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Title: Das Mikroskop und seine Anwendung - Ein Leitfaden bei mikroskopischen Untersuchungen
Author: Hager, Hermann
Language: German
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*** Start of this LibraryBlog Digital Book "Das Mikroskop und seine Anwendung - Ein Leitfaden bei mikroskopischen Untersuchungen" ***


produced from images generously made available by The
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  | Anmerkungen zur Transkription                                    |
  |                                                                  |
  | Kursivschrift ist als _kursiv_ dargestellt, gesperrter Test als  |
  | ~gesperrt~, und Fettschrift als $fett$. Eine Liste der           |
  | Korrekturen befindet sich am Ende des Buchs.                     |
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                                  DAS
                              ~MIKROSKOP~
                         UND SEINE ANWENDUNG.

                                  EIN

             LEITFADEN BEI MIKROSKOPISCHEN UNTERSUCHUNGEN

                                  FÜR

                          APOTHEKER, AERZTE,
                MEDICINALBEAMTE, KAUFLEUTE, TECHNIKER,
                     SCHULLEHRER, FLEISCHBESCHAUER
                                 ETC.

                                  VON

                          Dr. HERMANN HAGER.

             SECHSTE DURCHGESEHENE UND VERMEHRTE AUFLAGE.
              MIT 231 IN DEN TEXT GEDRUCKTEN ABBILDUNGEN.


                             BERLIN 1879.

                     ~VERLAG VON JULIUS SPRINGER.~

                           MONBIJOUPLATZ 3.



Vorwort zur ersten Auflage.


Seit ungefähr fünf Jahren hat das Mikroskop aufgehört ausschliesslich
ein Instrument des Naturforschers zu sein. Es hat sich seit dieser
Zeit nicht nur als ein unentbehrliches Hilfsmittel denen erwiesen,
welche in ihren Berufsgeschäften in die Lage kommen, die Güte
der Lebensmittel und der Waaren zu prüfen, oder welche bei ihren
Studien naturwissenschaftliche Kenntnisse sammeln müssen, es hat
sich sogar heutigen Tages in dem gewöhnlichen Verkehrsleben und der
Hauswirthschaft unentbehrlich gemacht, indem nur durch das Mikroskop
trichiniges Fleisch zu erkennen ist und wir uns damit vor der
schrecklichen Trichinosis zu schützen vermögen.

Weil die Beschaffung eines Instruments, welches von ungemein
verschiedener Güte und von niedrigem und hohem Preise in den Handel
kommt, dem Nichtkenner Schwierigkeiten bietet, insofern diesem
jede Beurtheilung abgeht, andererseits der Nichtkenner auch ein
langes, zeitraubendes und anstrengendes Versuchen daran setzen muss,
ehe er mit dem Mikroskop kunstgerecht umzugehen und nutzbringend
zu arbeiten versteht, so habe ich es unternommen, diesen kurzen
Leitfaden zum Kennenlernen, Prüfen und Gebrauch dieses Instruments der
Oeffentlichkeit zu übergeben.

Da im Ganzen dieser Leitfaden nur für diejenigen bestimmt ist, welche
das Mikroskop und dessen Gebrauch noch nicht verstehen und dennoch
zuweilen in die nothwendige Lage kommen, dies Instrument gebrauchen zu
müssen, so empfehle ich denen, welchen voraussichtlich der Gebrauch
des Mikroskops einen Theil ihrer Studien ausmacht, sich mit den
grösseren Werken über dasselbe Thema bekannt zu machen. Dem angehenden
Naturforscher empfehle ich z. B. das ~Mikroskop~, Theorie, Gebrauch,
Geschichte und gegenwärtiger Zustand desselben von _P. Harting_, Prof.
in Utrecht. Deutsche Original-Ausgabe von Dr. _Fr. Wilh. Theile_;
Braunschweig, Verlag von Vieweg und Sohn; -- dem Mediciner: das
~Mikroskop~ und die mikroskopische Technik von Dr. _Heinrich Frey_,
Prof. der Medicin in Zürich; Leipzig, Verlag von Wilh. Engelmann;
-- dem Botaniker: das Mikroskop und seine Anwendung, insbesondere
für Pflanzen-Anatomie, von Dr. _Herm. Schacht_; Berlin, Verlag von
G. W. F. Müller.

Dass die behufs des Kennenlernens mikroskopischer Objecte am
Schlusse dieses Leitfadens gegebenen Beispiele, von denen mehrere
dem praktischen Leben entnommen sind, keineswegs Anspruch auf
wissenschaftlichen Werth machen sollen, darf ich wohl mit Hinweis auf
den geringen Umfang dieser Schrift und ihren sehr geringen Preis nicht
erst versichern.

~Berlin~, im Februar 1866.

                                            $Der Verfasser.$



Vorwort zur sechsten Auflage.


Diese sechste Auflage hat eine nicht geringe Vermehrung erfahren.
Unter anderem wurden den nöthigen Anweisungen zur mikroskopischen
Untersuchung der Nahrungs- und Genussmittel, besonders der Gewürze und
deren Verfälschungsmittel, nebst den dazu gehörigen mikroskopischen
Bildern ein Platz angewiesen, um auch den Anforderungen derjenigen
zu genügen, welche mit der Untersuchung der Nahrungs- und
Genussmittel beauftragt werden. Dadurch erhielt diese Auflage eine
Vervollständigung, welche dem praktischen Werthe des Buches nur dienen
dürfte. In der Erwartung, dass diese Vermehrung des Inhaltes, obgleich
nur im engen Rahmen, dennoch als eine zeitgemässe anerkannt werde,
bitte ich auch für diese neue Auflage um eine nachsichtige Aufnahme.

  ~Pulvermühle~ bei Fürstenberg a./Oder,
            im December 1878.

                                      $Der Verfasser.$



Inhalt.


                                                                   Seite

  Mikroskop, zusammengesetztes, was darunter verstanden wird.
  $Linsen$, Sammellinsen, Zerstreuungslinsen                           1

  $Brennpunkt$ (Focus), $Brennweite$ (Focaldistanz)                    2

  Sehwinkel                                                            3

  $Accommodationsvermögen$ des Auges. Deutliche $Sehweite$             4

  Vergrösserung eines Gegenstandes durch eine Sammellinse              5

  Loupe. $Einfaches Mikroskop$                                         6

  $Spiegelmikroskop. Zusammengesetztes Mikroskop$ in seiner
  einfachen Zusammensetzung und seine Wirkung                          7

  $Einstellung$, grobe, feine                                         10

  Mikrometerschraube                                                  10

  $Aberration$, sphärische                                            12

  $Aberration$, chromatische                                          13

  Doppellinse                                                         13

  $Doppellinse$, überverbesserte, unterverbesserte, aplanatische      14

  Penetrirende, resolvirende Kraft des Mikroskops                     14

  $Collectivlinse$, ihre Wirkung                                      15

  $Objectiv$                                                          16

  Centrirung der Linsen                                               17

  $Ocular$, negatives, positives, orthoskopisches                     18

  $Linsensysteme$, ihre Bezeichnung. Tubuslänge                       20

  $Beleuchtung$ des Objects                                           22

  Blendungen                                                          23

  Drehscheibe                                                         24

  Cylinderblenden. Condensor                                          24

  $Mikrometer$                                                        26

  $Objectgläser$                                                      28

  $Deckgläser$                                                        29

  Immersionsverfahren                                                 30

  Compressorien, Schiek’s, Hager’s Compressorium                      31

  Klemmfeder. Zeichnenprisma                                          33

  Mikroskopmodelle                                                    36

  Trommelmikroskope                                                   39

  Taschenmikroskop. Hager’s Compressor-Mikroskop                      39

  $Polarisationsmikroskop.$  Stärkemehlkörnchen im polarisirten
  Lichte                                                              42

  Das Mikroskop als saccharimetrisches Instrument                     45

  $Ankauf$ und $Prüfung$ eines Mikroskops                             48

  $Probeobjecte$                                                      51

  $Gebrauch$ des Mikroskops                                           52

  $Luftbläschen$ und $Röhren$ als mikroskopische Objecte              56

  Molekularbewegung. Molekularattractionsbewegung. Flimmerbewegung    57

  Mouches volantes. Scotomata                                         58

  Reinigung der Mikroskope und ihrer Theile                           59

  $Darstellung mikroskopischer Objecte$                               61

  Präparirgeräthschaften                                              61

  Behandlung der Objecte                                              63

  $Aufbewahrung der Objecte$                                          65

  Conservationsflüssigkeiten                                          66

  Objecthalter                                                        70

  Flüssiger Leim                                                      71

  Lacke, Firnisse                                                     71

  $Mikroskopische Objecte$                                            73

  Die Zelle                                                           73

  Mehl. Stärkemehlkörnchen                                            76

  Kleberkörnchen                                                      80

  Mutterkornpilz                                                      81

  Flugbrand                                                           86

  Schmierbrand                                                        87

  Arrow-root, Marantastärke                                           87

  Getreiderost. Grasrost                                              90

  Mehlmilbe. Weizenschlängelchen                                      92

  Kartoffelpilz                                                       92

  Traubenpilz                                                         94

  Gespinnstfasern                                                     95

  Haare                                                              102

  Gewürze, Pfeffer, Piment, Gewürznelken, Zimmt, Senf, Santelholz,
  Curcuma                                                            112

  Blut                                                               134

  Haematin, Haemoglobin, Haemin, Haeminkrystalle,
  Haematinhydrochloratkrystalle                                      138

  Blutflecke                                                         139

  Schleim. Eiter                                                     141

  Lymphkörperchen oder Chyluskörperchen                              142

  Gährpilz                                                           143

  Auswurf bei Lungentuberculosis                                     143

  Sarcinien, Magensarcinie                                           144

  Kopfgrind, Favuspilz                                               144

  Soorpilz. Zungenbelegpilz                                          145

  Vibrionen                                                          146

  Einige Oscillariaceen, Spermosireen, Chroococcaceen                146

  Diatomaceen                                                        148

  Milch. Colostrum                                                   150

  Butter                                                             153

  Harn (Urin)                                                        154

  Samenfädchen, Spermatozoën, Spermaflecke                           158

  Flimmerzellen. Spermakörperchen                                    159

  Cercomonaden                                                       160

  Parasiten des thierischen Körpers. Haarsackmilbe                   161

  Krätzmilbe                                                         163

  Trichinen                                                          163

  Miescher’sche Körperchen, Psorospermien                            169

  Schweinefinne. Bandwurm                                            171

  Räderthierchen                                                     175

  Reblaus                                                            176

[Illustration]



Das Instrument, dessen Einrichtung und Behandlung hier beschrieben
und erklärt werden soll, ist dasjenige, welches von dem Physiker
~zusammengesetztes dioptrisches Mikroskop~ genannt wird und im
gewöhnlichen Leben die einfache Bezeichnung „Mikroskop“ erhalten hat.

Mikroskop bedeutet Vergrösserungsglas, ein optisches Werkzeug, mit
welchem man dem Auge Gegenstände, die wegen ihrer Kleinheit nicht
sichtbar sind oder wegen ihrer Kleinheit undeutlich erscheinen,
sichtbar und deutlich macht. Um für die Wirkungen und Leistungen
dieses Instruments und dessen Beziehungen zum Auge, so wie für mehrere
Kunstausdrücke, welche bei Besprechung der Mikroskope öftere Erwähnung
finden, ein Verständniss zu erlangen, müssen wir aus der Optik einige
wenige Punkte heranziehen.

[Illustration: Fig. 1.

$Sammellinsen.$]

[Illustration: Fig. 2.

$Zerstreuungslinsen.$]

Die Linsen werden als ~positive~ oder ~Sammellinsen~ und als ~negative~
oder ~Zerstreuungslinsen~ unterschieden. Zu den Sammellinsen gehören
~biconvexe~ (_a_), ~planconvexe~ (_b_) und der ~convergirende
Meniscus~ (_c_); zu den Zerstreuungslinsen gehören ~biconcave~ (_d_),
~planconcave~ (_e_) und der ~divergirende Meniscus~ (_f_).
Im Folgenden sind unter dem Namen Linsen gemeiniglich biconvexe oder
planconvexe, also Sammellinsen gemeint.

[Illustration: Fig. 3.]

Treffen die Strahlen (_~ac~_, Fig. 3) eines fernliegenden Punktes
parallel mit der optischen Axe _~bp~_ z. B. auf eine planconvexe Linse,
so gehen sie durch diese bis zur convexen Seite ungebrochen hindurch,
werden dann aber an ihrem Austrittspunkte _e_ von dem Einfallslothe
_~le~_ hinweggebrochen und zwar nach der Axe _~bp~_ zu und sie
durchschneiden dieselbe an dem Punkte _o_. Dieser Punkt _o_ heisst
der ~Brennpunkt~ (Focus) der Linse und die Entfernung dieses Punktes
von der Linse, also _~of~_, heisst die ~Brennweite~ (Focaldistanz)
dieser Linse. Die Brennweite wurde bisher von den Optikern nach Pariser
Zollen, jetzt wird sie nach Centimetern oder Millimetern gemessen.

[Illustration: Fig. 4.]

Bei einer biconvexen Linse, wie wir sie in jeder einfachen Loupe vor
uns haben, findet eine zweimalige Brechung der Strahlen statt. Die
parallel mit der optischen Axe _~bp~_ (Fig. 4) auf die Linse fallenden
Strahlen werden beim Eintritt in dieselbe dem Einfallslothe (_le_) zu
gebrochen, und sie würden, erführen sie weiter keine Brechung, die
optische Axe in _r_ durchschneiden, jedoch in _s_ treffen sie auf die
zweite brechende Fläche. Sie werden hier wieder gebrochen und zwar
von dem Einfallslothe _~ms~_ hinweg und durchschneiden die Axe in dem
Punkte _o_, welcher der Brennpunkt dieser Linse ist. Der Abstand des
Punktes _o_ von der Linse ist also die Brennweite derselben.

Das Auge gleicht einer biconvexen Linse. Wenn von einem entfernten
Gegenstande parallele Lichtstrahlen auf dasselbe fallen, so vereinigt
es diese Strahlen mittelst der Krümmung der durchsichtigen Hornhaut,
der Krystalllinse und der zwischen denselben eingeschlossenen
Feuchtigkeiten in einem Brennpunkte auf dem dunklen Hintergrunde, der
Netzhaut, zu einem Bilde des Gegenstandes.

[Illustration: Fig. 5.]

Die scheinbare Grösse eines Gegenstandes beurtheilen wir durch das Auge
nach der Grösse des ~Sehwinkels~, von welchem zugleich die Grösse des
Bildes auf der Netzhaut abhängt. Daher kann eine dicht vor die Augen
gehaltene Nähnadel eben so gross und dick erscheinen, wie eine fern
aufgepflanzte Stange. Befände sich z. B. ein Gegenstand in der Linie
_~ab~_ (Fig. 5), so ist _~aob~_ der ~Sehwinkel~ und das Bild auf der
Netzhaut (_retina_) liegt zwischen _b′_ und _a′_. Bringt man diesen
Gegenstand dem Auge so nahe, dass er sich in der Linie _~AB~_ befindet,
so wird das Bild _~B′A′~_ auf der Netzhaut und der Sehwinkel _~AoB~_ um
so viel mal grösser sein, als der Gegenstand näher gerückt ist.

Das deutliche Sehen eines Gegenstandes hat seine Grenzen je nach der
Entfernung desselben vom Auge. Deutlich sieht man einen Gegenstand
nur dann, wenn die von ihm ausgehenden Lichtstrahlen durch das Auge
so gebrochen werden, dass sie auf der Netzhaut wieder zur Vereinigung
gelangen (auf der Netzhaut ihren Brennpunkt finden) und daselbst
ein Bild construiren. Da das Auge wie eine biconvexe Linse wirkt,
so müsste auch nur bei einer einzigen Entfernung ein scharfes Bild
auf der Netzhaut entstehen. Wie wir aber wissen, so sieht das Auge
verschieden entfernte Gegenstände gleich genau. Hieraus folgt eine
Eigenthümlichkeit des Auges, sein Brechungsvermögen abzuändern, und
zwar nach Bedürfniss die weniger divergirenden Strahlen der entfernten
Körper und die stärker divergirenden der nahen Körper zu einem Bilde
(Brennpunkte) auf der Netzhaut zu vereinigen. Diese Eigenthümlichkeit
des Auges heisst sein ~Accommodationsvermögen~. Das Auge besitzt also
die Fähigkeit, sich der Entfernung, in welcher sich ein Gegenstand
befindet, zu accommodiren, so dass dessen Bild auf der Netzhaut zu
Stande kommt. Diese Eigenschaft hat jedoch ihre Grenzen, und jedes Auge
hat in der That nur eine ~deutliche Sehweite~, die natürlich keine
bestimmte ist, wie wir recht auffallend an kurz- und weitsichtigen
Augen beobachten. Das kurzsichtige Auge bricht die Lichtstrahlen
stärker und vereinigt daher die von einem entfernten Gegenstande
parallel oder wenig divergent kommenden Strahlen zu einem Brennpunkte,
der ~vor~ der Netzhaut liegt. Das weitsichtige Auge bricht die Strahlen
weniger stark und vereinigt die stärker divergenten Strahlen des nahen
Körpers zu einem Bilde, einem Brennpunkte, der ~hinter~ der Netzhaut
liegt. In einem wie im andern Falle entsteht kein scharfes, sondern
ein diffuses Bild. Die deutliche Sehweite eines gesunden Auges wird
verschieden angenommen. Einige nehmen sie zu 20 Centimeter, andere zu
25 Centimeter, wieder andere aber nur zu 15 Centimeter an.

Befindet sich ein kleiner Gegenstand in der deutlichen Sehweite des
Auges, so entsteht von demselben auf der Netzhaut ein scharfes Bild.
Rücken wir den Gegenstand dem Auge sehr nahe, so dass seine Strahlen
sehr divergent zum Auge gelangen, so fällt der Brennpunkt oder das Bild
hinter die Netzhaut. Das Accommodationsvermögen des Auges hat hier also
seine Grenze und vermag nicht das Bild auf der Netzhaut zu Stande zu
bringen.

Diesem Umstande begegnet man auf künstliche Weise und man erzeugt
dennoch ein scharfes Netzhautbild, wenn zwischen Gegenstand und
Auge eine Sammellinse gestellt wird, durch welche die Strahlen des
Gegenstandes weniger divergent das Auge treffen. Dann entsteht auf der
Netzhaut zwar ein kleineres Bild, als das diffuse war, aber es ist um
so reiner, schärfer und daher deutlicher.

[Illustration: Fig. 6.]

Wenn der Pfeil _~AB~_ ein kleiner Gegenstand ist vor der Linse _L_,
so werden die Strahlen beim Austritt aus der Linse gebrochen weniger
divergent das Auge treffen und gleichsam von dem entfernteren Pfeile
_~a′b′~_ herzukommen scheinen. Entspricht die Entfernung dieses Pfeiles
der mittleren Sehweite des Auges, so werden sich die Strahlen auf der
Netzhaut zu einem bestimmten klaren Bilde vereinigen. Der Gegenstand
_~AB~_ scheint also gleichsam in eine grössere Entfernung versetzt
zu sein, und der Sehwinkel _~aob~_ ist ein grösserer geworden. Daher
scheint der Gegenstand vergrössert.

Sammellinsen dieser Art nennt man _~Loupen~_, wenn ihre vergrössernde
Kraft nicht über das 10- bis 20fache hinausgeht. Ist die vergrössernde
Kraft eine stärkere und wird die Sammellinse zum Gebrauch mit einem
feststehenden Gestell verbunden, so ist damit die Construction des
~einfachen Mikroskops~ gegeben.



Das einfache Mikroskop


ist nur noch ein unentbehrliches Instrument für den Naturforscher,
welches er beim Präpariren mikroskopischer Gegenstände anwendet. Das
Gestell kann verschiedene Formen haben, dennoch ist die Construction
im Wesentlichen ziemlich immer dieselbe. An einem Arm, der um ein
Stativ beweglich ist, ist ein Ring zur Aufnahme der Loupe oder Linse.
In Stelle der einfachen Linse kann man auch die gering vergrössernden
Linsensysteme eines zusammengesetzten Mikroskops verwenden. An dem
Stativ, welches auf einem Holzklotz feststeht, befindet sich unter der
Linse eine Platte oder Tisch, welcher durch eine Schraube (Triebwerk)
höher und niedriger gestellt werden kann. Senkrecht unter der Linse ist
in diesem Tische ein Loch und unter dem Tische ein beweglicher Spiegel.
An dem _Zeiss_’schen Instrument hat der Holzklotz zwei Wangen, zwischen
welchen das Stativ steht und auf welche der präparirende Mikroskopiker
die Hände stützt. Die bekanntesten einfachen Mikroskope sind die von
_Chevalier_, _Nachet_, _Pritchard_, _Plössl_, _Körner_, das anatomische
Mikroskop von _Lebaillif_. Das bei uns am meisten gehaltene ist das
_Zeiss_’sche.

Das einfache Mikroskop kann zu einer stärkeren als 40fachen
Vergrösserung kaum verwendet werden. Beim Gebrauch ist es für das
Auge wegen des kleinen Gesichtsfeldes, der verminderten Helligkeit
und des kurzen Abstandes der Linse vom Untersuchungsobjekt äusserst
anstrengend. Seit der grossen Vervollkommnung des zusammengesetzten
Mikroskops ist das einfache fast ganz ausser Gebrauch gekommen und
wird es eben, wie schon bemerkt ist, nur noch als Präparirinstrument
angewendet.

Bei den sogenannten ~Spiegelmikroskopen~ oder ~katoptrischen~
Mikroskopen wird die Vergrösserung durch Hohlspiegel bewirkt. Diese
Mikroskope sind gegenüber jenen ~dioptrischen~, bei welchen die
Vergrösserung durch Glaslinsen geschieht, für jetzt noch theure
Instrumente.



Das zusammengesetzte Mikroskop.


Wenn man der Linse des einfachen Mikroskops ein innen geschwärztes
Rohr aufsetzt, so entsteht im Innern des Rohres von einem nahe dem
Brennpunkte der Linse befindlichen Gegenstande ein Bild und zwar
vergrössert und umgekehrt. Wird nun dem Rohre eine Sammellinse (Ocular)
aufgesetzt, durch welche man dieses Luftbild abermals vergrössert sehen
kann, so ist damit die Construction des zusammengesetzten Mikroskops
gegeben. Durch das einfache Mikroskop oder die Loupe betrachten wir
also den Gegenstand selbst, durch das zusammengesetzte dioptrische
Mikroskop sehen wir aber das vergrösserte (und umgekehrte) Bild des
Gegenstandes.

Es sei _~ab~_ der Durchmesser des Gegenstandes, welcher unterhalb der
Brennweite, aber doch nahe am Brennpunkte der Linse _l_ liegt. Es
werden dann alle von _a_ ausgehenden Strahlen in _A_, und alle von _b_
ausgehenden in _B_, überhaupt alle Strahlen des Gegenstandes _~ab~_
durch die Linse _l_ so gebrochen, dass sie in der Ebene _~AB~_ sich
durchschneiden oder vereinigen und hier ein umgekehrtes vergrössertes
Luftbild von dem Gegenstande erzeugen, welches wir durch die Linse _L_
wiederum so vergrössert sehen, als läge es in der mittleren Sehweite
_w′_. Die Strahlen, welche durch die Linse _L_ gehen, erlangen nämlich
den Grad der Divergenz, den die Strahlen eines in _~b″a″~_ liegenden
Gegenstandes haben würden. Wie aus der Figur 7 hervorgeht, kann nur
der Abschnitt des Bildes, welcher zwischen _~b′a′~_ liegt, übersehen
werden, denn die Strahlen von _~bB~_ und _~aA~_ gehen an den Rändern
der Linse _L_ vorbei.

[Illustration: Fig. 7.]

Fig. 8 stellt den Längsdurchschnitt eines zusammengesetzten Mikroskops
vor. _~ob~_ ist die ~Linse~ oder das $Objectiv$, hier ein aus zwei
Linsen zusammengesetztes Linsensystem, an den unteren Rand des inwendig
geschwärzten Rohres _r_ angeschraubt. _o_ ist das Ocular in Form eines
kurzen Cylinders, eingeschoben in das Rohr _r_. Die mit dem Ocular
verbundene Sammellinse _c_ möge vorläufig ausser Betracht bleiben. Der
kleine Pfeil vertritt den Untersuchungsgegenstand oder das ~Object~ und
liegt auf einem Glasstreifen, dem ~Objectglase~. Wird der Gegenstand
mit einer dünnen Glasplatte bedeckt, so ist diese das ~Deckglas~.
Das Objectglas hat eine Platte oder einen Tisch _t_ zur Unterlage,
~Objecttisch~ genannt, welcher senkrecht unter dem Objective ein Loch
hat. Das Objectglas liegt so auf diesem Tische, dass sich das Object
gerade über dem Loche befindet. _s_ ist ein hohlgeschliffener Spiegel,
dem beim Gebrauch des Mikroskops eine solche Stellung gegeben wird,
dass sein Brennpunkt über dem Objecte zu liegen kommt, oder mit anderen
Worten, dass sich die von ihm zurückgeworfenen Lichtstrahlen über dem
Objecte durchschneiden. Dadurch wird das Object beleuchtet, natürlich
wenn dieses durchsichtig ist oder doch einen gewissen Grad von
Durchsichtigkeit hat. Undurchsichtige Objecte werden durch besondere
Vorrichtungen von Oben, z. B. durch einen _Lieberkühn_’schen Spiegel
oder durch Linsen, beleuchtet.

[Illustration: Fig. 8.

$Ein zusammengesetztes Mikroskop im Durchschnitt.$]

Diese wesentlichen Theile eines Mikroskops sind mit einer Säule mit
Fuss in der Art verbunden, dass das Rohr oder der Tubus _r_ in einer
sich ihm dicht anschliessenden (federnden) Metallhülse gehalten wird,
dass der Tisch _t_ mit dem Objecte dem Objective _~ob~_ beliebig
genähert und der Spiegel _s_ in Lagen gebracht werden kann, in welchen
er das Object beleuchtet. Letzteres wird in der Weise ausgeführt, dass
man in das Ocular schauend den Spiegel gegen das Fenster oder ein
Licht gekehrt so lange wendet, bis sich dem Auge ein helles Lichtfeld
darbietet.

Das Objectiv und das Untersuchungsobject müssen je nach Erforderniss
der optischen Verhältnisse des Auges und des Objectivs einander
genähert oder von einander entfernt werden können. Jedes
zusammengesetzte Mikroskop hat hierzu eigene Vorrichtungen,
~Einstellungsvorrichtungen~. Man unterscheidet eine ~grobe~ und eine
~feine Einstellung~. Die grobe besteht in Verschiebung und zwar darin,
dass der Tubus _r_ in der Hülse, die ihn hält, aus freier Hand auf-
und abwärts geschoben wird. Man stellt hiernach das Object grob ein,
wenn man den Tubus _r_ in der Hülse langsam so lange abwärts schiebt,
bis das Auge von dem Objecte, welches über dem Tischloche liegt und
von dem Spiegel beleuchtet ist, ein undeutliches Bild gewinnt. Hierauf
folgt die feine Einstellung des Objectes, d. h. der Objecttisch wird
um unbedeutende Distanzen dem Objective oder das Objectiv dem Objecte
näher gerückt oder von demselben entfernt, bis das Auge ein scharfes
Bild des Objectes erblickt.

Diese letzteren Bewegungen geschehen vermittelst eines
Schraubengetriebes, ~Mikrometerschraube~ genannt, welches entweder
den Tisch unverändert in seiner horizontalen Lage hebt und senkt, oder
der Tisch besteht aus zwei übereinander liegenden Platten, welche
beide an der einen Kante durch eine angenietete Leiste fest mit
einander verbunden sind, die obere Platte kann aber durch ein auf der
entgegengesetzten Kante der Nietung befindliches Schraubengetriebe
gehoben und gesenkt werden; oder endlich der Objecttisch sitzt
beweglich wie eine Klappe an der Säule des Stativs und ist unterwärts
mit einer Hervorragung versehen, gegen welche ein Schraubengetriebe
stösst, so dass durch letzteres der Tisch gehoben werden kann. In den
beiden letzteren Fällen wird der Tisch in eine schiefe Ebene verlegt,
was sich allerdings für den vorliegenden Zweck theoretisch nicht
vertheidigen lässt, in der Praxis aber völlig genügt.

Bei den grösseren Mikroskopen geschieht die grobe Einstellung in der
Regel durch Zahn und Trieb, wodurch der Tubus sammt seiner Hülse
auf- und abwärts geschoben werden kann, die feinere aber in vorher
angegebener Weise, oder es befindet sich ein Schlitten am Tubus,
welcher durch eine Mikrometerschraube und Feder gehoben und gesenkt
wird. Ueberhaupt soll sich an jedem besseren Mikroskope unter allen
Umständen eine feinere Einstellungsvorrichtung befinden. Bei den
kleineren und billigeren Instrumenten ist man gewöhnlich nur auf eine
grobe Einstellung angewiesen.

Wie bereits gesagt ist, entsteht das zusammengesetzte Mikroskop aus
dem einfachen Mikroskop, wenn man dem Objectiv oder dem Linsensystem
(einem aus 2 oder 3 Linsen combinirten Objectiv) einen Tubus mit
Ocular aufsetzt. Diese Zusammensetzung bietet jedoch so viele
Unvollkommenheiten und Mängel, dass sie Verbesserungen erfordert, um
brauchbar zu sein. Die beiden hauptsächlichsten Unvollkommenheiten sind
die ~sphärische~ und ~chromatische Aberration~.

Unter $Oeffnungswinkel$ oder ~Oeffnung~ einer Linse versteht man
den Winkel, welcher sich aus ihrem Brennpunkte mit den beiden Enden
des Linsendurchmessers ergiebt. _~xrv~_ ist der Oeffnungswinkel. So
lange der Oeffnungswinkel der Linse klein ist, gelangen die Rand- und
Centralstrahlen in einem Punkte zur Vereinigung. Ist er aber grösser,
so vereinigen sich die um und durch das Centrum der Linse gehenden
Lichtstrahlen (_c_, _e_, _d_) in dem Brennpunkte _R_, während die am
Rande durchgehenden Strahlen eine stärkere Brechung erfahren und schon
in _r_ ihren Brennpunkt erreichen. In Folge dieser stärkeren Abweichung
der Randstrahlen und der ~sphärischen Aberration~ (Abweichung der
Strahlen wegen Kugelgestalt der Linse) sehen wir das Bild eines
Körpers, welches mit der Linse aufgefangen wird, in _R_, aber nicht
deutlich und scharf, sondern von einem durch die Randstrahlen der Linse
erzeugten Bilde undeutlich umschimmert. Bringt man die Randstrahlen
durch eine Blendung, z. B. durch einen Blechring _B_ in Wegfall, so
wird das Bild in _R_ deutlich. Eine solche ringförmige Blendung zur
Beseitigung der Randstrahlen finden wir jetzt in den Mikroskopen immer
und zwar im Ocular angebracht, wie in Fig. 8 mit _~bb~_ angedeutet ist.
Zuweilen findet man ausserdem noch in dem Tubus eine ähnliche Blendung.

[Illustration: Fig. 9.

$Sphärische Aberration.$]

Ein Strahl des weissen Lichtes wird beim Durchgang durch eine
Sammellinse nicht als Ganzes gebrochen, sondern in verschiedene
farbige Strahlen zerlegt, welche eine verschiedene Ablenkung in
der Richtung der Brechungsebene erleiden. Der violette Strahl _i_
(Fig. 10) wird stärker gebrochen als der rothe _k_. (Zwischen _i_
und _k_ liegen die übrigen farbigen Strahlen des Spectrums.) Daher
erscheint der Gegenstand nicht nur nicht scharf begrenzt, sondern
auch farbig umsäumt. Diesen Uebelstand der ~chromatischen Aberration~
zu beseitigen, gebraucht man ~achromatische~ Linsen, d. h. solche,
bei welchen die verschiedenen farbigen Strahlen in nur einem
Brennpunkte zusammenfallen. Man combinirt dergleichen Linsen aus
verschiedenem Material, wie z. B. aus Kron- (Crown-) und Flintglas,
weil bei verschiedenen strahlenbrechenden Medien Brechungsvermögen
und Farbenzerstreuung einander nicht parallel gehen und Linsen aus
zwei verschiedenen Medien sich in der Art combiniren lassen, dass die
rothen und violetten Strahlen genau im mittleren Brennpunkte der Linse
zusammenfallen. In der nachstehenden Fig. 11 ist eine Sammellinse (_s_)
mit einer Zerstreuungslinse (_z_) verbunden. _s_ ist das Kronglas, _z_
das Flintglas, beide zusammengekittet durch Canadabalsam. Eine solche
engere Combination zweier Linsen wird ~Doppellinse~ genannt. Sie kann
nicht nur fast achromatisch gemacht werden, sie erlaubt auch, wenn
sie aus einer Sammellinse und einer Zerstreuungslinse zusammengesetzt
wird, die sphärische Aberration abzuschwächen. Die Linsen in den
Objectiven sind immer bei guten Mikroskopen in der Art combinirt, dass
die Aberration der einen Linse zu der Correction der entgegengesetzten
Aberration der anderen Linse dient. Ein vollständiger Achromatismus
der Linsen ist übrigens nicht zu erreichen. Ist die Vereinigung der
rothen und violetten Strahlen in einem Brennpunkte erzielt, so ist
dies nicht der Fall für die anderen farbigen Strahlen, welche zwischen
jenen liegen. Daher erhält man bei achromatischen Doppellinsen Bilder,
an deren Rändern Spuren der mittleren Farben sichtbar sind und welche
einen grünlichgelben Ton haben. Weil diese Farbe dem Auge weniger
angenehm ist, als lichtblau, so giebt man in den Objectivlinsen der
Flintglaslinse ein geringes Uebergewicht, wodurch der Rand des Bildes
von einem zarten hellblauen Saume umfasst wird. Eine solche Doppellinse
nennt man ~überverbesserte~, dagegen heisst diejenige, welche Bilder
mit einem röthlichen Saume giebt, ~unterverbesserte~.

[Illustration: Fig. 10. $Chromatische Aberration.$]

[Illustration: Fig. 11.

$Doppellinse.$]

Eine Doppellinse, bei welcher im möglichst erreichbaren Grade die
sphärische und chromatische Aberration aufgehoben ist, heisst eine
~aplanatische~.

Es sind zwei Methoden in der Combination der Objectivlinsen
gebräuchlich. Nach der älteren sind die einzelnen Doppellinsen mit 1,
2, 3, 4 etc. numerirt, und sie werden so auf einander geschraubt, dass
1 und 2, 1 und 2 und 3, 2 und 3 und 4 etc. Linsensysteme bilden. Jetzt
verbinden die Optiker die Linsen zu fest zusammenhängenden Systemen, in
welchen die Linse mit der kleinsten Oeffnung zu unterst, die anderen
Linsen je nach der Zunahme ihrer Durchmesser darüber folgen. Durch
diese letztere Zusammensetzung der Linsensysteme und durch Verwendung
aplanatischer Linsen erreichen unsere jetzigen Mikroskope jene
~penetrirende~ oder ~resolvirende~ Kraft genannte Eigenschaft, durch
welche bei möglichst grossem Oeffnungswinkel die feinsten Details,
wie Strichelchen und Pünktchen, sehr minutiöser Objecte, wahrnehmbar
werden, z. B. die Längs- und Querstreifen auf den Schuppen der
Schmetterlinge.

[Illustration: Fig. 12.

$Wirkung der Collectivlinse.$]

Ist nun das zusammengesetzte Mikroskop schon durch achromatische Linsen
und durch Blendung bedeutend verbessert, so ist dennoch das Gesichts-
oder Sehfeld (die mit dem Ocular zu übersehende Fläche) zu klein und
zu dunkel, und das Bild zeigt sich dem Auge in einer krummen Fläche.
Zur Beseitigung dieser Uebelstände ist dem Ocular eine zweite Linse,
~Collectivlinse~ oder $Collectiv$ genannt, in einer solchen Entfernung
von der Ocularlinse angefügt, dass das Bild des Objects zwischen
dem Ocular und dieser anderen Linse entsteht. Das Collectiv bietet
nun folgende Vortheile. Zunächst bricht es die von dem Objecte her
gelangenden Strahlen nach der Axe zu, und das Bild des Objects, welches
ohne Collectiv in _~c′a′b′~_ entworfen werden würde und zu ausgedehnt
wäre, um durch das Ocularglas _o_ übersehen zu werden, erscheint nun
in _~c″a″b″~_. Das Object liegt daher in dem Sehfelde, es wird ganz
gesehen, und nicht nur ein Theil desselben, wie bei Abwesenheit des
Collectivs. Ferner vermehrt das Collectiv die Helligkeit des Bildes,
denn die Strahlen von der Ausdehnung _~c′a′b′~_ erleuchten jetzt den
kleineren Raum _~c″a″b″~_. Endlich bewirkt das Collectiv ein ebenes
Sehfeld, indem sich das Bild _~c″a″b″~_ in entgegengesetzter Krümmung
von dem Bilde _~c′a′b′~_ zeigt, und die Krümmungen des Oculars und des
Collectivs damit in ein gewisses Verhältniss gesetzt werden können.
Dieser und noch einiger anderen optischen Vortheile halber fehlt jetzt
das Collectiv in keinem der zusammengesetzten Mikroskope, nicht einmal
in den schlechteren.

[Illustration: Fig. 13.

$Längendurchschnitt eines Linsensystems oder Objectivs.$]

Das $Objectiv$ besteht aus einer Linse oder aus mehreren einfachen
oder Doppellinsen. Je kürzer die Brennweite des Objectivs ist oder je
näher der Brennpunkt desselben liegt, um so stärker vergrössert es.
Da es nun schwierig ist, eine Doppellinse mit sehr kurzer Brennweite
herzustellen, man aber denselben Zweck durch Combination mehrerer
Doppellinsen mit längerer Brennweite erreicht, andererseits mit dieser
Linsencombination ein grösserer, die Helligkeit des Bildes vermehrender
Oeffnungswinkel gewonnen wird und endlich auch damit die sphärische und
chromatische Aberration geschwächt werden kann, so sind an den neueren
Mikroskopen die Objective durch Linsensysteme, d. h. durch Combination
von 2 oder 3 aplanatischen Linsen vertreten. In einem solchen
Linsensystem (Objectivsystem), gewöhnlich in einen kleinen messingenen
Tubus gefasst, befindet sich die kleinste und stärkste Linse zuunterst,
die grössere und schwächere oberhalb. Die flachen Seiten der Linse
sind dem Objecte zugekehrt.

Während man jetzt den Objectiven aus mehreren Linsen in fester
Verbindung, d. i. den Linsensystemen, den Vorzug giebt, bestand früher
das Objectiv aus mehreren einzelnen Doppellinsen, jede in besonderer
Fassung und mit Schraubenwindung versehen, so dass eine Linse der
anderen durch Schraubung aufgesetzt wurde und man die Systeme selbst
zusammensetzte. Diese einzelnen Linsen sind, wie weiter oben schon
erwähnt ist, mit 1, 2, 3 etc. bezeichnet und nach einem Schema wird 1
mit 2, 1 mit 2 und 3 etc. zu Systemen für verschiedene Vergrösserungen
verbunden. Nicht selten findet man beide Einrichtungen, Linsensystem
und einzelne Linsen, bei einem und demselben Mikroskop angewendet. An
einigen älteren Mikroskopen findet man weniger vortheilhaft nur ein
System und die verschiedenen Vergrösserungen werden durch zwei und
mehrere Oculare bewirkt.

Uebersehen darf man nicht, dass die Helligkeit des Sehfeldes mit
der Zunahme der Vergrösserung abnimmt, denn die Objectivlinse lässt
um so mehr Licht hindurch, je grösser ihre Oberfläche oder ihre
Oeffnung (Oeffnungswinkel) ist. Die Objectivlinsen der stärkeren
Vergrösserungen, die gemeiniglich einen geringen Durchmesser
haben, können auch nur wenig Licht empfangen. Ferner muss dieselbe
Lichtquantität, welche zur Erleuchtung des kleineren Bildes genügt, für
das vielfach grössere Bild ausreichen. Es ist immer ein Vortheil für
das Mikroskop, wenn dessen Objective bei guter Leistung eine möglichst
grosse Oeffnung haben.

Ein sehr wichtiger Punkt in der Zusammensetzung des Mikroskops
ist die genaue ~Centrirung~ der einzelnen Linsen, wie auch aller
Linsen unter sich, d. h. die optische Axe muss genau durch die Mitte
beider Oberflächen einer Linse gehen und die Axen aller Linsen
eines Mikroskops müssen in einer einzigen geraden Linie (Fig. 8
_~xx~_) liegen. Sind die Linsen eines Mikroskops nicht möglichst
genau centrirt, so wird es nicht nur kein scharfes Bild, es wird
auch ein mehr oder weniger verzerrtes Bild geben. Das Centriren
ist eine der schwierigsten Arbeiten des Optikers und daher bei den
billigen, sogenannten Dutzendmikroskopen gewöhnlich mit der wenigsten
Sorgfalt ausgeführt. Die genügende Centrirung prüft man, indem man
das Mikroskoprohr um seine Axe dreht. Bei richtiger Centrirung muss
hierbei das Bild in der Mitte des Sehfeldes stehen bleiben. Im andern
Falle beschreibt es einen excentrischen Kreis, welcher bei starken
Vergrösserungen ausserhalb des Sehfeldes tritt. Eine vollkommene
Centrirung hängt meist vom Zufalle ab, und man muss sich begnügen, wenn
sie das Prädicat ~ziemlich~ verdient.

[Illustration: Fig. 14.

$Durchschnitt eines negativen oder Huyghens’schen Oculars.$]

Das $Ocular$. Durch diesen Theil des Mikroskops erfahren die
divergenten Strahlen des Objectivbildes eine solche Lenkung, dass sie
sämmtlich durch die Pupille des beobachtenden Auges aufgefangen werden.
Fig. 14 (und Fig. 8 _o_) ist das gebräuchlichste Ocular, das sogen.
~negative~ oder _Huyghens_’sche (spr. heugens) oder _Campani_’sche. Es
besteht aus einem innen geschwärzten Metallrohr, welchem am oberen Ende
die Ocularlinse _a_ eingesetzt oder in ihrer Fassung aufgeschraubt,
und welchem am unteren Ende die Collectivlinse _c_ angeschraubt ist.
Gewöhnlich nennt man die Verbindung von Ocularlinse und Collectivlinse
~Ocular~. Die Collectivlinse hat, wie weiter oben erklärt ist, den
Zweck, das Zustandekommen des Bildes innerhalb der Brennweite der
Ocularlinse zu bewirken, und durch die Ocularlinse betrachtet man das
Bild wie mit einer Loupe.

Die ebene Fläche der Ocularlinse ist dem Auge zugekehrt, so auch
die der Collectivlinse. Durch diese Anordnung unterscheidet sich
das _Huyghens_’sche von dem _Ramsden_’schen (spr. rämmssd’n) oder
~positiven~, bei welchem die convexen Flächen beider Linsen einander
zugekehrt sind und beide Linsen gegenseitig näher liegen. Hier
erscheint das Bild nicht zwischen Ocular und Collectiv, sondern
unterhalb des letzteren, also zwischen Collectiv und Objectiv. Das
_Ramsden_’sche Ocular bietet ein grösseres Gesichtsfeld, und da es
auch eine vollkommenere Ebnung dieses letzteren gestattet, so ist es
besonders für den Gebrauch der Ocularmikrometer geeignet.

Den besseren Mikroskopen sind zwei und mehrere negative Oculare
von verschieden vergrössernder Kraft beigegeben. Die schwächer
vergrössernde Ocularlinse hat ein längeres Ocularrohr als die stärker
vergrössernde. Die zu einem Mikroskope gehörenden Oculare sind mit
Buchstaben oder mit römischen Zahlen bezeichnet.

Zu erwähnen ist das _Kellner_’sche ~orthoskopische~ Ocular, an welchem
das Collectiv aus zwei mit einander verbundenen Linsen besteht und
die Ocularlinse stärker (8- bis 12mal) vergrössernd ist. Der Zweck
dieses Oculars ist, das Bild des Objects in seiner natürlichen Lage
zu entwerfen, denn mit den negativen Ocularen erhält man stets das
Bild umgekehrt und man muss das Object bei der Musterung stets nach
der entgegengesetzten Richtung schieben. Einen wesentlichen optischen
Nutzen scheint das orthoskopische Ocular nicht zu gewähren, jedoch
behaupten Einige, dass es eine sehr ebene Bildfläche liefere, also eine
sehr gleichmässige Vergrösserung gebe. Im Uebrigen ist man von der
Verbindung starker Oculare mit schwachen Objectiven ganz abgekommen.
Die stärkeren Oculare lassen zwar das Bild grösser erscheinen, doch
sehr auf Kosten der Deutlichkeit und Schärfe. Sehr stark vergrössernde
Oculare sind zu einem Mikroskop häufig sogar eine ganz werthlose Zugabe.

Man hat auch ~knieförmige Oculare~, und zwar zur Bequemlichkeit für den
Zeichner, welcher durch ein solches Ocular horizontal in das Mikroskop
sehen kann.

Die Linsensysteme oder Objective sind, wie bemerkt ist, mit arabischen
Ziffern, die Oculare mit Buchstaben oder römischen Zahlen bezeichnet
und unterschieden. Die verschiedenen Vergrösserungen entstehen nun
durch Combination der Oculare und Objective. Ocular II. giebt z. B.
mit Linsensystem 4 eine 350fache Vergrösserung, dagegen Ocular I. mit
dem stark vergrössernden System 4 eine nur 280fache Vergrösserung. Ein
übersichtliches Schema der Combination nebst den damit erreichbaren
Vergrösserungen findet man den Mikroskopen beigelegt. Z. B.

    ++=========++======================++
    ||         ||      Oculare         ||
    || Systeme ++----------+-----------++
    ||         ||    I.    |    II.    ||
    ++---------++----------+-----------++
    ||   1     ||    20    |     25    ||
    ++---------++----------+-----------++
    || 4 u. 2  ||    40    |     50    ||
    ++---------++----------+-----------++
    ||   4     ||   180    |    225    ||
    ||         ||   280    |    350    ||
    ++=========++==========+===========++

Man unterscheidet eine ~Linear-~ und eine ~Flächenvergrösserung~.
Die lineare Vergrösserung bezieht sich auf das Maass der Länge
oder der Breite des Objects. Eine 10fache Linearvergrösserung
eines Körpers, dessen natürliche Länge = 1 Millimeter ist, wird
denselben 1 Centimeter (0,001 × 10 = 0,010) lang erscheinen lassen,
seine Flächenvergrösserung ist in diesem Falle eine 100fache
(10 × 10 = 100). Die Flächenvergrösserung ergiebt sich durch
Multiplikation der Zahl der linearen Vergrösserung mit sich selbst.
Eine 30fache Linearvergrösserung z. B. ist gleich einer 900fachen
Flächenvergrösserung.

Einige Optiker pflegen nur die Flächenvergrösserung anzugeben, weil
dieselbe in grösseren Zahlen lautet und grosse Zahlen imponiren. Unter
„~Vergrösserung~“, ohne nähere Bezeichnung ihrer Art, versteht man
immer nur eine Flächenvergrösserung.

Will man mit dem Mikroskope, zu welchem obiges Schema gehört, eine
350fache Linearvergrösserung bewirken, so würde man das Objectiv oder
System 4 mit dem Ocular II. verbinden müssen.

Hier auf diesem Schema finden sich ausnahmsweise über den grösseren
Zahlen des Vergrösserungsmaasses auch kleine Zahlen verzeichnet. Die
grossen Zahlen beziehen sich auf den völlig ausgezogenen Tubus, die
kleineren Zahlen dagegen geben das Vergrösserungsmaass des völlig
zusammengeschobenen Tubus an, wenn nämlich der Tubus des Instruments
eine solche Einrichtung hat.

Die Länge des Tubus, des Rohres (_r_, Fig. 8), welches das Objectiv mit
dem Ocular verbindet, ist von Einfluss auf das Vergrösserungsmaass.
Deshalb construiren einige Optiker die Röhren der besseren Mikroskope
aus zwei Theilen, die wie beim Fernrohr in einander geschoben werden,
so dass sich der Tubus beliebig verlängern und verkürzen lässt. Wenn
man das Ocular vom Objective entfernt, man also den Tubus verlängert,
so wächst die vergrössernde Kraft im gleichen Verhältnisse. Die
Einrichtung gewährt viele Vortheile. Da zu einem Mikroskope mehrere
Oculare und Objective gehören, und für alle Combinationen derselben die
Tubuslänge in wenigen Fällen die völlig optisch richtige sein wird, so
ist in der beliebigen und dem Auge zupassenden Tubusverlängerung ein
Mittel gegeben, die vergrössernde Kraft des Instrumentes zu vermehren,
jedoch aber nicht die Schärfe des Bildes. Im anderen Falle wird durch
Verkürzung des Tubus die Vergrösserung gemindert und die Schärfe
des Bildes vermehrt. Ferner lässt sich durch eine entsprechende
Verlängerung des Tubus die Vergrösserung selbst auf eine bestimmte
Zahl bringen. Es ist also in mancher Beziehung ein Vorzug, wenn an dem
Mikroskop eine solche Einrichtung vorhanden ist. Im Uebrigen übersehe
man nicht, dass das Vergrösserungsmaass eines Mikroskops nie an eine
bestimmte Zahl gebunden sein kann, weil diese erstens von der Sehweite
des betrachtenden Auges und zweitens von dem Accommodationsvermögen
desselben gewissermaassen abhängig ist. Dem kurzsichtigen Auge wird
z. B. das Objectivbild stets kleiner erscheinen als dem weitsichtigen.

Die $Beleuchtung$ der Untersuchungsobjecte ist ein sehr wesentlicher
Theil der mikroskopischen Technik.

[Illustration: Fig. 15.

$Beleuchtungslinse.$]

An den grösseren Mikroskopen findet man eine Beleuchtungslinse
oder eine Vorrichtung, mit welcher man das Object, wenn es nicht
durchsichtig ist, auch von oben beleuchten kann. Fehlt die
Beleuchtungslinse an dem Mikroskope, so kann man sie durch ein
gewöhnliches sogenanntes Brennglas, _a_ Fig. 15, (eine schwach
biconvexe Linse) ersetzen, welche man an irgend einem Stativ (_c_)
befestigt zwischen Mikroskop und das Licht setzt. Gewöhnlich geschieht
die Beleuchtung des mehr oder weniger durchsichtigen Objectes
mittelst durchfallenden Lichtes, welches von dem concav geschliffenen
Spiegel _s_ Fig. 8 durch das Loch des Objecttisches geworfen wird.
Bei grösseren Mikroskopen ist der Spiegel auf der einen Seite concav,
auf der anderen eben. Die schwächere Beleuchtung mittelst des ebenen
Spiegels wendet man entweder nur bei den geringen Vergrösserungen oder
bei sehr grellem Lichte an.

[Illustration: Fig. 16.]

Der concave Spiegel oder Hohlspiegel kommt bei den stärkeren
Vergrösserungen in Anwendung. Er bewirkt eine stärkere Beleuchtung,
indem er die auf seine concave Fläche fallenden Lichtstrahlen in
einem Punkte (seinem Brennpunkte) vereinigt. Die Lichtstrahlen
_a b c d e f g h i_, welche ihn senkrecht treffen, muss er nothwendig
in der Richtung zurückwerfen, dass sie sich in _K_ durchschneiden.
In _K_ erlangt das Licht die Intensität, welche gleich der Summe der
Lichtstrahlen _a_ bis _i_ ist.

Eine verschiedene und zugleich sorgsame Beleuchtung des Objectes
ist ein wichtiger Stützpunkt der Beobachtung. Sehr zarte Objecte
erfordern, um ihre Umrisse klar und scharf im Bilde zu erlangen, eine
geschwächte Beleuchtung, andere Objecte eine stärkere. Um nun einen
Theil der Lichtstrahlen beliebig abschneiden zu können, finden sich an
guten Mikroskopen ~Blendungen~ oder ~Diaphragmen~. An den kleineren
Mikroskopen findet man die ~Drehscheibe~ oder ~Blendscheibe~, an
grösseren die ~Cylinderblende~ als Blendvorrichtung.

Die $Drehscheibe$ (Fig. 17) ist mittelst eines Knopfes (_k_) dicht
unterhalb des Objecttisches befestigt und hat mehrere Oeffnungen, von
denen die grösste der Weite des Loches im Objecttische entspricht, die
anderen aber das Licht mehr oder weniger abschneiden, je nachdem man
die Scheibe dreht und die eine oder die andere kleinere Oeffnung unter
das Loch des Tisches schiebt.

[Illustration: Fig. 17.

$Drehscheibe.$]

Die $Cylinderblenden$ sind kurze offene Röhren, auf deren oberes
Ende man eine runde Scheibe mit einem Loche von verschiedener Weite
aufsetzt. Eine solche Röhre (Fig. 18) mit aufgesetzter Blendscheibe
wird in das Loch des Objecttisches entweder unmittelbar eingesetzt
oder durch eine geeignete Leistenfugung (Schlitten Fig. 19) unterhalb
des Objecttisches unter das Loch geschoben und dann durch einfaches
Verschieben darin hoch oder niedrig gestellt, je nachdem man bei
mässigem oder starkem Lichte arbeitet.

[Illustration: Fig. 18.

$Cylinderblende.$]

Die kleinen Oeffnungen der Blendungen kommen nur bei starker
Vergrösserung und sehr zarten Objecten in Gebrauch.

[Illustration: Fig. 19.

$A. Objecttisch$

mit eingesetzter Cylinderblendung von unten gesehen.]

[Illustration: Fig. 20.

$B. Objecttisch$

mit eingesetzter Cylinderblendung im Höhendurchschnitt.

_aa_ Falze für den Schlitten, _b_ Schlitten, _c_ Hülse am Schlitten,
_d_ Cylinder, _e_ Blende.]

Für sehr starke Vergrösserungen benutzt man den $Condensor$ als
Lichtverstärkungsapparat. Derselbe ist eine Blendvorrichtung,
construirt aus einer oder mehreren achromatischen Linsen. Der Condensor
wird in das Loch des Objecttisches gesetzt und das Abschneiden der
Lichtstrahlen am Rande oder im Centrum durch eine Drehscheibe bewirkt.
Ein einfacher Condensor (Fig. 21) besteht aus einer planconvexen
Linse, in das Rohr einer gewöhnlichen Cylinderblendung eingesetzt. Das
Abschneiden der Rand- oder auch der Axenstrahlen geschieht gewöhnlich
in der Weise, dass man die Linse mit einem schwarzen Ringe (Fig. 21)
bedeckt, damit nur das Centrum derselben den Durchgang des Lichtes
gestatte, oder dass man zur Erlangung einer schiefen Beleuchtung das
Centrum der Linse mit einer schwarzen Scheibe bedeckt, um den Rand der
Linse für den Lichtdurchgang frei zu lassen.

[Illustration: Fig. 21.

$Einfacher Condensor.$]

Die Beleuchtung des Untersuchungsobjectes ist entweder eine
~centrische~ oder eine ~schiefe~. Erstere ist die gewöhnliche an den
kleineren Mikroskopen, wo der Spiegel nur um seinen Durchmesser drehbar
ist. Die schiefe Beleuchtung bietet viele Vortheile und lässt an den
Objecten oft Details erkennen, welche bei centrischer Beleuchtung
nicht oder kaum zur Entwickelung gelangen. Es wird aber dadurch nur
ein Theil des Objectes erhellt, während der andere Theil von einem
Halbdunkel umhüllt bleibt. Dadurch treten eben die Details hervor,
welche bei centrischer Beleuchtung nicht oder nur zum Theil sichtbar
werden. Zur Erzeugung der schiefen Beleuchtung ist der Spiegel in der
Art angebracht, dass seine Stellung nach verschiedenen Richtungen hin
möglich wird. Ausser dieser Bewegbarkeit des Spiegels haben viele der
besseren Mikroskope eine Einrichtung, durch welche der Objecttisch um
seine Axe drehbar ist, damit die auf das Object fallenden schiefen
Strahlen des Spiegels das Object in jeder beliebigen Stellung treffen
können. Beim Gebrauch der schiefen Beleuchtung beseitigt man stets die
Blendvorrichtungen.

[Illustration: Fig. 22.

$Ocularmikrometer.$]

Endlich hat man $Mikrometer$, um die Grösse der Untersuchungsobjecte
zu messen. Die gebräuchlichsten sind die ~Glasmikrometer~, Plangläser,
auf welchen sich mittelst des Diamantes die Maasstheilungen ausgeführt
befinden. Das Millimeter oder die Linie (der kleinste Theil eines
Zolles) ist darauf in 10, 100, 1000 und mehr Theile getheilt.
Uebersichtlicher ist die Theilung, in welcher man durch vorspringende
Striche eine Markirung findet (Fig. 22). Bei anderen Glasmikrometern
durchkreuzen sich die Theilstriche rechtwinkelig, so dass sie Quadrate
bilden. Diese Mikrometer können zum Messen, aber auch zur Zählung der
Objecte, welche ein bestimmter Raum Sehfeldes fasst, gebraucht werden.
Wie schwierig genaue Mikrometer dieser Art herzustellen sind, kann man
aus der Kleinheit der Maasstheilungen entnehmen. Es giebt daher billige
und theure Mikrometer. Die Ocularmikrometer sind weit billiger als die
Objectglasmikrometer.

Um grosse Zahlen der Mikrometermessungen zu vermeiden, hat man nach
_Harting’s_ Vorschlage eine mikroskopische Einheit angenommen und
als solche 0,001 d. i. 1/1000 Millimeter gesetzt, welche Einheit mit
~Mikromillimeter~ oder Millimillimeter (_mmm_ oder µ) auch _Mikron_
oder _Mikrum_ (im Plural _Mikra_) bezeichnet wird. Beim Ankauf eines
Glasmikrometers hat man sich immer nach der Einheit der Theilung zu
erkundigen, denn _Harting’s_ Vorschlag hat nicht allgemeinen Anklang
gefunden.

1 Millimeter (_mm_) oder 1000 Mikromillimeter oder Mikra (1000 _mmm_
oder 1000 µ) sind gleich 0,4433 Linien Pariser Maasses.

Für den gewöhnlichen Gebrauch hat man ein Mikrometer in Vertretung
eines einfachen Objectglases, ~Objectglasmikrometer~, auf dessen
Maasstheilung man das zu messende Object legt, um beides zugleich
durch das Mikroskop zu betrachten. Die Objecte dürfen dann
wenigstens nicht kleiner sein, als die kleinste Maasstheilung der
Mikrometerscala. Die Theilstriche darauf müssen auch in sehr geringen
mikroskopischen Entfernungen von einander liegen. Es ist besonders
bei den stärkeren Vergrösserungen sehr schwierig, das Object mit den
etwas tiefer liegenden Strichen zugleich zu sehen, auch sind diese
Objectglasmikrometer sehr der Abnutzung ausgesetzt.

Dergleichen Mängel treffen beim ~Ocularmikrometer~ nicht zu, daher
dieses den Vorzug erhalten hat. Es liegt auf der Blendung im Ocular,
zwischen Ocularlinse und Collectiv. Da es daselbst nur mit der
geringen Vergrösserung der Ocularlinse gesehen wird, so können seine
Theilstriche weiter von einander liegen und die Maasstheilungen selbst
bis zu 1/5000 Millimeter gebracht werden. Das Ocularmikrometer hat, wie
leicht einzusehen ist, eine relative Geltung, je nach der Stärke des
in Anwendung gebrachten Objectivs und der Tubuslänge, durch welche die
Grösse des Bildes bestimmt wird. Es muss daher die Maassbestimmung der
Theilung für jedes Linsensystem voraus erforscht werden und zwar durch
Vergleichung mit einem Objectglasmikrometer oder mit einem Object von
gekannter Grösse. Gewissenhafte Optiker geben dem Ocularmikrometer eine
Tabelle bei, welche das Maass desselben, je nach seiner Verwendung mit
diesem oder jenem Ocular angiebt. Will man etwa seinem Mikroskope ein
Ocularmikrometer beilegen, so muss dem Optikus das Ocular eingehändigt
werden, damit er den Umfang des Ocularmikrometerglases der Weite des
Ocularrohres anpassen kann.

Die sehr theuren ~Objecttisch-Schraubenmikrometer~ und
~Ocular-Schraubenmikrometer~ finden sich nur an den grössten und
theuersten Mikroskopen.

[Illustration: Fig. 23.

$Objectglas.$]

$Objectgläser$ oder ~Objectträger~ sind länglich viereckige, circa 2
Centim. breite, 6 Centim. lange, ebene Tafeln von farblosem Glase,
welche bei Anwendungen von Cylinderblendungen circa 1 Millimeter
dick sein sollen. Gebraucht man viele derselben, so kann man sie sich
selbst aus dünnem Spiegelglase oder farblosem Fensterglase schneiden.
Auf das Objectglas wird das Untersuchungsobject gelegt und so auf den
Objecttisch geschoben, dass letzteres sich mit dem Objectiv und dem
Loche im Objecttische in derselben Richtung befindet. Wenig zweckmässig
sind Objectgläser mit einer concaven Vertiefung.

[Illustration: Fig. 24.

  $Viereckiges        Rundes
            Deckglas.$
]

$Deckgläschen$ oder ~Deckplättchen~ nennt man die dünnen Glastafeln
in quadratischer, rechteckiger und Scheiben-Form, welche man auf das
Object legt. Dies ist besonders nöthig, wenn das Object in Wasser,
einer sauren oder alkalischen Flüssigkeit etc. liegt. Die Deckgläschen
sind ein Schutz des Objectivs gegen Dämpfe, welche die Flüssigkeit
ausdunstet, oder gegen ein Benetzen mit der Flüssigkeit, welches
beim Einstellen des Objects nur zu leicht geschehen würde. Dann
platten die Deckgläser die Oberfläche des Objectes ab und erleichtern
daher die Beobachtung, besonders bei sehr starken Vergrösserungen,
wo die Theile der Oberfläche des Objectes möglichst in einer Ebene
liegen müssen. Endlich verhindert das Deckgläschen die Verdunstung
der Flüssigkeit, worin das Object liegt. Bei den schwächeren und
mittleren Vergrösserungen genügt als Deckglas ein dünnes farbloses
Fenster- oder Spiegelglas (sogenanntes Belgisches Glas), auch selbst
ein dünnes Objectglas, für die stärkeren Vergrösserungen ist jedoch
ein sehr dünnes (0,2 bis 0,15 Millimeter dickes) Glas nothwendig.
Diese dünnen Deckgläser kauft man von den Optikern (1 Dutzend zu 0,5
Mark). Die dafür früher gebräuchlichen Glimmerblättchen werden selten
noch gebraucht. Da das Deckglas nicht ohne Einfluss auf die Schärfe
des Bildes ist, so findet man bei den grösseren Mikroskopen für
jedes Linsensystem ein besonderes nach der Dicke bestimmtes Deckglas
ausgewählt. Im Allgemeinen ist für die stärkste Vergrösserung auch das
dünnste unter den Deckgläsern auszuwählen, denn in diesem Falle muss
das Objectiv dem Object äusserst nahe gerückt sein, und ein dickes
Deckglas würde dies verhindern.

Bei den stärksten Vergrösserungen, bei welchen auch keine corrodirenden
Stoffe mit dem Objecte in Berührung gebracht werden, bedient man sich
häufig, das Bild deutlicher zu machen, des $Immersionsverfahrens$,
indem man das Deckgläschen mit Object mit einigen Tropfen destillirten
Wassers oder einer vorräthigen Mischung aus gleichen Theilen
Glycerin und Wasser übergiesst und das Mikroskop einstellt, so
dass das Objectiv mit dem Deckglase durch eine Flüssigkeitsschicht
verbunden ist. Dadurch wird die vielfache Brechung der Lichtstrahlen
zwischen Object und Objectiv auf das geringste Maass zurückgeführt.
Ohne jene Flüssigkeitsschicht werden die Lichtstrahlen zuerst von
der Flüssigkeit, welche das Object bedeckt, dann wieder von dem
Deckglase und endlich von der Luftschicht über dem Deckglase, also
mehrmals, und wegen Verschiedenheit der Medien auch verschieden
gebrochen. Die Objective, welche die Beschaffenheit haben, dass man
sie unbeschadet ihrer Fassung in die wässerige Flüssigkeit eintauchen
kann, nennt man ~Immersionslinsen~ oder ~Stipplinsen~. Bei theuren
Mikroskopen hat das Objectiv mit Immersionslinse gleichzeitig
eine ~Correctionseinrichtung~, so dass man die Linsen, woraus es
zusammengesetzt ist, etwas von einander entfernen oder gegen einander
nähern kann, um sie ohne und mit Immersion zu benutzen.

In manchen Fällen muss das Deckglas mehr oder weniger stark auf das
Object gedrückt werden, um die Oberfläche desselben zu ebenen oder
das Object selbst zu einer dünnen Schicht auseinander zu drücken
und in dieser gedrückten Lage unter dem Objective zu beobachten. Zu
diesem Zwecke hat man $Compressorien$ oder ~Quetscher~, mit welchen
man vermöge einer geringen Hebelkraft Deckglas und Objectivglas gegen
einander drückt, oder welche aus zwei Ringen bestehen, deren jeder
ein Planglas fasst, von welchem das untere als Objectträger, das
obere als Deckglas in Anwendung kommt. Fig. 25 ist eine Zeichnung
des _Schiek_’schen Compressorium. Es ist aus Metall gearbeitet. Eine
Platte hat in ihrer Mitte ein Loch, in welches ein Ring mit einem
flachen Glase eingesetzt ist. Dieses Planglas vertritt die Stelle eines
Objectträgers. Ueber der Platte ist ein um einen Stift beweglicher
Arm mit einer in seiner Mitte befindlichen ringförmigen Erweiterung,
in welcher das in einem beweglichen Ring gefasste Deckglas liegt.
Vermittelst des rechts in der Abbildung befindlichen Schraubengetriebes
wird der Arm gegen die Platte oder vielmehr das Deckglas gegen den
Objectträger gedrückt.

[Illustration: Fig. 25.

$Schiek’sches Compressorium.$]

Ein billiges Compressorium ist das _Hager_’sche, bestehend aus zwei
metallenen Rahmen mit Schrauben (Fig. 26). Diese Vorrichtung erlaubt an
jeder Stelle der beiden sich deckenden Objectgläser, zwischen welchen
sich das weiche Object, z. B. Fleischpartikel, befinden, einen Druck
auszuüben. Aehnliche Quetschvorrichtungen, welche nur an die Enden der
beiden Objectgläser angesetzt werden können, sind nicht praktisch, denn
in Folge der Elasticität des Glases ist die Quetschung der in der Mitte
der beiden Gläser liegenden Objecte eine nicht genügende.

[Illustration: Fig. 26.

$Ein Quetschrahmen des Hager’schen Compressorium.$

_ac_ Rahmen, _b_ Quetschbalken mit der Schraube _d_.]

[Illustration: Fig. 27.

$Das Hager’sche Compressorium in seiner Anwendung.$

_o_ Object.]

Für die Untersuchung des Schweinefleisches empfiehlt sich das
_Hager_’sche Compressor-Mikroskop, welches weiter unten durch Abbildung
vergegenwärtigt ist.

Bei vielen mikroskopischen Untersuchungen kann man auch wohl ohne
diese Quetschvorrichtungen zum Ziele gelangen. Dadurch, dass man das
Deckglas mittelst der Finger gegen Object und Objectträger drückt,
kann man sich allerdings helfen, doch nach dem Aufhören des Druckes
löst sich das Deckglas oft wieder ab, und zwischen dieses und Object
tritt eine Luftschicht, die sehr störend für die Beobachtung ist. Ein
bequemes Hilfsmittel, den Druck permanent zu machen, erhält man in
einem solchen Falle, wenn man auf beiden Seiten des Objectes (natürlich
in einiger Entfernung von diesem) etwas weichgeknetetes Harzpflaster
(_Ceratum Resinae Pini Burgundicae_[1]) oder eine Mischung aus Wachs
und Terpentin, die klebend wirkt, anbringt.

[Illustration: Fig. 28.

$Klemmfeder auf dem Objecttisch.$]

Um das Object unter dem Objective unverrückt zu erhalten, findet man
häufig auf dem Objecttische zwei einfache messingene $Klemmfedern$
oder ~Federklammern~ (_k_) befestigt, welche auf das Objectglas (_o_)
gehoben dieses gegen den Objecttisch (_t_) drücken. Diese Federklammern
dürfen natürlich da nicht fehlen, wo das Mikroskop zum Ueberlegen
eingerichtet ist, um sitzend in dasselbe zu sehen. Im Uebrigen haben
sie häufig eine solche Einfügung und Länge, dass man sie auch an Stelle
des Compressoriums benutzt.

Ein für manche Mikroskopiker, die nicht Zeichner sind, wichtiger
Nebenapparat eines Mikroskops ist ein $Zeichnenprisma$, eine
Vorrichtung, um das mikroskopische Bild auf einem Blatte Papier neben
dem Mikroskope zu entwerfen, und dort seine Umrisse mit der Spitze
eines Bleies zu umziehen. Die gebräuchlichsten Vorrichtungen sind
die Zeichnenprismen von _Nachet_, von _Nobert_, von _Oberhäuser_.
Zur Erklärung der Zeichnenvorrichtungen diene Folgendes: Stände die
Glasplatte _~gl~_ in einem Winkel von 45° zur Axe des Auges, so würden
die Strahlen des Objectes _o_, welche mit der Glasplatte gleichfalls
einen Winkel von 45° bilden, in der Richtung nach dem Auge reflectirt
werden und dieses würde das Bild des Objectes also in einer Richtung
sehen, welche mit der Richtung des Objectes einen rechten Winkel
bildet. Ist _m_ (Fig. 29) das Mikroskoprohr und _~pp~_ ein Blatt
Papier, so wird das Auge, weil die Durchsichtigkeit der Glasplatte
_~gl~_ es gestattet, das Bild in _o′_ auf dem Papier wahrnehmen. Man
sagt in diesem Falle, das Bild wird ~projicirt~. Bringt man aber in
derselben Höhe der Glasplatte _~gl~_ ein Glasprisma _P_ an (Fig. 30),
und _o_ sei das Object unter dem Objective des senkrecht stehenden
Mikroskops, _~gl~_ die in einem Winkel von 45° zur Axe des Auges
gestellte Glasplatte über dem Ocular, so sieht man das Bild in _o′_ auf
_~pp~_ projicirt, indem Object und das projicirte Bild in demselben
Gesichtsfelde wahrgenommen werden. Hierauf beruhen die erwähnten
Zeichnenprismen, von welchen das in nachstehender Fig. 31 abgebildete
_Nachet_’sche das gebräuchlichste ist. An dieser Vorrichtung ist an
Stelle der Glastafel _~gl~_ (Fig. 30) ein Prisma gelegt, und das
andere Prisma ist um seine Axe beweglich, um die reflectirende Fläche
desselben unter verschiedene Winkel zu stellen. Der Gebrauch der
Vorrichtung ergiebt sich von selbst, sobald man sie mittelst des Ringes
auf das Ocular aufgesetzt hat.

[Illustration: Fig. 29.]

[Illustration: Fig. 30.]

[Illustration: Fig. 31.

$Nachet’s Zeichnenprisma.$]

Wer einige Uebung nicht scheut und es gelernt hat, mit dem einen Auge
in das Mikroskop zu sehen und das andere dabei geöffnet zu halten, kann
sich eine Camera lucida dadurch ersetzen, wenn er mit dem linken Auge
in das Mikroskop und zugleich mit dem rechten Auge auf ein neben dem
Mikroskop liegendes Stück schwach gelblichen, grünlichen oder schwach
beschatteten weissen Papiers blickt. Er findet dann nach einigen
Augenblicken das Gesichtsfeld und Papier auf einander projicirt,
und kann die Umrisse des Bildes auf dem Papiere mit Blei umziehen.
Natürlich ist hier eine öftere Uebung die beste Lehrmeisterin.

[Illustration: Fig. 32.

$Kleines zusammengesetztes Mikroskop$ (1/3 Grösse).

_o_ Ocular, _r_ Tubus, _ob_ Objectiv, _t_ Objecttisch, _b_
Blendscheibe, _s_ Spiegel, _f_ Fuss, _m_ Mikrometerschraube.]

Nachdem die Theile, aus welchem ein Mikroskop construirt wird,
besprochen und nach ihren Zwecken erklärt sind, mögen hier die
Abbildungen zweier Mikroskope (Fig. 32 und 33) aus der Werkstatt
der Optiker _Franz Schmidt_ und _Haensch_ in Berlin, einen Platz
finden. Das Modell des Mikroskops Fig. 32 entspricht dem kleinen
_Schiek_’schen. Es hat einen schweren Metallfuss, das Uebrige daran ist
aus Messing sauber gearbeitet, die Linsen sind achromatisch, die Bilder
scharf, das Lichtfeld hell, überhaupt sind die optischen Verhältnisse
daran äusserst correct. Die grobe Einstellung wird durch Auf- und
Abwärtsschieben des Rohres oder Tubus in der Hülse, die feinere durch
die unten links befindliche Mikrometerschraube, welche den Objecttisch
in eine schiefe Ebene legt, bewerkstelligt. Als Blendvorrichtung
befindet sich eine Drehscheibe unter dem Objecttische. Es kommen jetzt
Mikroskope ähnlicher Form und Construction aus verschiedenen optischen
Werkstätten zu Preisen von 30-50 Mark in den Handel. Gewähren sie
Vergrösserungen bis zum 350fachen, so reichen sie auch für den Gebrauch
der Handelschemiker, Apotheker, Lehrer völlig aus.

Ein nicht unwesentlicher Uebelstand ist, wie auch weiter unten noch
erwähnt wird, dass man die Mikroskope stehend mit gekrümmtem Nacken
gebrauchen muss. Durch einen hohen Stuhl, auf dem der Beobachter sitzt,
und durch einen niederen Standpunkt, welchen man dem Mikroskope giebt,
kann die Arbeit allerdings viel erleichtert werden, jedoch ist wohl
einzusehen, dass ein Mikroskop noch weit bequemer zu handhaben ist,
wenn man in gewohnter sitzender Stellung damit arbeiten kann. Ein
Instrument zum Ueberlegen, um damit in gewöhnlicher sitzender Stellung
zu arbeiten, ist das Mikroskop No. 4 der erwähnten Firma (siehe die
Fig. 33 auf Seite 38). Dieses gehört nun schon zu den vollständigeren
Mikroskopen (Preis 195 Rmk.) und hat eine solche Einrichtung, dass es
mit den meisten etwa nöthig werdenden Hilfsapparaten, wie Polarisation,
Zeichnenprisma etc. ohne Weiteres nachträglich versehen werden kann.
Der Objecttisch ist um seine Axe drehbar, eine ganz vorzügliche
Vorrichtung für schiefe Beleuchtung. Die grobe Einstellung geschieht
durch Verschieben des Tubus in der Hülse, die feinere mittelst
Cylinders und Mikrometerschraube am Tubus. Als Blendvorrichtung ist
eine Cylinderblende vorhanden, die durch den unter dem Objecttisch
befindlichen Schlitten seitlich entfernt wird, wenn eine schiefe
Beleuchtung in Anwendung kommt. 3 Oculare und 4 Linsensysteme gewähren
in ihrer Combination 20- bis 750malige Vergrösserungen.

[Illustration: Fig. 33.

$Zusammengesetztes Mikroskop zum Ueberlegen.$

_o_ Ocular, _r_ Tubus, _ob_ Objectiv, _t_ Objecttisch, _b_
Blendcylinder, _s_ Spiegel, _f_ Fuss, _m_ Mikrometerschraube.]

Viele der aus Frankreich zu uns kommenden Mikroskope haben noch einen
Trommelfuss, d. h. das selbständige Stativ, welches bei den deutschen
Mikroskopen Fuss, Tisch und Tubus verbindet, ist bei den französischen
durch eine cylindrische Trommel aus Blech ersetzt, welche für den
Zutritt des Lichtes zum Spiegel einen freien Ausschnitt hat. Die obere
Fläche der Trommel bildet den Tisch und ist durch einen schmalen
Blechfortsatz fest mit dem Tubus verbunden. Diese Art nennt man
gewöhnlich ~Trommelmikroskope~.

[Illustration: Fig. 34.

$Taschenmikroskop im Etui.$]

~Taschenmikroskope~ (französischen Fabrikats) sind seit circa 10 Jahren
gleichfalls in den Handel gekommen, zu Preisen von 12-27 Rmk., ohne
dass jedoch bei diesem verschiedenen Preise in dem optischen Werthe
eine bemerkenswerthe Verschiedenheit zu erkennen wäre. Das sauber
gearbeitete Etui (_~de~_, Fig. 34) ist 12 Ctm. lang, 3,5 Ctm. hoch.
Darin liegt fest das kleine Mikroskop, an welchem nichts weiter fehlt,
als die feinere Einstellungsvorrichtung. Die Einstellung geschieht
durch Verschiebung des Tubus, sie ist übrigens leicht und bietet keine
Schwierigkeit. Durch ein am unteren Ende des Stativs (_g_) befindliches
Gelenk lässt sich das Mikroskop niederlegen und der Fuss (_f_) dem
Stative parallel stellen. Der in einer Gabel hängende Spiegel (_s_) ist
concav und um seine Axe drehbar. Der Tisch (_t_), welcher etwas sehr
klein ist, hat zwei festsitzende Federklammern.

[Illustration: Fig. 35.

$Aufgestelltes Taschenmikroskop.$]

Die Vergrösserungen reichen bis zum 50- bis 60fachen. Die Bilder sind
klar und befriedigend scharf. Da diese Taschenmikroskope fabrikmässig
dargestellt werden, so kommen darunter natürlich auch einige wenig
brauchbare Exemplare vor. Diese muss man selbstverständlich nicht
kaufen.

Ein Fehler an diesen Taschenmikroskopen, welche für wandernde Botaniker
und Naturforscher, sowie für den Hausgebrauch ganz zweckmässig sind,
ist der zu kleine Objecttisch.

[Illustration: Fig. 36.

$Hager’s patentirtes Compressor-Mikroskop.$

_c_ Quetschring, _f_ Druckfeder, _d_ Druckhebel.]

$Compressor-Mikroskop.$ Dieses ist hauptsächlich für den Fleischbeschau
construirt, es eignet sich aber auch sehr gut für die mikroskopische
Untersuchung der vegetabilischen Gewebe. Es ist ein Mikroskop in
Verbindung mit einem Compressorium. Letzteres besteht in einem
Metallringe (_c_ Fig. 36), welcher durch eine Metallfeder (_f_) auf
den Objecttisch aufgedrückt wird. Durch einen Druckhebel (_d_) kann
der Metallring beliebig gehoben werden. Das weiche Object (eins
oder mehrere) wird zwischen 2 Objectgläser gegeben und zwischen den
gehobenen Ring und den Objecttisch geschoben, der Ring dann sanft auf
die Gläser niedergelassen. Um die Objectgläser zu schieben, wird der
Ring entsprechend gehoben[2].



Polarisationsmikroskop.


[Illustration: Fig. 37.

$Nicol’sches Prisma.$]

Das mikroskopische Bild im polarisirten Lichte zu betrachten bietet
manche Vortheile für den Naturforscher, dem Dilettanten eine angenehme
Unterhaltung. Im polarisirten Lichte entwickeln sich in dem Bilde
Zeichnungen, welche beim gewöhnlichen Lichte nicht zum Vorschein
kommen. Jedes Mikroskop lässt sich in ein polarisirendes umwandeln. Das
beste und vollkommenste Mittel hierzu sind zwei _Nicol_’sche Prismen
(aus dem doppelt lichtbrechenden isländischen Kalkspath), welche man
in Messingrohre eingeschlossen (Fig. 37) mit dem Mikroskop in der Art
verbindet, dass man (nach _Talbot_) das eine Prisma als ~Polarisator~
unter den Objecttisch zwischen Object und Spiegel, das zweite als
~Analysator~ über das Ocular stellt. Diese Anordnung macht jedoch das
Sehfeld beträchtlich kleiner. Besser ist es (nach _Chevalier_), den
Analysator entweder unmittelbar über dem Objectiv einzustellen, oder
noch besser (nach _Harting_) an den untersten Rand des Ocularrohres
anzusetzen. In jedem dieser Fälle müssen die Axen der Prismen mit
der optischen Axe des Mikroskops in einer Linie liegen. Zum Gebrauch
werden die beiden Nicols so gestellt, dass ihre Polarisationsebenen
mit einander parallel laufen, also das Sehfeld erleuchtet ist. Stehen
die Polarisationsebenen rechtwinkelig auf einander, so ist das Sehfeld
dunkel. Dreht man den Polarisator (oder auch den Analysator) um einen
Winkel von 90°, so erfolgt abwechselnd ein helles und dunkles Sehfeld
mit dazwischen liegenden lichttragenden Uebergängen. Je dunkler und je
heller sich das Sehfeld zeigt, um so vollkommener ist die Polarisation.
Ist die gegenseitige Stellung der Nicols gleich 90 oder 270°, so
zeigt das Gesichtsfeld das Minimum der Helligkeit, dagegen bei 0°
und 180° das Maximum derselben. Zur Beleuchtung wählt man hierbei
gern helles Sonnenlicht oder Lampenlicht. Das Bild des durchsichtigen
Objectes zeigt sich bei diesen Drehungen in allen Farben, aus denen
das weisse Licht zusammengesetzt ist, und in dem Punkte, wo die
Flächen der Prismen unter sich parallel laufen, also das Sehfeld hell
ist, zeigt das Object die complementäre Farbe zu jener, die es im
schwarzen Sehfelde zeigt. Sehr dünne und durchsichtige Objecte, denen
das depolarisirende Vermögen abgeht, soll man auf Quarz-, Gyps- oder
Glimmerblättchen legen, welche sich in den verschiedenen lebhaften
Färbungen zeigen und dadurch das Object in einer anderen Farbe sichtbar
machen. Solche polarisirende Platten aus Glimmer, Quarz, Selenit sind,
in Messingring gefasst, dem Polarisationsmikroskope beigegeben, mit der
Einrichtung, sie oben auf den Polarisator aufzuschrauben. Während der
Polarisation ist grelles Licht vom Objecttisch fern zu halten. Der
Gebrauch der Vorrichtungen, das eine der Prismen zu drehen, ergiebt
sich von selbst, wenn man sie an dem Mikroskop antrifft. Ist der
Analysator an den unteren Rand des Ocularrohres angesetzt, so dreht
man das Ocular um seine Axe, steht er über dem Objectiv, so muss man
den Polarisator mit den Fingern drehen, wenn eine für diesen Zweck
geeignete mechanische Vorrichtung nicht vorhanden ist.

[Illustration: Fig. 38.

$Stärkemehlkörnchen im polarisirten Licht.$

Ein dunkles Kreuz durchzieht die Schichten vom Kerne, dem organischen
Centrum, aus.]

Es giebt Substanzen, welche die Polarisationsebene entweder ~nach
rechts~ oder ~nach links~ drehen. Wenn man eine solche Substanz in
ihrer Lösung in einem Polarisations-Apparate bei gelbem Lampenlichte
betrachtet, und man muss den Analysator, um sie zuerst grün, dann blau
und endlich roth gefärbt dem Auge erscheinen zu lassen, von der rechten
zur linken Seite um seine Axe drehen, so nennt man die Substanz
~rechtsdrehend~ oder man sagt, sie ~dreht die Polarisationsebene
nach rechts~, im entgegengesetzten Falle bei Drehung des Analysators
nach links ist die Substanz ~linksdrehend~ oder man sagt, sie ~dreht
die Polarisationsebene nach links~. Im Falle die Substanz die
Polarisationsebene nicht verändert, so heisst sie _optisch inactiv_.

~Rechtsdrehend~ sind z. B. Rohrzucker, Traubenzucker (Glykose),
Harnzucker, Dextrin, Kampfer (in weingeistiger Lösung).

~Linksdrehend~ sind z. B. Levulose, Gummi, Terpentinöl, Citronenöl,
Kirschlorbeerwasser.

Das Drehungsvermögen ist bei den verschiedenen Substanzen auch
ein verschieden grosses und die Grösse desselben ist für eine
Substanz meist charakteristisch. Deshalb hat man in neuerer Zeit das
Polarisationsmikroskop zur Bestimmung des Zuckers in seinen Lösungen,
besonders des Harnzuckers im diabetischen Harn benutzt.

Der Optiker ~Wasserlein~ in Berlin liefert zu diesem Zwecke
Instrumente, welche als Mikroskop und als Saccharimeter verwendbar
sind. Ein solches Instrument ist in der Abbildung Fig. 39
vergegenwärtigt und wird in folgender Weise gehandhabt. Nachdem die
Cylinderblende aus dem Objecttisch (_t_) herausgenommen und dafür der
Polarisator eingesetzt ist, entfernt man das Mikroskoprohr sammt Ocular
und Objectiv und setzt in den Tubus (_r_) das Saccharimeterrohr (_sr_)
so ein, dass es mit seinem unteren Ende auf dem Polarisator (_p_) dicht
aufsteht. Das Saccharimeterrohr hat an seinem oberen Ende seitlich
eine im rechten Winkel angesetzte feststehende metallene Halbscheibe
(_sk_), auf welcher sich die Skala befindet, die in ihrer Mitte 0° und
sowohl nach rechts und links 30 Grade zählt. Hierauf setzt man den
Analysator (_~aa~_) auf, sieht in das Instrument hinein und stellt den
Spiegel (_s_) in derselben Weise wie für mikroskopische Betrachtungen,
setzt dann den am Analysator sitzenden Nonius (_n_) unter Drehung
des Analysators so ein, dass die mittlere Theilung des Nonius genau
mit dem 0° der Skala zusammenfällt, und dreht den Polarisator
nach rechts oder links um seine Axe, bis das Auge den sogenannten
neutralen Punkt erreicht, an welchem beide Hälften des Gesichtsfeldes
gleichmässig intensiv und gleichfarbig (z. B. blau) erscheinen. Ist
das Polarisations-Instrument in dieser Weise eingestellt, nimmt
man den Analysator ab, schiebt in das Saccharimeterrohr den mit
klarer Zuckerlösung oder geklärtem Harne total gefüllten (20 Ctm.
langen) Glascylinder (_g_) ein und setzt den Analysator wiederum so
auf, dass der mittelste Theilstrich des Nonius mit dem 0° der Skala
zusammenfällt. Der Analysator wird nun nach rechts oder links um seine
Axe gedreht (bei diabetischem Harne nach rechts) bis das Auge wiederum
den neutralen Punkt, d. h. die vorhin erreichte gleiche Intensität und
Färbung auf beiden Hälften des Gesichtsfeldes, beobachtet. Der Nonius
wird nun eine andere Stellung zur Skala haben und sein mittelster
Theilstrich zeigt direct den Grad an, dessen Zahl den Procentsatz
Zucker in der angewendeten Lösung angiebt. Die Beobachtung geschieht am
besten bei dem Licht einer Petroleumflamme. Der Glascylinder (_g_) muss
total gefüllt sein, so dass nach dem Verschluss mit dem Deckel oder
Kopfe (_k_) sich auch nicht das geringste Luftbläschen darin vorfindet.
Zur Verhütung dieser Luftblase macht man den Glascylinder übervoll,
bevor der Deckel aufgeschraubt wird. Damit das Ueberlaufende alsbald
aufgesogen werde, hält man den Glascylinder mit Fliesspapier umwickelt.
Behufs nöthiger Klärung der zuckerhaltigen Flüssigkeit versetzt und
schüttelt man diese mit frisch gefälltem Thonerdehydrat, welches noch
etwas feucht ist, oder etwas Bleiessig und filtrirt alsdann, ein
Erwärmen möglichst vermeidend.

[Illustration: Fig. 39.

$Mikroskop in ein saccharimetrisches Instrument verwandelt.$

(Nach ~Wasserlein~.)]

Die Skala, hier nicht in 360, sondern in 180 Grade getheilt, zeigt den
Glykose- oder Traubenzuckergehalt direct an. Rohrzucker hat ein anderes
Drehungsvermögen. Es verhält sich dieses zu dem der Glykose wie 75:100.



Ankauf und Prüfung eines Mikroskops.


Wer sich ein Mikroskop anschaffen will und davon keine Kenntniss hat,
möge sich einem Kenner oder einem renommirten Mikroskopenverfertiger
anvertrauen und diesen mit den Arbeiten, welche er mit dem Mikroskop
vorzunehmen gedenkt, sowie auch mit dem dafür verwendbaren Geldquantum
bekannt machen. Wer genöthigt ist, viel mit dem Mikroskop zu arbeiten,
soll nie das billige Instrument kaufen, denn er zersplittert damit
das Geld, welches er später dennoch für ein gutes Mikroskop verwenden
muss[3]. Demjenigen, welcher ein Mikroskop selbst kaufen will und
keine genügende Kenntniss von diesem Instrumente hat, gebe ich den
Rath, sich vorher eine halbe Stunde mit einem guten und theuren
Mikroskop und besonders mit den schwächeren Vergrösserungen desselben
zu beschäftigen, um dann sich aus den billigen Mikroskopen das ihm am
besten scheinende herauszusuchen. Optiker, welche selbst Mikroskope
bauen, haben gewisse Nummern für ihre Instrumente, die sie möglichst
genau arbeiten und über deren Leistungen sie Rechenschaft geben können.

Das gute Instrument soll man nie bei einem unbekannten Optiker, der
keine Mikroskope baut, suchen, überhaupt lege man kein Gewicht auf
marktschreierische Anpreisungen, sie mögen herkommen, von wo sie
wollen, denn die Optiker, welche nur gute Mikroskope aus der Hand
geben, haben sich bis jetzt jeder Marktschreierei sorgsam enthalten.

Für den gewöhnlichen Gebrauch und für gröbere Untersuchungsobjecte, wie
Trichinen, Durchschnitte von Pflanzentheilen etc., mögen die kleinen,
fabrikmässig construirten Mikroskope (sogenannte Dutzendmikroskope)
ausreichen, wenn sie achromatisch sind, niemals aber sind diese
Instrumente zum Studium und zur Prüfung feinerer und zarter Objecte,
wie sie in forensischen Fällen vorkommen, verwendbar. Objective für
mehr als 300malige Vergrösserungen sind hier gemeiniglich nur lockende,
aber völlig werthlose Zugaben. Der Nichtkenner lässt sich nämlich
leicht durch die hohe Zahl der Vergrösserung, welche das Instrument
bieten soll, zum Kauf verleiten, es liegt jedoch nicht der Werth in
dieser Zahl, sondern in der ~Schärfe~ und ~Deutlichkeit~ des Bildes,
welches es hervorbringt. Ein Mikroskop mit einer 200mal vergrössernden
Kraft bietet oft mehr als ein anderes mit 600maliger Vergrösserung. Was
nützt ein stark vergrössertes Bild, was die feineren Details oder die
wesentlichen Merkmale eines Objects undeutlich entwickelt? Dagegen ist
ein scharfes Bild der kleineren Vergrösserung weit unterrichtender. Für
Aerzte, Apotheker, Thierärzte, Schullehrer, Botaniker genügen 40- bis
350fache Linearvergrösserungen mit scharfen Bildern in allen ihnen etwa
vorkommenden Fällen. Ist an dem Mikroskop die Vorrichtung zur schiefen
Beleuchtung angebracht, so ist es um so brauchbarer. Der Naturforscher
gebraucht natürlich häufig sehr hohe Vergrösserungen, dazu Mikrometer,
_Nicol_’sche Prismen, Zeichnenprisma und anderes Beiwerk, welches Alles
für Nichtnaturforscher meist entbehrlich ist.

Ob ein Mikroskop scharfe Bilder liefert, lässt sich am besten durch
Vergleich mit einem guten Mikroskope erkennen. Die auflösende oder
resolvirende (penetrirende) Kraft oder das optische Vermögen[4] eines
Mikroskops wird durch gewisse ~Probeobjecte~ (Testobjecte) geprüft.
Seit den letzten 20 Jahren sind die Mikroskope so vervollkommnet
worden, dass die früheren gebräuchlichen Probeobjecte jetzt nicht mehr
gelten. Dagegen ist der Satz stehen geblieben:

„$Je schwächer$ ~die Vergrösserung eines Probeobjectes zu sein braucht,
um dessen feinere Details erkennen zu lassen, um so~ $besser$ ~ist das
Mikroskop~.“

Unkundige pflegen, wenn sie sich nach der Güte eines Mikroskops
erkundigen, nur zu fragen: wie hoch seine vergrössernde Kraft gehe.
Dies ist leicht erklärlich, weil sie glauben, dass man die winzigen
Objecte nur bei sehr starker Vergrösserung erkennen könne, und sie
von der optischen Construction und der Bestimmung eines Mikroskopes
eine unvollkommene oder unrichtige Vorstellung haben. Würde man ihnen
zwei Mikroskope, ein solches mit geringen Vergrösserungen und sehr
scharfen Bildern und ein solches mit sehr starken Vergrösserungen
zur Disposition stellen, sie würden sehr bald das letztere bei Seite
werfen. Durch die in neuerer Zeit vorgeschrittenen Verbesserungen der
Aberrationen und die grösseren Oeffnungen der Objective haben unsere
jetzigen Mikroskope die älteren durchweg überflügelt, so dass ältere zu
300 Rmk. den neueren zu 100 bis 120 Rmk. kaum gleich kommen.

Wie man weiss, tragen die Flügel der Schmetterlinge und die Haut
vieler anderer Insekten kleine Schüppchen. Auf den Schüppchen der
Schmetterlinge sieht man bei einer gewissen Vergrösserung Längsstreifen
und bei einer gewissen noch stärkeren Vergrösserung auch Querstreifen,
welche die Längsstreifen verbinden, und wenn die Vergrösserung
zu einem hohen Grade gebracht wird, so lösen sich bei einigen
Schmetterlingsschuppen diese Längs- und Querstreifen in Kügelchen auf,
welche in geordneten Reihen stehen.

[Illustration: Fig. 40.

  _a_ $Schuppe von Hipparchia Janira$, 60mal vergrössert,
  _b_ ein Theil derselben bei 200mal. Vergröss.,
  _c_ die Querstreifung bei 600mal. Vergrösserung.
]

[Illustration: Fig. 41.

  _a_ $Pleurosigma angulatum$,
  _b_ die Felder desselben bei 300facher Vergr.,
  _c_ dieselben bei sehr starker Vergrösserung.
]

Gewöhnlich legt der Optikus seinem Mikroskope mittleren Werthes die
Schuppen der _Hipparchia Janira_ als Probeobject bei, und er beweist
die Güte des Mikroskops damit, wenn die Längsstreifen bei einer 60- bis
80fachen Vergrösserung, bei einer 180- bis 200maligen Vergrösserung
auch die Querstreifen entwickelt werden. Für die grösseren Mikroskope
wählt man jetzt häufig Diatomeen, unter denen _Pleurosigma angulatum_
und _Navicula Hippocampus angulata_ schwer zu entwickeln sind.
Anfangs erscheint die Schale glatt und ohne Zeichnung, bei starker
Vergrösserung (300- bis 350facher) und schiefer Beleuchtung werden
quer und theils schiefe, sich kreuzende Linien sichtbar, welche
bei der stärksten Vergrösserung und schiefer Beleuchtung sich zu
zusammenhängenden 6eckigen Feldern mit heller Umwallung auflösen. Das
schwierigste Probeobject bietet _Surirella Gemma_. Diese Diatomee
bildet eine elliptische Scheibe mit gröberen sichtbaren parallelen
Querleisten, welche von einem in der Mitte liegenden Kiele ausgehend
in die Peripherie verlaufen. Zwischen diesen Querleisten, und zwar
diesen parallel, erblickt man bei stärkerer Vergrösserung feine Linien.
Vermag das Mikroskop endlich die diese feinen Querlinien wellig
durchschneidenden Längslinien zu entwickeln, so dass sich gleichsam
ein Korbgeflecht dem Auge darbietet, dann kann man in der That mit
der Leistung des Mikroskops zufrieden sein. Aehnlich steht es mit
einem anderen Probeobject, der _Grammatophora subtilissima_, an deren
Kieselpanzer bei schiefer Beleuchtung sich Querlinien entwickeln lassen.

[Illustration: Fig. 42.

  $Surirella Gemma$,
  circa 400mal vergrössert.
]

[Illustration: Fig. 43.

  $Ein Theil der Surirella Gemma$
  bei 1000-1200facher Vergrösserung.
]



Gebrauch des Mikroskops.


Wer sich in den Besitz eines Mikroskops gesetzt hat, ohne vordem je
damit beschäftigt gewesen zu sein, muss sich in das Wesen seines
Instrumentes einstudiren. Die erste Uebung ist, die dem Instrumente
beigegebenen Probeobjecte durch alle Vergrösserungen, bei hellem und
bei schwachem Tageslichte, bei schiefer Beleuchtung, bei Lampenlicht
zu betrachten, um über den Werth der verschiedenen Lichteinflüsse
eine Einsicht zu gewinnen. Dann nehme man Fasern der Baumwolle, der
Wolle, der Seide, der Leinwand, Haare, lege sie auf das Objectglas und
betrachte sie trocken in allen Vergrösserungen und bei centrischer und
schiefer Beleuchtung. Hierauf befeuchte man diese Objecte mit Wasser
und betrachte sie auf’s Neue. In gleicher Weise versuche man sich
an Stärkemehlkörnern der verschiedensten Art. Nach solchen Uebungen
gewinnt man sehr bald eine gewisse Gewandtheit mit dem Instrument
umzugehen, und man lernt es in seinen Leistungen kennen.

Vor Allem ist es wichtig, den richtigen Grad der Beleuchtung zu finden.
Anfänger haben grosse Neigung, das grellste Licht aufzusuchen, und
ahnen nicht, wie sehr sie das Auge dadurch belästigen und ermüden.
Im Allgemeinen stellt man das (gute) Mikroskop 2 bis 3 Schritt vom
Fenster auf, selbst wenn auch der Himmel mit Wolken bedeckt ist. Liegt
die Sonne auf dem Fenster, so stellt man das Mikroskop noch einige
Schritte weiter zurück, doch immer so, dass das grelle Sonnenlicht
nicht darauf fällt. Die Objecttischseite oder die vordere Seite des
Mikroskops wird dem Fenster zugekehrt. Bei Benutzung des Lampenlichtes
stellt man die Flamme ungefähr 1 Meter entfernt von dem Mikroskope
auf. Man schraubt nun eines der Objective mit geringerer Vergrösserung
an den Tubus, setzt das entsprechende Ocular auf und stellt den Tubus
so hoch über den Objecttisch, dass zwischen Objectiv und Objecttisch
circa ein freier Raum von 2 Fingerbreiten oder 3,5 Centim. bleibt. Nun
sucht man das Licht. Man dreht und stellt, während man in das Ocular
hineinsieht, den Spiegel so lange gegen das Tageslicht, bis sich dem
Auge ein helles Sehfeld darbietet. Hierauf legt man das Objectglas
mit dem in der Mitte liegenden Object trocken und frei oder mit einem
Tropfen Wasser gemischt und mit einem Deckglase bedeckt über das Loch
des Objecttisches, so dass sich das Object perpendiculär unter dem
Objectiv befindet. Dann schiebt man, unter Hineinblicken in das Ocular,
den Tubus gegen das Object sanft abwärts, bis sich von diesem ein
undeutliches Bild erkennen lässt. Nach dieser groben Einstellung geht
man zur feineren über und hebt oder senkt, an der Mikrometerschraube
drehend, den Objecttisch, bis man ein klares und scharfes Bild des
Objectes erblickt. Nach der Beschauung dieses kleineren Bildes
schreitet man zu einer stärkeren Vergrösserung, welcher man auch noch
eine schiefe Beleuchtung zugiebt. Bei den stärksten Vergrösserungen
benutzt man Drehscheibe oder Blendcylinder. Bei Anwendung der schiefen
Beleuchtung wird die Blendvorrichtung bei Seite gestellt. Bei der
Einstellung des Objectes ist zu bemerken, dass die schwachen Objective
weiter entfernt von dem Objecte stehen müssen als stark vergrössernde,
welche das Deckglas oft fast berühren und wegen ihrer kurzen Brennweite
sehr dünne Deckgläser erfordern. Für Benutzung der am stärksten
vergrössernden Objective giebt es besonders dünne Deckgläser, welche
man von den Optikern bezieht.

An finsteren Tagen und des Abends ist man genöthigt, bei der Lampe zu
arbeiten. Da das grelle Licht der Lampe das Auge sehr angreift und
gewöhnlich nicht die für die Beobachtung brauchbaren Bilder liefert, so
soll man es auf irgend eine Weise schwächen. Entweder wendet man nur
den ebenen Spiegel zur Beleuchtung des Objectes an, wenn ein solcher
an dem Mikroskop vorhanden ist, oder man stellt die Lampe 0,6-1,0
Meter entfernt, oder man stellt zwischen Mikroskop und Lampe eine
bläuliche Glasscheibe oder eine Glastafel auf, welche durch Abreiben
mit feuchtem Schmirgel matt gemacht ist. Ein Stück dünne alte Leinwand,
dünnes paraffinirtes[5] Velinpapier erfüllen denselben Zweck. Bei wenig
durchsichtigen Objecten versucht man indess die Beleuchtung durch
directes Lampenlicht. Beobachtungen mit polarisirtem Licht erfordern
immer eine möglichst helle Beleuchtung und können bei Lampenlicht
vorgenommen werden. Bei Gebrauch der stark-vergrössernden Objective hat
man stets, wie schon früher angegeben ist, ein dunkleres Sehfeld.

Undurchsichtige Objecte werden von oben beleuchtet, entweder durch
die für diesen Zweck vor das Mikroskop zu stellende oder über dem
Objecttisch und seitlich daran vorhandene planconvexe Beleuchtungslinse
mit grosser Brennweite oder durch ein Prisma. Die geeignetste
Beleuchtungsvorrichtung ist hier der Lieberkühn’sche Spiegel, ein
Hohlspiegel, welcher an das untere Ende des Objectivs angesetzt wird;
man trifft ihn jedoch sehr selten an.

Das Object, welches man beobachten will, darf nicht zu gross und
nicht zu dick sein, sondern klein und möglichst dünn. Dann soll
man auch nicht zu viel des Gegenstandes, wie pulverige Körper oder
Flüssigkeiten, auf das Objectglas bringen, sondern nur einige wenige
Körner oder einen Tropfen. Will man das Object, wie es gewöhnlich
geschieht, in Wasser, Glycerin etc. betrachten, so nimmt man mittelst
eines Glas- oder Holzstabes einen Tropfen der Flüssigkeit auf,
überträgt diesen Tropfen auf das Objectglas, wo sich bereits etwas des
pulverförmigen Körpers befindet, und mischt durch Rühren mit dem Stabe.
Nachdem das Deckglas darüber gelegt ist, bringt man das Object unter
das Objectiv. Chemische Flüssigkeiten (Reagentien), wie Salmiakgeist,
alkalische Laugen, Säuren, Jodwasser etc. werden auf dieselbe Weise wie
das Wasser mittelst eines Glasstabes auf das Objectglas übertragen,
oder man lässt den Tropfen am Rande des Deckgläschens abfliessen und
von hier aus sich mit der Flüssigkeit unter dem Deckglase vermischen.

Statt des Wassers zum Benetzen der Objecte ist ~verdünntes Glycerin~,
eine Mischung aus 70 Th. ~Glycerin~, 15 Th. 90proc. ~Weingeist~ und
15 Th. ~Wasser~, zu empfehlen. Man hält dieselbe in einer kleinen
Flasche, welche mit einem Korke, durch welchen ein Glasstab gesteckt
wird, verschlossen ist. Mit dem Glasstabe nimmt man die Flüssigkeit
tropfenweise heraus, um sie auf das Objectglas zu übertragen. Diese
Flüssigkeit erhält sich dauernd klar und trocknet nicht ein. Man kann
daher die damit genässten Objecte mehrere Tage reserviren, um sie
wiederholt unter dem Objective zu mustern.

In Folge der dem Glase adhärirenden Luft, welche von einer wässrigen
Flüssigkeit nicht gelöst wird, bilden sich zwischen Objectglas und
Deckgläschen Luftbläschen, welche man sich hüten muss, für ein
mikroskopisches Object zu halten. Sie lassen sich an ihrer Scheiben-
oder vielmehr Kugelform, ihrer völligen Durchsichtigkeit und dem
gleichmässigen dunklen breiten, scharf begrenzten Rande erkennen.
Dieser Rand findet sich auch an anderen Lufträumen in der Flüssigkeit,
welche nicht Luftbläschen sind. Die Luftbläschen entstehen spärlich bei
Anwendung jenes verdünnten Glycerins oder einer Mischung aus Glycerin
und Spiritus. Analog den Luftbläschen bieten hohle, röhrenförmige,
mit Luft gefüllte, durchsichtige Objecttheile dunkele scharfbegrenzte
bandartige Ränder, welche einen hellen Streifen einfassen.

[Illustration: Fig. 44.

  $Vergrösserte Luftbläschen$
  in einer Flüssigkeit auf dem Objectglase.
]

[Illustration: Fig. 45.

$Eine Röhre als mikroskopisches Object.$]

Die Dicke der Schicht, welche das Object bildet, ist für das
unbewaffnete Auge oft verschwindend klein, nicht aber für das in
das Mikroskop schauende, besonders bei den mittleren und stärkeren
Vergrösserungen. Nur die Ebene des Objectes, in welchem der Brennpunkt
des Objectivs liegt, sehen wir in dem mikroskopischen Bilde, was in
anderen Ebenen liegt entweder nicht oder undeutlich und verschwommen.
Hebt oder senkt man daher den Objecttisch durch die Mikrometerschraube
oder, was dasselbe sagt, verlegt man den Brennpunkt des Objectivs in
eine andere Ebene des Objects, so erhält man das Bild dieser Ebene.
Besteht das Object z. B. in einem Gemisch aus Wasser und pulverigen
Substanzen von verschiedener Eigenschwere, so kann man sehr wohl drei
verschiedene Bilder erlangen und zwar von der oberen, der mittleren und
der untersten Schicht, aus welcher das Object besteht. In dem Bilde der
untersten Schicht wird man die Substanzen erblicken, welche schwerer
als Wasser sind, in der obersten diejenigen, welche leichter als Wasser
sind. Hieraus folgt auch die Erklärung, warum das mikroskopische Bild
im Allgemeinen nur die Flächenausdehnung des Objectes wiedergiebt,
nicht aber die Dicke desselben.

Das mit Wasser oder einer anderen Flüssigkeit gemischte Object zeigt
häufig Bewegungserscheinungen, wenn es unter dem Objectiv beobachtet
wird. Die Ursache ist zunächst das Bestreben der Flüssigkeit, sich
in’s Gleichgewicht zu setzen, was um so eher herbeigeführt wird, wenn
der Tisch, worauf das Mikroskop steht, eine wagerechte Stellung hat.
Dann sieht man häufig aber auch, nachdem die Flüssigkeit längst in das
Gleichgewicht gekommen ist, die mikroskopischen Theile in tanzender
(_Brown_’s ~Molekularbewegung~) oder nach verschiedener Richtung
stattfindender Bewegung (~Molekularattractionsbewegung~), welche keinen
andern Grund zu haben scheint, als die gegenseitige Annäherung mehrerer
Korkstücken, welche in einem Gefässe auf der Wasserfläche schwimmen.
Ferner muss ein schraubenförmig gewundenes Object, welches sich
vorwärts und zugleich um seine Axe dreht, den täuschenden Schein einer
Schlangenbewegung zeigen. Diese Erscheinung beobachtet man an mehreren
Species der Algen aus der Familie der Oscillariaceen (_Vibrio_,
_Spirochaeta_, _Spirulina_, _Spirillum_ etc.).

Diese Bewegungserscheinungen sind erwähnt, um den Anfänger in
mikroskopischen Beobachtungen vor der Annahme freiwilliger Bewegungen
oder thierischen Lebens an sonst todten Körpern zu warnen. Wirkliche
Bewegungen infusorischer Thierchen, z. B. des Räderthierchens,
die ~Flimmerbewegung~ (Bewegung von Härchen, Fäden, Wimpern) an
mikroskopisch kleinen Thierchen lassen sich leicht erkennen. _Jevons_
bezeichnet jene Bewegungen mit ~Pedesis~.

Mit dem Maasse der Vergrösserung wächst scheinbar auch die
Schnelligkeit der Bewegung. Würde ein kleines Object, z. B. ein Vibrio,
bei 500facher Linearvergrösserung den Raum des Gesichtsfeldes in einer
halben Secunde durchschwimmen, so ist man verleitet anzunehmen, dass
es sich fast pfeilschnell fortbewege, während es in Wirklichkeit in
derselben Zeit kaum 1 Millimeter weitergerückt ist. Scheinbar hat
es in einer Secunde den Weg von 500 Millimetern zurückgelegt. Die
Schnelligkeit der Bewegungen ist also hier wohl nach Zeit und Raum zu
bemessen.

Erwähnung verdienen die sogenannten _Mouches volantes_ oder _Scotomata_
(das Mückensehen) in Form rundlicher oder perlschnurähnlicher oder
schlingenförmiger Bilder, welche im Sehfelde schweben oder darüber
hinwegfliegen. Sie entstehen durch das Auge selbst und zwar theils
durch die schleimigen Absonderungen der Meibom’schen Drüsen, theils
durch runde kleine Körperchen im hinteren Theile des Glaskörpers des
Auges. Diese _Mouches volantes_ geben keine Ursache der Besorgniss ab.
Werden sie sehr lästig, so unterbricht man das Sehen in das Ocular auf
einige Augenblicke.

Mit den ~chemischen~ Flüssigkeiten muss man vorsichtig umgehen, weil
sie, in Berührung mit den Metalltheilen des Instruments gebracht, diese
leicht angreifen und verderben. Die Säuren und Laugen greifen sogar
das Flintglas der Objective an. Wenn man also mit Reagentien arbeitet,
so soll dies nie ohne Deckglas geschehen. Wäre das Objectiv damit
verunreinigt, so ist es sofort mit reinem Wasser abzuspülen.

Wer viel und oft mit dem Mikroskope arbeiten muss und des Aus- und
Einpackens desselben überhoben sein will, wird gut thun, es unter einer
Glasglocke aufgestellt zur Hand zu halten, und zwar an einem trockenen
Orte im Wohnzimmer. Das Mikroskop, welches aus einem kalten Zimmer
herbeigeholt ist, kann nicht sofort gebraucht werden, denn Objectivglas
und Ocularglas würden mit Feuchtigkeit beschlagen, letzteres durch die
Ausdünstung des Mundes und des Auges. Man muss dann warten, bis es die
mittlere Temperatur angenommen hat. An einen warmen Ort darf man es
auch nicht stellen, denn die Kitt- und Canadabalsamverbindung an den
Linsen würde leiden. Orte, an welchen Schwefelwasserstoffentwickelungen
stattfinden, wie in chemischen Laboratorien, sind keine
Aufbewahrungsorte, denn dieses Gas ist nicht ohne Einfluss auf den
Bleigehalt der Linsen, auch schwärzt es die Metallfassung.

Die Linsen werden, wenn sie bestäubt sind, mit einem weichen trockenen
Haarpinsel oder durch sanftes Reiben mit feiner alter weicher Leinwand
oder weichem Handschuhleder klar gemacht. Das Stativ darf weder durch
scharfe Putzsubstanzen, Wiener Kalk, Kreide etc., noch durch Abreiben
mit Spiritus gereinigt werden. Damit würde der Lack, mit welchem die
Metalltheile überzogen sind, verloren gehen. Die Reinigung geschieht
mit trockener, sehr weicher, feiner alter Leinwand und, wenn es nöthig
ist, unter Anfeuchten mit etwas Wasser. Man reibt damit nach dem
Striche des Lackanstriches; nicht quer darüber hinweg. Wer diesen Rath
nicht befolgt, raubt seinem Instrument das elegante Aussehen.

In die Objective fällt nur zu häufig Staub und Schmutz, welche im
Sehfelde vergrössert zum Vorschein kommen und bei der Beobachtung sehr
störend wirken. Diese Staubtheile sieht man sofort am besten, wenn
man durch das gegen das Licht gehaltene Objectiv und zwar von seiner
unteren Seite (der Flachseite der Linse) aus blickt. Man schraubt es
dann aus einander und reinigt die Gläser mit einem trocknen Pinsel.
Sind keine besonderen Staubdeckel für die Objective vorhanden, so
schliesse man ihre Oeffnung mit einem reinen glatten Korke.

Das Auge soll man durch langes Sehen in das Mikroskop nicht zu sehr
ermüden, sondern öfter ausruhen lassen. Gut ist es, das eine und das
andere Auge abwechselnd in dem Hineinsehen zu üben und dadurch beide
Augen an die Anstrengung zu gewöhnen. Ferner ist es auch weniger
angreifend, wenn man das eine Auge offen hält, während das andere
in das Instrument sieht. Man versuche sich daran zu gewöhnen. Ein
gesundes Auge wird durch mikroskopische Uebungen weder geschwächt,
noch in seinem optischen Vermögen gestört, sondern nur ermüdet. Hütet
man das Auge vor dem Einflüsse zu grellen Lichtes bei Beleuchtung der
Objecte und gönnt man ihm öftere Ruhe, so wird es sogar für seine
mikroskopischen Arbeiten gestärkt. Der Gebrauch des Mikroskops ist
weder dem Weitsichtigen noch dem Kurzsichtigen untersagt, der letztere
ist sogar vor allen Anderen für mikroskopische Arbeiten befähigt,
diejenigen jedoch, welche an Congestionen nach dem Kopfe leiden, dürfen
sich auf angestrengte mikroskopische Arbeiten nie einlassen.

Männer in den mittleren Jahren und ältere empfinden das Unbequeme und
Lästige, anhaltend stehend mit abwärts geneigtem Halse und Kopfe oder
wohl gar mit gekrümmtem Nacken am Mikroskop zu arbeiten. Wenn an dem
Mikroskop die Vorrichtung zum Umlegen fehlt, so stelle man es auf einen
genügend niedrigen Tisch, vor welchem man wenigstens sitzend in das
Instrument blicken kann.



Darstellung mikroskopischer Objecte.


Hierüber lassen sich in kleinem Rahmen schon wegen der Mannigfaltigkeit
der Körper und wegen der Verschiedenheit der Zwecke, wozu die Objecte
dienen, keine ausführlichen Anweisungen geben. Wer darüber mehreres
nachlesen will, dem empfehle ich die in der Vorrede erwähnten Werke
über das Mikroskop. Gewöhnlich eignet sich der Anfänger durch die
Uebung die nöthige Technik und Umsicht an, oft schneller als durch
Belehrung aus den Büchern.

[Illustration: Fig. 46.

$Valentin’sches Doppelmesser.$]

[Illustration: Fig. 47.

$Lancettförmiges Messer.$ 1/2 Grösse.]

Flüssigkeiten bedürfen selten einer besonderen Behandlung. Von
grösseren Körpern macht man sehr feine Schnittchen. Hierin liegt
eigentlich die Kunst, dem Auge den innern Bau oder die organische
Zusammensetzung der Objecte sichtbar zu machen. Das Object, was
nicht genügende Durchsichtigkeit bietet, ist für ein Mikroskop nicht
geeignet. Die Lichtstrahlen müssen von dem Objecte nothwendig zu dem
Auge des Beobachters dringen. Sind die Körper hart und spröde, so
weicht man sie in kaltem oder heissem Wasser, Spiritus, Glycerin,
verdünnter Aetzlauge etc., je nachdem dies zulässig ist, ein, um sie
weich zu machen. Dann schneidet man feine Schnittchen davon ab. Als
Theilungs- und Schneideinstrument gebraucht man ~Doppelmesser~ (von
_Valentin_, _Gerber_, _Harting_), ~Doppellancetten~, ~Doppelmeissel~.
Für den gewöhnlichen Gebrauch reichen ein oder zwei scharfe,
~lancettförmige Messer~, ein solches mit dicker und ein solches mit
dünnerer Klinge aus. Im Nothfall versieht ein Rasiermesser denselben
Dienst. Nothwendig gebraucht man zwei Präparirnadeln, Nadeln aus
Stahl mit eckigem Handgriff (Fig. 48), eine ~krumme Scheere~, eine
~Pincette~, einige grössere und kleinere ~Haarpinsel~. Zum Zerschneiden
harter Körper zu sehr dünnen Schnitten wendet man eine Uhrfeder an,
welche wie eine Säge aufgespannt ist.

[Illustration: Fig. 48.

$Präparirnadel.$]

[Illustration: Fig. 49.

$Krumme Scheere.$]

Das Messer (auch das Doppelmesser), womit man eine feine Schnitte
eines weichen Körpers machen will, wird zu diesem Behufe vorher mit
Wasser befeuchtet. Die Schnitte, welche sich beim Schneiden auf die
Klinge des Messers schiebt, nimmt man mit einer Nadel, besser, wenn sie
sehr zart ist, mit einem Pinsel auf und trägt sie auf das Objectglas.
Kommt es nicht auf die Erhaltung der Gestalt des Objectes an, wie bei
der Fleischfaser zur Untersuchung auf Trichinen, so macht man die
Schnitte bequemer mit der krummen Scheere, legt sie mittelst einer
Nadel auf das Objectglas und zerfasert oder breitet sie daselbst mit
Hilfe der Präparirnadeln aus. Als Unterlage beim Schneiden mit dem
Messer dient ein glattes Stück Korkholz (ein grosser Korkpfropfen)
oder eine Scheibe aus Knochen. Das Reinigen oder Auswaschen zarter
weicher Objecte (um sie z. B. von Salzen, Stärkemehl, Harz, Fett etc.
zu befreien), vollführt man mittelst eines weichen Pinsels, der nach
Art des Wegzuwaschenden mit Wasser, Spiritus, Aether etc. getränkt
ist. Ueberflüssige Flüssigkeit wird von dem Objectglase mittelst eines
Streifens Fliesspapiers oder einer kleinen Pipette weggenommen.

Sind die Körper zu klein, um daraus Schnitten zu machen, so mischt man
sie entweder mit einer Mischung aus gleichen Theilen feingepulvertem
Gummi Arabicum und Wasser und lässt die Masse trocknen, oder man
klebt den sehr dünnen Körper (wie Haare, Borsten) mit Gummischleim
auf Korkholz auf. Das der Schnitte anhaftende Gummi wird mit Wasser
weggewaschen. Weiche animalische und vegetabilische Theile trocknet
man bis zu einem gewissen Grade, macht dann Schnitten davon und weicht
diese in Wasser wieder auf.

Um einen animalischen weichen Körper starrer für den Schnitt zu machen,
legt man ihn in Spiritus, anfangs in schwachen, später in stärkeren.
Ein Erhärtungsmittel für animalische Theile ist eine dünne Lösung von
Chromsäure, essigsaurem Kali, besonders aber von Chlorcalcium.

Harte Pflanzentheile erweicht man durch Kochen mit Wasser oder durch
Einweichen in schwacher Kalilauge oder filtrirter Pottaschenlösung.

Von harten Mineralsubstanzen in Stücken, welche Ueberreste organischer
Wesen enthalten, kratzt man kleine Partikel ab oder pulvert sie. Werden
dadurch jene Ueberreste in zerbrochener Form erhalten, so kann man die
Substanz in eine kochend heisse Glaubersalzlösung werfen und darin
erkalten lassen. Wenn sie ein poröses Gefüge hat, so wird sie auf diese
Weise mürbe.

Will man die Erscheinungen beobachten, welche chemische Agentien
auf Objecte ausüben, so pflegt man die Lösung des Reagens mittelst
eines Glasstabes an den Rand des Deckglases zu tragen, damit es durch
Capillarität zwischen Deckglas und Objectglas eindringt. Soll das
Reagens langsam zum Object treten, so verbindet man einen Tropfen des
Reagens _r_ (Fig. 50) mit dem Object _o_ unter dem Deckglase durch
einen leinenen oder baumwollenen Faden.

[Illustration: Fig. 50.]

Als Färbesubstanzen für Objecte eignen sich Lösungen von den
verschiedenen Anilinfarbstoffen in Weingeist oder in jenem S. 55
erwähnten verdünnten Glycerin; blauer Karmin, gelöst in verdünntem
Glycerin; oxalsaure Lösungen des Berlinerblau; rother Karmin, gelöst
in verdünntem Salmiakgeist; eine Tinktur aus rothem Sandelholz und
glycerinhaltigem Spiritus.

Ist ein Object nun passend vorbereitet für die Beobachtung, so wird es
mit einem Deckgläschen bedeckt. Dadurch wird das Object vor äusseren
Zufälligkeiten geschützt, die Flüssigkeiten können weniger verdunsten
und, was die Hauptsache ist, das Object wird dadurch in eine ebene
Fläche gebracht. Das Maass des Druckes, unter welchem das Deckglas
aufgelegt wird, hängt von der natürlichen Beschaffenheit des Objectes
ab. Die Vorrichtungen zur Erzeugung eines constanten Druckes sind schon
Seite 31 angegeben. Sie werden angewendet, wenn ein gleichmässiger
Druck zwischen Daumen und Zeigefinger nicht ausreicht. In manchen
Fällen wird man bei Flüssigkeiten und pulpösen Substanzen das Deckglas
sanft hin- und herschiebend auf das Object drücken, um eine recht dünne
Flüssigkeitsschicht zu erzeugen und die Adhäsion des Deckglases an
das Objectglas zu vermehren, oder kleine Thierchen in ihren Bewegungen
zu hindern, oder hohle Körper von nicht hohlen zu unterscheiden. Bei
Untersuchung kleiner Wesen (Infusorien, Algen) legt man ein kleines
Papierschnitzel oder einen Seidenfaden unter das Deckglas, um den
Druck auf das Object nicht zu weit zu führen. Dasselbe muss geschehen,
wenn man die Bewegung der Säfte in zarten Pflanzentheilen (wie in
den Wurzelhaaren von _Hydrocharis Morsus ranae L._, den Haaren von
_Urtica_ etc.), welche mit Wasser unter das Mikroskop gebracht werden,
beobachten will.

Zarte sehr durchsichtige Objecte, welche das Licht zu wenig brechen,
werden durch Färbung sichtbar gemacht und je nach ihrer natürlichen
Beschaffenheit wendet man dünne Lösungen von Jod, Chromsäure,
Eisenchlorid in Wasser an. Zur Darstellung der Jodlösung mischt man 1
bis 2 Tropfen Jodtinktur mit circa 150 Tropfen Wasser oder der bereits
früher erwähnten Mischung aus 70 Theilen reinem Glycerin, 15 Theilen
Weingeist und 15 Theilen Wasser. Um eine stärkere Färbung zu erzeugen,
mischt man 2 bis 4 Tropfen Jodtinktur mit 50 Tropfen Wasser und 50
Tropfen Weingeist. Um die Structur zarter und sehr durchsichtiger
Objecte sichtbar zu machen, weicht man das Object einige Zeit in
Farbstofflösungen, wie sie auf der vorhergehenden Seite angegeben sind,
ein.



Aufbewahrung mikroskopischer Objecte.


Eine sehr wesentliche Angelegenheit des Mikroskopikers ist die,
die Präparate in ihrem natürlichen Zustande aufzubewahren. Die
Vorbereitungen und Vorsichtsmaassregeln hierzu sind natürlich je
nach der Beschaffenheit der Objecte sehr verschiedene und sind auch
abhängig von den Erfahrungen des Mikroskopikers. Daher können hier nur
Andeutungen gegeben werden.

Eine Menge Objecte werden trocken aufbewahrt, wie Salzniederschläge,
Kieselpanzer, Haare, Fischschuppen, Insektenschuppen, Gespinstfasern.
Auf das Object legt man ein dünnes Deckgläschen und verklebt dieses und
das Objectglas mit einem Streifen bunten Papiers, welcher in der Mitte,
wo das Object liegt, durchbrochen (ausgelocht) ist. Als Klebemittel
gebraucht man einen dicken Schleim aus arabischem Gummi. Während des
Verklebens hält man das Deckglas gegen das Object etwas angedrückt. Auf
das Papier schreibe man den Namen des Objectes.

Trockene vegetabilische und animalische Objecte, welche noch einen
solchen Feuchtigkeitsgrad besitzen, dass sie der Erzeugung von
Algen oder Parasiten ausgesetzt sind, bringt man auf das Objectglas
und bedeckt sie mit einem Tropfen einer Flüssigkeit aus 1 Th.
venetianischem Terpentin und 100 Th. französischem Terpentinöl. Nachdem
der Tropfen Flüssigkeit an einem staubfreien Orte abgedunstet ist, legt
man das Deckglas auf und verklebt.

Sehr viele Objecte, deren natürlicher Zustand von einem starken
Feuchtigkeitsgrade abhängt, müssen in einer Flüssigkeit bewahrt
werden, welche der Selbstentmischung nicht unterliegt, auf das Gefüge
des Objectes nicht auflösend wirkt und der Bildung von Pilzen und
Algen zuwider ist. Eine solche Flüssigkeit ist zunächst eine mit
wenig Carbolsäure versetzte und dann filtrirte Lösung des reinen
Chlorcalciums in der 5- bis 6fachen Menge verdünntem Glycerin, oder
eine Lösung von 1 Th. hellem Leim in 2 Th. verdünnter Essigsäure.

Zur Aufbewahrung in der Chlorcalciumlösung eignen sich die meisten
animalischen Substanzen, wie Infusorien, Milben, Würmer, Zellsubstanz,
Gehirn, Rückenmark, Haare, Schuppen etc., ferner ein sehr grosser Theil
vegetabilischer Substanzen, jedoch darf man hier nicht übersehen,
dass die Lösung die Stärkemehlkörner anschwellt und durchsichtiger
macht. Sollen diese also ihre natürliche Form bewahren, so darf die
Chlorcalciumlösung nicht angewendet werden, dagegen aber verdünntes
Glycerin (Mischung I).

Als geeignete Flüssigkeiten für thierische und vegetabilische Objecte,
welche sehr leicht der Vermoderung oder Fäulniss unterliegen, oder
welche im feuchten Zustande aufbewahrt werden, sind folgende Mischungen
oder Lösungen zu empfehlen:

           I.                II.               III.

  Glycerin       70  Glycerin         100  Glycerin      100
  Spiritus       15  Spiritus          50  dest. Wasser   80
  dest. Wasser   15  dest. Wasser      50  Sublimat        1
                     Carbolsäure        3

         IV.                  V.                 VI.

  Glycerin       50  Glycerin         100  Glycerin      100
  Chlorcalcium   20  Kochsalz          10  dest. Wasser  100
  dest. Wasser  100  essigs. Alaunerde  5  Salzsäure       5
  Spiritus       30  dest. Wasser      50  Sublimat        1

Diese nach Gewichtstheilen ausgeführten Mischungen werden entweder
durch Filtration oder durch Absetzenlassen in verschlossenen Gefässen
oder durch Klarabgiessen gereinigt.

Die Objecte lässt man mehrere Stunden und länger in einer dieser
Flüssigkeiten liegen, damit sie sich damit gehörig vollsaugen, oder
man legt sie auf den Objectträger und giebt einen Tropfen der mit
gleichviel Spiritus gemischten Flüssigkeit darauf. Dies wiederholt
man nach dem Abdunsten, bis das Object genügend getränkt erscheint.
Thierische Substanzen, welche leicht faulen, erfordern beispielsweise
die Mischung II., Blutkörperchen die Mischung III., gefärbte
animalische Körper die Mischung V., kleine Thiere, Algen etc. die
Mischung IV., die meisten Pflanzenpräparate die Mischung II. und IV.,
Stärkemehlkörner die Mischung I.

Färbungen mit Chromsäure sind bei Gebrauch dieser Mischungen nicht
anwendbar, dagegen verträgt sich die Chromsäure mit wässriger
Chlorcalciumlösung. Zur Färbung der Stärkemehle bedient man sich des
Jodwassers oder einer

~Jodlösung~, dargestellt aus 2 Th. Jod, 3 Th. Jodkalium, 70 Th.
Glycerin, 15 Th. Wasser und 15 Th. Spiritus.

Flüssigkeiten und Mischungen zur Conservirung mikroskopischer Objecte
sind mehrere gerühmt: _Dane_ empfiehlt ein Gemisch aus 4 Th. Glycerin,
2 Th. dest. Wasser, 1 Th. Gelatine; _Beale_ eine Verbindung des
Glycerins mit Leim (das Gemisch wird vor der Anwendung erwärmt).
_Farrants_ gebraucht eine Mischung aus gleichen Theilen arab. Gummi,
Glycerin und einer gesättigten wässrigen Lösung von arseniger Säure.
Die _Goadby_’sche Flüssigkeit (_conserving liquor_) wird bereitet aus
Kochsalz 60 Gm., Alaun 30 Gm., Sublimat 0,13 Gm., kochendem destill.
Wasser 1300 Gm. und durch Filtration (sehr zu empfehlen). _Pacini_
empfiehlt 2 Flüssigkeiten. I. Sublimat 1 Th., reines Chlornatrium
2 Th., Glycerin 13 Th., destill. Wasser 113 Th. II. Sublimat 1 Th.,
Essigsäure 2 Th., Glycerin 43 Th., dest. Wasser 215 Th.

Mitunter werden trockene Objecte (wie Theile von Insekten, Sporen,
Pollen) in Canadabalsam, eine Terpentinart, die sich auch durch einen
klaren venedischen Terpentin ersetzen lässt, eingelegt. Ist der
Terpentin zu dick, so verdünnt man ihn mit etwas Terpentinöl bis zur
Dickflüssigkeit.

Die Färbung der Objecte bietet manche Vortheile, indem einzelne
Theile derselben sich mit dem Farbstoff verbinden und dadurch für das
Auge schärfer hervortreten. Geeignete Farbstoffe sind Indigocarmin
(in Wasser klar löslicher), Anilinpigmente, Blauholztinctur. 1 Th.
Indigocarmin wird in 100 Th. destill. Wasser und 8 Th. Spiritus, 1 Th.
Anilinpigmente (Rosanilin) in einer Mischung von 100 Th. Spiritus und
100 Th. Wasser gelöst. Die Blauholz- (Campecheholz-) Tinktur wird aus
1 Th. des kleingeschnittenen Blauholzes, 20 Th. Spiritus und 30 Th.
Wasser unter Maceration dargestellt. Jede dieser Pigmentlösungen muss
durch Papier filtrirt sein. Davon setzt man zu je 100 Th. der oben
angegebenen 6 Objectflüssigkeiten 3-5 Th. In letzterer Mischung kann
das Objectstück eingeweicht werden, um es dann in der nicht gefärbten
Flüssigkeit unter das Deckglas zu bringen. Um Objecte oder die Umrisse
einzelner Theile derselben schwarz zu tingiren, befeuchtet man sie mit
Höllensteinlösung (1 Th. Höllenstein in 30 Th. destill. Wasser), wäscht
sie nach Verlauf einer halben bis ganzen Stunde mit destillirtem Wasser
ab und bringt sie mit den Flüssigkeiten I. oder II. unter das Deckglas.
Die Flüssigkeiten III.-VI. sind hier nicht verwendbar.

Die Bedeckung mit Deckglas geschieht in folgender Weise. Das reine
trockne Deckglas erfasst man an einer der Ecken mit einer sich selbst
schliessenden Pincette, bestreicht den Rand der Fläche, welche dem
Objecte zugewendet werden soll, in einer Breite von 2 bis 3 mm
mit einem der unten erwähnten Lacke I. und II., legt hierauf das
Deckglas auf das mit einem Tröpfchen der Conservationsflüssigkeit
bedeckte Object, fasst Deckglas und Objectträger zwischen Daumen und
Zeigefinger der linken Hand, ohne jedoch zu drücken, trocknet den Rand
des Deckglases und die daran stossende Umgebung auf dem Objectträger
mit Fliesspapier ab und umzieht mittelst Pinsels den äusseren Rand
des Deckglases mit einem breiten Striche Lack I. oder II., so dass
der Strich in seiner Breite zur Hälfte auf dem Deckglase, zur Hälfte
auf dem Objectträger ruht. Der Strich, welcher sehr schnell trocknet,
wird sofort noch einmal mit Lack überzogen. Nach einigen Stunden
giebt man einen dritten Ueberzug. Zuletzt giebt man einen Ueberzug
mit dem Lack III. Bei jedem neuen Lacküberzuge streicht man um eine
Zwirnsfadenbreite über die Grenze des trocknen Anstrichs hinweg.

In vielen Fällen ist das Einlegen der Objecte in flüssigen Leim
anwendbar. Dieser ist besonders bequem, da er sehr durchsichtig ist,
den Raum zwischen Deckglas und Objectglas gut füllt und das, was davon
beim Druck des Deckglases über den Rand dieses letzteren heraustritt,
schnell trocknet und hart wird. Dieser Rand wird mit einem ähnlichen
Leim, der mit Chromgrün, Chromgelb, Schwarz etc. präparirt und gemischt
ist, eingefasst. Ist diese Einfassung völlig trocken, so lackirt man
sie mit Lack III. oder besser mit dem Universallack (IV.).

[Illustration: Fig. 51.

$Objecthalter$ (2/3 Grösse).]

Bei der Darstellung mehrerer Objecte ist das Halten zwischen den
Fingern sehr lästig und zeitraubend. Bequem sind dann die Objecthalter,
von welchen man mehrere neben einander auf ein circa 8 Ctm. breites
Brett mittelst Siegellacks aufgesetzt hat. Ein Objecthalter besteht aus
2 Korken (Fig. 51, _a_ u. _b_), welche durch einen zweischenkeligen
messingenen Draht gegen einander gedrückt werden. Der Kork _a_ ist
mit Siegellack auf das Brett _d_ gesetzt. Die Löcher in den Korken,
in welche man den Draht steckt, sind durch eine glühende Stricknadel
vorgebohrt. Durch den Kork _a_ geht der Draht in der ganzen Länge des
Durchmessers des Korkes, in den Kork _b_ reicht er nur zu 2/3 der
Länge desselben. Der Kork _b_ wird nach der Grösse der Deckgläser
gewählt und ist an der Fläche, mit welcher er auf dem Kork _a_ steht,
etwas ausgebuchtet, so dass er nur mit seinem Rande auf das Deckglas
drückt, die Mitte des Deckglases also geringeren Druck erfährt. Die
Darstellung dieser Vorrichtung ist keine schwierige. Jeder, wer
derselben bedarf, kann sie sich selbst besorgen.

Indem man den Kork _b_ sanft hebt, schiebt man das Object darunter,
versieht es daselbst mit der Leim- oder Lackfassung etc.

~Flüssiger Leim~. 10 Th. heller, klarer Tischlerleim werden in 10 Th.
kochendem Wasser gelöst und noch heiss mit 10-12 Th. concentrirtem
Essig (_Acidum aceticum dilutum_ der Apotheken), sowie einigen Tropfen
Carbolsäure versetzt. Sollte er nach dem Erkalten gelatiniren, so
macht man ihn durch Erwärmen wieder flüssig und setzt noch 1 bis
2 Th. oder soviel concentrirten Essig hinzu, bis er nach dem Erkalten
flüssig bleibt. Der hellere Tischlerleim ist der sogenannten Gelatine
vorzuziehen.

~Schwarzer Lack~ I. Nimm 1 Th. Leinölfirniss und 10 Th.
Bernsteinkolophon (_Colophonium Succini_). In einem porcellanenen oder
irdenen Töpfchen schmilzt man beides zusammen. Man nimmt das Gefäss
vom Feuer oder von der Lampe weg und lässt es etwas abkühlen. Hierauf
giesst man (vom Feuer entfernt) unter Umrühren mit einem eisernen
Spatel in sehr kleinen Portionen nach und nach 15 Th. französisches
Terpentinöl und nach einer Stunde, wo die Mischung ziemlich abgekühlt
ist, 10 Th. Benzin hinzu. Das Ganze bringt man in eine trockene
Flasche, worin sich 10 Th. zerstossenes Judenpech (reiner Asphalt)
befinden. Man pfropft zu, stellt es einige Tage bei Seite und schüttelt
öfter um. Ist der Lack zu dickflüssig, so verdünnt man ihn mit
Terpentinöl. Statt dieses Lackes kann man auch gewöhnlichen ~Eisenlack~
anwenden.

~Weisser Lack~ II. Mastix 10 Th., Dammar 4 Th., Sandarak 4 Th.,
sämmtlich zerstossen, vened. Terpentin 1 Th., 20 Th. französ.
Terpentinöl und 10 Th. Benzin werden in einer Flasche mehrere Tage
öfter umgeschüttelt und hierauf die Lösung, nachdem die Flasche gut
zugepfropft ist, zum Absetzen bei Seite gestellt. Der später klar
abgegossene oder filtrirte Lack wird theils zum Gebrauch in einem
Mörser mit trocknem Permanentweiss zusammengerieben, theils, wie er
ist, aufbewahrt. Er giebt einen guten Glanz und besitzt viel Zähigkeit.
Ist er zu dünn, so darf man nur das Gefäss, worin er ist, einen Tag
geöffnet stehen lassen.

~Glanzfirniss~ III. Sandarak 12 Th., Mastix 6 Th. werden etwas
zerstossen in eine trockene Flasche geschüttet, dazu Copaivabalsam
2 Th., venedischer Terpentin 3 Th., französisches Terpentinöl 4 Th.,
und wasserfreier Spiritus 36 Th. gegeben. Man stellt die zugepfropfte
Flasche 8 Tage bei Seite, schüttelt dabei öfters um und lässt dann den
Lack einige Wochen klar absetzen. Als Lack für Messingtheile an dem
Mikroskop mischt man gleiche Theile dieses Glanzfirnisses und einer
filtrirten Lösung von 5 Th. gutem Schellack und 2 Th. Drachenblut in
45 Th. wasserfreiem Spiritus.

~Universallack~ IV. 15 Th. guter Schellack, 3 Th. Mastix und 90 Th.
käuflicher wasserfreier Spiritus werden in eine zu verstopfende Flasche
gegeben und unter öfterem Umschütteln so lange bei Seite gestellt, bis
Lösung erfolgt ist. Der Lack wird nach mehrtägigem ruhigem Stehen klar
abgegossen. Nimmt man zur Erzeugung eines farblosen Lackes weissen
Schellack, so ist noch ein Zusatz von 1 Th. venedischem Terpentin
erforderlich.



Mikroskopische Objecte.


Wenngleich die bildliche Darstellung mikroskopischer Objecte durch
Holzschnitt sehr viel zu wünschen übrig lässt, so reicht sie dennoch
für den anfangenden Mikroskopiker aus, ihm eine Vorstellung von
den Objecten zu geben, sie zu erkennen, zu unterscheiden und sie
aufzusuchen. Sie sind jedenfalls die erste und beste Anleitung, den
Anfänger in das mikroskopische Studium einzuführen.

Für das Erkennen der Objecte aus dem Thier- und Pflanzenreiche ist die
Bekanntschaft mit der ~Zelle~ ein vornehmliches Erforderniss; daher
möge eine kurze Erklärung des Wesens und des Baues der Zelle hier einen
Platz finden.

Die $~Zelle~$ allein ist das Material, aus welchem Leben zu Stande
kommt, sie ist daher das Element des Lebens, und jeder pflanzliche und
thierische Organismus nimmt von einer einfachen Zelle seinen Anfang.
Jede Zelle ist eine Lebenseinheit und jeder organisirte Körper besteht
aus so vielen Lebenseinheiten, als er Zellen besitzt, die in ihrem
ungelösten Zusammenwirken das Leben des Ganzen darstellen. Daher ist
das Leben eines thierischen und pflanzlichen Körpers die Summe der
Lebenserscheinungen aller Zellen, aus denen er zusammengesetzt ist.
Die allen Zellen angehörenden Lebenserscheinungen sind vegetativ
und bezwecken die Ernährung oder Erhaltung und die Vermehrung
oder Reproduction. Die Zelle ist also zugleich Vegetations- und
Reproductionsorgan.

_Schleiden_ war es zuerst, der die Bausteine kennen lernte, aus denen
die Pflanze ihren Leib bildet, und zwar die ~Zellen~. Er zeigte zuerst
das Wachsthum der kleinen Zellenblase auf und um den sie erzeugenden
Zellkern, ihre verschiedenen Formen und Gruppirungen, ihre Umwandlung
in Fasern und Gefässe. Die an der Pflanze erforschte Zelle hielt man
für ein Eigenthum der Pflanzenwelt. Da trat _Henle_ (1837) den Beweis
an, dass die Zelle das Lebenselement der ganzen organisirten Natur sei,
indem er die Oberhaut des Menschen als ein Complex von Zellen erkannte,
welche selbstständig und ohne Einfluss der Blutgefässe wachsen. _Th.
Schwann_ endlich wies (1839) die Uebereinstimmung der „Thiere und
Pflanzen“ im Aufbau ihres Körpers aus Zellen und im Wachsthum dieser
Zellen mit aller Gewissheit nach.

[Illustration: Fig. 52.

_a_ Zwei Protoplasmazellen, _b_ eine solche, deren äusserste Schicht
dichter geworden ist _c_ zwei solche Zellen, in deren Inhalte die
Bildung von Zellkernen vor sich geht.]

[Illustration: Fig. 53.

_a_ Eine von einer Membran eingeschlossene Zelle, _b_ zwei Zellen mit
Zellkern und den Anfängen (Protoplasmawänden) zu Tochterzellen, _c_
zwei gleiche zusammenhängende Zellen _nn_ wässerige Plasmatropfen, _d_
Zelle mit Stärkemehlkörperchen.]

Die ~Zelle~ ist ein bläschenartiges Gebilde, in ihrem ersten Urzustande
eine Protoplasmazelle, eine nach aussen begrenzte Portion Plasma oder
Protoplasma, Bildungsstoff, welcher sich in seiner Lebensthätigkeit
zunächst mit einer Hautschicht, der Zellenmembran, umgiebt und meist
auch in seinem Innern die Bildung der Anfänge von Tochter- und
Enkelzellen, den Zellkernen und den in diesen lagernden Kernkörperchen
ermöglicht. Der Inhalt der lebenden, sich entwickelnden Zelle, deren
Gestalt eine sehr verschiedene sein kann, ist theils mehr oder weniger
flüssig, theils auch fest. In der von einer Membran eingeschlossenen
Pflanzenzelle findet sich als Wandbeleg dieser Membran eine dichtere,
oft erhaltende Plasmaschicht (Primordialschlauch) und in dem von
letzterer eingeschlossenen Flüssigkeit ein oder mehrere Zellkerne. Das
Plasma, der Inhalt der lebenden Zelle, ist nicht structurlos, sondern
organisirt, was sich durch die Bewegung, durch die Strömungen in dem
flüssigen Theile des Plasma zu erkennen giebt. Bei den trocknen oder
abgestorbenen organischen Körpern kommt natürlich die lebende Zelle
nicht mehr in Betracht, sondern die todte, nicht vegetirende, trockne,
mehr oder weniger feste Zelle.

Die Membran und der Kern der thierischen Zelle bestehen aus
Eiweisskörpern verschiedener Art, denn die Membran wird z. B. von
verdünnten Säuren (wie verdünnter Essigsäure) leicht aufgelöst,
der Kern aber nicht. Der Zelleninhalt besteht theilweise aus
Eiweisskörpern in verschiedenen Modificationen, theils in gelöster,
theils weicher, theils fester Form. In der Muskelzelle nennt man
die Eiweissmodification ~Syntonin~, in den rothen Blutkörperchen
~Globulin~, in den Zellen der Schleimdrüsen ~Mucin~, in denen der
Milchdrüse ~Kaseïn~, in den Drüsenzellen der Magenschleimhaut ~Pepsin~
etc. Ein Hauptbestandtheil des Zelleninhaltes ist das Wasser, dann
kommen darin vor: Fetttröpfchen, mineralische Bestandtheile, ferner
auch Pigmente (Haematin, Haemoglobin, Melanin etc.).

Die Pflanzenzelle gleicht in ihrer Constitution der Thierzelle und
nur die ältere Pflanzenzelle ist noch von der oben bemerkten, aus
~Cellulose~ bestehenden, gewöhnlich polygonalen Membran, der Zellhaut,
eingeschlossen. Die äussere Hülle enthält hier also keinen Stickstoff
und wird durch Jod und Schwefelsäure blau gefärbt, während eine
zuweilen vorkommende entsprechende Hülle an der thierischen Zelle durch
genanntes Reagens gelb oder braun gefärbt wird.


Mehl. Stärke.

$Mehl.$ Die Art des Mehles ist durch die Form der ~Stärkemehlkörner~,
welche in jeder Getreidefrucht als Zelleninhalt auftreten, zu erkennen.
Es kommen hier die auf den Seiten 77, 78, 79 und 80 angeführten Angaben
und Abbildungen in Betracht. Es ist jedoch nicht zu übersehen, dass
die Trennung des Getreidesamens verschiedener Art sowohl auf der
Dreschtenne wie auf dem Mühlstein keine so sorgfältige zu sein pflegt,
dass in einem Weizenmehl sich einige wenige Roggenmehlstärkekörnchen,
im Roggenmehle einige Stärkemehlkörnchen des Weizens, der Gerste
und des Hafers nicht auffinden lassen sollten. Wo eine Verfälschung
oder Unterschiebung eines fremden Mehles zu constatiren ist, muss
also auch auf die Zahl der fraglichen Stärkemehlkörnchen Rücksicht
genommen werden. In den Fällen, in welchen im Mehle fremde, nicht
stärkemehlhaltige Substanzen aufzusuchen sind, mischt man das Mehl mit
Jodlösung (S. 64), welche das Stärkemehl blau oder violett tingirt,
die fremden Stoffe aber gewöhnlich nur mit der Farbe der Jodlösung
versieht. Dies letztere geschieht natürlich auch mit den leicht
erkennbaren Trümmern des Gewebes der Getreidefrucht.

$Stärke.$ Im Handel sind die gangbarsten Stärkesorten: Weizenstärke
(gewöhnlich nur mit Stärke bezeichnet), Kartoffelstärke, Maisstärke
und in neuerer Zeit auch Reisstärke. ~Verfälschungen~ der
~Weizenstärke~ bestehen in Kartoffelstärke und auch wohl weissen
mineralischen Stoffen, deren Partikel unter dem Mikroskop entweder
eine krystallinische oder doch eine solche Form zeigen, welche mit dem
Stärkemehlkörnchen keine Aehnlichkeit haben und durch Jodwasser nicht
blau gefärbt werden. Die ~Verfälschungen~ der ~Kartoffelstärke~ sind
meist mineralische Stoffe, auf welche das vorstehend bemerkte ebenfalls
Anwendung findet.

Das Stärkemehlkörnchen, eine Secretionszelle, besteht aus
concentrischen, über einander gelagerten Schichten, welche unter dem
Mikroskop mehr oder weniger zu erkennen sind. Das Wachsen der Körnchen
geht von innen nach aussen vor sich, und die Ernährung geschieht
vermittelst einer trichterförmigen Vertiefung, welche man ~Kern~,
~Nabel~, Vacuole nennt. Das Sichtbarwerden der Details wird befördert
durch Befeuchten mit Jodwasser (l Th. Jodtinktur und 60 Th. Wasser)
oder der Jodlösung, durch Aufquellen in warmem Wasser oder Branntwein.

[Illustration: Fig. 54.

$Kartoffelstärkemehlkörnchen.$

200mal vergrössert.]

[Illustration: Fig. 55.

_v_ Nabel oder Vacuole. 350mal vergr.]

~Kartoffelstärkemehlkörnchen~ sind von verschiedener Grösse und
abgerundeter Gestalt, meist der Birnengestalt nahe kommend. Die
concentrische Schichtung ist an den zarten Linien leicht erkennbar,
welche schalenförmig einen (oder zwei) gewöhnlich am schmäleren Theile
liegenden Nabel umlaufen. Länge der Körnchen 0,06-0,1 _mm_.

[Illustration: Fig. 56.

$Roggenstärkemehlkörnchen.$

200mal vergrössert.]

~Roggenstärkemehlkörnchen~ sind verschieden gross, oval und rund,
und viele der grösseren Körnchen zeigen einen 1- bis 4mal linear-
oder kreuzförmig gestreiften Nabel. Durchmesser der Grosskörnchen
0,040-0,055 _mm_.

[Illustration: Fig. 57.

$Weizenstärkemehlkörnchen.$

250-300mal vergrössert.]

An den ~Weizenstärkemehlkörnchen~ ist der Nabel undeutlich und bei
200facher Vergrösserung als eine punktförmige Vertiefung zu erkennen.
Sie sind von zweierlei Grösse, rund oder etwas länglich-rund, im
Allgemeinen aber etwas kleiner als die Roggenstärkemehlkörnchen.
Durchmesser der grossen Weizenstärkemehlkörnchen 0,035 bis 0,040 _mm_.

[Illustration: Fig. 58.

$Gerstenstärkemehlkörnchen.$

  300mal vergrössert.       500mal vergrössert.
]

~Gerstenstärkemehlkörnchen~ sind meist weniger gerundet, und einige
zeigen schwache Längs- und Querrisse, andere haben eine längliche Form.
Durchmesser der Grosskörnchen 0,023-0,026 _mm_.

[Illustration: Fig. 59.

$Haferstärkemehlkörnchen.$

  200mal vergrössert.    400mal vergrössert.      Zusammengesetzte
                                               Haferstärkemehlkörnchen.
]

~Haferstärkemehlkörnchen~ haben theils eine Apfelkern-, theils
Birnenform, wenige sind rund. Durchmesser der Körnchen 0,004-0,005.
Die Haferstärke besteht aus zusammengesetzten und einfachen Körnchen.
Die zusammengesetzten haben einen Durchmesser von 0,020-0,045 _mm_.

[Illustration: Fig. 60.

$Buchweizenstärkemehlkörnchen.$

  200mal vergrössert.    400mal vergrössert.
]

~Buchweizenstärkemehlkörnchen~ sind klein und haben eine vieleckige
Form. Durchmesser 0,015-0,023 _mm_.

[Illustration: Fig. 61.

$Maisstärkemehlkörnchen.$

  200mal vergrössert.    400mal vergrössert.
]

~Maisstärkemehlkörnchen~ sind klein und abgerundet vieleckig, mit
sichtbarem, querrissigem oder stark vertieftem Nabel. Durchmesser
0,013-0,023 _mm_.

[Illustration: Fig. 62.

$Reisstärkemehlkörnchen, zusammenhängend und einzeln.$

300mal vergrössert.]

~Reisstärkemehlkörnchen~ sind sehr klein und scharfkantig-vieleckig,
zuweilen noch in rundlichen Massen dicht zusammenhängend. Durchmesser
0,006-0,007 _mm_.

[Illustration: Fig. 63.

$Bohnenstärkemehlkörnchen.$

  200mal vergrössert.    400mal vergrössert.
]

~Stärkemehlkörnchen~ der ~Hülsenfrüchte~ sind meist oval oder
nierenförmig, wenige sind kugelig. Die meisten haben einen länglichen
oder auch wohl sternförmigen Sprung oder Nabel.

[Illustration: Fig. 64.

$Erbsenstärkemehlkörnchen.$

200mal vergrössert.]

[Illustration: Fig. 65.

$Linsenstärkemehlkörnchen.$

  200mal vergrössert
  _a_ Linsenhülsenreste.
]

[Illustration: Fig. 66.

$Zellentrümmer der Hülsenfrüchte$,

ungefähr 100mal vergrössert.]

Neben den Stärkemehlkörnchen findet man im Mehle, besonders in dem
Mehle der Hülsenfrüchte, ~Kleberkörnchen~, welche sehr kleinen
Körperchen jedoch erst bei circa 80facher Vergrösserung sichtbar sind
und bei 400-600facher Vergrösserung ihre grubig-runzelige Oberfläche
erkennen lassen.

[Illustration: Fig. 67.

$Kleberkörnchen.$

  100mal vergrössert.      600mal vergrössert.
]

Sie sind theils dicht, theils hohl und enthalten oft krystallisirte
Körper. Sie werden durch Jod nicht blau, sondern gelb gefärbt.


Besondere, als Verunreinigungen im Getreidemehl vorkommende Gebilde.

Im Getreidemehl können vorkommen: Mutterkornmehl (_Claviceps purpurea_
Tulasne); ferner die ~Sporen~ des Flug- oder Russbrandes (_Ustilago
Carbo_ Tulasne oder _Uredo segetum_), des Schmierbrandes, Weizenbrandes
oder Steinbrandes (_Tilletia Caries_ Tulasne oder _Uredo sitophila_).

[Illustration: Fig. 68.

_ab_ $Ein Theil der Schnittfläche aus dem Spermogoniumlager des
Mutterkornpilzes.$

(vergr.)

_a_ Hyphen; _b_ Keimhaut (_hymenium_) mit Spermatien oder Stylosporen;
_c_ Spermatien; _d_ Keimschläuche treibende Spermatien (sämmtlich
vergr.).]

Der $Mutterkornpilz$ wuchert auf verschiedenen Gramineen, besonders
auf Aehren des Roggens. Dieser Kernpilz durchläuft drei wesentlich
unterschiedene Entwickelungsstadien. Im ~ersten~ Stadium tritt er
zur Zeit der Roggenblüthe als sogenannter ~Honigthau~ auf, nämlich
als ein zäher gelblicher süsser Schleim von unangenehmem Geruche.
In diesem Honigthau beobachtet man unter dem Mikroskop unzählige
Spermatien (Stylosporen). Er ist eine Absonderung eines Mycelium
(Trieblagers), dessen Hyphen (Fäden, Flocken) den unteren Theil des
jugendlichen Fruchtknotens der Getreideblüthe allseitig durchziehen.
Dieser Fruchtknotenkörper zeigt innen Lücken und aussen verschieden
gewundene Falten und Vertiefungen, ein Spermogoniumlager darstellend.
Aus der zelligen Schlauchschicht oder Keimhaut, welche jene Falten
und Vertiefungen auskleidet, erheben sich gedrängt stehende
basidienähnliche Schläuche, an deren Spitze sich eine Kette kleiner
länglich-ovaler Zellen, Spermatien oder Stylosporen, abschnüren.
Mycelium und Spermatien erscheinen nach dem Austrocknen der klebrigen
Flüssigkeit wie ein weisses, den Fruchtknoten bedeckendes Pilzgewebe.

Das ~zweite~ Entwickelungsstadium des Mutterkornpilzes liefert in
einem sterilen Stroma das in den Apotheken gebräuchliche und allgemein
bekannte Mutterkorn, dessen Genuss im Getreidemehle oder im Brote
Ursache der sogenannten Kribbelkrankheit sein soll.

[Illustration: Fig. 69.

$Mutterkornpilz im 2. Entwickelungsstadium.$

  1. Roggenfrucht von Hyphen des Mutterkornpilzes durchsetzt
     und ein Mycelium bildend (Verticaldurchschnitt, 1-1/2fache
     Linearvergrösserung). _a_ Ansatz des sterilen Fruchtlagers
     (Sclerotium).

  2. Aehrentheil des Roggens mit einem Mutterkorn (Sclerotiumstroma).
     Natürliche Grösse.

  3. Verticaldurchschnitt (4fache Linearvergrösserung) des sterilen
     Fruchtlagers oder Sclerotiumstroma (_e_), als Mütze das
     Spermogonium tragend.

  4. Dasselbe mehr entwickelt, _g_ Sclerotium, _b_ Sphacelia-Lager.
     Verticaldurchschnitt (1-1/2fache Linearvergrösserung).
]

Der Fruchtknoten ist bis zur Spitze von dem Mycelium total zerstört und
durchbrochen. In seinem Grunde entsteht nun aber durch Anschwellung
und Verdichtung der Mycelienfäden ein innen weisslicher, aussen
dunkel violetter Kern, ein steriles Fruchtlager, welches, aus den
Spelzen der Aehre hervorwachsend, an seiner Spitze das vertrocknende
Spermogonium, sowie Ueberreste der Fruchtknotenspitze wie ein Mützchen
trägt. Das sogenannte Mutterkorn ist also ein Pilzfruchtlager,
ein Sclerotiumstroma. Das schmutziggelbe vertrocknete Spermogonium
(Mützchen) fällt beim Rütteln leicht ab.

Das ~dritte~ und letzte Entwickelungsstadium tritt ausserhalb des
Bereiches der Getreideähre ein, wenn nämlich das Sclerotiumstroma im
Herbst oder Frühjahr auf feuchten Boden gelangt. Nach Verlauf mehrerer
Wochen löst sich die violette Oberflächenschicht des Stroma hier
und da in Läppchen ab, welche sich umlegen, und an den entblössten
Stellen entspriessen kleine weisse Knöpfchen, welche sich anfangs
graugelb, dann schmutzig-violett färben und zu dünnen glänzenden,
blass-violetten, 3-4 Ctm. langen Stielchen, 1-, seltener 2warzige
Knöpfchen an der Spitze tragend, auswachsen. Knöpfchen nebst Stielchen
repräsentiren die Pilzfrucht, den Kernpilz.

[Illustration: Fig. 70.

$Mutterkornpilz im 3. Entwickelungsstadium.$

  1. Sclerotium mit Pilzfrüchten (natürliche Grösse). _s_ fruchtbares
     Sclerotiumlager, _c_ Früchte des Mutterkornpilzes (fruchtbares
     Pilzlager).

  2. Ein Fruchtknöpfchen vergrössert im Verticaldurchschnitt,
     Fruchtbehälter Perithecien (_p_) zeigend.

  3. Zwei Perithecien stark vergrössert, 8sporige Sporenschläuche
     enthaltend. _a_ noch geschlossene Perithecie, _b_ geöffnete
     Perithecie, Sporen auswerfend.
]

Jene Knöpfchen oder fertilen Fruchtlager sind dicht von Wärzchen
bedeckt und enthalten unter jedem Wärzchen einen eiförmigen
Fruchtbehälter (Perithecie), welcher mit zahlreichen, gegen den
Scheitel convergirenden, linienförmigen, 8sporigen Schläuchen
(Sporenschläuchen) gefüllt ist. Bei der Reife öffnet sich jede
Perithecie mit einem Loche inmitten des deckenden Wärzchens. Aus
dem oberen Ende des Sporenschlauches treten die fadenförmigen
Sporen in Bündeln zusammenhängend aus und schieben sich durch die
Perithecienöffnung nach aussen. Nach _Flückiger_’s Angabe kann ein
Sclerotium 20-30 Kernpilzchen tragen, welche mehr denn eine Million
Sporen entwickeln. Wie nothwendig die Einsammlung und Vertilgung des
Mutterkorns (des Sclerotiumstroma) für die Landwirthschaft ist, wird
durch _Flückiger_’s Forschung angedeutet.

Das ~Mutterkorn~ des Weizens ist etwas kürzer und dicker.

[Illustration: Fig. 71.

_R_ $Roggenmehl$, _r_ Gewebetrümmer.

_M_ $Mutterkorn$, _c_ Oeltropfen, _f_ Fäden (Hyphen), _sp_ Spermatien,
_k_ Zellengewebe. 150fache Linear-Vergrösserung.]

Die ~Erkennung~ des Mutterkornes (des Sclerotiumstroma) im feineren
Mehle mittelst Mikroskops bietet keine Schwierigkeit. In ein
Fläschchen giebt man eine Messerspitze des Mehles und Wasser oder
verdünntes Glycerin nebst etwas der oben S. 65 erwähnten Jodlösung,
schüttelt gut durcheinander und bringt einige Tropfen der Mischung
auf das Objectglas. Die Stärkemehlkörnchen sind violett oder blau
gefärbt, dagegen zeigen die Theile des Mutterkornes nur die Jodfarbe.
Von letzterem sind die Menge Oeltröpfchen, Fäden und Gewebemassen, hier
und da mit schwarzem Rande, von der dunkelen äusseren Hautschicht des
Mutterkornes herrührend, beachtenswerth. Wenige und vereinzelte Theile
des Mutterkorns werden auch in einem guten Mehle nicht selten sein,
sind jedoch in gesundheitspolizeilicher Hinsicht nicht von Belang.

Im groben Mehle ist die Erkennung des Mutterkornes wegen Gegenwart
einer grösseren Menge Gewebselementen der Getreidefrucht schwieriger.
Der Gesundheit nachtheilige Mengen Mutterkorn im Brote und im Mehle
sind nur auf chemischen Wege zu bestimmen. Es ist in Deutschland
allgemein Gebrauch, das Mutterkorn auf der Dreschtenne von der
Getreidefrucht zu sondern, was bis auf wenige Mutterkorntrümmer
auch gelingt. Aus einem Sacke gut durchmischtem Korn von einem
Kleinbauer entnommen, wurde 1 Kil. genau untersucht und daraus 0,3
_g_ Mutterkorntrümmer gesammelt, gewiss eine Menge, von welcher ein
Nachtheil für die Gesundheit nicht zu erwarten ist, selbst wenn sie
3mal mehr betrüge.

Die Theile des Mutterkornpilzes aus dessen dritter Entwickelungsperiode
kommen nicht im Mehle, also auch nicht im Brote vor.

Ein Mehl, bis zu 5 Procent mit Mutterkornmehl verunreinigt, giebt
beim Zusammenmischen mit Aetzlauge einen Häringsgeruch. Zur weiteren
Prüfung extrahirt man das Mehl mit sehr starkem Weingeist und vermischt
den Rückstand mit verdünnter Schwefelsäure. Es stellt sich eine rothe
Färbung der Mischung ein, wenn Mutterkorn gegenwärtig war, oder man
extrahirt das Brot oder Mehl mit einer doppelten Menge Aether, welcher
mit 3 Procent verd. Schwefelsäure versetzt ist und schüttelt den Auszug
mit concentrirter Natronbicarbonatlösung aus. Es färbt sich der Aether
violett, schon wenn 1/5-1/10 Procent Mutterkorn gegenwärtig war.
Man kann auch die Portion Mehl für das Objectglas mit etwas starkem
Spiritus, dem man auf 30 Tropfen 2-3 Tropfen verdünnte Schwefelsäure
zugesetzt hat, mischen und davon unter das Objectiv bringen. Man sieht
dann aus den Mutterkorntheilen sofort eine rothe Färbung hervorgehen
(die Kleberzellen färben sich später roth).

Der $Flugbrand$ oder ~Russbrand~ wird öfter bei Hafer und Gerste
angetroffen, seltener im Weizen. Neben den Sporen dieses Staubpilzes,
welche eine dunkelbraune Farbe haben und deren jede einen deutlichen
Kern zeigt, findet man auch Fädchen (Mycelien).

[Illustration: Fig. 72.

$Mycelium des Flugbrandes$

in einem Getreidestengel, ca. 200mal vergr.]

[Illustration: Fig. 73.

$Flugbrandsporen$

mit den Fäden des Mycelium, ca. 200mal vergr.]

[Illustration: Fig. 74.

$Flugbrandsporen.$

400mal vergr.]

[Illustration: Fig. 75.

_b_ $Keimschlauchtreibende Flugbrandspore.$

500mal vergr.]

Die Keimschläuche der am Getreidesamen hängenden Sporen dringen in den
Keim des Samens, entwickeln hier ein Mycelium, welches mit der Pflanze
fortwächst, in die Fruchtkörner der Aehre endlich eintritt und hier
Sporen bildet.

Der $Schmierbrand$ oder ~Weizenbrand~ ist ein schmieriges schwarzes,
nach Häringslake riechendes Pulver, womit das Weizenkorn statt des
Mehles angefüllt ist. Die Sporen dieses Staubpilzes (_Tilletia Caries_)
sind mehr eiförmig und mit kleinen Stacheln oder Borsten besetzt. Ihr
Keimschlauch entwickelt an seiner Spitze einen Wirtel von circa 10
Sporidien, deren je zwei durch ein Querband zu einem umgekehrten ∀
verbunden sind. Diese Sporidien fallen ab und treiben Keimschläuche
und secundäre Sporidien, welche wieder der Ausgangspunkt eines neuen
Myceliums werden.

[Illustration: Fig. 76.

$Alte Schmierbrandsporen.$

700mal vergr.]

[Illustration: Fig. 77.

$Schmierbrand oder Weizenbrand.$

_a_ Sporen (300mal vergr.). _b_ Spore mit Keimschlauch und
Sporidienwirtel (600mal vergr.). _c_ Eine Doppelsporidie, secundäre
Sporidien (_d_) treibend.]


Arrow-Root.

~Arrow-Root~, ~Marantastärke~ oder ~Pfeilwurzelmehl~, welches von
vielen wegen seiner leichteren Verdaulichkeit und Nahrhaftigkeit
(?) unseren inländischen Stärkemehlarten vorgezogen, besondere
den an Diarrhöe leidenden kleinen Kindern gereicht wird, kommt in
verschiedenen Sorten, oft auch mit Reismehl oder Kartoffelstärke
verfälscht in den Handel.

[Illustration: Fig. 78.

$Bermuda-Arrow-Root. Marantastärkemehl.$

400mal vergr.]

[Illustration: Fig. 79.

$Brasilian-Arrow-Root. Kassavastärkemehl.$

400mal vergr.]

[Illustration: Fig. 80.

  $Bombay- oder Malabar-Arrow-Root.
        Curcuma-Arrow-Root.$
            400mal vergr.
]

[Illustration: Fig. 81.

_TS_ $Tahiti- oder Tacca-Arrow-Root.$

400mal vergr.

_RS_ $Reisstärkemehl.$ 400mal vergr.]

Das beste Arrow-Root ist die ~Bermudasorte~ oder das eigentliche
Marantastärkemehl, geringer schätzt man die Brasilianische Waare,
Tapioka oder Kassavastärke, dann das Bombay-Arrow-Root oder Tikmehl
und das Tahiti- oder Tacca-Arrow-Root. Mit 100 Th. kochendem Wasser
geben diese Stärkemehle einen dickflüssigen, nicht gallertartigen,
durchscheinenden Schleim.

Die Körnchen des Marantastärkemehls, sowohl der Bermuda- wie
Brasilian-Sorte, sind im Ganzen kleiner als die der Kartoffelstärke,
welche am häufigsten als Verfälschung angetroffen wird. Bei letzteren
sind die Schichten scharf hervortretend, daher auffallend sichtbar,
bei ersteren dagegen sehr zart und daher weniger sichtbar. Statt des
punktförmigen Nabels oder Kernes des Kartoffelstärkekörnchen zeigt
sich an dem Körnchen der Marantastärke eine kurze, selten 3- bis
4strahlige Querspalte oder eine kleine runde schattige Vertiefung,
meist in der Mitte oder dem stumpferen Ende zu, während der Nabel bei
den Körnchen der Kartoffelstärke fast immer am spitzeren Ende liegt.
Die concentrischen Schichten an den Körnchen der Bombay-Sorte sind
gleichfalls zarter wie an denen der Kartoffelstärke. Die Form ist auch
eine verschiedene. Die Reisstärkemehlkörnchen (Fig. 62) sind an ihrer
eckigen und kantigen Form und an ihrer geringeren Grösse leicht zu
erkennen.

[Illustration: Fig. 82.

$Stärkemehlkörnchen des echten Sago.$

250mal vergr.]

Der ~ostindische Sago~ ist das in der Wärme in kleine Kugeln geformte
Mark der Sagopalme. Behufs der Prüfung unter dem Mikroskop werden
einige Kügelchen des Sago zu Pulver gerieben und dieses einige Stunden
in kaltem Wasser geweicht. Dadurch schwellen die Stärkemehlkörnchen an
und wird ihre Structur restituirt.


Gretreiderost.

[Illustration: Fig. 83.

$Grasrost.$

_u_ Uredospore im Verticaldurchschnitt. 400mal vergr. _t_
Teleutosporen. 400mal vergr.]

[Illustration: Fig. 84.

$Keimende Teleutospore$

mit einem Promycelium, welches Sporidien _sp_ abschnürt. 400mal vergr.]

Der am häufigsten vorkommende ~Getreiderost~ entsteht aus der
Vegetation der _Puccinia Graminis_ (Grasrost), welche sich sowohl
direct nach Art ähnlicher Pilze, als auch auf dem Wege des
Generationswechsels fortpflanzt. Diese _Puccinia_ giebt sich durch
rothgelbe Flecke auf dem Blatte des Grasgewächses kund, welche als
Mycelium, zuerst innerhalb der Blattsubstanz befindlich, später
die Epidermis durchbrechen und als rostfarbene Staubflecke auf der
Blattfläche auftreten. Ein solcher Fleck lässt bei der mikroskopischen
Untersuchung Myceliumfäden innerhalb des Blattgewebes und darauf
sprossende, aus der Blattfläche hervortretende Basidien erkennen.
Letztere tragen sogenannte Sommersporen, Uredosporen, Basidiensporen,
welche keimfähig sind und, auf eine andere oder dieselbe Grasart
übertragen, wieder die Bildung eines Pilzmyceliums (Fruchtlagers)
veranlassen können. Die Uredospore ist eiförmig und besteht aus 2
Häuten, von welchen die innere im Gürtelumfange 4 Löcher, Keimporen,
hat, durch welche die Keimschläuche hervortreten. Im Herbst verliert
diese Spore ihre Keimfähigkeit und verschwindet, dafür aber entwickelt
das Pilzmycelium Askobasidien, deren Sporen die sogenannten
Wintersporen, Teleutosporen (_Askobasidiensporen_) sich im Frühjahr
zu einem vorkeimartigen Organe (_Promycelium_) ausbilden, aus welchem
sich Sporenschläuche (_Sporidien_) entwickeln. Die Teleutosporen nehmen
jedoch ihren Entwickelungsgang auf keiner Graspflanze vor, sondern
finden auf den Blättern des Sauerdorns (_Berberis vulgaris_) ihren
Vegetationsboden, in deren Zellgewebe ihre Schläuche eindringen und zu
einem Mycelium auswachsen, aus welchem auf der Unterseite des Blattes
sogenannte Aecidiumbecherchen (Sporangien), angefüllt mit Spermogonien
und Spermatien, die später als eine klebrige Masse entleert
werden, hervortreten. Im Grunde der Aecidiumbecherchen entspringen
Askobasidien, deren Sporen beim Austritt auf feuchte Theile des
Getreides fallend sich wie die Sommersporen verhalten und wieder den
Grasrost erzeugen. Von anderer Seite wird behauptet, dass das Mycelium
der _Puccinia_ gleichzeitig Basidien und Askobasidien, also Uredo- und
Teleutosporen zu gleicher Zeit neben einander hervorbringe.

[Illustration: Fig. 85.

$Getreiderost.$

Aecidiumbecherchen (Sporangie) im Blatte des Sauerdorns im
Verticaldurchschnitt. 500mal vergr. _pp_ Blattparenchym. _z_
Epidermis. _m_ Mycelium. _pa_ Paraphysen als Bekleidung der Oeffnung
des Becherchens, welches mit Spermogonien oder Sterigmen _st_ und
Spermatien _sp_ angefüllt ist, welche letzteren entleert werden. _bs_
Askobasidien, _s_ Sporen. 500mal vergr.]


Mehlmilbe, Weizenschlängelchen.

Im verdorbenen Mehle des Weizens und Roggens findet man häufig
die ~gefiederte Mehlmilbe~ (_Acarus plumiger_), seltener die
~gemeine Mehlmilbe~ (_Acarus Farinae_), ferner Vibrionen, wie das
Weizenschlängelchen (_Vibrio Tritici_). Die gemeine Mehlmilbe findet
sich häufiger in dem Mehle der Hülsenfruchtsamen und unterscheidet sich
von der gefiederten nur dadurch, dass sie an Stelle der federartigen
Haare mit einfachen Borsten besetzt ist.

[Illustration: Fig. 86.

$Mehlmilbe,$

100mal vergr.]

[Illustration: Fig. 87.

$Weizenschlängelchen,$

120mal vergr.]


Kartoffelpilz.

~Kartoffelpilz~, _Peronospora devastatrix_, _Peronospora infestans_,
ein parasitischer Pilz und die Ursache der Kartoffelfäule oder
Kartoffelkrankheit, giebt sich im Juni bis Mitte Juli durch braune
Flecke auf den Blättern des Kartoffelkrautes und durch einen schwachen
weissen Schimmel auf der Unterfläche der Blätter zu erkennen. Die
braunen Flecke werden durch ein Mycelium (Trieblager) verursacht,
dessen Fäden (Hyphen) auf der Unterfläche, bei feuchter Witterung auch
an der Oberfläche des Blattes, durch die Spaltöffnungen hervortreten
und das Ansehen eines zarten Schimmels darbieten. Die Mycelienfäden
verästeln sich ausserhalb der Blattfläche und bilden an der Spitze
dieser Aeste Sporangien (Sporenbehälter), welche reif geworden
abfallen, sich bei Gegenwart von Feuchtigkeit ihrer Sporen in Portionen
durch eine Oeffnung an ihrer Spitze entledigen. Die Portionen Sporen
bilden sich in Schwärmsporen um, verlieren aber bald ihre Wimpern
und gestalten sich zu kugeligen Gebilden, welche sofort zu keimen
beginnen. Die Keime dringen durch die Epidermis anderer Theile der
Kartoffelpflanze und erzeugen ein neues Mycelium.

[Illustration: Fig. 88.

$Kartoffelpilz.$

_m_ Mycelium. _h_ Hyphen. _sp_ Sporangie (350mal vergr.). _p_ eine der
Sporenportion sich entleerende Sporangie (500mal vergrössert). _s_
Schwärmspore, links: keimende Spore.]


Weintraubenpilz.

~Weintraubenpilz~, ~Traubenpilz~, _Oidium Tuckeri_, ein parasitischer
Pilz und Ursache der ~Traubenkrankheit~, tritt im ersten Stadium
seiner Vegetation als ein zarter weisser Hauch oder Anflug auf den
jungen Weinstockzweigen, Blättern und den Weinbeeren auf, bildet
später bräunliche Flecke; die Trauben schrumpfen ein und vertrocknen
oder gehen bei nasser Witterung in eine faulige Masse über. Die
mikroskopische Prüfung ergiebt ein Mycelium (Trieblager), mit welchem
die Epidermis der genannten Weinpflanzentheile überzogen sind und
welches vermittelst Saug- oder Haftorganen den Zellen der Epidermis
fest anhängt, das Wachsthum der Epidermis verhindert und ein Bersten
derselben zur Folge hat. Durch die Spalten und Risse dringt das
Mycelium in das innere Gewebe der Beere und erzeugt hier Fäulniss. An
den nach aussen gewendeten Enden der Mycelienfäden entwickeln sich in
unserem Klima gewöhnlich in Stelle der Sporangien eiförmige Gebilde
(sogenannte Cicinobolusfrüchte, Oogonien, Oidiumformen), gleichsam
mit gitterförmiger Cuticula bekleidete Asken, welche abfallen und auf
Zweigen und Beeren des Weinstockes wieder zu einem Mycelium auswachsen.
An der Rinde des neugebildeten Holzes der Nährpflanze überwintert das
Mycelium.

[Illustration: Fig 89.

$Traubenpilz.$

_c_ Myceliumfäden. _c′_ Haftorgane. _a_ Cicinobolusfrüchte. _b_
keimende (Mycelium bildende) Cicinobolusfrucht (400mal vergr.). _d_
eine Cicinobolusfrucht noch mehr vergr. _e_ Sporen.]


Gespinnstfaser. Haar.

~Gespinnstfasern.~ Behufs der Erkennung und Unterscheidung der
Gespinnstfaser in einem Gewebe vermittelst des Mikroskops wird
das Gewebe zuvor von aller Appretur durch Auswaschen befreit, die
Kettenfäden (Längsfäden) und die Fäden des Einschlages (Querfäden) von
einander gesondert und jede Art geprüft. Der Faden wird mit einer Nadel
zerzasert und mit Wasser betropft unter das Mikroskop gebracht.

[Illustration: Fig. 90.

$Leinenfaser$

in 30facher Vergrösserung.]

[Illustration: Fig. 91.

$Leinenfaser$

200mal vergr.

_p_ Porenkanal.]

[Illustration: Fig. 92.

$Leinenfaser aus irländischer Leinwand.$ _p_ Porenkanal

200mal vergr.]

~Leinenfaser~ ist walzenförmig, nicht oder nur wenig hin- und
hergebogen, glatt, hin und wieder verdickt, der Länge nach von einem
engen Kanal (Zellhöhe) durchzogen. Letzterer erscheint bei 120facher
Vergrösserung wie eine schmale Linie. Die Leinenfaser läuft in eine
schmal zulaufende stumpfe Spitze aus. In kleineren oder grösseren
Zwischenräumen bemerkt man schräg oder schief über die Faser
verlaufende Linien, nämlich die Porenkanäle, in Form verdünnter Stellen
der Bastzelle. Je nach Art der Bearbeitung und der Behandlung ist
die Leinenfaser glatt oder rauh. Handgespinnst hat gemeiniglich eine
glattere Faser als Maschinengarn. Jodlösung und Schwefelsäure färben
unter Aufquellen und gleichzeitiger Verkürzung der Faser diese blau,
indem sich bei starker Vergrösserung wahrnehmbare blaue spiralförmige
Windungen bilden.

[Illustration: Fig. 93.

$Leinenfaser aus Handgespinnst, an der Oberfläche zerzasert.$

200mal vergrössert.]

[Illustration: Fig. 94.

$Baumwollenfaser,$

200mal vergrössert.]

[Illustration: Fig. 95.

$Baumwollenfaser$

bei 30facher Vergrösserung.]

[Illustration: Fig. 96.

$Baumwollenfaser mit gitterförmigen Streifen,$

200mal vergrössert.]

~Baumwollenfaser~ erscheint unter dem Mikroskop als eine platte
oder bandförmig-zusammengefallene, mehr oder weniger langgestreckt
schraubenähnlich gewundene, oder in der Art eines Pfropfenziehers um
sich selbst gedrehte, theils auch wohl wellig gebogene oder gekräuselte
Faser, welcher überdies die der Leinenfaser eigenen Porenkanäle fehlen,
doch zeigt sie sich häufig gitterartig schief gestreift, was bei der
Leinenfaser höchstens an den breiteren Stellen vorkommt.

Die Zellhöhle ist mehr oder weniger deutlich und breiter als bei der
Leinenfaser. Auch die Baumwollenfaser ist je nach Behandlung und
Bearbeitung glatt oder mehr oder weniger zerfasert.

Die durch Jodlösung und Schwefelsäure hervorgerufene Anschwellung und
Färbung tritt in derselben Art wie bei der Leinenfaser ein.

[Illustration: Fig. 97.

$Jute- oder Dschutefaser.$

100mal vergr.]

[Illustration: Fig. 98.

$Hanfbastfaser, am Ende gabelig gespalten.$

_v_ Querschnitt einer Bastfaser. 200mal vergr.]

Die ~Chinagrasfaser~, ~Jute~ (Dschute), ist starr und bandförmig,
ähnlich der Baumwollenfaser, aber nicht pfropfenzieherartig gewunden
wie diese. Sie hat wie die Leinenfaser schief gestellte Porenkanäle,
aber eine breitere Zellhöhle, und ist auch holziger und starrer. Ihre
Enden sind meist konisch. Der Durchmesser beträgt 0,04-0,11 _mm_. Die
Einwirkung der Jodlösung und Schwefelsäure ist ähnlich wie bei der
Leinenfaser, aber wegen der Holzfaser langsamer.

Die ~Hanfbastfaser~ ist sehr lang, im Durchmesser zu 0,01-0,027
_mm_. Die Contouren sind unregelmässig, die Enden stumpf abgerundet,
bisweilen gespalten. Bei starker Vergrösserung zeigt sich die
Hanfbastfaser parallelstreifig.

[Illustration: Fig. 99.

$Seide$ (_S_) $und Wolle$ (_W_).

400mal vergr.]

[Illustration: Fig. 100.

$Wolle$ (_W_), $mit Baumwolle$ (_b_),

30mal vergr.]

[Illustration: Fig. 101.

$Seide$ (_S_) und $Wolle$ (_W_),

bei 30facher Vergrösserung.]

Die ~Seide~ besteht aus glänzenden ~dichten~, walzenförmigen,
structurlosen, ~nicht hohlen~ Doppelfäden mit gleichförmiger
Lichtbrechung. Der Querschnitt eines Kokonfadens ist von stumpfeckigem
Umrisse. Gefärbte Seide erscheint mitunter an einzelnen Stellen
breitgedrückt oder mit kleinen Unebenheiten. Der Mangel einer
Innenhöhle unterscheidet sie von allen übrigen Gespinnstfasern.
Zuckerlösung mit Schwefelsäure färben den sich rasch auflösenden
Seidenfaden schneller als die Wolle rosenroth, und die hierbei
quellende äussere Schicht zeigt eine bogig gezackte Contour. Bei noch
nicht ganz erfolgter Auflösung bemerkt man innen einen noch festen
Längsfaden, der nicht mit einer Innenhöhle zu verwechseln und nur noch
unveränderte Seidensubstanz ist. Die sogenannte ~Jama-may-Seide~ (vom
chines. Eichenspinner) zeigt eine starke Längsstreifung und eine porige
Querschnittfläche.

Das ~Wollenhaar~ ist wie alle Haare der Säugethiere (man vergleiche
auch weiter unten unter Haar) ein cylindrisches röhrenförmiges, von
einem Markstrange der Länge nach durchzogenes Gebilde, bekleidet
mit ziegelartig sich deckenden Schüppchen, welche sich bei geringer
Vergrösserung durch dicht und unregelmässig neben einander liegende
Linien oder Risse kennzeichnen. Zuckerlösung und Schwefelsäure
färben das Wollenhaar rosenroth, nie wird es durch Jodlösung nebst
Schwefelsäure blau gefärbt. Das Wollenhaar ist von verschiedener Dicke.
Die Electoralwolle z. B. 1/4-1/3 so dick als grobe Schafwolle.

~Alpakawolle~ kommt von einer Lamaart Amerika’s, dem Paco oder Alpaca
(_Auchenia Paco_). Die rohe Wolle ist entweder weiss oder schwarz,
es kommt aber auch schwarzgefärbte Wolle vor. Die Structur ist der
der Schafwolle ähnlich, im Markstrange jedoch finden sich einzelne
dunkelgefärbte Conglomerate, wie dies in der folgenden Figur angegeben
ist.

[Illustration: Fig. 102.

$Alpakawolle.$

_a_ und _b_ 100mal vergr., _c_ 200mal vergr., _a_ und _c_ weisse, _b_
schwarze.]

[Illustration: Fig. 103.

$Mohairwolle.$

200mal vergrössert.]

~Mohairwolle~, Mohärwolle, Kameelziegenhaar, Angorawolle, _Poil de
chèvre_, stammt von der Angoraziege in Kleinasien. Das Haar ist von der
Structur der Schafwolle und unter dem Mikroskop von der Alpacawolle
leicht zu unterscheiden.

~Vicunnawolle~ ist das Wollhaar der Vicunna. Es ist ein zartes
flaumartiges zimmtfarbenes Haar, in der Structur der Schafwolle
ziemlich ähnlich. Es ist gemeiniglich mit einzelnen dreifach stärkeren
Haaren gemischt, welche unter dem Mikroskope schwarz erscheinen.

~Vigogne~ oder Vicunnagarn ist ein Gemisch aus Baumwolle und Schafwolle.

[Illustration: Fig. 104.

$Vicunnawolle$,

200mal vergr.]

[Illustration: Fig. 105.

$Hasenflaum$,

200mal vergr.]

~Hasenflaum~ unterscheidet sich durch die schräge Schuppung.

Zur ~chemischen Untersuchung~ eines ~Gewebes~ auf seine Zusammensetzung
genügen folgende drei Lösungen:

 1. eine mit Zinkoxyd gesättigte concentrirte Chlorzinklösung;

 2. eine 10prozentige Aetzkali- oder Aetznatronlauge;

 3. eine ammoniakalische Kupferoxydlösung.

Seide wird von der Chlorzinklösung, schneller beim Erwärmen,
gelöst. Wolle wird von der Aetzlauge, die Pflanzenfaser von der
ammoniakalischen Kupferoxydlösung gelöst.

Eine Beimischung von ~Baumwolle~ in ~Leinen~ lässt sich (nach
R. Boettger) erkennen, wenn man die von der Appretur befreiten
Quer- und Längsfäden oder auch ein Stück des Gewebes zuerst in eine
spirituöse Lösung der Bosolsäure (Aurin, gelbes Corallin des Handels),
hierauf in eine concentrirte wässrige Lösung des kohlensauren Natrons
(Soda) eintaucht und endlich mit Wasser abspült. Die ~Leinenfaser~
erscheint dann rosaroth gefärbt, ~Baumwollenfaser~ nicht gefärbt. --
Zündet man einen herabhängenden (von Appretur befreiten) Faden an und
löscht die Flamme wieder aus, so zeigt der ~Leinenfaden~ ein glattes
zusammenhängendes, der ~Baumwollenfaden~ dagegen ein büschelförmig
ausgespreiztes verkohltes Ende. -- Hält man die Faser oder ein Stück
des Gewebes 2 Minuten lang in englischer Schwefelsäure untergetaucht
und spült dann mit Wasser aus, so findet man die ~Wollenfaser~
unverändert, die ~Seidenfaser~ in Lösung übergegangen.

[Illustration:

Fig. 106.

_W_ Schafwolle.

_E_ Electoralwolle.

_A_ Alpakawolle.

_S_ Seide.

_B_ Baumwollenfaser.

_J_ Dschute- (Jute)faser.

_H_ Hanffaser.

_L_ Leinenfaser.

300-400fache Vergrösserung.]

Die $Haare$ sind mehr oder weniger lange, dünne, elastische, biegsame,
empfindungslose Organe mit kreisrunder oder elliptischer oder eckiger
Querdurchschnittsfläche. Die Masse, woraus sie bestehen, gleicht
physikalisch und chemisch der Hornsubstanz. Das Haar tritt aus der Haut
hervor, in welcher es durch eine weiche Anschwellung oder Verdickung,
~Haarzwiebel~ oder ~Haarwurzel~ genannt, befestigt ist. Am Haar
unterscheidet man eine ~Cortical~substanz und eine ~Medullar~substanz.
Erstere entsteht bei der Entwickelung des Haares zuerst, letztere
später. Die Haupthaare eines unreifen Foetus sind daher gewöhnlich
ohne Medullarsubstanz. In der longitudinalen Ausdehnung des Haares
unterscheidet man die ~Wurzel~ oder Zwiebel, welche in der Lederhaut
innerhalb eines von Gefässen durchzogenen Balges festsitzt, und den
~Schaft~, den Haupttheil des Haares, welcher ausserhalb der Haut liegt.

Die Corticalschicht zeigt sich dem Auge bei starker Vergrösserung aus
drei Schichten bestehend: einer äussersten Schicht, ~Peridermaschicht~,
darunter die eigentliche ~Corticalschicht~ und unter dieser die
~Markscheide~, welche das Mark oder die Medullarsubstanz einschliesst.
Die Peridermaschicht ist aus schuppenähnlichem, dachziegelartig an
einander liegendem Epithelium gebildet. Die äussere Corticalschicht
besteht aus parallel an einander liegenden Hornsubstanzfasern mit
durchstreuten, einzelnen, theils unter sich zusammenhängenden,
röhrenförmigen Lufträumen. Die innere Corticalschicht, welche auch als
Markscheide bezeichnet ist, besteht ebenfalls aus dicht an einander
liegenden Hornsubstanzfasern, aber ohne oder fast ohne Lufträume, dafür
aber hier und da kleine mit Pigment gefüllte Räume, Pigmentzellen,
einschliessend.

Der Markstrang liegt mehr oder weniger in der Mitte, innerhalb
der Markscheide, und führt in zellenartigen Räumen, von der Form
rundlicher oder abgeplatteter Behälter, Pigment. Der Markstrang
verläuft nicht nothwendig von der Wurzel bis zur Spitze des Haares; er
kann auch mehrmals durch Corticalsubstanz unterbrochen sein.

Die Peridermaschicht stösst allmählich Epithelialsubstanz schuppig
ab und regenerirt das Abgestossene, welches die unter dem Mikroskop
sichtbaren häutigen Unebenheiten des Haares darstellt.

Das Wachsthum findet hauptsächlich zwischen Schaft und Wurzel statt,
indem der ~Haarkeim~, ~Haarpulpa~, der Centraltheil der Haarwurzel,
die Hornsubstanz ausschwitzt und zur Haarsubstanz ausbildet, welche
den alten Haarschaft vor sich herschiebt. Daher findet man den unteren
Theil des Haares bei eingetretener schlechter Ernährung dünner und
dürftiger als den oberen Theil, welcher seine Entstehung noch bei guter
Ernährung fand.

Nur Haare an gewissen Körpertheilen des Menschen wachsen anhaltend,
andere erreichen eine gewisse Länge und wachsen dann nicht mehr, wie
z. B. die Flaumhaare der Mädchen, die Haare auf den Handrücken der
Männer.

Die Querdurchschnittsfläche der Haare ist eine sehr verschiedene
und ihre Form für die Haargattung eine wenig charakteristische. Das
Kopfhaar des einen Individuums kann bald eine runde, bald eine ovale,
bald eine dreieckige Querdurchschnittsfläche zeigen. Diese Form ist
ganz von der Form der Hautöffnung abhängig, durch welche das Haar
hervorwächst.

Das Pigment des Markstranges und der Interfibralräume der Markscheide
und Corticalschicht ist nur zum Theil die Grundlage des Farbentones
der Haare. Dieser ist hauptsächlich von der Farbe der Corticalschicht
abhängig. Die Hornfasermasse ist bei schwarzem Haar schwarz oder
vielmehr in der einzelnen Faser dunkelgrau, bei rothem Haar röthlich,
bei braunem Haar bräunlich, bei blondem gelblich. Der dunklere Ton
der Farbe ist eine natürliche Folge des Haarfettes, welches das Haar
ausschwitzt. Jedes Fett macht eine matte Farbe dunkler und lebhafter,
wie wir dies aus der Oelmalerei wissen. Das weiss werdende Haar
entsteht daher auch nicht durch ein Verschwinden des Pigments des
Markes, sondern durch verminderte Fettausscheidung, oder gleichsam
durch Absterben der Corticalschicht, welche dadurch undurchsichtig
wird, und dessen Hornfasern dann in derselben Weise nicht mehr das
Licht durchlassen wie ein Bündel feingesponnenen Glases. Ein weisses
Haar kann daher in dem Markstrange und in den Zellen der Markscheide
das ursprüngliche dunklere Pigment noch enthalten.

Obgleich charakteristische Unterschiede der Haare der Menschen
scheinbar kaum hervortreten, so ergeben sich dennoch in forensischer
Beziehung viele Anhaltspunkte, welche für sich oder mit einander
combinirt, zu gewissen Schlüssen hinleiten.

Die mittlere Dicke der Haare von verschiedenen Körpertheilen des
Menschen fand Dr. ~Pfaff~[6]:

  Flaumhaar der Säuglinge                 0,008-0,01 _mm._
  Flaumhaar am Arme eines Mädchens        0,015 _mm._
  Flaumhaar an der Oberlippe einer Frau   0,018   „
  Haar am Arme eines Mannes               0,03-0,04 _mm._
  Augenwimper eines Mannes                0,04 _mm._
  Haar aus dem Gehörgange                 0,045  „
  Haupthaar eines Weibes                  0,06   „
  Haar von der Hand eines Mannes          0,07   „
  Haupthaar eines Mannes                  0,08   „
  Haar aus der Nase eines Mannes          0,08   „
  Schamhaar eines Mannes                  0,11   „
  Augenbrauenhaar eines Mannes            0,12   „
  Haar aus dem Schnurrbart                0,13-0,14 _mm._
  Schamhaar eines Weibes                  0,15 _mm._
  Backenbarthaar                          0,15   „
  (Schweinsborste                         0,27   „)

Diese Angaben bieten nur annähernde Zahlen, lassen auch manche
Abweichungen zu, z. B. kann ein Kopfhaar eines Mannes einen geringeren
Querdurchmesser haben als dasjenige eines Weibes.

[Illustration: Fig. 107.

$Kopfhaar,$

_a_ vor einem Vierteljahr verschnitten.

500mal vergr.]

[Illustration: Fig. 108.

$Kopfhaar,$

_b_ blondes Kopfhaar, _c_ weisses Kopfhaar eines Greises, _d_ sich
spaltendes Haar.

500mal vergr.]

Das ~Kopfhaar~ des Mannes unterscheidet sich von demjenigen eines
Weibes durch eine dickere Wurzel. Die Spitze läuft um so mehr verjüngt
aus, je entfernter der Zeitpunkt liegt, seit welchem es verschnitten
wurde. Die Spitze des Kopfhaares einer Frau ist gewöhnlich nicht
dünner als der Hauptschaft, häufig auch noch mehrfach gespalten. Wenn
bei älteren Frauen das Wachsthum der Haare nachlässt, fangen auch die
Haarenden an, dünner und spitziger zu werden. Frauenkopfhaar soll
durch Aetzlauge schneller zerstört werden als Männerkopfhaar. Kopfhaar
mit einer Querdurchschnittsfläche von der Form der Ellipse ist zur
natürlichen Kräuselung geneigt.

Die ~Augenbrauenhaare~ sind glatt, oval oder kantig im Durchschnitt und
laufen in eine feine Spitze aus, wenn sie nicht verschnitten wurden.

[Illustration: Fig. 109.

$Dunkelbraunes Frauenkopfhaar.$

Markstücke spitz. _a_ Spitze.

500mal vergr.]

[Illustration: Fig. 110.

$Kinnbarthaar.$

_br_ braunes, _gr_ grau werdendes.

500mal vergr.]

Das ~Augenwimperhaar~ ist meist scharfkantig, an den Kanten mit
scharfen, dornähnlichen Hervorragungen versehen, deren Spitzen nach
der Spitze des Haares gerichtet sind. Die Wurzel ist schlank und
rübenförmig.

Das ~Schnurrbarthaar~ ist dem vorigen ähnlich, aber glatter und mit
dickerer Wurzel.

Das ~Backenbarthaar~ ist ziemlich dick, mit sehr unebenem Periderma.
Seine Wurzel ist nur weniger dick als der Schaft. Das Backenbarthaar
derjenigen Männer, welche leicht und stark transspiriren, soll in der
Peridermaschicht hier und da dunkle punktartige Erhabenheiten zeigen.

Das ~Nasenhaar~ hat gemeiniglich eine sehr unebene Aussenfläche voller
warziger Auftreibungen. Es läuft in eine feine dünne Spitze aus, und
die Wurzel zeigt im Längendurchschnitt Guitarrenform. Das ~Härchen~ aus
dem Ohre ist dem Nasenhärchen sehr ähnlich, nur weniger uneben und mehr
konisch auslaufend.

Das ~Achselgrubenhaar~ tritt aus seiner Wurzel nicht allmählich,
sondern stielartig hervor. Am Austritt, also am untersten Theile seines
Schaftes, ist es glatt, dann aber längs seines Schaftes mit vielen
blättrigen und warzenförmigen Erhabenheiten bedeckt, in Folge der
Auflockerung der Peridermaschicht durch Schweiss und Reibung. Seine
Spitze ist konisch, aber nicht fein auslaufend. Die Farbe ist meist
röthlich.

Das ~Brusthaar~ ist dem vorigen sehr ähnlich, gewöhnlich aber kürzer,
nicht nothwendig röthlich. Die Wurzel ist fleischig und dick, die
Spitze kolbig.

Das ~Handrückenhaar~ des Mannes hat eine keulenförmige Spitze, ebenso
dick oder dicker als der Schaft. Die Wurzel ist lang und dünner als
der Schaft. Die Haare vom Vorder- und Oberarm des Mannes haben eine
ähnliche Form, es ist jedoch in Folge der Reibung durch die Bekleidung
die Spitze gespalten.

Das ~Haar~ an den Extremitäten der Frauen ist meist Flaumhaar.

Die ~Schamhaare~ sind durch die Neigung zur Kräuselung charakterisirt.
Die Querdurchschnittsfläche ist meist oval oder elliptisch, die
Markstücke sind stumpf. Die Peridermaschicht ist uneben, knorrig und
von abgelöster Hornsubstanz ästig. Das Schamhaar der Männer ist meist
dünner als das der Weiber, jedoch ist die Wurzel des ersteren dicker
und knolliger, die Wurzel des letzteren dagegen nicht dicker als der
Schaft. (Das weibliche Schamhaar ist wegen flach liegender Wurzel
leichter auszureissen). Das Haar vom ~Mons Veneris~ ist an der Spitze
keulenförmig, bei jungen Personen konisch-spitz. Das Haar vom ~Scrotum~
ist dem Achselgrubenhaar sehr ähnlich, jedoch häufig mit unegal dickem
Schafte.

Ob ein Haar unlängst oder vor längerer Zeit ~abgeschnitten~ ist,
beantwortet die Spitze des Haares. ~Ausgefallenes~ Haar hat eine
mehr glatte abgerundete Wurzel, ~ausgerissenes~ Haar eine rauhe
zackige oder ästige Wurzel. ~Zerrissenes~ Haar zeigt an der Rissfläche
Hornfaserstumpfe von verschiedener Länge. Eine Schnittfläche ist glatt,
flach oder convex.

[Illustration: Fig. 111.

$Schamhaare.$

500mal vergr.]

[Illustration: Fig. 112.

$Schamhaar mit darauf eingetrocknetem Sperma.$

_a_, _aa_ Spitzen des Schamhaares.

500mal vergr.]

Die Wurzeln der Haare junger Personen lösen sich nach _Pfaff_
schneller in Aetzlauge auf als diejenigen der Haare älterer Leute.
Die Marksubstanz geschwächter oder älterer Leute ist weniger
zusammenhängend und durch Hornsubstanz häufiger unterbrochen.

Bei der Frage der Nothzucht kann sich auch in den Schamhaaren der
Genothzüchtigten eingetrocknetes Sperma mit Fäden vorfinden, oft
untermischt mit kleinen Krystallen.

Der $Weichselzopf$ (_Plica Polonica_), im Weichselgebiet Polens
endemisch, ist dem Kopfgrind verwandt und besteht durch Verkittung
und Verfilzung der Kopfhaare zu einzelnen Bündeln. Haare und Kopfhaut
schwitzen eine klebrige Feuchtigkeit aus, welche aus den Sporen und
Schleimlagern eines Pilzes, _Trichomaphyton_ oder _Mycoderma plicae
Polonicae_, bestehen.

[Illustration: Fig. 113.

$Weichselzopfhaar mit seinem Pilze.$

500mal vergr.]

[Illustration: Fig. 114.

Biber.

_bc_ Oberhaar, _a_ Spitze, links Flaumhaar (Grundwolle). 300mal vergr.]

[Illustration: Fig. 115.

Biber.

Starkes Oberhaar (Grannen).

300mal vergr.]

Das $Haar$ der $Thiere$ zeigt einen von dem Menschenhaar wesentlich
verschiedenen Bau, auch die Verschiedenheit des von verschiedenen
Körpertheilen desselben Thieres entnommenen Haares ist eine sehr
grosse. Eine Eigenthümlichkeit des Thierpelzes ist die Zusammensetzung
aus den eigentlichen Haaren, Oberhaaren, und dem Flaum oder Unterhaar.
Letzteres ist zart und oft 100mal dünner als das Oberhaar. Die in den
folgenden Figuren dargestellten dünneren Theile gehören dem Unterhaar
(Grundwolle) an. Sämmtlich in 300m. Vergr.

[Illustration: Fig. 116.

$Hund (Prairienhund).$

Links Flaumhaar.]

[Illustration: Fig. 117.

$Zobel.$

Links Flaumhaar.]

[Illustration: Fig. 118.

$Virginische Otter.$

Links Flaumhaar.]

[Illustration: Fig. 119.

$Nerz.$

Links Flaumhaar.]

~Steinmarderpelzhaar~ ist dem Zobelhaar sehr ähnlich, nur ist die
Markröhre dunkler und die Seitenzacken treten stärker hervor.

~Baummarderhaar~ ist dem Nerzhaar sehr ähnlich.

[Illustration: Fig. 120.

$Hamster.$

In der Mitte Flaumhaar.]

[Illustration: Fig. 121.

$Kaninchen.$

Links Flaumhaar.]

[Illustration: Fig. 122.

$Katze.$

Links Flaumhaar.]

[Illustration: Fig. 123.

$Bisam.$

Links Flaumhaar.]

[Illustration: Fig. 124.

$Fuchs.$

Links Flaumhaar (Grundwolle).]


Gewürze.

Die mikroskopische Untersuchung erstreckt sich hauptsächlich auf
die gepulverten oder gemahlenen Gewürze, welche häufig verfälscht
mit den Pulvern aus Brot, Semmel, Eicheln, Hülsenfruchtsamen,
Mahagoniholz, Zuckerkistenholz und dergleichen angetroffen werden.
Behufs der mikroskopischen Untersuchung eines gepulverten Gewürzes
ist das Pulver, wenn es ein gröbliches ist, in einem porzellanenen
Mörser zu einem höchst feinen Pulver zu zerreiben, in einem Gläschen
mit der verdünnten Glycerinflüssigkeit (S. 55) zu mischen und von
der Mischung tropfenweise auf Objectgläsern zu vertheilen. Circa
0,5 _g_ oder eine Messerspitze des Gewürzpulvers ist hier mehr denn
ausreichend. Die Untersuchung wird zuerst bei 100-150facher, dann
folgend bei 200-300facher Vergrösserung ausgeführt. Um sich vor Irrthum
zu bewahren, möge der Anfänger in mikroskopischen Untersuchungen
gleichzeitig mit reinem gutem Gewürz experimentiren. Wäre Pfefferpulver
zu untersuchen, so zerreibe man circa 3 Pfefferkörner zu feinem Pulver
und betrachte dieses unter dem Mikroskop, um von den Formelementen
des Pfeffers ein Bild zu erlangen. Die Abbildungen sind nie mit der
Accuratesse ausgeführt, um dem Anfänger in der Beurtheilung des
Befundes volle Sicherheit zu bieten.

$Pfeffer$ ist das am stärksten consumirte Gewürz. Er ist die
Beerenfrucht eines in Ostindien einheimischen Kletterstrauches. Der
sogenannte ~schwarze Pfeffer~ ist die nicht völlig reife und an der
Sonne und in Oefen getrocknete, der ~weisse Pfeffer~ die reife, nach
dem Einweichen in Meer- oder Kalkwasser von der äusseren Fruchthaut
befreite Frucht. Ersterer hat einen schärferen brennenderen Geschmack
als letzterer.

$Schwarzer Pfeffer.$ Der zu einem feinen Pulver zerriebene Pfeffer
bietet dem Auge mehrere charakteristische Formelemente seiner
Gewebeschichten. -- 1) Oelzellen oder Harzzellen, rundliche, kugelige
oder mehr oder weniger eckige Zellen in mässiger Menge, angehörend
dem Parenchym des Fruchtgehäuses und dem Eiweisskörper. Sie enthalten
ein farbloses flüchtiges Oel und ein Weichharz, welche den Geschmack
des Pfeffers bedingen. -- 2) Steinzellen aus dem Theile, welcher
zunächst unter der äusseren Fruchthaut liegt. -- 3) Unregelmässig
geformte, meist vielkantige Zellen des Eiweisskörpers, angefüllt
entweder mit formlosen homogenen Stärkekleistermassen, oder -- 4) mit
umränderten Stärkemehlkörnchen. Diese sind äusserst klein, rundlich
oder vielkantig, zu 2, 3 und mehr reihenweise aneinander liegend oder
zu rundlichen Ballen gehäuft. Bei starker Vergrösserung lassen viele
dieser Stärkemehlkörnchen eine tiefe Kernhöhle (Nabel) erkennen. -- 5)
Spiralgefässe. -- 6) Krystalle, jedoch nur wenige, wahrscheinlich aus
Piperin bestehend.

[Illustration: Fig. 125.

$Schwarzer Pfeffer.$

Feines Pulver aus Pfefferfrüchten, welche schwerer als Wasser sind und
darin untersinken.

300malige Vergr.]

[Illustration: Fig. 126.

$Schwarzer Pfeffer.$

Pulver aus Pfefferfrüchten, welche leichter und schwerer als Wasser
sind.

_o_ Oelzellen, _st_ Steinzellen, _e_ Zellen mit Kleistermassen aus
dem Eiweisskörper, _a_ Stärkemehl, _sp_ Spiralgefässe, _k_ Krystalle.
150-200mal vergr.]

[Illustration: Fig. 127.

$Stärkemehlkörnchen des Pfeffers.$

500mal vergr.]

Als Verfälschungen des gemahlenen Pfeffers sind Eicheln, getrocknete
Kartoffeln, Rapskuchen (Presskuchen aus der Darstellung des Rüböls)
vorgekommen. Die Stärkemehlkörnchen der Eicheln und Kartoffeln sind
leicht an ihrer Form zu erkennen. Die Rapskuchen zeigen Partien
Steinzellengewebe, dessen Zellen 5-6eckig, sehr dickwandig und
rothbraun erscheinen.

$Weisser Pfeffer.$ Der zu einem feinen Pulver zerriebene weisse Pfeffer
bietet dem Auge ähnliche Formelemente wie der schwarze Pfeffer, nur
fehlen die Steinzellen, die Trümmer der äussersten Fruchthaut und
des Parenchyms des Fruchtgehäuses. Vorwiegend und in grösserer Menge
vertreten als im schwarzen Pfeffer sind die Zellen des Eiweisskörpers
mit den Kleistermassen und den Stärkemehlkörnchen.

[Illustration: Fig. 128.

$Weisser Pfeffer.$

Feines Pulver. 150-200mal vergr.]

$Piment$, ~Nelkenpfeffer~, ~Englisch-Gewürz~, ~Neugewürz~, ist die
vor der völligen Reife gesammelte und getrocknete Frucht eines in
Westindien, besonders auf Jamaica cultivirten kleinen Baumes (daher
auch der Name Jamaicapfeffer). In ein feines Pulver verwandelt lässt er
unter dem Mikroskop erkennen: -- 1) einfache, sehr kleine Härchen, auf
der Oberhaut der Frucht befindlich. -- 2) Grosse bräunliche Oelzellen,
aus dem Fruchtgehäuse und der Umgebung des Keimes. Im Fruchtgehäuse
stehen sie dicht gedrängt und bilden die halbkugelig hervortretenden
Warzen der Oberfläche der ganzen Frucht. Die äusserste Fruchthaut
zeigt auch deutlich Spaltöffnungen. -- 3) Dickwandige Steinzellen,
viele mit verzweigten Porenkanälen. -- 4) Spiralgefässtrümmer. -- 5)
Stärkemehlkörnchen. -- 6) Zellen mit dunkelrothem Farbstoff. -- 7) Nur
bisweilen rhomboëdrische Kalkoxalatkrystalle.

[Illustration: Fig. 129.

$Piment, in feines Pulver verwandelt.$

_o_ Oelzellen, _st_ Steinzellen, _sp_ Spiralgefässe, _a_ Stärkemehl.]

Da Piment Gerbstoff enthält, so nehmen die Gewebselemente mit stark
verdünnter Lösung des Eisenchlorids (Ferrichlorids) befeuchtet eine
indigblaue Farbe an.

$Gewürznelken$ (_Caryophylli_) sind die getrockneten Blüthenknospen des
Gewürznelkenbaumes, welcher auf den Molukken einheimisch ist, aber auf
anderen Inseln Ostindiens und in Westindien cultivirt wird.

Bei der Prüfung des Gewürznelkenpulvers unter dem Mikroskope vermisst
man Stärkemehlkörnchen und dickwandige Gewebezellen. Eine zarte
Querschnitte durch den Unterkelch einer Gewürznelke ist in folgender
Abbildung (Fig. 130) bei 120maliger Vergr. vergegenwärtigt.

Zu der mikroskopischen Untersuchung des Gewürznelkenpulvers verwendet
man zunächst das nur mit verdünntem Glycerin gemischte Pulver, dann
aber auch zur besseren Examination der Zellen und Gefässe eine Portion
des Pulvers, welche mit verdünnter Aetzlauge geschüttelt, in einem
Filter gesammelt, mit Wasser abgewaschen und mit Glycerin gemischt ist.

[Illustration: Fig. 130.

$Zarte Querschnitte aus dem Unterkelch der Gewürznelke.$

_d_ Gefässbündel, _v_ centrale Gefässbündelgruppe, _f_ lockeres
Zellgewebe.]

Es lassen sich folgende Formelemente wahrnehmen: -- 1) Oelzellen,
unter der kleinzelligen Oberhaut liegend. -- 2) Bastzellen, meist
spindelförmige. -- 3) Spiralgefässe, zum Theil in einem kleinzelligen
Parenchym, dessen Zellen Krystallgruppen (Krystalldrusen) enthalten. --
4) Pollenkörner (Blüthenstaubzellen). Diese erscheinen dreiseitig oder
dreikantig und sind dreiporig. -- 5) Spaltöffnungen (mit den beiden
Schliesszellen).

[Illustration: Fig. 131.

$Gewürznelken.$

Formelemente des Gewebes: _k_ Zellen mit Krystallen
(Kalkoxalatkrystalldrusen), _f_ Bastfaser, _o_ Oelzellen, _sp_
Spaltöffnungen, _b_ Pollenkörner. Circa 250mal vergr. _h_ Querschnitt
eines Holzbündels 50mal vergr. _st_ Treppengefäss aus den
Nelkenstielen.]

Das Gewürznelkenpulver mit verdünnter Lösung des Eisenchlorids
(Ferrichlorid) befeuchtet färbt sich blauviolett wegen des Gehaltes
an Gerbstoff. Diese Reaction erfolgt nicht oder ist gering, wenn eine
gepulverte, bereits extrahirte Waare vorliegt.

[Illustration: Fig. 132.

$Stärkemehl der Eicheln.$

_a_ 120mal, _b_ 250mal vergr.]

[Illustration: Fig. 133.

$Steinzelle aus den Nelkenstielen.$

_t_ Hohlraum, _p_ Porenkanal. 250mal. Vergr.]

Die Verfälschung des Gewürznelkenpulvers mit dem Pulver der
Gewürznelkenstiele (Blüthenstiele) war vor Jahren eine sehr
häufige, mit gerösteten Eicheln eine gewöhnliche. In dem Pulver der
Gewürznelkenstiele sind vorwiegend sehr dickwandige Zellen, Steinzellen
mit dickschichtiger Wandung, stärkere und bedeutend grössere Holzbündel
und Bastbündel, treppenförmige Gefässe mit weiterem Lumen und nur
wenige Oelzellen vertreten. Eichelnpulver verräth sich durch das darin
befindliche Stärkemehl, dessen Körner dem Stärkemehl der Hülsenfrüchte
sehr ähnlich, aber von geringerer Grösse sind und einen langen
Kernhöhlenspalt (Nabel) zeigen. (Vrgl. auch unter Kaffee.)

$Zimmt.$ Im Handel unterscheidet man Ceylonzimmt oder echten Zimmt und
Zimmtkassie oder Kaneel. Der gemahlene Zimmt oder Zimmtpulver wird nur
aus der Zimmtkassie hergestellt.

~Zimmtkassie~, ~Kaneel~, ~Chinesischer Zimmt~, gewöhnlich nur mit
Zimmt bezeichnet, ist der Bast der Aeste des Zimmtbaumes, welcher im
südlichen China und Cochinchina einheimisch, aber in verschiedenen
Theilen Ostindiens cultivirt wird.

[Illustration: Fig. 134.

$Formelemente des Gewebes der Zimmtkassie.$

_s_ Steinzellen, _st_ Stärkemehlführende Steinzellen, _b_ Bartzellen,
_bp_ Stärkemehlführende Bastzellen, _o_ Oelzellen. 150-200mal. Vergr.]

Behufs der mikroskopischen Prüfung des Zimmtpulvers ist eine kleine
Portion mehrere Stunden in verdünntem Glycerin einzuweichen. Es
bietet dem Auge folgende hauptsächliche Formelemente: -- 1) dünne
spindelförmige, meist glatte Bastfassern (circa 0,05 _mm_ lang). Sie
sind so verdickt, dass der Innenraum wie eine linienförmige Spalte
erscheint. -- 2) Dickwandige Zellen des Bastparenchyms, Stärkemehl
führend. -- 3) Steinzellen mit und ohne Stärkemehl. -- 4) Oelzellen.
-- 5) Schleimzellen. -- 6) Stärkemehlkörnchen (0,01-0,018 _mm_ im
Durchmesser) finden sich in rothbrauner Masse eingebettet in allen
Parenchymzellen, in vielen Steinzellen. -- 7) Wenige, sehr kleine
prismatische Kalkoxalatkrystalle (aus den Markstrahlzellen).

Der ~Ceylonzimmt~ enthält sehr grosse (bis zu 0,1 _mm_ grosse)
starkverdickte Steinzellen, dünnere (0,02-0,025 _mm_), Bastzellen,
wenige und kleinere Stärkemehlkörnchen und eine mehr braungelbe Masse
in den Parenchymzellen. Die kleinen Kalkoxalatprismen fehlen ganz.
Ceylonzimmt ist die theuerste Zimmtsorte.

Die ~Holzkassie~, Malabarzimmt, _Cassia lignea_, ist die Rinde der
Aeste eines dem Ceylonzimmtbaume verwandten Baumes. Bisweilen fehlt
darin das Stärkemehl. Sie wird zur Verfälschung des Zimmtkassien-
und Ceylonzimmtpulvers gebraucht. Die Gewebeelemente haben viele
Aehnlichkeit mit denen des Ceylonzimmts. Der Geschmack der Holzkassie
ist schwach zimmtartig und sehr schleimig, der Geruch sehr schwach
zimmtartig.

Weitere Verfälschungen des Zimmtkassienpulvers sind die Pulver aus
Mahagoni- und Zuckerkistenholz, verschiedener Baumrinden, Eicheln, Brot
etc. Verdünnte Eisenchloridlösung färbt die Zimmtkassie nur dunkler bis
rothbraun, nicht aber violett, blau oder grün.

$Ingwer$ ist der geschälte oder ungeschälte, getrocknete Wurzelstock
der im tropischen Asien einheimischen Ingwerpflanze. Es kommen im
Handel vor: ungeschälter, geschälter und gebleichter Ingwer.

Der gepulverte Ingwer ist vor der mikroskopischen Untersuchung
in verdünntem Glycerin einzuweichen. Die Formelemente des Gewebes
sind: -- 1) Oelzellen. -- 2) Gerundete Harzzellen. -- 3) Vieleckige
Parenchymzellen mit Stärkemehl angefüllt. -- 4) Gefässbündel aus
dünnwandigen Faserzellen, dickwandigen, eine weite Höhlung zeigenden,
bastartigen Holzfasern und Treppengefässen bestehend. -- 5)
Stärkemehlkörnchen. Diese sind flach, eiförmig oder länglich (0,02-0,04
_mm_ lang), concentrische Schichtung zeigend.

[Illustration: Fig. 135.

$Formelemente aus dem Gewebe des Ingwers.$

_h_ Harzzellen, _o_ Oelzelle, _sp_ Holzbündel, _a_ Stärkemehl. 120mal
vergr.]

Verfälschungen des gemahlenen Ingwers sind: Eicheln, Rapskuchen,
Brot, Curcuma (Gelbwurzel). Letztere verräth sich durch ihren Gehalt
an gelbem Farbstoff, welcher durch Borax und Alkalien leicht erkannt
werden kann.

[Illustration: Fig. 136.

$Stärkemehlkörnchen des Ingwers.$

400malige Vergr.]

$Muskatnuss$ ist der Samen aus der Frucht des auf den Molukken
einheimischen, auf den Bandainseln cultivirten Muskatnussbaumes: Das
Pulver zeigt vieleckige, dünnwandige, mit Stärkemehlkörnchen erfüllte
Zellen. Die Stärkemehlkörnchen sind hier und da in einer fettigen
rothbraunen Masse eingebettet. Die Stärkemehlkörnchen sind zu 2, 3,
4 und mehr, meist regelmässig zusammengesetzt, das Theilkörnchen
zeigt eine rundliche oder eckige Kernhöhle. In den meisten der
Stärkemehl führenden Zellen findet sich von Stärkemehlkörnchen
umlagert ein krystallförmiger rhomboëdrisch oder kubisch gestalteter
Körper (Krystalloid). Auch beobachtet man hier und da prismatische
Fettkrystalle. Nach der Befeuchtung mit Jodlösung erscheinen die
Stärkemehlkörnchen blau, die Krystallkörper dunkelroth.

[Illustration: Fig. 137.

$Pulver von Muskatblüthe und Muskatnuss.$

_Mac_ Muskatblüthe, Macis. _Musk. N._ Muskatnuss. _a_ Zelle mit
Krystalloid und Stärkemehl.

120mal. Vergr.]

$Muskatblüthe$, ~Macis~, ist der fleischige Samenmantel aus der Frucht
des Muskatnussbaumes. Das Pulver zeigt unter dem Mikroskop gerundete
oder kantige Zellen, neben kugeligen, eiförmigen oder kantigen
Oelzellen (0,04-0,08 _mm_ im Durchmesser). Stärkemehl fehlt. Jodlösung
färbt gelbroth, rothbraun und purpurroth. Beimischungen Stärkemehl
enthaltender Stoffe sind daher leicht zu erkennen. Siehe Fig. 137.

[Illustration: Fig. 138.

$Curcumapulver.$

_b_ Kleistermassen, _h_ Harzzellen (100mal vergr.), _a_
Stärkemehlkörner (300mal vergr.)]

$Curcuma$, ~Gelbwurz~, der in künstlicher Wärme getrocknete Wurzelstock
der in Ostindien und dem südlichen und östlichen Asien einheimischen
_Curcuma longa_, Gelbwurzlilie. Das Pulver der Curcuma ist zuweilen
ein Verfälschungsmittel der Gewürze und Bestandtheil des vom gemeinen
Manne mit Safran benannten Safransurrogats für den Gebrauch in der
Küche. Es zeigt unter dem Mikroskop mit verdünntem Glycerin befeuchtet,
dieses gelb färbend, kugelige eiförmige oder längliche gelbgrünliche,
durch Jodlösung sich blau färbende Massen (Stärkekleistermassen),
Stärkemehlkörnchen besonderer Form, gelbe Harzzellen, Trümmer von
Treppengefässen. Obgleich das Curcumamehl eine billige Waare ist, so
wird es nicht selten mit Stoffen verfälscht, welche eine andere oder
abweichende Form der Stärkemehlkörnchen aufweisen.

$Rothes Santelholz$, ~rother Santel~, das Holz des in Ostindien
einheimischen Santelbaumes, _Pterocarpus santalinus_. Das Pulver
dieses Holzes ist nicht selten verfälscht oder es dient als ein
unschuldiges Färbemittel einiger Genussmittel, auch ist es ein
Bestandtheil des Safransurrogates, des in der gewöhnlichen Küche
gebrauchten Safrans. Unter dem Mikroskope in verdünntem Glycerin,
welches sich weinroth färbt, eingeweicht zeigt es -- 1) mit zierlichen
Tüpfeln versehene Holzgefässe, -- 2) bastartige Holzfasern, -- 3)
getüpfelte Holzparenchymzellen, -- 4) kleine Zellen, einen einfachen
Kalkoxalatkrystall enthaltend, -- 5) Farbstoffmassen und vereinzelte
Stärkemehlkörnchen. Weingeist löst den Farbstoff mit rother,
Aetzkalilauge mit violetter Farbe.

[Illustration: Fig. 139.

$Gepulvertes rothes Santelholz$.

_h_ Holzzellen, _gh_ getüpfelte Holzparenchymzellen, _hh_
Holzparenchymzellen mit umhöften Tüpfeln, _m_ Zellen aus den
Markstrahlen, _k_ Krystallzellen mit einfachem Kalkoxalatkrystall.

(Circa 120malige Vergr.)]


Senf. Mostrich.

Speisesenfpulver und Mostrich sind für den Gebrauch in der Küche
und auf dem Tische entsprechend und dem Geschmack convenirend
zusammengesetzte Genussmittel, in welchen schwarzer und auch gelber
Senfsamen die den Geschmack bedingenden Substanzen sind.

Das ~Senfmehl von Sarepta~ ist das Pulver der Samen von _Sinapis
juncea_ und entspricht in seinen mikroskopischen Theilen ganz unserem
gelben oder weissen Senfe. Das sogenannte ~Englische Senfmehl~ ist
gewöhnlich nur ein pulveriges Gemisch aus 1 Th. schwarzem Senf, 8 Th.
gelbem Senf und 1-3 Th. Getreidemehl.

Eine mikroskopische Untersuchung beider Genussmittel könnte nur den
Zweck haben, darin Substanzen zu bestimmen, welche den Nahrungs- und
Genussmitteln nicht angehören und genossen nachtheilige Wirkungen
haben und endlich die Gegenwart des Pulvers der Senfsamen zu erkennen,
wenn etwa der Geschmack diesen nothwendigen Umstand bezweifeln lässt.
Beide, sowohl das Speisesenfpulver (Mostrichpulver) wie der Mostrich,
sind zusammengesetzte Genussmittel, welche den Zwecken der Verwendung
in der Küche und auf dem Tische, sowie den Ansprüchen des Geschmackes
entsprechen sollen. Zur Erreichung dieser Zwecke ist die Vermischung
des Pulvers von schwarzem und gelbem Senfsamen mit Salz, Gewürzen,
Mehl, Essig, Wein, Zucker und anderen Genussmitteln nothwendig, und
können solche Beimischungen nie als ungehörige oder als Fälschungen
angesehen werden, und das um so weniger, als man den Werth der
Senfpräparate nach der äusseren Beschaffenheit und dem Geschmack
beurtheilt und eine einfache Mischung von reinem Pulver des schwarzen
oder gelben Senfes mit Wasser, Wein, Essig dem Geschmacke nicht genügt,
selbst die Mischung nur mit schwarzem Senfsamen den Giften beizuzählen
wäre.

[Illustration: Fig. 140.

$Pulver des schwarzen und weissen Senfsamens.$

_s_ Schwarzer Senf, _w_ weisser oder gelber Senf, _st_ Steinzellen,
_kl_ Kleberzellen, _k_ Keimzellen _ep_ Epidermalgewebe, _o_
Oeltröpfchen.]

Auch eine Beimischung von gemahlenem Rübsen- oder Rapssamen an Stelle
des weissen Senfsamens, wenn sie überhaupt vorkommen sollte, ist
keine Verfälschung, da dadurch das Angenehme des Geschmacks eher
gehoben als herabgedrückt wird. Wäre der Rübsensamen geschält, so ist
er auch gar nicht nachzuweisen.

[Illustration: Fig. 141.

$Pulver des Rapskuchens.$

_st_ Steinzellen, _kg_ Keimgewebe, _kl_ Kleberzellen, _o_ Oeltröpfchen.]

Ein wesentliches Erkennungszeichen der Samenpulver des schwarzen
Senfes und des Rübsens unter dem Mikroskop sind die Gewebetrümmer der
äusseren dunkelroth-braunen Samenhaut. Die Steinzellen derselben sind
beim Rübsensamen grösser und auch etwas abweichend geformt als beim
schwarzen Senf, und farblos beim gelben Senf.


Cacao. Chocolade.

~Cacaomasse~ oder ~präparirter Cacao~ gehört zu den einfachen
Genussmitteln und besteht aus den Cacaosamen, welcher schwach geröstet,
dann von der Samenschale befreit und in der Wärme in eine zwischen den
Fingern oder auf der Zunge unfühlbaren Masse übergeführt sind. Diese
Masse soll nichts enthalten, was nicht Cacaosamen ist. Vorkommende
Verfälschungen oder Gewicht vermehrende Stoffe dieser Masse sind:
schwach geröstete Eicheln, Getreidemehl, Maismehl, Hülsenfrüchte,
Stärke, Brot u. dgl.

Behufs der mikroskopischen Prüfung wird etwas der Masse fein zerrieben,
ein Theil davon mit verdünntem Glycerin gemischt, ein anderer Theil mit
Wasser längere Zeit geschüttelt, auf einem Filter gesammelt und dann
geprüft.

Cacao hat verschiedene Gewebeelemente, welche sich von denen der
Verfälschungsmittel wesentlich unterscheiden. Zunächst sind zu erwähnen
die verlängerten, cylindrischen, keulenförmigen oder spindelförmigen,
an ihrem einen Ende oft getheilte, durch Querscheidewände, hin und
wieder auch durch Längsscheidewände geschichtete Schläuche oder
sogenannte _Mitscherlich_’sche Körperchen, dann die in Fett gelagerte,
zusammengesetzte, sehr minutiöse Stärkemehlkörnchen führenden braunen
vieleckigen Zellen der Keimlappen und die denselben untermischten oder
in Reihen gestellten Zellen, einen rothbraunen Farbstoff enthaltend.

[Illustration: Fig. 142.

$Cacao.$

_m_ Schläuche der inneren Samenhaut, die sogenannten Mitscherlich’schen
Körperchen, _k_ Theobrominkrystalle (120-150fache Vergr.).]

[Illustration: Fig. 143.

$Cacao.$

_s_ Stärkemehl führende, _f_ Farbstoff führende Zellen der Keimlappen
(150fache Vergrösserung).]

Unter dem Mikroskop sieht man auch Fett in kugeligen Massen, zuweilen
jedoch nicht immer, kleine farblose prismatische Krystalle.

[Illustration: Fig. 144.

$Cacaomasse.$

_k_ Cacaostärkemehl, _m_ Mitscherlich’sche Körperchen.]

Der Farbstoff wird durch verdünnte Schwefelsäure mit blutrother, durch
Essigsäure mit violetter Farbe gelöst. Verdünnte Eisenchloridlösung
tingirt blau, was auf eine gerbstoffartige Substanz deutet.

Die Stärkemehlkörnchen des Cacao sind, wie bereits bemerkt ist,
zusammengesetzte, im Uebrigen sehr klein (0,005-0,008 _mm_) im
Durchmesser.

~Chocolade~ ist ein zusammengesetztes Genussmittel, welches einen
angenehmen Geschmack haben und in kochendem Wasser oder kochender Milch
zertheilt ein angenehm schmeckendes, aber auch schleimiges Getränk
liefern soll, in welchem die Partikel der Cacaomasse in Suspension
erhalten bleiben. Um nun letzteres zu erzielen, ist ein Zusatz eines
stärkemehlhaltigen Genussmittels nothwendig. Die Chocolade kommt in
verschiedenen Sorten in den Handel. Die theuren Sorten bestehen zumeist
nur aus gleichen Theilen Cacaomasse und Zucker nebst verschiedenem
Gewürz. Die geringeren und billigen Sorten enthalten ausser den
genannten Stoffen geröstetes Getreidemehl oder Stärkemehl, Maismehl,
Reismehl etc. Werden diese Sorten in der Küche zum Getränk gemacht,
so bedürfen sie keines Mehl- oder Stärkemehlzusatzes, welcher bei
den theuren Sorten nicht umgangen werden kann. Diese Erinnerung ist
gemacht, um zu warnen, den Gehalt der Chocolade an fremden Stärkemehl
als eine Verfälschung aufzufassen. Chocolade ist eben Cacaomasse,
welche sich zur bündigen Darstellung des Chocoladengetränkes eignet.

Will man Chocolade mikroskopisch untersuchen, so wird sie kalt
zerrieben, zuerst zur Beseitigung des Fettes mit Aether, dann zur
Beseitigung des Zuckers mit lauwarmem (30-35°) Wasser ausgezogen und
nun das in Aether und Wasser unlösliche unter das Objectiv gebracht.

Das ~holländische Cacaopulver~ ist das feine Pulver der mit Soda
behandelten Cacaosamen. Es zeigt einige Gewebeelemente des Cacaosamens
in zerstörter Form.

~Chocoladenmehl, Chocoladenpulver~. Mit diesen Namen wird ein Surrogat
der Chocolade bezeichnet. Es ist ein sehr billiges Pulver, welches
in kochendes Wasser oder kochende Milch eingerührt, sofort ein dem
Chocoladengetränk ähnlich schmeckendes und aussehendes Getränk oder
Suppe liefern soll. Es besteht aus 10 Proc. Cacaomasse, 19 Proc.
geröstetem oder auch nicht geröstetem Getreidemehl, 70 Proc. Zucker und
1-2 Proc. rothem armenischem Bolus.


Kaffee.

[Illustration: Fig. 145.

$Spindelförmige Steinzellen der Samenhaut des Kaffeesamens.$]

[Illustration: Fig. 146.

$Ein Stück des Gewebes aus dem Samenkörper des Kaffees.$]

Die mikroskopische Untersuchung hat nur beim gemahlenen Kaffee einen
Zweck. Man zerreibt eine kleine Menge zu einem höchst feinen Pulver
und prüft es unter dem Objectiv. Dann extrahirt man dieses Pulver mit
Aether, zur Entfernung des Fettes, und nach der optischen Prüfung
extrahirt man auch noch mit Wasser oder verdünntem Spiritus und prüft
wiederum, gleichzeitig parallele Experimente mit echtem gutem Kaffee
vornehmend. Waren an der Kaffeebohne, in der Samenspalte, noch Reste
der Samenhaut, so wird man in dem feinen Pulver des gebrannten Kaffees
auch gelbliche dickwandige spindelförmige, mit zahlreichen Porenkanälen
versehene Steinzellen wahrnehmen. Zuweilen sind diese Zellen nur in
einigen wenigen Exemplaren vertreten. Das Gewebe des Eiweisskörpers
ist in grösster Menge vertreten. Die Zellen derselben sind vieleckig,
dickwandig und reichliche Porenkanäle zeigend. Die Zellen enthalten
formlose Eiweissmassen, Stärkemehl, Glykose, Kaffeegerbsäure,
Oeltröpfchen. Das Stärkemehl ist in nur höchst geringer Menge
vertreten. Wenn man das Object mit Jodlösung befeuchtet, so färbt sich
das Stärkemehl dunkelblau, während Zellgewebe und Eiweiss gelblich,
die Fetttröpfchen dunkler gelb oder grünlich erscheinen. Macht man
gleichzeitig optische Versuche mit echtem Kaffeepulver, so erlangt man
auch sofort Anhaltspunkte zur Erkennung von Gewebeelementen, die nicht
dem Kaffee angehören.

[Illustration: Fig. 147.

$Kaffee und Cichorienkaffee.$

_a_ reiner Kaffee, _b_ Cichorienkaffee. 100-120fache Vergr.]

Verfälschungen des gemahlenen gebrannten Kaffees sind Cichorien,
geröstete Getreidekörner, geröstete Eicheln, geröstete Bohnen. Auch
werden Feigenkaffee, geröstete Mandeln, Braunkohle u. dgl. angegeben.

~Cichorienkaffee~, geröstete zu einem höchstfeinen Pulver zermahlene
Wurzeln der cultivirten Cichorienpflanze (_Cichorium intybus_).
Diese Wurzel enthält Zucker in bedeutend grösserer Menge als die der
wildwachsenden Pflanze. Die im Handel vorkommende Waare enthält
auch andere geröstete Wurzeln z. B. der Runkelrübe, Mohrrübe, und
etwas geröstete Getreidesamen. Als Verfälschung sind diese Substanzen
nicht aufzufassen, denn gerade diese Stoffe in ihrer Mischung liefern
eine Waare, welche dem Consumenten besonders gefällt. Man hat daher
unter dem Namen Cichorienkaffee in heutiger Zeit nicht allein die
geröstete Cichorienwurzel, sondern ein Kaffeesurrogat zu verstehen.
Der gewöhnliche Mann fordert zwar beim Kaufmann Cichorien, er erhält
aber ein Packet, auf welchem sich der Name Kaffeesurrogat verzeichnet
findet. Wenn hier an dieser Stelle die Bilder einiger Gewebeelemente
vorgelegt sind, so geschah dies nur für den Fall, dass reiner
Cichorienkaffee optisch zu prüfen sei.

[Illustration: Fig. 148.

$Cichorienwurzel.$

_h_ Holzgewebe, _hp_ Zellen des Holzparenchyms, _sb_ Siebröhren.]

[Illustration: Fig. 149.

$Cichorienwurzel.$

_ng_ Netzgefässe.]

[Illustration: Fig. 150.

$Cichorienwurzel.$

_m_ Milchsaftgefässe, gewöhnlich netzartig verzweigt.]

Die Netzgefässe (Fig. 149 _m_) fehlen auch nicht in dem gerösteten
gemahlenen ~Getreidesamen~, bei welchem besonders Stärkemehl in
Betracht kommt, ferner auch nicht in dem sogenannten ~Mandelkaffee~
(die gerösteten und gemahlenen Erdmandeln, die Knollen von _Cyperus
esculentus_).

~Geröstete Eicheln~, ~Eichelkaffee~, verrathen sich durch ihre mehr
oder weniger länglichrunden oder nierenförmigen Stärkemehlkörnchen mit
einer länglichen Kernspalte oder Kernhöhle. Diese Stärkemehlkörnchen
haben einige Aehnlichkeit mit denen unserer Hülsenfrüchte, sie sind
aber nur halb so lang. Ihre Länge beträgt 0,025-0,035 _mm_. Mit
verdünnter Eisenchloridlösung färbt sich das Eichelpulver wegen
Gerbstoffgehalt dunkelblau.

[Illustration: Fig. 151.

$Stärkemehlkörnchen der Eichel.$

  _a_ 120mal     _b_ 200mal
        vergrössert.
]

~Feigenkaffee~ nennt man die gerösteten und zu einer gröblichen Masse
oder Pulver zerstampften Feigen. Hier machen sich unter dem Mikroskop
grosse Parenchymzellen mit Krystalldrusen (Kalkoxalat), ferner die
kleinen Steinzellengruppen des Samens, auch einzelne Haargebilde der
Oberhaut der Feige und gabelästige Milchgefässe bemerkbar.

[Illustration: Fig. 152.

$Feigenkaffee.$

_st_ Steinzellen der Samen, _k_ Krystallzellen, Parenchymzellen mit
Krystallen, _h_ Haargebilde, _o_ Zellen der Oberhaut.]


Blut.

~Blut~. Das normale Blut besteht aus einer farblosen wässerigen
Flüssigkeit und darin schwimmenden zellenähnlichen rothen und auch
farblosen (weissen) Körperchen, den sogenannten Blutkörperchen. Diese
werden von einigen für Zellen, von anderen für keine Zellen gehalten,
obgleich ihnen alle die Eigenschaften angehören, welche an der lebenden
Zelle angetroffen werden. Die rothen im Blute des Menschen in grösster
Menge vertretenen Blutkörperchen oder Blutzellen erscheinen unter dem
Mikroskop als kreisrunde, etwas biconcave, durchsichtige, farblose
oder gelbliche Scheiben mit klar hervortretendem Kugelschatten, die
unter Einfluss des Wassers die Gestalt hyaliner sphärischer Bläschen
annehmen. Sie zeigen sich oft geldrollenähnlich an einander gereiht
(Fig. 154). Lässt man Glaubersalz zwischen Objectglas und Deckglas
treten, so tritt eine Contraction der Blutkörperchen ein, der Schatten
tritt näher an die Ränder der Scheiben, die Ränder gestalten sich
allmählich verzerrt, eckig, zerrissen, gezackt, gekerbt.

[Illustration: Fig. 153.

$Blutkörperchen$,

1200mal vergr. _a_ auf der Kante stehend, _b_ flach liegend.]

[Illustration: Fig. 154.

$Blutkörperchen$,

freiliegend u. geldrollenähnlich aneinanderhängend, 500mal vergr.]

[Illustration: Fig. 155.

$Rothe Blutzellen.$

200malige Vergrösserung. _a_ Im frischen Blute, _b_ nach der Einwirkung
des Wassers, _c_ im eingetrockneten Blute.]

[Illustration: Fig. 156.

$Blutzellen.$

800-900malige Vergr. _b_ Rothe Blutzellen, _b_ eine rothe Blutzelle
im Verticaldurchschnitt _c_ rothe Blutzellen im Wasser macerirt, _d_
weisse Blutzellen, e eine solche mit einer Fettgranulation beladen,
_f_ solche nach der Einwirkung des Wassers, _g_ eine solche nach der
Einwirkung der Essigsäure.]

Die ~weissen Blutkörperchen~, farblose Blutzellen, Lymphkörperchen,
werden stets nur in wenigen Exemplaren im normalen Blute angetroffen,
höchstens 5 unter 1000 rothen Blutzellen. Sie sind ungefähr 1/3
grösser als die rothen, und zeigen bei starker Vergrösserung eine zart
granulirte Oberfläche und derselben entsprechend eine feincrenulirte
Contour.

Wenn man einen Tropfen Blut auf einem Objectglase einige Minuten sich
selbst überlässt, so schrumpfen die Blutkörperchen ein und man trifft
sie dann meist zackig gerändert. Geschieht die Eintrocknung schnell
durch warme Luft oder unter der Luftpumpe, so behalten sie dagegen
meist ihre Form.

[Illustration: Fig. 157.

$Blutkörperchen$

in langsam eingetrocknetem Blute, 600mal vergr.]

[Illustration: Fig. 158.

$Blutkörperchen$

in schnell eingetrocknetem Blute, 600mal vergr.]

Wie Glaubersalz zerstören andere Salzlösungen, schwache Säuren
und schwache alkalische Laugen die Blutkörperchen, dagegen nicht
concentrirte Aetzlaugen. Eingetrocknete Blutkörperchen schwellen in
letzteren an und werden dadurch wieder sichtbar. In einem dünnen
Scheibchen geronnenen Blutes findet man die Blutkörperchen in der
faserig erscheinenden Fibrinschicht gebettet.

[Illustration: Fig. 159.

$Blutkörperchen$

im geronnenen Blute. 600mal vergr.]

[Illustration: Fig. 160.

$Blutkörperchen$

der Vögel. Vergr.]

Die Blutkörperchen sind bei den Säugethieren meist rund, beim Menschen
kreisrund und etwas biconcav, bei den anderen Säugethieren, besonders
den Wiederkäuern sind sie meist kleiner (beim Kameel, Dromedar, Lama
grösser und elliptisch-biconvex). Die Blutkörperchen der Vögel sind
länglich-oval, in der Mitte etwas erhaben; die der Fische und Amphibien
ebenfalls länglich oder elliptisch, flach oder etwas convex, die der
letzteren aber sehr gross.

Der durchschnittliche Durchmesser der Blutkörperscheibchen beträgt beim:

  Menschen    0,0074-0,0080 _mm_.
  Schwein     0,0060-0,0065  „
  Rind        0,0054-0,0060  „
  Schaf       0,0040-0,0048  „
  Hasen       0,0065-0,0070  „
  Pferd       0,0050-0,0055  „
  Hund        0,0070-0,0075  „
  Huhn        0,0070-0,0081  „  in der Breite
   „          0,0120-0,0135  „  in der Länge.

Bei der Untersuchung einer Substanz, welche man für Blut hält, pflegt
man zuerst ihr Verhalten gegen Wasser zu prüfen.

Man bedeckt z. B. die Substanz mit 1-2 Tropfen Wasser. Ist sie
eingetrocknetes Blut, so wird sie je nach ihrem Alter früher oder
später an ihrer Oberfläche etwas aufquellen und sich das Wasser anfangs
gelb, dann rothgelb, endlich dunkelroth färben. Lässt man dann den
Tropfen abfliessen, so wird sich bei Musterung der benetzt gewesenen
Stelle mit einem Vergrösserungsglase das netzartige Geflecht des
Fibrins erkennen lassen. Betupft man dasselbe mit einer verdünnten
Jodjodkaliumlösung, so wird es sich dunkelbraun färben.

Steht eine reichliche Menge der blutähnlichen Substanz zu Gebote,
so giebt man eine senfkorn- bis linsengrosse Menge in einen
Reagircylinder, übergiesst sie mit einigen Cubikcentimetern
destillirtem Wasser, und mischt sie so einige Zeit unter nur sehr
sanftem Schütteln. Nachdem sich das Wasser gefärbt hat, wird es schon
nach sehr sanftem Schütteln an seinem Niveau einen Schaum bilden. Diese
Eigenthümlichkeit des bluthaltigen Wassers nennt man ~Spumescenz~.
Diese lässt sich selbst an einem Tropfen der Flüssigkeit auf dem
Objectglase beobachten, wenn man das Deckgläschen wiederholt hebt und
abwärts drückt.

Die vorstehend erhaltene wässrige Blutlösung im Tageslichte beobachtet
zeigt ~Dichroïsmus~, d. h. im durchfallenden Lichte erscheint sie
gelbroth oder roth, im reflectirten Lichte grünlich oder grün.

Die Grundlage der rothen Farbe des Blutes ist mit ~Haemoglobin~
bezeichnet worden. Dieses Haemoglobin besteht aus einer eiweissartigen
Substanz und ~Haematin~, einem eisenhaltigen Farbstoff. Wirken auf
diese Verbindung Alkalien oder Säuren ein, so wird sie zersetzt und
der Blutfarbstoff, das Haematin frei gemacht und unter gewissen
Verhältnissen in Krystalle verwandelt. Deshalb nannte man diesen
Blutfarbstoff früher ~Haematokrystallin~.

Als eine sehr geeignete Flüssigkeit, die rothen Blutzellen von
eingetrocknetem Blute oder Blutflecken behufs der mikroskopischen
Untersuchung aufzunehmen, und das Haematin aus seiner Eiweissverbindung
abzuscheiden, ist nach _Roussin_ ein Gemisch aus 3 Th. Glycerin, 1 Th.
concentrirter Schwefelsäure und 35 Th. Wasser.

Es soll sich der Blutfarbstoff der Säugethiere (nicht der Vögel) an
und für sich in Krystalle verwandeln lassen und er dabei verschiedene
je nach Art der Thiere aber ziemlich bestimmte Formen annehmen. Die
prismatische Krystallform soll beim Menschen und vielen Säugethieren,
die tetraëdrische beim Meerschweinchen und der Maus, hexagonale
Tafeln bei dem Eichhörnchen, die Rhomboëderform beim Hamster etc.
vorwalten. Zur Darstellung dieser Krystalle soll man nach _Funke_ einen
Tropfen Blut auf das Objectglas bringen und, nachdem er 3-4 Minuten
an der Luft gestanden hat, mit einem Tropfen Wasser versetzen. Nach
mehrmaligem Anhauchen legt man ein Deckgläschen darauf und stellt
das Ganze an einen hellen Ort zur Verdunstung. Gut soll es sein,
die Fläche des Objectglases, worauf der Tropfen Blut gegeben wird,
vorher mit Seidenzeug recht tüchtig zu reiben. Die Krystallbildung
gelingt übrigens in dieser Weise nicht leicht und ist es nothwendig,
gleichzeitig 2-3 Objecte herzustellen.

[Illustration: Fig. 161.

$Formen der Haematinkrystalle$, vergr.]

Wichtig für die Untersuchung der Blutflecke ist die Darstellung der
~Teichmann’schen Häminkrystalle~. Das Haematin hat nämlich eine grosse
Verwandtschaft zur Salzsäure, und diese Verbindung hat eine vorwiegende
Neigung zu krystallisiren. Diese Teichmann’schen Häminkrystalle sind
Haematinhydrochloratkrystalle. Zu ihrer Darstellung aus Blutflecken
wird die wässrige, nicht zu dünne Blutlösung (2-3 Cubikcentimeter)
mit einigen Tropfen Eisessig und einer sehr geringen Menge (circa
1 Ctgr.) Kochsalz versetzt. Werden dann einige Tropfen der Lösung
auf einem Objectglase an einem lauwarmen Orte abgedunstet, so
beobachtet man unter dem Mikroskop die braunrothen bis schwarzbraunen
Haematinhydrochloratkrystalle in Form rhombischer Nadeln und Täfelchen.
Man kann auch die trockne, pulverig zerriebene blutähnliche Masse nach
Zusatz einer unbedeutenden Menge Kochsalz mit Aetherweingeist, welcher
mit wenigen Tropfen Eisessig versetzt ist, extrahiren und diese durch
Glaswolle filtrirte Lösung verdunsten lassen, um dieselben Krystalle zu
erlangen. Der Kochsalzzusatz ist nur ein Ersatz des im Blute von Hause
aus vorhandenen Chlorids, im Falle die Blutsubstanz der Einwirkung von
Wasser ausgesetzt war.

[Illustration: Fig. 162.

$Haematinhydrochloratkrystalle. Teichmann’sche Haeminkrystalle.$

350-400malige Vergr.]

Auch fauliges, selbst altes eingetrocknetes Blut liefert diese
Krystalle. _Brücke_ giebt folgende Anweisung zur Untersuchung der
Blutflecke. Die Flüssigkeit, welche man durch kaltes Ausziehen mit
destillirtem Wasser aus dem Blutfleck gewonnen hat, lässt man, mit
einem sehr kleinen Körnchen Kochsalz versetzt, in einem Uhrglase unter
der Luftpumpe oder über Schwefelsäure verdunsten oder an freier Luft
eintrocknen. Dann durchmustert man das Uhrglas unter dem Objectiv, ob
sich nicht etwa Krystalle darauf befinden, die den Haeminkrystallen
ähnlich sind und damit verwechselt werden können. Hierauf übertropft
man den Boden des Uhrglases mit Eisessig und verdampft denselben
an einem warmen Orte von 50-80° C. Nun giebt man einen Tropfen
destillirtes Wasser auf das Uhrglas, nimmt damit den Rückstand auf
und bringt die Mischung auf Objectgläsern unter das Mikroskop. Ein
bohnengrosser Blutfleck liefert viele tausende dieser kleinen, gelben
bis braunrothen Haeminkrystalle in Form von rhombischen Tafeln
und Säulen, oft sich kreuzend über einander lagernd. Sie sind in
Essigsäure, Salzsäure, Weingeist, Wasser unlöslich, dagegen löslich
in Aetzalkalien und concentrirter Schwefelsäure. Im Uebrigen gelangt
man rascher zum Ziele, wenn man das mit dem Blutflecke bedeckte
ausgeschnittene Stück Zeug oder das mit dem Fleck bedeckte Scheibchen
Holz, oder die von einer Metallplatte abgekratzte blutfleckenartige
Masse in einem Probircylinder mit Eisessig aufkocht, heiss und rasch
filtrirt und die Flüssigkeit in einem flachen Glasschälchen an einem
warmen Orte eintrocknet. Bei frischem Blute ist der Zusatz von Kochsalz
gerade nicht nothwendig.


Schleim. Eiter.

~Schleim~, das Absonderungsprodukt der thierischen Schleimhäute (z. B.
der Speichel), ist eine durchscheinende oder durchsichtige dickflüssige
Masse mit darin befindlichen Epithelialzellen (den Zellen der
äussersten Schicht der Schleimhaut). Jene dickflüssige Masse besteht
aus den ~Schleimkörperchen~. Diese erscheinen unter dem Objectiv als
runde, stark granulirte, farblose, einzelne oder an einander hängende,
Gruppen und Flächen ausfüllende Körperchen, welche einen und mehrere
Kerne enthalten.

[Illustration: Fig. 163.

$Schleimkörperchen.$

200mal vergr.]

~Eiter. Eiterkörperchen~ sind schwierig von den Schleimkörperchen
zu unterscheiden. Bei einiger Uebung in der optischen Musterung
von Schleim und Eiter erlangt man sehr bald in der Bestimmung und
Unterscheidung der Schleim- und Eiterkörperchen Sicherheit. Die
~Eiterkörperchen~ erscheinen unter dem Mikroskop wie runde, matt
granulirte Zellen mit einem Kern, der häufig 2-, 3- bis 4mal gespalten
ist oder eine längliche oder eine hufeisenförmige Gestalt hat. Die
Umrisse (Contouren) sind öfter matt als scharf hervortretend. Unter
Einwirkung verdünnter Essigsäure quellen die Eiterkörperchen auf,
ihr granulirtes Ansehen verschwindet, sie werden hyalin und die
vorerwähnten Kerne treten sichtbarer hervor.

[Illustration: Fig. 164.

$Eiterzellen.$

circa 400mal vergr., _a_ Eiterzellen, _b_ dieselben nach Einwirkung der
Essigsäure, _c_ freie, aus den Zellen getretene, in Theilung begriffene
Kerne der Eiterzellen.]

[Illustration: Fig. 165.

_sg_ Schleimgerinnsel, _s_ in stärkerer Vergr., _e_ Eiterkörperchen,
_p_ Gährpilze, circa 150mal vergr.]


Lymphkörperchen.

~Lymph~- oder ~Chyluskörperchen~ bilden matt granulirte Zellen, welche
durch verdünnte Essigsäure in ihre sie constituirenden Theile zerlegt
werden.

[Illustration: Fig. 166.

Lymphkörperchen, _a_ dieselben in Essig macerirt]

[Illustration: Fig. 167.

_a_ Lymphkörperchen aus der Lymphdrüse eines Säugethieres, _b_
dieselben in verdünnter Essigsäure macerirt. 400mal. Vergr.]

~Sputum~ an Lungen-Tuberculosis (Lungenschwindsucht) leidender
Menschen. Dieser Auswurf enthält neben Schleimkörperchen und
Epithelialzellen Eiter, mehr oder weniger rothe Blutkörperchen und dann
eigenthümliche elastische Fasern von dunkler Farbe, der Lungensubstanz
angehörend.

[Illustration: Fig. 168.

$Auswurf tuberculöser Lungenmasse.$ Circa 300malige Vergr. _a_
Eiterkörperchen, _b_ Epithelialzellen, _c_ Blutkörperchen, _d_
Tuberkelfasern.]


Gährpilze.

[Illustration: Fig. 169.

$Gährpilz$, _Cryptococcus cerevisiae_, _a_ 150-200mal vergr. _b_
750-900mal vergr.]

~Gährpilz~, Hefenzelle, _Cryptococcus cerevisiae_, _Saccharomyces
cerevisiae Meyen_. Der Gährpilz ist eine einzellige Alge, ein
Hauptbestandtheil der Bierhefe. Er findet sich im Brote, im gährenden
Harn und als ein pflanzlicher Parasit häufig in dem Magen, Munde etc.
des Menschen. Er entsteht da, wo Zucker durch Gährung zersetzt wird,
und vermehrt sich durch Theilung und Knospung. Er hat rundliche und
ovale Formen, ist durchsichtig und farblos.


Sarcinien.

~Magensarcinie~, _Merismopedia (Sarcinia) ventriculi_, ist eine
Alge, zur Familie der Chroococcaceen und der Ordnung der Cystiphoren
gehörend, bestehend aus Zellen, welche einschichtig zu einer
tafelförmigen Gruppe verbunden sind. Das Cytioderm ist fest, schleimig,
häufig weisslich-grau oder gelblich, das Cytioplasma bläulich. Diese
Alge theilt sich meist quadratisch oder zu vier in einem Quadrate
stehenden Zellen. Sie findet sich im Magen, ist jedoch ohne alle
pathologische Bedeutung. Ein etwas grösseres Format ist _Merismopedia
punctata Meyen (M. Kuetzingii)_ mit schwach begrenztem, fast farblosem
Trieblager und blass grünspanfarbigem Cytioplasma. Sie wird in Tümpeln
und Seen mit stehendem Wasser angetroffen.

[Illustration: Fig. 170.

$Merismopedia ventriculi$

aus einer erbrochenen Masse, 450mal vergr.]

[Illustration: Fig. 171.

$Merismopedia punctata,$

800mal vergr.]

Die sehr kleine _Merismopedia urinae_ kommt in der menschlichen
Harnblase, _M. renis_ in der Niere vor.


Kopfgrind. Favuspilz.

~Favuspilz~, _Achorion Schoenleinii_, ist die Ursache des Kopfgrindes.
Dieser pflanzliche Parasit dringt in die feinsten Risse der Haut,
in die Haarbälge, erzeugt Entzündung und Eiterung der Kopfhaut und
zerstört, indem er seine feinen Myceliumfäden zwischen und in die
Fasern, woraus das Haar besteht, einschiebt, das Haar.

[Illustration: Fig. 172.

$Favuspilz,$

an der Wurzel und dem unteren Theile des Haares sitzend. 300mal vergr.]


Soorpilz, Zungenbelegpilz, Vibrionen, Oscillarien.

[Illustration: Fig. 173.

$Soorpilz$, stark vergr., nach _Robin_.

_a_ Epithelialzellen der Mundschleimhaut, bedeckt mit dem Rasen des
Soorpilzes _b_ und den Sporen desselben _c_.]

~Soorpilz~, Aphthenpilz, _Oidium albicans_, ist ein als Parasit
häufig vorkommender Fadenpilz, welcher die bei kleinen Kindern
vorkommenden sogenannten „Schwämmchen“ bildet. Er besteht aus Sporen
und Myceliumfäden, die zwischen und unter dem Epithel der Schleimhaut
wuchern und dasselbe zur Abstossung bringen. Er giebt der Schleimhaut
das Ansehen, als wäre sie mit Käseflocken bedeckt. Verwechselt kann
dieses Gebilde nicht werden mit _Leptothrix buccalis Robin_, einer
parasitischen Alge, welche sich auf jeder Zunge, zwischen allen
Zähnen findet und aus weit feineren stabförmigen, wenig oder nicht
gebogenen und wenig verästelten Fäden besteht. Diese Alge gehört zu den
Oscillariaceen, einer Familie, welche fadenförmig und mit einer eigenen
Bewegung begabt ist, von welcher jedoch die Leptothricheen selten eine
und dann nur langsam oscillirende Bewegung zeigen. Dagegen haben die
Species der Oscillarieen und Spirillineen, zwei andere Unterfamilien
der Oscillariaceen, eine sehr lebendige (oscillirende, kriechende
oder spiralige) Bewegung, so dass man sie früher für Thiere hielt.
Sie scheinen jedoch nur den Uebergang zu diesen zu bilden. Zu den
Spirillineen gehören die Vibrionen, welche in cylindrischer und fadiger
Form, frei oder in ihren natürlichen Schleim gehüllt, unter dem
Mikroskop eine sehr lebhafte Bewegung zeigen. Sie findet man besonders
da, wo eine Milchsäure- oder eine Buttersäuregährung stattfindet, in
dem Schleim an den Zähnen, zwischen den Zehen der Füsse, zuweilen im
Harn. _Spirillum volutans_ ist schlangenförmig und spiralig gewunden
und gegliedert.

[Illustration: Fig. 174.

$Soorpilz. Oidium albicans.$

Vergr.]

[Illustration: Fig. 175.

$Leptothrix buccalis. Zungenbelegpilz.$

Vergr.]

[Illustration: Fig. 176.

$Vibrio lineola$ (links), obere 50mal, untere 300mal vergr.

$Vibrio bacillus$ (rechts), 750mal vergr.]

[Illustration: Fig. 177.

$Spirillum volutans,$

750mal vergr.]

[Illustration: Fig. 178.

_a_ $Beggiatoa alba$, _b_ $Beggiatoa nivea$. Vergr.]

[Illustration: Fig. 179.

$Oscillaria viridis.$

_a_ ein Glied von vorne gesehen. Vergr.]

[Illustration: Fig. 180.

$Chamaesiphon incrustans.$

_a_ 200fach vergr. _b_ 1200fach vergr.]

Von den Oscillarieen bewohnt die Gattung _Beggiatoa_ viele Thermen und
natürliche Schwefelwässer. Sie hat eine oscillirende Bewegung, ist
haarförmig, sehr dünn, sehr durchsichtig und starr. _Beggiatoa alba_
ist in einen weissen Schleim gehüllt und bildet lange Fadenfortsätze
mit granulirtem Cytioplasma. _B. nivea_ ist durchsichtig und zeigt eine
dunkle Gliederung. Die Gattung _Oscillaria_ ist mit einer dreifachen
Bewegung begabt, gegliedert, entweder von Mutterschleim umhüllt
oder eingeschlossen von einer engen röhrenförmigen, an beiden Enden
offenen Scheide. Die Glieder sind von vorne gesehen scheibenförmig
und mit punktförmigen peripherisch ständigen Knötchen versehen. Eine
parasitische Oscillariee ist _Chamaesiphon incrustans_, eine sehr
kleine circa 0,01 _mm_ lange, dicht zusammengedrängt stehende Alge mit
undeutlichen Gliedern, aber deutlichen Endgliedern und sehr zarten
Scheiden. Sie bewohnt andere Algen, diese incrustirend.

Interessante Algen sind die Spermosireen durch ihren
rosenkranzähnlichen Bau. Die Gattung _Anabaena_ hat kugelige oder
elliptische Glieder und goldgelbe oder braungelbe Sporen. _Anabaena
circinalis_ findet man in stehenden Wässern.

[Illustration: Fig. 181.

$Anabaena circinalis.$

Vergr.]

[Illustration: Fig. 182.

_a_ $Microcystis violacea$, _b_ $Anacystis marginata.$ Vergr.]

Von der Algenfamilie der Chroococcaceen möge noch erwähnt sein
_Microcystis_, welche aus sphärischen, dicht zusammengedrängten und
von einer Mutterhülle eingeschlossenen Zellen besteht. _Microcystis
(Gloeocapsa) violacea_ hat eine violette Färbung. Sie bewohnt
die Fensterscheiben und Mauern feuchter Keller. Die zu derselben
Familie gehörende _Anacystis_, welche schwimmend in stehendem Wasser
angetroffen wird, besteht aus zahlreichen sphärischen, in Schleim
nistenden, mit einer gemeinsamen mehrschichtigen Decke umhüllten Zellen.


Diatomaceen.

~Diatomaceen~ sind einzellige Algen. Sie liefern verschiedene
mikroskopische Probeobjecte. Ihnen fehlt das Chlorophyll, dagegen tritt
in ihrem Cytioplasma ein gelblicher oder bräunlicher Farbstoff auf, der
grün wird, wenn sie absterben oder wenn man sie mit Säuren behandelt.
Sie schwimmen entweder frei im Wasser oder sind einem Polster oder
einem Stengel aufgewachsen oder in Schleim verschiedener Form
gebettet, in und ausser dem Wasser. Die Zellen sind zweiklappig und
symmetrisch gestaltet, die Klappen durch eine in Salpetersäure lösliche
Zellsubstanz zusammengeleimt. Die Membran (Cytioderm) der Diatomaceen
besteht nicht aus Cellulose, wie bei den meisten anderen Algen, sondern
aus ~Kieselerde~, die weder durch Fäulniss noch durch Glühhitze
zerstörbar ist. Die Gestalt dieser Kieselpanzer ist sehr verschieden,
rund, scheibenförmig, walzenförmig, prismatisch, viereckig,
nachenförmig, keilförmig etc., oft mit symmetrisch geordneten
Verdickungen, wodurch der Panzer mit mannigfaltigen Zeichnungen geziert
erscheint.

[Illustration: Fig. 183.

_a_ Achnanthes exilis, _b_ Diatomella, _c_ Gomphonema, _d_ Diatoma
vulgare.]

Einigen Familien dieser Algen, wie den Naviculaceen und Synedreen, ist
eine scheinbare freiwillige Bewegung eigen. Sie schwimmen im Wasser
mit zitternder Bewegung vor- und rückwärts, stossen sie hierbei aber
auf ein Hinderniss, so ziehen sie sich ein oder zurück und versuchen
wiederholt auf’s Neue, die Richtung um einen sehr spitzen Winkel
verändernd, vorwärts zu dringen, und kehren, ohne sich umzudrehen,
ganz und gar zurück, wenn das Hinderniss dasselbe bleibt. Diese
eigenthümliche Bewegung gab Grund, sie für Infusionsthiere zu halten.
Aus den Kieselpanzern dieser Algen bestehen sogar grosse Strecken der
Lüneburger Haide. Das schwedische Bergmehl, welches mit Brod gemischt
in Hungerjahren genossen wurde, sind Kieselpanzer abgestorbener
Diatomaceen. Man findet diese Algen fast in allen natürlichen
Wässern oder als Schmarotzer auf Wasserpflanzen oder in eine braune
Schleimmasse eingebettet als feuchten Ueberzug der Felsen. Häufig
trifft man sie in solchen Mengen, dass man sie für Schlamm hält.


Milch.

~Milch~ von Kühen. Sie ist die bekannte emulsionsartige Flüssigkeit,
welche verschiedene Salze, Milchzucker, Kaseïn enthält und in
welcher Fett (Butter) in Gestalt sehr kleiner, unter dem Mikroskope
scharf begrenzter, homogener, durchsichtiger Kügelchen schwimmt.
Jedes Fettkügelchen ist mit einer Kaseïnhülle umgeben, welche das
Zusammenfliessen des Fettes verhindert. Unter dem Mikroskope erscheint
die Milch als eine klare Flüssigkeit mit jenen darin suspendirten
Fettkügelchen (Fig. 184).

[Illustration: Fig. 184.

$Milch$

bei 500maliger Vergrösserung.]


[Illustration: Fig. 185.

$Zum Theil entrahmte Kuhmilch$, 500mal vergrössert.]

[Illustration: Fig. 186.

$Sahne.$

500mal vergrössert.]

In der Ruhe scheidet sich die Milch in zwei Schichten, in eine untere
fettarme und in eine obere fettreiche, gewöhnlich Rahm oder Sahne
genannt. Die von dem Rahme gesonderte, sogenannte ~abgenommene~ Milch
zeigt unter dem Objective weit weniger Fettkügelchen und diese sind
meist klein. Es treten also die grösseren Fettkügelchen beim ruhigen
Stehen der Milch zuerst an die Oberfläche derselben. Der Milchrahm
bietet daher dem Auge sehr grosse Fettkügelchen.

[Illustration: Fig. 187.

$Colostrum.$

500mal vergrössert.]

Die dickliche gelbliche Milch, welche jedes Säugethier (also auch
die Kuh) einige Tage vor und in den ersten Tagen nach dem Gebären
giebt, heisst _Colostrum_, ~Colostrummilch~. Sie ist von fadem
Geschmacke, enthält Eiweiss, weniger Kaseïn und Milchzucker, besonders
aber die Colostrumkugeln, nämlich die mit Fett erfüllten Zellen
der Milchdrüsenschleimhaut. Unter dem Mikroskop erscheinen die
Fettkügelchen der Colostrummilch gewöhnlich weniger scharf begrenzt,
von sehr verschiedener Grösse, in Gruppen darin herumschwimmend,
und daneben findet man einzelne grosse, nicht völlig kugelrunde,
trübe Buttermassen mit körniger Oberfläche, jene Colostrumkügelchen.
Diese sammeln sich beim Stehen der Milch an deren Oberfläche und
bilden eine dunkelgelbe Rahmschicht. Diese Colostrummilch hat
meist eine blassgelbliche oder gelbe Farbe. Sie ist zwar keine
gesundheitsschädliche, denn sie äussert nur eine den Stuhlgang gelind
vermehrende Wirkung, sie ist aber für den Genuss der Menschen nicht
geeignet und wegen ihrer Farbe nicht appetitlich.

Die Milch und Sahne wird (nach Angabe einiger Schriftsteller) zuweilen
mit der von Blut und Häuten befreiten Gehirnsubstanz der Schafe
gemischt, um ihre Consistenz zu vermehren. Eine solche Milch hat
einen hellgrauen Farbenton und setzt beim Stehen an die Gefässwandung
eine feine weisse kleinkörnige Masse ab, welche feine Fäden von der
Zellsubstanz des Gehirns enthält. Unter dem Mikroskope erkennt man
die Gehirnsubstanz an den warzig erweiterten, oft perlschnurartigen
Nervenprimitivfasern, an den Resten von Capillargefässen, welche
gefässartig verzweigte, aus strukturloser Membran bestehende Gebilde
darstellen, an denen sich ovale Kerne befinden, die nach Zusatz von
Essigsäure mehr hervortreten.

[Illustration: Fig. 188.

$Milch mit Gehirnsubstanz.$

500mal vergrössert.]

[Illustration: Fig. 189.

$Milch aus einem mit Eiter-absonderndem Ausschlage behafteten Euter.$

_a_ Fettkügelchen, _b_ Eiter.]

In Folge exsudater Processe im Euter oder in Folge einiger epidemischer
Rinderkrankheiten findet man in der Milch ~Eiter~. Die Eiterkörperchen
sind den Butterkügelchen ähnlich, aber im Umfange etwas grösser,
matt granulirt und enthalten einen Kern, oder sie bilden granulirte
Körperchen mit unregelmässigem Rande, löslich in Aetznatronlauge,
unlöslich in Aether. Bei Eiterausschlägen soll die Milch mikroskopisch
kleine maulbeerähnliche Kügelchen enthalten, aus Schleim und Eiter
bestehend. Eine eiterhaltige Milch ist als eine gesundheitsschädliche
zu beurtheilen.


Butter.

~Butter~. Tafelbutter oder Marktbutter in einer Menge, welche einer
halben Linse gleich kommt, zwischen Objectglas und Deckglas zu einer
dünnen Schicht auseinandergedrückt, ergiebt sich bei 200-300facher
Vergrösserung als ein Conglomerat rundlicher und runder Tröpfchen von
verschiedener Grösse, untermischt mit kleinen Kochsalzkrystallen.

[Illustration: Fig. 190.

$Markt-$ oder $Tafelbutter$ bei 200-300facher Vergrösserung.]

Die sogenannte Schmelz- oder Schmalzbutter, Dauerbutter, welche behufs
Befreiung von den Milchbestandtheilen eine Schmelzung erfahren hat,
ebenso die mit Talg gefälschte und geschmolzen gewesene Butter liefern
unter dem Mikroskop nicht diese Tropfenform, welche bei der sogenannten
Kunstbutter jedoch mehr oder weniger ausgeprägt ist.


Harn. Urin.

~Harn.~ Der Harn, besonders der des kranken Menschen, bietet mehrere
Bestandtheile, welche sich durch das Mikroskop erkennen und bestimmen
lassen. Sowohl ein Tropfen des klar abgegossenen Harns, sowie eine
entsprechende Quantität des etwaigen Bodensatzes (Harnsediments) werden
gesondert der mikroskopischen Betrachtung unterworfen.

[Illustration: Fig. 191.

_a_ $Eiterzellen,$ _b_ dieselben mit verdünnter Essigsäure behandelt,
_c_ $Schleimkörperchen.$]

[Illustration: Fig. 192.

$Zellen der Harnblasenschleimhaut,$ stark vergrössert.]

[Illustration: Fig. 193.

$Epithelialzellen aus den Nierenbecken, Ureteren, Kelchen.$ Vergr.]

An organischen Stoffen können sich im Harne finden:

a. Schleimgerinnsel bildet Streifen, aus reihenförmig geordneten,
äusserst kleinen Körnchen zusammengesetzt. Es darf nicht mit den
Harncylindern verwechselt werden.

b. Schleimkörperchen. Vergl. S. 141.

c. Blutkörperchen. Vergl. S. 134.

d. Eiterkörperchen oder Eiterzellen. Vergl. S. 141.

e. Harncylinder und Epithelialzellen. In Folge krankhafter
Beschaffenheit der harnleitenden Gänge findet man im Harn
Beimengungen von Gewebetheilen, wie Zellen, (Pflasterepithelien) der
Harnblasenschleimhaut, Epithelialzellen aus den Nierenbecken, den
Ureteren und den Kelchen, endlich sogenannte Harncylinder, nämlich
Stücke des Epithelialüberzuges aus den Bellini’schen Röhrchen in Form
cylindrischer Schläuche.

[Illustration: Fig. 194.

_a_, _b_ $Harncylinder;$ _c_, _d_, _d_ $Epithelialhäutchen$ aus den
Bellini’schen Röhren mit Blutkörperchen.]

f. Spermatozoën. Vergl. S. 158.

g. Krebsmaterie neben Eiterkörperchen, verschieden gestaltete
Degenerationsgebilde mit Zellen mehr oder weniger bedeckt.

[Illustration: Fig. 195.

$Krebsartige Absonderungen und Gebilde.$ Vergr.]

[Illustration: Fig. 196.

$Gährpilzchen.$ Vergr.]

h. Gährpilze. Vergl. S. 143.

i. Vibrionen. Vergl. S. 146.

An krystallisirten Stoffen können vorhanden sein:

Das Sediment des Harns wird allein und dann mit Salzsäure angesäuert
auf das Objectglas gegeben oder man lässt Harn auf dem Objectglase
verdunsten.

a. Hippursäure bildet, aus kaltem Harne allmählich ausgeschieden,
halbdurchsichtige rhombische, vierseitige Prismen und Säulen (mit der
Grundform des Rhombenoctaëders), an den Enden in 2 oder 4 Flächen
auslaufend.

b. Harnsäure nimmt verschiedene Formen an. Sie bildet bald rhombische,
glatte, durchsichtige, oft orange, bräunlich oder gelb gefärbte Tafeln,
bald mit abgerundeten stumpfen Winkeln, bald mit spindelförmigen
Verlängerungen. Aus der alkalischen Lösung mittelst Salzsäure auf dem
Objectglase abgeschieden bildet sie mitunter Dumb-bells (kurze Stränge
mit pilzhutförmig erweiterten Enden). Bald nimmt die Harnsäure die Form
von Wetzsteinen an, bald vereinigt sie ihre Prismen zu besenähnlichen
Büscheln, von denen gemeinlich je zwei mit ihrer Basis zusammenhängen.

[Illustration: Fig. 197.

$Hippursäure.$]

[Illustration: Fig. 198.

$Harnsäurekrystallformen.$]

c. Saures harnsaures Natron bildet unregelmässige Gruppen kleiner
grützlicher Körnchen.

[Illustration: Fig. 199.

$Saures harnsaures Natron.$]

[Illustration: Fig. 200.

$Saures harnsaures Ammon.$]

d. Saures harnsaures Ammon in Form kleiner, runder, mit Spitzen
besetzter, vereinzelter oder in Gruppen zusammenliegender Körperchen.

[Illustration: Fig. 201.

$Phosphorsaure Ammon-Magnesia.$]

[Illustration: Fig. 202.

$Oxalsaure Kalkerde.$]

e. Phosphorsaure Ammon-Magnesia (Tripelphosphat) gewöhnlich in
rhombischen, sargdeckelähnlichen Krystallen, welche sich durch ihre
leichte Löslichkeit in verdünnter Essigsäure von der oxalsauren
Kalkerde unterscheiden.

f. Oxalsaure Kalkerde in Gestalt kleiner durchsichtiger
quadratoctaëdrischer Krystalle, den Briefcouverten ähnlich oder
sanduhrförmig.

g. Harnstoff mit Chlornatrium giebt Krystalle, an welchen die Kreuzform
vorherrschend ist.

[Illustration: Fig. 203.

$Harnstoff$ mit Chlornatrium verbunden.]

[Illustration: Fig. 204.

$Harnsediment$ bei 200-300facher Vergrösserung.

_h_ Harnsäure, _u_ saure Urate des Ammons und Natrons, _o_ Kalkoxalat,
_p_ Doppelphosphat, phosphorsaure Ammon-Magnesia, _e_ Epithelialzellen
und Harncylinder, _f_ Fermentkörperchen, _ei_ Eiterkörperchen.]


Samenfäden. Flimmerzellen. Cercomonaden.

~Samenfäden~, ~Spermatozoën~, Zoospermien, sind Zellengebilde. Sie
zeigen bei starker Vergrösserung einen ovalen abgeplatteten Körper
mit einem langen, feinen, fadenförmigen Schwanze. Die Bewegungen der
lebenden scheinen unter dem Mikroskope ungemein schnell und lebhaft.

[Illustration: Fig. 205.

$Spermatozoën.$

_a_ auf dem Rande stehend, _b_ auf der platten Seite liegend, an
letzterer in der Mitte eine kleine Vertiefung. 1200mal vergr.]

In der Wirklichkeit ist die Bewegung natürlich nur eine langsame,
denn jede Bewegung erscheint durch starke Objective gesteigert. Beim
Absterben legt sich der fadenartige Schwanz meist ösenförmig oder
spiralig an den ovalen Körper.

[Illustration: Fig. 206.

$Flimmerzellen$

verschiedener Form. Vergr.]

Die Zoospermien sind keine Thiere, wie man sonst wegen ihrer
lebhaften Bewegungen glaubte, sondern sie sind analoge Gebilde wie
die Flimmerzellen der Schleimhäute und entstehen jedenfalls aus
den Kernen jener eigenthümlichen Bildungszellen, welche während
der Geschlechtsreife durch Umwandlung des Drüsenepithelium der
Samenkanälchen gebildet werden. Wie die Flimmerzellen eine lebendige
Bewegung der Fäden und Härchen (Flimmerbewegung, Wimperbewegung) unter
dem Mikroskope erkennen lassen, so auch die Samenfäden. Die Bewegung
wird durch sehr verdünnte Aetzkalilauge oder verdünnte Zuckerlösung
gesteigert, eine kürzlich zur Ruhe gekommene dadurch oft wieder erweckt.

Im frischen Sperma findet man ferner vereinzelte, hyaline, farblose,
kugelförmige, mattgranulirte Körper, ~Spermakörperchen~ genannt.

[Illustration: Fig. 207.

$Spermakörperchen.$ Vergr.]

Die Aufsuchung der Spermatozoën in Flecken der Wäsche geschieht in der
Art, dass man ein kleines Stückchen des Zeuges ausschneidet, in einem
Uhrglase mit mehreren Tropfen Wasser aufweicht und nach 1 bis 2 Stunden
mit einem Glasstabe sanft hin und her bewegt. Von dem Wasser bringt
man dann ein Tröpfchen auf das Objectglas, ebenso auch einen Tropfen
von der aus dem Zeuge gedrückten Flüssigkeit. Bei Untersuchung älterer
Flecke schneidet man ein Stück des mit dem Fleck bedeckten Gewebes aus
und theilt es mit der Scheere in drei Theile. Den Theil _a_ weicht man,
je nach dem Alter des Fleckes 1-3 Stunden in kaltem Wasser ein, den
Theil _b_ dagegen in verdünnter wässriger Pikrinsäurelösung und den
Theil _c_ zuerst in Pikrinsäurelösung und nach Verlauf einer halben
Stunde in kaltem reinem Wasser. Von jedem dieser Theile des befleckten
Gewebes trennt man behutsam einzelne Fädchen und mustert diese unter
dem Objectiv bei circa 300-, 500-, 800-maliger Vergrösserung. Durch die
Pikrinsäure wird das Samenfädchen gelb gefärbt, auch der Samenschleim,
nicht aber die Leinenfaser, von welcher adhärirende Pikrinsäure sich
durch Wasser beseitigen lässt. Die von einem Gewebe gesammelten
Spermatozoën haben meist ihre Schwänze verloren und ist dann die
Identität des schwanzlosen Spermakörperchens festzustellen. Eine
Verwechselung mit Cercomonadenkörperchen wäre möglich.

[Illustration: Fig. 208.

Durch vorsichtige Waschung der einen Tag alten Flecke in einem Hemde
einer gewaltsam Deflorirten Gesammeltes circa 400fach vergr. _h_
Schamhaare _b_ Blutkörperchen, _s_ Schleimkörperchen, _e_ Eiterzellen,
_p_ Pflasterepithelialzellen, _l_ Leinenfaser.]

~Cercomonaden~, ~geschwänzte Monaden~, finden sich in thierischen
Absonderungen. Die Intestinal-Schwanzmonade des Menschen (_Cercomonas
intestinalis_) ist von verschiedener Grösse und körperlicher
Ausbildung. Die Länge ihres Körpers ohne Schwanz schwankt zwischen
0,005 bis 0,01 _mm_. Die Bewegungen dieser Gebilde sind sehr lebendige
und schnelle in bogig gekrümmten Touren. Sie finden sich in den
schleimigen und flüssigen Dejecten des Darmkanals bei Diarrhöe, Cholera
etc.

[Illustration: Fig. 209.

$Cercomonas intestinalis.$

500-600fache Vergrösserung.]

[Illustration: Fig. 210.

$Trichomonas vaginalis.$

500-600fache Vergrösserung.]

~Vaginal-Monade~ (_Trichomonas vaginalis_) ein in dem Vaginalschleime
häufig vorkommendes Gebilde, welches von einigen für eine Art
Flimmerzelle gehalten wird. Sie ist von verschiedener Grösse, an dem
einen Ende ihres Körpers mit 1-2-3 peitschenförmigen, sehr beweglichen
Anhängen versehen. Der am andern Ende befindliche Ansatz bildet einen
unbeweglichen Fortsatz des Körpers. Letzterer hat eine Länge von
0,008-0,018 _mm_.


Parasiten des thierischen Körpers.

$Haarsackmilbe$ (_Demodex folliculorum_) (Fig. 210), eine Milbe
niederer Ordnung und Parasit (Epizoë) der menschlichen Haut, 1842 von
_Simon_ entdeckt. Streicht man mit einem stumpfen Messer aus Holz
oder Knochen unter mässigem Drucke über die Haut an Nase, Stirn,
Wangen, Brust etc., so drückt man dabei aus den Ausführungsgängen
der Talgdrüsen jene Milbe heraus, die auch in den Haarbälgen
(zwischen Haarschaft und Wurzelscheide) wohnt. Das auf die angegebene
Weise zusammengeschabte wird mit etwas Wasser auf das Objectglas
gebracht. Diese Milbe ist 1/6 bis 1/4 _mm_ lang, borsten- und
haarlos und hat einen kleinen Saugrüssel mit zwei unter diesen
befindlichen Haftzangen. Das jüngere Thier hat 2 Paar, das ältere
4 Paar stummelförmige Beine. Diese Parasiten sitzen im Innern der
Talgdrüsen und Haarbälge mit dem Kopf nach innen, mit dem Hintertheile
nach aussen. In ihrem Wohnsitze legen sie auch ihre Eier. Sie sind
gemeiniglich ein Bild vom Ernährungszustande des Menschen, auf welchem
sie leben, denn sie sind dick und rund bei gesunden wohlgenährten, und
schmal und mager bei mageren Menschen.

[Illustration: Fig. 211.

$Haarsackmilbe,$

120mal vergr.]

Im Uebrigen sind sie ohne Nachtheil.

Die $Krätzmilbe$, _Sarcoptes hominis_, _Sarcoptes scabiei_, hat einen
breiten, länglich runden, 1/3 bis 1/2 _mm_ langen, mit Haaren und
Borsten besetzten Körper. Sie ist die Milbe, welche die Symptome der
Krätze verursacht und nicht mit der Haarsackmilbe zu verwechseln.

Diese Milbe bohrt sich 3-4 _mm_ tief in schiefer Richtung in die Haut
und legt im Grunde dieser Höhlung ihre Eier. In Folge des dadurch
verursachten Reizes entzündet sich der Eingang dieser Höhlung und es
entsteht eine Pustel (Krätzpustel) und eine Entzündung der Haut. Daher
das Hautjucken Krätzkranker. Die Heilung kann auch nur durch Tödtung
der Milbe und ihrer Eier erreicht werden. In neuerer Zeit hat man den
Perubalsam und Storax als vorzügliches Krätzmittel erkannt.

[Illustration: Fig. 212.

$Krätzmilbe$

bei circa 150facher Vergrösserung.]

$Trichinen.$ Die ~Trichine~, _Trichina spiralis_, ein lebendig
gebärender Rundwurm mit Gehirn und vollkommenem Verdauungsapparat, ein
Eingeweidewurm warmblütiger Thiere. Vor circa 30 Jahren zuerst von
einem englischen Arzte _Hilton_ entdeckt, ist die Natur dieses Thieres
seit den letzten 15 Jahren sorgfältig studirt worden, seit welcher Zeit
die Gesundheitsschädlichkeit des Genusses trichinigen Fleisches erkannt
wurde.

[Illustration: Fig. 213.

$Fleischfasern mit wandernden Trichinen und einer sich einkapselnden
Trichine.$

_f_ Fettbläschen, _p_ Miescher’sche Körperchen.]

Lebenslauf und Entwickelung der Trichine im lebenden Thierkörper
sind folgender Art: die mit dem Fleische genossenen Muskeltrichinen
verbleiben im Darmkanal und bilden sich daselbst in wenigen Tagen
zu geschlechtsreifen Trichinen, Darmtrichinen, aus, es findet die
Begattung zwischen männlichen und weiblichen Trichinen statt, in 7 bis
10 Tagen erzeugen die Weibchen lebendige Junge (Embryonen), welche in
die Muskeln überwandern, daselbst wachsen, sich nach längerer Zeit
dort spiralig einrollen und innerhalb der Fleischfaser einkapseln.
Mit der Zeit verkreidet sich die Kapselhülle und die Muskeltrichine
verharrt in dieser Lage (also ohne sich zu vermehren), so lange bis
sie durch Zufall in die Verdauungswege eines anderen Thieres gelangt,
wo sie sich in dem Darmkanale zur Darmtrichine ausbildet. Nachdem die
Darmtrichine ihre Brut, die sie aus vielen hunderten Eiern erzeugt,
abgesetzt hat, geht sie unter.

Die weibliche Darmtrichine hat eine Länge von 1 bis 3 _mm_, die
männliche von 0,8 bis 1,5 _mm_, die Embryonen von 0,08 bis 0,13 _mm_,
die Muskeltrichine von 0,7 bis 1 _mm_.

Die Wanderung der Embryonen in die Muskeln, mag sie auf dem Wege der
Blut- und Lymphgefässe oder durch Durchbohrung der Darmwände geschehen,
ist eine unausgesetzte, bis ein Hinderniss entgegensteht. Ein solches
Hinderniss bilden die sehnigen Ansätze der Muskeln, durch welche diese
an die Knochen angeheftet sind. Hier kommen die wandernden Trichinen
meist zur Ruhe und lagern sich zur Einkapselung. Um die sehnigen
Ansätze herum findet man daher die meisten Trichinen.

[Illustration: Fig. 214.

$Weibliche Trichine$,

200mal vergr.]

[Illustration: Fig. 215.

$Haken am After der männlichen Trichine.$]

Die Darmtrichinen sind meist gestreckt, nach dem Kopfende zu (_k_,
siehe vorstehende Fig. 213) bedeutend dünner, mit etwas spitz
zulaufendem Kopfe; nach dem Hinterende (_a_) nehmen sie an Dicke zu,
mit stumpf abgerundeter Endigung. Die Männchen haben am Hinterende 2
Haken oder Zapfen (Fig. 214) neben der Oeffnung der Kloake. Die äussere
Decke des Wurmkörpers besteht aus einer sehr durchsichtigen glatten
feinen strukturlosen Haut (Chitinhaut), mit nichts besetzt und nur
sehr leicht geringelt. Unter dieser Decke liegt der Hautschlauch, aus
einer sehr dünnen muskulösen Haut bestehend, auf deren innerer Seite
eine dichte Schicht fein gekörnter rundlicher Zellen als Auskleidung
der Körperhöhle befindlich ist. In der Länge des Hautschlauches
verläuft ein aus Zellen zusammengefügtes Band, welches sich vom
Kopfende nach dem Hinterende und von hier auf der anderen Seite nach
dem Kopfende zurück erstreckt. Im Innern des vorderen oder dünneren
Theiles des Körpers liegt der Munddarm, welcher sich nach hinten
allmählich erweitert und bei stärkerer Verdickung der Wandung deutliche
Zellen zeigt. Am Uebergange dieses Theiles in den zweiten Theil des
Körpers erblickt man um das Darmrohr eine dunkle mit Kernkörperchen
gefüllte Masse, die sich weiterhin in den Darm fortsetzt, welcher am
hinteren Ende endlich seinen Ausgang hat. Mit der zunehmenden Dicke
des Wurmes nehmen die Darmzellen an Grösse zu und liegen dicht an der
Wandung des Hautschlauches. Der hintere Theil des Körpers enthält
ausserdem die Zeugungsapparate. Bei dem Weibchen erstreckt sich der
Geburtsweg bis innerhalb des ersten Drittels der Körperlänge und hat
hier, also am Vordertheile des Körpers, seitlich seinen Ausgang.

[Illustration: Fig. 216.

$Eingekapselte Trichine.$]

Die Kapsel oder Cyste der Muskeltrichine (Fig. 215) hat eine ovale
Form. In ihrem weiteren Theile liegt die Trichine spiralig eingerollt.
Unter dem Mikroskop erscheint die Kapsel, wenn ihre Verkreidung noch
nicht vorgeschritten ist, hell und durchsichtig, und man kann darin
den Wurm deutlich sehen. An jedem Ende des Ovals findet sich ein
stumpfer, etwas dunklerer Ansatz, so dass die Kapsel mit den Umrissen
eines menschlichen Auges Aehnlichkeit hat. Hat die Ablagerung von
Knochenerde an der Kapselhülle zugenommen, so erscheint die Kapsel
unter dem Mikroskop bei durchfallendem Lichte dunkel und sie ist
nicht mehr durchsichtig. Häufig sind dann die Ansätze der Kapsel von
kleinen Fettzellchen umlagert. Legt man ein dünnes Stück Fleisch mit
verkreideten Kapseln in mässig verdünnte Essigsäure oder Salzsäure,
so erfolgt die Lösung der Kalkschale und die Kapsel wird wieder
durchsichtig.

[Illustration: Fig. 217.

$Fleischfaser mit älteren und jüngeren Trichineneinkapselungen.$]

Die Trichine könnte mit blossen Augen sicher erkannt werden, wäre
sie nicht zu durchsichtig. Die verkreideten Kapseln lassen sich
bei auffallendem Lichte, weil sie weisslich sind, mit blossen Augen
erkennen.

Von den Muskeln, welche die Trichinen vorzugsweise aufsuchen, sind
zu nennen: das Zwerchfell, die Augenmuskeln, die Nackenmuskeln, die
Muskeln der Bauchwand, die Muskeln des Hintertheils. Proben aus diesen
Theilen, besonders aus der Gegend der Sehnenanheftung entnommen, also
mit fünf Fleischproben, kann der mikroskopischen Fleischschau genügt
werden.

Von jeder Probe nimmt man zwei, höchstens drei feine Scheibchen nach
der Länge der Fleischfaser, mit der krummen Scheere abgeschnitten und
mittelst der Präparirnadeln zerzasert, legt sie in mässiger Distanz
nebeneinander auf ein starkes, farbloses Objectglas und giebt, wäre
das Fleisch nicht frisch und saftig, einen Tropfen Wasser darauf. Auf
das sorgsam ausgebreitete Object legt man ein Deckglas (ein zweites
dünnes Objectglas) und drückt beide Gläser so gegeneinander, dass
die Fleischscheibchen zu einer sehr dünnen, durchsichtigen Schicht
ausgedehnt werden. Bedient man sich hier eines Compressoriums,
besonders aber des _Hager_’schen Compressor-Mikroskops, so ist man der
äusserst lästigen Mühe des anhaltenden Pressens der Objectgläser mit
den Fingern enthoben.

Die Beschauung wird bei 30- bis höchstens 60facher Vergrösserung
vorgenommen. Freie Trichinen oder in der noch durchsichtigen Kapsel
befindliche Trichinen werden hierbei sofort erkannt werden, theils im
Fleische, theils in der um das Object befindlichen Flüssigkeit, welche
beim Drücken des Fleisches gewöhnlich ausfliesst. Verkreidete Kapseln
erscheinen als dunkle undurchsichtige Körper. In diesem Falle zerzasert
man das Object mit den Präparirnadeln, giebt einen Tropfen Essigsäure
darauf und legt es nach einigen Minuten gepresst wieder unter das
Mikroskop.

Findet man eine verdächtige Wurmgestalt, so schreitet man zu einer
100- bis 200fachen Vergrösserung, um den inneren Bau des Wurmförmigen
zu mustern. Letzterer ist charakteristisch genug, als dass eine
Verwechselung mit wurmartig gekrümmten Fleischfasern, _Miescher_’schen
Körperchen, oder Gespinnstfasern möglich wäre.

[Illustration: Fig. 218.

$Miescher’sche Schläuche und$ (oben rechts) $der ausgedrückte körnige
Inhalt derselben$ $in den Muskelfasern$, 30fach vergr.]

$Miescher$’sche oder $Rainey$’sche[7] $Körperchen$ oder Schläuche,
_Synchytrium Miescherianum_, sind sehr häufig vorkommende,
eigenthümliche Gebilde in den Muskelfasern (und auch in anderen Theilen
des Thierkörpers), welche zwar grössere Conglomerate bildet als die
Trichinenkapsel, aber mitunter im Umrisse eine entfernte Aehnlichkeit
mit Trichinenkapseln oder Finnen haben können. Diese Gebilde gehören
dem Pflanzenreiche an. Prof. Dr. _Kühn_ glaubt sie zu den Myxomyceten
(Schleimpilzen) zählen zu können. Sie sind von verschiedener Grösse
und weisslicher Farbe, jedoch sehr gut mit blossen Augen zu erkennen.
Damit sehr stark durchsetztes Muskelfleisch sieht graustreifig und
missfarbig aus. Gemeiniglich bilden sie längliche abgerundete Schläuche
aus strukturloser Membran, angefüllt mit einer körnigen Masse. Unter
dem Mikroskop sind sie dunkler als die Fleischfaser. Haben sie eine
elliptische Form, so können sie mit Trichinenkapseln verwechselt
werden. Ein Druck auf das Deckglas genügt, diese Gebilde zu zerdrücken,
wobei sich der körnige Inhalt ergiesst und das Object überschwemmt.

[Illustration: Fig. 219.

$Inhalt eines zerdrückten Miescher’schen Schlauches$

bei sehr starker Vergrösserung.]

$Miescher$ entdeckte diese Gebilde 1843 zuerst im Fleische der Mäuse.
Einige Gelehrten nennen sie ~Psorospermienschläuche~, den Inhalt
Psorospermien. Die aus den Schläuchen herausgedrückten Körnchen haben
bei starker Vergrösserung Formen, wie sie vorstehende Zeichnungen
(_ps_) angeben. Der Genuss des Fleisches mit diesen Körperchen hat sich
bis jetzt nicht schädlich erwiesen, der Geschmack des Fleisches ist
aber nicht besonders.

[Illustration: Fig. 220.

$Schweinefinne$ (vergr.).

Mit eingestülptem Kopf.

Mit vorgestrecktem Kopf.

$Bandwurm$- oder $Finnenkopf$.]

[Illustration: Fig. 221.

$Hakenkranz des gewöhnlichen Bandwurmes.$

50mal. Vergrösserung.]

[Illustration: Fig. 222.

$Die im Rinde vorkommende Finne der Taenia mediocanellata.$

Diese Finne ist 3-5 _mm_ lang.]

$Schweinefinne$, $Finne$, $Bandwurm$. Die Finne der Schweine,
Blasenwurm, wohnt zwischen den Muskelfasern, des Fleisches dieser
Thiere und bildet mit unbewaffnetem Auge erkennbare weissliche oder
halbdurchsichtige, mehr oder weniger walzenförmige, senfkorn- bis
erbsengrosse Blasen innerhalb einer häutigen weissen Kapsel, welche mit
dem umgebenden Fleische verwachsen ist. In dem Fleische der Schweine
(zuweilen im Fleische des Rindes und anderer Thiere, auch im Fleische
des Menschen) findet man die Finnen häufig in unzähliger Menge. Nimmt
man die Finne aus ihrer häutigen Wohnung heraus und bringt sie in
lauwarmes Wasser, so streckt sie nach und nach Kopf (Amme) und Hals
aus ihrem blasenförmigen Körper (Schwanzblase) heraus. Unter dem
Mikroskop findet man an dem Kopfe schon bei schwacher Vergrösserung
vier wulstige, in ihrer Mitte vertiefte Erhabenheiten, Saugnäpfe, und
inmitten derselben einen Hakenkranz, dessen Haken zweierlei Form und
Grösse haben. Gelangt die Finne lebend in den menschlichen Magen, was
beim Genusse rohen Schweine- und Rindfleisches, oder roher Wurst,
oder nicht genügend gekochten Fleisches geschieht, so entwickelt
sie sich hier zum Bandwurm, indem der Kopf sich an die Wandung der
Verdauungswege ansaugt und festsetzt, die Blase aber abfällt und dafür
sich bandförmige Glieder (Proglottiden genannt) entwickeln, deren
Zahl viele Hunderte erreicht, so dass ein Bandwurm zu 3 Meter und
mehr auswächst. Der Kopf des gewöhnlichen Bandwurmes (Taenia solium)
hat eine Breite von circa 1 _mm_, der darauf folgende ungegliederte
Hals eine Länge von 10 bis 15 _mm_, die folgenden Proglottiden oder
Glieder eine Länge von 0,1-13,0 _mm_, und zwar sind sie um so weniger
lang, je näher sie dem Kopfe liegen. Die Breite der Glieder steht in
einem gleichen Verhältnisse und beträgt 1,3-6,3 _mm_. Inmitten der
Gliederkette läuft der Fruchtbehälter, welcher in den untersten und
letzten Gliedern die Eierbildung besorgt. Diese Glieder erlangen einen
gewissen Grad der Reife und trennen sich gefüllt mit Eiern von selbst
ab, um mit dem Darminhalte zugleich nach aussen entleert zu werden.
Die reifen Glieder entleeren ihre Eier durch eine besondere, an
dem Seitenrande liegende Mündung. Das Bandwurmei, 0,02-0,03 _mm_ im
Durchmesser, erscheint unter dem Mikroskop als ein braunes, kugelig
ovales Körperchen. Gelangen diese Eier in den Magen oder Darmkanal des
Schweines, des Menschen oder eines anderen Thieres, so entwickeln sie
sich hier schnell und die Embryonen entschlüpfen ihrer Schale in Form
kleiner wasserheller Bläschen, an denen sich 4-6 paarweise geordnete
Häkchen entwickeln und welche nach allen Gegenden des Körpers wandern,
um sich an irgend einer Stelle als Finne (_Cysticercus_) auszubilden.
Im Schweine findet der Embryo den zusagendsten Vegetationsboden.
Vorstehende Notizen gelten vom Kürbiskernbandwurm, _Taenia solium_. Bei
anderen Bandwurmarten findet sich ein ähnlicher Generationswechsel und
Entwickelungsverlauf. Bei Untersuchung eines Bandwurmes auf Anwesenheit
des Kopfendes und des Fleisches auf Gehalt an Finnen genügt einfach
die Loupe, zur Erkennung der Eier eine 50fache Vergrösserung.

[Illustration: Fig. 223.

$Taenia solium.$

_k_ Kopf von der Seite gesehen (stark vergr.). _g_ eine Proglottide mit
Uterus und Geschlechtsöffnung (vergr.), _e_ ein Ei der Taenia solium
mit Schale, äusserer Gallerthülle und Dotterkern. (Stark vergrössert.)]

[Illustration: Fig. 224.

$Finnen im Schweinefleisch.$

Loupenvergrösserung.]

[Illustration: Fig. 225.

$Bothriocephalus latus.$

_k_ Kopf (vergr.), _g_ Proglottiden in natürlicher Grösse, _e_ ein Ei
(stark vergr.).]

[Illustration: Fig. 226.

$Bothriocephalus cordatus.$

_k_ Kopf vom Rande aus, _kk_ von der Fläche aus betrachtet (vergr.),
_g_ Proglottiden (dreifach vergr.).]

Ein häufiger Eingeweidewurm der Fische ist der ~breite Grubenkopf~
(_Bothriocephalus latus_), welcher auch in gewissen Gegenden ein
vornehmlicher Eingeweidewurm des Menschen ist, z. B. in den westlichen
Cantonen der Schweiz und den angrenzenden Theilen Frankreichs, dann in
Russland, Polen, Schweden, in Deutschland aber seltener vorkommt. Er
wächst bis zu 5-8 Metern mit 3000-4000 kurzen breiten Gliedern. Die
Länge der Glieder geht nicht über 3,5 _mm_, die Breite nicht über 12
_mm_ hinaus. Der Körper ist bandförmig. Der circa 1 _mm_ breite Kopf
ist keulenförmig, dünn und breit. An seinen Rändern hin erstrecken sich
spaltförmige Sauggruben.

Eine andere Art Grubenkopf (_Bothriocephalus cordatus_) ist im
nördlichen Grönland zu Hause, wo er den Menschen und den Hund
bewohnt. Selten wird er in den südlicheren Gegenden des kalten
Nordens angetroffen. Dieser Grubenkopf unterscheidet sich von
dem vorhergehenden vornehmlich durch die Form des Kopfes und des
vorderen Körperendes. Der Kopf ist kurz, breit und herzförmig mit
flächenständigen Sauggruben. Dem Kopfe schliessen sich alsbald der
breite Leib mit seinen Proglottiden an.

Räderthierchen.

~Räderthierchen~ (_Rotatoria_, _Rotifera_) sind mikroskopisch kleine
Infusionsthierchen mit ziemlich entwickelter thierischer Organisation,
denn viele Arten lassen einen Darmkanal, zwittrige Geschlechtsorgane
und Augen erkennen. Ihr Schwanz ist zwei- bis dreigliedrig. Ihren
Namen haben sie wegen eines oder mehrerer, an ihrem vorderen Ende
befindlicher, radförmiger, gezähnter oder mit Flimmerhärchen oder
Wimpern besetzter Organe. Diese Wimpern sind behufs Herbeistrudelung
der Nahrungssubstanzen in fortwährender Bewegung, so dass sie mit einem
sich bewegenden Rade Aehnlichkeit haben. Mit diesem Organe treiben
diese Thierchen einerseits die Nahrung in den Darmkanal, andererseits
dienen die Wimpern zugleich als Ruderwerkzeuge und befähigen sie
die im Wasser lebenden Thierchen zu einer schnellen Bewegung. Die
Räderthierchen vermehren sich durch Eier.

[Illustration: Fig. 227.

$Lepadella ovalis.$ Vergrössert.]

Ein häufig in verdorbenem Trinkwasser vorkommendes Räderthierchen ist
die eirunde Lepadella (_Lepadella ovalis_), welche sich in vorstehender
Figur in vergrössertem Massstabe vergegenwärtigt findet.


Reblaus, ein Parasit der Wurzel des Weinstocks.

~Reblaus~, _Phylloxera vastatrix_, ein den Weinbau vernichtendes
Insect, ist wahrscheinlich zuerst durch Wurzelreben von amerikanischen
Weinstocksorten nach Europa importirt worden. Sie wurde zuerst 1865
im unteren Rhonethal aufgefunden und von dem Naturforscher _Planchon_
erkannt und beschrieben. Heute hat dieses Thierchen mehr denn den
dritten Theil der mit Wein bebauten Flächen Frankreichs zu Grunde
gerichtet. An vielen Orten Deutschlands, Oesterreichs, Englands,
Portugals ist sie ebenfalls aufgetreten, auch hier wahrscheinlich
durch amerikanische Reben eingeschleppt. Dass dieses Insect an den
Weinstöcken in Amerika weniger Schaden anrichtet, erklärt man aus
der grösseren Kräftigkeit und Widerstandsfähigkeit der Wurzel der
amerikanischen Rebe.

Die Reblaus gehört in die Classe der Insecten und die Ordnung der
~Schnabelkerfe~. Sie hat viel Aehnlichkeit mit der Blattlaus, gebärt
aber nicht wie diese lebendige Junge, sondern legt Eier. Nach den
bis jetzt gemachten Erfahrungen zeigt sie sich dem Beobachter in
verschiedenen Formen.

1. Als ~ungeflügeltes~ unterirdisches Insect, welches in Sonderheit die
Wurzel des Weinstocks schädigt. Jüngere, halbausgewachsene Thierchen
dieser Form bergen sich den Winter über in den Spalten und Rissen,
besonders der fingerdicken tiefergehenden Wurzeläste. Wenn man die
Rinde abhebt, machen sie sich dem Auge in Gestalt eines gelblichen,
bräunlichen oder olivenfarbigen Anfluges oder solcher Flecke erkennbar.
Im Sommer findet man diese Form des Insectes auch auf der Rinde der
Wurzel und in solcher Menge, dass diese mit einem gelblichen Staube
bedeckt erscheint.

[Illustration: Fig. 228.

$Rebläuse.$

Eine ausgewachsene, ungeflügelte Reblaus (von der Bauchseite) mit Eiern
und einem 3 Tage alten Jungen (von der Rückseite). 25malige Vergr.]

[Illustration: Fig. 229.

$Rebläuse.$

Junge Reblaus, mit in das Zellgewebe der Wurzelfaser eingesenktem
Borstenrüssel.]

Im Frühjahr häuten sich die Thierchen, vertauschen ihre braune Haut
mit einer hellfarbigeren und wandern nach den dünneren Wurzelfasern
über. Hier setzen sie sich fest, bohren ihren dreiborstigen Rüssel
in das Zellgewebe der Faserwurzel, den Saft derselben saugend, und
wachsen zu ihrer vollen Grösse aus. Die ausgewachsene Wurzellaus ist
von bräunlich-gelber Farbe und bis zu 0,75 _mm_ lang. Man kann sie also
dann schon mit einer guten Loupe erkennen.

Beim Saugen treten aus der einer Scheide ähnlichen Rüsselhülle 3 feine
lange Borsten heraus, von denen die mittlere die dickere ist. Diese
Borsten senkt das Insect in das saftige Zellgewebe der Wurzel.

Alle diese Wurzelläuse sind Weibchen und vermehren sich
parthenogenetisch, d. h. sie sind ohne Zuthun eines Männchens
befruchtet. Sie legen an dem Orte ihres Sitzes 30-40 Eier (von 0,24
_mm_ Länge), welche anfangs gelb sind und später dunkler werden. An den
Stellen, wo die Eier lagern, schwellen die Wurzelfasern an. Im Verlaufe
von 8 Tagen kriechen gelblich farbige Junge aus den Eiern, welche
sofort lebhaft herumkriechen, bis sie einen Ort auffinden, an welchem
sie ihren Rüssel in das Zellgewebe einsenken können. Nach 20 Tagen
legen diese Jungen wieder Eier wie ihre Mutter. Diese Vermehrung geht
durch den ganzen Sommer ungestört fort.

Nach einer neueren Beobachtung _Balbiani_’s zu Montpellier erscheint im
October eine unterirdische Wurzellaus mit verkümmerten Saugwerkzeugen,
welche nur ein Ei, sogenanntes ~Winterei~, legt. _Balbiani_ vermuthet,
dass diese Form ein von einem noch nicht aufgefundenen Männchen
befruchtetes Weibchen sei.

2. ~Geflügeltes Insect.~ Dr. _L. Wittmack_ sagt in seiner Abhandlung
über die Reblaus[8]: „Nachdem sich die fast stets unter der Erde
verbleibenden flügellosen Individuen, namentlich im Vorsommer unendlich
vermehrt und eine Anzahl Wurzeln angegriffen haben, erscheinen
im Nachsommer (in Frankreich schon Ende Juli und im August, bei
Klosterneuburg im September und selbst October) unter ihnen Exemplare
mit Flügelstummeln, sogenannte ~Nymphen~. Diese sind ~länger gestreckt~
als die übrigen, 0,8-0,9 _mm_ lang, der Kopf ist kleiner, der mittlere
Brusttheil deutlicher begrenzt, gewöhnlich auch heller gefärbt und
das äusserste (3te) Fühlerglied ist ~länger~. Diese Thiere halten
sich gewöhnlich mehr an den oberen Wurzeln, selbst etwas über dem
Boden, unter der Rinde des Stammes auf. -- Sie häuten sich vor ihrer
Verwandlung noch einmal und zeigen sich dann als ~geflügelte Insecten~
mit 4 ziemlich langen, spärlich aber stark geaderten, durchsichtigen,
an den Rändern etwas dunkleren Flügeln, die sie in der Ruhe nicht
aufrecht tragen wie die geflügelten Blattläuse, sondern wagerecht,
so dass sie wie eine zierliche Fliege -- freilich mit immerhin etwas
plumpem Körper -- erscheinen.“

[Illustration: Fig. 230.

$Anschwellungen der Wurzelfasern in Folge der Bedeckung mit Eiern der
Reblaus.$

Natürliche Grösse.]

[Illustration: Fig. 231.

$Geflügelte Reblaus.$

20malige Vergr.]

Diese geflügelten Rebläuse erheben sich stets vor Sonnenuntergang, die
Gipfel der Weinstöcke umschwärmend. Sie sind Weibchen, legen 3-5, aber
zweierlei durchscheinende, gelbliche Eier an die jüngsten Weinblätter
oder in den Flaum der Knospen. Die grösseren Eier sind 0,4 _mm_, die
kleinen 0,26 _mm_ lang.

[Illustration]



Alphabetisches Inhalts-Verzeichniss.


  Aberration, 12

       „     chromatische, 13

       „     sphärische, 12

  Acarus Farinae. A. plumiger, 92

  Accommodationsvermögen, 4

  Achnanthes, 149

  Achorion Schoenleinii, 144

  Algen, 143-148

  Alpakawolle, 99

  Anabaena, 148

  Anacystis, 148

  Analysator, 43

  Ankauf des Mikroskops, 48

  Aphthenpilz, 145

  Arrow-root, 87

  Aufbewahrung mikroskopischer Präparate, 65


  Bandwurm, 171

  Baummarderhaar, 110

  Baumwollenfaser, 96

  Beggiatoa, 147

  Beleuchtung, 22

        „     centrische, 26

        „     schiefe, 26

  Beleuchtungslinse, 22

  Bewegung des Objects, 57

  Biberhaar, 109

  Bisamhaar, 111

  Blendscheibe, 23

  Blendungen, 23

  Blut, 134

  Blutflecke, 139

  Blutkörperchen, 134. 136

         „       Grösse derselben, 137

  Bothriocephalus, 174

  Brand des Getreides, 86. 87

  Brennpunkt, 2

  Brennweite, 2

  Butter, 153


  Cacao, 127

  Caffee, 130

  Centrirung, 17

  Cercomonaden, 160

  Cercomonas intestinalis, 160

  Chamaesiphon, 147

  Chinagrasfaser, 97

  Chocolade, Chocoladenpulver, 129

  Chyluskörperchen, 142

  Cichorien, 131

  Claviceps purpurea, 81

  Collectiv, 15

  Collectivlinse, 15

  Colostrum, 151

  Compressorium, Hager’s, 31

  Compressorium, Schiek’s, 31

  Compressor-Mikroskop, 41

  Condensor, 25

  Conservationsflüssigkeiten, 67

  Conserving liquor, 64

  Correctionseinrichtung, 30

  Cryptococcus, 143

  Curcuma, 123

  Cylinderblende, 23


  Deckgläschen, 29

  Deckplättchen, 29

  Demodex, 161

  Deutlichkeit des Bildes, 49

  Diaphragma, 23

  Diatoma, 149

  Diatomaceen, 148

  Diatomella, 149

  Doppellancette, 61

  Doppellinse, 13

  Doppelmesser, 61

  Drehscheibe, 23

  Dschutefaser, 97


  Eicheln, Stärkemehl, 132

  Einstellung, 10

       „      feine, 10

       „      grobe, 10

  Einstellungsvorrichtung, 10

  Eiter, 141

  Eiterkörperchen, Eiterzellen, 141

  Epithelialzellen, 154


  Favuspilz, 144

  Feigenkaffee, 133

  Finne, 171

  Firnisse, 71

  Fleischuntersuchung, 168

  Flimmerbewegung, 58

  Flimmerzellen, 158

  Flüssigkeiten, conservirende, 67

  Flüssigkeiten, färbende, 64

  Flugbrand, 86

  Focaldistanz, 2

  Focus, 2

  Fuchshaar, 111


  Gährpilz, 143

  Gebrauch des Mikroskops, 52

  Gespinnstfaser, 95

  Getreiderost, 90

  Gewürz, englisches, 115

  Gewürze, 112

  Gewürznelken, 116

  Glycerin, verdünntes f. mikrosk. Objecte, 55

  Gomphonema, 149

  Grasrost, 90

  Grubenkopf, 174


  Haar, 102

    „  des Menschen, 104

    „  der Thiere, 109

  Haarpinsel, 62

  Haarsackmilbe, 161

  Haematin, 138

  Haematinhydrochloratkrystalle, 140

  Haematinkrystalle, 139

  Haematokrystallin, 138

  Haeminkrystalle, 139

  Haemoglobin, 138

  Hamsterhaar, 111

  Hanf, 98

  Harn, 154

  Harncylinder, 155

  Harnsäure, 156

  Harnsediment, 157

  Hasenflaum, 100

  Hefenzelle, 143

  Hipparchia, 51

  Hippursäure, 155

  Hülsenfruchtmehl, 80

  Hundshaar, 110


  Immersionslinsen, 30

  Immersionsverfahren, 30

  Ingwer, 120


  Jodlösung, 68

  Jute, 97


  Kaffee, 130

  Kaninchenhaar, 111

  Kartoffelkrankheit, 93

  Kartoffelpilz, 92

  Katzenhaar, 111

  Kleber, 80

  Klemmfeder, 33

  Kopfgrind, 144

  Kopfhaar, 105

  Kraft, definirende, 49

     „   penetrirende, 14. 49

     „   resolvirend, 14. 49

  Krätzmilbe, 162


  Lacke, 71

  Leim, flüssiger, 71

  Leinenfaser, 95

  Lepadella ovalis, 176

  Leptothrix, 146

  Linse, 1

     „  aplanatische, 14

     „  überverbesserte, 14

     „  unterverbesserte, 14

  Linsensysteme, 20

  Loupe, 6

  Luftbläschen, 56

  Lymphkörperchen, 142


  Macis, 123

  Magensarcinie, 144

  Marantastärke, 87

  Mehl, 76

  Mehlmilbe, 92

  Meniscus, 1

  Menschenhaar, 104

  Merismopedia, 144

  Messer, lancettförmiges, 61

  Microcystis, 148

  Miescher’sche Körperchen, 169

  Mikrometer, 26

  Mikrometerschraube, 10

  Mikromillimeter, 27

  Mikroskop, 1. 36

      „     dioptrisches, 1

      „     einfaches, 6

      „     katoptrisches, 7

      „     als saccharimetrisches Instrument, 45

      „     zusammengesetztes, 7

  Milch, 150

  Mitscherlich’sche Körperchen, 127

  Mohairwolle, 99

  Molekularattractionsbewegung, 57

  Molekularbewegung, 57

  Monaden, geschwänzte, 160

  Mouches volantes, 58

  Mückensehen, 58

  Muskatblüthe, 123

  Muskatnuss, 122

  Muskeltrichinen, 164

  Mutterkorn, 81


  Nadel zum Präpariren, 62

  Navicula Hippocampus, 51

  Nerz, 110


  Objecte, Aufbewahrung mikroskopischer, 65

  Objecte, Darstellung mikroskopischer, 61

  Objectglas, 26

  Objecthalter, 70

  Objectiv, 8

  Objectmikrometer,  27

  Objecttisch, 9

  Objecttischschraubenmikrometer, 28

  Objectträger, 28

  Ocular, 18

     „   knieförmiges, 20

     „   negatives, 18

  Ocular, orthoskopisches, 19

  Ocularglasmikrometer, 26

  Oeffnung, 11

  Oeffnungswinkel, 11

  Oidium albicans, 145

  Oidium Tuckeri, 94

  Oscillaria, 147

  Otter, virgin., Haar, 110


  Parasiten des menschl. Körpers, 161

  Pedesis, pedetische Bewegung, 58

  Peronospora, 92

  Pfeffer, schwarzer, 112

     „     weisser, 114

  Pfeilwurzelmehl, 87

  Phylloxera vastatrix, 176

  Piment, 115

  Pincette, 62

  Plasma, 74

  Pleurosigma angulatum, 51

  Polarisationsmikroskop, 42

             „            zur Zuckerbestimmung, 45

  Polarisator, 42

  Präparirnadel, 62

  Prisma, Nicol’sches, 42

  Probeobjecte, 50

  Projiciren, 35

  Protoplasma, 74

  Prüfung des Mikroskops, 48

  Psorospermien, 171

  Puccinia graminis, 90


  Quetscher, 31


  Räderthierchen, 175

  Rainey’sche Körperchen, 169

  Reagentienanwendung, 63

  Reblaus, 176

  Reinigung des Mikroskops, 59

  Röhren, 56

  Rotatoria, 175

  Russbrand, 86


  Samenfäden, 158

  Samenflecke, 159

  Sammellinsen, 1

  Santelholz, rothes, 124

  Sarcinie, 144

  Sarcoptes, 162

  Schamhaar mit Sperma, 108

  Schärfe des Bildes, 49

  Scheere, krumme, 62

  Schleim, 141

  Schleimkörper, 141

  Schmierbrand, 87

  Schwämmchen der Kinder, 146

  Schweinefinne, 171

  Scotomata, 58

  Sehweite, 4

  Sehwinkel, 3

  Seide, 98

  Senf, 125

  Soorpilz, 145

  Speisesenf, 125

  Spermaflecke, 159

  Spermakörperchen, 159

  Spermatozoën, 158

  Spiegelmikroskope, 7

  Spirillum, 147

  Sputum Tuberculosis, 143

  Stärke, 76

  Stärkemehlkörnchen im polarisirten Licht, 44

  Stärkemehlarten, 76

  Steinmarderhaar, 110

  Stipplinsen, 30

  Surirella Gemma, 51


  Taenia solium, 173

  Taschenmikroskope, 39

  Teichmann’sche Krystalle, 139

  Testobjecte, 50

  Tilletia Caries, 81

  Traubenpilz, 94

  Trichinen, 163

  Trichomonas vaginalis, 161

  Trommelmikroskope, 39

  Tuberculosis, Auswurf bei, 143


  Vergrösserungen, 20

  Vibrio, 146

  Vibrio Tritici, 92

  Vicunnawolle, 99

  Vigogne, 99


  Weichselzopf, 108

  Weintraubenpilz, 94

  Weizenschlängelchen, 92

  Wollenhaar, 98


  Zeichnenprisma, 33

  Zelle, 73

  Zerstreuungslinsen, 1

  Zimmt, 119

  Zobelhaar, 110

  Zungenbelegpilz, 145

[Illustration]



Fußnoten

[1] Ist in der Apotheke zu kaufen.

[2] Das Compressor-Mikroskop mit Objectiven mit 50-300facher
Vergrösserung kann vom Optikus _Messter_, Berlin, _SW._
Friedrichstrasse 99, bezogen werden.

[3] Sehr viele unserer deutschen Optiker gehen gern den Vertrag ein,
das von ihnen verkaufte billigere Mikroskop gegen ein grösseres und
theueres später, wenn es dem Käufer beliebt, zu vertauschen und den für
das billigere Mikroskop gezahlten Preis wieder als Zahlung anzunehmen.

[4] Man pflegt das optische Vermögen des Mikroskops bestimmter als
~definirende~ und als ~penetrirende~ Kraft zu unterscheiden. Die
definirende Kraft giebt Form und Umriss des Objectes scharf und
bestimmt im Bilde wieder, die penetrirende dagegen entwickelt die
Structurverhältnisse des Objects, z. B. Membranschichten, Zeichnungen
der Diatomeenpanzer etc.

[5] mit Paraffin getränktes.

[6] „Das menschliche Haar“, von Dr. E. R. Pfaff. Leipzig, Verlag von
O. Wigand, 1866.

[7] Sprich: räneh.

[8] Die ~Reblaus~ (Phylloxera vastatrix). Im Auftrage des Königlich
Preussischen Ministeriums für die landwirthschaftlichen Angelegenheiten
bearbeitet von Dr. L. Wittmack. Verlag von E. Schotte & Voigt, Berlin,
1875.


   Pierer’sche Hofbuchdruckerei, Stephan Geibel & Co. in Altenburg.



PAUL WAECHTER

_BERLIN, O._,

Grüner Weg 16,

~fertigt~

$achromatische Mikroskope$

in tadelloser Ausführung zu civilem Preise. Tausende von Anerkennungen
über die Vorzüglichkeit meiner Fabrikate sind in meinem Besitz und
liegen dieselben zu Jedermanns Ansicht in meinem Comtoir bereit. Jede
weitere Empfehlung halte für überflüssig.

Bei den $Nummern 1a, 2 u. 3$ erbitte 2-3 Wochen Lieferfrist; bei den
$Nummern 4 u. 5$ circa 1 Woche, $No. 6, 9 u. 8$ sind meistens vorräthig
und können umgehend versandt werden.

Zur Trichinenuntersuchung empfehle ganz besonders

$No. 5 à 45 M. No. 6 à 30 M. No. 9 à 21 M.$

Jedes nicht vollkommen convenirende Instrument verpflichte ich mich
binnen 14 Tagen nach Lieferung zurückzunehmen.

Besichtigung meiner optischen und mechanischen Werkstätten gern
gestattet.

_Preislisten gratis u. franco._

[Illustration: 1/7 der natürlichen Grösse]

[Illustration: No. 1a. u. 1.

Preis: 210 M. 180 M.]

[Illustration: No. 11.

60 M.]

[Illustration: No. 2.

120 M.]

[Illustration: No. 3.

80 M.]

[Illustration: No. 4. u. 5.

60 M. 45 M.]

[Illustration: No. 6. u. 7.

30 M. 25 M.]

[Illustration: No. 9.

21 M.]

[Illustration: No. 8.

30 M.]



Neuestes

Compressorium-Mikroskop

~construirt~

von

$Dr. H. HAGER,$

beschrieben in der Pharmaceutischen Centralhalle

vom 31. Octbr. d. J. No. 44.

$„Deutsches Reichs-Patent“$

zur Untersuchung des Schweinefleisches auf Trichinen und sämmtlicher
Nahrungsmittel.

Vergrösserung 50 bis 150

Linear 20 Mark.

Vergrösserung 50 bis 300

Linear 24 Mark.

[Illustration]

  Trichinen-Mikroskope n. Dr. H. ~Hager~. Hufeisenstativ, Schraube
  am Tubus, Mikrometer-Schraube zur feinen Einstellung am Tisch,
  Blendscheibe, schräg verstellbarer Hohlspiegel, 1 Ocular und 1 System
  50 bis 300 Linear Vergrösserung

                                                            27 Mark.

  Dasselbe. Mit 2 Ocularen und 2 Systemen (4 und 7) 50 bis 400 Linear
  Vergrösserung

                                                            36 Mark.

  Dasselbe. Mit 3 Ocularen und 3 Systemen (4. 7. 9.) 50 bis 800 Linear
  Vergrösserung

                                                            50 Mark.

Statt System 9 ein Immersions-System No. 10 Vergrösserung 1000 Linear

                                                            75 Mark.

_Sämmtliche Mikroskope liefere mit Nebenapparaten in polirten Kisten._

Preiscourante über grössere Mikroskope franco und gratis.

$ED. MESSTER$, Optiker und Mechaniker

der königl. chirg. med. Friedrich-Wilhelms-Universität.

BERLIN, Friedrichstr. 99.



Achromatische

MIKROSKOPE

für Trichinen, Lebensmittel und wissenschaftliche Untersuchungen.

W. AMEND, Optikus.

BERLIN, SO.

~Dresdenerstrasse 122.~

[Illustration]

  No.     Oculare.      Systeme.       Vergröss.        Mark.
  1         4         1. 3. 7. 11.     20-2000          210
  2         3         2. 7. 10.        30-1200          135
  3         3         3. 7. 9.         30-800            78
  4         2         4. 7.            20-500            42
  5         2         4. 6.            20-400            36
  6         1         6.               50-300            27
  7         1         5.               60-200            20

Systeme und Oculare.

  Systeme           Vergrössert mit Ocular  Oeffnungswinkelgrad
                     1.   2.   3.   4.  5.
           No.  1.   20   50   70   90  110        50   mm.       9
            „   2.   40   60   80  110  130        20   --        9
            „   3.   60   80  100  120  150         5   --       12
            „   4.   80  100  120  140  160         4,5 --       12
            „   6.  100  200  300  400  500         3,5 --       15
            „   7.  250  350  450  550  650         3,1 --       18
            „   9.  400  500  600  700  800         2,1 --       21
            „  10.  500  600  700  800  900         1,6 --       30
  Immersion „  10.  600  800 1000 1200 1400         0,8 --       36
            „  11.  800 1000 1200 1600 2000         0,5 --       60

~Preis-Courant franco und gratis.~

W. AMEND, Optikus.



Franz Schmidt & Haensch,

Werkstatt

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optische und mechanische Praecisions-Apparate,

Berlin S., Stallschreiberstr. 4.


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für Forscher, Studirende und Techniker.


Spectralapparate

nach

_Kirchhoff und Bunsen, Jansen v. Vierordt, Vogel._

$Preis-Verzeichnisse gratis und franco.$


Polarisationsapparate

nach

_Soleil-Scheibler, Jelett-Corny, Hoppe-Seyler, Wild, Dove, Nörremberg._

Wir erlauben uns besonders auf unser neu construirtes Mikroskop für
Trichinenschau (complet nach amtlicher Vorschrift 45 Mark) und den
von uns construirten ~Halbschatten-Polarisations-Apparat~ aufmerksam
zu machen, welcher letzterer mit 0,1% Genauigkeit bei der Harnanalyse
arbeitet.



Warmbrunn, Quilitz & Co.,

BERLIN C.,

Rosenthaler Strasse 40.


Manufactur

aller chemischen, physikalischen, pharmaceutischen, photographischen
und technischen Apparate, Utensilien und Glasartikel etc.


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der eigenen

Glashüttenwerke und Glasschleifereien

$Jemmlitz, Tschernitz und Tschornow.$



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in wissenschaftlichen Kreisen, besonders den pharmaceutischen, seit
langen Jahren rühmlichst bekannt, zu Preisen von 21 bis 345 M. in 15
verschiedenen Grössen, empfiehlt der Verfertiger.

Medaillen und Diplome, sämmtlich erste Preise in Carlsruhe, Trier,
Mödling, Christiania, Amsterdam pp.

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                    Rudolf Wasserlein.



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Diplom der ehrenvollen Anerkennung von der Società Agraria zu Triest.

Rühmendste Erwähnung auf der Kasseler Naturforscherversammlung.

Empfehlende Anerkennungsschreiben hervorragender Gelehrten.

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                    J. Klönne & G. Müller,

                    Institut für Mikroskopie.



Verlag von Julius Springer in Berlin, N., Monbijouplatz 3.

Handbuch

der

Pharmaceutischen Praxis.

Für

Apotheker, Aerzte, Droguisten und Medicinalbeamte

bearbeitet von

Dr. Hermann Hager.

Mit zahlreichen, in den Text gedruckten Holzschnitten.

Zwei Bände.

Preis broch. 44 Mark, in 2 elegante feste Halbfranzbände gebunden 48
Mark.


Grundlagen

der

Pharmaceutischen Waarenkunde.

Einleitung in das Studium der Pharmacognosie

von

Dr. F. A. Flückiger, Professor in Strassburg.

Mit 194 in den Text gedruckten Holzschnitten. Preis 7 M. -- Eleg.
gebunden 8 M. 20 Pf.


Die wichtigsten der bis jetzt bekannten

Geheimmittel und Specialitäten

mit Angabe

ihrer Zusammensetzung und ihres Werthes.

Zusammengestellt von

Eduard Hahn, Apotheker.

Vierte vermehrte und verbesserte Auflage. (Unter der Presse.)


Liederbuch

für

Fröhliche Fälscher.

Herausgegeben vom

Vorstand des allgemeinen Vereins zur Verfälschung von Lebensmitteln,
Waaren etc.

16^o. Eleg. Ausstattung in Pergament-Umschlag. Preis 1,50 M.

~Zu beziehen durch jede Buchhandlung.~



Verlag von Julius Springer in Berlin, N., Monbijouplatz 3.

Handbuch

der

gesammten Arzneimittellehre.

Mit besonderer Rücksichtnahme auf die

Pharmacopoe des Deutschen Reiches

für Aerzte und Studirende bearbeitet von

Dr. Theodor Husemann,

Professor in Göttingen. 2 Bände. Preis 24 M. -- Fest gebunden 26 M.


Die Pflanzenstoffe

in

chemischer, physiologischer, pharmacologischer und toxicologischer
Hinsicht.

Für Aerzte, Apotheker, Chemiker und Pharmacologen bearbeitet von

Dr. A. Husemann,

Prof. der Chemie an der Kantonsschule in Chur.

und

Dr. Th. Husemann,

Prof. der Pharmacologie und Toxicologie an der Universität Göttingen.

73 Bogen. Fest gebunden Preis 22 M.


Chemische Zusammensetzung

der menschlichen

Nahrungs- und Genussmittel

Nach vorhandenen Analysen

zusammengestellt mit Angabe der Quellen von

Dr. J. König,

Vorsteher der agriculturchemischen Versuchsstation zu Münster i. W.

(_1. Theil von des Verfassers „Chemie der menschlichen Nahrungs- und
Genussmittel“._)

Fest in Leinwand gebunden. Preis 6 Mark.


Untersuchungen

von

~Lebensmitteln und Verbrauchsgegenständen~

zugleich als Beitrag zur

Frage der Lebensmittelverfälschungen

von

Dr. Fritz Elsner,

Apotheker in Schönefeld-Leipzig.

Preis 80 Pf.


~Zu beziehen durch jede Buchhandlung.~



Verlag von Julius Springer in Berlin, N., Monbijouplatz 3.

Elsner’s

chemisch-technische Mittheilungen der neuesten Zeit,

ihrem wesentlichen Inhalte nach alphabetisch zusammengestellt.

Fortgeführt von Dr. Fritz Elsner.

Diese Jahresschrift bietet dem Gewerbetreibenden und dem technischen
Chemiker einen vollständigen Ueberblick über die neuesten und
wesentlichsten Erscheinungen auf dem Gebiete der technischen und
industriellen Chemie; sie ist für den Fabrikanten, Techniker,
Gewerbetreibenden etc. ein bewährter Leitfaden, sich mit den neuesten
Erfahrungen auf den ihn interessirenden Gebieten bekannt zu machen.

Die Verlagsbuchhandlung nimmt Gelegenheit, um die Anschaffung der
früheren Hefte 1846-1871 zu erleichtern, den Preis derselben bedeutend
herabzusetzen. Die beiden ersten 1846-1850 umfassenden Hefte sind
schon seit längerer Zeit gänzlich vergriffen. Der Ladenpreis des
3.-20. Heftes beträgt $circa 60 Mark$. Von jetzt bis auf Widerruf ist
jede Buchhandlung in den Stand gesetzt, diese ~18 Hefte mit einem
vollständigen alphabetischen Sachregister~ für $30 Mark$ zu liefern.

~Ferner erschien in neuer Folge:~

  Erstes    (XXI.)  Heft: die Jahre 1871-1872.  Preis  4  Mark  20 Pf.
  Zweites   (XXII.)   „         „   1872-1873.    „    5   „    25  „
  Drittes   (XXIII.)  „         „   1873-1874.    „    4   „    80  „
  Viertes   (XXIV.)   „         „   1874-1875.    „    6   „    --  „
  Fünftes   (XXV.)    „         „   1875-1876.    „    6   „    --  „
  Sechstes  (XXVI.)   „         „   1876-1877.    „    4   „    40  „
  Siebentes (XXVII.)  „         „   1877-1878.    „    6   „    --  „


Die Nahrungsmittel des Menschen,

~ihre Verfälschungen und Verunreinigungen~.

Nach den besten Quellen dargestellt von

F. H. Walchner, prakt. Arzt.

Preis 3 Mark.


Kummer’s botanische Führer:

Führer in die Mooskunde.

_Anleitung_

zum

leichten und sicheren Bestimmen der deutschen Moose.

Mit 78 Figuren auf 4 lithograph. Tafeln.

Preis 2 Mark 80 Pf.

Führer in die Flechtenkunde.

_Anleitung_

zum

leichten und sicheren Bestimmen der deutschen Flechten.

Mit 14 angefügten Naturflechten und 22 Figuren auf 3 lithograph. Tafeln.

Preis 2 M. 80 P.

~Führer in die Lebermoose~

und die Gefässkryptogamen

(Schachtelhalme, Bärlappe, Farren, Wurzelfrüchtler).

Mit 83 Figuren auf 7 lithograph. Tafeln.

Preis 3 M. 60 Pf.


~Zu beziehen durch jede Buchhandlung.~



  +------------------------------------------------------------------+
  | Anmerkungen zur Transkription                                    |
  |                                                                  |
  | Inkonsistenzen wurden beibehalten, wenn beide Schreibweisen      |
  | gebräuchlich waren, wie:                                         |
  |                                                                  |
  | Alpaca -- Alpaka                                                 |
  | anderen -- andern                                                |
  | Arrow-Root -- Arrow-root                                         |
  | Brod -- Brot                                                     |
  | Caffee -- Kaffee                                                 |
  | Canton -- Kanton                                                 |
  | dunkele -- dunkle                                                |
  | Eichelpulver -- Eichelnpulver                                    |
  | Gespinnstfasern -- Gespinstfasern                                |
  | Gewebeelemente -- Gewebselemente                                 |
  | Haeminkrystalle -- Häminkrystalle                                |
  | inneren -- innern                                                |
  | Insecten -- Insekten                                             |
  | Instrumentes -- Instruments                                      |
  | Linear-Vergrösserung -- Linearvergrösserung                      |
  | Lungen-Tuberculosis -- Lungenzuberculosis                        |
  | Mikrometer-Schraube -- Mikrometerschraube                        |
  | Mikroskopes -- Mikroskops                                        |
  | Objecttisch-Schraubenmikrometer -- Objecttischschraubenmikrometer|
  | Oscillarieen -- Oscillarien                                      |
  | Polarisations-Apparate -- Polarisationsapparate                  |
  | porcellanenen -- porzellanenen                                   |
  | Procent -- prozentig                                             |
  | Roggenmehlstärkekörnchen -- Roggenstärkemehlkörnchen             |
  | Safransurrogates -- Safransurrogats                              |
  | selbständig -- selbstständig                                     |
  | structurlos -- strukturlos                                       |
  | trockene -- trockne                                              |
  | Untersuchungsobject -- Untersuchungsobjekt                       |
  | wässerige -- wässrige                                            |
  | Weinstockes -- Weinstocks                                        |
  | Wollenhaar -- Wollhaar                                           |
  |                                                                  |
  |                                                                  |
  |                                                                  |
  | Offensichtliche Zeichensetzungsfehler wurden korrigiert, ohne    |
  | diese hier im Einzelnen zu erwähnen. Die folgenden Änderungen    |
  | wurden vorgenommen:                                              |
  |                                                                  |
  | S. vii "Molecular-" in "Molekular-" geändert.                    |
  | S. viii "Gährspilz" in "Gährpilz" geändert.                      |
  | S. 6 "Plössel" in "Plössl" geändert.                             |
  | S. 19 "Ebenung" in "Ebnung" geändert.                            |
  | S. 21 "Mirkoskope" in "Mikroskope" geändert.                     |
  | S. 42 "Friedrichsstrasse" in "Friedrichstrasse" geändert         |
  |       (Fußnote).                                                 |
  | S. 51 "Pleurosima gangulatum" in "Pleurosigma angulatum"         |
  |       geändert.                                                  |
  | S. 51 "Hippocampos" in "Hippocampus" geändert.                   |
  | S. 54 "Deckglässer" in "Deckgläser" geändert.                    |
  | S. 69 "Mm." in "mm" geändert.                                    |
  | S. 84 "Aussen" in "aussen" geändert.                             |
  | S. 88 "Carcuma-Arrow-Root" in "Curcuma-Arrow-Root" geändert.     |
  | S. 89 "Tapiocca" in "Tapioka" geändert.                          |
  | S. 95 "Leinewand" in "Leinwand" geändert.                        |
  | S. 102 "fasst" in "fast" geändert.                               |
  | S. 107 "is" in "ist" geändert.                                   |
  | S. 116 "Porencanälen" in "Porenkanälen" geändert.                |
  | S. 120 "den" in "dem" geändert.                                  |
  | S. 127 "feinzerrieben" in "fein zerrieben" geändert.             |
  | S. 127 "hin und wider" in "hin und wieder" geändert.             |
  | S. 131 "Intybus" in "intybus" geändert.                          |
  | S. 134 "Anderen" in "anderen" geändert.                          |
  | S. 138 "Desshalb" in "Deshalb" geändert.                         |
  | S. 142 "Schleimgerinsel" in "Schleimgerinnsel" geändert.         |
  | S. 149 "Achnantes" in "Achnanthes" geändert.                     |
  | S. 152 "Eiter" in "Euter" geändert.                              |
  | S. 154 "Schleimgerinsel" in "Schleimgerinnsel" geändert.         |
  | S. 155 "Bellinischen" in "Bellini’schen" geändert.               |
  | S. 161 "Diarrhoe" in "Diarrhöe" geändert.                        |
  | S. 161 "Einigen" in "einigen" geändert.                          |
  | S. 166 "Ciste" in "Cyste" geändert.                              |
  | S. 169 "characteristisch" in "charakteristisch" geändert.        |
  | S. 170 "Mycomyceten" in "Myxomyceten" geändert.                  |
  | S. 172 "olgende" in "folgende" geändert.                         |
  | S. 180 "Seite" entfernt.                                         |
  | S. 180 "Achnantes" in "Achnanthes" geändert.                     |
  | S. 180 "Schönleinii" in "Schoenleinii" geändert.                 |
  | S. 180 "Bieberhaar" in "Biberhaar" geändert.                     |
  | S. 181 "       keiten" in "Flüssigkeiten" geändert.              |
  | S. 182 "Hippocampos" in "Hippocampus" geändert.                  |
  | S. 191 "Texicologie" in "Toxicologie" geändert.                  |
  | S. 192 "Leidfaden" in "Leitfaden" geändert.                      |
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