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Title: Leonorenlieder
Author: Günther, Johann Christian
Language: German
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*** Start of this LibraryBlog Digital Book "Leonorenlieder" ***


                            Leonorenlieder

                                 von

                       Johann Christian Günther


                            [Illustration]


                    Herausgegeben von Conrad Höfer

                           Im Insel-Verlag
                              zu Leipzig



                                Goethe
                                 über
                       Johann Christian Günther


Betrachtet man genau, was der deutschen Poesie fehlte, so war es ein
Gehalt und zwar ein rationeller; an Talenten war niemals Mangel. Hier
gedenken wir nur Günthers, der ein Poet im vollen Sinne des Worts
genannt werden darf. Ein entschiedenes Talent, begabt mit Sinnlichkeit,
Einbildungskraft, Gedächtnis, Gabe des Fassens und Vergegenwärtigens,
fruchtbar im höchsten Grade, rhythmisch bequem, geistreich, witzig und
dabei vielfach unterrichtet; genug, er besaß alles, was dazu gehört,
im Leben ein zweites Leben durch Poesie hervorzubringen, und zwar in
dem gemeinen, wirklichen Leben. Wir bewundern seine große Tüchtigkeit,
in Gelegenheitsgedichten alle Zustände durchs Gefühl zu erhöhen und
mit passenden Gesinnungen, Bildern, historischen und fabelhaften
Überlieferungen zu schmücken. Das Rohe und Wilde daran gehört seiner
Zeit, seiner Lebensweise und besonders seinem Charakter oder, wenn man
will, seiner Charakterlosigkeit. Er wußte sich nicht zu zähmen, und so
zerrann ihm sein Leben wie sein Dichten.



        Euch, Musen, dankt mein treu Gemüte,
        Wofern ich etwas gelt' und bin:
        Der Lorbeer eurer reichen Güte
        Grünt jetzt schon auf die Nachwelt hin.
        Ihr habt mich von Geburt umfangen,
        Gesäugt, geführt, geschützt, ernährt
        Und, wenn mir Freund und Trost entgangen,
        Dem Herzen allen Gram verwehrt.

        Nun mögen andre meinesgleichen
        Aus Ehrgeiz mit nach Ungarn gehn
        Und bei des Adlers Siegeszeichen
        Geschlecht und Stand und Glück erhöhn;
        Ich schmeichle keiner großen Zofe,
        Ich bete keinen Götzen an,
        Der irgend Leute von dem Hofe
        Nach Willkür ziehn und werfen kann.

        Ein Lager an den grünen Flüssen
        Ergötzt mich in gelehrter Ruh',
        Hier kann ich alle Not versüßen,
        Hier richtet niemand, was ich tu'.
        Hier spiel ich zwischen Luft und Bäumen,
        Sooft die Sonne kommt und weicht,
        Und ehre die in meinen Reimen,
        Der nichts an Treu und Schönheit gleicht.

        Sprecht mehr, ihr hochmutsvollen Spötter,
        Ich hielte nichts von Lob und Ruhm:
        Mein Name dringt durch Sturm und Wetter
        Der Ewigkeit ins Heiligtum.
        Ihr mögt mich rühmen oder tadeln,
        Es gilt mir beides einerlei:
        Wen wahre Lieb' und Weisheit adeln,
        Der ist allein vom Sterben frei.



       Als er endlich sich wagte, ihr seine Liebe zu entdecken


        Flammen in der Brust empfinden
        Und dabei nicht Feuer schrein,
        Heißt die Ruten größer binden
        Und sein eigner Henker sein.
        Die Verhehlung der Gedanken
        Labet keinen dürren Mund,
        Und die Scham verliebter Kranken
        Macht das Herze spät gesund.

        Drum wohlan, mein Geist, entdecke
        Dies, was deine Sehnsucht quält,
        Frisch gewagt, kommt bald zum Zwecke,
        Den die Furchtsamkeit verfehlt.
        Nein, mein Herz, ach schweig und glaube,
        Dein Entdecken hilft dich nicht,
        Weil bereits die schöne Taube
        Einem andern sich verspricht.

        Schweig, mein Herz, und halt die Plagen
        Deiner Leidenschaft geheim,
        Lerne dein Verhängnis tragen,
        Koch' aus Wermut Honigseim!
        Hat die Schickung deinem Fieber
        Diesen schönen Arzt versagt,
        Ei, so stirb doch zehnmal lieber,
        Eh' dein Mund die Kühnheit wagt.

        Doch getrost, mein Herz, und wage
        Noch den allerletzten Streich!
        Doch getrost! Versuch' und schlage
        Felsen durch die Tränen weich.
        Kluge Schönheit! meine Funken
        Überreicht dir dieses Blatt,
        Das mehr nasses Salz getrunken,
        Als dein Mund jetzt Zucker hat.

        Zürne nicht mit meiner Liebe,
        Die die Redlichkeit gebar,
        Stärke bald die reinen Triebe,
        Der Verzug bringt hier Gefahr.
        Dein Befehl soll stets mein Wille
        Und dein Wink mein Leitstern sein,
        Schenke mir nur in der Stille
        Deiner Liebe Vorschmack ein.

        Mein Geblüte fühlt den Zunder,
        Der von deiner Tugend fängt,
        Also nimmt es mich nicht wunder,
        Wenn mein Geist an deinem hängt.
        Merke nur des Himmels Schlüsse,
        Sonst erfährst du von der Reu,
        Daß das Honig fremder Küsse
        Um das Ende bitter sei.

        Ach, erwäge mein Begehren!
        Dein Verstand ist scharf genug,
        Laß mich nicht die Glut verzehren,
        Sonst wird dich der Totenkrug
        Meiner Asche noch verklagen
        Und mein kalter Leichenstein
        Dir so viel zur Nachricht sagen:
        Lerne doch bedachtsam sein!



                                Sonett


        Das Glücke muß fürwahr mich als sein Schoßkind lieben
        Und das Verhängnis mich zu quälen müde sein,
        Weil du, getreues Kind, mir nach so mancher Pein
        Dein unverfälschtes Herz zum Eigentum verschrieben.

        Mein Schiff, das Wind und Meer an manchen Fels getrieben,
        Lauft den Vergnügungsport mit vollen Segeln ein,
        Und meine Hoffnung kann sich schon im Geiste freu'n,
        Nachdem dein freies Ja den Zweifel aufgerieben.

        Versiegle nun den Bund durch einen feuchten Kuß,
        Bis dich des Priesters Hand mir völlig überreiche,
        Und glaube, daß mich selbst der Himmel strafen muß,

        Wofern mein Wankelmut dein Bild in mir verstreiche.
        Drum liebe nur getrost; denn die Beständigkeit
        Wirkt mir den Hochzeitrock und auch das Leichenkleid.



                           An seine Schöne


        So wenig eine junge Rebe
        Des Ulmbaums Hilfe missen kann,
        So wenig ficht der Neid mich an,
        Daß meine Brust dir Abschied gebe:
        Mein treues Herz ist ein Magnet,
        Der nur nach einem Pole steht,
        Dein Nordstern leitet meine Liebe,
        Ich leb' und sterbe dir getreu,
        Wenn gleich der Schickung Tyrannei
        Mich heute noch ins Elend triebe.

        Eröffne mir das Feld der Brüste,
        Entschleuß die wollustschwangre Schoß,
        Gib mir die schönen Lenden bloß,
        Bis sich des Monden Neid entrüste.
        Die Nacht ist unsrer Lust bequem,
        Die Sterne schimmern angenehm
        Und buhlen uns nur zum Exempel;
        Drum gib mir der Verliebten Kost,
        Ich schenke dir der Wollust Most
        Zum Opfer in der Keuschheit Tempel.

        Die Zeit kommt nimmermehr zurücke,
        Wenn sie schon einmal sich verkreucht,
        Und die Gelegenheit entweicht
        In einem kurzen Augenblicke.
        Wer weiß, wer dich in einer Frist
        Von vierundzwanzig Wochen küßt?
        Wie bald kann mich ein Stahl entleiben,
        Dann wird dein angenehmer Mund,
        Der meiner Sehnsucht offen stund,
        Mit andern sich die Zeit vertreiben.

        Jedoch soll mich der Tod entreißen,
        Du aber meine Leiche sehn,
        So soll mir doch der Wunsch geschehn,
        Dir in der Gruft getreu zu heißen;
        Mein Blut soll dir beständig sein,
        Und meines Körpers Leichenstein
        Wird diese Grabschrift nie verlieren:
        Hier schläft, mein Kind, dein ander Ich,
        Dem wenig, glaub' es sicherlich,
        Den Preis der Redlichkeit entführen.



                             An Magdalis

             Als er sie auf einige Zeit entbehren sollte.


        Zwei Tage soll ich dich und deinen Umgang meiden,
        Du treue Magdalis, das geht mir bitter ein;
        Bringt mir die kurze Zeit so ungemeines Leiden,
        Wie groß, bedenk es doch, wird nicht mein Schmerzen sein,
        Wenn ich das Vaterland mit einer fremden Erde
        Auf soviel Jahre bald einmal vertauschen werde?
        Doch willt du deine Gunst mir zur Gefährtin schenken,
        Und würdigt deine Huld mich der Beständigkeit,
        So glaube, daß der Trost von deinem Angedenken
        Den schärfsten Wermut mir mit Zucker überstreut.
        Und gönne meiner Brust, daß sie dein Herz behalte,
        Bis mein entseelter Leib einst in der Gruft erkalte.



               Als er sich seiner Abwesenden erinnerte


        Küßt, ihr Seufzer, mein Vergnügen!
        Denn bei euch muß es beruhn,
        Bis es wird das Schicksal fügen,
        Daß es meine Lippen tun
        Und zwei Seelen durch ihr Drücken
        Regungsvoll zusammen schicken.

        Stelle dein verhaßtes Klagen,
        Das du so gar kühn getan,
        (Wirst du, andre Seele, sagen)
        Bei mir künftig klüger an,
        Wo ich dir nicht soll beizeiten
        Deinen Abschied zubereiten.

        O, es sind des Himmels Triebe!
        Und von oben ist's geschehn,
        Daß ich dich, du Bild der Liebe,
        Mir zum Abgott ausersehn,
        Weil ich so gar seltnes Wesen
        Kann aus deinen Augen lesen.

        Deine engelholden Blicke,
        Die bis in die Seele gehn,
        Sind so feste Zauberstricke,
        Daß du selber mußt gestehn:
        Wenn ich diesen könnt' entreißen,
        Müßt' ich billig Simson heißen.

        Aber so die reinen Flammen,
        Welche meine Brust empfind't
        Und aus deinen Augen stammen,
        Dir von mir beschwerlich sind,
        O, so werd ich stets mit Wissen
        Dir beschwerlich fallen müssen.



                             An Leonoren


        Du zwingst mich, wertes Kind, dir vieles vorzusagen,
        Du suchst in Wort und Schwur das Zeugnis meiner Treu
        Und forschest, ob ich auch, wie du, beständig sei:
        Mein Engel, liebst du rein, so brauchst du nicht zu fragen.



                           Vor dem Abschied


        Mein Buch, das eure Feder kennt,
        Mein Zimmer, das nun wüste stehet;
        Der Herd, der jetzund einsam brennt,
        Die Straße, so nach Striegau gehet;
        Der Abend, so den Freund erstach,
        Daß mir das Herze zehnmal brach:

        Dies alles, sag' ich, sind fürwahr
        Die Friedensstörer meiner Sinnen.
        Ach, könnt' ich, sprech' ich, noch ein Jahr
        Von der verfloßnen Zeit gewinnen,
        So höre meines Lebens Lauf,
        Wenn es verflossen, willig auf!

        Ach, Kinder, ach! ich kann nicht mehr
        Die Finger vor Betrübnis rühren.
        Gebt meiner Bitte noch Gehör,
        Laßt mich die alte Regung spüren,
        Verändert nicht die reine Treu,
        Und steht mir bei dem Höchsten bei!

        Johannchen denke, dieses Wort
        Geht aus der Tiefe meines Herzens;
        Ach, setze deine Freundschaft fort,
        Entbinde mich des harten Schmerzens,
        Der mich um derentwillen plagt,
        Die mir ihr Herze zugesagt.

        Ach, sorge für mein liebstes Kind;
        Ich weiß, sie wird es dir noch danken.
        So wahr mir jetzt das Auge rinnt,
        So wahr werd' ich und sie nicht wanken.
        Gedenke, sag' ich noch einmal,
        Der alten Lust, der neuen Qual.

        Ich gründe mich auf deine Gunst
        Und traue deiner reinen Güte.
        Es ist gewiß kein falscher Dunst:
        Ich seh' dein redliches Gemüte,
        Laß mich -- ach, möcht' es bald geschehn! --
        Von dir doch einen Trostbrief sehn.

        Du, meines Herzens halber Teil,
        Mein Kind, mein Schatz, mein Heil, mein Leben,
        Wirst gleichfalls mir in aller Eil'
        Ein Pflaster vor die Wunde geben,
        Bleib fromm und redlich, halt getreu:
        Ein böser Tag geht auch vorbei.

        Ich weiß, der Gott, dem mein Gebet
        Um Mitternacht das Opfer bringet,
        Erhört, was meine Demut fleht,
        Die oft mit der Verzweiflung ringet.
        Ich weiß, daß er, hab' ich gefehlt,
        Die Tränen nicht vergebens zählt.



           Als er sie seiner beständigen Treue versicherte


        Weine nicht, mein Kind, ich bleibe
          Dir bis in den Tod getreu.
        Glaube, was ich denk' und schreibe,
          Ist und heißt stets einerlei,
        Weil die Redlichkeit zum Lieben
        Mir Gesetze vorgeschrieben.

        Gott und Himmel können zeugen,
          Daß ich dir beständig bin;
        Eher wird die Wahrheit schweigen,
          Als mein falsch- und leichter Sinn
        Das geknüpfte Band zerreißen
        Und des Meineids schuldig heißen.

        Laß die Wetter unterdessen
          Über unsrer Unschuld stehn!
        Mußt du bittre Mandeln essen
          Und vor jetzt auf Dornen gehn,
        So bedenke, das Vergnügen
        Wird uns einst zusammenfügen.

        Warte mit Geduld der Freude
          Und der ungemeinen Lust,
        Welche du mit diesem Leide
          Dir zuvor verdienen mußt;
        Endlich werden deine Tränen
        Uns den Weg zur Wollust bähnen.

        Jetzo geb' ich deinem Kusse
          Eine kurze gute Nacht
        Und gehorche diesem Schlusse,
          Welchen das Verhängnis macht;
        Doch will ich in wenig Tagen
        Dir die Ankunft wieder sagen.

        Lebe wohl! die Zunge stammelt,
          Und der Augen nasses Heer,
        Das die Wehmut schon versammelt,
          Macht so Hand als Feder schwer
        Und verbietet meinem Willen,
        Diesen Bogen anzufüllen.



                    An die Freundin der Geliebten


        Die Liebe weckt an diesem Morgen
        Den Kummer der verliebten Sorgen
        Mit mir gar zeitig wieder auf,
        Die Seufzer wachen in dem Munde,
        Die Tränen suchen aus dem Grunde
        Des Herzens ihren alten Lauf.

        Die Schmiedin meiner süßen Kette
        Zieht meine Faulheit aus dem Bette,
        In welchem sie der Schlaf noch wiegt.
        Ihr Auge schläft, ich aber weine,
        Die Einsamkeit sitzt auf dem Steine,
        Der mir an meinem Herzen liegt.

        Ach, denk' ich, bringt dies nahe Scheiden
        Von ihrer Brust ein solches Leiden,
        Da nur ein Zimmer uns zertrennt:
        Wer wird doch meine Wunden heilen,
        Wenn Land und Luft uns einmal teilen
        Und Schweidnitz mir kein Brot mehr gönnt?

        Die Zähren mühn sich, meine Klagen
        Mit stummer Sprache nachzusagen,
        Allein die Angst vertrocknet sie:
        Ach! wem vertrau' ich diesen Jammer?
        Der freien Luft? der tauben Kammer?
        Ach, beides ist vergebne Müh!

        Die Redlichkeit von deinem Herzen,
        Getreues Kind, weicht meinen Schmerzen,
        Die Heimlichkeit der schweren Not:
        Mich deucht, die Last wird halb so leichte,
        Sobald ich dir den Kummer beichte,
        Der mir den letzten Abschied droht.

        Schnitt' ich mein Elend in die Linden,
        Erzählt' ich es den sanften Winden,
        So seh' ich überall Gefahr:
        Dort kann der Vorwitz scheeler Augen
        Bald Nahrung zu der Mißgunst saugen,
        Hier macht es Echo offenbar.

        Von dir weiß ich, verschwiegne Seele,
        Daß deine Zunge stets verhehle,
        Was dir ein guter Freund vertraut;
        Ich suche Trost, laß mein Begehren
        Der Unschuld diesen Wunsch gewähren,
        Der jetzt auf deine Großmut baut.

        Erfülle, was ich such' und glaube,
        Erbarme dich der flücht'gen Taube,
        Die deinen Schoß zur Freistatt wählt;
        Sie kümmert sich um ihren Gatten
        Und sucht in deiner Bäume Schatten
        Die Ruh', so ihr zu Hause fehlt.



                               Abschied


        Schweig du doch nur, du Hälfte meiner Brust!
          Denn was du weinst, ist Blut aus meinem Herzen;
        Ich taumle so und hab' an nichts mehr Lust
          Als an der Angst und den getreuen Schmerzen,
        Womit der Stern, der unsre Leiber trennt,
                                      Die Augen brennt.

        Die Zärtlichkeit der innerlichen Qual
          Erlaubt mir kaum, ein ganzes Wort zu machen.
        Was dem geschieht, um welchen Keil und Strahl
          Bei heißer Luft in weitem Felde krachen,
        Geschieht auch mir durch dieses Donnerwort:
                                      Nun muß ich fort.

        Ach, harter Schluß, der unsre Musen zwingt,
          Des Fleißes Ruhm in fremder Luft zu gründen,
        Und der auch mich mit Furcht und Angst umringt!
          Welch Pflaster kann den tiefen Riß verbinden,
        Den tiefen Riß, der dich und mich zuletzt
                                      In Kummer setzt?

        Der Abschiedskuß verschließt mein Paradies,
          Aus welchem mich Zeit und Verhängnis treiben;
        Soviel bisher dein Antlitz Sonnen wies,
          So mancher Blitz wird jetzt mein Schrecken bleiben.
        Der Zweifel wacht und spricht von deiner Treu:
                                      Sie ist vorbei.

        Verzeih mir doch den Argwohn gegen dich,
          Wer brünstig liebt, dem macht die Furcht stets bange.
        Der Menschen Herz verändert wunderlich,
          Wer weiß, wie bald mein Geist die Post empfange,
        Daß die, so mich in Gegenwart geküßt,
                                      Entfernt vergißt!

        Gedenk' einmal, wie schön wir vor gelebt,
          Und wie geheim wir unsre Lust genossen:
        Da hat kein Neid der Reizung widerstrebt,
          Womit du mich an Hals und Brust geschlossen,
        Da sah uns auch bei selbst erwünschter Ruh
                                      Kein Wächter zu.

        Genug! Ich muß, die Marterglocke schlägt!
          Hier liegt mein Herz, da nimm es aus dem Munde
        Und heb' es auf: die Früchte, so es trägt,
          Sind Ruh' und Trost bei mancher bösen Stunde,
        Und lies, sooft dein Gram die Leute flieht,
                                      Mein Abschiedslied.

        Wohin ich geh, begleitet mich dein Bild,
          Kein fremder Zug wird mir den Schatz entreißen;
        Es macht mich treu und ist ein Hoffnungsschild,
          Wenn Neid und Not Verfolgungssteine schmeißen,
        Bis daß die Hand, die uns hier Dörner flicht,
                                      Die Myrten bricht.

        Erinnre dich zum öftern meiner Huld
          Und nähre sie mit süßem Angedenken.
        Du wirst betrübt: dies ist des Abschieds Schuld,
          So muß ich dich zum ersten Male kränken,
        Und fordert mich der erste Gang von hier,
                                      So sterb' ich dir.

        Ich sterbe dir, und soll ein fremder Sand
          Den oft durch dich ergötzten Leib bedecken,
        So gönne mir das letzte Liebespfand
          Und laß ein Kreuz mit dieser Grabschrift stecken:
        Wo ist ein Mensch, der treulich lieben kann?
                                      Hier liegt der Mann!



                             An Magdalis


          Mein Engel, nimm von mir so viel getreue Grüße,
        Als Tropfen mir anjetzt aus Kiel und Augen gehn,
        Als Seufzer ich vor dich in diesen Brief verschließe,
        Als Tränen dir vielleicht auf deinen Rosen stehn.
        Die Erde schläft und ruht, ich aber wach' und träume,
        Weil deine Liebe mich mit offnen Augen wiegt.
        Ich schreib' -- und weiß nicht, was. Du siehst es aus dem Reime,
        Der nun aus Schweidnitz kommt und lahme Füße kriegt.
        Das Joch der Einsamkeit schlägt meinen Leib darnieder,
        Dem Nacht und Finsternis die müde Seele schleußt;
        Die ungewohnte Streu fühlt selbst den Schmerz der Glieder,
        Die ein verborgnes Weh von ihrem Lager reißt.
        Der Mangel deiner Brust bestürmet mein Gemüte
        Und ist ein scharfes Schwert, das durch die Seele dringt.
        Gedenk' ich deiner Treu, so wallt mir das Geblüte
        Wie ein zerfloss'nes Erz, das mit dem Feuer ringt.
        Bald schwächt die Ungeduld die Tapferkeit der Sinnen,
        Bis der verwegne Mund auf den Geburtsstern flucht;
        Bald strafet die Vernunft mein törichtes Beginnen,
        Bald seh' ich was von dir, das mich zu trösten sucht.
        Ach, wie vergnügt mich nicht die Arbeit deiner Hände,
        Die mir in dem Horaz die Verse abgezählt,
        Die Sehnsucht schildert mir dein Bildnis an die Wände,
        Dem zu der Ähnlichkeit nichts als das Leben fehlt. --
        Dies ist der Lebenslauf, den ich anjetzo führe.
        Wer mag wohl, wertes Kind, dein Zeitvertreiber sein?
        Soviel ich raten kann und aus der Neigung spüre,
        So stimmt vielleicht dein Mund zu meinen Klagen ein:
        Mich deucht, du schickst den Fuß zur Wehmut in die Kammer,
        In welcher unser Kuß oft sichre Zuflucht fand,
        Mich deucht, du klagst bereits dem Fenster deinen Jammer,
        Bei dem ein erstes Ja mich an dein Herze band;
        Wie aber? Läßt dich auch die Tadelsucht zufrieden?
        Es ahnt mir allerdings, ihr Stachel wird nicht ruhn,
        Dir, da des Himmels Hand uns, ihr zur Lust, geschieden,
        Durch das Verleumdungsgift der Lästrer weh zu tun.
        Allein Geduld, mein Kind! befiehl nur Gott die Rache.
        Tu' recht und scheue nichts. Wen das Gewissen schützt,
        Der spricht der Mißgunst Hohn und hat die beste Sache,
        Obgleich der Neider Schwarm auf seine Scheitel blitzt.
        Ein solcher Übergang währt selten in die Länge:
        Die Freundin, welche dir so manches beigebracht,
        Wird mit der Zeit schon sehn -- ach, daß es Gott verhänge! --
        Wie endlich allzuscharf das Messer schartig macht.
        Die Zeit verhindert mich, dich länger aufzuhalten.
        Indessen lebe wohl, bedenke meinen Rat;
        Laß die entbrannte Glut des Herzens nicht erkalten
        Und liebe den, der dich um deine Liebe bat.



           Als er ihrentwegen viel leiden mußte, doch dabei
                            nicht verzagte


        Mein Herz, verzage nicht,
        Die Liebe macht's mit allen so;
        Ein Herz voll treuer Pflicht
        Wird ohne Gram nicht froh,
        Es fällt zwar ziemlich schwer,
        Eh' uns das Kummermeer
        Zum sichern Friedenshafen bringt;
        Man zittert, seufzt und sinkt
        An Mut und Sinn
        In Stürmen hin,
        Der Anker reißt die Hand,
        Doch wer sich zwingt und hofft, der kommt gleichwohl ans Land.

        Was leid' ich nicht um dich,
        Du mir ins Herz geprägtes Bild!
        Die Sehnsucht jaget mich,
        So wie ein schüchtern Wild;
        Mein Schlaf ist nur ein Qualm,
        Mein Lied ein Klagepsalm,
        Die Angst der bangen Einsamkeit
        Begräbt mich vor der Zeit,
        Weil ich den Kuß
        Entbehren muß,
        Der so viel Lust verspricht;
        Doch hoff' ich, alles auszustehn, verlass' nur du mich nicht!

        Verlass' nur du mich nicht,
        Du Engel, dessen treuer Geist
        Und holdes Angesicht
        Mir noch den Troststern weist;
        Der Himmel wird einmal
        Uns nach so vieler Qual
        Der Hoffnung Siegeskranz verleihn
        Und mich durch dich erfreun!
        Drum liebe still,
        Wie ich auch will,
        Und sieh geduldig zu;
        Die Straße, so uns jetzo trennt, führt unvermerkt zur Ruh.

        Ich liebe meinen Schmerz,
        Weil du, mein Engel, Ursach' bist,
        Du hast mein ganzes Herz,
        Dies raubt dir keine List.
        Was hilft's uns, daß man weint?
        Was jetzt unmöglich scheint,
        Das ist gewiß ein Übergang,
        Der Grillenfang macht krank.
        Es rühret mich
        Schon innerlich
        Ein Trieb der Zärtlichkeit,
        Die mir dein künftiger Besitz sowie dein Name beut.



                          An seine Magdalis

                                Aria.


        Erzählt, ihr kalten Nordenwinde,
        Die Seufzer meiner Schäferin,
        Verkündigt dem verlass'nen Kinde,
        Daß ich der alte Redlich bin,
        Und macht ihr diese Botschaft kund:
        Das Herze liebet wie der Mund.

        Des Monden Antlitz sieht die Fluten
        Der stummen Wehmut kläglich an;
        Die Geister wollen mir verbluten,
        Weil ich mein Kind nicht sprechen kann.
        Ich denke der vergangnen Zeit,
        Von der mich die Verschwendung reut.

        Der Elbstrom fällt mir in die Augen,
        Sein Eis erhitzet meinen Geist;
        Ach, könnt' ich jetzt die Küsse saugen,
        Die mich zuvor vollauf gespeist,
        Ich wollte meinen Fuß bemühn
        Und gar von hier nach Breslau ziehn.

        Geliebtes Schweidnitz, das Vergnügen,
        So mich bei dir im Schoße trug,
        Wird nicht so bald mein Herz besiegen,
        Das von der Wollust heftig schlug,
        Wenn die getreue Magdalis
        Mich brünstig in die Armen riß.

        Die Zeiten sind bereits gestorben:
        Drum fluch' ich der Vergänglichkeit,
        Die mir und ihr den Schmerz erworben,
        Den unser Abschied prophezeit,
        Da mich das werte Sachsenland
        Von meiner Schäferin getrannt.

        Getrannt, doch nur auf kurze Jahre!
        Verliebte Sehnsucht, fasse dich:
        Der Kummer findet seine Bahre,
        In dieser Hoffnung tröst' ich mich
        Und lege mir den Wahlspruch bei:
        Bedrängt, geduldig und getreu.



                           An seine Leonore


        Schicke dich, geliebtes Kind,
        In die unruhvollen Zeiten;
        Dann und wann kann Sturm und Wind
        Unverhofft in Hafen leiten.
        Nun ist wohl niemand besser dran,
        Als wer getreu und klug und ewig lieben kann.



               Als er seiner Magdalis nichts zum grünen
                       Donnerstag geben konnte


        Getreue Magdalis! Du forderst zwar den Zoll,
        Der jährlich wiederkommt, zum grünen Donnerstage;
        Doch meine Hand weiß nicht, was sie dir geben soll,
        Weil ich in selber nichts als Luft und Mangel trage.
        Kein guter Marzipan, kein Mantel von Damast
        Läßt meiner Armut zu, dich reichlich zu bedenken,
        Und weil du gestern schon mein Herz gestohlen hast,
        So steht es nicht bei mir, es heute dir zu schenken;
        Doch alles möchte sein, wenn mich die Poesie
        Des Kummers, deinen Wunsch zu stillen, überhübe.
        Allein, sie wegert sich. Drum nimm, wo nicht zu früh,
        Hier die Beständigkeit von meiner reinen Liebe.



                             An Leonoren


        Zwischen Ufer, Tal und Klüften
          Ließ der treue Saladin
        Mit den kühlen Abendlüften
          Tausend heiße Seufzer fliehn,
          Weil kein längst gehoffter Brief
          Seinem Wunsch entgegenlief.

        Die Gewalt verliebter Schmerzen
          Warf ihn kraftlos in das Gras,
        Wo er mit bedrängtem Herzen
          Und gestütztem Arme saß;
          Endlich wollte seiner Pein
          Brust und Herz zu enge sein.

        Zeuch nur (sang er), schöne Gegend,
          Deiner Triften Reizung ein!
        Jetzo bist du nicht vermögend,
          Mein Gemüte zu erfreun,
          Dessen Schwermut diesen Fluß
          Mit den Tränen stärken muß.

        Mit den Tränen, die mein Leiden
          Billig Scheidewasser nennt,
        Weil es nach dem schweren Scheiden
          Augen, Haut und Seele brennt
          Und die Lippen schmerzlich frißt,
          Die der Abschied roh geküßt.

        Leonore, laß dich finden!
          Irr' ich, oder rufst du nach?
        Sagt, ihr schattenreichen Linden,
          Sage, du verschwiegner Bach,
          Ob nicht die, so mich regiert,
          Dann und wann hierum spaziert.

        Würd' ich auf den Blumenbeeten
          Jetzo doch nur so beglückt,
        Nur in eine Spur zu treten,
          Die ihr netter Fuß gedrückt,
          Sollt' es, scheint der Trost gleich klein,
          Mir doch Trost genug verleihn.

        Seht, so schwärmt mein blind Verlangen,
          Das mich hin und wider reißt;
        Der durch Leonorens Prangen
          Zärtlich eingenommne Geist
          Bildet sich um jeden Hain
          Seiner Schönen Ruhplatz ein.

        Nein! mein Geist, du irrst im Bilde,
          Sieh den Ort genauer an,
        Diese Tiefen, dies Gefilde
          Ist kein schlesisch Kanaan;
          Und zum Paradies allhier
          Mangelt nichts als Lorchens Zier.

        Male dir die Lust der Erden,
          Adams ersten Aufenthalt,
        Nebst den Mienen und Gebärden
          Seiner kläglichen Gestalt,
          Und betrachte, wenn er flieht,
          Wie betrübt er rückwärts sieht.

        Siehst du dies, so sieh darinnen
          Mich und meinen Zustand an,
        Dessen Qual kein künstlich Sinnen
          Und kein Kiel entwerfen kann;
          Evens Anmut blüht in dir,
          Adams Unruh folget mir.

        Da ich mich entfernt betrübe,
          Lernt mein Geist erst mit Verdruß,
        Wie getreu und stark er liebe,
          Weil er dich verlassen muß,
          Und die Angst entriss'ner Brust
          Lehrt den Wert vergangner Lust.

        Von den Spitzen derer Hügel
          Seh' ich oft ins Vaterland;
        Hätt' ich doch nur Taubenflügel
          Oder Dädals Zauberhand,
          Um nur, wie zuvor geschehn,
          Dich, mein Engel, noch zu sehn.

        Dich, o Sonne meines Lebens,
          Dich, o Ursprung meiner Glut!
        Ist's denn, leider, ganz vergebens,
          Daß mein Mund so kläglich tut?
          Nein, ich weiß, dein klingend Ohr
          Stellt dir oft mein Leiden vor.

        Ist der Tag der Erd' entwichen,
          So verwehrt dein Bild die Ruh;
        Kommt ein Ostwind hergestrichen,
          Kehr' ich ihm das Antlitz zu;
          Denn mich deucht, er bringe mir
          Manchen sanften Kuß von dir.

        Wo ich sitze, steh' und liege,
          Stehst und liegst du nebenan,
        Daß ich auch die kleinsten Züge
          Deiner Bildung zählen kann;
          Greif' ich aber mit der Hand,
          Fang' ich nichts als Luft und Wand.

        Hätt' ich nur von tausend Küssen
          Manchen, den ich kaum genoß,
        Weil ich, ohn' es selbst zu wissen,
          Oft in trunkner Lust zerfloß;
          O, wie ratsam wollt' ich ihn
          Jetzt aus deinen Lippen ziehn!

        Was zu tun? Die Zeit heißt warten,
          Wenn uns Glück und Not probiert:
        Frost und Schnee verstellt den Garten,
          Bis der Lenz die Stöcke ziert,
          Da uns denn der Rosen Pracht
          Nach dem Winter holder lacht.

        Also, liebste Leonore,
          Trägt auch meine Redlichkeit
        Unter diesem Trauerflore
          Noch ein grünes Hoffnungskleid
          Und verspricht sich noch so schön,
          Neben dir bald bunt zu gehn.

        Sammle nur auf jene Stunde,
          Die die Wiederkunft bestimmt,
        Neuen Geist und Kraft im Munde,
          Stärke, was im Auge glimmt!
          Ja, verspar' auf diesen Tag
          Alles, was entzücken mag.

        O, mit was vor süßem Lallen
          Werden wir alsdann, mein Kind,
        An- und umeinander fallen,
          Bis die Zunge Kraft gewinnt
          Und durch holdes Wort entdeckt,
          Was wir innerlich geschmeckt!

        Echo mag indes mein Klagen
          In der grünen Einsamkeit
        Durch die weiten Förste tragen;
          Dort erwart' ich, liebste Zeit,
          Dich, du Bote neuer Ruh;
          Ich will warten, eile du!



                Aus einem Schreiben an seine Magdalis


        Wie hör' ich das von dir, betrübte Magdalis!
        Daß deine Schönheit weint und sich dadurch verzehret?
        O trauervolle Post, o allzu harter Riß,
        Der mich in kurzer Zeit dem Tode selbst gewähret.
        Mein Kind! bedenke mich; was beugst du mir das Herz,
        Weil ich erfahren muß, daß mir dein Ohr nicht glaube?
        Warum vergrößerst du den ungemeinen Schmerz?
        Dein Zweifel zwingt mich fast, daß ich mein Leben raube.

               *       *       *       *       *

        Mein Kind, eröffne mir, was hat dein Haupt verrückt?
        Hat wohl ein Maul voll Gift das Feuer ausgegossen,
        Das meine Redlichkeit in deine Brust geschickt?
        Ist meiner Schwester Brief ein angestellter Possen?

               *       *       *       *       *

        Wo dir ein Tropfen Blut noch in den Adern springt,
        Der meine Glut behält und mich sein eigen nennet,
        So reiß die Furcht entzwei, die deine Großmut zwingt,
        Und wisse, daß mein Herz noch in der Asche brennet.
        Warum soll dich der Gram mir vor der Zeit entziehn?
        Womit hab ich verdient, dich blaß und tot zu schauen?
        Mir stand der Hoffnungsbaum in allem Wetter grün,
        Jetzt will ihm deine Qual so Stamm als Ast verhauen.

               *       *       *       *       *

        Wie manche schöne Nacht sieht mich der blasse Mond
        In stiller Einsamkeit am Kummerfaden spinnen!
        Ich fresse mir das Herz; die Angst, so mich bewohnt,
        Läßt keinen Augenblick mich Lust und Luft gewinnen.
        Das macht, weil Wittenberg mir so zuwider scheint,
        Daß mir kein Freudenstern darinnen aufgegangen:
        Gott kennet meine Not! Ich habe keinen Freund,
        Als den, der über mir dergleichen Qual verhangen.
        Jedoch die Zuversicht, so mein Gemüte stillt,
        Sagt mir, es sei noch nicht der Abend aller Tage;
        Weil nun aus Aloe ein Schmerzensmittel quillt,
        So hab ich einen Trost in meiner steten Plage.
        Mein Engel, meine Lust, mein Leben und mein Licht;
        Vor die ich tausendmal mit Freuden sterben wollte,
        Sei munter, unverzagt, entsetze dich nur nicht,
        Wenn auch die ganze Welt dich scharf verfolgen sollte.
        Wir werden dermaleins einander wiedersehn
        Und unser bißchen Brot in süßer Eintracht speisen;
        Ich bin schon halb entzückt und halt es vor geschehn,
        Weil Gott und Himmel es mir in Gedanken weisen.

               *       *       *       *       *

        Das Größte, was ich jetzt von dir erbitten will,
        Ist, daß mich dein Gebet dem Himmel übergebe,
        Damit sein Eifer mich (hier schweigt die Feder still)
        Nach so geraumer Zeit des Zornkelchs überhebe.
        Indessen tu ich stets, was meines Amtes ist;
        Ich werde meinen Fleiß an guten Künsten üben
        Und dich, so wahr mein Kuß in diese Zeile fließt,
        Getreue Magdalis, bis an mein Ende lieben.



                       Aus einem Schäfergedicht

                   Er erinnert sich voriger Zeiten.


               *       *       *       *       *

        Was muß doch mancher Mensch nicht tragen!
        Nun kommt das dritte Jahr ins Land,
        Seitdem das Wachstum meiner Plagen
        Mir allen Rat und Trost entwandt.
        Das Glücke greift mich allenthalben
        Und zwar mit allen Pfeilen an,
        O, daß ich jetzt nicht mit den Schwalben
        Verschlafen oder flüchten kann!

        Ich will mein Kreuz in Rechnung bringen:
        Die Menge läßt es nicht geschehn;
        Ich will mich durch Verzweiflung zwingen:
        Ja, dürft' ich keinen Himmel sehn;
        Gewohnheit macht die Not erträglich,
        Jedoch nicht mir, sie ist stets neu,
        Der Himmel aber unbeweglich;
        Wer sagt, wie mir zumute sei!

               *       *       *       *       *

        Ich selbst verfalle vor den Jahren
        Und zehre mich fast stündlich ab
        Und denke bei den grauen Haaren:
        Gott geb, jetzund erscheint das Grab.
        Erschein' ich einmal auf den Festen,
        So fragt mich jede Schäferin,
        Warum ich bei so schönen Gästen
        Nicht aufgeräumt und munter bin.

               *       *       *       *       *

        Ach Schweidnitz, könnt' ich dich vergessen,
        O, was entbehrt' ich jetzt vor Gram!
        Ich habe deine Milch gegessen,
        Seit diesem acht' ich keinen Rahm.
        Lebt wohl und grünt, ihr fetten Auen,
        Und weidet Leonorens Brust,
        Ich werd' euch wohl nicht wieder schauen,
        Es machte denn ein Traum die Lust.

               *       *       *       *       *

        Ach läge doch mein Haupt im Schlummer
        Nur noch in Leonorens Schoß!
        Wie gern erlitt' ich allen Kummer,
        Mein Elend wär' auch halb so groß.
        Hier miss' ich nun in fremden Grenzen
        Glück, Ehre, Vaterland und Ruh:
        Geht, Nymphen, geht mit euern Kränzen
        Und werft mir lieber Buchsbaum zu.



                      Aus den »letzten Gedanken«

                        In schwerer Krankheit


               *       *       *       *       *

        Etwas drückt mir noch das Herz, daß ich jetzo doch nicht wüßte,
        Daß die Liebe, wenn sie trennt, gar zu heftig plagen müßte!
          Komm, du Liebste meines Herzens, schau, es geht zur letzten Ruh,
          Komm und drücke, schönste Seele, mir nur noch die Augen zu.
        Ich gesteh' es offenbar in dem Antlitz aller Zeiten,
        Seit mich deine Tugenden in den Liebesseilen leiten,
          Hab' ich in der Tat erfahren, daß Verfolgung kluger Treu
          Bei den halbverstohlnen Küssen starker Lebensbalsam sei.
        Brich nur jetzt den Hoffnungsstab, reiß den Myrtenkranz in Stücke,
        Halt den zugesagten Ring und beweine das Geschicke
          Und gedenk' an deinen Dichter, der dich mit Gefahr geliebt
          Und dir jetzt die kalten Tränen, den betrübten Brautschmuck gibt.
        Glaub' es, Kind, der süße Trieb, der in mir dein Bild erlesen,
        Ist kein kindisches Vergehn oder flatterhaftes Wesen;
          Dein Verstand zieht kluge Seelen und entschuldigt meine Brunst.
          O, was braucht es, dich zu lassen, vor so große Sterbenskunst!
        Gute Nacht vor dieses Mal! Auf den Elyseerfeldern
        Will ich, bis du nach mir kommst, unter Palm- und Lorbeerwäldern
          Deines hellen Anblicks warten und, sobald nur dies geschehn,
          Meine Seligkeit vollkommen, meine Flammen ewig sehn.
        O, was werden wir alsdann vor Ergetzlichkeit erfahren,
        Wenn wir uns mit jener Zahl der verliebten Dichter paaren,
          Wenn dir dort die schöne Laura, gleich wie mir Petrarch erzählt,
          Wie sie beiderseits ihr Scheiden in der Eitelkeit gequält.
        Welch betörtes Fabelwerk treibt mich in den letzten Zügen?
        Nein, mein Kind! Wir finden dort noch ein gründlicher Vergnügen,
          Davids Saiten, Assaphs Harfe und die schöne Sulamith
          Rufen uns nach Zions Bergen, wo man Sarons Rosen tritt.
        So ein ungezähltes Heer von des Allerhöchsten Knechten,
        So viel tausend Heilige, so viel Seelen der Gerechten
          Werden uns Gesellschaft leisten und nach überstandner Pein
          Vor des Lammes Gnadenstuhle lauter Jubelchöre schrein.

               *       *       *       *       *



                  An Selinde, die Leipziger Leonore


        Hier setze dich, verschämtes Kind!
        Hier ist gut sein, hier laß uns bleiben,
        Wo Lind' und West gesprächig sind
        Und Fels und Wald den Gram vertreiben.
        In dieser grünen Einsamkeit,
        Wo Bach und Stein' und Blätter rauschen,
        Soll weder List, Gefahr noch Neid
        Den süßen Frühlingsscherz belauschen.

        Die Schätze deiner keuschen Zucht
        Und der noch unberührten Brüste
        Sind wahrlich eine seltne Frucht,
        Nach der ich innerlich gelüste;
        Erschrick nicht vor der schnellen Hand
        Und laß sie in dem Busen spielen;
        Ich führe dich in einen Stand,
        Des Lebens Kern und Mark zu fühlen.

        Wohin mein Kuß die Wange drückt,
        Da wächst der Rosen Glanz und Menge;
        Sobald mich nur die Haut entzückt,
        Kommt Herz und Sehnsucht ins Gedränge;
        Da wallt, da springt es in der Brust,
        Da will es sich genau verbinden;
        Ach, paare doch mit ihm die Lust
        Und laß es seine Ruhstatt finden.

        Vor was errötest du, mein Licht?
        Ich werde dich nichts Böses lehren,
        Du kennst das süße Spiel noch nicht,
        Dein Anblick raubt mir Sehn und Hören.
        Die Liebe wünscht dich in ihr Reich,
        Gehorch ihr doch auf mein Erklären,
        Sie wird sich dir und dies zwar gleich
        Mit aller ihrer Lust gewähren.

        Sie ist der Erden höchstes Gut,
        Sie gibt dem Leben erst das Leben:
        Erforsche nur dein eigen Blut,
        Es wird dir heißen Beifall geben.
        Ich weiß, ein unbekannter Zug
        Erhitzt dir Adern, Brust und Wangen,
        Ach, werde doch beizeiten klug
        Und hintertreib nicht dein Verlangen.

               *       *       *       *       *

        Beschau die Werke der Natur,
        Betrachte Bäume, Feld und Tiere,
        Und lerne, wie der Liebe Spur
        Dich überall zum Scherzen führe.
        Wodurch sind ich und du denn da?
        Zu was bist du nebst mir geboren?
        Der, so die Welt im Wesen sah,
        Hat uns zum Lieben auserkoren.



             Als er gegen seine Schöne sich etwas zu frei
                          aufgeführet hatte


        Hat jemals Furcht und Scham, du angenehmes Kind,
        Dem wenig an Verstand und Schönheit ähnlich sind,
        Den angesetzten Kiel mir in der Hand verrücket,
        So ist es wahrlich wohl auf diesen Tag geschehn,
        Da meine Grobheit es um deine Gunst versehn
        Und meine Demut sich vor deinem Eifer bücket.

        Ich fühle deinen Zorn, der als ein scharfes Schwert
        In meine Seele dringt und durch das Herze fährt;
        Ein jeder Blick von dir verweist mir das Verbrechen:
        Mich deucht, ich sehe schon, wie heftig, wie erhitzt
        Der Augen Wetterstrahl auf meine Scheitel blitzt;
        Mich deucht, ich höre dich schon zu dir selber sprechen:

        Ist dies der schöne Mensch, der sich so heilig stellt,
        Und der kein Wasser trübt, bis er ins Wasser fällt?
        Das, wahrlich! hätt' ich mich von ihm nicht träumen lassen,
        Das hätt' ich auch in ihm mit Spießen nicht gesucht.
        O großer Aberwitz! O Junggesellenzucht!
        Ach, möchte doch ein Strick ihn bei der Gurgel fassen.

        Ach, keusche Marilis, dein Eifer ist gerecht,
        Die Strafe noch zu klein und dein gefallner Knecht
        Nicht würdig, nur ein Wort vor dich mehr aufzusetzen;
        Ruf alle Henker auf, sprich mir das Leben ab,
        Stoß den zerfleischten Leib in ein beschimpftes Grab;
        Auch dieses müßt' ich noch vor eine Gnade schätzen.

        Allein was nützt dir wohl die schlechte Hand voll Blut
        Des Sünders, der in Staub und Asche Buße tut?
        Zum Kreuze kriech ich jetzt, wie gestern in das Bette.
        Erwäge meine Reu, schau meine Tränen an
        Und glaube, daß kein Mensch so ernstlich weinen kann,
        Wenn er, wie Petrus, gleich auch Gott verleugnet hätte.

        Ich rede fast zuviel, jedoch der herbe Schmerz
        Beraubt mich der Vernunft, und mein beklemmtes Herz
        Hat in der Brust nicht Raum, weil es der Kummer schwängert.
        Erbarme dich, wo noch Erbarmung übrig ist.
        Du weißt es ohnedem, der ist kein guter Christ,
        Der, wenn er helfen kann, des Nächsten Pein verlängert.

               *       *       *       *       *

        Vergib, vergiß und nimm vor das, was ich verübt,
        Dies Blatt, so meine Faust dir zitternd übergibt,
        Und schenke meiner Haut vor dieses Mal die Strafe,
        Entreiß mir deinen Zorn, der mich wie Feuer schmerzt.
        Schweig! doch so jemand fragt, ob Günther dich geherzt,
        So gib zur Antwort: Ja! Er tat es nur im Schlafe.



               Als er sie wieder zu besänftigen suchte


        Erzürnte Schöne, laß einmal
        Den alten Unmut aus dem Herzen
        Und deiner holden Augen Strahl
        Mit angenehmen Blicken scherzen.
        Ich habe freilich viel versehn,
        Doch ist's aus Vorsatz nicht geschehn.
        Es sind fürwahr nur Schwachheitssünden.
        Ein Mensch, der seine Schuld erkennt,
        Der muß, so sehr der Eifer brennt,
        Auf Reu und Buße Gnade finden.

        Der Schaden, den ich dir gemacht,
        Ist doch noch endlich zu ersetzen;
        Ach wüte doch nur mit Bedacht!
        Du sollst mich einmal redlich schätzen.
        Ich habe ja genug gebüßt,
        Nachdem ich meine Lust vermißt,
        Wozu du mich vorlängst erlesen:
        Die Strafe nehm ich willig an,
        Weil sie, wie ich nicht leugnen kann,
        In etwas ist verdient gewesen.

        Von nun an aber bitt' ich dich
        Bei deinen feuerreichen Augen:
        Wirf Zorn und Eifer hinter dich
        Und laß dir meine Demut taugen.
        Dein klug- und aufgeweckter Geist,
        Der sich aus allen Worten weist,
        Macht, daß ich deinen Umgang liebe:
        Fehlt mir Gelegenheit dazu,
        So rate, was ich jetzund tu?
        Dich ehr' ich mit verschwiegnem Triebe.



             Als sie sich endlich zum Lieben bewegen ließ


        Eleonore ließ ihr Herze
          Nicht länger unempfindlich sein,
        Sie räumt' es nach so langem Schmerze
          Dem wohlbekannten Dichter ein
        Und ließ ihn unter Schwur und Küssen
        Den Anfang ihrer Neigung wissen.

        Sie nahm ihn in die treuen Armen
          Und sprach bei zärtlicher Gewalt:
        Hat ja der Himmel ein Erbarmen,
          So gönnt er mir den Aufenthalt,
        Bis daß ich in dem sanften Grabe
        Das Ziel der Angst erlanget habe.

        Drauf schwieg sie mit verwandten Blicken
          Und strich des Dichters Angesicht,
        Ergötzt ihn durch ein Händedrücken
          Und sprach von neuem: ach, mein Licht!
        Ach! wird auch dieses mein Verbinden
        Dein Herz beständig rein erfinden?

        Bedenke nur, wieviel ich wage,
          Und was ich deinetwegen tu!
        Ich eile mit Gefahr und Plage
          Nach deinen schönen Lippen zu
        Und breche dir allein zuliebe
        Die Ketten meiner ersten Triebe.

        Ich habe nichts als dein Gemüte,
          Worauf ich mich verlassen kann:
        Verläßt mich jemals dessen Güte,
          So ist es ganz um mich getan,
        So werd' ich allen auf der Erden
        Ein Märchen und ein Greuel werden.

        Dies sagte sie mit nassen Wangen
          Und zog ihn eilends brünstig fort
        Und führte sein bestürzt Verlangen
          An den schon oft besuchten Ort,
        Wo nichts als Graus und Nacht regieret
        Und Tod und Stille triumphieret.

        Hier fing sie brünstig an zu weinen
          Und rief: Ihr Toten, zeuget mir,
        Bei meiner Eltern Leichensteinen
          Und ihrer Asche schwör' ich dir,
        Daß mich dein Herz allein vergnüge,
        Bis daß es hier versammlet liege.

        Du wirst die Redlichkeit erkennen
          Und, bin ich gleich ein armes Kind,
        Mir ewig deine Seele gönnen.
          Ich weiß zwar, wie die Männer sind;
        Aus Liebe glaub' ich deinen Schwüren,
        Sie werden mich wohl nicht verführen.

        Der Dichter trocknet ihre Tränen
          Mit tausend warmen Küssen ab,
        Und als das weich' und stumme Sehnen
          Ihm endlich Zeit zur Antwort gab,
        So zog er die geliebten Glieder
        Mit diesem Trost ins Gras darnieder:

        Komm her, du Nahrung meiner Flammen,
          Komm, lege dich an meine Brust,
        Hier wohnen Glut und Treu beisammen,
          Hier wallen sie nur dir zur Lust;
        Hier wird, sooft das Herze schläget,
        Dein Bildnis fester eingepräget.

        Ich lebe dir allein zu eigen,
          Und leb' ich gleich vorjetzt gedrückt,
        So wird sich bald ein Mittel zeigen,
          Das unsre Tugend höher rückt,
        Alsdenn soll unser Rosenbrechen
        Die Mißgunst in das Auge stechen.

        Du bist mein einziges Ergetzen,
          Ich bin, nächst Gott, dein Schutz und Schild,
        Und wie der Wert von allen Schätzen
          Mir gegen dein Verdienst nicht gilt,
        So sollst du auch nach langen Jahren
        Die Dauer meiner Lieb' erfahren.



                       An die Leipziger Leonore


        Nun, Kind, ich kann dich nicht mehr bitten:
        Behalt mein Herz in treuer Brust!
        Das Denkmal deiner muntern Sitten
        Erweckt mir auch von weitem Lust,
        Und wo ich reise, wohn' und bin,
        Da folgt mir dein Gedächtnis hin.

        Ein Waldhorn klingt bei Abendstunden
        Von weitem durch die Gärten schön,
        Es reizt das Blut verliebter Wunden
        Und läßt die Geister flüchtig gehn;
        Jedoch ergetzt mich das Gehör
        Von deinem Wohlsein noch viel mehr.

        Das Glücke spielt mir tausend Possen
        Und lockt mich auf des Hofes Eis,
        Ich folg' ihm klug und unverdrossen,
        So gut ich seine Tücke weiß:
        Die Vorsicht leite, wie sie will,
        Ich halt' in allen Wettern still.

        Die Gegend, wo ich jetzund dichte,
        Ist einsam, schatticht, kühl und grün;
        Hier hör' ich bei der schlanken Fichte
        Den sanften Wind nach Leipzig ziehn
        Und geb' ihm allzeit brünstiglich
        Viel tausend heiße Küss' an dich!

        Hier kann ich mich der Zeit bequemen,
        Hier ist mir Stell' und Ort geneigt,
        Die große Rechnung vorzunehmen,
        Wie viel mir Leipzig Guts erzeigt.
        Doch alles, was ich schätzen kann,
        Das kömmt auf deinen Umgang an.

        Erinnre dich der ersten Küsse,
        Die niemand als der Schatten sah!
        Sie machten mir die Äpfel süße,
        Ach, wäre doch die Zeit noch da!
        Gedenk an Pfeifers Schlafgemach,
        Und zähle dort die Wollust nach.

        Der Umgang wurd' uns sonst verboten,
        Wir suchten die geheimste Bahn:
        Wir riefen die verwandten Toten
        Zu Zeugen unsrer Freundschaft an
        Und ließen bei verschwiegner Pein
        Den Kirchhof unsre Freistatt sein.



                       An die ungetreue Leonore


        Nun hab ich schon genug! schweig, trauriges Gerüchte,
        Das Herze sagt es mir, mein Kind sei nicht mehr mein.
        Der unverhoffte Riß nimmt Regung und Gesichte
        Mit stummer Ungeduld und blassem Schrecken ein.
        Mich deucht, ich höre schon die neuen Hochzeitlieder,
        Ja, ja, ich höre schon der Hoffnung Leichenklang;
        Die Angst durchwandert mir das Mark der starken Glieder,
        Um die sie kurz vorher die falschen Armen schlang.
        Du Kind der Ewigkeit und Mutter alles Guten,
        O Liebe! stehst du gern verliebten Dichtern bei,
        So gib, da Aug' und Herz in süßer Wehmut bluten,
        Daß diese schwere Last nur noch erträglich sei.
        Du weißt, ich diene dir mit unverfälschtem Herzen;
        Du weißt, ich habe stets das böse Volk verflucht
        Und bloß, das Elendsweh im Leben zu verschmerzen,
        Ein Kind von frommer Art und gleicher Treu' gesucht.
        Wie tust du das an mir und stürzest mein Vergnügen,
        Worauf ich soviel Zeit und Müh und Fleiß gewandt?
        Warum erlaubst du nicht, an dieser Brust zu liegen,
        Mit der mich deine Macht so lang und stark verband?
        Ja, wenn mir alle Welt auf solchen Fall geschworen,
        Ja, wenn ein Engel selbst dergleichen prophezeit,
        So hätt' ich wohl gedacht: sie reden wie die Toren
        Und kennen wohl noch nicht der Liebe Zärtlichkeit.
        Ach, allerliebstes Kind! so muß ich dir noch schreiben,
        Indem ich doch sobald mein Herz nicht trennen kann;
        Wie magst du solchen Scherz mit Eid und Schwüren treiben
        Und warum hast du so und noch an mir getan?

               *       *       *       *       *



                       Als sie ihm untreu wurde


        Bleib, wer du bist und willst, Selinde,
        Ich bleibe gleichfalls wer ich bin,
        Dein Herz besteht wie Rohr im Winde,
        Dafür bedankt sich nun mein Sinn.
        Und wünscht dir zu der guten Zeit
        Nichts weiter als Beständigkeit.

        Du hängst dich, wie ich seh, an alle
        Und siehst das Herze nicht mehr an,
        Ich geh und räume deinem Falle,
        Er kommt, der Hochmut kommt voran.
        Spott aber, Reue, Gram und Schmach
        Folgt wie der Rauch dem Brande nach.

               *       *       *       *       *

        Mit was für Ruh' und für Gewissen
        Gedenkst du, falsches Kind, der Lust
        In fremden Armen zu genießen?
        Wobei du allzeit fürchten mußt,
        Itzt trenne Donner, Blitz und Streich
        Kuß, Mund und Herzen unter euch.

        Ein andrer würd' es wünschen können,
        Ich aber bin nicht aufgelegt,
        Den Feinden meinen Zorn zu gönnen;
        Die Liebe, so mich treibt und regt,
        Läßt fahren, was nicht bleiben will,
        Und schweigt, wie fromme Kinder, still.

        Genug, daß du dich selbst betrogen,
        Und etwas wider dich getan:
        Bedenk', ich war dir so gewogen,
        Als keiner ist und werden kann,
        Ich zeigte dir durch wahre Treu',
        Was Leben und was Lieben sei.

        Die Eintracht zwo vertrauter Herzen
        Macht aus der Welt ein Himmelreich,
        Ihr reiner Kuß verbeißt die Schmerzen,
        Ihr Auge kommt der Sonne gleich,
        Die Wolk' und Regen um sich sieht
        Und doch davon nichts in sich zieht.

        Den Vorschmack hast du schon genossen,
        Betrachte Felsen, Bach und Wald,
        Wo ich dich oft in Arm geschlossen
        Und unser Scherz noch widerschallt;
        Die Vögel wurden selbst erweckt
        Und durch Exempel angesteckt.

        Du wußtest damals vor Vergnügen
        Oft selbst nicht, wo dein Herze wär';
        Du bliebest vor Entzückung liegen
        Und sagtest, deucht mich, ohngefähr:
        Kind, daß mich nicht der schöne Tag
        An deiner Brust entseelen mag.

        Ich mag nichts mehr davon gedenken,
        Sonst leid ich mehr dabei als du.
        Die Zeit weiß alles so zu lenken,
        Damit sie keinem unrecht tu',
        Und wird vielleicht zu deiner Pein
        Bald zwischen uns ein Richter sein.

               *       *       *       *       *



                         Die verworfene Liebe


        Ich habe genug!
        Lust, Flammen und Küsse
        Sind giftig und süße
        Und machen nicht klug;
        Komm, selige Freiheit, und dämpfe den Brand,
        Der meinem Gemüte die Weisheit entwandt.

        Was hab' ich getan!
        Jetzt seh' ich die Triebe
        Der törichten Liebe
        Vernünftiger an;
        Ich breche die Fessel, ich löse mein Herz
        Und hasse mit Vorsatz den zärtlichen Schmerz.

        Was quält mich vor Reu?
        Was stört mir vor Kummer
        Den nächtlichen Schlummer?
        Die Zeit ist vorbei.
        O köstliches Kleinod, o teurer Verlust!
        O hätt' ich die Falschheit nur eher gewußt!

        Geh, Schönheit, und fleuch!
        Die artigsten Blicke
        Sind schmerzliche Stricke.
        Ich merke den Streich,
        Es lodern die Briefe, der Ring bricht entzwei
        Und zeigt meiner Schönen: Nun leb' ich recht frei.

        Nun leb' ich recht frei
        Und schwöre von Herzen,
        Daß Küssen und Scherzen
        Ein Narrenspiel sei;
        Denn, wer sich verliebt, der ist wohl nicht klug:
        Geh, falsche Sirene, ich habe genug!



                     An die Schweidnitzer Leonore


        So sollt' und mußt' es sein: die Strafe folgt der Sünde,
        Und so, verführter Geist, geschieht dir eben recht:
        Es läßt dich endlich auch die nette Philirinde,
        Dies ist es, was dein Herz mit neuem Kummer schwächt,
        Dies ist auch, was dich jetzt mit Nachdruck lehren kann,
        Wie weh' du Lenchens Brust durch Flucht und Bruch getan.

        Ach! freilich tut es weh, wenn solche Ketten springen;
        Brecht, süße Fessel, brecht! Ich bin genug gedrückt!
        Mich soll kein frischer Kuß in neue Bande zwingen,
        Da Philirindens Zorn die letzte Glut erstickt:
        Und da mich ihre Flucht auf Erden elend macht,
        So sag' ich auf einmal der Liebe gute Nacht!

        Der Liebe gute Nacht und auf einmal zu sagen?
        Mein Herz, besinne dich und schätze diesen Schluß
        Und wisse, daß ein Mensch bei allen Unglücksplagen
        Durch wahre Lieb' allein den Gram versüßen muß:
        Laß sein, daß dieses Kind den treuen Wunsch betrügt,
        Wer weiß, wie bald dich noch was Artiger's vergnügt!

        Vergnügt mich diese nicht, so darf mich nichts vergnügen!
        Dies ist ein blinder Wahn betörter Weichlichkeit;
        Zwei Mittel geben Rat, den Kummer zu besiegen:
        Gebrauche der Vernunft, vertrau den Schmerz der Zeit!
        Und willst du ja noch mehr und _bald_ getröstet sein,
        So nimm mit Buß' und Reu' die alten Flammen ein!

        Ja, ja, ich fühle schon die Rückkunft erster Triebe,
        Mein Blut erinnert sich der damals reinen Treu',
        Es wallt und jauchzt vor Lust und wählt die alte Liebe,
        Damit sie dermaleinst des Ehstands Himmel sei! --
        Was denkst du dir, mein Herz? O gib dir selbst Gehör:
        Du suchest Lenchens Gunst, sie liebt dich ja nicht mehr.

        Ich weiß, sie liebt mich noch und kann mich nicht verlassen!
        Die Neigung gleicher Art verband uns gar zu scharf:
        Komm wieder, liebster Schatz, nun will ich dich umfassen,
        Solang ich nur noch hier der Luft genießen darf;
        Ist etwas, das uns trennt, so ist's der Leichenstein:
        So stärkt der Riß das Band: so sollt' und mußt' es sein!



            Auf der Abreise von Dresden in sein geliebtes
                              Schlesien


        Kommt, tröstet mich, ihr alten Tage,
        Und laßt euch einmal wieder sehn,
        Sonst muß ich bei so scharfer Plage
        Den Tod um Hülf' und Rettung flehn.
        Ihr martert mein bedrängtes Herze,
        Ihr seid es, was mein Leid verstärkt,
        Denn wüßt' ich nichts von eurem Schmerze,
        So hätt' ich kaum die Not gemerkt.

        Ihr habt mir dort durch Lenchens Küsse
        Mund, Sehnsucht und Geschmack verwöhnt,
        Sobald mir die geneigten Schlüsse
        Den Weg ins Paradies gebähnt.
        Auf Zucker wächst des Wermuts Schärfe,
        Wie jetzt mein Kreuz auf eurer Lust,
        Denn wenn ich dies in mir entwerfe,
        So ächzet die gedrange Brust.

        Dort saß ich noch im Rosengarten
        Dort wünscht' ich nichts als Ewigkeit,
        Der süßen Arbeit abzuwarten,
        Mit der mich Lenchens Gunst erfreut.
        Dort spielt' ich mit dem lieben Kinde
        Früh, mittags, abends, durch die Nacht
        Und hielt den Augenblick vor Sünde,
        Den ich und sie getrennt vollbracht.

        Kein Platz war unserm Lager enge,
        Kein Winkel unsrer Lust zu klein;
        Wir hatten ganz besondre Gänge
        Und nennten Glück und Angst gemein.
        Viel Wächter stunden uns im Lichte,
        Doch Arglist ward durch List berückt,
        Da wurden die verbotnen Früchte
        Mit größrer Sehnsucht abgepflückt.

        Wieviel vergnügt- und gute Lieder
        Gerieten mir an ihrer Hand!
        Ich ging die Weistritz auf und nieder,
        Bis daß ich sie am Ufer fand;
        Hier scherzten wir in allem Wetter,
        Oft eh der Tag die Wolken brach,
        Und rauschten denn die Erlenblätter,
        So ahmten unsre Küsse nach.

        Kehrt, güldne Zeiten, kehrt zurücke
        Und führt mich gleich persönlich hin,
        Da, wo ich mit entferntem Blicke
        Und sehnlichen Gedanken bin.
        Wie? Hat mein Wunsch ein solch Vermögen?
        Ich seh', ihr kommt bereits gerannt,
        Doch nein! Ich zieh' euch selbst entgegen
        Und seh' bereits ins Vaterland.

        Dies ahnt vielleicht dem holden Kinde,
        Weil Neigung die Gemüter zieht;
        Wer weiß, wie brünstig und geschwinde
        Ihr Blick auf alle Straßen sieht!
        Mein Engel, laß dich nicht verlangen,
        Die Freude bringt das Warten ein,
        Es malt sich mir auf deinen Wangen
        Des bessern Glückes Morgenschein.

        Nun gute Nacht, du edles Sachsen,
        Behalt die Tränen meiner Qual!
        Wieviel davon schon Gras gewachsen,
        Das weiß dein Speck- und Rosental.
        Ich will dir gern mein Leid vergeben,
        Nur gib dem kleinen Lorchen Ruh,
        Denn weil die Sterne widerstreben,
        So sag' ich ihm nur Freundschaft zu.

        Du aber, seliges Gefilde,
        Sei hunderttausendmal gegrüßt.
        Nun seh' ich, wie gerecht und milde
        Des Himmels weise Führung ist:
        Nunmehr erfahr' ich dessen Freude,
        Der dort den Rauch von Ithaka
        Nach glücklich überstandnem Leide,
        Wie ich mein Striegau, wiedersah.

        Du weis- und ewiges Erbarmen,
        Das überschwenglich ist und tut,
        Vergnüge mich in Lenchens Armen
        Und schenk' uns nur ein kleines Gut;
        Erhalt mir Weisheit, Kunst und Dichten,
        Und laß mich, wenn mein Körper fällt,
        Kein blind und giftig Urteil richten:
        So neid' ich keinen auf der Welt.



        Rückkehr nach Schweidnitz, wo Leonore nicht mehr wohnt


        Du ehmals liebster Ort der treuen Leonore,
        Wie zärtlich rührt mich nicht der Anblick deiner Tore,
        Wodurch ich damals oft an ihrer Hand spaziert!
        Dort merk' ich schon den Raum, worauf wir uns versprochen,
        Dort blickt der Altan vor, auf dem wir sechzig Wochen
        Die Wächter hinter's Licht geführt.

        Seid tausendmal gegrüßt, ihr Felder, Sträuch' und Bäume,
        Ihr kennt wohl diesen noch, von dem ihr soviel Reime,
        So manches Lied gehört, so manchen Kuß gesehn;
        Besinnt euch auf die Lust der heitern Sommernächte!
        Was meint ihr, wenn mein Wunsch nur eine wieder brächte?
        Das wird wohl nimmermehr geschehn!

        Wo find' ich aber nun mein Allerliebstes wieder,
        Verrät mir gar kein Gras das Lager ihrer Glieder?
        Ich spüre keinen Schritt, die Sommerstub' ist leer,
        Wie traurig scheinst du mir, du nicht mehr schöner Garten!
        Du hast ja zween gehabt, was soll ich einsam warten,
        Ach! stell' auch beide wieder her!

        Du schickst mich in die Stadt; die treff' ich desto schlimmer:
        Der Wirt, das Volk ist neu, ein Gast entweiht das Zimmer,
        Worein sonst nichts als wir und unsre Liebe kam:
        Mein Gott, wie ändert sich soviel in wenig Jahren!
        Was wird nicht noch geschehn? O, sollt' ich dies erfahren!
        Wie war mir, daß ich Abschied nahm!

        Ich geh' den Tempel aus, ich suche durch die Gassen,
        Ich such' auch, wo sie sich wohl niemals finden lassen,
        Ich ruf' ihr um den Wall, der Wall hat schlecht Gehör:
        Steig', Schweidnitz, steig' und sei ein Phönix in den Flammen,
        Bau' Marmor, Erz und Gold und Schloß und Turm zusammen,
        Mir bist du doch nicht Schweidnitz mehr!



                           An sein Lenchen


        Nach so viel Angst und Neid und mancher trüben Nacht
        Ersah ich wiederum des Glückes Morgenröte.
        Auf, Musen! auf, und sucht die lang entriss'ne Flöte,
        Die uns in Schweidnitz einst den Abend kurz gemacht!
        Ihr habt mit mir geweint, ihr sollt auch mit mir singen
        Und Lenchens Gegenwart mit Treu und Lust umringen.

        Ach, Kind! Ach, liebstes Kind! Ach, könnt' es möglich sein,
        Dies mein getreues Herz im Blute zu erblicken,
        Sein Jauchzen müßte dich noch halb so scharf entzücken,
        So viel hier Tropfen gehn, so viel auch Wünsche schrein,
        Dir mit geschickter Hand und tausend Freudenzähren
        Die Wollust über dir nachdrücklich zu erklären.

        Ich hatte mich nunmehr des Glückes längst verziehn,
        Noch einmal auf der Welt mein Lenchen zu umfangen,
        Ich ward in fremder Luft von Freunden hintergangen
        Und mußte, bloß und arm, bald hier, bald dorthin fliehn;
        Die Trübsal machte mich durch Läng' und Größe mürbe,
        So daß ich öfters sprach: Ach, gäbe Gott, ich stürbe!

        Es wär' auch bald geschehn: Die Kräfte fielen hin,
        Das Fieber griff mich an und warf mich auf das Bette,
        Da wünscht' ich, daß ich nur dein Abschiedsmäulchen hätte,
        Doch sprach ich: Da ich schon darzu versehen bin,
        So laß doch nur, mein Gott, nebst viel- und wahrem Segen
        Das Alter, so mir fehlt, zu Lenchens Jahren legen!

        Gott hat mich noch so lieb und will dir, wertes Herz,
        Das Leben durch mein Grab noch nicht so elend machen.
        Verbanne deinen Gram, fang an, aufs neu zu lachen,
        Verkläre Blick und Mund mit Freundlichkeit und Scherz,
        Damit mir, wenn ich dich in nächstem Tage spreche,
        Dein Unmut alle Lust nicht wider Willen schwäche.

        Dies ist der vierte Herbst, seitdem ich dich entbehrt;
        Was hab' ich in der Zeit vor Ungemach erlitten!
        Was hat man nicht auf mich vor Kreuze zugeschnitten!
        Welch' Arbeit hat mir nicht der Glieder Mark verzehrt!
        Was hat man mir vor Schimpf statt Wohltat zugemessen!
        G'nug! Da ich Lenchen seh, sei alles gern vergessen!

        Ach aber, was für Furcht verringert mir die Lust?
        Ach, kräh' ich auch zu früh? Ach, werd' ich auch betrogen?
        Wer weiß, ist nicht dein Schwur mit Zeit und Wind verflogen?
        Wer weiß, steht Günther noch in jener Schwanenbrust?
        Vielleicht war meine Not und langes Außenbleiben
        So mächtig, Lenchens Herz in andre Brunst zu treiben.

        Dies glaub' ich doch wohl nicht. Nein, falscher Argwohn, fleuch;
        Sie ist mir zu genau mit Wort und Fleisch verbunden,
        Ich habe sie geprüft und allzeit rein befunden,
        Und darum hoff' ich auch ein irdisch Himmelreich,
        Wenn endlich Gott und Zeit die Sehnsucht stillen wollen
        Und unsre Glieder sich in Myrten paaren sollen.

        Man lacht uns beiderseits, geliebtster Engel, aus,
        Warum ich armes Kind dich armes Kind erwähle?
        Man meint, wo Liebe nicht die göldnen Ringe zähle,
        Da komme nach und nach der Mangel in das Haus.
        Doch laß dich, treues Herz, den blinden Wahn nicht irren,
        Gott kann den Rechnungsschluß der Spötter leicht verwirren.

        Ich hab' es oft gesagt und sag' es noch einmal:
        Ich wollte, bliebe mir kein besser Glück auf Erden,
        Bei Salz und Brot mit dir in Hütten selig werden
        Und halt' ein großes Gut im Lieben nur vor Qual;
        Mein Fleiß wird endlich auch nach so viel nassen Tagen
        Mit Ruhm und Anmut blühn und reife Früchte tragen.

        Gedenke nur zurück und sieh die Schwester an,
        So wie ich's prophezeit, so ist es auch ergangen.
        Was hilft ihr aller Prast von Kleidern, Perl- und Spangen,
        Wenn kein geruhig Herz davon genießen kann?
        Ihr Kuß ist lauter Gift, ihr Ehbett eine Hölle,
        Und wo ihr Mann nur weicht, füllt Schimpf und Groll die Stelle.

        Nur bitt' ich, trau' nächst Gott sonst keiner Seel als mir!
        Du bist mein Schatz und Ruhm, dich will ich auch beschützen.
        Laß fahren, was nicht bleibt, laß Tadler Pfeile schnitzen,
        Kein Blutsfreund ist so nah, er schadet mir und dir;
        Gott räche mit Geduld und Ablaß ihre Sünden,
        Wir werden unsern Herd ohn' ihren Vorschub finden.

        Ach, breite zum voraus Hand, Lippen, Brust und Arm,
        Ich komm und zittre schon vor Unruh' und Verlangen,
        Dich, längst erwähltes Herz, von neuem zu umfangen,
        Und werde durch ein Bild schon in Gedanken warm.
        Ach, Himmel, mache bald, damit sie mich entzücke;
        Vor zählt' ich Jahr und Tag, jetzt Stund' und Augenblicke.



                           Schwur der Treue

                              An Leonore


        Eher tot als ungetreu!
        Dieser Leichentext soll zeugen,
        Daß ich, wenn die Wetter steigen,
        Gleichwohl Leonorens sei!

        Eher tot als ungetreu!
        Soll ich dich, mein Kind, nicht heben,
        Halt' ich alle Lust im Leben
        Vor des Himmels Tyrannei.

        Eher tot als ungetreu!
        Was gewinnt man auf der Erden?
        Hoffnung, Kummer und Beschwerden
        Und zuletzt nur späte Reu!

        Eher tot als ungetreu!
        Irrtum, Sehnsucht und Gedanken
        Reißen durch der Jugend Schranken
        Unsre Freude bald vorbei.

        Eher tot als ungetreu!
        Treue Liebe läßt die Plagen
        Böser Zeiten noch ertragen
        Und erquickt in Sklaverei.

        Eher tot als ungetreu!
        Du mein Schatz und ich dein Glücke,
        So verlachen wir die Stricke
        Der vergällten Heuchelei.

        Eher tot als ungetreu!
        Neid und Pöbel kann nicht fassen,
        Wenn wir ihm die Güter lassen,
        Wie so wohl uns beiden sei.

        Eher tot als ungetreu!
        Tröste dich mit diesem Spruche,
        Näh' ihn auf dem Leichentuche
        Neben unser Konterfei!

        Eher tot als ungetreu!
        Glaube das, du treue Seele,
        In der finstern Grabeshöhle,
        Schläft mir auch dein Schatten bei!



                               Gedenken

                              An Leonore


        Gedenk' an mich und sei zufrieden
          Mit dem, was Glück und Zeit beschert.
        Wir werden noch einmal geschieden
          Und scheinen solcher Prüfung wert.
          Die wahre Treu erinnert dich:
          Halt' an, halt' aus und denk' an mich!

        Gedenke der vergangnen Tage,
          Wie manches Kreuz, wie manche List,
        Wie manche Lust, wie manche Plage
          Bereits damit vergangen ist.
          Gedenk' an Altan, Hof und Herd,
          Wobei sich dir mein Herz erklärt.

        Gedenk' an unser Abschiednehmen,
          Insonders an die letzte Nacht,
        In der wir mit Gebet und Grämen,
          Die kurzen Stunden hingebracht.
          Gedenk' auch an den treuen Schwur,
          Der dort aus deinen Lippen fuhr.

        Gedenk' an mich an jedem Morgen,
          Und wenn die Sonne täglich weicht,
        Gedenk' an mich bei Fleiß und Sorgen;
          Mein Bildnis macht sie süß und leicht.
          Verletzt dich auch der Mißgunst Stich,
          Der beste Trost: Gedenk' an mich.

        Gedenk' auch an die frohen Zeiten,
          Die noch in Wunsch und Zukunft sind.
        Die Vorsicht wird uns glücklich leiten,
          Bis Lieb' und Treu den Kranz gewinnt.
          Ein Augenblick vergnügter Eh'
          Bezahlt ein Jahr voll Angst und Weh.

        Gedenk' auch an mein heutig Küssen,
          Es gibt der Hoffnung frische Kraft,
        Es wird dein Warten trösten müssen,
          Es nährt die alte Leidenschaft!
          Doch denk' auch endlich, liebst du mich,
          Allzeit und überall an dich!



                     Die immer grünende Hoffnung

                              An Leonore


        Stürmt, reißt und rast, ihr Unglückswinde,
          Zeigt eure ganze Tyrannei!
        Verdreht, zerschlitzt so Zweig als Rinde
          Und brecht den Hoffnungsbaum entzwei!
              Dies Hagelwetter
              Trifft Stamm und Blätter,
                Die Wurzel bleibt,
              Bis Sturm und Regen
              Ihr Wüten legen,
        Da sie von neuem grünt und Äste treibt.

        Mein Herz gibt keinem Diamanten,
          Mein Geist den Eichen wenig nach;
        Wenn Erd' und Himmel mich verbannten,
          So trotz' ich doch mein Ungemach.
              Schlagt, bittre Feinde,
              Weicht, falsche Freunde!
                Mein Heldenmut
              Ist nicht zu dämpfen,
              Drum will ich kämpfen
        Und sehn, was die Geduld vor Wunder tut.

        Die Liebe schenkt aus göldnen Schalen
          Mir einen Wein zur Tapferkeit,
        Sie spricht, mir guten Sold zu zahlen,
          Und schickt mich in den Unglücksstreit.
              Hier will ich kriegen,
              Hier will ich siegen:
                Ein grünes Feld
              Dient meinem Schilde
              Zum Wappenbilde,
        Bei dem ein Palmenbaum zwei Anker hält.

        _Beständig_ soll die Losung bleiben,
          Beständig lieb' ich dich, mein Kind,
        Bis dermaleinst die Dichter schreiben,
          Daß du und ich nicht sterblich sind.
              Das Wort beständig
              Macht alles bändig,
                Was Elend heißt.
              Das stärkste Fieber
              Geht bald vorüber,
        Wenn man nur mit Geduld den Frost verbeißt.

        Nur zweifle nicht an meiner Treue,
          Die als ein ewig helles Licht,
        Wenn ich des Lebens mich verzeihe,
          Die Finsternis der Gräber bricht.
              Kein hartes Glücke,
              Ja, kein Geschicke
                Trennt mich von dir:
              Du stirbst die Meine,
              Ich bin der Deine:
        Drum wirf' den Argwohn weg und glaube mir!



                 An Leonoren bei dem andern Abschiede


        Du daurest mich, du allerliebstes Kind!
        Du fühlst mein Weh, ich leide deine Schmerzen,
        Da Glück und Zeit solange grausam sind
        Und mit dem Flehn getreuer Seelen scherzen;
        Du leidest viel, doch gib der Treu' Gehör:
                                      Ich leide mehr.

        Ich leide mehr, als jemand kann und glaubt,
        Ich muß von dir, der Riß macht schwere Plagen;
        Ich seh' den Trost, den dir mein Abschied raubt,
        So wird mein Herz auch zweifach wund geschlagen,
        Du liebest mich sowohl getreu als klug,
                                      Das ist genug.

        Das ist genug, die Unruh' zu verstehn,
        Die Lorchen kränkt und mich in ihr verzehret;
        Ach, sollt' ich bald davor zu Grabe gehn,
        Ich würde wohl so heftig nicht beschweret,
        Wer weiß, was kommt? Vielleicht beschließt der Tod
                                      Die lange Not.

        Die lange Not ist dennoch nicht so stark,
        Uns, werter Schatz, dem Geiste nach zu trennen.
        Erwart' ich mir statt deiner Schoß den Sarg,
        So soll mir doch der Neid den Nachruhm gönnen,
        Daß leicht kein Mensch so rein als ich geliebt,
                                      Obgleich betrübt.

        Obgleich betrübt, jedennoch unverzagt!
        Der Himmel zürnt, wer will mit diesem zanken?
        Wohin mich auch mein hart Verhängnis jagt,
        Da bleibest du ein Trostbild der Gedanken.
        Wirst du mir nicht: so hass' ich Lieb' und Eh';
                                      Nun, Kind, ich geh'.

        Nun, Kind, ich geh'. Geh auch und nimm den Kuß,
        Wir martern nur einander durch dies Letzen;
        Ich zwinge mich, den ungewissen Fuß,
        Den du verweilst, Gott weiß wohin! zu setzen;
        Das Unglück stürmt, die Lästrer stimmen ein,
                                      Ergib dich drein!

        Ergib dich drein! Es blitz' auch nah und fern,
        Ein schneller Wind kann leicht das Wetter ändern;
        Mein Vaterland versagt mir Glück und Stern;
        Dies blüht vielleicht in unbekannten Ländern.
        Mein Fleiß ist froh, nur dich noch zu erhöhn,
                                      Viel auszustehn.

        Viel auszustehn und gleichwohl froh zu sein
        Vermag kein Geist, den Lieb und Ruhm nicht stärken;
        Kind, gute Nacht! Mein Anblick mehrt die Pein,
        Ich kann die Angst an Farb' und Sprache merken.
        Sieh mich noch an und lebe wohl und sprich:
                                      Du daurest mich.



         Als er sie nach 4 Jahren wieder das erstemal empfing

                              An Leonore


        Die Regung ist zu scharf, ich muß dich stumm umfangen,
        Ein Blick, ein Druck, ein Kuß vertritt der Zunge Pflicht;
        Ihr Jahre, die ihr spät und unter Not vergangen,
        Verzeiht mir jeden Fluch, ich klag' euch weiter nicht,
        Ach, macht das Wiedersehn dergleichen süßes Leben,
        So laß dir doch, mein Kind, noch öfters Abschied geben.



                      Schreiben an seine Leonore


        Ach Kind, ach liebstes Kind, was war das vor Vergnügen!
        Der Himmel geb' uns doch dergleichen Nächte viel
        Und laß uns so vertraut bis an das letzte Ziel,
        Mit Brust und Geist vermählt, in Eintrachtsbanden liegen.
        Denn außer jener Welt und ohne diese Lust
        Ist doch wohl der Natur kein größrer Schatz bewußt.

        Wir spielen ungestört mit Redlichkeit und Küssen,
        Wir haben gleichen Sinn, wir wünschen einerlei,
        Sind Sklaven süßer Macht, und niemand lebt so frei,
        Wir schwatzen, daß uns auch die Worte mangeln müssen,
        Wir schenken uns an uns und nähmen, könnt' es sein,
        Als Seelen wahrer Treu' nur _einen_ Körper ein.

        Uns darf kein Modebrief ein Ehverlöbnis stiften,
        Kein Kuppler und kein Geld verbinden unsre Glut!
        Dein Malschatz ist mein Herz, dein Herz mein Heiratsgut
        Und unser beider Ruhm die Dichtkunst meiner Schriften,
        In welchen Lieb und Scherz so lange Lob gewinnt,
        Als Kunst und Wissenschaft in Deutschland fruchtbar sind.

        Wir haben unsern Bund die Zeit bewähren lassen;
        Vor dich ist in der Welt kein bess'rer Mann als ich,
        Ich find' auch auf der Welt kein treuer Weib als dich:
        Wir müßten sonder uns das beste Leben hassen.
        Da, wo ich dich nicht seh, da ist mir alles leer,
        Und wenn es auch der Schwarm des größten Hofes wär'.

        Versuchte mich Eugen, und böte mir der Kaiser
        Vor dich, du frommes Kind, Gold, Thron und Purpur an,
        So spräch ich, wie ich dir mit Wahrheit schwören kann:
        Ich ehre, großer Held, die vielen Siegesreiser,
        Ich weiß auch, großer Karl, was Macht und Kronen sind;
        Behaltet, was ihr habt, und laßt mir nur mein Kind.

        Gesegnet sei der Tag, gesegnet sei die Kammer,
        Der unsern Bund gesehn, die unsern Kuß gehört!
        Wer jenen durch Verdruß und die mit Fluch entehrt,
        Dem mach' ein böses Weib den Ehstand voller Jammer.
        Gesegnet sei auch gar der Kummer und der Neid,
        Der wegen deiner Gunst mir manchen Stoß verleiht.

        O könnt' ich doch, mein Kind, in allen Sprachen dichten
        (So wünsch' ich dann und wann, wie einst Petrarchens Mund)
        So tät' ich deinen Wert den meisten Ländern kund,
        So ließ' ich jedes Volk von unsrer Liebe richten:
        Die Klügsten würden sehn, wie zärtlich meine Treu',
        Wie redlich meine Brust, wie rein dein Herze sei.

        Ich tu', soviel ich kann, dein Denkmal auszubreiten,
        Um bei der späten Welt durch deinen Ruhm zu blühn.
        Wie mancher wird noch Trost aus meinen Liedern ziehn,
        Wie manchen wird mein Vers zur süßen Regung leiten:
        So merk' ich, wenn mein Mund der Alten Arbeit liest,
        Daß unsre Liebe schon vor dem gewesen ist.

        Was hat wohl unser Wunsch mehr auf der Welt zu suchen,
        Und welches Glück ist noch wohl unsers Neides wert?
        Wenn mir des Himmels Huld dich vollends ganz gewährt,
        So wüte Feind und Groll, so mag der Spötter fluchen;
        Drei Dinge sind mein Trost: Gott, Wissenschaft und du,
        Bei diesen seh ich stets den Stürmen ruhig zu.



              Als sie zur Hochzeit ihres Bruders reiste

                             An Leonoren


        Gedenk' an mich und meine Liebe,
        Du mit Gewalt entriss'nes Kind,
        Und glaube, daß die reinen Triebe
        Dir jetzt und allzeit dienstbar sind,
        Und daß ich ewig auf der Erde
        Sonst nichts als dich verehren werde.

        Gedenk' an mich in allem Leiden
        Und tröste dich mit meiner Treu!
        Die Luft mag jetzt empfindlich schneiden,
        Die Wetter gehn doch all vorbei,
        Und nach dem ungeheuren Knallen
        Wird auch ein fruchtbar Regen fallen.

        Gedenk' an mich in deinem Glücke,
        Und wenn es dir nach Wunsche geht,
        So setze nie den Freund zurücke,
        Der bloß um dich in Sorgen steht!
        Auch mir kann bei dem besten Leben
        Nichts mehr als du Entzückung geben.

        Gedenk' an mich in deinem Sterben,
        Der Himmel halte dies noch auf;
        Doch sollen wir uns nicht erwerben,
        Und zürnt der Sterne böser Lauf,
        So soll mir auch das Sterbekissen
        Die Hinfahrt durch dein Bild versüßen.

        Gedenk' an mich und meine Tränen,
        Die dir so oft das Herz gerührt
        Und die dich durch mein kräftig Sehnen
        Zum ersten auf die Bahn geführt,
        Wo Kuß und Liebe treuer Herzen
        Des Lebens Ungemach verschmerzen.

        Gedenk' auch endlich an die Stunde,
        Die mir das Herz vor Wehmut brach,
        Als ich, wie du, mit schwachem Munde
        Die letzten Abschiedsworte sprach;
        Gedenk' an mich und meine Plagen!
        Mehr will und kann ich jetzt nicht sagen.



                           An seine Leonore


        Hier hast du nun den dritten Schwur,
        Wodurch ich Himmel und Natur
        Zu Zeugen unsers Bundes setze:
        Bleib treu, getrost und achte nicht,
        Wenn manche Lästerzunge sticht,
        Der falschen Freunde Mordgeschwätze.

        Das Glücke hält uns freilich auf,
        Doch laß ihm nur den faulen Lauf!
        Es sucht fein langsam auszurasen.
        So stark der Nord sich hören läßt,
        So zärtlich wird auch bald der West
        In unsre Liebesflaggen blasen.

        Die Weltlust zeigt mir nichts mehr an,
        Worein ich mich verlieben kann,
        Als dein Gesicht und meine Bahre;
        Bekomm' ich nun das erste nicht,
        So lass' ich freudig Tag und Licht
        Auch mitten um die besten Jahre.

        Ich fühl' am besten innerlich
        So manchen tiefen Herzensstich
        Und bin schon ziemlich umgetrieben;
        Doch will mir Gott genädig sein,
        So läßt er mich nach aller Pein
        Dich einmal noch und sicher lieben.

        Vertrau der Vorsicht, liebster Schatz,
        Sie wird uns einen Ruheplatz,
        Es sei auch, wo es will, bereiten;
        Alsdann belachen wir mit Lust
        Aus froh- und eintrachtsvoller Brust
        Die Torheit unsrer bösen Zeiten.

        Besinne dich, was Schweidnitz wies:
        Von innen zwar ein Paradies,
        Von außen Unruh, Zank und Plagen,
        Und kommt dir Roschkwitz in den Sinn,
        So denk' auch dort nach Borau hin,
        Wo mich dein Abschied wund geschlagen.

        Sobald des Bruders Hochzeitsfest
        Dich bei der Tafel lachen läßt,
        So trink mein Wohlsein in Gedanken;
        Und wenn dir der Verlobten Kuß
        Zu stiller Reizung dienen muß,
        So wisse: Günther kann nicht wanken.

        Es hat mich innerlich ergetzt,
        Daß Lorchen meine Lieder schätzt
        Und dann und wann noch Verse fodert.
        Dein Name soll auch ganz allein
        Die Zierat meiner Reime sein,
        In welchen unsre Liebe lodert.

        Mein Engel, nimm es selbst aus dir,
        Wie schwer, wie scharf und ängstlich mir
        Dein drittes Abschiedsküssen falle;
        Jedoch Geduld, Vernunft und Zeit
        Krönt endlich die Beständigkeit
        Und schenkt uns Zucker auf die Galle.

        Nun gute Nacht, du treues Kind!
        Es wird noch mancher saurer Wind
        Mir kräftig in das Antlitz streichen;
        Doch darum mache dir nicht Schmerz,
        Dein Angedenken stärkt mein Herz
        Und bleibt mein festes Hoffnungszeichen.



                             An Eleonore


          Ach Kind, verschone mich in dir
          Und laß mich unbetrübt von hier!
        Was quälst du mich mit so viel Tränen?
          Es sind die Kräfte meiner Brust.
        Ach, hast du denn bei so viel Sehnen
          Noch gar zu meiner Ohnmacht Lust?

          Ich bin wohl so genug geplagt,
          Verfolgt, verleumdet und verjagt,
        Und du willst noch die Angst verstärken?
          Was Günther fühlt, das weiß sein Herz,
        Ich laß es kaum die Hälfte merken,
          Sonst macht' ich dir noch schärfern Schmerz.

          Du bist ja meiner Treu gewiß,
          Dies ist ein Band vor diesen Riß,
        An dem die Hoffnung auch schon heilet.
          Ach, mildre doch nur den Verdruß,
        Dieweil die Zeit, so jetzo teilet,
          Uns endlich wieder binden muß.

          Gesetzt, du würdest ungetreu,
          Wovor doch Glück und Himmel sei,
        Ich könnte dich unmöglich hassen:
          Mir wär' es zwar die ärgste Pein,
        Hat sie dich, dächt' ich doch, verlassen,
          Will ich um desto treuer sein.

          Ich weiß, man tadelt mich darum;
          Der schilt mich weibisch, jener dumm.
        Die Großmut adelt mein Gemüte,
          Und daß ich zärtlich lieben kann,
        Das nehm' ich von des Schöpfers Güte
          Wohl vor die größte Wohltat an.

          Sei arm, verlassen und veracht,
          Verliere, was gefällig macht,
        Laß Zahn und Farb' und Jugend schwinden,
          Du bleibst in meinen Augen schön
        Und sollst sie allemal entzünden,
          Solange sie noch offen stehn.

          Ein Augenblick der süßen Zeit,
          In welchem mich dein Scherz erfreut,
        Gilt mehr als alle Freudenfeste,
          Wo Dresden, jetzt die halbe Welt,
        Das Herz der hohen Hochzeitgäste
          Mit tausend Wollust unterhält.

          Der Frühling ist nun nicht mehr weit.
          Spazier' in grüner Einsamkeit
        In euren schönen Erlengängen
          Und denk' in allem Ungemach,
        So Schmerz dich, Neid und Freunde drängen,
          Den oft gegebnen Lehren nach.

          Dort soll der jungen Vögel Schrei'n
          Die Botschaft meiner Sehnsucht sein,
        Und scherzt der West mit Kleid und Wangen,
          So wiss' und glaube sicherlich:
        Er meldet dir mein heiß Verlangen
          Und küßt dich tausendmal vor mich.



                               Scheiden


        Ich nehm' in Brust und Armen
        Den schweren Abschiedskuß;
        Der Himmel hat Erbarmen,
        Indem er trennen muß.
        Ich küss', ich wein' und liebe,
        Mein treues Lorchen spricht,
        Sie habe gleiche Triebe:
        Wie aber? Weint sie nicht?

                  Leonorens Antwort

        Du suchest ja dein Glücke,
        Das hier wohl nicht mehr blüht,
        Ich hasse das Geschicke,
        Das uns von sammen zieht,
        Ach, säh'st du meine Schmerzen,
        Ich schweige, wertes Licht!
        Ich liebe dich von Herzen,
        Und darum wein ich nicht!



                                 Aria

                             An Leonoren


        Die Trennung dient zu größrer Freude,
          Drum tu doch nicht so sehr um mich!
        So weit ich auch von hinnen scheide,
          So nah' behalt' und küss' ich dich,
        Weil Licht und Nacht in tausend Bildern
        Dem Herzen dein Gedächtnis schildern.

        Nur liegt mir etwas in Gedanken
          Und martert mich so stumm als scharf:
        Man kennt des Frauenzimmers Wanken;
          Ich weiß nicht, ob ich hoffen darf,
        Und ob wohl künftig dein Gemüte
        Sich auch mit gleicher Sorgfalt hüte.

        Der Zweifel darf dich nicht betrüben,
          Er ist ein Zeichen zarter Treu;
        Bisher erkenn' ich zwar dein Lieben
          Und weiß, wie rein die Flamme sei;
        Wer bürgt mir aber vor das Glücke,
        Daß keine Zeit das Ziel verrücke?

        Ich kann dir keinen Wächter stellen,
          Es wäre denn dein eigner Geist;
        Doch weil die Macht von manchen Fällen
          Die Klügsten aus dem Zirkel reißt,
        So laß dir, willst du mein verbleiben,
        Die Regeln in das Herze schreiben:

        Die Liebe reicht auch in die Ferne,
          Und das heißt recht beständig sein.
        Verehre die geneigten Sterne,
          Und zürnt ihr abgenommner Schein,
        So mußt du mehr durch Flehn als Fluchen
        Den Himmel zu versöhnen suchen.

        Erwäge stündlich in der Stille
          Den Anfang der Zusammenkunft,
        Bedenke nur, dein eigner Wille
          Beschwur das Bündnis mit Vernunft;
        Vergiß auch nicht, was mein Verlangen,
        Nur dich zu sehn, oft angefangen.

        Vermeide die Gelegenheiten,
          Wo viel Gesellschaft spielt und küßt.
        Der Scherz kann öfters viel bedeuten,
          Man weiß, wie stark die Reizung ist;
        Und mußt du dich der Welt bequemen,
        So laß dich andrer Putz beschämen.

        Besuche fleißig alle Gänge,
          Wodurch ich dich bisher geführt,
        Vornehmlich, wo der Birken Menge
          Das Ufer und die Wiesen ziert,
        Und dorten, wo dein sachtes Küssen
        Mich oft im Grünen wecken müssen.

        Du weißt und kannst auch überlegen,
          Wie kräftig mich der Mond ergetzt,
        So daß ich seines Schimmers wegen
          Die Nacht dem Tage vorgesetzt;
        Besinne dich in solchen Schatten,
        Wie viel wir sichre Zuflucht hatten.

        Steh freudig auf, geh froh zu Bette,
          Doch sieh vorher mein Bildnis an
        Und nimm den Ring, die Liebeskette;
          Denn obgleich keines reden kann,
        So wirst du doch bei ihrem Spielen
        Viel Wachstum sanfter Neigung fühlen.

        Dein Absehn mußt du wohl verhehlen,
          Sprich jeden, der mir Gutes gönnt,
        Und laß dir stets von mir erzählen
          Und liebe das, was mich nur kennt;
        Durchblättre mein Vers' und Lieder
        Und sing' und leg' und lies sie wieder!

        Geh täglich in des Herren Tempel,
          Die Andacht kommt der Liebe bei;
        Das Altertum hat viel Exempel
          Verliebter Lust und seltner Treu.
        Bemüh dich drum und lies und merke,
        Wie zärtlich dich ihr Beispiel stärke.

        Laß weder Post noch Boten säumen
          Und miß Papier und Silben nicht,
        Erzähle mir aus allen Träumen,
          Ihr Schatten gibt den Klugen Licht;
        Und ist dir aller Zeug benommen,
        So schreib mir stets ums Wiederkommen!

        Leg' alles, was ich schriftlich sende,
          Ohn' Argwohn auf dein Vorteil aus;
        Betrachte wohl den Zug der Hände,
          Und suche vor das L. heraus,
        Ja, halt' ein jegliches Gerüchte
        Von meiner Untreu' vor Gedichte.

        Es braucht kein häufiges Geschwätze,
          Denn liebst du recht, so liebst du klug;
        Ich geb' und halt' auch die Gesetze.
          Kind! gute Nacht! Du hast genug.
        Soll etwas mir dein Bild entführen,
        So muß ich vor mein Herz verlieren.



                            Trennungslied

                           An seine Leonore


        Bist du denn noch Leonore,
          Der so manch verliebter Schwur
        (Sinne nach, bei welchem Tore!)
          Unter Kuß und Schmerz entfuhr,
        Ach, so nimm die stummen Lieder
          Eben noch mit dieser Hand,
        Die mir ehmals Herz und Glieder
          Mit der stärksten Reizung band.

        Durch dein sehnliches Entbehren
          Werd' ich vor den Jahren grau,
        Und der Zufluß meiner Zähren
          Mehrt schon lange Reif und Tau;
        Meine Schwachheit, mein Verbleichen
          Und die Brust, so stündlich lechzt,
        Wird des Kummers Siegeszeichen,
          Der aus unsrer Trennung wächst.

        Lust und Mut und Geist zum Dichten,
          Feuer, Tugend, Ruhm und Fleiß
        Suchen mit Gewalt zu flüchten
          Und verlieren ihren Preis,
        Weil der Zunder deiner Küsse
          Meinen Trieb nicht mehr erweckt,
        Und die Führung harter Schlüsse
          Ein betrübtes Ziel gesteckt.

        Aller Bilder meiner Sinnen
          Sind mir Ekel und Verdruß,
        Da sie nichts als Gram gewinnen,
          Weil ich dich noch suchen muß;
        Nichts ergötzt mich mehr auf Erden
          Als das Weinen in der Nacht,
        Wenn es unter viel Beschwerden
          Dein Gedächtnis munter macht.

        Jedes Blatt von deinen Händen
          Ist ein Blatt voll Klag' und Weh',
        Und ich kann es niemals wenden,
          Daß kein Stich ans Herze geh';
        Die Versichrung leerer Zeilen
          Gibt den Leibern wenig Kraft,
        Welche Luft und Ort zerteilen.
          O bedrängte Leidenschaft!



                   Er gibt Leonoren ihr Wort zurück


        Mein Kummer weint allein um dich,
        Mit mir ist's so verloren,
        Die Umständ' überweisen mich,
        Ich sei zur Not geboren.
        Ach, spare Seufzer, Wunsch und Flehn,
        Du wirst mich wohl nicht wiedersehn
        Als etwan in den Auen,
        Die Glaub' und Hoffnung schauen.

        Vor diesem, da mir Fleiß und Kunst
        Auf künftig Glücke blühte,
        Und mancher sich um Günthers Gunst
        Schon zum voraus bemühte,
        Da dacht' ich, wider Feind und Neid
        Die Palmen der Beständigkeit
        Mit selbst erworbnem Segen
        Dir noch in Schoß zu legen.

        Der gute Vorsatz geht in Wind;
        Ich soll im Staube liegen
        Und als das ärmste Findelkind
        Mich unter Leuten schmiegen;
        Man läßt mich nicht, man stößt mich gar
        Noch stündlich tiefer in Gefahr
        Und sucht mein schönstes Leben
        Der Marter preiszugeben.

        So wird auch wohl mein Alter sein!
        Ich bin des Klagens müde
        Und mag nichts mehr gen Himmel schrein
        Als: Herr, nun laß im Friede!
        Kraft, Mut und Jugend sind fast hin,
        Daher ich nicht mehr fähig bin,
        Durch auserles'ne Sachen
        Mir Gut und Ruhm zu machen.

        Nimm also, liebstes Kind, dein Herz,
        O schweres Wort, zurücke
        Und kehre dich an keinen Schmerz,
        Womit ich's wiederschicke;
        Es ist zu edel und zu treu,
        Als daß es mein Gefährte sei
        Und wegen fremder Plage
        Sein eignes Heil verschlage.

        Du kannst dir durch dies teure Pfand
        Was Köstlichers erwerben,
        Mir mehrt es nur den Jammerstand
        Und läßt mich schwerer sterben;
        Denn weil du mich so zärtlich liebst,
        Und alles vor mein Wohlsein gibst,
        So fühl' ich halbe Leiche
        Auch zweifach scharfe Streiche.

        Ich schwur vor diesem: nur der Tod,
        Sonst soll uns wohl nichts trennen,
        Verzeih' es jetzo meiner Not,
        Die kann ich dir nicht gönnen;
        Ich liebe dich zu rein und scharf,
        Als daß ich noch begehren darf,
        Daß Lorchen auf der Erde
        Durch mich zur Witwen werde.

        So brich nur Bild und Ring entzwei
        Und laß die Briefe lodern,
        Ich gebe dich dem ersten frei
        Und habe nichts zu fodern;
        Es küsse dich ein andrer Mann,
        Der zwar nicht treuer küssen kann,
        Jedoch mit größerm Glücke
        Dein würdig Brautkleid schmücke.

        Vergiß mich stets und schlag mein Bild
        Von nun an aus dem Sinne,
        Mein letztes Wünschen ist erfüllt,
        Wofern ich dies gewinne,
        Daß mit der Zeit noch jemand spricht:
        Wenn Philimen die Ketten bricht,
        So sind's nicht Falschheitstriebe,
        Er haßt sie nur aus Liebe.



                          Leonorens Antwort


        Ach, liebster Schatz, verdient mein Herz
        So hart versucht zu werden?
        Es leidet ja wohl anderwärts
        Vorhin genug Beschwerden,
        Und dennoch fehlt ihm niemals Lust,
        Erlaub' ihm nur in deiner Brust
        Auf kurz genoss'ne Freuden
        Die Ehre, mit zu leiden.

        Ich hab' es ja nur dir geschenkt,
        Nicht aber deinem Glücke,
        Du irrst dich, wo dein Argwohn denkt,
        Ich fluche dem Geschicke.
        Ich weine zwar, doch bloß um dich,
        Der Trost ist stark genug vor mich,
        Wenn Philimen erkennet
        Wie rein die Flamme brennet.

        Auch mir hat ja wohl die Natur
        Kein Holz vor Fleisch gegeben;
        Dein Umgang half mir auf die Spur,
        Der Weisheit nachzustreben.
        Du hältst mich schwächer, als ich bin,
        Ich schleiche zwar in Einfalt hin,
        Doch weiß ich Lust und Plagen
        Schon mit Vernunft zu tragen.

        Ich bin auch zärtlich, wie du weißt,
        Ich zittre bei den Schlägen;
        Besinnt sich aber nur mein Geist,
        Ich leide deinetwegen:
        So bin ich tapfrer als ein Weib,
        Es koste Güter, Ruh' und Leib;
        Ich will mich allen Fällen
        Beherzt entgegenstellen.

        Kein andrer traut mir freilich zu,
        Du kannst und mußt es glauben,
        Nichts soll mir meine Seelenruh
        In deiner Liebe rauben.
        Bedenk es selbst, was macht ein Kuß,
        Den oft die Unschuld leiden muß?
        Ich kann's gleichwohl nicht wagen,
        Dir einen zu vertragen.

        Bleib, wo, wie lang und wer du willst,
        Nur lieb' und bleib' mein eigen:
        So wenig du auch jetzo giltst,
        So plötzlich kannst du steigen;
        Gesetzt, es sei dir nichts beschert,
        Ach, halt mich deines Elends wert;
        Ich will mit viel Vergnügen
        Bei dir in Hütten liegen.

        Der Geiz besitzt nicht, was er hat,
        Und läßt die Armut lachen,
        Die Liebe weiß die Lagerstatt
        Auf Rasen weich zu machen;
        Mein Herz sucht manches zu verstehn,
        Da will ich erst zur Schule gehn
        Und unter deinen Lehren
        Viel fremde Wunder hören.

        Da soll mir dein beredter Geist
        Mit untermengten Küssen
        Mit Sachen, die er meint und weiß,
        So Tisch als Traum versüßen;
        Da werd' ich viel, was längst geschehn,
        Mit lüstern Ohren wieder sehn
        Und auch wohl an den Sternen
        Des Schöpfers Allmacht lernen.

        Geht hin, ihr Docken stolzer Welt,
        Macht höhnische Gesichter,
        Erfreut euch unter Stand und Geld!
        Ich habe meinen Dichter.
        Er liebt wie ich, und ich wie er,
        Was macht mir mehr das Herze schwer?
        Die Möglichkeit, das Leben
        Nach ihm erst aufzugeben.

               *       *       *       *       *



                     Die unwiederbringliche Zeit


        Ich weiß noch wohl die liebe Zeit,
        In der ich mich genug erfreut.
        Was waren das vor süße Tage?
        Die Schläfe trugen Blum' und Glut
        Und kannten weder Wunsch noch Plage,
        Noch was den Greisen bange tut.

        Mein Sorgen ging auf Lust und Scherz.
        Mein Herz war Amaranthens Herz,
        Wir zählten weder Kuß noch Stunden,
        Tanz, Schauplatz, Gärten, Spiel und Wein
        Und aller Vorteil der Gesunden
        Nahm Blut und Geist mit Wollust ein.

        Wie? Was erzähl' ich einen Traum?
        Zum wenigsten gedenkt mich's kaum.
        Mein Gott, wie ist die Zeit entronnen?
        Was hast du, Herz, von aller Lust?
        Dies, daß du Reu' und Leid gewonnen
        Und missen und entbehren mußt.



                       Bei der letzten Trennung

                              An Leonore


        Will ich dich doch gerne meiden,
        Gib mir nur noch einen Kuß,
        Eh' ich sonst das Letzte leiden
        Und den Ring zerbrechen muß!
        Fühle doch die starken Triebe
        Und des Herzens bange Qual!
        Also bitter schmeckt der Liebe
        So ein schönes Henkermahl.

        Laß dich etwas Bessers küssen!
        Alles gönn' und wünsch' ich dir!
        Aber frag' auch dein Gewissen,
        Dieser Zeuge bleibet mir.
        Lerne doch nur weiter denken,
        Dörft' es dich auch einmal reun?
        Dörft' auch mein verstoßnes Kränken
        Deines Ehstands Hölle sein?

        Sieh, die Tropfen an den Birken
        Tun dir selbst ihr Mitleid kund;
        Weil verliebte Tränen würken,
        Weinen sie um unsern Bund.
        Diese zährenvolle Rinden
        Ritzt die Unschuld und mein Flehn,
        Denn sie haben dem Verbinden
        Und der Trennung zugesehn.

        Dieses rührt die toten Bäume,
        Dich, mein Kind, ach, rührt es nicht!
        Aber daß ich mich noch säume,
        Da dein Scheiden gar nichts spricht,
        Gönnt mir doch, ihr holden Lippen,
        Eine kurze gute Nacht,
        Eh' der Raum an solchen Klippen
        Mein Gemüte scheiternd macht.

        Gute Nacht, ihr liebsten Armen!
        Meiner Glieder Müdigkeit
        Wird nicht mehr in euch erwarmen;
        Ach, wie quält die alte Zeit.
        Gute Nacht, ihr schönsten Brüste!
        Macht nun andre Hände voll;
        Jetzo geh' ich in die Wüste,
        Wo mein Elend schlafen soll.

        In den Wäldern will ich irren,
        Vor den Menschen will ich fliehn,
        Mit verwaisten Tauben girren,
        Mit verscheuchtem Wilde ziehn,
        Bis der Gram mein Leben raube,
        Bis die Kräfte sich verschrein,
        Und da soll ein Grab vom Laube
        Milder als dein Herze sein.

        Kann ich dich an Treu beschämen,
        Will ich noch dein Konterfei
        In dem Tod ans Herze nehmen,
        Daß er recht beweglich sei;
        Sieht es niemand von den Leuten,
        Sieht es doch der Himmel an,
        Der dich bei gelegnen Zeiten
        Wohl damit noch strafen kann.

        Wirst du einmal durch die Sträuche
        Halb verirrt spazieren gehn,
        Ei, so bleib bei meiner Leiche
        Nur mit andern Augen stehn.
        Zeige sie dem neuen Schatze,
        Der dir das Geleite gibt,
        Und vermeld' ihm auf dem Platze:
        Dieser hat mich auch geliebt.

        Ach, wo bleibt ihr teuren Schwüre?
        Ach, wo ist ein treuer Sinn,
        Den ich schmerzlicher verliere,
        Als ich selbst geboren bin?
        Nimm das letzte Sehnsuchtszeichen: --
        Nun, mein Kind, besinne dich; --
        Dieses kann dich nicht erweichen,
        Nimm es, und gedenk an mich!



                    Die verliebte Geduld. Kantate


        Sei immerhin der Hand entrissen,
        Im Herzen bleibst du dennoch mein,
        Das Glücke mag das Bündnis brechen,
        Die Schickung mag mir widersprechen,
        Ich trotze doch ihr künftig Nein
        Und will dich stets im Bilde küssen.

        Ach Kind!
        Ach, frage nur den Wind:
        Wieviel und nasse Klagen
        Sein müder Flug nach Anklam hingetragen?
        Seitdem ein harter Schluß
        Dich anderwärts verbunden.
        Dies ist der Brunnquell tiefer Wunden,
        Woran ich Kranker seufzen muß,
        Solang' ich Blut und Adern fühle.

        Ja, wäre hier
        Die Vorsicht nicht im Spiele,
        So würd' ich dir,
        So würd' ich deiner Untreu fluchen
        Und etwan so die Rache suchen:

        Erzürnt euch, ihr Geister der höllischen Klüfte,
        Eröffnet den Abgrund und schwefelt die Lüfte
        Und zündet die Fackeln der Eifersucht an!
        Bestraft nur die Falsche und weckt ihr Gewissen
        Und laßt sie durch Feuer und Peinigung wissen,
        Es werde kein Meineid vergebens getan.

        Dergleichen Hochzeitssegen
        Begrüßte deinen Wankelmut,
        Verstünd ich nicht, was Gottes Finger tut.
        Allein der Liebe wegen,
        Womit du mich so hochgeschätzt,
        Womit du mich so oft ergetzt,
        Erlaß ich dir die Schuld,
        Worein dich das Verhängnis führet.
        Ich werde zärtlich scharf regieret;
        Doch leid ich mit Geduld
        Und stelle mir die alten Zeiten
        Zum Troste dieses Kummers vor.
        Mich deucht, es hört mein Ohr
        Die angenehme Stimme rufen,
        Mich deucht, ich sehe deine Stufen
        Mit mir spazieren gehn.
        Du bist mir jetzt noch schön,
        Du strahlst mir noch, entfernt, ins Auge,
        So daß ich frischen Zunder sauge,
        Wenn Schlaf und Nacht
        Gedanken zollfrei macht
        Und Träume deinen Abriß bringen,
        Mit dem ich bis am Morgen ringen
        Und sicher spielen kann,
        So daß dein neuer Mann
        Kein Wort von unsrer Lust erfährt,
        Gewiß, die Lust ist schlafenswert.
        Dies Betrügen
        Zeugt Vergnügen
        Und erhält den ersten Trieb.
        Kann ich dich nicht wirklich küssen,
        Muß ich Mund und Wahrheit missen,
        Hab' ich auch den Schatten lieb.
        So bleiben Funken in der Asche,
        So rostet alte Liebe nicht.
        Denn daß ich mein Gesicht
        So oft mit Tränen wasche,
        Das macht dein köstlicher Verlust.
        Vertragen sich drei fromme Herzen
        In einer Brust,
        So mindre meine Schmerzen
        Und laß mir jetzt zur Ruh'
        Auch dort ein Räumchen zu,
        Wo jetzt dein Liebster Platz genommen;
        Ich will ihm nicht zu nahe kommen.
        Die Hälfte mag sein eigen sein,
        Ich nehme nur das Drittel ein,
        Und dies mit gutem Rechte,
        Dieweil mein Fuß zu deiner Lagerstatt
        Den nächsten Anspruch hat,
        Und weil ich hier schon Rosen abgelesen,
        Eh' seiner noch gedacht gewesen.
        Es trifft mich, wie gesagt, zwar scharf,
        Doch mag ich deine Ruh' nicht stören,
        Und was ich nicht besitzen darf,
        Das will ich still und ewig ehren.
        Bis die schwere Zunge stammlet,
        Bis mich ein gedrungnes Haus
        Zu der Väter Beinen sammlet,
        Sprech' ich deinen Namen aus.
        Deine Schönheit, dein Gemüte,
        Deine Tugend, deine Güte
        Soll mit mir zu Grabe gehn.
        Dich nur wieder zu umfangen,
        Will ich, wenn die Welt vergangen,
        Noch so rüstig auferstehn.
        Was fang' ich an? wo soll ich hin?
        Wo ist mein Trost? wer ist mein Retter?
        Kein Mensch, kein Himmel, keine Götter
        Erfreun den unvergnügten Sinn.
        O daß ich doch geboren bin!
        Ach Gott, mein Gott, erbarme dich!
        Was Gott? Was mein? und was Erbarmen?
        Die Schickung peitscht die ausgestreckten Armen,
        Und über mich
        Und über mich allein
        Kommt weder Tau noch Sonnenschein,
        Der doch sonst auf der Erden
        Auf Gut' und Böse fällt.
        Die ganze Welt
        Bemüht sich, meine Last zu werden.
        Von außen drängt mich Haß und Wut,
        Von innen Angst und Blut;
        Und dieses soll kein Ende nehmen!
        Ich will mich oft zu Tode grämen,
        Und wenn ich will, so kann ich nicht:
        Dieweil mir das Verhängnis
        In allen Wünschen widerspricht.
        Verdammter Schluß,
        Durch den ich leben soll und muß,
        Wo dieses ja ein Leben ist,
        Wenn Sturm und Not
        Uns täglich schärfer droht,
        Und Schmach und Schmerz das Herze frißt.
        Ihr Flüche, ruft den Donnerwettern
        Und zündet Gottes Eifer an!
        Flieht, flieht und reizt die starken Keile,
        Damit ihr Schlag mein Elend heile,
        Damit sie dies mein Haupt zerschmettern,
        Das doch nicht eher ruhen kann.
        Wie? ist die Allmacht nicht so stark,
        Mich schwachen Wurm zu töten?
        So mag ihr Blitz vor Scham erröten,
        So fresse mir die Gift das Mark!
        So müsse Flut und Eisen
        Den Weg zur Freiheit weisen.
        So breche Stein und Blei
        Den Kerker meiner Not entzwei!
        Wer widerrät mir dieses Glücke?
        O freundliche Gelassenheit!
        Bist du es? Ja!
        Du kommst zu rechter Zeit.
        O komm doch noch!
        Ich hielt dich lang genug verloren;
        Es ist, als wär' ich neugeboren.
        Wie Öl in Wunden tut,
        So stärkt dein Trost mein Blut
        Mit feinsten Balsamkräften.
        Nun leid ich gern,
        Da so ein süßer Kern
        In bittern Schalen keimet;
        Nun trag' ich trotz der schweren Zeit
        Ein Herze voll Vergnüglichkeit.
        Nun faßt sich, nun setzt sich mein stilles Gemüte,
        Nun glaubt es der Vorsicht der ewigen Güte,
        Die dieser Zufriedenheit Vorschub getan.
        O ruhige Seele, behalt dir das Glücke,
        Und fiel' auch so Himmel als Erde in Stücke,
        So bleib in dir selber und sieh es mit an.



             An Leonore bei Absterben ihres Karl Wilhelms


        Mein Mitleid, glaub' es mir, betrübte Leonore,
        Weint gleichfalls insgeheim bei deinem Trauerflore,
        Und da dein zärtlich Herz vor Angst und Wehmut schlägt,
        Wird auch mein treues Blut, ich weiß nicht wie, bewegt.
        Du grämst dich um dein Kind und hast auch Recht zum Grämen,
        Es läßt doch Fleisch und Blut sich nicht die Regung nehmen,
        Und was von Herzen kommt, das muß zu Herzen gehn,
        Wenn Kummer und Verlust aus seiner Flucht entstehn.
        Dein Herz ist von Natur zu zärtlich im Empfinden,
        Du kannst den schnellen Riß nicht allzu bald verwinden;
        Ein Tuch, ein Kleid, ein Ort bringt jetzt mit großer Pein
        Den Jammer deines Sohns oft ins Gedächtnis ein.
        Nun, weil du Mutter bist, so setze dich und weine,
        Doch so, daß auch dein Schmerz nicht gar Verzweiflung scheine;
        Verscharre deine Qual, sowie den Sarg ins Grab,
        Und brich doch nicht so viel von deinen Kräften ab.
        Du hast ja mehr Vernunft als andre deinesgleichen,
        Ach, laß dir doch von ihr ein heilsam Pflaster reichen.
        Du kennst, du siehst und weißt den Grund im Christentum,
        Ach, sieh dich in der Schrift nach Ruh' und Tröstung um.
        Dein Karl ist wohlversorgt, was sollt' er auf der Erden?
        Je mehr man Jahre zählt, je mehr der Sünden werden;
        Er stirbt in Unschuld hin und läßt die böse Welt,
        Bevor ihr falscher Schein ihm Netz und Angel stellt.
        Ach, wolltest du ihm wohl des Lebens Elend gönnen!
        Wie leichtlich hätt' er dich nicht mehr betrüben können,
        Wenn irgend mit der Zeit die ungeratne Zucht,
        Durch fremde Schuld verführt, dein Herz mit Angst versucht.
        Betrachte doch einmal den Lauf von unsern Zeiten,
        Wo Laster und Gefahr die Frömmigkeit bestreiten,
        Wo Recht und Billigkeit nur Hohn und Haß erwirbt,
        Und, wer es ehrlich meint, in Not und Staub verdirbt.
        Je mehr das Alter wächst, je schwerer wird das Sorgen;
        Auf eine stille Nacht, auf einen guten Morgen
        Folgt oft ein Jahr voll Qual, voll Unruh, voll Verdruß,
        So daß man sich den Tod, vergebens, wünschen muß.
        Du sprichst: Ach, wenn mein Kind nur nicht so viel gelitten,
        Sein allzu großer Schmerz, der Bein und Mark durchschnitten,
        Durchdringt mein Mutterherz, so wie ein schneidend Schwert,
        Und stört mich, wenn der Leib im Bette Ruh' begehrt.
        Schweig, Leonore, schweig und laß dich dies nicht plagen,
        Der Herr legt nicht mehr auf, als unsre Kräfte tragen.
        Dein allerliebster Sohn ward durch den Kampf geübt,
        Wovor ihm jetzt der Sieg die reichste Krone gibt.
        Ach, sollt' er dir anjetzt in seiner Pracht erscheinen,
        Ich weiß, du würdest selbst vor Lust und Freuden weinen;
        Er spielt und jauchzt und singt im auserwählten Chor
        Und stellt in weißer Pracht den schönsten Engel vor.
        Schweig, Leonore, schweig und laß ihm sein Ergetzen,
        Du bringst ihn nicht zurück und hast hier zu versetzen
        Und wirst auch künftighin noch manchmal freudig schaun,
        Was die vor Sorgen krönt, die Gott in Not vertraun.
        Ist auf der Welt ein Weib, an dem mir unter allen
        Witz, Tugend und Person im Herzen wohl gefallen,
        So ist es, laß mir hier ein frei Bekenntnis zu,
        Ein Bild von seltner Art, und welche sonst als du!
        Dies sag' ich ohne List und ohne geiles Schmeicheln,
        Mein Geist ist von Natur ein Feind von Brunst und Heucheln
        Und will kein fremdes Schaf und ehrt und liebet dich,
        Der Herr mag Zeuge sein, nur keusch und brüderlich.
        Ich merk an dir und mir viel Gleichheit am Gemüte,
        Und darum bitt' ich auch von Gottes Rat und Güte,
        Daß, wo ich auf der Welt mich einst vermählen soll,
        So mach' ein Weib, wie du, mir Bett und Armen voll.
        Geh' du auch selbst in dich und frage dein Gewissen;
        Ich weiß, es wird mir jetzt ein Zeugnis geben müssen,
        Daß manch verborgner Trieb, man weiß oft selbst nicht, wie?
        Zwo Seelen unverhofft geheim zusammenzieh'.
        Dies ist der stumme Bund, den niemand wehrt und hindert,
        Und dessen starke Glut Gesetz und Macht nicht mindert,
        Dies ist der schönste Zug, der schon im Blute steckt,
        Und der sich alsobald durch Aug' und Mund entdeckt.
        Bekäm' ich dermaleinst ein solches Kind zu küssen,
        Wie zärtlich sollt' es mir des Lebens Angst versüßen,
        Wie zärtlich wollt' ich nicht mit solchem Schatze tun
        Und unter aller Last auf Glück und Rosen ruhn.
        Indessen wirst du mir dein ehrlich Angedenken,
        So gern als dir mein Wunsch den reichsten Segen, schenken.
        Die Freundschaft unter uns soll ohne Fleck und Schein,
        Und du von nun an mir die liebste Schwester sein:
        Wir wollen unter uns ein Seelenbündnis machen,
        Dein Leiden sei mein Leid, dein Scherzen sei mein Lachen;
        Geht es dir stets nach Wunsch und blüht dein zeitlich Heil,
        So nehm' ich stets daran mein höchst vergnügtes Teil,
        Der Neid, so nichts verschont, soll nichts davon erfahren;
        Der Himmel gebe dir von meinen Lebensjahren,
        Er stürze deinen Feind, er segne dein Geschlecht
        Und hemme, was dein Herz mit Last und Unruh schwächt.
        Das Glücke treibt mich jetzt aus meinem Vaterlande
        Und bringt mich wunderlich, wer weiß zu welchem Stande,
        Drum sag' ich gute Nacht, gedenk an einen Freund,
        Der auf der Welt mit dir es wohl am besten meint.



                      Nachwort des Herausgebers


Das vorliegende Bändchen der Inselbücherei bietet eine beschränkte
Auswahl aus den Werken des deutschen Dichters, der wie kein anderer
seiner Zeit als Künstler und als Mensch unsere Teilnahme verdient.
Der tiefere Einblick in sein Werden, den vielfache und eindringende
literarische Forschung eröffnet hat, zeigt uns einerseits einen
Künstler, der aus anfänglicher Gebundenheit zu selbstherrlicher und
höchst persönlicher poetischer Gestaltung seines Erlebens emporsteigt
und in seinen besten Schöpfungen einen wundervollen Zusammenklang
des ureigensten Fühlens mit seinem dichterischen Ausdruck erreicht
hat. Anderseits aber hat diese Forschung uns -- Goethes Urteil
berichtigend -- eine klare Anschauung verschafft von dem Ringen einer
von Grund aus edlen und durch und durch wahrhaftigen menschlichen
Persönlichkeit, die alles und jedes mit einer ihr eingeborenen
Leidenschaftlichkeit ergriff und an deren tragischem Schicksal doch
wohl die Verhältnisse eine größere Schuld tragen, als man bisher
anzunehmen geneigt war. Was Christian Günther in letzter Linie fehlte,
was er aber bei längerer Lebensdauer sicherlich in einem gewissen
Grad noch hätte erlangen können, war die Kraft der Beschränkung, der
Selbstbesinnung, die den zerstörenden Affekt zu überwinden weiß, war
die Fähigkeit, das Dasein nach künstlerischem Maß zu formen; und
dadurch unterscheidet er sich von dem Großen, dessen Urteil über
ihn diesem Bändchen voransteht und mit dem von allen vorgoethischen
Lyrikern nur er allein verglichen werden darf.

Das menschlich Erschütterndste bietet uns Günther in jenen großen
Rechenschafts- oder Bekenntnisgedichten, zu deren Abfassung er
sich in kritischen Augenblicken seines Lebens gedrängt fühlte. Sie
in ihrem ganzen Umfang in dieser Sammlung abzudrucken, erschien
mit Rücksicht auf den Raum untunlich. Eine Auswahl aber würde dem
Verständnisse des Dichters kaum förderlich sein, so wurde auf ihre
Wiedergabe verzichtet. Das konnte um so mehr geschehen, als sie
doch in erster Linie biographisches und psychologisches Interesse
erwecken, während des Poeten künstlerische Reife im eigentlichen Lied,
dem weltlichen wie dem geistlichen, und ganz speziell im Liebeslied
erreicht scheint. Die vorliegende Sammlung beschränkt sich daher
auf die Wiedergabe einer Gruppe von Liebesliedern, und zwar sucht
sie den poetischen Niederschlag in Auswahl zu umfassen, den zwei
bestimmte Liebesverhältnisse in der Dichtung Günthers erfahren haben.
Auszuscheiden waren deshalb alle Gedichte, die sich auf die Jugendliebe
zu Flavia beziehen, ebenso die anakreontisch tändelnden Rosilislieder
aus dem Anfang der Leipziger Zeit und nicht minder die nur durch
ihre formale Glätte imponierenden Phillisgedichte, denen eben keine
wahre Leidenschaft, sondern nur ein durch die bittere Not gebotener
Brautstand zur Quelle dient.

Es bleiben nach dieser Ausscheidung und nachdem auch auf alle
Freundschafts- und Geselligkeitslieder verzichtet worden ist, die
Gedichte an Leonore übrig, die einem Schweidnitzer Mädchen gewidmet
sind, das durch seine charaktervolle Tüchtigkeit und seine hingebende
Treue dem Geliebten in allen Krisen seines bewegten Lebens ein starker
sittlicher Halt gewesen ist und das Günther mit allen Fasern seines
Herzens und mit aller Kraft des Guten in ihm geliebt hat. Als er
nach der endlichen Erkenntnis der völligen Aussichtslosigkeit des
Verhältnisses ihr das Wort der Treue zurückgegeben, da ist auch die
tragische Wendung seines Schicksals nahegerückt, die dann zuletzt durch
die unversöhnliche Härte des Vaters entschieden wird. Die Reihe der an
Leonore gerichteten Gedichte enthält nicht nur das Beste, was Günther
geschaffen, sondern sie zeigt auch in reizvoller Weise das allmähliche
Wachsen der dichterischen Kraft und Kunst ihres Schöpfers. Aus den
Banden des schlesischen Schwulstes, der in den ersten Gedichten bei
einzelnen Motiven und in bezug auf die Sprache noch stark merkbar
ist, führt die Entwicklung über die Anakreontik und die Nachahmung der
Neulateiner zu inhaltlicher und formaler Selbständigkeit, die etwa in
den von Ende August 1719 ab entstandenen Gedichten erreicht ist.

Um der Kontrastwirkung willen ist in dem vorliegenden Heftchen in
die eben gekennzeichnete Entwicklungsreihe eingeschoben eine Anzahl
der an die Leipziger Leonore gerichteten Lieder (S. 33-45), die sich
anfangs als Ausdruck einer leichten und leichtfertigen Liebelei geben
und nach Form und Inhalt abhängig erscheinen vom anakreontischen
Zeitgeschmack und von einer spezifischen Leipziger Tradition, die sich
bis weit ins 17. Jahrhundert zurück verfolgen läßt, die aber dann, als
unvermutet die Tändelei sich in eine wahre Leidenschaft wandelt, als
aus stärkster psychischer Spannung heraus entstanden erscheinen und
wirkliche künstlerische Qualitäten besitzen, wenn sie auch die späteren
Leonorenlieder weder an Innigkeit und Tiefe des Gefühls, noch an
Schlichtheit und Wahrhaftigkeit des sprachlichen Ausdrucks zu erreichen
vermögen.

Die chronologische Anordnung der Gedichte folgt fast ausschließlich den
Forschungen von Carl Enders, der hoffentlich die kritische Ausgabe der
Werke Günthers bald erscheinen läßt.

Es seien noch ein paar kurze erläuternde Hinweise auf einige in
den Gedichten erwähnte Namen gestattet. S. 12, Str. 1: Striegau in
Schlesien ist Günthers Vaterstadt; Anspielung auf den Tod eines
Schweidnitzer Schulfreundes, der von einem Mitschüler erstochen worden
war. Str. 3: Johannchen ist die Vertraute der Liebe zwischen Günther
und Leonore. An sie sind auch die Strophen 5-8 auf S. 16 gerichtet.
S. 20, Z. 7 v. u.: Diese Freundin oder besser Friedensstörerin ist
nicht mit Johannchen zu verwechseln; wer sie war, wissen wir nicht.
S. 41: Pfeifer ist ein Leipziger Freund Günthers, bei dem die Liebenden
sich heimlich trafen. S. 46, Str. 1: Philirinde ist die Leipziger
Leonore, die aus der Lindenstadt Stammende.



                          Inhaltsverzeichnis


  Goethe über Johann Christian Günther                            3

  Euch, Musen, dankt mein treu Gemüte (10. August 1719)           5

  Als er endlich sich wagte, ihr seine Liebe zu entdecken
  (März/April 1715)                                               7

  Sonett (3. April 1715)                                          9

  An seine Schöne (8. August 1715)                                9

  An Magdalis, als er sie auf einige Zeit entbehren sollte
  (August 1715)                                                  11

  Als er sich seiner Abwesenden erinnerte (etwa 1715)            11

  An Leonoren (1715?)                                            12

  Vor dem Abschied (September/Oktober 1715)                      12

  Als er sie seiner beständigen Treue versicherte (etwa 1715)    14

  An die Freundin der Geliebten (ebenso)                         15

  Abschied (ebenso)                                              17

  An Magdalis (15. November 1715)                                19

  Als er ihrentwegen viel leiden mußte (November 1715?)          21

  An seine Magdalis. Aria (Wittenberg, Ende 1715)                22

  An seine Leonore (etwa 1715)                                   24

  Als er seiner Magdalis nichts zum grünen Donnerstag
  geben konnte (9. April 1716)                                   24

  An Leonoren (Frühjahr 1716)                                    24

  Aus einem Schreiben an seine Magdalis (Wittenberg,
  10. Juli 1716)                                                 29

  Aus einem Schäfergedicht: Er erinnert sich voriger
  Zeiten (Juli/August 1717)                                      30

  Aus den »letzten Gedanken«. In schwerer Krankheit
  (Mai/Juni 1718)                                                32

  An Selinde, die Leipziger Leonore (Frühjahr 1719)              33

  Als er gegen seine Schöne sich etwas zu frei aufgeführet
  hatte (Frühling 1719)                                          35

  Als er sie wieder zu besänftigen suchte (1719?)                37

  Als sie sich endlich zum Lieben bewegen ließ (26. Juni 1719)   38

  An die Leipziger Leonore (Dresden, 22. August 1719)            40

  An die ungetreue Leonore (Ende August 1719)                    42

  Als sie ihm untreu wurde (Ende August 1719)                    43

  Die verworfene Liebe (Ende August 1719)                        45

  An die Schweidnitzer Leonore (Ende August 1719)                46

  Auf der Abreise von Dresden in sein geliebtes Schlesien
  (2. September 1719)                                            47

  Rückkehr nach Schweidnitz (15. September 1719)                 50

  An sein Lenchen (15. September 1719)                           51

  Schwur der Treue. An Leonore (1719)                            53

  Gedenken. An Leonore (September 1719)                          55

  Die immer grünende Hoffnung. An Leonore (September
  1719)                                                          56

  An Leonoren bei dem andern Abschiede (September-Oktober
  1719)                                                          58

  Als er sie nach vier Jahren wieder das erstemal empfing
  (Dezember 1719)                                                59

  Schreiben an seine Leonore (Breslau, 22. Dezember
  1719)                                                          60

  Als sie zur Hochzeit ihres Bruders reiste. An Leonore
  (Anfang Januar 1720)                                           61

  An seine Leonore (Januar 1720)                                 63

  An Eleonore (Januar 1720)                                      65

  Scheiden (Januar 1720)                                         67

  Aria. An Leonoren (Lauban, 29. Februar 1720)                   67

  Trennungslied. An seine Leonore (März 1720)                    70

  Er gibt Leonoren ihr Wort zurück (April 1720)                  72

  Leonorens Antwort (April 1720)                                 74

  Die unwiederbringliche Zeit (April 1720)                       76

  Bei der letzten Trennung (1720?)                               77

  Die verliebte Geduld. Kantate (Ende 1720?)                     79

  An Leonore bei Absterben ihres Karl Wilhelms (Juni-Juli
  1722)                                                          84

  Nachwort des Herausgebers                                      88



             Alphabetisches Verzeichnis der Liederanfänge


  Ach Kind, ach liebstes Kind, was war                           60

  Ach Kind, verschone mich in dir                                65

  Ach, liebster Schatz, verdient mein Herz                       74

  Bist du denn noch Leonore                                      70

  Bleib, wer du bist und willst, Selinde                         43

  Das Glücke muß fürwahr                                          9

  Die Liebe weckt an diesem Morgen                               15

  Die Regung ist zu scharf, ich muß                              59

  Die Trennung dient zu größrer Freude                           67

  Du daurest mich, du allerliebstes Kind                         58

  Du ehmals liebster Ort der treuen Leonore                      50

  Du zwingst mich, wertes Kind                                   12

  Eher tot als ungetreu                                          53

  Eleonore ließ ihr Herze                                        38

  Erzählt, ihr kalten Nordenwinde                                22

  Erzürnte Schöne, laß einmal                                    37

  Etwas drückt mir noch das Herz                                 32

  Euch, Musen, dankt mein treu Gemüte                             5

  Flammen in der Brust empfinden                                  7

  Gedenk' an mich und meine Liebe                                61

  Gedenk' an mich und sei zufrieden                              55

  Getreue Magdalis, du forderst zwar den Zoll                    24

  Hat jemals Furcht und Scham                                    35

  Hier hast du nun den dritten Schwur                            63

  Hier setze dich, verschämtes Kind                              33

  Ich habe genug                                                 45

  Ich nehm' in Brust und Armen                                   67

  Ich weiß noch wohl die liebe Zeit                              76

  Kommt, tröstet mich, ihr alten Tage                            47

  Küßt, ihr Seufzer, mein Vergnügen                              11

  Mein Buch, das eure Feder kennt                                12

  Mein Engel, nimm von mir                                       19

  Mein Herz, verzage nicht                                       21

  Mein Kummer weint allein um dich                               72

  Mein Mitleid, glaub' es mir, betrübte Leonore                  84

  Nach so viel Angst und Neid                                    51

  Nun hab ich schon genug                                        42

  Nun, Kind, ich kann dich nicht mehr bitten                     40

  Schicke dich, geliebtes Kind                                   24

  Schweig du doch nur, du Hälfte meiner Brust                    17

  Sei immerhin der Hand entrissen                                79

  So sollt' und mußt' es sein                                    46

  So wenig eine junge Rebe                                        9

  Stürmt, reißt und rast, ihr Unglückswinde                      56

  Was muß doch mancher Mensch nicht tragen                       30

  Weine nicht, mein Kind, ich bleibe                             14

  Wie hör' ich das von dir, betrübte                             29

  Will ich dich doch gerne meiden                                77

  Zwei Tage soll ich dich                                        11

  Zwischen Ufer, Tal und Klüften                                 24



  Gedruckt bei Breitkopf und Härtel in Leipzig.



   Anmerkungen zur Transkription


     Rechtschreibung und Zeichensetzung des Originaltextes wurden
     übernommen, nur offensichtliche Druckfehler wurden korrigiert.





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