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Title: Der Tabak - Studien über seine Kultur und Biologie
Author: Koning, C. J.
Language: German
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DER TABAK

VON

C. J. KONING.



DER TABAK


Studien über seine Kultur und Biologie

VON

C. J. KONING.


AMSTERDAM, LEIPZIG,
J. H. & G. VAN HETEREN. WILHELM ENGELMANN.

1900.



=J. FORSTER=, M. D., LL. D. (Edinburgh),

    Professor der Hygiene und Bacteriologie an der Universität
    Strassburg, Correspondierendem Mitglied der Kgl. Academie der
    Wissenschaften zu Amsterdam, u. s. w.,

    gewidmet.



_Bei den chemischen Prozessen der Bildung und Zersetzung von Stoffen,
die in der Natur täglich stattfinden, spielt die Lebensthätigkeit
kleinster Organismen eine mächtige, einflussreiche Rolle. Nicht
bloss für den Biologen, auch für die Entwicklung des Chemikers
ist es demnach von hervorragender Bedeutung, neben der Chemie,
die Bacteriologie, die Lehre von diesen Organismen, zu betreiben.
Von dieser Erwägung ausgehend wünschte ich mich, nachdem ich mein
Fachstudium an der Amsterdamer Universität vollendet hatte, auch mit
dieser jungen Wissenschaft zu beschäftigen, die seit kurzem eine hohe
Flucht genommen hat und in die verschiedensten Gebiete eingreift. Die
günstige Lage meines Wohnortes in der Nähe von Amsterdam ermöglichte
mir den weiteren Besuch der Universitätsanstalten, und so wendete ich
mich an Sie, verehrter_ ~Professor Forster~, _mit der Bitte, mir den
Weg auf dem mir fremden Terrain zu zeigen. Freundlich haben Sie mich
in Ihr Laboratorium aufgenommen und mich mit den bacteriologischen
Untersuchungsmethoden bekannt gemacht._

_Ich erinnere mich noch lebhaft, wie Sie nun vor vier Jahren mich auf
die Fermentation des Tabaks aufmerksam machten, mit welcher Sie sich
seit längerer Zeit schon gelegentlich beschäftigt hatten. Sie legten
mir diesen Gegenstand besonders ans Herz und wiesen mich damit auf ein
Gebiet, das nach verschiedenen Richtungen hin urbar gemacht werden
könne._

_Nachdem ich nun einmal unter Ihrer Leitung begonnen hatte, auf
diesem Gebiete zu arbeiten, trat mir bald, wie Sie voraus gesagt,
der hohe Nutzen deutlich vor Augen, den die eingehende Untersuchung
der Tabakskultur vom wissenschaftlichen Standpunkte aus und mit
Zuhilfenahme des durch die Bacteriologie gewonnenen Wissens bietet.
Die Beschäftigung hiermit wurde mir täglich lieber und regte mich zu
fortwährender neuer Arbeit an._

_Ihnen, verehrter_ ~Professor Forster~, _fühle ich mich zu Dank
verpflichtet. Sie haben mir den Weg eröffnet, auf dem ich das Kleine
in der Natur, das so mächtige Wirkung übt, kennen lernte. Sie haben
mir in den freundlichen Räumen des Laboratoriums an der Amsterdamer
Universität stets Ihre Beihilfe verliehen._

_Ihnen verdanke ich meine Entwicklung in dieser biologischen
Wissenschaft, zu der meine Neigung mich hin zog; und deshalb ist es mir
eine angenehme Pflicht, Ihnen hiermit die Frucht meiner Arbeit in der
Form dieses Buches zuzueignen._


Bussum, November 1899.

C. J. KONING.



DER TABAK

VON

C. J. KONING.

    ~Hanausek~ erwähnt im Anschluss an das von ~Suchsland~
    vorgeschlagene verbesserte Tabaksgährungsverfahren durch
    reingezüchtete Bakterien, dass nach ~Semmler~ in Cuba einige
    beschädigte Tabakblätter von untadelhaftem Aroma in Wasser
    zum Faulen gebracht werden und dieses Wasser zum Besprengen
    des ausgegohrenen Tabaks gebraucht wird, wodurch das Aroma
    verbessert werden soll.

    ~Koch's~ Jahresbericht über die Fortschritte in der Lehre von
    den Gährungsorganismen 1892.


Vor mehr als zwei Jahren lenkte Professor ~Forster~ in Amsterdam
meine Aufmerksamkeit auf die Untersuchung der Gährung des Tabaks.
Die Vermutung lag nahe, dass entweder die Hefen, oder die Bakterien
bei der Gährung eine Funktion ausübten (~Suchsland~). Die Proben
sind also von mir in der Richtung hin genommen worden, dass ich in
erster Linie ungebrühten Tabak im Laboratorium künstlich zum Gähren
brachte, um später die natürliche Gährung mit dem erhaltenen Resultate
vergleichen zu können. Ich habe, durch verschiedene Umstände dazu
gebracht, die Untersuchung ausgedehnt und sowohl den anatomischen Bau
der Pflanze, besonders des Blattes, als die Düngung und die chemische
Zusammensetzung des lebenden, des sterbenden und des toten Gewebes
untersucht. Dann habe ich die Gährung und die dabei hervortretenden
Erscheinungen genau betrachtet und schliesslich die Krankheiten, welche
sich am meisten bei den Pflanzen zeigen, studiert.

Ehe ich diese Gegenstände zu beschreiben anfange, spreche ich zuerst
Herrn Professor ~Forster~, jetzt in Strassburg, meinen Dank aus, der
mir zum Anstellen der Versuche seinen Rath und sein Laboratorium
zur Verfügung stellte, dann den Herren ~Herschel~ in Amersfoort und
~de Hartog~ in Wageningen, die mir den nichtfermentierten Tabak
zusandten und mir Gelegenheit gaben, öfters die gährenden Haufen
Tabak in Wageningen zu untersuchen und mich dadurch in den Stand
setzten, die Kulturen zu den bakteriologischen Untersuchungen an Ort
und Stelle anlegen zu können, dem Herrn ~N. v. Os~ in Amerongen für
seine Bereitwilligkeit, mir die lebenden, toten und kranken Pflanzen
zuzuschicken und für seine vielen wichtigen Mitteilungen bei meinem
wiederholten Besuche in den Tabaksfeldern. Allen meinen Dank für ihre
Hülfe und Freundlichkeit, deren ich mich stets erfreut habe.

Als ~Columbus~ 1492 auf der Insel Guanahani landete, sah er, wie
die Rothäute aus Nase und Mund Rauchwolken bliesen. Sie hatten ein
Kraut, welches, nachdem es getrocknet war, in ein Maisblatt hinein
gewickelt, an der einen Seite angezündet und am andern Ende im Munde
gehalten wurde. Dieses aufgerollte Kraut trug den Namen »Tabaco«.
Andere behaupten, der Name Tabak stamme von einer zu den Antillen
gehörigen Insel Tabago her. Wie dem auch sei, soviel ist sicher, dass
im Jahre 1558 in Lissabon eine Tabakspflanze aus Florida von ~Gonzales
Hernandes~ eingeführt wurde, wovon ~Jean Nicot~ allda im Jahre 1560
mittels Samen viele Pflanzen aufzog und diese in verschiedene Länder
Europas mit wunderlichen Erzählungen verbreiten liess. Allmählich wurde
die Pflanze in verschiedenen Gegenden angepflanzt, bald mit mehr,
bald mit weniger Erfolg. Von den am meisten kultivierten Arten können
genannt werden: _Nicotiana Tabacum_, _N. rustica_ und _N. macrophylla_.
Die Pflanze gehört nach dem System von ~Eichler~ zu den _Tubiflorae_
und zwar zu der Unterabteilung der _Solonaceae_. Sie ist also der
_Datura Stramonium_, _Hyoscyamus niger_, _Capiscum annuum_, _Solanum
tuberosum_, _Lycopersicum esculentum_, _Atropa belladonna_ u. a. nahe
verwandt. Die Familie hat also zahlreiche Vertreter, welche kräftig
wirkende Gifte bilden.

In den Tabaksblättern zeigt sich das bekannte flüssige Alcaloid
Nicotin, gebunden an Apfelsäure und zwar in wechselnden Quantitäten
von 0,7-5%, abhängig vom Alter der Pflanze und den verschiedenen
Witterungsverhältnissen. Die schönen Untersuchungen von ~Ladenburg~,
~Hoffmann~ und ~Pinner~ liessen das Nicotin als ein Derivat von Pyridin
erkennen. Die chemische Structur dieses kräftig wirkenden Giftes ist
bekannt geworden und daher die Synthese möglich.



Handel und Anwendung.


Ein jeder, welcher die Gegend um Wageningen, Elst und Amerongen, von
Amersfoort und Nijkerk, die Dörfer in der Betuwe und in Maaswaal
besucht und dort durch die Tabaksfelder geht, wird den Eindruck
bekommen, dass die Tabakskultur hier im Lande noch eine grosse
Ausdehnung hat. Besonders fiel mir überall die aussergewöhnliche
Sorgfalt auf, welche auf die Kultur, auf die Ernte, auf das Trocknen
und auf die Brühung verwendet wurde. Es möge den holländischen
Tabakspflanzern ein erfreuliches Zeichen sein, dass diese wirklich
grosse Kultur und dieser grosse Handel in den letzten zwei Jahren
wiederum Fortschritte machen. Ehemals brachte der getrocknete, noch
nicht fermentierte Tabak 25 Gulden per 100 Pfund ein, in den schlechten
Jahren (87-92), als viele Züchter die Kultur einstellten, 7-12 Gulden,
und jetzt wieder 17-20 Gulden.

Man unterscheidet im Handel:

1^o _Boden- oder Sandgut._ Dies sind Tabaksblätter, welche zuerst
gepflückt werden, die untersten Blätter, welche viel Erde und Sand
enthalten und schon Ende Juli geerntet werden.

2^o _Erdgut._ Dies sind die mittelsten Blätter, die wohl den besten
Teil der Pflanze bilden.

3^o _Bestgut._ Dies ist weniger gut und wird vom oberen, der Knospe
beraubten Teil der Pflanze, erhalten.

4^o _Geizen._ Es sind diejenigen Blätter, welche nach dem Pflücken noch
am Stengel wachsen, es sind Ausläufer, welche die Pflanze so viel wie
nur möglich aussaugen.

Die Durchschnittsernte ist gewöhnlich 2 à 3 Millionen Pfund.

Von unserm holländischen Tabak geht 7/8 der Ernte nach Deutschland,
Belgien, Österreich, Italien, Schweden, Norwegen und England; 1/8
bleibt im Lande zu verschiedenen Zwecken als Kerbtabak und Deckblatt.

Der Schnupf- und Kautabak wird hauptsächlich geliefert von Amerongen,
Nijkerk, Wageningen, Rhenen und Umgegend; es ist »Bestgut« und wird zum
grössten Teil nach England, Belgien, Italien und Deutschland versandt,
während das »Erdgut« nach Österreich, Frankreich und auch nach Italien
und Deutschland geht.

Das Blatt aus Nijkerk ist, wie man es nennt »üppiger«; es ist
elastischer und »piepst«, wenn man es mit den Fingern spannt. Es sieht
auch fetter und dicker aus und eignet sich daher besser zum schweren
Kautabak und zum Schnupftabak. Die Betuwe liefert mit ihrem schweren
Lehmboden immer den besten Cigarrentabak, der deshalb mit 2 Gulden
per 100 Pfund mehr bezahlt wird. Der Tabak von Valburg jedoch mit
seinem hellgefärbten Blatt zeichnet sich vor allen andern aus und ist
sogar 8 Gulden per 100 Pfund mehr wert.--Der Tabak, der nach Schweden,
Norwegen, Dänemark und Deutschland »ungebrüht« versandt wird, kommt
aus Valburg und Bemmel und zum kleinen Teil von Maaswaal. Er wird im
getrockneten Zustande, »kalt gebrüht«, wie man es nennt, also ohne der
Fermentation ausgesetzt gewesen zu sein, sofort gebraucht. Dieser Tabak
hat eine helle, goldgelbe Farbe. Der Schnupf- und Kautabak hat ein
dickes Blatt; schon mit der Hand kann man bei gleich grossen Büscheln
den Gewichtsunterschied von dem Cigarrentabak deutlich herausfühlen
(Betuwe).

Um die hohen Zollabgaben in England, Deutschland und Belgien zu
umgehen, wird die Mittelnarbe aus den Blättern herausgenommen, die
Blatthälften auf einander gelegt und in zierliche Büschel gebunden.
Den gleichen Erfolg erhält man, wenn man den Tabak »ausdämpft« d. h. das
Gewicht vermindert, indem man den Wassergehalt verringert. Auf diese
Weise ist es möglich, 50 kg auf ein Gewicht von 35 herabzudrücken. Ich
meine, dass die englische Regierung eine bestimmte Grenze gezogen hat,
und dass der Tabak also nicht so trocken gedämpft werden darf, wie man
dies früher that.

Der Einfluss ausländischer Ernten kann hier durch die Änderung des
Preises zu Tage treten. Wenn das Ausland eine Missernte oder weniger
gute Ernte hat, so steigen die Preise hier und umgekehrt.

Die Zeit für den Verkauf ihres Tabaks kann von den Züchtern selbst
bestimmt werden; der Grosshandel bezieht die getrockneten Blätter von
ihnen, wenn die Preise annehmbar sind.

Dieser Handel beruht hauptsächlich bei den Herren ~Herschel~ in
Amersfoort, ~de Hartog~, ~de Voogt~ und ~Koch~ in Wageningen, ~Frowein~
in Arnheim und ~de Block~ und C^o. in Amsterdam, nebst einigen
Spekulanten in Maaswaal.



Düngung.


Das Klima, der Boden, die Düngung, die Trocknungsweise der Blätter und
die Fermentation üben einen grossen Einfluss auf die so sehr erwünschte
gute Qualität der Tabaksblätter aus. Es ist also nicht möglich, alle
diese Bedingungen künstlich hervorzurufen oder zu beeinflussen.

Eine gute Ernte ist sehr abhängig von den Witterungsverhältnissen. Ein
einziger Hagelschauer kann in einigen Minuten ein zu Felde stehendes
Gewächs fast vernichten, während auf der anderen Seite eine Krankheit
unter den Pflanzen bisweilen zahlreiche Opfer heischt. Auch beim
Tabak findet ein Wechsel im Anbau statt; wozu die Leguminosen gewählt
werden. Durch die eingehenden Untersuchungen von ~Hellriegel~, ~Nobbe~
und ~Hiltner~ ist dieser Wechsel studiert und erklärt worden. Die
Pflanze, die im Allgemeinen viel Stickstoff zum Aufbau des Eiweisses
bedarf, erhält diesen Stickstoff aus dem Boden und der zugeführten
Nahrung. Wenn ein und dasselbe Gewächs während einiger Jahre auf einem
Acker gezogen wird, so wird dieser Acker ungeachtet der Düngung stets
ärmer an der gewünschten Nahrung für die Pflanze werden. Durch die
Abwechslung in der Anpflanzung, die man nicht erklären konnte, wurde
diesem Übel einigermassen abgeholfen. Man findet in den Leguminosen
(Erbsen, Bohnen m. a. W. Hülsenfrüchte) Pflanzen, die den Acker für
das nächste Jahr verbessern. Jetzt hat sich herausgestellt, dass
die kleinen Wurzelknöllchen jener Hülsenfrüchte eine sehr wichtige
Funktion bei der Assimilation des Stickstoffs ausüben. Die Besprechung
des höchst interessanten Baues jener kleinen Knollen, sowohl als
die Entwicklung der Bakterien, welche da hinein dringen, das Gewebe
angreifen und dieses umbilden, würde zu weit führen.

Jedoch sei darauf hingewiesen, dass bestimmte Arten von Bakterien durch
die Wurzelhaare oder Verletzungen in die Wurzeln hineindringen, sich
stark vermehren und ein neues Pflanzengewebe hervorbringen, welches
sich in knollenartigen Verdickungen zeigt. Die Wirkung dieser kleinen
Knollen fängt erst dann an, wenn die auflösbaren Stickstoffverbindungen
aus dem Boden verbraucht sind.

[Illustration: Fig. 1. Nicht-geimpfte und mit bacterien-geimpfte
Serradella (Ornithopus sativus).]

Reinkulturen von verschiedenen Bakterien, welche augenscheinlich
dieselben kleinen Knollen bilden, habe ich jetzt unter dem
Namen »Stikstofverzamelaars« (Stickstoffsammler) in den Handel
gebracht. Eine Weinflasche dieser Kultur genügt für 1/4 ha. So hat
man »Stikstofverzamelaars« für _Pisum Sativum_ (gewöhnliche Erbse) _für_
_P. arvense_ (Sanderbse), _Lupinus_, _Ornithopus sativus_, _Trifolium
pratense_, _Lathyrus Sylvestris_ u. s. w.

Vergleichende Proben, mit diesen Kulturen genommen, zeigen in der
That den grossen Unterschied in der Entwicklung und in dem Wachstum
der Pflanze auf einem Acker mit solchen Reinkulturen gedüngt, und dem
gleichen Acker, welcher im natürlichen Zustande geblieben ist[A].

Jeder Züchter ist davon überzeugt, dass die Anwendung einer bestimmten
Art Dünger für ein bestimmtes Gewächs die Ernte bedeutend verbessern
kann. Das schwierige Problem, welcher Dünger in unserm Lande für unsern
Tabak verwendet werden muss, ist zwar noch nicht ganz gelöst, doch ist
ein Fortschritt in der Kulturweise der Pflanzen schon zu bemerken, dank
der Sorgfalt, die viele Pflanzer ihrem Gewächse widmen. Die Anweisung
tüchtiger wissenschaftlich gebildeter Agronomen, Chemiker, und in der
letzten Zeit Bakteriologen ist von höchster Wichtigkeit, um Versuche
nach einer bestimmten Richtung hin anzustellen.

Die Erfahrung lehrt, dass ein hoher Gehalt an Chlorsäure die
Brennbarkeit des Tabaksblattes nicht fördert, sondern sie stark
verringert. Ebenso wie in Ostindien hat man auch hier die Erfahrung
gemacht, dass derselbe Boden nicht jedes Jahr ein gleich gut brennendes
Produkt liefert (Salm 1877).

Viele aufmerksame Pflanzer meinen, ein tüchtig beregneter Tabak liefere
meistens ein besser brennbares Produkt. In der Asche gut brennbaren
Tabaks findet sich viel kohlensaures Kali, in derjenigen des schlecht
brennbaren sehr wenig von diesem Salze; dahingegen viel schwefelsaures
Kali und Chlorkalium. Das kohlensaure Kali ist in diesem Zustande nicht
im Blatte anwesend, sondern entsteht beim Verbrennen aus Apfelsäure,
Citronensäure und oxalsaurem Kalium. Die sehr verbreitete Meinung, dass
der Salpeter die Brennbarkeit vermehre, ist nicht ganz richtig. Denn
Algier liefert Tabaksarten, welche viel Salpeter enthalten und doch
schlecht brennen. Dagegen bestehen andere Arten, welche keinen Salpeter
enthalten und doch gut brennen.

Man hat Recht, wenn man Zusammenhang sucht zwischen der Brennbarkeit
und dem Vorhandensein von organischen Salzen, und dies kann man
erklären und beweisen. (Indische Kulturen von ~Van Gorkom~.)
Unbrennbarer Tabak, welcher durch eine Auflösung eines organischen
Kalisalzes gezogen und nachher getrocknet wird, ist durch diese
Behandlung wirklich brennbar geworden. Macht man die nämliche Probe
mit gut brennbarem Tabak und einem anorganischen, einem Magnesium- oder
Kalk-Salze, so ergiebt sich, dass die Brennbarkeit gewichen ist. Die
Asche wird in diesem Falle kein kohlensaures Kali enthalten, das
wohl nach dem ersten Experimente gefunden wurde. Der Tabak erheischt
Kalium, viel Kalium, und damit jene Salze in die Pflanze aufgenommen
oder in ihr gebildet werden, muss man die Chlorverbindung vermeiden.
Die kohlensauren-, salpetersauren und schwefelsauren Salze des Kalium
dahingegen werden von den organischen Säuren analysiert. Alljährlich
werden von unsern Züchtern Tausende von Gulden auf die Düngung ihrer
Felder verwendet. Die Tabakspflanze braucht eine kräftige Nahrung,
wodurch sie zu gleicher Zeit eine gewisse Immunität den fungischen
Sporen gegenüber erhält.

Es ist sehr beachtenswert, dass die Pilzarten im Tabak, welcher in
unfruchtbaren Boden gepflanzt war, welcher also wenig gedüngt wurde,
sich später gerne in der Pflanze entwickeln. Der schlechte finanzielle
Zustand des Pflanzers ist indirekt Ursache davon. Allgemein kann man
bei sorgfältiger Behandlung des Tabaks annehmen, dass ein Hektar von
Boden, welcher schon in Kultur genommen ist, 35000 kg. Schafsmist
braucht, mit einem Durchschnittswert von 350 Gulden (etwa 600 Mk.)
Die Experimente mit der Tabakskultur in Zeeland haben bis jetzt nicht
den erwünschten Erfolg gehabt. Der hohe Gehalt des Meeresthons an
Chloriden ist höchst wahrscheinlich Ursache davon. Im Zusammenhang mit
dem dortigen Futter der Schafe ist auch der Mist dieser Tiere (_f_
1,50 per 1300 kg.) weniger wert als derjenige, welcher aus der Provinz
Utrecht und Süd-Holland angeführt wird. Im grossen Ganzen ist die
Düngung unsrer Tabaksfelder noch sehr verschieden. Einen sehr guten
Erfolg erzielt man durch Anwendung von 45000 kg. Schafsmist und 500
kg. Chilisalpeter- Superphosphat per Hektar. Gleich günstig wirkt eine
Düngung mit 45000 kg. Schafsmist und 350 kg. gemalenem (= aufgelöstem)
Peruguano.

Die Zusammensetzung dieser Düngstoffe ist für 1000 kg. frischen
Schafsmistes in ihren wirksamsten Bestandteilen angegeben: Stickstoff
8.3, Phosphorsäure 2.3, Kali 6.7, Natron 2.2, Kalk 3.3, Chlor und Fluor
1.7 im Werte von _f_ 8,-- per 1000 kg., welche durch die Kosten für
Fracht, Arbeitslohn, bis zu _f_ 9,-- steigen. Chilisalpeter enthält 15%
Stickstoff im Werte von _f_ 11,50 à _f_ 12,50 per 100 kg.

Aufgelöster (= gemalener) Peruguano: 7% Stickstoff und 9.5% auflösbare
Phosphorsäure im Werte von _f_ 10,-- per 100 kg.

Ebenso wie die meisten anderen künstlichen Düngstoffe, welche
unter Kontrolle gestellt werden können, wird der Gehalt für
Chilisalpeter-Superphosphat angegeben mit 7% Stickstoff und 9%
Phosphorsäure etwa im Werte von _f_ 8,50 per 100 kg. Unter dem
Namen »Delidünger« der besonders nach Indien geschafft wurde, war eine
Mischung im Handel, welche 6% Stickstoff, 5% Phosphorsäure und 5% Kali
enthielt. Man behauptete, durch Anwendung dieses Kunstdüngers erhielte
man ein hell gefärbtes Blatt.

In der letzten Zeit ist die Aufmerksamkeit auf die Torfstreu gelenkt
worden, welche aus den Pferdeställen herstammt. Sie zeichnet sich vor
allen anderen tierischen Düngstoffen dadurch aus, dass mit ihr der
Boden porös bleibt und deshalb mehr Feuchtigkeit festhält als bei einer
Düngung mit Kuhmist.

Ein mir bekannter Züchter, der eine Reihe von Jahren Versuche mit
verschiedenen Düngstoffen machte, einzeln und gemischt, hat es jetzt so
weit gebracht, dass ein für Holland sehr gutes Produkt erzielt wird,
zu gleicher Zeit noch mit dem Vorteile, dass die Kosten für Düngung
bedeutend geringer sind.

Einige Züchter gebrauchen nebst Schafs- oder Kuhmist noch Taubenmist auf
ihren Feldern und zwar 20 bis 30 h.l. per h.a. Die Erfahrung lehrt,
dass so der Tabak kräftiger ist, schwerer wiegt und mehr Glanz besitzt.
Ein gleiches Resultat wird hervorgebracht mit dem viel billigeren
Peruguano.

Alle 4 bis 5 Jahre werden auf dem Felde Leguminosen gezogen und noch
nachher im nämlichen Jahre weisse Rüben, auch wohl Futtermöhren. In
diesem Falle wird im Monat März der Möhrensamen zu gleicher Zeit mit
Erbsen ausgesät, die Rüben hingegen erst Ende Juli, nachdem die Erbsen
eingeerntet sind. Im darauffolgenden Jahre wächst auf solchem Acker
die Tabakspflanze üppiger, trägt ein dünneres, schöneres Blatt, das
besser brennt, doch weniger Gewicht hat bei gleicher Düngung als auf
anderem Boden. Wir sehen hier nochmals die kräftige Nachwirkung der
Leguminosen, das Resultat des Wechselbaues.

Allgemein wird bemerkt, dass ein warmer, trockner Sommer ein dickeres,
schwerer brennbares Blatt liefert, ein feuchter regnerischer Sommer ein
dünneres, besser brennbares Blatt. ~Nessler~ suchte die Erklärung dafür
in der verschiedenen Absorptionsfähigkeit des Bodens dem Chlor und
Kalium gegenüber, wonach in trocknen Sommern besonders die Chlorsalze
(NaCl.) mit dem Grundwasser aufsteigen sollten, indem diese in nassen
Sommern hinweggespült würden. Wie dem auch sei, es scheint mir, dass
der anatomische Bau des Blattes einen nicht unbedeutenden Anteil an
der Brennbarkeit hat. Ein Tabaksfeld in der Nähe von Amerongen war zum
Teil gelegen an einer mit schweren Buchen bewachsenen Allee; dieser
Teil wurde fast den ganzen Tag beschattet, war also feuchter als der
von der Sonne beschienene. Die Pflanzen im Schatten waren höher und mit
grösseren Blättern versehen.

Die mikroskopischen Untersuchungen zeigen in der That, dass
die Struktur der Blätter feiner ist, und dass besonders das
Schwammparenchym mit grösseren Luftgefässen versehen ist als dasselbe
Gewebe der von der Sonne beschienenen Blätter. Ebenso, jedoch in
schwächerem Grade, kennzeichneten sich die Blätter der Pflanzen, welche
durch den Schatten der Trockenscheunen nach 1 Uhr Nachmittags keine
Sonne mehr bekamen. Im Anschluss hieran lehrten mich die Versuche,
dass ein Blattteil ohne Hauptrippen einer beschatteten Pflanze weniger
wog als ein ebensogrosser Teil von einem besonnten Blatte. Als
Durchschnittswert bei frischen Blattteilen fand ich für die im Schatten
wachsenden Pflanzen, bei einer Oberfläche von 23 cm^2, 0.530 Gramm, für
die im Sonnenlicht wachsenden Pflanzen 0.650 Gramm, also im Verhältnis
von 100 zu 122.

Zugleicherzeit muss hier die Bemerkung gemacht werden, dass Pflanzen,
welche im Schatten wachsen, im grossen Ganzen ein besser brennbares
Blatt liefern.

Aus diesen Betrachtungen erhellt die Macht der Düngung und der Einfluss
des Lichtes auf den anatomischen Bau des Blattes[B].

[Fußnote A: Siehe meine Abhandlung im »Indische Mercuur«, 17 Dec. 1898:
De Stikstofvoeding der Leguminosen.]

[Fußnote B: Siehe meine Abhandlung im »Indische Mercuur«, 13 Mai
1899, »Martellin, een nieuwe meststof.«]



Kultur


Anfang März wird der Samen der Tabakspflanze auf eine sehr
eigentümliche Weise zur Aussaat präpariert. Zu einem Hektar braucht man
nur 18 Fingerhütchen von diesem sehr winzigen Samen. Man bringt weissen
Sand in Blumentöpfe und oben darauf den ein wenig angefeuchteten Samen.
Eine Reihe dieser Töpfe, meistens für verschiedene Züchter, wird in
ein kaltes mit Glasscheiben verschlossenes Mistbeet gestellt, in
welchem durch Brühung des hineingebrachten Pferdemistes die erwünschte
Temperatur erhalten wird, um die Saat keimen zu lassen. Sobald das
Würzelchen sich zeigt, wird der Samen mit trocknem Sande vermischt
und dann in die Mistbeete ausgesät. Der Boden dieser Mistbeete ist
mit Pferdemist und etwas Taubenmist zubereitet. In der Gegend von
Wageningen und Amerongen ist dieser Vogelmist leicht zu bekommen,
durch das Recht, welches einigen Herrlichkeiten gewährt ist, hunderte
ja sogar tausende meist verwilderte Tauben halten zu dürfen. Von
diesen uralten Herrlichkeiten können genannt werden: _Amerongen_,
_Molenstein_, _Zandenburg_ und _Leeuwenburg_. Der Handelswert dieses
Taubenmistes ist etwa 2 Gulden per Malter.

Die Kiste oder das Mistbeet, wovon der Glasrahmen mit geöltem Papier
verklebt ist, wird jetzt derartig behandelt, dass der Pferdemist etwa 1
cm., der Taubenmist dahingegen etwa 3 à 4 cm. unter den Boden zu liegen
kommt. Nachher wird das Mistbeet triefnass gemacht, und der Samen mit
Sand vermischt darüber gestreut. Die ersten 10 Tage braucht es nicht
begossen zu werden. Etwa am 15-30 Mai sind die Pflänzchen so gross,
dass die besten ausgesucht und gepflanzt werden können. Dies geschieht
auf dem schon schwer gedüngten Land und zwar so, dass zwei Reihen der
Pflänzchen auf einen einigermassen erhöhten Erdrücken gestellt werden.

Man erhält hierdurch eine gute ~Ab~-wässerung und zugleicherzeit eine
sehr gute Gelegenheit, um später beim Einernten zwischen die Pflänzchen
zu gelangen.

Auf einem ha. stehen ungefähr 38000 Pflanzen, welche je 45 cm. von
einander entfernt sind. Die Umgebung der jungen Pflänzchen wird immer
sorgfältig mittels Schaufel und Hacke vom Unkraute gesäubert.

Die gefürchteten Feinde der Pflanzen sind nun die »Käfer- und
Grauwürmer«, die auf allen Tabaksfeldern, und die Erdraupen, die nur
auf einigen Feldern gefunden werden. Nicht selten werden während des
ersten Monats 2000 per ha. mit der Hand, also durch Ablesen entfernt.
Nach dieser Zeit verschwinden diese gefürchteten Eindringlinge von
selbst. Die Anpflanzung einer Reihe Salat längs der hohen Erbsen- und
Bohnenhecken, scheint ein Lockmittel für die Erdraupen zu sein; auf
diese Weise wird das Suchen und Entfernen erleichtert.

Der Geldersche Landmann versteht unter Käferwürmern »Engerlinge«, das
sind die Larven des Maikäfers, _Melolontha vulgaris_. Unter Grauwürmern
versteht man gewöhnlich die »Emelten«, die Larven der Erdschnaken:
_Tipula oleracea_, _T. paludosa_, _T. maculosa_, u. s. w. Unter
Nadelwürmern versteht man gewöhnlich Erdraupen: _Agrotis segetum_,
_A. tritici_, _A. exclamationis_ u. s. w. Die Züchter verwechseln
gewöhnlich diese Namen. Herr ~Professor Ritzema Bos~ hatte die Güte,
mir hier die richtigen Benennungen anzugeben. Nach 6 bis 7 Wochen ist
die Pflanze schon so gross, dass sie »geköpft« werden kann, d. h. in den
Morgenstunden wird mit geölten oder mit Speck eingeriebenen Fingern die
Knospe herausgenommen. Die Pflanze trägt bald darauf 14 à 15 tüchtige
Blätter. An einer geringen Zahl gut gewählter Pflanzen lässt man Samen
schiessen, entfernt die kleinen Blumen oder Früchte und lässt die
Grösseren zur vollen Reife kommen. Der Samen, der von überseeischen
Besitzungen zum Anstellen von Versuchen hierher gebracht wurde, ist
im Laufe der Jahre durch die natürliche Kreuzbestäubung stets zurück
gegangen. Man hält jetzt auf die beschriebene Weise eine Auslese zur
Ziehung der besten Arten. Ende Juli werden die untersten fünf Blätter,
das sogenannte Sandgut, gepflückt, 2 bis 3 Wochen später das Erdgut,
und wieder nach derselben Zeit das Bestgut.

Die Blätter werden nach jeder Ernte in dem Hauptnerv eingeschnitten,
an Stäbe oder Stangen gesteckt und dicht auf einander 3 bis 4 Wochen
in dazu hergerichteten, gut ventilierten, meistens hölzernen Scheunen
zum Trocknen aufgehängt. Bei feuchtem Wetter geschieht dies Trocknen
nicht immer nach Wunsch, die Blätter trocknen schlecht und in Folge
dessen entsteht die sogenannte »Anschwellung«, die in Fäulnis übergehen
kann. Dadurch, dass man niedrige Feuer unter die trocknenden Blätter
anlegt, kann diesem Übel abgeholfen werden, besonders im Spätsommer:
am 10^{ten} Tag der Trocknung wird dies beim Bestgut beobachtet,
die »Anschwellung« zeigt sich dann dadurch, dass die hängenden Blätter
sich gerade ausbreiten.

Das Sandgut, Bestgut und Erdgut, von dem beim Anfange der Trocknung
etwa 30 à 40 Blätter an einer Stange hingen, wird nach 3 bis 4 Wochen
umgesteckt und zwar derartig, dass die Blätter von 4 Stäben auf eine
Stange gesteckt werden. Dann werden diese Stangen zu Haufen aufgetürmt
und zwar so, dass ein Kubus gebildet wird, dessen Höhe aus etwa 20 bis
25 Schichten besteht, wovon die Blätter alle nach innen gerichtet sind.

So bleiben sie liegen bis zum Oktober oder November, um dann sortiert
und in Büschel zusammen gebunden zu werden.



Anatomie und Physiologie.


Die Brennbarkeit des Tabaksblattes, wie wir schon sahen, ist abhängig
von der Anwesenheit organischer Kaliumsalze.

Die Art, wie die Pflanze diese bildet und aus welchen Salzen sie
entstehen, ist nicht mit Bestimmtheit anzugeben. Jede lebende Pflanze
(die meisten Parasiten ausgenommen) baut aus anorganischen Stoffen
diejenigen Körper auf, welche sie braucht. In welcher Weise das Nicotin
von der Tabakspflanze aufgebaut wird, ist unbekannt. Dies Alcaloid
scheint sich in allen Teilen der Pflanze zu finden.

Mit den allgemeinen Alcaloidreagentien wird überall im
Pallissadengewebe wie im Schwammparenchym eine Reaktion beobachtet.

Die Funktionen, welche die Organe der Pflanze ausüben, sind genau
bekannt; man kennt die Rolle vom Xylem, Phloëm, Parenchym, Collenchym,
Sclerenchym und von sovielen andern. Weniger bekannt ist die Weise,
in welcher die Pflanze die organischen Stoffe aufbaut, Stoffe, welche
so zusammengesetzt sind, dass man noch nicht den mindesten Begriff
hat von ihrer Konstitution oder ihrem chemischen Bau. Vor einigen
Jahren gab ~Baeyer~ seine Hypothese über die Bildung der Kohlhydrate
unter dem Einflüsse des Chlorophylls. Nach dieser Vermutung, die noch
nicht widerlegt worden ist, geht die Kohlensäure in Ameisensäure
über, diese mittels Reduktion in Aldehyd, und dieses wieder unter
Polymerisation in ein Kohlhydrat, einen Zucker, ein Monosaccharid.
Nach den Untersuchungen von ~Curtius~, die im Anfange des Jahres
1897 bekannt gemacht wurden, ist es ihm gelungen, aus dem Brei der
Pappel- und Eschenblätter, mittels M--Nitrobenzhydrazid, ein Aldehyd
auszuscheiden und anzuzeigen, (C_{7} H_{11} O C O H). Weiter ist
bekannt, dass Asparagin oder Amido- Apfelsäure ein stickstoffreicher,
kristallisirbarer Körper ist, welcher mit Traubenzucker Eiweiss bilden
kann, und umgekehrt, dass das Eiweiss den Stickstoff wieder abgeben
kann, um Asparagin aufzubauen, welches durch die Gewebe nach den
Myristemen geführt werden kann, um da zur Stelle wieder das erwünschte
Eiweiss entstehen zu lassen.

Der Bau des Tabaksblattes ist dem Typus der Dicotylenblätter gleich.
Wenn wir ein Tabaksblatt mikroskopisch auf dessen Querdurchschnitt
betrachten, sehen wir zu allererst die Cuticula, welche mit Wachs
überzogen ist; sie bildet einen Teil der Epidermis, die in unserm Falle
sowohl an der Aussen- als Innenwand cuticularisiert ist. Diese Epidermis
besteht aus flachen tafelförmigen Zellen, welche mit unregelmässig
wellenden Linien in einander schliessen und hier und da Spaltöffnungen
zwischen sich lassen.

Obgleich die Spaltöffnungen in der Regel sich nur an der Unterseite der
Blätter zeigen, ist dieses beim Tabak nicht der Fall; sie finden sich
da an beiden Seiten.

[Illustration: Fig. 2. Querdurchschnitt eines jungen Tabaksblättchens
aus der Knospe genommen (Amerongen), 150 Male vergrössert.]

Viele Zellen der Epidermis sind zu Haaren ausgewachsen. Die Form
dieser Haare ist sehr verschieden und kennzeichnend. Die meisten
sind mehrzellig, sehr lang und tragen oben einen mit ätherischem
Öl gefüllten mehrzelligen Körper; eine zweite Art ist gleichfalls
lang, doch endigt in einer Spitze, während eine dritte Art auf einem
kurzen einzelligen Stiele einen grossen angeschwollenen, mehrzelligen
Körper trägt. An beiden Seiten der Blätter zeigen sich Haare. Im
allerjüngsten Zustande des Blattes sah ich sogar einige, welche stark
verzweigt waren. Unter der Epidermis liegt das Pallissadengewebe,
welches aus langen blattgrünreichen Zellen besteht, die sich dicht an
einander anschliessen. Darunter laufen, doch nicht an allen Stellen,
die Gefässbündel, welche aus Xylem und Phloëm bestehen, von denen das
erstere zur Weiterbeförderung des Wassers, das letztere zum Transporte
des Eiweisses dient.

Die Holz- oder Xylemgefässe zeigen durch die eigentümlichen bandförmigen
Anschwellungen die wohlbekannte Spirale, die Phloëmgefässe kennzeichnen
sich durch die durchbohrten Zwischenwände oder Siebplatten; weiter
treffen wir das Schwammparenchym, dass aus sehr grossen, gleichfalls
chlorophyllreichen Zellen besteht, welche zahlreiche grosse Luftröhren
zwischen sich einschliessen. Dann folgt wieder nach der Unterseite die
Epidermis mit ihren vielen Spaltöffnungen und zu Haaren ausgewachsenen
Zellen.

In beigehender Zeichnung, die nach einem Querdurchschnitt von mir
angefertigt wurde, sehen wir die Lage der Organe. Der Durchschnitt
eines jungen Blattes, aus dem Keimpunkte genommen 12 cm. lang, ist
derartig, dass der Nerv und an beiden Seiten davon der Anfang der
beiden Blatthälften mit einem Teil des Gefässbündels, der sich nach
dem Blatte zuwendet, deutlich sichtbar ist. Wir sehen in der Mitte den
Xylembündel, aus Holzgefässen bestehend, ringförmig umschlossen vom
Phloëm. Um den Gefässbündel herum liegt das Collenchym, kenntlich an
den Anschwellungen der Zellenwände in den Ecken. Das Collenchym ist
sehr dehnbar und in geringem Masse elastisch; daher kommt es, dass es
nach Ausreckung nicht wieder vollkommen die frühere Länge annimmt. Es
besteht aus langen Zellen mit platten Enden; die Wände sind weich und
wasserreich, wodurch es unter dem Mikroskop bläulich aussieht.

Was die chemische Zusammensetzung betrifft, finden wir in den
Zellenwänden und in den cuticulären Schichten Suberin, einen Stoff, der
mit dem Korkstoff identisch ist. In den frischen Blättern sind Spuren
von Asparagin deutlich nachzuweisen (Alcohol abs.) Dieser Körper ist
quantitativ mit Nitras hydrargyrosus zu bestimmen, wozu vorerst der
Farbstoff mit basischem Bleiacetat niedergeschlagen wird. Quantitative
Bestimmungen von Asparagin und Eiweiss (letztere Bestimmung nach der
Methode ~Stutzer~) in den reifen Blättern, und während des Trocknens
der Blätter gemacht, deuten auf einen Übergang von Eiweiss in
Asparagin. Je länger die Blätter trocknen, desto reicher werden sie an
diesem Crystalloid.

Weiter kann im Blatte ein inversionsfähiges Kohlhydrat erkannt werden,
mutmasslich Rohrzucker. Von organischen Salzen sind anwesend: die der
Apfelsäure, Citronensäure und Oxalsäure, von denen das letztere als
Calciumoxalat durch mikrochemische Reaktionen im Parenchym dargethan
werden kann (man sehe die Figur). Von den anorganischen Salzen müssen
die Chloride, Phosphate und Sulfate erwähnt werden. Das Kalium ist
teils an organische Säuren, teils an Salpetersäure gebunden.

Unmittelbar hier anschliessend wünsche ich die Prozesse zu behandeln,
die beim Trocknen der Blätter stattfinden. Sobald die Blätter in den
Trockenscheunen aufgehängt werden, sehen wir, wie in den ersten Tagen
schon grosse Änderungen vor sich gehen: die Farbe der Blätter geht über
in ein fahles Gelb und läuft durch verschiedene Farben bis ins Braune.
Wir haben nach dem Pflücken nicht sofort mit einem toten, abgestorbenen
Blatte zu thun, sondern die Lebensfunktionen dauern noch Tage, ja
Wochen lang fort. Das sterbende Blatt schafft in seinem Gewebe völlige
Wandlungen, die schon durch die sichtbare Farbenänderung angezeigt
werden. Durch Plasmolyse und durch Verwendung von Farbstoffen, wie
Eosin und Picro-Carminsaures-Ammoniak, kann dargethan werden, dass die
Zelle noch Tage lang eine zum Leben gehörige Function vollbringen kann.

Ich fand für Blätter, die von mir selbst gepflückt und aufgehängt
wurden, dass dies 15 bis 20 Tage dauern kann.

Wenn Schnitte eines reifen Blattes in eine Jod-jodkaliumlösung gebracht
werden, sehen wir, dass das Stärkemehl in äusserst kleinen Körnchen
in grosser Zahl vorhanden ist; die Chlorophyllkörner erscheinen
wie Riesen daneben. Während des Trocknens des Blattes nehmen sie
in Anzahl ab, indem sie Zucker bilden. Die Versuche sind leicht zu
machen. Ein Blatt oder ein Teil davon wird in Wasser gekocht, mit
Kalilauge durchscheinend gemacht, nachher mit Essigsäure neutralisiert
und weiter auf einen Porzellanteller ausgebreitet, in welchen man
Jodalcohol mit Wasser gebracht hat. Nach einiger Zeit zeigt sich aus
der Intensität der Färbung die Lage des Stärkemehls. Wenn hingegen ein
Blatt mittels Chloroformdampf getötet wird, so findet die Umsetzung
nicht statt, die Farbe verwandelt sich nicht in Gelb, ein Beweis,
dass das sterbende Blatt Lebensfunktionen besitzt und zeigt. Die
Verschwindung des Stärkemehls geht zusammen mit der Entstehung von
Glucose, aber auch dieses Kohlhydrat ist während des Trocknens nicht
bleibend, verschwindet jedoch auch nicht ganz. Ich meine, dass einige
amerikanische Tabaksarten künstlich schnell getrocknet werden; doch
dann fragt es sich, ob sich dieser Prozess günstig für den Tabak
erweist. Während der Trocknung wächst auch der Gehalt an organischen
Säuren, und da wir sahen, dass ein grosser Teil dieser Säuren an
Kalium gebunden war, muss dies wieder die Brennbarkeit des Blattes
beeinflussen.

Quantitative Bestimmungen des Nicotin nach der Methode ~Kissling~
zeigen, dass dies Alcaloid während der Trocknung keiner Änderung
unterworfen ist; ebensowenig werden die Nitrate angegriffen. Die
Eiweisse hingegen vermindern und als Produkte hiervon zeigen sich Amine
(~Behrens~).

Aus diesen Versuchen und Betrachtungen geht hervor, dass die Trocknung
der Tabaksblätter langsam geschehen muss. Die chemischen Prozesse,
welche unter dem Einfluss des Lebens während der Trocknung durchgemacht
werden, sind von grosser Wichtigkeit für die hierauf folgende
Fermentation. Wir werden da sehen, dass lebende Organismen, Bakterien,
den Gährungsprozess einleiten und beendigen.



Fermentation. Physische und chemische Untersuchung.


Durch die Fermentation wird der Tabak einer völligen Änderung
unterzogen, und ohne Zweifel üben die Brühungsweise, die Temperatur und
die Bakterien einen grossen Einfluss aus auf die Bildung derjenigen
Zersetzungsprodukte, welche was Geruch und Geschmack betrifft,
kennzeichnend sind. Ich bin fest überzeugt, dass hauptsächlich die
Bakterien und nicht die ~Loew'~schen Enzyme[C], die Hauptrolle spielen.
Wir werden später sehen, dass bei künstlicher Impfung mit Reinkulturen
ganz andere Prozesse stattfinden. ~Suchsland~ war der erste, welcher in
einer vorläufigen Mitteilung bekannt machte, dass Geruch und Geschmack
durch die Lebensprozesse der Mikroben entstehen; jedoch hat er später
nie wieder diesen höchst interessanten Gegenstand aufgenommen.

In der Einleitung erwähnte ich schon, dass die Herren ~Herschel~ in
Amersfoort und ~de Hartog~ in Wageningen mir immer bereitwilligst Hilfe
verliehen, und dass in den Scheunen, wo die gährenden Haufen Tabak
umgesetzt wurden, ein improvisiertes kleines Laboratorium mit den
allernötigsten Instrumenten von uns eingerichtet war.

Mit der grössten Sorgfalt wird ein Haufen Tabak zusammengesetzt. Die
musterhaft zusammengebundenen Büschel werden aufgeschichtet, so dass
man Haufen von etwa 3 m. hoch, 3.5 m. breit und 3.5 m. lang bekommt.
Diese Ziffern sind nicht normal, sondern Form und Grösse richten sich
nach dem anwesenden Raum, ein Haufen ist desshalb grösser als der
andere. Das Gewicht variiert gleichfalls, man hat solche von 15000
bis 30000 Pfund. Wenn ein Haufen fertig da steht, ist es wirklich
ein reizender Anblick. Man sieht von allen Seiten die »Köpfe« der
sorgfältig zusammengebundenen Büschel, welche dem Ganzen das Ansehen
eines Flechtwerks geben. Wenn ein Haufen einige Tage steht, fängt er
an zu sinken. Indem man lange Stangen hineinsteckt, kann man, wenn
man dieselben herauszieht und mit der Hand anfühlt, die Temperatur
beobachten und zugleicherzeit den Geruch beurteilen. Die Personen,
welche sich hiermit beschäftigen, haben, was dies betrifft, eine
jahrelange Erfahrung. Es währt nicht lange so wird der Haufen warm und
feucht, die Brühung oder Fermentation fängt an. Weil die Temperatur
immer steigt, kommen von allen Seiten Insekten hinzu, welche mit dem
Namen »Läuse« angedeutet werden. Bei meiner Anwesenheit habe ich
dieselben nicht gesehen und habe also keine Gelegenheit gehabt, sie zu
bestimmen.

[Illustration: Fig. 3.

Eine Fermentationsscheune des Herrn ~Herschel~in Amersfoort.]

In Wageningen hat man die Erfahrung gemacht, dass Tabak aus der Veluwe
wohl, der aus der Betuwe nicht diese Insekten bei der Gährung zeigt.

Ein Haufen bleibt ungefähr 3 oder 4 Monate in Gährung, doch wird
während dieser Zeit meistens 3 mal umgesetzt, wodurch die äusseren
Teile, welche frei an die Luft grenzen, sich auch an der Brühung
beteiligen können.

Eine bestimmte Regel ist hierfür nicht anzugeben, die Erfahrung ist
die beste Lehrerin. Ein Haufen von 20000 Pfund Bestgut von der Veluwe,
von einem mit Schafsmist gedüngten Acker, wird, nachdem er 4 Wochen
gestanden hat, umgesetzt. Dieses Umsetzen, womit 5 Personen 2 bis 3
Tage beschäftigt sind, geschieht meisten 3-mal. Erd- und Sandgut aus der
Betuwe (Valburg 60000 kg. Kuhmist per ha., ± 200 Gulden an Wert) wird
gleichfalls 3-mal umgesetzt. Doch braucht man 4 Monate, um die Gährung
zum erwünschten Ziel zu bringen.

Gemischte Haufen, das sind Haufen, welche Tabak von verschiedenen
Gegenden, Sandgut, Erdgut, Bestgut oder Geizen enthalten, brauchen eine
nicht zu bestimmende Gährungszeit, die Erfahrung muss dies entscheiden.
Einige Male geschieht es wohl, dass Tabak schwer oder gar nicht zum
Gähren kommt (Erd- und Sandgut von 94 und 96); dies werde ich sofort
erklären.

Zu gleicher Zeit glaube ich unsern Tabakspflanzern und Händlern eine
Mitteilung machen zu müssen, die vielleicht Veranlassung zu einem
Versuche geben könnte. Die Vermutung liegt nämlich nahe, dass ein hoher
Stickstoffgehalt des Tabaks die Gährung zwar nicht bedingt aber doch
stark dazu beiträgt. Durch das Hineinbringen von gewöhnlichem Klee
(Trifolium pratense) zwischen die Haufen sollte sie zu erreichen sein.
Man weiss, dass die Leguminosen stickstoffreich sind.

Wenn die Gährung beendigt ist, werden die Büschel zu schmalen Reihen
angehäuft. Hierdurch beugt man der Nachgährung soviel wie nur möglich
vor.

Bei einer Gelegenheit, wo ein Haufen zum zweiten Male umgesetzt wurde,
nahm ich auf ungefähr 60 cm. Tiefe eine Temperatur von 56° C. wahr. Der
Wassergehalt der Blätter war etwa von 25-35 %, welcher natürlicherweise
wechselt mit dem kürzeren oder längeren Stand des Haufens. Im
Algemeinen kann festgestellt werden, dass Tabak, welcher im Dezember
oder Januar gekauft wurde, nach der Brühung 6 % an Gewicht verloren
hat. Bei der Fermentation findet also Verlust an Gewicht statt.

Beim Umsetzen des Haufens zeigte sich deutlich ein honigsüsser, etwas
prickelnder Geruch, zugleicherzeit stieg ein feuchter Dunst empor, der
als Dampf sichtbar war.

Lackmuspapier, rotes und blaues, und ebenso Curcumapapier zeigten,
nachdem sie eine halbe Stunde zwischen den feuchten Blättern auf gut
1/2 m. Tiefe gelegen hatten, keine Reaktion, sodass man als sicher
annehmen darf, dass dieser Haufen im Augenblicke der Gährung neutral
reagierte. Dies ist jedoch nicht immer der Fall. Tabak aus der Betuwe
entwickelt kein oder sehr wenig Ammoniak, der von der Veluwe hingegen
liefert als Zersetzungsprodukt Ammoniak. Später werden wir sehen, dass
auch hier Bakterien Ursache davon sind, und dass dies durch künstliche
Impfung entsteht. Es gelang mir, einige dieser Ammoniakbilder zu
isolieren. Nach diesen wenigen vorhandenen Angaben, ist die Vermutung
berechtigt, dass in unsern überseeischen Besitzungen sich Mikroben
finden werden, die ihre eigenen Zersetzungsprodukte bilden; wir
sahen ja in dem Augusthefte der Monatsschrift »de Natuur«, dass
~Hansen~ »Gährungszellen« gefunden hat, die in kleinen Entfernungen von
Baumschule zu Baumschule übersiedeln konnten, und auf der Oberfläche
süsser, saftiger Früchte lebten und Umsetzungen vollzogen[D].

Bei einigen Tabakgährungen wird angegeben, dass Kohlensäure entsteht,
aber es ist mir nicht gelungen, in den gährenden Haufen oder im Raume
der Scheunen einen höheren CO_{2}-Gehalt der Luft darzuthun als
in der umgebenden Aussenluft. Auch die Versuche in den V-förmigen
Gährungsröhren gaben dies zu erkennen. Glaubwürdige Mitteilungen,
dass bisweilen CO_{2} entsteht, würden einen Beweis mehr liefern:
_dass Tabaksarten von bestimmten Gegenden von bestimmten Bakterien
beeinflusst werden und ungleiche Zersetzungsprodukte abgeben_.

Mutmasslich jedoch wird zu einer bestimmten Zeit im Haufen CO_{2}
entstehen können. Wenn sich zugleicherzeit NH_{3} bildet, so werden
beide im Status nascens ein Salz liefern. Das Gas hat also keine
Gelegenheit zu entweichen. Bei einem gährenden Haufen haben wir
es wahrscheinlich mit Anaëroben zu thun, es sei fakultativen oder
obligaten, oder mit obligaten Aëroben.

Was den chemischen Teil betrifft, so finden wir einen grossen
Unterschied in der Zusammensetzung des Tabaks beim Anfange und beim
Ende der Gährung. Allen stattfindenden Zersetzungen nachzuforschen
ist unmöglich bei dem gegenwärtigen Stand der analytischen Chemie;
wir haben es nicht nur mit Lebensprozessen zu thun, sondern auch mit
den Umsetzungen der Stoffe, welche vom Leben herstammen. Von einer
Tabaksart fand ich die folgende Analyse, welche gemacht war vor und
nach der Fermentation (~Behrens~).

V = trockne, sandfreie Blätter vor und N = die Blätter nach der
Fermentation.

                                             V.        N.

    Totaler Stickstoffgehalt               3.09 %    3.24 %
    Eiweissstickstoff                      1.30      1.36
    Nicotin                                1.464     1.075
    Ätherextract                           9.41      8.34
    Darin anwesende Säure, als
      Milchsäure berechnet                 0.446     0.450
    Organische, nicht flüchtige Säure,
      als Apfelsäure berechnet            16.81     14.45
    Mit Wasserdampf flüchtige Säuren,
      als Buttersäure berechnet            0.124     0.299
    Reduzierender Zucker, nach
      Klärung mit Bleiessig                1.26      0.
    Salpetersäure (N_{2} O_{5})            0.201     0.
    Schwefelsäure (SO_{3})                 2.147     2.201
    Sandfreie Asche                       19.83     21.01


Unter dem Einflusse verschiedener Düngerarten und verschiedener
Mikroben, die bei der Gährung wirksam sind, variiert die Analyse. Nach
den Personen, welche sich bei uns mit der Fermentation beschäftigen,
sollte der Veluwer Tabak durch die Düngung mit Schafsmist nicht
selten viel NH_{3} entwickeln, was natürlich den Stickstoffgehalt
beeinflusst. Nach obiger Analyse sinkt der Nicotingehalt, jedoch nicht
durch Verflüchtigung des Alcaloids, da der totale Stickstoffgehalt
ungefähr konstant bleibt. Nicht unwahrscheinlich werden bestimmte
Mikroorganismen sich daran beteiligen.

Dass das Nicotin auf niedrige Organismen bisweilen nicht als Gift
wirkt, lehrt die _Botrytis cinereae_, welche lebt und sich vermehrt in
einem Nahrungsboden, welcher dieses Alcaloid enthält.

Die Versuche, welche ich mit den Reinkulturen der NH_{3}-Bildner nahm,
deuten darauf hin, dass höchstwahrscheinlich das N von dem Eiweiss
(Protoplasma) herstammt. Es ist mir jedoch später gelungen, die
Nitrate, Asparagin und Ammoniumsalze derartig zu ändern, dass NH_{3}
als Zersetzungsprodukt auftrat. Das Asparagin, die Amido-Apfelsäure,
ist nach der Fermentation des Tabaks nicht mehr zu finden und hat sich
also auch an den Zersetzungsprozessen beteiligt.

Aus diesen Betrachtungen erhellt, welche tief eingreifende
Veränderungen bei der Gährung stattfinden. Muss man jetzt noch daran
zweifeln, dass durch die Gährung neu gebildete aromatische flüchtige
und nicht flüchtige Körper entstehen, welche dem Tabaksblatte eine
gute oder weniger gute Qualität verleihen? Die Gährung nimmt ihren
Verlauf, abhängig von den anwesenden Mikroorganismen. Sie werden einen
biologischen Prozess hervorrufen, abhängig von dem Boden, der ihnen zur
Nahrung dient. Dort, wo beide, oder eins von beiden, verschieden sind,
muss auch das Endprodukt der Wirkung verschieden sein.

Ich zweifle nicht daran, dass die Reinkulturen, welche von edeln
Tabaksarten gezogen werden, unsern einheimischen Tabak verbessern, wenn
sie auf denselben geimpft werden. Im folgenden bakteriologischen Teil
werde ich den experimentellen Beweis liefern, dass Mikroorganismen, die
Bakterien, die bedeutendste Funktion bei der Gährung erfüllen.

[Fußnote C: Siehe meine Abhandlung im »Indische Mercuur« vom 24. Juni
1899. Een critische beschouwing over ~Loew's~ theorie der »oxidizing
enzymation.«]

[Fußnote D: Siehe meine Abhandlung in »De Natuur«, Augustus
1897. »Micro-organismen en het onderzoek der lucht«.]



Bakteriologische Untersuchungen.


Die Untersuchungen der Fermentation und besonders das Suchen nach
den Bakterien, die hierbei funktionieren, sind Untersuchungen, die
viel Zeit kosten. Wenn wir bedenken, dass das Tabaksblatt nach der
Entfaltung der Knospe der Luft ausgesetzt ist und immer die Einflüsse
der Witterungszustände erfährt, wobei die an Bakterien reiche Luft
dieselben oder die Sporen der Mikroorganismen auf dessen Oberfläche
deponiert, wenn wir bedenken, dass der Staub in den Scheunen sehr reich
ist an Mikroben, dann brauchen wir uns nicht mehr zu fragen, wie es
kommt, dass beim Anlegen der bakteriologischen Kulturen so viele Arten
von Organismen gefunden werden. Um zu einem Resultate zu gelangen,
sind Hunderte von Kulturschälchen von mir angelegt worden und eben
so viele Teilungs- oder Trennungskulturen um zu entscheiden, ob die
Reinkulturen auch »rein« seien. Zuallererst suchte ich nach Hefen, doch
diese Untersuchungen erwiesen sich bald als fruchtlos. Weder die sofort
angestellten mikroskopischen Untersuchungen noch die Malzgelatine
zeigten mir das Erscheinen von Hefenarten bei dieser Fermentation. Dann
wurden Versuche mit der alkalischen Gelatine gemacht. Der ungebrühte
Tabak wird in kleine Stücke geschnitten und in gut schliessenden
gläsernen Schälchen zusammengepresst. Der also zubereitete und mit
sterilem Wasser angefeuchtete Tabak wird mit einer Bleischeibe
beschwert und mit einigen andern Schälchen in eine Glasglocke gebracht
(fig. 4, D). Ein andrer Teil des grob geschnittenen Tabaks wird in eine
Glasglocke gebracht, deren oberer Teil hermetisch an den unteren Teil
schliesst und deren Deckel obendrein noch mit einer gläsernen Röhre und
einem Hahn mit der Aussenluft correspondiert. Auch dieser Tabak ist
angefeuchtet und mittels einer Bleischeibe beschwert.

[Illustration: Fig. 4.

Versuchsanordnungen, welche die Methode, um die Aëroben und Anaëroben
zu züchten, angeben.]

Von einer Wasserstrahlluftpumpe, verbunden mit Manometer, wird die Luft
herausgesogen und Wasserstoffgas hineingebracht. Dies wird einige Male
wiederholt, um die Gewissheit zu erhalten, dass alle Luft ausgetrieben
ist, schliesslich ist und bleibt die Glocke mit Wasserstoff angefüllt,
damit die Anaëroben die Gelegenheit haben, sich zu entwickeln (fig. 4,
A). Wie die Schälchen wird auch diese Glocke in einen Brutschrank bei
40° C. gestellt. Nach Verlauf einiger Tage ist am Geruch merkbar, dass
die Gährung angefangen hat.

Die Aërobenkulturen werden wie gewöhnlich in Petri'schen Schälchen
angelegt. Ein Wenig des gährenden Tabaks wird mit sterilen
Instrumenten aus einem der Schälchen genommen, auf sterilem Papier
feingeschnitten und in flüssige alkalische Gelatine gebracht. Die
Stückchen werden tüchtig mit einer ausgeglühten Platinnadel abgerieben
und gleichmässig durch Schwenken der Röhre in derselben verteilt. Um
Verdünnungen von dieser Röhre zu machen, wird eine geringe Quantität
dieser Gelatine mittels einer Platinspirale, die in diesem Falle 50
mgr. aufnimmt, in eine zweite Röhre hineingebracht, und hiervon nach
guter Teilung eine oder mehr Spiralen in eine dritte Röhre u. s. w.
Jede Röhre wird dann in ein Kulturschälchen ausgegossen. Nach einigen
Tagen haben die Bakterien sichtbare Kolonien gebildet, mit denen man
weitere Versuche anstellen kann.

Die Anlage der Anaërobenkulturen geschieht in anderer Weise, und zwar
nach der Methode ~Liborius~ und ~Buchner~.

Im ersten Falle wird wieder der fein geschnittene Tabak aus der
mit Wasserstoff gefüllten Glocke in flüssige Gelatine gebracht und
verteilt, und hiervon werden wieder die nämlichen Verdünnungen gemacht.
In kaltem Wasser lässt man die Gelatine fest werden und nachher wird
die ganze Röhre bis zum Wattepfropfen mit steriler Gelatine angefüllt
(fig. 4, B).

Im zweiten Falle wird der Tabak aus der nämlichen Glocke in derselben
Weise in die Gelatine-Röhre hineingebracht und werden gleichfalls
Verdünnungen angelegt. Nachdem die Gelatine fest geworden ist, wird
der Wattepfropfen fast bis zum Gelatine-niveau geschoben und nachdem
der obere Teil der Röhre mit einem Diamanten abgeschnitten worden ist,
wird diese kurze Röhre in eine weite Reagirröhre auf ein sich dort
befindendes kleines Stück Metallgaze gebracht (fig. 4, C). In diese
grosse Röhre ist unter das Drahtnetz, welches der Kulturröhre zum
Ruhepunkt dient, 2 Gramm Pyrogallol gebracht. Wenn dies alles fertig
ist, lässt man mit einer Pipette 10 cm^3 von einer 1 % KOH-lösung in
die weite Röhre hinein fliessen und schliesst dann sofort die Röhre
mit einem gut schliessenden Kautschukstöpsel, der obendrein noch mit
Paraffin umgeben wird.

Nach beiden Methoden gelangen die Anaëroben zum Wachstum und bilden,
obgleich langsam, gut sichtbare Koloniën. Damit man hiervon Impfungen
machen kann, wird die Gelatineröhre an denjenigen Stellen mit einem
Diamanten durchschnitten, an denen man die Kolonien mit einer Nadel
erreichen kann. Auch diese Impfungen, Strich- oder Stichkulturen,
geschehen derartig, dass entweder durch das Aufgiessen von Gelatine
oder in der genannten Weise mit alkalischer Pyrogallollösung die
Anaëroben sich in dem sauerstofffreien Raum entwickeln können. Auf
diese Weise habe ich eine Anzahl Versuche gemacht, und als sich ergab,
dass die Anaëroben fakultative Anaëroben waren, wurden die Versuche
mit der alkalischen Gelatine in Petri'schen Schälchen fortgesetzt. In
der Zwischenzeit, im Winter von 96-97, wurde mir, wie beschrieben ist,
durch chemische Analyse bekannt, welche Stoffe bei der Fermentation
angegriffen wurden. Damals ist der Nährboden, wie folgt, von mir
geändert worden:


    alkalische Gelatine (Koch)    100
    Kalium-nitrat                 0.2
    Asparagin                     0.1
    Glycerin                      1.5
    Glucose                       0.5
    Nicotin                     Spuren.


Auf diesem Boden entwickeln die Kolonien sich schneller und in grosser
Menge. Ein Beweis, wie nützlich es ist, eine Untersuchung, welche
ursprünglich nur die Gährung betraf, auf ein völliges Studium des
Tabaks auszudehnen.

Bei der Untersuchung der Platten zeigen sich noch eine Menge
Schwierigkeiten, welche zu Irrtum Veranlassung geben könnten. Sehr
verführerisch scheinen die Verdünnungsplatten, auf denen sich 10
oder 20 Kolonien zeigen, die makroskopisch gleich aussehen und
doch nicht bei der Gährung funktionieren: ich betrachte dieselben
entweder als zufällige örtliche Verunreinigungen in dem gährenden
Tabak, oder als Kolonien, welche durch Teilung einer Bakterienkette
während der mechanischen Behandlung beim Anlegen der Kulturen
entstehen. Im ersteren Falle finden sich doch im gährenden Tabak die
Lebensbedingungen für eine bestimmte Bakterienart; es ist dort, dass
sie örtlich zur Entwicklung und Vermehrung kommen.

Dergleichen Erscheinungen beim Anlegen der Kulturen erschweren die
Untersuchungen. Auch später fand ich bei den Untersuchungen der
lebenden Blätter, dass ihre Oberfläche durch das Wachstum bestimmter
Bakterienarten eingenommen wird (~Rhizobium Frank~ u. a.). Auch hier
scheint also auf der Blattoberfläche der Kampf ums Dasein zu bestehen.
Nicht selten gelang es mir, von den Blättern die nämlichen Arten zu
isolieren. Der Gebrauch starker Verdünnungen ist bei Untersuchungen
wie diese Hauptsache. Ein Quantum gährenden Tabaks, welches noch
nicht die Oberfläche von einem Gulden einnahm, brachte in einzelnen
Fällen tausende Kolonien zur Entwicklung. In einem zuerst angelegten
Petri-Schälchen berechnete ich einmal 40.000 Kolonien, ein Beweis, dass
Verdünnung das angezeigte Mittel ist, Ordnung in das Chaos zu bringen.

Von dem Tabak, welcher in den Schälchen und in der Glocke zum
Gähren gebracht wurde, wurden einmal die Woche, neun Wochen lang,
die Kulturen angelegt. Dadurch, dass eine grosse Menge Platten auf
diese Weise untersucht wurden, war es nicht schwer, diejenigen
Kolonien zu isolieren, welche schon in grosser Masse anwesend waren.
Besonders in den ersten Wochen zeigten sie sich in wachsender Anzahl
und verursachten deshalb nicht selten, dass die Platten ganz sich
verflüssigten, ungeachtet der starken Verdünnungen, auf die man soviel
Sorgfalt verwendet hatte. In derselben eben beschriebenen Weise wurden
in Wageningen die Kulturen angelegt.

       *       *       *       *       *

Fast nie fehlte der _B. mycoides_ und der _B. subtilis_; beide sind
streng aërobe Bakterien. Ersterer bildet NH_{3} aus Eiweiss, doch lebt
nur in O-haltigen Räumen, der zweite könnte gleichfalls bei der Gährung
die Rolle spielen, dass er daran mitarbeitet dem Haufen die nötige
Temperatur zu geben. Der _B. subtilis_, der nach ~Cohn~ die Brühung des
Heus und des Stalldüngers verursacht, könnte gleichfalls in dem bereit
stehenden Haufen den noch anwesenden freien O verbrauchen.

Wenn also in dieser Weise die Lebensbedingungen auch für die Anaëroben
geschaffen werden, wird sich die Temperatur durch die biologischen
Prozesse der Mikroben zu jener Höhe steigern, die im gährenden Haufen
beobachtet wurde. Jedoch muss hier wieder bemerkt werden, dass immer
fakultative Anaëroben aus den Kulturen von mir isoliert worden sind,
die also zusammen mit dem _Mycoides_ und _Subtilis_ erst den Sauerstoff
verbrauchen, um später getrennt von diesen letzeren Mikroben, welche
streng aërob sind, ihre Lebensfunktionen fortzusetzen. Durch den
Einfluss dieser fakultativen Anaëroben bekommt der Tabak sein Arom,
insofern wir bei unserm holländischen Tabak davon reden können.

Bei der Fermentation haben wir also zu thun mit Zersetzungen,
nicht hervorgerufen durch chemische Agentien, sondern durch einige
Mikroorganismen. Dass die von mir isolierten Mikroben eine entschiedene
Wirkung ausüben, stimmt mit meinen letzten Untersuchungen, die noch im
Monat September des Jahres 1897 gemacht worden sind, überein. Alsdann
ist es mir gelungen, als ich nach der Ursache der Mosaikkrankheit
suchte, von der Epidermis der lebenden Blätter, Bakterien zu isolieren,
welche denjenigen, die ich in grosser Zahl aus dem gährenden Haufen
in Kultur brachte, völlig glichen. Sie fanden sich auf jenen Blättern
nicht als latente Mikroben, als Sporen, sondern in vegetativen Formen
als »Örtliche Kulturen«. Hierdurch auch zeigten meine Kulturplatten
jenen Reichtum, nicht an Arten, sondern an »Reinkulturen«. Die
Bakterien, die ich im Allgemeinen im gährenden Tabak fand, sind,
ausser den genannten _Mycoides_ und _Subtilis_, Mikroben, welche ich
in »Flügges« System in die Gruppe der _Subtilis_ und _Proteus_ bringe.

In Figur 5, I-V sind deren Kulturen, in Gelatine, auf Agar und
Kartoffel wiedergegeben, ebenso die Form der Bakterien und der
Kolonien in den verschiedenen Stadien ihrer Entwicklung. Ich nenne die
funktionierenden Bakterien: _Bacillus Tabaci I_, _II_, u. s. w.

Wie die Figur zeigt, haben die Gelatine-Stichkulturen I_a_ und IV_c_
nebst VI_a_ mit B. anthracis (zur Vergleichung) grosse Ähnlichkeit;
gleichfalls die Kulturen auf Kartoffel von I_c_ und II_c_, wobei
erstere hell rosa und feinkörnig, letztere milchweiss und schwer
gefaltet ist. Weiter zeigen die Strichkulturen auf Gelatine von IV_b_
und V_a_ Übereinkunft in den Ausläufern, welche federartig sind; bei
IV_b_ liegen sie auf der Gelatine und durchdringen dieselbe, bei V_a_
liegen sie besonders regelmässig nur auf der Gelatine. Alle von I-V
sind Stäbchen oder _Bacillen_. Von den Eigenschaften der Kulturen I,
II und IV nenne ich die Bildung von NH_{2} aus Eiweiss. Ebenso wie der
_B. Mycoides_, ist der _B. Tabaci I_, _II_ und _IV_ im Stande, die
Eiweisse, Peptone und den sterilen Tabak derartig zu zersetzen, dass
NH_{3} entsteht. --Es sind Aëroben.--

[Illustration: Fig. 5. (I-V) Reinkulturen der Bakterien, welche
allgemein in gährendem Tabak angetroffen werden und wobei die _B. T.
I_ und _III_ die Hauptrolle spielen. VI zur Vergleichung _Bacillus
anthracis_.]

Der _B. Tabaci III_ bewirkt den neutralen Verlauf der Gährung;
dabei wächst er anaërob, doch ist selbst eine fakultativ
anaërobe Bakterie. Er besitzt jedoch unter ihren verwandten
Formen »Eiweissfermente« und »Saprophyten der Fäulnis«; er bildet weiter
2 Sporen (?) in einem etwas gekrümmten Stäbchen (III), ist nicht
beweglich, bildet kein Indol, macht Löfflersche Bouillon trübe, und
bildet ein dünnes Häutchen an der Oberfläche. Er verflüssigt die
Gelatine, giebt einen dünnen, matt ausgebreiteten Niederschlag auf Agar
und eine rahmartige, dicke nicht gefaltete Kultur auf Kartoffel. Dieser
_B. Tabaci III_ muss in die Gruppe des _Subtilis_ untergebracht
werden.

Der _B. T. IV_ gehört wie der _B. T. I._ zu der Gruppe des »Proteus« und
ich betrachte sie als sehr nahe verwandt mit dem _B. Proteus Zopfii_.

Die Entstehung der Kolonien auf und in alkalischer Gelatine ist sehr
eigentümlich. In der Figur ist IV_e_ und IV_g_ die Kolonie, welche an
der Oberfläche, IV_ff_ dieselbe welche in Gelatine wächst.

Ursprünglich ist diese letztere hellblau von Farbe und geht allmählich
in hellgrün über. Es besteht also in diesem Wachstum, mikroskopisch
betrachtet, eine Ähnlichkeit mit dem _B. Mycoides_, jedoch bildet _B.
T. IV_ keine Sporen. Die Kolonie wächst anaërob sehr schwach.

Von der ursprünglich gebildeten Kolonie IV_e_ strahlen Bakterienfäden
in allen Richtungen aus. An bestimmten Punkten entstehen
Tochterkolonien, welche wiederum Fäden aussenden, um neue Kolonien zu
bilden, wie IV_f_, _g_ zeigt. Auch bei _B. anthracis_ wird bekanntlich
eine derartige Erscheinung beobachtet, VI_b_.

Höchst wahrscheinlich spielt der verwandte _B. Tabaci V_ auch eine
Rolle bei der Gährung. In einer grossen Anzahl Platten habe ich ihn
gefunden; auch er ist, ebenso wie _B. T. IV_, schwach anaërob und
stimmt in vielen Eigenschaften mit diesem überein.

Das Wachstum der Kolonie in der Gelatine zeigt die nämliche Erscheinung
wie beim _B. T. IV_. In Unmasse entstehen um die ursprünglich gebildete
Kolonie Tochterkolonien, V_c_. Durch eine chemotactische Wirkung des
noch unverbrauchten Nährbodens entsteht die concentrische Anordnung der
Tochterkolonien, die alle einem einzigen Bakterienfaden, der von der
Mutterkolonie radial austritt, ihre Entstehung verdanken.

In groben Zügen ist dies die Beschreibung der Mikroben, welche
die Gährung unseres Tabaks verursachen. Später komme ich hierauf
ausführlich zurück.

Die Erscheinung, dass der Betuwer Tabak weniger NH_{3} bildet, muss
höchstwahrscheinlich der geringen Anwesenheit des _B. T. I_, _II_,
_IV_ oder _V_ zugeschrieben werden, da der _B. Mycoides_ allgemein
verbreitet ist. Wenn der Betuwer Tabak künstlich mit _B. T. I_, _II_,
_IV_ oder _V_ geimpft wird, entsteht im Anfange der Gährung reichlich
NH_{3}.

Es zeigte sich in den Jahren 1894 und 96 (Tabak von 94 und 96), dass
das Erd- und Sandgut nicht brühen wollte, während das Bestgut, welches
zuletzt gepflückt worden war, sich nicht so hartnäckig erwies. Es
muss hierfür eine Ursache vorhanden sein. Es fiel mir auf, als ich
in den Monaten August und September des Jahres 1897 die lebenden
Blätter untersuchte, dass der _B. T. I_, _IV_ und _V_ fast immer von
mir gefunden wurden, während ich sie nicht auf den jungen Blättern im
regnerischen Monat Juni fand.

Alle Bakterien, welche auf die Blätter fallen, kommen von der
Erdoberfläche und werden durch Luftströme darauf gebracht. Im Anschluss
an meine Untersuchungen der Luft, die ich früher mitgeteilt habe,
ist die Luft am ärmsten an Keimen, wenn der Boden nass ist. Desshalb
vermute ich, dass die regnerischen Sommer von 94 und 96 einen nicht
geringen Anteil an dem trägen Verlauf der genannten Gährung gehabt
haben. Die Tabakspflanzer und Fermentierer sollten künftighin
darauf achten. Das Bestgut, welches länger der Luft ausgesetzt war,
hat auch besser Gelegenheit gehabt, während der verschiedensten
Witterungszustände mehr Bakterien auf seinen Blättern festzuhalten.

Hiermit am Ende dieser Arbeit, habe ich Veluwer Tabak von einer
Sorte in gläsernen Schälchen sterilisiert, mit den Kulturen _B. T.
I_, _II_, _III_, _IV_, _I_ + _II_, _I_ + _III_ u. s. w. geimpft, mit
einer Bleischeibe beschwert und langsam auf eine Temperatur von 40° C.
gebracht. Die Gährung habe ich reichlich 6 Wochen ihren Verlauf nehmen
lassen und dann gehemmt. Die Reaktion wurde stets kontrolliert und in
Übereinstimmung gefunden mit dem, was schon beschrieben worden ist.

Dann habe ich unparteiisch diesen Tabak von erfahrenen Händlern und
Züchtern beurteilen lassen, mit dem Erfolge, dass alle, nl. die Herren
~A. Herschel~ in Amersfoort, ~H. de Hartog~ und ~v. Druijnen~ in
Wageningen, ~Gijsberts Jr.~, in Valburg und ~N. v. Os Fz.~ in Amerongen
ohne Zaudern denjenigen Tabak erwählten, welcher geimpft war mit _B.
Tabaci I_ + _III_, während ein alter Arbeiter der Impfung mit _B. T.
IV_ den Vorzug gab und nach dieser gleichfalls die Impfung mit _B. T.
I_ + _III_ als die beste angab.

Durch die Impfung mit der Reinkultur von _Bacillus Tabaci I_ + _III_
erhält der Tabak ein angenehmes, honigsüsses Aroma. Die Zukunft wird
zeigen, wie die Gährung unseres Tabaks verlaufen wird, wenn ich diesen
mit den Reinkulturen impfe, welche ich aus unserm indischen und dem
Havanna-Tabak isolieren werde. Von der Versuchsstation in Buitenzorg
erwarte ich eine Sendung ungebrühten Tabaks edler Arten, und dann
hoffe ich später das Resultat dieser Untersuchungen mitzuteilen. Ebenso
nehme ich mir vor, _nicht-sterilisierten_ Tabak mit Reinkulturen zu
impfen.



Krankheiten.


Von einer grossen Zahl Mikroorganismen ist bewiesen worden, dass sie
Tier und Pflanze zu infizieren vermögen. Ebenso wie der künstlich
präparierte Nährboden sie zur Entwicklung bringen kann, kann das
lebende Wesen, sei es Tier oder Pflanze, solches thun. In beiden Fällen
wachsen und vermehren sie sich auf Kosten der angebotenen Nahrung; im
erstern Falle wird die tote Materie, der Nährboden, im zweiten Falle
werden das Gewebe und die Säfte des lebenden Organismus durch ihr
Wachstum geändert. Die Änderungen, welche Tier und Pflanze, im ganzen
genommen, hier zeigen, treten hervor als »_Krankheitserscheinungen_«.

Man nennt die Mikroorganismen Parasiten, wenn sie sich in oder auf dem
lebenden Organismus entwickeln und vermehren, Saprophyten wenn sie auf
totem, organischem Stoff leben.

Die Sporen vieler Fungi, Hefen und Bakterien, und auch die nicht
Sporenbildenden Formen, können die Gesundheit von Tier und Pflanze also
bedrohen und sogar den Tod verursachen, aber die lebenden Wesen sind
nicht alle gleich empfindlich für dieselben pathogenen Mikroben.

Meerschweinchen und Kaninchen sind sehr empfindlich für Tuberkulose,
weniger ist dies der Fall mit den Feldmäusen, Katzen, weissen Mäusen,
Ratten und Hunden, während die kaltblütigen Tiere dem Bacillus
tuberculosis gegenüber sogar immun sind (Koch).

Die natürliche und künstliche Immunität kann auf verschiedene Weisen
entstehen oder erhalten werden.

In den jüngsten Jahren hat sich herausgestellt, dass, die schon längst
bekannte parasitäre Wucherung der höheren Fungi ausgenommen, auch die
Bakterien Krankheiten unter den Pflanzen verursachen (_Migula_, _Ludwig
Russell_, _Heintz_ u. a.), und es würde mich nicht Wunder nehmen,
wenn durch die eigentümliche Nahrung (Düngung) unserer Tabakspflanze,
wodurch die Gewebe und Säfte einen gewissen Reichtum an bestimmten
anorganischen und organischen Salzen erhalten, diese Pflanze, der
nachher näher zu beschreibenden Ursache der Mosaikkrankheit gegenüber,
nicht so »immunisiert« wäre, wie andere. Verwandte der Familie der
_Solanaceae_ sind dem das Tabaksblatt krankmachenden Gewebesaft der
Tabakspflanze, welche an Fleckkrankheit leidet, gegenüber immun.

Von Pflanzenkrankheiten, die durch Bacterien verursacht werden, sind
schon bekannt und beschrieben:


     1^o der Pear-blight und Apple-blight der Amerikaner,
     2^o der Hirsebrand,
     3^o die Bakterienkrankheit des Mais,
     4^o der Rotz der Hyazinthen,
     5^o die Nassfäule der Kartoffeln,
     6^o die Gallenkrankheit der Aleppokiefer,
     7^o die Gallenkrankheit der Oliven,
     8^o der gelbe Rotz der Hyazinthen,
     9^o die Bakteriosis der Weintrauben,
    10^o die Bakteriosis der Zuckerrüben.


~Flügge~ giebt diese Namen (1-9) in seinem »Mikroorganismen« Bd. I, pg. 418.

       *       *       *       *       *

Die Folge der Infektion ist bei der Pflanze meistens eine
Zellendegeneration, Wucherung oder Sekretion. Sehr wenig
Pflanzenvarietäten sind empfänglich für den nämlichen infizierenden
Stoff, die meisten sind immun.

Meistens hat man hier die natürliche Immunität in dem Bau der Gewebe
zu suchen. Viele Arten von Birnbäumen, welche bei der natürlichen
Infection den Geschlechtsorganen entlang resistent sind, können nach
Injection in das parenchymatöse Gewebe ebenso gut infiziert werden
mit dem _Bacillus Amylovorus_ wie die empfindlichen Arten. Durch die
mehr oder weniger grosse Festigkeit der Zellenwände wird der Lauf des
Infektionsstoffes durch die Pflanzengewebe beherrscht, daher, dass die
jüngsten Sprossen bei den Pflanzen die empfindlichsten Teile für die
Verbreitung der Krankheit sind (Mosaikkrankheit).

Viele Mikroorganismen weiterhin können sich nicht den sauren Zellensaft
entwickeln, während andere darin wohl gedeihen. Bis jetzt ist es
aber nicht gelungen, im Pflanzengewebe einen mikrobiciden Stoff zu
finden, so wie das »Alexin« von ~Buchner~ im tierischen Organismus.
Nährversuche, Chlornatrium- und Sulfatinjektionen von mir an gesunden
Tabakspflanzen gemacht, werden vielleicht lehren, ob es möglich ist,
einen alexin-artigen Stoff aufzufinden oder zu verstärken, welcher
den Bakterien der Fleckkrankheit gegenüber baktericide Eigenschaften
besitzt.

Eine specifische Immunität, welche nach Heilung einer
Infektionskrankheit erhalten werden kann, ist bei der Pflanze noch
nicht beobachtet worden. Ein ganzes Feld bietet sich hier der Forschung
dar.

       *       *       *       *       *

Als ich im Sommer 1897 nach der Ursache der Fleckkrankheit bei unserm
Tabak suchte, brauchten meine hierzu verwendeten Pflänzchen noch einige
Wochen um sich kräftig zu entwickeln. In jener Zwischenzeit wurde
der »Rost« des Sumatra-Tabaks mikroskopisch von mir untersucht. Dass das
unerwünschte Hervortreten dieser Flecken bei jenem Tabak nicht ohne
Wichtigkeit ist, ergiebt sich aus dem Wert der von mir empfangenen
Blätter, der von _f_ 0.35 bis _f_ 0.40 per lb betrug, während bei
Abwesenheit dieser zahlreichen grösseren und kleineren Flecken der Wert
mit _f_ 4.--bis _f_ 4.50 angegeben wird.

Unter dem Namen »Rost« oder »Bunt« werden eine Anzahl Krankheiten
der Tabaksblätter zusammengefasst, welche alle darin mit einander
übereinstimmen, dass sie sich als Flecken zeigen, die aber im Ursprung
völlig von einander verschieden sind. Was man hier in Holland »Roest«
oder »Brand« nennt, ist meistens die Krankheit, welche auch wohl mit
dem Namen »Mosaikkrankheit« bezeichnet wird. Auf den frischen Blättern
findet man mosaikartig abwechselnde helle und dunkle Flecken; letztere
haben ein stärkeres Wachstum, die Zellen der dunkelgrünen Flecken
sterben später und letztere werden dann braungelb wie das tote Blatt.
Die unregelmässigen Windungen der Blattoberfläche entstehen durch das
ungleiche Wachsen der verschiedenen Teile; dadurch bekommt jene ein
höckeriges Ansehen. Die Narben und Närbchen laufen durch jene Flecken
mit einer rein hellgrünen Farbe wie Kanälchen weiter. Örtlich liegen
die dunkelgrünen Flecken ursprünglich immer zwischen den kleinen Narben
oder in den Ecken derselben. Nach dem Trocknen und der Fermentation
ist das Blatt derartig gefleckt und spröde, dass es keinen Wert mehr
hat, es sei denn, dass man schwach gefleckte Exemplare noch so viel wie
möglich heraussucht.

Bei unserm Sumatra-Tabak entstehen die Flecken und Fleckchen durch
verschiedene Ursachen. Es ist bekannt, dass durch das Stieben des
Sandes oder durch Thau oder Regentropfen nach kräftigem Sonnenschein
sich Fleckchen bilden; im ersteren Falle ist die mechanische Wirkung
des Sandes, im letzteren Falle sind die als Linsen wirkenden Tropfen
schuld daran.

Mikroskopisch sieht man den Unterschied zwischen hier und der Wucherung
der Fungi. Auf folgende Weise gelang es mir, sehr deutliche Präparate
der trocknen Blätter zu bekommen.

Zuerst wird ein gefleckter Teil einige Minuten in KOH schwach erhitzt,
dann gut in Wasser ausgespült und nachher mit Essigsäure neutralisiert;
auf die nämliche Art werden die Querschnitte behandelt. Bei 100 maliger
Vergrösserung ist das Blatt noch durchsichtig und können an vielen
Stellen Myceliumfäden oder Hyphen beobachtet werden. Viele dieser
Hyphen finden durch die Spaltöffnungen ihren Weg in die Blätter. In
einigen Fällen konnte ich in diesen Flecken Stärkemehl auffinden,
woraus sich folgern lässt, dass unter dem Einflusse der krankhaften
Beschaffenheit die früher beschriebene Wandlung von Amylum in Dextrose
im sterbenden Blatte, also unmittelbar nach dem Pflücken, nicht
stattgefunden hat; es sind also diese Fungi saprophytisch aufgetreten.

Hier und da sah ich braune Hyphen, welche Sporen bildeten. Es stellte
sich heraus, dass sie zu _Cladosporium_ gehörten; an einer andern
Stelle fand ich ein _Macrosporium_, einen Pilz, der ebenfalls in der
Lebensweise dem _Cladosporium_ verwandt ist. Diese Fungi entwickeln
das Mycelium in dem Gewebe der toten Pflanzen und senden dann
Hyphen aus; es sind gewöhnlich Saprophyten, aber sie werden auch
auf Blättern, Stengeln und Halmen von reifem Getreide gefunden. Der
Freundlichkeit der Herren ~Prof. Ritzema Bos~ und ~Prof. C. A. J. A.
Oudemans~ verdanke ich es, die Namen der gefundenen Pilze mitteilen zu
können; höchstwahrscheinlich haben dieselben sich saprophytisch auf
den sterbenden Blättern entwickelt: _Phyllosticta Tabaci Passerini_,
_Cladosporium herbarum Link_, _Macrosporium commune Rabenhorst_.

Die Bibitkrankheit des Tabaks auf Sumatra's Ostküste, welche zuerst im
Jahre '89 beobachtet wurde, wird nach einem vorläufigen offiziellen
Bericht von ~Dr. van Breda de Haan~ (1893) gleichfalls von einem Pilz
verursacht (_Peronosporeae_).

Derselbe Autor (1896) erwähnt eine Krankheit im Delitabak, welche
durch das Tabaksälchen verursacht wird. Als Ursache der Flecken auf
unserm Tabak, ausgenommen diejenigen, welche von der Mosaikkrankheit
hervorgerufen werden, kann genannt werden _Phyllosticta Tabaci_.
Hierbei erscheinen die Blätter durch die Anwesenheit zahlreicher
heller Stellen gefleckt, welche später austrocknen und weiss werden;
an einzelnen Punkten sind nicht selten _Pycniden_ als kleine schwarze
Pünktchen sichtbar.

Wenn _Ascochyta Nicotianae_, gleichfalls ein Pilz, Ursache der
Erkrankung ist, so zeigen sich trockne, braune Flecken von
unregelmässiger Form.

Ebenso entstehen Flecken durch _Thrips Tabaci_, ein kleines Insekt, das
höchstens 1 mm lang ist. Man sieht hierbei schmale, bandförmige, weisse
Flecken an der Mittelnarbe und entlang den Seitennarben. Hier hat das
Insekt die eine Oberhaut und das Blattparenchym bis auf die unterste
Oberhaut weggefressen.

Ganz anders ist bei unserm Tabak die Ursache der Fleckkrankheit, die
mehr speziell _Mosaikkrankheit_ genannt wird.

In »de Tabaksteelt« von ~H. Hartog~ (Haarlem 1889) wird mitgeteilt, dass
der in Holland bestehende »Roest« durch einen Pilz verursacht wird; von
Fleck- oder Mosaikkrankheit ist nicht die Rede.

In »Die landwirthschaftlichen Versuchs-Stationen«, Berlin 1885, macht
~Prof. Adolf Mayer~ die erste Mitteilung über die Mosaikkrankheit. Mit
vielem Scharfsinn beobachtete er die Erscheinungen und gab als seine
Vermutung zu erkennen, dass höchstwahrscheinlich Bakterien die Ursache
davon sein sollten.

In »Die schädlichsten Insekten des Tabaks in Bessarabien«, Moskau
1888, beschreibt Dr. ~K. Lindeman~ eine Krankheit, die mit unserer
Fleckkrankheit viel Übereinkunft zu haben scheint. In Russland ist sie
sehr verbreitet und verursacht viel Schaden.

Im Laufe des Sommers 1897 habe ich persönlich bei unsern
Tabakspflanzern über die Mosaikkrankheit viele Erkundigungen eingezogen
und die sonderbaren Erscheinungen dabei beobachtet. Die Pflanzer
teilten mir mit, dass diese gefürchtete Krankheit laut Überlieferung
nicht abnimmt, sondern sich stärker ausbreitet. Sowohl in der Betuwe,
wie auf der Veluwe heischt sie ihre Opfer. In Elst in der Betuwe
und zwar auf »de Vergert« traf ich einen kleinen Acker (~Wittwe
Jansen~), der so weit die Erinnerung reicht, niemals kranke Exemplare
hervorgebracht hat. Die Düngung geschieht da mit Kuhmist wie auf vielen
andern Feldern.

Wenn man nach der mutmasslichen Ursache der Fleckkrankheit fragt, sind
die Antworten sehr verschieden und können zunächst keine Veranlassung
zum Stellen einer Hypothese geben. Die bedeutensten Züchter aber, und
unter ihnen finden sich sehr gebildete Leute, die mit grossem Interesse
auf alle Einzelheiten aber auch auf für sie gleichfalls unerklärliche
Sachen hinweisen, haben mir solche Auskünfte gegeben und solche
abweichende Krankheitsbilder gezeigt, dass ich im Stande bin, hier eine
vorläufige Mitteilung über die mutmassliche Ursache der Mosaikkrankheit
zu machen.

Wie ich schon sagte, sind die Antworten sehr verschieden. Der eine
Züchter sucht die Ursache in der weniger guten oder schlechten Düngung,
wodurch die Pflanze durch unzureichende Nahrung krank wird und dadurch
Flecken auf ihren Blättern zeigt.

Ein anderer meint, der Witterungswechsel habe schuld daran. Oftmals
zeigen die Blätter, z. B. nach kalten Nächten, dunkelgrüne Flecken
»Kopbont« wie man sagt. Wenn diese Erscheinungen sich nur schwach
offenbaren, verschwinden die Flecken allmählich wieder.

Ein dritter vermutet, der Zustand des Bodens, eine grosse Feuchtigkeit,
rufe die Fleckenkrankheit hervor.

Ein vierter glaubt sicher, dass ein ihm unbekannter Zustand des Samens
und dessen Herkunft einen nicht geringen Anteil habe.

Noch andere nehmen ihre Zuflucht zu übernatürlichen Kräften, und
erwähnen Personen, welche keine glückliche Hand beim Pflanzen der
jungen Pflänzchen haben. Einer der Arbeiter erhielt sogar den
Namen »Jantje Bont« (~Mayer~).

Ferner misst man einigen Frauen eine Kraft bei, die eine derartige
Wirkung auf die Pflanzen hat, dass die Fleckkrankheit entsteht.

Die Düngung mit Taubenmist und mit menschlichen Faeces, wird auch nicht
selten herbeigezogen, als sollte dies die Krankheit hervorrufen.

Grössere Bedeutung muss folgendem beigelegt werden:

Die Krankheit dehnt sich immer mehr aus; wenn sie einmal auf einem
Felde ist, so bleibt sie da. Ich sah Felder in der Nähe von Amerongen,
welche die Fleckkrankheit fast Blatt für Blatt zeigten, die grossen
Blätter schienen blutübergossen; jedes Jahr findet sich die Krankheit
daselbst und Wechselbau alle 4 Jahre hat keine Änderung darin
gebracht. Die Pflanzen kamen aus den nämlichen Mistbeeten wie die
andern, welche auf dem unmittelbar daran grenzenden Felde standen
und nur im geringen Masse die Fleckenkrankheit zeigten. Meine Frage,
ob bei einem kleinen Teile (etwa 12 Pflanzen, die zusammen standen),
welcher die Krankheit zeigte, im vorigen Jahre auf derselben Stelle die
Erscheinung auch beobachtet war, wurde bejaht.

Wenn man eine kranke Pflanze aus dem Boden herauszieht und an derselben
Stelle eine gesunde einpflanzt, so zeigen sich etwa nach 4 Wochen auch
die Flecken bei den Blättern der letzteren.

Auf neuen in Kultur gebrachten Feldern zeigte sich die Krankheit nicht,
wenn auf diese Felder die Mistbeete gestellt waren. Wenn man jedoch
Pflanzen einbringt, welche von einem Felde herstammen, auf dem die
Fleckkrankheit jedes Jahr erscheint, so ist es sehr wahrscheinlich,
dass einige Pflanzen angegriffen werden.

Wenn ein Teil des Feldes oder eines Mistbeetes, das jedes Jahr kranke
Pflanzen hervorbringt, 30 bis 40 cm. ausgegraben wird, und wenn Erde
von weit entlegenen Feldern oder »~Vom Berge~« wie man in der Gegend von
Amerongen sagt, hier hineingebracht wird, so ist die Mosaikkrankheit
vertrieben, und die Pflanzen entwickeln sich normal darauf.

Um die Zeit, zu welcher die letzten Blätter geerntet werden, sieht man,
dass die Ausläufer oder Geizen in grosser Zahl die Kennzeichen der
Fleckenkrankheit tragen, während die Pflanze früher keine gefleckten
Blätter hatte.

Viele geschulte Züchter sagen, die Mistbeete seien schuld an der
Fleckenkrankheit. Wenn das Mistbeet angesteckt ist, so erkranken von
den 1000 Pflanzen etwa 900 nach der Pflanzung auf das Feld, wenn
das Mistbeet nicht angesteckt ist, so werden von 1000 z. B. 100 die
Fleckenkrankheit zeigen. Diese letztere Erscheinung, diese
niedrige Ziffer, ist der Art, dass man dennoch nicht den Mistbeeten
allein die Schuld geben darf; aber daraus erhellt, ebenso wie aus
all dem Vorhergehenden, _dass der Boden ein infizierendes Vermögen
besitzt_. Sehr bemerkenswert, jedoch nur von einer Wahrnehmung
herstammend, ist der Fall, dass nach einer Düngung mit 35000 kg.
Schafsmist, 500 kg. Kainit und 500 kg. Thomasphosphat die Krankheit
unter den Pflanzen abnahm und dass das gleiche ein nächstes Jahr wieder
beobachtet wurde.

Als ich zu der Überzeugung gekommen war, dass ein infizierendes Etwas
vorhanden sein musste, habe ich mit einer Reihe von Pflanzen Versuche
angestellt, wobei ich zu folgenden in Kürze angegebenen Ergebnissen
gelangte:

1^o Bringt man in einem Einschnitt in die Hauptnarbe einer gesunden
Pflanze einen kleinen Streifen von einem kranken Blatte (gefleckter
Teil).

2^o Bringt man den Saft von kranken Blättern irgendwo, gleichviel wo,
in das Gewebe gesunder Pflanzen.

3^o Bringt man den Saft von kranken Blättern rund um die Wurzel herum,
also auf die Erde.

4^o Zerreibt man zwischen den Fingern ein krankes Blatt und bringt
den feuchten Finger an die Wundfläche eines abgebrochenen Blattes bei
einer gesunden Pflanze, so zeigen sich in all diesen Fällen, bei jungen
Pflanzen innerhalb 3 bis 4 Wochen, die Flecken an den jüngsten Blättern.

Abwechselndes Wetter, z. B. tagelang Sonnenschein und nachher ein
einzelner Regenschauer, ist im Stande, die Flecken rascher entstehen zu
lassen und dadurch sichtbar zu machen, jedoch nie früher als innerhalb
14 Tagen habe ich diese Wirkung beobachtet.

Das Kochen und die Papierfiltration entnehmen nach ~Prof. Adolf Mayer~
dem Safte das Vermögen zu infizieren. Aus seinen Nachforschungen
erhellt, dass weder die chemische Zusammensetzung der Erde eines
angesteckten Feldes oder eines angesteckten Mistbeetes, noch die
plötzliche künstliche Änderung der Temperatur beim Auspflanzen,
noch die Verletzungen oder Verdrehungen der Wurzel die Krankheit
herbeiführen können.

Aus einer grossen Menge bakteriologischer Kulturen, welche angelegt
waren mit Tabaksaft-Malz-Gelatine, habe ich oft, doch nicht immer, eine
Mikrobe isolieren können, welche in der That eine infizierende Kraft
besitzt.

Da es sich nun zeigt, dass wir hier mit einem infizierendem Stoff
zu thun haben, müssen alle Mittel zu Hülfe genommen werden, die
Übertragung desselben zu verhindern.

Es scheint mir nicht unmöglich, (vergleiche sub 4) dass die Personen,
welche mit dem Köpfen der Pflanzen und dem Ernten der Blätter
beauftragt sind, mit ihren von kranken Blattteilen infizierten Fingern
den Ansteckungsstoff auf gesunde Pflanzen bringen können; daher im
Spätsommer die zahlreichen Fälle, wo die Geizen und jungen Blätter die
Fleckkrankheit zeigen. Die Gründüngung ist auf Feldern, welche die
Mosaikkrankheit zeigen, aus obengenannten Gründen nicht zu empfehlen.

Die mikroskopischen Untersuchungen der kranken Blätter lassen eine
Desorganisation des Chlorophyll erkennen, das schliesslich ganz und gar
aus dem Zelleninhalt verschwindet. Sehr bemerkenswert sind die kurzen
Luftstreifen zwischen den Pallisadenzellen und der linienförmigen
Zeichnung der Zellenwand. Myceliumfäden oder Hyphen können es nicht
sein.

Da ich im Winter '97 Gelegenheit habe, die Versuche fortzusetzen, hoffe
ich später diesen Gegenstand wieder aufzunehmen.



Mittel zur Verbesserung unsres Tabaks.


Aus allen Untersuchungen, die bis jetzt mit Bezug auf die Düngung
angestellt worden sind, können keine allgemeinen Regeln mehr abgeleitet
werden als die schon angegebenen, die sich hauptsächlich auf den
Chlor-, Stickstoff- und Kaligehalt beziehen.

Chloridreiche natürliche oder künstliche Düngstoffe müssen vermieden
werden, ebenso ein zu hoher Gehalt an Stickstoffverbindungen. Eine
Düngung mit mehr Stickstoff als angezeigt, entwickelt ein dunkelgrünes,
fleischiges, lang gedehntes, schmal dicknarbiges Blatt, das sich also
nicht zum Cigarrentabak eignet.

Schon ~Hermbstadt~ nahm wahr, dass humusreiche Pflanzenerde und Kuhmist
den besten Tabak liefern.

Wie ich schon schrieb: Die Tabakspflanze fordert Kalium, viel Kalium!

Die ganze Tabakskultur muss darauf hinzielen, dass sie einen
kalireichen Stalldünger bekommt.

In der letzten Zeit hat sich aus Versuchen ergeben, dass die
Tabakspflanze viel kohlensaures Kali vertragen kann, mehr als man
früher je dachte.

Eine Düngung im Frühjahr sogar mit 1000 kg. kohlensaurem Kali per ha,
was man früher nicht zu thun wagte, hat keine schädlichen Folgen gehabt.

Als Versuch sei dies unsern Pflanzern anempfohlen. Die
bekannten »Internationale Guano- und Superphosphatwerke« in Zwijndrecht
bringen dieses Salz in den Handel mit einem Gehalt von 50-55 Prozent
Kali und zu einem Wert von _f_ 20 (etwa 34 Mk) per 100 kg. Wegen der
Eigentümlichkeit dieser Kali-pottasche, die Feuchtigkeit anzuziehen,
wird sie in doppelten Säcken von 62-1/2 kg. verpackt.

Der innere Sack ist präpariert, hemmt also die Aufnahme der
Feuchtigkeit aus der umringenden Luft.

Schon längst hat man bemerkt, dass man durch Holzasche und Pferdemist
einen hellfarbigen Tabak erhält, Ziegen- und Schafsmist dahingegen geben
ein dunkles Produkt.

In Japan bekommt man sogar ein schönes hell gefärbtes Blatt, angenehm
von Geschmack, dadurch, dass man es mit Kuchen von Leinsamen düngt
nebst ein wenig Stalldünger.

Wir wissen, dass Valburg den besten Cigarrentabak unsres Landes
liefert, (_f_ 28.25 per 100 lb) und dass dort die einfache Düngung
mit Kuhmist auf dem sandigen Boden (dem Teil des Dorfes, welcher »Het
Hoog« (= Die Anhöhe) genannt wird), ohne dass man jemals sich des
Wechselbaus bediente, das schöne goldgelbe, breitgeformte Blatt
hervorbringt.

Die Überführung von Erde aus Valburg (wo man auch Lehmboden antrifft)
auf die Veluwe, hat keine Resultate beim Anbau des Tabaks geliefert.

Jeder Züchter muss die Düngversuche auf seinem eigenen Boden anstellen
und dabei der Gefahren eingedenk sein, die entstehen können, wenn man
die genannten schädlichen Elemente oder Salze anwendet. In der letzten
Zeit hat man die Aufmerksamkeit auf die Düngung mit Silicaten gerichtet
(Martellin = Kalium-silicat), wodurch die Brennbarkeit und die Farbe,
nebst dem anatomischen Bau des Blattes verbessert wird[E].

Nach der schönen Lehre von ~Darwin~, welche sich auf wissenschaftliche
Forschungen gründet, wird die Pflanzen- und Tierwelt in einer Gegend
sich den da anwesenden physischen Lebensbedingungen anpassen und
sich demgemäss entwickeln. In »_the struggle for life_« werden die
bevorzugtesten Arten, Rassen und Varietäten siegreich aus dem Kampfe
hervorgehen, bekränzt, nicht mit der Siegespalme, sondern mit der
kräftigen Lebensfähigkeit für ihren Stamm.

Dies muss auch anwendbar sein auf unsere Tabakskultur.

Meine Nachforschungen gaben mir die Überzeugung, dass viele
Tabakspflanzer ihr Fach wissenschaftlich auffassen und weder Mühe noch
Kosten scheuen, Versuche zu machen, welche die Kultur fördern können.

Ich kann nicht genug darauf hinweisen, dass man die grösste Sorgfalt
auf das Gewinnen des Samens verwende. Man muss hiezu nicht einige
Pflanzen in zeitweise günstige Lebensverhältnisse bringen dadurch,
dass man sie besser oder örtlich starker düngt, sie auf gut gewählten
geräumigen Stellen des Feldes Samen schiessen lässt, sondern man
muss diejenigen Pflanzen mitten auf dem Felde auswählen, welche sich
durch schönen Bau, Blattform u. s. w. auszeichnen, dann hat man die
grösste Gewähr, dass die erblichen Eigenschaften des Samens auf die
Nachkommenschaft übertragen werden.

Durch die Kultur der Tabakspflanze hat der Bau der Blume sich geändert.
Die bei uns schwach vorhandene Protogynie ist im Naturzustande
deutlicher und schärfer hervortretend, wodurch Kreuzbestäubung mehr
erwartet werden kann. Der Bau der Kulturblume ist jetzt derartig,
dass Staubfäden und Stempel nicht nur etwa auf derselben Höhe stehen,
sondern dass die weibliche Periode der Blume in unserm Klima im
geschlossenen Knospenzustand verlebt wird.

Dies erleichtert uns die künstliche Kreuzbestäubung; man braucht nur
die Knospe welche im Entfalten begriffen ist, zu öffnen und die Pollen
von gleichfalls gut gewählten Pflanzen mit einem kleinen Pinsel auf
den Stempel zu bringen. Nach zwei Stunden ist die Gefahr vorüber, dass
Insekten durch ihren Besuch andere Pollen mit demselben in Berührung
bringen. Verhüllung mit Gaze oder mit einem Papierbeutelchen während
einiger Stunden sei deshalb empfohlen. Auf diese Weise kann kräftiger
Samen gewonnen werden.

Weiter lehren die Versuche, dass die mittelsten Blumen (Samenkapsel)
am Stengel den kräftigsten Samen enthalten. Sehr erwünscht ist es
zugleicherzeit, die gewählten Pflanzen die Blätter behalten zu lassen
und sie nicht abzureissen, wie es bisweilen geschieht.

Kräftig entwickelte Pflanzen werden den Kampf ums Dasein leichter
bestehen als schwächere, sie werden zugleich besser im Stande sein, den
Krankheiten zu widerstehen.

In Valburg hat man eine eigentümliche Gewohnheit, den Samen zum Keimen
zu bringen. Man bringt ihn in ein angefeuchtetes Leinenläppchen oder
Säckchen, nachdem es im Wasser angeschwollen ist.

Dann hängt man es in mässiger Entfernung vom warmen Ofen auf. Die
Folge hiervon ist, dass der Samen zwar sichtlich gut ausläuft, aber
dabei mittels Diffusion lösliche Nahrungsstoffe abgiebt, welche als
Reservenahrung dem zukünftigen Pflänzchen entzogen werden. Auf diese
Weise wird das keimende Pflänzchen geschwächt und der Kampf, den es
beim Übergange zu einer sich selbst nährenden Pflanze zu bestehen hat,
wird ihm erschwert.

Dass der Verlust von Salzen, Aschenbestandteilen, grösser ist als man
sich denkt, geht hieraus hervor, dass, wenn der Aschengehalt des Samens
4% ist, dieser nach Behandlung mit Wasser während der 24 Stunden des
Tages 1/4 Teil verloren hat. In dieser Weise verliert der Samen schon
einen grossen Teil des so sehr erwünschten Kali, nl. 25.8%, und 6.4%
Phosphorsäure (~Behrens~).

Weiter lässt man in Valburg, nach dem Pflücken, die Blätter noch
einige Tage auf dem Felde liegen, erst dann werden sie an Stangen
angereiht. Aus der Physiologie des sterbenden Blattes ersahen wir,
dass das Trocknen langsam geschehen soll. Hierdurch entstehen
Zersetzungsprodukte, welche bei der Gährung erwünscht sind.

Beim Gährungsverlauf haben wir gesehen, dass bei unserm Tabak der
Bacillus Tabaci I + III, die Hauptrolle spielt, er giebt ihm den reinen
Geruch und Geschmack, insofern wir dies bei unserm Tabak wahrnehmen
können. Da, wo die Gährung nicht stattfindet oder nicht gut verläuft,
können diese Mikroben künstlich angebracht oder geimpft werden.

Die Versuche, die Mosaikkrankheit zu verhindern, könnten schon jetzt
beim Wechselbau angestellt werden. Der Anbau von Erbsen, Bohnen, Klee
und andern Hülsenfrüchten sei anempfohlen.

Folgende Düngung wird von einigen grossen Züchtern versucht werden.

Im Spätjahr wird per ha. 750-3000 kg. ungelöschter Kalk auf die
Oberfläche des Feldes gebracht und gleichmässig darauf ausgestreut.
Dies lässt man ungefähr einen Monat liegen und bringt dann 400-600 kg.
Kainit und 400-600 kg. Thomasphosphat hinzu, nachher wird es im Januar
oder Februar, wenn der Witterungszustand dies erlaubt, mit dem Spaten
untergegraben. Auf die gebräuchliche Weise werden dann die Erbsen,
Bohnen u. a. gepflanzt oder gesät.

Die Versuche, welche angestellt werden, um auf eine andere Weise der
Mosaikkrankheit vorzubeugen, werden fortgesetzt, nehmen aber viel Zeit
in Anspruch.

Die Gründüngung auf angesteckten Feldern kann aus obenerwähnten Gründen
nicht empfohlen werden.

Das Ausgraben der infizierten Mistbeete etwa 30 cm. tief und das
Hineinbringen gesunder Erde, also von unbebautem Boden, verdient
Empfehlung. Ein Pflanzer, der niemals Fleckkrankheit auf seinem Felde
gehabt hat, könnte dadurch, dass er junge Pflänzchen, welche von
infiziertem Boden herstammten, lieh oder kaufte, sein Feld auf immer
anstecken und dadurch die Mosaikkrankheit hervorrufen.

       *       *       *       *       *

Und hiermit habe ich einen Gegenstand behandelt, der immer mehr mein
Interesse erregte. Dabei habe ich viele unsrer Tabakspflanzer als
Personen kennen gelernt, die alles aus Liebe zur Sache thun, und
ungeachtet des grossen Aufschwunges unsrer indischen Kultur, wodurch
soviele edle Tabakssorten über die ganze Welt verbreitet werden, mit
Mut, Ausdauer und Lust zur Arbeit, unsern einheimischen Tabak züchten,
bearbeiten, und zu verbessern trachten. Mögen sie, indem sie so
fortfahren, auch die Früchte ihrer Arbeit geniessen!

[Fußnote E: Siehe meine Abhandlung im »Indische Mercuur« 13 Mai
1899 »Martellin, een nieuwe meststof«.]



Verbesserung durch Reinkulturen.

(Fortsetzung der Untersuchungen von 1897).


Die Untersuchung der Gährung unseres einheimischen Tabaks ist, da
wir es hier mit einem Prozesse zu thun haben, bei dem fakultative
anaërobe Bakterien eine Rolle spielen, enorm von mir gekürzt worden.
Später wurde ich mit den an der Oberfläche der Platten angelegten
bakteriologischen Kulturen bekannt, wodurch man makroskopisch schon
deutlich die verschiedenen Arten des Wachstums von Bakterien und andern
Mikroorganismen wahrnemen kann.

Dies Verfahren hat unendlich viel vor derjenigen Untersuchungsmethode
voraus, bei der die Kulturen auch in Gelatineplatten wachsen.

Im letzteren Falle doch sieht man, nur einige Variationen in
verfliessenden Kulturen ausgenommen, welche meistens kugelförmig in
der Gelatine wachsen, fast immer gelbe Pünktchen, bald rund, bald
linsenförmig.

Will man gerade jene Mikroorganismen auffinden, welche aërob oder
fakultativ anaërob sind und bei irgend einem Prozesse eine Funktion
zu erfüllen haben, so bietet diese Methode sehr grosse Vorteile und
nicht weniger eine Abkürzung was die Zeit betrifft. Sogar zu einer
quantitativen Bestimmung von Mikroorganismen eignet sich diese
Untersuchungsmethode. Was die Untersuchungen der Tabaksgährung
betrifft, so sind diese in folgender Weise abgekürzt worden.

Die früher beschriebenen Stückchen fein geschnittenen Tabaks werden in
ein Röhrchen mit 10 cm³ physiologische Kochsalzlösung (0.75 Prozent)
gebracht und mit der Platinnadel wiederholt in dieser Flüssigkeit
bewegt, während man sie dann und wann noch durch einander schüttelt.

Vom Inhalte dieses Röhrchens werden dann eine oder mehr Platinspiralen
(welche in meinem Falle 0.048 gr. Flüssigkeit festhalten) auf ein
zweites und drittes Röhrchen gebracht. Die Erfahrung giebt hier bald
einen Fingerzeig. Es stehen einige sterile Kulturschälchen mit dem
beschriebenen festen Nährboden bereit. Nun wird der Inhalt des I^{en},
II^{en} u. s. w. Rohres über die Oberfläche ausgegossen. Was zu viel
ist an Flüssigkeit, lässt man wegfliessen, indem man einfach das ein
wenig geöffnete Schälchen schräg hält. Weiter bewegt man das Schälchen
noch einen Augenblick hin und her, um die geringe Quantität Wasser,
in welchem die Mikroorganismen verteilt liegen, gut zu verbreiten.
Die Berechnung lehrte mich, dass die Oberfläche des beschriebenen
Petri-Schälchens während dieser Manipulationen ungefähr 0.5 gr.
Flüssigkeit festhielt.

Wenn man genauer dieses Gewicht kennen lernen will, so kann das
Schälchen vor und nach dem Anfeuchten gewogen werden, und dies Gewicht
berechnet werden auf die respektiven Röhrchen und die gebrauchte
Quantität Tabak im Röhrchen I, der zwischen zwei sterilen Uhrgläsern
vor dem Experiment gewogen wird.

Nach Verlauf einiger Tage kommen die Plattenkulturen zur sichtbaren
Entwickelung und ist es viel leichter, eine Übersicht über den
Totalgehalt an Sorten zu bekommen. Quantitativ betrachtet hat diese
Methode Fehler. Die Ursache davon liegt darin, dass die Bakterien in
mehr oder weniger starkem Masse in den von ihnen selbst abgeschiedenen
Schleimhüllen liegen und dadurch sehr am Medium haften, dem Blatte,
auf dem sie, sei es auch kurze Zeit, lebten, und später ein latentes
Leben führten, um bei der Gährung wieder energisch aufzuleben. Weder
durch Abreibung mit der Platinnadel, noch durch immerwährendes Hin- und
Herschütteln, kann man alle Mikroorganismen vom Substrat trennen. Damit
hier eine Verbesserung angebracht werde, habe ich die Sache anders
gemacht und habe dies schon im Prinzip im »Pharm. Weekblad« No. 10,
1898, beschrieben. Das Resultat dieser Untersuchungsweise war ein
brillantes und hat die allergünstigsten Folgen gehabt. Diese Methode,
die ich zuerst auf den Tabak anwendete, lässt sich auf eine Unmasse
anderer Gegenstände anwenden.

Sie ist wie folgt. In einige Reagirröhren werden gewöhnliche Pinselchen
so hineingebracht, dass der Federkiel auf dem Boden der Röhre ruht und
das Büschelchen nach oben gerichtet ist. Durch einen Wattepfropfen
werden die Röhren geschlossen und dann während einer Stunde bei 110°
C. in strömendem Dampfe erhitzt. Die Temperatur übt keine nachteilige
Wirkung auf die Pinsel aus. Ferner wird ein hohes Petrischälchen
gewählt, 10 cm^3 sterilisierte physiologische Kochsalzlösung
hineingebracht und natürlich sofort geschlossen.

Ein Teil eines gährenden Tabaksblattes wird in diese Flüssigkeit
hineingetaucht und einige Minuten daselbst in Ruhe gelassen. Dann
nimmt man mit einer sterilen Pincette das Pinselchen aus einem der
Reagierröhrchen und reibt, indem man eins der Enden des Blattes mit der
Pincette festhält, kräftig über die Oberfläche der beiden Blatthälften.
Indem man das Schälchen hin- und herbewegt, werden die Mikroorganismen
gleichmässig im Wasser verteilt. Von dieser bakterienreichen
Flüssigkeit werden 1 cm^3, 1/2 cm^3 oder Verdünnungen hiervon mittels
steriler Pipetten über die Oberfläche der Platten gebracht.

Auf diese Weise werden nach der »Bohnmethode« (der Name ist von mir
nach dem Bohnen der Fussboden gewählt) auch diejenigen Bakterien
von der Blattoberfläche entfernt, welche innig mit diesem Substrate
zusammenhingen. Nach Berechnung kann man auf diese Weise bestimmen,
wieviel Bakterien sich auf den beiden Blatthälften befanden.

[Illustration: Fig. 6.

_Bohnmethode._ Links Pinselstriche von Betuwer Tabak im Anfange der
Gährung (Diplococcen). Rechts während der Gährung (B. T. I + B.
subtilis + B. mycoides).]

Wenn es sich um eine qualitative Bestimmung handelt, so bekommt
man nicht weniger schöne Kulturplatten auf folgende Weise. Das
Tabaksblättchen, das schon im Wasser untergetaucht war und nicht
bewegt wurde, wird mit einer sterilen Pincette auf sterilisiertes
Papier gelegt.

Es liegt also feucht darauf. Nachher wird die obere Seite des
Blättchens mit dem trocknen Pinsel, welcher also steril ist,
abgebohnt. Mit diesem noch nassen Pinsel macht man Striche über die
festen Oberflächen von Gelatineplatten. Nach einigen Tagen sieht man
denn, dass der erste Strich die grösste Zahl Kolonien hervortreten
lässt, gewöhnlich zu viel als dass man sie unterscheiden könnte; der
zweite Strich schon weniger, der dritte und vierte noch weniger, u.
s. w. Letztere Methode wurde immer von mir angewendet bei unserm
einheimischen Tabak, beim Deli- und Havanna-Tabak.

Das Resultat war ein glänzendes. Die Untersuchungen nach der Gährung
des Tabaks erlauben diese Methode, weil hierbei keine obligaten
anäeroben Bakterien im Spiele sind. Sie ist natürlich unbrauchbar,
wenn es sich um Mikroorganismen handelt, welche Sauerstoff nicht
ertragen. Die Petri'schen Kulturplatten sind auf lichtempfindliches
Papier gesetzt, 25 Secunden vom Sonnenlicht beschienen und oben
photographisch, ohne Retouche reproduziert. Die Glaskratzer am Boden
des Schälchens sind hierbei deutlich sichtbar.

Bei den Untersuchungen unsres einheimischen Tabaks, die im Jahr 1897
von mir in »de Natuur« publiziert wurden, hat sich herausgestellt, dass
wir es hier zu thun haben mit einer Gährung, bei welcher fakultative
anaërobe Bakterien, also auch unter Hinzutretung von freiem Sauerstoff
oder Luft, eine Rolle spielen. Sogleich ergab sich daraus, dass im
gährenden Tabak von verschiedener Herkunft aus unsern Gegenden (Betuwe,
Veluwe, Maaswaal) verschiedene Mikroorganismen mehr oder weniger häufig
anwesend waren, jedoch in überwiegender Zahl diejenigen, welche sich an
der Gährung beteiligten.

Meine zunächst liegende Vermutung hat sich bestätigt. Fünf verschiedene
Bakterien, welche, aus verschiedenem Tabak herstammten, sind damals von
mir abgebildet und kurz nach ihren morphologischen und biologischen
Eigenschaften beschrieben worden. Alsdann ist Tabak von mir
sterilisiert worden, d. h. alle Mikroorganismen, welche sich auf und in
demselben befanden, wurden getötet und nachher ist jener Tabak mit den
verschiedenen Reinkulturen geimpft worden. Alsdann stellte sich heraus,
dass die Impfung mit dem B. T. I. und III (Bacillus Tabaci I. und III)
dem Tabak das richtige Arom verlieh, ein Arom, welches, hier in Holland
für das beste gehalten wird. Meine Vermutung, dass jene Gährung doch
noch einen andern Verlauf haben würde, wenn die nämliche Tabaksart
nicht sterilisiert, dahingegen mit den genannten Tabaksbakterien
geimpft würde, hat sich bestätigt. Jedoch müssen wir hierbei in
Betracht ziehen, dass nebst den in grosser Zahl künstlich angebrachten
Mikroben, noch mehr Arten ihre Wirkung ausüben, Arten, welche
gleichfalls das feuchtgewordene Tabaksblatt angreifen, aber ausserhalb
der eigentlichen Gährung stehen und nichts anders thun können als
Zersetzungen hervorrufen, welche ungünstig wirken oder gar nicht dazu
beitragen, ein erwünschtes Produkt zu erhalten. Es ergab sich, dass die
Impfung mit den Tabaksbakterien, welche günstig beim sterilen Tabak
wirkten und ihm das reine Arom gaben, in nicht sterilem Tabak ohne
Wirkung blieben, insofern ohne Wirkung, dass jenes Arom bei weitem
nicht so ausgesprochen war als beim sterilen Tabak. Diese Versuche
wurden im Februar 1898 in den Gährungsscheunen des Herrn ~de Hartog~ in
Wageningen angestellt. Damals musste die Frage gelöst werden, wie das
Produkt der natürlichen Gährung, also ohne Sterilisation übertroffen
werden konnte, wenn man von den Impfungen mit einer oder mehreren
Reinkulturen auf die nämlichen, also nicht sterilisierten Tabaksarten
Gebrauch machte.

Die Versuche im Laboratorium lehrten also, dass steriler Tabak durch
Impfung mit zwei Mikroben vorzügliche Eigenschaften erhielt, sodass
dieser Tabak sofort von den Fachmännern als der beste bezeichnet werden
konnte. Die Quantität war jedoch eine zu geringe, als dass man Cigarren
davon anfertigen lassen und alle Eigenschaften, die man so gerne
kennen lernen möchte, kontrollieren konnte. Eine Sterilisation des
Tabaks im Grossen ist faktisch unmöglich. Damit das Resultat der schon
beschriebenen Untersuchung praktisch verwendet werden konnte, mussten
also Versuche mit verschiedenen Reinkulturen und deren Mischungen
angestellt werden. Es stellte sich heraus, dass einige dreissig
Büschel, welche ohne Sterilisation mit den B. T. I + III + IV geimpft,
im Februar in Haufen gelegt und nachher der Gährung ausgesetzt worden
waren, nicht solche günstige Eigenschaften erhalten hatten als der
sterilisierte und nachher geimpfte Tabak, wie es in meinem Laboratorium
stattfand.

Zugleicherzeit erwähne ich hier, dass der nicht-fermentierte
Deli-Tabak, der mir aus Batavia von ~Dr. v. Breda de Haan~ zugesandt
wurde, gleichfalls einer Untersuchung unterzogen worden ist. Nach dem
Beispiele von ~Semmler~ aus Cuba habe ich einen kleinen Teil dieses
Tabaks mit Wasser faulen lassen und mit diesem Wasser einheimischen
Tabak, der dann gleichfalls mit andern Büscheln in den Haufen hinein
gelegt wurde, besprengt. Dieser Tabak gerieth zwar in Fermentation,
aber als die Gährung beendigt war, ergab sich, dass die besprengten
Büschel keine andern Eigenschaften bekommen hatten als eine Änderung
in der Farbe der Blätter, die von der feuchten Behandlung herrührte.
Dieser Versuch, welcher durch einen Zufall auf Cuba günstig verlief,
ist Ursache gewesen, dass man die Aufmerksamkeit auf die Tabaksgährung
hinlenkte und die Vermutung laut werden liess, dass Mikroorganismen bei
jener Gährung sich wirksam bethätigten.

Als es mir nach wiederholten Versuchen deutlich geworden war, dass
die Impfung unseres einheimischen Tabaks mit den B. T. I + III also
nicht ganz den Erfolg hatte, wie immer beim sterilen Tabak, habe ich
diesen Gegenstand weiter untersucht und eine Reihe von Versuchen
mit Mischungen von Reinkulturen angestellt. Die Herren ~de Hartog~
und ~v. Druijnen~ in Wageningen, welche diesem Gegenstand ihre ganze
Aufmerksamkeit widmeten, halfen mir bei diesen Versuchen und gaben
mir jedesmal ihr Urteil ab, ein Urteil, das ich sehr schätzte, da es
ausgesprochen ward von sehr kundigen, erfahrungsreichen Fachmännern.
Nicht entmutigt empfing ich am 8. März die Nachricht, dass man
damit anfangen würde, einen Haufen gährenden Tabak aus der Betuwe
umzusetzen. Es war die beste Tabaksart, welche Holland hervorbringt.
Am 10. März besuchte ich die Fermentierscheune und stellte wiederum
Versuche an, aber in der jetzt sehr gekürzt beschriebenen Weise. Es
war ein schöner Anblick, jenen prachtvoll aufgebauten Haufen mit
den Tausenden goldgelben Büscheln emporragen zu sehen. Eine grosse
Menge Kulturschälchen wurde von mir infiziert mit Blattfragmenten der
obersten Tabaksbüschel (± 22° C.) Nach einigen Tagen zeigten sich die
Kolonien, und mit Bewunderung sah ich wieder die im vorigen Jahre von
mir beschriebenen Arten zum Vorschein kommen. Meine Aufmerksamkeit
richtete sich auch noch, nicht auf die bekannten Verunreinigungen,
sondern auf andere Arten, welche ich nun bei niedriger Temperatur
in grosser Anzahl vorfand. Einige davon brachte ich in Kultur und
wartete darauf, welche Rolle sie mit andern Bakterienarten in nicht
sterilisiertem Tabak spielen würden.

Um den praktischen Teil des Problems zu lösen, hatte ich damals
sechs Arten Tabaksbakterien, welche bezüglich ihrer Wirkung in nicht
sterilem Tabak controlliert werden mussten, und die also den überall
herrschenden »Struggle for life« kämpfen mussten. Es war nicht vorher
zu sagen, wer siegen würde. Ein logisches Verfahren nach Wahl war
nicht möglich, der Versuch musste entscheiden. Um die Frage der
Tabaksverbesserung zu lösen dadurch, dass man Gebrauch machte von den,
in dem vorzüglichsten Betuwer Tabak vorgefundenen Mikroben, wurden
eine Menge nicht sterilisierter Tabaksarten mit Reinkulturen und deren
Mischungen bespritzt. Dieses Bespritzen lässt sich ausgezeichnet
durch den Druck der Wasserleitung bewerkstelligen; ich werde durch
Abbildung zeigen, wie das Verstieben in meinem Laboratorium geschieht.
Was die sehr geringe Farbenveränderung des Blattes betrifft, die
durch Befeuchtung verursacht wird, so ist es mir als bald gelungen,
hierin eine Verbesserung anzubringen, indem ich die Reinkulturen
von Agar- Oberflächen mit feinem Tabakspulver vermischte und dies
gleichfalls in die Büschel hineinspritzte oder verstieben liess, also
der trocknen Behandlung gemäss. Nach Beendigung der Gährung wurden
die Eigenschaften der derartig behandelten Sorten kontrolliert, und
diese sorgfältig ausgesucht. Ich werde hier all diese Versuche, die
noch nicht den erwünschten Erfolg hatten, der Kürze halber nicht
aufzählen; nur lohnt es sich, zu wissen, dass ich daraus den Schluss
zog, dass viele Arten von Mikroorganismen, unter denen auch die von mir
abgebildeten, die Temperaturerhöhung verursachen, und dass ich drei
Arten in Mischung, künstlich in grosser Menge in die verschiedenen
Tabaksarten hinein brachte. Es waren die Reinkulturen von Bacillus
Tabaci I, B. T. III und dem neu isolierten Diplococcus Tabaci. Diese
Mischungen erhielten folgende Marken:


    Marke I: Bacillus Tabaci Hollandicus I.
                 "       "        "      III.
    Marke II: Diplococcus Tabaci Hollandicus.
              Bacillus       "        "       III.
    Marke III: Mischung der Marke I und Marke II.


Diese Reinkulturen von Agar-Oberflächen wurden sorgfältig in steriles
Wasser verteilt.

Die unten angegebenen Tabaksarten wurden mit dem Inhalte dieser
Fläschchen bespritzt und von den Herren ~de Hartog~ und ~v. Druijnen~
mit den gegebenen Marken versehen. Erst nachdem die Gährung beendigt,
die Cigarren gemacht, und mein Urteil abgegeben war, sollte das
Resultat dieser Versuche, die auch von andern in unserer Umgebung
beurteilt werden sollten, bekannt gemacht werden.


          A. geimpft:             B. nicht geimpft:

      I _a_ = Betuwer Erdgut      _a_^1 = Betuwer Erdgut
        _b_ = Veluwer Erdgut      _b_^1 = Veluwer Erdgut
     II _c_ = Betuwer Sandgut     _c_^1 = Betuwer Sandgut
        _d_ = Veluwer Sandgut     _d_^1 = Veluwer Sandgut
    III _e_ = Betuwer Erdgut      _e_^1 = Betuwer Erdgut
        _f_ = Veluwer Erdgut      _f_^1 = Veluwer Erdgut


Ende Juli habe ich diese Cigarren, nur mit den Marken _a_, _a_^1,
_b_, _b_^1 u. s. w. empfangen. Nichts war bekannt von Impfung oder
nicht Impfung, von Nummer u. s. w. Jetzt befand ich mich in der
schwierigen Lage, mein Urteil abgeben zu müssen. Es handelte sich ja
hier um kleine Unterschiede in der Brennbarkeit, Konsistenz der Asche,
des Aroms, des Geschmacks u. s. w. Aus dem Grunde habe ich dies den
befugteren Personen, den eigentlichen Fachmännern überlassen, die ihrer
Beschäftigung gemäss dies viel besser beurteilen können. Herr ~G. P.
Voorwijk~ in Amsterdam, welcher in der Tabakswelt seines richtigen
Urteils wegen so günstig bekannt ist, hat sehr freundlich meiner
Bitte, einige Abende zu mir zu kommen und zu rauchen, Folge geleistet,
wofür ich ihm hiermit herzlich danke. Jedes Packetchen bestand aus
2 Cigarren, die nur die Marke _a_, _a_^1, _b_ oder _b_^1 u. s. w.
trugen. Als die Reihenfolge _a_ und _a_^1 abgeraucht war, untersuchte
Herr ~Voorwijk~, indem er dabei die andere Cigarre aus dem nämlichen
Packetchen benutzte, ob die Eigenschaften der Cigarren aus ein und
demselben Packetchen dieselben wären, was völlig stimmte. Den 29 Juli
schrieb ich Herrn ~de Hartog~ folgendes:


_Geehrter Herr_,


Weil mein Geschmack, was den Tabak im allgemeinen betrifft, nicht
so besonders entwickelt ist, und es sich hier höchstwahrscheinlich
um kleine Unterschiede und typische Kennzeichen der Brennbarkeit,
Konsistenz der Asche und die grössere oder geringere Leichtigkeit
handelt, mit der eine Cigarre zieht, so habe ich mein Urteil über diese
Versuche, welche einen praktischen Leitfaden abgeben sollen, befugteren
Personen übertragen. Da die Impfung von dieser oder jener Marke nur
Ihnen allein bekannt ist, und da ich nicht daran zweifle, dass Sie aus
den jetzt von mir gegebenen Nummern oder Buchstaben unsere Urteile
vergleichen werden, so habe ich Ihnen die Überreste der gerauchten
Cigarren gesandt, jedoch mit der Bitte, nochmals die Zeichen auf ihre
Richtigkeit hin zu kontrollieren, da dies von grosser Wichtigkeit ist.

Unten folgt das Urteil des Herrn ~Voorwijk~, der durch tägliche
Fachbeschäftigung bedeutend mehr berechtigt ist, eine Meinung hierüber
auszusprechen, als ich es thun kann.

_a_ ist enorm besser als _a_^1, das Aroma des Rauches ist zwar das
nämliche und in dem Aroma des Deckblattes ist wenig Unterschied, aber
die Art _a_ hat ein säuerlicheres, volleres Aroma als _a_^1. Die
Brennbarkeit ist bei _a_ und _a_^1 die nämliche; soweit man es von
einheimischem Gewächs erwarten kann, brennen sie sehr gut.

_b_ und _b_^1 haben die nämlichen Eigenschaften, aber, wenn man
weiter raucht, bleibt _b_ besser von Geschmack als _b_^1. Beim ersten
Anbrennen und in der ganzen Breite geraucht, hat _b_ eine geringe
Ähnlichkeit mit _a_. Hierbei muss bemerkt werden, dass für gewöhnlich
der einheimische Tabak einen holzartigen Geschmack hat, der noch an
_a_, _a_^1, _b_ und _b_^1 auffällig ist. Bei _b_ ist die Asche etwas
weniger hart als bei _b_^1.

_c_ und _c_^1 zeigen keinen Unterschied. Beide sind schmackhaft, jedoch
ist bei _c_ die Brennbarkeit besser als bei _c_^1.

_d_ ist etwas günstiger als _d_^1, hierbei ist die Asche viel besser
und lockerer als bei _d_^1.

_e_ ist viel besser als _e_^1. Die Brennbarkeit ist hier auch sehr
verschieden und zum Vorteile von _e_. Bei diesen zwei Arten wird bis
jetzt der grösste Unterschied wahrgenommen, _e_ und _e_^1 sind zugleich
schwerer von Geschmack.

_f_ und _f_^1 sind gleichfalls schwerer von Geschmack als die vorigen,
_f_ ist edeler von Aroma und Geschmack als _f_^1, die letztere ist
sogar ordinär. Falls _f_ geimpft wurde, so ist diese Sorte viel
veredelt und verbessert.--Ein Fachmann, wie Herr ~Voorwijk~ macht die
Mitteilung, dass das einheimische Gewächs dieses Jahr besonders gut ist.


Hochachtungsvoll und mit freundlichem Danke,

~C. J. KONING~.

_Bussum, 29/7 '98._


Einige Tage nach diesem Schreiben empfing ich die Antwort, dass durch
die Impfung der Tabak faktisch verbessert ist, und dass nur die Reihe
A. geimpft war.

Der _Diplococcus Tabaci Hollandicus_ besteht, wie der Name schon
andeutet, aus kugelförmigen Mikroben, Coccen, welche je zwei und
zwei liegen, also zwei gegen einander liegenden Kugeln am besten zu
vergleichen sind. Dieser Organismus wächst auf Gelatine in der Form
eines hellgelben, scharf begrenzten dicken Streifens, welcher die
Gelatine nicht verflüssigt. Auf Agar entsteht gleichfalls ein gelber,
breiter Streifen und auf Kartoffel eine prachtvoll gelb hochaufragende
Kultur. Alcalische Bouillon wird schwach getrübt. Dieser aërobe
Organismus erzeugt gleichfalls im Anfang der Gährung Ammoniak.

Vergleichende Versuche mit den Agarreinkulturen, angestellt bei
erhöhter Temperatur, zeigen, dass der _Bacillus Tabaci Hollandicus I_
bei niedriger Temperatur sich schneller vermehrt als der Diplococcus,
der bei 24° (?) C. sein Optimum erreicht. Hieraus lässt sich folgern,
dass die Gährung unseres Tabaks verschiedene Phasen durchläuft.

Von praktischem Interesse ist in Bezug hierauf das wiederholte Umsetzen
der Haufen, wodurch sowohl die Luft wieder Zutritt erhält, um die
Aëroben und fakultative Anaëroben energischer leben zu lassen, als auch
die äusseren Büschel der genannten Wirkung ausgesetzt werden. Wird
die Temperatur von mehr als 60° C. erreicht, so wird der biologische
Prozess, welcher ausschliesslich der Gährung eigen ist, zum Stehen
gebracht.

Zugleich mit den temperaturerhöhenden Mikroorganismen entwickeln sich
im Anfange der Gährung die Diplococcen und die B. T. H. I., welche den
oben mitgetheilten Impfproben nach, die Brennbarkeit und das Aroma
verbessern; jetzt schon entsteht Ammoniak als Zersetzungsprodukt. Wenn
die Temperatur steigt, geraten die Diplococcen auf den Hintergrund
und entwickeln die B. T. H. sich kräftiger, sodass durch ihre
Lebensthätigkeit das Tabaksblatt derartig zersetzt wird, dass das Aroma
sich bessert.

In beifolgender Figur ist die Steigerung der Temperatur in einem
gährenden Haufen angegeben. Die Erfahrung hat hier gelehrt, dass man
bei ± 53° C. den Haufen ohne Schaden umsetzen kann, wodurch schon eine
Zeitersparnis erzielt wird. Die Temperatur wurde mittels mehrerer
Thermometer beobachtet, welche in die Spalte eines hölzernen Stabes
gestellt worden sind. Diese Stäbe liegen in Bambusköchern und werden
einige Meter weit in den Haufen hineingeschoben. Nach der graphischen
Darstellung findet die stärkste Temperaturerhöhung statt von 29°-50° C.
Vor und nach diesen senken sich die Linien bedeutend.

[Illustration: Fig. 7.

Graphische Darstellung der Temperaturerhöhung in den gährenden
Haufen Tabak A, B und C, im Monat Juni aufgestellt.]

Merkwürdig und sehr beachtenswert sind die Eigenschaften, welche an a.
beobachtet werden. Aus der nämlichen Tabaksart, aus dem Betuwer Erdgut
also, ist der B. T. I. isoliert worden. Wenn dieser in _grösserer
Menge_ künstlich in diesen Tabak hineingebracht wird, so bessert
sich das Aroma desselben beim Anbrennen beträchtlich. Ein Beweis um
so mehr dafür, dass eine grosse Zahl Mikroben, welche sich auf der
Blattoberfläche befinden oder künstlich darauf angebracht worden sind,
bedeutend dazu mitwirken, die guten Eigenschaften, welche guter,
einheimischer Tabak besitzen soll, ansehnlich zu verstärken und dadurch
den Tabak zu verbessern.

Aus den Impfungen erhellt ausserdem, dass durch B. T. I. das Aroma
(siehe A. I.), durch den Diplococcus die Brennbarkeit (A. II.)
verbessert wird; wenn sie zugleicherzeit angewendet werden, verbessern
sie Aroma und Brennbarkeit. (A. III.) B. T. I. überträgt sogar, durch
seine Lebensfunktionen, das Aroma des Betuwer Tabaks auf andere
Tabaksarten (A. I. b.).

Wir erkennen aus diesen Versuchen deutlich die Wirkung der Mikroben
bei der Gährung, und dass es jetzt auf praktischem Wege möglich ist,
der Fermentation einen günstigen Verlauf zu geben. Am Schluss dieser
Beschreibung einige kurze Mitteilungen.

       *       *       *       *       *

Vor allem meinen Dank den Herren ~Dr. v. Breda de Haan~ in Buitenzorg
für die Zusendung des unfermentierten Deli-Tabaks ausgezeichneter
Qualität, wodurch ich Gelegenheit gehabt habe, Indischen Tabak in
meinem Laboratorium zum Gähren zu bringen und Nachforschungen darüber
anzustellen.

~Dr. A. van Bijlert~, gleichfalls in Buitenzorg, für seine erneuten
Untersuchungen der Deli-Bodenarten, auf denen der Tabak solche
bekannten vorzüglichen Eigenschaften erhält, und in denen ein
colloidales Silicat solch eine günstige Wirkung hat.

Nicht weniger wichtig ist der von Herrn ~Dr. v. Breda de Haan~ gegebene
Bericht über »Regenfall und Reboisation in Deli«, welcher von so grosser
Bedeutung für die Zukunft dieses Landes ist.

Die Untersuchungen des Deli- und des Havanna- Tabaks sind, was
den bakteriologischen Teil betrifft, von mir angestellt worden.
Die praktische Anwendung der Reinkulturen werde ich hier nicht
antizipieren, doch nur die Mitteilung machen, dass beide, ebenso wie
unser einheimischer Tabak eine ammoniakale Gährung durchmachen, welche
Mitteilung, was den Deli betrifft, mit dem Bericht des Herrn ~Dr.
Vernhout~ stimmt.

Dieser hatte die Güte, mir das Ergebnis der Untersuchungen, welche
mit etwa siebzig Blättern angestellt wurden, zuzuschicken. Auch hier
stellte sich heraus, dass die Gährung durch die Wirkung von Mikroben
verursacht wird. Es gelang ~Vernhout~ immer, dieselben in Reinkultur
zu bekommen. Diese Untersuchungen, welche in den Tropen mit solchen
grossen Schwierigkeiten verbunden sind, werden fortgesetzt.

Aus dem Deli-Tabak isolierte ich Bakterien und eine Hefenzelle. Die
Bakterien sind sehr klein, während immer eine gefunden wurde, die bei
37° C. gar nicht mehr auf dem Nährboden wuchs, sondern bei 24° C. ihr
Wachstumsoptimum hatte; weiter ein Stäbchen, welches keine Sporen
bildete, ein Diplococcus und ein der Rosahefe verwandter Saccharomyceet.

In Folge des Amerikanisch-Spanischen Krieges, war keine Gelegenheit,
unfermentierten Tabak zu bekommen, so dass ich, ohne diesen
Untersuchungen viel Gewicht beizumessen, die Mikroorganismen aus
Büscheln Tabak isolierte, welche acht Jahre lang in Amsterdam gut
aufgehoben gelegen hatten. Merkwürdig ist es jedoch, dass daraus
doch einige Arten, alles »Bakterien«, isoliert worden sind. Aus den
Büscheln habe ich unter allen Vorsichtsmassregeln die inneren Blätter
herausgesucht und sie von neuem in eine feuchte Umgebung und erhöhte
Temperatur gebracht. Trotzdem sie acht Jahre trocken gelegen hatten,
sind daraus 7 Arten Mikroorganismen in Reinkultur gezüchtet worden.
Nach dem Petunieren des amerikanischen Tabaks mit Ammonsalzen, wobei
eine Alkalinität des Blattes entsteht, und nunmehr ein intensives
Bacterienleben möglich ist, ist eine bakteriologische Untersuchung ohne
Werth.

       *       *       *       *       *

Weiter ist von mir ein deutsches Präparat, um den Tabak, was den
Geschmack betrifft, zu verbessern, untersucht worden.

Weil es einfach benutzt wird, um die Tabaksblätter, ehe sie zu Cigarren
verarbeitet werden, einzureiben, und diese schon sofort nachher
gebraucht werden können, kann von einer eigentlichen Gährung, bei
welcher Reinkulturen mit im Spiele sind, nicht die Rede sein. Die
Untersuchungen betreffen nur ein Muster, das mir zufälligerweise nach
einem Schreiben des Herrn ~Haas~ in London in die Hände geriet. Es ist
eine gelbliche Flüssigkeit, welche sauer reagiert, ein spezifisches
Gewicht von 1.10 besitzt und ein gelbbraunes Sediment enthält. Der
Geruch ähnelt altem Biere, der Gehalt an festem Stoff, in Extractform
bei 100° C. getrocknet, ist 1.34 Prozent, während der Glühverlust 1.05
Prozent beträgt. Bei der Glühung wird ein höchst unangenehmer Geruch
bemerkt. In der Flüssigkeit lässt sich weiter Nitrat, Phosphorsäure,
reduzierender Zucker und Alcohol nachweisen.

Mikroskopisch betrachtet, besteht das Sediment aus langen wurstformigen
Hefenzellen, die bekanntlich, wenn sie mehrmals in Reinkultur gebracht
werden, in eiförmige übergehen. Auf der sauren Malzgelatine bilden sich
graue Kolonien, mit weissem Saume, welcher wieder ins Graue übergeht.
Wahrscheinlich ist diese Hefenzelle eine Verunreinigung des Präparates.

Weiter ist noch ein Präparat im Handel, welches hellbraun gefärbt ist,
und aus aromatischen Körpern, sogenannten Estern, von angenehmem Aroma
besteht, welches einigermassen an Amylacetat erinnert.

Nach einer beigegebenen Erklärung wird auch dieses Präparat benutzt,
um das Aroma zu verbessern. Ich glaube nicht, das die genannten
Hilfsmittel Beifall gefunden haben. Nach meiner Meinung muss da, wo
wir die meteorologischen Einflüsse nicht in unserer Gewalt haben,
die Verbesserung unsres Tabaks darin gesucht werden, dass der Samen
in der vorher beschriebenen Weise eingesammelt wird, weiter in der
Düngung und, zu nicht geringem Teil, in der Fermentationsweise. Möge
die Zukunft uns zeigen, dass die Arbeit des Herrn ~Dr. v. Bijlert~
mit seinen interessanten Untersuchungen der Bodenarten von Deli, wo
das Colloidal-Silicat und der Colloidal-Silicat-Humat-Complex eine so
grosse Rolle spielt, auch für unsere Kultur von Wichtigkeit ist.



Morphologie und Biologie der Tabaksbakterien.


Die Hauptrolle bei der Gährung unseres Tabaks spielen der _Bacillus
Tabaci I_ und der _Diplococcus Tabaci_. In ihrer Form und Lebensweise
ist, wie hierunten beschrieben wird, ein sehr grosser Unterschied.

_Der Bacillus Tabaci Hollandicus I_ ist ein Stäbchen von wechselnder
Grösse, je nach der Beschaffenheit des Mediums, in oder auf welchem
er sich entwickelt. Eine 24 Stunden alte Agarkultur zeigt bei einer
Temperatur von 37° C. Stäbchen von 5-7 Mikron Länge und 1-3 Mikron
Dicke. (Fig. 8).

[Illustration: Fig. 8.]

Eine 24 Stunden alte Agarkultur, welche bei 24° C. gestanden hat, zeigt
Stäbchen von 6-8 Mikron Länge und von 1-1.2 Mikron Dicke.

Der Bacillus Tabaci I wächst auf der schwach alkalischen Gelatine sehr
eigentümlich und ausserordentlich schön in der Farbe, Entwicklung und
Form.

[Illustration: Fig. 9.]

Erstens entstehen an der Oberfläche kleine graue Pünktchen, die
vom Rande ab schon früh einen wellenartigen Lauf zeigen. Besonders
am Rande wird die Kolonie zierlich gewellt und sie bekommt bei
auffallendem Lichte eine graublaue, bei durchfallendem Lichte eine
schöne himmelblaue, eisartige oder eine blassblaue Farbe. (Fig. 9).
Bald treten vom Rande ein oder mehr Fäden aus, welche gleichfalls
wellenartig über die Gelatine verlaufen. Von einigen Punkten aus
läuft ein Faden ganz isoliert weiter, an andern Stellen geschieht
das Auswachsen von der Mutterkolonie mittels mehrerer Fäden, welche
neben einander sich ausstrecken. Es will mich bedünken, dass die
Bakterien in den isolierten Fäden länger sind als dort, wo Gruppen
von Fäden sich einen Weg durch die Gelatine bahnen. Bei 24° C., nach
3 × 24 Stunden sinkt die jetzt grünliche Kolonie, während sie radiale
Falten bildet, peptonisiert die Gelatine sehr schwach und bildet dann
an ihrer Oberfläche ein grünliches gefaltetes Häutchen. Die Bakterie
entwickelt Ammoniak aus diesem Nährboden. Bei einem durch Carbolfuchsin
gefärbtem Klatschpräparat sieht man bei den jungen Kulturen die schöne
Lage der Fäden und ihren Fortschritt über die Gelatine. Die Kolonien
unter der Oberfläche bleiben klein, erscheinen gelb und sind rund oder
linsenformig.

Der Gelatinestrich ist ebenso wie das Wachstum auf den Platten, er
zeigt aber die blaue eisartige Färbung der Kolonie in ihrem gelappten
Rand noch zierlicher. Die Gelatine verfliesst nach ein paar Tagen bei
Zimmertemperatur, wobei sie ein runzliches, graulichgrünes Häutchen mit
sich führt.

Der Gelatinestich lässt erkennen, dass die Bakterie eine aerobe ist,
sie verfliesst oben und bildet oft in der Nähe der Oberfläche weiche,
kleine, baumartige Ausläufer.

Der Stich in glukosehaltiger Gelatine ist kräftiger entwickelt als in
der gewöhnlichen Gelatine; eine Gasbildung wird jedoch nicht dabei
wahrgenommen.

Der Strich auf dem gewöhnlichen alkalischen Agar ist hellgrau und
glänzend. Das Temperaturoptimum liegt zwischen 37 und 40° C.

Der Stich in alkalischem Agar zeigt wie der Gelatinestich sehr schwache
Ausläufer; das Wachstum weist auch hier auf eine aerobe Bakterie.
In alkalischer Bouillon entstehen Flöckchen, die von der Oberfläche
nach dem Boden des Reagierröhrchens hinabsinken; daselbst entsteht
ein schleimiges Sediment, dass sich beim Schütteln spiralförmig in
die Höhe windet und am Boden festgeklebt bleibt. Auch hier bildet
sich Ammoniak, das mittels Lakmuspapier und Aufnahme des Gases in
~Nessler's~ Flüssigkeit bei Zimmertemperatur nachgewiesen werden kann.
Das Wachstum in Bouillon, welche 2 % Glukose enthält, ist kräftiger,
als in zuckerfreier Bouillon.

In saurer Bouillon findet kein Wachstum statt.

Auf einem Nährboden, der wie folgt zusammengesetzt ist, wächst die
Bakterie ausserordentlich gut:


    Tabakssaft            15.0
    Kaliumphosphat         0.050
    Asparagin              0.5
    Glukose                2.0
    Agar                   2.0
    Wasser               100.0
    Reaction             schwach alcalisch.


Die Strichkultur ist auf diesem dunkeln Agar-Nährboden grau, glänzend,
glatt, dick und mit scharfem Rande versehen. Konnte ich in den soeben
beschriebenen Nährböden, auch nach monatelanger Beobachtung, wenig
Veränderung in der Form des Bakterienkörpers wahrnehmen, so liegt hier
die Sache ganz anders. Nach einer Woche erleiden die Stäbchen eine
eigentümliche Veränderung (Fig. 10). Oberflächlich betrachtet wäre man
geneigt anzunehmen, dass wir es hier nicht mit einer Reinkultur zu thun
haben. Nachdem das intensive Wachstum auf dem Tabakssaftenthaltenden
Medium stattgefunden hat, verdicken sich die Stäbchen und gehen
ein, wobei nicht selten die Lage der Individuen an Saccharomyceten
denken lässt. Einige Stäbchen, welche mehr Lebensenergie besitzen,
haben noch ihre Form behalten, während auch ihr Bakterienkörper mehr
gleichmässig die basischen Anilinfarben aufnimmt. Wenn man sie während
15-30 Sekunden mit kaltem Karbolfuchsin färbt, kommt der Unterschied
in der Beschaffenheit des Bakterienprotoplasmas mehr zum Vorschein.
Das Protoplasma erleidet von einem Punkte aus eine Veränderung. Diese
Veränderung greift von dort aus mehr und mehr um sich, bis endlich der
ganze Körper, ausgenommen die beiden Enden, die Eigenschaft verloren
hat, den Farbstoff gleichmässig festzuhalten. Die Enden des Stäbchens
färben sich viel stärker als der Inhalt. Meistens sind noch ein oder
mehrere Pünktchen im Körper nachzuweisen, die gleichfalls den Farbstoff
stärker aufnehmen.

[Illustration: Fig. 10.]

Nach einigen Sekunden Färbung habe ich oft ein schwach gefärbtes
Pünktchen sich längs einer der Seiten im Bakterienkörper hin und her
bewegen sehen, als ob da gewissermassen ein Todeskampf dem chemischen
Agens gegenüber stattfände. Legt man von diesen Hemmungsbildungen
Strich- oder Plattenkulturen an, so zeigt sich wieder die Stäbchenform,
während einige der älteren Formen noch im Ruhezustand sind, jedoch
erkennt man leicht, dass man es mit einer Reinkultur zu thun hat.
Dieser Nährboden ist noch weiter merkwürdig, da die Bakterie hier bei
37° C. noch mit einem Alkaliegehalt von 15 cm^3 normal KOH auf 100
Teile Nährboden wächst.

In einer Tabakssaftlösung, wie sie oben angegeben, zeigen sich die
nämlichen Erscheinungen. Hierin kommen lange Fäden mit kurzen Gliedern
zur Entwicklung. Auch dies Nährmaterial entwickelt Ammoniak. Von Natur
liefert der Tabakssaft der grünen und trocknen Blätter Nitrat, welches
von der Bakterie zu Nitrit reduziert wird.

Die Bakterie trübt eine schwach alkalische Tabakssaftflüssigkeit und
Wasser (20: 100) während sie kleine Flöckchen bildet.

In einer von Haus aus schwach sauren, Tabakssaft enthaltenden
Flüssigkeit findet anfänglich fast kein Wachstum statt. Der Säuregehalt
vermindert langsam, damit wächst die Bakterie dann besser.

Der Bacillus Tabaci I wächst zu sehr langen Fäden mit kurzen Gliedern
in einer Flüssigkeit, die auf folgende Weise zusammengesetzt ist:


    Kaliumphosphat      0.050
    Asparagin           0.5
    Glukose             2.
    Wasser            100.
    Reaction          nicht geändert.


Das Asparagin wird zersezt und als Zersetsungsprodukt ist Ammoniak
nachzuweisen, sowohl wenn man rotes Lakmuspapier über der Flüssigkeit
anbringt, als dadurch, dass man beim Erhitzen, die gasförmigen
Zersetzungsprodukte in ~Nessler's~ Flüssigkeit auffängt. Dies Reagens
kann man nicht anwenden im Kulturmedium, da Glukose bei niedriger
Temperatur gleichfalls mit gelber Verfärbung auf ~Nessler's~
Flüssigkeit einwirkt.

Damit man die Wirkung auf Nitrat beobachten könne, wird die Bakterie in
die hierunten angegebene Flüssigkeit geimpft.


    Kaliumphosphat      0.050
    Asparagin           0.5
    Kaliumnitrat        0.2
    Glukose             2.0
    Wasser            100.
    Reaction          nicht geändert.


Sowohl diese als die vorige Flüssigkeit reagiert sehr schwach
alkalisch. Die Bakterie zersetzt hier das Nitrat zu Nitrit, welches
man leicht mit der bekannten Jodzinkstärkelösung und sehr deutlich mit
Metaphenylendiamin nachweisen kann.

Bei den oben angegebenen Nährböden ist, unter gleichen Bedingungen
wie Grösse der Gefässe, Temperatur u. s. w. nach der colorimetrischen
~Fleck'~schen Methode mehr Ammoniak nachzuweisen; woraus folgt, dass
wie bei den ~Petri'~schen und ~Lewandowski'~schen Versuchen der
_Bacillus Proteus vulgaris_, auch der _Bacillus Tabaci I_ Nitrat zu
Nitrit und teilsweise zu Ammoniak reduziert.

Gelatine-Nährböden, welche aus Pflanzensäften (Leguminosen) mit
Hinzufügung von 2% Glukose zusammengesetzt sind, lassen die B. T. I
nicht zur Entwicklung kommen. Wenn die Reaktion schwach alkalisch
genommen wird, so tritt eine sehr kräftige Verflüssigung ein.

Weder in saurem noch alkalischem Malz (gehopfte Würze aus den
Tropfsäcken) findet Entwicklung statt.

In ~Löfflers~ Bouillon wird kein Indol gebildet.

Auf Kartoffeln, sowohl normalen wie alkalischen, findet ein kräftiges
Wachstum statt. Auch hier wird die Alkalessenz vorgezogen. Es bildet
sich eine graulichbraune, dicke, glänzende Kultur. Monatelang sieht man
darin microscopisch die Stäbchenform.

Auf alkalischer Kartoffelgelatine ist das Wachstum ein sehr langsames.

Milch, sowohl die normale als die alkalische oder saure, wird nicht von
der Bakterie verändert, ebensowenig wächst sie auf Blutserum.

Wenn auch Zahlenangaben über eine Verminderung von Glukose ohne
besonderen Werth sind, weil wir es mit eine aëroben Bakterie zu thun
haben, ist es doch wichtig zu wissen, dass die Glukose zersetzt wird.

In ein ~Erlenmeyer~'sches Kölbchen wurden 100 cm³ der auf Seite 50
angegebenen Flüssigkeit (ohne Agar) gebracht und mit der Bakterie
geimpft. Nach verlauf van 8 Tage war der Glukosegehalt von 2% auf
1.6-1.7% vermindert.

Vorher habe ich schon angegeben, dass keine Vergährung der Glukose
stattfindet. Nach der Möglichkeit, ob Milchsäure oder eine andre
organische Säure gebildet wird, werden Versuchen angestellt.

Der Bacillus Tabaci I ist eine obligat aërobe, unbewegliche Bakterie,
welche auf verschiedenen Nährböden sehr verschieden ist in der Grösse.
Sie färbt sich leicht mit den basischen Anilinfarben, dagegen entfärbt
sie sich nach der Methode _Gram_. Sie bildet keine Sporen und wird
bei 100° C. innerhalb einer Minute getötet. Sie stirbt bei folgender
Temperatur:


    100° C. innerhalb      1 Minute.
     60° C. nach           5 Minuten.
     55° C.  "            15    "
     50° C.  "            30    "


Diese Bakterie gehört, den beschriebenen Eigenschaften nach, zu der
Gruppe der »_Proteus_«.

Der _Diplococcus Tabaci Hollandicus_ zeigt viel weniger Abweichung in
seinem Wachstum als der B. T. I. Die beiden Coccen haben eine Länge
von etwa 2.5 Mikron. In allen Kulturen findet man auch isolierte
Coccen. (Fig. 11).

[Illustration: Fig. 11.]

Dieser Diplococcus wächst auf der schwach alkalischen Gelatineplatte
als eine scharf begrenzte, runde, glänzende, citronengelbe,
kleine Kolonie, woran nicht viel besonderes zu bemerken ist. Bei
Zimmertemperatur wächst der Organismus am besten und entwickelt
Ammoniak wie der B. T. I.

Der Gelatinestich hat auch hier eine citronengelbe Farbe und lässt erst
nach einigen Wochen eine sehr schwache Verflüssigung erkennen.

Der Gelatinestich bietet nichts Besonderes; nur erkennt man an ihm
schon den aëroben Charakter der Kultur.

Auf alkalischem Agar wachst der Diplococcus gleichfalls sehr langsam
und bildet eine citronengelbe Kolonie, welche sich allmählich in
die Breite ausdehnt. Der Stich in Agar zeigt auch hier nichts
Bemerkenswerthes.

Alkalische Bouillon wird schwach getrübt, während auch die saure
Bouillon sich wenig verändert.

Auf dem Agartabakssaftnährboden, wie er beim B. T. I beschrieben
worden, wächst der Diplococcus mit einer gelblichgrauen Farbe. Die
Alkalitätsgrenze liegt hier bei 3 cm³ normal KOH auf 100 Teile
Nährboden, ist also viel niedriger als beim B. T. I gefunden worden ist.

Auch in einer derartig zusammengesetzen Flüssigkeit findet Wachstum
statt; dabei werden die Lagen an der Oberfläche, welche mit der Luft in
Berührung kommen, etwas dunkel gefärbt.

Der Diplococcus verträgt im Gegensatz zu dem B. T. I ein _saures_
Medium.

In der beschriebenen Asparagin-Flüssigkeit kommt der Diplococcus nicht
zur Entwicklung.

Gelatinenährböden, welche aus Pflanzensäften mit Hinzufügung von 2%
Glukose zusammengesetzt sind, verflüssigen sich schneller als die
gebräuchliche Nährgelatine, die alkalisch reagiert. Auch auf saurer
Malzgelatine wächst der Diplococcus mit einer gelblichweissen Farbe,
wobei er sehr langsam die Gelatine verflüssigt.

In saurem Malz entsteht ein geringer Niederschlag.

Auf Kartoffel, welche schwach sauer reagiert, wächst der Diplococcus
langsam mit einer prachtvoll citronengelben Farbe, während er auf
alkalischer Kartoffel fast nicht wächst.

Milch, sowohl normale wie alkalische oder saure, wird nicht vom
Diplococcus verändert.

Auf Blutserum entsteht sehr langsam eine hell-graulich-gelbe Kolonie.

Der Diplococcus ist ebenso wie der B. T. I ein obligat aërober
Organismus, welcher sich nicht bewegt; vielleicht besitzen die
Diplococcen, welche von der sauren Malzgelatine genommen wurden, einige
Bewegungsfähigkeit.

Es besteht wenig Unterschied in der Länge der Diplococcen auf den
verschiedenen Nährböden.

Der Organismus färbt sich leicht mit den basischen Anilinfarben und
entfärbt sich nach der _Gramschen_ Methode. Bei der Färbung fallen
die Diplococcen gewöhnlich auseinander, wobei zugleicherzeit die nicht
selten ovale Form der kugelrunden weicht.

Der Diplococcus wird bei der nämlichen Temperatur getötet, wie der B.
T. I.

Es findet keine Indolbildung statt.

Auf den beschriebenen Nährböden hat der Diplococcus sein kräftigstes
Wachstum bei 24°-30° C.

Merkwürdig ist die Eigenschaft, dass er im Gegensatz zu dem B. T. I
eine saure Umgebung verträgt und sich darin vermehrt, während der B. T.
I bei höherer Alkalität ebenso gut wächst als bei niedrigerer.

Hiermit sind die vornehmsten Eigenschaften des Diplococcus beschrieben;
Morphologie und Biologie bieten also hier nicht so viel Merkwürdiges
als bei dem B. T. I.

Ausser den beschriebenen Mikroorganismen sind immer in grösserer oder
geringerer Menge _während_ der Gährung »_Proteusarten_« von mir gefunden
worden. Auch deren Morphologie und Biologie ist höchst interessant.
Schon früher habe ich in Kürze ihr Wachstum auf den verschiedenen
Nährböden angegeben und abgebildet und zugleicherzeit die fakultative
anaërobe B. T. III behandelt, welche wahrscheinlich einen nicht
geringen Anteil an der Temperaturerhöhung hat.

Die _Proteusarten_, welche keine Sporen bilden und bei 50° C. schon
nach kurzer Zeit sterben, sind also nach einem günstigen Verlauf der
Fermentation _nicht mehr zurückzufinden_.

In den meisten Fällen sieht man im allgemeinen Grade bei der
Bruttemperatur von 37° C. (30-40), dass die Mikroben kräftigere
Lebensenergie besitzen. Jene Lebensenergie geht mit dem schnellen
Temperaturwechsel zusammen, welcher zwischen 30-40° C. bei unserer
holländischen Tabaksgährung beobachtet wird.

Hier schliessen sich die beschriebenen Versuche mit den Reinkulturen
der _Proteusartigen_ an, welche immer in grosser Zahl _während_ der
Gährung bei 30-40° C. nachgewiesen werden können, und die bei der
darauffolgenden langsamen Temperaturerhöhung, wie schon früher von mir
beschrieben wurde, langsam aber gewiss ihrem Tode entgegen gehen.

Diese _Proteusarten_ entwickeln sich zu gleicher Zeit mit dem B. T.
I (der gleichfalls zu dieser Gruppe gehört) und mit dem Diplococcus
beim Anfange der Fermentation. Erst hört der Diplococcus auf,
sich zu vermehren (nahe bei 30° C.), wonach die _Proteusarten_
energisch zu leben anfangen, sodass nicht selten die Temperatur
_innerhalb 24 Stunden von_ 31° auf 34° C. _steigt_. Die Subtilis,
die Mycoides und andere Bakterien, welche obligat aërob sind, jedoch
in grosser Minderheit in diesem Stadium der Fermentation über die
Blattoberfläche verteilt sind, werden gleichfalls den Sauerstoff aus
dem Haufen benutzen und dadurch mit Ursache sein, dass die Gruppe der
_Proteus_ (B. T. IV u. a. aber nicht der B. T. I) ihren anaëroben
Charakter offenbart. Weil diese bei höherer Temperatur und der damit
zusammenhängenden verringerten Lebensenergie einen verminderten
Stoffwechsel haben, so wird die Temperatur von nun an langsamer
steigen, bis der Tod der _Proteus_ eintritt. Die übriggebliebenen
Bakterien leben noch weiter in dieser so veränderten Umgebung und
bilden schliesslich Sporen, wodurch der biologische Prozess dieser
Gährung zum Stehen gebracht wird.

Der Tabakshaufen wird bei 52°-56° C. umgesetzt, sodass neue Blätter,
welche sich noch nicht an der Fermentation beteiligten, nach innen
kommen und der Prozess wiederum von neuem anfängt. Die Personen, welche
sich bei uns mit der Fermentation beschäftigen, versicherten mir, dass
der Tabak, welcher einmal an der Brühung Teil genommen hat, nicht mehr
im Stande sei, von neuem in energische Gährung zu treten. Dies erklärt
sich durch das Absterben des Diplococcus und des B. T. I nebst der
andern _Proteusarten_ bei ungefähr 50° C.

Die Gährung unseres Tabaks hat also verschiedene Phasen aufzuweisen,
welche mit dem Temperaturoptimum der wirksamen Bakterien übereinstimmen.

Die Gährung wird also von Aëroben und facultative Anaëroben eingeleitet
und vollendet.

Den Forschern, welche sich also mit der Beobachtung der Fermentation
des Tabaks von irgend welchem Weltteil beschäftigen, muss man also aus
den beschriebenen Gründen anraten, die Blätter _während_ der Gährung zu
untersuchen[F].

Der angezeigte Weg möchte das Anfertigen einer graphischen Darstellung
der Temperaturerhöhung sein, woraus man am besten erkennen kann, wie
die Temperatur verläuft. Nachher können links und rechts von den
Stellen der Linie, wo die stärkste Steigung der Temperatur wahrgenommen
wird, Plattenkulturen angelegt werden, damit beobachtet werden
könne, welche Mikroorganismen auftreten, welche bei einer bestimmten
Temperatur eine kräftige Lebensenergie besitzen, und welche von ihnen
bei höherer Temperatur nicht mehr aufgefunden werden, also gestorben
sind.

Weiter bemerke ich hier, dass man bei einem biologischen Prozesse, wie
er hier stattfindet, nicht erwarten muss, dass durch die Bakterien das
Gewebe vernichtet wird. Denn die verschiedenen Mikroorganismen scheiden
Stoffe aus, welche sich durch die Stomata, Membrane und Gefässe
verbreiten können, um da ihre chemische Wirkung zu entfalten.

Wahrscheinlich sind dies günstig wirkende Enzyme oder andere höchst
zusammengesetzte Körper.

Bei dem Delitabak, der bei mir in Fermentation gebracht wurde, fand ich
eine mit unsrer einheimischen Tabaksgährung analoge Gährung. Ich sah
dort bestimmte Sorten von Mikroorganismen auftreten, andere bei höherer
Temperatur kräftiger leben, dagegen wieder andere sterben. Ich erwähne
hier nur ein Stäbchen, welches von einer, auf alkalischer Gelatine
wachsenden, runden, blauglänzenden Kolonie herstammte, welches sich
bei 37° C. nicht mehr vermehrt und bei 50° C. stirbt. Welche Funktion
dieses bei der Gährung ausübte, konnte ich praktisch nicht bestimmen,
jedoch bleibt in dergleichen Fällen die Möglichkeit, dass die nur kurze
Zeit lebenden Mikroorganismen ein Enzym bilden können, das grade bei
höherer Temperatur kräftiger einwirkt.

Aus dieser umfangreichen Untersuchung der Fermentation geht hervor,
dass »Bakterien«, also Mikroorganismen, die Gährung einleiten und
beendigen. Von einer eigentlichen »_Gährung_«, wobei _massenhaft
entweichende Gase_ entstehen, kann man allerdings hier _nicht_ sprechen.

Im Vorstehenden habe ich beschrieben, wie Mikroorganismen während
ihrer Lebensfunktionen das Blatt angreifen, Ammoniak entwickeln,
Glukose, Nitrate und Asparagin zersetzen, um schließlich aus dem
Tabake ein Produkt zu bilden, wie es der Handel wünscht. Ebenso habe
ich die Wirkung der wiederholten künstlichen Impfung mit Reinkulturen
beschrieben und auf dem Wege der Empirie gezeigt, welche Veränderungen
in Geruch, und Brennbarkeit dabei auftreten. Die weitere Erfahrung muss
zeigen, welchen Nutzen die Praxis aus dem bisher Erkannten ziehen kann.

[Fußnote F: Siehe meine Abhandlung im »Indische Mercuur« 24 Juni
1899. »Een critische beschouwing over ~Loew's~ theorie der oxidizing
enzymation.«]



Gifte und Infektionskrankheiten.


Die Fleckenkrankheit beim Tabak ist noch immer ein Gegenstand
des Studiums, und wenn auch die wahre Ursache, die nur durch das
Experiment festzustellen ist, noch nicht bekannt geworden, so habe
ich doch Beobachtungen genug, um ein Urteil über ihr Wesen abgeben zu
können. Meine Untersuchungen sind von langer Dauer gewesen, weil die
Erscheinungen, welche ausschliesslich bei dieser Krankheit auftreten,
sich bei den gesunden Pflanzen in den günstigsten Verhältnissen erst
drei Wochen nach der Infektion zu zeigen anfangen. Eine grosse Zahl von
Pflanzen sind von mir verschiedenen Versuchen unterzogen worden. Dass
hier ein sehr toxischer Stoff wirksam ist, geht schon aus der Thatsache
hervor, dass 5 mgr. eines getrockneten kranken Blattes im Stande sind,
die kräftigsten Pflanzen zu infizieren. (Ich gebrauche hier das Wort
Infektion und nicht Intoxikation; später wird sich zeigen aus welchem
Grund). Wie ich früher schrieb, habe ich oft, jedoch _nicht immer_,
eine Mikrobe isolieren können, welche ein infizierendes Vermögen
besitzt.

Wenn wirklich Bakterien Ursache der Fleckenkrankheit sind, so müssen
diese doch immer aus kranken Exemplaren von _Nicotiana_ isoliert werden
können, um den Beweis zu liefern, dass nur ihnen eine infizierende
Kraft zukommt. Bis jetzt ist noch nicht eine Bakterie in Kultur
gebracht worden, welche für _Nicotiana_ als pathogen zu betrachten
ist. Aus der grossen Menge Versuche werden wir ersehen, dass wir es
zu thun haben mit einem schweren Gifte, gebildet von unbekannten
Mikroorganismen, oder richtiger gesagt, von unsichtbaren Teilchen,
welche sich selbst vermehren und sich in den Pflanzen, oder auch in der
Nähe derselben, befinden können.

Wenn wir nach dem heutigen Stand der Wissenschaft folgende Regel,
welche bei den Infektionskrankheiten beobachtet wird, festhalten, so
handelt es sich hier um allerwinzigste Wesen, Teilchen, welche sich
vermehren, und welche als Gift für die Pflanzen zu betrachten sind.

I. Wenn der durch eine ~Chamberland~-Pasteurkerze filtrierte kranke
Blattgewebesaft gesunde Pflanzen infiziert, und dieser Saft wieder nach
Filtration neue Exemplare u. s. w., so haben wir es mit Mikroorganismen
zu thun, mit einem infektiösen Pflanzen-Krankheitskeim (vergleiche
später Maul- und Klauenseuche).

II. Wenn der filtrierte kranke Blattgewebesaft in gesunde Pflanzen
hineingebracht wird und die Krankheit verursacht, wenn weiter der aus
den zweiterkrankten Pflanzen gewonnene Saft wieder nach Filtration
einer neuen Reihe Pflanzen eingespritzt wird, und dies keine Krankheit
erregt, so handelt es sich um toxische Stoffen, welche gebildet sind
von Mikroorganismen in der ersten Versuchsreihe (wie bei Diphtherie,
Tetanus.)

Ehe ich mich über diesen Gegenstand verbreite, folgen hier einige
allgemeine Betrachtungen über Gifte und Infektionskrankheiten. Eine
Übersicht hiervon ist notwendig, um später die Fleckenkrankheit damit
vergleichen zu können.

Zuerst hat man Gifte, welche von Mikroorganismen erzeugt werden,
abgesondert aus faulenden organischen Stoffen. Es waren meist
stickstoffhaltige Basen. ~Selmi~ nannte diese entweder giftigen oder
nicht giftigen Basen »Kadaver-Alkaloide« oder »Ptomaine«. Damals waren
diese Gifte noch nicht chemisch rein gewonnen sondern noch mit toxisch
wirkenden Extraktionsstoffen vermischt. Erst ~Nencki~ gelang es,
aus faulender Gelatine und faulendem Eiweiss einen kristallinischen
Stoff zu isolieren von der Zusammensetzung C_{8} H_{11} N mit einer
wahrscheinlichen Struktur von:


          -- CH_{3} --
C_{6}H_{4}            NH_{2}
          -- CH_{2} --


Diese Basis ist also isomer mit _Collidin_, doch verhält sich bei
Erhitzung anders. Von vielen Forschern wurden bald toxische Stoffe in
sehr reinem Zustande isoliert, so z. B. von ~Gautier~ 2 Alkaloide aus
faulendem Fisch, _Parvolin_, C_{9} H_{13} N, und das stark reduzierende
_Hydrocollidin_, C_{8} H_{13} N; von ~Guareschi~ aus faulendem
Rindfleisch eine Basis von der Zusammensetzung C_{10} H_{15} N.

Dieses Suchen nach den Giften ist mit eigentümlichen Schwierigkeiten
verbunden. Nicht nur, dass der Amylalcohol, welchen man beim
Ausschütteln der Flüssigkeiten nötig hat, selbst Spuren von Giften
enthält, sondern nach ~Gram~ könnte auch das _Cholin_, welches, nach
~Brieger~ wieder, immer die _Ptomaine_ begleitet oder einen Teil
derselben ausmacht, leicht in das giftige _Neurin_ übergeführt werden.

Besonders ~Brieger~ hat die Untersuchungen der Gifte übernommen und
glänzende Resultate erzielt. Aus verschiedenen faulenden Substanzen
hat er stickstoffhaltige Basen isoliert, von denen viele keine giftige
Wirkung zeigten, andere dahingegen als schwere Gifte auftraten.
Letztere nannte er »_Toxine_«.

Zu den nicht giftigen oder zu denen, welche erst in grossen Dosen als
Gift wirkten, gehören:

_Neuridin_, C_{5} H_{14} N_{2}, welches sich allgemein vorfindet
beim Faulen von Käse, Fleisch und nach 3 Tagen bei der Fäulnis von
Menschenleichen,

_Gadinin_, C_{7} H_{17} NO_{2}, aus faulendem Fisch,

_Cadaverin_, C_{5} H_{16} N_{2}, in Leichnamen nach dem 4^{ten} Tage,

_Putrescin_, C_{4} H_{12} N_{2}, wie oben,

_Saprin_, wie oben,

_Cholin_, C_{5} H_{15} NO_{2}, wie oben, aber in den ersten Tagen; es
zersetzt sich später in _Di-_ und _Trimethylamin_ und _Triaethylamin_;

das _Cholin_ ist zu betrachten als
_Trimethyl-oxyaethylammonium-hydroxyd_. (CH_{3}){3} N. OH. C_{2} H_{4}
OH;

_Mydatoxin_ und _Mydin_, wie oben.

Zu den äusserst giftigen Basen gehören:

_Peptotoxin_, der giftige Bestandteil vieler Peptone; es entsteht z.
B. auch bei der Verdauung von Fibrin durch künstlichen Magensaft,
wahrscheinlich ebenfalls durch die peptonisierende Wirkung von Mikroben,

_Neurin_, C_{5} H_{13} N O, aus faulendem Fleische nach 5-6 Tagen,

_Muscarin_, C_{5} H_{15} N O_{3}, ein Oxydationsprodukt von _Cholin_,

_Tyrotoxicon_, ein schweres Gift, gefunden in Vanille-Eis von
~Vaughan~, weiter in Milch und vielen andern Nahrungsmitteln, besonders
während der heissen Sommertage.

Chemisch nähert sich dieser Körper den _Diazobenzol_-verbindungen.
Die toxische Wirkung giebt sich durch Diarrhöen kund. Es ist ~Flügge~
gelungen, dieses heftig wirkende Gift abzusondern und durch Versuche an
Tieren zu zeigen, dass furchtbare Diarrhöen dadurch entstehen können,
und sogar der Tod eintreten kann.

Man behauptet, dieses Gift entstehe durch eine sporenbildende,
mittels Abkochung nicht zu tötende Bakterie, welche bei der günstigen
Temperatur, wodurch im Sommer schnelle Vermehrung stattfindet, das
Eiweiss so zersetzt, dass heftig wirkende Toxine gebildet werden.

Noch bedeutender waren die Untersuchungen der Gifte, welche aus
Reinkulturen gewonnen waren. Auch hier hat ~Brieger~ sich äusserst
verdienstlich gemacht. Er bekam aus dem _Staphylococcus pyogenes
aureus_ und dem _Streptococcus pyogenes_ nicht giftige Ptomaine.
Ersterer entwickelt hauptsächlich Ammoniak, letzterer Trimethylamin.
Aus Typhusbacillen erhielt ~Brieger~ einen sehr toxischen Stoff,
das _Typhotoxin_ C_{7} H_{17} N O_{2}. Weiter aus Cholera-Mikroben
_Spermin_, aus Tetanusbacillen 4 Toxine, von denen das _Tetanin_ sehr
giftig ist, dann das _Tetanotoxin_ und das _Spasmotoxin_.

Ausser diesen Alkaloid-artigen Stoffen wurden aus den Reinkulturen
anderer pathogenen Mikroben noch Gifte isoliert, welche eine sehr
toxische Wirkung besitzen, jedoch in chemischer Zusammensetzung sich
mehr den Eiweissen nähern und deshalb auch wohl »_Toxalbumine_« genannt
werden. In wässeriger Lösung sind diese Gifte von schwachem Bau,
da sie schon bei 60° C. in kurzer Zeit, bei 100° sehr schnell
zerstört werden. Ferner besitzen sie noch die Eigenschaft, dass sie
in Wasser oder verdünntem Alcohol gelöst, durch starken Alcohol
präcipitiert werden, durch ~Chamberland-Pasteur~-Kerzen gehen, langsam
oder gar nicht dialysieren und die Eiweissreaktionen geben. Diese
Eiweissreaktionen sind nicht nur dem Eiweisse, sondern auch dessen
Zersetzungsprodukten eigen. Das eigentliche Gift kann also, ausser dem
Eiweisse, auch Verunreinigungen zugeschrieben werden. ~Brieger~ und
~de Boer~ nl. haben das Tetanus- und Diphtheriegift durch Präcipitation
mit Zinkchlorid als Doppelverbindung, ausgeschieden und es nicht nur
qualitativ, sondern auch quantitativ bestimmt und zwar aus Lösungen,
welche nicht die Spur von Eiweiss enthielten.

Die Absonderung der Toxalbumine, Toxine u. s. w. von den
Bakterien geschieht meistens mittels Filtration durch
~Chamberland-Pasteur~-Kerzen, oder, da sie, nach ~Sirotinin~, nicht
alle gelösten Stoffe durchlassen, durch ~Berckefeld-Nordtmeijers~
Infusorienerdefilter.

[Illustration: Fig. 12. Filtration durch eine
~Chamberland-Pasteur~-Kerze unter dem Drucke der Wasserleitung.]

In beigehender Figur 12 ist die Einrichtung wiedergegeben, wie sie
in meinem Laboratorium besteht, und wie sie benutzt wird, um die
Reinkulturen, welche in einen Vaporisator gebracht worden sind, in die
Tabaksbüschel unter Luftdruck verstieben zu lassen. Links sieht man
eine Wasserstrahlluftpumpe abgebildet, welche zugleicherzeit durch
Wasserleitungsdruck einen konstanten Luftstrom erzielt. Die Vorrichtung
ist oberhalb eines Kübels aufgestellt. Der Wasserleitungshahn lässt das
Wasser (der Minimumdruck ist 2 Atmosphären) in der Richtung der Pfeile
W die Vorrichtung durchströmen, während zugleicherzeit die Luft in
der Richtung der Pfeile L durch die Kautschukverbindung in die rechts
abgebildete ~Chamberland-Pasteur~-Kerze gepresst wird.

Diese Kerze ist in einem gläsernen Mantel mit der gebräuchlichen
Fürsorge mittels Watte abgeschlossen, mittels strömenden Wasserdampfes
eine Stunde bei 110° C. sterilisiert worden und, um etwaiger Infektion
von aussen vorzubeugen, unmittelbar in Anwendung gebracht.

Diese Kerze wird nach Benutzung noch mittels Lufteinpressung
kontrolliert, ob sie etwa unsichtbare Sprünge oder Risse hat, in
dem Falle bilden sich Luftblasen unter Wasser. In die Kerze wird ±
20cm^3 kranken Gewebesaftes von _Nicotiana_ gebracht, der Verschluss
hergestellt und die Filtration unternommen. Durch die zusammengepresste
Luft wird innerhalb der Kerze ein Druck ausgeübt, sodass der grüne,
immer bakterienreiche Gewebesaft nun hell braungelb und frei von
Bakterien, die auf der Kerze zurückbleiben, aus der Kerze hervortritt.

Diese Filtration geschieht sehr langsam und das Filtrat ist vollkommen
steril. Aus der Kontrolleprobe, welche auf dieses Filtrat angewendet
wurde, ergiebt sich, dass 10-20 Tropfen auf dem sauren und alkalischen
Nährboden (~Koch~) keine einzige Kolonie entstehen lassen. Alle
Mikroben, welche bis jetzt mit den stärksten Vergrösserungen und als
Kontrolle auf von ihnen angelegten Kulturen wahrgenommen werden können,
dringen also nicht durch das unverglaste Porzellan hindurch.

Der Fall kann vorkommen, doch er würde einzig dastehen in der
Litteratur, dass bei genannten Vorsorgen Mikroorganismen bestehen
(siehe Maul- und Klauenseuche), welche unmittelbar die Kerze
durchdringen, doch deren Dasein sich weder bei den mikroskopischen
Untersuchungen noch nach dem Inkulturbringen auf diversen Nährboden
offenbart. Letzteres ist nicht von so überwiegender Bedeutung, da viele
sichtbare, besonders für den Menschen pathogene Mikroorganismen, lange
nicht beim Züchten auf künstlichen Nährboden zur Entwicklung gebracht
werden konnten.

Ferner erwähne ich, dass erst neulich (Sept. '98) mir der Fall bekannt
geworden ist, dass ein Filtrat, sichtbar und bei den Untersuchungen,
frei von lebenden Wesen, eine unbegrenzte Infektion von Individuum auf
Individuum entfaltete. Ein Gramm kranken Gewebesaftes von _Nicotiana_
enthielt meinen Kulturproben nach reichlich 2900 Mikroorganismen in
sechs Arten, und keine von allen konnte Pflanzen infizieren.

Das schon genannte _Tetanusgift_, genau von ~Kitasato~ studiert, wird
bei Erhitzung auf 65° C. innerhalb weniger Minuten, bei 55° innerhalb
anderthalb Stunden vernichtet.

Bei Eintrocknung in einem Exsiccator zeigt sich, dass es seine toxische
Wirkung behalten hat. Diffuses Tageslicht nimmt dem Gifte innerhalb
einiger Wochen, helles Sonnenlicht innerhalb 15-18 Stunden seine
Wirkung, in beiden Versuchen mit Zutritt von Luft. ~Brieger~ und ~Cohn~
fanden, dass 0,000.0003 gr. dieses Giftes innerhalb 4 Tagen eine weisse
Maus von 20 gr. tötete, es ist also ein Gift von eminenter Wirkung.
Zum Verständnis der Fleckenkrankheit beim Tabak ist es auch nicht ohne
Interesse, hier zu bemerken, dass ~Petri~ aus Cholerakulturen nebst
anderen Giften auch eine giftigen Substanz isolierte, welche in ihren
Reaktionen an die Peptone denken lässt, das sogenannte _Toxopepton_,
das sogar die Temperatur von 100° C. _längere Zeit_ erträgt, also nicht
zersetzt wird, und seine toxische Wirkung dabei behält.

Weiter muss bemerkt werden, dass in den ersten Tagen der Fäulnis viele
Fäulnisbakterien zusammen äusserst giftige Toxalbumine erzeugen, dass
diese Giftstoffe jedoch nach Verlauf von 14 Tagen verschwunden sein
können. (~Scholl-Nielsen~).

Zum Schluss dieser allgemeinen Betrachtungen, welche notwendig waren
zum Verständnis der Gifte, einige die Fermente betreffende Mitteilungen.

Unter Enzymen und Fermenten versteht man sehr zusammengesetzte
organische, sich leicht zersetzende Stoffe, welche innerhalb bestimmter
Temperaturgrenzen relativ sehr grosse Mengen anderer Stoffe umsetzen
können. In der Physiologie spielen sie eine grosse Rolle. Ihre
Aufgabe ist es, die Stoffe, welche sich in einem, zur Aufnahme in den
Organismus ungeeigneten Zustande befinden, derartig umzubilden, dass
sie aufgenommen werden können.

Ich nenne hier nur den Übergang von Eiweiss in Pepton, Amylum und
Cellulose in Zucker, Fette in Fettsäure und Glycerin, Saccharose in
Glukose und Fructose u. s. w. Meistens können diese Umsetzungen auch
durch physische und chemische Wirkungen hervorgerufen werden. So u.
a. die von Eiweiss in Pepton durch Wasserdampf unter Druck, die des
Rohrzuckers durch die Abkochung mit Säuren; jedoch sind diese Mittel
natürlich für den lebenden Organismus nicht passend. Aus dem Grunde
stehen den lebenden Wesen die Fermente zur Verfügung, sowohl den am
meisten zusammengesetzten wie den einfachsten Wesen. Bei ersteren
liegt die Fermentproduktion in bestimmten Drüsen, bei den letzteren
in dem Zellenkörper selbst. Eine kleine Menge Ferment ist im Stande,
eine scheinbar unbestimmte Quantität Stoff umzusetzen, und zwar in
solcher Weise, dass das Ferment selbst sich dabei kaum ändert. Dies
war Ursache, dass man früher das Ferment in die nämliche Klasse wie
die allereinfachsten Wesen einreihte, welche Gährung und Fäulnis
zum Vorschein rufen. Lebende Wesen, welche Gährung verursachten und
Enzyme, wurden mit dem nämlichen Namen »Ferment« bezeichnet. Schwieriger
wurde die Unterscheidung da, wo bei der Gährung zugleicherzeit Enzym
produziert wurde. Einen deutlicheren Unterschied kann man erst angeben
nach dem Studium der Gährung und der Enzym-Wirkung.

Enzyme im engeren Sinne sind chemisch aufgebaute, also unorganisierte
Körper. ~Buchner~ in Tübingen hat in der letzten Zeit Versuche mit
dem ausgepressten Saft feingeriebener Hefezellen angestellt, welcher
unter einem Drucke von 500 Atmosphären gewonnen ist. Dieser kann
unabhängig von lebenden Wesen die Gährung erwecken und erhalten.
Der Gährungsprozess muss also seiner Meinung nach nicht als eine
physiologische Funktion, sondern als ein verwickelter chemischer
Prozess betrachtet werden, welcher durch einen enzym-artigen Stoff, die
_Zymase_, hervorgerufen wird, der aber in der Natur nur in der lebenden
Hefezelle gebildet wird. Später stellte sich allerdings heraus, dass
dieser ausgepresste Saft eine sehr beschränkte Wirkung habe.

       *       *       *       *       *

Pathogene Mikroorganismen können sich in bestimmten Wesen vermehren,
Krankheiten erregen und sogar den Tod verursachen. Einmal geschieht
die Vermehrung örtlich, d. h. auf oder in sehr begrenzten Teilen
des lebenden Individuums, ein anderes Mal findet man, dass sie
sich langsam im Körper oder auch ganz durch die Organe verbreiten.
Es ist also möglich, den Effekt der Infektion an einem Punkte zu
finden, ohne die Mikrobe, welche doch Ursache hiervon ist, entdecken
zu können. All diese Fälle muss man in Betracht ziehen, und sie
erleichtern die Untersuchungen nicht. Alle infektiöse Mikroben haben
eine lokale Wirkung und reagieren kräftig im lebenden Individuum.
Jetzt zweifelt man nicht mehr daran, dass solche Effekte durch die
Verbreitung aufgelöster Stoffe entstehen, welche ihren Ausgang von
der Infektionsstelle nehmen, m. a. W. »_die Infektion geht zusammen
mit einer Vergiftung_«. Auch bei denjenigen Krankheiten, wo die
pathogenen Mikroben durch den ganzen Körper verbreitet sind, wie bei
den _Septicaemieën_ der höheren Wesen, muss man die Anwesenheit solcher
Gifte annehmen. Der Unterschied liegt nur hierin, dass im letzteren
Falle das Gift einen kürzeren Weg zurückzulegen hat, um die Zellen und
Gewebe zu erreichen und anzugreifen. Warum sollte dergleichen bei der
Pflanze im allgemeinen nicht auch möglich sein? In der Erde, die sie
umgiebt, an den Wurzeln oder in denselben, in den Gefässbündeln, im
Xylem oder Phloëm, im Parenchym und an andern Stellen können doch auch
örtliche Bakterienwucherungen entstehen, welche Gifte absondern und
diese weiter führen und dann irgendwo anders das Bild der Krankheit
erzeugen. Bei der Fleckenkrankheit wird aus der grossen Menge Versuche,
welche an Pflanzen von mir gemacht worden sind, erhellen, dass es sich
hier um ein stark wirkendes Gift handelt, welches nach unmittelbarer
Wahrnehmung frei von Mikroorganismen ist, geradeso wie ein offenbar
toxischer Stoff gesunde Pflanzen vergiftet.

Dies ist nicht unmöglich und schliesst sich dem an, was vorher
behandelt worden ist. Merkwürdiger wird der Fall, wenn diese kranken
Pflanzen wieder gesunde Pflanzen, in einer grossen Reihe auf einander
folgender Versuche, befällt und da eine Infektion erregt. Man müsste
also annehmen, dass wir es hier mit einem sich vermehrenden Gifte
zu thun haben, wobei die unmittelbare oder mittelbare Wirkung der
Mikroorganismen notwendig ist.

Zwar ist z. B. ein Individuum empfänglich für Diphterie, zwar bilden
sich da örtlich die Toxine nach der Infektion und verbreiten sich von
da aus, und zwar lässt das Filtrat der Diphterie-Bouillon-Kulturen
ein zweites Individuum erkranken, aber dieses ist wegen der grossen
Abschwächung des Giftes und durch die Bildung von baktericiden Stoffen
nicht im Stande, andere Individuen zu vergiften oder zu töten.

       *       *       *       *       *

Voriges Jahr erzielte ich mit Reinkulturen einer Bakterienart, der
_Rhizobium Leguminosarum_, und mit einer _Beggiatoa_ Infektion, jedoch
nicht immer.

Wenn ich eine Quantität von krankem Gewebesaft benutze, um Platten
davon anzulegen, so bringe ich doch das unbekannte Virus auf oder in
die Gelatine.

Die ganze Menge Gelatine wird gewiss die Pflanzen vergiften, also dort
Intoxikation oder Infektion entstehen lassen, denn der Gewebesaft thut
es ja.

Es scheint mir denn auch gar nicht so unmöglich, ja selbst
sehr wahrscheinlich, dass weder die Bakterienkultur, noch die
_Beggiatoa_-Art die Pflanze infiziert, sondern das anklebende Gift
oder das unbekannte, unsichtbar lebende Virus. Wenn man immer neu
geimpfte Reinkulturen gebrauchte und hiermit die Pflanzen einspritzte,
könnte man in diesem Punkte sicher gehen; dann ist das Gift oder der
unbekannte Mikroorganismus, welcher sich auf dem künstlichen Medium,
das ihm kein Nährboden ist, nicht entwickelt, zu sehr verdünnt, oder zu
viel verbreitet um immerfort Infektion oder Intoxikation hervorzurufen.

Bei der stärksten Vergrösserung unter Immersion, bemerkt man im kranken
Gewebe, im Protoplasma, schwach unregelmässig sich bewegende Teilchen,
wahrscheinlich in der _Brownsche_ Molekülarbewegung begriffen. Auch
beim gesunden Gewebe wird dies wahrgenommen, und wer wird, selbst
mit dem bewaffneten Auge, lebende Wesen von so äusserst winzigen
Dimensionen von dem körnigen Protoplasma unterscheiden können?

Es ist von Bedeutung hier noch einen Augenblick über die _Hundswut_
(_Rabies Canina_) zu sprechen. Hier hat man es mit einem für alle
warmblütigen Tiere schweren Gifte zu thun, das in der Regel mittels des
Speichels der hundswütigen Tiere übertragen wird. Meistens wird der
Hund, doch auch der Wolf, die Katze u. a. davon ergriffen.

Der Infektionsstoff befindet sich nach den Untersuchungen
~Pasteurs~ besonders im Centralnervensystem. Bis jetzt hat man noch
keine Mikroorganismen darin nachweisen können, obwohl ~Gibier~,
~Fol~, ~Babes~ und ~Cornil~ verschiedene Formen gefunden haben.
Infektionsversuche, welche hiermit angestellt wurden, blieben ohne
Erfolg. Verschiedene Forscher wie ~Golgi~, ~Germano~, ~Schaffer~,
~Giantarco~ u. a. haben ziemlich dieselben histologischen Veränderungen
im Rückenmark und dem Gehirne der angesteckten Tiere nachgewiesen.
Ausser an diesen Stellen findet sich der Infektionsstoff noch in den
grossen peripherischen Nervenstämmen und, schon einige Tage vor dem
Auftreten der Krankheitserscheinungen, im Sekret der Speicheldrüsen.

Die Infektion ist am sichersten zu erzielen durch Einspritzungen
einer Rückenmark-Emulsion der Menschen und Tiere, welche an der
Hundswut starben (subdurale Einspritzung). Eine subcutane Einspritzung
ruft nicht immer diese gefürchtete Krankheit hervor. Nach ~Helmann~
erklärt dies sich hieraus, dass bald Nerven verletzt werden, bald
wieder nicht; daher auch, dass grosse Verletzungen, welche bis in
die Muskel hineindringen, und weiter Bisse in nervenreiche Teile,
wie des Antlitzes und der Hand, besonders gefährlich sind. Nicht
unwahrscheinlich wird bei Bissen durch Kleidungsstücke hindurch
das Gift entweder nicht oder nur in geringer Menge in die Wunde
hineingebracht. Die Verbreitung des Giftes kann so schnell stattfinden,
dass das Ausbrennen der Wunden, oft kurz nach der Infektion, ohne
Erfolg bleibt. Die Krankheit offenbart sich bei Menschen selten vor
dem 15^{ten} Tag, gewöhnlich erst im Laufe des zweiten Monats, selten
nach dem dritten und ausnahmsweise erst nach dem sechsten Monat.
Zwischen dem Augenblicke der Infektion und dem Ausbrechen der Tollwut
werden die Einspritzungen nach der von ~Pasteur~ angegebenen Methode
verrichtet. Er hat das unbekannte Gift zuerst durch wiederholte
Impfungen auf Affen geschwächt, und auch durch wiederholte Impfungen
von Kaninchen auf Kaninchen, einen Krankheitsstoff von bestimmtem
Infektionsvermögen erhalten. Indem man das Gift durch eine Reihe
von, durch ~Pasteur~ ausgewählten, Tieren hindurch gehen liess, und
deren Rückenmark in einem mit Watte verschlossenen Kolben, über
Kalk aufgehängt, konservierte, erhielt man innerhalb 14 Tagen ein
einigermassen geschwächtes Material, welches Hunde nicht mehr tötete,
sondern gegen die Krankheit schützte. Hunde, welche täglich subcutan
kleine Stücke dieses Materials injiciert bekamen, das 14, 13, 12 Tage
u. s. w. bis auf einen Tag auf obige Weise getrocknet worden war,
wurden unempfindlich gegen das schwere oder ungeschwächte Gift[G].

Das Gift der Hundswut, dies muss noch erwähnt werden, kann durch Licht,
durch erhöhte Temperatur (50°-60° C.) durch Antiseptica, weiter durch
künstliche Behandlung geschwächt und vernichtet werden. Filtration des
giftigen Rückenmarks durch Gypsplatten lieferte ein Filtrat, welches
nach ~Paul Bert~ nicht mehr infizieren konnte.

Nachdrücklich muss ich darauf hinweisen, dass es vom grössten Interesse
ist zu wissen, auf welch specielle Weise eine infektiöse Krankheit
entsteht, und wie die Gifte sich physicalischen und chemischen
Einflüssen gegenüber verhalten.

       *       *       *       *       *

Zum Schlusse noch eine kurze Besprechung der _Maul- und Klauenseuche_
(_Aphthae epizoöticae_), in Bezug auf welche in der letzten Zeit solche
wichtigen Entdeckungen gemacht worden sind, deren Kenntnis von grösster
Bedeutung hinsichtlich der Fleckenkrankheit des Tabaks ist. Um genügend
Aufschlüsse über die Ergebnisse der jüngsten Nachforschungen auf diesem
Gebiete zu erhalten, habe ich mich an die Herren Tierärzte ~Van der
Sluys~, Unterdirector am Abattoir in Amsterdam, und ~Busing~ in Naarden
gewandt, die mir bereitwilligst ihre Litteratur in Bezug auf diesen
Gegenstand zur Verfügung stellten. Beiden meinen herzlichsten Dank für
ihre Hilfe.

In allen Ländern Europas zeigt sich diese für das Rindvieh so
gefürchtete Seuche. Sie verbreitet sich von einem Individuum zum
andern, also mittels Contact. Maul- und Klauenseuche wird, wie man
annehmen muss, verursacht durch noch unbekannte, unsichtbar lebende
Wesen, Mikroorganismen, die entweder selber oder durch die von ihnen
abgesonderten Stoffe die Krankheitserscheinungen schon nach einigen
Tagen auslösen. Alle bisher gefundenen Bakterien (~Starcovici~,
~Piana~, ~Fiorentini~, ~Behla~, ~Jurgens~, ~Bussenius-Siegel~)
Protozoen, protoplasmatische Körperchen oder andere corpusculäre
Elemente, und irgend welche, mit dem Mikroskop sichtbare Teilchen,
haben offenbar mit der Ätiologie der Maul- und Klauenseuche nichts zu
schaffen. Kein Wunder also bei dem einander vielfach widersprechenden
Befunden, dass eine ganze Reihe Forscher sich diesem für Ackerbau
und Viehzucht so wichtigen Gegenstand widmen. In den letzten zwei
Jahren ist denn auch die »Berliner Tierärztliche Wochenschrift« und
überhaupt die tierärztliche Literatur voll von Meinungen, Theorien und
experimentellen Nachforschungen. Jedenfalls sind die Untersuchungen
nach der Ursache dieser Krankheit eben so schwierig wie nach derjenigen
der Blattern, Masern, des Flecktyphus und Scharlachfiebers. Unstreitig
hat in dieser Frage aber Herr ~C. Hecker~, Tierarzt in Ermsleben, sich
sehr verdient gemacht. Er hat den Weg gezeigt, die Tiere gegen Maul- und
Klauenseuche zu schützen m. a. W. sie zu immunisieren (B. T. W. No.
1897).

Dass die deutsche Regierung einsah, wie nützlich die Bekämpfung dieser
Krankheit ist, geht daraus hervor, dass sie eine Kommission ernannte,
in welcher ~Prof. Dr. Loeffler~ und ~Dr. Frosch~ Sitzung hatten. Mit
Aufopferung grosser Kosten hat die Regierung sie mit den Untersuchungen
beauftragt, und diese sind von ihnen derartig angestellt worden,
dass sie die strengste wissenschaftliche Kritik bestehen können. Der
Bericht dieser höchst wichtigen Untersuchungen, in welchem wir analoge
Erscheinungen wie bei der Fleckenkrankheit des Tabaks antreffen werden,
ist u. a. aufgenommen worden im »Centralblatt für Bakteriologie,
Parasitenkunde und Infektionskrankheiten« No. 9/10 pag. 371, dem auch
folgendes entnommen worden ist.

Wie der Name andeutet, zeigt sich die Maul- und Klauenseuche, beim
Rindvieh, in der Form von Bläschen am Munde, an den Klauen und Eutern.
Der Inhalt jener Bläschen besteht aus einer Flüssigkeit, einer Lymphe,
worin sich corpusculäre Elemente vorfinden, doch worin normal keine
Bakterien zu finden sind. Die von ~Siegel~ und ~Bussenius~ aus den
Bläschen isolierte Mikrobe ist von aussen hineingedrungen, besitzt eine
starke Giftwirkung im Darmkanal, ist jedoch nicht als das ätiologische
Moment der Maul- und Klauenseuche zu betrachten. ~Loeffler~ und ~Frosch~
fanden konstant in den Bläschen farblose Lymphzellen, gekörnte Zellen,
rote Blutkörperchen, kleine runde granulierte Scheibchen ohne Kern,
bewegliche, unregelmässige, protoplasmatische Körperchen und stark
lichtbrechende Körner verschiedener Grösse, keine selbstständigen
Mikroorganismen. Die Krankheit kann durch die Lymphe übertragen
werden auf Rinder und Kälber, bei Schweinen erkrankt nur die Hälfte.
Immun scheinen sich zu verhalten: Kaninchen, Meerschweinchen, Katzen,
(wiewohl ~Hecker~ von der Katze das Gegenteil behauptet in B. T. W.
No. 6, 1898) Ratten, Mäuse, Hühner und Tauben.

Der Inhalt der frischen Bläschen ist äusserst virulent, während das
Blutserum erkrankter Tiere bis zu 14 cm³, drei Kälbern subcutan
eingespritzt, das Krankheitsbild nicht hervorrief. Drei Kälber,
die 12, 17, und 22 Tage nach der ersten Einspritzung mit sehr
wirksamem Material eingespritzt waren, erkrankten mit typischer
Temperaturerhöhung, ohne dass sich Bläschen an Maul oder Klauen
zeigten. Nur das erste Kalb zeigte sehr kleine Bläschen an der Stelle,
wo die Einspritzung geschehen war. Unfehlbar die Krankheit erregend
zeigte sich die Einspritzung der Lymphe ins Blut. Hierbei entstehen
schon nach 24-48 Stunden die Bläschen an Maul und Klauen und beim
Milchvieh an dem Euter. Ganz unsicher wirkt dieselbe Lymphe, wenn sie
in oder unter die Haut eingespritzt wird (Vergl. Hundswut).

Weiter ist es von Bedeutung, zu wissen, dass die Lymphe durch
Eintrocknung bei Sommertemperatur während 24 Stunden, durch Erhitzung
auf 37° C. während 12 Stunden, und durch Erhitzung auf 70° während 1/2
Stunde unwirksam wird.

In kapillaren Röhrchen bei 0° C. bewahrt, bleibt die Lymphe 3-4
Monate wirksam. Dass wir es hier mit einem höchst giftigen Stoff zu
thun haben, beweist die kleine Menge, welche benötigt ist, um nach
Einspritzung die Krankheit hervorzurufen; nl. bei 1/5000 cm^3 ist die
Wirkung gewiss, erst bei Mengen von 1/10000-1/20000 ungewiss.

Zweckdienlich und Schutz gewährend gegen Maul- und Klauenseuche zeigten
sich die Einspritzungen mit einer Mischung von Lymphe und Serum von
Tieren, welche die Krankheit durchgemacht hatten.

Wie schon mitgeteilt, erhalten nicht alle Tiere, welche die Krankheit
überstanden haben, Immunität. Dies gab Anlass zu der Meinung, dass es
nicht möglich sei, mittels Impfung oder Einspritzung gegen die Maul- und
Klauenseuche zu schützen (~Friedberger~, ~Fröhner~). Etwas Ähnliches
nimmt man aber auch wahr bei den Blattern und Masern des Menschen.
Auch hier erhalten nicht alle Individuen nach überstandener Krankheit
sichere Immunität. Es zeigen sich also hier Unterschiede in der
natürlichen Immunität, in der grösseren oder geringeren Empfänglichkeit.

Wird jedoch Blutserum von gesunden Tieren genommen und dies mit Lymphe
vermischt, so erscheint die Maul- und Klauenseuche wohl. Um mich jedoch
in meinen Mitteilungen über diesen so bedeutungsvollen Gegenstand kurz
zu fassen, folgen nur noch einige merkwürdige Eigenschaften des
unbekannten Giftes. Die schon früher beschriebenen Filtrationsversuche
mittels Kerzen werden wahrscheinlich auch ein Licht aufgehen lassen
über vielerlei Krankheiten, deren Ursache noch im Dunkeln liegt.
~Loeffler~ und ~Frosch~ filtrierten 1 cm^3 Lymphe verdünnt mit 39
Teilen Wasser mit Hinzufügung des _Bacillus fluorescens_ zur Kontrolle.
Das Filtrat zeigte sich als ein ganz keimfreies. Weder die zugefügte
Bakterie noch andre Mikroorganismen kamen in ihren Kulturplatten zum
Vorschein. Das Filtrat erzeugte die Maul- und Klauenseuche, als es in
das Blut von Kälbern eingebracht wurde. Die nämliche Erscheinung, die
als Intoxication bezeichnet wird, ist auch bei andern Krankheiten
beobachtet worden; was jedoch noch unbekannt war, ist, dass der Inhalt
der jetzt gebildeten Bläschen neuerdings filtriert, immerfort wieder
die Krankheit hervorrief.

Im Filtrate befinden sich also Krankheitskeime, welche durch die Poren
der Kerze hindurchdrangen, es wäre denn, dass das Filtrat ein Gift von
eminenter Wirkung enthielte. Nach mancherlei Versuchen hat sich jedoch
herausgestellt, dass eine Vermehrung des Giftes stattfindet. ~Brieger~
fand, dass 1 cm^3 des so heftigen Tetanus-giftes 20000 Mäuse tötete.
Die Berechnung jedoch giebt bei dem Filtrate ~Löffler's~ zu erkennen,
dass eine Verdünnung von 1: 2-1/2 Trillion noch im Stande ist, Tiere
zu vergiften, und zwar schon als das unbekannte Virus nur durch zwei
Tiere hindurch gegangen war. Solche und noch durch weitere Tierpassage
hervorgerufenen Verdünnungen können nicht mehr auf ein gelöstes Gift
bezogen werden.

In einem späteren Bericht der mehrere Male erwähnten Kommission,
welcher u. a. in der »Wochenschrift für Tierheilkunde und Viehzucht«,
No. 39, Sept. '98 enthalten ist, finden wir, dass wiederholte
Filtration der verdünnten Lymphe durch sehr dichte ~Kitasato~-Kerzen
die Tiere nicht mehr mit Maul- und Klauenseuche krank machen konnte.
Das krankheiterregende Agens ist also jetzt zurückgehalten worden. Wir
haben es demnach zu thun mit »_Infektion_.« Weiter giebt die Kommission
noch die Mitteilung, dass Rinder noch immunisiert werden können mit
einer Mischung von Immun-Serum und Lymphe, welche also eine Zeit lang
mit einander in Kontakt gewesen sind. Wichtig ist auch die Beobachtung,
dass das Junge eines immunisierten Rindes, welches vor dem Anstellen
des Versuches sich schon in den Ställen befand, nach der Geburt sich
sofort als immun erwies. Drei Tage nach der Geburt wurde es mit 1/100
cm^3 sehr wirksamer Lymphe mit dem Resultate behandelt, dass das
Tier nicht erkrankte, selbst nicht nach einer zweiten Einspritzung
mit 1/10 cm^3 6 Tage später. Die Mutter hat hier ihre Immunität auf
das Junge übertragen. Da das von der immunen Kuh geworfene Kalb
sich immun zeigte, ist es deutlich, dass die Einspritzung gegen
Maul- und Klauenseuche, bei kräftigen Tieren angewendet, eine immune
Nachkommenschaft erzeugen wird.

Es ist zu erwarten, dass die Resultate der hier geschilderten Versuche
bald fruchtbringend in der Praxis angewendet werden können.

Die kleinsten der bekannten lebenden Wesen sind die von ~Pfeiffer~
aufgefundenen Influenzabakterien. Wären die Mikroorganismen der
Maul- und Klauenseuche 1/10-1/5 so gross wie diese, was nicht unmöglich
sein würde, so könnten sie nach der Berechnung von ~Prof. Abbe~ in
Jena, als die Grenze des Vergrösserungsvermögens unserer Mikroskope
übersteigend, selbst unter den besten modernen Immersionssystemen nicht
mehr wahrgenommen werden. Die Untersuchungen nach ihrer Anwesenheit im
Filtrate werden fortgesetzt und sind von grösster Wichtigkeit. Die Zeit
wird dann ausweisen, ob andere ansteckende Krankheiten, deren Ursachen
jetzt noch unbekannt sind, auch ähnliche Verhältnisse darbieten.
Man denke nur an die Blattern, das Scharlachfieber, die Masern, den
Flecktyphus, die Rinderpest u. a. m., nach deren Ursache so oft
vergebens gesucht worden ist.

Aus diesen Beschreibungen der Gifte, welche Krankheiten erregen
und oft den Tod zur Folge haben, erhellt, dass sie sich chemischen
Reagenzien, physicalischen Einflüssen, der Filtration durch Kerzen
und dem Experimente auf lebenden Wesen gegenüber ungleich verhalten.
Fremdartig und noch unerklärlich ist hierbei das Gift der Hundswut und
das der Maul- und Klauenseuche.

Jetzt nach diesen Betrachtungen über verschiedene Krankheitsstoffe ist
zu sehen, wie es mit dem Gift der Fleckenkrankheit beim Tabak steht,
und mit welchem Virus es sich vergleichen lässt.

[Fußnote G: Aus diesen für den Menschen später so wichtigen
Versuchen, erhellt der Nutzen des Tierexperiments, welches allerdings
nur erfahrenen Personen anvertraut werden darf. Meiner Meinung nach
muss jedoch der zwecklos wiederholte Nachweis schon konstatierter
Vergiftungen bei Tieren auf mechanischem, chemischem oder
bakteriologischem Wege unterlassen werden, wenn, was nach dem heutigen
Stande der Technik möglich ist, durch die Projektion von Lichtbildern
ein deutliches Bild der Versuche geliefert werden kann.]



Die Flecken- oder Mosaikkrankheit des holländischen Tabaks.


Wie bereits im vergangenen Jahre mitgeteilt, offenbart sich die
Flecken- oder Mosaikkrankheit bei unserem Tabak in der Form von
dunkelgrünen Flecken, die stets bei jungen Blättern zwischen den Nerven
und längs derselben ihren Ursprung nehmen. Bei älteren Pflanzen zeigt
sie sich in der Form von unregelmässig liegenden Flecken, die allmählig
braun werden. Wenn auch in der Regel der Tod der Pflanze bei dieser
Krankheit nicht eintritt, so werden die Blätter doch so verändert und
missgestaltet, dass sie keinen Handelswert mehr besitzen. Wenn man in
Betracht zieht, dass die von den Züchtern so sehr gefürchtete Krankheit
jedes Jahr mehr um sich greift, so ist es nicht ohne Bedeutung, ihre
Ursache zu erforschen und wo möglich die Mittel liefern, welche der
Flecken- oder Mosaikkrankheit vorbeugen. Im Laufe dieses Jahres sind
mit einer grossen Anzahl von Pflanzen Versuche angestellt worden. Um
ein deutliches Bild von dem Verlauf der Krankheit zu erhalten, folgt
hier die Beschreibung eines der zahlreichen Fälle, bei welchen die
Fleckenkrankheit künstlich verursacht worden ist.

Am 2. Juni 1898 wurden mir durch Herrn ~N. van Os~ zu Amerongen einige
Hundert junge Tabakspflanzen geschickt, die soweit sichtbar, vollkommen
gesund waren. Einige Tage später erhielt ich zwei fleckenkranke
Pflanzen, die streng isoliert und in ständiger Beobachtung gehalten
wurden. Diese kranken Exemplare wuchsen sehr langsam; die Flecken
wurden immer dunkler, während die Krankheit sich in den verschiedenen
Blättern langsam verbreitete.

Eine vollkommen gesunde, junge Pflanze erhielt am 5. Juli, wie Figur
13 _A_ angiebt, einen Einschnitt mit einem sterilisierten Messer in
den Stengel bis an das Gefässbündel. In diesen Einschnitt wurde ein
sehr kleines Stückchen eines gefleckten Blattes von einer der kranken
Pflanzen gebracht. Ein gleiches Stückchen Tabaksblatt wurde gewogen,
nach Trocknung der Gewichtsverlust bestimmt und dieser als die
Menge Gewebesaft berechnet, der ursprünglich darin war. Nach meiner
Berechnung waren ungefähr 34 mgr. Blattsaft in den Einschnitt gebracht
worden. Man kann aber ruhig annehmen, dass unter den günstigsten
Verhältnissen wenige Milligramm, ja vielleicht nur Zehntel oder
Hundertel eines Milligramms durch das Gefässbündel aufgenommen und
fortgeführt werden. Am 20. Juli begann sich am Rande eines jungen
Blattes zwischen ein paar kleinen dünnen Nerven ein dunkles Fleckchen
zu zeigen. Im Verlauf der folgenden Tage erschienen an den anderen
jungen Blättern ebenfalls Fleckchen, während das Blatt selbst durch
~Vergrösserung des Pallisadengewebes~ ein unebenes, unregelmässiges
Aussehen bekam. Auch der Blattrand wurde gleichzeitig sehr abnormal,
hier und da eingeschnürt oder eingebuchtet. (S. die Formen der fünf
jungen Blättchen rechts unten in fig. 14.)

[Illustration: Fig. 13. Die Flecken- oder Mosaikkrankheit des Tabaks.]

Die Anzahl der Flecken, die noch stets von Tag zu Tag an Ausdehnung
zunahmen, jedoch untereinander isoliert blieben, wurde ständig grösser.
Am 1. August waren die inneren Blätter vollkommen dunkelgrün und
zeigten nur hier und da noch das reine normale Hellgrün. Einige der
älteren Blätter, solche also, die sich unten an der Pflanze befanden,
hatten unregelmässig liegende, kleine Fleckchen von einer andern Farbe.
Man sollte nicht vermuten, dass die Krankheit auf solche verschiedene
Art in die Erscheinung treten kann, da doch die Ursache dieselbe ist.
Wir finden hier eben die Wirkung des Giftes auf junge, zarte und auf
ältere Gewebeelemente. Am 9. August waren zwei der untersten Blätter
stark punktiert. Hier lagen die Fleckchen nicht zwischen den Nerven,
sondern scheinbar ganz unregelmässig verteilt. In _B_ sehen wir den
Zustand eines jungen, also Spitzenblattes, in _C_ denjenigen eines der
untersten Blätter abgebildet. Die Farbe der Fleckchen der punktierten
Blätter zeigt sich zuerst als graublau, doch geht sie im Laufe der
Tage in rotbraun über und endigt dort mit dem Tod des Gewebes. Bei
den grösseren Flecken nimmt man konzentrisch gefärbte Ringe wahr, von
denen die am meisten nach aussen liegenden stets am dunkelsten sind.
(Fig. _M_.) Wenn wir die Tabaksfelder besuchen, sehen wir bei den
kranken Exemplaren die jüngsten Blätter im Zustande _B_, die älteren im
Zustande _C_. Einige Felder sind selbst rot gefärbt und scheinen wie
mit Blut übergossen. Die Krankheit herrscht dann auf solch einem Felde
sehr stark und zeigt sich in dieser Form Jahr für Jahr. Es ist eine
öfters beobachtete Erscheinung, dass Pflanzen, die verwundet oder krank
sind, einen roten Zellsaft bilden. Wahrscheinlich ist dieser Umstand,
auch nach den neueren Untersuchungen von ~Flammarion~, günstig für die
Atmung. Nicht alle Lichtstrahlen haben dabei eine gleiche Wirkung. Im
gelben Licht ist die Zerlegung der Kohlensäure am stärksten und nimmt
nach den Spektrumfarben nach links und rechts ab. Die Spaltung der
Kohlensäure findet also stärker hinter gelben und roten, schwächer
dagegen hinter blauen Farben statt. Dies ist auffallend, da doch gerade
die blauen Farben mit ihrer kürzeren Wellenlänge zu den intensiv
wirkenden chemischen Strahlen gehören, und z. B. das photographische
Papier am stärksten zersetzen. Könnte auch hier nicht die rotbraune
Farbe der Flecken die Pflanze im Kampfe gegen die schädlichen Einflüsse
der Krankheit beschützen und dadurch die Assimilation befördern? Im
September sind alle jungen Blätter dunkelgrün gefleckt und dabei
vollständig missgestaltet, während die älteren ganz dunkelbraun
gefleckt sind. Nicht selten fallen aus den Blättern ganze Stücke heraus
und scheint es, als ob Insekten das Blatt ausgefressen hätten. (S. die
punktierte Linie in Fig. _C_)[H].

Dies ist der gewöhnliche Verlauf der Krankheit. Unter den günstigsten
Verhältnissen werden im Sommer und nach abwechselndem Wetter die jungen
Pflanzen innerhalb drei Wochen krank. Gelangt das Virus in ältere
Pflanzen, dann entsteht die Krankheit etwas später. Dabei ist noch ein
Unterschied in der Zeit zu beobachten, wenn das Gift in den Stamm oder
in den Hauptnerv der jungen oder älteren Blätter gebracht wird. Bei
einer nur oberflächlichen Verwundung des Parenchyms des Stammes habe
ich mehrere Male die Krankheit ausbleiben sehen. Es hat den Anschein,
als ob das Gift sich den Gefässbündeln entlang verbreitet und dann ist
das Phloëmbündel hierfür der angewiesene Weg.

Die mikroskopische Untersuchung der kranken Blattteile bringt nicht
viel an's Licht. Man sollte eigentlich das Gegenteil vermuten, da
doch gerade das Krankheitsbild hier so scharf umschrieben ist. Im
allerjüngsten Zustand der Fleckchen bei sehr jungen Blättern, wo noch
keine Trennung in Pallisaden- und Schwammparenchym stattgefunden hat,
trifft man zwischen den Zellen dunkelblaugrün aussehende Streifen sowie
Bläschen an, die man am besten mit Luftstreifchen vergleichen kann,
welche sich zwischen den Zellenwänden befinden (_D_). Es ist mir nicht
gelungen, die Flecken dadurch zum Verschwinden zu bringen, dass ich ein
Blatt in einen luftleeren Raum brachte und darin behielt. Auch in einem
älteren Stadium, wo bereits die Trennung zwischen Pallisadengewebe
und Schwammparenchym eingetreten ist, werden Streifen und Bläschen
noch angetroffen (_E_). Macht man einen Längsschnitt, dann wird wieder
dasselbe wahrgenommen (_F_ _H_). Stets zeigen sich bei den dunkelgrünen
Flecken obige Abweichungen zwischen den Zellen, die ich durch schwarze
hier und da untergebrochene Linien angegeben habe (_D_ _E_ _F_ _H_). An
der Oberhaut (_I_) werden keine Veränderungen beobachtet. Betrachtet
man die Flecken _C_ bei stärkerer Vergrösserung, dann sieht man die
Oberhaut zusammengeschrumpft, vertrocknet und verfärbt. Das Chlorophyll
ist desorganisiert und ~die Zellwände sind verschwunden~. Es ist gerade
so, als ob Insekten das Blattparenchym weggefressen hätten (_G_). Dies
sind die einzigen Veränderungen, die mit dem Mikroskop beobachtet
werden konnten.

Eine grosse Anzahl Pflanzen ist von mir auf Mikroorganismen untersucht
worden, jedoch nur in einzelnen Fällen habe ich Bakterien in
Pallisadenzellen gefunden, welche aber nach wiederholter Übertragung
auf Nährböden, wobei wie beschrieben das vielleicht vorhandene,
unsichtbare Virus verdünnt wurde, keine Pflanzen zu infizieren
vermochten. Wiederholte Versuche wurden gemacht, um vermittelst feiner
Pincetten von einem kranken Blattteilchen die Epidermis an beiden
Seiten zu entfernen, was einige Male gelang. Vom Inneren des Blattes
wurden dann Plattenkulturen angelegt, die abgesehen von einzelnen
bekannten, sehr viel vorkommenden Pilzcolonien scheinbar steril
blieben. Als Nährböden hierfür wurden gebraucht die alkalische und
saure Nährgelatine von ~Koch~, Tabakssaft-Gelatine, Malz-Gelatine
und der von ~Beyerinck~ angegebene _Leguminosen_-Nährboden. Ebenso
entwickelten sich auf oder in einem sauren oder alkalisch reagierenden
Nährboden, der wie folgt zusammengestellt war, keine Kolonien:
Tabakssaft 5, Kaliumphosphat 0, 050, Asparagin 0,5, Glukose 2,0,
Gelatine 10,0 oder Agar 1,5, Wasser 100,0.

Ein einziges Mal entwickelte sich Gas in schwach alkalischer Bouillon,
welche zu anaërober Kultur benutzt wurde (verursacht durch einen
Organismus, welcher schwierig von Coccen zu unterscheiden ist).

Viele Male sind auch grössere kranke Blattteile zur Untersuchung
genommen worden. Zuerst wurden die beiden Blattoberflächen gut
abgewaschen, dann mit sterilen, nassen Wattepfropfen abgerieben und
darauf mit sterilem Wasser abgespritzt. Es gelang mir unter einer
ganzen Reihe von Platten mehrere Male, Mikroorganismen zu isolieren,
die, von der Plattenoberfläche genommen, junge Tabakspflanzen krank
machten. Die Krankheit trat ~nicht stets ein~, wenn ich mit viele
Malen übergeimpften Kulturen arbeitete. Ich erreichte eine Erkrankung
mit drei Mikroorganismen, mit einem _Rhizobium Leguminosarum_, einer
_Beggiatoa-_ und einer _Streptothrix_-Art. Wie gesagt, trat eine
Erkrankung öfters nicht ein, wenn ich Überimpfungen gebrauchte. Das
fiel mir besonders auf, und bestärkte mich in meiner schon oben
erwähnten Ansicht, dass die von den ursprünglichen Platten abgenommen
Kulturen ein unbekanntes, ~unsichtbares~ Gift, wenn auch in höchst
starker Verdünnung, enthielten; denn eine minimale Menge ~Saftes~ von
krankem Gewebe ist immer im Stande, die Fleckenkrankheit zu verursachen.

Im Oktober 1897 wurde in einen kühlen Treibkasten Tabakssamen gesät,
um Versuchspflanzen zu bekommen. In der Zwischenzeit wurde Erde,
in der kranke Pflanzen gestanden hatten, und die an deren Wurzeln
hängende Erde auf Mikroorganismen untersucht. Nach Lage der Sache ist
dies eine sehr schwierige Untersuchung, wenn man bedenkt, dass die
Anzahl Mikroorganismen per Gramm darin einige Hunderttausenden bis
Millionen beträgt. Aus einer grossen Anzahl Platten wurden damals
8 Mikroorganismen isoliert, die im Februar 1898 auf junge Pflanzen
geimpft, die Fleckenkrankheit ~nicht~ hervorbrachten. Sie waren also
nicht das ätiologische Moment derselben. Auffallend war es, dass an
den jungen Wurzeln der Tabakpflanzen häufig _Streptothrix chromogena
Gasperini_ angetroffen wurde.

Dieser Mikroorganismus, welcher zur Familie der _Streptothricheen_ oder
besser _Actinomyceten_ gehört, hat in seiner Form viel Ähnlichkeit mit
den Fadenpilzen, auch erinnert er an die Bakterien. Ebenso wie die
Pilze bildet er aus runden Keimzellen (Sporen) cylindrische Fäden,
welche sich dichotomisch verzweigen, und sich dem unbewaffneten Auge
als ein Mycelium darstellen. Einige fruchttragende Hyphen erheben sich
über dem Substrat in die Luft und fallen dann, als Oldien in Ketten von
runden Keimzellen oder Sporen aus einander. Bei starker Vergrösserung
zeigen die _Streptothricheen_ viel Ähnlichkeit mit den Bakterien. Es
sind sehr dünne Faden, welche ursprünglich keine Scheidewände besassen,
und welche sich durch Sprossungen verzweigen. In älteren Kulturen
zerfallen die Fäden in kurze Stäbchen und kokkenartige Glieder. Nicht
selten findet man auch die Spirillenform, weil die _Streptothricheen_
stark gekrümmt und gewunden sind. Die Untersuchungen, welche in der
letzten Zeit über diese Pilzgruppe angestellt wurden, haben die Frage
aufwerfen lassen, ob sie nicht im genetischen Verhältnis zu der Gruppe
der _Diphtherie_ und der _Tuberculose_ stehen.

Dies ist noch nicht ganz sicher festgestellt, jedoch könnten dann die
beiden letzteren Gruppen von den _Actinomyceten_ hergeleitet werden.
Es sind sehr verbreitete Saprophyten, die pathogenen unter denselben
(_Aktinomyces_ bovis etc., _S._ sen _A. violacea_ u. a.) scheinen nicht
selten parasitisch werden zu können. Genannte _S._ sen _A. chromogena
Gasperini_ ist bekannt als einer, der aus Nitraten leicht Nitrite
bildet. Wie sich später zeigen wird, ist er nicht als pathogen für
_Nicotiana_ zu betrachten, wiewohl ich nach Impfung der Pflanze mit
Erde eine Veränderung im Blatte traf.

Häufig habe ich, wie ich schon in »de Natuur« pg. 330, 1899 beschrieben
habe, den _St._ sen _A. chromogena_ in den Risse der verwitternden
Granite, Basalte und Hornblendeschiefer der erratischen Blöcke unseres
~Gooilän~dischen Diluviums, und in ~Zandbergen's~ Waldboden, wenn ich
nach ~Frank's~ Mykorhizen vergebens suchte, aufgefunden.

Wenn der _Löffler'_schen Bouillon ein wenig Nitrat zugesetzt wird,
so ist innerhalb 24 Stunden nach Impfung mit diesem Pilze durch das
bekannte Reagens schon Nitrit nachzuweisen. In Leitungswasser geschieht
dies nicht.

Erst nachdem ich die Überzeugung erhalten hatte, dass auf diese Weise
die pathogenen Mikroorganismen nicht aufzufinden wären (weder durch
aërobe noch durch anaërobe Methoden), habe ich einen anderen Weg
eingeschlagen, um dem unbekannten Virus auf die Spur zu kommen.

Allein schon die Thatsache, die auch weiter unten bei den Versuchen
angegeben ist, dass eine kleine Menge--einige Milligramme--Saft von
krankem Gewebe im Stande ist, gesunde Pflanzen krank zu machen, und
einige Milligramme Blattgewebe dieser letzteren Pflanzen immer wieder
von Neuem auf andere gesunde Pflanzen die Krankheit übertragen können,
diese Thatsache musste in mir die Vermutung erwecken, dass hier
eine Vermehrung des Giftes vorlag, und dass diese Vermehrung nichts
anderem zugeschrieben werden konnte, als lebenden Organismen, die sich
vorläufig noch der Wahrnehmung entzogen.

Die folgenden Versuche machen dies deutlich. Die Versuche sind nicht
an einzelnen Exemplaren, bei denen es sich um etwas Zufälliges handeln
könnte, sondern bei mindestens 5-10 Pflanzen angestellt worden.


Versuchsreihen.

I. Erde, aus Amerongen stammend, in der im Herbst 1897 kranke Pflanzen
gestanden hatten, wurde durch eine ~Chamberland~kerze im Verhältnisse
von 300 Erde zu 300 Wasser filtriert. Etwas von dem Filtrat wurde
in die Hauptnerven eines jungen Blattes gebracht. Es entstand keine
Erkrankung.

II. Dieselbe Erde, nicht filtriert, bewirkte ebenfalls keine Erkrankung.

III. Erde aus Amerongen, in der im Frühjahr 1898 kranke Pflanzen
gestanden hatten, wurde wie oben filtriert und vom Filtrat etwas in den
Hauptnerv eines jungen Blattes gebracht. Keine Erkrankung.

IV. Dieselbe Erde, nicht filtriert, verursachte auch keine Erkrankung.

V. Erde aus Amerongen, im September 1897 von den Würzelchen kranker
Pflanzen gesammelt, im Verhältnisse von 20 Erde zu 20 Wasser wie oben
filtriert, gab keine Veranlassung zur Erkrankung.

VI. Dieselbe Erde, nicht filtriert, auch nicht.

VII. Erde, im Juni 1898 von den Würzelchen kranker Pflanzen gewonnen
und filtriert, liess die Krankheit nicht zur Entwickelung kommen.

VIII. Dieselbe nicht filtrierte Erde war auch wirkungslos.

IX. Im Oktober 1897 wurden 8 Pflanzen, die alle krank waren und in
Töpfen standen, abgeschnitten. Die Töpfe mit der Erde wurden dann
draussen an einem trockenen Platz aufbewahrt. Im Frühjahr 1898 wurden
die Erde und die noch anwesenden Wurzeln fein zerrieben. Darauf wurden
in diese junge Pflanzen gesetzt, die das ganze Jahr hindurch gesund
blieben. Bei einem gleichen Versuch, der ausserhalb meines Wohnsitzes
angestellt wurde, hatte man beobachtet, dass nur einige Pflanzen in
diesem Sommer Flecken zeigten, und dass die Flecken bald darauf wieder
verschwanden. Dies stimmt wahrscheinlich überein mit dem sogenannten
»~Kopbont~«, von dem die Züchter behaupten, dass es der Einwirkung
kalter Nächte zugeschrieben werden muss.

Aus all diesen Erdversuchen erhellt, dass das Krankheitsagens aus
der Erde verschwinden oder doch so abgeschwächt werden kann, dass es
nicht mehr im Stande ist, die Krankheit zu erregen. Im Versuch VII
und VIII wird wahrscheinlich das Virus nicht vorhanden gewesen sein.
Ich vermute auf Grund obiger Versuche, ~dass im Boden Verhältnisse
obwalten können, die das Gift entweder zerstören oder abschwächen~.
Dies stimmt mit dem überein, was in Wirklichkeit auf den Tabaksfeldern
beobachtet wird. Es würde traurig mit der ganzen Kultur bestellt sein,
wenn das Gift sich ständig im Boden hielte. Die unvermeidliche Folge
würde sein, dass im Laufe der Jahre dort, wo einmal die Krankheit
bestanden hat, sie sich stets auf ~alle~ Pflanzen ausbreiten würde.
Wird eine kranke Pflanze aus dem Boden herausgezogen und auf demselben
Platz eine gesunde eingesetzt, dann zeigt diese bald die Symptome der
Fleckenkrankheit. Dies ist eine allgemein beobachtete Thatsache. Ein
infizierendes Vermögen muss dem Boden, auf dem die Pflanzen stehen,
bestimmt zugeschrieben werden. Das ~Trocknen~ infizierter Erde scheint
auf Grund der oben beschriebenen Versuche ~desinfizierend~ zu wirken.

X. Ein Streifchen eines getrockneten kranken Blattes vom Herbst 1897
wurde in den Stamm einer gesunden Pflanze gebracht mit dem Resultat,
dass die Fleckenkrankheit eintrat, allerdings etwas später, als man
erwartet hatte.

XI. Ein Streifchen eines frischen kranken Blattes, von einer der mir
zugesandten kranken Pflanzen herstammend, wurde in den Stamm einer
gesunden Pflanze gebracht. Nach drei Wochen begann sich die Erkrankung
an den jungen Blättern zu zeigen. Wenn ich hier annehme, dass die mir
zugeschickte Pflanze das thatsächliche Agens der Fleckenkrankheit
enthielt, dann repräsentiert die geimpfte Pflanze die erste
Versuchsreihe. Hier könnte also noch eine »Intoxikation« eingetreten
sein.

XII. Unter den nöthigen Vorsichtsmaassregeln wurde aus dem Stamm der
Pflanze XI das Xylem- und Phloëmbündel in der Nähe des Hauptnerven eines
Blattes ausgeschnitten, und in den Hauptnerven eines jungen Blattes
einer gesunden Pflanze gebracht. Die Fleckenkrankheit trat ein. Hier
haben wir die zweite Versuchsreihe vor uns und hier kann man schon
weniger gut annehmen, dass eine »Intoxikation« stattgefunden habe.
Mikroskopisch zeigt der Gefässbündelschnitt absolut keine ~Ab~weichung.
Das Präparat ist in allen seinen Teilen durchsichtig, und es befinden
sich in ihm keine Luftstreifen.

XIII. Kranke, fein geschnittene Blattteile wurden in frischem Zustande
im September 1897 in Glycerin ausgezogen. Den Winter über sind diese
stehen geblieben mit dem Zweck, wenn möglich ein organisches Gift oder
Enzym aus ihnen zu erhalten. Junge, gesunde Pflanzen zeigten nach
Einspritzung des filtrierten oder nicht filtrierten Glycerins keine
Erkrankung. Es schien mir, als ob die Pflanzen in gewisser Weise unter
der Einwirkung des Glycerins litten, was sich durch ein schlaffes
Herabhängen der Blätter offenbarte.

XIV. In gleicher Weise wurde eine grosse Menge kranker Erde mit
ebenfalls negativem Resultat behandelt. In den beiden letzten Fällen
hatten sowohl das erkrankte Blattgewebe wie die Erde ihre Giftigkeit
verloren. ~Glycerin wirkt also zerstörend.~

XV. In geschlossenen Röhrchen wurde Saft von krankem Blattgewebe,
von Pflanze XII abstammend, zehnmal mit Wasser verdünnt und in
verschiedener Weise erwärmt.


    30 Minuten bei          40° C.
    20    "     "           50° C.
    20    "     "           60° C.
    10    "     "           70° C.
    10    "     "           80° C.
     5    "     "           90° C.
     5    "     "          100° C.


Mit dem so behandelten Gewebesaft wurden gesunde Pflanzen in den
Hauptnerven eines Blattes geimpft mit dem Erfolg, dass alle Pflanzen
krank wurden. Hier haben wir also mit der ~dritten~ Impfungsreihe
zu thun. Die Wahrscheinlichkeit, dass ich mit einem Toxin zu thun
hatte, wurde geringer. ~Alle Versuche wiesen auf die Anwesenheit von
Mikroorganismen hin.~ Voraussetzend, dass alle Pflanzen gleich stark
waren, ist allerdings nach Erwärmung auf 100° eine ~Abschwächung~ des
Krankheitsagens wahrgenommen worden. Die Erkrankung trat hier beinahe
14 Tage später auf als in den andern Fällen.

XVI. Ein Streifchen eines kranken Blattes von einer der Pflanzen aus XV
wurde in den Hauptnerven eines jungen Blattes einer gesunden Pflanze
gebracht. Es kam wiederum zur Erkrankung, ohne dass eine Abschwächung
sich durch eine Verlängerung der Inkubationszeit bemerkbar machte. Wir
befinden uns hier bereits in der vierten Reihe der Ueberimpfungen.

XVII. Der verdünnte Blattsaft einiger durch die Fleckenkrankheit
angegriffenen Pflanzen wurde durch eine ~Chamberland~kerze filtriert.
Das Filtrat war, soweit wahrzunehmen, steril. Wenn mit dem Filtrat
gesunde Pflanzen in den Blattnerven geimpft wurden, trat wiederum die
Krankheit auf. Die Zeit zwischen Impfung und Erkrankung war ~viel
grösser~ als sonst, ebenso wie bei XV beobachtet wurde[I].

~Wiederholte Filtration~ (2-4 mal) von Gewebesaft kranker Pflanzen
lieferte ein Filtrat, das nicht mehr im Stande war, die Pflanze zu
infizieren.

XVIII. Der Saft der kranken Blätter von XVII wurde ebenfalls filtriert
mit dem Erfolg, dass gesunde hiermit geimpfte Pflanzen auch erkrankten.
Ich meine, dass dieser Versuch überzeugend darthut, ~dass man hier mit
Mikroorganismen~ zu thun hat, die so klein sind, dass sie die Kerzen
durchdringen können. Ich habe es hier mit ~einem sich vermehrenden,
also lebendigen Gifte~ zu thun und bringe daher dies Virus zu den
Mikroorganismen. Wir hätten hier also eine »~Infektion~« vor uns.
Wahrscheinlich besitzt der unbekannte Organismus zwei Formen, eine
vegetative und eine Sporenform, analog den Bakterien.

XIX. Der Saft kranker Blätter wurde mit absolutem Alkohol behandelt.
Die klar obenstehende Flüssigkeit wurde mittels Hebels abgenommen
und neuer absoluter Alkohol hinzugefügt. Dieses wurde einige Male
wiederholt, um die Einwirkung des starken Alkohols auf den Gewebesaft
zu erhalten. Es entstand ein grau-grüner Niederschlag, der bei
niedriger Temperatur eingedampft wurde. Das so erhaltene Präcipitat
wurde in den Blattnerven einer gesunden Pflanze gebracht. Erkrankung
trat nicht ein. ~Absoluter Alkohol wirkt also zerstörend.~

XX. Den Saft von erkrankten Blattteilen, der Pflanzen »infiziert«, hatte
ich 4 Wochen lang in einem durch Watte verschlossenen Kölbchen sich
selbst überlassen. Wurden hiermit Pflanzen geimpft, dann blieben sie
vollkommen gesund. Das unbekannte Virus wird also zerstört, wenn man
den infektionstüchtigen ~Saft längere Zeit stehen lässt~.

XXI. Die an den Wurzeln von _Nicotiana_ gefundene _St._ sen _A.
chromogena Gasperini_ konnte Pflanzen nicht infizieren. Einige Pflanzen
wurden einer kräftigen Ernährung mit Kaliumnitrat ausgesetzt. Die in
die umgebende Erde und in das Gewebe gebrachte _Streptothrix_ machte
die Pflanze nicht krank. Es scheint hier nicht so viel Nitrit gebildet
zu werden, dass dies schädlich auf die Pflanzen wirkt. Jedoch zeigten
die sehr dunkelgrünen Blätter viele reinweisse Pünktchen. Ob dies
zufällig war, konnte ich nicht entscheiden, da nur an zwei Pflanzen
dieser Versuch gemacht worden war. Auf einigen Feldern beobachtete man
viele dieser weissen Pünktchen auf den Blättern.

XXII. In den Monaten September und October erweckten die Einspritzungen
des Saftes von kranken Blättern in gesunde Pflanzen, die draussen
standen, keine Mosaikkrankheit. Ende November sind diese Pflanzen
bis auf 20 cm mit sterilen Messern abgeschnitten und an einem Orte
aufgestellt worden, wo nicht geheizt wurde. Während der Wintermonate
entstanden die Geizen, woran sich im Monat März erst Flecken zeigten.

XXIII. Bei den Pflanzen, welche im September in den Geizen die Flecken
zeigten, _verschwanden diese allmälig beim Eintritt der Kälte_, so dass
die gefleckten Blätter im November wiederum die normale grüne Farbe
bekamen.

Wie ich früher angab, wird dies auf den Feldern auch beobachtet und
schreibt man es den kalten Nächten zu. _Die Temperatur scheint also von
Einfluss zu sein auf das Virus._

XXIV. Auf den von ~Fermi~ angegebenen 1% Carbol-10% Gelatine-Platten
konnte kein proteolytisches Enzym in den Blättern und Stengeln
von lebendigen gesunden und fleckenkranken Tabakspflanzen von mir
nachgewiesen werden, ebensowenig in den trocknen fermentierten und
nicht fermentierten Blättern.

Es fiel mir besonders auf, dass die fleckenkranken Blatt- und
Stengelteile auf diesen Platten sich stärker rosa färbten als dieselben
Theile von gesunden Pflanzen. Es kam mir so vor, als ob in den kranken
Pflanzen ein oxydierender Körper entstünde, der kräftiger auf Carbol
einwirkt, als das oxydierende Agens der gesunden Pflanzenteile.

XXV. Unter den erforderlichen Vorsichtsmassregeln gelang es mir,
einige Stengelteile von gesunden Tabakspflanzen rein in Röhrchen auf
Wattepfröpfchen zu bekommen.

Ein Tröpfchen durch eine ~Chamberland~kerze filtrierter Saft von
kranken Pflanzen hierauf geimpft, zeigte auch jetzt, obgleich viel
weniger kräftig, einen Unterschied in Farbe gegenüber dem nämlichen
Safte von gesunden Pflanzen.

XXVI. In ein ~Erlenmeijer'~sches Kölbchen wurde Saft von gesunden
Pflanzen filtriert und mit einem Tröpfchen filtriertem Saft von
kranken Pflanzen geimpft. Nach 3 Monaten entstand in diesem Safte ein
Niederschlag, der nicht von Mikroorganismen herrührte. Der Saft war
wohl virulent, doch war keine Verstärkung der Wirkung zu constatieren.

XXVII. _Datura Stramonium_, _Hyoscyamus niger_, _Solanum tuberosum_
und _Petunia nyctaginiflora_ reagierten nicht auf den Saft von kranken
Tabakspflanzen[J].

Aus diesen Versuchen geht hervor, dass unser Agens Übereinstimmung
besitzt mit dem Agens der Maul- und Klauenseuche, obgleich ich die
Lebewesen bei der Fleckenkrankheit für grösser halte. Im Filtrat finden
wir bei den letzteren eine Abschwächung, bei der Maul- und Klauenseuche
absolut nicht. Wenn es sich bei den ersteren um eine Bacterie handelt,
so müsste diese eine sporenbildende sein. (Vergl. XV.)

Obgleich es noch nicht gelungen ist, den Mikroorganismus, der als
Ursache der Fleckenkrankheit betrachtet werden muss, zu sehen oder zu
züchten, so habe ich dennoch in diesem Jahre (1898) eine Reihe von
Versuchen zur Bekämpfung der Krankheit vorgenommen. Ausgehend von der
Meinung, dass die Ernährung der Pflanzen auf die Zusammensetzung des
Gewebssaftes von _Nicotiana_ Einfluss haben könnte, und dass durch
diese Veränderung das unbekannte Virus in irgend einer Weise tangiert
werden könnte, habe ich einer grossen Anzahl Pflanzen bestimmte
Salze gegeben, manchmal in Mengen, die nicht vertragen wurden. Viele
Pflanzen gingen daran zu Grunde. Wenn die Salzgabe, einmal in der
Woche bei trockenem Sommerwetter in Lösung gegeben, sich durch das
Hinsiechen oder den Tod der Pflanze als zu gross erwies, wurde die Gabe
vermindert. Zuerst erhielten die Pflanzen 1 gr., später 0,5 bis 0,25
gr. u. s. w., so viel sie nur ertragen konnten. Nach dem Absterben
einer Pflanze wurden also die anderen, die in derselben Reihe auf
freiem Felde standen, mit kleineren Mengen Salz gefüttert. Da mir
weiter bekannt war, dass Züchter schon lange beobachtet hatten,
dass sich die Fleckenkrankheit auf Feldern, die mit ~Kainit~ oder
~Thomasphosphat~ gedüngt waren, sehr wenig zeigte, habe ich auch mit
diesem Salzgemisch Versuche angestellt. Ich erhielt also die folgenden
Versuchsreihen:


    Fütterung mit:

    1. Kaliumkarbonat,
    2. Kaliumsulfat,
    3. Natriumchlorid,
    4. Kaliumnitrat,
    5. Kaliumphosphat,
    6. Kaliumnitrit,
    7. Kainit und Thomasphosphat.


[Illustration: Fig. 14.

Tabakspflanzen, welche nach starker Düngung mit anorganischen Salzen am
Leben geblieben sind.]

Die Ernährung mit ~Kaliumnitrit~ musste, wie zu erwarten war, schon
bald aufgegeben werden, da 0,5 gr. bereits innerhalb weniger
Stunden tötlich wirkten. Weiter herrschte ein grosses Absterben
unter den Pflanzen, die ~phosphorsaures Kali~, ~Chlornatrium~ und
~Kaliumkarbonat~ erhalten hatten. In nebenstehenden Figuren sind einige
Pflanzen und deren Blätter abgebildet, die bei obiger Fütterung am
Leben blieben. Die mittlere zwergartige Pflanze (Fig. 14) ist in Folge
der Kochsalzfütterung sehr zurückgeblieben; dabei sind alle Blätter
missgestaltet. Auch bei den anderen Salzernährungen wurde Ähnliches
wahrgenommen. In Fig. 15 sind die Blätter in derselben Höhe der
Pflanzen abgenommen und abgebildet.

[Illustration: Fig. 15. Blätter von Tabakspflanzen, die im freien Lande
übermässig gedüngt worden sind mit Natriumchlorid (I), mit Kaliumsulfat
(II), mit Kaliumkarbonat (III) und Kaliumphosphat (IV).]

I. ist das Blatt einer Pflanze, die mit Kochsalz, II. mit Kaliumsulfat,
III. mit Kaliumkarbonat und IV. mit Kaliumphosphat gefüttert war.
Auffallend sind hier die unregelmäßige Blattform und die sehr langen
Spitzen an den Blättern. Hierbei ist es von Interesse zu wissen, dass
die Pflanzen im Schatten gestanden haben; dasselbe ist bei Pflanzen
beobachtet worden, die unter ~normalen~ Ernährungsverhältnissen im
Schatten gestanden haben, wenn auch in weit geringerem Masse. Am 1.
September wurden alle diese Pflanzen mit infektionstüchtigem Gewebesaft
in die Hauptnerven eines Blattes geimpft. Alle Pflanzen wurden krank,
jedoch nicht in derselben Zeit. Trat früher die Krankheit in der Regel
nach drei Wochen ein, so war dies bei der Kainitfütterung erst viel
später der Fall. ~Wenn auch sicherlich Kainit und Thomasphosphat die
Pflanzen gegen die Fleckenkrankheit nicht schützen können, so scheint
doch eine Abschwächung des Giftes eingetreten zu sein.~ Im Laufe der
Wochen sah ich dann auch bei den drei übriggebliebenen Pflanzen die
Flecken kleiner werden, einige selbst ganz verschwinden, ohne dass die
anderen Krankheitserscheinungen auftraten. (Fig. 13 _C_.)

Durch diese Fütterungsversuche wurde also das Ziel noch nicht
erreicht. Ein ganz anderes Resultat aber hatte der folgende im Grossen
angestellte Versuch.

Es drängte sich die Frage auf, ob es möglich wäre, ein Feld, auf dem
jedes Jahr die Krankheit sich an beinahe allen Pflanzen zeigte, zu
desinfizieren und zwar durch einen Stoff, der ätzend wirkte. Das Mittel
musste so gewählt werden, dass die zukünftige Ernte nicht darunter zu
leiden hatte. Das Gift musste also durch Zersetzung wieder unwirksam
werden. Herr ~N. van Os~ in Amerongen, der sich lebhaft für die Sache
interessierte, hat diesen Versuch mit sehr günstigem Erfolg im Grossen
ausgeführt. Im Februar 1898 wurde auf das am stärksten infizierte
Feld, wo jedes Jahr beinahe alle Pflanzen erkrankten, ~ungelöschter
Kalk~ in einer Menge von 10 hl. pro Hektar gebracht. Nach Verlauf
einiger Wochen wurde das Land umgearbeitet und im Monat Mai die jungen
Tabakspflänzchen eingesetzt. Jedes Jahr hatte die Krankheit sonst fast
alle Pflanzen befallen; diesmal war dies nicht der Fall: die Zahl der
erkrankten Pflanzen betrug nur 7%.

Weiter sind von Herrn ~van Os~ auf mein Ersuchen im vergangenen Jahre
eine grosse Anzahl Düngversuche angestellt worden, wofür ich ihm hier
meinen herzlichen Dank ausspreche. Die Versuche erstrecken sich nicht
auf einige Pflanzen, sondern auf einen halben Hektar. Folgende Tabelle
giebt eine Übersicht der Versuche und ihrer Ergebnisse:

Feldversuche mit Bezug auf die Fleckenkrankheit.


===================++==============+===========+===========+=========
                   ||              | =Krank-   | =Krank-   | =Krank-
     =Dünger.=     ||  =Gewächs    | heit im   | heit in   | heit im
                   ||    1898.=    | Gewächs.= | »zuig-    | Gewächs
                   ||              |           | ers«=[K]. | 1897.=
===================++==============+===========+===========+=========
   I. Torfstreu-   ||    gut.      |    3%.    |  alle.    | keine.
      Pferdemist   ||              |           |           |
      70000 K.     ||              |           |           |
      pr. ha.      ||              |           |           |
                   ||              |           |           |
  II. Torfstreu,   || prächtig,    |  keine.   |  keine.   |  10%.
      Kainit       || schwerer     |           |           |
      700 Kilo,    || Tabak, steht |           |           |
      Schlacken-   || dunkel auf   |           |           |
      mehl         || dem Feld und |           |           |
      700 Kilo.    || ist nach     |           |           |
                   || Trocknen von |           |           |
                   || guter Farbe  |           |           |
                   ||              |           |           |
 III. Torfstreu,   || etwas        |  keine.   |   30%.    |  10%.
      Peruguano    || weniger      |           |           |
      500 Kilo.    || als II.      |           |           |
                   ||              |           |           |
  IV. Frischer     || gut, doch    |  keine.   |  keine.   | keine.
      Schweine-    || kleines      |           |           |
      mist         || Blatt.       |           |           |
      70000 Kilo,  ||              |           |           |
      Heiderasen,  ||              |           |           |
      Patent- Kali ||              |           |           |
      500 Kilo.    ||              |           |           |
                   ||              |           |           |
   V. Frischer     ||    gut.      |  keine.   |  spora-   | Erbsen,
      Schweine-    ||              |           |  disch.   | Karotten
      mist         ||              |           |           | gebaut.
      70000 Kilo,  ||              |           |           |
      Heiderasen,  ||              |           |           |
      ohne         ||              |           |           |
      Patent-Kali. ||              |           |           |
                   ||              |           |           |
  VI. Torfstreu,   || keine        |  keine.   |   30%.    | keine.
      Patent-Kali  || grossen      |           |           |
      500 Kilo.    || Pflanzen,    |           |           |
                   || Farbe nicht  |           |           |
                   || besser als   |           |           |
                   || da, wo kein  |           |           |
                   || Patent-Kali  |           |           |
                   || gebraucht    |           |           |
                   || worden ist.  |           |           |
                   ||              |           |           |
 VII. Pferde-      ||    gut.      |  keine.   |  keine.   | keine.
      Kuhmist      ||              |           |           |
      100000  Kilo,||              |           |           |
      Heiderasen.  ||              |           |           |
                   ||              |           |           |
VIII. Schafsmist   || gutes,       |    2%.    |   15%.    |  5%.
      70000 K.     || kräftiges    |           |           |
                   || Blatt.       |           |           |
                   ||              |           |           |
  IX. Torfstreu-   ||    gut.      |  keine.   |   20%.    | keine.
      Ruth.        ||              |           |           |
                   ||              |           |           |
   X. Torfstreu-   ||    gut.      |    7%.    |   40%.    | 100%.
      Kalk (CaO)   ||              |           |           |
      10 HL.       ||              |           |           |
                   ||              |           |           |
  XI. Compost-     || vorzüglich   |  keine.   |  keine.   | keine.
      Fäkalien     || gefärbtes    |           |           |
      45000 Kilo,  || Blatt.       |           |           |
      Peruguano    ||              |           |           |
      500 Kilo.    ||              |           |           |


Aus diesen Versuchen erhellt, dass in Bezug auf die Fleckenkrankheit
mit ~Kainit~ und ~Thomasphosphat~ ein ausgezeichnetes Resultat erreicht
worden ist.

Eine gleich günstige Wirkung halten die Düngstoffe, die mit
~Heiderasen~ gemengt waren. Die Verwendung von den genannten
Düngstoffen und von Erde, die wie der Heideboden von einem ~reinen~
Terrain herstammt, kann ebenso wie die Anwendung von ~ungelöschtem
Kalk~ empfohlen werden.

Was die Düngung mit Kompost-Fäkalien und Peruguano (f. 135 pro Hektar
= 225 Mk.) betrifft, so erwies sich diese als ausgezeichnet und ist f.
250 = 416 Mk. billiger als die Düngung mit Schafmist und Peruguano.

Auch mit Bezug auf die Ursachen, welche die Krankheit so allgemein an
den »Zuigers« hervortreten lassen, sind sehr interessante Versuche
angestellt worden. Die Vermutung, die ich im vorigen Jahre hatte (s.
»de Natuur« 1897 pag. 371), hat sich als richtig erwiesen. Herr ~van
Os~ hat die Güte gehabt, Versuche in grossem Massstabe zu machen.
Einige kranke Pflanzen wurden geköpft und unmittelbar darauf wurde
einer grossen Anzahl gesunder Pflanzen mit den »infizierten« Fingern
die Spitze abgebrochen. Alle Pflanzen blieben unter Beobachtung; das
Resultat war, dass 88% derselben krank wurden.

Aus diesem Grunde verdient es Empfehlung, zuerst alle kranken Pflanzen
zu entspitzen und nach Desinfektion der Hände oder einige Tage später
die anderen, gesunden Pflanzen. Auf diese Weise wird das Gift nicht
übertragen und werden also durch die Hand des Pflanzers gesunde
Pflanzen nicht infiziert. Erst, wenn das schädliche Agens gefunden,
und weiter seine künstliche Kultur im Laboratorium gelungen ist, erst
dann wird es durch ein eingehendes Studium seiner Eigenschaften möglich
sein, auf einem anderen Wege unsere Tabakskultur gegen eine der am
meisten gefürchteten Krankheiten zu schützen.


_Bussum_, Nov. 1899.

[Fußnote H: Im Sommer 1899 habe ich die Tabaksfelder mit dem Zweck
besucht, zu erforschen, ob auch Pflanzen zu finden wären, welche die
nicht infektiöse Pockenkrankheit zeigten, (~Iwanowski~). Allerdings
waren auf _einem_ Feld drei Pflanzen vorhanden, die auf den mittelsten
Blättern kleine Fleckchen hatten, die von denen der Mosaikkrankheit
abwichen. Bei einem zweiten Besuch nach Verlauf von etwa 10 Tagen
jedoch erwies es sich, dass dieselben Pflanzen in ihren Spitzenblättern
die Symptome der Fleckenkrankheit zeigten.

Ich hoffe, hierauf später zurückzukommen, wenn ich für diese
Untersuchung geeignetes Material finden kann.]

[Fußnote I: Nach dem Erscheinen meiner holländischen Veröffentlichung
im Jahre 1898 und 1899 und meiner Publikation in »Zeitschrift für
Pflanzenkrankheiten herausgegeben von ~Prof. Sorauer~ (IX. Bd., 2.
Heft)« wurde mir durch Briefwechsel mit ~Dr. Iwanowski~ in Petersburg
bekannt, dass er bereits früher durch die Filtrationsversuche mit
mosaikkranken Blättern von _Nicotiana_ zu demselben Resultat gekommen
war. Auch ~Beijerinck~ beschreibt im Centralblatt für Bacteriologie,
Parasitenkunde und Infectionskrankheiten, II^e Abth., pg. 27, 1899,
ähnliche Erscheinungen bei der Filtration durch Porzellanfilter. Weiter
sind die »voorloopige Mededeelingen over het Peh-sem of de Mozaiekziekte
in de Tabak te _Deli_« von ~Dr. van Breda de Haan~ (Teysmannia 9den
jaargang afl. 11-12) sehr interessant.]

[Fußnote J: Als Bemerkung möchte ich hier hinzufügen, dass die
veredelten Sorten von _Beta vulgaris_ nicht selten dunkelgrüne Flecken
in den Blättern zeigen mit den nämlichen Abweichungen, wie bei
_Nicotiana Tabacum_ beschrieben ist. Der Saft dieser gefleckten Blätter
konnte normal gebildete Exemplare von _Beta vulgaris_ nicht krank
machen. Das Auftreten dieser Flecken ist also von ganz verschiedener
Art wie bei _Nicotiana Tabacum_.]

[Fußnote K: Zuiger ist wohl mit »Geize« zu übersetzen, bezeichnet aber
nur die Seitenzweige, die aus den Achseln der abgenommenen Blätter sich
entwickeln.]



DRUCKFEHLER.


Seite  1 Zeile  4        von oben  lies  Versuchen  statt Proben.
  "    2   "   13         "  unten  "    Solanaceae   "   Solonaceae.
  "    2   "   12         "    "    "    Capsicum     "   Capiscum.
  "    3   "    5 und 14  "    "    "    versand      "   versandt.
  "    6   "    3         "  oben   "    Versuchen    "   Proben.
  "    7   "    3         "    "    "    zersetzt     "   analysiert.
  "   13   "   17         "    "    "    m.M.         "   c.m.
  "   17   "    1         "  unten  "    Hefezellen   "   Gährungszellen.
  "   19   "   13         "  oben   "    Nährboden    "   Nahrungsboden.
  "   23   "   12         "    "    "    fakultative Anaëroben
                         und Aeroben statt fakultative Anaëroben.
  "   23   "   16        von oben  lies fakultative Anaëroben
                         und Aeroben statt fakultative Anaëroben.
  "   37   "   14        von unten  lies fakultative Anaëroben
                         und Aeroben statt fakultative Anaëroben.

Anmerkungen zur Transkription:

    hochgestellte Zeichen als z.B. 10^{ten} präsentiert
    tiefgestellte Zeichen als z.B. C_{7} präsentiert
    mit _ Symbol ist kursiv gedruckter Text präsentiert
    mit = ist fett gedruckter Text präsentiert
    mit ~ Symbol ist gesperrt präsentiert
    Interpunktion Fehler gelöscht
    "ï" präsentiert als "i"
    gunstige korrigiert als günstige
    groszen korrigiert als grossen
    is korrigiert als ist
    gewönhnlich korrigiert als gewöhnlich
    Phloem korrigiert als Phloëm
    beiten korrigiert als beiden
    aüsseren korrigiert als äusseren
    Zersetsungsprodukte korrigiert als Zersetzungsprodukte
    Zersetsungen korrigiert als Zersetzungen
    Blelessig korrigiert als Bleiessig
    Zollen korrigiert als Zellen
    frisschen korrigiert als frischen
    letzere korrigiert als letztere
    mittgeteilt korrigiert als mitgeteilt
    allmälich korrigiert als allmählich
    letzere korrigiert als letztere
    was korrigiert als war
    einen korrigiert als einem
    ganzo korrigiert als ganze
    Weize korrigiert als Weise
    anäerobe korrigiert als anaërobe
    geimfpte korrigiert als geimpfte
    wio korrigiert als wie
    sorfältig korrigiert als sorgfältig
    Geerhter korrigiert als Geehrter
    ensteht korrigiert als entsteht
    ans korrigiert als an
    Laboratium korrigiert als Laboratorium
    Troztdem korrigiert als Trotzdem
    angenehnem korrigiert als angenehmem
    durchfallenden korrigiert als durchfallendem
    Bij korrigiert als Bei
    swach korrigiert als schwach
    wahrnemen korrigiert als wahrnehmen
    lasst korrigiert als lässt
    volendet korrigiert als vollendet
    kan korrigiert als kann
    herrgestellt korrigiert als hergestellt
    enstehen korrigiert als entstehen
    wurden korrigiert als worden
    missgetaltet korrigiert als missgestaltet
    gift korrigiert als Gift
    Schwamm-parenchym korrigiert als Schwammparenchym





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