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Title: Der Nibelunge liet
Author: Anonymous
Language: German
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*** Start of this LibraryBlog Digital Book "Der Nibelunge liet" ***


  ###################################################################

                     Anmerkungen zur Transkription

Der vorliegende Text stellt den mittelhochdeutschen Teil des Buches
„Der Nibelunge liet“ dar, welches 1892 herausgegeben wurde. Die
neuhochdeutsche Übersetzung sowie die einleitenden und erklärenden
Anmerkungen des Herausgebers finden sich auf PG unter
der folgenden Adresse:


Die grau hinterlegten Zahlen und Symbole bezeichnen die jeweiligen
Strophen; Buchstaben (A., B., C. usw.) beziehen sich auf
unterschiedliche Fassungen. Rechtschreibung und Zeichensetzung wurden
ohne Änderungen übernommen; Unterschiedliche Schreibweisen wurden
beibehalten (z.B. und/unt, fürste/vürste, daß/daßs/daßß). Zäsuren
innerhalb der Verse wurden durch drei aufeinanderfolgende Leerzeichen
dargestellt.

In dieser Teilausgabe wurden Groß- und Kleinschreibung sowie die
Verwendung der Anführungszeichen harmonisiert. Folgende offensichtliche
orthographische Fehler wurden zusätzlich korrigiert (die Angaben in
Klammern bezeichnen die zugehörige Strophennummer bzw. die Position auf
der entsprechenden Seite):

    S. 470 (A.1404): „in“ → „ich“
    S. 506 (A.1521): „nnd“ → „und“
    S. 512 (Überschrift): „Âventure“ → „Âventiure“
    S. 518 (A.1549): „ors“ → „ros“
    S. 538 (A.1609): „nnd“ → „und“
    S. 540 (1617): „nnd“ → „und“
    S. 702 (2088): „uud“ → „und“
    S. 754 (Strophennummer): „2620“ → „2260“
    S. 756 (Überschrift): „Àventiure“ → „Âventiure“

Gesperrte Passagen wurden von Tilden (~) umgeben. Am Anfang des Textes
wurde der Übersichtlichkeit halber ein Inhaltsverzeichnis eingefügt;
dessen Seitenzahlen beziehen sich auf die Buchausgabe.

  ###################################################################



                          Der Nibelunge liet.

                              Vollständig

                  ~mit Benutzung aller Handschriften~

                             herausgegeben

                                  von

                            ~Karl Simrock~.

                    ~Zweite, verbesserte Auflage~.

                            [Illustration]

                            Stuttgart 1892.

              ~Verlag der J. G. Cotta’schen Buchhandlung~

                              Nachfolger.



Inhalt

    Âventiure von den Nibelungen.                                      2

    Âventiure von Sîvride.                                             8

    Âventiure wie Sîvrit ze Wormße kom.                               18

    Âventiure wie Sîvrit mit den Sahsen streit.                       48

    Âventiure wie Sîvrit Kriemhilt êrste gesach.                      86

    Âventiure wie Gunther gên Isenlande nâch Prünhilt vuor.          104

    Âventiure wie Gunther Prünhilde gewan.                           126

    Âventiure wie Sîvrit nâch den Nibelungen vuor.                   154

    Âventiure wie Sîvrit ze Wormeß gesant wart.                      170

    Âventiure wie Prünhilt ze Wormeß enphangen wart.                 186

    Âventiure wie Sîvrit ze lande mit sînem wîbe kom.                220

    Âventiure wie Gunther Sîvriden zuo der hôhzît bat.               232

    Âventiure wie si ze der hôhzît vuoren.                           250

    Âventiure wie die küneginne ein ander schulten.                  262

    Âventiure wie Sîvrit verrâten wart.                              282

    Âventiure wie Sîvrit erslagen wart.                              296

    Âventiure wie Sîvrit beklaget und begraben wart.                 324

    Âventiure wie Sigmunt wider ze lande vuor.                       346

    Âventiure wie der Nibelunge hort ze Wormeß kam.                  356

    Âventiure wie künic Etzel ze Burgunden nâch Kriemhilde sande.    372

    Âventiure wie Kriemhilt gein den Hiunen vuor.                    416

    Âventiure wie si zen Hiunen wart enphangen.                      430

    Âventiure wie Kriemhilt ir leit gedâht ze rechen.                446

    Âventiure wie Werbel unde Swemel die botschaft wurben.           458

    Âventiure wie die künege zuo den Hiunen vuoren.                  484

    Âventiure wie Dankwart Gelphrâten sluoc.                         512

    Âventiure wie si ze Bechelâren kômen.                            532

    Âventiure wie Kriemhilt Hagene enphie.                           554

    Âventiure wie Hagene und Volkêr vor Kriemhilde sal sâßen.        574

    Âventiure wie si der schiltwaht phlâgen.                         594

    Âventiure wie die hêrren ze kirchen giengen.                     604

    Âventiure wie Blœdel mit Dancwart an der herberge streit.        628

    Âventiure wie Dancwart diu mære ze hove sînen hêrren brâhte.     638

    Âventiure wie si die tôten abe wurfen.                           656

    Âventiure wie Îrinc erslagen wart.                               664

    Âventiure wie diu künegin den sal vereiten ließ.                 680

    Âventiure wie der marcgrâve Rüedegêr erslagen wart.              698

    Âventiure wie hêrn Dietrîches man alle erslagen wurden.          728

    Âventiure wie Gunther unde Hagene unde Kriemhilt wurden
    erslagen.                                                        756



Âventiure

von den Nibelungen.


  Uns ist in alten mæren   wunders vil geseit                        A.1
  von helden lobebæren,   von grôßer kuonheit,
  von vreude und hôhgezîten,   von weinen und von klagen,
  von küener recken strîten   muget ir nu wunder hœren sagen.

  Es wuohs in Burgunden   ein edel magedîn,                          A.2
  daß in allen landen   niht schœners mohte sîn;
  Kriemhilt was si geheißen,   si wart ein schœne wîp.
  dar umbe muosen degene   vil verliesèn den lîp.

  Der minneclîchen meide   triuten wol gezam;                        A.3
  ir muoten küene recken;   niemen was ir gram.
  âne mâßen schœne   sô was ir edel lîp.
  der juncvrouwen tugende   zierten anderiu wîp.

  Ir phlâgen drî künege   edel unde rîch,                            A.4
  Gunther unde Gêrnôt,   die recken lobelîch,
  und Gîselhêr der junge,   ein ûßerwelter degen.
  diu vrouwe was ir swester,   die vürsten hetens in ir phlegen.

  Die hêrren wâren milte,   von arte hôch geborn,                    A.5
  mit krefte unmâßen küene,   die recken ûß erkorn.
  dâ zen Burgunden   sô was ir lant genant;
  si vrumten starkiu wunder   sît in Etzelen lant.

  Ze Wormße bî dem Rîne   si wonden mit ir kraft;                    A.6
  in diende von ir landen   vil stolziu rîterschaft
  mit lobelîchen êren   unz an ir endes zît.
  sît sturbens jâmerlîche   von zweier edelen vrouwen nît.

  Ein rîchiu küneginne   vrou Uote ir muoter hieß:                   A.7
  ir vater hieß Dancrât,   der in diu erbe ließ
  sît nâch sînem lebene,   ein ellens rîcher man,
  der ouch in sîner jugende   grôßer êren vil gewan.

  Die drî künege wâren,   als ich gesaget hân,                       A.8
  von vil hôhem ellen;   in wâren undertân
  ouch die besten recken,   von den man hât gesaget,
  stark und vil küene,   in allen strîten unverzaget.

  Daß was von Troneje Hagene   und ouch der bruoder sîn,             A.9
  Dancwart der snelle,   von Metzen Ortwîn,
  die zwêne marcgrâven   Gêre und Eckewart,
  Volkêr von Alzeije,   mit ganzen ellen wol bewart,

  Rûmolt der kuchenmeister,   ein tiuwerlîcher degen,               A.10
  Sindolt und Hûnolt:   die hêrren muosen phlegen
  des hoves und der êren,   der drîer künege man;
  si heten noch manegen recken,   der ich genennen niht enkan.

  Dancwart der was marschalc;   dô was der neve sîn                 A.11
  trúhs̀æße des küneges,   von Metzen Ortwîn;
  Sindolt der was schenke,   ein wætlîcher degen;
  Hûnolt was kamerære:   si kunden hôher êren phlegen.

  Von des hoves koste   und von ir wîten kraft,                     A.12
  von ir vil hôhen werdekeit   und von ir rîterschaft,
  der die hêrren phlâgen   mit vreuden al ir leben,
  des enkunde iu ze wâre   niemen gar ein ende geben.

  B. C. In ir hôhen êren   troumde Kríemhildè,                        13
  wie si züge einen valken   stárc schœn und wíldè, B. C.
  den ir zwên arn erkrummen,   daß si daß muose sehen.
  ir enkunde in dirre werlde   leider nimmer geschehen.

  Den troum si dô sagete   ir muoter Úotèn;                           14
  sine kunde in niht bescheiden   baß der gúotèn:
  ‚der valke, den du ziuhest,   daß ist ein edel man:
  in welle Got behüeten,   du muost in schiere vloren hân.‘

  ‚Waß saget ir mir von manne,   vil liebiu muoter mîn?               15
  âne recken minne   sô wil ich immer sîn.
  sus schœn ich wil belîben   unz an mînen tôt,
  daß ich von recken minne   sol gewinnen nimmer nôt.‘

  ‚Nu versprich eß niht ze sêre‘,   sprach ir muoter dô,              16
  ‚soltu immer herzenlîche   zer werlde werden vrô,
  daß geschiht von mannes minne:   du wirst ein schœne wîp,
  ob Got dir noch gevüeget   eins rehte guoten rîters lîp‘.

  ‚Die rede lât belîben,   vil liebiu muoter mîn:                   A.17
  eß ist an manegen wîben   vil dicke worden schîn,
  wie liebe mit leide   zu jungest lônen kan:
  ich sol si mîden beide,   son kan mir nimmer missegân‘.

  Kriemhilt in ir muote   sich minne gar bewac.                     A.18
  sît lebete diu vil guote   vil manegen lieben tac,
  daß si wesse niemen,   den minnen wolde ir lîp.
  sît wart si mit êren   eins vil werden recken wîp.

  Der was der selbe valke,   den si in ir troume sach,              A.19
  den ir beschiet ir muoter.   wie sêre si daß rach
  an ir næhsten mâgen,   die in sluogen sint!
  durch sîn eines sterben   starp vil maneger muoter kint.



Âventiure

von Sîvride.


  Dô wuohs in Niderlanden   eins rîchen küneges kint,                 20
  des vater hieß Sigemunt,   sîn muoter Sigelint,
  in einer bürge rîche,   wîten wol bekant,
  niden bî dem Rîne,   diu was ze Santen genant.

  Ich sage iu von dem degene,   wie schœnè der wart.                  21
  sîn lîp vor allen schanden   was vil wol bewart.
  stark unde mære   wart sît der küene man.
  hei, waß er grôßer êren   ze diser werlde gewan!

  Sîvrit was geheißen   der snelle degen guot.                        22
  er versuohte vil der recken (b)   durch ellenthaften muot.
  durch sînes lîbes sterke   reit er in menegiu lant.
  hei, waß er sneller degene   sît zen Burgunden vant!

  Ê daß der degen küene   vol gewuohs ze man,                         C.
  dô hete er solhiu wunder   mit sîner hant getân,
  dâ von man immer mêre   mac singen unde sagen,
  des wir in disen stunden   müeßen vil von im gedagen.

  In sînen besten zîten,   bî sînen jungen tagen,                   A.23
  man mohte michel wunder   von Sîvride sagen,
  waß êren an im wüehse   und wie schœne was sîn lîp;
  des heten in ze minne   diu vil wætlîchen wîp.

  Man zôch in mit dem vlîße,   als im daß wol gezam:                A.24
  von sîn selbes muote   waß tugende er an sich nam!
  des wurden sît gezieret   sînes vater lant,
  daß man in ze allen dingen   sô rehte hêrlîchen vant.

  Er was nu sô gewahsen,   daß er ze hove reit.                     A.25
  die liute in gerne sâhen:   manec vrouwe und manec meit
  im wunschten, daß sîn wille   in immer trüege dar.
  holt wâren im genuoge:   des wart der hêrre wol gewar.

  Vil selten âne huote   man rîten lie daß kint.                    A.26
  in hieß mit kleidern zieren   Sigmunt und Sigelint.
  sîn phlâgen ouch die wîsen,   den êre was bekant:
  des mohte er wol gewinnen   beidiu liute unde lant.

  Nu was er in der sterke,   daß er wol wâfen truoc:                A.27
  swes er dar zuo bedorfte,   des lag an im genuoc.
  dô begunde er sinnen   werben schœniu wîp:
  die trûten wol mit êren   den sînen wætlîchen lîp.

  Dô hieß sîn vater Sigemunt   künden sînen man,                    A.28
  er wolde hôhgezîte   mit lieben vriunden hân.
  diu mære man dô vuorte   in ander künege lant.
  den vremden und den kunden   gab er ros unt gewant.

  Swâ man vant deheinen,   der rîter solde sîn                      A.29
  von arte der sînen mâge,   diu edelen kindelîn
  ladet man zuo dem lande   durch die hôhgezît:
  mit dem jungen künege   swert genâmen si sît.

  Von der hôhzîte   man wunder möhte sagen.                         A.30
  Sigmunt unde Sigelint   die mohten wol bejagen
  mit guote michel êre:   des teilte vil ir hant.
  des sach man vil der vremden   zuo in rîten in daß lant.

  Vier hundert swertdegene   die solten tragen kleit                A.31
  mit dem jungen künege;   vil manec schœniu meit
  von werke was unmüeßec,   wan si im wâren holt.
  vil der edelen steine   die vrouwen leiten in daß golt,

  Die si mit borten wolden   wurken ûf ir wât                       A.32
  den jungen stolzen recken;   des enwas niht rât.
  der wirt der hieß dô sidelen   vil manegem küenen man
  zeinen sunewenden,   dâ Sîvrit rîters namen gewan.

  Dô gie zeime münster   vil manec rîcher kneht                     A.33
  und vil der edelen rîter;   die wîsen heten reht,
  daß si den tumben dienden,   als in was ê getân.
  si heten kurzwîle   und ouch vil maneger vreuden wân.

  Gote man dô zen êren   eine messe sanc.                           A.34
  dô huop sich von den liuten   vil michel gedranc,
  dô si ze rîter wurden   nâch rîterlîcher ê
  mit alsô grôßen êren,   daß wætlîch nimmer mêre ergê.

  Si liefen, dâ si vunden   gesatelt manec marc.                    A.35
  in hove Sigmundes   der buhurt wart sô starc,
  daß man erdießen hôrte   palas unde sal:
  die hôch gemuoten degene   heten vrœlîchen schal.

  Von wîsen und von tumben   man hôrte manegen stôß,                A.36
  daß der schefte brechen   gein dem lufte dôß.
  trunzûne sach man vliegen   vür den palas dan.
  dâ sâhen kurzwîle   beide wîp und ouch die man.

  Der wirt bat eß lâßen:   dâ zôch man dan diu marc.                A.37
  man sach ouch dâ zebrochen   vil manege buckel starc
  und vil der edelen steine   gevellet ûf daß gras
  abe liehten schildes spangen;   von hurte daß geschehen was.

  Dô giengen swirtes geste,   dâ man in sitzen riet.                A.38
  vil der edelen spîse   si von ir müede schiet
  und wîn der aller beste,   des man in vil getruoc.
  den vremden und den kunden   bôt man êren dâ genuoc.

  Swie vil si kurzwîle   phlâgen al den tac,                        A.39
  vil der varnden diete   ruowe sich bewac:
  si dienden nâch der gâbe,   die man dâ rîche vant.
  des wart mit lobe gezieret   alleß Sigmundes lant.

  Der hêrre hieß dô lîhen   Sîvrit den jungen man                   A.40
  lant unde bürge,   als er hete ê getân.
  sînen swertgenôßen   den gap dô vil sîn hant:
  dô liebete in diu reise,   daß si kômen in daß lant.

  Diu hôhgezît werte   unz an den sibenden tac.                     A.41
  Siglint diu rîche   nâch alten siten phlac
  durch ir sunes liebe   teilen rôteß golt.
  si kunde eß wol gedienen,   daß im die liute wâren holt.

  Vil lützel der varenden   man dâ armen vant.                      A.42
  ros unde kleider   daß stoub in von der hant
  sam si ze lebene hêten   niht mêr wan einen tac.
  ich wæn nie ingesinde   grœßer milte gephlac.

  Mit lobelîchen êren   schiet sich diu hôhzît.                     A.43
  von den rîchen hêrren   hôrte man wol sît,
  daß si den jungen wolden   zeime hêrren hân:
  des gerte niht Sîvrit,   der vil wætlîche man.

  Sît daß noch beide lebten,   Sigmunt und Sigelint,                A.44
  niht wolde tragen krône   ir beider liebeß kint;
  doch wolde er wesen hêrre   vür allen den gewalt,
  des in den landen vorhte   der degen küene unde balt.

  In dorfte niemen schelten:   sît dô er wâfen nam,                   C.
  jâ geruowete vil selten   der recke lobesam
  suohte niuwan strîten;   sîn ellenthaftiu hant
  tet in zallen zîten   in vremden rîchen wol bekant.



Âventiure

wie Sîvrit ze Wormße kom.


  Den hêrren muoten selten   deheiniu herzeleit.                      45
  er hôrte sagen mære,   wie ein schœniu meit
  wær in Burgunden,   ze wunsche wolgetân,
  von der er sît vil vreuden   und ouch arbeit gewan.

  Diu ir unmâßen schœne   was vil wîten kunt,                         46
  und ir hôhgemüete   zuo der selben stunt
  an der juncvrouwen   sô manec helt ervant:
  eß ladete vil der geste   in daß Guntheres lant.

  Swaß man nâch ir minne   der werbenden sach,                        47
  Kriemhilt in ir sinne   ir selber nie verjach,
  daß si deheinen wolde   ze triutenne hân.
  er was ir noch vil vremde,   dem si wart sider undertân.

  Dô dâhte ûf hôhe minne   daß Siglinde kint.                       A.48
  Eß was ir aller werben   wider in ein wint.
  er mohte wol verdienen   schœner vrouwen lîp.
  Sît wart diu edel Kriemhilt   des küenen Sîvrides wîp.

  Im rieten sîne mâge   und ander sîne man,                           49
  sît er ûf stæte minne   tragen wolde wân,
  daß er dan eine wurbe,   diu im möhte zemen.
  Dô sprach der edel Sîvrit:   ‚sô wil ich Kriemhilden nemen,

  ‚Die edeln juncvrouwen   von Burgunden lant,                      A.50
  durch ir vil grôßen schœne;   daß ist mir wol bekant,
  nie keiser wart sô rîche,   der wolde haben wîp,
  im zæme wol ze minne   der rîchen küneginne lîp.‘

  Disiu selben mære   gehôrte Sigmunt.                                51
  eß reiten sîne liute:   dâ von wart im kunt
  der wille sînes kindes   was im harte leit,
  daß er werben wolde   die vil hêrlîchen meit.

  Eß gevriesch ouch Sigelint,   des edelen küneges wîp.               52
  si hete grôße sorge   umb ir kindes lîp,
  wan si wol erkande   Gunthern und sîne man.
  den gewerp man dem degene   sêre leiden began.

  Dô sprach der küene Sîvrit:   ‚vil lieber vater mîn,                53
  ân edeler vrouwen minne   wolde ich immer sîn,
  ich enwurbe dar mîn herze   vil grôße liebe hât.‘
  swaß iemen reden kunde,   des was deheiner slahte rât.

  ‚Und wiltu niht erwinden,‘   sprach der künic dô,                   54
  ‚sô bin ich dînes willen   wærlîchen vrô
  und wil dirß helfen enden,   so ich aller beste kan:
  doch hât der künic Gunther   vil manegen hôhverten man.

  ‚Ob eß anders nieman wære   wan Hagene der degen,                   55
  der kan mit übermüete   wol hôhverte pflegen,
  daß ich des sêre vürhte,   eß müge uns werden leit,
  ob wir werben wellen   die vil hêrlîchen meit.‘

  ‚Waß mag uns daß gewerren?‘   sprach dô Sîvrit,                     56
  ‚swaß ich vriuntlîche   niht ab in erbit,
  daß mac sus erwerben   mit ellen dâ mîn hant.
  ich trouwe an im ertwingen   beidiu liute unde lant.‘

  Dô sprach der vürste Sigemunt:   ‚dîn rede ist mir leit.            57
  wan wurden disiu mære   ze Rîne geseit,
  dune dörftest nimmer rîten   in Guntheres lant.
  Gunther unde Gêrnôt   die sint mir lange bekant.

  ‚Mit gewalte niemen   erwerben mac die maget,‘                      58
  sô sprach der künic Sigmunt,   ‚daß ist mir wol gesaget;
  wil aber du mit recken   rîten in daß lant,
  ob wir iht haben vriunde,   die werdent schiere besant.‘

  ‚Des enist mir niht ze muote,‘   sprach aber Sîvrit,                59
  ‚daß mir süln ze Rîne   recken volgen mit
  durch deheine hervart,   daß wære mir vil leit,
  dâ mit ich solde ertwingen   die vil hêrlîchen meit.

  ‚Si mac wol sus erwerben   dâ mîn eines hant.                       60
  ich wil selbe zwelfter   in Guntheres lant.
  dar sult ir mir helfen,   vater Sigmunt.‘
  dô gab man sînen degenen   ze kleidern grâ unde bunt.

  Do vernam ouch disiu mære   sîn muoter Siglint.                   A.61
  si begunde trûren   umbe ir liebeß kint:
  daß vorhte si verliesen   von Guntheres man.
  diu edel küneginne   vil sêre weinen began.

  Sîvrit der hêrre   gie, dâ er si sach;                            A.62
  wider sîne muoter   er güetlîchen sprach:
  ‚vrouwe, ir sult niht weinen   durch den willen mîn:
  jâ wil ich âne sorge   vor allen wîganden sîn.

  ‚Nu helfet mir der reise   in Burgunden lant,                     A.63
  daß ich und mîne recken   haben sölch gewant,
  daß also stolze degene   mit êren mügen tragen.
  des wil ich iu genâde   mit triuwen wærlîchen sagen.‘

  ‚Sît du niht wil erwinden,‘   sprach vrou Siglint,                A.64
  ‚sô hilfe ich dir der reise,   mîn einigeß kint,
  mit der besten wæte,   die rîter ie getruoc,
  dir und den dînen degenen:   ir sult ir vüeren genuoc.‘

  Dô neic der küneginne   Sîvrit der junge man.                     A.65
  Er sprach: ‚ich wil zer verte   niemen mêre hân
  niuwan zwelef recken:   den sol man brüeven wât.
  ich wil daß sehen gerne,   wieß umbe Kriemhilde stât.‘

  Dô sâßen schœne vrouwen   naht unde tac,                          A.66
  daß lützel ir deheiniu   ruowe gephlac,
  unze man geworhte   die Sîvrides wât.
  er wolde sîner reise   haben deheiner slahte rât.

  Sîn vater hieß im zieren   sîn rîterlîch gewant,                  A.67
  dâ mite er wolde rûmen   daß Sigmundes lant.
  die ir vil liehten brüneje   die wurden ouch bereit
  und ir veste helmen,   ir schilde schœne unde breit.

  Dô nâhte in ir reise   ze den Burgunden dan.                        68
  umb si begunde sorgen   wîb unde man,
  ob si immer komen solden   heim wider in ir lant.
  die helde in hießen soumen   beide wâfen und gewant.

  Ir ros diu wâren schœne,   ir gereite goldes rôt.                 A.69
  lebt iemen übermüeter,   des enwas niht nôt,
  danne wære Sîvrit   und die sîne man.
  urloubes er dô gerte   zuo den Burgunden dan.

  In werte trûreclîche   der künic und sîn wîp.                     A.70
  er trôste minneclîche   dô ir beider lîp.
  er sprach: ‚ir sult niht weinen   durch den willen mîn:
  immer âne sorge   sult ir mînes lîbes sîn.‘

  Eß was leit den recken;   eß weinte ouch manec meit.                71
  ich wæne, in hete ir herze   rehte daß geseit,
  daß in sô vil der vriunde   dâ von gelæge tôt.
  von schulden si dô klageten:   des gie in wærlîchen nôt.

  An dem sibenden morgen   ze Wormeß ûf den sant                      72
  riten die vil küenen;   alleß ir gewant
  was von rôtem golde,   ir gereite wolgetân;
  ir ros in giengen ebene,   des küenen Sîvrides man.

  Ir schilde wâren niuwe,   lieht unde breit,                         73
  und vil schœne ir helmen,   dô ze hove reit
  Sîvrit der vil küene   in Guntheres lant.
  man gesach an helden   nie sô hêrlîch gewant.

  Diu ort der swerte giengen   nider ûf die sporn:                    74
  eß vuorten scharphe gêren   die rîter ûz erkorn.
  Sîvrit der vuorte ir einen   wol zweier spannen breit,
  der ze sînen ecken   vil harte vreislîchen sneit.

  Die goltvarwen zoume   vuortens an der hant,                        75
  sîdîniu vürbüege:   sus kômens in daß lant.
  daß volc si allenthalben   kaphen an began:
  dô liefen in enkegene   vil der Guntheres man.

  Die hôch gemuoten recken,   rîter unde kneht,                       76
  die giengen zuo den hêrren,   daß was michel reht,
  und enphiegen die geste   in ir hêrren lant;
  si nâmen in die mœre   mit den schilden von der hant.

  Diu ros si wolten dannen   ziehen an gemach:                        77
  Sîvrit der vil küene   wie snelle er dô sprach:
  ‚Lât uns noch die mœre   eine wîle stân:
  wir wellen schiere hinnen;   des ich guoten willen hân.

  ‚Man sol ouch unser schilde   ninder von uns tragen;                78
  wâ ich den künic vinde,   kan mir daß iemen sagen,
  Gunthern den rîchen   ûß Burgunden lant?
  dô sagete eß im einer,   dem eß rehte was bekant.

  ‚Welt ir den künic vinden,   daß mac vil wol geschehen;             79
  in jenem sale wîten   hân ich in gesehen
  bî den sînen helden:   dâ sult ir hine gân:
  dâ muget ir bî im vinden   manegen hêrlîchen man.‘

  Dô wâren ouch diu mære   dem künege geseit,                         80
  ûf sînem hove wæren   rîter vil gemeit:
  die vuorten liehte brünne   und hêrlîch gewant;
  si derkande nieman   in der Burgunden lant.

  Den künic nam des wunder,   von wannen kœmen dar                    81
  die hêrlîchen recken   in wæte lieht gevar
  und mit sô guoten schilden   niuwe unde breit.
  daß im daß nieman sagete,   daß was Gunthere leit.

  Des antwurte dem künege   von Metzen Ortwîn;                        82
  starc unde küene   mohte er vil wol sîn.
  ‚sît wir ir niht erkennen,   sô sult ir heißen gân
  nâch mînem œheim Hagenen:   den sult ir si sehen lân.

  ‚Dem sint kunt diu rîche   und elliu vremdiu lant.                  83
  sîn im die hêrren künde,   daß tuot er uns bekant.‘
  der künic bat in bringen   und die sîne man:
  man sach in hêrlîche   mit recken hin ze hove gân.

  Waß sîn der künic wolde,   des vrâgte Hagene.                       84
  ‚eß sint in mîme hûse   unkunde degene,
  die niemen hie bekennet:   ob ir si ê gesehen
  habt in vremden landen,   des sult ir, Hagene, mir verjehen.‘

  ‚Daß tuon ich,‘ sprach Hagene:   zeim venster er dô gie,            85
  sîn ougen er dâ wenken   zuo den gesten lie.
  wol behagete im ir geverte   und ouch ir gewant:
  si wâren im vil vremde   in der Burgunden lant.

  Er sprach, von swannen kœmen   die recken an den Rîn,               86
  eß möhten selbe vürsten   oder vürsten boten sîn.
  ‚ir ros diu sint schœne,   ir kleider harte guot;
  swannen si joch rîten,   si sint vil hôhe gemuot.‘

  Alsô sprach dô Hagene:   ‚als ich mich kan verstân,                 87
  swie ich Sîvriden   noch nie gesehen hân,
  sô wil ich wol gelouben,   swie eß dar umbe stât,
  daß eß sî der recke,   der dort sô hêrlîchen gât.

  ‚Er bringet niuwiu mære   her in ditze lant.                      A.88
  die küenen Niblunge   sluoc des heldes hant,
  Schilbunc und Niblungen,   des rîchen küneges kint.
  er vrumte starkiu wunder   mit sîner grôßen krefte sint.

  ‚Dô der helt aleine   ân alle helfe reit,                         A.89
  er vant vor einem berge,   als mir ist geseit,
  bî Niblunges horde   vil manegen küenen man:
  die wârn im ê vil vremde,   unz er ir künde dâ gewan.

  ‚Hort der Niblunges   der was gar getragen                        A.90
  ûß eime holn berge.   nu hœret wunder sagen,
  wie in wolden teilen   der Niblunge man.
  daß sach der degen Sîvrit:   den helt es wundern began.

  ‚Er kom zuozin sô nâhen,   daß er die helde sach                  A.91
  und ouch in die degene.   ir einer drunder sprach:
  ‚hie kumet der starke Sîvrit,   der helt von Niderlant.‘
  vil seltsæniu mære   er an den Niblungen vant.

  ‚Den recken wol enphiengen   Schilbunc und Nibelunc.              A.92
  mit gemeinem râte   die edelen vürsten junc
  den schaz in bâten teilen   den wætlîchen man
  und gerten des mit vlîße,   unz erß in loben dô began.

  ‚Er sach sô vil gesteines,   sô wir hœren sagen,                  A.93
  hundert kanzwagene   eß heten niht getragen;
  noch mê des rôten goldes   von Niblunge lant;
  daß solt in alleß teilen   des küenen Sîvrides hant.

  ‚Dô gâben si im ze miete   daß Niblunges swert.                   A.94
  si wâren mit dem dienste   vil übele gewert,
  den in dâ leisten solde   Sîvrit der helt guot:
  ern kunde eß niht verenden:   si wâren zornec gemuot.

  ‚Den schaz er ungeteilet   belîben muose lân.                       C.
  do begunden mit ihm strîten   der zweier künege man:
  mit ir vater swerte,   daß Balmunc was genant,
  erstreit ab in der küene   den hort und Nibelunge lant.

  Si heten dâ ir vriunde   zwelf küener man,                        A.95
  daß starke risen wâren:   waß kundeß si vervân?
  die sluoc sît mit zorne   diu Sîvrides hant,
  und recken siben hundert   twang er von Nibelunge lant

  ‚Mit dem guoten swerte,   daß hieß Balmunc.                       A.96
  durch die starken vorhte   vil manec recke junc,
  die si ze dem swerte hêten   und an den küenen man,
  daß lant zuo den bürgen   si im tâten undertân;

  ‚Dar zuo die rîchen künege   die sluog er beide tôt.              A.97
  er kom von Albrîche   sît in grôße nôt.
  der wânde sîne hêrren   rechen dâ zehant,
  unz er die grôßen sterke   sît an Sîvride vant.

  ‚Done kunde im niht gestrîten   daß starke getwerc.               A.98
  alsam die leuwen wilde   si liefen an den berc,
  dâ er die tarnkappe   sît Albrîche an gewan.
  dô was des hordes hêrre   Sîvrit der vreislîche man.

  ‚Die dâ torsten vehten,   die lâgen alle erslagen.                A.99
  den schaz den hieß er balde   vüeren unde tragen,
  dâ in dâ vor nâmen   die Niblunges man.
  Albrîch der vil starke   dô die kameren gewan.

  ‚Er muos im sweren eide,   er diende im sô sîn kneht:            A.100
  aller hande dinge   was er im gereht.‘
  sô sprach von Tronje Hagene:   ‚daß hât er getân;
  alsô grôßer krefte   nie mêr recke gewan.

  Noch weiß ich an im mêre,   daß mir ist bekant:                  A.101
  einen lintrachen   sluoc des heldes hant;
  er badete in dem bluote:   sîn hût wart hurnîn.
  des snîdet in kein wâfen:   daß ist dicke worden schîn.

  ‚Wir suln den jungen hêrren   enphâhen dester baß,                 102
  daß wir iht verdienen   des snellen recken haß.
  sîn lîp der ist sô küene,   man sol in holden hân;
  er hât mit sîner krefte   sô manegiu wunder getân.‘

  Dô sprach der künic rîche:   ‚du maht wol haben wâr:                B.
  nu sich, wie degenlîche   er stêt gein strîtes vâr,
  er und die sînen degene,   der vil küene man.
  wir suln im engegene   hin nider zuo dem recken gân.‘

  ‚Daß mugt ir,‘ sprach dô Hagene,   ‚wol mit êren tuon.              B.
  er ist von edelem künne,   eins rîchen küneges sun.
  er stêt in der gebære,   mich dunket, wißße Krist,
  eß ensîn niht kleiniu mære,   dar umber her geriten ist.‘

  Dô sprach der künec des landes:   ‚nu sî uns willekomen.           103
  er ist edel und küene:   daß hân ich wol vernomen.
  des sol ouch er genießen   in Burgunden lant.‘
  dô gie der hêrre Gunther,   dâ er Sîvriden vant.

  Der wirt und sîne recken   enphiengen sô den gast,                 104
  daß in an ir zühten   vil lützel iht gebrast.
  des begunde in nîgen   der wætlîche man.
  man sach in zühteclîche   mit den sînen recken stân.

  ‚Mich wundert dirre mære,‘   sprach der wirt zehant,               105
  ‚von wanne ir, edel Sîvrit,   sît komen in ditze lant,
  oder waß ir wellet werben   ze Wormeß an den Rîn.‘
  dô sprach der gast ze dem künege:   ‚daß sol iuch unverdaget sîn.

  ‚Mir wart gesaget mære   in mînes vater lant,                      106
  daß hie bî iu wæren,   daß hete ich gerne erkant,
  die küenesten recken,   des hân ich vil vernomen,
  die ie künec gewünne:   dar umbe bin ich her bekomen.

  ‚Ouch hœre ich iu selben   der degenheite jehen,                   107
  daß man künec deheinen   küener hab gesehen.
  des redent vil die liute   über elliu disiu lant:
  nune wil ich niht erwinden,   unz eß mir werde bekant.

  ‚Ich bin ouch ein recke   und solde krône tragen.                  108
  ich wil daß gerne vüegen,   daß si von mir sagen,
  daß ich habe von rehte   liute unde lant;
  dar umbe sol mîn êre   und ouch mîn houbet wesen phant.

  ‚Nu ir sît sô küene,   als mir ist geseit,                         109
  nune ruoche ich, ist eß ieman   lieb oder leit:
  ich wil an iu ertwingen,   swaß ir muget hân,
  lant unde bürge,   daß sol mir werden undertân.‘

  Den künic hete wunder   und sîne man alsam                       A.110
  umbe solhiu mære,   als er hie vernam,
  daß er des hete willen,   er næme im sîniu lant.
  daß hôrten sîne degene:   dô wart in zürnen bekant.

  ‚Wie hete ich daß verdienet,‘   sprach Gunther der degen,        A.111
  ‚des mîn vater lange   mit êren hât gephlegen,
  daß wir daß solden vliesen   von iemannes kraft?
  wir ließen übele schînen,   daß wir ouch phlegen rîterschaft.‘

  ‚Ich enwil es niht erwinden,‘   sprach der küene man.            A.112
  ‚eß enmüge von dînen ellen   dîn lant den vride hân,
  ich wil es alles walten;   und ouch diu erbe mîn,
  erwirbest dus mit sterke,   diu suln dir undertænec sîn.

  ‚Dîn erbe und ouch daß mîne   suln gelîche ligen:                A.113
  sweder unser einer   ame anderen mac gesigen,
  dem soll eß alleß dienen,   die liute und ouch diu lant.‘
  daß widerredet Hagne dâ   unde Gêrnôt zehant.

  ‚Wir hân des niht gedingen,‘   sprach dô Gêrnôt,                 A.114
  ‚daß wir iht lande ertwingen,   daß iemen drumbe tôt
  gelige vor heldes handen.   wir haben rîchiu lant:
  diu dienent uns ze rehte,   ze niemen sint si baß bewant.‘

  Mit grimmegem muote   dâ stuonden vriunde sîn.                   A.115
  dô was ouch dar under   von Metzen Ortwîn:
  der sprach: ‚disiu suone   ist mir harte leit;
  iu hât der starke Sîvrit   unverdienet widerseit.

  ‚Ob ir und iuwer bruoder   hetet niht die wer,                   A.116
  und ob er danne hête   ein ganzeß küneges her,
  ich trûte wol erstrîten,   daß der küene man
  dise starke übermüete   von wâren schulden müese lân.‘

  Daß zurnde harte sêre   der helt von Niderlant:                  A.117
  er sprach: ‚sich sol vermeßßen   niht wider mich dîn hant:
  ich bin ein künic rîche,   sô bistu küneges man:
  jan dorften mich dîn zweleve   mit strîte nimmer bestân.‘

  Nâch swerten rief dô sêre   von Metzen Ortwîn:                     118
  er mohte Hagnen swestersun   von Tronje vil wol sîn.
  daß der sô lange dagete,   daß was dem künege leit.
  dô understuont eß Gêrnôt,   ein rîter küene und gemeit.

  Er sprach zuo Ortwîne:   ‚lât iuwer zürnen stân.                   119
  uns hât der hêrre Sîvrit   solhes niht getân.
  wir mügenß noch wol scheiden   mit zühten, dêst mîn rât,
  und haben in ze vriunde;   daß uns noch lobelîcher stât.‘

  Dô sprach der starke Hagene:   ‚uns mac wol wesen leit,            120
  allen iuwern degenen,   daß er ie gereit
  durch strîten her ze Rîne.   er soldeß haben lân:
  im heten mîne hêrren   solher leide niht getân.‘

  Dô sprach aber Sîvrit,   der kreftige man:                         121
  ‚müet iuch daß, hêr Hagene,   daß ich gesprochen hân,
  sô sol ich lâßen kiesen,   daß die hende mîn
  wellent vil gewaltec   hie zen Burgunden sîn.‘

  ‚Daß sol ich eine wenden,‘   sprach dô Gêrnôt.                   A.122
  allen sînen degenen   reden er verbôt
  iht mit übermüete,   des im wære leit.
  dô gedâhte ouch Sîvrit   an die vil hêrlîchen meit.

  ‚Wie zæme uns mit iu strîten?‘   sprach aber Gêrnôt.               123
  ‚swaß helde nu dar under   müesen ligen tôt,
  wir hetens lützel êren   und ir vil kleinen vrun.‘
  des antwurte im dô Sîvrit,   des küneges Sigmundes sun:

  ‚War umbe bîtet Hagene   und ouch Ortwîn,                          124
  daß er niht gâhet strîten   mit den vriunden sîn,
  der er hie sô manegen   ze den Burgunden hât?‘
  si muosen rede vermîden:   daß was Gêrnôtes rât.

  ‚Ir sult uns wesen willekomen‘,   sô sprach daß Uoten kint,      A.125
  ‚und iuwer hergesellen,   die hie mit iu sint.
  wir suln iu gerne dienen,   ich und die mâge mîn.‘
  dô hieß man den gesten   schenken Guntheres wîn.

  Dô sprach der wirt des landes:   ‚alleß, daß wir hân,              126
  geruochet irs nâch êren,   daß sî iu undertân
  und sî mit iu geteilet   lîp unde guot!‘
  dô wart der hêrre Sîvrit   ein lützel sanfter gemuot.

  Dô hieß man in behalten   alleß ir gewant.                         127
  die besten herberge   man suohte, die man vant,
  Sîvrides knehten:   man schuof in guot gemach.
  den gast man sît vil gerne   dâ zen Burgunden sach.

  Man bôt im michel êre   dâ nâch ze manegen tagen,                A.128
  tûsent stunden mêre,   danne ich iu kan gesagen.
  daß hete versolt sîn ellen,   ir sult gelouben daß;
  in sach vil lützel iemen,   der im wære gehaß.

  Sich vlißßen kurzwîle   die künege und ouch ir man,                129
  sô was er ie der beste,   swes man dâ began:
  des enkunde im volgen niemen,   sô michel was sîn kraft,
  sô si den stein wurfen   oder schußßen den schaft.

  Swâ si bî den vrouwen   durch ir höfscheit                       A.130
  kurzwîle phlâgen,   die rîter vil gemeit,
  dâ sach man ie vil gerne   den helt von Niderlant.
  er hete ûf hôhe minne   sîne sinne gewant.

  Ze hove die schœnen vrouwen   vrâgèten mærè,                        C.
  wer der stolze vremde   recke wære?
  ‚sîn lîp der ist sô schœne,   vil rîch ist sîn gewant!‘
  dô sprâchen ir genuoge;   ‚eß ist der künec von Niderlant.‘

  Swes man ie begunde,   des was sîn lîp bereit.                   A.131
  er truog in sîme sinne   ein minneclîche meit
  und ouch in ein diu vrouwe,   die er noch nie gesach,
  diu im in heimlîche   vil dicke güetlîchen sprach.

  Swenn ûfem hove wolden   spilen dâ diu kint,                     A.132
  rîter unde knehte,   daß sach vil dicke sint
  Kriemhilt durch diu venster,   diu küneginne hêr;
  deheiner kurzwîle   bedorfte si in den zîten mêr.

  Wester, daß si in sæhe,   die er in herzen truoc,                A.133
  dâ het er kurzwîle   immer von genuoc.
  sæhen si sîn ougen,   ich wil wol wißßen daß,
  daß im in dirre werlde   nimmer kunde werden baß.

  Swenne er bî den helden   ûf dem hove stuont,                    A.134
  alsô noch die liute   durch kurzewîle tuont,
  sô stuont sô minneclîche   daß Siglinde kint,
  daß in von herzeliebe   trûte manec vrouwe sint.

  Er gedâht ouch manege zîte:   ‚wie sol daß geschehen,            A.135
  daß ich die maget edele   mit ougen müge sehen,
  die ich von herze minne   und lange hân getân?
  diu ist mir noch vil vremede:   des muoß ich trûrec gestân.‘

  Sô ie die künege rîche   riten in ir lant,                       A.136
  sô muosen ouch die recken   mit in al zehant.
  dâ mite muoste ouch Sîvrit:   daß was der vrouwen leit;
  er leit ouch von ir minne   dicke michel arbeit.

  Sus wonde er bî den hêrren,   daß ist alwâr,                     A.137
  in Guntheres lande   volleclîch ein jâr,
  daß er die minneclîchen   die zît nie gesach,
  dâ von im sît vil liebe   und ouch vil leide geschach.



Âventiure

wie Sîvrit mit den Sahsen streit.


  Dô kômen vremdiu mære   in Guntheres lant                       II.138
  von boten, die in verre   wurden dar gesant
  von unkunden recken,   die in truogen haß.
  dô si die rede vernâmen,   leit was in inneclîche daß.

  Die wil ich iu nennen:   eß was Liudgêr                            139
  ûßer Sahsen lande,   ein rîcher vürste hêr,
  und ouch von Tenemarke   der künic Liudgast.
  die brâhten in ir reise   vil manegen hêrlîchen gast.

  Ir boten komen wâren   in Guntheres lant,                          140
  die sîne vîende   heten dar gesant.
  dô vrâgte man der mære   die unkunden man.
  man hieß die boten balde   ze hove vür den künic gân.

  Der künec si gruoßte schône,   er sprach: ‚sît willekomen!         141
  wer iuch her habe gesendet,   desn hân ich niht vernomen:
  daß sult ir lâßen hœren‘,   sprach der künic guot.
  Dô vorhten si vil sêre   den grimmen Guntheres muot.

  ‚Welt ir, künec, erlouben   daß wir iu mære sagen,                 142
  diu wir iu dâ bringen,   sone suln wir niht verdagen.
  wir nennen iu die hêrren,   die uns her hânt gesant:
  Liudgast und Liudgêr,   die welnt iuch suochen inß lant.

  ‚Ir habet ir zorn verdienet:   jâ hôrten wir wol daß,              143
  daß iu die hêrren beide   tragent grôßen haß.
  si wellent herverten   ze Wormeß an den Rîn;
  in hilfet vil der degene:   des sult ir gewarnet sîn.

  ‚Inre zwelf wochen   diu reise muoß geschehen;                     144
  habt ir iht guoter vriunde,   daß lâßet balde sehen,
  die iu vriden helfen   die bürge und iuriu lant:
  hie wirt von in verhouwen   vil manec helme unde rant.

  ‚Oder welt ir mit in dingen,   so enbietet eß in dar;              145
  sone rîtent iu sô nâhen   niht die manegen schar
  der iuwer starken vînde   ûf herzenlîchiu leit,
  dâ von verderben müeßen   vil guote rîter gemeit.‘

  ‚Nu bîtet eine wîle   (ich kündiu mînen muot),                     146
  unz ich mich baß versinne,‘   sprach der künic guot.
  ‚hân ich guoter iemen,   die sol ich niht verdagen,
  disiu starken mære   sol ich mînen vriunden klagen.‘

  Gunther dem rîchen   leide wart genuoc;                          A.147
  die rede er tougenlîchen   in sîme herze truoc.
  er hieß gewinnen Hagenen   und ander sîne man
  und bat ouch harte balde   ze hove nâch Gêrnôten gân.

  Dô kômen dar die besten,   swaß man der dâ vant.                 A.148
  er sprach: ‚man wil uns suochen   her in unser lant
  mit starken herverten;   daß lât iu wesen leit.
  eß ist gar âne schulde,   daß si uns habent widerseit.‘

  ‚Daß wer ot wir mit swerten,‘   sô sprach Gêrnôt.                A.149
  dâ sterbent wan die veigen:   die lâßen ligen tôt.
  dar umbe ich niht vergeßßen   mac der êren mîn:
  die unser vîende   suln uns willekomen sîn.‘

  Dô sprach von Troneje Hagene:   ‚daß endunket mich niht guot.    A.150
  Liudegast und Liudegêr   die tragent übermuot.
  wir mugen uns niht besenden   in sô kurzen tagen,‘
  sô sprach der küene recke:   ‚ir sult eß Sîvride sagen.‘

  Die boten herbergen   hieß man in die stat.                        151
  swie vîent man in wære,   vil schône ir phlegen bat
  Gunther der rîche,   daß was wol getân,
  unz er ervant an vriunden,   wer im dâ wolde gestân.

  Dem künege in sînen sorgen   was iedoch vil leit.                  152
  dô sach in trûrende   ein rîter vil gemeit,
  der niht wißßen kunde,   waß im was geschehen:
  dô bat er im der mære   den künic Gunther verjehen.

  ‚Mich nimt des michel wunder,‘   sprach dô Sîvrit,                 153
  ‚wie ir sô habet verkêret   die vrœlîchen sit,
  der ir mit uns nu lange   habt alher gephlegen.‘
  des antwurte ime dô Gunther,   der vil zierlîche degen:

  ‚Jane mac ich allen liuten   die swære niht gesagen,               154
  die ich muoß tougenlîche   in mîme herzen tragen:
  man sol stæten vriunden   klagen herzenôt.‘
  diu Sîvrides varwe   wart dô bleich unde rôt.

  Er sprach zuo dem künege:   ‚ich hân iu niht verseit.              155
  ich sol iu helfen wenden   elliu iuriu leit.
  welt ir vrîunt suochen,   der sol ich einer sîn
  und trûwe eß wol volbringen   mit êren an daß ende mîn.‘

  ‚Nu lône iu Got, hêr Sîvrit,   diu rede mich dunket guot;          156
  und ob mir nimmer helfe   iur ellen getuot,
  ich vreu mich doch der mære,   daß ir mir sît sô holt.
  lebe ich deheine wîle,   eß wirt wol umb iuch versolt.

  ‚Ich wil iuch hœren lâßen,   war umbe ich trûric stân.             157
  von boten mîner vînde   ich daß vernomen hân,
  daß si mich wellent suochen   mit herverte hie;
  daß getâten uns noch degene   her zuo disen landen nie.‘

  ‚Daß lât iuch ahten ringe,‘   sprach dô Sîvrit,                    158
  ‚senftet iur gemüete,   tuot, des ich iuch bit:
  lât mich iu erwerben   êre unde vrumen,
  ê daß iuwer vînde   her ze disen landen kumen.

  ‚Swenne iuwer starke vînde   ze helfe möhten hân                 A.159
  drîßec tûsent degene,   sô woldich si bestân,
  und het ich niht wan tûsent:   des lât iuch an mich.‘
  dô sprach der künic Gunther:   ‚daß dienich immer umbe dich.‘

  ‚Sô heißet mir gewinnen   tûsent iuwer man,                        160
  sît daß ich der mînen   bî mir niht enhân
  niuwan zwelf recken:   sô wer ich iuwer lant.
  iu sol mit triuwen dienen   immer Sîvrides hant.

  ‚Des sol uns helfen Hagene   und ouch Ortwîn,                    A.161
  Dancwart und Sindolt,   die lieben recken dîn.
  ouch sol dâ mit rîten   Volkêr der küene man:
  der sol den vanen vüeren:   baß ichs nieman engan.

  ‚Und lât die boten rîten heim   in ir hêrren lant;                 162
  daß si uns dâ sehen schiere,   daß tuo man in bekant,
  sô daß unser bürge   müeßen vride hân.‘
  dâ hieß der künec besenden   beide mâge unde man.

  Die boten Liudegêres   ze hove giengen dô;                         163
  daß si ze lande solden,   des wâren si vil vrô.
  dô bôt in rîche gâbe   Gunther der künic guot
  und schuof in sîn geleite:   des stuont in hôhe der muot.

  ‚Nu saget,‘ sprach dô Gunther,   ‚den starken vînden mîn,          164
  si mugent mit ir reise   wol dâ heime sîn;
  weln aber si mich suochen   her in mîniu lant,
  mirn zerinne mîner vriunde,   in wirt arbeit bekant.‘

  Den boten rîche gâbe   man dô vür truoc:                           165
  der het in ze gebene   Gunther genuoc.
  dine torsten niht versprechen   die Liudgêres man.
  urloub si dô nâmen   und vuoren vrœlîche dan.

  Dô die boten wâren   ze Tenemarke komen,                           166
  und der künic Liudegast   hete daß vernomen,
  waß si ze Rîne redeten,   als im daß wart geseit,
  ir starkeß übermüeten   was im wærlîche leit.

  Si sagten, daß si hêten   vil manegen küenen man:                  167
  ‚dar under sach man einen   vor Gunthere stân,
  der was geheißen Sîvrit,   ein helt ûß Niderlant.‘
  eß leidete Liudgaste,   dô er daß mære bevant.

  Dô die von Tenemarke   ditze hôrten sagen,                         168
  dô îlten si der vriunde   deste mê bejagen,
  unz daß er Liudegast   sîner küenen man
  zweinzec tûsent degene   ze sîner reise gewan.

  Do besande ouch sich von Sahsen   der künic Liudegêr,              169
  unz si vierzec tûsent   heten unde mêr,
  mit den si wolden rîten   in Burgunden lant.
  dô hete ouch sich hie heime   der künic Gunther besant

  Mit den sînen mâgen   und sîner bruoder man,                     A.170
  die si wolden vüeren   durch urliuge dan,
  und ouch die Hagenen recken:   des gie den helden nôt.
  dar umbe muosen degene   sider kiesen den tôt.

  Si vlißßen sich der reise,   dô si wolden dan.                   A.171
  den vanen muose leiten   Volkêr der küene man,
  alsô si wolten rîten   von Wormeß über Rîn.
  Hagene von Troneje   der muose scharmeister sîn.

  Dâ mite reit ouch Sindolt   und der küene Hûnolt,                A.172
  die wol gedienen kunden   rîcher künege golt.
  Dancwart, Hagnen bruoder,   und ouch Ortwîn
  die mohten wol mit êren   in der herverte sîn.

  ‚Her künic, sît hie heime,‘   sprach dô Sîvrit.                    173
  ‚sît daß mir iuwer recken   wellent volgen mit,
  belîbet bî den vrouwen   und traget hôhen muot.
  ich trou iu wol behüeten   beide êre unde guot.

  ‚Die iuch dâ wolden suochen   ze Wormeß an den Rîn,                174
  daß wil ich wol behüeten,   daßs iu iht schade sîn.
  wir sulen in gerîten   sô nâhen in ir lant,
  daß in ir übermüeten   ze sorgen werde bewant.‘

  Von Rîne si durch Hessen   mit ir helden riten                     175
  gegen Sahsen lande:   dâ wart sît gestriten.
  mit roube und mit brande   wuosten si daß lant,
  daß eß den vürsten beiden   wart mit arbeit bekant.

  Si kômen ûf die marke:   die knehte zogten dan.                  A.176
  Sîvrit der vil starke   vrâgen des began:
  ‚wer sol des gesindes   uns nu hüeten hie?‘
  jâne wart den Sahsen   geriten schedlîcher nie.

  Si sprâchen: ‚lât die tumben   hüeten ûf den wegen               A.177
  den küenen Dancwarten,   der ist ein sneller degen.
  wir vliesen deste minner   von Liudgêres man;
  lât in und Ortwînen   hie die nâchhuote hân.‘

  ‚Sô wil ich selbe rîten,‘   sprach Sîvrit der degen,               178
  ‚unde wil der warte   gein den vînden phlegen,
  unz ich rehte ervinde,   wâ die recken sint.‘
  dô wart gewâfent schiere   der schœnen Siglinden kint.

  Daß volc bevalher Hagenen,   dô er wolde dan,                      179
  unde Gêrnôte,   dem vil küenen man.
  dô reit er eine danne   in der Sahsen lant,
  dâ er diu rehten mære   wol mit êren sît ervant.

  Dô sach er her daß grôße,   daß ûf dem velde lac,                  180
  daß wider sîner helfe   mit ungevüege wac:
  des was wol vierzec tûsent   oder dannoch baß.
  Sîvrit in hôhem muote   sach vil vrœlîchen daß.

  Dô hete sich ouch ein recke   von den vînden dar                   181
  erhaben ûf die warte,   der was ze vlîße gar:
  den sach der hêrre Sîvrit   und in der küene man;
  ieweder dô des andern   mit nîde hüeten began.

  Ich sagiu, wer der wære,   der hie der warte pflac;                182
  ein liehter schilt von golde   im vor der hende lac.
  eß was der künic Liudegast:   der huote sîner schar.
  dirre gast vil edele   sprancte hêrlîchen dar.

  Nu het ouch in hêr Liudegast   vîentlîche erkorn:                  183
  diu ros si nâmen beide   zen sîten mit den sporn;
  si neigten ûf die schilde   die schefte mit ir kraft:
  des wart der künic hêre   mit grôßen sorgen behaft.

  Diu ros nâch stichen truogen   diu rîchen küneges kint             184
  beide vür ein ander,   sam si wæte ein wint;
  mit zoumen wart gewendet   vil rîterlîchen dan:
  mit swerten eß versuohten   die zwêne grimmege man.

  Dô sluoc der hêrre Sîvrit,   daß al daß velt erdôß.                185
  dô stoup ûß dem helme,   sam von brenden grôß,
  die viuwerrôte vanken   von des heldes hant.
  dô streit vil mehteclîchen   der küene vogt ûß Niderlant.

  Ouch sluog im hêr Liudegast   vil manegen grimmen slac;            186
  ir ieweders ellen   ûf schilden vaste lac.
  dô heten dar gehüetet   wol drîßec sîner man:
  ê im der helfe kœme,   den sic doch Sîvrit gewan

  Mit drin starken wunden,   die er dem künege sluoc               A.187
  durch eine wîße brünne,   diu was guot genuoc.
  daß swert an sînen ecken   brâht ûß wunden bluot.
  des gewan der künic Liudegast   einen trûregen muot.

  Er bat sich leben lâßen   und bôt im sîniu lant                    188
  und sagte im, daß er wære   Liudegast genant.
  dô kômen sîne recken:   die heten wol gesehen,
  waß dâ von in beiden   ûf der warte was geschehen.

  Er wolt in vüeren dannen:   dô wart er an gerant                 A.189
  von drîßec sînen mannen:   dô werte des heldes hant
  sînen rîchen gîsel   mit ungevüegen slegen.
  sît tet schaden mêre   der vil zierlîche degen.

  Die drîßec er ze tôde   werlîche sluoc.                            190
  er ließ ir leben einen:   balde er reit genuoc
  und sagte hin diu mære,   waß hie was geschehen;
  ouch mohte mans die wârheit   an sîme rôten helmen sehen.

  Den von Tenemarke   was vil grimme leit,                           191
  ir hêrre was gevangen,   dô in daß was geseit.
  man sagte eß sînem bruoder:   toben er began
  von ungevüegem zorne,   wan im was leide getân.

  Liudegast der rîche   was gevüeret dan                           A.192
  von Sîvrides gewalte   zuo Guntheres man.
  er bevalch in Hagenen:   der küene recke guot,
  dô er vernam diu mære,   dô wart er vrœlîch gemuot.

  Man hieß den Burgunden   ir vanen binden an.                       193
  ‚wol ûf,‘ sprach Sîvrit,   ‚hie wirt noch mê getân,
  ê sich der tac verende,   sol ich haben den lîp:
  daß gemüet in Sahsen lande   vil manec wætlîcheß wîp.

  ‚Ir helde von dem Rîne,   ir sult mîn nemen war:                   194
  ich kan iuch wol geleiten   in Liudgêres schar.
  sô sehet ir helme houwen   von guoter helde hant.
  ê daß wir wider wenden,   in wirdet sorge bekant.‘

  Zen rossen gâhte Gêrnôt   und die sîne man.                      A.195
  den vanen zucte balde   der küene spilman,
  Volkêr der hêrre:   dô reit er vor der schar.
  dô was ouch daß gesinde   ze strîte êrlîchen gar.

  Si vuorten doch niht mêre   niuwan tûsent man,                     196
  dar über zwelf recken.   stieben dô began
  diu molte von den strâßen:   si riten über lant.
  dô sach man von in schînen   vil manegen hêrlîchen rant.

  Dô wâren ouch die Sahsen   mit ir scharn komen,                  A.197
  mit swerten wole wahsen,   daß hân ich sît vernomen.
  diu swert diu sniten sêre   den helden an der hant:
  dô wolten si den gesten   weren bürge unde lant.

  Der hêrren scharmeister   daß volc dô vuorten dan.                 198
  dô was ouch komen Sîvrit   mit den zwelef man,
  die er mit im brâhte   ûßer Niderlant.
  des tages wart in sturme   vil manec bluotegiu hant.

  Sindolt und Hûnolt   und ouch Gêrnôt                             A.199
  die vrumten in dem strîte   vil manegen helt tôt,
  ê si rehte ervunden,   wie küene was ir lîp:
  daß muose sît beweinen   vil manec wætlîcheß wîp.

  Volkêr und Hagene   und ouch Ortwîn                              A.200
  laschten in dem strîte   vil maneges helmes schîn
  mit vlißendem bluote,   die sturmküene man.
  dô wart von Dancwarten   vil michel wunder getân.

  Die von Tenemarke   versuohten wol ir hant;                        201
  dô hôrte man von hurte   erdießen manegen rant
  und ouch von scharphen swerten,   der man dâ vil gesluoc.
  die strîtküenen Sahsen   tâten schaden ouch genuoc.

  Dô die von Burgunden   drungen in den strît,                       202
  von in wart erhouwen   vil manec wunde wît:
  dô sach man über satele   vließen daß bluot;
  sus wurben nâch den êren   die rîter küene unde guot.

  Man hôrt dâ lût erhellen   den helden an der hant                  203
  diu vil scharphen wâsen,   dô die von Niderlant
  drungen nâch ir hêrren   in die herten schar;
  si kômen degenlîche   mit samt Sîvride dar.

  Volgen der von Rîne   niemen man im sach.                          204
  man mohte kiesen vließen   den bluotegen bach
  durch die liehten helme   von Sîvrides hant,
  end er Liudgêren   vor sînen hergesellen vant.

  Drî widerkêre   het er nu genomen                                A.205
  durch daß her anß ende.   nu was ouch Hagene komen:
  der half im wol ervollen   in sturme sînen muot.
  des muose dâ ersterben   vor in vil manec rîter guot.

  Dô der starke Liudegêr   Sîvriden vant,                            206
  und daß er alse hôhe   truoc an sîner hant
  den guoten Balmungen   und ir sô manegen sluoc,
  dar umbe wart der küene   vor leide zornec genuoc.

  Dô wart michel dringen   und grôßer swerte klanc,                  207
  dâ ir ingesinde   zuo ein ander dranc.
  do versuohten sich die recken   beide deste baß.
  die schar begunden wîchen;   sich huob dâ grœßlîcher haß.

  Dem vogte von den Sahsen   was daß wol geseit,                   A.208
  sîn bruoder was gevangen:   daß was im harte leit;
  niht wesser, daß eß tæte   daß Siglinde kint.
  man zêch es Gêrnôten:   wol ervant er eß sint.

  Die slege Liudgêres   die wâren alsô starc,                        209
  daß Sîvride under satele   strûhte daß marc;
  doch sich daß ros erholte:   der küene Sîvrit
  der gewan in dem sturme   einen vreislîchen sit.

  Des half im Hagene   und ouch Gêrnôt,                            A.210
  Dancwart und Volkêr:   des lac ir vil dâ tôt.
  Sindolt und Hûnolt   und Ortwîn der degen
  die kunden in dem strîte   zem tôde manegen nider legen.

  In sturme ungescheiden   wârn die vürsten hêr.                   A.211
  dô sach man über helme   vliegen manegen gêr
  durch die liehten schilde   von der helde hant;
  man sach dâ var nâch bluote   vil manegen hêrlîchen rant.

  In dem starken sturme   erbeißte manec man                       A.212
  nider von den rossen.   ein ander liefens an
  Sîvrit der küene   und ouch Liudgêr;
  man sach dâ schefte vliegen   und vil manegen scharphen gêr.

  Dô vlouc daß schiltgespenge   von Sîvrides hant.                 A.213
  den sic gedâhte erwerben   der helt von Niderlant
  an den küenen Sahsen;   die dolten ungemach.
  hei, waß dâ liehter ringe   der küene Dancwart zebrach!

  Dô het der hêrre Liudegêr   ûf eime schilte erkant                 214
  gemâlet eine krône   vor Sîvrides hant:
  wol wesser, daß eß wære   der kreftige man.
  der helt zuo sînen vriunden   lûte ruofen began:

  ‚Geloubet iuch des strîtes,   alle mîne man.                       215
  sun den Sigmundes   ich hie gesehen hân,
  Sîvriden den starken   hân ich hie bekant.
  in hât der übel tiuvel   ze den Sahsen gesant.‘

  Die vanen hieß er lâßen   in dem sturme nider.                     216
  vrides er dô gerte;   des werte man in sider;
  doch muos er werden gîsel   in Guntheres lant:
  daß hete an im ertwungen   diu küene Sîvrides hant.

  Mit gemeinem râte   sô ließen si den strît.                        217
  dürkel vil der helme   und der schilte wît
  si leiten von den handen:   swaß sô man der vant,
  die truogen bluotes varwe   von der Burgunden hant.

  Si viengen, swen si wolden:   des heten si gewalt.               A.218
  Gêrnôt und Hagene,   die recken vil balt,
  die wunden hießen bâren:   si vuorten mit in dan
  gevangen zuo dem Rîne   fünf hundert wætlîcher man.

  Die siglôsen recken   ze Tenemarken riten.                         219
  done heten ouch die Sahsen   sô hôhe niht gestriten,
  daß man in lobes jæhe:   daß was den helden leit.
  dô wurden ouch die veigen   von vriunden sêre gekleit.

  Si hießen ir gewæfen   soumen an den Rîn.                          220
  eß hete wol geworben   mit den helden sîn
  Sîvrit der starke   der hete eß guot getân,
  des im jehen muosen   alle Guntheres man.

  Gegen Wormeß sande   der hêrre Gêrnôt:                           A.221
  heim ze sînem lande   den vriunden er enbôt,
  wie gelungen wære   im und sînen man:
  eß heten die vil küenen   wol nâch êren getân.

  Die garzûne liefen,   von den wart eß geseit.                      222
  dâ vreuten sich von liebe,   die ê heten leit,
  dirre lieben mære,   diu in dâ wâren komen.
  dâ wart von edelen vrouwen   michel vrâgen vernomen,

  Wie gelungen wære   des rîchen küneges man.                      A.223
  man hieß der boten einen   vür Kriemhilde gân.
  daß geschach vil tougen,   jan torstes überlût:
  wan si hete dar under   ein vil liebeß herzen trût.

  Dô si den boten komende   zir kemenâte sach,                       224
  Kriemhilt diu schœne   vil güetlîchen sprach:
  ‚nu sag an liebiu mære:   jâ gib ich dir mîn golt;
  tuostuß âne triegen,   ich wil dir immer wesen holt.

  ‚Wie schiet ûß dem strîte   mîn bruoder Gêrnôt                   A.225
  und ander mîne vriunde?   ist uns iht maneger tôt?
  oder wer tet daß beste?   daß soltu mir sagen.‘
  dô sprach der bote biderbe:   ‚wir heten ninder einen zagen.

  ‚Ze vorderst in dem strîte   reit niemen alsô wol,                 226
  vil edeliu küneginne,   sît ich iuß sagen sol,
  sô der gast vil edele   ûßer Niderlant:
  dâ worhte michel wunder   des küenen Sîvrides hant.

  ‚Swaß die recken alle   in strîte hân getân,                     A.227
  Dancwart und Hagene   und ander sküneges man,
  swaß iemen streit nâch êren,   daß was gar ein wint
  wan aleine Sîvrit,   des künic Sigmundes kint.

  ‚Si vrumten in dem sturme   der helde vil derslagen:             A.228
  doch möhte iu ditze wunder   niemen vol gesagen,
  was dâ worhte Sîvrit,   swenne er ze strîte reit.
  den vrouwen an ir mâgen   tet er diu grœßlîchen leit.

  ‚Ouch muoste dâ belîben   vil maneger vrouwen trût.                229
  sîne slege man hôrte   ûf helmen alsô lût,
  daß si von wunden brâhten   daß vließende bluot:
  er ist an allen tugenden   ein rîter küene unde guot.

  ‚Dô hêt ouch vil begangen   von Metzen Ortwîn:                   A.230
  swaß er ir mohte erlangen   mit dem swerte sîn,
  die muosen wunt belîben   oder meistec tôt.
  dâ tet iuwer bruoder   die aller grœßisten nôt,

  ‚Diu immer in den stürmen   kunde sîn geschehen:                 A.231
  man muoß der wârheite   dem ûß derwelten jehen.
  die stolzen Burgunden   habent sô gevarn,
  daß si vor allen schanden   ir êre kunden bewarn.

  ‚Man sach dâ von ir handen   vil manegen satel blôß,             A.232
  dâ von liehten swerten   daß velt sô lûte erdôß.
  die recken von dem Rîne   die habent sô geriten,
  daß eß ir vîenden   wære beßßer vermiten.

  ‚Die küenen Tronejære   die vrumten grôßiu leit,                 A.233
  dô mit volkes kreften   daß her ze samne reit.
  dâ vrumte manegen tôten   des küenen Hagnen hant,
  des vil ze sagene wære   her in Burgunden lant.

  ‚Sindolt und Hûnolt,   die Gêrnôtes man,                         A.234
  und Rûmolt der küene   die hânt sô vil getân,
  daß eß Liudgêre   mag immer wesen leit,
  daß er den mînen hêrren   het ze Rîne widerseit.

  ‚Strît den aller hœhsten,   der inder dâ geschach                  235
  ze jungest und zem êrsten,   den iemen dâ gesach,
  den tet vil degenlîchen   diu Sîvrides hant.
  er bringet rîche gîsele   her in Guntheres lant.

  ‚Die twanc mit sînen ellen   der wætlîche man;                     236
  des ouch der künic Liudegast   muoß den schaden hân
  und ouch von Sahsen landen   sîn bruoder Liudgêr.
  nu hœret mîniu mære,   edel küneginne hêr.

  ‚Si hât gevangen beide   diu Sîvrides hant.                        237
  nie sô manegen gîsel   man brâhte in ditze lant,
  sô von sînen schulden   nu kumt an den Rîn.‘
  ir enkunden disiu mære   nimmer lieber gesîn.

  ‚Man bringet der gesunden   fünf hundert oder baß                A.238
  und der verchwunden,   wißßet, vrouwe, daß,
  wol ahzec rôte bâre   her in unser lant,
  die meistec hat verhouwen   des küenen Sîvrides hant.

  ‚Die durch übermüete   widerseiten an den Rîn,                   A.239
  die müeßen nu gevangen   die Guntheres sîn.
  die bringet man mit vreuden   her in ditze lant.‘
  do erblüete ir liehte varwe,   dô si diu mære rehte ervant.

  Ir schœneß antlütze   daß wart rôsenrôt,                         A.240
  dô mit lîbe was gescheiden   ûß sô grôßer nôt
  Sîvrit der junge,   der wætlîche man.
  si vreute ouch sich ir vriunde:   daß was von schulden getân.

  Dô sprach diu minneclîche:   ‚du hâst mir wol geseit.              241
  du solt hân dar umbe   ze miete rîchiu kleit,
  und zehen marc von golde   die heiß ich dir tragen.‘
  des mac man solhiu mære   rîchen vrouwen gerne sagen.

  Man gab im sîne miete,   daß golt und ouch diu kleit.              242
  dô gie an diu venster   vil manec schœniu meit:
  si warten ûf die strâße:   rîten man dô vant
  vil der hôch gemuoten   in der Burgunden lant.

  Dâ kômen die gesunden,   die wunden tâten sam;                     243
  si mohten grüeßen hœren   von vriunden âne scham.
  der wirt gên sînen gesten   vil vrœlîchen reit:
  mit vreuden was verendet   sîn vil grœßlîcheß leit.

  Do enphie er wol die sîne,   die vremden tet er sam,               244
  wan dem rîchen künege   anders niht enzam
  wan danken güetlîche   den, die im wâren komen,
  daß si den sic nâch êren   in sturme hêten genomen.

  Gunther bat im mære   von sînen vriunden sagen,                    245
  wer im an der reise   ze tôde wær erslagen:
  dô het er vlorn niemen   niuwan sehzec man.
  verklagen man die muose,   sô sît vil helde sint getân.

  Die gesunden brâhten   zerhouwen manegen rant                      246
  und helme vil verschrôten   in Guntheres lant.
  daß volk erbeißte nidere   vür des küneges sal;
  ze liebem antphange   man hôrte vrœlîchen schal.

  Dô hieß man herbergen   die recken in die stat.                    247
  der künic sîner geste   vil schône phlegen bat;
  er hieß der wunden hüeten   und schaffen guot gemach.
  wol man sîne tugende   an sînen vîenden sach.

  Er sprach zuo Liudegêre:   ‚nu sît mir willekomen!                 248
  ich hân von iuwern schulden   schaden vil genomen:
  der wirt mir nu gebüeßet,   ob ich gelücke hân.
  Got lône mînen vriunden:   si hânt mir liebe getân.‘

  ‚Ir muget in gerne danken,‘   sprach dô Liudgêr,                   249
  alsô hôher gîsel   gewan nie künic mêr.
  umbe schœne huote   wir bieten michel guot,
  daß ir genædeclîche   an mir und mînen vriunden tuot.‘

  ‚Ich wil iuch beide lâßen,‘   sprach er, ‚ledec gên;               250
  daß mîne vîende   hie bî mir bestên,
  des wil ich haben bürgen,   daß si mîniu lant
  iht rûmen âne hulde.‘   des sichert dô ir beider hant.

  Man brâhte si ze ruowe   und schuof in ir gemach.                A.251
  den wunden man gebettet   vil güetlîchen sach;
  man schancte den gesunden   met und guoten wîn:
  dô kunde daß gesinde   nimmer vrœlîcher sîn.

  Ir zerhouwen schilde   man behalten truoc.                       A.252
  vil bluoteger setele,   der was dâ genuoc:
  die hieß man verbergen,   daß weinten niht diu wîp.
  dâ kom vil hermüede   maneges guoten rîters lîp.

  Der künec phlac sîner geste   vil grœßlîche wol.                 A.253
  der vremden und der kunden   diu lant wâren vol.
  er bat der sêre wunden   vil güetlîchen phlegen.
  dô was ir übermüeten   vil harte ringe gelegen.

  Die erzenîe kunden,   den bôt man rîchen solt,                   A.254
  silber âne wâge,   dar zuo daß liehte golt,
  daß si die helde nerten   nâch des strîtes nôt;
  dar zuo der künec den gesten   gâbe grœßlîchen bôt.

  Die wider heim ze hûse   heten reise muot,                       A.255
  die bat man noch belîben,   sô man vriunden tuot.
  der künic gie ze râte,   wie er lônde sînen man:
  si heten sînen willen   nâch grôßen êren getân.

  Dô sprach der hêrre Gêrnôt:   ‚man sol si rîten lân:             A.256
  über sehs wochen   sî in daß kunt getân,
  daß si kumen widere   zeiner hôhgezît;
  so ist maneger geheilet,   der nu vil sêre wunder lît.‘

  Dô gerte ouch urloubes   Sîvrit von Niderlant.                     257
  dô der künic Gunther   den willen sîn ervant,
  er bat in minneclîchen   noch bî im bestân.
  niuwan durch sîn swester,   sône wæreß niht getân.

  Dar zuo was er ze rîche,   daß er iht næme solt;                   258
  er heteß wol verdienet.   der künic was im holt;
  sam wâren sîne mâgen,   die heten daß gesehen,
  waß von sînen handen   in dem strîte was geschehen.

  Durch der schœnen willen   gedâhte er noch bestân,                 259
  ob er si sehen möhte.   sît wart eß getân:
  wol nâch sînem willen   wart im diu maget bekant.
  sît reit er vrœlîche   heim in sînes vater lant.

  Der wirt hieß zallen zîten   rîterschefte phlegen:               A.260
  daß tet vil willeclîchen   dô manec junger degen.
  die wîle hieß er sidelen   vor Wormeß an den sant
  den, die im komen solden   in der Burgunden lant.

  In den selben zîten,   dô si nu solden komen,                    A.261
  dô hete diu schœne Kriemhilt   diu mære wol vernomen,
  er wolde hôhgezîte   durch liebe vriunde hân.
  dô wart vil michel vlîßen   von schœnen vrouwen getân

  Mit wæte und mit gebende,   daß si dâ solten tragen.             A.262
  Uote diu vil rîche   diu mære hôrte sagen
  von den stolzen recken,   die dâ solden komen:
  dô wart ûß der valde   vil rîcher kleider genomen.

  Durch ir kinde liebe   hieß si bereiten kleit;                   A.263
  dâ mite wart gezieret   vil vroun und manec meit
  und vil der jungen recken   ûß Burgunden lant.
  si hieß ouch vil der vremden   brüeven hêrlîch gewant.



Âventiure

wie Sîvrit Kriemhilt êrste gesach.


  Man sach si tegelîchen   nu rîten an den Rîn,                  III.264
  die zer hôhgezîte   gerne wolden sîn.
  die durch der künege liebe   kômen in daß lant,
  den bôt man sumelîchen   beidiu ros und gewant.

  In was ir gesidele   allen wol bereit,                             265
  den hôhsten und den besten,   als uns daß ist geseit,
  zwein und drîßec vürsten,   dâ zer hôhgezît:
  dâ zierten sich engegene   alle vrouwen wider strît.

  Eß was dâ vil unmüeßec   Gîselher daß kint.                        266
  die geste mit den kunden   vil güetlîchen sint
  die enphieng er und Gêrnôt   und ouch ir beider man:
  jâ gruoßten si die degene,   als eß nâch êren was getân.

  Vil goltrôter setele   si vuorten in daß lant,                     267
  zierlîche schilde   und êrlîch gewant
  brâhten si ze Rîne   zuo der hôhgezît.
  manegen ungesunden   sach man vrœlîchen sît.

  Die in den betten lâgen   und heten wunden nôt,                    268
  die muosen des vergeßßen,   wie herte was der tôt.
  die siechen ungesunden   muosen si verklagen:
  si vreuten sich der mære   gên der hôhgezîte tagen,

  Wie si leben wolden   dâ ze der wirtschaft.                      A.269
  wünne âne mâße,   mit vreuden überkraft
  heten al die liute,   swaß man ir dâ vant:
  des huop sich michel wünne   über al daß Guntheres lant.

  An einem phingestmorgen   sach man vür gân                         270
  gekleidet wünneclîche   vil manegen küenen man,
  fünf tûsent oder mêre,   dâ zer hôhgezît.
  sich huob diu kurzewîle   an manegen enden wider strît.

  Der wirt der hete die sinne,   im was daß wol erkant,              271
  wie rehte herzenlîche   der helt von Niderlant
  sîne swester trûte,   die er noch nie gesach,
  der man sô grôßer schœne   vor allen juncvrouwen jach.

  Er sprach: ‚nu râtet alle,   mâge und mîne man,                     C.
  wie wir die hôhgezîte   sô lobelîche hân,
  daß man uns drumbe iht schelte   her nâch dirre zît;
  ein ieslîch lop vil stæte   ze jungest an den werken lît.‘

  Dô sprach zuo dem künege   der degen Ortwîn:                       272
  ‚welt ir mit vollen êren   ze der hôhzîte sîn,
  sô sult ir lâßen schouwen   diu wünneclîchen kint,
  die mit sô grôßen êren   hie zen Burgunden sint.

  ‚Waß wære mannes wünne,   wes vreute sich sîn lîp,                 273
  eß entæten schœne meide   und hêrlîchiu wîp?
  lâßet iuwer swester   vür iuwer geste gân!‘
  der rât was ze liebe   manegem helde getân.

  ‚Des wil ich gerne volgen,‘   sprach der künic dô.                 274
  alle, dieß ervunden,   wârens harte vrô.
  ernbôt eß vroun Uoten   und ir tohter wolgetân,
  daß si mit ir megeden   hin ze hove solde gân.

  Dô wart ûß den schrînen   gesuochet guot gewant,                   275
  swaß man in der valde   der guoten wæte vant,
  die bouge mit den borten;   des was in vil bereit.
  sich zierte minneclîche   vil manec wætlîchiu meit.

  Vil manec recke tumber   des tages hete muot,                      276
  daß er an ze sehene   den vrouwen wære guot,
  daß er dâ vür niht næme   eins rîchen küneges lant.
  si sâhen die vil gerne,   die si heten nie bekant.

  Dô hieß der künic rîche   mit sîner swester gân,                   277
  die ir dienen solden,   hundert sîner man,
  ir und sîner muoter:   die truogen swert enhant.
  daß was daß hofgesinde   in der Burgunden lant.

  Uoten die vil rîchen   sach man mit ir komen.                      278
  diu hete schœner vrouwen   geselleclîch genomen
  hundert oder mêre:   die truogen rîchiu kleit.
  ouch gie dâ nâch ir tohter   vil manec wætlîchiu meit.

  Von einer kemenâten   sach man si alle gân:                        279
  dô wart vil michel dringen   von helden dar getân,
  die des gedinge hêten,   ob kunde daß geschehen,
  daß si die maget edele   solden vrœlîche sehen.

  Nu gie diu minneclîche,   alsô der morgen rôt                      280
  tuot ûß trüeben wolken.   dô schiet von maneger nôt,
  der si da truoc in herzen   und lange hete getân.
  er sach die minneclîchen   nu vil hêrlîchen stân.

  Jâ lûhte ir von ir wæte   vil manec edel stein:                    281
  ir rôsenrôtiu varwe   vil minneclîchen schein.
  ob ieman wünschen solde,   der kunde niht gejehen,
  daß er ze dirre werlde   hete iht schœners gesehen.

  Sam der liehte mâne   vor den sternen stât,                        282
  des schîn sô lûterlîche   ab den wolken gât,
  dem stuont si nu gelîche   vor andern vrouwen guot.
  des wart dâ wol gehœhet   den zieren helden der muot.

  Die rîchen kamerære   sach man vor ir gân.                         283
  die hôch gemuoten degene   wolden des niht lân,
  sin drungen, dâ si sâhen   die minneclîchen meit.
  Sîvride dem hêrren   wart beide lieb unde leit.

  Er dâhte in sînem muote:   ‚wie kunde daß ergân,                   284
  daß ich dich minnen solde?   daß ist ein tumber wân;
  sol aber ich dich vremden,   sô wære ich samfter tôt.‘
  er wart von gedanken   dicke bleich unde rôt.

  Dô stuont sô minneclîche   daß Siglinde kint,                      285
  sam er entworfen wære   an ein permint
  von guotes meisters listen,   sô man im verjach,
  daß man helt neheinen   nie sô schœnen gesach.

  Die mit der vrouwen giengen,   die hießen von den wegen            286
  wîchen allenthalben:   daß leiste manec degen.
  diu hôch tragenden herzen   vreuten manegen lîp;
  man sach in grôßen zühten   vil manec hêrlîcheß wîp.

  Dô sprach von Burgunden   der hêrre Gêrnôt:                        287
  ‚der iu sînen dienest   sô güetlîchen bôt,
  Gunther, lieber bruoder,   dem sult ir tuon alsam
  vor allen disen recken:   des râts ich nimmer mich gescham.

  ‚Ir heißet Sîvriden   zuo mîner swester kumen,                     288
  daß in diu maget grüeße;   des habe wir immer vrumen:
  diu nie gegruoßte recken,   diu sol in grüeßen phlegen;
  dâ mite wir hân gewunnen   den vil zierlîchen degen.‘

  Dô giengen swirtes mâgen,   dâ man den helt vant.                  289
  si sprâchen zuo dem recken   ûßer Niderlant:
  ‚iu hât der künec erloubet,   ir sult ze hove gân,
  sîn swester sol iuch grüeßen:   daß ist iu zêren getân.‘

  Der hêrre in sînem muote   was des vil gemeit.                     290
  dô truoc er in dem herzen   lieb âne leit,
  daß er sehen solde   der schœnen Uoten kint.
  mit minneclîchen tugenden   si gruoßte Sîvriden sint.

  Dô si den hôch gemuoten   vor ir stênde sach,                      291
  do erzunde sich ir varwe;   diu schœne meit sprach:
  ‚sît willekomen, er Sîvrit,   ein edel rîter guot.‘
  dô wart im von dem gruoße   wol gehœhet der muot.

  Er neig ir minneclîchen,   genâde er ir bôt.                       292
  si twanc gên ein ander   der seneden minne nôt;
  mit lieben ougen blicken   ein ander sâhen an
  der hêrre und ouch diu vrouwe:   daß wart vil tougen getân.

  Wart dâ vriuntlîche   getriutet (ir vil) wîßiu hant                293
  von herzen lieber minne,   daß ist mir niht bekant.
  doch wil ich niht gelouben,   daß eß wurde lân:
  zwei minne gerndiu herze   heten anders missetân.

  Bî der sumerzîte   und gên des meijen tagen                        294
  dorft er niht mêre   in sîme herze tragen
  sô vil hôher vreude,   sô er dâ gewan,
  dô im diu gie an hende,   die er ze trûte gerte hân.

  Dô dâhte manec recke:   ‚hei, wær mir sam geschehen,               295
  daß ich ir gienge nebene,   als ich in hân gesehen,
  oder bî ze ligene!   daß ließe ich âne haß!‘
  eß gediende noch nie recke   nâch einer küneginne baß.

  Von swelher künege lande   die geste kômen dar,                    296
  die nâmen al gelîche   niuwan ir zweier war.
  ir wart erloubet küssen   den wætlîchen man:
  im wart ze dirre werlde   nie sô liebe getân.

  Der künec von Tenemarke   sprach dô sâ zestunt:                    297
  ‚des vil hôhen gruoßes   lît vil maneger wunt,
  des ich dâ wol enphinde,   von Sîvrides hant:
  Got lâße in nimmer mêre   ze Tenemarke in daß lant!‘

  Man hieß dô allenthalben   wîchen von den wegen                    298
  der schœnen Kriemhilde;   manegen küenen degen
  sach man zühteclîche   ze kirche mit ir gân.
  sît wart von ir gescheiden   der vil wætlîche man.

  Dô gie si zuo dem münster,   ir volgete manec wîp.                 299
  dâ was ouch wol gezieret   der küneginne lîp,
  daß dô hôher wünsche   maneger wart verlorn.
  si was ze ougen weide   manegem recken erkorn.

  Vil kûme erbeite Sîvrit,   daß man dâ gesanc.                      300
  er mohte sînen sælden   immer sagen danc,
  daß im diu was sô wæge,   die er in herzen truoc:
  ouch was er der schœnen   holt von schulden genuoc.

  Dô si kom ûz dem münster,   als er hete ê getân,                   301
  man sach in vriuntlîche   zuo Kriemhilde gân.
  alrêst begunde im danken   diu minneclîche meit,
  daß er vor den recken   sô rehte wîclîchen streit.

  ‚Nu lôn iu Got, er Sîvrit,‘   sprach daß schœne kint,              302
  ‚daß ir daß habt verdienet,   daß iu die recken sint
  sô holt in guoten triuwen,   sô ich si hœre jehen.‘
  do begunde er minneclîche   an vroun Kriemhilde sehen.

  ‚Ich sol in immer dienen‘,   sprach Sîvrit der degen,              303
  ‚und enwil mîn houbet   nimmer ê gelegen,
  ich enwerbe nâch ir willen,   sol ich mîn leben hân.
  daß muoß iu sîn ze dienste,   mîn vrou Kriemhilt, getân.‘

  Inre tage zwelven,   der tage al ieslîch,                          304
  sach man bî dem degene   die maget lobelîch,
  sô si ze hove solde   vor ir vriunden gân.
  der dienst wart dem recken   durch grôße liebe getân.

  Vreude unde wünne   und michelen schal                             305
  sach man tegelîche   vor Guntheres sal,
  dar ûße und ouch dar inne   von manegem küenen man.
  Ortwîn und Hagene   vil grôßer wunder began.

  Swes iemen phlegen solde,   des wâren si bereit                    306
  mit volleclîcher mâße,   die helde vil gemeit.
  des wurden von den gesten   die recken wol bekant;
  dâ von sô was gezieret   alleß Guntheres lant.

  Die ê dâ wunde lâgen,   die sach man vüre gân:                     307
  si wolden kurzewîle   mit dem gesinde hân,
  schirmen mit den schilden   und schießen manegen schaft.
  des hulfen in genuoge;   si heten michele kraft.

  In der hôhzîte   der wirt hieß ir phlegen                          308
  mit der besten spîse.   er hete sich bewegen
  aller slahte schande,   die ie künec gewan.
  man sach in vriuntlîche   zuo den sînen gesten gân.

  Er sprach: ‚ir guoten recken,   ê daß ir scheidet hin,             309
  sô nemet ir mîne gâbe:   alsô stêt mîn sin,
  daß ichß immer diene;   versmâhe iu niht mîn guot:
  daß wil ich mit iu teilen:   des hân ich willigen muot.‘

  Die von Tenemarken   sprâchen sâ zehant:                           310
  ‚ê daß wir wider rîten   heim in unser lant,
  wir gern stæter suone:   des ist uns recken nôt:
  wir hân von iuwern degenen   manegen lieben vriunt tôt.‘

  Liudegast geheilet   sîner wunden was:                             311
  der vogt von den Sahsen   nâch strîte wol genas.
  etelîche tôten   si ließen dâ ze lant.
  dô gie der künic Gunther,   dâ er Sîvriden vant.

  Er sprach zuo dem recken:   ‚nu rât, wie ich tuo.                  312
  unser geste wellent   rîten morgen vruo
  und gerent stæter suone   an mich und mîne man:
  nu râtâ, degen küene,   waß dich des dünke guot getân.

  ‚Waß mir die hêrren bieten,   daß wil ich dir sagen:               313
  swaß vünf hundert mære   goldes mügen tragen,
  daß gebent si mir gerne,   wil ich si ledic lân.‘
  dô sprach Sîvrit:   ‚daß wær übele getân.

  ‚Ir sult si ledeclîchen   hinnen lâßen varn:                       314
  und daß die recken edele   vürbaß bewarn
  vîentlîcheß rîten   her in iuwer lant,
  des lât iu sicherheit   geben beider hêrren hant.‘

  ‚Des râtes wil ich volgen.‘   dâ mite si giengen dan.              315
  den sînen widerwinnen   wart daß kunt getân,
  ir goldes gerte niemen,   daß si dâ büten ê.
  dâ heime ir lieben vriunden   was nâch den hermüeden wê.

  Manegen schilt vollen   man dar schatzes truoc;                    316
  er teilt es âne wâge   den vriunden genuoc,
  bî vünf hundert marken   und eteslîchen baß.
  Gêrnôt der vil küene   der riet Gunthere daß.

  Urloup si dô nâmen,   alsô si wolden dan.                          317
  dô sach man die geste   vür Kriemhilde gân
  und ouch, dâ vrou Uote   diu küneginne saß.
  eß enwart nie degenen   mêre geurloubet baß.

  Herberge wurden lære,   dô si dannen riten.                        318
  doch bestuont dâ heime   mit hêrlîchen siten
  der künic mit den sînen   und manec edel man:
  die sach man tegelîche   vür vroun Kriemhilde gân.

  Urloup nemen wolde ouch   Sîvrit ein helt guot:                    319
  er wânde niht erwerben,   des er hete muot.
  der künic sagen hôrte,   daß er wolde dan:
  Gîselher der junge   in von der reise gewan.

  ‚War woldet ir nu rîten,   edel Sîvrit?                            320
  belîbet bî den recken,   tuot, des ich iuch bit,
  bî Gunther dem künege   und bî sînen man.
  hie sint vil schœne vrouwen,   die man iuch sol sehen lân.‘

  Dô sprach der starke Sîvrit:   ‚sô lât diu ros stân.               321
  ich wolde hinne rîten;   des wil ich abe gân;
  und traget hin die schilde.   jâ wolde ich in mîn lant:
  des hât mich her Gîselher   mit grôßen triuwen erwant.‘

  Sus beleip der küene   durch vriunde liebe dâ.                     322
  jâ wær er in den landen   niender anderswâ
  gewesen alse sanfte:   dâ von daß geschach,
  daß er nu tegelîche   die schœnen Kriemhilde sach.

  Durch ir unmâßen schœne   der hêrre dâ beleip.                   A.323
  mit maneger kurzwîle   man nu die zît vertreip;
  wan daß in twanc ir minne:   diu gab im dicke nôt;
  dar umbe sît der küene   lac vil jæmerlîchen tôt.



Âventiure

wie Gunther gên Isenlande nâch Prünhilt vuor.


  Iteniuwiu mære   sich huoben über Rîn:                           A.324
  man seite, daß dâ wære   manec magedîn.
  der dâhte im eine werben   des künic Gunthers muot.
  daß dûhte sîne recken   und die hêrren alle guot.

  Eß was ein küneginne   geseßßen über sê,                        IV.325
  ir gelîche   was deheiniu mê.
  si was unmâßen schœne,   vil michel was ir kraft;
  si schôß mit snellen degenen   umbe minne den schaft.

  Den stein warf si verre,   dar nâch si wîten spranc.               326
  swer ir minne gerte,   der muose âne wank
  driu spil an gewinnen   der vrouwen wol geborn:
  gebrast im an eime,   er het daß houbet verlorn.

  Des het diu juncvrouwe   unmâßen vil getân,                      A.327
  do gevriesch eß bî dem Rîne   ein rîter wol getân.
  der wande sîne sinne   an daß schœne wîp;
  des muosen vil helde   sît verliesen den lîp.

  Dô si eines tages sâßen,   der künec und sîne man,                  C.
  manegen ende si eß mâßen   beidiu wider unde dan,
  welhe ir hêrre möhte   zeinem wîbe nemen,
  diu im ze vrouwen töhte   und ouch dem lande möhte zemen.

  Dô sprach der vogt von Rîne:   ‚ich wil an den sê                  328
  hin zuo Prünhilde,   swie eß mir ergê.
  ich wil umbe ir minne   wâgen den lîp:
  den wil ich verliesen,   sine werde mîn wîp.‘

  ‚Daß wil ich widerrâten,‘   sprach dô Sîvrit.                    A.329
  ‚jâ hât diu küneginne   sô vreislîchen sit,
  swer ir minne wirbet,   daß eß im hôhe stât.
  des muget ir der reise   haben wærlîchen rât.‘

  Dô sprach der künic Gunther:   ‚nie geborn wart ein wîp             C.
  sô stark und ouch sô küene,   ine wolde wol ir lîp
  in strîte betwingen   mit mîn selbes hant.‘
  ‚swîget,‘ sprach dô Sîvrit,   ‚iu ist ir ellen unbekant.

  ‚Und wæren iuwer viere,   dine kunden niht genesen                  C.
  von ir vil grimmen zorne:   ir lât den willen wesen,
  daß rât ich iu mit triuwen;   welt ir niht ligen tôt,
  sone lât iuch nâch ir minne   niht ze sêre wesen nôt.‘

  ‚Nu sî swie stark si welle,   ine lâße der reise niht               C.
  hin ze Prünhilde,   swaß halt mir geschiht.
  durch ir unmâßen schœne   muoß eß gewâget sîn:
  waß, ob mir Got gevüeget,   daß si mir volget an den Rîn?‘

  ‚Sô wil ich iu daß râten,‘   sprach dô Hagene,                   A.330
  ‚ir bitet Sîvride   mit iu ze tragene
  die vil starken sorge:   daß ist nu mîn rât,
  sît im daß ist sô kündec,   wieß umbe Prünhilde stât.‘

  Er sprach: ‚wiltu mir helfen,   vil edel Sîvrit,                   331
  die minneclîchen werben?   tuo, des ich dich bit.
  und wirt mir ze trûte   daß hêrlîche wîp,
  ich wil durch dînen willen   wâgen êre unde lîp.‘

  Des antwurte Sîvrit,   Sigmundes sun:                              332
  ‚gîstu mir dîn swester,   sô wil ich eß tuon,
  die schœnen Kriemhilde,   ein küneginne hêr:
  sô gere ich niht lônes   nâch mînen arbeiten mêr.‘

  ‚Daß lobe ich,‘ sprach Gunther,   ‚Sîvrit, an dîne hant.           333
  und kumet diu schœne Prünhilt   her in ditze lant,
  sô wil ich dir ze wîbe   mîne swester geben:
  sô mahtu mit ir   immer vrœlîchen leben.‘

  Des swuoren si dô eide,   die recken vil hêr.                      334
  des wart ir arbeite   verre dester mêr,
  ê si die wolgetânen   brâhten an den Rîn:
  des muosen die küenen   sît in grôßen nœten sîn.

  Von wilden getwergen   hân ich gehœret sagen,                       C.
  si sîn in holen bergen   und (daß si) ze scherme tragen
  eineß, heißet tarnkappen,   von wunderlîcher art:
  swerß hât an sîme lîbe,   der sol vil gar wol sîn bewart

  Vor slegen und vor stichen;   in müge ouch niemen sehen,            C.
  swenne er sî dar inne;   beide hœren unde spehen
  mag er nâch sînem willen,   daß in doch niemen siht;
  er sî ouch verre sterker,   als uns diu âventiure giht.

  Sîvrit muose vüeren   die kappen mit im dan,                       335
  die der helt küene   mit sorge gewan
  ab eime getwerge,   daß hieß Albrîch.
  sich garten zuo der verte   die recken küene unde rîch.

  Alsô der starke Sîvrit   die tarnkappen truoc,                   A.336
  sô hete er dar inne   krefte genuoc,
  zwelf manne sterke,   als uns ist geseit.
  er gewan mit grôßen listen   die vil hêrlîchen meit.

  Ouch was diu tarnhût   alsô getân,                               A.337
  daß dar inne worhte   ein ieslîcher man,
  swaß er selbe wolde,   daß in niemen sach.
  dâ mit gewan er Prünhilt;   dâ von im leide geschach.

  ‚Du solt mir sagen, Sîvrit,   ê unser vart ergê,                 A.338
  wie wir mit vollen êren   komen an den sê?
  suln wir rîter vüeren   in Prünhilde lant?
  drîßec tûsent degene,   die werdent schiere besant.‘

  ‚Swie vil wir volkes vüeren,‘   sprach aber Sîvrit,                 B.
  ‚eß phligt diu küneginne   sô vreislîcher sit,
  die müesen doch ersterben   von ir übermuot.
  ich wil iuch baß bewîsen,   degen küene unde guot.

  ‚Wir suln in recken wîse   varn ze tal den Rîn.                     B.
  die wil ich iu nennen,   die daß sulen sîn:
  zuo uns zwein noch zwêne   unde niemen mê;
  so erwerben wir die vrouwen,   swie eß uns dar nâch ergê.

  ‚Der gesellen bin ich einer,   der ander soltu wesen,            A.339
  der drite daß sî Hagene:   wir suln wol genesen;
  der vierte daß sî Dancwart,   der vil küene man.
  uns geturren ander tûsent   mit strîte nimmer bestân.‘

  ‚Diu mære wesse ich gerne,‘   sprach der künic dô,               A.340
  ‚ê wir hinnen vüeren,   des wære ich harte vrô,
  waß wir kleider solden   vor Prünhilde tragen,
  diu uns dâ wol zæmen:   Sîvrit, daß soltu mir sagen.‘

  ‚Wât die aller beste,   die man ie bevant,                       A.341
  treit man zallen zîten   in Prünhilde lant:
  des suln wir rîche kleider   vor der vrouwen tragen,
  daß wirs iht haben schande,   sô man diu mære hœre sagen.‘

  Dô sprach der degen guoter:   ‚sô wil ich selbe gân                 B.
  ze mîner lieben muoter,   ob ich erwerben kan,
  daß uns ir schœnen meide   helfen brüeven kleit,
  diu wir tragen mit êren   vür die hêrlîchen meit.‘

  Dô sprach von Troneje Hagene   mit hêrlîchen siten:                 B.
  ‚zwiu welt ir iuwer muoter   sölher dienste biten?
  lât iuwer swester hœren,   wes ir habet muot:
  si ist sô kunstrîche,   daß diu kleider werdent guot.‘

  Do enbôt er sîner swester,   daß er se wolde sehen               A.342
  und ouch der degen Sîvrit.   ê daß was geschehen,
  dô hete sich diu schœne   ze lobe wol gekleit.
  daß die hêrren kômen,   daß was ir mæßlîchen leit.

  Nu was ouch ir gesinde   geziert, als im gezam.                  A.343
  die vürsten kômen beide:   dô si daß vernam,
  dô stuont si von dem sedele:   mit zühten si dô gie,
  dâ si den gast vil edele   und ouch ir bruoder enphie.

  ‚Sî willekomen, mîn bruoder   und der geselle sîn.               A.344
  diu mære ich weste gerne,‘   sprach daß meidîn,
  ‚waß ir hêrren woldet,   sît ir ze hove gât.
  lât ir mich hœren,   wieß iu edelen recken stât.‘

  Dô sprach der künic Gunther:   ‚vrouwe, ich wilß iu sagen.       A.345
  wir müeßen michel sorge   bî hôhme muote tragen;
  wir wellen hübschen rîten   verre in vremdiu lant:
  wir solden zuo der reise   haben zierlîch gewant.‘

  ‚Nu sitzet, lieber bruoder,‘   sprach daß küneges kint.          A.346
  ‚lât mich rehte hœren,   wer die vrouwen sint,
  der ir gert ze minne   in ander künege lant.‘
  die ûßerwelten beide   nam diu vrouwe bî der hant.

  Si gie mit den degenen,   dâ si ê dâ saß                         A.347
  ûf matraze rîche,   ich wil wißßen daß,
  geworht mit guoten bilden,   mit golde wol erhaben.
  si mohten bî der vrouwen   guote kurzwîle haben.

  Vriuntlîche blicke   und güetlîchen sehen,                       A.348
  daß mohte von in beiden   harte vil geschehen.
  er truoc si in dem herzen,   si was im sô der lîp.
  er erwarp mit starkem dienste,   daß si sider wart sîn wîp.

  Dô sprach der künic rîche:   ‚vil liebiu swester mîn,               B.
  âne dîne helfe   kunde eß niht gesîn.
  wir wellen kurzwîlen   in Prünhilde lant:
  da bedorften wir ze tragene   vor vrouwen hêrlîch gewant.‘

  Dô sprach diu küneginne:   ‚vil lieber bruoder mîn,                 B.
  swaß der mînen helfe   dar an kan gesîn,
  des bringe ich iuch wol innen,   daß ich iu bin bereit.
  versagt iu ander iemen,   daß wære Kriemhilde leit.

  ‚Ir sult mich, rîter edele,   niht sorgende biten,                  B.
  ir sult mir gebieten   mit hêrlîchen siten:
  swaß iu von mir gevalle,   des bin ich iu bereit
  und tuon eß willeclîche,‘   sprach diu wünneclîchiu meit.

  ‚Wir wellen, liebiu swester,   tragen guot gewant.                  B.
  daß sol helfen brüeven   iuwer wîßiu hant;
  des vlîßen sich iur megede,   daß eß uns rehte stât,
  wande wir der verte   hân deheiner slahte rât.‘

  Dô sprach diu juncvrouwe:   ‚nu merket, waß ich sage.            A.349
  wir hân selbe sîden;   nu schaffet, daß man trage
  gestein uns ûf den schilden,   sô würken wir diu kleit,
  daß ir si tragt mit êren   vür die hêrlîchen meit.‘

  ‚Wer sint die gesellen,‘   sprach diu künegîn,                   A.350
  ‚die mit iu gekleidet   ze hove sulen sîn?‘
  er sprach: ‚ich selbe vierde.   zwêne mîne man,
  Dancwart und Hagene,   ze hove sulen mit mir gân.

  ‚Nu merket, liebiu swester,   rehte, waß wir sagen:              A.351
  daß wir vier gesellen   ze vier tagen tragen
  ie drîer hande kleider   und alsô guot gewant,
  daß wir âne schande   rûmen Prünhilde lant!‘

  Daß lobte si den recken;   die hêrren schieden dan.              A.352
  dô hieß ir juncvrouwen   drîßec meide gân
  ûß ir kemenâten   Kriemhilt diu künegîn,
  die zuo solhem werke   heten grœßlîchen sin.

  Die Arâbischen sîden   wîß alsô der snê                          A.353
  unde von Zazamanc   der grüenen sô der klê,
  dar în si leiten steine:   des wurden guotiu kleit;
  selbe sneit si Kriemhilt,   diu vil hêrlîche meit.

  Von vremder vische hiuten   bezoc wolgetân,                      A.354
  ze sehene vremd den liuten,   swaß man der gewan,
  die dacten si mit sîden;   golt dar în getragen:
  man mohte michel wunder   von der liehten wæte sagen.

  Von Marroch dem lande   und ouch von Libîân                      A.355
  die aller besten sîden,   die ie mêr gewan
  deheines küneges künne,   der heten si genuoc.
  wol lie daß schînen Kriemhilt,   daß si in holden willen truoc.

  Sît sis zer hovereise   heten sô gegert,                           356
  hermîne vedere   dûhten si unwert;
  phelle dar ûfe lâgen   swarz alsam ein kol,
  daß noch snellen degenen   stüende in hôhzîten wol.

  Ûß Arâbischem golde   vil gesteines schein;                      A.357
  der vrouwen unmuoße   was niht ze klein.
  inre siben wochen   bereiten si diu cleit;
  dô was ouch gewæfen   den guoten recken bereit.

  Dô si bereit wâren,   dô was in ûf dem Rîn                       A.358
  gemachet vlîßeclîchen   ein starkeß schiflîn,
  daß si tragen solde   nider an den sê.
  den edelen juncvrouwen   was von arbeiten wê.

  Dô sagte man den recken,   in wæren nu bereit,                      B.
  diu si dâ vüeren solden,   ir zierlîchen kleit.
  alsô si dâ gerten,   daß was nu getân:
  done wolden si niht langer   bî dem Rîne bestân.

  Nâch den hergesellen   wart bote sâ gesant,                      A.359
  ob si wolden schouwen   niuweß ir gewant,
  ob eß den helden wære   ze kurz oder ze lanc.
  eß was in rehter mâße:   des seiten si den vrouwen danc.

  Vür alle die si kômen,   die muosen in des jehen,                   B.
  daß si zer werlde hêten   beßßers niht gesehen.
  des möhten si se gerne   dâ ze hove tragen:
  von beßßerr recken wæte   kunde niemen niht gesagen.

  Vil michel danken   wart dâ niht verdeit.                        A.360
  dô gerten urloubes   die recken vil gemeit;
  in rîterlîchen zühten   die hêrren tâten daß.
  des wurden liehtiu ougen   von weinen trüebe unde naß.

  Si sprach: ‚vil lieber bruoder,   ir möhtet noch bestân          A.361
  und wurbet ander vrouwen:   daß hieße ich wol getân;
  und dâ iu niht enstünde   en wâge sô der lîp.
  ir muget hie nâhen vinden   ein als hôch geboren wîp.‘

  Ich wæne, in sagt daß herze,   daß in dâ von geschach.           A.362
  si weinten al gelîche,   swaß ieman gesprach.
  ir golt in vor den brüsten   wart vor trähen sal:
  die vielen in genôte   von den ougen ze tal.

  Si sprach: ‚hêrre Sîvrit,   lât iu bevolhen sîn                  A.363
  ûf triuwe und ûf genâde   den lieben bruoder mîn,
  daß im iht werre   in Prünhilde lant.‘
  daß lobte ir der küene   mit guotem willen an die hant.

  Dô sprach der degen rîche:   ‚ob mir mîn lîp bestât,             A.364
  sô sult ir aller sorge,   vrouwe, haben rât:
  ich bringen iu gesunden   her wider an den Rîn.
  daß habt ûf mîme lîbe.‘   im neic daß schœne magedîn.

  Ir goltvarwen schilde   man truoc in ûf den sant                   365
  und brâht in zuo dem schiffe   alleß ir gewant.
  ir ros hieß man in ziehen:   si wolden varn dan.
  dô wart von schœnen vrouwen   vil michel weinen getân.

  Dô stuonden in diu venster   diu minneclîchen kint.                366
  ir schif mit dem segele   ruorte ein hôher wint.
  die stolzen hergesellen   sâßen ûf den Rîn;
  dô sprach der künic Gunther:   ‚wer sol nu schifmeister sîn?‘

  ‚Daß wil ich,‘ sprach Sîvrit:   ‚ich kan iuch ûf der vluot       A.367
  hinnen wol gevüeren,   daß wißßet, helde guot;
  die rehten waßßerstrâße   sint mir wol bekant.‘
  mit vreuden si dô schieden   ûß der Burgunden lant.

  Sîvrit dô balde   ein schalten gewan,                              368
  von stade er schieben   vaste began.
  Gunther der küene   ein ruoder selbe nam.
  dô huoben sich von lande   die snellen rîter lobesam.

  Si vuorten rîche spîse,   dar zuo guoten wîn,                      369
  den besten, den man kunde   vinden umben Rîn.
  ir ros stuonden ebene,   si heten guot gemach.
  ir schif gienc ouch ebene:   lützel leides in geschach.

  Ir (vil) starken segelseil   wurden in gestraht:                 A.370
  si vuoren zweinzec mîle,   end eß wurde naht,
  mit eime guoten winde   nider gein dem sê;
  ir starkes arbeiten   tet sît schœnen vrouwen wê.

  An dem zwelften morgen,   sô wir hœren sagen,                      371
  heten si die winde   verre dan getragen
  gegen Isensteine   in Prünhilde lant;
  daß was niemen mêre   wane Sîvride bekant.

  Dô der künic Gunther   sô vil der bürge sach                     A.372
  und ouch der wîten marke,   wie balde er dô sprach:
  ‚saget mir, vriunt, hêr Sîvrit,   ist iu daß bekant?
  wes sint dise bürge   und ouch daß hêrlîche lant?

  ‚Ine hân bî mînen zîten,   ine wolde lüge jehen,                    C.
  sô wol erbouwen bürge   mêre nie gesehen
  in deheinem einlande,   als ir hie vor uns stât:
  er mac wol wesen rîche,   der si hie gebouwen hât.‘

  Des antwurte Sîvrit:   ‚eß ist mir wol bekant:                   A.373
  eß ist Prünhilde,   bürge unde lant
  und Isenstein diu veste,   als ir mich hœret jehen.
  dâ muget ir noch hiute   vil schœner vrouwen gesehen.

  ‚Ich wil iu helden râten,   ir habet einen muot,                 A.374
  ir jehet al gelîche:   jâ dunket eß mich guot.
  swenne wir noch hiute   vür Prünhilde gân,
  sô müeßen wir mit sorgen   vor der küneginne stân.

  ‚Sô wir die minneclîchen   bî ir gesinde sehen,                  A.375
  sô sult ir helde mære   wan einer rede jehen:
  Gunther sî mîn hêrre   unde ich sîn man;
  des er hât gedingen,   daß wirt alleß getân.‘

  Des wâren si bereite,   des er si loben hieß:                    A.376
  durch ir übermüete   deheiner eß niht ließ.
  si jâhen, swes er wolde;   dâ von in wol geschach,
  dô der künic Gunther   die schönen Prünhilde sach.

  ‚Jane lobe ichß niht sô verre   durch die liebe dîn,                B.
  sô durch dîne swester,   daß schœne magedîn.
  diu ist mir sam mîn sêle   und sô mîn selbes lîp;
  ich wil daß gerne dienen,   daß si werde mîn wîp.‘



Âventiure

wie Gunther Prünhilde gewan.


  In der selben zîte   dô was ir schif gegân                       A.377
  der burc alsô nâhen:   dô sach der künic stân
  oben in den venstern   manec schœne meit.
  daß er si niht erkande,   daß was im wærlîche leit.

  Er vrâgte Sîvriden,   den gesellen sîn:                          A.378
  ‚ist iu iht daß künde   umb disiu magedîn,
  die dort nider schouwent   gên uns ûf die vluot?
  swie ir hêrre geheiße,   si sint vil hôhe gemuot.‘

  Dô sprach der küene Sîvrit:   ‚nu sult ir tougen spehen          A.379
  under den juncvrouwen   und sult mir danne jehen,
  welhe ir nemen woldet,   hetet irs gewalt.‘
  ‚daß tuon ich,‘ sprach Gunther,   ein rîter küene unde balt.

  ‚Sô sihe ich ir eine   in jenem venster stân                     A.380
  in snêwîßer wæte:   diu ist sô wol getân:
  die welent mîniu ougen   durch ir schœnen lîp:
  ob ich gewalt des hête,   si müese werden mîn wîp.‘

  ‚Dir hât erwelt vil rehte   dîner ougen schîn:                   A.381
  eß ist diu edel Prünhilt,   daß schœne magedîn,
  nâch der dîn herze ringet,   dîn sin und ouch dîn muot.‘
  elliu ir gebærde   dûhte Gunthere guot.

  Dô hieß diu küneginne   ûz den venstern gân                      A.382
  ir minneclîchen meide;   sine solden dâ niht stân
  den vremden an ze sehene:   des wâren si bereit.
  waß dô die vrouwen tâten,   daß ist uns sider ouch geseit.

  Gên den unkunden   strichen si ir lîp,                           A.383
  des ie site hêten   wætlîchiu wîp.
  an diu engen venster   kômen si gegân,
  dâ si die helde sâhen:   daß was durch schouwen getân.

  Ir wâren niuwan viere,   die kômen in daß lant.                     B.
  Sîvrit der küene   ein ros zôch ûf den sant.
  daß sâhen durch diu venster   diu wætlîchen wîp:
  des dûhte sich getiuret   des künic Guntheres lîp.

  Er habte im dâ bî zoume   daß zierlîche marc,                       B.
  guot unde schœne,   michel unde starc,
  unz der künic Gunther   in den satel gesaß.
  alsô diente im Sîvrit,   des er doch sider gar vergaß.

  Dô zôch er ouch daß sîne   von dem schiffe dan:                     B.
  er het solhen dienest   vil selten ê getân,
  daß er bî stegereife   gestüende helde mêr.
  daß sâhen durch diu venster   die vrouwen schœn unde hêr.

  Rehte in einer mâße   den helden vil gemeit                      A.384
  von snêblanker varwe   ir ros und ouch ir kleit
  wâren vil gelîche,   ir schilde wol getân:
  die lûhten von den handen   den vil wætlîchen man.

  Ir setele wol gesteinet,   ir vürbüege smal:                     A.385
  si riten hêrlîche   vür Prünhilde sal;
  dar an sô hiengen schellen   von liehtem golde rôt.
  si kômen zuo dem lande,   als eß ir ellen in gebôt,

  Mit spern niuwe sliffen,   mit swerten wol getân,                   B.
  diu ûf die sporen giengen   den wætlîchen man.
  diu vuorten die vil küenen   scharph unde breit.
  daß sach alleß Prünhilt,   diu vil hêrlîche meit.

  Mit in kom dô Dancwart   und ouch Hagene:                        A.386
  wir hœren sagen mære,   wie die degene
  von rabenswarzer varwe   truogen rîchiu kleit.
  ir schilde wâren niuwe,   michel, guot unde breit.

  Von Indîâ dem lande   sach man si steine tragen,                   387
  die kôs man an ir wæte   vil hêrlîchen wagen.
  si ließen âne huote   daß schiffel bî der vluot:
  sus riten zuo der bürge   die helde küene unde guot.

  Sehs und ahzec türne   si sâhen drinne stân,                       388
  drî palas wîte   und einen sal wol getân
  von edelem marmelsteine   grüene alsam ein gras,
  dar inne diu küneginne   mit ir ingesinde was.

  Diu burc was entsloßßen,   vil wîte ûf getân.                      389
  dô liefen in enkegene   die Prünhilde man
  und enphiengen die geste   in ir vrouwen lant.
  ir ros man hieß behalden   und ir schilde vor der hant.

  Dô sprach ein kamerære:   ‚gebet uns diu swert                   A.390
  und die liehten brünne.‘   ‚des sît ir ungewert,‘
  sprach von Troneje Hagene,   ‚wir wellens selbe tragen.‘
  dô begunde Sîvrit   im den hovesite sagen.

  ‚In dirre burc phliget man,   daß wil ich iu sagen,              A.391
  daß neheine geste   sulen wâfen tragen:
  lât si tragen hinnen,   daß ist wol getân.‘
  des volgte ungerne   Hagne Guntheres man.

  Man hieß den gesten schenken   und schaffen guot gemach.         A.392
  manegen snellen recken   man ze hove sach
  in vürstlîcher wæte   allenthalben gân;
  doch wart michel schouwen   an die küenen getân.

  Dô wart vroun Prünhilde   gesaget mit mæren,                        B.
  daß unkunde recken   dâ komen wæren
  in hêrlîcher wæte   gevloßßen ûf der vluot.
  dâ von begonde vrâgen   diu maget schœne unde guot:

  ‚Ir sult mich lâßen hœren,‘   sprach diu künegîn,                A.393
  ‚wer die unkunden   recken mügen sîn,
  die ich sô hêrlîche   dort sihe stân,
  und durch wes liebe   die helde her gevarn hân.‘

  Dô sprach ein ir gesinde:   ‚vrouwe, ich mac wol jehen,          A.394
  daß ich ir deheinen   mêre habe gesehen,
  wan Sîvride gelîche   einer drunder stât:
  den sult ir wol enphâhen:   daß ist mit triuwen mîn rât.‘

  Der ander der gesellen   der ist sô lobelîch:                       B.
  ‚ob er gewalt des hæte,   wol wær er künic rîch
  ob wîten vürsten landen   und mohte er diu hân.
  man siht in bî den andern   sô rehte hêrlîche stân.

  ‚Der drite der gesellen   der ist sô gremlîch                       B.
  und doch mit schœnem lîbe,   küneginne rîch,
  von swinden sînen blicken,   der er sô vil getuot.
  er ist in sînen sinnen   ich wæne grimme gemuot.

  ‚Der jungeste dar under   der ist sô lobelîch:                      B.
  magtlîcher zühte   sihe ich den degen rîch
  mit guotem gelæße   sô minneclîche stân.
  wir möhtenß alle vürhten,   hete im hie iemen iht getân.

  ‚Swie blîde er phlege der zühte   und swie schœne sî sîn lîp,       B.
  er möhte wol erweinen   vil wætlîchiu wîp,
  swenne er begonde zürnen.   sîn lîp ist sô gestalt,
  er ist in allen tugenden   ein degen küene unde balt.‘

  Dô sprach diu küneginne:   ‚Nu brinc mir mîn gewant:             A.395
  und ist der starke Sîvrit   komen in mîn lant
  durch willen mîner minne,   eß gât im an den lîp.
  ich vürhte in niht sô sêre,   daß ich werde sîn wîp.‘

  Prünhilt diu schœne   wart schiere wol gekleit.                  A.396
  dô gie mit ir dannen   manegiu schœniu meit,
  wol hundert oder mêre;   gezieret was ir lîp.
  die geste wolden schouwen   diu vil wætlîchen wîp.

  Dâ mite giengen degene   ûß Isenlant,                            A.397
  Prünhilde recken:   die truogen swert enhant,
  vünf hundert oder mêre.   daß was den gesten leit:
  dô stuonden von dem sedele   die küenen helde gemeit.

  Dô diu küneginne   Sîvriden sach,                                  398
  zuo deme gaste   si zühteclîchen sprach:
  ‚sît willekomen, hêr Sîvrit,   her in ditze lant!
  waß meinet iuwer reise?   daß hete ich gerne bekant.‘

  ‚Vil michel genâde,   vrou Prünhilt,                             A.399
  daß ir mich ruochet grüeßen,   vürsten tohter milt,
  vor disem edelen recken,   der hie vor mir stât:
  wan der ist mîn hêrre;   der êren hete ich gerne rât.

  ‚Er ist künec ze Rîne:   waß sol ich sagen mêr?                  A.400
  durch dîne liebe   sîn wir gevarn her.
  er wil dich gerne minnen,   swaß im dâ von geschiht.
  bedenke dichs bezîte:   er enlât dich sîn niht.

  ‚Er ist geheißen Gunther,   ein künec rîch unde hêr.               401
  erwurb er dîne minne,   sone gerte er niht mêr.
  durch dich mit im   ich her gevarn hân;
  wærer niht mîn hêrre,   ich heteß nimmer getân.‘

  Si sprach: ‚ist er dîn hêrre   unde du sîn man,                    402
  wil er mîn geteiltiu spil   alsô bestân,
  behabe er die meisterschaft,   sô wird ich sîn wîp:
  gewinne aber ich ir eineß,   eß gêt iu allen an den lîp.‘

  Dô sprach von Troneje Hagene:   ‚vrouwe, lât uns sehen           A.403
  iuwer spil geteiltiu.   end iu müeste jehen
  Gunther mîn hêrre,   dâ mües eß herte sîn.
  er trouwet wol erwerben   ein alse schœne magedîn.‘

  ‚Den stein sol er werfen   und springen dar nâch,                  404
  den gêr mit mir schießen.   lât iu niht sîn ze gâch.
  ir muget hie wol verliesen   die êre und ouch den lîp:
  des sult ir iuch bedenken,‘   sprach daß minneclîche wîp.

  Sîvrit der snelle   zuo dem künege trat,                           405
  allen sînen willen   er in reden bat
  gên der küneginne:   er solde ân angest sîn:
  ‚ich sol dich wol behüeten   vor ir mit den listen mîn.‘

  Dô sprach der künic Gunther:   ‚küneginne hêr,                     406
  nu teilt, swaß ir gebietet.   und wæres dannoch mêr,
  ich bestüende eß alleß   durch iuwern schœnen lîp.
  mîn houbet ich verliuse,   ir enwerdet mîn wîp.‘

  Dô diu küneginne   sîne rede vernam,                               407
  der spile bat si gâhen,   als ir daß gezam.
  si hieß ir ze strîte   bringen ir gewant,
  ein brünne von golde   und einen guoten schildes rant.

  Ein wâfenhemde sîdîn   leite an diu meit,                        A.408
  daß in deheime strîte   wâfen nie versneit,
  von phelle ûßer Libîâ;   eß was wol getân:
  von borten lieht gewürhte   sach man schînen dar an.

  Die zît wart den recken   in gelfe vil gedreut.                  A.409
  Dancwart und Hagene   wâren ungevreut.
  wie eß dem künege ergienge,   des sorget in der muot.
  si dâhten: ‚unser reise   ist uns gesten niht ze guot.‘

  Die wîle was ouch Sîvrit,   der listige man,                       410
  end eß iemen wesse,   zuo dem schiffe gegân,
  dâ er die tarnkappe   verborgen ligen vant.
  dar în slouf er schiere:   dô was er niemen bekant.

  Er îlte hin widere:   dô vant er recken vil,                       411
  dâ diu küneginne   teilte ir hôhiu spil.
  dâ gie er tougenlîchen,   daß in dâ niemen sach
  aller, die dâ wâren,   vone listen daß geschach.

  Der rinc was bezeiget,   dô soldeß spil geschehen                A.412
  vor manegem küenen recken,   die daß solden sehen.
  wol siben hundert   sach man wâfen tragen:
  swer daß spil gewünne,   daß si die wârheit solden sagen.

  Dô was ouch komen Prünhilt:   gewâfent man die vant,             A.413
  sam ob si wolde strîten   umbe elliu küneges lant.
  jâ truoc si ob den sîden   manegen goldes zein,
  dar under minneclîchen   ir vil liehtiu varwe schein.

  Dô kom ir gesinde   und truogen dar zehant                       A.414
  von alrôtem golde   einen schildes rant
  mit stahelherten spangen,   michel unde breit,
  dar under spilen wolde   diu vil minneclîche meit.

  Der meide schiltveßßel   ein edel borte was,                     A.415
  dar ûfe lâgen steine   grüene alsam ein gras:
  der lûhte maneger leije   mit schîne widerß golt.
  er müeste wesen küene,   dem diu vrouwe wurde holt.

  Der schilt was under buckeln,   als uns daß ist geseit,          A.416
  drîer spannen dicke,   den tragen solt diu meit:
  von stâle und ouch von golde   rîch er was genuoc,
  den ir kamerære   selp vierde kûme getruoc.

  Alsô der starke Hagene   den schilt dar tragen sach,             A.417
  in grôßem unmuote   der helt von Troneje sprach:
  ‚wâ nu, künic Gunther,   wie vliese wir den lîp?
  der ir dâ gert ze minnen,   diu ist des tiuveles wîp.‘


  Vernemt noch von ihr wæte:   der hæte si genuoc.                    B.
  von Azagouc der sîden   einen wâfenroc si truoc,
  edel unde rîche,   ab des varwe schein
  von der küneginne   vil manec hêrlîcher stein.

  Dô truoc man der vrouwen   swære unde grôß                         418
  einen vil scharfen gêr,   dens zallen zîten schôß,
  stark und ungevüege,   michel unde breit,
  der ze sînen ecken   vile vreislîchen sneit.

  Von des gêres swære   hœret wunder sagen.                        A.419
  vierdehalp messe   was dar zuo geslagen.
  den truogen kûme drîe   Prünhilde man.
  Gunther der edele   dar umbe sorge gewan.

  Er dâhte in sînem muote:   ‚waß sol ditze wesen?                    B.
  der tiuvel ûß der helle   (wie) kunde er dâ vor genesen?
  wære ich ze Burgunden   mit dem lebene mîn,
  si müeste hie vil lange   vrî vor mîner minne sîn.‘

  Im was in sînen sorgen,   daß wißßet, leit genuoc.                  C.
  alleß sîn gewæfen   man im einen truoc.
  dâ wart der künic rîche   wol gewâfent in.
  vor leide hete Hagene   vil nâch verwandelt den sin.

  Dô sprach Hagnen bruoder,   der küene Dankwart:                  A.420
  ‚mich riuwet inneclîchen   disiu hovevart.
  nu hießen wir ie recken!   wie vliese wir den lîp!
  suln uns in disem lande   nu verderben diu wîp?

  ‚Mich müet harte sêre,   daß ich kom in daß lant.                A.421
  hete mîn bruoder Hagene   sîn wâfen an der hant
  und ouch ich daß mîne,   sô möhten samfte gân
  mit ir übermüete   alle Prünhilde man.

  Daß wißßet sicherlîchen,   si soldenß wol bewarn.                   B.
  und hete ich tûsent eide   zeinem vride geswarn,
  ê daß ich sterben sæhe   den lieben hêrren mîn,
  jâ müesen lîp verliesen   daß vil schœne magedîn.‘

  ‚Wir solden ungevangen   wol rûmen ditze lant,‘                  A.422
  sprach sîn bruoder Hagene,   ‚hete wir daß gewant,
  des wir ze nôt bedurfen,   und diu swert vil guot,
  sô wurde wol gesenftet   der schœnen vrouwen übermuot.‘

  Wol hôrt diu maget edele,   waß der degen sprach.                A.423
  mit smielendem munde   si über ahsel sach:
  ‚nu er dunket sich sô küene,   sô traget in ir gewant,
  ir vil scharfen wâfen   gebet den helden an die hant.

  ‚Mir ist alse mære,   daß si gewâfent sîn,                          C.
  als ob si blôße stüenden,‘   sô sprach diu künegîn.
  ‚ich envürhte niemens sterke,   den ich noch habe bekant:
  ich getrouwe wol gedingen   in strîte vor sîn eines hant.‘

  Dô si diu swert gewunnen,   sô diu meit gebôt,                   A.424
  der vil küene Dancwart   wart von vreuden rôt:
  ‚nu spilen, swes si wellen,‘   sprach der küene man.
  ‚Gunther ist unbetwungen,   sît wir unser wâfen hân.‘

  Prünhilde sterke   grœßlîchen schein.                              425
  man truog ir zuo dem ringe   einen swæren stein,
  grôß und ungevüege,   michel unde wel:
  in truogen kûme zweleve   der küenen helde unde snel.

  Den warf si zallen zîten,   sô si den gêr verschôß.              A.426
  der Burgunden sorge   was vil harte grôß.
  ‚wâfen!‘ sprach Hagene,   ‚waß hât der künec ze trût!
  jâ sol si in der helle   sîn des übelen tiuvels brût.‘

  An ir vil wîße arme   si die ermel want,                           427
  si begunde vaßßen   den schilt an der hant,
  den gêr si hôhe zucte:   dô gie eß an den strît.
  die ellenden geste   vorhten Prünhilde nît.

  Unde wære im Sîvrit   niht dâ ze helfe komen,                      428
  sô hete si Gunther   sînen lîp benomen.
  er gie dar tougenlîche   und ruort im sîne hant.
  Gunther sîne liste   harte sorclîch ervant.

  ‚Waß hât mich gerüeret?‘   dâht der küene man.                      B.
  dô sach er allenthalben:   er vant dâ niemen stân.
  er sprach: ‚ich pinß, Sîvrit,   der liebe vriunt dîn.
  vor der küneginne   soltu gar âne angest sîn.‘

  (Er sprach): ‚gip mir von handen   den schilt lâ mich tragen,      429
  unde merke rehte,   waß du mich hœrest sagen.
  nu habe du die gebærde,   diu werk wil ich begân.‘
  dô er in bekande,   eß was im liebe getân.

  ‚Nu hil du mîne liste,   daß ist uns beiden guot:                   B.
  sone mac diu küneginne   ir starke übermuot
  an dir iht verenden,   des si doch willen hât:
  nu sihtu, wie diu vrouwe   vor dir unsorclîchen stât.‘

  Dô schôß vil krefteclîchen   diu hêrlîche meit                     430
  ûf einen schilt niuwen,   michel unde breit;
  den truoc an sîner hende   daß Siglinde kint.
  daß viur spranc von stahele,   sam eß wâte der wint.

  Des starken gêres snîde   al durch den schilt gebrach,             431
  daß man daß viuwer lougen   ûß den ringen sach.
  des schußßes beide strûchten   die kreftige man:
  wan diu tarnkappe,   si wæren tôt dâ bestân.

  Sîvride dem küenen   von munde brast daß bluot.                    432
  vil balde spranc er widere:   dô nam der helt guot
  den gêr, den si geschoßßen   im hete durch den rant:
  den schôß ir dô hin widere   des starken Sîvrides hant.

  Er dâhte: ‚ich wil niht schießen   daß schœne magedîn.‘             B.
  er kêrte des gêres snîde   hindern rücke sîn;
  mit der gêrstangen   er shôß ûf ir gewant,
  daß eß erklanc vil lûte   von sîner ellenthaften hant.

  Daß fiuwer stoub ûß ringen,   als ob eß tribe der wint.            433
  den gêr schôß mit ellen   daß Sigmundes kint:
  sine mohte mit ir kreften   des schußßes niht gestân;
  eß enhete der künic Gunther   in triuwen nimmer getân.

  Prünhilt diu schœne   balde ûf spranc:                             434
  ‚edel rîter Gunther,   des schußßes habe danc.‘
  si wânde, daß erß hête   mit sîner kraft getân;
  nein, si hete gevellet   ein verre kreftiger man.

  Dô gie si hin balde,   zornec was ir muot:                         435
  den stein huop vil hôhe   diu edel maget guot.
  si swanc in krefteclîche   verre von der hant:
  dô spranc si nâch dem wurfe,   daß lûte erklang ir gewant.

  Der stein was gevallen   zwelf klâfter dan:                        436
  den wurf brach mit sprunge   diu maget wol getân.
  dar gie der snelle Sîvrit,   dâ der stein gelac:
  Gunther in wegete,   der helende werfennes phlac.

  Sîvrit was küene,   kreftec unde lanc:                             437
  den stein warf er verrer,   dar zuo er wîter spranc.
  von sînen schœnen listen   het er kraft genuoc,
  daß er mit dem sprunge   den künic Gunthere truoc.

  Der sprunc was ergangen,   der stein was gelegen:                   B.
  dô sach man ander niemen   wan Gunther den degen.
  Prünhilt diu schœne   wart in zorne rôt;
  Sîvrit hete geverret   des künic Guntheres tôt.

  Zuo ir ingesinde   ein teil si lûte sprach,                        438
  dô si ze ende des ringes   den helt gesunden sach:
  ‚balde komet her nâher,   mâge und mîne man:
  ir sult dem künic Gunther   alle werden undertân.‘

  Dô leiten die vil küenen   diu wâfen von der hant,                 439
  si buten sich ze vüeßen   von Burgunden lant
  Gunther dem rîchen,   vil manec küener man:
  si wânden, er hête   mit sîner kraft diu spil getân.

  Er gruoßtes minneclîche:   jâ was er tugende rîch.                 440
  dô nam in bî der hende   diu maget lobelîch:
  si erloubte im, daß er solde   haben dâ gewalt.
  des vreute sich dô Hagene,   der degen küene unde balt.

  Si bat den rîter edele   mit ir dannen gân                       A.441
  in den palas wîten:   dâ was vil manec man.
  durch vorhte manß dem degene   deste baß erbôt.
  von Sîvrides ellen   si wâren komen ûßer nôt.

  Sîvrit der snelle,   wîse er was genuoc,                           442
  sîne tarnkappen   er ze behalten truoc.
  dô gie er hin widere,   dâ manec vrouwe saß;
  er sprach zuo dem künege   und tet vil kündeclîche daß:

  ‚Wes pîtet ir, mîn hêrre,   wan beginnet ir der spil,               B.
  der iu diu küneginne   teilet alsô vil?
  und lât uns balde schouwen,   wie diu sîn getân.‘
  sam ers niht enweste,   gebârt der listige man.

  Dô sprach diu küneginne:   ‚wie ist daß geschehen,                  B.
  daß ir habt, hêr Sîvrit,   der spil niht gesehen,
  diu hie hât errungen   diu Guntheres hant?‘
  des antwurte ir Hagene   ûßer Burgunden lant:

  Er sprach: ‚dâ het ir, vrouwe,   betrüebet uns den muot:            B.
  dô was bî dem scheffe   Sîvrit der helt guot,
  dô der vogt von Rîne   diu spil iu an gewan:
  des ist eß im unkündec,‘   sprach der Guntheres man.

  ‚Sô wol mich dirre mære,‘   sprach Sîvrit der degen,               443
  ‚daß iuwer hôchverten   alsô ist gelegen,
  ‚daß iemen lebet, der iuwer   meister müge sîn.
  nu sult ir, maget edele,   uns hinnen volgen an den Rîn.‘

  Dô sprach diu wol getâne:   ‚des mac niht ergân.                 A.444
  eß müeßen ê bevinden   mâge und mîne man.
  jane mag ich alsô lîhte   gerûmen niht mîn lant:
  die mîne hôhsten vriunde   müeßen werden ê besant.‘

  Dô hieß si boten rîten   allenthalben dan:                       A.445
  si besande ir vriunde,   mâg unde man.
  die bat si ze Isensteine   komen unerwant,
  und hieß in geben allen   rîch und hêrlîch gewant.

  Si riten tegelîche   spâte unde vruo                             A.446
  Prünhilde bürge   scharhafte zuo.
  ‚jarîâ,‘ sprach Hagene,   ‚waß habe wir getân!
  wir erbeiten hie übele   der schœnen Prünhilde man.

  ‚Sô si nu mit ir krefte   koment in daß lant,                    A.447
  der küneginne wille   ist uns unbekant:
  waß, ob si alsô zürnet,   daß wir sîn verlorn?
  sô ist diu maget edel uns   ze grôßen sorgen geborn.‘

  Dô sprach der starke Sîvrit:   ‚daß sol ich understên.           A.448
  des ir dâ habet sorge,   des lâße ich niht ergên.
  ich sol iu helfe bringen   her in ditze lant
  von ûß erwelten recken,   die sint iu noch unbekant.

  ‚Ir sult nâch mir niht vrâgen:   ich wil hinnen varn.            A.449
  Got müeße iuwer êre   die zît wol bewarn.
  ich kume schiere widere   und bringiu tûsent man
  der aller besten degene,   der iemen künde gewan.‘

  ‚Sone sît et niht ze lange,‘   sprach der künic dô.              A.450
  ‚wir sîn iuwer helfe   billîchen vrô‘.
  er sprach: ‚ich kume widere   in vil kurzen tagen.
  daß ir mich habet gesendet,   sult ir der küneginne sagen.‘



Âventiure

wie Sîvrit nâch den Nibelungen vuor.


  ‚Dannen gie dô Sîvrit   zer porten ûf den sant                   A.451
  in sîner tarnkappen,   dâ er ein schiffel vant.
  dar an sô stuont vil tougen   daß Sigmundes kint:
  er vuorte eß balde dannen,   als ob eß wæte der wint.

  Den schifmeister niemen sach;   daß schiffel sêre vlôß           A.452
  von Sîvrides kreften:   die wâren alsô grôß.
  si wânden, daß eß vuorte   ein sunder starker wint:
  nein, eß vuorte Sîvrit,   der schœnen Siglinde kint.

  Bî des tages zîte   und bî der einen naht                        A.453
  kom er zeime lande   mit michelre maht,
  hundert langer raste   und dannoch lîhte baß;
  daß hieß Niblunge,   dâ er den grôßen hort besaß.

  Der helt vuor aleine   ûf einen wert breit:                      A.454
  daß schif gebant vil balde   der rîter vil gemeit.
  er gie zuo eime berge,   dar ûfe ein burc stuont,
  und suohte herberge,   sô die wegemüede tuont.

  Dô kom er vür die porten:   versloßßen im diu stuont:            A.455
  jâ huoten si ir êre,   sô noch die liute tuont.
  anß tor begunde bôßen   der unkunde man:
  daß was wol behüetet;   dô vant er innerthalben stân

  Einen ungevüegen,   der der burc phlac,                          A.456
  bî dem zallen zîten   sîn gewæfen lac.
  der sprach: ‚wer ist der bôßet   sô vaste an daß tor?‘
  dô wandelte sîne stimme   der küene Sîvrit dâ vor

  Und sprach: ‚ich bin ein recke:   nu sliuß ûf daß tor.           A.457
  ich erzürne eteslîchen   noch hiute dâ vor,
  der gerne samphte læge   und hete sîn gemach.‘
  daß muote den portenære,   dô daß Sîvrit gesprach.

  Nu hete der rise küene   sîn wæfen an getân,                     A.458
  sîn helmen ûf sîn houbet:   der vil starke man
  den schilt vil balde zucte,   daß tor er ûf swief:
  wie rehte gremlîchen   er dô an Sîvriden lief!

  Wie er getorste wecken   sô manegen küenen man?                  A.459
  dô wurden slege swinde   von sîner hant getân.
  dô begunde im schirmen   der hêrlîche gast;
  doch schuof der portenære,   daß sîn gespenge zebrast

  Von einer îsenstangen:   des gie dem helde nôt.                  A.460
  ein teil begunde vürhten   der helt den grimmen tôt,
  dô der portenære   sô krefteclîchen sluoc.
  dar umbe was im wæge   sîn hêrre Sîvrit genuoc.

  Si striten alsô sêre,   daß al diu burc erschal:                 A.461
  dô hôrte man daß dießen   in Niblunge sal.
  er twanc den portenære,   daß er in sît gebant;
  diu mære wurden künde   in al der Niblunge lant.

  Dô hôrte daß strîten   verre durch den berc                      A.462
  Albrîch der küene,   ein wildeß getwerc.
  Er wâfent sich balde   und lief, dâ er dâ vant
  disen gast vil edele,   dâ er den risen vaste gebant.

  Albrîch was küene,   dar zuo stark genuoc.                       A.463
  helm unde ringe   er an dem lîbe truoc
  und eine geisel swære   von golde an sîner hant.
  dô lief er harte swinde,   dâ er Sîvriden vant.

  Siben knöphe swære   hiengen vor dar an,                         A.464
  dâ mit er umb die hende   den schilt dem küenen man
  sluoc sô bitterlîchen,   daß im des vil zebrast.
  des lîbes kom in sorge   dô der wætlîche gast.

  Den scherm er von der hende   gar zebrochen swanc:               A.465
  dô stieß er in die scheide   ein wâfen, daß was lanc.
  sînen kamerære   wold er niht slahen tôt:
  er schônde sîner liute,   als im tugent daß gebôt.

  Mit starken sînen handen   lief er Albrîchen an                  A.466
  und vie bî dem barte   den altgrîsen man:
  er zogte in ungevuoge,   daß er vil lûte erschrê.
  zuht des jungen heldes   diu tet Albrîche wê.

  Lûte rief der küene:   ‚nu lâßet mich genesen.                   A.467
  und möhte ich iemens eigen   ân einen recken wesen
  (dem swuor ich des eide,   ich wær im undertân),
  ich diente iu, ê ich sturbe,‘   sprach der listige man.

  Er bant ouch Albrîchen   sam den risen ê:                        A.468
  die Sîvrides krefte   tâten im vil wê.
  daß twerc begunde vrâgen:   ‚wie sît ir genant?‘
  er sprach: ‚ich heiße Sîvrit:   ich wânde, ich wære iu wol bekant.‘

  ‚Sô wol mich dirre mære,‘   sprach Albrîch daß getwerc.          A.469
  ‚nu hân ich wol ervunden   diu hêrlîchen werc,
  daß ir von wâren schulden   muget landes hêrre wesen,
  ich tuon, swaß ir gebietet,   daß ir lât mich genesen.‘

  Dô sprach der hêrre Sîvrit:   ‚ir sult vil balde gân             A.470
  und bringet mir der besten   recken, die wir hân,
  tûsent Niblunge,   daß mich die hie gesehen:
  sô wil ich iu leides   lâßen hie niht geschehen.‘

  Dem risen und Albrîche   lôste er dô diu bant.                   A.471
  dô lief Albrîch balde,   dâ er die recken vant:
  sorgende wacter   der Niblunge man.
  er sprach: ‚wol ûf, ir helde,   ir sult ze Sîvride gân.

  Si sprungen von den betten   und wâren vil bereit.               A.472
  tûsent rîter snelle   die wurden wol gekleit.
  si giengen, dâ si vunden   Sîvriden stân.
  dô wart ein schœne grüeßen,   ein teil mit werken getân.

  Vil kerzen was enzündet,   man schancte im lûtertranc.           A.473
  daß si kômen schiere,   er seit ins allen danc.
  er sprach: ‚ir sult hinnen   mit samt mir über vluot.‘
  des vant er vil bereite   die helde küene unde guot.

  Wol drîßec tûsent recken   wâren schiere komen:                  A.474
  ûß den wurden tûsent   der besten dô genomen.
  den brâhte man ir helme   und ander ir gewant,
  wan er si vüeren wolde   in daß Prünhilde lant.

  Er sprach: ‚ir guoten rîter,   daß wil ich iu sagen,             A.475
  ir sult vil rîchiu kleider   dâ ze hove tragen,
  wan uns dâ sehen müeßen   vil minneclîchiu wîp.
  dar umbe solt ir zieren   mit guoter wæte den lîp.‘

  Nu sprichet lîhte ein tumber:   ‚eß mac wol lüge wesen:             C.
  wie möhte sô vil rîter   bî ein ander sîn genesen?
  wâ nâmen si die spîse,   wâ nâmen si gewant?
  sine kundenß niht verenden,   und ob in dienten drîßec lant.‘

  Sîvrit was sô rîche,   als ir wol habt gehôrt.                      C.
  im diente daß künecrîche   und Nibelunge hort:
  des gaber sînen degenen   vil volleclîch genuoc,
  wan sîn wart doch niht minre,   swie vil man von dem schatze truoc.

  An einem morgen vrüeje   huoben si sich dan:                     A.476
  waß sneller geverten   Sîvrit dô gewan!
  si vuorten ros diu guoten   und hêrlîch gewant:
  si kômen weigerlîchen   in daß Prünhilde lant.

  Dô stuonden in den zinnen   diu minneclîchen kint.               A.477
  dô sprach diu küneginne:   ‚weiß iemen, wer die sint,
  die ich dort sihe vließen   sô verre ûf dem sê?
  si vüerent segel rîche,   diu sint noch wîßer danne snê.‘

  Dô sprach der vogt von Rîne:   ‚eß sint mîne man;                A.478
  die hete ich an der verte   hie nâhen bî verlân.
  die hân ich besendet:   die sint nu, vrouwe, komen.‘
  der hêrlîchen geste   wart mit zühten war genomen.

  Dô sach man Sîvriden   vor ime schiffe stân                      A.479
  in hêrlîcher wæte   und ander manegen man.
  dô sprach diu küneginne:   ‚her künec, ir sult mir sagen,
  sol ich die geste grüeßen   oder sol ich grüeßen si verdagen?‘

  Er sprach: ‚ir sult enkegen   in vür daß palas gên,              A.480
  ob ir si sehet gerne,   daß si daß wol verstên.‘
  dô tete diu küneginne,   als ir der künic riet;
  Sîvriden mit dem gruoße   si von den anderen schiet.

  Man schuof in herberge   und behielt in ir gewant.               A.481
  dô was sô vil geste   komen in daß lant,
  daß si sich allenthalben   drungen mit ir scharn.
  dâ wolden die vil küenen   heim zen Burgunden varn.

  Dô sprach diu küneginne:   ‚ich wolde im wesen holt,             A.482
  der geteilen kunde   mîn silber und mîn golt
  mîn und des küneges gesten,   des ich sô vil hân.‘
  dô antwurte Dankwart,   des küenen Gîselhêres man:

  ‚Vil edel küneginne,   lât mich der slüßßel phlegen.             A.483
  ich trûweß sô geteilen,‘   sprach der küene degen,
  ‚swaß ich erwerbe schande,   die lât mîn eines sîn.‘
  daß er milte wære,   daß tete er grœßlîchen schîn.

  Dô sich Hagenen bruoder   der slüßßele underwant,                A.484
  sô manege rîche gâbe   bôt des heldes hant:
  der einer mark gerte,   dem wart sô vil gegeben,
  daß die armen alle   muosen vrœlîchen leben.

  Wol bî hundert phunden   gab er âne zal.                         A.485
  genuoge in rîcher wæte   giengen vor den sal,
  die nie dâ vor getruogen   sô hêrlîchiu cleit.
  daß gevriesch diu künegîn:   eß was ir swære unde leit.

  Dô sprach diu küneginne:   ‚hêr künic, ich het des rât,          A.486
  daß iuwer kamerære   mir wil mîner wât
  lâßen niht belîben:   er swendet gar mîn golt.
  derß noch understüende,   dem wolde ich immer wesen holt.‘

  ‚Er gît sô rîche gâbe,   jâ wænet des der degen,                    B.
  ich habe gesant nâch tôde:   ich wils noch lenger phlegen.
  ouch trûwe ichß wol verswenden,   daß mir mîn vater lie.‘
  sô milten kamerære   gewan noch küneginne nie.

  Dô sprach von Troneje Hagene:   ‚vrouwe, iu sî geseit,           A.487
  eß hât der künic von Rîne   golt unde kleit
  alsô vil ze gebene,   daß wir des haben rât,
  daß wir von hinnen vüeren   iht der Prünhilde wât.‘

  ‚Nein, durch mîne liebe,‘   sprach diu künegîn,                  A.488
  ‚nu lât mir ervüllen   zweinzec leitschrîn
  von golde und ouch sîden,   daß geben sol mîn hant,
  sô wir über komen heim   in der Burgunden lant.‘

  Mit edelem gesteine   ladet man ir diu schrîn.                   A.489
  ir selber kamerære   dâ mite muosen sîn:
  sine wolde es niht getrouwen   dem Gîselhêres man.
  Gunther und Hagene   dar umbe lachen began.

  Dô sprach diu küneginne:   ‚wem lâße ich mîniu lant?             A.490
  diu sol ê hie bestiften   mîn und iuwer hant.‘
  dô sprach der künic edele:   ‚nu heißet her gân,
  der iu dar zuo gevalle,   den sul wir voget wesen lân.‘

  Ein ir hôhsten mâge   diu vrouwe bî ir sach,                     A.491
  er was ir muoter bruoder,   zuo dem diu maget sprach:
  ‚nu lât iu sîn bevolhen   mîn bürge und ouch daß lant,
  unze daß hie rihte   des künic Guntheres hant.‘

  Dô welt si ir gesindes   zweinzec hundert man,                      C.
  die mit ir ze Rîne   solden varn dan,
  zuo jenen tûsent recken   ûß Nibelunge lant.
  si rihten sich zer verte:   man sach si rîten ûf den sant.

  Si vuorte mit ir dannen   sehs und ahzec wîp,                    A.492
  dar zuo hundert meide:   vil schœne was der lîp.
  sin sûmten sich niht langer,   si wolden gâhen dan.
  die si dâ heime ließen,   hei, waß der weinen began!

  In tugentlîchen zühten   diu vrouwe rûmte ir lant:               A.493
  si kuste ir næhsten vriunde,   die si bî ir vant.
  mit guotem urloube   si kômen ûf den sê;
  zuo ir vater lande   kom diu vrouwe nimmer mê.

  Man hôrte ûf ir verte   maneger hande spil;                      A.494
  aller kurzwîle   der hêten si vil.
  ouch kom in zuo ir reise   ein rehter waßßerwint.
  si vuoren von dem lande:   daß beweinde maneger muoter kint.

  Doch wolde si den hêrren   niht minnen ûf der vart:              A.495
  eß wart ir kurzwîle   unz in ir hûs gespart
  ze Wormeß zuo der bürge   an eine hôhzît,
  dar si vil vreuden rîche   kômen mit ir helden sît.



Âventiure

wie Sîvrit ze Wormeß gesant wart.


  Dô si gevarn wâren   volle niun tage,                              496
  dô sprach von Troneje Hagene:   ‚nu hœret, waß ich sage.
  wir sûmen uns mit den mæren   ze Wormeß an den Rîn:
  iuwer boten solden   nu ze Burgunden sîn.‘

  Dô sprach künic Gunther:   ‚ir habet wâr geseit.                   497
  uns wære ze der verte   niemen sô bereit
  als ir, vriunt Hagene:   nu rîtet in mîn lant.
  unser hovereise   tuot in nieman baß bekant.‘

  ‚Nu wißßet, lieber hêrre,   ich bin niht bote guot:                 B.
  lât mich phlegen der kamere,   belîben ûf der vluot.
  jâ wil ich bî den vrouwen   behüeten ir gewant,
  unz wir si bringen   in der Burgunde lant.‘

  ‚Nu bitet Sîvriden   vüern die botschaft:                          498
  der kan si wol gewerben   mit ellenhafter kraft.
  verseit er iu die reise,   ir sult mit guoten siten
  durch iuwer swester liebe   der verte in vriuntlîchen biten.‘

  Er sande nâch dem recken:   der kom, dô man in vant.               499
  er sprach: ‚sît wir nâhen   heim in mîniu lant,
  sô solde ich boten senden   der lieben swester mîn
  und ouch mîner muoter,   daß wir nâhen an den Rîn.

  ‚Des ger ich an iu, Sîvrit,   daß ir die reise tuot,                B.
  daß ich eß immer diene,‘   sprach der degen guot.
  dô widerredetß Sîvrit,   der vil küene man,
  unz daß in künic Gunther   sêre vlêgen began.

  Er sprach: ‚ir sult rîten   durch den willen mîn                   500
  und ouch durch Kriemhilde,   daß schœne magedîn,
  daß eß mit mir verdiene   diu hêrlîche meit.‘
  dô daß erhôrte Sîvrit,   dô was der recke vil bereit.

  ‚Enbietet, swaß ir wellet:   des wirt niht verdaget.               501
  ich wil eß werben gerne   durch die schœne maget.
  zwiu solde ich die verzîhen,   die ich in herzen hân?
  durch si, swaß ir gebietet,   daß ist alleß getân.‘

  ‚Sô saget Uoten,   der rîchen künegîn,                             502
  daß wir an dirre verte   hôhes muotes sîn.
  lât wißßen mîne bruoder,   wie wir geworben hân;
  ir sult ouch unser vriunde   disiu mære hœren lân.

  ‚Mîne schœne swester   sult ir niht verdagen,                      503
  ir sult ir Prünhilde   und mînen dienest sagen
  und ouch dem gesinde   und allen mînen man.
  dar nâch ie ranc mîn herze,   wol ich daß verendet hân.

  ‚Und saget Ortwîne,   dem lieben neven mîn,                        504
  daß er heiße rihten   sidel an dem Rîn,
  und ander mîne mâge   die sol man wißßen lân,
  ich wil mit Prünhilde   grôße hôhgezîte hân.

  ‚Und saget mîner swester,   sô si habe vernomen,                   505
  daß ich mit mînen gesten   sî ze lande komen,
  daß si wol enphâhe   die triutinne mîn:
  daß wil ich immer diende   umbe Kriemhilde sîn.‘

  Sîvrit der hêrre   balde urloup nam                                506
  vrouwen Prünhilde,   als im daß wol gezam,
  und zallem ir gesinde:   dô reit er an den Rîn.
  eß enkunde in dirre werlde   ein bote beßßer niht gesîn.

  Mit vier und zweinzec recken   ze Wormeß er dô reit;               507
  des küneges kom er âne:   dô daß wart geseit,
  alleß daß gedigene   muote jâmers nôt:
  si vorhten, daß ir hêrre   dort belîben wære tôt.

  Si erbeißten von den rossen,   hôhe stuont ir muot;                508
  schiere kom in Gîselhêr,   der junge künic guot,
  und Gêrnôt sîn bruoder:   wie balde er dô sprach,
  dô er den künic Gunther   niht bî Sîvride sach:

  Sît willekomen, hêr Sîvrit;   ir sult mich wißßen lân,             509
  war ir mînen bruoder,   den künic, habet getân?
  Prünhilde sterke   in wæn uns habe benomen:
  ‚sô wære ir hôhiu minne   uns ze grôßen schaden komen.‘

  Die angest lât belîben:   iu und den mâgen sîn                     510
  enbiutet sînen dienest   der hergeselle mîn.
  den lie ich wol gesunden:   er hât mich iu gesant,
  daß ich sîn bote wære   mit mæren her in iuwer lant.

  ‚Ir sult daß ahten schiere,   swie sô daß geschehe,                511
  daß ich die küneginne   und iuwer swester sehe.
  die sol ich lâßen hœren,   waß iu enboten hât
  Gunther und Prünhilt:   ir dinc in beiden hôhe stât.‘

  Dô sprach der junge Gîselher:   ‚dâ sult ir zuo ir gân;            512
  dâ habet ir mîner swester   liebe an getân.
  si treit michel sorge   umbe den bruoder mîn:
  diu meit sihet iuch gerne:   des wil ich iuwer bürge sîn.‘

  Dô sprach der hêrre Sîvrit:   ‚swâ ich ir dienen kan,              513
  daß sol willeclîchen   mit triuwen sîn getân.
  wer seit nu den vrouwen,   daß ich wil dar gân?‘
  des wart dô bote Gîselher,   der vil wætlîche man.

  Gîselher der junge   zuo sîner muoter sprach                       514
  und ouch zuo sîner swester,   dâ er si beide sach:
  uns ist komen Sîvrit,   der helt ûß Niderlant:
  in hât mîn bruoder Gunther   her ze Rîne gesant.

  ‚Er bringet uns diu mære,   wieß umbe den künic stê;               515
  nu sult ir im erlouben,   daß er ze hove gê:
  er seit diu rehten mære   her von Isenlant.‘
  noch was den edelen vrouwen   michel sorgen bekant.

  Si sprungen nâch ir wæte   und leiten sich an.                     516
  si bâten Sîvriden   hin ze hove gân:
  daß tete er willeclîchen,   wande er si gerne sach.
  Kriemhilt diu edele   zuo im vil güetlîchen sprach:

  ‚Sît willekomen, hêr Sîvrit,   rîter lobelîch.                     517
  wâ ist mîn bruoder Gunther,   der edel künic rîch?
  von Prünhilde sterke   den wæn wir hân verlorn.
  ouwê mir armer meide,   daß ich zer werlde ie wart geborn.‘

  Dô sprach der rîter küene:   ‚gebet mir boten brôt:                518
  ir vil schœnen vrouwen   weinet âne nôt.
  ich lie in wol gesunden:   daß tuon ich iu bekant:
  er hât mich iu beiden   mitten mæren her gesant.

  ‚Mit vriuntlîcher liebe,   vil edel künegîn,                       519
  enbiutet iu ir dienest   er und diu wine sîn.
  nu lât iuwer weinen:   si wellent schiere komen.‘
  si hete in manegen zîten   sô lieber mære niht vernomen.

  Mit snêwîßen gêren   ir ougen wol getân                             B.
  wischte si nâch trehenen.   danken si began
  dem boten dirre mære,   diu ir dâ wâren komen.
  dô was ir michel trûren   unde weinen benomen.

  Si bat den boten sitzen:   des was er vil bereit.                  520
  dô sprach diu minneclîche:   ‚mir wære niht ze leit,
  ob ich ze boten miete   iu solte geben mîn golt:
  dar zuo sît ir ze rîche:   ich wil iu sust wesen holt.‘

  ‚Ob ich nu eine hête,‘   sprach er, ‚drîßec lant,                  521
  so enphienge ich doch gerne   gâbe ûß iuwer hant.‘
  dô sprach diu tugentrîche:   ‚sô sol eß sîn getân.‘
  si hieß ir kamerære   nâch der boten miete gân.

  Vier und zweinzec bouge   mit gesteine guot                        522
  gap si im ze miete.   sô stuont des heldes muot,
  er woldeß niht behalten,   er gab eß sâ zehant
  ir vil schœnen meiden,   die er ze kemenâten vant.

  ‚Ir muoter bôt ir dienest   im güetlîchen an.                      523
  ‚ich sol iu sagen mêre,‘   sprach der küene man,
  ‚wes iuch der künic bittet,   so er kumet an den Rîn:
  ob ir daß, vrouwe, leistet,   er welle iuch immer wæge sîn.

  ‚Sîne rîche geste,   hôrte ich in gern,                            524
  daß ir die wol enphâhet,   und sult in des gewern,
  daß ir gên im rîtet   vür Wormeß ûf den sant.
  des sît ir von dem künege   mit guoten triuwen gemant.‘

  Dô sprach diu minneclîche:   ‚des bin ich bereit.                  525
  swaß ich im kan dienen,   daß ist im unverseit:
  mit vriuntlîchen triuwen   sô sol eß sîn getân.‘
  dô mêrte sich ir varwe,   die si vor liebe gewan.

  Eß enwart nie bote enphangen   deheines vürsten baß:               526
  getorste si in hân küsset,   daß hete si âne haß;
  anders minneclîchen   er von der vrouwen schiet.
  dô tâten die Burgunden,   als in Sîvrit geriet.

  Sindolt und Hûnolt   und Rûmolt der degen                           B.
  vil grôßer unmuoße   muosen si dô phlegen,
  rihten daß gesidele   vor Wormeß ûf den sant;
  des küneges schaffære   man mit arbeiten vant.

  Ortwîn und Gêre   dine wolden daß niht lân,                         B.
  si sanden nâch den vriunden   allenthalben dan
  und kunten in die hôhgezît,   diu dâ solde sîn.
  dâ zierten sich engegene   diu vil schœnen magedîn.

  Der palas und die wende   was alleß über al                        527
  gezieret gên den gesten:   der Guntheres sal
  wart vil wol bezimbert   durch manegen vremden man.
  disiu starke hôhgezît   huop sich vil vrœlîchen an.

  Dô riten allenthalben   die wege durch daß lant                    528
  der drîer künege mâge   hete man besant,
  daß si den solden warten,   die in dâ solden komen.
  dô wart ûß der valde   rîcher wæte vil genomen.

  Dô seite man diu mære,   daß man rîten sach                        529
  Prünhilde vriunde:   dô huop sich ungemach
  von des volkes krefte   in Burgunden lant.
  hei, waß man küener degene   dâ ze beiden sîten vant!

  Dô sprach diu schœne Kriemhilt:   ‚ir, mîne magedîn,                B.
  die an dem antphange   mit mir wellen sîn,
  die suochen ûß den kisten   diu aller besten kleit:
  sô wirt uns von den gesten   lob und êre geseit.‘

  Dô kômen ouch die recken   und hießen tragen dar                   530
  hêrlîche setele   von rôtem golde gar,
  die die vrouwen solden rîten   ze Wormeß an den Rîn.
  beßßer phertgereite   kunde nimmer gesîn.

  Hei, waß dâ liehtes goldes   von den mœren schein!                 531
  in lûhte von den zoumen   vil manec edel stein;
  die guldînen schæmele   ob liehtem phelle guot
  die brâhte man den vrouwen:   si wâren vrœlîch gemuot.

  Ûf dem hove wâren   diu vrouwen phert bereit                        C.
  den edelen juncvrouwen,   als ich iu hân geseit.
  diu smalen vürbüege   sach man die mœre tragen
  von den besten sîden,   dâ von iu iemen kunde sagen.

  Sehs und ahzec vrouwen   sach man vür gân,                         532
  die gebende truogen.   zuo Kriemhilde dan
  kômen die vil schône   und truogen rîchiu kleit;
  dar kom ouch wol gezieret   vil manec wætlîchiu meit,

  Funfzec unde viere   von Burgunde lant:                             B.
  eß wâren ouch die besten,   die man iender vant.
  die sach man valevahse   under liehten porten gân.
  des ê der künic gerte,   daß wart mit vlîße getân.

  Si truogen rîche phelle,   die besten, die man vant,               533
  vor den vremden recken,   sô manec guot gewant,
  daß ir schœnen varwe   ze rehte wol gezam.
  er wære in swachem muote,   der ir deheiner wære gram.

  Von zobel und von harme   vil kleider man dâ vant.                 534
  dâ wart vil wol gezieret   manec arm unde hant
  mit pougen ob den sîden,   die si solden tragen.
  iu enkunde ditze vlîßen   ze ende niemen gesagen.

  Vil manegen gürtel spæhe,   rîch unde lanc,                        535
  über liehtiu kleider   manec hant dô swanc
  ûf edel röcke ferrans   von phelle ûß Arabîn,
  daß si in al der werlde   niht beßßer kunden gesîn.

  Eß wart in vürgespenge   manec schœniu meit                        536
  genæt vil minneclîche.   eß möhte ir wesen leit,
  der ir liehtiu varwe   niht lûhte gên der wât.
  sô schœnes ingesindes   nu niht küneges künne hât.

  Dô die minneclîchen   nu truogen ir gewant,                        537
  die si dâ vüeren solden,   die kômen dar zehant,
  der hôch gemuoten recken   ein vil michel kraft;
  man truoc ouch dar mit schilden   manegen eschînen schaft.



Âventiure

wie Prünhilt ze Wormeß enphangen wart.


  Anderthalp des Rînes   sach man mit manegen scharn                 538
  den künec mit sînen gesten   zuo dem stade varn.
  man sach ouch dâ bî zoume   leiten manec meit.
  die si enphâhen solden,   die wâren alle bereit.

  Dô die von Isenlande   zen schiffen kômen dan                    A.539
  und ouch von Niblunge   Sîvrides man,
  si gâhten zuo dem lande,   unmüeßec was ir hant,
  dâ man des küneges vriunde   anderthalp des stades vant.

  Nu hœrt ouch disiu mære   von der künegîn,                         540
  Uoten der vil rîchen,   wie si diu meidîn
  gevrumte von der bürge,   dar si dâ selbe reit.
  da gewan ein ander künde   vil manec rîter unde meit.

  Der marcgrâve Gêre   Kriemhilt zoumte dan                           B.
  niuwan vür daß bürgetor:   Sîvrit der küene man
  der muoste ir vürbaß dienen;   si was ein schœne kint.
  des wart im wol gelônet   von der juncvrouwen sint.

  Ortwîn der küene   bî vroun Uoten reit                              B.
  und vil geselleclîchen   manec rîter unde meit.
  ze solhem antphange,   des mac man wol verjehen,
  wart nie sô vil der vrouwen   bî ein ander gesehen.

  Vil manegen buhurt rîchen   sach man dâ getriben                 A.541
  von helden lobelîchen   (niht wol wær eß beliben)
  vor Kriemhilt der schœnen   zuo den schiffen dan.
  dô huob man von den mœren   manege vrouwen wol getân.

  Der künec was komen übere   und manec werder gast.                 542
  hei, waß starker schefte   vor den vrouwen brast.
  man hôrt dâ hurtlîchen   von schilden manegen stôß.
  hei, waß rîcher buckeln   vor gedrange lûte erdôß!

  Die vil minneclîchen   stuonden an der habe;                       543
  Gunther mit sînen gesten   gie von schiffen abe:
  er vuorte Prünhilde   selbe an sîner hant.
  dâ lûhte wider ein ander   vil liehte steine und gewant.

  Mit vil grôßen zühten   vrou Kriemhilt dô gie,                     544
  dâ si vroun Prünhilde   und ir gesinde enphie.
  man sach dâ schapel rücken   mit wîßen henden dan,
  dâ si sich kusten beide:   daß wart durch liebe getân.

  Dô sprach gezogenlîchen   Kriemhilt daß meidîn:                    545
  ‚ir sult zuo disen landen   uns willekomen sîn
  mir und mîner muoter   und allen, die wir hân
  der getriuwen vriunde.‘   dô wart dâ nîgen getân.

  Die vrouwen sich beviengen   mit armen dicke hie.                  546
  sô minneclîch enphâhen   gehôrte man noch nie,
  sô die vrouwen beide   der briute tâten kunt,
  vrou Uote und ir tohter:   si kusten dicke ir süeßen munt.

  Dô Prünhilde vrouwen   volkômen ûf den sant,                       547
  dâ wart minneclîchen   genomen bî der hant
  von wætlîchen recken   manec wîp wol getân.
  man sach die edelen meide   vor vrou Prünhilde stân.

  Ê daß ir gruoß ergienge,   daß was ein lengiu stunt.               548
  jâ wart dâ geküsset   manec rôter munt.
  noch stuonden bî ein ander   die künege tohtre rîch:
  daß liebet an ze sehene   manegen recken lobelîch.

  Dô spehten mit den ougen,   die ê hôrten jehen,                    549
  daß si alsô schœnes   heten niht gesehen
  sô die vrouwen beide:   des sach man âne lüge.
  man kôs an ir lîbe   dâ deheiner slahte trüge.

  Die vrouwen spehen kunden   und minneclîchen lîp,                  550
  die lobten durch ir schœne   daß Guntheres wîp;
  doch sprâchen dâ die wîsen,   die hetenß baß besehen,
  man möhte Kriemhilde   für vroun Prünhilde jehen.

  Wider ein ander giengen   maget unde wîp;                          551
  man sach dâ wol gezieret   vil manegen schœnen lîp.
  dâ stuonden sîden hütten   und manec rîch gezelt:
  der was dâ gar ervüllet   vor Wormeß alleß daß velt.

  Von des küneges mâgen   wart dringen niht verlân.                   B.
  man hieß die küneginne   beide dannen gân
  und mit in al die vrouwen,   dâ man schate vant;
  dar brâhten si die degene   ûßer Burgunden lant.

  Nu wâren ouch die geste   ze rossen alle komen;                    552
  vil manec rîchiu tjoste   durch schilde wart genomen.
  daß velt begunde stouben,   sam ob al daß lant
  mit louge wære enbrunnen.   dâ wurden helde wol bekant.

  Des dâ die recken phlâgen,   daß sach vil manec meit.            A.553
  mich dunket, daß er Sîvrit   mit sînen degen reit
  vil manege widerkêre   vür die hütten dan.
  er vuort der Nibelunge   tûsent wætlîcher man.

  Dô kom von Troneje Hagene,   als im der wirt geriet:               554
  den buhurt minneclîchen   dô der helt geschiet,
  daßs ungestoubet ließen   diu vil schœnen kint.
  des wart dô von den gesten   gevolget güetlîchen sint.

  Dô sprach der hêrre Gêrnôt:   ‚diu ros lâßet stân,                  B.
  unz eß beginne kuolen,   sô sul wir ane vân
  dienen schœnen wîben   vür den palas wît;
  so der künic welle rîten,   daß ir vil bereite sît.‘

  Der buhurt was zergangen   über al daß velt.                       555
  dô giengen kurzwîlen   under manec hôch gezelt
  die rîter zuo den vrouwen   ûf hôher vreuden wân.
  da vertriben si die stunde,   unz man rîten wolde dan.

  Vor âbende nâhen,   dô diu sunne nider gie                         556
  und eß begunde kuolen,   niht lenger man daß lie,
  sich huoben gên der bürge   manec man unde wîp.
  mit ougen wart getriutet   vil maneger schœnen vrouwen lîp.

  Dô wart von guoten knehten   vil kleider ab geriten                557
  vor den hôch gemuoten   nâch des landes siten
  biß vür den palas,   da der künic nider stuont.
  dâ wart gedienet vrouwen,   sô helde hôch gemuote tuont.

  Dô wurden ouch gescheiden   die rîchen künegin.                    558
  vrou Uote und ir tohter   die giengen beide hin
  mit ir ingesinde   in ein vil wîteß gadem.
  dô hôrte man allenthalben   ze vreuden grœßlîchen kradem.

  Gerihtet was gesidele:   der künic wolde gân                       559
  ze tische mit den gesten.   dô sach man bî im stân
  die schœnen Prünhilde.   krône si dô truoc
  in des küneges lande:   jâ was si rîche genuoc.

  Vil manec hêr gesidele   mit guoten taveln breit                    B.
  vol spîse wart gesetzet,   als uns daß ist geseit.
  des si dâ haben solden,   wie wênec des gebrast!
  dô sach man bî dem künege   gar manegen hêrlîchen gast.

  Des wirtes kamerære   von golde in pecken rôt                      560
  daß waßßer vür truogen.   des wære lützel nôt,
  ob iu daß iemen seite,   daß man diende baß
  ze vürsten hôhgezîte:   ich wolde niht gelouben daß.

  Ê daß der vogt von Rîne   waßßer dô genam,                         561
  dô tet der hêrre Sîvrit,   als im daß gezam,
  er mande in sîner triuwe,   wes er im verjach,
  ê daß er Prünhilde   dâ heime in Isenlande sach.

  Er sprach: ‚ir sult gedenken,   wes mir swuor iuwer hant,          562
  swenne daß vrou Prünhilt   kœme in ditze lant,
  ir gæbt mir iuwer swester:   war sint die eide komen?
  ich hân an iuwer reise   vil michel arbeit genomen.‘

  Dô sprach der künec zem gaste:   ‚ir habt mich rehte ermant.       563
  jane sol niht meineide   werden des mîn hant:
  ich wilß iu helfen vüegen,   sô ich beste kan.‘
  dô hieß man Kriemhilde   ze hove vür den künic gân.

  Mit ir vil schœnen meiden   si kom vür den sal.                  A.564
  dô spranc von einer stiegen   Gîselher ze tal:
  ‚Nu heißet wider wenden   disiu magedîn:
  niuwan mîn swester eine   sol hie bî dem künege sîn.‘

  Dô brâht man Kriemhilde,   dâ man den künic vant:                A.565
  dô stuonden rîter edele   von maneger vürsten lant.
  in dem sal enmitten   man hieß si stille stân;
  ouch was Prünhilt   nu zuo tische gegân.

  Sine wesse niht der mære,   waß man dô wolde tuon.                  C.
  dô sprach zuo sînen mâgen   der Dankrâtes sun:
  ‚helft mir, daß mîn swester   Sîvriden neme ze man.‘
  si sprachen al gelîche:   ‚si mag in wol mit êren hân.‘

  Dô sprach der künic Gunther:   ‚swester vil gemeit,                566
  durch dîn selber tugende   lœse mînen eit.
  ich swuor dich eime recken,   und wirdet er dîn man,
  sô hâstu mînen willen   mit grôßen triuwen getân.‘

  Dô sprach diu maget edele:   ‚lieber bruoder mîn,                  567
  irn sult mich niht vlêgen:   jâ wil ich immer sîn,
  swie ir mir gebietet:   daß sol sîn getân.
  ich wil in loben gerne,   den ir mir, hêrre, gebt ze man.‘

  Von liebe und ouch von vreuden   wart Sîvrides varwe rôt.          568
  ze dienste sich der recke   vroun Kriemhilde bôt.
  man hieß si zuo ein ander   an dem ringe stân:
  man vrâgt si, ob si wolde   den vil wætlîchen man.

  In meitlîchen zühten   si schamte sich ein teil;                   569
  doch sô was gelücke   und Sîvrides heil,
  daß si in niht versprechen   wolde dâ zehant;
  ouch lobte si ze wîbe   der edel künec von Niderlant.

  Dô er si gelobete   und ouch in diu meit,                          570
  güetlîchen umbevâhen   was dâ vil bereit
  von Sîvrides armen   daß minneclîche kint.
  vor helden wart geküsset   diu edel küneginne sint.

  Sich teilte daß gesinde,   alsô daß geschach;                    A.571
  an daß gegensidele   man Sîvriden sach
  sitzen mit Kriemhilde.   im diende manec man.
  man sach die Niblunge   mit Sîvrit an den sedel gân.

  Der künic was geseßßen   und Prünhilt diu meit.                  V.572
  dô sach si Kriemhilde   (ir wart nie sô leit)
  bî Sîvride sitzen:   weinen si began,
  ir vielen heiße trähene   über liehtiu wange dan.

  Dô sprach der wirt des landes:   ‚waß ist iu, vrouwe mîn,          573
  daß ir sô lâßet truoben   liehter ougen schîn?
  ir sult iuch vreuwen balde:   iu ist undertân
  mîn lant und rîche bürge   unde manec wætlîch man.‘

  ‚Ich mac wol weinen balde,‘   sprach diu schœne meit.              574
  ‚umbe dîne swester   ist mir von herzen leit.
  die sihe ich sitzen nâhen   dem eigen holden dîn:
  daß muoß ich immer weinen,   sol si sô verderbet sîn.

  Dô sprach der künic Gunther:   ‚ir sult des stille dagen,          575
  ich wil iu zandern zîten   disiu mære sagen,
  war umbe ich mîne swester   Sîvride hân gegeben.
  jâ mac si mit dem recken   immer vrœlîche leben.‘

  Si sprach: ‚mich riuwet immer   ir schœne und ouch ir zuht.      A.576
  wessich, war ich mehte,   ich hete gerne vluht,
  daß ich iu nimmer wolde   geligen nâhen bî,
  irn saget mir, wâ von Kriemhilt   wine Sîvrides sî.‘

  Dô sprach der künic Gunther:   ‚ich tuonß iu wol bekant.         A.577
  er hât als ich wol bürge   unde wîtiu lant.
  daß wißßet sicherlîchen,   er ist ein künic rîch:
  des gan ich im ze minnen   die schœnen magt lobelîch.‘

  Swaß ir der künic seite,   doch hete si trüeben muot.            A.578
  dô gâhte von den tischen   manec rîter guot:
  ir buhurt wart sô herte,   daß al diu burc erdôß.
  den wirt bî sînen gesten   harte sêre verdrôß.

  Er dâhte: ‚ich læge sanfter   der schœnen vrouwen bî.‘           A.579
  dô was er des gedingen   niht gar in herzen vrî,
  im müese von ir minne   liebe vil geschehen.
  er begunde vriuntlîchen   an vrou Prünhilde sehen.

  Rîterschaft die geste   bat man abe lân:                         A.580
  der künec mit sîme wîbe   ze bette wolde gân.
  vor des sales stiegen   gesamden sich dô sît
  Kriemhilt und Prünhilt;   noch was eß ân ir beider nît.

  Dô kom ir ingesinde:   die sûmten sich des niht,                   581
  ir rîche kamerære   die brâhten in diu lieht.
  sich teilten dô die recken,   der zweier künege man.
  dô sach man vil degene   dan mit Sîvride gân.

  Die hêrren kômen beide,   dâ si solden ligen.                      582
  dô dâhte ir iewedere   mit minnen an gesigen
  den wætlîchen vrouwen,   daß senftet in den muot.
  Sîvrides kurzwîle   diu wart grœßlîchen guot.

  Dô der hêrre Sîvrit   bî Kriemhilde lac                             B.
  und er sô minneclîche   der juncvrouwen phlac
  mit sîner edelen minne,   si wart im sô sîn lîp:
  er næme vür si eine   niht tûsent anderiu wîp.

  Ich sage iu niht mêre,   wie er der vrouwen phlac.                 583
  nu hœret disiu mære,   wie Gunther gelac
  bî vrouwen Prünhilde:   der zierlîche degen
  hæte dicke sanfter   bî anderen wîben gelegen.

  Daß volc was im entwichen,   vrouwen unde man:                      B.
  dô wart diu kemenâte   balde zuo getân.
  er wânde, er solde triuten   ir minneclîchen lîp:
  jâ was eß noch unnâhen,   ê si wurde sîn wîp.

  In sabenwîßen hemede   si an daß bette gie.                        584
  dô dâhte der rîter edele:   ‚nu hân ichß alleß hie,
  des ich ie dâ gerte   in allen mînen tagen.‘
  si muos im durch ir schœne   von grôßen schulden behagen.

  Diu lieht begunde bergen   des edelen küneges hant.                585
  dô gie der degen küene,   dâ er die vrouwen vant.
  er leite sich ir nâhen:   sîn vreude diu was grôß,
  die vil minneclîchen   der helt mit armen umbeslôß.

  Minneclîche triuten   des kunder vil begân,                         B.
  ob in diu edele vrouwe   hete lâßen daß getân:
  dô zurnde si sô sêre,   daß in gemuote daß:
  er wânde vinden vreude,   dô vant er vîntlîchen haß.

  Si sprach: ‚rîter edele,   ir sult eß lâßen stân.                A.586
  des ir dâ habet gedingen,   jane mages niht ergân.
  ich wil noch meit belîben,   ir sult wol merken daß,
  unz ich diu mære ervinde.‘   des wart ir Gunther gehaß.

  Dô rang er nâch ir minne   und zervuorte ir diu kleit.             587
  dô greif nâch eime gürtel   diu hêrlîche meit,
  eime starken borten,   dens umbe ir sîten truoc:
  dô tet si dem künege   grôßer leide genuoc.

  Die vüeße und ouch die hende   si im zesamne bant,                 588
  si truog in zeime nagele   und hieng in an die want.
  dô er si slâfes irte,   minne si im verbôt.
  jâ hete er von ir krefte   nâch gewunnen den tôt.

  Dô begunde vlêgen,   der meister solde sîn.                        589
  ‚nu lœset mîn gebende,   vil edel künegîn:
  ine trouwiu, schœne vrouwe,   nimmer an gesigen
  und sol ouch harte selten   iu sô nâhen bî geligen.‘

  Sine ruohte, wie im wære,   want si vil sanfte lac.                 B.
  dort muoste er alleß hangen   die naht unz an den tac,
  unz der liehte morgen   durch diu venster schein.
  ob er ie kraft gewünne,   diu was an sîme lîbe klein.

  ‚Nu saget mir, er Gunther,   ist iu daß iht leit,                A.590
  ob iuch gebunden vindent,‘   sprach diu schœne meit,
  ‚iuwer kamerære   von einer vrouwen hant?‘
  dô sprach der rîter edele:   ‚daß wurde iu übele bewant.

  ‚Ouch hete ichs wênec êre,‘   sprach der edel man:               A.591
  ‚durch iuwer tugende   lât mich nu zuoziu gân.
  sît iu mîne minne   sint sô starke leit,
  ich sol mit mînen handen   selten rüeren iuwer kleit.‘

  Dô lôste si in balde,   ûf si in verlie.                           592
  wider an daß bette   er zuo der vrouwen gie.
  er leite sich sô verre,   daß er ir schœne wât
  dar nâch selten ruorte:   ouch wolde si des haben rât.

  Dô kom ouch ir gesinde:   die brâhten niuwe kleit:                 593
  der was in an dem morgen   harte vil bereit.
  swie wol man dâ gebârte,   trûrec was genuoc
  der edel wirt des landes,   swie er des tages krône truoc.

  Nâch siten, der si phlâgen   und man durch reht begie,             594
  Gunther unde Prünhilt   niht langer daß verlie:
  si giengen zuo dem münster,   dâ man die messe sanc.
  dar kom ouch er Sîvrit:   dô huop sich michel gedranc.

  Nâch küneclîchen êren   was in dar bereit,                         595
  swaß si haben solden,   ir krône und ouch ir kleit.
  dô wurden si gewîhet.   dô daß was getân,
  dô sach man under krône   elliu vieriu schône stân.

  Vil degen swert dâ nâmen,   sehs hundert oder baß,                 596
  den künigen ze êren,   ir sult wißßen daß.
  sich huop michel vreude   in Burgunden lant:
  man hôrte schefte bresten   an der swertdegen hant.

  Dô sâßen in den venstern   diu schœnen magedîn.                    597
  si sâhen vor in liuhten   maneges schildes schîn.
  dô hete sich gesundert   der künec von sînen man:
  swes iemen dâ begunde,   man sach in trûrende gân.

  Im unde Sîvride   ungelîche stuont der muot;                       598
  wol wiste, waß im würre,   der edel rîter guot.
  er gie zuo dem künege,   vrâgen er began:
  ‚wie ist iu hînt gelungen?   daß sult ir mich wißßen lân.‘

  Dô sprach der wirt zem gaste:   ‚laster unde schaden               599
  hân ich an mîner vrouwen   ze hûse heim geladen.
  dô ich se wânde minnen,   vil sêre si mich bant:
  si truoc mich zeime nagele   und hienc mich hôch an die want.

  ‚Dâ hieng ich angestlîchen   die naht unz an den tac,              600
  ê si mich enbunde:   wie sanfte si dô lac!
  daß sol dir vriuntlîchen   tougen sîn gekleit.‘
  dô sprach der starke Sîvrit:   ‚daß ist mir wærlîchen leit.

  ‚Des bringe ich iuch wol innen,   lât irß âne nît.                 601
  ich schaffe, daß si hînaht   sô nâhen bî iu lît,
  daß si iuch ir minne   gesûmet nimmer mêr.‘
  der rede was dô Gunther   nâch sînen arbeiten hêr.

  ‚Nu schouwe mîne hende,   wie die geswollen sint:                   C.
  die twanc si mir sô sêre,   als ob ich wære ein kint,
  daß mir bluot zen nagelen   allenthalben dranc.
  ich hete ze mîme lebene   harte kleinen gedanc.‘

  Dô sprach der hêrre Sîvrit:   ‚du maht wol genesen,                 B.
  ich wæne, uns ungelîche   hînaht sî gewesen.
  mir ist dîn swester Kriemhilt   lieber danne der lîp.
  eß muoß diu vrouwe Prünhilt   noch hînte werden dîn wîp.‘

  Er sprach: ‚ich kume noch hînte   zer kemenâten dîn                602
  alsô tougenlîche   in der tarnkappe mîn,
  daß sich mîner liste   niemen mac verstên.
  sô lâ die kamerære   zuo den herbergen gên.

  ‚Sô lesche ich den kinden   diu lieht an der hant:                 603
  bî disem wortzeichen   sol dir sîn bekant,
  daß ich bî dir sî nâhen.   jâ twing ich dir dîn wîp,
  daß du si hînte minnest,   oder ich verliuse den lîp.‘

  ‚Ane daß du iht triutest,‘   sprach der künic dô,                  604
  ‚mîne lieben vrouwen;   anders bin ichs vrô:
  sô tuo ir, swaß du wellest;   und næmestu ir den lîp,
  daß solde ich wol verkiesen:   si ist ein angestlîcheß wîp.‘

  ‚Daß nim ich,‘ sprach Sîvrit,   ‚ûf die triuwe mîn,              A.605
  daß ich ir niht enminne:   diu liebe swester dîn
  ist mir vor in allen,   die ich noch ie gesach.‘
  vil wol geloubetß Gunther,   swaß dô Sîvrit gesprach.

  Dâ was von kurzewîle   vreude unde nôt.                          A.606
  buhurt unde schallen   man alleß verbôt.
  dô die vrouwen solden   gegen dem sale gân,
  dô hießen kamerære   die liute von den wegen stân.

  Von rossen und von liuten   gerûmet wart der hof.                A.607
  der vrouwen ieslîche   vuorte ein bischof,
  dô si vor den künegen   ze tische solden gân.
  in volgte an daß gesidele   vil manec wætlîcher man.

  Der künic in guotem wâne   dô vroelîchen saß:                       B.
  daß im gelobte Sîvrit,   wol dâhte er ane daß.
  der eine tac in dûhte   wol drîßec tage lanc:
  an Prünhilde minne   stuont im aller sîn gedanc.

  Der künic erbeite kûme,   daß man von tische gie.                  608
  die schœnen Prünhilde   man dô komen lie
  und ouch Kriemhilde,   beide an ir gemach:
  hei, waß man küener degene   vor den küneginnen sach!

  Sîvrit der hêrre   vil minneclîchen saß                            609
  bî sîme schœnen wîbe   mit vreuden âne haß.
  si trûte sîne hende   mit ir vil wîßen hant,
  unz er ir vor den ougen   sine wesse wenne verswant.

  Dô si mit im spilte   und si sîn niht ensach,                      610
  zuo sîme ingesinde   diu küneginne sprach:
  ‚mich hât des michel wunder:   war ist der künic komen?
  wer hât die sînen hende   ûß den mînen genomen?‘

  Die rede si lie belîben.   dô was er hin gegân,                    611
  dâ er die kamerære   vant mit liehten stân:
  diu begunde er leschen   den kinden an der hant:
  daß eß wære Sîvrit,   daß was dô Gunther bekant.

  Wol wesser, waß er wolde:   dô hieß er dannen gân                  612
  meide unde vrouwen.   dô daß was getân,
  der edel künic dô selbe   vil wol beslôß die tür:
  starker rigele zwêne   warf er balde dervür.

  Diu lieht verbarg er schiere   under die bettewât.                 613
  eines spils begunde,   des enwas niht rât,
  Sîvrit der starke   und ouch diu schœne meit:
  daß was dem künege Gunther   beide lieb unde leît.

  Sîvrit sich dô leite   der küneginne bî.                         A.614
  si sprach: ‚nu lâtß, er Gunther,   als liep iu daß sî,
  daß ir iht arbeite   lîdet alsam ê,
  oder iu geschihet hie   von mînen handen wider wê.‘

  Dô hal er sîne stimme,   daß er niht ensprach.                   A.615
  Gunther wol hôrte,   swie er si niht ensach,
  daß dâ heimlîche   von in niht geschach;
  si heten an dem bette   harte kleinen gemach.

  Er gebârte, sam eß wære    Gunther der künic rîch;                 616
  er umbeslôß mit armen   die maget lobelîch.
  si warf in ûß dem bette   dâ bî ûf eine banc,
  daß sîn houbet lûte   an eime schamel im erklanc.

  Wider ûf mit kreften   spranc der küene man:                       617
  er woldeß baß versuochen:   dô er des began,
  daß er si wolde twingen,   dar umbe wart im wê.
  solich wer an vrouwen   ich wæne nimmer ergê.

  Dô er niht wolde erwinden,   diu maget ûf spranc:                A.618
  ‚iu zimet niht zefüeren   mîn hemde sô blanc.
  ir sît ungevüege:   daß sol iu werden leit.
  des bringe ich iuch wol innen,‘   sprach diu wætlîche meit.

  Si beslôß mit armen   den tiuwerlîchen degen                       619
  und wold in gebunden   alsam den künic legen,
  daß si an dem bette   hete guot gemach.
  daß er ir wât zervuorte,   diu vrouwe eß grœßlîchen rach.

  Waß half dô sîn sterke   und ouch sîn kraft?                       620
  wan si im erzeigte   ir lîbes meisterschaft.
  si truoc in mit gewalte,   daß muos et alsô sîn,
  und dructe in ungevuoge   bî dem bette an einen schrîn.

  ‚Ouwê,‘ gedâht der recke,   ‚sol ich nu mînen lîp                  621
  von einer meit verliesen,   sô mugen elliu wîp
  dar nâch immer mêre   tragen gelphen muot
  gegen ir manne,   diu sus eß nimmer getuot.‘

  Der künic eß wol hôrte;   er angstete umbe den man.                622
  Sîvrit sich schamte,   zürnen er began.
  mit ungevüeger krefte   satzter ir sich wider;
  versuochende angestlîchen   an vroun Prünhilde sider.

  Swie vaste si ûf im læge,   sîn zorn in dô twanc                    C.
  und ouch sîn starkeß ellen,   daß er âne ir danc
  sich wider ûf gerihte;   sîn angest diu was grôß.
  si tâten in dem gademe   her und dar vil manegen stôß.

  Ouch was der künic Gunther   niht âne angest gar:                   C.
  er muose dicke wenken   vor in her und dar.
  si rungen alsô starke,   daß eß grôß wunder was,
  daß ir ieslîcheß   vor dem andern ie genas.

  Den künic muote sêre   beidenthalp diu nôt;                         C.
  doch vorhte er michels mêre   den Sîvrides tôt.
  wand si het dem degene   den lîp nâch benomen:
  wan daß er niht getorste,   er wær ze helfe im gerne komen.

  Jâ werte harte lange   under in der strît;                          C.
  doch brâhte er die vrouwen   wider an daß bette sît:
  swie vaste si sich werte,   ir wer wart (ze iungest) kranc.
  der künec in sînen sorgen   hete manegen gedanc.

  In dûhte harte lange,   unz er si betwanc.                       A.623
  si druhte sîne hende,   daß ûß den nagelen spranc
  daß bluot von ir krefte:   daß was dem helde leit.
  dâ brâhte er an ein lougen   die vil hêrlîchen meit

  Ir ungevüeges willen,   des si ê dâ jach.                        A.624
  der künic eß alleß hôrte,   swie er niht ensprach.
  er dructes an daß bette,   daß si es vil lûte erschrê;
  ir tâten sîne krefte   harte grœßlîchen wê.

  Dô greif si zuo der sîten,   dâ si den porten vant,                625
  und wolde in hân gebunden:   dô werteß sô sîn hant,
  daß ir diu lit erkrachten,   dar zuo al der lîp.
  des wart der kriec gescheiden:   dô wart si Guntheres wîp.

  Si sprach: ‚künic edele,   du solt mich leben lân:                 626
  eß wirt wol versüenet,   swaß ich dir hân getân.
  ich were mich nimmer mêre   der edelen minne dîn:
  ich hân wol ervunden,   daß du kanst vrouwen meister sîn.‘

  Sîvrit der stuont dannen,   ligen lie er die meit,                 627
  sam ober von im ziehen   wolde sîniu kleit.
  er zôch ir ab der hende   ein guldîn vingerlîn,
  daß es dâ nie wart innen   diu vil edel künegîn.

  Dar zuo nam er ir gürtel:   daß was ein borte guot.                628
  ich enweiß, ob er daß tæte   durch sînen hôhen muot.
  er gab in sînem wîbe:   daß wart im sider leit.
  dô lâgen bî ein ander   der künic und diu schœne meit.

  Er phlac ir minneclîchen,   als im daß gezam:                       B.
  dâ muose si verkiesen   ir zorn und ouch ir sham.
  von sîner heimlîche   si wart ein lützel bleich.
  Hei, waß ir von der minne   ir vil grôßen krefte entweich!

  Done was ouch si niht sterker   danne ein ander wîp.               629
  er trûte minneclîchen   ir vil schœnen lîp;
  ob siß versuochte mêre,   waß kunde eß si vervân?
  daß het ir alleß Gunther   mit sînen minnen getân.

  Wie rehte minneclîche   er bî der vrouwen lac                    A.630
  mit vriuntlîcher liebe   biß an den liehten tac!
  nu was der hêrre Sîvrit   wider ûß gegân,
  dâ er wart wol enphangen   von einer vrouwen wol getân.

  Er understuont ir vrâge,   der si hete gedâht;                   A.631
  er hal si sît vil lange,   daß er ir hete brâht.
  diz kleinœt er dâ heime   ir doch ze jungest gap:
  daß vrumte vil der degene   mit samt im selben in daß grap.

  Der wirt wart an dem morgen   verre baß gemuot,                  A.632
  danner vore wære:   des wart diu vreude guot
  in allen den landen   von manegem edelen man.
  die er ze hûse ladete,   den wart vil dienste getân.

  Diu hôhzît diu werte   den vierzehenden tac,                     A.633
  daß in al der wîle   der schal nie gelac
  von aller hande vreuden,   der iemen solde phlegen.
  dâ wart des küneges koste   vil harte hôhe gewegen.

  Des edelen wirtes mâge,   als eß der künic gebôt,                A.634
  gâben durch sîn êre   kleider und golt rôt,
  ros und dar zuo silber   manegem vremden man.
  die gâbe nemen wolden,   die schieden vrœlîchen dan.

  Ouch der hêrre Sîvrit   ûßer Niderlant                           A.635
  mit tûsent sînen mannen,   alleß daß gewant,
  daß si ze Rîne brâhten,   daß wart gar hin gegeben,
  schœniu ros mit setelen:   si kunden hêrlîchen leben.

  Ê man die rîchen gâbe   alle dâ verswanc,                        A.636
  die wider ze lande wolden,   die dûhte des ze lanc.
  eß enwart nie gesindes   mêre baß gephlegen.
  sô endete sich diu hôhgezît:   eß schiet von dannen manec degen.



Âventiure

wie Sîvrit ze lande mit sînem wîbe kom.


  Dô die geste wâren   alle dan gevarn,                            A.637
  dô sprach zuo sîm gesinde   Sigmundes barn:
  ‚wir suln ouch uns bereiten   heim in unser lant.‘
  liep was eß sînem wîbe,   dô eß diu mære rehte ervant.

  Si sprach zuozir manne:   ‚wenne sul wir varn?                      B.
  daß ich sô harte gâhe,   daß heiße ich wol bewarn:
  mir suln ê mîne bruoder   teilen mit diu lant.‘
  leit was eß Sîvride,   dô erß an Kriemhilt ervant.

  Die vürsten zuozim giengen   und sprâchen alle drî:              A.638
  ‚nu wißßet daß, hêr Sîvrit,   daß iu immer sî
  mit triuwen unser dienest   bereit unz in den tôt.‘
  dô neiger den hêrren,   dô man imß sô wol erbôt.

  ‚Wir suln ouch mit iu teilen,‘   sprach Gîselher daß kint,       A.639
  ‚lant unde bürge,   die unser eigen sint:
  swaß der wîten rîche   uns ist undertân,
  der sult ir teil vil guoten   mit samt Kriemhilde hân.‘

  Sun der Sigmundes   zuo den vürsten sprach,                      A.640
  dô er den guoten willen   an den hêrren sach:
  ‚Got lâße iu iuwer erbe   immer sælec sîn
  und ouch die liute drinne;   ja getuot diu liebe wine mîn

  ‚Des teiles wol ze râte,   den ir ir woldet geben:                  B.
  dâ si sol tragen krône,   und sul wir daß geleben,
  si muoß werden rîcher,   dan iemen lebender sî.
  swaß ir sus gebietet,   des bin ich iu dienstlîchen bî.‘

  Dô sprach diu vrouwe Kriemhilt:   ‚habet ir der erbe rât,        A.641
  umb Burgunden degene   eß niht sô lîhte stât,
  si müge ein künic gerne   vüeren in sîn lant:
  jâ sol si mit mir teilen   mîner lieben bruoder hant.‘

  Dô sprach der hêrre Gêrnôt:   ‚nim dir, swen du wil.             A.642
  die gerne mit dir rîten,   der vindestu hie vil.
  ûß drîßec hundert recken   nim dir tûsent man:
  die sîn dîn heimgesinde.‘   Kriemhilt senden began

  Nâch Hagenen von Troneje   und nâch Ortwîn,                      A.643
  ob die und ir mâge   Kriemhilde wolden sîn.
  do gewan dar umbe Hagene   ein zornlîcheß leben:
  er sprach: ‚jâ mag uns Gunther   zer werlde niemen gegeben.

  ‚Ander ingesinde   lât iu volgen mite,                           A.644
  wan ir wol bekennet   der Tronejære site:
  wir müeßen bî den künegen   hie ze hove bestân.
  wir suln in langer dienen,   den wir her gevolget hân.‘

  Daß ließen si belîben   und bereiten sich dan.                   A.645
  ir edel ingesinde   vrou Kriemhilt zir gewan,
  zwô und drîßec meide   und fünf hundert man;
  Eckewart der grâve   volgete Kriemhilde dan.

  Urloup si dô nâmen,   rîter unde kneht,                          A.646
  meide unde vrouwen:   daß was vil michel reht.
  gescheiden küssende   wurden si zehant:
  si rûmten vrœlîchen   des künic Guntheres lant.

  Do beleiten si ir mâge   verre ûf den wegen.                     A.647
  man hieß in allenthalben   ir nahtselde legen,
  swâ sis gerne nâmen,   durch der künege lant.
  boten wurden balde   Sigemunde dan gesant,

  Daß er wißßen solde   und ouch vrou Sigelint,                    A.648
  daß sîn sun komen wolde   und vrou Uoten kint,
  Kriemhilt diu vil schœne,   von Wormeß über Rîn.
  done kunden in diu mære   nimmer lieber gesîn.

  ‚Wol mich,‘ sprach dô Sigemunt,   ‚daß ich gelebet hân,          A.649
  daß diu schœne Kriemhilt   sol hie gekrônet gân:
  des müeßen wol getiuret   sîn diu erbe mîn.
  mîn sun Sîvrit   sol hie selbe künic sîn.‘

  Dô gap diu vrouwe Sigelint   manegen samît rôt,                  A.650
  silber und golt swære   was ir botenbrôt.
  si vreute sich der mære,   diu si dô vernam.
  alleß ir gesinde   mit vlîße kleiden sich began.

  Man seite, wer dâ kœme   mit Sîvride in daß lant.                A.651
  dô hieß si gesidele   rihten sâ zehant,
  dar zuo er under krône   vor vriunden solde gân.
  dô riten in engegene   des künic Sigmundes man.

  Ist iemen baß enphangen,   dêst mir unbekant,                    A.652
  danne die helde   in Sigmundes lant.
  Siglint diu schœne   Kriemhilde gegen reit
  mit maneger schœnen vrouwen   unde rîtern gemeit

  In einer tageweide,   dâ man die geste sach.                     A.653
  die kunden und die vremden   liten ungemach,
  unze si kômen   zeiner bürge wît,
  diu was geheißen Santen,   dâ si krône truogen sît.

  Mit lachendem munde   Siglint und Sigmunt                        A.654
  kusten Kriemhilde   durch liebe manege stunt
  und ouch Sîvriden:   in was ir leit benomen.
  alleß ir gesinde   was in grôße willekomen.

  Dô brâhte man die geste   vür Sigmundes sal.                     A.655
  die schœnen juncvrouwen   huop man dâ ze tal
  nider von den mœren.   dâ was manec man,
  der den schœnen wîben   mit vlîße dienen began.

  Swie grôß ir hôhzîte   bî Rîne was bekant,                          B.
  noch gap man hie den helden   vil beßßer gewant,
  denne si ie getrüegen noch   bî allen ir tagen.
  man mohte michel wunder   von ir rîcheite sagen.

  Dôs in ir grôßen êren   sâßen und heten genuoc,                  A.656
  waß goltvarwer gêren   ir ingesinde truoc,
  borten und edel gesteine   verwieret wol dar în!
  sus phlac vlîßeclîchen   ir diu edel künegîn.

  Dô sprach vor sînen vriunden   der hêrre Sigmunt:                A.657
  ‚allen mînen vriunden   sol daß wesen kunt,
  daß Sîvrit mîne krône   hinnen vür sol tragen.‘
  diu mære hôrten gerne   die von Niderlanden sagen.

  Er bevalch im sîne krône,   gerihte unde lant:                   A.658
  sît was er ir hêrre.   die er ze rehte vant
  und dar er rihten solde,   daß wart alsô getân,
  daß man sêre vorhte   der schœnen Kriemhilde man.

  In disen hôhen êren   lebter, daß ist wâr,                       A.659
  und rihte ouch under krône   unz in daß zehende jâr,
  daß diu schœne vrouwe   einen sun gewan:
  daß was des küneges mâgen   nâch ir willen wol ergân.

  Den îlte man dô toufen   und gab im einen namen,                 A.660
  Gunther, nâch sînem œheim;   des dorfte er sich niht schamen.
  geriet er nâch den mâgen,   er wurde ein küene man.
  dô zôch man in mit vlîße:   daß was von schulden getân.

  In den selben zîten   starp vrou Sigelint:                       A.661
  dô nam den gwalt mit alle   der edelen Uoten kint,
  der sô rîcher vrouwen   ob landen wol gezam.
  daß klageten genuoge,   dô si der tôt von in genam.

  Nu hete ouch dort bî Rîne,   sô wir hœren sagen,                 A.662
  bî Gunther dem rîchen   einen sun getragen
  Prünhilt diu schœne   in Burgunden lant.
  durch des heldes liebe   wart er Sîvrit genant.

  Wie rehte vlîßeclîche   man sîn hüeten hieß!                        B.
  Gunther der edele   im magezogen ließ,
  dieß kunden lêren tugende,   gewüehseß zeinem man.
  hei, waß im ungelücke   sît der vriunde an gewan!

  Mære zallen zîten   wart sô vil geseit,                         VI.663
  wie rehte lobelîchen   die recken vil gemeit
  lebten zallen stunden   in Sigmundes lant.
  alsam tet ouch Gunther   mit sînen mâgen ûß erkant.

  Daß lant ze Niblunge   Sîvride diende hie,                         664
  rîcher sîner mâge   wart deheiner nie,
  und Schilbunges recken   und ir beider guot.
  des truoc der vil küene   deste hôher den muot.

  Hort den aller meisten,   den ie helt gewan,                       665
  âne dies ê phlâgen,   hete der küene man,
  den er vor eime berge   mit sîner hende erstreit,
  dar umbe er sluoc ze tôde   manegen rîter gemeit.

  Er hete den wunsch der êren,   und wær des niht geschehen,         666
  sô müese man von schulden   dem edelen recken jehen,
  daß er wær der beste,   der ie ûf ors gesaß.
  man vorhte sîne sterke   und tet vil billîchen daß.



Âventiure

wie Gunther Sîvriden zuo der hôhzît bat.


  Dô dâhte ouch alle zîte   daß Guntheres wîp:                       667
  ‚wie treit et alsô hôhe   vrou Kriemhilt den lîp?
  nu ist doch unser eigen   Sîvrit ir man:
  er hât uns nu lange   lützel dienste getân.‘

  Daß truoc si in ir herzen   und wart ouch wol verdeit;             668
  daß si ir vremde wâren,   daß was der vrouwen leit.
  daß si niht zinses hête   von des vürsten lant,
  wâ von daß wære,   daß hete si gerne bekant.

  Si versuochte eß an dem künege,   ob daß möhte geschehen,          669
  daß si Kriemhilde   solde noch gesehen.
  si reite eß heimlîche,   des si dâ hete muot.
  dô dûhte den hêrren   diu rede mæßlîchen guot.

  ‚Wie möhten wir si bringen,‘   sprach der künic rîch,              670
  ‚her zuo disem lande?   daß wær unmügelîch.
  si sitzent uns ze verre:   ich getarses niht gebiten.‘
  des antwurt im Prünhilt   in vil hôhverten siten:

  ‚Swie hôhe rîche wære   deheines küneges man,                      671
  swaß im gebüte sîn hêrre,   daß solde er doch niht lân.‘
  des ersmielte Gunther,   dô si daß gesprach:
  ern jachs im niht ze dienste,   swie dicke er Sîvriden sach.

  Si sprach: ‚lieber hêrre,   durch den willen mîn,                  672
  hilf mir, daß Sîvrit   und diu swester dîn
  komen zuo dem lande,   daß wir si hie gesehen:
  sone kunde mir ze wâre   nimmer lieber geschehen.

  ‚Dîner swester zühte,   ir wol gezogen muot,                       673
  sô ich dar an gedenke,   wie sanfte mir daß tuot;
  wie wir ensament sâßen,   dô ich wart dîn wîp!
  si mac mit êren minnen   des küenen Sîvrides lîp.‘

  Si gertes alsô lange,   unz der künic sprach:                      674
  ‚nu wißßet, daß ich geste   sô gerne nie gesach.
  ir muget mich sanfte vlêgen:   ich wil die boten mîn
  nâch in beiden senden,   daß si her komen an den Rîn.‘

  Dô sprach diu küneginne:   ‚sô sult ir mir sagen,                A.675
  wenne ir si welt besenden,   oder in welhen tagen
  unser liebe vriunde   suln komen in daß lant.
  die ir dar welt senden,   die lât mir werden bekant.‘

  ‚Daß tuon ich,‘ sprach der fürste:   ‚drîßec mîner man             676
  wil ich dar lân rîten.‘   die hieß er vür sich gân:
  bî den enbôt er mære   in Sîvrides lant.
  ze liebe gab in Prünhilt   vil harte hêrlîch gewant.

  Dô sprach der künec: ‚ir recken   sult von mir sagen,              677
  daß ich dar enbiete,   des sult ir niht verdagen,
  dem starken Sîvride   und der swester mîn,
  daß in darf zer werlde   niemen holder gesîn.

  ‚Und bitet, daß si beidiu   uns komen an den Rîn:                  678
  daß welle ich und mîn vrouwe   immer diende sîn.
  vor disen sunewenden   sol er und sîne man
  sehen hie vil manegen,   der in grôßer êren gan.

  ‚Dem künic Sigmunde   saget den dienst mîn,                        679
  daß ich und mîne vriunde   im immer wæge sîn,
  und saget ouch mîner swester,   daß si niht lâße daß,
  sine rîte zuo ir vriunden:   ir zaeme nie hôhzîte baß.‘

  Prünhilt und Uote   und swaß man vrouwen vant,                     680
  die enbuten ir dienest   in Sîvrides lant
  den minneclîchen vrouwen   und manegem küenen man.
  mit des küneges râte   die boten huoben sich dan.

  Si vuoren reislîche;   ir phert und ir gewant                      681
  daß was in komen allen:   dô rûmten si daß lant.
  in zogte wol ir verte,   dar si dâ wolden varn.
  der künic mit geleite   bat die boten wol bewarn.

  Inre tagen zwelven   si kômen in daß lant,                         682
  ze Niblunges bürge:   dar wâren si gesant.
  ze Norweg in der marke   vunden si den degen.
  ros und liute wâren   müede von den langen wegen.

  Sîvride und Kriemhilde   wart beiden dô geseit,                    683
  daß rîter komen wæren,   die trüegen solhiu kleit,
  sam man zen Burgunden   dâ der site phlac.
  si spranc von eime bette   dâ si ruowende lac.

  Dô bat si zeime venster   eine maget gân.                          684
  diu sach den küenen Gêren   an dem hove stân,
  in und die gesellen,   die wâren dar gesant.
  gegen ir herzeleide   wie liebiu mære si bevant!

  Si sprach zuo dem künege:   ‚seht ir, wâ si stênt,                 685
  die mit dem starken Gêren   ûf dem hove gênt,
  die uns mîn bruoder Gunther   sendet nider Rîn.‘
  dô sprach der starke Sîvrit:   ‚der sol uns willekomen sîn.‘

  Alleß daß gesinde   lief, dâ man si sach.                          686
  ir ieslîch besunder   vil güetlîche sprach
  daß beste, daß si kunden,   zuo den boten dô.
  Sigmunt der hêrre   was ir künfte harte vrô.

  Dô wart geherberget   Gêre und sîne man;                           687
  diu ros man hieß behalten.   die boten giengen dan,
  dâ hêr Sîvrit   bî Kriemhilde saß.
  si sâhen in vil gerne,   daß sult ir wißßen, âne haß.

  Der wirt mit sînem wîbe   stuont ûf sâ zehant.                     688
  wol wart enphangen Gêre   ûß Burgunden lant
  und sîne hergesellen,   Guntheres man,
  Gêren den vil rîchen   bat man an den sedel gân.

  ‚Erloubet uns die botschaft,   ê wir sitzen gên,                   689
  uns wegemüede geste   lât uns die wîle sten.
  wir suln iu sagen mære,   waß iu enboten hât
  Gunther und Prünhilt,   der dinc vil zierlîche stât,

  ‚Unde waß vrou Uote,   iur muoter, her enbôt,                    A.690
  Gîselher der junge   und ouch er Gêrnôt
  und iuwer besten mâge   habent uns her gesant:
  die enbietent iu ir dienest   ûßer Burgunden lant.‘

  ‚Nu lôn in Got,‘ sprach Sîvrit,   ‚ich getrûwe in wol            A.691
  triuwen unde guotes,   alsô man vriunden sol.
  sam tuot ouch ir swester;   man sol uns mêre sagen,
  ob unser lieben vriunde   daheim iht hôhes muotes tragen.

  ‚Sît wir von in schieden,   hât man in iht getân                 A.692
  mînen kone mâgen?   daß lâßet mich verstân.
  daß wil ich in mit triuwen   immer helfen tragen,
  unz daß ir vîende   mînen dienst müeßen klagen.‘

  Dô sprach der marcgrâve   Gêre, ein rîter guot:                    693
  ‚si sint in allen tugenden   mit vreuden wol gemuot.
  si ladent iuch ze Rîne   zeiner hôhgezît.
  si sæhen iuch vil gerne,   daß ir des âne zwîvel sît.

  ‚Si bitent mîne vrouwen,   si sül mit iu dar komen.                694
  swenne der winder   ein ende habe genomen,
  vor disen sunewenden   wolden si iuch sehen.‘
  dô sprach der starke Sîvrit:   ‚daß kunde müelîch geschehen.‘

  Dô sprach aber Gêre   von Burgunden lant:                        A.695
  ‚iuwer muoter Uote   diu hât iuch gemant,
  Gêrnôt unde Gîselher,   ir sült in niht versagen.
  daß ir in sît sô verre,   daß hœre ich tegelîche klagen.

  Prünhilt mîn vrouwe   und ir magedîn                               696
  vreuwent sich der mære:   ob daß mehte sîn,
  daß si iuch noch sæhen,   daß gæbe in hôhen muot.‘
  dô dûhten disiu mære   die schœnen Kriemhilde guot.

  Gêre was ir sippe:   der wirt in sitzen hieß;                      697
  den gesten hieß er schenken:   niht langer man daß ließ.
  dô kom ouch dar Sigmunt,   dâ er die boten sach:
  der hêrre vriuntlîche   zuo den Burgunden sprach:

  ‚Sît willekomen, ir recken,   Guntheres man.                       698
  sît daß Kriemhilde   ze wîbe gewan
  mîn sun Sîvrit,   man solde iuch dicker sehen
  hie in disem lande,   wolt ir uns vriuntschefte jehen.‘

  Si sprâchen, swenne er wolde,   si solden gerne komen.             699
  in wart michel müede   mit vreuden benomen.
  die boten bat man sitzen,   spîse man in truoc:
  der hieß dô geben Sîvrit   den lieben gesten genuoc.

  Si muosen dâ belîben   bevollen niun tage.                         700
  des heten endelîchen   die snellen rîter klage,
  daß si niht wider rîten   solden in ir lant.
  dô hete der künic Sîvrit   nâch sînen vriunden gesant.

  Er vrâgte, waß si rieten:   er sold an den Rîn.                    701
  ‚eß hât nâch mir gesendet   Gunther der vriunt mîn,
  er und sîne mâge,   durch eine hôhzît:
  nu kœm ich im vil gerne,   wan daß sîn lant ze verre lît.

  ‚Si bitent Kriemhilde,   daß si mit mir var.                       702
  nu râtet, lieben vriunde,   wie sol si komen dar?
  sold ich herverten   durch si in drîßec lant,
  dâ müese in dienen gerne   hin diu Sîvrides hant.‘

  Dô sprâchen sîne recken:   ‚habet ir der reise muot                703
  hin zer hôhzîte,   wir râten, waß ir tuot:
  ir sult mit tûsent recken   rîten an den Rîn:
  sô muget ir wol mit êren   dâ zen Burgunden sîn.‘

  Dô sprach von Niderlanden   der hêrre Sigmunt:                     704
  ‚welt ir zer hôhzîte,   wan tuot ir mir daß kunt?
  obeß iu niht versmâhet,   sô rîte ich mit iu dar.
  ich vüere hundert degene,   dâ mite mêre ich iuwer schar.‘

  ‚Welt ir mit uns rîten,   lieber vater mîn,‘                       705
  sprach der küene Sîvrit,   ‚vil vrô sol ich des sîn.
  inre tagen zwelfen   sô rûme ich mîniu lant.‘
  alle, die es gerten,   den gap man ros und ouch gewant.

  Dô der künic edele   der reise hete muot,                          706
  dô hieß man wider rîten   die snellen degne guot.
  sînen konemâgen   enbôt er an den Rîn,
  er wolde harte gerne   bî ir hôhgezîte sîn.

  Sîvrit und Kriemhilt,   sô wir hœren sagen,                        707
  sô vil den boten gâben,   daß eß niht mohten tragen
  ir mœre heim ze lande:   er was ein rîcher man.
  ir starken soumære   treip man vrœlîchen dan.

  Ir volk kleidete Sîvrit   und ouch Sigemunt.                       708
  Eckewart der grâve   der hieß an der stunt
  vrouwen kleider suochen,   diu besten, die man vant
  oder inder kunde erwerben   über Sîvrides lant.

  Die setel zuo den schilden   bereiten man began.                   709
  rîtern und vrouwen,   die mit im solden dan,
  den gap man, swaß si wolden,   daß in niht gebrast.
  er brâhte sînen vriunden   manegen hêrlîchen gast.

  Die boten zogten sêre   ze lande ûf den wegen.                     710
  dô kom zen Burgunden   Gêre der degen.
  er wart vil wol enphangen:   do erbeißten si ze tal
  von rossen und von mœren   vür den Guntheres sal.

  Die tumben zuo den wîsen   giengen, sô man tuot,                   711
  vrâgen umbe mære.   sô sprach der rîter guot:
  ‚swenne ich si sage dem künege,   dâ hœrt ir si zehant.‘
  er gie mit den gesellen,   dâ er Guntheren vant.

  Der künic von liebe   von dem sedel spranc.                        712
  daß si sô snelle kômen,   des seite in dô danc
  Prünhilt diu schœne.   Gunther zen boten sprach:
  ‚wie gehabet sich Sîvrit,   von dem mir liebe vil geschach?‘

  Dô sprach der küene Gêre:   ‚dâ wart er vreuden rôt,               713
  er und iuwer swester.   nie vriunden baß enbôt
  sô getriuwe mære   deheiner slahte man,
  als iu der hêrre Sîvrit   und ouch sîn vater hât getân.‘

  Dô sprach zem marcgrâven   des rîchen küneges wîp:                 714
  ‚nu sagt mir, kumt uns Kriemhilt?   hât noch ir schœner lîp
  behalten iht der zühte,   der si kunde phlegen?‘
  er sprach: ‚si koment beide   und mit in maneger küene degen.‘

  Uote bat dô drâte   die boten vür sich gên.                        715
  man moht an ir vrâge   harte wol verstên,
  daß si hôrte gerne:   ‚was Kriemhilt noch gesunt?‘
  er seite, wier si vunde   und daß si kœme in kurzer stunt.

  Eß wart von in diu gâbe   ze hove niht verdeit,                    716
  die in gap er Sîvrit:   golt und ouch diu kleit
  brâhte man ze sehene   der drîer künege man.
  ir vil grôßer milte   wart dâ danken getân.

  ‚Er mac,‘ sprach dô Hagene,   ‚von im sanfte geben:                717
  ern kundeß niht verswenden,   sold er immer leben.
  hort der Niblunge   besloßßen hât sîn hant;
  hei, sold er immer   komen in Burgunden lant!‘

  Alleß daß gedigene   vreute sich dar zuo,                          718
  daß si komen solden.   spâte unde vruo
  wâren vil unmüeßec   der drîer künege man.
  manec hêr gesidele   man dô rihten began.

  Hûnolt der küene   und Sindolt der degen                         A.719
  heten vil unmuoße.   die zît muosen phlegen
  truhsæßen unde schenken,   ze rihten manege banc.
  des half in ouch Ortwîn;   des seite in Gunthere danc.

  Rûmolt der kuchenmeister,   wie wol er rihte sît                 A.720
  sîne undertâne!   manegen keßßel wît,
  haven unde phannen:   hei, waß man der dâ vant!
  do bereite man den spîse,   die dâ kômen in daß lant.

  Der vrouwen arbeiten   was ouch niht kleine,                        C.
  dô si bereiten ir kleider.   die edelen steine
  mit glanze verre glesten,   verwieret in daß golt,
  dô si si ane leiten,   daß in die liute wurden holt.



Âventiure

wie si ze der hôhzît vuoren.


  Alle ir unmuoße   lâßen wir nu sîn                                 721
  und sagen, wie vrou Kriemhilt   und ir magedîn
  hin gên Rîne vuoren   von Niblunge lant.
  nie getruogen mœre   sô manec hêrlîch gewant.

  Vil der soumschrîne   man schihte zuo den wegen.                   722
  dô reit mit sînen vriunden   Sîvrit der degen
  und diu küneginne,   dar si heten vreuden wân;
  sît wart eß in allen   ze grôßem leide getân.

  Dâ heime si dô ließen   Sîvrides kindelîn                          723
  und sun den Kriemhilde;   daß muos et alsô sîn.
  von ir hovereise   wuohs vil michel sêr:
  sînen vater und sîn muoter   gesach daß kindel nimmer mêr.

  Dô reit ouch mit in dannen   der hêrre Sigmunt.                    724
  solde er rehte wißßen,   wie eß nâch der stunt
  zer hôhzît ergienge,   er het ir niht gesehen:
  im kunde an lieben vriunden   leider nimmer geschehen.

  Boten man vür sande,   die mære seiten dar.                        725
  dô reit ouch in enkegene   mit wünneclîcher schar
  vil der Uoten vriunde   und der Guntheres man.
  der wirt gên sînen gesten   sich sêre vlîßen began.

  Er gie zuo Prünhilde,   dâ er si sitzen vant.                      726
  ‚wie enphieng iuch mîn swester,   do ir kômet in daß lant?
  sam sult ir enphâhen   Sîvrides wîp.‘
  ‚daß tuon ich,‘ sprach si, ‚gerne:   von schulden holt ist ir mîn lîp.‘

  Dô sprach der künic rîche:   ‚si koment uns morgen vruo.         A.727
  welt ir si enphâhen,   dâ grîfet balde zuo,
  daß wir ir niht bîten   in der burc hie.
  mir sint in allen zîten   lieber geste komen nie.‘

  Ir meide und ir vrouwen   hieß si sâ zehant                        728
  suochen guotiu kleider,   diu besten, diu man vant,
  diu ir ingesinde   vor gesten solde tragen.
  daß tâten si doch gerne:   daß mac man lîhte gesagen.

  Ouch îlten in dô dienen   die Guntheres man.                     A.729
  alle sîne recken   der wirt zuo im gewan.
  dô reit diu küneginne   hêrlîchen dan.
  dâ wart vil michel grüeßen   die lieben geste getân.

  Mit wie getânen êren   man die geste enphie!                       730
  si dûhte, daß vrou Kriemhilt   vroun Prünhilde nie
  sô rehte wol enphienge   in Burgunden lant.
  die eß ie gesâhen,   den wart vil hôher muot bekant.

  Nu was ouch komen Sîvrit   mit den sînen man.                      731
  man sach die helde wenden   wider unde dan
  des veldes allenthalben   mit ungevüegen scharn.
  dringen unde stouben   kunde niemen dâ bewarn.

  Dô der wirt des landes   Sîvriden sach                             732
  und ouch Sigmunden,   wie güetlîch er sprach!
  ‚nu sît mir grôße willekomen   und al den vriunden mîn;
  iuwer hovereise   sul wir hôhes muotes sîn.‘

  ‚Nu lône iu got,‘ sprach Sigmunt,   der êre gernde man.            733
  ‚sît daß iuch Sîvrit   ze vriunde gewan,
  dô rieten mîne sinne,   daß ich iuch wolde sehen.‘
  dô sprach der künic Gunther:   ‚nu ist mir liebe dran geschehen.‘

  Sîvrit wart enphangen,   als im daß wol gezam,                   A.734
  mit vil grôßen êren;   niemen was im gram.
  des half mit grôßen zühten   Gîselher und Gêrnôt.
  nie lieben gesten   manß sô güetlîch erbôt.

  Nu nâheten ze ein ander   der zweier künege wîp.                   735
  dâ wart vil setel lære,   maneger vrouwen lîp
  wart von helde handen   erhaben ûf daß gras.
  die vrouwen gerne dienden,   waß der dâ unmüeßec was!

  Dô giengen zuo ein ander   diu minneclîchen wîp.                   736
  des was in grôßen vreuden   maneges rîters lîp,
  daß ir beider grüeßen   sô minneclîch ergie.
  dô sach man vil der recken,   der dienen vrouwen dâ niht lie.

  Daß hêrlîch gesinde   vie sich bî der hant;                        737
  in zühten grôße nîgen   des man vil dâ vant
  und küssen minneclîchen   von vrouwen wol getân.
  daß was liep ze sehene   Gunthers und Sîvrides man.

  Si biten dâ niht langer,   si riten zuo der stat.                 738
  der wirt sînen gesten   wol erzeigen bat,
  daß man si gerne sæhe   in Burgunden lant.
  manegen puneiß rîchen   man vor den juncvrouwen vant.

  Ûßer Troneje Hagene   und ouch Ortwîn,                           A.739
  daß si gewaltec wæren,   daß tâten si wol schîn.
  swaß si gebieten wolden,   des torste man niht lân.
  von in wart michel dienest   den lieben gesten getân.

  Vil schilde hôrt man hellen   dâ ze dem bürge tor                  740
  von stichen und von stôßen.   lange habete dâ vor
  der wirt mit sînen gesten,   ê si kômen drin.
  jâ gie in diu stunde   mit grôßer kurzwîle hin.

  Vür den palas wîten   mit vreuden si dô riten.                     741
  manegen phelle spæhe,   guot und wol gesniten,
  sach man über setele   den vrouwen wol getân
  allenthalben hangen.   dô kômen Guntheres man:

  Die hießen si dô vüeren   balde an ir gemach.                      742
  under wîlen blicken   man Prünhilde sach
  an vrouwen Kriemhilde,   diu schœne was genuoc.
  ir varwe gên dem golde   den glanz vil hêrlîchen truoc.

  Allenthalben schallen   ze Wormeß in der stat                    A.743
  hôrte manß gesinde.   Gunther dô bat
  Dancwarten sînen marschalc,   daß er ir solde phlegen.
  do begunde er daß gesinde   harte güetlîchen legen.

  Dar ûße und ouch dar inne   spîsen man si lie.                     744
  jâ wart vremder geste   baß gephlegen nie.
  alles, des si gerten,   des was man in bereit.
  der künic was sô rîche,   daß niemen dâ niht wart verseit.

  Man diende in vriuntlîche   und ân allen haß.                      745
  der wirt dâ ze tische   mit sînen gesten saß.
  dô muose sitzen Sîvrît,   als er ê hete getân.
  dô gie mit im ze tische   vil manec wætlîcher man.

  Zwelf hundert recken   an dem ringe sîn                            746
  dâ ze tische sâßen.   Prünhilt diu künegîn
  gedâht, daß eigen holde   niht rîcher kunde wesen.
  si was im noch sô wæge,   daß si in gerne lie genesen.

  An jenem âbende,   dâ der künic saß,                               747
  vil der rîchen kleider   wart von wîne naß,
  dâ die schenken solden   zuo den tischen gân:
  dâ wart vil voller dienest   mit grôßem vlîße getân.

  Sô man ze hôhgezîten   lange hât gephlegen,                        748
  vrouwen unde meide   hieß man schône legen.
  swannen si dar kômen,   der wirt in willen truoc;
  in güetlîchen êren   man gap in allen genuoc.

  Dô diu naht het ende   und der tac erschein,                       749
  ûß den soumschrînen   manec edel stein
  erlûhte in guoter wæte,   die ruorte vrouwen hant.
  dô wart ervür gesuochet   manec hêrlîch gewant.

  Ê eß vol ertagete,   dô kômen vür den sal                          750
  vil rîter unde knehte:   dô huop sich aber schal
  vor einer vruomesse,   die man dem künege sanc.
  dâ riten junge helde,   daß ins der künic seite danc.

  Manec pusûne lûte   vil krefteclîch erdôß.                         751
  von trumben und von vloiten   der schal wart sô grôß,
  daß Wormeß diu vil wîte   dar nâch lûte erschal.
  die hôch gemuoten helde   ze rossen kômen über al.

  Dô huop sich in dem lande   harte hôch ein spil                    752
  von manegem guoten recken:   der sach man dâ vil,
  den ir tumbiu herze   gâben hôhen muot;
  dô sach man under schilde   manegen zieren rîter guot.

  In diu venster sâßen   diu hêrlîchen wîp                           753
  und vil der schœnen meide;   gezieret was ir lîp.
  si sâhen kurzewîle   von manegem küenen man.
  der wirt mit sînen vriunden   selbe rîten dâ began.

  Sus vertriben si die wîle:   diu dûhte si niht lanc.               754
  man hôrte dâ zem tuome   maneger glocken klanc:
  dô kômen in die mœre:   die vrouwen riten dan;
  den edelen küneginnen   volgete manec küene man.

  Si stuonden vor dem münster   nider ûf daß gras.                   755
  Prünhilt ir gesten   dannoch wæge was.
  si giengen under krône   in daß münster wît.
  diu liebe wart gescheiden:   daß vrumte grœßlîcher nît.

  Dô si gehôrten messe,   si vuoren wider dan                        756
  mit vil manegen êren.   man sach si sider gân
  ze tische vrœlîche.   ir vreude nie gelac
  dâ zer hôhgezîte   unz an den einliften tac.

  Do gedâht diu küneginne:   ‚ine mac niht langer dagen.              C.
  swie ich daß gevüege,   Kriemhilt muoß mir sagen,
  war umbe uns alsô lange   den zins verseßßen hât
  ir man, derst unser eigen:   der vrâge hân ich keinen rât.‘

  Sus warte si der wîle,   als eß der tiuvel riet:                    C.
  die vreude und ouch die hôhgezît   mit leide si dô schiet.
  daß ir lac amme herzen,   ze liehte eß muose komen.
  des wart in manegen landen   von ir jâmers vil vernomen.



Âventiure

wie die küneginne ein ander schulten.


  Vor einer vesperzîte   huop sich grôß ungemach,                    757
  daß von manegem recken   ûf dem hove geschach:
  si phlâgen rîterschefte   durch kurzwîle wân.
  dô liefen dar durch schouwen   manec wîp unde man.

  Ze samne dô gesâßen   die küneginne rîch:                          758
  si gedâhten zweier recken,   die wâren lobelîch.
  dô sprach diu schœne Kriemhilt:   ‚ich hân einen man,
  daß elliu disiu rîche   zuo sînen handen solden stân.‘

  Dô sprach diu vrouwe Prünhilt:   ‚wie kunde daß gesîn?             759
  ob ander nieman lebete   wan dîn unde sîn,
  sô möhten im diu rîche   wol wesen undertân:
  die wîle daß lebet Gunther,   sô kundeß nimmer ergân.‘

  Dô sprach aber Kriemhilt:   ‚sihestu, wie er stât,                 760
  wie rehte hêrlîche   er vor den recken gât,
  sam der liehte mâne   vor den sternen tuot!
  des muoß ich von schulden   tragen vrœlîchen muot.‘

  Dô sprach diu vrouwe Prünhilt:   ‚swie wætlîch sî dîn man,         761
  swie biderbe und swie schœne,   sô soltu vor im lân
  Gunther den recken,   den edelen bruoder dîn:
  der muoß vor allen künegen,   daß wißße, wærlîche sîn.‘

  Dô sprach aber Kriemhilt:   ‚sô tiuwer ist mîn man,                762
  daß ich in âne schulde   niht gelobet hân.
  an vil manegen dingen   ist sîn êre grôß.
  geloubestu daß, Prünhilt,   er ist wol Gunthers genôß.‘

  ‚Jane soltu mirß, Kriemhilt,   ze arge niht verstân,               763
  wan ich ouch âne schulde niht   die rede hân getân:
  ich hôrtes jehen beide,   dô ichs êrste sach,
  und dâ des küneges wille   an mîme lîbe geschach,

  ‚Und dâ er mîne minne   sô rîterlîch gewan,                        764
  dô jach Sîvrit,   er wære sküneges man:
  des hân ich in vür eigen,   sît ich ins hôrte jehen.‘
  dô sprach diu schœne Kriemhilt:   ‚sô wær mir übele geschehen.

  ‚Wie heten sô geworben   die edelen bruoder mîn,                   765
  daß ich eigenmannes   wine solde sîn?
  des wil ich dich, Prünhilt,   vil vriuntlîchen biten,
  daß du die rede lâßest   durch mich mit güetlîchen siten.‘

  ‚Ich mag ir niht gelâßen,‘   sprach des küneges wîp:               766
  ‚zwiu sold ich verkiesen   sô maneges rîters lîp,
  der uns mit dem degene   dienstlîch ist undertân?‘
  Kriemhilt diu vil schœne   daß sêre zürnen began.

  ‚Du muost in verkiesen,   daß er dir immer bî                      767
  wone deheiner dienste.   erst tiurer, danne sî
  Gunther mîn bruoder,   der vil edel man.
  du solt mich des erlâßen,   daß ich von dir vernomen hân.

  ‚Und nimt mich immer wunder,   sît er dîn eigen ist                768
  und du über uns beidiu   sô gewaltec bist,
  daß er dir sô lange   den zins verseßßen hât.
  dîner übermüete   solde ich von rehte haben rât.‘

  ‚Du ziuhest dich ze hôhe,‘   sprach dô des küneges wîp.            769
  ‚nu wil ich sehen gerne,   ob man dînen lîp
  habe ze solhen êren,   sô man den mînen tuot.‘
  die vrouwen wurden beide   vil sêre zornec gemuot.

  Dô sprach diu vrouwe Kriemhilt:   ‚daß muoß et nu geschehen:       770
  sît du mînes mannes   vür eigen hâst gejehen,
  sô müeßen hiute kiesen   der beider künege man,
  ob ich vor küneges wîbe   ze kirche türre gegân.

  ‚Du muost daß hiute schouwen,   daß ich bin edelvrî,             A.771
  und daß mîn man ist tiuwerer,   danne der dîn sî.
  dâ mite wil ich selbe   niht bescholden sîn.
  du solt noch hiute kiesen,   wie diu eigen diu dîn

  ‚Ze hove gê vor recken   in Burgunden lant.                      A.772
  ich wil wesen tiuwerer,   danne ieman habe bekant
  deheine küneginne,   diu krôn her ie getruoc.‘
  dô huop sich undern vrouwen   grôßes nîdes genuoc.

  Dô sprach aber Prünhilt:   ‚wiltu niht eigen sîn,                  773
  sô muostu dich scheiden   mit den vrouwen dîn
  von mînem ingesinde,   dâ wir ze münster gân.‘
  des antwurte Kriemhilt:   ‚triuwen, daß sol sîn getân.‘

  ‚Nu kleidet iuch, mîn meide,‘   sprach Sîvrides wîp.               774
  ‚eß muoß âne schande   belîben hie mîn lîp.
  ir sult daß lâßen schouwen,   habt ir iht rîche wât.
  si mac sîn gerne lougen,   des si hie verjehen hât.‘

  Man mohte in lîhte râten,   si suochten rîchiu kleit.              775
  dâ wart vil wol gezieret   manec vrouwe unde meit.
  dô gie mit ir gesinde   des edelen wirtes wîp;
  ze wunsche wart gekleidet   der schœnen Kriemhilde lîp

  Mit drin und vierzec meiden:   die brâhtes an den Rîn;           A.776
  die truogen liehte phelle,   geworht in Arâbîn.
  sus kômen zuo dem münster   die meide wol getân.
  ir warten vor dem hûse   alle Sîvrides man.

  Die liute nam des wunder,   wâ von daß geschach,                   777
  daß man die küneginne   alsô gescheiden sach,
  daß si bî ein ander   niht giengen alsam ê.
  dâ von wart manegem degene   sît vil sorclîchen wê.

  Nu stuont vor dem münster   Guntheres wîp.                         778
  dô hete kurzwîle   vil maneges rîters lîp
  mit den schœnen vrouwen,   der si dâ nâmen war.
  dô kom diu edel Kriemhilt   mit maneger hêrlîchen schar.

  Swaß kleider ie getruogen   edeler rîter kint,                     779
  wider ir gesinde   daß was gar ein wint.
  si was sô rîch des guotes,   daß drîßec küneges wîp
  eß möhten niht erziugen,   daß eine erziuget ir lîp.

  Ob ieman wünschen solde,   der kunde niht gesagen,                 780
  daß man sô rîcher kleider   gesæhe ie mê getragen,
  sô dâ ze stunde truogen   ir meide wol getân.
  wan Prünhilde ze leide,   eß hete Kriemhilt verlân.

  Ze samene si dô kômen   vor dem münster wît.                       781
  eß tet diu hûsvrouwe   durch einen grôßen nît,
  si hieß vil übellîche   Kriemhilde stân:
  ‚jâ sol vor küneges wîbe   nimmer eigen diu gegân.‘

  Dô sprach diu schœne Kriemhilt,   zornec was ir muot:              782
  ‚kundestu noch swîgen,   daß wær dir lîhte guot.
  duo hâst geschendet   dînen schœnen lîp.
  wie mohte mannes kebse   immer werden küneges wîp?‘

  ‚Wen hâstu hie verkebeset?‘   sprach des küneges wîp.              783
  ‚daß tuon ich dich,‘ sprach Kriemhilt:   ‚dînen schœnen lîp
  minnete êrste Sîvrit,   mîn vil lieber man.
  jâ was eß niht mîn bruoder,   der dînen meituom gewan.

  ‚War kômen dîne sinne?   eß was ein arger list,                    784
  daß du in ließe minnen,   sît er dîn eigen ist.
  ich hœre dich,‘ sprach Kriemhilt,   ‚âne schulde klagen.‘
  ‚triuwen,‘ sprach dô Prünhilt,   ‚daß wil ich Gunthere sagen.‘

  ‚Waß mac mir daß gewerren?   dîn übermuot dich hât betrogen:       785
  du hâst mich ze dienste   mit rede dich an gezogen.
  daß wißße an rehten triuwen,   eß ist mir immer leit:
  getriuwer heinlîche   sol ich dir wesen unbereit.‘

  Prünhilt dô weinde:   Kriemhilt niht lenger lie,                   786
  vor des küneges wîbe   inß münster si dô gie
  mit ir ingesinde.   dâ huop sich grôßer haß:
  des wurden liehtiu ougen   starke trüebe unde naß.

  Swie vil man Gote diende   oder ieman dâ sanc,                     787
  des dûhte Prünhilde   diu wîle gar ze lanc,
  wand ir was vil trüebe   der lîp und ouch der muot.
  des muoste sît enkelten   manec helt küene unde guot.

  Prünhilt mit ir vrouwen   gie vür daß münster stân.                788
  si dâhte: ‚mich muoß Kriemhilt   mêre hœren lân,
  des mich sô lûte zîhet   daß wortræße wîp.
  hât er sichs gerüemet,   eß gêt im wærlîch an den lîp.‘

  Nu kom diu edel Kriemhilt   mit manegem küenen man.                789
  dô sprach diu vrouwe Prünhilt:   ‚ir sult noch stille stân.
  ir jâhet mîn ze kebesen:   daß sult ir lâßen sehen:
  mir ist von iuwern sprüchen,   daß wißßet, leide geschehen.‘

  Dô sprach diu schœne Kriemhilt:   ‚ir möht mich lâßen gân.         790
  ich erziugeß mit dem golde,   deich an der hende hân:
  daß brâhte mir Sîvrit,   dô er bî iu lac.‘
  nie gelebte Prünhilt   deheinen leideren tac.

  Si sprach: diz golt vil edele   daß wart mir verstoln              791
  und ist mich harte lange   übele verholn:
  ich kum es an ein ende,   wer mirß hât genomen.‘
  die vrouwen wâren beide   in grôß ungemüete komen.

  Dô sprach aber Kriemhilt:   ‚ine wils niht wesen diep.             792
  du möhtest gedaget hân,   wær dir êre liep.
  ich erziugeß mit dem gürtel,   den ich umbe hân,
  daß ich niht enliuge:   jâ wart Sîvrit dîn man.‘

  Von Ninnivê der sîden   si den borten truoc                        793
  mit edelem gesteine;   jâ was er guot genuoc.
  dô den gesach Prünhilt,   weinen si began:
  daß muoste vreischen Gunther,   dar zuo alle sîne man.

  Dô sprach diu küneginne:   ‚heißet here gân                        794
  den vürsten von Rîne:   ich wil in hœren lân,
  wie mich hât gehœnet   sîner swester lîp.
  si seit hie offenlîche,   ich sî Sîvrides wîp.‘

  Der künic kom mit recken:   weinen er dô sach                      795
  sîne triutinne:   güetlîch er dô sprach:
  ‚saget mir, liebiu vrouwe,   wer hât iu iht getân?‘
  si sprach zuo dem künege:   ‚ich muoß unvrœlîchen stân.

  ‚Von allen mînen êren   mich diu swester dîn                       796
  gerne wolde scheiden:   dir sol geklaget sîn,
  si giht, mich habe gekebeset   Sîvrit ir man.‘
  dô sprach der künic Gunther:   ‚sô hetes übele getân.‘

  ‚Si treit hie mînen gürtel,   den ich hân verlorn,                 797
  und mîn golt daß rôte.   daß ich ie wart geborn,
  daß riuwet mich vil sêre.   dun entredest, künic, mich
  der vil grôßen schanden,   ich minne nie mêre dich.‘

  Dô sprach künic Gunther:   ‚er sol her vüre gân:                   798
  hât er sichs gerüemet,   daß sol er hœren lân,
  oder sîn muoß lougenen   der helt ûß Niderlant.‘
  dô wart der küene Sîvrit   harte balde dar besant.

  Dô der hêrre Sîvrit   die ungemuoten sach,                         799
  ern weste niht der mære,   balde er dô sprach:
  ‚waß weinent dise vrouwen?   daß hete ich gerne erkant,
  oder von welhen schulden   ich dâ her sî besant.‘

  Dô sprach künic Gunther:   mir ist harte leit.                     800
  mir hât mîn vrouwe Prünhilt   ein mære hie geseit:
  du hâst dich gerüemet,   du wærst ir êrster man.
  sô seit dîn wîp Kriemhilt:   hâstu, degen, daß getân?

  ‚Nein ich,‘ sprach dô Sîvrit.   ‚und hât si daß geseit,            801
  end ich erwinde,   daß muoß ir werden leit,
  und wil dirß gerihten   vor allen dînen man
  mit mînen hôhen eiden,   daß ich irß niht gesaget hân.‘

  Dô sprach der künec von Rîne:   ‚daß soltu lâßen sehen:          A.802
  den eit, den du biutest,   mac der hie geschehen,
  aller valschen dinge   wil ich dich ledec lân.‘
  man sach zuo dem ringe   dô die von Burgunden stân.

  Sîvrit der vil küene   zem eide bôt die hant.      A.803
  dô sprach der künic rîche:   ‚mir ist sô wol bekant
  iuwer grôß unschulde:   ich wil iuch ledec lân,
  des iuch mîn swester zîhet,   daß ir des niht habet getân.‘

  Dô sprach aber Sîvrit:   ‚und genießet des ir lîp,                 804
  daß si hât ertrüebet   dîn vil schœne wîp,
  daß ist mir sicherlîchen   âne mâße leit.‘
  dô sâhen zuo ein ander   die küenen rîter gemeit.

  ‚Man sol sô vrouwen ziehen,‘   sprach Sîvrit der degen,            805
  ‚daß si üppege sprüche   lâßen under wegen.
  verbiut eß dînem wîbe,   der mînen tuon ich sam.
  solher übermüete   ich mich wærlîchen scham.‘

  Mit rede wart gescheiden   manec schœne wîp.                   VII.806
  dô trûrte alsô sêre   Prünhilde ir lîp,
  daß eß erbarmen muose   die Guntheres man.
  dô kom von Troneje Hagene   zuo sîner vrouwen gegân.

  Er vrâgte, waß ir wære:   weinende er si vant.                   A.807
  dô seite si im diu mære.   er lobte ir sâ zehant,
  daß eß erarnen müese   Kriemhilde man,
  oder er wolde nimmer   dar umbe vrœlîch gestân.

  Zuo der rede kômen   Ortwîn und Gêrnôt,                            808
  dâ die helde rieten   den Sîvrides tôt.
  dar zuo kom ouch Gîselher,   der schœnen Uoten kint;
  dô er ir rede gehôrte,   er sprach getriulîchen sint:

  ‚Ouwê, ir guoten knehte,   war umbe tuot ir daß?                   809
  jane gediende Sîvrit   nie alsolhen haß,
  daß er dar umbe solde   verliesen sînen lîp:
  jâ ist des harte lîhte,   dar umbe zürnent diu wîp.‘

  ‚Suln wir gouche ziehen?‘   sprach aber Hagene:                    810
  ‚des habent lützel êre   sô guote degene.
  daß er sich hât gerüemet   der lieben vrouwen mîn,
  dar umbe wil ich sterben,   eß engê im an daß leben sîn.‘

  Dô sprach der künic selbe:   ‚ern hât uns niht getân             A.811
  niuwan guot und êre:   man sol in leben lân.
  waß touc, ob ich dem recken   wære nu gehaß?
  er was ie getriuwe   und tet vil willeclîchen daß.‘

  Dô sprach ûßer Metzen   der degen Ortwîn:                          812
  ‚jane kan in niht gehelfen   diu grôße sterke sîn.
  erloubet mirß mîn hêrre,   ich tuon im alleß leit.‘
  dô heten im die helde   âne schulde widerseit.

  Sîn gevolgte niemen,   niuwan daß Hagene                           813
  riet in allen zîten   Gunther dem degene,
  ob Sîvrit niht enlebte,   sô wurde im undertân
  vil der künege lande.   der helt des trûren began.

  Dô ließen siß belîben:   spiln man dô sach.                      A.814
  hei, waß man starker schefte   vor dem münster brach
  vor Sîvrides wîbe   al zuo dem sale dan!
  dô wâren in unmuote   genuoge Guntheres man.

  Der künic sprach: ‚lât belîben   den mortlîchen zorn.              815
  er ist uns ze sælden   unt ze êren geborn;
  ouch ist sô stark grimme   der wundernküene man,
  wurde er sîn innen,   sô torst in nieman bestân.‘

  ‚Nein er,‘ sprach dô Hagene.   ‚lât iu eß wol behagen:             816
  ich trouwe eß heinlîche   alsô an getragen,
  daß Prünhilde weinen   sol im werden leit.
  jâ sol im von Hagenen   immer wesen widerseit.‘

  Dô sprach der künic Gunther:   ‚wie möhte daß ergân?‘              817
  des antwurte Hagene:   ‚ich wil iuchß hœren lân:
  heißen boten rîten   zuo uns in daß lant
  widersagen offenlîche,   die hie niemen sîn bekant.

  Sô jehet ir vor den gesten,   daß ir und iuwer man                 818
  wellent herverten.   alsô daß ist getân,
  sô lobet er iu dar dienen:   des vliuset er den lîp,
  ervare ich uns diu mære   an des küenen recken wîp.‘

  Der künic übel volgte   Hagnen sînem man.                          819
  die starken untriuwe   begunden tragen an,
  ê ieman daß ervunde,   die rîter ûß erkorn.
  von zweier vrouwen bâgen   wart vil manec helt verlorn.



Âventiure

wie Sîvrit verrâten wart.


  An dem vierden morgen   zwên und drîßec man                        820
  sach man ze hove rîten.   daß wart dô kunt getân
  Gunther dem rîchen,   im wære widerseit.
  von lüge wuohs den vrouwen   grôßer jâmer unde leit.

  Urloup si gewunnen,   daß si vür solden gân,                       821
  und jâhen, daß siß wæren   Liudgêres man,
  den ê dâ hete betwungen   Sîvrides hant
  und in ze gîsel bræhte   in daß Guntheres lant.

  Die boten er dô gruoßte   und hieß si sitzen gân.                  822
  einer sprach dar under:   hêrre, lât uns stân,
  unz wir gesagen mære,   diu iu enboten sint.
  jâ habet ir ze vînde,   daß wißßet, maneger muoter kint.

  ‚Iu widerseit Liudegast   unde Liudgêr,                            823
  den ir dâ wîlen tâtet   gremlîchiu sêr:
  die wellent zuo iu rîten   mit her in ditze lant.‘
  der künic begunde zürnen,   als ob eß wære im unbekant.

  Man hieß die meinræten   zen herbergen varn.                       824
  wie möhte sich Sîvrit   dâ vor dô bewarn,
  er oder ander ieman,   daß si dô truogen an?
  daß wart sît in selben   ze grôßem leide getân.

  Der künic mit sînen vriunden   rûnende gie.                        825
  Hagne von Troneje   in nie geruowen lie.
  noch heten eß gescheiden   genuoge sküneges man;
  dône wolde et Hagene   nie des râtes abe gân.

  Eines tages si Sîvrit   rûnende vant.                              826
  dô begunde vrâgen   der helt von Niderlant:
  ‚wie gât sô trûreclîchen   der künic und sîne man?‘
  daß hilfe ich immer rechen,   hât in iemen iht getân.‘

  Dô sprach künic Gunther:   ‚mir ist von schulden leit:             827
  Liudgast und Liudegêr   habent mir widerseit:
  si wellen offenlîche   rîten in mîn lant.‘
  dô sprach der degen küene:   ‚daß sol Sîvrides hant

  ‚Nâch allen iuwern êren   mit vlîße understân;                     828
  ich tuon noch den degenen,   als ich hân ê getân.
  ich lege in wüeste ir bürge   und ouch ir lant,
  ê daß ich erwinde:   des sî mîn houbet iuwer phant.

  ‚Ir und iuwer recken   sult hie heime bestân                       829
  und lât mich zuo in rîten   mit den, die ich hân.
  daß ich iu gerne diene,   daß lâße ich iuch sehen:
  von mir sol iuwern vînden,   daß wißßet, leide geschehen.‘

  ‚Sô wol mich dirre mære,‘   sprach der künic dô,                   830
  als ob er ernslîche   der helfe wære vrô.
  in valsche neig im tiefe   der ungetriuwe man.
  dô sprach der hêrre Sîvrit:   ‚ir sult kleine sorge hân.‘

  Dô schikten si die reise   mit den knehten dan:                    831
  Sîvride und den sînen   ze sehene eß was getân.
  dô hieß er sich bereiten   die von Niderlant:
  Sîvrides recken   suohten strîtlîch gewant.

  Dô sprach der starke Sîvrit:   ‚mîn vater Sigmunt,                 832
  ir sult hie belîben:   wir komen in kurzer stunt,
  gît uns Got gelücke,   her wider an den Rîn.
  ir sult bî dem künege   hie vil vrœlîchen sîn.‘

  Diu zeichen si ane bunden,   alsô si wolden dan.                   833
  dô wâren dâ genuoge   Guntheres man,
  dine wessen niht der mære,   wâ von eß was geschehen.
  man mohte grôß gesinde   dô bî Sîvride sehen.

  Ir helme und ouch ir brünne   si bunden ûf diu marc;               834
  dô wolde von dem lande   vil manec recke starc.
  dô gie von Troneje Hagene,   da er Kriemhilde vant,
  und bat im geben urloup:   si wolden rûmen daß lant.

  ‚Wol mich,‘ sprach Kriemhilt,   deich ie den man gewan,            835
  der mînen lieben vriunden   sô wol tar vor stân,
  alse mîn hêr Sîvrit   tuot den vriunden mîn:
  des wil ich hôhes muotes,‘   sprach diu küneginne, ‚sîn.‘

  ‚Lieber vriunt, er Hagene,   gedenket an daß,                      836
  daß ich iu gerne diene   und noch nie wart gehaß.
  des lâßet mich genießen   an mînem lieben man:
  er sol des niht enkelten,   hân ich Prünhilt iht getân.

  ‚Des hât mich sît gerouwen,‘   sprach daß edel wîp,              A.837
  ‚ouch hât er sô zerblouwen   dar umbe mînen lîp:
  daß ichß ie gereite,   daß beswârte ir den muot,
  daß hât vil wol errochen   der degen küene unde guot.‘

  ‚Ir werdet wol versüenet,‘   sprach er, ‚nâch disen tagen.         838
  Kriemhilt, liebiu vrouwe,   jâ sult ir mir sagen,
  wie ich iu müge dienen   an Sîvride iuwerm man.
  daß tuon ich gerne, vrouwe:   baß ichs nieman engan.‘

  ‚Ich wære ân alle sorge,‘   sprach dô daß edel wîp,                839
  ‚daß im ieman næme   in sturme sînen lîp,
  ob er niht wolde volgen   sîner übermuot:
  sô wær immer sicher   der degen küene unde guot.‘

  ‚Vrouwe,‘ sprach dô Hagene,   ‚und habet ir des wân,               840
  daß man in müge versnîden,   ir sult mich wißßen lân,
  mit wie getânen listen   sol ichß understên?
  ich wil im ze huote   immer rîten unde gên.‘

  Si sprach: ‚du bist mîn mâc,   sô bin ich der dîn.                 841
  ich bevilhe dir ûf triuwe   den lieben wine mîn,
  daß du wol behüetest   mir den lieben man.‘
  si seit im kundiu mære,   diu beßßer wæren verlân.

  Si sprach: ‚mîn man ist küene,   dar zuo stark genuoc.             842
  dô er den lintdrachen   an dem berge sluoc,
  jâ badet sich in dem bluote   der recke vil gemeit,
  dâ von in sît in stürmen   dehein wâfen nie versneit.

  ‚Jedoch bin ich in sorgen,   swenne er in strîte stât              843
  und vil der gêrschüßße   von helde handen gât,
  daß ich dâ verliese   den mînen lieben man.
  hei, waß ich grôßer sorge   dicke umb Sîvriden hân!

  ‚Ich melde eß ûf genâde,   vil lieber vriunt, dir,                 844
  daß du dîne triuwe   behaltest ane mir,
  dâ man dâ mac verhouwen   den mînen lieben man.
  daß lâße ich dich hœren:   dêst ûf genâde getân.

  ‚Dô von des trachen wunden   vlôß daß heiße bluot                  845
  und dar inne badete   sich der rîter guot,
  dô viel im zwischen herten   ein linden blat vil breit.
  dâ mac man in versnîden:   des hân ich sorge unde leit.‘

  Dô sprach von Tronje Hagene:   ‚ûf daß sîn gewant                  846
  næt ein kleineß zeichen.   dâ bî ist mir bekant,
  wâ ich in müge behüeten,   sô wir in stürmen stân.‘
  si wânde den helt vristen;   eß was ûf sînen tôt getân.

  Si sprach: ‚mit kleinen sîden   næ ich ûf sîn gewant               847
  ein tougenlîcheß criuze.   dâ sol, helt, dîn hant
  mînen man behüeten,   so eß an die herte gât,
  und er in starken stürmen   vor sînen vîenden stât.‘

  ‚Daß tuon ich,‘ sprach dô Hagene,   ‚vil liebiu vrouwe mîn.‘       848
  dô wând ouch diu vrouwe,   eß sold im vrume sîn:
  dô was dâ mite verrâten   der Kriemhilde man.
  urloup nam dô Hagene:   dô gie er vrœlîchen dan.

  Daß er revarn hête,   bat im sîn hêrre sagen.                    C.849
  ‚mugt ir die reise wenden,   sô suln wir rîten jagen.
  ich hân nu gar diu mære,   wie ich in gewinnen sol.
  muget ir daß gevüegen?‘   ‚daß tuon ich,‘ sprach der künic, ‚wol‘.

  Des küneges ingesinde   was alleß wol gemuot.                      850
  ich wæne, nimmer recke   deheiner mêr getuot
  sô grôße meinræte,   sô dâ von im ergie,
  dô sich an sîne triuwe   diu schœne künegîn verlie.

  Des anderen morgens   mit tûsent sîner man                         851
  reit der hêrre Sîvrit   vil vrœlîchen dan.
  er wânde, er solde rechen   sîner vriunde leit.
  Hagene im reit sô nâhen,   daß er geschouwet diu kleit.

  Als er gesach daß bilde,   dô schikte er tougen dan,               852
  die seiten andriu mære,   zwêne sîner man:
  mit vride solde belîben   daß Guntheres lant,
  und si hete Liudegêr   zuo dem künige gesant.

  Wie ungerne Sîvrit   dô hin wider reit,                            852
  er enhete ê gerochen   sîner vriunde leit!
  wan in der reise erwanden   vil kûme Gunthers man.
  er reit zuo dem künege:   der wirt im danken began.

  ‚Nu lône iu Got des willen,   vriunt, hêr Sîvrit,                  853
  daß ir sô willeclîchen   tuot, des ich iuch bit:
  daß wil ich immer dienen,   als ich von rehte sol.
  vür alle mîne vriunde   sô getrouwe ich iu wol.

  ‚Nu wir der herverte   ledec worden sîn,                           854
  sô wil ich jagen rîten   bern unde swîn
  hin zuo dem Oten walde,   als ich vil dicke hân.‘
  daß hete gerâten Hagene,   der vil ungetriuwe man.

  ‚Allen mînen gesten   sol man daß nu sagen,                        855
  ich welle vruo rîten:   die wellen mit mir jagen,
  daß sich die bereiten;   die wellen hie bestân,
  hübschen mit den vrouwen:   daß sî liep mir getân.‘

  Dô sprach der starke Sîvrit   mit hêrlîchem site:                  856
  ‚swenne ir jagen rîtet,   sô wil ich gerne mite.
  sô sult ir mir lîhen   einen suochman
  und etelîchen bracken:   sô wil ich mit iu in den tan.‘

  ‚Welt ir niht wan einen?‘   sprach der künic zehant.               857
  ‚ich lîhe iu, welt ir, viere,   den wol ist bekant
  der walt und ouch die stîge,   swâ diu tier gânt,
  die iuch niht urwîse   wider heim rîten lânt.‘

  Dô reit zuo sînem wîbe   der rîter vil gemeit.                     858
  schiere hete Hagene   dem künige geseit,
  wie er gewinnen wolde   den tiuwerlîchen degen.
  sus grôßer untriuwe   solde nimmer man gephlegen.

  Dô die vil ungetriuwen   ûf geleiten sînen tot,                     C.
  si wistenß al gemeine;   Gîselher und Gêrnôt
  wolden niht jagen rîten.   ineweiß, durch welhen nît
  daß si in niht enwarenden;   iedoch erarneten siß sît.



Âventiure

wie Sîvrit erslagen wart.


  Gunther und Hagene   die recken vil balt                      VIII.859
  lobeten mit untriuwen   ein pirsen in den walt.
  mit ir scharphen gêren   si wolden jagen swîn,
  beren unde wisende:   waß kunde küeners gesîn?

  Dâ mite reit ouch Sîvrit   in êrlîchem site.                     A.860
  maneger hande spîse   die vuorte man in mite.
  zuo eime kalten brunnen   verlôs er sît den lîp.
  daß hete gerâten Prünhilt,   künic Guntheres wîp.

  Dô gie der degen küene,   da er Kriemhilde vant.                 A.861
  dô was nû ûf gesoumet   sîn edel pirsgewant
  und ouch der gesellen:   si wolden über Rîn.
  do endorfte Kriemhilde   nimmer leider gesîn.

  Sîne triutinne   kust er an den munt:                            A.862
  ‚Got lâße mich dich, vrouwe,   gesehen noch gesunt
  und mich ouch dîniu ougen.   mit holden mâgen dîn
  soltu kurzwîlen:   ine mac heime niht gesîn.‘

  Dô dâhtes an diu mære,   si entorste ir niht sagen,              A.863
  diu si Hagenen seite:   dô begunde klagen
  diu edel küneginne,   daß si ie gewan den lîp.
  dô weinde âne mâße   daß vil wunderschœne wîp.

  Si sprach zuo dem recken:   ‚lât iuwer jagen sîn.                A.864
  mir troumde hînt leide,   wie iuch zwei wildiu swîn
  jageten über heide:   dâ wurden bluomen rôt.
  daß ich sô sêre weine,   des gêt mir armen wîbe nôt.

  ‚Jâ vürhte ich harte sêre   etelîchen rât,                       A.865
  ob man der deheinen   missedienet hât,
  die uns gevüegen kunnen   vîentlîchen haß.
  belîbet, lieber hêrre,   mit triuwen râte ich iu daß.‘

  ‚Mîn liebiu triutinne,   ich kume in kurzen tagen.               A.866
  ine weiß hie niht der liute,   die mir iht haßßes tragen.
  alle dîne mâge   sint mir gemeine holt;
  ouch hân ich an den degenen   hie niht anders versolt.‘

  ‚Neinâ, hêrre Sîvrit,   jâ vürhtich dînen val.                   A.867
  mir troumde hînt leide,   wie obe dir ze tal
  vielen zwêne berge:   ine sach dich nimmer mê.
  wiltu von mir scheiden,   daß tuot mir inneclîchen wê.‘

  Er umbevie mit armen   daß tugentrîche wîp,                      A.868
  mit minneclîchem küssen   er trûte ir schœnen lîp.
  mit urloube er dannen   schiet in kurzer stunt.
  sine gesach in leider   dar nâch nimmer mêr gesunt.

  Dô riten si von dannen   in einen tiefen walt                    A.869
  durch kurzewîle willen;   vil manec rîter balt
  riten mit dem wirte;   man vuorte ouch mit in dan
  vil der edelen spîse,   die die helden solden hân.

  Geladen vil der rosse   kom vor in über Rîn,                     A.870
  diu den jeitgesellen   truogen brôt unt wîn,
  vleisch mit den vischen   und ander manegen rât,
  den ein künic sô rîche   harte billîchen hât.

  Si hießen herbergen   vür den grüenen walt                         871
  gêns wildes abeloufe   die stolzen jegere balt,
  dâ si dâ jagen solden,   ûf einen wert vil breit.
  dô was ouch komen Sîvrit:   daß wart dem künige geseit.

  Von den jeitgesellen   wurden dô bestân                            872
  die warte an allen ende.   dô sprach der küene man,
  Sîvrit der vil starke:   ‚wer sol uns in den walt
  wîsen nâch dem wilde,   ir degne küene unde balt?‘

  ‚Welle wir uns scheiden,‘   sprach dô Hagene,                      873
  ‚ê daß wir beginnen   hie ze jagene:
  dâ bî mugen bekennen   ich und der hêrre mîn,
  wer die besten jegere   an diser waltreise sîn.

  ‚Liute unde hunde   suln wir teilen gar:                           874
  sô kêre ieslîcher,   dar er gerne var.
  der danne jage beste,   der sol des haben danc.‘
  dô was der jeger bîten   bî ein ander niht lanc.

  Dô sprach der hêrre Sîvrit:   ‚ich hân der hunde rât               875
  wan einen bracken,   der sô genoßßen hât,
  daß er die verte erkenne   der tiere durch den tan.
  wir komen wol ze jeide,‘   sprach der Kriemhilde man.

  Dô nam ein alter jegere   einen spürhunt:                          876
  er brâhte den hêrren   in einer kurzen stunt,
  dâ si vil tiere vunden:   swaß der von leger stuont,
  diu erjeiten die gesellen,   sô noch guote jeger tuont.

  Swaß ir der bracke ersprancte,   diu sluoc mit sîner hant        A.877
  Sîvrit der küene,   der helt von Niderlant.
  sîn ros lief sô sêre,   daß ir im niht entran.
  den lop er vor in allen   an dem gejeide gewan.

  Er was an allen dingen   biderbe genuoc.                         A.878
  sîn tier daß êrste,   daß er ze tôde sluoc,
  was ein starkeß halpswuol,   mit der sîner hant;
  dar nâch er vil schiere   einen grimmen leuwen vant.

  Der bracke den ersprancte:   er schôß in mit dem bogen.          A.879
  eine scharfe strâle   hete er dar in gezogen:
  der leuw lief nâch dem schußße   wan drîer sprünge lanc.
  sîne jeitgesellen   die seiten Sîvride danc.

  Dar nâch sluoc er schiere   einen wisent und einen elch,         A.880
  starker ûre viere   und einen grimmen schelch.
  sîn ros truoc in sô balde,   daß im niht entran.
  hirße oder hinde   kunde im wênec enkân.

  Einen eber grôßen   vant der spürhunt.                             881
  als er begunde vliehen,   dô kom an der stunt
  des gejeides meister   bestuont in ûf der slâ.
  daß swîn zorneclîchen   lief an den küenen degen sâ.

  Dô sluoc in mit dem swerte   Kriemhilde man:                       882
  eß hete ein ander jegere   sô sanfte niht getân.
  dô ern hete ervellet,   man vie den spürhunt.
  dô wart sîn rîch gejeide   allen Burgunden kunt.

  Dô sprâchen sîne jegere:   ‚mag eß mit vuoge wesen,                 B.
  sô lât uns, hêr Sîvrit,   der tier ein teil genesen:
  ir tuot uns hiute lære   den berc und ouch den walt.‘
  des begonde smielen   der degen küene unde balt.

  Si hôrten allenthalben   ludem unde dôß.                           883
  von liuten und von hunden   der schal was sô grôß,
  daß in dâ von antwurte   der berc und ouch der tan.
  vier und zweinzec ruore   die jeger hêten verlân.

  Dô muosen vil der tiere   verliesen dâ daß leben.                  884
  dô wânden si vüegen,   daß man solde geben
  in den prîs des jeides:   des kunde niht geschehen,
  dô der starke Sîvrit   wart zer viurstat gesehen.

  Daß jeit was ergangen   unde doch niht gar.                        885
  die zer viurstat wolden,   die brâhten mit in dar
  vil maneger hande hiute   und wildes genuoc.
  hei, waß des ze kuchen   des küneges ingesinde truoc!

  Dô hieß der künic künden   den jegern wol geborn,                  886
  daß er enbîßen wolde.   dô wart lûte ein horn
  zeiner stunt geblâsen:   dâ mite wart erkant,
  daß man den vürsten edele   dâ zen herbergen vant.

  Dô sprach ein Sîvrides jegere:   ‚hêrre, ich hân vernomen           B.
  von eines hornes dußße,   daß wir nu suln komen
  zuo den herbergen:   antwurten ich des wil.‘
  dô wart nâch den gesellen   gevrâget blâsende vil.

  Dô sprach der hêrre Sîvrit:   ‚nu rûme wir den tan!‘               887
  sîn ros truoc in ebene:   si îlten mit im dan.
  si ersprancten mit ir schalle   ein tier gremelich,
  einen bern wilden.   dô sprach der degen hinder sich:

  ‚Ich wil uns hergesellen   kurzwîle wern.                          888
  ir solt den bracken lâßen:   ich sihe einen bern;
  der sol mit uns hinnen   zen herbergen varn.
  ern vliehe danne sêre,   ern kan sichs nimmer bewarn.‘

  Der bracke wart verlâßen,   der ber spranc von dan.                889
  dô wolde in errîten   Kriemhilde man.
  er kom in ein gevelle:   done kunde eß niht wesen;
  daß starke tier dô wânde   vor den jegeren genesen.

  Dô spranc von sîme rosse   der stolze rîter guot,                  890
  er begunde nâch loufen.   daß tier was unbehuot,
  eß enkunde im niht entrinnen:   dô vie erß sâ zehant;
  ân alle wunden   der helt eß schiere gebant.

  Krazen noch gebîßen   kunde eß niht den man.                       891
  er band eß zuo dem satele:   ûf saß der snelle sân,
  er brâhte eß an die viuwerstat   durch sînen hôhen muot
  zeiner kurzwîle,   der degen küene unde guot.

  Wie rehte hêrlîche   er ze herbergen reit!                       A.892
  sîn gêr was vil michel,   starc unde breit;
  im hie ein zier wâfen   nider ûf den sporn.
  von rôteme golde   der hêrre vuorte ein schœne horn.

  Von beßßerm pirsgewæte   hôrte ich nie gesagen.                  A.893
  einen roc swarz phellîn   sach man in tragen
  und einen huot von zobele,   der rîche was genuoc.
  hei, waß er borten   an sîme kochære truoc!

  Von eineme pantel   dar über was gezogen                         A.894
  ein hût durch die süeße.   ouch vuorter einen bogen,
  den man mit antwerke   muose ziehen dan,
  der in spannen wolde,   ern heteß selbe getân.

  Von einer ludmes hiute   was alleß sîn gewant;                   A.895
  von houbet unz anß ende   gestreut man drûfe vant.
  ûß der liehten riuhe   vil manec goldes zein
  ze beiden sînen sîten   dem küenen jegermeister schein.

  Ouch vuorte er Balmungen,   ein ziere wâfen breit:               A.896
  daß was alsô scherphe,   daß eß nie vermeit,
  swâ manß sluoc ûf helme:   sîn ecke wâren guot.
  der hêrlîche jegere   was vil hôhe gemuot.

  Sît ich iu diu mære   gar bescheiden sol,                        A.897
  im was sîn edel kocher   guoter strâle vol,
  von guldînen tüllen,   diu sahs wol hende breit.
  eß muoste balde ersterben,   swaß er dâ mit versneit.

  Dô reit der rîter edele   vil weidenlîche dan.                   A.898
  in sâhen zuo in komende   Guntheres man:
  si liefen im enkegene   und enphiengen im daß marc:
  dô vuorte er bî dem satele   den beren grôß unde starc.

  Als er gestuont von rosse,   dô lôste er im diu bant               899
  von vuoße und ouch von munde.   do erlûte sâ zehant
  vil lûte daß gehünde,   swaß es den bern sach.
  daß tier ze walde wolde:   die liute hetens ungemach.

  Der ber von dem schalle   durch die kuche geriet:                  900
  hei, waß er kuchenknehte   von dem viuwer schiet!
  vil keßßele wart gerüeret,   zervüeret manec brant;
  hei, waß man guoter spîse   in dem aschen ligen vant!

  Dô sprungen von dem sedele   die hêrren und ir man.                901
  der ber begunde zürnen;   der künic hieß dô lân
  alleß daß gehünde,   daß an seilen lac;
  und wære eß wol verendet,   si heten vrœlîchen tac.

  Mit bogen und mit spießen,   niht langer man daß lie,              902
  dar liefen dô die snellen,   dâ der bere gie.
  dô was sô vil der hunde,   daß dâ nieman schôß.
  von des liutes schalle   daß gebirge alleß erdôß.

  Der ber begunde vliehen   vor den hunden dan:                      903
  im kunde niht gevolgen   wan Kriemhilde man.
  er erlief in mit dem swerte,   ze tôde er in dô sluoc.
  hin zuo dem viure   man den beren wider truoc.

  Dô sprâchen, die daß sâhen,   er wære ein kreftec man.             904
  die stolzen jeitgesellen   hieß man ze tische gân.
  ûf einen schœnen anger   saß ir dâ genuoc.
  hei, waß man rîterspîse   dô den stolzen jegern truoc!

  Die schenken kômen seine,   die tragen solden wîn;               A.905
  eß enkunde baß gedienet   nimmer helden sîn.
  heten si dar under   niht sô valschen muot,
  sô wæren wol die recken   vor allen schanden behuot.

  Done hete niht der sinne   der küene veige man,                     C.
  daß er ir untriuwe   kunde sich verstân.
  er was in ganzen tugenden   alles valsches blôß;
  sîns tôdes muose engelten sît,   der sîn nie niht genôß.

  Dô sprach der hêrre Sîvrit:   ‚wunder mich des hât,                906
  sît man uns von kuchen   gît sô manegen rât,
  war umbe uns die schenken   dar zuo niht bringen wîn:
  man phlege baß der jegere,   ich wil niht jeitgeselle sîn.

  ‚Ich hete wol verdienet,   daß man mîn næme war.‘                A.907
  der künic von dem tische   sprach in valsche dar:
  ‚man sol iu gerne büeßen,   swes wir gebresten hân.
  eß ist von Hagnen schulde:   der wil uns erdürsten lân.‘

  Dô sprach von Troneje Hagene:   ‚lieber hêrre mîn,               A.908
  ich wânde, daß pirsen   solde hiute sîn
  dâ zem Spehtsharte:   den wîn den sande ich dar.
  sîn wir hiut ungetrunken,   wie wol ich mêre daß bewar.‘

  Dô sprach der hêrre Sîvrit:   ‚ir lîp der habe undanc.             909
  man sold mir siben soume   met und lûtertranc
  haben her gevüeret.   dô des niht mohte sîn,
  dô sold man uns gesidelet   haben nâher an den Rîn.‘

  Dô sprach von Troneje Hagene:   ‚ir edelen rîter balt,             910
  ich weiß hie vil nâhen   einen brunnen kalt:
  daß ir niht enzürnet:   dâ sul wir hine gân.‘
  der rât wart manegem degene   ze grôßen sorgen getân.

  Sîvriden den recken   twanc des durstes nôt;                     A.911
  den tisch er deste zîter   ruken dan gebôt:
  er wolde vür die berge   zuo dem brunnen gân.
  dô was der rât mit meine   von den degenen getân.

  Diu tier hieß man ûf wägenen   und vüeren in daß lant,           A.912
  diu dâ hete verhouwen   Sîvrides hant.
  man jach im grôßer êren,   swer eß ie gesach.
  Hagne sîne triuwe   sêre an Sîvride brach.

  Dô si wolden dannen   zuo der linden breit,                        913
  dô sprach von Troneje Hagene:   ‚mir ist des vil geseit,
  daß niht gevolgen kunde   dem Kriemhilde man,
  swenne er welle gâhen;   hei! wolde er uns daß sehen lân!‘

  Dô sprach von Niderlande   der küene Sîvrit:                       914
  ‚daß muget ir wol versuochen,   welt ir mir volgen mit
  ze wette zuo dem brunnen.   sô daß ist getân,
  dem sol man jehen danne,   den man siht ze vorderst stân.‘

  ‚Nu welle wirß versuochen,‘   sprach Hagne der degen.              915
  dô sprach der starke Sîvrit:   ‚sô wil ich mich legen
  vür iuwer vüeße   nider an daß gras.‘
  dô er daß gehôrte,   wie liep daß Gunthere was!

  Dô sprach der degen küene:   ‚ich wil iu mêre sagen:               916
  alleß mîn gewæte   wil ich mit mir tragen,
  den gêr zuo dem schilde   und mîn pirsgewant.‘
  den kocher zuo dem swerte   vil schier er umbe gebant.

  Dô zugen si diu kleider   von dem lîbe dan:                        917
  in zwein wîßen hemden   sach man si beide stân.
  sam zwei wildiu pantel   si liefen durch den klê;
  doch sach man bî dem brunnen   den küenen Sîvriden ê.

  Den prîs an allen dingen   truoc er vor manegem man.               918
  daß swert lôste er schiere,   den kocher leit er dan,
  den starken gêr er leinde   an der linden ast:
  bî des brunnen vlußße   stuont der hêrlîche gast.

  Die Sîvrides tugende   wâren harte grôß.                           919
  den schilt er leite nidere,   dâ der brunne vlôß:
  swie harte sô in durste,   der helt doch niht entranc,
  ê der künec getrunke:   des seit er im vil bœsen danc.

  Der brunne was küele,   lûter unde guot.                           920
  Gunther sich dô neigete   nider zuo der vluot.
  als er hete getrunken,   dô rihte er sich von dan:
  alsam het ouch gerne   der küene Sîvrit getân.

  Do engalt er sîner zühte.   den bogen und daß swert                921
  daß truoc alleß Hagene   von im danwert
  und spranc dâ hin widere,   da er den gêre vant.
  er sach nâch einem bilde   an des küenen gewant.

  Dô der hêrre Sîvrit   ob dem brunnen tranc,                        922
  er schôß in durch daß kriuze,   daß von der wunden spranc
  daß bluot von dem herzen   vaste an Hagnen wât.
  solher missewende   ein helt nu nimmer begât.

  Den gêr im gên dem herzen   stecken er dô lie.                   A.923
  alsô grimmeclîche   ze flühte Hagne nie
  gelief in der werlde   vor deheinem man.
  dô sich der starke Sîvrit   der grôßen wunden versan,

  Der hêrre tobelîchen   von dem brunnen spranc;                     924
  im ragete von den herten   ein gêrstange lanc.
  der vürste wânde vinden   bogen oder swert:
  sô müese wesen Hagene   nâch sîme dienste gewert.

  Dô der sêre wunde   des swertes niht envant,                       925
  done het et er niht mêre   wan des schildes rant:
  er zuct in von dem brunnen,   dô lief er Hagnen an:
  done kunde im niht entrinnen   des künic Guntheres man.

  Swie wunt er was zem tôde,   sô krefteclîch er sluoc,              926
  daß ûßer dem schilde   dræte genuoc
  des edelen gesteines;   der schilt vil gar zerbrast.
  sich hete gerne errochen   der vil hêrlîche gast.

  Hagene muose strûchen   vor sîner hant ze tal;                     927
  von des slages krefte   der wert vil lûte erhal.
  het er sîn swert enhende,   sô wær eß Hagenen tôt.
  sêre zurnde der wunde,   des twanc in êhaftiu nôt.

  Erblichen was sîn varwe:   ern mohte niht gestên.                  928
  sînes lîbes sterke   muoste gar zergên,
  wande er des tôdes zeichen   in liehter varwe truoc.
  sît wart er beweinet   von schœnen vrouwen genuoc.

  Dô viel in die bluomen   der Kriemhilde man.                       929
  daß bluot von sîner wunden   sach man vaste gân.
  dô begunder schelten,   des twanc in grôßiu nôt,
  die ûf in gerâten   heten ungetriuwe den tôt.

  Dô sprach der verchwunde:   ‚jâ ir bœsen zagen,                    930
  waß helfent mîniu dienest,   sît ir mich habet erslagen?
  ich was iu ie getriuwe:   des ich enkolten hân.
  ir habt an iuwern vriunden   leider übele getân.

  ‚Die sint dâ von bescholden,   swaß ir wirt geborn               A.931
  her nâch disen zîten.   ir habt iuwern zorn
  gerochen al ze sêre   an dem lîbe mîn.
  mit laster gescheiden   sult ir von guoten recken sîn.‘

  Die rîter liefen alle,   dâ er erslagen lac.                       932
  eß was ir genuogen   ein vreudelôser tac.
  die iht triuwe hêten,   von den wart er gekleit:
  daß het ouch wol gedienet   umb alle liute der helt gemeit.

  Der künec von Burgunden   klagte ouch sînen tôt.                   933
  dô sprach der verchwunde:   ‚daß ist âne nôt,
  daß der nâch schaden weinet,   der in dâ hât getân:
  der dienet michel schelten:   eß wære beßßer verlân.‘

  Dô sprach der grimme Hagene:   ‚jane weiß ich, waß ir kleit.       934
  eß hat nu alleß ende an uns,   sorge unde leit.
  wir vinden ir nu wênec,   die getürren uns bestân;
  wol mich, deich sîner hêrschaft   hân ze râte getân.‘

  ‚Ir muget iuch lîhte rüemen,‘   sprach dô Sîvrit.                  935
  ‚het ich an iu erkunnet   den mortlîchen sit,
  ich hete wol behalten   vor iu mînen lîp.
  mich riuwet niht sô sêre   sô vrou Kriemhilt mîn wîp.

  ‚Nu müeße Got erbarmen,   deich ie gewan den sun,                  936
  dem man itewîßen   sol daß her nâch tuon,
  daß sîne mâge ieman   mortlîch hânt erslagen.
  möhte ichß verenden,   daß solde ich pillîche klagen.

  ‚Zer werlde wart nie mêre   grœßer mort begân,‘                     C.
  sprach er zuo dem künege,   ‚denne an mir ist getân.
  ich behielt iu lîp und êre   in angestlîcher nôt;
  ich hâns engolten sêre,   daß ichß iu ie sô wol erbôt.‘

  Dô sprach jæmerlîche   der verchwunde man:                         937
  ‚welt ir, künic edele,   triuwen iht began
  in der werlde an iemen,   lât iu bevolhen sîn
  ûf iuwer genâde   die lieben triutinne mîn.

  ‚Lât si des genießen,   daß si iuwer swester sî:                   938
  durch aller vürsten tugende   wont ir mit triuwen bî.
  mir müeßen warten lange   mîn vater und mîne man:
  eß enwart nie vrouwen leider   an liebem vriunde getân.‘

  Er ramph sich bitterlîche,   als im diu nôt gebôt,                  C.
  und sprach dô jæmerlîche:   ‚der mortlîche tôt
  mag iuch wol geriuwen   her nâch disen tagen:
  geloubt an rehten triuwen,   daß ir iuch selben habt erslagen.‘

  Die bluomen allenthalben   von bluote wâren naß.                   939
  dô ranger mit dem tôde,   unlange tet er daß,
  wan des tôdes wâfen   ie ze sêre sneit.
  dô mohte reden niht mêre   der recke küene unde gemeit.

  Dô die hêrren sâhen,   daß der helt was tôt,                       940
  si leiten in ûf einen schilt,   der was von golde rôt,
  und wurden des ze râte,   wie daß solde ergân,
  daß man eß verhæle,   daß eß Hagne hete getân.

  Dô sprâchen ir genuoge:   ‚uns ist übel geschehen.                 941
  ir sult eß heln alle   und sult gelîche jehen:
  da er jagen rite aleine,   Kriemhilde man,
  in slüegen schâchære,   dâ er vüere durch den tan.‘

  Dô sprach von Troneje Hagene:   ‚ich bring in in daß lant.         942
  mir ist vil unmære,   wirt eß ir bekant,
  diu sô hât betrüebet   den Prünhilde muot.
  eß ahtet mich vil ringe,   swaß si nu weinen getuot.‘

  Von dem selben brunnen,   dâ Sîvrit wart erslagen,                  C.
  sult ir die rehten wârheit   von mir hœren sagen:
  vor dem Otenwalde   ein dorf lît, Otenheim:
  dâ vliußet noch der brunne,   des ist zwîvel dehein.



Âventiure

wie Sîvrit beklaget und begraben wart.


  Dô biten si der nahte   und vuoren über Rîn:                       943
  von helden kunde nimmer   wirs gejaget sîn.
  ein tier, daß si dâ sluogen,   daß weinden edeliu wîp:
  jâ muosen sîn enkelten   vil guoter wîgande lîp.

  Von grôßer übermüete   muget ir hœren sagen                     IX.944
  und eislîcher râche.   eß hieß Hagne tragen
  Sîvriden alsô tôten   von Niblunge lant
  vür eine kemenâten,   dâ man Kriemhilde vant.

  Er hieß in tougenlîche   legen an die tür,                         945
  daß si in dâ vinden solde,   sô si gienge dervür
  hin ze mettîne,   ê daß eß wurde tac,
  der diu vrouwe Kriemhilt   vil selten eine verlac.

  Man lûte dâ zem münster   nâch gewoneheit:                         946
  Kriemhilt diu vil schœne   wacte manege meit.
  ein lieht bat si ir bringen   und ouch ir gewant;
  dô kom ein kamerære,   dâ er Sîvriden vant.

  Er sach in bluotes rôten,   sîn wât was elliu naß.                 947
  daß eß sîn hêrre wære,   niht enwesser daß.
  hin ze der kemenâten   daß lieht er truoc enhant,
  bî dem vil leide mære   vrouwe Kriemhilt ervant.

  Dô si mit ir vrouwen   ze kirche wolde gân,                        948
  dô sprach der kamerære:   ‚vrouwe, ir sult stille stân:
  eß lît vor dem gademe   ein rîter tôt erslagen.‘
  ‚Ouwê,‘ sprach vrou Kriemhilt,   ‚waß wiltu solher mære sagen?‘

  Ê si rehte ervunde,   daß eß wære ir man,                        A.949
  an die Hagenen vrâge   denken si began,
  wie er solde in vristen:   êrst dô wart ir leit.
  von ir was allen vreuden   mit sîme tôde widerseit.

  Si seic zuo der erden,   daß si niht ensprach:                   A.950
  die schœnen vreudelôsen   ligen man dô sach.
  Kriemhilde jâmer   wart unmâßen grôß.
  dô schrei si nâch unkreften,   daß al diu kemenâte erdôß.

  Dô sprach daß gesinde:   ‚waß, obeß ist ein gast?‘                 951
  daß bluot ir ûß dem munde   vor herzen jâmer brast.
  A. (si sprach): ‚nein, eß ist Sîvrit,   mîn vil lieber man:
  eß hât gerâten Prünhilt,   daß eß Hagne hât getân.‘

  Diu vrouwe bat sich wîsen,   dâ si den helt vant.                  952
  si huop sîn schœne houbet   mit ir vil wîßen hant. A.
  swie rôt er was von bluote,   si hete in schiere erkant.
  dô lac vil jæmerlîche   der helt von Nibelunge lant.

  Dô rief trûreclîchen   diu küneginne milt:                         953
  ‚wê mir dises leides:   nu ist dir doch dîn schilt
  mit swerten niht verhouwen:   du lîst ermorderôt.
  wesse ich, wer eß het getân,   ich riete im immer sînen tôt.‘

  Alleß ir gesinde   klagete unde schrê                              954
  mit ir lieben vrouwen,   wande in was vil wê
  umb ir edelen hêrren,   der dâ was verlorn.
  gerochen hete Hagene   vil übele Prünhilde zorn.

  Dô sprach diu jâmerhafte:   ‚ir sult hine gân                      955
  und wecket harte balde   die Sîvrides man.
  ir sult ouch Sigmunde   mînen jâmer sagen,
  ob er mir helfen welle   den küenen Sîvriden klagen.‘

  Dô lief ein bote balde,   dâ er ligen vant                         956
  Sîvrides helde   von Niblunge lant.
  mit den vil leiden mæren   ir vreude er in benam;
  si woldenß niht gelouben,   ê man daß weinen vernam.

  Der bote kom ouch schiere,   dâ der künic lac.                   A.957
  Sigmunt der hêrre   des slâfes niene phlac:
  ich wæn, sîn herze im seite,   daß im was geschehen,
  daz er sînen lieben sun   nimmer solde mêr gesehen.

  ‚Wachet, hêrre Sigmunt!   mich bat nâch iu gân                     958
  Kriemhilt mîn vrouwe:   der ist ein leit getân,
  daß ir vor allen leiden   an ir herze gât:
  daß sult ir klagen helfen,   wan eß sêre iuch bestât.‘

  Ûf rihte sich dô Sigemunt,   er sprach: ‚waß sint diu leit         959
  der schœnen Kriemhilde,   sô du hâst geseit?‘
  der bote sprach mit weinen:   ‚si muoß von schulden klagen:
  jâ ist von Niderlanden   der küene Sîvrit erslagen.‘

  Dô sprach der künic Sigemunt:   ‚lât daß schimpfen sîn             960
  und alsô bœsiu mære   von dem sune mîn,
  daß ir saget ieman,   daß er sî erslagen,
  wan ich enkunde in nimmer   unz an mîn ende verklagen.‘

  ‚Und welt irß niht gelouben,   daß ir mich hœret sagen,            961
  sô vernemet selbe   Kriemhilde klagen
  und alleß ir gesinde   den Sîvrides tôt.‘
  vil sêre schrac dô Sigmunt:   des gie im wærlîchen nôt.

  Mit hundert sîner manne   er von dem bette spranc.                 962
  si zucten zuo den handen   diu scharphen wâfen lanc:
  si liefen zuo dem wuofe   jâmerlîchen dan.
  dô kômen tûsent recken,   des küenen Sîvrides man.

  Dô si sô jâmerlîche   die vrouwen hôrten klagen,                 A.963
  dô wânden sumelîche,   si solden kleider tragen.
  jane mohten si der sinne   vor leide niht gehaben:
  in was michel swære   in ir herze begraben.

  Dô kom der künic Sigemunt,   da er Kriemhilde vant.                964
  er sprach: ‚ouwê der reise   her in ditze lant.
  wer hât mich mînes kindes   und iuch des iuwern man
  bî alsô guoten vriunden   sus mortlîch âne getân?‘

  ‚Solde ich den bekennen,‘   sprach daß vil edel wîp,               965
  ‚holt wurde im nimmer   mîn herze noch mîn lîp:
  ich riete im alse leides,   daß al die vriunde sîn
  mit jâmer müesen weinen,   daß wißßet, von den schulden mîn.‘

  Sigemunt mit armen   den vürsten umbeslôß.                         966
  dô wart von sînen vriunden   der jâmer alsô grôß,
  daß von dem starken wuofe   palas unde sal
  und diu stat ze Wormße   von ir weinen erschal.

  Done kunde nieman trœsten   Sîvrides wîp.                          967
  man zôch ûß den kleidern   sînen schœnen lîp
  und wuosch im sîne wunde,   man leite in ûf den rê.
  dô was sînen liuten   von starkem jâmer vil wê.

  Eß sprâchen sîne recken   ûß Niblunge lant:                        968
  ‚in sol immer rechen   mit willen unser hant.
  er ist in disem hûse,   der eß hât getân.‘
  dô ilten sich wâfenen   alle Sîvrides man.

  Die ûß erwelten degene   mit schilden kômen dar,                   969
  einlif hundert recken:   die hete an sîner schar
  Sigmunt der rîche.   sînes sunes tôt
  wolde er gerne rechen,   als im sîn triuwe daß gebôt.

  Sine wessen, wen si solden   mit strîte dô bestân,                 970
  si entæten Guntheren   und ouch sîne man,
  mit den der hêrre Sîvrit   an daß gejeide reit.
  Kriemhilt sach si gewâfent;   daß was ir grœßlîche leit.

  Swie michel wær ir jâmer   und wie starc ir nôt,                   971
  doch vorhte si sô harte   der Niblunge tôt
  von ir bruoder mannen,   daß si eß understuont.
  si warnt si güetlîche,   sô vriunde liebe vriunde tuont.

  Dô sprach diu jâmers rîche:   ‚mîn hêr Sigmunt,                    972
  wes welt ir beginnen?   iu ist niht rehte kunt.
  jâ hât künic Gunther   sô manegen küenen man:
  ir welt iuch alle vliesen,   welt ir die recken bestân.‘

  Mit ûf erburten schilden   was in ze strîte nôt.                   973
  diu edel küneginne   si bat und ouch gebôt,
  daß eß mîden solden   die recken vil gemeit.
  daß wolden si niht lâßen,   daß was ir wærlîche leit.

  Si sprach: ‚mîn hêr Sigmunt,   ir sult eß lâßen stân,              974
  unz eß sich baß vüege:   sô wil ich mînen man
  immer mit iu rechen.   der mir in hât benomen,
  wird ich des bewîset,   eß muoß im schedlîchen komen.

  ‚Eß ist der übermüeten   hie bî Rîne vil,                          975
  dâ von ich iu des strîtes   râten niht enwil.
  si habent wider einen   ie wol drîßec man;
  Got lâß in gelingen,   als si umb uns gedienet hân.

  ‚Ir sult hie belîben   und dolt mit mir diu leit,                  976
  unz eß tagen beginne,   ir helde vil gemeit:
  sô helfet mir beserken   mînen lieben man.‘
  dô sprâchen die degene:   ‚vrouwe liep, daß sî getân.‘

  Iu enkunde nieman   daß wunder volsagen                            977
  von rîtern und von vrouwen,   wie man die hôrte klagen,
  sô daß man des wuofes   wart in der stat gewar.
  die edelen burgære   kômen gâhende dar.

  Si klagten mit den gesten,   wan in was harte leit.                978
  Sîvrides schulde   in wâren niht geseit,
  durch waß der edel recke   verlôs dâ sînen lîp.
  dô weinden mit den vrouwen   der guoten burgære wîp.

  Smide hieß man gâhen   wurken einen sarc                           979
  von silber und von golde,   michel unde starc,
  und hieß in vaste spengen   mit stahel, der was guot.
  dô was al den liuten   harte trûrec der muot.

  Diu naht was ergangen:   man seite, eß wolde tagen.                980
  dô hieß diu edel vrouwe   zuo dem münster tragen
  den vil edelen tôten,   ir vil lieben man.
  swaß er dâ vriunde hête,   die sach man weinende gân.

  Dô si in zem münster brâhten,   wie vil dâ glocken klanc!        A.981
  man hôrte allenthalben   maneges phaphen sanc.
  dô kom der künic Gunther   dar mit sînen man
  und ouch der grimme Hagene;   daß wære beßßer verlân.

  Er sprach: ‚liebiu swester,   wê der leide dîn.                  A.982
  daß wir niht mohten âne   sô grôßes schaden sîn.
  wir müeßen klagen immer   Sîvrides lîp.‘
  ‚daß tuot ir âne schulde,‘   sprach daß jâmerhafte wîp.

  ‚Wær iu dar umbe leide,   sone wær es niht geschehen.            A.983
  ir hetet mîn vergeßßen,   des mag ich wol jehen,
  dâ ich dâ wart gescheiden   von mîme lieben man.
  daß wolde Got von himele,   wær eß mir selber getân.‘

  Si buten vaste ir lougenen;   Kriemhilt begunde jehen:           A.984
  ‚swelher sî unschuldec,   der lâße daß besehen.
  der sol zuo der bâre   vor den liuten gân:
  dâ mac man die wârheit   harte schiere bî verstân.‘

  Daß ist ein michel wunder:   dicke eß noch geschiht,             A.985
  swâ man den mortmeilen   bî dem tôten siht,
  sô bluotent im die wunden;   sam ouch dâ geschach;
  dâ von man die schulde   dâ ze Hagenen gesach.

  Die wunden vlußßen sêre,   alsam si tâten ê.                     A.986
  die ê dâ sêre klageten,   des wart nu michel mê.
  dô sprach künic Gunther:   ‚ich wilß iuch wißßen lân.
  in sluogen schâchære:   Hagene hât es niht getân.‘

  ‚Mir sint die schâchære,‘   sprach si, ‚vil wol bekant.          A.987
  nu lâße eß Got errechen   noch sîner vriunde hant.
  Gunther und Hagene,   jâ habet irß getân.‘
  die Sîvrides degene   hêten dô zuo strîte wân.

  Dô sprach aber Kriemhilt:   ‚nu dolt mit mir die nôt.‘           A.988
  dô kômen dise beide,   dâ si in vunden tôt,
  Gêrnôt ir bruoder   und Gîselher daß kint.
  mit triuwen si in klageten;   ir ougen wurden naßßes blint.

  Si weinden inneclîche   Kriemhilde man.                          A.989
  man wolde messe singen:   zuo dem münster dan
  giengen allenthalben   man unde wîp.
  die sîn doch lîhte enbâren,   die weinden Sîvrides lîp.

  Gêrnôt unde Gîselher   sprâchen: ‚swester mîn,                   A.990
  nu trœste dich nâch tôde,   als eß iedoch muoß sîn.
  wir wellen dichs ergetzen,   die wîle wir leben.‘
  dône kunde ir nieman   trôst neheinen gegeben.

  Sîn sarc was bereitet   wol umbe mitten tac;                     A.991
  man huob in von der bâre,   dâ er ûfe lac.
  in wolde noch diu vrouwe   lâßen niht begraben:
  des muosen al die liute   michel arbeite haben.

  In einen rîchen phelle   man den tôten want.                     A.992
  ich wæne, man dâ ieman   âne weinen vant.
  dô klagte herzenlîche   Uote, ein edel wîp,
  und al ir ingesinde   Sîvrides wætlîchen lîp.

  Dô man gehôrte,   daß man zem münster sanc                         993
  und in besarket hête,   dâ huop sich grôß gedranc:
  durch willen sîner sêle   waß man ophers truoc!
  er hete bî den vînden   doch guoter vriunde genuoc.

  Kriemhilt diu arme   zir kameræren sprach:                         994
  ‚ir sult durch mîne liebe   lîden ungemach:
  die im guotes günnen   und mir wesen holt,
  durch Sîvrides sêle   sol man in teilen sîn golt.‘

  Dehein kint was sô kleine,   daß witze mohte haben,                995
  eß muose gên zem opher,   ê er wurde begraben.
  wol hundert messe   man des tages sanc.
  von Sîvrides vriunden   wart dô grôßer gedranc.

  Dô man het gesungen,   daß volc sich huop von dan.                 996
  dô sprach vrou Kriemhilt:   ‚irn sult niht eine lân
  hînte mich bewachen   den ûß erwelten degen.
  eß ist an sîme lîbe   al mîn vreude gelegen.

  ‚Drî tac und drî nahte   wil ich in lâßen stân,                  A.997
  unz ich mich geniete   mîns vil lieben man.
  waß, ob Got gebiutet,   daß mich ouch nimt der tôt?
  sô wære wol verendet   mîn armer Kriemhilde nôt.‘

  Ze herbergen giengen   die liute von der stat.                     998
  phaffen unde müniche   si belîben bat
  und alleß sîn gesinde,   daß des heldes phlac.
  si heten naht vil arge   und vil müelîchen tac.

  Ân eßßen und ân trinken   beleib dâ manec man.                  A.999
  die eß nemen wolden,   den wart daß kunt getân,
  man gæbes in den vollen:   daß schuof er Sigmunt.
  dô was den Niblungen   vil michel arbeite kunt.

  Die drîe tagezîte,   sô wir hœren sagen,                            B.
  die dâ kunden singen,   daß si muosen tragen
  vil der arbeite:   waß man in ophers truoc!
  die dâ arme wâren,   die wurden rîche genuoc.

  Swaß man vant der armen,   die es niht mohten hân,                1000
  die hieß man doch zem opher   mit dem golde gân
  ûß sîn selbes kamere:   dô er niht solde leben,
  umbe sîne sêle   wart manec tûsent marc gegeben.

  Urbor ûf der erden   teiltes in diu lant,                         1001
  swâ sô man klôster   und guote liute vant.
  silber gap man unde wât   den armen dâ genuoc.
  si tet dem wol gelîche,   daß sim holden willen truoc.

  An dem dritten morgen   ze rehter messezît                        1002
  sô was bî dem münster   der kirchhof alsô wît
  von den lantliuten   weinennes alsô vol:
  si dienden im nâch tôde,   als man lieben vriunden sol.

  In den tagen vieren,   man hât gesaget daß,                     A.1003
  ze drîßec tûsent marken   oder dannoch baß
  wart durch sîne sêle   den armen dâ gegeben.
  dô was gelegen ringe   sîn grôßiu schœne und ouch sîn leben.

  Dô Gote wart gedienet   und man vol gesanc,                       1004
  mit ungevüegem leide   vil des volkes ranc.
  man hieß in ûß dem münster   zuo dem grabe tragen.
  man vant dâ niht anders   wan ein weinen unde klagen.

  Lûte schrîende   daß liut gie mit im dan:                         1005
  vrô enwas dô niemen   weder wîp noch man.
  ê man in begrüebe,   man sanc unde las:
  hei, waß guoter phaffen   bî sîner bevilde was!

  Ê ze dem grâbe kœme   Sîvrides wîp,                               1006
  dô ranc mit solhem jâmer   ir getriuwer lîp,
  daß man si mit dem brunnen   dicke dâ begôß.
  eß was ir ungemüete   vil harte unmæßlîchen grôß.

  Eß was michel wunder,   daß si ie genas.                          1007
  mit klage ir helfende   dâ manec vrouwe was.
  dô sprach diu küneginne:   ‚ir Sîvrides man,
  ir sult durch iuwer triuwe   an mir genâde begân.

  ‚Lât mir nâch mîme leide   ein kleine liep geschehen,             1008
  daß ich sîn schœne houbet   noch eins müeße sehen.‘
  dô bat sis alsô lange   mit jâmers sinnen starc,
  daß man zebrechen muose   den vil hêrlîchen sarc.

  Dô brâhte man die vrouwen,   dâ si in ligen vant.                 1009
  si huop sîn schœneß houbet   mit ir vil wîßen hant
  und kuste in alsô tôten,   den edelen rîter guot:
  ir vil liehten ougen   von leide weinden dô bluot.

  Ein jæmerlîcheß scheiden   wart dô dâ getân.                      1010
  dô truoc man si von dannen:   sine kunde niht gegân.
  dô vant man sinnelôse   daß hêrlîche wîp.
  von leide möht ersterben   ir vil wünneclîcher lîp.

  Dô man den edelen hêrren   hete nu begraben,                      1011
  leit âne mâße   sach man die alle haben,
  die mit im komen wâren   von Niblunge lant.
  vil selten vrœlîchen   man dô Sigmunden vant.

  Dô was etelîcher,   der drîer tage lanc                           1012
  vor dem grôßen leide   niht aß noch entranc.
  dô mohten si dem lîbe   sô geswîchen niht:
  si nerten sich nâch sorgen,   sô noch genuogen geschiht.

  Kriemhilt unversunnen   in unkreften lac                            C.
  den tac und den âbent   unz an den andern tac.
  swaß iemen sprechen kunde,   daß was ir gar unkunt.
  in den selben nœten   lag ouch der künic Sigemunt.

  Vil kûme wart der hêrre   wider ze sinnen brâht.                    C.
  von dem starken leide   kranc was gar sîn maht:
  daß enwas niht wunder.   dô sprâchen sîne man:
  ‚hêrre, ir sult ze lande:   wir mugen niht langer hie bestân.‘



Âventiure

wie Sigmunt wider ze lande vuor.


  Der sweher Kriemhilde   gie, dâ er si vant.                     X.1013
  er sprach ze der küneginne:   ‚wir suln in unser lant.
  wir wæne unmære geste   bî dem Rîne sîn.
  Kriemhilt, vil liebiu vrouwe,   nu vart ir zuo dem lande mîn.

  ‚Sît daß uns untriuwe   âne hât getân                           A.1014
  hie in disen landen   des iuwern edelen man:
  des sult ir niht enkelten:   ich tuon iu triuwen schîn
  durch iuwers mannes liebe   unde des edelen kindes sîn.

  ‚Ir sult ouch haben, vrouwe,   allen den gewalt,                  1015
  den iu tet ê Sîvrit   kunt, der degen balt.
  daß lant und ouch diu krône   sî iu undertân.
  iu suln gerne dienen   alle Sîvrides man.‘

  Dô seite man den knehten,   si solden rîten dan:                  1016
  dô wart michel gâhen   nâch rossen getân.
  bî ir starken vînden   was in daß leben leit.
  vrouwen unde meiden   hieß man suochen diu kleit.

  Dô der künic Sigemunt   wolde sîn geriten,                        1017
  dô begunde ir muoter   Kriemhilde biten,
  daß si bî ir mâgen   solde dâ bestân.
  dô sprach diu vreuden arme:   ‚daß kunde müelîch ergân.

  ‚Wie möht ich den immer   mit ougen an gesehen,                   1018
  von dem mir armen wîbe   sô leide ist geschehen?‘
  dô sprach der junge Gîselher:   ‚liebiu swester mîn,
  du solt durch dîne triuwe   hie bî dîner muoter sîn.

  ‚Die dir hânt beswæret   und betrüebet dînen muot,                1019
  der bedarftu niht ze dienste,   du zere mîn eines guot.‘
  si sprach zuo dem recken:   ‚jane mag es niht geschehen.
  von leide müese ich sterben,   swenne ich Hagene solde sehen.‘

  ‚Des tuon ich dir ze râte,   vil liebiu swester mîn.              1020
  du solt bî dînem bruoder   Gîselhere sîn.
  jâ wil ich dich ergetzen   dînes mannes tôt.‘
  dô sprach diu Gotes arme:   ‚des wære Kriemhilde nôt.‘

  Dô eß ir der junge   sô güetlîch erbôt,                         A.1021
  dô begunde ouch vlêgen   Uote und Gêrnôt
  und ir getriuwe mâge,   si bâtens dâ bestân,
  si hete lützel künnes   under Sîvrides man.

  ‚Si sint iu alle vremede,‘   sô sprach Gêrnôt.                  A.1022
  ‚niemen lebt sô starker,   ern müeße ligen tôt.
  daß bedenket, liebiu swester,   und trœstet iuwern muot,
  belîbet bî den vriunden;   eß wirt iu wærlîchen guot.‘

  Si lobete Gîselhere,   si wolde dâ bestân.                        1023
  diu ros gezogen wâren   Sigmundes man,
  als si wolden rîten   ze Niblunge lant;
  dô was ouch ûf gesoumet   al der recken gewant.

  Dô gie hêr Sigemunt   vür Kriemhilde stân:                        1024
  er sprach zuo der vrouwen:   ‚Sîvrides man
  wartent bî den rossen,   nu suln wir rîten hin,
  wan ich vil ungerne   hie bî den Burgunden bin.‘

  Dô sprach vrou Kriemhilt:   ‚mir râtent vriunde mîn,              1025
  swaß der ist getriuwe,   ich sul hie bî in sîn:
  ich habe niemen mâge   in Niblunge lant.‘
  leit was eß Sigmunde,   dô erß an Kriemhilde vant.

  Dô sprach künic Sigemunt:   ‚lât iuß nieman sagen:                1026
  vor allen mînen mâgen   sult ir krône tragen
  vil gewalteclîchen,   als ir habt ê getân:
  irn sult des niht enkelten,   daß wir den helt verlorn hân.

  ‚Und vart mit uns widere   durch iuwer kindelîn;                  1027
  daß ensult ir niht verweiset,   vrouwe, lâßen sîn,
  swenn iuwer sun gewahset,   der trœstet iu den muot.
  die wîle sol iu dienen   manec küene degen guot.‘

  Si sprach: ‚mîn hêr Sigemunt,   jane mag ich rîten niht.          1028
  ich muoß hie belîben,   swaß halt mir geschiht,
  bî mînen mâgen,   die mir helfen klagen.‘
  do begunden disiu mære   den guoten recken missehagen.

  Si sprâchen al gelîche:   ‚sô möhten wir wol jehen,               1029
  daß uns êrste wære   leide geschehen,
  woldet ir belîben   bî unsern vînden hie:
  so geriten hovereise   noch helde sorclîcher nie.‘

  ‚Ir sult âne sorge   Got bevolhen varn:                           1030
  man gît iu guot geleite,   ich heiß iuch wol bewarn
  zuo iuwerme lande;   mîn liebeß kindelîn
  daß sol ûf genâde   iu recken wol bevolhen sîn.‘

  Dô si wol vernâmen,   daß si niht wolde dan,                    A.1031
  dô weinden al gelîche   Sigmundes man.
  wie rehte jæmerlîche   schiet dô Sigmunt
  von vrouwen Kriemhilde!   dô was im ungemüete kunt.

  ‚Sô wê der hôhzîte,‘   sprach der künic hêr.                      1032
  ‚eß geschiht von kurzwîle   vürbaß nimmer mêr
  künege noch sînen mâgen,   daß uns ist geschehen.
  man sol uns nimmer mêre   hie zen Burgunden sehen.‘

  Dô sprâchen offenlîche   Sîvrides man:                            1033
  ‚eß möhte noch diu reise   in ditz lant ergân,
  sô wir den noch vunden,   der uns den hêrren sluoc.
  si hânt von sînen mâgen   starker vînde genuoc.‘

  Er kuste Kriemhilde:   jæmerlîch er sprach,                       1034
  dô si belîben wolde   und er daß rehte ersach:
  ‚nu rîten vreuden âne   heim in unser lant!
  alle mîne sorge   sint mir êrste nu bekant.‘

  Si riten ân geleite   von Wormeß über Rîn:                        1035
  si mohten wol des muotes   sicherlîchen sîn,
  ob si in vîentschefte   wurden an gerant,
  daß sich weren wolde   der küenen Niblunge hant.

  Sine gerten urloubes   dâ ze keinem man.                        A.1036
  dô sach man Gêrnôten   und Gîselheren gân
  zuo im minneclîchen:   in was sîn schade leit:
  des brâhten in wol inne   die helde küene unt gemeit.

  Dô sprach gezogenlîche   der fürste Gêrnôt:                     A.1037
  ‚Got weiß wol von himele,   an Sîvrides tôt
  gewan ich nie schulde:   ich hôrte ouch nie gesagen,
  wer im hie vîent wære:   ich soll in billîche klagen.‘

  Dô gab im guot geleite   Gîselher daß kint.                     A.1038
  er brâhte sorgen âne,   die noch bî leide sint,
  den künec bî sînen recken   heim ze Niderlant.
  wie lützel man der mâge   dar inne vrœlîche vant!

  Wie si nu gevüeren,   des kan ich niht gesagen.                   1039
  man hôrte zallen zîten   hie Kriemhilde klagen,
  daß ir niemen trôste   daß herze noch den muot,
  eß entæte Gîselher:   der was getriuwe unde guot.

  Prünhilt diu schœne   mit übermüete saß.                        A.1040
  swaß geweinde Kriemhilt,   ummære was ir daß.
  sine wart ir guoter triuwen   nimmer mê bereit;
  sît tet ouch ir vrou Kriemhilt   diu vil herzenlîchen leit.



Âventiure

wie der Nibelunge hort ze Wormeß kam.


  Dô diu edel Kriemhilt   alsô verwitwet wart                     A.1041
  bî ir inme lande   der grâve Eckewart
  beleip mit sînen mannen:   sîn triuwe im daß gebôt.
  er diende sîner vrouwen   mit willen unz an sînen tôt.

  Ze Wormeß bî dem münster   ein gezimber man ir slôß,            A.1042
  wît und vil michel,   rîch unde grôß,
  dâ si mit ir gesinde   sît âne vreude saß.
  si was ze kirchen gerne   und tet vil willeclîchen daß.

  Dô man begruob ir vriedel,   wie selten si daß lie!               1043
  mit trûrigem muote   si alle zît dar gie
  und bat Got den rîchen   sîner sêle phlegen.
  vil dicke wart beweinet   mit grôßen triuwen der degen.

  Uote und ir gesinde   trôstens alle stunt;                      A.1044
  dô was ir daß herze   sô grœßlîchen wunt,
  eß kunde niht vervâhen,   swaß man ir trôstes bôt.
  si het nâch ir vriunde   die aller grœßisten nôt,

  Die nâch liebem manne   ie mê wîp gewan.                        A.1045
  man moht ir michel tugende   kiesen wol dar an.
  si klagete unz an ir ende,   die wîle werte ir lîp.
  sît rach sich wol mit ellen   in grôßen triuwen daß wîp.

  Sus saß si nâch ir leide,   daß ist alwâr,                        1046
  nâch ir mannes tôde   unz in daß vierde jâr,
  daß si ze Gunthere   nie kein wort gesprach,
  und ouch ir vîent Hagenen   in der zîte nie gesach.

  Dô sprach von Tronje Hagene:   ‚muget ir daß tragen an,         A.1047
  daß ir iuwer swester   ze vriunt möhtet hân?
  sô kœm zuo disem lande   der Niblunge golt:
  des möht ir vil gewinnen,   wurde uns diu küneginne holt.‘

  ‚Daß suln wir versuochen,‘   sprach der künic sân.              A.1048
  ‚ich wil eß mîne bruoder   hin zir werben lân,
  daß si mir daß vüegen,   daß si daß gerne sehe.‘
  ‚ine trouwes niht,‘ sprach Hagene,   ‚daß eß immer geschehe.‘

  Dô hieß er Ortwînen   hin ze hove gân                           A.1049
  und den marcgrâven Gêren.   dô daß was getân,
  man brâhte ouch Gêrnôte   und Gîselher daß kint.
  si versuohtens vriuntlîchen   an vrouwen Kriemhilde sint.

  Dô sprach von Burgunden   der küene Gêrnôt:                     A.1050
  ‚vrouwe, ir klaget ze lange   den Sîvrides tôt.
  iu wil der künic rihten,   daß ern niht hât erslagen.
  man hœrt iuch zallen zîten   sô rehte grœßlîchen klagen.‘

  Si sprach: ‚des zîht in nieman:   in sluoc Hagnen hant,         A.1051
  wâ man in verhouwen solde,   do er daß an mir ervant.
  wie moht ich des getrouwen,   daß er im trüege haß?
  ich hete wol behüetet,‘   sprach diu küneginne, ‚daß,

  ‚Daß ich vermeldet hête   sînen schœnen lîp.                    A.1052
  sô ließe ich nu mîn weinen,   ich vil armeß wîp.
  holt wird ich in nimmer,   die eß dâ hânt getân.‘
  do begunde vlêgen Gîselher,   der vil wætlîche man.

  Si sprach: ‚ich muoß in grüeßen,   irn welts mich niht erlân:       C.
  des habt ir grôße sünde.   der künec hât mir getân
  sô vil der herzen swære   gar âne mîne scholt:
  mîn munt im giht der suone,   im wirt daß herze nimmer holt.‘

  ‚Dar nâch wirt eß beßßer,‘   sprâchen ir vriunde dô.                C.
  ‚waß, ob er ir an verdienet,   daß si noch wirdet vrô.‘
  ‚er mac si wol ergetzen,‘   sprach Gêrnôt der helt.
  dô sprach diu jâmers rîche:   ‚seht, nu tuon ich, swaß ir welt.

  ‚Ich wil den künic grüeßen.‘   dô si im des verjach,            A.1053
  mit sînen besten vriunden   man in vor ir sach.
  dô getorste Hagene   vür si niht gegân:
  wol weste er sîne schulde:   er hete ir leide getân.

  Dô si verkiesen wolde   ûf Gunther den haß,                     A.1054
  ob er si küssen solde,   eß zæme im deste baß.
  wær ir von sîme râte   leide niht getân,
  sô möhte er vrevellîche   dicke sîn zuo ir gegân.

  Eß enwart nie suone   mit sô vil trehen mê                        1055
  gevüeget under vriunden.   ir tet ir schade vil wê;
  si verkôs ûf si alle   wan ûf den einen man:
  in hete erslagen niemen,   het eß Hagene niht getân.

  Dar nâch vil unlange   dô truogen si daß an,                      1056
  daß diu vrouwe Kriemhilt   den grôßen hort gewan
  von Niblunges lande   und vuorte in an den Rîn:
  eß was ir morgengâbe,   er solde ir billîchen sîn.

  Dar nâch vuor dô Gîselher   und ouch Gêrnôt.                    A.1057
  ahtzec hundert mannen   Kriemhilt dô gebôt,
  daß si in holen solden,   dâ er verborgen lac,
  dâ sîn der degen Alberîch   mit sînen besten vriunden phlac.

  Dô man die von Rîne   nâch dem schatze komen sach,                1058
  Albrîch der vil küene   zuo sînen vriunden sprach:
  ‚wir turren ir des hortes   vor gehaben niht,
  sît sîn ze morgengâbe   diu edel küneginne giht.

  ‚Doch enwurdeß nimmer,‘   sprach Alberîch, ‚getân,                1059
  niuwan daß wir übele   dâ verlorn hân
  mit samet Sîvride   die guoten tarnhût:
  wan die truoc alle zîte   der schœnen Kriemhilde trût.

  ‚Nu ist eß Sîvride   leider übel komen,                           1060
  daß uns die tarnkappen   der helt hete benomen
  und daß im muose dienen   alleß ditze lant.‘
  dô gie der kamerære,   dâ er die slüßßele vant.

  Eß stuonden vor dem berge   Kriemhilde man                        1061
  und ouch ein teil ir mâge:   den schaz sie truogen dan
  zuo dem sêwe   an diu schiffelîn.
  den vuorte man ûf ünden   unz ze berge an den Rîn.

  Ir muget von dem horte   wunder hœren sagen:                    A.1062
  swaß zwelf kanzwegene   meist mohten tragen
  in vier tagen und nahten   von dem berge dan;
  ouch muos ir ieslîcher   des tages drîstunde gân.

  Eß was ouch niht anders   wan gestein unde golt.                A.1063
  und ob man al die welte   hête versolt,
  sîn wære minner niht   einer marke wert.
  jâne hetes Hagene   âne schulde niht gegert.

  Der wunsch lac dar under,   von golde ein rüetelîn.             A.1064
  der daß hete erkunnet,   der möhte meister sîn
  wol in al der werlde   über ieslîchen man.
  der Albrîches mâge   kom vil mit Gêrnôte dan.

  Dô sich der hêrre Gêrnôt   und Gîselher daß kint                    C.
  des hortes underwunden,   do underwunden si sich sint
  des landes und der burge   und maneges recken balt:
  die muosen im sît dienen   bêdiu durch vorhte und ouch gewalt.

  Dô si den hort behielten   in Guntheres lant,                     1065
  und sich diu küneginne   des alles underwant,
  kamere unde türne   die wurden vol getragen;
  man gehôrte nie daß wunder   von guote mêre gesagen.

  Unde wær sîn tûsent stunt   noch alse vil gewesen,                1066
  unde solde Sîvrit   gesunder sîn genesen,
  bî im wære Kriemhilt   hemdeblôß bestân.
  getriuwer wîbes künne   ein helt nie mêre gewan.

  Dô si den hort nu hête,   dô brâhtes in daß lant,               A.1067
  vil unkunder recken;   jâ gap der vrouwen hant,
  daß man sô grôßer milte   mêre nie gesach.
  si phlac vil grôßer tugende;   des man der küneginne jach.

  Den armen und den rîchen   begunde si nu geben,                   1068
  daß dô reite Hagene,   obe si solde leben
  noch deheine wîle,   daß si sô manegen man
  in ir dienst gewünne,   daß eß in leide müeste ergân.

  Dô sprach künic Gunther:   ‚ir ist lîp unde guot:                 1069
  zwiu sol ich daß wenden,   daß si dâ mite tuot?
  ja erwarb ich daß vil kûme,   daß si mir wart holt;
  nu enruochen, war si teile   ir steine unde ir rôteß golt.‘

  Hagene sprach zem künege:   ‚eß sold ein vrumer man               1070
  deheineme wîbe   niht des hortes lân.
  si bringet eß mit gâbe   noch unz ûf den tac,
  deiß vil wol geriuwen   die küenen Burgunden mac.‘

  Dô sprach künic Gunther:   ‚ich swuor ir einen eit,               1071
  daß ich ir getæte   nimmer mêre leit,
  und wils vürbaß hüeten:   si ist diu swester mîn.‘
  dô sprach aber Hagene:   ‚lât mich den schuldigen sîn.‘

  Ir sumelîcher eide   wâren unbehuot.                              1072
  dô nâmen si der witewen   daß kreftige guot.
  Hagene sich der slüßßele   aller underwant.
  daß zurnde ir bruoder Gêrnôt,   dô er daß rehte bevant.

  Dô sprach der hêrre Gîselher:   ‚Hagene hât getân                 1073
  vil leides mîner swester;   ich soldeß understân:
  wær er niht mîn mâc,   eß gienge im an den lîp.
  iteniuweß weinen   tete dô Sîvrides wîp.

  Dô sprach der hêrre Gêrnôt:   ‚ê wir immer sîn                  A.1074
  gemüet mit dem golde,   wir soldenß in den Rîn
  alleß heißen senken,   deiß wurde nieman.‘
  si gie vil klegelîche   vür Gîselher ir bruoder stân.

  Si sprach: ‚lieber bruoder,   du solt gedenken mîn,               1075
  lîbes unde guotes   soltu mîn voget sîn.‘
  dô sprach er zuo der vrouwen:   ‚daß sol sîn getân,
  als wir komen widere:   wir haben rîtennes wân.‘

  Der künec und sîne mâgen   die rûmten daß lant,                   1076
  die aller besten drunder,   die man iender vant;
  niuwan eine Hagene   beleip durch den haß,
  den er truoc Kriemhilde,   und tet vil schedelîchen daß.

  Ê der rîche künic   wider wære komen,                             1077
  die wîle hete Hagene   den schatz vil gar genomen:
  er sancte in dâ ze Lôche   allen in den Rîn.
  er wânde, er sold in nießen:   des enkunde dô niht gesîn.

  Ê daß von Troneje Hagene   den schatz alsô verbarc,               1078
  dô heten siß gevestent   mit eiden alsô starc,
  daß er verholen wære,   unz ir einer möhte leben:
  so enkunden sis in selben   noch ander niemen gegeben.

  Die vürsten kômen widere,   mit in vil manec man.                 1079
  Kriemhilt ir schaden grôßen   klagen dô began
  mit vrouwen und mit meiden;   in was harte leit.
  do gebârten die degene,   sam si im hêten widerseit.

  Dô sprâchen si gemeine:   ‚er hât übele getân.‘                   1080
  er entweich der vürsten zorne   alsô lange dan,
  unz er gewan ir hulde:   si ließen in genesen;
  doch enkunde im Kriemhilt   nimmer vînder sîn gewesen.

  Mit iteniuwen leiden   beswæret was ir muot                       1081
  umb ir mannes ende   und dô si ir daß guot
  Alsô gar benâmen.   dô gestuont ir klage
  des lîbes nimmer mêre   unz an ir jungisten tage.

  Nâch Sîvrides tôde,   daß ist al wâr,                           A.1082
  si wonde in manegem sêre   driuzehen jâr,
  daß si des recken tôdes   vergeßßen kunde niht.
  si was im ie getriuwe;   des ir diu meiste menege giht.

  Ein rîche vürsten abtei   stifte vrou Uote                          C.
  nâch Dankrâtes tôde   von ir guote
  mit starken rîchen urborn,   als eß noch hiute hât,
  daß klôster dâ ze Lôrse,   des dinc vil hôhe an êren stât.

  Dar zuo gab ouch Kriemhilt   sît ein michel teil                    C.
  durch Sîvrides sêle   und umb aller sêlen heil,
  golt und edel steine,   mit williger hant;
  getriuwer wîp deheine   ist uns selten ê bekant.

  Sît daß diu vrouwe Kriemhilt   ûf Gunther verkôs                    C.
  und doch von sînen schulden   den grôßen hort verlôs,
  dô wart ir herzenleide   tûsent stunde mêr:
  dô wære gerne dannen   diu vrouwe edel unde hêr.

  Dô was der vrouwen Uoten   ein sedelhof bereit                      C.
  ze Lôrse bî ir klôster   mit grôßer rîcheit:
  dar zôch sich diu witewe   von ir kinden sît,
  dâ noch diu vrouwe hêre   begraben in eime sarke lît.

  Dô sprach diu küneginne:   ‚vil liebiu tohter mîn,                  C.
  sît du hie niht maht belîben,   sô soltu bî mir sîn
  ze Lôrse in mîme hûse   und solt dîn weinen lân.‘
  Des antwurt ir Kriemhilt:   ‚wem ließe ich danne mînen man?‘

  ‚Den lâß et hie belîben,‘   sprach vrou Uote.                       C.
  ‚nune welle Got von himele,‘   sprach ab diu guote.
  ‚mîn vil liebiu muoter,   daß sol ich wol bewarn,
  wand er muoß von hinnen   mit mir wærlîche varn.‘

  Dô schuof diu jâmers rîche,   daß er wart ûf erhaben;               C.
  sîn edeleß gebeine   wart anderstunt begraben
  ze Lôrse bî dem münster   vil werdeclîchen sît,
  dâ der helt vil küene   in einem langen sarke lît.

  In den selben zîten,   dâ Kriemhilt solde                           C.
  varn mit ir muoter,   dar si doch wolde,
  dô muoste si belîben,   als eß solde sîn.
  daß unterstuonden mære,   vil verre komen über Rîn.



Âventiure

wie künic Etzel ze Burgunden nâch Kriemhilde sande.


  Daß was in enen zîten,   dô vrou Helche erstarp                XI.1083
  und der künic Etzel   umb ander vrouwen warp,
  dô rieten sîne vriunde   in Burgunden lant
  zuo einer stolzen witwen,   diu was vrou Kriemhilt genant.

  Sît daß erstorben wære   der schœnen Helchen lîp,               A.1084
  si sprâchen: ‚welt ir immer   gewinnen edel wîp,
  die hôhsten und die besten,   die künic ie gewan,
  sô nemt die selben vrouwen;   der starke Sîvrit was ir man.‘

  Dô sprach der künic rîche:   ‚wie möhte daß ergân,              A.1085
  sît ich bin heiden   und des toufes niht enhân?
  sô ist diu vrouwe kristen:   des enlobt siß niht.
  eß müese sîn ein wunder,   ob eß immer geschiht.‘

  Dô sprâchen die snellen:   ‚waß, ob siß lîhte tuot              A.1086
  durch iuwern namen hôhen   und iuwer michel guot.
  sô sol manß doch versuochen   an daß vil edel wîp.
  ir mugt vil gerne minnen   ir vil wünneclîchen lîp.‘

  Dô sprach der künic edele:   ‚wem ist nu bekant                   1087
  under iu bî Rîne   die liute und ouch daß lant?‘
  dô sprach von Bechlâren   der guote Rüedegêr:
  ‚ich hân erkant von kinde   die vil edele künege hêr.

  ‚Gunther unde Gêrnôt,   die edelen rîter guot:                  A.1088
  der dritte heißet Gîselher,   ir ieslîcher tuot,
  swaß er bester êren   und tugende mac begân:
  ouch habent ir alte mâge   noch daß selbe her getân.‘

  Dô sprach aber Etzel:   ‚vriunt, du solt mir sagen,               1089
  ob si in mîme lande   krône solde tragen.
  und ist ir lîp sô schœne,   sô mir ist geseit,
  mînen besten vriunden   sol eß nimmer werden leit.‘

  ‚Si gelîchet sich mit schœne   wol der vrouwen mîn,               1090
  Helchen der vil rîchen.   jane kunde niht gesîn
  in diser werlde schœner   deheines küneges wîp:
  den si lopt ze vriunde,   der mac wol trœsten sînen lîp!‘

  Er sprach: ‚Sô wirb eß, Rüedegêr,   als liep ich dir sî.          1091
  und sol ich Kriemhilde   geligen immer bî,
  des wil ich dir lônen,   sô ich beste kan,
  und hâst ouch mînen willen   mit grôßen triuwen getân.

  ‚Ûßer mîner kamere   sô heiß ich dir geben,                       1092
  daß du und dîne gesellen   vrœlîchen mügen leben,
  von rossen und von kleidern   alleß, daß du wil;
  des heiße ich iu bereiten   zuo der boteschefte vil.‘

  Des antwurte Rüedegêr,   der markgrâve rîch:                      1093
  ‚gerte ich dînes guotes,   daß wære unlobelîch.
  ich wil dîn bote gerne   wesen an den Rîn
  mit mîn selbes guote,   daß ich hân von den henden dîn.‘

  Dô sprach der künic rîche:   ‚nu wenne welt ir varn             A.1094
  nâch der minneclîchen?   Got sol iuch bewarn
  der reise an allen êren   und ouch die vrouwen mîn.
  des helfe mir gelücke,   daß si uns genædec müeße sîn.‘

  Dô sprach aber Rüedegêr:   ‚ê wir rûmen daß lant,               A.1095
  wir müeßen ê bereiten   wâfen und gewant,
  Alsô daß wirs êre   vor vürsten mügen hân:
  ich wil ze Rîne vüeren   vünf hundert wætlîcher man.

  Swâ man ze Burgunden   mich und die mîne sehe,                  A.1096
  daß ir ieslîcher   danne wol des jehe,
  daß nie künec deheiner   alsô manegen man
  sô verre baß gesande,   dan du ze Rîne habst getân.

  ‚Und ob duß, künic edele,   dar umbe niht wil lân,              A.1097
  si was dem besten manne,   Sîvride undertân,
  dem Sigmundes kinde;   den hâstu hie gesehen:
  man mohte im grôßer êren   wol mit wârheite jehen.‘

  Dô sprach künic Etzel:   ‚was si des recken wîp,                A.1098
  sô was wol alsô tiuwer   des edelen vürsten lîp,
  daß ich niht versmæhen   die küneginne sol.
  durch ir vil grôße schœne   sô gevellet si mir wol.‘

  Dô sprach der marcgrâve:   ‚sô wil ich iu daß sagen,            A.1099
  daß wir uns heben hinnen   in vier und zweinzec tagen.
  ich enbiuteß Gotelinde,   der lieben vrouwen mîn,
  daß ich nâch Kriemhilde   selbe bote welle sîn.‘

  Hin ze Bechelâren   dô sande Rüedegêr                             1100
  boten sînem wîbe,   der marcgrâvinne hêr.
  er enbôt ir, daß er solde   dem künege werben wîp.
  si gedâhte vriuntlîche   an der guoten Helchen lîp.

  Dô diu marcgrâvinne   die botschaft vernam,                       1101
  ein teil was eß ir leide,   weinens si gezam,
  ob si gewinnen solde   vrouwen alsô ê.
  sô si dâhte an Helchen,   daß tet ir inneclîchen wê.

  Rüedegêr von Ungern   in siben tagen reit:                      A.1102
  des was künic Etzel   vrô und ouch gemeit.
  dâ ze der stat ze Wiene   bereite man im die wât.
  dâ mohte er niht langer   sîner reise haben rât.

  Dâ ze Bechlâren   warte im Gotelint,                              1103
  und diu junge marcgrâvîn,   Rüedegêres kint,
  sach ir vater gerne   und die sîne man:
  dô wart ein liebeß bîten   von schœnen vrouwen getân.

  Ê der edel Rüedegêr   ze Bechlâren reit                           1104
  ûß der stat ze Wiene,   dô wâren im diu kleit
  rehte volleclîchen   ûf den soumen komen.
  si vuoren in der mâße,   daß in wart wênic iht genomen.

  Dô si ze Bechlâren   kômen in die stat,                           1105
  die sînen reisegesellen   herbergen bat
  der wirt vil minneclîche   und schuof in guot gemach.
  A. Gotlint diu rîche   den wirt si gerne komen sach.

  Als tet sîn liebiu tohter,   diu junge marcgrâvîn:                1106
  derne kunde nimmer   sîn komen lieber sîn.
  die helde ûß Hiunen lande   wie gerne si si sach! A.
  mit lachendem muote   diu edle juncvrouwe sprach:

  ‚Sî uns grôße willekomen   mîn vater und sîne man.‘               1107
  dô wart ein schœne danken   mit vlîße dâ getân
  der jungen marcgrâvinne   von manegem rîter guot.
  wol weste Gotlint   des hêrren Rüedegêres muot.

  Dô si des nahtes   bî Rüedegêre lac,                              1108
  wie güetlîche vrâgen   diu marcgrâvinne phlac,
  war in gesendet hête   der künec von Hiunen lant?
  er sprach: ‚mîn vrou Gotelint,   ich tuonß iu gerne bekant.

  ‚Dâ sol ich mîme hêrren   werben ein wîp,                         1109
  sît diu ist derstorben   der schönen Helchen lîp.
  ich wil nâch Kriemhilde   rîten an den Rîn:
  diu sol hie zen Hiunen   vrouwe vil gewaltec sîn.‘

  ‚Daß wolde Got,‘ sprach Gotelint,   ‚möhte daß geschehen!         1110
  sît wir ir sô maneger   êren hœren jehen.
  si ergezt uns mîner vrouwen   lîhte in alten tagen:
  wir möhten si zen Hiunen   gerne lâßen krône tragen.‘

  Dô sprach der marcgrâve:   ‚triutinne mîn,                      A.1111
  die mit mir suln rîten   hinnen an den Rîn,
  den sult ir minneclîche   bieten iuwer guot:
  sô helde varnt rîche,   sô sint si hôhe gemuot.‘

  Si sprach: ‚eß ist neheiner,   derß gerne von mir nimt,         A.1112
  ich engebe ieslîchem,   daß im wol gezimt,
  ê ir hinnen scheidet   und ouch iuwer man.‘
  dô sprach der marcgrâve:   ‚daß ist mir liebe getân.‘

  Hei, waß man rîcher phelle   von ir kameren truoc!              A.1113
  der wart den edelen recken   ze teile dô genuoc,
  ervüllet vlîßeclîchen   von halse unz ûf die sporn.
  die im dar ab gevielen,   die het im Rüedegêr erkorn.

  An dem siebenden morgen   von Bechlâren reit                      1114
  der wirt mit sînen degenen:   wâfen unde kleit
  vuorten si den vollen   durch der Beire lant.
  si wurden ûf der strâße   durch rouben selten an gerant.

  Inre tagen zwelfen   si riten an den Rîn.                         1115
  done kunden disiu mære   niht verholen sîn.
  A. man seite eß dem künege   und den sînen man,
  dâ kœmen vremde geste.   der wirt dô vrâgen began,

  Ob ieman si bekande,   daß manß im solde sagen.                   1116
  man sach ir soumære   harte swære tragen: A.
  daß si vil rîche wâren,   daß wart dâ wol bekant.
  man schuof in herberge   in der wîten stat zehant.

  Dô die vil unkunden   wâren in bekomen,                           1117
  dô wart ir geverte   vaste war genomen.
  si wundert, wannen vüeren   die recken an den Rîn.
  der wirt Hagenen vrâgte,   wer die hêrren möhten sîn?

  Dô sprach der helt von Troneje:   ‚ich hân ir niht gesehen,     A.1118
  als wir si nu geschouwen,   ich kan iu wol verjehen,
  von swannen si rîten   her in ditze lant.
  si suln sîn vil vremde,   ine habe si schiere bekant.‘

  Den gesten herberge   wâren nu genomen.                         A.1119
  in vil rîchiu kleider   was der bote komen
  und sîne hergesellen:   ze hove si dô riten.
  si vuorten guotiu kleider,   vil harte spæhe gesniten.

  Dô sprach der snelle Hagene:   ‚als ich mich kan verstân,         1120
  wand ich den hêrren lange   niht gesehen hân,
  si varnt wol dem gelîche,   sam eß si Rüedegêr,
  von Hiunischen landen   der degen küene unde hêr.‘

  ‚Wie sol ich daß gelouben,‘   sprach der künec zehant,            1121
  ‚daß der von Bechelâren   kœme in ditze lant?‘
  als der künic Gunther   die rede volsprach,
  Hagene der küene   den guoten Rüedegêren sach.

  Er und sîne vriunde   si liefen alle dan.                         1122
  dô sach man von den rossen   fünf hundert rîter stân.
  dô wurden wol enphangen   die von Hiunen lant.
  boten nie getruogen   alsô hêrlîch gewant.

  Dô sprach harte lûte   von Tronje Hagene:                         1123
  ‚nu sîn Gote willekomen   dise degene,
  der vogt von Bechelâren   und alle sîne man.‘
  der antphanc wart mit êren   den snellen Hiunen getân.

  Des küneges næhsten mâge   dringen dar man sach.                A.1124
  Ortwîn von Metze   zuo Rüedegêre sprach:
  ‚wir haben in aller wîle   mêre nie gesehen
  geste hie sô gerne:   des wil ich wærlîche jehen.‘

  Des gruoßes si dô dankten   den recken über al.                   1125
  mit den hergesinden   si giengen in den sal,
  dâ si den künic vunden   bî manegem küenen man.
  der hêrre stuont von sedele:   daß was durch grôße zuht getân.

  Wie rehte vriuntlîche   er zuo den boten gie!                   A.1126
  Gunther unde Gêrnôt   vil vlîßeclîch enphie
  den gast mit sînen mannen,   als im wol gezam.
  den guoten Rüedegêre   er bî der hende genam.

  Er brâhte in zuo dem sedele,   dâ er selbe saß:                   1127
  den gesten hieß er schenken,   vil gerne tet man daß,
  mete den vil guoten   und den besten wîn,
  den man kunde vinden   in dem lande al umben Rîn.

  Gîselher und Gêre   die wâren beide komen,                      A.1128
  Dancwart und Volkêr,   die heten schiere vernomen
  von den werden gesten:   si wâren vrô gemuot,
  si enphiengen vor dem künege   die rîter edele unde guot.

  Dô sprach zuo sîme hêrren   von Troneje Hagene:                 A.1129
  ‚eß solden immer dienen   dise degene,
  daß uns der marcgrâve   zuo liebe hât getân:
  des solte lôn enphâhen   der schœnen Gotelinde man.‘

  Dô sprach der künic Gunther:   ‚ine kan daß niht verdagen:        1130
  wie sich gehaben beide,   daß sult ir mir sagen,
  Etzel unde Helche   ûß der Hiunen lant.‘
  dô sprach der marcgrâve:   ‚ich tuonß iu gerne bekant.‘

  Dô stuont er von dem sedele   mit allen sînen man.                1131
  er sprach zuo dem künege:   ‚lât mich urloup hân
  ze sagene solhiu mære,   dar umbe ich bin gesant
  von dem künic Etzele   her zuo der Burgunden lant.‘

  Er sprach: ‚swaß man uns mære   bî iu enboten hât,                1132
  diu erloube ich iu ze sagene   âne vriunde rât.
  ir sult si lâßen hœren   mich und mîne man,
  wan ich iu aller êren   hie ze werbenne gan.‘

  Dô sprach der bote biderbe:   ‚iu enbiutet an den Rîn             1133
  getriuwelîchen dienest   der grôße voget mîn,
  dar zuo allen vriunden,   die ir muget hân;
  ouch ist disiu botschaft   mit grôßen triuwen getân.

  ‚Iu bat der künic edele   klagen sîne nôt:                        1134
  sîn volc ist âne vreude,   mîn vrouwe diu ist tôt,
  Helche diu vil rîche,   mînes hêrren wîp:
  an der ist nu verweiset   vil maneger juncvrouwen lîp,

  ‚Kint der edelen vürsten,   diu si gezogen hât,                 A.1135
  dâ von eß inme lande   vil jæmerlîchen stât:
  diu enhânt nu leider niemen,   der ir mit triuwen phlege.
  des wæn ouch sich vil seine   des küneges sorge gelege.‘

  ‚Nu lône im Got,‘ sprach Gunther,   ‚daß er den dienst sîn      A.1136
  sô willeclîch enbiutet   mir und den vriunden mîn.
  den sînen gruoß ich gerne   hie vernomen hân;
  daß suln gerne dienen   beide mâge und mîne man.‘

  Dô sprach von Burgunden   der hêrre Gêrnôt:                     A.1137
  ‚die welt mac immer riuwen   der schœnen Helchen tôt
  durch ir vil manec tugende,   der si kunde phlegen.‘
  der rede gestuont im Hagene,   dar zuo manec ander degen.

  Dô sprach aber Rüedegêr,   der edel bote hêr:                     1138
  ‚sît ir mir, künec, erloubet,   ich sol iu sagen mêr,
  waß iu mîn lieber hêrre   her enboten hât,
  sît im sîn dinc nâch Helchen   sô rehte kumberlîchen stât.

  ‚Man sagete mînem hêrren,   Kriemhilt sî âne man,                 1139
  hêr Sîvrit ist erstorben.   und ist daß sô getân,
  welt ir ir des gunnen,   sô sol si krône tragen
  vor Etzelen recken:   daß hieß ir mîn hêrre sagen.‘

  Dô sprach der künic rîche,   wol gezogen was sîn muot:            1140
  ‚si hœret mînen willen,   ob si eß gerne tuot.
  daß wil ich iu künden   in disen drîen tagen:
  ê ich eß an ir vunde,   zwiu solde ich Etzeln versagen?‘

  Die wîle man den gesten   hieß schaffen guot gemach.            A.1141
  in wart dâ sô gedienet,   daß Rüedegêr des jach,
  daß er dâ hete vriunde   under Gunthers man.
  Hagene im diende gerne:   er hete im ê alsam getân.

  Alsus beleip dô Rüedegêr   unz an den driten tac.                 1142
  der künec nâch râte sande,   wie wîslîch er phlac,
  vrâgen sîne vriunde,   ob si dûhte guot getân,
  daß Kriemhilt nemen solde   den künic Etzelen ze man.

  Si rietenß al gemeine   niuwan Hagene,                            1143
  der sprach zuo Gunther,   dem küenen degene:
  ‚habt ir rehte sinne,   sô wirt eß wol behuot,
  und ob sis volgen wolte,   daß irß doch nimmer getuot.‘

  ‚War umbe,‘ sprach dô Gunther,   ‚solt ichs volgen niht?          1144
  swaß der küneginne   liebes noch geschiht,
  des sol ich ir wol gunnen:   si ist diu swester mîn.
  wir soldenß selbe werben,   ob eß ir êre möhte sîn.‘

  Dô sprach aber Hagene:   ‚nu lât die rede stân.                   1145
  het ir Etzelen künde,   als ich sîn künde hân,
  sol si in danne minnen,   als ich iu hœre jehen,
  sô ist iu alrêste   von schulden sorgen geschehen.‘

  ‚War umbe?‘ sprach dô Gunther,   ‚ich kan bewarn daß,             1146
  daß ich im kom sô nâhe,   daß ich deheinen haß
  von im dulden müese,   und wurde si sîn wîp.‘
  dô sprach aber Hagene:   ‚daß gerætet nimmer mîn lîp.‘

  Man hieß nâch Gêrnôte   und Gîselhere gân,                      A.1147
  ob die hêrren beide   dûhte guot getân,
  daß Kriemhilt nemen solde   den rîchen künic hêr.
  noch widerreiteß Hagene   unde ouch ander niemen mêr.

  Dô sprach von Burgunden   Gîselher der degen:                     1148
  ‚nu muget ir, vriunt Hagene,   noch der triuwen phlegen:
  ergetzet si der leide,   und ir ir habet getân.
  an swiu ir wol gelunge,   daß solt ir ungevêhet lân.‘

  ‚Jâ habet ir mîner swester   getân sô menegiu leit,‘            A.1149
  sô sprach aber Gîselher,   der recke vil gemeit,
  ‚daß si des hete schulde,   daß si iu wære gram.
  nie man deheiner vrouwen   vreude mêre benam.‘

  ‚Daß ich daß wol bekenne,   daß tuon ich iu kunt.               A.1150
  und sol si nemen Etzele,   und gelebt si an die stunt,
  si getuot uns vil leide,   swie siß getraget an.
  jâ wirt ir dâ dienende   vil manec wætlîcher man.‘

  Des antwurte Hagenen   der küene Gêrnôt:                        A.1151
  ‚eß mac alsô belîben   unz an ir beider tôt,
  daß wir komen nimmer   in Etzelen lant.
  wir suln ir sîn getriuwe:   deist uns zen êren gewant.‘

  Dô sprach aber Hagene:   ‚mir mac daß nieman gesagen;           A.1152
  und sol diu edel Kriemhilt   Helchen krône tragen,
  si getuot uns leide,   swie si gevüege daß.
  ir sult eß lân belîben:   daß zimt iu recken michel baß.‘

  Mit zorne sprach dô Gîselher,   der schœnen Uote sun:             1153
  ‚wir suln doch niht alle   meinlîchen tuon.
  swaß liebes ir geschæhe,   vrô solden wir des sîn.
  swaß ir geredet, Hagene,   ich diene ir durch die triuwe mîn.‘

  Dô daß gehôrte Hagene,   dô wart er ungemuot.                     1154
  Gêrnôt und Gîselher,   die stolzen rîter guot,
  und Gunther der rîche   ze jungist reiten daß,
  ob eß lobete Kriemhilt,   si woltenß lâßen âne haß.

  Dô sprach der vürste Gêre:   ‚ich wilß der vrouwen sagen,         1155
  daß si ir den künic Etzel   lâße wol behagen.
  dem ist sô manec recke   mit vorhten undertân:
  er mac si noch ergetzen,   swaß si leides ie gewan.

  Dô gie der snelle recke,   da er Kriemhilde sach.                 1156
  si enphie in güetlîche:   wie balde er dô sprach:
  ‚ir muget mich gerne grüeßen   und geben botenbrôt.
  iuch wil gelücke scheiden   ûß aller iuwerre nôt.

  ‚Eß hât durch iuwer minne,   vrouwe, her gesant                   1157
  ein der aller beste,   der ie küneges lant
  gewan mit vollen êren   oder krône solde tragen:
  eß werbent rîter edele:   daß hieß iu iuwer bruoder sagen.‘

  Dô sprach diu jâmers rîche:   ‚iu sol verbieten Got               1158
  und allen mînen vriunden,   daß si deheinen spot
  an mir armer üeben:   waß sold ich einem man,
  der ie herzeliebe   von guotem wîbe gewan?‘

  Si widerreit eß sêre.   dô kômen aber sint                      A.1159
  Gêrnôt ir bruoder   und Gîselher daß kint.
  si bâten minneclîche   trœsten si den muot:
  ob si den künec genæme,   daß wær ir wærlîchen guot.

  Ueberwinden kunde nieman   dô daß edele wîp,                      1160
  daß si minnen wolde   deheines mannes lîp.
  dô bâten si die degene:   ‚nu lâßet doch geschehen,
  ob ir anders niht entuot,   daß ir den boten ruochet sehen.‘

  ‚Daß wil ich niht versprechen,‘   sô sprach daß edele wîp,        1161
  ‚ich ensehe gerne   den Rüedegêres lîp
  durch sîne manege tugende;   wær er her niht gesant,
  swerß ander boten wære,   dem wær ich immer unbekant.‘

  Si sprach: ‚ir sulten morgen   heißen her gân                     1162
  zuo mîner kemenâten:   ich wil in hœren lân,
  wes ich mich habe berâten,   wil ich im denne sagen.‘
  ir wart eriteniuwet   daß ir vil grœßlîcheß klagen.

  Dô gert ouch niht anders   der edele Rüedegêr,                    1163
  wan daß er gesæhe   die küneginne hêr:
  er weste sich sô wîsen,   ob eß immer kunde ergân,
  daß si sich den recken   überreden müese lân.

  Des anderen morgens vrüeje,   dô man die messe sanc,              1164
  die edelen boten kâmen.   dô wart dâ grôß gedranc.
  die mit Rüedegêre   ze hove solden gân,
  der sach man dâ gekleidet   vil manegen hêrlîchen man.

  Kriemhilt diu vil arme,   diu trûrec gemuot,                      1165
  si warte Rüedegêre,   dem edelen boten guot.
  der vant si in der wæte,   die si alle tage truoc;
  dâ bî het ir gesinde   rîcher kleider genuoc.

  Si gie im engegene   zuo der türe stân                            1166
  und enphienc vil güetlîche   den Etzelen man.
  niuwan selbe zwelfter   er dar in zuo ir gie.
  man bot im grôßen dienest:   ir kômen hôher boten nie.

  Man hieß den hêrren sitzen   unt die sîne man.                    1167
  die zwêne marcgrâven   sach man vor ir stân,
  Eckewart und Gêre,   die edelen rîter guot.
  durch die hûsvrouwen   si sâhen nieman wol gemuot.

  Si sâhen vor ir sitzen   vil manec schœne wîp.                  A.1168
  dô phlac niuwan jâmers   der Kriemhilde lîp.
  ir wât was vor den brüsten   von heißen trehen naß.
  daß sach der marcgrâve;   der helt niht langer dô dâ saß.

  Er sprach in grôßen zühten:   ‚vil edel küneges kint,             1169
  mir und den geverten,   die mit mir komen sint,
  sult ir, vrouwe, erlouben,   daß wir vor iu stân
  und iu sagen diu mære,   war nâch wir her geriten hân.‘

  ‚Nu sî iu erloubet,‘   sprach diu künegin,                        1170
  ‚swaß ir reden wellet.   alsô stât mîn sin,
  daß ich eß gerne hœre:   ir sît ein bote guot.‘
  die andern dô wol hôrten   ir ungewilligen muot.

  Dô sprach von Bechelâren   der vürste Rüedegêr:                   1171
  ‚mit triuwen grôße liebe   Etzel ein künic hêr
  hât iu enboten, vrouwe,   her in ditze lant.
  er hât nâch iuwer minne   vil guote recken gesant.

  ‚Er enbiut iu minneclîche   lieb âne leit.                        1172
  stæter vriuntschefte   sî er iu bereit,
  als er ê tet vroun Helchen,   diu im ze herzen lac:
  ir sult nu tragen krône,   der mîn vrouwe wîlen phlac.‘

  Dô sprach diu küneginne:   ‚marcgrâve Rüedegêr,                   1173
  wær ieman, der bekande   mînen scharphen sêr,
  der riete mir niht triuten   noch deheinen man:
  wan ich vlôs ein der besten,   den ie vrouwe mêr gewan.‘

  ‚Waß mac ergetzen leides,‘   sprach der vil küene man,            1174
  ‚wan vriuntlîche liebe?   swer die kan begân,
  und der dan einen kiuset,   der im ze herze kumt,
  vür herzenlîche swære   niht sô grœßlîche vrumt.

  ‚Und geruochet ir ze minnen   den edelen hêrren mîn,              1175
  zwelf rîcher krône   sult ir gewaltec sîn.
  dar zuo gît iu mîn hêrre   wol drîßec vürsten lant,
  diu elliu hât betwungen   sîn vil ellenthaftiu hant.

  ‚Ir sult ouch werden vrouwe   über manegen werden man,            1176
  die mîner vrouwen Helchen   wâren undertân,
  und vil der schœnen megede,   der si hete gewalt,
  von hôher vürsten künne,‘   sprach der küene degen balt.

  ‚Dar zuo gît iu mîn hêrre,   heißet er iu sagen                   1177
  ob ir geruochet krône   bî dem künege tragen,
  gewalt den aller hœhisten,   den Helche ie gewan:
  den sult ir gwalteclîchen   haben vor Etzelen man.‘

  Dô sprach diu küneginne:   ‚wie möhte mînen lîp                   1178
  immer des gelüsten,   deich wurde heldes wîp?
  mir hât der tôt an eineme   sô rehte leit getân,
  des ich unz an mîn ende   muoß unvrœlîche stân.‘

  Dô sprâchen ab die Hiunen:   ‚küneginne rîch,                     1179
  iur leben wirt bî Etzele   sô rehte lobelîch,
  daß iuch immer wünnet,   ist, daß eß ergât,
  wan der künic rîche   vil manegen zieren degen hât.

  ‚Helchen juncvrouwen   und iuriu magedîn,                         1180
  solten die bî ein ander   ein gesinde sîn,
  dâ bî möhten recken   werden wol gemuot.
  lât eß iu, vrouwe, râten:   eß wirt iu wærlîchen guot.‘

  Si sprach in ir zühten:   ‚nu lât die rede stân                   1181
  unz morgen vrüeje:   sô sult ir her gân:
  sô wil ich iu antworten,   des ir dâ habet muot.‘
  des muosen dô gevolgen   die recken küene unde guot.

  Dô si zen herbergen   alle kômen dan,                           A.1182
  dô hieß diu edele vrouwe   nâch Gîselhere gân
  und ouch nâch ir muoter:   den bêden sagt si daß,
  daß si gezæme weinens   unde niht anders baß.

  Dô sprach ir bruoder Gîselher:   ‚swester, mirst geseit           1183
  und wilß ouch wol gelouben,   daß elliu dîniu leit
  der künic Etzel wende;   und nimes dun zeinem man,
  swaß ander ieman râte,   sô dunket eß mich guot getân.‘

  ‚Er mac dich wol ergetzen,‘   sprach aber Gîselher.               1184
  ‚vome Roten zuo dem Rîne,   von der Elbe unz an daß mer,
  sô ist künec deheiner   sô gewaltec niht.
  du maht dich vreuwen balde,   sô er dîn ze konen giht.‘

  Si sprach: ‚lieber bruoder,   zwiu râtestu mir daß?               1185
  klagen unde weinen   mir immer zæme baß.
  wie sold ich vor recken   dâ ze hove gân?
  wart mîn lîp ie schœne,   des bin ich âne getân.‘

  Dô sprach diu vrouwe Uote   ir lieben tohter zuo:                 1186
  ‚swaß dîne bruoder râten,   liebeß kint, daß tuo.
  volge dînen vriunden:   sô mac dir wol geschehen.
  ich hân dich doch sô lange   mit grôßem jâmer gesehen.‘

  Dô bat si Got den rîchen   vüegen ir den rât:                     1187
  ob si ze geben hête   golt, silber unde wât
  sam ê bî ir manne,   dô er noch was gesunt,
  si gelebte doch niht mêre   sît sô vrœlîche stunt.

  Si gedâhte in ir sinne:   ‚und sol ich mînen lîp                  1188
  geben eime heidenen?   ich bin ein kristen wîp:
  des müese ich zer werlte   immer schande hân;
  gît er mir elliu rîche,   eß ist immer ungetân.‘

  Dâ mit siß lie belîben.   die naht unz an den tac                 1189
  diu vrouwe an ir bette   mit vil gedanken lac.
  diu ir vil liehten ougen   getruckenten nie,
  unz si aber den morgen   hin ze mettîne gie.

  Ze rehter messezîte   die künege wâren komen.                     1190
  si heten aber ir swester   under hende genomen:
  jâ rietens ir ze minnen   den künec ûß Hiunen lant.
  die vrouwen ir deheiner   ein lützel vrœlîcher vant.

  Dô hieß man dar gewinnen   die Etzelen man,                       1191
  die nu mit urloube   gerne wæren dan,
  geworben oder gescheiden,   A.swie eß dô möhte sîn.
  ze hove kom dô Rüedegêr:   die helde reiten wider in,

  Daß man rehte ervüere   des edelen vürsten muot,                  1192
  und tæten daß bî zîte:   daß diuhtes alle guot;
  ir wege wæren verre   A.wider in ir lant.
  man brâhte Rüedegêren,   dâ man Kriemhilde vant.

  Vil minneclîchen bitten   der recke dô began                      1193
  die edelen küneginne,   si solde in hœren lân,
  waß si enbieten wolde   in Etzelen lant.
  er wæn an ir niht anders   niuwan lougen envant,

  Daß si nimmer minnen wolde   mêr deheinen man.                  A.1194
  dô sprach der marcgrâve:   ‚daß wære missetân.
  zwiu woldet ir verderben   alsô schœnen lîp?
  ir muget noch mit êren   werden guotes mannes wîp.‘

  Niht half, daß si gebâten,   unz daß Rüedegêr                     1195
  gesprach heinlîche   die küneginne hêr,
  er wolde si ergetzen,   swaß ir ie geschach.
  ein teil begunde ir senften   dô ir grôßer ungemach.

  Er sprach zer küneginne:   ‚lât iuwer weinen sîn.                 1196
  ob ir zen Hiunen hêtet   nieman danne mîn,
  getriuwer mîner mâge   und ouch der mînen man,
  er mües es sêre engelten,   und het iu ieman iht getân.‘

  Dâ von wart dô geringet   wol der vrouwen muot.                   1197
  si sprach: ‚sô swert mir eide,   swaß mir iemen tuot,
  daß ir sît der næhste,   der büeße mîniu leit.‘
  dô sprach der marcgrâve:   ‚des bin ich, vrouwe, vil bereit.‘

  Mit allen sînen mannen   swuor ir dô Rüedegêr                     1198
  mit triuwen immer dienen,   und daß die recken hêr
  ir nimmer niht versageten   in Etzelen lant,
  des si êre haben solte:   des sichert ir Rüedegêres hant.

  Do gedâhte diu getriuwe:   ‚sît ich vriunde kan                   1199
  alsô vil gewinnen,   sô sol ich reden lân
  die liute, swaß si wellen,   ich jâmerhafteß wîp:
  waß, ob noch wirt errochen   mîns vil lieben mannes lîp?‘

  Si gedâhte: ‚sît daß Etzel   der recken hât sô vil,               1200
  sol ich den gebieten,   sô tuon ich, swaß ich wil.
  er ist ouch wol sô rîche,   daß ich ze gebene hân;
  mich hât der leidege Hagen   mînes guotes âne getân.‘

  Si sprach ze Rüedegêre:   ‚het ich daß vernomen,                  1201
  daß er niht wære ein heiden,   sô wolde ich gerne komen,
  swar er hete willen,   und næme in zeinem man.‘
  dô sprach der marcgrâve:   ‚die rede solt ir, vrouwe, lân.

  ‚Ern ist niht gar ein heiden,   des sult ir sicher sîn,             C.
  jâ was vil wol bekêret   der liebe hêrre mîn,
  wan daß er sich widere   vernoijieret hât.
  welt ir in, vrouwe, minnen,   sô mac sîn noch werden rât.

  ‚Er hât sô vil der recken   in kristenlîcher ê,                   1202
  aß iu bî dem künege   nimmer wirdet wê.
  ir muget ouch lîhte erwerben,   daß der vürste guot
  wider ze Gote wendet   beide sêle unde muot.‘

  Dô sprâchen aber ir bruoder:   ‚nu lobetß, swester mîn,           1203
  iuwer ungemüete   daß sult ir lâßen sîn.‘
  si bâtens alsô lange,   unz doch ir trûrec lîp
  lobete vor den helden,   si wurde Etzelen wîp.

  Si sprach: ‚ich wil iu volgen,   ich armiu künegîn!               1204
  daß ich var zen Hiunen,   sô daß nu mac gesîn,
  swenne ich hân die vriunde,   die mich vüeren in sîn lant.‘
  des bôt dô vor den helden   diu schœne Kriemhielt die hant.

  Dô sprach der marcgrâve:   ‚habet ir zwêne man,                   1205
  dar zuo hân ich ir mêre:   eß wirdet wol getân,
  daß wir iuch nâch êren   bringen über Rîn.
  ine lâße iuch nu niht langer   hie zen Burgunden sîn.

  ‚Ich hân fünf hundert manne   und ouch der mâge mîn:              1206
  die suln iu hie dienen   und ouch dâ heime sîn,
  swie ir in gebietet;   ich tuon iu selbe alsam,
  swenn ir mich mant der mære,   daß ich michs nimmer gescham.

  ‚Nu heißet iu bereiten   iuwer phertkleit,                        1207
  die Rüedegêres ræte   iu nimmer werdent leit,
  und saget eß iuwern mageden,   die ir dâ vüeren welt:
  jâ kumet uns ûf der strâße   vil maneger ûß erwelter helt.‘

  Si heten noch gesmîde,   daß man dâ vor reit                      1208
  bî Sîvrides zîten,   daß si vil manege meit
  mit êren mohte vüeren,   sô si wolde dan.
  hei, waß man guoter setele   den schœnen vrouwen gewan!

  Ob si ie getrüegen   deheiniu rîchiu kleit,                       1209
  der wart zuo zir verte   vil manegeß nu bereit,
  wan in von dem künege   sô vil gesaget wart;
  si slußßen ûf die kisten,   die ê stuonden wol bespart.

  Si wâren vil unmüeßec   wol vünftehalben tac,                   A.1210
  si suochten ûß der valden,   des vil dar inne lac.
  Kriemhilt ir kameren   ensließen began,
  si wolde machen rîche   al die Rüedegêres man.

  Si hete noch des goldes   von Niblunge lant:                    A.1211
  si wânde, eß zen Hiunen   teilen solde ir hant.
  eß enkunden hundert miule   dannen niht getragen.
  diu mære hôrte Hagene   dô von Kriemhilde sagen.

  Er sprach: ‚Sît mir vrou Kriemhilt   nimmer wirdet holt,        A.1212
  sô muoß ouch hie belîben   daß Sîvrides golt.
  zwiu solde ich mînen vînden   lân sô michel guot?
  ich weiß vil wol, waß Kriemhilt   mit disme schatze getuot.

  ‚Ob si in bræhte hinnen,   ich wil gelouben daß,                  1213
  er wurde doch zerteilet   niuwan ûf mînen haß.
  sin habent ouch niht der rosse,   diu in solden tragen:
  in wil behalten Hagene,   daß sol man Kriemhilde sagen.‘

  Dô si gehôrt diu mære,   daß was ir grimme leit.                  1214
  eß wart ouch den künegen   allen drin geseit:
  si woldenß gerne wenden.   dô des niht geschach,
  Rüedegêr der edele   harte vrœlîchen sprach:

  ‚Rîchiu küneginne,   zwiu klaget ir daß golt?                     1215
  iu ist der künic Etzel   sô grœßlîchen holt:
  gesehent iuch sîniu ougen,   er gît iu alsô vil,
  daß irß verswendet nimmer;   des ich iuch, vrouwe, weren wil.‘

  Dô sprach diu küneginne:   ‚vil edel Rüedegêr,                    1216
  eß gewan nie küneges tohter   rîcheite mêr,
  danne der mich Hagene   âne hât getân.‘
  dô kom ir bruoder Gêrnôt   hin zer kameren gegân.

  Mit gewalt des küngs en slüßßel   stieß er an die tür.            1217
  golt daß Kriemhilde   reichte man dervür,
  ze drîßec tûsent marken   oder dannoch baß.
  er hieß eß nemen die geste:   liep was Gunthere daß.

  Dô sprach von Bechlâren   der Gotelinde man:                      1218
  ‚ob eß mîn vrouwe Kriemhilt   alleß möhte hân,
  swaß sîn ie wart gevüeret   von Niblunge lant,
  sîn solde lützel rüeren   mîn oder der küneginne hant.

  Nu heißet eß behalten,   wand ich sîn niht enwil.                 1219
  jâ vuort ich von lande   des mînen alsô vil,
  daß wirs ûf der strâßen   haben guoten rât
  und unser koste hinnen   harte hêrlîche stât.‘

  Dâ vor in allen wîlen   gefüllet zwelf schrîn                     1220
  des aller besten goldes,   daß iender mohte sîn,
  heten die ir magede:   daß vuorten si von dan
  und gezierde vil der vrouwen,   daß si zer verte solten hân.

  Gewalt des grimmen Hagene   dûhte si ze starc.                  A.1221
  si het des ophergoldes   wol noch tûsent marc:
  si teilteß sîner sêle,   ir vil lieben man.
  daß dûhte Rüedegêren   mit grôßen triuwen getân.

  Dô sprach diu klagende künegin:   ‚wâ nu vriunde mîn,             1222
  die durch mîne liebe   welnt ellende sîn?
  die suln mit mir rîten   in der Hiunen lant:
  die nemen schatz mînen   und koufen ros und gewant.

  Des antwurte ir schiere   der marcgrâve Eckewart:                 1223
  ‚sît daß ich aller êrste   iuwer gesinde wart,
  sô hân ich iuch mit triuwen   gedienet,‘ sprach der degen,
  ‚und wil unz an mîn ende   des selben immer bî iu phlegen.

  ‚Ich wil ouch mit mir vüeren   vünf hundert mîner man,            1224
  der ich iu ze dienste   mit rehten triuwen gan.
  wir sîn vil ungescheiden,   eß entuo der tôt.‘
  der rede neic im Kriemhilt,   daß irß der helt sô wol erbôt.

  Dô zôch man dar die mœre:   si wolden varn dan.                   1225
  dâ wart vil michel weinen   von vriunden getân.
  A. Uote diu vil rîche   und manec schœne meit
  die zeigten, daß in wære   nâch vrouwen Kriemhilde leit.

  Hundert rîcher megede   vuort si mit ir dan:                    A.1226
  die wurden sô gekleidet,   als in daß wol gezam. A.
  dô vielen in die trehene   von liehten ougen nider;
  si gelebten vil der vreuden   ouch bî Etzelen sider.

  Dô kom der hêrre Gîselher   und ouch Gêrnôt                     A.1227
  mit ir ingesinde,   als in ir zuht gebôt.
  dô wolden si beleiten   ir lieben swester dan:
  dô vuorten si ir recken   wol tûsent wætlîcher man.

  Dô kom der snelle Gêre   und ouch Ortwîn:                       A.1228
  Rûmolt der kuchenmeister   dâ mite muose sîn.
  si schuofen die nahtselde   C. der vrouwen ûf den wegen;
  Volkêr was ir marschalc,   der solde ir herberge phlegen.

  Nâch küssen michel weinen   wart dâ vil vernomen,                   C.
  ê daß si von der bürge   ze velde wæren komen.
  ûß riten unde giengen,   die sis nie gebat. C.
  dô reit der künic Gunther   wan ein lützel vür die stat.

  Ê si von Rîne vuoren,   si heten vür gesant                     A.1229
  ir boten harte snelle   in der Hiunen lant,
  die dem künege sageten,   daß im Rüedegêr
  ze wîbe hete erworben   die edelen küneginne hêr.

  Die boten strichen sêre:   in was der reise nôt                     C.
  durch die grôßen êre   und durch rîchiu botenbrôt.
  dô si ze lande wâren   mit den mæren komen,
  dô het der künic Etzel   nie sô liebes niht vernomen.

  Durch disiu lieben mære   hieß der künic geben                      C.
  den boten solhe gâbe,   daß si wol mohten leben
  mit vreuden immer mêre   dar nâch unz an ir tôt:
  mit liebe was verschwunden   des küneges kumber unde nôt.



Âventiure

wie Kriemhilt gein den Hiunen vuor.


  Die boten lâßen rîten:   wir suln iu tuon bekant,               A.1230
  wie diu küneginne   gevuor durch diu lant
  oder wâ von ir schieden   Gîselher und Gêrnôt.
  sie heten ir gedienet,   als in ir triuwe daß gebôt.

  Unz an die Tuonouwe   ze Vergen si dô riten.                    A.1231
  si begunden urloubes   die küneginne biten,
  wan si wider wolden   rîten an den Rîn.
  done mohteß âne weinen   von guoten vriunden niht gesîn.

  Gîselher der snelle   sprach zer swester sîn:                     1232
  ‚swenne daß du, vrouwe,   bedürfen welles mîn,
  ob dir iht gewerre,   daß tuo mir bekant:
  sô rîte ich dir ze dieneste   in daß Etzelen lant.‘

  Die ir mâge wâren,   kustes an den munt.                        A.1233
  vil minneclîchen scheiden   sach man an der stunt
  die snellen Burgunden   von Rüedegêres man.
  dô vuort diu küneginne   vil manege meit wol getân,

  Hundert und viere:   die truogen rîchiu kleit                   A.1234
  von gemâlt rîchen phellen.   vil der schilte breit
  vuort man bî der vrouwen    nâhen ûf den wegen.
  dô nam ouch urloup Volkêr,   der vil zierlîche degen.

  Dô si über Tuonouwe   kômen in Beier lant,                      A.1235
  dô sagte man diu mære,   dâ wæren vür gerant
  vil unkunder geste.   dâ noch ein klôster stât
  und dâ daß In mit vlußße   in die Tuonouwe gât,

  In der stat ze Paßßouwe   saß ein bischof.                      A.1236
  herberge wurden lære   und ouch des vürsten hof:
  si îlten gein den gesten   ûf in Beier lant,
  dâ der bischof Pilgerîn   die schœnen Kriemhilde vant.

  Den recken von dem lande   was dô niht ze leit,                 A.1237
  dô si ir volgen sâhen   sô manege schœne meit.
  dâ trûte man mit ougen   der edelen rîter kint.
  guote herberge   gab man den gesten allen sint.

  Dâ ze Pledelinge   schuof man in gemach.                            C.
  daß volc man allenthalben   zuozin rîten sach.
  man gap in willeclîche,   des si bedorften dâ:
  si nâmenß wol mit êren;   als tet man sider anderswâ.

  Der bischof mit der niftel   ze Paßßouwe reit.                  A.1238
  dô daß den burgæren   von der stat wart geseit,
  daß dô kœme Kriemhilt,   des vürsten swester kint:
  diu wart wol enphangen   von den koufliuten sint.

  Daß si belîben solden,   der bischof het des wân.               A.1239
  dô sprach der hêrre Eckewart:   ‚daß ist ungetân.
  wir müeßen varn nidere   in Rüedegêres lant:
  uns wartent vil der degene:   eß ist in allen wol bekant.‘

  Diu mære nu wol wesse   diu schœne Gotelint:                    A.1240
  si bereite sich mit vlîße   und ir vil edel kint.
  ir het enboten Rüedegêr,   daß in daß dûhte guot,
  daß si der küneginne   dâ mit trôste den muot,

  Daß si ir rite engegene   und alle sîne man                     A.1241
  ûf zuo der Ense.   dô daß wart getân,
  dô sach man allenthalben   die wege unmüeßec stên:
  si begunden gegen den gesten   beide rîten unde gên.

  Nu was diu küneginne   ze Everdingen komen.                       1242
  gnuoge ûß Beier lande   solden hân genomen
  den roub ûf der strâßen   nâch ir gewoneheit:
  sô heten si den gesten   dâ getân vil lîhte leit.

  Daß hete wol understanden   der edel Rüedegêr:                    1243
  er vuorte tûsent rîter   unde dannoch mêr.
  dô was ouch komen Gotelint,   Rüedegêres wîp:
  mit ir kom hêrlîche   vil maneges küenen recken lîp.

  Dô si über die Trûne kômen   bî Ense ûf daß velt,                 1244
  dô sach man ûf gespannen   hütten und gezelt,
  dâ die geste solden   die nahtselde hân.
  diu kost diu was den recken   dâ von Rüedegêr getân.

  Gotelint diu schœne   die herberge lie                            1245
  hinder ir belîben.   ûf den wegen gie
  mit klingenden zoumen   manec pfert wol getân.
  der antphanc wart vil schœne:   liep was eß Rüedegêr getân.

  Die in ze beiden sîten   kômen ûf den wegen,                      1246
  die riten lobelîche:   der was vil manec degen.
  si phlâgen rîterschefte:   daß sach vil manec meit.
  eß was den schœnen vrouwen   der rîter dienest niht leit.

  Dô zuo den gesten kômen   die Rüedegêres man,                     1247
  vil der trunzûne   sach man ze berge gân
  von der recken hende   mit rîterlîchen siten.
  dô wart wol ze prîse   vor den vrouwen geriten.

  Daß ließen si belîben.   dô gruoßte manec man                     1248
  vil güetlîche ein ander.   dô vuorten si von dan
  die schœnen Gotelinde,   dâ si Kriemhilt sach.
  die vrouwen dienen kunden,   die heten kleinen gemach.

  Der vogt von Bechelâren   ze sîme wîbe reit.                      1249
  der edelen marcgrâvinne   was daß niht ze leit,
  daß er sô wol gesunder   von Rîne was komen.
  ir was ein teil ir swære   mit grôßen vreuden benomen.

  Dô sin hete enphangen,   er ließ si ûf daß gras                   1250
  erbeißen mit den vrouwen,   swaß ir dâ mit ir was.
  dâ wart vil unmüeßec   manec edel man:
  den vrouwen wart dô dienest   mit grôßem vlîße getân.

  Dô sach diu vrouwe Kriemhilt   die markgrâvinne stên              1251
  mit dem ir gesinde:   si lie niht nâher gên:
  daß phert mit dem zoume   zucken si began
  und bat sich snelleclîchen   von dem satele heben dan.

  Den bischof sach man wîsen   sîner swester kint,                A.1252
  in und Eckewarten,   zuo Gotelinde sint.
  dâ wart vil michel wîchen   an der selben stunt.
  dô kuste diu ellende   an der marcgrâvinne munt.

  Dô sprach vil minneclîchen   daß Rüedegêres wîp:                  1253
  ‚nu wol mich, liebe vrouwe,   deich iuwern schœnen lîp
  hân in disme lande   mit ougen mîn gesehen:
  mir enkunde an disen zîten   nimmer lieber geschehen.‘

  ‚Nu lôn iu Got,‘ sprach Kriemhilt,   ‚vil edele Gotelint.         1254
  sol ich gesunt belîben   mit Botlunges kint,
  eß mac iu komen ze liebe,   daß ir mich habt gesehen.‘
  in beiden was unkunde,   daß sider muose geschehen.

  Mit zühten zuo ein ander   gie vil manec meit.                    1255
  dô wâren in die recken   mit dienste vil bereit.
  si sâßen nâch dem gruoße   nider ûf den klê.
  si gewannen maneger künde,   die in vil vremde wâren ê.

  Man hieß den vrouwen schenken.   eß was wol mitter tac;           1256
  daß edel ingesinde   dâ niht lenger lac.
  si riten, dâ si vunden   manege hütten breit:
  dâ was den edelen gesten   vil michel dienest bereit.

  Die naht si heten ruowe   unz an den morgen vruo.                 1257
  die von Bechelâren   bereiten sich dar zuo,
  wie si behalten solden   vil manegen werden gast.
  wol hete gehandelt Rüedegêr,   daß in dâ wênec iht gebrast.

  Diu venster an den mûren   sach man offen stân;                   1258
  diu burc ze Bechelâren   diu was ûf getân.
  dô riten dar in die geste,   die man vil gerne sach.
  den hieß der wirt vil edele   schaffen guoten gemach.

  Diu Rüedegêres tohter   mit ir gesinde gie,                       1259
  dâ si die küneginne   vil minneclîch enphie.
  dâ was ouch ir muoter,   des marcgrâven wîp;
  mit liebe wart gegrüeßet   vil maneger juncvrouwen lîp.

  Si viengen sich behanden   unde giengen dan                       1260
  in einen palas wîten:   der was vil wol getân,
  dâ diu Tuonouwe   under hine vlôß.
  si sâßen gên dem lufte   und heten kurzwîle grôß.

  Wes si dâ mêre phlâgen,   desn kan ich niht gesagen.            A.1261
  daß in sô übel zogete,   daß hôrte man dô klagen
  die Kriemhilde recken:   wand eß was in leit.
  hei, waß dô guoter recken   mit in von Bechlâren reit!

  Vil minneclîchen dienest   Rüedegêr in bôt.                       1262
  dô gap diu küneginne   zwelf armbouge rôt
  der Gotlinde tohter   und alsô guot gewant,
  daß si niht beßßers brâhte   in daß Etzelen lant.

  Swie ir genomen wære   der Niblunge golt,                         1263
  alle, die si gesâhen,   die mahte si ir holt
  noch mit dem kleinen guote,   daß si dâ mohte hân.
  des wirtes ingesinde   dem wart grôßiu gâbe getân.

  Dâ wider bôt dô êre   diu vrouwe Gotlint                          1264
  den gesten von dem Rîne   sô güetlîche sint,
  daß man der vremden   harte wênec vant,
  sine trüegen ir gesteine   oder ir hêrlîch gewant.

  Dô si enbißßen wâren   und daß si solden dan,                     1265
  von der hûsvrouwen   wart geboten an
  getriuwelîcher dienest   daß Etzelen wîp.
  dô wart ouch vil getriutet   der schœnen juncvrouwen lîp.

  Si sprach zer küneginne:   ‚swenne iuch nu dunket guot,           1266
  ich weiß wol, daß eß gerne   mîn lieber vater tuot,
  daß er mich zuo ziu sendet   in der Hiunen lant.‘
  daßs ir getriuwe wære,   wie wol daß Kriemhilt ervant!

  Diu ros bereitet wâren   vür Bechlâren komen:                     1267
  dô het diu edel künegin   urloup nu genomen
  von Rüedegêres wîbe   und der tohter sîn;
  dô schiet ouch sich mit gruoße   vil manec schœne magedîn.

  Ein ander si vil selten   gesâhen nâch den tagen.                 1268
  ûßer Medelicke   ûf handen wart getragen
  manec goltvaß rîche,   dar inne brâht man wîn
  den gesten zuo der strâße:   si muosen willekomen sîn.

  Ein wirt was dâ geseßßen,   Astolt genant:                        1269
  der wîsete si die strâße   in daß Ôsterlant
  gegen Mûtâren   die Tuonouwe nider.
  dâ wart vil wol gedienet   der rîchen küneginne sider.

  Der bischof vriuntlîche   von sîner nifteln schiet.             A.1270
  daß si sich wol gehabete,   wie vaste er ir daß riet,
  und daß si ir êre koufte,   als Helche het getân.
  hei, waß si grôßer êren   sît dâ zen Hiunen gewan!

  Zuo der Treisem brâhte   man die geste dan.                       1271
  ir phlâgen vlîßeclîchen   die Rüedegêres man,
  unz daß die Hiunen   riten über lant!
  dô wart der küneginne   vil michel êre bekant.

  Bî der Treisem hête   der künec ûß Hiunen lant                  A.1272
  eine burc wîte,   diu was wol bekant,
  geheißen Treisenmûre:   vrou Helke saß dâ ê
  und phlac sô grôßer tugende,   daß wætlîch nimmer mêr ergê,

  Eßen tæte danne Kriemhilt,   diu alsô kunde geben.              A.1273
  si mohte nâch ir leide   daß liep wol geleben,
  daß ir ouch jâhen êre   die Etzelen man,
  der si sît grôßen vollen   bî den helden gewan.

  Etzelen hêrschaft   was wîten erkant,                         XII.1274
  daß man ze allen zîten   in sîme hove vant
  die küenesten recken,   von den ie wart vernomen
  under kristen unde heiden:   die wâren mit im alle komen.

  Bî im was alle zîte,   daß wætlîch mêr ergê,                      1275
  kristenlîcher orden   und ouch der heiden ê.
  in swie getânem lebene   sich ieslîcher truoc,
  daß schuof des küneges milte,   daß man in allen gap genuoc.



Âventiure

wie si zen Hiunen wart enphangen.


  Si was ze Treisenmûre   unz an den vierden tac.                   1276
  diu molte ûf der strâße   die wîle nie gelac,
  si enstübe, sam eß brünne,   allenthalben dan.
  dâ riten durch Ôsterrîche   des künic Etzelen man.

  Dô was ouch dem künege   vil rehte nu geseit,                     1277
  des im von gedanken   swunden sîniu leit,
  wie hêrlîchen Kriemhilt   kœme durch diu lant.
  der künec begunde gâhen,   dâ er die minneclîchen vant.

  Von vil maneger sprâche   sach man ûf den wegen                   1278
  vor Etzelen rîten   manegen küenen degen,
  von kristen und von heiden   manege wîte schar.
  dâ si die vrouwen vunden,   si kômen hêrlîchen dar.

  Von Riußen und von Kriechen   reit dâ manec man;                  1279
  den Pœlân unde Vlâchen   sach man swinde gân
  ros diu vil guoten   si mit kreften riten.
  swaß si site hêten,   der wart vil wênec vermiten.

  Von dem lant ze Kiewen   reit dâ manec degen                      1280
  und die wilden Pesnære;   dâ wart vil gephlegen
  mit dem bogen schießen   zuo vogelen, dâ si vlugen;
  die phîle si sêre   mit kraft unz an die wende zugen.

  Ein stat bî Tuonouwe   lît in Ôsterlant,                        A.1281
  diu ist geheißen Tulnâ:   dâ wart ir bekant
  vil manec site vremde,   den si ê nie gesach.
  si enphiengen dâ genuoge,   den sît vil leit von ir geschach.

  Vor Etzelen dem künege   ein ingesinde reit,                      1282
  vrô und vil rîche,   hübsch und gemeit,
  wol vier und zweinzec vürsten   rîch unde hêr.
  daß si ir vrouwen sâhen,   dâ von engerten si niht mêr.

  Der herzoge Râmunc   ûßer Vlâchen lant                            1283
  mit siben hundert mannen   kom er vür si gerant.
  sam vliegende vogele   sach man si alle varn.
  dô kom der vürste Gibeke   mit vil hêrlîchen scharn.

  Hornboge der snelle   wol mit tûsent man                          1284
  kêrte von dem künege   gein sîner vrouwen dan.
  vil lûte wart geschallet   nâch des landes siten.
  von der Hiunen mâgen   wart ouch dâ sêre geriten.

  Dô kom von Tenemarke   der küene Hâwart                           1285
  und Irinc der vil snelle,   vor valsche wol bewart,
  Irnvrit von Dürengen,   ein wætlîcher man:
  si enphiengen Kriemhilde,   daß sis êre muose hân,

  Mit zwelf hundert mannen:   die vuortens in ir schar.           A.1286
  dô kom der hêrre Blœdel   mit drin tûsent dar,
  der Etzelen bruoder   ûßer Hiunen lant:
  der kom vil hêrlîche,   dâ er die küneginne vant.

  Dô kom der künic Etzel   und ouch hêr Dietrîch                    1287
  mit allen sînen degenen.   dâ was vil lobelîch
  manec rîter edele,   biderbe unde guot.
  des wart vroun Kriemhilde   ein teil gehœhet ir muot.

  Dô sprach zer küneginne   der hêrre Rüedegêr:                   A.1288
  ‚vrouwe, iu wil enphâhen   hie der künic hêr.
  swen ich iuch heiße küssen,   daß sol sîn getân:
  jane mugt ir niht gelîche   grüeßen al die Etzeln man.‘

  Dô huop man von dem mœre   die küneginne hêr.                     1289
  Etzel der vil rîche   enbeite dô niht mêr,
  er stuont von sîme rosse   mit manegem küenen man.
  man sach in vrœlîche   gegen Kriemhilde gân.

  Zwêne vürsten rîche,   als uns daß ist geseit,                    1290
  bî der vrouwen giengen   und habten ir diu kleit,
  dô ir der künic Etzele   hin engegen gie,
  dâ si den vürsten edele   mit küssen güetlîch enphie.

  Ûf ructes ir gebende:   ir varwe wol getân                      A.1291
  diu lûhte ir ûß dem golde.   dâ was vil manec man,
  si jâhen, daß vrou Helche   niht schœner kunde gesîn.
  dâ bî sô stuont vil nâhen   des küneges bruoder Blœdelîn.

  Den hieß si küssen Rüedegêr,   der marcgrâve rîch,              A.1292
  und den künic Gibeken.   dô stuont ouch Dieterîch;
  der recken kuste zwelfe   daß Etzelen wîp.
  do enphie si sus mit gruoße   vil manges rîtæres lîp.

  Al die wîle und Etzel   bî Kriemhilde stuont,                     1293
  dô tâten die tumben,   als noch die liute tuont:
  vil manegen puneiß rîchen   sach man dâ geriten;
  daß tâten kristen helde   und ouch die heiden nâch ir siten.

  Wie rehte rîterlîchen   die Dietrîches man                      A.1294
  die schefte ließen vliegen   mit trunzûnen dan
  hôch über schilde   von guoter rîter hant!
  vor den tiuschen gesten   wart dürkel maneges schiltes rant.

  Dâ wart von schefte brechen   vil michel dôß vernomen.            1295
  dô wâren von dem lande   die recken alle komen
  und ouch des küneges geste,   vil manec edel man:
  dô gie der künic rîche   mit der küneginne dan.

  Si sâhen bî in stênde   ein  hêrlîch gezelt.                      1296
  von hütten was ervüllet   alumbe daß velt,
  dâ si solden ruowen   nâch ir arebeit.
  von helden wart gewîset   dar under manec schœniu meit

  Mit der küneginne,   dâ si sît gesaß                            A.1297
  ûf rîche stuolgewæte;   der marcgrâve daß
  hete wol geschaffet,   daß man eß vant vil guot.
  dô stuont dem künege Etzelen   harte hôhe der muot.

  Waß si zesamne redeten,   daß ist mir unbekant;                 A.1298
  in der sînen zeswen   lac ir wîßiu hant.
  si gesâßen minneclîche,   dâ Rüedegêr der degen
  den künec niht wolde lâßen   Kriemhilde heimlîche phlegen.

  Dô hieß man lân belîben   den buhurt über al;                     1299
  mit êren wart verendet   dâ der grôße schal.
  dô giengen zuo den hütten   die Etzelen man;
  man gab in herberge   vil wîten allenthalben dan.

  Den abent zuo der nahte   si heten guot gemach,                   1300
  unz man den liehten morgen   aber schînen sach.
  dô was zuo den rossen   komen manec man:
  hei, waß man kurzewîle   dem künege zêren began!

  Der künec eß nâch den êren   die Hiunen schaffen bat.             1301
  dô riten si von Tulne   ze Wiene zuo der stat.
  dâ vunden si gezieret   vil maneger vrouwen lîp:
  si enphiengen wol mit êren   des künic Etzelen wîp.

  Mit harte grôßem vollen   sô wart in bereit,                      1302
  swaß si haben solden.   vil manec helt gemeit
  sich vreute gên dem schalle.   herbergen man began.
  des küneges hôhgezîte   huop sich vil vrœlîchen an.

  Sine mohten niht alle   geherbergen in der stat.                A.1303
  die niht geste wâren,   Rüedegêr die bat,
  daß si herberge   næmen in daß lant.
  ich wæn, man alle zîte   den künec bî Kriemhilde vant.

  Dietrîch der hêrre   und ander manec degen                      A.1304
  die heten sich der ruowe   mit arbeit bewegen,
  durch daß si den gesten   trôsten wol den muot.
  Rüedgêr und sîne vriunde   heten kurzwîle guot.

  Diu hôhzît was gevallen   an einen phingestac,                    1305
  dâ der künic Etzel   bî Kriemhilde lac
  in der stat ze Wiene.   si wæn sô manegen man
  bî ir êrsten manne   nie ze dienste gewan.

  Si kunte sich mit gâbe   dem, der si nie gesach.                  1306
  vil maneger dar under   zuo den gesten sprach:
  ‚wir wânden, daß vrou Kriemhilt   guotes niht möhte hân:
  nu ist hie mit ir gâbe   vil manec wunder getân.‘

  Diu hôhzît diu werte   sibenzehen tage.                           1307
  ich wæn, man von deheinem   künege mêre sage,
  des hôhzît grœßer wære:   daß ist uns gar verdeit.
  alle, die dâ wâren,   truogen iteniuwe kleit.

  Si wæn in Niderlande   dâ vor nie gesaß                           1308
  mit sô manegem recken:   dâ bî geloube ich daß,
  was Sîvrit rîch des guotes,   daß er doch nie gewan
  sô manegen recken edele,   sô si sach vor Etzeln stân.

  Ouch gap nie künec neheiner   zuo sîn selbes hôhgezît             1309
  sô manegen rîchen mantel   tief unde wît,
  noch sô guoter kleider,   der si vil mohten hân,
  die Kriemhilde willen   wurden alle vertân.

  Ir vriunde und ouch ir geste   heten einen muot,                  1310
  daß si dâ niht ensparten   deheiner slahte guot.
  swes ieman an si gerte,   des wâren si bereit.
  des gestuont dô vil der degene   von milte blôß und âne kleit.

  Wie si ze Rîne sæße,   gedâhte si ane daß,                        1311
  bî ir edelem manne,   ir ougen wurden naß.
  si hetes vaste hæle,   daß eß ieman kunde sehen.
  ir was nâch manegem leide   sô vil der êren geschehen.

  Swaß ieman tet mit milte,   daß was gar ein wint                A.1312
  unz an Dietrîche:   swaß Botlunges kint
  im gegeben hête,   daß was nu gar verswant.
  ouch begie dâ michel wunder   des milten Rüedegêres hant.

  Ûßer Ungerlande   der vürste Blœdelîn                           A.1313
  der hieß dâ lære machen   vil manec leitschrîn
  von silber und von golde   dâ wart hin gegeben.
  man sach des küneges helde   sô rehte vrœlîche leben.

  Werbel unde Swemelîn,   des küneges spilman,                    A.1314
  ich wæn, ir ieglîcher   zer hôhzît gewan
  wol ze tûsent marke   oder dannoch baß,
  dâ diu schœne Kriemhilt   bî Etzele under krône saß.

  An dem ahtzehenden morgen   von Wiene si dô riten.                1315
  dô wart in rîterscheften   schilde vil versniten
  von speren, die dâ vuorten   die recken an der hant.
  sus kom der künic Etzel   mit vreuden in der Hiunen lant.

  Ze Heimburg der alten   si wâren über naht.                       1316
  done kunde niemen wißßen   wol des volkes aht,
  mit wie getâner krefte   si riten über lant.
  hei, waß man schœner vrouwen   in sîme heimuote vant.

  Ze Misenburc der rîchen   dâ schiften si sich an.                 1317
  daß waßßer wart verdecket   von ros und ouch von man,
  alsam eß erde wære,   swaß man sîn vließen sach.
  die wegemüeden vrouwen   die heten semfte und ouch gemach.

  Ze samne was gefloßßen   manec schef vil guot,                    1318
  daß in niht enschadete   die ünde noch diu vluot;
  dar über was gespannen   manec guot gezelt,
  sam ob si noch hêten   beide lant unde velt.

  Dô kômen disiu mære   ze Etzelenburc von dan,                     1319
  dô vreuten sich dar inne   wîp unde man.
  Etzelen ingesinde,   des ê vrou Helche phlac,
  gelebte bî Kriemhilde   sît manegen vrœlîchen tac.

  Dô stuont dâ wartende   vil manec edel meit,                      1320
  Die nâch Helchen tôde   heten manegiu leit.
  siben künege tohter   Kriemhilt noch dâ vant:
  von den was gezieret   wol alleß Etzelen lant.

  Diu juncvrouwe Herrât   noch des gesindes phlac,                  1321
  diu Helchen swester tohter,   an der vil tugende lac,
  diu gemahele Dietrîches,   eins edelen küneges kint,
  diu tohter Nentwînes:   diu hete vil der êren sint.

  Gegen der geste kümfte   vreute sich ir muot;                     1322
  ouch was dar zuo bereitet   vil kreftigeß guot.
  wer kunde iu daß bescheiden,   wie sît der künec gesaß?
  si gelebten dâ zen Hiunen   nie mit küneginne baß.

  Do der künec mit sîme wîbe   von dem stade reit,                A.1323
  wer ieglîche vuorte,   daß wart dô wol geseit
  der edelen Kriemhilde:   si gruoßtes deste baß.
  hei, wie gewalteclîchen   si sît an Helchen stat gesaß!

  Getriulîches dienstes   wart ir vil bekant.                     A.1324
  dô teilte diu küneginne   golt und ouch gewant,
  silber und gesteine:   swaß si des über Rîn
  mit ir zen Hiunen brâhte,   daß muose gar zergeben sîn.

  Ouch wurden ir mit dienste   sider undertân                       1325
  al des küneges mâge   und alle sîne man,
  daß diu vrouwe Helche nie   so gewalteclîch gebôt,
  sô si ir muosen dienen   unz an den Kriemhilde tôt.

  Dô stuont mit solhen êren   der hof und ouch daß lant,            1326
  daß man dâ zallen zîten   die kurzwîle vant,
  swar nâch ieglîchem   daß herze truoc den muot,
  durch des küneges liebe   und der küneginne guot.



Âventiure

wie Kriemhilt ir leit gedâht ze rechen.


  In alsô hôhen êren,   daß ist alwâr,                            A.1327
  wontens mit ein ander   unz an daß sibende jâr.
  die zît diu küneginne   eins suns was genesen:
  des kunde der künic Etzel   nimmer vrœlîcher wesen.

  Sine wolde niht erwinden,   sine wurbe sint,                    A.1328
  daß getoufet wurde   daß Etzelen kint
  nâch kristenlîchem rehte:   Ortliep wart eß genant.
  des wart vil michel vreude   über al deß Etzelen lant.

  Swaß ie guoter tugende   an vroun Helchen lac,               XIII.1329
  der vleiß sich vrou Kriemhilt   dar nâch vil manegen tac.
  A. die site si lêrte Herrât,   diu ellende meit.
  diu hete tougenlîche   nâch Helchen grœßlîchiu leit.

  Den vremden und den kunden   was si vil wol bekant;             A.1330
  die jâhen, daß nie vrouwe   besæße küneges lant
  beßßer unde milter:   daß heten si vür wâr.
  daß lop si truoc zen Hiunen   unz an daß driuzehende jâr.

  Nu het si wol erkunnet,   daß ir niemen widerstuont,            A.1331
  alsô noch vürsten wîbe   küneges recken tuont,
  und daß si alle zîte   zwelf künege vor ir sach.
  si gedâht ouch maneger leide,   der ir dâ heime geschach.

  Si dâhte ouch maneger êren   von Niblunge lant,                 A.1332
  der si was gewaltec   und die ir Hagenen hant
  mit Sîvrides tôde   hete gar benomen,
  und ob im daß ouch immer   noch ze leide möhte komen.

  ‚Daß geschæhe, ob ich in bringen   möhte in ditze lant.‘        A.1333
  ir troumde, daß ir gienge   vil dicke an der hant
  Gîselher ir bruoder:   si kusten zaller stunt
  vil ofte in semftem slâfe.   sît wart in arbeite kunt.

  Ich wæn, der übel vâlant   Kriemhilde daß geriet,               A.1334
  daß si mit vriuntschefte   von Gunthere schiet,
  den si durch suone kuste   in Burgunden lant.
  do begunde ir aber salwen   von heißen trehen ir gewant.

  Eß lac ir an dem herzen   spât unde vruo,                       A.1335
  wie man si âne schulde   bræhte dar zuo,
  daß si muose minnen   einen heidenischen man:
  die nôt die hete ir Hagene   unde Gunther getân.

  Daß si daß rechen möhte,   des wunschtes alle tage.             A.1336
  si gedâht: ‚ich bin sô rîche   unt hân sô grôße habe,
  daß ich mînen vînden   gevüege noch ein leit:
  des wær et ich von Troneje   Hagnen gerne bereit.

  ‚Nâch den getriuwen jâmert   dicke eß herze mîn:                A.1337
  die mir dâ leide tâten,   möhte ich bî den sîn,
  sô wurde wol errochen   mînes vriundes lîp.
  des ich kûme erbeite,‘   sprach daß jâmerhafte wîp.

  Ze liebe si dô hêten   alle sküneges man,                       A.1338
  die Kriemhilde recken:   daß was vil wol getân. A.
  der kameren phlac Eckewart,   dâ von er vriunt gewan.
  Kriemhilde willen   kunde nieman understân.

  Si dâhte zallen zîten:   ‚ich will den künic biten,‘              1339
  daß er ir des gunde   mit güetlîchen siten,
  daß man ir vriunde bræhte   in der Hiunen lant.
  den argen willen niemen   an der küneginne vant.

  Dô si eines nahtes   bî dem künege lac,                         A.1340
  mit armen umbevangen   het er si, als er phlac
  die edelen vrouwen triuten,   si was im sô sîn lîp:
  dô gedâhte ir vînde   daß vil hêrlîche wîp.

  Si sprach zuo dem künege:   ‚vil lieber hêrre mîn,               1341
  ich wolde iuch biten gerne,   möhteß mit hulden sîn,
  daß ir mich sehen ließet,   ob ich daß het versolt,
  daß ir den mînen vriunden   wæret inneclîchen holt.‘

  Dô sprach der künic rîche,   getriuwe was sîn muot:             A.1342
  ‚ich bringe iuch des wol innen,   swâ liep unde guot
  den helden widervüere,   des müese ich vreude hân,
  wand ich von wîbes minne   nie beßßer vriunde gewan.‘

  Dô sprach diu küneginne:   ‚iu ist daß wol geseit,                1343
  ich hân vil hôhe mâge:   dar umbe ist mir sô leit,
  daß mich die sô selten   ruochent hie gesehen:
  ich hœre, mîn die liute   niuwan vür ellende jehen.‘

  Dô sprach der künic Etzel:   ‚vil liebiu vrouwe mîn,            A.1344
  diuht eß si niht ze verre,   sô lüede ich über Rîn,
  swelhe ir dâ gerne sæhet,   her in mîniu lant.‘
  des vreute sich diu vrouwe,   dô si den willen sîn ervant.

  (Si sprach:) ‚welt ir mir triuwe   leisten, hêrre mîn,            1345
  sô sult ir boten senden   ze Wormeß über Rîn.
  so enbiute ich mînen vriunden,   des ich dâ habe muot:
  sô kumt uns her ze lande   vil manec edel rîter guot.‘

  Er sprach: ‚swenne ir gebietet,   sô lâß et eß geschehen.       A.1346
  irn kundet iuwer vriunde   sô gerne niht gesehen,
  als ich si gesæhe,   der edelen Uoten kint.
  mich müet daß harte sêre,   daß si uns sô lange vremde sint.

  ‚Ob eß dir wol gevalle,   vil liebiu vrouwe mîn,                  1347
  wolde ich ze boten senden   nâch den vriunden dîn
  die mînen videlære   in Burgunden lant.‘
  die guoten videlære   hieß er bringen sâ zehant.

  Si îlten harte balde,   dâ der künic saß                          1348
  bî der küneginne.   er saget in beiden daß,
  si solden boten werden   in Burgunden lant.
  dô hieß er in bereiten   harte hêrlîch gewant.

  Vier und zweinzec recken   bereite man dô kleit.                A.1349
  ouch wart in von dem künege   diu botschaft geseit,
  wie si dar laden solden   Gunther und sîne man.
  Kriemhilt diu vrouwe   si sunder sprechen began.

  Dô sprach der künic rîche:   ‚ich sag iu, wie ir tuot:            1350
  ich enbiute mînen vriunden   lieb und alleß guot,
  daß si geruochen rîten   her in mîniu lant.
  ich hân sô lieber geste   harte wênec noch bekant.

  ‚Und ob si mînes willen   wellen iht begân,                       1351
  die Kriemhilde mâge,   daß si des niht enlân,
  sine komen mir ze liebe   zuo mîner hôhgezît,
  wan vil der mînen wünne   an mînen konemâgen lît.‘

  Dô sprach der videlære,   der stolze Swemelîn:                    1352
  ‚wenne sol iuwer hôhzît   in disen landen sîn?
  daß wir iuwern vriunden   daß künnen dort gesagen.‘
  dô sprach der künic Etzel:   ‚zen næhsten sunwenden tagen.‘

  ‚Wir tuon, swaß ir gebietet,‘   sprach dô Werbelîn.               1353
  in ir kemenâten   bat diu künegîn
  bringen tougenlîchen   die boten si gesprach;
  dâ von vil manegem degene   sît wênec liebes geschach.

  Si sprach zen boten beiden:   ‚nu dienet michel guot,             1354
  daß ir mînen willen   vil güetlîchen tuot,
  und sagt, swaß ich enbiete   heim in unser lant:
  ich mache iuch guotes rîche   und gib iu hêrlîch gewant.

  ‚Swaß ir der mîner vriunde   immer muget gesehen                  1355
  ze Wormeß bî dem Rîne,   den sult ir niht verjehen,
  daß ir noch ie gesæhet   betrüebet mînen muot;
  und saget mînen dienest   den helden küene unde guot.

  ‚Bitet, daß si leisten,   swaß in der künec enbôt,                1356
  und mich dâ mite scheiden   von aller mîner nôt.
  die Hiunen wellent wænen,   deich âne vriunde sî.
  ob ich ein rîter hieße,   ich kœme in etwenne bî.

  ‚Und saget ouch Gêrnôte,   dem edelen bruoder mîn,                1357
  daß im zer werlde niemen   holder müge sîn.
  bitet, daß er mir bringe   her in ditze lant
  unser besten vriunde,   deiß uns zen êren sî gewant.

  ‚Sô saget ouch Gîselhere,   daß er gedenke dran,                A.1358
  daß ich von sînen schulden   nie leides niht gewan:
  des sæhen in vil gerne   hie diu ougen mîn
  des wolde ich immer mêre   hinz im dienende sîn.

  ‚Saget ouch mîner muoter   die êre, die ich hân,                A.1359
  und ob von Troneje Hagene   welle dort bestân,
  wer si danne wîsen   solde durch diu lant:
  dem sint die wege von kinde   her zen Hiunen wol bekant.‘

  Die boten niene wessen,   wâ von daß was getân,                 A.1360
  daß si von Troneje Hagenen   niht ensolden lân
  belîben bî dem Rîne.   eß wart in sider leit:
  mit im was manegem degene   zem grimmen tôde widerseit.

  Brieve unde botschaft   was in nu gegeben.                        1361
  si vuoren guotes rîche   und mohten schône leben.
  urloup gap in Etzel   und ouch sîn schœne wîp;
  in was von guoter wæte   vil wol gezieret der lîp.



Âventiure

wie Werbel unde Swemel die botschaft wurben.


  Dô Etzel sîne boten   zuo dem Rîne sande,                       A.1362
  dô vlugen disiu mære   von lande ze lande:
  mit boten harte snellen   er bat und ouch gebôt
  zuo sîner hôhgezîte;   des holte maneger dâ den tôt.

  Die boten dannen vuoren   ûßer Hiunen lant                      A.1363
  zuo den Burgunden:   dar wâren si gesant
  nâch drin edelen künegen   und ouch nâch ir man:
  si solten komen Etzelen;   des man dô gâhen began.

  Hin ze Bechlâren   kômen si geriten:                              1364
  dâ diende man in gerne,   daßn wart dâ niht vermiten.
  Rüedgêr sînen dienest   enbôt und Gotelint
  bî in hin ze Rîne   und ouch des marcgrâven kint.

  Sine ließens âne gâbe   von in niht scheiden dan,               A.1365
  daß deste baß gevüeren   die Etzelen man.
  Uoten und ir kinden   enbôt dô Rüedegêr,
  sine heten in sô wægen   deheinen marcgrâven mêr.

  Si enbuten ouch Prünhilde   dienest unde guot,                  A.1366
  stætelîche triuwe   und willigen muot.
  dô si die rede vernâmen,   die boten wolden varn:
  si bat diu marcgrâvinne   Got von himele bewarn.

  Ê daß die boten kœmen   vol durch Beier lant,                   A.1367
  Werbel der vil snelle   den guoten bischof vant.
  waß der dô sînen vriunden   hin ze Rîne enbôt,
  daß ist mir niht gewißßen:   niuwan sîn golt alsô rôt

  Gab er den boten ze minnen.   rîten er si lie.                  A.1368
  dô sprach der bischof Pilgerîn:   ‚und solde ichs sehen hie,
  mir wære wol ze muote,   die swester süne mîn:
  ich mac leider selten   zuozin komen an den Rîn.‘

  Welhe wege si vüeren   ze Rîne durch diu lant,                    1369
  des kan ich niht bescheiden.   ir silber und gewant
  des ennam in nieman:   man vorhte ir hêrren zorn:
  jâ was vil gewaltec   der edele künic wol geborn.

  Inre tagen zwelfen   kômens an den Rîn,                           1370
  ze Wormeß zuo dem lande,   Werbel und Swemelîn.
  A. dô sagte man diu mære   den künegen und ir man,
  dâ kœmen boten vremede:   Gunther dô vrâgen began.

  Dô sprach der vogt von Rîne:   ‚wer tuot uns daß bekant,        A.1371
  von wannen dise vremeden   riten in daß lant?‘
  daß enwesse nieman,   unze daß si sach
  Hagene von Troneje   dô ze Gunthere sprach:

  ‚Uns koment niuwe mære,   des wil ich iu verjehen:              A.1372
  die Etzelen videlære   die hân ich hie gesehen;
  si hât iuwer swester   gesendet an den Rîn:
  si suln uns durch ir hêrren   grôße willekomen sîn.‘

  Si riten al bereite   vür den palas dan:                        A.1373
  eß gevuoren hêrlîcher   nie vürsten spileman. A.
  des küneges ingesinde   enphie si sâ zehant:
  man gab in herberge   und hieß behalten ir gewant.

  Ir reiskleider wâren   rîch und sô wolgetân,                    A.1374
  jâ mohten si mit êren   vür den künic gân;
  sine wolden ir niht mêre   dâ ze hove tragen.
  ob ir ieman geruohte,   die boten hießen daß sagen.

  In der selben mâße   man ouch liute vant,                       A.1375
  die eß vil gerne nâmen:   den wart eß gesant.
  dô leiten an die geste   verre rîcher wât,
  als eß boten küneges   ze tragene hêrlîche stât.

  Dô gie mit urloube,   dâ der künic saß,                         A.1376
  daß Etzelen gesinde:   gerne sach man daß.
  Hagene von dem sedele   gein den boten spranc
  und enphie si minneclîche:   des sagten im die knappen danc.

  Durch diu kunden mære   vrâgen er began,                        A.1377
  wie sich Etzele gehabete   und die sîne man.
  dô sprach der videlære:   ‚daß lant gestuont nie baß,
  noch sô vrô die liute:   nu wißßet endelîche daß.‘

  Er brâhtes zuo dem wirte;   der palas der was vol:                1378
  do enphie man die geste,   sô man boten sol
  güetlîchen grüeßen   in ander künege lant.
  Werbel vil der recken   dâ bî Gunthere vant.

  Der künec gezogenlîche   grüeßen si began:                        1379
  ‚sît willekomen beide,   ir Etzelen spileman,
  und iuwer hergesellen.   wes hât iuch her gesant
  Etzele der rîche   zuo der Burgunden lant?‘

  Si nigen dô dem künege.   dô sprach Werbelîn:                     1380
  ‚iu enbiutet sînen dienest   der liebe hêrre mîn
  und Kriemhilt iuwer swester   her in ditze lant:
  si habent uns iu recken   ûf guote triuwe her gesant.‘

  Dô sprach der vürste rîche:   ‚der mære bin ich vrô.            A.1381
  wie gehabt sich Etzele,‘   vrâgte der degen dô,
  ‚und Kriemhilt mîn swester   ûßer Hiunen lant?‘
  dô sprach der videlære:   ‚diu mære tuon ich iu bekant.

  ‚Sich gehabten künege,   ir sult wol wißßen daß,                A.1382
  in deheinem lande   vrœlîcher noch baß,
  und alleß daß gedigene,   die mâge und ouch ir man,
  si vreuten sich der verte,   dô wir schieden von dan.‘

  ‚Genâde sîner dienste,   die er mir enboten hât,                A.1383
  unde mîner swester,   sît eß alsô stât,
  daß si lebent mit vreuden,   der künec und sîne man,
  wande ich doch der mære   gevrâget sorgende hân.‘

  Die zwêne jungen künege   die wâren ouch nu komen:              A.1384
  si heten disiu mære   alrêste dô vernomen.
  durch sîner swester liebe   die boten gerne sach
  Gîselher der junge   zuo zin dô minneclîchen sprach:

  ‚Ir boten sult uns grôße   willekomen sîn;                        1385
  ob ir dicker woldet   her rîten an den Rîn,
  ir vündet hie die vriunde,   die ir gerne möhtet sehen.
  iu solte hie ze lande   vil wênec leides geschehen.‘

  ‚Wir triuwen iu aller êren,‘   sprach dô Swemlîn;                 1386
  ‚ine kunde iu niht bediuten   mit den sinnen mîn,
  wie rehte minneclîche   iu Etzel enboten hât
  und iuwer edele swester,   der dinc in hôhen êren stât.

  ‚Genâde unde triuwen   mant iuch des küneges wîp,                 1387
  und daß ir ie was wæge   iur herze und iuwer lîp.
  und ze vordrest dem künege   sî wir her gesant,
  daß ir geruochet rîten   zuo zin in Etzelen lant.

  ‚Eß sol ouch mit iu rîten   der hêrre Gêrnôt.                   A.1388
  Etzel der rîche   iu allen daß enbôt,
  ob ir iuch iuwer swester   niht sehen woldet lân,
  sô wolde er gerne wißßen,   waß er iu hête getân,

  ‚Daß ir in alsô vremdet   und ouch sîniu lant.                  A.1389
  ob iu diu küneginne   wær nie mêr bekant,
  sô möhte er doch verdienen,   daß ir in geruochet sehen:
  swenne daß ergienge,   sô wær im liebe geschehen.‘

  Dô sprach der künic Gunther:   ‚über dise siben naht              1390
  sô künde ich iu diu mære,   wes ich mich hân bedâht
  mit den mînen vriunden:   die wîle sult ir gân
  in iuwer herberge   und sult vil guote ruowe hân.‘

  Dô sprach aber Werbelîn:   ‚und möhte daß geschehen,            A.1391
  daß wir mîne vrouwen   kunden ê gesehen,
  Uoten die vil rîchen,   ê wir schüefen uns gemach?‘
  Gîselher der edele   vil harte zühteclîchen sprach:

  ‚Daß ensol iu niemen wenden;   und welt ir vür si gân,          A.1392
  ir habet mîner muoter   willen gar getân;
  wan si siht iuch gerne   durch die swester mîn,
  vroun Kriemhilde:   ir sult ir willekomen sîn.‘

  Gîselher si brâhte,   dâ er die vrouwen vant.                   A.1393
  die boten sach si gerne   ûß der Hiunen lant:
  si gruoßtes minneclîche   durch tugenthaften muot.
  dô sagten ir diu mære   die boten hövisch unde guot.

  ‚Mîn vrou iu her enbiutet,‘   sô sprach Swemelîn,               A.1394
  ‚ir dienst in grôßen triuwen,   und möhte daß gesîn,
  daß si iuch dicke sæhe,   ir sult gelouben daß,
  sô wær ir in der werlte   mit deheinen vreuden baß.‘

  Dô sprach diu küneginne:   ‚des mac nu niht gesîn.              A.1395
  swie gerne ich dicke sæhe   die lieben tohter mîn,
  so ist leider mir ze verre   des edelen küneges wîp.
  nu sî immer sælec   ir und Etzelen lîp.

  ‚Ir sult mich lâßen wißßen,   ê irß gerûmet hie,                A.1396
  swenne ir wider wendet:   ine gesach sô gerne nie
  boten in langen zîten,   danne ich iuch hân gesehen.‘
  die knappen ir dô lobeten,   daß si daß ließen geschehen.

  Zen herbergen vuoren   die von Hiunen lant.                       1397
  dô hete der künic rîche   nâch vriunden sîn gesant.
  Gunther der edele   vrâgte sîne man,
  wie in diu rede geviele?   vil maneger sprechen dô began,

  Daß er wol möhte rîten   in Etzelen lant.                         1398
  daß rieten im die besten,   die er dar under vant,
  niuwan Hagen eine:   dem was eß grimme leit.
  er sprach zem künege tougen:   ‚ir habt iu selben widerseit.

  ‚Nu ist iu doch gewißßen,   waß wir haben getân:                  1399
  wir mugen immer sorge   zuo Kriemhilde hân,
  wan ich sluoc ze tode   ir man mit mîner hant:
  wie getorsten wir gerîten   in daß Etzelen lant?‘

  Dô sprach der künic rîche:   ‚mîn swester lie den zorn.           1400
  mit kusse minneclîche   si hât ûf uns verkorn,
  daß wir ir ie getâten,   ê daß si hinnen reit,
  eß ensî et, Hagene,   iu eime von ir widerseit.‘

  ‚Nu lât iuch niht betriegen,‘   sprach Hagene, ‚swes si jehen,    1401
  die boten von den Hiunen.   welt ir Kriemhilde sehen,
  ir mugt wol dâ verliesen   die êre und ouch den lîp:
  eß ist vil lancræche   des küneges Etzelen wîp.‘

  Dô sprach zuo dem râte   der vürste Gêrnôt:                       1402
  ‚sît ir von schulden   vürhtet dâ den tôt
  in Hiunischen rîchen;   solt wirß dar umbe lân,
  wirn sæhen unser swester,   daß wær vil übele getân.‘

  Dô sprach der hêrre Gîselher   zuo dem degene:                  A.1403
  ‚sît ir iuch schuldec wißßet,   vriunt Hagene,
  sô sult ir hie belîben   und iuch vil wol bewarn
  und lâßet die getürstigen   mit uns zuo den Hiunen varn.‘

  Dô begunde zürnen   von Tronje der degen:                       A.1404
  ‚ich wil niht, daß ir vüeret   iemen ûf den wegen,
  der getürre rîten   mit iu ze hove baß.
  sît ir niht welt erwinden,   ich sol iu wol erzeigen daß.‘

  Dô sprach der kuchenmeister   Rûmolt der degen:                   1405
  ‚der vremden und der kunden   mugt ir wol heißen phlegen
  nâch iuwer selbes willen,   wand ir habt vollen rât.
  ich wæne niht, daß Hagene   iuch noch vergîselet hât.

  ‚Welt ir niht volgen Hagenen,   iu rætet Rûmolt,                  1406
  wand ich iu bin mit triuwen   dienstlîchen holt,
  daß ir hie sult belîben   durch den willen mîn,
  und lât den künic Etzelen   dort bî Kriemhilde sîn.

  ‚Wie kund iu in der werlte   immer samfter wesen?                 1407
  ir muget vor iuwern vînden   hie heime wol genesen.
  ir sult mit guoten kleidern   zieren wol den lîp,
  trinket wîn, den besten,   und minnet wætlîchiu wîp.

  ‚Dar zuo gît man iu spîse,   die besten, die ie hât             A.1408
  in der werlte künec deheiner.   iur lant vil schône stât:
  ir mugt iuch Etzelen hôhgezît   mit êren wol bewegen
  und mugt mit iuwern vriunden   vil guoter kurzwîle phlegen.

  ‚Ob ir niht anders hêtet,   daß ir möht geleben,                    C.
  ich wolde iu einer spîse   den vollen immer geben,
  sniten in öl gebrouwen.   deist Rûmoldes rât,
  sît eß sô angestlîchen,   ir hêrren, dâ zen Hiunen stât.

  ‚Ich weiß, daß mîn vrou Kriemhilt   iu nimmer wirdet holt;          C.
  ouch habt ir unde Hagene   zir anders niht versolt.
  des sult ir belîben,   eß mac iu werden leit:
  ir kumet es an ein ende,   daß ich iu niht hân misseseit.

  ‚Des rât ich iu belîben.   rîch sint iuwer lant:                  1409
  man mac iu baß erlœsen   hie heime diu phant
  danne dâ zen Hiunen:   wer weiß, wie eß dâ stât?
  ir sult belîben, hêrren:   daß ist der Rûmoldes rât.

  ‚Wir wellen niht belîben,‘   sprach dô Gêrnôt.                    1410
  ‚sît daß uns mîn swester   sô vriuntlîche enbôt
  und Etzele der rîche,   zwiu solde wir daß lân?
  der dar niht gerne welle,   der mac hie heime bestân.‘

  ‚Entriuwen,‘ sprach dô Rûmolt,   ‚ich solß der eine sîn,            C.
  der durch Etzelen hôhgezît   kumt nimmer über Rîn.
  zwiu solde ich daß wâgen,   daß ich wæger hân?
  die wîle ich mag immer,   wil ich mich selbe leben lân.‘

  ‚Des selben wil ich volgen,‘   sprach Ortwîn der degen:             C.
  ‚ich wil des geschäftes   hie heime mit iu phlegen.‘
  dô sprâchen ir genuoge,   si woldenß ouch bewarn:
  ‚Got lâße iuch, liebe hêrren,   dâ zen Hiunen wol gevarn.‘

  Der künec begunde zürnen,   dô er daß gesach,                       C.
  daß si dâ heime wolden   schaffen ir gemach:
  ‚dar umbe wirß niht lâßen,   wir müeßen an die vart:
  eß waldet guoter sinne,   der sich alle zît bewart.‘

  Des antwurte Hagene:   ‚lât iuch unbilden niht                    1411
  mîne rede dar umbe;   swie halt iu geschiht,
  ich rât iu an den triuwen,   welt ir iuch wol bewarn,
  sô sult ir zuo den Hiunen   vile werlîchen varn.

  ‚Sît ir niht welt erwinden,   so besendet iuwer man,            A.1412
  die besten, die ir vindet   oder inder muget hân,
  sô wel ich ûß in allen   tûsent rîter guot:
  sone mag iu niht gewerren   der argen Kriemhilde muot.‘

  ‚Des wil ich gerne volgen,‘   sprach der künec zehant.            1413
  dô hieß er boten rîten   wîte in sîn lant:
  dô brâhte man der helde   driu tûsent oder mêr.
  sin wânden niht erwerben   alsô gremlîchiu sêr.

  Si riten vrœlîche   in Guntheres lant.                          A.1414
  man hieß in geben allen   ros und ouch gewant,
  die dâ varen solden   zuo den Hiunen dan.
  der künec mit guotem willen   der vil manegen gewan.

  Dô hieß von Tronje Hagene   Dancwart den bruoder sîn              1415
  ir beider recken ahzec   vüeren an den Rîn.
  die kômen rîterlîche:   harnas und gewant
  vuorten die vil snellen   in daß Guntheres lant.

  Dô kom der küene Volkêr,   ein edel spilman,                      1416
  zuo der hovereise   mit drîßec sîner man:
  die heten sölch gewæte,   eß möhte ein künic tragen.
  daß er zen Hiunen wolde,   daß ließ er Gunthere sagen.

  Wer der Volkêr wære,   daß wilch iuch wißßen lân.                 1417
  er was ein edel hêrre:   im was ouch undertân
  vil der guoten recken   in Burgunden lant.
  durch daß er videlen kunde,   was er spilman genant.

  Hagne welte tûsent:   die het er wol bekant;                    A.1418
  waß in starken stürmen   hete gevrumet ir hant,
  oder swaß si ie begiengen,   des het er vil gesehen:
  in kunde ouch anders nieman   niuwan vrümekeite jehen.

  Die boten Kriemhilde   vil sêre dâ verdrôß:                       1419
  wan ir vorht zir hêrren   diu was harte grôß:
  si gerten tegelîche   urloubes von dan.
  des engunde in niht Hagene:   daß was durch liste getân.

  Er sprach zuo sîme hêrren:   ‚wir suln daß wol bewarn,            1420
  daß wir si lâßen rîten,   ê daß wir selbe varn
  dar nâch in siben nahten   in Etzelen lant.
  treit uns iemen argen muot,   daß wirt uns dester baß erkant.

  ‚Sone mac ouch sich vrou Kriemhilt   bereiten niht dar zuo,       1421
  daß uns durch ir ræte   ieman schaden tuo.
  hât aber si den willen,   eß mag ir leide ergân:
  wir vüern mit uns zen Hiunen   sô manegen ûß erwelten man.‘

  Schilde unde setele   und alleß ir gewant,                        1422
  daß si vüeren wolden   in Etzelen lant,
  daß was nu gar bereitet   vil manegem küenen man.
  die boten Kriemhilde   hieß man vür Guntheren gân.

  Dô die boten kômen,   dô sprach Gêrnôt:                           1423
  ‚der künic wil des volgen,   daß uns Etzel her enbôt.
  wir wellen komen gerne   zuo sîner hôhgezît
  und sehen unser swester;   daß ir des âne zwîvel sît.‘

  Dô sprach der künic Gunther:   ‚kunnet ir uns gesagen,            1424
  wenne sî diu hôhgezît,   oder in welhen tagen
  wir dar komen solden?‘   dô sprach Swemelîn:
  ‚zen næhsten sunewenden   sol si vil wærlîchen sîn.‘

  Der künic in erloubte,   des was noch niht geschehen,           A.1425
  ob si wolden gerne   vroun Prünhilde sehen,
  daß si vür si solten   mit sînem willen gân.
  daß understuont dô Volkêr:   daß was ir liebe getân.

  ‚Jane ist mîn vrouwe Prünhilt   nu niht sô wol gemuot,          A.1426
  daß ir si muget schouwen,‘   sprach der rîter guot.
  bîtet unz morgen:   sô lât man si iuch sehen.‘
  dô si wânden schouwen,   dône kundes niht geschehen.

  Dô ließ der vürste rîche,   er was den boten holt,                1427
  durch sîn selbes tugende   tragen dar sîn golt
  ûf den breiten schilten:   des mohter vil gehân.
  ouch wart in rîchiu gâbe   von sînen vriunden getân.

  Gîselher und Gêrnôt,   Gêre und Ortwîn,                         A.1428
  daß si ouch milte wâren,   daß tâten si wol schîn.
  alsô rîche gâbe si   die boten buten an,
  daß sis vor ir hêrren   niht getorsten enphân.

  Dô sprach zuo dem künege   der bote Werbelîn:                   A.1429
  ‚her künec, lât iuwer gâbe   hie ze lande sîn.
  wir mugen ir doch niht vüeren,   mîn hêrre eß uns verbôt,
  daß wir iht gâbe næmen:   ouch ist es harte lützel nôt.‘

  Dô wart der vogt von Rîne   dâ von vil ungemuot,                A.1430
  daß si versprechen wolden   sô rîches küneges guot:
  dô muosen si enphâhen   sîn golt und sîn gewant,
  daß si mit in vuorten   sît in Etzelen lant.

  Si wolden sehen Uoten,   ê daß si schieden dan.                 A.1431
  Gîselher der junge   brâht die spileman
  vür sîne muoter Uoten;   diu vrouwe enbôt dô dan,
  swaß si êren hête,   daß wære ir liebe getân.

  Dô hieß diu küneginne   ir borten und ir golt                   A.1432
  geben durch Kriemhilde,   wan der was si holt,
  und durch den künic Etzelen   den selben spilman.
  si mohtenß gerne enphâhen:   eß was mit triuwen getân.

  Urloup genomen hêten   die boten nu von dan                       1433
  von mannen und von wîben;   mit vreuden si dô dan
  vuoren unz in Swâben:   dar hieß si Gêrnôt
  beleiten sîne helde,   daß eß in niemen missebôt.

  Dô sich die von in schieden,   die ir dâ solden phlegen,          1434
  diu Etzelen hêrschaft   si vridete ûf den wegen:
  des ennam in nieman   ros noch ir gewant.
  si begunden vaste gâhen   wider in der Hiunen lant.

  Swâ si vriunde westen,   daß tâten si den kunt,                 A.1435
  daß die von Burgunden   in vil kurzer stunt
  kœmen her von Rîne   in der Hiunen lant.
  dem Bischof Piligrîne   wart ouch daß mære bekant.

  Dô si vür Bechlâren   die strâße nider riten,                     1436
  man seit eß Rüedegêre,   desn wart niht vermiten,
  und vroun Gotelinde,   des marcgrâven wîp.
  daß si si sehen solden,   des wart vil vrœlîch ir lîp.

  Gâhen mit den mœren   sach man die spilman.                       1437
  Etzelen si vunden   in sîner stat ze Gran.
  dienst über dienste,   der man im vil enbôt,
  seiten si dem künege:   vor liebe wart er vreuden rôt.

  Dô diu küneginne   diu mære rehte ervant,                         1438
  daß ir bruoder solden   komen in daß lant,
  dô was ir wol ze muote.   si lônde den spilman
  mit vil grôßer gâbe:   daß was ir êre getân.

  Si sprach: ‚nu saget beide,   Werbel und Swemlîn,               A.1439
  welhe mîne vriunde   zer hôhzît wellen sîn,
  der besten, die wir ladeten   her in ditze lant.
  nu saget, waß redet Hagene,   dô er diu mære bevant?‘

  ‚Er kom zuo der sprâche   an einem morgen vruo:                 A.1440
  lützel guoter sprüche   redet er der zuo,
  dô si die reise lobeten   her in Hiunen lant:
  daß was dem grimmen Hagene   gar zem tôde genant.

  ‚Eß kument iuwer bruoder   die künege alle drî                  A.1441
  in hêrlîchem muote.   swer mêr dar mite sî,
  der mære ich endelîchen   wißßen niene kan.
  eß lobte mit in rîten   Volkêr der küene spilman.‘

  ‚Des enbær ich harte lîhte,‘   sprach des küneges wîp,            1442
  ‚daß ich immer hie gesæhe   den Volkêres lîp:
  Hagnen bin ich wæge,   der ist ein helt guot:
  daß wirn hie sehen müeßen,   des stât mir hôhe der muot.‘

  Dô gie diu küneginne,   dâ si den künic sach.                     1443
  wie rehte minneclîche   vrou Kriemhilt dô sprach:
  ‚wie gevallent iu diu mære,   vil lieber hêrre mîn?
  des ie mîn wille gerte,   daß sol nu gar verendet sîn.‘

  ‚Dîn wille derst mîn vreude,‘   sprach der künic dô.              1444
  ‚ine wart mîn selbes mâge   nie sô rehte vrô,
  ob si immer komen solden   her in mîniu lant.
  durch liebe dîner vriunde   sô ist mîn sorge verswant.‘

  Des küneges amptliute   die hießen über al                        1445
  mit gesidelen rihten   palas unde sal
  gên den lieben gesten,   die in dâ solden komen.
  sît wart von in dem künege   vil michel wünne benomen.



Âventiure

wie die künege zuo den Hiunen vuoren.


  Nu lâßen daß belîben,   wie si gebâren hie.                     A.1446
  hôch gemuoter recken   die gevuoren nie
  sô rehte hêrlîchen   in deheines küneges lant.
  si heten, swaß si wolden,   beide wâfen und gewant.

  Der vogt von dem Rîne   kleidete sîne man                     XIV.1447
  sehzec unde tûsent,   als ich vernomen hân,
  und niun tûsent knehte   gên der hôhzît.
  die si dâ heime ließen,   die beweinden eß sît.

  Dô truoc man daß gereite   ze Wormeß über den hof.                1448
  dô sprach dâ von Spîre   ein alter bischof
  zuo der schœnen Uoten:   ‚unser vriunde wellent varn
  gên der hôhzîte:   Got müeße si dâ bewarn.‘

  Dô sprach zuozir kinden   diu edele Uote:                         1449
  ‚ir soldet hie belîben,   helde guote.
  mir ist getroumet hînte   von engestlîcher nôt,
  wie alleß daß gevügele   in disme lande wære tôt.‘

  ‚Swer sich an troume wendet,‘   sprach dô Hagene,                 1450
  ‚der enweiß der rehten mære   niht ze sagene,
  wenne eß im zen êren   volleclîchen stê.
  ich wil, daß mîn hêrre   ze hove nâch urloube gê.

  ‚Wir suln vil gerne rîten   in Etzelen lant:                      1451
  dâ mac wol dienen künege   guoter helde hant,
  dâ wir dâ schouwen müeßen   Kriemhilde hôhzît.‘
  Hagne riet die reise;   iedoch gerouw eß in sît.

  Er heteß widerrâten,   wan daß Gêrnôt                             1452
  mit ungevüege   im alsô missebôt.
  er mant in Sîvrides,   vroun Kriemhilde man:
  er sprach: ‚dâ von wil Hagene   die grôßen hovereise lân.‘

  Dô sprach von Troneje Hagene:   ‚durch vorhte ich niht entuo.     1453
  swenne ir gebietet, helde,   sô sult ir grîfen zuo:
  jâ rîte ich mit iu gerne   in Etzelen lant.‘
  sît wart von im verhouwen   manec helm unde rant.

  Diu schif bereitet wâren   den künegen und ir man;              A.1454
  swaß si kleider hêten,   diu truoc man dar an.
  si wâren vil unmüeßec   vor âbendes zît;
  si huoben sich von hûse   vil harte vrœlîche sît.

  Gezelt unde hütten   spien man an daß gras                      A.1455
  anderhalp des Rînes,   dâ daß gesæße was.
  den künec bat noch belîben   sîn vil schœneß wîp:
  si trûte noch des nahtes   den sînen wætlîchen lîp.

  Pusûnen, vloitieren   houp sich des morgens vruo,                 1456
  daß si varn solden:   dô griffen si dô zuo.
  swer liep hete an arme,   der trûte vriundes lîp;
  des schiet sît vil mit leide   des küneges Etzelen wîp.

  Diu kint der schœnen Uoten   die heten einen man                  1457
  küenen und getriuwen:   dô si dô wolten dan,
  dô sagete er dem künege   tougen sînen muot.
  er sprach: ‚des muoß ich trûren,   daß ir die hovereise tuot.‘

  Er was geheißen Rûmolt   und was ein helt zer hant.               1458
  er sprach: ‚wem welt ir lâßen   liute und ouch diu lant?
  daß nieman kan erwenden   iu recken iuwern muot!
  Kriemhilde mære   nie gedûhten mich guot.‘

  ‚Daß lant sî dir bevolhen   und ouch mîn kindelîn;                1459
  und diene wol den vrouwen:   daß ist der wille mîn.
  swen du sehest weinen,   dem trœste sînen lîp;
  jâ tuot uns nimmer leide   des künîc Etzelen wîp!‘

  Ê daß si schieden dannen,   der künec ze râte gie                   C.
  mit sînen hôhsten mannen:   unberihtet er niht lie
  lant unde bürge:   die der solden phlegen,
  den ließ er ze huote   vil manegen ûß erwelten degen.

  Diu ros bereitet wâren   den künegen und ir man.                  1460
  mit minneclîchem kusse   schiet vil maneger dan,
  dem in hôhem muote   lebete dô der lîp.
  daß muose sît beweinen   vil manec wætlîcheß wîp.

  Wuofen unde weinen   des hôrte man genuoc.                          C.
  ir kint diu küneginne   zem künec ûf armen truoc:
  ‚wie welt ir nu verweisen   unser beider lîp!
  ir sult durch uns belîben,‘   sô sprach daß jâmerhafte wîp.

  ‚Ir sult niht, vrouwe, weinen   durch den willen mîn,               C.
  ir sult in hôhem muote   hie heime ân angest sîn:
  wir kumen schiere widere   mit vreuden wol gesunt.‘
  si schieden minneclîchen   von ir vriunden sâ ze stunt.

  Dô man die snellen recken   sach zen rossen gân,                  1461
  dô kôs man vil der vrouwen   trûreclîchen stân.
  daß ir vil langeß scheiden   seite in wol der muot:
  ûf grôßen schaden ze komene,   daß herze niene samphte tuot.

  Die snellen Burgunden   sich ûß huoben,                           1462
  dô wart in dem lande   ein michel uoben:
  beidenthalp der berge   weinde wîp und man.
  swie dort ir volc tæte,   si vuoren vrœlîche dan.

  Die Niblunges helde   kômen mit in dan                          A.1463
  in tûsent halspergen;   die heime heten lân
  manege schœne vrouwen,   gesâhens nimmer mê;
  Sîvrides wunde   tâten Kriemhilde wê.

  In den selben zîten   was noch der gloube kranc;                    C.
  doch vrumtens einen kapelân,   der in messe sanc:
  der kom gesunder widere,   swie er vil kûm entran;
  die andern muosen alle   dâ zen Hiunen bestân.

  Dô schicten si ir reise   gên dem Möune dan,                      1464
  ûf durch Ôstervranken,   die Guntheres man.
  dar leitete si Hagene,   dem was eß wol bekant.
  ir marschalc was Dankwart,   der helt von Burgunden lant.

  Dô si von Ôstervranken   gên Swalevelde riten,                    1465
  dô mohte man si kiesen   an hêrlîchen siten,
  die vürsten und ir mâge,   die helde lobesam.
  an dem zwelften morgen   der künec zer Tuonouwe kam.

  Dô reit von Tronje Hagene   zaller vorderôst:                     1466
  er was den Niblungen   ein helflîcher trôst.
  do erbeißte der degen küene   nider ûf den sant:
  sîn ros er harte balde   zuo eime boume gebant.

  Daß waßßer was engoßßen,   diu schif verborgen:                   1467
  eß ergie den Niblungen   zuo grôßen sorgen,
  wie si kœmen übere:   der wâc was in ze breit.
  do erbeißte zuo der erden   vil manec rîter gemeit.

  ‚Leide,‘ sprach dô Hagene,   ‚mac dir hie wol geschehen,        A.1468
  vogt von dem Rîne;   nu mahtu selbe sehen,
  daß waßßer ist engoßßen,   vil starc ist im sîn vluot:
  jâ wæn wir hie verliesen   noch hiute manegen recken guot.‘

  ‚Waß wîßet ir mir, Hagene?‘   sprach der künic hêr,             A.1469
  ‚durch iuwer selbes tugende   untrœstet uns niht mêr.
  den vurt sult ir uns suochen   hin über an daß lant,
  daß wir von hinnen bringen   beide ros und ouch gewant.‘

  ‚Ja enist mir,‘ sprach Hagene,   ‚mîn leben niht sô leit,       A.1470
  daß ich mich welle ertrenken   in disen ünden breit:
  ê sol von mînen handen   ersterben manec man
  in Etzelen landen,   des ich vil guoten willen hân.

  ‚Belîbet bî dem waßßer,   ir stolzen rîter guot.                  1471
  ich wil die vergen suochen   selbe bî der vluot,
  die uns bringen übere   in Gelphrâtes lant.‘
  dô nam der starke Hagene   sînen guoten schildes rant.

  Er was wol gewâfent.   den schilt er dannen truoc,                1472
  den helm ûf gebunden;   lieht was er genuoc.
  dô truoc er ob der brünne   ein wâfen alsô breit,
  daß ze beiden ecken   vil harte vreislîchen sneit.

  Dô suohte er nâch den vergen   wider unde dan.                    1473
  er hôrte waßßer gießen:   losen er began.
  in einem schœnen brunnen   tâten daß wîsiu wîp:
  diu wolden sich dâ küelen   unde badeten ir lîp.

  Hagene wart ir innen,   er sleich in tougen nâch.                 1474
  dô si daß versunnen,   dô was in dannen gâch.
  daß si im entrunnen,   des wâren si vil hêr.
  er nam in ir gewæte:   der helt enschadete in niht mêr.

  Dô sprach daß eine merwîp,   Hadburc was si genant:               1475
  ‚edel rîter Hagene,   wir tuon iu hie bekant,
  swenne ir uns widere   gebet unser wât,
  wie iu zuo den Hiunen   iuwer hovereise ergât.‘

  Si swebten sam die vogele   vor im ûf der vluot.                  1476
  des dûhten in ir sinne   starc unde guot:
  swaß si im sagen wolden,   er geloubte in dester baß.
  daß er dô hinze in gerte,   wol beschieden si im daß.

  Si sprach: ‚ir mugt wol rîten   in Etzelen lant.                  1477
  des setze ich iu ze bürgen   mîn triuwe hie zehant,
  daß helde nie gevuoren   in deheiniu rîche baß
  nâch alsô grôßen êren;   nu geloubet wærlîchen daß.‘

  Der rede was dô Hagene   in sîme herzen hêr:                      1478
  dô gab er in ir kleider   und sûmte sich niht mêr.
  dô si an geleiten   ir wunderlîch gewant,
  dô sageten sim rehte   die reise in Etzelen lant.

  Dô sprach daß ander merwîp,   diu hieß Siglint:                   1479
  ‚ich wil dich warnen, Hagene,   Aldrîânes kint.
  durch der wæte liebe hât   mîn muome dir gelogen:
  und kumestu zen Hiunen,   sô bistu sêre betrogen.

  ‚Jâ soltu kêren widere,   daß ist an der zît:                     1480
  wan ir helde küene   alsô geladet sît,
  daß ir sterben müeßet   in Etzelen lant:
  swelhe dar gerîtent,   die hânt den tôt an der hant.‘

  Dô sprach aber Hagene:   ‚ir trieget âne nôt.                   A.1481
  wie möhte eß sich gevüegen,   daß wir alle tôt
  solden dâ belîben   durch iemannes haß?‘
  si begunden im diu mære   sagen kuntlîcher baß.

  Dô sprach aber diu eine:   ‚eß muoß alsô wesen,                 A.1482
  daß dâ iuwer einer   niht enkan genesen
  niuwan des küneges kapelân:   daß ist uns wol bekant:
  der kumt gesunder widere   in daß Guntheres lant.‘

  Dô sprach in grimmem muote   der küene Hagene:                    1483
  ‚daß wære mînen hêrren   müelîch ze sagene,
  daß wir zen Hiunen solden   verliesen alle en lîp.
  nu zeig uns überß waßßer,   aller wîseste wîp.‘

  Si sprach: ‚Sît du der verte   niht wellest haben rât,            1484
  wâ oben bî dem waßßer   ein herberge stât,
  dar inne ist ein verge   und niender anderswâ.‘
  der mære, der er vrâgte,   der geloubete er sich dâ.

  Dem ungemuoten recken   sprach diu eine nâch:                     1485
  ‚nu bîtet noch, er Hagene:   jâ ist iu gar ze gâch.
  vernemet noch baß diu mære,   (A. wie ir kumet über sant.
  dirre marke hêrre   der ist Else genannt.

  ‚Sîn bruoder derst geheißen   der degen Gelphrât,               A.1486
  ein hêrre in Beier lande:   vil müelîch eß iu stât,
  welt ir durch sîne marke A).   ir sult iuch wol bewarn
  und sult ouch mit dem vergen   vil bescheidenlîchen varn.

  ‚Der ist sô grimmes muotes,   er lât iuch niht genesen,           1487
  irn welt mit guoten sinnen   bî dem helde wesen.
  welt ir, daß er iuch vüere,   sô gebet ir im den solt.
  er hüetet dises landes   und ist Gelphrâte holt.

  ‚Und kume er niht bezîte,   sô rüefet über vluot                  1488
  und jehet, ir heißet Amelrîch.   der was ein helt guot,
  der durch vîentschefte   rûmte ditze lant.
  sô kumet iu der verge,   swenne im der name wirt erkant.‘

  Der übermüete Hagene   den vrouwen dô neic                        1489
  des râtes und der lêre;   der helt vil stille sweic.
  dô gie er bî dem waßßer   hôher an den sant,
  dâ er anderthalben   eine herberge vant.

  Er begunde ruofen   vaste über vluot:                           A.1490
  ‚nu hol mich hie, verge,‘   sprach der degen guot,
  ‚sô gib ich dir ze miete   von golde ein bouc vil rôt;
  jâ ist mir dirre verte,   daß wißßest, wærlîche nôt.‘

  Der verge was sô rîche,   daß im niht dienen zam:               A.1491
  dâ von er lôn vil selten   von ieman dâ genam;
  ouch wâren sîne knehte   vil hôhe gemuot.
  noch stuont alleß Hagene   eine dishalp der vluot.

  Dô ruofte er mit der krefte,   daß al der wâc erdôß               1492
  von des heldes sterke:   diu was michel unde grôß:
  ‚nu hol mich Amelrîchen:   ich bin der Elsen man,
  der durch starke vîntschaft   von disen landen entran.‘

  Vil hôch anme swerte   en bouc er im dô bôt,                      1493
  lieht unde schœne   was er von golde rôt,
  daß man in über fuorte   in Gelphrâtes lant.
  der übermüete verge   nam selbe deß ruoder an die hant.

  Ouch was der selbe schifman   niulîch gesît.                      1494
  diu gir nâch grôßem guote   vil bœseß ende gît.
  dô wolt er verdienen   daß Hagnen golt vil rôt:
  des leit er von dem degene   den swertgrimmegen tôt.

  Der verge zôch genôte   hin über an den sant.                   A.1495
  den er dâ nennen hôrte,   do er des niht envant,
  dô zurnde er ernslîchen;   dô er Hagenen sach,
  vil harte grimmeclîchen   zuo dem helde er dô sprach:

  ‚Ir muget wol sîn geheißen   bî namen Amelrîch;                   1496
  des ich mich hie verwæne,   dem sît ir ungelîch.
  von vater und von muoter   was er der bruoder mîn:
  nu ir mich betrogen hât,   ir müeßet dishalben sîn.‘

  ‚Nein, durch Got den rîchen,‘   sprach dô Hagene.                 1497
  ‚ich bin ein vremder recke   und sorge ûf degene.
  nu nemet vriuntlîche   hin mînen solt,
  daß ir mich über vüeret:   ich bin iu wærlîchen holt.‘

  Dô sprach aber der verge:   ‚desn mac niht gesîn.               A.1498
  eß habent vîende   die lieben hêrren mîn.
  dar umbe ich niemen vremden   vüer in ditze lant:
  sô liep dir sî ze lebene,   sô trit balde ûß an den sant.‘

  ‚Nune tuot des niht,‘ sprach Hagene.   ‚trûrec ist mîn muot.    A.1499
  nemt von mir ze minnen   ditze golt vil guot
  und vüert uns über tûsent ros   und alsô manegen man.‘
  dô sprach der grimme verge,   ‚daß wirdet nimmer getân.‘

  Er huop ein starkeß ruoder,   michel unde breit,                  1500
  er sluog eß ûf Hagenen,   des wart er ungemeit,
  daß er in dem schiffe   strûhte an sîniu knie.
  sô rehte grimmer verge   kom dem Tronjære nie.

  Dô wolde er baß erzürnen   den übermüeten gast:                 A.1501
  er sluoc im eine schalten,   daß diu gar zebrast,
  Hagnen über houbet;   er was ein starker man:
  dâ von der Elsen verge   grôßen schaden dâ gewan.

  Mit grimmigem muote   greif Hagene zehant                         1502
  vil balde zeiner scheide,   dâ er ein wâfen vant:
  er sluoc im ab daß houbet   und warf eß an den grunt.
  diu mære wurden schiere   den stolzen Burgunden kunt.

  In den selben stunden,   dô er den schifman sluoc,                1503
  daß schif vlôß enouwe:   daß was im leit genuoc.
  ê erß gerihte widere,   müeden er began:
  dô zôch vil krefteclîche   des künic Guntheres man.

  Mit zügen harte swinden   kêrte eß der gast,                      1504
  unz im daß starke ruoder   an sîner hant zebrast.
  er wolde zuo den recken   ûß an einen sant.
  dô was dâ heinß mêre:   hei, wie schiere erß gebant

  Mit eime schiltveßßel!   daß was ein borte smal.                A.1505
  gegen eime walde   kêrte er hin ze tal.
  dô vant er sînen hêrren   an dem stade stân:
  dô gie im hin enkegene   manec wætlîcher man.

  Mit gruoße in wol enphiengen   die edelen rîter guot.             1506
  dô sâhens in dem schiffe   riechen daß bluot
  von einer starken wunden,   die er dem vergen sluoc:
  dâ von sô muose Hagene   hœren vrâgen genuoc.

  Dô der künic Gunther   daß heiße bluot ersach                   A.1507
  sweben in dem schiffe,   balde er dô sprach:
  ‚wan saget ir mir, Hagene,   war ist der verge komen?
  iuwer starkeß ellen   wæn im den namen hât benomen.‘

  Dô sprach er lougenlîche:   ‚dâ ich daß schif vant                1508
  bî einer wilden wîden,   dâ lôste eß mîne hant.
  ich hân deheinen vergen   hiute hie gesehen;
  eß ist ouch niemen leide   von mînen schulden geschehen.‘

  Dô sprach von Burgunden   der hêrre Gêrnôt:                       1509
  ‚hiute muoß ich sorgen   ûf lieber vriunde tôt,
  sît wir der schifliute   bereite niene hân.
  wie wir komen übere,   des muoß ich trûrende stân.‘

  Lûte rief dô Hagene:   ‚leit nider ûf daß gras,                   1510
  ir knehte, daß gereite:   ich gedenke, daß ich was
  der aller beste verge,   den man bî Rîne vant:
  jâ trouwe ich iuch wol bringen   über in Gelphrâtes lant.‘

  Daß si deste balder   kœmen über vluot,                           1511
  diu ros si an sluogen:   der swimmen daß wart guot,
  wan diu starke ünde   deheinß in dâ benam.
  etlîcheß ouwete,   als im diu müede gezam.

  Dô truogen si ze schiffe   ir golt und ouch ir wât,               1512
  sît si der verte   niht mohten haben rât.
  Hagene der was meister:   des vuorte er ûf den sant
  vil manegen zieren recken   in daß unkunde lant.

  Zem êrsten brâht er übere   tûsent rîter hêr,                     1513
  dar zuo sîne recken.   dannoch was ir mêr:
  niun tûsent knehte   vuorte er an daß lant.
  des tages was unmüeßec   des küenen Tronjæres hant.

  Daß schif was ungevüege,   starc und wît genuoc:                    C.
  fünf hundert unde mêre   eß wol ze mâle truoc
  ir gesindes mit ir spîse   und gewæfen über vluot.
  an riemen muose ziehen   des tages manec rîter guot.

  Dô er si wol gesunde   brâhte über vluot,                       A.1514
  do gedâhte vremder mære   der snelle degen guot,
  diu im ê seiten   diu wilden merwîp:
  des hete des küneges kapelân   nâch verloren sînen lîp.

  Bî dem kapelsoume   er den phaffen vant;                        A.1515
  ob dem heilictuome   er leinde an sîner hant.
  des mohte er niht genießen:   dâ in Hagne sach,
  der Gotes arme priester   muose lîden ungemach.

  Er swanc in ûß dem schiffe,   dar zuo was im gâch.              A.1516
  dô riefen ir genuoge:   ‚nu vâhâ, hêrre, vâch.‘
  Gîselher der junge   zürnen erß began:
  ern wolde eß doch niht lâßen,   er enhete im leide getân.

  Dô sprach von Burgunden   der starke Gêrnôt:                    A.1517
  ‚waß hilfet iuch nu, Hagene,   des kapelânes tôt?
  tæte eß ander ieman,   eß solde im wesen leit.
  umbe welhe schulde   habet ir dem priester widerseit?‘

  Der phaffe swam genôte:   er wolde sîn genesen,                 A.1518
  sô im ieman hülfe:   des mohte dô niht wesen,
  wan der starke Hagene,   vil zornec was sîn muot,
  er stieß in zuo dem grunde;   daß endûhte nieman guot.

  Dô der arme phaffe   der helfe niht ensach,                     A.1519
  dô kêrte er wider übere:   des leit er ungemach.
  swie er niht swimmen kunde,   im half diu Gotes hant,
  daß er kom gesunder   hin wider ûß an daß lant.

  Dô stuont der arme priester   und schutte sîne wât.             A.1520
  dâ bî sach wol Hagene,   daß sîn niht wære rât,
  daß im vür mære sagten   diu wilden merwîp.
  er dâhte: ‚dise degene   die müeßen vliesen den lîp.‘

  Dô si daß schif entluoden   und gar getruogen dan,              A.1521
  swaß dar ûfe hêten   der drîer künege man,
  Hagne eß sluoc ze stucken   und warf eß an die vluot.
  des hete michel wunder   die recken küene unde guot.

  ‚Zwiu tuot ir daß, bruoder?‘   sô sprach Dancwart:                1522
  ‚wie suln wir komen übere,   sô wir die widervart
  rîten von den Hiunen   ze lande an den Rîn?‘
  sît dô sagte im Hagene,   daß des kunde niht gesîn.

  Dô sprach von Troneje Hagene:   ‚ich tuonß ûf den wân,          A.1523
  ob wir an diser reise   deheinen zagen hân,
  der uns entrinnen welle   durch zegelîche nôt,
  der muoß an disem wâge   lîden schemlîchen tôt.‘

  Si vuorten mit in einen   ûß Burgunden lant,                    A.1524
  zuo sînen handen einen helt:   der was Volkêr genant:
  der redete spæhelîche   allen sînen muot:
  swaß ie begie Hagene,   daß dûhte den videlære guot.

  Dô des küneges kapelân   daß schef zerhouwen sach,                  C.
  hin wider überß waßßer   er ze Hagene sprach:
  ‚ir morder âne triuwe,   waß hete ich iu getân,
  daß ir mich âne schulde   hie ertrenket woldet hân?‘

  Des antwurte im Hagene:   ‚nu lât die rede wesen.                   C.
  mir ist leit ûf mîne triuwe,   daß ir sît genesen
  hie von mînen handen,   daß wißßet sunder spot.‘
  dô sprach der arme kapelân:   ‚des wil ich immer loben Got.

  ‚Ich vürht iuch nu vil kleine,   des sult ir sicher sîn.            C.
  nu vart ir zuo den Hiunen,   sô wil ich an den Rîn.
  Got enlâß iuch nimmer   ze Rîne wider komen,
  des wünsch ich iu vil sêre:   ir het mir nâch den lîp benomen.‘

  Dô sprach der künic Gunther   ze sînem kapelân:                     C.
  ‚eß wirt iu wol gebüeßet,   swaß iu hât getân
  Hagene in sînem zorne,   und kum ich an den Rîn
  wider mit mîme lebene,   des sult ir âne angest sîn.

  ‚Vart wider heim ze lande,   wan eß muoß nu sîn.                    C.
  ich enbiute mînen dienest   der lieben vrouwen mîn
  und andern mînen mâgen,   als ich von rehte sol:
  ir sagt in liebiu mære,   daß wir noch alle varn wol.

  Ir ros bereitet wâren,   ir soumer wol geladen.                 A.1525
  si heten an der verte   noch deheinen schaden
  genomen, der si muote,   wan sküneges kapelân:
  der muose ûf sînen vüeßen   hin wider zuo dem Rîne gân.



Âventiure

wie Dankwart Gelphrâten sluoc.


  Dô si nu wâren alle   komen ûf den sant,                        A.1526
  der künec begunde vrâgen:   ‚wer sol uns durch diu lant
  die rehten wege wîsen,   daß wir niht irre varn?‘
  dô sprach der küene Volkêr:   ‚daß sol ich eine bewarn.‘

  ‚Nu enthalt iuch,‘ sprach Hagene,   ‚rîter unde kneht.            1527
  man sol vriunden volgen:   jâ dunket eß mich reht.
  vil ungevüegiu mære   diu tuon ich iu bekant:
  wirn komen nimmer mêre   wider in Burgunden lant.

  ‚Daß sagten mir zwei merwîp   hiute morgen vruo,                A.1528
  daß wir niht kœmen widere.   nu râte ich, waß man tuo:
  daß ir iuch wâfent, helde.   ir sult iuch wol bewarn,
  wir haben hie starke vînde,   daß wir gewerlîchen varn.

  ‚Ich wânde an lüge vinden   diu wîsen merwîp:                   A.1529
  si jâhen, daß gesunder   unser deheines lîp
  nimmêr ze lande kœme   niuwan der kapelân;
  dar umbe ich in sô gerne   wolde hiute ertrenket hân.‘

  Dô vlugen disiu mære   von schare baß ze schar.                   1530
  des wurden snelle helde   vor leide missevar,
  dô si begunden sorgen   ûf den herten tôt
  an dirre hovereise,   des gie in wærlîchen nôt.

  Dâ ze Mœringen   si wâren über komen,                           A.1531
  dâ dem Elsen vergen   der lîp was benomen.
  dô sprach aber Hagene:   ‚sît daß ich vînde hân
  verdienet ûf der strâße,   wir werden schierlîch bestân.

  ‚Ich sluoc den selben vergen   hiute morgen vruo;               A.1532
  si wißßen wol diu mære.   nu grîfet balde zuo,
  sô Gelphrât und Else   hiute hie bestê
  unser ingesinde,   daß eß in schedelîch ergê.

  ‚Ich erkenne si sô küene,   eß wirdet niht verlân.              A.1533
  diu ros sult ir lâßen   dester samfter gân,
  daß des iemen wæne,   wir vliehen ûf den wegen.‘
  ‚des râtes wil ich volgen,‘   sô sprach Gîselher der degen.

  ‚Wer sol nu daß gesinde   wîsen über lant?‘                     A.1534
  si sprâchen: ‚daß sol Volkêr,   dem ist hie wolbekant
  stîge unde strâße,   dem küenen spilman.‘
  ê daß mans vollen gerte,   man sach wol gewâfent stân

  Den snellen videlære.   den helm er ûf gebant;                  A.1535
  in hêrlîcher varwe   was sîn wîcgewant:
  er bant ouch zeinem schafte   ein zeichen, daß was rôt.
  sît kom er mit den künegen   in eine vreislîche nôt.

  Dô was tôt des vergen   Gelphrâte komen                         A.1536
  mit gewissen mæren;   dô hete eß ouch vernomen
  Else der vil starke:   eß was in beiden leit.
  si sanden nâch ir helden:   die wâren schiere bereit.

  In vil kurzen zîten,   ich wil iuch hœren lân,                  A.1537
  sach man zuo zin rîten,   den schaden was getân,
  in starken urliugen   vil ungevüegiu her:
  der kômen Gelphrâten   wol siben hundert oder mêr.

  Dô si ir grimmen vînden   begunden rîten nâch,                  A.1538
  jâ leiten si ir hêrren.   den was ein teil ze gâch
  nâch den küenen gesten:   si wolden anden zorn:
  des wart der hêrren vriunde   sider mêre verlorn.

  Dô het von Tronje Hagene   wol gevüeget daß                     A.1539
  (wie möhte sîner mâge   ein helt gehüeten baß?),
  er phlac der nâchhuote   mit den sînen man
  und Dancwart sîn bruoder:   daß was vil wîslîch getân.

  In was des tages zerrunnen:   desn heten si niht mêr.           A.1540
  er vorhte an sînen vriunden   leit unde sêr.
  si riten under schilden   durch der Beier lant.
  dar nâch in kurzer wîle   die helde wurden an gerant.

  Beidenthalp der strâße   und hinden vaste nâch                  A.1541
  si hôrten hüeve klaffen;   dem liute was sô gâch.
  dô sprach der küene Dancwart:   ‚man wil uns hie bestân:
  nu binden ûf die helme:   daß ist rætlîch getân.‘

  Si hielten ab ir verte,   als eß muose sîn.                     A.1542
  si sâhen in der vinster   der liehten schilde schîn.
  dône wolde Hagene   niht langer si verdagen:
  ‚wer jagt uns ûf der strâße?‘   daß muos im Gelphrât dô sagen.

  Dô sprach der marcgrâve   ûßer Beier lant:                      A.1543
  ‚wir suochen unser vînde   und haben her nâch gerant.
  ich enweiß niht, wer mir hiute   mînen vergen sluoc.
  der was ein helt zen handen:   des ist mir leide genuoc.‘

  Dô sprach von Tronje Hagene:   ‚was der verge dîn?              A.1544
  der wolde uns niht vüeren;   des ist diu schulde mîn:
  dô sluoc ich den recken;   deiswâr, des gie mir nôt:
  ich het von sînen handen   nâch den grimmegen tôt.

  ‚Ich bôt im ze miete   golt und ouch gewant,                    A.1545
  daß er uns über vuorte,   helt, in dîn lant.
  daß zurnder sô sêre,   daß er mich dô sluoc
  mit einer starken schalten:   des wart ich grimme genuoc.

  ‚Dô kom ich zuo dem swerte   und wert im sînen zorn             A.1546
  mit einer starken wunden:   des wart der helt verlorn.
  daß bringe ich iu ze suone,   swie iuch dunket guot.‘
  dô gie eß an ein strîten:   si wâren herte gemuot.

  ‚Ich wesse wol,‘ sprach Gelphrât,   ‚dô hie vür gereit          A.1547
  Gunther und sîn gesinde,   daß uns geschæhe leit
  von Hagenen übermüete.   nu sol er niht genesen:
  vür des vergen ende   muoß der helt hie bürge wesen.‘

  Si neicten über schilte   ze stichen nu diu sper,               A.1548
  Gelphrât und Hagene:   in was ze ein ander ger.
  Else unde Dancwart   vil hêrlîchen riten;
  si versuohten, wer si wâren:   dâ wart vil grimme gestriten.

  Wie möhten sich versuochen   immer helde baß?                   A.1549
  von einer starken tioste   hinderß ros gesaß
  Hagne der küene   von Gelphrâtes hant.
  im brast daß vürbüege:   des wart im vallen bekant.

  Von ir ingesinde   der krach der schefte schal.                 A.1550
  do erholte ouch sich dort Hagene,   dâ er was ze tal
  komen von dem stiche   nider ûf daß gras.
  er wæne unsamphtes muotes   wider Gelphrâten was.

  Wer in diu ros behielte,   daß ist mir unbekant.                A.1551
  si wâren zuo der erden   komen ûf den sant,
  Hagne unde Gelphrât,   ein ander liefens an.
  des hulfen ir gesellen,   daß in wart strîten kunt getân.

  Swie bitterlîchen Hagene   zuo Gelphrâte spranc,                A.1552
  der edele marcgrâve   des schiltes hin im swanc
  wol gegen einer ellen,   daßß viur drâte dan.
  des was vil nâch erstorben   des künic Guntheres man.

  Do begunde er Dancwarten   vil vaste ruofen an:                 A.1553
  ‚hilfâ, lieber bruoder.   jâ hât mich bestân
  ein helt zuo sînen handen:   der enlât mich niht genesen.‘
  dô sprach der küene Dancwart:   ‚des sol ich scheidære wesen.‘

  Der helt dô spranc dar nâher   und sluoc im einen slac,         A.1554
  dâ von der hêrre Gelphrât   vor im tôt gelac.
  Else wolde gerne   rechen dô den man:
  er und sîn gesinde   si schieden schedelîchen dan.

  Im was erslagen der bruoder,   selbe wart er wunt.              A.1555
  wol ahzec sîner degene   beliben dâ zestunt
  mit dem grimmen tôde:   der hêrre muose dan
  vlühteclîchen wenden   von den Guntheres man.

  Dô die von Beier lande   wichen ûß dem wege,                    A.1556
  dô hôrt man nâch hellen   die vreislîchen slege:
  dô jagten die von Troneje   ir vîenden nâch;
  die es niht enkelten wânden,   den was allen ze gâch.

  Dô sprach an ir vlühte   Dancwart der degen:                    A.1557
  ‚wir suln wider wenden   balde ûf disen wegen,
  und lâße wir si rîten:   si sint von bluote naß.
  gâhen wir zen vriunden:   in triuwen rât ich iu daß.‘

  Dô si hin wider kômen,   da der schade was geschehen,           A.1558
  dô sprach von Tronje Hagene:   ‚helde, ir sult besehen,
  wes uns hie gebreste   oder wen wir hân verlorn
  hie in disme strîte   durch den Gelphrâtes zorn.‘

  Si heten vlorn viere;   die muosen si verklagen,                A.1559
  si wâren wol vergolten;   dâ wider was erslagen
  der von Beier lande   hundert oder baß.
  des wâren den von Troneje   ir schilde trüebe und bluotes naß.

  Ein teil schein ûß wolken   des liehten mânen brehen.           A.1560
  dô sprach aber Hagene:   ‚niemen sol verjehen
  den mînen lieben hêrren,   waß wir hie haben getân:
  lât si unz morgen   âne sorge bestân.‘

  Dô si nu nâch in kômen,   die dort striten ê,                   A.1561
  dô tete dem ingesinde   diu müede harte wê.
  ‚wie lange sul wir rîten?‘   des vrâget manec man.
  dô sprach der küene Dancwart:   ‚wir mugen niht herbergen hân.

  ‚Ir müeßet alle rîten,   unz eß werde tac.‘                     A.1562
  Volkêr der snelle,   der des gesindes phlac,
  bat den marschalc vrâgen:   ‚wâ sul wir hînte sîn,
  da gerasten unser mære   und ouch die lieben hêrren mîn?‘

  Dô sprach der küene Dancwart:   ‚ich enkans iu niht gesagen:    A.1563
  wir mugen niht geruowen,   endß beginne tagen;
  swâ wirß danne vinden,   dâ legen uns an ein gras.‘
  dô si diu mære hôrten,   wie leit in sümelîchen was!

  Si beliben unvermeldet   des heißen bluotes rôt,                A.1564
  unz daß diu sunne   ir liehteß schînen bôt
  dem morgen über berge,   daß eß der künec gesach,
  daß si gestriten hêten;   der helt vil zorneclîchen sprach:

  ‚Wie nu, vriunt Hagene?   iu wæne versmâhet daß,                A.1565
  daß ich iu bî wære,   dâ iu die ringe naß
  sus wurden von dem bluote.   wer hât iu daß getân?‘
  er sprach: ‚daß tet Else:   der hete uns nehten bestân.

  ‚Durch sînen vergen   wir wurden an gerant.                     A.1566
  dô sluoc Gelphrâten   mînes bruoder hant.
  sît entran uns Else:   des twanc in michel nôt:
  in hundert und uns viere   beliben dâ in strîte tôt.‘

  Wir kunnen niht bescheiden,   wâ si sich leiten nider.          A.1567
  al die lantliute   die gevrieschen sider,
  daß ze hove vüeren   der edelen Uoten kint.
  si wurden wol enphangen   dâ ze Paßßouwe sint.

  Der edelen künege œheim,   der bischof Pilgrîn,                 A.1568
  dem wart vil wol ze muote,   dô die neven sîn
  mit alsô vil recken   kômen in daß lant.
  daß er in willec wære,   daß wart in schiere bekant.

  Si wurden wol enphangen   von vriunden ûf den wegen.            A.1569
  dâ ze Paßßouwe   man kunder niht gephlegen;
  si muosen über waßßer,   dâ si vunden velt:
  dâ sluogen ûf die knehte   hütten unde rîch gezelt.

  Si muosen dâ belîben   allen einen tac                          A.1570
  und ouch die naht mit vollen.   wie schône man ir phlac!
  dar nâch si muosen rîten   in Rüedegêres lant:
  dem kâmen ouch diu mære,   daß was im liebe bekant.

  Dô die wegemüeden   ruowe genâmen                                 1571
  unde si dem lande   nu nâher quâmen,
  dô vundens ûf der marke   slâfende einen man,
  dem von Tronje Hagene   ein starkeß wâfen an gewan.

  Jâ was geheißen Eckewart   der selbe rîter guot.                A.1572
  er gewan dar umbe   vil trûrigen muot,
  daß er verlôs daß wâfen   von der helde vart.
  die Rüedegêres marke   vundens übele bewart.

  ‚Ouwê mir dirre schande,‘   sprach dô Eckewart.                   1573
  ‚jâ riuwet mich vil sêre   der Burgunden vart.
  sît ich verlôs Sîvriden,   sît was mîn vreude ergân;
  ouwê, hêrre Rüedegêr,   wie hân ich wider dich getân.‘

  Wol hôrte Hagene   des edelen recken nôt:                         1574
  er gab im wider sîn wâfen   und sehs bouge rôt.
  ‚die habe dir, helt, ze minnen,   daß du mîn vriunt sîst;
  du bist ein degen küene,   wie eine du hie gelîst.‘

  ‚Got lône iu iuwer bouge,‘   sprach dô Eckewart;                  1575
  ‚doch riuwet mich vil sêre   zen Hiunen iuwer vart.
  ir sluoget Sîvriden;   man ist iu hie gehaß:
  daß ir iuch wol hüetet,   in triuwen rât ich iu daß.‘

  ‚Nu müeße uns Got behüeten,‘   sprach dô Hagene.                  1576
  ‚jan hânt niht mêre sorge   dise degene,
  wan umb die herberge,   die künege und ir man,
  wâ wir in disme lande   noch hînte nahtselde hân.

  ‚Diu ros sint uns vermüedet   ûf den verren wegen                 1577
  und spîse zerunnen,‘   sprach Hagene der degen:
  ‚wir vindenß ninder veile:   uns wære wirtes nôt,
  der uns hînte gæbe   durch sîne milte daß brôt.‘

  Dô sprach aber Eckewart:   ‚ich zeige iu einen wirt,              1578
  daß ir zuo hûse selten   baß komen birt,
  in deheime lande,   als iu hie mac geschehen,
  ob ir snelle degene   wellet Rüedegêren sehen.

  ‚Der sitzet bî der strâße   und ist der beste wirt,               1579
  der ie kom ze hûse.   sîn herze tugende birt
  alsam der liehte meie   daß gras mit bluomen tuot.
  sô er sol helden dienen,   sô ist er vrœlîch gemuot.‘

  Dô sprach der künic Gunther:   ‚welt ir mîn bote sîn,             1580
  ob uns welle behalten   durch den willen mîn
  mîn lieber vriunt Rüedegêr,   mîn mâge und unser man?
  daß wil ich immer dienen,   sô ich aller beste kan.‘

  ‚Der bote bin ich gerne,‘   sprach dô Eckewart.                   1581
  mit vil guotem willen   houb er sich an die vart
  und seite Rüedegêre,   als er hete vernomen.
  im was in langen zîten   niht sô lieber mære komen.

  Man sach ze Bechlâren   îlen einen degen.                     XVa.1582
  selbe erkant in Rüedegêr;   er sprach: ‚ûf disen wegen
  dort her gâhet Eckewart,   ein Kriemhilde man.‘
  er wânde, daß die vînde   im heten leide getân.

  Dô gie er vür die porte,   dâ er den boten vant.                  1583
  daß swert er abe gurte   und leite eß von der hant.
  er sprach zuo dem degene:   ‚waß habt ir vernomen,
  daß ir alsô gâhet?   hât uns ieman iht genomen?‘

  ‚Uns hat geschadet niemen,‘   sprach Eckewart zehant;             1584
  ‚mich habent drî künege   her zuoziu gesant:
  Gunther von Burgunden,   Gîselher und Gêrnôt:
  der recken ieslîcher   iu sînen dienest her enbôt.

  ‚Daß selbe hât ouch Hagene,   dar zuo Volkêr                      1585
  mit triuwen vlîßeclîchen;   noch sage ich iu mêr,
  daß iu des küneges marschalc   Dancwart daß enbôt,
  daß den guoten knehten   wær iuwer herberge nôt.‘

  Mit lachendem munde   sprach dô Rüedegêr:                         1586
  ‚nu wol mich dirre mære,   daß die künege hêr
  geruochent mîner dienste;   der wirt in niht verseit.
  koment si mir ze hûse,   des bin ich vrœlîch gemeit.‘

  ‚Dancwart der marschalc   hieß iuch wißßen lân,                   1587
  wen ir ze hûse   mit in soldet hân:
  sehzec sneller recken   und tûsent rîter guot
  und niun tûsent knehte.‘   dô wart er vrœlîch gemuot.

  ‚Nu wol mich dirre geste,‘   sprach dô Rüedegêr,                  1588
  ‚daß mir koment ze hûse   dise recken hêr,
  den ich noch vil selten   iht gedienet hân.
  nu rîtet in enkegene,   beide mâge unde man.‘

  Dô îlten zuo den rossen   rîter unde kneht:                       1589
  swaß in gebôt ir hêrre,   daß dûhtes alle reht.
  dô ließens in der dienste   zogen deste baß.
  eß wesse niht vrou Gotelint,   diu in ir kemenâten saß.



Âventiure

wie si ze Bechelâren kômen.


  Dô gie der marcgrâve,   dâ er die vrouwen vant,                   1590
  sîn wîp und sîne tohter,   und seite in zehant
  diu lieben mære,   diu er hete vernomen,
  daß in ir vrouwen bruoder   dar ze hûse solden komen.

  ‚Vil liebe triutinne,‘   sprach dô Rüedegêr,                      1591
  ‚ir sult vil wol enphâhen   die edelen künege hêr,
  sô si mit ir gesinde   her ze hove gân.
  ir sult ouch schône grüeßen   Hagenen Guntheres man.

  ‚Mit in kumt ouch einer,   der heißet Dancwart;                   1592
  der ander heißet Volkêr,   an zühten wol bewart.
  die sehse sult ir küssen   und diu tohter mîn
  und sult ouch bî den recken   in zühten güetlîchen sîn.‘

  Daß lobten dô die vrouwen   und wâren sîn bereit:                 1593
  si suohten ûß den kisten   diu hêrlîchen kleit,
  dar inne si begegene   den recken wolden gân.
  dâ wart vil michel vlîßen   von schœnen wîben getân.

  Gevelschet vrouwen varwe   vil lützel man dâ vant.                1594
  si truogen ûf ir houbten   von golde liehtiu bant,
  daß wâren schapel rîche,   daß in ir schœne hâr
  zervuorten niht die winde;   si wâren hübsch unde clâr.

  In solhen unmuoßen   sul wir die vrouwen lân.                     1595
  hie wart vil michel gâhen   über velt getân
  von Rüedegêres vriunden,   dâ man die vürsten vant.
  si wurden wol enphangen   in des marcgrâven lant.

  Dô si der marcgrâve   zuo im komen sach,                          1596
  ze sînen lieben gesten   vrœlîch er dô sprach:
  ‚sît willekomen, ir hêrren   und al iuwer man.
  hie in mîme lande   vil gerne ich iuch gesehen hân.‘

  Dô nigen im die recken   mit triuwen âne haß.                     1597
  daß er in willec wære,   wol erzeigte er daß.
  besunder gruoßter Hagenen:   den het er ê bekant;
  sam tet er Volkêren   ûßer Burgunden lant.

  Er enphie ouch Dancwarten.   dô sprach der küene degen:           1598
  ‚sît ir uns welt beruochen,   wer sol danne phlegen
  unseres ingesindes   von Wormeß über Rîn?‘
  dô sprach der marcgrâve:   ‚die angest sult ir lâßen sîn.

  ‚Eß wirdet wol behalten,   swaß ir in daß lant                      B.
  habt mit iu gevüeret,   ros, silber und gewant,
  dem shaffe ich solhe huote,   daß sîn niht wirt verlorn,
  daß iu ze schaden bringe   gegen einem halben sporn.

  ‚Spannet ûf, ir knehte,   die hütten an daß velt;                 1599
  swaß ir hie verlieset,   des wil ich wesen gelt:
  ziehet ab die zoume,   diu ros lâßet gân.‘
  daß het in wirt deheiner   dâ vor vil selten getân.

  Des vreuten sich die geste.   dô daß geschaffet was,              1600
  die hêrren riten dannen.   sich leiten in daß gras
  über al die knehte:   si heten guot gemach.
  ich wæn, in an der verte   nie sô samfte geschach.

  Diu edel marcgrâvinne   vür die burc was gegân                    1601
  mit ir schœnen tohter.   dô sach man bî ir stân
  minneclîche vrouwen   und manec schœne meit:
  die truogen vil der bouge   unde hêrlîchiu kleit.

  Daß edele gesteine   lûhte verre dan                              1602
  ûß ir vil rîchen wæte:   si wâren wol getân.
  dô kômen ouch die geste   und erbeißten sâ zehant.
  hei, waß man grôßer zühte   an den von Burgunden vant!

  Sehs und drîßec meide   und ander manec wîp,                      1603
  den was wol ze wunsche   geschaffen der lîp:
  die giengen in enkegene   mit manegem küenen man.
  dô wart schône grüeßen   von edelen wîben getân.

  Diu marcgrâvinne kuste   die künege alle drî:                     1604
  alsam tet ir tohter.   dô stuont Hagene bî.
  ir vater hieß in küssen:   dô blicte si in an:
  er dûhte si sô vorhtlîch,   daß siß vil gerne hete lân.

  Doch muoste si dâ leisten,   daß ir der wirt gebôt.               1605
  gemischet wart ir varwe,   bleich unde rôt.
  si kuste ouch Dancwarten,   dar nâch den spilman:
  durch sînes lîbes ellen   wart im daß grüeßen getân.

  Diu junge marcgrâvinne   nam bî der hant                          1606
  Gîselher den jungen   von Burgunden lant:
  alsam tet ir muoter   Gunther den küenen man.
  si giengen mit den helden   vil harte vrœlîchen dan.

  Der wirt gie bî Gêrnôte   in einen wîten sal.                     1607
  rîter unde vrouwen   gesâßen dâ ze tal.
  dô hieß man balde schenken   den gesten guoten wîn.
  jâ endorften nimmer   helde baß gehandelt sîn.

  Mit lieben ougen blicken   wart gesehen an                        1608
  Rüedegêres tohter:   diu was sô wol getân.
  jâ trûtes in den sinnen   vil manec rîter guot;
  daß kunde ouch si verdienen:   si was vil hôhe gemuot.

  Si gedâhten, swes si wolden;   des enmoht ab niht geschehen.    A.1609
  hin und her widere   wart dâ vil gesehen
  an meide und an vrouwen:   der saß dâ genuoc.
  der edele videlære   dem wirte holden willen truoc.

  Nâch gewonheite   sô schieden si sich dâ:                         1610
  rîter unde vrouwen   die giengen anderswâ.
  dô rihte man die tische   in dem sale wît;
  den unkunden gesten   man diende willeclîche sît.

  Durch der geste liebe   hin ze tische gie                         1611
  diu edele marcgrâvinne;   ir tohter si dô lie
  belîben bî den kinden,   dâ si von rehte saß.
  die geste ir niht ensâhen:   si muote wærlîchen daß.

  Dô si getrunken hêten   und geßßen über al,                       1612
  dô wîsete man die schœnen   wider in den sal.
  gemelîcher sprüche   wart dâ niht verdeit:
  der reite vil dô Volkêr,   ein degen küene und gemeit.

  Dô sprach offenlîchen   der selbe spilman:                        1613
  ‚vil rîcher marcgrâve,   Got hât an iu getân
  vil genædeclîchen,   wan er iu hât gegeben
  ein wîp sô rehte schœne,   dar zuo ein wünneclîcheß leben.

  ‚Ob ich ein vürste wære,‘   sprach der spilman,                   1614
  ‚und solde tragen krône,   ze wîbe wolde ich hân
  iuwer schœne tohter:   des wünschete mir der muot.
  diu ist minneclîch ze sehene,   dar zuo edel unde guot.‘

  Dô sprach der marcgrâve:   ‚wie möhte daß gesîn,                    B.
  daß immer künic gerte   der lieben tohter mîn?
  wir sîn hie ellende   beide, ich und mîn wîp,
  und haben niht ze gebene:   waß hilfet danne ir schœner lîp?‘

  Des antwurte Gêrnôt,   der wol gezogene man:                    A.1615
  ‚und solde ich triutinne   nâch mîme willen hân,
  sô wolde ich solhen wîbes   immer werden vrô.‘
  des antwurte Hagene   harte zühteclîchen dô:

  ‚Nu sol mîn hêrre Gîselher   nemen doch ein wîp:                  1616
  eß ist sô hôher mâge   der marcgrâvinne lîp,
  daß wir ir gerne dienden,   ich und sîne man,
  und soldes under krône   dâ zen Burgunden gân.‘

  Diu rede Rüedegêren   dûhte harte guot                            1617
  und ouch Gotelinde:   jâ vreute si in den muot.
  sît truogen an die helede,   daß si ze wîbe nam
  Gîselher der edele,   als eß künege wol gezam.

  Swaß sich sol gevüegen,   wer mac daß understên?                A.1618
  man bat die juncvrouwen   hin ze hove gên:
  dô swuor man im ze gebene   daß wünneclîche wîp:
  dâ lobte ouch er ze minnen   ir vil minneclîchen lîp.

  Man beschiet der juncvrouwen   bürge unde lant.                 A.1619
  des sichert dâ mit eiden   des edelen küneges hant
  und der hêrre Gêrnôt,   daß wurde daß getân.
  dô sprach der marcgrâve:   ‚sît ich der bürge niht enhân,

  ‚Sô sol ich iu mit triuwen   immer wesen holt.                  A.1620
  ich gibe zuo mîner tohter   silber unde golt,
  sô hundert soumære   meist mügen tragen,
  daß eß iu helden   nâch êren müge wol behagen.‘

  Dô hieß man si beide   stên an einen rinc                         1621
  nâch gewonheite.   vil manec jungelinc
  in vrœlîchem muote   ir zegagene stuont:
  si gedâhten in ir sinnen,   sô noch die tumben gerne tuont.

  Dô man begunde vrâgen   die minneclîchen meit,                    1622
  ob si den recken wolde,   ein teil was eß ir leit;
  doch dâhte si ze nemene   den wætlîchen man.
  si schamte sich der vrâge,   sô manec meit hât getân.

  Ir riet ir vater Rüedegêr,   daß si spræche jâ                    1623
  und daß si in gerne næme:   vil schiere dô was dâ
  mit sînen wîßen handen,   der si umbeslôß,
  Gîselher der junge;   swie lützel si sîn doch genôß.

  Dô sprach der marcgrâve:   ‚ir edelen künege rîch,                1624
  als ir nu wider rîtet,   daß ist gewonlîch,
  heim zuo ziuren landen,   sô gib ich iu mîn kint,
  daß ir si mit iu vüeret,‘   daß gelobten si sint.

  Swaß man dâ schalles hôrte,   den muosen si doch lân.             1625
  man hieß die juncvrouwen   ze kemenâten gân
  und ouch die geste slâfen   mit ruowe an den tac.
  do bereite man die spîse;   der wirt ir güetlîche phlac.

  Dô si enbißßen wâren,   si wolden dannen varn                     1626
  gên der Hiunen lande,   ‚daß hieß ich wol bewarn,‘
  sprach der wirt edele,   ‚ir sult noch hie bestân,
  wan ich sô lieber geste   selten iht gewunnen hân.‘

  Des antwurte Dancwart:   ‚des mac niht gesîn:                     1627
  wâ næmet ir die spîse,   daß brôt und ouch den wîn,
  daß ir sô manegen recken   noch hînte müeßet hân?‘
  dô daß der wirt erhôrte,   er sprach: ‚ir sult die rede lân.

  ‚Mîne vil lieben hêrren,   ir sult mir niht versagen;             1628
  jâ gib ich iu die spîse   ze vierzehen tagen
  mit allem dem gesinde,   daß mit iu her ist komen.
  mir hât der künic Etzel   noch vil wênic iht genomen.‘

  Swie sêre si sich werten,   si muosen dâ bestân                   1629
  unz an den vierden morgen.   dô wart dâ getân
  von des wirtes milte,   daß verre wart geseit:
  er gap sînen gesten   beidiu ros unde kleit.

  Eß kunde langer niht gewern,   si muosen dannen varn.             1630
  Rüedegêr der kunde   wênic iht gesparn
  von sîner milte:   swes iemen gerte nemen,
  daß verseiter niemen:   eß muose in allen wol gezemen.

  Ir edel ingesinde   brâhte vür daß tor                            1631
  gesatelt vil der mœre.   dô kom zuo in dâ vor
  vil vremder recken:   die truogen schilt enhant,
  wan si wolten rîten   in daß Etzelen lant.

  Der wirt dô sîne gâbe   bôt über al,                              1632
  ê die edelen geste   kœmen vür den sal.
  er kunde miltlîche   mit grôßen êren leben:
  sîne tohter schœne   het er Gîselher gegeben.

  Dô gab er Gêrnôte   ein wâfen guot genuoc,                        1633
  daß er sît in stürmen   vil hêrlîchen truoc.
  der gâbe im wol gunde   des marcgrâven wîp;
  dâ von der guote Rüedegêr   sît muose vliesen den lîp.

  Dô gab er Guntheren,   dem helde lobelîch,                      A.1634
  daß wol truoc mit êren   der edel künic rîch,
  swie er selten gâbe enphienge,   ein wâfenlîch gewant.
  dar nâch neic Gunther   des edelen Rüedegêres hant.

  Gotelint bôt Hagenen,   als ir wol gezam,                       A.1635
  ir minneclîche gâbe,   sît si der künic nam,
  daß er âne ir stiure   zuo der hôhgezît
  von ir niht varn solde:   doch widerreite er eß sît.

  ‚Alles, des ich ie gesach,‘   sprach dô Hagene,                   1636
  ‚so engerte ich hinnen mêre   niht zuo tragene
  niuwan jenes schildes   dort an der want:
  den wolde ich gerne   vüeren in Etzelen lant.‘

  Dô diu marcgrâvinne   Hagenen rede vernam,                        1637
  eß mande si ir leide:   weinens si gezam.
  dô dâhte si vil tiure   an Nuodunges tôt,
  den hete erslagen Witege:   dâ von het si jâmers nôt.

  Si sprach zuo dem degene:   ‚den schilt wil ich iu geben.         1638
  daß wolde Got von himele,   daß er noch solde leben,
  der in dâ truoc enhende!   der lac in sturme tôt.
  den muoß ich immer weinen:   des gât mir armen wîbe nôt.‘

  Diu edel marcgrâvinne   von dem sedele gie,                       1639
  mit ir vil wîßen handen   si den schilt gevie:
  diu vrouwe truoc in Hagenen;   er nam in an die hant.
  diu gâbe was mit êren   an den recken gewant.

  Ein hulft von liehtem phelle   ob sîner varwe lac.                1640
  beßßern schilt deheinen   belûhte nie der tac.
  von edelem gesteine,   der sîn hete begert
  ze koufen, an der koste   was er wol tûsent marke wert.

  Den schilt hieß dô Hagene   von im tragen dan.                  A.1641
  dô begunde Dancwart   hin ze hove gân.
  dem gab vil rîchiu kleider   des marcgrâven kint,
  diu er dâ zen Hiunen   truoc vil vrœlîchen sint.

  Alleß, daß der gâbe   von in wart genomen,                        1642
  in ir deheines hende   wær ir niht bekomen
  wan durch des wirtes liebe,   derß in sô schône bôt.
  sît wurden si im sô vîent,   daß si in slahen muosen tôt.

  Volkêr der vil snelle   mit sîner videlen dan                     1643
  gie gezogenlîchen   vür Gotelinde stân.
  er videlte süeße dœne   und sanc ir sîniu liet:
  dâ mit nam er urloup,   dô er von Bechlâren schiet.

  Ir hieß diu marcgrâvinne   eine lade tragen,                      1644
  von vriuntlîcher gâbe   muget ir hœren sagen:
  dar ûß nam si zwelf bouge   und spien ims an die hant:
  ‚die sult ir hinnen vüeren   in daß Etzelen lant

  ‚Und sult durch mînen willen   si ze hove tragen:                 1645
  swenne ir wider wendet,   daß man mir müge sagen,
  wie ir mir habet gedienet   dâ ze der hôhzît.‘
  des diu vrouwe gerte,   vil wol leistete er daß sît.

  Dô sprach der wirt zen gesten:   ‚ir sult dest samfter varn:      1646
  ich wil iuch selbe leiten   und heißen wol bewarn,
  daß iu ûf der straße   niemen müge schaden.‘
  dô wurden sîne soume   harte schiere geladen.

  Der wirt wart wol bereitet   mit vünf hundert man,                1647
  mit rossen und mit kleidern:   die vuorte er mit im dan
  vil harte vrœlîchen   zuo der hôhgezît;
  der einer mit dem lîbe   kom nie ze Bechlâren sît.

  Mit kusse minneclîchen   der wirt dô dannen schiet:               1648
  alsô tet ouch Gîselher,   als im diu liebe riet.
  mit umbesloßßen armen   si trûten schœniu wîp;
  daß muose sît beweinen   vil maneger juncvrouwen lîp.

  Dô wurden allenthalben   diu venster ûf getân.                    1649
  der wirt mit sînen mannen   ze rossen wolde gân.
  ich wæn, ir herze in seite   diu krefteclîchen leit:
  dâ weinde manec vrouwe   und manec wætlîchiu meit.

  Nâch ir lieben vriunden   genuoge heten sêr,                      1650
  die si ze Bechelâren   gesâhen nimmer mêr.
  doch riten si mit vreuden   nider über sant
  ze tal bî Tuonouwe   in daß Hiunische lant.

  Dô sprach zen Burgunden   der rîter vil gemeit,                   1651
  Rüedegêr der edele:   ‚jâ suln niht verdeit
  wesen unser mære,   daß wir zen Hiunen komen.
  im hât der künic Etzel   nie so liebes niht vernomen.‘

  Ze tal durch Ôsterrîche   vil manec bote reit:                    1652
  den liuten allenthalben   wart daß wol geseit,
  daß die helde kœmen   von Wormeß über Rîn.
  des küneges ingesinde   kunde eß niht lieber gesîn.

  Die boten vür strichen   mit den mæren,                      XVIa.1653
  daß die Niblungen   zuo den Hiunen wæren:
  ‚du solt si wol enphâhen,   Kriemhilt, vrouwe mîn:
  dir koment nâch grôßen êren   die vil lieben bruoder dîn.‘

  Dô diu küneginne   vernam diu mære,                             C.1654
  ir begunde entwîchen   ein teil ir swære:
  von ir vater lande   kom ir vil manec man,
  dâ von der künic Etzel   vil manegen jâmer sît gewan.

  ‚Nu wol mich mîner vreuden,‘   sô sprach Kriemhilt.               1655
  ‚hie bringent mîne mâge   vil manegen niuwen schilt
  und halsperge wîße:   swer nemen welle golt,
  der denke mîner leide:   ich wil im immer wesen holt.‘

  Si gedâhte tougenlîche:   ‚noch möhte es werden rât.                C.
  der mich an mînen vreuden   alsô gephendet hât,
  mag ich daß gevüegen,   eß sol im leide ergân
  ze dirre hôhgezîte,   des ich vil guoten willen hân.

  ‚Ich solß alsô schaffen,   daß mîn râche ergê                       C.
  in dirre hôhgezîte,   swieß dar nâch gestê,
  an sînem argen lîbe,   der mir hât genomen
  vil der mînen wünne:   des sol ich nu ze gelte komen.‘



Âventiure

wie Kriemhilt Hagene enphie.


  Dô die Burgunden   kômen ûf daß velt,                               b.
  ûf sluoc man drî künegen   sô hêrlîch gezelt.
  si stießen ûf ir vanen,   die wârn von golde rôt.
  dô wessen niht die hêrren,   daß in sô nâhent was der tôt.

  Dô gienc diu vrouwe Kriemhilt   an ein zinnen stân,                 b.
  dô sach si ûf dem velde   rîten manegen man.
  des vreut sich tougenlîchen   daß wunderschœne wîp:
  ‚alrêrst sô wirt gerochen   des küenen Sîvrides lîp,

  ‚Der mir sô mortlîchen   ze tôde wart erslagen;                     b.
  unz an mîn ende kan ich   in nimmer mê verklagen.
  ouwê der grôßen êre,   die ich verloren hân;
  eß gelac an vrouwen arme   nie sô tugenthafter man.

  ‚Sîn vil grôße tugende   macht mir herzeleit:                       b.
  swenne ich dar an gedenke,   als er von mir reit
  mit sô gar gesundem lîp,   sô mêrt sich mîn klage:
  mir darf niemen wîßen,   swaß ich grôßes leides trage.

  ‚Got het mir in zeinem man   ûß aller welt erkorn.                  b.
  wær tûsent manne tugende   an einem man geborn,
  dannoch was ir mêre,   die Sîvrit eine truoc.‘
  diu vrouwe klagt vil sêre,   zuo dem herzen si sich sluoc.

  Schier wurden dem Bernære   diu mære kunt getân.                    b.
  dô sach man in vil drâte   über den hof gân,
  mit im Hilpranden   nâch rîterlîchen siten:
  ‚vil edeliu küneginne,   daß sult ir lâßen vermiten,

  ‚Daß man iuch siht weinen   zuo dirre hôhgezît.                     b.
  und habt her besendet   ûß vremden landen wît
  vil manegen werden recken   und manegen biderben man:
  daß man iuch siht weinen,   daß stêt iu vil übel an.‘

  ‚Ich mane dich dîner triuwe,‘   sprach si, ‚hêr Hildebrant,         b.
  ob du ie gâbe enphienge   von mîner gebenden hant,
  sô rich mich an Hagene:   jâ gib ich dir mîn golt
  und bin mit guoten triuwen   unz an mîn ende dir holt.‘

  Dô sprach der Bernære:   ‚ir sît ein übel wîp,                      b.
  daß ir iuwern mâgen   râtent an den lîp
  und habt sô manegen boten   ze Rîne nâch in gesant:
  sô sint si iu komen ze hûse   mit vil werlîcher hant.

  ‚Neinâ, hêrre Hildebrant,   sô liep ich iu sî,                      b.
  nu enphâch mir von dem Rîne   die künege alle drî
  und heiß si ligen ze velde,   unz sô eß werde tac,
  sô warne ich si mit triuwe   des aller besten, sô ich mac.‘

  Hart gezogenlîchen   reit meister Hildebrant,                       b.
  dâ er die drî künege   von dem Rîne vant:
  er enbeißt vil rîterlîchen   und lie sich ûf diu knie,
  daß er die drî künege   von dem Rîne dâ enphie;

  ‚Bis willekomen hêr Gunther,   künic von dem Rîn:                   b.
  sam sî hêr Gêrnôt,   der liebe bruoder dîn,
  und Gîselher der junge   und Hagen ein starker man
  und manec sneller recke,   der ich aller niht genennen kan.

  ‚Iu enpiut der Bernære,   der liebe hêrre mîn,                      b.
  vriuntschaft und hulde   und ganzen dienest sîn
  und heißt iuch ligen ze velde,   unz eß werde tac:
  sô warnt er iuch mit triuwen   des aller besten, sô er mac.

  ‚Got müeße iuch behüeten   vor aller slahte nôt:                    b.
  vor vierthalbem jâre   was iu bereit der tôt.
  eß hat iur swester Kriemhilt   gesworn vil manegen eit,
  daß si an iu wil rechen   ir vil grôßiu herzeleit.

  ‚Er enpiut iu, daß ir mîdet,   als lieb iu sî daß leben,            b.
  daß niuwe hûs bî der Tuonouwe   ist iu herberge geben:
  daß sult ir mir gelouben,   und kœme iur dar ein her,
  ir müestent al ersterben   und kœm iur keiner ze wer.

  ‚Dâ ligent in drî rôre,   diu sint innân hol,                       b.
  diu sint geworht schône   mit swebel und mit kol:
  diu sol man anzünden,   sô die dische sint bereit.
  dâ vor solt ir iuch hüeten,   ir stolzen helde vil gemeint.‘

  Des erschrac der künic sêre,   diu rede was im leit.                b.
  ‚nu lôn dir Got, Hildebrant,   daß du uns hâst geseit,
  daß du hâst gewarnet   uns ellende man:
  ich sich, wir hie zen Hiunen   lützel triuwe vunden hân.‘

  Des erlachten die jungen   und hielten eß vür spot.                 b.
  dô sprâchen die wîsen:   ‚dâ vor behüete uns Got.
  wir sîn durch grôße triuwe   geriten in daß lant;
  si hât vil manegen boten   hin nâch uns ze Rîne gesant.‘

  Nu sprach gezogenlîche   der hêrre Gêrnôt:                         b.
  ‚uns hât mîn swester Kriemhilt   geladen in den tôt.
  wir sîn durch grôße triuwe   geriten zuo der stat,
  wan uns mîn schœne swester   von dem Rîn ze hûse bat.‘

  Dô sprach der videlære,   der küene Volkêr:                         b.
  ‚ich bin von dem Rîne   durch gâbe geriten her.
  des wil ich mich verßîhen,‘   sô sprach der spilman;
  ‚ich videle mit dem swerte   daß allerbeste, daß ich kan.

  ‚Ich erzeige in mîne dœne,   si müeßen ûf hôher stân:               b.
  und welnt si niht erwinden,   eß mac in sô ergân,
  ich slahe in eteslîchem   einen swinden gîgenslac,
  und hât er liebe mâge,   daß er eß wol klagen mac.‘

  Dô Hildebrant der alte   wolte dannen gân,                          b.
  Gîselher der junge   bat in stille stân:
  er gab im einen mantel,   den er im zêren truoc:
  vür drîßec marc goldes   hete er phandes genuoc.

  Dô zim genam den mantel   meister Hildebrant,                       b.
  er reit gezogenlîchen,   da er den von Berne vant:
  ‚seht den rîchen mantel,   den ich an mir hân,
  den gap mir Gîselher der junge,   dâ ich von im wolde gân.‘

  Dô die Burgunden   kômen in daß lant,                         XVb.1656
  do gevriesch eß von Berne   der alte Hildebrant.
  er seite eß sîme hêrren;   eß was im harte leit:
  er bat in wol enphâhen   die rîter küene und gemeit.

  Wolfhart der snelle   hieß bringen diu marc.                      1657
  dô reit mit Dietrîche   vil manec degen starc,
  dâ er si grüeßen wolde,   zuo in an daß velt.
  dâ hetens ûf gebunden   vil manec hêrlîch gezelt.

  Dô si von Tronje Hagene   verrist rîten sach,                     1658
  zuo den sînen hêrren   gezogenlîch er sprach:
  ‚nu sult ir snelle recken   von dem sedele stân
  und gêt in hin enkegene,   die iuch hie wellent enphân.

  ‚Dort kumt ein hergesinde,   daß ist mir wol bekant.              1659
  eß sint vil snelle degene   von Amelunge lant.
  si vüeret der von Berne:   si sint vil hôch gemuot.
  nu lât iu niht versmâhen,   swaß man iu dienest getuot.‘

  Dô stuonden von den rossen,   daß was michel reht,                1660
  neben Dietrîche   manc rîter unde kneht.
  si giengen zuo den gesten,   dâ man die helde vant:
  si gruoßten minneclîche   die von Burgunden lant.

  Dô si der hêrre Dietrîch   gên im komen sach,                     1661
  lieb unde leide   im dar an geschach.
  er weste wol diu mære,   ir reise was im leit;
  er wânde, eß weste Rüedegêr,   daß erß in hête geseit.

  ‚Sît willekomen, ir hêrren,   Gunther und Gîselher,               1662
  Gêrnôt unde Hagene;   sam sî hêr Volkêr
  und Dancwart der snelle.   ist iu daß niht bekant?
  Kriemhilt noch sêre weinet   den helt von Niblunge lant.‘

  ‚Si mac vil lange weinen,‘   sprach dô Hagene:                    1663
  ‚er lît vor manegem jâre   ze tôde erslagene.
  den künic von den Hiunen   sol si nu holden haben:
  Sîvrit kumt niht widere,   er ist nu lange begraben.‘

  ‚Die Sîvrides wunden   lâßen wir nu stên:                         1664
  sol leben mîn vrou Kriemhilt,   sô mac schade ergên.‘
  sô redete von Berne   der hêrre Dietrich.
  ‚trôst der Niblunge,   dâ vor behüete du dich.‘

  ‚Wie sol ich mich behüeten?‘   sprach der künic hêr.              1665
  ‚Etzel uns boten sande,   waß sold ich vrâgen mêr?
  daß wir zuo im solden   rîten in daß lant:
  ouch hât uns manec mære   mîn swester Kriemhilt gesant.‘

  ‚Sô wil ich iu gerâten,‘   sprach aber Hagene,                    1666
  ‚bitet iu diu mære   baß ze sagene
  den hêrren Dietrîchen   und sîne helde guot,
  daß si iuch lâßen wißßen   der vrouwen Kriemhilde muot.‘

  Dô giengen sunder sprâchen   die drî künege rîch,                 1667
  Gunther unde Gêrnôt   und ouch hêr Dietrîch.
  ‚nu sag uns, von Berne   vil edel rîter guot,
  wie dir sî gewißßen   umb der küneginne muot.‘

  Dô sprach der vogt von Berne:   ‚waß sol ich iu sagen?            1668
  wan daß ich alle morgen   weinen hœr unt klagen
  mit jæmerlîchen sinnen   daß Etzelen wîp
  dem rîchen Got von himele   des starken Sîvrides lîp.‘

  ‚Eß ist et unerwendet,‘   sprach der küene man,                   1669
  Volkêr der videlære,   ‚daß wir vernomen hân.
  wir suln ze hove rîten   und suln daß besehen,
  waß uns snellen degenen   müge zen Hiunen geschehen.‘

  Die küenen Burgunden   hin ze hove riten:                    XVIb.1670
  si kômen hêrlîchen   nâch ir landes siten.
  dô wundert dâ zen Hiunen   vil manegen küenen man
  umb Hagnen von Troneje,   wie der wære getân.

  Durch daß man seite mære,   des was im genuoc,                    1671
  daß er von Niderlanden   Sîvriden sluoc,
  sterkest aller recken,   vroun Kriemhilde man:
  des wart michel vrâgen   ze hove nâch Hagenen getân.

  Der helt was wol gewahsen,   daß ist alwâr,                       1672
  grôß was er zen brüsten,   gemischet was sîn hâr
  mit einer grîsen varwe,   diu bein wârn im lanc,
  eislîch sîn gesiune,   er hete hêrlîchen ganc.

  Dô hieß man herbergen   die Burgunden man.                        1673
  Gunthers gesinde   wart gesundert dan.
  daß riet diu küneginne,   diu im vil haßßes truoc:
  dâ von man sît die knehte   an der herberge sluoc.

  Dancwart, Hagenen bruoder,   der was marschalch;                  1674
  der künec im sîn gesinde   vlîßeclîch bevalch,
  daß er ir volleclîche   mit spîse solde phlegen.
  daß tet dô willeclîche   mit triuwe der vil küene degen.

  Kriemhilt diu schœne   mit ir gesinde gie,                  XVIIa.1675
  dâ si die Niblunge   mit valschem muote enphie.
  si kuste Gîselheren   und nam in bî der hant.
  daß sach von Tronje Hagene:   den helm er vester gebant.

  ‚Nâch sus getânem gruoße,‘   sô sprach Hagene,                    1676
  ‚mugen sich verdenken   snelle degene;
  man grüeßet sunderlîchen   die künege und ir man:
  wir haben niht guoter reise   zuo dirre hôhzît getân.‘

  Si sprach: ‚nu sît willekomen,   swem iuch gerne siht:            1677
  durch iuwer selbes vriuntschaft   grüeße ich iuch niht.
  saget, waß ir mir bringet   von Wormeß über Rîn,
  dar umbe ir mir sô grôße   soldet willekomen sîn?‘

  ‚Waß sint disiu mære,‘   sprach dô Hagene,                        1678
  ‚daß iu gâbe solden   bringen degene?
  ich wære wol sô rîche,   het ich mich baß verdâht,
  daß ich iu mîne gâbe   her zen Hiunen hete brâht.‘

  ‚Nu sult ir mich der mære   mêre wißßen lân,                      1679
  hort der Niblunge,   war habt ir den getân?
  der was doch mîn eigen:   daß ist iu wol bekant:
  den soldet ir mir bringen   in daß Etzelen lant.‘

  ‚Entriuwen, mîn vrou Kriemhilt,   des ist manec tac,              1680
  daß ich der Niblunge   hortes nie gephlac.
  den hießen mîne hêrren   senken in den Rîn:
  dâ muoß er wærlîche   unz an daß jungiste sîn.‘

  Dô sprach diu küneginne:   ‚ich hâns ouch wol gedâht.           A.1681
  ir habt mirs noch vil kleine   her ze lande brâht,
  swie er mîn eigen wære   und ich sîn wîlent phlac;
  nach im und sîme hêrren   hân ich manegen leiden tac.‘

  ‚Ich bringe iu den tiuvel,‘   sprach aber Hagene,                 1682
  ‚ich hân an mîme schilde   sô vil ze tragene
  und an mîner brünne:   mîn helme der ist lieht,
  daß swert an mîner hende:   des enbringe ich iu niht.‘

  ‚Jane rede ichß niht dar umbe,   deich mêre goldes welle gern.      C.
  ich hâns sô vil ze gebene,   deich iuwer gâbe mac enbern.
  ein mort und zwêne roube   die mir sint genomen,
  des möhte ich vil arme   noch ze liebem gelte komen.‘

  Dô sprach diu küneginne   zen recken über al:                     1683
  ‚man sol deheiniu wâfen   tragen in den sal;
  ir helde, ir sult mirs ûf geben:   ich wils behalten lân.‘
  ‚entriuwen,‘ sprach dô Hagene,   ‚daß wirdet nimmer getân.

  ‚Jane ger ich niht der êren,   vürsten tohter milt,               1684
  daß ir zen herbergen   traget mînen schilt
  und ander mîn gewæfen.   ir sît ein künegîn.
  daß enlêrte mich mîn vater niht:   ich wil selbe kamerære sîn.‘

  ‚Ouwê mîner leide,‘   sprach vrou Kriemhilt:                      1685
  ‚war umbe wil mîn bruoder   und Hagne sînen schilt
  niht lâßen behalten?   si sint gewarnôt.
  und wesse ich, wer daß tæte,   ich riete im immer sînen tôt.‘

  Des antwurte ir mit zorne   der hêrre Dietrîch:                   1686
  ‚ich binß, der hât gewarnet   die edelen vürsten rîch
  und Hagnen den küenen,   den Burgunden man.
  nu zuo, vâlandinne,   du solt michs niht genießen lân.‘

  Des schamte sich vil sêre   daß Etzelen wîp:                      1687
  si vorhte bitterlîchen   Dietrîches lîp.
  si gie von im balde,   daß si niht ensprach,
  wan daß si swinde blicke   an ir vîende sach.

  Bî henden sich dô viengen   zwêne degene:                    XVIc.1688
  daß eine was hêr Dietrîch,   daß ander Hagene.
  dô sprach gezogenlîchen   der recke vil gemeit:
  ‚iur komen ze den Hiunen   ist mir wærlîchen leit,

  ‚Durch daß diu küneginne   alsô gesprochen hât.‘                A.1689
  dô sprach von Troneje Hagen:   ‚des wirt wol alles rât.‘
  sus reiten mit ein ander   die zwêne küene man.
  daß sach der künic Etzel;   dar umbe er vrâgen began:

  ‚Diu mære ich weste gerne,‘   sprach der künic rîch,              1690
  ‚wer jener recke wære,   den dort hêr Dietrîch
  sô vriuntlîch enphâhet.   er treit vil hôhen muot:
  swer sîn vater wære,   er mac wol sîn ein recke guot.‘

  Des antwurte dem künege   ein Kriemhilde man:                     1691
  ‚er ist geborn von Troneje,   sîn vater hieß Aldrîân.
  swie blîde er hie gebâre,   er ist ein grimmec man:
  ich lâß iuch daß beschouwen,   daß ich gelogen niene hân.‘

  ‚Wie sol ich daß erkennen,   daß er sô grimmec ist?‘              1692
  dannoch er niht weste   sô manegen argen list,
  den sît diu küneginne   an ir mâgen begie,
  daß si ir nie deheinen   von den Hiunen komen lie.

  ‚Wol erkande ich Hagenen:   wan er was mîn man.                   1693
  lop und michel êre   er hie bî mir gewan.
  ich machte in ze rîter   und gab im mîn golt.
  durch daß er getriuwe was,   des muose ich im wesen holt.

  ‚Dâ von ich wol erkenne   alleß Hagnen sint.                      1694
  eß wâren mîne gîsel   zwei wætlîchiu kint,
  er und von Spâne Walther:   die wuohsen hie ze man.
  Hagne sand ich wider heim;   Walther mit Hiltegunde entran.‘

  Er gedâhte lieber mære,   diu wâren ê geschehen.                  1695
  sînen vriunt von Troneje   hete er reht ersehen,
  der im in sîner jugende   vil starkiu dienest bôt;
  sît vrumt er im in alter   vil manegen lieben vriunt tôt.



Âventiure

wie Hagene und Volkêr vor Kriemhilde sal sâßen.


  Dô schieden sich die zwêne   recken lobelîch,                     1696
  Hagene von Troneje   und ouch hêr Dietrîch.
  dô blikte über ahsel   der Guntheres man
  nâch eime hergesellen,   den er vil schiere gewan.

  Dô sach er Volkêren   bî Gîselhere stên,                          1697
  den spæhen videlære:   er bat in mit im gên,
  wan er vil wol erkande   sînen grimmen muot.
  er was an allen tugenden   ein rîter küene unde guot.

  Noch ließen si die hêrren   ûf dem hove stân.                     1698
  niuwan si zwêne aleine   sach man dannen gân
  über den hof vil verre   vür einen palas wît.
  die ûß erwelten degene   vorhten niemannes nît.

  Si gesâßen vor dem hûse   gein eime sal,                          1699
  der was Kriemhilde,   ûf eine banc ze tal.
  dô lûhte in vor dem lîbe   ir hêrlîch gewant.
  genuoge, die daß sâhen,   hetens gerne bekant.

  Alsam tier diu wilden   gekaphet wurden an                        1700
  die übermüeten helde   von den Hiunen man.
  si ersach durch ein venster   daß Etzelen wîp:
  des wart aber betrüebet   der schœnen Kriemhilde lîp.

  Eß mande si ir leide,   weinen si began.                          1701
  des hete michel wunder   die Etzelen man,
  waß ir sô rehte swære   verrihtet hete ir muot.
  si sprach: ‚daß hât Hagene,   ir helde küene unde guot.

  Si sprâchen zuo der vrouwen:   ‚wie ist daß geschehen?            1702
  wan wir iuch niulîche   haben vrô gesehen.
  nie niemen wart sô küene,   derß iu hât getân,
  heißet irß uns rechen,   eß sol im an sîn leben gân.‘

  ‚Daß wolde ich immer dienen,   swer ræche mîniu leit:             1703
  alles, deß er gerte,   des wær ich im bereit.
  ich biut mich iu ze vüeßen,‘   sprach des küneges wîp:
  ‚rechet mich an Hagenen,   daß er verliese den lîp.‘

  Dô garten sich vil balde   sehzec küener man:                     1704
  durch Kriemhilde willen   si wolden hin gân
  und wolden slahen Hagenen,   den vil küenen man,
  und ouch den videlære.   daß wart mit râte getân.

  Dô diu küneginne   ir schar sô kleine sach,                     A.1705
  in einem grimmen muote   si ze den helden sprach:
  ‚des ir dâ habet gedinge,   des sult ir abe gân:
  ja endurfet ir sô ringe   Hagenen nimmer bestân.

  ‚Swie stark und swie küene   von Troneje Hagne sî,              A.1706
  noch ist verre sterker,   der im dâ sitzet bî,
  Volkêr der videlære:   der ist ein übel man.
  ja ensult ir die helde   niht sô lîhte bestân.‘

  Dô si daß gehôrten,   dô garte sich ir mêr,                     A.1707
  vier hundert recken.   diu küneginne hêr
  was des vil genœte,   daß si in tæte leit.
  dâ von wart sît den degenen   michel sorge bereit.

  Dô si wol gewâfent   ir gesinde sach,                             1708
  zuo den snellen recken   diu küneginne sprach:
  ‚nu bîtet eine wîle:   jâ sult ir stille stân.
  ich wil under krône   ze mînen vîenden gân.

  ‚Und hœret itewîße,   waß mir hât getân                           1709
  Hagene von Troneje,   Guntheres man:
  ich weiß in sô gemuoten,   daß er mir lougent niht;
  sô ist ouch mir unmære,   swaß im dar umbe geschiht.‘

  Dô sach der videlære,   ein küene spilman,                        1710
  die edelen küneginne   ab einer stiegen gân
  nider abeme hûse.   dô er daß ersach,
  Volkêr der küene   zuo sîme hergesellen sprach:

  ‚Nu schouwet, vriunt Hagene,   wâ si dort here gât,               1711
  diu uns âne triuwe   inß lant geladet hât.
  in gesach mit küneges wîbe   nie sô manegen man,
  die swert enhende trüegen,   alsô strîtlîchen gân.

  ‚Wißßet ir, vriunt Hagene,   ob si iu sîn gehaß?                  1712
  sô wil ich iu daß râten,   ir hüetet deste baß
  des lîbes und der êren;   jâ dunket eß mich guot.
  als ich mich versinne,   si sint vil zornec gemuot,

  ‚Und sint ouch sumelîche   zen brusten alsô wît,                  1713
  swer sîn selbes hüeten wil,   der tuo daß enzît.
  ich wæn, si under sîden   die vesten prünne tragen.
  waß si dâ mite meinen,   daß enhœr ich niemen sagen.‘

  Dô sprach in zornes muote   Hagne der küene man:                  1714
  ‚ich weiß wol, daß eß alleß   ist ûf mich getân,
  daß si diu liehten wâfen   tragent an der hant;
  vor den möht ich gerîten   noch in der Burgunden lant.

  ‚Nu saget mir, vriunt Volkêr,   welt ir mir gestân,               1715
  ob mit mir wellent strîten   Kriemhilde man?
  daß lâßet ir mich hœren,   als liep als ich iu sî.
  ich won iu immer mêre   mit triuwen dienstlîchen bî.‘

  ‚Ich hilfe iu sicherlîchen,‘   sô sprach der spilman.             1716
  ‚ob ich uns hie engegene   sæhe den künic gân
  mit allen sînen recken,   die wîle ich leben muoß,
  so entwîche ich iu durch vorhte   ûß helfe nimmer einen vuoß.‘

  ‚Nu lôn iu Got von himele,   vil edel Volkêr.                     1717
  ob si mit mir strîten,   wes bedarf ich danne mêr?
  sît ir mir helfen wellet,   als ich hân vernomen,
  sô suln dise recken   vil gewerlîchen komen.‘

  ‚Nu stê wir von dem sedele,‘   sprach der spilman:                1718
  ‚si ist ein küneginne:   und lât si vür gân.
  bieten ir die êre:   si ist ein edel wîp.
  dâ mite ist ouch getiuwert   unser ietweders lîp.‘

  ‚Nein, durch mîne liebe,‘   sprach dô Hagene.                     1719
  ‚sô wolden sich versinnen   dise degene,
  daß ichß durch vorhte tæte,   und solde ich hin gên.
  ine wil durch ir deheinen   nimmer von dem sedel stên.

  ‚Jâ zimet eß uns beiden   zwâre lâßen baß.                        1720
  zwiu sold ich den êren,   der mir ist gehaß?
  daß getuon ich nimmer,   die wîl ich hân den lîp:
  jane ruoche ich, waß mich nîdet   des künic Etzelen wîp.‘

  Der übermüete Hagene   leit über sîniu bein                       1721
  ein vil liehteß wâfen,   ûß des knophe schein
  ein vil liehter jaspis   grüener denne ein gras.
  wol erkande eß Kriemhilt,   daß eß Sîvrides was.

  Dô si daß swert erkande,   dô gie ir trûrens nôt.                 1722
  daß gehilz was guldîn,   diu scheide ein borte rôt,
  eß mande si ir leide:   weinen si began;
  ich wæne, eß hete dar umbe   der küene Hagne getân.

  Volkêr der snelle   zôch nâher ûf der banc                        1723
  einen videlbogen starken,   michel unde lanc,
  gelîch eime swerte,   scharph unde breit.
  dô sâßen unervorhten   die zwêne recken gemeit.

  Nu dûhten sich sô hêre   die zwêne küene man,                     1724
  daß si niht enwolden   von dem sedel stân
  durch niemannes vorhte.   des gieng in an den vuoß
  diu edele küneginne   und bôt in vîntlîchen gruoß.

  Si sprach: ‚nu saget, hêr Hagene,   wer hât nâch iu gesant,       1725
  daß ir getorstet rîten   her in ditze lant,
  und ir daß wol erkandet,   waß ir mir habet getân?
  hetet ir guote sinne,   ir soldetß billîchen lân.‘

  ‚Nâch mir ensande niemen,‘   sprach dô Hagene.                    1726
  ‚man ladete her ze lande   drîe degene,
  die heißent mîne hêrren:   sô bin ich ir man;
  deheiner hovereise   bin ich hinder in gestân.‘

  Si sprach: ‚nu saget mir mêre,   zwiu tâtet ir daß,               1727
  daß ir daß habt verdienet,   daß ich iu bin gehaß?
  ir sluoget Sîvriden,   mînen lieben man,
  des ich unz an mîn ende   immer mêr ze weinne hân.‘

  Er sprach: ‚waß sol des mêre?   der rede ist nu genuoc.           1728
  ich binß et aber Hagene,   der Sîvriden sluoc,
  den helt ze sînen handen:   wie sêre er des enkalt,
  daß diu vrouwe Kriemhilt   die schœnen Prünhilde schalt!

  ‚Eß ist et âne lougen,   küneginne rîch,                          1729
  ich hân des alles schulde,   des schaden schedelîch.
  nu reche eß, swer sô welle,   eß sî wîp oder man.
  ich enwolde iu danne liegen,   ich hân iu leides vil getân.‘

  Si sprach: ‚daß hœret, recken,   wâ er mir lougent niht           1730
  aller mîner leide.   swaß im dâ von geschiht,
  daß ist mir vil unmære,   ir Etzelen man.‘
  die übermüeten degene   sâhen alle ein ander an.

  Swer den strît dâ hüebe,   sô wære dâ geschehen,                  1731
  daß man den zwein gesellen   der êren müeße jehen,
  wan siß in stürmen hêten   vil dicke wol getân.
  des sich jene vermâßen,   durch vorhte muosen si daß lân.

  Dô sprach ein der recken:   ‚wes seht ir mich an?                 1732
  daß ich ê dâ lobete,   des wil ich abe gân,
  durch niemannes gâbe   verliesen mînen lîp.
  jâ wil uns verleiten   des künic Etzelen wîp.‘

  Dô sprach dâ bî ein ander:   ‚des selben hân ich muot.            1733
  der mir gæbe türne   von rôtem golde guot,
  disen videlære   wolde ich niht bestân
  durch sîne swinde blicke,   die ich an im gesehen hân.

  ‚Ouch erkenne ich Hagenen   von sînen jungen tagen:               1734
  des mac man von dem recken   lîhte mir gesagen.
  in zwein und zweinzec stürmen   hân ich in gesehen,
  dâ vil maneger vrouwen   ist herzeleit von im geschehen.

  ‚Er und der von Spâne   trâten manegen stîc,                      1735
  dô si hie bî Etzel   vâhten manegen wîc
  ze êren dem künege:   des ist vil geschehen:
  dar umbe sol man Hagenen   der êren billîchen jehen.

  ‚Dannoch was der recke   sîner jâre ein kint,                     1736
  daß dô die tumben wâren,   wie grîse die nu sint.
  nu ist er komen ze witzen   und ist ein grimmec man;
  ouch treit er Balmungen,   daß er übele gewan.‘

  Dâ mite was gescheiden,   daß niemen dâ enstreit.                 1737
  dô wart der küneginne   vil herzenlîchen leit.
  die helden kêrten dannen;   jâ vorhten si den tôt
  von dem videlære:   des gie in sicherlîchen nôt.

  Wie dicke man durch vorhte   manegiu dinc verlât,                 1738
  swâ sô vriunt bî vriunde   güetlîchen stât!
  und hât er guote sinne,   daß er sîn niht entuot,
  schade vil maneges mannes   wirt von sinnen wol behuot.

  Dô sprach der küene Volkêr:   ‚wir hân daß wol ersehen,           1739
  daß wir hie vinden vînde,   als wir ê hôrten jehen.
  wir suln zuo den künegen   hin ze hove gân,
  so entar unser hêrren   mit strîte niemen bestân.‘

  ‚Nu wil ich iu volgen,‘   sprach dô Hagene.                       1740
  si giengen, dâ si vunden   vil der degene
  in grôßem antphange   noch an dem hove stân.
  Volkêr der küene   vil lûte sprechen began.

  Er sprach zuo sînen hêrren:   ‚wie lange welt ir stên,            1741
  daß ir iuch lâßet dringen?   ir sult ze hove gên
  und hœret an dem künege,   wie der sî gemuot.‘
  dô sach man sich gesellen   die helde küene unde guot.

  Der vürste von Berne   der nam an die hant                        1742
  Gunthern den vil rîchen   von Burgunden lant;
  Irnvrit nam Gêrnôten,   den vil küenen man;
  dô sach man Gîselheren   ze hove mit sînem sweher gân.

  Swie iemen sich gesellete   und ouch ze hove gie,                 1743
  Volkêr und Hagene   geschieden sich nie
  niuwan in eime sturme   unz an ir endes zît.
  daß muosen edele vrouwen   beweinen grœßlîchen sît.

  Dô sach man mit den künegen   hin ze hove gân                     1744
  ir edelen ingesindes   tûsent küener man,
  dar über sehzec recken:   die wâren mit in komen,
  die hete in sîme lande   der küene Hagene genomen.

  Hâwart und Îrinc,   zwêne ûß erwelte man,                       A.1745
  sach man geselleclîchen   bî den künegen gân.
  Dancwart und Wolfhart,   ein tiuwerlîcher degen,
  die sach man grôßer tugende   vor den anderen phlegen.

  Dô der vogt von Rîne   in den palas gie,                          1746
  Etzel der rîche   daß langer niht enlie,
  er spranc von sîme sedele,   als er in komen sach.
  ein gruoß sô rehte schœne   von künege nie mêr geschach.

  ‚Sît willekomen, hêr Gunther   und ouch hêr Gêrnôt                1747
  und iuwer bruoder Gîselher,   mîn dienst ich iu enbôt
  mit triuwen willeclîchen   ze Wormeß über Rîn,
  und alleß daß gedigene   daß sol mir willekomen sîn.

  ‚Nu sît uns grôße willekomen,   ir zwêne degene,                  1748
  Volkêr der vil küene   und ouch Hagene,
  mir und mîner vrouwen   her in ditze lant:
  si hât iu boten manegen   hin ze Rîne gesant.‘

  Dô sprach von Troneje Hagene:   ‚des hân ich vil vernomen.        1749
  wær ich durch mîne hêrren   zen Hiunen niht enkomen,
  sô wær ich iu zen êren   geriten in daß lant.‘
  dô nam der wirt edele   die lieben geste bî der hant.

  Er brâhte si zem sedele,   dâ er ê selbe saß.                     1750
  dô schancte man den gesten,   mit vlîße tet man daß,
  in wîten goldes schâlen   met, môraß unde wîn
  und bat die ellenden   grôße willekomen sîn.

  Dô sprach der künic Etzele:   ‚daß wil ich iu verjehen,           1751
  mir enkunde in dirre werlde   lieber niht geschehen
  danne an iu helden,   daß ir mir sît bekomen.
  des ist der küneginne   vil michel trûren benomen.

  ‚Mich nimt des immer wunder,   waß ich iu habe getân,             1752
  sô manegen gast vil edele,   den ich gewunnen hân,
  daß ir nie geruohtet   komen in mîniu lant.
  daß ich iuch nu gesehen hân,   deist mir ze vreuden gewant.‘

  Des antwurte Rüedegêr,   ein rîter hôch gemuot:                   1753
  ‚ir mugt si sehen gerne,   ir triuwe diu ist guot,
  der mîner vrouwen mâge   sô schône kunnen phlegen.
  si bringent iu ze hûse   manegen wætlîchen degen.‘

  An sunewenden âbent   die hêrren wâren komen                      1754
  in Etzeln hof des rîchen.   vil selten ist vernomen
  von alsô hôhem gruoße,   als er die helde enphie.
  dar nâch er zuo den tischen   mit in vil vrœlîche gie.

  Ein wirt bî sînen gesten   schôner nie gesaß.                     1755
  man gab in volleclîchen   trinken unde maß:
  alles, des si gerten,   des was man in bereit.
  man hete von den helden   vil michel wunder geseit.

  Etzel der rîche   het an bou geleit                                 C.
  sînen vlîß kostenlîche   mit grôßer arebeit:
  palas unde türne,   kemenâten âne zal
  in einer wîten bürge   und einen hêrlîchen sal.

  Den het er heißen bouwen   lanc, hôch und wît,                      C.
  durch daß sô vil der recken   in suohte zaller zît,
  ân ander sîn gesinde   zwelf rîche künege hêr
  und vil der werden degene   het er zallen zîten mêr,

  Denne künic ie gewünne,   als ich vernomen hân.                     C.
  er lebte in hôher wünne   von mâgen unde man.
  schallen unde dringen   het der vürste guot
  von manegem snellen degene:   des stuont im hôhe der muot.



Âventiure

wie si der schiltwaht phlâgen.


  Der tac hete nu ende   und nâhet in diu naht.                     1756
  die wegemüeden recken   ir sorge an vaht,
  wanne si solden ruowen   und an ir bette gân.
  daß bereite Hagene:   eß wart in schiere kunt getân.

  Gunther sprach ze dem wirte:   ‚Got lâße iuch wol geleben;        1757
  wir wellen varn slâfen:   ir sult uns urloup geben.
  swenne ir daß gebietet,   sô kome wir morgen vruo.‘
  er schiet von sînen gesten   harte vrœlîchen duo.

  Dringen allenthalben   die geste man dô sach.                     1758
  Volkêr der küene   zuo den Hiunen sprach:
  ‚wie geturret ir den recken   vür die vüeße gân?
  und welt ir iuchs niht mâßen,   sô wirt iu leide getân.

  ‚Sô slah ich eteslîchem   sô swæren gîgen slac,                   1759
  hât er getriuwen iemen,   daß erß beweinen mac.
  wan wîchet ir uns recken?   jâ dunket eß mich guot.
  eß heißent alleß degene   und sint gelîche niht gemuot.‘

  Dô der videlære   sô zorneclîchen sprach,                         1760
  Hagene der küene   über ahsel sach.
  er sprach: ‚iu râtet rehte   der küene spilman.
  ir Kriemhilde helde   sult ze herberge gân.

  ‚Des ir dâ habt gedingen,   ich wæne, eß ieman tuo.               1761
  welt ir iht beginnen,   sô kumet uns morgen vruo
  und lât uns wegemüeden   hînte haben gemach:
  jâ wæn eß von helden   mit solhem willen ie geschach.‘

  Dô brâhte man die geste   in einen wîten sal,                     1762
  den vunden si berihtet   den recken über al
  mit vil rîchen betten   lanc unde breit.
  in riet diu küneginne   diu aller grœßisten leit.

  Manegen kolter spæhe   von Arraß man dâ sach                      1763
  von vil liehten phellen   und manec bette dach
  von Arâbischen sîden,   sô si beste kunden sîn;
  dar ûfe lâgen lîsten,   die gaben hêrlîchen schîn.

  Declachen hermîn   vil manegiu man dâ sach                        1764
  und von swarzem zobele,   dar under si ir gemach
  des nahtes schaffen solden   unz an den liehten tac.
  ein künec mit sîme gesinde   nie sô hêrlîch gelac.

  ‚Ouwê der nahtselde,‘   sprach Gîselher daß kint,                 1765
  ‚und ouwê mîner vriunde,   die mit uns komen sint.
  swie eß uns mîn swester   sô güetlîch erbôt,
  ich vürhte, wir müeßen alle   von ir schulden ligen tôt.‘

  ‚Nu lât iuwer sorgen,‘   sprach Hagene der degen.                 1766
  ‚ich wil der schiltwache   noch hînte selbe phlegen.
  ich trouwe iuch wol behüeten,   unz uns kumet der tac.
  des sît gar ân angest:   sô genese, swer der mac.‘

  Dô nigen si im alle   und seiten im des danc.                     1767
  si giengen zuo den betten.   diu wîle was niht lanc,
  daß sich geleit hêten   die wætlîchen man.
  Hagene der küene   der helt sich wâfen began.

  Dô sprach der videlære,   Volkêr der degen:                       1768
  ‚versmâhetß iu niht, Hagene,   sô wold ich mit iu phlegen
  hînt der schiltwache   unz morgen vruo.‘
  der helt vil minneclîchen   dancte Volkêre duo.

  ‚Nu lône iu Got von himele,   vil lieber Volkêr.                  1769
  zallen mînen sorgen   sone gerte ich niemen mêr
  niuwan iuch aleine,   swâ ich hete nôt.
  ich sol eß wol verdienen,   mich enwendes der tôt.‘

  Dô garten si sich bêde   in liehteß ir gewant.                    1770
  dô nam ir ietwedere   den schilt an sîne hant
  und giengen ûß dem hûse   vür die tür stân.
  dô phlâgen si der geste:   daß was mit triuwen getân.

  Volkêr der snelle   zuo des sales want                            1771
  sînen schilt den guoten   leint er von der hant.
  dô gie er hin widere,   sîn gîgen er genam:
  dô diende er sînen vriunden,   als eß dem helde gezam.

  Under die tür des hûses   saß er ûf den stein.                    1772
  küener videlære   wart noch nie dehein.
  dô im der seiten dœnen   sô süeßlîch erklanc,
  die stolzen ellenden   die seitens Volkêre danc.

  Dô klungen sîne seiten,   daß al daß hûs erdôß:                   1773
  sîn ellen zuo der vuoge   diu wâren beidiu grôß.
  süeßer unde senfter   gîgen er began:
  do enswebete er an den betten   vil manegen sorgenden man.

  Dô si entslâfen wâren   und er daß ervant,                        1774
  dô nam der degen widere   den schilt an die hant
  und gie ûß dem gademe   vür die türe stân
  und huote sîner vriunde   vor den Kriemhilde man.

  Des nahtes wol enmitten,   ine weiß, eß ê geschach,               1775
  Volkêr der vil küene   schînen helmen sach
  verre ûß einer vinster:   die Kriemhilde man
  wolden an den gesten   schaden gerne hân getân.

  Ê Kriemhilt dise recken   hete dan gesant,                          C.
  si sprach: ‚ob irs sô vindet,   durch Got sô sît gemant,
  daß ir dâ slahet niemen   wan den einen man,
  den ungetriuwen Hagenen;   die andern sult ir leben lân.‘

  Dô sprach der videlære:   ‚vriunt, her Hagene,                    1776
  uns zimt disiu sorge   ensamt ze tragene.
  ich sihe gewâfent liute   vor dem hûse stên:
  als ich mich versinne,   ich wæne, si wellent uns bestên.‘

  ‚Nu swîget,‘ sprach dô Hagene,   ‚lât si her nâher baß.           1777
  ê si unser werden innen,   sô wirt hie helmevaß
  verrucket mit den swerten   von unser zweier hant:
  si werdent Kriemhilde   hin wider übele gesant.‘

  Ein der Hiunen recken   vil schiere daß gesach,                   1778
  diu tür was behüetet:   wie balde er dô sprach:
  ‚des wir dâ heten willen,   jane mag es niht ergân:
  ich sihe den videlære   an der schiltwache stân.

  ‚Der treit ûf sîme houbte   einen helmen glanz,                   1779
  lûter unde herte,   starc unde ganz.
  ouch lohent im die ringe,   sam daß viuwer tuot.
  bî im stêt ouch Hagene:   des sint die geste wol behuot.‘

  Zehant si kêrten widere.   dô Volkêr daß ersach,                  1780
  wider sînen gesellen   er zorneclîchen sprach:
  ‚nu lât mich zuo den recken   von dem hûse gân:
  ich wil vrâgen mære   der vrouwen Kriemhilde man.‘

  ‚Nein, durch mîne liebe,‘   sprach dô Hagene,                     1781
  ‚komt ir von dem hûse,   die snellen degene
  bringent iuch mit swerten   lîhte in solhe nôt,
  daß ich iu müese helfen,   wærß aller mîner mâge tôt.

  ‚Sô wir danne beide   kœmen in den strît,                         1782
  ir zwêne oder viere   in einer kurzen zît
  sprungen zuo dem hûse   und tæten uns diu leit
  an den slâfenden,   diu nimmer wurden verkleit.‘

  Dô sprach aber Volkêr:   ‚sô lât daß geschehen,                   1783
  daß wir si bringen innen,   daß wir si hân gesehen;
  daß des iht mugen lougenen   Kriemhilde man,
  daß si ungetriulîche   vil gerne hêten getân.‘

  Zehant dô rief in Volkêr   hin entgegene:                         1784
  ‚wes gêt ir sus gewâfenet,   snelle degene?
  welt ir schâchen rîten,   Kriemhilde man?
  dar sult ir mich ze helfe   und mînen hergesellen hân.‘

  Des antwurte im niemen.   zornec was sîn muot:                    1785
  ‚phî, ir zagen bœse,‘   sprach der helt guot,
  ‚wolt ir slâfende   uns ermordert hân?
  daß ist sô guoten helden   noch vil selten her getân.‘

  Dô wart der küneginne   vil rehte daß geseit,                     1786
  daß ir boten niht enwurben:   von schulden was ir leit.
  dô vuogte si eß anders:   vil grimme was ir muot.
  des muosen sît verderben   helde küene unde guot.



Âventiure

wie die hêrren ze kirchen giengen.


  ‚Mir kuolent sô die ringe,‘   sô sprach Volkêr:                   1787
  ‚jâ wæn diu naht welle   uns niht wern mêr.
  ich kiuseß an dem lufte,   eß ist vil schiere tac.‘
  dô wacten si der manegen,   der noch slâfende lac.

  Dô schein der liehte morgen   den gesten in den sal.            A.1788
  Hagne begunde vrâgen   die Recken über al,
  ob si zuo dem münster   ze messe wolden gân?
  nâch siten kristenlîchen   man vil liuten began.

  Si sungen ungelîche,   daß dâ vil wol schein,                   A.1789
  kristen unde heiden   zugen niht enein.
  dô wolden zuo der kirchen   Guntheres man:
  si wâren von den betten   al gelîche gestân.

  Dô næten sich die recken   in alsô guot gewant,                   1790
  daß nie helde mêre   in deheines küneges lant
  ie beßßer kleider brâhten.   daß was Hagnen leit:
  er sprach: ‚jâ sult ir helde   hie tragen anderiu kleit.

  ‚Jâ sint iu doch genuogen   diu mære wol bekant.                  1791
  nu traget vür die rôsen   diu wâfen an der hant,
  vür schapel wol gesteinet   die liehten helme guot,
  sît wir wol erkennen   der argen Kriemhilde muot.

  ‚Wir müeßen hiute strîten,   daß wil ich iu sagen.                1792
  ir sult vür sîden hemde   halsperge tragen
  und vür die rîchen mentel   guote schilde wît:
  ob ieman mit iu zürne,   daß ir vil werlîchen sît.

  ‚Mîne vil lieben hêrren,   dar zuo mâge unt man,                A.1793
  ir sult vil willeclîchen   zuo der kirchen gân
  und klaget Got dem rîchen   sorge und iuwer nôt
  und wißßet sicherlîchen,   daß uns nâhet der tôt.

  ‚Irn sult ouch niht vergeßßen,   swaß ir habt getân,            A.1794
  und sult vil vlîßeclîche   dâ gein Gote stân.
  ir sult sîn gewarnet,   recken alsô hêr:
  eß enwelle Got von himele,   ir vernemet messe nimmer mêr.‘

  Sus giengen zuo dem münster   die vürsten und ir man.             1795
  ûf dem vrônen vrîthove   dâ hieß si stille stân
  Hagene der küene,   daß si sich schieden niht.
  er sprach: ‚jâ weiß noch niemen,   waß von den Hiunen geschiht.

  ‚Leget, mîne vriunde,   die schilde vür den vuoß                A.1796
  und geltet, ob iu iemen   biete valschen gruoß,
  mit tiefen verchwunden:   daß ist der Hagnen rât,
  daß ir sô werdet vunden,   sam eß iu lobelîchen stât.‘

  Volkêr unde Hagene   die zwêne giengen stân                       1797
  vür daß wîte münster:   daß wart durch daß getân,
  daß si daß wolden vüegen,   daß des küneges wîp
  mit in müese dringen;   jâ was vil grimmec ir lîp.

  Dô kom der wirt des landes   und ouch sîn schœne wîp;             1798
  mit rîchem gewande   gezieret was ir lîp
  und der vil snellen recken,   die man sach mit ir varn.
  dô kôs man hôhe stouben   von der küneginne scharn.

  Dô der künic rîche   alsus gewâfent sach                          1799
  die künege und ir gesinde,   wie balde er dô sprach:
  ‚wie sihe ich vriunde mîne   under helmen gân?
  mir ist leit ûf mîne triuwe,   und hât in iemen iht getân.

  ‚Ich solß in gerne büeßen,   swie si dunket guot.                 1800
  hât iemen in beswæret   daß herze und ouch den muot,
  des bringe ich si wol innen,   daß eß mir ist vil leit:
  swaß si mir gebietent,   des bin ich alles in bereit.‘

  Des antwurte Hagene:   ‚uns hât niemen niht getân.                1801
  eß ist site mîner hêrren,   daß si gewâfent gân
  zallen hôhgezîten   ze vollen drin tagen.
  waß man uns hie tæte,   wir soldenß Etzelen klagen.‘

  Vil wol gehôrte Kriemhilt,   waß Hagne gesprach.                  1802
  wie rehte vîentlîche   si im under dougen sach!
  sine wolde doch niht melden   den site von ir lant,
  swie lange si den hête   ze den Burgunden erkant.

  Swie grimme und swie starke   si in vîent wære,                   1803
  het iemen geseit Etzelen   diu rehten mære,
  er het wol understanden,   daß doch sît geschach:
  durch ir vil starken übermuot   ir deheiner ims verjach.

  Dô gie diu küneginne   mit grôßer menege dan.                     1804
  done wolden dise zwêne   iedoch niht hôher stân
  zweier hande breite:   daß was den Hiunen leit.
  jâ muose si sich dringen   mit den helden vil gemeit.

  Etzeln kamerære   die endûhte daß niht guot:                      1805
  jâ heten si den recken   erzürnet dô den muot,
  wan daß si entorsten   vor dem künege hêr.
  dâ was vil michel dringen   und doch niht anderes mêr.

  Dô man dô Gote gediende   und daß si wolden dan,                  1806
  vil balde kom ze rossen   manec Hiunen man.
  dô was bî Kriemhilde   vil manec schœniu meit;
  wol siben tûsent degene   bî der küneginne reit.

  Kriemhilt mit ir vrouwen   in diu venster gesaß                   1807
  zuo Etzeln dem rîchen:   liep was im daß.
  si wolden schouwen rîten   helde vil gemeit.
  hei, waß vremder recken   vor in ûf dem hove reit!

  Dô was ouch der marschalc   mit den rossen komen:               A.1808
  Dancwart der vil küene   hete ze im genomen
  sîns hêrren ingesinde   von Burgunden lant.
  diu ros man wol gesatelet   den küenen Niblungen vant.

  Dô ze rosse kômen   die künege und ir man,                        1809
  Volkêr der küene   râten daß began,
  si solden buhurdieren   nâch ir landes siten.
  des wart von den helden   sît vil hêrlîch geriten.

  Der helt het in gerâten,   des si doch niht verdrôß;              1810
  der buhurt unt daß schallen   wurden beide grôß.
  ûf den hof vil wîten   kom vil manec man.
  Etzel unde Kriemhilt   daß selbe schouwen began.

  Ûf den buhurt kômen   sehs hundert degene,                        1811
  Dietrîches recken,   den gesten zegegene.
  si wolden kurzwîle   mit den Burgunden hân:
  het er ins gegunnen,   si hetenß gerne getân.

  Hei, waß guoter recken   in dâ nâch reit!                         1812
  dem hêrren Dietrîche   wart daß geseit.
  mit Guntheres mannen   daß spil er in verbôt.
  er vorhte sîner manne:   des gie im sicherlîchen nôt.

  Dô die von Berne   gescheiden wâren dan,                          1813
  dô kômen von Bechlâren   Rüedegêres man
  fünf hundert under schilden   vür den sal geriten.
  liep wære dem marcgrâven,   daß siß hêten vermiten.

  Er kom zuo zin vil balde   gedrungen durch die schar              1814
  und seite sînen mannen,   si wæren des gewar,
  daß in unmuote wæren   Guntheres man:
  ob si den buhurt ließen,   eß wær im liebe getân.

  Dô von in geschieden   die helde vil gemeit,                      1815
  dô kômen die von Dürengen,   als uns daß ist geseit,
  und der von Tenemarken   wol tûsent küener man.
  von stichen sach man vliegen   vil der trunzûne dan.

  Irnvrit unde Hâwart   in den buhurt riten;                      A.1816
  ir heten die von Rîne   vil stolzlîch erbiten.
  si buten manege tjoste   den von Dürengen lant:
  des wart von stichen dürkel   manec hêrlîcher rant.

  Dô kom der hêrre Blœdelîn   mit drin tûsent dar.                  1817
  Etzel unde Kriemhilt   nâmen sîn wol war,
  wan vor in beiden   diu rîterschaft geschach.
  diu künegin eß gerne   durch leit der Burgunde sach.

  Si gedâht in ir muote,   als eß was nâch geschehen:                 C.
  ‚geschæhe iemen leide,   sô möhte ich mich versehen,
  daß eß erhaben würde:   an den vînden mîn
  wurde ich wol errochen,   des wolde ich gar ân angest sîn.‘

  Schrûtân unde Gibeke   ûf den buhurt riten,                       1818
  Râmunc und Hornboge,   nâch Hiunischen siten.
  si hielten gein den helden   von Burgunden lant.
  die schefte dræten hôhe   über des küneges sales want.

  Swes dâ iemen phlæge,   sô was eß niuwan schal.                     B.
  man hôrte von schilde stœßen   palas unde sal
  harte lût erdießen   von Guntheres man.
  den lop daß sîn gesinde   mit grôßen êren gewan.

  Dô was ir kurzwîle   sô michel unde grôß,                         1819
  daß durch die covertiure   der blanke sweiß dô vlôß
  von den guoten rossen,   diu die helde riten.
  si versuochtenß an den Hiunen   mit vil hôhverten siten.

  Dô sprach der küene Volkêr,   ein edel spilman:                   1820
  ‚ich wæne, uns dise recken   türren niht bestân.
  ich hôrte ie sagen mære,   si wæren uns gehaß:
  nu enkunde eß sich gevüegen   zwâre niender in baß.‘

  ‚Zen herbergen vüeren,‘   sprach der künic hêr,                   1821
  ‚sol man uns die mœre   und rîten danne mêr
  hin gein âbende,   sô es wirdet zît.
  waß, ob diu küneginne   den lop den Burgunden gît?‘

  Dô sâhens einen rîten   sô weigerlîchen hie,                      1822
  daß eß al der Hiunen   getet neheiner nie.
  jâ moht er in den venstern   wol haben herzen trût:
  er vuor sô wol gekleidet   sam eins vil werden rîters brût.

  Dô sprach aber Volkêr:   ‚wie möht ich daß verlân?                1823
  jener trût der vrouwen   muoß ein gepiuße hân.
  eß kan nieman gescheiden,   eß gât im an den lîp:
  ja enruoch ich, ob eß zürnet   des künic Etzelen wîp.‘

  ‚Nein, durch mîne liebe,‘   sprach der künic sân.               A.1824
  ‚eß wîßent uns die liute,   ob wir si bestân.
  lât eß heben die Hiunen:   daß vüeget sich noch baß.‘
  dannoch der künic Etzel   bî der küneginne saß.

  ‚Ich wil den buhurt mêren,‘   sprach dô Hagene.                 A.1825
  ‚lât die vrouwen schouwen   und die degene,
  wie wir künnen rîten:   daß ist guot getân;
  man gît doch lop deheinen   des künic Guntheres man.‘

  Volkêr der vil snelle   den buhurt wider reit.                    1826
  daß wart sît maneger vrouwen   grœßlîchen leit.
  er stach dem rîchen Hiunen   daß sper durch den lîp:
  daß sach man sît beweinen   beide meit unde wîp.

  Dô rukte hurteclîche   Hagne nâch im dan:                       A.1827
  mit sehzec sîner degene   rîten er began
  nâch dem videlære,   dâ daß spil geschach.
  Etzel unde Kriemhilt   eß bescheidenlîchen sach.

  Done wolden die drî künege   den küenen spilman                 A.1828
  bî den vîenden   niht âne huote lân.
  dâ wart von tûsent helden   vil kunstlîch geriten.
  si tâten, daß si wolden   in vil hôhverten siten.

  Dô der rîche Hiune   ze tôde was erslagen,                        1829
  man hôrte sîne mâge   rüefen unde klagen.
  dô vrâgte al daß gesinde:   ‚wer hât eß getân?‘
  ‚daß hât der videlære,   Volkêr der küene spilman.‘

  Nâch swerten unde schilden   riefen dâ zehant                   A.1830
  des marcgrâven mâge   von der Hiunen lant:
  si wolden Volkêren   ze tôde erslagen hân.
  der wirt ûß eime venster   vil harte gâhen began.

  Dô huop sich von den Hiunen   allenthalben schal.                 1831
  die künege und ir gesinde   erbeißten vür den sal.
  diu ros ze rucke stießen   die Burgunden man.
  dô kom künic Etzel:   der hêrre eß scheiden began.

  Ein des Hiunen mâge,   den er bî im vant,                       A.1832
  ein vil scharfeß wâfen   brach erm ûß der hant:
  dô sluog ers alle widere,   wan im was vil zorn.
  ‚wie hete ich mînen dienest   an disen helden verlorn!

  ‚Ob ir nu disen spileman   hêt dar umbe erslagen,                 1833
  ich hieß iuch alle hâhen,   daß wil ich iu sagen.
  ich sach vil wol sîn rîten,   dô er den Hiunen stach,
  daß eß âne sînen willen   von eime strûche geschach.

  ‚Ir müeßet mîne geste   vride lâßen hân.‘                       A.1834
  dô wart er ir geleite.   diu ros zôch man dan
  zuo den herbergen.   si heten manegen kneht,
  die in mit vlîße wâren   ze allem dienste gereht.

  Der wirt mit sînen vriunden   in den palas gie:                   1835
  zorn er mêr deheinen   dâ niht werden lie.
  dô rihte man die tische,   daß waßßer man in truoc.
  dô heten die von Rîne   der starken vînde genuoc.

  Swie leit eß Etzeln wære,   gewâfent manege schar                   C.
  sach man nâch vürsten dringen   und wol ze vlîße gar,
  dâ si zen tischen giengen,   durch der geste haß.
  ir mâc si wolden rechen,   ob sich gevüegen kunde daß.

  ‚Sît ir gewâfent gerner   eßßet danne blôß,‘                        C.
  sprach der wirt des landes,   ‚diu unzuht ist ze grôß;
  swer aber mînen gesten   hie tuot deheiniu leit,
  eß gêt im an sîn houbet:   daß sî iu Hiunen geseit.‘

  Ê die hêrren gesæßen,   des wart harte lanc.                      1836
  diu Kriemhilde sorge   si ze sêre twanc.
  (si sprach:) ‚vürste von Berne,   ich suoche dînen rât,
  helfe und genâde:   mîn dinc mir angestlîche stât.‘

  Des antwurte ir Hildebrant,   ein recke lobelîch:                 1837
  ‚swer sleht die Nibelunge,   der tuot eß âne mich,
  durch deheines schatzes liebe;   eß mac im werden leit.
  si sint noch unbetwungen   die snellen rîter gemeit.‘

  ‚Ich wolt et niuwan Hagenen,   der mir hât leit getân,              C.
  er morte Sîvriden,   den mînen lieben man.
  der in ûß den andern schiede,   dem wær mîn golt bereit.
  engult es anders iemen,   daß wær mir inneclîchen leit.‘

  Dô sprach aber Hildebrant:   ‚wie kunde daß geschehen,              C.
  daß man in bî in slüege?   ich ließe iuch daß gesehen:
  ob man den helt bestüende,   sich hüebe lîhte ein nôt,
  daß arme unde rîche   dar umbe müesen ligen tôt.‘

  Dô sprach in sînen zühten   dar zuo hêr Dietrîch:                 1838
  ‚die rede lât belîben,   küneginne rîch;
  mir habent iuwer mâge   der leide niht getân,
  daß ich die degne küene   mit strîte welle bestân.

  ‚Diu bete iuch lützel êret,   vil edel vürsten wîp,               1839
  daß ir iuwern mâgen   râtet an den lîp.
  si kômen ûf genâde   her in ditze lant;
  Sîvrit ist unerrochen   vone Dietrîches hant.‘

  Dô si der untriuwe   an dem Berner niene vant,                    1840
  dô lobete si alsô balde   in Blœdelînes hant
  eine wîte marke,   die Nuodunc ê besaß;
  sît dô sluog in Dancwart,   daß er der gâbe gar vergaß.

  Si sprach: ‚du solt mir helfen,   hêrre Blœdelîn.                 1841
  jâ sint in disem hûse   die vîende mîn,
  die Sîvriden sluogen,   den mînen lieben man:
  swer mir daß hilfet rechen,   dem bin ich immer undertân.‘

  Des antwurte ir Blœdel,   dâ er bî ir saß:                        1842
  ‚jane getar ich dînen mâgen   gerâten keinen haß,
  wan si mîn bruoder   bî im gerne siht:
  ob ich si bestüende,   der künec vertrüege mir sîn niht.‘

  ‚Neinâ, hêrre Blœdel,   ich bin dir immer holt:                   1843
  jâ gib ich dir ze miete   silber unde golt
  und eine schœne vrouwen,   daß Nuodunges wîp:
  sô maht du gerne triuten   ir vil minneclîchen lîp.

  ‚Daß lant zuo den bürgen   wil ich dir alleß geben,               1844
  sô mahtu, rîter edele,   mit vreuden immer leben,
  gewinnestu die marke,   dâ Nuodunc inne saß.
  swaß ich dir lobe hiute,   mit triuwen leiste ich dir daß.‘

  Dô der hêrre Blœdel   die miete vernam,                           1845
  und daß im durch ir schœne   diu vrouwe wol gezam,
  mit strîte wânde er dienen   daß minneclîche wîp.
  dar umbe muose der recke   dô verliesen den lîp.

  Er sprach zer küneginne:   ‚gêt wider in den sal.               A.1846
  ê es iemen werde inne,   sô heb ich einen schal.
  eß muoß erarnen Hagene,   daß er iu hât getân:
  ich antwurte iu gebunden   des künic Guntheres man.‘

  ‚Nu wâfent iuch,‘ sprach Blœdel,   ‚alle, die ich hân.            1847
  wir suln den vîenden   in die herberge gân.
  des wil mich niht erlâßen   daß Etzelen wîp:
  dar umbe suln wir helde   alle wâgen den lîp.‘

  Dô diu küneginne   Blœdelînen lie                                 1848
  in des strîtes willen,   ze tische si dô gie
  mit Etzeln dem künege   und ouch mit sînen man.
  si hete swinde ræte   an die geste getân.

  Wie si ze tische giengen,   daß wil ich iu sagen:                   C.
  man sach dâ künege rîche   krône vor ir tragen.
  vil manegen hôhen vürsten   und manegen werden degen
  die sach man grôßer zühte   vor der küneginne phlegen.

  Der künic schuof den gesten   den sedel überal,                     C.
  den hôhsten und den besten   zuozim in den sal.
  den kristen und den heiden   ir spîse er underschiet;
  man gap genuoc in beiden,   als eß der wîse künec beriet.

  Ir ander ingesinde   zen herbergen âßen:                            C.
  den wâren truhsæßen   ze dieneste lâßen,
  die muosen ir spîse   wol ze vlîße phlegen.
  ir wirtschaft und ir vreude   wart sît mit jâmer widerwegen.

  Dô der strît niht anders   kunde sîn erhaben,                     1849
  Kriemhilt leit daß alte   in ir herzen was begraben,
  dô hieß sie tragen ze tische   den Etzelen sun.
  wie kund ein wîp durch râche   immer vreislîcher tuon?

  Dô giengen an der stunde   vier Etzelen man:                      1850
  si truogen Ortlieben,   den jungen künic, dan
  zuo der vürsten tische,   dâ ouch Hagene saß.
  des muoseß kint ersterben   durch sînen mortlîchen haß.

  Dô der künic rîche   sînen sun ersach,                            1851
  zuo sînen konemâgen   er güetlîchen sprach:
  ‚nu sehet, vriunde mîne,   daß ist mîn einec sun
  und ouch iurer swester:   daß mac iu allen wesen vrun.

  ‚Gevâht er nâch dem künne,   er wirt ein küene man,               1852
  rîch und vil edele,   starc und wol getân.
  lebe ich deheine wîle,   ich gib im zwelf lant:
  sô mag iu wol gedienen   des jungen Ortliebes hant.

  ‚Dar umbe bite ich gerne   iuch, lieben vriunde mîn,              1853
  swenne ir ze lande widere   rîtet an den Rîn,
  sô sult ir mit iu vüeren   iuwer swester sun
  und sult ouch an dem kinde   vil genædeclîchen tuon.

  ‚Und ziehet in zen êren,   unz er werde man:                      1854
  hât iu in den landen   iemen iht getân,
  daß hilfet er iu rechen,   gewahset im sîn lîp.‘
  die rede hôrte ouch Kriemhilt,   des künic Etzelen wîp.

  ‚Im solden wol getrouwen   dise degene,                           1855
  gewüehse er ze manne,‘   sô sprach Hagene:
  ‚doch ist der künic junge   sô veiclîch getân:
  man sol mich sehen selten   ze hove nâch Ortliebe gân.‘

  Der künec an Hagnen blicte:   diu rede was im leit.               1856
  swie niht dar umbe redete   der vürste gemeit,
  eß truobte im daß herze   und swârte im den muot.
  dô was Hagenen wille   niht ze kurzwîle guot.

  Eß tet den vürsten allen   mit dem künege wê,                     1857
  daß Hagne von dem kinde   hete gesprochen ê.
  daß siß vertragen solden,   daß was in ungemach;
  sin wessen niht der mære,   waß von dem recken sît geschach.

  Genuoge, die eß hôrten   und im doch wâren gram,                    C.
  in hêten gern bestanden;   ouch hete der künec alsam,
  torster von sînen êren,   sô wær ers komen in nôt.
  sît tet im Hagene mêre,   er sluogn vor sînen ougen tôt.



Âventiure

wie Blœdel mit Dancwart an der herberge streit.


  Blœdelînes recken   die wâren alle gar.                     XVIII.1858
  mit tûsent halspergen   huoben si sich dar,
  dâ Dancwart mit den knehten   ob den tischen saß.
  dâ huop sich under helden   der aller grœßiste haß.

  Alsô der hêrre Blœdel   vür die tische gie,                       1859
  Dancwart der marschalc   in vlîßeclîch enphie.
  ‚willekomen her ze hûse,   mîn hêr Blœdelîn:
  jâ wundert mich der mære:   waß sol disiu rede sîn?‘

  ‚Jane darftu mich niht grüeßen,‘   sô sprach Blœdelîn,            1860
  ‚wan ditze komen mîneß   muoß dîn ende sîn
  durch Hagenen dînen bruoder,   der Sîvriden sluoc.
  des enkiltestu zen Hiunen   und ander degene genuoc.‘

  ‚Neinâ, hêrre Blœdel,‘   sprach dô Dancwart.                      1861
  ‚sô möht uns balde riuwen   disiu hovevart.
  ich was ein wênic kindel,   dô Sîvrit vlôs den lîp:
  ine weiß niht, waß mir wîßet   des künic Etzelen wîp.‘

  ‚Ja enweiß ich dir der mære   niht mê ze sagene;                  1862
  eß tâten dîne mâge   Gunther und Hagene.
  nu wert iuch vil ellenden:   ir kunnet niht genesen,
  ir müeßet mit dem tôde   phant daß Kriemhilde wesen.‘

  ‚So enwelt ir niht erwinden?‘   sprach dô Dancwart.               1863
  ‚sô riuwet mich mîn vlêgen,   daß wære baß gespart!‘
  der snelle degen küene   von dem tische spranc,
  er zôch ein scharpheß wâfen,   daß was michel unde lanc.

  Dô sluoc er Blœdelîne   einen swinden swertes slac,               1864
  daß im daß houbt mit helme   vor den vüeßen lac.
  ‚daß sî dîn morgengâbe,‘   sprach Dancwart der degen,
  ‚zuo Nuodunges briute,   die du mit minne woldest phlegen.

  ‚Man mac si morgen mehelen   einem andern man:                    1865
  wil er die brûtmiete,   dem wirt alsam getân.‘
  ein vil getriuwer Hiune   hete im daß geseit,
  daß in diu küneginne   riet sô grœßlîchiu leit.

  Dô sâhen Blœdelînes man,   ir hêrre lac erslagen;                 1866
  done wolden si den gesten   niht langer daß vertragen.
  mit ûferbürten swerten   si sprungen vür diu kint
  in grimmem muote:   daß gerou vil manegen sint.

  Lûte rief dô Dancwart   al die knappen an:                        1867
  ‚ir seht wol, edel knehte,   wie eß umb uns wil gân.
  nu wert iuch ellenden,   als iuch des twinget nôt,
  daß ir vrumeclîche   âne schanden liget tôt.‘

  Die niht swert enhêten,   die reihten vür die banc:               1868
  si huoben von den vüeßen   vil manegen schamel lanc.
  der Burgunden knehte   wolden niht vertragen:
  dâ wart von swæren stüelen   durch helme biulen vil geslagen.

  Wie grimme sich dô werten   diu ellenden kint!                    1869
  si triben ûß dem hûse   die gewâfenden sint:
  doch beleip ir tôt dar inne   fünf hundert oder baß.
  dô was daß ingesinde   von bluote rôt unde naß.

  Disiu starken mære   wurden dan geseit                            1870
  Etzelen recken:   eß was in grimme leit,
  daß erslagen wære   Blœdel und sîne man;
  daß hete Hagenen bruoder   mit den knehten getân.

  Ê eß der künec ervünde,   die Hiunen durch ir haß,                1871
  der garten sich zwei tûsent   oder dannoch baß.
  si giengen zuo den knehten,   daß muos et alsô wesen,
  und ließen des gesindes   ninder einen genesen.

  Die ungetriuwen brâhten   vürß hûs ein michel her.                1872
  die ellenden knehte   stuonden wol ze wer.
  waß half ir baldeß ellen?   si muosen ligen tôt;
  dar nâch in kurzen stunden   sich huop ein vreislîcher nôt.

  Hie mugt ir hœren wunder   bî ungevüege sagen:                    1873
  niun tûsent knehte   die lâgen tôt erslagen,
  dar über rîter zwelfe   der Dancwartes man.
  man sach in alterseine   noch bî den vîenden stân.

  Der schal was geswiftet,   der dôß was gelegen.                   1874
  dô blicte über ahsel   Dancwart der degen:
  er sprach: ‚ouwê der vriunde,   die ich verloren hân.
  nu muoß ich leider eine   bî mînen vîenden stân.‘

  Diu swert genôte vielen   ûf sîn eines lîp:                       1875
  daß muose sît beweinen   vil maneges heldes wîp.
  den schilt den ructe er hôher,   den veßßel nider baß:
  dô vrumte er vil der ringe   von bluote vließende naß.

  ‚Sô wê mir dirre leide,‘   sprach Aldrîânes kint.                 1876
  ‚nu wîchet, Hiunen recken,   ir lât mich an den wint,
  daß der luft erküele   mich sturmmüeden man.‘
  do begunder ân ir willen   in strîte gegen der türe gân.

  Alsô der strîtemüede   ûß dem hûse spranc,                        1877
  waß iteniuwer swerte   ûf sîme helme erklanc!
  die niht gesehen hêten,   waß wunders tet sîn hant,
  die sprungen hin enkegene   dem von Burgunden lant.

  ‚Nu wolde Got,‘ sprach Dancwart,   ‚möht ich den boten hân,       1878
  der mînen bruoder Hagenen   kunde wißßen lân,
  daß ich vor disen recken   stên in sölher nôt!
  er hulfe mir von hinnen   oder er gelæge bî mir tôt.‘

  Dô sprâchen Hiunen recken:   ‚der bote muostu sîn,                1879
  sô wir dich tragen tôten   vür den bruoder dîn.
  sô sihet im êrste leide   der Guntheres man.
  du hâst dem künege Etzel   sô grôßen schaden hie getân.‘

  Er sprach: ‚nu lât daß dröuwen   und wîchet hôher baß:            1880
  ja getuon ich eteslîchem   noch die ringe naß.
  ich wil diu mære selbe   hin ze hove tragen
  und wil ouch mînen hêrren   mînen grôßen kumber klagen.‘

  Er leidete sich sô sêre   den Etzelen man,                        1881
  daß si in mit den swerten   torsten niht bestân:
  dô schußßen si der gêre   sô vil in sînen rant,
  daß er in durch die swære   muose lâßen von der hant.

  Dô wândens in betwingen,   dô er niht schildes truoc.             1882
  hei, waß er tiefer wunden   durch die helme sluoc!
  des muose vor im strûchen   manec küener man,
  dar umbe lop vil grôßen   der küene Dancwart gewan.

  Ze beiden sînen sîten   sprungen si im zuo.                       1883
  jâ kom ir eteslîcher   in den strît ze vruo.
  dô gie er vor den vînden,   alsam ein eberswîn
  ze walde tuot vor hunden:   wie möht er küener gesîn?

  Sîn vart diu wart erniuwet   von heißem bluote naß.               1884
  wie kund ein einec recke   gestrîten immer baß
  mit sînen vîenden,   danne er het getân?
  man sach Hagenen bruoder   ze hove hêrlîchen gân.

  Truhsæßen unde schenken   die hôrten swerte klanc:                1885
  vil maneger dô daß trinken   von der hende swanc
  und etelîche spîse,   die man ze hove truoc.
  dô kom im vor der stiegen   der starken vînde genuoc.

  ‚Wie nu, ir truhsæßen?‘   sprach der müede degen,                 1886
  ‚jâ soldet ir der geste   vil güetlîchen phlegen
  und soldet den hêrren   guote spîse tragen
  und ließet mich diu mære   mînen lieben hêrren sagen.‘

  Swelher durch sîn ellen   im vür die stiegen spranc,              1887
  der sluog er etelîchem   sô swæren swertes swanc,
  daß si durch die vorhte   ûf hôher muosen stân.
  eß het sîn starkeß ellen   vil michel wunder getân.



Âventiure

wie Dancwart diu mære ze hove sînen hêrren brâhte.


  Alsô der küene Dancwart   under die tür getrat,                   1888
  daß Etzeln gesinde   er hôher wîchen bat.
  mit bluote was berunnen   alleß sîn gewant;
  ein vil scharfeß wâfen   truog er blôß an sîner hant.

  Eß was reht in der wîle,   do er kom vür die tür,                   C.
  daß man Ortlieben   truoc wider unde vür
  von tische zuo tischen   den vürsten wol geborn:
  von disen starken mæren   wart daß kindelîn verlorn.

  Vil lûte rief dô Dancwart   einem degene:                         1889
  ‚ir sitzet alze lange,   bruoder Hagene.
  iu und Got von himele   klage ich unser nôt:
  rîter unde knehte   sint an den herbergen tôt.‘

  Er rief im hin enkegene:   ‚wer hât daß getân?‘                   1890
  ‚daß hât der hêrre Blœdel   unde sîne man.
  ouch hât ers sêre enkolten,   daß wil ich iu sagen:
  ich hân mit mînen handen   im sîn houbet ab geslagen.‘

  ‚Daß ist ein schade kleine,‘   sprach dô Hagene,                  1891
  ‚swâ man solhiu mære   saget von degene,
  ob er von recken henden   verliuset sînen lîp:
  in suln deste ringer   klagen wætlîchiu wîp.

  ‚Nu saget mir, lieber bruoder,   wie sît ir sô rôt?             A.1892
  ich wæne, ir von wunden   lîdet grôße nôt.
  ist er inder inme lande,   der eß iu hât getân,
  in erner der übel tiuvel,   eß muoß im an sîn leben gân.‘

  ‚Ir sehet mich wol gesunden:   mîn wât ist bluotes naß.         A.1893
  von ander manne wunden   ist mir geschehen daß,
  der ich alsô manegen   hiute hân erslagen,
  ob ich des swern solde,   ine kundeß nimmer gesagen.‘

  Er sprach: ‚bruoder Dancwart,   sô hüetet uns der tür,            1894
  lât der Hiunen einen   komen niht dervür.
  ich wil reden mit den recken,   als uns des twinget nôt:
  unser ingesinde   lît von in unverdienet tôt.‘

  ‚Sol ich sîn kamerære,‘   sprach der küene man,                   1895
  ‚alsô rîchen künegen   ich wol gedienen kan:
  sô phlige ich der stiegen   nâch den êren mîn.‘
  den Kriemhilde degenen   kunde leider niht gesîn.

  ‚Mich nimt des michel wunder,‘   sprach aber Hagene,              1896
  ‚waß nu hie inne rûnen   die Hiunen degene.
  si wæn des lîhte enbæren,   der an der tür dâ stât
  und diu hovemære   geseit den Burgunden hât.

  ‚Ich hân vernomen lange   von Kriemhilde sagen,                   1897
  daß si ir herzeleide   wolde niht vertragen.
  nu trinken wir die minne   und gelten sküneges wîn:
  der junge voit der Hiunen   der muoß der aller êrste sîn.‘

  Dô sluoc daß kint Ortlieben   Hagne der helt guot,                1898
  daß im gein der hende   anme swerte vlôß das bluot
  und der küneginne eß   houbet sprang in die schôß.
  dô huop sich under degenen   ein mort vil grimme unde grôß.

  Er sluog deme meizogen   einen swinden swertes slac               1899
  mit beiden sînen henden,   der des kindes phlac,
  daß im daß houbet schiere   vor tische nider lac.
  eß was ein jæmerlîcheß lôn,   daß er dem meizogen wac.

  Er sach vor Etzeln tische   einen spilman:                        1900
  Hagne in sîme zorne   gâhen dar began.
  er sluoc im ûf der gîgen   abe die zeswen hant:
  ‚daß habe dir der botschefte   in der Burgunden lant.‘

  ‚Sô wê mir mîner hende,‘   sprach Werbel sân.                     1901
  ‚hêr Hagene von Troneje,   waß hân ich iu getân?
  ich kom ûf grôße triuwe   in iuwer hêrren lant.
  wie klenk ich nu die dœne,   sît ich verlorn hân die hant?‘

  Hagne ahte ringe,   gevidelter nimmer mêr.                      A.1902
  dô vrumt er inme hûse   diu verchgrimmen sêr
  an den Etzeln recken,   der er sô vil ersluoc.
  dô brâhte er in dem gademe   ze tôde recken genuoc.

  Volkêr der vil snelle   von dem tische spranc:                    1903
  ein videlboge im lûte   an sîner hant erklanc.
  dô videlte ungevuoge   Gunthers spilman.
  hei, waß er im ze vînde   der küenen Hiunen gewan!

  Ouch sprungen von den tischen   die drîe künege hêr.              1904
  si woldenß gerne scheiden,   ê schade geschæhe mêr.
  sine mohtenß mit ir sinnen   dô niht understân,
  dô Volkêr unde Hagene   sô sêre wüeten began.

  Dô sach der voit von Rîne   ungescheiden den strît:               1905
  dô sluoc der vürste selbe   manege wunden wît
  durch die liehten ringe   den vîenden sîn.
  eß was ein helt zen handen,   daß wart dâ grœßlîche schîn.

  Dô kom ouch zuo dem strîte   der starke Gêrnôt:                   1906
  jâ vrumte er der Hiunen   vil manegen helt tôt
  mit eime scharfen swerte,   daß im gap Rüedegêr.
  den Etzelen recken   tet er diu gremlîchen sêr.

  Der junge sun vroun Uoten   zuo dem strîte spranc:                1907
  sîn wâfen hêrlîchen   durch die helme ranc
  den Etzelen recken   ûßer Hiunen lant;
  dâ tet vil michel wunder   des küenen Gîselheres hant.

  Swie vrum si alle wâren,   die künege und ouch ir man,            1908
  doch sach man vor in allen   Volkêren stân
  gein den vîenden;   eß was ein helt guot:
  er vrumte mit wunden   manegen vallen in daß bluot.

  Ouch werten sich vil sêre   die Etzelen man.                      1909
  dô sach man die geste   houwende gân
  mit den vil liehten swerten   durch des küneges sal.
  man hôrte allenthalben   von wuofe grœßlîchen schal.

  Dô wolden die dar ûße   zir vriunden sîn dar in:                  1910
  die nâmen an den türen   vil kleinen gewin.
  dô wæren die dar inne   vil gerne vür den sal:
  Dancwart ließ ir deheinen   die stiegen ûf noch ze tal.

  Des huop sich vor den türen   vil starker gedranc                 1911
  und ouch von den swerten   grôßer helmklanc.
  des kom der küene Dancwart   in eine grôße nôt:
  daß besorgete sîn bruoder,   als im sîn triuwe gebôt.

  Vil lûte rief dô Hagene   Volkêren an:                            1912
  ‚seht ir dort, geselle,   mînen bruoder stân
  vor Hiunischen recken   under starken slegen?
  vriunt, nert mir den bruoder:   wir verliesen den degen.‘

  ‚Daß tuon ich sicherlîchen,‘   sprach der spilman.                1913
  er begunde videlunde   durch den palas gân:
  ein herteß swert im ofte   an sîner hant erklanc.
  die recken von Rîne   im seiten grœßlîchen danc.

  Volkêr der küene   zuo Dancwarte sprach:                          1914
  ‚ir habt erliten hiute   vil grôßen ungemach.
  mich bat iuwer bruoder   durch helfe zuo iu gân.
  welt ir nu sîn dar ûße,   sô wil ich innerthalben stân.‘

  Dancwart der snelle   stuont ûßerhalb der tür:                    1915
  dô werte er in ir stiegen,   swaß ir kom der vür.
  des hôrt man wâfen hellen   den helden an der hant.
  sam tet ouch innerthalben   Volkêr von Burgunden lant.

  Der küene videlære   rief über menege:                            1916
  ‚daß hûs ist wol besloßßen,   vriunt her Hagene,
  jâ ist alsô verschrenket   diu Etzelen tür
  von zweier helde handen:   dâ gênt wol tûsent rigel vür.‘

  Dô von Troneje Hagene   die tür sach sô behuot,                 A.1917
  den schilt warf dô ze rucke   der mære helt guot:
  dô êrst begund er rechen   sîner vriunde leit.
  sîns zornes muose engelten   vil manec rîter gemeit.

  Dô der voit von Berne   daß wunder rehte ersach,                A.1918
  daß Hagene der starke   sô manegen helm brach,
  der künec von Amelunge   spranc ûf eine banc.
  er sprach: ‚hie schenket Hagene   daß aller wirseste tranc.‘

  Der wirt het grôße sorge,   sîn wîp diu het alsam:              A.1919
  waß man im lieber vriunde   vor sînen ougen nam!
  wan er vor sînen vînden   vil kûme dâ genas.
  er saß vil angestlîche:   waß half im, daß er künic was?

  Kriemhilt diu rîche   rief Dietrîchen an:                       A.1920
  ‚hilf mir, rîter edele,   mit dem lîbe dan,
  durch aller vürsten tugende   ûß Amelunge lant:
  wan erreicht mich Hagene,   ich hân den tôt an der hant.‘

  ‚Wie sol ich iu gehelfen,‘   sprach hêr Dieterîch,              A.1921
  ‚edel küneginne?   nu sorge ich umbe mich.
  eß sint sô sêr erzürnet   Guntheres man,
  daß ich an disen zîten   gevriden nieman enkan.‘

  ‚Neinâ, hêrre Dietrîch,   vil edel rîter guot,                  A.1922
  lâßâ hiute schînen   dînen tugentlîchen muot,
  daß du mir helfest hinnen,   oder ich belîbe tôt.
  nu hilf mir und dem künege   ûß dirre angeslîcher nôt.‘

  ‚Daß wil ich versuochen,   ob ich iu helfen kan,                A.1923
  wand ich in langen zîten   niht gesehen hân
  sô bitterlîch erzürnet   manegen rîter guot.
  jâ sich ich durch die helme   von swerten springen daß bluot.‘

  Mit kraft begunde rüefen   der rîter ûß erkorn,                 A.1924
  daß sîn stimme erhlûte   sam ein wisntes horn,
  und daß diu burc vil wîte   von sîner kraft erdôß.
  diu sterke Dietrîches   was unmæßlîchen grôß.

  Dô gehôrte rüefen   Gunther disen man                           A.1925
  in dem vil herten sturme:   hlosen er began.
  er sprach: ‚Dietrîches stimme   ist in mîn ôre komen.
  ich wæne, im unser degene   haben etwen benomen.

  ‚Ich sich in ûf dem tische   winken mit der hant.               A.1926
  vriunt unde mâge   von Burgunden lant,
  habet ûf des strîtes,   lât hœren unde sehen,
  waß hie Dietrîche   von uns ze schaden sî geschehen.‘

  Dô der künic Gunther   bat und ouch gebôt,                      A.1927
  si habten ûf mit swerten   in des strîtes nôt.
  daß was gewalt vil grôßer,   daß dâ niemen sluoc.
  er vrâgte den von Berne   der mære schiere genuoc.

  Er sprach: ‚vil edel Dietrîch:   waß ist iu hie getân           A.1928
  vone mînen vriunden?   willen ich des hân,
  buoße und suone   der bin ich iu bereit.
  swaß iu iemen tæte,   daß wær mir inneclîchen leit.‘

  Dô sprach der hêrre Dietrîch:   ‚mir ist niht getân.            A.1929
  lât mich ûß dem hûse   mit iurme vride gân
  von disem herten strîte   mit dem gesinde mîn.
  daß wil ich umbe iuch degene   immer dienende sîn.‘

  ‚Waß vlêhet ir sô sêre?‘   sprach hêr Wolfhart,                 A.1930
  ‚jane hât der videlære   die tür nie sô verspart,
  wir entsließen si sô wîte,   daß wir dar vür gân.‘
  ‚nu swîc,‘ sprach hêr Dietrîch,   ‚du hast den tievel getân.‘

  Dô sprach der künic Gunther:   ‚erlouben ich iu wil:            A.1931
  vüert ûß dem hûse   wênec oder vil
  âne mîne vînde:   die suln hie bestân.
  si hânt mir zen Hiunen   sô rehte leide getân.‘

  Dô er daß erhôrte,   under arm er beslôß                        A.1932
  die edelen küneginne;   ir sorge was vil grôß:
  dô vuorte er anderthalben   Etzeln mit im dan.
  ouch gie mit Dietrîche   sechs hundert wætlîcher man.

  Dô sprach der marcgrâve,   der edel Rüedegêr:                   A.1933
  ‚sol aber ûß dem hûse   iemen komen mêr,
  die iu doch gerne dienent,   daß lât uns vernemen:
  sô sol vride stæte   guoten vriunden gezemen.‘

  Des antwurte Gîselher   sîme sweher zehant:                     A.1934
  ‚vride unde suone   sî iu von uns bekant,
  sît ir sît triuwen stæte,   ir und iuwer man.
  ir sult unangestlîchen   mit iuren vriunden hinnen gân.‘

  Dô der hêrre Rüedegêr   gerûmte den sal,                          1935
  vünf hundert oder mêre   im volgten über al.
  daß was von den hêrren   durch triuwe getân,
  von den der künic Gunther   grôßen schaden sît gewan.

  Dô sach ein Hiunen recke   Etzelen gân                          A.1936
  bî Dietrîche nâhen:   genoßßen wolde ers hân.
  dem gap der videlære   einen sölhen slac,
  daß im daß houbet schiere   vor Etzeln vüeßen gelac.

  Dô der wirt des landes   kom vür daß hûs gegân,                 A.1937
  dô kêrt er sich hin widere   und sach Volkêren an.
  ‚ouwê mir dirre geste:   ditz ist ein grimmiu nôt,
  daß alle mîne recken   vor in sulen ligen tôt!‘

  ‚Ach wê der hôhzîte!‘   sprach der künic hêr.                     1938
  ‚dâ vihtet einer inne,   der heißet Volkêr,
  alsam ein eber wilde   und ist ein spilman.
  ich dankes mîme heile,   daß ich dem tievel entran.

  ‚Sîn leiche lûtent übele,   sîn züge sint rôt.                  A.1939
  jâ vellent sîne dœne   manegen helt tôt.
  ine weiß niht, waß uns wîße   der selbe spilman,
  wan ich gast nie einen   sô rehte leiden gewan.‘

  Zir herbergen giengen   die recken alsô hêr,                        C.
  der hêrre von Berne   und ouch Rüedegêr.
  sine wolden mit dem strîte   niht ze schaffen hân
  und gebuten ouch ir degenen,   daß sis mit vride solden lân.

  Und heten si getrouwet   alsolher swære,                            C.
  daß in diu von in beiden   sô künftec wære,
  sine wæren von dem hûse   niht sô sanfte komen,
  si heten eine stroufe   an den vil küenen ê genomen.

  Si heten, die si wolden,   lâßen vür den sal:                   A.1940
  dô huob sich innerhalben   grœßlîcher schal.
  die geste sêre râchen,   daß in ê geschach.
  Volkêr der vil küene,   hei, waß er helme zebrach!

  Sich kêrte gein dem schalle   Gunther der künic hêr:            A.1941
  ‚hœrt ir die dœne, Hagene,   die dort Volkêr
  videlt mit den Hiunen,   swer zuo den türen gât?
  eß ist ein rôter anstrich,   den er zem videlbogen hât.‘

  ‚Mich riuwet âne mâße,‘   sô sprach Hagene,                     A.1942
  ‚daß ich mich hân gescheiden   von dem degene.
  ich was sîn geselle   und ouch er der mîn:
  kome wir immer wider heim,   daß sul wir noch mit triuwen sîn.

  ‚Nu schouwe, künic hêre,   Volkêr ist dir holt:                 A.1943
  er dient willeclîchen   dîn silber und dîn golt!
  sîn videlboge snîdet   durch den herten stâl,
  er brichet ûß den helmen   diu liehte schînenden mâl.

  ‚In gesach nie videlære   sô hêrlîche stân,                     A.1944
  alsô der degen Volkêr   hiute hât getân.
  sîne leiche hellent   durch helm und durch rant:
  jâ sol er rîten guotiu ros   und tragen hêrlîch gewant.‘

  Swaß der Hiunen mâge   in dem sale was gewesen,                 A.1945
  der enwas nu deheiner   dar inne mê genesen.
  des was der schal geswiftet,   daß niemen mit in streit:
  diu swert von handen leiten   die küenen recken gemeit.



Âventiure

wie si die tôten abe wurfen.


  Die hêrren nâch ir müede   gesâßen dô ze tal.                   A.1946
  Volkêr unde Hagene   die giengen vür den sal.
  sich leinden über schilde   die übermüeten man:
  dô wart dâ rede spæhe   von in beiden vil getân.

  Dô sprach von Burgunden   Gîselher der degen:                   A.1947
  ‚jane muget ir, lieben vriunde,   noch ruowe niht gephlegen:
  ir sult die tôten liute   ûß dem hûse tragen:
  wir werden noch bestanden,   ich wilß iu wærlîchen sagen.

  ‚Si suln uns under vüeßen   hie niht langer ligen.              A.1948
  ê daß uns die Hiunen   mit sturme an gesigen,
  wir houwen noch die wunden,   diu mir vil sanfte tuot.
  des hân ich,‘ sprach dô Gîselher,   ‚einen stætigen muot.‘

  ‚Sô wol mich solhes hêrren,‘   sprach dô Hagene.                  1949
  ‚der rât enzæme nieman   wan eime degene,
  den uns mîn junger hêrre   hiute hât getân.
  des mugt ihr Burgunden   alle vrœlîche stân.‘

  Dô volgten si dem râte   und truogen vür die tür                A.1950
  siben tûsent tôten   wurfen si dervür.
  vor des sâles stiegen   vielen si ze tal.
  dô huop sich von ir mâgen   ein vil klagelîcher schal.

  Eß was ir etlîcher   sô mæßlîchen wunt,                         A.1951
  der sîn sanfter phlæge,   er wurde noch gesunt,
  der von dem hôhen valle   muose ligen tôt.
  daß klagten al ir vriunde:   des gie in wærlîchen nôt.

  Dô sprach der videlære   Volkêr, ein helt gemeit:               A.1952
  ‚nu kiuse ich des die wârheit,   als mir ist geseit:
  die Hiunen sint bœse,   si klagent sam diu wîp:
  si solden wan beruochen   der vil sêre wunden lîp.‘

  Dô wând ein marcgrâve,   er reiteß durch guot:                  A.1953
  er sach einen sînen mâc   gevallen in daß bluot.
  er beslôß in mit den armen   und wolde in tragen dan.
  den schôß ob im ze tôde   der vil küene spilman.

  Dô die anderen daß sâhen,   diu vluht huop sich von dan:        A.1954
  si begunden alle vluochen   dem selben spilman.
  einen gêr er ûf zucte   vil scharf unde hart,
  der von eime Hiunen   zuo im dar ûf geschoßßen wart.

  Den schôß er krefteclîchen   durch die burc dan                 A.1955
  über daß volk verre.   den Etzelen man
  gab er herberge   hôher von dem sal.
  sîn vil starkeß ellen   die liute vorhten über al.

  Dô stuonden vor dem hûse   Etzel und sîne man.                  A.1956
  Volkêr unde Hagene   reden dô began
  mit der Hiunen künege   allen ir muot.
  des kômen sît in sorge   die helden küene unde guot.

  ‚Eß zæme,‘ sô sprach Hagene,   ‚vil wol volkes trôst,         XIX.1957
  daß die hêrren væhten   ze aller vorderôst,
  alsô der mînen hêrren   hie ieslîcher tuot:
  die houwen durch die helme,   daß nâch den swerten vliußet bluot.‘

  Etzel was der küene,   er vaßte sînen schilt.                     1958
  ‚nu vart gewerlîche,‘   sprach vrou Kriemhilt,
  ‚und bietet ir den recken   daß golt über rant.
  wan erreicht iuch Hagene,   ir habt den tôt an der hant.‘

  Der künic was sô küene,   er wolde erwinden niht,                 1959
  daß von sô rîchen vürsten   selden nu geschiht.
  man muos in bî dem veßßel   ziehen wider dan.
  Hagene der grimme   in aber hœnen began:

  ‚Eß was ein nâhiu sippe,‘   sprach Hagene der degen,              1960
  ‚die Sîvrit unde Etzele   ze samne hânt gephlegen:
  er minnete Kriemhilden,   ê si gesæhe dich:
  künic vil bœse,   war umbe râtest ane mich?‘

  Dise rede hôrte   des edelen küneges wîp.                         1961
  des wart in ungemüete   Kriemhilde lîp.
  daß er si torste schelden   vor Etzelen man.
  dar umbe si aber râten   an die geste began.

  Si sprach: ‚der von Troneje   Hagenen flüege                      1962
  unde mir sîn houbet   her vür mich trüege,
  dem vult ich rôtes goldes   den Etzelen rant;
  dar zuo gæb ich im ze miete   vil guote bürge unde lant.‘

  ‚Nu enweiß ich, wes si bîtent,‘   sprach der spilman.             1963
  ‚ine gesach nie helde mê   sô zagelîchen stân,
  dâ man hôrte bieten   alsô hôhen solt.
  jâ ensold in Etzel   dar umbe nimmer werden holt.

  ‚Die hie sô lasterlîchen   eßßent des küneges brôt              A.1964
  und im nu geswîchent   in der grœßisten nôt,
  der sihe ich hie manegen   vil zagelîchen stân,
  und wellent doch sîn küene:   si müeßens immer schande hân.‘

  Etzele der vil rîche   hete jâmer unde nôt:                         C.
  er klagte bitterlîche   mâge unde manne tôt.
  dâ stuont von manegen landen   vil recken gemeit:
  die weinten mit dem künege   sîniu kreftegen leit.

  Des begunde spotten   der küene Volkêr:                             C.
  ‚ich sihe hie sêre weinen   vil manegen recken hêr.
  si gestênt ir hêrren übele   in sîner starken nôt.
  jâ eßßent si mit schanden   nu vil lange hie sîn brôt.‘

  Do gedâhten in die besten:   ‚er hât uns wâr geseit.‘               C.
  doch enwas eß dâ niemen   sô herzenlîche leit
  als ouch Îringe,   dem helde ûß Tenelant,
  daß man in kurzen zîten   mit der wârheit wol bevant.



Âventiure

wie Îrinc erslagen wart.


  Dô rief von Tenemarke   der marcgrâve Îrinc:                      1965
  ‚ich hân ûf êre lâßen   nu lange mîniu dinc
  und hân in volkes stürmen   des besten vil getân:
  bringet mir mîn gewæfen:   jâ wil ich Hagene bestân.‘

  ‚Daß wil ich widerrâten,‘   sprach dô Hagene.                     1966
  ‚so gewinnent iuwer mâge   mêr ze klagene.
  gespringent iuwer zwêne   oder drî in den sal,
  die send ich ungesunde   die stiegen widere ze tal.‘

  ‚Dar umbe ichß niht enlâße,‘   sprach aber Îrinc.                 1967
  ‚ich hân ouch ê versuochet   sam sorclîchiu dinc.
  jâ wil ich mit dem swerte   eine dich bestân,
  ob du mit strîte hêtest   mêr danne iemen getân.‘

  Dô wart gewâfent balde   der degen Îrinc                          1968
  unde Irnvrit von Dürengen,   ein küener jungelinc,
  und Hâwart der starke   wol mit tûsent man:
  swes Îrinc begunde,   si woldens alle im gestân.

  Dô sach der videlære   ein vil grôße schar,                       1969
  die mit Îringe   gewâfent kômen dar.
  si truogen ûf gebunden   manegen helm guot.
  dô wart der küene Volkêr   ein teil vil zornec gemuot.

  ‚Sehet ir, vriunt Hagene,   dort Îringen gân,                     1970
  der iuch mit dem swerte   lobete eine bestân?
  wie zimet helde liegen?   ich wil unprîsen daß.
  eß gênt mit im gewâfent   tûsent recken oder baß.‘

  ‚Nu heißet mich niht liegen,‘   sprach Hâwartes man.            A.1971
  ‚ich wil gerne leisten,   daß ich gelobet hân.
  durch deheine vorhte   wil ichs abe gân:
  swie griulîch nu sî Hagene,   ich wil in eine bestân.‘

  Ze vüeßen bôt sich Îrinc   mâgen unde man,                        1972
  daß si in eine ließen   den recken bestân.
  daß tâten si ungerne,   wan in was wol bekant
  der übermüete Hagene   ûßer Burgunden lant.

  Doch bat er si sô lange,   daß eß sît geschach.                 A.1973
  dô daß ingesinde   den sînen willen sach,
  daß er warp nâch êren,   dô ließens in gân.
  des wart von in beiden   ein grimmeß strîten getân.

  Îrinc von Tenemarken   hôhe truoc den gêr,                        1974
  sich tacte mit dem schilde   der tiuwer degen hêr:
  dô lief er ûf zuo Hagenen   vaste vür den sal:
  dô huop sich von den degenen   ein vil grœßlîcher schal.

  Dô schußßen si die gêre   mit krefte von der hant                 1975
  durch die vesten schilte   ûf liehteß ir gewant,
  daß die gêrstangen   vil hôhe dræten dan.
  dô griffen zuo den swerten   die zwêne grimküene man.

  Des küenen Hagenen ellen   was unmâßen grôß;                      1976
  doch sluoc ûf in Îrinc,   daß al daß hûs erdôß.
  palas unde türne   hullen nâch ir slegen.
  done kunde niht verenden   sînes willen der degen.

  Îrinc lie Hagenen   unverwundet stân:                             1977
  zuo dem videlære   gâhen er began.
  er wânde in mugen twingen   mit sînen grimmen slegen.
  daß kunde wol beschermen   der vil zierlîche degen.

  Dô sluoc der videlære,   daß über des schildes rant               1978
  dræte daß gespenge   von Volkêres hant.
  den lie er dô belîben:   er was ein übel man:
  dô lief er Guntheren,   den Burgunden künic, an.

  Dô was ir ietwedere   ze strîte starc genuoc.                     1979
  swaß Gunther und Îrinc   ûf ein ander sluoc,
  daß brâhte niht von wunden   vließendeß bluot.
  daß behuote ir gewæfen:   daß was starc unde guot.

  Gunthern er lie belîben   und lief Gêrnôten an.                   1980
  daß viuwer ûß den ringen   houwen erm began.
  dô hete von Burgunden   der künic Gêrnôt
  den küenen Îringen   erslagen næhlîchen tôt.

  Dô spranc er von dem vürsten;   snel er was genuoc.               1981
  der Burgunden viere   der helt vil balde sluoc,
  des edelen ingesindes   von Wormeß über Rîn.
  dô enkunde Gîselher   nimmer zorner gesîn.

  ‚Got weiß, hêr Îrinc,‘   sprach Gîselher daß kint,                1982
  ‚ir müeßet mir die gelten,   die veige vor iu sint
  gelegen an den stunden.‘   dô lief er in an.
  er sluoc den Tenelender,   daß er strûchen began.

  Er schôß vor sînen handen   nider in daß bluot,                   1983
  daß si alle wânden,   daß der helt guot
  ze strîte nimmer mêre   geslüege keinen slac.
  Îrinc doch âne wunden   hie vor Gîselhere lac.

  Von des helmes dôße   und von des swertes klanc                   1984
  wâren sîne witze   worden harte kranc,
  daß sich der degen küene   des lebens niht versan.
  daß hete mit sînen kreften   der küene Gîselher getân.

  Dô im begund entwîchen   von houpte der dôß,                      1985
  den er ê dâ dolte   von dem slage grôß,
  er dâhte: ‚ich bin noch lebendec   und ouch ninder wunt:
  nu ist mir alêrste   daß ellen Gîselheres kunt.‘

  Er hôrte beidenthalben   die vîende stân.                         1986
  wessen si diu mære,   im wære mê getân.
  ouch het er Gîselheren   dâ bî im vernomen:
  er dâhte, wie er solde   von den vîenden komen.

  Wie rehte tobelîchen   er ûß dem bluote spranc.                   1987
  sîner snelheite   er mahte sagen danc.
  dô lief er ûß dem hûse,   dâ er Hagenen vant,
  und sluoc im slege swinde   mit sîner ellenthafter hant.

  Dô gedâhte Hagene:   ‚du muost des tôdes wesen.                   1988
  dich envride der tievel,   dune kanst niht genesen.‘
  doch wundet Îrinc Hagenen   durch den helmehuot.
  daß tet der helt mit Wasken;   daß was ein wâfen vil guot.

  Dô der hêrre Hagene   der wunden enphant,                         1989
  dô erwagte im ungevuoge   daß swert an sîner hant.
  al dâ muoste im entwîchen   der Hâwartes man;
  abe von der stiegen   im Hagne volgen began.

  Îrinc über houbet   den schilt vil balde swanc.                   1990
  und wær diu selbe stiege   drîer stiegen lanc,
  die wîle lie in Hagene   nie slahen einen slac.
  hei, waß rôter vanken   ob sîme helme gelac!

  Wider zuo den sînen   kom Îrinc wol gesunt.                       1991
  dô wurden disiu mære   Kriemhilde kunt,
  waß er von Tronje Hagenen   in strîte het getân;
  des im diu küneginne   vil hôhe danken began.

  ‚Nu lône dir Got, Îrinc,   vil mære helt guot,                    1992
  du hâst mir wol getrœstet   daß herze und ouch den muot:
  nu sihe ich rôt von bluote   Hagnen sîn gewant.‘
  Kriemhilt nam im selbe   den schilt vor liebe von der hant.

  ‚Ir muget im mâßen danken,‘   sô sprach Hagene,                   1993
  ‚jâ ist noch harte kleine   dâ von ze sagene:
  und wolde erß noch versuochen,   sô wær er küen ein man.
  diu wunde vrumt iu kleine,   die ich von im gewunnen hân.

  ‚Daß ir von mîner wunden   die ringe sehet rôt,                   1994
  daß hât mich erreißet   ûf maneges mannes tôt.
  ich bin alrêrste erzürnet   ûf in und manegen man.
  mir hât der degen Îrinc   noch vil kleine getân.‘

  Dô stuont gein dem winde   Îrinc von Tenelant.                    1995
  er kuolte sich in ringen,   den helm er abe gebant.
  dô sprâchen al die liute,   sîn ellen wære guot:
  des hete der marcgrâve   einen rîch hôhen muot.

  Aber sprach dô Îrinc:   ‚mîne vriunt, wißßet daß,                 1996
  daß ir mich wâfent schiere,   ich wilß versuochen baß,
  ob ich müge betwingen   den übermüeten man.‘
  sîn schilt was verhouwen,   einen beßßern er gewan.

  Vil schiere wart der recke   dô gewâfent baß.                     1997
  einen gêr vil starken   nam er durch den haß,
  dâ mite er aber wolde   Hagnen dort bestân.
  eß wær im vrum und êre,   ob erß hete nu verlân.

  Sîn mohte niht erbîten   Hagene der degen.                        1998
  er lief im hin entgegene   mit schüßßen unde slegen
  die stiegen an ein ende:   sîn zürnen daß was grôß.
  Îrinc sîner sterke   dô vil wênic genôß.

  Si sluogen durch die schilde,   daß eß lougen began               1999
  von viuwerrôten winden.   der Hâwartes man
  wart von Hagenen swerte   krefteclîche wunt
  durch schilt unde helmen;   des er wart nimmer mê gesunt.

  Dô der degen Îrinc   der wunden enphant,                          2000
  den schilt er baß dô ructe   über diu helmbant.
  der schade in dûhte der volle,   den er dâ gewan;
  sît tet im aber mêre   des künic Guntheres man.

  Hagene vor sînen vüeßen   einen gêr ligen vant:                   2001
  er schôß ûf Îringen,   den helt von Tenelant.
  daß im von houbte   diu stange ragte dan.
  im hete der übermüete   den grimmen ende getân.

  Îrinc muoste entwîchen   zuo den von Tenelant.                    2002
  ê man dô dem degene   den helm ab gebant,
  man brach den gêr von houbte:   dô nâhte im der tôt.
  daß weinden sîne mâge:   des gie si wærlîche nôt.

  Dô kom diu küneginne   über in gegân:                             2003
  den starken Îringen   klagen si began.
  si weinde sîne wunden;   eß was ir grimme leit.
  dô sprach vor sînen mâgen   der küene recke gemeit:

  ‚Lât die klage belîben,   vil hêrlîcheß wîp.                      2004
  waß hilfet iuwer weinen?   jâ muoß ich mînen lîp
  verliesen von den wunden,   die ich enphangen hân.
  der tôt wil mich niht langer   iu und Etzelen lân.‘

  Er sprach zuo den von Dürengen   und den von Tenelant:            2005
  ‚die gâbe sol enphâhen   iuwer deheines hant
  von der küneginne,   ir liehteß golt vil rôt:
  und bestêt ir Hagenen,   ir müeßet kiesen den tôt.‘

  Sîn varwe was erblichen,   des tôdes zeichen truoc                2006
  Irinc der vil küene:   daß was in leit genuoc.
  genesen niht enmohte   der Hâwartes man:
  dô muos eß an ein strîten   von den von Tenemarke gân.

  Irnvrit und Hâwart   sprungen vür daß gadem                       2007
  mit tûsent helden.   vil ungevüegen kradem
  hôrt man allenthalben,   kreftec unde grôß.
  hei, waß man scharfer gêre   zuo den Burgunden schôß!

  Irnvrit der küene   lief an den spilman,                          2008
  des er schaden grôßen   von sîner hant gewan.
  der edel videlære   den lantgrâven sluoc
  durch einem helm vesten:   jâ was er grimme genuoc.

  Dô sluoc der hêrre Irnvrit   den küenen spilman,                  2009
  daß im muosen bresten   diu ringes gespan
  und daß sich beschutte   diu brünne viuwerrôt.
  doch viel der lantgrâve   vor dem videlære tôt.

  Hâwart unde Hagene   zesamene wâren komen.                        2010
  er möhte wunder kiesen,   ders hete war genomen.
  diu swert genôte vielen   den helden an der hant:
  Hâwart muoste sterben   von dem von Burgunden lant.

  Die Tenen und die Dürenge   ir hêrren sâhen tôt.                  2011
  dô huop sich vor dem hûse   ein vreislîcher nôt,
  ê si die tür gewunnen   mit ellenthafter hant.
  des wart dâ verhouwen   manec helm unde rant.

  ‚Wîchet,‘ sprach dô Volkêr,   ‚und lât si her in gân:             2012
  eß ist sus unverendet,   des si dâ habent wân.
  si müeßen drinne sterben   in vil kurzer zît:
  si arnent mit dem tôde,   daß in diu küneginne gît.‘

  Dô die übermüeten   kômen in den sal,                             2013
  vil manegem wart daß houbet   geneiget sô ze tal,
  daß er muost ersterben   vor ir swinden slegen.
  wol streit der küene Gêrnôt;   sam tet ouch Gîselher der degen.

  Tûsent unde viere   kômen in daß hûs:                             2014
  von swerten sach man blicken   vil manegen swinden sûs.
  sît wurden doch die recken   alle drinne erslagen:
  man möhte michel wunder   von den Burgunden sagen.

  Dar nâch wart ein stille,   dô der schal verdôß.                  2015
  daß bluot allenthalben   durch diu löcher vlôß
  und dâ zen rigelsteinen   von den tôten man.
  daß heten die von Rîne   mit starkem ellen getân.

  Dô sâßen aber râwen   die von Burgunden lant;                     2016
  diu wâfen mit den schilden   si leiten von der hant.
  dô stuont noch vor dem hûse   der küene spilman:
  er warte, ob iemen wolde   noch zuo in mit strîte gân.

  Der künic klagte sêre:   sam tet ouch sîn wîp;                    2017
  meide unde vrouwen   quelten dâ den lîp.
  ich wæne des, daß hête   der tôt ûf si gesworn:
  des wart noch vil der recken   von den gesten dâ verlorn.



Âventiure

wie diu künegin den sal vereiten ließ.


  ‚Nu bindet ab die helme,‘   sprach Hagne der degen,               2018
  ‚ich und mîn geselle   suln iuwer phlegen.
  und wellent eß versuochen   noch die Etzeln man,
  sô warn ich mîne hêrren,   sô ich aller schierest kan.

  Do entwâfende daß houbet   manec rîter guot.                      2019
  si sâßen ûf die wunden,   die vor in in daß bluot
  wâren zuo dem tôde   von ir handen komen.
  dô wart der edelen geste   vil bœse goume genomen.

  Noch vor dem âbende   schuof der künic daß                        2020
  und ouch diu küneginne,   daß eß versuohten baß
  die Hiunischen recken.   der sach man vor in stân
  noch wol zweinzec tûsent:   die muosen dâ ze strîte gân.

  Sich huop ein sturm herte   zuo den gesten sân.                 A.2021
  Dancwart, Hagenen bruoder,   der vil snelle man,
  spranc von sînen hêrren   zen vînden vür die tür.
  man wând, er wær erstorben;   er kom gesunt wol dervür.

  Der herte strît werte,   unz in diu naht benam.                   2022
  dô werten sich die geste,   sô guoten helden zam,
  der Etzelen manne   den sumerlangen tac.
  hei, waß guoter degene   vor in veige gelac!

  Zeinen sunewenden   der grôße mort geschach,                   XX.2023
  daß diu vrouwe Kriemhilt   ir herzeleit errach
  an ir næhsten mâgen   und an vil manegem man,
  dâ von der künic Etzel   vreude nimmer mê gewan.

  Sine het der grôßen slahte   alsô niht gedâht.                      C.
  si hete eß in ihr ahte   vil gerne dar zuo brâht,
  daß niuwan Hagene aleine   den lîp dâ hete lân.
  do geschuof der übel tiuvel,   deiß übers alle muose ergân.

  In was des tags zerrunnen,   dô gie in sorge nôt.                 2024
  si dâhten, daß in beßßer   wær ein kurzer tôt
  danne lange dâ ze quelne   ûf ungevüegiu leit.
  eines vrides dô gerten   die stolzen rîter gemeit.

  Sie bâten, daß man bræhte   den künic zuo in dar.                 2025
  die bluotvarwen helde   und ouch harnaschvar
  trâten ûß dem hûse   und die drî künege hêr.
  si enwessen wem ze klagene   ir vil grœßlîchiu sêr.

  Etzel unde Kriemhilt   kômen beidiu dar;                          2026
  daß lant was ir eigen:   des mêrte sich ir schar.
  er sprach zuo den gesten:   ‚nu sagt, waß welt ir mîn?
  ir wænt vride gewinnen:   daß kunde müelîch gesîn

  ‚Ûf schaden alsô grôßen,   als ir mir habt getân.                 2027
  ir sult es niht genießen,   sol ich mîn leben hân:
  mîn kint, daß ir mir sluoget,   und vil der mâge mîn,
  vride unde suone   sol iu vil gar versaget sîn.‘

  Sus antwurte Gunther:   ‚des twang uns grôßiu nôt.                2028
  alleß mîn gesinde lac   vor dînen helden tôt
  an der herberge:   wie hete ich daß versolt?
  ich kom zuo dir ûf triuwe,   ich wând, daß du mir wærest holt.‘

  Dô sprach von Burgunden   Gîselher daß kint:                      2029
  ‚ir Etzelen helde,   die noch lebende sint,
  waß wîßet ir mir recken?   waß het ich iu getân?
  wan ich vriuntlîche   in ditze lant geriten hân.‘

  Si sprâchen: ‚dîner güete   ist al diu burc vol                   2030
  mit jâmer zuo dem lande.   jâ gunde wir dir wol,
  daß du nie komen wærest   von Wormeß über Rîn.
  daß lant hât ir verweiset,   du und ouch die bruoder dîn.‘

  Dô sprach in zornes muote   Gunther der degen:                    2031
  ‚welt ir ditz starke haßßen   zeiner suone legen
  mit uns ellenden,   deist beidenthalben guot;
  eß ist gar âne schulde,   swaß uns Etzel getuot.‘

  Dô sprach der wirt zen gesten:   ‚mîn und iuwer leit              2032
  diu sint ungelîche:   diu michel arebeit
  des schaden zuo den schanden,   die ich hie hân genomen,
  des sol iur deheiner   mit dem lîbe hinnen komen.‘

  Dô sprach zuo dem künege   der starke Gêrnôt:                     2033
  ‚sô sol iu Got gebieten,   daß ir vriuntlîchen tuot:
  wîchet von dem hûse   und lât uns zuo ziu gân,
  sît wir zuo dem lebene   haben alsô kleinen wân.

  ‚Swaß uns geschehen künne,   daß lât dâ kurz ergân:               2034
  ir habt sô vil gesunder,   und türrens uns bestân,
  daß si uns sturmmüede   lâßent niht genesen:
  wie lange sul wir recken   in disen arbeiten wesen?‘

  Die Etzelen recken   die hetenß nâch getân,                       2035
  daß si si wolden lâßen   vür den palas gân.
  daß gehôrte Kriemhilt,   eß was ir grimme leit.
  des wart den ellenden   vride gâhes widerseit.

  ‚Neinâ, Hiunen recken,   des ir dâ habet muot,                    2036
  ich râte an rehten triuwen,   daß ir des niht entuot,
  daß ir die mortræßen   lâßet für den sal;
  sô müeßen iuwer mâge   lîden tœtlîchen val.

  ‚Ob ir nu nieman lebte   wan diu Uoten kint,                      2037
  die mînen edelen bruoder,   und kœmens an den wint,
  erkuolent in die ringe,   sô sît ir alle vlorn.
  eßn wurden küener degene   nie zer werlde geborn.‘

  Dô sprach der junge Gîselher:   ‚vil schœniu swester mîn,         2038
  des getrout ich vil übele,   daß du mich über Rîn
  ladetes her ze lande   in dise grôße nôt:
  wie hân ich an den Hiunen   hie verdienet den tôt?

  ‚Ich was dir ie getriuwe,   nie tet ich dir leit:                 2039
  ûf solhen gedingen   her ze hove ich reit,
  daß du mir holt wærest,   vil liebiu swester mîn.
  bedenke an uns genâde:   eß mac niht anders gesîn.‘

  ‚Ich enmag iu niht genâden:   ungenâde ich hân.                   2040
  mir hât von Troneje Hagene   sô grôßiu leit getân
  dâ heime, und hie ze lande   sluog er mir mîn kint:
  des müeßen sêre entgelten,   die mit iu her komen sint.

  ‚Welt ab ir mir Hagenen   ze gîsel einen geben,                   2041
  sone wil ich niht versprechen,   ichn welle iuch lâßen leben.
  wan ir sît mîne bruoder   und einer muoter kint:
  sô rede ichß zeiner suone   mit den helden, die hie sint.‘

  ‚Nune welle Got von himele,‘   sprach dô Gêrnôt.                  2042
  ‚ob unser tûsent wæren,   wir lægen alle tôt
  der sippe dîner mâge,   ê wir den einen man
  gæben hie ze gîsel:   eß wirt nimmer getân.‘

  ‚Wir müesen doch ersterben,‘   sprach dô Gîselher.                2043
  ‚uns enscheidet nieman   von rîterlîcher wer.
  swer gerne mit uns vehte,   wir sîn et aber hie:
  wan ich deheinen mînen vriunt   an den triuwen nie verlie.‘

  Dô sprach der küene Dancwart,   im zæme niht ze dagene:           2044
  ‚jâ enstêt niht eine   noch mîn bruoder Hagene.
  die hie den vride versprechent,   eß mac in werden leit;
  des bringe wir iuch inne:   daß sî iu wærlîch geseit.‘

  Dô sprach diu küneginne:   ‚ir helde vil gemeit,                  2045
  nu gêt der stiege nâher   und rechet unser leit.
  daß wil ich immer dienen,   als ich von rehte sol:
  der Hagenen übermüete   der gelône ich im wol.

  ‚Lât einen ûß dem gademe   niht komen über al:                    2046
  sô heiß ich vieren enden   zünden an den sal.
  sô werdent wol errochen   elliu mîniu leit.‘
  die Etzelen recken   die wurden schiere bereit.

  Die noch hie ûßen stuonden,   die tribens in den sal              2047
  mit slegen und mit schüßßen:   des wart grôß der schal.
  sich wolden nie gescheiden   die vürsten und ir man:
  sine kunden von ir triuwe   an ein ander niht gelân.

  Den sal hieß dô zünden   daß Etzelen wîp.                         2048
  dô qualte man mit viure   den helden dâ den lîp.
  daß hûs von einem winde   vil balde al erbran:
  ich wæne, volk enheineß   grœßer angest ie gewan.

  Genuoge riefen drinne:   ‚ouwê dirre nôt!                         2049
  wir mehten michel gerner   sîn in sturme tôt.
  eß meht Got derbarmen:   wie sî wir alle vlorn!
  nu richet ungevuoge   an uns diu küneginne ir zorn.‘

  Ir einer sprach dar inne:   ‚wir müeßen ligen tôt                 2050
  vor rouch und ouch vor viure:   deist ein grimmiu nôt!
  mir tuot vor starker hitze   der durst sô rehte wê,
  daß wæn mîn leben schiere   in disen sorgen zergê.‘

  Dô sprach von Tronje Hagene:   ‚ir edelen rîter guot,             2051
  swen twinge dürstennes nôt,   der trinke hie daß bluot.
  daß ist an solher hitze   beßßer denne wîn;
  eßn mac et niht beßßer   an disen zîten gesîn.‘

  Dô gie der recken einer,   da er einen tôten vant:                2052
  er kniet im zuo der wunden,   den helm er abe gebant.
  dô begunde er trinken   daß vließende bluot.
  swie ungewon ers wære,   eß dûhte in grœßlîchen guot.

  ‚Nu lôn iu Got, hêr Hagene,‘   sprach der müede man,              2053
  ‚daß ich von iuwer lêre   sô wol getrunken hân.
  mir ist noch vil selten   geschenket beßßer wîn.
  lebe ich deheine wîle,   ich sol iu immer wæge sîn.‘

  Do die andern daß gehôrten,   daß eß in dûhte guot,               2054
  dô wart ir michels mêre,   die trunken ouch daß bluot.
  dâ von begunde kreften   der guoten recken lîp:
  des engalt an lieben vriunden   vil manec wætlîcheß wîp.

  Daß viur viel genôte   ûf si in den sal;                          2055
  dô leiten siß mit schilden   von in hin ze tal.
  der rouch und ouch diu hitze   in tâten beidiu wê.
  ich wæn, sô grôßer jâmer   an helden nimmer ergê.

  Dô sprach von Troneje Hagene:   ‚stêt zuo des sales want;         2056
  lât niht die brende vallen   ûf iuwer helmbant,
  tret si mit den vüeßen   tiefer in daß bluot.
  eß ist ein übel hôhgezît,   die uns diu küneginne tuot.‘

  In sus getânem leide   in doch der naht zeran.                    2057
  noch stuont vor dem hûse   der küene spilman
  und Hagene sîn geselle   geleint über rant:
  si warten schaden mêre   von den ûß Etzelen lant.

  Den gesten half daß sêre,   daß der sal gewelbet was:               C.
  dâ von ir deste mêre   in der nôt genas,
  wan daß si zen venstern   von viure liten nôt.
  dô nerten sich die degene,   als in ir ellen daß gebôt.

  Dô sprach der videlære:   ‚nu gê wir in den sal:                  2058
  sô wænent des die Hiunen,   daß wir sîn über al
  tôt von dirre quâle,   diu an uns ist getân:
  si sehent uns noch begegene   in strîte ir eteslîchen gân.‘

  Dô sprach von Burgunden   Gîselher daß kint:                      2059
  ‚ich wæne, eß tagen welle:   sich hebet ein küeler wint.
  nu lâß uns Got von himele   noch lieber zît geleben.
  uns hât mîn swester Kriemhilt   ein arge hôhgezît gegeben.‘

  Dô sprach aber einer:   ‚ich kiuse nu den tac.                    2060
  sît daß eß uns nu beßßer   wesen niene mac,
  sô wâfent ir iuch, recken,   ze strîte, deist uns nôt,
  wir komen doch nimmer hinnen,   daß wir mit êren ligen tôt.‘

  Der künec wolde wænen,   die geste wæren tôt                      2061
  von ir arbeite   und von des viurs nôt:
  dô lebte ir noch dar inne   sehs hundert küener man,
  daß nie künec deheiner   beßßer degene gewan.

  Der ellenden huote   hete wol ersehen,                            2062
  daß noch die geste lebten,   swie vil in was geschehen
  ze schaden und ze leide,   den hêrren und ir man.
  man sach si in dem gademe   noch vil wol gesunde gân.

  Man sagte Kriemhilde,   ir wære vil genesen.                      2063
  dô sprach diu küneginne:   ‚daß möhte nimmer wesen,
  daß ir deheiner lebte   von des viurs nôt:
  ich wil des baß getrouwen,   daß si alle ligen tôt.‘

  Noch genæsen gerne   die vürsten und ir man,                      2064
  ob noch iemen wolde   genâde an in begân.
  des enkunden si niht vinden   an den von Hiunen lant:
  dô râchen si ir sterben   mit vil williger hant.

  Des tages wider morgen   grüeßen man in bôt                       2065
  mit hertem urliuge:   des kômen helde in nôt.
  dô wart zuo in geschoßßen   vil manec starker gêr:
  noch vunden si dar inne   ze wer die recken alsô hêr.

  Dem Etzeln gesinde   erweget was der muot,                        2066
  daß si wolden dienen   daß Kriemhilde guot;
  dar zuo si wolden leisten,   daß in der künec gebôt:
  dâ muose maneger schiere   von in kiesen den tôt.

  Von geheiße und ouch von gâbe   man möhte wunder sagen.           2067
  si hieß golt daß rôte   dar mit schilden tragen:
  si gab eß, swer sîn ruohte   und eß wolde enphân.
  jane wart nie grœßer solden   mêr ûf vînde getân.

  Ein michel kraft der recken   dar zuo gewâfent gie.               2068
  dô sprach der videlære:   ‚wir sîn et aber hie:
  ine gesach ûf vehten   nie helde gerner komen,
  wan die daß golt des küneges   uns ze vâre hânt genomen.‘

  Dô riefen ir genuoge:   ‚nâher, helde, baß.                       2069
  daß wir dâ suln verenden,   nu tuon bizîte daß.
  hie belîbet niemen,   wan der doch sterben sol.‘
  dô sach man schier ir schilde   stecken gêrschüßße vol.

  Waß sol ich sagen mêre?   wol zwelf hundert man                   2070
  die versuochten eß vil sêre   wider unde dan.
  dô kuolten mit den wunden   die geste wol ir muot.
  eßn mohte nieman scheiden:   des sach man vließen daß bluot

  Von verchtiefen wunden:   der wart dâ vil geslagen.             A.2071
  ieslîchen nâch den vriunden   hôrte man dô klagen.
  die biderben sturben alle   dem rîchen künege hêr:
  des heten holde mâge   nâch in grœßlîchiu sêr.



Âventiure

wie der marcgrâve Rüedegêr erslagen wart.


  Eß heten die ellende   wider morgen guot getân.                   2072
  wine der Gotlinde   kom ze hove gegân,
  dô sach er beidenthalben   diu groeßlîchen sêr:
  daß weinte inneclîche   der vil getriuwe Rüedegêr.

  ‚Sô wê mich,‘ sprach der recke,   ‚daß ich den lîp gewan;         2073
  daß disen grôßen jâmer   kan niemen understân.
  swie gerne ichß vriden wolde,   der künec entuot es niht,
  wand er der sînen leide   ie mêr und mêre gesiht.‘

  Dô sande an Dietrîche   der guote Rüedegêr,                       2074
  ob siß noch kunden wenden   an dem künege hêr?
  do enbôt im der von Berne:   ‚wer möht eß understân?
  eß enwil der künec Etzel   scheiden nieman enlân.‘

  Dô sach ein Hiunen recke   Rüedegêren stân                        2075
  mit weinunden ougen,   und hetes vil getân.
  der sprach zer küneginne:   ‚nu seht ir, wie er stât,
  der doch gewalt den meisten   hie bî Etzelen hât

  ‚Und dem eß alleß dienet,   liut unde lant.                       2076
  wie ist sô vil der bürge   an Rüedegêr gewant,
  der er von dem künege   vil manege haben mac!
  er sluoc in disem sturme   noch nie loblîchen slac.

  ‚Mich dunket, er enruoche,   wie eß hier umbe gât,                2077
  sît et er den vollen   nâch sînem willen hât.
  man giht im, er sî küener,   danne ieman müge sîn:
  daß ist in disen sorgen   worden bœslîchen schîn.‘

  Mit trûregem muote   der vil getriuwe man,                        2078
  den er daß reden hôrte,   der helt der blicte in an.
  er gedâht: ‚du solt eß arnen:   du gihst, ich sî verzagt:
  du hâst diu dînen mære   ze hove ze lûte gesagt.‘

  Die vûst begunder twingen:   dô lief er in an                     2079
  und sluoc sô krefteclîche   den Hiunischen man,
  daß er im vor den vüeßen   lac vil schiere tôt.
  dô was aver gemêret   des künic Etzelen nôt.

  ‚Hin, du zage mære,‘   sprach dô Rüedegêr,                        2080
  ‚ich hân doch genuoge   leit unde sêr.
  daß ich hie niht envihte,   zwiu wîßest du mir daß?
  jâ wær ich den gesten   von grôßen schulden gehaß,

  ‚Und alleß, daß ich mehte,   daß hete ich in getân,               2081
  niuwan daß ich die recken   her gevüeret hân.
  ich was ir geleite   in mînes hêrren lant:
  des ensol mit in niht strîten   mîn vil ellendes hant.‘

  Dô sprach zem marcgrâven   Etzel der künic hêr:                   2082
  ‚wie habt ir uns geholfen,   vil edel Rüedegêr!
  wan wir sô vil der veigen   hie ze lande hân,
  wir bedurfen ir niht mêre:   ir habt vil übele getân.‘

  Dô sprach der rîter edele:   ‚ja beswârt er mir den muot        A.2083
  und hât mir geitewîßet   êre unde guot,
  des ich von dînen handen   sô vil hân genomen:
  daß ist dem lügenære   ein teil ze unstaten komen.‘

  Dô kom diu küneginne   und heteß ouch gesehen,                    2084
  daß von des heldes zorne   dem Hiune was geschehen.
  si klagte eß ungevuoge:   ir ougen wurden naß.
  si sprach zuo Rüedegêre:   ‚wie habe wir verdienet daß,

  ‚Daß ir mir und dem künege   mêret unser leit?                    2085
  nu habt ir, edel Rüedegêr,   uns alleß her geseit,
  ir woldet durch uns wâgen   die êre und daß leben.
  ich hôrt iu vil der recken   den prîs vil grœßlîchen geben.

  ‚Ich mane iuch der genâden,   und ir mir hânt gesworn,            2086
  do ir mir zuo Etzeln rietet,   rîter ûßerkorn,
  daß ir mir woldet dienen   an unser eines tôt.
  des wart mir armen wîbe   nie sô grœßlîchen nôt.‘

  ‚Daß ist âne lougen,   ich swuor iu, edel wîp,                    2087
  daß ich durch iuch wâgte   die êre und ouch den lîp;
  daß ich die sêle vliese,   desn hân ich niht gesworn.
  zuo dirre hôhgezîte   brâht ich die vürsten wol geborn.‘

  Si sprach: ‚gedenke, Rüedegêr,   der grôßen triuwe dîn,           2088
  der stæte und ouch der eide,   daß du den schaden mîn
  immer woldest rechen   und elliu mîniu leit.‘
  dô sprach der marcgrâve:   ‚ich hân iu selten iht verseit.‘

  Etzel der rîche   vlêgen ouch began:                              2089
  dô buten si sich beidiu   ze vüeßen vür den man.
  den guoten marcgrâven   unmuotes man dô sach:
  der vil getriuwe recke   harte jæmerlîchen sprach:

  ‚Ouwê mich Gotes armen,   daß ich ditz gelebet hân.               2090
  aller mîner êren   der muoß ich abe stân,
  triuwen unde zühte,   die Got an mir gebôt.
  ouwê, Got von himele,   daß michs niht wendet der tôt!

  ‚Swelheß ich nu lâße   und daß ander begân,                       2091
  sô hân ich bœslîche   und vil übele getân:
  lâß aber ich si beide,   mich schendet elliu diet.
  nu ruoche mich bewîsen,   der mir ze lebene geriet.‘

  Dô bâten si genôte,   der künec und ouch sîn wîp.                 2092
  des muosen sider recken   vliesen den lîp
  von Rüedegêres hende,   dâ ouch der helt erstarp.
  ir mugt daß hie wol hœren,   daß er vil jæmerlîchen warp.

  Er weste schaden gewinnen   und ungevüegiu leit.                  2093
  er hête dem künege   vil gerne verseit
  und ouch der küneginne:   vil sêre vorhte er daß,
  ob er ir einen slüege,   diu werlt trüege im drumbe haß.

  Dô sprach zuo dem künege   der vil küene man:                     2094
  ‚hêr künec, nu nemt hin widere,   swaß ich von iu hân,
  daß lant mit den bürgen:   der sol mir niht bestên.
  ich wil ûf mînen vüeßen   in daß ellende gên.

  ‚Alles guotes âne   sô rûme ich iu diu lant,                        C.
  mîn wîp und mîne tohter   nim ich an mîne hant,
  ê daß ich âne triuwe   belîben müese tôt.
  ich hete genomen übele   iuwer golt alsô rôt.‘

  Dô sprach der künic Etzel:   ‚wer hulfe danne mir?                2095
  daß lant zuo den liuten   daß gibich alleß dir,
  daß du mich rechest, Rüedegêr,   an den vînden mîn.
  du solt ein künec gewaltic   bî neben Etzelen sîn.‘

  Dô sprach aber Rüedegêr:   ‚wie sol ichß ane vân?                 2096
  heim ze mînem hûse   ich si geladen hân,
  trinken unde spîse   ich in güetlîchen bôt
  und gab in mîne gâbe:   sol ich si dar zuo slahen tôt?

  ‚Die liute wænent lîhte,   daß ich sî verzagt:                    2097
  deheinen mînen dienest   hân ich in versagt;
  solde ich nu mit in strîten,   daß wære missetân.
  sô rouwe mich diu vriuntschaft,   die ich mit in geworben hân.

  ‚Gîselher dem degene   gab ich die tohter mîn:                    2098
  sine kunde in dirre werlde   niht baß verwendet sîn
  ûf zuht und ouch ûf êre,   ûf triuwe und ûf guot.
  ine gesach nie künic jungen   sô rehte tugentlîch gemuot.‘

  Dô sprach aber Kriemhilt:   ‚vil edel Rüedegêr:                   2099
  ‚nu lâ dich erbarmen   unser beider sêr,
  mîn und ouch des küneges;   gedenke wol dar an,
  daß nie wirt deheiner   sô leide geste mêr gewan.‘

  Dô sprach der marcgrâve   wider daß edel wîp:                     2100
  ‚eß muoß hiute gelten   der Rüedegêres lîp,
  swaß ir und ouch mîn hêrre   mir liebes habt getân:
  dar umbe muoß ich sterben;   daß enmac niht langer gestân.

  ‚Ich weiß wol, daß noch hiute   mîn bürge und mîniu lant          2101
  iu müeßen ledec werden   von ir eteslîches hant.
  ich bevilhe iu ûf genâde   mîn wîp und mîn kint
  und die vil ellenden,   die ze Bechelâren sint.‘

  ‚Nu lôn dir Got, Rüedegêr,‘   sprach der künic dô.                2102
  er und diu küneginne   si wurden beidiu vrô.
  ‚uns suln dîne liute   vil wol bevolhen wesen:
  ouch trouwe ich mînem heile,   daß du maht selbe wol genesen.‘

  Dô ließ er an die wâge   sêle unde lîp.                           2103
  dô begunde weinen   daß Etzelen wîp.
  er sprach: ‚ich muoß iu leisten,   als ich gelobt hân.
  ouwê der mînen vriunde,   die ich vil ungerne bestân.‘

  Man sach in von dem künege   vil trûreclîchen gân.                2104
  dô vant er sîne recken   vil nâhen bî im stân:
  er sprach: ‚ir sult iuch wâfenen,   alle mîne man:
  die küenen Burgunden   muoß ich leider bestân.‘

  Si hießen balde springen,   dâ man ir wâfen vant.                 2105
  eß der helm wære   od des schildes rant,
  von ir ingesinde   wart eß in dar getragen.
  sît hôrten leidiu mære   die stolzen ellende sagen.

  Gewâfent wart dô Rüedegêr   mit fünf hundert man,                 2106
  dar über zwelf recken   sach man mit im gân.
  die wolden prîs erwerben   in des sturmes nôt:
  si enwessen niht der mære,   daß in sô nâhent der tôt.

  Dô sach man Rüedegêre   under helme gân.                          2107
  eß truogen swert diu scharphen   des marcgrâven man,
  dar zuo vor ir handen   die liehte schilde breit.
  daß sach der videlære:   eß was im grœßlîchen leit.

  Dô sach der junge Gîselher   sînen sweher gên                     2108
  mit ûf gebundem helme.   wie moht er dô verstên,
  waß er dâ mite meinte   niuwan alleß guot?
  des wart der künic edele   sô rehte vrœlîch gemuot.

  ‚Nu wol mich solher vriunde!‘   sprach Gîselher der degen,        2109
  ‚die wir hân gewunnen   nu ûf disen wegen.
  wir suln mînes wîbes   vil wol genießen hie:
  mir ist liep ûf mîne triuwe,   daß ie der hîrât ergie.‘

  ‚Ine weiß, wes ir iuch trœstet,‘   sprach der spilman.            2110
  ‚wâ sâht ir ie durch suone   sô manegen helt gân
  mit ûf gebunden helmen,   die trüegen swert enhant?
  an uns wil dienen Rüedegêr   sîne bürge und sîniu lant.‘

  Bedaß der videlære   die rede vol sprach,                         2111
  Rüdegêr den edelen   man vor dem hûse sach.
  sînen schilt den guoten   satzt er vür den vuoß:
  dô muos er sînen vriunden   versagen dienst unde gruoß.

  Der edel marcgrâve   rief dô in den sal:                          2112
  ‚ir küene Nibelunge,   nu wert iuch über al.
  ir soldet mîn genießen,   ir enkeltet mîn.
  ê dô wâr wir vriunde,   der triuwe wil ich ledec sîn.‘

  Do erschrahten dirre mære   die nôthaften man:                    2113
  in was der trôst enphallen,   den si dâ wânden hân,
  dô mit in wolde strîten,   dem si dâ wâren holt.
  si heten doch von vînden   vil michel arbeit gedolt.

  ‚Nune welle Got von himele,‘   sprach Gunther der degen,          2114
  ‚daß ir iuch genâden   sült an uns bewegen
  und der vil grôßen triuwe,   der wir doch heten muot:
  ich wil iu des getrouwen,   daß ir eß nimmer getuot.‘

  ‚Jane mac ichs niht gelâßen,‘   sprach der küene man:             2115
  ‚ich muoß mit iu strîten,   wan ichß gelobt hân.
  nu wert iuch, küene degene,   sô liep iu sî der lîp.
  mich enwoldes niht erlâßen   des künic Etzelen wîp.‘

  ‚Ir widersagt uns nu ze spâte,‘   sprach der künic hêr.           2116
  ‚nu müeß iu Got vergelten,   vil edel Rüedegêr,
  triuwe unde minne,   die ir uns habt getân,
  ob ir eß an dem ende   woldet güetlîcher lân.

  ‚Wir soltenß immer dienen,   daß ir uns habt gegeben,             2117
  ich und mîne mâge,   ob ir uns ließet leben,
  der hêrlîchen gâbe,   dô ir uns brâhtet her
  in Etzeln lant mit triuwen;   des gedenket, edel Rüedegêr.‘

  ‚Wie wol ich iu des gunde,‘   sprach Rüedegêr der degen,          2118
  ‚daß ich iu mîne gâbe   mit vollen solde wegen
  alsô willeclîche,   als ich des hete wân.
  sone wurde mir dar umbe   nimmer schelten getân.‘

  ‚Erwindet, edel Rüedegêr,‘   sprach dô Gêrnôt,                    2119
  ‚wan eß wirt deheiner   gesten nie erbôt
  sô rehte minneclîchen,   als ir uns habt getân.
  des sult ir wol genießen,   ob wir bî lebene bestân.‘

  ‚Daß wolde Got,‘ sprach Rüedegêr,   ‚vil edel Gêrnôt,             2120
  daß ir ze Rîne wæret   und ich wære tôt
  mit etlîchen êren,   sît ich iuch sol bestân!
  eß wart an ellenden   von vriunden noch nie wirs getân.‘

  ‚Nu lône iu Got, hêr Rüedegêr,‘   sprach dô Gêrnôt,               2121
  ‚der vil rîchen gâbe.   mich riuwet iuwer tôt,
  sol an iu verderben   sô tugentlîcher muot.
  hie trag ich iuwer wâfen,   daß ir mir gâbet, helt guot.

  ‚Daß ist mir nie geswichen   in aller dirre nôt:                  2122
  under sînen ecken   lît manec rîter tôt.
  eß ist lûter unde stæte,   hêrlîch unde guot.
  ich wæne, sô rîcher gâbe   ein recke nimmer mê getuot.

  ‚Und welt ir niht erwinden,   irn welt uns bestân,                2123
  slaht ir mir iht der vriunde,   die ich hinne hân,
  mit iuwer selbes swerte   nim ich iu den lîp!
  sô riuwet ir mich, Rüedegêr,   und iuwer hêrlîcheß wîp.‘

  ‚Daß wolde Got, hêr Gêrnôt,   und meht eß ergân,                  2124
  daß aller iuwer wille   wære hie getân
  und daß genesen wære   iuwer vriunde lîp!
  jâ sold iu wol getrûwen   beidiu mîn tohter und mîn wîp.‘

  Dô sprach von Burgunden   der schœnen Uoten kint:                 2125
  ‚wie tuot ir sô, hêr Rüedegêr?   die mit mir komen sint,
  si sint iu alle wæge:   ir grîfet übel zuo:
  die iuwer schœne tohter   welt ir verwitwen ze vruo.

  ‚Swenne ir und iuwer recken   mit strîte mich bestât,             2126
  wie reht unvriuntlîche   ir daß schînen lât,
  daß ich iu wol getrûwe   vür alle ander man,
  dâ von ich ze wîbe   iuwer tohter mir gewan.‘

  ‚Gedenket iuwer triuwen,   vil edel künic hêr,                    2127
  gesende iuch Got von hinne,‘   sô sprach Rüedegêr,
  ‚lât die juncvrouwen   niht enkelten mîn:
  durch iuwer selbes tugende   sô ruochet ir genædec sîn.‘

  ‚Daß tæt ich billîche,‘   sprach Gîselher daß kint:               2128
  ‚die hôhen mîne mâge,   die noch hier inne sint,
  suln die von iu sterben,   sô muoß gescheiden sîn
  diu vil stæte vriuntschaft   zuo dir und der tohter dîn.‘

  ‚Nu müeß uns Got genâden,‘   sprach der küene man.                2129
  dô huoben si die schilde,   alsô si wolden dan
  strîten zuo den gesten   in Kriemhilde sal.
  dô rief vil lûte Hagene   von der stiege hin ze tal:

  ‚Belîbet eine wîle,   vil edel Rüedegêr.‘                         2130
  alsô sprach dô Hagene:   ‚wir wolden reden mêr,
  ich und mîne hêrren,   als uns des twinget nôt.
  waß mac gehelfen Etzeln   unser ellender tôt?

  ‚Ich stên in grôßen sorgen,‘   sprach aber Hagene,                2131
  ‚den schilt, den mir vrou Gotelint   gap zuo tragene,
  den habent mir die Hiunen   zerhouwen von der hant.
  ich vuort in vriuntlîche   in daß Etzelen lant.

  ‚Daß des Got von himele   ruochen wolde,                          2132
  daß ich schilt sô guoten   noch tragen solde,
  sô den du hâst vor hende,   vil edel Rüedegêr!
  so bedorfte ich in dem sturme   deheiner halsperge mêr.‘

  ‚Vil gerne wær ich dir guot   mit mînem schilde,                  2133
  getörst ich dirn gebieten   vor Kriemhilde.
  doch nim du in hin, Hagene,   und trag in an der hant.
  hei, soldest du in vüeren   in der Burgunden lant!‘

  Do er im sô willeclîchen   den schilt ze gebene bôt,              2134
  dô wart genuoger ougen   von heißen trehen rôt.
  eß was diu leste gâbe,   die sider immer mêr
  bôt deheinem degene   von Bechlâren Rüedegêr.

  Swie grimme Hagne wære   und wie herte gemuot,                    2135
  ja erbarmet in diu gâbe,   die der helt guot
  bî sînen lesten zîten   sô nâhen het getân.
  vil manec rîter edele   mit im trûren began.

  ‚Nu lôn iu Got von himele,   vil edel Rüedegêr.                   2136
  eß wirt iur gelîche   deheiner nimmer mêr,
  der ellenden recken   sô hêrlîchen gebe.
  sô sol daß Got gebieten,   daß iuwer tugende immer lebe.‘

  ‚Sô wê mich dirre mære,‘   sô sprach ab Hagene.                   2137
  ‚wir heten ander swære   sô vil ze tragene:
  suln wir mit vriunden strîten,   daß sî Got gekleit.‘
  dô sprach der marcgrâve:   daß ist mir inneclîche leit.‘

  ‚Nu lôn ich iu der gâbe,   vil edel Rüedegêr.                     2138
  swie halt gein iu gebâren   dise recken hêr,
  daß nimmer iuch gerüeret   mit strîte hie mîn hant,
  ob ir si alle slüeget   die von Burgunden lant.‘

  Des neig im mit zühten   der guote Rüedegêr.                      2139
  si weinten allenthalben:   daß disiu herzen sêr
  niemen scheiden kunde,   daß was ein michel nôt.
  vater aller tugende   lac an Rüedegêre tôt.

  Dô sprach von dem hûse   Volkêr der spileman:                     2140
  ‚sît mîn geselle Hagene   den vride hât getân,
  den sult ir alsô stæte   hân von mîner hant.
  daß habt ir wol verdienet,   dô wir kômen in daß lant.

  ‚Vil edel marcgrâve,   ir sult mîn bote sîn.                      2141
  dise rôte bouge   gab mir diu marcgrâvîn,
  daß ich si tragen solde   hie zer hôhgezît:
  die mugt ihr selbe schouwen,   daß ir des mîn geziuge sît.‘

  ‚Daß wolde Got von himele,‘   sprach dô Rüedegêr,                 2142
  ‚daß iu diu marcgrâvinne   noch solde geben mêr.
  diu mære sage ich gerne   der triutinne mîn,
  gesihe ich si gesunder:   des sult ir âne zwîvel sîn.‘

  Als er im daß gelobete,   den schilt huop Rüedegêr:               2143
  des muotes er ertobete:   do enbeit er dâ niht mêr.
  dô lief er zuo den gesten,   einem degen gelîch,
  manegen slac vil swinden   sluoc der marcgrâve rîch.

  Die zwêne stuonden hôher,   Volkêr und Hagene,                    2144
  wan eß im ê gelobten   die zwêne degene.
  noch vant er als küenen   bî den türen stân,
  daß Rüedegêr des strîtes   mit grôßen sorgen began.

  Durch mortræßen willen   sô ließen in dar in                      2145
  Gunther und Gêrnôt:   si heten helde sin.
  dô stuont hôher Gîselher:   zwâre eß was im leit.
  er versach sich noch des lebenes:   dâ von er Rüedegêre meit.

  Dô sprungen zuo den vînden   des marcgrâven man.                  2146
  man sach si nâch ir hêrren   vil degenlîche gân.
  diu snîdunde wâfen   si truogen an der hant:
  des brast dâ vil der helme   und manec hêrlîcher rant.

  Dô sluogen die vil müeden   vil manegen swinden slac              2147
  den von Bechelâren,   der eben und tiefe wac,
  durch die vesten ringe   vast unz ûf daß verch.
  si tâten in dem sturme   diu vil hêrlîchen werch.

  Daß edel ingesinde   was nu komen in.                             2148
  Volkêr und Hagene   die sprungen balde hin.
  sine gâben vride niemen   wan dem einen man.
  von ir beider hende   daß bluot durch helme nider ran.

  Wie rehte gremlîche   vil swerte drinne erklanc!                  2149
  vil der schiltspange   ûß von slegen spranc:
  des reis ir schiltsteine   nider in daß bluot:
  si vâhten alsô grimme,   daß manß nimmer mê getuot.

  Der vogt von Bechelâren   gie wider unde dan,                     2150
  alsô der mit ellen   in sturme werben kan.
  dem tet des tages Rüedegêr   harte wol gelîch,
  daß er ein recke wære   vil küene unde lobelîch.

  Hie stuonden dise recken,   Gunther und Gêrnôt,                 A.2151
  si sluogen in dem strîte   vil manegen helt tôt.
  Gîselher und Dancwart   die zwêne eß ringe wac:
  des vrumten si vil manegen   hinz ûf den jungisten tac.

  Vil wol zeigte Rüedegêr,   daß er was starc genuoc,               2152
  küene und wol gewâfent:   hei, waß er helde sluoc!
  daß sach ein Burgunde:   dô twang in zornes nôt.
  dâ von begunde nâhen   des guoten Rüedegêres tôt.

  Gêrnôt der starke   den helt ruofte er an.                        2153
  er sprach zem marcgrâven:   ‚ir welt mir mîner man
  niht genesen lâßen,   vil edel Rüedegêr.
  daß müet mich âne mâße:   ichn kans niht an gesehen mêr.

  ‚Nu mag iu iuwer gâbe   wol ze schaden komen,                     2154
  sît ir mîner vriunde   mir habt sô vil genomen.
  nu wendet iuch her umbe,   vil edel küene man:
  iur gâbe wirt verdienet,   sô ichß aller hoehste kan.‘

  Ê daß der marcgrâve   zuo im vol kœme dar,                        2155
  des muosen liehte ringe   werden missevar.
  dô sprungen zuo ein ander   die êre gernde man.
  ir ietweder schermen   vür starke wunden began.

  Ir swert sô scharph wâren,   eß enkunde in niht gewegen.          2156
  dô sluoc Gêrnôten   Rüedegêr der degen
  durch helmen vlinsherten,   daß nider vlôß daß bluot:
  daß vergalt im schiere   der rîter küene unde guot.

  Die Rüedegêres gâbe   an hende er hôhe erwac:                     2157
  swie wunt er wær zem tôde,   er sluog im einen slac
  durch den schilt vil guoten   unz ûf diu helmgespan:
  dâ von muose ersterben   dô der Gotlinden man.

  Jane wart nie wirs gelônet   sô rîcher gâbe mêr.                  2158
  dô vielen beide erslagene,   Gêrnôt und Rüedegêr,
  gelîch in dem sturme   von ir beider hant.
  alrêst erzurnde Hagene,   dô er den grôßen schaden bevant.

  Dô sprach der helt von Troneje:   ‚eß ist uns übel komen.         2159
  wir haben an in beiden   sô grôßen schaden genomen,
  den wir nimmer überwinden,   ir liut und ouch ir lant.
  die Rüedegêres helde   sint unser ellenden phant.‘

  Dane wolde ir deheiner   dem andern niht vertragen:                 C.
  vil maneger âne wunden   dar nider wart geslagen,
  der wol genesen wære:   ob im wart solch gedranc,
  swie gesunt er anders wære,   dêr in dem bluote doch ertranc.

  ‚Ouwê mich mînes bruoder,   der tôt ist hie gevrumt.              2160
  waß mir der leiden mære   ze allen zîten kumt!
  ouch muoß mich immer riuwen   mîn sweher Rüedegêr:
  der schade ist beidenthalben   und diu grœßlîchen sêr.‘

  Dô der junge Gîselher   sach sînen bruoder tôt,                   2161
  die dô dar inne wâren,   die muosen lîden nôt.
  der tôt der suohte sêre,   dâ sîn gesinde was.
  der von Bechelâren   dô langer einer niht genas.

  Gunther unde Gîselher   und ouch Hagene,                        A.2162
  Dancwart unde Volkêr,   die guoten degene,
  die giengen, dâ si vunden   ligen die zwêne man:
  dô wart dâ von den helden   mit jâmer weinen begân.

  ‚Der tôt uns sêre roubet,‘   sprach Gîselher daß kint.            2163
  ‚nu lâßet iuwer weinen,   und gê wir an den wint,
  daß uns die ringe erkuolent,   uns strîtmüeden man.
  jâ wæn Got uns langer   hie ze lebene niht engan.‘

  Den sitzen, den sich leinen   sach man dâ manegen degen.          2164
  si wâren aber müeßec.   dâ wâren tôt gelegen
  die Rüedegêres helde:   vergangen was der dôß.
  sô lange wert diu stille,   daß sîn Etzeln erdrôß.

  ‚Ouwê mir dirre swære,‘   sprach des küneges wîp,                 2165
  ‚si sprechent al ze lange.   unser vînde lîp
  mac nu wol vrî belîben   vor Rüedegêres hant:
  er wil si wider bringen   in der Burgunde lant.

  ‚Waß hilfet, künic Etzel,   daß wir geteilet hân                  2166
  mit im, swaß er wolde?   der helt hât missetân.
  der uns dâ solde rechen,   der wil der suone phlegen.
  des antwurte ir dô Volkêr,   der vil zierlîche degen:

  ‚Der rede enist sô niht leider,   vil edel küneges wîp.           2167
  getörste ich heißen liegen   alsus edelen lîp,
  sô het ir tievellîchen   an Rüedegêr gelogen.
  er und die sîne degene   sint an der suone gar betrogen.

  ‚Er tet sô willeclîche,   daß im der künec gebôt,                 2168
  daß er und sîn gesinde   ist hie gelegen tôt.
  nu seht al umbe, Kriemhilt,   wem ir gebieten welt:
  iu hât unz an den ende   gedienet Rüedegêr der helt.

  ‚Welt ir es niht gelouben,   man solß iuch sehen lân.‘            2169
  durch ir herzen sêre   sô wart duo daß getân:
  man truoc den helt verhouwen,   dâ in der künic sach.
  den Etzelen degenen   sô rehte leide nie geschach.

  Dô si den marcgrâven   tôten sâhen tragen,                        2170
  eß enkunde ein schrîber   gebrieven noch gesagen
  die manegen ungebærde   von wîbe und ouch von man,
  diu sich von herzen jâmer   aldâ zeigen began.

  Der Etzelen jâmer   der wart alsô grôß,                           2171
  als eines leuwen stimme   der rîche künec erdôß
  mit herzeleidem wuofe:   alsam tet ouch sîn wîp.
  si klagten ungevuoge   des guoten Rüedegêres lîp.



Âventiure

wie hêrn Dietrîches man alle erslagen wurden.


  Dô hôrt man allenthalben   jâmer alsô grôß,                       2172
  daß palas unde türne   von dem wuof erdôß.
  dô hôrte eß ouch von Berne   ein Dietrîches man:
  durch disiu starken mære   wie balde er gâhen began!

  Dô sprach er zuo dem vürsten:   ‚hœrt, mîn hêr Dietrîch.          2173
  swaß ich noch her gelebet hân,   sô rehte unmügelîch
  gehôrte ich klage nie mêre,   als ich nu hân vernomen.
  ich wæne, der künic selbe   ist zuo der hôhgezîte komen.

  ‚Wie mehtens anders alle   haben solhe nôt?                       2174
  der künic oder Kriemhilt,   ir eineß daß ist tôt
  von den küenen gesten   durch ir nît gelegen.
  eß weinet ungevuoge   vil manec ûßerwelter degen.‘

  Dô sprach der vogt von Berne:   ‚mîne vil liebe man,              2175
  nu gâhet niht sô sêre.   swaß hie hânt getân
  die ellenden recken,   des gât in michel nôt:
  und lât si des genießen,   daß ich in mînen vride enbôt.‘

  Dô sprach der küene Wolfhart:   ‚ich wil dar gân                  2176
  und wil der mære vrâgen,   waß si haben getân,
  und wilß iu sagen denne,   vil lieber hêrre mîn,
  als ich eß dort ervinde,   waß diu rede müge sîn.‘

  Dô sprach der hêrre Dieterîch:   ‚swa man zornes sich versiht,    2177
  ob ungevüegiu vrâge   danne dâ geschiht,
  daß betrüebet recken   lîhte ir muot.
  ich enwil niht, Wolfhart,   daß ir die vrâge getuot.‘

  Dô bat er Helfrîche   balde dar gân,                              2178
  und hieß daß ervinden   an Etzelen man
  oder an den gesten,   waß wære dâ geschehen.
  done het er nie von liuten   sô grôßen jâmer gesehen.

  Der bote begunde vrâgen;   ‚waß ist hie getân?‘                   2179
  dô sprach dar under einer:   ‚dâ ist vil gar zergân,
  swaß wir vreuden hêten   in der Hiunen lant:
  hie ligt erslagen Rüedegêr   von der Burgunden hant.

  ‚Die mit im dar in kômen,   derst einer niht genesen.‘            2180
  do enkunde Helfrîche   nimmer leider wesen.
  jâ sagte er sîniu mære   sô rehte ungerne nie.
  der bote dô hin widere   vil sêre weinende gie.

  ‚Waß habt ir uns ervunden?‘   sprach dô Dietrîch:                 2181
  ‚wie weinet ir sô sêre,   degen Helferîch?‘
  dô sprach der edel recke:   ‚ich mac wol balde klagen:
  den guoten Rüedegêre   hânt die Burgunde erslagen.‘

  Dô sprach der helt von Berne:   ‚desn sol niht wellen Got.        2182
  daß wær ein starkiu râche   und ouch des tievels spot.
  wâ mit hete Rüedegêr   an in daß versolt?
  jâ ist mir daß wol künde,   er ist den ellenden holt.‘

  Des antwurte Wolfhart:   ‚und heten siß getân,                    2183
  sô solt eß in allen   an daß leben gân.
  ob wir inß vertrüegen,   des wær wir geschant.
  jâ hât uns vil gedienet   des guoten Rüedegêres hant.‘

  Der vogt der Amelunge   hieß eß ervarn baß.                       2184
  vil harte senelîche   er in ein venster saß:
  dô bat er Hilprande   zuo den gesten gân,
  daß er an in ervüere,   waß dâ wære getân.

  Der sturmküene recke,   meister Hilprant,                         2185
  weder schilt noch wâfen   truoger an der hant:
  er wolde in sînen zühten   zuo den gesten gân;
  von sîner swester kinde   wart im ein strâfen getân.

  Dô sprach der grimme Wolfhart:   ‚welt ir dar blôßer gân,         2186
  sô mag eß ân ein schelten   nimmer wol gestân:
  sô müeßt ir lesterlîche   tuon die widervart;
  komt ir dar gewâfent,   daß eteslîcher wol bewart.‘

  Dô garte sich der wîse   durch des tumben rât.                    2187
  ê eß ervunde Hildebrant,   dô wâren in ir wât
  alle Dietrîches recken   und truogen swert enhant.
  dem helde was eß leide:   vil gerne het erß erwant.

  Er vrâgte, war si wolden.   ‚wir wellen mit iu dar.               2188
  waß, ob von Tronje Hagene   deste wirs getar
  gein iu mit spotte sprechen,   des er wol kan gephlegen?‘
  dô er die rede gehôrte,   dô gestuont ins der degen.

  Dô sach der küene Volkêr   wol gewâfent gân                       2189
  die recken von Berne,   die Dietrîches man,
  begürtet mit den swerten;   si truogen schilt enhant:
  er sagteß sînen hêrren   ûßer Burgunde lant.

  Dô sprach der videlære:   ‚ich sihe dort here gân                 2190
  sô rehte vîentlîche   die Dietrîches man,
  gewâfent under helme:   si wellent uns bestân.
  ich wæne, eß an daß übele   uns ellenden welle gân.‘

  In den selben zîten   kom ouch Hildebrant.                        2191
  dô satzter vür die vüeße   sînes schiltes rant.
  er begunde vrâgen   die Guntheres man:
  ‚ouwê, ir guote helde,   waß hete iu Rüedegêr getân?

  ‚Mich hât mîn hêrre Dieterîch   her zuo iu gesant:                2192
  ob erslagen hête   iuwer deheines hant
  den edelen marcgrâven,   als uns daß ist geseit?
  wir enkunden überwinden   niht diu grœßlîchen leit.‘

  Dô sprach von Troneje Hagene:   ‚daß mær ist ungelogen,           2193
  wie wol ich iu des gunde,   het iuch der bote betrogen,
  durch Rüedegêres liebe,   daß lebte noch sîn lip,
  den immer mugen weinen   beidiu man unde wîp.‘

  Dô si daß rehte erhôrten,   daß er wære tôt,                      2194
  dô klagten in die recken:   ir triuwe in daß gebôt.
  den Dietrîches mannen   sach man trehne gân
  über bart und über kinne:   in was vil leide getân.

  Der herzoge ûßer Berne   Sigestap dô sprach:                      2195
  ‚nu hât gar ein ende   genomen der gemach,
  den uns hie vuogte Rüedegêr   nâch unsern leiden tagen:
  vreude ellender diete   lît von iu helden hie erslagen.‘

  Dô sprach von Amelunge   der degen Wolfwîn:                       2196
  ‚und ob ich hiute sæhe   tôt den vater mîn,
  mir enwurde nimmer leider   denn umbe sînen lîp.
  ouwê, wer sol nu trœsten   des guoten marcgrâven wîp?‘

  Dô sprach in zornes muote   der degen Wolfhart:                   2197
  ‚wer wîset nu die recken   sô manege hervart,
  alsô der marcgrâve   vil dicke hât getân?
  ouwê, vil edel Rüedegêr,   daß wir dich sus verloren hân!‘

  Wolfbrant und Helferîch   und ouch Helmnôt                        2198
  mit allen ir vriunden   weinden sînen tôt.
  vor siuften mohte vrâgen   niht mêre Hildebrant:
  er sprach: ‚nu tuot, ir degene,   dar nâch mîn hêrre hât gesant.

  ‚Gebt uns Rüedegêren   sô tôten ûß dem sal,                       2199
  an dem gar mit jâmer   lît unser vreuden val,
  und lât uns an im dienen,   daß er ie hât getan
  an uns vil grôßer triuwe   und an manegem vremden man.

  ‚Wir sîn ouch ellende   als Rüedegêr der degen.                   2200
  wes lâßet ir uns bîten?   lât in uns after wegen
  tragen, daß wir nâch tôde   lônen noch dem man;
  wir hetenß vil billîche   bî sînem lebene getân.‘

  Dô sprach der künic Gunther:   ‚nie dienest wart sô guot,         2201
  sô den ein vriunt vriunde   nâch dem tôde tuot.
  daß heiße ich stæte triuwe,   swer die kan begân.
  ir lônet im von schulden:   er hât iu liebe getân.‘

  ‚Wie lange sul wir vlêgen?‘   sprach Wolfhart der degen.          2202
  ‚sît unser trôst der beste   von iu ist tôt gelegen,
  und wir sîn leider mêre   megen niht gehaben,
  lât uns in tragen hinnen,   dâ wir den recken begraben.‘

  Des antwurte im Volkêr:   ‚niemen iu in gît.                      2203
  nu nemt in in dem hûse,   dâ der degen lît
  mit starken verchwunden   gevallen in daß bluot:
  so ist eß ein voller dienest,   den ir hie Rüedegêre tuot.‘

  Dô sprach der küene Wolfhart:   ‚Got weiß wol, hêr spilman,       2204
  irn durft uns nicht reißen:   ir habt uns übele getân.
  törst ich vor mînem hêrren,   sô kœmet irs in nôt.
  des müeße wirß lâßen,   wan er uns strîten hie verbôt.‘

  Dô sprach der videlære:   ‚der vorht ist al ze vil,               2205
  swaß man im verbiutet,   derß alleß lâßen wil:
  daß kan ich niht geheißen   rehten heldes muot.‘
  diu rede dûhte Hagenen   von sînem hergesellen guot.

  ‚Welt ir den spot niht lâßen,‘   sprach aber Wolfhart,            2206
  ‚ich entrihte iu lîht die seiten,   swenne ir die widervart
  rîtet gegen Rîne,   daß irß wol muget gesagen.
  iuwer übermüeten   mag ich mit êren niht vertragen.‘

  Dô sprach der videlære;   ‚swenn ir die seiten mîn                2207
  verirret guoter dœne,   der iuwer helmschîn
  muoß vil trüebe werden   von der mînen hant,
  swie halt ich gerîte   in der Burgunde lant.‘

  Dô wolt er zuo im springen,   wan daß in niht enlie               2208
  Hildebrant sîn œheim   in vaste zim gevie.
  ‚ich wæn, du woldest wüeten   durch dînen tumben zorn;
  mînes hêrren hulde   wir heten immer mêr verlorn.‘

  ‚Lât ab den leuwen, meister,   er ist sô grimme gemuot;           2209
  kumt abe er mir ze handen,‘   sprach Volkêr der degen guot,
  ‚het er die werlt alle   mit sîner hant erslagen,
  ich slahe in, daß erß widerspel   nimmer mêre darf gesagen.‘

  Des wart vil sêre erzürnet   der Bernære muot,                    2210
  den schilt gezucte Wolfhart,   ein sneller helt guot:
  alsam ein leuwe wilde   lief er vor in dan.
  im wart ein gæheß volgen   von sînen vriunden getân.

  Swie wîter sprünge er phlæge   vür des sales want,                2211
  doch ergâhte in vor der stiege   der alte Hildebrant:
  er wolde in vor im lâßen   niht komen in den strît.
  si vunden, daß si suohten,   an den ellenden sît.

  Dô spranc zuo Hagene   meister Hilprant:                          2212
  diu swert man hôrt erklingen   an ir beider hant.
  si wâren sêre erzürnet,   vil wol erkôs manß sint:
  von ir zweier wâfen   gie der viurrôte wint.

  Die wurden dô gescheiden   in des strîtes nôt:                    2213
  daß tâten die von Berne,   als in ir kraft gebôt.
  zehant dô meister Hildebrant   want von Hagene dan,
  dô lief der starke Wolfhart   den küenen Volkêren an.

  Er sluoc den videlære   ûf den helmehuot,                         2214
  daß des swertes ecke   unz ûf die spange wuot.
  daß vergalt mit ellen   der küene spilman:
  dô sluog er Wolfharten,   daß er stieben began.

  Des viurs ûß den ringen   hiuwen si genuoc:                       2215
  haß ir ieslîcher   dem anderen truoc.
  die schiet dô von Berne   der degen Wolfwîn.
  ob eß ein helt niht wære,   daß kunde nimmer gesîn.

  Gunther der vil küene   mit williger hant                         2216
  enphie die helde mære   von Amelunge lant.
  Gîselher der hêrre   diu liehten helmvaß
  der vrumte er dâ vil manegeß   von bluote rôt unde naß.

  Dancwart, Hagenen bruoder,   was ein grimmec man:               A.2217
  swaß er dâ vor hête   in strîte getân
  den Etzelen recken,   daß was gar ein wint:
  alrêst vaht tobelîche   des küenen Aldrîânes kint.

  Ritschart unde Gêrbart,   Helfrîch und Wîchart                    2218
  die heten in manegen stürmen   selten sich gespart:
  des brâhten si wol inne   die Guntheres man.
  dô sach man Wolfprande   in sturme hêrlîchen gân.

  Dô vaht, alsam er wuote,   der alte Hildebrant.                   2219
  vil der guoten recken   vor Wolfhartes hant
  mit tôde muose vallen   von swerten in daß bluot:
  sus râchen Rüedegêren   die recken küene unde guot.

  Dô vaht der hêrre Sigestap,   als im sîn ellen riet.              2220
  hei, waß er in dem sturme   der herten helme schriet
  den sînen vîenden,   Dietrîches swester sun.
  er kunde in dem sturme   nimmer beßßers niht getuon.

  Volkêr der starke,   dô er daß ersach,                            2221
  daß Sigestap der küene   den bluotegen bach
  hiu ûß herten ringen,   daß was dem helde zorn:
  er spranc im hin engegene.   dô hete Sigstap verlorn

  Von dem videlære   vil schiere daß leben:                         2222
  er begunde im sîner künste   al solhen teil dâ geben,
  daß er von sînem swerte   muose ligen tôt.
  daß rach der alte Hildebrant,   als im sîn ellen daß gebôt.

  ‚Ouwê liebes hêrren,‘   sprach meister Hildebrant,                2223
  ‚der hie lît erstorben   vor Volkêres hant.
  nune sol der videlære   lenger niht genesen.‘
  Hildebrant der küene   wie kunder grimmer sîn gewesen.

  Dô sluog er Volkêren,   daß im diu helmbant                       2224
  stuben allenthalben   zuo des sales want
  von helm und ouch von schilte   dem küenen spilman;
  dâ von der starke Volkêr   dô den ende dâ gewan.

  Dô drungen zuo dem strîte   die Dietrîches man.                   2225
  si sluogen, daß die ringe   vil verre dræten dan
  und daß man ort der swerte   vil hôhe vliegen sach.
  si holten ûß den helmen   den heiße vließenden bach.

  Dô sach von Troneje Hagene   Volkêren tôt:                        2226
  daß was zer hôhgezîte   sîn aller meistiu nôt,
  die er dâ hete gewunnen   an mâge und ouch an man.
  ouwê, wie harte Hagene   den helt dô rechen began!

  ‚Nu ensol sîn niht genießen   der alte Hildebrant:                2227
  mîn helfe lît erslagene   von des heldes hant,
  der beste hergeselle,   den ich ie gewan.‘
  den schilt den ructer hôher:   dô gie er houwende dan.

  Helfrîch der starke   Dancwarten sluoc.                         A.2228
  Gunther unde Gîselher   den was eß leit genuoc,
  dô si in sâhen vallen   in der starken nôt.
  er het mit sînen handen   wol vergolten sînen tôt.

  Swie vil von manegen landen   gesamnet wære dar,                    C.
  vil vürsten krefteclîche   gegen ir kleinen schar,
  wæren die kristen liute   wider si niht gewesen,
  si wæren mit ir ellen   vor allen heiden wol genesen.

  Die wîle gie ouch Wolfhart   beidiu wider unde dan,               2229
  alleß houwende   die Guntheres man.
  er was die driten kêre   nu komen durch daß wal:
  dâ viel von sînen handen   vil manec recke ze tal.

  Dô rief der starke Gîselher   Wolfharten an:                      2230
  ‚ouwê, daß ich sô grimmen   vîent ie gewan!
  edel rîter küene,   nu wendet gegen mîn.
  ich wil eß helfen enden,   eß enmac niht lenger gesîn.‘

  Ze Gîselhere kêrte   Wolfhart in den strît.                       2231
  dô sluoc ir ietwedere   vil manege wunden wît.
  sô rehte krefteclîche   er zuo dem künege dranc,
  daß imß bluot undern vüeßen   al überß houbet gespranc.

  Mit swinden slegen grimme   der schœnen Uoten kint                2232
  enphie Wolfharten   den küenen recken sint.
  swie stark der degen wære,   er kunde niht genesen.
  eßn dorfte künec sô junger   nimmer küener sîn gewesen.

  Dô sluoger Wolfharten   durch eine brünne guot,                   2233
  daß im von der wunde   nider schôß daß bluot:
  er wunte zuo dem tôde   den Dietrîches man.
  eßn hete âne einen recken   zwâre niemen getân.

  Alsô der küene Wolfhart   der wunden enphant,                     2234
  den schilt ließ er vallen:   hôher an der hant
  huob er ein starkeß wâfen,   daß was scharf genuoc:
  durch helm und durch ringe   der helt dô Gîselheren sluoc.

  Si heten bêde ein ander   den grimmen tôt getân.                  2235
  do enlebte ouch nu niht mêre   der Dietrîches man.
  Hildebrant der alte   Wolfharten vallen sach:
  im wæn vor sînem tôde   sô rehte leide nie geschach.

  Dô wâren gar erstorben   die Guntheres man                        2236
  und ouch die Dietrîches.   Hilprant was gegân,
  dâ Wolfhart was gevallen   nider in daß bluot.
  er umbeslôß mit armen   den recken küene unde guot.

  Er wolde in ûß dem hûse   mit im tragen dan;                      2237
  er was ein teil ze swære:   er muose in ligen lân.
  dâ blicte ûß dem bluote   der rêwunde man:
  er sach wol, daß im gerne   sîn neve het geholfen dan.

  Dô sprach der tôtwunde:   ‚vil lieber œheim mîn,                  2238
  irn mugt an disen zîten   mir niht vrum gesîn.
  nu hüetet iuch vor Hagene:   jâ dunket eß mich guot:
  er treit in sînem herzen   einen grimmigen muot.

  ‚Und ob mich mîne mâge   nâch tôde wellen klagen,                 2239
  den næhsten und den besten   den sult ir von mir sagen,
  daß si nâch mir iht weinen,   daß sî âne nôt:
  von eines küneges handen   lig ich hie hêrlîchen tôt.

  ‚Ich hân ouch hier inne sô   vergolten mînen lîp,                 2240
  daß eß wol mugen beweinen   der guoten rîter wîp.
  ob iuch des iemen vrâge,   sô mugt ir balde sagen:
  vor mîn eines handen   lît wol hundert erslagen.‘

  Dô gedâht ouch Hagene   an den spilman,                           2241
  dem der alte Hildebrant   sîn leben an gewan:
  dô sprach er zuo dem degene:   ‚ir geltet mîniu leit.
  ir habt uns hinne erbunnen   vil maneges recken gemeit.‘

  Er sluog ûf Hildebrande,   daß man wol vernam                     2242
  Palmunge dießen,   den Sîvride nam
  Hagene der vil küene,   dâ er den helt sluoc.
  dô werte sich der alte:   er was ouch küene genuoc.

  Der Wolfhartes œheim   sluog ein wâfen breit                      2243
  ûf Hagenen von Troneje,   daß ouch vil sêre sneit.
  done kunder niht verwunden   den Guntheres man.
  dô sluog aber in Hagene   durch eine brünne wol getân.

  Alsô meister Hildebrant   der wunden reht enphant,                2244
  dô vorhte er schaden mêre   von der Hagenen hant.
  den schilt warf über rucke   der Dietrîches man:
  mit der starken wunden   der helt dô Hagenen entran.

  Dâ was nu nieman lebender   al der degene,                        2245
  niuwan die zwêne aleine,   Gunther und Hagene.
  mit bluote gie berunnen   der alte Hildebrant:
  er brâhte leidiu mære,   dâ er Dietrîchen vant.

  Dô sach er trûreclîchen   sitzen hie den man:                     2246
  der leide michels mêre   der vürste dô gewan.
  er sach ouch Hilprande   in sîner brünne rôt:
  dô vrâgter in der mære,   als im diu sorge gebôt.

  ‚Nu sagt mir, meister Hildebrant,   wie sît ir sô naß             2247
  von dem verchbluote?   oder wer tet iu daß?
  ich wæne, ir mit den gesten   zem hûse habt gestriten:
  ich verbôt eß iu sô sêre:   dô het irß billîch vermiten.‘

  Dô sagte er sînem hêrren:   ‚eß tet Hagene:                       2248
  der sluoc mir dise wunden   in dem gademe,
  dô ich von dem recken   wolde wenden dan.
  mit mînem lebene   dem tiuvel kûme ich entran.‘

  Dô sprach der Bernære:   ‚vil reht ist iu geschehen,              2249
  dô ir mich vriuntschefte   den recken hôrtet jehen,
  daß ir den vride dâ brâchent,   den ich in hete gegeben:
  het ichs niht immer schande,   ir soldet vliesen daß leben.‘

  ‚Nu erzürnet niht sô sêre,   mîn hêr Dietrîch:                    2250
  an mir und mînen vriunden   der schade ist alze rîch.
  wir wolden Rüedegêren   hân getragen dan:
  des enwolden uns niht gunnen   des künic Guntheres man.‘

  ‚Sô wê mir dirre leide!   ist Rüedegêr doch tôt?                  2251
  daß muoß mir sîn ein jâmer   vor aller mîner nôt.
  Gotelint diu edele   ist mîner basen kint:
  ach wê der armen weisen,   die dâ ze Bechlâren sint!‘

  Riuwen unde leides   mant in dô sîn tôt.                          2252
  er begunde weinen:   des gie dem helde nôt.
  ‚ouwê getriuwer helfe,   die ich verlorn hân:
  jane überwinde ich nimmer mê   des künic Etzelen man.

  ‚Megt ir mir, meister Hildebrant,   diu rehten mære sagen,        2253
  wer der recke wære,   der in dâ hât erslagen?‘
  er sprach: ‚daß tet mit kreften   der starke Gêrnôt:
  von Rüedegêres handen   ist ouch der helt gelegen tôt.‘

  Er sprach zuo Hildebrande:   ‚nu sagt mînen man,                  2254
  daß si sich balde wâfenen,   wan ich wil dar gân,
  und heißet mir gewinnen   mîn liehteß wîcgewant:
  ich wil selbe vrâgen   die helde ûß Burgunde lant.‘

  Dô sprach meister Hildeprant:   ‚wer sol zuo iu gên?              2255
  swaß ir habt der lebenden,   die seht ir bî iu stên:
  daß bin ich alters eine:   die andern die sint tôt.‘
  do erschricte er dirre mære:   des gie im wærlîchen nôt,

  Wan er leit sô grôßeß   zer werlde nie gewan.                     2256
  er sprach: ‚und sint erstorben   alle mîne man,
  sô hât mîn Got vergeßßen,   ich armer Dietrîch!
  ich was ein künec gewaltec,   vile hêr unde rîch.‘

  ‚Wie kunde eß sich gevüegen,‘   sprach aber hêr Dietrîch,         2257
  ‚daß si alle sint erstorben,   die helde lobelîch,
  von den strîtmüeden,   die doch heten nôt?
  wan durch mîn ungelücke,   in wær noch vremde der tôt!

  ‚Sît daß es mîn unsælde   niht langer wolde entwesen,             2258
  sô sagt mir, ist der geste   noch iemen dâ genesen?‘
  dô sprach meister Hildebrant:   ‚daß weiß Got, nieman mêr
  niuwan Hagene aleine   und Gunther der künic hêr.‘

  ‚Ouwê, lieber Wolfhart,   sol ich dich hân verlorn,               2259
  sô mac mich balde riuwen,   daß ich ie wart geborn;
  Sigstab unde Wolfwîn   und ouch Wolfbrant:
  wer sol mir denne helfen   in der Amelunge lant?

  ‚Helfrîch der vil küene,   und ist mir der erslagen,              2260
  Gêrbart unde Wîchart,   wie solde ich die verklagen?
  daß ist an mînen vreuden   mir der leste tac.
  ouwê, daß vor leide   nieman wol sterben mac.‘



Âventiure

wie Gunther unde Hagene unde Kriemhilt wurden erslagen.


  Dô nam der hêrre Dietrîch   selbe sîn gewant;                     2261
  im half, daß er sich wâfente,   der alte Hildebrant.
  dô klagte alsô sêre   der kreftige man,
  daß daß hûs erdießen   von sîner stimme began.

  Do gewan er aber widere   rehten heldes muot.                     2262
  in grimme wart gewâfenet   dô der degen guot.
  einen schilt vil vesten   den nam er an die hant:
  si giengen balde danne,   er unde meister Hildebrant.

  Dô sprach von Tronje Hagene:   ‚ich sihe dort her gân             2263
  den hêrren Dietrîche:   der wil uns bestân
  nâch sînem starken leide,   daß im ist hie geschehen.
  man sol daß hiute kiesen,   wem man des besten müge jehen.

  ‚Jane dunket sich von Berne   der hêrre Dietrîch                  2264
  nie sô stark des lîbes   und sô gremlîch,
  und wil erß an uns rechen,   daß im ist getân,‘
  alsô redete Hagene,   ‚ich getar in harte wol bestân.‘

  Dise rede hôrte   Dietrîch und Hildebrant.                        2265
  er kom, dâ er die recken   beide stênde vant
  ûßen vor dem hûse   geleinet an den sal.
  sînen schilt den guoten   satzt hêr Dietrîch ze tal.

  In leitlîchen sorgen   sprach hêr Dietrîch:                       2266
  ‚wie habt ir sô geworben,   Gunther, künic rîch,
  wider mich ellenden?   waß het ich iu getân?
  alles mînes trôstes   des bin ich eine bestân.

  ‚Iuch endûhte niht der volle   an der grôßen nôt,                 2267
  dô ir uns Rüedegêre   den helet sluoget tôt:
  nu habt ir mir erbunnen   aller mîner man.
  jane het ich iu helden   solher leide niht getân.

  ‚Gedenket an iuch selben   und an iuwer leit,                     2268
  tôt der iuwer vriunde   und ouch diu arbeit,
  ob eß iu guoten recken   beswârt iht den muot.
  ouwê, wie rehte unsanfte   mir tôt der Rüedegêres tuot!

  ‚Eß geschach ze dirre werlde   nie manne leider mêr.              2269
  ir gedâhtet übele   an mîn und iuwer sêr.
  swaß ich vreuden hête,   diu liget von iu erslagen:
  ja enkan ich nimmer mêre   die mîne mâge verklagen.‘

  ‚Jane sî wir niht sô schuldec,‘   sprach dô Hagene.               2270
  ‚eß giengen ze dem hûse   die iuwer degene
  gewâfent wol ze vlîße   mit einer schar sô breit.
  mich dunket, daß diu mære   iu niht rehte sint geseit.‘

  ‚Waß sol ich mêr gelouben?   mir sagt Hildebrant:                 2271
  dô mîne recken gerten   von Amelunge lant,
  daß ir in Rüedegêre   gæbet ûß dem sal,
  dô bütet ir niuwan spotten   den mînen recken her ze tal.‘

  Dô sprach der vogt von Rîne:   ‚si jâhen, wolden tragen           2272
  Rüedegêr von hinne:   den hieß ich in versagen
  Etzeln ze leide   und niht den dînen man,
  unz daß dô Wolfhart   dar umbe schelten began.‘

  Dô sprach der helt von Berne:   ‚eß muose et alsô sîn.            2273
  Gunther, künic edele,   durch die zühte dîn
  ergetze mich der leide,   die mir sint getân,
  und süene eß, rîter küene,   sô wil ich gar die schulde lân.

  ‚Ergip dich mir ze gîsel,   du und dîn man:                       2274
  sô wil ich iuch behüeten,   so ich aller beste kan,
  daß dir hie zen Hiunen   niemen niht entuot.
  du solt an mir niht vinden   niuwan triuwe und alleß guot.‘

  ‚Daß enwelle Got von himele,‘   sprach dô Hagene,                 2275
  ‚daß sich dir ergæben   zwêne degene,
  die du sô werlîche   noch sihest gewâfent stân.
  daß hieße ein michel schande   und wær ouch übele getân.‘

  ‚Irn sult eß niht versprechen,‘   sprach aber Dietrich.           2276
  ‚Gunther unde Hagene,   jâ habt ir beide mich
  sô sêre beswæret,   daß herze und ouch den muot,
  und welt ir michs ergetzen,   daß irß vil billîchen tuot.

  ‚Ich gibs iu mîne triuwe   und sicherlîche hant,                  2277
  daß ich mit iu wider heim   rîte in iuwer lant.
  ich geleite iuch nâch den êren   oder ich gelige tôt
  und wil durch iuch vergeßßen   der mînen grœßlîchen nôt.‘

  ‚Nu enmuotet sîn niht mêre,‘   sprach aber Hagene.                2278
  ‚von uns enzimt daß mære   niht wol ze sagene,
  daß sich iu ergæben   zwên alsô küene man.
  nu siht man bî iu niemen   wan eine Hildebrande stân.‘

  Des antwurte Hildebrant:   ‚iuch möhte wol gezemen                2279
  den vride mînes hêrren   ob ir den ruochtet nemen:
  eß kumt noch an die stunde   vil lîhte in kurzer zît,
  daß ir in gerne næmet   und in iu danne niemen gît.‘

  ‚Jâ næme ich ê die suone,‘   sprach ab Hagene,                    2280
  ‚ê ich sô lesterlîche   von eime degene
  vlühe, meister Hildebrant,   als ir hie habt getân:
  ich wânde ûf mîne triuwe,   ir kundet baß gein vînden stân.‘

  Dô sprach meister Hildebrant:   ‚zwiu verwîßet ir mir daß?        2281
  nu wer was, der ûfme schilde   vor dem Wasgensteine saß,
  dô im von Spâne Walther   sô vil der mâge sluoc?
  ouch habt ir noch ze zeigen   an iu selben genuoc.‘

  Dô sprach der hêrre Dieterîch:   ‚daß enzimt niht helde lîp,      2282
  daß si suln schelden   sam diu alten wîp.
  ich verbiute iu, meister Hildebrant,   daß ir iht sprechet mêr.
  mich ellenden recken   twinget grœßlîchiu sêr.

  ‚Lât hœren, vriunt Hagene,‘   sprach dô Dietrîch,                 2283
  ‚waß ir ê redetet,   ir recken lobelîch,
  dô ir mich gewâfent   zuo iu sâhet gân?
  ir jâhet, daß ir eine   mit strîte woldet mich bestân.‘

   ‚Jane lougent iu des niemen,‘   sprach Hagene der degen,         2284
  ‚ich enwelleß hie versuochen   mit den starken slegen,
  eß ensî, daß mir zebreste   daß Niblunges swert.
  mir ist zorn, daß unser beider   hie ze gîsel ist gegert.‘

  Dô Dietrîch gehôrte   den grimmen Hagnen muot,                    2285
  den schilt vil balde zucte   der snelle degen guot.
  wie balde gein im Hagene   von der stiegen spranc!
  Niblunges swert daß guote   vil lûte ûf Dietrîch erklanc.

  Dô wesse wol hêr Dieterîch,   daß der küene man                   2286
  vil grimmes muotes wære:   schirmen im began
  der hêrre von Berne   vor angestlîchen slegen.
  vil wol erkander Hagenen:   er was ein ûßerwelter degen.

  Ouch vorht er Balmunge,   ein wâfen starc genuoc.                 2287
  under wîlen Dietrîch   mit listen wider sluoc,
  unz daß er Hagenen   mit strîte doch betwanc.
  er sluog im eine wunden,   diu was tief unde lanc.

  Do gedâht der hêrre Dieterîch:   ‚du bist in nôt erwigen;         2288
  ich hâns lützel êre,   soltu nu tôt geligen.
  ich wil eß sus versuochen,   ob ich entwingen kan
  dich mir zeinem gîsel.‘   daß wart mit sorgen getân.

  Den schilt ließ er vallen:   sîn sterke diu was grôß;             2289
  Hagnen von Troneje   mit armen er beslôß.
  des wart dô betwungen   von im der küene man.
  Gunther der edele   dar umbe trûren began.

  Hagene bant dô Dieterîch   und vuorte in, dâ er vant              2290
  die edelen küneginne,   und gab ir bî der hant
  den küenisten recken,   der ie swert getruoc.
  nâch ir vil starkem leide   dô wart si vrœlîch genuoc.

  Vor liebe neic dem degene   daß Etzelen wîp:                      2291
  ‚immer sî dir sælec   dîn herze und ouch dîn lîp.
  du hâst mich wol ergetzet   aller mîner nôt:
  daß sol ich immer dienen,   mich ensûme der tôt.‘

  Dô sprach der hêrre Dieterîch:   ‚ir sult in lân genesen,         2292
  vil edeliu küneginne.   eß mac vil wol noch wesen,
  daß iuch sîn dienst ergetzet,   daß er iu hât getân:
  er sol des niht enkelten,   daß irn gebunden sehet stân.‘

  Dô hieß si vüeren Hagenen   an sînen ungemach,                    2293
  dâ er lac besloßßen   und dâ in niemen sach.
  Gunther der künic edele   rüefen dô began.
  ‚war kom der helt von Berne?   der hât mir leide getân.‘

  Dô gie im hin engegene   der hêrre Dietrîch.                      2294
  Guntheres ellen   daß was vil lobelîch;
  do enbeit ouch er niht mere,   er lief her vür den sal.
  von ir beiden swerten   huob sich ein grœßlîcher schal.

  Swie vil der hêrre Dieterîch   lange was gelobt,                  2295
  Gunther was sô sêre   erzürnet und ertobt:
  wan er nâch starkem leide   dô sîn vîent was.
  man sagt eß noch ze wunder,   daß dô hêr Dietrîch genas.

  Ir ellen und ir sterke   beide wâren grôß.                        2296
  palas und türne   von ir slegen dôß,
  dô si mit swerten hiuwen   ûf die helme guot.
  eß hete der künic Gunther   einen hêrlîchen muot.

  Sît twanc in der von Berne,   als Hagnen ê geschach.              2297
  daß bluot man durch die ringe   dem helde vließen sach
  von einem starken swerte,   daß truoc hêr Dietrîch.
  doch het gewert hêr Gunther   nâch müede loblîchen sich.

  Der hêrre wart gebunden   von Dietrîches hant,                    2298
  swie künege niene solden   lîden solhiu bant.
  er dâht, ob er si ließe,   den künec und sînen man,
  alle, die si vünden,   die müesen tôt vor in bestân.

  Dietrîch von Berne   der nam in bî der hant:                      2299
  dô vuorte er in gebunden,   da er Kriemhilde vant.
  dô was mit sîme leide   ir sorge ein teil benomen.
  si sprach: ‚künic Gunther,   sît mir grôße willekomen.‘

  Er sprach: ‚ich sold iu nîgen,   vil edel swester mîn,            2300
  ob iuwer grüeßen mehte   genædeclîcher sîn.
  ich weiß iuch, küneginne,   sô zornec gemuot,
  daß ir mich und Hagenen   vil swacheß grüeßen getuot.‘

  Dô sprach der helt von Berne:   ‚vil edel küneges wîp,            2301
  eß enwart nie gîsel mêre   sô guoter rîter lîp,
  als ich iu, vrouwe hêre,   an in gegeben hân.
  nu solt ir die ellenden   mîn vil wol genießen lân.‘

  Si jach, si tæte eß gerne.   dô gie hêr Dietrîch                  2302
  mit weinenden ougen   von den helden lobelîch.
  sît rach sich grimmeclîche   daß Etzelen wîp:
  den ûß erwelten degenen   nam si beiden den lîp.

  Si lie si ligen sunder   durch ir ungemach,                       2303
  daß ir sît dewedere   den andern nie gesach.
  unz si ir bruder houbet   hin vür Hagenen truoc.
  der Kriemhilde râche   wart an in beiden genuoc.

  Dô gie diu küneginne,   dâ si Hagnen sach;                        2304
  wie rehte vîntlîche   si zuo dem recken sprach:
  ‚welt ir mir geben widere,   daß ir mir habt genomen,
  sô megt ir noch wol lebende   heim zuo den Burgunden komen.‘

  Dô sprach der grimme Hagene:   ‚diu rede ist gar verlorn,         2305
  vil edeliu küneginne.   jâ hân ich des gesworn,
  daß ich den hort iht zeige:   die wîle daß si leben,
  deheiner mîner hêrren,   so enwirt er nieman gegeben.‘

  ‚Ich bringeß an ein ende,‘   sô sprach daß edel wîp.              2306
  dô hieß si ir bruoder   nemen dâ den lîp.
  man sluoc im ab daß houbet:   bî hâre si eß truoc
  vür den helt von Troneje:   dô wart im leide genuoc.

  Alsô der ungemuote   sîns hêrren houbet sach,                     2307
  widre Kriemhilde   dô der recke sprach:
  ‚du hâst eß zeinem ende   nâch dîme willen brâht,
  und ist ouch rehte ergangen,   als ich mir hête gedâht.

  ‚Nu ist von Burgunde   der edel künic tôt,                        2308
  Gîselher der junge   und ouch Gêrnôt.
  den schatz weiß nu nieman   wan Got unde mîn:
  der sol dich vâlentinne   immer gar verholn sîn.‘

  Si sprach: ‚sô habt ir übele   geltes mich gewert;                2309
  sô wil ich doch behalten   daß Sîvrides swert.
  daß truoc mîn holder vriedel,   dô ich in jungist sach,
  an dem mir herzen leide   vor allem leide geschach.‘

  Si zôch eß von der scheide:   daß kunder niht erwern.             2310
  dô dâhte si den recken   des lebenes behern.
  si huob eß mit ir handen,   daß houbet si im abe sluoc.
  daß sach der künic Etzele:   dô was im leide genuoc.

  ‚Wâfen,‘ sprach der vürste,   ‚wie ist nu tôt gelegen             2311
  von eines wîbes handen   der aller beste degen,
  der ie kom ze sturme   oder ie schilt getruoc!
  swie vîent ich im wære,   eß ist mir leide genuoc.‘

  Dô sprach meister Hildebrant:   ‚ja geniußet si es niht,          2312
  daß si in slahen torste;   swaß halt mir geschiht,
  swie er mich selben brâhte   in angestlîche nôt,
  iedoch sô wil ich rechen   des küenen Tronjæres tôt.‘

  Hildebrand mit zorne   ze Kriemhilde spranc:                      2313
  er sluoc der küneginne   eines swertes swanc.
  jâ tet ir diu sorge   von dem degene wê;
  waß maht si gehelfen,   daß si vil grœßlîchen schrê?

  Dô was gelegen über al   dâ der veigen lîp:                       2314
  ze stucken lac gehouwen   dô daß edel wîp.
  Etzel unde Dietrîch   weinen dô began:
  si klageten jæmerlîche   beide mâge unde man.

  Diu vil mîchel êre   was dâ gelegen tôt:                          2315
  die liute heten alle   jâmer unde nôt.
  mit leide was verendet   des küneges hôhgezît,
  als ie diu liebe leide   an dem ende gerne gît.

  Ine kan iu niht bescheiden,   waß sider dâ geschach,              2316
  C. wan kristen unde heiden   weinen man dâ sach,
  wîb unde knehte   und manege schœne meit:
  die heten nâch ir vriunden   diu allergrœßisten leit.

  Ine sage iu nu niht mêre   von der grôßen nôt;                      C.
  die dâ erslagen wâren,   die lâßen ligen tot --
  wie ir dinc aneviengen   sît der Hiunen diet,
  hie hât daß mære ein ende:   daß ist ~der Nibelunge liet~.


                   *       *       *       *       *


  Statt der letzten fünf Strophen hat b folgende sechs, die beiden
  letzten übereinstimmend mit A.


  Hilprant mit zorne   ze Kriemhilden spranc.
  er sluoc der küneginne   einen swæren swertes swanc,
  enmitten dâ der borte   ir den lîp het umbegeben.
  dô muose diu küneginne   verliesen dâ ir werdeß leben.

  Daß swert daß sneit sô drâte,   daß si sîn niht enphant,
  daß si het gerüeret   unsanft; si sprach zehant:
  ‚dîn wâfen ist verplawen:   du solteß von dir legen;
  eß zimt niht wol ze tragene   eim als zierlîchen degen.‘

  Dô zôch er von dem vinger   einen rinc rôt guldîn;
  er warf in ir vor die vüeße:   ‚hebt ir daß vingerlîn
  ûf von der erden,   sô habt ir wâr, edel wîp.‘
  si neic sich nâch dem golde:   dô viel entzwei ir werder lîp.

  Nu ist ouch gelegen Kriemhilt,   ouwê der nôt:
  wie rehte gar unmüeßec   was dâ der tôt!
  Dietrîch und Etzel   sêre weinen dô began:
  si klagten inneclîche   beide wîp unde man.

  Diu vil michel êre   was dâ gelegen tôt.
  die liute heten alle   jâmer unde nôt.
  mit leide was verendet   des küneges hôchzît,
  als ie diu liebe leide   ze aller jungiste gît.

  Ich enkan iu niht bescheiden,   waß sider dâ geschach,
  wan rîter unde knehte   weinen man dâ sach,
  dar zuo die edeln knehte,   ir lieben vriunde tôt.
  hie hât daß mær ein ende:   ditze ist ~der Nibelunge nôt~.





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