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Title: Der Mord an der Jungfrau
Author: Barrès, Maurice, 1862-1923
Language: German
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*** Start of this LibraryBlog Digital Book "Der Mord an der Jungfrau" ***


MAURICE BARRÈS


DER MORD AN DER
JUNGFRAU


1913
KURT WOLFF VERLAG · LEIPZIG


Dies Buch wurde
gedruckt im August 1913 als zehnter
Band der Bücherei »Der jüngste Tag« bei
Poeschel & Trepte in Leipzig

Berechtigte Übersetzung von H. Lautensack
COPYRIGHT BY KURT WOLFF VERLAG, LEIPZIG 1913



»Immerzu traurig, Amaryllis! sollten dich die jungen Herrn im Stich
gelassen haben, deine Blüten welk, deine Wohlgerüche ausgehaucht sein? Ließ
Atys, das göttliche Kind, von dir mit seinen eitlen Liebkosungen?
Amaryllis, wünsch dir was, einen Gott oder ein Kleinod, wünsch dir alles,
außer Liebe, die kann ich hinfort nicht mehr; -- obendrein, was vermöchte
nicht ein Lächeln von einer, die Aphrodite zärtlich liebt?«

So sprach Lucius gelinde mit Amaryllis, der sehr jungen Kurtisane mit den
Goldaugen und dem goldenen Haar; und ihr Barkschiff gleitet dazu auf dem
blauen Kanal hin, und die Seerosen rauschen.

Von den schlafenden Bäumen wacht unbewegt das Spiegelbild auf der
Oberfläche des tiefen Wassers. Das Ufer wartet prunkend auf mit seinen
wollüstigen Landhäusern, seinen Pomeranzenhainen und seiner großen Stille.
Zwischen dem grünen Gezweig leuchtet zuweilen der gelb gewordene Marmor
einer Gottfigur auf, und das unveränderliche Verhalten dieser manchen
Götter scheint wie eine Geringschätzung der veränderlichen, schillernden
Reden der leichtblütigen Orientalin und ihres skeptischen Freunds. Weit,
weit und in der Wärme blaßrosenfarben verfließend ist es nur die Linie der
Berge, der Hort der Einsiedlerischen und der wilden Tiere, die ein wenig
diesen Himmelstraum verstört. Und nun ist man schon dem Gestade sehr nah,
an dem die Stadt wollüstig hingelagert ist, von den Lippen der Wellen und
der Winde geschmeichelt, die Stadt, die die Arme über das Meer ausstreckt
und das ganze All herbeizurufen scheint, herbei ans Duft ausströmende und
fieberhaft durchwühlte Bett, der Agonie einer Welt zu Hilfe und zu der
Geburt neuer Jahrhunderte.

Mit einer müden, überdrüßigen Grazie ruht sich Amaryllis auf weißen
Seidenpolstern aus. Der schwere Mantel aus Blattsilber -- als ob er
verwundend eindränge auf den nachgebenden Mädchenleib. Die runden
blaugeäderten Arme liegen wie eine Krone um das Gesicht der Jungfrau, das
die Jünglinge auspeitscht. Und so geht das leise Lied ihrer Stimme:

»Lach immer, Lucius, lach zu. Wenn ein Sterblicher meine Langeweile
zerstreuen kann, bist du's, von dem ich's hoffe. Du hast geliebt, Lucius,
man erzählt, daß du geweint hast vor Betten, die dich verschmähten oder die
zu kalt waren. Heut, überdrüssig, lachst du über die Frau. Begreif' doch,
daß mich dies ewige Geseufze der Männer zur Verzweiflung bringt. Ich bin
jung und schön und langweile mich, ja, Lucius. Die Zärtlichkeiten dieses
Atys, die Mysterien der Isis und wie groß Serapis sei, befriedigen meine
Sehnsüchte nicht; was will mir Aphrodite? Ich bin es, die die Liebe erregt;
ich weiß um ihre Leiden, und daß sie einen tot machen, denn Liebesgirren
wird zur Gewohnheit. Ich bin eine Syrierin, die Tochter einer
Freigelassenen, die eine Seherin war; du bist ein Römer, fast ein Hellene,
du weißt dich lustig zu machen, Lucius, aber trösten wär ein Süßeres,
Köstlicheres.«

Der Römer lehnte an einem Schaft des purpurnen und schwarzen Baldachins und
spielte mit den Goldquasten seiner gelbseidenen Tunika. Die Eleganz seiner
Bewegungen erzählte, daß er ein Lebemann war, gewöhnt, es zu sein, und
müde, es zu sein. Er meidet gern die ernsten Worte, die bald geschmacklos
klingen.

»Du, Amaryllis. Laß mich, bitte, ein wenig erstaunt sein, daß so ein
kleines Herz soviel leiden mag, und was sich hinter so einer schmalen Stirn
Merkwürdiges aufhält. Du hast junge reiche Liebhaber, hast Philosophen, ja,
hast sogar Affen, die dich allzusamm' aufheitern können. Und da sehnst du
Götter herbei und Dinge, die nicht einmal Namen haben!«

Die bläuliche Seide ihres Obergewandes ließ den jungen Weibleib, in Brokat
starrend, durchscheinen. Die schlanken Finger spielten mit der gelblichen
Kristallkapsel, darin ihre Mutter dereinst Beschwörungsgebete verschloß.
Nichts war hörbar als das Wasser unter der Barke; und von Zeit zu Zeit
schoß ein Fisch auf, daß sein Leib ein silberner Blitz war. Aber das
zermarterte Herz des Kindes war traurig.

»In welches Theater, zu welcher Wundertäterin oder in was für einen Tempel
geht unsere Amaryllis heute? Ich möchte sie doch gerne führen, wohin sie es
treibt, ehe ich selber ins Serapeum gehe.«

»Du bist von der Athene eingeladen?« fragte die Junge und erhob sich, und
ihre Stimme klang aufgeweckter. »Athene! Sie weiß die Dinge, so sagt man,
und die Götter beschützen sie. Einmal, mitten unter Blumen und jungen
verliebten Leuten war ich, da hab' ich sie gesehen, auf einem Turme vom
Serapeum, sie war verzückt und ganz in Weiß. Meine Freunde jauchzten ihr
zu, aber ich war gar nicht eifersüchtig, weil sie doch eine keusche
Gottheit ist. Und dann kamen von jenen Menschen dazu, die ein Kreuz anbeten
und alle Gewißheit besitzen, und pfiffen sie aus. Über ihr erblaßte der
Mond, hoch über aller Roheit. Aber jene andern wurden in Licht von der
aufgehenden Sonne getaucht, wie in Blut, in Siegerblut, und ich muß denken,
das sei eine Vorbedeutung. Sag, wie macht die sich denn die Seelen
dienstbar? Ist sie schöner als ich, sag'? Vielleicht könnte sie mich
heilen.«

»Immerfort träumst du doch, Amaryllis. Deine Träume verderben dir die
Freude am Leben. Lächle lieber, du meine liebe Lydierin, und zu deinem
Munde werden die einen kommen und an deinem Kuß zerbrechen, die andern
kommen und ihre letzten Täuschungen loswerden. Raub' du die Stunde aus, die
gegenwärtig ist, leb' an den Liebesbränden der Jüngsten und an den
Freundschaftsfeuern derer, die wollustmüde geworden sind -- und laß die
Jungfrau vom Serapeum sich von Vergangenem nähren!«

Und er beugte sich und hielt die Hand der Amaryllis in seinen Händen. Aber
Amaryllis fing an zu weinen:

»Bei unseren Lüsten, die dir noch gegenwärtig sind, bei deiner Liebe, die
du zu meinen kleinen Grübchen empfandest, bei dem Haß, mit dem du die
Christen hassest, die mich nicht mögen, bei meinem Weinen, das mich wieder
häßlich machen wird, Lucius -- Lucius, bring mich zu der Athene!«

Der junge Mann hielt sie mit seinen Armen auf und kniete vor ihr:

»Du bist dazu ausersehen,« sagte er, »daß du einen gesunden und schönen
Leib trägst. Wer möchte den öffnen und die Gedanken in ihn einlassen, die
doch alles entstellen!«

Indes, da sie nicht aufhörte zu jammern, und der froheste Tag durch Tränen
einer Frau zu einem betrüblichen werden mag:

»Nun, gut, Amaryllis. Lächle und gib mir die Hand, daß wir zur Athene gehen
und daß ich dich weise, wie eine junge Schülerin.«

Da hob das Kind den Kopf auf. Es erstrahlte das feine Gesicht, und ganz
schnell richteten die Hände im Haar. Die Ruderstangen hielten an, und die
Barke stieß leicht ans Ufer, wo eine Menge Volks promenierte.

»Ins Serapeum!« sagte sie groß.

In einer Sänfte und im Schatten der Säulengänge kamen sie langsam vorwärts,
unter den Parfüms all der möglichen Stämme dieses durch allerlei seltsamste
Prostitutionen des Weibes und junger Männer gesteigerten Orients. An einer
Straßenecke, plötzlich, stürzte ihnen dann ein Pöbel mit Heulen entgegen,
lauter wilde Gestalten und von etwas sehr begeistert. Christen warens, die
so daherstürzten und die Juden erschlagen wollten. Die Kurtisane erzittert;
duckt ihr feines Gesicht an die Draperien; und unter dem rieselnden
Goldhaar will es ein wenig lächeln und sucht die Augen des Lucius. Da
schrie einer aus der Flut, die sich daherwälzte, einer, der alles mit
seinem Wuchs überragte und der sie alle aufreizte, schrie:

»Das Weib der Gastmähler wird mit Weinen in den Tempel laufen! Der Gott ist
gekommen, mit seinem Kuß von den Küssen des Menschen zu erlösen!«

Und dann verschwand das alles, ein paar gekrümmte Straßen hin, Metzeleien
entgegen.

Mit der dreifachen Krone seiner zerfallenden Galerien und den hundert
halbversunkenen Stufen seiner Treppe unterwarf sich das Serapeum
sichtbarlich all den Glanz, all die Unzucht und all die Schwärmerei der
Stadt. Auf seinen Mauern, die aus den Fugen gleiten wollten, nisteten wilde
Kapernsträuche und blühten. Aber es war -- wie das Grab Hellas. Angefüllt
mit den Bildern alten Ruhms und mit einer Bibliothek von mehr als
siebenmalhunderttausend Bänden. Diese kostbaren Reliquien dankten ihr Leben
dem frommen Eifer einer erhabenen Jungfrau, jener Athene . . . . gleich wie
unser Heut-Empfinden, das sich verfolgt sieht, zum elfenbeinernen Turm
flüchtet . . . .

Athene waltete über die Satzungen und über die Lehren wie über ein Erbe und
war allwöchentlich der Mittelpunkt des Kreises der Hellenen. Und hielt in
den Herzen, die aus der Zeit und aus der Heimat verbannt waren, wach, daß
Denken eine Würde sei und Erinnerung eine Tat. Und sie wurde sogar geliebt
von denen, die sie nicht begreifen konnten.

In dem großen Saal, der mit Mosaik ausgelegt war und strahlte, und der mit
soviel Menschendenken und -geist prunkte, erschien Athene wie eine
Herrscherin, von Römern, von Griechen und von vielen schweren Greisen
umringt, ja auch von einigen Mondänen, die Gefallen fanden bei schönen
Diskursen und an mutigen Sprüchen. Und Athenens Augen und Athenens Gesten
hatten Harmonie und Frieden.

Lucius folgte ihr, wie Amaryllis, unruhvoll und reizvoll zugleich, eintrat.

»Schön bist du, Amaryllis. Und doch steht es dir an, daß du eine von den
Unserigen seiest. Du sollst erfahren, was Griechenland war, was seine
Portiken unter dem blauen Himmel und was seine immergrünen Olivenhaine
waren, daß alles Götteratem lind bewegte, Heiterkeit die Leiber und die
gesunden Seelen badete; und dein schnelles Blut wird leicht den
Zusammenklang von Wunsch und Sein hören lernen. Plotinus, dem die Götter
ihr Herz eröffneten, pflegte zu sagen: Wo die Liebe ging, da stellt sich
der Verstand ein. Amaryllis, du, die in der Kypris Wohnung hatte, nimm
deinen Platz unter uns wie eine Schwester, die es verdient, daß wir auf sie
hören.«

»Du Athene«, sagte ein Jüngling, »du magst die Liebe willkommen heißen?«

Aber sie hielts nicht der Müh' für wert, auf solch flehentlichen Vorwurf zu
hören, und bedeutete lieber, daß sie aufgehört habe zu sprechen.

Stand einer auf, ein Redner; und brachte gar betrübliche Nachricht vor, wie
jene Christensekte mit ihrer aufdringlichen Lehre sich ausbreite, sprach
von dem Schaden jener weichlichen Religion, und wie die ehrwürdigsten
Traditionen dabei zu Fall kommen mußten. Und er beschwor das unheilkündende
Bild jener Ebene herauf, darin ein Kaiser und ein Philosoph inmitten einer
großen und bestürzten Menge den Tod erlitt. Julianus! deinen Ruhm sang er,
du Fahler, Gemeuchelter, du Opfer der neuen Lehre! du warst aus diesem
Alexandrien hervorgegangen und trugst das Kleid des Weisen unter dem Purpur
des Triumphators und trugst ein letztes Lächeln, wenn alle Männer so wie
Weiber klagten -- und was auch zu den Stufen deines Thrones flehte und
drohte, dir waren die hohen Worte und die stolzen Gedanken eigen, die
nimmer knien und dienen . . . .

Und da schrie alles Beifall zu solcher Glorie jenes gekrönten Bruders. Und
als der Alte, an der Größe des Gegenstandes seiner Rede wachsend, in
altehrwürdigen und glorreichen Sätzen die grüßte, die angesichts der
Barbaren den Tod leiden um den Frieden der Welt, und die noch Edleren, die
für die Macht des Geistes und um die Denk- und Grabmale zu kämpfen wissen,
da sprangen alle auf, die Frauen wie die Männer, die Jünglinge mit dem
siedenden Blut und die mit des Alters Frieren sprangen alle auf und
lobpriesen den Redner und den Namen Julianus, und waren ganz eines Mundes
darin, daß jetzt der Tag der berühmten Rede des Perikles neu gekommen sei.

Aber der Redner war alt und wußte sich selber keine Grenze. So entstanden
gesonderte Unterhaltungen.

»Laßt uns auf die Götter und auf die Poesie vertrauen«, sagte ein Poet.
»Wir werden über das gemeine Volk siegen wie unsere Väter dereinst über
alle Barbaren siegten. Ein paar ihrer Anführer zählen doch zu den
Unserigen!«

»Vergessen wir nicht,« unterbrach ihn da ein Römer und einstiger
Befehlshaber einer Legion »daß diese Anführer nichts tun können. Wir lieben
und verstehen zuviel Dinge, die Menge haßt uns wie sie das Serapeum haßt
und alles das sie nicht begreift, und wenn wir uns nicht als Barbaren
aufspielen, werden uns diese Barbaren zermalmen.«

Ein Gemurmel entstand, und Frauen verhüllten ihre Gesichter. Unterdessen
sprach Amaryllis zu den Jünglingen, sehr singend und sehr leise:

»Wir sind Hellenen -- aus Stolz. Aber wohin zielt unser Herz? . . . Von
Phrygien, von Phönizien kamen sie uns her: Adonis, den die Frauen mit
Küssen aufwecken, Isis, die Herrscherin, und die ewig gütige Große Artemis
von Ephesus. Und vom Orient her kommen nun die Amulette, und die Namen
ihrer Götter, die viel älter sind, erfreuen überdem die wahre Gottheit.«

Ein anderer sagte Idyllen her; und eine süße Heiterkeit badete sein
Antlitz.

Schatten glitten jetzt in den Saal. Durch die offenen Türen zu den
Terrassen drang ein wenig Kühlung ein. Auf dem Mosaik rückten die Jünglinge
ihre Fußschemel aus Ebenholz näher zu den Polstern der Frauen. Die dunklen
Linien der Truhen verschwammen mit Seide und Brokat; die Fresken löschten
halb aus und sahen noch gläubig versunkener in diesem Helldunkel; der Saal
schien höher und die marmornen Götter noch göttlicher.

Die Jungfrau, die ragend stand, blickte auf diese kleine Welt, die einzige
unter den gegenwärtigen, von der sie wußte und die sie begriff und in der
sie lebte. Und wenn sie manchmal eitle Phrasen und Seichtheit aus dieser
Umgebung zuließ oder wenn sie tief hineinsann in den Schoß des Seins,
verriet ihre edle Erscheinung nichts von allem . . . .

In diesem Augenblick quoll ein Geschrei von da unten auf und drang taumelnd
ein in die Versammlung und fuhr über sie her, daß sie sich unruhig
aufrichtete. Schmutziges Volk tobte am Fuße des Serapeums. Die Verwegensten
hatten die ersten Stufen zum Tempel erstiegen. Da waren sie in widerlichen
Lumpen, den Kopf hintübergeworfen, die Kehle und die Brust gebläht von
Verwünschungen. Und der Name der Athene stieg hundertfach auf aus dem
Haufen wie eine Blase aus einem giftigen Morast.

Die Jungfrau mußte sich nicht halten, sie lehnte sich nur leicht gegen den
abbröckelnden Marmor des Geländers. Und wie sie über die gleichförmige
Ebene der Dächer hinsah, waren ihr die dunklen Einschnitte der ans Serapeum
angrenzenden Straßen wie die Abläufe des Schmutzes der Stadt und dieses
unsauberen Pöbels.

Ein Alter nahm respektvoll die Hand des jungen Weibes und sagte:

»Weder anhören noch fürchten sollst du sie.«

Sie aber führte ihn sacht beiseit.

Da fragte Amaryllis: »Ist es möglich, daß die Tempel derer da unten von
Frauen voll sind? Welch unendlicher Reiz mag von dem schönen Jüngling
ausströmen, dem sie dienen!« Und sie fühlte sich hingezogen zu jenem
Unbekannten, und sie fühlte sich ungleich mehr Schwester zu jenen
verwegenen und furchtbaren Männern als zu diesen stolzen Römern, diesen
ewig Spöttischen und Überklugen.

Und da hörte sie halb die ironische Rede des Lucius:

»Schauen wir nicht auf sie! Sie übersehen ist noch ein Vergnügen. Aber sie
verachten dürfen wir nicht. Verachten will rohes Angespanntsein und würde
uns diesen unnatürlichen Fanatikern gleichmachen.«

In diesem Augenblick wankte unter der Wucht der Menge eine der
Anubis-Säulen, die den Platz schmückten, und stürzte hin -- und ein
Triumphgeschrei flatterte hoch, höher als die Staubmassen.

Athene wandte sich langsam um. Eine Hoheit ging aus von ihr, die die Wut
eines Pöbels für nichts achtete, und sie stimmte eine heroische Hymne der
Väter an und ihr Gesang über dem Sieggeschrei des Pöbels war wie ein
königlicher Schwan auf bewegten Wogen.

Und da sie innehielt, die Kehle gebläht, keichend fast und unter dem Kuß
des Gestirns, das fernhin in Gold und Purpur sich neigte, sehr verwandelt,
erbebten die Jünglinge vor Liebe zu ihrer Schönheit. Ein majestätisches
Schweigen trat hinter ihren Worten ein. Sie stimmte die schlaffen Saiten
der Seelen hoch. Lucius, der am irdischen Abbild irgendeines Unsterblichen
lehnte genoß eine tiefe und köstliche Wehmut.

Die Sonne sank an diesem Tag in einem großen Mal von Purpur und Blut, wie
ein Sieger und wie ein Märtyrer. Sie war ins Meer untergetaucht das ganz
blau herleuchtete, aber mit ihrem Widerschein setzte sie noch die Himmel in
Brand . . . . Und Athene sah auf die Gärten, die brach lagen, und auf die
zerstörten Laboratorien, und Bitteres und Ahnung zog in ihr Herz. Die Hand
hob sie auf und mit einer leisen und eilen Stimme, während fern die Glocken
von Mithra und die der Christen ihre Gläubigen zusammenriefen, die heulende
Menge sich verlief und in der Kühle hier nur noch der Abend sang, redete
sie also:

»Ich schwöre, auf immer das schöne Wort und den hohen Gedanken zu lieben
und lieber das Leben zu lassen als meine Freiheit.«

Und ganz beruhigt und göttlich fast:

»Schwört alle, ihr Brüder!«

»Auf wen, Athene, willst du, daß wir schwören?«

»Auf mich, denn ich bin Hellas.«

Und sie alle hoben die Hände.

Aber nun, da die Feier zu Ende war, beeilte ein jedes sich, die Tunika zu
ordnen und den Mantel neu in Falten zu werfen, um zu den Gärten
hinauszugehn.

Amaryllis verhielt sich abseits und weinte. Dahin waren ihre Kräfte durch
diesen Tag, an dem sie diese hohe Reine erlebte.

An der Jungfrau aber verriet nichts die Sehnsucht nach Einsamkeit, die
solch große Versammlungen bei ihr hinterließen. Sie sah lange über ihre
Freunde hin, und als sie die Verstörtheit der lieblichen Lydierin gewahr
ward, umarmte sie sie vor allen. Beifall rief man. Und die artistischen
Söhne Griechenlands verglichen die göttliche Jungfrau in der Umklammerung
der schmiegsamen Orientalin mit jenen Säulen auf Paros, um die sich die
rauschschweren Weinranken schlingen . . . . .

Und Lucius dachte bei sich: Wehe! Du hier, Athene, wolltest du uns nicht in
die Sphäre reinsten Geistes erhöhen und uns alle die Illusionen rauben und
verbieten, die unsere Tränen und die unsere Träume sind? Und sorgst du
nicht, Athene, fürchtest du nicht, daß jener Einfältige uns noch viel mehr
an sich reißt, Er, der die Werte unserer Weisen zutiefst zum Volk herabtrug
und der, in seinem Tode wie in seinem Leben, die süßesten Qualen der
höchsten Liebe auferstehen läßt . . . .

Die Wühlereien geschahen fort und fort. Die Feinde der Athene wurden immer
verwegener, da sie ja unbestraft blieben, und der Pöbel nahm daraus dieses
für sich, daß er die haßte, die Tag für Tag beschimpft wurde.

Den folgenden Versammlungstag brachte der Römer die Orientalin zur Jungfrau
und spöttelte dazu:

»Ich stellte sie dir als eine Dienerin des Adonis vor . . . . heute muß man
sie eine Christin schelten.«

Mit ihrer ganzen Weltfremdheit und Seelengröße antwortete Athene:

»Was tut das viel, Lucius? Nicht träg seinen Lebenstag verträumen, sondern
nach dem Unbekannten verlangen, das ist der reine schmerzhafte Adel des
Geistes. Du bist von ihm, Amaryllis, oder können wir dir, die du von einer
freigelassenen Orientalin geboren wardst, das Mißgeschick zum Vorwurf
machen, daß dir die heitere und endliche Form unbekannt blieb, die unsere
Vorfahren, die Denker von Hellas, allem Verängstenden des Lebens zu
verleihen wußten?«

Ein wenig Hochmut war in dieser Nachsicht; aber das blieb auch ihr ganzer
Vorwurf dieser Christlichen gegenüber.

Übrigens hatten sich die Freunde, die es am öffentlichsten waren,
angesichts der ernsten Gefahr bei Athene entschuldigen lassen. Nur noch ein
Greis traf sich heut' mit Amaryllis und Lucius bei der Jungfrau. Ein
Dichter war's -- wie Dichter sind. Der beteuerte, das Volk, das wohl etwas
in die Irre geführt sei, würde sich vorerst noch aller Ausschreitungen
enthalten. So daß Lucius und Athene Amaryllis verhindern mußten, daß sie
dem Alten die Augen öffnete.

Nun hielt Athene nicht länger mehr zurück:

»Ich rechnete auf euch, Freunde«, sagte sie zu den aufhorchenden dreien,
»denn immer schien's mir, daß die Dichter und jene die der Lust fröhnen,
die einen, weil sie über die Herzen der großen Heldinnen herrschen, die
andern, weil ihnen die Herzen der Jünglinge und der schönen Frauen gehören,
daß diese ihr eigenes Herz nicht an das eitle Nichtige des Tages hingeben
und es so in schweren Stunden unversehrt in ihrer Brust anfinden. Und dann
wissen sich die Poeten wie die Wollüstigen würdiger als alle andern im
Anblick des Todes zu betragen: die einen, weil sie nie von ihm reden, und
die andern, die Dichterseelen, weil sie ihn in reichen Bildern besingen,
mit aller Gewalt der Sprache, die für die heiligen Dinge aufgespart ist.«

»Der Tod ist die höchste Seligkeit. Jenes Unbekannte, das unserer
Forschungen allein würdig ist. Das Land der Träume und der Traurigkeiten.
Das einzige und wahrhaftige Glück. Die paar Perlen Angstschweiß und die
wenigen Sekunden, in denen unsere Züge sich entstellen, die beiden Dinge,
die ihm vorangehen, wollen es, daß man einen Schleier über ihn ausbreite,
aber alsbald sind wir unverbrüchlich im Ewigen und alles Weh des Fleisches
ist von uns abgetan; und ohne Bangen und ohne Wunsch versinken wir tief in
Eins und alles . . . .«

In Rhythmen ging ihre Rede und zu weilen schwoll sie an wie ein Lied an die
Götter. Umbrandet vom Gebrüll des Pöbels ragte die Jungfrau, ein Ewiges,
schön und jung, und breitete die Apotheose des Todes aus wie ein kostbares
Leichentuch.

Und da sie fand, daß der Greis mit tränennassen Augen in den leeren Saal
sah und zu so hohen Worten die Verlassenheit und Öde nur um so bitterer
verspürte, unterbrach sie sich:

»Poet du! sieh dich vor und misch keine schlimmen Gedanken in dein Bedauern
darüber, daß so viele abwesend sind. Es war nicht, sag' ich dir, daß es
ihnen an Mut gefehlt hätte, als sie sich weigerten, dem Pöbel zu trotzen
. . . .«

Zu diesen Worten entstand da unten ein Getöse, wie ein Ansturm, und
Schreckensschreie gellten: fern ballte sich eine Wolke Staubes, vom
Heranmarsch einer Menschenherde: Die aus der Wüste nahen! . . . So war
endlich das Wildeste an Menschen gegen eine Frau entfesselt.

Lucius und die andern wollten Athene verbergen.

Aber Athene sprach: »Diese da haben nur mich« und wies auf die Bibliotheken
und die Gedenkbilder der Väter. »Und ich verlasse diese Ausgestoßenen
nicht!« Amaryllis fiel auf die Knie und küßte der jungfräulichen Heldin die
Hände.

»Nie, nie verlasse ich sie!« wiederholte Athene.

Und das Opfer machte sie groß zu dieser Stunde und umgab sie mit einer
Schönheit, wie sie noch keines Lebenden Auge geschaut.

Und sie sprach: »Verlaßt mich, Brüder. Euch ist der Ausgang zu den Gärten
noch offen.«

Und da sie erriet, daß jene sich weigern würden, willigten die Lippen, die
jetzt der Tod versiegeln sollte, in eine Lüge:

»Nur die christlichen Anführer können diese Fanatiker aufhalten. Die wissen
uns schuldlos und gut . . . . eilt und benachrichtigt sie zuvor noch
. . . . Wenn aber dennoch kommen sollte, was ihr kommen seht, bewahr du
dich Lucius vor aller Bitterkeit. Bring meinen Brüdern mein letztes von
mir; und daß sie stets der Väter eingedenk sein sollen. Und du, Amaryllis,
die du so schön bist, tröste die Jünglinge. Wenn es sich fände, daß einer
aus ihnen nach mir geschmachtet hätte und meine Kälte hätte ihn betrübt, so
bitt' ich ihn, daß er mir's vergebe . . . und sag' ihm, die Liebe sei
nichts verächtliches im Hause Jupiter, doch mir hätt' geschienen, daß es
einer Letzten aus einem Geschlechte gut sei, Jungfrau zu bleiben und dem
Ewigen nachzuhangen; meine Brust war nicht breit wie die Brust der
Heldinnen, aber mein Herz zitterte für ganz Hellas . . . .«

Amaryllis, die seit lange schon weinte, brach in Schluchzen aus und zerriß
ihre Kleider und schrie. Und da fiel auch den Greis und Lucius das Weinen
an.

Athene sprach noch einmal sanft:

»Ich bitt' euch, lieben Freunde.«

Und Amaryllis erbebte am ganzen Leib.

Dann war eine erdrückende Stille draußen. Du fühltest: eine ganze Stadt
wartete auf etwas und ein ungeheueres Verbrechen lauerte im Hinterhalt.

Und die Jungfrau sprach zum Greis, der jetzt nur noch bei ihr war:

»Vater, laß mich.«

Aber der schluchzte:

»Ich hab, dich gekannt, als du klein warst . . . . Ich bin sehr alt, und du
allein unter den Lebenden hast mich lieb . . . .«

Plötzlich schwiegen sie.

Was marschierte da unten auf, so dröhnend auf den Fließen?

»Die Legionen!« rief der Alte.

Eine ungeheure Freude packte die beiden und zugleich bekümmerte sie etwas
wie der Verlust einer Märtyrerkrone . . . . Die Barbaren, die im Sold des
Kaiserreichs, warens, die mit den ehernen Helmen, die mit den klingenden
Schwertern bei jedem Schritt . . . . Aber wie denn! Wie stellen sie sich
auf? Schmach! Die Stadt, nur die Stadt beschützen sie! Und Serapis, den
opfern sie den Fanatischen, die da anstürmen, den Grausamen unter ihren
Tierfellen und mit ihren Piken!

Athene wiederholte:

»Laß mich Vater! Wie soll ich Weib vor einem Manne sterben!«

Der aber weinte nicht länger und rief gereckten Haupts:

»Linus wurde von wütigen Hunden zerrissen, aber Orpheus sang und bezauberte
die wilden Tiere. Den geringsten ihrer frommen Schüler verlangt nach einem
Gleichen!« Da hielt ihn das junge Mädchen nicht mehr zurück. So sollen denn
Verse singen vor dem Tode der Enkelin Platos und Homers!

Von der Terrasse aus sah sie, wie der milde Greis dem Pöbel
entgegenschritt. Jetzt tat der Alte den Mund auf -- und jetzt spaltete ein
Stein die Stirn, dahinter der Genius thronte und sang. Und die Unbefleckte
wandte den Blick ab von alldem und dem Volk, das in Tierheit watete, und
tat die Augen hinauf zum Himmel, zu Gott Helios, der das unendliche Blau
umschließt, darin nach dem Gang der Sternbilder die Seelen der Edelsten
wandeln . . . .

Und schwere Balken rennen gegen das würmige Holz der Türen an und Stimmen
heulen Mord und Mord.

So wie eine Priesterin feierlich-heiter an einem hohen Fest nach alten
Riten die heiligen Vorschriften erfüllt, so wandte sich Athene gegen die
Ferne und das heilige Land Hellas.

»Lebwohl du meine Mutter und du meine Mutter unserer Väter! Fromme
zerstörte Feste Athen, eh du willst, daß ich dies Leben hingebe, grüße ich
dich mit meinem letzten Hauch!«

»Du Süße meiner Jugend, du warst mir ruhmvoller Hort gegen das Gemeine, das
Mittelmaß und alles Leid und du nur lehrtest mich die Seligkeit des
Lächelns!«

»All dein Hohes sprachst du zu mir, all deinen Frieden sangst du mir,
. . . . und nun du willst, daß ich dies Leben ausliefere, lehr' mich,
Mutter, das alte Geheimnis, lehr' mich den simplen Tod.«

Und zu den Statuen Homers und Platos:

»Einstmals, da ich bei euch geträumt, erfuhr ich in meinem Herzen dies:
schöner als eine schöne Tat, schöner noch sei ein schöner Gedanke. Und soll
nun dennoch sterben. Schön ist der Leib, aber es tut besser, daß er leide
denn der Geist. Hätt' ich von euch gelassen, wie hätte das ewig meine Seele
betrübt! Und mein Tod jetzt kann euere Heiterkeit nicht verdunkeln, denn
nur den Vorhof eueres Tempels soll mein verschüttetes Blut färben . . . .«

Und sie neigte sich nach den inneren Höfen, darin Tauben von Korn zu Korn
sprangen; sah auf die Pflanzen, auf die Tiere und auf das Leben, das ihr
nie etwas war, und diese letzte Sekunde schien ihr ein Köstliches.

Und sie tat einen Schleier über ihr Antlitz und erschien vor den Augen des
Volks auf der hohen Treppe.

Die Menge flutete vor ihr zurück, denn ihr Schreiten war einer Göttin
Schreiten, und keiner sah ihre Lippen von Blut leer. Und aber ihre Kräfte
verließen sie vor ihrem Mut, und ohnmächtig stürzte sie auf die Steine.

Und wie die Kinnladen eines reißenden Tiers schloß sich der Pöbel neu
. . . . die Gliedmaßen der Jungfrau zermalmt . . . . und unter ihren Helmen
und unter ihren Adlern grinsten die Barbaren zu dem Blutraub und Mord und
besudelten die Majestät des Kaiserreichs und das Bahrtuch der Antike.

Auf den Abend, während Alexandrien, die Verräterin der alten Jahrhunderte,
sich in Fieberschrecken wälzte und schrie, wie mit dem Tode Ringende
schrein oder Gebärende, lasen Amaryllis und Lucius die heiligen Gebeine der
Jungfrau des Serapis auf.

So ließ unter den Fäusten Fanatischer und angesichts der Barbaren die
letzte der Hellenen ihr Leben für ihren Glauben; und nur eine Dirne und ein
Wüstling waren es, die ihre letzten Minuten ehrten. . . . Doch was
verschlägt das dir, du unvergänglich Reine! weit über jenen blinden Pöbel
siegte und viele kommende peinliche Jahrhunderte überdauerte dein heiliges
Sterben, und die Enkelkinder jener, die zu deinem Märtyrertum grinsten,
knien vor dir -- schamrot über ihre Väter -- und beten zu dir um Vergebung
. . . . und das Dunkle und Wirre, das jene von einst gegen deine Heiterkeit
aufreizte, drängt die Edelsten von heut', zum elfenbeinernen Turm zu
flüchten und dein Leben und deine Lehre anzuschaun.



ARKADIA

EIN JAHRBUCH FÜR DICHTKUNST

HERAUSGEGEBEN VON MAX BROD

BUCHAUSSTATTUNG VON E. R. WEISS

Geheftet M 4.50 · Gebunden M 6.--

INHALT:

DRAMATISCHES: _Robert Walser_, Tobold / _Franz Werfel_, Das Opfer / _Franz
Blei_, Der Mäcen. EPISCHES: _Franz Kafka_, Das Urteil / _Otto Stoessl_, Aus
der Villa Obweger / _Moritz Heimann_, Ein Begräbnis im November / _Max
Mell_, Jugendgeschichte Zeno Balderonis von Jeruditz / _Oskar Baum_, Der
Antrag / _Willy Speier_, Christus in den Weizenfeldern / _Martin Beradt_,
Der Neurastheniker / _Max Brod_, Notwehr / _Alfred Wolfenstein_, Dika /
_Hans Janowitz_, Ein Ausbruch / _Hans Janowitz_, Szene der Erfüllung /
_Kurt Tucholsky_, Kindertheater / _Heinrich Eduard Jacob_, Fremder Schläfer
im Kupee / _Robert Walser_, Zwei Aufsätze: Rinaldini -- Lenau. LYRISCHES:
_Franz Blei_, Liebeslied des Sardinischen Seeräubers / _Robert Walser_,
Handharfe am Tage / _Max Brod_, Vier Gedichte / _Heinrich Lautensack_,
Beichte / _Otto Pick_, Gedichte / Franz Janowitz, Gedichte.

KURT WOLFF VERLAG · LEIPZIG

GEORG HEYM

_DER EWIGE TAG_

Zweite Auflage

Geheftet M 3.-- · Halbpergamentband M 4.--

_Herbert Eulenberg in der B. Z. am Mittag:_ Es ist der bedeutendste unter
den wenigen von unsern jungen Lyrikern, die überhaupt heute in Frage
kommen. -- Er hat die empfindlichsten Nerven und Sinne, die ein Dichter
haben muß.

_Frankfurter Zeitung:_ Welch ein Anschauen, welche Leidenschaft bildlicher
Gestaltung! Ewige Helligkeit, unbarmherziges Licht breitet er über jede
Erscheinung der Wirklichkeit u. der Träume, über Leben u. Sterben,
Schrecken und Beruhigung. Georg Heym war ein Dichter. Es gibt in der
deutschen Lyrik keinen, dem er irgendwie geglichen hätte.

_UMBRA VITAE_

_GEDICHTE AUS DEM NACHLASS_

Zweite Auflage

Geheftet M 3.-- · Halbpergamentband M 4.--

_Dr. Rudolf Fürst in der Vossischen Zeitung:_ Bei all dem ganz Besonderen,
dem schier Unerhörten, das er in den feinsten Gefühl- und
Vorstellungsnüancen ausdrücken will, zeigt der rasch Gereifte eine
ungewöhnliche Beherrschtheit der Ausdrucksmittel. Wir haben viel in Georg
Heym, dem Fünfundzwanzigjährigen, verloren. Artifex periit.

_DER DIEB_

_EIN NOVELLENBUCH_

Geheftet M 3.-- · Gebunden M 4.--

_Leipziger Tageblatt:_ . . . Novellen, in denen auf engstem Raume alle Qual
der Menschheit von der kindlichen Verzweiflung erster Enttäuschung bis zu
Hunger, Entartung, Wahnsinn, Krankheit und Tod mit einer unheimlichen
Klarheit und Kraft zu einer fürchterlichen Anklage zusammengepreßt
erscheint.

KURT WOLFF VERLAG · LEIPZIG

FRANZ WERFEL · WIR SIND

_NEUE GEDICHTE_

In vorzüglicher Ausstattung. Druck der Offizin W. Drugulin

Geheftet M 3.-- · Gebunden M 4.50

Vorzugsausgabe 15 numerierte, vom Autor signierte Exemplare auf schwerem
Japanbütten in Ganzlederbd. M 35.--

_Frankfurter Zeitung:_ . . . ein ganz großer Dichter, mit allem Ernste sei
das gesagt.

_Neue Rundschau:_ . . . Whitmans kosmische Liebe und Goethes unersättliche
Lust zu fühlen hat sich Werfel durch das Recht der Wiedergeburt zu eigen
gemacht.

ELSE LASKER-SCHÜLER

_GESICHTE. Essays u. and. Geschichten_

Geheftet M 4.-- · Gebunden M 5.--

INHALT:

Sterndeuterei / Handschrift / Johann Hansen und Ingeborg Coldstrup /
Künstler / In der Morgenfrühe / Elberfeld im dreihundertjährigen
Jubiläumsschmuck / Arme Kinder reicher Leute / Am Kurfürstendamm / Die
beiden weißen Bänke vom Kurfürstendamm / Die Odenwaldschule /
Lasker-Schüler kontra B. und Genossen / Coranna / Die schwere Stunde /
Peter Hille / Karl Kraus / Loos / Oskar Kokoschka / Peter Baum / Franz
Werfel / S. Lublinski / Paul Leppin / Richard Dehmel / Max Brod / Alfred
Kerr / Bei Guy de Maupassant / Albert Heine / Karl Vogt / Paul Lindau / Bei
Julius Lieban / Friedrich von Schennis / Tilla Durieux / Paul Zech / Rudolf
Blümner / William Wauer / Wauer-Walden via München und so weiter / Emmy
Destinn / Franziska Schultz / Kete Parsenow / Ruth / Unser Café / Marie
Böhm / Der Alpenkönig und der Menschenfeind / Egon Adler / Ein Amen / Wenn
mein Herz gesund wär -- / Der Eisenbahnräuber / Im neopathetischen Kabarett
/ Kabarett Nachtlicht, Wien / Apollotheater / Tigerin, Affe und Kuckuck /
Im Zirkus / Zirkuspferde / Zirkus Busch.

KURT WOLFF VERLAG · LEIPZIG

MAX DAUTHENDEY

_RELIQUIEN_

Gedichte -- Buchausstattung von E. R. WEISS

Geheftet M 2.50 · Dritte Auflage · Gebunden M 4.--

_Das Literarische Echo:_ Die »Reliquien« beweisen die ganze starke,
eigenartige Begabung des Dichters, seine sinnliche, farbige Sprache, seine
schöpferische Kraft. Reif und schön glänzt es, inbrünstige Liebeslieder und
Gedichte von jenen unheimlichen, mystischen Stimmungen, die Rilke mit
soviel prunkender Spielerei zu erzwingen sucht, die Dauthendey aber in
großer, fast starrer Einfachheit zeichnet. Sein Hauptthema bleibt immer die
Liebe und die Freude an der Schönheit der Welt; die Lebenslust ist die
typische Eigenart seiner Schöpfungen.

_SINGSANGBUCH_

_LIEBESLIEDER_

Vom Dichter neu durchgesehene Ausgabe / Zweite Auflage Einbandzeichnung von
E. R. WEISS

Geheftet M 2.-- · Gebunden M 3.50

_Berliner Tageblatt:_ Hier könnte ich wirklich jedes Gedicht herausgreifen,
um die Fülle eines schaffens-, liebes- und lebensfrohen Gemüts, einer
unermüdlichen, unerschöpflichen Phantasie anzudeuten.

_Ernst Lissauer:_ Da glänzt eine Heiterkeit, die an die lichte
Liebenswürdigkeit fränkischer Landschaften mahnt, Weinduft ist darin.

_DIE AMMENBALLADE_

Acht Liebesabenteuer gedichtet von acht Ammen

_NEUN PARISER MORITATEN_

Vom Dichter neu durchgesehene Ausgabe

Geheftet M 2.-- · Zweite Auflage · Gebunden M 3.50

_Das Literarische Echo:_ Vorzügliche Karikaturen, grellbunte Spiegelbilder
des Lebens auf einem ernsten dunklen Hintergrund.

KURT WOLFF VERLAG · LEIPZIG





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