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Title: Alaeddin und die Wunderlampe - aus Tausend und eine Nacht Author: Moreck, Kurt Language: German As this book started as an ASCII text book there are no pictures available. *** Start of this LibraryBlog Digital Book "Alaeddin und die Wunderlampe - aus Tausend und eine Nacht" *** 1001 Nacht Alaeddin und die Wunderlampe Von diesem Werk erschien eine numerierte Vorzugsausgabe in 250 numerierten Exemplaren auf imitiert Japanpapier mit einer Original-Radierung, die auf echt Japan hergestellt ist [Illustration] Alaeddin und die Wunderlampe Aus Tausend und eine Nacht mit 11 Vollbildern u. der Buchausstattung von F. Staeger. Hugo Schmidt Verlag München _Textrevision besorgte Kurt Moreck_ _Copyright 1919 by Hugo Schmidt Verlag, München_ Alle Rechte, insbesondere das an den Abbildungen, vorbehalten HUGO SCHMIDT VERLAG Alaeddin und die Wunderlampe Mustafa war der Name eines Schneiders, der in einer sehr reichen und großen Hauptstadt Chinas lebte. Dieser Mustafa war sehr arm, und seine Arbeit warf kaum so viel ab, daß er, seine Frau und ein Sohn davon leben konnten. Die Erziehung dieses Sohnes, welcher Alaeddin hieß, war sehr vernachlässigt worden, so daß er allerhand lasterhafte Neigungen angenommen hatte. Er war boshaft, halsstarrig und ungehorsam gegen Vater und Mutter. Kaum war er ein wenig herangewachsen, so konnten ihn seine Eltern nicht mehr im Hause zurückhalten. Er ging schon am frühen Morgen aus und tat den ganzen Tag nichts, als auf den Straßen und öffentlichen Plätzen mit kleinen Tagdieben spielen. Als er ein Handwerk erlernen sollte, nahm ihn sein Vater in seine Bude und fing an, ihn in der Handhabung der Nadel zu unterrichten. Allein weder gute Worte noch Drohungen vermochten den flatterhaften Sinn des Sohnes zu fesseln. Kaum hatte Mustafa ihm den Rücken gekehrt, so entwischte Alaeddin und ließ sich den ganzen Tag nicht wieder sehen. Der Vater züchtigte ihn, aber Alaeddin war unverbesserlich, und Mustafa mußte ihn mit großem Bedauern zuletzt seinem liederlichen Leben überlassen. Dies verursachte ihm großes Herzeleid, und der Kummer zog ihm eine hartnäckige Krankheit zu, an der er nach einigen Monaten starb. Alaeddins Mutter machte darauf alles zu Geld, um davon, und von dem Wenigen, was sie mit Baumwollespinnen erwarb, mit ihrem Sohne leben zu können. Alaeddin, der jetzt nicht mehr durch die Furcht vor seinem Vater in Schranken gehalten wurde, bekümmerte sich nicht um seine Mutter. Er suchte noch mehr als zuvor junge Leute von seinem Alter auf und spielte mit ihnen unaufhörlich noch leidenschaftlicher als bisher. Diesen Lebenswandel setzte er bis in sein fünfzehntes Jahr fort. Eines Tags, als er nach seiner Gewohnheit mit einem Haufen Gassenjungen auf einem freien Platze spielte, ging ein Fremder vorüber, der stehen blieb und ihn ansah. Dieser Fremde war ein berühmter Zauberer, und die Geschichtschreiber, welche uns diese Erzählung aufbewahrt haben, nennen ihn den afrikanischen Zauberer. Wir wollen ihn gleichfalls mit diesem Namen bezeichnen, um so mehr, da er wirklich aus Afrika stammte und erst seit zwei Tagen angekommen war. Sei es nun, daß der afrikanische Zauberer, der sich auf Physiognomien verstand, in Alaeddins Gesicht alles bemerkte, was zur Ausführung des Planes, der ihn hierhergeführt, notwendig war, oder mochte er einen andern Grund haben, genug, er erkundigte sich, ohne daß es jemandem auffiel, nach seiner Familie, seinem Stande und seinen Neigungen. Als er von allem, was er wünschte, gehörig unterrichtet war, ging er auf den jungen Menschen zu, nahm ihn einige Schritte von seinen Kameraden beiseite und fragte ihn: »Mein Sohn, ist dein Vater nicht der Schneider Mustafa?« – »Ja, lieber Herr,« antwortete Alaeddin, »aber er ist schon lange tot.« Bei diesen Worten fiel der afrikanische Zauberer Alaeddin um den Hals, umarmte ihn und küßte ihn zu wiederholten Malen mit Tränen in den Augen und seufzend. Alaeddin bemerkte diese Tränen und fragte, warum er weine. »Ach, mein Sohn!« rief der afrikanische Zauberer, »wie könnte ich mich da enthalten! Ich bin dein Oheim und dein Vater war mein geliebter Bruder. Schon mehrere Jahre bin ich auf der Reise, und in dem Augenblick, da ich hier anlange, voll Hoffnung, ihn wiederzusehen und durch meine Rückkehr zu erfreuen, sagst du mir, daß er tot ist!« Er fragte hierauf Alaeddin, indem er seinen Beutel herauszog, wo seine Mutter wohne. Alaeddin erteilte ihm sogleich Auskunft und der afrikanische Zauberer gab ihm eine Hand voll kleines Geld mit den Worten: »Mein Sohn, gehe schnell zu deiner Mutter, grüße sie von mir und sage ihr, daß ich, wofern es meine Zeit erlaubt, sie morgen besuchen werde, um mir zum Trost den Ort zu sehen, wo mein lieber Bruder so lange gelebt und seine Tage beschlossen hat.« Sobald der afrikanische Zauberer den Neffen, den er sich soeben selbst geschaffen, verlassen hatte, lief Alaeddin voll Freude zu seiner Mutter. »Mütterchen,« sagte er, »ich bitte dich, sage mir, ob ich einen Oheim habe.« – »Nein, mein Sohn,« antwortete die Mutter, »du hast keinen Oheim, weder von seiten deines seligen Vaters noch von der meinigen.« – »Und doch,« fuhr Alaeddin fort, »habe ich soeben einen Mann gesehen, der sich für meinen Oheim von väterlicher Seite ausgab und versicherte, daß er der Bruder meines Vaters sei. Er hat sogar geweint und mich umarmt, als ich ihm sagte, daß mein Vater tot wäre. Zum Beweis, daß ich die Wahrheit sage, sieh, was er mir geschenkt hat. Er hat mir überdies aufgegeben, dich in seinem Namen zu grüßen und dir zu sagen, daß er dir morgen seine Aufwartung machen wird, um das Haus zu sehen, wo mein Vater gelebt hat und gestorben ist.« »Mein Sohn,« antwortete die Mutter, »es ist wahr, dein Vater hatte einen Bruder; aber er ist schon lange tot und ich habe ihn nie sagen gehört, daß er noch einen andern hätte.« Damit wurde das Gespräch über den afrikanischen Zauberer abgebrochen. Den andern Tag näherte sich dieser zum zweitenmal Alaeddin, als er auf einem andern Platze in der Stadt mit anderen Kindern spielte. Er umarmte ihn, wie tags zuvor und drückte ihm zwei Goldstücke in die Hand mit den Worten: »Mein Sohn, bring dies deiner Mutter, sage ihr, ich werde sie auf den Abend besuchen, und sie möge dafür etwas zum Nachtessen kaufen, damit wir zusammen speisen können. Zuvor aber sage mir, wie ich das Haus finden kann.« Alaeddin bezeichnete es ihm und der afrikanische Zauberer ließ ihn gehen. Alaeddin brachte die zwei Goldstücke seiner Mutter. Sie ging, das Geld zu verwenden, kam mit gutem Mundvorrate zurück, und da es ihr an den nötigen Tischgeräten fehlte, entlehnte sie dieselben von ihren Nachbarinnen. Sie brachte den ganzen Tag mit Vorbereitungen zu und als alles fertig war, sagte sie zu Alaeddin: »Mein Sohn, dein Oheim weiß vielleicht unser Haus nicht, gehe ihm entgegen und führe ihn hierher, wenn du ihn siehst,« als man an die Türe klopfte. Alaeddin öffnete und erkannte den Afrikaner, der mit mehreren Weinflaschen und Früchten von allerlei Gattungen hereintrat. Nachdem der afrikanische Zauberer seinen Beitrag Alaeddin eingehändigt hatte, begrüßte er die Mutter und bat sie, ihm die Stelle auf dem Sofa zu zeigen, wo sein Bruder Mustafa gewöhnlich gesessen sei. Sie zeigte ihm dieselbe. Nun warf er sich sogleich zur Erde, küßte die Stelle und rief mit Tränen in den Augen: »Armer Bruder, wie unglücklich bin ich, daß ich nicht zeitig genug gekommen bin, um dich vor deinem Tode noch einmal zu umarmen!« So sehr ihn nun auch Alaeddins Mutter bat, so wollte er sich doch nicht auf diesen Platz setzen. »Nein,« sagte er, »ich werde mich wohl hüten, aber erlaube, daß ich mich gegenüber setze, damit ich, wenn mir auch das Vergnügen versagt ist, ihn persönlich als Vater einer mir so teuren Familie zu sehen, mir wenigstens einbilden kann, er sitze noch dort.« Alaeddins Mutter drang nun nicht weiter in ihn und ließ ihn Platz nehmen, wo er Lust hatte. Als der afrikanische Zauberer sich da gesetzt hatte, wo es ihm am besten behagte, fing er ein Gespräch mit Alaeddins Mutter an: »Meine liebe Schwester,« sagte er, »wundere dich nicht, daß du während der ganzen Zeit, da du mit meinem Bruder Mustafa verheiratet warst, mich nie gesehen hast. Es sind schon vierzig Jahre, daß ich dieses Land verlassen habe. Seitdem habe ich Reisen nach Indien, Persien, Arabien, Syrien und Ägypten gemacht, mich in den schönsten Städten dieser Länder aufgehalten und bin dann nach Afrika gegangen, wo ich einen längeren Aufenthalt nahm. Da es indes dem Menschen angeboren ist, sein Heimatland, so wie seine Eltern und Jugendgespielen, auch in der weitesten Ferne nie aus dem Gedächtnis zu verlieren, so hat auch mich ein so gewaltiges Verlangen ergriffen, mein Vaterland wieder zu sehen und meinen geliebten Bruder zu umarmen, jetzt, da ich noch Kraft und Mut zu einer so langen Reise in mir fühle, daß ich ohne weiteren Aufschub meine Vorbereitungen traf und mich auf den Weg machte. Ich sage dir nichts von der Länge der Zeit, die ich dazu brauchte, noch von den Hindernissen, die mir aufstießen, noch von all den Beschwerden und Mühsalen, die ich überstehen mußte, um hierherzukommen. Ich sage dir bloß, daß mich auf allen meinen Reisen nichts so tief gekränkt und geschmerzt hat, als die Nachricht von dem Tode eines Bruders, den ich immer mit echt brüderlicher Freundschaft geliebt hatte. Ich bemerkte einige Züge von ihm auf dem Gesicht meines Neffen, deines Sohnes, und dies machte, daß ich ihn aus all den übrigen Kindern, bei denen er war, herausfand. Er hat dir vielleicht erzählt, wie sehr die traurige Nachricht vom Tode meines Bruders mich ergriff. Indes, was Gott tut, das ist wohlgetan; ich tröste mich, ihn in seinem Sohne wiederzufinden, der so auffallende Ähnlichkeit mit ihm hat.« Als der afrikanische Zauberer sah, daß Alaeddins Mutter bei der Erinnerung an ihren Mann gerührt wurde und aufs neue in Schmerz versank, brach er das Gespräch ab, wandte sich zu Alaeddin und fragte ihn um seinen Namen. – »Ich heiße Alaeddin,« antwortete dieser. – »Nun gut, Alaeddin,« fuhr der Zauberer fort, »womit beschäftigst du dich? Verstehst du ein Gewerbe?« Bei dieser Frage schlug Alaeddin die Augen nieder und geriet in Verlegenheit. Seine Mutter aber nahm das Wort und sagte: »Alaeddin ist ein Taugenichts. Sein Vater hat, so lang er lebte, alles mögliche getan, um ihn sein Gewerbe zu lehren; allein er konnte seinen Zweck nicht erreichen, und seit er tot ist, streicht er, trotz meinen täglichen Ermahnungen, die ganze Zeit auf den Straßen herum und spielt mit Kindern, wie du gesehen hast, ohne zu bedenken, daß er kein Kind mehr ist; wenn du ihn deshalb nicht beschämst und er sich diese Ermahnung nicht zunutzen macht, so gebe ich alle Hoffnung auf, daß jemals etwas aus ihm wird. Er weiß, daß sein Vater kein Vermögen hinterlassen hat, und sieht selbst, daß ich mit meinem Baumwollespinnen den ganzen Tag über kaum das Brot für uns beide verdienen kann. Ich bin entschlossen, ihm nächster Tage einmal die Türe zu verschließen und ihn fortzuschicken, daß er sich seine Unterkunft anderswo suchen kann.« Als Alaeddins Mutter unter vielen Tränen so gesprochen hatte, sagte der afrikanische Zauberer zu dem Jungen: »Das ist nicht gut, mein Neffe, du mußt darauf denken, dir selbst fortzuhelfen und einen Lebensunterhalt zu verschaffen. Es gibt ja so viele Gewerbe in der Welt; besinne dich einmal, ob nicht eines darunter ist, zu dem du mehr Neigung hast, als zu den andern. Vielleicht gefällt dir bloß das deines Vaters nicht und du würdest dich besser zu einem andern anschicken; verhehle mir deine Gesinnung hierüber nicht, ich will ja bloß dein Bestes.« Als er sah, daß Alaeddin nichts antwortete, fuhr er fort: »Ist es dir überhaupt zuwider, ein Handwerk zu erlernen und willst du ein angesehener Mann werden, so will ich für dich eine Bude mit kostbaren Stoffen und feinen Linnenzeugen einrichten; du kannst dann diese Sachen verkaufen, mit dem Gelde, das du daraus lösest, den Einkauf neuer Waren bestreiten und auf diese Art ein anständiges Unterkommen finden. Frage dich selbst und sage mir offen, was du denkst. Du wirst mich stets bereit finden, mein Versprechen zu halten.« Dieses Anerbieten schmeichelte Alaeddin sehr; ein jedes Handwerk war ihm zuwider, um so mehr, da er bemerkt hatte, daß solche Kaufläden, wovon sein Oheim gesprochen hatte, immer hübsch und stark besucht und die Kaufleute gut gekleidet und sehr geachtet waren. Er erklärte daher dem afrikanischen Zauberer, daß seine Neigung mehr nach dieser Seite gerichtet sei, als nach jeder andern, und daß er ihm zeitlebens für die Wohltat danken würde, die er ihm erweisen wolle. »Da dieses Gewerbe dir angenehm ist,« erwiderte der afrikanische Zauberer, »so werde ich dich morgen mitnehmen und dich so hübsch und reich kleiden lassen, wie es sich für einen der ersten Kaufleute in dieser Stadt geziemt; übermorgen wollen wir dann darauf denken, einen solchen Laden zu errichten, wie ich im Sinn habe.« Alaeddins Mutter, die bis jetzt nicht geglaubt hatte, daß der afrikanische Zauberer der Bruder ihres Mannes sei, zweifelte nach solch glänzenden Versprechungen nicht mehr daran. Sie dankte ihm für seine guten Gesinnungen, und nachdem sie Alaeddin ermahnt hatte, sich der Wohltaten, die sein Oheim ihn hoffen ließ, würdig zu zeigen, trug sie das Abendessen auf. Die Unterhaltung während des ganzen Mahles drehte sich immer um denselben Gegenstand, bis endlich der Zauberer bemerkte, daß die Nacht schon weit vorgerückt war. Er verabschiedete sich von Mutter und Sohn und ging nach Hause. Am andern Morgen ermangelte der afrikanische Zauberer nicht, sich versprochenermaßen bei der Witwe des Schneiders Mustafa wieder einzufinden. Er nahm Alaeddin mit sich und führte ihn zu einem bedeutenden Kaufmann, der bloß ganz fertige Kleider von allen möglichen Stoffen und für Leute jeden Alters und Standes verkaufte. Von diesem ließ er sich mehrere zeigen, die für Alaeddin paßten, und nachdem er die, die ihm am besten gefielen, ausgesucht und die andern, die nicht so schön waren, als er wünschte, zurückgelegt hatte, sagte er zu Alaeddin: »Lieber Neffe, wähle dir unter all diesen Kleidern dasjenige aus, das dir am besten gefällt.« Alaeddin, über die Freigebigkeit seines neuen Oheims ganz entzückt, wählte eines, und der Zauberer kaufte es ohne zu handeln. Als Alaeddin sich von Kopf bis zu Fuß so prachtvoll gekleidet sah, dankte er seinem Oheim, und der Zauberer versprach ihm, ihn auch ferner nicht zu verlassen, sondern stets bei sich zu behalten. Wirklich führte er ihn in die besuchtesten Gegenden der Stadt, wo die Läden der reichsten Kaufleute standen, und in der Straße, wo die Läden mit den schönsten Stoffen und der feinsten Leinwand sich befanden, sagte er zu Alaeddin: »Da du bald auch ein solcher Kaufmann sein wirst, wie diese hier, so ist es gut, wenn du sie besuchst, damit sie dich kennen lernen.« Er zeigte ihm auch die schönsten und größten Moscheen, und führte ihn in den Chan, wo die fremden Kaufleute wohnten, und an alle diejenigen Orte im Palaste des Sultans, zu denen man freien Zutritt hatte. Endlich, nachdem sie die schönsten Gegenden der Stadt miteinander durchstreift hatten, kamen sie in den Chan, wo der Zauberer wohnte. Es waren dort einige Kaufleute, deren Bekanntschaft er seit seiner Ankunft gemacht, und die er ausdrücklich eingeladen hatte, um sie gut zu bewirten und ihnen seinen angeblichen Neffen vorzustellen. Das Gastmahl endigte erst am späten Abend. Alaeddin wollte sich von seinem Oheim verabschieden, um nach Hause zurückzukehren; aber der afrikanische Zauberer wollte ihn nicht allein gehen lassen und geleitete ihn selbst zu seiner Mutter zurück. Als diese ihren Sohn in so schönen Kleidern erblickte, war sie außer sich vor Freude und wollte nicht aufhören, Segnungen über das Haupt des Zauberers herabzurufen, der für ihren Sohn so viel Geld ausgegeben. »Großmütiger Schwager,« sagte sie zu ihm, »ich weiß nicht, wie ich dir für deine Freigebigkeit danken soll; aber das weiß ich, daß mein Sohn die Wohltaten, die du ihm erweisest, nicht verdient. Ich für meine Person,« fügte sie hinzu, »danke dir von ganzem Herzen und wünsche dir ein recht langes Leben, um Zeuge von der Dankbarkeit meines Sohnes zu sein, der sie nicht besser an den Tag legen kann, als wenn er sich von deinen guten Ratschlägen leiten läßt.« »Alaeddin ist ein guter Junge,« erwiderte der afrikanische Zauberer; »er hört auf mich und ich glaube, wir können etwas Tüchtiges aus ihm machen. Es tut mir nur leid, daß ich mein Versprechen nicht schon morgen halten kann. Es ist nämlich Freitag, wo alle Läden verschlossen sind, und man gar nicht daran denken kann, einen zu mieten und mit Waren zu versehen; denn die Kaufleute sinnen an diesem Tage nur auf Vergnügungen aller Art. Somit werden wir die Sache auf Samstag verschieben müssen. Übrigens werde ich ihn morgen wieder mitnehmen und in die Gärten spazieren führen, wo sich die schöne Welt gewöhnlich einfindet. Er hat vielleicht noch keinen Begriff von den Vergnügungen, die man dort genießt; bisher war er immer nur mit Kindern beisammen, jetzt muß er auch erwachsene Menschen sehen.« Der afrikanische Zauberer verabschiedete sich endlich von Mutter und Sohn und ging. Alaeddin freute sich im voraus sehr auf den Spaziergang. In der Tat war er noch nie vor die Tore gekommen und hatte noch nie die Umgebung gesehen, die schön und anmutig war. Am andern Morgen stand Alaeddin in aller Frühe auf. Der afrikanische Zauberer bewillkommte ihn aufs freundlichste. »Wohlan, mein lieber Junge,« sagte er mit lächelnder Miene zu ihm, »heute werde ich dir schöne Sachen zeigen.« Er führte ihn zu einem Tore hinaus, an großen und schönen Häusern, an prächtigen Palästen vorüber, von denen jeder einen sehr schönen Garten hatte. Bei jedem Palaste, an dem sie vorbeikamen, fragte er Alaeddin, ob er ihm gefiele, und Alaeddin, der ihm gewöhnlich zuvorkam, sagte, sobald er wieder einen andern sah: »Ach! lieber Oheim, dieser ist noch viel schöner als alle bisherigen.« Indes gingen sie immer weiter, und der listige Zauberer, der dies nur tat, um den Plan, den er im Kopfe hatte, ausführen zu können, nahm Gelegenheit, in einen dieser Gärten zu treten. Er setzte sich neben ein großes Becken, in das durch einen bronzenen Löwenrachen kristallhelles Wasser sprudelte, und er stellte sich ermüdet, damit Alaeddin ebenfalls ausruhen sollte. »Lieber Neffe,« sagte er zu ihm, »du wirst ebenso müde sein, wie ich; laß uns hier ein wenig ausruhen, um neue Kräfte zu sammeln.« [Illustration] [Illustration] Als sie sich gesetzt hatten, zog der afrikanische Zauberer Kuchen und Früchte hervor, die er als Mundvorrat mitgenommen hatte, und breitete sie auf dem Rande des Beckens aus. Er teilte einen Kuchen mit Alaeddin und ließ ihn Früchte wählen. Während dieses kleinen Mahles ermahnte er seinen angeblichen Neffen, sich von dem Umgange mit Kindern loszumachen, dagegen sich an kluge und verständige Männer anzuschließen, dieselben anzuhören und von ihren Unterhaltungen Nutzen zu ziehen. »Bald,« sagte er, »wirst du ein Mann sein, wie sie, und du kannst dich nicht früh genug daran gewöhnen, nach ihrem Beispiele verständige Reden zu führen.« Als sie die kleine Mahlzeit vollendet hatten, setzten sie ihren Spaziergang durch die Gärten fort, die bloß durch schmale Gräben getrennt waren. Unvermerkt führte der afrikanische Zauberer Alaeddin ziemlich weit über die Gärten hinaus und durchwandelte mit ihm die Ebene, die ihn allmählich in die Nähe der Berge leitete. Alaeddin, der in seinem Leben nie einen so weiten Weg gemacht hatte, fühlte sich durch diesen Marsch sehr ermüdet und sagte: »Wohin gehen wir denn, lieber Oheim? Wir haben die Gärten schon weit hinter uns und ich sehe nichts mehr als Berge. Wenn wir noch länger so fortgehen, so weiß ich nicht, ob ich noch Kräfte genug haben werde, um in die Stadt zurückzukehren.« – »Nur den Mut nicht verloren,« antwortete der falsche Oheim; »ich will dir noch einen andern Garten zeigen, der alle, die du bis jetzt gesehen hast, weit übertrifft; er ist nur ein paar Schritte von da, und wenn wir einmal dort sind, so wirst du selbst sagen, daß es dir sehr leid gewesen wäre, wenn du ihn nicht gesehen hättest.« Alaeddin ließ sich überreden, und der Zauberer führte ihn noch sehr weit, indem er ihn mit verschiedenen anmutigen Geschichten unterhielt, um ihm den Weg weniger langweilig und die Ermüdung erträglicher zu machen. Endlich gelangten sie zwischen zwei Berge von mittelmäßiger Höhe, die sich ziemlich gleich und nur durch ein schmales Tal getrennt waren. Dies war die merkwürdige Stelle, wohin der afrikanische Zauberer Alaeddin hatte bringen wollen, um einen großen Plan mit ihm auszuführen, weshalb er von dem äußersten Ende Afrikas bis nach China gereist war. »Wir sind jetzt an Ort und Stelle,« sagte er zu Alaeddin; »ich werde dir hier außerordentliche Dinge zeigen, die allen übrigen Sterblichen unbekannt sind. Während ich jetzt mit dem Stahl Feuer schlage, häufe du hier trockenes Reisig zusammen, damit wir ein Feuer anmachen.« Als das Reisig aufloderte, warf der afrikanische Zauberer Räucherwerk hinein. Dicker Rauch stieg empor, den er bald auf diese, bald auf jene Seite wendete, indem er allerlei Zauberworte sprach, von denen Alaeddin nichts verstand. In diesem Augenblick erbebte die Erde ein wenig, öffnete sich vor dem Zauberer und Alaeddin, und ließ einen Stein hervorscheinen, mit einem in der Mitte versiegelten bronzenen Ringe, um ihn daran heraufzuheben. Alaeddin erschrak und wollte die Flucht ergreifen. Allein er war zu dieser geheimnisvollen Handlung notwendig, darum hielt ihn der Zauberer zurück, zankte ihn tüchtig aus und gab ihm eine so derbe Ohrfeige, daß er zu Boden fiel. Zitternd rief er: »Mein Oheim, was habe ich denn getan, daß du mich so grausam schlägst?« »Ich bin dein Oheim, der jetzt Vaterstelle an dir vertritt, und du darfst mir in nichts widersprechen. Aber,« sagte der Zauberer, »fürchte dich nicht, mein Sohn; ich verlange nur, daß du mir gehorchst, wofern du dich der großen Vorteile, die ich dir zudenke, würdig machen und sie nutzen willst.« Diese schönen Versprechungen des Zauberers beruhigten den ängstlichen und erzürnten Alaeddin ein wenig. »Du hast gesehen,« fuhr der Zauberer fort, »was ich durch die Kraft meines Rauchwerks und die Worte, die ich sprach, bewirkt habe. Vernimm jetzt, daß unter diesem Steine ein Schatz verborgen liegt, der für dich bestimmt ist und dich dereinst reicher machen wird, als die größten Könige der Welt. Dies ist so gewiß wahr, daß keinem Menschen auf der ganzen Welt außer dir erlaubt ist, diesen Stein anzurühren oder wegzuheben, um hinein zu gelangen. Ja ich selbst darf ihn nicht berühren oder auch nur einen Fuß in dieses Schatzgewölbe setzen, wenn es geöffnet sein wird. Deshalb mußt du genau ausführen, was ich dir sage.« Alaeddin, immer noch voll Verwunderung, vergaß alles, was vorgefallen war. »Nun gut, lieber Oheim,« sagte er, »was soll ich tun? Befiehl nur, ich bin bereit zu gehorchen.« – »Komm her,« sagte der afrikanische Zauberer, »fasse diesen Ring an und hebe den Stein in die Höhe.« – »Aber Oheim,« erwiderte Alaeddin, »ich bin zu schwach, um ihn zu heben: du mußt mir helfen.« – »Nein,« versetzte der afrikanische Zauberer, »du bedarfst meiner Hilfe nicht; du mußt ihn allein aufheben. Sprich nur den Namen deines Vaters und deines Großvaters, wenn du den Ring in die Hand nimmst.« Alaeddin tat, wie der Zauberer gesagt hatte, hob den Stein mit Leichtigkeit auf und legte ihn beiseite. Als der Stein weggenommen war, sah er eine drei bis vier Fuß tiefe Höhle mit einer kleinen Türe und Stufen. »Mein Sohn,« sprach jetzt der Zauberer, »habe genau acht auf das, was ich dir nunmehr sagen werde. Steig in diese Höhle hinab und wenn du auf der letzten Stufe bist, so wirst du eine offene Türe finden, die dich in einen großen gewölbten Ort führen wird, welcher in drei große aneinander stoßende Säle abgeteilt ist. In jedem derselben wirst du rechts und links vier bronzene Vasen voll Gold und Silber stehen sehen; aber hüte dich wohl, sie anzurühren. Ehe du in den ersten Saal trittst, hebe dein Kleid in die Höhe und schließe es eng um den Leib. Wenn du drinnen bist, so gehe, ohne dich aufzuhalten, nach dem zweiten und von da in den dritten. Vor allen Dingen hüte dich wohl, den Wänden zu nahe zu kommen oder sie auch nur mit dem Kleide zu berühren; denn im Fall du sie berührtest, würdest du auf der Stelle sterben. Am Ende des dritten Saales ist eine Türe, die dich in einen mit schönen und reich beladenen Obstbäumen bepflanzten Garten führen wird. Gehe nur immer geradeaus, und quer durch den Garten wird dich ein Weg zu einer Treppe von fünfzig Stufen führen, auf denen du zu einer Terrasse emporsteigen kannst. Sobald du oben auf der Terrasse bist, wirst du eine Nische vor dir sehen, und in der Nische eine brennende Lampe. Diese Lampe nimm, lösche sie aus, wirf den Docht samt der brennbaren Flüssigkeit auf den Boden, stecke sie dann vorn in den Busen und bringe sie mir. Gelüstet es dich nach den Früchten des Gartens, so kannst du davon pflücken, so viel du willst; dies ist dir nicht verboten.« So sprechend, zog der afrikanische Zauberer einen Ring von seinem Finger und steckte ihn an einen Finger Alaeddins. Dies, sagte er zu ihm, sei ein Verwahrungsmittel gegen alles Unglück, das ihm begegnen könnte, wofern er nur seine Vorschriften genau befolgte. »So gehe denn, mein Sohn,« fügte er hinzu, »steige dreist hinab; dann haben wir beide für unser ganzes Leben Geld in Menge.« Alaeddin hüpfte leichtfüßig in die Höhle hinein und stieg die Stufen hinab. Er fand die drei Säle, die ihm der afrikanische Zauberer beschrieben hatte. Ohne zu verweilen ging er durch den Garten, stieg die Terrasse hinan, nahm die brennende Lampe aus der Nische, warf den Docht und die Flüssigkeit zu Boden, steckte sie in seinen Busen und ging die Terrasse wieder hinab. Im Garten verweilte er beim Anschauen der Früchte. Da gab es weiße, hellleuchtende und wie Kristall durchsichtige; rote, teils dunkel, teils hell; grüne, blaue, violette, gelbliche, und so von allen möglichen Farben. Die weißen waren Perlen, die hellleuchtenden und durchsichtigen Diamanten, die dunkelroten Rubine, die hellroten Ballaßrubine, die grünen Smaragde, die blauen Türkise, die violetten Amethyste, die gelblichen Saphire. Und diese Früchte waren alle so groß und vollkommen, daß man auf der ganzen Welt nichts Ähnliches gesehen hat. Alaeddin, der ihren Wert nicht kannte, wurde vom Anblick dieser Früchte, die nicht nach seinem Geschmack waren, schlecht erbaut; Feigen, Trauben und andere edle Obstarten, die in China gewöhnlich sind, wären ihm lieber gewesen. Er war noch nicht in jenem Alter, wo man sich auf dergleichen versteht, und so bildete er sich ein, diese Früchte seien bloß gefärbtes Glas und hätten keinen andern Wert. Gleichwohl machte ihm die Mannigfaltigkeit der schönen Farben und die außerordentliche Größe und Schönheit der Früchte Lust, von jeglicher Sorte einige zu pflücken. Er nahm daher von jeder Farbe etliche, füllte damit seine beiden Taschen und zwei ganz neue Beutel, die der Zauberer ihm zugleich mit dem Kleide gekauft hatte; und da die beiden Beutel in seinen Taschen, die schon ganz voll waren, keinen Platz mehr hatten, so band er sie auf jeder Seite an seinen Gürtel. Einige von den Früchten hüllte er auch in die Falten seines Gürtels, der von dickem Seidenstoff und doppelt gefüttert war, und befestigte sie so, daß sie nicht herabfallen konnten; auch vergaß er nicht, etliche in den Busen zwischen Kleid und Hemd zu stecken. Nachdem er sich so, ohne es zu wissen, mit Reichtümern beladen hatte, trat Alaeddin schnell seinen Rückzug durch die drei Säle an; stieg da wieder hinauf, wo er herabgestiegen war, und zeigte sich am Eingang der Höhle, wo der Afrikaner ihn mit Ungeduld erwartete. Sobald ihn Alaeddin erblickte, rief er ihm zu: »Lieber Oheim, ich bitte dich, reich mir die Hand und hilf mir heraus.« – »Mein Sohn,« antwortete der afrikanische Zauberer, »gib mir zuvor die Lampe, sie könnte dir hinderlich sein.« – »Verzeih, lieber Oheim,« sagte Alaeddin, »sie hindert mich nicht; ich werde sie dir geben, sobald ich oben bin.« Der afrikanische Zauberer bestand darauf, daß Alaeddin ihm die Lampe einhändigen sollte, ehe er ihn aus der Höhle herauszöge, und Alaeddin, der die Lampe mit all den Früchten, die er zu sich gesteckt, verpackt hatte, weigerte sich durchaus, sie ihm zu geben, bevor er aus der Höhle wäre. Da geriet der afrikanische Zauberer vor Ärger über die Widerspenstigkeit des jungen Menschen in schreckliche Wut, warf etwas von seinem Rauchwerk in das Feuer, das er sorgfältig unterhalten hatte, und kaum hatte er zwei Zauberworte gesprochen, als der Stein, welcher als Deckel zur Eingangsöffnung der Höhle diente, sich von selbst wieder, nebst der Erde darüber, an seine Stelle rückte, so daß alles wieder in denselben Stand kam, wie vor der Ankunft des arabischen Zauberers und Alaeddins. Der afrikanische Zauberer war in der Tat kein Bruder des Schneiders Mustafa, wofür er sich ausgegeben hatte, und somit auch nicht Alaeddins Oheim. Er war wirklich aus Afrika gebürtig, und nachdem er sich etwa vierzig Jahre lang mit Zaubereien, mit der Punktierkunst, mit Räucheropfern und der Lektüre von Zauberbüchern beschäftigt hatte, war er endlich auf die Entdeckung gekommen, daß es eine Wunderlampe in der Welt gebe, deren Besitz ihn mächtiger als alle Könige der Erde machen würde. Aber obschon die Lampe sich ganz gewiß an dem bewußten Orte befand, so war es ihm doch nicht gestattet, sie selbst zu holen oder persönlich in das unterirdische Gewölbe einzutreten. Es mußte ein anderer hinabsteigen und sie ihm einhändigen. Deshalb hatte er sich an Alaeddin gewandt, den er für einen gefügigen jungen Burschen und für sehr geeignet hielt, ihm den Dienst zu leisten; dabei war er fest entschlossen, sobald er die Lampe in Händen haben würde, die letzte schon erwähnte Räucherung zu tun, die Zauberworte auszusprechen, und so den armen Alaeddin seinem Geize und seiner Bosheit aufzuopfern, um an ihm keinen Zeugen zu haben. Als der afrikanische Zauberer seine großen und schönen Hoffnungen auf immer gescheitert sah, blieb ihm nichts anderes übrig, als nach Afrika zurückzukehren. Allem Anscheine nach war Alaeddin verloren. Aber derselbe, der ihn auf immer zu verderben glaubte, hatte nicht bedacht, daß er ihm einen Ring an den Finger gesteckt hatte, der zu seiner Rettung dienen konnte. Wirklich wurde Alaeddin durch diesen Ring, dessen Kräfte er nicht kannte, gerettet. Alaeddin, der nach so vielen Liebkosungen und Geschenken auf diese Bosheit seines angeblichen Oheims keineswegs gefaßt war, befand sich in einer Bestürzung, die sich nicht beschreiben läßt. Als er sich so lebendig begraben sah, rief er tausendmal seinen Oheim und erklärte, daß er ihm die Lampe ja gerne geben wolle; allein sein Rufen war vergeblich. Endlich stieg er wieder die Treppe der Höhle hinab, um in den Garten und ins helle Tageslicht zu gelangen. Aber die Mauer, die sich ihm durch Zauber geöffnet, hatte sich indes durch einen neuen Zauber wieder geschlossen. Er tappte vorwärts, ohne eine Türe zu finden. Nun fing er aufs neue an zu schreien und zu weinen, und setzte sich endlich auf die Stufen der Höhle, ohne Hoffnung, jemals das Tageslicht wieder zu sehen, sondern mit der traurigen Gewißheit, aus dieser Finsternis in jene eines nahen Todes versetzt zu werden. Zwei Tage blieb Alaeddin in diesem Zustande, ohne zu essen und zu trinken. Endlich am dritten, da er seinen Tod als unvermeidlich betrachtete, hob er die gefalteten Hände empor und rief mit völliger Ergebung in den Willen Gottes aus: »Es gibt keine Kraft und keine Macht, als bei Gott, dem Allerhöchsten und Größten!« Während er so die Hände gefaltet hatte, rieb er, ohne daran zu denken, an dem Ring, den ihm der Zauberer an den Finger gesteckt hatte, und dessen Kraft er noch nicht kannte. Alsbald stieg vor ihm ein Geist von ungeheurer Größe und fürchterlichem Ansehen, der mit seinem Kopf das oberste Gewölbe berührte, wie aus der Erde hervor und sprach folgende Worte zu Alaeddin: »Was willst du? Ich bin bereit, dir zu gehorchen als dein Sklave und als Sklave aller derer, die den Ring am Finger haben, sowohl ich, als die andern Sklaven des Rings.« Zu jeder andern Zeit und bei jeder andern Gelegenheit wäre Alaeddin, der an solche Erscheinungen nicht gewöhnt war, bei dem Anblick einer so außerordentlichen Gestalt von Schrecken ergriffen worden. Jetzt aber, da er einzig und allein mit der Gefahr beschäftigt war, in der er schwebte, antwortete er ohne Stocken: »Wer du auch sein magst, hilf mir aus diesem Orte, wofern es in deiner Macht steht.« Kaum hatte er diese Worte gesprochen, als die Erde sich öffnete und er sich außerhalb der Höhle befand, an der Stelle, wohin ihn der Zauberer geführt hatte. Erst nach und nach gewöhnte er sich an das Tageslicht, und als er um sich blickte, war er sehr überrascht, keine Öffnung in der Erde zu sehen; es war ihm unbegreiflich, auf welche Art er so auf einmal aus ihrem Schoße hervorgekommen war. Nur an dem Flecke, wo das Reisig verbrannt worden war, erkannte er die Stelle wieder, unter der sich die Höhle befand. Als er sich hierauf gegen die Stadt hinwandte, erblickte er sie inmitten der Gärten und erkannte auch den Weg. Diesen wandelte er zurück und dankte Gott, daß er sich noch einmal auf der Welt sah, nachdem er bereits die Hoffnung aufgegeben hatte, wieder dahin zurückzukommen. So gelangte er zur Stadt und schleppte sich mit vieler Mühe bis in seine Wohnung. Als er ins Zimmer seiner Mutter trat, fiel er aus Freude über das Wiedersehen, verbunden mit der von dreitägigem Fasten herrührenden Schwäche, in eine Ohnmacht, die einige Zeit dauerte. Seine Mutter, die ihn bereits als verloren oder als tot beweint hatte, ließ es jetzt an keiner Pflege und an keinem Mittel fehlen, ihn wieder zum Leben zu bringen. Endlich erholte er sich und seine ersten Worte waren: »Liebe Mutter, vor allen Dingen bitte ich dich, gib mir zu essen; ich habe seit drei Tagen nichts über den Mund gebracht.« Seine Mutter brachte ihm, was sie gerade hatte, setzte es ihm vor und sagte: »Lieber Sohn, übereile dich ja nicht, denn es könnte dir schaden; iß ganz langsam und nach deiner Bequemlichkeit, und nimm dich wohl in acht, so heißhungrig du auch bist. Ich wünsche nicht einmal, daß du mit mir sprechen sollst. Du hast immer noch Zeit, mir deine Schicksale zu erzählen, wenn du wieder hergestellt bist. Nach der großen Betrübnis bin ich getröstet, daß ich dich nur wiedersehe.« Alaeddin folgte dem Rat seiner Mutter, aß langsam und ruhig, und trank ebenso. Als er fertig war fing er an, seiner Mutter zu erzählen, was ihm seit Freitag geschehen war, erzählte ausführlich, was er auf seinem Hin- und Rückwege in den drei großen Sälen, im Garten und auf der Terrasse gesehen, und wie er dort die Wunderlampe geholt habe. Zugleich zog er sie aus seinem Busen und zeigte sie seiner Mutter samt den durchsichtigen und buntfarbigen Früchten. Auch gab er ihr die zwei vollen Beutel, aus denen sie sich aber wenig machte. Gleichwohl waren diese Früchte Edelsteine, deren sonnenheller Glanz beim Schein der Lampe, welche das Zimmer erhellte, auf ihren großen Wert hätte aufmerksam machen sollen; allein Alaeddins Mutter verstand sich auf dergleichen Sachen ebensowenig wie ihr Sohn; weshalb Alaeddin sie hinter eines der Polster des Sofas schob, auf dem er saß. Alaeddins Mutter hatte die Geduld, diese wunderbare und seltsame, zugleich aber für eine Mutter, die ihren Sohn trotz seiner Fehler zärtlich liebte, so schmerzliche Geschichte ohne Unterbrechung anzuhören. Nur bei den rührendsten Stellen, wo die Schändlichkeit des afrikanischen Zauberers recht ans Tageslicht kam, konnte sie ihren Abscheu nicht verbergen. Jetzt aber, da Alaeddin geendet hatte, ließ sie sich in tausend Schmähworte gegen den Betrüger aus; sie nannte ihn einen Verräter, einen Schurken, einen Unmenschen, einen Meuchelmörder, Lügner, Zauberer, einen Feind und Verderber des menschlichen Geschlechts. »Ja, mein Sohn,« fügte sie hinzu, »er ist ein Zauberer, und die Zauberer sind eine wahre Pest der Menschheit; sie haben vermöge ihrer Zaubereien und Hexereien Verkehr mit den bösen Geistern. Gott sei gelobt, der verhütet hat, daß seine entsetzliche Bosheit ihren Zweck an dir erreichte. Du bist ihm für die Gnade, die er an dir getan hat, großen Dank schuldig; dein Tod wäre unvermeidlich gewesen, wenn du dich nicht seiner erinnert und ihn um Hilfe angefleht hättest.« Alaeddin schlief die ganze Nacht fest und erwachte am andern Morgen erst sehr spät. Er stand auf, und das erste, was er zu seiner Mutter sagte, war, daß er Hunger habe, und sie ihm kein größeres Vergnügen machen könnte, als wenn sie ihm ein Frühstück gäbe. »Ach, lieber Sohn,« antwortete sie, »ich habe auch nicht einen einzigen Bissen Brot; du hast gestern abend den wenigen Vorrat, der noch zu Hause war, aufgegessen. Aber gedulde dich einen Augenblick, so werde ich dir bald etwas bringen. Ich habe etwas Baumwolle gesponnen, die will ich verkaufen, um Brot und einiges zum Mittagessen anzuschaffen.« – »Liebe Mutter,« erwiderte Alaeddin, »hebe deine Baumwolle für ein anderes Mal auf und gib mir die Lampe, die ich gestern mitbrachte. Ich will sie verkaufen, und vielleicht löse ich so viel daraus, daß wir Frühstück und Mittagessen, und am Ende gar noch etwas für den Abend bestreiten können.« Alaeddins Mutter holte die Lampe und sagte zu ihrem Sohne: »Da hast du sie, sie ist aber sehr schmutzig. Ich will sie ein wenig putzen, dann wird sie schon etwas mehr gelten.« Sie nahm Wasser und feinen Sand, um sie blank zu machen, aber kaum hatte sie angefangen, die Lampe zu reiben, als augenblicklich in Gegenwart ihres Sohnes ein scheußlicher Geist von riesenhafter Gestalt vor ihr aufstand und mit einer Donnerstimme zu ihr sprach: »Was willst du? Ich bin bereit, dir zu gehorchen als dein Sklave und als Sklave aller derer, die die Lampe in der Hand haben, sowohl ich, als die andern Sklaven der Lampe.« Alaeddins Mutter war nicht imstande zu antworten. Ihr Auge vermochte die abscheuliche und schreckliche Gestalt des Geistes nicht zu ertragen, und sie war gleich bei seinen ersten Worten vor Angst in Ohnmacht gefallen. Alaeddin dagegen ergriff schnell die Lampe und antwortete statt seiner Mutter mit festem Tone: »Ich habe Hunger, bring mir etwas zu essen.« Der Geist verschwand und kam im Augenblick wieder mit einem großen silbernen Becken auf dem Kopfe, worin sich zwölf verdeckte Schüsseln von demselben Metall voll der besten Speisen nebst sechs Broten vom weißesten Mehl befanden, und zwei Flaschen des köstlichsten Weines, nebst zwei silbernen Schalen in der Hand. Er stellte alles zusammen auf den Sofa und verschwand sogleich. Alaeddins Mutter kam wieder zu sich. »Liebe Mutter,« sagte Alaeddin zu ihr, »steh auf und iß: hier sind Sachen genug, um dein Herz zu stärken und zugleich meinen großen Hunger zu befriedigen. Wir wollen diese guten Speisen nicht kalt werden lassen, sondern essen.« Die Mutter war erstaunt, als sie das große Becken, die zwölf Schüsseln, die sechs Brote, die zwei Flaschen nebst den zwei Schalen erblickte und den köstlichen Duft einatmete, der aus all den Platten emporstieg. »Mein Sohn,« sagte sie zu Alaeddin, »woher kommt uns dieser Überfluß und wem haben wir für solch reiches Geschenk zu danken? Sollte vielleicht der Sultan von unserer Armut gehört und sich unser erbarmt haben?« – »Liebe Mutter,« antwortete Alaeddin, »wir wollen uns jetzt zu Tische setzen und essen; deine Frage werde ich beantworten, wenn wir gefrühstückt haben.« Sie setzten sich zu Tische und speisten mit um so größerem Appetit, als beide, Mutter und Sohn, sich nie an einer so wohlbesetzten Tafel befunden hatten. Alaeddin und seine Mutter, die nur ein einfaches Frühstück einzunehmen gedacht hatten, befanden sich um die Stunde des Mittagessens noch bei Tisch. Als Alaeddins Mutter abgetragen und das Fleisch, welches unberührt geblieben war, aufgehoben hatte, setzte sie sich zu ihrem Sohne und sagte: »Alaeddin, ich erwarte jetzt von dir, daß du meine Neugierde befriedigst und mir die versprochene Auskunft erteilst.« Alaeddin erzählte ihr alles, was während ihrer Ohnmacht zwischen dem Geist und ihm vorgegangen war. Alaeddins Mutter geriet in große Verwunderung über die Erzählung ihres Sohnes und die Erscheinung des Geistes. »Aber, mein Sohn,« fragte sie, »so lange ich auf der Welt bin, habe ich nie sagen gehört, daß jemand von allen meinen Bekannten einen Geist gesehen hätte. Durch welchen Zufall ist dieser garstige Geist zu mir gekommen? Warum hat er sich an mich gewendet und nicht an dich, da er dir doch schon in der Schatzhöhle einmal erschienen war?« »Liebe Mutter,« erwiderte Alaeddin, »der Geist, welcher dir erschienen, ist nicht derselbe, der mir erschien. Sie haben zwar einige Ähnlichkeit in Beziehung auf ihre Riesengröße, aber an Gesichtsbildung und Kleidung sind sie gänzlich voneinander verschieden und gehören auch verschiedenen Herren an. Du wirst dich noch erinnern, daß derjenige, den ich sah, sich einen Sklaven des Rings nannte, den ich am Finger habe, während der soeben erschienene sagte, er sei Sklave der Lampe, die du in der Hand hattest.« »Wie!« rief Alaeddins Mutter, »also deine Lampe ist schuld, daß dieser verwünschte Geist sich an mich gewendet hat, statt an dich? Ach, lieber Sohn, schaffe sie mir sogleich aus den Augen und hebe sie auf, wo du willst, ich mag sie nicht mehr anrühren. Eher lasse ich sie wegwerfen oder verkaufen, als daß ich Gefahr laufe, bei Berührung derselben vor Angst zu sterben. Folge mir und tue auch den Ring ab. Man muß keinen Verkehr mit Geistern haben: es sind Teufel und unser Prophet hat es gesagt.« »Mit deiner Erlaubnis, liebe Mutter,« antwortete Alaeddin, »werde ich mich jetzt wohl hüten, eine Lampe, die uns beiden so nützlich werden kann, zu verkaufen. Siehst du denn nicht, was sie uns erst vor einigen Augenblicken verschafft hat? Sie soll uns jetzt Nahrung und Lebensunterhalt besorgen. Du kannst dir denken, daß mein garstiger falscher Oheim sich nicht ohne Grund so viele Mühe gegeben und eine so weite und beschwerliche Reise unternommen hat, da er nach dem Besitz dieser Wunderlampe trachtete, die er allem Gold und Silber, das er in den Sälen wußte, und das ich, wie er es mir beschrieben, mit meinen eigenen Augen sah, vorgezogen hatte. Er kannte den Wert und die herrlichen Eigenschaften dieser Lampe zu gut, um sich von dem übrigen reichen Schatze noch etwas zu wünschen. Da nun der Zufall uns ihre geheime Kraft entdeckt hat, so wollen wir den möglichst vorteilhaften Gebrauch davon machen, aber ohne Aufsehen zu erregen, damit unsere Nachbarn nicht neidisch und eifersüchtig werden. Ich will sie dir übrigens gern aus den Augen schaffen und an einem Orte aufheben, wo ich sie finden kann, wann ich sie brauche, da du so große Angst vor den Geistern hast. Auch den Ring wegzuwerfen, kann ich mich unmöglich entschließen. Ohne diesen Ring hättest du mich nie wieder gesehen, und ohne ihn würde ich jetzt entweder nicht mehr, oder höchstens noch auf einige Augenblicke leben. Du wirst mir daher erlauben, daß ich ihn behalte und immer mit großer Behutsamkeit am Finger trage. Wer weiß, ob mir nicht irgend einmal eine andere Gefahr zustößt, die wir beide nicht voraussehen können, und aus der er mich vielleicht befreit?« Da Alaeddins Bemerkung sehr richtig schien, so wußte seine Mutter nichts mehr einzuwenden. »Lieber Sohn,« sagte sie zu ihm, »du kannst handeln, wie du es für gut hältst; ich für meinen Teil mag mit Geistern nichts zu tun haben.« Am andern Tag nach dem Abendessen war von den herrlichen Speisen, die der Geist gebracht hatte, nichts mehr übrig; Alaeddin, der nicht so lange warten wollte, bis der Hunger ihn drängte, nahm daher am dritten Morgen eine der silbernen Schüsseln unter seine Kleider und ging aus, um sie zu verkaufen. Er wandte sich an einen Juden, der ihm begegnete, nahm ihn beiseite, zeigte ihm die Schüssel und fragte, ob er wohl Lust dazu hätte. Der Jude, ein schlauer und verschmitzter Bursche, nahm die Schüssel, untersuchte sie, und da er erkannte, daß sie von echtem Silber war, fragte er Alaeddin, was er dafür verlange. Alaeddin, der ihren Wert nicht verstand und nie mit solchen Waren Handel getrieben hatte, sagte ihm nur, er werde wohl am besten wissen, was die Schüssel wert sei, und er verlasse sich hierin ganz auf seine Ehrlichkeit. Der Jude geriet wirklich in Verlegenheit über die Offenherzigkeit Alaeddins. Da er nicht wußte, ob Alaeddin den Wert seiner Ware wirklich kannte oder nicht, zog er ein Goldstück aus seinem Beutel, das höchstens den zweiundsiebenzigsten Teil vom wahren Wert der Schüssel betrug, und bot es ihm an. Alaeddin nahm das Goldstück mit großer Freudigkeit, und sobald er es in der Hand hatte, lief er so schnell davon, daß der Jude, mit seinem ungeheuren Gewinn bei diesem Kaufe nicht zufrieden, sich sehr darüber ärgerte, Alaeddins gänzliche Unwissenheit über den Wert der Schüssel nicht besser erraten und ihm noch weit weniger geboten zu haben. Er geriet in Versuchung, dem jungen Menschen nachzulaufen, ob er nicht etwas von seinem Goldstück herausbekommen könnte; allein Alaeddin war schon so weit entfernt, daß er ihn schwerlich eingeholt hätte. Auf dem Heimwege blieb Alaeddin bei einem Bäckerladen stehen, kaufte einen Vorrat Brot und bezahlte ihn mit dem Goldstück, das der Bäcker ihm wechselte. Als er nach Hause kam, gab er das übrige Geld seiner Mutter, die auf den Markt ging, um für sie beide die nötigen Lebensmittel auf einige Tage einzukaufen. So lebten sie eine Zeitlang fort; Alaeddin verkaufte alle zwölf Schüsseln, eine nach der andern, sowie das Geld im Hause ausgegangen war, an den Juden. Der Jude, der für die erste ein Goldstück gegeben hatte, wagte es nicht, für die übrigen weniger zu bieten, und bezahlte alle mit derselben Münze, um einen so guten Handel nicht auszulassen. Als das Geld von der letzten Schüssel ausgegeben war, nahm Alaeddin seine Zuflucht zu dem Becken, das allein zehnmal mehr wog, als jede Schüssel. Er wollte es einem gewöhnlichen Kaufmann bringen, allein es war ihm zu schwer. Somit mußte er den Juden aufsuchen und ihn in sein Haus führen; dieser prüfte das Gewicht des Beckens und zahlte ihm auf der Stelle zehn Goldstücke aus, womit Alaeddin zufrieden war. So lange die Goldstücke dauerten, wurden sie für die täglichen Ausgaben der Hauswirtschaft verwendet. Alaeddin hatte indes, obschon er ans Müßiggehen gewöhnt war, seit seinem Abenteuer mit dem afrikanischen Zauberer nicht mehr mit den jungen Leuten seines Alters gespielt. Er brachte seine Tage mit Spazierengehen zu oder unterhielt sich mit älteren Leuten, deren Bekanntschaft er gemacht hatte. Oft blieb er auch bei den Läden der großen Kaufleute stehen und horchte aufmerksam auf die Gespräche vornehmer Männer, die sich hier aufhielten oder sich hierher bestellt hatten: und diese Gespräche gaben ihm allmählich einigen Anstrich von Weltkenntnis. Als von den zehn Goldstücken nichts mehr übrig war, nahm Alaeddin seine Zuflucht zur Lampe. Er nahm sie in die Hand, suchte die Stelle, welche seine Mutter berührt hatte, und als er sie an dem Eindruck des Sandes erkannte, rieb er sie ebenso, wie sie getan hatte. Sogleich erschien ihm wieder derselbe Geist, der sich schon einmal gezeigt hatte; da aber Alaeddin die Lampe sanfter gerieben hatte, als seine Mutter, so sprach er diesmal in einem milderen Tone dieselben Worte: »Was willst du? ich bin bereit, dir zu gehorchen als dein Sklave und als Sklave aller derer, die die Lampe in der Hand haben, sowohl ich, als die andern Sklaven der Lampe.« Alaeddin antwortete ihm: »Mich hungert, bring mir zu essen.« Der Geist verschwand und erschien in einigen Augenblicken wieder mit einem ähnlichen Tafelzeug, wie das erstemal, stellte es nieder und verschwand wieder. Alaeddin und seine Mutter setzten sich zu Tische, und nach dem Mahle blieb ihnen noch so viel übrig, daß sie die beiden folgenden Tage behaglich davon leben konnten. Als Alaeddin sah, daß weder Brot, noch Lebensmittel, noch Geld mehr zu Hause war, nahm er eine silberne Schüssel und suchte den Juden, den er kannte, auf, um sie zu verkaufen. Auf dem Wege zu ihm kam er an dem Laden eines Goldschmieds vorüber, der durch sein Alter ehrwürdig und zugleich ein ehrlicher und rechtschaffener Mann war. Der Goldschmied bemerkte ihn, und rief ihm, er möchte hereintreten. »Mein Sohn,« sagte er zu ihm, »ich habe dich schon mehrere Male mit derselben Ware wie jetzt vorbeigehen, jenen Juden aufsuchen und bald darauf mit leeren Händen zurückkommen sehen. Dies hat mich auf den Gedanken gebracht, daß du das, was du trägst, jedesmal an ihn verkaufst. Aber du weißt vielleicht nicht, daß dieser Jude ein Betrüger, und zwar ein ärgerer Betrüger ist, als die andern Juden, und daß niemand, der ihn kennt, mit ihm zu tun haben will. Im übrigen sage ich dir dieses bloß aus Gefälligkeit. Wenn du mir zeigen willst, was du jetzt in der Hand hast, und es dir feil ist, so will ich dir den wahren Wert getreulich ausbezahlen, wofern ich es brauchen kann; wo nicht, so will ich dich an andere Kaufleute weisen, die dich nicht betrügen werden.« In der Hoffnung, noch mehr Geld für seine Schüssel zu lösen, zog Alaeddin sie sogleich unter seinem Kleide hervor und zeigte sie dem Goldschmied. Der Greis, der auf den ersten Blick erkannte, daß sie vom feinsten Silber war, fragte ihn, ob er wohl schon ähnliche an den Juden verkauft und was er von ihm dafür erhalten habe. Alaeddin gestand offenherzig, daß er schon zwölf solche verkauft und der Jude ihm für jede ein einziges Goldstück bezahlt habe. »Ha, der Spitzbube!« rief der Goldschmied. »Mein Sohn,« fügte er hinzu, »was geschehen ist, ist geschehen, und man muß nicht mehr daran denken; aber wenn ich dir jetzt den wahren Wert deiner Schüssel entdecke, die vom feinsten Silber ist, das nur irgend von uns verarbeitet wird, so wirst du einsehen, wie sehr der Jude dich betrogen hat.« Der Goldschmied nahm die Wage, wog die Schüssel und nachdem er Alaeddin auseinandergesetzt hatte, was eine Mark Silber sei, machte er ihm begreiflich, daß diese Schüssel ihrem Gewichte nach zweiundsiebenzig Goldstücke wert sei, die er ihm sogleich blank ausbezahlte. »Da hast du«, sagte er, »den wahren Betrag deiner Schüssel. Wenn du noch daran zweifelst, so kannst du dich nach Belieben an jeden andern von unsern Goldschmieden wenden, und wenn dir einer sagt, daß sie mehr wert sei, so mache ich mich anheischig, dir das Doppelte dafür zu bezahlen.« Alaeddin dankte dem Goldschmied sehr für den guten Rat. In der Folge verkaufte er auch die übrigen Schüsseln, sowie das Becken, an ihn und erhielt von allem den vollen Wert je nach dem Gewichte. Obwohl nun Alaeddin und seine Mutter eine unversiegbare Geldquelle an ihrer Lampe hatten, so lebten sie dennoch ebenso mäßig, wie zuvor, nur daß Alaeddin einiges auf die Seite legte, um anständig auftreten zu können und verschiedene Bequemlichkeiten für ihre kleine Wirtschaft anzuschaffen. Seine Mutter dagegen verwendete auf ihre Kleider nichts, als was ihr das Baumwollespinnen einbrachte. Bei dieser nüchternen Lebensweise kann man sich leicht denken, daß das Gold, das Alaeddin für seine zwölf Schüsseln und das Becken von dem Goldschmied erhalten hatte, lange ausreichte. So lebten sie denn mehrere Jahre lang von dem guten Gebrauch, den Alaeddin von Zeit zu Zeit von seiner Lampe machte. In dieser Zwischenzeit hatte Alaeddin, der es nicht unterließ, sich sehr fleißig bei den Zusammenkünften angesehener Personen in den Läden der bedeutendsten Kaufleute, die mit Gold, Silber, Seidenstoffen, den feinsten Schleiertüchern und Juwelen handelten, einzufinden und bisweilen sogar an ihren Unterhaltungen teilzunehmen, sich vollends ausgebildet und allmählich alle Manieren der feinen Weltleute angenommen. Namentlich bei den Juwelenhändlern kam er von dem Irrwahn ab, als wären die durchsichtigen Früchte, die er in dem Garten, wo die Lampe stand, gepflückt hatte, nur buntfarbiges Glas; er erfuhr hier, daß es sehr kostbare Edelsteine waren. Da er täglich in diesen Läden alle Arten solcher Edelsteine kaufen und verkaufen sah, lernte er sie nach ihrem Werte kennen und schätzen; da er nirgends so schöne und große bemerkte, wie die seinigen, so begriff er wohl, daß er statt der Glasscherben einen Schatz von unmeßbarem Wert besaß. Indes war er klug genug, niemandem etwas davon zu sagen, selbst seiner Mutter nicht, und ohne Zweifel verdankte er diesem Stillschweigen das hohe Glück, zu dem wir ihn in der Folge werden emporsteigen sehen. Eines Tags, als er in der Stadt spazieren ging, hörte Alaeddin mit lauter Stimme einen Befehl des Sultans ausrufen, daß jedermann seinen Laden und seine Haustüre schließen und sich ins Innere seiner Wohnung zurückziehen solle, bis die Prinzessin Bedrulbudur, das heißt »Mond der Monde«, die Tochter des Sultans, die baden wollte, vorübergegangen und wieder zurückgekehrt sein würde. Dieser öffentliche Aufruf erweckte in Alaeddin den Wunsch, die Prinzessin entschleiert zu sehen. Er mußte sich zu diesem Behuf in das Haus eines Bekannten begeben und dort hinter ein Gitterfenster stellen; allein dies war ihm nicht genug, da die Prinzessin, dem Brauche gemäß, auf ihrem Weg ins Bad einen Schleier vor ihrem Gesichte haben mußte. Um seine Neugierde zu befriedigen, ersann er endlich ein Mittel, das ihm glückte. Er stellte sich nämlich hinter die Türe des Bades, das so eingerichtet war, daß er sie unfehlbar sehen mußte. Alaeddin mußte nicht lange warten: die Prinzessin erschien und er betrachtete sie durch einen Ritz, der groß genug war, so daß er sehen konnte, ohne gesehen zu werden. Sie kam in Begleitung einer großen Anzahl ihrer Frauen und Verschnittenen, die teils neben ihr, teils hinter ihr hergingen. Drei oder vier Schritte vor der Türe des Bades nahm sie den Schleier ab, der ihr Gesicht bedeckte und ihr sehr unbequem war, und auf diese Art sah Alaeddin sie um so bequemer, da sie gerade auf ihn zukam. Alaeddin hatte bis dahin noch nie eine Frau mit entschleiertem Gesichte gesehen, als seine Mutter, die schon alt und niemals so hübsch gewesen war. Als Alaeddin die Prinzessin Bedrulbudur gesehen hatte, konnte sein Herz dem bezaubernden Mädchen die höchste Zuneigung nicht versagen. Wirklich war die Prinzessin auch die schönste Brünette, die man nur auf der Welt sehen kann. Sie hatte große, regelmäßige, lebhafte und feurige Augen, einen sanften und sittsamen Blick, eine wohlgeformte Nase ohne allen Tadel, einen kleinen Mund, rosenrote und durch ihr schönes Ebenmaß wahrhaft bezaubernde Lippen; mit einem Wort, alle ihre Gesichtszüge waren höchst anmutig und regelmäßig. Was Wunder, daß Alaeddin bei dem Anblick einer so seltenen Vereinigung von Schönheiten, die ihm ganz neu waren, geblendet wurde und beinahe außer sich geriet! Außer diesen Vollkommenheiten hatte die Prinzessin einen üppigen Wuchs und eine majestätische Haltung, deren Anblick allein schon die ihr gebührende Ehrfurcht einflößte. Als die Prinzessin ins Bad gegangen war, blieb Alaeddin eine Weile ganz verwirrt und entzückt stehen, indem er sich unaufhörlich das reizende Bild vor die Seele rief, das ihn im Innersten seines Herzens ergriffen und bezaubert hatte. Endlich kam er wieder zur Besinnung, und da er bedachte, daß die Prinzessin bereits vorübergegangen war, und er vergebens seinen Posten länger behaupten würde, um sie beim Herausgehen aus dem Bade wieder zu sehen, indem sie ihm dann den Rücken zuwenden und verschleiert sein müßte, so beschloß er, den Ort zu verlassen und sich hinwegzubegeben. Als Alaeddin nach Hause kam, konnte er seine Verwirrung und Unruhe nicht so verbergen, daß seine Mutter nichts gemerkt hätte. Sie war sehr erstaunt, ihn gegen seine Gewohnheit so traurig und nachdenklich zu sehen und fragte ihn, ob ihm etwas Unangenehmes begegnet sei oder ob er sich unwohl befinde. Alaeddin aber gab keine Antwort, sondern setzte sich nachlässig auf den Sofa, wo er unverändert in derselben Stellung blieb, fortwährend damit beschäftigt, sich das reizende Bild der Prinzessin Bedrulbudur zu vergegenwärtigen. Seine Mutter bereitete das Abendessen und drang nicht weiter in ihn. Er aß viel weniger als gewöhnlich, hatte die Augen immer niederschlagen und beobachtete ein so tiefes Stillschweigen, daß es seiner Mutter unmöglich war, ihm auch nur ein einziges Wort zu entlocken, so sehr sie auch in ihn drang, er solle ihr die Ursache dieser außerordentlichen Veränderungen mitteilen. Nach dem Abendessen wollte sie von neuem anfangen, ihn zu fragen, warum er denn so schwermütig sei, allein sie konnte nichts aus ihm herausbringen, und Alaeddin ging zu Bette, ohne seine Mutter im mindesten zufriedengestellt zu haben. »Liebe Mutter,« begann er am nächsten Morgen, »ich will jetzt mein Stillschweigen brechen. Ich war nicht krank, wie du zu glauben schienest, und bin es auch jetzt nicht. Aber so viel kann ich dir sagen, daß das, was ich empfand und was ich noch fortwährend empfinde, etwas weit Schlimmeres ist, als eine Krankheit. Zwar weiß ich nicht recht, wie man dieses Übel nennt, aber ich zweifle nicht, daß du es aus dem erkennen wirst, was ich dir jetzt sagen will.« »Es ist«, fuhr Alaeddin fort, »die Tochter des Sultans gestern nachmittag ins Bad gegangen. Da ich nicht weit vom Bade entfernt war, so brachte mich die Neugierde, sie mit entschleiertem Gesichte zu sehen, auf den Einfall, mich hinter die Türe des Bades zu verstecken. Wirklich nahm sie vor ihrem Eintritt den Schleier ab und ich hatte das Glück, zu meinem unaussprechlichen Vergnügen diese liebenswürdige Prinzessin zu sehen. Ich liebe die Prinzessin mit einer Glut, die ich dir nicht beschreiben kann, und da meine heiße Leidenschaft mit jedem Augenblicke zunimmt, so fühle ich wohl, daß sie nur durch den Besitz befriedigt werden kann; daher ich denn auch entschlossen bin, sie vom Sultan mir zur Frau zu erbitten.« Alaeddins Mutter hatte die Rede ihres Sohnes bis auf die letzten Worte mit vieler Aufmerksamkeit angehört; als sie aber vernahm, daß er im Sinn habe, um die Hand der Prinzessin Bedrulbudur anzuhalten, so konnte sie nicht umhin, ihn durch lautes Gelächter zu unterbrechen. Alaeddin wollte fortfahren, allein sie ließ ihn nicht zum Wort kommen und sagte zu ihm: »Ei, ei, mein Sohn, was fällt dir ein? Bist du wahnsinnig geworden, daß du solche Reden führen kannst?« »Liebe Mutter,« erwiderte Alaeddin, »ich kann dir versichern, daß ich nicht wahnsinnig, sondern ganz bei Verstande bin. Ich habe mir zum voraus gedacht, daß du mich töricht und albern nennen werdest; allein dies soll mich nicht hindern, dir noch einmal zu erklären, daß mein Entschluß feststeht, den Sultan um die Hand der Prinzessin Bedrulbudur zu bitten.« »Wahrhaftig, mein Sohn,« erwiderte die Mutter sehr ernsthaft, »ich muß dir sagen, daß du dich ganz vergissest; und wenn du deinen Entschluß auch ausführen wolltest, so sehe ich nicht ein, durch wen du es wagen könntest, deine Bitte vortragen zu lassen.« – »Durch niemand anders, als dich selbst,« antwortete der Sohn ohne Bedenken. – »Durch mich!« rief die Mutter voll Erstaunen und Überraschung; »und an den Sultan? O ich werde mich wohl hüten, mich in eine Unternehmung der Art einzulassen. Und wer bist du denn, mein Sohn,« fuhr sie fort, »daß du die Kühnheit haben dürftest, deine Gedanken zur Tochter deines Sultans zu erheben? Hast du vergessen, daß du der Sohn eines der geringsten Schneider seiner Hauptstadt und auch von mütterlicher Seite nicht von höherer Abkunft bist? Weißt du denn nicht, daß Sultane ihre Töchter selbst Sultanssöhnen verweigern, die keine Hoffnung haben, einst zur Regierung zu gelangen?« »Liebe Mutter,« antwortete Alaeddin, »ich habe dir bereits bemerkt, daß ich alles vorausgesehen habe, was du mir soeben gesagt hast, und ebenso sehe ich alles voraus, was du etwa noch hinzufügen könntest. Weder deine Reden, noch deine Vorstellungen werden mich von meinem Entschlusse abbringen. Ich habe dir gesagt, daß ich durch deine Vermittlung um die Hand der Prinzessin Bedrulbudur anhalten will; es ist dies die einzige Gefälligkeit, um die ich dich mit aller schuldigen Ehrerbietung bitte, und du kannst sie mir nicht abschlagen, wenn du mich nicht lieber sterben sehen, als mir zum zweitenmal das Leben schenken willst.« Alaeddins Mutter befand sich in großer Verlegenheit, als sie diese Hartnäckigkeit sah. »Mein Sohn,« sagte sie nochmals zu ihm, »ich bin deine Mutter, und als gute Mutter bin ich bereit, aus Liebe zu dir alles zu tun, was vernünftig und schicklich ist. Wenn es sich darum handelte, für dich um die Tochter eines unserer Nachbarn anzuhalten, der von gleichem oder wenigstens nicht viel höherem Stande wäre als du, so würde ich nichts versäumen, und von Herzen gern alles aufbieten, was in meiner Macht steht; aber auch dann müßtest du einiges Vermögen oder Einkünfte besitzen, oder ein Gewerbe erlernt haben, um deinen Zweck zu erreichen. Wenn arme Leute, wie wir, heiraten wollen, so ist das erste, woran sie denken müssen, ob sie auch zu leben haben. Aber ohne an deine niedere Abkunft, an deinen geringen Stand und deine Armut zu denken, willst du dich auf den höchsten Gipfel des Glücks schwingen und verlangst nichts Geringeres, als die Tochter deines Herrn und Gebieters, der nur ein Wort zu sagen braucht, um dich zu verderben und zu zermalmen. Ich will hier nicht erwähnen, was dich selbst betrifft, denn das mußt du in deinem Innern in Erwägung ziehen, wofern du nur halbwegs bei gutem Verstande bist. Ich will nur von dem sprechen, was mich angeht. Wie hat dir ein so seltsamer Gedanke in den Kopf kommen können, daß ich zum Sultan hingehen und ihm den Antrag machen soll, dir die Prinzessin, seine Tochter, zum Weibe zu geben? Gesetzt auch, ich hätte die Unverschämtheit, vor seine geheiligte Person zu treten, um eine so ungereimte Bitte vorzutragen, an wen müßte ich mich denn wenden, um nur vorgelassen zu werden? Glaubst du denn nicht, daß der erste, den ich anredete, mich als Närrin behandeln und mit Schmach und Schimpf fortjagen würde, wie ich es verdiente? Wenn wir aber auch annehmen, daß es keine Schwierigkeit gäbe, Audienz bei dem Sultan zu erhalten: denn ich weiß, daß man leicht zu ihm gelangen kann, wenn man um Gerechtigkeit bittet, und daß er sie seinen Untertanen gern gewährt, sobald sie ihn darum angehen; ich weiß auch, daß er mit Vergnügen eine Gnade bewilligt, um die man ihn bittet, sobald er sieht, daß man sie verdient hat und ihrer würdig ist: aber bist du denn in demselben Falle und glaubst du die Gnade verdient zu haben, die ich für dich erbitten soll? Bist du ihrer würdig? Was hast du für deinen Fürsten oder für dein Vaterland getan und wodurch hast du dich ausgezeichnet? Wenn du nun nichts geleistet hast, um eine so hohe Gnade zu verdienen, und auch im übrigen ihrer nicht würdig bist, mit welcher Stirn könnte ich dann darum bitten? Wie könnte ich auch nur den Mund öffnen, um dem Sultan diesen Vorschlag zu machen? Sein majestätisches Ansehen und der Glanz seines Hofes würden mir sogar den Mund verschließen, mir, die ich schon vor deinem Vater zitterte, wenn ich ihn nur um eine Kleinigkeit zu bitten hatte. Auch ein anderer Grund ist noch vorhanden, mein Sohn, den du nicht bedacht hast, nämlich, daß man vor unsern Sultanen, wenn man sie um etwas bitten will, nicht erscheinen darf, ohne ein Geschenk in der Hand zu haben. Welches Geschenk könntest du ihm denn bieten? Und wenn du auch etwas hättest, das der Beachtung eines so großen Monarchen im mindesten wert schiene, in welchem Verhältnis stände dann dein Geschenk mit der Bitte, die du an ihn tun willst? Geh in dich und bedenke, daß du nach etwas trachtest, das du unmöglich erreichen kannst.« Alaeddin hörte alles, was seine Mutter sagte, um ihn von seinem Plane abzubringen, mit großer Gemütsruhe an, und nachdem er ihre Vorstellungen Punkt für Punkt in Erwägung gezogen, nahm er endlich das Wort und sprach: »Ich gestehe, liebe Mutter, daß es eine große Verwegenheit von mir ist, so hoch hinauf zu wollen, und zugleich sehr unüberlegt, daß ich von dir, mit solcher Hitze und Hastigkeit verlange, du sollst beim Sultan für mich anhalten, ohne zuvor die geeigneten Maßregeln zu ergreifen, um dir Gehör und einen günstigen Empfang zu verschaffen. Verzeih mir diesmal. In der Hitze der Leidenschaft, die sich meiner bemeistert hat, darfst du dich nicht wundern, wenn ich nicht auf einmal alles, was mir die gesuchte Ruhe geben kann, ins Auge gefaßt habe. Ich liebe die Prinzessin Bedrulbudur weit mehr, als du dir denken kannst, ja ich bin ganz von Sinnen und beharre fest auf dem Entschlusse, sie zu heiraten. Ich bin darüber vollkommen mit mir einig und entschieden. Übrigens danke ich dir für die Eröffnung, die du mir soeben gemacht hast, denn ich betrachte sie als den ersten Schritt zu dem glücklichen Erfolg, den ich mir verspreche. »Du sagst mir, es sei nicht Brauch, ohne ein Geschenk in der Hand vor dem Sultan zu erscheinen, und ich hätte nichts, was seiner würdig wäre. Wenn du aber meinst, daß ich nichts besäße, was ihm überreicht werden könnte, so glaube ich doch, daß die Sachen, die ich aus der unterirdischen Höhle mitgebracht habe, dem Sultan gewiß viel Vergnügen machen würden. Ich spreche nämlich von den Steinen in den zwei Beuteln und im Gürtel, die wir beide anfangs für farbige Gläser hielten; jetzt sind mir die Augen aufgegangen, und ich sage dir, liebe Mutter, daß es Juwelen von unschätzbarem Werte sind, die nur großen Königen gebühren. In den Läden der Juweliere habe ich mich von ihrem Wert überzeugt und du kannst mir aufs Wort glauben: alle, die ich bei diesen Herren gesehen habe, halten mit den unsern durchaus keinen Vergleich aus, weder in Beziehung auf Größe, noch auf Schönheit, und doch verkaufen sie dieselben um ungeheure Summen. Wir können zwar allerdings den wahren Wert der unsrigen nicht angeben, aber dem mag sein wie ihm wolle, so viel verstehe ich doch, um überzeugt zu sein, daß das Geschenk dem Sultan die größte Freude machen muß. Du hast da eine ziemlich große Porzellanvase, die gerade dazu paßt; bring sie einmal her, und laß uns sehen, welche Wirkung sie haben, wenn wir sie nach ihren verschiedenen Farben ordnen.« Alaeddins Mutter brachte die Vase, und Alaeddin nahm die Edelsteine aus den beiden Beuteln heraus und legte sie in der besten Ordnung hinein. Die Wirkung, die sie durch die Mannigfaltigkeit ihrer Farben und ihren strahlenden Glanz beim hellen Tageslicht hatten, war so groß, daß Mutter und Sohn beinahe davon geblendet wurden und sich über die Maßen wunderten; denn sie hatten dieselben bisher nur beim Lampenschein betrachtet. Alaeddin zwar hatte sie auf den Bäumen gesehen, wo sie ihm als Früchte erschienen, die einen herrlichen Anblick gewährten; allein er war damals noch Kind gewesen und hatte diese Edelsteine nur als Spielzeug betrachtet. Nachdem sie die Schönheit des Geschenks eine Weile betrachtet hatten, nahm Alaeddin wieder das Wort und sagte: »Du hast jetzt keine Ausrede mehr, liebe Mutter, und kannst dich nicht damit entschuldigen, daß wir kein passendes Geschenk anzubieten hätten. Hier ist eines, wie mich dünkt, das dir gewiß einen recht freundlichen Empfang verschaffen wird.« Obwohl Alaeddins Mutter dieses Geschenk, ungeachtet seiner Schönheit und seines Glanzes, nicht für so wertvoll hielt, wie ihr Sohn, so dachte sie doch, es könne vielleicht angenommen werden, und sah ein, daß in dieser Beziehung nichts mehr einzuwenden war. Dagegen kam sie immer wieder auf Alaeddins Forderung zurück, und dies machte ihr viel Unruhe. »Mein Sohn,« sprach sie zu ihm, »ich begreife wohl, daß dein Geschenk Wirkung tun und Gnade in den Augen des Sultans finden wird; aber wenn ich dann deine Bitte vortragen soll, so fühle ich zum voraus, daß ich dazu keine Kraft haben und stumm bleiben werde. Auf diese Art wird nicht nur mein Gang vergeblich, sondern auch das Geschenk, das nach deiner Behauptung so außerordentlich kostbar ist, verloren sein, und ich werde mit Schmach abziehen müssen, um dir zu verkündigen, daß du dich in deiner Hoffnung getäuscht hast. Ich habe es dir schon einmal gesagt und du wirst sehen, daß es so kommt.« [Illustration] [Illustration] »Aber,« setzte sie hinzu, »gesetzt auch, ich könnte mir so viel Gewalt antun, mich nach deinem Wunsche zu fügen, und ich hätte Kraft genug, um eine solche Bitte zu wagen, wie du mir zumutest, so wird sich doch der Sultan ganz gewiß entweder über mich lustig machen und mich als eine Närrin nach Hause schicken, oder er wird in gerechten Zorn geraten, dessen Opfer unfehlbar wir beide sein werden.« Alaeddins Mutter führte noch mehrere solche Gründe an, um ihren Sohn auf andere Gedanken zu bringen; allein die Reize der Prinzessin Bedrulbudur hatten einen zu starken Eindruck auf sein Herz gemacht, als daß er sich von seinem Plane hätte abbringen lassen. Alaeddin beharrte also auf seiner Bitte, und teils aus Zärtlichkeit, teils aus Furcht, er möchte irgend einen tollen Streich machen, überwand seine Mutter ihre Abneigung und verstand sich endlich dazu, ihm zu willfahren. Da es schon spät und die Zeit, in den Palast zu gehen und vor den Sultan zu treten, an diesem Tage bereits vorüber war, so wurde die Sache auf den folgenden Tag verschoben. »Mein Sohn,« sagte die Mutter, »wenn mich der Sultan so günstig aufnimmt, wie ich es aus Liebe zu dir wünsche, wenn er auch den Vorschlag ruhig anhört, aber sich dann einfallen läßt, nach deinem Vermögen und Stande zu fragen – sage mir, was soll ich ihm dann antworten?« »Liebe Mutter,« antwortete Alaeddin, »wir wollen uns nicht zum voraus über eine Sache bekümmern, die vielleicht gar nicht vorkommen wird. Wir müssen jetzt abwarten, wie der Sultan dich empfängt und was für eine Antwort er dir gibt. Wenn er dann wirklich über das, was du sagst, Auskunft haben will, so werde ich mich schon auf eine Antwort besinnen, und ich glaube zuversichtlich, daß die Lampe, die uns schon seit einigen Jahren ernährt, mich in der Not nicht verlassen wird.« Alaeddins Mutter wußte hierauf nichts zu erwidern, denn sie dachte, daß die Lampe, von der er sprach, auch noch weit größere Wunder bewirken könnte, als nur ihren Lebensunterhalt zu verschaffen. Dies beruhigte sie. Alaeddin sagte zu ihr: »Jedenfalls, liebe Mutter, halte die Sache geheim; davon hängt der ganze glückliche Erfolg ab, den wir erwarten können.« Hierauf trennten sie sich, um zu Bett zu gehen; allein die heftige Liebe und die großartigen, unermeßlichen Glückspläne, die Alaeddins Gemüt erfüllten, ließen ihn keine Ruhe finden. Er stand vor Tagesanbruch auf, weckte sogleich seine Mutter und bestürmte sie, sie solle sich aufs schleunigste ankleiden, an das Tor des königlichen Palastes gehen und, sowie es geöffnet würde, zugleich mit dem Großvezier, den untergeordneten Vezieren und den übrigen Staatsbeamten eintreten, die sich zur Sitzung des Divans begäben, welcher der Sultan immer persönlich beiwohnte. Alaeddins Mutter tat alles, was ihr Sohn wünschte. Sie nahm die mit Edelsteinen gefüllte Porzellanvase und hüllte sie in doppelte Leinwand, zuerst in sehr feine und schneeweiße, sodann in minder feine, welche letztere sie an den vier Zipfeln zusammenband, um die Sache bequemer tragen zu können. Endlich ging sie zur Freude Alaeddins fort und nahm ihren Weg nach dem Palaste des Sultans. Der Großvezier nebst den übrigen Vezieren und die angesehensten Herren vom Hofe waren bereits hineingegangen, als sie ans Tor kam. Die Zahl der Wartenden war sehr groß. Man öffnete und sie ging mit ihnen in den Divan. Dies war ein über die Maßen schöner, tiefer und geräumiger Saal und hatte einen großen, prächtigen Eingang; sie stellte sich so, daß sie den Sultan gerade gegenüber, den Großvezier aber und die übrigen Herren, die im Rate saßen, rechts und links hatte. Man rief die verschiedenen Parteien eine nach der andern vor, in der Ordnung, wie sie ihre Bittschriften eingereicht hatten, und ihre Angelegenheiten wurden vorgetragen, verhandelt und entschieden, bis zur Stunde, wo der Divan wie gewöhnlich geschlossen wurde. Dann stand der Sultan auf, entließ die Versammlung und ging in sein Zimmer zurück, wohin ihm der Großvezier folgte. Die übrigen Veziere und Mitglieder des Staatsrats begaben sich nach Hause; ebenso die, welche wegen Privatangelegenheiten erschienen waren; die einen vergnügt, daß sie ihren Prozeß gewonnen hatten, die andern unzufrieden, weil gegen sie entschieden worden war, und noch andere in der Hoffnung, daß ihre Sache in einer andern Sitzung vorkommen werde. Als Alaeddins Mutter sah, daß der Sultan aufstand und fortging, schloß sie daraus, daß er an diesem Tage nicht wieder erscheinen werde, und ging, wie die andern alle, nach Hause. Alaeddin, der sie mit dem für den Sultan bestimmten Geschenk zurückkommen sah, wußte anfangs nicht, was er von dem Erfolg seiner Sendung denken sollte. Er fürchtete eine schlimme Botschaft und hatte kaum Kraft genug, den Mund zu öffnen und sie zu fragen, welche Nachricht sie bringe. Die gute Frau, die nie einen Fuß in den Palast des Sultans gesetzt und keine Ahnung von dem hatte, was dort Brauch war, machte der Verlegenheit ihres Sohnes ein Ende, indem sie mit vieler Treuherzigkeit und Aufrichtigkeit also zu ihm sprach: »Mein Sohn, ich habe den Sultan gesehen und bin fest überzeugt, daß er mich ebenfalls gesehen hat. Ich stand gerade vor ihm und niemand hinderte mich, ihn zu sehen, allein er war zu sehr mit denen beschäftigt, die zu seiner Rechten und Linken saßen, daß ich Mitleiden mit ihm hatte, als ich die Mühe und Geduld sah, womit er sie anhörte. Dies dauerte so lange, daß er, glaube ich, zuletzt Langeweile bekam, denn er stand auf einmal ganz unerwartet auf und ging schnell weg, ohne eine Menge anderer Leute anzuhören, die noch mit ihm sprechen wollten. Ich war sehr froh darüber, denn ich fing wirklich an, die Geduld zu verlieren und war von dem langen Stehen außerordentlich müde. Indes ist noch nichts verdorben; ich werde morgen wieder zu ihm gehen, der Sultan ist vielleicht dann nicht so beschäftigt.« So heftig auch das Feuer der Liebe in Alaeddins Busen brannte, so mußte er sich doch mit dieser Entschuldigung zufrieden geben und mit Geduld waffnen. Er hatte wenigstens die Genugtuung, zu sehen, daß seine Mutter bereits den schwersten Schritt getan und den Anblick des Sultans ausgehalten hatte, und so konnte er hoffen, daß sie, wie die andern, die in ihrer Gegenwart mit ihm gesprochen hatten, nicht anstehen werde, sich ihres Auftrages zu entledigen, sobald der günstige Augenblick zum Sprechen komme. Am andern Morgen ging Alaeddins Mutter wieder ebenso frühe mit ihrem Geschenk nach dem Palast des Sultans, allein sie machte diesen Gang vergeblich, denn sie fand die Türe des Divans verschlossen und erfuhr, daß nur alle zwei Tage Sitzung sei und sie also am folgenden Tage wieder kommen müsse. Sie kehrte nun um und brachte diese Nachricht ihrem Sohne, der somit aufs neue Geduld fassen mußte. Noch sechsmal hintereinander ging sie an den bestimmten Tagen in den Palast, aber immer mit ebensowenig Erfolg, und vielleicht wäre sie noch hundertmal vergebens gelaufen, wenn nicht der Sultan, der sie bei jeder Sitzung gegenüber von sich sah, endlich aufmerksam auf sie geworden wäre. An diesem Tage endlich sagte der Sultan, als er nach aufgehobener Sitzung in seine Gemächer zurückgekehrt war, zu seinem Großvezier: »Schon seit einiger Zeit bemerke ich eine gewisse Frau, die regelmäßig jeden Tag, wo ich Sitzung halte, kommt und etwas in Leinwand eingehüllt in der Hand hat. Sie bleibt vom Anfang bis zu Ende der Sitzung stehen, und zwar immer gerade mir gegenüber. Weißt du wohl, was ihr Begehr ist?« Der Großvezier, der es so wenig wußte, als der Sultan, wollte gleichwohl keine Antwort schuldig bleiben. »Herr,« sagte er, »es ist dir wohl bekannt, daß die Frauen oft über geringfügige Sachen Klage führen. Diese da kommt offenbar, um sich bei dir zu beschweren, daß man vielleicht schlechtes Mehl an sie verkauft oder ihr sonst Unrecht zugefügt hat, das von eben so wenig Belang ist.« Der Sultan war mit dieser Antwort nicht zufrieden und sagte: »Wenn diese Frau bei der nächsten Sitzung wieder erscheint, so vergiß nicht, sie rufen zu lassen, auf daß ich sie höre.« Der Großvezier küßte seine Hand und legte sie auf seinen Kopf, zum Zeichen, daß er bereit sei, ihn sich abschlagen zu lassen, wenn er diesen Befehl nicht erfüllte. Alaeddins Mutter war schon so sehr daran gewöhnt, im Divan vor dem Sultan zu erscheinen, daß sie ihre Mühe für nichts achtete, wofern sie nur ihrem Sohne zeigen konnte, wie sehr sie sich’s angelegen sein ließ, für ihn alles zu tun, was in ihren Kräften stand. Sie ging also am Sitzungstag wieder nach dem Palast und stellte sich wie gewöhnlich am Eingang des Divans dem Sultan gegenüber. Der Großvezier hatte seinen Vortrag noch nicht begonnen, als der Sultan Alaeddins Mutter bemerkte. Diese lange Geduld, die er selbst mit angesehen, rührte ihn. »Damit du es nicht vergissest,« sagte er zum Großvezier, »dort steht wieder die Frau, von der ich dir neulich gesagt habe: laß sie hierhertreten, dann wollen wir sie zuerst anhören und ihre Angelegenheit ins reine bringen.« Sogleich zeigte der Großvezier die Frau dem Obersten der Türsteher, der zu seinen Befehlen bereit stand, und hieß ihn sie näher heranführen. Der Oberste der Türsteher kam zu Alaeddins Mutter und gab ihr ein Zeichen; sie folgte ihm bis an den Fuß des königlichen Thrones, wo er sie verließ, um sich wieder an seinen Platz neben dem Großvezier zu stellen. Alaeddins Mutter befolgte das Beispiel der andern, die sie mit dem Sultan sprechen gesehen hatte: sie warf sich zu Boden, berührte mit ihrer Stirne den Teppich, der die Stufen des Thrones bedeckte, und blieb in dieser Stellung, bis der Sultan ihr befahl, aufzustehen. Als sie aufgestanden war, sprach er zu ihr: »Gute Frau, ich sehe dich schon lange Zeit in meinen Divan kommen und von Anfang bis zu Ende am Eingange stehen. Welche Angelegenheit führt dich hierher?« Alaeddins Mutter warf sich, als sie diese Worte hörte, zum zweiten Male zu Boden, und nachdem sie aufgestanden war, sagte sie: »Erhabenster aller Könige der Welt, bevor ich dir die außerordentliche und fast unglaubliche Sache erzähle, die mich vor deinen hohen Thron führt, bitte ich dich, mir die Kühnheit des Anliegens zu verzeihen, das ich dir vortragen will. Es ist so ungewöhnlich, daß ich zittere und bebe, und große Scheu trage, es meinem Sultan vorzubringen.« Um ihr volle Freiheit zu geben, befahl der Sultan allen Anwesenden, sich aus dem Divan zu entfernen und ihn mit dem Großvezier allein zu lassen; dann sagte er zu ihr, sie könne ohne Furcht sprechen. Alaeddins Mutter begnügte sich nicht mit der Güte des Sultans, der ihr die Verlegenheit, vor der ganzen Versammlung sprechen zu müssen, erspart hatte; sie wollte sich auch noch vor seinem Zorn sicher stellen, den sie bei einem so seltsamen Antrag fürchten mußte. »Großer König,« sagte sie, aufs neue das Wort ergreifend, »ich wage auch noch dich zu bitten, daß du mir, im Fall du mein Gesuch im mindesten anstößig oder beleidigend finden solltest, zum voraus deine Verzeihung und Gnade zusicherst.« – »Was es auch sein mag,« erwiderte der Sultan, »ich verzeihe es dir schon jetzt, und es soll dir nicht das geringste Leid zustoßen. Sprich ohne Scheu!« Nachdem Alaeddins Mutter alle diese Vorsichtsmaßregeln ergriffen hatte, weil sie den ganzen Zorn des Sultans für ihren kühnen Antrag fürchtete, erzählte sie ihm treuherzig, bei welcher Gelegenheit Alaeddin die Prinzessin Bedrulbudur gesehen, welche heftige Liebe ihm dieser unglückselige Augenblick eingeflößt, welche Erklärungen er ihr darüber gemacht und wie sie ihm alles vorgestellt habe, um ihn von einer Leidenschaft abzubringen, die sowohl für den König, als für seine Tochter im höchsten Grade beleidigend sei. »Aber,« fuhr sie fort, »statt diese Ermahnungen zu beherzigen, und die Frechheit seines Verlangens einzusehen, beharrte mein Sohn unerschütterlich dabei und drohte mir sogar, wenn ich mich weigern würde, zu dir zu gehen und für ihn um die Prinzessin anzuhalten. Gleichwohl hat es mich sehr große Überwindung gekostet, bis ich ihm diesen Gefallen erwies, und ich bitte dich noch einmal, großer König, daß du nicht allein mir, sondern auch meinem Sohne Alaeddin verzeihen mögest, der den verwegenen Gedanken gehabt hat, nach einer so hohen Verbindung zu trachten.« Der Sultan hörte den ganzen Vortrag mit vieler Milde und Güte an, ohne im mindesten Zorn und Unwillen zu verraten, oder auch nur die Sache spöttisch aufzunehmen. Ehe er aber der guten Frau antwortete, fragte er sie, was sie denn in ihrem leinenen Tuche eingehüllt habe. Sogleich nahm sie die porzellanene Vase, stellte sie an den Fuß des Thrones, und nachdem sie sich niedergeworfen, enthüllte sie dieselbe und überreichte sie dem Sultan. Es ist unmöglich, die Überraschung und das Erstaunen des Sultans zu beschreiben, als er in dieser Vase so viele ansehnliche, kostbare, vollkommene und glänzende Edelsteine erblickte, und zwar alle von einer Größe, dergleichen er niemals gesehen hatte. Seine Verwunderung war so groß, daß er eine Weile ganz unbeweglich dasaß. Endlich, als er sich wieder gesammelt hatte, empfing er das Geschenk aus den Händen der Frau und rief außer sich vor Freude: »Ei, wie schön, wie herrlich!« Nachdem er die Edelsteine alle einen nach dem andern in die Hand genommen, bewundert und nach ihren hervorstechendsten Eigenschaften gepriesen hatte, wandte er sich zu seinem Großvezier, zeigte ihm die Vase und sagte zu ihm: »Sieh einmal an und du wirst gestehen müssen, daß man auf der ganzen Welt nichts Kostbareres und Vollkommeneres finden kann.« Der Vezier war ebenfalls ganz bezaubert. »Je nun,« fuhr der Sultan fort, »was sagst du von diesem Geschenke? Ist es der Prinzessin, meiner Tochter, nicht würdig, und kann ich sie um diesen Preis nicht dem Manne geben, der um sie anhalten läßt?« Diese Worte versetzten den Großvezier in peinliche Unruhe. Der Sultan hatte ihm nämlich vor einiger Zeit zu verstehen gegeben, daß er die Prinzessin seinem Sohne zu geben gedenke. Nun aber fürchtete er, und nicht ohne Grund, der Sultan möchte durch dieses reiche und außerordentliche Geschenk geblendet, sich anders entschließen. Er näherte sich ihm daher und flüsterte ihm ins Ohr: »Herr, ich muß gestehen, daß das Geschenk der Prinzessin würdig ist. Allein ich bitte dich, mir drei Monate Frist zu gönnen, bevor du dich entscheidest. Ich hoffe, daß mein Sohn, auf den du früher deine Augen zu werfen geruhtest, noch vor dieser Zeit ihr ein weit kostbareres Geschenk machen kann, als dieser Alaeddin, den du gar nicht kennst.« So sehr nun auch der Sultan überzeugt war, daß der Großvezier unmöglich seinen Sohn in den Stand setzen konnte, der Prinzessin ein Geschenk von gleichem Werte zu machen, so hörte er dennoch auf ihn und bewilligte ihm diesen Wunsch. Er wandte sich also zu Alaeddins Mutter und sagte zu ihr: »Geh nach Hause, gute Frau, und melde deinem Sohn, daß ich den Vorschlag, den du mir in seinem Namen gemacht hast, genehmige, daß ich aber die Prinzessin, meine Tochter, unmöglich verheiraten kann, bis ich ihr eine Ausstattung besorgt habe, die erst in drei Monaten fertig wird. Komm also um diese Zeit wieder.« Alaeddins Mutter ging mit um so größerer Freude nach Hause, als sie es im Anfang wegen ihres Standes für unmöglich gehalten hatte, Zutritt beim Sultan zu erlangen, und nun war ihr statt einer beschämenden abschlägigen Antwort, die sie erwarten mußte, ein so günstiger Bescheid zuteil geworden. Als Alaeddin seine Mutter zurückkommen sah, schloß er aus zwei Sachen auf eine gute Botschaft: erstens, weil sie früher als gewöhnlich kam, und zweitens, weil ihr Gesicht vor Freude glänzte. »Ach, meine Mutter!« rief er ihr entgegen, »darf ich hoffen oder soll ich aus Verzweiflung sterben?« Sie legte ihren Schleier ab, setzte sich neben ihn und sagte dann zu ihm: »Lieber Sohn, um dich nicht lange in Ungewißheit zu lassen, will ich dir gleich zum voraus sagen, daß du nicht ans Sterben zu denken brauchst, sondern im Gegenteil alle Ursache hast, gutes Mutes zu sein.« Hierauf erzählte sie ihm, wie sie vor allen andern Zutritt erhalten, und welche günstige Antwort sie aus des Sultans eigenem Munde erhalten habe. Sie fügte hinzu: aus dem ganzen Benehmen des Sultans habe sie entnehmen können, daß das Geschenk einen überaus mächtigen Eindruck auf sein Gemüt gemacht und ihn zu dieser huldreichen Antwort bestimmt habe. Als Alaeddin diese Nachricht hörte, hielt er sich für den glücklichsten aller Sterblichen. Er dankte seiner Mutter für die viele Mühe, und obwohl ihm bei seinem ungeduldigen Verlangen nach dem Gegenstande seiner Liebe drei Monate entsetzlich lang erschienen, so nahm er sich doch vor, mit Geduld zu warten und auf das Wort des Sultans zu bauen, das er für unverbrüchlich hielt. Indes zählte er in Erwartung des ersehnten Zieles nicht bloß Wochen, Tage und Stunden, sondern selbst Minuten, und es waren ungefähr zwei Monate verflossen, als seine Mutter eines Abends die Lampe anzünden wollte und merkte, daß kein Öl mehr im Hause war. Sie ging aus, um welches zu kaufen, und als sie in die Stadt hinein kam, fand sie, daß alles festlich geschmückt war. Die Kaufläden waren geöffnet, man schmückte sie mit Blumenkränzen und machte Anstalt zu festlichen Beleuchtungen, wobei es jeder dem andern an Pracht und Glanz zuvorzutun suchte, um seinen Eifer an den Tag zu legen. Auf allen Gesichtern strahlte Freude und Fröhlichkeit, sogar die Straßen waren mit Hofbeamten in Festkleidern angefüllt, die auf reichgeschmückten Pferden saßen und von einer großen Menge Bedienten zu Fuß umgeben waren. Sie fragte den Kaufmann, bei dem sie ihr Öl kaufte, was dies alles zu bedeuten habe. »Woher kommst denn du, liebe Frau?« gab ihr dieser zur Antwort; »weißt du allein nicht, daß der Sohn des Großveziers heute abend die Prinzessin Bedrulbudur, Tochter des Sultans, heiratet? Sie wird bald aus dem Bade kommen und die vornehmen Herren, die du hier siehst, haben sich versammelt, um sie nach dem Palast zu geleiten, wo die Feierlichkeit vor sich gehen soll.« Alaeddins Mutter wollte nichts mehr hören. Sie lief so eilig nach Hause, daß sie fast atemlos ankam. »Ach!« rief sie ihrem Sohne, der auf nichts weniger, als auf eine solche unangenehme Nachricht gefaßt war, entgegen, »für dich ist alles verloren. Du zähltest auf das schöne Versprechen des Sultans, aber es wird nichts daraus.« Alaeddin erschrak über die Maßen und antwortete: »Liebe Mutter, warum sollte mir denn der Sultan sein Versprechen nicht halten? woher weißt du das?« – »Heute abend noch,« versetzte die Mutter, »heiratet der Sohn des Großveziers die Prinzessin Bedrulbudur im Palaste.« Sie erzählte ihm hierauf, wie sie es erfahren hatte, und teilte ihm so genau die einzelnen Umstände mit, daß er nicht mehr daran zweifeln konnte. Bei dieser Nachricht war Alaeddin wie vom Blitze getroffen. Jeder andere als er wäre seinem Kummer erlegen, aber eine geheime Eifersucht weckte die Tätigkeit seines Geistes bald wieder. Er gedachte jetzt der Lampe, die ihm bisher so nützlich gewesen, und ohne mit leeren Worten gegen den Sultan, den Großvezier oder den Sohn dieses Ministers zu eifern, sagte er bloß: »Liebe Mutter, der Sohn des Großveziers ist heute nacht vielleicht nicht so glücklich, als er hofft. Ich will einen Augenblick auf mein Zimmer gehen, bereite du indes das Abendessen.« Alaeddins Mutter begriff wohl, daß ihr Sohn von der Lampe Gebrauch machen wollte, um die Heirat des Sohnes des Großveziers womöglich zu hintertreiben, und sie täuschte sich nicht. Alaeddin nahm, sobald er in seinem Zimmer war, die Wunderlampe, die er seit der Erscheinung des Geistes, der seiner Mutter so großen Schrecken eingejagt, hierher gebracht hatte, und rieb sie an derselben Stelle, wie früher. Alsbald erschien der Geist und sprach zu ihm: »Was willst du? ich bin bereit dir zu gehorchen als dein Sklave und als Sklave aller derer, die die Lampe in der Hand haben, sowohl ich als alle andern Sklaven der Lampe.« – »Höre,« sagte Alaeddin, »du hast mir bisher zu essen gebracht, so oft ich dessen bedurfte, jetzt aber habe ich dir einen Auftrag von weit höherem Belang zu erteilen. Ich habe bei dem Sultan um die Prinzessin Bedrulbudur anhalten lassen. Er hat sie mir versprochen und nur einen Aufschub von drei Monaten verlangt. Statt aber sein Wort zu halten, vermählt er sie heute abend noch vor Ablauf der Frist mit dem Sohne des Großveziers. Ich habe es soeben erfahren und die Sache ist ganz gewiß. Nun verlange ich von dir, daß du Bräutigam und Braut, sobald sie sich zu Bette gelegt haben, wegtragest und alle beide in ihrem Bette hierher bringst.« – »Mein Gebieter,« antwortete der Geist, »ich werde dir gehorchen. Hast du sonst noch etwas zu befehlen?« – »Für den Augenblick nichts,« erwiderte Alaeddin und der Geist verschwand. Alaeddin ging wieder zu seiner Mutter zurück und speiste so ruhig, wie sonst, mit ihr zu Abend. Nach dem Essen sprach er eine Weile mit ihr über die Vermählung der Prinzessin, wie über eine Sache, die ihn garnicht bekümmerte. Sodann ging er auf sein Zimmer zurück, damit seine Mutter ungestört zu Bett gehen konnte. Er selbst legte sich indessen nicht nieder, sondern erwartete die Rückkunft des Geistes und die Vollziehung seines Befehles. Indessen waren im Palast des Sultans mit ungeheurer Pracht alle Anstalten zur Vermählungsfeier der Prinzessin getroffen worden, und die Festlichkeiten und Lustbarkeiten dauerten bis in die Nacht. Als alles vorüber war, entfernte sich der Sohn des Großveziers unbemerkt auf ein Zeichen, das ihm der Oberste von den Verschnittenen der Prinzessin gab, der ihn auch nach der Wohnung der Prinzessin und in das Gemach führte, wo das Brautbett bereitet war. Er legte sich zuerst nieder. Bald darauf brachte die Sultanin in Begleitung ihrer Frauen und der Frauen ihrer Tochter die Braut herein. Nach der Sitte aller Neuvermählten sträubte sie sich heftig. Die Sultanin half sie auskleiden, legte sie wie mit Gewalt ins Bett, umarmte sie, wünschte ihr eine gute Nacht und entfernte sich dann mit allen ihren Frauen. Die letzte, die hinausging, schloß die Türe hinter sich zu. Kaum war die Türe verschlossen, als der Geist, ein treuer Sklave der Lampe und pünktlicher Vollzieher aller Befehle ihrer Besitzer, ohne dem jungen Gatten Zeit zu lassen, seine Neuvermählte auch nur ein wenig zu liebkosen, zum großen Erstaunen beider das Bett, worin sie lagen, nahm und in einem Augenblick in Alaeddins Zimmer trug. Alaeddin, der diesen Augenblick voll Ungeduld erwartet hatte, duldete nicht, daß der Sohn des Großveziers bei der Prinzessin liegen blieb. »Nimm diesen jungen Ehemann,« sagte er zu dem Geist, »sperre ihn ins heimliche Gemach, und komm morgen früh etwas vor Tagesanbruch wieder.« Sogleich nahm der Geist den Sohn des Großveziers im bloßen Hemd aus dem Bett, brachte ihn an den bezeichneten Ort und ließ ihn daselbst, nachdem er einen Dunst auf ihn gehaucht hatte, den er vom Wirbel bis zur Zehe spürte, und der ihn hinderte, sich von der Stelle zu rühren. So groß nun auch Alaeddins Liebe zur Prinzessin Bedrulbudur war, so führte er doch, sobald er sich mit ihr allein sah, keine langen Reden, sondern sagte bloß in sehr zärtlichem Tone zu ihr: »Fürchte nichts, geliebte Prinzessin; du bist hier in Sicherheit, und so gewaltig auch die Liebe ist, die ich für deine Schönheit und deine Reize empfinde, so werde ich doch nie die Schranken der tiefen Ehrfurcht überschreiten, welche ich dir schulde. Wenn ich,« fügte er hinzu, »gezwungen worden bin, zu diesen äußersten Maßregeln zu greifen, so geschah dies nicht in der Absicht, dich zu beleidigen, sondern ich wollte nur einen ungerechten Nebenbuhler verhindern, dem Versprechen, das der Sultan, dein Vater, mir gegeben, zuwider dich in Besitz zu nehmen.« Die Prinzessin, die von all diesen Umständen nichts wußte, achtete nicht sehr auf Alaeddins Worte und vermochte ihm nichts zu erwidern. Der Schrecken und das Erstaunen über dieses überraschende und unerwartete Abenteuer hatte sie in einen solchen Zustand versetzt, daß Alaeddin ihr kein einziges Wort entlocken konnte. Alaeddin ließ es indes nicht dabei bewenden; er entkleidete sich und legte sich an die Stelle des Sohnes des Großveziers, indem er der Prinzessin den Rücken kehrte, zugleich aber die Vorsicht gebrauchte, einen Säbel zwischen die Prinzessin und sich zu legen, zum Zeichen, daß er damit bestraft zu werden verdiente, wenn er sich gegen ihre Ehre vergehen sollte. Alaeddin war damit zufrieden, seinen Nebenbuhler des Glücks beraubt zu haben, das er in dieser Nacht zu genießen hoffte, und schlief ganz ruhig. Anders die Prinzessin Bedrulbudur: sie hatte in ihrem Leben noch keine so verdrießliche und unangenehme Nacht zugebracht, und wenn man den Ort und den Zustand bedenkt, in dem der Geist den Sohn des Großveziers verlassen hatte, so wird man sich leicht denken können, daß sie für den jungen Ehemann noch viel betrübter war. Am andern Morgen brauchte Alaeddin nicht erst die Lampe zu reiben, um den Geist herbeizurufen. Er kam zur bezeichneten Stunde wieder und sagte zu Alaeddin, während dieser sich ankleidete: »Hier bin ich, was hast du mir zu befehlen?« – »Geh,« antwortete Alaeddin, »hole den Sohn des Großveziers, lege ihn wieder in dies Bett und trage ihn nach dem Palast des Sultans an denselben Ort zurück, wo du ihn genommen hast.« Der Geist löste den Sohn des Großveziers von seinem Posten ab und Alaeddin nahm, als er zurückkam, seinen Säbel wieder. Jener legte den jungen Ehemann neben die Prinzessin und trug das Brautbett in einem Augenblick nach demselben Gemach des königlichen Palastes zurück, wo er es geholt hatte. Zu bemerken ist noch, daß der Geist weder von der Prinzessin noch dem Sohne des Großveziers gesehen wurde; seine abscheuliche Gestalt hätte sie leicht vor Schrecken töten können. Ebensowenig hörten sie die Gespräche zwischen Alaeddin und ihm, sondern bemerkten bloß die Bewegungen des Bettes und ihre Versetzung von einem Ort an einen andern; dies allein konnte ihnen schon genug Schrecken einjagen, wie sich leicht denken läßt. Kaum hatte der Geist das Brautbett wieder an seinen Ort gestellt, als der Sultan, der gern erfahren hätte, wie die Prinzessin, seine Tochter, ihre Hochzeitsnacht zugebracht, ins Zimmer trat, um ihr guten Morgen zu wünschen. Der Sohn des Großveziers, der die ganze Nacht in der Kälte hatte stehen müssen und noch keine Zeit gehabt hatte, sich zu erwärmen, stand, als die Türe geöffnet wurde, sogleich auf und ging in das Vorzimmer, wo er sich den Abend zuvor entkleidet hatte. Der Sultan näherte sich dem Bett der Prinzessin, küßte sie der Sitte gemäß zwischen die Augen, wünschte ihr guten Morgen und fragte sie lächelnd, wie sie sich diese Nacht befunden habe? Als er sie aber aufmerksamer betrachtete, fand er sie zu seinem großen Erstaunen in tiefe Schwermut versenkt; auch wurde sie weder rot, noch gab sie sonst ein Zeichen, das seine Neugierde hätte befriedigen können. Sie warf ihm bloß einen sehr traurigen Blick zu, der große Betrübnis oder großes Mißvergnügen verriet. Er sprach noch einige Worte zu ihr; da er aber sah, daß er ihr keine Antwort entlocken konnte, so glaubte er, sie tue dies aus Schamhaftigkeit, und entfernte sich. Gleichwohl stieg die Vermutung in ihm auf, dieses Stillschweigen müsse einen ganz absonderlichen Grund haben; deswegen ging er sogleich nach den Gemächern der Sultanin und erzählte ihr, in welchem Zustande er die Prinzessin gefunden und wie sie ihn empfangen habe. »Herr,« gab die Sultanin zur Antwort, »du mußt dich darüber nicht wundern; am Morgen nach der Hochzeitsnacht zeigen alle Neuvermählten solche Zurückhaltung. In zwei oder drei Tagen wird dies anders sein. Ich will nun selbst zu ihr gehen,« fügte sie hinzu, »und ich müßte mich sehr täuschen, wenn sie mich ebenso empfinge.« Als die Sultanin angekleidet war, begab sie sich nach den Zimmern der Prinzessin, die noch zu Bette lag. Sie näherte sich ihr, küßte sie und wünschte ihr einen guten Morgen; aber wie groß war ihr Erstaunen, als sie nicht nur keine Antwort von ihr erhielt, sondern auch bei näherer Betrachtung tiefe Niedergeschlagenheit an ihr bemerkte, woraus sie schloß, es müsse ihr etwas begegnet sein, das sie nicht erraten konnte. »Liebe Tochter,« sagte die Sultanin zu ihr, »woher kommt es denn, daß du alle meine Liebkosungen so schlecht erwiderst? Vor deiner Mutter brauchst du doch keine solchen Umstände zu machen. Gestehe mir offen und frei, was dir begegnet ist, und lasse mich nicht so lange in dieser peinlichen Unruhe.« Die Prinzessin Bedrulbudur unterbrach endlich das Schweigen mit einem tiefen Seufzer. »Ach, meine sehr verehrte Mutter,« rief sie, »verzeihe mir, wenn ich es an der schuldigen Ehrfurcht fehlen ließ. Es sind mir heute nacht so außerordentliche Sachen zugestoßen, daß ich mich von meinem Staunen und meinem Schrecken noch nicht erholt habe, ja kaum mich selbst wiedererkenne.« Sie schilderte hierauf mit den lebhaftesten Farben, was ihr begegnet. Die Sultanin hörte alles, was die Prinzessin ihr erzählte, sehr ruhig an, wollte es aber nicht glauben. »Liebe Tochter,« sprach sie zu ihr, »du hast wohl daran getan, daß du dem Sultan, deinem Vater, nichts davon gesagt hast. Hüte dich ja, gegen jemand etwas verlauten zu lassen; man würde dich für eine Närrin halten, wenn man dich so sprechen hörte.« – »Verehrungswürdige Mutter,« antwortete die Prinzessin, »ich versichere dir, daß ich bei Verstande bin. Frage nur meinen Gemahl, er wird dir dasselbe sagen.« – »Ich werde mich bei ihm erkundigen,« antwortete die Sultanin, »aber wenn er auch gerade so spräche, wie du, so vermöchte mich dies immer noch nicht zu überzeugen. Steh nur auf und schlag dir diese Gedanken aus dem Kopf.« Zugleich rief die Sultanin die Frauen der Prinzessin, und als sie sah, daß sie aufgestanden war und sich zu schmücken begann, begab sie sich nach den Zimmern des Sultans und sagte ihm, es sei ihrer Tochter wirklich etwas durch den Kopf gegangen, was aber von keinem Belang sei. Dann ließ sie den Sohn des Großveziers rufen, um von ihm nähere Aufschlüsse über die Erzählung der Prinzessin zu erhalten; dieser aber, der sich durch die Verwandtschaft mit dem Sultan sehr geehrt fühlte, hatte sich vorgenommen, die Sache zu verheimlichen. »Mein lieber Sohn,« sagte die Sultanin zu ihm, »sag mir doch, hast du dir dieselbe Einbildung in den Kopf gesetzt, wie deine Frau?« – »Herrin,« antwortete der Sohn des Großveziers, »dürfte ich wohl um Erklärung bitten, was deine Frage besagen soll?« – »Ich bin schon zufrieden,« antwortete die Sultanin, »und verlange nicht mehr zu wissen; du bist gescheiter als sie.« Die Lustbarkeiten im Palast dauerten den ganzen Tag fort, und die Sultanin, die der Prinzessin nicht von der Seite kam, unterließ nichts, um sie zur Fröhlichkeit und zur Teilnahme an den Vergnügungen und ergötzlichen Schauspielen zu stimmen, die ihr zu Ehren veranstaltet wurden; allein das Begebnis der vorigen Nacht hatte einen solch gewaltigen Eindruck auf sie gemacht, daß sie für nichts anderes Sinn hatte und immer damit beschäftigt war. Der Sohn des Großveziers fühlte sich durch diese schlimme Nacht ebenfalls sehr geschwächt, allein er setzte seinen Ehrgeiz darein, niemand etwas davon merken zu lassen, und wenn man ihn sah, mußte man glauben, er sei ein sehr glücklicher Ehemann. Alaeddin, der von allem, was im Palast vorging, wohl unterrichtet war, zweifelte nicht, daß die Neuvermählten, trotz ihres verdrießlichen Abenteuers in der ersten Nacht, sich abermals miteinander zu Bette begeben würden, und hatte keine Lust, sie in Ruhe zu lassen. Sobald die Nacht ein wenig vorgerückt war, rieb er seine Lampe; der Geist erschien und bot ihm mit denselben Worten, wie früher, seine Dienste an. »Der Sohn des Großveziers und die Prinzessin Bedrulbudur,« sagte Alaeddin zu ihm, »wollen heute nacht wieder beisammen schlafen. Gehe hin, und sobald sie sich niedergelegt haben, bring mir das Bett hierher, wie gestern.« Der Geist bediente Alaeddin ebenso treu und pünktlich, wie das erstemal. Der Sohn des Großveziers brachte die Nacht wieder so kalt und so unangenehm zu, wie die Brautnacht, und die Prinzessin mußte zu ihrem Verdruß Alaeddin wieder als Bettgenossen annehmen, der auch diesmal zwischen sie und sich den Säbel legte. Der Geist kam, dem Befehle Alaeddins zufolge, morgens wieder, legte den Ehemann zu seiner Frau, nahm sodann das Bett mit den Neuvermählten und trug es wieder in das Zimmer des Palastes, wo er es geholt hatte. Der Sultan, der nach dem Empfang, welchen er am vorigen Morgen bei der Prinzessin Bedrulbudur gefunden, sehr neugierig war, wie sie die zweite Nacht zugebracht habe, und ob sie ihn abermals so schlecht empfangen würde, begab sich wieder ebenso früh in ihr Zimmer, um sich davon zu unterrichten. Der Sohn des Großveziers, der sich über sein Unglück in dieser Nacht noch mehr schämte und ärgerte, als das erstemal, hörte ihn kaum kommen, als er eilig aufstand und in das Ankleidezimmer stürzte. Der Sultan näherte sich dem Bett der Prinzessin, wünschte ihr guten Morgen und sagte dann nach denselben Liebkosungen wie am vorigen Tage: »Nun, meine liebe Tochter, bist du diesen Morgen auch wieder so schlecht gelaunt, wie gestern? Wirst du mir wohl sagen, wie du die Nacht zugebracht hast?« Die Prinzessin beobachtete dasselbe Stillschweigen und der Sultan bemerkte, daß sie noch weit unruhiger und betrübter war, als das erstemal. Er zweifelte jetzt nicht mehr, daß ihr etwas Außerordentliches zugestoßen sein müsse, ärgerte sich aber über ihre Schweigsamkeit und rief ihr voll Zorn und mit gezücktem Säbel zu: »Wenn du mir nicht gestehst, was du verhehlen willst, so haue ich dir sogleich den Kopf ab.« Die Prinzessin, die über den Ton und die Drohung des beleidigten Sultans noch mehr erschrak, als über den Anblick des blanken Säbels, brach endlich das Stillschweigen und rief mit tränenden Augen: »Geliebter Vater und König! ich bitte um Verzeihung, wenn ich dich beleidigt habe, hoffe aber von deiner Güte und Milde, daß Mitleid an die Stelle des Zorns treten wird, sobald ich dir den kläglichen und traurigen Zustand, worin ich mich sowohl diese als die vorige Nacht befunden, treu schildere.« Nach dieser Einleitung, die den Sultan etwas besänftigte und milder stimmte, erzählte sie ihm alles, was ihr während dieser zwei verdrießlichen Nächte begegnet war, getreu und so rührend, daß er betrübt wurde, denn er liebte seine Tochter sehr zärtlich. Sie schloß mit den Worten: »Wenn du im mindesten an meiner Erzählung zweifelst, so kannst du den Gemahl fragen, den du mir gegeben hast; ich bin überzeugt, daß er die Wahrheit der Sache ebenso bezeugen wird, wie ich.« Der Sultan teilte die tiefe Bekümmernis, in welche die Prinzessin durch ein so auffallendes Abenteuer versetzt werden mußte. »Liebe Tochter,« sprach er zu ihr, »es war sehr unrecht von dir, daß du mir diese seltsame Geschichte nicht schon gestern erzählt hast, die mir ebenso wichtig sein muß, als dir. Ich habe dich nicht verheiratet in der Absicht, dich unglücklich zu machen, sondern im Gegenteil gedachte ich, dich dadurch in den Besitz all des Glückes zu setzen, das du verdienst und bei einem Gemahl, der für dich zu passen schien, auch hoffen konntest. Banne nur aus deinem Gemüt die traurigen Gedanken an das, was du mir eben erzählt hast. Ich werde sogleich Befehle geben, daß du von nun an keine so unangenehmen und unerträglichen Nächte mehr hast, wie bisher.« Sobald der Sultan in seine Gemächer zurückgekehrt war, ließ er den Großvezier rufen. »Vezier,« sagte er zu ihm, »hast du deinen Sohn schon gesehen und hat er dir nichts gesagt?« Als der Großvezier antwortete, er habe ihn noch nicht gesehen, so erzählte ihm der Sultan alles, was er von der Prinzessin Bedrulbudur vernommen. »Ich zweifle nicht,« sagte er zuletzt, »daß meine Tochter mir die Wahrheit berichtet hat; indes wäre es mir sehr lieb, wenn dein Sohn es bestätigte. Gehe und frage ihn, was an der Sache ist.« Der Großvezier begab sich sogleich zu seinem Sohn, teilte ihm mit, was der Sultan ihm gesagt hatte, und schärfte ihm ein, daß er ja nichts verhehlen und sagen solle, ob alles wahr sei. »Ich will dir die Wahrheit gestehen, mein Vater,« antwortete der Sohn. »Alles, was die Prinzessin zum Sultan sagte, hat seine traurige Richtigkeit; aber die schlechte Behandlung, die ich insbesondere erfahren habe, weiß sie selbst nicht. Ich brauche dir nicht weitläufig auseinanderzusetzen, was ich alles ausgestanden habe, wenn ich desungeachtet auch gegen die Prinzessin, meine Gemahlin, alle Gefühle der Liebe, Ehrerbietung und Dankbarkeit hege, die sie verdient. Gleichwohl muß ich dir aufrichtig gestehen, daß ich, so ehrenvoll und glänzend die Vermählung der Tochter des Sultans für mich ist, lieber sterben, als länger in einer so hohen Verwandtschaft bleiben will, wenn ich mich auch ferner noch einer solch unangenehmen Behandlung aussetzen muß. Ich zweifle nicht, daß die Prinzessin ebenso denken wird, wie ich, und sie wird leicht zugeben, daß unsere Trennung für ihre Ruhe so notwendig ist, als für die meinige; darum, lieber Vater, bitte ich dich bei der Liebe, die dich bewogen, mir diese hohe Ehre zu verschaffen, wirke beim Sultan aus, daß unsere Ehe für nichtig erklärt wird.« So sehr es nun auch dem Ehrgeiz des Großveziers geschmeichelt hatte, seinen Sohn als Tochtermann des Sultans zu sehen, so hielt er es doch, da dieser fest entschlossen war, sich von der Prinzessin scheiden zu lassen, nicht für ratsam, ihn wenigstens noch für einige Tage zur Geduld zu ermahnen, um abzuwarten, ob diese Widerwärtigkeit nicht von selbst aufhören werde. Er verließ ihn daher, um dem Sultan Bericht abzustatten, und gestand ihm aufrichtig, die Sache sei nur zu wahr; sein Sohn habe ihm alles erzählt. Ohne erst abzuwarten, daß der Sultan selbst von der Ehescheidung zu reden anfing, wozu er ihn sehr geneigt sah, bat er hierauf um Erlaubnis, daß sein Sohn sich aus dem Palaste entfernen und in sein Haus zurückkehren dürfte; indem es höchst unrecht wäre, wenn die Prinzessin um seinetwillen nur einen Augenblick länger dieser schrecklichen Plage ausgesetzt würde. Es kostete den Großvezier nicht viel Mühe, die Gewährung seines Gesuchs zu erlangen. Der Sultan, der bereits diesen Entschluß gefaßt hatte, gab augenblicklich Befehl, die Lustbarkeiten im Palaste und in der Stadt, sowie im ganzen Gebiete seines Königreichs, wohin er Gegenbefehle abfertigte, einzustellen, und in kurzer Zeit hörten alle öffentlichen Freudenbezeigungen und Festlichkeiten auf. Diese plötzliche und unerwartete Veränderung gab zu allerlei Gerede Anlaß. Die Leute fragten sich, woher es wohl kommen möge, aber niemand wußte mehr zu sagen, als daß man den Großvezier und seinen Sohn, beide sehr traurig, aus dem Palaste in ihr eigenes Haus habe gehen sehen. Alaeddin allein wußte das Geheimnis und freute sich in seinem Innern gar sehr über den glücklichen Erfolg, den ihm seine Lampe verschaffte. Da er jetzt mit Bestimmtheit wußte, daß sein Nebenbuhler den Palast verlassen hatte und die Ehe zwischen der Prinzessin und ihm vollständig aufgelöst war, so hatte er nicht mehr nötig, die Lampe zu reiben und den Geist zu rufen. Das Merkwürdigste bei der Sache war, daß weder der Sultan, noch der Großvezier, die Alaeddin und seinen Antrag längst vergessen hatten, auch nur entfernt auf den Gedanken kamen, daß er an der Zauberei irgend Anteil haben könnte. Alaeddin ließ indes die drei Monate vollends verstreichen, die der Sultan als Frist für seine Vermählung mit der Prinzessin Bedrulbudur festgesetzt hatte. Er hatte sorgfältig jeden Tag gezählt, und als sie vorüber waren, schickte er gleich am andern Morgen seine Mutter in den Palast, um den Sultan an sein Wort zu erinnern. Alaeddins Mutter ging nach dem Palaste, wie ihr Sohn ihr gesagt hatte, und stellte sich am Eingang des Divans wieder an denselben Platz wie früher. Kaum hatte der Sultan einen Blick auf sie geworfen, so erkannte er sie auch wieder und erinnerte sich an ihre Bitte, sowie an die Zeit, auf die er sie vertröstet hatte. Der Großvezier trug ihm eben eine Sache vor. Der Sultan unterbrach ihn mit den Worten: »Vezier, ich bemerke dort die gute Frau, die uns vor einigen Monaten ein so schönes Geschenk machte: laß sie hierher treten, du magst deinen Bericht fortsetzen, wenn ich sie angehört habe.« [Illustration] [Illustration] Alaeddins Mutter näherte sich dem Fuße des Thrones und warf sich der Sitte gemäß nieder. Als sie wieder aufgestanden war, fragte sie der Sultan, was sie wünsche. »Großer König,« antwortete sie, »ich erscheine zum zweitenmal vor deinem Angesicht, um dir im Namen meines Sohnes Alaeddin vorzustellen, daß die drei Monate verstrichen sind, auf welche du ihn mit der Bitte, die ich dir vorzutragen die Ehre hatte, vertröstet hast. Ich bitte demütiglich, daß du dich der Sache erinnern mögest.« Der Sultan hatte diese Frist von drei Monaten das erstemal nur deshalb angesetzt, weil er glaubte, es werde dann keine Rede mehr von einer Heirat sein, die ihm für die Prinzessin, seine Tochter, durchaus nicht angemessen schien, in Anbetracht des niedrigen Standes und der Armut von Alaeddins Mutter, welche in einem sehr gemeinen Aufzuge vor ihm erschien. Diese Mahnung an sein Versprechen setzte ihn jetzt in Verlegenheit. Um sich in der Sache nicht zu übereilen, zog er seinen Großvezier zu Rate und bezeigte ihm seine Abneigung, die Prinzessin mit einem Unbekannten zu vermählen, der offenbar von ganz niedriger Abkunft sein mußte. Der Großvezier zögerte nicht, dem Sultan seine Gedanken hierüber zu sagen. »Herr,« antwortete er ihm, »mir scheint, daß es ein unfehlbares Mittel gibt, diese unpassende Heirat zu hintertreiben, ohne daß Alaeddin sich darob beklagen könnte. Du darfst nur einen so hohen Preis für die Prinzessin festsetzen, daß seine Reichtümer, wenn sie auch noch so groß sind, nicht zureichen. Auf diese Art wirst du ihn von seiner kühnen, ja ich möchte sagen, verwegenen Bewerbung abbringen.« Der Sultan billigte den Rat des Großveziers. Er wandte sich zu Alaeddins Mutter und sagte nach einigem Nachdenken zu ihr: »Gute Frau, ein Sultan muß immer sein gegebenes Wort halten, und ich bin bereit, mein Versprechen zu erfüllen und deinen Sohn mit der Hand meiner Tochter zu beglücken. Da ich sie aber nicht vermählen kann, ohne zu wissen, welche Vorteile sie sich davon versprechen darf, so melde deinem Sohne, ich werde mein Versprechen erfüllen, sobald er mir vierzig große Becken von gediegenem Gold, von oben bis unten mit dergleichen Kostbarkeiten, wie du mir schon einmal in seinem Namen gebracht hast, angefüllt, durch vierzig schwarze Sklaven zuschickt, die von vierzig andern ausnehmend schönen und aufs prachtvollste gekleideten jungen weißen Sklaven geführt sein müssen. Dies sind die Bedingungen, unter denen ich bereit bin, ihm die Prinzessin, meine Tochter, zu geben. Geh nun, gute Frau, und bring mir bald wieder Antwort.« Alaeddins Mutter warf sich abermals vor dem Throne des Sultans nieder und entfernte sich. Unterwegs lachte sie in ihrem Herzen über das närrische Verlangen ihres Sohnes. »Wahrhaftig,« sagte sie, »wo soll er so viele goldene Becken und eine solche Menge farbiger Gläser hernehmen, um sie damit zu füllen? Wird er wieder in das unterirdische Gewölbe hinabsteigen, dessen Eingang verschlossen ist, um sie von den Bäumen zu pflücken? und woher soll er alle diese hübschen Sklaven bekommen, die der Sultan verlangt? Jetzt ist er freilich weit von seinem Ziele entfernt, und ich glaube nicht, daß er mit meiner Botschaft zufrieden sein wird.« Als sie mit diesen Gedanken beschäftigt nach Hause kam, sagte sie: »Mein Sohn, ich rate dir, denke nicht mehr an eine Vermählung mit der Prinzessin Bedrulbudur. Der Sultan hat mich zwar sehr huldreich empfangen und ich glaube, daß er gut gegen dich gesinnt war, allein der Großvezier hat ihn, wenn ich mich nicht täusche, auf andere Gedanken gebracht. Nachdem ich dem Sultan vorgestellt hatte, daß die drei Monate abgelaufen seien, bemerkte ich, daß er eine Weile ganz leise mit dem Großvezier sprach, und dann erst gab er mir die Antwort, die ich dir jetzt sagen werde.« Sie erzählte nun ihrem Sohne sehr ausführlich alles, was der Sultan ihr gesagt hatte, und nannte ihm die Bedingungen, unter denen er in die Verbindung der Prinzessin, seiner Tochter, mit ihm einwilligen würde. »Mein Sohn,« sagte sie zuletzt, »er erwartet eine Antwort; aber unter uns gesagt,« fuhr sie lächelnd fort, »ich glaube, er wird lange warten müssen.« »Nicht so lange, liebe Mutter, als du glaubst,« antwortete Alaeddin, »und der Sultan ist gewaltig im Irrtum, wenn er meint, durch seine ungeheuren Forderungen könne er mich außerstand setzen, an die Prinzessin Bedrulbudur zu denken. Ich hatte ganz andere unüberwindliche Schwierigkeiten erwartet, oder wenigstens einen weit höheren Preis für meine unvergleichliche Prinzessin. Jetzt aber bin ich wohl zufrieden, denn was er verlangt, ist eine Kleinigkeit gegen das, was ich ihm für ihren Besitz bieten könnte. Während ich nun darauf denken werde, ihn zu befriedigen, besorge du ein Mittagessen für uns und laß nur mich gewähren.« Sobald seine Mutter nach Lebensmitteln ausgegangen war, nahm Alaeddin die Lampe und rieb sie. Sogleich erschien der Geist, fragte in den gewöhnlichen Ausdrücken, was er zu befehlen habe, und sagte, daß er bereit sei, ihn zu bedienen. Alaeddin sprach zu ihm: »Der Sultan gibt mir die Prinzessin, seine Tochter, zur Frau; zuvor aber verlangt er von mir vierzig große und vollwichtige Becken von gediegenem Gold, bis zum Rande angefüllt mit den Früchten des Gartens, wo ich die Lampe geholt habe, deren Sklave du bist. Ferner verlangt er, daß diese vierzig goldenen Becken von ebensovielen schwarzen Sklaven getragen werden sollen, vor denen vierzig wohlgebildete, schlanke und prachtvoll gekleidete junge weiße Sklaven hergehen müssen. Gehe und schaffe mir baldmöglichst dieses Geschenk zur Stelle, damit ich es dem Sultan schicken kann, ehe er die Sitzung des Divans aufhebt.« Der Geist sagte, sein Befehl solle unverzüglich vollzogen werden, und verschwand. Eine kleine Weile darauf ließ der Geist sich wieder sehen, begleitet von vierzig schwarzen Sklaven, deren jeder ein schweres Becken von gediegenem Gold, angefüllt mit Perlen, Diamanten, Rubinen und Smaragden, welche die dem Sultan bereits geschenkten an Größe und Schönheit weit übertrafen, auf dem Kopfe trug. Jedes der Becken war mit goldgeblümtem Silberstoff überdeckt. Diese Sklaven, sowohl die weißen als die schwarzen mit den goldenen Becken, erfüllten fast das ganze Haus, das ziemlich klein war, nebst dem kleinen Hofe vor und einem Gärtchen hinter demselben. Der Geist fragte Alaeddin, ob er zufrieden sei, und ob er ihm sonst noch etwas zu befehlen habe. Alaeddin antwortete, er verlange nichts mehr, und der Geist verschwand. Als Alaeddins Mutter vom Markte zurückkam, verwunderte sie sich höchlich, da sie so viele Leute und Kostbarkeiten sah. Nachdem sie die Nahrungsmittel auf den Tisch gelegt hatte, wollte sie den Schleier, der ihr Gesicht verhüllte, ablegen, aber Alaeddin ließ es nicht zu. »Liebe Mutter,« sprach er zu ihr, »wir haben jetzt keine Zeit zu verlieren. Es ist von großer Wichtigkeit, daß du, noch ehe der Sultan den Divan schließt, in den Palast zurückkehrst und das verlangte Geschenk nebst der Morgengabe für die Prinzessin Bedrulbudur hinbringst, damit er aus meiner Eile und Pünktlichkeit das brennende und aufrichtige Verlangen ermessen kann, womit ich nach der Ehre trachte, sein Schwiegersohn zu werden.« Ohne die Antwort seiner Mutter abzuwarten, öffnete Alaeddin die Türe nach der Straße und ließ alle seine Sklaven paarweise, immer einen weißen mit einem schwarzen zusammen, hinaus. Als nun seine Mutter hinter dem letzten Sklaven her ebenfalls draußen war, verschloß er die Türe und blieb ruhig auf seinem Zimmer, in der süßen Hoffnung, der Sultan werde ihm endlich nach diesem Geschenke, das er selbst gefordert hatte, seine Tochter geben. Kaum war der erste weiße Sklave vor Alaeddins Hause, als alle Vorübergehenden, die ihn bemerkten, stehen blieben, und ehe noch die achtzig Sklaven, die weißen und schwarzen untereinander, draußen waren, wimmelte die Straße von einer Masse Volks, das von allen Seiten herbeiströmte, um dieses prachtvolle und außerordentliche Schauspiel anzusehen. Die Kleidung der Sklaven bestand aus so kostbaren Stoffen, und war so reich mit Edelsteinen geschmückt, daß die besten Kenner nicht zuviel zu sagen glaubten, wenn sie jeden Anzug auf mehr als eine Million schätzten. Die Schönheit und der gute Sitz der Kleider, der edle Anstand, der ebenmäßige und stattliche Wuchs der Sklaven, ihr feierlicher Zug in gleichmäßig abgemessenen Zwischenräumen, der Glanz der außerordentlich großen Edelsteine, die in schönster Anordnung rings um ihre Gürtel in echtes Gold gefaßt, und die Rosen an ihren Turbanen, die ebenfalls aus Edelsteinen zusammengesetzt und ganz besonders geschmackvoll gearbeitet waren, dies alles versetzte die Zuschauer in so große Verwunderung, daß sie nicht müde wurden, sie zu betrachten. Die Straßen waren so mit Menschen angefüllt, daß jeder an dem Platze, wo er war, stehen bleiben mußte. Da man durch mehrere Straßen gehen mußte, um zu dem Palaste zu gelangen, so konnte ein großer Teil der Stadt und Leute aus allen Klassen und Ständen den prachtvollen Aufzug sehen. Endlich langte der erste von den achtzig Sklaven an der Pforte des ersten Schloßhofes an. Die Pförtner, die sich bei Annäherung dieses wundervollen Zuges in zwei Reihen aufgestellt hatten, hielten ihn für einen König, so reich und prachtvoll war er gekleidet, und näherten sich ihm, um den Saum seines Kleides zu küssen. Der Sklave aber, den der Geist vorher seine Rolle gelehrt hatte, gab es nicht zu und sagte feierlich zu ihm: »Wir sind bloß Sklaven; unser Herr wird erscheinen, sobald es Zeit ist.« So kam der erste Sklave an der Spitze des ganzen Zugs in den zweiten Hof, der sehr geräumig war und wo sich der Hofstaat des Sultans während der Sitzung des Divans aufgestellt hatte. Die Anführer jeder einzelnen Truppe waren zwar prachtvoll gekleidet, wurden aber weit verdunkelt, als die achtzig Sklaven erschienen, die Alaeddins Geschenk brachten. Im ganzen Hofstaate des Sultans gab es nichts so Herrliches und Glänzendes, und alle Pracht der ihn umgebenden Herren von Hofe war Staub im Vergleich mit dem, was sich jetzt seinen Blicken darbot. Da man dem Sultan den Zug und die Ankunft dieser Sklaven gemeldet, hatte er Befehl gegeben, sie eintreten zu lassen. Nachdem sie vor dem Throne des Sultans einen großen Halbkreis gebildet hatten, stellten die schwarzen Sklaven die Becken auf den Fußteppich, dann warfen sie sich alle miteinander nieder und berührten den Teppich mit ihrer Stirne. Die weißen Sklaven taten dasselbe. Hierauf standen alle wieder auf, und die schwarzen enthüllten dabei sehr geschickt die vor ihnen stehenden Becken, worauf sie mit gekreuzten Armen und großer Ehrerbietung stehen blieben. Indes nahte Alaeddins Mutter dem Fuße des Thrones, warf sich vor demselben nieder und sprach zu dem Sultan: »Herr, mein Sohn Alaeddin weiß recht wohl, daß das Geschenk, das er dir schickt, weit unter dem steht, was die Prinzessin Bedrulbudur verdient. Gleichwohl hofft er, du werdest es huldreich annehmen und auch die Prinzessin werde es nicht verschmähen; er hofft dies um so zuversichtlicher, da er sich bemüht hat, der Bedingung, die du ihm vorgeschrieben, nachzukommen.« Der Sultan war nicht imstande, die Begrüßung der Mutter Alaeddins aufmerksam anzuhören. Schon beim ersten Blick auf die vierzig goldenen Becken, die bis zum Rande mit den strahlendsten, glänzendsten und kostbarsten Edelsteinen angefüllt waren, und auf die achtzig Sklaven, die man für Könige halten konnte, war er so überrascht, daß er sich von seinem Staunen nicht erholen konnte. Statt also den Gruß von Alaeddins Mutter zu erwidern, wandte er sich an den Großvezier, der ebensowenig begreifen konnte, woher so viele Reichtümer gekommen sein sollen. »Nun Vezier,« sagte er laut zu ihm, »was denkst du von dem, wer es auch sein mag, der mir ein so reiches und außerordentliches Geschenk schickt, ohne daß wir beide ihn kennen? Hältst du ihn für unwürdig, meine Tochter, die Prinzessin Bedrulbudur zu heiraten?« So schmerzlich es nun auch dem Großvezier war, zu sehen, daß ein Unbekannter den Vorzug vor seinem Sohne erhalten und der Eidam des Sultans werden sollte, so wagte er es doch nicht, seine Ansicht zu verhehlen. Es war zu augenscheinlich, daß Alaeddins Geschenk mehr als hinreichend war, um ihn dieser hohen Ehre würdig zu machen. Er antwortete also dem Sultan ganz nach seinem Sinn und sprach: »Herr, es sei ferne von mir, zu glauben, daß derjenige, der dir ein deiner so würdiges Geschenk gemacht hat, der Ehre, die du ihm zudenkst, unwürdig wäre; ja ich würde die Behauptung wagen, er verdiene noch weit mehr, wenn ich nicht überzeugt wäre, daß es auf der ganzen Welt keinen so kostbaren Schatz gibt, der die Prinzessin, deine Tochter, aufwiegen könnte.« Die Herren vom Hofe, die der Sitzung beiwohnten, gaben durch ihre Beifallsbezeugungen zu erkennen, daß sie ebenso dachten wie der Großvezier. Der Sultan verschob jetzt die Sache nicht länger und erkundigte sich nicht einmal, ob Alaeddin auch die übrigen erforderlichen Eigenschaften besitze, um sein Schwiegersohn werden zu können. Schon der Anblick dieser unermeßlichen Reichtümer und die Schnelligkeit, mit der Alaeddin sein Verlangen erfüllt hatte, ohne in den ungeheuren Bedingungen die mindeste Schwierigkeit zu finden, war ihm Beweis genug, daß ihm nichts zu einem vollendeten Mann fehlen könne, wie er ihn sich wünschte. Um daher Alaeddins Mutter vollkommen zu befriedigen, sagte er zu ihr: »Gehe jetzt, gute Frau, und sage deinem Sohn, daß ich ihn erwarte und mit offenen Armen aufnehmen werde; je schneller er kommen wird, um die Prinzessin, meine Tochter, aus meiner Hand zu empfangen, je mehr wird er mir Freude machen.« Hoch erfreut, ihren Sohn wider alles Erwarten auf einer so hohen Stufe des Glücks zu erblicken, eilte Alaeddins Mutter nach Hause; der Sultan aber schloß die Sitzung für heute, stand von seinem Throne auf und befahl, daß die Verschnittenen der Prinzessin die goldenen Becken nehmen und nach den Zimmern ihrer Gebieterin tragen sollen, wohin er selbst ging, um sie mit Muße näher zu betrachten. Indes kam Alaeddins Mutter mit einem Gesichte, das ihre gute Botschaft voraus verkündete, nach Hause. Alaeddin, der über ihre Nachricht hoch erfreut war, gab seiner Mutter eine kurze Antwort und ging auf sein Zimmer. Er nahm die Lampe, die ihm bisher in allen Nöten und bei allen seinen Wünschen so hilfreich gewesen war, und kaum hatte er sie gerieben, als der Geist durch sein unverzügliches Erscheinen seinen fortdauernden Gehorsam an den Tag legte. »Geist,« sagte Alaeddin zu ihm, »ich habe dich gerufen, damit du mir sogleich ein Bad bereiten sollst, und sobald ich es genommen habe, will ich, daß du mir die reichste und prachtvollste Kleidung bringst, die jemals ein König getragen hat.« Kaum hatte er dies gesprochen, als der Geist sowohl ihn als sich unsichtbar machte, aufhob und in ein Bad trug, das von äußerst feinem, schönem und buntgestreiftem Marmor gebaut war. Ohne daß er sah, wer ihn bediente, wurde er in einem sehr schönen und geräumigen Saale entkleidet. Aus dem Saale ließ man ihn in das Bad treten, wo er gerieben und mit allerhand wohlriechenden Wassern gewaschen wurde. Nachdem er in den verschiedenen Badestuben alle Grade der Wärme durchgemacht hatte, kam er wieder heraus, aber ganz anders, als er eingetreten war. Seine Gesichtsfarbe war frisch, weiß und rosig geworden, und sein ganzer Leib weit leichter und geschmeidiger. Als er in den Saal zurückkam, fand er das Kleid, das er dort gelassen hatte, nicht mehr; der Geist hatte statt dessen eine andere Kleidung gebracht. Alaeddin war ganz erstaunt, als er die Pracht des Anzugs sah. Er kleidete sich mit Hilfe des Geistes an und bewunderte jedes Stück, ehe er es anzog: so sehr übertraf es alles, was er sich bisher nur hatte denken können. Als er fertig war, trug ihn der Geist in dasselbe Zimmer zurück, wo er ihn abgeholt hatte, und fragte ihn, ob er noch etwas zu befehlen habe. »Ja,« antwortete Alaeddin; »ich erwarte auf der Stelle von dir, daß du mir ein Pferd herführst, dessen Schönheit und Schnelligkeit das kostbarste Pferd im Stalle des Sultans übertrifft; die Decke, der Sattel, der Zaum und überhaupt das Geschirr muß über eine Million wert sein. Auch verlange ich, daß du mir zu gleicher Zeit zwanzig Sklaven herbeischaffst, die ebenso reich und schmuck gekleidet sein müssen, wie die, welche das Geschenk trugen, denn sie sollen mir zur Seite und als mein Gefolge einhergehen; und noch zwanzig andere der Art, die in zwei Reihen vor mir herziehen sollen. Auch meiner Mutter bring sechs Sklavinnen zu ihrer Bedienung, die alle wenigstens ebenso reich gekleidet sein müssen, wie die Sklavinnen der Prinzessin Bedrulbudur, und jede einen vollständigen Anzug auf dem Kopfe tragen soll, der so prächtig und stattlich sein muß, als wäre er für die Sultanin. Ferner brauche ich noch zehntausend Goldstücke in zehn Beuteln. Das war es, was ich dir noch zu befehlen hatte; geh und beeile dich.« Sobald Alaeddin dem Geiste diese Befehle gegeben hatte, verschwand dieser und erschien bald wieder mit dem Pferde, den vierzig Sklaven, von denen zehn je einen Beutel mit tausend Goldstücken trugen, und die sechs Sklavinnen, wovon jede einen verschiedenen Anzug für Alaeddins Mutter, in Silberstoff eingewickelt, auf dem Kopfe trug. Der Geist übergab dies alles an Alaeddin. Alaeddin nahm von den zehn Beuteln nur vier, die er seiner Mutter gab, damit sie sich derselben in Notfällen bedienen sollte. Die sechs andern ließ er in den Händen der Sklaven, welche sie trugen, mit dem Befehl, sie zu behalten und während ihres Zuges durch die Straßen nach dem Palaste des Sultans handvollweise unter das Volk auszuwerfen. Auch befahl er ihnen, sie sollten dicht vor ihm, drei zur Rechten und drei zur Linken, einhergehen. Endlich gab er seiner Mutter die sechs Sklavinnen und sagte ihr, sie gehörten ihr und sie könne als Gebieterin über sie verfügen; auch die Kleider, die sie trugen, seien für ihren Gebrauch bestimmt. Als Alaeddin alle seine Angelegenheiten geordnet hatte, entließ er den Geist mit der Erklärung, daß er ihn rufen werde, sobald er seiner bedürfe, worauf dieser augenblicklich verschwand. Jetzt machte sich Alaeddin fertig, dem Wunsche des Sultans, der ihn sehen wollte, zu entsprechen. Er fertigte einen der vierzig Sklaven – ich will nicht sagen den schönsten, denn sie waren alle gleich – nach dem Palaste ab, mit dem Befehl, er solle sich an den Obersten der Türsteher wenden und ihn fragen, wann er wohl die Ehre haben könne, sich dem Sultan zu Füßen zu werfen. Der Sklave entledigte sich seines Auftrages sehr schnell und brachte die Nachricht zurück, daß der Sultan ihn mit Ungeduld erwarte. Alaeddin stieg nun unverzüglich zu Pferde und setzte sich mit seinem Zuge in der schon angezeigten Ordnung in Bewegung. Obgleich er nie zuvor ein Roß bestiegen hatte, so zeigte er doch dabei so edlen Anstand, daß selbst der erfahrenste Reiter ihn nicht für einen Neuling hätte halten können. Die Straßen, durch die er kam, füllten sich in einem Nu mit einer unübersehbaren Volksmasse an, von deren Beifalls-, Bewunderungs- und Segensrufen die Luft wiederhallte, besonders wenn die sechs Sklaven, welche die Beutel trugen, ganze Hände voll Goldstücke rechts und links in die Luft warfen. Der Beifallsruf kam indes nicht von dem Pöbel her, der sich drängte, stieß und niederdrückte, um Goldstücke aufzulesen, sondern von den wohlhabenderen Zuschauern, die sich nicht enthalten konnten, der Freigebigkeit Alaeddins öffentlich das verdiente Lob zu spenden. Nicht bloß die, die sich erinnerten, ihn noch in seinen Jünglingsjahren mit den Gassenbuben spielend gesehen zu haben, erkannten ihn nicht mehr, sondern auch solche, die ihn noch vor kurzem gesehen hatten, erkannten ihn kaum, so sehr hatten sich seine Gesichtszüge verändert. Dies kam daher, daß die Lampe unter andern Eigenschaften auch die hatte, den Besitzern allmählich alle Vollkommenheiten zu verleihen, welche dem Rang, zu dem sie durch ihren guten Gebrauch gelangten, angemessen waren. Endlich langte Alaeddin vor dem Palaste an, wo alles zu seinem Empfang in Bereitschaft gesetzt war. Als er vor das zweite Tor kam, wollte er, der Sitte gemäß, die selbst der Großvezier, die Feldhauptleute und Oberstatthalter beobachteten, absteigen; allein der Oberste der Türsteher, der ihn auf Befehl des Sultans dort erwartete, ließ es nicht zu und begleitete ihn bis an den großen Versammlungs- oder Audienzsaal, wo er ihm absteigen half, obwohl Alaeddin sich sehr dagegen sträubte und es nicht dulden wollte: er konnte es aber nicht hindern. Als der Sultan Alaeddin erblickte, war er ebenso überrascht durch seine reiche und prachtvolle Kleidung, als auch besonders durch seinen edlen Anstand, seinen herrlichen Wuchs und seine würdevolle Haltung, die er um so weniger erwartet hatte, als sie von dem niedrigen Anzuge seiner Mutter himmelweit verschieden war. Seine Verwunderung und Überraschung hinderte ihn indes nicht, aufzustehen und zwei oder drei Stufen des Thrones herabzusteigen, damit Alaeddin sich nicht zu seinen Füßen werfen und er ihn freundschaftlich umarmen konnte. Nach dieser Höflichkeit wollte sich Alaeddin gleichwohl vor ihm niederwerfen, allein der Sultan hielt ihn mit eigener Hand zurück und nötigte ihn, heraufzusteigen und sich zwischen ihn und den Großvezier zu setzen. Hierauf nahm Alaeddin das Wort und sprach: »Herr, ich nehme die Ehre, die du mir erzeigst, an, weil es dir in deiner Gnade beliebt, sie mir zu erweisen; erlaube mir aber, dir zu sagen, daß ich nicht vergessen habe, wie ich dein geborner Sklave bin, daß ich die Größe deiner Macht kenne und wohl weiß, wie tief meine Herkunft mich unter den Glanz und die Herrlichkeit des hohen Ranges stellt, in welchem du stehst. Wenn ich durch irgend etwas einen günstigen Empfang verdient haben sollte, so gestehe ich, daß ich ihn bloß jener durch einen reinen Zufall veranlaßten Kühnheit verdanke, die mich bewog, meine Augen, Gedanken und Wünsche bis zu der erhabenen Prinzessin zu erheben, die der Gegenstand meiner Sehnsucht ist. Ich bitte dich für diese Verwegenheit um Verzeihung, großer König, aber ich kann nicht verhehlen, daß ich vor Schmerz sterben würde, wenn ich die Hoffnung aufgeben müßte, meinen Wunsch erfüllt zu sehen.« »Mein Sohn,« antwortete der Sultan, indem er ihn abermals umarmte, »du würdest mir unrecht tun, wenn du auch nur einen Augenblick an der Aufrichtigkeit meines Versprechens zweifeln wolltest. Dein Leben ist mir fortan zu teuer, als daß ich es nicht durch Darbietung des Heilmittels, worüber ich verfügen kann, zu erhalten suchen sollte. Ich ziehe das Vergnügen, dich zu sehen und zu hören, allen meinen und deinen Schätzen vor.« Bei diesen Worten gab der Sultan ein Zeichen, und alsbald ertönte die Luft vom Schall der Hoboen und Pauken; zugleich führte der Sultan Alaeddin in einen prachtvollen Saal, wo ein herrliches Festmahl aufgetragen wurde. Der Sultan speiste ganz allein mit Alaeddin. Der Großvezier und die vornehmen Herren vom Hofe standen ihnen, jeder nach seinem Rang und Würde, während der Mahlzeit zur Seite. Der Sultan, der die Augen fortwährend auf Alaeddin geheftet hatte, lenkte das Gespräch auf verschiedene Gegenstände. Während der ganzen Unterhaltung aber, die sie über Tisch miteinander führten, und auf welchen Gegenstand auch das Gespräch fallen mochte, sprach Alaeddin mit so viel Kenntnis und Verstand, daß er den Sultan vollends ganz in der guten Meinung bestärkte, die er gleich anfangs von ihm gefaßt hatte. Nach dem Mahle ließ der Sultan den obersten Richter seiner Hauptstadt rufen und befahl ihm, sogleich den Ehevertrag zwischen der Prinzessin Bedrulbudur, seiner Tochter, und Alaeddin zu entwerfen und aufzusetzen. Als der Richter den Vertrag mit allen erforderlichen Förmlichkeiten vollendet hatte, fragte der Sultan Alaeddin, ob er im Palaste bleiben und die Hochzeit noch heute feiern wolle. »Herr,« antwortete Alaeddin, »so brennend auch mein Verlangen ist, deine Gnade und Huld in ihrem ganzen Umfange zu genießen, so bitte ich doch, daß du mir so lange noch Frist gestattest, bis ich einen Palast habe erbauen lassen, um die Prinzessin ihrem Range und ihrer Würde gemäß zu empfangen. Ich erbitte mir hiezu einen angemessenen Platz vor dem deinigen aus, damit ich recht nahe bin, um dir meine Aufwartung machen zu können. Ich werde nichts unterlassen und dafür sorgen, daß er in möglichst kurzer Zeit vollendet wird.« – »Mein Sohn,« sagte der Sultan, »wähle dir jede Stelle aus, die du für passend hältst; vor meinem Palaste ist leerer Raum genug, und ich selbst habe schon daran gedacht, ihn auszufüllen; aber bedenke, daß ich je eher je lieber dich mit meiner Tochter vermählt zu sehen wünsche, um das Maß meiner Freude voll zu machen.« Bei diesen Worten umarmte er Alaeddin abermals, und dieser verabschiedete sich vom Sultan mit so feinem Anstand, wie wenn er von jeher am Hofe gewesen und dort erzogen worden wäre. Alaeddin stieg nun wieder zu Pferde und kehrte in demselben Zuge, wie er gekommen war, nach Hause zurück. Kaum war er abgestiegen, so nahm er die Lampe und rief den Geist, wie gewöhnlich. »Geist,« sprach Alaeddin zu ihm, »ich habe alle Ursache, deine Pünktlichkeit zu rühmen; du hast bisher alle Befehle, die ich dir kraft dieser Lampe, deiner Herrin, gegeben habe, pünktlich erfüllt. Heute aber handelt es sich darum, daß du aus Liebe zu ihr womöglich noch mehr Eifer und Gehorsam an den Tag legen sollst, als bisher. Ich verlange nämlich, daß du mir in möglichst kurzer Zeit gegenüber vom Palaste des Sultans einen Palast erbauen lässest, der würdig ist, die Prinzessin Bedrulbudur, meine Gemahlin, aufzunehmen. Die Wahl der Materialien, nämlich Porphyr oder Jaspis, Achat oder Lasurstein, oder auch den feinsten buntgestreiften Marmor, sowie die übrige Einrichtung des Baues überlasse ich ganz dir; doch erwarte ich, daß du mir oben hinauf einen großen Saal mit einer Kuppel und vier gleichen Seiten bauest, dessen Wände aus wechselnden Schichten von echtem Gold und Silber aufgeführt sein müssen, mit vierundzwanzig Fenstern, sechs auf jeder Seite, deren Vergitterung mit Ausnahme eines einzigen, welches unvollendet bleiben soll, kunstreich und ebenmäßig mit Diamanten, Rubinen und Smaragden geschmückt sein muß, so daß dergleichen noch nie auf der Welt gesehen worden ist. Ferner will ich, daß sich bei dem Palaste ein Vorhof, ein Hof und ein Garten befinde; vor allen Dingen aber muß an einem Ort, den du mir bezeichnen wirst, ein Schatz von gemünztem Gold und Silber, und außerdem mehrere Küchen, Speisekammern, Magazine und Gerätekammern voll der kostbarsten Geräte für jede Jahreszeit und der Pracht des Palastes angemessen, vorhanden sein; dann noch Ställe voll der schönsten Pferde und der gehörigen Anzahl Stallmeister und Stallknechte. Auch einen Jagdzug darfst du nicht vergessen, und es versteht sich von selbst, daß du auch noch für hinlängliche Dienerschaft für die Küche und den übrigen Haushalt, sowie für die gehörige Anzahl Sklavinnen zur Bedienung der Prinzessin, zu sorgen hast. Du wirst jetzt begreifen, was mein Wunsch ist; geh und komm wieder, wenn du alles fertig gemacht hast.« Die Sonne ging eben unter, als Alaeddin dem Geiste wegen Erbauung des Palastes, den er sich ausgesonnen, seine Aufträge gab. Am andern Morgen stand Alaeddin, den die Liebe zur Prinzessin nicht schlafen ließ, in aller Frühe auf, und sogleich erschien auch der Geist. »Herr,« sprach er zu ihm, »dein Palast ist fertig; komm und sieh, ob du damit zufrieden bist.« Alaeddin fand alles so weit über seine Erwartung, daß er sich nicht genug wundern konnte. Der Geist führte ihn herum, und überall fand er Reichtum, Schönheit und Pracht, dazu Diener und Sklaven, alle dem Range und Dienste gemäß gekleidet, für den sie bestimmt waren. Auch unterließ er nicht, ihm als Hauptsache die Schatzkammer zu zeigen, deren Türe vom Schatzmeister geöffnet wurde, und Alaeddin erblickte hier ganze Haufen von Goldsäcken der verschiedensten Größe, je nach den Summen, die sie enthielten, bis an das Gewölbe aufgetürmt, und alles in so schöner Ordnung, daß ihm das Herz vor Freude lachte. Beim Hinausgehen versicherte ihm der Geist, daß er sich auf die Treue des Schatzmeisters vollkommen verlassen dürfe. Hierauf führte er ihn in die Ställe und zeigte ihm die schönsten Pferde von der Welt, und die Stallknechte, die eifrig beschäftigt waren, sie zu pflegen und zu warten. Endlich ging er mit ihm durch die Vorratskammern, worin alle Arten von Vorräten, hauptsächlich an Nahrungsmitteln für die Pferde und Pferdeschmuck, aufgehäuft lagen. Nachdem Alaeddin den ganzen Palast von oben bis unten, von Zimmer zu Zimmer, von Gemach zu Gemach, besonders auch den Saal mit den vierundzwanzig Fenstern gemustert und darin mehr Pracht und Herrlichkeit, als er je gehofft, sowie alle nur erdenklichen Bequemlichkeiten angetroffen hatte, sagte er zu dem Geiste: »Geist, es kann niemand zufriedener sein, als ich es bin, und es wäre sehr unrecht von mir, wenn ich mich im mindesten beklagen wollte. Bloß etwas fehlt noch, wovon ich dir nichts gesagt habe, weil ich nicht daran dachte. Ich wünschte nämlich von dem Palasttore des Sultans an bis zum Eingang der Zimmer, die in diesem Palaste für die Prinzessin bestimmt sind, einen Teppich von schönstem Samt ausgebreitet zu haben, damit sie auf demselben gehe, wenn sie aus dem Palaste des Sultans kommt.« – »Ich komme im Augenblick wieder,« sprach der Geist und verschwand. Eine kleine Weile nachher sah Alaeddin mit großem Erstaunen seinen Wunsch erfüllt, ohne daß er wußte, wie es zugegangen war. Der Geist erschien dann wieder und trug Alaeddin in seine Wohnung zurück, während eben die Palastpforte des Sultans geöffnet wurde. Die Pförtner des Palastes, die das Tor öffneten und nach der Seite hin, wo jetzt Alaeddins Prachtgebäude stand, immer eine freie Aussicht gehabt hatten, waren sehr überrascht, als sie diese Aussicht verbaut und von dorther bis zur Palastpforte des Sultans einen Samtteppich ausgebreitet sahen. Ihr Erstaunen wuchs, als sie ganz deutlich den herrlichen Palast Alaeddins sahen. Die Nachricht von diesem merkwürdigen Wunder verbreitete sich wie ein Lauffeuer im ganzen Palast. Der Großvezier, der sich gleich nach Öffnung der Pforte im Palaste einfand, war ebenso überrascht, wie alle andern, und teilte die Sache sogleich dem Sultan mit, erklärte sie aber für ein Werk der Zauberei. »Vezier,« antwortete der Sultan, »warum soll es denn ein Werk der Zauberei sein? Du weißt so gut wie ich, daß es der Palast ist, den Alaeddin vermöge der Erlaubnis, die ich ihm in deiner Gegenwart gab, als Wohnung für die Prinzessin, meine Tochter, hat erbauen lassen. Nach den Proben, die er uns von seinem Reichtum gegeben, ist es durchaus nicht so befremdlich, daß er diesen Palast in so kurzer Zeit vollendet hat. Er hat uns damit überraschen und zeigen wollen, daß man mit barem Gelde über Nacht Wunder tun kann. Gestehe nur, daß bei dir etwas Eifersucht mit unterläuft, wenn du von Zaubereien sprichst.« Indes wurde es Zeit, in die Ratsversammlung zu gehen, und sie brachen das Gespräch ab. Als Alaeddin in seine Wohnung zurückgebracht worden war und den Geist entlassen hatte, fand er seine Mutter bereits auf den Beinen und mit dem Anziehen eines der Kleider beschäftigt, die er ihr hatte bringen lassen. Er veranlaßte sie nun, um die Zeit, wo der Sultan gewöhnlich aus der Ratsversammlung kam, in Begleitung der Sklavinnen, die der Geist ihr gebracht hatte, nach dem Palaste zu gehen. Wenn sie den Sultan sähe, sollte sie ihm sagen, sie komme, um die Ehre zu haben, die Prinzessin auf den Abend nach ihrem Palaste zu begleiten. Alaeddin stieg nun zu Pferde, verließ sein Vaterhaus, um nie wieder zurückzukehren, vergaß aber die Wunderlampe nicht, die ihm so herrliche Dienste geleistet hatte, und zog dann nach seinem Palast mit demselben Pomp, mit dem er sich tags zuvor dem Sultan vorgestellt hatte. [Illustration] [Illustration] Sobald die Pförtner des königlichen Palastes Alaeddins Mutter bemerkten, meldeten sie es dem Sultan. Sogleich wurde den Chören der Trompeter, der Pauken- und Trommelschläger, der Querpfeifer und Hoboisten, die bereits auf den Terrassen des Palastes an verschiedenen Punkten aufgestellt waren, ein Zeichen gegeben, und im Augenblick ertönte fröhliche Musik, die der ganzen Stadt Freude verkündete. Die Kaufleute fingen an, ihre Läden mit schönen Teppichen, Polstern und Laubwerk zu schmücken, und trafen Anstalten zur Beleuchtung der Stadt. Die Handwerksleute verließen ihre Arbeit und scharenweise zog das Volk nach dem großen Platz zwischen des Sultans und Alaeddins Palästen. Letzterer zog hauptsächlich allgemeine Bewunderung auf sich, zumal da der Palast des Sultans mit dem neuen durchaus nicht in Vergleich zu setzen war. Am meisten aber staunten sie, weil sie nicht begreifen konnten, durch welches unerhörte Wunder sie einen so prachtvollen Palast an einem Orte erblickten, wo sie tags zuvor weder den Grund legen, noch Baumaterialien gesehen hatten. Alaeddins Mutter wurde im Palaste ehrenvoll empfangen und vom Obersten der Verschnittenen in die Zimmer der Prinzessin Bedrulbudur geführt. Sobald die Prinzessin sie erblickte, ging sie auf sie zu, umarmte sie, hieß sie auf ihrem Sofa Platz nehmen, und während ihre Frauen sie vollends ankleideten und mit den kostbarsten Juwelen von Alaeddins Geschenk schmückten, ließ sie ihr einen köstlichen Imbiß vorsetzen. Der Sultan, welcher dazu kam, um noch so lange als möglich mit der Prinzessin, seiner Tochter, zusammen sein zu können, bevor sie sich von ihm trennte und den Palast Alaeddins bezöge, erwies ihr ebenfalls große Ehre. Alaeddins Mutter hatte mit ihm schon mehrere Male vor dem versammelten Rate gesprochen, aber er hatte sie noch nie wie jetzt ohne Schleier gesehen. Obwohl sie schon eine erkleckliche Anzahl Jahre auf dem Rücken hatte, so sah man doch noch aus ihren Gesichtszügen, daß sie in ihrer Jugend sehr schön gewesen sein mußte. Der Sultan, der sie immer sehr einfach, ja sogar armselig gekleidet gesehen hatte, war nun voll Verwunderung, als er sie ebenso reich und prachtvoll angezogen sah, wie die Prinzessin, seine Tochter. Er schloß daraus, daß Alaeddin in allen Dingen gleich erfahren, verständig und einsichtsvoll sein müsse. Als die Nacht anbrach, verabschiedete sich die Prinzessin vom Sultan, ihrem Vater. Dieser Abschied war höchst zärtlich und tränenreich; sie umarmten sich mehrmals, ohne ein Wort zu sprechen, aber endlich ging die Prinzessin aus ihrem Zimmer und trat den Zug an; zu ihrer Linken ging Alaeddins Mutter und hinter ihnen hundert Sklavinnen in der prachtvollsten Kleidung. Sämtliche Musikchöre, die seit der Ankunft von Alaeddins Mutter ununterbrochen gespielt hatten, vereinigten sich jetzt und gingen dem Zuge voran; ihnen folgten hundert Trabanten und ebensoviele schwarze Verschnittene in zwei Reihen, mit ihren Befehlshabern an der Spitze. Vierhundert junge Edelknaben des Sultans, die in zwei Zügen mit Fackeln in der Hand auf beiden Seiten einhergingen, verbreiteten einen Lichtglanz, der im Verein mit der Beleuchtung der beiden Paläste des Sultans und Alaeddins den Mangel des Tageslichts aufs herrlichste ersetzte. In dieser Ordnung zog die Prinzessin den Teppich entlang vom Palaste des Sultans bis zum Palaste Alaeddins, und je mehr sie vorwärts kamen, desto mehr mischte und vereinigte sich das Spiel ihrer Musikchors mit dem, das sich von den Terrassen an Alaeddins Palast herab hören ließ, und bildete mit diesem ein Konzert, das, so seltsam und verwirrt es auch schien, gleichwohl die allgemeine Freude vermehrte. Endlich langte die Prinzessin bei dem neuen Palaste an, und Alaeddin eilte mit einer Freude, die sich leicht denken läßt, an den Eingang der für sie bestimmten Zimmer, um sie daselbst zu empfangen. Alaeddins Mutter hatte der Prinzessin bereits ihren Sohn, der von glänzender Dienerschaft umgeben war, bezeichnet, und die Prinzessin fand ihn so schön, daß sie ganz bezaubert wurde. »Teuerste Prinzessin,« sagte Alaeddin zu ihr, indem er auf sie zuging und sie voll Ehrerbietung begrüßte, »sollte ich das Unglück haben, dir durch meine Verwegenheit, womit ich nach dem Besitz einer so liebenswürdigen Prinzessin, der Tochter meines Sultans, trachtete, zu mißfallen, so mußt du die Schuld deinen schönen Augen und der Macht deiner Reize zuschreiben, nicht aber mir.« – »Prinz,« antwortete ihm die Prinzessin, »– denn als solcher erscheinst du mir – ich gehorche dem Willen des Sultans, meines Vaters, und kann, nachdem ich dich gesehen, wohl sagen, daß ich ihm ohne Sträuben und gerne gehorche.« Alaeddin war hocherfreut über diese angenehme und verbindliche Antwort, nahm ihre Hand, küßte sie mit vieler Zärtlichkeit und führte sie in einen großen, von Wachskerzen erleuchteten Saal, wo auf Veranstaltung des Geistes ein herrliches Mahl aufgetragen war. Die Schüsseln waren von gediegenem Gold und mit den köstlichsten Speisen angefüllt. Die Vasen, die Becken und die Becher, womit der Tafelaufsatz reichlich besetzt war, waren ebenfalls von Gold und von auserlesener Arbeit. Auch die übrigen Verzierungen und der ganze Ausschmuck des Saals entsprachen dieser hohen Pracht. Die Prinzessin war ganz bezaubert, so viele Reichtümer beisammen zu sehen, und sprach zu Alaeddin: »Prinz, ich hatte bisher geglaubt, daß es nichts Schöneres auf der Welt geben könne, als den Palast des Sultans, meines Vaters; aber schon dieser Saal allein überzeugt mich, daß ich mich getäuscht habe.« Die Prinzessin Bedrulbudur, Alaeddin und seine Mutter setzten sich jetzt zu Tische und sogleich begann eine sehr liebliche und harmonische Musik nebst einem reizenden Gesang von schönen Mädchen. Die Prinzessin war wie bezaubert und versicherte, im Palaste des Sultans, ihres Vaters, nie etwas Ähnliches gehört zu haben. Aber sie wußte nicht, daß diese Sängerinnen Feen waren, die der Geist, der Sklave der Lampe, hiezu ausgewählt hatte. Es war nahe an Mitternacht, als Alaeddin, der damals in China bestehenden Sitte zufolge aufstand und der Prinzessin Bedrulbudur die Hand bot, um mit ihr zu tanzen und damit die Hochzeitsfeierlichkeit zu schließen. Als dies vorüber war, hielt Alaeddin der Prinzessin Hand, und sie gingen miteinander in das Zimmer, wo das hochzeitliche Lager für sie bereitet war. Die Frauen der Prinzessin kleideten sie aus und brachten sie zu Bette, Alaeddins Diener taten dasselbe und dann entfernten sich alle. So endigten die Lustbarkeiten zur Feier der Hochzeit Alaeddins und der Prinzessin Bedrulbudur. Am andern Morgen, als Alaeddin erwachte, kamen seine Kammerdiener, um ihn anzukleiden. Sie zogen ihm ein anderes, aber nicht minder reiches und prachtvolles Kleid an, als am Hochzeitstage. Hierauf ließ er sich eines seiner Leibpferde vorführen, bestieg es und begab sich mit einem zahlreichen Gefolge von Sklaven, die vor und hinter ihm und zu beiden Seiten gingen, nach dem Palaste des Sultans. Der Sultan empfing ihn mit denselben Ehrenbezeugungen wie das erstemal; er umarmte ihn, ließ ihn neben sich auf seinen Thron sitzen und befahl, das Frühmahl aufzutragen. »Herr,« sagte Alaeddin zu ihm, »ich bitte dich, mir heute diese Ehre zu erlassen. Ich komme, um dich zu ersuchen, daß du mir die Ehre erzeigen mögest, mit deinem Großvezier und den Vornehmen deines Hofes im Palaste der Prinzessin ein Mittagsmahl einzunehmen.« Der Sultan bewilligte dies sehr gern. Er stand sogleich auf, und da der Weg nicht weit war, so wollte er zu Fuße dahin gehen. Er brach also auf und zu seiner Rechten ging Alaeddin, zur Linken der Großvezier und die Vornehmen des Hofes, voraus die Trabanten und die Angesehensten seines Hauses. Je näher der Sultan dem Palaste Alaeddins kam, um so mehr verwunderte er sich über seine Schönheit. Noch weit höher stieg seine Verwunderung, als er eingetreten war. Als ihn aber Alaeddin in den Saal mit den vierundzwanzig Fenstern führte, und er die Verzierungen desselben, besonders aber die mit den größten und ausgezeichnetsten Diamanten, Rubinen und Smaragden geschmückten Gitterfenster betrachtete, wurde er davon so überrascht, daß er eine Weile regungslos stand. Der Sultan besah und bewunderte nun die Schönheit der vierundzwanzig Gitterfenster. Doch indem er sie zählte, fand er, daß bloß dreiundzwanzig so reich geschmückt waren, und wunderte sich sehr, daß man das vierundzwanzigste unvollendet gelassen hatte. »Mein Sohn,« sprach der Sultan zu Alaeddin, »dies ist der bewunderungswürdigste Saal, der in der ganzen Welt zu sehen ist. Nur über etwas muß ich mich wundern, daß nämlich das Gitterfenster hier unvollendet geblieben ist. Ist dies aus Vergeßlichkeit geschehen, oder aus Nachlässigkeit, oder haben vielleicht die Handwerksleute nicht Zeit genug gehabt, an dieses schöne Denkmal der Baukunst die letzte Hand anzulegen?« – »Herr,« antwortete Alaeddin, »das Gitterfenster ist mit Absicht so unvollendet geblieben, wie du siehst. Ich wünschte nämlich, daß du selbst den Ruhm haben solltest, den Saal und Palast vollenden zu lassen, und nun ersuche ich dich, meine gute Absicht gnädig aufzunehmen, damit ich mich deiner Gunst und Gnade rühmen kann.« – »Wenn du es in dieser Absicht getan hast,« antwortete der Sultan, »so weiß ich dir vielen Dank dafür und werde augenblicklich die nötigen Befehle geben.« Wirklich ließ er sogleich die am besten mit Edelsteinen versehenen Juweliere und die geschicktesten Goldschmiede seiner Hauptstadt rufen. Der Sultan verließ indes den Saal, und Alaeddin führte ihn in den, wo er die Prinzessin Bedrulbudur am Hochzeitstage bewirtet hatte. Die Prinzessin empfing den Sultan, ihren Vater, mit einer Miene, woraus deutlich zu erkennen war, daß sie mit ihrer Ehe sehr wohl zufrieden sein mußte. Zwei Tafeln standen da, mit den köstlichsten Speisen besetzt, und das Tafelgeschirr war alles von Gold. Der Sultan setzte sich an die erste und speiste mit der Prinzessin, seiner Tochter, mit Alaeddin und dem Großvezier. Die übrigen Großen des Hofes wurden an der zweiten bewirtet, die sehr lang war. Als der Sultan vom Tisch aufgestanden war, meldete man ihm, die Juweliere und Goldschmiede, die er hatte rufen lassen, seien jetzt da. Er ging mit ihnen in den Saal mit den vierundzwanzig Fenstern und zeigte ihnen das Fenster, das noch unvollendet war. »Ich habe euch kommen lassen,« sagte er zu ihnen, »damit ihr mir dieses Fenster ausbauet und es ebenso schön macht wie die andern.« Die Juweliere und Goldschmiede sahen sich die dreiundzwanzig Fenster sehr genau an, und nachdem sie sich miteinander beraten hatten und darüber eins geworden waren, welche Arbeit jeder einzelne zu liefern hätte, traten sie wieder vor den Sultan und der Hofjuwelier nahm das Wort und sagte: »Herr, wir sind bereit, alle Mühe und Fleiß anzuwenden, um dir zu gehorchen; aber, aufrichtig gestanden, so viel wir unser hier sind, so haben wir doch alle miteinander weder so kostbare, noch so viele Edelsteine, als zu einer so bedeutenden Arbeit erforderlich sind.« – »Ich besitze welche,« sagte der Sultan, »und zwar weit mehr, als ihr brauchen werdet; kommt in meinen Palast, so will ich sie euch zeigen, damit ihr wählet.« Als der Sultan in seinen Palast zurückgekehrt war, ließ er alle seine Edelsteine bringen, und die Goldschmiede nahmen sehr viele davon, besonders von denen, die Alaeddin ihm geschenkt hatte. Sie brachten sie an dem Fenster an, ohne daß man den Fortschritt ihrer Arbeit sonderlich gemerkt hätte, und kamen zu wiederholten Malen, um neue zu holen; aber in einem Monat hatten sie noch nicht die Hälfte des Werkes vollendet. Endlich verwendeten sie alle Edelsteine des Sultans, der noch vom Großvezier dazu entlehnte, brachten aber höchstens die Hälfte des Fensters zustande. Alaeddin, der wohl sah, daß der Sultan sich vergebens bemühte, dieses Fenster den übrigen gleich machen zu lassen, und daß er nicht viel Ehre dabei aufhob, ließ die Goldschmiede kommen und sagte ihnen, sie sollen nicht nur ihre Arbeit einstellen, sondern auch das, was sie bisher zuwege gebracht, wieder auseinandernehmen und dem Sultan und Großvezier ihre Edelsteine zurückgeben. So wurde denn das Werk, wozu die Juweliere und Goldschmiede mehr als sechs Wochen verwendet hatten, binnen wenigen Stunden zerstört. Sie entfernten sich dann und Alaeddin blieb allein im Saale zurück. Er zog die Lampe heraus, die er bei sich hatte, rieb sie und sogleich erschien der Geist. »Geist,« sprach Alaeddin zu ihm, »ich hatte dir befohlen, eines der vierundzwanzig Gitterfenster des Saales unvollendet zu lassen, und du hast diesen Befehl befolgt: jetzt habe ich dich kommen lassen, daß du es den übrigen gleich machen sollst.« Der Geist verschwand und Alaeddin ging aus dem Saale. Als er eine Weile darauf wieder hinaufkam, fand er das Gitterfenster in dem gewünschten Zustand und ganz wie die übrigen. Inzwischen kamen die Juweliere und Goldschmiede in den Palast, wurden in das Audienzzimmer geführt und dem Sultan vorgestellt. Der erste Juwelier überreichte ihm die Edelsteine, die sie zurückbrachten, und sagte im Namen aller zu ihm: »Beherrscher des Erdkreises, du weißt, wie lange wir schon mit dem angestrengtesten Fleiße arbeiten, um das Werk zu vollenden, das du uns aufgetragen hast. Es war schon sehr weit gediehen, als Alaeddin uns nötigte, nicht nur die Arbeit einzustellen, sondern auch alles, was wir zuwege gebracht hatten, zu zerstören und dir deine und des Großveziers Edelsteine zurückzubringen.« Der Sultan gab sogleich Befehl, ihm ein Pferd vorzuführen; er bestieg es und ritt zum Palaste Alaeddins. Der Sultan sagte zu Alaeddin: »Mein Sohn, ich komme selbst, um dich zu fragen, warum du denn einen so prächtigen und einzigen Saal, wie der in deinem Palaste ist, unvollendet lassen willst?« Alaeddin verhehlte den wahren Grund, daß nämlich der Sultan nicht reich genug an Edelsteinen wäre, um einen so großen Aufwand zu bestreiten, und antwortete ihm: »Herr, es ist wahr, du hast den Saal unvollendet gesehen, aber ich bitte dich, sieh jetzt einmal, ob noch etwas daran fehlt.« Nachdem der Sultan sich überzeugt, daß das Gitterfenster, woran seine Goldschmiede so lange gearbeitet hatten, in so kurzer Zeit vollendet worden war, umarmte er Alaeddin und küßte ihn zwischen die Augen und auf die Stirne. »Mein Sohn,« sagte er hierauf voll Verwunderung zu ihm, »was für ein Mann bist du, daß du so erstaunliche Werke zuwege bringst, ehe man eine Hand umkehrt? Du hast auf der ganzen Welt nicht deinesgleichen, und je mehr ich dich kennen lerne, um so bewunderungswürdiger finde ich dich.« Alaeddin nahm die Lobsprüche des Sultans mit vieler Bescheidenheit auf und antwortete ihm folgendermaßen: »Herr, es ist ein großer Ruhm für mich, das Wohlwollen und den Beifall meines Königs zu verdienen; auch versichere ich dir, daß ich stets alles aufbieten werde, um mich desselben immer mehr und mehr würdig zu machen.« Der Sultan kehrte in seinen Palast zurück, wo der Großvezier ihn erwartete. Noch voll Staunen über das Wunder, das er mit eigenen Augen gesehen, erzählte ihm der Sultan alles. Alaeddin verschloß sich nicht in seinem Palaste; er zeigte sich in der Stadt, indem er bald in diese, bald in jene Moschee ging, um sein Gebet zu verrichten, oder von Zeit zu Zeit dem Großvezier einen Besuch abstattete, der sich beeiferte, ihm an bestimmten Tagen seine Aufwartung zu machen, oder er erwies auch zuweilen einigen Vornehmen am Hofe, die er öfters in seinem Palaste bewirtete, die Ehre, sie zu Haus zu besuchen. Jedesmal wenn er ausritt, hatte er ein zahlreiches Gefolge von Sklaven um sich, und zwei von ihnen mußten auf den Straßen und Plätzen, durch die er kam und wo sich immer eine große Volksmenge einfand, ganze Hände voll Gold auswerfen. Kein Armer erschien an der Pforte seines Palastes, ohne sehr vergnügt über die Gaben, die auf seinen Befehl ausgeteilt wurden, zurückzukehren. Da Alaeddin seine Zeit so eingeteilt hatte, daß er jede Woche wenigstens einmal auf die Jagd ging, bald in die nächsten Umgebungen der Stadt, bald auch in weitere Ferne, so zeigte er sich auf den Straßen und auf den Dörfern ebenso freigebig. Dieses großmütige Benehmen machte, daß das ganze Volk ihn mit Segenswünschen überhäufte und zuletzt nicht höher schwor, als bei seinem Haupte. Ja man kann, ohne den Sultan in Schatten zu stellen, wohl sagen, daß Alaeddin sich durch seine Leutseligkeit und Freigebigkeit die Zuneigung des ganzen Volkes erworben hatte und im allgemeinen mehr geliebt wurde als der Sultan selbst. Mit allen diesen schönen Eigenschaften verband er eine Tapferkeit und einen Eifer für das Wohl des Staats, den man nicht genug loben kann. Beweise davon gab er bei Gelegenheit eines Aufruhrs an den Grenzen des Reichs. Kaum hatte er erfahren, daß der Sultan ein Heer ausrüstete, um ihn zu dämpfen, so bat er ihn, ihm den Oberbefehl zu übergeben. Sobald er nun an der Spitze des Heeres stand, führte er es so schnell und mit solchem Eifer ins Feld, daß der Sultan die Niederlage, Bestrafung und Zerstreuung der Aufrührer eher vernahm, als seine Ankunft beim Heere. Diese Tat, die seinen Namen im ganzen Reiche berühmt machte, verdarb doch sein Herz nicht; er kehrte zwar sieggekrönt zurück, blieb aber immer noch so mild und leutselig wie zuvor. Alaeddin hatte bereits mehrere Jahre auf diese Art gelebt, als der Zauberer in Afrika sich seiner erinnerte. Obwohl er bisher des festen Glaubens gelebt hatte, Alaeddin müsse in dem unterirdischen Gewölbe zugrunde gegangen sein, so bekam er doch auf einmal Lust, genau zu erfahren, welches Ende er genommen habe. Als großer Meister in der Punktierkunst entdeckte er, daß Alaeddin nicht nur nicht in dem unterirdischen Gewölbe gestorben sei, sondern sich daraus gerettet habe und in großem Glanz und gewaltigem Reichtum, vermählt mit einer Prinzessin, hochgeehrt und geachtet lebe. [Illustration] [Illustration] Kaum hatte der afrikanische Zauberer mittels seiner teuflischen Kunst diese Entdeckung gemacht, so stieg ihm das Blut ins Gesicht. Voll Wut sagte er zu sich selbst: »Dieser elende Schneiderssohn hat also das Geheimnis und die Wunderkraft der Lampe entdeckt; ich hielt seinen Tod für gewiß und nun genießt er die Frucht meiner Arbeiten und Nachtwachen! Aber eher will ich untergehen, als ihn noch länger in seinem Glücke lassen.« Er hatte seinen Entschluß schnell gefaßt, bestieg gleich am andern Morgen einen Berberhengst, den er im Stalle hatte und machte sich auf den Weg. So kam er von Stadt zu Stadt, und von Land zu Land, ohne sich unterwegs länger aufzuhalten, als sein Pferd zum Ausruhen Zeit brauchte, bis nach China und bald auch in die Hauptstadt des Sultans. Er stieg in einem öffentlichen Wirtshause ab und mietete sich ein Zimmer. Hier blieb er den noch übrigen Teil des Tages und die folgende Nacht, um sich von den Beschwerden der Reise zu erholen. Am andern Morgen wünschte der afrikanische Zauberer vor allem zu erfahren, was man von Alaeddin spreche. Indem er nun durch die Stadt spazierte, trat er in ein sehr berühmtes und von vornehmen Leuten stark besuchtes Teehaus. Kaum hatte er Platz genommen, als man ihm eine Schale Tee einschenkte. Während er trank, horchte er rechts und links und hörte, daß man von Alaeddins Palaste sprach. Als er ausgetrunken hatte, näherte er sich einem, um ihn beiseite zu nehmen und ihn zu fragen, was denn das für ein Palast sei, von dem man so rühmend spreche. »Woher bist denn du, Freund?« erwiderte ihm der Angeredete. »Du mußt erst seit ganz kurzem hier sein, wenn du den Palast des Prinzen Alaeddin noch nicht gesehen oder wenigstens noch nicht einmal davon reden gehört hast.« Man nannte nämlich Alaeddin immer so, seitdem er die Prinzessin Bedrulbudur geheiratet hatte. »Ich sage nicht,« fuhr der Mann fort, »daß es eins von den Wunderwerken der Welt ist, sondern ich behaupte vielmehr, daß er das einzige Wunder auf der Welt ist. Sieh ihn einmal selbst an und urteile, ob ich dir nicht die Wahrheit berichtet habe.« – »Verzeih meine Unwissenheit,« antwortete der afrikanische Zauberer, »ich bin gestern hier angelangt und komme in der Tat so weit her, ich kann sagen vom äußersten Ende Afrikas. Meine Neugierde ist so groß, daß ich sie sogleich befriedigen möchte, wenn du nur die Güte hättest, mir den Weg zu zeigen.« Jener, an den sich der afrikanische Zauberer gewandt hatte, machte sich ein Vergnügen daraus, ihm den Weg nach Alaeddins Palast zu beschreiben, und der afrikanische Zauberer ging dahin. Als er angekommen war und den Palast von allen Seiten genau betrachtet hatte, zweifelte er nicht mehr daran, daß Alaeddin sich der Lampe bedient haben müsse, denn er wußte recht gut, daß solche Wunderwerke nur von den Geistern der Lampe geschaffen werden konnten. Voll Ärger über das Glück und die Größe Alaeddins, der sich nicht von dem Sultan unterschied, kehrte er nach dem Wirtshaus zurück, wo er abgestiegen war. Nun brauchte er nur noch zu wissen, wo die Lampe war, ob Alaeddin sie bei sich trug oder irgendwo aufbewahrte, und um dies zu entdecken, mußte der Zauberer seine Punktierkunst zu Hilfe nehmen. Aus seinen Versuchen erkannte er, daß die Lampe in Alaeddins Palast war, und war außer sich vor Freude über eine solch wichtige Entdeckung. »Ich muß sie bekommen, diese Lampe,« sagte er, »und Trotz sei Alaeddin geboten, ob er mich hindern kann, sie ihm zu entreißen und ihn in die Niedrigkeit wieder hinabzudrücken, aus der er so hoch emporgestiegen ist.« Das Unglück wollte, daß Alaeddin damals gerade auf acht Tage auf die Jagd gegangen und erst seit drei Tagen fort war; der afrikanische Zauberer erfuhr dies. Er ging in den Laden eines Mannes, der Lampen zum Verkauf machte, und sagte zu diesem: »Meister, ich möchte zwölf kupferne Lampen haben: kannst du sie mir liefern?« Der Lampenverkäufer antwortete, es fehlten ihm zwar noch einige, wenn er sich aber bis morgen gedulden wolle, so könne er ihm ein volles Dutzend liefern. Der Zauberer war es zufrieden und empfahl ihm, sie müssen recht hübsch und blank sein; nachdem er ihm noch eine gute Bezahlung versprochen hatte, ging er in sein Wirtshaus zurück. Am andern Tage wurde das Dutzend Lampen dem afrikanischen Zauberer abgeliefert, der, ohne zu markten, den verlangten Preis dafür bezahlte. Er legte sie in einen Korb, ging mit diesem Korb am Arm nach Alaeddins Palast und fing, als er in der Nähe war, an zu rufen: »Wer will alte Lampen gegen neue austauschen?« Als die kleinen Kinder, die auf dem Platze spielten, dies hörten, liefen sie herbei und sammelten sich um ihn, denn sie hielten ihn für einen Narren. Auch die Vorübergehenden lachten über seine Dummheit. Der afrikanische Zauberer aber fuhr fort, seine Ware anzubieten und laut zu schreien: »Wer will alte Lampen gegen neue austauschen?« Er wiederholte dies so oft, auf dem Platze vor dem Palast und in der Nähe desselben auf- und abgehend, daß die Prinzessin Bedrulbudur, die gerade in dem Saale mit den vierundzwanzig Fenstern war, die Stimme des Mannes hörte; da sie aber wegen des Geschreies der Kinder nicht verstand, was er ausrief, so schickte sie eine ihrer Sklavinnen hinab, um zu sehen, was der Lärm bedeute. Die Sklavin kam bald wieder mit lautem Lachen in den Saal. Sie lachte so herzlich, daß die Prinzessin bei ihrem Anblick ebenfalls lachen mußte. »Nun, du Närrin,« sagte sie endlich, »wirst du mir nicht sagen, warum du so lachst?« – »Herrin,« antwortete die Sklavin, immerfort lachend, »wie könnte man auch anders, wenn man einen Narren sieht, der einen Korb voll schöner, ganz neuer Lampen am Arm hat, aber sie nicht verkaufen, sondern nur gegen alte austauschen will. Der Lärm aber, den du hörst, kommt von den Kindern her, die ihn verhöhnen.« Nach diesem Bericht nahm eine andere Sklavin das Wort und sagte: »Da von alten Lampen die Rede ist, so weiß ich nicht, ob die Prinzessin schon bemerkt hat, daß hier auf dem Kranzgesims eine solche steht. Der Eigentümer wird es wohl nicht übelnehmen, wenn er statt der alten eine neue findet. Wenn es der Prinzessin genehm ist, so kann sie sich den Spaß machen, zu erproben, ob dieser Narr wirklich verrückt genug ist, eine neue Lampe für eine alte zu geben, ohne etwas herauszuverlangen.« Die Lampe, von der die Sklavin sprach, war eben die Wunderlampe, die Alaeddin zu seiner Größe verholfen hatte, und er selbst hatte sie, bevor er auf die Jagd ging, auf das Kranzgesims gestellt, um sie nicht zu verlieren: eine Vorsichtsmaßregel, die er jedesmal anwendete. Aber weder die Sklavinnen, noch die Verschnittenen, noch die Prinzessin selbst hatten sie jemals während seiner Abwesenheit bemerkt. Außer der Zeit, wo er auf der Jagd war, trug er sie immer bei sich. Man wird nun sagen, diese Vorsicht Alaeddins sei recht gut gewesen, aber er hätte seine Lampe wenigstens einschließen sollen. Dies ist freilich wahr, doch dergleichen Versehen sind zu jeder Zeit begangen worden, werden noch täglich begangen und noch in Zukunft begangen werden. Die Prinzessin Bedrulbudur, die von dem hohen Wert der Lampe nichts wußte, und sich nicht denken konnte, daß es für Alaeddin, der gar nie davon sprach, von so hoher Wichtigkeit sein könnte, sie unberührt zu lassen und aufzubewahren, ging auf den Scherz ein und befahl einem Verschnittenen, sie zu nehmen und umzutauschen. Der Verschnittene gehorchte, ging die Treppe hinab, und war kaum aus dem Tore des Palastes, als er den afrikanischen Zauberer bemerkte. Er rief ihn, und als er zu ihm kam, zeigte er ihm die alte Lampe und sagte: »Gib mir eine neue Lampe für diese da.« Der afrikanische Zauberer zweifelte nicht, daß dies die Lampe sei, die er suchte. Er nahm sie dem Verschnittenen schnell aus der Hand, schob sie in seinen Busen und überreichte ihm dann seinen Korb, damit er nach Belieben eine auswählen könnte. Ohne sich länger in der Nähe von Alaeddins Palast aufzuhalten, machte er sich ganz unvermerkt aus dem Staube. Der afrikanische Zauberer brachte den Rest des Tages in einem Versteck zu, bis ein Uhr nachts, wo die Finsternis am größten war. Jetzt zog er die Lampe aus seinem Busen und rieb sie. Auf diesen Ruf erschien der Geist sogleich. »Was willst du?« fragte er ihn, »ich bin bereit dir zu gehorchen als dein Sklave und als Sklave aller, die die Lampe in der Hand haben; ich und die andern Sklaven der Lampe.« – »Ich befehle dir,« antwortete der afrikanische Zauberer, »daß du augenblicklich den Palast, den du oder die andern Sklaven der Lampe in der Stadt erbaut, so wie er ist, mit allen seinen lebenden Bewohnern aufhebst und zugleich mit mir an den und den Ort nach Afrika versetzest.« Ohne etwas zu antworten, schaffte der Geist mit Hilfe der übrigen der Lampe dienstbaren Geister in sehr kurzer Zeit sowohl ihn selbst, als den ganzen Palast an den bezeichneten Ort in Afrika. Wir wollen indes den afrikanischen Zauberer und den Palast samt der Prinzessin Bedrulbudur in Afrika lassen und nur von dem Erstaunen des Sultans reden. Als der Sultan aufgestanden war, ging er wie gewöhnlich nach dem offenen Erker, um sich das Vergnügen zu machen, Alaeddins Palast zu betrachten und zu bewundern, erblickte aber nur einen leeren Platz. Im Anfang glaubte er, er täusche sich und rieb sich die Augen; allein er sah so wenig, als das erstemal, obgleich das Wetter sehr heiter, der Himmel rein und die Morgenröte bereits aufgestiegen war. Er blickte rechts und links und sah noch immer nichts. Sein Erstaunen war so groß, daß er lange wie angewurzelt auf derselben Stelle stehen blieb, die Augen starr nach der Seite hin geheftet, wo der Palast bisher gewesen, aber jetzt nicht mehr zu sehen war; denn es war ihm unmöglich, zu begreifen, wie ein so großer und ansehnlicher Palast auf einmal ganz spurlos entschwunden sein solle. Endlich ließ er in aller Eile den Großvezier rufen. Der Großvezier ließ nicht lange auf sich warten. Er kam in solcher Eile, daß weder er noch seine Leute im Vorbeigehen bemerkten, daß Alaeddins Palast nicht mehr an seiner Stelle stand. Selbst die Pförtner hatten es nicht bemerkt, als sie die Tore des Palastes öffneten. Der Großvezier redete den Sultan also an: »Herr, die Eile, womit man mich berufen hat, läßt mich schließen, daß irgend etwas Außerordentliches vorgefallen sein muß; denn du weißt ja wohl, daß heute Ratssitzung ist, und ich mich meiner Pflicht gemäß ohnehin in einigen Augenblicken eingestellt hätte.« – »Ja,« antwortete der Sultan, »es hat sich wirklich etwas sehr Außerordentliches zugetragen und du wirst es selbst gestehen müssen. Sprich, wo ist der Palast Alaeddins?« – »Der Palast Alaeddins?« erwiderte der Großvezier sehr erstaunt, »ich ging soeben daran vorbei, und mich däuchte, er stand an seinem alten Platz. So gewaltige Gebäude wie dieses ändern ihre Stelle nicht so leicht.« – »Sieh einmal hinaus,« entgegnete der Sultan, »und sag mir dann, ob du ihn gesehen hast.« Der Großvezier begab sich in den offenen Erker, und es ging ihm, wie dem Sultan. »Herr,« sagte der Großvezier, »du erinnerst dich vielleicht, daß ich die Ehre hatte, dir zu sagen, der Palast, den du mit seinen unermeßlichen Reichtümern so sehr bewunderst, könne bloß ein Werk der Zauberei und eines Zauberers sein; allein du wolltest damals nicht auf mich achten.« Der Sultan, der dies nicht leugnen konnte, geriet in einen um so größeren Zorn, als sein früherer Unglauben offenbar am Tage lag. »Wo ist er,« rief er, »dieser Betrüger, dieser Schurke? Ich lasse ihm den Kopf abschlagen.« – »Herr,« antwortete der Großvezier, »man muß ihn fragen lassen, wo sein Palast hingekommen ist, denn er allein kann es wissen.« – »Das wäre zu viele Schonung für ihn,« entgegnete der Sultan; »geh und schicke dreißig von meinen Reitern ab, daß sie ihn in Ketten vor mich führen.« Der Großvezier überbrachte den Reitern den Befehl des Sultans und unterrichtete ihren Anführer, wie sie sich zu benehmen hätten, damit er ihnen nicht entwischen könne. Sie gingen ab und trafen Alaeddin fünf oder sechs Stunden von der Stadt auf dem Heimwege begriffen. Der Anführer ritt auf ihn zu und sagte ihm, der Sultan habe großes Verlangen, ihn wieder zu sehen, und deshalb habe er sie abgeschickt, um es ihm zu melden und ihn nach Hause zu begleiten. Alaeddin hatte nicht die entfernteste Ahnung von dem wahren Grunde, warum diese Abteilung der Leibwache des Sultans zu ihm gekommen war, und ritt getrost weiter. Als er aber noch eine halbe Stunde von der Stadt entfernt war, umringte ihn die Reiterschar, und der Anführer derselben nahm das Wort und sagte zu ihm: »Prinz Alaeddin, mit großem Bedauern haben wir dir zu erklären, daß wir vom Sultan Befehl haben, dich zu verhaften und als Staatsverbrecher vor ihn zu führen; wir bitten dich, es nicht übel aufzunehmen, wenn wir jetzt unsere Pflicht erfüllen, und uns zu verzeihen.« Alaeddin war äußerst überrascht, denn er fühlte sich unschuldig. Er fragte den Anführer, ob er wisse, welches Verbrechens er angeklagt sei; dieser aber antwortete, weder er noch seine Leute wüßten davon. Da Alaeddin sah, daß seine Leute viel schwächer waren, als die Reiterschar, und ihn sogar verließen, so stieg er vom Pferde ab und sagte: »Hier bin ich, vollziehet euern Befehl. Übrigens kann ich versichern, daß ich mir keines Verbrechens bewußt bin, weder gegen die Person des Sultans, noch gegen den Staat.« Man warf ihm sogleich eine sehr dicke und lange Kette an den Hals und band ihn damit auch mitten um den Körper, so daß er die Arme nicht frei hatte. Der Anführer stellte sich nun wieder an die Spitze des Zugs, einer der Reiter aber faßte das Ende der Kette und führte so, hinter dem Anführer hinreitend, Alaeddin, der zu Fuß folgen mußte, mit fort. In diesem Zustande wurde er in die Stadt gebracht. Als die Reiter in die Vorstadt kamen und man Alaeddin als Staatsverbrecher daherführen sah, glaubte jedermann, es werde ihn den Kopf kosten. Da er aber allgemein beliebt war, so ergriffen die einen Säbel und andere Waffen, und die, welche keine hatten, bewaffneten sich mit Steinen und folgten den Reitern nach. Einige von den Hintersten schwenkten um und machten Miene, sie auseinanderzusprengen; allein die Volksmasse wurde so groß, daß die Reiter sich glücklich schätzten, wenn sie nur den Palast des Sultans erreichten, ohne daß Alaeddin ihnen entrissen wurde. So gelangten sie endlich an den Platz vor dem Palaste, wo sie sich alle in einer Linie aufstellten und gegen die bewaffnete Volksmasse Front machten, bis ihr Befehlshaber und der Reiter, welcher Alaeddin führte, in den Palast eingetreten waren und die Pförtner das Tor hinter ihm geschlossen hatten. Alaeddin wurde sofort vor den Sultan geführt, der ihn mit dem Großvezier auf einem Balkon erwartete. Sobald er ihn sah, befahl er dem Scharfrichter ihm den Kopf abzuhauen, ohne daß er ihn anhören oder irgend einen Aufschluß von ihm haben wollte. Der Scharfrichter bemächtigte sich Alaeddins, nahm ihm die Kette ab, breitete sofort ein Leder, das mit dem Blute von unzähligen Verbrechern befleckt war, auf den Boden, hieß ihn niederknieen und verband ihm die Augen. Hierauf zog er sein Schwert, holte weit aus, ließ es dreimal in der Luft blitzen und schickte sich an, den Todesstreich zu führen, indem er nur noch auf ein Zeichen vom Sultan wartete, um Alaeddin den Kopf abzuschlagen. In diesem Augenblicke bemerkte der Großvezier, daß das Volk die Reiter überwältigt hatte und auf den Schloßplatz gedrungen war, ja sogar, daß einige die Mauern des Palastes an mehreren Stellen mit Leitern erstiegen und bereits anfingen, sie niederzureißen, um eine Öffnung zu machen. Er sagte daher zum Sultan, ehe er das Zeichen gab: »Herr, ich bitte dich, daß du den Schritt, den du zu tun im Begriff bist, reiflich überlegen mögest. Du läufst Gefahr, deinen Palast erstürmt zu sehen, und wenn dies Unglück geschehe, so könnte es unheilbringende Folgen haben.« – Als der Sultan die heftige Aufregung unter dem Volke sah, erschrak er dermaßen, daß er augenblicklich dem Scharfrichter den Befehl gab, sein Schwert wieder in die Scheide zu stecken, die Binde von Alaeddins Augen wegzunehmen und ihn freizulassen. Zugleich befahl er seinen Trabanten auszurufen, daß er Alaeddin Gnade schenke, und jedermann sich nun entfernen möge. Als nun das Volk sah, daß der Sultan Alaeddin Gerechtigkeit widerfahren ließ und ihn begnadigte, entwaffnete sich sein Zorn, der Aufruhr hörte auf und es gingen alle einer nach dem andern nach Hause. Sobald Alaeddin sich wieder in Freiheit sah, schaute er nach dem Balkon hinauf, und als er den Sultan bemerkte, so rief er ihm in rührendem Tone zu: »Herr, ich bitte dich, mir zu der bereits erwiesenen Gnade noch eine neue zu schenken und mich wissen zu lassen, was mein Verbrechen ist.« – »Was es ist, du Schurke!« erwiderte der Sultan; »weißt du es noch nicht? Komm einmal hier herauf, so will ich dir es zeigen.« Alaeddin ging hinauf und trat vor den Sultan. Er führte ihn an den offenen Erker. Alaeddin sah hinaus und erblickte den ganzen Platz, den sein Palast sonst eingenommen hatte, da er aber nicht begreifen konnte, wie er hatte verschwinden können, so machte ihn dieses seltsame und überraschende Ereignis so bestürzt, daß er dem Sultan kein einziges Wort erwidern konnte. Der Sultan wiederholte voll Ungeduld die Frage: »Sag mir doch, wo der Palast und meine Tochter ist?« Endlich brach Alaeddin das Stillschweigen und sagte: »Herr, ich sehe wohl, daß der Palast, den ich erbauen ließ, verschwunden ist, kann dir aber nicht sagen, wo er sein mag. Nur so viel kann ich versichern, daß ich keinen Teil an diesem Ereignis habe.« »Mir liegt nichts daran, was aus deinem Palaste geworden ist,« antwortete der Sultan. »Meine Tochter ist mir millionenmal lieber. Du mußt sie mir zurückgeben, sonst lasse ich dir den Kopf abschlagen.« »Herr,« antwortete Alaeddin, »ich flehe dich an, daß du mir vierzig Tage Frist gebest, um meine Maßregeln zu treffen, und gelingt es mir in dieser Zeit nicht, so gebe ich dir mein Wort, daß ich selbst meinen Kopf zu den Füßen deines Thrones niederlegen will, damit du nach Belieben darüber verfügest.« – »Ich bewillige dir diese Frist von vierzig Tagen,« erwiderte der Sultan; »aber glaube ja nicht, daß du meine Gnade mißbrauchen und meinem Zorn entfliehen könnest. In welchem Winkel der Erde du sein magst, ich werde dich zu finden wissen.« Alaeddin ging mit gesenktem Haupte über die Höfe des Palastes und war so beschämt, daß er es nicht wagte, die Augen aufzuschlagen. Die vornehmsten Hofbeamten, von denen er keinen einzigen beleidigt hatte und die vorher seine Freunde gewesen, waren jetzt weit entfernt, sich ihm zu nähern oder ihm eine Zufluchtsstätte anzubieten; nein, sie kehrten ihm den Rücken, damit sie ihn nicht sehen mußten und er sie nicht erkennen möchte. Alaeddin kannte sich selbst nicht mehr und war seines Verstandes nimmer mächtig. Diejenigen, die in freundschaftlicher Verbindung oder sonst in einem Verkehr mit ihm gestanden hatten, wurden von wahrhaftem Mitleid ergriffen. Er blieb drei Tage in der Stadt, indem er sich bald nach dieser, bald nach jener Seite hin wendete und nichts aß, als was ihm mitleidige Menschen reichten, im übrigen aber keinen Entschluß faßte. Endlich, da er in diesem elenden Zustande nicht länger in einer Stadt verweilen wollte, wo er früher den vornehmen Herrn gespielt hatte, entfernte er sich aus derselben und schlug den Weg nach dem Felde ein. Er vermied die großen Heerstraßen, und nachdem er in schrecklicher Ungewißheit mehrere Felder durchirrt hatte, kam er mit Anbruch der Nacht an das Ufer eines Flusses. Hier faßte er einen Gedanken der Verzweiflung. »Wo soll ich jetzt meinen Palast suchen?« sagte er bei sich selbst. »In welcher Provinz, in welchem Lande, in welchem Teile der Welt werde ich ihn und meine vielgeliebte Prinzessin wiederfinden, die der Sultan von mir fordert? Dies wird mir nie gelingen; deshalb ist es besser, ich befreie mich auf einmal von all diesen Mühseligkeiten und dem bittern Kummer, der mein Herz zerfrißt.« Schon hatte er den Entschluß gefaßt, sich in den Fluß zu werfen, doch glaubte er als guter und frommer Muselmann dies nicht tun zu können, bevor er sein Gebet verrichtet hätte. Indem er sich nun dazu anschicken wollte, näherte er sich dem Rande des Wassers, um sich der Landessitte gemäß die Hände und das Gesicht zu waschen. Da aber die Stelle etwas abschüssig und naß war, so glitt er aus und wäre in den Fluß gefallen, wenn er sich nicht noch an einem kleinen Felsstück gehalten hätte, das etwa zwei Zoll hoch hervorragte. Glücklicherweise besaß er noch den Ring, den der afrikanische Zauberer ihm an den Finger gesteckt hatte. Diesen Ring rieb er ziemlich stark an dem Felsen, als er sich daran hielt, und augenblicklich stand derselbe Geist vor ihm, der ihm in dem unterirdischen Gewölbe erschienen war, wo der afrikanische Zauberer ihn eingesperrt hatte. »Was willst du?« sagte der Geist; »ich bin bereit, dir zu gehorchen als dein Sklave und als Sklave aller derer, die den Ring am Finger haben, sowohl ich, als die andern Sklaven des Ringes.« Alaeddin, der in seiner verzweiflungsvollen Lage durch diese Erscheinung angenehm überrascht war, antwortete: »Geist, rette mir zum zweitenmal das Leben und zeige mir, wo der Palast ist, den ich erbauen ließ, oder sorge, daß er unverzüglich wieder an seinen alten Platz zurückgetragen wird.« – »Was du hier verlangst,« antwortete der Geist, »liegt nicht in meinem Wirkungskreise, ich bin bloß Sklave des Rings; wende dich deshalb an den Sklaven der Lampe.« – »Wenn dem so ist,« versetzte Alaeddin, »so befehle ich dir kraft des Ringes, versetze mich sogleich an den Ort, wo mein Palast ist und bringe mich unter die Fenster der Prinzessin Bedrulbudur.« Kaum hatte er diese Worte gesprochen, als der Geist ihn nahm und nach Afrika mitten auf eine große Wiese trug, auf der der Palast nicht weit von einer großen Stadt stand; er setzte ihn dicht unter den Fenstern der Prinzessin nieder und ließ ihn dann allein. Alles dies war das Werk eines Augenblicks. Ungeachtet der Dunkelheit der Nacht erkannte Alaeddin recht gut seinen Palast und die Zimmer der Prinzessin Bedrulbudur. Da es indes schon weit in der Nacht und im Palast alles ruhig war, so ging er etwas abseits und setzte sich unter einen Baum. Hier gab er sich neuen Hoffnungen hin, und indem er Betrachtungen anstellte über sein Glück, das er einem bloßen Zufalle verdankte, wurde sein Gemüt wieder weit ruhiger. Er hing eine Weile diesen angenehmen Gedanken nach, aber da er seit fünf oder sechs Tagen kein Auge mehr geschlossen hatte, so überwältigte ihn zuletzt der Schlaf und er schlummerte am Fuße des Berges ein. Als am folgenden Tage die Morgenröte anbrach, wurde Alaeddin sehr angenehm erweckt durch den Gesang der Vögel, die teils auf dem Baume, unter dem er lag, teils auch auf den dickbelaubten Bäumen im Garten seines Palastes die Nacht zugebracht hatten. Er warf sogleich seine Augen auf dieses bewundernswürdige Gebäude und fühlte eine unaussprechliche Freude, daß er jetzt Hoffnung habe, wieder Herr desselben zu werden und aufs neue seine teure Prinzessin Bedrulbudur zu besitzen. Er stand auf und näherte sich den Zimmern der Prinzessin, dann ging er unter ihren Fenstern eine Weile spazieren und wartete, bis sie erwachen würde und sich sehen ließe. Inzwischen dachte er bei sich selbst darüber nach, woher wohl die Ursache seines Unglücks gekommen sein möge, und nachdem er sich lange hin und her besonnen, zweifelte er nicht mehr daran, sein ganzes Mißgeschick könne bloß davon herrühren, daß er seine Lampe aus den Augen verloren habe. Er machte sich nun Vorwürfe über seine Nachlässigkeit, und daß er nicht Sorge getragen habe, sie keinen Augenblick aus der Hand zu lassen. Was ihn noch mehr in Verlegenheit setzte, war, daß er sich gar nicht einbilden konnte, wer wohl auf sein Glück eifersüchtig sei. Dies wäre ihm zwar klar geworden, wenn er gewußt hätte, daß er und sein Palast sich in Afrika befänden; allein der dienstbare Geist des Ringes hatte es ihm nicht gesagt, und er hatte ihn auch nicht darum gefragt. Sonst hätte ihn schon der Name Afrika sogleich an den afrikanischen Zauberer, seinen abgesagten Feind, erinnert. Die Prinzessin Bedrulbudur stand diesmal früher als gewöhnlich auf, seit ihrer Entführung durch die Tücke des afrikanischen Zauberers, dessen Anblick sie bisher täglich einmal hatte ertragen müssen, weil er der Herr des Palastes war; sie hatte ihn jedoch jedesmal so spröde behandelt, daß er es noch nicht gewagt hatte, seinen Wohnsitz darin aufzuschlagen. Als sie angekleidet war, sah eine ihrer Frauen zufällig durchs Gitterfenster, bemerkte Alaeddin und verkündete es sogleich ihrer Gebieterin. Die Prinzessin, die diese Nachricht nicht glauben konnte, lief schnell ans Fenster, bemerkte Alaeddin ebenfalls und öffnete das Gitter. Bei dem Geräusch, das dadurch entstand, hob Alaeddin den Kopf in die Höhe, erkannte sie und begrüßte sie mit einer Miene, auf der überschwengliche Freude sich abspiegelte. »Um keine Zeit zu verlieren,« sagte die Prinzessin zu ihm, »habe ich dir die geheime Türe öffnen lassen, tritt durch dieselbe ein und komm herauf.« Es ist unmöglich, die Freude zu beschreiben, die die beiden Ehegatten empfanden, als sie sich nach einer Trennung, die sie ewig geglaubt hatten, endlich wiedersahen. Sie umarmten sich mehrere Male und gaben sich alle Beweise von Liebe und Zärtlichkeit, die man nach einer so traurigen und unerwarteten Trennung nur erdenken kann. Nach diesen Umarmungen, in die sich Tränen der Freude mischten, setzten sie sich, und Alaeddin nahm das Wort und sprach: »Prinzessin, bevor wir von irgend etwas anderem sprechen, beschwöre ich dich im Namen Gottes, sowohl um deiner selbst als um deines verehrungswürdigen Vaters, des Sultans, und besonders auch um meinetwillen, sage mir, was ist aus meiner alten Lampe geworden, die ich, bevor ich auf die Jagd ging, in dem Saal mit den vierundzwanzig Fenstern auf das Kranzgesimse gestellt hatte?« »Ach, teurer Gemahl,« antwortete die Prinzessin, »ich habe mir’s wohl gedacht, daß unser beiderseitiges Unglück von dieser Lampe herkomme, und was mich untröstlich macht, ist, daß ich selbst daran schuld bin.« – »Prinzessin,« erwiderte Alaeddin, »miß dir die Schuld nicht bei, sie ist ganz auf meiner Seite, denn ich hätte die Lampe sorgsamer aufbewahren sollen. Jetzt aber laß uns nur daran denken, den Schaden wieder gutzumachen und deshalb erzähle mir, wie die Sache zugegangen und in welche Hände die Lampe geraten ist.« Die Prinzessin Bedrulbudur erzählte hierauf Alaeddin alles, unter welchen Umständen sie die alte Lampe gegen die neue ausgetauscht und wie sie in der folgenden Nacht die Versetzung des Palastes bemerkt und sich am andern Morgen in einem unbekannten Lande gefunden habe, wo sie jetzt beide seien und das Afrika heiße. Letzteres hatte sie aus dem Munde des Schurken selbst erfahren, der sie durch seine Zauberkunst hierher versetzt hatte. »Prinzessin,« unterbrach sie Alaeddin, »du hast mir den Schurken deutlich genug bezeichnet, indem du mir sagtest, daß ich mit dir in Afrika bin. Er ist der abscheulichste aller Menschen; doch ist jetzt weder Zeit noch Ort, dir seine Schlechtigkeiten ausführlicher zu erzählen, und ich bitte dich bloß, mir zu sagen, was er mit der Lampe angefangen und wo er sie aufbewahrt hat.« – »Er trägt sie wohl eingehüllt in seinem Busen,« erwiderte die Prinzessin, »ich kann dies mit Bestimmtheit sagen, da er sie in meiner Gegenwart herausgezogen und enthüllt hat, um sich damit zu brüsten.« »Prinzessin,« unterbrach sie Alaeddin, »ich glaube ein Mittel gefunden zu haben, uns beide von unserm gemeinschaftlichen Feinde zu befreien. Ich werde gegen Mittag zurückkommen, um dir dann meinen Plan mitzuteilen, und was du zum Gelingen desselben beizutragen hast. Doch sage ich dir zum voraus, wundere dich nicht, wenn du mich in einer andern Kleidung zurückkommen siehst, und gib Befehl, daß man mich an der geheimen Türe, wenn ich klopfe, nicht lange warten läßt.« Die Prinzessin versprach, man werde ihn an der Türe erwarten und schnell öffnen. Als Alaeddin hinausgegangen war, bemerkte er einen Bauersmann, der aufs Feld ging. Er ging zu ihm und machte ihm den Antrag, die Kleider mit ihm zu wechseln, worauf der Bauer endlich auch einging. Der Umtausch geschah hinter einem Gebüsch, und als sie sich getrennt hatten, schlug Alaeddin den Weg nach der Stadt ein und ging bis an den Platz, wo die Kaufleute und Handwerker ihre besondere Gasse hatten. Er trat nun in die Gasse der Materialienhändler, ging in den größten und bestausgestatteten Laden und fragte den Kaufmann, ob er nicht ein gewisses Pulver habe, das er ihm nannte. Der Kaufmann, der aus Alaeddins Kleidung schloß, er müsse arm sein und werde nicht Geld genug haben, um ihn zu bezahlen, antwortete, er habe zwar dieses Pulver, allein es sei sehr teuer. Alaeddin erriet seine Gedanken, zog seinen Beutel aus der Tasche, ließ einige Goldstücke hervorblinken und verlangte dann eine halbe Drachme von dem Pulver. Der Kaufmann wog so viel ab, wickelte es ein, übergab es Alaeddin und forderte ein Goldstück dafür. Alaeddin händigte es ihm ein, und ohne sich in der Stadt länger aufzuhalten, als nötig war, um einige Nahrung zu sich zu nehmen, kehrte er nach seinem Palaste zurück. Er brauchte an der geheimen Türe nicht lange zu warten, sie wurde ihm sogleich geöffnet, und so ging er ins Gemach der Prinzessin Bedrulbudur hinauf. »Geliebte,« sprach er zu ihr, »da du so großen Widerwillen gegen deinen Entführer hast, so wird es dir vielleicht schwer werden, den Rat zu befolgen, den ich dir jetzt gebe. Bedenke aber, daß du dich notwendig verstellen und dir einige Gewalt antun mußt, wenn du dich von seinen Nachstellungen befreien und dem Sultan, deinem Vater und meinem Herrn, die Freude machen willst, dich wieder zu sehen. Befolge also meinen Rat, schmücke dich sogleich mit deinen schönsten Kleidern, und wenn der afrikanische Zauberer kommt, so empfange ihn aufs freundlichste. Du darfst dir aber keinen Zwang und keine Befangenheit anmerken lassen, sondern mußt ihm ein heiteres Gesicht zeigen. Im Gespräch gib ihm sodann zu erkennen, daß du dir alle Mühe gebest, mich zu vergessen; und um ihn vollkommen von deiner Aufrichtigkeit zu überzeugen, lade ihn zum Abendessen ein und drücke den Wunsch aus, den besten Wein seines Landes zu kosten. Er wird dann weggehen, um dir welchen zu holen. Indes du nun den Schenktisch in Bereitschaft setzen lässest, so schütte in einen der Becher, der dem deinigen gleich ist, dies Pulver hier, stelle ihn sodann auf die Seite und befiehl derjenigen von deinen Frauen, die das Schenkamt versieht, sie soll ihn dir auf ein verabredetes Zeichen voll Wein bringen und sich ja in acht nehmen, daß kein Irrtum dabei vorgeht. Wenn dann der Zauberer zurückkommt, und ihr beide bei Tische sitzet und nach Herzenslust gegessen und getrunken habt, so laß den Becher mit dem Pulver bringen und vertausche deinen Becher mit dem seinen. Er wird dies als eine so hohe Gunst ansehen, daß er es nicht ablehnen, sondern den Becher bis auf den Grund austrinken wird; kaum aber wird er ihn geleert haben, so wirst du ihn rücklings hinsinken sehen. Wenn es dich anekelt, aus seinem Becher zu trinken, so stelle dich wenigstens, als ob du tränkest, und du hast dabei nichts zu befürchten; denn das Pulver wird seine Wirkung schnell tun.« Darauf antwortete die Prinzessin: »Ich gestehe dir, daß es mich Überwindung kostet, dem Zauberer auf diese Art entgegenzukommen. Aber welcher Entschließung ist man nicht fähig gegen einen so grausamen Feind! Ich werde also tun, wie du mir rätst, da sowohl meine als deine Ruhe davon abhängt.« Darauf verabschiedete sich Alaeddin von der Prinzessin, und brachte den übrigen Teil des Tages in der Umgebung des Palastes zu, um sich mit Anbruch der Nacht wieder bei der geheimen Türe einzufinden. Sobald Alaeddin sich entfernt hatte, setzte sie sich an ihren Putztisch, ließ sich durch ihre Frauen aufs prächtigste schmücken und legte das reichste Kleid an. Ihr Gürtel war von eitel Gold und mit den größten auserlesensten Diamanten ausgelegt; um den Hals legte sie eine Schnur aus Perlen. Die Armbänder, die mit Rubinen und Diamanten besetzt waren, entsprachen aufs trefflichste dem Reichtum des Gürtels und der Halsschnur. Als die Prinzessin Bedrulbudur vollständig angekleidet war, setzte sie sich auf ihren Sofa und erwartete die Ankunft des afrikanischen Zauberers. Sobald die Prinzessin ihn in den Saal mit den vierundzwanzig Fenstern eintreten sah, stand sie mit allem Glanze ihrer Schönheit und Reize auf, wies ihm mit der Hand den Ehrenplatz an, den er einnehmen sollte, und setzte sich dann zugleich mit ihm: eine ganz ausgezeichnete Artigkeit, die sie ihm bisher noch nie erwiesen hatte. Den afrikanischen Zauberer blendete mehr der Glanz der schönen Augen der Prinzessin, als die strahlenden Edelsteine. Ihre majestätische Haltung und die anmutsvolle Verbindlichkeit, mit der sie ihn empfing, während sie ihn bisher immer so rauh zurückgewiesen hatte, machte einen solchen Eindruck auf ihn, daß er kaum seiner Sinne mächtig war. Als er sich gesetzt hatte, nahm die Prinzessin, um ihn aus seiner sichtlichen Verlegenheit zu ziehen, das Wort und sprach zu ihm: »Du wirst dich ohne Zweifel wundern, daß du mich heute ganz anders findest, als bis jetzt, doch wirst du es erklären können, wenn ich dir sage, daß meine ganze Gemütsart aller Traurigkeit, Schwermut, Betrübnis und allen Sorgen zuwider ist, die ich immer gern von mir abschüttle, sowie ich keine Ursache mehr dazu sehe. Ich habe mir das, was du mir von Alaeddins Schicksal sagtest, wohl überlegt, und da ich die Gemütsart meines Vaters recht gut kenne, so bin ich mit dir überzeugt, daß er der schrecklichen Wirkung seines Zornes unmöglich entgehen konnte. Wenn ich nun auch darauf beharren wollte, mein ganzes Leben lang um ihn zu weinen, so sehe ich doch, daß meine Tränen ihn nicht ins Leben zurückrufen würden. Deshalb glaube ich, nachdem ich ihm bis ins Grab alle Pflichten erwiesen habe, welche die Liebe von mir forderte, so muß ich nunmehr auch alle Mittel versuchen, mich zu trösten. Dies sind die Gründe meiner Veränderung. Um nun sogleich jeden Anlaß zur Traurigkeit zu entfernen, die ich ganz von mir zu bannen entschlossen bin, und in der Hoffnung, daß du die Gefälligkeit haben werdest, mir Gesellschaft zu leisten, habe ich eine Abendmahlzeit für uns bereiten lassen. Da ich aber bloß chinesischen Wein habe und mich doch in Afrika befinde, so hat mich die Lust angewandelt, den hierzulande wachsenden zu kosten, und ich zweifle nicht, daß du den besten herausfinden wirst, wenn es welchen hier gibt.« Der afrikanische Zauberer, der das Glück, so schnell und so leicht die Gunst der Prinzessin Bedrulbudur zu gewinnen, für eine Unmöglichkeit gehalten hatte, sagte, er könne kaum Worte finden, um seinen Dank genugsam auszudrücken, und um dieses Gespräch bald abzubrechen, lenkte er schnell auf den afrikanischen Wein ein, dessen sie gedacht hatte, und sagte, unter allen Vorzügen, deren sich Afrika rühmen könne, stehe sein trefflicher Wein oben an, und der allerbeste wachse in dem Teil des Landes, wo sie sich gegenwärtig befänden; er habe ein Faß, das schon sieben Jahre gefüllt und noch nicht angestochen sei, und er glaube nicht viel zu sagen, wenn er behaupte, daß dieser Wein an Güte die vortrefflichsten Weine auf der ganzen Erde übertreffe. »Wenn meine Prinzessin es mir erlauben will,« setzte er hinzu, »so will ich zwei Flaschen davon holen und werde augenblicklich wieder zurück sein.« – »Es sollte mir leid tun, wenn ich dir so viele Mühe machte,« sagte die Prinzessin, »du könntest ja jemanden hinschicken.« – »Nein,« antwortete der afrikanische Zauberer, »ich muß notwendig selbst hingehen; niemand außer mir weiß, wo der Schlüssel zu diesem Keller ist.« – »Wenn dem so ist,« sagte die Prinzessin, »so gehe und komm bald zurück. Sobald du zurückkommst, wollen wir uns zu Tische setzen.« Der afrikanische Zauberer, voller Hoffnung auf sein vermeintliches Glück, lief nicht, sondern flog und kam sehr schnell zurück. Inzwischen hatte die Prinzessin das Pulver, das ihr Alaeddin gebracht, selbst in einen Becher geworfen. Sie setzten sich einander gegenüber zu Tisch, so daß der Zauberer dem Schenktisch den Rücken kehrte. Die Prinzessin legte ihm vom Besten vor und sagte zu ihm: »Wenn du es verlangst, so will ich dir Musik machen und singen lassen; da wir aber beide ganz allein hier sind, so denke ich, es wird uns mehr Vergnügen machen, uns miteinander zu unterhalten.« Der Zauberer betrachtete diese Wahl der Prinzessin als eine neue Gunst. Nachdem sie einige Bissen gegessen hatten, verlangte die Prinzessin zu trinken. Sie trank auf die Gesundheit des Zauberers und sagte dann zu ihm: »Du hattest alles Recht, deinen Wein zu loben; ich habe nie einen so köstlichen getrunken.« – »Reizende Prinzessin,« antwortete er, indem er den Becher, der ihm überreicht wurde, in der Hand hielt, »mein Wein erhält durch deinen Beifall eine neue Güte.« – »Trink auf meine Gesundheit,« erwiderte die Prinzessin, »so wirst du selbst finden, daß ich mich darauf verstehe.« Er trank auf die Gesundheit der Prinzessin, sah dann den Becher an und sagte: »Prinzessin, ich schätze mich glücklich, daß ich dieses Faß für eine so gute Gelegenheit aufgespart; ich gestehe selbst, daß ich in meinem ganzen Leben noch keinen so vortrefflichen Wein getrunken habe.« Als sie noch weiter gegessen und noch dreimal getrunken hatten, gab endlich die Prinzessin, die dem afrikanischen Zauberer durch ihre Höflichkeit und ihr verbindliches Wesen vollends ganz den Kopf verrückt hatte, der Frau, die das Schenkamt versah, das verabredete Zeichen, und während man ihren Becher mit Wein brachte, sagte sie, man solle auch den des afrikanischen Zauberers vollschenken und ihm überreichen. Als nun beide den Becher in der Hand hatten, sprach sie: »Ich weiß nicht, wie es bei euch zulande unter Liebenden, die miteinander trinken, Sitte ist; bei uns in China wechseln die Geliebte und der Liebhaber ihre Becher miteinander aus und trinken so einander Gesundheit.« Mit diesen Worten überreichte sie ihm den Becher, den sie in der Hand hielt, und streckte ihre andere Hand aus, um den seinigen in Empfang zu nehmen. Der afrikanische Zauberer beeilte sich um so freudiger, diesen Tausch vorzunehmen, da er dies als das sicherste Zeichen betrachtete, das Herz der Prinzessin nun völlig erobert zu haben, und er hielt sich für den glücklichsten aller Sterblichen. Ehe er trank, sagte er, mit dem Becher in der Hand: »Prinzessin, wir Afrikaner sind lange nicht so weit in der Kunst, die Liebe mit allen möglichen Annehmlichkeiten zu würzen, wie die Chinesen, und indem ich hier etwas lerne, was ich noch nicht wußte, fühle ich zugleich, wie hoch ich diese Begünstigung zu schätzen habe. Nie werde ich es vergessen, liebenswürdige Prinzessin, daß ich aus deinem Becher getrunken und darin ein Leben gefunden habe, auf das ich keine Hoffnung mehr gehabt hätte, wenn du noch länger bei deiner Grausamkeit beharrt.« Prinzessin Bedrulbudur führte nun den Becher an den Mund, berührte ihn aber nur mit den Lippen, indes der afrikanische Zauberer sich sehr bemühte, es ihr zuvor zu tun, und den seinigen ausleerte, ohne einen Tropfen darin zu lassen. Die Prinzessin sah, daß seine Augen sich verdrehten und er ohne Bewußtsein rücklings zusammensank. Nun kam Alaeddin herauf und trat in den Saal. Als er den afrikanischen Zauberer auf dem Sofa ausgestreckt liegen sah, und die Prinzessin Bedrulbudur ihm voll Freude und mit offenen Armen entgegeneilte, hielt er sie zurück und sagte: »Es ist noch nicht Zeit, Prinzessin; tu mir den Gefallen, begib dich auf dein Zimmer und sorge dafür, daß man mich allein läßt, indes ich meine Vorbereitungen treffe, die dich ebenso schnell nach China wieder zurückbringen, wie du von da entfernt worden bist.« Sobald die Prinzessin mit ihren Frauen und Verschnittenen aus dem Saale gegangen war, verschloß Alaeddin die Türe, näherte sich dem Leichnam des afrikanischen Zauberers, öffnete sein Kleid und zog die Lampe heraus. Er enthüllte sie und rieb daran und alsbald erschien auch der Geist mit seinem gewöhnlichen Gruß. »Geist,« sagte Alaeddin zu ihm, »ich habe dich gerufen, um dir im Namen der Lampe, deiner guten Gebieterin, die du hier siehst, zu befehlen, daß du diesen Palast wieder nach China zurücktragen lässest, und zwar an denselben Ort und dieselbe Stelle, von wo er weggenommen ist.« Der Geist gab durch ein Kopfnicken zu verstehen, daß er gehorchen werde und verschwand. Die Versetzung ging wirklich vor sich, und man spürte sie nur an zwei sehr leichten Erschütterungen: die eine, als der Palast von seiner Stelle in Afrika emporgehoben, und die andere, als er in China gegenüber dem Palast des Sultans niedergelassen wurde, was alles in wenigen Augenblicken geschehen war. Alaeddin ging nun ins Zimmer der Prinzessin hinab, umarmte sie und sagte zu ihr: »Prinzessin, ich kann dich versichern, daß deine und meine Freude morgen früh vollkommen sein wird.« Da die Prinzessin ihre Abendmahlzeit noch nicht vollendet hatte und Alaeddin zu essen verlangte, so ließ sie aus dem Saal mit den vierundzwanzig Fenstern die Speisen, die dort aufgetragen, aber kaum berührt worden waren, auf ihr Zimmer bringen. Die Prinzessin und Alaeddin speisten zusammen und tranken von dem guten alten Wein des afrikanischen Zauberers. Ich will nichts von ihrer weiteren Unterhaltung sagen, die nur sehr vergnügt sein konnte, und füge bloß hinzu, daß sie sich zuletzt miteinander in ihr Schlafgemach begaben. Seit der Entführung des Palastes und der Prinzessin Bedrulbudur war der Sultan, der Vater dieser Prinzessin, untröstlich, weil er sie für immer verloren glaubte. Er konnte weder bei Nacht noch bei Tag Ruhe finden, und statt alles zu vermeiden, was seinem Kummer neue Nahrung geben konnte, suchte er es im Gegenteil absichtlich auf. Während er zum Beispiel vorher nur morgens nach dem offenen Erker seines Palastes gegangen war, um seine Augen an dem angenehmen Anblick zu weiden, dessen er nicht satt werden konnte, so ging er jetzt mehrere Male des Tags hinauf, um seinen Tränen freien Lauf zu lassen und sich immer tiefer in seine Betrübnis zu versenken durch den Gedanken, daß er das, was ihm so wohlgefallen hatte, nie wieder sehen werde, und das Liebste, das er auf der Welt besessen, auf immer verloren habe. Auch an dem Morgen, als Alaeddins Palast wieder an seinen alten Platz gebracht worden war, hatte sich die Morgenröte kaum am Himmel gezeigt, als der Sultan wieder in den Erker ging. Er war so in sich gekehrt und so durchdrungen von seinem Schmerz, daß er seine Augen traurig nach der Seite hinwendete, wo er nur den leeren Raum und keinen Palast mehr zu erblicken vermeinte. Als er nun auf einmal diese Leere ausgefüllt sah, hielt er es für einen Nebel. Endlich aber, nachdem er es aufmerksamer betrachtet hatte, erkannte er, daß es unzweifelhaft Alaeddins Palast war. Freude und Fröhlichkeit bemächtigten sich jetzt seines Herzens nach langem Kummer und Gram. Er kehrte eilig auf sein Zimmer zurück und befahl, man solle ihm ein Pferd satteln und vorführen. Er schwang sich hinauf, ritt fort und es war ihm, als könne er nicht schnell genug bei Alaeddins Palast anlangen. Alaeddin, der dies vorausgesehen hatte, war mit Tagesanbruch aufgestanden, hatte eines seiner prächtigsten Kleider angelegt und sich sodann in den Saal mit den vierundzwanzig Fenstern begeben, von wo aus er den Sultan kommen sah. Er eilte hinab und kam noch gerade zur rechten Zeit, um ihn unten an der Haupttreppe zu empfangen und ihm vom Pferd absteigen zu helfen. »Alaeddin,« sprach der Sultan zu ihm, »ich kann mit dir nicht sprechen, bevor ich meine Tochter gesehen und umarmt habe.« Alaeddin führte den Sultan in das Zimmer der Prinzessin Bedrulbudur, die eben mit ihrem Anzug fertig geworden war; denn Alaeddin hatte sie beim Aufstehen erinnert, daß sie sich nicht mehr in Afrika, sondern in China, in der Hauptstadt des Sultans, ihres Vaters, und gegenüber seinem Palast befinde. Der Sultan umarmte sie mehrere Male, während ihm die hellen Freudentränen über die Wangen liefen, und die Prinzessin ihrerseits bewies ihm auf alle mögliche Art, wie hocherfreut sie sei, ihn wieder zu sehen. Endlich nahm der Sultan das Wort und sprach: »Geliebte Tochter, ich will glauben, daß die Freude des Wiedersehens dich in meinen Augen so munter und so wenig verändert erscheinen läßt, wie wenn dir nichts Unangenehmes zugestoßen wäre, und doch bin ich überzeugt, daß du sehr viel gelitten hast. Ich wünsche nun, daß du mir erzählst, wie die Sache zuging, und mir nichts verhehlest.« Die Prinzessin machte sich ein Vergnügen daraus, den Wunsch ihres Vaters zu erfüllen. »Um es frei herauszusagen, mein ganzes Unglück bestand darin, daß ich mich dir und meinem teuren Gemahl entrissen sah. Was meine Entführung betrifft, so hat Alaeddin nicht den mindesten Teil daran: ich selbst bin allein daran schuld, aber auf eine höchst unschuldige Weise.« Um nun den Sultan von der Wahrheit ihrer Worte zu überzeugen, erzählte sie ihm umständlich, wie der afrikanische Zauberer sich in einen Lampenhändler verkleidet habe, der alte Lampen gegen neue eintauschte, und wie sie dann zur Kurzweil Alaeddins Lampe, deren geheime Kraft und Wichtigkeit sie nicht gekannt, gegen eine neue eingetauscht, worauf der Palast nebst ihr und den übrigen Bewohnern in die Höhe gehoben und samt dem afrikanischen Zauberer nach Afrika versetzt worden sei. Um sich vollends zu überzeugen, ging der Sultan hinauf, und als er den afrikanischen Zauberer tot und im Gesicht ganz schwarzblau von dem Gifte sah, umarmte er Alaeddin mit vieler Zärtlichkeit und sagte zu ihm: »Mein Sohn, halte mir mein Betragen gegen dich zugute; bloß meine Vaterliebe hat mich dazu veranlaßt, und du mußt mir die Übereilung, zu der ich mich hinreißen ließ, verzeihen.« – »Herr,« erwiderte Alaeddin, »ich habe nicht die mindeste Ursache, mich über dich zu beklagen; du hast nur getan, was du tun mußtest. Dieser schändliche Zauberer, dieser Auswurf der Menschheit, war die einzige Ursache, daß ich deine Gnade verlor. Wenn du einmal Muße haben wirst, so werde ich dir von einer andern Bosheit erzählen, die er mir angetan und die nicht minder schwarz ist, als seine letzte, vor der mich Gottes ganz absonderliche Gnade behütet hat.« – »Ich werde mir diese Muße ausdrücklich dazu nehmen,« antwortete der Sultan, »und zwar recht bald. Jetzt aber laß uns nur darauf denken, fröhlich zu sein, auch sorge, daß dieser verhaßte Gegenstand fortgeschafft wird.« Alaeddin ließ den Leichnam des afrikanischen Zauberers wegbringen und auf den Schindanger werfen, um dort den Vögeln und Tieren zur Nahrung zu dienen. Der Sultan aber gab Befehl, durch Trommeln, Pauken, Trompeten und andere Instrumente das Zeichen zur allgemeinen öffentlichen Freude zu geben, und ließ ein zehntägiges Freudenfest ankündigen, um die Rückkehr der Prinzessin Bedrulbudur und Alaeddins zu feiern. So entging denn Alaeddin zum zweitenmal einer Todesgefahr, der er beinahe erliegen mußte; allein es war noch nicht die letzte, und er mußte noch eine dritte, gleich gefährliche Prüfung bestehen. Der afrikanische Zauberer hatte noch einen jüngern Bruder, der in der Zauberkunst nicht minder geschickt war, als er; ja man kann sagen, daß er ihn an Bosheit und verderblichen Ränken noch übertraf. Da sie nicht immer beisammen oder in derselben Stadt lebten, und der eine sich manchmal im Osten befand, während der andere im Westen war, so unterließen sie es nicht, mit Hilfe der Punktierkunst alle Jahre einmal auszumitteln, in welchem Teile der Welt jeder von ihnen lebe, wie er sich befinde und ob er nicht die Hilfe des andern bedürfe. Kurze Zeit, nachdem der afrikanische Zauberer in der Unternehmung gegen Alaeddins Glück den Tod gefunden hatte, wollte sein jüngerer Bruder, der seit Jahr und Tag keine Nachrichten von ihm hatte und sich nicht in Afrika, sondern in einem sehr entlegenen Land aufhielt, erfahren, an welchem Ort der Erde er lebe, wie er sich befinde und was er treibe. Er endeckte nun, daß sein Bruder nicht mehr auf der Welt, daß er vergiftet worden und plötzlich gestorben sei, daß dies in China an dem und dem Orte geschehen, und endlich, daß der, welcher ihn vergiftet, ein Mann von niedriger Abkunft sei, der eine Prinzessin des Sultans geheiratet habe. Als der Zauberer das traurige Ende seines Bruders erfahren hatte, verlor er keine Zeit mit nutzlosem Jammern, sondern beschloß augenblicklich, seinen Tod zu rächen, stieg zu Pferde und begab sich auf den Weg nach China. Er mußte über Ebenen, Flüsse, Berge, Einöden, und nach langer Reise kam er endlich unter unglaublichen Beschwerden nach China und bald darauf in die Hauptstadt. Den Tag nach seiner Ankunft ging der Zauberer aus und spazierte in der Stadt herum. An einem der Orte, wo man sich mit allerlei Arten von Spielen die Zeit vertrieb, und wo, während die einen spielten, die andern sich von den Neuigkeiten des Tages oder auch von ihren eigenen Geschichten unterhielten, hörte er gar merkwürdige Dinge erzählen von der Tugend und Frömmigkeit, ja selbst von den Wundertaten einer von der Welt abgeschiedenen Frau, namens Fatime. Da er nun glaubte, diese Frau könne ihm bei seinem Vorhaben vielleicht in irgend etwas behilflich sein, nahm er einen von der Gesellschaft beiseite und bat ihn um nähere Auskunft über die heilige Frau und über die Art von Wundern, die sie verrichte. »Wie!« sagte der Angeredete zu ihm, »du hast diese Frau noch nie gesehen und auch nicht von ihr sprechen gehört? Sie ist durch ihr Fasten, ihre strenge Lebensweise und das Beispiel, das sie gibt, Gegenstand der allgemeinen Bewunderung in der ganzen Stadt. Außer Montags und Freitags geht sie nie aus ihrer kleinen Einsiedelei heraus, und an den Tagen, wo sie sich in der Stadt sehen läßt, tut sie unendlich viel Gutes, auch heilt sie jeden, der mit Kopfschmerzen behaftet ist, durch Auflegung ihrer Hände.« Der Zauberer verlangte über diesen Punkt nichts mehr zu wissen, sondern fragte nur noch, in welchem Teile der Stadt die Einsiedelei der heiligen Frau wäre. Der Mann beschrieb ihm genau die Stelle. Gegen Mitternacht ging der Zauberer geraden Wegs nach der Einsiedelei Fatimes, der heiligen Frau; denn unter diesem Namen war sie in der ganzen Stadt bekannt. Er öffnete ohne Mühe die mit einer bloßen Klinke verschlossene Tür, trat hinein und machte die Türe ganz leise wieder zu; drinnen erblickte er bei hellem Mondschein Fatime, die an freier Luft auf einem mit einer schlechten Matte überdeckten Sofa schlief und gegen ihre Zelle hingelehnt dalag. Er näherte sich ihr, zog einen Dolch, den er an seiner Seite trug, und weckte sie. Als die arme Fatime die Augen aufschlug, erschrak sie über die Maßen beim Anblick eines Mannes, der im Begriff war, sie zu erdolchen. Er setzte ihr den Dolch auf die Brust, machte Miene zuzustoßen und sagte: »Wenn du schreist oder nur das mindeste Geräusch machst, so bist du des Todes; steh aber jetzt auf und tue, was ich dir sagen werde.« Fatime, die sich in ihren Kleidern niedergelegt hatte, stand zitternd und bebend auf. »Fürchte dich nicht,« sagte der Zauberer zu ihr, »ich verlange bloß dein Kleid, gib es mir und nimm dafür das meinige.« Sie vertauschten ihre Kleider, und nachdem der Zauberer das Kleid Fatimens angezogen hatte, sagte er zu ihr: »Jetzt färbe mir das Gesicht gleich dem deinigen, und zwar so, daß ich dir ähnlich sehe und die Farbe sich nicht verwischt.« Da er sah, daß sie noch immer zitterte, sagte er, um sie zu beruhigen, und damit sie mit um so größerer Zuversicht seinen Wunsch erfüllen möchte, abermals zu ihr: »Fürchte dich nicht; ich schwöre dir bei dem Namen Gottes, daß ich dir das Leben lasse.« Fatime hieß ihn in ihre Zelle treten, zündete ihre Lampe an, nahm einen Pinsel und einen gewissen Saft, den sie in einem Gefäße stehen hatte, rieb ihm damit das Gesicht ein und versicherte ihm dann, die Farbe werde nicht ausgehen und sein Gesicht sei jetzt durchaus ganz wie das ihrige. Hierauf setzte sie ihm ihre eigene Kopfbekleidung aufs Haupt nebst ihrem Schleier und zeigte ihm, wie er sich auf seinem Gang durch die Stadt das Gesicht damit verhüllen müsse. Endlich, nachdem sie ihm noch einen großen Rosenkranz, der ihm vorne bis auf den Gürtel herabhing, um den Hals geschlungen, gab sie ihm denselben Stab, den sie gewöhnlich trug, in die Hand, hielt ihm dann einen Spiegel vor und sagte zu ihm: »Da blicke einmal hinein und du wirst sehen, daß du mir gleichst, wie ein Ei dem andern.« Der Zauberer fand alles nach Wunsch, hielt aber der guten Fatime den Schwur nicht, den er ihr so feierlich geleistet hatte. Damit man keine Blutspuren sehen möchte, wenn er sie erstäche, so erwürgte er sie, und als er sah, daß sie den Geist aufgegeben hatte, schleppte er ihren Leichnam an den Füßen zum Wasserbehälter der Einsiedelei und warf ihn da hinein. Nach Vollführung dieser verruchten Mordtat brachte der als heilige Fatime verkleidete Zauberer den Rest der Nacht in der Einsiedelei zu. Am andern Morgen ging er, obgleich dies kein gewöhnlicher Ausgangstag für die heilige Frau war, dennoch aus, denn er glaubte, es würde ihn niemand darum fragen, und wenn man ihn fragte, so würde er schon zu antworten wissen. Da er sich bei seiner Ankunft vor allen Dingen nach Alaeddins Palast erkundigt hatte, und da er dort seine Rolle spielen wollte, so nahm er sogleich seinen Weg dahin. Jedermann hielt ihn für die heilige Frau, und so wurde er bald von einer großen Menschenmasse umringt. Einige empfahlen sich seinem Gebet, andere küßten ihm die Hand, andere, die noch ehrerbietiger waren, küßten bloß den Saum seines Kleides, und noch andere, die entweder wirklich Kopfweh hatten, oder sich nur dagegen verwahren wollten, neigten sich vor ihm, damit er ihnen die Hände auflegen möchte, was er auch tat, indem er einige gebetähnliche Worte murmelte; kurz, er ahmte die heilige Frau so gut nach, daß jedermann ihn dafür ansah. Nachdem er mehrere Male unterwegs stehen geblieben war, um solche Leute zu befriedigen, die von dieser Art Händeauflegung weder einen Nutzen noch einen Schaden hatten, kam er endlich auf den Platz vor Alaeddins Palast, wo sich noch mehr Volk versammelt hatte, so daß es große Mühe kostete, sich ihm zu nähern. Die Stärksten und Eifrigsten drängten sich mit Gewalt durch das Gewühl, und darüber erhoben sich Klagen und ein solches Geschrei, daß man es in dem Saal mit den vierundzwanzig Fenstern, wo die Prinzessin Bedrulbudur war, hören konnte. Die Prinzessin fragte, was der Lärm bedeuten sollte, und da es ihr niemand sagen konnte, befahl sie nachzusehen und ihr Bericht abzustatten. Eine ihrer Frauen sah, ohne den Saal zu verlassen, durch ein Fenster und meldete ihr sodann, der Lärm komme von der Volksmenge her, die die heilige Frau umgebe, um sich durch ihr Handauflegen das Kopfweh vertreiben zu lassen. Die Prinzessin, die schon lange Zeit viel Gutes von der heiligen Frau gehört, sie aber noch nicht gesehen hatte, wurde neugierig, ihre Bekanntschaft zu machen und mit ihr zu sprechen. Sobald sie etwas davon verlauten ließ, sagte der Obere der Verschnittenen, wenn sie es wünsche, so wolle er sie heraufkommen lassen. Die Prinzessin genehmigte es und er fertigte sogleich vier Verschnittene ab mit dem Befehl, die angebliche heilige Frau heraufzubringen. Sobald die Verschnittenen zum Tore von Alaeddins Palast herauskamen und auf den afrikanischen Zauberer zugingen, so wich die Menge auseinander, und als dieser sich nun frei und die Verschnittenen auf sich zukommen sah, so ging er ihnen mit um so größerer Freude entgegen, da sein Schelmstück ihm einen guten Anfang zu nehmen schien. Einer von den Verschnittenen nahm das Wort und sagte: »Heilige Frau, die Prinzessin wünscht dich zu sprechen; komm und folge uns.« – »Die Prinzessin erzeigt mir viele Ehre,« antwortete die angebliche Fatime; »ich bin bereit, ihr zu gehorchen.« Mit diesen Worten folgte er den Verschnittenen. Als der Zauberer, der unter dem heiligen Kleide ein teuflisches Herz verbarg, in den Saal mit den vierundzwanzig Fenstern eintrat und die Prinzessin bemerkte, begann er mit einem Gebet, das eine lange Reihe von Wünschen für ihr Wohlbefinden, ihr Glück und die Erfüllung alles dessen, was sie nur begehren könnte, enthielt. Hierauf entfaltete er all seine trügerische und heuchlerische Beredsamkeit, um sich unter dem Mantel großer Frömmigkeit ins Herz der Prinzessin einzuschleichen, was ihm auch um so leichter gelang, als die Prinzessin in ihrer natürlichen Gutherzigkeit die Überzeugung hatte, alle Leute müßten ebenso gut sein, wie sie, besonders aber diejenigen Männer und Frauen, die es sich zur Pflicht machten, Gott in der Einsamkeit zu dienen. Als die falsche Fatime ihre lange Anrede vollendet hatte, sagte die Prinzessin zu ihr: »Meine gute Mutter, ich danke dir für deine schönen Gebete, ich habe großes Vertrauen darauf und hoffe, daß Gott sie erhören wird. Komm näher und setze dich zu mir.« Die falsche Fatime setzte sich mit heuchlerischer Bescheidenheit. Hierauf nahm die Prinzessin wieder das Wort und sagte: »Meine gute Mutter, ich bitte dich um etwas, das du mir bewilligen mußt und nicht abschlagen darfst, nämlich darum, daß du bei mir bleibst, mir die Geschichte deines Lebens erzählst und mich durch deine guten Beispiele lehrst, wie ich Gott dienen soll.« »Prinzessin,« sagte hierauf die angebliche Fatime, »ich bitte dich, verlange nichts von mir, worin ich nicht willigen kann, ohne mich ganz zu zerstreuen und von meinen Gebeten und frommen Übungen abzukommen.« – »Das darf dich nicht beunruhigen,« erwiderte die Prinzessin, »ich habe mehrere Zimmer, die nicht bewohnt sind, wähle dir eins daraus, welches dir am besten zusagt, dann kannst du deine Übungen ebenso ruhig verrichten, wie in deiner Einsiedelei.« Der Zauberer, der keinen andern Zweck hatte, als in Alaeddins Palast zu gelangen, wo es ihm viel leichter sein mußte, sein Schelmstück auszuführen, als wenn er immer von der Einsiedelei in den Palast und von da wieder zurück hätte hin und her gehen müssen, machte jetzt keine großen Einwendungen mehr gegen das verbindliche Anerbieten der Prinzessin und nahm es an. »Prinzessin,« sagte er zu ihr, »so fest auch der Entschluß einer armen und elenden Frau, wie ich, sein muß, der Welt und ihrer Pracht zu entsagen, so wage ich es doch nicht, dem Willen und Befehl einer so frommen und mildtätigen Prinzessin zu widerstreben.« Er folgte der Prinzessin Bedrulbudur und wählte unter ihren Zimmern dasjenige, welches am wenigsten schön war, indem er mit heuchlerischem Tone sagte: es sei noch viel zu gut für ihn und er wähle es bloß der Prinzessin zu Gefallen. Die Prinzessin wollte den Schurken in den Saal mit den vierundzwanzig Fenstern zurückführen, damit er bei ihr zu Mittag speisen sollte. Da er aber beim Essen sein bis jetzt immer noch verschleiertes Gesicht hätte enthüllen müssen und fürchtete, die Prinzessin möchte den Betrug durchschauen, so bat er sie, ihm zu erlauben, seine kleine Mahlzeit auf seinem Zimmer zu sich zu nehmen. Die Prinzessin speiste zu Mittag und die falsche Fatime unterließ nicht, sich wieder bei ihr zu melden, sobald sie ihr durch einen Verschnittenen hatte sagen lassen, daß sie von der Tafel aufgestanden sei. »Meine gute Mutter,« sagte die Prinzessin zu ihr, »ich bin hoch erfreut, eine heilige Frau, wie dich, zu besitzen, die diesem Palaste Segen bringen wird. Ei, wie gefällt dir denn der Palast? Ehe ich dir aber Zimmer für Zimmer zeige, so sage vor allem, was hältst du von diesem Saale?« Die falsche Fatime, die um ihre Rolle besser spielen zu können, bisher immer mit gesenkten Augen dagestanden war und ihren Kopf weder rechts noch links hingewendet hatte, hob ihn endlich bei dieser Frage empor, durchmusterte den Saal von einem Ende zum andern, und als sie ihn genugsam betrachtet hatte, sagte sie: »Prinzessin, dieser Saal ist wahrhaft bewunderungswürdig und ausgezeichnet schön. Indes scheint es mir, so viel eine Einsiedlerin beurteilen kann, daß eine einzige Sache daran fehle.« – »Und was denn, meine gute Mutter?« fragte die Prinzessin Bedrulbudur; »ich beschwöre dich, sage es mir. Ich für meinen Teil habe immer geglaubt und auch sagen hören, daß er in allem vollkommen sei. Wenn aber etwas daran fehlt, so will ich diesem Mangel abhelfen lassen.« »Prinzessin,« erwiderte die falsche Fatime mit vieler Verstellung, »verzeih, daß ich mir so viel Freiheit herausnehme. Meine Meinung, wenn dir etwas daran liegen könnte, ist nämlich, daß wenn oben von der Mitte dieser Kuppel ein Rochei herabhinge, dieser Saal in allen vier Teilen der Welt seinesgleichen nicht haben und der Palast ein Wunder der Welt sein würde.« »Meine gute Mutter,« fragte die Prinzessin, »was für ein Vogel ist denn der Roch, und woher könnte man wohl ein Ei von ihm bekommen?« – »Prinzessin,« antwortete die falsche Fatime, »es ist dies ein Vogel von bewundernswürdiger Größe, der auf der höchsten Spitze des Berges Kaukasus wohnt; der Baumeister dieses Palastes wird dir schon ein solches Ei verschaffen.« Die Prinzessin Bedrulbudur dankte der falschen Fatime für ihren Rat, und unterhielt sich mit ihr noch über eine Menge anderer Gegenstände; doch vergaß sie das Rochei nicht, und nahm sich vor, mit Alaeddin darüber zu sprechen, sobald er von der Jagd zurückgekehrt sein würde. Er war nämlich seit sechs Tagen fort und der Zauberer, der dies recht gut wußte, hatte seine Abwesenheit benützen wollen. Alaeddin kam noch an demselben Tage abends zurück, als die falsche Fatime sich soeben von der Prinzessin verabschiedet und auf ihr Zimmer begeben hatte. Er ging sogleich ins Zimmer der Prinzessin, die soeben dahin zurückgekehrt war, begrüßte und umarmte sie; allein es schien ihm, als ob sie ihn etwas kalt empfinge. »Teure Prinzessin,« sagte er zu ihr, »ich finde dich nicht so heiter, wie sonst. Ist in meiner Abwesenheit etwas vorgekommen, das dir mißfallen und Verdruß oder Mißvergnügen verursacht hätte? Ich beschwöre dich bei Gott, verhehle es mir nicht, denn ich werde alles aufbieten, deinen Wunsch zu erfüllen, wenn es in meiner Macht steht.« – »Es ist bloß eine Kleinigkeit,« antwortete die Prinzessin, »und die Sache kümmert mich so wenig, daß es mir unbegreiflich ist, wie du es meinem Gesichte hast anmerken können. Da du es jedoch wider mein Erwarten wahrgenommen hast, so will ich dir die Ursache mitteilen, obgleich sie nicht von Bedeutung ist.« »Ich hatte,« fuhr die Prinzessin Bedrulbudur fort, »wie du auch, bisher immer geglaubt, unser Palast sei der herrlichste, prachtvollste und vollkommenste auf der ganzen Welt. Doch muß ich dir jetzt sagen, was für ein Gedanke mir bei genauer Besichtigung des Saales mit den vierundzwanzig Fenstern gekommen ist. Meinst du nicht auch, daß nichts zu wünschen übrig bleiben würde, wenn mitten im Kuppelgewölbe ein Rochei hinge?« – »Prinzessin,« antwortete Alaeddin, »sobald du findest, daß noch ein Rochei daran fehlt, so finde ich diesen Fehler auch, und aus dem Eifer, womit ich diesem Mangel abhelfen werde, sollst du dich überzeugen, daß es nichts gibt, was ich nicht dir zuliebe tun würde.« Alaeddin verließ augenblicklich die Prinzessin Bedrulbudur, ging in den Saal mit den vierundzwanzig Fenstern, zog die Lampe, die er nun überall, wo er ging und stand, bei sich trug, aus seinem Busen hervor und rieb sie. Sogleich erschien auch der Geist. »Geist,« sprach Alaeddin zu ihm, »es fehlt dieser Kuppel noch ein Rochei, das mitten in ihrer Vertiefung hängen muß: ich befehle dir nun im Namen der Lampe, daß du diesem Mangel abhilfst.« Kaum hatte Alaeddin diese Worte ausgesprochen, als der Geist ein so lautes und entsetzliches Geschrei erhob, daß der Saal davon erbebte und auch Alaeddin taumelte, so daß er beinahe zu Boden stürzte. »Wie, Elender!« sagte der Geist in einem Tone zu ihm, der auch dem unerschrockensten Manne Furcht eingeflößt haben würde, »ist es dir nicht genug, daß meine Gefährten und ich dir zuliebe alles getan haben? Mußt du auch noch mit einer Undankbarkeit, die ihresgleichen nicht hat, befehlen, daß ich dir meinen Meister bringen und mitten in diesem Kuppelgewölbe aufhängen soll? Dieser Frevel verdiente, daß du samt deiner Frau und deinem Palaste auf der Stelle in Staub und Asche verwandelt würdest. Zu deinem Glück bist du jedoch nicht selbst auf diesen Gedanken gekommen, und der Wunsch geht nicht unmittelbar von dir aus. Du mußt nämlich wissen, daß er von dem Bruder des afrikanischen Zauberers, deines Feindes, herkommt, den du vertilgt hast, wie er verdiente. Er befindet sich in deinem Palast im Anzug der heiligen Frau Fatime, die er ermordet, und er hat deiner Frau das verderbliche Verlangen eingegeben, das du gegen mich geäußert hast. Seine Absicht ist, dich umzubringen, sei daher wohl auf deiner Hut.« Mit diesen Worten verschwand er. Alaeddin verlor keines von den letzten Worten des Geistes. Er hatte von der heiligen Frau Fatime sagen gehört und wußte recht gut, wie sie dem allgemeinen Glauben zufolge das Kopfweh heilte. Er ging nun aufs Zimmer der Prinzessin zurück, und ohne ein Wort von dem zu sprechen, was ihm soeben begegnet war, setzte er sich nieder, stützte seine Stirne auf die Hand und sagte, es habe ihn plötzlich ein heftiges Kopfweh befallen. Die Prinzessin befahl sogleich, die heilige Frau zu rufen, und während sie geholt wurde, erzählte sie Alaeddin, wie sie in den Palast gekommen sei und wie sie ihr darin ein Zimmer eingeräumt habe. Die falsche Fatime kam, und sobald sie da war, sagte Alaeddin zu ihr: »Komm her, meine gute Mutter, es freut mich, dich zu sehen, du bist gerade zu meinem Glücke hierhergekommen. Ich bin soeben von einem abscheulichen Kopfweh überfallen worden, und im Vertrauen auf deine Gebete bitte ich dich um Hilfe, denn ich hoffe, daß die Wohltat, die du schon so vielen mit dieser Krankheit Behafteten erwiesen hast, auch mir nicht abschlagen werdest.« Mit diesen Worten stand er auf und bückte den Kopf; die falsche Fatime näherte sich ihm, indem sie zugleich mit der Hand nach einem Dolche griff, den sie unter ihrem Kleide am Gürtel stecken hatte. Alaeddin aber, der sie genau beobachtete, fiel ihr in die Hand, noch ehe sie vom Leder gezogen hatte, und durchbohrte sie mit seinem Dolche, so daß sie tot auf dem Fußboden zusammenstürzte. »Mein teurer Gemahl, was hast du getan?« rief die Prinzessin voll Angst, »du hast die heilige Frau getötet!« – »Nein, geliebte Prinzessin,« antwortete Alaeddin mit großer Ruhe; »ich habe nicht Fatime getötet, sondern einen Schurken, der mich ermordet hätte, wenn ich ihm nicht zuvorgekommen wäre. Dieser Bösewicht, den du hier siehst,« fuhr er fort, indem er ihn enthüllte, »hat die wahre Fatime erwürgt und sich in ihre Kleider gesteckt, um mich zu erdolchen; mit einem Wort, er war der Bruder des afrikanischen Zauberers, deines Räubers.« Alaeddin erzählte ihr hierauf, auf welche Art er diese Umstände erfahren hatte, und ließ sodann den Leichnam wegschaffen. Auf diese Art wurde also Alaeddin von der Verfolgung der beiden verbrüderten Zauberer befreit. Wenige Jahre darauf starb der Sultan in hohem Alter. Da er keine männlichen Nachkommen hinterließ, so folgte ihm die Prinzessin Bedrulbudur als gesetzmäßige Erbin auf dem Throne nach und teilte ihre Herrschaft mit Alaeddin. Sie regierten miteinander viele Jahre und hinterließen eine berühmte Nachkommenschaft. [Illustration] _Druck von F. Bruckmann A.G. in München_ Anmerkungen zur Transkription: Die nachfolgende Tabelle enthält eine Auflistung aller gegenüber dem Originaltext vorgenommenen Korrekturen. S. 017: [Anführungszeichen ergänzt] wenn du ihn nicht gesehen hättest.« S. 018: »Du hast gesehen, »fuhr der Zauberer fort -> »Du hast gesehen,« S. 045: so muße er sich doch mit -> mußte S. 059: aber die schechte Behandlung -> schlechte S. 070: die Prinzessin Bedrulbudur zu heiraten.« -> heiraten?« S. 070: [Komma entfernt] ungeheuren Bedingungen, die mindeste S. 072: zwanzig Sklaven herbeischafft -> herbeischaffst S. 087: Ich besitze welche.« sagte der Sultan -> welche,« sagte Transcriber’s Notes: The table below lists all corrections applied to the original text. p. 017: [added quotes] wenn du ihn nicht gesehen hättest.« p. 018: »Du hast gesehen, »fuhr der Zauberer fort -> »Du hast gesehen,« p. 045: so muße er sich doch mit -> mußte p. 059: aber die schechte Behandlung -> schlechte p. 070: die Prinzessin Bedrulbudur zu heiraten.« -> heiraten?« p. 070: [removed comma] ungeheuren Bedingungen, die mindeste p. 072: zwanzig Sklaven herbeischafft -> herbeischaffst p. 087: Ich besitze welche.« sagte der Sultan -> welche,« sagte *** End of this LibraryBlog Digital Book "Alaeddin und die Wunderlampe - aus Tausend und eine Nacht" *** Copyright 2023 LibraryBlog. 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