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Title: Jenseits der Schriftkultur — Band 3
Author: Nadin, Mihai, 1938-
Language: German
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*** Start of this LibraryBlog Digital Book "Jenseits der Schriftkultur — Band 3" ***


Jenseits der Schriftkultur
(C)1999  by Mihai Nadin



Das Zeitalter des Augenblicks

Aus dem Englischen von Norbert Greiner



Inhalt

VORWORT ZUR DEUTSCHEN AUSGABE
EINLEITUNG: SCHRIFTKULTUR IN EINER SICH WANDELNDEN WELT
Alternativen



Jenseits der Schriftkultur


BUCH I.

KAPITEL 1: DIE KLUFT ZWISCHEN GESTERN UND MORGEN

Kontrastfiguren
Taste wählen--drücken
Das Leben ist schneller geworden
Aufgeladene Schriftkultur
Der Mensch entwirft, der Mensch verwirft.
Jenseits der Schriftkultur
Ein bewegliches Ziel
Der weise Fuchs
"Und zwischen uns der Abgrund"
Wiedersehen mit Malthus
In den Fesseln der Schriftkultur

KAPITEL 2: DIE USA--SINNBILD FÜR DIE KULTUR DER SCHRIFTLOSIGKEIT

Dem Handel zuliebe
"Das Beste von dem, was nützlich ist und schön"
Das Rückspiegelsyndrom


BUCH II.

KAPITEL 1: VON DEN ZEICHEN ZUR SPRACHE

Wiedersehen mit semeion
Erste Zeichenspuren
Skala und Schwelle
Zeichen und Werkzeuge

KAPITEL 2: VON DER MÜNDLICHKEIT ZUR SCHRIFTLICHKEIT

Individuelles und kollektives Gedächtnis
Kulturelles Gedächtnis
Existenzrahmen
Entfremdung von der Unmittelbarkeit

KAPITEL 3: MÜNDLICHKEIT UND SCHRIFT IN UNSERER ZEIT: WAS VERSTEHEN
WIR, WENN WIR SPRACHE VERSTEHEN?

Bestätigung als Feedback
Mündlichkeit und die Anfänge der Schrift
Annahmen
Wie wichtig ist Literalität?
Was ist Verstehen?
Worte über Bilder

KAPITEL 4: DIE FUNKTIONSWEISE DER SPRACHE

Ausdruck, Kommunikation, Bedeutung
Die Gedankenmaschine
Schrift und der Ausdruck von Gedanken
Zukunft und Vergangenheit
Wissen und Verstehen
Eindeutig, zweideutig, mehrdeutig
Die Visualisierung von Gedanken
Buchstabenkulturen und Aphasie

KAPITEL 5: SPRACHE UND LOGIK

Logiken hinter der Logik
Die Pluralität intellektueller Strukturen
Die Logik von Handlungen
Sampling
Memetischer Optimismus


BUCH III.

KAPITEL 1: SCHRIFTKULTUR, SPRACHE UND MARKT

Vorbemerkungen
Products "R" Us
Die Sprache des Marktes
Die Sprache der Produkte
Handel und Schriftkultur
Wessen Markt?  Wessen Freiheit?
Neue Märkte, Neue Sprachen
Alphabetismus und das Transiente
Markt, Werbung, Schriftlichkeit

KAPITEL 2: SPRACHE UND ARBEITSWELT

Innerhalb und außerhalb der Welt
Wir sind, was wir tun
Maschine und Schriftkultur
Der Wegwerfmensch
Die Skala der Arbeit und die Skala der Sprache
Angeborene Heuristik
Alternativen
Vermittlung der Vermittlung

KAPITEL 3: SCHRIFTKULTUR, BILDUNG UND AUSBILDUNG

Das Höchste und das Beste
Das Ideal und das Leben
Relevanz
Tempel des Wissens
Kohärenz und Verbindung
Viele Fragen
Eine Kompromißformel
Kindheit
Welche Alternativen?


BUCH IV.

KAPITEL 1: SPRACHE UND BILD

Wie viele Worte in einem Blick?
Das mechanische und das elektronische Auge
Wer hat Angst vor der Lokomotive?
Hier und dort gleichzeitig
Visualisierung

KAPITEL 2: DER PROFESSIONELLE SIEGER

Sport und Selbstkonstituierung
Sprache und körperliche Leistung
Der ‘illiterate’ Athlet
Ideeller und profaner Gewinn

KAPITEL 3: WISSENSCHAFT UND PHILOSOPHIE - MEHR FRAGEN ALS ANTWORTEN

Rationalität, Vernunft und die Skala der Dinge
Die verlorene Balance
Gedanken über das Denken
Quo vadis, Wissenschaft?
Raum und Zeit: befreite Geiseln
Kohärenz und Diversität
Computationale Wissenschaft
Wie wir uns selbst wegerklären
Die Effizienz der Wissenschaft
Die Erforschung des Virtuellen
Die Sprache der Weisheit
In wissenschaftlichem Gewand
Wer braucht Philosophie und wozu?

KAPITEL 4: EIN GESPÜR FÜR DESIGN

Die Zukunft zeichnen
Die Emanzipation
Konvergenz und Divergenz
Der neue Designer
Virtuelles Design

KAPITEL 5: POLITIK: SO VIEL ANFANG WAR NOCH NIE

Die Permissivität der kommerziellen Demokratie
Wie ist es dazu gekommen?
Politische Sprachen
Kann Schriftlichkeit zum Scheitern der Politik führen?
Die Krabben haben pfeifen gelernt
Von Stammeshäuptlingen, Königen und Präsidenten
Rhetorik und Politik
Die Justiz beurteilen
Das programmierte Parlament
Eine Schlacht, die wir gewinnen müssen

KAPITEL 6: GEHORSAM IST ALLES

Der erste Krieg jenseits der Schriftkultur
Krieg als praktische Erfahrung
Das Militär als Institution
Vom schriftgebundenen zum schriftlosen Krieg
Der Nintendo-Krieg
Blicke, die töten können


BUCH V.

KAPITEL 1: DIE INTERAKTIVE ZUKUNFT: DER EINZELNE, DIE GEMEINSCHAFT
UND DIE GESELLSCHAFT IM ZEIT-ALTER DES INTERNETS

Das Überwinden der Schriftkultur
Das Sein in der Sprache
Die Mauer hinter der Mauer
Die Botschaft ist das Medium
Von der Demokratie zur Medio-kratie
Selbstorganisation
Die Lösung ist das Problem.  Oder ist das Problem die Lösung?
Der Umgang mit den Wahlmöglichkeiten
Der richtige Umgang mit den Wahlmöglichkeiten
Abwägungen
Aus Schnittstellen lernen

KAPITEL 2: EINE VORSTELLUNG VON DER ZUKUNFT

Kognitive Energie
Falsche Vermutungen
Netzwerke kognitiver Energie
Unebenheiten und Schlaglöcher
Die Universität des Zweifels
Interaktives Lernen
Die Begleichung der Rechnung
Ein Weckruf
Konsum und Interaktion
Unerwartete Gelegenheiten

NACHWORT: UMBRUCH VERLANGT UMDENKEN

LITERATURHINWEISE

PERSONENREGISTER

ÜBER DEN AUTOR



Vorwort zur deutschen Ausgabe

Unsere Welt ist in Unordnung geraten.  Die Arbeitslosigkeit ist eine
große Belastung für alle.  Sozialleistungen werden weiter drastisch
gekürzt.  Das Universitätssystem befindet sich im Umbruch.  Politik,
Wirtschaft und Arbeitswelt durchlaufen Veränderungen, die sich nicht
nach dem gewohnten ordentlichen Muster des sogenannten Fortschritts
richten.  Gleichwohl verfolgen Politiker aller Couleur politische
Programme, die mit den eigentlichen Problemen und Herausforderungen
in Deutschland (und in Europa) nicht das Geringste zu tun haben.  Das
vorliegende Buch möchte sich diesen Herausforderungen widmen, aus
einer Perspektive, die die Zwangsläufigkeit dieser Entwicklung betont.

Wenn man eine Hypothese vorstellt, benötigt man ein geeignetes
Prüffeld.  In meinen Augen ist Deutschland am besten dafür geeignet.
In keinem anderen Land der Welt läßt sich die Dramatik des Umbruchs
so unmittelbar verfolgen wie hier.  In Deutschland treffen die Kräfte
und Werte, die zu den großen historischen Errungenschaften und den
katastrophalen historischen Fehlleistungen dieses Landes geführt
haben, mit den neuen Kräften und Werten, die das Gesicht der Welt
verändern, gewissermaßen in Reinform zusammen.

An Ordnung, Disziplin und Fortschritt gewöhnt, beklagen die Bürger
heute eine allgegenwärtige lähmende Bürokratie, die von Regierung und
Verwaltung ausgeht.  Früher galt das, verbunden mit dem Namen
Bismarcks, als gute deutsche Tugend, eine der vielen
Qualitätsmaschinen „Made in Germany“.  Im Verlauf der Zeit aber wurde
der Bürger abhängig von ihr und konnte sich nicht vorstellen, jemals
ohne sie auszukommen.  Die Mehrheit schreckt vor Alternativen zurück
und möchte nicht einmal über sie nachdenken.  Geprägt von Technik und
Qualitätsarbeit ist die Vorstellung, daß das Industriezeitalter
seinem Ende entgegengeht, den meisten eine Schreckensvision.  Sie
würden eher ihre Schrebergärten hergeben als die digitale Autobahn zu
akzeptieren, die doch die Staus auf ihren richtigen Autobahnen zu den
Hauptverkehrszeiten abbauen könnte--ich betone das „könnte“.  Noch
immer lebt es sich gut durch den Export eines technischen und
wissenschaftlichen Know-how, dessen Glanzzeit allerdings vorüber ist.

Als ein hochzivilisiertes Land ist Deutschland fest entschlossen, den
barbarischen Teil seiner Vergangenheit hinter sich zu lassen.  Der
Klarheit halber sei gesagt, was ich unter barbarisch verstehe:
Hitler-Deutschland verdient keinen anderen Namen, ebensowenig wie
alle anderen Äußerungen von Aggression, Antisemitismus und Rassismus,
die noch immer nicht der Vergangenheit angehören.  Aber bis heute hat
man nicht verstanden, daß eben jene pragmatische Struktur, die die
industrielle Kraft Deutschlands begründete, auch die destruktiven
Kräfte begünstigte.  (Man denke nur an die Technologieexporte, die
die wahnsinnigen Führer ölreicher Länder erst jüngst in die Hände
bekommen haben.) Das wiedervereinigte Deutschland ist bereit, in
einer Welt mit globalen Aufgaben und globalen Problemen Verantwortung
zu übernehmen.  Es setzt sich unter anderem für den Schutz des
tropischen Regenwaldes ein und zahlt für Werte--den Schutz der
Umwelt--statt für Produkte.  Aber die politischen Führer Deutschlands
und mit ihnen große Teile der Bevölkerung haben noch nicht begriffen,
daß der Osten des Landes nicht unbedingt ein Duplikat des Westens
werden muß, damit beide Teile zusammenpassen.  Differenz, d. h.
Andersartigkeit, ist eine Qualität, die sich in Deutschland keiner
großen Wertschätzung erfreut.  Verlorene Chancen sind der Preis, den
Deutschland für diese preußische Tugend der Gleichmacherei bezahlen
muß.

Die englische Originalfassung dieses Buches wurde 1997 auf der
Leipziger Buchmesse vorgestellt und in der Folge von der Kritik
wohlwollend aufgenommen.  Dank der großzügigen Unterstützung durch
die Mittelsten-Scheid Stiftung Wuppertal und die Alfred und Cläre
Pott Stiftung Essen, für die ich an dieser Stelle noch einmal Dank
sage, konnte dann Anfang 1998 die Realisierung des von Beginn an
bestehenden Plans einer deutschsprachigen Ausgabe konkret ins Auge
gefaßt werden.  Und nachdem Prof. Dr. Norbert Greiner, bei dem ich
mich hier ebenfalls herzlich bedanken möchte, für die Übersetzung
gewonnen war, konnte zügig an die Erarbeitung einer gegenüber der
englischen Ausgabe deutlich komprimierten und stärker auf den
deutschsprachigen Diskussionskontext zugeschnittenen deutschen
Ausgabe gegangen werden.  Einige Kapitel der Originalausgabe sind in
der deutschsprachigen Edition entfallen, andere wurden stark
überarbeitet.  Entfallen sind vor allem solche Kapitel, die sich in
ihren inhaltlichen Bezügen einem deutschen Leser nicht unmittelbar
erschließen würden.  Ein Nachwort, das sich ausschließlich an die
deutschen Leser wendet, wurde ergänzt.

Die deutsche Fassung ist also eigentlich ein anderes Buch.  Wer das
Thema erweitern und vertiefen möchte, ist selbstverständich
eingeladen, auf die englische Version zurückzugreifen, in die 15
Jahre intensiver Forschung, Beobachtung und Erfahrung mit der neuen
Technologie und der amerikanischen Kultur eingegangen sind.  Ein
Vorzug der kompakten deutschen Version liegt darin, daß die jüngsten
Entwicklungen--die so schnell vergessen sein werden wie alle anderen
Tagesthemen--„Fortsetzungen“ meiner Argumente darstellen und sie
gewissermaßen kommentieren.  Sie haben wenig miteinander zu tun und
sind dennoch in den folgenden Kapiteln antizipiert: Guildos Auftritt
beim Grand Prix d’Eurovision (liebt er uns eigentlich immer noch, und
warum ist das so wichtig?), die enttäuschende Leistung der deutschen
Nationalmannschaft bei der Fußballweltmeisterschaft (standen sich im
Endspiel Brasilien und Frankreich oder Nike und Adidas gegenüber?),
die Asienkrise, das Ergebnis der Bundestagswahlen, der Euro, neue
Entwicklungen in Wissenschaft und Technologie, die jüngsten
Arbeitslosenzahlen, die Ökosteuer und vieles mehr.  Wer sich der Mühe
einer gründlichen Lektüre des vorliegenden Buches unterzieht, wird
sich auf diese Entwicklungen einen eigenen Reim machen können, sehr
viel besser als die Mediengurus, die uns das Denken abnehmen wollen.
Zumindest wird er über die wortreichen Artikel halbgebildeter
Akademiker und opportunistischer Journalisten schmunzeln, die allzeit
bereit sind, anderen zu erklären, was sie selbst nicht verstehen.

Wie in der englischen Version möchte ich auch meine deutschen Leser
einladen, mit mir in Kontakt zu treten und mir ihre kritischen
Kommentare oder Fragen per e-mail zukommen zu lassen: nadin@acm.org.
Im Einklang mit dem Ziel des Buches, für die Kommunikation jenseits
der Schriftkultur das schriftkulturelle Eins-zu-Viele-Verhältnis
(Autor:Leser) zu überwinden, wird für dieses Buch im World Wide Web
ein Forum eingerichtet.  Die Zukunft gehört der Interaktion zwischen
Vielen.

Wuppertal, im November 1998

Mihai Nadin



Buch III.



Kapitel 1:

Schriftkultur, Sprache und Markt

Märkte sind vermittelnde Maschinen.  Heutzutage verstehen wir unter
Maschine allerdings etwas anderes als das, was das industrielle
Maschinenzeitalter darunter verstand--ein Zeitalter, das wir eng mit
dem pragmatischen Handlungsrahmen der Schriftkultur verbunden sehen.
Heute ruft der Begriff Maschine eher Assoziationen an Software, d. h.
Programme, weniger an Hardware, d. h.  Dinge, hervor.  Insgesamt
umfaßt der Begriff Maschine jedoch Input und Output,
Verarbeitungsprozeß, Kontrollmechanismen und vorhersagbare
Funktionsfähigkeit.  Hier beginnen unsere Schwierigkeiten, und zwar
weil uns Märkte bestenfalls als willkürlich, planlos, alles andere
als programmiert erscheinen.  Marktvoraussage ist fast ein Oxymoron.
Was für eine Formel Fachleute auch ersinnen--der Markt geriert sich
vollkommen anders.

Eine unglaubliche Zahl von Transaktionen unterwirft die Produkte der
menschlichen Selbstkonstituierung ständig dem Test der Markteffizienz.
Nichts kann sich diesem Test entziehen: Ideen, Waren, Individuen,
Kunst, Sport, Unterhaltung.  Wie eine Kaulquappe scheint sich der
Markt selbst in seinen Transaktionen zu ändern.  Bisweilen erscheinen
diese uns so esoterisch, daß wir nicht einmal ahnen, was Input und
was Output in dieser Maschine ist.  Aber wir alle erwarten, daß sich
am Ende der häßliche Frosch in einen Märchenprinzen verwandelt!

Ohne allzuviel vorwegzunehmen, können wir allerdings sagen, daß
dieser ständig wachsende Mechanismus menschlicher Selbstevaluierung
mit seiner gegenwärtigen Dynamik und im gegenwärtigen Umfang sich
nicht innerhalb des pragmatischen Rahmens der Schriftkultur hätte
entwickeln können.  Gewiß können wir überall auf der Welt in Basaren
und Einkaufszentren Marktabläufe erleben, die wir mit
vorausgegangenen pragmatischen Handlungsrahmen (etwa dem
Tauschhandel) in Verbindung bringen.  Als die wirklichen neuen
Marktformen in einer quasi reinen Form, also jene, die für ein
Erfahrungsstadium jenseits der Schriftkultur typisch sind, muß man
sich aber die Aktienbörsen und die im Internet abgewickelten Formen
des Warentausches und der Auktionen vergegenwärtigen.  Man muß sich
jene unsichtbaren, weit verzweigten, im Netzwerk sich vollziehenden
Transaktionen vorstellen, bei denen kaum noch zu sagen ist, wer sie
in Gang gebracht, diese oder eine andere fortgeführt oder einen
Handel erfolgreich abgeschlossen hat, bzw. nach welchen Kriterien
sich dies vollzog.  Diese Transaktionen führen gleichsam ein
Eigenleben, haben eine Eigendynamik.

Der Begriff Vermittlungsmaschine konnotiert auch die Vorstellung von
einem Programm.  Manch ein Börsenmakler steht der Entwicklung, in der
viele Vermittlungen durch Entitäten stattfinden, die weder sprechen
noch schreiben können, reserviert gegenüber.  Dennoch ist der
Börsenhandel mit Hilfe von Programmen heute eine
Selbstverständlichkeit.  Wirtschaftsexperten und Marktforscher, die
gemeinsam Software auf der Grundlage von biologischen Analogien, der
Genetik und dynamischen Systemmodellen entwickeln, belegen dies
nachdrücklich.


Vorbemerkungen

Wenn wir das Verhältnis zwischen Markt und Schriftkultur, bzw. einem
Stadium jenseits der Schriftkultur, näher betrachten, brauchen wir
zunächst einen begrifflichen Rahmen, innerhalb dessen die spezifische
Rolle der Sprache als Vermittlungselement auf diesem Markt genauer zu
fassen ist.  Insbesondere müssen wir die Funktionen betrachten, die
die Schriftkultur bei der Diversifizierung von Märkten und deren
Effizienzsteigerung erfüllt hat.  Wenn nämlich die Grenzen der
Vermittlungsfähigkeiten der Schriftkultur erreicht sind, wird auch
ihre Effizienz in Frage gestellt.  Das geschieht nicht etwa außerhalb
des Marktes, wie einige Wissenschaftler und Politiker uns glauben
machen wollen.  Diese Erkenntnis stellt sich auf dem Markt selbst ein,
auf dem im übrigen auch geistige Arbeit einschließlich der
Schriftkultur als Ware gehandelt wird.

Im folgenden sei Markt verstanden als ein Zeichenprozeß, durch den
sich die Menschen in der Welt konstituieren.  Insofern können
Transaktionen auf dem Markt als Erweiterungen der menschlichen
biologischen Anlagen gesehen werden: Die Produkte unserer Arbeit
verkörpern die strukturalen Merkmale unserer natürlichen Anlagen und
genügen den Bedürfnissen und Erwartungen, die diesen Merkmalen
entsprechen.  Diese Produkte sind Ausdruck unserer Persönlichkeit und
unserer Kultur, sie ergeben sich aus den Erwartungen und Werten, die
für die menschliche Gattung charakteristisch sind, und lassen das
Selbstbewußtsein und die Zukunftsziele dieser Gattung erkennen.  Mit
der Sprache, mehr noch mit der Schriftkultur, werden Märkte zu
Auslegungsinstanzen, projektive Instantierungen (d. h.
Materialisierungen) von uns selbst auf dem Weg zu einer neuen
Entwicklungsschwelle, einer neuen Skala.  Die Selbstkonstituierung
des Menschen durch Märkte versinnbildlicht die erreichten Ebenen der
produktiven und kreativen Kräfte und die Ziele, die ursprünglich dem
Überleben dienten, später dem Wohlstand und nunmehr der Komplexität
einer globalen Skala gegenwärtiger und zukünftiger Handlungsformen.

Von den frühesten Formen des Tauschhandels bis zum heutigen Handel
mit Futures und Optionen, von der Geldwirtschaft zur bargeldlosen
Gesellschaft haben Märkte seit jeher den Rahmen für eine immer höhere
Handelseffizienz geschaffen, die oft genug gleichbedeutend mit Profit
ist.  Die allgemeinen Erklärungen, zum Beispiel der Zeichencharakter
des Marktes, lassen dennoch einige spezifische Fragen offen: Wie
kommt es z. B., daß ein Gerücht über eine Firma deren Börsenwert
beeinflussen kann, während veröffentlichte Rechenschaftsberichte
nahezu unbeachtet und wirkungslos bleiben?  Es könnte sein, daß die
verborgenen Strukturen der im vorliegenden Buch diskutierten Abläufe
mehr zur Erklärung und Vorhersage solcher Phänomene beitragen können
als die vielfältigen mit akademischer Aura versehenen Theorien.


Products "R" Us

Wenn wir den Menschen als ein Zeichen setzendes Wesen (zoon
semeiotikon) verstehen, so will das besagen, daß der Mensch seine
individuelle Wirklichkeit in die Realität des allgemeinen Daseins
durch semiotische Mittel hineinprojiziert.  Auf dem Markt treffen die
drei Einheiten des Zeichenprozesses zusammen: das Darstellende
(Representamen), das, was dargestellt ist (Gegenstand) und der
Interpretationsvorgang (Interpretant).  Diese Begriffe können auch in
Bezug auf den Markt definiert werden.  Das Representamen ist das auf
dem Markt erkennbare Zeichenrepertoire.  Dabei kann es sich um
vielerlei Dinge handeln, um Nützlichkeit (eines bestimmten Produktes),
Seltenheit, Quantität, das zur Herstellung verwendete Material, die
für die Entwicklung und Hervorbringung eines Produktes aufgewendete
Phantasie oder die für den Herstellungsprozeß verwendete Technologie
oder verbrauchte Energie.  Die Menschen können durch völlig
unerwartete Eigenschaften eines Produktes angezogen werden, können
geradezu eine Abhängigkeit von Farbe, Form, Markennamen, Geruch usw.
entwickeln.  Manchmal ist das Representamen der Preis, der die an
einem Produkt beteiligten Elemente oder andere Preiskriterien wie
Verkaufstrend, die Attraktivität (sexiness) eines Produkts, die
Leichtgläubigkeit oder die mangelnden wirtschaftlichen Kenntnisse von
Käufern benennt.  In jedem Fall repräsentiert der Preis das Produkt,
wenn auch nicht immer auf angemessene Weise.  Dem Gegenstand des
Zeichenprozesses entspricht das Produkt, sei es ein hergestellter
Gegenstand, ein Gedanke, eine Handlung, ein Ablauf oder ein Geschäft.
Wenn wir einmal vom unmittelbaren Tauschhandel absehen, ist jeder
Marktgegenstand durch einige der oben aufgelisteten Eigenschaften
repräsentiert.  Daß diese Darstellungselemente keinen unmittelbar
einsichtigen Bezug zum Gegenstand haben müssen, zeigt nur, wie viele
Vermittlungseinheiten auf dem Markt wirksam sind.

Nichts ist ein Zeichen, solange es nicht als Zeichen interpretiert
wird.  Wir verstehen diesen Interpretanten als einen Ablauf, denn
Interpretationen können ad infinitum fortlaufen.  Ein Beispiel: Brot
ist ein Nahrungsmittel; ein akademischer Titel bezeugt die Tatsache,
daß ein Studium erfolgreich beendet wurde; Computer können als
verbesserte Schreibmaschinen oder für die Hervorbringung von Daten
verwendet werden.  Als Zeichen aber kann Brot für alles stehen, was
es verkörpert: unser tägliches Brot; eine bestimmte Ernährungskultur;
das Wissen, das in den Getreideanbau und in die Getreideverarbeitung,
in die Hefeherstellung und in den Ofenbau, in die Kontrolle des
Backvorgangs eingeht.  Selbst symbolische, auf Mythos oder Religion
bezogene Interpretationen gehören zur Interpretation des Brotes als
Zeichen.  Ganz ähnlich verhält es sich mit akademischen Titeln, die
auf einen allgemeinen Bildungshintergrund, auf ein berufliches Umfeld,
auf eine Funktion und auf bestimmte Zukunftserwartungen hinweisen.
Und ganz ähnlich können Computer über ihre Funktionen hinaus auf die
Art der Anbindung an die Welt, auf die Art der Vernetzung, auf den
finanziellen Hintergrund seines Besitzers verweisen.

Aus der Voraussetzung, daß ein Zeichen nur durch Interpretation zu
einem solchen wird, ergibt sich, daß die Interpretation
gleichbedeutend ist mit der Selbstkonstituierung des Menschen als
Zeichen: Der Mensch wird re-präsentiert durch seine Produkte.  Die
Nützlichkeit wird einem Produkt abgelesen; ein Produkt kann auf
Wohlwollen oder Ablehnung treffen; es kann Bedürfnisse und
Erwartungen wecken.  Die sich selbst konstituierenden Individuen
erfahren durch ihr Handeln eine Selbstwertung (Erfolg oder Mißerfolg),
die durch das Produkt (Ergebnis) ihrer Handlungsweise repräsentiert
wird; dabei kann es sich um ein greifbares oder immaterielles
Ergebnis handeln, einen konkreten Gegenstand, einen Ablauf (auch
Vermittlungsprozesse) oder einen Gedankenhandel.  Diese Lesarten
gehören ebenfalls zum Interpretationsvorgang.  Das Konglomerat aller
Lesarten ist das Portrait des abstrakten Konsumenten, der all
diejenigen verkörpert, die ihre Individualität in den Transaktionen
konstituieren, die den Markt ausmachen.  Ein Gebrauchtwagenhändler
oder ein Computerverkäufer, ein Einzelhändler oder ein
Universitätsprofessor identifizieren sich jeweils auf ihre Weise im
Markt und durch den Markt.  Jeder wird durch einige charakteristische
Merkmale seiner Arbeit dargestellt.  Jeder wird auf dem Markt,
jeweils mit Blick auf den lebenspraktischen Zusammenhang der
Transaktion, als zuverlässig, kompetent oder kreativ usw.
interpretiert.  Die Interpretationsformen des Marktes sind sehr
unterschiedlich; sie reichen von der einfachen Beobachtung des
Marktes bis zur unmittelbaren Eingebundenheit in die Marktmechanismen
durch Produkte, Warentausch oder Gesetzgebung.

Der Markt ist der Ort, an dem die drei Elemente des
Zeichenprozesses--das, was vermarktet wird (Gegenstand), die Sprache
oder Zeichensysteme der Vermarktung (Representamen), die
Interpretation (abgeschlossene oder nicht vollzogene
Transaktion)--zusammentreffen.  Der Markt kann unmittelbar oder
vermittelt sein, wirklich oder symbolisch, geschlossen oder offen,
frei oder reguliert.  Wochenmarkt, Supermarkt, Direktverkauf der
Hersteller oder eine Einkaufszeile sind Beispiele für reale Märkte.
Der Markt gewinnt vermittelte oder symbolische Züge in solchen Fällen,
wo das Produkt nicht unmittelbar in seiner dreidimensionalen
Realität dargeboten, sondern durch ein Bild, eine Beschreibung oder
ein Versprechen präsentiert wird.  Hierher gehören Versandhäuser oder
Aktien- und Termingeschäfte, die allerdings aus den direkten, realen
Märkten abgeleitet sind.  Früher einmal war die Wall Street von
zahlreichen Märkten umgeben: Sie boten vielfältige exotische Produkte
feil, die die Schiffe aus aller Welt herangetragen hatten.  Heute ist
die Wall Street ein System von Geräten und Händlern, die auf
Bestellzetteln oder Computerbildschirmen Zeichen entschlüsseln, die
sich auf Handelsprodukte beziehen, von denen sie nichts verstehen.

Die Börse ist heute ein Datenverarbeitungszentrum.  Nur so konnten
die Erwartungen an eine optimale Markteffizienz erfüllt werden.
Dennoch müssen die Zeichenprozesse dieses neuen Marktes in Echtzeit
stattfinden, die so real und notwendig ist wie die Zeit, die beim
Tauschhandel oder bei persönlichen Verhandlungen über Produkte im
Spiel war.  Nur verändert die neue Praxis des Marktes die Dauer von
Marktzyklen und die Geschwindigkeit geschäftlicher Transaktionen.
Das Feilschen auf einem Basar erfordert Zeit, digitale Transaktionen
mit Hilfe von entsprechenden Programmen sind abgeschlossen, bevor
irgend jemand ihre Folgen kalkulieren kann.  Regulierungsmechanismen
können die Dynamik solcher Vermittlungsabläufe beeinflussen.


Die Sprache des Marktes

Zeichen vermitteln zwischen dem auf dem Markt repräsentierten
Gegenstand und dem Interpretant bzw. dem Interpretationsvorgang--den
Menschen also, die sich im Interpretationsprozeß, Bedürfniserfüllung
eingeschlossen, konstituieren.  Jeder Markt, gleich welchen Typus,
ist ein Vermittlungsraum.  Die Unterschiede zwischen den
verschiedenen Markttypen (Tauschhandel, Wochenmärkte und
Lebensmittelmessen, stark regulierte Märkte, sogenannte freie Märkte,
Untergrundmärkte) liegen nicht so sehr im Produkt oder im
Produktionsprozeß, sondern im jeweiligen Vermittlungstypus.  Dabei
spielt die jeweilige dynamische Struktur des Marktes eine besondere
Rolle.

Gegenstände (Sachen, Geld, Gedanken, Abläufe), die Sprache, in der
der Gegenstand ausgedrückt wird, und die zum Abschluß oder Mißerfolg
führende Interpretation sind die drei strukturalen Invariablen, die
jedem sozioökonomischen Umfeld zu eigen sind.  Im sogenannten freien
Markt (der mehr ein abstrakter Begriff als eine Wirklichkeit ist) und
in strengen Formen der Planwirtschaft sind die Beziehungen zwischen
den drei Elementen variabel, nicht aber die Elemente selbst.  In
einem konkreten Zusammenhang kann der Interpretationsprozeß
nachhaltig durch die Assoziationen zwischen einem Produkt und seinen
Darstellungsformen beeinflußt werden.

Zahlreiche Dokumente der Sprachgeschichte zeugen von den
Handelsbeziehungen des Menschen, von den einfachen bis zu den sehr
komplexen Formen.  Besitzverhältnisse und Besitzmerkmale werden
ebenso versprachlicht wie die Veränderungen von Wechselkursen und des
sich durch die Marktabläufe stets erweiternden Lebenshorizonts.  Aus
diesem Zusammenhang sind die ersten schriftlichen Dokumente
überliefert; sie unterstützen unsere These, daß die für eine
begrenzte Skala des Werteaustausches charakteristischen Marktabläufe
die Wiege für Notation, Schrift und Schriftkultur darstellten.

Die enorme Komplexität der Marktmaschinerie ist durch eine Dynamik
gekennzeichnet, die ab einem bestimmten Entwicklungsstadium nicht
mehr durch die Gesetze und Erwartungen der Schriftkultur in den Griff
zu bekommen war.  Marktabläufe unterliegen einer Form der
Selbstorganisation, die durch viele Parameter gesteuert wird; einige
von ihnen können wir kontrollieren, andere entziehen sich unserem
direkten Einfluß.  Zunehmend wird diese Dynamik von spezialisierten
Sondersprachen unterstützt, die den praktischen Kontext für neue
Typen der Transaktion liefern.  Netconomy war ursprünglich ein aus
net, network und economy zusammengesetztes Modewort.  In weniger als
einem Jahr setzte es sich als geläufiger Begriff für eine neue Form
des Marktes durch, der mit einer außerordentlichen Effizienz immer
größere Teile der Weltwirtschaft für sich vereinnahmte.  Die Folgen
dieser Netconomy wirken sich auch jeweils vor Ort aus.  Traditionelle
Distributionskanäle können sich erübrigen, Wirtschaftszyklen werden
beschleunigt und Preise gesenkt.  In den virtuellen Geschäften der
Netconomy werden heute schon Computer, Autos, Software und
juristische Dienstleistungen in großem Umfang abgewickelt.

Wir wollen uns nun dem Marktprozeß als Zeichenprozeß in allen seinen
Aspekten zuwenden.  Indem die Menschen Waren darbieten, so hatten wir
gesagt, bieten sie sich selber dar.  Die verschiedenen Eigenschaften
des Produktes (Farbe, Geruch, Textur, Stil, Design usw.) wie auch die
Qualitäten seiner Darbietung (Werbung, Verpackung, Ähnlichkeit zu
anderen Produkten) und damit zusammenhängende Eigenschaften (Prestige,
Ideologie) gehören zu den Komponenten dieses Vorgangs.  Bisweilen
ist der Gegenstand an sich--ein neues Kleidungsstück, Werkzeug, Haus,
Getränk--weniger wichtig als das "Image", das er besitzt.  Sekundäre
Funktionen wie Schönheit, Vergnügen oder Anpassung überlagern die
primäre Funktion der Bedürfnisbefriedigung.  Im Zeichenprozeß des
Marktes erweist sich eine derart motivierte Sehnsucht nach einem
Produkt als mindestens ebenso wichtig wie das tatsächliche Bedürfnis.
In einem großen Teil unserer Welt ist Selbstkonstituierung nicht
mehr länger eine Frage des Überlebenstriebs, sondern eine Frage des
Vergnügens.  Je höher in einem Kontext des dekadenten Überflusses die
semiotische Ebene des Marktes liegt, desto bedeutungsloser wird das
Marktgesetz der lebensnotwendigen Bedürfnisbefriedigung.

Die auf Lebenserhaltung abzielende menschliche Tätigkeit
unterscheidet sich erheblich von jenen Tätigkeiten, die zu einem
Überschuß führen und dementsprechend für den Handel auf dem Markt zur
Disposition stehen.  Überschuß und Tausch, die durch die
landwirtschaftliche Tätigkeit ermöglicht wurden, hatten die Skala der
menschlichen Tätigkeiten erweitert und Zeichen, Zeichensysteme und
schließlich Sprache erforderlich gemacht.  Überschüsse können
vielfältig genutzt werden.  Hierfür waren Zeichen und später die
Differenzierungsformen der Sprache nötig.  Rituale, Schmuck, Krieg,
Religion, Akkumulationstechniken und Mittel der Überredung sind
Beispiele für solche Ausdifferenzierungen.  Alle diese Verwendungen
sind charakteristisch für Interaktionsformen zwischen Menschen, die
sich als Siedler niedergelassen haben, und sie brachten Produkte
hervor, die mehr waren als materielle Konsumgüter.  Sie waren
allesamt Projektionen individueller Selbstkonstituierung.

Jedes Produkt geht aus einem Zyklus von Entwicklung, Herstellung,
Handel und dem daran geknüpften Verständnis von Nützlichkeit und
Dauerhaftigkeit hervor.  Als die rudimentären Formen von Schreiben
und Lesen, später die hochentwickelten Formen der Schriftkultur am
Markt teilhatten, waren die Möglichkeiten dafür geschaffen, die über
die unmittelbaren Bedürfnisse der Lebenserhaltung hinausgehenden
Produkte so zu verwenden, daß weitere Überschüsse erzeugt werden
konnten.  Der Markt der Handelsgüter, der Dienstleistungen, der
Sklaven und der Ideen wurde ergänzt durch den Markt der bezahlten
Arbeitskräfte, die sich, wie die römischen Soldaten, das Geld für
ihren Lebensunterhalt verdienten.  Diese neue Kategorie Mensch setzt
sich in einen pragmatischen Handlungsrahmen, in dem Produktion
(Arbeit) und die Produktionsmittel voneinander getrennt waren.  Eine
ähnliche Differenzierung vollzog sich mit der Sprache, mit der diese
Arbeiter sich konstituierten.  In dem Maße, in dem die Arbeit vom
letztendlichen Produkt der Arbeit entfremdet wurde, entstand auch
eine Sprache des Produktes.


Die Sprache der Produkte

Der ausschließlich auf die Notwendigkeiten des Lebens bezogene
Warenaustausch entsprach einer Skala, die Zusammenhang und
Homogenität garantierte.  In dieser überschaubaren kleinen Welt
bedurfte es keiner Gebrauchsanweisungen für die im Tauschhandel
erworbenen Produkte.  Der langsame Rhythmus der Produktionszyklen
blieb auf den natürlichen Lebensrhythmus bezogen.  Dieser begrenzte
Markt war Teil eines sozialen Mechanismus, der alle Individuen in die
gleiche begrenzte Erfahrung einband und sie an ihr teilhaftig werden
ließ.

Die heutigen Märkte sind durch sehr komplexe Vermittlungsmechanismen
gekennzeichnet und stellen daher kein Umfeld mehr für eine allen
Menschen gemeinsame Erfahrung dar.  Im Gegenteil sind die heutigen
Märkte eher Rahmen, innerhalb derer verschiedene Formen menschlicher
Erfahrung in Konkurrenz zueinander treten.  Das bedarf noch einiger
Erläuterungen.  Produkte verkörpern nicht nur Materialien, Design und
Fertigkeiten, sondern auch eine Sprache für ihre optimale
Funktionsfähigkeit.  Insofern stellen sie auch eine Vielzahl von
Wegen dar, in denen sich die Menschen durch die Sprache dieser
Produkte konstituieren.  Der Markt wird so zu einem Umschlagsort für
die vielen Sprachen, die die Produkte sprechen.  Die heute erreichten
Effizienzebenen haben zu Erwartungen geführt, die ihrerseits die
komplexen Myriaden dessen ermöglichten, was heute produziert wird.
In diesem pragmatischen Rahmen spielt Schriftkultur und Alphabetismus
nur noch eine marginale Rolle.

Abgesehen von der Zurückdrängung der Schriftkultur müssen wir
allerdings noch einen anderen Preis bezahlen: Weil jedes Produkt
nicht nur seine eigene Sprache beinhaltet, sondern auch seine eigenen
Wertkriterien, verzeichnen wir insgesamt einen Qualitätsverlust.
Fast jedes Produkt ist nur noch eines unter vielen anderen, aus denen
wir auswählen; ein jedes trägt seine eigene Rechtfertigung in sich.
Der Wert wird dadurch relativiert, und oft genug liegt der Grund für
einen Kauf oder für die Suche nach etwas Neuem gar nicht im Wert des
Produkts.  Grammatikregeln, die uns eine Vorstellung von der Ordnung
und der Qualität des Schriftgebrauchs vermittelten, sind auf Produkte
nicht anwendbar.  Ebenso waren unsere Moralvorstellungen in die
Sprache eingebettet und durch Schrift und Bildung getragen.  Die
Moralvorstellungen, die in den partiellen Alphabetismen der
miteinander konkurrierenden Produkte verkörpert sind, wollen den
Konsumenten nicht mehr als religiöse oder ethische Prinzipien
erscheinen, sondern allenfalls als Rechtfertigung für politischen
Einfluß.  Über bestimmte Regulierungen des Marktes bringt sich die
Politik als Selbstbedienungsfaktor in die Handelsbeziehungen ein.


Handel und Schriftkultur

Früher haben die kleinen Geschäfte in unserer Nachbarschaft nicht nur
unseren täglichen Bedarf abgedeckt, sondern waren gleichzeitig
Kommunikationszentren.  Ein Supermarkt muß sich an Lagerkapazitäten
und optimaler Raumnutzung, an schnellem Warendurchgang und einer
relativ geringen Verdienstspanne am einzelnen Produkt orientieren:
Hier sind Kommunikation und Gespräch kontraproduktiv.  Versandhäuser
und elektronische Bestellung haben das Gespräch völlig erübrigt.  Sie
operieren jenseits von Schriftlichkeit und Schriftkultur und jenseits
von menschlicher Interaktion.  Die Handelsabläufe sind auf ein
Minimum reduziert: Auswahl, Bestätigung, Angabe der Kreditkarte oder
ihre automatische Erkennung und Bestätigung durch einen
Netzwerkservice.

Die auf der Schriftkultur basierenden Handelsformen haben alle
Merkmale der geschriebenen Sprache und des Lesens erfordert, so weit
sie sich auf diese Transaktion bezogen.  Die Schriftkultur trug dazu
bei, daß die Bedürfnisse breiter ausgefächert und die Wünsche genauer
artikuliert wurden, dementsprechend konnten sich die Märkte
entwickeln und eine bis dahin nicht gekannte Effizienz erreichen.
Die dafür nötige Ausbildung und das Verbot von Kinderarbeit
verkürzten einerseits den produktiven Teil des menschlichen Lebens,
andererseits wurde dessen Effizienz durch die aus der Schriftkultur
hervorgehenden Lebensformen erhöht.  Höhere Produktivität und eine
breitere Nachfrage optimierten die Marktzyklen.  Seit der Zeit der
phönizischen Kaufleute haben die Schrift und die aus ihr
hervorgehende Schriftkultur ihren Beitrag geleistet zu den Strategien
des Warentausches, zur Besteuerung--die direkteste Form des
politischen Eingriffs in den Markt--und zu den regulierenden
Eingriffen in die vielfältigen Formen, in denen sich die Menschen im
und durch den Markt konstituieren.  Schriftliche Verträge weckten
Erwartungen bezüglich einer weitergehenden, allgemeineren Planung auf
der Grundlage der Schriftlichkeit.

Zwischen der Gewinnung und Verarbeitung von Rohmaterialien und dem
Verkauf und Konsum eines Produktes sind viele Ebenen geschaltet.  Auf
jeder Ebene ist eine andere Sprache wirksam, manchmal sehr konkret,
bisweilen sehr abstrakt.  Diese Sprachen sollen die
Verarbeitungsprozesse und Handelsabläufe beschleunigen, die Risiken
reduzieren, den Profit erhöhen und die Effektivität weltweiter
Handelsbeziehungen sichern.  Ohne negativen Einfluß auf die Effizienz
der Vermittlung können diese neuen Handelsformen jedoch nicht mehr im
Zentralismus einer Schriftkultur befangen bleiben.  Die Ergebnisse
einer 70jährigen Planwirtschaft in der Sowjetunion und ihrer
Satellitenstaaten--allesamt hochgebildete Gesellschaften--ist hierfür
ein sichtbarer Beweis.  Die Geschwindigkeit der heutigen
Handelsabläufe und der parallele Verlauf der Verhandlungen erfordern
Sprachen von optimaler Funktionalität und minimaler Ambiguität.
Manche Transaktionen müssen auf visuelle Argumente zurückgreifen, die
über die Möglichkeiten der Telekonferenz weit hinausgehen.  Produkte
und Verfahren werden noch im Verlauf der Verhandlungen durch die
interaktive Verknüpfung aller am Design, an der Herstellung und an
der Vermarktung Beteiligten modifiziert.

Die Überschreitung nationaler oder politischer (auch kultureller und
religiöser) Allianzen führt zu einer neuen Form von Freiheit, die
allerdings auch Freiheit von der schriftkulturellen Form einer
Nationalsprache und von allen im schriftkulturellen Diskurs
beheimateten Darstellungen und Definitionen von Freiheit bedeutet.
Da Zeichensysteme und ganz besonders Sprachen keine neutralen
Ausdrucksmittel sind, müssen wir uns zunehmend auch in den Zeichen
anderer Kulturen zurechtfinden.  Heute gibt es schon
Unternehmensberatungen, die sich auf die Probleme der
Interkulturalität und die unterschiedlichen Kulturformen
verschiedener Länder spezialisieren.  Sie handeln mit dem, was Robert
Reich Symbolmanipulation genannt hat.  Deren Rat erstreckt sich auch
auf Bereiche und Sitten, die jenseits der in der Schriftkultur
festgehaltenen Werte liegen: also etwa auf die Frage, in welchen
Ländern Bestechung der effizienteste Weg zum geschäftlichen Erfolg
ist.


Wessen Markt?  Wessen Freiheit?

Ein Markt, der an die moralischen und politischen Begriffe des
schriftkulturellen Diskurses gebunden bleibt, erreicht schnell die
Grenzen seiner Effizienz.  Wir begegnen diesen Grenzen auf andere
Weise, wenn wir in bestimmten gesellschaftlichen Zusammenhängen mit
Idealen oder Verhandlungspositionen konfrontiert werden, deren
implizite Wertvorstellungen sich aus Erwartungen (bezüglich eines
bestimmten Lebensstandards oder irgend welcher Vorteile) ergeben, die
in Verträgen und Gesetzen eingefroren sind.  Viele europäische Länder
erleben derzeit die Krise ihres schriftkulturellen Erbes, weil
überholte, den neuen Effizienzerwartungen nicht mehr entsprechende
Arbeitsverhältnisse in Arbeitsgesetzen kodifiziert sind.

Andererseits müssen wir sehen, daß die in der amerikanischen
Verfassung garantierten Menschenrechte auf dem weltweiten Markt
gerade von denen vergessen werden, für die sie angeblich
selbstverständlich sind.  Kein Amerikaner--nicht einmal ein
Angehöriger einer Minderheit--schert sich beim Kauf von neuen
Turnschuhen auch nur einen Deut darum, daß die Frauen und manchmal
sogar Kinder, die diese Turnschuhe in fernöstlichen Ländern
anfertigen, damit nicht einmal ihren Lebensunterhalt verdienen können.
Und diese unmoralische oder opportunistische Haltung können wir
nicht einmal dem Markt zuschreiben, sondern jenen Konsumenten, die
das Größte und Beste zum kleinsten Preis erwarten.  Es ist fraglich,
ob Bildung und Schriftkultur wirksamer als die heutigen
Effizienzerwartungen jene Gerechtigkeit bewirken würden, die im
Elfenbeinturm der Literatur eingeklagt wird.  Wer an einen Markt, der
durch Wettbewerb gekennzeichnet ist und auf dem nur Effizienz und
Profit zählen, ethische Erwartungen heranträgt, wird schnell
enttäuscht sein, wenngleich es vielleicht die Gewissensbisse lindern
mag.  Märkte sind der Ausdruck derer, die sie konstituieren; sie sind
realistisch, wenn nicht sogar zynisch.

Allein aus Gründen der Effizienz geben Märkte die Rahmenbedingungen
für die Selbstkonstituierung des Menschen ab, der Freiheiten und
Rechte genießt, die zu seinen produktiven Fähigkeiten beitragen.  Der
Gedanke, daß Märkte nicht nur von großen Spannungen gekennzeichnet
und ohne Moral, sondern auch die Wiege für Freiheit, Toleranz
(politische, soziale, religiöse und geistige) und Kreativität sind,
wird nicht jedem gefallen.  Aber wir sollten nicht vergessen, daß die
amerikanische Revolution nicht zuletzt durch Handelsstreitigkeiten
hervorgerufen wurde.  Nach dem Zusammenbruch des Kommunismus in den
Sowjetländern setzen sich im ehemaligen Ostblock allmählich und
mühsam Formen des Waren- und Gedankenaustausches durch, die denen im
Westen ganz ähnlich sind.  Und trotz aller gegenwärtiger
Schwierigkeiten erkennen wir deutlich eine Entwicklung zu mehr
Freiheit und weniger Regulierungswut.  Lediglich die Volksrepublik
China ist noch im Griff einer zentralistisch geregelten
Planwirtschaft.  Und doch zeichnet sich auch dort ab, daß die
Konkurrenz zwischen offenen Märkten und der freie Fluß von Gütern auf
ein klares zukünftiges Ziel hinsteuert.  Es wird vielleicht noch
etwas dauern, aber dann werden auch die Chinesen auf dem Festland so
frei sein wie ihre Nachbarn in Taiwan.  Letztlich entscheidet die
Interaktion auf dem Markt das Schicksal der Menschen.

Und der Markt wird die Schriftkultur hinter sich lassen, wenn diese
seine Effizienz beeinträchtigt; er wird sich mit Hilfe von
Mechanismen weiterentwickeln, die den neuen Bedingungen des neuen
Marktes angemessen sind.  Wenn wir verstehen wollen, wie Märkte
funktionieren, hat es überhaupt keinen Sinn mehr, auf Erklärungen
zurückzugreifen, die aus überholten Formen der Lebenspraxis
entwikkelt wurden.  Es wäre Zeitverschwendung und würde in Nostalgie
enden.  Die neue komplexe Lebenspraxis des neuen Marktes und damit
die neuen Möglichkeiten unserer Selbstkonstituierung würden wir
dadurch nicht besser beherrschen.


Neue Märkte, Neue Sprachen

Unser Beschreibungsmodell, das den Markt als Zeichenprozeß definiert,
machte den offenen Charakter jeder Transaktion sichtbar; unsere
Erörterung der zahlreichen Phasen, in denen sich die Konstitution von
Märkten vollzieht, hat die distributive Natur von Marktprozessen
dargelegt.  Um die veränderten Bedingungen der menschlichen
Selbstkonstituierung auf dem Markt in einer radikal veränderten Skala
mit einer entsprechend neuen Dynamik näher zu erklären, müssen wir zu
beiden Bereichen einige Ergänzungen machen.

Die Verwendung von Zeichen und von Sprache ist eine spezifisch
menschliche Tätigkeit.  Die Verfasser eines gesprochenen oder
geschriebenen Textes konstituieren damit ihre Identität und richten
sich gleichzeitig darauf ein, die Antwort einer potentiellen oder
intendierten Leserschaft entgegenzunehmen und zu interpretieren.
Dieses gilt für alle zeichenhaften Ausdrucksformen und ihre
Kombinationen.  Text, Musik, Geruch können Bilder assoziieren oder
auch Assoziationen untereinander hervorrufen.  Diese Assoziation kann
weitervermittelt werden an andere, die sie wiederum ad infinitum
verbreiten, und zwar oft so, daß das Ausgangszeichen (d. h. also die
Ausgangsperson, die ein Zeichen in Antizipation der durch andere
vollzogenen Interpretation des Zeichens entwirft) am Ausgangspunkt
dieses Übermittlungsprozesses vollkommen vergessen ist.

Wenn wir nun diesen Gedanken auf die Produkte menschlicher Tätigkeit
übertragen, können wir die Hervorbringungen des Menschen unter drei
Gesichtspunkten betrachten:
1. unter ihrer Ausdrucksleistung--etwa das von einer Maschine, einem
Produkt, einem bestimmten Nahrungs- oder Kleidungsmittel, einem
Wirtschaftszweig erfüllte Bedürfnis;
2. der Kommunikationsleistung--erfüllt das Produkt ein Bedürfnis
weniger oder vieler, auf welche Weise wird das Bedürfnis erfüllt, was
wird ausgesagt über die, die dieses Produkt hergestellt haben, und
die, die ihre Identität durch die Verwendung dieses Produktes setzen,
was erfahren wir über realisierte Chancen und eingegangene Risiken;
und
3. der Bedeutungsleistung--der in dem Produkt ausgedrückte Wissens-
und Kompetenzstandard.
Das heißt natürlich nicht, daß jedes Alltagsprodukt ein Zeichen oder
eine Sprache ist.  Aber es kann als Zeichen für einen Gegenstand (der
Produktionsstand in einem bestimmten Bereich, die Qualität des
Designs, die Kompetenz in der Ausführung) interpretiert werden und
damit etwas aussagen über den pragmatischen Lebenszusammenhang des
Menschen und seine durch diese Pragmatik ermöglichte
Identitätsfindung.  Wir alle kennen Fälle, in denen dem Sprecher das
Wort auf den Lippen erstirbt, weil ihm niemand zuhört.  Analog hierzu
kann auch ein Produkt aus unserem Leben verschwinden, weil es für
unsere Lebenspraxis irrelevant geworden ist.  Es gibt viele solcher
Fälle, in denen Zeichen diese Qualität der Interpretierbarkeit
verloren haben.

Eine Firma, die an die Börse geht, wird an zahlreichen Eigenschaften
gemessen.  Das Wachstumspotential ist eine dieser Eigenschaften,
deshalb werden z. B. die im Internetbereich tätigen Firmen bei ihrem
Gang an die Börse so hoch bewertet.  Dieses Potential kann in
schriftlicher Form dargelegt werden mittels veröffentlichter Daten
über die erworbenen Patente, mittels Marktanalysen oder aber über die
intuitive Einsicht, daß sich in diesem Marktzeichen mehr verbirgt als
nur der Name und der anfängliche Börsenwert.  In einer begrenzten
Skala der menschlichen Erfahrung konnte ein jeder an der Erfahrung
teilhaben; mit der Erweiterung der Skala hat die Schriftkultur die
Informationen übermittelt und so die Rolle eines partiellen
Garantieträgers übernommen.  Heutzutage gibt es nicht nur ein
Unternehmen für ein bestimmtes Produkt und eine Handlung, sondern
viele ähnliche und immer neue erhöhen den Konkurrenzdruck; Angebot
und Nachfrage regeln sich auf einem Markt, auf dem der Verlust des
einen der Gewinn des anderen ist.  Die Schriftkultur kann nicht
länger als Hintergrund für die Dynamik dieser Veränderung und
Erneuerung dienen.  Würde sie sich für die Kontrolle derartiger
Marktabläufe eignen, hätte sich die Firma Netscape--ein Synonym
schlechthin für den Internet-Browser--niemals so entwickeln können;
Ähnliches gilt für die Unternehmen, die die Software für das
Telefonieren via Internet (voice over ISP) entwickelt haben.

Bei einem relativ homogenen Markt erwies sich die Sprache als ein
angemessenes Kommunikationsmittel.  Solange die verschiedenen
Kontexte, die gemeinsam den heutigen Weltmarkt ausmachen, sich nicht
so erheblich unterschieden, wie es sich derzeit abzeichnet, waren
Schriftsprache und Schriftkultur ein gut funktionierender Kompromiß.
Aber nicht nur die Märkte, sondern auch die Handelsformen selbst
haben sich verändert: vom Austausch von Gütern gegen Güter oder vom
Austausch von Gütern gegen einen universellen Ersatz (Gold, Silber,
Edelsteine) oder gegen konventionelle (Geld-) Einheiten hin zu Größen
wie den Euro oder das über die Netzwerke gehandelte e-Money; in
diesem Entwicklungsschritt wird die eine allein gültige Schriftkultur
durch eine Vielzahl von Alphabetismen und "Literalitäten" ersetzt,
die an die einzelnen Transaktionssegmente gebunden sind.
Aktienanteile an einer italienischen oder spanischen Firma,
Warentermingeschäfte oder Obligationen für Investmentfonds der
Dritten Welt--sie alle unterliegen ihren eigenen Handelsgesetzen mit
einer jeweils eigenen Sprache.

Die Spezialisierung, die zur Effizienzsteigerung des Marktes führte,
hat auch die Zahl von Sondersprachen und neuen Bildungsformen erhöht.
Diese bringen das Produktionspotential von Unternehmen und den Wert
ihres Managements auf den Markt.  Sie verzeichnen z. B. die Höhe der
erwarteten landwirtschaftlichen Produktivität (einschließlich des
Risikos der Wetterbedingungen) und die im Zusammenhang der
fortschreitenden wirtschaftlichen Globalisierung sich abzeichnenden
unternehmerischen Risiken.  Sie können ihrerseits wiederum in
Programme eingebracht werden, die mit anderen Programmen in Beziehung
treten.  Darüber hinaus binden die Mechanismen, die für den
distributiven Charakter des heutigen globalen Marktes verantwortlich
sind, weitere Sprachen in den Markt ein, in diesem Fall die Sprachen
der "weichen" Maschinen, die unabhängig von Schriftkultur mit
Fähigkeiten zur Informationssuche und heuristischen Planung
ausgestattet sind.

Marktsimulationen ermöglichen die Erstellung von intelligenten
Programmen für die Abwicklung des Handels und die Entwicklung
zahlreicher selbständiger intelligenter Agenten, die sich selbst
modifizieren, auf neue Bedingungen einstellen und so immer bessere
Handelsergebnisse erzielen können.  Kurz: Vor dem Hintergrund eines
starken integrativen Prozesses spielen sich viele Vermittlungsformen
ab.  Dieser Hintergrund ist eben jener neue pragmatische Rahmen, der
die globale Plattform für eine in viele Teilbereiche aufgegliederte
Wirtschaft mit immer kürzeren Produktionszyklen abgibt.  Der Prozeß
kennt kaum noch sequentielle Abläufe und keinen Zentralismus.  Mit
anderen Worten: Nahezu die gesamte Marktaktivität vollzieht sich in
parallel ablaufenden verteilten Prozessen.  Darüber hinaus ergeben
sich in den fließenden Koordinaten der weltweiten Handelsbeziehungen
neue Konfigurationen, d. h. sich verändernde Interessenszentren.
Jedes einzelne Geschäft entwickelt als ein sich selbst
organisierender Nukleus seine eigene Dynamik.  Auch die Beziehungen
zwischen solchen Konfigurationsnuklei sind dynamisch.  Die
Beziehungen zwischen den daran beteiligten Elementen sind nicht
linear und verändern sich kontinuierlich.  Solidarität wird durch
Wettbewerb ersetzt, der nicht selten feindlich ist oder Formen der
Feindlichkeit annimmt.  So verzehrt der Markt sich selbst und damit
auch das Erbe der Schriftkultur, an deren Stelle er provisorische und
für spezielle programmierbare Funktionen eingerichtete
Spezialsprachen setzt.

Wann immer Individuen ihre Identität in ein Produkt hineinprojizieren,
wird die in diesem Produkt verkörperte vieldimensionale Erfahrung
zum Tausch mit anderen dargeboten.  Auf dem Markt wird die Erfahrung
auf diejenige Dimension reduziert, die dem gegebenen Kontext der
Transaktion entspricht.  Mit seinem Verhalten auf dem Markt drückt
der Mensch das Bewußtsein seiner selbst aus, seine kritischen und
selbstkritischen Fähigkeiten und seine Gerichtetheit auf die Zukunft.
Die abstrakte Natur der Marktprozesse, die Befreiung von der
Schriftkultur und die Überantwortung an Technologien, die einen
effizienten Austausch ermöglichen, verweisen auf eine Zukunft, die
manchen, die in anderen pragmatischen Zusammenhängen aufgewachsen
sind, besorgniserregend erscheinen mag.

Die sozialistischen Modelle, deren ideologische Säulen Begriffe wie
bürgerlicher Besitz, Klassenunterschied, Reproduktion der
Arbeitskraft und ähnliche Kategorien waren und die aus einem
pragmatischen Rahmen hervorgingen, der die Schriftkultur möglich und
notwendig gemacht hatte, haben sich erübrigt.  Besitz und Märkte sind
verteilt (nicht immer in einer Weise, die unserem Verständnis von
Fairneß entspricht).  Wir definieren uns zunehmend in einem
gesellschaftlichen Kontinuum, das in mancherlei Hinsicht keinen Platz
mehr für das Außergewöhnliche hat und an dessen Stelle das
Durchschnittliche und Mediokre setzt.  Die selbstkonstitutive Kraft
des Menschen wird nicht nur in den neuen Formen der Lebenspraxis
reproduziert, sondern multipliziert in einer Lebenspraxis des
Überschusses, der neuen Überschuß produziert.  Damit verliert der
Mensch seinen Sinn für Dauerhaftigkeit und für das Außergewöhnliche
als Merkmale seiner Produkte und seiner Selbstkonstituierung durch
Arbeit.


Alphabetismus und das Transiente

Wenn ein Produkt mit einer lebenslangen Garantie auf den Markt kommt
und der Hersteller wenige Monate nach dem Verkauf des Produktes
bankrott geht, stellen sich normalerweise Fragen nach dem korrekten
Verhalten des Herstellers, nach falschen Angaben über das Produkt und
nach der Qualität der Werbung.  Solche Vorgänge, gegen die niemand
immun ist, können nicht einfach abgetan werden, denn das Agieren auf
dem Markt bedeutet immer einen Umgang mit menschlichen Werten, wie
relativ diese auch sein mögen.  Ehrenhaftigkeit, Wahrheit und eine
Achtung vor dem gegebenen Wort gehören zur Schriftkultur und sind
entsprechend in den Büchern dieser Schriftkultur ausgedrückt.  Diese
und alle anderen Bücher verlieren ihren Sinn, wenn wir die
Schriftkultur hinter uns gelassen haben.  Das heißt allerdings nicht,
daß in einem Stadium jenseits der Schriftkultur alle Werte
korrumpiert und bedeutungsleer werden.  Märkte leisten etwas anderes:
Sie bauen die Erwartungen der Menschen in ihre eigenen Mechanismen
ein.  Das heißt, sie müssen nicht deshalb bestimmte menschliche
Erwartungen erfüllen, weil diese schriftlich niedergelegt sind,
sondern weil die Märkte anders nicht erfolgreich funktionieren würden.
Wie dies im einzelnen geschieht, bedarf einer ausführlicheren
Erörterungen.  Wir wollen dabei mit der eingangs gestellten Frage
beginnen: Was geschieht mit der lebenslangen Produktgarantie, wenn
der Hersteller bankrott geht?

Wir haben bereits in verschiedenen Zusammenhängen gesehen, daß die
sich in der Schriftkultur vollziehende sprachliche
Selbstkonstituierung des Menschen Stabilität und progressives
Wachstum insinuiert.  Die in dieser Lebenspraxis gefundenen
Produktionsmittel weisen ebenfalls Eigenschaften auf, die
Dauerhaftigkeit garantieren.  So erscheint das industrielle Modell
als Erweiterung des in der Schriftkultur verwurzelten
Schöpfungsmodells.  Maschinen waren leistungsstark und beherrschend.
Sie und ihre Produkte überdauerten die Generation derer, die sie
entwickelten und verwendeten.

Schriftkultur und Bildung waren an den komplexen Lebensumständen
beteiligt, die zur industriellen Revolution führten, und sie wurden
durch diese dann weiter gefördert und unterstützt.  Elektrisches
Licht verlängerte die Zeiträume, die zum Lesen zur Verfügung standen.
Bücher konnten schneller und billiger gedruckt werden, weil das
Papier schneller und billiger hergestellt und die Druckmaschinen
durch stärkere Motoren angetrieben wurden.  Somit stand auch mehr
Zeit für Ausbildung und Studium zur Verfügung; die industrielle
Gesellschaft erkannte, daß mit der Entwicklung komplizierterer
Maschinen qualifizierte Arbeitskräfte produktiver waren.  All dies
vollzog sich vor einem Erwartungshorizont, der wesentlich durch
Dauerhaftigkeit gekennzeichnet war und sich auch auf die Struktur der
Märkte auswirkte.  Im Gegensatz zu landwirtschaftlichen Produkten,
die den Einflüssen von Wetter und Zeit ausgesetzt sind, können
industrielle Produkte auf Kommission bestellt und gelagert werden.
In diesen heterogenen und vermehrt auf Kredit kalkulierten
Marktstrukturen war die Schriftkultur ein wesentliches
Vermittlungsinstrument.  Produktionszyklen waren lang und folgten
aufeinander wie die Jahreszeiten, wie die Buchstaben in einem Wort.
Ein großer Hersteller verkörperte mit seinen Produkten geradezu
Dauerhaftigkeit.  Eine lebenslange Garantie auf solche Produkte
beinhaltet eine Aussage über seine auf Dauer angelegte
Leistungsfähigkeit und versinnbildlicht in gewisser Weise die Sprache,
die die Leistungsfähigkeit des Produktes beschreibt.

Jenseits der Schriftkultur gelten diese Verhältnisse nicht mehr.
Weder das Design eines Produkts, noch die verwendeten Materialien und
angewandten Prinzipien sind darauf ausgelegt, über einen Zyklus
optimaler Effizienz hinaus zu funktionieren.  Das ist weder eine
moralische Entscheidung noch ein abwegiger Plan.  In unseren
Produkten drücken sich lediglich andere Erwartungen aus.  Ihre
Lebensdauer entspricht der Dynamik des Wandels, der neuen Skala
menschlicher Selbstkonstituierung und der für diese Skala typischen
Effizienzbesessenheit.  Unsere Produkte werden flüchtiger, weil die
relativ gleichförmigen Zyklen unserer Selbstkonstituierung kürzer
geworden sind.

Die Lebenserwartung ist gestiegen, und diejenigen, die den Höhepunkt
ihrer produktiven Kraft überschritten haben, werden wohl bald die
Mehrheit der Bevölkerung ausmachen.  Durch diese Veränderung wird die
durch die neuen Vermittlungsstrategien erreichte hohe
Produktivitätsebene nicht beeinträchtigt.  Ein längeres Leben heißt
heute lediglich, daß man in mehrere Zyklen der Veränderung
eingebunden ist (was allerdings andere Veränderungen, etwa im Bereich
von Bildung und Ausbildung und im Familienleben, mit einschließt).
Im Vergleich zu den vorangegangenen Jahrhunderten, in denen sich die
Entwicklung langsam vollzog, bezeugt eine abrupte Veränderung
ihrerseits eine neue conditio humana.

Wo früher Bildung und Schriftkultur für die Koordination der
vielfältigen Beiträge des Menschen zur Lebenspraxis nötig waren,
stehen heute neue Formen der Koordination und Integration.  Die ihnen
entsprechende Lebenspraxis ist durch Intensität und Verteilung
gekennzeichnet, und die Produkte tragen anstelle des Prinzips der
Dauerhaftigkeit das Prinzip der Veränderung in sich, das alle
menschliche Erfahrung beherrscht.  Auf diese Weise machten sich
Marktbedingungen für das Flüchtige, Vorübergehende geltend.  Wenn ein
lebenslanges Funktionieren von Produkten garantiert wird, dann wird
unter lebenslang der relativ kurze Zyklus des gesamten Sortiments
verstanden.  Und auch die Möglichkeit, daß ein Hersteller bankrott
geht, kommt nicht überraschend, denn die strukturellen Merkmale
unserer Effizienzerwartungen führen zu Produktionseinheiten, deren
Dauer (oder Kürze) sich nach der Bedarfsdauer ihrer Produkte richtet.
Auf diese Weise werden also unsere Erwartungen in die
Marktmechanismen integriert.  Diese Produkte werden durch viele
Alphabetismen vermittelt, die dem Produkt innewohnen.  Nun wird auch
klar, warum wir auf eine lebenslange Produktgarantie verzichten
können: Wir entsorgen nicht nur die hergestellten Produkte, sondern
auch die in ihnen verkörperte Sprache (bzw.  Sprachen).  Jede
Transaktion auf dem Markt des Flüchtigen entspricht einer
Lebenspraxis, die das faustische Prinzip in einen Werbeslogan
verwandelt.


Markt, Werbung, Schriftlichkeit

Die Rolle der Werbung in Markt und Gesellschaft ist durchaus
umstritten.  Die Meinungen reichen von Robert L. Heilbroners Urteil,
daß die Werbung die Moral der kapitalistischen Gesellschaft am
nachhaltigsten untergrabe, bis zu McLuhans Apologie, daß die Werbung
unserer Zeit unsere Werte, Sehnsüchte und Tätigkeiten am besten
widerspiegele.  Wir wollen nicht Partei ergreifen.  Ob wir nun
Werbung bewundern oder verachten, ignorieren oder genießen, sie
spielt in unserem heutigen Leben eine enorm wichtige Rolle.  Wer aber
mit der Geschichte der Werbung einigermaßen vertraut ist, wird wissen,
daß sich die Skala dieses Tätigkeitsbereichs als Bestandteil des
Marktes radikal verändert hat.  Uns interessiert an der Werbung nicht
nur, wieviel Bildung und Schriftkultur (oder nicht-schriftkulturelle,
‘analphabetische’ Elemente) in ihr stecken, sondern auch, wie sich
die Mittel der Schriftkultur für die psychologischen, ethischen und
rationalen (oder irrationalen) Aspekte der Handelsabläufe auf dem
Markt eignen.

Im übrigen zeigt uns ein Blick auf die Werbung der vergangenen
Jahrhunderte, welche Rolle die Schriftkultur in der Gesellschaft und
in der kaufmännischen Welt gespielt hat.  Mund-zu-Mund-Werbung und
Angebotstafeln vor einem Geschäft stehen für eine Zeit, in der
Handelsabläufe von geringem Umfang und mit geringer Reichweite an der
Tagesordnung waren.  Die Werbestrategien um die Jahrhundertwende
verdeutlichen ihrerseits die damals erreichten Standards der
Schriftkultur und die Effizienzerwartungen, die man bezüglich der
Handelszusammenhänge und der Skala jener Zeit an sie richtete.  Die
Werbung jener Zeit enthält mehr Text als Bild und spricht mehr den
Verstand als die Sinne an.  Als Zeitungen und Wochenmagazine die
bestimmenden Kommunikationsmittel waren, verließ man sich in der
Werbung auf die Überredungskraft des Wortes.  Nicht wirkliche
Ehrenhaftigkeit oder Werte wurden in ihnen ausgedrückt, sondern nur
der Anschein davon.  Das schwarz auf weiß zu Papier gebrachte Wort
mußte einfach und wahrhaftig erscheinen.

Das jedenfalls galt für Amerika.  In Europa hatte die Werbung zu
jener Zeit einen anderen Stil entwickelt, verriet aber noch immer das
Vertrauen in die alten Werte.  Viele bekannte Künstler wurden für die
Werbung gewonnen.  Henri Toulouse-Lautrec, El Lissitzky und Herbert
Bayer sind die bekanntesten.  Für den gebildeten und auf
Schriftkultur fixierten, aber künstlerisch interessierten Europäer
jener Zeit besaßen solche Werbungen für hochwertige Produkte und
Ereignisse eine größere Suggestionskraft.  Vermutlich in der
Nachfolge dieser europäischen Tradition experimentierten dann auch
amerikanische Designer nach dem Zweiten Weltkrieg mit dem Bild als
Werbeträger und schufen die Wiege für das Graphik-Design in den USA.
Als dann noch leistungsfähigere Visualisierungsmedien zur Hand waren,
die zur Erhöhung ihrer Effektivität auf psychologische Daten
zurückgreifen konnten, wurde das Bild in der Werbung zum
beherrschenden Faktor.  So offen und mehrdeutig ein Bild auch sein
mag, steigende Verkaufszahlen bestätigten allemal die Wirkmächtigkeit
des Bildes in der Werbung.  Sofern heute auf Schrift in der Werbung
zurückgegriffen wird, geschieht es im wesentlichen mit Blick auf die
visuellen Aspekte der Schrift.

Auf den Märkten herrscht alles andere als ein einfacher, klarer
Kausalzusammenhang.  Der Übergang von einer wohl strukturierten,
rationalen Interpretation des Marktes und von seinem ethischen
Gebaren zu Irrationalität und Entstellung ist leicht vollzogen und
läßt sich an den neuen Formen ablesen, die die Märkte genommen haben,
und an den neuen Techniken ihrer Transaktion und der damit
verbundenen Werbung.  Mit Irrationalität meinen wir die Aufgabe
allgemeiner Vernunftregeln (oder ökonomischer Theorien) bezüglich des
Warentausches.  In den 80er Jahren zeigte sich dies auf dem Ölmarkt,
dem Kunstmarkt, dem Markt für Adoptivkinder und bei den Angeboten
neuer Werte auf dem Aktienmarkt.

Wirtschaftstheorien oder der Text einer Werbung können diese
Irrationalität nur anerkennen und Erklärungen vorschlagen.  Es gibt
Ansätze und Schulmeinungen im Bereich der Marktanalyse, die auf
Spieltheorie, Psychodrama, zyklischer Modellierung, den Mondphasen
usw. beruhen.  Sie alle produzieren eine Unmenge von
Informationsbroschüren, die die schwer vorhersagbaren
wirtschaftlichen und finanziellen Phänomene zu erklären und zu
verstehen suchen.  Sprachähnliche Erklärungen und Ratschläge sind
Teil der Werbung, Teil der Sprache des Marktes, die ihre eigene
Schriftlichkeit entwickelt und viele darin einbindet.  Doch selbst
der gebildetste Teilhaber an den Marktabläufen kann diesen Prozeß
nicht anhalten, denn die an diesen Ablauf teilhabende Schriftlichkeit
unterscheidet sich von der Schriftlichkeit, die in einem Produkt oder
seiner Werbung verkörpert ist.  Zu jeder Zeit sind, wie im Leben,
irrationale Elemente auf dem Markt präsent; diese sind aber nicht zu
vergleichen mit dem Ausmaß, in dem die Sprache des Marktes die
Hysterie etwa des Schwarzen Montags im Jahr 1987 an der New Yorker
Börse reflektierte oder ihre pragmatische Funktion bisweilen gänzlich
aufgibt.

Wir alle klagen darüber, daß unsere Intimsphäre kleiner wird,
erlauben aber gleichzeitig durch unsere Präsenz auf dem Markt, daß
uns die vom Markt ausgeübte Integrationskraft erfaßt, ohne zu sehen,
wie eng diese beiden Aspekte zusammenhängen.  Die Schriftkultur hatte
früher auch eine Schutzfunktion ausgeübt und Regeln der Diskretion
und des Anstands festgeschrieben.  Die Illiteralität indes versetzt
uns in Furcht; sie macht uns zwar effizienter, öffnet aber all den
Mitteln Tür und Tor, die uns unserer Identität berauben.  Wenn wir
unsere Geschäfte online betreiben, geben wir, ohne zu zögern, unsere
persönlichen Daten und die Nummer unserer Kreditkarte preis und
setzen dabei stillschweigend einen Bereich der Privatheit voraus, der
für den Kode unseres schriftkulturellen Verhaltens selbstverständlich
war.  Aber gerade diejenigen, die Bildung und Kommunikationsformen
aus dem Umgang mit Computern gewonnen haben, sollten wissen, wie
unbegrenzt die Macht des Netzes ist, wenn es darum geht, für alle nur
denkbaren Verwendungen Informationen zu suchen, zu finden und zu
klassifizieren.

In diesem neuen Stadium jenseits der Schriftkultur wendet sich die
Werbung nicht mehr nur an einen undifferenzierten großen Markt,
sondern sehr differenziert auch an kleinere Gruppen, selbst an das
Individuum.  "Sag mir, was du kaufen oder verkaufen möchtest, und ich
sage dir, wer du bist": Diese Feststellung beschreibt sehr genau, wie
der Zeichenvorgang auf dem Markt uns die Beteiligten transparent
macht.  Der enorme Aufwand, mit dem heute ein neues Müsli, eine neue
Software, ein Wahlkampf, ein Film oder eine Sportveranstaltung
vermarktet werden, hat aus der Sprache der Werbung eine eigene
Sprache gemacht mit einem eigenen Vokabular und einer eigenen
Grammatik.  Diese verändern sich stetig, weil sich die von ihnen
dargestellte Welt schnell und stetig verändert.  "Sag mir, was du
kaufst, und ich sag dir, wer du bist."  Unaufhörlich und überall
machen enorm erfindungsreiche Digitaltechniken Aufnahmen von uns, die
Feinabstimmung übernimmt der Markt.  Das Kaufen von Produkten ist
längst vorbei.  Heute kaufen uns die Produkte.

Werbung ist nicht mehr nur Mitteilung oder Erläuterung.  Werbung ist
Informationsverarbeitung mit bisweilen bizarren Ausmaßen und darüber
hinaus sehr erfindungsreich, wenn es um die Querverweisung von
Information und die Feinabstimmung der Botschaft auf die
individuellen Bedürfnisse hin geht.  Automatische Datenanalyse wird
ergänzt durch Abstimmungsmethoden, die das Gewicht der Wörter den
spezifischen Bedürfnissen des Adressaten anpassen.  In der Realität
des Marktes und seines Gehilfen, der Werbung, werden Sprachen, die
sich auf Kunst, Erziehung, Ideologie oder Sexualität beziehen, von
der grenzenlosen Vermittlungsmaschinerie eingenommen, die den
pragmatischen Rahmen unserer heutigen Existenz ausmacht.  Nichts ist
wertvoller als das Wissen darum, wer wir sind.  Vermutlich sind jene
Makler, die mit den Informationen über einen jeden einzelnen von uns
handeln, auf diesem Markt der vielen miteinander konkurrierenden
partiellen Literalitäten die erfolgreichsten.

Im Verlauf dieser Entwicklung hat die Sprache ihre Möglichkeiten
erschöpft und die Schriftkultur ihre beherrschende Rolle in unserer
Kultur verloren.  Eine jede schriftkulturelle Äußerung ging
stillschweigend davon aus, daß der Mensch die optimale
Informationsquelle und der ideale Empfänger sei.  Die ‘illiterate’
Botschaft kann sich automatisch vermitteln, als Bild oder als Text,
als Video oder als Internet-Spamming, was immer für das auserkorene
menschliche Ziel am treffsichersten erscheint.  Wir haben gar keine
andere Wahl.  Direkte Verhandlungen zwischen Personen sind längst dem
Austausch über Faxgeräte gewichen und werden zukünftig als
Verhandlungen zwischen Softwareprogrammen geführt werden.  Die Folgen
davon werden so weitreichend sein, daß es wenig Sinn ergäbe, auf
diese Situation emotional mit reiner Begeisterung oder bloßer
Verachtung zu reagieren.

Die Pragmatik des heutigen Marktes unterliegt der Notwendigkeit, den
Überfluß ständig auszuweiten, um den von Begehr und Erwartung
getriebenen Austausch von Gütern und Dienstleistungen anzutreiben.
Derartiges Begehren und derartige Erwartungen in der globalen Skala
der menschlichen Interaktionen sind von einer einzigen beherrschenden
Form von Bildung und Schriftkultur nicht mehr in den Griff zu
bekommen.  Hunderte von Literalitäten, die ihrerseits eine ebenso
große Zahl von Selbstkonstituierungsformen überall auf der Welt
verkörpern, sind unter dem Superzeichen, das wir Markt nennen,
zusammengefaßt.

Der Markt--im engen Sinne als Umschlagplatz von Gütern und als
Zeichenprozeß, der Struktur und Dynamik verbindet--bringt all das
zusammen, was die Beziehungen zwischen dem Individuum und seinem
sozialen Umfeld regelt: Sprache, Sitten, Gebräuche, Wissen,
Technologie, Bilder, Klänge, Gerüche und vieles andere.  Durch den
Markt werden Wirtschaftsformen bestätigt oder einer schmerzlichen
Umstrukturierung unterworfen.  Die zurückliegenden Jahre haben
diesbezüglich sehr viel Unruhe verursacht, aber auch ökonomische
Chancen geboten--ein Ausdruck neuer pragmatischer Umstände.
Konkurrenz, Spezialisierung und Kooperation haben sich verstärkt.
Ein aufregendes und zugleich für manche beunruhigendes Wachstum der
wirtschaftlichen Aktivität hat neue Hochleistungsmärkte
hervorgebracht.  Phänomene wie just in time, point of sale und
elektronischer Austausch mußten sich entwickeln, weil die neue
Lebenspraxis sie erforderlich machte.

Deshalb können wir auch nicht so ohne weiteres den Erklärungen folgen,
die die Dynamik des Wirtschaftslebens auf die technologischen
Veränderungen zurückführen.  Die schnelleren Wirtschaftszyklen
verlaufen nicht neben den neuen praktischen Erfahrungen menschlicher
Selbstkonstituierung, sondern sind auf sie bezogen.  Kognitive
Ressourcen zählen zu den wichtigsten Gütern der neuen
wirtschaftlichen Erfahrungen.  Und der Markt richtet sich darauf ein,
indem er für den beschleunigten Umschlag dieser Güter Mechanismen und
Zeichenprozesse entwickelt, die eine bislang nicht erreichte
technologische Komplexität aufweisen.  Dynamische Systeme für
intelligente Agenten und verbesserte Möglichkeiten für die
Einschätzung von Marktchancen und Prognosen haben neue Algorithmen
hervorgebracht, die diese neuen kognitiven Ressourcen angemessen
ausdrücken.  Sie könnten aufblühen in einem Kontext, der Freiheit von
jeglicher Hierarchie und Zentralismus, Loslösung von Sequentialität
und Determinismus erfordert.  Selbst das interessante
Wirtschaftsmodell, das Wirtschaft als ein Ökosystem versteht (ich
beziehe mich hier auf Rothschilds Bionomics), verrät doch in letzter
Konsequenz eine deterministische Sehweise.

Zeichenprozesse (auch Semiosen genannt) können keine wirtschaftlichen
Veränderungen hervorrufen.  Aber Zeichenprozesse reflektieren in der
Form hochentwickelter Transaktionen die Veränderungen, die sich in
der pragmatischen Grundlage des Menschen vollzogen haben.  Die
zahlreichen neuen Unternehmen von Fast-food-Ketten über
Mikrochip-Hersteller bis zu RoboterEntwicklern, die das menschliche
Wissen in die neuen Waren und Dienstleistungen umsetzen, zeigen die
Notwendigkeit dieser pragmatischen Veränderungen.  Angebotsvielfalt
und Überfluß können vielleicht auf Wettbewerb und Zusammenarbeit
zurückgeführt werden, aber die eigentliche Triebkraft der Wirtschaft
und des Marktes ist das objektive Bedürfnis nach Effizienzebenen, die
der heute erreichten globalen Skala menschlicher Tätigkeit
entsprechen.  Eine zentrale Planung wie überhaupt jegliche
zentralistische Struktur hat sich nicht wegen des technologischen
Fortschritts erübrigt, sondern weil sie nicht mehr mit effizienten
praktischen Erfahrungen in Einklang zu bringen war.

Wie die Märkte in einer Zivilisation jenseits der Schriftkultur
aussehen, hat sich aus den vorausgegangenen Überlegungen
herauskristallisiert.  Sie sind gekennzeichnet durch vielfältige
Vermittlungsinstanzen, rasche Entwicklungszyklen sowie eine globale
Verknüpfung und Abhängigkeit.  An die Stelle des Menschen als
optimaler Informationsquelle und idealem Empfänger treten
elektronisch vermittelte Datenverarbeitungsprozesse, die sich
jederzeit an jeden in einem jeden Kontext wenden können: an die
Produzenten von Rohmaterialien, an Energielieferanten, an Hersteller
und Verkäufer.  Die Analyse des Käuferverhaltens beim Scannen der
Internetangebote geht direkt in Programme ein, die Produktion,
Marketing und Distribution steuern.  Kauf und Verkauf regeln sich
nicht mehr über persönliche Verkaufsgepräche, Fax oder e-mail,
sondern als Interaktion zwischen Programmen.  An die Stelle von
Massenmärkten treten spezialisierte Einzelmärkte.  Die Dynamik dieser
Märkte, die sich in den einzelnen Zellen der Selbstorganisation
ausdrückt, entspricht dabei der Dynamik der Menschen, die sich in
dieser ihrer Realität konstituieren.



Kapitel 2:

Sprache und Arbeitswelt

Arbeit ist ein Mittel der Selbsterhaltung, das über den primitiven
Kampf um das Überleben hinausgeht.  Den Begriff Arbeit können wir
eigentlich erst verwenden, wenn wir von einem Bewußtsein des Menschen
seiner selbst und von einem Bewußtsein seiner Selbstkonstituierung in
praktischen Erfahrungen ausgehen können.  Das Bewußtsein von Arbeit
und die Anfänge der Sprache gehören eng zusammen.

Unter Arbeit verstehen wir nicht die spezifische Ausführung dieser
oder jener Tätigkeit, sondern Muster und Profile menschlichen
Handelns.  Wir betrachten sie also vor allem unter einem funktionalen
Gesichtspunkt, der auch die Frage aufwirft, wie sich diese Muster
reproduzieren.  Interaktion, Veränderung, Wachstum, Verbreitung und
Beendigung sind Bestandteile dieser Profile.  Es ist offensichtlich,
daß die Arbeitsprofile der landwirtschaftlichen Tätigkeit sich von
denen der vorindustriellen, der industriellen oder der
postindustriellen Zeit unterscheiden.  Wir wollen im folgenden die
Arbeitsprofile der durch Schriftkultur gekennzeichneten Arbeitswelt
mit denen im Stadium jenseits der Schriftkultur vergleichen.

Die landwirtschaftliche Tätigkeit ist wesentlich von topographischen
und klimatischen Bedingungen abhängig.  Gleichwohl hat sich bei den
in diese Tätigkeit eingebundenen Menschen unabhängig von ihrer
jeweiligen geographischen Lage eine kohärente Erfahrung eingestellt.
Die in der jeweiligen Sprache zum Ausdruck gebrachte Erfahrung weist
einen klar umrissenen Satz von Problemen, Fragen und Wissen auf, der
trotz des jeweils fragmentarisierten Weltblicks insgesamt homogener
ist, als wir erwartet hätten.  Im Vergleich dazu sprechen die
Chiphersteller im Silicon Valley oder in entlegenen chinesischen
Provinzen, in Rußland oder in einem Entwicklungsland Osteuropas, in
Asien oder Afrika von vornherein dieselbe Sprache und stehen vor
denselben Problemen.

Landwirtschaftliche Tätigkeit verläuft nach dem bottom-up-Prinzip,
das in diesem Fall ein reaktives Prinzip ist.  Die Reaktion auf
gegebene Probleme führte langsam, aber stetig zu Entscheidungen
zwischen Handlungsalternativen.  Erfahrung führte zu repetitiven
Handlungsmustern.  Effiziente Erfahrungen setzten sich durch, andere
wurden verworfen.  So formte sich allmählich ein Bestand an Wissen,
der einem jeden, der in diese Überlebenspraktiken eingebunden war,
zur Verfügung stand.  Im Falle der Chipfabrik ist die Struktur nach
dem top-down-Prinzip gestaltet: Von vornherein sind bestimmte und
klar definierte Ziele und Gründe sowie das notwendige, seiner Natur
nach nicht in Schriftlichkeit eingebundene Wissen Teil der
Erfahrungsstruktur.  Nur so ist die hohe Effizienz zu erreichen.
Durch begleitende Maßnahmen werden die verfügbaren Fähigkeiten und
Fertigkeiten unablässig verbessert.  Die Tätigkeit ist programmiert.
Eine klare Vorstellung von den Zielen des Unternehmens--hohe Qualität,
hohe Effizienz, ausgeprägte Anpassungsfähigkeit an neue
Erfordernisse--ist in das gesamte Unternehmenssystem eingebaut.

In beiden Modellen entwickelt sich die Sprache als Teil und Ausdruck
dieser Erfahrung.  Koordination, Kommunikation, Aufzeichnung und
Wissensvermittlung erfordern für den reproduktiven Prozeß der Arbeit
die Transferleistung der Sprache.  Gewiß ist die Sprache der
landwirtschaftlichen Lebenspraxis natürlicher und stärker auf den
Naturzustand des damaligen Menschen bezogen gewesen als die Sprache
im Chipzeitalter jenseits der Schriftkultur, die von einer
außerordentlichen Präzision sein muß, um den hochspezialisierten und
hocheffizienten Arbeitsabläufen zu genügen.  Die Funktionen der
letzteren Sprachform unterscheiden sich von denen der natürlichen
Sprache, die als allgemeines Mittel menschlicher Interaktion jedoch
nach wie vor gültig bleibt.

Diese einleitenden Bemerkungen zum sich verändernden Verhältnis
zwischen Sprache und Arbeit mögen genügen.  Unsere Terminologie
orientiert sich am heute gängigen Jargon der Genetik und ihrem
Gegenstück, der Memetik.  Dennoch ist in diesem Zusammenhang Vorsicht
geboten, denn Memetik ist auf die quantitative Analyse kultureller
Dynamik gerichtet, wohingegen sich die Semiotik vornehmlich mit
qualitativen Aspekten beschäftigt.

Wie wir bereits erörtert haben, liefert die biologische
Evolutionstheorie heute die Metaphern für die neueren
Wirtschaftswissenschaften wie auch für die Theorien über
Wissenserwerb und Wissensverbreitung oder die Reproduktion von
Gedanken.  Viele beschäftigen sich bereits mit der neuen Sparte der
memetischen Forschung.  Die Mehrheit widmet sich effektiven, d. h.
meist computergestützten Verfahren zur Entwicklung von Mechanismen,
die die menschlichen Interaktionen verbessern sollen.  So aufregend
dies alles ist, könnten sich jedoch qualitative Überlegungen als
mindestens ebenso nützlich erweisen, wenn wir sie in konkrete
praktische Erfahrungen umsetzen könnten.  Wenn sich aus der
Evolutionstheorie ergibt, daß jeder lebendige Organismus
zweckbestimmt ist, dann läßt sich die Dynamik der menschlichen
Tätigkeit, wie sie sich in aufeinanderfolgenden pragmatischen Rahmen
ihrer Entwicklungsstadien niedergeschlagen hat, mit dem Mechanismus
der natürlichen Auslese allein nicht erklären.  An diesem Punkt zeigt
sich der Unterschied zwischen der Auffassung vom Zeichencharakter der
menschlichen Interaktion, auch der in der Arbeit sich vollziehenden
Interaktion, und der quantitativen Auffassung.  Solange natürliche
Auslese selbst als praktische Erfahrung--als Wahl zwischen mehreren
Möglichkeiten--verstanden wird, kann man sie nicht gleichzeitig zur
Erklärung dafür, wie sie sich vollzieht, heranziehen.

Wir können Arbeit in Analogie zu den Maschinen--denen von gestern und
denen von heute--als eine Maschine betrachten, die sich selbst
reproduziert.  In der Terminologie der Memetik würde man Arbeit als
eine komplexe replikative Einheit beschreiben, als eine Meta-Meme.
Aber beide Vergleiche beziehen sich auf den Aspekt des
Informationsaustausches, der nur ein Teil des Zeichenprozesses ist.
Damit wollen wir nicht sagen, daß Arbeit auf Zeichenprozesse oder auf
Sprache reduzierbar ist.  Uns interessiert hier die Verbindung
zwischen Arbeit und Zeichen bzw. zwischen Arbeit und Sprache.  Uns
interessiert ferner, inwieweit und inwiefern pragmatische
Handlungsrahmen und die Merkmale der Spracherfahrung sich gegenseitig
beeinflussen und voneinander abhängig sind und inwieweit dieser
Zusammenhang memetisch zu verstehen ist, ohne allerdings darauf
reduziert zu werden.


Innerhalb und außerhalb der Welt

Wenn wir die Leistungsfähigkeit der unmittelbaren Erfahrung mit der
Leistungsfähigkeit von vermittelten Erfahrungsformen--vermittelt
durch Werkzeuge, Zeichen oder Sprachen--vergleichen, so zeigt sich,
daß die Effizienz der durch Zeichensysteme vermittelten Handlungen
höher ist.  Die Quelle dieser Effizienzsteigerung liegt in der
kognitiven Leistung, die die angemessenen Mittel mit dem erstrebten
Ziel koordiniert.  Im Rückblick können wir verstehen, wie ungeheuer
groß diese Aufgabe war: Beobachtung, Vergleich, Entwicklung und
Abwägung von Alternativen mußten ins Spiel gebracht werden.  Die
Nachbildung solcher kognitiven Prozesse ist nach allem, was wir nach
jüngsten wissenschaftlichen und technologischen Forschungen in diesem
Bereich wissen, noch lange nicht absehbar, zumal solche kognitiven
Prozesse sich über lange Zeiträume entwickelt haben.

Sprache ist wie jedes andere Zeichensystem ein integraler Bestandteil
bei der Selbstkonstituierung und Selbstbehauptung des Menschen.  Sie
spielt in diesem Prozeß eine dynamische Rolle.  Sie entspricht den
verschiedenen pragmatischen Zusammenhängen, in denen die Menschen
ihre strukturale Wirklichkeit in die Wirklichkeit ihres Lebens
hineinprojizieren.  Das biophysische System, innerhalb dessen sich
diese Projektion abspielt, wurde und wird nachhaltigen Veränderungen
unterworfen.  Diese Veränderungen spiegeln sich in der biophysischen
Veränderung des Menschen wider.  Als Teil dieser sich verändernden
Welt und als deren Beobachter befindet sich der Mensch mithin
gleichzeitig innerhalb und außerhalb der Welt: innerhalb der Welt als
eine genetische Sequenz, außerhalb der Welt als ihr Bewußtsein und
Gewissen, das sich neben allen anderen Formen des Bewußtseins auch in
der Arbeit ausdrückt.

Ob wir nun Sprache in ihrem sehr begrenzten frühen Stadium oder als
ein potentiell universelles Ausdrucks-, Darstellungs- und
Kommunikationssystem betrachten, wir müssen sie immer in ihrer
Abhängigkeit von der menschlichen Natur sehen.  Ebenso müssen wir ihr
Verhältnis zu anderen Ausdrucks-, Darstellungs- und
Kommunikationsformen miteinbeziehen.  Die Notwendigkeit von Sprache
zeigt sich in dem Maß, in dem die evolutionäre Bestimmung und die
Selbstbestimmung des Menschen oder der Gesellschaft korrelieren.
Sprache ergibt sich aus den praktischen Erfahrungen des Menschen.
Gleichzeitig aber ist sie für diese konstitutiv, und zwar zusammen
mit vielen anderen Elementen der menschlichen Praxis, wie etwa der
biologischen Anlage, der Heuristik und Logik, Dialektik und
Ausbildung.  Das gilt für alle Stadien der Sprachentwicklung.  In der
Form, die sie innerhalb der Schriftkultur bekommen hat, bewirkte die
Sprache die zunehmende Spezialisierung und Fragmentarisierung der
menschlichen Praxis.  Wir sind heutzutage Zeugen und zugleich
Betreiber eines Prozesses, in dem der schriftkulturelle Gebrauch von
Sprache durch die Analphabetisierung der vielen Sprachen in der
Arbeitswelt, auf dem Markt und sogar im gesellschaftlichen Leben
ersetzt wird.

Zeichensysteme aller Art, vor allem aber die Sprache, haben die
vielen Projekte aufgenommen und gespeichert, die die Bedingungen der
Lebenspraxis, wie sie in den vorangegangenen Kapiteln beschrieben
wurden, verändert haben.  Eine jede Veränderung hat die strukturalen
Grenzen der Sprache evidenter gemacht.  Diese Grenzen sind heute um
so schärfer konturiert, je mehr neue Sprache, vor allem
Visualisierungen, entwickelt werden, die sich den neuen Erwartungen
stellen, Erwartungen bezüglich verbesserter Expressivität, höherer
Verarbeitungsgeschwindigkeit und Interoperabilität--ein Bild kann
weitere Handlungen veranlassen.

Die vielen nebeneinander existierenden Sprachen sind zwar alle sehr
spezialisiert, aber insofern ihrem Charakter nach global, als sie
überall auf der Welt für diesen speziellen Bereich Verwendung finden.
Eine Chipfabrik, um bei unserem Beispiel zu bleiben, eine
Pizzabäckerei oder eine Hamburgerküche kann jederzeit in jede Ecke
dieser Welt schlüsselfertig geliefert werden.  Die Sprachen der
Mathematik, der Ingenieurwissenschaft oder der Genetik können für
sich allein genommen durch all die Merkmale beschrieben werden, die
die natürliche Sprache aufweist und die sie aus diesem Grunde für die
Komplexitäten in der heute erreichten Skala unserer Aktivität
unbrauchbar gemacht haben: Sequentialität, Dualismus, Zentralismus
und Determinismus.  Aber sie können in andere praktische
Erfahrungshorizonte, etwa der Automatisierung, integriert werden, so
daß sich aus ihnen eine neue Dynamik entwickeln kann.  Sie sind
sicherlich weniger ausdrucksfähig als die natürliche Sprache, aber
dafür um so präziser.


Wir sind, was wir tun

In unserer heutigen Welt ist Kommunikation weitgehend versachlicht
und vollzieht sich über die Vermittlung durch ein Produkt.  Ihre
Quelle ist die menschliche Arbeit.  Insofern trägt sie auch viele
Merkmale jener Sprachen, die in diese Arbeit eingebunden sind.  In
der durch das Produkt gegebenen physischen oder geistigen
Wirklichkeit werden Spezialsprachen in die universale Sprache der
Bedürfnisbefriedigung oder der Schaffung neuer Bedürfnisse
rückübersetzt, wobei diese Bedürfnisse durch die
Vermittlungsmechanismen des Marktes weiterverarbeitet werden.  Die
Versachlichung der Sprache (von lateinisch res: die Umformung von
Leben, Sprache, Gefühl, Arbeit in Sachen) ergibt sich aus der
verfremdenden Logik des Marktes und seiner Natur als Zeichenprozeß.

Märkte abstrahieren die individuellen Beiträge zu einem Produkt.
Zuallererst wird die Sprache selbst versachlicht und konsumiert.  Der
Markt verdinglicht diesen Sprachbeitrag, indem er das Leben, die
Energie, die Zweifel, die Zeit, vor allem aber die Sprache zu einer
Ware macht, die als Produkt auf dem Markt angeboten wird.  Dieses
hohe Maß an Integration führt zu Bedingungen, in denen hohe
Effizienz--so viel wie möglich so billig wie möglich--zum
Überlebenskriterium wird.  Menschliche Individualität wird durch das
Produkt absorbiert.  Die Menschen legen im wahrsten Sinne des Wortes
ihr Leben und alles, was dazugehört--Geschichte, Erziehung, Familie,
Gefühle, Kultur, Wünsche und Sehnsüchte--in die Ergebnisse ihrer
praktischen Erfahrungen.  Diese Absorbierung des Menschen im Produkt
vollzieht sich auf verschiedenen Ebenen.  Neben der Sprache wird aber
auch das sich in der Arbeit konstituierende Individuum versachlicht
und konsumiert: Das Produkt beinhaltet einen Teil der begrenzten
Lebenszeit derer, die es entwickelt haben.

Jede Form vermittelter Arbeit hängt von den vermittelnden Instanzen
ab.  So wie eine bestimmte Arbeitsform durch eine andere,
effizientere, ersetzt werden kann, wird auch die vermittelnde Sprache
durch andere Mittel ersetzt.  Jene Sprachen, die ursprünglich die
Jagd koordinierten oder die Frühformen der Landwirtschaft
organisierten, mußten den nachfolgenden praktischen Erfahrungen der
Selbstkonstituierung durch Sprache Platz machen.  Dies gilt für jede
Form von Arbeit, ob sie nun landwirtschaftliche, industrielle,
künstlerische oder ideologische Produkte hervorbringt.  Hier greifen
die Metaphern aus der Genetik und der Evolutionstheorie.  Wir können
die Evolution der Arbeit in memetischer Begrifflichkeit beschreiben,
wir können damit allerdings nicht hinreichend die aktive Rolle von
Zeichenprozessen beschreiben.  Die menschliche Reproduktion in ihren
sexuellen und kulturellen Ausprägungen würde darüber hinaus
bedeutungslos, wenn wir sie losgelöst von dem pragmatischen Rahmen
betrachten würden, in dem sich die menschliche Selbstkonstituierung
vollzieht.

Um zu zeigen, wie Sprache konsumiert wird, wollen wir einen kurzen
Blick auf den Arbeitsbereich werfen, den wir Erziehung nennen.
Heutzutage hat sich der Bedarf an fortlaufender Ausbildung drastisch
erhöht.  Das Paradigma einer einmaligen, lebenslang gültigen
Ausbildung hat sich gemeinsam mit Schriftkultur und der auf sie
gründenden Bildung erschöpft.  Kürzere Produktionszyklen erfordern
veränderte Werkzeuge und eine dazugehörende veränderte Ausbildung.
Eine für eine Lebensdauer gültige Berufsausbildung, die möglich war,
als der Fortschritt der Technologie sich noch linear vollzog,
erforderte lediglich die Pflege der einmal erworbenen Fähigkeiten und
geringfügige Anpassung des vorhandenen Wissens.  Dieses Ideal gehört
der Vergangenheit an.  Die heutigen Effizienzanforderungen müssen in
Ausbildungsstrategien umgesetzt werden, die weniger kostenaufwendig,
aber auch weniger lange gültig sind als die, die man mit der
Schriftkultur erwarb.  Diese Strategien produzieren die heute
benötigten gebildeten Operatoren aller Art, Ausbildung wird selbst zu
einem Produkt, das von vielen Weiterbildungsfirmen angeboten wird.
Zu deren Kunden gehören die Angestellten von Fast-food-Ketten, die
Betreiber von Atomkraftwerken, Tiefkühleinrichtungen, Mitglieder der
Parlamente und Netzwerkbetreiber.  Alle diese Produkte werden auf dem
Markt gehandelt, und auf dem Markt wird die Sprache der Werbung, des
Designs und der Öffentlichkeitsarbeit ebenso konsumiert wie die
Ausbildung, die sich zunehmend auf außersprachliche
Kommunikationsmittel verlegt.


Maschine und Schriftkultur

Der Mensch hat Maschinen gebaut, die den menschlichen Arm und seine
Funktionen imitiert und auf diese Weise die Natur der Arbeit
verändert haben.  Die Fähigkeiten, die man zur Beherrschung dieser
Maschinen benötigte, unterschieden sich von den handwerklichen
Fähigkeiten, die nun nicht mehr von Generation zu Generation
übertragen wurden und daher an Gültigkeit und Dauerhaftigkeit
verloren.  Die industrielle Revolution erreichte Effizienzebenen, die
für den Unterhalt von Maschinen und Arbeitern ausreichten.  Diese
Maschinen wurden permanent verbessert und erforderten immer besser
ausgebildete Operatoren, deren Ausbildung darauf ausgerichtet war,
das Maximum aus den ihnen anvertrauten Produktionsmitteln
herauszuholen.

Heute verliert die natürliche Sprache für die praktischen Erfahrungen
des Menschen immer mehr an Bedeutung.  Das, was uns als verminderte
Schreib-, Leseund Ausdrucksfähigkeit erscheint, ist tatsächlich ein
Symptom für eine neue Grundlage der Lebenspraxis.  Die Ausdrucks- und
Kommunikationsmittel der Schriftkultur werden nicht nur durch andere
Ausdrucks- und Kommunikationsformen ergänzt, sondern zunehmend durch
sie ersetzt.  Oder sie werden auf ein stereotypes Repertoire
reduziert, das man leicht mechanisieren, automatisieren und
schließlich als erledigt betrachten kann.  Die Kontrolle eines
automatisierten Montagebandes, der Betrieb einer komplizierten
Maschine, die Ausführung einer sehr begrenzten Tätigkeit ohne
Überblick über den gesamten Arbeitszusammenhang und viele ähnliche
Funktionen bringen den Menschen heute in eine Situation, in der die
Kompetenz des Einzelnen darauf reduziert ist, die gestellte
spezifische Aufgabe kompetent zu lösen.  Bevor diese Aufgabe
wegrationalisiert wird, wird sie stereotypisiert.  Sofern Sprache
ergänzend zu der involvierten Fachsprache hier noch eine Rolle spielt,
wird sie komprimiert und auf den begrenzten, d. h. nötigen und
möglichen Kommunikationsbedarf hin zugeschnitten und der sich
verändernden Situation permanent und schnell angepaßt.

Ein Handbuch für den Betrieb oder die Reparatur einer
hochkomplizierten Maschine oder Waffe beinhaltet heute weniger Wörter
als Bilder.  Und die verwendeten Wörter sind auf das Bild bezogen.
Oft ist aber das Handbuch bereits durch ein Video, eine Laserdiskette,
eine CD-ROM oder durch im Netzwerk verankerte und jederzeit
aufrufbare Bedienungshilfen ersetzt.  Oder aber die Maschine selbst
beinhaltet ein computerisiertes Handbuch, dessen Pages (auf dem
Bildschirm) aufgerufen werden können und die notwendigen
Informationen für die einzelnen Bedienungsschritte liefern; dies kann
auch in Form synthetischer Sprache für kurze Äußerungen und
vorfabrizierte Dialoge geschehen.  Hierfür nur einige Beispiele: In
den USA werden bereits Dollarnoten entwickelt, die uns ihren Wert
nennen; Autos sind mit Geräten ausgestattet, die uns ansprechen, wenn
wir die Tür nicht geschlossen oder den Sicherheitsgurt nicht angelegt
haben; Glückwunschkarten können bereits mündlich aufgezeichnete
Botschaften des Absenders (und zukünftig vermutlich sogar laufende
Bilder) enthalten.  Auch wenn derartige Artifakte den oberflächlichen
Geschmack ihrer Benutzer verraten, verweisen sie letztlich doch alle
auf eine neue Lebenspraxis und die ihr zugrundeliegende Struktur, die
der Komplexität der neuen Skala der Menschheit gerechter wird.

Vielleicht landen die Stimmen, die wir heute in unseren Autos hören,
schon bald in einem Museum, wenn das allgemeine Leitsystem für unsere
Autos installiert ist und wir nur noch den Zielort und bestimmte
Routen und Vorlieben eingeben müssen.  Und selbst das Supertech-Auto
könnte sich schnell zu seinen musealen Vorläufern gesellen, wenn die
Energieorgien, die wir täglich zu den Stoßzeiten auf Straßen und
Autobahnen erleben, durch rationellere Arbeits- und Lebensstrategien
ersetzt werden.  Die Telekommunikation befindet sich noch in den
Kinderschuhen und läßt erst vage erkennen, was sich daraus noch alles
entwickeln könnte.  Die sprechende Glückwunschkarte könnte durch ein
Programm ersetzt werden, das sich an die Geburtstage unserer
Verwandten und Freunde erinnert, das Profil des Adressaten aus den
gespeicherten Daten (Vorlieben, Lebensumstände, etc.) heraussucht und
daraus eine Originalbotschaft erstellt, die mit der elektronischen
Zeitung zum Morgenkaffee auf den Tisch kommt.  All das könnte bereits
heute mit geringem Aufwand von den Herstellern von Bildschirmschonern
angefertigt werden.

Wie immer die Zukunft aussehen wird, deutlich ist, daß sich gerade
auch die Produktionsmittel immer weiter entwickeln.  Der
Bildungsstand in bezug auf die von der Schriftkultur bereitgestellte
Bildung bleibt jedoch auf einem relativ geringem Niveau, weil die
Menschen für die meisten heutigen Arbeitsformen diese Form von
Bildung nicht mehr benötigen.  Einer der Gründe liegt sicherlich
darin, daß die meisten neuen Maschinen das Wissen, das man für ihren
Betrieb benötigt, in sich einprogrammiert haben.  Sie sind allesamt
viel effizienter als Menschen.  Diese Entwicklung hat auch ihre
Auswirkungen auf die Universitätsausbildung.  Sofern Universitäten
ihre Studenten auf die Arbeitswelt vorbereiten sollen, müssen sie
sich denselben hohen Effizienzerwartungen stellen.  Daher sind
Universitäten heute zunehmend Ausbildungsstätten für bestimmte
hochqualifizierte Berufe und weniger Orte der Bildung im
traditionellen Sinne der allgemeinen kulturellen Bildung und der
Vermittlung von Grundlagenwissen in allen Bereichen.

Wenn wir auf den niedrigen Bildungsstand verweisen, wollen wir damit
nicht in die Klage der Humanisten einstimmen, sondern die
tatsächliche Situation auf dem Arbeitsmarkt beschreiben.  Die
Tatsache, daß die natürliche Sprache zumindest in ihrer
schriftsprachlichen Form weder die wichtigste Vermittlungsinstanz für
kollektive Erfahrung noch das allgemeingültige Ausbildungsmittel
darstellt, ist struktural bedingt.  Die heutige praktische Erfahrung
menschlicher Selbstkonstituierung beruht in allen ihren
Aspekten--Arbeit, Markt, Ausbildung, gesellschaftliches Leben--mehr
auf Bildern als auf Schriftlichkeit.  Wo immer eine bestimmte Norm
oder ein Gesetz zu befolgen ist, verwenden wir heute piktographische
Darstellungen, und zwar nicht nur, um die Grenzen der einzelnen
Nationalsprachen zu überwinden (wie auf Flughäfen, in Olympiastadien,
bei Verkehrszeichen oder bei internationalen Handelsbeziehungen),
sondern als Ausdruck einer bestimmten Lebensart und Funktionsweise
des Menschen.  Die heutige Kommunikation ist eindeutig vom visuellen
Element beherrscht.

Wörter und Sätze, die im Verlauf ihrer historischen Verwendung in
unterschiedlichen sozialen, geographischen und historischen
Zusammenhängen zu mehrdeutig geworden sind, erfordern zuviel
Bildungsanstrengungen, um einer erfolgreichen Kommunikation zu dienen.
Die auf Schriftkultur basierende Kommunikation erfordert einen
höheren Aufwand als den, der für das Hervorbringen, Erkennen und
Betrachten von Bildern nötig ist.  Bilder verkörpern eine
positivistische Einstellung und bringen eine relativistische Haltung
mit sich.  Sie müssen nicht in sequentieller Abfolge gelesen werden,
ihre Lektüre erfordert keine zeitlichen und finanziellen
Lernanstrengungen, sie weisen nicht die der Schriftkultur eigene
Regelstrenge auf, kurz: Der Gebrauch von Bildern spiegelt unsere
Effizienzerwartungen wider, die sich aus der neuen Skala des Menschen
ergeben.  Die Verlagerung von einer eher schriftlich orientierten zu
einer eher visuell orientierten Kultur ergibt sich nicht aus den
Entwicklungen der Medientechnologie, sie ist vielmehr das Ergebnis
fundamentaler Veränderungen der Arbeits- und Wirtschaftswelt, die
diese neuen Medien erst erforderlich und schließlich ihre Produktion
und Verbreitung möglich gemacht haben.

Die hier diskutierte Veränderung ist sehr komplex.  Die Bedürfnisse
einer vermittelten Praxis und die neuen leistungsfähigen
Vermittlungsmechanismen der Massenkommunikation, die das Individuum
in den Mechanismus einer globalen Wirtschaft integrieren, kommen in
dieser Veränderung zum Ausdruck.  Der Übergang von einer Sprache zu
einer Vielfalt von Spezialsprachen und von direkter zu indirekter
durch Multimedien vielfach vermittelter Kommunikation beschränkt sich
dabei nicht einfach nur darauf, den Logozentrismus (ein strukturelles
Merkmal von auf Schriftkultur gründenden Kulturen) und die daran
gebundene Logik abzulegen.  Wir alle sind eingebunden in den Prozeß,
der viele Bedeutungszentren an die Stelle des Wortes und der
traditionellen Sprachkompetenzen setzt.  Diese Zentren können in der
Subkultur oder in der etablierten Kultur angesiedelt sein.  Nehmen
wir als Beispiel nur die Internet-Cafés, in denen man beim
Kaffeetrinken über die Kontinente hinweg kommuniziert, oder die
Gespräche, die ein japanischer Journalist in einer sowjetischen
Raumstation mit seinen Kollegen führt, oder die Bilder, die wir von
einer Kunstausstellung in Bogotá vermittelt bekommen.  Alles dies
sind die Ausdrucksformen der neuen Erfahrungen, die sich im
sogenannten Cyberspace nachvollziehen lassen.


Der Wegwerfmensch

Für jedes Phänomen wird es je nach Standpunkt des Betrachters
unterschiedliche Erklärungen geben.  Aber unabhängig von den
Erklärungen, die man für das hier beschriebene Phänomen anbieten kann,
bleibt die allen Erklärungen zugrundeliegende Tatsache, daß sich
nachhaltige Veränderungen vollzogen haben und daß diese Veränderungen
darauf zurückzuführen sind, daß der Mensch seine Identität zunehmend
in solchen Formen der Selbstkonstituierung findet, die nicht an
Schriftkultur und schriftkulturelle Bildung geknüpft sind.  Mit dem
allmählichen Verzicht auf Lese- und Schreiberfahrungen und dem
Aufkommen anderer Kommunikations- und Rezeptionsformen ist der Mensch
noch einer weiteren Strukturveränderung unterworfen: der Verlagerung
von Zentralismus auf Dezentralismus, von einem zentripetalen
Existenz- und Handlungsmodell, in dessen Mittelpunkt das
traditionelle Wertsystem (religiöse, ästhetische, moralische,
politische Werte usw.) steht, zu einem zentrifugalen Modell: von
einem monolithischen zu einem pluralistischen Modell.  Der Verlust
des Zentrums bedeutet paradoxerweise, daß der Mensch auch seine
zentrale Rolle und seinen Bezugswert verliert.  Das führt zu einer
dramatischen Situation: Wenn die menschliche Kreativität den
begrenzten Vorrat an Ressourcen (Mineralien, Energie, Nahrungsmittel,
Wasser usw.) dadurch auszugleichen versucht, daß sie Ersatzquellen
oder eine effizientere Verwendung der traditionellen Ressourcen
findet, dann wird der Mensch selbst zu einer Wegwerfware; je
begrenzter seine praktische Selbstkonstituierung ist, desto
disponibler wird er.

Innerhalb der durch die Schriftkultur gekennzeichneten Lebenspraxis
wurden Maschinen weniger oft ausgewechselt; selbst wenn sie
ausgewechselt oder verändert wurden, behielt der, der sie betrieb,
seinen Platz.  Die einmal erworbenen Grundfertigkeiten reichten für
die Dauer eines Arbeitslebens.  Ebenso waren die konstruierten
Gegenstände auf lebenslange Dauer angelegt.

Die von uns beschriebene Lebenspraxis jenseits der Schriftkultur mit
ihren schnellen Veränderungen und immer kürzer werdenden Zyklen
machte auch den Menschen ersetzbar.  In der neuen Skala der
menschlichen Tätigkeit verliert das große und wachsende Angebot der
Ware Mensch zunehmend an Wert: an Marktwert, an geistigem und an
tatsächlichem Wert.  Die Würde des Lebens gibt der ausgeklügelten
Technologie der Lebenserhaltung, dem mechanischen Verlauf des Daseins
und den Studios für Fitneß und Bodybuilding Raum.  An der
unbegrenzten Börse der Ersatzteile werden Nieren oder Herzen
(mechanische oder natürliche) fast genauso geführt wie Schweinemägen
und Zement, van Goghs Gemälde, CD-Geräte und höchstentwickelte
medizinische Instrumente.  Alles gilt als Ware.  Hinter all diesen
Waren verbirgt sich hochspezialisierte Arbeit, die auf dem Niveau des
Profisports oder des Managementprofis bezahlt wird.

Der arbeitende Mensch, der sich mit seiner Arbeit in kurzlebige
Produkte hineinprojiziert, projiziert zugleich deren Disponibilität
als neuen moralischen Wert in sie hinein, was nicht ohne Auswirkungen
auf seine eigenen Lebensbedingungen bleibt und schließlich zur
Auflösung der traditionellen Werte führt.  Die hohe Effizienz unserer
Arbeit garantiert der Menschheit zwar ausreichende
Überlebensressourcen, aber nicht mehr die praktischen Erfahrungen,
die die Integrität des Individuums und die Würde des menschlichen
Daseins sichern.  Innerhalb eines schriftkulturellen Diskurses und
der dazugehörigen Ideologie der Dauerhaftigkeit sorgt diese neue
Moral der Disponibilität für Schlagzeilen; aber da die
Strukturbedingungen, die zu dieser Moral führten, davon unbetroffen
bleiben, verlieren sich die Schlagzeilen unter den zahllosen anderen
kulturkritischen Kommentaren, einschließlich derjenigen, die den
Niedergang der Schriftkultur beklagen.

Natürlich gehört die Disponibilität der Sprache in diesen
Zusammenhang.  Wenn Grundfertigkeiten in unserer schnellebigen Welt
des Umbruchs immer weniger bedeutsam werden, wird auch dem Individuum
immer weniger Gewicht beigemessen.  Unter dem Schlagwort von
Grundfertigkeiten werden junge und weniger junge Arbeiter einer
Ausbildung im Lesen und Schreiben unterzogen, die mit den praktischen
Erfahrungen immer kürzer werdender Arbeitszyklen immer weniger zu tun
haben.  Auf der Suche nach billigen Arbeitskräften haben viele
Unternehmen die Vereinigten Staaten entdeckt; hier treffen sie in
weiten Bereichen auf eine Effizienz, die sie unter den aus der
Schriftkultur hervorgegangenen Arbeitsgesetzen ihrer Länder niemals
erreichen könnten.  Mercedes Benz, BMW, Porsche und viele japanische
Unternehmen bilden ihre Arbeitskräfte in South Carolina, Mississippi,
Arkansas und anderen Staaten aus.  Die Einsatzfähigkeit dieser
Arbeitskräfte ist fast mit der von Maschinen zu vergleichen, wenn
diese Arbeitskräfte nicht ohnehin durch Automatisierung ersetzt
werden.

Der technologische und der menschliche Zyklus sind so eng ineinander
verwoben, daß man von der hybriden Natur der heutigen Technologie
ohne weiteres sagen kann: Maschinen mit einer life-Komponente.  Viele
Maschinen sind nicht mehr uns zu Diensten, sondern wir ihnen.  Unsere
Ausstattung zum Desktop-Publishing auf allerhöchstem Qualitätsniveau,
zur Datenverarbeitung für finanzielle Transaktionen oder zur
Visualisierung wissenschaftlicher Phänomene erfordert es, daß wir die
Maschinen mit Daten füttern und das entsprechende Programm fahren,
damit sich ein vernünftiges Ergebnis einstellt.  Lediglich in solchen
Fällen, in denen die Maschine vielleicht nicht den Unterschied
zwischen guter und schlechter Schrift erkennt, muß der Operator mit
seinem Wissen eingreifen, das immaterielle Faktoren wie Stil, Gefühl
oder Geschmack umfaßt.


Die Skala der Arbeit und die Skala der Sprache

In allen unseren gegenwärtigen und unserer Zeit vorausgegangenen
Handlungsrahmen war es relativ einfach, eine Kontinuität von Mitteln,
Methoden und zeitlichen Prozessen herzustellen.  Von größerem
Interesse sind aber die Diskontinuitäten.  Wir sehen uns einem
solchen Umbruch ausgesetzt.  Der Gegensatz zwischen der Schriftkultur
und einem Zivilisationsstadium jenseits der Schriftkultur ist dafür
spürbarer Ausdruck.  Am unmittelbarsten nehmen wir diesen Umbruch in
seiner Auswirkung auf unsere Identitätserfahrung im schnellen
wirtschaftlichen Wandel wahr.  Manche Industriezweige verschwinden
gleichsam über Nacht.  Viele innovative Ideen schaffen ebenso schnell
neue Arbeit, die allerdings neue Arbeitsbedingungen mit sich bringt.
Dieser Umbruch schlägt sich nicht nur in Statistiken nieder; er ist
kennzeichnend für eine qualitative Veränderung, die wir an den neuen
Beziehungen zwischen Arbeit und Sprache ablesen können.

Eine der Hauptthesen dieses Buches besagt, daß Umbrüche, in der
Theorie dynamischer Systeme auch Phasenverschiebungen genannt, sich
als Skalaveränderungen äußern.  Schwellenwerte kennzeichnen die
Herausbildung neuer Zeichenprozesse.  Wir konnten zeigen, wie die
praktischen Erfahrungen, durch die sich der Mensch seiner
Wirklichkeit vergewissert, durch die Skala beeinflußt werden,
innerhalb derer sie sich abspielen.  Ein wesentliches Merkmal der
Menschheitsentwicklung bestand darin, daß mit zunehmender Komplexität
der zu lösenden Aufgabe die dafür notwendige Arbeit geteilt werden
mußte.  Doch erst in der für unsere Zeit charakteristischen Skala hat
die fortschreitende Arbeitsteilung ihren kritischen Punkt erreicht.
In der Industriegesellschaft und in allen vorausgegangenen
Zivilisationsstadien war die Beziehung zwischen dem Ganzen (Aufgabe,
Ziel, Plan) und seinen Teilen (Teilaufgaben, Teilziele, aufeinander
folgende Planschritte) im Prinzip vom Menschen zu überblicken und zu
beherrschen.  Allenthalben erwies sich die Arbeitsteilung als eine
effiziente und erfolgreiche teile-und-herrsche-Strategie für die
zunehmende Komplexität der sich jeweils stellenden Aufgaben.

Auch die Schriftkultur und die Form der Schriftlichkeit, die selbst
eine Praxis von nicht zu unterschätzender Komplexität darstellen,
erwiesen sich in diesem Prozeß als hilfreich, solange die
Differenzierung der Arbeit und das Ausmaß der zu leistenden
Integration im Rahmen der schriftkulturellen Komplexität lagen.  Ist
deren Komplexität allerdings einmal überschritten, dann ist es zwar
vielleicht noch vorstellbar, daß die von der Schriftkultur
bereitgestellten Mittel die Reintegration der Teile in das gewünschte
Ganze leisten, aber das Management dieser Mittel jenseits einer von
uns zu überblickenden Komplexität liegen würde.  Obwohl also die
Schriftkultur auch heute noch in mancherlei Hinsicht leistungsfähig
ist, erweist sie sich doch gegenüber den vielen von der Sprache
unabhängigen pragmatischen Ebenen als relativ flach.  Und nicht nur
Schrift und Schriftkultur, auch die hochgelobte menschliche
Intelligenz könnte sich als flach erweisen.

Die veränderte Bevölkerungsskala und der damit verbundene Bedarf, der
exponentiell höher als jede Erfahrungsbreite eines Individuums ist,
hat zu einer vertieften Segmentierung der Arbeit und damit zu einer
Fülle von Verschiedenheiten geführt, die von einem einzelnen
Bewußtsein (mind) nicht mehr erfaßt werden können.  Da aber die
Beschaffenheit eines jeden Bewußtseins (mind) für die
Selbstkonstituierung des Menschen von der Interaktion mit anderen
Bewußtseinsformen abhängig ist, ergibt sich zwangsläufig die
Notwendigkeit neuer Interaktionsmittel, die sich wesentlich von den
auf Sequentialität, Linearität und Dualismus bezogenen
Interaktionsmitteln unterscheiden.  Dieses neue Stadium ist nicht
einfach eine Fortschreibung eines vorausgegangenen, und noch weniger
ist es das Ergebnis eines stets wachsenden Fortschrittsprozesses.
Die Erfindung des Rades, an deren Anfang die Verwendung abgerundeter
Steine stand, öffnete mit anderen an das Rad geknüpften
Erfahrungsformen eine Erneuerungsperspektive.  Die Erfindung des
Hebels leistete Ähnliches, möglicherweise auch die Erfindung der
Buchstabenschrift und des Zahlensystems.  Deshalb konnte das Alte und
das Neue durch Vergleich, Metaphern und Analogien innerhalb einer
vorgegebenen Skala des Menschen zueinander in Beziehung gesetzt
werden.  Aber aus dem gleichen Grunde haben wir es bei einer
Veränderung der Skala mit einem Umbruch zu tun, der die Übersetzung
unserer Erfahrungen in die Sprache der Vergangenheit verbietet.

Ein Auto ist in gewisser Hinsicht Teil des zunehmenden
Fortschrittsprozesses, der mit der Pferdekutsche begann.  Flugzeug
und später Rakete lassen sich schon weniger problemlos in einen
allmählichen Veränderungsprozeß einordnen, stehen aber noch immer in
relativer begrifflicher Nähe zu unseren Erfahrungen mit Fliegen und
Vögeln oder mit einer auf Ursache und Wirkung gründenden Physik.  Ein
Atomkraftwerk hingegen ist jenseits solcher Erfahrungen.  Hier liegt
die Leistung darin, den Prozeß zu zähmen, ihn innerhalb einer Skala
zu halten, die ihn als neue Energiequelle verwendbar macht.  Das
Verhältnis zwischen den in diesem Prozeß eingebundenen
Größenordnungen--Materie auf atomarer Ebene im Vergleich zu der
enormen Maschinerie und Architektur--liegt nicht nur jenseits des
Wahrnehmungshorizonts eines individuellen Bewußtseins, sondern auch
jenseits derer, die diese Reaktoren betreiben, wenn sie nicht von
einer enormen Technologie von ebenfalls außerordentlich hoher
Komplexität unterstützt würden.  Das Schmelzen des
Tschernobyl-Reaktors hat uns die Ungeheuerlichkeit des Vorgangs
demonstriert und zugleich gezeigt, wie bedeutungslos dagegen die in
die Schriftkultur eingebetteten Erfahrungen des traditionellen
Energiemanagements sind.

Die großen Satelliten--und funktelefonischen Netzwerke, die den
früher geläufigen Begriff des Äthers konkret verkörpern, bieten ein
neues Beispiel für die durch die neue Skala der menschlichen
Tätigkeit bewirkte Skala menschlicher Arbeit; ein Gleiches gilt für
die Telefonnetzwerke--mit Kupfer-, Koaxial- oder Glasfaser.  Diese
Netzwerke, die die umfassende Kommunikation von Stimme, Daten und
Bildern mit einer ausgeklügelten Hochleistungstechnologie leisten,
verbieten jeden Vergleich mit Edisons Telefon, mit Briefen oder mit
Videokassetten.  Die Menge der vermittelten Informationen, die
Geschwindigkeit der Vermittlung und die dafür entwickelten
Synchronisierungsmechanismen erstellen einen Rahmen für die
Interaktion zwischen den entlegensten Positionen, der für alle
Beteiligten die Zeit neu stellt und jegliche physische Distanz
eliminiert.  Schriftlichkeit und Schriftkultur hätten mit ihren
Möglichkeiten solche Ebenen niemals erreichen können.

Und schließlich läßt uns der Computer, allein oder eingebunden in
Netzwerke, die Grenzen unserer Wahrnehmungsfähigkeit für komplexe
Zusammenhänge in aller Deutlichkeit erkennen.  Die Tatsache, daß ein
Flugzeug etwa 200mal schneller ist als ein Fußgänger und daß es
300-450 Passagiere einschließlich deren Gepäck fassen kann, bereitet
uns offenbar noch keine Probleme.  Der Computerchip hingegen ist eine
geistige Errungenschaft, die jenseits unserer
Verständnismöglichkeiten liegt.  Die Funktionsweise eines digitalen
Computers--sowohl als Ganzes, als auch in allen seinen kleinen mit
vielfältigen und komplizierten Funktionen ausgestatteten
Komponenten--gehört einer Skala an, zu der wir weder intuitiven noch
unmittelbaren Zugang haben.  Computer sind nicht einfach bessere
Rechenmaschinen oder Ladenkassen.  Das Zeitalter des Computers ist
vielmehr gekennzeichnet durch eine semiotische Fokussierung, in der
auf die Sprachverarbeitung der Schriftkultur die Symbolmanipulation
im Computer folgt.

Neben seiner unüberschaubaren Komplexität hat der Computer jedoch
auch noch andere Folgen: Er ersetzt die als Kontinuum aufgefaßte Welt
durch eine aus verschiedenen diskreten Zuständen bestehende Welt.
Das könnte auf den ersten Blick nur wie ein qualitativer Unterschied
anmuten, wenn sich die Abkehr von einer aus zusammenhängenden
Funktionen und monotonem Verhalten bestehenden Welt--was immer auf
Extremfälle zutrifft, gilt auch für alles zwischen den extremen
Polen--nicht konkretisieren würde als radikal veränderte Bedingungen
für die identitätsstiftende praktische Erfahrung.

Die Welt der Schriftkultur ist durch Analogerwartungen gekennzeichnet,
denen zufolge Akkumulation zu Fortschritt führt: Mehr Wissen
(Sprache, Wissenschaft, Kunst) führt zu vermehrten Mitteln
(Ressourcen) und vermehrtem Besitz.  Auch Fleiß und Strebsamkeit--in
allgemeiner oder spezifischer Form--ist Teil dieser analogen
Denkstruktur.  Das Digitale ist seiner Natur nach nicht linear.  Im
digitalen Bereich verändert eine kleinste Abweichung das
Verarbeitungsresultat so drastisch, daß allein das Auffinden und
Beheben des Fehlers eine neue Erfahrung und oftmals eine neue
Wissensquelle darstellt.

Im geschriebenen Satz wird ein Schreib- oder Druckfehler fast
automatisch korrigiert.  Die Schriftlichkeit gibt uns ein Modell für
die Unterscheidung zwischen richtig und falsch in die Hand.  In der
digitalen Welt sind die Sprache des Programms und die Daten, die es
bearbeitet, schwer, wenn überhaupt, zu unterscheiden.  Diese
Maschinen können Symbole in einer viel größeren Menge und Vielfalt
verarbeiten als der menschliche Verstand.  Da sie auch nicht die Last
vorangegangener praktischer Erfahrungen zu tragen haben, können
solche Maschinen auf potentielle Erfahrungen in einem Bezugsrahmen
hinarbeiten, zu dem Schriftkultur und Schriftlichkeit keinen Zugang
besitzen.  Das Verhalten eines Gegenstandes in einem
multidimensionalen Raum (vier, fünf, sechs oder noch mehr
Dimensionen), Handlungen in einem regressiven Zeitverlauf oder in
verschiedenen unterschiedlichen und bezugslosen Zeitrahmen oder
Modellierungen, die über die Fähigkeit des menschlichen Verstandes
weit hinausgehen--diesen und vielen anderen Phänomenen, die für das
Überleben und die Weiterentwicklung der Menschheit von unmittelbarer
Bedeutung sind, widmet sich der digitale Computer.  Allerdings, so
könnte man einwenden, formuliert der Computer nicht die Probleme, die
er löst.  Darum geht es aber nicht.  Auch die Schriftkultur hat nicht
die Probleme formuliert, für die sie die Antworten lieferte.  Beide
verkörpern auf ihre Weise Formulierungen und Antworten, die der Skala
entsprechen, der sie zuzuordnen sind.  Die weniger expressive Sprache
aus Nullen und Einsen (ja/nein, offen/geschlossen, weiß/schwarz) ist
dafür präziser und für die Komplexitätsebenen unseres neuen
Evolutionsstadiums angemessener.  Die allgemeine Verwendbarkeit des
Computers, die Abstraktionsfähigkeit des Programms für die
Symbolmanipulation und die sehr konkreten Daten, auf die die Arbeit
des Programms bezogen ist, stellen eine leistungsfähige Verknüpfung
aus verdinglichtem Wissen, effektiven Prozeduren für Problemlösungen
und hohen Analysefähigkeiten dar.  Diejenigen, die im Computer nur
eine wichtige technologische Metapher unserer Zeit sehen, verkennen
den durch ihn hervorgerufenen und ermöglichten neuen Rhythmus unserer
Lebenspraxis und die Rolle, die der Computer eingenommen hat, in dem
Maße wie sich die Grenzen unseres Verstandes offenbart haben (so wie
der Mensch in der industriellen Gesellschaft die Grenzen seiner
körperlichen Leistungsfähigkeit erfahren mußte).

Edsger Dijkstra hat für den Umgang mit dem radikal Neuen einen
methodischen Ansatz vorgeschlagen, in dessen Mittelpunkt "die
Schaffung und das Erlernen einer neuen fremden Sprache steht, die
nicht in irgendeine der bestehenden Muttersprachen übersetzt werden
kann."  Dieser Vorschlag deutet in die richtige Richtung, geht aber
nicht weit genug.  Den radikalen Umbruch werden wir nur dann in den
Griff bekommen, wenn wir akzeptieren, daß Schriftkultur und
schriftkulturelle Bildung ihre Grenzen erreicht haben und an ihre
Stelle die Illiteralität, der Analphabetismus der zahllosen
Spezialsprachen tritt, die für unsere Selbstkonstituierung in den
neuen Lebensumständen erforderlich sind.  Dieser Abriß der
gegenwärtigen Veränderungen mag zu neuer Verwirrung führen.  In dem,
was wir üblicherweise eine zivilisierte Gesellschaft nennen, hat
bislang die Sprache als Einheitswährung für kulturellen Austausch
gegolten.  Werden nun die höheren Effizienzgrade und Erwartungen, die
den Markt und die Technologie antreiben, ihrerseits die neuen, von
ihnen geschaffenen Kommunikationsmittel untergraben?  Wird unsere
Sprache in einer ihrer neuen, nicht schriftkulturellen Verkörperung,
wenn sie mit dem exponentiellen Informationswachstum nicht mehr
Schritt halten kann, sich ebenfalls einer Umstrukturierung
unterziehen müssen?  Werden wir eine völlig neue Art von Symbolen
entwickeln oder irgendeine Art von Vorverarbeitung, bevor die
Informationen an den Menschen vermittelt werden?  Alle diese Fragen
bleiben aber auf die Arbeit bezogen, auf die Arbeit als die
Erfahrungsform, aus der sich die menschliche Identität gemeinsam mit
den menschlichen Produkten, die den Stempel dieser Identität tragen,
ergibt.

Die aktive Rolle, die jedes Zeichensystem ausübt, ist durchaus
vergleichbar mit der Funktion von Werkzeugen.  Die Hand, die einen
Stein wirft, wird von diesem auch "getroffen", d. h. beeinflußt.
Hebel, Hämmer, Zangen, Teleskope, Füllhalter, Automaten und Computer
unterstützen unsere praktischen Erfahrungen, wirken sich aber
gleichzeitig auf die Individuen aus, die sich durch ihren Gebrauch in
der Welt konstituieren.  Eine Geste, ein geschriebenes Zeichen, ein
Laut, eine Körperbewegung, geschriebene oder gelesene Wörter drücken
uns aus oder tragen unsere Äußerungen weiter und wirken sich
gleichzeitig auf diejenigen aus, die sich im Gebrauch dieser Zeichen
als Menschen konstituieren.  Der Einfluß der Sprache auf die Arbeit
ist daher gleichbedeutend mit dem Einfluß, den Sprache innerhalb
eines gegebenen pragmatischen Rahmens auf den Menschen ausübt.  Um
einige Aspekte dieses äußerst schwierigen Problems zu erhellen,
wollen wir die synkretistische Natur des Menschen etwas näher
betrachten.


Angeborene Heuristik

Begriffliche Werkzeuge, die auf den Menschen in seiner
synkretistischen Natur abzielen, existieren nur in dem Maße, in dem
wir sie in der Sprache identifizieren können.  In jedem uns bekannten
System stehen Vielfalt und Präzision in einem komplementären
Verhältnis.  Was immer die Menschen tun, ihre Bemühungen sind darauf
gerichtet, ihre Leistungen zu optimieren.  Zu viele Einzelheiten
beeinträchtigen die Effizienz, ungenügende Genauigkeit beeinträchtigt
das Ergebnis.  Es gibt offenbar zwischen dem Was und dem Wie eine
strukturale Relation der Art eins : viele.  Wo immer uns
Effizienzüberlegungen dazu anhalten, die Wahl zwischen mehreren
Möglichkeiten zu treffen, wird diese Relation durchgespielt.  Das
Optimale ist immer das, was sich nach bestem Wissen als das für das
Erreichen des Ziels am besten geeignete Mittel erweist.  Zugleich ist
ein solches Optimum kennzeichnend für die Pragmatik eines jeweiligen
Kontexts.  Jagd kann z. B. allein oder in Gruppen durchgeführt
werden, mit Steinen, Speeren, Pfeilen oder Fallen.

Der primitive synkretistische Mensch war (und ist in gegenwärtigen
primitiven Kulturen noch immer) in eine praktische Erfahrung
eingebunden, die er als Ganzheit erfuhr: natürliche Veranlagung,
Beziehung zur natürlichen Umwelt, erlernte Fähigkeiten und Wissen,
Gefühle (wie Furcht, Freude, Trauer).  Der spezialisierte Mensch
konstituiert sich in partiellen Erfahrungen.  Gemeinsam ist beiden
gleichwohl die natürliche Bedingung ihres Handelns.  Der Unterschied
zwischen beiden liegt in den entwickelten Überlebens- und
Selbsterhaltungsstrategien, die von unmittelbaren Bedürfnissen und
direktem Handeln zu vermenschlichten Bedürfnissen und vermittelter
Handlung verlaufen.  Eine begrenzte Menge von Optionen (etwa der Art
"wenn hungrig, such Nahrung") wird ersetzt durch eine Vielfalt von
Optionen, die schließlich zu der den Menschen eigenen heuristischen
Natur führt.  Homo sapiens ist mithin dadurch gekennzeichnet, daß er
nach Optionen sucht.  Der Mensch ist kreativ und effizient.

Es mag sein, daß die menschliche Sprache angeboren ist (wie Chomsky
glaubt).  Für die heuristische Dimension des Menschen gilt dies ganz
gewiß.  Die Auswahl der Mittel (die Bestimmung des Wie) läßt auf das
erstrebte Ziel schließen und auch auf das Bewußtsein von dem, was
möglich ist, sowie das Bemühen, den Bereich des Möglichen zu
erweitern.  Das eigentliche Bestreben liegt nicht darin, die
Lebensumstände unverändert zu lassen, sondern den Bereich der
Möglichkeiten zu erweitern und mehr als nur das Überleben zu
garantieren.  Dieses Bemühen nennen wir gemeinhin Fortschritt.

Unser einleitender kurzer Überblick über die Geschichte der Schrift
hat gezeigt, daß die gleiche heuristische Strategie der Entwicklung
der Schriftkultur zugrundeliegt.  Vor der Entwicklung unseres
Alphabets in seiner heutigen Form gab es eine Reihe weniger optimaler
Schriftsysteme, deren konkrete Natur nur eine eingeschränkte
Expressivität erlaubte.  Alle Sprachalphabete in ihrer heutigen Form
gingen aus einer langen Geschichte hervor, deren wesentliche
Antriebskraft das Streben nach Optimierung war: Arbeitspraxis
beeinflußte die Ausdrucksweise, die Ausdrucksweise schuf neue Rahmen
für die Arbeitspraxis, und gemeinsam entwickelten sich auf diese
Weise Erklärungsmodelle für die Welt.  Das Was und das Wie im Bereich
der Sprachhandlung besaß ursprünglich einen Komplexitätsgrad, der dem
Komplexitätsgrad der in ihr zum Ausdruck gebrachten Handlungen
entsprach.  Im Verlauf ihrer Entwicklung gewannen die Sprachen
jeweils die Komplexität der heuristischen Erfahrung, während die
Handlungsformen einfacher wurden.

In solchen Vermittlungsmechanismen, die von einem höheren
Abstraktionsgrad als die Sprache sind, erreichte die Dimension des
Was und des Wie eine noch größere Komplexität.  Diese spiegelte sich
in dem Unterschied wider, der zwischen der Größenordnung der
menschlichen Arbeit und derjenigen des Ergebnisses bestand,
insbesondere in den bereitgestellten Wahlmöglichkeiten.  In dem Maße,
in dem der Mensch als Individuum seine synkretistische Natur
preisgeben mußte, verzeichnen wir als Parallelentwicklung die
Entstehung eines kompositen Synkretismus der Lebensgemeinschaft.
Eine relativ stabile individuelle Ganzheit wurde durch eine auf die
Lebensgemeinschaft bezogene, sich gleichwohl immer schneller
verändernde Ganzheit ersetzt.  Die Spracherfahrungen waren in diese
Verlagerung einbezogen.  Der Mensch, der sich durch den
Sprachgebrauch in der Welt konstituierte, erkannte seine soziale
Dimension, welche ja ihrerseits ein Beispiel für die im Verlauf
seiner Entwicklung erreichte Ausdifferenzierung seiner Optionen ist.

Die heuristische Natur des Menschen äußerte sich in dem Augenblick,
in dem sich die Überlebensstrategien des Menschen aus ihrer
unmittelbaren Bindung an die natürlichen Zyklen lösten: Wenn sich z.
B. die Zahl der Tiere, die auf eine bestimmte Beute Jagd machen,
erhöht, so wird die gejagte Gruppe entweder neue Überlebensstrategien
suchen oder in einem absehbaren Zeitraum nicht mehr als Nahrung zur
Verfügung stehen.  Der Mensch hingegen verfolgte andere Strategien.
Statt sich auf wenige Methoden der Nahrungsversorgung zu
konzentrieren, diversifizierte er seine praktischen Erfahrungen der
Selbstkonstituierung und des Überlebens und erschloß sich vielfältige
Ressourcen.  Der homo habilis entwickelte in einem präagrikulturellen
Handlungsrahmen mannigfaltige Formen der Jagd, der Fischerei, der
Nahrungsmittelsuche.  Während das begrenzte Nahrungsangebot bei allen
anderen Gattungen drastische Wachstumskontrollen zur Folge hatte,
entwickelte allein der Mensch eine Fähigkeit, die Palette seiner
Ressourcen zu erweitern.  Im Verlauf dieser Entwicklung wurde das
menschliche Wesen zu einem arbeitenden Wesen, und die Arbeit wurde
zum eigentlichen Wesensmerkmal der Gattung.

Spracherwerb und der Übergang von den natürlichen Erfahrungen der
Selbstkonstituierungen im Überlebenskampf zu den praktischen
Erfahrungen in der Arbeit verlaufen parallel.  Mit jeder neuen Skala,
in der sich der Mensch wiederfand, entfernten sich die menschlichen
Arbeitsabläufe von dem einfachen Muster von Aktion/Reaktion.  Wir
haben in verschiedenen Zusammenhängen gezeigt, daß sich mit der
Entwicklung von Zeichenverwendung zu frühen Sprachformen und von
frühen Sprachformen zu fest etablierten sprachlichen Ausdrucksmitteln
die Skala der Menschheit erweitert und sich eine Grundstruktur der
Lebenspraxis durchgesetzt hat, die mit Sequentialität, Linearität,
Determinismus und Zentralismus einen neuen pragmatischen
Handlungsrahmen setzte.

Die Schriftfähigkeit wurde relativ spät erworben und ergab sich aus
dem Prozeß der Arbeitsteilung.  Dieser Prozeß war seinerseits
gebunden an die Diversifikation der Ressourcen und praktischen
Erfahrungen, die den Synkretismus auf der Ebene der
Lebensgemeinschaft bewahrte.  Nicht jeder schrieb, nicht jeder las.
Der neue Handlungsrahmen erforderte Ordnungsprinzipien, Methoden der
Aufgabenverteilung und der Überprüfung der Aufgaben, einen gewissen
Zentralismus und, vor allem, Organisationsformen, die weitgehend von
der Religion und den Regierungsinstanzen gestaltet wurden.  Unter
diesen Bedingungen galt alles als Arbeit, was die Identitätsfindung,
das Überleben, die Veränderung und den Fortschritt der menschlichen
Gattung förderte.  Das drückte sich in dem Maße in Sprache aus, in
dem es ausgedrückt werden mußte.  Mit anderen Worten: Auch die
Sprache ist Teil des menschlichen Bemühens, Optionen und Ressourcen
zu diversifizieren.

Eine begrenzte Vermittlung durch Sprache und Schriftlichkeit wurde
nötig, um die Abstimmung von Bedürfnissen und Möglichkeiten zu
optimieren.  Die Vermittlung nahm dabei ihrerseits den Charakter von
Arbeit an.  Fragen waren zu stellen und zu beantworten,
Verpflichtungen waren einzugehen, Äquivalenzen herzustellen.  Alle
Tätigkeiten waren darauf ausgerichtet, die verfügbaren Ressourcen zu
nutzen und durch neue zu ergänzen.  Die jeweiligen Zeichenprozesse
mußten mit der jeweiligen Entwicklung der Produktivität, der
Verfügbarkeit von Ressourcen und dem daran geknüpften Planungsbedarf
Schritt halten.  Die Einführung des Geldes markierte z. B. die
nächste abstraktere Vermittlungsebene, die die unmittelbaren
Lebensbedürfnisse in eine vergleichende Skala von Maßnahmen
übersetzte, die diese Bedürfnisse befriedigen konnte.  Der
Zusammenhang, in dem sich Warentausch abspielte, führte zur
Verwendung des Geldes, welches später selbst zu einer Ressource,
einer Ware auf höchster Ebene wurde.  Wie jede Vermittlungsform
entwickelte auch das Geld eine eigene Sprache.  Mit dem Aufkommen von
universellen Austauschmitteln, wie Sprache eines ist, entwickelten
sich das Was und das Wie der menschlichen Tätigkeit noch weiter
auseinander.  Direkter Handel nahm indirekte Formen an.  Die
Bedürfnisse wurden nicht mehr durch die zufälligen Angebote eines
Marktes gestillt.  Der Markt verwandelte sich zunehmend in ein
Organisationsmittel, für dessen Abläufe und für dessen Erweiterung
die Sprache zu Diensten war.  In diesen Formen des Marktes war
Sprache noch immer rudimentär, direkt, mündlich, an den unmittelbaren
Ausdruck gebunden und oft genug in dem Augenblick verbraucht, in dem
sich die Ressource oder die Option erschöpft hatte (sofern keine
Alternative entwickelt wurde).  Das gilt auch heute noch.

Später erst entwickelte die Sprache ihre Möglichkeiten, Sachverhalte
aufzuzeichnen, Transaktionen auszuführen, Pläne zu entwickeln und
neue Erfahrungsbereiche zu erschließen.  Die Logik dieser Sprachform
objektivierte gewissermaßen die Logik der menschlichen Tätigkeit.
Sie ergänzte die angeborene heuristische Veranlagung des Menschen.
Die Interaktionsformen des Marktes und die zunehmenden
Effizienzerwartungen verliehen der menschlichen Tätigkeit
vermitteltere Formen.  In jenen lange zurückliegenden Zeiten, in
denen die ersten Sprachformen Kontur gewannen, vermehrte sich die
Zahl der Werkzeuge, bis schließlich diese Werkzeuge zusammen mit
anderen Hervorbringungen des Menschen über ihre Funktion als
Hilfsmittel hinaus ihrerseits zu Handelsobjekten wurden.  Als
vermittelndes Element zwischen dem Hersteller und dem Hergestellten
war das Werkzeug Arbeitsmittel und zugleich Ziel: Bessere Werkzeuge
erforderten eine Unterweisung derer, die sie benutzten.  Der
angemessene Gebrauch wiederum erhöhte die Effizienz der Arbeit und
den Markterfolg der Produkte.  Bei der Ausfächerung der praktischen
Erfahrungen spielten diese Werkzeuge eine ähnliche Rolle wie bei der
Erweiterung der Lebenserhaltungsgrundlagen.  Die Mittel, mit denen
Werkzeuge und andere menschliche Produkte geschaffen wurden, ließen
weitere Sprachen, etwa das Zeichnen, entstehen, auf welche die frühen
Formen der Technik zurückgreifen konnten.  In diesem Zusammenhang
müssen wir an eine bereits getroffene wichtige Feststellung erinnern:
Kein Werkzeug wird einfach nur benutzt.  Der Benutzer paßt sich den
Bedingungen der Benutzung, dem Werkzeug, an und wird in gewisser
Weise selbst zum Benutzten, zum Werkzeug des Werkzeugs.  Das gilt
gerade auch für Sprache, Schrift und Schriftkultur.  Sie wurden
entwickelt zur Optimierung der menschlichen Lebenspraxis.  Aber die
Menschen haben sich auch den Zwängen der von ihnen ersonnenen
Erfindung unterworfen.

Am Anfang der Schriftkultur führte die Spannung zwischen einer
erzwungenen schriftlichen Präzision--die Nähe der Sprache zum
Gegenstand, die sprachliche Benennung nur solcher Gegenstände, die
auch Piktogramme darstellen könnten--und einer relativ breit
gefächerten mündlichen Sprache zu Konflikten zwischen den Verfechtern
der Schrift und den Hütern der Mündlichkeit (wie wir es an den
verschiedenen Positionen griechischer Philosophen ablesen konnten).
Das Geschriebene mußte vom Gegenstand genauso befreit werden wie der
Mensch von einer bestimmten Quelle für Proteine oder Nahrungsmittel.
Es mußte zu allgemeineren Ausdrucksformen finden und auf Familien,
Typen, Klassen usw. von Gegenständen verweisen können.  Mündlichkeit
mußte gezähmt und mit Schriftlichkeit in Einklang gebracht werden.
Und dieser Zähmungsprozeß konnte sich nur durch Arbeit und durch
soziale Interaktion vollziehen.  Alle menschlichen Bemühungen, das
aus der Arbeit gewonnene Wissen in entsprechende Gegenstände
umzusetzen (die das Messen, die Orientierung oder die Navigation
erleichterten), legen hierfür ein Zeugnis ab.  Die phonetische
Schrift als Fortentwicklung der menschlichen Bemühungen zur
Optimierung der Schrift konnte die mündliche Sprache besser nachahmen.
Persönliche Merkmale, die das Mündliche expressiv gestalteten, und
soziale Merkmale, die das Geschriebene mit Merkmalen versahen, die
sie näher an das Gesprochene heranführten, werden durch das
phonetische System unterstützt.  Das theokratische System der
Piktographen und die von anderen als demokratisch bezeichnete Sprache
der phonetischen Schrift verdienen ihre Namen nur dann, wenn wir
beide Sprache als konstitutiv und repräsentativ für die menschliche
Erfahrung verstehen.  Undifferenzierte Arbeit ist theokratisch.  Ihre
Gesetze ergeben sich aus dem, was Gegenstand der praktischen
Erfahrung ist.  Geteilte Arbeit ist trotz ihrer Auswirkungen auf die
Integrität derer, die nur einen kleinen Teil des gesamten
Arbeitsprozesses ausmachen, ihrer Natur nach partizipatorisch in dem
Sinne, daß ihre Ergebnisse von der Leistung eines jeden in diesen
Arbeitsprozeß eingebundenen Menschen abhängen.  Ausübung und
Erfahrung von Sprache und Ausübung und Erfahrung von geteilter Arbeit
sind wesensmäßig miteinander verbunden und entsprechen dem
pragmatischen Rahmen jener menschlichen Skala, aus der sie
hervorgingen.  Arbeitsteilung und die Bindung von sehr abstrakten
phonetischen Einheiten an sehr konkrete Formen der Versprachlichung
menschlicher Erfahrung bedingen sich gegenseitig.


Alternativen

Zur Erklärung der Veränderungen, die von einer allumfassenden
Schriftkultur zu einem Stadium jenseits der Schriftkultur geführt
haben, rekurrierten wir auf das malthusianische Prinzip (die
Bevölkerung wächst geometrisch an, die Quellen für Nahrungsmittel
hingegen arithmetisch).  Nicht in Betracht allerdings zog Malthus die
heuristische Natur des Menschen, d. h. die zunehmende Umsetzung des
kreativen Potentials dieser Gattung, das nicht nur seine eigene Natur
bewahrt, sondern kraft dieser Kreativität eine eigene
nicht-natürliche Natur schafft.  Im Prozeß seiner
Selbstkonstituierung schafft der Mensch die Mittel für sein Überleben
und für zukünftiges Wachstum jenseits der Zirkularität einfacher
Überlebensstrategien.  Henry George hat im vergangenen Jahrhundert
diesen Umstand in einem Vergleich zwischen Raubvögeln und Menschen
verdeutlicht: Beide Spezies essen Hühner; aber eine Zunahme von
Raubvögeln würde zu einer Verringerung der Zahl von Hühnern führen,
während ein Bevölkerungswachstum zu einem Zuwachs der Zahl von
Hühnern führt.  Obwohl dieses Beispiel viele andere Faktoren, die für
das Aussterben von Gattungen oder für die Zahlenverhältnisse von
Tieren und Menschen verantwortlich sind, außer acht läßt, verweist es
doch auf einen wesentlichen Aspekt der menschlichen Gattung, der mit
eben dieser erwähnten Kreativität und einer erweiterten Skala der
menschlichen Tätigkeit zu tun hat, aus der heraus die Schriftkultur
notwendig erwuchs.

Auch zu der Zeit, als George sein Beispiel formulierte, zeichneten
sich Probleme ab, die dem malthusianischen Gesetz zu entsprechen
schienen.  Holz, Kohle und Öl als Brennstoff für Lampen wurden
zunehmend knapper, so wie wir heute einer Erschöpfung vieler unserer
Ressourcen (Mineralien, Energie- und Nahrungsmittelressourcen, Wasser
usw.) befürchten müssen.  Diejenigen, die das Versiegen solcher
Ressourcen verkünden, übersehen die Tatsache, daß der Mensch bei
allen vorangegangenen Verknappungen Alternativen entwickelte, die er
in neue praktische Erfahrungen integrieren konnte.  Als im 16.
Jahrhundert in England das Holz knapp wurde, entdeckte man die Kohle;
im 19. Jahrhundert wurde Kerosin für die Beleuchtung nutzbar gemacht
(1859); weitere Kohlevorräte wurden entdeckt; man entwickelte
Maschinen mit geringerem Energieverbrauch und zur effizienteren
Kohlegewinnung; verschiedene Industriezweige stellten sich auf andere
Mineralien ein.  Die strenge Abhängigkeit von jahreszeitlichen Zyklen
und vom Getreide- und Gemüseanbau wurde zunehmend durch neue
Techniken zur Verarbeitung und Lagerung von Lebensmitteln ersetzt.
Die neue Lebenspraxis des 19. Jahrhunderts weist die strukturalen
Merkmale einer erweiterten Skala der Menschheit auf.  Diese betrifft
die Natur der menschlichen Arbeit und die Natur der
gesellschaftlichen, politischen und staatlichen Organisation
innerhalb der sich damals herausbildenden Nationalstaaten.  Im
Rückblick auf die Dynamik des Wachstums und die Verfügbarkeit von
Ressourcen zeigt sich heute, daß mit der Entwicklung von Sprache, von
Schreiben und Lesen und schließlich mit der Entwicklung von
Schriftkultur und Bildung sowie durch die außerhalb der Sprache
liegende Technik ein lebenspraktischer Zusammenhang eingerichtet
wurde, der die zunehmende Unausgeglichenheit zwischen
Bevölkerungswachstum und Ressourcen ausgleichen konnte.

Unsere heutige Zeit ist in mehrfacher Hinsicht Ausdruck eines
Zeichenprozesses, dessen Wurzeln tief in den pragmatischen
Zusammenhang zurückreichen, in dem die Schrift entstand.  Heute sind
Technik und Technologie vorherrschend.  Wenn wir diesen Zeichenprozeß
von Technik und Technologie, also die Entwicklung des Verhältnisses
zwischen an Technik und Technologie gebundener Arbeit und der Sprache,
beschreiben wollen, stoßen wir sowohl auf Kontinuität--in Form
sukzessiver Reproduktion--und auf Diskontinuität--in der
grundsätzlich neuen Natur der gegenwärtigen technischen und
technologischen Arbeit.  Wir können uns dabei sowohl auf die
Verbreitung des auf dem phönizischen Alphabet gründenden
Schriftsystems beziehen als auch auf die Sprache des Zeichnens, die
die Entwicklung der Technik begünstigte.

Phönizische Händler lieferten Materialien an die Minoer.  In der
minoischen Bestattungskultur war es üblich, den Bestatteten wertvolle
Gegenstände, die den Leistungsstand der damaligen Handwerkskunst
widerspiegelten, mit ins Grab zu geben.  Diese Gegenstände wurden aus
Silber, Gold, Zinn und Blei hergestellt.  Aufgrund der gesteigerten
Nachfrage nach solchen Metallen war der Markt allmählich erschöpft.
Auf der Suche nach diesem Handelsgut mußten die phönizischen Händler
immer weitere Wege gehen und bessere Werkzeuge zum Abbau und zur
Vorverarbeitung der Mineralien entwickeln.  Schrift und Zeichnungen
waren in diesen Prozeß der Kompensation zwischen Bedürfnissen und
verfügbaren Ressourcen eingebunden, und die fortwährende Suche nach
neuen Ressourcen führte automatisch zur Verbreitung von Schrift und
Handwerk: Wir müssen diesen Vorgang mithin als Teil der Dynamik
bestimmter Wirtschaftsräume sehen.

Wir können nur im Rückblick die Frage beantworten, bis zu welchem
Punkt diese die schriftkulturellen und technischen Fertigkeiten
einbeziehenden Kompensationshandlungen effektiv waren und wann sie
ihren Höhepunkt erreichten, der vermutlich irgendwann im Zeitalter
der industriellen Revolution liegt.  Gibt es einen Zeitpunkt, in dem
die Waagschale zugunsten der technischen Ausdrucks- und
Kommunikationsmittel ausschlug?  Wenn dies so ist, können wir ihn
nicht näher bezeichnen.  Als sich aber das Potential der
Schriftkultur zur Unterstützung der menschlichen
Selbstkonstituierungserfahrungen in einem neuen pragmatischen
Zusammenhang erschöpft hatte, wurden neue Mittel notwendig.  Ziel des
vorliegenden Buches ist es, die Dynamik dieses Umbruchs zu erklären.
Dazu gehört gewiß die Technologie, aber nicht als Ursache, sondern
eher als Ergebnis der neuen Dynamik.

Der mächtige Strom der breit ausgefächerten Erfahrungen, der durch
zahlreiche neue Sprachen einschließlich der Sprache des Designs und
der Technik befördert wurde, führte zu einem verstärkten Bewußtwerden
von der Bedeutung der Vermittlung, die ihrerseits ein Ziel an sich
wurde.


Vermittlung der Vermittlung

Wir wollen den Verlauf unserer Argumentation an dieser Stelle für
einen Augenblick unterbrechen und uns die Folgen vergegenwärtigen,
die die nachgezeichnete Entwicklung für die Gegenwart mit sich bringt.
Wir haben gesehen, wie die Formen des jeweiligen Marktes die
allgemeine Struktur des menschlichen Handelns spiegelten und wie
dieses sich in der Natur der an die jeweiligen Entwicklungsstadien
gebundenen Sprache ausdrückte.  Wir haben ferner gesehen, wie von
einem gewissen Entwicklungsstadium an der Mensch Werkzeuge als
Erweiterung seiner körperlichen und geistigen Funktionen verwendete.
Heute erleben wir, wie durch die Einschaltung von elektronisch,
pneumatisch, hydraulisch oder thermisch übermittelten Anweisung eine
Vermittlung der Vermittlung stattfindet.  Ein Knopfdruck, die
Bewegung eines Hebels, die Bedienung eines Keyboards oder die
Auslösung eines Relais setzen vollkommen durchprogrammierte
Aktivitäten in Gang und führen zu weiterführenden
Vermittlungsprozessen.  Zwischen Hand oder Körperteil--die diese
Prozesse auslösen--und dem verarbeiteten Material sind vielfältige
Verarbeitungsmechanismen und Zeichenfolgen zur Kontrolle geschaltet.
Unsere auf Arbeit, Religion, Erziehung, Dichtung und Marktvorgänge
ausgerichtete Sprache wird neu strukturiert.  Es entstehen neue
Sprachebenen und neue, begrenzte, auf spezifische Funktionen
ausgerichtete Sprachen, mittels derer diese Vermittlungsprozesse
ablaufen.  Die Sprache des Zeichenbretts oder allgemeiner die Sprache
des Designs gehört dazu.  Und es entstehen neue Beziehungen zwischen
den verschiedenen Sprachebenen und den neuentwickelten
Spezialsprachen.

In welchem Bezug steht nun dieser Vorgang zu der angeborenen
heuristischen Natur des Menschen und zu unserer These, daß sich die
Skala der menschlichen Tätigkeit nachhaltig verändert?  Wir können
die von uns beobachteten Veränderungen nicht mehr einfach damit
erklären, daß die technologische Umsetzung wissenschaftlicher
Erkenntnisse höhere Effizienzebenen erreicht und damit zu einer
minderen Bedeutung der Schriftkultur geführt hat.  Das
Bevölkerungswachstum und die Dynamik der Diversifikation (mehr
Optionen, vermehrte Ressourcen) hat in der neuen Skala eine
vollkommen andere Dimension erreicht.  Es ist fast irrelevant
geworden, daß in den großen Industrieländern manch eine traditionelle
Ressource aufgebraucht worden ist.  Denn selbst bei den ständig
kleiner werdenden Flächen zur landwirtschaftlichen Nutzung in der
westlichen Welt nehmen der Pro-Kopf-Verbrauch an Nahrungsmitteln und
die Verschiedenartigkeit des Angebots substantiell zu.  In der
Auseinandersetzung mit den traditionellen, sich ebenfalls
erschöpfenden Praxisformen der Schriftkultur haben wir mittlerweile
Mittel entwickelt, die uns dadurch gesetzten Grenzen zu überschreiten
und unter Einbeziehung von globalen Dimensionen, Konfigurationen,
Nichtlinearität und vielwertiger Logik neue Produkte hervorzubringen,
die der neuen Lage angemessen sind.

Wir haben gelernt, unsere Kreativität auf die Erschließung neuer
Ressourcen zu richten und unsere Bedürfnisse und Möglichkeiten aus
einer neuen Perspektive zu betrachten.  Wir dürfen allerdings
Globalität nicht mit dem japanischen Sushi-Restaurant in der Provence,
mit MacDonald’s in Moskau oder Peking, mit multinationalen
Unternehmen oder mit Investitionen im Ausland verwechseln.
Globalität bedeutet vielmehr, daß wir weltweit die gleichen
Ressourcen teilen und unsere kreative Energie auf deren Vermehrung
richten müssen, unabhängig von den uns durch Sprache, Kultur, Staat
oder Allianzen gesetzten Grenzen.  Dieser Umstand hat neben den
ungeheuren Möglichkeiten, die er bietet, auch ein häßliches Gesicht.
Um den Zugang zu wichtigen Ressourcen zu sichern und die Märkte offen
zu halten, würde die Welt selbst vor einem Krieg nicht
zurückschrecken (wie sie es immer wieder gezeigt hat).  Aber diese
häßliche Seite der Medaille prägt nicht unsere effektive Lebenspraxis
und bestimmt auch nicht die Bedingungen, unter denen wir uns in
dieser Welt mit ihrer neuen Dynamik und unseren neuen Erwartungen
setzen.

Unter den neuen Arbeitsformen jenseits der Schriftkultur haben sich
die alten Arbeitsformen wie Jagd und Fischen zu Sportarten und
Freizeitübungen gewandelt, und der Sammlerinstinkt des Menschen ist z.
B. in den Vereinigten Staaten so degeneriert, daß manch einer gar
nicht mehr weiß, daß in unseren Wäldern Pilze, Beeren und Nüsse als
Nahrungsmittel wachsen.  Auch die Landwirtschaft, vermutlich die
dauerhafteste Form der praktischen Erfahrung, befreit sich von den
durch die Natur vorgegebenen Strukturen und nimmt industrielle
Dimensionen an, die sich mit vielen technologischen Mitteln dem
jahreszeitlichen Ablauf entziehen.  Globale Dimensionen hat auch
unser Umgang mit Ressourcen und der Umwelt, haben Kommunikation,
Transport und Technologie, hat vor allem aber der Markt angenommen.
All das zeigt uns, daß wir die Veränderungen nicht auf eine Erfindung
oder eine Verhaltensweise zurückführen können, sondern auf die
veränderten Bedingungen der menschlichen Erfahrung, die letztendlich
auch das menschliche Individuum verändern wird.

Viele Arbeitsformen verlaufen heute ohne menschliche Kontrolle.  Der
Mensch als Betreiber von Programmen und Maschinen wurde ersetzt durch
eine Technologie, deren Effizienz- und Sicherheitsstandard jenseits
des menschlichen Fassungsvermögens liegen.  Damit sind viele dieser
Arbeitsformen aber auch von den Fesseln der Sprache befreit,
insbesondere von denen der Schriftkultur.  Maschinen müssen keine
Rechtschreibung, Grammatik oder Syntaxregeln lernen.  Noch weniger
muß zwischen Mensch und Maschine eine vermittelnde Instanz der
Schriftlichkeit und Schriftkultur eingeschaltet werden, die nicht nur
ineffizient und mehrdeutig ist, sondern durch die verschiedenen
religiösen, politischen und ideologischen Verwendungen, die sie im
Verlauf der vergangenen Jahrhunderte genommen hat, belastet ist.  Die
neuen Sprachen, ob als Interface zwischen Maschinen oder zwischen
Menschen und Maschinen, sind nur begrenzt einsetzbar und nicht auf
Bestand hin konzipiert.  Für die Dynamik der Arbeitswelt sind diese
neuen Sprachen gut aufeinander abgestimmt.  Insgesamt wird unsere
Tätigkeit schneller, präziser, segmentierter, arbeitsteiliger und
zugleich komplexer.  Sie unterliegt einer mehrwertigen Effizienzlogik,
nicht mehr der dualistischen Logik von wahr und falsch.

Man könnte aus dieser Darstellung möglicherweise ein Votum gegen die
zahlreichen ökologischen Bewegungen und für Technokratie, für
grenzenloses Wachstum oder für die Planung von Wunderwelten ablesen.
Nichts davon trifft zu.  Ich möchte lediglich versuchen, ein
Verstehens- und Handlungsmodell zu entwerfen, das die Komplexität
unseres Problems ernst nimmt und nicht verniedlicht, wie es die
simplifizierenden Modelle der Schriftkultur oft getan haben.



Kapitel 3:


Schriftkultur, Bildung und Ausbildung

Bildung, Ausbildung und Schriftkultur hängen eng zusammen.  Das eine
ist ohne das andere nicht denkbar.  Andererseits hat es auch vor der
Schrift Erziehung gegeben, und es gibt Formen der Erziehung, die
nicht auf Schriftlichkeit beruhen, oder zumindest nicht
ausschließlich.  Wir sollten bei unseren Überlegungen, welche
Faktoren Bildung und Ausbildung auf Schriftlichkeit gegründet haben
und welche Folgen sich daraus für ihre gegenseitige Abhängigkeit
ergeben, diese Zusammenhänge nicht ganz aus dem Auge verlieren.

Wie viele andere Einrichtungen, die die Merkmale schriftkultureller
Erfahrungen tragen, ist auch der gegenwärtige Stand des
Bildungswesens alles andere als ideal.  Mit der Schriftkultur setzte
sich im Bereich der Erziehung das Ideal von Dauerhaftigkeit und
Bestand fest.  Wir haben gesehen, daß die Schriftkultur für eine
Entwicklungsphase, mit der sich viele von uns noch immer eindeutig
identifizieren, das richtige Ziel und ein angemessenes Mittel war.
Innerhalb dieser Struktur hatten Erziehung und Ausbildung die Aufgabe,
optimale Formen der sozialen Interaktion zu fördern und an Werten
auszurichten, die in der Sprache zum Ausdruck kamen.  Die in der
Schriftkultur verankerte Erziehung bezog sich auf eine Dynamik, die
innerhalb der begrenzten Skala der Menschheit Veränderungen erlaubte,
die schließlich zur Herausbildung von Nationen und Nationalstaaten
führten--Einheiten mit relativer Autarkie.  Innerhalb nationaler
Grenzen konnten Bevölkerungswachstum, Ressourcen und
Handlungsoptionen in Balance gehalten werden.

Diese zweifellos vereinfachte Darstellung erlaubt uns, die
Entwicklung der Erziehung von ihren frühen Formen--der direkten
Weitergabe von Erfahrungen zwischen einzelnen Personen und zwischen
den Generationen--zu den religiös begründeten Erziehungsformen
nachzuzeichnen.  Unter dem Einfluß religiöser Prämissen ging die
Erziehung später über die Vermittlung des unmittelbaren, eng an die
Lebenspraxis gebundenen Wissens hinaus und wurde, wenn auch nicht
ganz mühelos, institutionalisiert in Form von Schulen und
Universitäten, in denen Wissen, Wissenschaft und Gelehrsamkeit
verbreitet wurden.  Auch das war ein langer, viele Stufen
durchlaufender Prozeß, der schließlich zu unserem heutigen
allgemeinen Bildungssystem führte, in dem Kirche und Staat getrennt
sind.  Die freie Erziehung und alle damit verbundenen Werte bilden
heute die allgemeine Grundlage unseres Bildungssystems.

Wenn man jemandem einen Hammer gibt, sieht jedes Problem wie ein
Nagel aus.  Wenn man jemandem ein Alphabet gibt, wird jedes Problem
zu einem Problem von Schriftkultur, Bildung und Erziehung--dieser
Vergleich charakterisiert einigermaßen den gegenwärtigen
Diskussionsstand in Sachen Erziehung und Ausbildung.  Daraus folgt
allerdings nicht, daß mit dem Aufkommen des World Wide Web Erziehung
und Ausbildung darauf reduziert sein sollten, die notwendigen
Lehrpläne online anzubieten und die Erziehungsbedürfnisse an dem, was
im Netzwerk zufällig zur Verfügung steht, auszurichten.  In der
heutigen Zeit des Umbruchs ist das Ende von Schriftkultur und
schriftkultureller Bildung nicht einfach ein Symptom, sondern eine
notwendige, über OnlineBildungsangebote hinausgehende Entwicklung.
Dies könnte nach einer voreiligen Kritik an der digitalen
Wissensverbreitung aussehen.  Wir wollen daher unsere Schlußfolgerung
etwas ausführlicher rechtfertigen.


Das Höchste und das Beste

Aus den neuen Formen unserer Selbstkonstituierung in einer Welt, die
durch Effizienz, hohe Bedarfsbefriedigung und eine unersättliche
Fähigkeit, das Neue durch immer Neueres zu ersetzen, gekennzeichnet
ist, stellt sich auch das Problem von Erziehung und Ausbildung in
einer Weise neu, für die Schriftkultur und schriftkulturelle Bildung
nicht mehr hinreichend sind.  Seit etwa 30 Jahren schickt unser
Erziehungssystem die nachrückenden Generationen in eine Zukunft, die
nur noch wenig mit den Inhalten, Strukturen und Denkweisen zu tun hat,
die diese Erziehung vermittelt.  Unter dem großen Druck der sozialen,
politischen, ökonomischen und moralischen Erwartungen hat unser
Bildungssystem als Institution seine Glaubwürdigkeit verloren, sofern
es sich in seinen Strukturen nicht analog zum Umbruch in unseren
Lebensumständen verändert.  Die Inhalte und Denkweisen, die heute in
den Schulen, Laboratorien, Handbüchern und Erziehungsmethoden, nicht
zu reden vom lebendigen Inventar wie Lehrer und Ausbilder, vermittelt
werden, sind--wenn überhaupt--nur noch marginal auf den Umbruch von
einer einzigen beherrschenden Schriftkultur auf zahlreiche
Alphabetismen eingerichtet.  Zum gegenwärtigen Ausbildungsstand
junger Menschen hat IBM unverhohlen festgestellt: "Seit 1900 hat sich
fast jede Institution auf die jeweiligen Veränderungen einstellen
können, mit einer Ausnahme: das Bildungssystem."

Gerade in letzter Zeit ist viel in die Ausbildung junger Menschen
investiert worden, aber an der Auffassung von Bildung und an der
Auffassungsfähigkeit der Ausgebildeten hat sich wenig geändert.  Wenn
heute an einem Gymnasium oder an einer Universität ein neues Labor
eingerichtet wird, ist es in dem Augenblick, in dem das letzte
Ausrüstungsteil bestellt wurde, bereits veraltet.  Die Ausbildung
selbst unserer besten Lehrer hat sich inhaltlich bereits in dem
Augenblick erübrigt, in dem die ersten Schüler in die Berufswelt
eintreten.  Je mehr sich unsere Schulen und Universitäten bemühen,
mit dem Umbruch Schritt zu halten, desto offensichtlicher wird es,
daß sie eine falsche Richtung einschlagen oder daß etwas im Kern
unseres Bildungssystems dieses Ziel unerreichbar macht.  Oft trifft
beides zu.  Manche schieben dieses Versagen auf die überladene
Bürokratie des Bildungssystems.  Daran ist sicher einiges wahr.
Andere führen das Versagen des Systems auf einen Mangel an guten
Lern- und Lehrmethoden zurück.  Auch falsche Auffassungen von den
Aufgaben der Erziehung oder falsche Prioritäten werden als Grund
genannt.  Gerade letztere haben zu immensen Fehlinvestitionen im
Bildungssektor geführt.

Andere, nicht-schulische Gründe sind für die mangelnde
Leistungsfähigkeit des Bildungssystems angeführt worden--falsch
verstandene Liberalität und Demokratie, Traditionsverlust, der
Zusammenbruch der Familie als Lebensund Erziehungsform, eine
ausschließlich auf Tests abgerichtete Unterrichtsform.  Es gibt so
viele Erklärungen wie es Kritiker unseres Bildungssystems gibt.
Manche dieser Erklärungen greifen weit zurück in die Zeit, in der die
Schrift entwickelt wurde: Erziehung beeinträchtigt Originalität,
dämpft Spontaneität und zerstört Kreativität.  Oder aber: Erziehung
leugnet in der sensibelsten Phase der individuellen Entwicklung, wenn
der Geist junger Menschen offen ist für alle nur denkbaren Eindrücke,
die Natürlichkeit.

Wieder andere Argumente richten sich auf die gegenwärtige Situation:
Wenn die richtigen Texte gewählt (was immer hier richtig heißt) und
die besten Methoden angewandt würden, wäre die Ausbildung für junge
Menschen interessanter und sie könnte es mit der Konkurrenz der
Unterhaltungsangebote aufnehmen.  Andere befürworten einen leicht
verdaulichen Zugang zu Texten, die möglicherweise als Comicstrips
oder als Internetbotschaften aus maximal sieben Sätzen mit maximal
sieben Wörtern bestehen sollten.  Alle diese Erklärungen gehen davon
aus, daß die Schriftkultur und schriftkulturelle Bildung ihre
Gültigkeit bewahrt haben.  Sie alle entwerfen Strategien--einige
hilflos, einige verstiegen--, die die Funktion der schriftkulturellen
Bildung aufrecht erhalten sollen.  Ob sich die Bedingungen, die die
Schriftkultur entstehen ließen, so weit geändert haben, daß nunmehr
eine völlig neue Lebenssituation auch neue Unterrichtsstrukturen
erfordern könnte, scheint niemanden zu interessieren.  Noch immer
scheint Matthew Arnolds traditionslastiges Selbstverständnis zu
gelten: "Bemühe dich um das Höchste und Beste, das unser Wissen
hervorgebracht hat."

In einer Welt, in der sich das Beste nur noch auf Waren, nicht auf
dynamisches Wissen bezieht, hat diese Position an Überzeugungskraft
verloren.


Das Ideal und das Leben

Schulen aller Bildungsarten vermitteln ihren Schülern eine
traditionelle Erziehung und bekennen sich zur soliden
Ausbildungstradition vergangener Zeiten.  Trotz allem behaupten die
Schulen unter dem Druck des Berufsmarktes, daß sie ihre Schüler auf
die neuen pragmatischen Lebensumstände angemessen vorbereiten.
Einige Schulen bieten auch berufsbezogene Fächer an oder beziehen
berufsrelevante Ausbildungskomponenten in die traditionelle
Ausbildung ein.  EDV-Kurse gehören dazu.  Aber ein im Jahr 1996 in
den Vereinigten Staaten durchgeführter Test mit 500 Schulabsolventen
hat ergeben, daß nur 7% aller Testpersonen 15 von 20 Fragen richtig
beantworten konnten.  Fünf Fragen bezogen sich auf Mathematik, der
Rest auf Geschichte und Literatur--allesamt also auf traditionellen
Bildungsstoff.

Diese und andere Ergebnisse lassen Bildungsexperten von einem
allgemein sinkenden Bildungsniveau sprechen, und die Experten klagen
darüber, daß das Bildungssystem nicht mehr den demokratischen Bürger
hervorbringe.  Derartige Analysen und Klagen nehmen ganz
offensichtlich keine Kenntnis davon, was sich in der Realität
abspielt.  Denn sie beziehen sich auf die USA, doch nachweislich das
reichste und vermutlich dynamischste Land der Welt, mit der
geringsten Arbeitslosenquote und der höchsten Quote an
Unternehmensneugründungen--wenn also die Bildung dennoch angeblich
versagt, so muß etwas anderes, Positives, an ihre Stelle getreten
sein.

Solange die Konzepte von Bildung und Ausbildung nicht neu gedacht
werden, können sie mit der Wirklichkeit nicht mehr Schritt halten.
Unter den gegenwärtig gefundenen Kompromissen wird unser
Bildungssystem weiter vor sich hin wursteln und die Klientel beider
Lager verärgern: diejenigen, die noch immer auf eine Bildung im
Rahmen des schriftkulturellen Modells fixiert sind, und diejenigen,
die Strukturveränderungen für dringend geboten halten.

Vermutlich läßt sich der Universalitätsanspruch des traditionellen
Bildungsmodells, der sich in den demokratischen Prinzipien von
Freiheit und Chancengleichheit widerspiegelt, in seiner
ursprünglichen Form nicht länger aufrechterhalten.  Vielmehr sollte
sich das Bildungssystem gegenüber den Unterschieden zwischen den
Menschen, ihrem unterschiedlichen persönlichen, sozialen und
kulturellen Hintergrund, ihrer Ethnizität und ihren individuellen
Fähigkeiten flexibler zeigen.  Statt zu standardisieren, sollte das
Bildungssystem die Unterschiede fördern, um den Nutzen aus diesen
Unterschieden ziehen zu können.  Statt einen gleichen und allgemeinen
Zugang zur Mittelmäßigkeit zu garantieren, sollte das Bildungssystem,
unterschiedliche, sich ergänzende Zugänge zur Exzellenz bereitstellen.
Heute erweisen sich manche Menschen als unerziehbar.  Aber
vielleicht weisen sie nur Merkmale auf, die man nicht auf den in der
Schriftkultur verankerten gemeinsamen Bildungsnenner reduzieren kann.
Vielleicht könnten alternative Bildungswege ihre Fähigkeiten besser
erkennen und optimaler fördern; vielleicht werden sich diese
Fähigkeiten in der Lebenspraxis als relevant und nützlich erweisen,
so unterschiedlich sie auch ausfallen mögen.

Eine Quotengleichheit in bezug auf Minoritäten jeglicher Art geht
ebenfalls von einem falschen Demokratieverständnis im Bildungssystem
aus.  Denn oft genug werden diejenigen, die ermutigt und gefördert
werden sollen, damit ihrer speziellen Fähigkeiten und Chancen beraubt.
Das Prinzip der Quotengleichheit geht von der falschen Vorstellung
aus, daß der Einheitsbrei des perfekt funktionierenden Schmelztiegels
der Gesellschaft nützlicher sei als die Anerkennung und Förderung von
Unterschieden.  Ob man damit eine gleichförmige Mittelmäßigkeit oder
arbeitsteilige Exzellenz hervorbringt, scheint niemanden zu
interessieren.  Angemessener und realitätsnäher wäre ein anderes
Verständnis von Chancengleichheit: wenn die Unterschiede anerkannt
und bewahrt und die daraus erwachsenden spezifischen Fähigkeit zur
vollen Entfaltung gebracht würden.

Das Bildungsprinzip der Schriftkultur bringt ein bestimmtes
Verständnis von Konformität und Standardisierung mit sich, das der
Lebenspraxis entspricht, die eine standardisierte Bildung notwendig
gemacht hatte.  Für die heute zur Verfügung stehenden alternativen
Ausdrucks- und Kommunikationsmittel hat das derzeitige Bildungssystem
offenbar keinen Platz.  Aber gerade sie würden die Auswahlmöglichkeit
aus einer erweiterten Skala von Optionen erheblich erleichtern; denn
gerade sie ermöglichen die geforderte höhere Effizienz.  Wir müssen
die Bildungswege auf die individuellen Bedürfnisse der einzelnen
Gruppen besser zuschneiden.  Dies kann aber nur geschehen, wenn wir
dem unverbrüchlichen Recht auf Ausbildung und Arbeit zum Zwecke der
Persönlichkeitsentfaltung die gleiche Bedeutung wie dem Recht auf
Freiheit und Gleichheit einräumen.

Die hier skizzierte globale Dimension der Lebenspraxis ist nicht ein
von einem waghalsigen Unternehmer erfundenes Szenario.  Sie spiegelt
vielmehr eine Skala wider, innerhalb derer das Bevölkerungswachstum,
die Ressourcenverteilung und die zu neuen Effizienzebenen führenden
Handlungsoptionen einen kritischen Zustand erreicht haben.  Viele
Menschen auf dieser Welt erhalten niemals eine Chance auf Bildung und
Ausbildung; viele Menschen sind ständig durch Hungersnöte und
Epidemien bedroht und müssen ein menschenunwürdiges Leben führen.
Diese Tatsachen stehen allerdings nicht im Widerspruch zu der
beschriebenen Dynamik, die die Alternativen zur Schriftkultur und
Bildung hervorgebracht hat.  Wir müssen daher die Art des vom
Bildungssystem vermittelten Wissens und seine Auswirkungen auf die
Ausgebildeten hinterfragen.


Relevanz

Schulen und Universitäten werden heute häufig dafür kritisiert, daß
sie ihren Schülern und Studenten nicht mehr genügend relevantes
Wissen vermitteln.  Was aber heißt Relevanz in unserem Zusammenhang?
Viele Wissenschaftler meinen, daß die auf unsere kulturelle Tradition
bezogenen Fakten und Zusammenhänge relevant seien, wie etwa
diejenigen, die im oben erwähnten Test abgefragt wurden.  Relevant
sind aber auch die Fähigkeit zum logischen Denken, ausreichende
naturwissenschaftliche Kenntnisse, um den Reichtum der modernen
Technologien zu verstehen, Fremdsprachen und andere Inhalte, die die
Schüler und Studenten auf die praktische Lebenswelt vorbereiten.

Kritiker der traditionellen Lehrpläne stellen die Relevanz einer
Tradition in Frage, die eher exklusiv als umfassend und integrativ zu
sein scheint.  Sie würden sich mehr Multikulturalität und
Traditionskritik und weniger Konkurrenzdruck wünschen.  Doch obwohl
solche Empfehlungen den neuen Kontext unseres gesellschaftlichen
Lebens und unserer Lebenspraxis berücksichtigen, stellen sie ihn doch
nicht in den weiteren Zusammenhang der veränderten allgemeinen
Strukturen und lassen so die Relevanzkriterien vermissen, die
außerhalb ihres eigenen Kompetenzbereichs liegen.

Die Frage nach der Relevanz lenkt unseren Blick auf die Vergangenheit
und bestimmt zugleich unser auf die Zukunft gerichtetes Handeln.  Daß
die schriftkulturelle Bildung und Erziehung in den Anfängen der
Schriftkultur xenophobisch oder rassistisch und vor allem politisch
war, braucht nicht sonderlich betont zu werden.  Wer nicht zur Polis
gehörte und eine andere Sprache sprach, wurde aus politischen Gründen
einer Ausbildung unterzogen: Er sollte sich, auf welcher Stufe auch
immer, so schnell wie möglich als ein nützliches Mitglied der
Lebensgemeinschaft erweisen können.  Zwar änderten sich die
Bedingungen für Erziehung und Bildung im Verlaufe der Zeit nachhaltig,
aber deren politische Dimension blieb erhalten.  Deshalb kann es nur
hilfreich sein, mit gewissen schriftkulturellen Haltungen aufzuräumen,
die nationale, ethnische, rassistische oder ähnliche Elemente
aufweisen.  Denn es ist völlig irrelevant, ob Pythagoras Grieche und
wie originell seine Geometrie war.  Auch ist es irrelevant, ob diese
oder jene Person aus diesem oder jenem Teil der Welt den Ruhm für ein
literarisches Meisterwerk, ein Kunstwerk oder für einen religiösen
oder philosophischen Gedanken verdient.  Was allein zählt, ist die
Frage, inwiefern solche Leistungen für die Menschheit und für ihre
immer komplexere Lebenspraxis relevant wurden.  Auch leiten wir
unsere Werturteile nicht aus dem sportentliehenen Modell ab, also aus
der Frage nach dem Besten, dem Schnellsten, dem Meisten; vielmehr
orientieren wir sie daran, wie ein jeder von uns seine Identität in
noch nie dagewesenen Arbeits- und Freizeitbedingungen und den daraus
hervorgehenden Empfindungen konstituiert.  Die Frage nach der
Relevanz ist also eindeutig zukunftsgerichtet und bringt im übrigen
die Erkenntnis, daß die Erfahrungen aus der Vergangenheit für unseren
neuen Lebenszusammenhang immer weniger wichtig werden.

Was also sollte unterrichtet werden?  Sprachen?  Mathematik?  Chemie?
Philosophie?  Wir können nicht zu allem einfach nur "ja" sagen, ohne
die Frage nach den angemessenen Unterrichtsstoffen in den Rahmen
unserer Lebenspraxis zu stellen.  Das heißt aber vor allem, daß wir
Erziehung und Bildung nicht wie bisher mit einer religiösen oder
dogmatischen Aura versehen dürfen: Die Dozenten kennen die ewigen
Wahrheiten; die Studenten folgen den Vorlesungen und empfangen das
Sakrament.

Alle schulischen Grundfächer haben sich im Laufe der Zeit verändert,
und die Geschwindigkeit, in der sich heute die Veränderungen
vollziehen, nimmt zu.  Das gegenwärtige Verständnis von Sprache,
Mathematik, Chemie und Philosophie muß nicht unbedingt auf dem
Prinzip des fortschreitenden Kenntniserwerbs gründen.
Naturwissenschaft hat z. B. nicht direkt etwas mit Akkumulation zu
tun.  Das Gleiche gilt für das Erlernen von Sprachen, trotz aller
anderweitigen ersten Eindrücke.  Das mechanische Einpauken von Regeln,
die als invariabel gelten, ist weniger wichtig als eine Kenntnis von
Verfahren, mit denen wir uns das für unsere dynamische Existenz
relevante Wissen zugänglich machen können.  Es ist geradezu unmöglich,
all das zu behalten, was die Schulausbildung--egal wie gut oder
schlecht sie ist--unseren Schülern eintrichtert.  Viel wichtiger wäre
es zu wissen, wie und wo wir das, was wir für eine bestimmte Aufgabe
benötigen, finden und verwenden können.

Ist es wichtig, daß wir Square Dance, Heavy-Metal-Musik, Bridge oder
chinesische Kochkunst unterrichten?  Dieses und vieles mehr steht
heute in den Lehrplänen vieler Schulen und Universitäten.  Die Frage,
wie relevant solche Unterrichtsinhalte für Lehrplan und
Studienordnung sind, muß sich nach denselben pragmatischen Kriterien
richten, von denen unser Leben und unser Lebensunterhalt abhängen.
Die Relativierung von Schriftkultur und Bildung in unserer
veränderten Lebenspraxis hat durchaus schon zu neuen Lehrinhalten
geführt.  Sie allein können allerdings keine Ausbildung ersetzen, die
die Denkund Empfindungsfähigkeiten in einem durch erhöhte Komplexität
und Dynamik gekennzeichneten Lebensraum fördern.

Die heutige Erziehung muß sich an der Dynamik der
Persönlichkeitsentfaltung orientieren, die für die Lebenspraxis
unseres neuen Zeitalters charakteristisch ist.  Das heißt keinesfalls,
daß Erziehung durch ziel- und planlose Fernsehprogramme oder endlose
Reisen im Internet ersetzt werden kann.  Wir müssen allerdings
begreifen, daß wir nicht ohne weiteres Schriftkultur, Bildung und
Effizienz gleichzeitig haben können, denn sie sind in mancherlei
Hinsicht unvereinbar.  Ein solches Unterfangen würde vermutlich nur
zu größerer Verwirrung führen.  Und schließlich müssen wir erkennen,
daß Bildung im sekundären und tertiären Bildungsbereich nicht
unbedingt erforderlich ist für diejenigen, die einfach nur eine
Berufsausbildung benötigen.

Wir haben bereits zeigen können, wie die zunehmenden
Vermittlungsprozesse auf dem neuen Markt sich auf die Effizienzebenen
ausgewirkt und zahlreiche neue Sprachen für den Zuschnitt, die
Beschreibung, Koordinierung und Synchronisierung der menschlichen
Arbeit hervorgebracht haben.  Für viele Arbeitsformen, von den
Künsten bis zu den Naturwissenschaften, benötigen wir
Programmiervorgänge, die nicht nach falsch oder richtig fragen,
sondern nach optimaler Einrichtung und stetiger Weiterentwicklung.
Für die Erfordernisse unserer neuen Lebensskala--für Globalität,
Arbeitsteilung und Ressourcenverteilung, für die zahlreichen neuen
Elemente im Bereich der Wirtschaft, der Technik, der Kommunikation,
des Marketing und des Managements--brauchen wir neue, spezifische
Ausbildungsprogramme.  Die Schriftkultur kann dies nicht leisten.

Erziehung beginnt mit der Erfahrung dessen, was nicht gegenwärtig und
nicht unmittelbar ist.  Sie beinhaltet Erfahrungen, die sich aus
Vergleichen, aus Nachahmung von Handlungen und bei der Herausbildung
von individuellen Mustern bezüglich der biologischen Merkmale des
Menschen ergeben.  Erst später kommen Sprache und die Verwendung von
sprachlichen Konventionen und Metaphern hinzu, von denen einige Teil
der Schriftsprache, andere Teil anderer Sprachen sind.  Mit der
evolutionsgeschichtlichen Entstehung der Familie beginnen die
Erziehung und eine neue Phase der Arbeitsteilung.  Die sehr enge
Skala eines nomadischen Stammeslebens kannte dabei andere
Erziehungsformen als die erweiterte Skala, innerhalb derer zunächst
Formen der Notation und schließlich hochentwickelte Schriftsprachen,
bzw. die technische Sprache des Zeichnens entstanden.  Der
Allgemeinheitsgrad der Schriftsprache und die daraus resultierende
Schriftlichkeit als Grundlage jeglicher Erfahrungsvermittlung brachte
wiederum andere Erziehungsformen mit sich.  Wir sehen also, daß die
sich verändernden Formen von Erziehung und Bildung aus den
Veränderungen der menschlichen Evolution ergeben und daß somit
weitere Veränderungen in der Natur dieser Entwicklung liegen.  Das
veranlaßt uns, die gegenwärtigen Erziehungs- und Ausbildungsformen zu
überdenken und sie mit Blick auf den erweiterten Rahmen der
menschlichen Tätigkeiten zu verbessern, statt sie zur Wahrung einer
historisch gewordenen Kulturphase auf ihre jetzige Form ein für
allemal festzulegen.

Wir mußten erst lernen, das zu sein, was wir heute sind.  Wir sind es
geworden durch das, was wir in Bezug auf unser individuelles und
gesellschaftliches Daseins tun.  Sprechen, schreiben und lesen heißt,
das zu verstehen, was wir sprechen, schreiben und lesen.  Die
einfache mechanische Reproduktion von Wörtern oder Lautmustern könnte
genauso gut von entsprechend programmierten Maschinen vorgenommen
werden.  Aber sprechen, schreiben und lesen lernen heißt, sich des
durch Sprechen, Schreiben und Lesen hervorgerufenen pragmatischen
Kontextes der zwischenmenschlichen Beziehungen bewußt zu werden, und
die für diese Vorgänge notwendigen Fertigkeiten zu erwerben.  Dieses
Bewußtsein schließt allerdings das Bewußtsein von der Möglichkeit
einer Kontextveränderung mit ein.

Erziehung und Ausbildung bedeuten, andere und sich in einen Prozeß
einzubinden, der darauf ausgerichtet ist, dasjenige Wissen zu
erwerben und zu vermitteln, das für die weitere Vermehrung des
Wissens notwendig ist.  Daher können die Erziehungsinhalte nicht
Wissen im allgemeinen sein, denn Schulen und Universitäten können die
Vielfalt der menschlichen Erfahrungen nicht nachvollziehen.  Die
post-industrielle, auf einer digitalen Struktur basierende Erfahrung
ist so heterogen, daß die Vielfalt dessen, was die heutige
Lebenspraxis erforderlich macht, nicht unter vereinheitlichende
Ausbildungsgänge subsumiert werden kann.  Wichtiger als allgemein
zugängliche und allen verfügbare Informationen ist daher die Kenntnis
davon, wie und wo ich finde, was ich brauche.  Wissen zu besitzen
wird in diesem Zusammenhang zweitrangig; entscheidend ist der Zugang
zum Wissen und ein gutes Verständnis der auf die neuen
Erkenntisformen konzentrierten veränderten Lebenspraxis.  Der Umgang
mit der Informationsfülle und die Fähigkeit, diese den Technologien
der Informationsverarbeitung zuzuführen, muß Teil unserer
Ausbildungsprogramme werden.  Die Studenten müssen verstehen und
erklären lernen, wie sich die heutigen Erkenntnisformen und
Erkenntnisinhalte, also das Rohmaterial der digitalen Maschine, aus
unseren Erfahrungen ableiten.

Zwischen den von uns entworfenen Wegen, auf denen wir unser
biologisches Sein in das Sein der uns beheimatenden Welt projizieren,
und dem Ergebnis unserer Bemühungen besteht eine Einheit.  Diese
kennzeichnet unseren geistigen und emotionalen Zustand und bestimmt
unser Denken und Fühlen.  An einem bestimmten Punkt der menschlichen
Entwicklung, nachdem die Trennung von körperlicher und geistiger
Arbeit vollzogen war, wurde das Denken von seiner unmittelbaren
Zweckgerichtetheit befreit.  Die einmal erreichte Abstraktion des
Denkens entsprach der Fähigkeit, in seinen Prozeß eingebunden zu sein,
sich seiner bewußt zu sein und ihn zu beurteilen.  Das ist die Ebene
der Theorie.  Die gegenwärtig zu verzeichnende Dynamik wirkt sich auf
den Status der Theorie aus, darauf, wie wir sie bilden, und darauf,
wie wir sie vermitteln.  Zumindest mit Blick auf ihre Vermittlung,
wohl aber auch mit Blick auf ihre Formulierung, müssen wir uns im
gegebenen Zusammenhang kurz mit der Entwicklung der Universitäten
beschäftigen.


Tempel des Wissens

Nachdem einmal in der Schriftkultur ein allgemeines Instrument der
Kommunikation und Koordination etabliert war, wurden Ausbildung und
Erziehung zur Institution, zur Maschine der Schriftkultur.  Dies
vollzog sich parallel zur Versachlichung vieler anderer Formen
menschlicher Praxis: Religion, Rechtsprechung, Militär.  Die
Universitäten der westlichen Welt verkörperten das elitäre Ideal der
Schriftkultur auf jede nur denkbare Weise: Exklusivität, Philosophie
der Pädagogik, Architektur, allgemeine Ziele, Curriculum, Lehrkörper,
Studentenschaft, Beziehung zur Öffentlichkeit, religiöser Status.
Diese Universitäten kümmerten sich nicht um die Handwerkskünste,
kannten und anerkannten keinen Lehrlingsstatus.  Anders als die
Schulen konnten die Universitäten ihren Einfluß weit über ihre
Grenzen hinaus geltend machen, eine führende Rolle im geistigen Leben
der Bevölkerung spielen und dabei eine Aura der Exklusivität aufbauen.
Das lag nicht nur am religiösen Fundament, auf dem die
Universitäten ruhten.  Die Universitäten besaßen die wichtigen
geistigen Dokumente über die Theorien der Natur- und
Geisteswissenschaften und die dazu gehörigen Ausbildungsprogramme.
Diese Quellen unterstrichen die Rolle einer allgemeinen Bildung
(nicht nur als Spiegelung des katholischen Anspruchs der Kirche),
deren grundlegende Komponente einen Tempel des Wissens erstellte, von
dem aus die Theorien über die westliche Welt verbreitet wurden.  In
ihrer Anlage und in den durch sie verkörperten Werten fungierte die
Universität als ein Modell für die Gesellschaft und als wichtiger
Garant der gesellschaftlichen Dynamik.  Tradition, Sprachen (die den
direkten Zugang zur Welt der klassischen Philosophie und Literatur
eröffneten) und die Künste wurden als Einheit aufgefaßt.  Die Technik
und alle praktischen Anwendungsformen des Wissens hatten in ihr
keinen Platz.

Im Gegensatz zu heute waren jene Universitäten ihrer Zeit so weit
voraus, daß sie fast schon wieder den Kontakt mit der Wirklichkeit
verloren hatten.  Ihre Welt war eine Welt fortschrittlicher Gedanken,
idealisierter sozialer und moralischer Werte und neuer
wissenschaftlicher Erkenntnisse, die in metaphysischer Abstraktion
zelebriert wurden.  In unserem Zusammenhang interessiert die
dynamische Entwicklung der universitären Ausbildung bis etwa zur
Jahrhundertwende und die daran geknüpfte Frage, inwieweit diese den
heutigen Ausbildungszielen genügt oder sie verfehlt.  Als die ersten
Universitäten gegründet wurden, war der Zugang zu ihnen begrenzt.
Daher ist ein Vergleich zwischen damals und heute eigentlich
irrelevant.  Er könnte indes erklären, warum heute noch immer die
große Zahl der Studierenden, die vor hundert oder auch nur vor
fünfzig Jahren niemals ein Studium hätte aufnehmen können, nicht
uneingeschränkt willkommen ist.  Die Universität vermittelt eben
nicht nur Werte, sondern auch Vorurteile.

Die Bedeutung des historischen Hintergrunds tritt zutage, wenn wir
uns die formative Macht der Sprache, ihre Leistung für die
Aufbewahrung von Ideen und Idealen, die auf Dauer angelegt sind, und
ihre Funktion für die Verbreitung dieser Doktrin von Bestand und
Autorität vergegenwärtigen.  Die Religion durchdrang die Natur- und
Geisteswissenschaften und machte sich nachdrücklich geltend, wenn es
darum ging, den Erfindungen und Theorien Bedeutung zuzuweisen.  Die
in diesen Universitäten vermittelte Bildung sollte für ewig gelten
und orientierte sich an einem Modell, das den Menschen als Zentrum
der Welt und als Höhepunkt der göttlichen Schöpfung ansah.  Das ganze
Programm der Universität war auf Kontinuität angelegt und auf das
Fundament der Schriftkultur gestellt.  Als Organisationsform
begünstigte sie Integration anstelle von Differenzierung.  Sie war
eine Gegenkraft, ein kritisches Instrument und ein Rahmen für
geistige Tätigkeit.  "Wissen ist Macht": Dieses heute oft mit der
politischen Linken assoziierte Motto hat seinen Ursprung in der
Universität des Mittelalters und in konservativen Machtbeziehungen,
für die Schriftkultur und schriftkulturelle Bildung die grundlegenden
Strukturen boten.

Man kann ohne weiteres sagen, daß die Universität des Mittelalters
die Verdinglichung der Sprache verkörperte, die Verdinglichung des
griechischen logos und der römischen ratio.  Alle vorausgegangenen
Bemühungen, die Vergangenheit zu versachlichen, wurden in den
Forschungs- und Lehrprogrammen der Universität zusammengefaßt und als
Modell für die Zukunft entworfen.  Alternative Denk- und
Kommunikationsformen blieben ausgeschlossen oder wurden den Formen
der Sprache angepaßt bzw. ausnahmslos der herrschenden Rationalität
unterworfen.  Auf diesen Voraussetzungen entwickelte sich die
Universität als eine Institution, die den methodischen Zweifel übte.
Sie wurde zur intellektuellen Maschine, die immer neue Erklärungen
vom Universum als Ganzes und seiner Teile versuchte.

Die Umstände, die zu einer Trennung zwischen allgemeinen geistigen
und erzieherischen Aufgaben führte, sind auf verschiedene,
miteinander verknüpfte Faktoren zurückzuführen.  Einer dieser
Faktoren ist zweifellos die Druckmaschine.  Ausschlaggebend aber
waren die praktischen Erwartungen.  Die Menschen mußten nämlich
erkennen, daß sie die von ihnen benötigten Maschinen nicht mit Hilfe
ihrer Latein- oder Griechischkenntnisse oder den auswendig gelernten
Litaneien bauen konnten, sondern nur mit Mathematik und Mechanik.
Ein Teil dieses Wissens fand sich in den griechischen und
lateinischen Texten, die von muselmanischen und jüdischen Gelehrten
nach dem Zusammenbruch des Römischen Reiches aufbewahrt worden waren.
Auch mußte man lernen, wie man seine praktischen Ziele formulieren
und wie man technische Pläne so vermitteln konnte, daß sie zum Bau
von Straßen, Brücken, Gebäuden und vielem mehr anleiteten.  Für die
Erkundung neuer Energiequellen reichte das aristotelische Weltbild
nicht aus.  Mehr physikalisches, chemisches, biologisches und
geologisches Wissen war erforderlich.  Der Zugang zu diesen Bereichen
führte immer noch über Schrift und Schriftkultur, obwohl all diese
Bereiche im Ansatz bereits ihre eigene Sprache entwickelt hatten.
Maschinen wurden als Metaphern für den Menschen verstanden und gebaut.
Sie verkörperten eine animistische Anschauung, obwohl sie
tatsächlich die Bedürfnisse und Erwartungen erfüllten, die aus einer
Existenzskala jenseits animistischer Erfahrungen hervorgingen.

Die Erfahrung industrieller Arbeit, ihrerseits die Schule eines neuen
pragmatischen Erfahrungsrahmens, vermittelte ein Bewußtsein von
Kreativität, Produktivität und Vertrauen.  Arbeit und
gesellschaftliches Leben verloren an Homogenität.  Doch in dem Moment,
in dem der Anspruch der Schriftkultur, alles erklären zu können und
das einzige Medium für neue Theorien zu sein, seine Grenzen erreichte,
blieben auch die Universitäten hinter der Entwicklung der
Lebenspraxis zurück.  Der Unterschied zwischen der Physik Galileo
Galileis und der Newtonschen Physik ist kleiner als der Unterschied
zwischen diesen beiden und der Einsteinschen Relativitätstheorie;
dieser wiederum ist geringer als das, was alle drei von der sich
seitdem entwickelten kosmischen Physik trennt.  Dieses neue
physikalische Denken erschließt eine Skala und einen Bereich, der
über alles bisher Gekannte weit hinausgeht, und er beinhaltet vor
allem eine völlig neue Art der Problemformulierung.  Nicht zuletzt in
diesem Bereich zeigt sich, daß die Menschheit neue kognitive
Erklärungsmodelle anwendet, denen die Wissensinstrumentarien der
Vergangenheit nicht mehr genügen.  Ein Gleiches gilt übrigens für die
neueren Theorien in Biologie, Chemie und zunehmend auch in Soziologie,
Wirtschaft und den Entscheidungswissenschaften.  Wir sehen daran,
ein wie wichtiges und umfassendes Kriterium dasjenige der Skala und
die darin erfaßte Komplexität darstellt, ein Kriterium, das
letztendlich auch entsprechende Auswirkungen auf die Theorie und
Praxis von Ausbildung und Erziehung hat.


Kohärenz und Verbindung

Erziehung und Ausbildung haben ihr Gebiet gut abgesteckt.  Einerseits
haben sie die Erwartungen derjenigen nicht erfüllt, die bei der Suche
nach einem Platz in der veränderten Lebenspraxis Unterstützung
benötigt hätten, andererseits hat sich ein neues Paradigma natur- und
geisteswissenschaftlicher Forschung durchgesetzt--das
rechnergestützte Arbeiten (computation).  Vor allem im Zusammenspiel
mit den experimentellen und theoretischen Naturwissenschaften hat die
rechnergestützte Arbeit Ebenen erreicht, auf denen sowohl die
Erwartungen nach geistiger Kohärenz als auch nach einer Verknüpfung
mit Instanzen außerhalb des unmittelbaren Forschungsgebiets
befriedigt werden konnten.  Rechnergestütztes Arbeiten hat
mittlerweile auch die Bildungssysteme erfaßt, ohne daß es allerdings
dessen grundlegende Strukturen ersetzt hat.  Dennoch haben die
Bürokratien, die nach den traditionellen Funktionsregeln organisiert
sind, das Ausmaß der Veränderung, welches ihre eigene
Existenzberechtigung in Frage stellt, noch nicht erkannt.

In einigen privaten Schulen und Universitäten der USA sind zwar
mittlerweile selbst die Studentenwohnheime mit Computerterminals
ausgerüstet.  Dennoch ist für die Mehrzahl der Studierenden die
Arbeitszeit am Computer begrenzt und auf bestimmte Arbeitsbereiche,
hauptsächlich Textverarbeitung, beschränkt.  Viel zu viel
Bildungseinrichtungen setzen Computer lediglich für administrative
Arbeit wie Haushaltsführung und Immatrikulation ein.  In den
europäischen Ländern ist die Situation noch schlechter.  Und im
Vergleich zu den ärmeren Länder dieser Welt kann man nur hoffen, daß
sich der Unterschied nicht noch vertiefen wird.  Wenn der Zugang zu
den Stromnetzen ähnlich geregelt wäre, gäbe es einen Aufschrei.
Dabei sollten heutzutage EDVgestützte Verfahren genauso verbreitet
sein wie Elektrizität.

Wenn aber die Universitäten keinen der heutigen Zeit angemessenen
Rahmen für Forschung und Lehre schaffen, versäumen sie ihre ureigene
Aufgabe, neues und originelles Wissen zu gewinnen und zu vermitteln.
Sie können allenfalls die anderswo gewonnenen Ergebnisse aus zweiter
Hand präsentieren.  Damit kann man vielleicht ein gutes Verständnis
der Vergangenheit vermitteln, aber nur eine sehr fragwürdige
Durchdringung von Problemen der Gegenwart und Zukunft.

Innerhalb einer Sprache zu leben bedeutet auch, die in dieser Sprache
verarbeiteten Erfahrungen zu verinnerlichen.  Die natürliche Sprache
verkörpert in sich eine bestimmte Erfahrung von Raum und Zeit;
Programmiersprachen indes verkörpern bestimmte logische Strukturen
oder eine objektbezogene Funktionsweise der Welt.  Diese Erfahrungen
geben den Bezugsrahmen des Vorverständnisses von Welt ab.  Wir haben
gesehen, wie die verschiedenen Sprachstufen des Menschen das den
Entwicklungsstufen jeweils eigene Wissen und die entsprechenden
Erfahrungsstrukturen widerspiegelten.  Wir haben auch gesehen, wie
durch die Ausdifferenzierung von Sprache, Erfahrungen und
Lebenspraxis schließlich auch Schriftsprache und Schriftkultur ihre
Rolle als optimales Medium für die Vermittlung und den allen
gemeinsamen Zugang zu diesen Erfahrungen der Lebenspraxis verloren,
ohne dabei alle ihre Funktionen aufgegeben zu haben.  Tatsache aber
ist, daß die Pläne für ein neues Gebäude, für Brücken, Maschinen und
viele andere Gegenstände nicht mehr im schriftsprachlichen Diskurs
formuliert werden können, wie hochentwickelt dieser Diskurs und die
diesen Diskurs vermittelnden Bildungsinstanzen auch immer sein mögen.
Eine beschleunigte Dynamik und eine allgemein verbreitete Praxis der
Vermittlung, die nicht mehr auf der Schriftkultur basiert, sind in
unserem neuen Stadium jenseits der Schriftkultur zu einem wichtigen
Bestandteil unserer Lebenspraxis geworden und definieren die unserem
Leben zugrundeliegenden Strukturen neu.  Die Sprache behält darin
eine eingeschränkte Funktion.  Sie ist ein Zeichensystem unter vielen
anderen Zeichensystemen, von denen einige sich besonders gut für
Rationalisierung und Automatisierung eignen, und sie wird nun
ihrerseits in Maschinen integriert, die für Zeichenverarbeitung
(insbesondere für Informationsverarbeitung) entwickelt wurden.
Dieser Entwicklungsprozeß kann an einem einfachen Beispiel
verdeutlicht werden: Um die in den Homerischen Texten verarbeitete
Erfahrung in aller Tiefe und Subtilität verstehen zu können, benötigt
man eine gründliche Kenntnis des Altgriechischen.  Um die
juristischen Texte des Römischen Reiches verstehen zu können, braucht
man Lateinkenntnisse und daneben noch einige andere Kenntnisse.  Um
aber Algebra verstehen zu können--das Wort kommt aus dem Arabischen
al-dschabr und heißt soviel wie "Vereinigen gleichartiger Glieder auf
beiden Seiten zu einem Glied"--braucht man nicht das Arabische zu
beherrschen.

Bildung und Schriftkultur spielen in unserer derzeitigen Erfahrung
der Selbstkonstituierung eine viel geringere Rolle als in der
Vergangenheit.  Dennoch zwingt die daraus hergeleitete Erziehung
nahezu allen Bereichen ihre Merkmale auf: Der Nachvollzug bereits
bekannten Wissens ist Voraussetzung für die Entdeckung des
Unbekannten.  Wenn wir uns indes genauer damit beschäftigen würden,
wieviel und was genau wir von den zurückliegenden Erfahrungen wissen
und verstehen müssen, um neue Formen der Lebenspraxis entwickeln zu
können, wären wir ziemlich überrascht.  Die erste Überraschung liegt
in der Erkenntnis, daß sich nachhaltige Veränderungen vollziehen, und
zwar von Arbeits- und Denkformen, die auf fundamentale Weise an
vergangene Erfahrungen geknüpft sind, zu Bereichen der
Identitätskonstituierung, die die Vergangenheit weder nachvollziehen
noch wiederholen.  Vielmehr leugnen solche neuen Erfahrungen die
Vergangenheit geradezu und machen sie relativ unbedeutend.  Wenn wir
uns von den Fesseln der Vergangenheit lösen, können wir erkennen, daß
das in Texten ausgedrückte Wissen bisweilen unser Verständnis der
Gegenwart einschränkt, weil es ein Vorverständnis von der Zukunft in
sich trägt, das neue, effektive Erfahrungen verhindert.  Die zweite
Überraschung ergibt sich aus der Erkenntnis, daß andere nicht
schriftkulturelle Mittel die menschliche Selbstkonstituierung viel
besser fördern und daß diese neuen Mittel eine andere Grundstruktur
aufweisen.

"Ob wir es wollen oder nicht, die Naturwissenschaften stellen
vermutlich die größte intellektuelle Leistung des Menschen dar, und
jede Form von Erziehung, die diese Tatsache außer acht läßt, verfehlt
in eben diesem Maße ihre Aufgaben."  Diese Auffassung Searles teilen
viele.  Nicht deutlich genug wird in diesem Zitat allerdings, daß
sich die Naturwissenschaften eigentlich erst entwickeln konnten,
nachdem sie ihre der Sprache und Schriftkultur untergeordnete Rolle
überwunden hatten.  Die Mathematisierung von Naturwissenschaft und
Technik, die Konzentration auf computation, die Notwendigkeit, sich
auch den Design-Aspekten der menschlichen Tätigkeit zu widmen (etwa
innerhalb von Soziologie, Jura, Medizin usw.) gehören allesamt
alternativen Erklärungsformen an, die ein schriftkulturelles Denken
immer weniger leistungsfähig erscheinen lassen.  Sie eröffnen damit
neue Horizonte für die Forschung in Astronomie, Genetik und
Anthropologie.  Neben die kognitiven Fähigkeiten, die der neue
pragmatische Zusammenhang erfordert, treten metakognitive Fähigkeiten:
Dazu gehört vor allem die Fähigkeit, sein eigenes Wissen und seine
eigene Lernfähigkeit in einer Welt der Veränderung, der Vielfalt, der
Arbeitsteilung, der vermittelten Arbeit, der weltweiten Verknüpfung
und der Heterogenität beständig zu überprüfen.

Wir wissen heute noch nicht genau, wie wir den Ausbildungsbedarf
formulieren und quantifizieren, welche Mittel und Kriterien für die
Leistungsmessung wir heranziehen sollen.  Wenn wir lediglich einen
Respekt vor der Tradition, gute Manieren und eine allgemeine
Urteilsfähigkeit anstreben, dann beschränken wir uns auf das
Persönlichkeitsideal der Vergangenheit.  Halten wir uns nur einmal
die enormen Kosten vor Augen.  In den Vereinigten Staaten werden von
Eltern, Schülern, aus privaten und öffentlichen Mitteln jährlich über
370 Milliarden Dollar für das Bildungswesen aufgebracht.  Dahinter
verbergen sich neben den allgemeinen Kosten unzählige spezielle
Ausbildungs- und Stipendienprogramme.  Aber wenn wir uns klarmachen,
daß eine Gruppe von 25 Schülern bzw.  Studenten mit bis zu 250000
Dollar finanziert wird, dann geht in der Gleichung zwischen
Finanzierungsaufwand und Ausbildungsergebnis irgend etwas nicht auf,
dann ist das Ergebnis dieser Investitionen niederschmetternd.  Allein
die Tatsache, daß bis zu einer Million Schüler und Studierender
jährlich Schule oder Studium abbrechen--die Zahl steigt und ist in
vielen anderen westlichen Ländern ähnlich hoch--und daß komplementäre
Maßnahmen zur Eingliederung dieser jungen Menschen in den
Arbeitsmarkt weitere Finanzaufwendungen erfordern würden, macht
deutlich, daß mit unserem Bildungssystem nicht alles in Ordnung sein
kann.  In anderen Ländern sind die pro Kopf entstehenden
Ausbildungskosten und die Detailprobleme anders, aber die allgemeinen
Fragen und Unsicherheiten sind die gleichen.  In vielen Ländern
(Frankreich, Deutschland, Italien, einige Länder in Osteuropa) dauert
die Schulzeit länger als das, was man in den USA für normal halten
würde.  In Deutschland will die Diskussion über die Dauer der
Schulzeit nicht enden.  Reichen zwölf oder dreizehn Schuljahre?  Wie
lange darf ein Student an einer deutschen Universität eingeschrieben
sein?  Und mit der Vereinigung Deutschlands stellten sich neue
Probleme: eine ausreichende Zahl ausreichend qualifizierter Lehrer,
angemessene Ausstattung, Finanzierung der Schulen in den neuen
Bundesländern.  In Japan dauert die Schulzeit zwar nur zwölf Jahre,
beinhaltet aber insgesamt mehr Schultage (230 Schultage jährlich im
Vergleich zu 212 in Deutschland und 180 in den USA).  In Frankreich
ist sogar das Vorschulstadium staatlich reguliert, hier liegt die
Gesamtschulzeit bei 15 Jahren.  Dennoch beherrschen 40% aller
französischen Schüler am Ende der Schulzeit ihre Sprache nicht
fehlerfrei.  Als Richelieu vor ungefähr 360 Jahren die Académie
Française als Hüter der Sprache gründete, konnte er nicht ahnen, daß
die Sprache ihre Bedeutung für das Leben und die Arbeit der Menschen
verlieren würde und daß trotz des enormen finanziellen und zeitlichen
Aufwands für den Unterricht nicht alle, die das Ausbildungssystem
durchlaufen, auch gebildet sein werden.

Der neue pragmatische Kontext braucht andere Erziehungs- und
Ausbildungsziele: das Erkennen von Beziehungen und Zusammenhängen in
einer sehr dynamischen Welt, die Fähigkeit zu hinterfragen und in
Frage zu stellen, den Umgang mit einer Komplexität, die unsere
Lebenspraxis nachhaltig beeinflußt und den Umgang mit einem Kontinuum
von Werten.  Studenten wissen heute aus eigener Erfahrung, daß die
Sprache nicht zwangsläufig auf Bestand und Universalität angelegt ist;
vermutlich ist es für viele ein Schock zu sehen, wie gut die großen
"illiteraten" Gruppen unserer Bevölkerung in die moderne Gesellschaft
eingebunden sind, wie sie funktionieren und gedeihen.  Ein großer
Teil derer, die aus welchen Gründen auch immer aus unserem
Ausbildungssystem herausgefallen sind, haben irgendwo im
Wirtschaftsleben der westlichen Länder einen Platz gefunden.  Im
Alphabetismus des Konsums sind sie durchaus zu Hause und erfüllen die
von ihnen erwartete Funktion des Konsumenten.


Viele Fragen

Die Industriegesellschaft als Vorläufer unseres heutigen
pragmatischen Lebensrahmens benötigte Schriftkultur und Bildung, um
die Maschinen optimal nutzen zu können und die körperliche und
geistige Leistungsfähigkeit derer, die sie betrieben, zu bewahren.
Das Ergebnis rechtfertigte die Höhe der Bildungsaufwendungen.  Ein
gut ausgebildeter Arbeiter, Arzt, Chemiker, Jurist, Geschäftsmann
waren notwendige Voraussetzungen für den reibungslosen Ablauf der
Industriegesellschaft.  Man mußte wissen, wie eine Maschine zu
betreiben war.  In aller Regel war die Betriebsdauer einer Maschine
länger als das Leben ihres Betreibers.  Daher war das benötigte
Wissen (Gesetze, medizinische Therapien, chemische Formeln) fest
umrissen und unterlag relativ geringen Änderungen.  In der Regel
behielt ein Buch seine Gültigkeit für Vater, Sohn und sogar Enkel.
Und was durch Schriftlichkeit nicht zu vermitteln war, wurde durch
beispielhaftes Handeln weitergegeben, in der Lehrlingsausbildung etwa,
von der die Technik enorm profitierte.  Das Bildungssystem brachte
gebildete Menschen hervor, und die Mitglieder der Gesellschaft waren
auf Beziehungen vorbereitet, ohne welche die Maschinen wenig oder
keinen Sinn machten.  Je komplexer diese Beziehungen wurden, desto
mehr Zeit mußte für Bildung und Erziehung aufgewendet werden und
desto höher mußte die Qualifikation derer sein, die das
Ausbildungssystem trugen.

Für diese Zwecke erfüllte das Ausbildungssystem als Vermittler des
notwendigen Wissens seine Aufgabe, es füllte gewissermaßen die leeren
Behälter, die von wohlhabenden Familien in die Schulen und
Universitäten geschickt wurden.  Die Industriegesellschaft schuf die
Produkte und zugleich den zunehmenden Bedarf nach ihnen.  Einigen mag
diese Erklärung simplifizierend erscheinen, und sie könnten ihr
entgegenhalten, daß die Industriellen ja keine ausgebildeten oder
gebildeten Arbeiter brauchten.  Die Tatsache, daß ein großer Teil der
Arbeit von Kindern oder Frauen geleistet wurde, könnte dieses
Gegenargument unterstützen.  Erst im Verlauf des 19. Jahrhunderts
nahmen sie (möglicherweise unter dem Einfluß eines religiösen
Humanismus) die Kinder aus den Fabriken heraus und unterwiesen sie im
Lesen, um (wie es hieß) ihre Seelen zu erheben.  Schließlich wurde
die Kinderarbeit auch durch entsprechende Gesetze verboten.  Aber als
dies geschah, hatte die Industrie bereits, was sie benötigte: eine
relativ gut ausgebildete Arbeiterklasse und eine hohe Produktivität
der Beschäftigten, die die verfügbare Ausbildung optimal nutzten.
Unter den entsprechenden pragmatischen Voraussetzungen erwies sich
ein ausgebildeter Arbeiter als eine gute Investition.

Im Gegensatz zu den vielen philanthropischen Motiven, die für die
Entwicklung des Bildungssystems im 19. Jahrhundert angeführt werden,
bin ich der Meinung, daß die Industriegesellschaft zur optimalen
Ausnutzung ihres maschinellen Produktionspotentials den Bedarf für
das, was sie produzierte, schaffen mußte.  Die ersten Produkte der
Industriegesellschaft sind mithin die Arbeiter selbst, die ihre
körperlichen Merkmale und Fähigkeiten, vor allem aber solche
Fähigkeiten wie Verstehen, Interaktion und Koordination in die
maschinenbezogene Praxis hineinprojizierten.  Alle diese Merkmale
sind im übrigen die Strukturmerkmale der Schriftkultur.

Die Industrieprodukte, die aus den qualitativ neuen Formen der
menschlichen Selbstkonstituierung hervorgingen, waren für die
Illiteraten von geringem Interesse.  Was sollte man mit
Schreibmaschinen, Büchern und ähnlichem Hausgerät anfangen?  Wie
sollte jemand, der des Lesens und Schreibens nicht oder nicht
genügend kundig war, aus diesen Produkten ein befriedigendes Ergebnis
herausholen könne?  Und wie könnte eine Koordination mit anderen, die
solche Produkte verwendeten, stattfinden?  Natürlich waren die
Grenzen niemals so scharf gezogen.  Nichtgebildete Eltern hatten
gebildete Kinder, die das notwendige Wissen aus der Schule
mitbrachten.  Dieses allmähliche Durchsikkern von Bildung und
Schriftkultur gehörte vermutlich sogar zur allgemeinen Strategie.
Alles in allem aber war die philanthropische Förderung der Bildung
gleichbedeutend mit einer Investition in eine optimal funktionierende
Gesellschaft, deren Skala hocheffiziente Arbeitsebenen erforderlich
machte.  Es gibt durchaus eine philanthropische Motivierung für die
Förderung von Bildung und Erziehung, und zwar als eine Form der
Verteilung des Reichtums.  Aber solche Förderung ergibt sich nicht
nur aus reiner Nächstenliebe, sondern auch aus dem klaren Vorteil,
den man aus dem zur Verfügung gestellten Geld, den gestifteten
Sachmitteln oder den Stiftungslehrstühlen zieht.

Unser Bildungssystem als Ergebnis der Schriftkultur hat niemals so
recht verstanden, daß die Schriftkultur einem Entwicklungsstadium
entspricht, in dem Schriftsprache das Medium für die gesprochene
Sprache war.  Es hat allerdings begriffen, daß wir heute das
Gesprochene in nichtschriftlicher Form speichern können, und zwar
bisweilen effizienter als in der Schriftsprache und ohne die hohen
Aufwendungen, die für die Pflege von Schriftkultur und Bildung
notwendig sind.  Ob mit oder ohne die Hilfe von Philanthropie, das
Lernen muß sich heute von der Schriftkultur und deren beengenden
Strukturen befreien, so wie es sich vormals von der Kirche befreit
hat.  Wenn sich aber dieses neue Bewußtsein nur darin äußert, daß die
Universitäten Videobänder anstelle von gedruckten Katalogen versenden,
dann fragt man sich, ob die für die Erziehung Verantwortlichen oder
nur die Marktprofis die gegenwärtige Dynamik verstanden haben.  Das
Gleiche gilt für die Professoren, die im Glauben, daß Studenten
konserviertes Wissen leichter verinnerlichen, ihre Vorlesungen
inzwischen auf Videobändern anbieten.  Online-Vorlesungen
durchbrechen zwar die alten Gewohnheiten, sind aber keine
ausreichende Antwort auf unsere neuen Probleme, jedenfalls nicht,
solange sie nicht in ein allgemeineres Verständnis von Bildung und
Ausbildung integriert sind, das neue Prioritäten setzt und
angemessene Inhalte definiert.

Gegen die Verwendung neuer Medien in der Ausbildung ist überhaupt
nichts einzuwenden, aber das Speicher- und Vermittlungsmedium stellt
nicht das eigentliche Problem dar.  Medienlabors kümmern vor sich hin,
da sie die gleichen nutzlosen Informationen anbieten wie die
Unterrichtsformen, die sie eigentlich ersetzen und verbessern sollten.
Auch das zeigt uns, wie nötig eine grundsätzliche Veränderung
unseres Systems wäre.  Zu den fundamentalen Voraussetzungen des
derzeitigen Bildungssystems gehört es z. B., daß das Wissen von
Professoren--die mehr wissen sollen--an Studenten--die weniger wissen
können--weitervermittelt wird.  In Wirklichkeit aber sehen wir uns
mit einer völlig neuen und veränderten Wirklichkeit konfrontiert: In
manchen Bereichen wissen die Studenten heute mehr als ihre Lehrer.
Hinzu kommt, daß das Wissen, das noch vor kurzer Zeit in einem Fach
relevant gewesen sein mag--ob in Geschichte, Politikwissenschaft oder
Wirtschaft, oder aber in den Fächern, die sich mit den Kulturen der
ehemaligen Sowjetunion und Osteuropas befassen--mittlerweile veraltet
ist.  Physik, Mathematik und Chemie haben sich auf spektakuläre Weise
verändert.  Die vorhandenen Lehrbücher und das sogenannte Wissen
einiger Professoren sind von der Wirklichkeit längst überholt worden.

Sollte sich die heutige Ausbildung an den Nachrichtenmedien
orientieren?  Sollten die Bildungseinrichtungen zu einer
Internetadresse für unbegrenztes und unstrukturiertes Browsing
werden?  Sollten Bildung und Ausbildung jegliche stabile Grundlage
aufgeben?  Oder sollten die Universitäten nicht zumindest in
regelmäßigen Abständen ihren Zuschnitt so überdenken, daß sie die
neuesten Theorien, die neuesten Forschungstechniken und die neuesten
Erfindungen problemlos in ihre Curricula einbauen können?  Alle diese
Fragen drängen sich denen auf, die noch immer ein Wort nach dem
anderen schreiben und eine Frage nach der anderen beantworten.  Aber
wenn wir diese Fragen, auf die ich am Ende dieses Buches einige
Antworten zu geben versuche, nicht stellen, können wir keine Lösungen
erwarten.  Wenn sich alle, die für unser Bildungssystem
verantwortlich sind, und alle, die von ihm in irgendeiner Weise
betroffen sind, diese und weitere Fragen stellen würden, dann könnten
wir uns vielleicht auf angemessene Weise mit einem Problem befassen,
für dessen Lösung es keine allumfassende Zauberformel geben kann.
Daß dies geschieht, zeichnet sich mittlerweile allerdings in vielen
Teilen unserer Welt ab.  Endlich!


Eine Kompromißformel

Da in unserer Selbstkonstituierung die Schriftkultur nur noch eines
von vielen Medien für die von der neuen Skala geforderte Effizienz
ist, begreifen wir allmählich, daß wir uns Schriftkultur und Bildung
nicht mehr in dem Maße leisten können, wie wir es bislang getan haben.
Und selbst wenn wir es könnten, sollten wir es nicht tun.
Allmählich setzt sich die Erkenntnis durch, daß die schriftkulturelle
Maschinerie, die wir merkwürdigerweise noch immer Erziehung oder
Bildung nennen, die nachwachsenden Generationen nur noch bedingt auf
das Leben vorbereitet.  Die Bildungsperspektiven stehen dabei in
permanentem Widerspruch zu den sich rasant verändernden menschlichen
Erfahrungen, durch die wir das werden, was wir sind.  Eine am
Paradigma der Schriftkultur orientierte Erziehung ist, wie wir
gesehen haben, ein Luxus geworden, den sich keine Gesellschaft, ob
reich oder arm, mehr leisten kann.  Die im Verlauf der Erziehung
erworbenen Fähigkeiten und die Perspektiven, die wir für unser Leben
aus der Bildung beziehen, müssen heute als Zusammenhang betrachtet
und als eine niemals endgültig abgeschlossene Serie von
Ausbildungsschritten konzipiert werden.  Die Nützlichkeit der
jeweiligen Ausbildung wird vermutlich zeitlich sehr begrenzt sein,
die aufeinanderfolgenden Ausbildungsabschnitte möglicherweise nicht
nahtlos auseinander hervorgehen.

Niemand wird die Bedeutung eines Sprachenstudiums ernsthaft in Frage
stellen, aber nur wenige sind willens, das Sprachenstudium oder das
Studium von Fächern, die auf einem Sprachenstudium basieren, als
Voraussetzung für eine Serie von verschiedenen Berufstätigkeiten
anzusehen, denen die heutigen Studenten im Laufe ihres Lebens werden
nachgehen müssen.  Noch immer ist die gehobene Schulausbildung (also
etwa die Sekundarstufe 2 an deutschen Gymnasien) und ein großer Teil
des Universitätsstudiums auf Sprachen und Geisteswissenschaften
ausgerichtet; niemand nimmt die offenkundige Verlagerung von diesen
Bereichen auf die Sprachen der Mathematik--die heute eine extrem
diversifizierte Wissenschaftsdisziplin geworden ist--und der
visuellen Darstellung zur Kenntnis und ist bereit, daraus die
entsprechenden curricularen Konsequenzen zu ziehen.  Die Mathematik
bereitet heute auf die Vielzahl der zukunftsweisenden Berufsfelder
vor, im Bereich der Technik und des Managements, der
Naturwissenschaft und Philosophie, des Designs und der Rechtsprechung.
Rechnen ist zuallererst eine Sprache, und Ziel jeder Erziehung
müßte die flüssige Beherrschung dieser Sprache sein.  Das Gleiche
gilt für alle Bereiche, die mit Visualisierung zu tun haben: Zeichnen,
Computergraphik, Design.  Das Studium der visuellen Techniken und
Ausdrucksformen ist heute mindestens so wichtig wie das Studium
sprachbezogener Gegenstände.

Vor diesem Hintergrund muß sich unser Bildungssystem neu definieren.
Vor allem muß das "Containermodell"--das Kind als leerer Container,
das mit Sprachen, Geschichte, Mathematik und leider nicht sehr viel
mehr angefüllt wird--durch ein heuristisches Erziehungsmodell ersetzt
werden.  Wie die Pragmatik unseres Lebens muß auch die Pragmatik der
Bildung prozeßhaften Charakter gewinnen.  Sie muß zu Interaktion
fähig sein und zur Herausbildung von Kriterien, die die Wahl zwischen
zahlreichen Optionen erleichtern.  Manche Pädagogen verbrämen die
traditionellen Erziehungsmodelle mit neuen Begriffen, wenn sie die
vermeintlich neuen Erziehungsideale umschreiben als "Erziehung zum
Denken".  Studenten denken ohnehin, ob wir sie dazu erziehen oder
nicht!  Und heute stellen sich die Studenten besser auf die ihnen
bewußten Veränderungen und die daraus sich notwendig ergebenden
Interaktionsformen ein, auch auf Interaktionen mit Technologie, als
ihre Lehrer.  Die Mehrzahl der neuen jungen Unternehmen im Internet
geht aus diesen studentischen Kreisen hervor und ist auf deren
Erfindungsgeist und Hingabe zurückzuführen.  Interessanterweise sind
die Studierenden trotz der dargestellten Misere des Bildungssystems
zu den wesentlichen Betreibern der Veränderungen geworden.  Sie sind
oftmals ihre eigenen Erzieher und schaffen das Umfeld, in dem sie
ihre Erfahrungen weitervermitteln.


Kindheit

Niemand kann ernsthaft über die Verbesserung von Bildungssystemen
nachdenken, ohne sich die tatsächliche Situation eines Kindes zu
vergegenwärtigen.  In unserer heutigen durch Freiheit, Flüchtigkeit
und fast grenzenlose Mobilität gekennzeichneten Welt kommen immer
mehr Kinder aus Familien mit einem alleinerziehenden Elternteil.
Viele Kinder unterliegen Umwelteinflüssen, die durch Diskriminierung,
Armut, Vorurteil und Gewalt gekennzeichnet sind.  Auch diese Umstände
charakterisieren eine Gesellschaft, die sich demokratischen Idealen
verschrieben hat.  Wir müssen einfach in Rechnung stellen, daß die
Erziehung und Ausbildung von Kindern zunehmend von der Familie auf
Institutionen übergeht, die eine erzogene oder ausgebildete Person
produzieren.  Die Gesellschaft hat aus den allerbesten Motiven heraus
Fabriken für die Bearbeitung (im Sinne von processing) von Kindern
geschaffen.  Viele Menschen übertragen ihre eigene persönliche
Erziehungsverantwortung nicht ungern auf diese sozio-pädagogischen
Einrichtungen, die nach dem Prinzip handeln: "Alles ist in Ordnung,
wenn die Kinder wie ihre Eltern erzogen werden."

Obwohl wir wissen, daß die Zyklen unseres Lebens (der Produktion, des
Designs, der Evaluierung) immer kürzer werden, halten wir unsere
Kinder so lange in den Ausbildungsgängen fest, daß sie nicht mehr auf
die Stühle in den Klassenräumen passen.  Und diese Erwachsenen,
voller Energie und voller Frustration darüber, daß nicht ihre
kreative Leistungsfähigkeit, sondern ihre Geduld einer Prüfung
unterzogen wird, geben ein armseliges Bild ab.  Jemand, der heute die
Schule oder die Universität vorzeitig verläßt, beweist nicht
unbedingt geistige Unreife.  Der Anspruch der Gesellschaft, auch für
die nachwachsenden Generationen zu bestimmen, was für deren Zukunft
das Beste ist, führt zur Festlegung auf einen einzigen Ausbildungstyp
und ein bestimmtes Erziehungsideal.  Noch immer weigert sich die
Gesellschaft anzuerkennen, daß die Menschen ein vielfältiges
Leistungspotential aufweisen, das in ebenso vielfältigen
Erziehungsidealen zum Ausdruck kommen müßte.  Möglicherweise sind die
hohen Abbruchquoten nur ein Anzeichen dafür, daß die Ausbildungswege
für viele Leistungsprofile unangemessen sind und die Dauer der
Ausbildung insgesamt viel zu lang ist.

Ein Bildungsumfeld, das durch Flexibilität und neue Herausforderungen
gekennzeichnet ist, zahlt sich auf lange Sicht vermutlich aus.
Dennoch ist die Situation für die heutige junge Generation nicht
einfach.  Der Leistungsdruck, die starke Konkurrenz, der jugendliche
Drang nach Neuem und die Suche nach einem Platz in der Welt können
das Leben eines jungen Menschen schlagartig verändern.  Auch ist im
Gegensatz zu früheren Generationen der Weg zwischen Paradies (einem
sorgenfreien Leben mit vielen Wahlmöglichkeiten) und Hölle (dem
ganzen Spektrum von Krankheiten, Sucht und Abhängigkeit, Einsamkeit,
Enttäuschung, Orientierungslosigkeit) heute zu einer schmalen
Gratwanderung geworden.  Ebenso können die vielfältigen Möglichkeiten,
zwischen denen junge Menschen wählen können--Hunderte von
Fernsehkanälen, das Internet, Tausende von Musiktiteln (auf CD, Video
oder im Radio), Verlockungen von Sport, Drogen, Sex und Hunderten von
modischen Firmenmarken--zu einem Alptraum werden.  Die Schriftkultur
hatte das Leben ordentlich durchorganisiert.  War man verliebt, war
Romeo und Julia die richtige Lektüre.  Wollte man nach Griechenland
fahren, begann man mit den Homerischen Epen und ergänzte sie durch
den Roman eines zeitgenössischen Schriftstellers.

Drogen und AIDS, Millionen von Verlockungen, der Zwang, seinen
eigenen Raum in einer weniger stabilen und auch ungeduldigeren Welt
zu finden, passen indes nicht mehr in das ordentliche Schema einer
schriftkulturell strukturierten Welt.  Die Sprache der Genetik und
die Sprache der Persönlichkeitsentfaltung haben heute bessere und
andere Artikulationsmöglichkeiten.  Helden, Eltern, Lehrer, Priester
und Aktivisten fungieren nicht mehr fraglos als sinngebende Ikonen,
selbst wenn sie in den Darstellungen besser wegkommen, als sie in
Wirklichkeit sind.

Dennoch besuchen viele junge Menschen voller Enthusiasmus und
Hoffnung auf eine gute Ausbildung und Selbsterfüllung die Schulen und
Universitäten.  Aber was heute mit großem zeitlichen Aufwand und
unter großen finanziellen Opfern gelernt wird, hat nur wenig mit dem
zu tun, was die spätere Berufswelt von ihnen verlangt.  Sie lernen
schreiben, lesen und rechnen und müssen erfahren, daß im wirklichen
Leben ganz andere Fähigkeiten gefragt sind.  Eine schlimmere
Erfahrung kann es kaum geben als die, daß jahrelanger Fleiß sich
schließlich doch nicht auszahlt.  Wir können nicht beides
gleichzeitig haben, traditionelle Bildung und die dazugehörige
Schriftkultur einerseits und andererseits Berufsqualifikationen, die
auf der Grundlage von Schriftkultur und Bildung nicht nur nicht zu
erwerben sind, sondern von ihr geradezu verhindert werden.  Die
gegenwärtige Situation ist mithin durch einen Kompromiß
gekennzeichnet: zwischen den Interessen von traditionellen
Bildungsinstitutionen (und Abertausenden von Lehrern, die arbeitslos
würden) und einem neuen pragmatischen Handlungsrahmen, den nur wenige
Vertreter der akademischen Welt wirklich verstehen.

Ein wichtiges Element dieser Kompromißformel besteht darin, daß wir
die Ausbildung auf einer möglichst kontinuierlicher Grundlage für
alle öffnen.  Aber wir werden nur unbefriedigende Ergebnisse erzielen,
wenn wir sie nicht auf die Vielfalt von Bildungsformen und
Literalitäten ausrichten.  Die Vielfalt der heutigen Lebenspraxis
macht es erforderlich, daß wir verschiedene Kreativitätstypen
anerkennen, die notwendigen Ausbildungsgänge für sie schaffen und zu
einem integrierten Bildungsangebot finden.  Vor allem aber müssen wir
Weiterbildungsmaßnahmen treffen.  Gerade sie gehören zum wesentlichen
Bestandteil jener gegenseitigen Verpflichtungen, durch die unsere
neue Lebenspraxis anerkannt wird.

Denen, die sich den menschlichen Aspekten von Politik, Geschäftsleben,
Recht und Medizin verpflichtet fühlen und die darüber klagen, daß
die Techniker der politischen Entscheidungsprozesse nicht mehr den
Weg zu den Herzen der Menschen finden, mag dies als eine
Schreckensvision erscheinen.  Wir alle verfolgen ein Ideal von
Individualität, das uns durch persönliche Würde, durch eigene
Persönlichkeitsmerkmale, Überzeugungen, Emotionen und Schmerzen von
anderen unterscheidet.  Aber wir selbst unterminieren unsere
Erwartungen, indem wir immer mehr für immer weniger Geld verlangen
und nicht einmal den Preis zu zahlen bereit sind, den die
Gesellschaft aufwenden muß, um uns zu dieser Individualität zu
verhelfen.  Unsere derzeitige Skala nötigt uns Anonymität, vermutlich
auch Mediokrität auf.  Es ist Zeit, daß wir uns von den in der
Schriftkultur festgeschriebenen Erwartungen lösen, denn diese haben
keinen Bezug mehr zu unserer neuen Pragmatik.

Ein Kompromiß zwischen den alten Bildungsformen und den neuen
Bedürfnissen sieht oft so aus, daß wir die traditionellen
Bildungswege und Bildungsinhalte um neue Teilbereiche aus den
vielfältigen partiellen Literalitäten ergänzen.  Das macht dann aus
unserem Bildungssystem eine Art Verpackungsindustrie für Menschen:
Man wählt den Verarbeitungstyp, dem man sich unterwerfen möchte,
bekommt ein allgemeines schriftkulturelles Alibi und darüber hinaus
eine zusätzliche berufsbezogene Ausbildung für sogenannte
Eingangsstufenjobs.

Die Parameter, nach denen sich dieser Wirtschaftszweig zur
Verarbeitung nachwachsender Generationen richtet, ergeben sich aus
der opportunistischen Suche nach einem Platz irgendwo zwischen der
akademischen Welt und der Wirklichkeit.  Analog zur allgemeinen
Arbeitsteilung auf dem Berufsmarkt haben sich auch im
Wissenschaftsbereich sehr enge Bereiche herauskristallisiert, in
denen die jeweils wissenschaftliche Expertise erworben werden kann;
das schlägt sich in den Strukturen der Ausbildungsstätten nieder,
ohne daß allerdings die künstliche Distanz zur Wirklichkeit und der
dort erwarteten Effizienz überbrückt wird.  Die akademische Welt geht
nur selten Verpflichtungen gegenüber ihren Absolventen ein.
Entsprechend tief ist die Kluft zwischen ihrer Sprache und den
Sprachen der gegenwärtigen Lebenspraxis.  Der Beamtenstatus bzw. die
lebenslange Anstellung von Hochschullehrern trägt zur Verkrustung
dieser Strukturen bei.  Und wenn das höchste Ziel eines angesehenen
Professors darin liegt, von seiner Lehrverpflichtung befreit zu
werden, dann kann irgend etwas nicht mehr stimmen mit der Freiheit,
die wir den Professoren zur Ausübung ihrer Tätigkeit einräumen.

Häufig spiegeln auch die Prüfungsstrukturen diese Misere wider.  Die
in den Vereinigten Staaten weitverbreiteten Testverfahren zur
Leistungsüberprüfung von Studierenden gründen auf einer Dichotomie,
die den Studenten dazu anleitet, auf bestimmte Fragen zu reagieren,
statt ihn in seiner kreativen Leistungsfähigkeit zu fördern.  Also
werden--auch in den Erwartungen der Studierenden--Lehre und Lernen
auf das Abschlußexamen abgestellt, nicht auf den Gegenstand.  Kein
Wunder, daß die wirklich guten Studenten frustriert sind und das
Gefühl haben, sich nicht entfalten zu können.  Die kreative Neugier,
die mit 14 Jahren noch gut ausgebildet war, wird durch die
bürokratischen Tests eher abgestumpft, die im übrigen meist nur wegen
ihrer niedrigen Kosten durchgeführt werden.  Dennoch wirken sie sich
nachhaltig auf die Strukturen der Lehre und des Lernens aus.  Die
eigentlichen Schlüsselaktivitäten--sich auf neue Situationen
einstellen zu können und sie kreativ vorherzusehen--werden indes
durch solche Strukturen konterkariert.

Die geringste Lehrqualität findet sich heute im Grundstudium der
Universität, welches weitgehend von Assistenten und Lehrpersonen
vergleichbaren Status’ durchgeführt wird, während die Professoren
ihre Zeit darauf verwenden, Drittmittel für ihre Forschung anzuwerben.
Auch diese Tatsache ist darauf zurückzuführen, daß wir bislang
weder willens noch in der Lage waren, unsere Bildungsstrukturen an
die neuen Lebensumstände anzupassen, die einen von uns selbst
verursachten Bedarf an erhöhter Effizienz beinhalten.  Im übrigen
trägt auch die alleinige Orientierung an den Abschlußzensuren als
Leistungsindikator zur Beibehaltung der Unterrichtsstrukturen bei.
Denn damit wird gerade das, was die Qualität der Ausbildung negativ
beeinflußt, zum einzigen Maßstab gemacht.  Es ist daher wohl kein
Zufall, daß das in den Vereinigten Staaten am meisten nachgefragte
Buch über die Universitäten--die heutigen Erziehungsfabriken--eine
Anleitung zum erfolgreichen Täuschen in Prüfungen ist.

In den vergangenen Jahren hat man verschiedentlich die
Bildungssysteme der Vereinigten Staaten und Japans oder
westeuropäischer Länder und die jeweiligen Absolventenleistungen
miteinander verglichen.  Dabei traten einige bemerkenswerte
Erkenntnisse zutage.  So verbringen die japanischen Studierenden etwa
genausoviel Zeit vor dem Fernsehapparat wie die amerikanischen
Studenten, hingegen wird unterschiedlich viel Zeit für die Lektüre
aufgebracht.  Japaner lesen doppelt soviel wie amerikanische
Studenten, Japaner verwenden auch etwa die doppelte Zeit für ihre
Vor- und Nachbereitung zu Hause, entsprechend weniger Zeit steht für
Unterhaltung zur Verfügung.  Ist also Japan ein Modell für unser
Bildungssystem?  Wenn wir uns vergegenwärtigen, daß japanische
Studierende bei allen naturwissenschaftlichen Tests hervorragend
abschneiden, müßte die Antwort positiv ausfallen.  Wenn wir aber die
allgemeine Leistungsfähigkeit, das kreative Potential, vergleichen,
ist die Lage schon etwas zurückhaltender zu beurteilen und erklärt
teilweise die Japankrise.  Bei allen Nachteilen zeigt sich nämlich,
daß die Studierenden in den Vereinigten Staaten auf die pragmatischen
Erfordernisse der Berufswelt besser vorbereitet werden.  Das mag an
der Dynamik des Landes, nicht unbedingt am Bildungssystem liegen.
Insgesamt gilt doch wohl, daß die relative Freiheit von Regulierungen,
die Fähigkeit, sich an veränderte Situationen anzupassen, und die
Innovationsbereitschaft die Vereinigten Staaten flexibler machen für
die Bildungsmöglichkeiten, die sich uns heute bieten.

Der Preis, den die Vereinigten Staaten für den Bildungskompromiß zu
zahlen haben, ist allerdings sehr hoch.  Als japanische Unternehmen
damit begannen, die ersten amerikanischen Universitäten aufzukaufen
und damit vor dem Bankrott zu retten, wurde die Höhe dieses Preises
allen deutlich.  Die amerikanischen Universitäten konnten auf diese
Weise der Rigidität ihres eigenen Bildungssystems entgehen, welches
anerkanntermaßen am wenigsten geeignet war, sich auf diese veränderte
Dynamik einzustellen.  Urplötzlich wurde die weltweite
Amerikanisierung durch eine Japanisierung ersetzt.  Doch bei
genauerem Hinsehen erweist sich wohl auch hier, daß Japan versucht,
sich von den drastischen Anforderungen einer Schriftkultur zu
befreien, die innerhalb des traditionellen japanischen Wertesystems
die notwendige Anpassung an die neue Zeit nachhaltig behindert.
Natürlich ist mangels ausreichender Kenntnisse des japanischen
Bildungssystems bei solchen Beurteilungen Vorsicht geboten, dennoch
zeichnet sich ein entsprechender Trend ab.  Die Folgen dieses Trends
sind selbstredend.


Welche Alternativen?

Bevor wir uns mit Alternativen beschäftigen, sollten wir uns
vergegenwärtigen, daß wir mit den gegebenen technischen Möglichkeiten
jede Information und jeden Informationstyp an jede denkbare Adresse
vermitteln können.  Im Gegensatz zur global agierenden Wirtschaft und
der Vernetzung von Geschäften und Märkten führen unsere Schulen und
Universitäten inhaltlich und organisatorisch ein Leben jenseits der
Wirklichkeit; sie sind fast so anachronistisch wie die Schlösser und
Paläste, die wir heute mit der Macht und den Aufgaben des Adels
assoziieren, bzw. so anachronistisch, wie heute die riesigen
Stahlfabriken als Sinnbild für Industrie oder die Städte als Sinnbild
für gesellschaftliches Leben.  Für die Aufrechterhaltung ausgedienter
Strukturen und Haltungen und für Investitionen in feudale
Universitätsstrukturen gibt es keine Rechtfertigung mehr.  Statt
dessen müssen wir unser Augenmerk auf die Dynamik individueller
Selbstkonstituierung und auf den pragmatischen Horizont unserer aller
Zukunft legen.

Das alte Bildungssystem in den Vereinigten Staaten oder irgendwo
anders auf der Welt zu reformieren und auszubauen würde mehr kosten,
als ein neues aufzubauen.  In einem solchen neuen Bildungssystem
müßte ein angemessenes Klima und müßten angemessene Strukturen für
Interaktionen geschaffen werden, die die Fortschritte in den
Kommunikationstechnologien und im interaktiven Lernen in vollem
Umfang nutzen.  Dafür müssen wir gar nicht das Internet oder das
World Wide Web idealisieren.  Aber wenn unsere Zukunft zunehmend
durch kommerzielle Erwartungen und weniger durch pädagogische
Bedürfnisse bestimmt wird, dann sollte sich niemand überrascht zeigen,
wenn das erzieherische Potential der pädagogischen Bedürfnisse erst
spät Früchte trägt.

Menschen bringen unterschiedliche Begabungen mit und entwickeln sich
daher mit unterschiedlicher Geschwindigkeit und in verschiedene
Richtungen.  Die Unterschiede zwischen jedem Einzelnen von uns sind
so groß, daß die Hauptaufgabe der Erziehung nicht darin bestehen kann,
aufgrund eines falschen Demokratieverständnisses Unterschiede
einzuebnen, sondern sie vielmehr zu betonen und zu verstärken.  Nur
dies gibt einem Jedem die Chance, sich gemäß seiner eigenen
Möglichkeiten zu entwickeln.  Die Inhalte unserer Erziehung und
Bildung, welche wir als einen immerwährenden Prozeß auffassen sollten,
müssen die menschliche Erfahrung und die Mittel sein, diese
Erfahrung zu schaffen und zu verstehen.  An die Stelle der einen
beherrschenden Sprache mit den ihr eingebauten Erwartungen, welche
der Mehrheit der Studenten zunehmend als weltfremd erscheinen, muß
die Fähigkeit treten, mit vielen unterschiedlichen Zeichensystemen,
mit vielen Sprachen umzugehen, sich in ihnen auszudrücken, sie an die
jeweiligen Umstände anzupassen und darauf anzuwenden und diese
Erfahrung mit anderen zu teilen.  Nun könnte man dem entgegenhalten,
daß man das vor nicht allzu langer Zeit mit der modernen Mathematik
versucht hat, mit dem Ergebnis, daß niemand die moderne Mathematik
verstanden hat und gleichzeitig die Kenntnisse in der traditionellen
Mathematik zurückgegangen sind.  Darin liegt gewiß etwas Wahres.
Richtig aber ist, daß die mathematisch begabten Schüler keine
Probleme mit der neuen Mathematik hatten.  Nur diejenigen, die unter
dem Einfluß schriftkulturellen Denkens standen, hatten mit Problemen
zu kämpfen.  Ohne hier auf Einzelheiten eingehen zu können, ist doch
das Grundbedürfnis klar: Wir müssen den Geist offen halten, soviel
Wissen wie möglich akkumulieren, aber uns auch von nutzlosem Ballast
trennen können, sofern neue Erfahrungen eine Öffnung für neue Inhalte
und eine Loslösung von Althergebrachtem verlangen.  Einige Studenten
werden sich (in der Mathematik und in verwandten Fächern) vornehmlich
auf visuelle Zeichensysteme konzentrieren, andere auf Laute und
Klänge, wieder andere auf Wörter, auf Rhythmen oder auf irgendeine
der Formen, in denen sich menschliche Intelligenz ausdrückt.  Die
interaktiven Multimedien sind nur einige der verfügbaren Medien.
Andere Möglichkeiten zeichnen sich ab.  Das Gleiche gilt für das
Internet.  Wir brauchen einen allgemeinen Rahmen, in dem sich jeder
Einzelne nach seinen individuellen Bedürfnissen die Lernangebote
auswählt und sie in dem Maße verfolgt, wie seine eigene Lebens- und
Berufspraxis dies erfordert und anerkennt.  Dafür reicht
Schriftkultur und schriftkulturelle Bildung längst nicht mehr aus.
Hinzutreten müssen mathematische Bildung, biologische, chemische,
technische Literalität, ebenso wie das visuelle Denken und der
visuelle Ausdruck.  Entscheidend wird auch die Verknüpfung zwischen
solchen Fächern werden, die traditionellerweise ein isoliertes Dasein
führten.  In dieser interdisziplinären Verknüpfung liegt ein enormes
Kreativitätspotential.

Die atomistische Betreibung isolierter Unterrichtsgegenstände muß
einer ganzheitlichen Perspektive weichen, die die einzelnen Fächer
zur Totalität der Wirklichkeit und damit zueinander in Beziehung
bringt.  Effektive Instrumente der Vermittlung zwischen diesen
einzelnen Bereichen wird die Effizienz der Arbeit erhöhen, die
notwendige Integration bewerkstelligen und zwischen den
arbeitsteiligen Wissensformen unserer praktischen Erfahrungen
vermitteln.  Im Zentrum unserer Bildungserfahrungen muß die
Zusammenarbeit stehen, die sich an gemeinsamen Interessens- und
Erfahrungsbereichen zu bewähren hat.  Erziehung und Bildung müssen
darauf abzielen, solche Erfahrungen auszutauschen und zu teilen.
Gemeinsames kollaboratives Lernen kann die Vielfalt unterschiedlicher
Interessen zu einem Brennpunkt vereinen.  Dieser Ansatz weist viele
Dimensionen auf: das gemeinsam gesuchte Wissen, die Erfahrung von der
Vielfalt der Perspektiven und Anwendungen, das Bewußtsein von
Interaktion, die Fähigkeiten zur Interkommunikation und vieles mehr.
Die nach wie vor entscheidende Motivation für individuelle Leistung
und individuellen Lohn wird ergänzt durch die kollaborative Erfahrung
des gemeinsamen effizienten Strebens nach Leistung und Erkenntnis.
In einer Zeit, in der die Begrenztheit der Ressourcen offenkundig
wird und die Erwartungen dennoch exponentiell ansteigen, sind solche
Erziehungsformen lebenswichtig.  Dieses neue Bildungsmodell, das
Individualität und Differenz in die kollaborative Erfahrung einbindet,
würde im übrigen einen neuen ethischen Rahmen schaffen, den wir
heute dringend benötigen.  Darin wäre Konkurrenz keineswegs
ausgeschlossen, aber an die Stelle des Konfliktes--der sich heute
darin äußert, daß Studenten Seiten aus den Lehrbüchern herausreißen,
damit ihre Kommilitonen benachteiligt sind--könnte ein allgemeines
Klima der Kooperation zum gegenseitigen Vorteil treten.  Wie weit
sind wir von diesem Ziel entfernt?

Jacques Barzun, ganz gewiß ein Verfechter schriftkultureller Bildung,
hat unserem Ausbildungssystem vorgehalten, daß es "natürliche
Intelligenz nicht ausreichend" entwickele: "Wir wollten den idealen
Bürger, den toleranten Nachbarn, das Engagement für den weltweiten
Frieden, heile Familien mit glücklichen Familienmitgliedern schaffen,
die im Sexual- und im Autoverkehr gleichermaßen erfahren sind."
Daran ist natürlich überhaupt nichts auszusetzen, aber als
Erziehungsziele gehen sie doch am Wesentlichen vorbei.
Bürgerlichkeit bedeutet in der heutigen Gesellschaft etwas anderes
als früher.  Toleranz muß sich heute auf eine andere Weise als früher
zeigen, z. B. in der Anerkennung und Integration von Alterität und
Komplementarität.  Ja, und auch Frieden bedeutet heute angesichts der
vielen lokalen Konfliktherde überall auf der Welt etwas anderes.  Und
was Familie, Sexualität und Autokultur betrifft, so dürfte hier
unsere Erziehung am deutlichsten versagt haben.  Die Faktoren, die
das zeitgenössische Familienleben ausmachen, finden in unseren
Bildungsangeboten kaum Beachtung.  Mit der Sexualität steht es nicht
besser.  Auf die Degradierung der Sexualbeziehungen hat unser
Bildungssystem keine bessere Antwort zu bieten als die kostenlose
Verteilung von Kondomen an den Schulen, was dann großartig
Sexualerziehung genannt wird.  Und die versierten Autofahrer haben
offenbar niemals die kritischen Stimmen gehört, die sich über die
Energieverschwendung Gedanken machen.  Mit Wohlwollen betrachten wir,
wie viele Schüler und Studenten mit eigenen Autos oder den Autos
ihrer Eltern zur Schule oder zur Universität fahren, statt zu
begreifen, daß auch die Ausbildung dezentralisiert werden und--warum
denn nicht--die heutigen Möglichkeiten der Kommunikation und
Interaktion besser genutzt werden müßten.  Die jugendlichen Anhänger
der Grünen, die sich heute gegen den Energieverbrauch stark machen,
sind vermutlich dem Erziehungssystem weit voraus, müssen es aber
dennoch durchlaufen.  Und schließlich müßte unsere Erziehung auch die
anderen Veränderungen zur Kenntnis nehmen, die mit dem Ende der
Schriftkultur einhergehen, die Veränderungen im Status der Familie,
der Religion, der Rechtsprechung und des Regierungssystems.

Erziehung und Bildung werden unverändert auf den bürgerlichen Status
des Individuums bezogen bleiben, aber die neuen Bedingungen für die
Tätigkeit unseres Verstandes dürfen dabei nicht außer acht gelassen
werden.  Im Idealfall tragen Bildung und Erziehung allen Facetten des
menschlichen Daseins Rechnung.  Die neuen Bedingungen der allgemeinen
Verknüpfung verändern das Paradigma der Weiterbildung zu einem
Paradigma der niemals endenden, fortlaufenden Bildung, die den
anhaltenden Veränderungen in unserer Erfahrung unter immer
komplexeren Umständen entspricht.  Es könnte durchaus sein, daß wir
für einige dieser Erfahrungen auf die Werte zurückgreifen müssen, die
die Schriftkultur gekennzeichnet haben.  Aber es ist allemal besser,
sie neu zu entdecken, als das Ideal der Schriftkultur fraglos zu
verteidigen, wenn sich neue Perspektiven und neue Erfahrungen
abzeichnen, die viel, sehr viel mehr als nur Schriftkultur,
Schriftlichkeit und Bildung verlangen.



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Personenregister


Aristoteles Buch II, Kapitel 5
Barnard, F. R. Buch IV, Kapitel 1
Barthes, R. Buch II, Kapitel 4; Buch IV, Kapitel 6
Barzun, J. Buch III, Kapitel 3
Baudrillard, J. EINLEITUNG
Bayer, H. Buch III, Kapitel 1
Beethoven, L. van Buch V, Kapitel 1
Bell, A. G. Buch I, Kapitel 2; Buch IV, Kapitel 5; NACHWORT
Benn, G. Buch I, Kapitel 2
Berlin, I. Buch IV, Kapitel 5
Bloom, A. Buch I, Kapitel 1
Brown, J. C. Buch I, Kapitel 2
Burgess, A. Buch II, Kapitel 4
Carpenter, E. Buch I, Kapitel 1
Childe, G. V. Buch II, Kapitel 4
Chomsky, N. Buch II, Kapitel 3; Buch III, Kapitel 2; Buch V, Kapitel
1
Chruschtschow, N. Buch IV, Kapitel 5
Clausewitz, Carl von Buch IV, Kapitel 6
Conway, J. H. Buch V, Kapitel 2
Cooper, P. Buch I, Kapitel 2
Darius Buch IV, Kapitel 6
Dawkins, R. Buch II, Kapitel 5
Descartes, R. Buch IV, Kapitel 3
Dewey, J. Buch I, Kapitel 2
Dijkstra, E. Buch III, Kapitel 2
Durkheim, E. Buch IV, Kapitel 3
Edison, T. A. Buch I, Kapitel 2; Buch IV, Kapitel 5
Einstein, A. Buch IV, Kapitel 3; Buch V, Kapitel 2
Emerson, R. W. Buch I, Kapitel 2
Engels, F. Buch IV, Kapitel 5
Enzensberger, H. M. EINLEITUNG; Buch I, Kapitel 1
Epaminondas von Theben Buch IV, Kapitel 6
Fabergé, P. C. Buch IV, Kapitel 4
Faulkner, W. Buch I, Kapitel 2
Feyerabend, P. K. Buch IV, Kapitel 3
Galileo Galilei Buch IV, Kapitel 3
George III. (König v.  England) Buch I, Kapitel 2
George, H. Buch III, Kapitel 2
Gestetner, S. Buch IV, Kapitel 4
Grotius, H. Buch I, Kapitel 1
Gutenberg, J. Buch II, Kapitel 4
Guttman, A. Buch IV, Kapitel 2
Hasan, B. Buch IV, Kapitel 2
Hauben, M. Buch V, Kapitel 1
Hausdorf, F. Buch III, Kapitel 1
Hawthorne, N. Buch I, Kapitel 2
Hegel, G. W. F. Buch IV, Kapitel 3
Heidegger, M. Buch II, Kapitel 4
Hemingway, E. Buch I, Kapitel 2
Heuss, T. Buch IV, Kapitel 6
Hildegard von Bingen Buch II, Kapitel 4
Homer Buch V, Kapitel 2
Huxley, A. Buch IV, Kapitel 5
Illich, I. EINLEITUNG
Irving, W. Buch I, Kapitel 2
James, H. Buch I, Kapitel 2
Jefferson, T. Buch I, Kapitel 2
Jewtuschenkos, J. A. Buch IV, Kapitel 5
Kant, I. Buch IV, Kapitel 3
Kerkhove, D. de Buch II, Kapitel 4
Kluge, J. NACHWORT
Korzybski, A. Buch II, Kapitel 3
Krause, K. NACHWORT
Lakatos, I. Buch IV, Kapitel 3
Lakoff, G. EINLEITUNG
Lanier, J. Buch IV, Kapitel 1
Le Corbusier Buch IV, Kapitel 4
Leibniz, G. W. EINLEITUNG; Buch II, Kapitel 5; Buch IV, Kapitel 1;
Buch IV, Kapitel 3
Lenin, V. I. Buch IV, Kapitel 5
Leo der Weise Buch IV, Kapitel 6
Leonardo da Vinci Buch IV, Kapitel 1
Leonidas Buch IV, Kapitel 6
Lindendorf, E. Buch IV, Kapitel 6
Llul, R. Buch II, Kapitel 4
Locke, J. Buch II, Kapitel 5
Longfellow, H. W. Buch I, Kapitel 2
Lotman, J. M. EINLEITUNG
Lukrez Buch IV, Kapitel 3
Malthus, T. R. Buch I, Kapitel 1; Buch III, Kapitel 2
Marx, K. Buch IV, Kapitel 3; Buch IV, Kapitel 5
Maturana, H. R. EINLEITUNG; Buch V, Kapitel 1
Maurice (byzant.  Herrscher) Buch IV, Kapitel 6
McLuhan, M. EINLEITUNG; Buch II, Kapitel 4
Moltke, H. von Buch IV, Kapitel 6
Neumann, J. von Buch IV, Kapitel 6
Newton, I. Buch IV, Kapitel 3
Octavian Buch IV, Kapitel 6
Orwell, G. Buch V, Kapitel 2
Otto, N. O. Buch IV, Kapitel 5
Peirce, C. S. EINLEITUNG; Buch I, Kapitel 2; Buch II, Kapitel 5;
Buch IV, Kapitel 3
Platon Buch II, Kapitel 2; Buch II, Kapitel 4; Buch IV, Kapitel 3
Postman, N. Buch I, Kapitel 2
Proust, M. Buch V, Kapitel 2
Pythagoras Buch III, Kapitel 3
Ramses II Buch IV, Kapitel 6
Reich, R. B. Buch III, Kapitel 1
Remington, F. Buch IV, Kapitel 4
Remond, N. de Buch IV, Kapitel 1
Rogers, W. Buch I, Kapitel 1
Royce, J. Buch I, Kapitel 2
Sanders, B. EINLEITUNG; Buch II, Kapitel 5
Schwartzkopf, N. Buch IV, Kapitel 6
Searle, J. Buch I, Kapitel 1
Shakespeare, W. Buch IV, Kapitel 4; Buch V, Kapitel 2
Smith, J. Buch I, Kapitel 2
Snow, C. P. EINLEITUNG
Sokrates Buch I, Kapitel 2; Buch II, Kapitel 4; Buch IV, Kapitel 3
Spencer, H. Buch IV, Kapitel 3
Steiner, G. EINLEITUNG; Buch I, Kapitel 1; Buch V, Kapitel 2
Sterne, L. Buch IV, Kapitel 3
Tesla, N. Buch IV, Kapitel 5
Tiffany, L. C. Buch IV, Kapitel 4
Toqueville, A. de Buch I, Kapitel 2
Toulouse-Lautrec, H. Buch III, Kapitel 1
Turing, A. M. Buch IV, Kapitel 6
Twain, M. Buch I, Kapitel 1
Tzu, S. Buch IV, Kapitel 6
Van Gogh, V. Buch V, Kapitel 2
Vitruvius Buch IV, Kapitel 4; Buch V, Kapitel 2
Wiener, N. Buch I, Kapitel 1
Winograd, T. EINLEITUNG
Wittgenstein, L. Buch II, Kapitel 3; Buch II, Kapitel 5; Buch IV,
Kapitel 3
Zadeh, L. EINLEITUNG



Über den Autor

MIHAI NADIN, geboren 1938 in Brasov (Kronstadt), doppelt
promoviert--in Ästhetik und Computerwissenschaften--und zweifach
habilitiert--für Ästhetik in Bukarest, für Philosophie, Logik und
Wissenschaftstheorie an der Universität München mit einer Arbeit über
die Grundlagen der Semiotik--, lehrte seit 1977 u. a. in Braunschweig,
München, Essen, Providence (RI), Rochester (NY), Columbus (OH) und
New York.  Seit 1994 ist er Inhaber des Lehrstuhls für Computational
Design an der Universität-Gesamthochschule Wuppertal.  Seine 18
Buchveröffentlichungen und mehr als 140 Aufsätze, CD-ROM- und
Internet-Publikationen weisen ihn als einen der weltweit führenden
Autoren aus, die die gegenwärtige wissenschaftlich-technologische
Revolution und die damit eröffneten Möglichkeiten von Kommunikation
und Wissensproduktion sowohl theoretisch reflektieren als auch in der
Praxis vorantreiben.



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(C)1999 by Mihai Nadin





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