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Title: Die Christliche Taufe - im Lichte der hl. Schrift und der Geschichte von der Zeit - ihrer Entstehung bis auf die Gegenwart
Author: Seefried, J.
Language: German
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*** Start of this LibraryBlog Digital Book "Die Christliche Taufe - im Lichte der hl. Schrift und der Geschichte von der Zeit - ihrer Entstehung bis auf die Gegenwart" ***


  ####################################################################

                     Anmerkungen zur Transkription

    Der vorliegende Text wurde anhand der 1914 erschienenen
    Buchausgabe so weit wie möglich originalgetreu wiedergegeben.
    Dies gilt insbesondere für eine Reihe von Orts- und Eigennamen in
    unterschiedlichen sowie in heute unüblichen Schreibweisen, welche
    nur dann harmonisiert wurden, wenn eine Variante im Text mehrmals
    auftritt, die andere dagegen nicht mehr als einmal. Offensichtliche
    typographische Fehler wurden stillschweigend korrigiert.

    Namen werden oft gesperrt gedruckt, allerdings nicht durchgehend.
    Dies wurde in der vorliegenden Fassung nicht vereinheitlicht.

    Die von der Normalschrift abweichenden Schriftschnitte wurden
    in der vorliegenden Fassung mit den nachfolgenden Sonderzeichen
    gekennzeichnet:

      fett:     =Gleichheitszeichen=
      gesperrt: +Pluszeichen+
      Antiqua:  ~Tilden~

    Das Caret-Symbol (^) kennzeichnet einen hochgestellten
    Einzelbuchstaben.

  ####################################################################



                        Die Christliche Taufe.



[Illustration: Der göttliche Lehrer.]



                                  Die

                           Christliche Taufe

                       im Lichte der hl. Schrift
           und der Geschichte von der Zeit ihrer Entstehung
                        bis auf die Gegenwart.

                                  Von

                             J. Seefried.

                            [Illustration]

                                               „Ein Herr, ein Glaube,
                                               eine Taufe“    Eph. 4, 5.

                            [Illustration]

             Internationale Traktatgesellschaft in Hamburg

    Basel Gland Budapest Watford Christiania Stockholm Helsingfors
     Riga S. Petersburg Konstantinopel New York Washington ~D. C.~
        College View Nashville Mountain View Port Hope Tacubaya
          São Bernardo Buenos Aires Santiago Kapstadt Lucknow
              Shanghai Tokio Soeul Warburton Cooranbong.

                              -- 1914. --



                       Alle Rechte vorbehalten.



Vorwort.


Welche hohe Bedeutung und große Tragweite Jesus der christlichen
Taufe beilegte, geht klar aus den Worten hervor, die der erhabene
Stifter derselben zu Johannes sprach, als er von ihm getauft zu werden
wünschte und sich dieser weigerte, nämlich: „Also gebühret es uns, alle
Gerechtigkeit zu erfüllen.“ Und daß dieselbe zur Seligkeit für den
einzelnen Menschen notwendig sei, sagt unser Herr und Heiland selbst:
„Wer da glaubet und getauft wird, der wird selig werden.“ Mark. 16, 16.

Vorliegende Abhandlung entstand in den knapp zugemessenen Stunden,
welche der Verfasser nicht gerade für seine Berufspflichten verwenden
mußte. Sie hat nicht die Aufgabe, einer neuen Auffassung von der
christlichen Taufe Bahn zu brechen oder des Verfassers persönliche
Ansicht und Ideen in die Öffentlichkeit zu bringen, sondern vielmehr
zu zeigen, welche Neuerungen und Änderungen an der Taufe seit Ablauf
des apostolischen Zeitalters im Laufe der Jahrhunderte vorgenommen
wurden, so daß dieselbe, wie sie in gegenwärtiger Zeit vollzogen wird,
durchaus keine Ähnlichkeit mehr mit der von Christo befohlenen und den
Aposteln ausgeübten Taufe hat, besonders was die Form anbetrifft. Durch
diese unberechtigten Eingriffe sterblicher Menschen in die vollkommenen
Verordnungen Christi ging die wahre Bedeutung der christlichen Taufe
verloren, und mit Frevlerhand wischte man den Glanz des Göttlichen
davon ab.

Die Hauptabsicht des Verfassers ging vor allem dahin, die Wahrheit,
wie sie uns in den Evangelien und den Briefen der Apostel über diesen
wichtigen Punkt gegeben ist, zum Ausdruck zu bringen. Und da ja die
hl. Schrift die einzige Autorität in Sachen der christlichen Religion
ist, hat er versucht, seine Ausführungen durch biblische Zeugnisse
zu begründen. Außerdem hielt er es für sachgemäß, häufige Zitate der
bedeutendsten Kirchenväter, Historiker und Theologen beizufügen, um der
behandelten Frage einen geschichtlichen Halt zu geben.

Während des Studiums der zahlreichen einschlägigen Werke, das der
Verfasser zum Behuf seiner Arbeit machte, konnte er wahrnehmen,
wie umfangreich dieses Thema ist. Doch war er genötigt, in seiner
Ausführung nur auf das Allerwichtigste einzugehen, um dieselbe in einer
gedrängten Form darzubieten.

Er übergibt nun dies Werk dem „Herzog unserer Seligkeit“ mit der
innigen Bitte, daß sein Segen es auf seinem Gang in die Welt begleiten
möge.

    =Der Verfasser.=



Inhaltsverzeichnis.

[Illustration]


                                                                   Seite

    Einleitung                                                        11

    Alttestamentliche Vorbilder der Taufe                             17

    Die Entstehung und Einsetzung der christlichen Taufe              22

    Der Zweck und die Bedeutung der Taufe                             27

    Die Vorbedingungen der Taufe                                      31

    Die Art und Weise der Taufe                                       56

    Ununterbrochene Spuren der Taufpraxis durch Untertauchung         75

    Die dreimalige Untertauchung                                     104

    Die Begießung und Besprengung                                    116

    Eine Menge unbiblischer Gebräuche bei der Taufe                  142

    Die gänzliche Entkleidung bei der Taufe                          156

    Materien, in und mit welchen getauft wurde                       159

    Die stellvertretende Taufe der Lebenden für die Toten            163

    Ist außer dem Glauben auch noch die Taufe zur Seligkeit
    notwendig?                                                       170

    Macht die Geistestaufe die Wassertaufe überflüssig?              173

    Die Kindertaufe                                                  176

    Haben die Apostel Säuglinge getauft?                             178

    Beschneidung und Taufe                                           192

    Das Dogma vom vorhandenen Glauben und dem hl. Geist in den
    Kindern und der Wiedergeburt durch die Taufe                     196

    Die Entstehung und Geschichte der Kindertaufe                    208

    Die Konfirmation                                                 227



Verzeichnis der Illustrationen.

[Illustration]


                                                                   Seite

    Der göttliche Lehrer                                       Titelbild

    Vorbild und Wesen                                                 19

    Gehet hin in alle Welt!                                           23

    Johannes, der Bußprediger und Täufer                              33

    Die Pfingstpredigt                                                37

    Christus und Nikodemus                                            41

    Paulus und Silas im Hause des Kerkermeisters                      45

    Johannes tauft Jesum im Jordan                                    61

    Philippus tauft den Kämmerer                                      67

    Inneres des Baptisteriums von San Giovanni im Lateran             79

    Ruine einer Taufkapelle zu Salona                                 83

    Ein Taufbecken aus neuerer Zeit                                   87

    Der Ottobrunnen in Pyritz                                         91

    Ein Taufbassin aus dem Anfang des 17. Jahrh. in Rynsburg
    bei Leyden                                                        97

    Eine Taufszene in Afrika                                         101

    Der Teich Bethesda                                               119

    Ein römisches Privathaus mit einem Badebassin im Hof             127

    Israels Durchgang durchs Rote Meer                               131

    Die Krankenbegießung                                             137

    Die stellvertretende Taufe der Lebenden für die Toten            167

    Jesus segnet die Kinder                                          181



Einleitung.


Der Gründer der wahren christlichen Religion und ihr Eckstein ist
Christus. Er, der die „Wahrheit“ selber ist (Joh. 14, 6), war der
Schöpfer all der dazu nötigen Einrichtungen. Als der von Gott gesandte
Lehrer (Joh. 3, 2) war er der unfehlbare Stifter der göttlichen Lehr-
und Glaubenssätze. Er war der Verordner alles dessen, was der Mensch
zu glauben und zu befolgen hat, um ein Kind Gottes zu sein und selig
zu werden. Und damit der Mensch in dieser Hinsicht nicht im Dunkeln
und in banger Ungewißheit gelassen werden sollte, ließ es der allweise
Gott durch Männer, die er durch seinen Geist erleuchtete, in das Buch
der Bücher aufzeichnen, damit die Bibel für all die Jahrtausende
den nachfolgenden Geschlechtern als Richtschnur und Grundlage ihres
Glaubens dienen sollte. Eine Lehre oder ein Glaube, der auf einer
anderen Basis aufgebaut wird, ist irdisch und menschlich und ist mit
Recht zu verwerfen. Christus selbst benutzte dieses göttliche Buch,
als er hier auf Erden wandelte, um all die spitzfindigen Fragen, die
von seiten der Pharisäer und Schriftgelehrten an ihn gestellt wurden,
zu beantworten. Daraus zeigte er den suchenden Seelen den Weg des
Lebens. Mit diesem Wort, dem Schwert des Geistes, kämpfte er gegen den
größten Erzfeind aller Wahrheit -- Satanas -- und behielt den Sieg.
Matth. 4, 1-11. Für all seine Lehren berief er sich immer wieder auf
das A. Testament. Er war sich voll und ganz bewußt, daß es sich hier
um heilige Güter handle, die den Menschen verloren gegangen waren,
und daß es seine Aufgabe sei, sie ihnen wiederzubringen und weiter zu
entfalten. Er kam, um ihnen eine tiefere Erkenntnis und ein besseres
Verständnis von dem zu geben, „+was Gott geredet+ durch seine
Knechte, die Propheten“. So hören wir ihn immer wieder mit der tiefsten
Ehrfurcht und mit heiligem Ernst sagen: „Also hat Mose geredet“; „so
stehet es geschrieben im Gesetz, in den Propheten und in den Psalmen“;
„also sagt Joel“; „so weissagt der Prophet Jesaja, ein Jeremia und
ein Daniel“; „also spricht David durch den Geist“ und schließlich:
„wer an mich glaubt, +wie die Schrift sagt+, von des Leibe werden
Ströme des lebendigen Wassers fließen“. Bei Jesus galt keine Ansicht
und Meinung der Menschen; ihm war nur heilig, wahr und echt, „was Gott
geredet hat“. Sein tägliches, inbrünstiges Gebet zu seinem himmlischen
Vater für seine Nachfolger war: „Heilige sie in deiner Wahrheit; dein
Wort ist die Wahrheit.“ Joh. 17, 17.

Nachdem Christus sein Werk auf Erden vollbracht hatte, übertrug er das
Lehramt, die Verkündigung des Evangeliums, seinen zwölf Jüngern.[1] Sie
waren ja diejenigen, die den Herrn seit der Taufe überall begleiteten
und seine eigenen Worte vernommen hatten. Christus war ihr Lehrer,
der sie unterrichtete und ausbildete, um seine Boten zu sein. Sie
waren die Träger und die +reinsten Quellen der Christuslehre+.
Ihr Predigt- und Lehrbuch waren die Bücher des A. Testaments. Es war
in jenen Tagen in der christlichen Urgemeinde ein Glaube, der sich
auf Gottes Wort gründete und der die Kraft hatte, die Bekenner aufs
innigste zu verbinden. Ein Arm der rettenden Erbarmung umschlang sie.
An einem Busen ruhten sie alle. Eine Straße pilgerten sie; einer Heimat
eilten sie rastlos zu, um ewig bei dem Herrn zu sein. In einem Buche
forschten und suchten sie täglich, um mit Gott und seinem Heilsplan,
mit der Lehre Jesu, besser bekannt zu werden, um darnach zu tun
und selig zu werden. Sie versammelten sich oft, aber nicht, um über
Geheimnisse zu brüten, die keiner zu ergründen vermag, weil der Herr
sie verborgen hält, sondern sie redeten von himmlischen Dingen, die
für ihr Seelenheil einen praktischen Wert hatten. Man betete, aber
keine erlernten Gebetsformen, -- hier sprach die Inbrunst des Herzens.
Da wurde keine Kritik am Worte Gottes geübt; da war kein Zank über
Glaubenssachen, keine Mutmaßung, keine spitzfindige Untersuchung.
Für sie war die Bibel ein göttliches Buch, ewig und vollkommen, wie
Gott selber ist, sie allein war die Richtschnur und Grundlage ihres
Glaubens. Die Apostel beteten zu Gott für die Gemeindeglieder, daß er
sie in diesem Glauben erhalten möge; die Gläubigen beteten wiederum für
die Apostel, daß er seinen Knechten Freudigkeit gebe, zu reden sein
Wort. Apg. 4, 29. -- Dies ist der Geist, der die erste Christengemeinde
beseelte.

Die erste Wendung in der Einheit der Gläubigen kam, als die Menge der
Bekehrten immer mehr wuchs. Da nicht nur Juden sondern auch Heiden in
die Gemeinschaft der Gläubigen aufgenommen wurden, entstand zunächst
die Frage, ob auch die Heiden sich nach dem mosaischen Gesetze
beschneiden lassen müßten, um als wirkliche Bekenner Christi angesehen
zu werden. Diese Frage wurde auf dem Apostelkonzil zu Jerusalem ums
Jahr 52 dahin entschieden, daß die Beschneidung bekehrter Heiden
nicht nötig sei, um zum Leibe Christi zu gehören. Apg. 15. Als aber
das Evangelium zu Völkern mit ganz verschiedener Erkenntnis, andern
Neigungen und Sitten drang und allenthalben christliche Gemeinden
entstanden, da mußten die Apostel doppelte Sorgfalt darauf verwenden,
daß die Reinheit des Christenglaubens, die Gebräuche beim Gottesdienst,
die Begriffe und Vorstellungen der Person Jesu, vom Abendmahl und
von der Taufe keine Abweichungen erlitten. Paulus, sowie auch die
übrigen Apostel haben mit aller Kraft ihres ethischen Geistes auch
dafür gekämpft. Wohl regte sich trotz aller Wachsamkeit treuer Hirten
schon „das Geheimnis der Bosheit“ in den Tagen des Apostels Paulus.
2. Thess. 2, 7. Ein Hymenäus und Alexander stellten schon damals
falsche Lehrbegriffe mit solchem Erfolg auf, daß sie „wie der Krebs“
um sich fraßen. 1. Tim. 1, 3-7. 19. 20; 2. Tim. 2, 16-18. Aber diese
Keime späteren Abfalls wurden in ihrer Entfaltung noch durch das
kräftige Auftreten erleuchteter Apostel niedergehalten. Die christliche
Urgemeinde stieß solche störende Elemente noch ab, schloß ihre
offenbaren Anhänger noch aus ihrer Mitte; sie konnte „die Bösen“ damals
noch nicht tragen. Offb. 2, 2; 2. Joh. 9. 10. Die Lehre blieb deshalb
während der apostolischen Zeit innerhalb der christlichen Urgemeinde
eine biblische, reine und einheitliche.

Aber wie anders ist nach diesem bald alles geworden! Im Geiste schaute
schon der Apostel Paulus die Zeit, wo Spaltungen, verderbliche
Irrlehren die Gemeinde Gottes durchseuchen würden. Deshalb mahnte er
bei seinem Abschied zu Milet: „Denn das weiß ich, daß nach meinem
Abschied werden unter euch kommen greuliche Wölfe, die der Herde nicht
verschonen werden. Aus euch selbst werden aufstehen Männer, die da
verkehrte Lehren reden, die Jünger an sich zu ziehen.“ Apg. 20, 29. 30.

Schon am Ende des 2. Jahrh., in den Tagen Tertullians, fing die
sogenannte Überlieferung an, eine Rolle zu spielen, Neuerungen
entstanden, neue Namen und Lehrgebräuche tauchten auf. Demgemäß
berichtet auch Redenbacher: „Es taten sich auch im 2. und 3. Jahrh.
mancherlei Irrtümer auf; es kamen die Gnostiker auf, welche mit dem
schlichten Christenglauben nicht zufrieden waren, sondern noch eine
viel höhere und tiefere Erkenntnis haben wollten.“[2] Die darauf
folgende Erhebung der Großkirche und Anerkennung von seiten der
Staatsmacht brachte eine Flut von Verderbnis. Das Heidentum hielt
seinen siegreichen Einzug in die Großkirche, und Götzendienst
und Aberglaube traten an die Stelle der Einfalt und Einheit des
Urchristentums. -- Da war fürwahr die verabscheuungswürdige Zeit
gekommen, die Paulus schon ankündigte: die Zeit, da sie die heilsame
Lehre nicht mehr leiden wollten, sondern sich nach ihren eigenen Lüsten
eine Lehre schufen, nach der ihnen die Ohren juckten und sich von der
biblischen Wahrheit zu menschlichen Fabeln kehrten. 2. Tim. 1, 3. 4.

Mit Schauder liest man die Geschichte späterer Jahrhunderte, die Taten
der herrschenden Ungerechtigkeit, der blutigen Grausamkeit, wo man das
Schwert des Christen gegen Christen führte, der verschwenderischen
Prunksucht, der ekelhaften Wollust, welche von den Häuptern einer
gefallenen Großkirche ohne Scham und Scheu vollzogen wurden. Kaiser,
Könige, Fürsten und viele ehrwürdige weise Glieder der Kirche eiferten
dagegen, um diesem Unwesen und dieser Gottlosigkeit Schranken zu
setzen, aber -- vergebens! Mancher fromme Diener des Herrn, welcher
aus Gottes Wort die Erkenntnis des Besseren erworben hatte, wurde für
seine Kühnheit, mit der er die Laster der Priester oder den Mißbrauch
der Kirche strafte, in den Kerker geworfen, des Christennamens unwürdig
erklärt und aus dem Schoß der Kirche gestoßen. Man hat solche, weil
sie die biblische Wahrheit und die Tugend predigten, für Ketzer
erklärt und des Todes würdig gefunden. So wurde z. B. auf der Synode
zu Toulouse im Jahre 1299, Kanon 14, beschlossen: „Die Laien dürfen
die Bücher des A. und N. Testamentes nicht besitzen.“[3] Man nahm dem
Volke die Bibel -- die Grundlage des Christentums -- und gab ihm dafür
erdichtete Überlieferung und menschliche Satzungen. Päpste, Kardinäle,
Bischöfe und Priester gaben sich alle erdenkliche Mühe, um „in den
Gläubigen einen +heilsamen Schauder vor solch giftigem Lesen der
Bibel+ zu erwecken“.[4] „Hier und dort drangen die Inquisitoren
unversehens in die Häuser ein; alle irgend Verdächtigen wurden
ergriffen, in scheußliche Kerker geworfen, durch die schauderhaftesten
Torturen zum Geständnis der Ketzerei gezwungen und dann zum Gerichte
des Feuertodes verurteilt.“ „Zahllos loderten die Scheiterhaufen, und
die Exekution ging immer mit großer Feierlichkeit im Beisein hoher
Herren und ungeheurer Volksmassen vor sich. Der Widerrufenden wartete
lebenslängliche Haft.“[5]

Das waren die Mittel, die man anwandte, um all den Irrlehren, den
Neuerungen und den unbiblischen Lehr- und Glaubenssätzen -- zu denen
auch die falsche Lehre betreffs der Taufe zu rechnen ist -- ihre
Geltung in der Kirche zu verschaffen.

Der Kampf zwischen Wahrheit und Irrtum besteht ja, seit die Sünde
in der Welt ist, und er wird von Tag zu Tag größer. In unserer
gegenwärtigen Zeit genügt es nicht, nur die Wahrheit zu lehren, nein,
man muß auch den Irrtum zeigen und bekämpfen, besonders da, wo er im
Gewande der Wahrheit einherschleicht. Zeigen muß man die Entstellung
der Wahrheit und den Ursprung solcher Entstellung nachweisen. Das
soll nun die Aufgabe der nachfolgenden Darstellung mit Bezug auf die
christliche Taufe sein.

Möge uns der Herr bei der näheren Betrachtung dieser Frage mit
seiner göttlichen Weisheit zur Seite stehen und uns seinen hl. Geist
verleihen, der uns in „+alle+ Wahrheit leite“.



Alttestamentliche Vorbilder der Taufe.

Bevor die Taufe in der Christenheit als neutestamentliche Verordnung
zur Anwendung kam, wurde dieselbe schon im A. Testament

durch mancherlei Waschungen vorgebildet.

So z. B. mußte sich der Aussätzige in reinem Wasser baden. „Der
Gereinigte aber soll“, so lautete des Herrn Befehl, „seine Kleider
waschen.... und sich +mit Wasser baden+, so ist er rein.“[6]
Auch bei sonstigen Verunreinigungen, wie sie uns in 3. Mose 15; 17,
15. 16; 22, 6 und 4. Mose 19, 19 beschrieben werden, war Waschung
und Baden vorgeschrieben. Am besten wird uns aber die Taufe durch
die Priesterweihe vorgebildet und veranschaulicht. Gott gebot Mose:
„Und sollst Aaron und seine Söhne vor die Tür der Hütte des Stifts
führen und +mit Wasser waschen+.“[7] So wie wir als Priester
des N. Bundes (1. Petri 2, 5. 9) durch die Taufe in die Gemeinde des
Herrn aufgenommen werden (1. Kor. 12, 13; Gal. 3, 28), so mußte der
Einzuweihende, ehe er in das Heiligtum zugelassen werden durfte,
vor der Tür der Stiftshütte erscheinen, wo dann die Waschung an ihm
vollzogen wurde. Nach der Waschung wurden die Priester mit Öl gesalbt.
Auch diese Handlung war eine vorbildliche, und sie bezeichnet so
recht die Erteilung des hl. Geistes nach der Taufe im N. Testament.[8]
Und wie im N. Bunde nur gläubige und getaufte Glieder am Abendmahl
teilnehmen dürfen, so konnte der Priester des A. Bundes erst dann
sich dem Tische der Schaubrote nahen und davon genießen, wenn er der
Verordnung der Waschung nachgekommen war. Der Gewaschene oder dem Herrn
Geweihte sollte von nun ab ein anderer, ein höherer Mensch sein. Er
mußte neue Kleider anlegen (2. Mose 40, 13; 3. Mose 8, 7) zum Zeichen,
daß er auch seiner Denkart nach ein +neuer Mensch+ geworden sei.
Um den neutestamentlichen Ausdruck zu gebrauchen, mußte er von nun an
„in einem neuen Leben wandeln“.[9] Er mußte sich mit all seinen Gaben
dem Dienste des Herrn weihen. Das Weltliche und Irdische, der Reiz und
Tand dieser Welt durfte in seinem Herzen keinen Raum finden, er sollte
vielmehr für diese Dinge tot und empfindungslos sein. Sein Dichten und
Trachten mußte höher und idealer, nämlich auf das gerichtet sein, „was
droben ist, da Christus ist, nicht nach dem, das auf Erden ist“.[10]

Diese verschiedenen Waschungen nennt Paulus in Ebr. 9, 10 „mancherlei
Taufen, die bis auf die Zeit einer besseren Verfassung“ bestanden,[11]
d. h. bis Christus kommen und an Stelle der Schatten und Vorbilder das
Wesen, das Wahrhaftige, setzen würde. Durch das Ritualgesetz konnte
nur eine fleischliche, äußerliche und sinnbildliche Reinigung und
Heiligkeit bewirkt werden. Das Sinnbildliche war notwendig, um den
Menschen an daß Wahrhaftige zu erinnern, an sich konnte es das nicht
wirklich mitteilen, denn es war ja nur ein Schatten, ein schwacher
Schimmer und Abglanz der vollkommenen Offenbarung des Wesens und
der wirklichen Dinge.[12] Daher heißt es in Ebr. 10, 9: „Da sprach er
[Jesus]: „Siehe, ich komme, zu tun, Gott, deinen Willen.“ Da hebet er
das erste [den Schatten, die Vorbilder] auf, daß er das andre [das
Wesen und das Wahrhaftige] einsetze.“

[Illustration: Vorbild und Wesen.]


Die Arche in der Flut und Israels Durchgang durchs Rote Meer als
Vorbilder der Taufe.

Petrus kommt in 1. Petri 3, 20. 21 auf die Sintflut zu sprechen und
bezeichnet die Arche in der Flut als ein Vorbild der Taufe. Die
Langmut Gottes wartete hundertundzwanzig Jahre, während Noah die Arche
baute, „in welche eingehend wenige, das ist acht Seelen durch Wasser
hindurchgerettet wurden“. Durch die Arche wurden Noah und die Seinen
sicher durch das Wasser hindurchgetragen. Sie war somit das Mittel,
wodurch Noah gerettet wurde, „welches Gegenbild auch euch jetzt
errettet, das ist die Taufe“.[13]

Ein weiteres Vorbild der neutestamentlichen Taufe wird uns in dem
Durchgang Israels durchs Rote Meer gegeben. Paulus schreibt: „Ich
will euch aber, lieben Brüder, nicht verhalten, daß unsere Väter sind
alle unter der Wolke gewesen, und sind alle durchs Meer gegangen, und
sind alle auf Mose getauft mit der Wolke und mit dem Meer.“[14] Mose
streckte auf Gottes Geheiß seinen Stab aus, und das Wasser türmte sich
zur Rechten und zur Linken wie eine Mauer auf und bildete somit ein
tiefes Grab; über ihnen die Wolke als Decke.[15] Auf diese Weise waren
die Israeliten im Meer und in der Wolke gänzlich begraben, welches ja
den vollen Sinn von Taufen, d. h. Untertauchen gibt.



Die Entstehung und Einsetzung der christlichen Taufe.


Unter den alltäglichen Übungen des Lebens verlieren manche ehrwürdigen
Stiftungen und religiösen Gebräuche nicht selten ihre hohe und
heilige Bedeutung. Die Gewohnheit wischt sehr oft den Glanz des
Göttlichen von ihnen ab und macht das Heilige gemein. Ja, man ist
in unserer Zeit sogar sehr geneigt, mit leichtsinnigem Scherz die
göttlichen Verordnungen zu entweihen und alle feierlichen Handlungen,
die auf Christum hinweisen, entbehrlich zu finden. Verleitet durch
einen falsch verstandenen Begriff von „Aufklärung“ oder durch den
abergläubischen Mißbrauch der Masse, die zuletzt unter Religiosität
nur noch gewissenhafte Übungen äußerlicher Gebräuche versteht, zum
Unwillen gereizt, glaubt sich mancher berechtigt, auf alle göttlichen
An- und Verordnungen mit Geringschätzung herabblicken zu können und
dieselben zu einem „menschlichen Machwerk“ zu stempeln. Es ist deshalb
gut, daß wir aus einst ehrwürdigen, nun aber gleichgültig gewordenen
Verordnungen der Kirche Christi köstliche Erinnerungen erwecken, damit
wir nicht daß Himmlische gefühllos und kalt zu einer gemeinen oder wohl
gar lästigen bürgerlichen Verpflichtung hinabsinken lassen, sondern uns
die religiösen Handlungen mehr als eine tote und leere Zeremonie sind.

[Illustration: Gehet hin in alle Welt!]

Daher ist es vor allem nötig, uns darüber klar zu werden, woher
die christliche Taufe stammt, ob Gott oder sterbliche Menschen sie
einsetzten. Um dies festzustellen, müssen wir zur Bibel greifen, in
der uns der allweise Gott durch ihm geweihte Männer diese wichtigen
Verordnungen als ewige Denkmäler aufzeichnen ließ. In ihr finden
wir den gewissen Grund wahrer Lehre, und nach den in ihr von Gott
niedergelegten Bestimmungen müssen wir ihm dienen und ihn verehren.[16]
Sie allein ist unser Leitstern, der uns durch den Wirrwarr menschlicher
Überlieferungen hindurchhilft.

Bevor Christus seinen Jüngern den Befehl erteilte, hinzugehen, um aller
Welt das Evangelium zu predigen und die an ihn gläubig gewordenen
Seelen zu taufen, war die Taufe bereits in Anwendung gebracht worden.
Sie war von Gott Johannes, dem Vorläufer Christi, als ein Teil des
großen Werkes, zu welchem er vom Herrn berufen war, anbefohlen. Wenn
dieser von Gott sprach, so bezeichnete er ihn als den, der ihn sandte
zu predigen Buße und „zu taufen im Wasser“.[17] Auch Christus hatte
nach Antritt seines Lehramtes seine kleine Jüngerschar angeleitet,
diejenigen, die seinen Predigten lauschten, ihre Sünden bekannten und
ihn im Glauben annahmen, zu taufen.[18] Aber die bestimmte Einsetzung
der christlichen Taufe geschah von seiten Christi, und zwar +nach
seiner Auferstehung+ von den Toten. Kurz vor seiner Himmelfahrt
versammelte er seine Jünger, die Pfeiler der neutestamentlichen
Gemeinde, und gab ihnen den feierlichen Auftrag: „Gehet hin in alle
Welt und prediget das Evangelium aller Kreatur. Wer da glaubet und
getauft wird, der wird selig werden; wer aber nicht glaubet, der wird
verdammt werden.“[19] Noch genauer gibt uns Matthäus das Wort: „Gehet
hin,“ heißt es da, „und lehret alle Völker, und taufet sie im Namen
des Vaters und des Sohnes und des hl. Geistes, und lehret sie halten
alles, was ich euch befohlen habe. Und siehe, ich bin bei euch alle
Tage bis an der Welt Ende.“[20]

Von dieser Zeit an blieb die Taufe eine der wichtigsten Handlungen der
Christenheit. Ganze Scharen traten in die Ströme, um von geweihten
Händen die Christenweihe zu erhalten.[21] Sogar Könige stiegen von
ihren Thronen, um die Taufe, das äußere Zeichen des Bundes, zu
empfangen. Jesu Geist beseelte Völker und Fürsten, und der Glaube an
ihn, an sein herrliches Evangelium und an seine Lehren verbreitete sich
wie ein Lauffeuer über die entferntesten Länder des Erdballs.



Der Zweck und die Bedeutung der Taufe.


Nach den Schreibern des N. Testaments erfüllt die Taufe einen ganz
bestimmten Zweck, und klar reden sie bei verschiedenen Anlässen von
der hohen Bedeutung derselben. Doch verwandelte man sie später durch
die Vorstellung von der Natur und der Wirksamkeit der Taufe in ein
abergläubisches Zaubermittel. So ist nach +Cyrill von Jerusalem+
(gest. 386) die Taufe „das Lösegeld der Gefangenen, der Ablaß der
Missetaten, der Tod der Sünde, die Wiedergeburt der Seelen, das
glänzende Kleid, das heilige, unverbrüchliche Siegel, der Wagen zum
Himmel, die Freude des Paradieses, die Erwerbung des Reiches, die Gabe
der Kindschaft“.[22] +Basilius der Große+ (gest. 379) bedient
sich derselben Bilder und Ausdrücke.[23] Und +Gregor von Nazianz+
(gest. 390) nennt die Taufe eine „Erleuchtung, eine Flut, wodurch die
Sünde vertilgt wird, eine Teilnahme am Lichte, eine Verscheuchung
der Finsternis, eine Vollendung des Verstandes, einen Schlüssel zum
Himmel“.[24] Diese geschmückte und übertriebene Schilderung von den
Vorzügen und Wirkungen der Taufe zeigt, daß dieselbe als einzige
Grundbedingung zur Seligkeit gemacht wurde. Sie wurde als „Sakrament“
im höchsten Grade überschätzt, welches, wie wir noch sehen werden, der
Bibel völlig fremd ist.

Andere kirchliche Parteien wiederum legten der Taufe gar keinen Wert
bei, hielten dieselbe als eine nur äußere Form, und es wäre ganz
gleichgültig, in welcher Weise sie vollzogen und ob sie überhaupt
befolgt werde oder nicht. Sie betrachten diese Einrichtung als ein
lästiges Joch und behalten sich das Recht vor, dieselbe nach Gutdünken
zu ändern. Sie brauchen ein System, das ihnen die Auserwählung,
Begnadigung und Seligkeit leicht und bequem gewährt; haben sie diese,
so machen ihnen biblische Forderungen keine Sorgen. Wir sehen somit,
daß der Taufe in beiden Lagern ein Platz angewiesen wurde, den sie
weder von Jesu noch den Aposteln erhielt. Es ist deshalb von großer
Wichtigkeit, den Zweck ihrer Stiftung sowie ihre Bedeutung im Lichte
der hl. Schrift zu betrachten.

Durch die Taufe bezweckt Gott zunächst, sich mit seinem Volk eng zu
verbinden. Sie bedeutet „nicht das Abtun des Unflats am Fleisch“,
sondern wir schließen durch sie den „Bund eines guten Gewissens mit
Gott“.[25] Wir haben in der Taufe „Christum angezogen“ und sind durch
diesen Akt erbberechtigt. „Seid ihr aber Christi, so seid ihr ja
Abrahams Same und nach der Verheißung Erben.“[26] Wir erklären durch
sie öffentlich, daß wir von nun an Christo nachfolgen, ihm allein
gehorchen und ein Christo ähnliches Leben führen wollen. Durch die
Taufe werden wir auch in die Gemeinde aufgenommen. Sie bezweckt somit
auch die Vereinigung der Gläubigen und ihr harmonisches Zusammenwirken.
Die Getauften gehören nun dem Leibe Christi an, sie sind Brüder
geworden, alle Unterschiede des Lebens haben für sie aufgehört. „Denn
wir sind durch einen Geist alle +zu einem Leibe+ getauft, wir
seien Juden oder Griechen, Knechte oder Freie, und sind alle +zu
einem Geist+ getränket.“[27]

Die hohe Bedeutung der Taufe wird uns durch Paulus in Röm. 6, 3-5
klar veranschaulicht, indem er schreibt: „Wisset ihr nicht, daß alle,
die wir in Jesum Christ getauft sind, die sind in seinen Tod getauft?
So sind wir ja mit ihm begraben durch die Taufe in den Tod, auf daß,
gleichwie Christus ist auferweckt von den Toten durch die Herrlichkeit
des Vaters, also sollen auch wir in einem neuen Leben wandeln. So wir
aber samt ihm gepflanzet werden zu gleichem Tode, so werden wir auch
seiner Auferstehung gleich sein.“ Und in Kol. 2, 12 lesen wir: „Indem
daß ihr mit ihm begraben seid durch die Taufe; in welchem ihr auch seid
auferstanden durch den Glauben, den Gott wirket, welcher ihn auferweckt
hat von den Toten.“ Die Taufe bedeutet nach dieser Darstellung das
+Begräbnis+ und die +Auferstehung+ Christi. In der rechten
Taufhandlung sieht jedermann in dem Begraben des Täuflings unter
dem Wasser das Begräbnis Christi, und in dessen Emporheben aus dem
Wassergrab die Auferstehung Christi. Wir geben uns in der Taufe Christo
hin, wobei die Wirkung seines Todes und seiner Auferstehung auf uns
übergeht, wie dies in dieser Handlung ja so sinnreich ausgedrückt ist.
Für uns bedeutet sie ein Ablegen des alten Lebens, das Kreuzigen oder
Sterben des alten Menschen und das Nehmen des Lebens des Heilandes, in
welchem wir auferstehen, um hinfort in einem neuen Leben zu wandeln.
Erfahrungsgemäß konnte deshalb Paulus sagen: „Ich bin mit Christo
gekreuziget. Ich lebe aber; doch nun nicht ich, sondern Christus lebet
in mir. Denn was ich jetzt lebe im Fleisch, das lebe ich in dem Glauben
des Sohns Gottes, der mich geliebet hat und sich selbst für mich
dargegeben.“[28] Und ermahnend schreibt der Apostel an die Kolosser:
„Seid ihr nun mit Christo auferstanden, so suchet, was droben ist, da
Christus ist, sitzend zu der Rechten Gottes. Trachtet nach dem, das
droben ist, nicht nach dem, das auf Erden ist. Denn ihr seid gestorben,
und euer Leben ist verborgen mit Christo in Gott.“[29] „Darum, ist
jemand in Christo, so ist er eine neue Kreatur; das Alte ist vergangen,
siehe, es ist alles neu worden.“[30]

Leider hat man diese Handlung durch die spätere Einführung der
Besprengung ihrer Bedeutung völlig beraubt und auf diese Weise das
göttliche Andenken an die Auferstehung Christi vernichtet.

[Illustration]



Die Vorbedingungen der Taufe.


Sahen wir im vorhergehenden, von wem und zu welcher Zeit die
christliche Taufe eingesetzt wurde, so wollen wir in diesem Abschnitt
zeigen, welches die Vorbedingungen waren, die man an solche Personen
stellte, die da wünschten, getauft zu werden.


Zur Zeit Christi und der Apostel.

Hierbei wird es am besten sein, wenn wir alle Stellen des N.
Testaments, die uns von einer Taufe berichten, einer genauen
Untersuchung unterziehen. Die erste dieser Stellen wäre in Matth. 3, wo
uns eine genaue Beschreibung von der Taufe des Johannes gegeben wird.
Da lesen wir: „Zu der Zeit kam Johannes der Täufer und predigte in
der Wüste des jüdischen Landes und sprach: Tut Buße, das Himmelreich
ist nahe herbeikommen! Da ging zu ihm hinaus die Stadt Jerusalem und
das ganze jüdische Land und alle Länder an dem Jordan und ließen sich
taufen von ihm im Jordan und bekannten ihre Sünden.“[31] Johannes war
ein Bote des Herrn, der dem Lamm Gottes den Weg bereiten sollte.[32]
Er hatte die Aufgabe zu predigen und zu taufen.[33] Es ist aber
beachtenswert, daß er von seinen Taufbewerbern +vor ihrer Taufe+
etwas ganz Bestimmtes verlangte, nämlich „Buße“ (Sinnesänderung).
„Johannes sagte dem Volk,“ so berichtet uns Paulus, „daß sie sollten
+glauben+ an den, der nach ihm komme, das ist an Jesum, daß der
Christus sei.“[34] Also Glaube an Christum und sein Evangelium sowie
„rechtschaffene Frucht der Buße“ (Matth. 3, 8), d. h. lebendige,
untrügliche Beweise wirklicher Sinnesänderung mußten der Taufe stets
vorangehen. Johannes wies die Pharisäer und Sadduzäer von sich und
taufte sie nicht, weil sie „Gottes Rat verachteten“ und diesen
göttlichen Anforderungen nicht nachkamen.[35] Johannes taufte also
niemand (ausgenommen Christum) als nur reuige und bußfertige Sünder.

Demgemäß bemerkt ~Dr.~ +Erskine+: „Die Taufe Johannes wurde
die +Taufe der Buße+ und die Taufe zur Buße genannt, weil er
von allen, die er zur Taufe ließ, ein Bekenntnis der Buße verlangte
und sie zu einem Leben ermahnte, welches die Wahrheit ihrer Buße
beurkundete.“[36]

Ferner bemerkt +Scott+ zu dieser Stelle: „Erwachsene Juden,
welche Buße und Neigung bekannten, Untertanen des Reiches des Messias
werden zu wollen, waren, soweit wir urteilen können, allein die
Personen, welche Johannes zur Taufe zuließ.“[37] Und +Origenes+,
der alexandrinische Kirchenlehrer in der ersten Hälfte des 3. Jahrh.,
sagt: „Es ist sehr nötig zu bemerken, daß sowohl Matthäus als Markus
sagen, das ganze jüdische Land und die von Jerusalem „+bekannten ihre
Sünden+“ und wurden darauf getauft. Matthäus aber erwähnt noch der
Pharisäer und Sadduzäer, die zu seiner Taufe kamen, aber nicht ihre
Sünden bekannten und deshalb von Johannes Schlangen und Otterngezüchte
genannt wurden.“

[Illustration: Johannes, der Bußprediger und Täufer.]

In demselben Kapitel, Matth. 3, 13-17, wird uns von der Taufe Jesu
erzählt, wie er aus Galiläa an den Jordan zu Johannes kam und sich
von ihm taufen ließ. Hier war kein Unterricht, keine Belehrung und
Predigt notwendig und keine Buße erforderlich. Hier hatte es
Johannes mit keinem Sünder zu tun, es war der Herr der Herrlichkeit,
das heilige, unschuldige und unbefleckte Gotteslamm selber. Als der
Stifter der heiligen Taufe stieg er selbst in den Strom und ließ sich
in seine Fluten senken, um allen seinen Nachfolgern ein Beispiel des
Gehorsams zu geben. Als das Haupt seines Leibes und Vorbild seines
Volkes rief er allen zu: „Also gebührt es uns, alle Gerechtigkeit zu
erfüllen“ (Matth. 3, 15); ja, es gebühret uns allen ohne Ausnahme, in
Gottes Geboten und Ordnungen zu wandeln.

Bei seiner Taufe, mit himmlischer Kraft und dem Geiste Gottes erfüllt,
trat Jesus das große, vom Vater ihm aufgetragene Werk an. Er kam,
um das Verlorene zu suchen und selig zu machen.[38] Er kam, um der
gottentfremdeten Menschheit den Willen des Vaters zu offenbaren und
ihnen zu sagen, was sie zu tun hätten, um gerettet und Kinder des
Allerhöchsten zu werden.[39] Er fing an, das Evangelium vom Reich
zu predigen und sprach: „Tut +Buße+ und +glaubt+ an das
Evangelium.“[40] Wer nicht „+von neuem geboren+“ wird, der
kann das Reich Gottes nicht sehen.[41] Welches Herz sich nun dieser
Botschaft öffnete, Buße tat, seine Sünden bekannte und Jesum im Glauben
aufnahm, wurde von den Jüngern des Heilands getauft.[42] Das beweist,
daß auch Jesus „Glaube“ und „Buße“ +vor+ der Taufe forderte.

Die nächste Stelle wäre die in Matth. 28, 19. 20. Sie berichtet uns,
wie Jesus seine Apostel vor der Himmelfahrt auf einem Berge Galiläas
versammelte und ihnen den wichtigen Befehl gab, zu predigen und zu
taufen. Aber der unfehlbare Gesetzgeber vergaß bei dieser Gelegenheit
nicht, seinen Jüngern auch zugleich die Personen zu bezeichnen, an
denen sie die heilige Verordnung vollziehen sollten. „Gehet hin,“ rief
er in der Stunde seiner Verherrlichung den Aposteln zu, „gehet hin und
lehret alle Völker, und taufet sie im Namen des Vaters und des Sohnes
und des hl. Geistes; und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen
habe.“ „Wer da +glaubet+ und +getauft+ wird, der wird selig werden; wer
aber nicht glaubet, der wird verdammt werden.“[43] Die Worte unseres
Meisters sind so einfach und klar, daß sie nicht mißverstanden werden
können. Den Menschen muß also nach Jesu Anordnung zuerst das Evangelium
gepredigt werden, sie müssen zuvor belehrt werden, unter welchen
Bedingungen sie Jünger Jesu werden können.[44] Wenn sie dann aufrichtig
glauben, so sollen sie als Siegel die Taufe empfangen. „Das Evangelium
hören, hilft nicht,“ sagt +Goßner+, „wenn zum Hören nicht der Glaube
hinzukommt, wenn das Gehörte nicht im Glauben mit Zuversicht aufgefaßt
und durch den Gehorsam des Glaubens angeeignet wird. Wer es aber so
auffaßt und annimmt, als wäre es vom Himmel gefallen, -- wer es so tief
in sein Herz fallen läßt und festhält als den größten Schatz, für den
er alles hingibt, -- der soll getauft werden.“[45]

Lukas, der Verfasser der Apostelgeschichte, berichtet uns von der
Ausbreitung des ewigen Evangeliums nach der Himmelfahrt des Heilandes
und der Gründung von christlichen Gemeinden unter Juden und Heiden.
Er erzählt uns von vielen Taufhandlungen, welche die Apostel und
andere Diener des Herrn im Auftrage ihres Meisters ausführten.[46] Er
begleitete Paulus von Troas aus auf seiner zweiten Missionsreise, wo
er Augenzeuge von Taufen an Neubekehrten sein durfte.[47] Der Gedanke,
der ihn bei der Abfassung dieses Geschichtswerkes beseelte, war, der
Nachwelt einen „gewissen Grund“ (Bericht) von dem Anfang und der
Ausbreitung des Christentums zu geben.[48]

[Illustration: Die Pfingstpredigt.]

Sehr auffallend ist es aber, mit welcher besonderen Genauigkeit er
die Anforderung der Apostel, welche dieselben an ihre Taufkandidaten
stellten, schildert. Das erste Beispiel davon finden wir in Apg. 2. Am
Tage der Pfingsten, als die zwölf Apostel nach des Herrn Verheißung
(Apg. 1, 8) die „Kraft des hl. Geistes“ empfingen, trat Petrus als
der erste unter den Aposteln und der, welchen Christus selbst mit der
Gründung seiner Gemeinde beauftragt hatte (Matth. 16, 18. 19; Joh.
21, 15-17), auf und predigte „Jesum von Nazareth, den Mann von Gott“,
der sich durch viel Taten und Wunder unter Israel erwies. Er zeigte
ihnen, wie die Propheten von ihm weissagten, daß er kommen und sterben
sollte, und wie Gott ihn am dritten Tage von den Toten auferweckt habe
und er schließlich zur Rechten Gottes erhöhet sei. Petrus schloß dann
seine kraftvolle Rede mit den Worten: „So wisse nun das ganze Haus
Israel gewiß, daß Gott diesen Jesum, den ihr gekreuziget habt, zu einem
Herrn und Christ gemacht hat.“[49] Von dieser furchtbaren Schuld und
Sünde überführt, daß sie als das hochbegnadigte und auserwählte Volk,
ihren ihnen von Gott gesandten König verworfen und gekreuzigt hatten,
entrang sich ihren Herzen die Frage: „Ihr Männer, lieben Brüder, was
sollen wir tun?“ Petrus antwortete ihnen: „+Tut Buße+, und lasse
sich ein jeglicher taufen auf den Namen Jesu Christi zur Vergebung der
Sünden, so werdet ihr empfangen die Gabe des hl. Geistes.“ Apg. 2, 38.
Alle nun, die dieser Aufforderung des Apostels nachkamen, d. h. die
Buße taten und das Wort gerne annahmen, wurden getauft und der Gemeinde
hinzugetan.[50]

Stadtpfarrer +Bossert+ bemerkt noch zu dieser Stelle (Apg. 2, 38):
„Petrus forderte: Tut Buße und lasset euch taufen auf den Namen des
Herrn Jesu Christi, in demselben Sinne, wie die Apostel sonst Buße und
Glauben als die Heilsbedingungen hinstellten. Die Taufe erscheint hier
als der Akt, mit welchem der Glaube in die Erscheinung tritt, nicht
aber als eine Zeremonie, welche den Glauben überflüssig macht oder den
Glauben ersetzen könnte, wo er fehlt. Aus diesen Bedingungen, welche
die Apostel stellten, ergibt sich, daß sie die Taufe zunächst nur an
Erwachsenen vornahmen, an die Kindertaufe noch gar nicht dachten, und
daß unter den Kindern der Zuhörer, für welche die Verheißung nach Apg.
2, 39 bestimmt ist, nicht unmündige Kinder zu verstehen sind, sondern
die künftige Generation, welche zur Teilnahme am messianischen Heile
ebenso berufen werden wird wie die Fernwohnenden.“[51]

In Apg. 8, 5-13 haben wir einen weiteren Beweis, daß niemand getauft
wurde, der nicht zuvor der Bedingung des Herrn nachkam: „Wer da
glaubet.“ Philippus, einer der sieben Almosenpfleger der Gemeinde zu
Jerusalem, kam durch die Verfolgung in eine Stadt in Samarien und
begann, ihnen Christum zu predigen. „Das Volk aber hörte einmütiglich
und fleißig zu, was Philippus sagte, und sahen die Zeichen, die er
tat. Da sie aber des Philippus Predigten +glaubten+ von dem Reich
Gottes und von dem Namen Jesu Christi, ließen sich taufen beide,
Männer und Weiber. Da ward auch der Simon +gläubig+ und ließ sich
taufen.“

[Illustration: Christus und Nikodemus.]

Ferner ersehen wir aus Apg. 8, 26-40, wie Philippus auf göttliches
Geheiß hin dem Kämmerer und Würdenträger der äthiopischen Königin
Kandaze das Evangelium von Jesu predigte. Der Kämmerer wurde davon
ergriffen und überzeugt und erklärte sich willig, dem Heiland in der
Taufe zu folgen. Allein Philippus forderte +zuvor+ ein offenes
Bekenntnis von ihm, indem er ihn fragte: „Glaubest du von ganzem
Herzen?“ „Ich +glaube+,“ antwortete der überzeugte Eunuch, „daß
Jesus Christus Gottes Sohn ist.“ „Und er hieß den Wagen halten, und
stiegen hinab in das Wasser beide, Philippus und der Kämmerer, und er
taufte ihn.“

Das Gleiche finden wir auch in Apg. 9, 1-19, wo uns die Bekehrung Pauli
geschildert wird. Auch er mußte zuvor an Christum gläubig werden, ehe
er getauft werden konnte.

In Apg. 10 lesen wir von Kornelius, wie er von Herzen verlangte, des
Herrn Willen zu erfahren, um ihm völlig dienen zu können. Durch die
Erscheinung eines Engels wurde er beauftragt, nach Petrus, dem Apostel,
zu senden, der ihm zeigen würde, was er zu tun hätte. „Petrus kam,“ so
sagt die göttliche Urkunde, „und fand ihrer viel, die zusammenkommen
waren.“ Vers 27. Er predigte ihnen dasselbe wie der Menge auf dem
Pfingstfest in Jerusalem. „Von diesem Jesu“, sprach er, „zeugen alle
Propheten, daß durch seinen Namen alle, die an ihn glauben, Vergebung
der Sünden empfahen sollen.“ Vers 43. Kornelius und alle, die der
Botschaft Petri lauschten, glaubten an diesen sündenvergebenden Heiland
und nahmen ihn in ihre Herzen auf. Als Beweis dafür fiel der hl. Geist
auf sie, worauf Petrus den Befehl gab, daß man sie taufen sollte.[52]

Etwa 18 Jahre nach der Himmelfahrt des Herrn finden wir Paulus als das
„auserwählte Rüstzeug“ auf seiner zweiten Missionsreise, begleitet
von Silas, Lukas und Timotheus. Durch ein nächtliches Gesicht in Troas
erhielt Paulus den Ruf von Gott, nach Europa hinüberzugehen. Er ging
nach Philippi und begann hier, das Evangelium zu predigen. Die ersten
Bekehrten waren hier die Lydia, der der Herr das Herz öffnete, sowie
ihr ganzes Haus, welche daraufhin getauft wurden.[53]

In demselben Kapitel wird uns berichtet, daß Paulus durch die Heilung
einer Wahrsagerin in den Kerker geworfen wurde. Durch die wunderbare
Errettung wurde der Kerkermeister aufs tiefste erschüttert. Er
war überzeugt, daß diese Menschen (Paulus und Silas) Knechte des
Allerhöchsten seien. Zitternd fiel er zu ihren Füßen nieder und fragte:
„Liebe Herrn, was soll ich tun, daß ich selig werde?“ Sie sprachen:
„+Glaube+ an den Herrn Jesum Christum, so wirst du und dein Haus
selig! Und sagten ihm das Wort des Herrn und allen, die in seinem Hause
waren.“ Nach diesem lesen wir: „Und er ließ sich taufen und alle die
Seinen alsobald und freute sich mit seinem ganzen Hause, daß er an Gott
gläubig worden war.“[54]

Von Philippi setzte Paulus seine Missionsreise weiter über Thessalonich
und Athen nach Korinth fort, wo er ein Jahr und sechs Monate verweilte.
In dieser bedeutendsten Handelsstadt Griechenlands, die den Weltverkehr
zwischen dem Orient und dem Westen vermittelte, hatte Paulus die beste
Gelegenheit, die Botschaft von dem Gekreuzigten zu verkündigen. „Der
Synagogenvorsteher Krispus, mit seinem ganzen Hause und viele von den
Korinthern, welche hörten, +glaubten+ und wurden getauft.“[55]
Trotz großem Widerstand erblühte in kurzer Zeit eine große und
lebendige Christengemeinde, eine Gemeinde reich an Gaben des hl.
Geistes.[56]

[Illustration: Paulus und Silas im Hause des Kerkermeisters.]

Die letzte Stelle, welche für unsere Untersuchung ein wichtiges Zeugnis
enthält, ist die in Apg. 19, 1-7. Hier wird uns erzählt, daß Paulus
auf seiner dritten Missionsreise im Jahre 54 nach Ephesus kam, wo er
etliche „Jünger“ fand, welche außer der Taufe des Johannes nochmals auf
den Namen des Herrn getauft wurden. Also stellte auch Paulus an seine
Täuflinge dieselbe Bedingung wie die andern Apostel des Herrn, nämlich
Glaube und Sinnesänderung.

Hierzu bemerkt +Heitmüller+: „Es bedarf ja kaum der Bemerkung,
daß Paulus den Glauben bei dem Taufakt als vorhanden voraussetzt.
Nur wer glaubte, ließ sich taufen.“[57] Und +Mosheim+, aus der
apostolischen Zeit berichtend, schreibt: „Es wurden keine anderen
getauft als diejenigen, welche vorher in den Hauptwahrheiten der
Religion sorgfältig waren unterwiesen worden und untrügliche Zeugnisse
ihrer redlichen und heiligen Gemütsfassung abgelegt hatten.“[58] Ebenso
bezeugt dies der Geschichtschreiber +Gottfried Arnold+: „Gleicher
Gestalt ging es bei der Taufe auch so ziemlich zu, daß man dem
äußerlichen Werke nichts zuschrieb, und glaubte, es könnten alle Wasser
keine einzige Sünde abwaschen, daher man die Neubekehrten +zuvor
gründlich unterrichtete+ und sie von dem äußerlichen Werk, dafür
die Vernunft zu fallen pflegt, auf eine +gründliche Veränderung des
Lebens+ und inwendige +Wiedergeburt+ weise.“[59]

Aus diesen vielen bestimmten biblischen Zeugnissen ersehen wir
die unumstößliche Tatsache, daß während den Tagen Christi und der
apostolischen Zeit die Taufe nie an unmündigen Kindern, die noch
jedes Selbstbewußtsein entbehren, vollzogen wurde, sondern nur
solche Personen getauft wurden, die +vorher+ Christum und sein
Evangelium im Glauben in ihren Herzen aufnahmen, die „Buße taten“,
ihre „Sünden bekannten“ und die versprachen, Gott im Geist und in der
Wahrheit zu dienen.


Das Zeugnis einiger unparteiischer Bibelforscher.

Wir lassen hier noch einige unparteiische Bibelforscher zu Worte
kommen, die das bestätigen, was wir eben oben ausführten. Zuerst
+Hieronymus+ (gest. 420), einer der gelehrtesten der lateinischen
Kirchenväter. Er bemerkt in seinem Kommentar zu Matth. 28, 16-20: „Erst
lehren sie alle Völker; dann tauchen sie die Belehrten ins Wasser
ein, denn es ist unstatthaft, daß der Leib das Sakrament der Taufe
empfange, wenn nicht die Seele vorher den wahren Glauben empfangen hat.
Die Reihenfolge ist wichtig. Er befahl den Aposteln, daß sie zuerst
alle Nationen unterrichten sollten und sie dann mit dem Sakrament des
Glaubens taufen.“

Ebenso auch der berühmte und ehrwürdige +Johannes Goßner+. Er
sagt: „Der Glaube wird von dem Heilande der Taufe vorangestellt,
weil seine Augen zuerst nach dem Glauben sahen und die, so getauft
werden, vor allem an ihn glauben müssen; denn des Glaubens Siegel soll
die Taufe sein, wie Abraham die Beschneidung empfing zum Siegel des
Glaubens, den er schon vor der Beschneidung hatte. Darum darf sich kein
Maulchrist auf seine Taufe verlassen ohne Glauben.“[60]

Ferner ~Dr.~ +Olshausen+: „Das Bekenntnis ist als Bedingung
der Taufe zu denken. Wo daher das Bekenntnis fehlte, da fiel auch die
Taufe aus.“[61]

Und Stadtpfarrer +Bossert+ bezeugt: „Es ergibt sich, daß die Taufe
in der Urgemeinde nur an solchen Personen vorgenommen wurde, welche
zur Überzeugung geführt waren, daß Jesus der Messias ist, und welche
bereit waren, alles auf sich zu nehmen, was für die Führung des Lebens
sich aus diesem Glauben ergab.“[62] Und +Ernst Teichmann+ führt
aus: „Die Taufe setzt den Glauben voraus. Wäre nicht zuerst der Glaube
an Christum Jesum in dem Menschen vorhanden gewesen, so könnte die
Taufe überhaupt nicht stattgefunden haben. Nur weil der Mensch gläubig
geworden ist, wird er getauft und damit in die christliche Gemeinde
aufgenommen.“[63]

Zuletzt ~Dr.~ +Martin Luther+ im Großen Katechismus: „Aufs
dritte, weil wir den großen Nutzen und Kraft der Taufe haben, so laß
nun weiter sehen, wer die Person sei, die solches empfange, was die
Taufe gibt und nützet. Das ist abermals aufs feinste und klarste
ausgedrückt eben mit den Worten: „Wer da glaubet und getauft wird, der
wird selig,“ das ist, der +Glaube macht die Person allein würdig+,
das heilsame göttliche Wasser +nützlich+ zu empfangen. Denn weil
solches allhier in den Worten bei und mit dem Wasser vorgetragen
und verheißen wird, kann es nicht anders empfangen werden, denn daß
wir solches von Herzen glauben; ohne Glauben ist es nichts nütze,
ob es gleich in ihm selbst ein göttlicher, überschwenglicher Schatz
ist. Darum vermag das alleinige Wort „wer da glaubt“ so viel, daß es
ausschließet und zurücktreibt alle Werke, die wir tun können, der
Meinung, als dadurch Seligkeit zu erlangen und verdienen. Denn es ist
beschlossen, was nicht Glaube ist, das tut nichts dazu, empfängt auch
nichts.“[64]


Nach Ablauf des apostolischen Zeitalters

finden wir noch bis in das 4. Jahrh. hinein Spuren davon, daß Buße und
Glaube als subjektive Bedingung der Taufe gefordert wurden. +Justin
der Märtyrer+ (gest. 166), der berühmteste unter den griechischen
Apologeten, berichtet: „Nur die, welche +wiedergeboren+ werden
wollen und +Buße+ tun, empfangen die Taufe.“[65]

In +Tertullian+ (gest. 230) besitzen wir einen weiteren Zeugen
dafür, daß ein Unterricht der Taufe voranging und der Glaube an den
Gekreuzigten zum Empfang derselben erforderlich war. Er bezeugt dies
in klaren Worten in seinem Protest gegen die Idee der Kindertaufe,
bei welcher Gelegenheit er auch gleichzeitig den Grund dafür angibt:
„Sie sollen demnach auch kommen, wenn sie herangewachsen sind, wenn
sie gelernt haben, wenn sie darüber +belehrt+ sind, wohin sie
gehen sollen; sie mögen Christen werden, sobald sie imstande sind,
Christum zu kennen. Sie mögen lernen, um ihr Seelenheil bitten, damit
es den Anschein gewinne, daß man nur einem Bittenden gegeben habe.“[66]
Ferner schreibt er: „Sobald der Glaube an Umfang gewonnen hatte durch
den Glauben an Christi Geburt, sein Leiden und seine Auferstehung, so
kam auch eine Erweiterung durch das Sakrament hinzu, die Besiegelung
durch die Taufe als äußere Hülle für den Glauben... Das Predigen ist
das frühere, das Taufen das spätere.“[67] Ebenso in seiner Schrift
„Vom Kranze des Soldaten“, wo er sagt, daß sie erst dann die Taufe
erhalten, wenn sie „+vorher+ in der Kirche unter der Hand des
Bischofs die Erklärung abgegeben, daß sie dem Teufel, seiner Pracht und
seinen Engeln widersagen“.[68] Tertullian sah also in der Taufe gar
keinen Wert, wenn sie an solchen Personen vollzogen wurde, denen das
Selbstbewußtsein und der persönliche Glaube fehlte.

Prof. ~Dr.~ +Probst+ führt zu diesem Punkt aus: „Jeder Ungläubige, der
um Aufnahme in die Kirche bat, wurde mit Freuden aufgenommen, jedoch
nicht sogleich zur Taufe, sondern vorerst zum Katechumenate zugelassen.
In ihm fand die Vorbereitung auf den Empfang der Taufe, sowohl nach
der intellektuellen als moralischen Seite statt. Wenn die Katechumenen
das, was gelehrt wurde, +glaubten und darnach zu leben+ versprachen,
erhielten sie das Sakrament, während man schlecht vorbereitete
Katechumenen zurückstellte oder ganz abwies.“[69] +Walfried Strabo+,
ein bedeutender theologischer Schriftsteller der ersten Hälfte des
9. Jahrh., schreibt in seinem Buch ~De exordiis et incrementis rerum
ecclesiasticarum~: „Es ist bemerkt, daß in primitivem Alter die Gnade
der Taufe nur denjenigen gegeben wurde, die in Körper und Verstand zu
solcher Reife herangewachsen waren, daß sie die Wohltat, die durch die
Taufe erlangt wird, verstehen und würdigen.“ +Salmasius+ (gest. 1653)
und +Suicerus+ (gest. 1684) erklären: „Die ersten zwei Jahrhunderte
empfing keiner die Taufe, der nicht zuerst in dem Glauben und der Lehre
Christi unterrichtet worden war.“[70]

Auch in der alexandrinischen Kirche, welche sich mit allen ihren
theologischen und dogmatischen Begriffen von der nordafrikanischen
wesentlich unterschied und wo die Lehre von der Notwendigkeit der
Kindertaufe schon ziemlich vorherrschend war, finden wir noch die
apostolische Einrichtung, der zufolge vom Täufling vor dem Empfang
der Taufe rechtschaffene Früchte der Buße verlangt wurden, sowie ein
offenes Bekenntnis seines Glaubens. Den Beweis dafür entnehmen wir
den Schriften des +Origenes+: „Ich flehe euch an,“ sagt er, „nur
mit großer Behutsamkeit zur Taufe zu kommen. Zeiget +vorher+
Früchte der rechtschaffenen Buße. Bringet einige Zeit mit göttlichem
Gespräch zu, indem ihr euch vor allen Unreinigungen und allem Übel
bewahrt, dann werdet ihr die Verzeihung der Sünde empfangen.“[71] „Laß
ein jeder sich ins Gedächtnis zurückrufen, wie er zuerst zu dem Wasser
der Taufe kam, als er die ersten Symbole des Glaubens empfing, und er
sich dann dem Brunnen des Heils näherte, welche Worte er zu jener Zeit
brauchte, wie er dem Teufel lossagte, daß er seine Gepränge nicht mehr
brauchen würde, noch seine Worte, und daß er keinem seiner Dienste
oder Vergnügungen nachkommen würde.“[72] Und in seiner Schrift gegen
Celsus schreibt Origenes: „Wenn aber diejenigen unter den Ermahnten,
die im Guten Fortschritte machen, zeigen, daß sie durch das Wort
gereinigt worden sind und soviel als möglich ein besseres Leben geführt
haben, +dann+ laden wir sie ein, sich in unsere Gemeinschaft
aufnehmen zu lassen.“[73] „Wenn wir aber zur Gnade der Taufe kommen,
+widersagen+ wir allen andern Göttern und Herrn und bekennen
allein Gott den Vater und Sohn und hl. Geist.“ Hierzu bemerkt noch
Prof. ~Dr.~ +Probst+: „Das Symbolum wurde aber vom Täufling
nicht etwa auf gemachte Aufforderung vollständig hergesagt, sondern das
Bekenntnis derselben geschah in der Form von Frage und Antwort.“[74]

Die Briefe Cyprians aus dem Ketzertaufstreite legen ebenfalls ein
unzweideutiges Zeugnis dafür ab, daß das Glaubensbekenntnis vor der
Taufe in Form von Frage und Antwort abgelegt wurde. Cyprian schreibt:
„Es macht nun vielleicht jemand den Einwurf und sagt, Novatian halte
sich mit der katholischen Kirche an dasselbe Gesetz, er taufe auf die
gleiche Art wie wir, er anerkenne denselben Gott Vater, denselben
Christus den Sohn, denselben hl. Geist und dürfe deshalb die Gewalt
zu taufen in Anspruch nehmen, weil er in der Fragestellung bei der
Taufe von uns nicht abzuweichen scheint. Wer immer nun diesen Einwand
vorbringen zu müssen glaubt, der möge zuerst wissen, daß wir und die
Schismatiker nicht dasselbe Glaubensbekenntnis bei der Taufe noch auch
die nämliche Fragestellung haben. Denn wenn sie sagen: Glaubst du an
den Sündennachlaß und an das ewige Leben durch die heilige Kirche?
-- so lügen sie mit dieser Frage, da sie keine Kirche haben.“[75]
Ebenso schreibt Cyprian im Namen zahlreicher auf einem Konzil
versammelter Bischöfe: „Aber auch die bei der Taufe gebräuchliche
+Fragestellung+ gibt der Wahrheit Zeugnis. Denn wenn wir sagen:
Glaubst du an das ewige Leben und an die Vergebung der Sünden durch
die heilige Kirche? so verstehen wir damit, daß nur in der Kirche
Sündenvergebung erteilt werden könne.“[76]

Ein gleiches klares Zeugnis findet sich auch in den katechetischen
Schriften des +Cyrill von Jerusalem+ (gest. 386). Nachdem der
Täufling sich von Satan lossagte, wandte er sich gegen Sonnenaufgang
und bekannte: „Ich glaube an den Vater und an den Sohn und an den hl.
Geist und an eine Taufe der Buße.“[77] Dies bestätigt Cyrill in seiner
zweiten mystagogischen Katechese, Kap. 4, indem er sagt: „Es wurde ein
jedes gefragt, ob es glaube an den Namen des Vaters und des Sohnes und
des hl. Geistes. Und er bekannte das heilbringende Bekenntnis.“

Es muß hier aber bemerkt werden, daß schon seit dem Anfang des 3.
Jahrh. die Ablegung des Glaubensbekenntnisses vielfach nur noch etwas
bloß Oberflächliches und Äußerliches war. Man gestaltete den Weg des
Heils immer breiter und machte es den Heiden, die zur christlichen
Kirche übertraten, leicht und bequem. Und da man es für verdienstlich
hielt, die Herde Christi schnell zu vermehren, so suchten sich die
sogenannten Heidenapostel durch Massenbekehrungen Ruhm zu erwerben.
Gründlichen Unterricht im Evangelium und wahre Herzensbekehrung sah man
bald als hinderliche Dinge an. Man ließ sich von dem falschen Grundsatz
leiten, daß, wenn der Heide nur einmal der christlichen Kirche
angehöre, der Geist des Evangeliums und die Wirksamkeit ihrer Lehrer
ihn stufenweise weiterführen könne.

Nach diesem Grundsatz suchte +Gregorius Thaumaturgos+ (gest.
270), Glieder für die Kirche Jesu Christi zu gewinnen. +Neander+
schreibt in seiner Kirchengeschichte von ihm: „Da er wahrnahm, daß
viele aus dem Volke durch die Liebe zu ihren alten mit dem Heidentume
verbundenen Lustbarkeiten an die väterliche Religion gefesselt blieben,
so wollte er den Neubekehrten einen +Ersatz+ dafür geben. Nach
der decianischen Verfolgung (250), welche viele in dieser Gegend dem
Märtyrertode zugeführt hatte, stiftete er ein allgemeines Märtyrerfest
und erlaubte der rohen Menge, dies mit ähnlichen Gastmählern wie
bei den heidnischen Totenfeiern (~Parentalia~) und bei andern
heidnischen Festen zu feiern. Er meinte, so werde ein Hindernis der
Bekehrung hinwegfallen, und wenn sie einmal Mitglieder der christlichen
Kirche wären, würden sie nach und nach von selbst, nachdem ihr Sinn
durch das Christentum vergeistigt worden, die sinnlichen Vergnügungen
fahren lassen. Aber er bedachte nicht, welche Vermischung heidnischer
und christlicher Vorstellungen und Gebräuche aus dieser Anbequemung
hervorgehen konnte, -- was nachher wirklich geschah -- wie schwer das
Christentum im Leben recht durchdringen konnte, wenn es von Anfang an
durch diese Vermischung getrübt wurde.“[78]

Wie weit aber damals schon der sittliche Verfall der Christenheit
vorgeschritten war, ersehen wir aus folgendem Zeugnis +Cyprians+:
„Alle ließen sich nur die Vermehrung ihres Vermögens angelegen sein und
waren, vergessend, was die Gläubigen früher zu den Zeiten der Apostel
getan hatten und immer tun sollten, voll unersättlicher Habgier nur
darauf bedacht, ihre Schätze zu vermehren. Bei den Priestern fehlte es
an frommer Gottesfurcht, bei den Kirchendienern an wahrem Glauben, in
den Werken an Barmherzigkeit, in den Sitten an Zucht.“ „Durch schlauen
Betrug hinterging man die Herzen der Einfältigen, durch listige
Kunstgriffe suchte man die Brüder zu berücken. Mit Ungläubigen knüpfte
man das Band der Ehe, gab Heiden die Glieder Christi preis. Man schwur
nicht bloß leichtsinnig sondern auch falsch, die Vorsteher verachtete
man in hochmütigem Dünkel, verleumdete einander mit giftigem Munde, war
gegenseitig mit andauerndem Hasse entzweit. Viele Bischöfe, welche die
andern ermahnen und ihnen zum Beispiele dienen sollten, ließen sich
mit Vernachlässigung ihres göttlichen Amtes zur Verwaltung weltlicher
Geschäfte herab, entfernten sich von ihrem Stuhle, ließen das Volk
im Stich, schweiften in fremden Provinzen umher und besuchten die
Jahrmärkte, um einträgliche Geschäfte zu machen.“[79]

Überschreiten wir das 4. Jahrh., so werden wir finden, daß die
biblischen Vorbedingungen der Taufe immer seltener und schließlich
gänzlich außer acht gelassen werden. Durch die in der Mitte des 3.
Jahrh. aufgekommene Kindertaufe finden wir die stärksten Verschiebungen
der einzelnen Akte. Der bußfertige Glaube, der, wie wir sahen, in
den Tagen der Apostel und auch noch bis in die Zeit des Cyrill von
Jerusalem als subjektive Bedingung der Taufe gefordert wurde, mußte
wegfallen, und das Ablegen des Glaubensbekenntnisses und Gelübdes kann
heute nicht mehr vor der Taufe sondern viele Jahre nachher, nämlich
erst bei der Konfirmation, stattfinden.



Die Art und Weise der Taufe.


Um uns über die Art und Weise der Taufe klar zu werden, d. h. wie
die Taufe ausgeführt werden sollte, müssen wir zuerst den Sinn oder
die Bedeutung der Wörter „Taufe“ oder „taufen“ verstehen. Diese zwei
Wörter sind die Übersetzung der griechischen Wörter „~baptismos~“,
„~baptizein~“ und „~bapto~“ und bedeuten eintauchen, versenken,
untertauchen oder begraben. Alle guten griechischen Wörterbücher und
Sprachlexika legen dem Wort diese Bedeutung bei.

Bei allen griechischen Schriftstellern und Historikern, wo die Wörter
„~baptismos~“, „~baptizein~“ und „~bapto~“ von ihnen angewandt werden,
bedeuten sie allemal ein Eintauchen ins Wasser. +Plutarch+ braucht
sie vom Untertauchen ins Meer, und das Stammwort „~bapto~“ heißt beim
+Aratus+ und +Sophokles+ ebenfalls untertauchen.[80] Auch +Polybius+,
der Verfasser einer Universalgeschichte, sowie +Strabo+ und +Dio
Cassius+ gebrauchten die Wörter in diesem Sinne. Wenn nun diese Männer
diesen Wörtern die oben genannte Bedeutung beilegen, so können wir
ihnen volles Vertrauen entgegenbringen, denn sie mußten doch ihre
eigene Sprache besser kennen als Fremde.

Auch die größten Autoren und Sprachkundigen der neuen Zeit stimmen
mit der hier gegebenen Erklärung der Wörter überein. So erklären
~Dr.~ +Holzmann+ und ~Dr.~ +Zöpffel+ das Wort „~baptismos~“ mit
„Eintauchen ins Wasser“.[81] +Eisenlohr+, der von der Bedeutung
dieses Wortes spricht, sagt: „Dieses heißt nach dem Urteil aller
der griechischen Sprache Kundigen untertauchen.“[82] Und +Liebmann+
legt dem Worte „Taufe“ die Bedeutung von „vertiefen, in die Tiefe
tun“, d. h. gleichfalls „untertauchen“, bei.[83] Ebenso ~Dr.~
+Heyne+: „Taufen, untertauchen, das Sakrament der Taufe vollziehen;
ursprünglich Bewirkungswort zu tief mit der Bedeutung in die Tiefe,
unter die Oberfläche (des Wassers) bringen.“[84] Dieselbe Erklärung
geben auch +Bauch+ und +Bury+ in Luthers Kleinem Katechismus, S. 134.
Sie schreiben: „Zu der ersten Zeit wurde die Taufe durch völliges
Untertauchen im Wasser vollzogen, daher der Name „Taufe“, d. i.
„Tauchen“.“ Ebenso +Weigand+ in seinem „Deutschen Wörterbuch“, sowie
Prof. +Friedrich Kluge+ in seinem „Etymologischen Wörterbuch der
deutschen Sprache“, 5. Aufl., S. 373. Und +Luther+ sagt in seinem
„Sermon von der Taufe“ vom Jahre 1519: „Die Taufe heißt auf griechisch
~baptismos~, zu Latein ~merso~, das ist, wenn man etwas ganz ins
Wasser taucht, das über ihm zusammengeht. Und wiewohl an vielen Orten
der Brauch nimmer ist, die Kinder in die Taufe ganz zu stoßen und zu
tauchen, sondern sie allein mit der Hand aus der Taufe begießt: so
sollte es doch so sein und wäre recht, daß man nach Laut des Wörtleins
Taufe das Kind oder jeglichen, der getauft wird, ganz hinein ins
Wasser senkte und taufte und wieder herauszöge. Denn auch ohne Zweifel
in deutscher Zunge das Wörtlein „+Taufe+“ herkommt von dem Wort
„+tief+“, daß man tief ins Wasser senkt, was man tauft. Das fordert
auch die Bedeutung der Taufe; denn sie bedeutet, daß der alte Mensch
und sündliche Geburt von Fleisch und Blut soll ganz ersäuft werden
durch die Gnade Gottes. Darum sollte man der Bedeutung genugtun und
ein recht vollkommenes Zeichen geben.“[85] ~Dr.~ +Augusti+ bestätigt
dies, indem er schreibt: „Was zuvörderst die allgemein angenommene
Benennung anbetrifft, so bezeichnen die beiden Formen: „~baptismus~“
und „~baptisma~“, sie mögen nun synonym [sinnverwandt] sein oder nicht,
nach Etymologie und Sprachgebrauch ein +Untertauchen+, +Eintauchen+
usw.; und die Wahl des Ausdruckes verrät ein Zeitalter, wo die
später üblich gewordene Besprengung (~ritus aspersionis~) noch nicht
eingeführt war.... Die Griechen blieben auch stets bei dieser Bedeutung
stehen.“[86]

Dies liefert uns den Beweis, daß, wo diese Wörter im N. Testament
vorkommen, sie ebenfalls dieselbe Bedeutung haben. Doch versuchte
man schon oft zu behaupten, und das besonders in neuerer Zeit, daß
gewisse Wörter, wenn sie in der Bibel vorkommen, eine andere Bedeutung
hätten, als wenn sie sonstwo gebraucht werden. Dies wird insbesondere
von den griechischen Wörtern „~baptizein~“, „~bapto~“ und
„~baptismos~“ behauptet. Diese Behauptung ist aber gänzlich
unberechtigt. Man kommt zu dieser Behauptung nur dadurch, weil man den
Sinn dieser Wörter von falschem Gebrauch oder Ausführung der Taufe
abhängig macht, oder besser gesagt, man will durch die Handlung, wie
sie heutzutage ausgeführt wird, den Sinn der Wörter bestimmen und
erklären. Wenn wir aber nach dem Sinn eines Wortes suchen, sollten wir
vor allem dasselbe von allen solchen fremden Elementen zu befreien
suchen. In dem vorliegenden Falle hatte das Wort „Taufe“ einen
festgelegten Sinn, bevor es gebraucht wurde, um eine christliche
Handlung zu bezeichnen. Wenn aber die Handlung nicht so geschieht, daß
sie dem Sinn des Wortes entspricht, dann kann uns das dafür gebrauchte
Wort keinen korrekten Begriff von derselben übermitteln; und solch
eine Anwendung würde nur dazu angetan sein, um große Verwirrung zu
stiften.

Wir können durchaus nicht annehmen, daß der erhabene Stifter dieser
Einrichtung in seiner Anweisung beabsichtigte, betreffs der Art und
Weise der Ausführung der Taufe seine Nachfolger im Unklaren zu lassen.
Er wählte vielmehr ein Wort, das eine +bestimmte+ Handlung in der
Ausübung der Taufe und eine festbegründete und unverkennbare definitive
Bedeutung hatte, nämlich die des Untertauchens. Aus dem bisher Gesagten
ersehen wir klar, daß Untertauchen die einzig richtige Art und Weise
der Vollziehung der christlichen Taufe ist.


Das Zeugnis des Neuen Testaments.

Das N. Testament wird uns in unserer Untersuchung eine gute Hilfsquelle
sein. Es ist das zuverlässigste Geschichtswerk, das uns von den
Taten Jesu und der Apostel berichtet. In ihm werden uns auch die
vielen Taufen mitgeteilt, die in jenen Tagen durch die Apostel an den
Neubekehrten vollzogen wurden, wobei wir die ursprüngliche Praxis der
Taufe und mit ihr auch die bestimmte Form und Anwendung derselben
finden. Wir unterwerfen deshalb die in Frage kommenden Stellen einer
genauen Prüfung.

Die erste Stelle wäre Matth. 3, 5. 6. Hier wird uns erzählt, wie
Johannes der Täufer auf Gottes Geheiß in die Wüste des jüdischen Landes
ging, um zu predigen und dem kommenden Messias den Weg zu bereiten,
ihm „zuzurichten ein bereit Volk“. Durch seine Predigt stellte er die
Anforderung an seine Zuhörer, daß sie sollten „Buße“ tun und „glauben
an den, der nach ihm kommen sollte, das ist an Jesum, daß der Christus
sei“.[87] Wer nun dieser Aufforderung nachkam, wurde von Johannes
getauft. Wir wollen aber bei dieser Gelegenheit eine für unsere
Untersuchung sehr wichtige Frage nicht unbeachtet lassen, und das wäre
die: Welche Art und Weise brachte Johannes bei der Ausführung dieser
göttlichen Verordnung an diesen bußfertigen Sündern in Anwendung?
Vollstreckte er diese wichtige Handlung durch Untertauchen, Übergießen
oder Besprengen? Wir sind bei der Beantwortung dieser Frage durchaus
nicht an menschliche Auslegungen, Meinungen und Ideen gebunden. Der
göttliche Bericht ist so einfach und klar, daß er nicht mißverstanden
werden kann. Er lautet: „Da ging zu ihm hinaus die Stadt Jerusalem
und das ganze jüdische Land und alle Länder an dem Jordan und ließen
sich taufen von ihm im Jordan und bekannten ihre Sünden.“[88] Man
beachte, daß es hier ausdrücklich heißt und ließen sich taufen von ihm
nicht „am“ sondern „im“ Jordan. Außerdem wird uns noch berichtet, daß
Johannes der Täufer sich eine Stelle im Jordan aussuchte, da „viel
Wasser“ war. Siehe Joh. 3, 23. „Viel Wasser“ ist sicherlich nicht zur
modernen Ausübung der Besprengung (~aspersio~) oder Begießung
(~infusio~) nötig. Er wählte vielmehr Enon zur Taufe, weil er
daselbst genügend tiefes Wasser zum Untertauchen (~immersio~)
hatte, damit er in richtiger Art seines göttlichen Meisters Verordnung
ausführen konnte. Dies wird ein jeder vorurteilsfreie und unbefangene
Leser zugeben müssen.

Der Kirchenpropst A. +Caspers+ führt hierzu aus: „Johannes sagt
‚Ich taufe euch im Wasser‘, Matth. 3, 11 (vergl. Mark. 1, 8), womit
aufs deutlichste ausgesprochen ist, daß die Taufe nicht im Hinabsteigen
und Heraufsteigen aus dem Wasser besteht, sondern daß Johannes den
Täufling, der in dem Wasser steht, in das Wasser, in welchem er
steht, untertaucht, so daß das Wasser über des Täuflings Kopf
zusammenschlägt, wodurch der Täufling im Wasser sich befindet wie ein
Begrabener im Grabe.[89] Es zerfiel also die Taufe in drei Akte: in das
Hinabsteigen des Täuflings in das Wasser, in das Untertauchen desselben
von seiten des Täufers und das Heraussteigen aus dem Wasser.“[90]

[Illustration: Johannes tauft Jesum im Jordan.]

Und +Calvin+ bemerkt zu der Stelle: „Von diesen Worten, Joh. 3,
23, können wir entnehmen, daß die Taufe von Johannes und Christo durch
+Eintauchen+ des ganzen Leibes unter Wasser vollzogen wurde.“[91]

Auch +Olshausens+ Aussage ist bemerkenswert. Er sagt: „Als Jesus
die Stadt verließ, begab er sich gegen den Jordan hin, wo er taufte,
aber doch so, daß er im jüdischen Lande blieb. -- In der Nähe taufte
auch Johannes, weil tiefes, zum Untertauchen bequemes Wasser da
war.“[92]

~Dr.~ +Paulus Tassani+ in seiner Bibelausgabe Minden, 1716,
zu Joh. 3, 23: „Wasser, d. h. Flüsse oder Bäche; weil diejenigen, so
von Johannes getauft wurden, mit ihren ganzen Leibern in das Wasser
gingen.“

Eine weitere Stelle wäre Matth. 3, 16. Hier heißt es „Da Jesus getauft
war, +stieg er alsbald herauf aus dem Wasser+.“ Noch genauer gibt
es uns der Evangelist Markus in Kap. 1, 9. 10 „Und es geschah in jenen
Tagen, da kam Jesus von Nazareth in Galiläa und wurde von Johannes
+in+ den Jordan getauft.“[93] Das „in den Jordan getauft“ und „er
stieg alsbald aus dem Wasser“ gibt uns wieder vollständig den Sinn des
Hineintauchens. Wir können hier nicht annehmen, daß Johannes bei der
Taufe Jesu, was die Form derselben anbetrifft, etwas Besonderes getan
habe. Er hat also unter „taufen“ nichts anderes als „untertauchen“
verstanden.

Dementsprechend schreibt auch ~Dr.~ +A. Caspers+: „Daß
Taufen Untertauchen heißt, das tritt deutlich hervor in Mark. 1, 9,
wo ausdrücklich gesagt wird: „Jesus wurde von Johannes in den Jordan
getauft.“ Es bedarf also das Wort: „in den Jordan“ keiner Auflösung
in zwei Sätze: er stieg in den Jordan hinab und ließ sich dann in dem
Jordan taufen.“[94] Und +Vossius+ bezeugt: „Daß Johannes der
Täufer und die Apostel diejenigen, welche sie tauften, untertauchten,
leidet keinen Zweifel. Denn also lesen wir: Und sie ließen sich alle
von ihm taufen im Jordan. -- Und da Jesus getauft war, stieg er bald
herauf aus dem Wasser.“[95]

Ferner ~Dr.~ +Olshausen+ in seinem Kommentar zu Matth. 3,
16: „Die Form der Taufe des Johannes wird nicht weiter geschildert;
ob der Täufer Worte, und welche Worte er über Jesum sprach, bleibt
unberührt. Was mitgeteilt wird, fällt alles nach vollzogener Taufe,
nämlich bei dem Auftauchen aus dem Wasser. Daß die Ausgießung des
Geistes nicht vor dem Untertauchen erfolgte, stimmt ganz mit dem
symbolischen Charakter der Handlung überein. Vergl. Röm. 6, 1. ff. Die
eine Hälfte der Handlung (das Untertauchen) repräsentiert das Negative,
das Hinwegnehmen des Alten (Röm. 6, 4); in der andern Hälfte (dem
Auftauchen) war das Positive, das Hervortreten des Neuen, angedeutet;
an diese mußte sich daher die Mitteilung des Geistes anschließen.“

Jesus gebrauchte das Wort „Taufe“, indem er die Größe seiner Leiden
schildert. „Ich muß mich taufen lassen“, sagt er, „mit einer Taufe,
und wie ist mir so bange, bis sie vollendet werde!“[96] Wer kann wohl
beim Lesen dieser Worte an ein zartes Besprengen oder Beträufeln mit
Leiden denken? Das „wie ist mir so bange, bis sie [die Leidenstaufe]
vollendet werde“ zeigt an, daß Jesus in das überwältigende Meer der
Leiden versenkt und gleichsam eine Zeitlang darin begraben werde.
~Dr.~ +O. v. Gerlach+ bemerkt zu dieser Stelle (Matth. 20,
22) folgendes: „Der Kelch bedeutet ein großes zugemessenes Maß von
Leiden (Ps. 75, 9; Jer. 25, 15; 49, 12; Joh. 18, 11), geht vielleicht
besonders auf Jesu schwere Leiden vor der Kreuzigung; die Taufe ist
noch mehr: völliges Untertauchen darin, sein blutiger Tod. Ps. 42, 8;
69, 2; 124, 4. 5; Luk. 12, 50.“[97]

~Dr.~ +Bernhard Weiß+ bemerkt zu Mark. 10, 38. 39: „Im
übrigen kennen wir das Gespräch Jesu mit ihnen schon aus Matth. 20, 22
ff., nur daß hier das ihnen, wie ihm selbst bestimmte Leidensgeschick
noch unter einem andern Bilde als eine Taufe dargestellt wird, in
welcher die Wasser der Trübsal, in die sie untertauchen müssen, über
ihrem Haupte zusammenschlagen.“[98] Ebenso zu Luk. 12, 50: „Aber
freilich muß dieser Widerspruch gegen sie zunächst ihn selbst treffen,
und er dadurch in die Wasserfluten des Leidens versenkt werden, wie man
in der Taufe in Wasser untergetaucht wird.“[99]

Die Umstände, welche die Taufe des Kämmerers aus Äthiopien begleiten,
geben uns wichtiges Material für unsere Untersuchung. Philippus’
Predigt von Jesu als dem Lamme, das um unsertwillen zur Schlachtbank
geführt wird, von Zukunft, Gericht, Rettung und Taufe macht einen
solchen Eindruck auf den Suchenden, daß er bei der sich bietenden
Gelegenheit die Taufe verlangte (Apg. 8, 36-39), um mit diesem
Sünderheiland begraben und verbunden zu werden. „Siehe, da ist Wasser,“
sagte der Kämmerer, „was hindert’s, daß ich mich taufen lasse?...
Und er hieß den Wagen halten, und +stiegen hinab in das Wasser+
beide, Philippus und der Kämmerer, und er taufte ihn. Da sie aber
+heraufstiegen aus dem Wasser+, rückte der Geist des Herrn
Philippus hinweg, und der Kämmerer sah ihn nicht mehr.“

Nach diesem klaren Bericht unterliegt es wohl keinem Zweifel, daß
auch dieser Kämmerer durch Untertauchen getauft wurde, denn wenn die
Handlung nicht auf diese Art und Weise ausgeführt wurde, wozu wäre
es nötig gewesen, daß beide in das Wasser hinabstiegen? Philippus
war sich ebenfalls, wie auch Johannes der Täufer, über den Sinn und
die Bedeutung des Wortes „Taufe“ vollständig klar; er wußte, daß es
„untertauchen“ oder „begraben“ heißt, niemals aber „besprengen“ oder
„begießen“.

Demgemäß bemerkt +Calvin+ in seinem Kommentar zu Apg. 8, 38: „Hier
sehen wir, wie die Taufe bei den Alten verrichtet wurde, denn sie
+tauchten den ganzen Leib in das Wasser+.“ Ebenso +Starke+:
„Und der Kämmerer hieß den Wagen halten, und stiegen hinab in das
Wasser, beide, Philippus und der Kämmerer, und Philippus taufte ihn im
Namen des dreieinigen Gottes durch Eintauchung.“[100]

Desgleichen auch +Quenstedt+: „Untertauchen ist gleichsam ein
Begräbnis, Auftauchen eine Auferstehung. Es stehet geschrieben, Apg. 8,
38. 39, daß Philippus mit dem Kämmerer hinab in das Wasser stieg und
ihn darauf taufte; und es wird hinzugefügt, daß nachdem die Handlung
vollzogen war, sie beide wieder herauf aus dem Wasser stiegen. Sowohl
die morgen- als abendländische Kirche hielten sich sehr lange an den
Gebrauch des Untertauchens.“[101]

[Illustration: Philippus tauft den Kämmerer.]

~Dr.~ +Towerson+ fragt mit Recht: „Wozu wäre es nötig
gewesen, daß die Täufer sich immer dahin begeben hätten, wo viel Wasser
war, oder daß Philippus mit dem Kämmerer in dasselbe hineinstieg, wenn
nicht die Taufe durch Untertauchen vollzogen worden wäre? Da ja, wie
wir bei uns sehen, sehr wenig Wasser zur Begießung oder Besprengung
hinreicht?“[102]

Paulus, der einen besonders tiefen Einblick in Gottes Erlösungsplan
hatte, spricht zweimal von der Taufe als von einem Begräbnis. Diese
Ausdrucksweise gibt uns vollständig den richtigen Sinn des Wortes
„untertauchen“. Der Ausdruck wäre aber keinesfalls gut gewählt, wenn
beabsichtigt würde, „besprengen“ oder „begießen“ darzustellen. „So
sind wir ja mit ihm begraben durch die Taufe in den Tod, auf daß,
gleichwie Christus ist auferweckt von den Toten durch die Herrlichkeit
des Vaters, also sollen auch wir in einem neuen Leben wandeln.“[103]
Ebenso auch in Kol. 2, 12: „Daß ihr mit ihm begraben seid durch die
Taufe; in welchem ihr auch seid auferstanden durch den Glauben, den
Gott wirket, welcher ihn auferweckt hat von den Toten.“ Der Sinn dieser
Stelle ist einfach der, daß, wie Christus gestorben ist, so sollen
auch wir unserem bisherigen sündhaften Leben absterben (Kol. 3, 1-3),
unser Fleisch samt den Lüsten und Begierden kreuzigen und durch die
Taufe begraben.[104] Und wie Jesus, durch die Allmacht seines Vaters
auferweckt, nicht mehr das vorige Leben im Staube der Niedrigkeit
sondern ein höheres begann, so soll auch das Kind Gottes aus der Taufe
heraufsteigen, nicht mehr ein Leben im Dienste der Sünde fortzusetzen,
sondern um ein neues vollkommenes Leben im Dienste seines gekreuzigten
Heilandes, der Pflicht und der Menschheit zu beginnen.[105]

Diese Darstellung Pauli von der Taufe liefert uns den Beweis, daß auch
der große Heidenapostel die Anordnung Jesu im Sinne von Untertauchen
verstanden hat und sie in dieser Art auch an seinen Täuflingen vollzog,
denn nur das Untertauchen ist einem Begrabenwerden ähnlich. Wir betten
ja unsere Toten nicht auf die Erde und streuen ein wenig Erde auf sie,
sondern wir senken sie in ein Grab, wo sie begraben, d. h. vollständig
mit Erde bedeckt werden.

Paulus selbst muß durch Untertauchung die Taufe empfangen haben, denn
er zählt sich mit zu denen, die mit Christo durch die Taufe begraben
sind. „Alle,“ schreibt er, „die +wir+ in Jesum Christ getauft
sind, die sind in seinen Tod getauft. So sind +wir+ ja mit ihm
begraben durch die Taufe in den Tod.“[106]

Die meisten Theologen unter denen, welche die Besprengung ausüben und
eifrige Verteidiger derselben sind, waren gezwungen zuzugeben, daß
Pauli Darstellung unzweifelhaft auf die Form des Untertauchens Bezug
hat. In diesem Sinne erklärt Prof. +Lietzmann+ die Stelle (Röm.
6, 3. 4): „~Baptizein~ bedeutet für griechische Ohren nicht
„taufen“, sondern „eintauchen“ (s. zu Mark. 1, 4), also wir sind in
seinen Tod hineingetaucht worden, ja mit ihm begraben; d. h. als wir
mit unserm ganzen Leibe (wie noch lange altkirchliche Sitte) im Wasser
verschwanden, sind wir symbolisch (durch Ertränken) getötet und (im
Wasser) begraben.“[107]

~Dr.~ +Bernhard Weiß+: „Paulus beruft sich darauf, daß die
Leser wissen, wie die Taufe auf Christum doch vor allem eine Taufe auf
den Tod Christi ist; denn, wenn wir ihn als unsern Heilsvermittler
bekennen, so bekennen wir damit doch, daß er zu unserm Heil gestorben
ist. Nun ist doch aber das Untertauchen im Taufbade keine leere Form,
sondern es stellt dar, wie wir durch die Geistesvermittelung in der
Taufe mit Christo vereinigt, in dieser Gemeinschaft mit ihm gleichsam
in seinen Tod untergetaucht werden, denselben mit durchmachen müssen.
Wie das Begräbnis die Bestätigung davon ist, daß einer gestorben,
so ist das Untertauchen im Taufbade die Versiegelung davon, daß wir
in den Tod Christi untergetaucht sind, ein Sterben wie er erfahren
haben. Wie aber der Tod Christi dazu führte, daß er durch die
Herrlichkeit des Vaters, der seinen Sohn nicht im Tode lassen konnte,
auferweckt ist, so hat auch unser Sterben mit Christo in der Taufe
nur die Absicht, daß wir fortan wandeln sollen in einer völlig neuen
Lebensbeschaffenheit.“[108]

„Es siehet aber der heilige Apostel darauf, daß in der ersten
apostolischen Kirche bräuchlich war, daß diejenigen, so getauft wurden,
+ganz unter Wasser gesteckt+, und also gleichsam begraben wurden,
nachmals aber wieder aus dem Wasser gezogen und also wieder gleichsam
auferweckt wurden, anzudeuten, daß sie durch die Taufe der Kraft des
Todes und der Auferstehung Christi teilhaftig wurden und daß sie
den Sünden absterben, hingegen aber im neuen heiligen Leben wandeln
sollten.“[109]

Auch die Schullehrer-Bibel (Neustadt an der Orla) von 1826 gibt eine
treffende Auslegung dieses Textes, die wir hier folgen lassen: „Die
Taufe, nach den Sitten jener Zeit, wird hier als ein Sterben für
das bisherige Heiden- und Judenleben und als Eintritt in ein neues,
vollkommenes Christenleben betrachtet. Dies Bild war damals, da man bei
der Taufe nicht wie jetzt nur das Haupt ein wenig benetzte, sondern
den ganzen Menschen in einem Flusse im Wasser untertauchte (gleichsam
begrub), ungemein treffend und ausdrucksvoll. Der bisherige Jude oder
Heide ist nun gestorben, begraben. An seiner Stelle geht nun ein Christ
hervor, ein ganz anderer Mensch. Ebenso natürlich und treffend ist nun
die zweite Vergleichung. Die Taufe, der Eintritt ins Christentum, hat
Ähnlichkeit mit dem Sterben und Auferstehen Jesu: Jesus starb -- und
stand wieder auf. Er ging aus einem unvollkommenen (nicht moralisch
sondern physisch unvollkommenen) Zustande und Leben in einen weit
höheren, vollkommeneren Zustand über. So geht der Getaufte aus einer
mangelhaften Religion, aus einem moralisch mangelhaften Leben in ein
vollkommenes, ganz Gott, der Pflicht, der Menschheit, der Ewigkeit
geweihtes Leben über.“

Ebenso auch +Starke+: „Der Apostel siehet auf den damaligen
Gebrauch, da der Täufling ins Wasser ganz untergetaucht, und nachdem er
eine kleine Weile darunter gelassen, wieder herausgezogen wurde. -- Es
hat dann die Taufe das Bild und die Kraft nicht nur des Todes sondern
auch des Begräbnisses Christi: daß, wie der Herr mit dem Begräbnis den
Fluch, welcher auf ihm lag, abgetan hat, auch wir seines Begräbnisses
teilhaftig würden, wenn wir unter das Wasser als in ein Grab gestoßen
und damit bedecket werden.“[110]

+Tholuck+ bemerkt in seiner „Auslegung des Briefes Pauli an die
Römer“: „Der Apostel hatte gesagt, schon gleich der bei der Annahme des
Christentums stattfindende Ritus der Taufe zeuge davon, daß der Christ
geistig den Tod Christi in sich nachbilden wolle. Es stellt sich nun
seinem Blicke die leicht auffallende Bemerkung dar, daß das Taufsymbol
selbst als eine Abbildung des Todes Christi angesehen werden könne, und
so stellt er in diesem Verse den der Taufe übergebenen Christen als
einen gleichsam mit seinem Erlöser Begrabenen dar. Hatte nun Paulus
die sinnbildliche Bedeutung der Taufe und des Todes Christi so weit
durchgeführt, so lag es nahe, daß er auch dem Wiederaussteigen aus
der Taufe und der Auferstehung Christi eine sinnbildliche Bedeutung
beilegte, wie er hier tut. Auch an einer andern Stelle finden wir
dieselbe symbolische Deutung. Kol. 2, 12. Zum Verständnis der
sinnbildlichen Behandlung der Taufe ist übrigens auf den bekannten
Umstand aufmerksam zu machen, daß +die Täuflinge der ersten Kirche
unter- und wieder aufgetaucht wurden+, welchem Gebrauche auch die
ersten Christen nach Anleitung des Apostels symbolische Beziehung
gaben.“

Und ~Dr.~ +Adolf Jülicher+ schreibt: „Den Brauch, die
Christus-Gläubigen durch eine feierliche Handlung, die Taufe,
in die christliche Gemeinde aufzunehmen, hat Paulus von der
Urgemeinde übernommen; die Betreffenden wurden in fließendem Wasser
untergetaucht.... Der äußerlich in Wasser eingetauchte, in den Namen
Christi oder in Christum selber hineingetaucht erschien, in ihn
versank, zum Glied an seinem reinen Leibe gemacht wurde.... Paulus
sieht also in der Taufhandlung, bei der der Täufling für eine Weile
ganz unter dem Wasser verschwindet, eine Nachbildung des Sterbens,
wie in dem Wiederemportauchen aus der Flut eine Nachbildung der
Auferstehung.“[111]

Äußerst belehrend sind noch die Ausführungen von ~Dr.~
+Whitby+, einem der hervorragendsten Gelehrten der anglikanischen
Kirche: „Da es hier in Röm. 6, 4 und Kol. 2, 12 so ausdrücklich erklärt
ist, daß wir mit Christo begraben werden durch die Taufe, wenn man uns
in das Wasser versenkt, da der Grund, warum wir seinem Tode ähnlich
werden sollen, indem wir der Sünde sterben, daher genommen ist, da
ferner dieses Untertauchen von allen Christen dreizehn Jahrhunderte
lang treu beobachtet und von unserer Kirche (der bischöflichen
von England) angenommen worden ist, und da die Umwandlung dieses
Gebrauches in Besprengen ohne irgend eine Erlaubnis des Urhebers dieser
Verordnung oder Gestattung eines Konziliums der Kirche stattgefunden
hat und von der römischen Kirche noch hervorgehoben wird, um die
Verweigerung des Kelches für die Laien zu rechtfertigen, so wäre es
sehr wünschenswert, daß der ursprüngliche Gebrauch wieder in allgemeine
Aufnahme käme und die Besprengung, wie vormals, nur bei Kranken oder in
Todesgefahr gestattet würde.“[112]

Wir sind nun mit unserer Untersuchung der in Frage kommenden
Bibelstellen, welche ein Zeugnis von der richtigen Art und Weise der
Ausführung der Taufe oder der Bedeutung derselben abwerfen, zu Ende
gekommen. Jeder wahrheitsliebende Leser muß zu der Überzeugung gekommen
sein, daß in den Tagen Christi und der apostolischen Zeit, also bis
in die Mitte der zweiten Hälfte des 1. Jahrh., von einer Besprengung
oder Begießung der Täuflinge auch nicht die leiseste Spur zu finden
ist, sondern daß die Taufe stets durch völliges Untertauchen ins Wasser
vollzogen wurde.

[Illustration]



Ununterbrochene Spuren der Taufpraxis durch Untertauchung.


Die Schriften des N. Testaments erbrachten uns den Beweis, daß im Laufe
des 1. Jahrh. der Christengemeinde die Taufe nur durch Untertauchung
vollzogen wurde, und daß dies die einzige richtige Art und Weise
der Taufe ist; so darf es wohl für uns von größtem Interesse sein,
zu sehen, wie lange man bei der von Christo befohlenen und von den
Aposteln befolgten Form der Taufe blieb.


Im Altertum.

In diesem Zeitalter, das von der Geburt Christi datiert und fast
einstimmig bis zum Untergang des weströmischen Reiches im Jahre
476 herabgeführt wird, lassen sich ohne große Mühe Spuren von der
Taufpraxis durch Untertauchung finden. +Tertullian+ (gest. 230), der
große Apologet von Karthago (in Nordafrika), der erste bedeutende
Kirchenlehrer des Abendlandes, ein Mann, der die ganze Kraft seines
feurigen Geistes auf die Verfechtung der christlichen Lehre wandte,
schreibt in seiner Schrift, die den Titel „~De Baptismo~“ (Über die
Taufe) führt, welche er etwa im Jahre 206 n. Chr. verfaßte: „So wird
denn auch die Erlangung des ewigen Lebens schon des Umstandes halber um
so unglaublicher gehalten, weil der Mensch in so großer Einfachheit,
ohne Pomp, ohne irgendwelche ungewöhnlichen Vorkehrungen, ohne Aufwand
+in das Wasser hinabsteigt+, und unter dem Aussprechen von ein paar
Worten +untergetaucht+ wird.“[113] Und in Kap. 7 derselben Schrift
sagt er: „In derselben Weise ist auch der körperliche Akt der Taufe
selbst, der darin besteht, daß wir +im Wasser eingetaucht+ werden.“
Ebenso erwähnt er die Untertauchung bei der Taufe in seiner Schrift
„Vom Kranze des Soldaten“, Kap. 3, welche er fünf Jahre später schrieb,
doch mit dem Unterschiede, daß er hier die dreimalige Untertauchung
ausdrücklich in Erwähnung bringt. Wir werden im Laufe unserer
Untersuchung dieser Sitte (der dreimaligen Untertauchung) noch des
öfteren begegnen; wir wollen aber mit der Entstehung und Geschichte
derselben uns an dieser Stelle nicht beschäftigen, da wir es weiter
unten in einem besonderen Abschnitte tun werden.

Der sogenannte +Barnabas+-+Brief+, der nach dem Urteil der besten
Autoren erst am Ende des 2. Jahrh. geschrieben wurde, enthält ebenfalls
ein Zeugnis für die Untertauchung. Es heißt in demselben: „Wir steigen
hinab ins Wasser, beladen mit Sünden und Verderben, und steigen herauf,
fruchtbar geworden, im Herzen die Furcht (gegen Gott) hegend und im
Geiste die Hoffnung auf Jesum.“[114] Der Verfasser vom „+Hirt des
Hermas+“ spricht des öfteren vom „Hinabsteigen in das Wasser“ und vom
„Heraufsteigen“ aus demselben.

Gegen Ende des 4. Jahrh. berichtet uns +Cyrill von Jerusalem+
(gest. 386), daß nach Ablegung des Glaubensbekenntnisses die
Katechumenen +im Wasser untergetaucht+ wurden. Cyrill erwähnt
diesen Taufmodus noch im 4. Kapitel seiner zweiten mystagogischen
Katechese: „Dann wurdet ihr,“ sagt er, „zum Schwemmteich der heiligen
Taufe geführt, wie Christus vom Kreuze zu dem nächst gelegenen Grabe.
Und jeder wurde gefragt, ob er an den Namen des Vaters, des Sohnes und
des hl. Geistes glaube? Und ihr bekanntet das heilsame Bekenntnis, und
wurdet dreimal in das Wasser +getaucht+.“

Auch +Basilius der Große+, Erzbischof von Cäsarea in Kappadozien
(gest. 379), führt in seinem Buch „Vom hl. Geist“, Kap. 27,
hinsichtlich des Taufritus das Untertauchen an.[115] Dies geht auch
klar aus seiner Ermahnung an seine Täuflinge hervor, indem er da
ausführt: „Betest du den an, der für dich gestorben ist, nun wohlan,
dann laß dich auch mit ihm in der Taufe +begraben+.“[116]
Desselben Ausdrucks bedient er sich auch in Kap. 1 derselben
Schrift. Der Bruder des Basilius, +Gregor von Nyssa+ (gest.
395), schreibt an seine Schwester Makrina: „Das +Hinabsteigen+
aber ins Wasser und +Hineintauchen+ des Menschen enthält ein
anderes Geheimnis.“[117] +Ambrosius+ (gest. 397) sagt, indem
er von den vielen Geheimnissen der Taufe spricht: „Das Wasser ist
es, worin das Fleisch +versenkt+ wird. Aller Frevel wird dort
+begraben+.... So bist du gleichsam in diesem irdischen Elemente
+begraben+, jetzt tot der Sünde, aber auch wieder +erstanden+
zum ewigen Leben.“[118] Und +Chrysostomus+ (gest. 407) spricht
von dem Täufling als von einem, der „aus dem Wasser steigt“[119] und
als von einem „Begraben unseres Leibes in dem Taufwasser“.[120] Das
aus dem Wasser Steigen besagt aber vor allem ein Hineinsteigen in
dasselbe, welches, um die Taufe in ihrer richtigen Art, d. h. durch
Untertauchung, auszuführen, auch unbedingt nötig ist.

Die Schriften, die man als „+apostolische Konstitutionen+“ bezeichnet,
deren Sammlung und Entstehung von den meisten Gelehrten ins 4.
Jahrh. gesetzt wird,[121] bringen in Kap. 17 ebenfalls Beweise für
das Untertauchen. ~Dr.~ +Augusti+ übersetzt diese Stelle in seinen
„Denkwürdigkeiten aus der christl. Archäologie“ VII, S. 88. 89, welche
wir hier wörtlich wiedergeben: „Die Taufe“, heißt es da, „wird auf
den Tod Jesu erteilet. Das Wasser ist statt des Grabes; das Öl statt
des hl. Geistes; das Siegel statt des Kreuzes. Die Salbung ist die
Bestätigung des Bekenntnisses. Die Erwähnung des Vaters erinnert an den
Urheber und an den Aussender. Die Zuziehung des Geistes erinnert an den
Zeugen; das +Untertauchen+ an das +Mitsterben+; das +Auftauchen+ an die
Auferstehung.“

Ehe wir das Altertum verlassen, gedenken wir noch an die +Baptisterien+
(Taufkapellen), die ebenfalls für die in diesem Zeitalter noch
herrschende Sitte der Untertauchung zeugen. Während man in der
apostolischen Zeit und bis in die zweite Hälfte des 3. Jahrh. keinen
bestimmten Taufort hatte sondern in jedem beliebigen Wasser taufte,
kamen am Ende des 3. Jahrh. besonders aber seit Konstantins Übertritt
zum Christentum eigene Taufhäuser, Baptisterien, in Gebrauch, die
in der Nähe der bischöflichen Kirche errichtet waren, da in älterer
Zeit nur die Bischöfe das Recht hatten, die Taufe zu vollziehen. Im
Mittelpunkt dieser Baptisterien befand sich ein großer Wasserbehälter,
in welchem der Täufling untergetaucht wurde. Eine nähere Beschreibung
darüber finden wir von ~Dr.~ +H. Holzmann+ und ~Dr.~ +R. Zöpffel+:
„Die Baptisterien waren rund, sechs- oder achteckig oder in Kreuzform
gebaut und meist groß und geräumig. Das Innere oder Heilige derselben,
wo die Taufe selbst erfolgte, enthielt ein +großes Bassin+. Da
die Taufe ursprünglich nur in der Hauptkirche vollzogen wurde, hatte
nur diese ein Bassin; später wurden diese Anbauten auch bei andern
Kirchen eingeführt. Noch später wurde nach gänzlichem Aufhören
des Untertauchens der Taufakt in die Kirche selbst verlegt und
am Taufstein, der an die Stelle jenes Bassins trat, vorgenommen.
Dagegen haben die griechische und russische Kirche mit der Sitte des
Untertauchens das Bassin beibehalten. Berühmte Baptisterien sind in
Parma, Ravenna, Florenz erhalten.“[122]

[Illustration: Inneres des Baptisteriums von San Giovanni im Lateran.]

Dazu berichtet ~Dr.~ +Augusti+: „Die noch vorhandenen
Baptisterien sind alle aus der alten Zeit, und die meisten derselben
haben ein weit höheres Alter als die Kirchen. Je größer der Umfang
derselben ist und je mehr Raum, Wölbung und Tiefe das Taufbecken oder
der Taufbrunnen hat, desto höher kann das Alter angenommen werden.
Die kleineren Becken und Brunnen rühren aus den Zeitaltern her, wo
die Kindertaufe und der Aspersionsritus [das Besprengen] eingeführt
war.“[123]

Ein berühmtes Baptisterium ist das von San Giovanni im Lateran. Es
war ursprünglich das einzige für die ganze Stadt Rom. Anton de Waal
schreibt darüber: „Dieses Baptisterium geht in seiner Gründung auf
Konstantin zurück; die jetzige Form ist im wesentlichen diejenige,
welche ihm Sixtus III. (432-440) gegeben hat. Die im Achteck um den
Taufbrunnen gestellten Säulen aus Porphyr tragen ein Gesims von
weißem Marmor, über welchem acht kleinere Säulen den Blick in die
Kuppel emporleiten. Das Taufbassin selber war noch um mehrere Stufen
tiefer, als es heute der Fall ist, da in alter Zeit die Taufe durch
Untertauchen gespendet wurde.“[124]

In Salona, Dalmatien, hat vor nicht so langer Zeit eine
Ausgrabungs-Expedition eine solche Taufkapelle bloßgelegt, welche noch
aus der Zeit Diokletians (284-305), des grausamen Christenverfolgers,
stammt, der in einem Edikt vom 24. Februar 303 die Niederreißung der
Kirchen befahl.

+Cyrill von Jerusalem+ (gest. 386) vollzieht die Taufe an seinen
Neubekehrten in einer solchen Taufkapelle. Er erwähnt dies in seiner
ersten mystagogischen Katechese, Kap. 2: „Zuerst ginget ihr in die
Vorhalle des +Taufhauses+; dort standet ihr gegen Sonnenuntergang
gewendet und horchtet auf; und es ward euch befohlen, die Hände
auszustrecken und dem Satan, als wäre er gegenwärtig, zu widersagen.“
„Und ihr bekanntet,“ lesen wir in seiner zweiten Unterweisung, Kap.
4, „das heilsame Bekenntnis und wurdet +in das Wasser getaucht+.“ Das
Baptisterium erwähnen noch Chrysostomus, Ambrosius, Augustin u. a.
m.[125]

Einige dieser Taufkirchen waren so groß und geräumig, daß Synoden
und Kirchenversammlungen in denselben gehalten werden konnten. „Man
kann sich auch von ihrer Größe schon daraus eine Vorstellung machen,“
schreibt ~Dr.~ +Augusti+, „wenn man weiß, daß an manchen Orten, wie z.
B. in Antiochien, zuweilen in einer Vigilien 3000 Personen beiderlei
Geschlechts die Taufe empfingen.“[126] ~Dr.~ +Brenner+ führt aus:
„Das Wasserbassin oder das eigentliche Baptisterium ist zuweilen von
+beträchtlichem Umfange und ansehnlicher Tiefe+, in dem ein Knäbchen,
welches jemand bei andringender Volksmenge in das von Papst Damasus
(gest. 384) erbaute Baptisterium hatte fallen lassen, erst +nach einer
Stunde+ aufgefunden werden konnte.“[127] Der christliche Dichter
+Dante+ (1265-1321) erzählt in seiner „Hölle“ von einem ähnlichen
Vorfall. Er rettete nämlich ein Kind, welches in das Baptisterium zu
St. Johannes in Florenz gefallen war, vom Ertrinken.[128]

[Illustration: Ruine einer Taufkapelle zu Salona.]

Falls heutzutage ein Kind das Unglück haben sollte, in einen modernen
Taufbehälter zu fallen, welche, wie schon oben angeführt, nach
gänzlichem Aufheben des Untertauchens an die Stelle jener tiefen und
umfangreichen Baptisterien kamen, so würde es sicherlich nicht in
Gefahr sein, sein Leben durch Ertrinken zu verlieren, und man würde
auch wohl keine „ganze Stunde“ dazu nötig haben, um das „verunglückte“
Kindlein darin aufzufinden. Die Taufbecken, die man heute in den
Kirchen vorfindet, sind eng und flach, und bei der Ausführung der
Besprengung ist nur eine geringe Quantität Wasser darin vorhanden.
Dies bestätigt auch ~Dr.~ +Brenner+, indem er schreibt: „Jetzt sind
die Taufbrunnen so flach und eng, daß man in denselben auch einem
neugebornen Kinde die Taufe durch Untertauchen nicht mehr erteilen
könnte. Nun haben die Taufbrunnen keine andere Umgebung als die
Kirchenmauern; hölzerne oder metallene Deckel verschließen sie; niedere
Geländer fassen sie ein, und in ihrer geringen Höhlung steht ein totes
Wasser. Jetzt fordert und erhält jedermann die Erlaubnis, ohne alle
Not, seine Stube als Kirche oder Oratorium und seine Schüssel als
Baptisterium zu gebrauchen.“[129]


Im Mittelalter.

Selbst durch das dunkle Mittelalter, das ist die Zeit vom Untergang
des weströmischen Reiches 476 bis zum Beginn der Reformation im Jahre
1517, lassen sich die Spuren verfolgen, wo die Taufe, wenn auch nicht
mehr ganz in ihrer biblischen Reinheit, so doch noch vielfach durch
Untertauchen verrichtet wurde. So wird z. B. von Papst Gregor dem
Großen (590-604) das Untertauchen ausdrücklich vorgeschrieben. Diese
Anordnung Gregors zitiert ~Dr.~ +Brenner+ in seiner „Geschichte der
Taufe“, S. 32.

Auch in der spanischen Kirche vollzog man die Taufe durch völliges
Untertauchen; doch wich man von der in der Zeit schon herrschenden
Sitte der dreimaligen Untertauchung, welche übrigens ja auch
vollständig unbiblisch ist, ab und tauchte seit den Tagen Leanders,
Bischof von Sevilla (gest. 597), den Täufling nur einmal unter, „um
dadurch,“ wie ~Dr.~ +Brenner+ bemerkt, „seinen Abscheu gegen die
Arianer an den Tag zu legen, welche die dreimalige Untertauchung dazu
mißbrauchten, um die drei verschiedenen Naturen der drei Personen in
der Gottheit auszudrücken. Dies einmalige Untertauchen wird von Papst
Gregor dem Großen gutgeheißen.“[130]

Die abessinische Kirche vollzieht die Taufe bis auf den heutigen Tag
durch Untertauchen.[131]

Das IV. Konzil von Toledo unter Papst Honorius I. im Jahre 633 erklärt,
sich auf diese Entscheidung Gregors berufend: „Laßt uns an dem
einmaligen +Untertauchen+ bei der Taufe festhalten, damit nicht bei
uns die, welche dreimal untertauchen, die Behauptung der Irrlehrer zu
billigen scheinen, solange sie auch dem Brauche folgen.“[132]

[Illustration: Ein Taufbecken aus neuerer Zeit.]

Auf der englischen Synode zu Celchyt oder Calchut unter dem Vorsitz
des Erzbischofs Wulfred von Canterbury am 27. Juli 816 wurde das
+Begießen in England+ ausdrücklich +verboten+, und man verordnete,
„daß die Priester niemandem die Taufe verweigern, und den Täufling
+untertauchen+, nicht bloß über die Köpfe der Kinder Wasser gießen
sollen.“[133] Vierhundert Jahre später, auf der Synode zu London im
Jahre 1200, Kanon 3, wird das Untertauchen noch erwähnt.[134]

Auch in Deutschland wurde im Mittelalter noch immer die Untertauchung
beim Vollzug einer Taufe in Anwendung gebracht. So erklärte das Konzil
zu Worms im Jahre 868 diesen Ritus als die richtige Art der Taufe.[135]

Der ehrwürdige Bischof +Otto von Bamberg+ (gest. 1139) hat sich
durch seine erfolgreiche Einführung des Christentums in Pommern sehr
verdient gemacht und sich einen bleibenden Namen in der Geschichte
erworben. Mit Recht wird er als der „Apostel der Pommern“ gepriesen,
und er verdient, hier erwähnt zu werden. Auf einen Brief hin, den Otto
vom Herzog Boleslav von Polen erhielt, der ihn auf das dringlichste
bat, zu kommen und den Pommern das Christentum zu bringen, machte sich
Otto am 24. April 1124, von einem zahlreichen Gefolge begleitet, auf,
um dem Rufe Folge zu leisten. Zu seinem Schutze begleitete ihn von
Polen aus der Hauptmann Paulitzky mit einer bewaffneten Schar. Sie
nahmen ihren Weg zunächst nach der Stadt Pyritz, unweit Stargard, wo
sie auch nach einer beschwerlichen Reise zu Pfingsten des Jahres 1124
eintrafen. Gott segnete die Bemühungen dieses treuen Zeugen an diesem
Orte besonders und krönte sie mit großem Erfolge. Er durfte nämlich in
ganz kurzer Zeit nicht weniger als 7000, die den christlichen Glauben
annahmen, taufen.

Was uns aber an dieser Stelle besonders interessiert, ist, zu wissen,
wie dieser ehrwürdige Bischof die Taufe an seinen neubekehrten Pommern
handhabte. ~Dr.~ +Neander+, der große deutsche Gelehrte,
berichtet darüber: „Sieben Tage gebrauchte der Bischof zum Unterrichte,
dann wurden drei Tage zur geistigen und leiblichen Vorbereitung
für die Taufe angesetzt. Sie hielten ein Fasten und badeten sich,
um gereinigt mit Anstand der heiligen Handlung sich unterziehen zu
können. Große Fässer mit Wasser wurden in der Erde vergraben und mit
einem Vorhange umgeben. Hinter demselben wurde die Taufe nach der
+damals üblichen Weise+, durch +Untertauchung+, verrichtet.
Während ihres zwanzigtägigen Aufenthaltes in dieser Stadt wurden
siebentausend getauft und die Getauften in den Gegenständen des
Glaubenssymbols unterrichtet und über die bedeutendsten Handlungen
des Kultus belehrt.“[136] Vor seiner Abreise von Pyritz hielt er an
die Neugetauften eine ergreifende Abschiedsrede, worauf er die Stadt
verließ, um nach Kammin zu reisen. Nach vierzigtägigem Aufenthalt hier
setzte er seine Missionsreise fort und kam zunächst auf die Insel
Wollin. Von hier aus besuchte er die Städte Stettin, Kolberg, Belgard,
Usedom, Demmin, Wolgast, Gützkow u. a. m. Fast an allen Orten meldeten
sich große Scharen zur Taufe, welche er stets durch Untertauchung
vollzog.[137]

[Illustration: Der Ottobrunnen in Pyritz.]

Etwas außerhalb von Pyritz liegt der wohlbekannte Ottobrunnen, den der
Schreiber dieses gelegentlich selbst in Augenschein nahm. In dieser
Quelle taufte Otto von Bamberg die ersten Christen in Pommern. König
Friedrich Wilhelm III. und seine Söhne ließen im Jahre 1824, als man
das siebenhundertjährige Jubiläum der Einführung des Christentums in
Pommern feierte, an diesem Platze ein würdiges Denkmal errichten.
Der Brunnen ist durch eine Einfassung von Granit umgeben. Ein hohes
Kreuz, das aus der Mitte dieser Einfassung aus poliertem rotem
Marmor emporragt, verkündet jedem Besucher die hohe Bedeutung dieses
Ortes. Auf der erhöhten Hinterwand, welche einen Halbkreis bildet, ist
in eingemeißelter Schrift zu lesen: „Bischof Otto von Bamberg taufte
zuerst die Pommern aus dieser Quelle am 15. Juni 1124. Friedrich
Wilhelm III. und seine Söhne...... errichteten dieses Denkmal zum
Andenken jenes Tages am 15. Juni 1824.“ Vor dem Kreuz befindet sich
ein Wasserbassin, welches durch dieselbe Quelle gespeist wird, die
einst jene großen Fässer mit Wasser füllte, in denen Bischof Otto, wie
schon oben erwähnt, die Taufe vornahm. Das Bassin ist so groß, daß
man gut eine Taufe durch Untertauchung darin vornehmen könnte. An der
Hinterwand des Wasserbassins steht eine lateinische Inschrift, die wir
in der Übersetzung von R. +Pelz+[138] hier angeben. Sie lautet:

    „Zum Quell des Lebens eilt, und wascht die Seele rein;
    Des sel’gen Lebens Tür wird Jesus Christus sein.“

Gehen wir in der Kirchengeschichte etwa 140 Jahre weiter voran, so
finden wir, daß noch nach der Mitte des 13. Jahrh. +Thomas von Aquin+
(gest. 1274), der von katholischer Seite als „eines der größten Lichter
der Kirche, ein Engel im Fleische und ein Engel im Lehramte“[139]
bezeichnet wird, sagt, „daß das Untertauchen allgemeiner Gebrauch,
daher sicher sei“.[140]

Und ~Dr.~ +Brenner+ bezeugt: „+Dreizehnhundert Jahre war das Taufen
allgemein und ordentlich ein Untertauchen des Menschen unter das
Wasser+, und nur in außerordentlichen Fällen ein Besprengen oder
Begießen mit Wasser; letzteres ward außerdem als Taufweise bezweifelt,
ja sogar verboten.“[141]

„Das Konzil zu Utrecht im Jahre 1293 gestattet das Aufgießen nur dann,
wenn bei dem Untertauchen der Tod zu befürchten ist.“[142]

Am Ende dieses, des 13. Jahrh., ist die Zeit, wo die allgemeine Sitte
der Besprengung in der christlichen Kirche ihre Aufnahme fand. Es ist
aber eine unrichtige Vorstellung, wenn man glaubt, daß von diesem
Zeitpunkt ab der sonst gebräuchliche Ritus des Untertauchens gänzlich
abgeschafft worden sei. Die Geschichte beweist vielmehr, daß das
Untertauchen nie ganz aufgehoben wurde. In noch am Ende des 15. Jahrh.
gedruckten liturgischen Büchern wird das Untertauchen anbefohlen.
~Dr.~ +Brenner+ führt dies in seiner „Geschichte der Firmung“, S.
252, an, welches noch ein Nachtrag zu seiner zwei Jahre vorher
erschienenen „Geschichte der Taufe“ sein soll. Er sagt: „Ein im Jahre
1487 durch Nikolaus De Franckorda zu Venedig gedrucktes Missale mit der
Überschrift: „~Incipit ordo missalis secundum consuetudinem romanae
curiae~“ stellt die Erteilung der Taufe noch ganz mit den Worten Papst
Gregors des Großen dar.“


In neuerer Zeit.

Auch in neuerer Zeit, d. h. von der Reformation des 16. Jahrh. bis auf
die Gegenwart, finden wir bezeichnende Beweise für die Ausübung der
Untertauchung.

~Dr.~ +M. Luther+ schreibt: „Ich wünschte, daß solche, die
getauft werden sollen, vollständig in Wasser getaucht würden, gemäß der
Bedeutung des Wortes und dem Grundgedanken der heiligen Handlung; nicht
weil ich es für nötig halte, sondern weil es schön wäre, wenn wir ein
ganzes und vollkommenes Zeichen für eine so große Sache hätten; wie es
auch ohne Zweifel von Christo eingesetzt wurde.“ Demgemäß gibt er auch
in seinem „Taufbüchlein“ von 1523 sowie auch in der neuen Umarbeitung
desselben vom Jahre 1524 dem Geistlichen die Anweisung: „Da nehme er
das Kind und +tauche+ es in die Taufe.“[143]

An Heinrich Genesius, Pfarrer zu Ichtershausen, schrieb Luther 1530,
wie eine Jüdin soll getauft werden, folgendes: „In Betreff der Taufe
des jüdischen Mädchens bin ich mit euch derselben Meinung, daß es
ganz mit Leintüchern bedeckt getauft werde, und zwar in der Weise, in
welcher man sich in unsern Bädern der Leintücher bedienet, die man
„Badetuch“ heißt. Darum wäre dies mein Rat, daß sie in einer großen,
weiten Wanne voll Wasser stehend und mit einem Leintuch verhüllt,
ehrbarlich mit Wasser übergossen würde, oder auch, wenn sie bis an den
Hals im Wasser sitzend, mit demselben Tuch bekleidet, mit dem Haupte
durch dreimalige Eintauchung +untergetaucht+ würde.“[144]

Einen weiteren bezeichnenden Beweis finden wir in der mailändischen
Kirche, trotzdem sie sich in Roms Nachbarschaft befand. ~Dr.~
+Brenner+ führt darüber aus: „Es verdient daher als eine höchst
merkwürdige Erscheinung in der liturgischen Welt erwähnt zu werden,
daß noch am Ende dieser Periode (des 16. Jahrh.) der hl. Karl Borromeo
(Erzbischof von Mailand, gest. 1584) das Untertauchen für die
mailändische Kirche auf immer festsetzt.“[145]

In einer Schrift von dem berühmten Arzt +John Floyer+, betitelt:
„~On cold bathing~“ (vom kalten Bad) ist auf Seite 50 zu
lesen: „Die englische Kirche hat das Untertauchen bis zum Anfang
des 17. Jahrh. beibehalten, von der Zeit aber in die Besprengung
(~adspersion~) verwandelt, weil man befürchtete,“ -- man achte
bitte hier auf den Grund der Abänderung der alten Taufweise -- „das
kalte Wasser sei der Gesundheit schädlich“.[146] Floyer tritt
dieser Annahme entschieden entgegen, indem er auf Seite 11 und 51 in
seiner erwähnten Schrift bemerkt: „Wir müssen es für eine törichte
Verweichlichung in unserem Zeitalter halten, daß man das Untertauchen
und kalte Baden für einen gefährlichen Gebrauch hält. Wir müssen doch
zugeben, daß der, der unsern Leib bereitet hat, niemals uns irgend
etwas befehlen wird, was unserer Gesundheit schädlich wäre; sondern im
Gegenteil am besten weiß, was der Erhaltung derselben am dienlichsten
ist, und oft in einem Gebote für das Wohl unserer Seele sorgt.“
~Dr.~ +Wall+ setzt sogar fest, daß die englische Kirche
den Gebrauch des Besprengens „erst nach dem Verfall des Papsttums
annahm“.[147]

Die +morgenländische Kirche+ hat die alte ursprüngliche Sitte des
Untertauchens unverändert bis auf den heutigen Tag beibehalten und
erklärt sie für so wesentlich, „daß sie die nach abendländischer Weise
(durch Besprengung) erteilte Taufe für keine gültige anerkennt und
daher häufig den Taufakt wiederholen will. Man nennt die Abendländer
spottweise +besprengte Christen+, und verlangt die Wiedertaufe
derselben, wenn sie zur orthodoxen Kirche übertreten wollen.“[148]

[Illustration: Ein Taufbassin aus dem Anfang des 17. Jahrh. in Rynsburg
bei Leyden.]

Hier mögen noch ~Dr.~ +Walls+ wichtige Ausführungen bezüglich
dieses Punktes Platz finden: „Die griechische Kirche in allen ihren
Zweigen tauft durch Untertauchen, und so tun alle andern Christen in
der Welt außer den lateinischen. Alle christlichen Völker, welche
vormals der Autorität des Bischofs von Rom sich unterworfen haben,
taufen gewöhnlich ihre Kinder durch Begießen oder Besprengen... Alle
andern Christen aber in der Welt, welche nie des Papstes angemaßte
Herrschaft anerkannt haben, tauchen nach der ursprünglichen Weise
unter. Und wenn wir die Erde nach ihren Hauptteilen betrachten, so
gehören alle Christen in Asien, alle in Afrika und der dritte Teil
derselben in Europa zu der letzteren Gattung, unter welchem dritten
Teile die Christenheit in Griechenland, Bosnien, Serbien, Bulgarien,
in der Walachei und Moldau, in Rußland usw. verstanden werden. Die
Christen im letztgenannten Reiche möchten besonders, mehr als in irgend
einem andern, wenn die Kälte eine Entschuldigung darböte, die Erlassung
von diesem Gebrauche in Anspruch nehmen. Außerdem gibt es in Amerika
allein 7000 christliche Gemeinden, die die Taufe nach dem Worte Gottes
durch Untertauchen vollziehen.“[149]

Gleich im Anfang des 17. und den darauffolgenden Jahrhunderten traten
in Deutschland, Holland, England, Nordamerika, Schweden, Norwegen,
Dänemark, Frankreich, Rußland, Österreich-Ungarn, Italien und der
Schweiz Männer auf, die durch Antrieb und Erleuchtung des Geistes
Gottes die Bibel durchforschten und dadurch zu der Erkenntnis kamen,
daß sich im Worte Gottes für die von der Kirche ausgeübte Sitte des
Besprengens weder ein Gebot noch ein Beispiel vorfindet. Sie verwarfen
deshalb die Taufe durch Begießung und Besprengung als schriftwidrig
und erkannten, daß die Untertauchung die allein schriftgemäße Taufe
sei. Der Ruhm, zu dieser Zeit diese alte von Christo befohlene Form der
Taufe erkannt und zuerst eingeführt und verbreitet zu haben, gebührt
unseres Wissens nach den Rynsburgern, einer im Jahre 1620 in Holland
entstandenen christlichen Richtung, die man spottweise auf holländisch
„~Dompelaers~“ (Eintaucher) nannte. In Rynsburg bei Leyden hatten
sie ein großes Taufbassin, in dem sie tauften. Jahrhunderte hindurch
stand es als Denkmal da und legte Zeugnis davon ab, was an dem Orte
einst geschah. Erst vor nicht so langer Zeit wurde dieses wichtige
historische Taufbassin abgebrochen.

Ebenso gab es unter der reformierenden Partei der englischen Kirche,
den Puritanern, ernste und nach der reinen Lehre des Evangeliums
suchende Christen. Viele unter ihnen erkannten die Taufe der
Erwachsenen und machten sich durch die Verbreitung derselben, die
trotz viel Widerstand und Verfolgung geschah, verdient. Darunter
ist besonders +Richard Blount+ und +Samuel Blacklock+ zu
nennen. Sie waren es nämlich, die zuerst in London wirkten, und wie
von baptistischer Seite aus berichtet wird, bestanden bereits im Jahre
1643 daselbst sieben „Gemeinden getaufter Gläubigen“[150]; so nannten
sie sich zu der Zeit. Heute ist diese Gemeinschaft unter dem Namen
„Baptisten“ bekannt, und man findet sie schon in aller Herren Länder.

Auch wir, die wir uns nicht schämen, „Siebenten-Tags-Adventisten“ zu
heißen, üben die Taufpraxis durch Untertauchung aus. Zu Hunderten
senden wir unsere Missionare in alle Länder aus, um das Evangelium
vom Reich, den vollen Ratschluß unseres Gottes, zu allen Sprachen,
Zungen und Völkern bis zu den Enden der Erde zu tragen. Nicht nur
in Deutschland allein, sondern in Nord-, Süd- und Mittelamerika, im
fernen Australien, auf den Inseln des Stillen Ozeans, in Persien, in
Syrien, im kalten Sibirien und Kleinasien, ebenso im Innern von China,
in Korea, in Japan und Indien, ja selbst im Herzen von Afrika stehen
unsere Missionare und verkünden die Heilsbotschaft von dem rettenden
Sünderheiland, ihnen zu sagen, daß auch sie „alle Gerechtigkeit zu
erfüllen“ haben, um gerettet zu werden. Tausende und Abertausende
werden zu Gott, ihrem Heilande, bekehrt und lassen sich darauf willig
in den Wasserfluten durch die Taufe begraben, als Zeichen, daß sie von
nun an dieser Welt abgestorben sind und allein für Gott in einem
neuen, ihm völlig geweihten und geheiligten Leben wandeln wollen.

[Illustration: Eine Taufszene in Afrika.]

Wir sind nun das Altertum, Mittelalter sowie die neuere Zeit bis auf
die Gegenwart durchgegangen. Durch die Verhandlungen der Konzilien
und Rituale waren wir imstande, unumstößliche Beweise zu erbringen,
daß dreizehnhundert Jahre lang die Taufe fast durchweg auf die
ursprüngliche Weise, d. h. durch Untertauchung verrichtet worden
ist; ja selbst nach dem 13. Jahrh. lassen sich trotz der allgemeinen
Einführung der Besprengung bis auf den heutigen Tag ununterbrochene
Spuren nachweisen, daß es ganze Kirchen und verschiedene Gemeinschaften
gab, die die Taufe nach Christi Gebot zur Ausführung brachten.

[Illustration]



Die dreimalige Untertauchung.


Der Taufritus war im Zeitalter der Apostel höchst einfach, jedoch
eine feierliche und bedeutsame Handlung. Der Täufling wurde zum
Wasser geführt und dort auf den Namen des Vaters, des Sohnes und des
hl. Geistes getauft, und zwar durch +einmaliges+ Untertauchen.
Man findet dabei kein starres System von unzähligen gedankenlosen
Zeremonien. Man liest nichts von Mysterien, da ist keine Spur von einer
sogenannten unmittelbaren „magischen Wirkung“ bei der Taufhandlung. Bei
den Aposteln ging alles schlicht und natürlich vor sich. Daß in der
ersten Christengemeinde nur eine einmalige Untertauchung stattfand,
geht schon daraus hervor, daß die jüdische Proselytentaufe sowie die
Johannestaufe nur diesen Ritus kennen. Paulus kennt durchaus keine
dreimalige Untertauchung. Wäre ihm jene schon bekannt gewesen, so hätte
er nie die Taufe mit Christi Tod und Auferstehung verglichen; denn
Christus wurde nur +einmal+ begraben und ist nur +einmal+
auferstanden. Auf diese Tatsache sich stützend, schreibt Paulus: „So
wir aber samt ihm [Christo] gepflanzet werden zu gleichem Tode, so
werden wir auch seiner Auferstehung gleich sein.“[151] Daß „gepflanzt
werden“ mit Christo bezieht sich auf die Art und Weise der Taufe und
ist so zu vollziehen, daß sie mit dem Begräbnis und der Auferstehung
Jesu identisch ist. Dies kann aber nur durch ein einmaliges
Untertauchen geschehen, vollzieht man sie aber auf eine andere Weise,
so ist es eine Handlung, für die man im N. Testament auch nicht die
geringste Andeutung vorfindet. Dies zeigt uns auch aufs klarste Eph.
4, 5, wo der Apostel behauptet, daß es nur „einen Herrn, einen Glauben
und +eine+ Taufe“ (Untertauchung) gebe. Prof. +Drews+ kann
es ebenfalls nicht einsehen, wie man dazu kommen kann, die dreifache
Untertauchung als schon in der Urkirche bestandenen Gebrauch zu
erklären. „Aus welchem Grunde“, schreibt er, „man von dem dreimaligen
Untertauchen, wenn es allgemein christlich von Anfang an gewesen wäre,
hätte abgehen sollen, ist nicht einzusehen.“[152]

Trotzdem sich die Bibel in diesem Punkt so klar ausdrückt, gibt es
doch kirchliche Gemeinschaften, die die dreimalige Untertauchung
angenommen haben und die behaupten, daß drei Untertauchungen nötig
seien, um das Gebot, im Namen des Vaters, des Sohnes und des hl.
Geistes zu taufen, im vollen Sinne zu erfüllen, d. h. für jede Person
der Gottheit eine Taufe oder Untertauchung vorzunehmen. In neuerer Zeit
hat dies besonders der vor einem Jahrzehnt verstorbene John Alexander
+Dowie+ in Amerika zu behaupten gesucht und an seinen Anhängern
auf diese Weise in Anwendung gebracht.[153] Er ist, wie bekannt sein
dürfte, der Begründer der Sekte, die heute in Deutschland unter dem
Namen „Zionisten“ bekannt ist. Auch die sogenannten +Tunker+
(ihr Name wird von tunken, tauchen abgeleitet), eine christliche
Gemeinschaft in Nordamerika, die aber auf deutschem Boden entstanden,
und nach Pastor H. Mallet eine Abzweigung des deutsch-niederländischen
oder mennonitischen Baptismus ist, welche im Jahre 1720 nach
Pennsylvanien auswanderten, üben die Taufe „durch dreimalige
Untertauchung des knienden Täuflings aus“.[154] Die Tunker selbst
erklären in ihrer „~Platform~“ von 1881, auch daran festhalten zu
wollen, daß „das Taufen von bußfertigen Gläubigen durch dreimaliges
Untertauchen, indem beide, der Verwaltende und der Taufkandidat, in
den Fluß gehen, mit Handauflegen und Gebet im Wasser“ zu vollziehen
sei.[155]

Um die Richtigkeit ihrer Ansicht zu beweisen, weisen uns die
Verteidiger der dreimaligen Untertauchung auf die griechische Kirche
hin, die das dreimalige Untertauchen ausübt. Die Griechen müssen
im Recht sein, sagt man, da sie doch ihre eigene Sprache am besten
verstehen. Wir fragen aber, wo findet sich im griechischen N. Testament
eine Erwähnung einer dreifachen Untertauchung vor? Nirgends lesen wir
davon. Da ist nur ein Gebot, sich nach vorausgegangener Sinnesänderung
taufen zu lassen, und die Griechen lassen sich in Befolgung dieses
Gebotes taufen durch Untertauchen. Soweit können wir der Kenntnis ihrer
Sprache völliges Vertrauen entgegenbringen. Aber das Griechische sagt
auch in Eph. 4, 5: „Ein Herr, ein Glaube, +eine+ Taufe“ (~hen
baptisma~), d. h. eine Untertauchung. Wenn nun die griechische
Kirche von dieser klaren Vorschrift abgeht und dafür das dreifache
Taufen ausübt, dann geht sie vom Text ihrer eigenen Sprache ab, und
hier brauchen wir ihr durchaus nicht zu folgen. Es ist sicherlich ein
großer Unterschied zwischen dem „Gebrauch“ und dem „Mißbrauch“ einer
Sprache. Wir legen keinen Wert auf die Gewohnheit einer Gemeinschaft
oder Kirche, und mag sie noch so alt sein, ausgenommen sie ist in
Übereinstimmung mit den bestimmten Vorschriften der hl. Schrift.

Sehr unvernünftig scheint uns die Schlußfolgerung zu sein: Da die
Taufe auf die drei Namen der Gottheit vollzogen werden müsse, sei eine
dreifache Untertauchung erforderlich. Wie unrichtig diese Ansicht
ist, mag uns ein Beispiel an dieser Stelle klar machen. Ein Agent
reist für eine aus drei Personen bestehende Firma. Wenn nun dieser
Agent auf seiner Geschäftsreise ein Geschäft abschließt, so tut er
es +einmal+ im Namen aller. Auch kann er eine Schuld von 1000
Mark, die er im Auftrage der Firma einzukassieren hat, nicht dreimal
einfordern, d. h. einmal für jede Person der Firma, sondern ebenfalls
nur einmal im Namen der drei Personen. Wenn Jesus seine Vertreter in
alle Welt sendet mit dem Auftrage zu predigen und die Bußfertigen im
Namen des Vaters, des Sohnes und des hl. Geistes zu taufen, so bedeutet
dies dasselbe, was uns das Beispiel zeigt, nämlich die Taufe einmal im
Namen der drei Personen zu vollziehen.

Doch die Vertreter und Praktiker der dreimaligen Untertauchung machen
sich gar nichts daraus, wenn auch ihr System im krassesten Gegensatz
zu den klaren Verordnungen Jesu und dem Brauch der Apostel steht. Ihre
eigene Theorie ist nicht in Übereinstimmung mit ihrer Praxis, denn sie
lehren, daß „Taufe“ mit „Untertauchen“ gleichbedeutend sei. Wenn nun
Taufen wirklich Untertauchen meint, dann ist der Ausdruck: eine Taufe
mit drei Untertauchungen ebenso inkorrekt, als wenn sie behaupten
würden: eine Taufe mit drei Taufen oder eine Untertauchung mit drei
Untertauchungen.

Trotzdem man den Verteidigern der dreimaligen Untertauchung von allen
Seiten die Unrichtigkeit ihrer Behauptung beweist, halten sie doch
an dem plumpen Irrtum fest. Anstatt der Wahrheit die Ehre zu geben,
ziehen sie es vor, lieber noch weiter im Nebel umherzutappen, und da
es zur Begründung ihrer Idee an Schriftzeugnissen fehlt, versuchen sie
mit fieberhafter Tätigkeit aus dem Labyrinth menschlicher Traditionen
Beweismaterial für ihre Sache herbeizuschaffen. Doch was ihnen ein
Beweis zu sein scheint, dient nur dazu, noch ein paar der spärlichen
Flämmchen auszulöschen, die hier und dort brennen. So wird zum Beispiel
ein Dokument herangezogen, das man als „die Lehren der zwölf Apostel“
bezeichnet. Daraus will man den „unumstößlichen“ Beweis erbringen,
daß die dreimalige Untertauchung schon apostolische Praxis gewesen
wäre. Natürlich kann dies nur für solche ein Beweis sein, die dieses
Schriftstück wirklich als „ein letztes Vermächtnis der zwölf Apostel
an die Kirche“ anerkennen. Die Historiker sind sich heute aber
vollständig klar und einig darüber, daß diese sogenannten „Lehren der
zwölf Apostel“ auf keinen Fall von den Aposteln selbst herstammen,
sondern ein Produkt der späteren Jahrhunderte sind. Das Schriftstück
ist aber für uns insofern von nicht geringem Nutzen, da wir dadurch
die gleichgültige und oberflächliche Denkungsart jener Zeit kennen
lernen. Dieses fragliche Dokument wurde im Jahre 1883 durch einen
gewissen +Philoteos Bryennios+, damals Rektor einer höheren
griechischen Schule in Konstantinopel, in der Bibliothek des Klosters
zum allerheiligsten Grabe von Jerusalem in Konstantinopel entdeckt.
Die ganze Sammlung wurde ins Deutsche von Prof. A. +Harnack+
übersetzt und in der „Theologischen Literaturzeitung“ vom 9. Februar
1884 veröffentlicht. Zwei Jahre später nahm er vom 12. Juni ab durch
eine Reihe von Artikeln eine skeptische Stellung zu dieser Sammlung
ein. Er legte der ganzen Sache wenig Wert bei, weil man weder über
das Datum der Entstehung noch über den Verfasser derselben etwas
Genaues wissen könne. Wie weit die verschiedenen Festsetzungen der
Abfassungszeit dieser Schrift zeitlich auseinander gehen, geht klar
aus einer interessanten Zusammenstellung von Prof. A. Harnack hervor.
Er schreibt: „Der erste setzt die neuentdeckte Schrift vor die
paulinischen Briefe, ja vor das Apostelkonzil (Sabatier), der zweite
in die Zeit des Paulus, der dritte bald nach der Zerstörung Jerusalems
(Bestmann), der vierte in die letzten Dezennien des 1. Jahrh. (eine
sehr beliebte Datierung), der fünfte unter Trajan (ebenfalls beliebt),
der sechste unter Bar-Kochba, der siebente in die Zeit der Antonine,
der achte etwa unter Commodus (Krawutzky), der neunte in das dritte
Jahrhundert, der zehnte in das vierte, und es gibt auch noch solche,
die das fünfte und noch spätere Jahrhunderte empfehlen. Das wäre die
Abfassungszeit. Es steht an keinem andern Punkte besser..... Dies wäre
eine kleine Musterkarte; sie könnte beliebig vermehrt werden, wenn man
auf die Adresse und Aufschrift des Buches, auf die einzelnen in ihm
enthaltenen Stücke usw. eingehen wollte.“[156]

In dem 7. Kapitel der „Lehren der Apostel“ soll also der Beweis für das
dreimalige Untertauchen liegen. Prof. Drews sagt: „Wir können daraus
auf ein dreimaliges Untertauchen schließen: bei jedem Glied der Formel
findet eine Untertauchung statt.“[157] Zu dieser Hypothese kommt man
nur dadurch, daß die „Lehren der Apostel“ außer der Untertauchung auch
noch bei Mangel an Wasser die dreimalige Begießung zulassen. Damit
aber der werte Leser selbst urteilen kann, wie unberechtigt diese
Schlußfolgerung ist, geben wir den in Frage kommenden Abschnitt hier
vollständig wieder, und zwar in der Übersetzung von Prof. A. Harnack:
„Was aber die Taufe betrifft, so taufet so: Taufet, nachdem ihr obige
Lehren alle (d. h. die moralischen Unterweisungen, Kap. 1-6) vorher
mitgeteilt, auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des hl. Geistes
in fließendem Wasser. Wenn du aber fließendes Wasser nicht hast, so
taufe in anderem Wasser; wenn kein kaltes Wasser da ist, in warmem.
Wenn du aber beides nicht hast, so begieße das Haupt dreimal mit Wasser
auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des hl. Geistes. Vor der
Taufe aber soll der Täufer und der Täufling fasten und wer es sonst
noch vermag. Dem Täufling aber sollst du befehlen, daß er einen oder
zwei Tage vorher faste.“[158]

Wir fragen nun jeden unparteiischen und wahrheitsliebenden Leser: Steht
hier auch nur ein Wort von einer dreimaligen Untertauchung? Jeder
Aufrichtige wird genötigt sein, die Frage zu verneinen. Hier lesen
wir nur, falls nicht genügend Wasser vorhanden sei, solle der Täufer
das Haupt des Täuflings dreimal mit Wasser begießen. Übrigens scheint
der Verfasser dieses merkwürdigen Dokumentes ein, wie man heute sagen
würde, sehr liberaler Mann gewesen zu sein. Sein Rat lautet: „Taufet
in fließendem Wasser, wenn ihr könnt; wenn ihr aber nicht könnt, dann
in anderem. Wenn ihr kein kaltes habt, nehmt warmes, und wenn ihr
überhaupt nicht „taufen“ könnt, dann besprengt ihr eben, es tut’s
auch.“ Also solche Regeln und Grundsätze wagt man als „apostolisch“ zu
stempeln. Wir möchten dann doch gerne wissen, was nicht apostolisch
ist. Hier hat man es vielmehr mit den „Kohlensäcken der Väter“ zu tun,
von denen Luther in seinen „Tischreden“, 2586, spricht, und dafür
danken wir bestens. Auch überlassen wir den Anhängern der dreifachen
Taufe sehr gerne alle Ehre, welche sie sich durch Gebrauch derartiger
„Geschichtsquellen“ aneignen.

In +nachapostolischer Zeit+ wird +Justin der Märtyrer+
(100-166), der älteste christliche Kirchenvater, zitiert, und man will
aus seiner ersten Apologie (Verteidigungsschrift), die er etwa ums
Jahr 147 schrieb, welche an den Kaiser Antoninus Pius gerichtet ist,
in der er eine ausführliche Beschreibung von den gottesdienstlichen
Handlungen der Christen liefert, und darin auch die trinitarische
Taufformel erwähnt, schließen, daß zu seiner Zeit auch die dreimalige
Untertauchung im Gebrauch gewesen wäre. Die Stelle, worin Justin sich
über diesen Punkt äußert, lautet: „Hierauf werden sie (die Täuflinge)
von uns hingeführt, wo Wasser ist, und werden in jener Art und Weise
wiedergeboren (getauft), wie auch wir selbst wiedergeboren (getauft)
worden sind; im Namen Gottes, des Vaters und Herrn aller Dinge, und
unseres Heilandes Jesu Christi und des hl. Geistes empfangen sie
nämlich dann die Abwaschung (das Taufbad) im Wasser.“[159] Justin
sagt hier gar nichts von einer dreifachen Taufe oder von einem
dreimaligen Untertauchen; auch kann diese Idee nicht der Sprache des
Schreibers entnommen werden. Trotzdem ist man schnell dabei und setzt
fest: „Die Taufe selbst bestand in der Regel in vollem dreimaligen
Untertauchen in fließendem Wasser unter Aussprechen der trinitarischen
Taufformel.“[160] Wir geben diese unberechtigte Schlußfolgerung
dem werten Leser als Muster eines Argumentes, wie es zugunsten der
dreimaligen Untertauchung gebraucht wird.

+Irenäus+, Bischof zu Lyon (140-202), der noch den Unterricht
des Apostelschülers +Polykarp+ (gest. 167) genoß, der ihm „von
seinem Umgang mit Johannes und mit den andern, die den Herrn gesehen
hatten,“ erzählte, wie Irenäus selbst in seinem Briefe an seinen Freund
und Jugendgenossen Florinus erwähnt,[161] und der, wie ~Dr.~
Schaff schreibt,[162] „der Vorkämpfer kirchlicher Rechtgläubigkeit
im Gegensatz zur gnostischen Häresie und der Vermittler zwischen der
morgen- und abendländischen Kirche“ war, erwähnt ebenfalls nichts
in seinen zahlreichen Schriften, das uns den Anlaß geben könnte, zu
glauben, daß in seinen Tagen die dreimalige Untertauchung in Anwendung
gebracht worden wäre.


Die erste Spur einer dreimaligen Untertauchung

finden wir bei +Tertullian+ (gest. 230), welcher ausdrücklich
in seiner Schrift gegen Praxeas, Kap. 26, sagt: „Wir werden nicht
einmal, sondern +dreimal+ bei Nennung jedes einzelnen Namens
auf die einzelnen Personen untergetaucht.“ Ebenso bestätigt er dies
in seiner Abhandlung „Vom Kranze des Soldaten,“ Kap. 3, welches wir
hier in der Übersetzung von Prof. Kunze geben: „Um mit der Taufe
zu beginnen, so beteuern wir beim Eintritt ins Wasser ebenda, aber
auch schon etwas früher in der Gemeinde (Kirche) unter der Hand des
Priesters, daß wir dem Teufel, seinem Gefolge und seinen Engeln
entsagen; alsdann werden wir dreimal untergetaucht, indem wir ein
etwas Mehreres antworten (oder erfüllen), als der Herr im Evangelium
[nämlich Matth. 28, 19] angeordnet hat.“[163] Man beachte, Tertullian
redet hier von dem Gebrauch der dreimaligen Untertauchung als von etwas
dem Evangeliumsbefehl Hinzugefügtem. Klar zeigt er die Quelle, aus der
dieses Taufverfahren entsprungen ist. Er sagt: „Wenn dieselbe [die
dreimalige Untertauchung] auch durch keine Stelle der Schrift bestätigt
wird, so ist sie doch sicher durch die +Gewohnheit+ befestigt,
und diese ist +ohne Zweifel aus der Tradition+ erflossen.“[164]
Ebenso in Kap. 4 derselben Schrift: „Wenn du für diese und andere
Punkte der Kirchenzucht eine ausdrückliche Vorschrift aus der hl.
Schrift verlangen wolltest, so wirst du +keine+ auftreiben können.
Man wird dir die +Tradition+ entgegenhalten +als die Urheberin
davon+.“ Eine Schriftbestimmung für den Ritus der dreimaligen
Untertauchung gibt es nach Tertullians eigener Aussage nicht, sondern
nur die Macht der Gewohnheit, welche aus der Tradition geflossen war,
ist als die einzige Urheberin zu bezeichnen. Also bleibt er nur eine
rein menschliche Einrichtung.

Auch +Basilius der Große+ (gest. 379) bemerkt in seinem Buche „Vom
hl. Geiste“, Kap. 27, daß die verschiedenen Gebräuche in der Kirche,
unter denen er auch das dreimalige Untertauchen bei der Taufe erwähnt,
nicht in der hl. Schrift, sondern in der Tradition ihren Grund haben.
Er erklärt: „Wir begnügen uns nicht mit dem, was die Apostel oder das
Evangelium uns mitteilen, sondern wir haben noch eine ungeschriebene
Lehre. Woher ist es genommen,“ fragt er darauf, „daß wir den Täufling
+dreimal untertauchen+? Aus welchem Buche haben wir die übrigen
Taufgebräuche, wie unter anderem, daß dem Teufel und seinen Engeln
entsagt wird? Rühren sie nicht aus jener verborgenen Geheimlehre her,
welche unsre Väter in der Stille aufbewahrten?“[165] Ebenso erwähnt
der Bruder des Basilius, +Gregor von Nyssa+ (gest. 395), die
dreimalige Untertauchung.[166]

Und +Cyrill von Jerusalem+ (gest. 386), der eine ausführliche
Beschreibung der in der Kirche des Altertums gebräuchlichen
Taufzeremonien liefert, führt ebenfalls daß dreimalige Untertauchen
an, in dem er, nicht wie Tertullian,[167] eine Beziehung auf den
dreieinigen Gott sieht, sondern eine besondere Beziehung auf den
dreitägigen Aufenthalt Jesu im Grabe erblicken will. Seine Ausführung
lautet: „Ihr bekanntet das heilbringende Bekenntnis und tauchtet
dreimal ins Wasser unter und wieder auf, und deutetet hiermit
sinnbildlich daß dreitägige Begrabensein Christi an.“[168] Dieser
Deutung traten auch noch andere Kirchenväter bei, so Gregor von Nyssa
in seiner Katechese, Kap. 35, sowie Athanasius u. a. m.

Von Papst +Gregor dem Großen+ (590-604) wird das dreimalige
Untertauchen ausdrücklich vorgeschrieben. Seine Anordnung lautet
wörtlich: „Der Priester soll unter dreimaligem Untertauchen, wobei
er ebenso oft die heilige Dreieinigkeit anruft, taufen mit folgenden
Worten: Ich taufe dich im Namen des Vaters, und tauche ihn einmal
unter, und des Sohnes, und tauche ihn zum andern Male unter, und des
hl. Geistes, und tauche ihn zum dritten Male unter.“[169]

Und aus der Synode zu Worms im Jahre 868 erklärte man: „Sowohl die
einmalige als auch die dreimalige Untertauchung bei der Taufe ist
erlaubt, letztere wegen der Dreiheit der Personen, erstere wegen der
Einheit der Substanz.“[170]

Die +morgenländische Kirche+ blieb bei der dreimaligen
Untertauchung bis auf den heutigen Tag. So heißt es im „Rechtgläubigen
Bekenntnis“ der griechischen Kirche: „Die Taufe ist eine Abwaschung
und Wegnehmung der Erbsünde durch +dreimalige Untertauchung+
ins Wasser.“[171] Im „Ausführlichen Katechismus“ der russischen
Kirche, verfaßt von Erzbischof +Philaret+ wird gelehrt, daß
das Allerwichtigste in der heiligen Taufhandlung „das dreimalige
Untertauchen im Wasser im Namen des Vaters, des Sohnes und des hl.
Geistes“ sei.[172]

Während die morgenländische Kirche ein dreimaliges Untertauchen
übt, bringt „die abendländische Kirche ein dreimaliges Besprengen
oder Überschütten eines Kopfteiles des Täuflings beim Vollziehen
der Taufe in Anwendung. In beiden Kirchen vollzieht sich die eine
Taufe im dreimaligen Untertauchen oder im dreimaligen Besprengen mit
Wasser.“[173]

Aus dem Bisherigen ersehen wir, daß die dreimalige Untertauchung im N.
Testament nicht zu finden ist, somit an eine Ausführung derselben durch
die Apostel durchaus nicht zu denken ist. Auch die der apostolischen
Zeit am nächsten lebenden Kirchenväter wissen nichts von einem
derartigen Brauch. Erst am Ende des 2. und anfangs des 3. Jahrh.,
und zwar in den Tagen Tertullians, brachte man diese Neuerung auf
und gründete sie, da es an Schriftzeugnissen fehlte, einfach auf die
Tradition. Noch später wurde es durch die strengen Erlasse der Synoden
jedem Täufer zur unerläßlichen Pflicht gemacht, die Taufe nach diesem
Modus zu vollziehen, bis sie schließlich im Laufe der Zeit in ein
dreimaliges Begießen oder Besprengen verwandelt wurde. Wir gelangen zu
dem Schluß, daß die dreimalige Untertauchung wohl von den verschiedenen
Kirchen in Anwendung gebracht wurde, unter keinen Umständen darf sie
aber auf einen Befehl Christi und der Apostel zurückgeführt werden.

[Illustration]



Die Begießung und Besprengung.


Wie bei der dreimaligen Untertauchung, so versucht man auch den Ritus
der Begießung und Besprengung als schon von den Aposteln in Anwendung
gebrachte Sitte zu erklären. Man zitiert sogar Bibeltexte, aus denen
„klar“ hervorgehen soll, daß zur Zeit der Apostel außer der Regel der
Untertauchung auch durch Übergießen oder Besprengen getauft worden
wäre. Um nachzuweisen, wie haltlos diese Behauptung ist, unterziehen
wir die in Frage kommenden Bibelstellen einer genauen Untersuchung.

Die erste Stelle wäre Apg. 1, 5 in Verbindung mit Apg. 2, 17. 33.
Man glaubt, in der Taufe des hl. Geistes ein Argument zugunsten
der „Übergießung“ gefunden zu haben, denn der hl. Geist wurde
„ausgegossen“.[174] Diese Schlußfolgerung wird aber vollständig durch
die Tatsache entkräftet, daß, trotzdem der hl. Geist am Pfingsttage
ausgegossen wurde, „erfüllte er das ganze Haus,“ worin die Apostel
versammelt waren.[175] Wenn nun Wasser in einen Raum ausgegossen werden
würde, bis der Raum ganz „+gefüllt+“ wäre, so würden alle Personen
in demselben von Wasser umgeben oder in demselben „untergetaucht,“
„begraben“ sein. Dies war auch der Fall bei der Ausgießung des hl.
Geistes am Tage der Pfingsten. Zu beachten ist noch, daß das Wort
„ausgießen“ (~ekchèo~) in der vorliegenden Stelle (Apg. 2, 17)
nur da gebraucht wird, wo es vom hl. Geist spricht; wenn aber die
Schrift von den Personen spricht, die mit dem hl. Geist getauft
werden sollen, so gebraucht sie das Wort „baptizein“,[176] welches,
wie schon oben aufs klarste bewiesen wurde, stets „untertauchen“,
„begraben“ und „versenken“ bedeutet. Dies wurde auch in Wahrheit
dadurch bewerkstelligt, daß der Geist Gottes den ganzen Raum „füllte“,
in dem die Jünger versammelt waren. Nehmen wir den Grundtext zur Hand,
so sind wir allen Schwierigkeiten enthoben, denn wir lesen da in Apg.
1, 5; Matth. 3, 11 und Mark. 1, 8 nicht „mit“ sondern „im“ hl. Geist
getauft werden, d. h. in den hl. Geist +hineingetaucht+ werden.
So erklärt auch Bischof +Jakobson+ von der englischen Hochkirche
diese Stelle: „Erfüllte das ganze Haus, d. h. wie ein Bad mit Wasser
gefüllt wird, so daß sie untergetaucht werden konnten in dem hl. Geist
zur Erfüllung von Apg. 1, 5.“[177] Somit haben wir in diesem Text einen
starken Beweis für die Praxis der „Untertauchung“, nie aber für das
„Aufgießen“.

Die nächste Stelle, die einen Beweis für die Besprengung enthalten
soll, ist Apg. 2, 41. Hier berichtet Lukas von der Bekehrung und Taufe
der Dreitausend. Man behauptet, 1. sei es nicht möglich gewesen, daß
so viele an einem Tage untergetaucht worden seien[178], und 2. konnte
es nicht geschehen, weil Jerusalem sehr arm an Wasser und Privatbädern
war.[179] Mit welcher Berechtigung man die Taufe der Dreitausend an
einem Tage einfach als unmöglich erklärt, ist uns unverständlich. Die
Erfahrung und Geschichte lehrt vielmehr die Möglichkeit einer solchen
zahlreichen Taufe an einem Tage. So schreibt ~Dr.~ +Brenner+
in seiner „Geschichte der Taufe,“ S. 236, daß +Remigius+,
Erzbischof von Rheims (gest. 533), 3000 an einem Tage getauft habe.
Und Pfarrer +Kranz+ (seit 1892 Missionar in China) berichtet in
seiner Schrift „Einundzwanzig Gründe“, S. 30: „Zwei Beispiele aus der
neueren Missionsgeschichte beweisen die Möglichkeit der Taufe von
mehreren Tausend Personen an einem Tage. Am 3. Juli 1878 wurden bei
Vilumpilly zwischen Ongole und Hyderabad (Südindien) 2222 Personen im
Gundalacumaflusse getauft. Nur je zwei Prediger, welche jede Stunde
von zwei anderen abgelöst wurden, vollzogen die Taufe, und die dazu
gebrauchte Zeit war von 6 bis 10 Uhr vormittags und von 2 bis gegen
6 Uhr nachmittags. -- Am 28. Dezember 1890 wurden 1671 Personen im
Baptisterium des ~Dr.~ Clough in Ongole getauft, die dazu nötige
Zeit war 4 Stunden und 25 Minuten.“

Was nun die zweite Einwendung anbetrifft, wo behauptet wird, daß
Jerusalem sehr arm an Wasser sei, und deshalb die Taufe der 3000 nicht
durch Untertauchung, sondern durch Übergießen oder Besprengen vollzogen
worden sei, so tut es uns leid, sagen zu müssen, daß diese Behauptung
den geschichtlichen Tatsachen nicht entspricht. Wer das Vorrecht hatte,
Jerusalem selbst in Augenschein zu nehmen, wird zugeben müssen, daß in
Jerusalem und in seiner nächsten Umgebung so viele Teiche sind, daß
man ohne jegliche Schwierigkeit Tausende durch Untertauchen taufen
könnte. Pfarrer Kranz gibt nach ~Dr.~ Hiscox folgende Teiche an:
„1. Teich Bethesda, 360 Fuß (engl.) lang, 130 Fuß weit, 75 Fuß tief.
2. Teich Siloah, 53 Fuß lang, 18 weit, 19 tief. 3. Der „Obere Teich“,
316 Fuß lang, 218 weit, 18 tief. 4. Der „Teich des Hiskia“, 240 Fuß
lang, 144 weit. 5. Der „Untere Teich“, 592 Fuß lang, 260 Fuß weit, 40
Fuß tief (während der Kreuzzüge noch voll Wasser). 6. Außerdem gab es
mehrere kleine Teiche.“[180] ~Dr.~ +Winer+ erwähnt ebenfalls
alle diese Teiche.[181] Und Kirchenpropst +Caspers+ führt aus:
„Weder die Unmöglichkeit noch die Unwahrscheinlichkeit einer Taufe
mit dem Untertauchen des ganzen Leibes ist objektiv darzutun, denn es
befanden sich in Jerusalem viele Teiche, welche das Untertauchen leicht
ermöglichten.“[182]

[Illustration: Der Teich Bethesda.]

Auch Apg. 8, 36-39, wo die Taufe des Kämmerers der Königin Kandaze
aus Mohrenland berichtet wird, wird angeführt, wobei das Bedenken
laut wird, ob in diesem Fall genügend Wasser vorhanden war, um das
Untertauchen vornehmen zu können, denn Vers 26 sagt von der Gegend, daß
sie, „wüste“ war. Das Wort „Wüste“ bezeichnet in der Bibel fast immer
eine unbewohnte Gegend, die aber nicht notwendigerweise trocken oder
eine nackte Sand- und Steinfläche ohne Wasser und Vegetation zu sein
braucht.[183] Als Beweis sei hier auf Matth. 14, 13-19 hingewiesen.
Hier wird erzählt, daß Jesus sich in eine „Wüste“ zurückzog, wohin ihm
viel Volks nachfolgte. Als nun die Nacht hereinbrach, verlangten die
Jünger von Jesu, daß er die Menge wegschicken sollte, damit sie in
die Märkte gehen und sich Nahrung verschaffen möchten. Aber anstatt
der Jünger Verlangen zu willfahren, befahl er, daß sich das Volk ins
„+Gras+“ setze, woselbst er sie mit fünf Broten und zwei Fischen
speiste. Man beachte ferner, daß in Apg. 8, 36 es ausdrücklich heißt:
„Und als sie zogen der Straße nach, kamen sie an ein Wasser.“ Diese
Tatsache wird auch noch durch die Erklärung des Kämmerers bestätigt,
indem er sagt: „Siehe, da ist Wasser; was hindert’s, daß ich mich
taufen lasse?“ In Vers 38 lesen wir, daß beide, der Kämmerer sowie
Philippus, in das Wasser stiegen, und er taufte ihn -- ~katébesan
amphòteroi eis to hùdor~ -- und gleich der nächste Satz lautet, daß
sie nach Vollzug der Taufe aus dem Wasser stiegen -- ~ote dé anébesan
ek tou hùdatos~. Wenn, wie man hier gerne behaupten will, die Taufe
durch Aufgießen oder Besprengen vollzogen worden sei, so möchten wir
doch gerne fragen, wozu wäre dann ein Hineinsteigen in das Wasser nötig
gewesen? All die Umstände, welche die Taufe des Kämmerers begleiten,
passen auf keine andere Art der Ausführung derselben als nur auf die
des Untertauchens. Der Bericht ist so klar und unzweideutig, daß er
weder mißverstanden noch umgedeutet werden kann. Und wer noch ein wenig
Achtung vor der hl. Schrift besitzt, wird auch nie versuchen, solch
klare Zeugnisse durch seine Ideen und Meinungen zu verdunkeln.

~Dr.~ +Doddridge+ faßt sein Urteil, dem auch wir nur
beipflichten können, in folgenden Worten zusammen: „Es würde ganz
unnatürlich sein, wenn man annehmen wollte, daß sie bloß deshalb in das
Wasser hinabgestiegen wären, damit Philippus davon ein wenig in seine
Hand nehmen und es über den Kämmerer ausgießen könnte. Ein Mann von
solchem Stande hatte auf der Reise durch ein wüstes Land ohne Zweifel
mancherlei Gefäße bei seinem Geräte, in welchem Wasser hätte nach
dem Wagen gebracht werden können; eine solche Vorsicht ist in jenen
Ländern durchaus notwendig für Reisende und wird niemals von ihnen
unterlassen.“[184] Und +Calvin+ bemerkt in seinem Kommentar zu
Apg. 8, 38: „Hier sehen wir, wie die Taufe bei den Alten verrichtet
wurde, denn sie tauchten den ganzen Leib in das Wasser.“ Dasselbe
bezeugt auch +Starke+ zu dieser Stelle.[185]

Reisende und Forscher, die den Weg von Jerusalem nach Gaza
zurücklegten, berichten, daß genügend Quellen und Teiche auf der
Strecke vorhanden seien, um eine Taufe durch Untertauchen vornehmen zu
können. Der Pilger Pourdeaux beschreibt nach kaum 300 Jahren, 333 n.
Chr., die Sachlage wie folgt: „Von hier (Bethlehem) bis Bethazsora sind
14 Meilen, wo sich der Teich befindet, in dem Philippus den Kämmerer
taufte.“[186]

Der Beschreibung von G. W. +Samson+ entnehmen wir denselben
schlagenden Beweis. Er berichtet: „Von Jerusalem ausgehend und oben
erwähnte Route einschlagend, laßt uns die Möglichkeit für eine Taufe
durch Untertauchen der Straße entlang betrachten und speziell an der
Stelle, die die Überlieferung als den Platz bezeichnet, wo der Kämmerer
getauft wurde. Zu Pferde reisend mit der Beweglichkeit von 3 Meilen
die Stunde, kommt man nach 2 Stunden und 30 Min. zu den drei großen
Teichen Salomos, von denen das Wasser nach Jerusalem geleitet wurde.
In den Tagen Jesu waren es klare Seen, denn die drei bedecken heute
noch etwa 3 Acker Land, und wenn voll, so liefern sie alle notwendigen
Möglichkeiten für eine Taufe durch Untertauchen, indem sie offen
sind und in einem zurückliegenden Tal liegen. Selbst heute noch ist
eine solche Quantität von Wasser im untern Teich vorhanden, daß ein
passenderer Platz für eine Untertauchung kaum gefunden werden könnte.
Von hier über Berg und Tal weiter ziehend, kommt man durch ein langes
Tal, das wegen seiner vielen Brunnen von den Maultiertreibern „~Wady
el Beer~“, das Tal der Brunnen, genannt wird. Eine Stunde und 50
Min. machen wir an einer Anhöhe Halt, um unsere Pferde zu tränken,
und um bei einem großen überdachten Reservoir, aus dem das Wasser
mit einem Eimer hochgezogen wird, selbst einen Trunk zu tun. Von
diesem Platze sagt ~Dr.~ Robinson: Die Straße, welche die Anhöhe
hinaufführt, ist künstlich; halbwegs oben befindet sich eine Zisterne
mit Regenwasser und ein freier Platz für durchreisende Mohammedaner
zum Beten. An dieser Stelle würde eine Taufe durch Untertauchung
nicht schwierig sein. Wenn man von dort oben in das schöne Tal vor
uns hinabsteigt, dasselbe kreuzt und an der entgegengesetzten Seite
wieder hinaufsteigt, so erreicht man in 35 Minuten die Ruinen einer
alten Stadt, die unsere Treiber „~Howoffner~“ genannt haben,
welches aber ~Dr.~ Robinson mit „~Aber Fid~“ bezeichnete.
Das Regenwasser-Reservoir liegt im offenen Feld mit Gras umsäumt und
Olivenbäumen in der Nähe. Dasselbe ist 50-60 Fuß im Geviert und ist
jetzt Ende April noch voll Wasser und zwar 3-5 Fuß tief. Es scheint
sehr alt zu sein, die Mauern sind von großen gehauenen Steinen
aufgebaut. Einen passenderen Platz für eine Taufe könnte man nicht
finden. Indem wir durch eine offene, wohlangebaute Gegend weiterziehen,
gelangen wir in einer Stunde und fünf Minuten an den Fuß eines langen
und steilen Hügels mit den Ruinen einer Kirche oder Festung zur Linken
der Straße. Vor derselben ist eine feine sprudelnde Süßwasserquelle
und breite Steintröge, an denen wir die Pferde tränkten. Diese Stelle
wurde von ~Dr.~ Robinson als das von Jerome und Eusebius genannte
Bethsur bezeichnet, wo der Kämmerer getauft wurde. Der Boden vor der
Quelle und die Struktur hinter derselben ist so zerrissen und mit
Steinen bedeckt, daß man schwerlich bestimmen kann, was einst hier
war. Es ist jetzt noch eine leichte Senkung mit sandigem kiesigem
Boden dort. Es ist kaum anzunehmen, daß in den Tagen Herodes, des
Brunnenbauers, diese günstig gelegene Quelle nicht dazu benutzt worden
sein sollte, um einen großen Teich zu speisen, da das Terrain sehr
günstig dazu war. Selbst heute noch fließt genug Wasser, um ein solch
Reservoir zu speisen.“[187]

In Apg. 10, 47. 48 will man ebenfalls ein Argument für das Begießen
gefunden haben. Prof. +Stuart+ gibt die Worte Petri in folgender
Lesart: „Kann jemand verbieten, daß Wasser hereingebracht werde und
diese Personen getauft werden?“ Dies ist ein sehr kennzeichnendes
Beispiel, wie man Worte der hl. Schrift umzudeuten sucht, damit sie in
die eigene Theorie passen. Die Aussage Petri enthält auf keinen Fall
diesen Sinn. Damit der werte Leser selbst urteilen kann, lassen wir
hier den Text unverändert folgen: „Mag auch jemand das Wasser wehren,
daß diese getauft werden, die den hl. Geist empfangen haben, gleichwie
auch wir? Und befahl, sie zu taufen in dem Namen des Herrn.“

Bei der Taufe Pauli sei auch die Begießung in Anwendung gebracht
worden, da in Damaskus kaum hinreichend Wasser zur Untertauchung
gefunden werden konnte. Wie unrichtig und unberechtigt diese Vermutung
ist, geht aus den Worten des syrischen Feldhauptmanns Naeman hervor,
der auf die Aufforderung des Propheten Elisa, seinen aussätzigen Leib
zu waschen und sich siebenmal in den Fluten des Jordans zu taufen,
antwortete: „Sind nicht Amana und Pharphar, die Flüsse von Damaskus,
besser denn alle Wasser in Israel? Kann ich nicht in ihnen baden, daß
ich rein sei?“[188] Von dem Amanafluß schreibt Oberkonsistorialrat
+Frohnmeyer+: „Amana, ein den südlichen Antilibanus durchströmender,
durch Damaskus fließender und sich in die östlich von Damaskus
gelegenen Seen ergießender Fluß, jetzt Barada. Er hat ein sehr kühles
Wasser. Sein Gewässer, das sich westlich von Damaskus in sieben Arme
teilt, wird vor allem zur Bewässerung der herrlichen Baumgärten von
Damaskus, wie für zahlreiche Wasserleitungen innerhalb der Stadt
benutzt.“[189]

Ferner behauptet man, daß der Kerkermeister zu Philippi, von dem in
Apg. 16, 33 berichtet wird, nur übergossen worden sei, da im Gefängnis,
wo die Taufe vorgenommen wurde, nicht so viel Wasser vorhanden gewesen
sei, daß dieselbe durch Untertauchen hätte vollzogen werden können.
Wir müssen vor allem von vornherein in Abrede stellen, daß die Taufe
überhaupt im Gefängnis vollzogen wurde. Beachten wir die Ereignisse in
ihrer genauen Reihenfolge, so ergibt sich folgendes:

1. Der Kerkermeister führte Paulus und Silas zunächst aus dem Gefängnis
und nahm sie in sein Haus auf. Verse 30-33.

2. Sie verkündeten ihm hier das Wort des Herrn und allen, die in seinem
Hause waren. Vers 32.

3. Er wusch ihnen die Striemen ab, und er ließ sich taufen und alle die
Seinen alsobald. Vers 33.

4. Er führte sie in sein Haus und setzte ihnen Speise vor. Vers 34.

Aus dieser Erzählung geht klar hervor, daß die Taufe nicht im Gefängnis
geschah. Eine Tatsache ist es, daß es in den Häusern oder im Hofe der
Griechen und Römer jener Zeit stets geräumige Badebassins gab, in denen
man eine Taufe durch Untertauchen leicht ausführen konnte. So schreibt
z. B. +Adam+: „Die alten Römer hatten Bäder, kalte und warme, in ihren
eigenen Häusern.“[190] Ebenso ~Dr.~ +Winer+: „Man badete nicht nur in
Flüssen sondern auch zu Hause, indem der Hof bei Vornehmen immer auch
ein Bad umschloß.“[191] „Selbst in Festungstürmen waren zuweilen Bäder
angebracht. Josephus ~bell. jud.~ 5, 4. 3.“[192] Und der Geograph
~Dr.~ +Arendts+ schreibt in seinem Bericht von den Ausgrabungen der
Stadt Pompeji: „Man hat die Absicht, diese in ihrer Art einzige Stadt
durchgängig aufzugraben, um das häusliche Leben der Römer... zu
enthüllen; bis jetzt ist mehr als ein Viertel derselben aufgegraben.
Es gibt keine Ruinen, welche ein höheres Interesse einflößten, als
die von Pompeji; alles findet sich hier so, wie es am Tage vor der
schrecklichen Katastrophe bestand, welche im Jahre 79 nach Chr. diese
Stadt unter eine Decke vulkanischer Asche begrub, die jedoch kaum
einige Fuß hoch die Giebel der verschütteten Gebäude überragt. Noch
sind im Straßenpflaster die Wagengeleise zu sehen. Schon schreitet man
in ihren zu beiden Seiten mit Trottoirs eingesäumten Straßen einher und
über die mit schönen Gebäuden gezierten Plätze hinweg; schon besucht
man ihre Tempel und die Paläste der Großen; man tritt in ihre Theater
und untersucht die Verkaufsgewölbe, die Schenken und die Häuser von
Privatpersonen jeder Klasse. Diese letzteren gleichen alle einander;
die +größten+, sowie die +kleinsten haben im Innern einen Hof, in
dessen Mitte sich ein Bassin befindet+.“[193] Apg. 16, 13 zeigt, daß
sich in der Nähe des Gefängnisses auch ein Fluß befand. Würde der
Apostel die Taufe durch Besprengung vollzogen haben, so hätte er auf
keinen Fall dem Gesetze der Verordnung gemäß gehandelt, denn Jesus
sagt: „taufet“ (tauchet), nie aber „sprenget“.

[Illustration: Ein römisches Privathaus mit einem Badebassin im Hof.]

Überschauen wir nun noch einmal das ganze Beweismaterial, welches
zugunsten der Besprengung angeführt wird, so gelangen wir zu der
Überzeugung, daß keines der angeführten Beispiele als Beweis für die
Form der Taufe durch Besprengung oder Begießung dienen kann, sondern
daß es nur schwache Rohrstäbchen sind, auf die man baut, um ja nicht
seine „Lieblingsdogmen“ und eigenen Ideen opfern zu müssen.

Als letzten biblischen Beweis für die Besprengung zieht man 1. Kor.
10, 2 an -- als letztes schwaches Rohrstäbchen, an das man sich
verzweifelnd als den Hoffnungsanker zu klammern sucht. Hier wird die
Idee verteidigt, daß die Israeliten durch die Wolke über ihnen und
durch das Meer „besprengt“ wurden und daß dies beweise, daß besprengen
gleichbedeutend sei mit taufen. Die Sprache sowie die Tatsache
lassen eine solche Zusammenstellung gar nicht zu, denn wir lesen
nicht: besprengt mit der Wolke und mit dem Meer, sondern: „getauft
in der Wolke und in dem Meere“.[194] Auch war die Wolke, mit der die
Israeliten bedeckt waren, keine Regenwolke, noch finden wir irgend
einen Anhaltspunkt dafür, daß die Kinder Israel durch die Wasser des
Meeres besprengt wurden, denn es heißt, daß sie mitten im Meer auf
dem „Trockenen“ gingen.[195] Die Tatsache ist einfach die: Als Mose
seinen Stab ausstreckte, teilte sich das Wasser und türmte sich auf
beiden Seiten wie eine Mauer auf und bildete auf diese Weise ein tiefes
Grab, über ihnen die Wolke, mit der sie bedeckt wurden. Der Psalmist
sagt: „Er breitete eine Wolke aus zur Decke und ein Feuer, des Nachts
zu leuchten.“[196] Auf diese Weise waren die Israeliten im Meer und
in der Wolke gänzlich begraben, welches den vollen Sinn von Taufen,
d. h. Untertauchen gibt. Wie man nun ein solches Bild zugunsten der
Besprengung verwendet, ist unverständlich und vor allem unberechtigt.

+Gataker+ gibt folgende der Tatsache entsprechende Erklärung zu 1.
Kor. 10, 2: „Wie in dem christlichen Ritus die zu taufenden Personen
von dem Wasser überflutet und gleichsam darin begraben werden, -- und
wiederum, wenn sie herauskommen, wie aus einem Grabe heraufsteigen,
so konnte es scheinen, daß die Israeliten, als sie durch das Wasser
des Meeres gingen, welches höher denn ihre Häupter war, von demselben
überflutet und gleichsam darin begraben waren; und wiederum, daß sie
auftauchten und erstanden als sie das andere Ufer erstiegen.“[197]
Ebenso J. G. P. +Schmid+: „Die Israeliten wurden bei ihrem
wundervollen Durchgang durchs Rote Meer von der sie begleitenden Wolke
und dem auf beiden Seiten aufgelaufenen Meer bedeckt wie der Täufling
beim Untertauchen. So wurden sie durch jene auffallenden Zeichen auf
Mose getauft oder zur Folgsamkeit gegen ihn, als einen göttlichen
Gesandten, verpflichtet.“[198]

[Illustration: Israels Durchgang durchs Rote Meer.]

Wenn Besprengung oder Begießung vorzuziehen wäre, wie man immer
behauptet, warum haben dann Jesus und die Apostel, wenn sie von
dieser bedeutsamen Handlung sprachen, nicht ein Wort gebraucht,
welches den Sinn von Besprengen oder Begießen hatte? Oder, wenn
Jesus und die Jünger der Art der Handlung einen so großen Spielraum
geben wollten, d. h. daß es ganz gleichgültig wäre, in welcher Art
und Weise man die Taufe vollziehe, so fragen wir wiederum, warum
gebrauchten sie dann nicht die verschiedenen Wörter, welche in
Wahrheit „Sprengen“, „Tauchen“ und „Schütten“ bedeuten? Die Schreiber
des N. Testaments erwähnen den Ritus der Taufe fünfundsiebenzigmal,
und jedesmal gebrauchen sie das Wort „~baptizein~“, welches
nur die spezielle Bedeutung von Untertauchen hat.[199] Fünfzehnmal
wird Johannes als der „Baptistés“ (Täufer) bezeichnet, weil er diese
Handlung an den bußfertigen Seelen ausführte.[200] Trotzdem sie so oft
auf die Taufhandlung hinweisen, gebrauchen sie nie eine Bezeichnung
für dieselbe, die uns den Sinn von Besprengen (~rhantizein~)
oder Übergießen gibt. Die Wahrheit ist also die, daß die Lehrer
der Urkirche in keiner andern Weise die Taufe vollzogen als durch
Untertauchen, und wer es ihnen doch andichten will, der wisse, daß
die Apostel solche Weise nicht hatten und die Gemeinde Gottes auch
nicht.[201]


Ursprung der Begießung und Besprengung.

Je mehr die Kirche sich ihres weltgeschichtlichen Berufs und ihrer
weltbeherrschenden Macht bewußt wurde, desto mehr wich sie von
den klaren Verordnungen der Schrift ab und änderte dieselben in
anbequemender Weise um, da viele der Meinung waren, daß sie dem
begonnenen Siegeslauf der Kirche hinderlich wären. Diese Meinung
hegte man besonders in Afrika. Afrika war schon zu Tertullians Zeit,
besonders aber später, ein wahres Treibhaus für allerlei abergläubische
und unbiblische Neuerungen. Wie die dreifache Untertauchung, so
hat auch die Besprengung und Begießung Nordafrika als Heimat. Das
göttliche Original wurde in frevelnder Weise beiseite geschoben, um
den eigenen menschlichen Erfindungen Platz zu verschaffen. Wir haben
aus Tertullians Schriften bereits nachgewiesen, daß Tertullian selbst
die Taufe durch Untertauchung vollzog und daß diese Weise in seinen
Tagen als allgemeine Regel galt. Doch erwähnt +Tertullian+ bei
der Gelegenheit einer Disputation über die Frage, ob die Jünger mit
der Taufe des Johannes getauft waren oder mit einer anderen, die
Besprengung und Begießung. Er sagt: „+Andere+ hingegen machen,
allerdings gezwungen genug, geltend, als die Apostel im Schifflein
von den Wellen +bespritzt+ und +überschüttet+ wurden, so
habe dies bei ihnen die Stelle der Taufe vollständig vertreten, und
Petrus namentlich sei, als er über dem Meer einherwandelte, genügsam
eingetaucht worden.“[202] Durch diese Äußerung will man behaupten,
daß die Besprengung schon zur Zeit Tertullians im Gebrauch war. Dies
kann aber der Bemerkung Tertullians auf keinen Fall entnommen werden,
sondern nur soviel, daß die „Besprengung“ als genügend erachtet wurde,
um die Taufe zu ersetzen. Tertullian ist aber dieser Ansicht entgegen,
indem er erklärt: „Aber ich meine, etwas anderes ist es, durch die
Heftigkeit und Gewalt des Meeres durchnäßt oder hinweggerissen zu
werden, und etwas anderes ist eine in Untertauchung bestehende
Religionshandlung.“[203] Es verhält sich mit der Frage der Besprengung
in den Tagen Tertullians ebenso wie mit der Kindertaufe. Man hat beides
in Erwähnung gebracht, aber nie in der Praxis ausgeübt. Für diese
unsere Behauptung haben wir genügenden geschichtlichen Beweisgrund, auf
den wir uns stützen können.

Interessant ist es, zu sehen, auf welche Weise die Besprengung und
Begießung entstanden sind und ihre Aufnahme in die Kirche gefunden
haben. Das erste, was wir von einer Besprengung oder Übergießung
finden, ist zur Zeit, als Cyprian in Karthago das Episkopat inne hatte.
Cyprian -- nebenbei gesagt -- hatte für solche Neuerungen ein weites
Herz. Dies geht klar aus einem Briefe eines gewissen +Magnus+
hervor, der sich an Cyprian mit der Frage wandte, was er von „jenen
halte, welche auf dem +Krankenbette+ die Taufgnade empfangen
haben, ob sie nämlich, da sie vom Heilswasser nicht gewaschen sondern
nur +übergossen+ worden sind, als rechte Christen angesehen
werden könnten“.[204] Auf diese Frage antwortete Cyprian: „+Die
Wasserbesprengung+ ersetzt das heilsame Bad; denn wahrlich, der hl.
Geist wird nicht nach Maß (des Taufwassers) gegeben, sondern völlig
ausgegossen.“[205] Er war der Meinung, daß, wo der Glaube vorhanden
wäre, könne die Taufe ohne weiteres anstatt durch Untertauchung auch
durch Besprengung vollzogen werden. Die Besprengung ist also nach
diesen beiden Briefen dadurch entstanden, daß man die Kranken und
Sterbenden nicht nach der biblischen Regel untertauchte, sondern auf
dem Bette, wo sie lagen, einfach besprengte oder übergoß. Dies nannte
man klinische Taufe. Auf diese Weise wurde +Novatus+ getauft,
den der römische Bischof +Cornelius+ (gest. 252) in seinem
Synodalbrief an den Bischof +Fabius+ von Antiochien in Erwähnung
bringt, indem er sagt: „Novatus wurde +im Bette besprengt+
und erhielt so die Taufe, wenn ein solcher Empfang diesen Namen
verdient.“[206]

Den Anlaß, die Taufe bis auf das Krankenlager hinauszuschieben, gab
offenbar die Lehre, daß die Taufe die Wirkung habe, alle Sünden
wegzunehmen und die Gnade und Seligkeit erteile; ferner -- und das war
das Schlimmste, -- daß die nach Empfang der Taufe begangenen Sünden
nicht vergeben werden können.[207]

[Illustration: Die Krankenbegießung.]

Wenn auch einzelne Kirchenväter, wie zum Beispiel Cyprian, die
klinische Taufe als vollkommenen Ersatz für die Taufe durch
Untertauchung erklärten, „so hielten sie dagegen andere für eine
unvollständige Taufe und wollten den Kliniker, wenn er gesund wurde,
mit Ausnahme dringender Notfälle vom Klerikate ausgeschlossen
wissen“.[208] So wird z. B. auf dem Konzil zu Neu-Cäsarea im Jahre 314,
Kanon 12, beschlossen: „Wer die Krankentaufe erhielt, könne nicht
zum Priester befördert werden; -- denn nicht aus freiem Entschluß,
sondern aus Not (Furcht vor dem Tode) legte er das Glaubensbekenntnis
ab.“[209] Dasselbe beschließt die Reformsynode zu Paris im Jahre
822.[210] Papst +Stephan+ II. (752-757) wurde von den Mönchen zu
Cressy betreffs der Gesetzlichkeit, ein Kind in der Not, die durch
Krankheit veranlaßt wäre, zu taufen, indem man ihm Wasser mittels eines
Bechers auf den Kopf gießt, befragt. Der Papst erwiderte: „Eine solche
Taufe, in einer solchen Not und im Namen der hl. Trinität vollführt,
soll als bündig gelten.“[211]

Dieser Taufmodus wird durch mehrere Grabmäler aus dem 3. und späteren
Jahrhunderten, auf denen, wie auch auf Gemälden, Abbildungen mit dieser
Art der Taufhandlung vorkommen, bestätigt. ~Dr.~ +Brenner+
schreibt z. B.: „Auf einem sehr alten bei Neapel vorgefundenen
Sarkophage sind zwei gekrönte nackende Personen verschiedenen
Geschlechts in einem Kessel stehend abgebildet, und an ihrer Seite eine
männliche Figur aus einem Becken Wasser über den Kopf der ersteren
schüttend, wodurch nach einigen Kritikern die Taufe der bayrischen
Prinzessin Theodolinde und ihres königlichen Gemahls Authar vorgestellt
sein soll. Dies wäre somit noch am Ende dieser Periode (des 6. Jahrh.)
ein merkwürdiges Beispiel von einer Taufe durch Aufgießung.“[212]

Auf dem englischen Konzil am 27. Juli 816 zu Celchyt wurde das
Begießen ausdrücklich verboten.[213] Und das Konzil von Nemours 1284
beschränkt es auf Notfälle. Erst das Konzil zu Ravenna vom Jahre
1311 läßt zwischen Untertauchung und Begießung die freie Wahl. Seit
dem Ende des 13. Jahrh. ist die Besprengung die allgemeine Regel in
der abendländischen Kirche geworden. Prof. +Drews+ schreibt: „Bis
zu Cyprians Zeit war die Untertauchung herrschende Sitte, außer in
besonderen Fällen. Seit dem 4. Jahrh. wird es in einigen Kirchen
üblich, die Untertauchung durch eine reichliche Begießung des Hauptes
zu ersetzen; +dabei steht aber der Täufling im Wasser+.“ „Die
Besprengung des Kopfes, wie wir sie üben, wird erst im 13. Jahrh.
der allgemeine Brauch, aber nur im Westen. Die östliche Kirche hält
noch heute an der vollen Untertauchung fest.“[214] Bald darauf (nach
dem 13. Jahrh.) finden wir Synodalbeschlüsse, welche die Besprengung
streng vorschreiben. So wird dieser Ritus nach ~Dr.~ +Höflings+ Angabe
auch ausdrücklich vorgeschrieben in der Pommerischen Kirchenordnung
vom Jahre 1563, sowie auch in der Österreichischen vom Jahre 1571,
der Hohenlohischen von 1578, der Straßburger von 1601 und 1605, der
Hanauischen, Ulmischen und Badischen.[215]

Die geschichtliche Tatsache ist also die, daß der Ritus der Besprengung
und Begießung nicht apostolische Praxis war, sondern erst in der ersten
Hälfte des 3. Jahrh. in den Tagen Cyprians entstanden ist, und man sie
anfänglich nur an schwerkranken und sterbenden Personen in Anwendung
brachte. Später, nach Cyprians Zeit, finden sich Spuren davon, daß
man auch gesunde Personen, wenn auch sehr selten, durch reichliches
Übergießen taufte oder, wie ~Dr.~ +Augusti+ in seiner christlichen
Archäologie VII, S. 231, berichtet, auch dadurch, daß man den Kopf
des Täuflings ins Wasser tauchte, wobei er aber im Wasser stand, und
da man die Sache eben noch bequemer haben wollte, so wandelte man
die Taufhandlung schließlich in ein bloßes Besprengen der Stirn des
Täuflings um.[216]

Man kann sich aus dem Lauf der Dinge ein klares Bild machen, wie nach
und nach aus dem Seltenen und Ausnahmsweisen eine strenge, allgemein
kirchliche Regel geworden ist, an der auch nicht ein Jota verändert
werden darf. Wie konnte nur die westliche Kirche von der uralten Sitte
des Untertauchens, offenbar und unbestritten apostolischer Praxis,
abgehen, und wie ist diese Abweichung zu verstehen und zu rechtfertigen?

[Illustration]



Eine Menge unbiblischer Gebräuche bei der Taufe.


Es läßt sich ohne große Mühe nachweisen, daß sehr viele abergläubische
Zeremonien angenommen worden sind, welche der apostolischen Kirche und
bis zum Ende des 2. Jahrh. völlig fremd waren. Im N. Testament ist
die Taufe als eine öffentliche Handlung beschrieben. Dies blieb sie
auch bis gegen Ende des 2. Jahrh., und es findet sich kein Beispiel
von einer Geheimhaltung dieser Zeremonie, oder daß diese Handlung als
eine mysteriöse galt. Seit dem 3. Jahrh. hingegen verschwindet die
öffentliche Taufe, und man vollzog sie von da ab nur in Gegenwart
solcher, die bereits getauft waren und dazu oft hinter verschlossenen
Türen. Man findet also die Taufe mit einem Male als Mysterium
behandelt. Aber die „Torheit“ Gottes ist weiser als die Menschen
sind. Die Taufe, wie sie von Jesu eingesetzt ist, ist eine sichtbare
Offenbarung seiner göttlichen Weisheit und Größe, wie man sie aber
im 3. Jahrh. mit all den vielen menschlichen und abergläubischen
Zeremonien kannte, hatte sie viel Ähnlichkeit mit den sogenannten
heidnischen Mysterien. Man war der Meinung, durch diese Anhängsel den
Glauben zu befestigen, aber sie trugen nur dazu bei, den Aberglauben
großzuziehen. Durch sie wurde die ursprüngliche feierliche Einfachheit
der Taufe, wie sie uns noch bei Justin dem Märtyrer (gest. 166)
entgegentritt, gänzlich verdunkelt.[217] Einige der wichtigsten dieser
Gebräuche seien nachfolgend in Erwähnung gebracht:


1. Die Teufelsbeschwörung oder der sogenannte Exorcismus.

Weder in dem Bericht von der Johannestaufe, noch in dem Taufbefehl
Jesu, noch in einer der vielen Taufhandlungen, die uns im N. Testament
berichtet werden -- auch selbst nicht bei der Taufe der Heiden
--, findet man eine Spur von Teufelsbeschwörung oder auch nur die
Vorstellung von einem besonderen Einfluß Satans und der Dämonen.[218]
Auch die ältesten Kirchenlehrer, wie +Justin der Märtyrer+ und
+Irenäus+ (gest. 202), wissen noch nichts davon. ~Dr.~ +Neander+
schreibt darüber: „Wir finden im 2. Jahrh. noch keine Spur einer
solchen Bannungsformel gegen den bösen Geist.“[219] In Tertullians
Schriften hingegen findet sich schon eine Art von Exorcismus vor,
wenn auch noch nicht in so abergläubischer Entartung, wie man ihm im
3. und 4. Jahrh. begegnet. +Tertullian+ führt aus: „Wir geben auch
eine Zeitlang vorher in der Kirche unter der Hand des Bischofs die
Erklärung ab, daß wir dem Teufel, seiner Pracht und seinen Engeln
widersagen.“[220] Nach +Cyrill von Jerusalem+ (gest. 386) wandte sich
der Täufling bei dieser Absagung nach Sonnenuntergang mit den Worten:
„Ich entsage dir, Satan, und allen deinen Werken und allem deinem
Gepränge und allem deinem Dienste.“[221] Hierauf wurde dem Katechumenen
befohlen, den Teufel auszublasen und auszuspeien. Später, als das
Christentum zu den germanischen Völkern kam, wurde dem Täufling die
Frage gestellt, ob er den Göttern Donar, Wodan, Saxnot und allen bösen
Geistern und Unholden entsage. Die Antwort lautete: „Ich widersage
(ek forsage).“[222] Diese Teufelsentsagung führte zu der +gänzlich
unbiblischen Teufelsbeschwörung+. Sehr richtig bemerkt +Henke+ hierzu:
„Die Absagung war ursprünglich weiter nichts als ein Versprechen,
daß er Götzen, Götzendienst, heidnische Feste und Schauspiele
verabscheuen und meiden wolle. Sie leitete aber auch weiter zu anderen
Vorstellungen, und sie enthielt die Anlage zum Exorcismus.“[223]
Der wesentliche Unterschied zwischen der Teufelsentsagung und
-beschwörung ist der, daß bei ersterer die +Absagung+ der Täufling
selbst verrichtete, die +Beschwörung+ oder der Exorcismus hingegen von
dem Taufenden vorgenommen wurde. Daß sich aber solche Gebräuche nicht
auf die hl. Schrift sondern nur auf die Tradition gründeten, dessen
war man sich in der alten Kirche voll und ganz bewußt. Dies bezeugt
+Tertullian+ ausdrücklich, indem er sagt: „Wenn du für diese und andere
Punkte der Kirchenzucht eine ausdrückliche Vorschrift aus der hl.
Schrift verlangen wolltest, so wirst du keine auftreiben können. Man
wird dir die Tradition entgegenhalten als die Urheberin davon.“[224]

Die erste Spur des Exorcismus bei der Taufe zeigt sich in den
Verhandlungen jenes Konzils zu Karthago im Jahre 256, auf dem nicht
weniger als 87 Bischöfe anwesend waren. Hier wurde verordnet, daß
jeder, der zur Taufe zugelassen werde, zuvor (durch den Exorcismus)
gereinigt werden müßte.[225]

Auf welche Art diese Teufelsbeschwörung vor sich ging, läßt sich klar
aus einer Verordnung des Konzils zu Konstantinopel im Jahre 381, Kanon
7, ersehen. Da heißt es: „Wir behandeln sie (die Häretiker) so, wie
man es mit den Heiden zu machen pfleget. Den ersten Tag machen wir sie
zu Christen (d. h. wir erklären, daß sie in die christlich-katholische
Kirche aufgenommen werden sollen); den zweiten Tag nehmen wir den
+Exorcismus+ mit ihnen vor, wobei ihnen dreimal in das Angesicht
und in die Ohren geblasen (oder gehaucht) wird. Hernach unterrichten
wir sie, lassen sie die gehörige Zeit über in der Kirche erscheinen
und die Schrift hören. Sodann werden sie getauft.“[226] Andere
Schriftsteller erwähnen dabei noch das Bestreichen mit Speichel.[227]
Im 4. Jahrh. erklärten angesehene Kirchenväter den Exorcismus zwar
für heilsam, weil selbst die Kinder von dem Einfluß der bösen Geister
nicht frei wären, aber nicht für notwendig und in der hl. Schrift
geboten.[228]

In der +morgenländischen+ sowie auch in der
+römisch-katholischen Kirche+ ist der Exorcismus in dieser
sonderbaren Form unverändert beibehalten worden.[229] +Luther+
ließ in der zweiten Ausgabe seines Taufbüchleins zwar alle in der
ersten Ausgabe noch beibehaltenen Sitten, z. B. daß Anblasen,
Bestreichen mit Speichel u. a. weg, behielt dagegen die Entsagungs-
und Beschwörungsformel bei. Er erklärte diesen Brauch wohl als
nützlich, doch nicht für eine dogmatische Notwendigkeit.[230]
Ebenso billigte +Melanchthon+ den Exorcizmus und mit ihm die
übrigen lutherischen Theologen. +Zwingli+ wie auch +Calvin+
mißbilligten ihn aufs entschiedenste. Von der +reformierten
Kirche+ wird er als eine abergläubische Zeremonie verworfen.[231]
+Baumgarten+ trifft wohl in diesem Punkt das Rechte, wenn er
sagt: „Es ist eine +willkürliche+ Handlung, die in +keinem
göttlichen Befehl+ oder Notwendigkeit der Sache gegründet ist, ein
Adiaphoron, ein gottesdienstliches Mittelding, oder eine +menschliche
Kirchenverordnung+.“[232]


2. Das Bestreichen mit Speichel

erfolgte nach dem Exorcismus, und nach Luthers Angabe wurden die
Ohren und die Nase damit bedacht.[233] Die orientalische sowie
auch die protestantische Kirche hat diese merkwürdige Sitte nicht
angenommen.[234]


3. Die Bekreuzung.

Wie man im N. Testament von einer Teufelsbeschwörung nichts vorfindet,
ebenso findet sich auch nicht die geringste Andeutung von dem
Gebrauch der Bekreuzung vor. Es ist dies ebenfalls eine menschliche
Einrichtung nach Ablauf der apostolischen Zeit. Die Kreuzbezeichnung
des Täuflings geschah vor der Taufe gleich in unmittelbarer Verbindung
des Bestreichens mit Speichel.[235] „Der Täufer bediente sich der
Formel: „Nimm an das Zeichen des heiligen Kreuzes, beides, an Stirn und
Brust.“[236] ~Dr.~ +Augusti+ führt noch aus: „Bekanntlich
schrieben die Alten dem Kreuzeszeichen eine außerordentliche
Kraft und Wirkung zu. Man darf sich daher nicht wundern, wenn der
feierlichen Kreuzbezeichnung bei der Taufe eine magische Kraft
beigelegt wurde.“[237] Nach +Dionysius+ soll die Salbung und
Kreuzbezeichnung eine dreifache sein.[238] „In den alten Taufritualien
der +lateinischen Kirche+ findet man die einmalige Bezeichnung
in Verbindung mit einem dreimaligen Anhauchen. Die +evangelische
Kirche+ hat zwar die Ölsalbung abgeschafft, aber dennoch die
Kreuzbezeichnung beibehalten.“[239]


4. Die Salbung.

Nach der Kreuzbezeichnung folgte als weitere, die Taufe vorbereitende
Handlung die Salbung (~oleum~), zu unterscheiden von der Salbung
nach der Taufe.[240] Nach +Cyrill von Jerusalem+ wurde diese
Salbung im Taufhause gleich nach der Entkleidung vollzogen, und zwar am
ganzen Körper.[241]


5. Die Weihung des Taufwassers.

Nach der Salbung ging der Priester oder auch der Bischof daran,
das Taufwasser zu weihen. Das erste Beispiel davon findet sich
bei +Tertullian+. „Tertullian fing unstreitig an,“ schreibt
+Münter+, „mit der Lehre von der Taufe +Aberglauben+ zu
verbinden; denn er war der erste, der dem Wasser eine physische Kraft
zuschreibt.“[242] Tertullian äußert sich darüber wie folgt: „Jedes
Wasser erlangt vermöge der alten Prärogative seines Ursprungs die
geheimnisvolle Wirkung der Heiligung durch die Anrufung Gottes. Denn
es kommt sofort der Geist vom Himmel darüber herab und ist über den
Wassern, heiligt sie aus sich selbst, und so geheiligt saugen sie die
Kraft des Heiligmachens in sich ein. Also wird, nachdem die Gewässer
durch Dazwischenkunft des Engels gewissermaßen mit Heilkräften versehen
wurden, auch der Geist im Wasser leiblich abgewaschen und das Fleisch
ebendaselbst geistig gereinigt.“[243] Nach +Dionysius+’ Angabe
ging die Weihung in folgender Art vor sich: „Während der Priester die
Salbung vollendet, geht der Bischof zur Mutter der Gotteskindschaft
(denn so nennt er das Taufbassin), heiligt ihr Wasser durch heilige
Anrufungen und vollendet es, indem er das heiligste Öl dreimal in
Kreuzesform eingießt, er damit zugleich das Zeichen des Kreuzes
macht.“[244] +Cyprian+ erklärt, daß das Wasser erst durch den
Priester gereinigt und geheiligt werden muß, auf daß es die Macht habe,
die Sünden der Menschen wegzuwaschen. Auch +Basilius+ erwähnt
diesen Brauch, doch zeigt er dabei, daß derselbe nicht auf Verordnung
der hl. Schrift beruhe, sondern in der mündlichen Überliefernng seinen
Grund habe.[245]


6. Die Verwendung des Salzes bei der Taufe.

Dr. +Freybe+ sagt: „Auf die Salbung folgte als weitere, die Taufe
vorbereitende Handlung das Reiben mit Salz.“[246] In der protest.
kurbrandenburg. Kirchenordnung wie auch in der Ottheinrichs heißt es:
„Hier nehme der Priester das Kind und lege ihm Salz in den Mund und
spreche: Nimm hin das Salz der Weisheit, die dich fördere zum ewigen
Leben. Amen.“[247] Nach Dr. +Augusti+ hat man für den Gebrauch des
Salzes bis jetzt kein älteres Zeugnis als die Stelle in Augustin.[248]
Die evangelische Kirche hat mit Recht auch diese Sitte fallen lassen.

Nachdem all diese gedankenlosen und fast durchweg mit Aberglauben
verbundenen Gebräuche an dem Täufling zur Anwendung gekommen waren,
wurde an ihm die Taufe durch dreimaliges Untertauchen vollzogen.


7. Die Salbung

mit geweihtem Öl schloß sich gleich an die Taufe an. Diese Sitte
erwähnt schon Tertullian: „Aus dem Taufbade sodann herausgestiegen,
werden wir gesalbt mit der gebenedeiten Salbung.“[249] „Die Salbung
geschieht zuerst auf Brust und Rücken mit dem Spruche: zur Heilung
des Körpers und der Seele; sodann an den Ohren mit dem Spruche:
zum Gehorsam des Glaubens; hierauf an den Füßen mit den Worten:
zur Beförderung deiner Schritte; endlich an den Händen mit dem
Zurufe: deine Hände haben mich gemacht und gebildet.“[250] Nach
Cyrill geschah diese Salbung an Stirn, Ohren, Nase und Brust.[251]
Tertullian sowie auch Cyrill von Jerusalem gründen diese Salbung auf
die „frühere Lehre, wonach man mit Öl aus dem Horn zum Priestertum
gesalbt worden war“.[252] Wir müssen aber bei genauerer Untersuchung
feststellen, daß die Salbung, wie sie im 3. und den nachfolgenden
Jahrhunderten gehandhabt wurde, auch nicht die geringste Ähnlichkeit
mit der Priestersalbung hat. +Luther+ zählt diesen Ritus mit
Recht unter jene, die „+von Menschen+, um die Taufe zu zieren,
+hinzugetan+ sind“.[253]


8. Der dreimalige Umgang um das Taufbecken.

In der griechisch-russischen Kirche schließt sich der Salbung ein
dreimaliger Umgang um das Taufbecken an. Den Vorgang dabei schildert
+Staerk+ mit folgenden Worten: „Ist die Salbung mit dem heiligen
Myron vollendet, so schreitet der Priester mit dem Taufpaten und dem
Täufling dreimal rings um das Taufbecken, während der Chor singt
(griechischer und slawischer Ritus): Alle, die ihr auf Christum getauft
seid, habt Christum angezogen. Alleluja. Der Umgang beginnt von der
rechten Seite, d. h. von Westen nach Süden, indem der Priester und Pate
Kerzen in der Hand tragen, um die Erleuchtung auf Christus, das wahre
Licht, zurückzuführen.“[254]


9. Der Friedenskuß.

Jedem Neuaufgenommenen oder Getauften wurde der sogenannte Friedenskuß
erteilt als Zeichen, daß er von nun an als Christ oder als Bruder
im Herrn anerkannt sei. Gegen diese Sitte wäre auch durchaus nichts
einzuwenden, denn wir glauben, daß dieselbe im N. Testament begründet
ist und apostolische Praxis war,[255] doch nie können wir es glauben,
daß dieser „Bruderkuß“ in der Urgemeinde so verabreicht wurde, wie es
nach Einführung der Kindertaufe in den Tagen Cyprians geschah, nämlich
-- auf den Fuß des Täuflings.[256]


10. Die Anlegung einen weißen Kleides.

Seit dem 4. Jahrh. wurde es Sitte, den Täuflingen unmittelbar nach der
Taufe ein weißes Kleid anzulegen, welches sie acht Tage hindurch tragen
mußten, „und wurden in demselben an dem auf Ostern folgenden Sonntage,
welcher eben daher den Namen: ~Dominice in albeis~ (der weiße
Sonntag) erhielt, der Gemeinde vorgestellt“.[257] Womit will man diesen
Gebrauch rechtfertigen? Durch das N. Testament kann es nicht geschehen,
denn dasselbe berichtet uns nichts von einem achttägigen Tragen der
weißen Kleider nach der Taufe.


11. Die Taufkerzen.

Ein weiterer unbiblischer Gebrauch war, daß man dem Täufling, auch den
kleinen Kindern, sogenannte Taufkerzen in die Hand gab als Sinnbild
der ihnen zuteil gewordenen Erleuchtung. Nach Dr. Angustis Angabe ist
diese Sitte erst im 4. Jahrh. entstanden.[258]


12. Der Gebrauch von Milch und Honig bei der Taufe.

+Tertullian+ schreibt, daß die Täuflinge, nachdem sie aus dem
Wasser heraufgestiegen sind, eine Mischung von Milch und Honig genießen
und sich von jenem Tage an eine ganze Woche hindurch des täglichen
Badens enthalten.[259] Ob nun dieser Brauch biblisch ist, soll
Tertullian selbst beantworten. Er sagt: „Wenn du für diese und andere
Gebräuche eine ausdrückliche Vorschrift der hl. Schrift verlangen
wolltest, so wirst du keine auftreiben können. Man wird dir die
+Tradition+ entgegenhalten als die Urheberin davon.“[260]


13. Die Tonsur.

Im 4. und 5. Jahrh. finden sich viele Zeugnisse von Mißbilligung und
Verwerfung der Tonsur vor. Erst am Ende des 5. und Anfang des 6. Jahrh.
fing die Tonsur an, bei dem geistlichen Stande eine allgemeine Sitte zu
werden.[261] Später vollzog man die Tonsur auch an Laien und Kindern,
und zwar in Verbindung mit der Taufe. In der griechisch-russischen
Kirche sind beide Tonsuren üblich, „die ~tonsura clericalis~ und
die Tauftonsur“.[262] Die Vollziehung der letzteren ging nach Staerks
Angabe wie folgt vor sich: „Nach vorausgegangenem Gebet beschneidet der
Liturg das Haupthaar des Täuflings in Kreuzesform, indem er spricht:
Geschoren wird der Knecht Gottes N. N. im Namen des Vaters und des
Sohnes und des hl. Geistes. Amen.“[263]

So gewiß es ist, daß weder im N. Testament noch in den ersten
Jahrhunderten eine Spur von einer Tonsur aufzufinden ist, so gewiß
ist es auch, daß dieser Brauch direkt dem Heidentum entnommen ist.
+Rabaud+, Präsident des Konsistoriums zu Montauban, schreibt
darüber: „Die Tonsur ist ein heidnischer Brauch, Sklaven, bisweilen
auch Besiegten schor man den Kopf; es war das ein Zeichen der
Erniedrigung, aber auch ein Symbol der Entsagung und der Aufopferung.
So schnitten sich vor dem Angesichte gewisser Göttinnen die jungen
Mädchen, welche sich ihrem Dienste weihten, ihren Haarschmuck ab; in
Ägypten trugen die Isispriester rasierten Kopf. Nach der Entstehung
des Mönchtums schlossen sich manche Ordensleute den Bräuchen alter
Zeit an und ließen sich zum sichtbaren Zeichen ihres Geistes der Demut
und ihrer Gelübde der Entsagung das Haar abschneiden, von dem sie
nur einen Kranz rings um den Kopf stehen ließen.... Daraus ist die
Tonsur hervorgegangen.“[264] Noch bestimmter äußert sich +Staerk+
darüber: „Schon bei den alten Griechen war es Sitte, den Kindern die
Haarlocken abzuschneiden und sodann zu gewissen Zeiten dieselben den
Dämonen zu opfern. Durch das Christentum wurde dieser heidnische Brauch
zu einem Kulte des wahren Gottes umgewandelt.“[265]


14. Die Abwaschung des Täuflings am achten Tage.

Nach Beendigung aller oben angeführten Zeremonien und noch vieler
anderer mehr wurde am achten Tage der Täufling wieder in die Kirche
gebracht, um abgewaschen zu werden. „Diese Sitte gründet in der
griechisch-russischen Kirche darin, daß bei der Myronsalbung das
Chrisam nicht gänzlich abgewischt worden ist. Das Kind muß daher
während dieser Zeit sein Taufröcklein tragen und darf nicht gebadet
werden.“[266]

Wir übergehen die übrigen Gebräuche, welche weder von beständiger
Dauer waren, noch von den verschiedenen Kirchen einstimmig angenommen
wurden.[267] Von den angeführten glauben wir aber den Beweis erbracht
zu haben, daß sie alle durchweg eine menschliche Erfindung und
Einrichtung sind und nie ihren Ursprung in der Bibel haben. Dies zeigte
uns schon die oben zitierte Stelle aus Tertullian, der unverhohlen
zugibt, daß der Exorcismus und einige andere Taufgebräuche sich allein
auf die Tradition gründen. Dasselbe gibt auch in noch klareren Worten
+Basilius+ der Große (gest. 379) zu, was wir seinem Buch „Vom hl.
Geist“, Kapitel 27, entnehmen: „Wir begnügen uns nicht mit dem, was
die Apostel oder das Evangelium mitteilen, sondern wir haben noch eine
ungeschriebene Lehre; wir segnen z. B. das Wasser der Taufe und das
Chrisma der Salbung, ja den Täufling selbst: wo steht das geschrieben?
Geschieht es also nicht nach einer verschwiegenen und geheimgehaltenen
Lehre? Welches geschriebene Wort (der Bibel) lehrt die Salbung mit
dem Chrisma? Woher ist es genommen, daß wir den Täufling dreimal
untertauchen? Aus welchem Buche haben wir die übrigen Taufgebräuche,
wie unter anderem, daß dem Teufel und seinen Engeln entsagt wird?
Rühren sie nicht aus jener verborgenen Geheimlehre her, welche unsere
Väter in der Stille aufbewahrten?“

Zu Luthers Zeit waren diese Taufgebräuche noch alle vorhanden und
manche davon von Luther beibehalten und in Anwendung gebracht worden,
doch seine Anschauung darüber ist die, daß sie alle in den Bereich
der Menschensatzungen zu rechnen sind. Wir führen noch seine eigenen
Worte zum Schlusse an. Er sagt: „So gedenke nun, daß in dem Taufen
diese äußerlichen Stücke das Geringste sind, als da ist: unter Augen
blasen, Kreuz anstreichen, Salz in den Mund geben, Speichel und Kot
in die Ohren und Nase tun, mit Öl auf der Brust und Schultern salben
und mit Chrisam den Scheitel bestreichen, Westerhemde anziehen und
brennende Kerzen in die Hände geben, und was das mehr ist, +das von
Menschen+, die Taufe zu zieren, +hinzugetan ist+; denn auch
wohl ohne solches die Taufe geschehen mag und nicht die rechten Griffe
sind, die der Teufel scheut oder flieht.“[268]



Die gänzliche Entkleidung bei der Taufe.


Es scheint, als ob im Altertum die vielen Neuerungen gar kein Ende
nehmen wollten. Ein falscher Gebrauch bahnte dem anderen den Weg,
bis man Gebräuche in Anwendung brachte, die das Schamgefühl des fein
denkenden Menschen aufs tiefste verletzten und die, um es gelinde zu
sagen, alles andere, nur nicht schicklich waren. Gar bald ließ man die
Mahnung des Apostels außer acht: „Alles aber geschehe anständig und in
Ordnung.“[269] So wurden zum Beispiel die Täuflinge, Männer wie auch
Frauen, gänzlich entkleidet und wurden ganz nackend getauft.

Diesen allzu menschlichen Gebrauch finden wir zuerst von +Cyrill von
Jerusalem+ (gest. 386) erwähnt. Er sagt: „Sobald ihr das Innere der
Taufhalle betratet, zoget ihr sogleich eure Kleider ab, und dies war
das Bild des alten mit seinen Werken ausgezogenen Menschen. Ausgezogen,
waret ihr nackt und ahmtet auch hierin dem am Kreuze entblößten
Christus nach, der durch diese Blöße die Herrschaften und Gewalten
ausgezogen und über sie am Holze mit hohem Mute triumphiert hat.....
Ihr waret nackt vor den Augen aller und schämtet euch nicht, denn ihr
waret wahrhaftig ein Bild des ersten Menschen, Adam, der im Paradiese
nackt war und sich nicht schämte.“[270] +Ambrosius+ (gest. 397)
sagt: „Die Menschen kamen so nackend zum Taufbassin wie sie in die
Welt kamen.“[271] Die völlige Entkleidung bei der Taufe finden wir
auch von +Dionysius+ erwähnt.[272] Und +Chrysostomus+ sagt,
indem er von der Taufe spricht: „Die Menschen waren so nackend wie
Adam im Paradies. Allein dort wurde der Mensch nach der Sünde nackt,
weil er gesündigt hatte; hier dagegen wird er nackt, um von Sünden
befreit zu werden. Damals zog der Mensch die Herrlichkeit aus, mit der
er bekleidet war; jetzt zieht er den alten Menschen aus, und ehe er
ins Taufbad steigt, zieht er ihn so leicht aus wie die Kleider.“[273]
Chrysostomus schreibt noch, daß der Einfall der Soldaten in die Kirche
zu seiner Gefangennehmung gerade zu der Zeit geschah, als die Frauen
zur Taufe sich entkleidet hatten, die so in Schrecken versetzt wurden,
daß sie nackend die Flucht ergriffen.[274] Schon +Athanasius+
(gest. 373) spricht von skandalösen Auftritten, welche in dem Taufhause
vorfielen. So beschuldigt er unter anderem die Arianer, daß durch
eine Überredung Juden und Heiden während einer Taufe in die Taufhalle
eingebrochen seien und dabei die Katechumenen, wie sie dort standen,
nackt, in einer Weise mißhandelt hätten, die zu scheußlich und
schändlich wäre, um sie niederzuschreiben.[275] „Kaiser Konstantin
legte,“ schreibt ~Dr.~ Brenner, „da er sich zur Taufe anschickte,
nach der Erzählung des Simeon Metaphrastes, auch seinen letzten
Leibrock ab und ließ die Schande seines Fleisches sehen.“[276] „Jobia,
die Tochter des Perserkönigs Sapor, wird von dem Diakon Cyriakus in
ihrem Schlafgemache nackt in eine silberne Wanne gestellt, um getauft
zu werden, wie Surius aus sehr alten Martyrologien erzählt.“[277]

Derartige Gebräuche, wodurch das menschliche Schamgefühl auf solche
schändliche und frivole Weise untergraben wurde, kann man mit
irgend einem Namen bezeichnen, aber nur nicht „christlich“ heißen.
Unzuchtsszenen, die sich bei derartigen Gelegenheiten abspielten,
machten es notwendig, synodale Erlasse ergehen zu lassen, die dahin
lauteten, daß die Frauen zur Zeit, wenn die Männer getauft würden,
das Baptisterium nicht betreten durften. Ein solches Verbot erließ
z. B. eine persische Synode von 485. Der Metropolit +Barsumas+
von Nisibis, der diese Synode leitete, tadelt den Katholikus, „weil
er gestattet, daß Frauen das Baptisterium betreten und bei der Taufe
zuschauen durften, woraus Unzuchtsvergehen und unerlaubte Heiraten
entstanden seien“.[278]

Wahrlich, hier finden wir Mysterien dazu geschaffen, den Heiden, der
zu einer solchen christlichen (?) Kirche übertrat, für alles, was er
zurückließ, zu entschädigen. Wie bald verlor doch das Gold seinen Glanz
und wurde seine ihm vom Goldschmied gegebene Form verunstaltet.



Materien, in und mit welchen getauft wurde.


Schon im A. Testament, wo die christliche Taufe durch mancherlei
Waschungen und die Priesterweihe vorgebildet ist, wird von Gott
ausdrücklich geboten, daß dazu nur +Wasser+ verwendet werden
soll.[279] Aus den vielen Taufberichten des N. Testaments ist klar
ersichtlich, daß die Taufe zur Zeit Christi und der Apostel nur im
Wasser vollzogen wurde. So sagt Johannes zu seiner Zuhörerschar:
„Ich taufe euch +mit Wasser+.“ Und von der Taufe Jesu schreibt
der Evangelist: „Da Jesus getauft war, stieg er alsbald herauf aus
dem +Wasser+.“[280] Johannes der Täufer taufte zu Enon, weil er
daselbst „+viel Wasser+“ hatte.[281] Ebenso berichtet Lukas,
daß die Taufe des Kämmerers, die des Kornelius, seiner Verwandten
und Freunde, nachdem sie glaubten, im +Wasser+ vollzogen worden
sei.[282]

Aus diesen und anderen Stellen ist zu ersehen, daß in der Urkirche das
Wasser das einzige Element der Taufe war, und man findet es auch von
den ältesten Schriftstellern als solches bezeichnet, so zum Beispiel
von Justin dem Märtyrer (Apol. I, Kap. 61), Tertullian (~De Baptismo~),
Cyprian (Ep. 70, 1), Cyrill von Jerusalem (Dritte mystagogische
Katechese, Kap. 5), von Basilius dem Großen, Gregor von Nyssa (Große
Katechese, Kap. 35), Gregor von Nazianz, Chrysostomus, Augustin u.
a.[283] Da die Kirche aber immer mehr von den klaren Vorschriften der
hl. Schrift abging und dafür menschliche Satzungen annahm, zeigte
sich’s bald, daß man nicht nur die Wassertaufe als die einzig gültige
erklärte, sondern auch solche als rechtmäßige Taufen annahm, bei denen
eine andere Materie verwendet wurde als Wasser.

Auf der Versammlung zu Quiercy (wahrscheinlich 754) soll +Papst
Stephan+ III. (II.) den Mönchen eines benachbarten Klosters auf 19
Fragepunkte Antwort gegeben haben. Die Antwort auf die 11. Frage ist
besonders ihres Inhaltes nach wichtig, da sie für uns einen Beleg dafür
enthält, daß auch mit +Wein+ getauft wurde. Es heißt da nach +Hefeles+
Angabe: „Wenn jemand ein todkrankes Kind, weil durchaus kein Wasser
zu haben, mit Wein tauft, so soll er nicht gestraft werden, und sie
sollen nicht nochmals getauft werden.“[284] +Papst Benedikt+ XII. (1334
bis 1342) erwähnt in einem Brief an König Leo IV. die vielen Irrtümer
der Armenier, bei welcher Gelegenheit er ihnen auch die Taufe mit
+Milch+ und +Wein+ zum Vorwurf macht.[285] Sogar +Speichel+ wurde zur
Taufe oder besser gesagt zum Anfeuchten der Stirn verwendet, denn man
erklärte: „Eine Taufe mit Speichel ist ungültig.“[286]

Eine Menge Fragen über die Materie der Taufe findet man, nach ~Dr.~
+Augusti+, in der scholastischen Periode aufgeworfen, die oft zu
heftigen Streitigkeiten Anlaß gaben. „Die Materie der Taufe, sagen
die Scholastiker, ist das Wasser. Dies bewies man mit zwölf Gründen
.... Einige behaupteten wieder, daß man auch mit +Erde+ taufen dürfe,
weil es scheine, daß der Mensch darin könne getauft werden, worin
Christus begraben worden.“[287] Auch wurde die Frage aufgeworfen, ob
man nicht mit +Luft+ taufen könne, denn „alle Gründe für das Wasser,
die eindrückende Kraft ausgenommen, passen ebensogut und noch besser
auf die Luft. Sie ist noch reiner und heller, zum Leben notwendiger und
noch gemeiner als das Wasser.“[288]

~Dr.~ Augusti schreibt ferner: „Daß man in +Lauge+ (~lixivio~) taufen
dürfe, versicherten viele berühmte Doktoren, wie Astesanus, Inguen,
Pelbartus. Ihr Hauptgrund war, daß Wasser, welches durch Asche
durchsickere, zwar verändert aber nicht verwandelt werde. Rubio,
Paludanus u. a. aber leugneten dies und wollten nicht gestatten, daß in
Lauge getauft werde.“[289]

Ferner war man der Meinung, daß man auch in +Bier+, +Honig-+ und
+Rosenwasser+ taufen dürfe; ja sogar +Fleisch-+ und +Fischbrühe+ oder
auch +Butter+ und +Fett+ könne dazu verwendet werden. Diese Idee
vertraten besonders Thomas von Aquino, Sylvester und Astesanus.[290]
Auch wurde die Frage aufgeworfen, ob man in +Schnee+, +Eis+, +Hagel+,
+Reif+ und +Tau+ taufen dürfe. Diese Frage bejahten einige, andere
wieder verneinten sie.[291]

Diese merkwürdigen und nicht weniger eigentümlichen Fragen erstreckten
sich über die scholastische Periode hinaus, und man findet sie noch
zu Luthers Zeit vor. ~Dr.~ Augusti schreibt darüber: „Selbst
nach dem scholastischen Zeitalter haben diese seltsamen Fragen sich
nicht ganz verloren. Es wurde Luther zum Vorwurf gemacht, daß er in
seinen Tischreden sich dahin erklärte, daß man im Notfalle auch mit
Wein, Milch oder Bier taufen könne. Diese gelegentliche Äußerung aber
verdiente um so weniger urgiert zu werden, da Luther in seiner zweiten
Taufpredigt (~T. VII, ed. Jen. p. 469~) sich bestimmt gegen den
Gebrauch des Weins, Biers, der Lauge und anderer Dinge, und allein das
Wasser als das von Christus verordnete Element der Taufe erklärt.“[292]

Den Reformatoren des 16. und 17. Jahrh. haben wir es allein zu
verdanken, daß sie das Althergebrachte umstürzten und mit den
unbiblischen Gewohnheiten und Sitten der Kirchenlehrer des Mittelalters
aufräumten.

[Illustration]



Die stellvertretende Taufe der Lebenden für die Toten.


Schon recht früh findet sich die merkwürdige Sitte vor, daß sich
Lebende in Stellvertretung für ungetauft Verstorbene taufen ließen.
Daß schon zur Zeit des Apostels Paulus dieser seltsame Gebrauch
vorhanden war, geht klar aus 1. Kor. 15, 29 hervor, wo er ihn zu
seiner Beweisführung für die Auferstehung der Toten benutzt, indem er
schreibt: „Was machen sonst die, welche um der Toten willen sich taufen
lassen, wenn die Toten überhaupt nicht auferstehen? Warum lassen sie
sich um derselben willen taufen?“[293] Stehen die Toten nicht auf,
warum dann noch etwas zugunsten derselben vornehmen! Es ist ja mit dem
Tode alles vorüber, alles aus. Eine solche Handlung ist dann unnütz.
Dies wäre der richtige Sinn dieses Verses.

Da der Apostel diesen Mißbrauch nicht tadelt, bringen einige Gelehrte
die irrige Meinung zum Ausdruck, daß sich diese Sitte in der Gemeinde
zu Korinth gebildet hätte und so nach und nach allgemein als eine
christliche Handlung angesehen worden wäre.[294] Wie man zu einer
solchen Annahme kommen kann, ist für uns unbegreiflich. Erstens haben
wir für eine solche Taufe keinen Befehl und auch keine Verheißung in
der Schrift. Wie Gott von einem Menschen, der seinen Willen weiß,
einen persönlichen Glauben fordert, ebenso verlangt er auch eine
+persönliche+ Taufe, denn es steht geschrieben: „Tut Buße und lasse
+sich ein jeglicher+ taufen.“[295] Zweitens liegt im Text selbst der
unumstößliche Beweis dafür vor, daß ein Gebrauch dieser Art nicht in
der Gemeinde Gottes, sondern +außerhalb+ derselben ausgeübt wurde.
Man achte bitte auf die Fürwörter, die der Apostel im Laufe seiner
Argumentation über die Auferstehung des Leibes gebraucht. „Ist aber
Christus nicht auferstanden, so ist +unsre+ Predigt vergeblich, so ist
auch +euer+ Glaube vergeblich. +Wir+ würden aber auch erfunden falsche
Zeugen Gottes... Hoffen +wir+ allein in diesem Leben auf Christum, so
sind +wir+ die elendesten Menschen... Was machen sonst +die+, welche
um der Toten willen sich taufen lassen, wenn die Toten überhaupt nicht
auferstehen? Warum lassen +sie+ sich um derselben willen taufen?“[296]
Während Paulus hier, wenn er von der Gemeinde redet, die Fürwörter
„+wir+“, „+unser+“, „+euer+“, „+ihr+“ gebraucht, benutzt er im 29. Vers
die dritte Person „+die+“, „+sie+“. Wenn nun die stellvertretende
Taufe der Lebenden für die Toten in der Gemeinde geübt worden wäre,
wie ja viele behaupten wollen, so müßte der Wortlaut des 29. Verses
unbedingt folgender sein: Was machen sonst +wir+, die +wir+ uns für die
Toten taufen lassen? Wenn Tote doch nicht auferstehen, warum lassen
+wir+ uns dann noch taufen für sie? Aber es heißt: „Was machen sonst
+die+, welche um der Toten willen sich taufen lassen.... Warum lassen
+sie+ sich um derselben willen taufen?“

Die Tatsache ist also die, daß es schon im apostolischen Zeitalter
Leute gab, die sich zugunsten der Verstorbenen taufen ließen, welche
aber die Auferstehung der Toten leugneten. ~Dr.~ Bernhard +Weiß+
bemerkt zu dieser Stelle: „Zum Abschluß macht Paulus einige praktische
Anwendungen von seiner Erörterung. Es muß auch bei denen, welche eine
Auferstehung leugneten, vorgekommen sein, daß man sich zum Besten
ungetauft verstorbener Angehöriger taufen ließ in der Hoffnung, daß
diese Taufe ihnen zugute kommen, den Mangel ihrer Taufe ersetzen werde.
Der Apostel enthält sich jedes Urteils über diesen abergläubischen
Gebrauch, der doch jedenfalls von wärmster Fürsorge für das Heil
geliebter Verstorbener zeugte. Ihm kommt es nur darauf an zu zeigen,
wie die Auferstehungsleugnung die heiligsten christlichen Gefühle
verletze, da ja, wenn Tote überhaupt nicht auferstehen, man auch nichts
mehr zu ihrem Besten tun kann.“[297]

Die Sitte der stellvertretenden Taufe verpflanzte sich auch in die
nachapostolische Zeit und hat sich bei mehreren häretischen Sekten und
Parteien, besonders aber bei den +Marcioniten+ noch Jahrhunderte
hindurch erhalten. +Tertullian+ weist in seiner Schrift „Über
die Auferstehung des Fleisches“, Kap. 48, auf sie hin, und in seinem
Buch gegen Marcion erklärt er diesen Gebrauch als eine Nachahmung
der bei den heidnischen Römern im Februar üblichen Totenopfer.[298]
Bischof +Epiphanius+ (gest. 403) berichtet in seinem Brief
„Wider die Ketzereien“ von den +Kerinthianern+, einer Sekte, die
im letzten Viertel des apostolischen Zeitalters durch Kerinth ihren
Anfang nahm.[299] „Wir sind auch berichtet, daß einige derselben
[Kerinthianer] ohne Taufe gestorben seien, andere aber sich für sie auf
ihren Namen taufen lassen, damit sie nicht einst bei der Auferstehung
über der nicht empfangenen Taufe gestraft werden und unter die Gewalt
des Weltschöpfers kommen. Dahin erklären wenigstens einige die Taufe
über den Toten, wovon der Apostel in dem angezogenen Kapitel (1. Kor.
15) geredet hat.“[300]

Interessant ist der Vorgang bei dieser Vikariatstaufe.
+Chrysostomus+ (gest. 407) schildert ihn, indem er von den
+Marcioniten+ berichtet, mit folgenden Worten: „Ist bei ihnen
ein Katechumen gestorben, so verstecken sie einen Lebenden unter dem
Bette des Verblichenen; dann treten sie vor den Toten, reden ihn an und
fragen ihn, ob er getauft werden wolle. Da nun dieser nicht antwortet,
so spricht der unter dem Bette Versteckte, daß er getauft werden wolle;
und so taufen sie diesen anstatt des Verblichenen und treiben damit
Komödie.“[301]

[Illustration: Die stellvertretende Taufe der Lebenden für die Toten.]

Auch in neuerer Zeit gibt es eine christliche Gemeinschaft, die im
Jahre 1830 in Amerika ihren Anfang nahm, die +Mormonen+, welche
die Taufe für die Toten ausüben und diese Handlung irrtümlicherweise
durch die fragliche Stelle 1. Kor. 15, 29 rechtfertigen.[302]

Aber nicht nur, daß man Lebende an Stelle der Verstorbenen taufte,
sondern die Verirrungen gingen so weit, daß leichtgläubige Priester
sogar Tote selbst tauften und ihnen das Abendmahl spendeten, da man,
wie Leutwein bemerkt, der Meinung war, daß die Taufe Unsterblichkeit
bewirke.[303] Daß dies schon im 4. Jahrh. an manchen Orten dem
kirchlichen Aberglauben nicht fern geblieben war, ergeht aus einer
Äußerung des Gregor von Nazianz (gest. 390).[304] Auch Philastirus
berichtet, daß die Kataphrygier und Montanisten die Toten taufen.[305]
Ebenso bestätigt dies das Verbot der Synode zu Hippo im Jahre 393,
wo beschlossen wurde, Kanon 4: „Den Leichnamen Verstorbener soll die
Eucharistie nicht gegeben und die Taufe nicht erteilt werden.“[306]
Das III. Konzil zu Karthago im Jahre 397, Kanon 5, erließ ein gleiches
Verbot.

[Illustration]



Ist außer dem Glauben auch noch die Taufe zur Seligkeit notwendig?


Hat einerseits die Kirche des Altertums sowie auch die spätere der
Taufe allerlei magische Wunderkraft zugeschrieben und damit den
lächerlichsten Aberglauben verbunden, so gab es auch solche, welche
die Taufe für gänzlich überflüssig hielten und behaupteten, daß der
Glaube zur Seligkeit völlig hinreiche. Diese letzte Meinung gab auch
Tertullian die Veranlassung, seine Abhandlung „Über die Taufe“ gegen
eine Frau namens Quintilla aus der häretischen Partei des Cajus zu
schreiben. Tertullian hält die Taufe für eine „Besiegelung“ oder „als
äußere Hülle für den Glauben“. Aus Joh. 3, 5 in Verbindung mit Matth.
28, 19 leitete er die Notwendigkeit der Taufe zur Seligkeit ab.[307] In
der Geschichte des Mittelalters findet man ebenfalls des öfteren die
Idee vertreten, daß, wo ein tiefer und reiner Gottesglauben vorhanden
ist, die Taufe überflüssig sei.

Im Reformationszeitalter traten Männer auf, die dieselbe Meinung
hatten. So verwarf +Schwenckfeld+ (gest. 1561) die Wassertaufe und
lehrte, „daß die Menschen nur durch den Glauben und nicht durch die
Taufe selig würden“.[308]

Dieser Behauptung begegnet man auch in unsern Tagen noch sehr oft. Nun
fragt sich’s, ob diese Lehre einen Schriftgrund hat oder ob sie nur
auf Menschenmeinung beruht. Einige Stellen des N. Testaments sollen
uns über diese Frage Klarheit geben. Zuerst sei hier die Taufe Jesu
angeführt. Er, das reine und unbefleckte Gotteslamm, der sicher mehr
Glauben besaß als je ein Sterblicher, ließ sich taufen und bezeugte
ihre Notwendigkeit, indem er sagte: „Also gebühret es uns, alle
Gerechtigkeit zu erfüllen.“[309] Auch im Taufbefehl selbst liegt ein
klarer Beweis dafür vor, daß außer dem Glauben die Taufe erforderlich
ist. Da lesen wir: „Gehet hin in alle Welt und prediget das Evangelium
aller Kreatur. Wer da +glaubet und getauft wird, der wird selig
werden+.“[310] Die Taufe ist hier außer dem Glauben dem Menschen von
Christo als eine unerläßliche Pflicht zur Seligkeit gemacht. Auch nicht
das mindeste liegt in den Worten Jesu, was uns zu einer Einschränkung
der Taufe berechtigen oder veranlassen könnte.

Paulus bekehrte sich und wurde an Christum gläubig, aber dies genügte
nicht -- er mußte sich auch noch taufen lassen. Dies war es auch, was
ihm der Herr auf seine Frage hin: „Herr, was willst du, daß ich tun
soll?“ befahl: „Stehe auf und gehe in die Stadt; da wird man dir sagen,
was du tun sollst,“[311] nämlich sich taufen zu lassen, was ihm einzig
noch fehlte. Diese Tatsache bestätigt Paulus auch durch die Erzählung
seiner Bekehrungsgeschichte.[312] All die vielen Neubekehrten und an
Jesum gläubig gewordenen Seelen, von denen wir in der Apostelgeschichte
berichtet finden, sind stets auch getauft worden. Auch nicht ein
einziger Fall wird angeführt, woraus zu ersehen wäre, daß in der
apostolischen Kirche der Glaube als genügend erachtet wurde.[313]

[Illustration]



Macht die Geistestaufe die Wassertaufe überflüssig?


Inmitten der östlichen wie auch der westlichen Kirche gab es
freidenkerische Parteien, welche zuerst -- und dies mit vollem Recht --
die unzähligen abergläubischen Gebräuche der Kirche verachteten, später
aber unberechtigterweise auch die Taufe verwarfen mit der Begründung,
daß nur die Geistestaufe nötig sei. „Unter den Griechen,“ schreibt
+Ruperti+, „waren es im 12. Jahrh. die +Bogomilen+, die
+Messalianer+ und +Euchyten+; in der lateinischen Kirche die
aus den +Paulicianern+ entstandenen sogenannten +Manichäer+,
welche sich vom 11. und 12. Jahrh. an aus dem griechischen Reiche
in Italien, Frankreich, den Niederlanden, England und Deutschland
ausbreiteten.“ „Sie nannten die gewöhnliche Taufe der Kirche eine bloße
Wassertaufe, rühmten dagegen das Sakrament des Händeauflegens, welches
sie die geistige Taufe nannten, weil dadurch der Geist mitgeteilt und
die Sünde vergeben werde. Sie tauften daher diejenigen, welche zu ihrer
Partei übertraten, ohne Gebrauch des Wassers, durch Berufung des hl.
Geistes, Singen des Vaterunsers und Händeauflegen.“[314]

Die +Quäker+, welche im Jahre 1649 in England entstanden,
verwerfen ebenfalls die Wassertaufe und lehren, daß dieselbe
anfänglich nur eine Abbildung der innern und geistigen Taufe
dargestellt habe, für die jetzige christliche Kirche aber nicht mehr
bindend wäre. Die einzige wahre und notwendige Taufe sei die Taufe mit
dem hl. Geist. Diese ihre Lehre steht aber im krassesten Gegensatz zu
den klaren Vorschriften des Wortes Gottes. Jesus gebot den Jüngern die
Taufe.[315] Die erste Predigt auf Grund dieses Befehles ist uns durch
Lukas in Apg. 2 wiedergegeben. Da wird durch Petrus die Taufe zur
+Bedingung+ der Verheißung des hl. Geistes gemacht. „Die Gabe des
Geistes“ ist die verheißene Segnung. Buße und Taufe sind die gebotenen
Pflichten, um die verheißene Segnung zu empfangen.

Petrus, der auf besondere Anweisung des Herrn in das Haus des Kornelius
ging, predigte unter Leitung des Geistes demselben sowie allen, die
sich im Hause versammelt hatten. Die Wirkung und das Ergebnis dieser
Predigt war, daß der hl. Geist auf alle fiel, die dem Worte zuhörten.
Aus der Anordnung Petri, welche er nach diesem gab, geht hervor, daß
die Geistestaufe nicht allein genügte, vielmehr aber das Empfangen
derselben ein Beweis dafür ist, daß die Wassertaufe am Platze sei.
Er sagt: „Mag auch jemand das Wasser wehren, daß diese nicht getauft
werden, die den hl. Geist empfangen haben gleichwie auch wir? Und
befahl, sie zu taufen in dem Namen des Herrn.“[316]

Paulus kam auf seiner dritten Missionsreise nach Ephesus, wo er etliche
Jünger fand, die den hl. Geist noch nicht empfangen hatten. Der Apostel
unterrichtete sie zunächst gründlich im Evangelium, dann wurden sie auf
sein Gebot hin getauft, und erst nachdem sie getauft waren, legte der
Knecht Gottes die Hände auf sie und erflehte so den hl. Geist Gottes
auf die Neugetauften herab.[317] Die Reihenfolge in bezug auf die
Pflicht und die Gabe ist hier dieselbe, welche wir auch von Petrus in
Apg. 2, 38. 39 beobachtet finden.

Wir könnten derartige Beispiele noch mehr aus der Schrift als Beweis,
daß die Geistestaufe niemals die Wassertaufe überflüssig macht,
anführen, doch glauben wir, daß die bereits zitierten vollständig
genügen werden. Diejenigen, welche die Wassertaufe verwerfen, verwerfen
den, der sie geboten hat und verachten den hl. Geist, der durch Jesum
wirkte. Die Weisheit solcher Menschen ist in diesem Falle nicht in
Übereinstimmung mit dem Worte Gottes und kann deshalb nicht von obenher
sein.

Wir glauben so fest wie irgend jemand an die Notwendigkeit, den hl.
Geist zu besitzen. Aber ebenso sicher sind wir auch davon überzeugt,
daß ihn Gott nur da geben kann, wo Achtung und Gehorsam vor seinen
heiligen Geboten und Vorschriften vorhanden ist. Ungehorsam ist eine
Zaubereisünde, betrübt den hl. Geist und verwirkt den Segen.

[Illustration]



Die Kindertaufe.


Nachdem wir bis hierher den werten Leser, der sich unserer Führung
anvertraute, mit der Untersuchung der Taufe der Erwachsenen
beschäftigten, und ihn größtenteils mit den verschiedenen damit in
enger Verbindung stehenden biblischen sowie menschlichen Sitten
und Gebräuchen bekannt machten, wollen wir durch Nachfolgendes ihn
kurz in die Geschichte der Kindertaufe einführen. Und da sie ja in
der allgemeinen christlichen Kirche einen so gar wichtigen Platz
einnimmt, so hoffen wir, daß der behandelten Frage volles Interesse
entgegengebracht wird.

Die Lehre und die Praxis in bezug auf diese kirchliche Einrichtung
war seit den Tagen ihrer Entstehung bis in die Gegenwart herein
stets ein Gegenstand mannigfacher Anzweiflung und Anfeindung. Wo man
einerseits mit Nachdruck ihre Notwendigkeit geltend macht und ihre
Bedeutung für das christliche Leben über alles hoch erhebt, da ist man
andererseits, als man für eine so wesentliche und wichtige Sache auch
klare Aussprüche des Herrn selber und seiner Vertreter, der Apostel,
herbeiführen wollte, in Konflikt geraten, da es eben auf letzterem Wege
unmöglich ist, diese Praxis zu rechtfertigen und aufrechtzuerhalten.
Selbst bei Männern aus dem Bereich ein und derselben Kirche, mögen wir
nun die katholische oder protestantische nehmen, ganz gleich, gehen die
Ansichten in diesem Punkt weit auseinander.

In der reichhaltigen Literatur über die Kindertaufe kann man vielfach
ein starkes Bestreben beobachten, dieselbe als eine apostolische Praxis
hinzustellen, und man ist bei diesem Versuch bemüht, dies mit der
hl. Schrift und der Wissenschaft in Einklang zu bringen. Es wird also
die Untersuchung nach der Richtung hin vorzugsweise zu führen sein,
ob die Kindertaufe auch wirklich biblisch und historisch als ein von
Christo gebotener und den Aposteln ausgeübter Gebrauch begründet und
nachzuweisen ist.

[Illustration]



Haben die Apostel Säuglinge getauft?


Wir sind bei der Beantwortung dieser nicht unbedeutenden Frage durchaus
nicht auf Hypothesen angewiesen, sondern uns stehen die reinsten
und unverfälschtesten Geschichtsquellen zur Verfügung, denen wir zu
jeder Zeit unser volles Vertrauen entgegenbringen können, nämlich
die Schriften der Apostel. Sie allein können uns die zuverlässigste
Antwort auf unsere Frage geben, denn in ihnen finden wir die genauesten
Berichte von dem, was die Träger des Evangeliums taten und lehrten,
und da sie auch auf die unbedeutendsten Punkte der christlichen Lehre
aufmerksam machten und sie einer genauen Erörterung unterzogen,[318] so
muß auch unbedingt eine so wesentliche Einrichtung wie die Kindertaufe,
wenn sie eine apostolische Praxis war, Erwähnung in den apostolischen
Briefen finden.

Die Frage wäre nun, finden sich im N. Testament Aussprüche, die uns das
Vorhandensein der Säuglingstaufe im apostolischen Zeitalter bestätigen?
Diese Frage wird von verschiedenen Seiten bejahend beantwortet.
Katholiken wie Protestanten pflegen aber nicht nur dieselben
Beweisstellen anzuführen sondern auch dieselbe Methode dabei zu
verfolgen. Unterziehen wir deshalb die zur Begründung dieser Behauptung
herangezogenen Stellen einer genauen und unparteiischen Untersuchung.

Zunächst wäre Mark. 10, 13-16 näher ins Auge zu fassen. Wir lesen
hier, daß Mütter ihre Kinder zu Jesu brachten mit dem Wunsche, daß er
die Hände auf sie lege, für sie beten und sie segnen möge. Die Jünger
aber wiesen sie zurück. „Da es aber Jesus sah, ward er unwillig und
sprach zu ihnen: Lasset die Kindlein zu mir kommen und wehret ihnen
nicht; denn solcher ist das Reich Gottes.“ Wie man nun in diesen
Worten Jesu einen Beweis für die Säuglingstaufe finden will, ist ganz
unbegreiflich. Denn wo steht hier etwas davon geschrieben, daß Jesus
diese Kinder taufte? Wir lesen nichts davon! Nur eins wird gesagt:
„Jesus rief sie zu sich,“ und sie kamen zu ihm, und er nahm sie in
seine Arme, „herzte sie und legte die Hände auf sie und segnete
sie.“[319] Auch wird in dieser Erzählung mit keiner Silbe der Paten
gedacht oder an andere bei der Kindertaufe übliche Zeremonien, wie
z. B. Teufelsbeschwörung, Ölsalbung, Kreuzschlagen, das Anblasen und
Bestreichen der Ohren und Nase des Täuflings mit Speichel u. a. m.
Es ist sicher, daß Jesus weder diese Kinder noch Erwachsene getauft
hat, denn in Gottes Wort wird ausdrücklich gesagt: „Jesus selber
taufte nicht, sondern seine Jünger.“[320] Ebenso gewiß ist es aber
auch, daß die Jünger diese Kleinen nicht tauften, denn sie haben ja
dieselben „hinweggewiesen“. Es ist sicher unsere heiligste Pflicht,
die Kinder zu Jesu zu führen, aber dies kann nie durch die Taufe
derselben geschehen, sondern nur, indem man ihnen von diesem Freund
der Kleinen, dem Heilande, erzählt, sie mit seiner Lehre und seinem
Willen bekannt macht, sie erzieht „in der Zucht und Ermahnung des
Herrn“.[321] Und dann, wenn sie genugsam unterrichtet worden sind,
wenn sie aus +eigener Überzeugung+ und +freier Wahl+, mit
aufrichtigem, verlangendem Herzen die Taufe wünschen, dann erst sollten
sie dieselbe empfangen. Es ist unbegreiflich, wie man schon seit der
ältesten Zeit bis in die Gegenwart gerade diese Stelle zur Empfehlung
und Rechtfertigung der Kindertaufe hat anführen können. Es muß doch
einem jeden Einsichtsvollen, der einen Augustin nicht über Christus
stellt und die symbolischen Bücher einer Kirche nicht an Stelle der
deutlichen Aussprüche und Lehren der hl. Schrift setzt, klar sein, daß
unser Text mit der Taufe nichts zu schaffen hat und somit die Meinung
von dem Vorhandensein der Kindertaufe in den Tagen der Apostel nicht im
geringsten unterstützt. Man mag wohl nach eigenem Belieben Hitze Kälte,
weiß schwarz, rund viereckig, gerade krumm oder gar eine Flasche Tinte
eine Tasse Milch heißen, aber um der Sache Gerechtigkeit widerfahren zu
lassen und um der hl. Schrift willen, soll man doch nicht zu behaupten
suchen, daß eine Segnung eine Taufe sei.

Eine richtige und der Tatsache entsprechende Bemerkung zu dieser Stelle
macht +Olshausen+: „Von der bei dieser Erzählung häufig gesuchten
Beziehung auf die Kindertaufe ist hier offenbar keine Spur zu sehen.
Der Erlöser stellt die Kinder den Aposteln als Symbole der geistigen
Wiedergeburt und des in ihr gegebenen kindlichen Sinnes dar, -- von
seiten der die Kinder herbeibringenden Eltern wurde aber offenbar
nichts weiter beabsichtigt als ein geistiger Segen für dieselben (der
indes nicht als eins mit der Taufe zu denken ist), und diesen schöpften
die Kleinen aus der Handauflegung Christi, die durch das Gebot, das sie
begleitete, getragen, nicht ohne wohltuenden, geistigen Einfluß sein
konnte.“[322]

[Illustration: Jesus segnet die Kinder.]

~Dr.~ +Gmelin+ schreibt in seinem Antrag und Vorschlag an
die Landessynode der evangelischen Kirche Württembergs von 1894: „Daß
alle die Stellen, die man bisher in Nachahmung der mittelalterlichen
Kirche für jene magische Wirkung der Taufe angeführt hat, insbesondere
Mark. 10, 14, wo das Wort Jesu ja auf ungetaufte Kinder sich bezieht,
nichts beweisen, oder gar wie Matth. 28 und Mark. 16 mit ihrer
Vorausstellung und Betonung des Lehrens und des Glaubens gerade den
gegenteiligen Sinn haben, brauchen wir wohl gegenüber Theologen, wie in
der Schrift gebildeten Laien nicht lange des Näheren nachzuweisen.“[323]

Weitere Stellen, durch die man den Beweis erbringen will, daß die
Apostel auch Kinder tauften, sind Apg. 10, 48; 16, 15. 33; 18, 8 und 1.
Kor. 1, 16, wo uns berichtet wird, daß ganze „Häuser“ getauft wurden.
Man behauptet, daß bei einer Taufe ganzer Familien auch unbedingt
kleine Kinder dabei waren. Untersuchen wir die betreffenden Stellen
aber etwas genauer, so werden wir bald sehen, auf welch schwachen
Füßen diese Annahme ruht, denn es steht in keinem dieser Texte,
daß auch Kinder oder wohl gar Säuglinge getauft wurden; vielmehr
wird uns darin berichtet, daß nur, „die dem Worte zuhörten“ getauft
wurden.[324] Auch der Haushalt der Lydia bestand aus erwachsenen
Personen, denn die mit ihr getauft wurden, werden „+Brüder+“
genannt, welche Paulus noch vor seiner Abreise durch das Wort ermahnte
und tröstete.[325] Sie müssen somit in gereiftem Alter gestanden haben
und im Besitze des rechten Verständnisses von dem gewesen sein, was
Paulus ihnen vorführte. Dies ist aber bei Säuglingen ausgeschlossen.
+Olshausen+ meint, daß die mit Lydia Getauften Verwandte und
Diener ihres Hauses waren. Er fährt dann fort und sagt: „+Es
fehlt uns nämlich durchaus an einer sicheren Beweisstelle für die
Kindertaufe im apostolischen Zeitalter+, und aus der Idee der
Taufe läßt sich ihre Notwendigkeit nicht ableiten. Der Nachweis,
daß die Kräfte des Geistes auch in dem bewußtlosen Kinde, selbst im
Mutterleibe, schon tätig sein konnten, reicht dazu nicht hin, indem
die Wiedergeburt, als deren Vermittlung die Taufe ihrer vollen Idee
nach dasteht, mehr ist als ein bloßes Aufnehmen höherer Kräfte, nämlich
eine Aufnahme derselben im tiefsten Lebensgrunde und eine dadurch
herbeigeführte Veränderung der ganzen Lebenseinrichtung, welche ohne
Bewußtsein und Bekenntnis der Hingabe an den heiligen und erhabenen
Inhaber dieser Kräfte nicht denkbar ist.“[326]

Dem Kerkermeister zu Philippi wurde durch Paulus und Silas „das Wort
des Herrn und allen, die in seinem Hause waren,“ gesagt, worauf er und
sein Haus sich taufen ließen und sich mit ihnen freuten, daß er an
Gott gläubig geworden war.[327] Auch diese Stelle enthält nicht den
leisesten Beweis, daß hier an unmündigen Kindern die Taufe vollzogen
worden wäre, denn denen konnte doch Paulus sicher keinen Vortrag halten.

Von Krispus, dem Obersten der Schule zu Korinth, wird berichtet, daß er
an den Herrn mit seinem ganzen Hause glaubte und getauft wurde. Und von
dem Haushalt des Stephanus lesen wir, „daß sie die Erstlinge in Achaja
waren und haben sich selbst verordnet zum Dienst den Heiligen“.[328]
Dies kann doch unmöglich von Säuglingen gesagt werden. Es ist somit
auch hier von Erwachsenen die Rede.

Wir lassen hier noch einige Autoren zu Worte kommen, die das, was
wir bis dahin ausführten, bestätigen. Zunächst lassen wir den großen
+Neander+ reden. Er sagt: „Daß Christus die Kindertaufe nicht
eingesetzt hat, ist gewiß......, daß die Apostel eine Kindertaufe
eingesetzt haben, läßt sich wenigstens nicht beweisen; -- aus solchen
Stellen, wo von der Taufe ganzer Familien die Rede ist, wie in Apg. 16,
33; 1. Kor. 1, 16 kann dies gewiß nicht dargetan werden, denn es fragt
sich ja, ob in diesen Familien Kinder von solchem Alter waren, daß
bei ihnen noch gar keine bewußte Annahme des Christentums stattfinden
konnte, nur hierauf kommt es an.“[329]

Das Gleiche entnehmen wir auch dem „Theologischen Universal-Lexikon“,
Art. „Taufe“, S. 1478: „Die Kindertaufe kennt das N. Testament noch
nicht (auch nicht 1. Kor. 1, 16 oder an Stellen wie Apg. 16, 15
„sie und ihr Haus“; 16, 31 ff.), sie muß vielmehr durch 1. Kor. 7,
14 als ausgeschlossen gedacht werden.“ Ferner Prof. ~Dr.~ F.
+Probst+: „Für die Kindertaufe beruft man sich gewöhnlich auf jene
Stellen, denen gemäß die Apostel ganze Familien tauften, obwohl sie
keine genügende Beweiskraft besitzen. Denn es ist fraglich, ob sich
unter den Familiengliedern kleine Kinder befanden, worum es sich gerade
handelt.“[330] Prof. P. +Lobstein+, der in einer Abhandlung die
Kindertaufe verteidigt, ist genötigt, unverhohlen zuzugeben, daß das
N. Testament von einer Kindertaufe nichts wisse: „Alle Stellen des N.
Testaments,“ schreibt er, „die von der Taufe reden, beziehen sich auf
Erwachsene und setzen bei den Neubekehrten freie Zustimmung, willige
Unterwerfung unter die Bedingungen des Eintritts in die christliche
Gemeinde voraus. +Die Urkunden des Urchristentums zeigen nicht die
geringste Spur von der Sitte der Kindertaufe+; die Beispiele und
Analogien, auf welche sich die Anhänger der Überlieferung berufen,
sind ohne durchschlagende Bedeutung. Das Zeugnis der Geschichte der
ersten Jahrhunderte ist nicht weniger entscheidend.“[331] ~Dr.~
+Steitz+ schreibt: „Daß im N. Testamente sich keine Spur von
Kindertaufe findet, darf wohl für die wissenschaftliche Exegese
[Auslegung] als festgestellt gelten; alle Versuche, dieselbe aus den
Einsetzungsworten oder aus Stellen wie 1. Kor. 1, 16 zu deduzieren
[abzuleiten], sind darum als +willkürliche Künsteleien+
aufzugeben.“[332] Ebenso ~Dr.~ +Feine+: „Die Übung der
Kindertaufe ist in der apostolischen und nachapostolischen Zeit nicht
nachweisbar. Wir hören mehrfach von der Taufe ganzer Hausgemeinden.
Apg. 16, 15. 32 ff.; 18, 8; 1. Kor. 1, 16. Aber die letzte Stelle
zusammengehalten mit 1. Kor. 7, 14 spricht nicht zugunsten der Annahme,
daß damals auch die Kindertaufe üblich war.“[333] Und ~Dr.~
+Schenkel+ führt aus: „An die Taufe von unmündigen Kindern im
apostolischen Zeitalter kann nicht gedacht werden. Man beruft sich
zwar auf Stellen, wie Apg. 16, 15. 33; 18, 8; 1. Kor. 1, 16, in denen
von der Taufe eines „Hauses“, d. i. einer Familie, die Rede ist,
um die Meinung glaubhaft zu machen, daß unter anderm auch Kinder
mitgetauft worden seien. Allein unter dem „Hause“ sind erwachsene
Familiengenossen und Sklaven zu verstehen; unmündige Kinder von
christlichen Eltern galten als durch die Eltern dem Herrn geheiligt.
(1. Kor. 7, 14.) Erst die spätere +dogmatische Befangenheit+,
nach welcher die Geistesmitteilung und mithin die Teilnahme am
christlichen Heil schlechterdings durch die Taufe bedingt sein sollte,
ließ die Kindertaufe als eine unerläßliche Pflicht erscheinen, und
da es, um dieselbe zu begründen, an +Schriftzeugnissen fehlte+,
so wurde die aus der +Luft gegriffene mündliche Überlieferung zu
Hilfe genommen+... +Unter keinen Umständen darf sie+ [die
Kindertaufe] +auf einen Befehl Christi und der Apostel zurückgeführt
werden+.“[334]

Schließlich will man auch in 1. Kor. 7, 14, wo Paulus erklärt, daß
die Kinder gläubiger Eltern nicht unrein, sondern „+heilig+“ seien,
ein Argument zugunsten der Kindertaufe gefunden haben. Wenn aus den
Worten des Apostels das Recht zur Kindertaufe folgen soll, so kann
mit demselben Recht daraus geschlossen werden, daß der ungläubige
Mann einer gläubigen Frau oder die ungläubige Frau eines gläubigen
Heidenchristen, von denen Paulus ja in der ersten Vershälfte redet,
sofort getauft werden darf. Diese Stelle hat übrigens mit der
Kindertaufe gar nichts zu tun, sie birgt vielmehr unseres Erachtens
einen starken Beweis dafür, daß die Apostel noch keine Säuglinge
tauften, denn wäre sie schon zu der Zeit üblich gewesen, so würde
sich der Apostel, wie auch Prof. +Heinrich+ meint, für die Heiligkeit
der Christenkinder einfach auf die Taufe berufen haben.[335] Prof.
+Schmiedel+ bemerkt zur Stelle: „Der von der Gottgeweihtheit der Kinder
entnommene Beweis zeigt, daß die Kindertaufe noch nicht üblich war, da
das „unrein“ sonst gar nicht als möglich gesetzt werden konnte.“[336]
Ebenso +Olshausen+: „Übrigens ist klar, daß Paulus diese Beweisgründe
nicht gewählt haben würde, wenn damals schon die Kindertaufe üblich
gewesen wäre.“[337] Und ~Dr.~ +de Wette+ schreibt: „Sonach hätten wir
denn in dieser Stelle [1. Kor. 7, 14] einen Beweis, daß zur Zeit der
Apostel die Kinder noch nicht getauft wurden.“[338] Stadtpfarrer
+Bossert+ bedient sich derselben Sprache: „Die Kindertaufe war noch
nicht apostolische Praxis, wie unseres Erachtens aus 1. Kor. 7, 14
hervorgeht, wo der Apostel die Heiligkeit oder Gottgeweihtheit der
Kinder christlicher Eltern sicherlich nicht von ihrer natürlichen
Zugehörigkeit zu den letzteren abgeleitet haben würde, wenn die Taufe
als an ihnen bereits vollzogen vorausgesetzt wäre.“[339] Ebenso Prof.
W. +Beyschlag+: „+Von einer Kindertaufe ist bei Paulus wie im ganzen
N. Testament keine Rede+; vielmehr ist die Art und Weise, wie er in
1. Kor. 7, 14 in betreff der Christenkinder argumentiert, -- daß,
wenn der nicht christliche Gatte unrein und nicht vielmehr durch die
Lebensgemeinschaft mit dem christlichen Gatten „geheiligt“ wäre,
dann auch die Christenkinder unrein sein würden, -- der schlagendste
Beweis, daß an ein „Heiligen“ der Christenkinder durch die Taufe
noch gar kein Gedanke war. Also zur Taufe kam damals nur, wen sein
entstehender persönlicher Glaube dazu trieb; und wiederum war dieser
Glaube noch kein entschiedener, solange er nicht ins Taufwasser
trieb; das Sichtaufenlassen war der entscheidende Schritt aus der
Welt in die Gemeinde der Gläubigen.“[340] Auch W. +Heitmüller+ macht
das Zugeständnis, daß das apostolische Zeitalter keine Kindertaufe
kannte.[341] Und Prof. ~Dr.~ v. +Palmer+, der der Kindertaufe aus
pädagogischen Gründen eine bedeutende Stelle einräumt, ist genötigt,
indem er von den geschichtlichen Anfängen derselben redet, zuzugeben:
„Die Kindertaufe kann aber jedenfalls noch nicht in den Zeitraum
fallen, aus dem die neutestamentlichen Schriften stammen, da diese
auch nicht die leiseste Spur jener Sitte enthalten.“[342] Dasselbe
Zugeständnis macht auch ~Dr.~ +Riehm+[343], ~Dr.~ +Bernhard Weiß+
in seiner Erläuterung zu 1. Kor. 7, 14[344], sowie Dekan +Ziegler+
aus Neuenstadt in einem Vortrag über die Taufe, den er in Stuttgart
im Kreise der Freunde der christlichen Welt hielt.[345] Selbst von
katholischer Seite wird offen zugestanden, daß „sich kein Beispiel in
der hl. Schrift vorfindet, daß Kinder getauft worden wären“.[346]

Findet man selbst unter den neueren protestantischen Dogmatikern noch
solche, die die Kindertaufe als eine apostolische Praxis anerkennen
und sich bemühen, sie durch Schrtftbeweise aufrechtzuerhalten,[347]
so ist es doch von höchster Wichtigkeit, daß fast alle modernen
Exegeten und Kirchenhistoriker in ihrem Urteil übereinstimmen, daß die
Kindertaufe im apostolischen Zeitalter nicht geübt wurde. So schreibt
z. B. Prof. +Drews+: „Dafür, daß in der apostolischen Zeit auch Kinder
getauft worden seien, fehlt jedes sichere Zeugnis. Wenn man für die
Kindertaufe einen Schriftbeweis zu erbringen versucht hat, so ist das
immer vergebliche Mühe gewesen...., denn keine der angeführten Stellen
reichen zum Beweise aus.“[348] Ein noch klareres Zeugnis in dieser
Richtung stammt aus der Feder des bekannten Pastors J. +Dammann+:
„Ich weiß, daß vor mehreren Jahren in einem unserer Predigerseminare
die Sakramente behandelt wurden und am Schlusse des Semesters von
sämtlichen Teilnehmern der Satz angenommen wurde: Die Kindertaufe ist
eine kirchlich gewordene Einrichtung, die weder vom dogmatischen noch
vom biblischen Standpunkte aus aufrechtzuhalten ist.“[349]

Und ~Dr.~ +Lange+, der ehemalige Professor an der Universität
zu Jena, der alle Gründe, die man zur Verteidigung der Kindertaufe
herbeiführt, untersuchte und aus Grund der hl. Schrift und der
Vernunft widerlegte, schließt seine sachliche Ausführung mit den
Worten: „Wollen wir solche und ähnliche Gründe da gelten lassen, wo
es wesentlich darauf ankommt, ein vernünftiges, tatkräftig in das
Leben der Menschen eingreifendes Christentum, nicht bloß im Buche
sondern im Leben der Menschen geltend zu machen, und all den Sauerteig
auszufegen, der sich noch in Lehre und Disziplin unserer evangelischen
Kirche aus dem Katholizismus erhalten hat, so wird es nie möglich,
eine wahre +evangelische+ Kirche herzustellen: bald soll die
Schrift die höchste und letzte Norm sein, bald Rücksichten, welche die
Schrift nicht kennt, und durch welche die wahre Lehre derselben ihrer
Bedeutsamkeit gänzlich beraubt wird.“ „Man hat in neuerer Zeit schon
zugestanden, daß das Bestehen der Kindertaufe in der apostolischen Zeit
weder historisch noch exegetisch bewiesen werden könne. Es war auch in
der Tat ein mehr als zu desperates Ausfluchtsmittel, wenn evangelische
Theologen, die doch nichts in die hl. Schrift hineintragen sollen,
unter „machet zu Jüngern alle Völker“ (Matth. 28, 19) auch die Kinder
der Heiden mit begriffen wissen wollten.“[350]

Wir schließen mit den beachtenswerten Worten des berühmten lutherischen
Professors W. +Beyschlag+, dem allerseits das Zeugnis gegeben
werden muß, daß er in seinen Abhandlungen sachlich, unparteiisch
und wahrheitsliebend ist und der in theologischen Kreisen als eine
Autorität gilt. Er führt aus: „Was aber die historische Zurückführung
kirchlicher Erbgüter auf Christus und seine Apostel angeht, so wird,
wenn damit wissenschaftlich Ernst gemacht wird, wenig oder nichts
Außerbiblisches übrig bleiben: z. B. daß Christus oder seine Apostel
den Episkopat als vom Presbyteriat verschiedenes Kirchenamt eingesetzt
oder das sogenannte apostolische Symbolum verfaßt oder die Kindertaufe,
die Firmung, den Sonntag und die Feiertage verordnet, läßt sich nicht
nur nicht erweisen, sondern es läßt sich sogar das Gegenteil zu aller
nach Lage der Zeugnisse denkbaren Evidenz bringen.“ „Wie vieles,
was wir halten, Sonntag und Feiertage, Apostolikum, Kindertaufe und
Konfirmation, diese wesentlichen Hauptpunkte unseres kirchlichen
Lebens, haben wir ja nicht aus dem N. Testament, sondern aus der
kirchlichen Überlieferung.“[351]

[Illustration]



Beschneidung und Taufe.


Da alle Stellen des N. Testaments, die zur Begründung der Kindertaufe
herangezogen werden, nicht ausreichen, um dieselbe aufrechtzuerhalten,
so greift man in der Not ins A. Testament zurück und ist der Meinung,
daselbst etwas Stichhaltiges für die Säuglingstaufe gefunden zu haben.
Man sagt nämlich, die Taufe sei im N. Testament an die Stelle der
Beschneidung getreten. Wie nun im A. Testament die Beschneidung das
Bundeszeichen wäre, ebenso sei es die Taufe im N. Testament. Deshalb,
wie im A. Bund die Kinder schon das Bundeszeichen empfangen hätten, so
sollten sie es auch im N. Bunde empfangen. Wir wollen nun auch diesen
letzten Beweisgrund an etlichen allgemeinen Tatsachen und auf Grund von
Gottes Wort prüfen.

Zuerst: Ist die Taufe im N. Testament an die Stelle der Beschneidung
getreten? Diese Frage ist an der Hand einiger Bibelstellen leicht
zu beantworten. So wird in Röm. 2, 29 gesagt: „Die Beschneidung des
Herzens ist eine Beschneidung, die im Geist und nicht im Buchstaben
geschieht.“ Was nun diese „Beschneidung des Herzens“ zu bedeuten hat,
sagt derselbe Apostel in seinem Brief an die Kolosser: „In welchem
ihr auch beschnitten seid mit der Beschneidung ohne Hände, durch
Ablegung des sündlichen Leibes im Fleisch.“[352] Diese Worte Pauli
sind für jeden Unbefangenen ein klarer Beweis dafür, daß an Stelle
der Beschneidung nicht die Taufe, sondern die Herzensbekehrung trat,
welche der Apostel hier als eine Beschneidung des Herzens erklärt,
die aber das Ablegen der Sünde als Erkennungszeichen trägt. Wie im
A. Testament das Zeichen des Bundes die Beschneidung war, so ist die
Beschneidung des Herzens das Siegel des N. Bundes. Aber der letzte Text
birgt für diesen Punkt noch einen Beweis. Es heißt nämlich da, daß
diese Beschneidung des Herzens „+ohne Hände+“ geschieht. Die Taufe
wird aber mit den Händen vorgenommen wie auch die Beschneidung des A.
Testaments.

Ein weiterer Beweis, daß die Taufe nicht an die Stelle der Beschneidung
trat, ergibt sich aus den Verhandlungen auf dem Apostelkonzil zu
Jerusalem, wo über die Frage verhandelt wurde, ob auch die Heiden sich
nach dem mosaischen Gesetze beschneiden lassen müßten, um als wirkliche
Bekenner Christi angesehen zu werden. Wäre nun die Taufe wirklich
an die Stelle der Beschneidung getreten, so hätten dies die Apostel
unbedingt in ihren Erklärungen erwähnen müssen. Doch findet sich auch
nicht das geringste davon in den Urkunden jenes Konzils vor.[353]
Ferner lesen wir, daß Paulus Timotheus beschnitt, nachdem er schon
getauft war.[354] Andererseits widersetzte er sich entschieden, Titus
zu beschneiden.[355]

~Dr.~ +Lange+ führt in bezug auf die Herbeiführung der
Kindertaufe aus: „Andere beriefen sich auf die Parallele zwischen der
jüdischen Beschneidung und der christlichen Taufe. Kol. 2, 11. Wenn
bekanntlich schon im 2. Jahrh. diese Vergleichung zur allmählichen
Empfehlung und Einführung der Kindertaufe mitwirkte, so wollen wir das
dem christlichen Altertum gern zugute halten; wir wissen aber auch, daß
auf dieselbe Weise das Priestertum, die Hierarchie, in die christliche
Kirche eingeführt worden ist. In letzter Hinsicht hat unsere Kirche
die Unstatthaftigkeit einer solchen Parallele erkannt; hinsichtlich
der Taufe will man sie noch auf +gut katholische Weise+ gelten
lassen, ohne zu bedenken, daß das ~tertium comparationis~ so etwas gar
nicht gestattet.“ „Der Heide und Jude sollte +geistig+ beschnitten
werden, die Vorhaut des Fleisches, Begierden und Sünden ablegen. Konnte
man aber an eine solche allegorische Deutung bei der Kindertaufe
denken? Hat man später in der Kirche, nachdem die Lehre von der
angeborenen Sündhaftigkeit, von dem Einwohnen des Teufels und der bösen
Geister in den Seelen der Ungetauften Eingang gefunden, eine solche
Parallele angewendet, so erlaubt diese dem heutigen evangelischen
Theologen, der allein der hl. Schrift folgen soll, keine Anwendung auf
die Schriftlehre.“[356]

Wenn aber die Verteidiger der Kindertaufe aus der Vorschrift der
Beschneidung doch eine Berechtigung für die Säuglingstaufe folgern
wollen, so sind sie doch nur berechtigt, die Knaben zu taufen, und dies
müßte dann auch genau am achten Tage geschehen.

Schließlich ist zu beachten, daß die Beschneidung ein nationaler Akt
war, und schon die fleischliche Abstammung berechtigte zur Annahme
dieses Zeichens, während im N. Bunde eine „+neue Kreatur+“, eine
„+Wiedergeburt von oben her+“, erforderlich ist.[357] Der N. Bund
pflanzt sich nicht durch leibliche Geburt von Christen fort, auch nicht
durch äußerliche Gemeinschaft mit Christen, sondern durch den Glauben
an Christum.[358] Der Mensch muß seine höhere geistige Bestimmung,
seinen Ursprung von Gott erkennen. Liebe zur Wahrheit und Tugend
machen ihn allein der Liebe Gottes, die er durch seinen eingebornen
Sohn offenbarte, würdig, und der Glaube an diesen gibt einem jeden
die Hoffnung wahrer und ewiger Seligkeit.[359] „Wie viele ihn aber
aufnahmen, denen gab er Macht, Gottes Kinder zu werden, die an seinen
Namen glauben; welche nicht von dem Geblüt noch von dem Willen des
Fleisches noch von dem Willen eines Mannes, sondern von Gott geboren
sind.“[360] Der Unterschied zwischen dem A. und N. Bund besteht darin:
Unter dem ersten hatten wohl die leiblichen Nachkommen Abrahams ein
Anrecht auf das Bundeszeichen, und zwar nur die Kinder männlichen
Geschlechts; aber unter dem zweiten ist kein Unterschied zwischen
Juden und Griechen, zwischen Knecht und Freiem, zwischen Mann und
Weib, d. h. es besteht kein anerkannter Unterschied in der Vorsehung
des Evangeliums, sondern „ihr seid allzumal +einer+ in Christo
Jesu“.[361] Alle Klassen, alle Nationen müssen, wenn sie der Vorrechte
und Segnungen des N. Bundes teilhaftig werden wollen, die Beschneidung
des Herzens annehmen. Nur unter dieser Bedingung können sie Abrahams
Same und Miterben der gleichen Verheißungen werden.[362] „In Christo
Jesu gilt weder Beschneidung noch Vorhaut etwas, sondern der Glaube,
der durch die Liebe tätig ist.“[363]

Wir kommen also zu dem Schluß, daß aus der Beschneidung des A. Bundes
auch nicht im geringsten die Berechtigung zur Kindertaufe hergeleitet
werden kann. Diejenigen, die die Taufe an die Stelle der Beschneidung
setzen, weisen ihr einen Platz an, den die Bibel ihr nie angewiesen
hat. Diese Theorie ist nur eine rein menschliche Erfindung, und zwar
nur, um die Kindertaufe aufrechtzuerhalten.



Das Dogma vom vorhandenen Glauben und dem hl. Geist in den Kindern und
der Wiedergeburt durch die Taufe.


Die hl. Schrift lehrt, daß alle Menschen ohne Unterschied, ob jung oder
alt, reich oder arm, allzumal Sünder sind und des Ruhmes, den sie an
Gott haben sollen, ermangeln.[364] „Derhalben, wie durch einen Menschen
die Sünde ist kommen in die Welt und der Tod durch die Sünde, und ist
also der Tod zu +allen+ Menschen durchgedrungen, dieweil sie alle
gesündigt haben.“[365] Von dieser Sünde, die uns nur den Tod bringt,
kann uns allein Jesus, das wahre Gotteslamm, befreien.[366] Die ihn nun
als den Erlöser von Sünden und Tod erfassen und an ihn glauben, „wie
die Schrift sagt“[367], wiedergeboren werden zu einer neuen Kreatur in
Christo Jesu[368] und dann dem Heilande in der Taufe folgen, werden von
Christo die Zusicherung bekommen: „Solcher ist das Himmelreich.“[369]
Also ein bewußter freiwilliger Glaube und eine persönlich erlebte
Wiedergeburt berechtigen allein zum Empfang der Taufe.

Die Reformatoren machten auch, im Gegensatz zur Lehre der katholischen
Kirche, vom Begriff und Nutzen guter Werke zur Sündenvergebung den
Glauben als einzige Bedingung. Dieser Begriff vom Glauben wirkte auch
zunächst wesentlich ein auf die Bestimmung des Begriffes, des Zweckes
und des richtigen Gebrauches der Sakramente. So heißt es z. B. im 13.
Artikel der Augsburgischen Konfession ausdrücklich: „Vom Gebrauch der
Sakramente wird gelehrt, daß die Sakramente eingesetzt sind nicht
allein darum, daß sie Zeichen seien, dabei man äußerlich die Christen
kennen möge, sondern daß es Zeichen und Zeugnis sind göttlichen Willens
gegen uns, unsern Glauben dadurch zu erwecken und zu stärken, derhalben
sie auch +Glauben fordern+, und dann +recht gebraucht werden, so
man’s im Glauben empfähet+ und den Glauben dadurch stärken.“ Und in
der Apologie der Augsburgischen Konfession erklärt +Melanchthon+
zum 13. Artikel: „So sind nur rechte Sakramente die Taufe und das
Nachtmahl des Herrn, die Absolution. Denn diese haben Gottes Befehl,
haben auch Verheißung der Gnaden, welche denn eigentlich gehört zum
N. Testament und ist das N. Testament. Denn dazu sind die äußerlichen
Zeichen eingesetzt, daß dadurch bewegt werden die Herzen, nämlich
durchs Wort und äußerliche Zeichen zugleich, daß sie glauben, wenn
wir getauft werden, wenn wir des Herrn Liebe empfahen, daß Gott uns
wahrlich gnädig sein will durch Christum, wie Paulus sagt: Der Glaube
ist aus dem Gehöre. Wie aber das Wort in die Ohren gehet, also ist
das äußerliche Zeichen für die Augen gestellet, als inwendig das Herz
zu reizen und zu bewegen zum Glauben.“ „Darum sagen wir auch, daß zum
rechten Brauch der Sakramente der +Glaube+ gehöre, der da glaube
der göttlichen Zusage, und zugesagte Gnade empfahe, welche durch
Sakrament und Wort wird angeboten. Und dies ist ein gewisser rechter
Brauch der heiligen Sakramente, da sich ein Herz und ein Gewissen auf
wagen und lassen mag. Denn die göttliche Zusage kann niemand fassen,
denn allein durch den Glauben.“[370] +Luther+ lehrt im Kleinen
Katechismus: „Wasser tut’s freilich nicht, sondern das Wort Gottes, so
mit und bei dem Wasser ist, und der Glaube, so solchem Wort Gottes im
Wasser trauet.“ Aus dem Angeführten geht klar hervor, daß Luther wie
auch Melanchthon den Glauben als wesentliche Bedingung zum richtigen
Empfang der Taufe stellten; und wo dieser Glaube nicht vorhanden ist
oder wenigstens nicht dazu kommt, wo das Wort Gottes keine Wirkung
auf das Herz des Täuflings hat, da ist die ganze Taufhandlung nur
eine +unnütze Zeremonie+. Um aber die Notwendigkeit des Glaubens
bei der Taufe auch aus der Schrift zu beweisen, wird des öfteren
ausdrücklich auf Mark. 16, 16 verwiesen.[371] Luther erläutert selbst
diese Stelle auf folgende Weise: „Aufs dritte, weil wir den großen
Nutzen und Kraft der Taufe haben, so laß nun weiter sehen, wer die
Person sei, die solches empfange, was die Taufe gibt und nützet. Das
ist abermals aufs feinste und klarste ausgedrückt eben mit den Worten:
„Wer da glaubet und getauft wird, der wird selig,“ das ist, der
+Glaube macht die Person allein würdig+, das heilsame, göttliche
Wasser +nützlich+ zu empfangen. Denn weil solches allhier in den
Worten bei und mit dem Wasser vorgetragen und verheißen wird, kann es
nicht anders empfangen werden, denn daß wir solches von Herzen glauben;
ohne Glauben ist es nichts nütze, ob es gleich in ihm selbst ein
göttlicher, überschwenglicher Schatz ist. Darum vermag das alleinige
Wort „wer da glaubt“ so viel, daß es ausschließet und zurücktreibt
alle Werke, die wir tun können, der Meinung, als dadurch Seligkeit zu
erlangen und verdienen. Denn es ist beschlossen, was nicht Glaube ist,
das tut nichts dazu, empfänget auch nichts.“[372]

Zu dieser Ausführung Luthers bemerkt ~Dr.~ +Lange+: „Aus
dieser Äußerung folgt, daß:

1. Die Taufe, wenn sie wirksam sein, und den Menschen der göttlichen
Wohltaten würdig machen soll, notwendig den Glauben voraussetze, da es
das Wasser nicht allein mache.

2. Die Taufe ohne den Glauben dessen, der getauft wird, nichts nütze,
ja, da hier der Glaube an das Wort Gottes wegfällt, und also bloß das
Wasser als äußeres Zeichen bleibt, nicht einmal eine wahre Taufe sein
könne.

3. Eine Taufe ohne den Glauben uns durchaus keinen Anspruch auf
die Erlangung der Seligkeit gebe.“[373] Nach diesen Bemerkungen
fährt ~Dr.~ Lange fort und stellt fest: „Vergleichen wir diese
Bestimmungen über die Taufe mit den früher angegebenen Grundsätzen
unserer symbolischen Bücher über Nutzen und Gebrauch der Sakramente
überhaupt, so steht alles in der vollkommensten Übereinstimmung: der
Glaube dessen, der das Sakrament feiert, ist die wesentliche Bedingung,
wonach er durch dasselbe der verheißenen Gnade teilhaftig wird; ohne
den Glauben ist das Sakrament, so auch die Taufe, unnütz zur Seligkeit,
mithin kein eigentliches Sakrament, keine wahre Taufe.“[374]

Dies wären somit die Grundlehren und Bestimmungen der symbolischen
Bücher der protestantischen Kirche in bezug auf die Vorbedingungen
der Taufe. Sie stehen in genauem und richtigem Verhältnis zueinander,
und solange sie an Erwachsene gestellt werden, ist es unmöglich, ihre
biblische Grundlage oder Gültigkeit auf irgendeine Weise in Zweifel zu
ziehen.

Aber trotz dieser klaren und bestimmten Lehrgrundsätze behielten die
Reformatoren die Kindertaufe bei und waren bemüht, die Richtigkeit
derselben zu verteidigen. Wir werden bald sehen, in welchen krassen
Widerspruch sie mit ihrer Lehrtheorie und Praxis kamen, da ihnen
eben durch die Beibehaltung der Säuglingstaufe die schwierige Aufgabe
erwuchs, nachzuweisen, daß auch bei den Kindern ein selbstbewußter
Glaube vorhanden sei und eine Wiedergeburt in ihnen vorgehe. Wir
stellen auch hier ihre wesentlichen Lehrbestimmungen auf Grund der
symbolischen Bücher zusammen. Die Augsburgische Konfession enthält
im 9. Artikel folgende Erklärung: „Von der Taufe wird gelehrt, daß
sie nötig sei und daß dadurch Gnade angeboten werde, daß man auch die
Kinder taufen soll, welche durch solche Taufe Gott überantwortet und
gefällig werden. Derhalben werden die Wiedertäufer verworfen, welche
lehren, daß die Kindertaufe nicht recht sei.“ +Melanchthon+ gibt
in seiner Apologie der Konfession, Artikel 9, für die Gültigkeit der
Kindertaufe zwei Gründe an. Erstens sei es außer Zweifel, daß in dem
Befehl Christi, „gehet hin, taufet alle Heiden,“ auch die Kinder
mitinbegriffen sind. „So folget gewiß daraus, daß man die jungen
Kinder taufen mag und soll, denn in und mit der Taufe wird ihnen die
allgemeine Gnade und der Schatz des Evangeliums angeboten.“ Zweitens
sei es sicher, daß Gott die Kindertaufe billige, denn er verleiht den
getauften Kindern den hl. Geist. Melanchthons eigene Worte lauten: „Daß
aber Gott Gefallen hat an der Taufe der jungen Kinder, zeigt er damit
an, daß er vielen, so in der Kindheit getauft seien, den hl. Geist hat
gegeben; denn es sind viele heilige Leute in der Kirche gewesen, die
nicht anders getauft seien.“[375] Auf ähnliche Weise versucht auch
+Luther+ im Großen Katechismus die Notwendigkeit der Kindertaufe
zu beweisen. Er führt aus: „Daß die Kindertaufe Christo gefalle,
beweiset sich genügsam aus seinem eigenen Werk, nämlich, daß Gott deren
viel heilig macht und den hl. Geist gegeben hat, die also getauft sind,
und heutigen Tags noch viel sind, an denen man spüret, daß sie den hl.
Geist haben, beide der Lehre und des Lebens halber. Wo aber Gott die
Kindertaufe nicht annähme, würde er derer keinem den hl. Geist noch ein
Stück davon geben; Summa, es müßte so lange Zeit her bis auf diesen Tag
kein Mensch auf Erden Christ sein.“ Das heißt mit andern Worten, wenn
die Kinder von einigen Tagen oder Wochen den hl. Geist nicht erhielten,
würde ihn niemand empfangen. Ohne die Säuglingstaufe gäbe es also gar
keine Kirche. ~Dr.~ +Lange+ sagt zu Luthers Ausführung mit
Recht: „Das Unstatthafte, rein Mystische, dem Evangelium ganz und gar
Widersprechende solcher Argumentation, wie sie nur hervorgehen konnten
aus völliger Nichtbeachtung der Erfahrung, aus jenen schwankenden
Begriffen vom hl. Geiste und seinem Wirken, aus denen die Reformatoren
sich nicht herausfinden konnten, aus einer einseitigen Vorstellung vom
Zweck und Begriff der christlichen Kirche, übergehen wir hier, um auf
einen zweiten Grund, durch welchen Luther die Kindertaufe rechtfertigen
will, aufmerksam zu machen, bei dem wir leider erstaunen müssen, wie
Vorurteil und Persönlichkeit den sonst hellsehenden Mann bis zu dem
augenfälligsten Selbstwiderspruch verblenden konnten.“[376]

Über die Frage, ob die Kinder bei der Taufe glauben, äußert sich
Luther in seiner Predigt über Matth. 8, 1-13 klar und bestimmt: „Darum
sagen wir hier also zu und schließen, daß die Kinder in der Taufe
selbst glauben, eigenen Glauben haben.“[377] Doch diese Behauptung
widerspricht in erster Linie dem gesunden Menschenverstand und fußt
zweitens nicht auf biblischem Grunde, sondern ist den Lehren derselben
direkt entgegen. Wir möchten uns doch bei dieser Gelegenheit die Frage
erlauben: Wie kann ein Kind von acht Tagen oder einigen Wochen, dem
doch jegliches Selbstbewußtsein und jede Selbsterkenntnis fehlt und bei
dem auch von keiner Willensbeteiligung gesprochen werden kann, einen
Glauben entfalten? Das ist einfach unmöglich! Die Schrift sagt klar:
„So kommt der Glaube aus der Predigt, das Predigen aber durch das Wort
Gottes.“ Und mit dem Apostel fragen wir: „Wie sollen sie aber glauben,
von dem sie noch nicht gehört haben?“.[378]

Wir haben schon oben aufs klarste nachgewiesen, daß Luther wie auch
Melanchthon den Glauben als Vorbedingung der Taufe machten; ohne den
Glauben sei die Taufe eine unnütze Zeremonie, ja sie sei nicht einmal
eine wahre Taufe. Luther hat sich besonders Mühe gegeben nachzuweisen
-- wenn auch im gänzlichen Widerspruch mit der Lehre des Evangeliums
-- daß auch die Kinder Glauben hätten. Nun lese man aber folgende
merkwürdigen Sätze: „Wir sagen weiter, daß uns nicht die größte Macht
daran liegt, ob, der da getauft wird, glaube oder nicht glaube, denn
darum wird die Taufe nicht unrecht; sondern an Gottes Wort und Gebot
liegt es alles. Das ist nun wohl ein wenig scharf, stehet aber gar
darauf, daß ich gesagt habe, daß die Taufe nicht anders ist denn
Wasser und Gottes Wort bei- und miteinander, das ist, wenn das Wort
bei dem Wasser ist, so ist die Taufe recht, obschon der Glaube nicht
dazu kommt. Denn mein Glaube macht nicht die Taufe, sondern empfähet
die Taufe. Nun wird die Taufe davon nicht unrecht, ob sie gleich nicht
recht empfangen oder gebraucht wird, als die nicht an unsern Glauben,
sondern an das Wort Gottes gebunden ist.“[379]

Zu der sich selbst widersprechenden und nicht wenig eigentümlichen
Ausführung lassen wir auch hier vorsichtshalber ~Dr.~ +Lange+ das
Urteil fällen: „Es ist fast unglaublich, wie die vielen Widersprüche
und Trugschlüsse, die sich hier aneinander reihen, dem sonst
scharfsinnigen Manne so ganz entgehen, wie er es übersehen konnte, daß
durch diese Sätze nicht allein die Grundlehre der von ihm gestifteten
Kirche von dem Nutzen und dem Gebrauche der Sakramente überhaupt im
Gegensatz gegen die Lehre der Katholiken wieder untergraben, sondern
selbst die Grundfeste alles evangelischen Glaubens erschüttert
werde: denn diese ruht ja allein auf der Lehre, daß nur der Glaube
rechtfertige und selig mache, und daß alles religiöse Werk, das nicht
aus dem Glauben hervorgehe, nur ein ~opus operatum~ sei.“ „Nicht bloß
der Augsburgischen Konfession wird von Luther auf die unbegreiflichste
Weise widersprochen; er ist mit seiner eigenen früheren Lehre von der
Taufe in einem noch unbegreiflicheren Widerspruch. Hier sagt er, es
komme nicht wesentlich darauf an, ob der, welcher getauft werde, glaube
oder nicht; die Taufe sei eine wahre Taufe, auch wenn der Glaube nicht
dazu komme; oben hatte er gelehrt, der Glaube allein mache den Menschen
würdig des heilsamen Gebrauches des Taufwassers; der Mensch müsse aus
voller Überzeugung glauben (~ex animo credere~), daß ihm dieses Heil
durch das Wort und das Wasser dargeboten werde; ohne den Glauben sei
die Taufe nichts nütze, und was nicht auf den Glauben sich gründe,
könne zur Erlangung des Heils nichts beitragen. -- Wie ist es möglich,
solche Widersprüche zu vereinbaren? Entweder ist die Grundlehre unserer
symbolischen Bücher vom Nutzen und Gebrauche der Sakramente überhaupt,
wie der Taufe insbesondere, falsch, oder die Kindertaufe ist ein
Gebrauch, der geradezu die Grundfeste unserer kirchlichen Lehre vom
Glauben und dem Gebrauche der Sakramente im Glauben rein aufhebt. Ein
Drittes gibt es zwischen zwei absoluten Gegensätzen nicht.“

„In der Tat, wir würden diejenigen zu beleidigen, ihrer zu spotten
glauben (und dazu gäbe ein so ernster Gegenstand uns keine
Veranlassung!), welche in der Lehre unserer symbolischen Bücher die
authentische Erklärung der Schriftlehre zu finden wähnen, wenn wir
sie auffordern sollten, diesen absoluten Widerspruch zu lösen. Möge
man einer der jetzt in unserer Kirche bestehenden verschiedenen
Parteien angehören, welcher man wolle, möge man Mystiker, Rationalist,
Supranaturalist sein: darin müssen doch alle nach dem unumstößlichen
Vernunftgesetze übereinstimmen, daß aller Selbstwiderspruch
vernunftwidrig sei, mithin aufgegeben werden müsse. Und so hoffen wir
zuvörderst durch die Darstellung der Lehren unserer symbolischen Bücher
von den Sakramenten, der Taufe und der Kindertaufe, insbesondere in
ihrem gegenseitigen Verhältnisse, dargetan zu haben, daß diese Lehren
einen augenscheinlichen Selbstwiderspruch enthalten, mithin in dieser
Hinsicht +vernunftwidrig+ sind und berichtigt werden müssen.“[380]

In bezug auf die Wiedergeburt wird behauptet, daß sie durch die
Taufe in den Kindern zustande käme. Wir überlassen es jedem selbst,
sich einmal bei den Kindern zu erkundigen, wieviel sie von einer
„Wiedergeburt“ nach Empfang ihrer Taufe vernommen haben, oder es
könnte ja in diesem Falle mancher Leser auch seine eigene Erfahrung zu
Rate ziehen. Im N. Testament findet sich für eine derartige Idee kein
Beweisgrund vor. Im Gegenteil, wir finden Stellen, die klar darlegen,
daß Gott selbst durch Christum der einzige Urheber unserer Wiedergeburt
ist; und daß dieselbe durch den Geist und das Wort Gottes in uns
bewirkt wird und das nur, wenn unsere persönliche Willensbeteiligung
und unser Bewußtsein vermittelt.[381] Wir fußen allein auf der Schrift,
wenn wir hier behaupten, daß eine Wiedergeburt nur da eintreten kann,
wo der Glaube vorhanden ist. Sie ist nicht etwas, das man sich durch
Geld oder durch ein magisches Zaubermittel aneignen kann, auch kann sie
keinem unbewußt angehängt werden, sondern sie muß von jedem, der ein
„+Christ+“ werden will, mit klarem Bewußtsein +durchlebt+
werden. Nur wer auf diese Weise wiedergeboren ist, wird imstande sein,
ein Zeugnis abzulegen, „von dem, was Gott an ihm getan“. So kann bei
Säuglingen, denen man das Evangelium eben noch nicht predigen kann,
weder von dem Vorhandensein des Glaubens noch der Wiedergeburt, welche
allein durch den Geist und das Wort Gottes in uns bewirkt wird, eine
Rede sein. Wir lehnen deshalb das durch und durch unbiblische Dogma von
der Wiedergeburt in der Kindertaufe entschieden ab.

In neuerer Zeit sind viele Dogmatiker in diesem Punkte anderer, der
bisherigen Lehre der Kirche gerade entgegengesetzter Ansicht geworden.
Einen schweren aber berechtigten Vorwurf gegen die Kirche erhebt
in dieser Frage ~Dr.~ +Gmelin+, Pfarrer in Großaltdorf,
dem, wie er selbst sagt, nur seine heilige Gewissenspflicht dazu die
Berechtigung gab. Da seine Ausführung sehr treffend ist, so geben wir
sie nachfolgend wortgetreu an: „Die dem Evangelium gemäß geistlich
sittlichen Mittel werden in unserer Kirche durch andere, magische,
und so nicht sittliche Mittel in den Hintergrund gedrängt. Zum Beweis
dürfen wir nur auf die Rolle hinweisen, die neben dem Wort als dem
geistlich-sittlichen Mittel die Sakramente auch in unserer Kirche
spielen, und die Wirkung, die ihnen auch bei rein äußerlicher Anwendung
noch bei uns, und zwar offiziell wie tatsächlich zugeschrieben
wird. Für die Erziehung kommt hier zumal die Taufe, und zwar als
Kindertaufe in Betracht. Ist doch nicht bloß tatsächlich die Meinung
viel verbreitet, sondern wird auch durch die Lehre der Kirche extra
genährt und gestützt, als wirke schon der rein äußerliche, willenlose
und unbewußte Empfang der Taufe etwas von geistiger Wiedergeburt, mache
den Menschen zu einem wirklichen Glied der christlichen Kirche oder,
was doch dasselbe sein muß, zu einem Jünger Jesu Christi. Was heißt das
aber anders, als daß der Mensch auch ohne sein Zutun, magisch d. h.
durch ein sittlich nicht vermitteltes Zaubermittel, über das er nicht
verfügen, dem er auch nicht widerstehen kann, zu einem Christusjünger
und so, nach der Lehre der Kirche, selig gemacht werden könne? Eine
Anschauung, die ihren folgerichtigen Ausdruck in der horribeln Lehre
findet, daß die ungetauft sterbenden Kinder an einen andern Ort
kommen als die getauften, daß sie, wenn auch nicht gerade zu der
Verdammnis, doch einer geringeren Seligkeit teilhaftig werden als jene
gleichschuldigen wie gleichunschuldigen getauften. Daß hier nicht nur
jede evangelische Anschauung, sondern auch jeder sittliche Begriff
überhaupt aufhört, muß jeder sehen..... Wir finden im Evangelium Jesu
Christi nirgends eine Spur, die zu einer solchen Auffassung von dem
Weg, ein Jünger Christi und so selig zu werden, ein Recht gebe.“[382]

Auf der siebenten Landessynode in Württemberg, welche 1907 in
Stuttgart tagte, fand dieser berechtigte Einwand ~Dr.~ Gmelins
eine teilweise Berücksichtigung. So wurde z. B. Frage und Antwort 9
im Konfirmationsbüchlein ausgeschieden, da, wie man selbst zugeben
mußte, „die exegetische Begründung unhaltbar ist“.[383] Einen näheren
Grund über das Ausscheiden der betreffenden Frage und Antwort gibt
Stadtpfarrer A. +Plieninger+ aus Stuttgart in seiner Besprechung
über das neue Konfirmationsbüchlein: „Ferner“, schreibt er, „waren
Unrichtigkeiten zu beseitigen, die wir Pfarrer jedesmal erst
zurechtstellen mußten. So ist Frage und Antwort 9 beseitigt, weil die
dort angeführte Bibelstelle (1. Petri 3, 21) nicht bloß einen anderen
Sinn hat als in Luthers Übersetzung (nämlich „eine Gottesanrufung mit
gutem Gewissen“ oder „Gebet an Gott um ein gutes Gewissen“), sondern
auch, so oder so, auf die Kindertaufe nicht paßt, denn ein Kindlein
von ein paar Wochen oder Monaten kann weder „einen Bund mit Gott“
schließen noch „Gott anrufen“.[384] Auch Pastor +Ernst Bunke+
weist in seiner zum Teil trefflichen Schrift „Der Lehrstreit über die
Kindertaufe“ klar nach, daß die Kindertaufe, weil ohne Glauben der
Kinder, nicht die Wiedergeburt wirkt.

Diesen einstimmigen Urteilen fügen wir noch ein weiteres von Pfarrer
H. +Lange+ hinzu: „Für den Unbefangenen kann es keine Frage sein,
daß die Beschreibung der Taufe, wie sie im N. Testament vorkommt, im
strengen Sinn auf unmündige Kinder nicht anwendbar ist. Die Taufe
war dort daß Zeichen der wirklich eingetretenen Bekehrung. Mit der
Einführung der Kindertaufe hat dieses biblische Verhältnis von der
Taufe und Wiedergeburt eine nicht abzuleugnende Veränderung erlitten.
Denn +beim unmündigen Kinde kann selbstverständlich von Buße und
Glauben keine Rede sein+. Die Annahme lutherischer Dogmatiker, daß
der hl. Geist in der Taufe im Herzen des Kindes auf irgend eine Weise
tätig sei, ist +bare Phantasterei+. Nicht weniger phantastisch,
auf einer Natur und Geist trübe vermischenden Theosophie beruhend, ist
die Ansicht einiger Dogmatiker, welche durch den Taufakt dem Kinde die
Wiedergeburt im Keim realiter (wirklich) mitgeteilt werden läßt --
Behauptungen, bei denen sich lediglich nichts denken läßt, die auch in
der religiösen Erfahrung nicht den geringsten Anknüpfungspunkt finden.
Daher kann bei der jetzt in den meisten Teilen der christlichen Kirche
üblichen Kindertaufe von einem Vorhandensein der Wiedergeburt keine
Rede sein.“[385]

[Illustration]



Die Entstehung und Geschichte der Kindertaufe.


Die Schreiber des N. Testaments wissen, wie wir im Laufe unserer
Untersuchung klar nachgewiesen haben, nichts von einer Kindertaufe. Wir
gehen nun zu den Kirchenvätern und Apologeten der nachapostolischen
Zeit, und wir werden in ihren Schriften bald finden, wann die
Kindertaufe ihren Anfang nahm. Die Vertreter der Kindertaufe sind
natürlich auch hier bemüht, so früh als möglich Zeugnisse für
die Aufrechterhaltung ihrer Theorie zu finden. Sie schnitzen aus
jeglichem Holz Pfeile für ihre Sache. So will man z. B. schon aus
einer Äußerung +Justins des Märtyrers+ (gest. 166) einen Beweis
für das Vorhandensein der Kindertaufe gefunden haben.[386] Die Worte
Justins lauten: „Es sind gar viele, sowohl männlichen als weiblichen
Geschlechts, die von Kindheit auf in der Lehre Christi unterwiesen
worden, verblieben mit ihren sechzig, siebzig Jahren noch unversehrt,
und rühmend gelobe ich, unter jedem Stande solche aufzuweisen.“[387]
Wie wenig diese Worte Justins mit der Kindertaufe zu tun haben,
soll uns vorsichtshalber ~Dr.~ +Steitz+ sagen: „Justins
Erwähnung solcher, welche von Kindheit auf Christi Jünger geworden
seien, bezeugt nur, daß man schon Kinder im Christentum unterwies;
sie verbürgt daher schon das Bestehen des Katechumenats, nicht
aber der Kindertaufe.“[388] Aber Justin selbst gibt uns in seiner
ersten Apologie, in der er eine ausführliche Beschreibung von den
gottesdienstlichen Handlungen der Christen liefert, den unwiderlegbaren
Beweis dafür, daß die Kindertaufe zu seiner Zeit noch kein kirchlicher
Brauch war. Er schreibt nämlich: „Alle jene, die zur +Überzeugung+
gekommen sind und +glauben+, daß das wahr ist, was von uns gelehrt
und gesagt wird, und die +angeloben+, daß sie es vermögen, so
zu leben, werden angeleitet zu beten und unter Fasten von Gott die
Vergebung ihrer vorhin begangenen Sünden zu erflehen; dabei beten und
fasten wir mit ihnen. Hierauf werden sie von uns hingeführt, wo Wasser
ist und werden in jener Art und Weise wiedergeboren, wie auch wir
selbst wiedergeboren worden sind.“[389] Nach Justins eigener Erklärung
wurden also nur solche getauft, die da „glaubten“ und die aus „eigener
Überzeugung“ die Lehre des Evangeliums annahmen und versprachen, ein
demselben gemäßes Leben zu führen. Bei einem Kinde aber, bei dem
jede persönliche Willensbeteiligung fehlt, kann dies doch nicht der
Fall sein. +Semisch+, der Biograph Justins, sagt mit Recht: „So
oft Justin der Taufe gedenkt, erscheinen Erwachsene als Objekte, an
welchen die heilige Handlung vollzogen wird. Eine Kindertaufe kennt er
noch nicht. Die Spuren von derselben, welche man in seinen Schriften
zu entdecken geglaubt hat, sind +grundlos geträumte, künstlich
erzeugte+.“[390]

+Irenäus+, Bischof zu Lyon (gest. 202), wird von vielen als Zeuge
für das Vorhandensein der Kindertaufe in seinen Tagen angeführt.
Der Ausspruch des Irenäus, dem man dies entnehmen will, lautet: „Er
kam, alle durch sich selbst zu erlösen, alle, welche durch ihn, in
Beziehung auf Gott, wiedergeboren werden: die ganz unmündigen Kinder,
die Kleinen, die Knaben, die Jünglinge und die Bejahrteren. Deshalb
ging er jedes Alter durch, und er wurde den Kindern ein Kind, die
Kinder heiligend, unter den Kleinen ein Kleiner, die in diesem Alter
sich Befindenden heiligend, und zugleich wurde er ihnen ein Beispiel
der Frömmigkeit, des Rechttuns und des Gehorsams, unter den Jünglingen
ein Jüngling, indem er ihnen ein Beispiel wurde und sie dem Herrn
heiligte.“[391]

Wie man nun in diesen Worten Irenäus’ etwas zugunsten der Kindertaufe
finden will, ist nicht zu ersehen. Denn es findet sich hier ja auch
nicht die leiseste Hindeutung auf eine Kindertaufe. Irenäus sagt doch
nicht, daß Christus gekommen sei, alle durch die Taufe zu erlösen,
auch nicht, daß die unmündigen Kinder durch die Taufe wiedergeboren
werden, sondern er sagt: Christus kam, um die Kleinen wie auch die
Großen durch sich selbst zu erlösen, alle sollen durch ihn zu Gott
wiedergeboren werden. Er ging jedes Lebensalter durch, um jedem ein
Beispiel der Frömmigkeit und des Gehorsams zu sein. Er ist der, der
in allen Lagen unseres Lebens mit uns Menschenkindern mitfühlen kann,
„denn darinnen er gelitten hat und versucht ist, kann er helfen denen,
die versucht werden“.[392] Übrigens bringt Irenäus diesen Gedanken in
mehreren anderen Stellen seiner Schriften zum Ausdruck. So sagt er zum
Beispiel: „Unser Herr brachte den Menschen wieder in Verbindung mit
Gott durch seine Menschwerdung.“ Ferner schreibt er: „Indem der Sohn
Gottes ein Mensch unter Menschen wurde, hat er das Menschengeschlecht
von neuem geschaffen. Wie können wir an der Kindschaft teilhaben, außer
wenn wir durch den Sohn die Gemeinschaft mit Gott wiederempfangen --
wenn sein Wort, das Fleisch geworden, diese Gemeinschaft uns mitteilt?
Daher ging er auch durch jedes Lebensalter, alle zur Gemeinschaft
Gottes zurückzuführen.“[393] +Münscher+ macht zu dem zuerst
angeführten Ausspruch des Irenäus folgende berechtigte Bemerkung,
der wir nur beipflichten können, denn sie ist auf Grund der Sprache
des Kirchenvaters allein zulässig: „Aus der Stelle ist sichtbar, daß
Irenäus von solchen Kindern redet, die schon Beispiele der Frömmigkeit
erkennen und benutzen können.“[394] Und der schweizerische Theologe
+Hagenbach+ schreibt: „Die früheste patristische Stelle des
Irenäus (~adv. haer. II.~ 22) ist nicht absolut beweisend [für die
Kindertaufe], sie drückt bloß die schöne Idee aus, daß Jesus auf jeder
Altersstufe für jede Altersstufe Erlöser gewesen; daß er es aber für
die Kinder durch das Taufwasser geworden, sagt sie nicht.“[395]

Die Idee, auch kleine Kinder zu taufen, kam erst zur Zeit
+Tertullians+ (gest. 230) auf. Er ist auch der erste, der
ausdrücklich die Kindertaufe erwähnt, sie aber auch entschieden als
eine Neuerung bekämpft. Er führt darüber aus: „Mögen die Kinder kommen,
wenn sie herangewachsen sind; sie sollen auch kommen, wenn sie gelernt
haben, wenn sie darüber belehrt sind, wohin sie gehen sollen; sie
mögen Christen werden, sobald sie imstande sind, Christum zu kennen.
Aus welchem Grunde hat das Alter der Unschuld es so eilig mit der
Nachlassung der Sünden? Will man etwa in zeitlichen Dingen mit mehr
Vorsicht verfahren und die göttlichen Güter einem anvertrauen, dem man
irdische noch nicht anvertraut? Sie mögen lernen, um ihr Seelenheil
bitten, damit es den Anschein gewinne, daß man nur einem Bittenden
gegeben habe.“[396]

In diesen Worten Tertullians muß für jedermann ein unwiderlegbarer
Beweis dafür liegen, daß die Kindertaufe zu seiner Zeit noch nicht als
apostolische Sitte galt, denn sonst hätte er es nie gewagt, sie so kühn
und scharf zu bekämpfen. Dies müssen selbst Verteidiger der Kindertaufe
zugeben. So schreibt z. B. +Neander+: „In den späteren Jahren des
2. Jahrh. erscheint Tertullian als eifriger Gegner der Kindertaufe,
ein Beweis, daß dieselbe damals noch nicht als apostolische Einsetzung
angesehen zu werden pflegte, denn sonst würde er schwerlich gewagt
haben, so stark dagegen zu reden.“[397] Dasselbe Zugeständnis macht
auch +Ruperti+.[398] Und +Benema+ sagt: „Tertullian rät
ab von der Kindertaufe, welches er nicht würde getan haben, wenn es
eine Überlieferung und ein herrschender Gebrauch der Kirche gewesen
wäre, indem er sehr an Überlieferung hing; auch würde er, wäre es eine
solche gewesen, nicht ermangelt haben, dies zu erwähnen. Daher schließe
ich,“ fügt er hinzu, „daß der Gebrauch der Kindertaufe vor den Zeiten
Tertullians nicht erwiesen werden kann, und daß es Personen zu seiner
Zeit gab, die ihre Kinder getauft zu sehen wünschten, welcher Meinung
Tertullian sich widersetzte.“[399]

Es ist eine geschichtliche Tatsache, daß es zur Zeit Tertullians solche
gab, welche die Notwendigkeit der Kindertaufe in der +Theorie+
aufrechthielten; es kam aber nicht dahin, sie auch wirklich in der
Praxis auszuüben. Dieser Meinung ist auch Neander.[400]

Bald aber, nachdem die warnende Stimme Tertullians in der Christenheit
verhallt war, blieb die Idee der Kindertaufe nicht mehr lange eine
theoretische Frage sondern bürgerte sich immer mehr ein, und man sprach
bald von ihr als von einer kirchlichen Observanz, die in göttlicher
Institution und apostolischer Tradition ihren Grund habe. Dies war
z. B. in der Mitte des 3. Jahrh. in den Tagen Cyprians schon in der
nordafrikanischen sowie auch in der alexandrinischen Kirche der Fall.

Was nun der eigentliche Grund zur Einführung der Kindertaufe war,
entnehmen wir den Schriften des Cyprian und Origenes. Ersterer ist der
Ansicht, daß die neugeborenen Kinder durch die fleischliche Abkunft
von Adam die Ansteckung des Todes mit auf die Welt gebracht haben.
Letzterer sieht in der Geburt überhaupt schon etwas Befleckendes, und
beide sind der Meinung, daß diese Befleckung allein durch die Taufe
hinweggenommen werden könnte.[401] Ja man sprach in vollem Ernst davon,
daß „Kinder, die da ungetauft sterben, können nicht ins Himmelreich
kommen“.[402] Man gab sich eben dem abergläubischen Wahne hin, daß
die Taufe den Menschen von jeglicher anklebenden Sündenschuld befreie
und von den drohenden ewigen Strafen errette. +Neander+ schreibt
dazu noch: „Indem die Idee von den magischen Wirkungen der Sakramente
immer mehr Einfluß erhielt, entwickelte sich daraus die Theorie von
der unbedingten Notwendigkeit der Kindertaufe. Um die Mitte des 3.
Jahrh. war dies in der nordafrikanischen Kirche schon allgemein
angenommen.“[403] Und der gelehrte Geschichtschreiber und Kritiker
+Claudius Salmasius+ führt aus: „Es herrschte die Meinung, daß
keiner selig werden könne, der nicht getauft wäre; daher entstand dann
der Gebrauch der Kindertaufe.“[404]

Es ist unzweifelhaft gewiß, daß uns das erste sichere Zeugnis über
das Vorhandensein der Kindertaufe in der christlichen Kirche
+Cyprian+ gibt, also in der ersten Hälfte des 3. Jahrh. Zu seiner
Zeit handelte es sich nicht mehr darum, ob Kinder christlicher Eltern
getauft werden dürfen und sollen, -- damit war man einverstanden --
sondern es war nur noch die Frage, ob sie bald nach der Geburt oder
erst acht Tage nach derselben, dem Vorbilde der Beschneidung gemäß,
getauft werden sollten. Das letztere war die Meinung des Bischofs
+Fidus+, welcher dem Konzil zu Karthago im Jahre 252 eine
Frage darüber vorlegte. Cyprian antwortete darauf im Namen der bei
diesem Konzil versammelten 66 Bischöfe. „Seine Antwort zeigt uns,“
schreibt Neander, „wie er voll war von jener oben entwickelten großen
christlichen, der Kindertaufe zu Grunde liegenden Idee, wie er aber
durch jenen Geist der Veräußerlichung manches Irrtümliche damit zu
vermischen sich verleiten ließ.“[405] Cyprian erklärt sich gegen die
willkürliche Grenzbestimmung des Fidus, indem er sagt: „Keiner von uns
konnte mit deiner Meinung übereinstimmen; wir alle urteilen vielmehr,
daß keinem Menschen, sobald er geboren worden, die Barmherzigkeit
und Gnade Gottes versagt werden müsse; denn da der Herr in seinem
Evangelium sagt: „Des Menschen Sohn ist nicht gekommen, der Menschen
Seelen zu verderben, sondern zu erhalten“, (Luk. 9, 56) so muß, soviel
an uns ist, womöglich keine Seele verloren gehen.“ „Was du gesagt
hast, daß die Berührung des Kindes in den ersten Tagen seiner Geburt
nicht rein sei, und daß jeder von uns sich noch scheue, ein solches zu
küssen, auch dieses darf, wie wir meinen, kein Hindernis sein für die
Verleihung der himmlischen Gnade, denn es ist geschrieben: „Alles ist
dem Reinen rein;“ und keiner von uns darf einen Ekel haben vor dem,
was Gott zu schaffen gewürdigt hat. Wenn auch das Kind eben geboren
ist, so ist es doch nicht so, daß jemand einen Ekel haben dürfte, es
bei der Erteilung der Gnade und der Erteilung des Friedensgrußes (der
Bruderkuß, der als Zeichen der Gemeinschaft des Friedens im Herrn
den Neugetauften erteilt wurde) zu küssen.“ „Wenn übrigens etwas die
Menschen an der Erlangung der Gnade hindern könnte, so könnten vielmehr
die Erwachsenen durch die schweren Sünden gehindert werden. Wenn aber
auch den schwersten Sündern, welche vorher viel gegen Gott gesündigt
haben, nachdem sie zum Glauben gelangt sind, die Vergebung der Sünden
verliehen und von der Taufe und der Gnade keiner zurückgehalten wird,
um wieviel mehr darf das Kind nicht zurückgehalten werden, welches,
neugeboren, nicht gesündigt, sondern durch die fleischliche Abkunft
von Adam die Ansteckung des alten Todes mitgebracht hat, welches desto
leichter zur Erlangung der Sündenvergebung kommt, weil ihm nicht
eigene, sondern fremde Sünden vergeben werden?“[406]

+Origenes+, der große Kirchenlehrer von Alexandrien, ein
Zeitgenosse Cyprians, spricht mehrmals von der Kindertaufe als einer
kirchlichen und von den Aposteln her überlieferten Sitte. Es sind
drei Stellen bei Origenes, die ausdrücklich vom Vorhandensein und der
Berechtigung der Kindertaufe handeln. Wir setzen dieselben hierher, und
zwar in der Übersetzung von Pfarrer +Stöber+.[407] Die Aussprüche
des Origenes lauten: „Gemäß der kirchlichen Regel wird auch den
Kindlein die Taufe gespendet.“[408] „Niemand ist rein von Befleckung,
sei auch sein Leben auf Erden nur eines einzigen Tages lang. Und
weil durch das Taufsakrament die angeborene Beflecktheit abgewaschen
wird, darum werden auch die Kindlein getauft.“[409] Und endlich kommt
Origenes zu der kühnen Behauptung: „Von den Aposteln her hat die
Kirche die Überlieferung empfangen, daß auch den Kindlein die Taufe zu
spenden sei.“[410]

Wie nun diese willkürliche und unberechtigte Behauptung dieses
Kirchenvaters aufzunehmen ist, soll uns +Neander+ sagen:
„Origenes, in dessen System die Kindertaufe sehr gut Platz fand,
erklärt sie für apostolische Überlieferung, +welche Aussage übrigens
in diesem Zeitalter nicht viel bedeuten kann+, da man so sehr
geneigt war, Einrichtungen, die man für besonders wichtig hielt, von
den Aposteln abzuleiten, und da schon so manche, den freien Blick
hemmende Scheidewand zwischen diesem und dem apostolischen Zeitalter in
der Mitte stand.“[411] Ebenso +Münscher+: „Die Versicherung des
Origenes, daß die Kindertaufe von der apostolischen Tradition herrühre,
möchte ich eben nicht für ein historisch gültiges Zeugnis ansehen. Denn
es war damals gar zu gewöhnlich, daß jede Kirche ihre Einrichtungen auf
die Apostel zurückführte, um sie dadurch zu bestätigen und ehrwürdiger
zu machen.“[412] Und ~Dr~. +Riehm+ führt aus: „Daß die schon
von Origenes auf apostolische Tradition zurückgeführte Kindertaufe
wirklich in der apostolischen Zeit üblich war oder wenigstens
vorgekommen ist, läßt sich aus dem N. Testament nicht beweisen.“[413]

Daß die Säuglingstaufe nicht vor der Mitte des 3. Jahrh. eingeführt
wurde, bezeugt auch +Hippolytus+, der um diese Zeit schreibt: „Wir
haben nie die Taufe von Kindern verteidigt, welche erst in einigen
Gegenden anfing, angewandt zu werden.“[414]

+Curcellaeus+, ein berühmter Theologe und Professor zu Genf,
sagt: „Der Gebrauch der Kindertaufe begann nicht vor dem 3. Jahrh.
nach Christo. In den früheren Jahrhunderten ist keine Spur davon zu
finden, -- und sie ward ohne den Befehl Christi eingeführt.“[415]
Auch +Bunsen+, einer der größten Gelehrten der Neuzeit, bezeugt:
„Die Kindertaufe im Sinne der neueren Zeit, nämlich die Taufe
neugeborener Kinder mit stellvertretenden Gelübden von Eltern und
andern Taufzeugen, war unter den Christengemeinden der ersten Zeit
etwas völlig Unbekanntes, nicht nur bis zu Ende des 2. sondern in der
Tat bis in die Mitte des 3. Jahrh.“[416] Und die „Kirchengeschichte des
christlichen Vereins im nordischen Deutschland“ gibt zu, daß „Christus
die Kindertaufe nicht eingesetzt habe“, und macht das Zugeständnis,
daß dieselbe nur eine von „Menschen erfundene Zeremonie“ sei.[417] Wir
haben nun eine ganze Kette von historischen Zeugnissen, durch die wir
unwiderlegbar nachgewiesen haben, daß die Kindertaufe erst zur Zeit,
als Cyprian in Karthago das Episkopat innehatte, eingeführt wurde.
Die Kindertaufe hat somit, wie fast alle kirchlichen Neuerungen und
Irrtümer, Afrika als Heimat.

Überschreiten wir das 3. Jahrh., so finden wir, daß die Kindertaufe
schon eine ziemlich weit verbreitete Sitte war, doch forderten manche
Kirchenväter ein bestimmtes Alter. So will +Gregorius v. Nazianz+
in den Fällen, wo keine dringende Gefahr vorhanden ist, ein etwa
dreijähriges Alter der Kinder abgewartet wissen, damit „sie“, wie er
sagt, „etwas bei der Taufe fühlen und antworten können, wenn sie es
auch nicht vollkommen verstehen“.[418]

Der ununterbrochene Streit aber und die Verhandlungen vieler Synoden
über diesen Punkt beweisen, daß es an Saumseligkeit, ja sogar an
heftigem Widerspruch gegen diesen Brauch nicht fehlte. Als gegnerische
Parteien wären hier zu erwähnen die +Pelagianer+, die +Bongomilen+,
die +Arnoldisten+ sowie die +Petrobrusianer+ und die sich ihnen
anschließenden +Henricianer+ in Südfrankreich und Oberitalien.[419]
Gegen die ersteren schreibt z. B. die Generalsynode zu Karthago
im Jahre 418, auf der nicht weniger als 200 Bischöfe aus allen
Teilen Afrikas und Spaniens zugegen waren, Kanon 2: „Wer sagt,
die neugeborenen Kinder brauche man nicht zu taufen...., der sei
Anathema.“[420] Dasselbe wurde ein Jahr später am 25. Mai, ebenfalls
in Karthago, auf einem Konzil wiederholt.[421] Die Bongomilen vom
10. bis 12. Jahrh., die sich unter der allgemeinen Verwirrung
dieses Jahrhunderts aus Griechenland nach Italien, Südfrankreich,
den Niederlanden, nach Deutschland, Österreich und anderen Ländern
verbreiteten, behaupteten: „Die Kindertaufe sei unnütz, weil die Kinder
keines Glaubens, keines Vorsatzes der Besserung, keiner Aufnahme des
hl. Geistes fähig seien, daher sich auch keine Wirkung davon im Leben
der Menschen offenbare.“[422] Die Arnoldisten drangen „auf wahrhafte
Sinnesänderung, behaupteten, daß die bloß äußerliche Taufe an und für
sich dem Menschen unnütz sei, wenn nicht damit verbunden wäre die
allein wesentliche Taufe des hl. Geistes, welche die wahrhaft gläubige
Seele vom Bösen reinige und heilige.“[423] Von +Peter von Bruys+, der
im 12. Jahrh. in Südfrankreich als Priester wirkte, schreibt Schröckh:
„Er behauptete zuerst, daß Kinder, welche den Gebrauch ihres Verstandes
noch nicht hätten, durch die Taufe nicht selig werden könnten; daß
ihnen auch ein fremder Glaube nichts helfe, weil der Erlöser von
denen eigenen Glauben gefordert habe, welche getauft und selig werden
sollten.“[424] Peter von Bruys will nicht den ungetauften Kindern die
Seligkeit absprechen, sondern er will beweisen, daß dem Evangelium
gemäß nur Erwachsene, die glauben, getauft werden sollten. +Neander+
schreibt von ihm: „Peter von Bruys wollte eine christliche Taufe nur
dann anerkennen, wo das dazu notwendige Erfordernis des Glaubens
vorhanden war. Er betrachtete daher die Kindertaufe als eine nichtige,
und alle, welche in die von ihm gestiftete Gemeinschaft eintreten
wollten, mußten sich von neuem durch die Taufe darin aufnehmen lassen.
Die Wassertaufe könne, so lehrte er, wo kein Glaube vorhanden sei,
nur den Leib, nicht die Seele reinigen. Wenn seine Anhänger von ihren
Gegnern Wiedertäufer genannt wurden, so glaubten sie diesen Namen mit
Recht zurückweisen zu können, da von einer Wiederholung der Taufe nicht
die Rede sein könne, wo keine wahre Taufe vorhergegangen sei. Wir,
sagten sie, erwarten die rechte Zeit für den Glauben, und wenn der
Mensch bereit ist, seinen Gott zu erkennen und an ihn zu glauben, so
vollziehen wir an einem solchen nicht, wie ihr uns beschuldigt, eine
Wiedertaufe, sondern wir taufen ihn, weil er noch nicht mit der Taufe,
durch die man von Sünden gereinigt wird, getauft worden ist.“[425]

Es ist noch beachtenswert, daß, trotzdem in der herrschenden Kirche die
Kindertaufe allgemein gebilligt und ausgeübt wurde, sich doch Beispiele
dafür vorfinden, daß noch Jahrhunderte nach Entstehen der Kindertaufe
fromme Eltern, ja sogar Bischöfe ihre Kinder im reiferen Alter erst
taufen ließen. ~Dr.~ +Rietschel+ schreibt darüber: „Gregor von Nazianz
und Basilius wurden erst nach Vollendung ihrer weltlichen Bildung
getauft, obgleich jener Sohn eines Bischofs, dieser Sohn frommer Eltern
war. Auch Chrysostomus und Hieronymus, die aus christlicher Familie
stammten, wurden als Erwachsene getauft. Ambrosius und Nektarius
empfingen erst nach ihrer Wahl zum Bischof die Taufe. Als Augustin
in seiner Jugend todkrank wurde, ließ ihn seine Mutter Monica nicht
taufen, sondern ihm nur die Katechumenatsweihe geben.“[426] Augustin
erwähnt dies in seinem ersten Buch, Kap. 11.

Im +Mittelalter+ findet man kirchliche Verordnungen vor, woraus zu
ersehen ist, daß Eltern bei Unterlassung der Kindertaufe streng
bestraft wurden. Eine englische Synode von 691 (oder 692) Kanon 2,
schreibt z. B. vor: „Ein Kind muß innerhalb dreißig Tagen nach seiner
Geburt bei Strafe von 30 Solidi getauft werden. Stirbt es (nach 30
Tagen) ungetauft, so wird es gesühnt mit dem ganzen Vermögen der
Eltern.“[427] Und die Synode von Paderborn 785 beschließt, Kanon
19: „Jeder muß sein Kind innerhalb eines Jahres taufen lassen, bei
Strafe.“[428] Namentlich werden auch die Priester dafür verantwortlich
gemacht, daß keine Kinder ungetauft sterben.[429]

Hat man im Altertum nur geborene Menschen getauft, so finden sich
seit dem 13. Jahrh. auch Spuren dafür vor, daß man bei vorhandener
Lebensgefahr die Kinder im Mutterleibe taufte. Einige Kirchenlehrer
wie Augustin und auch Thomas von Aquino erklärten sich gegen diese
Sitte. Luther sprach sich mit Ernst dagegen aus, Kinder eher zu
taufen, als bis sie vollständig geboren sind.[430] Die Art und Weise,
wie diese Taufe vor sich ging, zu beschreiben, sind wir an dieser
Stelle, da diese Dinge schon in das Bereich des allzu Menschlichen
gehören, und derartige Beschreibungen ihren Zweck auch viel besser in
der „Moraltheologie“ Roms erfüllen, genötigt, mit Stillschweigen zu
übergehen.[431]

Aber alle diese Mittel schienen der Kirche noch nicht den erwünschten
Erfolg gebracht zu haben. Man ließ sich deshalb zu Handlungen
verleiten, welche dem Wesen des Christentums schroff zuwider waren. So
wurden z. B. Kinder mit List oder mit Gewalt den Eltern weggenommen,
um ihnen die Taufe zu erteilen. Ein Beispiel darüber findet sich bei
Scotus in seinem Kommentar über Lombards viertes Buch vor. Scotus,
der einer der scharfsinnigsten Denker unter den Scholastikern war,
schreibt, „daß ein Fürst, der mit einer gewissen Behutsamkeit die
Kinder der Juden und Ungläubigen wider den Willen ihrer Eltern taufen
lasse, daran sehr wohl tue, weil Gott an den Kindern ein größeres Recht
habe als die Eltern; ja solche Eltern selbst dürften gar wohl durch
Drohung zur Taufe gezwungen werden, weil, gesetzt, daß sie auch keine
wahren Gläubigen würden, doch ihre Nachkommen, wenn sie eine gute
Erziehung erhielten, es werden könnten“.[432]

Seit dem 6. und 7. Jahrh. kommen derartige Zwangstaufen recht
häufig vor und dies nicht nur an unmündigen Kindern sondern sogar
an Erwachsenen. Kaiser +Justinian+ (527-565) verordnete nach
+Binghams+ Angabe: „Solche Väter, welche die Taufe noch nicht
empfangen hätten, sollten sich samt ihren Weibern und Kindern und
allen, die ihnen zugehörten, im Gotteshause einfinden und daselbst ihre
Kleinen sogleich taufen lassen, die übrigen aber sollten die Taufe
empfangen, sobald sie im Wort Gottes nach den heiligen Büchern wären
unterrichtet worden. Wenn aber irgend jemand, um ein öffentliches
Amt oder eine öffentliche Würde zu erlangen, oder um Besitzungen
erwerben zu können, in unaufrichtiger Absicht die Taufe an sich
vollziehen, dabei aber Weib oder Kinder oder Dienstboten oder wer immer
seinem Hause oder seiner Verwandtschaft angehöre, im alten Irrtum
verharren ließe, dessen Güter sollten in solchem Falle eingezogen
und seine Person durch den zuständigen Richter gestraft werden, auch
sollte er von jedem Amte im öffentlichen Gemeinwesen ausgeschlossen
bleiben.“[433] „Der fränkische König +Chilperich+ ließ viele Juden
wider ihren Willen und mit Gewalt taufen, und vertrat zuweilen selbst
die Taufzeugen- oder Patenstelle. Dasselbe tat der König +Sisebut+
in Ansehung der spanischen Juden.“[434] Das Konzil zu Toledo im Jahre
633 erklärt sich gegen diesen Brauch.[435] „Es fehlte auch nicht an
Eifer zu gewaltsamer Heidenbekehrung. Der Frankenkönig +Dagobert+
(628-638) zwang nicht bloß die Juden zur Taufe, sondern erließ auf
Anraten des hl. Amandus den Befehl, die heidnischen Einwohner von
Gent mit Gewalt zu taufen. Dasselbe geschah auf Befehl +Karls des
Großen+ in Ansehung der Sachsen. Auch liefert die Geschichte der
Einführung des Christentums unter den Bulgaren, Friesen, Thüringern,
Skandinaviern u. a., sowohl von seiten der Regenten als der sogenannten
Heidenapostel, mehr als ein Beispiel von Aufnötigung der Taufe durch
physische Gewalt, durch List und Überredung. Es wurde für verdienstlich
gehalten, das Reich und die Herde Christi zu vermehren, wenn auch die
Mittel, dies zu bewirken, nicht eben die edelsten und würdigsten sein
sollten.“[436]

Diese Vorgänge sind der beste Beweis, wie gar bald die Staatskirche den
Grundsatz Jesu: „Wer da +will+, der komme,“ aus dem Auge verlor.
Ist es deshalb zu verwundern, daß die Kirche völlig verweltlichte
und den göttlichen Charakter mehr und mehr verlor? Doch gab es
Kirchenlehrer und dies besonders im 13. Jahrh., welche zu solchen
Zwangsmaßregeln weder rieten noch sie billigten. So äußert sich z.
B. +Thomas von Aquin+ nach Schröckhs Angabe in diesem Punkt
dahingehend, daß die Kinder der Juden oder anderer Ungläubigen wider
den Willen der Eltern nicht getauft werden dürften.[437]

Die +Reformation+ fand die Kindertaufe als einen festen kirchlichen
Gebrauch vor und trat gegen die Verteidigung der Erwachsenentaufe mit
Entschiedenheit für sie ein. +Zwingli+, der mit +Grebel+, +Manz+ und
~Dr.~ +Balthaser Hubmaier+, damals Pfarrer in Waldshut in der Nähe von
Zürich, die Gegner der Kindertaufe waren, häufig zusammenkam, hat eine
Zeitlang den „Irrtum“ eingesehen und war der Meinung, daß es besser
sei, die Taufe bis zu „gutem Alter“ aufzuschieben, jedoch nahm er
bald wieder eine entgegengesetzte Stellung ein und wurde von da ab
ein eifriger und fanatischer Verteidiger der Säuglingstaufe.[438] Er
schritt sogar, als die öffentlichen Besprechungen mit den Wiedertäufern
ihr Wachsen nicht aufhielten, 1525 mit seiner „theokratischen
Rücksichtslosigkeit zur Gewalt“. „Der Rat verfügte unter Androhung von
Landesverweisung die Taufe aller Kinder innerhalb acht Tagen, ließ die
Widergesetzlichen einfangen“ und verordnete 1526, daß alle Wiedertäufer
„ohne Gnade und Barmherzigkeit ersäuft werden“.[439]

Die Aufgabe der Reformatoren war sicherlich eine große und edle, und
ohne Zweifel waren die Männer von Gott berufen, um der in großer
Dunkelheit sich befindenden Menschheit das volle Licht göttlicher
Wahrheit zu bringen. Allein sie haben diese ihre hohe Aufgabe nicht
ganz erfüllt, da sie mit den vielen Irrlehren und Mißbräuchen Roms
nicht völlig aufräumten. Man hätte, „um der Einsetzung Christi wieder
näher zu treten“, wie ~Dr.~ Friedrich Schleiermacher sagt, „bei
der Reformation die Kindertaufen fahren lassen können“.[440] Das
Vorurteil und Mißtrauen, mit dem oft die Reformatoren gegen all das,
was in irgend einer Weise mit ihrer Auffassung und Lehrbestimmung
nicht übereinstimmte, erfüllt waren, veranlaßte sie oft, dies, ohne es
einer genauen Prüfung zu unterziehen, zu verwerfen. Man denke hier z.
B. an die ungerechte Behandlung von Grebel, Manz, Balthaser Hubmaier
und ihrer Glaubensgenossen. Die einfachen Lehren und Heilsanstalten
des Evangeliums wurden zu einem Gewebe dogmatischer Spitzfindigkeiten
ausgesponnen und durch äußere Zwangsanstalten, wie die Kindertaufe
eine ist, gefesselt. Doch, was die mutigen, im Geiste Gottes kämpfenden
Verteidiger der biblischen Wahrheit Großes geleistet haben, erkennen
wir herzlich gerne an und sind mit innigem Dank gegen sie selbst
und gegen den allweisen Lenker der Weltgeschichte erfüllt. Aber
diesen unsern Dank dürfen wir nicht dadurch zum Ausdruck bringen,
daß wir sie zur Richtschnur unseres Glaubens machen, sondern wir
müssen auch hier den Weg gehen, den uns Gott in seinem Bibelbuch
vorschreibt. Sehr richtig und beherzigend sind folgende Worte von
~Dr.~ +Priestly+: „Luther und Calvin reformierten viele
Mißbräuche, besonders in der Kirchenzucht, und ebenso verschiedene
grobe Verderbnisse in der Lehre; aber sie ließen andere Dinge von weit
größerer Bedeutung, gerade wie sie dieselben vorfanden.... Es gereicht
ihnen zum großen Verdienst, so weit gegangen zu sein, als sie gingen,
und nicht sie, sondern wir sind zu tadeln, wenn ihre Autorität uns am
Weitergehen hindert. Wir sollten sie vielmehr nachahmen in der Kühnheit
und dem Geiste, womit sie so viele lang geduldete Irrtümer in Frage
zogen und berichtigten; und für uns selbst aus ihren Arbeiten Nutzen
ziehend, größere Fortschritte machen, als sie imstande waren zu machen.
Wir haben wenig Grund, ihren Namen, Autorität und Beispiel anzuführen,
wenn sie viel taten und wir durchaus nichts tun. Hierin ahmen wir
ihnen nicht nach, sondern denen, welche sich ihnen widersetzten und
zuwiderhandelten, indem sie alles so lassen wollten, wie es war.“[441]

Aber ebenso wahr und beherzigend sind auch folgende Worte ~Dr.~
+Gmelins+: „Sobald eine Kirche wirklich eine „evangelische“ sein will,
so darf sie die Zugehörigkeit zu ihr niemals erzwingen und auch nicht
durch scheinbare Freiwilligkeit erschleichen wollen, sondern muß es
immer dem tatsächlich freien Willen, der eigenen Überzeugung eines
jeden überlassen, ob er sich zu ihr bekennen und ihren Bedingungen
unterwerfen will. Den Versuch, durch staatliche „Schutzmaßregeln“
oder durch gewohnheitsmäßige Zwangseinrichtungen, wie die Kindertaufe
eine ist, als Symbol des Eintritts in eine kirchlich-religiöse
Genossenschaft, sich eine möglichst große Zahl äußerlicher Glieder zu
sichern, können wir immer nur als einen im besten Fall katholisch, im
tiefsten aber heidnisch-weltlichen, nie aber einen „evangelischen“,
dem Evangelium Jesu und seinem ganzen Sinn und Geist entsprechenden,
erkennen.“[442]

Wir schließen unsere Untersuchung mit der der Tatsache entsprechenden
Ausführung von ~Dr.~ +Lange+: „Die Geschichte beweist, daß die
Kindertaufe in der ältesten Kirche nur ein Erzeugnis des schon
frühzeitig überhandnehmenden Aberglaubens von der mystischen,
übernatürlich wirkenden Kraft des durch den hl. Geist bewegten
Taufwassers und von der Gewalt des Teufels und der Dämonen über die
Seelen der Ungetauften war, und daß sie erst durch die Vollendung
dieses Aberglaubens allgemein eingeführt wurde. Es fragt sich auch aus
diesem Grunde, ob es der +evangelischen+ Kirche würdig und angemessen
sei, ein solches +Denkmal des altchristlichen Aberglaubens+ länger zu
dulden.“[443]

[Illustration]



Die Konfirmation.


Die Konfirmation ist eine veränderte Einrichtung der römischen Firmung.
In der katholischen Kirche gilt letztere als Sakrament, welche aber
+Luther+ bereits 1520 als solches strich und ließ sich nur zu
dem Geständnis herbei: „Ich lasse zu, daß man firmle soferne, daß man
wisse, daß Gott nichts davon gesagt hat, auch nichts darum wisse,
und daß es erlogen sei, was die Bischöfe darinnen vorgeben.“[444]
Gleich Luther sprechen sich die übrigen Führer der evangelischen
Bewegung scharf gegen die römische Firmung aus. Man sah aber doch
bald ein, daß, solange man die Kindertaufe beibehielt, eine derartige
Einrichtung -- wenn auch in einer anderen Gestalt -- nötig sei, um
die in der Kindertaufe versäumte und unmögliche und doch zur Wirkung
der Taufe notwendige Bedingung, nämlich den eigenen Glauben des
Täuflings, durch seine freie Willenserklärung +nachzuholen+.[445]
Aus dieser Erkenntnis und Notwendigkeit entwickelte sich allmählich
die Konfirmation, die aber erst in der zweiten Hälfte des 17. Jahrh.
durch +Speners+ Wirksamkeit völlig in der lutherischen Kirche
durchgedrungen ist.

Obwohl die Konfirmation und die Taufe zeitlich weit auseinander
liegen, so wird jene doch durch die dogmatische Bedeutung, die darin
besteht, daß sie eine „Erneuerung des Taufbundes“ ist, mit dieser
sehr eng verknüpft. Durch die Konfirmation soll dem Täufling,
wie schon oben angedeutet, die Gelegenheit geboten werden, seinen
Glauben zu bekunden und ein persönliches Bekenntnis und Gelübde
abzulegen. Der herangewachsene Getaufte erneuert somit am Tage der
Konfirmation die früher von seinen Eltern oder Paten in seinem Namen
abgelegten Taufgelübde und macht sich von dem Zeitpunkt persönlich
dafür verantwortlich. Mit Recht wirft da ~Dr.~ +Lange+ die
Frage auf: „Wozu aber ein solches Surrogat [Ersatzmittel], da nichts
im Wege steht, das Sakrament selbst, als wahren Verpflichtungsakt,
zweckmäßig, +nachdem die Kinder erwachsen und unterrichtet sind+,
zu vollziehen?“[446]

Die Lehre der alten Kirche ging hierin noch weiter und behauptete:
Die Konfirmation verleiht dem Menschen Kraft und Tapferkeit zum neuen
Leben und geistlichen Kampfe.[447] Wenn es nun an dem ist, daß die
Konfirmation „+Kraft zum neuen Leben und geistlichen Kampfe+“
gibt, so sei uns hier gestattet, einige Fragen, die unserer Meinung
nach ernst genug sind, um gründlich geprüft und erörtert zu werden,
aufzuwerfen: Wie stimmt nun dies mit der leider zu traurigen Tatsache,
daß viele von den am Vormittage in der Kirche konfirmierten Gliedern
schon am Abend auf dem Tanzboden, im Wirtshause oder im elterlichen
Hause bei berauschenden Getränken zu treffen sind, wobei sie oft
des Guten zuviel genießen? Oder sind Zigarren und Tabakspfeife für
den Konfirmanden passende Geschenke, die er zum „neuen Leben und
geistlichen Kampfe“ benötigt, und kann er dadurch Jesu Aufforderung
erfüllen: „Lasset euer Licht leuchten vor den Leuten, daß sie eure
guten Werke sehen und den Vater im Himmel preisen!“? Und sind derartige
Dinge erforderlich, um die Früchte eines neuen und in Gott geheiligten
Lebens nach außen hin zu offenbaren? Als Beweis dafür, daß solche
Präsente bei derartigen Gelegenheiten wirklich überreicht werden,
sei hier Pfarrer Hebich angeführt, der nach der Konfirmation zu
seinem Sohn Samuel sagte: „So, jetzt bist du ein Mann“ und schenkte
ihm eine -- Tabakspfeife.[448] Es sei aber bemerkt, daß wir damit
nicht sagen wollen, daß alle Eltern ihren Konfirmanden derartige
Geschenke überreichen. Wir wissen und sind glücklich darüber, daß
wir unter den Konfirmationsgeschenken auch des öfteren die Bibel
finden -- den einzigen Wegweiser zum ewigen Leben -- und daß es
auch unter den Konfirmanden solche gibt, bei denen das Ablegen des
Glaubensbekenntnisses am Konfirmationstage mehr ist als eine tote und
leere Zeremonie.

Doch streng genommen ist und bleibt die Konfirmation ebensogut wie die
Kindertaufe nur eine „Zwangseinrichtung“, mittels der man Glieder für
die Kirche gewinnt. Dies geben auch ernste und unparteiische Theologen,
die über diesen Punkt nachdachten und ihn an der Hand des Evangeliums
prüften, frei und unverhohlen zu. So schreibt z. B. ~Dr.~ Gmelin
in seiner Abhandlung „Die kirchl. Erziehung zum Christentum“, S. 16,
nachdem er zunächst davon gesprochen hat, daß bei der Konfirmation
nicht der eigentliche Wille des Konfirmanden, sondern in Wahrheit
nur der Wille der Eltern zum Ausdruck kommt, die bedeutungsvollen
Worte: „Damit ist dann aber tatsächlich die Zustimmung bezw. daß
Versprechen dieser jungen Glieder, der Gemeinde Christi, wie sie in
unserer evangelischen Kirche Gestalt gewonnen hat, anzugehören und treu
bleiben zu wollen, mehr +erschlichen+ als auf evangelisch würdige,
sittliche Weise gewonnen worden. Einem derartigen Versprechen aber
kann ein sittliches Recht nicht zukommen, daher auch seine Erfüllung,
trotz dem feierlichen Gelübde, im Ernst von niemand verlangt wird. In
unserer Kirche kommt das hundert- und tausendfach jedes Jahr darin zum
Ausdruck, daß die eben konfirmierten Glieder einige Wochen nachher, um
von Jahren zu schweigen, oft den Eindruck machen, als hätten sie eher
das Gegenteil, jede Art von Verhöhnung und Verachtung ihrer Kirche und
deren Ordnungen und Dienern, versprochen, statt treue Anhänglichkeit
und ernstlichen Wandel nach dem Bekenntnis, das sie vor dem Altare der
christlichen Gemeinde hergesagt haben.“

Dies offene Zugeständnis zeigt so recht, wie nichtig, ja wie
verderblich alle menschlichen Einrichtungen und Neuerungen in Sachen
des Glaubens und der Religion sind. Wie segensreich wäre es aber
andererseits für den einzelnen Menschen sowie auch für das gesamte
innere und geistliche Leben der Kirche selbst, wenn man sich die hl.
Schrift, in der allein der geoffenbarte Wille unseres Gottes klar und
rein zum Ausdruck kommt, als einzige Richtschnur setzen würde und sie
nach besten Kräften auszuleben suchte, um mit dem Psalmisten sagen zu
können: „Ich habe Lust zu deinen Zeugnissen, sie sind meine Ratsleute.
Lehre mich, Herr, den Weg deiner Gebote, und bewahren will ich sie bis
ans Ende.“ Möchte doch ein jeder um seiner eigenen Seligkeit willen
mit ganzem Ernst darnach trachten, sich gänzlich von Menschengeboten
freizumachen, um dem Herrn allein im Geist und in der Wahrheit zu
dienen, dann würde auch „unser Friede sein wie ein Wasserstrom und
unsere Gerechtigkeit wie Meereswellen“. Darum:

    „=Prüfet alles, und das Gute behaltet!=“

[Illustration]



Quellenverzeichnis.


                                                                   Seite

    Adam, Alexander, Handbuch der römischen Altertümer,
      Erlangen 1818                                                 126.

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    Olshausen, ~Dr.~, Biblischer Kommentar, Königsberg 1830          48.
                                             63. 64. 180. 183. 184. 187.

    Origenes, Homilie über das Buch Josua                        51. 52.

    Origenes, Homilie über 4. Mose                                   52.

    Origenes, Homilie über Lukas                           32. 213. 215.

    Origenes, Homilie über 3. Mose                                  215.

    Origenes, Homilie über den Römerbrief                      215. 216.

    Origenes, gegen Celsus                                           52.


    Pelz, Reinhard, Geschichte des Kreises Pyritz, Hannover
      und Berlin 1900                                                93.

    Philaret, Erzbischof, Geschichte der Kirche Rußlands,
      Frankfurt a. M. 1872                                          114.

    Philastirus, Über die Ketzereien                                169.

    Plieninger, Stadtpfarrer A., Das neue Konfirmationsbüchlein
      im Gemeindeblatt der Johanneskirche, Stuttgart 1908,
      Heft 12                                                  206. 207.

    Plutarch                                                         56.

    Polybius                                                         56.

    Potter, Griechische Archäologie, Halle 1776                     126.

    Priestly, ~Dr.~, Cox, ~Sabbath Laws~                            225.

    Probst, ~Dr.~ Ferdinand, Sakramente und Sakramentalien
      in den drei ersten Jahrhunderten, Tübingen
      1872                                         50. 51. 52. 136. 185.


    Rabaud, Der heidnische Ursprung des katholischen Kultus,
      Gütersloh 1903                                                153.

    Rauschenbusch, Prof. A., Die Entstehung der Kindertaufe,
      Hamburg 1898                                                  100.

    Redenbacher, W., Lesebuch der Weltgeschichte, Calw 1907      14. 16.

    Reinhardt, L., Das Neue Testament, Lahr i. B. 1878          25. 163.

    Riehm, ~Dr.~ Eduard C. A., Handwörterbuch des biblischen
      Altertums, Bielefeld und Leipzig 1884                    189. 216.

    Rietschel, ~Dr.~, Lehrbuch der Liturgik in Sammlung von
      Lehrbüchern der praktischen Theologie von ~Dr.~
      H. Hering, Berlin 1909                                        220.

    Ruperti, F. A., Geschichte der Dogmen, Berlin 1831              136.
                                                     170. 173. 212. 218.


    Salmasius und Sancerus, Thesaurus ecclesiasticus                 51.

    Schaff, ~Dr.~, Geschichte der alten Kirche, Leipzig 1867        111.
                                           117. 136. 142. 144. 220. 228.

    Scheffmacher, Kontroverskatechismus, Aachen 1901                189.

    Schenkel, ~Dr.~ Daniel, Bibel-Lexikon, Leipzig 1869-75          164.
                                                               186. 187.

    Schleiermacher, ~Dr.~ Friedrich, Der christl. Glaube,
      Halle a. S.                                                   224.

    Schmid, J. G. P., Erklärungen alter Wörter, Tübingen
      1821                                                     130. 133.

    Schmid, Encyklopädie der Erziehung und des
      Unterrichtswesens, Gotha 1873                            188. 189.

    Schmiedel, Prof., Handkommentar                                 187.

    Schröckh, Christliche Kirchengeschichte, Leipzig 1799           173.
                                                     219. 221. 222. 223.

    Schullehrer-Bibel, Neustadt a. d. Orla                       71. 72.

    Schwenckfeld in Rupertis Geschichte der Dogmen                  170.

    Scott, Familien-Bibel                                            32.

    Seeböck, Philibert, Kleine illustrierte Heiligen-Legende         93.

    Semisch, Justin der Märtyrer, Breslau 1840-42                   209.

    Sophokles                                                   56. 209.

    Staerk, Antonius, Der Taufritus in der griechisch-
     russischen Kirche, Freiburg im Breisgau 1903                    77.
                                                148. 150. 152. 153. 154.

    Stark, Geschichte des ersten Jahrhunderts                       143.

    Starke, Pfarrer Christoph, Bibelwerk, Leipzig 1745          72. 121.

    Stöber, Pfarrer A., Ist die Kindertaufe schrift- und
      rechtmäßig? Basel 1864                              117. 136. 215.

    Strabo, ~De exordiis et incrementis ecclesiasticarum~            56.


    Tassani, ~Dr.~ Paulus, Bibelausgabe Minden 1716                  63.

    Teichmann, Ernst, Die Taufe bei Paulus in Zeitschrift
      für Theologie und Kirche 1896                                  49.

    Tertullian, Gegen Marcion                                       166.

    Tertullian, Gegen Praxeas                                  111. 113.

    Tertullian, Über die Auferstehung des Fleisches                 165.

    Tertullian, Über die Taufe                    50. 76. 135. 143. 148.
                                                149. 150. 159. 170. 211.

    Tertullian, Vom Kranze des Soldaten                              50.
                                                 76. 111. 112. 143. 152.

    ~The Archaeology of Baptism~, London 1876                       139.

    Theologisches Universal-Lexikon                                 185.

    Tholuck, Auslegung des Briefes Pauli an die Römer,
      Berlin 1824                                                72. 73.

    Troschel, Die Wassertaufe der Christen, Berlin 1774              56.


    Waal, Anton de, ~Roma sacra~, Wien 1905                          81.

    Waggoner, J. H., ~Thoughts on Baptism~, Battle Creek
      1894                                                     121. 124.

    Wall, ~Dr.~, Geschichte der Kindertaufe                      96. 99.

    Weigand, Fr. L. K., Deutsches Wörterbuch 1910, 5. Aufl.          57.

    Weiß, ~Dr.~ Bernhard, Das N. Testament mit fortlaufenden
      Erklärungen, Leipzig 1904                              65. 70. 71.
                                                          163. 165. 189.

    Weiß, Johannes, Die Schriften des N. Testaments             73. 164.

    Weizsäcker, Carl, Das apostolische Zeitalter der
      christlichen Kirche, 2. Ausgabe, Freiburg i. B. 1890          164.

    Weizsäcker, Die Heilige Schrift                                 163.

    Wette, ~Dr.~ de, Zur Geschichte der Kindertaufe in
      Theologische Studien und Kritiken, 1830                       187.

    Whitby, ~Dr.~, Kommentar zum N. Testament                    73. 74.

    Winer, ~Dr.~ Georg, Biblisches Realwörterbuch, 3. Auflage,
      Leipzig 1847-48                                          121. 126.


    Zeller, Biblisches Handwörterbuch, Calw und Stuttgart
      1893                                                     121. 225.

    Ziegler, Von der Taufe im „Neuen Tagblatt“ Stuttgart
      Nr. 16, 1908                                                  189.

    Zwingli, Ulrich, Vom Touf, vom Wiedertouf und vom
      Kindertouf vom Jahre 1525                                     224.

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Fußnoten:

[1] Als Ersatz für Judas Ischariot wurde Matthias durchs Los gewählt
und den elf Aposteln zugeordnet. Siehe Apg. 1, 21-26.

[2] Lesebuch der Weltgeschichte, S. 259.

[3] Hefele, Konziliengeschichte V, S. 982.

[4] Conradi, Die Weissagung Daniels, S. 130. 131.

[5] Redenbacher, Lesebuch der Weltgeschichte, S. 399.

[6] 3. Mose 14, 8.

[7] 2. Mose 29, 4; 3. Mose 8, 6.

[8] Matth. 3, 16; Apg. 2, 38; 9, 17.

[9] Röm. 6, 4.

[10] Kol. 3, 1. 2.

[11] Nach der Übersetzung von Dr. Leander van Eß.

[12] Ebr. 10, 1.

[13] Elberfelder Übers.

[14] 1. Kor. 10, 1. 2.

[15] Ps. 105, 39.

[16] Luk. 1, 4; 2. Tim. 3, 15-17.

[17] Joh. 1, 33, Übers. von Reinhardt; Luk. 3, 3.

[18] Matth. 4, 17; Joh. 3, 22. 26; 4, 1. 2.

[19] Mark. 16, 15. 16.

[20] Matth. 28, 19. 20.

[21] Apg. 2, 41.

[22] Vorbereitungsrede an die Täuflinge, Kap. 16.

[23] Ermahnung zur heiligen Taufe.

[24] Rede auf die hl. Taufe, Kap. 3.

[25] 1. Petri 3, 21.

[26] Gal. 3, 27. 29.

[27] 1. Kor. 12, 13; Gal. 3, 28.

[28] Gal. 2, 19. 20.

[29] Kol. 3, 1-3.

[30] 2. Kor. 5, 17.

[31] Matth. 3, 1. 2. 5. 6.

[32] Mark. 1, 2.

[33] Mark. 1, 1-3; Joh. 1, 33.

[34] Apg. 19, 4.

[35] Luk. 7, 30; Matth. 3, 7. 8.

[36] Booth, ~Paedobaptism~ II, S. 241.

[37] Familien-Bibel.

[38] Luk. 19, 10.

[39] Joh. 4, 34.

[40] Mark. 1, 14. 15; Matth. 4, 17.

[41] Joh. 3, 3. 5.

[42] Joh. 3, 22. 26; 4, 1. 2.

[43] Matth. 28, 19. 20; Mark. 16, 16.

[44] Luk. 14, 27; 9, 23; Matth. 10, 37. 38.

[45] Das Evangelium Markus, S. 242.

[46] Matth. 28, 19. 20.

[47] Apg. 16.

[48] Luk. 1, 1-4.

[49] Apg. 2, 36.

[50] Apg. 2, 41.

[51] Die Bedeutung der Taufe im N. Testament in Zeitschrift für
kirchliche Wissenschaft, 1888, S. 350.

[52] Apg. 10, 44-48.

[53] Apg. 16, 13-15.

[54] Apg. 16, 25-34.

[55] Apg. 18, 1-8, Parallel-Bibel.

[56] 1. Kor. 1, 5-7.

[57] Taufe und Abendmahl bei Paulus, S. 32.

[58] Kirchengeschichte I, 2. Teil, S. 270.

[59] Unparteiische Kirchen- und Ketzer-Historie II, 2. Teil, Kap. 3, S.
61.

[60] Das Evangelium Markus, S. 243.

[61] Biblischer Kommentar I, S. 156.

[62] Die Bedeutung der Taufe im N. Testament in Zeitschrift für
kirchliche Wissenschaft, 1888, S. 349.

[63] Die Taufe bei Paulus in Zeitschrift für Theologie und Kirche,
1896, S. 365.

[64] Walch X, S. 127.

[65] Apologie, Kap. 61. (Nach ~Dr.~ Probst, Sakramente und
Sakramentalien, S. 121.)

[66] Über die Taufe, Kap. 18.

[67] Ebendaselbst, Kap. 13 und 14.

[68] Ebendaselbst, Kap. 3.

[69] Sakramente und Sakramentalien, S. 120.

[70] ~Thesaurus ecclesiasticus II.~

[71] Homilie über das Buch Josua.

[72] Homilie XIII zu 4. Mose.

[73] Gegen Celsus III, 59.

[74] Sakramente und Sakramentalien, S. 141.

[75] Cyprian, 69. Brief, Kap. 7.

[76] Ebendaselbst, 70. Brief, Kap. 2.

[77] Erste mystagogische Katechese, Kap. 9.

[78] Kirchengeschichte II, S. 496.

[79] Über die Gefallenen, Kap. 6.

[80] Vergl. Troschel, Die Wassertaufe der Christen, S. 38. 39.

[81] Lexikon für Theologie und Kirchenwesen.

[82] Historische Bemerkungen über die Taufe, S. 50.

[83] Christliche Symbolik.

[84] Deutsches Wörterbuch III, Art. „Taufe“, S. 942.

[85] Walch X, S. 2112.

[86] Denkwürdigkeiten aus der christl. Archäologie VII, S. 5.

[87] Matth. 3, 1. 2; Apg. 19, 4.

[88] Matth. 3, 5. 6.

[89] Röm. 6, 4.

[90] Der Taufbegriff des N. Testaments, S. 21.

[91] Kommentar.

[92] Biblischer Kommentar II, S. 94.

[93] Nach der Elberfelder Übers.

[94] Der Taufbegriff des N. Testaments, S. 38.

[95] Booth, ~Paedobaptism~ I, S. 204.

[96] Luk. 12, 50; Matth. 20, 22.

[97] Bibelwerk, S. 77.

[98] N. Testament mit Erklärungen I, S. 185.

[99] Ebendaselbst, S. 277.

[100] Bibelwerk II, S. 239.

[101] Booth, ~Paedobaptism~ I, S. 220.

[102] Booth, ~Paedobaptism~ I, S. 209.

[103] Röm. 6, 3-5.

[104] Gal. 5, 24; 2, 20; 2. Kor. 5, 17.

[105] Röm. 6, 4.

[106] Röm. 6, 3. 4.

[107] Handbuch zum N. Testament III, S. 29; vergl. auch ~Dr.~ Adolf
Deismann, Paulus, S. 108.

[108] N. Testament mit Erläuterung II, S. 28. 29.

[109] Nürnberger Bibelausgabe von 1643.

[110] Bibelwerk II, S. 808.

[111] ~Dr.~ Johannes Weiß, Schriften des N. Testaments II, S. 258.

[112] Kommentar zum N. Testament.

[113] Über die Taufe, Kap. 2.

[114] Barnabas-Brief, Kap. 2.

[115] ~De Spirito Sancto~, Paris 1730; vergl. Staerk, Der Taufritus in
der griechisch-russischen Kirche, S. 101.

[116] Ermahnung zur heiligen Taufe, Kap. 2.

[117] Große Katechese, Kap. 35.

[118] Über die Geheimnisse, Kap. 3. 4.

[119] Erste Unterweisung an die Täuflinge, Kap. 3; ebenso Erste Homilie
zu Röm. 6, 7.

[120] Erste Homilie zu Röm. 6, 5.

[121] Vergl. ~Dr.~ Augusti, Denkwürdigkeiten aus der christl.
Archäologie VII, S. 86.

[122] Lexikon für Theologie und Kirchenwesen, S. 52.

[123] Denkwürdigkeiten aus der christl. Archäologie VII, S. 194.

[124] ~Roma sacra~, S. 263. 264; vergl. auch Seite 72.

[125] Chrysostomus, Erste Unterweisung an Täuflinge, Kap. 3 und in
seinem ersten Brief an Papst Innocentius, Kap. 3; Ambrosius, Über die
Geheimnisse; Augustinus, Über den Gottesstaat XXII, Kap. 8, 6.

[126] Denkwürdigkeiten aus der christl. Archäologie VII, S. 190. 191
und Bd. XI, S. 400.

[127] Geschichte der Taufe, S. 279.

[128] Göttliche Komödie, 19. Gesang.

[129] Geschichte der Taufe, S. 313. 314.

[130] Geschichte der Taufe, S. 33.

[131] Münzberger, Abessinien, S. 117.

[132] Hefele, Konziliengeschichte III, S. 80 und Brenner, Geschichte
der Taufe, S. 33.

[133] Hefele, Konziliengeschichte IV, S. 9.

[134] Ebendaselbst V, S. 796.

[135] Ebendaselbst IV, S. 370.

[136] Kirchengeschichte VII, S. 10.

[137] Vergl. hierzu Neander, Kirchengeschichte VII, S. 34-38.

[138] Geschichte des Kreises Pyritz, S. 32.

[139] Philibert Seeböck, Kleine illustrierte Heiligen-Legende, S. 149.

[140] Brenner, Geschichte der Taufe, S. 42.

[141] Ebendaselbst, S. 306.

[142] Brenner, Geschichte der Taufe, S. 41.

[143] Walch X, S. 2143. 2147.

[144] Luthers Brief an Genesius (Walch X, S. 2146).

[145] Geschichte der Taufe, S. 46.

[146] Auch von ~Dr.~ Augusti in Denkwürdigkeiten aus der christl.
Archäologie VII, S. 229 angeführt.

[147] Geschichte der Kindertaufe II, S. 376.

[148] ~Dr.~ Augusti, Denkwürdigkeiten aus der christl. Archäologie VII,
S. 226. 227.

[149] Geschichte der Kindertaufe II, S. 376.

[150] Vergl. A. Rauschenbusch, Die Entstehung der Kindertaufe, S. 125.

[151] Röm. 6, 5.

[152] Hauck, Real-Encyklopädie XIX, S. 428.

[153] Blätter der Heilung vom 15. Nov. 1905, S. 211.

[154] Pastor Mallet in Herzog, Real-Encyklopädie XVI, Art. „Tunker“.

[155] Günther, Populäre Symbolik, S. 264.

[156] In Theologische Literaturzeitung vom 12. Januar 1886.

[157] Hauck, Real-Encyklopädie XIX, S. 429. Art. „Taufe“.

[158] In Theologische Literaturzeitung vom 9. Februar 1884.

[159] Erste Apologie, Kap. 61.

[160] So Prof. Drews in Hauck, Real-Encyklopädie XIX, S. 429, Art.
„Taufe“.

[161] Vergl. Oehninger, Geschichte des Christentums, S. 29.

[162] Geschichte der alten Kirche, S. 407.

[163] ~Dr.~ Johannes Kunze, Das apostolische Glaubensbekenntnis und das
N. Testament, S. 24. 25. Vergl. auch Caspers, Der Taufbegriff des N.
Testaments, S. 322. 323. Bemerkt sei hier noch, daß in den katholischen
Übersetzungen, soweit sie uns zu Händen kamen, das Zugeständnis
Tertullians, nämlich: „indem wir ein etwas Mehreres erfüllen, als der
Herr im Evangelium angeordnet hat,“ gänzlich fehlt.

[164] Vom Kranze des Soldaten, Kap. 3.

[165] ~De Spirito Sancto~: vergl. Staerk, Der Taufritus in der
griechisch-russischen Kirche, S. 101.

[166] Große Katechese, Kap. 35.

[167] Gegen Praxeas, Kap. 26.

[168] Zweite mystagogische Katechese, Kap. 4.

[169] ~Dr.~ Brenner, Geschichte der Taufe, S. 32.

[170] Hefele, Konziliengeschichte IV, S. 370.

[171] Martin Günther, Populäre Symbolik, S. 263.

[172] Geschichte der Kirche Rußlands, II. Teil, S. 344.

[173] A. Caspers, Der Taufbegriff des N. Testaments, S. 24.

[174] Siehe Apg. 2, 17. 33; Tit. 3, 5. 6; Joel 3, 1.

[175] Apg. 2, 2.

[176] Apg. 1, 5.

[177] North, Die Baptisten und ihre Taufpraxis, S. 9.

[178] So Kardinal Gibbons, Der Glaube unserer Väter, S. 177 und Pfarrer
Stöber, Ist die Kindertaufe schrift- und rechtmäßig? S. 167 u. a. m.

[179] ~Dr.~ Schaff, Geschichte der alten Kirche, S. 117.

[180] Einundzwanzig Gründe, S. 30.

[181] Bibl. Realwörterbuch, Art. „Jerusalem“ und „Teiche“.

[182] Der Taufbegriff des N. Testaments, S. 25.

[183] Vergl. Zeller, Biblisches Handwörterbuch, Art. „Wüste“, S. 975.

[184] In ~Dr.~ Shaws Reisen, Vorrede S. 4.

[185] Bibelwerk II, S. 239.

[186] Waggoner, ~Thoughts on Baptism~, S. 44.

[187] Waggoner, ~Thoughts on Baptism~, S. 44-47.

[188] 2. Kön. 5, 1-14.

[189] Zeller, Biblisches Handwörterbuch, Art. „Amana“, S. 38.

[190] Handbuch der römischen Altertümer II, S. 214; vergl. auch Potter,
Griechische Archäologie II, S. 654.

[191] Winer, Bibl. Realwörterbuch I, Art. „Baden“, S. 130.

[192] Ebendaselbst II, S. 130 (Fußnote).

[193] Allgemeine Erdbeschreibung I, S. 708.

[194] Elberfelder Übers.

[195] 2. Mose 14, 14-22.

[196] Ps. 105, 39.

[197] Booth, ~Paedobaptism~ I, S. 187.

[198] Erklärungen alter Wörter, S. 106, Art. „Taufe“.

[199] Siehe Matth. 1, 6. 11; 3, 13. 14. 16; 20, 22. 23; 28, 19; Mark.
1, 4. 5. 8. 9; 10, 38. 39; 16, 16; Luk. 3, 7. 12. 16. 21; 7, 29. 30;
12, 50; Joh. 1, 25. 26. 28. 31. 33; 3, 22. 23. 26; 4, 1. 2; 10, 40;
Apg. 1, 5; 2, 38. 41; 8,12. 13. 16. 36. 38; 9, 19; 10, 47. 48; 11, 16;
16, 15. 33; 18, 8; 19, 3. 5; 22, 16; Röm. 6, 3. 4; 1. Kor. 1, 13-17;
10, 2; 12, 13; 15, 29; Gal. 3, 27.

[200] Matth. 3, 1; 11, 11. 12; 14, 2. 8; 16, 14; 17, 13; Mark. 6, 14.
24. 25; 8, 28; Luk. 7, 20. 28. 33; 9, 19.

[201] 1. Kor. 11, 16.

[202] Über die Taufe, Kap. 12.

[203] Ebendaselbst, Kap. 12.

[204] Cyprians Brief an Magnus, 70, Kap. 12.

[205] Cyprians Brief an Magnus, 70, Kap. 12. (Nach Stöber in seiner
Broschüre „Ist die Kindertaufe schrift- und rechtmäßig?“ S. 168. 169.)

[206] ~Dr.~ Probst, Sakramente und Sakramentalien, S. 109.

[207] Vergl. F. A. Ruperti, Geschichte der Dogmen, S. 256, und ~Dr.~
Schaff, Geschichte der alten Kirche, S. 333. 334.

[208] ~Dr.~ Seitz in Herzog, Real-Encyklopädie XV, S. 474, Art. „Taufe“.

[209] Hefele, Konziliengeschichte I, S. 249.

[210] Ebendaselbst IV, S. 59.

[211] ~The Archaeology of Baptism~, London 1876, S. 5, Nr. IX.

[212] Geschichte der Taufe, S. 15, vergl. auch ~Dr.~ Augusti,
Denkwürdigkeiten aus der christl. Archäologie VII, S. 234.

[213] Hefele, Konziliengeschichte IV, S. 9.

[214] Hauck, Real-Encyklopädie XIX, S. 432. 434, Art. „Taufe“.

[215] Das Sakrament der Taufe I, S. 59.

[216] Vergl. A. Caspers, Der Taufbegriff des N. Testaments, S. 26.

[217] Vergl. ~Dr.~ Schaff, Geschichte der alten Kirche, S. 335. 336.

[218] Vergl. ~Dr.~ Augusti, Denkwürdigkeiten aus der christl.
Archäologie VII, S. 259, und Stark, Geschichte des ersten Jahrhunderts
T. III, S. 203.

[219] Kirchengeschichte I, S. 396.

[220] Vom Kranze des Soldaten, Kap. 3. 4. Man vergl. auch seine Schrift
„Über die Taufe“, Kap. 5.

[221] Erste mystagogische Katechese Kap. 4-8. Die Vorschriften dafür
finden sich noch vor bei Dionysius Areopagita, Von der kirchl.
Hierarchie II, Kap. 6, Gregor von Nazianz, Hieronymus und Ambrosius,
Über die Geheimnisse, Kap. 2.

[222] Freybe, Die heilige Taufe, S. 170-175.

[223] Allg. Geschichte der christl. Kirche I, S. 97.

[224] Vom Kranze des Soldaten, Kap. 3. 4.

[225] Hefele, Konziliengeschichte I. Man vergl. auch Neander,
Kirchengeschichte I, S. 397; Freybe, Die heilige Taufe, S. 150, und
Schaff, Geschichte der alten Kirche, S. 336.

[226] ~Dr.~ Augusti, Denkwürdigkeiten aus der christl. Archäologie VII,
S. 275.

[227] Vergl. Günther, Populäre Symbolik, S. 280 (Fußnote).

[228] So z. B. Basilius der Große in seinem Buch vom hl. Geist, Kap. 27.

[229] Vergl. Günther, Populäre Symbolik, S. 280 (Fußnote) und ~Dr.~
Augusti, Denkwürdigkeiten aus der christl. Archäologie VII, S. 288.

[230] Taufbüchlein von 1526 (Walch X, S. 2138. 2144); vergl. auch Dr.
Augusti, Denkwürdigkeiten aus der christl. Archäologie VII, S. 292.

[231] Vergl. Günther, Populäre Symbolik, S. 280 (Fußnote), und ~Dr.~ A.
Freybe, Die heilige Taufe, S. 152.

[232] Evangelische Glaubenslehre III, S. 320. 321.

[233] Taufbüchlein von 1526 (Walch X, S. 2142), und ~Dr.~ Freybe, Die
heilige Taufe, S. 158.

[234] Ebendaselbst, S. 159.

[235] Vergl. Ambrosius, Über die Geheimnisse, Kap. 4.

[236] ~Dr.~ Augusti, Denkwürdigkeiten aus der christl. Archäologie VII,
S. 295.

[237] Ebendaselbst, S. 295.

[238] Von der kirchl. Hierarchie II, Kap. 7.

[239] ~Dr.~ Augusti, Denkwürdigkeiten aus der christl. Archäologie VII,
S. 296. 297.

[240] Vergl. ~Dr.~ Freybe, Die heilige Taufe, S. 160.

[241] Cyrill, Zweite mystagogische Katechese, Kap. 3. Vergl. Dionysius
Areopagita, Von der kirchl. Hierarchie II, Kap. 7, und Chrysostomus,
Sechste Homilie über Kolosser 2, 15.

[242] Handbuch der ältesten christlichen Dogmengeschichte II, 2. Abt.,
S. 58.

[243] Über die Taufe, Kap. 4, 5 und 9.

[244] Von der kirchl. Hierarchie II, Kap. 7.

[245] ~De Spirito Sancto~, Kap. 27; auch in Staerk, Der Taufritus
in der griechisch-russischen Kirche, S. 76, und in ~Dr.~ Augusti,
Denkwürdigkeiten aus der christl. Archäologie IV, S. 209.

[246] Die heilige Taufe, S. 161.

[247] Höfling, Das Sakrament der Taufe II, S. 52.

[248] Augustinus, Bekenntnisse I, Kap. 11; vergl. auch Hergenröther,
Handbuch der allg. Kirchengeschichte, 4. Aufl. I, S. 461. 462.

[249] Über die Taufe, Kap. 7.

[250] Dr. Augusti, Denkwürdigkeiten aus der christl. Archäologie VII,
S. 299.

[251] Cyrill, Dritte mystagogische Katechese, Kap. 4.

[252] Über die Taufe, Kap. 7; Cyrill, Dritte mystagogische Katechese,
Kap. 6; vergl. 2. Mose 29, 7. 21. 35; 3. Mose 8, 2. 12.

[253] Taufbüchlein von 1526 (Walch X, S. 2138).

[254] Der Taufritus in der griechisch-russischen Kirche, S. 164.

[255] Paulus in 1. Kor. 16, 20; 2. Kor. 13, 12; Röm. 16, 16; ebenso
Petrus in seinem 1. Brief, Kap. 5, 14.

[256] Brenner, Geschichte der Taufe, S. 96. 307; vergl. auch ~Dr.~
Augusti, Denkwürdigkeiten aus der christl. Archäologie VII, S. 309.

[257] ~Dr.~ Augusti, Denkwürdigkeiten aus der christl. Archäologie
VII, S. 313; vergl. noch Ambrosius, Über die Geheimnisse, Kap. 7 und
Neander, Kirchengeschichte III, S. 451.

[258] Denkwürdigkeiten aus der christl. Archäologie VII, S. 315.

[259] Vom Kranze des Soldaten, Kap. 3.

[260] Ebendaselbst, Kap. 4.

[261] ~Dr.~ Augusti, Denkwürdigkeiten aus der christl. Archäologie IX,
S. 397. 398.

[262] A. Staerk, Der Taufritus in der griechisch-russischen Kirche, S.
181.

[263] Staerk, Der Taufritus in der griechisch-russischen Kirche, S. 180.

[264] Der heidnische Ursprung des katholischen Kultus, S. 76.

[265] Staerk, Der Taufritus in der griechisch-russischen Kirche, S. 181.

[266] Staerk, Der Taufritus in der griechisch-russischen Kirche,
S. 179; vergl. auch Dr. Augusti, Denkwürdigkeiten aus der christl.
Archäologie VII, S. 318.

[267] Wer eine ausführliche Beschreibung der Taufgebräuche haben will,
den verweisen wir auf das gediegene und allgemein geschätzte Werk von
~Dr.~ Augusti, „Denkwürdigkeiten aus der christl. Archäologie“, Bd.
VII, Kap. 10, welches wir in diesem Abschnitt besonders benutzt haben,
sowie ~Dr.~ Höfling, Sakrament der Taufe I, S. 539-549.

[268] Taufbüchlein von 1526. (Walch X, S. 2138.)

[269] 1. Kor. 14, 40 (Grundtext).

[270] Cyrill, Zweite mystagogische Katechese, Kap. 2.

[271] Nach Bingham, ~Antiquities of the Church, book 11, chap.
11~. Vergl. auch ~Dr.~ Augusti, Denkwürdigkeiten aus der christl.
Archäologie VII, S. 224.

[272] Von der kirchl. Hierarchie II, Kap. 5.

[273] Sechste Homilie über Kolosser 2, 15.

[274] Erster Brief an Papst Innocentius, Kap. 3.

[275] Siehe ~Dr.~ Augusti, Denkwürdigkeiten aus der christl.
Archäologie VII, S. 225 und Hefele, Konziliengeschichte I, S. 493. 494.

[276] Geschichte der Taufe, S. 22.

[277] Geschichte der Taufe, S. 22, sowie ~Dr.~ Augusti,
Denkwürdigkeiten aus der christl. Archäologie VII, S. 187.

[278] Hefele, Konziliengeschichte II, S. 611.

[279] 3. Mose 14, 8; 15; 17, 15. 16; 22, 6; 4. Mose 19, 19; 2. Mose 29,
4; 3. Mose 8, 6.

[280] Matth. 3, 11. 16.

[281] Joh. 3, 23.

[282] Apg. 8, 26-40; 10, 44-48.

[283] Vergl. ~Dr.~ Augusti, Denkwürdigkeiten aus der christl.
Archäologie VII, S. 200-202.

[284] Hefele, Konziliengeschichte III, S. 580; vergl. auch ~Dr.~
Augusti, Denkwürdigkeiten aus der christl. Archäologie VII, S. 205.

[285] Hefele, Konziliengeschichte VI, S. 656.

[286] Ebendaselbst, S. 182.

[287] ~Dr.~ Augusti, Denkwürdigkeiten aus der christl. Archäologie VII,
S. 206. 207.

[288] Ebendaselbst VII, S. 207.

[289] Ebendaselbst VII, S. 208.

[290] Ebendaselbst VII, S. 208-210.

[291] Ebendaselbst VII, S. 211. Wer eine ausführliche Erörterung über
die vielen Ersatzmittel des Taufwassers haben will, den verweisen wir
auf dasselbe Werk, Band VII, S. 197-214.

[292] ~Dr.~ Augusti, Denkwürdigkeiten aus der christl. Archäologie VII,
S. 211.

[293] Nach dem Grundtext, übersetzt von Leander van Eß. Dieselbe
Lesart findet man auch in den Übersetzungen von Weizsäcker, ~Dr.~ Hans
Lietzmann, Bernhard Weiß, Reinhardt sowie auch in der Elberfelder und
Züricher Bibel. Nur Luther übersetzt anstatt „für“ oder „zugunsten der
Toten“, „über den Toten“, was dem Text einen anderen Sinn gibt, und
viele dadurch in ihrer Auslegung veranlaßte, den Text auf Christum zu
beziehen. „Was machen sonst, die sich taufen lassen über den Toten
(Christus)?“ Es wäre ja Torheit, sich auf Jesum taufen zu lassen, wenn
er gar nicht mehr wäre und lebte. Diese Auslegung verträgt sich aber
nicht mit dem Grundtext, denn derselbe redet nicht von dem Toten in
der Einzahl, sondern in der Mehrzahl, wie es auch die oben angeführten
Übersetzungen richtig wiedergeben.

[294] So Prof. ~Dr.~ Schenkel in seinem Bibel-Lexikon, Art. „Taufe“, S.
467, und Weizsäcker, Das apostolische Zeitalter der christl. Kirche, S.
572; ähnlich auch Johannes Weiß, Die Schriften des N. Testaments II, S.
153.

[295] Apg. 2, 38. Man vergl. auch Mark. 16, 16; Apg. 22, 16; Joh. 3, 5;
Gal. 3, 26. 27.

[296] 1. Kor. 15, 14. 15. 17. 19. 29. 30.

[297] Das Neue Testament II, S. 141.

[298] Gegen Marcion V, Kap. 10.

[299] Eusebius, Kirchengeschichte III, Kap. 28.

[300] Epiphanius XXVIII, Kap. 6. Vergl. auch ~Dr.~ Augusti,
Denkwürdigkeiten aus der christl. Archäologie VII, S. 117, und ~Dr.~
Hans Lietzmann, Handbuch zum N. Testament III, S. 152.

[301] Vierzigste Homilie über den 1. Korintherbrief.

[302] Siehe ihre Schrift „Biblische Hinweisungen“ von
Brändli-Schultheß, S. 112-116 und ihrem Traktat „Erlösung für die
Toten“, S. 10 ff.

[303] Apostolische Briefe, erklärt aus den Relig. Meinungen des 1.
Jahrh., 1787, S. 312.

[304] Rede auf die heilige Taufe, Kap. 40; vergl. noch ~Dr.~ Augusti,
Denkwürdigkeiten aus der christl. Archäologie VII, S. 116.

[305] Über die Ketzereien, Kap. 2.

[306] Hefele, Konziliengeschichte II, S. 56.

[307] Über die Taufe, Kap. 13, 14 und 15.

[308] Ruperti, Geschichte der Dogmen, S. 260; man vergl. auch Blanck,
Geschichte des protestantischen Lehrbegriffs V, S. 207.

[309] Matth. 3, 15.

[310] Mark. 16, 15. 16.

[311] Apg. 9, 4-6.

[312] Siehe Apg. 21, 1-16.

[313] Als Beweis lese man Apg. 2, 37-41; 8, 5-13. 25. 40; 10; 16,
13-15. 25-34; 18, 1-8; 19, 1-7. Vergl. noch Eisenlohr, Historische
Bemerkungen über die Taufe, S. 85-87.

[314] Geschichte der Dogmen, S. 258. 259; vergl. noch Schröckh,
Kirchengeschichte XXIX, S. 472. 488; Neander, Der hl. Bernhard und sein
Zeitalter, S. 240, und ~Dr.~ Augusti, Denkwürdigkeiten aus der christl.
Archäologie VII, S. 204.

[315] Matth. 28, 19.

[316] Apg. 10.

[317] Apg. 19, 1-7.

[318] Apg. 20, 20.

[319] Luk. 18, 16; Mark. 10, 16.

[320] Joh. 4, 2.

[321] Eph. 6, 4.

[322] Bibl. Kommentar I, S. 719. 720.

[323] Die kirchl. Erziehung zum Christentum in Anträge und Vorschläge
württemb. Pfarrer, S. 15.

[324] Apg. 10, 44. 48.

[325] Apg. 16, 40.

[326] Bibl. Kommentar II, S. 738.

[327] Apg. 16, 32-34.

[328] 1. Kor. 16, 15.

[329] Kirchengeschichte, Hamburg 1826, I, S. 362.

[330] Sakramente und Sakramentalien, S. 121.

[331] Zur Rechtfertigung der Kindertaufe in Zeitschrift für Theologie
und Kirche, 1896, S. 279.

[332] Herzog, Real-Encyklopädie XV, S. 431, Art. „Taufe“.

[333] Hauck XIX, S. 403, 3. Aufl. Art. „Taufe“.

[334] Bibel-Lexikon V, Art. „Taufe“, S. 467.

[335] Meyers Kommentar, 1888, S. 196.

[336] Handkommentar zur Stelle, S. 102.

[337] Bibl. Kommentar III, S. 571.

[338] Zur Geschichte der Kindertaufe in Theologische Studien und
Kritiken, 1830, S. 671.

[339] Die Bedeutung der Taufe im N. Testament in Zeitschrift für
kirchliche Wissenschaft, 1888, S. 362.

[340] Neutestamentliche Theologie II, S. 240. 241.

[341] Taufe und Abendmahl bei Paulus, S. 22.

[342] Schmid, Encyklopädie des Erziehungs- und Unterrichtswesens IX, S.
395, Art. „Taufe“.

[343] Riehm, Handwörterbuch des bibl. Altertums II, S. 1620, Art.
„Taufe“.

[344] N. Testament mit Erklärungen, S. 103.

[345] Neues Tagblatt von Stuttgart vom 21. Jan. 1908, S. 3.

[346] Pater Scheffmacher, Kontroverskatechimus, Aachen 1901, S. 111;
vergl. auch S. 38. 48.

[347] So z. B. Luthardt, Kompendium der Dogmatik, Leipzig 1878, S. 311.

[348] Hauck, Real-Encyklopädie XIX, S. 446, Art. „Taufe“.

[349] In dessen Zeitschrift „Licht und Leben“ vom 8. März 1906.

[350] Die Kindertaufe, S. 149. 150.

[351] Der Altkatholizismus, S. 51. 52.

[352] Kol. 2, 11.

[353] Apg. 15.

[354] Apg. 16, 3.

[355] Gal. 2, 3-5.

[356] Kindertaufe, S. 150. 151.

[357] Gal. 6, 15; Matth. 3, 8. 9; Joh. 1, 13; 3, 3. 5. 6; Gal. 3, 7. 8;
5, 6; Röm. 4, 11; 9, 8; 2. Kor. 5, 16.

[358] Gal. 3, 8. 9. 22. Im Konfirmationsbüchlein des Königreichs
Württemberg, Ausgabe von 1884, Frage und Antwort 4, Seite 5, wird
derselbe Grundsatz vertreten, den auch der Konfirmand in öffentlicher
Gemeine stets bekennen muß.

[359] Joh. 3, 16-22.

[360] Joh. 1, 12. 13.

[361] Gal. 3, 28; Kol. 3, 11; Röm. 10, 12; 1. Kor. 12, 13.

[362] Gal. 3, 29.

[363] Gal. 5, 6.

[364] Röm. 3, 9-12. 23; Jes. 64, 5 [6].

[365] Röm. 5, 12.

[366] Röm. 6, 23; 1. Kor. 15, 22; 1. Joh. 1, 7; 5, 11. 12; Apg. 4, 12.

[367] Joh. 7, 38.

[368] Joh. 3, 3. 5; 2. Kor. 5, 17.

[369] Mark. 10, 14; 16, 16; Eph. 4, 5; Matth. 3, 13-15.

[370] Müller, Evang. Konkordienbuch, S. 119. 121.

[371] Siehe Luthers Kleinen und Großen Katechismus.

[372] Walch X, S. 127.

[373] Die Kindertaufe, S. 16.

[374] Ebendaselbst, S. 17.

[375] Evangelisches Konkordienbuch, S. 96.

[376] Die Kindertaufe, S. 20. 21.

[377] Vergl. hier Walch X, S. 131.

[378] Röm. 10, 17. 14.

[379] Großer Katechismus in Müller, Evangelisches Konkordienbuch, S.
271.

[380] Die Kindertaufe, S. 22-25.

[381] Man lese sorgfältig nachfolgende Texte: Joh. 1, 12. 13; 3, 3.
5; 1. Joh. 5, 1. 4; Tit. 3, 4. 5; 1. Petri 1, 3-5. 18-23; Jak. 1, 18;
vergl. Apg. 2, 38-41; 8, 5-12. 26-40; 9, 3-20; 10; 16, 13. 14. 25-33.

[382] Die kirchliche Erziehung zum Christentum in „Anträge und
Vorschläge württemb. Pfarrer“, S. 14. 15.

[383] Siehe die Verhandlungen der Synode im „kirchl. Anzeiger von
Württemberg“ vom 21. März 1907.

[384] Im Gemeindeblatt der Johanniskirche, Stuttgart 1908, Heft 1.

[385] Versuch einer christlichen Dogmatik, S. 237.

[386] So Höfling in seinem Buch „Das Sakrament der Taufe“, I, S. 114.

[387] Erste Apologie, Kap. 15.

[388] Herzog, Real-Encyklopädie XV, S. 435, Art. „Taufe“; vergl. auch
Semisch, Justin der Märtyrer II, S. 432.

[389] Erste Apologie, Kap. 61.

[390] Semisch, Justin der Märtyrer II, S. 431.

[391] Wider die Häresien II, Kap. 22; auch in Neander,
Kirchengeschichte I, S. 398. 399.

[392] Ebr. 4, 15; 2, 17. 18.

[393] Grabes Ausgabe von Irenäus’ Schriften, Kap. 20 und 41.

[394] Handbuch der christl. Dogmengeschichte II, S. 344.

[395] Dogmengeschichte § 72, S. 164, Anm. 4.

[396] Über die Taufe, Kap. 18.

[397] Kirchengeschichte I, S. 400.

[398] Geschichte der Dogmen, S. 256.

[399] Booth, ~Paedobaptism~ II, S. 79. 80.

[400] Kirchengeschichte I, S. 403.

[401] Cyprian, Epistel 64, Kap. 5, an Fidus und Origenes über Luk. Hom.
XIV.

[402] Hefele, Konziliengeschichte II, S. 116. 700.

[403] Kirchengeschichte I, S. 401.

[404] Booth, ~Paedobaptism~ II, S. 128.

[405] Kirchengeschichte I, S. 401.

[406] Cyprian, Epistel 64 an Fidus.

[407] Ist die Kindertaufe schrift- und rechtmäßig? S. 79. 80.

[408] Homilie VIII (§ 3), zu 3. Mose.

[409] Homilie XIV zu Lukas.

[410] Homilie V (§ 6) zum Römerbrief; vergl. auch Herzog,
Real-Encyklopädie XV, S. 435, Art. „Taufe“.

[411] Kirchengeschichte I, S. 402. 403.

[412] Handbuch der christlichen Dogmengeschichte, T. III, S. 348.

[413] Handwörterbuch des biblischen Altertums II, S. 1620.

[414] ~The New Directory for Baptist Churches~, S. 478: Bunsen,
~Hippolytus and his age, Vol. I. p. 184 and Vol. III. p. 180~.

[415] Booth, ~Paedobaptism~ II, S. 76. 77.

[416] ~Christianity and Mankind~ II, 105. 106.

[417] Bd. I, S. 283. 284.

[418] Rede auf die hl. Taufe, Kap. 28.

[419] Vergl. Ruperti, Geschichte der Dogmen, S. 259 und ~Dr.~ Augusti,
Denkwürdigkeiten aus der christl. Archäologie VII, S. 62. 63.

[420] Hefele, Konziliengeschichte II, S. 116.

[421] Kanon 110.

[422] Neander, Der heilige Bernhard und sein Zeitalter, S. 240.

[423] Ebendaselbst, S. 160.

[424] Christl. Kirchengeschichte XXIX, S. 516.

[425] Der hl. Bernhard und sein Zeitalter.

[426] Lehrbuch der Liturgik II, S. 8 in „Sammlung von Lehrbüchern der
praktischen Theologie“, herausgegeben von ~Dr.~ H. Hering III. Berlin
1909; vergl. auch Schaff, Kirchengeschichte, S. 337. 814. 1156.

[427] Hefele, Konziliengeschichte III, S. 349.

[428] Ebendaselbst, S. 637.

[429] Vergl. z. B. die große Synode von Aachen 836 II, Kan. 5, Hefele,
Konziliengeschichte IV, S. 90; ebenso das Konzil zu Mainz von 851 oder
852, Kan. 16, Hefele, Konziliengeschichte IV, S. 180.

[430] Bedenken Luthers von der Taufe, so von Weibern in der Not
geschehen (Walch X, S. 2130).

[431] Wer über diesen Punkt Genaues wissen will, den verweisen wir
auf ~Dr~. Augusti, Denkwürdigkeiten aus der christl. Archäologie VII,
S. 117. 118, und Herzog, Real-Encyklopädie XV, S. 470, Art. „Taufe“,
sowie auf einen interessanten Aufsatz über ultramontane Eingriffe in
die Freiheit der Wissenschaft von dem Berliner Universitätsprofessor,
Geheimer Medizinalrat v. Hausemann, der teilweise in unserer
Zeitschrift „Der Protestant“ Nr. 4, 1911, S. 93 zum Abdruck gelangte.

[432] Schröckh, Kirchengeschichte XXIX, S. 252.

[433] Bingham, ~Antiquities~ XI, Kap. 4.

[434] ~Dr.~ Augusti, Denkwürdigkeiten aus der christl. Archäologie VII,
S. 125.

[435] Hefele, Konziliengeschichte III, S. 85.

[436] ~Dr.~ Augusti, Denkwürdigkeiten aus der christl. Archäologie VII,
S. 125. 126.

[437] Schröckh, Kirchengeschichte XXIX, S. 160.

[438] Vergl. Drews in Hauck, Real-Encyklopädie XIX, S. 446, Art.
„Taufe“ sowie Zwingli „Vom Touf, vom Wiedertouf und vom Kindertouf“ vom
Jahre 1525.

[439] Hauck, Real-Encyklopädie XXI, S. 794. 795, Art. Zwingli; Cramp,
Geschichte der Baptisten, S. 201.

[440] Der christl. Glaube, 2. Teil, S. 323.

[441] Cox, ~Sabbath Laws~, p. 260.

[442] Die kirchliche Erziehung, S. 18.

[443] Die Kindertaufe, S. 156.

[444] Zitiert von Caspari in Hauck, Real-Encyklopädie X, S. 678, Art.
„Konfirmation“.

[445] Vergl. ~Dr.~ Gmelin, Die kirchl. Erziehung zum Christentum in
„Anträge und Vorschläge württemb. Pfarrer“, S. 16.

[446] Die Kindertaufe, S. 139.

[447] Schaff, Kirchengeschichte, S. 818.

[448] Hebich, „Ein Beitrag zur Geschichte der indischen Mission“, S. 3.





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