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Title: Die letzte Freude
Author: Hennings, Emmy, 1885-1948
Language: German
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EMMY HENNINGS


DIE LETZTE FREUDE


KURT WOLFF VERLAG · LEIPZIG


BÜCHEREI »DER JÜNGSTE TAG« BAND 5
GEDRUCKT BEI DIETSCH & BRÜCKNER, WEIMAR


KURT WOLFF VERLAG, LEIPZIG, COPYRIGHT 1913



ÄTHERSTROPHEN


   Jetzt muß ich aus der großen Kugel fallen.
   Dabei ist in Paris ein schönes Fest.
   Die Menschen sammeln sich am Gare de l'est
   Und bunte Seidenfahnen wallen.
   Ich aber bin nicht unter ihnen.
   Ich fliege in dem großen Raum.
   Ich mische mich in jeden Traum
   Und lese in den tausend Mienen.
   Es liegt ein kranker Mann in seinem Jammer.
   Mich hypnotisiert sein letzter Blick.
   Wir sehnen einen Sommertag zurück . . .
   Ein schwarzes Kreuz erfüllt die Kammer . . .

(Dieses Gedicht ist für Hardy)



   An die Scheiben schlägt der Regen.
   Eine Blume leuchtet rot.
   Kühle Luft weht mir entgegen.
   Wach ich, oder bin ich tot?

   Eine Welt liegt weit, ganz weit,
   Eine Uhr schlägt langsam vier.
   Und ich weiß von keiner Zeit,
   In die Arme fall ich dir . . .

(Robert Jentzsch gewidmet)



   Und nachts in tiefer Dunkelheit,
   Da fallen Bilder von den Wänden,
   Und jemand lacht so frech und breit,
   Man greift nach mir mit langen Händen.
   Und eine Frau mit grünem Haar,
   Die sieht mich traurig an
   Und sagt, daß sie einst Mutter war,
   Ihr Leid nicht tragen kann.
   (Ich presse Dornen in mein Herz
   Und halte ruhig still,
   Und leiden will ich jeden Schmerz,
   Weil man es von mir will.)



AN FRÄNZI


   Einsam geh ich durch die Gassen,
   Und der Abend senkt sich nieder.
   Leise sing ich deine Lieder.
   Ach, ich fühl mich so verlassen.

   In dem fahlen roten Licht,
   O, wie war dein Mund so schmerzlich,
   Süß und bleich dein Angesicht,
   Und dein Volkslied klang so herzlich.

   Augen, die die Tränen kannten,
   Die der Liebe Leid erfahren,
   Die wie zwei dunkle Sterne waren,
   In denen leise Feuer brannten . . .



EIN TRAUM


   Wir liegen in einem tiefem See
   Und wissen nichts von Leid und Weh.
   Wir halten uns umfangen
   Und Wasserrosen rings um uns her.
   Wir streben und wünschen und wollen nichts mehr.
   Wir haben kein Verlangen.
   Geliebter, etwas fehlt mir doch,
   Einen Wunsch, den hab ich noch:
   Die Sehnsucht nach der Sehnsucht.



HYPNOSE


   Mein Leib schmerzt, irgendwo in einem fremden Land,
   Ich fühle meinen Körper längst nicht mehr,
   Die Füße sind wie Blei so schwer,
   Die Brust ist hohl und ausgebrannt.
   Mir tut nichts weh und bin doch voller Schmerzen,
   Ich seh in deine Augen wie gebannt.
   Ich fall in Schlaf, es flammen Kerzen,
   Sie leuchten mir ins unbekannte Land.

(Für Siurlai)



BEI MIR ZU HAUSE


   Meine Großmutter hielt die ganze Nacht
   -- Im grünen Glase brannte ein Licht --
   Vor einem vergitterten Fenster Wacht,
   Ich sah in ihr fahles Angesicht.

   Die Möbel in dem blauen Zimmer,
   An ihnen haftet all unser Leid.
   Und wenn jemand stirbt, um diese Zeit
   Bleibt stehn die Uhr mit krankem Gewimmer.



IM KRANKENHAUSE


   Alle Herbste gehn an mir vorüber.
   Krank lieg ich im weißen Zimmer,
   Tanzen möchte ich wohl lieber.
   An die Geigen denk ich immer.
   Und es flimmern tausend Lichter.
   O, wie bin ich heute schön!
   Bunt geschminkte Angesichter
   Schnell im Tanz vorüberwehn.
   O, die vielen welken Rosen,
   Die ich nachts nach Haus getragen,
   Die zerdrückt vom vielen Kosen
   Morgens auf dem Tische lagen.
   An die Mädchen denk ich wieder,
   Die wie ich die Liebe machen.
   Wenn wir sangen Heimatlieder,
   Unter Weinen, unter Lachen.
   Und jetzt lieg ich ganz verlassen
   In dem stillen weißen Raum.
   O, ihr Schwestern von den Gassen,
   Kommt zu mir des Nachts im Traum!



NACH DEM KABARETT


   Ich gehe morgens früh nach Haus.
   Die Uhr schlägt fünf, es wird schon hell,
   Doch brennt das Licht noch im Hotel.
   Das Kabarett ist endlich aus.
   In einer Ecke Kinder kauern,
   Zum Markte fahren schon die Bauern,
   Zur Kirche geht man still und alt.
   Vom Turme läuten ernst die Glocken,
   Und eine Dirne mit wilden Locken
   Irrt noch umher, übernächtig und kalt.



   Schon zweimal wurde ich geboren,
   Und damals sang ich auch für Geld,
   Doch sonniger schien mir die Welt,
   Und meine Munterkeit hab ich verloren.
   Irgendwo in der Ferne vergeht die Zeit,
   In meinem Arme fühl ich sie entrinnen.
   Ich denke an mein erstes Beginnen.
   Wie tief verwirrt mich die Unendlichkeit!



   Einsam irr ich durch die Nächte und denke an dich.
   Manchmal sehe ich einen Mantel, der deinem gleicht.
   Und dann rufe ich dich leise beim Namen.
   Mein Herz steht still vor Trauer.
   Müde lehne ich mich an die Mauer und schließe die Augen.
   Langsam rinnen viele Tränen zur Erde.
   Die Welt bleibt weit zurück.
   Ich wehe durch weiße Wolken in offene Arme.
   Ein Rosenregen fällt mir nach und kühlt meine kranken Augen.
   Alles ist so weiß und zart.
   Ach so süß.

(Ferdinand Hardekopf gewidmet)





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