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Title: Jenseits der Schriftkultur — Band 5
Author: Nadin, Mihai, 1938-
Language: German
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*** Start of this LibraryBlog Digital Book "Jenseits der Schriftkultur — Band 5" ***


Jenseits der Schriftkultur
(C)1999  by Mihai Nadin



Das Zeitalter des Augenblicks

Aus dem Englischen von Norbert Greiner



Inhalt

VORWORT ZUR DEUTSCHEN AUSGABE
EINLEITUNG: SCHRIFTKULTUR IN EINER SICH WANDELNDEN WELT
Alternativen



Jenseits der Schriftkultur


BUCH I.

KAPITEL 1: DIE KLUFT ZWISCHEN GESTERN UND MORGEN

Kontrastfiguren
Taste wählen--drücken
Das Leben ist schneller geworden
Aufgeladene Schriftkultur
Der Mensch entwirft, der Mensch verwirft.
Jenseits der Schriftkultur
Ein bewegliches Ziel
Der weise Fuchs
"Und zwischen uns der Abgrund"
Wiedersehen mit Malthus
In den Fesseln der Schriftkultur

KAPITEL 2: DIE USA--SINNBILD FÜR DIE KULTUR DER SCHRIFTLOSIGKEIT

Dem Handel zuliebe
"Das Beste von dem, was nützlich ist und schön"
Das Rückspiegelsyndrom


BUCH II.

KAPITEL 1: VON DEN ZEICHEN ZUR SPRACHE

Wiedersehen mit semeion
Erste Zeichenspuren
Skala und Schwelle
Zeichen und Werkzeuge

KAPITEL 2: VON DER MÜNDLICHKEIT ZUR SCHRIFTLICHKEIT

Individuelles und kollektives Gedächtnis
Kulturelles Gedächtnis
Existenzrahmen
Entfremdung von der Unmittelbarkeit

KAPITEL 3: MÜNDLICHKEIT UND SCHRIFT IN UNSERER ZEIT: WAS VERSTEHEN
WIR, WENN WIR SPRACHE VERSTEHEN?

Bestätigung als Feedback
Mündlichkeit und die Anfänge der Schrift
Annahmen
Wie wichtig ist Literalität?
Was ist Verstehen?
Worte über Bilder

KAPITEL 4: DIE FUNKTIONSWEISE DER SPRACHE

Ausdruck, Kommunikation, Bedeutung
Die Gedankenmaschine
Schrift und der Ausdruck von Gedanken
Zukunft und Vergangenheit
Wissen und Verstehen
Eindeutig, zweideutig, mehrdeutig
Die Visualisierung von Gedanken
Buchstabenkulturen und Aphasie

KAPITEL 5: SPRACHE UND LOGIK

Logiken hinter der Logik
Die Pluralität intellektueller Strukturen
Die Logik von Handlungen
Sampling
Memetischer Optimismus


BUCH III.

KAPITEL 1: SCHRIFTKULTUR, SPRACHE UND MARKT

Vorbemerkungen
Products "R" Us
Die Sprache des Marktes
Die Sprache der Produkte
Handel und Schriftkultur
Wessen Markt?  Wessen Freiheit?
Neue Märkte, Neue Sprachen
Alphabetismus und das Transiente
Markt, Werbung, Schriftlichkeit

KAPITEL 2: SPRACHE UND ARBEITSWELT

Innerhalb und außerhalb der Welt
Wir sind, was wir tun
Maschine und Schriftkultur
Der Wegwerfmensch
Die Skala der Arbeit und die Skala der Sprache
Angeborene Heuristik
Alternativen
Vermittlung der Vermittlung

KAPITEL 3: SCHRIFTKULTUR, BILDUNG UND AUSBILDUNG

Das Höchste und das Beste
Das Ideal und das Leben
Relevanz
Tempel des Wissens
Kohärenz und Verbindung
Viele Fragen
Eine Kompromißformel
Kindheit
Welche Alternativen?


BUCH IV.

KAPITEL 1: SPRACHE UND BILD

Wie viele Worte in einem Blick?
Das mechanische und das elektronische Auge
Wer hat Angst vor der Lokomotive?
Hier und dort gleichzeitig
Visualisierung

KAPITEL 2: DER PROFESSIONELLE SIEGER

Sport und Selbstkonstituierung
Sprache und körperliche Leistung
Der ‘illiterate’ Athlet
Ideeller und profaner Gewinn

KAPITEL 3: WISSENSCHAFT UND PHILOSOPHIE - MEHR FRAGEN ALS ANTWORTEN

Rationalität, Vernunft und die Skala der Dinge
Die verlorene Balance
Gedanken über das Denken
Quo vadis, Wissenschaft?
Raum und Zeit: befreite Geiseln
Kohärenz und Diversität
Computationale Wissenschaft
Wie wir uns selbst wegerklären
Die Effizienz der Wissenschaft
Die Erforschung des Virtuellen
Die Sprache der Weisheit
In wissenschaftlichem Gewand
Wer braucht Philosophie und wozu?

KAPITEL 4: EIN GESPÜR FÜR DESIGN

Die Zukunft zeichnen
Die Emanzipation
Konvergenz und Divergenz
Der neue Designer
Virtuelles Design

KAPITEL 5: POLITIK: SO VIEL ANFANG WAR NOCH NIE

Die Permissivität der kommerziellen Demokratie
Wie ist es dazu gekommen?
Politische Sprachen
Kann Schriftlichkeit zum Scheitern der Politik führen?
Die Krabben haben pfeifen gelernt
Von Stammeshäuptlingen, Königen und Präsidenten
Rhetorik und Politik
Die Justiz beurteilen
Das programmierte Parlament
Eine Schlacht, die wir gewinnen müssen

KAPITEL 6: GEHORSAM IST ALLES

Der erste Krieg jenseits der Schriftkultur
Krieg als praktische Erfahrung
Das Militär als Institution
Vom schriftgebundenen zum schriftlosen Krieg
Der Nintendo-Krieg
Blicke, die töten können


BUCH V.

KAPITEL 1: DIE INTERAKTIVE ZUKUNFT: DER EINZELNE, DIE GEMEINSCHAFT
UND DIE GESELLSCHAFT IM ZEIT-ALTER DES INTERNETS

Das Überwinden der Schriftkultur
Das Sein in der Sprache
Die Mauer hinter der Mauer
Die Botschaft ist das Medium
Von der Demokratie zur Medio-kratie
Selbstorganisation
Die Lösung ist das Problem.  Oder ist das Problem die Lösung?
Der Umgang mit den Wahlmöglichkeiten
Der richtige Umgang mit den Wahlmöglichkeiten
Abwägungen
Aus Schnittstellen lernen

KAPITEL 2: EINE VORSTELLUNG VON DER ZUKUNFT

Kognitive Energie
Falsche Vermutungen
Netzwerke kognitiver Energie
Unebenheiten und Schlaglöcher
Die Universität des Zweifels
Interaktives Lernen
Die Begleichung der Rechnung
Ein Weckruf
Konsum und Interaktion
Unerwartete Gelegenheiten

NACHWORT: UMBRUCH VERLANGT UMDENKEN

LITERATURHINWEISE

PERSONENREGISTER

ÜBER DEN AUTOR



Vorwort zur deutschen Ausgabe

Unsere Welt ist in Unordnung geraten.  Die Arbeitslosigkeit ist eine
große Belastung für alle.  Sozialleistungen werden weiter drastisch
gekürzt.  Das Universitätssystem befindet sich im Umbruch.  Politik,
Wirtschaft und Arbeitswelt durchlaufen Veränderungen, die sich nicht
nach dem gewohnten ordentlichen Muster des sogenannten Fortschritts
richten.  Gleichwohl verfolgen Politiker aller Couleur politische
Programme, die mit den eigentlichen Problemen und Herausforderungen
in Deutschland (und in Europa) nicht das Geringste zu tun haben.  Das
vorliegende Buch möchte sich diesen Herausforderungen widmen, aus
einer Perspektive, die die Zwangsläufigkeit dieser Entwicklung betont.

Wenn man eine Hypothese vorstellt, benötigt man ein geeignetes
Prüffeld.  In meinen Augen ist Deutschland am besten dafür geeignet.
In keinem anderen Land der Welt läßt sich die Dramatik des Umbruchs
so unmittelbar verfolgen wie hier.  In Deutschland treffen die Kräfte
und Werte, die zu den großen historischen Errungenschaften und den
katastrophalen historischen Fehlleistungen dieses Landes geführt
haben, mit den neuen Kräften und Werten, die das Gesicht der Welt
verändern, gewissermaßen in Reinform zusammen.

An Ordnung, Disziplin und Fortschritt gewöhnt, beklagen die Bürger
heute eine allgegenwärtige lähmende Bürokratie, die von Regierung und
Verwaltung ausgeht.  Früher galt das, verbunden mit dem Namen
Bismarcks, als gute deutsche Tugend, eine der vielen
Qualitätsmaschinen „Made in Germany“.  Im Verlauf der Zeit aber wurde
der Bürger abhängig von ihr und konnte sich nicht vorstellen, jemals
ohne sie auszukommen.  Die Mehrheit schreckt vor Alternativen zurück
und möchte nicht einmal über sie nachdenken.  Geprägt von Technik und
Qualitätsarbeit ist die Vorstellung, daß das Industriezeitalter
seinem Ende entgegengeht, den meisten eine Schreckensvision.  Sie
würden eher ihre Schrebergärten hergeben als die digitale Autobahn zu
akzeptieren, die doch die Staus auf ihren richtigen Autobahnen zu den
Hauptverkehrszeiten abbauen könnte--ich betone das „könnte“.  Noch
immer lebt es sich gut durch den Export eines technischen und
wissenschaftlichen Know-how, dessen Glanzzeit allerdings vorüber ist.

Als ein hochzivilisiertes Land ist Deutschland fest entschlossen, den
barbarischen Teil seiner Vergangenheit hinter sich zu lassen.  Der
Klarheit halber sei gesagt, was ich unter barbarisch verstehe:
Hitler-Deutschland verdient keinen anderen Namen, ebensowenig wie
alle anderen Äußerungen von Aggression, Antisemitismus und Rassismus,
die noch immer nicht der Vergangenheit angehören.  Aber bis heute hat
man nicht verstanden, daß eben jene pragmatische Struktur, die die
industrielle Kraft Deutschlands begründete, auch die destruktiven
Kräfte begünstigte.  (Man denke nur an die Technologieexporte, die
die wahnsinnigen Führer ölreicher Länder erst jüngst in die Hände
bekommen haben.) Das wiedervereinigte Deutschland ist bereit, in
einer Welt mit globalen Aufgaben und globalen Problemen Verantwortung
zu übernehmen.  Es setzt sich unter anderem für den Schutz des
tropischen Regenwaldes ein und zahlt für Werte--den Schutz der
Umwelt--statt für Produkte.  Aber die politischen Führer Deutschlands
und mit ihnen große Teile der Bevölkerung haben noch nicht begriffen,
daß der Osten des Landes nicht unbedingt ein Duplikat des Westens
werden muß, damit beide Teile zusammenpassen.  Differenz, d. h.
Andersartigkeit, ist eine Qualität, die sich in Deutschland keiner
großen Wertschätzung erfreut.  Verlorene Chancen sind der Preis, den
Deutschland für diese preußische Tugend der Gleichmacherei bezahlen
muß.

Die englische Originalfassung dieses Buches wurde 1997 auf der
Leipziger Buchmesse vorgestellt und in der Folge von der Kritik
wohlwollend aufgenommen.  Dank der großzügigen Unterstützung durch
die Mittelsten-Scheid Stiftung Wuppertal und die Alfred und Cläre
Pott Stiftung Essen, für die ich an dieser Stelle noch einmal Dank
sage, konnte dann Anfang 1998 die Realisierung des von Beginn an
bestehenden Plans einer deutschsprachigen Ausgabe konkret ins Auge
gefaßt werden.  Und nachdem Prof. Dr. Norbert Greiner, bei dem ich
mich hier ebenfalls herzlich bedanken möchte, für die Übersetzung
gewonnen war, konnte zügig an die Erarbeitung einer gegenüber der
englischen Ausgabe deutlich komprimierten und stärker auf den
deutschsprachigen Diskussionskontext zugeschnittenen deutschen
Ausgabe gegangen werden.  Einige Kapitel der Originalausgabe sind in
der deutschsprachigen Edition entfallen, andere wurden stark
überarbeitet.  Entfallen sind vor allem solche Kapitel, die sich in
ihren inhaltlichen Bezügen einem deutschen Leser nicht unmittelbar
erschließen würden.  Ein Nachwort, das sich ausschließlich an die
deutschen Leser wendet, wurde ergänzt.

Die deutsche Fassung ist also eigentlich ein anderes Buch.  Wer das
Thema erweitern und vertiefen möchte, ist selbstverständich
eingeladen, auf die englische Version zurückzugreifen, in die 15
Jahre intensiver Forschung, Beobachtung und Erfahrung mit der neuen
Technologie und der amerikanischen Kultur eingegangen sind.  Ein
Vorzug der kompakten deutschen Version liegt darin, daß die jüngsten
Entwicklungen--die so schnell vergessen sein werden wie alle anderen
Tagesthemen--„Fortsetzungen“ meiner Argumente darstellen und sie
gewissermaßen kommentieren.  Sie haben wenig miteinander zu tun und
sind dennoch in den folgenden Kapiteln antizipiert: Guildos Auftritt
beim Grand Prix d’Eurovision (liebt er uns eigentlich immer noch, und
warum ist das so wichtig?), die enttäuschende Leistung der deutschen
Nationalmannschaft bei der Fußballweltmeisterschaft (standen sich im
Endspiel Brasilien und Frankreich oder Nike und Adidas gegenüber?),
die Asienkrise, das Ergebnis der Bundestagswahlen, der Euro, neue
Entwicklungen in Wissenschaft und Technologie, die jüngsten
Arbeitslosenzahlen, die Ökosteuer und vieles mehr.  Wer sich der Mühe
einer gründlichen Lektüre des vorliegenden Buches unterzieht, wird
sich auf diese Entwicklungen einen eigenen Reim machen können, sehr
viel besser als die Mediengurus, die uns das Denken abnehmen wollen.
Zumindest wird er über die wortreichen Artikel halbgebildeter
Akademiker und opportunistischer Journalisten schmunzeln, die allzeit
bereit sind, anderen zu erklären, was sie selbst nicht verstehen.

Wie in der englischen Version möchte ich auch meine deutschen Leser
einladen, mit mir in Kontakt zu treten und mir ihre kritischen
Kommentare oder Fragen per e-mail zukommen zu lassen: nadin@acm.org.
Im Einklang mit dem Ziel des Buches, für die Kommunikation jenseits
der Schriftkultur das schriftkulturelle Eins-zu-Viele-Verhältnis
(Autor:Leser) zu überwinden, wird für dieses Buch im World Wide Web
ein Forum eingerichtet.  Die Zukunft gehört der Interaktion zwischen
Vielen.

Wuppertal, im November 1998

Mihai Nadin

Buch V.



Kapitel 1:

Die interaktive Zukunft: Der Einzelne, die Gemeinschaft und die
Gesellschaft im Zeitalter des Internets

Zusammenbruch und Katastrophe gegenüber Hoffnung und ungeahnten
Möglichkeiten--dies sind die extremen Positionen in der hitzigen
Debatte um die Dynamik des weltweit sich vollziehenden Umbruchs.
Paul Virilio spricht vom Ende der Schrift in einem Zeitalter des
Fernsehens und der Bildverarbeitung und sagt das Ende des Sprechens
voraus--das Schweigen der Lämmer.  Ähnlich weitreichende, aber
optimistischere Äußerungen kommen von denjenigen, die in den von der
Schriftkultur losgelösten Interaktionen eine Chance für soziale
Erneuerung sehen.  Das elektronische Forum der Europäischen
Kommission, das sich mit dem Projekt Informationsgesellschaft
beschäftigt, hat eine Liste mit Zehn Kernpunkten aufgestellt, von
denen einer die radikale Reformierung des Kommunikations- und
Bildungssystems fordert.

Beide Positionen sind auf ihre Weise intolerant.

Während in der öffentlichen Diskussion immer wieder neue, wichtige
Aspekte des für diese Zeit der Diskontinuitäten charakteristischen
Konflikts auftauchen, konstituieren sich Milliarden von Menschen auf
unserem Planeten durch eine breite Vielfalt praktischer Erfahrungen.
Wir haben sie in den vorausgegangenen Kapiteln eingehend behandelt.
Angesichts dieses breiten pragmatischen Spektrums ist es fast
unmöglich, die Zukunft der virtuellen Gemeinschaften oder der
elektronischen Demokratie auszumalen, ohne naiv oder nachgerade dumm
zu erscheinen.  Wir wissen, wie weit wir gekommen sind, aber wir
wissen nicht genau, wo wir stehen.

Da ich eine umfassendere pragmatische Perspektive anstrebe, wähle ich
einen Ansatz, der über die aktuellen kurzatmigen Argumentationen
hinausgeht.  Eine These dieses Buch besteht ja darin, daß sich
Lösungen nicht aus euphorischer Technologieverherrlichung, aus
kultureller Selbstreplikation, aus auf biologischen Mechanismen
beruhenden Modellen, aus unfokussierten bionomischen Überlegungen
oder starrsinniger Kapitalismuskritik ergeben werden.  Positive
Lösungsansätze, die über die Rhetorik intellektueller Kontroversen
und politischer Diskussionen hinausgehen, müssen sich aus den
positiven Handlungen ergeben, die unsere Identität als Individuum,
Gemeinschaft und Gesellschaft formen.  Die Metapher der interaktiven
Zukunft drückt eine einfache These aus: Innerhalb der globalen Skala
ist menschliche Interaktion, als konkreter Ausdruck der Einbindung
unendlich vielfältiger kognitiver Ressourcen, die letzte verfügbare
Ressource, von der die Zukunft unserer Gattung abhängen könnte.


Das Überwinden der Schriftkultur

Das Überwinden der Schriftkultur geschieht in der Praxis eines
hocheffizienten Pragmatismus, der der globalen Skala des Menschen
entspricht.  Diese Skala erfaßt die Bildung menschlicher
Gemeinschaften und die Interaktionen zwischen dem Einzelnen und der
Gemeinschaft.  Wie schon erwähnt, haben Beduinen in der Sahara und
Indianer in den Anden genauso Zugang zum Fernsehen, wie die Menschen
in hochtechnologisierten Industrienationen.  Die Identität von
Bevölkerungsgruppen in weniger entwickelten Gesellschaften ist auf
der globalen Landkarte wirtschaftlicher und politischer
Verflechtungen bereits zum Zielobjekt hochentwickelter
Verarbeitungssysteme geworden.  In den Büchern der Weltwirtschaft ist
ihre Existenz im Hinblick auf ihre Leistungsfähigkeit, ihre
Bedürfnisse und ihre Kaufkraft genau verzeichnet.  Menschen, die im
Silicon Valley, in Frankreich, Japan, Israel oder an einem anderen
Ort dieses Planeten virtuelle Gemeinschaften bilden, werden mit Hilfe
unterschiedlichster Methoden Gegenstand globaler Integration.

Die Ausweitung nicht-schriftgebundener Erfahrungen der
Selbstkonstituierung gibt berechtigten Anlaß zur Frage nach dem
sozialen Status des Individuums und der Natur der Beziehungen und
Abhängigkeiten in einer Gesellschaft.  Kinder werden beispielsweise
stärker mit Bildern konfrontiert als mit Sprache.  Sie neigen dazu,
Zeit als einen ständigen Jetzt-Zustand wahrzunehmen, und sie erwarten,
daß Befriedigung, so wie sie es im Fernsehen erleben, augenblicklich
eintritt und daß sie so leicht zu erlangen ist wie der Zugang zu
einer spannenden Seite im Internet.  Sie werden zu Experten für
interaktive Spiele und für die Kontrolle extrem schneller Prozesse.
Losgelöst von Kultur und Tradition, sind sie besonders
anpassungsfähig an neue Situationen und bestrebt, eine eigene Form
der Unabhängigkeit zu finden.  Sex, Drogen, Rap-Musik, Zugehörigkeit
zu Sekten oder Gangs sind Teil ihres widersprüchlichen Profils.
Diese Jugendlichen sind die Piloten in den Nintendo-Kriegen, aber
auch die zukünftigen Entdecker des Kosmos, die Physiker, Biologen und
Gentechniker, die neue Materialien gestalten und Maschinen von
atemberaubender Komplexität erfinden, bei denen jedes Millionstel
einer Sekunde das Ergebnis beeinflußt.  Sie sind die Künstler und
rekordhungrigen Sportler von morgen; sie sind die Programmierer und
Designer der Zukunft.  Sie werden Dienstleistungen in einem
Wirtschaftssystem bereitstellen, das durch seinen schnellen
Wandel--wegen der ständig wachsenden Nachfrage nach Ressourcen--nicht
mehr mit den trägen und wenig flexiblen Mitteln der Schriftkultur
betrieben wird.

Daten belegen, daß diese Individuen weniger am Leben in der
Gemeinschaft interessiert und weniger an ethische Grundsätze der
Vergangenheit gebunden sind.  Moralische Absolutismen und Anteilnahme
spielen keine große Rolle in diesem Leben, das geprägt ist durch
praktische Erfahrungen, die zur Selbständigkeit, oft verwechselt mit
Unabhängigkeit, führen sollen.  Angesichts all dieser Entwicklungen
drängt sich die Frage auf, welche Form die Beziehung zwischen
Gemeinschaft und hocheffizienten Individuen, die sich in der Regel in
Abkapselung von den anderen entfalten, annehmen wird.  Welchen Status
wird die Gemeinschaft bekommen?

Heutzutage klagen viele Bürger und Organisationen über die geringe
Lebensqualität in den urbanen Zentren (in den USA und überall auf der
Welt), hohe Arbeitslosigkeit und ein Gefühl der Randexistenz.
Einwanderer in vielen verschiedenen Gastländern, Gastarbeiter in der
Europäischen Union, junge Menschen in Asien, Afrika und den
ehemaligen Ostblockstaaten, Minderheiten in den USA, Arbeitslose auf
der ganzen Welt--jede dieser Gruppen steht vor Problemen, die sich
aus ihrer Andersartigkeit ergeben.  Einwanderer sind nicht immer
willkommen, und wenn sie aufgenommen werden, wird von ihnen erwartet,
daß sie sich anpassen.  Gastarbeiter müssen Arbeiten verrichten, an
denen sich die Bürger des Gastlandes nicht die Finger schmutzig
machen möchten.  Die junge Menschen sollen nach Möglichkeit in die
Fußstapfen ihrer Eltern treten.  Die Empfänger von Sozialhilfe sollen
sich diese verdienen und jeden angebotenen Arbeitsplatz annehmen.
Schriftlichkeit impliziert Erwartungen von Homogenität.  Einwanderer
mußten und müssen heute noch die Sprache des jeweiligen Gastlandes
erlernen, um ganz normale Bürger zu werden.  Von Gastarbeitern,
definiert durch ihre Funktion auf dem Arbeitsmarkt, erwartet man eine
reibungslose Rückkehr in ihr Heimatland.  Jugendliche wurden durch
ein einheitliches Bildungssystem geschleust, und Arbeitslose sollten
nach einer kurzen Phase der Umschulung von der Maschine
Volkswirtschaft wieder geschluckt werden.

Historisch hat sich das Phänomen Gemeinschaft folgendermaßen
entwickelt: Individuen nehmen "lockere" Beziehungen zum herrschenden
Adel auf.  Im nächsten Schritt werden individuelle
Überlebensgemeinschaften gebildet.  Es folgt die Übertragung
individueller Eigenschaften (Selbstbestimmung, Entscheidungsfreiheit)
auf die Gemeinschaft, und schließlich kommt es zur Aufgabenteilung,
zur Dezentralisation.  Jeder Schritt ist durch das Ausmaß der
optimalen Leistung des Individuums definiert: von sehr hoher
individueller Leistungsfähigkeit als Voraussetzung für das Überleben
zu geteilten Verantwortungsbereichen bis hin zur Übertragung der
individuellen Verantwortung auf die Gesellschaft.  Die liberale
Demokratie zelebriert das Paradoxon eines sozialisierten
Individualismus.  In dieser Hinsicht beendet dies die Zeit
politischer Kämpfe (und auch der Geschichte, wie man uns weismachen
will), und läutet die Zeit des Wohlstands ein.  Die kommerzielle
Demokratie ist weder das Ergebnis politischen Handelns, noch ist sie
Ausdruck einer Ideologie.  Innerhalb ihres Bereiches sind die Grenzen
zwischen Individuum und einer aus dem Gleichgewicht gebrachten
Gemeinschaft ein ständiger Konfliktherd.  Moralischer Individualismus
siegt oder verliert in einer Welt feindlicher menschlicher
Beziehungen.  Da moralischer Individualismus den Liberalismus
sozusagen untermauert--"Sei dir selbst der Nächste"--ist die vom
Liberalismus angestrebte Freiheit eine Freiheit des Wettbewerbs um
den Zugang zum Wohlstand.  Sozialisierter Individualismus akzeptiert
den Staat nur als Lieferanten von Rechten und Möglichkeiten (sofern
der Hegelsche Gedanke von der Priorität des Staates vor dem
Individuum de facto akzeptiert wird), nicht aber als moralische
Instanz.

Definitorisch für diese Prozesse ist der Übergang zu einer
Lebenspraxis, in der angesichts zahlreicher Koordinierungsmechanismen
individuelle Leistung marginal wird.  Die relative Bedeutung von
Funktionsstörungen--Zusammenbrüche des Rechts- und Sozialsystems
etwa--als Momente der Selbsterkenntnis und des Neuanfangs, die durch
die Notwendigkeit einer Überholung veralteter Praktiken ausgelöst
werden, ist in jedem der erwähnten Stadien eine andere.

Gleiches gilt für die Chance des Wandels und der Erneuerung.
Kreativität ist in der heutigen Praxis weniger eine Angelegenheit des
einzelnen als das Ergebnis orchestrierter Bemühungen innerhalb eines
großen Interaktionsnetzes.  Die zugrundeliegende Struktur einer
Kultur jenseits der Schriftkultur unterstützt eine Praxis, die durch
Heterogenität, verteilte Aufgaben und Vernetzung gekennzeichnet ist.
Die Selbstkonstituierung des Menschen erzeugt nicht mehr Uniformität,
sondern Mannigfaltigkeit.  Dauerhaftigkeit, stabile Hierarchien und
Zentralismus sind irrelevant geworden.  Wir stehen vor neuen
Problemen.  Ihre schriftkulturelle Formulierung wäre irreführend; die
Herausforderung, die sie im neuen Kontext der Schriftlosigkeit
darstellen, ist von bislang unbekannter Größe.  Deshalb müssen wir
uns damit befassen.


Das Sein in der Sprache

Die zwei Aspekte der menschlichen Selbstkonstituierung durch
Sprache--Individuum und Gemeinschaft (Gesellschaft)--ergeben sich aus
der Grundfrage nach den sozialen Beziehungen.  Die Sprache des
Einzelnen existiert nicht unabhängig von der Sprache der Gesellschaft,
obwohl sich innerhalb einer Gesellschaft Menschen durch
offensichtliche Besonderheiten in Sprache, Schrift, Lektüre und
Gesprächsverhalten identifizieren.  Die biologische Struktur des
Menschen beinhaltet Elemente, die sprachrelevant sind.  Sprache
entwickelt sich jedoch nicht von innen heraus wie die Sinne, sondern
wird schrittweise erworben.  Ungeachtet des jeweiligen Stadiums des
Spracherwerbs dominiert die Sprache die Sinne.  Das menschliche Wesen
projiziert sich durch Sprache in die Kultur, die es selbst
kontinuierlich verändert und innerhalb welcher sie sich gegenseitig
identifizieren.  Natur und Sprache bilden eine immer wechselnde
Einheit.

Während die Natur ein relativ stabiles Bezugssystem ist, verändert
sich die Kultur mit den Menschen.  In einer Sprache zu sein, wie es
alle Menschen sind, und in einer Gemeinschaft zu sein, bedeutet, am
Prozeß individueller Integration und sozialer Koordination
teilzuhaben.  Individueller Sprachgebrauch und Sprachgebrauch der
Gesellschaft sind nicht identisch.  Individuen konstituieren sich
anders als Gemeinschaften.  Daß jede Gemeinschaft Merkmale aufweist,
die den diese Gemeinschaft konstituierenden Individuen gemeinsam sind,
besagt lediglich, daß die Summe individueller Sprachhandlungen sich
von der für die soziale Erfahrung charakteristischen Sprache
unterscheidet.  Der Unterschied zwischen der Sprache des Individuums
und der Sprache der Gemeinschaft zeigt soziale Beziehungen an.  Eine
allgemeinere These soll hier angeführt werden: Die Natur und die
Vielfalt menschlicher Interaktionen bei der Selbstkonstituierung
durch Sprache beschreiben die Komplexität des pragmatischen Rahmens.
Diese Interaktionen sind Teil des ständigen Identifikationsprozesses
des Einzelnen oder der Gruppe im Verlauf der Identitätsfindung als
besondere Gattung.

Anerkannte Beziehungsformen im Rahmen von Arbeitsplatz, Familie,
Leben, Magie, Ritual, Mythos, Religion, Kunst, Wissenschaft oder
Bildung werden durch ihre jeweiligen Muster dargelegt.  Solche Muster,
umschrieben durch die Selbstkonstituierung im natürlichen und
kulturellen Kontext, sind erst rückwirkend von Bedeutung.  Sie
bezeugen das soziale Wesen des Menschen und zeigen, wo der kulturelle
Teil und der natürliche Teil dieses Wesens liegen.  Aktive Teilhabe
von Individuen in der Praxis der Sprache bezeugt deren Bedürfnis,
ihre Identität in den erwähnten Beziehungsmustern zu suchen.
Menschen treten nicht deshalb zueinander in Beziehung, weil das
jeweilige Gegenüber ein netter Mensch ist.  Der Bezug zum anderen ist
Teil einer ständigen Definition des Individuums in einem Kontext, der
von Konflikt und Kooperation und von der Anerkennung von
Unterschieden und Ähnlichkeiten geprägt ist.  Jegliche Dynamik, ob in
der Biologie oder in der Kultur, ergibt sich aus Unterschieden.

Man sieht Sprache als naturgegeben an und stellt ihre Konventionen
nie in Frage.  Als eine natürliche, (nach Chomsky) vererbte
Eigenschaft wird Sprache nicht jedes Mal neu erfunden, wenn sich
Selbstkonstituierungen durch Sprache vollziehen.  Auch steht ihre
Nützlichkeit niemals in Frage, wenn wir ihre Grenzen zu spüren
bekommen.  Das Versagen eines Werkzeugs--z. B. wenn es für eine
bestimmte Aufgabe ungeeignet ist--legt nahe, ein neues Werkzeug zu
entwickeln.  Das Versagen von Sprache hingegen deutet auf Grenzen der
menschlichen Erfahrung hin, nicht auf die des Werkzeugs.
Funktionsstörungen der Sprache verweisen auf die biologische Anlage
und die Art und Weise, wie sie durch das menschliche Handeln auf die
Realität projiziert wird.  Dies gilt nicht für andere, weniger
natürliche Zeichensysteme: Symbole, künstliche Sprachen,
Meta-Sprachen.

Was sich von einer Skala des Menschen zu einer anderen verändert, ist
der Koeffizient der linearen Gleichung, nicht die Linearität als
solche.  Eine kleine Gruppe von Menschen kann durch Jagen, Sammeln
von Früchten und Landbestellung überleben.  Die Anstrengungen, die
notwendig sind, um eine größere Gruppe zu versorgen, wachsen
proportional zur Größe der Gruppe.  In jenen Augenblicken der
Entwicklung, in denen eine kritische Masse, eine Schwelle erreicht
wurde (Spracherwerb, Landbewirtschaftung, Schrift, industrielle
Produktion und jetzt die post-industrielle Produktion), verursachten
die Effizienzerwartungen, die der jeweiligen Skala entsprachen,
Veränderungen im pragmatischen Rahmen.  Das Bewußtsein eines
Versagens der Sprache entsteht durch Erfahrungen, die neue Sprachen
notwendig machen.

Fehlkommunikation ist dann gegeben, wenn die verwendete Sprache für
die praktische Erfahrung unpassend ist.  Ein Mangel an Kommunikation
zeigt die Grenzen der Menschen, die in eine bestimmte Tätigkeit
eingebunden sind.  Fehlkommunikation führt dazu, daß Menschen (sich
und andere) fragen, was und warum etwas schief gelaufen ist und was
getan werden kann, um negative Folgen für die Effektivität ihrer
Tätigkeit zu verhindern.  Andere Arten der Fehlfunktion von Sprache
können Menschen als Individuen oder als Mitglieder einer Gemeinschaft
auf einer anderen Ebene als der der Kommunikation betreffen: Das
Versagen von politischen Systemen, Ideologien, Religion(en), Märkten,
von Ethik oder Familie drückt sich im Zusammenbruch menschlicher
Beziehungsmuster aus.  Wir halten aber die Sprache dieser politischen
Systeme, Ideologien, Religionen und Märkte selbst nach ihrem
Scheitern am Leben; nicht zufällig oder aus Nachlässigkeit, sondern
weil wir selber alle diese Sprachen sind--als Beteiligte an
politischen Prozessen, Objekte ideologischer Indoktrinierung,
Anhänger einer Religion, Güter eines Marktes, Familienmitglieder oder
aufrechte Bürger.  Die Ineffizienz dieser praktischen Erfahrungen
spiegelt unsere eigene Ineffizienz wider, die schwieriger zu
überwinden ist als eine Rechtschreibschwäche, etymologische Ignoranz
oder phonetische Taubheit.


Die Mauer hinter der Mauer

Ein gutes Beispiel für die Solidarität zwischen Spracherfahrung und
dem sich durch Sprache konstituierenden Individuum liefert der
Zusammenbruch des osteuropäischen Blocks, und pointierter noch der
Zusammenbruch der Sowjetunion.  Niemand hatte damit gerechnet, daß
nach dem Fall der Berliner Mauer die Menschen im östlichen Teil
Deutschlands in diesem System gefangen bleiben würden, obwohl sich
rechtliche, soziale und wirtschaftliche Umstände veränderten.  Trotz
der gemeinsamen Sprache blieben die Ostdeutschen Gefangene der
strukturellen Merkmale der alten Gesellschaft, die die Schriftkultur
ihnen aufgeprägt hatte: Zentralismus, klare Trennlinien,
Determinismus, hierarchische Strukturen, begrenzte (Wahl-) Freiheit.
Die unsichtbare, doch wirksame Konditionierung durch die ostdeutsche
Bildung--derjenigen Westdeutschlands kategorisch überlegen--ist der
neuen, in Westdeutschland erreichten Pragmatik unangemessen und
erweist sich als Hürde für die Integration der Ostdeutschen in eine
dynamische Gesellschaft.  Die hocheffiziente Pragmatik--verbunden mit
hohen Erwartungen, die die tatsächliche Leistung zu übersteigen
scheinen--wurde den Ostdeutschen von der Regierung auf der anderen
Seite der Grenze, die es nie hätte geben dürfen, aufoktroyiert.

In anderen Teilen der Welt sieht es ähnlich aus--in Korea, Ungarn,
Rumänien, in der Tschechische Republik, in der Slowakei, in Polen,
Kroatien, Serbien usw., wo pragmatische Entwicklungen und soziale,
politische, wirtschaftliche, nationale und kulturelle Entwicklungen
vollkommen asynchron vor sich gehen.  Auf die großen kulturellen und
wissenschaftlichen Leistungen des Ostblocks habe ich in anderem
Zusammenhang schon hingewiesen; auch darauf, daß die Stärke dieser
auf Schriftkultur basierenden Kulturen illusorisch und reine
Selbsttäuschung war.

In nicht allzu entfernter Vergangenheit lasen die Menschen dieser
Länder Bücher, besuchten Konzerte, Opern und Museen.  Heute jagen sie,
wenn ihre Lebensumstände es noch zulassen, mit der gleichen
Leidenschaft hinter den Dingen her, die früher für sie unerreichbar
waren, auch wenn das einer Aufgabe ihrer geistigen Errungenschaften
gleichkommt.  Die neue Sprache ist die Sprache des Konsums.  Die alte
Beziehung zwischen der Sprache des Einzelnen und der Sprache der
Gesellschaft wies Merkmale von Täuschung oder Feigheit auf.  Die neue
Beziehung zeigt Erwartungsstrukturen, die die erreichte Effizienz
weit übersteigen.  Die Mauer hinter der Mauer zeigt sich in den sehr
resistenten Mustern der Interaktion, die aus einer schriftkulturellen
Praxis erwachsen sind.  Angesichts dieses Beispiels müssen wir fragen,
ob es Alternativen gibt zu den Ausdrucksmitteln, die die Menschen
verwenden, und zu dem sozialen Programm, dem sie sich verpflichtet
haben.


Die Botschaft ist das Medium

Sprache ist eine Form des sozialen Gedächtnisses.  Wenn wir etwas
sagen oder jemandem zuhören, gehen wir von einem einheitlichen
Gebrauch der Wörter und der übergeordneten linguistischen Einheiten
aus.  Als gespeichertes Zeugnis ähnlicher praktischer Erfahrungen
wurde die Sprache, stabilisiert in der Schrift, zum Medium, das sie
auf einen gemeinsamen Durchschnitt anglich.

Die in Sprache gefaßten menschlichen Beziehungsmuster machen den
Menschen rückblickend die Bedeutung dieser Muster für die menschliche
Effizienz bewußt.  Es sieht also so aus, als würden wir uns über die
eigenen Betrachtungen unserer Interaktionsmuster konstituieren.
Diese Betrachtungen können wir Erkenntnis nennen, da wir einander
mittels Interaktion kennenlernen und durch Interaktion erfahren, wie,
durch was und wann unsere dringendsten und weniger dringenden
Bedürfnisse befriedigt werden.  Das Paradigma der Schriftkultur
behauptet, daß die Selbstkonstituierung in der Sprache stattfindet,
und zwar nur in der Sprache, schriftlich niedergelegt und anderen
durch Lektüre zugänglich.  Tatsächlich haben wir unser Wissen aus der
Praxis menschlicher Interaktion und dem auf Sprache basierenden
Informationsaustausch gewonnen.  Dieses Wissen prägte die politischen,
ideologischen, religiösen und wirtschaftlichen Erfahrungen, unsere
Bemühungen zur ständigen Verbesserung der Technologien und die
Entwicklung der Wissenschaft.  Die Zukunftsdimension ist
Grundbestandteil des Lebens, und sie erfaßt Sprache und Schriftkultur,
Arbeit und pragmatische Erwartungen.

Die Sprache verkörpert, wie jede andere semiotische Praxis, Art und
Zustand des durch Sprache Konstituierten; dies gilt auch für die
Identität des Menschen.  Die Projektion biologischer und kultureller
Merkmale auf die Alltagswelt schafft Bezugselemente.  Die Fähigkeit
zu sehen, zu hören, zu riechen und Werkzeuge zu benutzen, wird durch
menschliche Interaktion bestätigt.  Fähigkeiten und Leistung
unterscheiden sich stark.  Wenn es darum geht, gemeinsame Ziele zu
verfolgen, fallen Selbsteinschätzung und die Einschätzung durch
andere unterschiedlich aus.  Sprache vermittelt, folglich werden
Verpflichtungen Teil der Erfahrung.  Wenn diesen nicht Folge
geleistet wird, kann die Sprache zum Ersatzmedium für Konfrontation
werden.

Einigung und Konfrontation gehören zu den Beziehungsmustern, die die
Art der Beziehung zwischen der Sprache des einzelnen und der Sprache
der Gemeinschaft definiert.  Die Sozialisierung von Sprache führt zu
paradoxen Situationen: die sich durch die Sprache konstituierenden
Menschen glauben, daß sich Konfrontationen nicht zwischen ihnen,
sondern zwischen ihren Sprachen abspielen.  Vor wenigen Jahren konnte
man hören, daß Russen und Amerikaner sich gegenseitig sehr schätzten,
obwohl in den Sprachen der Politik und der Ideologien Konflikt
angelegt war.  Heute hören wir, daß das Verhältnis von Ossis und
Wessis emotional stark belastet ist (die einen gelten als faul, die
anderen als arrogant; die einen sind kultiviert, die anderen ignorant;
eine Seite ist ehrlich, die andere korrupt), obwohl sie (fast)
dieselbe Sprache sprechen.

Die neue Skala der Menschheit, in der auch Demokratie--die Macht des
Volkes--nicht mehr überzeugend funktioniert, wirft viele schwierige
Fragen auf: Was, wenn überhaupt irgend etwas, kann die Schriftkultur
ersetzten?  Was könnte die Demokratie ersetzten?  Wie befreien wir
uns aus dem eisernen Griff der Bürokratie?  Bevor wir eine Antwort
darauf versuchen, muß deutlich werden, daß die kulturelle Praxis der
Schriftlichkeit und die soziale Praxis der Demokratie ihren Höhepunkt
überschritten haben.

Die Frage nach dem Verhältnis von Schriftkultur und Macht stellt sich
in einem post-schriftkulturellen Zeitalter neu, aber mit der alten
Dringlichkeit.  Nicht das, was ein Politiker sagt, ist wichtig,
sondern wie er es sagt.  Bilder, gute Regie, ein gutes Bühnenbild
oder der richtige Hintergrund werden selbst zur Botschaft.  Deswegen
ist die Feststellung: "Die Botschaft ist das Medium", keine
respektlose Umkehrung von McLuhans berühmter Formel, sondern sie
verzeichnet die veränderte Beziehung zwischen Sprache und Welt.  Die
Interaktionen in der vernetzten Welt verdeutlichen diese
Umformulierung noch besser.  Die neu definierte Beziehung zwischen
den vielen Sprachen unserer neuen Lebenspraxis und der Realität wird
durch die Mittel und Werte einer Kultur jenseits der Schriftkultur
wiedergegeben.

In der pompösen Architektur von Mitterands Palast und in der
Monumentalität des "neuen" Berlin verwandelt sich die Botschaft der
Schriftkultur--in Höhe von mehreren Milliarden Mark--zu Stein und
Mörtel.  Im Zeitalter von Aufgabenteilung und Dezentralisierung liegt
die angemessene Alternative in der virtuellen Welt und in einer
verbesserten Infrastruktur für den Zugang zu Denken und Wissen.  "Die
Botschaft ist das Medium": das läßt sich auch übersetzen in die
Forderung, die Vergangenheitsfixiertheit aufzugeben.  Das setzt
allerdings voraus, daß wir alternative Medien schaffen, die die
Position des Einzelnen stärken, und nicht jene Machtstrukturen, die
in der Vergangenheit wichtig waren, aber heute die Entfaltung der
Zukunft verhindern.


Von der Demokratie zur Medio-kratie

Demokratie ist ein Spielfeld für Erwartungen.  Die Menschen
konstituieren sich als Bürger einer Demokratie, indem sie in ihren
praktischen Erfahrungen Gleichheit, Freiheit und Selbstbestimmung
anerkennen.  Der Demokratiebegriff hat sich mit der Zeit verändert.
In der Antike gab es die Gleichheit des demos und freie Bürger--keine
Frauen, keine Sklaven--hatten Stimmrecht.  Nach zahlreichen
Emanzipationen bezeichnete der Begriff Demokratie schließlich die
Freiheit der Menschen, ihre Regierung zu wählen.  Wie diese
Selbstverwaltung tatsächlich funktioniert--durch direkte oder
indirekte Repräsentation, in Form von Regierungen, die auf der
Gewaltenteilung von Exekutive und Legislative basieren, oder durch
Monarchien--ist eine Frage der jeweiligen pragmatischen Einrichtungen.
Die Demokratie der Armut ist eine andere als die Demokratie des
Wohlstands.  Gleiches Recht auf Arbeit, Bildung, medizinische
Versorgung und Kunst und gleiches Recht auf Drogen, Mord,
Arbeitslosigkeit, geringen Bildungsstand und Krankheit sind sehr
verschiedene Dinge.  Eine Stadtratssitzung in Vermont oder in einem
Schweizer Kanton, wo das Leben ordentlich und effektiv geregelt ist,
unterscheidet sich von einer Staatsregierung in Ländern, in denen die
zentrale Macht jede Form der Selbstverwaltung unterdrückt.

Demokratie ist eine unserer wesentlichen sozialen und politischen
Erfahrungen.  Die Macht der Mehrheit, ermittelt in Wahlen, ist nur
eine der möglichen Ausdrucksformen.  Wenn aber nur ein kleiner Teil
der Bevölkerung zur Wahl geht, ist nicht die Mehrheit repräsentiert.
Die demokratische Praxis beruht oft auf Täuschung, und wir verstärken
dies durch den schriftkulturellen politischen Diskurs.  Als ein
Erwartungsbereich, in dem sich schriftkulturell verankerte Hoffnungen
artikulieren, erlangt Demokratie nur eine Bedeutung, wenn damit eine
Partizipation an sozialen und politischen Erfahrungen einhergeht.
Wenn sich eine der beiden Größen in dieser wichtigen
gesellschaftlichen Praxis verringert--etwa die Partizipation--,
verringert sich die Demokratie proportional.  Es gibt viele Gründe
für eine abnehmende Partizipation der Bürger.  In Ländern, in denen
ein funktionierendes demokratisches System durch demokratische
Demagogie ersetzt wurde, mobilisieren Veränderungen, ob durch
Revolutionen, Aufstände oder Reformen, zu Beginn fast die ganze
Bevölkerung.  Wir können dies gerade in Osteuropa und in den
Republiken der ehemaligen Sowjetunion beobachten.  Nach der
anfänglich fast ungetrübten Begeisterung für den Neuanfang, die zu
demokratischen Bedingungen führte, nimmt jetzt die individuelle
Teilhabe an der Regierung wieder ab.  Wo liegen die Gründe für dieses
Phänomen, das sich auch am abnehmenden Interesse für Religion, Kunst
und Solidarität äußert?

Es gibt viele Antworten und noch mehr Hypothesen:
Ermüdungserscheinungen, Mangel an demokratischer Tradition, Egoismus,
das Bestreben, mit reichen Nationen gleichzuziehen.  In Wahrheit aber
liegen die Gründe im Konflikt zwischen den schriftkulturellen Werten
und den neuen Effizienzerwartungen, die sich aus der neuen Skala der
Menschen ergeben.  Die Effizienz, die sich aus einer Pragmatik ergibt,
die sich von den in der Schriftkultur reifizierten Strukturmerkmalen
emanzipiert hat, verwandelte Demokratie in eine kommerzielle
Demokratie.  Die Menschen können kaufen und verkaufen, was immer sie
wollen.  Ihre Gleichheit heißt gleicher Zugang zum Markt des
Wohlstands; Freiheit ist durch das von allen anerkannte Recht auf
Überfluß besiegelt.  Demokratisierung, von der die Menschen glauben,
daß sie überall auf der Welt stattfindet, ist ein Prozeß, der immer
neue Gruppen von Menschen einbindet, in eine Welt des Wohlstands, der
oberflächlichen Unterhaltungskultur (einschließlich des Sports) und
der Regierungen, die ein Recht auf Reichtum und Konsum garantieren.

Man könnte leicht ins Moralisieren verfallen.  Die Schriftkultur
trägt bestimmte Erwartungen an demokratische Institutionen heran.
Wie andere Institutionen, müssen auch sie sich dem Effizienztest
unterziehen.  Wenn die Institutionen diesen Test nicht bestehen,
bekräftigen sie--in der Sprache der Demokratie--nicht mehr die
Demokratie als praktische Erfahrung des Volkes, sondern sich selbst
als Institution.  Bürokratien entstehen dadurch, daß die Demokratie
ihren sozialen und politischen Blickwinkel aufgibt und sich gleichsam
in ihre eigene Sprache verliebt, in der ihre Prinzipien formuliert
sind.

Die Medien werden in Form der Massenmedien zu einem eigenen Faktor in
der Formel der Macht.  Wird das Potential der neuen Ausdrucksmittel
voll ausgeschöpft--die Macht der Bilder, der direkte Zugang zu
Ereignissen, die Macht der Vernetzung, der kommunikativen Ressourcen,
neuer Technologien--dann spielen die Medien eine Doppelrolle als
Repräsentanten des Volkes und Repräsentanten der Macht.  Da ihr
eigener Praxisbereich die Darstellung ist, sind die Medien von der
Effizienz der Selbstkonstituierung des Menschen in produktiven
Tätigkeiten abhängig.  Die Tätigkeit der Massenmedien folgt nicht
eigenen Zielen, sondern wird durch den Markt, der in ihnen verortet
ist, motiviert.  Folglich wird die Formel der Demokratie zur Formel
von Wettbewerb und wirtschaftlichem Erfolg.  Die Medien wählen die
Ursachen und Persönlichkeiten aus, die für den Prozeß der
Demokratievermarktung geeignet erscheinen.  Demokratie steht nicht
mehr für Regierung und die damit verbundene Verantwortung, sondern
vielmehr für das Recht der Menschen zu kaufen; unter anderem, die
Regierung zu kaufen und den Luxus, die eigene Verantwortung an ihre
Institutionen zu übertragen.

Medienkritik wird immer dann zur Lieblingsbeschäftigung der Politiker,
wenn die Dinge nicht wie erwartet funktionieren.  Die Öffentlichkeit
beteiligt sich an solchen Auseinandersetzungen besonders in Zeiten
wirtschaftlicher Unsicherheit oder politischer Entwicklungen, die
außer Kontrolle geraten (Kriege, gewalttätige Massendemonstrationen,
Wahlen).  Die Kritik an den Medien bezeugt, daß deren Beteiligung an
der Macht gewachsen ist.  Die schriftkulturellen Methoden der
Hierarchiebildung werden durch neue Technologien verstärkt, die jeden
Adressaten selbst in vollkommen übersättigten Kontexten der
Informationsverbreitung erreichen.

Informationsvermarktung, Feedbackstrategien, Massenmedien, soziales
Engineering, Psychologie und Veranstaltungsdesign bilden eine
merkwürdig eklektische Praxis.  Ihr einen bestimmten Namen zu geben,
wie etwa Medio-kratie mag tendenziös klingen.  Aber es trifft den
Kern.  Ihre Bemühungen sind nicht darauf gerichtet, Exzellenz und
Qualität zu fördern oder gesellschaftliche Gruppen davon zu
überzeugen, daß Demokratie Qualität garantiert und selbstverwaltende
Systeme vor Korruption schützt.  Vielmehr ist ihr daran gelegen,
glaubhaft zu vermitteln, daß Mediokrität der Ausdruck von Gleichheit
ist, und daß mehr nicht zu erwarten ist, wenn die Menschen nicht
entschlossener von ihren Rechten Gebrauch machen.  Die Mittel, die
zur Verteidigung der Demokratie verwendet werden, und das gesamte
politische System, das auf ihren Grundsätzen aufgebaut ist, machen
nur allzu deutlich, daß die Demokratie als ein Kind sprachgebundener
Praxis alles andere als die ewige und universelle Antwort oder der
Höhepunkt der Geschichte ist.  Auch hier müssen alternative
Partizipationsformen gefunden werden, die der neuen Skala entsprechen.
Solche Alternativen müssen die entscheidenden neuen Faktoren
beinhalten: die verteilte Natur der Arbeit; ein besseres Verständnis
der Beziehung (oder fehlenden Beziehung) zwischen Individuum und
Gemeinschaft; das Bewußtsein von Veränderung als einzig dauerhaftem
Zustand; und Strategien der Koevolution, die alle Menschen und die
Natur, deren Teil der Mensch immer noch ist, als gleich betrachten.
Demokratie ist das Produkt menschlicher Erfahrungen, die auf dem
Postulat des Gleichseins beruhen.  Alternativen entstehen durch die
Dynamik des Unterschieds.  Sobald die Grünen eine Partei wie jede
andere werden, verschwimmt ihre Farbe.


Selbstorganisation

Zeit, Energie, Ausrüstung und Verstand sind in die Erforschung des
künstlichen Lebens (ALife) investiert worden.  Das Wissen, das wir
aus dieser Forschung bezogen haben, kann zur Verbesserung von
Modellen für individuelles und gesellschaftliches Leben genutzt
werden.  Derartige Forschungsergebnisse besagen, daß Vielfalt und
Selbstorganisation, die durch strukturelle Merkmale hervorgerufen und
in emergenten Funktionen veräußerlicht sind, den Evolutionsimpuls in
einem lebenden System erhalten.  Die Menschen gehören einem solchen
System an.  In der Vergangenheit haben wir uns auf soziale Formen mit
variabler Organisation konzentriert.  Iterative Optimierung und
Lernprozesse waren darin Ausdruck innerer Notwendigkeiten, nicht
Ausdruck angenommener oder aufgezwungener Funktionsregeln.

Die gesamte Reproduktionsdynamik, die die gegenwärtigen Anstrengungen
von Staaten und Organisationen bei der Kontrolle des
Bevölkerungswachstums kennzeichnen, muß wieder an die Praxis gebunden
werden.  Wir können davon ausgehen, daß Gemeinschaften, die nach
solchen Prinzipien strukturiert sind, mit einer Art sozialem
Immunsystem ausgestattet sind, das es ihnen ermöglicht, soziale
Erkrankungen zu erkennen und zu bekämpfen.  Eine Rückbindung an den
pragmatischen Kontext muß als neue Strategie verstanden werden, die
den Menschen nicht mehr sagt, was zu tun wäre, sondern sie zu
wirklichem Tun motiviert.  Alle Vorteile eines sich rapide
entwickelnden Netzwerks der Netzwerke basieren auf dieser
Grundvoraussetzung.  Ein soziales Immunsystem sollte ein Mechanismus
sein, der die für das Funktionieren eines jeden Einzelnen und aller
Mitglieder der Gemeinschaft schädlichen Handlungen verhindert.  Der
Begriff der sozialen Erkrankung läßt Merkmale eines Systems von gut
und böse, richtig und falsch anklingen.  Hier ist aber die fehlende
Verbindung von individueller Leistung und pragmatischem Fokus gemeint.
Mechanismen zur Wiederherstellung dieser Verbindung gründen auf der
Anerkennung von Vielfalt und auf einer Definition von Einheit,
Mitteln, Zielen und Idealen.

Anpassungsfähigkeit ergibt sich aus Vielfalt; das gilt für die
Fähigkeit, Ressourcen innerhalb einer dynamischen Gemeinschaft zu
mobilisieren.  Stärker als in der Vergangenheit wird der Einzelne in
mehr als nur einer Gemeinschaft eingebunden sein.  Neue
Interaktionsformen und geteilte Ressourcen werden es möglich machen.
Die heutige Telekommunikation ist erst der Anfang.  Das traditionelle
Verständnis von Gemeinschaft, das identisch ist mit Ortsgebundenheit,
wird dem Begriff der Interessengemeinschaften weichen.  Virtuelle
Gemeinschaften im Internet zeigen, was das bedeuten kann.  Das
Hauptmerkmal solcher selbstorganisierender sozialer und kultureller
Zellen ist ihre Modifikationsstruktur während der Koevolution, die
die Einsicht verrät, daß sich politische und soziale Interaktion
verändert, wenn die Menschen sich verändern.

Ausgangspunkt für das beschriebene Modell war ursprünglich, das
Phänomen des Lebens genauer zu verstehen und bestimmte Aspekte davon
zu simulieren; es läßt sich auf natürliches und künstliches Leben
gleichermaßen anwenden.  Eine globale Wirtschaft, globale politische
Anliegen, globale Verantwortung für unser Versorgungssystem, globales
Interesse an Transport- und Kommunikationsnetzen, globales Engagement
für die sinnvolle Nutzung von Energie sollten nicht zu einem
Weltstaat führen, sondern zu einem Staat mit vielen Welten.  Die
Skala der politischen Praxis hat eine solche Komplexität erreicht,
daß das Kokettieren mit globalen Institutionen zur Selbstzerstörung
durch soziale Implosion führen könnte.  Die Alternative wäre
Dezentralisierung, leistungsstarke Netzwerke, verbunden mit
hochspezialisierter Aufgabenteilung und effektiven
Integrationsverfahren.

Konkret bedeutet dies, daß Individuen ihre Identität in Erfahrungen
finden, die ihren persönlichen Beitrag in verschiedene
Geschehensabläufe oder Produkte einbindet.  Sie werden Ressourcen
teilen und Kommunikationsmittel zur Optimierung ihrer Arbeit nutzen.
Zugang zum Wissen anderer mit Hilfe von Mitteln, die die
gleichzeitige Nutzung durch viele ermöglichen, ist Teil des globalen
Vertrags, den die Menschen abschließen werden, wenn sie die Vorteile
eines für alle zugänglichen Informationskomplexes und der
Möglichkeiten einer weltweiten Vernetzung erkannt haben.
Selbstorganisierende Zellen menschlicher Gemeinschaft verschiedenster
Art werden die Vielfalt der Sprachen in der Kultur jenseits der
Schriftkultur, die Freiheit von Bürokratie und eine direktere
Teilhabe am Leben jeder dieser sozialen Einheiten betreiben.

Hochspezialisiertes Wissen, das es den Menschen ermöglicht, ihre
praktischen Ziele mit Hilfe von neuen Sprachen (mathematischer
Notation, Visualisierung, Diagrammen usw.) zu verfolgen, isoliert die
Experten meist von der Welt.  Wenn Bedingungen geschaffen werden,
relevante Praxiserfahrungen miteinander zu verknüpfen, können
Fragmentarisierung und Synthese gleichzeitig verfolgt werden.  Im
Fragmentarisieren sind wir erfahren--es bestimmt unsere eng gefaßten
Spezialgebiete.  Aber bei der Synthese sind wir weit weniger versiert.
Es geht also um Integration.

Da menschliche Aktivitäten die Multidimensionalität des Menschen
widerspiegeln, ist es klar, daß Zentren, in denen sich Erfahrungen
überlappen--die allerdings aus unterschiedlichen Perspektiven
gewonnen sein können--, gerade in den Umfeldern entstehen, in denen
Ressourcen gemeinsam genutzt und die Ergebnisse zum Ausgangspunkt für
weitere Erfahrung gemacht werden.  Die Identität von Menschen, die
sich im Rahmen einer effizienz- und vielfaltsorientierten Praxis
konstituieren, spiegelt Erfahrungen durch viele Schriftformen und
Überlebenskonzepte wider, die auf Koevolution und nicht auf
Beherrschung angelegt sind.  Die Entwicklung der Technologie ist
hierfür ein Beispiel.  Von den Bulletin Boards der frühen sechziger
Jahre bis zum Internet und dem World Wide Web in unserer Zeit hat
Koevolution zur Konstituierung des vernetzten Bürgers geführt.
Michael Hauben, der den englischen Begriff des Netizen prägte, wollte
damit Individuen beschreiben, die um kooperative und kollektive
Tätigkeit bestrebt waren, welche der gesamten Welt von Nutzen sein
sollte.  Konflikte wurden dadurch nicht abgeschafft.  Die
Netz-Gemeinschaft zeichnet sich keinesfalls durch Perfektion, sondern
durch bewußt erstrebte Vielfalt aus, in der Unvollkommenheit keinen
Mangel darstellt.  Ihre Dynamik gründet auf Unterschieden in
Quantität und Qualität; ihre Effizienz kommt darin zum Ausdruck,
wieviel Vielfalt sie weiterhin schaffen kann.


Die Lösung ist das Problem.  Oder ist das Problem die Lösung?

Die Unangemessenheit der Schriftkultur und der natürlichen
Sprache--zweifellos das wesentliche Zeichensystem der Menschen--wird
vor dem Hintergrund neuer Praxiserfahrungen deutlich, die zur
Selbstkonstituierung des Menschen durch viele unterschiedliche
Zeichensysteme führen.  Die neue Pragmatik verlangt, daß die
Schriftlichkeit um alternative Ausdrucks-, Kommunikationsund
Bedeutungsmittel ergänzt wird.  Unsere Analyse der verschiedenen
Formen menschlicher Praxis und Kreativität läßt nur eine
Schlußfolgerung zu: Die Muster der menschlichen Beziehungen und die
auf der Grundlage der Schriftkultur geschaffenen Werkzeuge sind keine
optimale Antwort mehr auf die Anforderungen einer gesteigerten
Dynamik unseres Daseins.

Von der Hoffnung verleitet, daß, wenn wir erst einmal die
sprachlichen Extensionen--alles, was Menschen im Akt ihrer
praktischen Selbst-Identifikation unternehmen--erfaßt haben, wir
daraus auch Rückschlüsse auf die Intensionen--wie sich eine einzelne
Komponente entfaltet--ziehen können, haben wir die intensionalen
Aspekte des menschlichen Handelns selbst übersehen.  Wir kennen z. B.
die vielfältigen Komponenten der mathematischen Praxis: analytisches
Denken, Rationalität, Symbolismus, Intuition, Ästhetik.  Aber über
die einzelnen Komponenten wissen wir fast gar nichts.  Einige können
sprachlich nicht ausgedrückt werden; andere werden durch Sprache
lediglich auf Stereotype reduziert.  Liegt die Kraft des
mathematischen Ausdrucks in der mathematischen Notation oder in den
ästhetischen Qualitäten?  In welcher Beziehung stehen diese beiden
Aspekte?  Wo und wie beeinflußt die Intuition das mathematische
Denken?

Die gleichen Kriterien gelten, allerdings folgenreicher, für soziale
Handlungen.  Menschliche Interaktion erfordert physische Präsenz; ihr
Auftreten (schön, passend oder angemessen); ihre Fähigkeit, Gedanken
zu artikulieren; ihre Überredungskunst; und vieles mehr.  Jede
Komponente ist wichtig, aber wir wissen nur sehr wenig über die
spezifischen Auswirkungen einer jeden einzelnen.  Wir sind überrascht
darüber, wie Diktatoren an die Macht kommen, und noch mehr, wie sich
die Massen verführen lassen.  Aber wir richten unsere Aufmerksamkeit
noch immer nicht auf auf die Motive, die Menschen zu Rassisten,
Kriegstreibern, Scheinheiligen oder auch zu aufrichtigen
Philanthropen werden lassen.  Wenn die Argumente nichts taugen, die
Massen ihnen aber dennoch folgen, dann ist mehr am Werk als nur Worte,
Erscheinung und Psychologie.  Die Sprache hat die Erfahrung unserer
Kulturpraxis dargelegt, ansonsten aber nichts davon, was für unsere
natürliche Existenz von besonderer Relevanz wäre.  Die Muster des
kulturellen Verhaltens, die in der Sprache zum Ausdruck kommen, sind
von den Mustern unseres biologischen Lebens offenbar recht unabhängig
oder haben zumindest eine merkwürdige, schwer erklärbare
Unabhängigkeit gewonnen.

Wir müssen uns über unsere Besessenheit von Unverletzbarkeit, die wir
begrifflich leicht fassen können, ernsthaft Gedanken machen.  Sie
zeigt sich in der Schriftkultur der Medizin besonders deutlich.  Die
plötzliche Entdeckung von AIDS, die der Euphorie der Unverletzbarkeit
ein Ende setzte, kann uns vielleicht dabei helfen, das zunehmende
Auseinanderdriften unseres kulturellen Lebens--zu dem die Sexualität
gehört--und unseres natürlichen Lebens--zu dem die Fortpflanzung
gehört--zu verstehen.  Die Magie war ein Versuch, eine harmonische
Beziehung zur äußeren Welt beizubehalten.  Es ist noch immer nicht
klar, ob es die Medizin oder die Umarmung der Eltern ist, die die
Kolik eines Kindes heilt; oder ob die psychosomatische Natur vieler
moderner Krankheiten von der Technologie des heutigen
Gesundheitssystems in den Griff zu bekommen ist.  Wir wissen indes,
daß die Bevölkerungszahlen zurückgingen, wenn den Menschen neue
Ernährungs- und Hygienevorschriften aufgezwungen wurden, weil die
Lebensmuster beeinflußt werden, wenn ein bestehendes Gleichgewicht
wegen einer fremden Form verworfen wird.  Dies geschah nicht nur mit
den Völkern in Asien, Afrika, Australien und Neuseeland, sondern auch
mit den Eingeborenen der amerikanischen Kontinente.  Die aus der
analytischen Praxis der Selbstkonstituierung entstandenen
medizinischen Konzepte--von denen viele in der Schriftkultur der
Medizin verdinglicht sind--verwerfen die Vielfalt möglicher
Gleichgewichte und legen den Verdacht nahe, daß hier die Lösung das
eigentliche Problem ist.

Wo sie anwendbar ist, funktioniert die Schriftkultur sehr gut, aber
sie ist nicht die universelle Antwort auf die immer komplexere Praxis
der Menschheit.  Da die Menschen die Erfahrungen mit anderen
nichtsprachlichen Zeichensystemen nicht völlig außer acht gelassen
haben, konnten sie die Muster der Schulung, der Einweisung, der
industriellen Produktion, der modernen Landwirtschaft und des
Gesundheitswesens ändern.  Davon ist auch das Verständnis von
Bereichen betroffen, die lange Zeit durch die Schriftkultur verdeckt
waren: das Erkennen von Mustern, Bildmanipulation, Design.  Dadurch
ergeben sich neue Methoden, mit denen neue Bereiche der menschlichen
Erfahrung in Angriff genommen werden können: Statt Bilder durch Worte
zu beschreiben und einen Handlungsverlauf oder ein Ziel mit Hilfe
eines Textes zu definieren und dann durch den Text den Gebrauch der
visuellen Elemente steuern zu lassen, nutzen wir heute die
Vermittlungskraft von Designsystemen mit integrierten Planungs- und
Managementeinrichtungen.  Ein neues Produkt, ein neues Gebäude und
Konzepte im Bereich der Städteplanung werden hervorgebracht, während
das entsprechende Computerprogramm die Daten zu den Kosten, den
ökologischen Folgen, den sozialen Auswirkungen und der
zwischenmenschlichen Kommunikation verarbeitet.  Diese Praxis, die
die Schriftkultur überwindet, ohne sie ganz aufzugeben, hat neue
Fähigkeiten freigelegt: visuelles Bewußtsein, Verarbeitung von
Informationen aller Art, Vernetzung und neue Formen menschlicher
Integration, die sehr viel weniger starr sind als die, die für die
ausschließlich durch die Sprache erfolgende Integration typisch sind.

Die Schriftkultur muß nicht abgeschafft, aber ebensowenig muß alles
auf sie reduziert werden.  Wo sie noch sinnvoll Anwendung findet, ist
sie lebendig und gesund.  Im Internet und dem World Wide Web
vervollständigt sie das Repertoire der für die computergestützte
Kommunikation typischen Interaktionsmittel.  Das Fernsehen fesselt
ein breites Publikum mit einseitiger Kommunikation.  Die Ambition des
World Wide Web liegt darin, sinnvolle Interaktionen zwischen zwei
oder mehr Menschen zu ermöglichen.

Die Kultur jenseits der Schriftkultur zeichnet sich durch Vielfalt
aus und stützt sich auf die Dynamik der Selbstorganisation.  Um aber
Erfolg zu haben, müssen mehrere Bedingungen erfüllt werden: Wir haben
z. B. bei allen Formen der Selbstkonstituierung noch nicht die
Fähigkeit entwickelt, in anderen Medien als der natürlichen Sprache
zu denken.  Wie beim Erlernen einer Fremdsprache übersetzen viele
Menschen immer noch von einer Sprache in die andere.  Wenn das nicht
funktioniert, suchen sie in der Sprache nach Hilfe, die sie
beherrschen, statt in der alternativen Sprache zu fragen, in der sie
die Antwort erwarten.  Nachdem Intuition von Rationalität und System
verdrängt wurde, werden nur noch geringfügige Anstrengungen
unternommen, den Ursprung der Intuition, ob in der Mathematik, in der
Medizin, im Sport, in den Künsten, den Markttransaktionen, im Krieg,
bei der Essenszubereitung oder in sozialen Aktivitäten zu verstehen.

Innerhalb der neuen Skala und der neuen Dynamik hängt die
Zivilisation vom Zusammenspiel mehrerer Elemente ab.  Die an der
Integration dieser Vielfalt beteiligte Logistik kann kaum durch
schriftkulturelle Methoden erfolgen, und sie ist für das Ergebnis
entscheidend.  Die Schriftkultur drückt die groben und linearen
Beziehungsebenen aus.  Neue Praxiserfahrungen mit erhöhter Effizienz
verlangen differenziertere Ebenen und auf nichtlineare Phänomene
ausgerichtete Werkzeuge, um mit den parallel verlaufenden Prozessen
der Selbstkonstituierung des einzelnen und der Gesellschaft umgehen
zu können.


Der Umgang mit den Wahlmöglichkeiten

Wenn die Multiplikation von Möglichkeiten nicht auch die effektiven
Mittel ermöglichen würde, zwischen ihnen auszuwählen, wären wir vom
Strudel der Entropie erfaßt.  In der Praxis führt dies zu einem ganz
natürlichen Verlauf der Dinge: neue Möglichkeiten zuzulassen, die
sich als Alternativen ausweisen, bedeutet, bekannte und erprobte
Optionen auszuschließen.  Wo z. B. in einer Demokratie die
Bürokratie die Oberhand gewinnt, erfüllt eine Ratssitzung nur noch
dekorative Funktionen.  Die Rede des amerikanischen Präsidenten zur
Lage der Nation zieht keinerlei Konsequenzen nach sich.

Die Möglichkeit, andere Zeichensysteme zu nutzen, ist keineswegs neu.
Selbst die Möglichkeit des Synkretismus ist alles andere als neu.
Neu ist das Bewußtsein von Fehlfunktionen und möglichem Verlust der
Kontrolle über eine komplexe Praxis.  Unter den vielen Formen, die
die Beziehung zwischen dem einzelnen und der Gesellschaft festlegen,
ist das Rechtssystem vermutlich das beste Beispiel.  Ob unabhängig,
als Regel- und Kontrollbereich mit eigenen Motivationen oder als Teil
anderer Komponenten des sozialen und politischen Lebens, kodifiziert
die Institution der Gerechtigkeit ihre Typologien, Klassifikationen
und Regeln in Gesetzen.  Hier werden Werte ständig durch pragmatische
Handlungen überprüft.  An der Integrität des einzelnen und seiner
rechtmäßig erworbenen Güter, an der Verbindlichkeit von
Verpflichtungen und an vielen anderen Regeln, die für das Gemeinwohl
wichtig sind, hat sich die Rechtspraxis entwickelt.  Richtig oder
falsch, Kriterien, die sich entwickelt haben, als sich praktisches
Handeln noch unmittelbar auf das Wohlergehen der Gemeinschaft
auswirkte, werden jetzt in einem Bereich mit eigenem Leben und
eigenen Regeln definiert.  Töten, Stehlen und Fälschen sind
Handlungen, die in den schriftlich niedergelegten Gesetzen klar
definiert sind.  Aber das in der Schriftkultur verankerte Recht hat
sich von der tatsächlichen Welt losgelöst und konstituiert eine
eigene Wirklichkeit mit eigenen Beweggründen.  Da dies so ist,
überrascht es nicht, daß die Rechtspraxis nichts anderes ist als die
Interpretation von Texten und der Versuch, mit Hilfe der Sprache
Lösungen zu finden, auch wenn die Lösung eigentlich eine Chimäre ist
und nicht auf der Wirklichkeit gründet.

Das Rechtssystem reagiert auf Innovationen, indem es Regeln, die
einer anderen Praxis entspringen--die DNA-Analyse als Beweismittel
vor Gericht ist hier ein gutes Beispiel--, in ihre eigenen
Evaluationskriterien zwängt.  Statt einen pro-aktiven Kontext für die
Entfaltung des menschlichen Geistes zu schaffen, verteidigt die
Rechtspraxis letztlich nur ihre eigenen Interessen.

Als Erweiterung der aus der Schriftkultur hervorgegangenen Sprache
entwickelt die Rechtssprache ihre eigenen Effizienzregeln und legt
Erfolgskriterien fest, die den Prozeß der Gerechtigkeit korrumpieren.
Sie ist ein typisches Beispiel für sprachliche Funktionsdefekte,
genauso erhellend wie die Sprache der Politik.  Juristische und
politische Praxis dokumentieren auf unterschiedliche Weise, wie die
Demokratie scheitert, wenn sie die in der Bürokratie des
Rechtssystems und der reifizierten Machtbeziehungen manifeste
symbolische Phase erreicht.


Der richtige Umgang mit den Wahlmöglichkeiten

Selbstdefinition impliziert die Fähigkeit, einen Bereich von
Möglichkeiten einzurichten.  Aber die Möglichkeiten ergeben sich
nicht von alleine.  Im Übergang von der Schriftkultur zu einem
Stadium jenseits von ihr erweitern sich die globalen Möglichkeiten
dramatisch, während sich die lokalen, individuellen Bereiche
proportional verringern.  Dies geschieht, weil das, was auf globaler
Ebene nach einer Multiplikation von Möglichkeiten aussieht, auf der
Ebene des einzelnen eine Sache effektiver Selektionsprozeduren wird.
Solange die Auswahl nicht sehr groß ist, stellt die Selektion kein
Problem dar.

Die primitive Familie hatte bei der Wahl von Nahrungsmitteln,
Fortpflanzung und Gesundheitsvorkehrungen wenig Möglichkeiten.  Die
Auswahl wurde größer, als die Praxiserfahrung der
Selbstkonstituierung sich diversifizierte.  Herumziehende
Populationen trafen eine Auswahl, die anders war als die, die sich
dem seßhaften Menschen bot.  Die ersten Städte wiesen
Beziehungsstrukturen auf, für die die geschriebene Sprache gerade
angemessen war.  Die heutige Megalopolis bietet Wahlmöglichkeiten von
ganz anderem Ausmaß.  Innerhalb eines solchen Bereichs von
Möglichkeiten gibt es keine effektiven Selektionsmethoden.  Die
Reduzierung von praktisch unendlich vielen Wahlmöglichkeiten auf eine
endliche Zahl von Realisierungen ist bestenfalls eine Sache des
Zufalls.  Umgekehrt kann das Motto "Lokal handeln, global denken"
schnell zum Scheitern führen.  Viele Leistungen auf lokaler Ebene
würden bei einer globalen Umsetzung scheitern, wenn sie nicht von
vornherein auf Globalität angelegt wären.

Zur Schriftkultur gehörte die Erwartung, daß Menschen, die lesen und
schreiben können, durch ihr Sprachwissen zugleich auch über gute
Selektionsmethoden verfügen.  Jenseits der Schriftkultur gibt es
fortlaufende, stets nur kurzfristige, begrenzte und wertfreie
Entscheidungen.  Es scheint, als wählten sich die Wahlmöglichkeiten
ihre Subjekte selbst.  Das erklärt, warum heute immer mehr Menschen
in den Städten leben wollen.  Ist eine Wahlmöglichkeit einmal
ausgeschöpft, folgt die nächste automatisch, als Folge der Skala, und
nicht etwa als Suche nach Alternativen.  Dies gilt im übrigen auch
für das Berufsleben, das ebenfalls den kürzeren Zyklen der Neuerung
und des Wandels ausgesetzt ist.

Die Mechanismen der sozialen Segmentierung, die das Ergebnis der
mannigfaltigen Vermittlungsmechanismen sind, macht aus der Frage nach
dem richtigen Umgang mit den Wahlmöglichkeiten ein demokratisches
Prinzip.  Schauen wir uns einige konkrete Optionen an: sollen wir
Kondome an Schüler verteilen oder nicht; sollen wir das Recht, dem
eigenen Leben ein Ende zu setzen, einräumen oder nicht (Pro-Wahl oder
Pro-Leben); sollen wir heterosexuelle Familienprivilegien auf
homosexuelle Lebensgemeinschaften übertragen oder nicht; sollen wir
einheitliche Prüfungsmaßstäbe im Bildungssektor einführen oder nicht?
Diese Beispiele werden aus dem großen Zusammenhang menschlicher
Selbstkonstituierung herausgenommen und der Evaluierung durch den
(von den Medien beherrschten Meinungsbildungs-) Markt überantwortet,
nicht aber der verantwortungsvollen Ausübung zivilstaatlicher
Verpflichtungen.

Die Vermittlungsmechanismen der neuen Zeit bewirken, daß die
Auswahlmöglichkeiten, denen sich eine Gemeinschaft gegenübersieht,
auf der Ebene des einzelnen nahezu irrelevant werden.  Im neuen
ständig anwachsenden Universum der Möglichkeiten geben die Menschen
ihre Autonomie und Selbstbestimmung auf und werden zu Mitgliedern
verschiedener Gemeinschaften.  Sie haben an den Wahlmöglichkeiten der
Gesellschaft in dem Maße Teil, in dem diese ihren Möglichkeiten und
Erwartungen entsprechen.  Aber sie haben die Mittel, sich aus einer
Gesellschaft zurückzuziehen, wenn sich ihre Entscheidungen (bezüglich
Frieden, Krieg, Freiheit des einzelnen, Lebensart usw.) von denen des
Staates unterscheiden.  Die Bürger der transnationalen Welt nehmen an
der Dynamik der Veränderung in einem weitaus stärkeren Maß teil als
diejenigen, die sich dem schriftgebundenen Ideal des Nationalismus
und der ethnischen Zugehörigkeit widmen.

Wir können zum Mond fliegen.  Wir können es uns leisten, an
einzigartigen Ereignissen teilzunehmen--an großen Konzerten,
Wettbewerben, Auktionen--einige persönlich, andere mit Hilfe der
digitalen Mittel.  Jeder Mensch könnte Präsident oder Mitglied einer
gesetzgebenden Instanz werden; aber nur wenige können es sich leisten,
sich für eine solche Position zu bewerben.  Ob nun aufgrund von
Reichtum, Intelligenz, Sensibilität, Herkunft, Geschlecht, Alter oder
Glauben--bei der Wahrnehmung der Wahlmöglichkeiten sind wir nicht
alle gleich, obwohl wir alle die gleichen Rechte haben.  Mit dem
Wahlangebot richtig umzugehen, heißt also auch, Ziele und Mittel
miteinander in Einklang zu bringen.  Die Schriftkultur kann das nicht
leisten.  Dieses vollzieht sich zwischen den einzelnen Individuen und
zwischen den vielen Gemeinschaften, denen sie angehören.  Die
verschiedenen Sprachen, die bei der praktischen Entfaltung all derer
involviert sind, die sich in diese Vielfalt der Möglichkeiten
einbinden, funktionieren effektiver.

Das Netz der Beziehungen, aus denen unser Dasein besteht, und die
Beziehungsmuster werden sich weiter verändern und auf globaler Ebene
komplexer werden, im Gegensatz zur lokalen Ebene, auf der sie
begrenzter werden.  Mit einer Zunahme von globaler Freiheit verlieren
wir lokale Dynamik.  Auf der jeweiligen Ebene, auf der wir unsere
Vermittlungsleistung ausüben, haben wir eine fast totale Kontrolle
über unsere eigene Effizienz.  Jeder der zahlreichen Anbieter von
Dienstleistungen, jeder Arzt, Rechtsanwalt oder Schriftsteller gibt
ein Beispiel ab für die lokalen Wahlmöglichkeiten, die sich aus der
gesteigerten Produktivität derer, denen sie ihre Dienstleistungen
anbieten, ergibt.  Auf einer höheren Ebene, die diese
Dienstleistungen integriert--ganz gleich, ob es sich um Rostschutz,
Röntgenverarbeitung, Kommunikationsdesign oder Buchhaltung handelt--,
wird die Zahl der Auswahlmöglichkeiten geringer.  Folglich wird die
Koordinierung ausschlaggebend.  Die Strategie des Outsourcing gründet
auf der Überzeugung, daß maximale Effizienz eine Form der
Spezialisierung verlangt, die Firmen nicht erreichen können.  Wenn
sich der Prozeß in diese Richtung weiterentwickelt, wird die
Koordinierung bald das schwierigste Problem unserer Praxis sein.  Das
liegt an der Komplexität des Problems sowie daran, daß es keine
effektiven Prozeduren gibt, um sie zu vereinfachen.  Je einfacher
eine Aufgabe ist, desto komplexer gestaltet sich ihre Integration.
Daraus läßt sich vielleicht kein Gesetz, aber eine weitere These
ableiten: die allgemeine Komplexität bleibt erhalten, ganz gleich,
wie Systeme unter- oder Aufgaben verteilt werden.  Wenn Aufgaben für
eine effiziente Ausführung aufgeteilt werden, wird die Komplexität
von der Aufgabe auf die Integration übertragen.


Abwägungen

Kulturelle, historische, wirtschaftliche, soziale und andere
Entwicklungen tragen zu unserer Vorstellung von Schriftkultur bei.
Ihre Krise ist symptomatisch für all das, was die Schriftkultur
notwendig hervorgebracht hat und was auf den Funktionsweisen
schriftkultureller Gesellschaften begründet ist.  Die Krise der
Schriftlichkeit ist nicht eine allgemeine kulturelle oder
wirtschaftliche Krise.  Die Emanzipation der Frau begann z. B. nicht
mit der Emanzipation der Sprache, nimmt aber Sprache in Anspruch.
Als Ausdruck besonderer sozialer Beziehungen geben
geschlechtsspezifische Strukturen einer Sprache einen Status wieder,
dem zu widersetzen sich Frauen aufgefordert fühlen könnten.

Viele andere Muster menschlicher Interaktionen, die zu Handlungen
führen, die wiederum Veränderungen hervorrufen, sind tief in der
Sprache verwurzelt.  Wenn wir die Entwicklung unserer Kinder in der
ihnen von uns auferlegten Schriftkultur beobachten, zählen wir
geradezu die Wörter, die sie gelernt haben und messen ihren
Fortschritt an der Fähigkeit, Wünsche, Meinungen und Fragen zu
artikulieren.  Dabei vernachlässigen wir die Frage, welche Art von
Welt die Sprache ihnen im Prozeß des Spracherwerbs eröffnet.  Welche
Art der Praxiserfahrung ermöglicht die Sprache?  Wenn die Kinder sich
von unserer Sprache lösen, ist es fast zu spät, das Problem zu
verstehen.  Der Sprachgebrauch erscheint so natürlich, daß seine
syntaktischen und wertebeladenen Konventionen nicht in Frage gestellt
werden.  Wir akzeptieren die Sprache so, wie sie auf uns übertragen
wird.  Sie kommt mit den Göttern oder mit Gott, mit Güte, Recht,
Wahrheit, Schönheit und anderen Werten sowie mit Kategorisierungen
(nach Geschlecht, Herkunft oder Generation), die wir für so ewig
halten wie die Sprache selbst.  Wir übertragen die Sprache auf unsere
Kinder, nur um uns durch ihre eigene Sprache, die ihrem eigenen
pragmatischen Bezugsrahmen angepaßt ist, herausgefordert zu sehen.

Als ein Rahmen, in dem Kinder auf Wunsch ihrer Eltern und der
Gesellschaft denken, kommunizieren und handeln, weist die Sprache
zwei widersprüchliche Merkmale auf: Freiheit und Zwang.  Der
allumfassende Umbruch, dem wir uns ausgesetzt sehen, betrifft beide.
Um in einer Gesellschaft mit hochspezialisierten Interaktionsmustern
effektiv bestehen zu können, ist ein Abwägen zwischen Freiheiten und
Zwängen unausweichlich.  Auf sozialer und kultureller Ebene
beeinträchtigen die Zwänge, die in allgemein verbreiteten Vorurteilen
und Ideologien zum Ausdruck kommen, unseren begrenzten
Entscheidungsspielraum und unsere persönliche Integrität.  Die
Sprache entpuppt sich nicht nur als Medium zum Ausdruck von Idealen,
sondern auch als widerspenstiger Träger alter und neuer Vorurteile.
Sie ist auch ein Instrument der Täuschung und birgt im Ideal der
Schriftkultur die offenkundigste und folgenreichste aller Täuschungen,
die Schriftlichkeit als Allheilmittel für jedes Problem der
Menschheit herauszustellen: für Armut, Ungerechtigkeit und Ignoranz,
bei militärischen Konflikten, für Krankheit, Hunger und schließlich
sogar für die Unfähigkeit, mit neuen Entwicklungen in Wissenschaft
und Technik Schritt zu halten.  Interessanterweise glauben die
Netoyens das gleiche im Hinblick auf das Internet!  In ihrer Kampagne
für eine freie Wahl der Literalität sind sie genauso dogmatisch
bezüglich ihrer Kommunikationsformen wie die Modern Language
Association und vergleichbare Organisationen in anderen Ländern
bezüglich der altmodischen Schriftkultur.

Wir müssen akzeptieren, daß unsere Welt mit ihren diversifizierten
Formen der Praxis (die der Vielfalt der Menschen entsprechen) mehr
als nur eine Form von Schriftlichkeit benötigt.  Aber das allein
würde kein ausreichender Grund für eine Veränderung des gegenwärtigen
Bildungssystems sein, wenn nicht gleichzeitig auch neue Wege des
Wissenserwerbs entwickelt werden.  Die Annahme, daß Sprache ein
hochentwickeltes Zeichensystem ist, trifft zwar zu, besagt aber nicht
unbedingt, daß jedes Mitglied einer Gesellschaft diese Sprache
beherrschen muß, um in der Gesellschaft zu bestehen.  Um uns von
dieser Vorstellung zu befreien, brauchen wir mehr als das Beispiel
einzelner Menschen, die in Bereichen, in denen Schriftkultur und
Schrift nicht vorherrschend oder gänzlich überflüssig sind, ein hohes
Maß an Effizienz an den Tag legen.


Aus Schnittstellen lernen

Das aufregende Abenteuer, menschliche Merkmale und Funktionen
künstlich nachzubilden, ist vermutlich so alt wie das Bewußtsein des
Selbst und anderer.  Werkzeuge und Maschinen zu beherrschen, um die
Effizienz der Praxis zu maximieren, war immer eine Erfahrung, die mit
Sprachgebrauch und Handwerk zu tun hatte.  Die größte Herausforderung
bestand vielleicht im Gebrauch von Computern mit dem Ziel, die
Fähigkeit zu rechnen, Worte und Bilder zu verarbeiten,
Produktionsvorgänge zu steuern, komplexe Daten zu deuten und sogar
Teile des menschlichen Denkens nachzubilden.

Programmiersprachen dienen als Vermittlungseinheiten.  Mit einem
eingeschränkten Vokabular und äußerst präziser Logik übersetzen sie
Teilschritte eines Vorgangs, die nach Ansicht der Programmierer
ausgeführt werden müssen, um erfolgreich Zahlen zu berechnen, Wörter
zu verarbeiten, Bilder zu verarbeiten und sogar logische Operationen
vorzunehmen, um Schach zu spielen und einen menschlichen Gegner bei
diesem Spiel zu schlagen.  Eine Programmiersprache ist die
Übersetzung eines Ziels in eine Beschreibung logischer Prozesse, mit
deren Hilfe das Ziel erreicht werden kann.  Benutzer von Computern
haben mit der Programmiersprache nichts zu tun; sie wenden sich über
die Sprache der Schnittstelle an den Computer: Wörter auf Deutsch
oder Englisch (oder einer anderen Sprache, für die die Schnittstelle
entworfen ist) oder Bilder, die für die gewünschten Ziele oder
Handlungen stehen.  Die Maschine spricht oder versteht die höhere
Sprache der Schnittstelle nicht.  Die Interaktion des Benutzers mit
der Maschine wird von Schnittstellen-Programmen in das übersetzt, was
eine Maschine verarbeiten kann.  Effiziente Schnittstellen anzubieten
ist vermutlich ebenso wichtig wie die Gestaltung hochgradig
abstrakter Programmiersprachen und das Schreiben von Programmen in
diesen Sprachen.  Ohne solche Schnittstellen könnten wahrscheinlich
nur wenige Menschen mit einem Computer umgehen.  Die Erfahrung der
Schnittstellen-Gestaltung kann uns dabei helfen, die Richtung des
Wandels, zu dem uns ein neuer pragmatischer Rahmen verpflichtet, zu
verstehen.  Die Entwicklung läuft darauf hinaus, daß der Computer von
unserem Schreibtisch verschwindet.  Der Zugang zu digitaler
Verarbeitung, nicht jedoch zur digitalen Maschine ist nötig.  Das
gleiche galt für die Elektrizität.  Früher wurde sie zu Hause oder am
Arbeitsplatz erzeugt, wo sie gerade gebraucht wurde.  Jetzt kommt sie
über Verteilernetze zu uns.

Die natürliche Sprache erfüllte die Funktion einer Schnittstelle,
lange bevor dieses Konzept entstand.  Die Schriftkultur sollte die
ständige Schnittstelle menschlicher Praxiserfahrungen sein, ein
Bindeglied in der Beziehung zwischen dem einzelnen und der
Gesellschaft.  Im Idealfall sollte die Schnittstelle die Art, wie
Menschen sich konstituieren, nicht beeinflussen, d. h. sie sollte
hinsichtlich der menschlichen Identität neutral sein.  Das bedeutet,
daß die Menschen sich verändern und die Aufgaben variieren können.
Die Schnittstelle würde die Veränderung berücksichtigen und neuen
Zielen Rechnung tragen.  Selbst in ihren kühnsten Träumen würden
Computerwissenschaftler und Forscher im Bereich der
Kognitionswissenschaft und künstlichen Intelligenz, die mit
intelligenten Schnittstellen arbeiten, eine solche lebendige
Schnittstelle nicht erwägen.  Schnittstellen wirken sich auf die
Natur praktischer Erfahrungen im Rechenbereich aus.  Wenn diese
komplexer werden, kommt es zu einem Zusammenbruch, da die
Schnittstellen nicht mehr Schritt halten können.  Statt eine bessere
Interaktion zu unterstützen, kann eine Schnittstelle sie
beeinträchtigen und das Ergebnis einer Berechnung beeinflussen.  Die
Sprache hat dem Druck recht gut standgehalten.  Sie wächst mit jeder
neuen menschlichen Erfahrung und kann sich einer Vielzahl von
Aufgaben anpassen, weil sich die Menschen anpassen, die sich mit
Hilfe der Sprache konstituieren.  Aber wegen der engen Beziehung
zwischen den Menschen und ihrer Sprache werden neue Erfahrungen durch
die Sprache eingeschränkt, weil sie diese den Erwartungen von
Kohärenz unterwirft.  Das ausdrucksvolle und kommunikative Potential
der Sprache erreicht seinen Höhepunkt, wenn die Pragmatik, die sie
möglich und notwendig machte, ihr eigenes Effizienzpotential
erschöpft hat.  Schriftkultur kann die menschlichen Fähigkeiten in
der Praxis außerhalb ihres eigenen pragmatischen Bereichs nicht mehr
unterstützen.  Die Schriftlichkeit schränkt den Erfahrungsraum der
Menschen auf ihren eigenen Erfahrungsraum ein und begrenzt damit
menschliches Wachstum.

Viele beeindruckende menschliche Leistungen, vermutlich die Mehrheit
von ihnen, sind ein Zeugnis der Leistung der Sprache als
Schnittstelle.  Aber diese Leistungen zeugen auch davon, was passiert,
wenn die Schnittstelle zu ihrem eigenen Motivationsbereich wird oder
Ziele verfolgt, die zu einer erzwungenen Uniformität von Erfahrungen
führen.  Wäre die Schriftkultur ein neutrales Vermittlungsinstrument
gewesen, hätte sie mit der neuen Skala und den entsprechenden
Effizienzerwartungen Schritt gehalten als diese Schwelle einmal
erreicht wurde.  Aufeinanderfolgende Formen religiöser,
wissenschaftlicher, ideologischer, politischer und wirtschaftlicher
Dominanz sind Beispiele für mächtige Schnittstellenmechanismen.  Um
das Dilemma besser zu verstehen, können wir die Abfolge von
Schnittstellen bezüglich der religiösen Praxis mit der Abfolge von
Schnittstellen für Computerbenutzer vergleichen.  Ungeachtet der
grundlegenden Unterschiede zwischen diesen beiden Bereichen zeigt
sich eine verblüffende Ähnlichkeit.  Beide beginnen als
eingeschränkte Erfahrungen, die anfänglich wenigen Auserwählten
zugänglich sind, und erweitern sich von einem begrenzten
Zeichensystem zu sehr reichhaltigen multimedialen Umfeldern.  Aus der
Entwicklung von einem begrenzten, geheim gehaltenen Bereich zur
breiten, durch triviales Vokabular ermöglichten Öffnung treten beide
als zweiköpfige Phänomene hervor: Die Sprache der ursprünglich
wenigen Auserwählten wird zu einer Schnittstelle mit der Sprache der
Menschen, die nach und nach in diese Erfahrung integriert werden.
Niemand sollte diesen Vergleich, der nur die grundsätzliche Natur der
Schnittstellenerfahrung beschreiben soll, falsch verstehen.  Wir
könnten uns genausogut auf Erfahrungen in der Wirtschaft, der Politik,
der Ideologie, der Wissenschaft, der Mode oder der Kunst beziehen.

Die Schriftkultur hat zu einer gewissen Beständigkeit, aber auch zu
einem Verlust an Vielfalt geführt.  Jede Interaktions- oder
Schnittstellensprache hatte mit ihrem Verblassen auch Erfahrungen
mitgenommen, die nicht wieder zurückzugewinnen waren.  Die Beziehung
zwischen dem einzelnen und der Gemeinschaft, die früher einmal auf
verschiedenen Ebenen sehr intensiv war, schwächte sich mit Zunahme
der Schriftkultur ab.  Die Schriftkultur normiert diese Beziehung,
indem sie sie in einen Multiple-choice-Test umwandelt.
Informationsverarbeitungstechniken, die auf schriftgebundene Formen
sozialer Interaktion angewandt werden, verlangen eine noch stärkere
Standardisierung, um effizient zu sein.  Damit wird das Individuum
wegrationalisiert, und die Gemeinschaft entwickelt sich zu einem Ort
für Datenmanagement statt für menschliche Interaktion.  Dieser Prozeß
verdeutlicht, was passiert, wenn die Schnittstelle die Oberhand
gewinnt und mit sich selbst interagiert.

Die bisherigen Überlegungen illustrieren, wie wichtig ein Verständnis
vom Wesen der Schnittstellenprozesse ist.  Aber die Erfahrung, die in
der computergestützten Wissensforschung gemacht wurde, deutet auf
weitere, für die Beziehung zwischen dem Individuum und der
Gesellschaft entscheidende Aspekte hin: Die Menschen konstituieren
sich durch eine Vielfalt praktischer Erfahrungen, die nach
Alternativen zur Sprache verlangen.  Leistungsstarke mathematische
Notationen, Diagramme, Visualisierungstechniken, Akustik, Holographie
und der virtuelle Raum sind solche Alternativen.  Nichtlineare
Verbunde und kognitive Pfade, die in der Hypertext-Struktur des World
Wide Web verkörpert sind, gehören ebenfalls dazu.  Sprache zu
verarbeiten, heißt noch nicht, diese Möglichkeiten zu integrieren.

Kognitive Erfordernisse legen den auf nichtsprachlichen Mitteln
gründenden Erfahrungen wegen der Intensität und der Natur kognitiver
Prozesse sowie der benötigten Speicherleistung starke Einschränkungen
auf.  Die genetischen Anlagen, die aus der sprachgebundenen Praxis
der Selbstkonstituierung entstanden sind, eignen sich nicht unbedingt
für grundlegend andere Ausdrucksmöglichkeiten.  Die Kommunikation
erfordert ein gemeinsames Substrat, das in einem
Akkulturierungsprozeß über mehrere Generationen hinweg aufgebaut wird.
Unterstützt von den "Neuen Medien" wird die Kommunikation nicht
präziser.  Programme werden entworfen, um das Verständnis von
Sprachen zu ermöglichen.  Alles, was je geschrieben wurde, wird
eingescannt und für die Zeichenerkennung gespeichert.  Abbildungen
werden in kurze Beschreibungen übersetzt.  Eine semantische
Komponente wird an alles gehängt, was die Menschen mit dem Computer
verarbeiten.  Man hofft, daß solche Mittel routinemäßig eingesetzt
werden können, auch wenn der Kompaß auf ein schwer faßbares Ziel
gerichtet sein mag.  Selbst wenn die Maschinen verstehen, was wir von
ihnen wollen--d. h. wenn sie Sprach- und Schrifterkennungsfunktionen
in ihre Betriebssysteme eingebaut bekommen--, müssen immer noch wir
unsere Ziele artikulieren.  Eine Technologie, die viele heute noch
von Menschen ausgeführte Handlungen automatisieren kann, wird das
Ergebnis und damit die Effizienz des Aufwands erhöhen.  Aber die
eigentliche Herausforderung liegt darin herauszufinden, wie die
Beziehung zwischen dem Möglichen und dem Notwendigen optimiert werden
kann.  Vorgänge, die das Ergebnis mit den vielen Kriterien
korrelieren, anhand derer die Menschen oder die Maschinen bestimmen,
wie sinnvoll das Ergebnis ist, sind wichtiger als die bloße
technologische Leistung.  Die Schriftkultur hat sich dafür nicht als
das geeignete Instrument angeboten.

Menschen und Sprache verändern sich gemeinsam.  Individuen werden
durch die Sprache geformt; ihre praktischen Erfahrungen formen
ihrerseits die Sprache und schaffen einen Bedarf an neuen Sprachen.
Wenn wir die Sprache und den Menschen nicht entkoppeln können,
besonders mit Blick auf die Parallelentwicklung von genetischen
Anlagen und sprachlicher Fertigkeit, werden wir uns weiterhin im
Teufelskreis von Ausdruck und Darstellung bewegen.  Das Thema ist
nicht die Sprache an sich, sondern die Behauptung, daß die
Darstellung das dominante, man darf sagen ausschließliche Paradigma
menschlichen Handelns ist.  Weder die Wissenschaft noch die
Philosophie haben eine Alternative zur Darstellung geschaffen.

Die physische Realität ist mehr als das, was die Sprache erfassen
kann.  Und die Dynamik unseres Daseins in einer Welt, deren eigene
Dynamik wiederum die unsere integriert und zugleich weit über sie
hinausgeht, ist ebenfalls umfassender.  Fähigkeiten für das Überleben
in der physischen Welt--Fähigkeiten, die Kinder und neugeborene Tiere
besitzen--werden nur teilweise in der Sprache dargestellt.  Das
gesamte Reich des instinktiven Verhaltens gehört hierher sowie die
Koordination und die mannigfaltige Art, eine Beziehung zu Raum, Zeit
und zu anderen Lebewesen herzustellen.  Fortgeschrittene biologische
und kognitive Forschung (Maturanas Werk ist in diesem Bereich
führend) zeigt, daß verschiedene Organismen ohne die Vorzüge der
sprachlichen Darstellung überleben.  Sehr persönliche menschliche
Erfahrungen--darunter Schmerz, Liebe, Haß und Freude--stellen sich
ohne die Vorzüge und Beschränkungen der Sprachdarstellung ein.

Es gibt Fähigkeiten, für die wir keine Darstellung in der Sprache
haben.  Man hat versucht, sie unter solchen Begriffen wie
Parapsychologie, Magie und nichtsprachliche Kommunikation zu fassen.
Beschreibungen ihrer Leistungen lösen Zweifel oder Lächeln aus.  Das
ungewöhnliche und unerklärliche Verhalten von sogenannten idiots
savants gehört ebenfalls in diese Kategorie.  Ein idiot savant hört
ein Klavierkonzert und spielt es brillant nach, obwohl er oder sie
eins und eins nicht zusammenzählen kann.  Eine Streichholzschachtel
fällt hinunter, und der idiot savant kann nach einem Blick auf die
Schachtel sagen, wie viele Streichhölzer herausgefallen sind.  Diese
Leistungen sind nachgewiesen.  Einige idiots savants können zahllose
Telefonnummern und komplette Reihen von Primzahlen hersagen sowie
unglaubliche Multiplikationen und Divisionen durchführen.  Die
Forschung kann solche Leistungen nur beobachten und festhalten.  Für
andere unerklärliche Phänomene steht uns kein Konzept zur Verfügung:
die erstaunlichen letzten Momente vor dem Tod, die Macht der Illusion
und die Visualisierungskraft einiger Menschen.  Die Forschung hat
Erkenntnisse zur Macht des Gebets und des Glaubens und zu
paranormalen Manifestationen gesammelt.  Das vorliegende Buch will
keine Erklärung dieser Phänomene versuchen, sondern die umfassende
Vielfalt von Erfahrungen aufzeigen, die in die menschliche Praxis
integriert werden könnten, aber nicht werden, nur weil sie sich einer
sprachlichen Erklärung entziehen.

In einer Welt zu funktionieren, die wir durch die Brille der
Schriftkultur lesen, macht uns oft blind für das, was die
Schriftkultur nicht einschließt.  Ein Reich der Tatsachen und
möglicher Abstraktionen, das mit der Welt des Seins, über die die
Sprache berichtet, nur schwer verglichen werden kann, bleibt noch zu
erforschen.  Als Richard Feynman, Nobelpreisträger der Physik, über
den Unterschied zwischen maschinellem und menschlichem Rechnen
berichtete, wies er auf Aspekte hin, für die die Sprache als
nützliche Schnittstelle nicht geeignet ist, bis hin zu einem Bereich,
der sich der sprachlichen Darstellung entzieht.

Krisen, Katastrophen und Zusammenbrüche zeigen die Grenzen eines
gegebenen pragmatischen Kontextes auf.  Sie geben Hinweise auf das
Ausmaß, das ein solcher Kontext haben kann.  Jenseits dieses
Kontextes beginnt das Universum des grundlegenden Umbruchs und der
Revolution.  Die wirklich interessante Ebene der Sprache und anderer
Zeichensysteme ist nicht die Bezugsebene, sondern die Ebene, aus der
neue Welten hervorgehen.  Diese neuen Welten gehen nicht unbedingt
über die alte hinaus.  Telecommuting ist eine Ausweitung vorheriger
Arbeitsmuster.  Kooperative Echtzeit-Erfahrungen sind mehr als die
Summe der individuellen Beiträge.  Sie sind konstitutiv für
nichtlineare Formen der Komplementarität.  Das virtuelle Büro ist
auch nur eine andere Art von Büro.  Die virtuelle Gemeinschaft ist
eine konstitutive Erfahrung.  Das Ziel liegt nicht darin, zu
informieren, sondern neue Möglichkeiten und Kräfte zu schaffen.  Die
ausgeklügelte Kombination von Chemikalien, die man für wirksame
Arzneimittel, Baumaterialien oder elektronische Komponenten ersann,
setzt frühere Muster fort.  Atomare Manipulation mit dem Ziel,
intelligente Materialien und selbstregenerierende Substanzen und
Mittel herzustellen, stellt einen weiteren neuen Bereich praktischer
Erfahrungen dar.

Jedes dieser Beispiele gehört in einen pragmatischen Rahmen, der sich
in seiner Natur von dem unterscheidet, der die Schriftkultur
bestimmte und den die Schriftkultur nunmehr unserer Erfahrung
aufzwingt.  Viele Formen des Zentrismus, ob nun Euro-, Ethno-,
Techno- oder irgendeine andere Form, sowie des Dualismus--gut und
schlecht, richtig und falsch, gerecht und ungerecht, schön und
häßlich--und der Hierarchie haben ihre Möglichkeiten erschöpft.  Der
Versuch, die neue Pragmatik an Idealen zu messen, die sich nicht aus
ihr heraus entwickelt haben, kann nur zu leeren Phrasen führen.  Wenn
wir das Vermächtnis der Sprache am Übergangspunkt von
schriftgebundenem zu schriftlosem Sprachgebrauch betrachten, dann
sehen wir nicht nur Errungenschaften, sondern auch eine Diskrepanz
zwischen dem, was die Welt ist, und den Beschreibungen von der Welt
in unseren Köpfen und Büchern.  Dinge sind real, soweit sie
versprachlicht wurden.  Diese Auffassung zu überwinden, ist eine
Herausforderung, die über die Kraft der meisten Menschen hinausgeht.
Aus dem neuen pragmatischen Rahmen der distribuierten Praxis und der
kooperativen, parallelen menschlichen Interaktionen tritt ein Mensch
hervor, der sich in der Pluralität voneinander abhängiger Ausdrucks-,
Kommunikations- und Bedeutungsmittel konstituiert.  Wir könnten auf
der Schwelle zu einem neuen Zeitalter stehen.



Kapitel 2:


Eine Vorstellung von der Zukunft

Für viele von uns ist der Bereich jenseits der Schriftkultur der
Bereich der Sciencefiction.  Die Bezeichnung Jenseits der
Schriftkultur kann auch nur die Richtung anzeigen und einige
Wegzeichen benennen.  Der Reichtum und die Vielfalt dieses Bereiches
deutet dabei die Natur an, die unsere praktischen Erfahrungen im
Verlauf unserer Selbstkonstituierung angenommen haben.  Sofern
bezüglich der erkennbaren Wegweiser Ungewißheit besteht, so gibt es
doch an einem nicht den geringsten Zweifel: an der digitalen
Grundlegung unseres pragmatischen Handlungsrahmens.  Das soll
indessen nicht heißen, daß der gegenwärtige Umbruch allein auf den
Siegeszug des Digitalen oder auch nur auf den allgemeinen Siegeszug
der Technologie zurückgeführt werden kann.

Wir haben die Vorstellung von einem einzigen beherrschenden
Zeichensystem--der Sprache in ihrer schriftkulturellen Ausformung--in
Frage gestellt und zugleich vermerkt, daß eine Vielzahl
unterschiedlicher Zeichenprozesse die Notwendigkeit und Legitimation
der Schriftkultur im Zusammenhang höherer Effizienzerwartungen
erkennbar überflügelt hat.  Wir könnten das Stadium jenseits der
Schriftkultur allerdings auch als ein semiotisches Stadium bezeichnen,
in dem Sinne, daß die menschlichen Erfahrungen zunehmend Gegenstand
von Zeichenprozessen werden.  Die digitale Maschine ist letztendlich
eine semiotische Maschine mit einem enormen Auswurf vielfältiger
Zeichen.  Die Semiotik der menschlichen Erfahrung geht allerdings
über Computer und Symbolverarbeitung weit hinaus.

Wir haben auch zeigen können, daß das semiotische Bewußtsein sich in
Optionen (zwischen Ausdrucks- und Kommunikationsmitteln) und
Interaktionsmustern ausdrückt.  Aufeinanderfolgende Modetrends, die
neuen Medien, globale Interaktionen in den Netzwerken, Kooperation
und distributive Konfigurationen entwickeln alle ihre eigenen
Semiologien.  Schnittstellen sind semiotische Einheiten, mittels
derer schwierige Aspekte des Verhältnisses zwischen Individuen und
Gesellschaft behandelt werden.  Genauer noch, to interface,
Schnittstellen einzurichten, heißt, neue Methoden und Vorstellungen
der Kulturtechnik zu entwickeln, die von der selben Natur ist wie die
Gentechnik, wenn sie auch nicht auf den selben Mechanismen beruht,
wie uns die Verfechter der Memetik glauben machen wollen.

Das entscheidende Element in der Dynamik des Umbruchs sind jene
pragmatischen Merkmale, die den Quantensprung der Effizienz innerhalb
der neuen Skala der Menschheit möglich machen.  Darin liegen
unvorstellbar neue Möglichkeiten und zugleich Anlaß zu Zweifel und
Sorge.  Unsere Sorge richtet sich dabei nicht so sehr auf die
törichte und bisweilen bösartige Rhetorik gegen jegliche Technologie
und deren Mißbrauch, sondern auf einen falschen Optimismus, mit dem
manch einer die Auswüchse der menschlichen Kreativität begleitet.
Aber angesichts der spektakulären Multimediaprogramme, der um sich
greifenden Erscheinungsformen der virtuellen Realitäten, der
Genmedizin und Gentechnik, der auf Breitband vernetzten menschlichen
Interaktionen oder der weltweit gespannten Kooperationsformen zählt
letztlich nur eines: die enormen kognitiven Ressourcen, die in der
Form von semiotischen Abläufen, die nicht mehr auf Sprache und
Schriftkultur reduzierbar sind, in einem globalen Rahmen zur
Entfaltung kommen.


Kognitive Energie

Die Aufzählung jener nützlichen und für sehr viele Menschen
segensreichen Anwendungen, die gleichwohl von vielen Menschen
abgelehnt werden, noch bevor sie wirklich ausgereift sind, wäre
endlos.  Sie alle sind erst denkbar in einer Welt jenseits der
Schriftkultur, denn sie basieren auf strukturell unterschiedlichen
Ausdrucks-, Kommunikations- und Signifikationsmitteln.  Wir haben
alle auf diese oder jene Weise erste Eindrücke von den Möglichkeiten
dieser neuen Verfahren gewonnen: Gelähmte können sich mit Hilfe von
Sensoren, die an unversehrten Nervenzentren angeschlossen sind,
wieder bewegen; an den Rollstuhl gebundene Kinder können unabhängig
von der Welt, in der sie als behindert gelten, in der virtuellen
Realität Entfaltungsmöglichkeiten finden; durch Übertragung von
Verhaltensmustern der körperlichen Welt in simulierte Welten können
wichtige neue Fertigkeiten entwickelt werden; Simulationen führen zu
erfolgreicheren Rehabilitationsformen nach Unfällen und Krankheit; in
Japan bereiten sich die Menschen mittels virtueller Realität auf
Erdbeben und das richtige Verhalten in entsprechenden Notsituationen
vor; die vernetzten virtuellen Welten fördern Interaktionen im
Bereich wissenschaftlicher, dichterischer oder künstlerischer
Interessen und nähren die Hoffnung auf eine neue Renaissance.

Nicht alles muß dabei virtueller Natur sein.  Active badgesTM, d. h.
aktive Namensschilder, speichern und vermitteln Daten, die die
Identität eines Individuums ausweisen.  Das heißt nicht nur, daß man
Personen leichter lokalisieren kann, sondern daß auch alle Formen der
Interaktion--in Form von digitalen Spuren gespeichert--als
Gedächtnishilfe für Menschen und Maschinen dienen.  Auch das
Gedächtnis nimmt digitale Formen an.  Von jemandem, der einen Raum
betritt, wird automatisch Kenntnis genommen.  Der Computer informiert
sofort darüber, wie viele Botschaften auf ihn warten und wer die
Absender sind.  Er berechnet eigenständig die Entfernung der Person
vom Bildschirm und bietet die Information auf eine Weise dar, daß man
sie aus der entsprechenden Entfernung sehen kann.  Er führt den
Terminkalender und er erinnert selbständig an Termine.  Er führt auf
Wunsch auch ein persönliches Tagebuch mit allem, was notiert werden
soll: Handlungen, Gespräche, gedankliche Notizen usw.  Diese Art der
Speicherung von Daten aus den active badges und aus Bildern, die im
Verlauf bestimmter Tätigkeiten aufgezeichnet wurden, ist weniger
aufdringlich als Sekretärinnen oder Assistenten, die einen ständig
umgeben.  Jeglicher Datenschutz ist in jedem gewünschten Maße
gewährleistet.  Ein solches Tagebuch kann auch Routineereignisse
aufzeichnen, die zunächst irrelevant erscheinen--Bewegungsabläufe,
Gespräche, Essen, Trinken, Zeichnen, Entwerfen, Datenanalyse.
Verhaltensmuster, die einen besonderen emotionalen oder kognitiven
Wert haben, Angeln, Bergsteigen oder auch Tanzen oder Nichtstun
können je nach Bedarf aufgezeichnet werden.  Und schließlich kann
dieses Tagebuch am Ende des Tages per e-mail an seinen Verfasser
geschickt werden.  Er kann die Ereignisse des Tages dann noch einmal
vor sich ablaufen lassen oder diejenigen Augenblicke herausfiltern,
die im Verlauf des Tages besondere Bedeutung gewonnen haben.

Natürlich können wir in dieser Welt jenseits der Schriftkultur auch
künstlerische Erfahrungen sammeln.  Wir können uns eine
Shakespeare-Aufführung auf die Monitore unserer Augen projizieren
lassen, dort, wo die Grenzen zwischen Wirklichkeit und Fiktion
beginnen.  So bekommen wir die Inszenierung unserer Wahl oder die
Schauspieler unserer Wahl.  Wir können uns an die Stelle der
Schauspieler setzen und eine Rolle selbst übernehmen.  In Sport und
Spiel wird eine ähnliche Teilnahme möglich.  Wir können mit jeder
gewünschten Person in Beziehung treten oder Kontakt aufnehmen zu
einer Gemeinschaft, zu der wir gehören wollen.  Überhaupt bekommen
"Dazugehörigkeit" und "Dabeisein" einen anderen Sinn.  Sie ergeben
sich nicht mehr zufällig, sondern aus unserer bewußten Wahl.
Dabeisein heißt nicht mehr, nur Nachrichten und politische Ereignisse
auf dem Fernsehschirm zu sehen und dabei ein Gefühl der Ohnmacht und
des Ausgeliefertseins zu empfinden.  Alle diese Erfahrungen können
sich als sehr private intensive Erfahrungen vollziehen oder als
Interaktion mit anderen, ob sie nun physisch gegenwärtig sind oder
nicht.  Die Welt anders zu sehen heißt auch, den Standpunkt eines
anderen Menschen oder einer anderen Kreatur im wahrsten Sinne des
Wortes einzunehmen.  Wie sieht ein Immigrant oder ein ausländischer
Besucher ein bestimmtes Land?  Wie erscheint der Mensch einem Wal,
einer Biene, einer Ameise oder einem Hai?  Mit den neuen
Möglichkeiten können wir uns nicht nur in die Lage, sondern in den
Körper von Schwerbehinderten versetzen und auf diese Weise am
"eigenen Leibe" erfahren, wie sich zum Beispiel ein Blinder in
unserer gnadenlosen Welt rasender Autos und hastender Menschen
zurechtfindet.  Indem wir diese Erfahrung im Rahmen der Identität des
anderen nachvollziehen, lernen wir sehr viel mehr voneinander und
können die Möglichkeiten und Grenzen anderer besser teilen oder
verstehen.  Im günstigsten Falle tritt an die Stelle leerer
Sympathiebekundungen aufrichtige Solidarität.

Es kann gar nicht genug betont werden, wie all diese semiotischen
Mittel--Ausdrucksmittel in sehr komplexen dynamischen
Zeichensystemen--die Natur unserer individuellen Erfahrungen und
unseres gesellschaftlichen Lebens verändern.  Alles Erdenkliche kann
gesehen, kritisiert, gefühlt, empfunden, durchgespielt und evaluiert
werden, bevor wir es tatsächlich produzieren.  Auch simulierte
Personen können mit einem active badge versehen werden und als Avatar
durch die Pläne für ein neues Gebäude wandern oder auf den geplanten
Wegen einer schwierigen Gebirgsexpedition.  Ein Tagebuch der
Raumforschung ist mindestens ebenso wichtig wie das persönliche
Tagebuch eines Menschen, der in einer Fabrik, einer Forschungseinheit
oder zu Hause arbeitet.  Bevor weitere Bäume abgeholzt, weitere
Flußbetten verlegt, Wohnsiedlungen geplant oder in irgendeinem
anderen Bereich ein neuer Weg beschritten wird, können wir
herausfinden, welche unmittelbaren und langfristigen Folgen sich
ergeben würden.

Wir können auch noch einen Schritt über die integrierte Welt der
digitalen Verarbeitung hinausgehen und höchst komplizierte Abläufe
und Verfahren neuronalen Netzwerken überantworten, die darauf
ausgerichtet sind, Befehls-, Kontrolls-, Evaluationsfunktionen
auszuführen.  Unvorhersehbare Situationen werden so zu
Lernerfahrungen.  Und dort, wo Menschen z. B. unter emotionaler
Belastung gelegentlich versagen, können neuronale Netzwerke an ihre
Stelle treten, ohne daß wir damit das Risiko des letztlich
unvorhersagbaren menschlichen Verhaltens eingehen müssen.  Ein active
badge kann mit neuronalen Netzwerkverfahren verknüpft werden, die die
oftmals verschwendeten zahlreichen Fragmentpartikel unseres Wissens
verarbeiten.  So erfahren wir mehr über unsere Kreativität und die
damit verbundenen kognitiven Prozesse.  Aus der Masse unserer
nicht-aktivierten Gedanken und Handlungen können wir eine Menge
zusätzlichen Wissens beziehen.  Und die Allgegenwärtigkeit,
unbegrenzte Einsatzfähigkeit und Unaufdringlichkeit solcher Mittel
macht sie besonders geeignet für medizinische Versorgung,
Kindererziehung und Altenbetreuung.  Optische Computer und
Verarbeitungsmittel für biologische Daten werden letztendlich unser
Verhältnis zu Daten und Informationsverarbeitung und die
zwischenmenschlichen Beziehungen völlig neu strukturieren.  Der
einzelne Mensch wird seine individuellen Merkmale genauer erkennen
und fortentwikkeln und auf diese Weise seine Position im Netzwerk der
sozio-politischen Interaktion verbessern.

Noch immer gibt es eine Reihe von Bereichen, in denen wenige Menschen
die Entscheidungen für andere treffen: Wie sollen unsere Kinder
spielen?  Wie sollen sie lernen?  Welche Verhaltensregeln gelten in
Familie und Gesellschaft?  Wie versorgen wir die alten Menschen?
Welche medizinischen Eingriffe sind gerechtfertigt?  Wie definieren
wir Leben und Tod?  Die Menschen, die darüber entscheiden, üben eine
Macht aus auf der Grundlage von Werten, die in einer hierarchisch
strukturierten Lebenspraxis entstanden sind und die wir gemeinhin mit
Schriftkultur und Bildung verbinden.  Das muß nicht zwangsläufig so
sein, vor allem wenn wir uns vor Augen halten, welche komplexen
Fragen und Entscheidungsprozesse hinter diesen scheinbar so
offensichtlichen Fragen stehen.  Auch unser Verhältnis zum Leben und
zum Tod, zu Universalität, Dauerhaftigkeit, zu nicht-hierarchischen
Lebens- und Arbeitsformen, zu Religion und Wissenschaft, vor allem
aber zu all den anderen Menschen, die unsere Erfahrungswelt
konstituieren, wird sich verändern.  Unser Begriff von Politik wird
neu definiert werden müssen, wenn wir die Individualität neu
definieren als eine durch umfangreiche Zeichensysteme konstituierte
Interaktionsinstanz, und nicht mehr nur als eine Identität, die sich
in einer Allgemeinheit verflüchtigt, in welcher Individualität
gnoseologisch aufgehoben ist.


Falsche Vermutungen

Die Geisteswissenschaften haben sich in einzelnen Fällen den
Herausforderungen gestellt, die sich aus der immer zentraleren Rolle
der Naturwissenschaften und der damit einhergehenden Marginalisierung
der schriftkulturell bezogenen Geisteswissenschaften ergeben.  Dies
geschieht nicht ohne das entsprechende Selbstbewußtsein und nicht
ohne eine provokante Note.  So behauptet George Steiner, daß kein
Forschungsergebnis der Genetik an das heranreicht, was Proust über
den Zauber oder die Last von Abstammung und Blutsverwandtschaft zu
sagen hat.  Eine solche Feststellung ist weder wahr noch falsch, denn
es gibt für sie keine objektiven Kriterien.  Eine solche Feststellung
besagt lediglich, daß in Steiners Lebenspraxis nicht die Pragmatik
der Genetik, sondern die Pragmatik der Literatur und
Literaturwissenschaft die zentrale Rolle spielt.  Diese Tatsache ist
nicht zu widerlegen und ihr ist nichts hinzuzufügen.  Aber abgesehen
davon heißt das keineswegs, daß für die Mehrheit der Menschen, die
vermutlich nie etwas von der Genetik verstehen werden, diese nicht
doch erhebliche Folgen hat.  Wir könnten weitere Beispiele anführen.
Der Hinweis, daß Othellos Worte über die vom Tau rostigen, blanken
Schwerter uns mehr über die sinnliche, vergängliche Wirklichkeit
erfahren lassen als die Physik es je wollte und könnte, entbehrt
nicht einer gewissen rhetorischen Eleganz, verkennt aber die Tatsache,
daß die physikalischen Berechnungen über die ersten Minuten oder
Sekunden bei der Entstehung des Universums ebenso metaphysisch und
bewegend sind wie irgendein Beispiel aus den Künsten oder der
Philosophie.  Die Naturwissenschaften sind lediglich von
unterschiedlichen Erkenntnisinteressen geleitet und drücken sich in
einer jeweils anderen Sprache aus.  Als solche sind sie jedoch eine
Herausforderung für jegliches Denken und Empfinden und für die Art
und Weise, wie wir uns unserer selbst und anderer, wie wir uns des
Raumes und der Zeit bewußt werden; sie stellen somit auch eine
Herausforderung für die Literatur dar, deren Entwicklung im übrigen
in dem Maße zu stagnieren scheint, indem sich das Potential der
Schriftkultur erschöpft hat.  Sie muß sich fragen lassen, inwieweit
diese Art des Schreibens den neuen Erfahrungen von
Selbstkonstituierung und Identitätsfindung in dem heutigen Stadium
jenseits der Schriftkultur noch gerecht wird.  Wie lassen sich solche
Fragen überhaupt beantworten?  Gar nicht oder ganz einfach: Das
Ausmaß, in dem irgend etwas--Kunst, Arbeit, Wissenschaft, Politik,
Sexualität, Familie--etwas bedeutet, ergibt sich aus den Formen der
Selbstkonstituierung, die der Mensch findet, und kann von nichts
durch außen diktiert werden, nicht einmal durch unsere humanistische
Tradition.  Die Luft, ob sauber oder verschmutzt, ist wichtig, soweit
sie zur Lebenserhaltung beiträgt.  Homer, Proust, Van Gogh, Beethoven
oder auch der unbekannte Künstler eines afrikanischen Stammes sind
alle wichtig, sofern sie Teil einer bestimmten Form menschlicher
Selbstsetzung sind.  Menschen erfahren und bestimmen ihre natürliche
Wirklichkeit, indem sie ihre biologische Anlage in die Welt
hineinprojizieren--wir alle atmen, sehen, hören, benutzen unsere
Körperkraft und erkennen die Welt.  Die Erfahrung der
Selbstkonstituierung kann sich in ganz einfachen Formen, etwa der
Nahrungsoder der Schutzsuche, vollziehen oder sehr komplex
verlaufen--durch das Komponieren oder den Genuß einer Symphonie,
eines Bildes, eines literarischen Werkes oder aber auch durch
Nachdenken über die eigene Lage.  Und wenn man für diese Erfahrung
einen Stein oder einen Stock benötigt, ein Geräusch, einen Rhythmus,
oder wenn sich das Individuum in eine Plastik oder ein Musikstück
hineinprojiziert, dann ist die Bedeutung eines jeden solchen
Elementes durch den pragmatischen Zusammenhang im Vollzug der
Selbstkonstituierung bestimmt.

Es gibt zahlreiche Zusammenhänge, aus denen auch die Bedeutung von
Erfahrungen hervorgeht, die auf der Schriftkultur basieren.
Geschichte zum Beispiel, auch in den rechnergestützten oder
genetischen Formen, gehört zweifellos dazu.  Eine Reihe auch heute
wichtiger praktischer Erfahrungen ist aus der Schriftkultur erwachsen:
Bildung und Ausbildung, die Massenmedien, politische Arbeit und
industrielle Produktionsweisen.  Das heißt aber nicht, daß diese
Bereiche auf ewig an die Schriftkultur gebunden sein müssen.
Wichtige, noch heute bedeutsame Formen der Lebenspraxis, wie z. B.
das Handwerk, sind der Schriftkultur vorausgegangen.
Informationsverarbeitung, Visualisierung nichtalogorithmischer
Rechenverfahren, Genetik und Simulation sind ebenfalls aus einer
Pragmatik heraus entstanden, die an die Schriftkultur gebunden war.
Gleichwohl sind sie relativ unabhängig von ihr.  Einer anderen
Feststellung George Steiners wollen wir zustimmen, nämlich, daß wir
die Möglichkeit in Betracht ziehen müssen, daß die Beschäftigung mit
Literatur zukünftig eher von marginaler Bedeutung sein wird, ein
wichtiger Luxus wie die Bewahrung des Alten.  Nur müssen wir seine
These von der Literatur auf die gesamte Schriftkultur ausweiten.

Die Einsicht, daß wir die Schriftkultur hinter uns lassen müssen,
kann sich nur mühsam durchsetzen und steht durchaus im Widerspruch
zum gegenwärtigen modus operandi jener Wissenschaftler und Pädagogen,
die fest in der Schriftkultur und in der Tradition verwurzelt sind,
so sehr, daß sie den Verlust der Schriftkultur mit dem Verlust der
fundamentalen Dimension des Menschen gleichsetzen.  Sie gehen
fälschlicherweise davon aus, daß der Erfahrungsbereich der Sprache
identisch mit dem der Schriftkultur ist.  Wir wissen, daß das nicht
stimmt.  Mündlichkeit, die heutzutage viel wichtiger ist, als es die
Mehrheit von uns realisiert, und darüber hinaus in vielen Sprachen
ohne ein Schriftsystem fungiert, bildet die Grundlage sehr
ausdrucksreicher und vielfältiger Erfahrungen in der heutigen Welt.

Seit den frühen Argumenten der Antike gegen die Schriftlichkeit ist
immer wieder Kritik an den beengenden Auswirkungen der Schriftkultur
vorgebracht worden, die, so die Argumentation, die zahlreichen
Dimensionen der Sprachen beschränkt, indem sie den Menschen
regelhafte Verwendung aufzwingt.  Auch hier können wir Steiners
pluralistischer Ansicht folgen, derzufolge die Sprachmatrix
keineswegs die einzige Form sein müssen in der sich geistige Arbeit
vollzieht und artikuliert.  Ikonen und Musik dienen ihm als Beispiele
für eine auf Geist und Empfindungen gründende Wirklichkeit, die
andere kommunikative Energien freisetzt.  Er erinnert daran, wie sich
unter dem Einfluß Leibniz’ und Newtons die Mathematik als eine eigene
dynamische Sprache entwickelt hat, die es Mathematikern
unterschiedlicher Kulturkreise ohne Kenntnis der jeweiligen anderen
Sprache ermöglicht, mit Hilfe ihrer mathematischen Symbole,
gewissermaßen in stiller Kommunikation, gemeinsam zu arbeiten.


Netzwerke kognitiver Energie

Chemie, Physik, Biologie und eine ganze Reihe anderer
Erfahrungsbereiche haben ihre eigene Sprache entwickelt.  Das
Ausdrucksmedium, innerhalb dessen sich eine bestimmte Erfahrung
ergibt und äußert, ist nicht bloß deren passive Ausdruckskomponente;
es weist vielmehr durch alle seine Merkmale die Notwendigkeit auf,
mit der es aus der spezifischen Erfahrung heraus entstanden und daher
zugleich ein konstitutiver Bestandteil dieser Erfahrung geworden ist.
Das gilt für alle Sprachen und für alle Entwicklungsstufen der
einzelnen Sprachen.  Dementsprechend tragen alle Entwicklungsstadien
der Schrift ihre eigenen Charakteristika und verfolgen
unterschiedliche Funktionen.

Alle Merkmale, die wir mit Schriftlichkeit und Schriftkultur
verbinden, kennzeichnen eine Grundstruktur praktischer Erfahrungen,
Werte und Sehnsüchte, die in der Druckmaschine verkörpert sind.
Linearität und Sequentialität sind die Modi des Maschinenzeitalters,
denen auch die Schriftkultur unterworfen ist: als Sprachmaschine, die
den Sprachgebrauch vereinheitlicht.  Der sequentielle Modus wird auch
für elaboriertere Arbeitszusammenhänge wie etwa für
vollautomatisierte Produktionsketten kennzeichnend bleiben.
Gleichwohl werden sich daneben auch Parallelfunktionen durchsetzen.
Handlungsabläufe ähnlicher und unterschiedlicher Art, die sich
gleichzeitig an verschiedenen Orten vollziehen, unterscheiden sich
qualitativ von sequentiellen Tätigkeiten.  Die sich daraus ergebenden
veränderten Bedingungen der Selbstkonstituierung setzen neue
kognitive Merkmale und entsprechend neue, effizientere kognitive
Ressourcen frei.  In der deterministischen Komponente, die wir aus
den schriftkulturell bestimmten Erfahrungen in unsere Zeit hinüber
genommen haben, spiegelt sich unser Denkund Erfahrungsmuster von
Aktion und Reaktion, Ursache und Wirkung.  Dieser dualistische
Grundzug setzt sich fort in den Unterscheidungen unseres
Sprachgebrauchs zwischen richtig und falsch und in der dazugehörigen
Logik.

Eine ganze Reihe unserer pragmatischen Effizienzerwartungen mündete
auch in den Versuch, eben diesen deterministischen Denk- und
Arbeitsmodus zusammen mit Linearität, Sequentialität und Dualismus zu
überwinden.  Eine neue Grundstruktur führt zu einer durch
nicht-lineare Relationen, durch eine andere Dynamik, durch
Konfigurationen und Systeme mehrwertiger Logik ausgewiesenen
Pragmatik, die Zentralismus und Hierarchien durch (Um-) Verteilung
der Aufgaben und nicht-hierarchische Interaktionsformen ersetzt.  Die
weltweite Vernetzung verleiht ihr globale Dimensionen, wobei die neue,
integrative Rolle der Vermittlung die Effektivität dieser
Lebenspraxis entscheidend erhöht.  Anstelle der tradierten
analytischen Strategien setzen sich dadurch aber auch
synthetisierende Ansätze zu einer Gesamtschau aller partikularen
Hypothesen durch.  All das läuft auf eines hinaus: Die
Weiterentwicklung von Computern in Leistungsfähigkeit und Design,
ihre Produktion, Distribution und vor allem ihre Integration in unser
Leben; die Anwendungsbereiche reichen dabei von der simplen
Datenverwaltung zur hochentwickelten Simulation, und dies stets vor
einem globalen Horizont.

Die klügsten Köpfe aus vielen Ländern sind heute an der Entwicklung
von neuen Rechnerkonzepten beteiligt.  Viele unterschiedliche
Berufsfelder tragen zur Entwicklung von Computern bei, Maschinenbau,
Chipdesign, Betriebssysteme, Telekommunikation, Ergonomie,
Interfacedesign, Produktdesign und Kommunikationsforschung.  Die
Leistungsskala unterscheidet sich dabei von allem, was wir bislang
kennengelernt haben.  Bevor ein solcher Computer als Hardware und als
Software auf unseren Schreibtischen landet, sind alle seine
Funktionen modelliert, simuliert und schließlich getestet worden; er
verkörpert zahllose Hypothesen und Ziele, die im neuen Produkt zu
einer leistungsfähigen Synthese zusammengefügt worden sind.

Für die neue Pragmatik jenseits der Schriftkultur wird die
Digitalisierung zu einer zentralen Ressource, so wie Elektrizität und
andere traditionelle Ressourcen in der Vergangenheit zur Steigerung
menschlicher Effizienz angezapft wurden.  Die Digitalisierung wird in
den kommenden Jahren unser Leben bestimmen.  So wie die Industrie im
Industriezeitalter bestrebt war, jeden Haushalt mit Autos und anderem
Gerät auszustatten, so möchte sie heute auf jedem Schreibtisch einen
Computer sehen.  Die Priorität sollte aber nicht darin liegen,
jedermann mit Geräten auszustatten, sondern jedem einen Zugang zu den
Computerressourcen zu verschaffen.  Und diejenigen, die sich mit dem
Internet und dem World Wide Web noch nicht haben anfreunden können,
sollten sich darüber klar werden, daß sie nicht etwa wegen ihres
Surfingpotentials oder ihrer enormen Publikationsmöglichkeiten so
vielversprechend sind, sondern als Zugang zu kognitiven Energien, die
über das Netzwerk transportiert werden.


Unebenheiten und Schlaglöcher

Mit neuen Möglichkeiten stellen sich auch neue Risiken ein.  Zu Fuß
zu gehen ist weniger riskant als zu reiten, Fahrrad oder Auto zu
fahren.  Mit dem Flugzeug können wir uns zu jedem Punkt auf dem
Erdball bringen lassen, aber damit sind wieder größere Risiken
verbunden.  Die von uns neu erschlossenen kognitiven Ressourcen sind
effizienter als Wasserkraft, Dampfmaschine und Strom; aber in dem
Maße, in dem wir sie in unsere Lebenspraxis integrieren, nehmen wir
entsprechende Unwägbarkeiten in Kauf.  Simulierungen komplexer und
waghalsiger Projekte lassen sich nicht mit Städtebauprojekten oder
massiven technischen Eingriffen in die Natur vergleichen, wie sie
unter kognitiven Voraussetzungen von geringerer Komplexität in
vergangenen Zeiten durchgeführt worden sind.  Natürlich sind nicht
zustande kommende Verbindungen im Internet oder entsprechende
Störungen im World Wide Web in den Anfangsstadien zu erwarten und
ganz normal.  Wir sollten indes auch niemals vergessen, daß kognitive
Zusammenbrüche sehr viel mehr bedeuten als den Zusammenbruch eines
Betriebssystems oder einer Anwendung im Netz, und daß sie
entsprechende Folgen zeitigen.

Bei der Entwicklung der neuen Sprachen in den verschiedenen
wissenschaftlichen Disziplinen und den Künsten lernen wir mehr über
uns, als wir in der gesamten bisherigen Menschheitsgeschichte gelernt
haben.  Diese Sprachen verbinden das in diesen Bereichen akkumulierte
Wissen mit unseren genetisch angelegten, auf Intellekt und Emotion
gründenden kognitiven Prozessen.  Die damit einhergehenden
Veränderungen im allgemeinen Zuschnitt des Menschen spiegeln sich in
seinen verbesserten Fähigkeiten im Umgang mit Abstraktionen, in der
fortschreitenden Verlagerung von Unmittelbarkeit auf Vermittlung und
in neuen zwischenmenschlichen Verpflichtungen, die sich aus bislang
unerreichten Ausdrucks-, Kommunikations- und Bezeichnungsmitteln
ergeben.

Im Verlauf dieser Entwicklung wurden uns zugleich ernsthafte Grenzen
aufgezeigt.  Zwar hat sich unser Wissen erweitert und vertieft,
gleichzeitig ist es aber auch für den einzelnen zusammenhangloser
geworden.  Die von uns entwickelte Effizienz setzt uns auch
Bedrohungen aus, die mehr an die primitiven Stadien des Menschen als
an die vermeintlichen geistigen Errungenschaften anknüpfen.  Die
neuen Möglichkeiten verändern Politik und Wirtschaft, vor allem
anderen verändern sie jedoch die Natur menschlicher Beziehungen und
Transaktionen.  Und sie verändern unser Zukunftsverständnis.

Orwells Big Brother ist weiterhin allgegenwärtig, allerdings in einem
anderen Sinn, als Orwell ihn verstand.  In den sich abzeichnenden
Interaktionsstrukturen können sich Kontroll- und
Unterdrückungsmechanismen nicht so durchsetzen wie in zurückliegenden
Gesellschaftsformen.  Nicht unsere Begeisterung für das Internet,
sondern dessen Natur konstituiert einen nicht kontrollierten,
herrschaftsfreien Handlungsrahmen; es läßt sich einfach nicht wie
unsere Fahr-, Trink- und Lebensgewohnheiten überwachen.  Wir können
uns gar nicht leisten, die in den jenseits schriftkultureller
Dominanz entwickelten Systemen angelegte Transparenz zu
vernachlässigen oder zu mißbrauchen.  Einige Parameter können wir
beeinflussen, nicht aber ihr globales Funktionieren.  Die durch die
parallel verlaufenden, hochspezialisierten und verzweigten
Arbeitsabläufe erforderliche Integration könnte sich in einem
vernetzten System, das durch alle möglichen Kontrollfilter und
Vertraulichkeitsnischen behindert ist, gar nicht entfalten.  Das wäre
so, als müßten wir bei jeder körperlichen Tätigkeit den einzelnen
Gliedmaßen und Organen des Körpers eine Einsatzerlaubnis erteilen.
Im neuen pragmatischen Zusammenhang übernehmen die einzelnen
Individuen dieselbe Funktion von Gliedern und Organen, deren
individuellen Beiträge sich zu einem großen Zusammenhang fügen.
Darin liegt eine enorme Leistung, die auch nicht immer so ergiebig
und befriedigend ist, wie wir es erwarten, und die sich in ihrer
Komplexität dem einzelnen fast immer entzieht.  Feedback ist zwar ein
sichtbarer, nicht aber der wesentliche Teil dieses Systems.

Die Authentizität einer jeder unserer Handlungen trägt zur Integrität
des gesamten Prozesses bei.  Damit verbunden ist jedoch eine gewisse
Insularisierung und eine Entfremdung vom Ganzen und vom
übergeordneten Ziel: höhere Erwartungen durch größere Leistungen zu
erfüllen.  Andererseits sehen wir uns mit einer ganz neuen Art der
Selbstbestimmung und mit neuen Interaktionsformen versehen, die viel
menschlicher sein können als die Lebens- und Arbeitsbedingungen des
Industriezeitalters, in dem der einzelne Mensch ameisengleich
zwischen Wohnung und Arbeitsplatz, Einkaufszentrum und
Freizeitbeschäftigung pendelte.  Kein Big Brother wacht über uns,
jeder einzelne ist auf gleiche Weise eingebunden und findet jeden
gewünschten Zugang zu allen Teilen des Systems.  Ohne Transparenz
wäre das gar nicht zu bewerkstelligen.  Damit aber können und müssen
wir auch jederzeit unseren Beitrag zum Ganzen überprüfen.  Es wäre
oft bequemer, sich einer vorgegebenen Autorität zu unterwerfen, als
sich durch die Feedback-Mechanismen vor sich selbst verantworten und
die eigene Leistung beständig überprüfen zu müssen.  Die Last der
Verantwortung ist von Big Brother, von bürokratischen Instanzen und
Gängelungen auf jeden einzelnen übergegangen.

Es erscheint nunmehr ratsam, für einige wichtige, durch diese
Veränderungen besonders betroffenen Bereiche die notwendigen
Handlungsmaßnahmen zu skizzieren.  Wenn die an Schriftkultur und
schriftkultureller Bildung orientierten Formen unserer Erziehung und
Ausbildung nicht mehr leistungsfähig sind, dann bedarf es neuer, in
die Zukunft gerichteter Haltungen und Einstellungen und konkreter
Entwürfe, die sich in voller Kenntnis der tragenden
Entwicklungskräfte den Herausforderungen stellen.


Die Universität des Zweifels

Schriftkulturell gebundene Erziehung geht wie alle anderen auf der
Schriftkultur gründenden Tätigkeiten davon aus, daß alle Menschen
gleich sind und daß jeder lesen und schreiben können muß.  Wie die
industrielle Produktionsweise auf standardisierte Produkte abzielte,
unterzog die Erziehung den Menschen einer Standardisierung, indem sie
ihn in die Gußform schriftkultureller Bildung zwängte.  Zeugnisse
belegen das Ausmaß der Annäherung an diesen Standard.  Lese-,
Schreib- und Rechenschwierigkeiten werden als krankhafte Abweichungen
behandelt.  Warum wir aber uniforme kognitive Strukturen beim
schriftlichen Gebrauch von Sprache und Zahlen voraussetzen, nicht
aber beim Gebrauch von Geräuschen, Farben und Formen, wird niemals
hinterfragt.  Mit enormem Aufwand widmen wir uns denen, die die
Sequentialität des Schreibens nicht beherrschen oder die Bedeutung
von Zahlenreihen nicht verstehen.  Den kognitiven Merkmalen von
Menschen, die in nichtschriftlichen Zeichensystemen besser zu Hause
sind, schenken wir hingegen nicht die geringste Beachtung.

Unser Erziehungssystem muß das Individuum mit seinem umfangreichen
Repertoire kognitiver Merkmale wiederentdecken.  Mit wiederentdecken
meine ich ganz ursprüngliche Erziehungsmaßnahmen in Einzel- oder
Kleingruppen.  Auch müßte die Erziehung ihre am industriellen Modell
der Standardisierung orientierte Grundvoraussetzung, die von einem
gemeinsamen Nenner jeglicher Erziehung ausgeht, überprüfen.  Statt zu
zähmen und vermeintlich Krankes zu heilen, sollten Unterschiede in
Fähigkeiten und Interessenlagen nicht nur gelten bleiben, sondern
gefördert werden.  Jede bekannte Energieform ist Ausdruck von
Differenz, nicht das Ergebnis von Gleichschaltung.

Zu der Neubesinnung auf die Aufgaben der Erziehung gehört auch, daß
ihre Methoden und Inhalte überdacht werden.  Visuelle, akustische,
kinetische und synästhetische Phänomene müssen einbezogen werden und
neben allem anderen ein günstiges Umfeld für Interaktion und
Entdeckung schaffen.  Die Zeit, die heute für die Aufarbeitung des
Vergangenen aufgewendet wird, sollte zumindest auch genutzt werden,
um den Bezug zur Gegenwart und, wenn möglich, zur Zukunft
herzustellen.

Die Grunderziehung sollte sich den wesentlichen Ausdrucks- und
Kommunikationsformen widmen, die Unterschiede zwischen den jeweiligen
Zeichensystemen hervorheben und alle an diese Systeme und an deren
sinnvolle Verknüpfungen heranführen.  Die Einübung in diese
Zeichensysteme kann nur über deren praktischen Gebrauch geschehen,
nicht über Anweisungen und theoretisch ersonnene Übungen.  Im
konkreten Umgang mit ihnen kann der Schüler erfahren, wie sie
anzuwenden sind; richtige und falsche Antworten ergeben sich aus den
jeweiligen pragmatischen Kontexten ihrer Verwendung.  Gemeinsames
Lernen in Form von Zusammenarbeit und Erfahrungsaustausch steht im
Vordergrund.

Ein fundamentales pädagogisches Prinzip muß dabei die heuristische
Suche sein, die sich in Programmen für weitergehende Untersuchungen
ausdrückt.  Solche Programme haben viele Sprachen: Schriftlichkeit,
Mathematik, Chemie, computergestütztes Rechnen usw.  Da Menschen
unterschiedlichster Herkunft in die Lernprozesse eingebunden sind,
bringen sie die Erfahrungen ihrer jeweiligen Sprachen mit ein.
Welcher Zugang zu einem gegebenen Problem dabei der richtige ist,
ergibt sich aus der Relevanz für die jeweils gestellte Aufgabe.
Dabei wird vermutlich nicht selten das Rad neu erfunden.  Aber auch
das Gegenteil wird denkbar: die freigelegte authentische Kreativität
und der geförderte Erfindungsreichtum können durchaus zur Entdeckung
neuer Räder führen.  Die an solchen Lernprozessen teilhabenden
Schüler teilen ihre Erfahrungen miteinander und finden so Zugang zu
den vielfältigen Perspektiven der Beteiligten und damit zur Vielfalt
der Menschen.


Interaktives Lernen

Erziehung, Bildung und Ausbildung müssen lebendige Prozesse sein, die
den Zugang zu allen Informationsquellen garantieren, nicht nur zu
denen im Schriftformat.  Jede Informationsquelle hat ihre eigene
epistemologische Voraussetzung--eine gedruckte Enzyklopädie
unterscheidet sich von einer elektronischen Datenbank.  Die Lektüre
eines Buches ist etwas anderes als der Umgang mit einer multimedialen
Plattform.  Diese Unterschiede stellen sich bei der Verwendung ein,
nicht im passiven Erlernen oder durch Nachahmung.  Das Erziehungsziel
darf nicht darin liegen, Verhaltensmuster nachzuahmen, sondern Wissen
und Fähigkeiten in Vorgängen und konkreten Handlungsabläufen zu
erwerben.  Nach diesem Erziehungsmodell setzen sich Klassen aus
Interessengruppen mit gemeinsamen Zielen zusammen, sie sind nicht
durch Altersstufen, festgelegte Fächer oder gar durch
verwaltungstechnische Prinzipien definiert.  Der Klassenraum ist die
Welt, nicht ein aus Ziegelsteinen und Mörtel umgrenzter Raum, in dem
stereotype Rollen und Beziehungen eingeübt werden.  Das mag alles
vielleicht etwas unüberlegt oder überzogen klingen, aber die Mittel
zur Verwirklichung solcher Erziehungsideale stehen zur Verfügung.

Wir können uns folgendes Szenarium vorstellen: Nach einer ersten
Grunderziehungsphase besuchen die Schüler interaktive Bildungszentren.
Dabei soll der Begriff des Zentrums keineswegs an schriftkulturelle
Bildungsmerkmale anschließen.  Diese Zentren sind vielmehr
Sammelpunkte für die vielfältigen Wissensrepositorien--Datenbänke,
Programme zur Erprobung unterschiedlichster Erfahrungsbereiche,
Beispiele und Evaluationsmaßnahmen.  Diese Zentren offerieren
jederzeit modifizierbares und ergänzungsfähiges Wissen in allen
erdenklichen Formaten.  Auf Wunsch können eigens dafür entwickelte
Programme (sogenannte intelligent agents) entsprechende
Wissensquellen erschließen, sei es mit Hilfe derer, die ihrer
bedürfen, unabhängig von oder parallel zu ihnen.  Der Wunsch kann
mündlich artikuliert werden ("Ich wüßte gern..."), handschriftlich,
maschinell oder graphisch.  Interaktive Bildungszentren vereinigen
die Funktionen von Büchereien, heuristischen Erprobungsfeldern,
Laboratorien, Testverfahren und Forschungsmedien.  Die hybride
Maschine aus menschlichen Individuen und Funktionen, die den Kern
eines solchen Zentrums ausmacht, verändert sich in dem Maße, in dem
das in die Interaktion verwobene Individuum sich ändert.

Wir alle wissen, daß das Lehren die beste Art des Lernens ist.  Daher
sollten die an das neuronale Netzwerk angeschlossenen Teilnehmer ihre
Partner an ihren Erfahrungen teilhaben lassen, soweit diese deren
eigene Interessengebiete berühren.  Die miteinander verbundenen
neuronalen Netzwerke selbst werden ihrerseits zu Partnern bei der
Verfolgung von immer komplexeren Zielen.  Und da die Kriterien, nach
denen sich die Interaktionspartner finden, nicht durch Wohnort und
Schulbezirk, Alter oder Herkunft, sondern allein durch gemeinsame
Interessen und unterschiedliche Perspektiven bestimmt sind, gewinnt
dieser neue Bildungstypus auch eine erhebliche soziale Bedeutung:
Alles was wir tun, wirkt sich auf die gesamte Welt aus.

In unserem Modell werden gemeinsame Interessen verfolgt, Ergebnisse
verglichen, Fragen verbreitet.  Auf diese Weise eignet man sich
Denkweisen an, lernt Hypothesen zu überprüfen und Fortschritte
festzustellen.  Lehrer und Erzieher können sich frei von
Verwaltungspflichten auf die entscheidenden Lernprozesse
konzentrieren; statt immer wieder Vergangenes aufzuarbeiten,
entwickeln sie Interaktionsmöglichkeiten, in denen sich die Schüler
lernend entfalten.  Auch die Lehrer werden in den Interaktionsprozeß
einbezogen, sind an der allmählichen Entwicklung des Wissens
beteiligt und entwickeln sich damit selbst weiter.  Sie bleuen ihren
Schülern nicht die Disziplin einer beherrschenden Sprache ein,
sondern öffnen Wahlmöglichkeiten für kurz- oder längerfristiges
Engagement.

Und wenn die Schüler nicht mehr eine verbindliche Sprache
aufoktroyiert bekommen, sind sie auch von den Fesseln aufgetragener
Übungspflichten befreit.  Sie treffen ihre eigene Wahl und übernehmen
damit ein hohes Maß an Selbstverantwortung.  Dabei werden
Unterschiede zwischen den Schülern zutage treten, aber gleichzeitig
wird auch die Einsicht geschärft, daß bei kooperativer Interaktion
das Anderssein ein hohes Gut und kein Nachteil ist.  Das Erlebnis,
Eigenes zu entdecken und sich in große Zusammenhänge kooperativ
einbinden zu können, praktische Erfahrungen nicht im Lernspiel
nachzuahmen, sondern selbst zu vollziehen, ist der beste Nährboden
für motiviertes Lernen.


Die Begleichung der Rechnung

Auch die Finanzierung der Ausbildung würde auf neue Grundlagen
gestellt und von denen getragen, die den Nutzen daraus ziehen.  Ein
Unternehmen, das an gut ausgebildeten, am Arbeitsmarkt orientierten
Schülern interessiert ist, dürfte dafür ohnehin besser geeignet sein.
Auch fallen die Kosten wesentlich geringer aus, da die
Interaktionskonfigurationen weder aufwendige Schulgebäude noch hohe
Verwaltungskosten erfordern.  Die Ausbildung würde sich nicht mehr an
einem fiktiven Arbeitgeber ausrichten, sie wäre Teil von Industrie,
Dienstleistungsbetrieben, Behörden und Kleinbetrieben.  Sie würde
sich orientieren an praktischen Erfahrungen und tatsächlichem Bedarf,
nicht an unbestimmten Erziehungsidealen, die sich nach Abschluß einer
teueren Ausbildung als hohl und nutzlos erweisen.  Entsprechend gut
ist die Motivation der Schüler, die sich in Betriebe eingebunden
fühlen, deren zukünftige Bilanz von der Leistung der von ihnen
Ausgebildeten abhängt.  Aber wird die Wirtschaft sich darauf
einlassen?  Heute sieht sie sich jedenfalls in der paradoxen
Situation, daß sie über eine am Berufsmarkt vorbeigehende Ausbildung
klagt, die im übrigen viele Merkmale trägt, die auch die überholten,
ineffizienten Formen des Geschäftslebens kennzeichnen.

Die Absolventen solcher Ausbildungsgänge können ab einem gewissen
Kompetenz- und Selbstvertrauensgrad ihr Schicksal eigenständig in die
Hand nehmen, weiterführende Ausbildungswege beschreiten oder im
Unternehmen, das ihre Ausbildung getragen hat, eine Aufgabe
übernehmen.  Vor allem können sie die selbstgewählten und erprobten
kognitiven Fähigkeiten ausbauen.  Es wird analytisch oder synthetisch
orientierte Menschen geben, viele werden die erlernten Fähigkeiten
zur Bildung und Erprobung von Hypothesen erweitern.  Manche werden
ihren Neigungen zu induktivem Arbeiten folgen, empirisch arbeiten,
beobachten und daraus allgemeine Schlußfolgerungen ziehen; andere
werden das deduktive Arbeiten vorziehen, von allgemeinen
Gesetzmäßigkeiten auf konkrete Anwendungen übergehen.  Wieder andere
werden sich mit Ableitungen beschäftigen, das Wissen über einen
repräsentativen Satz von Phänomenen auf umfangreichere
Tatsachenbestände oder Abläufe übertragen.

Keine dieser kognitiven Möglichkeiten sollte verboten, ausgeschlossen
oder nachgeordnet werden, solange die menschliche Integrität in allen
Aspekten gewahrt bleibt und die Interaktion von Menschen in allen
ihren denkbaren Formen ausgeübt wird.  Unsere derzeitigen Erziehungs-
und Bildungsmethoden fördern integritätshemmende Motivationen; was
zählt, ist das für das Zeugnis relevante Ergebnis, ungeachtet der
Tatsache, wie es erreicht wurde und was es zur Persönlichkeitsbildung
beiträgt.  Im gegenwärtigen Bildungssystem stellt sich Integrität
allenfalls zufällig ein.  Die gemeinsame Arbeit an einem Projekt
hingegen fördert die gegenseitige Verantwortung für das angestrebte
Ergebnis.  Und da das Ergebnis für die zukünftige Entwicklung eines
jeden Beteiligten entscheidend ist, erschöpft sich die Ausbildung
nicht mehr in Zensuren und Zeugnissen, sondern orientiert sich an der
erfolgreichen Zusammenarbeit in der Verfolgung eines gemeinsamen
Ziels.

Durch Zwang läßt sich nichts vermitteln und nichts erreichen.  Ein
bestimmter Standpunkt gegenüber einer Sache oder Werten außerhalb des
unmittelbaren Lebenszusammenhangs werden nur in einer
lebenspraktischen Erfahrungslage als notwendig erfahren.  Wer
gezwungen wird, Daten aus Shakespeares Leben und Passagen aus seinen
Werken auswendig zu lernen, wird seine Dramen weder verstehen noch
schätzen.  Aber ein zwangfreies Angebot von Kunst und Wissenschaft,
Sport und Unterhaltung, Politik und Religion, Ethik und
Rechtssystemen in vielfältigen didaktisch-methodischen Formen wie
interaktiven Medien, Büchern, Kunstwerken, Datenbänken und
Interaktionsprogrammen bietet die Möglichkeit eigener Entdeckungen
und Erfahrungen.  So wichtig alle genannten Bereiche sind, wir dürfen
niemals vergessen, daß Erziehung nur dann erfolgreich sein kann, wenn
sie die Schüler einigermaßen glücklich und zufrieden macht.  Jede
Erziehungsmaßnahme, gut oder schlecht, greift in irgendeiner Weise in
den Menschen als eine natürliche Einheit ein.  Das heißt, daß es im
Erziehungsprozeß immer auch Spannungen geben muß; aber statt nur
diejenigen zu belohnen, die sich leichter akkulturieren lassen,
sollte die Erziehung auch komplementäre Faktoren berücksichtigen.
Damit befürworte ich weder interaktives Lernen am Strand oder auf dem
Skihügel noch die totale und bedingungslose Einbindung in die
Arbeitswelt.  Aber wenn sich die Erziehung schon vom Modell
industrieller Abläufe lösen sollte--fabrikähnliche Gebäude,
Unterricht, der nach Pinzipien der Schichtarbeit und der Teilung von
Arbeit, Freizeit und Urlaub organisiert ist--, dann sollten die
Schüler den Unterrichtsrhythmus auch besser mit ihren natürlichen
Lebensrhythmen vereinbaren können.  Statt ständiger physischer
Anwesenheit aller zu bestimmten Zeiten sollte sich eine interaktive
und kooperative Kreativität entfalten dürfen, die Raum bietet für das
Spielerische, Natürliche und Zufällige.

Das klingt vielleicht weit hergeholt, aber es liegt tatsächlich noch
in weiter Ferne.  Selbst wenn die großen Computerfirmen überall auf
der Welt Interaktionszentren einrichten würden, hätte dies keine
weitreichenden Veränderungen zur Folge.  Zu tief sind die
Lernhaltungen der Schüler in den traditionellen Erwartungen
verwurzelt.  Es läßt sich leichter Übereinstimmung darüber erzielen,
was am gegenwärtigen Bildungssystem gut ist, als darüber, was
geändert werden könnte und müßte.  Aber jeder einzelne kleine Kern
selbstorganisierten Lernens, der sich in Online-Klassen mit
netzwerkspezifischen Fragestellungen beschäftigt, ist ein Schritt in
die richtige Richtung.  Überall dort, wo sich der Bedarf an
qualifizierten Arbeitskräften besonders dringlich
stellt--rechnergestützte Genetik, Nanotechnologie, nicht-lineares
elektronisches Publishing--, bietet das hier vorgestellte Modell eine
Chance.  Wir können nicht mehr erwarten, daß unser Bildungssystem
qualifizierten Nachwuchs heranbildet, ohne daß die an diesem
Nachwuchs interessierten Firmen an den Kosten dafür beteiligt werden.
Statt Stiftungslehrstühle für traditionelle Wissenschaftsdisziplinen
bereitzustellen, sollten die Unternehmen in die Ausbildung und die
lebenslange berufliche Weiterbildung investieren.

Solange wir davon ausgehen, daß nur derjenige ein guter Architekt
wird, der Geschichte, Mathematik, Biologie beherrscht und dazu noch
weiß, wer Vitruvius war, halten wir an den überkommenen Regeln der
Schriftkultur fest.  Die Frage ist auch falsch gestellt.  Denn sie
unterstellt, daß man im voraus wissen kann, was für veränderte
pragmatische Zusammenhänge wichtig wird und wie diese sich darstellen.
Die Inhalte verändern sich, die Proportionen verändern sich, vor
allem aber verändert sich der Lebenszusammenhang.

Im Gegensatz zur heute verbreiteten Rangordnung zwischen den Fächern,
die z. B. Zeichnen und Singen zu Nebenfächern und Lesen und
Schreiben zu Hauptfächern erklärt, müssen wir die Komplementarität
der einzelnen Fähigkeiten anerkennen.  Unsere Erziehung sollte alle
die Fähigkeiten fördern, in denen und durch die die jungen Menschen
sich in einer Welt definieren, die den Kreislauf ewiger
Wiederholungen durchbrochen hat und völlig neue, auf keine
Vergangenheit bezogenen Ziele verfolgt.  Statt Intuition und
Irrationalität rundweg abzulehnen, sollten auch Selbsterkundungswege
offenstehen, die sie integrieren.  Eine nur auf Problemlösung
ausgerichtete Erziehung ist zu eng; alternative Ziele, auf die auch
Intuition, Irrationalität oder das Unbewußte hinführen, sollten
erlaubt sein.


Ein Weckruf

Unser Modell vertraut bei den Schülern auf Reife und Erfahrung und
bei den Erziehern auf die Fähigkeit, ein Unterrichtsklima zu schaffen,
in dem sich Selbstverantwortung und Selbstdisziplin entfalten können.
Es muß sich den bislang ungeklärten Fragen danach stellen, wann und
mit welchen Mitteln die Ausbildung beginnt, welche Rolle die Familie
darin spielt--sofern die Familie überhaupt noch ein nennenswerter
Erziehungsfaktor bleibt--, wie man Vielfalt und Multiplizität
integrieren kann.  Öffentlichen Bekundungen nach verfolgen Erziehung
und Ausbildung einen Hauptzweck: die nachwachsenden Generationen mit
den Fähigkeiten auszustatten, die sie in die Lage versetzen, in der
Zukunft zum nationalen Wohl beizutragen.  Wenn das so ist, dann
sollte die Tatsache, daß unsere wirtschaftliche Lebensfähigkeit von
einer globalen Wirtschaft abhängt, die sich nicht mehr durch Landes-
und Staatsgrenzen definieren oder lenken läßt, und daß Wettbewerb
sich auf dem übernationalen Markt abspielt, nicht unberücksichtigt
bleiben.

Insgesamt gerät, ein wenig wohl auch in unserem Modell, die
Entfaltung des Individuums durch die Entwicklung seiner geistigen und
seelischen Fähigkeiten in Vergessenheit oder wird dem Einschärfen von
Fakten und Fertigkeiten untergeordnet.  Ästhetische Sensibilität,
subtilere geistige Interessen, auch der Erfahrungsreichtum der
Gefühlswelt, bleiben sich selbst genügende persönliche Interessen.
Die Menschen sehen sich einer Arbeitswelt ausgesetzt, die mit der von
Pädagogen, Wirtschaftsvertretern und Politikern antizipierten
Berufswelt wenig zu tun hat und immer fragmentarischer und
vermittelter wird.  Letztendlich wird fast jede Arbeit zu einem "Job"
statt zu einem Beruf.  Ärzte, Professoren, Geschäftsleute, Schreiner
und Fast-food-Verkäufer üben Tätigkeiten aus, die zumindest teilweise
automatisiert werden könnten.  Damit verliert die Arbeit ihre
wichtigste Motivationsgrundlage--die Entfaltung individueller Anlagen
zu einer persönlichen Identität.  Innere Motivation wird durch äußere
Begründungen--die Erhaltung der kommerziellen Demokratie--ersetzt,
was schließlich zu abnehmendem Interesse an der Arbeit, geringerem
Engagement und weniger Kreativität führt.  Eine berufsbezogene
Ausbildung verspricht Wohlstand, nicht Selbsterfüllung.  Der Verfall
der Familie und ein neues Sexual- und Fortpflanzungsverhalten deuten
darauf hin, daß eine stärkere Einbindung der Familie in die
Bildungsverantwortung, so begrüßenswert sie wäre, wohl eher die
Ausnahme bleiben wird.  Es wäre also geraten, daß wir uns auf die
Veränderungen einstellen und Alternativen entwickeln, statt darauf zu
hoffen, daß durch ein Wunder oder die göttliche Intervention des
Dollars oder einer anderen starken Währung die Familie wieder zu dem
wird, was sie nach den Idealen der Schriftkultur hätte werden sollen.

Zahlreiche Pädagogen haben Theorien zur Erziehungs- und
Bildungsreform entwickelt.  Sie ignorieren nicht etwa die neuen
pragmatischen Erfordernisse, sie werden ihrer überhaupt nicht gewahr.
Ihre Empfehlungen laufen daher mehr oder weniger auf dasselbe hinaus:
immer das Gleiche und davon noch mehr.

Der allgegenwärtige Fernsehapparat ist das typischste Merkmal unserer
Zeit.  Er hat längst die Rolle übernommen, die das Buch einmal
innehatte.  Dennoch ist das Fernsehen ein passives Medium; sein
Informationsgehalt ist trotz der gegebenen Möglichkeiten gering.  Das
digitale Fernsehen mit der Einbeziehung des Computers wird hier
entscheidende Veränderungen mit sich bringen; es ist ein aktives
Medium und fördert Interaktivität.  Bildungszentren werden diese
Möglichkeiten aktivieren und mit seiner Hilfe interaktive
Bildungsprozesse zwischen Individuen mit unterschiedlichstem
Bildungshintergrund ermöglichen.  Vor allem dieses Medium wird uns
den Umgang mit unterschiedlichen Sichtweisen und Perspektiven lehren
und neue Erfahrungs- und Wissenshorizonte erschließen.  Sie werden
weniger auf Informationsvermittlung konzentriert sein als auf das
Verständnis von Veränderungen und den Prozessen, die sie herbeiführen.

In diesem Zusammenhang hat auch die ästhetische Erfahrung einen Platz,
nicht als Kunstgeschichte, sondern als ästhetische Erwägung und
Tätigkeit, die neben den wissenschaftlichen Kenntnissen zur
Optimierung der menschlichen Praxis beiträgt.  Wenn sich zukünftige
Lerngruppen dynamisch zusammensetzen, werden sie nach Alter, Herkunft
und Vorbildung heterogen sein.  Angesiedelt im öffentlichen Bereich
vernetzter Ressourcen findet jeder den Zugang zu Lerngebieten seiner
Wahl, Feedback ist jederzeit gewährleistet und insgesamt ein Klima
kreativen Wettbewerbs geschaffen.  Hieraus ergeben sich dann nicht
nur wissenschaftliche und technologische Leistungen, sondern
besonders auch die Relevanz ästhetischer Dimensionen.

Das schriftkulturell fixierte pädagogische Establishment wird unsere
Überlegungen vermutlich als Wolkenkuckucksheim, bestenfalls als
futuristisch abtun.  Man wird unter Verweis auf die drängenden
Probleme Sofortlösungen fordern, keine Zukunftsmodelle, die auf
Selbstorganisation und Finanzierung durch die Wirtschaft setzen.
Zukunftsmodelle besitzen weniger Überzeugungskraft als Pläne für die
Reformierung einer Bildungspraxis, die auf eine lange Tradition und
auf Leistungen in der Vergangenheit verweisen kann.  Und die
Öffentlichkeit wird trotz aller Kritik am gegenwärtigen
Bildungssystem einige Zweifel äußern: Wie sinnvoll und seriös ist es,
angesichts von Metalldetektoren in den Schulen, die die Schüler nach
Waffen absuchen, eine neue Bildungstheorie zu entwerfen, die auf neue
Lernhaltungen abzielt?  Wie überzeugend sind Forderungen nach neuen
Lernerfahrungen mit hohen ästhetischen Ansprüchen, wo doch gerade die
Mittelmäßigkeit für die prekäre Lage an unseren Schulen kennzeichnend
ist?  Aber: Sollen wir Motivation und Eigenmotivation in einer
Schulwirklichkeit, in der immer mehr Teenager schwanger zur Schule
kommen oder ihre Kinder in den Unterricht mitbringen, unterbezahlten
Lehrern oder Visionären überantworten?  Wasser in der Wüste zu
verkaufen, ist nicht so einfach, wie es vielleicht klingt.

Warum sollen wir uns nicht ausmalen, daß Lernmittel an die
Computerterminals des Kennedy Space Center oder an die Supercomputer
des European Center for Research of the Future angeschlossen werden?
Wir können uns durchaus vorstellen, daß wir mit digitalem Fernsehen
das uns Unbekannte erforschen oder eine Online-Ausbildung einrichten;
denn wir leben in einer Welt, in der zur Steigerung unser aller
Leistungen der Zugriff auf Ressourcen, die bislang wenigen
vorbehalten waren, immer selbstverständlicher wird.  Dafür müssen wir
aber unsere hergebrachten Vorstellungen von einer homogenen,
allgemein verbindlichen Ausbildung, die alle Individuen in dieselben
Ausbildungsmuster zwängt, ob sie wollen und können oder nicht,
aufgeben.  Auch die besten Vorsätze, die soziale und ethnische
Rücksichten nehmen und humanistische Ideale verfolgen, helfen nicht
weiter.  Überall auf der Welt hat die Pro-Kopf-Rate der privaten und
öffentlichen Bildungsausgaben die Inflationsrate überschritten;
dennoch widmen die Schüler ihre Zeit immer weniger der Schule und den
schulischen Aufgaben.  Das gilt für die USA ebenso wie für andere
Länder mit hohen Zulassungsvoraussetzungen, also etwa Frankreich,
Deutschland oder Japan.

Wir können also unser Bildungssystem nicht ohne Blick auf die
allgemeinen gesellschaftlichen Veränderungen reformieren.  Es ist
nicht von den anderen gesellschaftlichen Systemen losgelöst.  Schüler,
Lehrer, Eltern, politische Institutionen, wirtschaftliche Realitäten,
ethnische und kulturelle Voraussetzungen und die Verhaltensmuster in
unserer kommerziellen Demokratie binden es in den allgemeinen
pragmatischen Kontext ein.  Und da herrschen provinzielle Denkweisen
vor: Bürokratische Verordnungen von unübertroffener Dummheit
unterbinden jegliche Veränderung, die Millionen von zukünftigen
Schülern bessere Ausbildungschancen geben könnte.  Was sich als
Kultivierung von Geist und Seele verstanden wissen will, ist die
Hochglanzpolitur eines Ladenfensters, hinter dem nur noch Ladenhüter
verstauben.  Welcher Sinn liegt darin, Millionen von Schülern täglich
in Schulen zu schicken, deren Kosten wir nicht mehr tragen können,
und sie Leistungstests zu unterziehen, deren Maßstäbe wir ständig
senken müssen?


Konsum und Interaktion

Ob wir es wollen oder nicht, die Wirtschaft wird durch Konsum
angetrieben.  Das soll nicht gleich heißen, daß wir einen
Feedback-Kreislauf begünstigen sollen, der letztendlich die
Stabilität des Systems, dem wir angehören, unterminieren würde.  Wenn
aber Konsum die Hauptantriebskraft bliebe, würden wir uns irgendwann
alle zu Tode vergnügen.  Die Lösung für unser Problem ist aber nicht
in politischen oder pädagogischen Moralpredigten zu suchen.
Schuldzuweisungen an Konsum, Wohlstandserwartungen oder
Freizeitverhalten lösen keine Bildungsprobleme.  Unsere Erziehung muß
den Konsumfaktor berücksichtigen und gleichzeitig den gesunden
Menschenverstand fördern.  Ein gewisses Qualitätsbewußtsein können
wir schon dadurch anerziehen, daß wir kooperative Erziehungsprojekte
fördern, die nicht nur die Produktion von Dingen, sondern auch die
eigene Weiterentwicklung in den Mittelpunkt stellen.  Den
Generationen, deren Fenster zur Wirklichkeit die Fernsehschirme
geworden sind, kann nicht zur Last gelegt werden, daß ihr Interesse
am Lesen nachgelassen hat oder daß ihnen die Wirklichkeit als eine
inszenierte Show erscheint, die durch halbminütige Werbespots
unterbrochen wird.  Die jungen Leute von heute verfügen über andere
Fähigkeiten; statt sie auszuschalten, muß unser Bildungssystem ihnen
dafür die angemessenen Entfaltungsmöglichkeiten bieten.  Das
Fernsehen ist eine Tatsache in unserem Leben geworden, wir müssen sie
nutzen; allerdings werden sich die Entwicklungen, die das Verhältnis
zwischen den Zuschauern und den Sendern von Botschaften verändern,
auch auf die Wirklichkeit des Fernsehens auswirken.

Kognitive und motorische Merkmale von Fernsehzuschauern unterscheiden
sich von denen, die sich unter der Schiftkultur herausgebildet haben.
Und das digitale Fernsehen wird diese Merkmale noch weiter verändern.
Bücher zur Geschichte oder über andere Länder werden eine marginale
Rolle in unserer Lebenspraxis behalten, aber die Fähigkeit, Bilder zu
lesen und zu verstehen, Veränderungen zu erkennen und zu bewirken,
Bilder zu veröffentlichen und wiederzuverwenden oder sie zu ergänzen,
überhaupt die Fähigkeit, eigene Bilder herzustellen, ist für unsere
Leistungsfähigkeit von entscheidender Bedeutung.  Wenn es nicht
gelingt, den Schüler zu fesseln und zu engagieren, werden alle
Bildungsbemühungen nichtig sein.  Es ist schwer zu begreifen, daß es
keine absoluten Werte gibt; aber wenn nicht alle Generationen zu
dieser Einsicht gelangen, werden sich die Generationskonflikte
verschärfen.  Dagegen ist das Fernsehen gewiß kein Allheilmittel;
aber es kann eine breite Grundlage für ein gegenseitiges Verständnis
dafür schaffen, wie wir uns den immer bedrohlicheren
Herausforderungen stellen können.  Natürlich ist von einem Fernsehen
die Rede, das den in der Industriegesellschaft erworbenen Status
eines Massenkommunikationsmittels abgelegt und sich zu einem
Instrument persönlicher Interaktion weiterentwickelt hat.

Ein Verständnis für Unterschiede zu entwickeln, kann nicht nur die
Aufgabe der Erziehung sein oder auf den Fernsehkonsum beschränkt
bleiben.  Dieses Problem gehört zu den wichtigen Aufgaben unseres
politischen Lebens.  Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich, und
alle bekommen die gleichen Chancen, sich ihren Möglichkeiten
entsprechend zu entwickeln; deshalb muß eine Gesellschaft jeglichen
Anspruch auf Homogenität und Uniformität zurückstellen und alles dazu
tun, die Bedeutung der Unterschiede zwischen ihren unterschiedlichen
Mitgliedern herauszustellen.  Die Erwartungen, die mit dieser Art von
Erziehung einhergehen, richten sich auf Persönlichkeitsentfaltung und
Erfüllung in den gewählten Tätigkeitsbereichen als Wissenschaftler,
Tänzer, Denker, Facharbeiter, Bauer, Sportler usw.  Mit anderen
Worten: das Ziel ist nicht primär ein gutbezahlter Job, sondern eine
befriedigende Arbeit.  Die Mittel und Wege dazu wird uns weder der
Staat noch irgendeine Behörde weisen.  Wir selbst müssen sie
entdecken, erproben und verbessern, und zwar immer im Wissen darum,
daß wir an die Stelle einer starren Institution einen nach vorn
offenen Prozeß setzen, aus dem heraus wir uns als gebildete und
ausgebildete Persönlichkeiten entwickeln.

Läuft Erziehung in Zukunft auf eine allgemeine Handelsschule hinaus?
Für die, die wollen, schon.  Anderen stehen andere Möglichkeiten
offen, solange wir Erziehung als ein offenes Unterfangen begreifen,
das sich auf die Bildungsbedürfnisse einrichtet, die sich im Verlauf
eines langen, lernwilligen Lebens ergeben.  Die Ausbildung von
interaktiven Kompetenzen, in Visualisierungstechnologien, im Umgang
mit Internet und Datenbänken, die Sensibilisierung der Sinne als
Denk- und Erfahrungsorgane--sie alle erfordern einen Lernkontext, den
keine Schule und keine Universität der Welt bieten kann.  Wenn aber
alle bisherigen Bildungsressourcen gemeinsam zur Einrichtung der oben
skizzierten interaktiven Lernzentren beitragen würden, dann hätten
wir es nicht mehr mit einem maroden und finanziell bankrotten
Unternehmen zu tun, sondern Wege in eine erfolgreiche Zukunft
gefunden.

Die Menschen werden heute älter, die Altersstruktur der Gesellschaft
verändert sich, daraus ergibt sich ein weiterer Bildungsbedarf.  Zu
den am stärksten anwachsenden Benutzergruppen im Internet gehört die
Gruppe der älteren Menschen, die nicht nur sehr motiviert sind,
sondern erstaunliche Fähigkeiten aufweisen, von denen die
Gesellschaft noch besser profitieren könnte.

Der Zugang zum verfügbaren Wissen über interaktive Projekte im
aufgezeigten organisatorischen Rahmen ist weder trivial noch billig.
Die vernetzte Welt, alle neuen Kommunikationsmittel und auch das
keineswegs mehr utopische digitale Fernsehen sind schon heute vielen
und vielerorts zugänglich.  Denjenigen, die bislang keinen Zugang zu
dieser Technologie gefunden haben, könnte er leicht dadurch
ermöglicht werden, daß die hohen Ausgaben für die derzeitige
Bildungsbürokratie umverteilt werden.  Statt weiterhin in Gebäude,
Verwaltungsapparate, Normen und Regulierungen zu investieren, statt
verfallende Schulgebäude wiederaufzubauen und all die Lehrer
wiederzuverwerten, die mangels richtiger pädagogischer
Herausforderungen geistig längst verödet sind, sollten wir ein neues,
ein globales Bildungssystem entwerfen.  Dieses würde sich nicht nur
für ein Land, nicht nur für wenige reiche Länder, sondern kraft
seiner allgemeinen Verfügbarkeit für die ganze Welt segensreich
auswirken.  Die in unabhängigen Modulen erstellten Lehrinhalte würden
sich aus authentischer Arbeit, aus wirklichen Problemstellungen der
Lebenspraxis ergeben, nicht aus von Lehrern erdachten und in
Lehrbüchern festgeschriebenen Schulübungen.

Effizienz in der Lebenspraxis ist der einzige Erfolgsmaßstab.
Zensuren werden insofern irrelevant, als sich praktische Tätigkeit,
in der sich die Selbstkonstituierung von Individuen vollzieht, nicht
durch Multiple-choice-Verfahren überprüfen läßt.  Hier ist der Mensch
in seiner Gesamtheit angesprochen, dieses Lernen führt zu
persönlicher Reifung und erhöhtem sozialen Bewußtsein.


Unerwartete Gelegenheiten

Wir haben es immer wieder zu hören bekommen: Wir leben im Zeitalter
des Wissens.  Damit ist ein Erfahrungszusammenhang bezeichnet, dessen
wesentliche Ressourcen kognitiver Natur sind.  Im Zeitalter der
Schriftkultur vollzog sich die Aneignung von Wissen eher langsam und
erstreckte sich über eine längere Zeitdauer.  Das Wissen, daß sich
aus den praktischen Erfahrungen und Tätigkeiten der
Industriegesellschaft ergab, lief letztendlich auf eine Erleichterung
der Lebensbedingungen für den Menschen hinaus.  Alles, was
ursprünglich durch Muskelkraft des Menschen und seine handwerklichen
Fertigkeiten geleistet worden war, wurde zunehmend Maschinen
übertragen und mit Hilfe von Energieressourcen durchgeführt, die der
Mensch in seiner Umwelt fand.  Das menschliche Denken förderte die
Weiterentwicklung von immer mehr und immer leistungsfähigeren
Maschinen, die sich auf alle nur denkbaren Anwendungsgebiete
erstreckten.  Energie konnte auf eine so effiziente Weise eingesetzt
werden, daß schließlich Maschinen Arbeiten übernahmen, für deren
Durchführung die menschliche Arbeitskraft Dutzende oder Hunderte von
Menschen benötigt hätte.

Zur Verdeutlichung wollen wir einige Aufgaben des Maschinenzeitalters
mit denen unseres heutigen Wissenszeitalters vergleichen.  In der
industriellen Lebenspraxis ersetzte die Maschine die Muskelkraft und
die begrenzten mechanischen Fertigkeiten, die zur Verarbeitung von
Rohmaterialien, zur Herstellung von Autos, zum Waschen der Wäsche
oder zum Schreiben eines Typoskripts nötig waren.  Neu entdeckte
Energiequellen hielten die Maschine am Laufen, so daß sie schließlich
auch von der Fabrik aus die privaten Haushalte eroberte.  Die
Schriftkultur, die die wesentlichen Merkmale der industriellen
Lebenspraxis verkörperte, hielt mit den Anforderungen und
Möglichkeiten des Maschinenzeitalters Schritt.  In unserem Zeitalter
nun sind Computerprogramme an die Stelle der Maschine getreten; sie
ersetzen das Denken und das begrenzte Wissen, daß man zur Überwachung
von komplexen Produktionsanlagen benötigt, die Rohmaterialien
verarbeiten und neue Materialien herstellen.  Computerprogramme
überwachen die Herstellung von Automobilen; sie lenken zahlreiche
Funktionen in unseren Haushalten--Heizung, Waschen und Trocknen der
Wäsche, Kochen, Hausüberwachung.  Auch die Publikationstätigkeit im
World Wide Web ist vom Computer abhängig.  Alle diese Leistungen
vollziehen sich in einer globalen Skala.  Viele Sprachen dienen als
Datenträger für jede spezielle Teilaufgabe und gehen in das
Endprodukt ein.  Die früheren Abhängigkeiten von natürlichen
Ressourcen und von einem gesellschaftlichen Modell, das für die
optimale Funktionsfähigkeit der industriellen Lebenspraxis
zugeschnitten war, erübrigen sich in dem Maße, in dem sich der Fokus
von Dauerhaftigkeit auf flüchtigere Interessengemeinschaften oder auf
das Individuum verlagert--die eigentlichen Organisationseinheiten des
Wissenszeitalters.

Kognitive Ressourcen ergeben sich aus Erfahrungen, die von denen des
Maschinenzeitalters qualitativ unterschieden sind.  Digitale
Maschinen verbrennen weder Kohle noch Gas--digitale Maschinen
verbrennen Wissen.  Die Quelle eines jeden Wissens liegt bekanntlich
im Geist eines jeden Menschen.  Die Ressourcen des
Maschinenzeitalters erschöpfen sich allmählich.  Alternative
Ressourcen lassen sich in den Bereichen erschließen, die
üblicherweise unbeachtet blieben.  Recycling und die Erfindung von
Prozessen, die aus dem Verfügbaren noch mehr herausholen, müssen sehr
viel stärker auf menschliches Wissen zurückgreifen als auf rohe
Verarbeitungsmethoden.  Dabei sind die Wissensquellen prinzipiell
unbegrenzt.  Wenn jedoch die kognitive Komponente unserer praktischen
Erfahrungen stagnieren oder aus irgendeinem unvorstellbaren Grunde
zusammenbrechen würde, dann würde mit ihr die gesamte auf dem
digitalen Ablauf des Wissenszeitalters basierende Pragmatik
zusammenfallen.  Man stelle sich einmal vor, daß man mit einem Auto
auf einer menschenleeren Straße liegenbleibt, weil der Benzintank
leer ist.  Was würde im Vergleich dazu passieren, wenn eine komplexe
Maschine, die komplizierter als all das ist, was Science-fiction
ersinnen könnte, stillstehen würde, weil sie nicht mehr von
menschlichem Denken gefüttert wird?

Die Dynamik unseres Wissens, die sich irgendwo zwischen den Polen der
Informationsverarbeitung und des Wissenserwerbs und der
Wisssensverbreitung zum Ausdruck bringt, steht für die Dynamik
unseres gesamten Lebenssystems.  Das in neuen Technologien und
Verarbeitungsmethoden verkörperte Wissen ist für die fundamentale
Trennung des Individuums von den Produktionsaufgaben und von einer
Vielzahl weiterer, nicht produktiver Tätigkeiten verantwortlich.
Kein Individuum muß über das gesamte Wissen verfügen, das eine
lebenspraktische Situation erfordert.  Betriebsingenieure in
Atomkraftwerken brauchen zum Beispiel keine großartigen Physiker oder
Mathematiker zu sein.  Nicht alle Arbeiter in einem
Raumforschungsprogramm müssen Raumfahrtspezialisten sein.  Ein
Programmierer braucht nicht unbedingt zu wissen, wie ein
Diskettenlaufwerk funktioniert.  Ein Gehirnchirurg muß nicht wissen,
wie die Instrumente hergestellt werden, die er verwendet.  Jede
einzelne Facette einer bestimmten pragmatischen Situation hat
spezifische Erfordernisse.  Die gesamte pragmatische Situation setzt
jedoch ein Wissen voraus, über das ein Individuum weder verfügen kann
noch verfügen sollte.  Das jeweils relevante begrenzte Wissen wird
heute nicht mehr einheitlich über schriftkulturelle Methoden
verbreitet, es ist in Instrumenten und Methoden, nicht in Menschen
eingebaut und wird auf diese Weise verbreitet.  Der ungeheure Vorteil
liegt darin, daß Programme und Verfahren vereinheitlicht werden,
nicht aber die Menschen.  Datenmanagement kann fortgeschrittenes
Wissen nicht ersetzen; aber ein Datenmanagementsystem kann mit Wissen
in Form von routinierten Erfahrungen, Abläufen, Handlungsschemata,
Verwaltung und Selbstevaluation ausgestattet werden.

So wie jeder einzelne am reibungslosen Ablauf der mechanischen
Maschine beteiligt war, ist jeder einzelne, ob Laie oder Spezialist,
auch am reibungslosen Funktionieren der digitalen Maschine beteiligt.
Die einzige zuverlässige Wissensquelle liegt in den Menschen, die
sich in praktischen Erfahrungen entfaltet haben, welche das Digitale
miteinbezog.  Nicht jeder wird natürlich ein Denker, und nicht jeder
produziert Wissen.  Im Wissenszeitalter jenseits der Schriftkultur
sind vor allem zwei Wissensquellen relevant.  Die eine Quelle speist
die hochspezialisierte Arbeit von Spezialisten und Forschern in hohen
Abstraktionsbereichen, die weit über dem liegen, was die
Schriftkultur artikulieren konnte.  Die andere Quelle ist in den auf
den gesunden Menschenverstand gründenden Interaktionen angelegt, in
der alltäglichen Erfahrung des Menschen.

Daß das Spezialistenwissen wohl auch weiterhin in die Lebenspraxis
unseres Zeitalters eingebunden bleiben wird, ist ohne Zweifel.  Die
spezifischen Motivationen, die zu neuem Wissen führen, müssen erkannt
und angeregt werden.  Auch müssen wir solche Umstände in Betracht
ziehen, die sich negativ auf die neues Wissen hervorbringenden
Lebensumstände auswirken könnten.

Über die zweite Wissensquelle wissen wir sehr viel weniger, denn in
vorausgegangenen Lebenszusammenhängen war sie weniger wichtig und
daher weitgehend ignoriert worden.  Wir wissen vor allem nicht, wie
wir das unbegrenzte Reservoir jener Wissensressourcen anzapfen können,
die sich im Alltag und in der routinierten Arbeit des größten Teils
der Weltbevölkerung manifestieren.  Jedes einzelne Individuum kann
mit eigenen kognitiven Ressourcen zu der allgemeinen Dynamik der Welt
beitragen.  Aber diese Beiträge sind zufällig, schwierig zu
identifizieren und lohnen nicht immer den Aufwand, der zu ihrer
Förderung notwendig ist.  Viele Entscheidungen, die wir in unserem
Leben treffen, beruhen auf außerordentlich wirkkräftigen Prozeduren,
derer wir uns als Individuen selten oder nie bewußt werden.  In
manchen scheinbar banalen Verrichtungen steckt der Keim zu einem
Genie.  Das Abtauchen in die Tiefe der kollektiven persona scheint
aber lohnenswert.

Vor einigen Jahren sprach ich mit einem prominenten
Erziehungswissenschaftler, der in seinem Institut bereits mit
interaktiven Simulationsprogrammen für Jugendliche arbeitete.  Wir
unterhielten uns über das damals sehr beliebte Computerspiel Game of
Life (von John Horton Conway) und die Möglichkeit, es für neue
Unterrichtsformen zu nutzen.  Das Game of Life basiert auf der
Theorie von Zellularautomaten und simuliert bestimmte
Gesetzmäßigkeiten von Geburt und Tod.  Die Spielregeln sind relativ
einfach, aber innerhalb derselben laufen sehr komplexe Formen des
künstlichen Lebens ab: Eine Zelle, die sich voll entwickelt,
verkörpert entstehendes Leben, die gegenteilige Richtung Tod.  Ziel
des Spiels ist es, komplexe Lebensformen zur Ausbildung zu bringen.

Unsere Überlegung ging dahin, dieses Spiel einer großen Spielerschaft
im Netzwerk weltweit zugänglich zu machen, so daß Hunderttausende von
Mitspielern die Spuren ihrer kognitiven Entscheidung zurücklassen
würden.  Aus diesen allen würde sich die "Intelligenz" des gesamten
Kollektivs herauskristallisieren, das an diesem Spiel beteiligt ist.
Die so erreichte kognitive Gesamtsumme hat Gestalt-Charakter--sie ist
sehr viel mehr als die Summe aller ihrer Teile, hat also eine
qualitativ andere Natur, die vielleicht sogar mit der von
Spezialisten oder Genies vergleichbar ist.  Aber wenn wir uns die
enorme Anzahl von Anwendungen vor Augen halten, die in dieses Projekt
eingegangen wären und die von völlig nutzlos bis zu hoch produktiv
reichen, dann läßt sich leicht ermessen, daß diese Wissens- und
Intelligenzquelle viel interessanter ist als die von Spezialisten und
professionellen Denkern in einem bestimmten Bereich.  In dem, was wir
tun und wie wir uns entscheiden, liegt mehr als nur Rationalität und
Denkkraft, von schriftkultureller Rationalität gar nicht zu reden.

Bei einer solchen kollektiven persona bräuchte es sich gar nicht um
die gesamte Weltbevölkerung zu handeln (abzüglich der Wissensprofis).
Man könnte mit ad hoc-Gruppen beginnen, also Gruppen, die ein
bestimmtes Interesse teilen oder nach einer bestimmten Information in
einem alltäglichen Zusammenhang suchen.  Wir würden auf diese Weise
einen wichtigen Einblick in die kognitiven Ressourcen gewinnen, die
im Alltag aktiv sind, und könnten davon ausgehend wichtige Prozeduren
entwickeln, die die individuelle Leistungsfähigkeit im Alltag enorm
erhöhen würden--und das hieße keineswegs, daß individuelles Verhalten
in groteske Formen repetitiver Verhaltensmuster gezwängt würde.

Wenn wir wirklich in einem Wissenszeitalter leben, können wir uns
nicht auf das Wissen weniger beschränken, so außergewöhnlich diese
auch sein mögen.  Jenseits der Schriftkultur ist das
schriftkulturelle Modell individueller Leistung kein Garant mehr für
die Leistungsfähigkeit der gesamten Gesellschaft.

Mit der zunehmenden Komplexität unseres Lebens können wir
Zusammenbrüche vermutlich nur auf Kosten weiterer kognitiver
Ressourcen verhindern.  Es hat Jahrtausende gedauert, bis sich aus
den primitiven Formen der Notation die Schrift und schließlich die
Schriftkultur herausgebildet haben.  Im Wissenszeitalter können wir
uns einen derartig langwierigen Zyklus zur Integration der kognitiven
Ressourcen nicht leisten.  Es ist bedrückend zu sehen, wie wenig
Gebrauch wir von der weitgehend verschwendeten Geistestätigkeit vor
dem Fernsehgerät oder auch beim Surfen im World Wide Web machen.
Natürlich sind Unterhaltung und Entspannung notwendig, dennoch ist
die beim Zuschauen eines Fußballspiels verwendete Energie ebenso
verschwendet wie beim Surfen im Web, in dem die Suche nach
pornographischem Material diejenige nach Mathematik oder Literatur
bei weitem übersteigt.  Wenn wir aus den Computerspielen kognitive
Informationen ableiten könnten, hätten wir nicht nur der
Spielwarenindustrie geholfen, die die Natur des menschlichen Spiels
nachhaltig verändert hat, sondern auch Einsicht gewonnen in die
kognitiven und emotionalen Aspekte dieser elementaren Formen
menschlicher Identitätsfindung.  Neben den allgemeinen Ansichten über
die Natur des homo ludens gibt es auch quantifizierbare Aspekte
bezüglich Wettkampf, Vergnügen und Befriedigung im Spiel.  Das
Internet ermöglicht unsere Reise durch Unmengen von Daten,
Informationen und Wissensquellen.  Sollen wir den Zugang zu diesen
kognitiven Landkarten wirklich Marketing-Experten überlassen, oder
wären sie nicht doch besser verwendet, wenn wir mit ihrer Hilfe
besser verstehen könnten, was uns im einzelnen bewegt, wenn wir nach
einem Wort, einem Bild oder einer Erfahrung suchen.  Daten über unser
Kaufverhalten sagen nicht unbedingt etwas über unsere Persönlichkeit
aus.  Für viele Menschen ist der Kauf von Konsumgütern lediglich
Vollzug einer Vermittlung, die von den Betreibern der gekauften
Dienstleistungen oder Gegenstände getragen wird.  Es gibt aber
authentische Erfahrungen und Lebensformen, in denen der Mensch durch
nichts ersetzt werden kann.  Hierzu gehört neben dem Scherzen oder
neben gesellschaftlicher Interaktion vor allem der Bereich des Spiels.
In diesen authentischen Augenblicken unserer Selbstkonstituierung
werden außerordentlich wertvolle kognitive Ressourcen aktiviert.

Die globale Vernetzung ist sehr viel transparenter als irgendein
Medium der Schriftkultur es je war.  Die Printmedien sind prinzipiell
durch ein Verhältnis 1:1 gekennzeichnet; das Fernsehen erweitert
dieses Verhältnis allenfalls auf eine Kleingruppe.  An einer
Web-Seite hingegen können Tausende von Teilnehmern angeschlossen sein.
Doch auch hier ist die Transparenz keineswegs uneingeschränkt.  Vom
Server können sie zwar erfahren, daß eine kleine oder große Anzahl
von Teilnehmern gegenwärtig ist, nicht aber deren Identität, das Ziel
ihrer Suche oder die kognitiven Komponenten, die in der jeweiligen
individuellen Erfahrung aktiviert sind.  Diese Anonymität gilt
weitgehend unserem Schutz vor uns selbst.  Wir müßten also Methoden
entwickeln, mit Hilfe derer wir uns im jeweils von uns gewünschten
Maß identifizieren und offenbaren und unsere Bereitschaft zur
Interaktion bekunden können.  Mit diesen Methoden könnten wir
kognitive Ressourcen anzapfen, die uns bislang unzugänglich geblieben
sind, aber einen enormen Wert darstellen.

Digitale Maschinen, die als Energie unser Wissen und unsere
Erkenntnis verbrennen, haben eine Effizienz in einer Größenordnung
erreicht, die die Effizienz von Maschinen, die Kohle oder Öl
verbrennen, weit übersteigt.  Die neuen Möglichkeiten setzen uns
allerdings auch unter einen neuen, ungewohnten Druck, der durch die
beschleunigte Akkumulation von Daten, durch die
Informationsverarbeitung und die Wissensverwertung erzeugt wird.  Um
das Verhältnis zwischen der digitalen Maschine und unserer eigenen
Leistung zu verstehen, müßten wir uns eine Dampfmaschine vorstellen,
die eine Lokomotive bergauf treibt.  Unser neues Stadium jenseits der
Schriftkultur ist ein solcher Steilhang mit mancherlei
Hindernissen--unsere begrenzten körperlichen Fähigkeiten, unsere
begrenzten natürlichen Ressourcen, ökologische Überlegungen, unsere
Fähigkeit zur Behandlung komplexer gesellschaftlicher Probleme.  Hier
einfach nur die Bremse zu ziehen, würde lediglich die Arbeit der
Maschine erschweren; es sei denn, wir hielten es für erstrebenswert,
den Steilhang Hals über Kopf hinunter zu purzeln.  Jeder kluge
Ingenieur weiß, daß die einzig vernünftige Lösung darin liegt, das
Feuer anzuheizen.  Das könnte fast wie ein Fluch klingen, der über
uns lastet.  Aber die Spannung, die in der Möglichkeit neuer
Entdeckungen liegt, auch in der Erforschung unserer eigenen
kognitiven Ressourcen, wiegt das allemal wieder auf.

Genug der Beispiele.  Die digitale Maschine wird nicht von
irgendwelchen abstrakten Rechenleistungen noch schnellerer Chips
angetrieben, sondern von menschlichem Wissen und menschlicher
Erkenntnis, die sich in Erfahrungen ausdrücken, welche sich weiter
diversifizieren.  Noch ist der Fall nicht eingetreten, daß wir zu
viel Energie und zu viel Computerkapazitäten hätten und nicht wüßten,
wohin damit.  Ganz im Gegenteil: Unsere Lebenspraxis ist der
verfügbaren Technologie immer einen Schritt voraus, wir stellen uns
immer neue Fragen und begegnen uns neuen Herausforderungen, für die
die Chips von gestern nicht ausreichen und das verfügbare
elektronische Gedächtnis genauso unzureichend ist, wie die Mittel und
Methoden der Schriftkultur.

Seit einiger Zeit schon versucht man, die bioelektrischen Signale zu
messen, die sich aus der Tätigkeit unseres Gehirns ergeben.  Wir
haben von diesen Messungen gelernt, daß sich der Geist in
Antizipierung praktischer Erfahrungen, in denen wir unsere Identität
finden, konstituiert.  Das klingt trotz der vorliegenden
wissenschaftlichen Beweise etwas weit hergeholt.  Denken ist ein
Prozeß, und bioelektrische Signale bekunden den Ablauf solcher
Prozesse in unserem Gehirn.  Sensoren auf unserer Haut können solche
Signale lesen; sie können lesen, wie sich die Denkprozesse, die auf
unseren kognitiven Ressourcen basieren, entfalten.  Wenn wir die
digitalen Maschinen mit dieser Energie füttern, können wir mancherlei
Nutzen daraus ziehen: durch gedankliche Impulse kontrollierte
prothetische Vorrichtungen für Behinderte, aber auch Impulse für den
Pinsel eines Malers, für Filmregie und Filmschnitt am Computer, die
uns in kinomatographische Projekte und in die Erstellung oder
Veränderung von Filmskripten einbinden.  Alle unsere bekannten
Sportspiele und viele unbekannte neue Spiele öffnen sich als eine
neue virtuelle Realität, und unsere Gedanken ermöglichen im Umgang
mit ihnen neue Erfahrungen.  Gerade auch für Behinderte bietet sich
hier ein neuer Horizont von bisher unbekannter Qualität.  Viele
Wissenschaftler, unter ihnen Einstein, waren davon überzeugt, daß wir
in dem, was wir tun, nur ungefähr 10% unserer kognitiven Fähigkeiten
verwenden.  In dem Maße, in dem die digitale Maschine mit dieser
neuen Energie gefüttert wird, ändert sich diese Zahl, und mit ihr
vermutlich unsere körperliche Verfassung, die schon jetzt durch
Degenerationserscheinungen gekennzeichnet ist.

Wenn wir aber den Grad unserer gegenwärtigen Möglichkeiten mit nur
10% unserer kognitiven Ressourcen erreichen konnten, dann läßt sich
leicht ermessen, was wir mit weiteren 10% erreichen könnten.  Die
neue Phase der Menschheitsentwicklung jenseits der Schriftkultur, mit
allen Gefahren und allen Unwägbarkeiten, hat eben erst begonnen.  Daß
sie von kürzerer Dauer sein wird als die ihr vorausgegangene, ist ein
anderes Thema.



Nachwort


Umbruch verlangt Umdenken

Angenommen, wir befinden uns tatsächlich jenseits der Schriftkultur,
was heißt das für Deutschland?  Das heißt--und zwar nicht nur für
Deutschland--, daß wir alle umdenken müssen.  Das klingt sehr einfach,
ist aber tatsächlich das schwierigste Ziel, das man sich selbst
setzen oder von anderen erwarten kann.  Aber ohne Umdenken können wir
den Umbruch, der sich in der ganzen Welt vollzieht und unter dem
Deutschland mehr zu leiden scheint als andere Länder, weder verstehen
noch in den Griff bekommen.

Outsourcing ist ein probates Mittel, wenn es um Produktion oder
Dienstleistungen geht, nicht aber, wenn wir über unsere Lage
nachdenken müssen.  Auf allen Ebenen der Gesellschaft sind die
Menschen darauf versessen, viel Geld für ein gutes öffentliches Image
zu bezahlen.  Wie andere Länder auch, ist Deutschland geradezu
zwanghaft davon besessen, ein positives öffentliches Bild abzugeben.
Oft ist das Erscheinungsbild wichtiger als die Substanz.  Weil etwas
gut aussieht, sind wir versucht, das Nachdenken zu verdrängen.  So
akzeptieren wir bereitwillig die ererbten veralteten Strukturen.
Gibt es für die Projektion eines guten Image eine bessere Methode,
als die Maschine der schriftkulturellen Praxis gründlich zu überholen
und zur Höchstleistung zu bringen?  Schließlich ist das Geld, das
dafür ausgegeben wird, nicht das Geld derer, die es ausgeben.
Berater und Redenschreiber arbeiten keineswegs im Verborgenen und
streichen hohe Profite ein, selbst in Notzeiten.  Diese
Imagefabrikanten haben letztendlich nichts anderes zu tun, als mit
Variationen der ausgedienten Schriftkultur, deren Ende dieses Buch
ausgiebig diskutiert hat, ihr eigenes Dasein zu rechtfertigen.
Besser wäre es, sie würden die Entwicklungsschübe erkennen, die ihre
Funktion und die Funktion derer, die sie angestellt haben,
überflüssig, wenn nicht gar kontraproduktiv machen.  Der letzte
Wahlkampf in Deutschland ist ein gutes Beispiel für die hier
beschriebene Situation.  Aber während die Deutschen noch auf die
Errungenschaften ihrer Vergangenheit blicken--auf ihre
Sozialprogramme, ihre Kunst, ihre Forschung, ihre Wissenschaft und
ihre Gelehrsamkeit--, hat die Zukunft längst begonnen.  Diese Zukunft
fordert Lösungen, die in den Formeln der Vergangenheit nicht zu
finden sind.

Wen immer der geneigte Leser bei der letzten Bundestagswahl gewählt
hat, die Chancen, daß er sehr schnell enttäuscht sein wird, sind
nicht gering.  Es ist eine traurige Wahrheit, daß es keine Rolle
spielte, wem man seine Stimme gab, weil eine wirkliche Alternative
nicht zur Wahl stand.  Diese Aussage betrifft Wahlen schlechthin.
Ich wage eine solche unbequeme, aber keineswegs seltene Auffassung,
weil die Politik, so wie sie überall auf der Welt und besonders in
Deutschland betrieben wird, Ausdruck von Erwartungen und Werten ist,
die aus der Schriftkultur hervorgegangen sind.  Sie ist nicht auf die
neue Lebensund Arbeitspraxis der Menschen zugeschnitten.  Diese
Politik ist schon seit jeher zutiefst opportunistisch.  In Zeiten des
Wachstums und des Wohlstands konnte sie ihren Einfluß erweitern und
praktisch alle Bereiche des menschlichen Lebens ergreifen.  In den
Jahren des Wirtschaftswunders konnte Deutschland es sich leisten, den
Einfluß der Politik so weit auszudehnen, daß sie jeden Aspekt des
Lebens erfaßte und regelte: Handelsgesetze (bis hin zu den
Öffnungszeiten der Geschäfte), öffentliche Einrichtungen, Parks,
Kinderspielplätze, Ruhestand, Autofahren, Heiraten und alles andere
nur Denkbare.  Auch die Vereinigten Staaten greifen regulierend in
das Sexualleben, in die Kinderrechte, in den Umgang mit der Umwelt,
die Lehrergewerkschaften, das Internet, den elektronischen Handel und
in die Privatsphäre ein.  Wirtschaftlicher Erfolg scheint der Politik
die Wege zu ebnen, um auf alle Lebensbereiche zugreifen zu können.
In Krisenzeiten allerdings zieht sich die Politik der Schriftkultur
zurück.  Auf alle Schwierigkeiten--hohe Arbeitslosigkeit im heutigen
Deutschland, zunehmende Fremdenfeindlichkeit, mangelnde Motivation
der Staatsbürger, um nur drei zu nennen--, die sie durch den
politischen und sozialen Widerstand gegenüber den Kräften des
Umbruchs selbst erzeugt hat, reagiert die Politik mit dem gleichen
Lösungsmodell: Wir haben ein Problem.  Schuld hat (natürlich) ein
anderer, die Opposition, die Fremden, die Globalität unseres Lebens.
Also soll auch ein anderer die Lösung suchen oder durch sein
Verschwinden das Problem eliminieren.

Die Industriegesellschaft konnte sich nach diesem Modell einrichten,
denn es entsprach der Schriftkultur und ihren Merkmalen.  Wenn ein
Gerät nicht funktioniert, läßt man es von einem Fachmann reparieren.
Und Familie, Bildung, Gesundheitssystem erfüllen innerhalb der
Schriftkultur die gleichen Funktionen wie Maschinen und werden
entsprechend behandelt.  Die grundlegende Schwäche dieses Modells ist
das reaktive Prinzip: Wenn etwas kaputt geht, muß es repariert werden.
Jetzt reparieren wir gerade die Bildung, das Gesundheitssystem, das
Familienleben--freilich per Dekret, von oben herab!  Auch die
"Fortschrittsmaschine" lief im Industriezeitalter reibungslos,
solange die grundlegenden politischen Voraussetzungen, die sich in
der Form der Nationalstaaten und des internationalen Handels
ausdrückten, der Skala der Bevölkerung entsprachen.  Heute aber geht
dieses reaktive Modell an den Problemen vorbei.  An der politisch
nicht gerade weitsichtig vollzogenen Vereinigung der beiden Teile
Deutschlands läßt sich dies gut demonstrieren.  Fest steht, daß
Westdeutschland zusammen mit dem Rest der Welt auf den Zusammenbruch
des kommunistischen Systems nicht vorbereitet war und die Gründe
dafür bis heute nicht verstanden hat.  Als Antwort auf diese
Entwicklung wurden zwei Einheiten, die einerseits einiges gemeinsam,
andererseits sich aber stark auseinanderentwickelt hatten,
zusammengefügt, und zwar nach dem überholten Modell des
Nationalstaats, nicht mit Blick auf die Bedürfnisse der weltweit
operierenden neuen Dynamik, deren wesentlicher Teil Differenz und
Differenzierung ist.  Die Entscheidung der deutschen Politiker, die
aus rein ideologischen Gründen von den Alliierten unterstützt wurden,
führen zurück in das Industriezeitalter und zu den Merkmalen der
Schriftkultur.  Symptomatisch ist zuallererst, daß das
Regierungszentrum mit enormem Aufwand nach Berlin zurückverlegt wurde:
ein Monument deutscher Einheit aus einer Zeit, die hundert Jahre
zurückliegt.  Andere Einrichtungen folgten diesem Beispiel.  Niemand
begreift oder will begreifen, daß in unserer heutigen Zeit
Standpunktfragen irrelevant sind.  Statt die Vorteile eines
effektiven verteilten Modells zu nutzen, das eine Infrastruktur
fördern könnte, die vielleicht nicht der Regierung und der Politik,
aber dafür um so mehr der Wirtschaft von Nutzen gewesen wäre,
verankerte sich Deutschland in den völlig ineffizienten
zentralistischen und hierarchischen Strukturen der Vergangenheit.
Trotz aller äußeren Anzeichen der Modernisierung wurde der Osten
dieses Landes in die Weimarer Zeit zurückversetzt: Die
vergangenheitsorientierten Politiker waren mehr daran interessiert,
ihre Machtpositionen zu sichern als das enorme kreative Potential des
neuen Marktes freizusetzen, der durch die schnelle Einführung der
D-Mark so billig akquiriert worden war.  Das Geld floß in Beton und
Ziegelsteine, nicht in die kognitiven Ressourcen und nicht in die
Interaktionsnetzwerke.  Bürger aus beiden Teilen Deutschlands sind
mit der jetzigen Situation unzufrieden.

Jenseits der Schriftkultur beginnt das Reich der Proaktivität.
Proaktiv denken heißt zunächst einmal zu verstehen, daß alle
gegenwärtig wirksamen Prozesse--ob sie nun Individuen,
Wirtschaftsunternehmen, die Bildung, Handel, Kunst, Ethik oder
Einwanderung betreffen--notwendigerweise kürzer sind als die
Wirkprozesse der Vergangenheit.  Parallel dazu sind die
Erneuerungszyklen--für ein stark exportorientiertes Land
lebenswichtig--kürzer.  Vor allem aber heißt es, daß Zentralismus und
Hierarchie, auf die offenbar jeder in diesem Lande setzt, die
Effektivität des Staates und damit die Effektivität aller wichtigen
Tätigkeiten--von risikofreudigen Individuen, Unternehmen und selbst
Regierungsstellen--einschränken.  Verschlankte Entscheidungsabläufe
(lean management) und Aufgabenverteilung werden zu entscheidenden
Wettbewerbsfaktoren--und nicht nur deshalb, weil die USA und England
hier schon weiter sind als Deutschland.  Das neue Denken muß sich aus
der Einsicht ergeben, daß der Umbruch notwendig ist und daß im Zuge
dieses Umbruchs eine nationalistische Mentalität abgelegt werden muß.
Weil dies eine große historische Chance ist, könnte Deutschland wie
kein anderes Land ein Beispiel setzen.  Doch wenn es diese
Gelegenheit verstreichen läßt, wird es vermutlich einen sehr hohen
Preis dafür bezahlen müssen.

Nur wenn sich Deutschland auf allen Ebenen--auf lokaler, staatlicher
und nationaler Ebene--von den Normen und Zwängen seines
traditionellen Systems, aus Verordnungen und Regulierungen befreit,
kann aus den guten Vorsätzen mehr werden als nur vorübergehender
Erfolg.  Ein proaktives politisches Klima und ein in Verordnungen und
Regulierungen stagnierender Geist schließen sich gegenseitig aus.  Im
übrigen hat sich gezeigt, daß insbesondere im Bereich der
Kommunalpolitik, hier wieder besonders bei der Förderung von
Existenzgründungen, gute Vorsätze zu nachweisbaren Erfolgen geführt
haben.  Manch ein Gemeinderat mußte sich dabei um alte Gesetze
herummogeln, um Existenzgründungen im Bereich der Telekommunikation
oder der Dienstleistungsangebote im Internet fördern zu können.
Hierbei waren die Anreize, die man für Existenzgründungen geboten
hatte, besonders attraktiv.  Sie reichen indes keineswegs aus.  Die
meisten Existenzneugründungen beruhen noch immer auf Eigeninitiative
ohne jegliche öffentliche Hilfe.  Auch hier gilt die alte Erfahrung:
Je lauter und öfter eine Erfolgsgeschichte wiederholt wird, desto
eklatanter sind die insgesamt mageren Ergebnisse, die damit
beschönigt werden sollen.  Jeder, der sich mit den neuen
bürokratischen Mechanismen, die solche Initiativen fördern sollen,
etwas auskennt, weiß, wie wenig von der gesamten Investitionssumme
tatsächlich für Innovationen aufgewendet wurde.  Es fehlt nicht an
Geld, sondern an Transparenz.  Die bei weitem meisten Gelder fließen
noch immer in den Wasserkopf der Schriftkultur: in die semantischen
Spielchen demagogischer Argumentation und Rechtfertigung.  Die
riesigen Plakate, mit denen der Weg in die Selbständigkeit
angepriesen wird, kosten weitaus mehr als das, was die jungen
Menschen als Starthilfe benötigen würden.

Deutschlands Modernisierungsversuche werden auch dadurch behindert,
daß es für jeden Schritt, den es in Sachen Deregulierung nach vorne
macht, hinsichtlich der Bürokratisierung der europäischen
Verhältnisse zwei Schritte zurückgeht.  Die schwerfällige Bürokratie
der europäischen Behörden bedürfte dringend einer Neustrukturierung,
die der neuen Pragmatik entspricht.  Diese aber von denen zu erwarten,
die zu dieser Bürokratie gehören und von ihr profitieren, wäre naiv.
Sie denken nur in Vor-Schriften, die ihnen Sicherheit, Ordnung und
Fortschritt zu versprechen scheinen, selbst wenn der Preis dafür eine
hohe Arbeitslosigkeit ist.  Man kann nur hoffen, daß die Europäer
selbst, wenn sie sich in ihrem neuen Haus erst einmal eingerichtet
haben, die Initiative ergreifen und Alternativen entwickeln werden.
Diese müßten dann sehr viel stärker auf Dezentralisierung, auf lokale
Autonomie, also auf kleine, sich selbst organisierende Kernzentren
setzen, ausgerichtet am föderalistischen Vorbild der USA oder, wenn
dieses Beispiel in Europa nicht willkommen sein sollte, an der
Schweiz.  Und dann wird man sehen, woher die richtungsweisenden Ideen
kommen: von den Unternehmern, die auf der lokalen Ebene um ihr
wirtschaftliches Überleben kämpfen, sich aber der globalen Dimension
ihrer Tätigkeit vollkommen bewußt sind; von den Intellektuellen in
ihren behaglichen akademischen Schutzhüllen; oder von den Politikern.
Eine besondere Rolle werden die Gewerkschaften spielen, die in der
Vergangenheit ein wesentlicher Veränderungsfaktor gewesen sind, heute
aber aus einer kurzsichtigen Politik heraus eher einen konservativen
Kurs betreiben.  Kein status quo kann den Interessen derer nützen,
die sich in den Gewerkschaften repräsentiert sehen, sondern nur
wirksame Veränderungen, die die einzelnen stärken.  Heute verhindern
die Gewerkschaften die Einführung neuer Technologien oder erschweren
sie zumindest.  Schon morgen werden sie vielleicht erkennen, daß der
Preis für diese kurzsichtige Politik sehr hoch ist: daß sie nämlich
niemand mehr haben will.

Loslösung von der Schriftkultur heißt vor allem, daß wir uns auf ein
proaktives Denken, auf Deregulierung, Dezentralismus und die
Abschaffung von Entscheidungshierarchien einlassen.  Proaktives
Denken beinhaltet die Bereitschaft zum Experiment, zum Verlassen
alter, eingetretener Pfade und zum Beschreiten neuer Wege.  Obwohl in
Deutschland große Summen für die Forschung ausgegeben werden, die vor
allem in die hervorragenden Max-Planck-Institute und die von der DFG
finanzierten Forschungsprojekte fließen, hat es lange Zeit keine
ausreichenden Rahmenbedingungen für neue Technologien wie Biogenetik,
künstliche Intelligenz (KI), künstliches Leben (ALife) und modernes
wissenschaftliches Rechnen (advanced scientific computation) gegeben.
Die Hochleistungsforschung im Bereich der traditionellen
Wissenschaften und Technologiebereiche war und ist ausgezeichnet.
Viele Ergebnisse im Bereich der Lasertechnologie, der
Hochgeschwindigkeitstelekommunikation, alternativer Energiequellen
(um nur einige wenige zu nennen) sind aber im Ausland, von deutschen
oder ausländischen Unternehmen, praktisch umgesetzt worden, weil in
Deutschland die Voraussetzungen hierfür fehlten!  Das ist das direkte
Ergebnis einer Fixierung auf Tradition, Kontinuität, Vergangenheit
und der mangelnden Bereitschaft, sich auf radikal neue pragmatische
Rahmenbedingungen einzulassen.  Kultur als Stagnationsfaktor ist
jedoch eine falsch verstandene Kultur.

Während also Deutschland seine Vergangenheit erfolgreich exportiert,
werden alle zukunftsorientierten Technologien importiert.  Ich rede
hier nicht von billigem Benzin oder Heizöl.  Hinsichtlich einiger
wissenschaftlicher Entwicklungen hat sich die bundesdeutsche
Regierung geradezu als Zensurinstanz erwiesen.  Offenbar unter dem
Eindruck einer Vergangenheit, die niemand vergessen will und
vergessen sollte, wurde es vermieden, das Wort Genetik direkt zu
verwenden.  Ironischerweise erinnert mich das daran, daß während
meiner Studienzeit in einem kommunistischen Land das Wort Genetik
(zusammen mit dem Wort Computer) verboten war.  Die Folge einer
solchen Einstellung aber ist, daß die Deutschen, die sich des
unstrittigen Gefahrenpotentials der Genetik bewußt sind, nunmehr im
Ausland darin investieren.  Deutsche Firmen unterstützen
amerikanische Universitäten mit Forschungsgeldern, weil ihre eigenen
Universitäten ihre wissenschaftlichen Möglichkeiten nicht wahrnehmen.
Jetzt sucht man in Deutschland verzweifelt den Anschluß in einem
zukunftsträchtigen Wissenschaftsbereich, der in der Kultur jenseits
der Schriftkultur von zentraler Bedeutung ist.  Mittlerweile sind
neue Gesetze verabschiedet worden, die den Anschluß an die
wissenschaftliche Entwicklung erleichtern sollen.  Das Problem liegt
aber nicht so sehr im Bereich der Technologie, in dem Deutschland
immer noch führend ist, es ist ein Mentalitätsproblem.  Neue Gesetze
ändern keine Mentalität und stellen nie die ausreichende Antwort auf
das dar, was zu unternehmen ist.

Silicon Valley hätte kein amerikanisches Phänomen bleiben müssen.
Deutschland hätte genügend Gelegenheiten für eigene wissenschaftliche
Erfolgsgeschichten gehabt, wäre es nicht allzu sehr auf die
Strukturen fixiert geblieben, innerhalb derer sich vergangener (und
kurzlebiger) Ruhm und vergangenes Versagen herausgebildet hatten.
Man mag sich gar nicht vorstellen, mit welcher Leichtfertigkeit und
Geschwindigkeit unzählige Milliarden zur Subvention völlig veralteter
Industriezweige (unter anderem für die Steinkohleindustrie)
ausgegeben worden sind.  Wäre dieses Geld in neue Technologien und
neue Medien investiert worden, hätte Deutschland mehr als eine
Erfolgsgeschichte und weniger Arbeitslose zu vermelden gehabt.  In
der politischen Gleichung einer subventionsgestützten Wirtschaft sind
in Deutschland die heutigen Steuerzahler und die zukünftigen
Generationen die echten Verlierer.  So vergeudet Deutschland nicht
nur enorme Summen, sondern seine wertvollste Ressource--eine hoch
gebildete Bevölkerung.  Einige der führenden Köpfe haben das Land
bereits verlassen und im Ausland Erfolg gehabt.  Kai Krause von
MetaCreations; John Kluge, der deutsche Emigrant, der in den
achtziger Jahren ein Mobilfunknetzwerk an Southwestern Bell und eine
Ferngesprächfirma an WorldComm verkauft hat.  Solche Erfolge könnten
der Deutschen Telekom die Farben des Neides oder der Scham ins
Gesicht treiben.  Auch mit anderen Erfolgen, die allesamt in
Deutschland unvorstellbar wären--z.  Zt.  Metromedia Energy als
Strommakler--, macht er von sich Reden.  Und es gibt zahlreiche
andere Erfolgsgeschichten von Innovatoren, die es in ihrer geliebten
Heimat zu nichts bringen konnten wegen der bürokratischen Hindernisse,
die man jungem Unternehmergeist in den Weg legt.  Solche Beispiele
sind weder neu noch außergewöhnlich.  Dieser Zustand in Deutschland
ist abnormal; er ist das schmerzliche Ergebnis einer politischen,
gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Situation, die man hätte
vermeiden können.  Immer mehr breiten sich in Deutschland
Unzufriedenheit und ein Fatalismus aus, den es in diesem Ausmaß seit
dem Ende des Zweiten Weltkriegs in Deutschland nicht mehr gegeben hat.

Falsch wäre es indes, das Silicon Valley oder die erwähnten
Erfolgsgeschichten einfach nachschreiben zu wollen, wie es einige
Politiker im Bereich der Neuen Medien und der Telekommunikation
offenbar versuchen.  Eine Neuorientierung müßte in grundsätzlichen
politischen und wirtschaftspolitischen Aktivitäten liegen.  Um mich
nicht in Allgemeinplätzen zu verlieren, will ich versuchen, ein
Szenario zu skizzieren, in dem solche Alternativen entwickelt werden
könnten.

Dank ihrer Tradition und ihrer besonderen wissenschaftlichen
Kompetenz sind die Deutschen hervorragend geeignet, bei der
technologischen Entwicklung der allgegenwärtigen Computation eine
Führungsrolle zu übernehmen.  Das Digitale, ein wesentlicher
Bestandteil der neuen Grundstruktur menschlicher Tätigkeit, hat seine
ersten Gehversuche gerade hinter sich.  Auf einer spektakulären
Konferenz unter dem Titel "Die nächsten 50 Jahre der Computation"
(1997), die der Entwicklung der Datenverarbeitung in den kommenden
fünfzig Jahren gewidmet war, diente als Hintergrund für die
Präsentation neuester Computermodelle das Bild einer Höhle aus der
Steinzeit.  Im Vergleich zu dem, was die Industriegesellschaft
produziert hat, vor allem aber hinsichtlich der sich abzeichnenden
neuen Möglichkeiten, ist die heutige Computertechnologie relativ
primitiv.  Das in Presse und Computerkreisen viel diskutierte Problem
der Jahrtausendwende (einige Computer sind auf die Umstellung nicht
richtig programmiert) ist z. B. das Ergebnis wissenschaftlicher
Kurzsichtigkeit und technologischer Grenzen, die die Welt Milliarden
von Dollar kosten wird.  Kein anderer Industriezweig hat die
Gesellschaft auf eine ähnlich gefährliche Weise herausgefordert.
Aber nicht die Krise, sondern die Chancen interessieren uns hier.
Gewiß, wenn Autos, Züge und Flugzeuge genauso unzuverlässig wären,
wäre die halbe Menschheit bei Verkehrsunfällen getötet oder sämtliche
Fahrzeuge wären stillgelegt worden.  Die Computer müssen sich also
weiterentwickeln, sie werden ausreifen und billiger werden.  Ihre
Leistungsfähigkeit wird sich steigern.  Zuverlässigkeit wird dabei im
Mittelpunkt stehen, denn die Experten sind sich der Tatsache bewußt,
daß hier große Risiken liegen und daß andererseits das Digitale in
der neuen Infrastruktur menschlichen Lebens und menschlicher Arbeit
von zentraler Bedeutung sein wird.  Wir brauchen also neue Konzepte
und eine neue Generation von Ingenieuren.  Dafür muß unser Bildungs-
und Ausbildungssystem auf eine neue Grundlage gestellt werden, die
die digitale Struktur zum zugrundeliegenden Prinzip hat.  Darin
liegen ungeahnte Chancen, freilich auch nicht wenige Gefahren.  Das,
woran IBM, Microsoft und Siemens nicht interessiert waren, werden
kleine risikofreudige Unternehmer bewerkstelligen, die dort ihre
Chance sehen, wo große Monopolisten offenbar blind oder schwerfällig
sind.  In dem großen Bereich der Betriebssysteme hätte Deutschland
mehr zu sagen, als es derzeit (als stiller und zufriedener Kunde)
geschieht.  Auch steht die Integrierung des Computers in die gesamte
gesellschaftliche Infrastruktur (ubiquitous computing) in Deutschland
noch bevor, wobei diese Entwicklung im übrigen von den
Betriebssystemen entscheidend abhängt.  Auch kann in dieser Hinsicht
die Umweltpolitik, die in Deutschland traditionellerweise eine große
Rolle spielt, durch die Produktion umweltfreundlicher Produkte
profitieren.  Als in Deutschland ein Internetanbieter verurteilt
wurde, weil er den Zugang zu unsittlich-ekelhaften Webseiten möglich
gemacht hatte, die niemand gutheißt (die sich aber offenbar viele,
auch Deutsche, heimlich anschauen), war das ein denkwürdiger Vorgang.
Doch müßte man nach der gleichen Logik (oder dem gleichen
juristischen Vor-Urteil) die Bundesbahn dafür verurteilen, daß sie
Transportmittel bereitstellt, die Frauen nach Holland in die
Abtreibungskliniken bringen, die Lufthansa dafür, daß sie deutsche
Urlauber in asiatische Länder fliegt, in denen die Kinderprostitution
blüht, und die Telekom und ihre Konkurrenten dafür, daß über ihre
Dienstleistungen Nazipropaganda und terroristische Anleitungen
verbreitet werden.  Um die Möglichkeiten und Gefahren einer
vernetzten Gesellschaft wirklich abwägen zu können, muß man sich sehr
genau und vorurteilslos mit allen technischen Aspekten, besonders
aber mit den menschlichen und politischen Dimensionen befassen.

Nach allem, was man in den deutschen Medien über die vernetzte Welt
lesen kann, überrascht es nicht, daß kein Bundesbürger daran glaubt,
daß ein deutscher Bundeskanzler (egal welcher!) weiß, wie man mit
einer Maus oder mit einem ähnlichen Computerbestandteil umgehen muß.
Hier ist der--zugegeben kontroverse--peruanische Präsident Fujimori
weiter: Er wußte, wie er über seinen Laptop an Daten herankam, mit
deren Hilfe er sinnvolle Wirtschaftsprogramme darlegen konnte.  Das
Bild des Deutschen, das sich aus der gegenseitigen Abhängigkeit der
politischen Praxis in einer stark regulierten Gesellschaft und den
Methoden, mit denen sie ihre Legitimität verteidigt, ergibt, ist dann
etwas folgendes: technologisch versiert, technologisch interessiert
und dennoch unwillens, den entscheidenden Schritt vom Ottomotor zur
digitalen Maschine zu gehen.

Um den Umbruch wirklich mitgestalten zu können, müßten die Deutschen
ihr jetziges System mit allen seinen Grenzen grundsätzlich in Frage
stellen.  Sie müßten vor allem ihr Schicksal selbst in die Hand
nehmen und es nicht denjenigen überlassen, denen sie bislang ihr
Geschick allzu leichtfertig anvertraut haben.  Eine
Top-down-Strategie, wie ich sie in den vorausgegangenen Kapiteln in
verschiedenen Zusammenhängen dargestellt habe und wie sie in dem
hierarchisch strukturierten Deutschland besonders wirksam etabliert
ist, wäre der falsche Ansatz.  Schauen wir doch den Tatsachen ins
Gesicht: In den vergangenen Jahren haben sich die Politiker in
Deutschland darin überboten, eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme nach
der anderen zu entwickeln und enorme Summen in sie zu investieren;
nahezu alle zielten auf die Keynessche Lehre von der staatlichen
Intervention ab, die auch in die wahnwitzigen Subventionen für die
desolate Kohleindustrie eingegangen ist.  Wirkliche Abhilfe könnte
nur die Einschränkung staatlicher Eingriffe bringen, ein Rückzug der
zentralen Staatsgewalt und eine verstärkte Motivation und Kompetenz
lokaler Einrichtungen, die natürlich im Netzwerk eingebunden sein
müssen, die gegenseitige Hilfe, aber auch kreativen Wettbewerb
fördern.  Staatliche Einrichtungen müßten nach denselben Prinzipien
bewertet und bezahlt werden wie die Vorstandsmitglieder großer
Unternehmen: nämlich nach ihrer Leistung bei der Kostenreduzierung,
bei der Verschlankung der Bürokratie und bei der Stärkung von
Eigeninitiativen.  Derartiges Downsizing würde uns vom Wasserkopf der
schriftbasierten Regulierungssucht befreien.  Gute und erfolgreiche
Politik in der heutigen Zeit würde zuallererst darin bestehen, die
Regierung mindestens um die Hälfte zu verkleinern.  Ist diese
Sichtweise realistisch?

Gewiß nicht innerhalb eines Modells der zentralen
Mittelvergabe--zentral auf der Ebene der Bundesländer, des Bundes und
jetzt auch der Europäischen Union.  Beim gegenwärtigen Stand der
Dinge sieht es eher so aus, als würde die Interventionspolitik mit
staatlichen Subventionen Deutschlands Zukunftschancen zerstören.  Zu
stark sind die Seilschaften, die Einflußnahme durch Interessengruppen
und der politische Opportunismus: allesamt aus der Schriftkultur und
auf ihr begründet.  Wo Wettbewerb und Motivation fehlen, herrscht
Mittelmäßigkeit; Transparenz wird durch Regulierung ersetzt.  Einen
wirklichen Wettbewerb im Bereich der gesetzlich vorgeschriebenen
Ausschreibungen von Projekten kann es schon deshalb nicht geben, weil
die Gelder oft schon verteilt sind, bevor die Bürokraten die Ziele
einiger dieser staatlichen Programme festgelegt haben.  Einige
Modethemen beherrschen den politischen Diskurs--überfüllte Autobahnen
und Tempolimits, Multimedien, neue Produktstoffe, Umweltschutz--und
rufen entsprechende Aktivitäten auf Landes- und Bundesebene hervor.
Aber auch hier fließen die Gelder an die, die in den richtigen
Positionen sitzen oder die richtigen Beziehungen haben und die,
schlimmer noch, die Gutachter über diejenigen sind, die aus einer
anderen Position oder einem anderen Blickwinkel heraus diese Probleme
angehen würden.  Auch hier fördert die staatliche Intervention--ganz
wie in Japan--Vorabsprachen und Vorentscheidungen und verhindert
Transparenz.  Im Mittelpunkt steht weniger das Ergebnis als ein
entsprechendes Gutachten: ein weiteres Produkt der Schriftkultur.
Die Hoffnungen mancher Unternehmer, Forscher und akademischer Lehrer,
daß sich diese Situation auf europäischer Ebene verändern würde, sind
weitgehend enttäuscht worden.  Bürokratische Strukturen sind am
allerwenigsten für Selbstkontrolle und Selbstkorrekturen geeignet.
Je weiter sie sich von ihren Geldgebern entfernen, desto mehr wird
das System der demokratischen Gewaltenkontrolle unterminiert.  Das
Brüsseler Modell, auf dem die Europäische Union gründet, wirkt alles
andere als integrativ.  Oft ist es nichts anderes als organisierte
Verschwendung und überregulierte Stagnation.  Das gilt ganz besonders
für die vielen Kooperationsprogramme, für die erhebliche Summen zur
Verfügung stehen.  In dem verzweifelten Bemühen, Forschern und
Studenten der verschiedenen Mitgliedsländer die Zusammenarbeit zu
erleichtern, werden künstliche und in mancherlei Hinsicht
unangemessene sogenannte Partnerschaften gegründet.  Natürlich gibt
es hier auch Erfolge zu vermelden.  Im großen und ganzen jedoch hat
die eilige Suche nach Partneruniversitäten und der damit verbundene
erhebliche Verwaltungsaufwand nur zu neuen bürokratischen Strukturen
und Organisationsformen geführt.  Man kommt sich nicht näher, indem
man Mitteln hinterherläuft, die opportunistisch verteilt werden.  Auf
dem Papier sieht alles sehr gut aus; aber die Wirklichkeit hat mit
den guten Intentionen leider nur sehr wenig zu tun.

Die Alternative zu diesen Mängeln wären kleine, selbstregulierende
Einheiten, die ohne diese bürokratischen Regulierungen in einen für
alle transparenten Wettbewerb eintreten.  Erst wenn die Studenten in
Deutschland und in den anderen europäischen Ländern nach einem kurzen,
aber zielorientierten Studium mit Eigeninitiativen in den
Berufsmarkt eintreten, statt an den Universitäten für ein manchmal
Jahrzehnte dauerndes Studium eingeschrieben zu bleiben, hätte sich
wirklich Wesentliches verändert.  Erst wenn die deutschen Professoren
ihren Beamtenstatus (und die damit verbundenen Privilegien einer
Lebenszeitanstellung, hoher Sozialleistungen und einer gesicherten
Pension) gegen riskante, aber sinnvolle und auch Genugtuung bringende
wissenschaftliche Herausforderungen eintauschen würden, hätten wir
einen alle überzeugenden Kontext für Kreativität und Kompetenz
geschaffen.  Schließlich und vor allem aber muß sich die Wissenschaft
aus der schützenden Umarmung des Staates lösen und noch mehr als
bisher in den Wettbewerb um Ideen und Methoden eintreten.  Dann erst
wäre in Deutschland ein Umfeld geschaffen, in dem sich Kreativität
gegen Selbstzufriedenheit, Redundanz und reine Beschäftigungstherapie
durchgesetzt hätte.  Die unglaubliche Produktivität, die derzeit für
die Beantragung von Forschungsgeldern aufgewendet wird, ist lediglich
ein Symptom dafür, daß die Wissenschaft (und die Künste, die sehr
ähnlichen Mechanismen unterliegen), noch immer Geiseln der
Schriftkultur sind.  Wirkliche alternative Mittel und Methoden, wie
etwa multimediale Präsentationen oder netzwerkgestützter Wettbewerb
um Forschungsgelder, werden weder akzeptiert noch wird dazu ermutigt.
Das überrascht und enttäuscht, wissen wir doch, daß wirklicher
Wettbewerb in Wissenschaft und Bildung mindestens so wichtig ist wie
im Geschäftsleben.  Im gegenwärtigen System ist in Deutschland
Mißlingen de facto ausgeschlossen, denn es würde dem öffentlichen
Ansehen schaden.  Es wäre in diesem Zusammenhang vielleicht ganz
wichtig, wenn man sich die Folgen vor Augen hielte, die diese Art von
Selbsttäuschung in anderen Ländern bewirkt hat.

Unter der protektionistischen Atmosphäre, die im früheren Sowjetblock
Wissenschaft, Kunst und Bildung beherrschte, haben Wissenschaftler,
Künstler und eminente Universitätsprofessoren höchst qualifizierte
Arbeit geleistet, aber diese hatte überhaupt keine Auswirkungen auf
die Gesellschaft gehabt.  Man zollte ihnen Lob und gewährte ihnen
einen besseren Lebensstandard als den Durchschnittsbürgern.  Aber in
dem Land, das seit jeher die besten Mathematiker und Logiker
hervorbringt--die nun alle außerhalb ihres Landes leben und
arbeiten--, wurden die Computer nicht auf der Grundlage ihrer
theoretischen Arbeit gebaut, sondern als Kopien von Computern, die
aus dem Westen illegal eingeschmuggelt waren.  Mit der heute üblichen
Vermischung von Staatssozialismus und Marktwirtschaft nähert sich
Deutschland auf gefährliche Weise jenen Zuständen, die zum
Zusammenbruch der osteuropäischen Gesellschaften geführt haben und
die man völlig zu Recht wegen ihrer mangelnden Flexibilität und
Innovationsangst kritisiert hat.  Die Deutschen bezweifeln die
offiziellen Inflations-, Arbeitslosenund Kriminalitätsraten, ohne
allerdings dabei die Politik der schriftkulturellen Selbsttäuschung,
die solche Zahlen hervorbringt, in Frage zu stellen.

Die politischen Führer Deutschlands--gleich welcher Couleur--sind
weder verlogen noch unfähig, die Komplexität der heutigen Situation
zu erfassen.  Der politische Diskurs und die politische Streitkultur
haben in Deutschland eine Ebene erreicht, um die es die meisten
anderen Länder beneiden.  Die politischen Skandale, die die USA für
die restliche Welt der Lächerlichkeit preisgeben, sind hier nahezu
unbekannt.  Was aber fehlt, sind der Mut und die Bereitschaft, jene
Wege zu verlassen, die die beispielhafte soziale Tradition
Deutschlands markiert haben, die aber inzwischen Holzwege geworden
sind.  Die Politiker sprechen heute leichtfertig über die
Gesellschaft und deren Verpflichtungen gegenüber dem Bürger, aber die
Gesellschaft, von der sie reden, gibt es gar nicht mehr.  Sie berufen
sich auf einen Sozialvertrag, der durch die egoistischen Motivationen
der Bürger jenseits der Schriftkultur tatsächlich überholt wurde, ob
es uns paßt oder nicht.  Deutschland ist in einem Maße auf seine
Vergangenheit fixiert, daß niemand auch nur auf den Gedanken kommt,
daß die Bewahrung der Tradition in der Zukunft nicht mehr die einzig
denkbare Alternative ist, so gut sie auch klingen mag.

Konkreter heißt das, daß man entschiedener von einer Produktions- zu
einer Dienstleistungsgesellschaft voranschreiten muß.  Der Zugang zur
Tradition kann auch durch andere als durch schriftkulturelle Mittel
geschaffen werden.  Natürlich kann man verstopfte Straßen und
Autobahnen dadurch entlasten, daß man neue und größere Straßen baut;
auf Dauer würde das aber nicht viel ändern, denn als Folge davon
würden die Menschen nur noch mehr Autos kaufen.  Die mechanische
Mobilität, für die wir einen hohen ökologischen und menschlichen
Preis bezahlen müssen, sollte zumindest in Teilen durch den digitalen
Zugang und die digitale Verbreitung von Wissen ersetzt werden.
Physische Kopräsenz (die die geselligen Deutschen so lieben) könnte
teilweise durch virtuelle Präsenz ersetzt werden.  Es geht längst
nicht mehr um die Menge der verarbeiteten Rohstoffe, sondern um die
Menge der freigelegten kognitiven Ressourcen.  Auf dem Weg vom
denkwürdigen Bauhaus zum neuen Denkhaus der Möglichkeiten zeichnen
sich viele Wege ab, um aus der Tradition, die heute vielfach nur als
Last erscheint, eine Quelle der Erneuerung zu machen.

Ähnlich stellt sich die soziale Tradition Deutschlands dar.  Bei der
Regelung der sozialen Aspekte des Daseins gilt Deutschland in
vielerlei Hinsicht dem Rest der Welt als Beispiel.  Die sozialen
Leistungen sind vermutlich die besten in der westlichen Welt.
Bildung und Ausbildung genießen selbst in wirtschaftlichen
Krisenzeiten absolute Priorität und werden gänzlich durch den
Steuerzahler finanziert.  Lebensqualität, wie sie sich im
Lebensstandard, im Reisen, im Gesundheitswesen, in der Länge der
Urlaubszeit und im Bildungsangebot ausdrückt, ist ein Grundrecht
geworden.  Doch zeichnet sich mittlerweile ab, daß Deutschland diesen
beneidenswerten Status nur auf Kosten anderer erhalten kann, es sei
denn, neue, innovative Impulse würden die Effizienz durch andere
Faktoren als nur durch Größenordnungen erhöhen.  Eine schmerzliche
Alternative wird darin liegen, einige der hart erarbeiteten
Leistungen gegen neue Möglichkeiten einzutauschen.

Die erste Option--auf Kosten anderer zu leben--hätte nur kurzfristig
Chancen.  In weniger als einer Generation wird sich zeigen, daß man
für die Erhaltung des hohen Lebensstandards in einigen Ländern
(Deutschland, Frankreich, Italien, Schweden) nicht mehr einfach
andere zahlen lassen kann.  Hierbei wird der politische
Zusammenschluß Europas eine große Rolle spielen.  Niemand kann
ernsthaft davon ausgehen, daß es möglich ist, die großen Unterschiede
zwischen den deutschen Leistungen im Sozial- und Gesundheitswesen und
denen in anderen europäischen Ländern beibehalten zu können.  Um aber
die anderen Länder zu einem vergleichbaren Standard zu führen, müßten
Mittel aufgebracht werden, die schlichtweg nicht zur Verfügung stehen.
Das würde bedeuten, daß der allgemeine Lebensstandard zum Zweck der
allgemeinen Angleichung in Deutschland gesenkt werden muß.  Die
zweite Option--technologische Innovationen, die die deutsche
Führungsrolle in diesem Bereich stärken--würde sich ebenfalls nicht
sehr lange auswirken.  Die Wissensverbreitung in einer global
vernetzten Welt wird sich noch schneller als bisher vollziehen, so
daß auch Führungskonzepte in innovativen Bereichen jeweils sehr viel
kürzer existieren werden.  Also sind gesellschaftliche
Reformen--unsere dritte Option--angezeigt, so schwer diese Medizin
auch zu schlucken ist.  Diese werden sich vermutlich durch eine
gewisse Absenkung des Lebensstandards durchsetzen lassen.  Dafür aber
werden neue Möglichkeiten entstehen, und das Leben wird sich weniger
als Umsetzung von Vorschriften und mehr als Entfaltung der
Verschiedenheiten, die uns als Individuen definieren, darstellen.

Gibt es Grund zur Besorgnis?  Zwischen 1970 und heute ist das
Geldvermögen der privaten deutschen Haushalte von 524 Milliarden DM
auf 5344 Milliarden DM angestiegen (Immobilien und Betriebsvermögen
nicht eingerechnet).  Das heißt, daß jeder deutsche Haushalt
durchschnittlich 150000 DM besitzt.  Wenn unter den heutigen
Bedingungen erhöhter wirtschaftlicher Effektivität diese enormen
Summen nicht aktiviert werden, dann sind sie bald weniger wert als
all die Nullen, die man zum Schreiben dieser Zahlen benötigt.
Jenseits der Schriftkultur etabliert sich ein Bereich der
Mitbeteiligung und Mitbestimmung, der allein soziale Gleichheit und
Qualitätsmaßstäbe garantiert.

In den vergangenen Jahren hat der Druck des Marktes zu Reformen
geführt, die in der Gesellschaft Zweifel an der Globalität (als
könnte man sich ihr entziehen) haben aufkommen lassen, weil man sie
für einige der verlorenen Sozialleistungen verantwortlich macht.  Im
gleichen Zug wurden Wettbewerb, Marktwirtschaft und sogar die nach
dem Zweiten Weltkrieg erworbene Toleranz gegenüber Fremden in Zweifel
gezogen.  "Deutschland ist kein Einwanderungsland" ist nicht nur der
Kampfruf einer kleinen reaktionären Minderheit, sondern eine durchaus
verbreitete Einstellung--sind die Grünen hier eine Ausnahme?--, mit
der man die Fremden zum Sündenbock für alle möglichen politischen
Probleme erklärt.  Das Fremde wird in Deutschland nur unter
spezifisch deutschen Gesichtspunkten akzeptiert: als Urlaubsrefugium
(Mallorca, Tunesien, die Dominikanische Republik, Türkei), wo man
seine Sorgen für einen Augenblick vergessen kann; als billiges
Reiseziel für Arbeitslose oder für diejenigen, die ihre Autos
billiger als in Deutschland kaufen möchten; oder als Ort (Polen,
Rumänien, die Tschechische Republik), an dem Personen mit kleineren
Pensionsansprüchen besser als zu Hause leben können.  Die Einsicht,
daß die Welt jenseits der Schriftkultur eine integrierte Welt ist,
stellt sich nur in Ausnahmefällen ein, ungeachtet der Bedeutung, die
diesem Thema im offiziellen politischen Diskurs beigemessen wird.
Daß Deutschland wie alle anderen Länder in Zukunft höhere
Einwanderungszahlen zu verzeichnen haben wird, ist nicht nur eine
Möglichkeit, sondern eine Notwendigkeit.  Ohne Einwanderung würde
Deutschland zu einem geistigen Mikrokosmos zusammenschrumpfen, dem
die wiederbelebenden Impulse fremder Kulturen fehlen; abgesehen davon,
daß es nicht genügend qualifiziert ausgebildete junge Menschen in
allen Arbeitsbereichen hätte.  Jenseits der Schriftkultur ergibt sich
Dynamik aus Unterschieden, nicht aus Uniformität.

Den fundamentalen pragmatischen Zusammenhang von Arbeit und Leben in
einer integrierten Welt, deren Sprache die Sprache des Konsums ist,
hat man in Deutschland nie wirklich verstanden.  Deutschlands
führende Denker widmen sich nahezu ausschließlich der Vergangenheit
und warten mit immer neuen Auslegungen von ihr auf.  Wenn Reformen
(von denen die meisten ohnehin nur akute Brandherde löschen statt
neue Wege aufzuzeigen) durchgesetzt werden müssen--wie im Fall der
Lohnfortzahlung oder von Rationalisierungsmaßnahmen in der
Wirtschaft--schallt der Ruf "Wir wollen keine amerikanischen
Verhältnisse."  Als hätten die Krisen, die die Probleme in der
Stahlindustrie, in der Automobilindustrie oder in der Chemie- und
Pharmaindustrie hervorgerufen haben, nichts mit den Problemen zu tun,
die auch in Amerika und in allen anderen Ländern zu Krisen und zu
erhöhtem Wettbewerb, und im übrigen zu erhöhter Wettbewerbsfähigkeit,
geführt haben.  Wenn die Deutschen ihren Lebensstandard erhalten
wollen, müssen sie wie alle anderen Staaten Alternativen finden.
Stagnation ist keine Alternative, sondern eine Sackgasse.
Manteltarifverträge zum Beispiel, die einer Welt, die immer
differenzierter wird, Uniformität aufzwingen wollen, helfen nicht
weiter.  Viele andere Probleme, die sich aus der festen Bindung an
die Tradition ergeben, bedürfen innovativer Alternativen.  Zu lange
hat man in Deutschland aus Selbstzufriedenheit und Mittelmäßigkeit
zukunftsgerichtete Initiativen und Erneuerungsimpulse verworfen.

Ein besonders auffälliges Beispiel ist der Zustand des deutschen
Universitätssystems.  Einst gab die deutsche Universität das Muster
für viele andere Länder ab und zog Studenten aus aller Welt an.
Heute ist das Universitätssystem vornehmlich damit beschäftigt, allen,
die es wollen, einen freien Zugang zu einer mittelmäßigen Bildung
und Ausbildung zu gewähren.  Viele Universitäten kämpfen ums
Überleben, obwohl Deutschland auf dem Papier die höchsten
Studentenzahlen der ganzen Welt hat.  Die derzeitigen Finanzprobleme
machen sich hier besonders bemerkbar: überall fehlt es an Geld,
verbeamtete Professoren kosten mehr, als sich die Gesellschaft
leisten kann; die auf eine illustre Geschichte zurückgehenden
Studienpläne wurden in fast keinem Fall auf die neue Lebenspraxis
ausgerichtet.  Die kostbare Bildung, eine Errungenschaft, auf die
Deutschland so stolz blickt, ist sehr kostspielig geworden.  Unter
dem Druck der Verhältnisse werden Reformen in Angriff genommen--für
das Jahr 2006. Niemand fragt dabei, ob unter den gegebenen Umständen
des technologischen Fortschritts und der rasanten wissenschaftlichen
Entwicklung im Jahr 2006 die Universitäten überhaupt noch die
richtigen Institutionen für Bildung und Ausbildung sind.  Wenn neue
Universitäten und Fachhochschulen gegründet werden, geschieht dies
immer noch nach dem mittelalterlichen Modell, das sich an einem
einige Jahrhunderte alten Bildungsideal orientiert, aber die heute
erforderliche Effizienz eher verhindert.  Spektabilitäten und
Magnifizenzen, von denen einige als Hochschullehrer versagt haben,
produzieren Unmengen von beschriebenem Papier, die viel Mittelmaß
erkennen und jegliche bildungspolitische Perspektive vermissen lassen.
Sofern die Studienpläne in Einzelheiten verändert werden, dauert es
Jahre, bis sie durch die universitären Gremien gelaufen und von den
Ministerien genehmigt worden sind.  Die universitätsinterne
Mittelverteilung orientiert sich ebenfalls nicht an zukünftigen
Bedürfnissen.  Den Rektoren und Kanzlern stehen Dienstwagen mit
Chauffeur zur Verfügung, während es in einigen Unterrichtsräumen
selbst an Tafeln fehlt, von den neuen Multimedien und den
wissenschaftlichen Netzwerken gar nicht zu reden.  Wettbewerb unter
den Professoren ist oft nicht ein Wettbewerb um bessere Arbeits- und
Forschungsbedingungen, sondern um höhere Institutshaushalte oder
Gehälter.  All diese Regeln und Strukturen haben sich aus der
sogenannten Autonomie der Hochschulen ergeben.  Strukturreformen mit
Blick auf die heute notwendigen interdisziplinären Forschungszentren
und eine entsprechend neu orientierte akademische Lehre werden durch
diese Verhältnisse schwer, bisweilen sogar unmöglich gemacht.  An
deutschen Universitäten gilt noch immer als höchstes Prinzip: Stecke
dein Gebiet ab, wahre deinen Besitzstand!  Und das in einer Zeit, in
der in sich geschlossene, autonome Wissenschaftseinrichtungen kaum
noch irgendwelche relevanten Forschungstätigkeiten durchführen können.

Die deutsche Universität ist vermutlich mehr als alle anderen
Bereiche der Gesellschaft auf die (sehr glorreiche) Vergangenheit
fixiert.  Entsprechend fehlt den Studierenden die nötige, auf
zukünftigen Erfolg ausgerichtete Motivation.  So schaffen sie sich
Lebensbedingungen, in welchen das Studium im Vergleich zu den anderen
Lebenserwartungen eine relativ marginale Rolle spielt.  Studenten
machen Urlaub unabhängig von den Vorlesungszeiten.  Ihre
Nebentätigkeit ist ihnen oft wichtiger als Seminare und
wissenschaftlichen Projekte; denn wissenschaftliche Leistung ergibt
sich kaum noch aus dem Bedürfnis nach wissenschaftlicher Erkenntnis,
sondern aus der Notwendigkeit, Scheine zu sammeln.  Wo sollten sie
auch diese Leistungsqualität suchen und finden?  Sicher nicht bei den
Professoren, die nur auftauchen, wenn ihre anderen Verpflichtungen es
ihnen erlauben, oder bei denen, die ihre intellektuelle Entwicklung
mit der Verbeamtung beendet haben.  Die politischen Aktivitäten der
Studierenden richten sich ebenfalls auf Fragen des Lebensstandards,
nicht auf ungenügende Lehrpläne, sondern auf Sozialleistungen wie
BAFöG, das Recht auf unbegrenztes Studium, Preisermäßigungen aller
Art, freien Zugang zum Internet und billiges Mensaessen.

Jede Verallgemeinerung ist falsch und gefährlich, und es hilft auch
nicht viel weiter, immer nur mit dem Finger auf die derzeitigen
Symptome zu zeigen.  Ich verfolge hier lediglich die Absicht, das
offen auszusprechen, was viele Kollegen untereinander diskutieren und
in Privatgesprächen bestätigen.  Sie tun nichts dagegen, weil sie
befürchten, daß man dagegen nichts mehr tun kann.  Natürlich gibt es
noch immer diejenigen, die unter großen persönlichen Opfern
hochkarätige Forschung betreiben, mit Kollegen aus anderen
Disziplinen erfolgreich zusammenarbeiten und ihre Studierenden
motivieren.  Es wäre unfair, das nicht festzustellen.  Es ist
allerdings auch kontraproduktiv, die erheblichen Probleme des
deutschen Universitätssystems hinter den Erfolgsmeldungen zu
verstecken: das würde den Zynismus in der akademischen Welt nur
erhöhen.

Ein wichtiger Schritt bei der Reform des deutschen
Universitätssystems bestünde darin, daß sich die Universitäten
ernsthaft um eine Öffnung für alternative Ausdrucks- und
Kommunikationsmittel bemühen.  Des weiteren müßten ihre
Entscheidungsstrukturen dezentralisiert und der Verwaltungsapparat
insgesamt eingeschränkt werden.  Wichtiger als neue Hochschulbauten
sind Netzwerke für wissenschaftliche Interaktion; wichtiger als neue
Studien- und Prüfungsordnungen wären Überlegungen, wie man die
universitäre Ausbildung auf die zukünftigen Bedürfnisse der
Gesellschaft ausrichten könnte.  Statt Uniformität müßten das
Außergewöhnliche, das Unterschiedliche, das Innovative gefördert
werden, auch und gerade im Bereich der unterschiedlichen
Intelligenzen und Veranlagungen.  Jegliche Form von geistiger
Kreativität in eine uniforme Bildung zu zwängen, hieße die von der
Schriftkultur propagierte Demokratie falsch zu interpretieren.

In vielerlei Hinsicht ähnelt die Situation in Deutschland dem, was
ich in der englischen Fassung des vorliegenden Buches ausführlicher
als Asienkrise dargestellt habe.  Es wäre schön, wenn eine
europäische Krise, die ganz wesentlich von der Art und Weise abhängt,
wie Deutschland (aber nicht nur!) mit seinen Problemen umgeht, durch
die weitsichtigen Handlungen derer vermieden würde, die etwas
bewirken könnten.

Ich habe wiederholt darauf hingewiesen, wie notwendig eine proaktive
Haltung ist.  Und hier, das sei noch einmal in aller Deutlichkeit
festgestellt, muß das Bildungssystem als wichtige Quelle der
Erneuerung eine Führungsrolle übernehmen und darf sich nicht mit der
Rolle eines passiven Zeugen der Stagnation begnügen.  Deregulierung,
Dezentralisierung und eine Befreiung von hierarchischen Strukturen
wären die Stützpfeiler eines zukunftsweisenden politischen Konzepts.
Viele deutsche Unternehmen haben kompetitive Methoden wie
Aufgabenverteilung und parallele Arbeitsabläufe bereits umgesetzt.
Die Anbindung an Netzwerke wird gerade vollzogen.  In den Betrieben
und den Entwicklungsabteilungen der großen Unternehmen wird die
Schriftkultur zunehmend durch eine Kultur des Visuellen und durch
Multimedien ersetzt.  Viele Studierende, die in diesem Bereich viel
weiter sind als ihre Professoren, übernehmen die Rolle von Lehrenden
und füllen das Ausbildungsvakuum im Bereich der neuen Technologien.
Noch wichtiger jedoch wäre es zu erkennen, daß sich die Dynamik des
Umbruchs aus kleineren, selbstorganisierenden Zellen ergibt.

Manche studentischen Versuche, die Herdenmentalität des
Bildungssystems (und der deutschen Gesellschaft) zu überwinden und
nach Bildungsalternativen zu suchen, sind geradezu aufregend.  Statt
in überfüllten Hörsälen Vorlesungen zu lauschen, die der Professor
zum soundsovielten Male wiederholt, erforschen sie das World Wide Web,
studieren im Ausland, kümmern sich in der studentischen
Selbstverwaltung um Räume und Ausrüstung, ohne sich dabei groß um die
vorgeschriebenen bürokratischen Wege zu scheren.  Das sind solche
selbstorganisierenden Zellen, aus denen die späteren neuen
Kleinunternehmen hervorgehen oder aus denen sich möglicherweise
Alternativen zu dem Monstrum entwickeln, das wir Universität nennen.
Diese kleinen innovativen Unternehmen im Umfeld der Universitäten
halten die Beziehungen zur Universität aufrecht, ermöglichen
Wissenstransfer und auch eine stärker an der Wirklichkeit
ausgerichtete Ausbildung.

Ein deutscher Politiker, der gern im Rampenlicht steht, hat
vorgeschlagen, die Universitäten zu verkaufen, weil sie vom Staat
nicht mehr zu finanzieren sind.  Das könnte ein erster Schritt sein,
die verbürokratisierte Verwaltung zum Sonderpreis anzubieten.  Damit
wäre eine wichtige Voraussetzung zur Konstituierung von
selbstorganisierenden Zentren innerhalb des Universitätssystems
geschaffen, die zu einer wirklichen Autonomie der Hochschulen führen
könnte.  Solche selbstorganisierenden Zellen entstehen überall, wo
die Bedingungen für einen Wandel von denen, die die gegenwärtige
Dynamik verstanden und Initiativen ergriffen haben, geschaffen werden.
Ein gutes Beispiel hierfür ist Jenoptik, ein Unternehmen, das
gerade an die Börse gegangen ist, nachdem es die traditionellen
Produktionsweisen, die den früheren Ruhm begründet hatten, durch neue
Produkte und Produktionsformen ersetzt hat.  Hier werden auch neue
Formen der Mitarbeitermotivierung erprobt, in Form von
Aktienanrechten, die den Bedingungen eines wettbewerbsorientierten
Marktes viel angemessener sind als die mächtigen Tarifverträge
zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern.  Ähnliche Beispiele, auch
wenn sie leider eher selten sind, wird der Leser selber kennen.  So
wichtig Stabilität in den Augen von Pädagogen, Wissenschaftlern,
Gelehrten und vor allem Verwaltungsangestellten auch sein mag, Formen
der Selbstorganisation sind kennzeichnend für ein dynamisches System,
nicht für schale Stabilität oder Egoismus.  "Il faut laissez faire
les hommes.": Diese Feststellung Colberts aus dem 17. Jahrhundert hat
Bismarck überdauert, nicht, weil die den Deutschen so lieb gewordenen
Tugenden von Ordnung und Disziplin schlecht sind, sondern weil sich
jenseits der Schriftkultur ein Bereich entfaltet, in dem sich die
erfolgreiche menschliche Selbstkonstituierung ausschließlich auf
menschliche Ressourcen gründet.  Die Fähigkeit zum Umdenken ist eine
solche Ressource.



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Personenregister


Aristoteles Buch II, Kapitel 5
Barnard, F. R. Buch IV, Kapitel 1
Barthes, R. Buch II, Kapitel 4; Buch IV, Kapitel 6
Barzun, J. Buch III, Kapitel 3
Baudrillard, J. EINLEITUNG
Bayer, H. Buch III, Kapitel 1
Beethoven, L. van Buch V, Kapitel 1
Bell, A. G. Buch I, Kapitel 2; Buch IV, Kapitel 5; NACHWORT
Benn, G. Buch I, Kapitel 2
Berlin, I. Buch IV, Kapitel 5
Bloom, A. Buch I, Kapitel 1
Brown, J. C. Buch I, Kapitel 2
Burgess, A. Buch II, Kapitel 4
Carpenter, E. Buch I, Kapitel 1
Childe, G. V. Buch II, Kapitel 4
Chomsky, N. Buch II, Kapitel 3; Buch III, Kapitel 2; Buch V, Kapitel
1
Chruschtschow, N. Buch IV, Kapitel 5
Clausewitz, Carl von Buch IV, Kapitel 6
Conway, J. H. Buch V, Kapitel 2
Cooper, P. Buch I, Kapitel 2
Darius Buch IV, Kapitel 6
Dawkins, R. Buch II, Kapitel 5
Descartes, R. Buch IV, Kapitel 3
Dewey, J. Buch I, Kapitel 2
Dijkstra, E. Buch III, Kapitel 2
Durkheim, E. Buch IV, Kapitel 3
Edison, T. A. Buch I, Kapitel 2; Buch IV, Kapitel 5
Einstein, A. Buch IV, Kapitel 3; Buch V, Kapitel 2
Emerson, R. W. Buch I, Kapitel 2
Engels, F. Buch IV, Kapitel 5
Enzensberger, H. M. EINLEITUNG; Buch I, Kapitel 1
Epaminondas von Theben Buch IV, Kapitel 6
Fabergé, P. C. Buch IV, Kapitel 4
Faulkner, W. Buch I, Kapitel 2
Feyerabend, P. K. Buch IV, Kapitel 3
Galileo Galilei Buch IV, Kapitel 3
George III. (König v.  England) Buch I, Kapitel 2
George, H. Buch III, Kapitel 2
Gestetner, S. Buch IV, Kapitel 4
Grotius, H. Buch I, Kapitel 1
Gutenberg, J. Buch II, Kapitel 4
Guttman, A. Buch IV, Kapitel 2
Hasan, B. Buch IV, Kapitel 2
Hauben, M. Buch V, Kapitel 1
Hausdorf, F. Buch III, Kapitel 1
Hawthorne, N. Buch I, Kapitel 2
Hegel, G. W. F. Buch IV, Kapitel 3
Heidegger, M. Buch II, Kapitel 4
Hemingway, E. Buch I, Kapitel 2
Heuss, T. Buch IV, Kapitel 6
Hildegard von Bingen Buch II, Kapitel 4
Homer Buch V, Kapitel 2
Huxley, A. Buch IV, Kapitel 5
Illich, I. EINLEITUNG
Irving, W. Buch I, Kapitel 2
James, H. Buch I, Kapitel 2
Jefferson, T. Buch I, Kapitel 2
Jewtuschenkos, J. A. Buch IV, Kapitel 5
Kant, I. Buch IV, Kapitel 3
Kerkhove, D. de Buch II, Kapitel 4
Kluge, J. NACHWORT
Korzybski, A. Buch II, Kapitel 3
Krause, K. NACHWORT
Lakatos, I. Buch IV, Kapitel 3
Lakoff, G. EINLEITUNG
Lanier, J. Buch IV, Kapitel 1
Le Corbusier Buch IV, Kapitel 4
Leibniz, G. W. EINLEITUNG; Buch II, Kapitel 5; Buch IV, Kapitel 1;
Buch IV, Kapitel 3
Lenin, V. I. Buch IV, Kapitel 5
Leo der Weise Buch IV, Kapitel 6
Leonardo da Vinci Buch IV, Kapitel 1
Leonidas Buch IV, Kapitel 6
Lindendorf, E. Buch IV, Kapitel 6
Llul, R. Buch II, Kapitel 4
Locke, J. Buch II, Kapitel 5
Longfellow, H. W. Buch I, Kapitel 2
Lotman, J. M. EINLEITUNG
Lukrez Buch IV, Kapitel 3
Malthus, T. R. Buch I, Kapitel 1; Buch III, Kapitel 2
Marx, K. Buch IV, Kapitel 3; Buch IV, Kapitel 5
Maturana, H. R. EINLEITUNG; Buch V, Kapitel 1
Maurice (byzant.  Herrscher) Buch IV, Kapitel 6
McLuhan, M. EINLEITUNG; Buch II, Kapitel 4
Moltke, H. von Buch IV, Kapitel 6
Neumann, J. von Buch IV, Kapitel 6
Newton, I. Buch IV, Kapitel 3
Octavian Buch IV, Kapitel 6
Orwell, G. Buch V, Kapitel 2
Otto, N. O. Buch IV, Kapitel 5
Peirce, C. S. EINLEITUNG; Buch I, Kapitel 2; Buch II, Kapitel 5;
Buch IV, Kapitel 3
Platon Buch II, Kapitel 2; Buch II, Kapitel 4; Buch IV, Kapitel 3
Postman, N. Buch I, Kapitel 2
Proust, M. Buch V, Kapitel 2
Pythagoras Buch III, Kapitel 3
Ramses II Buch IV, Kapitel 6
Reich, R. B. Buch III, Kapitel 1
Remington, F. Buch IV, Kapitel 4
Remond, N. de Buch IV, Kapitel 1
Rogers, W. Buch I, Kapitel 1
Royce, J. Buch I, Kapitel 2
Sanders, B. EINLEITUNG; Buch II, Kapitel 5
Schwartzkopf, N. Buch IV, Kapitel 6
Searle, J. Buch I, Kapitel 1
Shakespeare, W. Buch IV, Kapitel 4; Buch V, Kapitel 2
Smith, J. Buch I, Kapitel 2
Snow, C. P. EINLEITUNG
Sokrates Buch I, Kapitel 2; Buch II, Kapitel 4; Buch IV, Kapitel 3
Spencer, H. Buch IV, Kapitel 3
Steiner, G. EINLEITUNG; Buch I, Kapitel 1; Buch V, Kapitel 2
Sterne, L. Buch IV, Kapitel 3
Tesla, N. Buch IV, Kapitel 5
Tiffany, L. C. Buch IV, Kapitel 4
Toqueville, A. de Buch I, Kapitel 2
Toulouse-Lautrec, H. Buch III, Kapitel 1
Turing, A. M. Buch IV, Kapitel 6
Twain, M. Buch I, Kapitel 1
Tzu, S. Buch IV, Kapitel 6
Van Gogh, V. Buch V, Kapitel 2
Vitruvius Buch IV, Kapitel 4; Buch V, Kapitel 2
Wiener, N. Buch I, Kapitel 1
Winograd, T. EINLEITUNG
Wittgenstein, L. Buch II, Kapitel 3; Buch II, Kapitel 5; Buch IV,
Kapitel 3
Zadeh, L. EINLEITUNG



Über den Autor

MIHAI NADIN, geboren 1938 in Brasov (Kronstadt), doppelt
promoviert--in Ästhetik und Computerwissenschaften--und zweifach
habilitiert--für Ästhetik in Bukarest, für Philosophie, Logik und
Wissenschaftstheorie an der Universität München mit einer Arbeit über
die Grundlagen der Semiotik--, lehrte seit 1977 u. a. in Braunschweig,
München, Essen, Providence (RI), Rochester (NY), Columbus (OH) und
New York.  Seit 1994 ist er Inhaber des Lehrstuhls für Computational
Design an der Universität-Gesamthochschule Wuppertal.  Seine 18
Buchveröffentlichungen und mehr als 140 Aufsätze, CD-ROM- und
Internet-Publikationen weisen ihn als einen der weltweit führenden
Autoren aus, die die gegenwärtige wissenschaftlich-technologische
Revolution und die damit eröffneten Möglichkeiten von Kommunikation
und Wissensproduktion sowohl theoretisch reflektieren als auch in der
Praxis vorantreiben.



End of Jenseits der Schriftkultur
(C)1999 by Mihai Nadin





*** End of this LibraryBlog Digital Book "Jenseits der Schriftkultur — Band 5" ***

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