barbados in Kürbissen -- Capensis in Kisten -- Curaçao, capartig -- Curaçao, leberfarbig. _Canthariden_, chinesische -- russische. _Colocynthides_, Palästina -- türkisch -- spanisch («pulp» und «apples»). _Cort. chinae flavae_, Carthagena -- Maracaibo -- Porto Cabello. _Cort. chinae Loxa._ _Cort. chinae regiae Calisaya_, echt (Monopolrinde). _Cort. chinae rubrae._ _Cort. chinae Culturrinde_, Droggistquills, pijpen oder Pharmaceut. Basten -- Fabrikrinde oder Fabrieksbasten. Der englische Großhandel nennt _Chinarinde_ einfach «Bark», wie _Perubalsam_ kurz «Balsam». _Cort. aurantiorum_, Malaga -- Curaçao. _Sem. tonco_, Angostura -- Para -- Surinam. _Ichthyocolla_, brasilianische Zungen (Tongues) -- Maracaibo Herzform -- Venezuela Zungen und Taschen. _Fol. cocae_, Cuzco -- Trujillo. _Fol. jaborandi_, Ceara -- Paraguay. _Fol. sennae_, Alexandrinae -- Tinnevelly. _Benzoë_, Palembang -- Siam -- Sumatra. _Lignum quassiae_, Jamaica -- Surinam. _Moschus_, Assam -- Cabardinic. -- Tonquin. _Gallen_, Bassorah -- Smyrna (und zwar «blues», «greens», «whites»). _Sem. colae_, ½ Nüsse -- ¼ Nüsse. _Nuces vomicae_, Cochin -- Bombay -- Calcutta -- Madras. _Ol. geranii_, Bourbon Couteau St. Andrée -- ostindisch. Palmarosa prima -- ostindisch. Gingergrass. [Illustration: Fig. 274. +Originalverpackungen von Drogen.+ [+Weigel+ phot.] Schilfsack mit _Lycopodium_. Kiste mit Bourbon-_Vanille_. _Ichthyocolla_-Bündel. Tonkin-_Moschus_-Kästchen. Mit Blech ausgeschlagene Kiste mit Smyrna-_Opium_. _Perubalsam_-Kanister. Kiste mit _Succus liquiritiae_.] _Ol. lavandulae_, französisch -- spanisch. _Ol. menthae_, americ. -- japan. -- japan. crist. _Rad. ipecacuanhae_, Carthagena -- Mattogrosso -- Minas. _Rad. liquiritiae_, griech. -- spanisch Alicante -- Tortosa -- Russisch Ural. _Rhiz. rhei_, Canton -- Shanghai -- Shansi -- englisch -- französ. -- österreich. _Rad. sarsaparillae_, Honduras -- J. G. Krone -- F. & S. Krone -- [Illustration: GB] Seronen -- Stern Seronen (Fig. 276). _Rad. senegae_, südlich -- westlich. _Secale cornut._, russisch -- spanisch. _Succus liquirit._, Baracco -- Duca di Atri. _Catechu_ (_Cutch_), Baran B. S. -- Mangrove M -- Pegu Stern B -- Pegu Stern J. G. -- Pegu D. C. -- Pegu B. T. -- Ostind. _Curcuma_, Bengal. -- Cochin -- Madras. _Gummi arabicum_, Cordofan -- Ghezirah -- Mekka -- Senegal. _Dammar_, Batavia -- Padang. _Traganth_, syrisch -- persisch -- türkisch -- Traganthon. _Opium_, Geiwa -- Salonici -- Smyrna -- Alexandretta -- persisch. _Orlean_, Bisdary -- Clayssen -- Latapie. _Indigo_, Bengal und Behar -- Oude und Benares -- Bimlipatam -- Madras -- Kurpah -- Manila -- Bombay -- Java -- Westindisch. Nachfolgende, aus anderen Quellen (~Gehe~, ~Weigel~) stammende Übersicht gibt einen guten Überblick über die 1907 beobachteten Handelssorten der wichtigsten Drogen, die Hauptsorten sind gesperrt gedruckt. Die meisten Namen finden sich auf der Karte: «Handelsstraßen im XX. Jahrh.» (Beilage). _Aloë._ +Kap+-, +Barbados+-, +Curaçao+-, Socotra-, Natal-, Bombay-, Sansibar-, +Uganda+-, Mocha-, Madagaskar-, Jafferabad-, Bonaire-, Aruba-, Indische _Aloë_. _Amygdalae._ Malaga- oder Jordanmandeln, +spanische+ (Valencer- und Alicante M.), +italienische+ (Florentiner-, Puglieser-, Bari-, Avola-, Sizilianer M.), +südfranzösische+ (Provençer M.), +nordafrikanische+ (Marocco-, Mogador- oder berberische), kleinasiatische, griechische, canarische _Mandeln_. _Asa foetida._ in lacrymis (seu in granis), +amygdaloides+ (seu in massis), in pasta, petraea, depurata aus Persien. _Anacardia._ orientalia und occidentalia. _Balsamum copaivae._ +Maracaïbo+- (Venezuela), Angostura-, Maturin-, Carthagena-, Bahia-, +Para+-, Maranham-, Surinam-, _Copaïvabalsam_. _Benzoë._ +Siam+-, Sumatra-, Palembang-, Penang-, Padang-, Calcutta- oder Block-_Benzoë_. _Cacao._ +Guayaquil+ -- Machala-, Guayaquil -- Arriba-, Guayaquil -- Balao-, Nicaragua-, Guatemala-, +Puerto+ -- +Cabello+-, Para-, +Bahia+- (Brasil), Samana-, Maracas-, Cauca-, Caracas-, Garupano-, +Haiti+-, +Domingo+-, Jamaica-, Cuba-, Portorico-, +Trinidad+-, Peru-, Argentinien-, Ceylon-, Kamerun-, +St. Thomé+ (afrikan.) _Cacao_. _Campher._ Laurineen-, Japan-, Borneo- (oder Sumatra-), Ngai- (oder Blumea-), künstlicher _Campher_. _Cantharides._ russische und ungarische, chinesische _Kanthariden_. _Caricae._ +kleinasiatische+, +spanische+, +italische+, portugiesische, +griechische+, nordafrikanische _Feigen_. _Caryophylli._ Amboina-, Molukken-, +Sansibar+-, +Pemba+-, Bourbon-, Madagaskar-, Cayenne-, Antillen-_Nelken_. _Castoreum._ Castoreum canadense (Hudsonbay) -- C. sibiricum. _Catechu._ Pegu- (oder Bombay-), Gambier-, bengalisches, Malakka-, Kamaon-, Bacau-, Mangrove-_Catechu_. _Coffea._ arabischer (Mokka), afrikanischer (West- und Ostafrika), indischer (Java, Menado, Ceylon), westindischer (Cuba, Jamaica, Domingo, Portorico), mittelamerikanischer (Mexico, Costarica, Guatemala, Nicaragua), südamerikanischer (Venezuela = Maracaïbo, Ecuador, Surinam, Brasilien = Santos und Rio) _Kaffee_. _Collapiscium_ (Ichthyocolla). Saliansky- und Beluga-Hausenblase, Fischblasen (brasilianische, kaukasische, Maracaïbo- [Herzform], westindische Blasen). _Copal._ Ostafrikanische (Sansibar-, Mosambique-, Madagaskar-), westafrikanische (Sierra Leone-, Gabon-, Loango-, Angola-, Benguela-, Congo-, Kamerun-, Accra-, Benin-), amerikanische (Brasil-, Columbia-) _Copale_, _Copal_ von Neuseeland und Neukaledonien (Kaurie), ostindischer oder Manila-_Copal_. _Cortex aurantii fructus._ Sizilianer oder italienische, Malaga- und französische (bittere) Pomeranzenschalen, Curaçaoschalen, Apfelsinenschalen. _Cortex chinae._ Cortex Chinae flavae (Carthagena, Maracaïbo, Puerto Cabello), Cort Chinae fuscae (Lima, Guajaquil, Huanoco, Loxa), Cort. Chinae regiae = Calisaya (echt und kultiviert, Cochabamba und Duraznello), Cort. Chinae rubrae, Südamerika, +Cort. Chinae succirubrae+ (+Java+, +Ceylon+). _Cortex cinnamomi._ +Chinesischer+ (China), +Ceylon+-Zimt oder Caneel, ferner: niederländ. Indien, Argentinien. _Cortex coto verus._ Para. _Cortex granati._ Cortex trunci et ramorum, radicis, fructuum seu pomorum. _Cortex mezerei._ germanicum und gallicum. _Cortex simarubae._ guyanensis und jamaicensis. [Illustration: Fig. 275. +Originalverpackungen von Drogen.+ [+Tschirch+ phot.] 1 _Tee_kiste. 2 Korb für _Cort. Winteranus_. 3 Halbe _Curaçaoaloë_-Kalebasse. 4 _Moschus_kistchen. 5 _Tee_kistchen. 6 Ballon von _Ol. geranii_. 7 Para-_Sarsaparille_. 8 _Ol. menthae_-Flaschen. 9 _Guttapercha_-Korb. 10 _Citronellaöl_-Kanister. 11 Kiste aus _Metroxylon_blattstielen für die Flaschen von _Cajeputöl_. 12 _Rosenöl_flaschen. 13 _Ingwer_-Topf. 14 _Perubalsam_-Kanister. 15 Honduras-_Sarsaparille_. 16 _Ol. aurantii._ 17 Russ. _Süßholz_. 18 Draht von _Rad. sarsapar._ 19 _Ol. cassiae_-Bleiflasche. 20 Leere Serone von _Rad. sarsaparillae_.] _Crocus._ +französischer+ oder Gatinais-Safran, +spanischer+ (Valenzer- oder Alicante-), österreichischer, türkischer, persischer _Safran_. _Elemi._ Manila- oder philippinisches (weiches und hartes), amerikanisches oder Yucatan-, mexikanisches oder Vera-Cruz-, brasilianisches oder Rio-, afrikanisches, ost- und westindisches, bengalisches, Neu-Guinea- und Mauritius-_Elemi_. _Fabae tonco._ Angostura-, Surinam-, Para-_Tonkobohnen_. _Flores chrysanthemi._ +Dalmatiner+, montenegriner. _Folia buccu_, lata seu rotunda und longa. _Folia cocae._ +Bolivia+, +Peru+, Cuzco, Huanuco (oder Huanta), Trujillo (Truxillo), Ceylon, Java. _Folia jaborandi._ +Brasilien+, Ceara, Pernambuco (Para), Paraguay, Guadeloupe, Maranham, Aracati, Argentinien. _Folia sennae._ +Tinnevelly+- oder indische Sennesblätter, Mekka- oder arabische, +Alexandriner+, Tipolitaner, Folia Sennae parva, Fol. Senn. sine resina. _Chinesischer Tee._ +Schwarzer Tee+: Pecco, Padre-Souchong, Linkisam, Campoe, Souchong, Bohe oder Bou, Congo oder Congfu. +Grüner Tee+: Songlo oder Singloe, Bing, Soulang, Aljofar, Gunpowder, Tché, Tschy, Perltee, Kugeltee, Imperial, Haysan, Hyson. +Gelber Tee+: Oolong, Blumentee der Chinesen. _Ceylon-Tee._ Pecco, Congo-Pecco, Pecco-Souchong, Souchong, Congon oder Kongo, auch Fanningo, Brocken-Pecco, Brocken-Souchong, Teestaub (dust). _Java-Tee._ +Schwarzer Tee+: Orange-Pecco, Flowery-Pecco, Broken-Pecco, Pecco-Dust, Pecco-Siftings, Pecco, Pecco-Souchong, Oolong, Soepoey-Pecco, Kempoey, Souchon, Souchong-Boey, Congo, Congo-Boey, Boey, Broken-Tea, Stof (Staub). +Grüner Tee+: Joosjes, Uxim, Hysant, Tonkay, Schesi. _Fructus anisi._ +russischer+, +italischer+, spanischer, österreichischer Anis. _Fructus capsici._ spanischer Pfeffer, Paprika, roter Japan- oder Cayenne-Pfeffer (Chillies). _Fructus cardamomi._ Fruct. Cardamomi malabaric. (kleiner oder Malabar-Kardamom), Fruct. Cardamomi ceylanic. (langer oder Ceylon-Kardamom), Malabar-Cardamomen aus Ceylon, Aleppi-Kardamom (gebleicht), Fruct. Cardamomi excorticat. [Illustration: Fig. 276. +Originalverpackungen von Drogen.+ [+Weigel+ phot.] Lederserone von Bolivianischer _Calisaya_ Lederserone von Bolivianischer _Calisaya_. Gefüllte Serone von Honduras-_Sarsaparille_ _Sanguis draconis_ in massa. Bastserone von _Euphorbium_. Pakete von _Herb. Lobeliae_. Bastballen von _Rhiz. Galangae_.] _Fructus carvi._ +holländischer+, österreichischer, russischer, norwegischer, malteser, französischer, schwedischer, deutscher _Kümmel_. _Fructus colocynthydis._ ägyptische, syrische, cyprische, marokkanische (Mogador), spanische, persische _Koloquinten_. _Fructus foeniculi._ +deutscher+ (sächsischer), Puglieser (aus Apulien), +mährischer+, macedonischer, +galizischer+, römischer, holländischer, kretischer, Florentiner (süßer), japanischer, französischer, Levantiner, ostindischer (Bombay-) _Fenchel_. _Fructus papaveris._ Fructus Papaveris immaturi und maturi. _Fructus vanillae._ +Bourbon+- (oder Réunion-), +Seychellen+-, +Madagaskar+- und +Comoren+-, Mauritius-, Java-, Deutsch-Ostafrikanische, Tahiti-, brasilianische, +mexikanische+, La Guayra- oder Pompona-, neuseeländische und australische Vanille. _Galbanum_, persisches, Levantiner G., G. in lacrymis (seu in granis), G. in massis, G. expureatum seu depuratum seu colatum. _Gallae._ +kleinasiatische+, Levantiner oder türkische Gallen: Aleppische (auch Jerli- und Sorian-Gallen), Mosulische, Smyrnäer, Tripolitaner Gallen. Europäische (sog. Eichen-) Gallen: Morea- oder Kron-Gallen, österreichische, böhmische, deutsche oder Kollari-Gallen. Istrische oder ungarische Gallen. Knoppern oder Valonen. +Chinesische+ (sog. Sumach-) Gallen. +Japanische+ (Sumach-) Gallen. Amerikanische, Pistacien-, Tamarix-_Gallen_. [Illustration: Ballen von «_Cassia_-Bruch» «Gonje» von _Caryophylli_. Kiste von _Cort. cassiae chinens_. Kiste von _Flor. cassiae_. Fardel von _Ceylonzimt_. Fig. 277. +Originalverpackungen von Drogen.+ [+Weigel+ phot.]] _Gummi arabicum._ +Ostafrikanisches+ Gummi (Kordofan-, Gezireh-, Sennaar-, Suakin-, Geddah-, Embavi-, Mekka-Gummi), westafrikanisches oder +Senegal-Gummi+, nordafrikanisches (marokkanisches oder berberisches), Gummi aus Deutsch-Südwestafrika (Angra Pequena), Kap-Gummi, indisches oder Amrad-Gummi (Ersatzgummi), australisches oder Umrawatti- (Wattle-), brasilianisches oder Para- (von _Acacia Angico_), Ghatti- oder Dhaura-Gummi, argentinisches oder La Plata-_Gummi_. _Gutti._ +Siam+-, Ceylon-Gutti. (Röhrengutti, Schollen- oder der Kuchengutti [Cake-Gamboge] = Gutti in Klumpen oder in Masse.) _Kino._ +Malabar+-, Amboina- oder Cochin-, Gambia- oder afrikanisches, bengalisches oder Balasa-, australisches, Jamaika- oder westindisches _Kino_. _Lacca_ (Stock- bezw. Schellack). in ramulis (Stocklack), in granis (Körnerlack), in tabulis (Schellack), in massis (Block-, Knopf- oder Blutlack), Lacca alba (gebleichter Schellack), Granat- oder Rubinlack. _Lactucarium_, +deutsches+ und österreichisches. _Lignum quassiae_, surinamense und jamaicense. _Lignum santali_, rubrum, citrinum (seu album) ostindicum (!), album westindicum (!). _Lycopodium_, +russisches+, österreichisches, deutsches, schwedisches _Lycopodium_. _Macis._ +Banda+, Bombay, Papua-_Macis_. Britisch- und Niederländisch-Indien. _Manna._ Röhren- oder Stengel- (Manna electa, in lacrymis, in fragmentis), gemeine, Calabreser- oder Gerace-M., fette oder Puglieser-M., M. depurata. _Mastix._ +levantinischer+ (Chios), indischer, römischer oder Bombay-_Mastix_, amerikanischer _Mastix_. _Moschus._ +Tonkin- oder tibetanischer+, kabardinischer, russischer oder sibirischer M. (in vesicis, ex vesicis, trimmings, vesices evacuatae), Assam-, Yünnan-, Bucharischer M., künstlicher _Moschus_. _Oleum amygdalarum_ = süßes oder fettes Mandelöl, -- ätherisches Bittermandelöl [blausäurehaltig, blausäurefrei], künstliches Bittermandelöl = Ol. Amygdal. aether. artificiale (Benzaldehyd) [chlorhaltig, chlorfrei]. _Oleum aurantii._ Ol. Aurant. dulc. = süßes Pomeranzenschalenöl, Ol. Aurant. amar. = bitteres Pomeranzenschalenöl, Ol. Aurant. flor. = Orangenblüten- oder Neroliöl, Bigarade-Portugal-Öl, Ol. Aurant. fol. = Petitgrains-Öl (französisches, Paraguay-Öl). _Oleum caryophyllorum_ aus Nelken, Nelkenstielen. _Oleum cinnamomi._ Cassia- oder chinesisches Zimtöl, Ol. Cinnamomi Ceylanic. = Ceylon-Zimtöl, Ol. foliorum Cinnamomi = Zimtblätteröl. _Oleum eucalypti._ Ol. Eucalypti Globuli, Ol. Euc. amygdalinae, Ol. Euc. australe. Öle von E. maculata var. citriodora und von E. macarthuri. _Oleum geranii_ (Palmarosa), Geranium- oder Pelargonium-Öl (französisches, afrikanisches, Réunion-, spanisches), türkisches oder indisches Geraniumöl (Palmarosaöl), Gingergrasöl. _Oleum jecoris aselli_, norwegischer (Lofoten-, Finmarken-) Dorschtran, Neufundland- oder Labrador (Ol. Jecor. Asell. vapore parat. [Dampftran], Ol. Jecor. Asell. citrinum seu medicinale [natürlicher, sogen. Medizinaltran, hellgelb, gelb, hellbraun, braun usw.]), Tran für technische Zwecke [Robben-, Sepfisch-, Japan-Tran usw.]. _Oleum juniperi_, fructus seu baccarum, Ol. Juniperi ligni, Ol. Juniperi empyreumaticum seu Ol. cadinum. _Oleum lavandulae_, französisches, englisches (Mitcham-Öl). _Oleum menthae piperitae_, deutsches (bzw. sächsisches oder schlesisches), +englisches+ (Mitcham, Cambridge), +amerikanisches+ (Wayne County, Michigan, Marken: ~H. G. Hotchkiss, F. S. & Co.~, ~A. M. Todd~), +japanisches+ (flüssiges und festes, Marken: ~Kobayashi~, ~Yazawa~), französisches, russisches und italienisches _Pfefferminzöl_. _Oleum olivarum_, +spanisches+, +italisches+, +französisches+, österreichisches, griechisches, portugiesisches, algerisches, kleinasiatisches, kalifornisches, Ol. Oliv. opt. seu provinciale (Jungfernöl, Provenceöl, Olivenöl): Nizzaöl, Bari- (oder Puglieser-) Öl. Ol. Olivar. commune (grünes Olivenöl, Baumöl). Ol. Olivar. denaturatum. _Oleum origani_, vulgaris (Dostenöl), cretici (Spanisch Hopfenöl oder Kretisch Dostenöl: Triester Origanumöl, Smynäer Origanumöl). _Oleum ricini_, italienisches, französisches, amerikanisches (brasilianisches), ostindisches _Ricinusöl_. _Oleum rosae._ bulgarisches (auch türkisches), deutsches Rosenöl, Rosengeraniol. _Oleum rosmarini._ französisches, italienisches oder Dalmatiner, spanisches _Rosmarinöl_. _Oleum santali_, ostindisches, indisches Macassar-, westindisches _Sandelöl_. _Oleum terebinthinae_, +amerikanisches+, +französisches+, österreichisches, galizisches, russisches, polnisches (auch deutsches genannt!), finnisches, schwedisches und norwegisches _Terpentinöl_ (_Kienöl_). [Illustration: _Barbadosaloë_ in Kürbissen. Korb von _Cassia fistula_. Ballen von _Rhiz. chinae_. Fig. 278. +Originalverpackungen von Drogen.+ [+Weigel+ phot.]] _Oleum thymi_, album, rubrum (französisches, deutsches, spanisches Öl). _Opium_, +kleinasiatisches+, türkisches, griechisches, +ostindisches+, chinesisches, persisches _Opium_. _Radix gentianae_, rubrae und albae. _Radix ipecacuanhae_, Rio (Matto-Grosso, Jahore, Bahia), Carthagena, Rad. Ipec. deemetinisata seu ab Emetino liberata. _Radix liquiritiae_, +russisches+, +spanisches+, +syrisches+, italisches, französisches, griechisches _Süßholz_. _Rhiz. rhei_, +Sinensis+ (Shensi, Canton, Shanghai), Anglica, Austriaca, Rhapontic. _Radix sarsaparillae_, +Honduras+-, Guatemala-, +Veracruz+ (auch ostmexikanische oder Tampico-), Jamaika-, Para-, Lissabon- (auch Rio negro- oder brasilianische) Lima-_Sarsaparille_. _Radix senegae_, Nordamerika (Pennsylvanien, Missouri, Kansas), Kanada (Minnesota, Manitoba). _Resina acaroides._ rotes und gelbes _Acaroidharz_. _Resina_ (_Sanguis_) _draconis_, +indisches+ oder Palmendrachenblut, sokotrinisches +Drachenblut+. _Rhizoma iridis._ +Florentiner+, +Veronenser+, Africaner (Mogador). _Rhizoma valerianae._ +thüringische+, +belgische+, Harzer, holländische _Baldrianwurzel_. _Rhizoma zingiberis._ +bengalischer+, Cochin-, Japan-, +China+, Jamaika-, westafrikanischer oder (schwarzer) Barbados-_Ingwer_. _Secale cornutum._ +russisches+, spanisches, deutsches, österreichisches Mutterkorn. _Semen papaveris_, album und coeruleum. _Semen strophanthi_, Ost- und Westafrika, Kombe, hispidus, gratusseu glaber. _Succus liquiritiae._ italienischer oder Calabreser (Marke: Barracco, Duca di Atri, Martucci, Zagarese, Salvago u. a. m.), spanischer, kleinasiatischer oder Levantiner, griechischer, russischer, englischer _Süßholzsaft_. _Terebinthina._ +französischer+ oder Bordeaux-, amerikanischer oder virginischer, österreichischer (auch deutscher) _Terpentin_. _Tragacantha._ kleinasiatischer, Levantiner, +anatolischer+, türkischer oder Smyrnäer-, syrischer, +persischer+, Morea- oder griechischer, Kreta-_Traganth_. _Tubera jalapae_, Mexiko. _Tubera salep._ deutscher, +Levantiner+ _Salep_. Die zahlreichsten Sorten zeigt der _Kautschuk_ (India Rubber, Gummi elasticum). Die 1907 im Großhandel auftretenden Handelssorten desselben sind im folgenden, nach den erzielten Preisen geordnet -- bei den teuersten beginnend -- aufgeführt (im wesentlichen nach der Liste von ~Weber & Schär~). Es ist daraus ersichtlich, daß schon jetzt die besten Ceylon- und Sumatra-Paras (von kultivierter _Hevea_) -- «Plantation Ceylon India Rubber» und «Sumatra-Para» -- alle anderen geschlagen haben. [Illustration: Fig. 279. Binden der _Vanille_ in Papantla. [Nach +Preuß+.]] Hochfeiner und feiner Ceylon-Para -- bester Sumatra-Para --, hochf. hard fine Para (Brasilien) -- Bolivian enterfine Para -- heller Mattogrosso fine Para -- primissima rote Adeli Niggers -- hochfeine rote Mozambique balls -- feine Ceylon scraps -- hochfeine schwarze Equateur -- hochfeine rote Niggers, ähnlich Adeli -- hochfeine Mozambique balls -- primissima rote Massai Niggers A Anker A -- primissima rote Loanda Niggers, -- hochfeine gepreßte Uganda biscuits -- hochfeine rote Sudan Massai Niggers, -- prima Mozambique balls (Ostafrika, Mikindani) -- gute trockene Congo Niggers -- schwarze Uganda Cakes -- scrappy Bolivian Negroheads -- hochfeiner Rangoon Gummi -- gereinigter Manicoba -- feine schwarze Equateur -- feine Congo clusters -- hochfeine Guayaquil scraps -- prima hochfeiner Penang -- helle Assinee Niggers -- weiße Uganda Cakes -- Lopori II fob Antwerpen -- prima alte Lahou lumps -- hochfeine westindische strips -- heller Madagaskar -- feine rote Gambia balls -- gute westafrikanische balls -- gute Mayumba balls -- hochfeine Mattogrosso Santos sheets (Brasilien, Mattogrosso) -- prima weiße Accra balls -- prima Kamerun clusters (Kamerun, Duala) -- gute Kamerun-Kuchen -- prima Mozambique Wurzelgummi -- I b. Gambia balls -- gute trockene Madagascar Lianen Cakes -- gute Kamerun-Kuchen -- Madagascar-Kuchen und Niggers -- guter C/A Madagascar -- alte Lahou lumps u. Cakes -- trockene secunda Bissao balls -- Ponang -- Thimbles, besonders gute Ware -- gute Lagos lumps -- Thimbles in Säcken -- Ceara Mangabeira -- Mozambique marbles -- Moma Mozambique marbles -- ausgesuchte prima Accra lumps, A Anker A -- prima Gambia balls -- prima ausgesuchte Goldküsten lumps -- unsortierte Goldküsten lumps -- guter secunda Borneo, Ankermarke -- gute sekunda Goldküsten lumps -- weiche westafrikanische balls -- Soe-Soe -- trockene unripe Mozambique marbles -- Mozambique Wurzelgummi -- Mozambique unripe balls -- Dead Borneo. Der Londoner Großhandel notierte 1907: India Rubber Assam -- Borneo -- Plantation Ceylon, Malay usw. -- Madagascar -- South American -- Mozambique -- African. [Illustration: Fig. 280. Verpacken des _Tee_ in quadratische Kisten und Verlöten der Kisten in China.] Sehr zahlreich sind auch die _Copal_sorten. In Kleinasien unterschied man (1895) folgende _Opium_+sorten+: +Malatia+, Tokal, Zileh (das beste) für chinesisches _Rauchopium_. +Boghadich+ für _Rauchopium_ (nach Zentralamerika). +Yerli+ (aus der Umgegend von Smyrna) medizinisch bevorzugt. +Chaüe+, gleichwertig mit Yerli. +Salonica.+ +Karahissar+, aus der Umgegend dieser Stadt (in England bevorzugt), vgl. Fig. 10. +Adeth+ (= gewöhnlich) geht nach China und Amerika. +Chinquiti+, aus dem Innern Kleinasiens. +So-so+, schlechte Sorte. In Persien unterscheidet man: Meschedopium, Ispahanopium und Tschakida (gekochtes _Opium_). Selbst eine und dieselbe Handelssorte wird bisweilen in verschiedene Formen gebracht. So ist z. B. persisches _Opium_ sowohl in Form von Stäbchen, wie in konischen oder rechteckigen Stücken im Handel. Die in Amsterdam gehandelten _Tee_sorten lauten (von der schlechtesten beginnend): Stof, Broken Tea, Boey, Congo Boey, Congo, Souchon Boey, Souchon, Kempoey, Soepoey Pecco, Oolong, Pecco Souchon, Pecco, Pecco Siftings, Pecco Dust, Broken Pecco, Flowery Pecco, Orange Pecco. Die grünen: Schin, Tonkay, Hysant, Uxim, Joosjes. Bei der _Rhizoma iridis_ unterscheidet man in +Florenz+: Scelte (sortierte), in sorte (gewöhnliche), frantumi (ganze Rhizome) und raspature (Schälabfälle) -- in +Verona+: Radice dritta («pro infantibus»), groppo (zu Iris- [Fontanelle-] Kügelchen) und scarto (Abfälle). Von der _Vanille_ unterscheiden die Mexikaner: Vainilla de Lec (von Léi = Gesetz, Regel) und Vainilla cimarrona (von cimarrón = wild). [Illustration: Fig. 281. Jagd des _Moschus_tieres in China. Kopie der phantastischen Zeichnung, die sich auf den Papieren findet, in die die einzelnen _Moschus_beutel gewickelt werden. [Stark verkleinert. Original 14,5 : 18,5 cm Bildgröße.]] Die =Bezeichnung der Handelssorten= erfolgt nach sehr verschiedenen Grundsätzen. Die beiden am häufigsten vorkommenden Bezeichnungsarten sind die nach dem +Produktionslande+ (chinesischer _Zimt_, Pegu-_Catechu_, holländischer _Kümmel_, Marokko-_Lein_, Cordofan_gummi_, französischer _Terpentin_, amerikanisches _Colophonium_, persisches _Opium_, Curaçao_aloe_, Bourbon_vanille_, Banda_macis_, syrischer _Traganth_, Sumatra_benzoë_, Ceylon_zimt_, russisches _Süßholz_, Java_china_, Honduras_sarsaparille_, Irländisch _Moos_, Surinam _Quassia_, bengalischer _Ingwer_) oder +Produktionsorte+ (Guéwé_opium_, Gatinais-_Crocus_, Veroneser _Veilchenwurzel_, Cuzco_coca_, Tinevelly_senna_, Palembang_benzoë_, Tortosa_süßholz_, Tolu_balsam_), oder dem +Ausfuhrhafen+ (Smyrna_opium_, Sansibar_nelken_, Payta_ratanhia_, Bombay_macis_, Para_kautschuk_, alexandrinische _Senna_, Cochin-_Brechnüsse_, Manila-_Elemi_, Puorto Cabello-_China_, Batavia-_Dammar_, Rio-_Ipecacuanha_, Maracaibo-_Copaivabalsam_, Veracruz-_Sarsaparille_, Tampico_jalappe_, Trujillo_coca_, Alicante-_Süßholz_), seltener nach dem Lande, über das die Ausfuhr erfolgt (z. B. Jamaica_sarsaparille_, da von Mittelamerika meist über Jamaica exportiert). Bisweilen wird aber auch die +Stammpflanze+ als Bezeichnung benutzt (_Lärchenterpentin_) oder heimische Namen umgemodelt. [Illustration: Fig. 282. Schnüren der Fardelen des _Ceylonzimts_ in Colombo. [+Tschirch+, Indische Heil- und Nutzpflanzen.]] Seltener werden die Namen der Produzenten als Handelssortenbezeichnung gewählt (Hotschkiss und Todd_pfefferminzöl_ -- Duca di Atri-, Baracco-, Solazzi-_Succus liquiritiae_ -- Clayssen-, Latapie- und Bisdary-_Orlean_), oder abgekürzte einfache Marken (J. G. Krone, F. & S. Krone, C. & E. Krone Seronen-_Sarsaparille_). Der _Kaffee_ aus Kampongkultur wird in Ceylon «coffee arabian native», der _Kaffee_ aus Plantagenkultur «coffee plantation» genannt. Ein besonderes Kapitel bilden die +falschen+ und die +Phantasiebezeichnungen+. Es ist nicht immer klar ersichtlich, ob dieselben zum Zwecke der Täuschung erfunden wurden. Jedenfalls können sie zu Täuschungen über die Provenienz führen. Viele dieser Bezeichnungen sind so eingewurzelt, daß sie nicht mehr zu beseitigen sind. Der _Perubalsam_ (aus Sonsonate in Mittelamerika), das _Goapulver_ (aus Ostbrasilien), das _isländische Moos_ (aus Mitteleuropa), der _venetianische Terpentin_ (aus Tirol) sind nach Ländern benannt, in denen die Stammpflanze der Droge überhaupt nicht vorkommt. Das _Scammonium_ von Montpellier ist weder ein _Scammonium_, noch kommt es aus Montpellier, das _isländische Moos_ ist weder ein Moos, noch kommt es aus Island. Aber auch noch neuerdings tauchen derartige Phantasienamen auf. So wurde eine im Kapland nach eigenartigem Verfahren dargestellte _Aloë_«Uganda_aloë_»getauft (in Uganda wächst keine _Aloë_) und die Bezeichnungen der Handelssorten des _Rhabarber_: Shanghai, Canton und Shensi sind reine Phantasienamen, die keineswegs die Provenienz, sondern nur einen Handelstyp bezeichnen. Solche fälschlichen Handelsbezeichnungen kamen schon im Altertum vor. So bemerkt z. B. ~Dioscurides~ bei der _Narde_: «Es gibt zwei Arten _Narde_, und zwar heißt die eine die indische, die andere die syrische, nicht aber weil sie in Syrien gefunden wird, sondern weil die eine Seite des Gebirges, an dem sie wächst, nach Indien, die andere nach Syrien gerichtet ist.» Und ~Theophrast~ bemerkt, daß κερωνία (_Ceratonia Siliqua_) zwar «ägyptische Feige» heiße, doch nicht in Ägypten wachse, sondern in Syrien. Mißverständlich ist auch die Bezeichnung _Terra japonica_ für das vom Rioux Lingga-Archipel stammende _Gambier_. Man wußte ehedem nur, daß es aus dem fernen Osten stamme und vermutete entweder, daß Japan die Heimat sei oder gab ihm absichtlich aus Reklamesucht den auf weite Fernen deutenden irreführenden Namen. Die mißverständliche Bezeichnung für _Gummigutt_, «gummi de Peru»(z. B. bei ~Reuden~ 1613), ist wohl auf eine Umbildung aus dem ähnlich klingenden malaiischen getah jamu (= heilkräftiger Milchsaft) zurückzuführen. [Illustration: Fig. 283. Korb mit frischen _Kolanüssen_.] Dann unterscheiden die Großdrogenhäuser die +Einzelsorten+ auch +nach ihrer Güte+, z. B.: _Tolubalsam_, Penang Ph. G. IV -- courant. _Canthariden_, gesiebt -- fein nat. -- Grus. _Cort. cascarillae_, elect. silbergrau, grusfrei -- fein naturell -- naturell -- Grus. _Cort. chinae flav._, ffein naturell -- fein naturell -- naturell. _Olibanum_ in lacr. elect. hell Nr. 000 -- in lacr. fein hell Nr. 00 -- Erbsen ffein hell Nr. 0 -- in lacr. naturell Nr. 2 -- Granen courant. _Myrrha_, elect. ffein hell -- fein naturell hell -- gut naturell. _Sanguis draconis_, feurig extrafein A -- feurig fein B -- C. _Carrageen_, elect. -- fein A -- fein B -- 0000 -- 000 -- 00 -- ff. naturell 0 -- fein -- gut -- ordinär. _Rad. ratanhiae_, ¹⁄₁ elect. feurig, ganz knollenfrei -- ¾ elect. gut, rot, knollenfrei -- fein naturell, sehr gut in Farbe -- naturell -- Knollen. _Rad. sarsaparillae_ Verakruz super. extra -- extra prima -- prima courant -- depurat. _Rad. rhei_, großstückig flach -- rund -- mittelstückig -- kleinstückig -- ¹⁄₁ mundiert -- ¾ mundiert -- ½ mund. In England: flat, round -- high dried, sun dried. _Ricinusöl_, erste Pressung -- zweite Pressung. _Fol. sennae_ Tinnevelly grün groß 0000 -- grün mittel 000 -- grün mittel 00 -- grün mittel 0 -- grünlich 1 -- grünlich 2 -- grünlich 3. _Benzoë Palembang_, extraf. glasig naturell -- ffein glasig naturell -- fein glasig naturell -- gut glasig, naturell. _Benzoë Siam_, große lose Mandeln AA -- geflossene Granen E -- geblockte Granen hell E** -- geblockte Granen hell E***. _Benzoë Sumatra_, extrafein A -- extrafein B -- fein mandoliert 0000 -- fein mandoliert 000 -- gut mandoliert 00 -- gute Mittelqualität 0 -- Mittelqualität 1. Auch diese Bezeichnungen wechseln. Sie könnten in einigen Fällen ebensogut durch Nr. 1, Nr. 2, Nr. 3 usw. ersetzt werden. Immerhin dienen einige doch zu näherer Charakterisierung. Welch merkwürdige Verhältnisse bisweilen den Drogenhandel beeinflussen, zeigen folgende Beispiele, die ~Holmes~ mitteilte, der (Pharm. Journ. 1900 March 17, p. 278) einige interessante Mitteilungen über die Handelsverhältnisse gewisser vegetabilischer Arzneimittel machte, die zu einer zeitweisen bedeutenden Knappheit derselben führen. «Ein merkwürdiges Beispiel bot 1900 _Pilocarpus Jaborandi_, von der es schwer hielt, in ganz London einen Zentner Blätter aufzutreiben, während Blätter von Rio Janeiro-_Jaborandi_ (_Pilocarpus Selloanus_) und Maranham-_Jaborandi_ (_P. microphyllus_) reichlicher zu haben waren. Der Grund dafür lag darin, daß die niedrige Preisnotierung für die nicht offizinellen Sorten, von denen die letztgenannte trotz des geringeren Gehaltes an Pilocarpin doch dem Fabrikanten günstigere Chancen darbietet als die echte Pernambuco-_Jaborandi_, den Handel in letzteren lähmte und schließlich den Verkauf zu einem Preise veranlaßte, der nicht die Hälfte der Sammlungs- und Verfrachtungskosten betrug. Infolge davon hüteten sich die Schiffer, ihr Schiff mit einer Ware, an der sie Schaden hatten, zu befrachten. Die Verhältnisse werden sich auch kaum anders gestalten, da die Pflanze über kurz oder lang im Mittelmeergebiete in hinreichender Menge kultiviert werden wird, um unseren Bedarf zu decken. Ein anderer Grund lag dafür vor, daß die von der britischen Pharmakopöe vorgeschriebenen _Semina Strophanthi_ (1900) in England nicht zu haben waren. Die ersten Exporteure dieser Droge aus Nyassaland versandten die einander sehr ähnlichen Samen von drei verschiedenen Pflanzen miteinander gemischt. Die die richtigen Samen liefernde Pflanze hat steifbehaarte Blätter; von den beiden schwächer wirkende Samen liefernden Spezies hat _Str. Emini_ weiche, samtartige Blätter und Schoten mit einem dichten, wolligen Überzuge. Die langen, langgeschwänzten Blumenblätter, welche diese beiden Arten haben, fehlen der dritten Art, _Str. Courmontii_, die außerdem glatte Blätter hat. Man erkannte die Mischung dieser Samen an dem Verhalten gegen konzentrierte Schwefelsäure, welche die Samen von _Str. Kombe_ grün, die der beiden anderen rötlich färbt. Die Exporteure versuchten, sich ein Monopol zu sichern, indem sie den Ursprung der drei differenten Samen den europäischen Botanikern verschleierten; doch hat die Konkurrenz der billigeren _Strophanthus_samen aus Westafrika dahin geführt, daß man in Zukunft nun wirkliche _Kombe_samen aus Nyassa in den Handel bringen wird. Der niedrige Preis, den die _Tubera Aconiti_ der Alpen haben und der namentlich auch durch die Einführung der japanischen Knollen in England bedingt wurde, führte zu sorgloserer Einsammlung und hat in England eine Vorschrift der Pharmakopöe veranlaßt, wonach die im Lande kultivierten Knollen von _Aconitum Napellus_ zur Bereitung der offizinellen Präparate zu benutzen sind. Immer aber setzt noch jetzt die Konkurrenz der auswärtigen wilden Droge den Preis der Kulturdroge so stark herab, daß kaum die nötige Menge letzterer produziert werden kann. Die Ursache der Abnahme des Gebrauchs von _Scammonium_ liegt nach ~Holmes~ darin, daß geradezu für bestimmte Märkte eine schlechtere Qualität gefordert wird. Nach Südamerika wird nur _Skilip-Scammonium_ begehrt, das nur 40% Harz enthält. Man hat versucht, das Harz allein als Droge einzuführen, aber hier hat der Wettbewerb in der Billigkeit wieder zwei Produkte in den Handel gebracht, nämlich reines Harz und mit etwas wässerigem Extrakt (durch Perkolation mit Wasser nach Erschöpfung mit Spiritus) versetztes. Die Nachfrage nach billigem _Safran_ zum Färben von Kuchen und Backwerk in Cornwall führt zum Import des minderwertigen Alicante_safran_, der mindestens um einen Schilling pro Unze billiger als Valencia_safran_ ist.» [Illustration: Fig. 284. Verpacken des _Absinth_ in Frankreich. Einstampfen in die Säcke. [Nach +Roure-Bertrand+.]] Auch Irrtümer erhalten sich oft lange. ~Watt~s «+Dictionary of the Economic Products of India+» sagt, daß das sogenannte ostindische _Gummi arab._ gar kein indisches _Gummi_ war, sondern von den Häfen des Roten Meeres nach Bombay exportiert und von dort weiter exportiert wird. Ziemlich das Gleiche sagt die +Pharmacographia+. Obgleich seitdem als inkorrekt bewiesen, finden wir die gleiche Bemerkung in +National Dispensatory+ 1897 und in ~King~s +American Dispensatory+ und anderwärts (~Heap~). Es ist aber für den wissenschaftlichen Pharmakognosten sehr schwer, einen Einblick in die Handelsverhältnisse zu bekommen, besonders wenn er nicht in einer Welthafenstadt wohnt. Er erfährt von vielen Vorgängen nichts. Die _Cardamomen_ werden in zwei Arten gehandelt, aber nur wenige, die den Artikel nicht auf dem Markt verfolgen, wissen es. _Sarsaparilla_ wird auf dem Londoner Markte in 6 oder 7 Arten geteilt, doch erwähnen die Lehrbücher nichts davon. Im besten Falle findet man drei Arten _Benzoë_ in den Lehrbüchern, während die Marktkäufer an vier gewöhnt sind (~Heap~). 2. Verpackungen. In den Abschnitten, die von der Kultur und der Erntebereitung handeln, haben wir die Droge bis zur fertigen Herstellung am Orte der Gewinnung verfolgt. Wir kommen nun zu den +Verpackungen+. Diesem Teile der Pharmakognosie ist bisher nur wenig Aufmerksamkeit gewidmet worden. Ich betreibe das Studium der Verpackungen seit 1884, wo ich bei Beginn meiner Tätigkeit als Dozent der Pharmakognosie mir durch Vermittelung der Großdrogenhäuser (besonders ~Gehe~ & Co.) eine ziemlich vollständige Sammlung der +Originalpackungen+ verschaffte und diese dann hier und in Indien fortdauernd vermehrte. So konnte ich bei der Eröffnung des Museums des Berner pharmazeutischen Institutes (1893) eine Gruppe vorführen, die alles Wesentliche enthielt (Taf. XXX u. XXXI). Wie neuere Mitteilungen (von ~Weigel~ 1905) zeigen, hat sich in letzter Zeit an den Packungen fast nichts geändert. In der Literatur findet man wenig über Verpackungen und meist nur ganz gelegentliche Notizen darüber. Die mannigfaltigen Verpackungen der _Sarsaparille_, die ehedem im Handel anzutreffen waren, sind abgebildet in ~Pereira~, +Elements of materia medica+ 1855 II, p. 277–284, die eigenartigen Kisten, in denen die _Cajeputöl_flaschen verpackt werden, in meinen Indischen Heil- und Nutzpflanzen (Taf. 75). Die älteste Drogenpackung, von der eine Abbildung auf uns gekommen ist, ist die des _Silphium_ auf der berühmten Arkesilasschale aus dem VI. Jahrh. v. Chr. (Fig. 273), auf der das Abwiegen und Verstauen der _Silphium_ballen im Schiffsraum dargestellt ist. [Illustration: Fig. 285. Verpackung von _Mate_ (Paraguaytee). [+Tschirch+ phot.]] Ich gebe im folgenden ein Verzeichnis der hauptsächlichen Packungen, wie dieselben sich 1907 im Großhandel fanden, bemerke jedoch, daß namentlich das Gewicht und die Dimensionen wechseln, und auch andere vorkommen. Im Verpackungstyp hat sich aber in den letzten 20 Jahren wenig geändert. In diesem Punkte ist der Großhandel ziemlich konservativ. Als =Packmaterial= bedient man sich sehr verschiedener Dinge: der _Rumex_früchte beim _Opium_, der _Lorbeer_blätter beim _Succus liquiritiae_, der nach der Destillation aus der Destillierblase entfernten und getrockneten _Melaleuca_blätter bei den Flaschen des _Cajeputöls_. Auch Reisspelzen finden hie und da Verwendung, z. B. beim _Lemongrasöl_. Ich unterscheide drei +Verpackungstypen+: den +Kistentyp+, den +Ballentyp+ und den +Kanister-Flaschentyp+. Nach diesen geordnet sollen im folgenden die Packungen vorgeführt werden. Da die Dimensionen der Kisten usw. wechseln, habe ich sie, um die Form zu fixieren, nach den mir vorliegenden, in meiner Sammlung befindlichen angegeben. [Illustration: Tafel XXX Cocos Ol. Ol. cassiae Thee Geranii Rad. Ipecac. (Serone) Moschus Cort. granati Cocos Fol. Para Sennae Sarsa- Opium parille Guttapercha Nux Ol. citri vomica Ammoniacum Rhiz. Ambra zingib. Ecuelle cond. à piquer Cort. chinae Rhiz. zingib. Mate (Serone) Bals. copaivae Ol. cajuputi Ol. Ol. citro- menthae Ol. Bals. nellae menthae Opium- peruvian. Ol. pfeife Rosae Reis- kocher Die Sammlung von Drogenpackungen im Museum des pharmazeutischen Institutes der Universität Bern. [+Tschirch+ phot.]] [Illustration: Tafel XXXI Cocos Ol. geranii Thee Ol. Cort. anisi aurant. stellati Moschus Cort. Winteran. Thee Manna am Zweig Guttapercha Ol. Opium aurantiorum Para Senna dulc. Sarsaparille Copaivabalsam Nuces Ammoniacum vomicae Ol. menthae pip. Ol. Cardamomen Cajuputi Betelkauapparate Ol. Rosae Thee Die Sammlung von Drogenpackungen im Museum des pharmazeutischen Institutes der Universität Bern. [+Tschirch+ phot.]] =1) Kisten, Chests.= _Opium_, kleinasiatisches und türkisches, in Broten. Mit Zinkblech ausgeschlagene, rechteckige Kisten (Länge c. 87 cm, Tiefe c. 45 cm, Höhe c. 30 cm). Packmaterial: _Rumexfrüchte_. Gewicht 50 oder 75 kg (Taf. XXXI u. Fig. 274). _Ammoniacum._ Quadratische Kisten mit Eisenblech ausgeschlagen (60 cm breit, 53 cm tief, 55 cm hoch), die größten von c. 120 kg (Taf. XXXI). _Asa foetida._ Kisten von 50–150 kg. _Barbadosaloë._ Kalebassen (Kürbisse) von verschiedener Größe, vollständig mit der _Aloë_ erfüllt, meist mitten durchgeschlagen (Fig. 275). Mehrere solcher Kürbisse zum Export in Fässer zusammengepackt (Fig. 278). _Curaçaoaloë._ Quadratische, roh zusammengeschlagene Kisten (von meist 35 cm im Quadrat), Gewicht 50–55 kg. _Capaloë._ Rechteckige Kisten von 100–220 kg, die mit der zusammengeflossenen _Aloë_ nahezu ganz erfüllt sind. Die _Aloë_ muß mit Hammer und Meißel herausgestoßen werden. _Crown_-(_Uganda_-)_Aloë_. In rechteckigen Stücken von c. 450 g, in rotes Papier gewickelt und in Kisten verpackt. _Drachenblut._ Große Blöcke mit Sackabdrücken (Fig. 276) oder in Stangen von c. 20 cm Länge, in _Licuala_blätter eingewickelt. In Kisten von c. 100 kg. _Cardamomum_ (Malabar). Quadratische Kisten 40 zu 40 cm (Taf. XXXI). _Flores cassiae._ In Kisten mit Bastumhüllung (Fig. 277). _Cinnamomum Cassia._ Rinden-Röhren in Kisten (Fig. 277). _Chinesischer Rhabarber._ Quadratische Kisten, die außen meist gelb angestrichen oder mit gelbem Papier beklebt sind, innen mit Blech ausgeschlagen, das bisweilen innen mit Papier beklebt ist (Tiefe 50, Breite 70, Höhe 60 cm). _Canton-Rhabarber_ in Kisten à 75–90 kg. _Shanghai-Rhabarber_ in Kisten à 100 kg. _Shensi_ in Kisten à 110 kg. _Vanille._ Blechdosen, Früchte in Bündeln. Bei der _Vanille_ werden Bündel von 50 Früchten (mazos) hergestellt, je 60 mazos (= 3 Millares) werden in eine Blechkiste verpackt (Fig. 274 u. 279). _Tee._ Quadratische, mit Bleifolie ausgeschlagene und verlötete, bunt beklebte Kisten sehr verschiedenen Durchmessers (Taf. XXX u. XXXI, Fig. 275 u. 280). _Araroba._ Kisten von 70 kg. _Canthariden_, chinesische: Kisten von c. 30 kg; russische: Fässer von 50 oder 100 kg. _Coloquinthen_, Palästina. Säcke von 50–100 kg. _China-Succirubra._ in Röhren, Kisten von 45–50 kg (Fig. 269). _Benzoë, Palembang._ Kisten à 8 Dosen, c. 8–10 kg. _Benzoë, Siam._ Kisten von 30–115 kg. _Benzoë, Sumatra._ durchgesägt, in Sackleinwand, in Kisten von 40–50 kg, (London). _Resina guajaci._ Kisten von 40 kg. _Gutti_ in Röhren. Kisten von 100 kg. _Kino._ Kisten von 70 kg. _Mastix._ Kisten von 50 kg. _Olibanum._ Kisten von 110–125 kg oder Säcke à 90 kg. _Kamala._ Kisten von c. 30 kg. _Manna._ Kisten von c. 30 oder 90 kg. _Guarana_ in Stangen. Kisten von c. 65 kg. _Sternanis_, chinesischer. Kisten von c. 60 kg. _Succus liquiritiae._ Kisten von c. 100 kg (Fig. 274), Packmaterial Lorbeerblätter. _Catechu_, in Blöcken à 50 kg. _Galläpfel_, chinesische. Kisten von 60–100 kg. _Traganth._ Kisten von c. 75 kg. _Castoreum_, canad. Dosen von c. 5 kg. _Moschus._ Zierliche, mit gemusterter Seide überzogene Pappkästchen, die innen mit dicker Bleifolie ausgelegt sind und außen mit zwei kleinen Beinriegeln verschlossen sind (Taf. XXX u. XXXI, Fig. 274 u. 275). Die _Moschus_beutel sind in Papier gewickelt, auf dem mit roter Farbe die Jagd des Moschustieres dargestellt ist (Fig. 281). Die Darstellung ist aber kaum authentisch, da das Moschustier mit einem Geweih ausgestattet ist und die Verfolgung zum Teil zu Pferd erfolgt, was kaum möglich sein dürfte. -- Dosen à ½ Catty = 302½ g. -- _Assammoschus_, ex vesicis. In Gläsern à 100 g. _Zibeth._ Gerade Hörner, die oben und unten abgeschnitten, unten mit einem Holzverschluß versehen, oben mit Leder zugebunden und meist noch in Haut eingenäht sind, à c. 1½ kg (Taf. XXXI). [Illustration: Fig. 286. Alte Verpackungsart des _Mate_ in die Haut des großen Ameisenbärs. [+Tschirch+ phot.]] =2) Ballen,= Seronen (Serons), Packen, Säcke, Körbe, Matten, Fardelen, Gonges, Bales, Packages, Bags, Robbins, Cases, Baskets. _China Calisaya plana_ (Monopol), amerikanische Seronen aus Tierfellen mit der Haarseite nach außen, die mittelst Hautstreifen verbunden sind (Fig. 276 u. Taf. XXX). Breite c. 60, Tiefe c. 45, Höhe c. 45 cm. Die Häute umschließen den Inhalt vollständig. c. 30 kg schwer. Gelegentlich ist die Verpackung noch sorgfältiger: Leinen, Öltuch, Teertuch und schließlich Rindshaut -- oder in Kisten von c. 30 kg. _Sarsaparille_, Honduras. Seronen von c. 60–90 kg; aus Tierfellen, die Haarseite nach außen, die Haut umschließt die Droge nicht vollständig, sondern es sind nur oben und unten zwei Hautkappen von 55 cm Breite und 45 cm Tiefe angebracht, die durch breite Hautbandstreifen miteinander verbunden sind, so daß in der Mitte der Serone die Droge frei sichtbar ist (Fig. 275, 276). Die Droge in Puppen (Fig. 275, Taf. XXXI), 80–85 in einer Serone. _Sarsaparille_, Veracruz. In Ballen von 60–100 kg, mit Eisendraht (Fig. 275) umwickelt. Ware oberflächlich gereinigt. _Ipecacuanhawurzel._ Rio. Seronen aus Tierfellen. Haare nach außen. Länge c. 80 cm, Breite c. 45 cm. Die Ränder sind mit Hautbandstreifen vernäht und oft auch mit grober Sackleinwand verklebt (Taf. XXX). Das Fell umschließt die Droge ganz. _Cinnamomum ceylanicum._ Die auf gleiche Länge gebrachten Rindenröhren des Ceylon-Kaneels mit Bast zu zylindrischen Bündeln zusammengebunden, von c. 45 kg, mit Sackleinwand umnäht, «Fardehl» [Fardele] (Fig. 277, 282). _Euphorbium_, Schilfseronen, sehr sauberes Geflecht, sogar mit Griffen versehen (Marokko), c. 130 kg (Fig. 276). _Gummi arabicum_, +Cordofan+. Schilfmatten von pyramidenförmiger Gestalt, mit Sackleinen umnäht oder in Kisten von c. 100 oder 180 kg. _Gummi arabicum_, +Senegal+. Ballen von c. 100 kg. _Granatwurzelrinde._ Zylindrische aus breiten Stuhlrohrbändern dicht geflochtene Körbe von rundem Querschnitt, von c. 1,20 m Höhe und c. 60 cm Durchmesser, flachem Boden und flachem oder gewölbten Deckel (Taf. XXX). [Illustration: Fig. 287. Einfüllen des _Perubalsams_ in die Kanister in San Salvador. [+Preuß+ phot.]] _Guttapercha._ Aus dünnen, runden Stuhlrohrstengeln sehr locker geflochtene, zylindrische Körbe mit rundem Querschnitt und flachem Deckel, die in Sackleinwand eingenäht sind. Durchmesser c. 50–60 cm, Höhe c. 65–75 cm (Fig. 275). _Senf._ Zylindrische Fässer von rundem Querschnitt, c. 50 cm Durchmesser und c. 60–65 cm Höhe, in Bastmatten eingenäht. _Bombay-Senf_, in Säcken von c. 75 kg. _Nux vomica._ Aus dünnen, flachen Rotangstreifen dicht geflochtene Körbe von rundem Querschnitt, die in feingeflochtene Bastmatten eingenäht sind (Taf. XXXI). Durchmesser c. 50–60, Höhe c. 60 cm oder in Säcken. [Illustration: Fig. 288. In der Mitte ein moderner _Perubalsam_kanister, rechts und links davon früher gebräuchliche Krüge. [+Tschirch+ phot.]] _Koso_ in Bündeln. Blütenstände straußartig zusammengebunden. In Säcken. _Cassiabruch_ in Ballen (Fig. 277). _Caryophylli_ (Penang) in Kisten von c. 150 kg (rot) oder in Basthüllen (die Bastmatten übereinandergeschlagen und verschmiert), «Gonges» (Fig. 277) von c. 80 kg. _Lycopodium_ in Säcken à c. 50 kg von ziemlich feiner Leinwand, die in groben Hanfsäcken stecken; umgeben von aus Schilf geflochtenen Bastmatten mit starken Tauen verschnürt oder in Kisten à 10 Pack à 10 kg. _Cortex Aurantii_ Malaga. Große, oft über 1,30 m lange, aus Halfagras dicht geflochtene «Matten» von c. 140–170 kg. Sizilianische, Säcke von c. 50 kg. Curaçao, Ballen von c. 65 kg. _Cortex Winteranus._ Ovale Körbe mit Deckel aus Rotangstreifen geflochten, Höhe c. 45 cm, Breite c. 65 cm, Tiefe in der Mitte c. 35 cm (Fig. 275). _Russisches Süßholz._ Große c. 1,20 m lange Bastmatten (Fig. 275), 70, 90, 120 kg. _Spanisches Süßholz._ Pack von c. 60 kg. _Spanisches Süßholz._ Tortosa (2 Bots) Ballen von 29–30 cm, à 24 Bund à 5 kg. _Griechisches Süßholz._ Pack von c. 150 kg. _Muscatnüsse_ (Banda) ungekalkt in Fässern (oder Kisten) von c. 100 kg. _Sennesblätter_ (alexandrinische). Große, aus dünnen Streifen eng geflochtene Matten von etwa 85 cm Breite, außen noch in Sackleinwand eingehüllt, von c. 150 kg. Tinevelli. Ballen von c. 170 kg. _Sabadillsamen_, in Säcken. _Galgant._ Etwa meterlange, feingeflochtene Bastmatten oder Bastballen, mit dünnem Rohr verschnürt. Ballen 90–120 kg (Fig. 276). _Bengaleningwer_, in Säcken von c. 100 kg. _Jamaicaingwer._ Enggeflochtene Körbe von rundem Querschnitt, mit flachem Boden und flachem Deckel. Durchmesser c. 60, Höhe c. 75 cm. Die Körbe sind in Bastmatten eingenäht und meist noch mit derben Stuhlrohrstreifen umflochten. _Sassafrasrinde._ Ballen von c. 100 kg. _Sassafrasholz_, geraspelt in Säcken à 100 kg. _Strophantus._ Säcke von c. 30 kg. _Baccae Juniperi._ Säcke von c. 50 kg. _Curcuma._ Säcke von 50–80 kg. _Arrowroot_, St. Vincent. Fässer von c. 100 kg. _Toncobohnen_, Angostura. Fässer von c. 200–500 kg. _Arecasamen._ Säcke von c. 60 kg. _Jaborandi._ Ballen von 100–170 kg. _Mate._ Ballen von c. 100 kg oder in sehr eigenartigen Taschen (Fig. 285 u. 286). _Matico._ Ballen von c. 40 kg. _Grana Paradisi._ Ballen von c. 75 kg. _Galbanum._ Ballen von c. 80–90 kg. [Illustration: Kanister mit japan. _Ol. menth. pip._ Originalkiste mit zwölf in Reisstroh verpackten Weinflaschen _Ind. Lemongrasöl_. Blechdose mit _jap. Menthol_. Originalkiste mit vier Bleikanistern _Ol. cassiae chinens_. Kanister von _Sternanisöl_. Originalkiste mit amerikan. _Ol. menth. pip._ Todd. Ein «Estagnon» französ. _Lavendelöl_ (oder _Rosmarinöl_). Kupferne Ramière mit _Ol. citri_ (oder _Bergamottae_). Fig. 289. +Originalverpackungen von Drogen.+ [+Weigel+ phot.]] _Myrrha._ Ballen von c. 80 kg, in Bastkörben (London). _Herba Cannabis Indicae._ Ballen von c. 50 kg. _Carrageen._ Ballen von c. 50 oder 100 kg. _Agar-Agar_ in Fäden. Packen von c. 90–120 kg; Schnitzel- und Linealform Packen von c. 90 kg. _Fungus Laricis._ Ballen von c. 75 kg. _Oleum Cacao._ Blöcke von 10–16 kg und Ballen von 70–90 kg. _Oleum Myristicae_, in Riegeln von ½ oder 1 kg. _Cassia Fistula_, ostindische. Körbe, aus derben Spänen geflochten, oft mit Sackleinwand übernäht, von 50–60 kg (Fig. 278). _Cocculi Indici._ Säcke von c. 55 kg. _Cortex Angosturae._ Ballen von c. 70 kg. _Cortex Canellae._ Ballen von c. 70 kg. _Cascara Sagrada._ Ballen von c. 30 kg. _Cortex Cascarillae._ Ballen von c. 70 kg. _China flava_, +Cartagena+. Ballen von c. 60 kg. _China flava_, +Maracaibo+. Ballen von c. 60 kg. _China flava_, +Puerto Cabello+. Ballen von c. 40 kg. _China fusca Loxa._ Ballen oder Kisten von c. 50 kg. _China Calisaya_ (Kulturrinde). Ballen von c. 25 kg. _Condurangorinde._ Ballen oder Säcke von c. 50 kg. _Quassiaholz._ Ballen von 50 kg. _Quebracho blanco._ Ballen von c. 30 kg. [Illustration: Fig. 290. Sechs Töpfe von _Tubocurare_ in einer Enveloppe vereinigt. [+Tschirch+ phot.]] _Quilayarinde._ Ballen von c. 60–80 kg. _Simarubarinde._ Ballen von c. 50 kg. _Cubeben._ Säcke von c. 50 kg. _Calabarbohnen._ Ballen von c. 70 kg. _Buccublätter._ Ballen von c. 130 kg. _Cocablätter_, Cuzco. Ballen à 4 Ballots à 11 kg. Trujillo. Ballen à 25–50 kg. Für den Transport wird die peruanische Kultur-_Coca_ in den Pflanzungen in Wollstoffe gehüllt und an der Spitze in Bananenblätter gewickelt und mit Agaveblättern zugeschnürt. 5 solche je 1 Arroba haltende Bündel werden in Cuzco in Jutestoff eingepackt. _Sem. Strychni._ Säcke von 25 oder 70 kg. _Rad. Colombo._ Säcke von 50–55 kg. _Tub. Jalappae._ Ballen à 90 kg. _Radix Ratanhiae_, Payta. Ballen von c. 45–60 kg. _Radix Senegae._ Ballen von c. 80 kg. _Rhizoma Calami._ Säcke von c. 100 kg. _Rhiz. Zedoariae._ Ballen à c. 60 kg. _Rhiz. chinae._ Ballen (Fig. 278). _Crocus_, spanisch. Beutel, in Blechdosen verpackt, à c. 5 kg. _Secale cornutum._ Säcke à c. 75 kg. _Anis_, russisch. Säcke à c. 100 kg. _Fenchel_, Bombay. Säcke à c. 50 kg. _Cina._ Säcke à c. 30–100 kg. _Faenum graecum._ Säcke à c. 100 kg. _Sabadilla._ Säcke à c. 50 kg. Die +frischen+ _Colanüsse_, die in ziemlicher Menge nach Europa exportiert werden, werden in Körben versandt (Fig. 283), die trockenen in Säcken à 80 kg. Die französische _Absinth_ wird in an Gerüsten aufgehängte große Säcke mit den Füßen eingestampft (Fig. 284). Eine sehr eigenartige Gruppe bilden die +komprimierten Drogen Amerikas+, die jenseits des Atlantischen Ozeans sehr beliebt sind, von denen aber fast nur _Herba lobeliae_ in Paketen von ¼, ½ und 1 Pfund englisch mit Aufdruck (Fig. 276) sich bei uns eingeführt hat. Von diesen +Pressed herbs+ sind unter anderem im amerikanischen Handel: Style of Package Parsley leaves Carum Petroselinum B. u. H. ozs. Pennyroyal leaves Hedeoma pulegioides Pers. ozs. Pink-root Spigelia marylandica L. lbs. Pitcher-plant root Sarracenia purpurea L. lbs. Pleurisy-root Asclepias tuberosa L. lbs. Polypody leaves Polypodium vulgare L. ozs. Pomegranate, bark of root Punica Granatum L. lbs. Poppy leaves Papaver somniferum L. ozs. Prickly Ash bark Xanthoxylum americanum Mill. lbs. Privet leaves Ligustrum vulgare L. ozs. Pulsatilla herb Anemone Pulsatilla L. ozs. Red Clover tops Trifolium pratense L. ozs. Red Cohosh root Actaea spicata L., var. rubra Ait. lbs. Red Poppy flowers Papaver Rhoeas L. ozs. Rhatany root Krameria triandra R. u. P. lbs. Rose petals, pale Rosa centifolia L. ozs. Rosemary flowers Rosmarinus officinalis L. ozs. Rosin-weed leaves Silphium laciniatum L. ozs. Rue leaves Ruta graveolens L. ozs. Safflower Carthamus tinctorius L. ozs. Sage leaves, Italian Salvia officinalis L. ozs. Sampson Snake-root Gentiana ochroleuca Froel. lbs. Sarsaparilla, Honduras Smilax officinalis B. H. K. lbs. Silkweed root Asclepias syriaca L. lbs. Skunk Cabbage root Symplocarpus foetidus Salisb. lbs. Soapwort leaves Saponaria officinalis L. ozs. Salomon’s-seal root Polygonatum officinale All. lbs. Southern-wood herb Artemisia Abrotanum L. ozs. Spearmint leaves Mentha viridis L. ozs. Spikenard root Aralia racemosa L. lbs. Star-grass Aletris farinosa L. lbs. Stillingia root Stillingia silvatica L. lbs. Stone-root Collinsonia canadensis L. lbs. Stramonium leaves Datura Stramonium L. ozs. Sweet Basil leaves Ocimum Basilicum L. Sweet Clover herb Melilotus officinalis Desr. ozs. Sweet Fern leaves Myrica asplenifolia Banks lbs. Sweet Flag root Acorus Calamus L. lbs. Sweet-gum bark Liquidambar styra- ciflua L. ozs. Sweet Majoram leaves Origanum Majorana L. lbs. Tag Alder bark Alnus serrulata Willd. ozs. Tamarac bark Larix americana Michx. ozs. Tansy leaves Tanacetum vulgare L. ozs. Thimble-weed herb Rudbeckia laciniata L. Thyme leaves Thymus vulgaris L. lbs. Tormentilla root Potentilla Tormentilla Scop. Turkey-corn root Dicentra canadensis DC. lbs. Twin-leaf root Jeffersonia diphylla Pers. Valerian root Valeriana officinalis L. lbs. Virginia Snake-root Aristolochia Ser- pentaria L. lbs. Wahoo, bark of root Evonymus atro- purpureus Jacq. lbs. Wahoo, bark of tree Evonymus atro- purpureus lbs. White Bryony root Bryonia alba L. lbs. White Clover tops Trifolium repens L. ozs. White Hellebore root Veratrum album L. lbs. White Indian Hemp root Asclepias incarnata L. lbs. White Oak bark Quercus alba L. lbs. White Snake-root Eupatorium aromaticum L. lbs. Wild Cherry bark Prunus serotina Ehrh. lbs. Wild Ginger Asarum Canadense L. lbs. Wild Indigo root Baptisia tinctoria R. Br. lbs. Wild Lettuce leaves Lactuca canadensis L. ozs. =3) Flaschen, Kanister,= Ramièren, Blechdosen, Estagnons (Blechkannen), Barrels, Oxhofte, Tonnen (puns), Fässer, Fässchen (kegs), Drums, Casks, Tins, Cans, Pots, Bottles. _Perubalsam._ Rechteckige Metallkanister mit verschraubbarer Öffnung und quadratischem Querschnitt (20 cm). Höhe 30 cm. Oben Handgriff (Taf. XXX, Fig. 274 u. 275, 287, 288). 2 Kanister (à 25 kg) in einer Kiste. (Die Kanister kommen mit Maschinenöl aus England nach Zentralamerika, werden dort gereinigt und zum Transport des _Perubalsams_ verwandt.) _Tolubalsam._ Zylindrische Kanister aus dünnem Blech mit rundem Querschnitt, 15 cm, Höhe 25 cm. Meist 2 in einer Kiste. Selten kleine Kalebassen. _Copaivabalsam._ Zylindrische Metallkanister mit rundem Querschnitt (c. 28 cm), c. 45 cm Höhe (Taf. XXX u. XXXI), meist 2 Kanister von c. 18 kg in einer Kiste. (Bisweilen auch leere Petroleumkanister noch mit den entsprechenden Etiketten, Balsam daher vielfach trübe.) _Oleum citri_ und _Oleum aurantii._ Kupferne Kanister (Ramièren) von rundem Querschnitt, Durchmesser c. 45 cm, Höhe ohne Deckel c. 35 cm. Abgerundeter Boden, kleine zentrale Öffnung im Deckel (Taf. XXX u. XXXI, Fig. 275 u. 289). Die Ramièren von _Oleum citri_ halten 25 und 50 kg. _Oleum geranii._ Zinkblechkanister in Form einer Destillierblase, c. 45 cm Durchmesser, mit rundem Querschnitt, verjüngtem oberen Teil. Mit dicken Schnüren umzogen (Taf. XXX u. XXXI, Fig. 275 u. 258), oder 15 Flaschen à 850 g in einer Kiste; oder Töpfe von c. 100 kg, oder Trommeln von c. 20 kg. _Oleum cassiae_ und _Oleum Anisi Stellati_. Bleikanister von zylindrischer Form und rundem Querschnitt (21 cm), Höhe 24 cm, mit chinesischem Pflanzenpapier überklebt und mit gelbem Firniß überzogen. In der Mitte des Deckels runde, leichtverschließbare Öffnung von 3 cm Durchmesser. Am Deckel zwei Handhaben (Taf. XXX). Inhalt c. 7½ kg. 4 Kanister in einer Kiste (Fig. 289). _Citronellöl_ (Ceylon). Rechteckige Blechkanister von quadratischem Querschnitt (15 cm), Höhe 36 cm. Verlötbare Öffnung im oberen Deckel. Aufgeklebtes Etikett: Citronella-oil Singapore, Strait Settlements (Taf. XXX, Fig. 275), oder in Kanistern à 18 kg, oder großen eisernen Trommeln von 500 kg. In London gesehen in eisernen Fässern (Barrels) à 350–400 kg. _Rosenöl_ (_bulgarisches_). Runde, flache Blechflaschen von verschiedenem Durchmesser: 14, 16, 23 cm usw., oben mit kleiner runder Öffnung, die verschlossen und versiegelt ist. Siegel: Kezanlik oder and. Die Blechflaschen sind oft in dicken Filz eingenäht. Inhalt ¼, ½ oder 1 kg (Taf. XXX u. XXXI, Fig. 275). _Pfefferminzöl_ englisches. Große zylindrische Flaschen aus blauem Glas (Taf. XXX u. XXXI). [Illustration: Fig. 291. Mit _Aloësaft_ gefüllte Gärfässer vor der Faktorei (Capland).] _Pfefferminzöl_ amerikanisches. Kleinere Flaschen aus blauem Glas (Fig. 275), mit breiter Etikette: ~H. G. Hotschkiss~, Lyons, Wayne County n. y. New York (U. S. A.). Verpackung der Flaschen in archeartigen Kisten mit dachförmigem Deckel (c. 75 cm lang und in der Mitte c. 45 cm hoch) (Taf. XXX, Fig. 289). Kisten à 18 Flaschen. Oder in Blechflaschen (tins oder cans) in gleichen Kisten. ~A. M. Todd~, Kisten à 3 Can à 20 lbs. _Japan. Pfefferminzöl_ in Blechdosen mit origineller Trade-Marke. Kisten à 12 Can à 12 lbs (Fig. 289). _Ylang-Ylang-Öl._ Glasstöpselflaschen mit Etikett à ½ oder 1 kg. _Cajeput-Öl._ In allen möglichen leeren (Rotwein-, Rum-, Kognak-) Flaschen, die in eigenartige quadratische Behälter verpackt sind, welche aus den nebeneinandergelegten Abschnitten der Blattstiele der _Sagopalme_ (_Metroxylon_) hergestellt sind. Breite und Tiefe des Behälters c. 55 cm, Höhe c. 45 cm. Oben und unten zwei hölzerne Riegel, die durch Rotangstreifen miteinander verbunden sind (Taf. XXXI u. Fig. 275). Packmaterial: die destillierten und dann getrockneten Blätter der _Cajeput_pflanze. Jetzt oft in Kisten à 50 Flaschen à 0,6 Liter = 552 g. _Campher_ in Broten von c. 2½ kg. _Kanadabalsam._ Kanister, zu zwei in Kisten vereinigt, c. 20 kg. _Manilaelemi._ Kanister à 18 kg, zu zwei in einer Kiste. _Styrax liquidus._ Kanister à 20 kg, zu zwei in einer Kiste oder in Fässern à 200 kg. _Gurjunbalsam_ in Kanistern à 18 kg, zu zwei in einer Kiste. _Oleum Anisi vulgaris_, russisch. Blechflaschen von c. 15 kg, 6 in einer Kiste. _Oleum Bergamottae._ Kisten à 1 Ramière = 12½ kg. _Zimtöl_, Ceylon. Kisten à 12 Flaschen à 25 Oz, oder à 20 Flaschen à 26 Oz. [Illustration: Fig. 292. _Sandelholz_lager in Bangalore. [Aus +Roure-Bertrand+ fils Berichte.]] _Oleum Rosmarini_ und _Oleum Lavandulae_ in Blechkannen (Estagnons) à 25 kg (Fig. 289). _Lemongrasöl_ in leeren Weinflaschen, Packmaterial Reisstroh, je 12 in einer Kiste, c. 7.5 kg (Fig. 289). _Ricinusöl._ Kisten à 4 Can à 20 kg oder Barrels à c. 180 kg. _Tamarinden._ Oxhofte à c. 350 kg, Barrels à c. 180 kg. _Teer._ Tonnen à c. 160 kg. _Galipot._ Fässer à c. 350 kg. _Orlean_, Guadeloupe. Oxhofte von c. 200 kg. _Terpentin_, französ. Barrels von c. 130 kg oder Kisten à 2 Can von c. 120 kg. _Terpentinöl_, amerikanische Barrels von c. 180 kg. _Rhiz. zingiber. condit._ Runde Porzellantöpfe mit blauer Bemalung, oben mit runder Öffnung, mit Stuhlrohrstreifen umschnürt und zwei Handhaben aus Stuhlrohr (Fig. 275). _Curare_ findet sich entweder in kleinen, oft zu mehreren in einer Enveloppe vereinigten Töpfen (_Tubocurare_) oder in kleinen Calebassen (_Calebassencurare_) oder in Bamburöhren (_Bambucurare_) (Fig. 290). 4) =Unverpackt.= Lose und +unverpackt+ werden einige Hölzer, z. B. _Sassafras_, _Sandelholz_ (Fig. 292), wohl auch _Guajacholz_, _Quassia_ versandt, die direkt in den Schiffsraum geworfen und auch später ohne Emballage verstaut werden. Auch _Hausenblase_ (in drei Formen als: Tongues, Oysters und plates) ist lose im Handel (Fig. 274). Verpackungen sind auch auf den Fig. 209–212, 218–220, 242, 248, 250–251, 256–260, 265–267 zu finden. Alle Einteilungen, alle Systeme sind nur Notbehelfe. Natura non facit saltus. VI. Pharmakognostische Systeme. Bibliographie der Hand- und Lehrbücher der Pharmakognosie, sowie verwandter Zweige von +Pomet+ an. Die Frage, wie man den Stoff anzuordnen habe, ist vielfach ventiliert worden und es sind ziemlich verschiedene Systeme hierfür benutzt worden. Ich halte die Wahl des Systems für ziemlich gleichgültig. Ich bevorzuge jedoch, da eine in allen Punkten befriedigende chemische Einteilung zurzeit noch unmöglich ist (s. weiter hinten), die Anordnung nach den natürlichen Familien, da diese eine chemische Einteilung vorbereitet, die das letzte Ziel aller pharmakognostischen Einteilungen ist. ~Pereira~, der bekanntlich die Pharmakognosie noch nicht von der Pharmakologie trennt und auch noch die chemischen Arzneimittel einbezieht, zählt in seinen +Elements of materia medica+ (2. Aufl. 1842–43, deutsch von ~Buchheim~) folgende Einteilungsmöglichkeiten auf, die ich, durch einige weitere vermehrt, hier zugrunde legen will. Zunächst die =alphabetische Anordnung=, die in folgenden Werken benutzt wurde: ~Nic. Lémery~, +Traité universel des drogues simples+, mises en ordre alphabétique. Ou l’on trouve leurs differens noms, leur origine, leur choix, les principes qu’elles renferment, leurs qualitez, leur étimologie et tout ce qu’il y a de particulier dans les Animaux, dans les Végétaux et dans les Minéraux. Ouvrage dépendant de la Pharmacopée universelle Paris 1698 und 1714, Amst. 1716. Paris 1723 par ~B. de Jussieu~, 3 Edit. 1733. 4 Edit. 1782 avec 24 pl. (Die erste Auflage ohne Abbild.) Deutsch von ~Chr. Fr. Richter~, Vollst. Materiallexikon, Leipzig 1721. Dann: +Dictionnaire général des drogues+ simples et composées de ~Lémery~. (zuerst Rotterdam 1727), revu par ~S. Morelot~, 2 Vol. Paris 1807, mit zahlreichen Tafeln. Holländisch: Woordenboek of algemeene verzameling der enkele droogeryen 1743. ~Jos. Miller~, +Botanicum officinale+. London 1722. +Das erste englische Lehrbuch der Pharmakognosie.+ ~Joh. Jac. Manget~, Bibliotheca pharmaceutica s. thesaurus refertissimus materiae medicae. Genev. 1703. ~M. de la Beyrie~ et ~M. Goulin~, Dictionnaire raisonné-universel de matière médicale. 8 Vol. Paris 1773. J. ~Rutty~, Materia medica antiqua et nova repurgata et illustrata. Rotterdam 1775. ~Kruitmann~, Lexicon exoticorum oder Beschr. d. ostindisch. u. westind. Materialien. 1730. ~W. Lewis~, An experimental history of materia medica 1761 und 1791 (by +Aikin+). ~J. A. Paris~, +Pharmakologie+ 1820, 1833, 1838, 1842. ~W. T. Brande~, +Manual of pharmacy+, London 1825 und a +dictionnary of materia medica+, London 1839. Deutsch (von ~Fr. Wolff~), Handb. d. Materia medica und Pharmacie. ~Mart. Nic. Beets~: +Woordenboek van Droogeryen+. Amsterd. 1825. ~Chevaller~, ~Richard~ et ~Guillemin~, +Dictionnaire des drogues simples et comp.+ Paris 1827/29. ~L. Martinet~, +Manuel de thérapeutique et de matière médicale+. Paris 1828. ~F. V. Mérat~ et ~A. J. de Lens~, +Dictionnaire universel de matière médicale et de thérapeutique génér+. 6 B. 1829–34. ~F. P. Dulk~ und ~Sachs~, +Handwörterbuch der prakt. Heilmittellehre+. Königsberg 1832. ~E. F. Anthon~, +Handwörterbuch der chemisch-pharmazeutischen und pharmakognostischen Nomenklaturen+. Nürnberg 1833 u. 1861. ~W. L. Bachmann~, +Handwörterbuch der prakt. Apothekerkunst+. Nürnberg 1836–39. ~Richard~, +Dictionnaire des drogues simples et composées+. Paris 1827–29. 5 B. E. ~Winkler~, +Vollständiges Reallexikon der medizinisch-pharmazeut. Naturgesch. und Rohwaarenkunde+. 2 B. Leipzig 1838–42. ~Ed.~ (Arzt) und ~Jul.~ (Apotheker) ~Martiny~, +Enzyklopädie der medizin.-pharmazeut. Naturalien- und Rohwaarenkunde+. 2 B. Quedlinburg 1843–1854. ~G. C. Wittstein~, +Handwörterbuch der Pharmakognosie des Pflanzenreiches+. (II. Abt. 2 T. der Enzyklopädie der Naturwissenschaften.) Breslau 1883. Alphabetisch nach den deutschen Namen. Auch etymologisch, aber mit Vorsicht zu benutzen. ~C. Hartwich~, +Die neuen Arzneidrogen aus dem Pflanzenreiche+. Berlin 1897. Auch das vorzügliche Werk: ~Caspar Neumann~, +Chymiae medicae dogmatico-experimentalis+, Tom. X oder der gründlichen und mit Experimenten erwiesenen medizinischen Chymie 10 B. ed. ~Zimmermann~, Schneeberg 1740 und ed. ~Kessel~, Züllichau 1749–55 (englisch [von ~Lewis~] London 1760 und 1773), wagt noch keine Einteilung auf chemischer Grundlage, sondern führt die Drogen alphabetisch auf. Es erstrebt keine Vollständigkeit, sondern enthält nur die Drogen und Pflanzen, die bereits chemisch -- besondere von ~Neumann~ selbst -- untersucht wurden. Alphabetisch sind die Drogen auch abgehandelt in den +Universalpharmakopöen+, den +Kommentaren+, den +Handbüchern der pharmazeutischen Praxis+ usw., z. B. in: ~N. Lémery~, +Pharmacopée universelle+. Paris 1697 und 1754. ~Ph. L. Geiger~, +Pharmacopoea universalis+. Heidelberg 1835. ~H. Hager~, ~B. Fischer~ und ~C. Hartwich~, +Kommentar zum Arzneibuch für das Deutsche Reich+. Berlin 1891. Die Drogen von ~C. Hartwich~. ~B. Fischer~ und ~Hartwich~, Hagers +Handbuch der pharmazeut. Praxis+. Berlin 1902. Die Drogen gut illustriert und vorzüglich bearbeitet von ~C. Hartwich~. ~G. F. Bergh~, ~Th. Delphin~, ~A. Blomquist~ und ~R. Westling~, +Kommentar till Svenska Farmakopén+. Stockholm 1905–1908. Die Drogen gut illustriert. +Realenzyklopädie der gesamten Pharmazie.+ Herausg. v. ~Geissler~ und ~Moeller~, 1885–1891. 2. Aufl. herausg. von ~Moeller~ und ~Thoms~. Die Drogen, gut illustriert, von ~T. F. Hanansek~, ~Hartwich~, ~Moeller~, ~Tschirch~ u. and. bearbeitet. Der Realenzyklopädie entspricht das +National standard dispensatory+ by ~Hare~, ~Caspari~ and ~Rusby~. Philadelphia 1907. Die Drogen von Rusby. +Kings American dispensatory+ by ~H. W. Felter~ and ~John Uri Lloyd~. 3 Revis. 2 Vol. Cincinnati 1898. Diese alphabetische Einteilung ist nun aber gar keine Einteilung, sondern ein Notbehelf, zudem, wenn in Lehrbüchern angewendet, die Bankerotterklärung der Pharmakognosie als Wissenschaft, wie ~Schleiden~ bemerkt. ~Pereira~ führt als Grund für eine derartige Gruppierung an, daß man bei ihr jede Substanz leicht auffinden könne und Fehler in der Einteilung vermeide. Von =systematischen Einteilungen= führt ~Pereira~ an: 1. Einteilung nach den sensiblen Eigenschaften. Diese Klassifikation, die sich auf +Farbe+, +Geschmack+ und +Geruch+ der Drogen gründet, ist natürlich sehr unvollkommen, hat aber auch ihre Vertreter gefunden. ~Flückiger~ benutzte sie gern für die Unterabteilungen (S. 226). ~Jon. Osborne~, +On the indications afforded by the sensible qualities of plants with respect to their medical properties+ 1828. ~A. F. A. Greeves~, +An essay on the varieties and distinctions of tastes and smells and on the arrangement of the materia medica+ (in ~Duncan~, Suppl. to the Edinb. new dispensatory 1829). ~Pereira~ teilt ~Greeves~ Einteilung mit. 2. Einteilung nach den naturhistorischen Eigenschaften. (Systematisch-botanische Systeme.) «Sie bezieht sich meist auf die äußere Form und Struktur, bei Pflanzen und Tieren auf die Organisation, bei den mineralischen Körpern auf die Kristallisation», d. h. mit anderen Worten: die pflanzlichen und tierischen Drogen werden +nach den künstlichen oder natürlichen Familien+ angeordnet. Die ersten, die diese Anordnung, die man die +systematisch-botanische+ nennen kann, wählten, waren ~Dale~ und ~Murray~. ~Samuel Dale~, +Pharmacologia+. London 1693. ~J. A. Murray~, +Apparatus medicaminum+ tam simplicium quam praeparatorum et compositorum. 5 Vol. Göttingen 1776–1789. Vol. 6, post mort. ed. ~Althof~. 1792, von diesem auch die Edit. altera in 6 B. 1793–94. Deutsche Übersetzung von ~Seeger~, ~Murrays~ Arzneivorrath. Braunschw. 1778–1791 (B. 6 1792 von ~Althof~). Der zweite Teil des Werkes: Regn. minerale von ~J. F. Gmelin~, 1795–96. Ihm folgten: ~Jo. Dav. Schoepf~, +Materia medica americana+ potissimum regni vegetabilis. Erlang. 1787. (Neudruck in Bulletin of the Lloyd Library in Cincinnati). ~A. Richard~, +Botanique médicale+. Paris 1823. (Übers. v. ~Kunze~ und ~Kummer~, Berlin 1824–26), und Elemens d’histoire naturelle médicale. Bruxelles 1831. ~P. I. Smyttère~, +Phytologie pharmaceutique et médicale+. Paris 1829. ~J. F. L. Nees von Esenbeck~ und ~L. N. Ebermaier~, +Handbuch der medizinisch-pharmazeut. Botanik+. 3 T. Düsseldorf 1830–32. ~N. J. B. G. Guibourt~, +Histoire abregée des drogues simples+, später: +Histoire naturelle des drogues simples+. Paris 1820. (Deutsch v. ~Bischoff~: Pharmazeut. Warenkunde 1823). 2. Ed. 1826. 3. Ed. 1836 (deutsch v. ~Martius~). 4. Ed. 1839. 5. Ed. 1849, mit 600 Figuren, 6. Ed. von ~G. Planchon~: Histoire naturelle des drogues simples. 4 Vol. Paris 1869–70. 7 Ed. 1876. 4 Vol. mit 1077 vorwiegend morphologischen Figuren. Die wichtigste französische Pharmakognosie aus früherer Zeit. Nachtrag zu ~Guibourts~ Warenkunde: ~Th. W. C. Martius~, +Das neueste aus dem Gebiete der Pharmakognosie+. Nürnberg 1830. ~V. Fr. Kosteletzky~, +Allgem. mediz.-pharmazeut. Flora+. 6. B. Prag und Mannheim 1831–36. ~Wiggers~ (und ~Carl Müller~), +Grundriß der Pharmakognosie+. Göttingen 1840. 5. Aufl.: +Handbuch der Pharmakognosie+ 1864. ~G. W. Bischoff~, +Medizin.-pharmazeut. Botanik+. Erlangen 1843. 2. Ausg. 1847. ~Endlicher~, +Die Medizinalpflanzen der österreichischen Pharmakopoee+. Wien 1842. ~K. F. Ph. Martius~, +Systema materiae medicae vegetabilis brasiliensis+. Lips. 1842. ~Schroff~, +Lehrbuch der Pharmakognosie+. Wien 1853. 2. Aufl. 1869. Sehr wichtig sind die beiden folgenden Werke: ~Jonathan Pereira~, +The elements of materia medica and Therapeutics+. London, (1. Aufl. 1837 [unter anderem Titel], 2. Aufl. 1842, 3. Aufl. 1849–1853, 4. Aufl. 1854–1857). Neue Aufl. von ~Bentley and Redwood~. London 1874. Wichtigstes Werk der englischen Pharmakognosie aus früherer Zeit. Die erste Aufl. deutsch von ~Behrend~ 1838, die zweite deutsch von ~Buchheim~ unter dem Titel: Handbuch der Heilmittellehre. Leipzig 1842. ~D. A. Rosenthal~, +Synopsis plantarum diaphoricarum+. Systemat. Übersicht der Heil-, Nutz- und Giftpflanzen aller Länder. Erlangen 1861. Dies System ist in späterer Zeit wohl hauptsächlich deshalb verlassen worden, weil es ~Schleiden~ 1857 schlecht machte. Er sagt in seinem +Handbuch der botanischen Pharmakognosie+: «Diese Systeme (d. h. die systematisch-botanischen), die auf den ersten Anblick den Schein großer Wissenschaftlichkeit haben, sind gleichwohl die allerunwissenschaftlichsten und unbrauchbarsten. Zunächst enthalten sie das stillschweigende Eingeständnis, daß es gar keine Pharmakognosie als selbständige wissenschaftliche Disziplin gebe und geben könne. Jede wissenschaftliche Disziplin muß die systematische Verteilung ihres Stoffes eben diesem Stoff und seiner Natur entlehnen, sonst ist sie entweder keine selbständige Wissenschaft oder ihr System ist ein falsches. Gegenstand der Pharmakognosie sind aber nicht die Pflanzen als solche, sondern die Droguen als solche. Von ihnen allein dürfen also die Grundsätze für ihre systematische Anordnung entlehnt werden.» Das ist gewiß richtig. Aber die systematisch-botanische Einteilung gewinnt im Lichte der Ergebnisse der neueren Pharmakochemie doch an Bedeutung, wenn man berücksichtigt, daß die Pflanzen derselben Familie nicht nur, wie die besonders unter ~Radlkofers~ Einfluß entwickelte anatomisch-systematische Richtung (~Solereder~ u. a.) zeigte, durch ähnliche anatomische Verhältnisse, sondern, wie die +vergleichende Pharmakochemie+ lehrt, auch durch ähnliche chemische Eigenschaften, durch gleiche oder verwandte Bestandteile miteinander verbunden sind. Daß zwischen der systematischen Stellung einer Pflanze, oder wie man damals sagte, «der Form» oder «Fruktifikation» und ihren (natürlich auf den Bestandteilen fußenden) Heilwirkungen (vires) Beziehungen bestehen müssen, betonten schon der geistvolle ~Rud. Jac. Camerarius~ (+de convenientia plantarum in fructificatione et viribus+, Tübing. 1699) und ~James Petiver~ (Philosoph. transact. 1699), der durch den Versuch beweisen wollte, «daß Pflanzen von demselben Bau oder derselben Klasse im allgemeinen die gleiche Kraft (vertue) besitzen» . «Denn da die Organe und der Bau aller Pflanzen von derselben Familie oder Klasse meist dieselben Gefäße und Gänge besitzen müssen, um die ihnen zukommende Bildung zu erreichen, können auch die darin enthaltenen und zirkulierenden Säfte nicht so sehr verschieden sein; und da meistens auch Geruch und Geschmack eine große Übereinstimmung zeigen, so können doch wohl auch die Kräfte nicht sehr heterogen sein.» Als Beispiele führt ~Petiver~ bereits die Klassen an, die wir heute _Labiaten_ und _Umbelliferen_ nennen. Auch ~Linné~ bemerkt in den Amoenitates: «Plantae quae genere conveniunt, etiam virtute conveniunt; quae ordine naturali continentur, etiam virtute proprius accedunt; quae classe naturali congruunt, etiam viribus quodammodo congruunt.» Ähnlich äußert sich ~Caesalpini~: «Plantae quae generis societate junguntur, plerumque et similes possident facultates.» Später haben dann ~Isenflamm~ (Methodus plantarum medicinae clinicae adminiculum, Erlang. 1764), ~Wilke~ (de usu systematis sexualis in medicina, Gryphiswald. 1764), ~Gmelin~ (Botanica et chemia ad medicam applicatae Tüb. 1755), ~Willemet~ (An vires plantarum ex characteribus botanicis sunt inferendae, Nancy 1782); ~Jussieu~ (Mém. d. l. Soc. de Méd. 1786), ~Barton~ (Collection for an Essay towards a materia medica of the unit. stat. 1801), ~Cassel~ (Versuch über die natürl. Familien der Pflanzen mit Rücksicht auf ihre Heilkraft. Köln 1810) u. and. den Gedanken weiter verfolgt, der sich zu einem System verdichtete in der interessanten Schrift von: ~Aug. Pyr. de Candolle~, +Essai sur les propriétes médicales des plantes comparées avec leurs formes extérieures et leur classification naturelle+. Paris 1804 u. 1816. (Deutsch v. ~K. J. Perleb~. Aarau 1818.) Widerspruch erfuhr die Theorie besonders von ~Vogel~ (Mat. med.), ~Plaz~ (de plantarum virtutibus ex ipsarum charactere botanico nunquam cognoscendis 1762) und ~Gleditzsch~ (de methodo botanica dubio et fallaci virtutum in plantis indice. 1742). Später sind dann diese Gedanken vielfach weiter gesponnen worden in den Schriften: ~Maly~, De analogis plantarum affinium viribus. Prag 1823. ~H. H. Dierbach~, +Abhandl. über die Arzneikräfte der Pflanzen+, verglichen mit ihrer Struktur und ihren chemischen Bestandteilen. Lemgo 1831. ~Calvert et Ferrand~, Mém. sur la végétation considerée sous le point de vue chimique 1844. ~Herlant~, Etude sur les rapports entre les principes actifs et les caractères botan. des plantes officinales. Brux. 1878. ~Dragendorff~, Über d. Bezieh. zwischen chem. Bestandt. u. botan. Eigentümlichk. d. Pflanz. Petersburg 1879. ~Greshoff~, Gedanken über Pflanzenkräfte und phytochemische Verwandtschaft. Ber. d. pharmazeut. Ges. 1893. ~Rosenthaler~, Bezieh. zwischen Pflanzenchemie u. Systematik. Naturforschervers. Stuttgart 1906. * * * * * Durch eine systematisch-botanische Zusammenstellung treten die Ähnlichkeiten, die man sonst leicht übersehen hatte, oft geradezu erst hervor. So besitzt dies von ~Schleiden~ geschmähte System sogar heuristischen Wert. Es besitzt aber auch didaktischen, da es eine lebensvolle Verknüpfung zusammengehöriger Drogen in der Vorlesung ermöglicht, und deshalb hat sich seiner auch noch in neuerer Zeit ~Flückiger~ in seinem «+Grundriß der Pharmakognosie+» (Berlin 1883, 2. Aufl. 1894) bedient. Deshalb bediene ich mich seiner in der Vorlesung und deshalb habe ich dies System auch der Anordnung des Drogenmuseums des Berner pharmazeutischen Instituts zugrunde gelegt. Bereits in den «+Grundlagen der Pharmakognosie+» reden ~Flückiger~ und ich der Anlehnung an die natürlichen Pflanzenfamilien das Wort. «Die Benutzung eines auf diese gegründeten Systems eignet sich schon deshalb, weil die Kenntnis der Pflanzenfamilien vorausgesetzt werden darf, kaum noch im Zweifel läßt über die jeder Droge gebührende Stelle und nicht die Trennung der Teile oder Produkte gestattet, welche eine und dieselbe Pflanze liefert. Diese Vorzüge sind größer als der Nachteil, welcher darin erblickt werden mag, daß sich bei dieser Anordnung Dinge nahe gerückt finden, welche weder morphologisch noch in betreff der Heilwirkung irgend zusammengehören.» Für Pflanzen und Tiere ist es benutzt in: ~J. J. Virey~, +Histoire naturelle des médicaments des alimens et des poisons+. Paris 1820. 2 ed. 1826. ~A. L. A. Fée~, +Cours d’histoire nat.+ pharmaceut. ou histoire des substances usitées dans la thérapeutique, les arts et l’économie domestique. Paris 1828. ~A. Richard~, +Elemens d’histoire nat. med.+ Paris 1831–35. ~J. Johnstone~, +A therapeutic arrangement and syllabus of materia medica+. London 1835. ~E. Soubeiran~, +Nouveau traité de pharmacie théoret. et prat.+ 1836. 2. Aufl. 1840. Für Tiere in: ~J. F. Brandt~ und ~J. T. C. Ratzeburg~, +Medizin. Zoologie+. Getreue Darst. u. Beschreib. d. Tiere, die in der Arzneimittellehre in Betracht kommen. 3 B. 1827–33, mit 60 vorzügl. Kupfertafeln. ~P. L. Geiger~, +Handb. d. Pharmazie+. Heidelb. 1829. ~John Stephenson~, +Medical zoology and mineralogy+. London 1832. ~J. W. C. Martius~, +Lehrb. d. pharmazeut. Zoologie+ 1838. ~Martiny~, +Naturgeschichte der für die Heilkunde wichtigen Tiere+. Gießen 1854. m. 30 Taf. ~Moquin-Tandon~, +Eléments de zoologie médicale+. Paris 1860. 2 Edit. 1882 avec Fig. Des künstlichen ~Linné~schen Systems bedienen sich: ~C. Linné~, Materia medica 1749, 4. Aufl. Erlang. 1782, 5. Aufl. 1785 (~Ed. Schreber~). ~Schöpf~ (s. oben). ~P. J. Bergius~. +Materia medica e regno vegetabili+, sistens simplicia officinalia pariter atque culinaria. 2 B. Stockholm 1778. 2. Aufl. Stockholm 1782. ~P. L. Geiger~, +Handb. d. Pharmazie+. 3. Aufl. 1830, 5. Aufl. 1837/39. Bearb. von ~N. v. Esenbeck~, ~Dierbach~ und ~Cl. Marquart~. Auch der pharmakognostische Teil von ~C. G. Hagen~, +Lehrbuch der Apothekerkunst+, Königsberg 1778–82 (bis 1821 8. Aufl.), ordnet die Drogen nach dem Linnéschen System. In neuerer Zeit bedienten sich des +systematisch-botanischen Systems+: ~C. A. J. A. Oudemans~, +Aanteekeningen op het systematisch- en pharmacognostisch-botanische gedeelte+ der Pharmacopoea Neerlandica. Rotterdam 1854–56. ~W. Dymock~, +The vegetable Materia medica of Western India+. Bombay s. a. (1884). ~F. A. Flückiger~ and ~Dan. Hanbury~, +Pharmacographia+ a history of the principal drugs of vegetable origin, met with in great britain and british India. London 1874. 2. Ed. (by ~Flückiger~) 1879. Das wichtigste Werk der englischen Pharmakognosie, leider ohne Abbildungen. Französische Übersetzung (nach der 1. Aufl.) von ~J. L. de Lanessan~, Histoire des drogues d’origine végétale. 2 Vol. Paris 1878. avec 320 Fig. (par ~Hugon~). Als Ergänzung dazu: ~Dan. Hanbury~, +Science papers+, chiefly pharmacological and botanical. London 1876 (Edit. ~J. Juce~), mit Abbild. ~G. Planchon~, +Traité pratique de la détermination des drogues simples d’origine végétale+. 2 Vol. Paris 1875, mit Abbild. ~W. Dymock~, ~C. J. H. Warden~ und ~D. Hooper~, +Pharmacographia indica+, a history of the principal drugs of vegetable origin met with in British India. 3 Vol. London, Bombay, Calcutta 1890–1892, ohne Abbildungen. ~George Watt~, +Dictionary of the economic products of India+. 6 Vol. Calcutta 1889–1893, ohne Abbildungen. ~Lucius E. Sayre~, +A manual of organic materia medica and pharmacognosy+. Philadelphia 1895, with 543 Illustr. ~G. Planchon~ et ~E. Collin~, +Les drogues simples d’origine végétale+. 2 Vol. Paris 1896, mit 1379 Fig. (von ~Collin~), die anatomischen etwas schematisiert. Das Hauptwerk der französischen Pharmakognosie. ~G. Dragendorff~, +Die Heilpflanzen+ der verschiedenen Völker und Zeiten. Stuttgart 1898. Vollständiges Verzeichnis der ungefähr 12700 Heilpflanzen. Ähnliche Ziele wie ~Dragendorffs~ Heilpflanzen verfolgt: ~Ch. Pickering~, +Chronological history of plants+, man’s record of his own existence illustrated through their names uses and companionship. Boston 1879 (enthält 15000 Nummern der menschl. Nutzpflanzen, nach ~Flückiger~ [Botan. Zeit] eine kritiklose Zusammenhäufung). ~H. V. Rosendahl~, Lärobok i Farmakognosi med 347 Fig. Upsala 1897 (schwedisch). Berücksichtigt alle drei Reiche. ~B. A. Tichomiroff~, +Utschebnik Farmakognozii+. Moskau 1900, mit 157 Abbild. (Russisch). ~Louis Planchon~, +Précis de matière médicale+. 2 Vol. Tom. I avec 170 Fig. 1904, Tom. II avec 314 Fig. 1906. Recht gut für Studierende brauchbar, berücksichtigt auch die Bestandteile ausreichend. ~Planchon~ legt das System von ~Bentham~ und ~Hooker~ und ~Durands~ Index generum phanerogamarum zugrunde. ~W. Mitlacher~, +Toxikologisch und forensisch wichtige Pflanzen und vegetabilische Drogen+. Wien 1904. ~E. Gilg~, +Lehrbuch der Pharmakognosie+. Berlin 1905. +Die Lehrbücher, welche nur den botanischen Teil der Pharmakognosie behandeln und den chemischen Teil entweder ganz unterdrücken oder nach anderen Lehrbüchern und nicht auf Grund eigener Erfahrung oder nach den Quellen behandeln, sind keine Lehrbücher der Pharmakognosie, sondern Lehrbücher der Pharmakobotanik oder botanischen Pharmakognosie+, wie sie schon ~Schleiden~ richtig benennt. 3. Einteilung nach den in der Medizin gebräuchlichen Teilen. (Morphologische Systeme.) Dieser Einteilung wurden die äußeren morphologischen Charaktere der Drogen zugrunde gelegt, d. h. die Samen, Rinden, Wurzeln, Blätter usw. zusammengestellt, das morphologisch-gleichartige miteinander vereinigt. Dies System benutzte zuerst, aber in sehr unvollkommener Weise: ~Pomet~, +Histoire générale des drogues simples et comporés+. Renfermant dans les trois classes des Végétaux, des Animaux et des Mineraux, tout ce qui est l’objet de la Physique, de la Chimie, de la Pharmacie et des Arts les plus utiles à la société des hommes. 2 Vol. Paris, mit Abbild. im Text. 1694. 2 Edit. (par ~Pomet~ fils) mit zahlreichen Tafeln. 1735. Die erste Pharmakognosie in unserem Sinne (vgl. Geschichte). Auch noch sehr unvollkommen ist das System in dem nur ausländische Drogen usw. behandelnden Werke: ~Mich. Bernh. Valentini~, +Museum museorum+ oder vollständige Schaubühne aller Materialien und Spezereyen nebst deren natürlichen Beschreibung, Election, Nutzen und Gebrauch, aus anderen Material-, Kunst- und Naturalien-Kammern, Oost- und West-Indischen Reiß-Beschreibungen, curiosen Zeit- und Tag-Registern etc. 2 B. Frankfurt 1704–1714. Mit historisch interessanten «etlich hundert sauberen Kupfferstöcken» (und derselbe: Historia simplicium reformata sub Musei Museorum titulo antehac in vernacula edita p. ~C. Becker~, 1716 und 1723). Das Werk ist wissenschaftlich unbedeutend, die Abbildungen schlecht und zum Teil anderen Werken (~Pomet~) entnommen. ~Steph. Franc. Geoffroy~, +Tractatus de materia medica+ sive de medicamentorum simplicium historia, virtute, delectu et usu. 3 Vol. Paris 1741. 1 B. de fossilibus, 2 B. de vegetabilibus exoticis, 3 B. de vegetabilibus indigenis. Franz.: Traité de la matière médicale ou de l’histoire, des vertus, du choix, et de l’usage des rémedes simples Paris 1757 (dazu: Les figures des plantes d’usage en médecine, décrits dans le matière médicale de ~Geoffroy~, dessinés par de ~Garsault~, 643 Tafeln); deutsch: 1760–1766. Der zweite Band ist nach den Pflanzenteilen geordnet und enthält die 9 Kapitel: de radicibus, de corticibus, de lignis, de plantis quibusdam maritimis, de surculis quibusdam, foliis et floribus, de fructibus et seminibus, de plantarum succis liquidis et concretis (de resinis liquidis, d. r. solidis, de succis gummosis, de gummi-resinis), de succis arte quadam e plantis extractis, de tuberibus, fungis et adnatis quibusdam vegetabilibus. Innerhalb dieser Kapitel sind die Drogen alphabetisch geordnet. Der dritte Band ist alphabetisch nach den Stammpflanzennamen geordnet. ~Geoffroy~ benutzt also ein gemischtes System. Das Werk, dessen lateinische Ausgabe nur die anorganischen und vegetabilischen Drogen behandelt, enthält auch Arzneivorschriften bei den einzelnen Drogen, wendet sich also wohl vornehmlich an Ärzte. Es ist von wissenschaftlichem Werte (siehe Geschichte). ~R. A. Vogel~, +Historia materiae medicae+. Lugd. Bat. 1758, 1764, 1768. ~C. Alston~, +Lectures on materia medica+. 2 Vol. London 1770. ~J. L. Ebermaier~, +Taschenbuch der Pharmazie+ 1809. ~J. B. Trommsdorff~, +Handbuch der pharmazeutischen Waarenkunde+. Erfurt 1799. 2. Aufl. 1806. 3. Aufl. 1822. Die erste Pharmakognosie in deutscher Sprache. ~Trommsdorff~, der die Pharmakognosie als einen Teil der gesamten Warenkunde vortrug, und alle drei Reiche behandelt, ordnete die Drogen nach organographischen Prinzipien. Er begann mit den Cryptogamen, behandelte dann die Wurzeln, Stengel, Hölzer, Rinden usw. ~F. Goebel~ und ~G. Kunze~, +Pharmazeutische Waarenkunde+. Eisenach 1827–1834. 2 B. mit zahlr. Taf. ~J. W. C. Martius~, +Grundriß der Pharmakognosie d. Pflanzenreiches+. Erlangen 1832. Der Grundriß von ~Martius~ ist nicht viel anderes als die Neubearbeitung des zweiten Teiles des Werkes von ~Trommsdorff~ (s. oben). ~Martius~ beschränkt sich auf das Pflanzenreich. ~J. W.~ und ~Fr. Döbereiner~, +Deutsches Apothekerbuch+, Abteilung: Pharmazeutische Technologie und Warenkunde. Stuttgart 1842. Innerhalb der einzelnen Gruppen erfolgte dann die Anordnung meist nach dem Alphabet, so z. B. bei ~Martius~, ~Geoffroy~; was ~Schleiden~ das «+unrein pharmakognostische oder pharmakognostisch-alphabetische System+» nennt, später dann auch nach dem natürlichen Pflanzensystem. Das «+vollständig pharmakognostische System+» wurde zuerst von ~Berg~ 1851 aufgestellt und besonders von ~Schleiden~ (1857) verteidigt. Es ist, wie ~Schleiden~ sagt, «durchweg den Drogen als solchen und ihrer eigentümlichen Natur entlehnt». ~Schleiden~ unterscheidet zunächst als erste Abteilung: Ganze Pflanzen oder Pflanzenteile mit den Strukturverhältnissen organischer Gewebe versehen. Die erste Unterabteilung umfaßt: Vollständige Pflanzen oder Drogen, die wenigstens alle diejenigen Organteile besitzen, welche zu einer vollständigen botanisch-systematischen Bestimmung der Pflanzen nötig sind. Diese Abteilung, die die Kräuter umfaßt, gliedert er nach dem natürlichen Pflanzensystem, «da wir die hierher gehörigen Pflanzen ganz wie Pflanzen behandeln dürfen». Die zweite Unterabteilung umfaßt: Teile der Pflanzen, welche zur vollständigen botanisch-systematischen Bestimmung der Pflanzen nicht hinreichend sind. Diese Unterabteilung enthält das Gros der Pflanzendrogen: die kryptogamischen Drogen, die Wurzeln, Stämme, Hölzer, Rinden, Blätter, Knospen, Blüten, Früchte, Samen, Teile von Früchten und Samen und Drogen mit organischer Gewebestruktur, die nicht als bestimmte Pflanzenteile erscheinen. Die weitere Einteilung dieser großen Klassen basiert ~Schleiden~ auf leicht erkennbare äußere Merkmale sowohl «empirische oder sinnliche» oder «wissenschaftliche», wie z. B. Farbe, Querbruch, Größe und Verteilung der Gefäße, Vorhandensein oder Fehlen von Korkwärzchen usw. Bei den Früchten, Blättern und Blüten legt er die botanisch-morphologische Einteilung derselben zugrunde, bei den Samen die Beschaffenheit des Keims, Vorhandensein und Fehlen von Endosperm u. a. m. Auch hier wird wieder die weitere Gliederung nach Pflanzenfamilien gemacht. Bei den Rinden dagegen benutzt er den Geschmack als Einteilungsprinzip. Die zweite große Abteilung umfaßt die Stoffe, welche aus den Pflanzen abgeschieden sind und keine organisch-zellige Struktur zeigen. Und zwar zunächst die Stoffe, welche in bestimmt geformten Körnern vorkommen (Stärke), dann Stoffe, welche als Gemenge verschiedener formloser oder körniger Substanzen unter dem Mikroskop erkannt werden können (_Traganth_) und endlich Stoffe, welche unter dem Mikroskop homogen erscheinen (Harze, Öle). Daß dies System noch manche Mängel besitzt, ist klar und es wurde daher in der Folgezeit mannigfaltig, besonders im einzelnen modifiziert. Aber die allgemeinen Grundsätze desselben wurden doch ziemlich allgemein akzeptiert. ~Schleiden~ verfolgte mit seinem Systeme einen praktischen Zweck. Es sollte zugleich ein Schlüssel sein für die Diagnose. Es sollte ermöglichen, eine unbekannte Droge aufzufinden, zu erkennen. Auf pharmakognostisch-morphologischer, d. h. organographischer Grundlage bauten ihre Systeme auf: ~Otto Berg~, +Pharmazeutische Waarenkunde. Pharmakognosie des Pflanzen- und Tierreiches+. Berlin 1851 (als zweiter Band der 2. Aufl. der pharmazeut. Botanik). 2. Aufl. 1858. 3. Aufl. 1863. 4. Aufl. 1869. 5. Aufl. 1879 (von der 4. Aufl. an herausg. von ~A. Garcke~). Ohne Abbildungen (der anatomische Atlas bildet die Ergänzung). ~Berg~ bemerkt in der ersten Auflage (1851): «Um eine natürliche Methode der Klassifikation für die pharmazeutische Warenkunde zu erreichen, habe ich die Rohwaren nach ihrer organischen Bedeutung, wenn sie eine Struktur besitzen und nach ihrer chemischen Beziehung, wenn sie strukturlos sind, in Klassen gebracht, diese nach den wesentlichen Bestandteilen in Ordnungen geteilt und die einzelnen Arten jeder Ordnung nach ihrer Verwandschaft zusammengestellt.» «+Die Beschreibung des inneren Baues gehört bei den mit einer Struktur versehenen Droguen gleichfalls zur Naturgeschichte derselben+, und um so mehr, als die äußere Beschaffenheit, Textur und durch diese der Bruch, von der Anordnung der Elementarorgane abhängen. +Häufig läßt sich auch mit dem Mikroskop entweder unmittelbar oder auf mikrochemischem Wege der Sitz der wesentlichen Bestandteile entdecken+, so daß dadurch ein Kriterium für die Güte der Handelssorten einer Drogue gewonnen werden kann.» ~Berg~, +der also schon vor 58 Jahren die Bedeutung der Anatomie und Mikrochemie für die Pharmakognosie erkannte+, zieht zur Einteilung mancherlei spezielle Merkmale herbei, bei den Wurzeln und Rhizomen z. B. Fehlen, Vorkommen und Verteilung der Balsambehälter und Milchgefäße, bei den Hölzern die Gefäße und Farbstoffe, bei den Rinden den Bruch und die Zeichnung des Querschnittbildes, bei den Blättern außer dem Umriß auch die Balsambehälter und Öldrüsen. Bei den Blüten und Früchten hält er sich an die botanisch-morphologische Einteilung. Auch ob ein Pflanzenteil frisch oder getrocknet verwendet wird, wird von ihm berücksichtigt. ~M. J. Schleiden~, +Handbuch d. botanischen Pharmakognosie+ für Ärzte, Apotheker und Botaniker. Leipzig 1857. Mit 82 Holzschn. ~Schleiden~ behandelt nur die Pflanzendrogen, gibt aber schon einige anatomische Abbildungen. ~Albert Wigand~, +Lehrbuch der Pharmakognosie+. Berlin 1863. 2. Aufl. 1874. 3. Aufl. 1879. 4. Aufl. 1887. Mit 188 Holzschn. ~Wigand~ behandelt alle drei Reiche. Er bevorzugt bei der Diagnose der Pflanzendrogen das Lupenbild. ~F. A. Flückiger~, +Lehrbuch der Pharmakognosie des Pflanzenreiches+. 1. Aufl. 1867. 2. Aufl. 1883. 3. Aufl. 1891. Mehr Handbuch wie Lehrbuch, daher schon auf dem Titelblatte der II. Auflage als +Pharmakognosie des Pflanzenreiches+ bezeichnet. Keine Abbildungen. ~Flückigers~ +Pharmakognosie ist epochal für die Entwicklung der Drogenkunde. Die moderne wissenschaftliche Pharmakognosie datiert vom Erscheinen dieses Buches+ (vgl. S. 12 und den Abschnitt Geschichte). ~Flückiger~ gibt in der ersten Auflage seines Lehrbuches (1867) eine «Übersicht nach praktischen Merkmalen», die auch das Mikroskop berücksichtigt, sonst aber besonders auf Geruch, Geschmack, Farbe, Form, Dicke, Bruch der nach organographischen Grundsätzen angeordneten Drogen abstellt. Er benutzt jedoch diese Einteilung selbst nicht, sondern macht sich ein einfacheres System zurecht, bei dem allerdings auch wieder Geruch und Geschmack neben morphologischen Merkmalen die Hauptrolle spielen. ~Flückiger~ teilt z. B. folgendermaßen ein: Halb oder ganz unterirdische Organe. I. Rhizome und Wurzeln der Monocotylen: a) nicht aromatische, b) aromatische. II. Rhizome und Wurzeln der Dicotylen: a) Wurzeln und Ausläufer von schleimigem und süßem Geschmacke, b) adstringierende Wurzeln, c) bitterliche oder bittere Rhizome, Wurzeln und Knollen: 1. nicht mit besonderen Saftschläuchen versehen, 2. von besonderen Schläuchen durchzogen; d) Wurzeln von kratzendem Geschmacke, e) aromatische Wurzeln und Rhizome: 1. amylumhaltige, 2. amylumfreie; f) Knollen von scharf brennendem Geschmacke. Daß diese eines klaren einheitlichen Prinzipes entbehrende Einteilung besonders glücklich wäre, könnte man nicht behaupten. Sie ist wohl aus praktischen Bedürfnissen entsprungen. ~Flückiger~ beschränkt sich nicht nur auf die Pharmakognosie des +Pflanzenreiches+, sondern behandelt auch nur eine relativ kleine Zahl von Drogen, diese aber nach allen Richtungen, besonders auch chemisch und historisch und nach den Handelsverhältnissen, alles auf Grund von Quellenstudium und eigener Anschauung. ~Flückiger~ bemerkt (1867): «Die Pharmakognosie kann nicht anders gefaßt werden denn als eine +gleichzeitige Anwendung verschiedener wissenschaftlicher Disziplinen+ zum Zwecke einer allseitigen Kenntnis der Arzneistoffe. Welche Zweige der Naturgeschichte zunächst herbeizuziehen sind, springt in die Augen; zur Vervollständigung des Bildes einer Droge gehören aber auch noch die hervorragendsten Züge der +Geschichte+ und der +Handelsverhältnisse+.» «Mit nicht geringerem und nicht größerem Rechte beansprucht die Pharmakognosie eine Selbständigkeit als z. B. die Geographie, welche zu ihren Zwecken und auf ihre Weise in noch weit ausgedehnterem Maße sammelt, bearbeitet und erweitert, was andere Wissenszweige ihr zuführen. +Die Pharmakognosie findet leicht ihre Grenzen da gesteckt, wo eine einzelne andere Disziplin ebensogut und besser eintreten kann.+» ~Henkel~, +Handbuch der Pharmakognosie+. Tübingen 1867 (vom gleichen Autor: Merkmale der Echtheit und Güte der Arzneistoffe, Tübingen 1864). ~A. Vogl~, +Arzneikörper aus den drei Naturreichen+. Pharmakognostischer Teil des Kommentars zur österreich. Pharmakopoee. Wien 1869. 3. Aufl. 1879. 4. Aufl. 1892 mit 215 Abbild. ~Vogl~ behandelt die Dogen aus allen drei Reichen. ~Vogl~ bemerkt: «Überall dort, wo es mir passend schien, habe ich die besonders charakteristischen Gewebselemente hervorgehoben und die Resultate der mikrochemischen Untersuchung mitgeteilt. Auf diesem Wege ist es möglich, manche wertvolle Anhaltspunkte zu gewinnen zur Beurteilung der betreffenden Arzneikörper im zerkleinerten Zustande, abgesehen davon, daß durch den mikrochemischen Befund die Ergebnisse der makrochemischen Untersuchung vervollständigt und kontrolliert werden. Das ist auch der Grund, weshalb die histologischen Verhältnisse auch bei solchen Arzneikörpern erörtert wurden, die wie z. B. offizinelle Blätter auch auf einem einfacheren Wege hinreichend leicht erkannt und unterschieden werden können, wenn sie uns in toto oder in größeren Bruchstücken vorliegen. So lassen sich selbst gepulverte _Belladonna_-, _Hyoscyamus_-, _Digitalis_-, _Thea_-, _Senna_- usw. Blätter mikroskopisch sicher erkennen. Gerade in diesem Punkte, in der Auffindung charakteristischer Gewebselemente und eines bezeichnenden mikrochemischen Verhaltens, bewährt sich der praktische Wert der mikroskopischen Untersuchungsmethode ganz besonders, und es ist vorauszusehen, daß die ausgedehntere Benutzung des Mikroskops in nächster Zukunft auch diese noch wenig betretene Richtung des pharmakognostischen Studiums mächtig fördern werde.» ~Oudemans~, +Handleiting tot de Pharmacognosie van het Planten- en Dierenrijk+. Haarlem 1865. 2. Aufl. Amsterd. 1880; mit Karten. Das wichtigste Werk der holländischen Pharmakognosie. Von demselben Verfasser auch: Aanteekeningen op het systematisch- en pharmacognostisch-botanische gedeelte der Pharmacopoea Neerlandica. Rotterdam 1854–56; mit 37 Taf. ~Marmé~, +Lehrbuch der Pharmakognosie des Pflanzen- und Tierreiches+. Leipzig 1886. ~Oudemans~ und ~Marmé~ beschränken sich auf das Pflanzen- und Tierreich. ~John M. Maich~, +A manual of organic Materia medica+. Philadelphia 1882. 4 Edit. 1890; mit 259 Abbild. (for the use of students). ~Jos. Moeller~, +Lehrbuch der Pharmakognosie+. Wien 1888. 2. Aufl. 1906 mit 373 recht guten Abbild. Behandelt Pflanzen- und Tierdrogen nur botanisch (und zoologisch), die chemischen Bestandteile werden nur gestreift oder ganz übergangen. ~Arthur Meyer~, +Wissenschaftliche Drogenkunde+. Ein illustriertes Lehrbuch der Pharmakognosie und eine wissenschaftliche Anleitung zur eingehenden botanischen Untersuchung pflanzlicher Drogen für Apotheker. Berlin. 1. T. 1891, mit 269 Abbild. 2. T. 1892, mit 387 Abbild. Vorwiegend botanisch. Die Zahl der behandelten Drogen, die ausschließlich dem Pflanzenreich angehören, beschränkt, aber die Beschreibung sehr eingehend, auch die Entwicklungsgeschichte und die (moderne) Morphologie, sowie auch die Biologie werden berücksichtigt. Die Abbildungen werden auch allen botanischen Ansprüchen gerecht. «Die Form der botanischen Beschreibung der Droge ist so gewählt, daß sie voraussetzt, der Leser habe während des Studiums dieser Beschreibung die betreffende Droge bei der Hand und betrachte sie, je nach Erfordernis mit dem bloßen Auge, der Lupe oder dem Mikroskope.» ~Meyer~ unterscheidet in seinem streng wissenschaftlichen Werke Wurzeldrogen, Achsendrogen, Blattdrogen, Blütendrogen, Fruchtdrogen, Samendrogen, Ausdrücke, die sich überall jetzt eingebürgert haben. Die Unterabteilungen sind ziemlich willkürlich gemacht. ~A. Meyer~ sagt in seiner +Drogenkunde+, die Pharmakognosie solle lehren: «1. wie man eine Droge in ganzem, zerschnittenem und pulverisiertem Zustande von allen anderen Körpern unterscheiden kann und 2. welche Eigenschaften die Droge besitzen muß, damit ihre Qualität als gut bezeichnet werden darf.» Das sind nach meiner Auffassung Aufgaben der angewandten Pharmakognosie. ~H. Kraemer~, +A course in botany and pharmacognosy+. Philadelphia 1902. 2. Edit. als +Text book of botany and pharmacognosy+ 1907. Mit 321 Fig. ~G. Karsten~, +Lehrbuch der Pharmakognosie des Pflanzenreiches+. Jena 1903. Mit 528 Abbild., zum Teil nach Photographien. Nur botanisch, aber zuverlässig, auch in den Abbildungen. ~Rabow~, ~Wilczek~ und ~Reiss~, +Die offizinellen Drogen und ihre Präparate+. Straßburg 1903. Mit 43 schwarz. Lichtdrucktafeln nach Photogr. Text deutsch und französ., auch die Drogen selbst sind zum Teil abgebildet. * * * * * Neuerdings hat ~Linde~ (Apothek.-Zeit. 1906, S. 186 u. 1907, S. 699) den Versuch gemacht, das morphologische System weiter auszubilden. Die Gruppen sind zwar dieselben wie bei ~Flückiger~, ~Berg~, ~Moeller~, ~Vogl~ u. a., er vereinigt jedoch die pflanzlichen und tierischen Drogen und macht zwei große Abteilungen: Drogen mit organischer Struktur und Drogen ohne solche, und verwendet innerhalb der Gruppen den didaktischen Grundsatz vom Einfachen zum Verwickelten vorzuschreiten: Er benutzt zunächst morphologische, dann erst, wenn diese nicht ausreichen, anatomische Eigentümlichkeiten zur weiteren Einteilung. Jeder Drogengruppe sind allgemeine Bemerkungen vorausgeschickt. * * * * * Alle drei Reiche schlossen ein: ~Hagen~, ~Trommsdorff~, ~Guibourt~, ~Wiggers~, ~Schroff~, ~Wigand~ und ~Vogl~, während ~Berg~, ~Henkel~, ~Oudemans~ und ~Marmé~ die Pharmakognosie auf die der Pflanzen und Tiere, ~Schleiden~, ~Flückiger~ und ~Hanbury~, ~A. Meyer~, ~Planchon~ und ~Collin~ auf die der Pflanzen allein einschränkten. Der +Canon Medicinae+ ~Linnés~ lautet: Regnum vegetabile praestantissima, lapideum durissima, animale paucissima producit medicamina. 4. Einteilung nach den chemischen Bestandteilen. (Chemische Systeme.) Die Einteilung nach den Bestandteilen würde, wie aus den Ausführungen auf S. 6 und aus denen im Abschnitt Pharmakochemie hervorgeht, dem mir vorschwebenden Ziele der wissenschaftlichen Pharmakognosie am nächsten kommen. Denn wegen ihrer Bestandteile benutzen wir die Drogen in der Heilkunde und das Ziel der wissenschaftlichen Pharmakognosie ist die Verknüpfung der Drogen auf Grund ihrer Bestandteile. Die Versuche, die Drogen nach ihren Bestandteilen zu gruppieren, gehen denn auch weit zurück. Der erste derartige Versuch war: ~Joh. Frid. Cartheuser~, +Fundamenta materiae medicae+ tam generalis quam specialis. Francf. 1767. ~Cartheuser~ unterscheidet folgende Sectiones: de insipidis terreis et terreo gelatinosis, de insipidis et subdulcibus Mucilagineis et Gelatinosis, de dulcibus subdulcibus, leniter amaricantibus, austeriusculis atque balsamicis Unguinoso-oleosis et Pinguibus, de Acidis et Acidulo-dulcibus, -- de austeris stypticis, de dulcibus, de Acribus alterantibus, de amaris et amaricantibus, de acribis et amaris Purgantibus, tam Emeticis quam Catharticis, de Vaporosis, Inebriantibus et Narcoticis, de Balsamicis et Aromaticis, de Amaricantibus, Austeriusculis, blandis Balsamicis, Acriusculis, Subdulcibus, Terreo- aut mucilagineo-subadstringentibus, aliisque sapore mixto donatis -- die übrigen sind rein mineralisch -- (von ~Cartheuser~ auch: Pharmacologia theoretica-practica 1745, 1763 und 1770). Dies +gemischt-chemisch-pharmakologische System+ ist natürlich eine sehr rohe Einteilung, aber historisch interessant. Dann folgten: ~Donald Monroe~, +A treatise of medical and pharmaceutical chymistry and the materia medica+. 3 Vol. London 1788, ein Werk, das ~Hahnemann~ 1791 (und 1794) ins Deutsche übersetzte. ~Batsch~, +Versuch einer Arzneimittellehre+ nach den Verwandtschaften der wirkenden Bestandteile, Jena 1790. In ihm werden Säuren, Schärfen, zusammenziehende Mittel, Süßigkeiten, Schleime, Fettigkeiten und geistige Mittel unterschieden. ~F. A. C. Gren~, +System+ (+Handbuch+) +der Pharmakologie+ oder der Lehre von den Arzneimitteln. Halle 1790–1792. 2. Aufl. 1798–99. 3. Aufl. (von ~Bernhardi~ und ~Bucholz~) 1813. ~Gren~ unterschied in diesem wertvollen Buche: die schleimigen, die mehligen und stärkeartigen, die gallertartigen, die eiweißartigen, die zuckerartigen, die fettigen, die ätherischöligten, die bitteren, die adstringierenden, die harzigen, die scharfen, die narkotischen, die campherartigen Arzneidrogen und die mit vegetabilischen Säuren. ~Bucholz~ vermehrte dann die Klassen. Bedeutung gewannen solche Einteilungsversuche aber erst, als die Chemie weiter vorgeschritten war, d. h. im XIX. Jahrh. ~Pfaff~ war der erste, der hier Bahn brach in dem Werke: ~C. H. Pfaff~, +System der Materia medica nach chemischen Prinzipien+ mit Rücksicht auf die sinnlichen Merkmale und die Heilverhältnisse der Arzneimittel. 7. B. Leipzig 1808–1824. ~Pfaff~ bemerkt: «Die chemische Arzneimittellehre erhält nur dadurch eine wissenschaftliche Form, daß sie die Arzneimittel nach ihren wesentlichen Ähnlichkeiten und Verschiedenheiten in ihrer Grundmischung und davon abhängigen Qualitäten in ein so viel mögliches natürliches System ordnet.» «Es kommt nämlich bei der systematischen Anordnung der Arzneimittel nach chemischen Prinzipien vorzüglich darauf an, die Arzneimittel nach denjenigen chemischen Verhältnissen und Beschaffenheiten zusammenzustellen, welche in der nächsten und unmittelbarsten Beziehung mit ihrem Heilverhältnisse stehen. Es entsteht dadurch die Aufgabe, in den Arzneimitteln die +wirklichen Heilstoffe+ oder Heilgrundlagen chemisch auszumitteln, um dieselben zum Einteilungsgrunde bei der Klassifikation zu gebrauchen.» ~Pfaff~ unterscheidet: Schleimige Arzneimittel, -- Stärkeartige A., -- Gallertartige A., -- Zuckerartige A., -- A. mit süßem Extraktivstoff, -- Fettige A., -- A. mit bitterem Extraktivstoff, -- A. mit kratzendem Extraktivstoff, -- A. mit starkfärbendem Extraktivstoff, -- A. mit vorwaltendem zusammenziehendem Grundstoffe, sog. Gerbestoffe, -- A. mit Chinastoff und Gerbestoff in inniger Verbindung, -- Kaffeestoffhaltige A., -- Rhabarberstoffhaltige A., -- Aloëstoffhaltige A., -- Pikromelhaltige A., -- Harze und harzstoffhaltige A., -- Gummiharze, -- Natürliche Balsame, -- Ätherische Öle und ätherisches Öl als vorzüglich wirksamen Bestandteil enthaltende A., -- Campherhaltige A., -- A. mit Anemonenstoffen, -- A. mit narkotischem Stoffe, -- Blausäurehaltige A., -- A. mit flüchtiger Schärfe, die nicht als ätherisches Öl darstellbar ist. Dies System enthält schon fast alles Wesentliche und kann mit geringen Modifikationen und unter Modernisierung der Nomenklatur beinahe auch heute noch als Grundlage dienen. Eines chemischen Systems bediente sich auch: ~J. F. John~, +Chem. Tabellen der Pflanzenanalysen+ oder Versuch eines systematischen Verzeichnisses der bis jetzt zerlegten Vegetabilien nach den vorwaltenden näheren Bestandteilen geordnet. Nürnberg 1814. ~J. C. Ebermaier~, +Tabellarische Übersicht der Kennzeichen der Ächtheit und Güte sämtlicher bisher gebräuchlicher Arzneymittel+ 1802. 2. Aufl. 1810. 3. Aufl. 1815. 4. Aufl. 1819 (mit wechselndem Titel). 5. Aufl. +Pharmakognostische Tabellen+ 1827 (von ~G. W. Schwartze~) und: ~G. W. Schwartze~, +Pharmakologische Tabellen+ oder systematische Arzneimittellehre in tabellarischer Form. Leipzig 1819–25. 2. Aufl. 1833. Ferner: ~F. G. Voigtel~, +Vollständiges System der Arzneimittellehre+, herausg. v. Kühn, 4 B. Leipzig 1816–17. ~C. W. Hufeland~, +Conspectus materiae medicae+. Berol. 1816. 2. Aufl. 1820. 3. Aufl. 1828. 4. Aufl. 1835. ~G. A. Richter~, +Ausführliche Arzneimittellehre+. 5 B. 1826–32. ~L. A. Kraus~, +Wissenschaftliche Übersicht der gesamten Heilmittellehre+. Göttingen 1831. Das System von ~Ferd. Aug. Falck~, welches derselbe in dem Heftchen: +Übersicht der speziellen Drogenkunde+, Berlin 1883 (1. Aufl. 1877) mitteilt, und das einen weiteren Fortschritt bedeutet, enthält folgende Abteilungen: I. +Alkaloide+: 1. Sauerstofffreie Alkaloide. 2. Sauerstoffhaltige Alkaloide: A. nicht spaltbar; B. spaltbar, als Produkte liefernd: α) Glykokoll, Base und Säure. β) Base und Säure. γ) Base und Zucker = N-haltige alkalische Glukoside. II. +Glukoside+: 1. N-haltige Glukoside. A. neutrale; B. saure. 2. N- und S-haltige Glukoside: A. neutrale; B. saure. 3. N-freie Glukoside: A. neutrale; B. saure. III. +Säuren und Anhydride+: 1. Pflanzensäuren: A. allgemeiner verbreitete; B. vereinzelt vorkommende. 2. Säureanhydride. IV. +Gerbstoffe+: 1. Brenzcatechin liefernd. 2. Pyrogallol liefernd. V. +Indifferente Stoffe+: 1. Bitterstoffe. 2. Scharfe Stoffe. 3. Farbstoffe. VI. +Kohlenhydrate+: 1. Amylum. 2. Inulin. 3. Triticin. 4. Schleim. 5. Arabinsäure. 6. Zuckerarten: A. Milchzucker; B. Rohrzucker; C. Invertzucker. 7. Mannit. VII. +Ester+: 1. des Glyzerins: Fette. A. Fette Öle. α) trocknende Öle; β) nichttrocknende Öle. B. Butter und Talgarten. 2. einwertiger Alkohole: Wachsarten. VIII. +Ätherische Öle+: 1. Sauerstofffreie; Kohlenwasserstoffe. 2. Sauerstoffhaltige; Kohlenwasserstoffe und: A. Hydrate derselben; B. Campher und Campher ähnliche; C. Phenole. D. Aldehyde; E. Ester. 3. Schwefelhaltige äther. Öle. 4. Ungenügend untersuchte äther. Öle. IX. +Harze+. X. +Mechanica+. XI. +Anorganica+. ~Buchheim~ hat alsdann 1879 in dem Aufsatze: +Über pharmakognostische Systeme+ (Arch. d. Pharm. 1876, S. 481) ein anderes chemisches System aufgestellt. Er unterscheidet: +Gruppe der Kohlehydrate+ -- Stärkemehl -- Zucker -- Gummi und Pflanzenschleim. +Gruppe des Eiweißes und seiner Derivate+ -- Eiweißkörper -- Albuminoide -- putride Stoffe. +Gruppe der Glyzeride+ -- Gr. d. Olivenöls -- Gr. d. Crotonöls. +Gruppe des Cardols.+ +Gruppe des Senföls.+ +Gruppe des Cantharidins.+ +Gruppe der Säureanhydride+ -- Gr. d. Euphorbinsäureanhydrids -- Gr. d. Convolvulinanhydrids. +Gruppe des Aloetins.+ +Gruppe der Cathartinsäure.+ +Gruppe der Filixsäure.+ +Gruppe der Gerbsäuren.+ +Gruppe der Alkaloide+ -- Gr. d. Piperin -- Chinin -- Kaffeïn -- Coniin -- Strychnin -- Morphin -- Atropin -- Pilocarpin -- Physostigmin -- Nikotin -- Aconitin -- Veratrin -- Colchicin. +Gruppe der Glykoside+ -- Digitalin -- Saponin. +Gruppe der Bitterstoffe.+ +Gruppe der ätherischen Öle.+ +Gruppe der+ (+indifferenten+) +Harze.+ +Gruppe der Farbstoffe.+ Auch ~Buchheim~, der Begründer des ersten pharmakologischen Universitätsinstitutes, betont, daß die wirklich natürliche und wissenschaftliche Einteilung der Drogen nur die nach den wirksamen Bestandteilen ist, da die Drogen Arzneistoffe sind und nur wegen der in ihnen enthaltenen Stoffe angewendet werden. ~Pöhl~ hat einen ähnlichen Versuch veröffentlicht: +Klassifikation der pharmakognostischen Stoffe auf die chemische Beschaffenheit ihrer Bestandteile gegründet+. St. Petersburg 1877. Das System, das ~Fonssagrives~ in dem +Traité de matière médicale+ ou Pharmacographie, physiologie et technique des agents médicamenteux, Paris 1885, benutzt, ist ein gemischt botanisch-chemisches. Er macht pharmakologische Gruppen, z. B. eine pharmakologische Gruppe der Harze, eine der Gummata, der Aldehyde usw., dann Gruppen nach den Pflanzenfamilien, z. B. eine Gruppe der _Aurantiaceen_, eine der _Balsamifluae_ usw. und ordnet diese Familien alphabetisch. Das bedeutet keinen Fortschritt. Der einzige, der bisher ein chemisches System einem ausführlichen modernen Lehrbuche der Pharmakognosie zugrunde legte, ist ~J. Hérail~ in dem +Traité de Pharmacologie et de matière médicale+. Paris 1901 avec 483 Fig. ~Hérail~, der tierische und pflanzliche Drogen abhandelt, bildet folgende Gruppen: 1. +Médicaments mécaniques+ (z. B. _Lycopodium_, _Blutegel_). 2. +Matières sucrées.+ -- Glucose droit ou dextrose -- Saccharides. -- Alcools hexabasiques. 3. +Principes amylosiques.+ -- Amidon -- Mucilages (M. simples -- [M. cellulosiques -- M. pectosiques] -- M. mixtes -- M. indeterminés) -- Gommes. 4. +Matières grasses.+ -- Huiles (H. animales -- H. végétales) -- Matières grasses solides (M. g. s. d’origine animale -- M. g. s. d’orig. végétale) -- Cires (C. animales -- C. végétales). 5. +Médicaments à Glucosides.+ Glucosides ternaires -- G. azotés (G. azotés proprement dits -- G. sulfo-azotés). 6. +Médicaments à tannoides+ s. adstrigents. 7. +Médicaments à alcaloides.+ 8. +Produits anthracéniques+, d. i. meine Gruppe der Oxymethylanthrachinondrogen (_Aloë_, _Senna_, _Rheum_, _Frangula_). 9. +Médicaments à composés aromatiques.+ a. Produits terpèniques. 1. Terpènes: Groupe des Terpènes et Sesquiterpènes, G. des Polyterpènes. 2. Alcools terpèniques et leurs éthers: Groupe du Bornéol, G. du Linalol, G. du Géraniol et du Citronellol, G. du Menthol. 3. Alcools sesquiterpèniques. 4. Aldéhydes aromatiques: Groupe de l’aldéhyde benzoique, G. de l’aldéhyde cuminique, G. de l’aldéhyde cinnamique, G. du Citral et du Citronellal. 5. Cétones aromatiques: Groupe de la Méthylnonylcétone, G. de l’Irone, G. de la Carvone, G. de la Pulégone, G. de la Thuyone, G. de la Fénone, G. du Camphre, G. de la Cantharidine. 6. Lactones. 7. Phenoles et de dérivés phenoliques: Groupe du Thymol et du Carvacrol, G. de l’Eugénole et de Chavibétol, G. de l’anéthol et de l’Estragol, G. du Safrol, G. de l’Apiol. 8. Aldéhydes-phénols: Groupe de l’Aldéhyde salicylique, G. du Diosphénol, G. de l’Aldéhyde protocatéchique. 9. Cineol (Eucalyptol). 10. Éthers d’Alcools de la série grasse. b. Matières résineuses. Résines -- Oleo résines (O. r. proprement dites -- Médicaments à essence et à résine) -- Gommes résines. 10. +Liquides et sucs organiques.+ Liquides organiques -- Serums thérapeutiques -- Organes et sucs animaux. 11. +Matières colorantes.+ Das System ~Falcks~ (s. oben), das aus dem Jahre 1877 (resp. 1883) stammt und damals ein verdienstlicher Versuch war, ist jetzt natürlich veraltet. Aber auch wenn wir heute ein neues aufstellen, wird dies ebenfalls in kurzer Zeit veraltet sein, -- wir sehen dies bei dem System ~Hérails~ aus dem Jahre 1901, das schon jetzt stark modifiziert werden müßte, -- denn die Entwicklung der Pharmakochemie ist in vollem Fluß. +Es ist unmöglich, schon jetzt etwas irgendwie bleibendes für das Gesamtgebiet der Drogen zu schaffen.+ Es bleibt nichts anderes übrig, als vorläufig die sichergestellten Gruppen herauszunehmen und abzuwarten, bis auch in den übrigen Teilen etwas mehr Klarheit geschaffen ist. Vorläufig lassen sich zurzeit (1908) folgende Gruppen bilden: 1. =Alkaloiddrogen.= a) Hauptalkaloid vom Pyridin abzuleiten (_Faenum graecum_, _Conium_, _Nicotiana_, _Piper_). b) Hauptalkaloid vom Pyrrolidin abzuleiten (_Atropa_, _Hyoscyamus_, _Datura_, _Coca_, _Cort. granati_). c) Hauptalkaloid von Chinolin abzuleiten (_China_). d) Hauptalkaloid vom Isochinolin abzuleiten (_Berberis_, _Hydrastis_). e) Hauptalkaloid von Phenanthren abzuleiten (_Opium_). f) Hauptalkaloid vom Glyoxalin abzuleiten (_Pilocarpus_). g) Hauptalkaloid vom Purin abzuleiten (Purindrogen: _Kola_, _Guarana_, _Mate_, _Kaffee_, _Tee_, _Cacao_). h) Alkaloide unbekannter Konstitution (_Aconit_). 2. =Glukosiddrogen= (meist bitter) mit Ausschluß der Tanniddrogen, die Tannoglukoside enthalten. a) Anthrachinondrogen, enthalten Anthraglukoside, d. h. Zuckeräther von Oxymethylanthrachinonen (_Rheum_, _Senna_, _Aloë_, _Frangula_), neben freien Oxymethylanthrachinonen. Anhang: Flavon- u. Flavonoldrogen. b) +Cyanwasserstoffdrogen+, enthalten ein Glukosid, das Blausäure abspaltet (_Amygdalus_). c) +Senföldrogen+, enthalten ein Glukosid, das ein Senföl abspaltet (_Sinapis_). d) +Saponindrogen+ (_Senega_, _Sarsaparilla_, _Quillaja_, _Saponaria_, _Digitalis_). I. enthalten ein Saponin der Formel CₙH₂ₙ₋₈O₁₀. α) Gruppe: C₁₆H₂₄O₁₀ β) „ C₁₇H₂₆O₁₀ γ) „ C₁₈H₂₈O₁₀ δ) „ C₁₉H₃₀O₁₀ ε) „ C₂₀H₃₂O₁₀. Andere Saponine der Formel CₙH₂ₙ₋₈O₁₀. II. enthalten ein Saponin der Formel CₙH₂ₙ₋₁₀O₁₈. e) +Glukuretindrogen+ (_Jalape_, _Scammonium_, _Turpethum_). f) +Hesperidindrogen+ (_Aurantieen_). g) +Salicindrogen+ (_Salix_). h) Drogen, die andere Glykoside enthalten. 3. =Bitterstoffdrogen=, deren Bitterstoff kein Glykosid ist (_Coccelskörner_). 4. =Riechstoffdrogen=, d. h. solche, die ätherische Öle oder andere riechende Substanzen enthalten. I. Wichtigster Bestandteil ein Kohlenwasserstoff: a) aliphatische Kohlenwasserstoffe, z. B. Heptan (_Pinus_, _Sabiniana_), b) olefinische Kohlenwasserstoffe, c) zyklische Terpenkohlenwasserstoffe, z. B. Pinen, Phellandren (_Ol. terebinth_, _Phellandrium_, _Angelica_). II. Wichtigster Bestandteil ein Alkohol: a) olefinische Terpenalkohole, z. B. Linalool, Geraniol (_Lavendel_, _Flor. aurantii_, _Coriander_, _Ol. bergamottae_, _Ol. rosae_), b) zyclische Terpenalkohole, z. B. Menthol, Borneol, Terpineol (_Mentha_, _Rosmarinus_, _Levisticum_), c) Sesquiterpenalkohole. III. Wichtigster Bestandteil ein Phenol oder Phenoläther, z. B. Anethol, Chavicol, Eugenol, Safrol, Myristicin, Apiol, Thymol, Diosphenol, Carvacrol (_Anis_, _Sternanis_, _Betel_, _Caryophyllus_, _Sassafras_, _Macis_, _Petroselinum_, _Ajowan_, _Buccu_, _Thymus_, _Origanum_). IV. Wichtigster Bestandteil ein Aldehyd: a) olefinische Terpenaldehyde, z. B. Citral, Citronellal (Citrus, Melissa), b) zyklische Aldehyde, z. B. Benzaldehyd, Vanillin, Piperonal, Zimtaldehyd, Cuminaldehyd (_Ol. amygdal. aether._, _Vanille_, _Cinnamomum_, _Cuminum_). V. Wichtigster Bestandteil ein Keton: a) aliphatische Ketone, z. B. Methylnonylketon (_Herb. rutae_), b) olefinische Terpenketone, z. B. Methylheptenon (_Lemongrasöl_), c) zyklische Terpenketone, z. B. Fenchon, Carvon, Thujon, Iron, Campher (_Foeniculum_, _Carum_, _Carvi_, _Anethum_, _Salvia_, _Tanacetum_, _Artemisia Absinthium_, _Iris_, _Chines. Campher_). VI. Wichtigster Bestandteil ein Lacton oder Anhydrid, z. B. Cineol, Sedanolid, Alantolacton (_Ol. cajeput._, _Laurus_, _Eucalyptus_, _Cina_, _Apium_, _Inula Helenium_, _Melilotus_, _Tonco_, _Faham_). VII. Wichtigster Bestandteil eine Säure oder ein Ester (Anthemis nobilis). 5. =Farbstoffdrogen.= a) Orcingruppe (_Lackmus_), b) Pyrongruppe (_Galanga_, _Gemmae populi_, _Lign. Campech._, _Lign. Fernamb._), c) Anthrachinongruppe (_Rubia tinctor._, _Alkanna_, _Chrysarobin_), d) Naphthalingruppe (_Lapachoholz_), e) Indolgruppe (_Indigo_), f) Chromoretine (siehe unter Harze). 6. =Kohlehydratdrogen= (mit Ausschluß der Zuckerdrogen). I. +Stärkedrogen+ (_Cerealien_, _Leguminosen_--Stärkemehle). II. +Inulindrogen+ (_Kompositenwurzeln_). III. +Schleim- und Gummidrogen+, enthalten Hemicellulosen: a) Schleimdrogen (_Malvaceen_, _Linaceen_, _Sterculiaceen_, _Traganth_, _Salep_, _Meeresalgen_), b) Pektindrogen (pektinliefernde Früchte), c) Lichenindrogen (_Cetraria_), d) Gummidrogen (_Gummi arabicum_). 7. =Süßstoffdrogen.= a) Solche, die Körper der Zuckergruppe (Aldosen oder Ketosen) enthalten (_Zucker_), b) solche, die süßschmeckende Alkohole (z. B. Mannit) enthalten (_Manna_), c) solche, die süße Äther der Glukuronsäure (z. B. Glycyrrhizin) enthalten (_Glycyrrhiza_), 8. =Tanniddrogen=, d. h. Drogen, die Körper der Gerbstoffgruppe enthalten -- frei oder als Tannoglukoside. a) Enthalten nicht glukosidische Verbindungen. I. Enthalten Tannogene: Protocatechusäure, Kaffeesäure, Gallussäure. II. Enthalten nicht glukosidische Tannide. 1. Protocatechutannide, 2. Gallotannide. b) Enthalten glukosidische Verbindungen. 1. Protocatechu-Glukotannide, 2. Gallo-Glukotannide. c) Enthalten Phloglukotannide. 1. Protocatechu-Phloroglukotannide, 2. Gallo-Phloroglukotannide. d) Catechingruppe. e) Drogen, die Phloroglucinderivate enthalten: _Filix_, _Kamala_, _Embelia_. (Taenicide Drogen.) f) Drogen, die andere gerbstoffartige Substanzen (z. B. Maklurin) enthalten. 9. =Fettdrogen=, d. h. solche, die in erster Linie wegen des in ihnen enthaltenen Fettes oder fetten Öles angewendet werden. 10. =Säuredrogen=, d. h. solche Drogen, deren wichtigste Bestandteile Pflanzensäuren oder saure Salze sind. 11. =Harzdrogen.= A. +Resinretine+ oder +Esterharze+, enthalten Harzester (Resine). I. +Resinotannolresinretine+, Harze, die Tannolresine enthalten (Resinotannolharze). 1. Benzharze (_Benzoë_, _Perubalsam_, _Akaroïd_), 2. Umbelliferen- (Gummi-)Harze (_Asa foetida_). II. +Resinolresinretine+, Harze, die Resinolresine enthalten (_Styrax_). B. +Resenretine+ oder +Resenharze+, charakteristischer Bestandteil: Resene. I. Burseraceenharze (_Olibanum_, _Myrrha_). II. Anacardiaceenharze (_Mastix_). III. Dipterocarpeenharze (_Gurjunbalsam_). C. +Resinosäureretine+ oder +Resinosäureharze+, Hauptbestandteil: Eine oder mehrere Harzsäuren. I. Koniferenharze (_Terpentine_, _Colophonium_). II. Caesalpinioideenharze (_Copaivabalsam_). D. +Resinolretine+ oder +Resinolharze+, Hauptbestandteil: Harzalkohole (Resinole) (_Guajac_). E. +Aliphatoretine+ oder +Fettharze+, enthalten Körper der Fettreihe (_Stocklack_, _Agaricum_). F. +Chromoretine+ oder Farbharze, Harzkörper gefärbt (_Gutti_). G. +Enzymoretine+, enthalten eine Gummase (_Japan. Lack_). (H. +Glukoretine+ -- werden besser zu den Glukosiden gestellt, s. oben.) I. +Laktoretine+, Milchsäfte. I. Guttaperchagruppe. II. Kautschukgruppe. III. Euphorbiumgruppe. IV. Lactucariumgruppe. (K. +Pseudoretine.+) Dies System ist natürlich unvollkommen und muß unvollkommen sein, da nach meiner Schätzung nur ungefähr ein Prozent aller Drogen bisher so untersucht sind, daß man sagen kann, welches ihr Haupt- oder wichtigster Bestandteil und wohin dieser zu stellen ist. Oft ist auch die sog. chemische Einteilung keine rein chemische gewesen, sondern man zog auch die pharmakologische Wirkung mit herbei, so daß gemischte Systeme entstanden, wie ja schon das ~Cartheusers~ (s. oben) ein solches ist. Diese leiten dann hinüber zu den eigentlichen physiologisch-pharmakologischen Systemen. 5. Einteilungen nach den physiologischen Wirkungen der Arzneimittel. Da ich die Pharmakologie aus der Pharmakognosie ganz eliminiere, könnte ich diese Systeme übergehen. Doch mag derselben -- aus historischen Gründen -- mit einigen Worten gedacht werden. Ich verweise im übrigen auf ~Pereiras~ +Heilmittellehre+ (S. 216). ~Pereira~ gliedert diese Systeme in folgende (veraltete) Klassen: 1. Einteilung nach der allgemeinen Beschaffenheit der Arzneiwirkungen, 2. nach der ~Brown~schen Theorie, 3. nach der Lehre vom Contrastimulus, 4. nach ~Broussais~ Theorie, 5. nach physiologisch-chemischen Prinzipien, 6. nach den einzelnen affizierten Teilen, 7. physiologische Einteilung nach ~Pereira~. Doch folgt ~Pereira~ selbst einem anderen System (vgl. S. 219). Endlich hat man auch: 6. Einteilungen, welche sich auf die therapeutischen Eigentümlichkeiten der Arzneimittel gründen, versucht. Auch diese können hier übergangen werden. Doch mögen an dieser Stelle aus Gruppe 5 und 6, da auch pharmakognostisch und chemisch interessant, genannt sein: ~Chomel~, +Catalogus plantarum officinalium secundum facultates+. Paris 1730. -- ~J. R. Spielmann~, Institutiones materiae medicae praelectionibus academicis accomodatae Argentor. 1766, 1774 u. 1784 (innerhalb der pharmakologischen Gruppen alphabetisch). -- ~Benjamin Smith Barton~, +Collections for an essay towards a Materia medica+ of the United States. Phil. 1798 and 1804 (in Bulletin of the Lloyd library). -- ~K. F. Burdach~, +System der Arzneimittellehre+. 3 B. 1807–09, 2. Aufl. 4 B. 1817–19. -- ~C. H. E. Bischoff~, +Die Lehre von den chem. Heilmitteln+. 3 B. 1825–31. -- ~W. Grabau~, +Chemisch. physiolog. System d. Pharmakodynamik+. Kiel 1837–38. -- ~Joh. H. Dierbach~, +Synopsis materiae medicae+. 2 Vol. Heidelb. 1841. -- ~Buchheim~, Lehrb. d. Arzneimittellehre. 1856 u. 1859. -- ~Buchheim-Harnack~, Lehrbuch der Arzneimittellehre. Hamburg 1883. -- ~Husemann~, Handbuch der gesamten Arzneimittellehre. 1883. -- ~Cantani~, Manuale di Farmacologia clinica, materia medica e terapeutica. Neapel 1890. -- ~Bernatzik~ u. ~Vogl~, Lehrbuch der Arzneimittellehre. Wien 1886. -- ~Binz~, Vorlesungen über Pharmakologie. Berlin 1886 und Grundz. d. Arzneimittellehre. 13. Aufl. 1901. -- ~Cloëtta-Filehne~, Lehrb. d. Arzneimittellehre. 10. Aufl. 1901. -- ~Schmiedeberg~, Grundr. d. Pharmakologie. 5. Aufl. 1906. -- ~Tappeiner~, Lehrb. d. Arzneimittellehre. 6. Aufl. 1907. -- ~Fränkel~, Kurzgefaßte Arzneimittellehre, 1906 u. Arzneimittelsynthese, 1906. -- ~Penzoldt~, Lehrb. d. klin. Arzneibehandl. 5. Aufl. 1900. -- ~Kobert~, Lehrb. der Pharmakotherapie. 1897 und 1908. -- ~R. Heinz~, Lehrb. d. Arzneimittellehre. 1907. -- ~M. Elfstrand~, Läkemedelslära med särskild hänsyn till svenska farmakopéen. Upsala 1905. -- 7. Geographisch-pharmakologisches System. Ein sehr merkwürdiges System hat 1833 ~Dierbach~ in Heidelberg in der Abhandlung: +Chloris medica+ oder Übersicht der Arzneipflanzen nach ihrer geographischen Verteilung und nach ihren Heilkräften. Ein botanisch-pharmakologischer Versuch (~Trommsdorffs~ N. Journ. d. Pharm. 1833 u. 1834) aufgestellt. Man kann es ein geographisch-pharmakologisches nennen. Es fußt auf dem Gedanken: ubi morbus ibi remedium (siehe S. 20), der gerade damals in ~Schnurrers~ Geographischer Nosologie, Stuttgart 1813, zum Ausdrucke gebracht worden war, übrigens viel älter ist (vgl. S. 20). ~Dierbach~ unterscheidet: 1. Hyperboräische Arzneipflanzen: a) hyperboräische Ceres, b) hyperboräische Pomona, c) Brech- und Purgiermittel, d) scharfe Mittel, e) auflösende, schleimausführende Mittel, f) diaphoretische und diuretische Mittel, g) bittre und adstringierende Mittel, h) ätherisch-ölige aromatische Mittel, i) beruhigende Mittel, und führt diese Gruppen dann durch auch bei den folgenden Reichen: 2. Europäische Arzneipflanzen. 3. Scythische Arzneipflanzen. 4. Orientalische Arzneipflanzen. 5. Chinesische und japanische Arzneipflanzen. 6. Ostindische Arzneipflanzen. 7. Arzneipflanzen des nördlichen Afrika. 8. Arzneipflanzen des tropischen Afrika. 9. Arzneipflanzen des südlichen Afrika. (Vgl. auch ~Dierbach~, Die Endogenen, betrachtet nach ihren Bestandteilen und Eigenschaften, ~Trommsdorff~, N. Journ. 1832.) Anhang. +Lehr- und Handbücher der Materia medica unbekannter Zugehörigkeit+ (nicht gesehen): ~J. Praevotii~, de remed. simpl. et comp. 1656, 1666 und 1676. -- ~Fr. Hoffmann~, Clavis pharmaceutic. Halle 1675. -- ~Marggrav~, mat. med. contract. exhib. medicament. simpl. et comp. Ed. sec. Amst. 1682. -- ~Wedel~, Amoenitates materiae medicae. Jen. 1684. -- ~S. Dale~, Pharmacologia. Lond. 1693. -- ~Rivinus~, Censura medicamentorum officinalium. Lips. 1707. -- ~Tournefort~, Traité de la matière médicale. Paris 1717. 2 B. -- ~Boerhave~, Libellus de materia medica. 1740. -- ~D. de Gorter~, Mater. med. Amst. 1740. -- ~Linné~, Censura medicamentorum simplicium vegetabilium. Ups. 1753. -- ~H. J. N. Cranz~, Mat. med. et chirurg. Ed. alt. Vienn. 1765. -- ~Alston~, Materia medica. London 1770. -- ~A. C. Ernstingius~, Nucleus totius medicinae quinque partitus oder des vollkommenen und allezeit fertigen Apothekers. 2. B. Lemgo 1770. -- ~Nic. Winckler~, Chronica herbarum, s. quo tempore colligendae sint. Aug. Vind. 1771. -- ~Mellin~, Pract. mat. med. 2. Aufl. 1778. -- ~Cullen~, Materia medica oder Lehre v. d. Nahrungs- und Arzneymitteln. Deutsch von ~Cousbruch~, Leipzig. 2. Aufl. 1790. -- ~Hackel~, Vollständ. prakt. Abhandl. von d. Arzneim., nach deren Ursprunge, Unters., Güte, chem. Bestandt. 3 B. Wien 1793. -- ~Savi~, Materia medica vegetabile toscana. Florenz 1805. 60 Taf. -- ~A. von Hallers~ Arzneimittellehre von ~Sam. Hahnemann~, Leipzig 1806, ist eine Übersetzung des Werkes von ~Vicat~, Matière médicale, Bern 1776, das ~Vicat~, ein Lausanner Arzt, aus ~Hallers~ Historia Stirpium ausgezogen. -- ~Chevalier~ et ~Richard~, Dictionnaire des drogues simples. Paris 1827. -- ~Theile~, Pharmaz. Warenkunde. 1831/32. -- ~Roques~, Phytographie médicale. 1835. -- ~Royle~, A manual of materia medica and therapeutics. London 1847. -- ~Schwarzkopf~, Lehrbuch der Droguenwarenkunde. Leipzig 1854. -- ~Bouchardat~, Matière medicale. 1873. -- ~Fristed~, Lärobok i organisk Pharmacologi. Upsala 1873. -- ~van Heurck~, Notions succinctes sur l’origine et l’emploi des drogues simples. Bruxelles 1876. -- ~Dunin Wasowicz~, +Farmakognozya+. Podrcznik dla lekarzy powiatowych, aptekarzy i stuchaczy nauk farmaceutycznych napisat ze szczególném uwzglgdnieniem lekospisów niemieckiego, rakuskiego i rossyjskiego. We Lwowie 1883. -- ~Cauvet~, Nouveaux éléments de matière médicale comprenant l’histoire des drogues simples d’origine animale et végétale. 3 Ed. Paris 1886, avec 701 Fig. -- ~George J. Davis~, The pharmacology of the newer mater. med., embracing the botany, chemistry, pharmacy and therapeutics of new remedies. Detroit (Mich.) 1892. -- ~John B. Shoemaker~, Materia medica and therapeutics. 2 Vol. Philadelphia 1893. -- ~Samuel O. L. Potter~, Materia medica, Pharmacy and Therapeutics. 5 ed. Philadelph. 1894. -- ~W. H. White~ and ~Reynold W. Wilcox~, Materia med. and therapeutics. 2 ed. Philadelph. 1894. -- ~Brissemoret~ et ~Joanin~, Les drogues usuelles. Paris 1898. -- ~Czirikoff~, Pharmakognosie. Charkow (russisch). Auf chemischer Grundlage: ~C. A. Gerhard~, Materia medica oder Lehre von den rohen Arzneimitteln. Berlin 1766 und 1772. -- ~J. R. Spielmann~, Institutiones materiae medicae. Argentor. 1766, 1774, 1784. -- ~Spielmanns~ Anleit. z. Kenntn. d. Arzneimittel. Straßburg 1775, 1778, 1785. -- ~Joh. G. Gleditsch~, Wissensch. d. Arzneimittel. Berlin 1779–1781. -- ~von dem Sande~ und ~Sam. Hahnemann~, Die Kennzeichen der Güte und Verfälsch. d. Arzneimittel. Dresden 1787. -- ~Donned Monro~, Treatise on medical and pharmaceutical chemistry and materia medica. London 1788. Deutsch von ~Hahnemann~: ~D. Monros~ chemisch-pharmazeutische Arzneimittellehre. Leipzig 1791–1794. -- ~Conr. Moench~, Systemat. Lehre von den einfach. u. gebräuchlichsten zusammengesetzt. Arzneimitteln. Marburg 1789, 1792 und 1795. -- ~Storr~, Sciagraphia methodi materiae medicae qualitatum aestimationi superstructae. Tübingen 1792–1799. -- ~Joh. Clem. Tode~, Arzneimittellehre. Copenhagen 1797–1799. -- ~C. H. Th. Schreger~, Tabellarische Charakteristik der echten u. unechten Arzneikörper. Fürth 1804. -- ~G. A. Bertele~, Handbuch der dynamischen Arzneimittellehre. Landshut 1805. Die Abbildungswerke siehe Pharmakosystematik, die anatomischen Werke siehe Pharmakoanatomie, die morphologischen siehe Pharmakomorphologie. Die Werke, welche für die Geschichte der Pharmakognosie wichtig sind, werden im Abschnitt Pharmakohistoria aufgeführt. Grundrisse, Repetitorien, Tabellen usw. der Pharmakognosie. ~Wedel~, Syllabus materiae medicae select. Jenae 1735. -- ~J. L. L. Löseke~, Materia medica. 4. Aufl. von ~Zückert~. Berlin 1773. -- ~Hermbstädt~, Katechismus der Apothekerkunst. Berlin 1792. -- ~C. H. Calmeyer~, Lehrbuch der Roharzneywaarenkunde. Hamburg 1808. -- ~Seydler~, Analecta pharmacognostica. Halae 1815. -- ~J. Chr. Ebermaier~, Tabellar. Übers. d. Kennzeichen d. Echtheit u. Güte, sowie d. fehlerhaft. Beschaffenh. d. Verwechsl. u. Verfälsch. sämtl. bis jetzt gebräuchl. einfachen, zubereitet. u. zusammenges. Arzneimittel. Leipzig 1820. -- +Ders.+: Pharmakognost. Tabellen 1827 (vgl. S. 3). -- ~Walther~, Pharmakogn.-pharmakolog. Tabellen. Mainz 1838. -- ~Dietrich~, Taschenb. d. pharmaz.-vegetab. Rohwarenk. 1842–1846. -- ~W. Artus~, Repetitorium u. Examinatorium über pharmazeutische Waarenkunde. Weimar 1843. -- ~Schmidt~, Taschenb. d. pharmaz.-vegetab. Rohwarenk. Jena 1847. -- ~Winkler~, Pharmakogn. Tabellen 1849. -- ~Cauvet~, Elements d’histoire nat. méd. 1868 u. 1887. -- ~Freyberger~, D. organ. Drog. d. neuen deutsch. Reichspharmakop. 1874 (Tabell.). -- ~G. Planchon~, Traité pratique 1875. -- ~Sayre~, Conspectus of organic mater. med. 1880. -- ~Flückiger~, Grundriß der Pharmakognosie 1883, 2. Aufl. 1894. -- ~Hugo Schulz~, Die offizinellen Pflanzen u. Pflanzenpräparate 1885. -- ~P. Giacosa~, Elementi di farmacognosia con aggiunte. Torino 1886. -- ~C. Kreuz~, Pharmk. für den Erstunterricht. Wien 1886. -- ~A. F. W. Schimper~, Taschenb. der medizin.-pharmazeut. Botan. und pflanzlichen Drogenkunde. Straßburg 1886 und derselbe: Syllabus der Vorlesungen über pflanzliche Pharmakognosie. Straßburg 1887. 3. Aufl. (1901) als Repetitorium der pflanzlichen Pharmakognosie und offizinellen Botanik. -- ~Wills~, Manual of vegetable materia medica. 9 edit. 1886. -- ~Lojander~, Repetitor. i botanisk farmacognosie 1888. -- ~L. Chabrun~, Manual de drogas. Barcelona 1897. -- ~Hansen~, Drogenkunde 1897. -- ~Stephan~, Pharmakognost. Tabellen, 3. Aufl. 1897. -- ~Greenish~, Introduction to the study of materia medica. London 1899. -- ~C. Jehn~, Repetitor. d. Chem. u. Pharmakogn., 9. Aufl. 1899. -- ~Walter Laurén~, Suomen Farmakopean Kasvirohdokset (finnisch) und Finska Farmakopéns Växtdroger (schwedisch). Helsingfors 1900. -- ~Pietsch~ u. ~Fuchs~, Katechismus d. Drogenkunde. 2. Aufl. Leipzig 1900. -- Anonym: +The students columns+, Mat. med. of the pharmac. Mat med. of the B. P. addendum. Extra official materia medica. Fortlaufende Beschreibung von Drogen in Pharm. Journ. 1900 u. flgd. -- ~Biechele~, Pharmakognosie in Verbind. m. spez. Botan. in tabellarischer Form. 2. Aufl. 1901. -- +Ders.+: Mikroskop. Prüf. d. offizinellen Drogen 1904. -- ~Lücker~, Pharmakognost. Tabellen. 1901. -- ~Moor~, Suggested standards of purity for foods and drugs. London 1902. -- ~Schlickum~, Ausbild. d. jungen Pharmazeuten. 10. Aufl. 1902. -- ~Berendes~, der angehende Apotheker, II. Band Pharmakogn. Stuttgart 1904. -- ~M. Biechele~, Mikrosk. Prüf. d. offizin. Drog. Regensb. 1904. -- ~F. Schmitthenner~, Pharmakognos. d. Pflanzen- und Tierreiches (Samml. Göschen, Leipzig 1905). -- ~Thoms~ und ~Gilg~, Warenkunde (in Schule der Pharmazie). 3. Aufl. Berlin 1905. Mit 216 Abbild. -- ~O. Linde~, Repetitor. d. Pharmakognosie in Tabellenform mit 46 Abbild. Göttingen 1906. -- ~H. Zörnig~, Tabellen für das pharmakognostische Praktikum. München 1906. -- In ~Breitensteins~ Repetitorien: Kurzes Repetitor. d. Pharmakogn. -- ~Collin~, Précis de matière medicale. Paris. -- ~Horowitz~, Repetit. d. Pharmak. -- ~Kreuz~, Materia medica. Berlin. -- ~Southall~, Materia medica. -- ~Humphrey~, Pharmacopedia. Monographien. ~F. von Müller~, Eucalyptographia. Melbourne 1879–84. ~Moens~, Kinacultuur in Azië. Batavia 1882. ~G. E. Haarsma~, Der Tabakbau in Deli. Amsterdam 1890. ~Tichomirow~, die Kultur u. Gewinn. des Tees auf Ceylon, Java und in China. Petersburg 1893. ~Warburg~, die _Muskatnuß_, ihre Geschichte, Botanik, Kultur, Handel und Verwertung. Leipzig 1897. ~Busse~, Studien über die _Vanille_, aus Arbeit des kais. Gesundheitsamtes. Berlin 1898. ~E. F. A. Obach~, Guttapercha, Cantor lectures. Soc. for the Encouragement of arts etc. London 1898 (auch holländ. und deutsch erschienen). ~Tschirch~, Studien über den _Rhabarber_ und seine Stammpflanze. Wien 1904. In dem +Beschrijvende Catalogus van het Koloniaal Museum in Haarlem+ finden sich (einzeln im Handel erhältliche) populär geschriebene Monographien von _Kaffee_, _Tee_, _Cacao_, _Vanille_, _China_, _Zucker_, _Tabak_, _Reis_, _Kautschuk_, _Guttapercha_ u. a. Über die gleichen Gegenstände finden sich auch eine Menge anderer Monographien im Handel. Ebenso gab das +Scientific department+ von ~Fred. Stearns~ & Co. in Detroit Monographien heraus, z. B. von _Kola_ (1894). Das +Kaiserliche Gesundheitsamt+ in Berlin gibt populär geschriebene Monographien heraus; so erschien 1903: der _Kaffee_. Weitere Literatur S. 245 u. 255. Medizinisch-pharmazeutische Botanik. Die +medizinisch-pharmazeutische Botanik+, der ~A. F. W. Schimper~ auf dem Titel eines seiner Bücher (s. oben S. 238) den verkehrt gebildeten Namen «offizinelle Botanik» gibt (nur die Drogen, nicht die Botanik sind «offizinell»), ist zwar schon im vorhergehenden gestreift worden. Speziell ihr sind außer den bereits erwähnten die folgenden Werke gewidmet. ~Waldschmiedt~, De vegetabilium usu in medicina. Hiliae 1707. -- ~Chomel~, Abrégé de l’histoire des plantes usuelles. Paris 1712. -- ib. 1803. -- ~Camerarius~, Biga botanica. Tubingae 1712. -- ~Zorn~, Botanologia medica. Berlin 1714. -- ~Feuillée~, Hist. des plantes médicales de Perou et Chile. Paris 1714–1725. -- ~Valentini~, Historia simplicium reformata. Francofurti a./M. 1716. fol. -- ~Tournefort~, Traité de la matière médicale. Paris 1717. -- ~Mäller~, Botanicum officinale. London 1722. -- ~Knowles~, Materia medica botanica. Londini 1723. -- ~Blair~, Pharmaco-botanologia. London 1723–28. -- ~Monti~, Exoticorum simplicium varii indices. Bononiae 1724. -- (~Martyn~), Tabulae synopticae plantarum officinalium. Londini 1726 fol. -- ~Hermann~, Cynosura materiae medicae. Argentorati 1726–31. -- ~H. Boerhave~, Historia plantarum, quae in horto academico Lugduni Batavorum crescunt cum earum characteribus et medicinalibus virtutibus. Rom 1727, 2 Ed. Lond. 1731. 3 Ed. 1738 («Maculosissimum et confusissimum opus ab Anonymo quodam conscriptum», ~Pritzel~). -- ~Kraeutermann~, Compendiöses Lexicon exoticorum et materialium. Arnstadt 1730. -- ~Alleyne~, New english dispensatory. London 1733. -- ~Malouin~, Chymie médicinale. Paris 1734. -- ~Albrecht~, De aromatum exoticorum noxa. Erfordiae 1740. -- ~Morandi~, Historia botanica practica. Mediolani 1744. fol. -- ~Hill~, A history of the materia medica, London 1751. -- ~Haller~, De praestantia remediorum vegetabilium. Goettingae 1752. -- ~Linné~, Plantae officinales. Upsaliae 1753. -- ~Linnaeus~, Censura medicamentorum simplicium vegetabilium. Upsaliae 1753. -- ~Banal~, Catalogue des plantes usuelles. Montpellier 1755. -- ~Sheldrake~, Botanicum medicinale. London s. a. fol. -- ~Crantz~, Materia medica. Viennae 1762. -- ~Aken~, Svenska Medicinal Växterna. Örebro 1764. -- ~Schwencke~, Kruidkundige beschrijving etc. Gravenhage 1766. -- ~Arnauld~ et ~Saterne~, Description des plantes usuelles. Paris 1767. -- ~Dagoly~, Collection des plantes usuelles. Paris 1767. fol. -- ~J. G. Gleditsch~, Verzeichnis der gewöhnlichsten Arzneigewächse, ihrer Teile und rohen Produkte, welche in den größeren teutschen Apotheken gefunden werden. Berl. 1769. -- ~Gardeners~ Dictionary. 6 edit. 1771. -- ~J. F. Gmelin~, Abhandl. von giftigen Gewächsen, welche in Teutschland und vornehmlich in Schwaben wild wachsen. Ulm 1775. -- ~Vicat~, Matière médicale tirée de Halleri Historia stirpium Helvetiae. Bern 1776. -- ib. 1791. -- ~Banal~, Catalogue des plantes médicinales. Montpellier 1780. -- ib. 1784. -- ~Lichtenstein~, Anleitung zur medizinischen Kräuterkunde. Helmstedt 1782–86. -- ~Happe~, Botanica pharmaceutica. Berolini 1788 (-1806). fol. -- ~Cullen~, Treatise of Materia medica. Edinburgh 1789. -- ~W. Woodville~, Medical botany. 3 Vol. 1790. -- ~Schrader~, Die norddeutschen Arzneipflanzen. Berlin 1792. -- ~Coste~ et ~Willemet~, Matière médicale indigène. Nancy 1793. -- ~J. Chr. Ebermaier~, Vergleich. Beschreib. derjenigen Pflanzen, welche in d. Apotheken leicht miteinander verwechselt werden. Braunschweig 1794. -- ~Grindel~, Pharmazeutische Botanik. Riga 1802. -- ~Hoffmann~, Syllabus plantarum officinalium. Goettingen 1802. -- ~Noehden~, Entwurf zu Vorlesungen über pharmakologische Botanik. Göttingen 1802. -- ~Vitet~, Matière médicale. Lyon 1803. -- ~Alibert~, Matière médicale. Paris 1804. -- ib. 1826. -- ~Schwilgué~, Traité de matière médicale. Paris 1805. -- ib. 1818- -- ~Dubuisson~, Plantes usuelles indigènes et exotiques. Paris 1809. -- ~Bodard~, Analyse de cours de botanique médicale comparée. Paris 1809. -- ~J. Chr. F. Graumüller~, Handbuch der pharmazeut. medizin. Botanik. 5 B. 1813–1818 (auch pharmakogn. und chem. interessant). -- ~J. Bigelow~, American medical botany. 3 Vol. 1817–1820. -- ~P. C. Barton~, Vegetable materia medica of the United States or medicinal botany. London 1818. -- ~Goetz~, Descriptio plantarum exoticarum officinalium. Viennae 1818. -- ~J. H. Dierbach~, Handb. d. medizin. pharmazeut. Botanik. Heidelberg 1819. -- ~Poiret~, Flore médicale. 1820. -- ~A. Richard~, Botanique medicale. 2 B. 1823. Medizin. Botanik, deutsch von ~Kunze~ und ~Kummer~. 2 B. Berlin 1824–26. -- ~J. Stephenson~ and ~J. M. Churchill~, Medical botany. 4 Vol. 1827–31. 2 ed. (von ~Burnet~) 1834–36. -- ~Thomson~, Botanique du droguiste. Paris 1827. -- ~D. Wagner~, Pharmaz.-medizin. Botanik. 2 B. Wien 1828–30. -- ~Smyttère~, Tableaux d’histoire naturelle médicale. Paris 1829. -- ~Smyttère~, Phytologie pharmaceutique et médicale. Paris 1829. -- ~Nees von Esenbeck~ und ~Ebermaier~, Handb. d. pharmazeut. Botanik. 2 B. 1830–31. -- ~Anslijn~, Handleiding der Botanie ... tot de Artzenijmeng-Kunde. Amsterdam 1831. -- Leijd. 1835–38. -- ~Ascherson~, Pharmazeutische Botanik. Berlin 1831. -- ~Schlichtkrull~, De officinelle planter. Kjöbnhavn 1831. -- ~Ehrmann~, Pharmazeutische Botanik. Wien 1832. -- ~Graves~, Hortus medicus. London 1833. -- ~Winkler~, Abbildungen (und Beschreibungen) der homöopathisch geprüften Arzneigewächse. Leipzig 1834–36. -- ~Vriese~, Plantenkunde voor Apothekers en Artsen. Leiden 1835–38. -- ~Vavasseur~, Dictionnaire universel de botanique ... médicale etc. Paris 1836. -- ~Castle~, Introduction to the medical botany. London 1837. -- ~Maly~, Systematische Beschreibung der deutschen Arzneigewächse. Grätz 1837. -- ~Barton~ et ~Castle~, The British Flora medica. London 1837–38. -- ~Miquel~, Leerboek tot de Kennis der artsenjigewassen. Amsterdam 1838. -- ~Ph. Lor. Geiger~, Pharmazeut. Botanik. 2. Aufl. von ~Nees von Esenbeck~ und ~Dierbach~. Heidelberg 1839–43. -- ~Katzer~, Übersicht der offizinellen Pflanzen der österreichischen Pharmacopoee. Wien 1840. -- ~Stupper~, Medizinisch-pharmazeutische Botanik. Wien 1841–43. -- ~Dietrich~, Taschenbuch der pharmazeutisch-vegetabilischen Rohwarenkunde. Jena 1842–46. -- ~Bischoff~, Medizin.-pharmazeut. Botanik. Erlangen 1843. 2. Aufl. 1847. -- ~Cassone~, Flora medico-farmaceutica. Torino 1846–52. -- ~Winkler~, Handbuch der medizinisch-pharmazeutischen Botanik. Leipzig 1846 sqq. -- ~Schmidt~, Taschenbuch der pharmazeutisch-vegetabilischen Rohwarenkunde. Jena 1847 sqq. -- ~Vriese~, Chloris medica. Amsterdam 1847 sqq. -- ~Targioni-Tozzetti~, Corso di botanica medico-pharmaceutica. 2. Aufl. Firenze 1847. -- ~Lindley~, Medical and economical botany. London 1849. ~Otto Berg~, +Handbuch d. pharmazeutischen Botanik+ (für Pharmazeuten und Mediziner). Berlin 1845. 2. Aufl. 1850. 3. Aufl. 1855. -- ~O. Berg~, Charakteristik d. f. d. Arzneikunde u. Technik wichtigsten Pflanzen-Genera. Berlin 1845. -- ~M. J. Schleiden~, +Handbuch d. medizin.-pharmazeut. Botanik+ zum Gebrauch bei Vorlesungen und zum Selbststudium. Leipzig 1852. -- ~K. Martius~, +Syllabus de botanica pharmaceutico-medica+. Monachii 1852. -- ~Hartig~, +Naturgesch. d. forstlichen Kulturpflanzen+ Deutschlands 1852. -- ~Bossu~, +Plantes médicales+. Paris 1854. -- ~Göppert~, +Die offizinellen u. techn. wichtig. Pflanzen unserer Gärten+ 1857. Nachtrag: Uns. offizinellen Pflanzen. Görlitz 1883. Ferner: Katalog d. botan. Museen d. Univers. Breslau. Görlitz 1884. -- ~Henkel~, +Atlas z. medizin.-pharm. Botan.+ 1863. 2. Aufl. 1873. -- ~Maly~, +Beschreibung der Medizinalpflanzen+. Wien 1863. -- ~Luerssen~, +Medizin.-pharmazeut. Botanik+ oder Handbuch der systematischen Botanik mit besonderer Berücksichtigung der Arzneipflanzen. 2 B. 1879–1882. Mit Abbild. -- ~Jos. Herz~, +Synopsis d. pharmazeut. Botanik+. Ellwangen 1883. -- ~Luerssen~, +Die Pflanzen d. Pharmakop.+ germ. 1883. -- ~Leunis~, +Synopsis+; Botanik von ~Frank~. 3. Aufl. 1883. -- ~Baillon~, +Traité de botanique médicale+. 2 vol. Paris 1884–89. Mit zahlr. Abbild. -- ~Hugo Schulz~, +Die offizinellen Pflanzen und Pflanzenpräparate+. Wiesbaden 1885. -- ~H. Karsten~, +Illustriertes Repetitorium der pharmazeut.-medizin. Botanik+. Berlin 1886. Mit 477 Fig., und Flora von Deutschland, pharmaz.-med. Botan. 2. Aufl. 1895. -- ~Dujardin-Beaumetz~ et ~Egasse~, +Plantes médicinales+. Paris 1889. -- ~C. Müller~, +Medizinalflora+. Berlin 1890. -- ~L. Trabut~, +Précis de botanique médicale+ 1891. -- ~Schimpfky~, +Unsere Heilpfl.+, ihr Nutzen und ihre Anwend. 1893, m. Ergänzungsb. 1894 (m. farb. Abb.). -- ~Héraud~, +Nouveau dictionnaire des plantes médicinales+. 3 Ed. 1895 avec 294 Fig. -- ~H. Baillon~, +Traité de Botanique médicale cryptogamique+, suivi du tableau du Droguier de la Faculté de médecine de Paris. Paris 1897, 370 Fig. -- ~A. Voigt~, Pharmazeutisch-technische Botanik. 1894–1896 Hamburg 1897/99. -- ~Plack~, +Repetitor. d. Botanik m. bes. Berücks. d. offizinellen Pflanz.+ 1899. -- ~Hansen~, +Systemat. Charakterist. d. mediz. wicht. Pflanzenfam.+ 2. Aufl. 1907. -- ~A. Engler~, +Syllabus der Pflanzenfamilien+. Eine Übersicht über das gesamte Pflanzensystem mit Berücksicht. d. Medizinal- und Nutzpflanzen nebst einer Übersicht über d. Florenreiche u. Florengebiete d. Erde, z. Gebr. bei Vorlesungen u. Studien über spezielle u. medizin.-pharmazeut. Botanik. 5. Aufl. 1907 (Fortsetzung von ~Eichlers~ Syllabus). -- ~Giesenhagen~, Unsere wichtigsten Kulturpflanzen. 2. Aufl. 1907. Vgl. auch ~W. Trelease~, Medical Botany (J. Am. med. Ass. Sept. 1897). -- ~Warburg~, Gesch. u. Entwickl. d. angew. Botanik. Ber. d. bot. Ges. 1901. Kolonialbotanik. ~J. von Warszewicz~, Handelspflanzen, welche für Ostindische Colonisten wichtig und von großem Wert sein können. Bull. du Congrès Intern. de Botan. et de Hortic. 1865. -- ~C. A. J. A. Oudemans~, De Handelsplanten. 36 gekleurde platen met bijschrift voor Nederland. Amsterdam 1883. -- ~J. L. de Lanessan~, Les plantes utiles des Colonies françaises. Paris 1886. -- ~G. S. Boulger~, The uses of plants: a manual of economic botany, with special reference to vegetable products introduced during the last fifty years. London 1889. -- ~G. Heuzé~, Les plantes industrielles. Paris 1893. -- ~R. Sadebeck~, Die wichtigeren Nutzpflanzen und deren Erzeugnisse aus den deutschen Colonien. Jahrb. d. Hamb. Wissenschaftl. Anstalten 1896. -- ~H. Jumelle~, Les cultures coloniales. Plantes alimentaires. Paris 1901. -- ~P. de Janville~, Atlas de poche des plantes utiles des pays chauds les plus importantes pour le commerce. Paris 1902. -- ~Ad. Damseaux~, Les plantes de la grande culture. Namur-Bruxelles 1905. -- ~P. Anema~, Plantkunde, ten dienste van de lagere school in Ned.-Indie. Groningen 1906. -- ~E. de Wildeman~, Les plantes tropicales de grande culture. T. 1. Caféier, Cacaoyer, Colatier, Vanillier, Bananiers. Bruxelles 1908. (Vgl. auch die im Kapitel Pharmakoërgasie S. 73, 74 u. 239 aufgeführten Werke, die von ~Heckel~ herausgegebenen +Annales de l’institut colonial in Marseille+ (S. 254) und das Kapitel Pharmakosystematik.) Giftpflanzen. Ein vielfach gesondert behandeltes Kapitel der Pharmakobotanik, das eine ziemlich große Literatur besitzt, ist das der =Giftpflanzen=. Es fällt aber nur zum Teil mit der Pharmakobotanik zusammen, denn nicht alle giftigen Pflanzen sind auch Heilmittel. Ich verweise z. B. auf die giftigen Pilze. Ein Verzeichnis der älteren Publikationen über die Giftpflanzen (bis 1847) findet sich in ~Pritzels~ Thesaurus litterat. botanic. 1877. ~Petrus de Abano~, Tractatus de venenis. Mantuae 1472. fol. -- ~Ardoynis~, Liber de venenis. Venetiis 1492. fol. -- Basileae 1562. fol. -- ~Arma~, Opus de venenis. Taurini 1558. -- ~Ponzetti~, De venenis libri tres. Basileae 1562. fol. -- ~Grevin~, Deux livres des venins. Anvers 1568. -- ~Bacci~, Prolegomena de venenis. Romae 1586. -- ~Buechner~, De venenis. Halae 1746. -- ~Gmelin~, De materia toxicorum vegetabilium in medicamentum convertenda. Tubingae 1765. -- ~Gmelin~, Abhandlung von den giftigen Gewächsen. Ulm 1775. -- ~Vicat~, Histoire des plantes vénéneuses de la Suisse. Yverdun 1776. -- ~Bulliard~, Histoire des plantes vénéneuses et suspectes de la France. Paris 1784. fol. -- ~Halle~, Die deutschen Giftpflanzen. Berlin 1784–93. -- ib. 1801–5. -- ~Plenck~, Toxicologia. Viennae 1785. -- ~Puihn~, Materia venenaria regni vegetabilis. Lipsiae 1785. -- ~Schulze~, Toxicologia veterum. Halae 1788. -- ~Kolbani~, Ungarische Giftpflanzen. Preßburg 1791. -- ~Dunker~, Beschreibung der Giftpflanzen. Brandenburg 1796–97. -- ~Frege~, Anleitung zur Kenntnis der Giftpflanzen. Kopenhagen 1796. -- ~Kerner~, Deutschlands Giftpflanzen. Hannover 1798. -- ~Kohlhaas~, Giftpflanzen. Regensburg 1805. -- ~Orfila~, Traité des poisons, ou Toxicologie générale. Paris 1813–15. -- Ed. III: ib. 1826. -- ~Goetz~, Abbildungen deutscher Giftpflanzen. Weimar 1817. -- ~Juch~, Die Giftpflanzen. Augsburg 1817. fol. -- ~Ljungberg~, De plantis venenatis. Upsaliae 1822. -- Die Giftpflanzen des Elsasses (m. 37 Taf.). Straßburg 1825. -- ~Dietrich~, Deutschlands Giftpflanzen. Jena 1826. -- ~Winkler~, Sämtliche Giftgewächse Deutschlands. Berlin 1831. -- ~Taddei~, Repertorio dei veleni e contravveleni. Firenze 1835. -- ~Henry~, Die Giftpflanzen Deutschlands. Bonn 1836. -- ~Michel~, De nordneederlandsche vergiftige gewassen. Amsterdam 1836. fol. -- ~Schottlaender~, Giftpflanzen Deutschlands. Ulm 1837. -- ~Brandt~, ~Phoebus~ et ~Ratzeburg~, Abbildung und Beschreibung der deutschen Giftgewächse. Berlin 1838. -- ~Phoebus~, Deutschlands kryptogamische Giftgewächse. Berlin 1838. -- ~Guenther~ et ~Bertuch~, Pinakothek der deutschen Giftgewächse. Jena 1840. -- ~Hegetschweiler~ und ~Labram~, Die Giftpflanzen d. Schweiz (m. 38 Taf). Zürich 1843. -- ~Berge~ und ~Riecke~, Giftpflanzenbuch. Stuttgart 1845. -- ~Duchesne~, Repertoire des plantes utiles et des plantes vénéneuses du globe. 2 Ed. Brux. 1846. -- ~Schimpfky~, Deutschlands wichtigste Giftgewächse (m. farb. Abb.). 1894. -- ~Schlitzberger~, Die Gift- und Heilpflanzen, m. 136 farb. Abb. 1899. -- ~Gressler~, Deutschlands Giftpflanzen, bearb. v. ~Andrae~ (m. 8 farb. Taf.) 17. Aufl. 1904. -- ~Ahles~, Unsere wichtigeren Giftgewächse. 4. Aufl. 1904. -- ~Mitlacher~, Toxikolog. oder forens. wichtige Pflanzen u. vegetabilische Drogen usw. Berlin-Wien 1904. Wichtigste Publikationen über eßbare und giftige Pilze (zusammengestellt von ~B. Studer~). ~Krombholz~, Naturgetreue Abbildungen und Beschreibung der eßbaren, schädlichen und verdächtigen Schwämme (78 farbige Foliotafeln). Prag 1831. ~Secretan~, Mycologie suisse. 3 Vol. Genève et Paris 1831. ~Trog~, Verzeichnis schweiz. Schwämme. Bern 1844. ~Trog~, Die eßbaren, verdächtigen und giftigen Schwämme der Schweiz (36 farb. Foliotafeln gemalt von ~Bergun~). Bern 1845–50. ~Trog~, Die Schwämme des Waldes. Bern 1848. ~Boudier~, Die Pilze in ökonomischer, chemischer und toxikologischer Hinsicht (deutsch von ~Husemann~). Berlin 1867. ~F. W. Lorinser~, Die wichtigsten eßbaren, verdächtigen und giftigen Schwämme (12 farb. Tafeln). Wien 1876. ~Louis Favre~, Les champignons comestibles (48 farb. Tafeln). Paris-Neuchâtel 1876. ~Ahles~, Allgemein verbreitete eßbare und schädliche Pilze. II. Aufl. (40 farb. Tafeln). Eßlingen b. Stuttgart 1876. ~O. Wünsche~, Die Pilze. Leipzig 1877. ~H. O. Lenz~, Nützliche, schädliche und verdächtige Schwämme. VI. Aufl. (20 farb. Tafeln). Gotha 1879. ~W. Medicus~, Unsere eßbaren Schwämme (23 farb. Bilder). Kaiserslautern 1882. ~Elias Fries~, Hymenomycetes europaei. Upsala 1884. ~Rabenhorst~, Kryptogamen. Bd. I: Pilze. Leipzig 1884. ~Schröter~, Pilze Schlesiens. 1889. ~Leuba~, Die eßbaren Schwämme und die giftigen Arten, welche zur Verwechslung geeignet (54 farbige Tafeln). Zürich 1892 (franz. Ausgabe: Neuchâtel 1890). ~O. Wünsche~, Die verbreitetsten Pilze Deutschlands. Leipzig 1896. ~Edm. Michael~, Führer für Pilzfreunde. Zwickau i. S. 1902. Ausgabe A für Schulen. 2 Teile. 175 Pilzgruppen auf 16 farb. Tafeln. » B für Pilzsammler und Pilzfreunde. 3 Bde. mit 278 farb. Pilzgruppen. » C Volksausgabe mit 29 farbigen Pilzgruppen. ~G. Hahn~, Der Pilzsammler oder Anleitung zur Kenntnis der wichtigsten Pilze Deutschlands und der angrenzenden Länder. Aufl. III (mit 32 farb. Tafeln). Gera 1903. ~Blücher~, Praktische Pilzkunde (mit 32 farb. Bildern). Miniaturbibliothek. Berlin 1904. ~Matern~, Die am häufigsten vorkommenden eßbaren, bezw. giftigen Pilze. ~Mück~s praktisches Taschenbuch. Wien 1904. +Pilzmerkblatt+ des Kaiserl. Gesundheitsamtes (1 farb. Tafel mit 21 Pilzen). Berlin 1904. ~P. Sydow~, Eßbare und giftige Pilze (m. 64 farb. Tafeln). Heidelberg 1905. ~Kath~, Pilzbuch (mit 14 farb. Tafeln). Langensalza 1905. ~Henings~, ~Lindau~, ~Lindner~, ~Neger~, Pilze. Leipzig 1905. ~Unger~, Unsere wichtigsten Pilze (m. 4 farb. Tafeln). ~Möller~s Bibliothek für Gesundheitspfl. Oranienburg 1906. ~B. Studer~, Die wichtigsten Speisepilze der Schweiz. III. Aufl. (m. 12 farb. Tafeln). Bern 1906. ~W. Raschke~, Tafel eßbarer Pilze. Tafel giftiger und verdächtiger Pilze. Annaberg im Erzgeb. ~Constantin~ et ~Dufour~, Nouvelle flore des champignons. ed. II. Paris. ~J. Röll~, Unsere eßbaren Pilze. Tübingen. ~Magnus~, Die Pilze von Tirol. Innsbruck. ~Saccardo~, Sylloge fungorum omnium hujusque cognitor. Padua. Bei den vielfachen Beziehungen, die die +Nahrungsmittelkunde+ und die +technische Rohstofflehre+ zur Pharmakognosie besitzen, seien auch die hauptsächlichsten Werke dieser Wissenszweige, soweit sie uns hier angehen, aufgeführt. In vielen derselben sind auch Drogen erwähnt. Technische Rohstofflehre. ~Chomel~, Abrégé de l’histoire des plantes usuelles. Paris 1712 (und 1803). ~Savary~, Dictionnaire de commerce. 1750. ~Kerner~, Handelsprodukte aus dem Pflanzenreiche. Sechs Hefte mit illuminierten Kupfern. Stuttgart 1783–1786. ~G. R. Böhmer~, Technische Geschichte der Pflanzen, welche bey Handwerken, Künsten und Manufakturen bereits in Gebrauch sind oder noch gebraucht werden können. 2 B. Leipzig 1794. ~J. Beckmann~, Vorbereitung zur Warenkunde oder zur Kenntnis der vornehmsten ausländischen Waren. 6 Stücke. Göttingen 1795 u. 1800. ~P. A. Nemnich~, Warenlexikon in 12 Sprachen. 3 T. 1797, und Neues Warenlexikon in 12 Sprachen. Hamburg 1820. ~G. H. Buse~, Vollständ. Handbuch der Warenkunde. 10 B. Erfurt 1798–1820. ~G. Chr. Bohns~, Warenlager oder Wörterbuch der Produkten- und Warenkunde. Neu von ~Norrmann~. 2 B. Hamburg 1805. ~J. D. Wagener~, Allgem. Warenlexikon. 2 B. Hamburg 1811. ~J. S. Winterschmidt~, Naturgetreue Darstellung aller in- und ausländ. Material-Samen und getrockneten Früchte, wie sie gewöhnlich im Handel vorkommen. Nürnberg 1818. ~J. M. Leuchs~, Allgemeines Warenlexikon. Nürnberg 1825–1826. ~G. Thon~, Ausführliches und vollständiges Warenlexikon. Ilmenau 1829. ~Zenker~, Merkantilische Warenkunde. Jena 1829–1835. ~J. C. Schedel~, Neues und vollständiges allgemeines Warenlexikon. 4. Aufl. von ~Poppe~. 2 B. Leipzig 1830. ~Erdmann-Königs~ Grundriß der allgemeinen Warenkunde unter Berücksichtigung der Technologie, 1. Aufl. 1833, von der 12. Aufl. (1895) an von ~Ed. Hanausek~, 14. Aufl. 1906 mit 416 Abb. Leipzig u. Wien. ~Karl Noback~, Lehrb. d. Warenkunde. Leipzig 1842. ~Duchesne~, Répertoire des plantes utiles et des plantes vénéneuses du globe. 2 ed. Brux. 1846. ~Henkel~, Warenlexikon für Drogisten, Apotheker und Kaufleute. 3. Aufl. 1873. ~Wiesner~, Die Rohstoffe des Pflanzenreiches. Leipzig 1873. 2. Aufl. (in Gemeinsch. mit zahlr. Mitarbeitern) 1900. ~Paspale~, Compendio di Botanica ordinato specialmente alle conescenza della piante utili più comuni. Napoli 1878. ~H. Gross~, Die wichtigeren Handelspflanzen in Bild und Wort. Eßlingen 1880. ~Eger~, Technolog. Wörterbuch. Braunschweig 1882. ~Seubert~, Handbuch d. allgemeinen Warenkunde. Stuttgart 1883. ~K. Müller~, Prakt. Pflanzenkunde für Handel, Gewerbe und Hauswirtschaft. Stuttg. 1884. ~Dammer~, Illustr. Lexikon der Verfälschungen. Leipzig 1887. ~O. Jaeger~, Leitfaden zur Einführung in das Studium der allgemeinen organischen Warenkunde. Stuttgart 1888. ~H. Braun~ und ~T. F. Hanausek~, Materialienkunde. Wien 1891. ~Weidingers~ Warenlexikon, herausg. von ~T. F. Hanausek~. 2. Aufl. Leipzig 1892. ~Warburg~, Die aus den deutsch. Kolonien exportierten Produkte u. deren Verwertung in der Industrie. Berlin 1896. ~M. Pietzsch~, Katechismus der Waarenkunde. 6. Aufl. 1900. ~O. Lueger~, Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften. Stuttgart u. Leipzig. 2. Aufl. 1906 (im Erscheinen begriffen). Groß angelegtes Riesenwerk. ~A. Mentz~ og ~C. H. Ostenfeld~, Planteverdenen i Menneskets Tjeneste. Kjöbenhavn-Kristiania 1906 (m. viel. Abbild.). ~D. Dietrich~, Taschenbuch der Warenkunde. =Monographien:= Allgemeine Warenkunde und Rohstofflehre, bearbeitet von ~R. Benedikt~, ~H. Braun~, ~C. Councler~, ~F. H. Haenlein~, ~T. F. Hanausek~, ~F. v. Hoehnel~, ~Jos. Moeller~, ~Ed. Valenta~ und ~Wittmack~. Kassel, Fischer. ~Ed. Hanausek~, Technologie der Drechslerkunst. ~Fr. von Hoehnel~, Die Stärke- und die Mahlprodukte. Kassel 1882. Derselbe, Die Gerberinden. Berlin 1880. Derselbe, Die Mikroskopie d. techn. verwendeten Faserstoffe. Wien 1887. 2. Aufl. 1905. ~J. Moeller~, Die Rohstoffe des Tischler- und Drechslergewerbes. Kassel. ~E. Valenta~, Die Klebe- und Verdickungsmittel. Kassel 1884. ~Boéry~, Les plantes oléagineuses huiles et tourteau et les plantes alimentaires des pays chauds. Paris 1889. ~Beauvisage~, Les matières grasses. Paris 1891. ~Brévans~, Les légumes et les fruits. Paris 1893. ~Charabot~, Les parfums artificiels. Paris 1899. ~P. D’Aygalliers~, l’Olivier et l’huile d’olive. Paris 1900. ~Piesse~, Chimie des parfums et fabrication des essences etc. Paris 1903. ~Eug. Collin~ et ~Em. Perrot~, Les Residus industriels, utilisés par l’agriculture comme aliments et comme engrais. Paris 1904. ~F. Zetzsche~, Die wichtigsten Faserstoffe der europäischen Industrie. 1904. Mit 46 Mikrophot. ~Lafar~, Handbuch der technischen Mycologie. 4. B. Jena, Fischer. (Bez. der Literatur über Harze, Fette und ätherische Öle vgl. Pharmakochemie.) Einen Überblick über die geschichtliche Entwicklung der Warenkunde gab ~Giulio Morpurgo~, La Merciologia nelle sue origini e nella sua evoluzione. Trieste 1907. Vgl. ferner: ~Wiesner~, Über d. Bedeutung der techn. Rohstofflehre als selbständige Disziplin und deren Behandl. als Lehrgegenstand. Dingl. polyt. Journ. 1880. -- ~J. Collins~, Study of economic botany and its claims educationally and commercially considered. London 1872. Nahrungsmittelkunde. ~L. Nonni~, Diaeteticon s. de re cibaria. Antw. 1646. ~M. Sebitz~, de alimentorum facultatibus. Argent. 1650. ~J. F. Zückert~, Materia alimentaria. Berlin 1768, und: Von den Nahrungsmitteln. Berl. 1775. ~Reich~, Die Nahrungs- und Genußmittel. 1860. ~A. E. Vogl~, Nahrungs- und Genußmittel aus dem Pflanzenreich. Anleitung zum Erkennen der Nahrungsmittel, Genußmittel und Gewürze mit Hilfe des Mikroskops. Prag 1872. Mit 116 Holzschn. Derselbe, Die wichtigsten vegetabilischen Nahrungs- und Genußmittel, mit besonderer Berücksichtigung der mikroskop. Untersuchung. Berlin-Wien 1899. Mit 271 Holzschn. ~F. Elsner~, Untersuch. von Lebensmitteln und Verbrauchsgegenständen, Berlin 1878, und die Praxis d. Chemik. b. Unters. von Nahrungsmitteln. 8. Aufl. 1907. ~O. Dietzsch~, Die wichtigsten Nahrungs- und Genußmittel. 3. Aufl. Zürich 1879. ~Capaun-Karlowa~, Unsere Lebensmittel. 1879. ~J. Bell~, Analyse d. Verfälsch. d. Nahrungsmittel. Deutsch v. Mirus. 1882 u. 1884. ~T. F. Hanausek~, Die Nahrungs- und Genußmittel aus dem Pflanzenreich. Kassel 1884. ~Jos. Moeller~, Mikroskopie der Nahrungs- und Genußmittel aus dem Pflanzenreiche. Berlin 1886. 2. Aufl. 1905 (mit ~Winton~, m. 599 Fig.). ~A. F. W. Schimper~, Anleitung zur mikroskop. Untersuchung der vegetabilischen Nahrungs- und Genußmittel. Jena 1886. 2. Aufl. 1900. Mit 134 Abbild. ~Bonnet~, Précis d’analyse microscopique des denrées alimentaires. Paris 1890. ~H. Molisch~, Grundriß einer Histochemie der pflanzlichen Genußmittel. Jena 1891. ~E. Macé~, Les substances alimentaires. Paris 1891. Mit 24 Taf. und 408 Fig. ~Claes~ et ~Thyes~, Histologie et morphologie des tests des graines composant les tourteaux alimentaires (m. 7 Taf.). Paris 1893. ~H. Thoms~ u. ~E. Gilg~, Einführung in die praktische Nahrungsmittelchemie. Leipzig 1899. ~Bujard~ und ~Baier~, Hilfsbuch f. Nahrungsmittelchemiker. 2. Aufl. 1900. ~Marion~ et ~Manget~, Tableaux synoptiques pour l’analyse des farines. Paris 1901. ~E. Seel~, Gewinnung u. Darstellung der wichtigsten Nahrungs- und Genußmittel. Stuttgart 1902. ~Moor~, Suggested standards of purity for foods and drugs. 1902. ~König~, Chemie der menschlichen Nahrungs- und Genußmittel. 3 B. 4. Aufl. 1903–1907. ~Mansfeld~, Die Unters. v. Nahrungs- u. Genußm. 1905. ~Breteau~, Falsifications et alterations des substances alimentaires. Paris 1906. ~A. L. Winton~ (and ~Jos. Moeller~) the microscopy of vegetable foods. New York 1906. ~H. Röttger~, Kurzes Lehrb. d. Nahrungsmittelchemie. 3. Aufl. 1907. ~Varges~, Nahrungsmittelchemie. 1907. ~Dammer~, Lexikon der Verfälschungen. ~H. G. Greenish~, The microscopical examination of foods and drugs. London. ~Soubeiran~, Dictionnaire des falsifications (m. 218 Fig.). «Nur aus ihren Zeitschriften, nicht aus ihren Lehrbüchern kann man die Entwicklung einer Wissenschaft wirklich kennen lernen.» ~Sudhoff.~ VII. Die für die Pharmakognosie in Betracht kommenden Zeitschriften, Jahresberichte, Institutspublikationen, Handels-, Ausstellungs- und Kongressberichte. Im folgenden gebe ich die Titel der Zeitschriften, Institutspublikationen und Jahresberichte, in denen sich pharmakochemische, pharmakobotanische oder pharmakohistorische Arbeiten befinden oder in denen über solche referiert wird. Angefügt sind die wichtigsten Handelsberichte, Ausstellungs- und Kongreßberichte und die allgemeine bibliographische Literatur. Die Lehr- und Handbücher der Pharmakognosie und pharmazeutischen Botanik sind im Kapitel Systeme der Pharmakognosie, die pharmakogeographischen Publikationen im Kapitel Pharmakogeographie, die anatomischen im Kapitel Pharmakoanatomie, die linguistischen und Abbildungswerke, sowie die Floren im Kapitel Pharmakosystematik, die pharmakochemischen im Kapitel Pharmakochemie zu finden. 1. Zeitschriften. +Almanach oder Taschenbuch für Scheidekünstler und Apotheker+, gegr. 1780 von ~Göttling~. 1780–1829. 50 Bändchen. 1803–1819 als Taschenb. f. Sch. u. Ap. Red.: ~Bucholz~, ~Brandes~ 1820–1829. Red.: ~J. B. Trommsdorff~. +Trommsdorffs Journal der Pharmacie+ für Ärzte und Apotheker. B. I–XXVI 1793–1816; fortgesetzt: +Neues Journ. d. Pharm.+ I–XXVII 1817–1834. Red.: ~Joh. Barth~, ~Trommsdorff~ (s. auch Ann. d. Ph.). +Berlinisches Jahrbuch für die Pharmacie+ und die damit verbundenen Wissenschaften, gegr. 1795 als Berl. Jahrb. d. Pharm. 1796–1840. Von 1815 an: Deutsches Jahrb. f. d. Pharm. +Chemisches Archiv+ (~Crell~), gegr. 1783. Neues chem. Arch. 1784–1791, neuestes 1798. Vorher ging: ~Crells~ Chem. Journal 1778–1781; dann: Die neuesten Entdeckungen der Chemie 1781–1786. +Chemische Annalen für die Freunde der Naturlehre+, gegr. 1784 von ~Lorenz Crell~, «~Crells~ Annalen» 1784–1803. 40 B. +Magazin für Pharmacie, Botanik und Materia medica+ 1782–1784. Red.: ~Pfingsten~. +Journal für praktische Chemie+ (~Erdmanns~), gegr. 1798 als Allgemeines Journ. d. Chem. (Red.: ~Scherer~) 1798–1803; dann: Neues allgem. Journ. d. Ch. 1803; dann: Journal für d. Chemie, Physik und Mineralogie 1806–1810. Red.: ~Gehlen~; dann: Journal für Chemie und Physik 1811–1833. Red.: ~Schweigger~; dann: +Journal für praktische Chemie.+ 108 B. 1834–1869. Red.: ~Erdmann~ und ~Schweigger-Seidel~. Die neue Folge Red.: ~Kolbe~, ~Ernst Meyer~ beginnt 1870. Wird fortgesetzt. +Magazin+ für die neuesten Erfahrungen, Entdeckungen und Berichtigungen im Gebiete +der Pharmacie+, gegr. 1823; dann von 1824 an: +Magazin für Pharmacie+ und die dahin einschlagenden Wissenschaften; von 1829: Magazin für Pharmacie und Experimentalkritik. Red.: ~Hänle~, ~Geiger~. B. 1–36. 1823–1831 (s. auch Annal. d. Ph.). [+Ein Magazin für Apotheker+, +Chemisten+ und +Materialisten+ erschien 1785–1787, fortgesetzt bis 1790 als Repertorium für Chemie, Pharmacie und Arzneimittelkunde. Red.: ~Elwert~.] +Pharmaceutisches Centralblatt+ (u. Chem. Centralblatt), gegr. 1830. 20 B. 1830–1849. Red.: ~Weinlig~, ~Buchheim~, ~Knop~. Fortgesetzt als: +Chemisch-pharmazeut. Centralblatt+ 5 V. (XXI–XXV) 1850–1855; dann von 1856 an als +Chemisches Centralblatt+. Red.: ~Knop~, ~Arendt~. Neue Folge (XXVI–XXXIX) 1856–1869, dritte Folge (XL–LIX) 1870–1888, vierte Folge (LX–LXVII) 1889–1896. Von 1897 an von der deutschen chemischen Gesellschaft herausgegeben (Red.: ~A. Hesse~) unter dem Titel: +Chemisches Zentralblatt+. Vollständiges Repertorium für alle Zweige der reinen und angewandten Chemie. B. I (1897) ist der fünften Folge erster Band. +Archiv der Pharmazie+, als Archiv des Apothekervereins im nördlichen Teutschland (Fortsetzung der Pharmaz. Monatsblätter, die nur zwei Jahre bestanden), 1822 gegründet. Red.: ~R. Brandes~. Erste Reihe B. I–L. 1822–1834. Dann: Archiv der Pharmacie d. Apothekervereins im nördlichen Teutschland und Arch. d. Ph. Eine Zeitschrift des allgem. deutschen Apotheker-Vereins, Abt. Norddeutschland. Zweite Reihe B. LI–CC. 1835–1872. Red.: ~Brandes~, ~Wackenroder~, ~Bley~. Dann (seit 1874): Arch. d. Ph., Zeitschrift des deutschen Apothekervereins. Dritte Reihe B. CCI–CCXVII. 1872–1889. Red.: ~Ludwig~, ~E. Reichardt~. Vom Band CCXVIII wird nicht mehr nebenher auch in Reihen gezählt, sondern fortlaufend. Red.: ~E. Schmidt~ und ~Beckurts~. 1907 ist B. CCXXXXV erschienen. Jetziger Titel: +Archiv der Pharmazie+, herausg. vom deutschen Apothekerverein (s. auch. Annal. d. Pharm.). +Annalen der Pharmazie+ (vereinigt aus Archiv d. Pharm. und Magazin d. Pharm.). Red.: ~Brandes~, ~Geiger~, ~Liebig~. B. I–X. 1832–1834. Fortgesetzt als: +Annalen der Pharmazie+ (vereinigt aus ~Trommsdorffs~ N. Journ. d. Pharm., Arch. d. Pharm. und Magazin für Pharmacie und Experimentalkritik). Red.: ~Trommsdorff~, ~Brandes~, ~Geiger~, ~Liebig~, ~Merck~, ~Mohr~. B. XI–XXXII 1834–1839. Fortgesetzt als: +Annalen der Chemie und Pharmacie.+ Red.: ~Wöhler~ und ~Liebig~. B. XXXIII–CLXVIII 1840–1873. Dann: ~Justus Liebigs~ A. d. Ch. u. Pharm. B. CLXIX–CLXXII (1873). Seit 1874: ~Justus Liebigs~ +Annalen der Chemie+. 1907 ist der 353. Band erschienen. ~Buchners~ +Repertorium+, gegr. 1815 als +Repertorium für die Pharmacie+, begonnen von ~Gehlen~. Red.: ~J. A. Buchner~. 50 B. 1815–1834, zweite Reihe 50 B. 1835–1848, dritte Reihe 10 B. 1849–1851. Im Ganzen 110 Duodezbändchen. Fortgesetzt in größerem Format als: +Neues Repertorium für Pharmacie+. 25 B. 1852–1876. +Vierteljahrsschrift für praktische Pharmacie+, gegr. 1852. Red.: ~G. C. Wittstein~. B. I–XXII 1852–1873. +Berichte der pharmazeutischen Gesellschaft+ (Berlin), gegr. 1891; von 1896 an: Ber. d. deutsch. pharmazeut. Gesellschaft, herausg. vom Vorstande. 1907 erschien der 17. Jahrg. Die Gesellschaft gibt seit 1895 auch +Berichte über die pharmakognostische Literatur aller Länder+ heraus (s. S. 252). +Journal de pharmacie et de chimie+ (Paris), gegr. 1815 unter dem Titel: Journal de pharmacie et des sciences accessoires. B. I-XXVII 1815–1841. Wird, da ein Bulletin de pharm. et des scienc. access. 1809–1814 voranging, jetzt meist als zweite Serie gezählt, obwohl dies nicht auf dem Titel steht. Dann von 1842 an als: Journal de pharmac. et de chimie, dritte Serie, B. I–XLVI 1842–1864; vierte Serie, B. I–XXX 1865–1879; fünfte Serie, B. I-XXX 1880–1894; sechste Serie (B. I 1895) noch laufend. 1907 erschien B. XXV und XXVI. Red.: ~Bourquelot~. +Bulletin des sciences pharmacologiques+ (Paris), gegr. 1899. Jährl. 2 Bände. 1907 erschien T. XV u. XVI. Red.: ~Perrot~. (Berücksichtigt die Pharmakognosie eingehend.) +Pharmaceutical Journal and Transactions+, gegr. 1841 von ~Jacob Bell~. Erste Serie 1841–1859 18 B.; zweite Serie 1859–1870 11 B.; dritte Serie 1870–1895 25 B. Von 1895 an lautet der Titel: +Pharmaceutical Journal+. Vierte Serie von 1895 an. 1907 erschien der 25. B. (d. 79. B. der ganzen Folge). Official Organ of the Pharmaceutical Society in London. Red.: ~J. Humphrey~. +Nederlandsch Tijdschrift voor Pharmacie en Toxicologie+, gegr. 1849 als: Tijdschrift voor wetenschappelijke Pharmacie benevens mededeelingen over Chemie, Pharmacie en Pharmacognosie van het planten- en dierenrijk («~Haaxmanns~ Tijdschr.»). Red.: ~P. J. Haaxmann~. 19 B. 1849–1867 (in vier Serien). Dann: Nieuw Tijdschr. voor de Pharmacie in Nederland 1868–1888. 21 B. Dann: Nederl. Tijdschr. voor Pharmacie, Chemie en Toxicol. 1889–1901. Red.: ~Wefers Bettinck~ und ~Guldensteeden Egeling~. 1902 mit Pharmac. Weekbl. (s. d.) verschmolzen. +Pharmaceutisch Weekblad+, gegr. 1863 von ~Opwijrda~. Bis 1901 38 Jahrgänge. Dann (1902) mit Ned. Tijdschr. (s. d.) verschmolzen. 1907 erschien der 44. Jahrg. Titel: +Pharmaceutisch Weekblad voor Nederland+. Tijdschrift voor Apothekers en Apotheekhondende Geneeskundigen. Red.: ~van Itallie~, seit 1907 ~van der Wielen~. +Zeitschrift des Allgem. Österreichischen Apotheker-Vereins+ (Wien), gegr. 1846 als Österreich. Zeitschr. für Pharmazie (bis 1862). 1907 erschien der 45. Jahrg. (der ganz. Serie 61 B.). Red.: ~Sicha~. Die Abhandlungen und Vorträge daraus, die oft pharmakobotanische Themata behandeln, erscheinen auch seit 1900 gesondert als +Österreichische Jahreshefte für Pharmazie und verwandte Wissenszweige+. +Pharmazeutische Praxis+ (Wien), gegr. 1902. Red.: ~Longinovits~. 1907 erschien der 5. Jahrg. (berücksichtigt die Pharmakognosie eingehend). +Schweizerische Wochenschrift für Pharmazie+, gegr. 1848 als Mitteil. d. Schweiz. Apothekerver. 4. Jahrg. 1848–1854, fortgesetzt als Schweiz. Zeitschrift für Pharmazie, B. I–VII (oder XI d. Mitteil.) 1856–1862. Dann von 1863 an: Schweiz. Wochenschrift für Pharmazie, B. I–XXIX (oder XL d. Mitteil.) 1863–1891. Von 1892 an: +Schweiz. Wochenschrift für Chemie und Pharmazie+. 1907 erschien der B. XLIV (d. sämtl. Vereinspublikat. LIV. B.). +Pharmazeutische Zeitschrift für Rußland+, gegr. 1861 von ~Casselmann~, herausg. von d. pharmaz. Ges. in St. Petersburg, von 1898 an russisch unter dem Titel: Russki Pharmazewticeski Journal Peterburg. Red.: ~Klinge~. Pharmazewt Moskau. Pharmaçewtiçeski Westnik. Moskau. +Giornale di Farmacia+, chimica e scienze accessore, gegr. 1824, bis 1834 19 B. Fortgesetzt als: Biblioteca di farmacia 1834–1845 und als: Annali di chimica applicata 1845–1884 und Annali di chimica medico-farmaceutica 1885 und endlich (von 1885 an) als: +Annali di chimica e di farmacologia+. +Bolletino Chimico farmaceutico+ (Milano), gegr. 1861 von ~Pietro Viscardi~. 1907 erschien Vol. 46. Direktor: ~Vitali~. Red.: ~Castoldi~. +l’Orosi+, Bolletino (Giornale) di chimica, farmacia e scienze affini, gegr. 1878, herausg. von der Associazione chimico-farmaceutica fiorentina. +Giornale di Farmacia+ (Triest), gegr. 1895. +Journal de pharmacie d’Anvers+, gegr. 1844. +Bulletin de la société royale de Pharmacie de Bruxelles+, gegr. 1856. +Annales de Pharmacie+ (Louvain), gegr. 1894. Red.: ~Ranvez~. +American Journal of Pharmacy+ (Philadelphia), publ. by the Philadelph. college of pharm., gegr. 1829. 1907 erschien der 79. Band. Red.: ~Kraemer~. +Drugs and Medicines of North America+, a Quarterly, Cincinnati, gegr. 1885. Red.: ~J. U. Lloyd~ und ~C. G. Lloyd~. +Journal of pharmacology+ (New York), gegr. 1893. +Pharmazeutische Rundschau+ (New York), gegr. 1882. Red.: ~Fr. Hoffmann~, von B. XIV (1896) an englisch als +Pharmaceutical Review+. Red.: ~E. Kremers~. +The Pacific Pharmacist+ (San Francisco), gegr. 1907. Revista Sud-Americana de Cicucias Médicas y farmacéuticas (Buenos Aires), gegr. 1903. Red.: ~Dessy~. +Archiv for Pharmaci og Chemi+ (Dänisches), gegr. 1844 als Archiv for Pharmaci, später 1868: Ny Pharm. Tidende, seit 1893 als Archiv for Pharm. og chemi. 1907 erschien B. 14 (d. 64. B. der ganzen Serie). Red.: ~Klöcker~. Farmaceutisk Tidskrift (Stockholm). +Den norske Apotheker forenings Tidsskrift.+ Upsala läkare forenings Förhandlingar. Tidsskrift for Apothekervaesen, gegr. 1892. +Nordisk Farmaceutisk Tidskrift+ (Copenhagen), gegr. 1893. Archiv for Pharmaci ag technisk Chemi. +Farmaceutiskt Notisblad+ (Helsingfors), gegr. 1891. +Tidsskrift for Kemi, Farmaci og Terapi. Pharmacia+ (Kristiania), gegr. 1904. Red.: ~Koren~. +Buletinul farmaceutic+ (Bukarest), gegr. 1896. +Journal of the pharmaceutical society+ of Japan (nur der Titel und der Index englisch, sonst japanisch). +Jahrbuch für praktische Pharmacie und verwandte Fächer+, herausg. von d. Pfälzischen Ges. f. Pharm. und Technik und deren Grundwissenschaften, gegr. 1838. Red.: ~Herberger~ und ~Winckler~. (Zweite Folge von 1841 an.) Vom B. XVIII an: Zeitschr. d. allgem. teutschen Apotheker-Vereins, Abt. Süddeutschland. Red.: ~Hoffmann~ und ~Winckler~. Abgeschlossen mit B. XXVII (der neuen Folge B. XXIV), fortgesetzt von 1854 an als: +Neues Jahrbuch für Pharmacie und verwandte Fächer+. Red.: ~Walz~ und ~Winckler~, von 1863–1874. Red.: ~Vorwerk~. (Zuletzt als: Zeitschr. d. Allgem. Deutsch. Apothekervereins.) 1874 eingegangen. +Allgemeine pharmazeutische Zeitschrift+, gegr. 1843 von ~Artus~; von 1862–1864: Allgem. Zeitschr. f. Pharmazie, Pharmakologie u. Toxikologie. 1864 eingegangen. +Pharmazeutische Zentralhalle für Deutschland+, gegr. 1859. Red.: ~H. Hager~; von 1880 an Red.: ~Hager~ und ~Geissler~. 1880 erschien der neuen Folge erster Band (= XXXI. Jahrg.); von 1896 an Red.: ~Schneider~, dann ~Schneider~ und ~Süss~. 1907 ist der B. XLVIII (der neuen Folge B. XXVIII) erschienen. +Zeitschrift für Nahrungsmittel-Untersuchung, Hygiene und Warenkunde+ (Wien), gegr. 1886. Red.: ~Heger~. Eingegangen. +Forschungsberichte über Lebensmittel und ihre Beziehungen zur Hygiene, über forense Chemie und Pharmakognosie+, gegr. 1894. Red.: ~Hilger~. Fortgesetzt als: Zeitschr. f. Unters. der Nahrungs- und Genußmittel, sowie der Gebrauchsgegenstände, gegr. 1898. 1907 erschien der X. Band. Red.: ~Bömer~. +Pharmazeutische Zeitung+ (Berlin), gegr. 1855 von ~H. Müller~ in Bunzlau. Jetzt in Berlin. Red.: ~Böttger~. 1907 erschien der 52. Jahrg. Die +Pharmazeutische Zeitung+ brachte früher wertvolle pharmakognostische Berichte aus dem Auslande (~Husemann~), jetzt berücksichtigt sie auch die Pharmakognosie in den «+Pharmazeut. Monatsberichten+». +Pharmazeutische Post+ (Wien), gegr. 1868 von ~A. Hellmann~. 1907 erschien der 40. Jahrg. Red.: ~Heger~. +Süddeutsche Apotheker-Zeitung+ (Stuttgarter) seit 1886, begr. 1860 als Pharm. Wochenbl. Red.: ~Fr. Kober~. 1907 erschien der 37. Jahrg. +Pharmaceutische Wochenschrift+, begr. 1883. +Apotheker-Zeitung+ (Berliner), mit gutem Repertorium (~Beckurts~), herausg. vom deutschen Apotheker-Verein, gegr. 1885. Red.: ~Wobbe~. 1907 erschien der 22. Jahrg. +Journal der Pharmazie von Elsaß-Lothringen+, gegr. 1873 als +Journal de pharmacie d’Alsace-Lorraine+. 1907 erschien der 34. Jahrg. +Répertoire de Pharmacie+, Archives de Pharmacie et journal de chimie médicale réunis, gegr. 1844, neue Serie 1874. 1876 wurde das Repert. de Pharm. mit dem 1825 gegründeten Journal de chimie médicale, de pharm. et de toxicologie vereinigt. Red.: ~Crinon~. 1907 erschien der 3. Serie 19. B. +Les nouveaux remèdes+ (Paris), gegr. 1884. +Chemist and Druggist+ (London), gegr. 1859. 1907 erschien Vol. LXX. Red.: ~Mac Ewan~. (Wichtig für die englischen Handelsverhältnisse der Drogen.) +Chemist and Druggist+ of Australasia (seit 1878). +Western Druggist+ (Chicago), gegr. 1868 als Pharmacist and chemical record, 1873–1887 Pharmacist. +American Druggist+ and Pharmaceutical Record. Americas Leading Drug Journal, New York, gegr. 1871. 1908 erschien der 37. Jahrg. Vol. LII. (Darin viele Mitteil. über den amerikan. Drogenmarkt). +New Remedies+ (New York). +Bulletin of the Lloyd-library+ of botany, pharmacy and meteria medica, seit 1900 zwanglose Bulletins. In drei Serien: Reproduction S. (historisch), Mycological S. und Pharmacy S., bis 1907 sind 9 Bulletins erschienen. * * * * * +Gyógyszerészi Folyóirat.+ A magyar országi gyógyszerészegylet értesitöje. (Pharmazeutische Zeitschrift, Berichte der ungar. pharm. Gesellschaft.) Budapest, seit 1906. Red.: ~Deér~. +Gyógyszerészi Hetilap+ (Pharmazeutische Wochenschrift). Budapest, seit 1862. Red.: ~Varsagh~. +Gyógyszerészi Közlöny+ (Pharmazeutische Mitteilungen). Budapest, seit 1885. Red.: ~Karlowszky~. +Gyógyszerészi Értesitö+ (Pharmazeutische Berichte). Budapest, seit 1893. Red.: ~Lukács~. +A Gyógyszerész+ (Der Apotheker). Budapest, seit 1898. Red.: ~Grosz~. * * * * * +Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft+ («Berliner Berichte»), gegr. 1868. 1907 erschien B. 40. +Bulletin de la Société chimique de Paris+, gegr. 1861 als Bulletin des séances de la sociéte chimique de Paris. Die dritte Serie des Bulletin de la soc. chim. beginnt 1889. +Proceedings of the chemical society of London+, gegr. 1843. Von 1862 an: +Journal of the chemical society+. +Proceedings of the american chemical Society+, gegr. 1877. Von 1879 an: +Journal of the american chemical Society+. +Journal of the Society of chemical industry+ (London), gegr. 1882. +American chemical journal+, gegr. 1870. Red.: ~Ira Remsen~. +Chemiker-Zeitung+ (Cöthener), gegr. 1877 als Allgem. Chemiker-Zeitung von ~G. Krause~. 1907 erschien der 30. Jahrg. +Österreichische Chemiker-Zeitung+ (Wien) [Dr. ~Heger~], früher: Zeitschr. f. Nahrungsmittelunters. usw. (s. oben). +Annales de chimie et physique+, gegr. 1789 als Annales de chimie. Red.: ~Lavoisier~, ~Berthollet~, ~Fourcroy~ usw. Von 1817 an: Annales de chimie et physique. ~Poggendorffs~ +Annalen+, gegr. 1790 als Journal der Physik von ~Gren~, dann 1794–1798: Neues Journal der Physik, dann 1798–1818 als Annalen der Physik. Red.: ~Gilbert~. 1819–1824 als Annalen der Physik und physikalischen Chemie (~Gilberts~ Annalen) geführt. Von 1824 an (Red.: ~Poggendorff~; dann ~Wiedemann~): +Annalen der Physik und Chemie+. +Zeitschrift für angewandte Chemie+, gegr. 1887. 1907 erschien der 20. Jahrg. Red.: ~Rassow~. +Zeitschrift für analytische Chemie+, gegr. 1862 von ~R. Fresenius~. 1907 erschien der 46. Jahrg. +Annales de Chimie analytique appliquée à la Pharmacie etc.+, gegr. 1896. Red: ~Crinon~. +Monatshefte für Chemie+ und verw. Teil. and. Wissensch. (Aus den Sitzungsber. d. Wien. Akad.), gegr. 1880. ~Hoppe-Seylers~ +Zeitschrift f. physiologische Chemie+, 1907 erschien B. 49. +Biochemische Zeitschrift+ (Berlin), gegr. 1906. Red.: ~Neuberg~. +Biochem. Centralblatt+ (Centralbl. f. d. Ges. Biologie). Vollständiges Sammelorgan für die Grenzgebiete d. Medizin und Chemie. Red.: ~Oppenheimer~. 1908 erschien d. Band VII. +Chemical News+, gegr. 1843 als Chemical Gazette. Von 1860 an: Chemical News. +Gazetta chimica italiana+, gegr. 1871 von ~Paterno~. * * * * * ~Dinglers~ +polytechnisches Journal+, gegr. 1820 von ~Joh. Gottf. Dingler~. 1831 trat ~E. M. Dingler~ in die Redaktion, später: ~Zeman~, ~Ferd. Fischer~, ~Hollenberg~, ~Kast~. ~Ed. Hanauseks~ Zentralorgan für Warenkunde und Technologie. Stuttgart 1891. +Die Warenkunde.+ Zeitschr. f. Handel, Industrie und Gewerbe, gegr. 1906. ~Wangen~, ~Stange~. * * * * * +Botanisches Zentralblatt+, gegr. 1879 von ~Uhlworm~, jetzt nur referierend, Organ der Association internationale des botanistes. 1907 erschien der 104. B. +Jahresberichte der Vereinigung für angewandte Botanik+, gegr. 1902. Jährlich ein Band. Zeitschrift f. angewandte Mikroskopie, gegr. 1894. Red.: ~Marpmann~. +Zeitschr. f. wissenschaftl. Mikroskopie.+ ~Englers~ botan. Jahrbücher. Zentralblatt für Bakteriologie. Chemische Revue über die Fett- und Harzindustrie, gegr. 1893. Auch andere Spezialgebiete haben ihre Zeitschriften, wie Kautschuk und Guttapercha (Zeitschr. f. Chem. und Industrie d. Kolloide, Gummizeitung [Dresden] u. and.), der Zucker, die Stärke usw. Die den tropischen Kulturen gewidmeten Zeitschriften sind im Kapitel Pharmakoërgasie (S. 74) zu finden. Vielfach findet man pharmakognostisch Interessantes auch in den Berichten, Mitteilungen, Abhandlungen, Transactions, Journals, Proceedings, Bulletins der verschiedenen +geographischen+ Gesellschaften, in ~Petermanns~ Geograph. Mitteilungen, dem Globus, den Journalen der einzelnen Zweige (branches) der Royal Asiatic Society, im Geographical Magazine u. a. Zeitschriften, in denen sich die Geschichte der Pharmakognosie betreffende Arbeiten finden. Ältere Zeitschriften: Arch. f. d. Geschichte d. Arzneykunde von ~Wittwer~ 1790. Beitr. z. Gesch. d. Arzneiwissensch. von ~Sprengel~ 1794–1796. ~Janus~, Zeitschr. f. Geschichte u. Literat. d. Medizin (~Henschel~) 1846–1853. Deutsch. Arch. f. Gesch. d. Med. v. ~Rohlfs~ 1878–1885. Neuere Zeitschriften: Mitteil. z. Geschichte d. Medizin u. d. Naturwissenschaften, seit 1901. Red.: ~Kahlbaum~ u. ~Sudhoff~, jetzt ~Gunther~ u. ~Sudhoff~. ~Janus~, Arch. internat. pour l’histoire de la médecine etc., seit 1896. Red.: ~Nieuwenhuis~ und ~van Leersum~. Abhandl. z. Geschichte d. Medizin von ~Magnus~, ~Neuburger~ und ~Sudhoff~. Bulletin de la soc. franc. pour l’histoire de la médicine Paris. La Revue historique et médicale Paris, seit 1904. Medical Library and Historical Journal New York, seit 1903. +Archiv für Geschichte der Medizin+, herausgegeb. von der ~Puschmann~-Stiftung. Red.: ~Sudhoff~, in zwanglos. Heften seit 1907. +Studien zur Geschichte der Medizin+, herausgegeb. von der ~Puschmann~-Stiftung. Red.: ~Sudhoff~, in zwanglos. Heften seit 1907. ~Kobert~, Histor. Studien. Zwanglose Hefte, erschienen sind 1–4. In ~Virchows~ +Jahresber. d. ges. Medizin+ befindet sich ein ständiger Abschnitt: +Geschichte d. Medizin+ (z. Z. Red.: ~Pagel~). Ferner werden historische Arbeiten publiziert besonders in: Pharmaz. Post (Wien), Apotheker-Zeitung (Berlin), Pharmac. Zeit, Süddeutsche Apotheker-Zeitung, Pharmaceutical Review, Journ. de pharm. et de chimie, France médicale, Pharmacia (Christiania), Schweiz. Wochenschr. f. Chem. u. Pharm., ~Rebers~ Fortschritt (eingegangen) u. a. 2. Jahresberichte. +Jahresbericht der Pharmazie+, gegr. 1841 als Jahresber. über d. Fortschritte d. ges. Pharmacie u. Pharmakologie im In- und Auslande. Red.: ~Dierbach~ und ~Martius~. Separatabdr. für Pharmazeuten aus ~Canstatts~ Jahresber. über d. Fortschr. d. ges. Med. Fortgesetzt als: Jahresber. über d. Fortschr. d. Pharmacie in allen Ländern. B. II–IX 1842–1849. Dann: ~C. Canstatts~ Jahresber. über d. Fortschr. in d. Pharmacie. B. X–XXV 1849–1865. Red.: ~Scherer~, ~Wiggers~, ~Heidenreich~, ~Eisenmann~ u. a. Dann: Jahresber. über d. Fortschritte der Pharmakognosie, Pharmazie und Toxikologie. B. I–XXIV 1866–1889. Red.: ~Wulfsberg~, ~Dragendorff~, ~Marmé~, ~Beckurts~. Seit 1890: +Jahresber. d. Pharmazie+, herausg. vom deutschen Apothekerverein. Red.: ~Beckurts~. +Bericht über die pharmakognostische Literatur aller Länder+ (Jahresbericht), herausg. von der deutschen pharmazeut. Gesellschaft (als Beilage zu den Berichten). 1907 erschien der Bericht für 1905. Eine Zeitlang (z. B. 1898) berichtete ~Siedler~ in den Sitzungen der Pharm. Ges. «über neu eingegangene Drogen». +Year-Book of pharmacy+ (British Pharm. Conference). A practical summary of researches in pharmacy, materia medica and pharmaceutical chemistry, gegr. 1865. Red.: ~Wood~ and ~Sharp~. 1907 erschien der 42. Band (für 1906). +Proceedings of the American Pharmaceutical Association+, von 1856 an mit wissenschaftl. Mitteilungen. Jetzt ein starker Band mit wissenschaftl. Originalarbeiten und einem Report of progress of pharmacy (Jahresbericht). 1907 erschien B. 54 (für 1906). +Jahresbericht der Botanik+ (~Just~), gegr. 1873 unter dem Titel: +Botanischer Jahresbericht+. Systematisch geordnetes Repertorium der botanischen Literatur aller Länder. Red.: ~Leop. Just~. Unter wechselnder Redaktion als ~Justs~ +botanischer Jahresbericht+ jetzt bis B. XXXIII (1905) vorgerückt. Enthält auch Abschnitte: Chemische Physiologie und Bericht über die pharmakognostische Literatur aller Länder. +Progressus rei botanicae+ seit 1907. Red.: ~Lotsy~. +Jahresbericht der Chemie+, gegr. 1822 als: Jahresber. über d. Fortschritte der physischen Wissenschaften. Red.: ~Berzelius~. Übers.: ~Gmelin~. B. I–XX 1822–1841. Fortgesetzt als: Jahresber. über d. Fortschritte der Chemie und Mineralogie. B. XXI–XXX 1842–1851 (die letzten Bände nach ~Berzelius~’ Tode von ~Svanberg~) -- meist als ~Berzelius~’ Jahresber. zitiert. Mittlerweile erschien seit 1847 der Jahresbericht über die Fortschritte der reinen, pharmazeutischen und technischen Chemie. Red.: ~Liebig~ und ~Kopp~. B. I–IX 1847–1856, der von 1858 an den Titel +Jahresbericht über die Fortschritte der Chemie und verwandter Teile anderer Wissenschaften+ führt und zunächst von ~Kopp~ und ~Will~ herausgegeben wurde, dann unter wechselnder Redaktion bis heute fortgeführt wird. 1907 erschien der Bericht über 1900 von ~Bodländer~, ~Kerp~ und ~Troeger~ -- meist als ~Liebig-Kopps~ Jahresber. zitiert. +Jahrbuch der Chemie+ (~Rich. Meyers~), gegr. 1890. Red.: ~Rich. Meyer~. 1907 erschien 17. Jahrg. Jährlich ein Band. ~Schmidts~ +Jahrbücher+ d. ges. Medizin enthalten auch Referate über Drogen. 3. Institutspublikationen. +Untersuchungen aus dem pharmazeut. Institute der Universität Dorpat.+ 1864–1894. Dir.: ~Dragendorff~ (vorwiegend pharmakochemisch). In verschiedenen Zeitschr., z. B. Arch. d. Pharm., Pharm. Zeitschr. f. Rußl. Verzeichnis der Arbeiten in letzterem Journal 1895 und in ~Kobert~, Histor. Studien III 1893. Arbeiten aus dem pharmazeut. Laboratorium d. Universität +Moskau+. Dir. ~Tichomiroff~. Ausschließlich pharmakobotanisch. +Arbeiten aus dem pharmazeut.-chemischen Institut der Universität Marburg+ (Sep.-Abd. aus Arch. d. Pharm.) seit 1886. Dir.: ~Ernst Schmidt~. Ausschließlich chemisch, aber auch für die Pharmakognosie wertvoll. +Arbeiten aus dem pharmazeutischen Institut in Straßburg.+ Dir.: ~Schär~ (meist im Arch. d. Pharm. u. anderwärts). Pharmakobotanisch und pharmakochemisch. +Arbeiten aus dem pharmazeut. Institut Berlin.+ Dir.: ~Thoms~. Seit 1904 4 B. (vorwiegend chemisch). +Mitteil. aus dem pharmazeut. Institut der techn. Hochschule Braunschweig.+ Dir.: ~Beckurts~. Vertreter der Pharmakognosie: ~Linde~. Mitteilungen aus dem pharmazeutischen Institut der Universität Breslau. Dir.: (~Poleck~, jetzt:) ~Gadamer~. +Arbeiten aus dem pharmazeut. Institut der Universität Bern+ seit 1890. Dir.: ~A. Tschirch~. +Sowohl pharmakochemisch wie pharmakobotanisch+. Die chemischen als Sep.-Abdr. aus d. Arch. d. Pharm. 4 B. Die botanischen (reich illustriert) erscheinen separat, bis 1907 7 B. Die «Indischen Fragmente» erschienen im Arch. d. Pharm. 1890 u. flgd. Die «Kleinen Beiträge zur Pharmakobotanik und Pharmakochemie»in der Schweiz. Wochenschr. 1897 u. flgd. (bis 1908 XVI). +Arbeiten aus der pharmazeut. Abteilung des eidgenöss. Polytechnikums in Zürich.+ Dir.: ~Hartwich~. In verschiedenen Zeitschriften. Pharmakobotanisch und pharmakochemisch. +Museum of the Pharmaceutical Society+ of Great Britain. (London.) Der Curator ~Holmes~ veröffentlicht (meist im Pharm. Journ.) Berichte über die Eingänge und wissenschaftlichen Arbeiten. Der letzte +Museum Report+ (London 1903) umfaßt 1903–1906. +Wellcome chemical research laboratories+ (London). Dir.: ~Power~. In zwanglosen Heften, wertvolle pharmakochemische Arbeiten. 1907 erschien Nr. 61. +Mitteil. aus dem pharmakologisch-pharmakognost. Institut der K. K. Universität Wien.+ Ehem. Dir.: ~Vogl~. Meist in der Zeitschr. d. Österr. Apotheker-Ver. Nur pharmakobotanisch. +Chemisches Laboratorium der K. K. Miltär-Sanitäts Komitees in Wien.+ Dir.: ~Kratschmer~ (Mitteil. bes. von ~Em. Senft~). +Mitteil. aus d. pharmakologisch-pharmakognost. Institut der Universität Graz.+ Dir.: ~Moeller~. Meist in der Zeitschr. d. Österr. Apotheker-Ver. Nur pharmakobotanisch. +Mitteil. aus d. Laboratorium f. Warenkunde an d. Wiener Handelsakademie.+ Dir.: ~Ed. Hanausek~. +Pharmakognostisches Institut+ der deutsch. Universität Prag. Dir.: ~Pohl~. +Annales de l’institut colonial de Marseille+, gegr. 1892. Jedes Jahr ein Band mit Abbild. Bis jetzt (1906) 14 Bände. Red.: ~Ed. Heckel~. Pharmakobotanisch, reich illustriert. Wichtig für die Kolonialbotanik. +Ecole supérieure de pharmacie Paris+, Travaux du laboratoire de matière médicale de l’école supérieure de pharmacie de Paris. Dir.: ~Perrot~. Bis 1907 4 B. mit vielen Figuren. Ausschließlich pharmakobotanisch, reich illustriert. --, Travaux du laboratoire de chimie galenique. Dir.: ~Bourquelot~ (im Journ. de pharm. chim. u. anderwärts). Ausschließlich pharmakochemisch. +Thèses de l’école supérieure de pharmacie+ (Université de Paris). Die älteren sind aufgeführt in: ~P. Dorveaux~, Catalogue des thèses soutenues devant l’école de pharmacie de Paris 1815–1889. Paris 1891 und ~P. Dorveaux~, Catalogue des thèses de pharmacie soutenues en province 1803–1894 (mit Anhang zu vorstehendem Katalog der Pariser Thesen). +Ecole supérieure de pharmacie Montpellier+ Thèses et Travaux. (Jetzt besonders: ~Louis Planchon~). +Laboratoire de matière médicale, Université de Toulouse.+ Dir.: ~Braemer~. +Laboratoire de matière médicale.+ Nancy (früher: ~Schlagdenhauffen~). +Travaux du laboratoire de chimie appliquée+ à l’industrie des résines à l’Université de +Bordeaux+. Dir.: ~Vèzes~ (meist in der Rev. commerc.). Arbeiten des +pharmazeut. Institutes der medizin. Fakultät der kaiserl. Univers. Tokyo+ in Japan, werden teils in Journal of the Tokyo Chemical Society, teils im Arch. d. Pharm., teils anderwärts publiziert. * * * * * +K. botan. Garten und Museum Berlin+, Notizblatt, in zwanglos. Heften seit 1895 und +Jahrbuch des botan. Gartens u. botan. Museums zu Berlin+. Bisweilen auch pharmakobotanisch. +Kais. Gesundheitsamt Berlin+ gibt aufklärende Schriften über Nahrungs- und Genußmittel heraus. In den «Mitteilungen» und «Arbeiten» auch pharmakognostisches (z. B. von ~Busse~). +Berichte über Land- und Forstwirtschaft in Deutsch-Ostafrika+ (biolog.-landwirtsch. Institut Amani), gegr. 1905. +Arbeiten der biologischen Abteilung für Land- und Forstwirtschaft+, früher (seit 1900) am Kais. Gesundheitsamte, jetzt: Reichsamt für Land- und Forstwirtschaft. Berlin. 1906 erschien B 5. +Annales du Musée du Congo+ (Bruxelles-Tervueren) publié par ordre du secrétaire d’état seit 1903. Fol. mit schönen Tafeln. +Recueil de l’institut botanique de l’université de Bruxelles.+ Ehem. Dir.: ~Errera~ (enthält auch pharmakogn. Interessantes). +Bulletin van het Koloniaal Museum te Haarlem+, begr. von ~van Eeden~. Herausgeb.: ~Greshoff~. Mit Abhandlungen und wertvollen Monographien. Auch die Maatschappij van Nijverheid gibt (durch das Koloniaal Museum) Monographien (Beschrijvende Catalogus) heraus (vgl. S. 239). +Gouvernements Kina Onderneming+ in de Residentie Preanger-Regentschappen (Java). Jaarverslag, jährlich ein Heft mit Tafeln. Quartalsberichte über den Stand der Chinaunternehmungen im Javasche Courant. +Depart. van Landbouw+, Batavia, gibt Berichte und Mededeelingen heraus. Dir.: ~Treub~. +Slands plantentuin+ Buitenzorg. Dir.: ~Treub~ (steht jetzt unter dem Dep. van Landbouw). Annalen, Verslag und Mededeelingen des botanischen Institutes und botan. Gartens in Buitenzorg (Java). Von den Annales du Jardin botan. de Buitenzorg erschien 1907 der 6. B. der 2. Serie. In Buitenzorg besteht auch ein phytochemisches und ein agrikulturchemisches Laboratorium. Daraus: Pharmakochemische Arbeiten aus den Laboratorien des Buitenzorger Gartens (~Greshoff~, ~Boorsma~, ~Romburgh~, ~Tromp de Haas~). +Kew Gardens+ (London), Bulletin of Royal Kew Gardens, Bulletin of miscellaneous information. -- «Kew Bulletin». +Imperial Institute+, London. Gibt Bulletins heraus. 1906 erschien Vol. III. Departement of Land Rec. and Agric., Allahabad (Indien) gibt Bulletins heraus, ebenso zahlreiche andere Provinzial Departments of Agriculture in Vorderindien. Museum of economic products and arts in Calcutta, Reporter on economic products. Dir.: ~Hooper~, -- Agricultur Ledger. +Bulletin économique de l’Indo-Chine. Hanoï.+ +United States Department of Agriculture+, Washington. Annual. Report. Das Bureau of chemistry, das B. of forestry, das B. of plant industry, das B. of botany u. a. geben in zwangloser Folge Bulletins heraus, die oft pharmakognostisch Interessantes enthalten. +Instituto agronomico do Estado de S. Paulo+ (Brazil) em Campinas, gibt ein Relatione annual heraus, das auch pharmakognostisch Interessantes enthält. +Bulletin of the College of Agriculture+ Tokyo (Japan). Englisch und deutsch, enthält oft pharmakogn. Interessantes. Den +Zucker+ betreffen: Mededeelingen und Jaarverslag, Proefstation Midden Java. -- Proefstation West Java. Kagok Pekalongan. -- Proefstation Oost Java. -- Archiev voor de Java Suikerindustrie. -- Jaarboek voor suikerfabrikanten Ost Java. 4. Handelsberichte u. dgl. +Handelsbericht von+ ~Gehe & Co.~, Dresden, gegr. 1872 unter dem Titel «Droguenberichte»; früher jährlich zweimal, jetzt jährlich einmal erscheinend. Monatliche Liste von ~Julius Grossmann~, Hamburg, mit angehängten Notizen (wichtig für die Großhandelsverhältnisse). +Geschäftsbericht von+ ~Caesar~ & ~Loretz~ in Halle a./S.; jährlich ein Heft (wichtig besonders für die Wertbestimmungen). +Bericht von+ ~Schimmel~ & ~Co.~, Fabrik ätherischer Öle. Leipzig (jetzt Miltitz bei Leipzig); jährlich 2 Hefte, seit dem Anfang der achtziger Jahre mit wissensch. Mitteil. +Bericht von+ ~Heinrich Haensel~, Fabrik äther. Öle, Pirna; jährlich 4 Hefte. Wissenschaftliche und industrielle Berichte von ~Roure-Bertrand~ fils in Grasse, gegr. 1900; jährlich 2 Hefte mit Abbildungen (deutsch und französisch). ~E. Merck~ (Darmstadt), Jahresbericht, gegr. 1886; jährlich ein Heft. ~Helfenberger~ +Annalen+, gegr. 1886 von ~E. Dieterich~; jährlich ein Heft (wichtig bes. für die Wertbestimmungen). ~Squibbs~ Ephemeris of materia medica, pharmacy and therapeutics. Brooklyn. Jahresberichte der ~Zimmer~schen Chininfabrik in Frankfurt a./M. ~Brückner, Lampe & Co.~, Jahres-Marktbericht über den Drogenhandel (in der Pharm. Zeit.). Jährlich ein Heft. ~Riedels~ +Berichte+ (Berlin). Ausgew. Arbeit. aus d. wissensch. Laborator. ~Evans sons, Lescher & Webb~ (London), Analytical Notes (Wertbestimmungen). ~Christy & Co.~ (London), New Commercial plants in illustrierten Heften seit 1878. ~Parke Davis & Co.~ (Detroit), Working Bulletin; kurze illustrierte Monographien. Vgl. auch S. 239. 5. Ausstellungsberichte. 1. +Weltausstellungen+: Berichte über die +Wiener Weltausstellung+ 1873 (durch die österreichischen Gelehrten); über die Pariser 1867 (durch ~Flückiger~). ~Flückiger~, Schweiz. Wochenschr. f. Pharm. Pharmaz. Reiseeindrücke (London, Paris) 1867. Pharmakogn. Umschau in der Pariser Ausstellung 1878 und Arch. d. Pharm. 1879. -- ~Paul~, ~Holmes~ and ~Passmore~, Univ. internat. Exhibition Paris 1878 (London 1878). -- ~Schär~, Ausst. pharmaz. wichtig. Pflanzenprod. Amsterdam 1877. Arch. d. Pharm. 1878. -- ~Wittmack~, Nutzpfl. aller Zonen auf d. Pariser Weltausstellung 1878 (Berl. 1879). -- Über die Weltausstellung Paris 1878 ferner: Österreichischer Bericht über d. Weltausstellung in Paris 1878. -- ~Matsugata~, Le Japon à l’Exposit. univ. Paris 1878. -- ~Collin~, Exposit. internat. Paris 1900, in Journ. pharm. chim. 1900. 2. +Kleinere Ausstellungen+: Report of the Madras exhibition 1855. -- Katalog der pharmakognostischen, pharmazeut. und chemischen Sammlung aus d. brasilian. Flora zur National-Ausstellung in Rio de Janeiro 1866. Wien 1868. -- ~H. Zippel~, Siamese exhibits of the Amsterdam exhibition of 1877. -- ~T. N. Mukharji~, A descriptive catalogue of Indian produce, contributed to the Amsterdam exhibition 1883. Calcutta 1883. -- ~Ernst~, Exposicion nacional de Venezuela en 1883, Carácas 1886. -- Reports of the Colonial and Indian Exhibition London 1886. -- ~Tschirch~, Die auf der südamerikan. Ausstellung in Berlin ausgestellten Drogen, Pharm. Zeit. 1887. -- ~M. Gürke~, Bericht über die Kolonialausstellung zu Berlin 1896. -- Catalogus der Nederlandsche West-Indische Tentoonstelling te Haarlem 1899. -- Descriptive catalogue of the exhibit of the Wellcome Chemical Research Laboratories at the internat. exposit. St. Louis 1904. London 1904. -- ~Perrot~, Les produits naturels du sol à l’exposition coloniale de Marseille. Rev. gén. d. sc. 1906. Auch die +internationalen pharmazeutischen Ausstellungen+ enthielten oft viel wertvolles Material. Über die Wiener 1883 berichteten ~Paul~ und ~Passmore~. Selbst die +Kataloge+ der Ausstellungen sind schon interessant, z. B.: Catalogue of the contributions from India to the London exhibition 1862, Calcutta 1862. -- Catalogue der Cap-Ausstellung auf der Pariser Weltausstellung 1867 (engl.). -- ~Forbes Watson~, Catalogue of the Indian department Vienna exhibition 1873. -- ~Guzman~, République de Salvador. Catalogue des Objects exposés etc. Paris 1878. -- Chine, Douanes maritimes impér. Catalogue spec. Expos. Paris 1878. -- Catalogue des prod. des colon. franç. (Expos. univers. Paris 1878). -- Queensland, Catalogue of exhibits. Expos. Paris 1878. -- Catalogus der Tentoonstelling van geneeskrachtige en nuttige planten te s’Gravenhage 1895. -- Catalogue général des produits exposés de l’exposition coloniale de Marseille 1906. Diese +Ausstellungsberichte+ bilden eine wichtige Quelle der Pharmakognosie. Einige der lehrreichsten der pharmakognostischen Ausstellungskollektionen sind der Ecole supérieure de pharmacie in Paris und dem Museum der Pharmaceutical society of Great Britain in London erhalten geblieben. 6. Kongressberichte. Internationaler botan. Kongreß London 1866. Eine gewisse Berühmtheit hat für uns dieser Kongreß (und die International horticultur exhibition in London 1866) erlangt, da auf ihm der Name «Cinchona» statt «Tschintschona», wie ~Markham~ wegen der Aussprache des Namens der Gräfin Anna von Chinchon [spr. Tschintschon] zu schreiben wünschte, definitiv festgesetzt wurde. Actes du Congrès international des botanistes à Amsterdam 1877 (hatte eine Sektion Chinarinden). -- ~F. Heim~, Compte rendu des travaux de la première Réunion internationale d’Agronomie coloniale provoquée par la Société française de colonisation. Paris 1906. Ferner: die +Berichte über die internationalen pharmazeutischen Kongresse+ (Braunschweig 1865, Paris 1867, Wien 1869, Petersburg 1874, London 1881, Brüssel 1885, Chicago 1893, Brüssel 1898, Paris 1900 -- besonders die zwei letzten) und die Sektionen Pharmazie, Pharmakologie, Pharmakognosie einiger medizinischer Kongresse (z. B. Moskau 1897). Sodann sind wichtig: +Die Verhandlungen der Sektion Pharmazie der Versammlung deutscher Naturforscher und Ärzte+, früher im «Tageblatt» jetzt in den «Verhandlungen» publiziert (über sie berichtet auch die pharm. Fachpresse eingehend). Zum ersten Male finden wir eine selbständige +Sektion Pharmazie+ -- ~Joh. Bart. Trommsdorff~ war ihr Begründer -- auf der Versammlung in Hamburg 1830, zum zweiten Male in Jena 1836, dann 1837 in Prag, 1839 in Pyrmont, zuletzt 1841 in Braunschweig. Nach 43jährigem Schlafe wurde sie dann 1884 in Magdeburg neu in den Kreis der Sektionen eingefügt und ist seitdem zuerst in der medizinischen, dann in der naturwissenschaftlichen Gruppe dauernd erhalten geblieben. Sie trägt jetzt meist den Namen «Sektion Pharmazie und Pharmakognosie». 7. Bibliographie. Ansätze zu einer +Bibliographie der Pharmakognosie+ finden sich bei ~Blumenbach~, ~Sprengel~, ~Grässe~, ~Jöcher~ und besonders in ~Pereira~, Elements of Materia medica 1857 (vgl. S. 219), dann in ~Flückigers~ Pharmakognosie (vgl. S. 225) und der Pharmacographia (vgl. S. 222). Eine handschriftliche Bibliographie der Pharmazie (von ~Piper~ 1883) liegt in der Bibliothek der Pharmaceutical Society of Great Britain in London. Besonders wertvoll ist der +Jahresbericht der Pharmazie+ (S. 253) und der +Pharmakognostische Bericht der pharmazeut. Ges. in Berlin+ (S. 248 u. 253). Das im Abschnitt «Systeme der Pharmakognosie» (S. 216–245) mitgeteilte kann als ein Versuch gelten, eine Bibliographie der Pharmakognosie, soweit die selbständigen Werke in Betracht kommen, zu schaffen (weiteres im historischen Teile) und was die in periodischen Zeitschriften usw. erschienenen Publikationen betrifft, anzubahnen. Wichtig für uns ist ferner: Catalogue of scientific papers publ. in Periodicals and Transactions 1800–1873. Comp. by the Royal Soc. London 8 vol. and New Series for the years 1874–1883. 3 Vol. and supplement. 1867–1902. Wichtig besonders für die ältere Literatur, gibt aber nur die Titel. Die Ergänzung dazu ist: ~Bolton~, A select Bibliography of chemistry 1492–1892. International catalogue of scientific literature publ. for the internat. council by the Royal soc. London I. 1901. Bibliographie d. deutsch. naturwiss. Literatur, herausg. im Auftr. d. Reichsamt d. Innern vom deutsch. Bureau d. internat. Bibliogr. in Berlin I 1902 u. flgd. ~Pritzel~, Thesaurus litteraturae botanicae. 2. Aufl. Lips. 1872. -- ~Jackson~, Guide to the literature of botany, including nearly 6000 titles not in ~Pritzel~. 1881. -- ~Jackson~, Vegetable technology, +a bibliographphy of economic botany+ founded upon the collections of ~G. J. Symons~. 1882. -- ~Lindau~ et ~Sydow~, Thesaurus litteraturae mycologicae et lichenologicae. Lips. 1907. [Illustration: Fig. 293. +Cosmas+ und +Damianus+, die Schutzheiligen der Pharmazie. Ausschnitt aus einem Gemälde Tizians in Santa Maria della Salute in Venedig.] +Spezialbibliographien+ erscheinen besonders in Amerika häufig in den Publikationen der Lloyd Library, in Pharmaceutical Review u. and. (In letzterem z. B. über Morphin, Santonin, Apiol usw.) +Bibliothekkataloge+: Katalog der +Flückigerbibliothek+ im pharmazeut. Institut der Universität Straßburg. 1904. -- (Katalog der) +Bibliothek der deutsch. pharmazeut. Gesellschaft+. 1903. -- +Catalogue of the library of the Pharmaceutical Society+ of Great Britain by ~Knapman~. London 1901 (enthält auch den der Hanbury-Bibliothek). -- Katalog der +Bibliothek des Koloniaal-Museums+. Haarlem 1908. -- The +Lloyd Library+ of Botany, Pharmacy and Materia Medica. Bulletin nᵒ. 1 (1906). Cincinnati, Ohio. Die älteste Universitätsbibliothek ist die von ~Thomas Bodley~ 1617 gestiftete Bodleian library in Oxford. Die beste +Bibliothek+ pharmakognostischer Werke findet sich in der 1570 gegründeten Bibliothek der +Ecole supérieure de pharmacie+ in Paris (Bibliothekar: ~Dorveaux~). Viele ältere Werke finden sich auch in Straßburg (pharmazeut. Institut und Landesbibliothek), London (Pharmac. Society of Great Britain), in der Bibliothek der Faculté de Médecine in Paris, im Koloniaal Museum in Haarlem, in Bern (pharmazeut. Institut) und Zürich (pharmazeut. Abteil. des Polytechnikums), sowie in der Sammlung ~Reber~ in Genf. Wirken -- Leben und Kräfte wecken ist das Ziel! -- VIII. Der Unterricht in der Pharmakognosie. Der erste Lehrer der Pharmakognosie war der Arzt ~Francesco Buonafede~, der, Ende des XV. Jahrh. geboren, in Rom Medizin studiert hatte und 1533 nach +Padua+ gekommen war. Er war der erste, der den pharmakognostischen Unterricht an einer Universität organisierte (um 1549). Er hielt nicht nur eine +Lectura simplicium+, eine theoretische Vorlesung, sondern auch an der Hand einer Drogensammlung und an dem frischen Material eines botanischen (besonders Arzneipflanzen-) Gartens eine +Ostensio simplicium+, ein Demonstrationskolleg (siehe auch Pharmacomorphologia). In Padua war dann 1550–1562 der vortreffliche Pharmakognost ~Gabriele Fallopio~ Lector simplicium, dann am gleichen Orte ~Prospero Alpino~ (geb. 1553, † 1617)«Ostensore dei Semplici»(~Rob. de Visiani~, +Memoria dell’ origine ed anzianità dell’ orto botanico di Padova+, Venezia 1839). Vornehmlich pharmakologische Vorlesungen «de simplicibus» finden wir schon früher. So las z. B. ~Luca Ghini~ bereits 1534–1544 in Bologna de simplicibus. In der Folgezeit scheint das Beispiel ~Buonafedes~ nicht überall befolgt worden zu sein. Doch finden wir im XVII. und XVIII. Jahrh. überall Ärzte, die schlecht und recht bei Gelegenheit der Besprechung der Arzneimittel auch die Drogen in den Vorlesungen behandelten, aber nicht immer mit Zuziehung von Demonstrationsmaterial in Gestalt einer Drogensammlung. Die «Vires», die «virtus» der Droge, d. h. das pharmakologische, waren die Hauptsache, die Droge selbst trat zurück. Erst ~N. Lémery~ (geb. 1635, † 1715) und ~Steph. Franc. Geoffroy~ (geb. 1673, † 1731) können wir wieder als eigentliche Professoren der Pharmakognosie ansprechen und noch lange nach ihnen blieb die Pharmakognosie in den Händen der Ärzte und der Chemiker (~Neumann~). Erst gegen Ende des XVIII. Jahrh. nehmen Apotheker (~Guibourt~, ~Trommsdorff~) den Unterricht in der Pharmakognosie in die Hand, der dann in die Hände der Botaniker überging, um bei diesen bis auf ~Flückiger~ und darüber hinaus zu bleiben (vgl. das Kapitel Pharmakohistoria). * * * * * Der Unterricht in der Pharmakognosie wird jetzt nach sehr verschiedenen Methoden erteilt. In +Frankreich+, wo der akademische Unterricht der Pharmazeuten in den «Ecoles de pharmacie»erteilt wird, die den Universitäten entweder direkt (Paris) oder den Facultés mixtes (de médicine et de pharmacie) eingegliedert sind, oder aber als selbständige Anstalten (Fachschulen) fortbestehen, gibt es einen meist aus der Pharmazie hervorgegangenen «Professeur de matière médicale», der meist von Fach Botaniker ist. Die Pharmakochemie liegt in den Händen von Chemikern. Doch macht sich neuerdings eine pharmakochemisch-pharmakobotanische Schule bemerkbar (~Goris~). In +England+, wo der gesamte höhere Unterricht bekanntlich -- mit wenigen Ausnahmen -- Sache nichtstaatlicher Korporationen oder privater Unternehmungen ist, findet man an den «schools of pharmacy», die außerhalb der Universitäten stehen, ebenfalls Professoren der materia medica, die die Pharmakognosie vom botanischen Standpunkte betreiben. Pharmakochemie wird nicht gelesen und wissenschaftlich von einigen Vertretern der organischen Chemie getrieben. Ähnliches gilt von +Deutschland+, in dem jahrzehntelang der Unterricht in der Pharmakognosie darniederlag. Die pharmazeutischen Universitätsinstitute, die sich in Deutschland rasch zu hoher Blüte entwickelt haben, sind mit wenigen Ausnahmen (Straßburg) pharmazeutisch-chemische. «Den idealen Anforderungen, welche an eine zeitgemäß ausgestattete +pharmakognostische+ Anstalt zu stellen wären, entsprechen die pharmazeutischen Institute an den Universitäten Deutschlands sehr wenig»(~Flückiger~). Das erste pharmazeutische Universitätsinstitut in Deutschland wurde von ~Joh. Bart. Trommsdorff~ 1795 in Erfurt gegründet. Es war mit einer Pension für die Zöglinge verbunden. Später errichteten auch ~Schweigger-Seidel~ (1829) in Halle, ~Göbel~ (1825) in Jena, ~Martius~ (1850) in Erlangen, ~Buchner~ (1828) in Landshut u. and. pharmazeutische Institute. Das von ~Martius~ hieß«Pharmakognostisch-pharmazeutisches Institut». Die Entwicklungsgeschichte der pharmazeutischen Universitätsinstitute habe ich in der Festrede zur Einweihung des pharmazeutischen Institutes in Bern 1893 geschildert (Pharm. Post 1894). Als ~Garcke~ 1904 in Berlin starb, habe ich auf die Notwendigkeit hingewiesen, auch der Pharmakognosie mehr Aufmerksamkeit zu widmen. Das Mahnwort hat ein Echo gefunden. Die Hauptversammlung des deutschen Apothekervereins in Hamburg 1904 nahm folgende Resolution an: «Der deutsche Apothekerverein bedauert, daß dem für den Apothekerberuf außerordentlich wichtigen Studium der Pharmakognosie auf den deutschen Hochschulen viel zu wenig Beachtung geschenkt wird, und beauftragt den Vorstand, bei den Regierungen dahin vorstellig zu werden, daß auf allen deutschen Hochschulen Lehrstühle für Pharmakognosie errichtet und mit aus der Pharmazie hervorgegangenen Lehrkräften besetzt werden.» Die allen deutschen Regierungen übermittelte Resolution hat keinen sichtbaren Erfolg gehabt; obwohl der Vorstand des D. A. V. seine Bemühungen 1907 fortsetzte, ist alles beim alten geblieben. Die Pharmakognosie befindet sich mit einigen Ausnahmen in den Händen nicht aus der Pharmazie hervorgegangener Botaniker; obwohl schon ~Buchheim~ (1879) bemerkte: «So lange der Unterricht der Pharmazeuten in der Drogenkunde von einem botanischen Standpunkte ausgeht und vorzugsweise in den Händen von Fachbotanikern liegt, ist ein erheblicher Fortschritt dieser Disziplin nicht zu erwarten». In der +Schweiz+ ist an einigen Orten wenigstens (+Bern+, an der Universität, +Zürich+, am Polytechnikum) der aus der Pharmazie hervorgegangene Professor der Pharmakognosie zugleich Professor der pharmazeutischen Chemie und Direktor des pharmazeutischen Institutes (wie in +Straßburg+). An diesen Orten findet also die Pharmakognosie eine ausreichende Berücksichtigung und das Vorhandensein eines Institutes gibt die Möglichkeit zu selbständiger Forschung auf beiden Gebieten, sowohl der Pharmakobotanik wie der Pharmakochemie. In +Österreich+, dem ebenso wie +Ungarn+ pharmazeutische Institute gänzlich fehlen, ist die Pharmakognosie an mehreren Stellen (wie auch in +Leipzig+) mit der Pharmakologie verbunden, liegt also in den Händen von Ärzten. Die Institute tragen meist die Bezeichnung +Pharmakologisch-pharmakognostische+ (Wien, Graz), in +Prag+ besteht ein pharmakognostisches Institut. In +Schweden+ (+Stockholm+) ist in dem Farmaceutiska Institutet die Pharmakognosie mit der Botanik verbunden. In +Nordamerika+ wird das Fach ähnlich wie in England an den ebenfalls privater Initiative ihre Entstehung verdankenden, sehr zahlreichen Instituten -- colleges of pharmacy -- vorwiegend vom botanischen Standpunkte betrieben. In Amerika ist also der Lehrer der Pharmakognosie Botaniker, z. B. ~Kraemer~ am Philadelphia College of pharmacy, der ältesten Anstalt dieser Art in Amerika (1821 gegründet). Die School of pharmacy in Ann Arbor ist der Universität eingegliedert. Ihr Decan ~Schlotterbeck~ ist, wie die Mehrzahl meiner Schüler, die akademische Lehrstellen innehaben, Pharmakobotaniker +und+ Pharmakochemiker. Pharmakoanatomische Kurse werden jetzt wohl an den meisten Universitäten abgehalten. Über die Drogenmuseen vgl. das Kapitel Pharmakomorphologie. Meine Forderung lautet: +Die Pharmakognosie muß an den höheren Lehranstalten als ein selbständiges Lehrfach durch einen aus dem Apothekerstande hervorgegangenen, pharmakochemisch und pharmakobotanisch durchgebildeten ordentlichen Professor gelehrt werden, dem ein Institut mit Laboratorien und Sammlungsräumen zur Verfügung zu stellen ist. Die Professur für Pharmakognosie kann entweder mit der für pharmazeutische Chemie und der Leitung des pharmazeutischen Institutes verbunden oder als koordinierte Professur neben der für pharmazeutische Chemie in einer koordinierten Institutsabteilung eingerichtet werden. Lehrstuhl und Institut sind womöglich der medizinischen Fakultät der Universität einzugliedern.+ Bei der +Forschung+ kann entweder an dem monistischen Standpunkte festgehalten werden oder ein Dualismus eintreten, d. h. Zusammenarbeit eines Pharmakobotanikers mit einem Pharmakochemiker, wie es z. B. in der Zusammenarbeit von ~Heckel~ und ~Schlagdenhauffen~ so schön in die Erscheinung trat. Durch Beschränkung der +Doktorpromotion+ auf solche Kandidaten, welche die Maturitätsprüfung bestanden haben, ist im Beginn des XX. Jahrh. der wissenschaftlichen Pharmakognosie, wie auch der pharmazeutischen Chemie in Deutschland, das ja zum Eintritte in das Fach die Maturität nicht fordert, ein schwerer Schlag versetzt worden. Dadurch wurde eine große Menge tüchtiger Apotheker vom weiteren Studium abgehalten. Denn die Aussicht auf Erwerbung des Doktorgrades veranlaßte viele, sich wissenschaftlichen Fragen zu widmen, die sonst weder Zeit noch Geld dazu verwendet hätten. So bleiben jetzt eine Menge von Kräften ungenutzt, die früher zur Förderung der Wissenschaft herangezogen werden konnten. * * * * * Der Unterricht in der Pharmakognosie beginnt in der +Lehrzeit+. Er beginnt damit, daß der Eleve mit dem Aussehen der Drogen bekannt gemacht wird. Jede Apotheke ist ja eine Drogensammlung und der Eleve braucht also nur die Schubladen aufzuziehen oder die Deckel von den Gefäßen zu nehmen, um die Drogen kennen zu lernen. Da aber viele Drogen in den Schubladen sich in geschnittenem Zustande befinden (_Lignum guajaci_, _Rad. althaeae_, _Rhiz. graminis_ u. a.), wird er doch gut tun, sich eine kleine Drogensammlung anzulegen, die mit Hilfe der Großdrogenhäuser leicht komplettiert werden kann. Es ist besser, sich selbst die Sammlung anzulegen, denn das erweckt mehr Freude am Gegenstand als eine fertige Sammlung zu kaufen. Aber man kann zur Not auch eine der im Handel angebotenen Sammlungen erwerben. Das ist immer noch besser als gar keine zur Hand zu haben. Die Betrachtung der Drogen mit bloßem Auge und mit der Lupe und die Vergleichung derselben lehrt beobachten. Und eigene Beobachtung ist die Basis aller Naturforschung. Es ist Pflicht des Chefs, den jungen Fachgenossen zum Beobachten anzuhalten, ihn beobachten zu lehren. Ein Apotheker, der nicht beobachten kann, ist ein schlechter Apotheker. Dann muß der Praktikant sich auch die Namen der Stammpflanzen einprägen. Das ist Gedächtnissache. Aber das Gedächtnis ist auch ein Instrument, das man im Fache braucht, und zwar ein solches, das durch Übung besser wird. Man muß es also üben. Die Beobachtung der morphologischen +und physikalischen+ Eigentümlichkeiten einer Droge führen ganz von selbst zur Unterscheidung der Droge von anderen und zur Erkennung von Verwechslungen und Verfälschungen. Auch auf diesem Gebiete muß sich der Eleve die Anfangsgründe aneignen, damit er nicht einmal _Herb. artemisiae absinthii_ abgibt, wenn _Herb. artemisiae vulgar._ verlangt wird. Die +chemischen+ Bestandteile kann der Anfänger noch beiseite lassen, oder sich doch nur das allerwesentlichste aneignen. Dagegen muß er auch außer den gemeinen Pflanzen der Heimat die lebenden Arznei- und Nutzpflanzen kennen lernen -- im Garten und auf Exkursionen in die Umgegend. Gar viele Apotheker gibt es auch heute noch, die den Grund zu ihren botanischen Kenntnissen während ihrer Lehrzeit gelegt haben, die ein verständiger Chef beobachten, d. h. sehen gelehrt hat. Das pharmakognostische Studium auf der Universität hat zwei Voraussetzungen: Kenntnis der pharmazeutischen Praxis und +genügende+ Vorkenntnisse in der Chemie und Botanik. Es sollte daher nicht in das erste Semester gelegt werden. Der +Unterricht in der Pharmakognosie an der Universität+ zerfällt in einen theoretischen und einen praktischen Teil. Der theoretische Teil besteht in der +Vorlesung über Pharmakognosie+. Diese Vorlesung soll das Gesamtgebiet der Pharmakognosie in einem Semester behandeln, muß daher mindestens 4–6stündig sein. Aber auch dann wird man den umfangreichen Stoff nicht bewältigen. Es empfiehlt sich daher, in den alternierenden Semestern Ergänzungsvorlesungen zu halten, die ausgewählte größere Kapitel, wie die Harze, die Purindrogen, die Anthrachinondrogen, _Chinarinde_ u. and., behandeln und besondere Vorlesungen über Pharmakochemie und pharmazeutische Botanik einzuschieben oder von Hilfskräften halten zu lassen. In der Vorlesung über Pharmakognosie muß die Droge nach +allen+ Richtungen behandelt werden, nicht nur in botanischer. Man wird gut tun, um den Unterricht anregender zu gestalten und Gelegenheit zu zusammenfassenden Auseinandersetzungen zu finden, die Drogen nach dem natürlichen Pflanzensystem geordnet vorzutragen. Das chemisch zusammengehörige läßt sich bei Wahl dieses Systems oft gut miteinander verbinden (s. S. 220) und jeder wichtigen Familie kann eine allgemeine Übersicht über die anatomischen und chemischen Besonderheiten vorausgeschickt werden. Ich ziehe dies System für die Vorlesung vor und erörtere lieber die morphologisch-anatomischen Eigentümlichkeiten der morphologischen Gruppen im Praktikum (S. 270) und der Vorlesung über angewandte Anatomie. Erst derartige zusammenfassende Übersichten mit vergleichenden Ausblicken auf benachbarte Gebiete machen die Vorlesung interessant und wertvoll, ja rechtfertigen sie eigentlich erst. Denn eine Aufzählung der Merkmale findet man in jedem einschlägigen Werke und man kann sie sich selbst an der Droge aufsuchen -- dazu braucht man keinen Lehrer. Zudem: gibt es etwas Geisttödenderes als das Hersagen von Merkmalen?: «Die Wurzel ist braun und runzlig, und hat einen dunklen Cambiumring». Ich kenne solche Vorlesungen über Pharmakognosie, aber ich schätze sie nicht. Sie sind es, die die Pharmakognosie in Mißkredit gebracht haben. Das «Enzyklopädische» soll in der Vorlesung zurücktreten gegenüber der Erörterung des Verbindenden, des Allgemeinen, des Charakteristischen. Die Vorlesung soll das allgemeine Verständnis wecken. Sie muß durch ein möglichst umfassendes, dem +Drogenmuseum+ (siehe das Kapitel Pharmakomorphologie) entnommenes Demonstrationsmaterial illustriert werden. Die in der Vorlesung behandelte Droge in ihren Handelssorten, die Verfälschungen, die Bestandteile, die Packungen, in Rahmen aufgestellte oder als Wandtafeln aufgehängte Abbildungen und Karten, sowie historisch wichtige Publikationen müssen im Hörsaal zu einer Ausstellung vereinigt werden, zu deren eingehender Betrachtung vor und nach der Vorlesung die Studierenden einzuladen sind. Einiges davon kann nach der Vorlesung noch besonders demonstriert werden. Bei der Beschreibung der Droge muß jeder der Studierenden das Objekt in Händen haben. Die Beschreibung wird durch möglichst zahlreiche Skizzen mit bunter Kreide an der Wandtafel erläutert, die die Studierenden mit Buntstiften an den Rand ihres Heftes abzeichnen müssen. Eine solche, mit wenigen Strichen das allerwesentlichste herausarbeitende Wandtafelskizze ist wichtiger als eine lange Beschreibung und auch als die aufgehängten (und zu näherer Betrachtung acht Tage hängen bleibenden) Wandtafeln, oder gar die zu schnell wieder verschwindenden, mittelst des Skioptikons projizierten, meist sehr detailreichen Abbildungen, die man erst «lesen» lernen muß, um sie ganz zu verstehen. Dagegen kann die Demonstration mikroskopischer Präparate und die Anstellung von Experimenten unterbleiben, da der Studierende diesen Teil im Praktikum selbst zu übernehmen hat. Denn die Vorlesung muß durch +Übungen+ ergänzt werden und zwar sowohl morphologisch-anatomischen wie pharmakochemischen. Um diese erfolgreich abhalten zu können ist es nötig, daß der Dozent ein Institut zur Verfügung hat, also entweder selbst der Leiter des pharmazeutischen Universitätsinstitutes ist oder einer selbständigen, der chemischen koordinierten Abteilung desselben vorsteht. Die morphologisch-anatomischen Übungen in Pharmakognosie werden am besten über drei Semester verteilt und vierstündig abgehalten mit zwei zusammenhängenden Stunden, so daß das Praktikum zwölfstündig ist. Im ersten oder den ersten zwei Semestern soll der Studierende das botanische Praktikum besuchen, um botanisch vorgebildet zu werden. Das pharmakognostische Praktikum soll nicht ein rein anatomisches sein, sondern muß mit einer Besprechung der +Morphologie der Droge+ beginnen, die der Studierende in der Hand hält (vgl. auch Pharmakomorphologie). Dann wird zunächst (mit Hilfe der Lupe oder des zerlegten Okulars des Mikroskopes) das +Lupenbild+ studiert und dann erst zum Rasiermesser gegriffen, um Schnitte für das +Mikroskop+ zu machen. Es ist unbedingt erforderlich, daß der Studierende vom ersten Tage an die Schnitte, die er beobachten soll, +selbst+ herstellt. Er lernt es schnell. Wenn man in den ersten Stunden Geduld hat und dem Anfänger öfter die Führung des Messers zeigt, merkt man bald Fortschritte und sieht nach kurzer Zeit brauchbare Schnitte aus den Händen der Praktizierenden hervorgehen. Das +Mikrotom+ ist für das Praktikum überflüssig, die Verteilung von mit ihm vor dem Praktikum durch den Assistenten hergestellten Schnitten unter die Studierenden schädlich. Der Studierende soll +selbst präparieren+. Die Präparate gelangen nun zur Beobachtung, Skizzen an der Wandtafel erläutern den Schnitt, auch können anatomische Abbildungen der Atlanten (s. Pharmakoanatomie), die jeder neben sein Mikroskop legt, oder Wandtafeln, die aufgehängt werden und die möglichst lange hängen bleiben müssen, zur weiteren Orientierung herangezogen werden. Die Hauptsache bleibt aber, daß der Beobachter das Beobachtete selbst und zwar freihändig ohne Zeichenapparat -- aber mit Benutzung der Buntstifte -- zeichnet. +Zeichnen heißt beobachten.+ Zeichnen können heißt also beobachten können. Nur wenn man etwas zeichnen kann, hat man es recht beobachtet. Für gewöhnlich erklären sämtliche Praktikanten nicht zeichnen zu können. Sie lernen es aber mit ganz verschwindenden Ausnahmen rasch. Oft werden dabei wahre Zeichentalente entdeckt, die gar nicht wissen, daß sie es sind. In drei Semestern läßt sich die Materie bewältigen. Im ersten gibt man einen kurzen Überblick über die gesamte Angewandte Anatomie, d. h. man hält ein anatomisches Praktikum ab, bei dem +nur+ Drogen als Objekte benutzt werden (S. 266). Man legt also wie in der Vorlesung die natürlichen Pflanzenfamilien hier das System der Pflanzenanatomie zugrunde, beginnt mit den Zellinhaltsbestandteilen, behandelt dann die Membran und endlich die Gewebe und Gewebesysteme. Zu diesem ersten Praktikum gehört ein halbstündiges Theoretikum, in dem ein ganz kurzer Grundriß der +Angewandten Pflanzenanatomie+ vorgetragen wird, der sich eng an das im Praktikum gesehene anschließt -- gewissermaßen das Skelett, zu dem das Praktikum Fleisch und Blut liefert. Im zweiten Semester werden dann die noch nicht behandelten Drogen nach morphologischen Gruppen durchgenommen (S. 270), im dritten folgen die Nahrungs- und Genußmittel und einige technischen Drogen, wie z. B. die Gespinstfasern (S. 272). Die +gepulverte Droge+ kann man im Praktikum an die Droge selbst anschließen. Besser jedoch werden die Drogenpulver, Mehle und gemahlenen Genußmittel in einem besonderen einstündigen Praktikum am Schlusse der Studienzeit durchgenommen (S. 272). Die Untersuchung der Drogenpulver ist bereits angewandte Pharmakognosie. Für den, der die Droge, das Nahrungs- oder Genußmittel selbst anatomisch gut kennt, bietet die Pulveranalyse keine besonderen Schwierigkeiten mehr. Nach kurzer Übung kann der Praktikant nicht nur einfache Drogenpulver erkennen, sondern auch Beimischungen diagnostizieren. Ich gebe als Aufgaben in der Staatsprüfung Mischungen von 3–4 feingepulverten Drogen. In 3–4 Stunden sind die Analysen gemacht. Das morphologisch-anatomische Praktikum (s. hinten) ist ein vorzügliches Mittel, um beobachten und die naturwissenschaftliche Methode kennen zu lernen und sich im naturwissenschaftlichen Denken zu üben. Weniger ist dies bei dem parallel mit dem mikroskopischen einhergehenden +pharmakochemischen Praktikum+ (s. hinten S. 273) der Fall, in dem unter anderem die +chemischen Wertbestimmungen der Drogen+ geübt werden. Da diese Wertbestimmungen nach bestimmten Rezepten, die auf Vereinbarungen beruhen und die nicht zu absoluten Zahlen führen, ausgeführt werden müssen, muß sich der Praktikant streng, ja sklavisch an diese Vorschriften halten. Er gewöhnt sich bei diesen Untersuchungen zwar an peinliche Genauigkeit, findet aber wenig Spielraum für eigenes Denken und Kombinieren, wie z. B. im toxikologischen Praktikum, das nach meinen Erfahrungen eine ganz ausgezeichnete Schule naturwissenschaftlich denken und beobachten zu lernen ist. Immerhin muß sich der Praktikant auch in den Wertbestimmungen die nötige Übung und Fertigkeit erwerben. Schließlich muß jeder Praktikant mindestens +einen Pflanzenstoff isolieren+. Das kann sehr gut in dem Semester geschehen, in dem die präparativen, organisch-chemischen Arbeiten im Institut vorgenommen werden. Man wählt natürlich nur einfachere Aufgaben, wie Amygdalin, Aloïn, Chrysophansäure, Kaffein, Morphin, Pimarsäure, Ölsäure, Amyrin oder dergl. (s. S. 273). So ausgebildet tritt der Pharmakognost dann in die Praxis. Er ist durch diesen Gang der Ausbildung befähigt, die unzerkleinerten Drogen sicher zu erkennen und eventuelle Verfälschungen leicht aufzufinden und zu diagnostizieren, die Drogenpulver, die er aus der Fabrik kauft, auf Identität und Reinheit zu prüfen und die Wertbestimmungen der Drogen in exakter Weise durchzuführen, d. h. +angewandte Pharmakognosie+ kunstgerecht auszuüben. Er ist befähigt, sich vor Betrug zu schützen und in die Lage versetzt, nur tadellose Drogen dem Arzte und dem Publikum zur Verfügung zu stellen. +Ein wissenschaftlich gut geschulter Apotheker ist also auch wirtschaftlich besser ausgerüstet, als ein schlecht geschulter.+ Der oben geschilderte Ausbildungsgang ist nun keineswegs etwa eine Utopie. Er ist von mir 1890 in Bern organisiert worden und eine achtzehnjährige Erfahrung hat seine Durchführbarkeit und Brauchbarkeit erwiesen, auch wenn das akademische Studium nur vier Semester dauert. Ich will aber natürlich nicht behaupten, daß man die Sache nicht auch anders organisieren kann. Jedenfalls geht aber daraus hervor, daß die Pharmakognosie kein Fach ist, das man als Lehrer «im Nebenamt» betreiben kann. Es erfordert einen ganzen Mann in unabhängiger Stellung, der eine gute Vorbildung in Chemie +und+ Botanik besitzt und aus der Pharmazie hervorgegangen ist. Es erfordert aber auch die nötigen chemischen und mikroskopischen Laboratorien sowie Sammlungsräume, d. h. ein pharmazeutisches Institut oder eine selbständige Abteilung desselben. * * * * * Für Belohnung wissenschaftlicher Arbeit vorwiegend auf dem Gebiete der Pharmakognosie bestehen +zwei Medaillen+, die 1881 gestiftete ~Hanbury~-+Medaille+, die die Inschrift trägt: «Awarded for original research in the natural history and chemistry of drugs», und die 1892 (auf meine Anregung hin) gestiftete ~Flückiger~-+Medaille+, die die Inschrift trägt: «Scientia non unius populi sed orbis terrarum». Die goldene ~Hanbury~-+Medaille+ wird alle zwei Jahre verliehen (zum ersten Male 1881). Es haben sie erhalten: ~Flückiger~, ~J. E. Howard~, ~G. Dragendorff~, ~W. Dymock~, ~G. Planchon~, ~J. O. Hesse~, ~J. M. Maisch~, ~A. Vogl~, ~J. E. de Vrij~, ~A. Ladenburg~, ~G. Watt~, ~E. Collin~, ~Ernst Schmidt~, ~Hooper~. Die ~Flückiger~-+Medaille+ erhielten: ~Attfield~, ~Beckurts~, ~Dragendorff~, ~Fritzsche~, ~Giacosa~, ~Hanbury-La Mortola~, ~Heckel~, ~Hilger~, ~Hoffmann~, ~Holmes~, ~Husemann~, ~Nagelvoort~, ~Nyegaard~, ~Peckolt~, ~G. Planchon~, ~Schär~, ~E. Schmidt~, ~Tschirch~. Sie wird seit 1897 nur in Gold und nur alle fünf Jahre verliehen. Anhang. =Schema für ein mikroskopisch-pharmakognostisches Praktikum.= (Unter Zugrundelegung des Anatomischen Atlas von ~Tschirch~ und ~Oesterle~ und der Angewandten Anatomie von A. ~Tschirch~.) =I. Kurs in der allgemeinen angewandten Anatomie= (Anfängerkurs). Die Zelle: Grundgewebe des _Mais_stengels. 1. +Zellinhaltsbestandteile.+ a) Eiweißartige. Zellkern und Protoplasma: Epidermis der inneren Zwiebelschalen. Aleuron: _Sem. lini_, _Sem. amygdalae_, _Sem. sinapis_. Diagnostische Bedeutung des Aleurons: Unterscheidung der Futtermittel (s. d.) nach den Aleuronkörnern. Chlorophyllkörner: _Belladonnablatt_. Chromatophoren: _Fruct. capsici_. Leukoplasten: _Rhiz. iridis_. b) Stärke. α) Intakte: _Kartoffel_, _Cerealien_, _Leguminosensamen_, _Arrowroot_, _Sago_. Diagnostische Bedeutung der Stärke: Unterscheidung der Mehle nach den Stärkekörnern. β) Verkleisterte: _Curcuma_, _Salep_, _Jalape_. γ) Dektrinierte: _Dextrin_. δ) Amylodextrinstärke: _Macis_. c) Inulin: _Rad. taraxaci_, _Rhiz. enulae_. d) Öl und Ölplasma: _Sem. lini_, _Secale cornutum_. e) Gerbstoff: Cort. _quercus_, _Fruct. ceratoniae_, _Rhiz. tormentillae_. f) Calciumoxalat. α) Raphiden: _Bulb. scillae_, _Vanille_. β) Prismen: _Rhiz. iridis_, _Vanille_. γ) Zwillinge: _Fol. hyoscyami_. δ) Drusen: _Rhiz. rhei_, _Cort. granati_, _Fol. stramonii_. ε) Kristallsand: _Fol. belladonnae_. ζ) Kristalle in Taschen: _Fol. aurantii_. η) Kristalle in Sclereïden: _Bacc. juniperi_, _Rad. colombo_. Diagnostische Bedeutung der Calciumoxalatkristalle: Differentialdiagnose zwischen _Belladonna_, _Datura_, _Hyoscyamus_ und _Digitalis_. θ) Andere Kristalle: _Pulpa Tamarindi_. Anhang. Sekrete: _Barbadosaloë_, _Styrax liquid._, _französ. Terpentin_, _Euphorbium_, _Manilaelemi_, _Indigo_. 2. +Zellmembran.+ a) Morphologie der Zellwand. α) Dünnwandige Zellwände mit einfachen Tüpfeln: Mark von _Rad. sarsaparillae_. β) Stärker verdickte Zellwände mit einfachen Tüpfeln: Endodermis von _Rad. sarsaparillae_. γ) Stark verdickte Zellwände mit Spaltentüpfeln: Libriform von _Rad. sarsaparillae_. δ) Wände mit behöften Tüpfeln: Holz von _Pinus_. ε) Gefäße mit Ring-, Spiral-, Leisten- und Netzleistenverdickungen: Stengel von _Conium_. Getüpfelte Gefäße: _Rad. sarsaparillae_. Diagnostische Bedeutung der Gefäßwandskulptur: Differentialdiagnose zwischen _Feigenkaffee_ und _Cichorie_. b) +Chemismus+ der Zellwand (Reaktionen!). α) Cellulose: _Baumwolle_, Collenchym des _Mentha_stengels. β) Lichenin: _Lichen islandic_. γ) Amyloid: Pergamentpapier. δ) Schleimmembran: _Rad. althaeae_, _Sem. lini_, _Sem. foenugraeci_, _Flos tiliae_, _Traganth_. ε) Verholzte Membran: Holz von _Pinus_. ζ) Korkmembran: _Kartoffel_, _Cort. condurango_. η) Cuticula: _Fol. digitalis_, _Fol. sennae_, Stengel von _Conium_. Diagnostische Bedeutung der Faltung, Streifung und Warzenbildung auf der Cuticula: _Mate_, _Coca_. θ) Interzellularsubstanz: Holz von _Pinus_. Pectin: _Fruct. sambuci_, _Fruct. cydoniae_. Schleim: _Carrageen_. 3. +Gewebe.+ a) Bildungsgewebe. α) Cambium: _Rad. angelicae_. β) Meristem: Plumula und Radicula des _Mandel_samens. γ) Procambiumstränge: Cotyledonen des _Strychnos_- und _Coffea_samens. δ) Phellogen: _Cort. quercus_. b) Epidermalgewebe. α) Epidermis: _Fol. belladonnae_, _Fol. sennae_. Diagnostische Bedeutung der Epidermis in der Flächenansicht: _Senna_ und _Belladonna_ -- Malabar- und Ceylon-_Cardamomen_. β) Kork: _Rad. colombo_, _Rhiz. zingiberis_. Phelloderm: _Cort. canellae._ γ) Haare: _Fol. digitalis_, _Fol. althaeae_, _Fol. absinth._, _Flos verbasci_, _Flos lavendulae_, _Baumwolle_, Paleae von _Rhiz filicis_. Haare mit Cystolithen: _Herb. cannabis_. Diagnostische Bedeutung der Haarorgane: _Malva_- und _Verbascum_blätter in _Digitalis_. -- _Senna_- und _Arghel_blätter. -- Paleae der _Filiceen_rhizome. c) Assimilationsgewebe. α) Bifaciales Blatt: _Fol. menthae_. β) Zentrisches Blatt: _Fol. sennae_. γ) Blattnerven: _Fol. nicotianae_. δ) Blattzähne: _Tee_ (ganz junges und älteres Blatt), _Fol. digitalis_. Diagnostische Bedeutung der Blattzähne: _Fol. digitalis_ und Verfälschungen. d) Leitungsgewebe. α) Bestandteile des Gefäßbündels (Gefäße, Siebröhren): Stengel von _Zea Mais_ und _Conium maculatum_. β) Obliteration der Siebröhren: _Rad. liquiritiae_. Verstopfung der Gefäße, Kernholz: _Lign. guajaci_. γ) Arten der Gefäßbündel: 1. monokotylische: _Zea Mais_; dikotylische: _Rhiz. podophylli_, _Rhiz. hydrastidis_; 2. kollaterale: _Zea Mais_; bikollaterale: Stengel von _Hyoscyamus_; radiale: _Rad. sarsaparillae_; konzentrische: _Rhiz. calami_, _Rhiz. filicis_. δ) Holzkörper und Rinde: _Lignum quassiae_, _Cort. frangulae_. Jahresringe und Markstrahlen: _Pinusholz_, _Stipit. dulcamarae_, _Lign. quassiae_. Diagnostische Bedeutung der Markstrahlen: _Lign. quassiae jamaicens._ und _surinamiens_. e) Durchlüftungssystem. α) Spaltöffnungen und Nebenzellen: _Fol. belladonnae_, _Fol. sennae_. Diagnostische Bedeutung der Spaltöffnungen und der Zahl der Nebenzellen: _Mate_, _Coca_, _Belladonna_, _Mentha_, _Citrus_. β) Lentizellen: _Cort. frangulae_. γ) Luftführende Interzellularen: _Rhiz. calami_. f) Mechanisches Gewebe. α) Collenchym: Stengel von _Mentha piperita_. β) Bastzellen: _Rad. liquiritiae_, _Rad. althaeae_, _Cort. chinae_, _Cort. cinnamom_, _Linumstengel_. Diagnostische Bedeutung der Bastzellen: _Chinarinde_, _Zimt_, _Nelke_. γ) Libriform: _Lign. guajaci_. δ) Sklereïden: _Fruct. amomi_, _Sem. phaseoli_, _Cascara Sagrada_. Astrosklereïden: Fruchtstiel von _Illicium anisatum_, Blatt von _Thea_. Diagnostische Bedeutung der Sklereïden: Echter und giftiger _Sternanis_. ε) Endodermis: _Rad. sarsaparillae_, _Rhiz. calami_. g) Sekretbehälter. α) Ölzellen: _Rhiz. zingiberis_, _Rhiz. calami_, _Fol. lauri_, _Cubebe_. β) Schizogene Sekretbehälter: _Rad. angelicae_, _Fruct. foeniculi_, Blatt von _Pinus_. Diagnostische Bedeutung der schizogenen Sekretbehälter: _Angelica_, _Levisticum_, _Pimpinella_. γ) Oblitoschizogene Sekretbehälter: _Caryophylli_. δ) Schizolysigene Sekretbehälter: _Fruct. aurantii_. ε) Drüsenhaare: _Flos chamomillae_, _Fol. menthae_, _Herb. cannabis_, _Rhiz. filicis_, _Kamala_, _Lupulin_. Diagnostische Bedeutung der Drüsenhaare: Kompositen- und Labiaten-Drüsen. ζ) Milchröhren: _Cort. condurango_, _Feige_, _Rad. taraxaci_. Diagnostische Bedeutung der Milchröhren: _Feigenkaffee_ und _Cichorie_. h) Fortpflanzungssystem. 1. +Blüte.+ α) Ganz junge Entwicklungsstadien der Blüte: _Flos. cinae_. β) Kelch, Corolle, Stamina, Griffel: _Flos chamomillae_, _Flos lavandulae_, _Flos malvae_, _Flos verbasci_, _Flos koso_, _Caryophylli_. Diagnostische Bedeutung der Pollenkörner: _Crocus_, _Calendula_, _Carthamus_ -- _Honig_. 2. +Frucht+: _Fruct. aurantii immatur._, _Fruct. papaveris_, _Fruct. foeniculi_. 3. +Samen.+ α) Samenschale: _Faenum graecum_, _Mandel_ (Nährschicht). β) Samen ohne Endosperm: _Kola_, _Sem. quercus_, _Sinapis_. Samen mit Endosperm: _Ricinus_, _Triticum_. Samen mit Perisperm: _Piper_, _Cardamomen_. γ) Der Keimling: _Sem. strychni_, _Coffea_, _Amygdalus_. δ) Arillus und Caruncula: _Myristica_, _Cardamomum_, _Ricinus_, _Colchicum_. Die öfter gebrauchten Präparate werden in Glyzerin aufgehoben. II. =Morphologisch-anatomischer Kurs der speziellen Pharmakognosie= (für Vorgerücktere). Ergänzt, erweitert und vertieft den ersten Kurs. Bei jeder Droge wird zunächst die Morphologie, dann die Anatomie durchgenommen. 1. +Wurzeldrogen.+ a) Primärer Bau bei Monokotylen: junge Wurzel von _Iris_. Sekundärer Bau bei Monokotylen: _Rad. sarsaparillae_. b) Primärer Bau bei Dikotylen: zarte Wurzeln von _Valeriana_. Übergang des primären in den sekundären Bau: etwas ältere Wurzeln von _Valeriana_. Sekundärer Bau bei Dikotylen: _Rad. levistici_, _Rad. colombo_, _Rad. ipecacuanhae_, _Rad. althaeae_, _Rad. belladonnae_. c) Ernährungswurzeln und Befestigungswurzeln: _Valeriana_. d) Speicherwurzeln: _Tub. aconiti_, _Tub. salep_, _Rad. belladonnae_. e) Besonderheiten im Bau: _Rad. senegae_, _Rad. ononidis_, _Tub. jalapae_, _Rad. gentianae_, _Rad. scammoniae_. 2. +Achsendrogen.+ A. Unterirdische Achsen. a) Rhizome (auch mit Rücksicht auf die Verzweigungsarten): _Rhiz. galangae_, _Rhiz. zingiberis_, _Rhiz. curcumae_, _Rhiz. veratri_, _Rhiz. hydrastidis_. b) Zwiebeln: _Scilla_, _Allium_, _Cepa_. c) Knollen: _Colchicum_. d) Wandersproß: _Rhiz. graminis_; Wandersproß und Speichersproß: _Rhiz. imperatoriae_, _Rhiz. valerianae_. e) Besonderheiten im Bau: _Rhiz. rhei_. B. Oberirdische Achsen. a) Krautige Stengel: _Mentha_, _Conium_. b) Hölzer: _Lign. fernambuci_, _Lign. campechian._, _Lign. quassiae_, _Lign. guajaci_. c) Rinden: _Cort. frangulae_, _Cort. mezerei_, _Cort. cinnamomi zeylanici_, _Cort. quercus_, _Cort. chinae_, _Cort. cascarillae_. 3. +Blattdrogen.+ Unbehaarte: _Fol. cocae_, _Fol. menyanthidis_, _Fol. uvae ursi_. Behaarte: _Fol. althaeae_, _Fol. hamamelidis_, _Fol. hyoscyami_. Mit Drüsenhaaren: _Fol. menthae_, _Fol. melissae_, _Fol. rosmarin_, _Fol. salviae_. Mit Sekretbehältern: _Fol. aurantii_, _Fol. rutae_, _Fol. eucalypti_, _Fol. jaborandi_. 4. +Blütendrogen.+ Knospen: _Caryophylli_, _Flos aurantii_. Einzelblüten: _Flos sambuci_, _Flos verbasci_, _Flos tiliae_. Blütenkörbe (Pappus): _Flos arnicae_, _Flos chamomillae_. 5. +Fruchtdrogen.+ Umbelliferenfrüchte: _Foeniculum_, _Carum Carvi_, _Anis_, _Conium_, _Coriander_. Aurantieenfrüchte: _Citrus_ (in allen Entwicklungsstadien). Piperaceenfrüchte: _Piper_, _Cubeba_. Papaveraceenfrüchte: _Papaver_ (und _Opium_). Magnoliaceenfrüchte: _Illicium anisatum_. Orchideenfrüchte: _Vanille_. Koniferenfrüchte: _Baccae juniperi_. 6. +Samendrogen.+ Samen, bei denen die Cotyledonen Speicherorgan: mit Aleuron: _Amygdalus_, mit Stärke: _Bohne_. Samen, bei denen das Endosperm Speicherorgan: mit Stärke: _Triticum_, _Mais_, mit Aleuron: _Ricinus_, _Sabadilla_, mit Schleim: _Faenum graec._, _Fruct. sennae_, mit Reservezellulose: _Strychnos_, _Areca_. Samen, bei denen das Perisperm Speicherorgan: _Piper_. Samen, bei denen der Keimling blattartige zarte Cotyledonen hat: _Strychnos_. Samen mit gekrümmtem Keimling: _Papaver_, _Cannabis_. Samen mit nicht differenziertem Keimling: _Colchicum_, _Sabadilla_. Samen mit Saugorganen: _Cardamomen_, _Zea Mais_. Samen mit Flugorgan: _Strophantus_. Samen mit gefalteten Cotyledonen: _Cacao_, _Caryophyllus_. Samen mit ruminiertem Endosperm: _Sem. arecae_, _Sem. myristicae_. Samen mit Schleimepidermis: _Sinapis_, _Cydonia_, _Linum_. Samen mit hartem Endosperm und zarter Samenschale: _Colchicum_. Samen mit zartem Endosperm und harter Samenschale: _Cardamomum_, _Linum_. Samen mit obliterierter Samenschale, die in harter Fruchtschale eingeschlossen bleiben: _Piper_. 7. +Kryptogamen-Drogen.+ _Rhiz. filicis._ _Lycopodium_ und Fälschungen (_Pinus_-, _Corylus_-Pollen, Schwefel, Talcum, Stärke). _Lichen Islandicus_. _Kieselguhr_, _Agar-Agar_-Diatomeen. _Carrageen_, _Laminaria_. _Saccharomyces_ (_Faex compressa_). _Secale cornutum_, _Fungus igniarius_, _Fungus laricis_. _Ustilago Maidis_. 8. +Gallen.+ Kleinasiatische und chinesische Gallen. Die mehrmals gebrauchten Präparate werden in Glyzerin aufgehoben. III. Kurs der angewandten Pharmakoanatomie. Analyse gemischter _Tees_. Analyse einfacher und zusammengemischter Drogenpulver, Diagnose von Verfälschungen in Drogenpulvern, Abschätzung der Menge der fremden Beimischungen. IV. Spezialkurs für Nahrungs- und Genußmittel und Gebrauchsgegenstände. A. +Nahrungsmittel+ (ganz und gemahlen). 1. Die Cerealienfrüchte und ihre Mehle: _Triticum_, _Secale_, _Hordeum_, _Avena_, _Mais_, _Oryza_. +Verfälschungen+: _Mutterkorn_, Brandpilzsporen, _Rade_, _Taumellolch_, ausgewachsenes Getreide, verdorbenes Mehl. 2. Die _Leguminosensamen_ und ihre Mehle: _Phaseolus_, _Pisum_. B. +Genußmittel+ (ganz und gemahlen). 1. Die +Purindrogen+. α) _Tee_ und Verfälschungen (_Epilobium_). β) _Cacao_ und Verfälschungen (_Cacao_schalen). γ) _Kaffee_ und Verfälschungen (_Cichorie_, _Feigenkaffee_, _Eichelkaffee_, _Saccakaffee_, _Carobben_, _Lupinen_, _Rübe_). δ) _Mate._ ε) _Cola._ ζ) _Guarana._ η) _Tabak._ C. +Gewürze+ (ganz und gemahlen). 1. Blüten und Blütenteile. α) _Kappern._ β) _Safran_ und Verfälschungen (_Calendula_, _Carthamus_, _Curcuma_, _Santel_, _Campeche_ -- mit Reaktionen). γ) _Gewürznelken_, _Anthophylli_, _Nelkenstiele_. δ) _Zimtblüten._ 2. +Früchte und Samen.+ α) Pfeffer und Verfälschungen (_Palmkerne_, _Oliventrestern_, _Kleie_, _Leinkuchen_, _Copra_). β) _Piment._ γ) _Paprika._ δ) _Cardamomen._ ε) _Vanille._ ζ) _Sternanis_ und _Sikimi_früchte. η) _Muskatnuß_ und Verfälschungen (_Papuanüsse_). θ) _Macis_ und Verfälschungen (Bombay-_Macis_). ι) _Schwarzer Senf_ und Verfälschungen (_Brassica Rapa_ und _Napus_). κ) _Weißer Senf._ λ) Umbelliferenfrüchte: _Kümmel_, _Coriander_, _Anis_, _Fenchel_. 3. +Rinden.+ α) _Zimt_, chinesischer und ceylanischer, _Canella_, _Nelkenzimt_. Verfälschungen: _Haselnuß_schalen, _Zimt_matta. 4. +Rhizome.+ α) _Ingwer_ und Verfälschungen. β) _Curcuma._ γ) _Zedoaria_ und _Galgant_. δ) _Kalmus._ D. +Futtermittel.+ Preßkuchen von _Lein_, _Raps_, _Mandel_, _Baumwollsamen_, _Hanf_, _Ricinus_, _Sesam_. E. +Gebrauchsgegenstände.+ 1. Gespinstfasern. _Baumwolle_, _Lein_, _Hanf_, _Wolle_, _Seide_. Analyse von Gespinsten und Geweben. 2. Hölzer. 3. Papier, Holzschliff. 4. Insektenpulver und Verfälschungen. Schema für ein pharmakochemisches Praktikum. 1. Präparative Arbeiten, Darstellung von Pflanzenstoffen; reine Pharmakochemie. Amygdalin aus _Sem. amygdal. amar._ Barbaloin aus _Barbadosaloë_. Glycyrrhizinsäure aus _Rad. liquiritiae_. Glycyrrhetinsäure aus Glycyrrhizinsäure. Kaffein aus _Fol. Theae_. Cumarin aus _Tonkobohnen_. Emodin aus _Cort. frangulae_. Chrysophansäure aus _Rhiz. rhei_. Ölsäure aus _Ol. amygdalae_. Strychnin aus _Sem. strychni_. Piperin aus _Piper album_. Abietinsäure aus _Colophonium_. Pimarsäure aus _franz. Terpentin_. Euphorbon aus _Euphorbium_. Amyrin aus _Manila-Elemi_. Benzoësäure aus _Benzoë_. Zimtsäure aus _Styrax_. Zimtaldehyd aus _Zimtöl_. 2. Wertbestimmungen; angewandte Pharmakochemie. a) Bei Alkaloiddrogen (gravimetrisch und titrimetrisch): _Cort. chinae_, _Opium_, _Guarana_, _Sem. arecae_, _Sem. strychni_, _Fol. belladonnae_, _Fruct. conii_, _Rhiz. hydrastidis_, _Rad. belladonnae_. b) Bei Harzdrogen (Säurezahl, Verseifungszahl usw.): _Colophonium_, _Perubalsam_, _Copaivabalsam_, _Benzoë_, _Styrax_. c) Bei ätherischen Ölen (Aldehyd-, Menthol-, Santalol-Bestimmung): _Ol. cinnamomi_, _Ol. menthae_, _Ol. santali_. d) Bei Fetten und fetten Ölen (Säurezahl, Jodzahl, -- Refraktion): _Ol. amygdalae_, _Ol. olivae_, _Ol. Cacao_. Schmelzpunkt: _Ol. cacao_, _Adeps_. e) Bei Wachsen (Säurezahl): _Cera flava_. f) Bei _Flor. cinae_ (Santonin) und _Senf_ (Senföl). g) Trockengewicht- und Aschebestimmungen: _Crocus_, _Kamala_. h) Kolorimetrische Bestimmungen: _Crocus_, _Rhiz. rhei_. =Lit.= +Jon. Pereira+, Introductory lecture on mat. medica delivered at the establishment of the pharm. soc. Pharm. Journ. Transact. 1. (1842) p. 565. -- A. T. +Thomson+, Intr. lect. to a course of general and med. botany etc. Ebenda p. 620. -- +Buchheim+, Über die Aufgaben der jetzigen Vertreter der Pharmazie an den Universitäten. Arch. Ph. 1879. XI. 289. -- +Flückiger+, Der pharmazeut. Unterricht in Deutschland. Arch. Pharm. 1885. -- +Derselbe+, Universität oder Fachschule. Pharm. Zeit. 1888. -- +Tschirch+, Die Pharmakognosie als Wissensch. u. ihre Bedeut. f. d. pharmazeut. Studium. Pharm. Zeit 1881. -- +Derselbe+, Das pharmazeut. Universitätsinstitut u. d. akadem. Studium d. Pharmazeut. in der Schweiz, Deutschland u. Österreich. Bern 1891. -- +Derselbe+, Die Entwicklungsgeschichte d. pharmaz. Universitätsinstitute. Pharm. Post. 1893. -- +Derselbe+, Erinnerungen an +August Garcke+, Ber. pharm. Ges. 1904. -- +Derselbe+, Pro pharmacognosia. Ebenda 1907. -- +Derselbe+, Was ist eigentlich Pharmakognosie? Zeitschr. öster. Apoth.-Ver. 1896 und Pharmaz. Zentralhalle 1907. -- +Hartwich+, Noch ein Wort über die Pharmakognosie in Deutschland. Apoth.-Zeit. 1907. Nr. 14. -- +Arthur Meyer+, Professuren für Pharmakognosie an den deutschen Hochschulen. Apoth.-Zeit. 1907. Nr. 22. Für das pharmakognostische Praktikum: +Schär+ und +Zenetti+, Anleitung zu analytisch-chemischen Übungsarbeiten. Berlin 1897. -- +Rosenthaler+, Grundzüge der chem. Pflanzenuntersuchung. Berlin 1904. Die Literatur für das pharmakoanatomische Praktikum siehe Pharmakoanatomie. «Was soll man von dem vielfältigen arglistigen Betrug, gefährlichen Ränken und Schränken sagen, welche von Materialisten verderblicherweise geübt werden.» ~Ludw. von Hornick~ 1645. IX. Angewandte Pharmakognosie. Von dem mitten in der Praxis stehenden Apotheker wird niemand verlangen, daß er reine Pharmakognosie wissenschaftlich betreibe, dazu fehlt es ihm an Zeit und meist auch an dem nötigen Rüstzeug, den notwendigen wissenschaftlichen Hilfsmitteln, aber +er ist recht eigentlich der Vertreter der angewandten Pharmakognosie+. Auch kann er sehr wohl die Bestrebungen der wissenschaftlichen Pharmakognosie von sich aus unterstützen, wie dies schon der Apotheker ~Matthias Bansa~ (1641) getan, der ~Joh. Schröder~ mit Material versah, wie wir es von dem Hofapotheker der Königin Elisabeth, ~Hugo Morgan~, wissen, der (Ende des XVI. Jahrh.) ~Clusius~ unterstützte und wie es auch der portugiesische Apotheker ~Pires~ in seinen berühmten Briefen (1512–1516) tat. Ferner seien erwähnt der Apotheker ~Joh. Heinr. Linck~ in Leipzig (um 1719), der treffliche Leipziger Apotheker ~Joh. Ralla~, dem sein Neffe ~Cordus~ die Anregung zu dem Dispensatorium verdankt und der, ebenso wie der Wittenberger Apotheker ~Kaspar Pfruend~, ~Cordus~ mit Rat unterstützte, sowie endlich der um die Einführung der _Ipecacuanha_ (1672) verdiente Apotheker ~Claquenelle~. Der Jesuit ~G. J. Kamel~ (Camellus), der in Manila eine Apotheke errichtete, sandte von 1688 an viele Pflanzen und deren Produkte, sowie von ihm gezeichnete Abbildungen -- unter anderem _Ignatiusbohnen_ -- an ~Ray~ und ~Petiver~ in London. Beispiele dafür, daß auch mitten in der Praxis stehende praktische Apotheker wissenschaftlich vollwertige Arbeit auf pharmakognostischem Gebiet zu leisten vermögen, bieten ~Jahns~ (Göttingen) durch seine Untersuchungen über Trigonellin und die Arecaalkaloide, ~Hartwich~ (damals Tangermünde) durch seine Studien über die Gallen, ~Aweng~, ~Gerock~, ~Tunmann~, ~Kremel~ und andere, die als Floristen, Pilzforscher oder dergl. tätig waren und sind. Die Abgrenzung der angewandten Pharmakognosie von der reinen wurde von dem Zeitpunkt an notwendig, wo die letztere sich zu einer selbständigen reinen Wissenschaft entwickelt hatte. Der Ausdruck «angewandte Pharmakognosie» wurde von mir zuerst in dem auf dem XII. medizinischen Kongresse in Moskau 1897 gehaltenen Vortrage: «Die Anwendung der vergleichenden Anatomie zur Lösung von Fragen der angewandten Pharmakognosie» benutzt. Die angewandte Pharmakognosie umfaßt: 1. die Prüfung der Drogen auf Identität und Reinheit (Verfälschungen und Verwechslungen), 2. Aufbewahrung der Drogen. 1. Prüfung der Drogen auf Identität und Reinheit (+Verfälschungen und Verwechslungen+). Die Erkennung von Verfälschungen und Verwechslungen ist der wichtigste Teil der angewandten Pharmakognosie. Wissenschaftliche Pharmakognosie wird ja zum Teil nur deshalb getrieben, um den Apotheker in den Stand zu setzen, die Drogen richtig beurteilen zu lernen, sie also auf Identität und Reinheit prüfen zu können. Verfälschungen erwähnt schon ~Plinius~ an verschiedenen Stellen. Im Artikel _Bdellium_ z. B. bespricht er die Verfälschungen mit anderen Harzen und fährt fort: «Man erkennt sie aber alle (was auch in Bezug auf die übrigen Räucherspezies ein für allemal hier gesagt sein mag) am Geruche, der Farbe, der Schwere, dem Geschmacke und dem Verhalten am Feuer». Auch bei _Weihrauch_ und _Myrrhe_ beschreibt ~Plinius~ die Verfälschungen und ihre Erkennung. ~Scribonius Largus~, sowie auch ~Dioscurides~, ~Celsus~ und ~Plinius~ berichten über Fälschungen des _Opiums_. Auch ~Dioscurides~ erwähnt oft die Verfälschungen und gibt die Zeichen für die Echtheit und Güte an, z. B. bei der _Keltischen Narde_, der _Cassia_, dem _Zimt_, dem _Balsam_. Beim _Safran_ gibt er eine Anleitung zur Erkennung von ausgezogenem (Krokomagma) oder mit eingedicktem Moste, mit zerriebener Bleiglätte oder Molybdaina (Minium) verfälschtem _Safran_. Und ~Plinius~ bemerkt vom _Safran_«adulteratur nihil aeque»und vom _Pfeffer_, daß er mit _Wachholderbeeren_ vermischt werde. Schon im XI. Jahrh. wird in dem Buche: +De simplicibus medicamin. ad Paternianum+ auf die Ähnlichkeit von _Anis_- und _Conium_früchten hingewiesen, die man so leicht verwechseln kann. Ebenso gedenkt der +Ricettario fiorentino+ (XV. Jahrh.) zahlreicher Verfälschungen. ~Oribasius~ (geb. c. 350) gibt bereits in den +Synagogai+ bei einigen Drogen Reaktionen auf Identität und Reinheit an, und ~Cronenburg~ empfiehlt in seinem Werke: +De compositione medicamentorum+, Frankfurt 1555, eine genaue Prüfung aller Arzneimittel. Die älteste uns erhalten gebliebene +Verordnung gegen Verfälschung+ stammt aus dem XIII. Jahrh. (um 1277) und wurde in Marseille erlassen (Statut. Massiliens. 5. 21). In Venedig bestand 1374 ein eigenes «+Ufficio dello Zafferano+» zur Überwachung des _Safran_handels. 1412 erließ Köln ein Verbot gegen gefälschten _Ingwer_ (Liber registrationum senatus 1396–1440). In Nürnberg mußten die Färber schwören, zum Färben nur _Waid_ und nicht _Indigo_ zu verwenden, und es stand Todesstrafe auf Übertretung des Gebotes (~Nübling~). Besonders der _Safran_ war von jeher der Verfälschung unterworfen. Eine Ordnung über «_Safran_ und dessen Schau und Kauf» findet sich unter den Nürnberger Polizeigesetzen des XV. Jahrh. Schon in dieser wird verlangt, daß die Bezeichnung genau dem Befunde entsprechen müsse, also für «Ortsaffran und Lyonisch Saffran» nicht ein minderwertiger _Safran_ gegeben werden dürfe, und daß «Föminelle und geverlichen Pulver»nicht beigemengt sein sollen. Die Strafen für _Safran_fälschung waren sehr hart. Aus den Nürnberger Annalen sehen wir, daß ~Jobst Friedenkern~, der gefälschten Safran für gut verkauft, «sammt dem Saffran lebendig verbrannt worden am 17. Jacobstag 1449». Ebenso sind ~Hanns Kölbel~ und ~Lienhard Frey~ 1456 wegen Fälschung des _Safrans_ und anderen Gewürzes «sammt ihrer gefälschten Waar lebendig verbrennet» die ~Else Pfragnerin~, «die ihnen darzu geholfen», aber lebendig begraben worden! 1499 wurden ~Hannsen Bock~ in Nürnberg «wegen betrüglicher Arznei» beide Augen ausgestochen. Später, im XVI. und XVII. Jahrh., wurde dann nur die Ware verbrannt (~Peters~), ja sogar ein Zusatz von 8% Feminell zum _Safran_ erlaubt. Besser davon kam in Venedig 1402 der Apotheker ~Zanoni de Rossi~, der sich ertappen ließ, als er dem _Theriak_ keinen _Rhabarber_, kein _Amomum_, _Opopanax_ und _Safran_ zusetzte, den _Safran_ mit _Carthamus_ verfälschte und falschen _Moschus_ hielt. Die Avogaria di commun ließ seine Präparate über die Rialtobrücke in den Kanal werfen, den Sünder aus dem Berufe stoßen, gefangen setzen und mit einer Buße von 400 Golddukaten belegen -- allerdings nur in contumaciam (~Flückiger-Tschirch~, +Grundlagen+). Ein anderer Apotheker, der statt weißer rote _Korallen_ benutzt hatte, wurde im XV. Jahrh. vom König von Aragonien zu einer Buße von 9000 Dukaten und einjährigem Ehrverluste verurteilt. Im Jahre 1456 wurden in Zofingen (Schweiz) zwei Bürger wegen Fälscherei des _Safrans_ und anderer Gewürze lebendig verbrannt und eine Frau, welche dabei behilflich gewesen, lebendig begraben (~Reber~). Auf dem Reichstage von Augsburg 1551 wurde sogar ein für das ganze deutsche Reich gültiges Polizeigesetz gegen geschmierten _Safran_ erlassen. Aber schon im XIV. Jahrh. bestanden solche Verordnungen in Regensburg und München. Im Privilegium aromatariorum von Mailand (1573) werden Piperino und Zafloro als verwerfliche Surrogate des _Pfeffers_ und _Safrans_ bezeichnet. Das Edikt Heinrichs II. von Frankreich bedrohte die _Safran_fälscher mit körperlicher Züchtigung (vgl. auch ~Elben~, +Die Lehre von der Warenfälschung+. Diss. Tübingen 1881). Auch der Fälschung der _Nelken_ mit Stielen (Fusti) wird schon in einer Nürnberger Verordnung vom Jahre 1443 Erwähnung getan (~Baader~, Nürnberger Polizeiverordn.) und 1721 werden als Fälschungen der _Nelken_ und des _Zimt_: ausgezogene Droge, Baumrinde, braune Wurzeln, als Fälschungen des _Pfeffer_: faules Holz und scharfe Wurzeln, als solche des _Ingwer_: zerstoßene Erbsen aufgeführt (~Hönn~). Gefärbter _Ingwer_ wird auch in einer Verordnung Karls V. erwähnt. Daß die amtliche Erlaubnis, Succedanea quid pro quo (vgl. S. 18) den echten Drogen zu substituieren, ebenfalls vielfach zu Betrug und Fälschung in den Apotheken führte, ersehen wir aus den beiden von ~Peters~ mitgeteilten Schmähschriften: ~Lisseto Benanico~, +Eröffnung aller betrüglicher Handgriffe und Irrsalen, so von den Apoteckern begangen werden+, 1533, und ~Anton Lodetto~, +Gespräch von den Betrügereien etlicher Apotheker+ 1569. Die Einführung regelmäßiger Apothekenrevisionen und die Handhaben, welche die moderne Wissenschaft -- Pharmakobotanik und Pharmakochemie -- liefern, haben diesem Treiben fast ganz ein Ende gemacht. Auf diesem Gebiete wird kein Laudator temporis acti seine Stimme erheben. Die «gute alte Zeit» war hier eine «schlechte alte Zeit». Und es ist in +jeder+ Hinsicht besser geworden, trotzdem die Strafen für Fälschung nicht mehr so grausame sind wie ehedem und niemand mehr hingerichtet, lebendig verbrannt oder lebendig begraben, ertränkt oder der Augen beraubt, ja nicht einmal mehr körperlich gezüchtigt und höchstens mit «einem pfund Buß ohne Gnade» und «Strafe der Verlierung» belegt wird, wenn man ihn auf einer Fälschung ertappt. Schon ~Hönn~ empfiehlt in seinem Buche: «+Kurz eingerichtetes Betrugslexikon+» (Leipzig 1720) die +Scheidekunst+ zur Aufdeckung von Fälschungen, wie der Beimischung von Holzmehl und Erbsenmehl (im _Ingwer_), von extrahierten Gewürzen und Beschwerungsmitteln (im _Safran_). Vorschriften zur Untersuchung des _Färberwaid_ finden sich in der Schweidnitzer Tuchwebeordnung vom Jahre 1335 (+Codex diplomaticus Silesiae+). Bereicherung unserer Kenntnisse über Drogenfälschungen und minderwertige Handelssorten verdanken wir in neuerer Zeit besonders ~Hartwich~, ~Holmes~ und ~Perrot~. Die =Prüfung auf Identität und Reinheit= kann eine dreifache sein. Zunächst wird man die Droge immer +morphologisch+ prüfen, dann +mikroskopisch+ und endlich +chemisch+ und +physikalisch+. * * * * * Die =morphologische Prüfung= erstreckt sich auf das äußere Aussehn, die Form der Teile und ihre gegenseitigen Beziehungen zueinander, sowie auf die Größenverhältnisse. Hier wird also das, was die Pharmakomorphologie lehrt, auf den praktischen Fall angewendet. Bei den Wurzeln wird man also ihre Form, Anheftung, äußere Skulptur (Runzeln), Dicke und Länge; bei den Rhizomen das Verzweigungssystem, die Oberflächengestaltung (Querrunzeln, Blattnarben) und den Durchmesser; bei den Blättern die Umrißgestaltung, die Skulptur des Randes (Blattzähne, Blattspitze), die Nervatur; bei den Blüten den allgemeinen Bau und die Form der Teile in Betracht ziehen. Schon diese morphologische Prüfung führt den pharmakobotanisch Geschulten schnell zur Feststellung der Identität und zur Auffindung etwaiger Beimischungen. Konnte ich doch z. B. zeigen, daß allein die Nervatur der Blattzähne genügt, um die gewöhnlichen Beimengungen der _Digitalis_blätter und des _Tee_ zu ermitteln. Im extremsten Falle ist die vorliegende Droge überhaupt nicht das verlangte Objekt. Das kommt selten vor. So besteht wohl einmal: _Rhiz. hellebori_ nur aus den Rhizomen von _Actaea spicata_, _Rhiz. filicis_ nur aus den Rhizomen von _Aspidium spinulosum_ oder _montanum_, _Rad. Senegae_ nur aus _Rad. Vincetoxici_ oder _Rad. Serpentariae_, _Herba Sabinae_ nur aus den Sprossen von _Juniperus phoenicea_, _Fol. belladonnae_ aus der ganz wertlosen «_Belladonne d’Italie_». Häufiger ist der Fall, daß fremde Beimengungen in größerer oder geringerer Menge sich der echten Droge beigemischt vorfinden. Das kann zufällig geschehen sein, indem der Sammler ein äußerlich ähnliches Objekt mit sammelte, bei _Helleborus_ z. B. _Actaea spicata_, beim _Kalmus Iris Pseudacorus_. Dies dürfte der häufigere Fall sein. Oder es fand entweder am Produktionsorte oder beim Drogisten eine absichtliche, also betrügerische Beimengung minderwertiger oder wertloser Drogen statt. Beides kommt vor. Ja es werden sogar Kunstprodukte eigens hergestellt, um Drogenfälschungen vorzunehmen. Bekannt sind die Fälle, wo _Anis_-, _Kaffee_- und _Pfeffer_früchte aus Lehm geformt und den echten beigemischt worden waren, bekannt ist besonders die zu einer ganzen Industrie herangewachsene _Safran_fälschung, bei der nicht nur mit Teerfarbstoffen gefärbte _Calendula_blüten, sondern auch eigens präparierte Grasblattstreifen, Keimlinge von Leguminosen und Cerealien Verwendung finden. Künstliche _Muskatnüsse_, aus _Muskatnuß_pulver und Mineralsubstanzen gemischt und in Formen gepreßt, fanden ~Ranvez~ und ~Planken~ (1900). Natürlich wenden sich die Fälscher in erster Linie den teuren Drogen zu. Von der Beschwerung des _Opiums_ mit Schrot- und Bleikugeln wird noch im Kapitel Pharmakophysik die Rede sein und auch beim _Crocus_«lohnt es sich»ja. Dann aber sind auch besonders die Drogen, die infolge von Mißernten nur in geringer Menge angeboten wurden, ganz besonders der Verfälschung unterworfen. Ist z. B. die _Cubeben_ernte schmal und ungleich ausgefallen, so treten sofort fremde Früchte und Samen, sowie Stiele in vermehrter Menge in den _Cubeben_ auf und werden die _Cascarilla_zufuhren gering, so finden sich in der Droge mehr andere Rinden als sonst. Ganz besonders gefährlich sind giftige Beimengungen. Niemals darf der Apotheker unterlassen, den _Anis_ auf _Conium_früchte, den _Sternanis_ auf _Sikimi_früchte zu untersuchen. Denn schon eine kleine Beimengung hat die schwersten Folgen. * * * * * Nicht immer reicht aber die morphologische Prüfung aus und es muß erst die =Lupe= und dann das =Mikroskop= zur Hand genommen werden. Besonders der Lupe möchte ich auf dem Gebiete der angewandten Pharmakognosie das Wort reden. Sie sollte ein rechter Apotheker, der auch ein rechter Pharmakognost sein muß, überhaupt immer in der Westentasche bei sich tragen. Wie viel sieht der Geübte schon mit diesem einfachen Instrumente! Immerhin hat die Leistungsfähigkeit auch dieses Instrumentes seine Grenzen und man muß zum =Mikroskope= greifen. Dies ist nur selten bei ganzen Drogen nötig, immer bei gepulverten. Hier ist der Ort, wo der Apotheker das, was er in der Pharmakobotanik, speziell der Pharmakoanatomie, gelernt hat, verwerten kann. Denn nur ein geschulter Pharmakognost findet sich in der =mikroskopischen Analyse= pulveriger oder gepulverter Drogen zurecht. Hier aber ist auch der Ort, wo die mikroskopische Methode über alle anderen triumphiert und ihre größten praktischen Erfolge erzielt. Ein Blick in das Mikroskop genügt z. B., um festzustellen, ob ein _Lycopodium_, eine _Kamala_, ein _Lupulin_ verfälscht und womit es verfälscht ist. In vier Semestern kann der Studierende so weit gebracht werden, daß er ein Gemisch von 3–4 feinst gepulverten Drogen mit sicherem Erfolge analysiert, wenn es sich nicht gerade um besonders schwierige Objekte (Blattpulver, _Rad. gentianae_ oder dergl.) handelt. Ein besonderer Fall, wo die mikroskopische Diagnose einer Droge auf das Vorhandensein einer +fremden+ Beimischung gegründet wird, ist der _Agar-Agar_, den man geradezu an den in ihm stets vorkommenden Diatomeen mikroskopisch erkennen kann. In wünschenswertester Weise ergänzt wird aber die anatomische Methode durch die =chemisch-physikalische= (vgl. Pharmakochemie und Pharmakophysik). Schon ~Buchheim~ bemerkt (1879): «Somit hat die botanische Pharmakognosie nur die Bedeutung eines Aushilfsmittels, an dessen Stelle wir sobald wie möglich etwas besseres setzen müssen. Die Bestimmung der Güte einer Droge läßt sich nur auf chemischem Wege erreichen». Dieser Ausspruch ist berechtigt, jedoch mit der Einschränkung, daß es auch Fälle gibt, wo die chemische Prüfung versagt und die mikroskopische allein oder doch besser und rascher zum Ziele führt (Stärke, Mehle, _Lycopodium_, _Kamala_). Ja gerade bei Drogen+pulvern+ kommen wir mit der chemischen Untersuchung oft nicht vorwärts und müssen zum Mikroskope greifen. Schon die Feststellung von =Geruch=, =Geschmack= und =Farbe= sind wichtig. Beträchtlich ist die Schwierigkeit sicherer Farbenbestimmung selbst bei Leuten, die nicht farbenblind sind. Ganz vernachlässigt ist die Übung unserer Nase und Zunge. Die Tea taster freilich und die Degustatoren der Weinhändler besitzen eine geübte Zunge und eine feine Nase, die Mehrzahl der Menschen aber vernachlässigen in einer unverantwortlichen Weise die Übung dieser beiden Sinnesorgane. In der angewandten Pharmakognosie spielen dieselben aber eine so wichtige Rolle, daß ich mich ernstlich gefragt habe, ob es nicht angezeigt sei, Riech- und Schmeck-Kurse für Apotheker einzurichten, um Zunge und Nase zu üben. Es steht mit der Verwahrlosung dieser Sinnesorgane fast so schlimm wie mit dem Zeichnen. Es gibt wahre Stümper im Riechen. Es ist mir einmal vorgekommen -- es war allerdings im Examen -- daß ein Praktikant Petroleum, auch nachdem er daran gerochen, für -- _Pfefferminzöl_ ausgab! Und doch kann man durch Übung Zunge und Nase so schärfen, daß man auch Substanzen, die allgemein für geruchlos gelten, schon durch ihren spezifischen Geruch voneinander unterscheiden kann, wie z. B. Kartoffelstärke und Calciumkarbonat. Immerhin bleiben aber die Prüfungen nach Geruch, Geschmack und Farbe _individuell_. Der eine wird es in ihnen zu großer Virtuosität bringen, ein anderer bringt es darin zu nichts Rechtem, denn es gibt auch hier Talente und Stümper. Vorzuziehen ist immer eine +objektive Prüfung+, die +jeder+ durchführen kann, auch wenn er kein spezifisches Talent dazu hat. Das sind nun die chemischen, und zwar zunächst die +qualitativen Reaktionen+. Bei den nicht organisierten Drogen stehen sie überhaupt im Vordergrund. Nicht daß man bei ihnen das Mikroskop nicht brauchen kann. Im Gegenteil. Auch _Aloë_, _Elemi_, _französ. Terpentin_, _Traganth_ und _Styrax_ bieten mikroskopische Bilder, die so charakteristisch sind, daß sie zur Feststellung von Identität und Reinheit brauchbar sind. Aber andere Drogen, wie die klaren Balsame, die ätherischen und fetten Öle, können ja nur chemisch-physikalisch geprüft werden. Hier spielen neben der +Feststellung des spezifischen Gewichtes+, des +Schmelz- und Siedepunktes+, des +Aschengehaltes+, der +tinktorialen Kraft+ die chemischen Reaktionen die Hauptrolle. Aber auch bei den organisierten Drogen greift der Pharmakognost gern zu Identitätsreaktionen. Wie leicht läßt sich durch solche der echte vom falschen _Sternanis_ unterscheiden, wie wirkungsvoll unterstützen chemische Reaktionen die mikroskopische Prüfung des _Crocus_, wie leicht ist es mit Hilfe einfacher Methoden nachzuweisen, ob die Oxymethylanthrachinondrogen extrahiert sind oder nicht, oder ob ein _Digitalis_blatt wirklich Digitoxin enthält. Wo irgend möglich, wird man aber von der qualitativen Reaktion zur +quantitativen Bestimmung+ vorschreiten. Schon die kolorimetrische Bestimmung und die Feststellung der Fluoreszenzgrenze sind ja quantitative Reaktionen. Die Feststellung der tinktorialen Kraft kann mit Erfolg bei den Oxymethylanthrachinondrogen (nach dem Ausschütteln der ätherischen Lösung mit Ammoniak), dann auch beim _Crocus_ benutzt werden, der Feststellung der Sichtbarkeitsgrenze der Fluoreszenz kann man sich bei der _Aloë_ bedienen; denn Aloin in Boraxlösung fluoresziert. Aber die kolorimetrischen Prüfungen mit und ohne Kolorimeter sind doch nicht ganz scharfe. Schärfer sind die +titrimetrischen+ und besonders die +gravimetrischen Bestimmungen+. Und so haben denn auch diese quantitativen Methoden mehr und mehr die qualitativen verdrängt. Auch die Arzneibücher wenden ihnen mehr und mehr ihre Aufmerksamkeit zu. Die neue schweizerische Pharmakopoee (Edit. IV) gibt bei 35 Drogen quantitative Bestimmungen der wirksamen Bestandteile an. Es sind dies: gravimetrische oder titrimetrische (oder kombinierte) Bestimmung des Gesamtalkaloidgehaltes oder einzelner Alkaloide, Säurezahl, Verseifungszahl und Jodzahl und Bestimmung einzelner wichtiger Bestandteile (z. B. des Cinnameïns). Jedenfalls darf aber eine quantitative Bestimmung der sog. wirksamen Bestandteile nur dann eingeführt werden, wenn man die wirksamen Bestandteile kennt -- bei _Secale cornutum_ und _Rhiz. Filicis_ hat sie zurzeit noch keinen Zweck -- und immer muß sie den Erfordernissen der Praxis angepaßt sein, die von einer in der +Praxis+ brauchbaren Methode verlangen, daß +sie möglichst wenig umständlich, auch mit einer geringen Menge Material in nicht zu langer Zeit ausführbar und doch+ für die Praxis +genügend genau+ -- also: rasch, billig und zuverlässig ist. Diese Bedingungen erfüllen z. B. die titrimetrischen Bestimmungsmethoden in ausgezeichneter Weise. * * * * * Wie man einen Drogenartikel unter Berücksichtigung aller beobachteten Verfälschungsmittel und Benutzung aller Hilfsmittel (botanischer und chemischer) für ein Arzneibuch, das ja in seinen Drogenartikeln die besten Beispiele angewandter Pharmakognosie liefert -- oder doch liefern soll -- kurz und doch erschöpfend redigieren kann, möge der Artikel _Crocus_ in der Pharmakopoea Helvet. IV zeigen. Er lautet (die Substanzen, auf welche sich die Prüfung bezieht, sind von mir in Klammer beigesetzt): Die bisweilen noch durch ein sehr kurzes (+minderwertige griffelreiche Sorten+) helleres Griffelstück zusammengehaltenen drei Narben von _Crocus sativus L._ Die charakteristisch riechenden Narbenschenkel der _Safran_blüte sind dunkelrot und, in Wasser aufgeweicht, 25–35 mm lang (+andere+ _Crocus_+arten+). Sie bilden eine oben offene und dort gekerbte, lange, seitlich aufgeschlitzte Trichterröhre (_Carthamus_, _Calendula_, _Gramineenblätter_ und _Keimlinge_ usw.). Das Gewebe der Narbe besteht aus zarten, gestreckten Zellen. Vom Griffel tritt in jede Narbe ein Gefäßbündel ein. Dasselbe gabelt sich im oberen breiteren Teile der Narbe in zahlreiche Äste. Der obere Rand der Narbe ist mit Papillen besetzt, zwischen denen sich bisweilen die großen, runden, 35–50 mik. messenden Pollenkörner mit derber, glatter Exine (+die Pollenkörner von+ _Calendula_ und _Carthamus_ +haben keine glatte Exine+) finden. Das Pulver zeige bei Betrachtung mit dem Mikroskop unter Öl vorwiegend tief orangerote und nur sehr wenig gelbe Partikel (+Griffel+) und keine Kristalle (+beigemengte Salze+, _Safran_+surrogat+). Die Fragmente zeigen, in Wasser betrachtet, zartwandige gestreckte Zellen und zarte Gefäßbündel mit engen Spiralgefäßen. Dazwischen liegen einige wenige Pollenkörner. Weder Haare noch Korollenfragmente mit Sekretschläuchen (_Carthamus_) noch Holzzellen und Libriform (_Santel_, _Fernambuc_, _Campeche_) noch gelbe Kleisterballen (_Curcuma_) dürfen sich darin finden. Bringt man ein wenig des tieforangeroten Pulvers trocken auf den Objektträger, legt das Deckglas auf und läßt Schwefelsäure zufließen, so müssen von jedem Körnchen tiefblaue Streifen abfließen. Die zuerst tiefblau gefärbten Körnchen werden rasch rot, dann braunrot. Ammoniak färbt bei gleicher Behandlung gelb (+Safransurrogat+). Mit Kalilauge erwärmt, entwickle _Safran_ kein Ammoniak (+Ammonsalze, die nicht in der Asche gefunden werden+). Bei 100° getrocknet, verliere er höchstens 12% an Gewicht (+zu viel Feuchtigkeit+) und werde brüchig (+Glyzerin+). 100 T. _Safran_ sollen an Petroläther höchstens 5 T. abgeben (+Fette+). Der getrocknete _Safran_ hinterlasse nach dem Verbrennen höchstens 6% Asche (+mineralische Beimengungen+). Man bringt 1 dg feingeschnittenen _Safran_ in 1 Liter Wasser und läßt über Nacht stehen. 10 ccm dieses Auszuges, mit 1 Liter Wasser gemischt, sollen eine noch deutlich gelb gefärbte Flüssigkeit geben (+extrahierter+ _Safran_). Der wässerige Auszug des _Safrans_ schmecke schwach bitter, nicht süß (_Zucker_). Dies Beispiel und die obigen Ausführungen zeigen auf das deutlichste, daß auch die angewandte Pharmakognosie keine rein botanische Disziplin, sondern daß sie zur guten Hälfte chemisch ist (vgl. S. 8). Für einige Drogen, z. B. für _Fol. digitalis_, ist auch die physiologische Prüfung am Frosch oder an Warmblütlern zur Wertbestimmung herangezogen worden. Sie liegt schon außerhalb der Aufgaben der Pharmakognosie und gehört in das Gebiet der experimentellen Pharmakologie. Die Droge endet, bevor sie in die Hände des Kranken kommt, in der Apotheke. Der Apotheker ist die einzige Instanz in der langen Reihe der Leute, durch deren Hände die Droge geht, dem die +Pflicht+ der Drogenkontrolle überbunden und der ausreichend vorgebildet ist, sie sachgemäß durchzuführen. +Keine Droge darf von ihm an das arzneibedürftige Publikum abgegeben werden, ohne daß er zuvor sie auf Identität und Reinheit geprüft hat.+ Aber es dürfte sich doch auch empfehlen, daß schon im Einfuhrhafen eine bessere Drogenkontrolle eingeführt würde. Wenn sich die importierenden Firmen einer großen Hafenstadt vereinigten, könnten sie sehr wohl eine +Kontrollstation+ einrichten und unterhalten, die von einem pharmakognostisch gut geschulten Apotheker geleitet, mit 3–4 Assistenten die gesamte Drogenkontrolle besorgen würde. Dann könnte man schon im Einfuhrhafen den _Perubalsam_ nach seinem Cinnameïngehalte, die _Ipecacuanha_ nach ihrem Gehalte an Emetin und Cephaëlin, das _Zimtöl_ nach dem Zimtaldehyd- und das _Santelöl_ nach dem Santalolgehalte handeln, wie man schon jetzt die _Chinarinde_ nach ihrem Chiningehalte bezahlt (S. 179). Dort könnten auch Säure, Ester und Jodzahl der Harze, Balsame und Fette bestimmt werden. Und ich könnte mir sehr wohl einen jetzt als ideal empfundenen Zustand realisiert denken, wo kein größerer Posten einer wertvollen Droge die Speicher des Importhafens verläßt, um in den Kleinhandel einzutreten, ohne mit einem Zertifikat über seine Beschaffenheit versehn zu sein. Denn Drogen nur nach dem Aussehn kaufen, heißt die Katze im Sack kaufen. Ich will nur daran erinnern, daß es Drogen gibt, die prächtig aussehn und doch nichts taugen. Mir ist einmal eine wunderschöne _China regia plana_ in die Hände gekommen, die keine Spur _Chinin_ enthielt. Der Drogist von heute sieht noch zu sehr auf schönes Aussehn und zu wenig auf den Gehalt. Immerhin nimmt doch auch schon der Großdrogenhandel Rücksicht auf die Pharmakopoeen und bietet einige Waren (z. B. _Copaivabalsam_) in pharmakopoegemäßen Sorten an (vgl. S. 202). +Drogenprüfungsanstalten in den Handelszentren+, besonders den Einfuhrhäfen, könnten auch den Fälschungen und Substitutionen steuern, so daß nicht erst in der Apotheke der giftige _Sternanis_ erkannt wird, jahrelang falsche _Cascarilla_ im Handel bleibt und aus _Aspidium spinulosum_ bereitetes _Filix_extrakt verkauft wird. Sie würden freilich keineswegs den Apotheker von der Pflicht entbinden, seine Drogen anzusehn und die Drogenpulver zu mikroskopieren, könnten aber als zweites Schutzmittel sehr nützlich wirken. In die Bresche getreten sind aus eigener Initiative und auf eigene Kosten einige große Drogenhandlungen des Binnenlandes, die übrigens zum Teil direkte Verbindungen mit den überseeischen Plätzen unterhalten und auch einige Importeure in Hafenplätzen. So unterwerfen z. B. ~Gehe & Co.~, ~Caesar & Loretz~, ~Schimmel & Co.~, ~Hänsel~, ~Merck~, ~Roeder~, ~J. D. Riedel~, ~Brückner~, ~Lampe & Co.~, ~Julius Grossmann~ u. and. die wichtigsten Waren einer sorgfältigen chemischen Kontrolle und die Handelsberichte dieser Firmen enthalten viele wertvolle Mitteilungen über bei der Prüfung erzielte Ergebnisse, die besonders für die angewandte Pharmakognosie von Wichtigkeit und längst ein Faktor geworden sind, mit dem der Praktiker und die Redakteure der Pharmakopoeen rechnen müssen. Übrigens treffen, wie ich schon oben (S. 170) bemerkte, die Angestellten der Großdrogenhäuser, die als «taster» fungieren, auf Grund reicher Erfahrung auch ohne Analyse sehr oft das Richtige und beurteilen im allgemeinen schon nach dem Äußeren, nach Aussehn, Farbe, Geruch und Geschmack die Droge richtig nach ihrem Wert, wenigstens in den Fällen, wo das Äußere einen Schluß zuläßt. Es ist für den der Praxis des täglichen Lebens ferner stehenden Pharmakognosten ziemlich schwierig, sich ein Bild davon zu machen, +welche Verunreinigungen und Verfälschungen bei den Drogen wirklich auch heute noch vorkommen+. Die Angaben der Lehrbücher über Verfälschungen stammen meist aus früherer Zeit, werden oft aus einem Lehrbuche ins andere kritiklos hinübergenommen und entsprechen nicht immer, ja nicht einmal häufig dem tatsächlich Vorkommenden. Die Leiter der Untersuchungslaboratorien der Großdrogenhandlungen und die Apothekenrevisoren sind fast die einzigen, welche einen Einblick erhalten in die Welt der Drogen «wie sie ist», die von den Verfälschungen und Beimischungen der Drogen, wie sie heute vorkommen, Kenntnis erhalten. +Es wäre sehr wünschenswert, wenn diese regelmäßige Berichte ihrer Befunde veröffentlichen würden.+ In den Handels- und Drogenberichten einiger Großdrogenhäuser wird bisweilen von Fälschungen berichtet, aber meist nur, wenn es sich um besonders flagrante Fälle handelt. Diese werden dann wohl auch in der Fachpresse besprochen, wie z. B. der neulich vorgekommene Fall von giftigem _Sternanis_. Die wichtigsten Auskünfte aber vermögen die +Apothekenrevisoren+ zu geben, die an Stelle der «Beschauer» , «Prüfer», «Merkarte» Nürnbergs (im XV. Jahrh.) und der «Signori sopra le merci» Venedigs (im XIV. Jahrh.) getreten sind. Es ist sehr dankenswert, daß dann und wann ein Apothekenrevisor, wie z. B. ~Mitlacher~ in Wien (1904)«die Ergebnisse der Apothekenvisitation bezüglich der Arzneidrogen»veröffentlicht. Es wäre sehr wünschenswert, wenn dies regelmäßig geschähe. Ein schlagendes Beispiel für die außerordentliche Bedeutung, die die angewandte Pharmakognosie für die Praxis des Apothekers und die allgemeine Gesundheitspflege besitzt, ist in neuester Zeit uns entgegengetreten. Es ist gelungen, mit giftigen _Sikkimi_früchten vermischten _Sternanis_ rechtzeitig abzufangen, ohne daß Vergiftungen vorgekommen sind. Was das bedeutet, geht schon daraus hervor, daß das Sikkimin giftiger ist als Pikrotoxin. Ebenso gelang es in neuester Zeit, mit _Conium_früchten vermischten _Anis_ rechtzeitig zu erkennen, so daß es auch hier nicht zu Vergiftungen kam. Andererseits hätte jener bedauerliche, durch beigemengten _Aconit_ verursachte Vergiftungsfall, der tödlich verlief (1898), vermieden werden können, wenn das fragliche _Tormentillrhizom_ sorgfältig durchmustert worden wäre. =Lit.= +Schelenz+, Geschichte d. Pharmazie. -- +Flückiger-Tschirch+, Grundlagen. -- +Georg Paul Hönn+, Kurz eingerichtetes Betrugslexikon. Leipz. 1720. -- A. +Bussy+ et A. F. +Boutron-Charlard+, Traité des moyens de reconnaitre les falsifications des drogues simples et composées. Paris 1829. -- +Favre+, De la Sophistication des substances médicamenteuses et des moyens de la reconnaitre. Paris 1812. -- +Desmarest+, Traité des falsifications relatives à la médecine etc. Paris 1828. -- +Walchner+, Verfälschung der Droguen. Karlsruhe 1842. -- K. +Elben+, Zur Lehre der Warenverfälschungen in geschichtl. Hinsicht. Diss. Tübingen 1881. -- +Peters+, Aus pharmazeut. Vorzeit. 1 Band (2. Aufl.) 1891. Neue Folge 1889. -- +Kraemer+, What is Pharmakognosie? Pharm. Journ. 1899, Nr. 1526. -- +La Wall+ u. +Pursel+ (Verfälschungen u. Substitutionen gebräuchlicher Drogen im nordamerikanischen Handel). Amer. Journ. pharm. 1899 p. 393. -- +Villiers+ et +Collin+, Traité des altérations et falsifications des substances alimentaires. Paris 1900 avec 633 Fig. -- +Wardleworth+ (Neue Drogen auf dem englischen Markt u. Substitutionen exotischer Drogen), Pharm. Journ. Nov. 1900 p. 512. -- +Mitlacher+, Zeitschr. d. österr. Apothekerv. 1904. -- +Perrot+, Substitutions et falsifications de quelques drogues medicament. Bull. sc. pharmacolog. 1907. p. 346. 2. Aufbewahrung der Drogen. Auch die +Aufbewahrung der Drogen+ gehört in das Gebiet der angewandten Pharmakognosie. Nur der wird eine Droge sachgemäß aufbewahren und zur richtigen Zeit erneuern können, der ihre Eigenschaften kennt. Es ist also pharmakognostische Schulung erforderlich, um den praktischen Erfordernissen einer richtigen +Aufbewahrung+ gerecht zu werden. Bereits bei ~Dioscurides~ finden sich Angaben über Aufbewahrung. «Für die flüssigen Arzneien eignet sich ein durch und durch dichter Behälter aus Silber, Glas oder Horn verfertigt, auch ein irdener, nicht poröser ist dazu passend und ein hölzerner, wie er besonders aus Buchsbaum verfertigt wird. Die erzenen Gefäße sind angebracht für Augen- und feuchte Mittel, besonders für solche, die aus Essig, aus Teer und Cedernharz bereitet sind. Fette und Mark müssen in Zinngefäßen aufbewahrt werden.» -- «Weiterhin muß man wissen, daß einige Pflanzenmittel viele Jahre sich halten, wie die weiße und schwarze _Nießwurz_, die übrigen zumeist auf drei Jahre hin brauchbar sind.» -- «Man muß die reinen Wurzeln sofort an nicht feuchten Orten trocknen, die mit Erde oder Lehm behafteten in Wasser abwaschen, die Blüten aber und was Wohlgerüche enthält in trockenen Kästen von Lindenholz aufbewahren. Manches gibt es, was vorteilhaft in Papier oder Blätter eingehüllt wird zur Erhaltung der Samen.» Auch in ~Susrutas~ +Ayur-Veda+ (siehe Geschichte) befinden sich Angaben über die Beschaffenheit der Räume, in denen die Drogen aufbewahrt werden sollen. ~Saladin~ sagt in dem um die Mitte des XV. Jahrh. verfaßten Compendium aromatariorum: «In primis igitur debet quilibet aromatarius sibi locum aptum eligere, in quo apothecam aptissimam ad res medicinales conservandas tenere valeat, ita, quod sit a ventis et a Sole defensa et quod non sit humida, nec fumosa, aut pulverulenta, quia praedicta omnia habent tam simplices, quam compositas medicinas corrumpere aut alterare.» -- «Et quia flores herbarum sunt rarioris et subtilioris substantiae quam herbae ideo minori tempore conservantur et ideo usque ad annum conservantur et non ultra.» Und auch der +Ricettario fiorentino+ enthält bereits ein Kapitel: «Del pro vedere eleggere e +conservare+ le medicine semplici.» Sehr genaue und bestimmte Vorschläge macht ~Brunfels~ in seiner +Reformation der Apotecken+ (Straßb. 1536): «In was geschirren, eine yede Artzney soll bewaret werden»: «Blümlin unn was wolriechenden samens, soll bewaret werden in zarten büchsen oder lädlinen, oder was sonst zart, damit sie nit allein nit ersticken, sonder auch nit verriechen, und zu gar dürre werdent, was aber von früchten artzneyen ist, soll in Silber, glaß, horn, oder krüg, die nit durchschlahen verfaßt werden. Artzneyen zugehörent den augen, oder die do gemacht, von weichem bäch (Pech) oder Cedersaft, sollen in Eerinen geschirren erhalten werden, Marck, Unschlyt, und was der feyste seind in zynenen büchsen. Die Rob werden am allerbasten behalten in erdenen Leonischen oder niderlendischen krüglin, desgleichen die Conserve. Aber die öle wärent am allerbasten in gläsinen geschirren, solten auch woll verstopfft sein. Species Aromatice in goldt, silber oder sonst guten züg. Alles was Sur, in verbichten, oder verwächsten geschirren. Der Thiriacks, so er gerecht, were auch woll einer güldinen büchßen werdt, aber yetzundt so mag er in einer zynenen oder bleyen büchßen, auch woll bleyben.» Von vielen Drogen wissen wir, daß sie durch längere Aufbewahrung an Wert verlieren. Es kommt dies daher, daß die Stoffumsetzung innerhalb einer Arzneipflanze oder einem Teile derselben nicht mit dem beim Trocknen eintretenden Absterben erlischt, sondern daß auch in der trocknen Droge noch mannigfache Umsetzungen stattfinden. Der Alkaloidgehalt vieler Drogen geht mit der Zeit zurück (Alkaloiddrogen), auf Veränderungen in der Zusammensetzung deutende Geruchsänderungen treten ein (_Lupulin_), die Farbe verändert sich (z. B. von grünlich in rot: _Filix_), der Geruch verschwindet oder geht zurück (Riechstoffdrogen). Sehr merkwürdig ist es, daß die meisten Riechstoffdrogen rascher ihren Geruch verlieren und «dumpfig» werden, wenn sie dicht übereinander geschichtet in hermetisch verschlossenen Gefäßen aufbewahrt werden. Es geschieht dies besonders dann, wenn die Drogen nicht ganz trocken sind. Auch _Herb. cannabis_ darf nicht in festverschlossenen Gefäßen aufbewahrt werden, sondern (am besten) in perforierten Holzbüchsen. Für Aufbewahrung von Drogen eignen sich am besten Holzfässer, Hartpappe-Kisten oder -Fässer oder Blechbüchsen. Sehr bemerkenswert ist die Tatsache, daß eine an sich und im freien Zustande nicht sehr zersetzliche Substanz dadurch in die Zersetzung mit hineingezogen wird, daß sie sich in Gesellschaft leicht zersetzlicher und in Zersetzung begriffener Verbindungen befindet. So sehen wir, daß in ölreichen Drogen zu der Zeit, wo dieselben ranzig werden, auch andere Substanzen sich zu zersetzen beginnen. Für solche postmortalen Umsetzungen ist die Gegenwart von Wasser immer förderlich, für viele direkt notwendig. Das Trocknen der Droge konserviert also die Bestandteile und das Trockenhalten wird für viele zur Notwendigkeit. Um Drogen dauernd trocken zu halten, empfiehlt sich die Anwendung der sogenannten +Kalkkiste+, d. h. einer Blechkiste mit gut schließendem Deckel und doppeltem durchbrochenem Boden, unter welchem sich eine Schicht gebrannten Kalkes befindet. Bei Drogen, die nur in kleineren Mengen vorrätig gehalten werden, tritt an Stelle der Kiste ein Porzellangefäß. «+Über Kalk+» +aufbewahrte Drogen+ halten sich jahrelang unverändert. Deshalb fordert die neue Pharmacopoea helvetica (Edit. IV) bei zahlreichen empfindlichen Drogen, die starkwirkende Substanzen enthalten und in gleichmäßiger Beschaffenheit erhalten werden müssen -- wie _Fol. Digitalis_ und _Secale cornutum_ -- direkt die Aufbewahrung über Kalk. Auch die holländische Pharmakopoee kennt diese Aufbewahrung über Kalk. In der Tat hält sich z. B. _Secale cornutum_ jahrelang unverändert, wenn man Sorge trägt, daß es trocken aufbewahrt wird. Und auch bei anderen Drogen wird die jährliche Erneuerung überflüssig, wenn sie über Kalk aufbewahrt werden. Ganz besonders bewährt sich aber die Aufbewahrung über Kalk bei Drogen, die leicht Feuchtigkeit aus der Luft anziehen, wie z. B. _Bulbus Scillae_, und solchen, die gepulvert leicht zusammenfließen (_Galbanum_, _Ammoniacum_). Da _Vanille_ oft geschimmelt in Europa eintrifft, sollte auch den Pflanzern die Kalkkiste empfohlen werden. Wenn nur über Kalk getrocknete _Vanille_ verpackt wird, kann sie nicht schimmeln. ~Greshoff~ hat die Brauchbarkeit der Kalkkiste in den Tropen erprobt und empfiehlt sie warm. Die jetzt meist als «~Lehmann-Hager~scher Kalktrockenkasten» bezeichnete Kalkkiste (bezw. das Kalkglas) findet man übrigens schon in einer Handschrift aus der Wende des XVI. Jahrh. erwähnt, die ~Leroy de la Marche~ (1887) und neuerdings ~Guareschi~ (1905) herausgegeben hat (~Schelenz~). Wie außerordentlich Trockenhalten konserviert, zeigen die Pflanzenfunde in altägyptischen Gräbern. Wie ~Schweinfurth~ zeigte, sind bei den Pflanzenbinden der Mumien oft noch die Blätter (z. B. _Mentha piperita_) grün und die Blüten (z. B. _Carthamus tinctorius_) in ihren natürlichen Farben erhalten, trotzdem sie 3–5000 Jahre alt sind. X. Die Beschreibung der Droge. Die ausführliche Beschreibung der Droge nach +allen+ Richtungen hin ist die erste und vornehmste Aufgabe der wissenschaftlichen Pharmakognosie. Sie sollte bei Pflanzendrogen folgende Punkte umfassen: 1. Name der Droge, Synonymie und Etymologie. 2. Name der Stammpflanze, Synonymie und Etymologie -- Abbildungen. 3. Systematische Stellung der Stammpflanze. 4. Systematisch-morphologische Beschreibung der Stammpflanze. 5. Vorkommen und Verbreitung derselben. 5a. (event.) Kultur der Arzneipflanze. Schädlinge der Kulturen. 6. Gewinnung der Droge. Einsammlung und Erntebereitung. 7. Handelswege. 8. Handelssorten. Verpackung. 9. Beschreibung der Droge: a) Morphologische Beschreibung. b) Anatomie der Droge. c) Chemische Bestandteile. d) Pharmakochemische Klassifikation. Stellung im pharmakochemischen System. e) Geruch und Geschmack. 10. Beimischungen und Verfälschungen. 10a. (event.) Tierische Schädlinge der Droge. 18. Prüfung und Wertbestimmung. 19. Geschichte. 20. Verwendung. 21. Paralleldrogen. *** End of this LibraryBlog Digital Book "Handbuch der Pharmakognosie: Erster Band : Allgemeine Pharmakognosie" *** Copyright 2023 LibraryBlog. All rights reserved.