Home
  By Author [ A  B  C  D  E  F  G  H  I  J  K  L  M  N  O  P  Q  R  S  T  U  V  W  X  Y  Z |  Other Symbols ]
  By Title [ A  B  C  D  E  F  G  H  I  J  K  L  M  N  O  P  Q  R  S  T  U  V  W  X  Y  Z |  Other Symbols ]
  By Language
all Classics books content using ISYS

Download this book: [ ASCII ]

Look for this book on Amazon


We have new books nearly every day.
If you would like a news letter once a week or once a month
fill out this form and we will give you a summary of the books for that week or month by email.

Title: Der tolle Koffer - Eine ff. prima Musterkollektion der besten Witze, Schnurren und Anekdoten von Reisenden und Kaufleuten
Author: Schloemp, Felix
Language: German
As this book started as an ASCII text book there are no pictures available.


*** Start of this LibraryBlog Digital Book "Der tolle Koffer - Eine ff. prima Musterkollektion der besten Witze, Schnurren und Anekdoten von Reisenden und Kaufleuten" ***


available by Internet Archive (https://archive.org)



      Images of the original pages are available through
      Internet Archive. See
      https://archive.org/details/DerTolleKoffer


  +--------------------------------------------------------------------+
  |                 Anmerkungen zur Transkription                      |
  |                                                                    |
  | Die Markierung mit dem Sonderzeichen ($) zeigt den Fettdruck einer |
  | Phrase an, das Einfassen mit Unterstrichen (_) die Verwendung      |
  | einer anderen Schriftart (Antiqua) im Original.                    |
  | Die Markierung mit Gleichheitszeichen (=) zeigt eine "gesperrte"   |
  | Phrase im Original an.                                             |
  +--------------------------------------------------------------------+



DER TOLLE KOFFER

Eine ff. prima Musterkollektion
der besten Witze, Schnurren und Anekdoten
von
Reisenden und Kaufleuten

Offeriert von

FELIX SCHLOEMP

Vater von „Die meschuggene Ente“, „Die Über-Ente“,
„Der perverse Maikäfer“ und „Der gekitzelte Aeskulap“

Mit einem Leitgedicht von Frank Wedekind

[Illustration: Verlags-Logo]
____________________________

München und Leipzig
bei Georg Müller
1910

Den Umschlag und die acht Kapitel-Vignetten
zeichnete Emil Preetorius.

Nachdruck und Vortrag einzelner Beiträge ist
nur mit vollständiger Quellenangabe gestattet.



                     _Meinem lieben Jugendfreunde_

                      _Karlchen (Karl Ettlinger)_

                              _zugeeignet_



Inhalt


                                               Seite

  Leitgedicht von Frank Wedekind                   7

  Signale der Abfahrt                              9

  Imbisse des Coupés                              25

  Flohbisse des Hotels                            41

  Musterkoffer der Tollheit                       57

  Bosheit der Bürokröten                          89

  Dividenden der Schlauheit                      113

  Bilanzen der Liebe                             129

  Bankerott der Dummheit                         145

               __________________________



Der tolle Koffer


    Bei Tafel saßen in bunter Reih'
  Damen und Herren; auch saß dabei
  Ein junger Mann von blassem Gesicht,
  In Haltung und Ausdruck ernst und schlicht,
  Durchaus bescheiden, zwar etwas gefräßig,
  Aber schweigsam verhältnismäßig.

    Und wie der Bach in der Sonne Blinken
  Glitt das Gespräch zwischen Scherzen und Trinken.
  Man sprach über dieses, man sprach über jenes,
  Man sprach über Nützliches, über Schönes,
  Und kam über Unfälle und Verbrechen
  Glücklich auf =Reisekoffer= zu sprechen.

    Nun waren, wie das so geht hienieden,
  Urteil und Ansichten sehr verschieden;
  Die Damen lobten die großen, schweren,
  Bequem zu packen und rasch zu leeren,
  Ohne daß dabei die Toilette
  Jemals Schaden genommen hätte.

    Den Herren hingegen wollte es scheinen,
  Angenehmer wären die kleinen,
  Die leichten zusammengeklappten Dinger;
  Man könne sie heben mit einem Finger.
  Unser Jüngling in guter Ruh'
  Kaut seinen Bissen und schweigt dazu.

    Und wie im Schilfe der schaukelnde Nachen
  Glitt das Gespräch zwischen Scherzen und Lachen
  Von Reisekoffern auf ferne Gefilde
  Im schönen Italien und Kunstgebilde
  Und auf das Glück und das Glücklicherscheinen,
  Sowie auf =die Liebe= im allgemeinen.

    Unser Jüngling kaute wacker fort,
  Hört von dem allen kein Sterbenswort,
  Seine Gedanken, begreiflicherweise
  Dämmern so weiter im alten Gleise.
  Und wie er sich abmüht mit düstrer Stirn,
  Löst sich ein Etwas in seinem Hirn,
  Und klettert herab, und erreicht seine Zung',
  Und wird nun allmählich zur Aeußerung.
  Und er tut den Mund auf, er winkt mit der Hand,
  Die Damen im Kreise die lauschen gespannt,
  Die Herren verstummen von Reminiszenzen
  Aus schwülen Garderoben mit welkenden Kränzen;
  Alles starrt in nervösem Grimme,
  Und er sagt mit flötend melodischer Stimme,
  Und dabei leuchtet sein Antlitz hell:
  „=Ich habe einen von Seehundsfell.=“

                     [Illustration: Signatur]



[Illustration: Signale der Abfahrt]


Aengstliche Frage

Zehn Uhr vormittag. Der Zug nach Nürnberg geht um zehn Uhr eins.

Frau Schneider, die sich verspätet hat, stürzt an die Kasse.

„Herr Kassier, haben Sie noch ein Billett zweiter Klasse nach
Ingolstadt?“

                                  *


Per „Zuschlag“billett

Ein Schnorrer wird im Coupé ohne Billett angetroffen und auf der
nächsten Station rausgeworfen, nachdem man ihn tüchtig verprügelt hat.
Es gelingt ihm aber, bei der Abfahrt wieder in ein anderes Coupé zu
schlüpfen, doch wird er wieder vom Schaffner erwischt und nachdem man
ihm sein Fell tüchtig gegerbt hat, an die Luft gesetzt. Jedoch abermals
glückt es ihm, aufzuspringen und bis zur nächsten Station mitzufahren.
Hier nimmt ihn aber der Bahnhofsinspektor in Empfang, und während er
wieder tüchtig verhauen wird, fragt ihn der Inspektor: „Ja, Mensch,
was soll denn das eigentlich heißen?! Wohin wollen Sie denn eigentlich
fahren?“

„Herr Inspektorleben,“ antwortet er, „=wenn's mei Körperche aushält,
bis Krakau=!“

                                  *


Der poetische Zugführer

Der Führer eines Güterzuges rapportierte in seinem Fahrbericht:

  „Eingeladen in den Wagen acht
  2070 Kilo schwere Eisenfracht.“

Zugverspätung meldet er:

  „Versäumt ab München vor dem Sperrsignal
  Wegen hoher Tonnen- und Achsenzahl.“

Ein schadhaftes Packwagendach besingt er:

  „Voll Flecken sind Papier und der Fahrbericht,
  Weil das Wagendach nicht wasserdicht.“

Eine Fahrkontrolle meldet er mit folgenden Worten:

  „Es fuhr im Zuge zur Kontrolle mit:
  Ein Direktionsassessor namens Schmitt.“

Von einem Leichentransport sagt er:

  „Es fährt der Zug zum Aschenreiche
  Von Reichenhall nach Gotha eine Leiche.“

Beschädigung eines Coupés meldet er in dem Vierzeiler:

  „Offiziere von Talent und Wissen,
  Glieder dieser Welt Nobleß --
  Zerschnitten zweier Rücken Kissen,
  Verübten Roheit mit Exzeß!“

Die Dichtkunst sollte dem Zugführer nicht gut bekommen. Die Direktion
München verbot ihm, in Fahrberichten poetische Ergüsse zu liefern, und
nahm ihn vorläufig in 1 Mark Ordnungsstrafe. -- Armer Poet!

                                  *


Die Sekundärbahn

Ein biederer Landmann, dem man es ansieht, daß er sich einen heftigen
Schnupfen zugezogen hat, will mit der Kleinbahn fahren. Jedoch der
Schaffner, ein umsichtiger Beamter, verweigert ihm die Mitfahrt:

„Dös därf i nit dulde, daß Sie mit Ihra Schnuppen sich 'nei'setze!“

Natürlich will der Bauer auch den Grund wissen, weswegen er mit seinem
Schnupfen nicht mitfahren darf.

„'s isch halt wegen der =Sicherheit=,“ erklärt wichtig der Beamte --
„neulich hat jemand so stark =geniest=, daß' =Zügle entgleischt is=!“

                                  *


Schlagfertig

Als der Zug gerade abfahren wollte, kommt in hellem Schweiße ein
Bäuerlein angelaufen, springt schnell in ein Abteil und läßt sich
völlig erschöpft auf eine Bank nieder, mit den Worten: „So, nu lat
den Zug to'n Düwel fahren!“ Fortwährend fluchend wischt er sich die
zahlreichen Schweißtropfen von der Stirn. Ein ihm gegenüber sitzender
geistlicher Herr hat die Worte mit Mißfallen angehört. „Mein Lieber,“
redet er das Bäuerlein salbungsvoll an, „wenn wir zum Teufel fahren, so
führt uns der Weg aber zur Hölle.“ -- „Dat is mir ganz egal,“ erwidert
der Angeredete, „=ick hewwe jo'n Retourbillett=!“

                                  *


Falsche Adresse

Auf dem Bahnhof steht ein Zug zur Abfahrt bereit. Auf einmal stürzt
ein Herr auf den Perron, läuft den ganzen Zug entlang und ruft immer:
„Lehmann! Lehmann!“

Herr Cohn macht das Fenster auf und will sehen, was los ist. Wie er den
Kopf raussteckt, haut ihm der Fremde eine kräftige Ohrfeige runter.

Herr Cohn schnappt Luft und ruft den Schaffner: „Herr Schaffnerleben,
hier hat einer Lehmann gerufen, ich mache das Fenster auf und da gibt
mir der Kerl eine Ohrfeige!“

„Ja,“ fragt der Schaffner, „heißen Sie denn Lehmann?“

„Keine Ahnung, Cohn!“

„Na, dann geht Sie die Sache ja auch garnix an!“

                                  *


Empfindlich

Wir lösten zwei Perronkarten und wollten auf den Bahnsteig hinaus --
Herr v. Kossow und ich. Am Schranken verlangte der Portier die Karten.

Da wurde Herr v. Kossow aber wild.

„Jestatten Sie, Kammerherr v. Kossow, Leutnant der Reserve. Vermuten
Sie versuchten Betrug?“

                                                     Roda Roda

                                  *


Bahnhofs-Metaphysik

„Was ist schwerer, der Körper oder der Geist?“

„Der Körper natürlich!“

„Falsch, der Geist. Denn der Körper wird im Coupé befördert, aber den
Geist muß man ‚aufgeben’!“

                                  *


Beim Abschied

Von einem Bankier verabschieden sich auf dem Bahnhof Verwandte und
Bekannte. Kurz vor Abfahrt des Zuges reicht ihm seine Schwägerin noch
eine Tafel Schokolade mit den Worten: „Damit du nicht verhungerst!“
-- Darauf sagt sein Vetter, ihm ein Fläschchen mit Kognak übergebend:
„Hier, damit du nicht verdurstest!“ -- Seine vierjährige Nichte, die
aufmerksam zugehört hat, soll ihm nun noch ein Veilchensträußchen
reichen. Sie tut dies auch, ans Coupéfenster emporgehoben, mit den
Worten: „Hier lieber Onkel, damit du nicht verduftest!“

                                  *


Treffend

„Schaffner, ich möchte ein Coupé haben, in dem nicht geraucht und
nicht gesprochen wird, und in dem die Passagiere nicht immer raus- und
reinlaufen!“ -- „Na dann bleibt nur's Hundecoupé!“

                                  *


Knigge auf dem Kutscherbock

Fahrgast (am Ende der Tour): „Hier, Kutscher, haben Sie drei Mark.“ --
Kutscher: „Wat, drei Mark jeben Sie mir vor die lange Tour? Sie denken
woll, ick habe den Schimmel jestohlen, Sie oller Nassauer, Sie!“ --
Fahrgast: „Wenn Sie so mit mir reden, sollen Sie auch nur die Taxe
bekommen; die macht zwei Mark fünfzig, geben Sie mir sofort fünfzig
Pfennig retour!“ -- Kutscher: „Na, die fufzig Pfennje Trinkgeld könnten
Se mer doch wenigstens lassen, -- =wo ick mir schon davor bedankt
habe=!“

                                  *


Verwechselt

Professor Hühnersteiß will seine Gattin, die einige Zeit bei ihren
Verwandten zu Besuch war, von der Bahn abholen. Um ihr eine Freude
zu bereiten, kauft er auf dem Wege zum Bahnhof eine Torte, die er
in einem runden Karton verpackt unter den Arm nimmt. Auf dem Bahnhof
muß er jedoch erst noch einem menschlichen Bedürfnis nachkommen und
suchte die betreffende dunkle Oertlichkeit auf. Plötzlich hörte er
den Zug einlaufen, nimmt im Dunkeln sein rundes Präsent, eilt hastig
auf den Bahnsteig und überreicht seiner erstaunten Gattin -- =den
Klosettdeckel=.

                                  *


Die Abonnementskarte

Horace Vernet, der berühmte französische Schlachtenmaler wohnte in
Versailles, mußte von dort aus sich jeden Tag nach Paris begeben
und hatte deshalb ein Abonnement für die Strecke genommen. Da er
nach einigen Wochen sich zu der Annahme berechtigt glaubte, daß die
Eisenbahnbeamten ihn kennen mußten, wollte er sich's ersparen, ihnen
täglich seine Abonnementskarte zu zeigen. Aber der am Eingang des
Bahnsteiges in Versailles aufgestellte Beamte, ein grämlicher alter
Unteroffizier, bestand unweigerlich darauf, daß die Karte stets
vorgezeigt wurde. Auf alle Vorhaltungen des Künstlers erwiderte er
barsch: „Das Reglement schreibt das vor!“ Schließlich wurde Vernet
die Sache zu bunt und er fand folgenden Ausweg: Er ließ sich seine
Abonnementskarte am oberen Hinterteile des Beinkleides festnähen und
jedesmal, wenn der alte Beamte sie zu sehen verlangte, hob er die
Schöße seines Rockes empor und rief mit einer bezeichnenden Geste laut
aus: „Da ist sie!“

                                  *


Aus Oesterreich

Eisenbahnbilleteur: „Belieben's a Billetten?“ -- Fremder: „Freilich und
zwar ein bißchen schnell, von Bodenbach bis Wien, zweiter Klasse!“ --
Billeteur: „Belieben's mit der Kassen durchgebrannt zu sein?“

                                  *


Abgeführt

=Erster Reisender= (neugierig): „Nun, Herr Kollege, wir haben uns nun
schon so oft getroffen, in welchem Artikel, mit Erlaubnis, machen Sie
denn eigentlich?“

=Zweiter Reisender= (spöttisch lächelnd): „Ich spreche darüber zwar
nicht gerne, doch sollen Sie es wissen! -- Ich, ich mache für die Firma
Bohrer & Co. =in Knopflöchern=!“

                                  *


Mißverstanden

Ein Amerikaner sieht auf einem Bahnhof den Stationsvorsteher vor
dem Thermometer stehen. Er tritt an ihn heran und fragt gemütlich:
„Na, wieviel Fahrenheit?“ -- Aergerlich dreht sich der Beamte um und
erwidert: „Zählen Sie sie doch!“

                                  *


Ein höflicher Beamter

Schaffner: „Also Miß -- schnell einsteigen, 's keine Sekunde Zeit
mehr übrig.“ -- Miß: „Ach -- meiner Schwester muß ich noch einen
Abschiedskuß geben!“ -- Schaffner (eilig): „Nur hinein -- hinein! --
das will ich schon selbst besorgen!“

                                  *


Mißglückte Operation

In der Ecke des Bahnwirtshauses hockt der Gamsbart-Toni und stöhnt
vor Zahnweh, daß die Fenster klirren. Alle möglichen Mittel hatte er
schon vergeblich probiert, aber selbst des Baders Künste waren an der
tiefsitzenden Wurzel gescheitert.

Kommt der Dalsten-Nazi herein, ein pfiffiger Kopf, der meint: „Ich
wüßt dir schon ein Mittel -- aber Kurasch braucht's. Ich hab' da in den
„Fliegenden Blättern“ gelesen, wie einmal einer seinen Zahn hinten am
Zug an den Puffer an'bunden hat -- der Zug is in's Fahren 'kommen und
im Nu war der Zahn heraus!“

Der Toni stutzte einen Augenblick. Da fing der Schmerz von neuem zu
bohren an. Er sprang auf -- just pfiff die Lokomotive draußen zum
Abfahren -- ein Strick war im Nu um den kranken Zahn gewunden und in
der nächsten Minute hatte er ihn fest an den Puffer des letzten Wagens
geknüpft.

Ein Schnauben, ein Brausen ... Anfangs lief Toni ein Stückchen mit;
da rollten die Räder schneller, der Atem ging ihm aus -- plötzlich ein
Krach und Schlag: Toni lag auf der Erde und neben ihm der -- =Puffer=.

                                  *


Gut gegeben

Eisenbahnbeamter (zum Passagier in der ersten Klasse mit einem Billett
zweiter Klasse): „Sie haben ja nur ein Billett zweiter Klasse, Sie
müssen die Differenz nachzahlen.“ -- Passagier: „Die zweite Klasse war
aber doch besetzt.“ -- Beamter: „Ja, aber es war doch eine Menge Platz
in der dritten Klasse.“ -- Passagier: „Sehr richtig. Zahlen Sie mir die
Differenz heraus, dann steige ich um.“

                                  *


Der Affenkasten

Tritt da am Droschkenstand beim Kurhaus ein eleganter Herr auf ein
Gefährt zu, das durch seine Neuheit angenehm in die Augen fiel: „Aeh,
Kutscher, machen Sie mal den Affenkasten auf!“ Der Kutscher kommt
dienstfertig der Aufforderung nach, öffnet den Wagenschlag und bemerkt
in verbindlichem Tone: „Bitte, wollen der Herr Affe einsteigen!“

                                  *


Der überflüssige Koffer

„Kaufen Sie sich den Koffer da.“ -- „Was brauch ich ä Koffer?“ --
„Nu, für Ihre Kleider.“ -- „Für meine Kleider? Nu, soll ich nackt
herumlaufen?“

                                  *


Ein Sophist

Schaffner: „Hier dürfen Sie nicht bleiben, mein Herr, dies Coupé ist
für Nichtraucher!“

Reisender: „Ich bin doch Nichtraucher.“

Schaffner: „Sie rauchen doch aber!“

Reisender: „Ja, =aber nur ganz ausnahmsweise=!“

                                  *


Auch ein Trost

Herr (zum Kellner, am Bahnhof): „Jetzt habe ich, da ich solange aufs
Essen warten mußte, den Zug versäumt!“ -- Kellner: „Nun können Sie es
wenigstens in Ruhe essen!“

                                  *


Der galante Schaffner

Dame: „Kommt denn der andere Zug noch nicht bald, damit ich weiter
fahren kann?“ -- Schaffner (der Sekundärbahn): „Das ist sehr
unbestimmt, verehrtes Fräulein. So nette regelmäßige Züge, wie Sie sie
besitzen, haben wir bei unserer Sekundärbahn natürlich nicht!“

                                  *


Verdächtig

=Herr= (im Eisenbahnzuge): „Wie ist dies Unglück geschehen?“

=Schaffner=: „Jemand hat die Notleine gezogen und den Zug zum Halten
gebracht, und da ist der Schnellzug in uns hineingefahren. Es wird
fünf Stunden dauern, bis die Strecke soweit geräumt ist, daß wir
weiterfahren können.“

=Herr=: „Fünf Stunden! Himmel! Ich wollte mich =heute verheiraten=!“

=Schaffner= (ein verheirateter Mann, streng): „Hören Sie mal, sind =Sie
etwa derjenige=, der den =Zug zum Halten= gebracht hat?“

                                  *


Eine gemütliche Koffer-Reklamation

Eine fränkische Güterexpedition hat, nach der „Amberger Volksztg.“,
dieser Tage folgenden Brief erhalten: „Liwe Giteräxbetütion! Warum
schickst Du mir so lange meinen Kufer nicht. Ich habe Dir doch nikz
gedan, das Du mir meinen Kufer nicht schickst. Sei so gud und schick
mir doch meinen Kufer. Es grüßt Dich bestens Dein M. Sch.“

                                  *


Gute Auskunft

Fremder: „Hält der Zug hier so lange, daß man ein Schnitzel verzehren
kann?“ -- Geschäftsreisender: „O, gewiß!“ -- Fremder: „Sie kennen
wohl den Fahrplan genau?“ -- Geschäftsreisender: „Nee -- aber die
Schnitzel!“

                                  *


Gefühlvoll

Auf dem Bahnhof in M. ist ein Assistent beschäftigt, der stets die
Wagentüren eigenhändig zuschlägt. -- Mein Freund Meier, mit dem
zusammen ich neulich dort durchfuhr, schien das zu wissen, denn wie der
Assistent an unsere Tür kommt, hat Meier den Riemen der Fensterscheibe
zwischen die Türspalte geklemmt. Der Assistent ergreift die Klinke,
holt aus und schlägt die Tür zu, wobei er „Vorsicht“ ruft. Aber: bumm
... fftt prallt die Tür zurück. Da steckt er seinen Kopf in den Wagen
und schreit wütend: „=Die Finger weg!=“

                                  *


Vorsorglich

„Fatal! Wenn ich jetzt meine Reisetasche bei mir hätte, da könnte ich
gleich abfahren!“

„Hatten Sie denn vor, zu verreisen?“

„Natürlich, aber ich dachte, den Zug versäumst du doch, da läßt du die
schwere Reisetasche lieber einstweilen zu Hause!“

                                  *


Das Huhn[1]

  In der Bahnhofshalle,
  Nicht für es gebaut,
  Läuft ein Huhn hin und her ...
  Wo, wo ist der Stationsvorsteh'r? --
  Wird dem Huhn
  Man nichts tun?
  Hoffen wir es --
  Sagen wir es laut:
  Daß ihm unsere Sympathie gehört,
  Selbst an dieser Stätte, wo es -- „stört“.

  [1] Aus Christian Morgenstern Galgenlieder V. Auflage bei Bruno
      Cassierer.

                                  *


Mißverständnis

Vor Abfahrt eines Zuges kommt Nathanael Tapetenmuster auf den Bahnhof
gestürzt und fragt den Stationsvorsteher, wo er einem tiefgefühlten
Bedürfnis entsprechen kann, und nachdem dieser ihm den Weg gesagt
hat, zieht er sich zu geheimer Sitzung zurück. Der Zug ist nunmehr zur
Abfahrt fertig und der Stationsvorsteher gibt das Zeichen zur Abfahrt,
indem er mit Stentorstimme: „Fertig!“ ruft.

Da tönt Nathanaels Stimme aus dem bekannten Oertchen: „=Nein -- noch
nicht!=“

                                  *



[Illustration: Imbisse des Coupés]


Der Rauch

Durchlaucht sitzen im Eisenbahncoupé und versuchen nach Möglichkeit
die Reize der Landschaft zu genießen, durch welche der Zug dahinsaust.
Aber gerade auf der schönen Aussichtsseite verhüllt der dichte Rauch
der Lokomotive das Gebirgsbild. Ungeduldig wendet sich Durchlaucht zu
seinem Begleiter: „Kindermann, lassen Sie dem Maschinenführer sagen,
er möge -- äh -- möge den Rauch auf die andere Seite auslassen! Hier
verdeckt er ja die schönste Gegend!“ Kindermann erhebt sich verlegen
und will die Sache mit der Windrichtung begründen; aber Durchlaucht
wehrt entschieden ab. Kindermann geht in den Durchgang hinaus und
bespricht die Sache scheinbar mit dem Schaffner -- natürlich ohne
Erfolg. Durchlaucht wartet in übelster Laune auf die Rückkehr seines
Begleiters. Kindermann versichert, es werde das Möglichste geschehen.
Aber nach wie vor verdeckt der Rauch die Landschaft auf der linken
Seite. Durchlaucht wird immer erregter. Da beschreibt die Bahn
eine Kurve -- der Wind treibt den Rauch auf die andere Seite. Und
Durchlaucht spricht mißmutig: „Na also -- warum geht es jetzt? Daß die
Leute so schwerfällig sein können!“

                                  *


Abgeführt

Eine Dame ruft voll verhaltenem Aerger, weil in ihrem Coupé geraucht
wird:

„Schaffner, darf hier geraucht werden?“

„Ja, stecken Sie sich nur eine an!“

                                  *


Gemiedlich

Rentier Bliemchendopp aus Dresden sitzt im Coupé, als ein Reisender
einsteigt und über ihm ins Gepäcknetz seinen ziemlich gewichtigen
Koffer stellt. Als der Zug eine Kurve macht, fällt der Koffer auf
Bliemchendopps Kopf. Der Reisende entschuldigt sich vielmals und
stellt den Koffer wieder hinauf. Ein zweites und drittes Mal fällt
der Koffer auf Bliemchendopp herab und jedesmal überbietet sich der
Reisende an höflichen Entschuldigungen. Als jedoch der Koffer das
vierte Mal auf Bliemchendopp herunterpurzelt und der Reisende wieder
seine Entschuldigungsphrasen loslassen will, sagt Bliemchendopp mit
einer abwehrenden Handbewegung: „Jetzt brauchen Sie sich nich mehr zu
endschuldchen, jetzt bin ich Se nämlich schon =dran gewöhnd=!“

                                  *


Sein Geschäft

A: (zu seinem Coupé-Genossen während seiner Geschäftsreise): „Und
wie geht denn in Ihrer Branche das Geschäft -- auch so miserabel,
wie in der meinigen?“ B: „O vorzüglich! Das Rohmaterial oberfaul,
im Kundenkreise nichts als Jammer, gewaltsame Eingriffe jeden Tag zu
Dutzenden ...“ -- A: „Und das nennen Sie vorzüglich?“ -- B: „Gewiß --
Sie müssen nämlich wissen, ich bin -- Zahnarzt!“

                                  *


Wenn man dick ist

=Herr= (der soeben in einen Wagen der Berliner Ringbahn eingestiegen
ist, zu einer sehr dicken Dame): „Warum weinen Sie denn, meine
Gnädige?“

=Dame=: „Ach, lieber Herr, sehen Sie, durch diese Station bin ich
nun schon dreimal gefahren -- ich soll hier aussteigen, und ich kann
nicht!“

=Herr=: „Warum denn nicht?“

=Dame=: „Ja, sehen Sie, ich bin etwas korpulent und muß deshalb
=rückwärts= aussteigen. Wenn nun der Zug hält, mach' ich die Tür auf
und setze den einen Fuß auf das Trittbrett. Jedesmal kommt dann der
Schaffner, =denkt, ich will einsteigen, gibt mir einen kleinen Schubs=
und schlägt mit den Worten: „Madamken, wenn Sie noch mitwollen, dann
müssen Sie sich beeilen!“ -- die Waggontür zu!“

                                  *


Der Oberlehrer

Ein Oberlehrer wird in der Eisenbahn mit den Worten „Sie, geben Sie
mal Streichhölzer“ um Feuer gebeten. Er erwidert: „Erstens habe ich
keine Streichhölzer, zweitens würde ich Ihnen, selbst wenn ich solche
hätte, keine geben, _a_) weil Sie mich in unhöflicher Weise darum
angegangen haben, _b_) weil wir im Nichtrauchercoupé fahren.“

                                  *


Der Gentleman mit dem Zylinderhut[2]

Hanns Heinz Ewers erzählt:

„Auf einer Fahrt durch Estremadura (Spanien) befand sich in meinem
Coupé eine englische Dame, welche sich genierte, die primitiven
aus zwei durchlöcherten Brettern bestehenden W. C. der spanischen
Bahnstationen zu benutzen und deshalb seelische wie körperliche Qualen
litt.

Da war es, daß ich ein seltenes, ein aufopferndes Bild von Edelmut und
Herzensgüte erlebte.

Ein im Coupé sitzender Handlungsreisender erhob sich und nahm aus der
Schachtel seinen neuen, wundervollen Zylinderhut. Er reichte ihn der
Dame hin und sagte würdevoll:

„Madam! Dies ist ein Zylinderhut. Man kann ihn auch zu anderen Zwecken
benutzen. -- Ich und die beiden Herren möchten jetzt schrecklich gern
hier aus dem Fenster hinaus die Gegend betrachten. -- Wenn in der
Zwischenzeit der Zylinderhut aus dem anderen Fenster hinausgeworfen
würde, würde ich mir das zur hohen Ehre anrechnen!“

Ohne eine Antwort abzuwarten, stellte er den Zylinderhut neben
die Dame, faßte uns am Arm und drängte uns zum Fenster hin. Wir
unterhielten uns laut über die schöne Gegend, die aus Sand, verbranntem
Gras und Telegraphenstangen bestand. Als wir sie genug bewundert
zu haben glaubten, drehten wir uns wieder um. Der Zylinderhut war
verschwunden, die Engländerin saß ruhig mit glücklichem Gesicht in
ihrer Ecke. Sie warf dem Handlungsreisenden einen dankbaren Blick zu.

„Sie sind ein Gentleman!“ sagte sie einfach.

„Ja!“ sagte ich ergriffen und drückte ihm die Hand, „man sollte Ihnen
ein Denkmal setzen!“

„O bitte!“ sagte der Herr vornehm. Und rasch brachte er ein anderes
Gesprächsthema auf, erzählte höchst ergötzliche Geschichten von
Leutnants und Schwiegermüttern.

„Welch ein Mensch!“ dachte ich.

Alles nimmt ein Ende. Und so gelang es schließlich auch unserer
braven sechzigjährigen Lokomotive „Esmeralda“ uns nach Sevilla
hineinzuschleppen. Sie schnarchte fürchterlich und war schrecklich müde
-- das arme Tierchen!

Wir stiegen aus, der Handlungsreisende reichte liebenswürdig der
englischen Dame ihre Gepäckstücke und ich sah, wie er die Adresse auf
ihrem Koffer las.

„Miß Maud Clifton, Park Road, Sheffield!“ murmelte er. -- „Sheffield?
-- Das ist gut, da ist ja die Firma Winter Brothers!“

Er half der Dame beim Aussteigen. Dann kritzelte er ein paar Worte auf
eine Karte und wandte sich an mich:

„Lieber Landsmann,“ sagte er, „ich muß unserer Reisegefährtin mit
dem Gepäck behilflich sein. Wollen Sie mir wohl dies Telegramm hier
aufgeben?“

Ich war froh, dem hochherzigen Mann einen kleinen Dienst erweisen zu
können und sprang schnell zum Telegraphenbureau. Die Depesche lautete:

Winter Brothers, Sheffield!

„Hat Miß Maud Clifton, Sheffield, Park Road, eigenes Vermögen? Und
wieviel? Drahtantwort. Lehmann in Firma Obermeier, Berlin, zur Zeit
Sevilla, Hotel Cadiz.“

Nachdem ich das Telegramm aufgegeben hatte, suchte ich mein Handgepäck
zusammen und lief zum Hotelwagen, der bis zum letzten Platz besetzt
war.

„Sie müssen in ein anderes Hotel!“ rief mir Herr Lehmann aus dem
Fenster zu, „in diesem ist alles besetzt.“ --

„Die Depesche ist besorgt, sie hat acht Pesetas vierzig gekostet!“
sagte ich.

„Schon gut,“ meinte Herr Lehmann. „Wenn nur die Antwort befriedigend
ist!“ Er beugte sich hinaus und sagte vertraulich: -- „Hübsch ist sie
ja, die Miß, wenn sie nun auch noch Geld hat, können wir bald Verlobung
feiern!“

„O!“ beteuerte ich. „Ich wünsche Ihnen von Herzen alles Glück! -- Sie
edler Mensch, Sie! Sie Gentleman! -- Ihr neuer Zylinderhut!“

„Reden Sie doch nicht!“ sagte Herr Lehmann, „meinen Sie denn ich würde
=auf ein so schwaches Risiko hin meinen eigenen= Zylinderhut hergeben?!
-- Nicht mal die Telegrammkosten!“

Der Kutscher knallte. Der Hotelwagen knatterte über das Pflaster hin.

Eine schreckliche Ahnung stieg in mir auf. -- Ich öffnete meine schöne
lederne Hutschachtel -- -- sie war leer!

O dieser Gentleman -- -- dieser scheußliche Gentleman!

Wenn er aber Hochzeit macht -- -- ich werde ihm telegraphisch meine
Rechnung schicken! --“

  [2] Aus „=Mit meinen Augen= -- -- --“ Fahrten durch die lateinische
      Welt von Hans Heinz Ewers. 3. Aufl. Verlag Konrad W. Mecklenburg.
      Berlin.

                                  *


Ein frecher Trick

Mayer und Kohn fahren zusammen mit der Bahn. Kohn hat keine Fahrkarte.
Wie sie zur Endstation kommen, sagt Kohn zu Mayer: „Borg' mir e Moment
deine Fahrkarte.“ Mayer gibt Kohn seine Karte. Kohn schreibt rückwärts
seinen Namen darauf und gibt die Karte wieder dem Mayer zurück. Beide
steigen aus. Mayer gibt beim Ausgang seine Karte ab und hinter ihm
kommt Kohn. „Bitte, die Fahrkarte,“ sagt der Beamte. „Hab' ich Ihnen
ja gerade gegeben.“ „Das ist nicht wahr,“ sagt der Beamte. „Wieso nicht
wahr?“ sagt Kohn, „sehen Sie, bitte, nach, ich hab' mein' Nam' auf die
Karten d'raufgeschrieben, ich heiße Kohn.“ Der Beamte schaut nach,
findet richtig die Karte und sagt zu Kohn: „Gut, Sie können gehen.“
Kohn: „Wie haißt, Sie können geh'n, das Beschwerdebuch will ich haben!“

                                  *


Abfuhr

Veitel Troddeles sitzt im Coupé neben einem Offizier und raucht eine
hundsgemeine Stinkadores. Der Offizier murmelt indigniert etwas von
„schreckliche Jesellschaft“ und bietet ihm seufzend eine von seinen
teuren Zigarren an.

Veitel Troddeles akzeptiert diese dankend, steckt sie aber nicht an,
sondern ein, und schmaucht seinen Stänker weiter. Der Offizier ruft
wütend:

„Aber Mann Gottes, nun rauchen Se doch um Gottes willen die =andere=
Zigarre!“

„Ach nein,“ sagt Veiteles, „die rauch' ich mal, wenn ich bin in ä
=feinere Gesellschaft=!“

                                  *


Schlechter Trost

Ein Brautpaar fährt mit der Eisenbahn und erhält auf seine Bitte vom
Kondukteur in dem wenig besetzten Zug ein separates Coupé eingeräumt.
Während der Fahrt erlaubt sich das Paar allerlei Zärtlichkeiten, als
plötzlich ein Mann unter der Bank hervorkriecht. Erschreckt ruft der
Bräutigam: „Was tun Sie hier -- haben Sie uns beobachtet?“ -- „Oh nein,
seien Sie unbesorgt, ich habe nichts gesehen; ich bin ein ‚=blinder
Passagier=’.“

                                  *


Beste Lösung

Zwei Damen sitzen im Eisenbahncoupé, die eine macht das Waggonfenster
auf, da sagt die andere: Das Fenster muß zubleiben, ich bin leidend,
wenn ich einen Zug bekomme, kann ich momentan tot sein. Die andere sagt
wieder: Ich halt's nicht aus beim geschlossenen Fenster, ich muß Luft
haben, sonst trifft mich der Schlag. Es entsteht ein großer Streit,
der Kondukteur kommt und sagt folgendes: „Also machen wir zuerst das
Fenster auf, dann sterben Sie, dann machen wir's zu, dann trifft Ihnen
der Schlag -- dann haben wir Ruhe!“

                                  *


Ein Idiot

A: „Mir ist so schlecht, ich kann es gar nicht beschreiben.“

B: „Ja, von was denn?“

A: „Wissen Sie, ich bin von Pest nach Wien gefahren und immer im Coupé
verkehrt gesessen.“

B: „Wieso verkehrt?“

A: „Na, gegen den Zug.“

B: „Da hätte ich doch mein _vis-à-vis_ ersucht, es soll mit mir
den Platz wechseln!“

A: „Ja, das hätte ich ja auch getan. Aber es ist niemand
_vis-à-vis_ gesessen.“

                                  *


Aller Anfang ist schwer

Ort der Handlung: Ein Eisenbahnzug „drüben“. In einer Ecke am Fenster
ein junger, eben eingewanderter Fremdling -- in der anderen gleichfalls
am Fenster ein alter würdiger Yankee _pur sang_. Dieser, eifrig
mit Tabakkauen beschäftigt, spuckt von Zeit zu Zeit mit großer Vehemenz
und noch größerer Zielsicherheit nicht etwa aus seinem Fenster, sondern
zum jenseitigen hinaus, dicht an des „_foreigner_“ Nase vorbei.
Der Neuling, mit des Landes Sitten nicht vertraut, beschließt, dem
Mitinsassen eine Lektion zu erteilen, und indem er sich den Anschein
gibt, als beabsichtige er durch das neben dem Amerikaner befindliche
Fenster zu spucken, trifft er den würdigen Herrn mitten ins Gesicht.
Der jedoch schüttelt milde tadelnd sein Haupt und sagt gelassen: „=Sie
sind noch ein Anfänger, mein Herr!=“

                                  *


Kaltblütig

Ein Eisenbahnzusammenstoß hat einige Waggons zertrümmert. Dabei sind
dem Diener eines Lord beide Beine abgequetscht worden. Als man das dem
Lord, der selbst unbeschädigt geblieben ist, mitteilt, sagt er:

„Well, bringen Sie mir das Bein, wo sind drin meine Kofferschlüssel!“

                                  *


Die Tomatensauce

In einem Coupé machten sich bei dem von einem opulenten Diner
heimkehrenden Herrn Großkotz aus Klein-Pankow die Folgen der zu
starken Nahrungsaufnahme in explosiver Weise bemerkbar und das
Ungewitter entladet sich unglücklicherweise gerade auf den Anzug
eines ihm _vis-à-vis_ sitzenden Herrn, der ebenfalls angesäuselt,
eingeschlafen ist. Der Attentäter will sich durch einen Trick aus der
Affäre ziehen, weckt den Herrn und sagt: „Na, guter Mann, ist Euch
jetzt wieder besser?“

Der Herr sieht sich verdutzt um und sagt endlich: „Dunnerkeil, ich --
habe -- aber -- doch seit Monaten keine Tomaten mehr gegessen!“

                                  *


Auf einen groben Klotz

Szene: Ueberfüllter Wagen der Ringbahn in Bremen. Eine Dame steigt
ein und muß stehen; ein Arbeiter erhebt sich und nun entspinnt sich
folgendes Gespräch:

Arbeiter: „Madame, nehmen S' minen Platz, ick kann ehder stahn.“

Dame (hochmütig): „Danke, ich setze mich auf keinen warmen Platz.“

Arbeiter: „Denn kann'k dett nicht helpen, Madamm, een Isbüdel kann'k
mer nich in de Boxen hangen.“

                                  *


Vorschläge, den Raubanfällen auf der Eisenbahn abzuhelfen

Wenn einer eine Reise tut, so kann er -- totgeschlagen werden. Leider
Gottes ist das eine Binsenwahrheit für deutsche Verhältnisse geworden.

Da ist es denn überaus erfreulich, zu erfahren, daß die Bahnverwaltung
auf alle möglichen Mittel sinnt, um den Prozentsatz der Morde in den D-
und Schnellzügen auf das normale Maß zu reduzieren.

Der Vorschlag, alle Reisenden vor Antritt der Fahrt der Untersuchung
durch das Bertillonsche Meß-System zu unterwerfen, um berüchtigte
Raubmörder von vornherein zu fassen, hat manches Mißliche, da er eine
unerhörte Belästigung des Publikums darstellt.

Auch die Versuche, den einzelnen Zügen Berliner Kriminal-Schutzleute
mitzugeben, sind total mißglückt, da die braven Beamten von dem
Raubgesindel in der frechsten Weise bestohlen und ausgeplündert wurden.

Aussichtsvoller wäre schon der Plan die so hochintelligenten
=Polizeihunde= der Eisenbahnbehörde zur Verfügung zu stellen.
Aengstliche Reisende, die größere Geldsummen mit sich führen,
könnten dann eine „=Fahrkarte mit Hund=“ lösen, müßten aber, da die
Bahnverwaltung diese Vierfüßler, selbst wenn sie als „=königliche
Staatsbeamte=“ fungieren, nur in gesonderten Abteilen transportieren
läßt, im -- =Polizeihunde-Coupé=, Platz nehmen, ein Umstand, der der
Durchführung genannter Idee einige Hindernisse bereitet. Immerhin
dürfte selbst der =besonders furchtsam= veranlagte Reisende einzig und
allein im =Polizeihunde-Coupé= ein unbedingtes Gefühl der Sicherheit
auf den deutschen Staatsbahnen erhalten.

Gegen das Verbot, =unter keinen Umständen= nur =zwei= Passagiere
in einem Abteil fahren zu lassen, protestieren wieder energisch die
Hochzeitsreisenden, die sich sogar scharf gegen die Beleuchtung der
Tunnelpassagen ausgesprochen haben. --

Ernsthafter ist schon die Idee zu betrachten, die Passagiere vor
Antritt der Fahrt sorgfältig nach dem =Zweck ihrer Reise zu befragen=.
=Hier= wäre für intelligente Bahnbeamte ein weites Gebiet der
Tätigkeit.

Wenn z. B. ein gewisser Klamotten-Ede erklärt, er wolle =nach
Norderney=, um zur Stärkung seiner Gesundheit einige Dutzend Fußbäder
zu nehmen, so wäre dies durchaus auffällig, und weitere Recherchen
würden vielleicht die Unrichtigkeit seiner Angaben bestätigen.

Auch die Aussage der berüchtigten „Troddel-Bertha“, sie fahre
nach Bernau, um Untersuchungen über die Säuglingssterblichkeit in
Kellerwohnungen anzuregen, könnte allzu berechtigten Zweifeln begegnen.

Ebensogut wäre Mißtrauen am Platze, wenn ein Berliner
Geldschrankknacker den Nachtzug Berlin-Köln angeblich =dazu= benutzt,
um der Frühmesse im Dom beizuwohnen oder vielleicht Kölnisches Wasser
für seine „Braut“ zu kaufen!

=Hier= nun muß die Bahnschutz-Kontrolle einsetzen. Sobald sich daher
ein derartig =verdächtiges= Individuum einem Passagier gegenübersetzt,
wird dieser =sofort davon verständigt=. Dann wird die =Hosenschnalle
des Gefährdeten= durch eine Zuckerschnur mit der =Notleine=
verbunden, die rechte Hand des =Verdächtigen= anderseits mit der
=Bremsvorrichtung=, so daß jedes Zerren daran den Zug auf der Stelle
zum Stehen bringt.

Da weiterhin „Raubmörder“ gewöhnlich das Opfer während der =Lektüre=
überfallen, so werden dem Gefährdeten durch den Zugführer sämtliche
eventuell in seinem Besitz befindlichen =Zeitungen= und =Broschüren=
abgenommen.

Bevor ein Tunnel passiert wird, tritt der diensttuende Schaffner
in das Coupee hinein und versorgt den gefährdeten Passagier mit
Beschwerdebuch, schwedischen Streichhölzern und einer kurzen gedruckten
Anweisung zum Jiu-Jitsu.

Diese Vorbereitungen werden den Raubmörder derartig beunruhigen, daß
er sich meistens auf der nächsten Station in unauffälliger Weise --
drückt!

=Sehr= zu empfehlen ist ängstlichen Passagieren auch der von der
Bahnbehörde gelieferte =künstliche Oberkopf=, in dem sich ein
elektrisches Läutewerk befindet. Es erregt erfahrungsgemäß regelmäßig
bei dem „Opfer“ große Heiterkeit, wenn der „Verdächtige“ mit seinem
Hammer wie verrückt darauf losschlägt und das gesamte Schaffnerpersonal
alarmiert, während der Passagier -- =in aller Ruhe seine Zeitung
liest=! --

                                                Max Brinkmann.

                                  *


Im Speisewagen

„Ich hab' vier Passionen, wissen Sie: Pferde, Hunde, Damen und Weiber.“

„Und in was reisen Sie?“

„In =Barchent.=“

                                  *



[Illustration: Flohbisse des Hotels]


=Zimmerkellner= (zum Passagier): „Also hier ist Ihr Zimmer!“

=Passagier=: „Ist das Zimmer auch rein?“

=Zimmerkellner=: „Selbstredend!“

=Passagier=: „Sind =im Bett= Flöhe?“

=Zimmerkellner=: „Wo sollen sie =denn= sein?“

                                  *


Der gute Ruf

Auf dem Weg nach Rügen kamen wir in Berlin an, dort gedachten wir, eine
Nacht zu bleiben.

Ich wollte unser Gepäck beheben, da zeigte es sich, daß meine Frau
den Aufgabeschein verloren hatte. Wir hielten uns nicht weiter auf und
fuhren ohne Gepäck ins Hotel.

„Nee,“ sagte der Portier, „Paare ohne Jepäck dürfen wa nich uffnehmen.“

Ich schlug Lärm und verlangte nach dem Wirt.

Er kam, ließ sich den Fall vortragen und zuckte die Achseln.

„Ick muß den juten Ruf von meenem Etablissemang wahren“ sprach er.
„So spät am Abend könn wa keen Zimmer jeben -- an Paare, die wo nich
wenichstens ennen Hutkarton mithaben.“

                                                    Roda Roda.

                                  *


Reiseerlebnis

Rentier Striese aus Leipzig kommt von einer Reise zurück und erzählt an
seinem Stammtisch:

„Wissen Se, da is mer in Götschenbrode ä närrsches Ding bassiert. Also,
wie ich nachts eene Weile im Hodelbette liege, beißt mich uff eemal e
Floh. Nu, ich schnell Licht gemacht und das Luderchen gefangen. Aber
das arme Dierchen zu deeden hatt 'ch doch nich ibersch Herz bring genn
un so sperrt 'ch den Floh in meine Daschenuhr untersch Uhrglas. -- Was
soll 'eh Ihnen sagen, als 'ch am nächsten Morchen nachsehe, hat sich
das freche Vieh =uff'n Sekundenzeiger gesetzt un läßt sich Karussel
fahren=!“

                                  *


Leben, und leben lassen

Zwei Geschäftsreisende haben eine kleine Bierreise gemacht und kommen
bezecht in ihr Hotel zurück. Im Dusel öffnen sie statt der Tür zu
ihrem Schlafzimmer die Tür zum Nebenzimmer, wo =eine Dame= logiert.
Erschreckt springt diese aus dem Bett und ruft, da sie die beiden für
Raubmörder hält: „Ach Gott, lassen Sie =mich doch leben!=“ -- „Karle,“
sagt darauf der eine, „warum sollen wir sie =nicht leben lassen=?“ --
=Beide: Sie lebe hoch! Sie lebe hoch! Dreimal hoch!=

In einem Hotel, wo ein Reisender wohnt, steigt neben sein Zimmer ein
junges Ehepaar, welches sich auf der Hochzeitsreise befindet, ab. Der
Reisende wird fortwährend aus seinem Schlafe gestört, weil die junge
Frau immer zu ihrem Manne sagt: „Ach, Felix, du bist so süß. Dich soll
man vergolden!“ Endlich wird dem Reisenden die Sache zu dumm, er klopft
heftig an die Tür, das Ehepaar erschrickt und fragt: „Wer ist's?“ Drauf
sagt der Reisende: „Der Vergolder, damit amal a Ruh' is!“

                                  *


Ein „Messeresser“

bildet oft das stille Vergnügen seiner Tischnachbarn. Von einem solchen
Original, und zwar einem solchen aus Wildwest, wird folgende Leistung
erzählt. Seine Geschäfte führten ihn wieder einmal unter die Menschen,
und er stieg in einem Gasthofe ab. Als er zum Essen ging, sprach er
tapfer zu, aber er aß sein ganzes Mahl mit dem Messer und merkte erst
zum Schluß der Tafel, daß er keine Gabel hatte. So sagte er denn zu
seinem Geschäftsfreunde: „Denken Sie sich, der Kellner hat mir gar
keine Gabel gegeben.“ „Das schadet ja auch nichts,“ erwiderte der
Freund, „Sie brauchen sie ja doch nicht.“ „Die brauch' ich nicht?“ kam
es von den Lippen des Mannes aus Wildwest. „Womit soll ich denn sonst
zum Teufel den Kopf kratzen?“

                                  *


Wenn's geht

Ein Engländer hat in einem kleinen Ort in der Nähe des Rheins ein
paar Tage gewohnt und läßt sich bei seiner Abreise die Rechnung
bringen. Hier findet er alles der Ordnung gemäß. Als letzter Posten
war aufgeführt: „Wenn's geht ... 3,50 M.“ Erstaunt fragte er den
Gasthalter: „Uas ist das: „Wenn's geht“?“ „No,“ sagt der Gasthalter,
„wenn's net geht, do streiche mer's widder dorch!“

                                  *


Merkwürdig

Der Pikkolo eines Hotels will der Köchin einen Schabernack spielen und
streut ihr vorm Schlafengehen Juckpulver ins Bett.

„Komisch,“ sagt er am nächsten Morgen zu seinem Kollegen, dem er von
seinem Streich erzählte, „komisch, die Köchin kratzt sich ja gar nicht
und das Merkwürdigste, guck bloß mal =den Oberkellner, der kratzt sich
ja fortwährend=!“

                                  *


Im Hotel

„Bedaure, wir sind vollständig besetzt! ... Wir haben nur mehr ein
Zimmer mit zwei Betten frei!“

„Das genügt uns ja aber auch!“

„Pardon! ... Ich dachte, die Herrschaften seien verheiratet!“

                                  *


Auf Reisen

„Wirklich, Schatz -- wir steigen im Hotel Greif ab? Das ist gescheit.
In dem Hotel =hab ich mich auch voriges Jahr einmal verlobt=.“


Ein sehr nervöser Hotelgast wendet sich an den Portier des Hotels
mit der Bitte, dieser möge doch die Bewohner der angrenzenden Zimmer
um möglichste Ruhe beim Schlafengehen ersuchen, da ihn das geringste
Geräusch foltere. -- Einer seiner Zimmernachbarn kommt nachts
nach Hause, denkt nicht an den nervösen Herrn, und während er sich
auskleidet, wirft er geräuschvoll seinen einen Stiefel in die Ecke. Da
fällt ihm das Ersuchen des Portiers ein, und er beendet das Auskleiden
möglichst geräuschlos. Nach drei Stunden weckt ihn sein nervöser
Nachbar aus dem Schlaf: „Ja, um Gottes willen, Mensch, wann werden Sie
endlich den anderen Stiefel in die Ecke werfen, ich warte schon drei
Stunden darauf?“

                                  *


Diensteifrig

Ein Kellner steht, rückwärts sich kratzend, bei einem Gast, der soeben
eine Auswahl unter den Speisen trifft; der Gast beobachtet den Kellner
und fragt ihn: „Haben Sie Hämorrhoiden?“ „Werde gleich in der Küche
nachfragen!“ antwortet derselbe und eilt geschäftig weg.

                                  *


Die geheime Zeichensprache der Geschäftsreisenden

Auch die =Geschäftsreisenden= -- dieses Faktum dürfte manchem noch
unbekannt sein! -- haben eine Art der geheimen Verständigung durch
Zeichen, die, ähnlich der Zeichensprache der „=Stromer von der
Landstraße=“, den einzelnen quartiersuchenden Individuen eine klare
und präzise Auskunft über die Güte und charakteristische Besonderheit
des gekennzeichneten Hotels gibt. Die Hieroglyphen werden meistens
unterhalb der Nachtklingel des Gasthauses mit Bleistift auf den
Mauerkalk gekratzt.

Hier folgen die wesentlichen Bestandteile der Sprache:

[Illustration: Zeichen_01]

=Kleiner Strich in Hufeisenform=: Es wird Fleisch, das hinreichend
verdächtig erscheint, von der Peitsche eines Droschkenkutschers mürbe
geschlagen zu sein, zu Beefsteaks und Klopsen verarbeitet.

[Illustration: Zeichen_02]

=Großer Strich in derselben Form, mit Apfel in der Mitte=: Der Wirt ist
ein absolutes Pferd.

[Illustration: Zeichen_03]

=Ein lateinisches K, über dem die bekannte Zeichnung des nützlichsten
Haustieres prangt=: Der Kaffee ist unter der Sau!

[Illustration: Zeichen_04]

=Der dreifach geschriebene Buchstabe W=: Achtung! Wanzen!

[Illustration: Zeichen_05]

=Ein kleines v vor der gleichen Buchstabenreihe=: Achtung, =viel=
Wanzen!

[Illustration: Zeichen_06]

=Eine Wiege und ein Hundeschwanz:= Die Betten sind hundsmiserabel!

[Illustration: Zeichen_07]

=Ein bekanntes und sehr zweckmäßiges Inventarstück des Schlafzimmers:=
Bitte =nie= Bouillon bestellen! Eventuell vor dem Genuß durch ein Sieb
filtrieren! --

[Illustration: Zeichen_08]

=Ein Stiefelknecht mit Ohren:= Vorsicht! Der Hausdiener und die
Zimmermädchen lauschen an den Türen!

[Illustration: Zeichen_09]

Nicht zu machen! Weibliche Bedienung gegen Liebenswürdigkeit sehr
unempfänglich!

[Illustration: Zeichen_10]

=Ein Besen:= Weibliche Bedienung reagiert auf Zärtlichkeiten =sehr=
unangenehm!

[Illustration: Zeichen_11]

=Rasierpinsel zum Einseifen:= Aufpassen beim Begleichen der Zeche!
Zahlkellner ist ein gewitztes Luder! Doppelte Buchführung! --

                                                Max Brinkmann.

                                  *


Vorschlag

Das Stubenmädchen eines bekannten Leipziger Hotels, das wegen
seiner guten Verpflegung von Reisenden viel besucht wird, kommt zum
Rechtsanwalt, um eine Alimentenklage anhängig zu machen. Auf die
Frage, gegen wen die Klage gerichtet werden soll, tiefes Schweigen
und schließlich das Bekenntnis, daß sie ihre Gunst mehreren zugewendet
habe und den Vater nicht angeben könne. Darauf aufmerksam gemacht, daß
unter diesen Umständen die Klage unmöglich sei, erfolgt die schüchterne
Frage, „Herr Notar, könnte man sie denn nicht gegen den ‚Verband
reisender Kaufleute’ richten?“

                                  *


Verständigung

An den Türen des Speisesaals eines Alpenhotels prangt: „_On parle
français._“ „_English spoken._“ „_Si parla italiano._“

Mendel Auerhahn der Jüngere, sehr gebildet, aber noch nicht ganz
fertig, tritt ein, nimmt Platz und ruft, den Kellner: „_Give me a menu
card!_“

Der Kellner bleibt lächelnd stehen.

„_Donnez-moi la carte de menu!_“

Der Kellner bleibt lächelnd stehen.

„_Prego di darmi la carta di menu!_“

Der Kellner sagt leise: „Wissen Se was. Ich werd' Ihnen bringen
Gansbiegel mit Ritscherl.“

                                  *


Unerhörte Neugierde

Ein Reisender kam in ein Hotel und wollte seinen Namen in das
Fremdenbuch eintragen, als er einen Floh in dem Buch herumkriechen sah.
Die Feder wegwerfen, sein Gepäck nehmen und fortgehen, war bei ihm
das Werk eines Augenblicks, wobei er ausrief: „Ich habe in bezug auf
Ungeziefer schon einiges mitgemacht, daß aber dieses Vieh schon gleich
im Fremdenbuch nachsieht, in welchem Zimmer man untergebracht ist, das
ist mir zu stark!“

                                  *


Reiselatein

Zwei Reisende, beide in feuerfesten Geldschränken machend, sitzen
abends zusammen im Hotel. Nach kurzer Zeit entbrennt natürlich ein
lebhafter Disput über die Prävalenz der vertretenen Firmen.

„Ich sage Ihnen,“ renommierte der Eine, „wir haben neulich in einen
unserer Schränke einen lebendigen Hahn gesetzt, ihn dann 24 Stunden
ununterbrochen der stärksten Glühhitze ausgesetzt, nachher wieder
abgekühlt und geöffnet. Wir sehen nach dem Hahn und denken Sie -- das
Tier lebte noch!“

„Das ist noch gar nichts. Wir haben genau denselben Versuch gemacht,
aber als wir den Schrank öffneten, da war der Hahn -- =erfroren=!“

                                  *


Fatale Vergeßlichkeit

=Erster Hotelkellner=: „Nein, was bei uns für =vergeßliche Leute=
verkehren. Hat da neulich eine junge Dame ihre ganzen Schmucksachen
liegen lassen!“

=Zweiter Hotelkellner=: „Das ist noch gar nichts! Bei uns steigt da
neulich ein Hochzeitspärchen ab und nimmt ein Zimmer. Am nächsten
Morgen muß die junge Frau mal aus dem Zimmer. Aber als sie wieder
zurück will, hat sie die Zimmernummer vergessen. Sie stürzt auf mich
zu und fragt mich, welches Zimmer sie habe. „Ganz einfach,“ sage ich,
„da sagen Sie mir nur =Ihren werten Namen=, ich gehe runter und sehe
im Fremdenbuch nach, welche Nummer Sie haben!“ Was soll ich dir sagen,
=den Namen von ihrem Manne hatte sie sogar vergessen=. Nee, so was von
Vergeßlichkeit!“ --

                                  *


Aus der Cholerazeit

=Hotelier=: „Mein Herr, ich muß Sie im Interesse meines Hotels
und beziehungsweise meiner sonstigen Gäste dringend ersuchen, sich
untersuchen zu lassen, denn Sie waren in dieser Nacht achtmal am
Abort!“

=Handlungsreisender=: „Ganz richtig! Aber beruhigen Sie sich nur, mein
Lieber! Es war eben =siebenmal besetzt=!“

                                  *


Ueberlistet

Ein Hotelgast, welcher sich nicht den ganzen Tag mit seinem Schirm
abschleppen will, läßt denselben im Lesezimmer stehen, nachdem
er folgende Karte daran befestigt: „Dieser Schirm gehört dem
Champion-Preisboxer Knuffer. Bin in zehn Minuten zurück.“ -- Als er
abends zurückkommt, ist der Schirm fort, an seiner Stelle aber findet
Knuffer folgende Karte: „Diese Karte gehört dem Champion-Schnelläufer
Eilemann. Kann nicht sagen, ob ich je zurückkomme.“

                                  *


Hotelordnung im amerikanischen Osten

Im „Oklahoma-Hotel“ ist folgende Hausordnung im Fremdenzimmer
vorgeschrieben: „Gentlemen, welche mit ihren Stiefeln zu Bette gehen,
bezahlen einen Extrazuschlag. -- Drei Schläge an der Tür bedeuten, daß
ein Mord im Hause geschehen ist und daß Sie aufstehen müssen. -- Das
Abschießen einer Pistole ist kein genügendes Alarmzeichen. -- Es ist
verboten, die Tapeten abzureißen, um damit die Pfeife anzuzünden. --
Die Ratten werden Sie nicht fressen, wenn sie Ihnen auch einmal übers
Gesicht fahren. -- Im Falle es durch die Decke zu stark hineinregnen
sollte, finden Sie unter Ihrem Bett einen Regenschirm.“

                                  *


Die Berufskrankheit

In Venedig lernten wir ein nettes Ehepaar aus Deutschland kennen --
aber die Frau war vom Reisen keineswegs entzückt. Sie wollte bald
wieder heimkehren.

„Es is so peinlich,“ sagte sie, „mit meinem Mann. Er war doch ehemals
_maitre d'hôtel_ -- un wenn nu jemand an't Jlas kloppt, springt er
unwillkürlich uff un rennt hin.“

                                  *


Hoteladel

„O, bei uns steigt lauter hocharistokratisches Publikum ab. Das dort
ist der Graf Plein -- hier Baron Königshaus, und der Alte in der Ecke,
das ist der Herr von Nr. 59.“

                                                     Roda Roda

                                  *

In Metz war's, in einem ausschließlich von Geschäftsreisenden
frequentierten Hotel, wo einer dieser ruhelosen Jünger Merkurs an
der Tafelrunde die Zusammensetzung seines Artikels -- Wichse --
erklärte. Nachdem er die einzelnen Substanzen, als Elfenbeinschwarz,
Schwefelsäure, Oel usw., aufgezählt hat, fragt ein Berliner: „Nu sagen
Sie mal, Kolleje, was jibt denn da nu'n Jlanz?“ -- „De Berschte!“
platzt ein Herr raus.

                                  *


In einem ehrbaren Gasthof des bayerischen Hochlandes findet sich in den
Fremdenzimmern folgender Anschlag:

„In den Preis des Zimmers ist das Zimmermädchen nicht mit einbegriffen!“

                                  *


Am Gardasee

Ich stellte ärgerlich meinen Wirt zur Rede: „Ich muß seit Monaten zehn
Lire Pension zahlen und mein Nachbar, der Berliner, der heute gekommen
ist, zahlt für das gleiche Zimmer, die gleiche Küche nur sieben.“

Der Wirt zuckte die Achseln.

„Was wollen Sie,“ sagte er, „-- _e fortunato_. Er hat Glück.“

                                                     Roda Roda

                                  *


=Frau Goldstein= (im Hotel): „Sie Portier, wo steckt denn wieder der
=Liftgoy=?!“

                                  *

In Galizien in einem kleinen Orte, wo kein Hotel existiert, steigt ein
Reisender in einem Gasthofe ab. Um 12 Uhr mittags weckt ihn der Wirt
und sagt: „Steh'n Sie auf, es ist Zeit zum Essen.“ Der Reisende sagt:
„Ich dank' schön. Ich hab' kan Appetit.“ Der Wirt erwidert: „Ich brauch
aber doch das Bettlaken zum Tischdecken.“

                                  *


Was alles im Hotel liegen bleibt!

Herr Klepper war um 5 Uhr des Morgens aufgewacht, schnell zog er
sich an und eilte nach dem Bahnhofe. Als das Zimmer aufgeräumt wurde,
fand man seine drei falschen Zähne mit mächtiger Goldplatte. -- Die
Sängerin Jolanda war um 10 Uhr des Morgens abgereist, was hatte sie
liegen lassen? Ein Strumpfband mit silbernem Schloß, Wappen A. von M.
-- Der Geschäftsreisende Schirmer war um 7½ Uhr morgens aufgestanden,
unbekannt wohin gereist, was fand man in seinem Bette? Eine kleine
goldene Uhr. -- Herr Eberlein reiste in der Frühe ab, was fand man
in seinem Bette? Ein kostbares Juchten-Zigarrenetui mit geheimem
Verschluß. -- Ein Brillantenhändler aus Brüssel hatte im Schlafzimmer
eine Zahnbürste liegen lassen. Er holte sie nach einigen Tagen ab,
da fand man auch noch einige Perlen dabei liegen, worauf er sagte,
„die gehören nicht mir.“ -- Mit einem großen Paket war ein Ehepaar
angekommen. Sie zahlten im Voraus und gingen morgens in aller Frühe.
Was ließen sie liegen? Ihr Paket. Es wurde geöffnet, und was fand man
darin? Vier große Zigarrenkästen ohne Zigarren, aber mit Eierschalen.
-- Frau Professor hatte einige Tage im Hotel gewohnt, sie reist ab, da
vergißt sie ihren Photographenapparat, den sie täglich spazieren führt,
mitzunehmen. Ein Telegramm trifft ein; da fällt der Apparat auf den
Boden und mit ihm Seife, Waschlappen, Puder, Schminke usw. Es war nur
ein Renommierapparat gewesen; recht praktisch für die Frau Professor.

                                  *



[Illustration: Musterkoffer der Tollheit]


Mißverständnis

Ein Herr kommt in einen Handschuhladen.

Verkäuferin: „Womit kann ich Ihnen dienen?“

Herr: „Ach, weißt du, du kannst mir ein Paar Glacéhandschuhe geben!“

Verkäuferin (erstaunt): „Was wünschen Sie?“

Herr: „Na, ich hab's dir ja schon gesagt, du möchtest mir ein Paar
Glacéhandschuhe geben!“

Die Verkäuferin geht kopfschüttelnd und empört zum Chef und sagt: „Herr
Klosettdeckel, da ist vorne im Laden ein wildfremder Mann, der mich in
unverschämtester Weise duzt.“

Der Chef geht nach vorn in den Laden.

Chef: „Sie wünschen, mein Herr?“

Herr: „Ja, ich habe es doch schon deinem Fräulein gesagt, du möchtest
mir ein Paar Glacéhandschuh geben!“

Chef (wütend): „Herr, was soll das heißen? Erst duzen Sie meine
Verkäuferin und jetzt machen Sie mit mir dieselben Tollheiten?!“

Herr (ruhig): „Tollheiten? Wieso? Da draußen in dem Schaufenster steht
doch ein Schild:

                +---------------------------------+
                | _Glacéhandschuhe à Paar 3 Mark_ |
                |     _=Duzend billiger=!_        |
                +---------------------------------+

                                  *


Korrekt

Diener: „Da ist der Weinhändler mit der Rechnung für den Champagner;
soll ich ihn hinausschmeißen?“

Herr: „Nein, noch nicht; ich muß doch erst sehen, ob die Rechnung auch
stimmt.“

                                  *


Nix zu machen!

Ein Hausierer kommt zu einem reichen Juden und bietet ihm Hosenträger
an. „Nee, ich kaufe nix!“

„Nu, wenn ich Ihnen sag', es is e prima Qualität!“

„Nee, nee! Ich kaufe nix!“

„Nu, wenn Se nix kaufen, sind Se das größte Kameel, Rindvieh un
Heupferd, das jemals gelebt hat!“

„=Se kennen mir schmeicheln wie Se wollen, aber ich kaufe nix!=“

                                  *


Sicheres Kennzeichen

Prinzipal: „Nun, haben Sie den Schuldner Müller gefunden?“ -- Kommis:
„Leider nicht. In dem Hause wohnten eine Menge Müller, von denen keiner
unser Gläubiger sein wollte. Der letzte hat mich sogar hinausgeworfen.“
-- Prinzipal: „=Zu dem gehen Sie noch einmal hin -- der ist's.=“

                                  *


Gerechtfertigter Wunsch

Beim Minister des Innern hat ein Herr Audienz, der wegen
Namensveränderung petitioniert.

„Wie heißen Sie?“

„Mein Name ist: =Zietz=.“

„Ja, das ist doch ein ganz schöner Name; weshalb wollen Sie ihn denn
ändern?“

„Ich hab' doch ein Geschäft! Und sowie ich angerufen werde und sage:
=Hier Zietz!= ruft der andere immer: =Machen Sie die Tür zu!=“

                                  *


Die beiden Stotterer

Zwei Geschäftsreisende, die beide stottern, gehen zusammen spazieren.

Plötzlich sagt der eine: „Sieh--m--m--mal, da si--si--sitzt ein
V--V--V-- -- schon fortgeflogen!“

Nach einer Weile der andere: „V--V--Vorsicht, d--d--da liegt --
sch--sch-- schon reingetreten!“

                                  *


Uebertrumpft

In einer Gesellschaft unterhält man sich mit drolligen Erzählungen von
Kleinbahn-Erlebnissen.

„Das ist alles noch gar nichts,“ prahlte u. a. der Schnellphotograph
Müller, „ich sprang mal während der Fahrt aus dem Zuge, rannte ein
Stück voraus und photographierte den heranbrausenden Zug von vorn!“

                                  *


Das Kaufhaus der Zukunft

Nur noch kurze Zeit und im fashionablen Westen Berlins wird wiederum
ein neues elegantes Riesen-Warenhaus eröffnet und mit Wertheim, Tietz
und Jandorf um die Palme der Konkurrenzlosigkeit ringen. Von dem bisher
ungeahnten Komfort desselben werden jetzt bereits Wunderdinge erzählt.
Wir sind in der Lage, einige Details aus dem Betriebe des neuen
Kaufhauses veröffentlichen zu können.

Jeder Besucher wird beim Eintritt vom Portier nach seinen Wünschen
gefragt, hierauf in eine passende Kapsel gepackt und a la Rohrpost
an den betreffenden Verkaufsstand „=gepustet=“, wodurch das ermüdende
Herumlaufen vermieden wird. Nachdem man hierauf =pneumatisch= bezahlt
und gewechselt bekommen hat, wird man ebenfalls per Luftdruck wieder an
den Ausgang zurückbefördert und umsonst per Auto nach Hause gefahren.

Geradezu hervorragend sind die =Gratis-Zugaben=, die jeder Käufer im
neuen Kaufhaus erhält. Wer für 1.-- Mk. einkauft, erhält einen Bon im
Werte von 80 Pfg. und einen eleganten Klosettpinsel oder Zahnbürste
gratis; bei Einkäufen zum Preise von 1.-- bis 5.-- Mk. bekommt man nach
Wahl einen Kinderwagen, ein Leistenbruchband oder ein Paar Schneeschuhe
zu; bei 5.-- bis 10.-- Mk. betragenden Einkäufen kann man zwischen
einer Freifahrt mit dem Zeppelinschen Luftschiff, einem Diner im
„Rheingold“ (Wein a discretion) oder einem Gummibusen wählen. Kauft
man für 20.-- Mk., so erhält man ein Dutzend farbige Photographien in
Lebensgröße mit Rahmen, einen Logenplatz zu den Kammerspielen oder ein
Autogramm Wedekinds gratis, bei 100.-- Mk.-Einkäufen wird man gratis
in Marmor ausgehauen oder erhält ein kleines Motorboot oder ein Pianola
gratis. Wer aber gar für 1000 Mk. kauft, bekommt eine Villa am Wannsee
mit vollständiger Einrichtung, oder einen echten „Böcklin“, oder ein
Rundreisebillett um die Erde, oder den Schwarzen Adlerorden gratis zu.

Besonders zeitgemäß sind die =Erfrischungsräume= ausgeführt. Während
der Sommermonate sind dieselben unter Wasser gesetzt, um als „=Ostende
des Westens=“ vielen Familien die teuren Reisekosten zu ersparen.
Jeder Käufer einer Badehose erhält ein Gratisbad, jeder Käufer eines
Badeanzugs darf sich im „Familienbad“ tummeln, in welchem namentlich
die „=five o'clocks= im =Wasser=“ von den Berliner W.-Damen stark
frequentiert sein werden.

In den Erfrischungsräumen finden ferner =Familien-Konzerte=
hervorragender Kunstgrößen wie Richard Strauß, Mahler, Nikisch usw. mit
anschließendem Tanzkränzchen statt. Vielen Zuspruch wird jedenfalls
auch die „=Henkel-Trocken-Fontäne=“ und das „=Kaufhaus-Kabarett=“
finden. Im Winter wird der wunderbare Palmengarten als „Riviera des
Westens“ große Anziehungskraft ausüben. Jedem Schlittschuhläufer steht
der „=Kaufhaus-Eis-Palast=“ zur Gratisbenutzung zur Verfügung.

Wie es schon jetzt üblich ist, den Käufern von Noten dieselben
gleich vorzuspielen, so wird man im Neuen Kaufhaus in der Abteilung
Theaterbilletts, Texte usw. auf einer Drehbühne die gewünschten Stücke
von bedeutenden Schauspielern gleich zur Probe vorgemimt erhalten.

Jeder Käufer, der mit dem gekauften Gegenstand nicht zufrieden
ist, erhält denselben nicht bloß gegen ein konvenierendes Objekt
bereitwilligst eingetauscht, sondern außerdem noch sein Geld zurück und
„bedagt“ hierauf vergnügt nach Hause.

Mehr kann man nicht verlangen!
                                              F. Schl.

                                  *


O weh!

In einer Gesellschaft bei Bankier Tulpenstiel werden Rätsel aufgegeben,
plötzlich schreit da die kleine Tochter des Hauses: „Bitte, darf ich
auch ein Rätsel aufgeben?“ „Ja, gerne, gerne,“ sagt ihre Mama, „wenn
du ein schönes weißt!“ Da sagt die Kleine: „Welcher Unterschied ist
zwischen dem Herrn Veilchenfeld hier und einer Katze?“ Niemand weiß es
und man sagt zur Kleinen, sie möge die Auflösung sagen; da entgegnet
die Kleine: „Die Katze hat einen Schweif und der Herr Veilchenfeld hat
keinen.“ Ganz verlegen sagt die Mutter rasch, ohne zu überdenken, was
sie spricht: „Entschuldigen Herr Veilchenfeld, =meine Tochter meint
nämlich -- hinten=.“

                                  *


Ein Diplomat

Der wegen seiner Eleganz bekannte Herr Kommerzienrat Aaron steht
nachdenklich vor der Börse; da tritt ein kleiner, schäbiger
Börsenjobber an ihn mit der Frage heran: „Na, lieber Freund, wie geben
Sie Russen?“ -- Entrüstet wendet sich der Kommerzienrat um und spricht
würdevoll: „Erstens bin ich für Sie der Herr Kommerzienrat Aaron;
zweitens bin ich nicht Ihr lieber Freund und drittens -- per wann
wollen Sie se haben?“

                                  *


Bank-Usancen im fernen Westen

Seit dem jüngsten verwegenen Bankraube in Cody haben die meisten
Banken im Staate Wyoming (U. S. A.) folgendes Regulativ an ihren Türen
angeschlagen: „Wir zeigen an, daß wir Mitglieder der amerikanischen
Scharfschützenvereinigung sind. Kunden, die glauben, daß der Kassierer
sich geirrt hat, werden ersucht, nicht vor einer etwaigen Klarstellung
zu schießen. Fremde dürfen die Bank nur mit hochgehaltenen Händen
betreten, andernfalls setzen sie sich dem Feuer unseres Schützenstabes
aus. Depositen von Leuten, die auf unserem Grund und Boden getötet
werden, bleiben Eigentum der Bank. Die Bank ist für verlorene Revolver
und Messer nicht verantwortlich. Kunden, die sich üben wollen, werden
ersucht, nach den Federn in den Händen der Buchhalter zu schießen
und den Kassierer unbelästigt zu lassen. Leute, die schnell bedient
werden wollen, mögen freundlichst beachten, daß das Ausschießen der
Lampen die Arbeit unserer Beamten mehr verzögert als beschleunigt.
Die Leichenbestatter werden darauf aufmerksam gemacht, daß die Bank
nicht für die Beerdigungskosten von Personen aufkommt, die von unseren
Stabsbeamten im Geschäftsbetriebe getötet werden.“

                                  *


Im Tuchladen

Tuchhändler (zum Kommis): „Ist der neue Stoff, der =gar nicht einlaufen
soll, noch nicht eingelaufen=?“

                                  *


Kohns Gruß an die Sonne

    Erdballerlaichtende ewige Lampe, wenn dich ich betrachte,

    Szieht mer ä Wonnegefiehl faktisch derekt durch den Leib,

    Funkelst doch so berückend wie =Gold=, un noch eins imponiert mer --

    =Sonne=, akkrat as de Börs', gehste mal runter mal rauf!

    Darum begrießt dich als strahlendes Urbild von Hausse und Baisse

    Namens der „Spekulaßjon“

                    ganz untertänigst
                                              R. Kohn.

                                  *


Levys Sang an den Mond

    Hat doch mei Chef, der Herr Kohn, die Sonne besungen ... e
        Kunststick!

    Werd' ich besingen den Mond, -- auch e poet'sches Objekt! --

    Also -- wenn abens ich auf'm Balkong sitz' un raufseh ßum Himmel,

    Schleicht mer -- identisch mit Kohn -- auch e Gefiel dorch's
        Gemieth.

    Sag' ich mer so: der Mond -- er pumpt von der Sonne sei Licht
        doch ...

    =Goldiges= -- nu' und was werft runter er nachts auf die Erd? --

    =Silbernes!= -- haißt e Geschäft! was? faktisch e faines
        Geschäft! --

    Jeder =Agrarier= muß finden darin e Simbol --:

    Sein Ideal --: 's Kappetal mechte ich borgen in =Gold= un de Szinsen

    Szahlen in =weißem= Metall! ... -- Bimetallistekalkiel!

    20 Reichsmark in Gold = 6 Taler 20, -- e Taler

    Aber hat =inneren= Wert ßirka 'ne Mark nur im Kursch --

    Haste gesehen! ... un ich? -- was lern' ich vom Nachtlicht da oben?

    Nun, als e denkender Mensch komm ich ßu =dem= Resultat:

    =Mond=, 's existiert ßwischen uns 'ne frappante Ideengemeinschaft,

    Namentlich =kommerßiell= schätz ich als Vorbild dich hoch! --

    Darum verneigt sich vor dir in hochachtungsvollster ergebener

    Tiefster Subordenaßion

                                            Levy,
                                       im Hause R. Kohn.

                                  *


Unerwartete Wirkung

War da ein biederer Kleiderhändler, der einmal in einem Fabrikskontor
vorsprach. Unter den Inschriften und Emblemen, die die Wände
schmückten, fesselte besonders seine Aufmerksamkeit:

            „Was du heute kannst besorgen,
            Das verschiebe nicht auf morgen!“

Ein prächtiges Motto! dachte er. Das ist wirklich ein Ansporn für
jedermann, der einen Entschluß lange in sich herumträgt, sich aber zur
Ausführung nicht entschließen kann und sie von Tag zu Tag verschiebt!
Und so ging er denn hin und brachte den Wahlspruch überall in seinem
Geschäfte an. Die Wirkung war eine prompte, aber unerwartete. Am
nächsten Tage war der Kassierer mit der Kassa und der Buchhalter mit
der Frau des Prinzipals durchgegangen, und der Laufbursche hatte die
Portokasse erbrochen und war mit einem Revolver und einem Schatz von
hundertdreißig Nick-Carter-Heften durchgebrannt.

                                  *


Abschreckungsmittel

=Chef= (der einen herkulischen Hausknecht engagiert hat): „Haben Sie
keine Photographie von sich?“

=Hausknecht=: „O ja; zu welchem Zweck?“

=Chef=: „Wir könnten sie gleich im Hausgang anheften für die Herren
=Handlungsreisenden=!“

                                  *


Die interessante Geschichte

A: „Sag mal, hast du denn schon davon gehört?“

B: „Wovon denn?“

A: „Nu, von die Jeschichte mit den -- mit den -- na, da draußen, da
neben die -- Jees! wie heeßen denn die Leute?“

B: „Meenst du vielleicht die neue Bierkneipe?“

A: „I nee doch! Ich meene die Jeschichte mit den -- na, der Name
schwebt mir uf de Lippe. Die da draußen vorjejangen is, da bei -- da
draußen bei -- Jott, du mußt ja den Ort kennen!“

B: „Ach Jees, det is die Jeschichte mit den -- ja, die kenn ick -- mit
den -- na mit den -- Jees, wie heeßt er doch? Die meenste?“

A: „Richtig, die meen ick. Also du kennst se schon?“

B: „Ja, die kenn ick; die hat mir ja der -- der -- na, wie heeßt er
denn, erzählt. Der -- da draußen -- du weeßt ja!“

A: „Ja, ick weeß schon, det is die Jeschichte! Von den hab ick se ooch.“

                                  *


Mißverstanden

Lotteriekollekteur: „Hier ist das gewünschte Los. -- Nun machen Sie
aber endlich einmal, daß Sie =herauskommen=.“ -- Kunde: „Na, solche
Flegelei ist mir denn doch noch nicht vorgekommen.“

                                  *


Kollegial

Agent A: „Ich war gestern so furchtbar aufgeregt, daß ich Sie einen
Schwindler nannte. Sie nehmen es mir doch nicht übel?“ -- Agent B:
„Nicht im geringsten, Herr Meyer, wir sind doch Kollegen!“

                                  *


Was einem Geschäftsreisenden passieren kann

Ich besuchte seit Jahren einen treuen Kunden in Sachsen, bei dem sich
wie von selbst das „Gewohnheitsrecht“ herausgebildet hatte, daß er
mit mir jedesmal, bevor wir ans Geschäft gingen, in einem benachbarten
guten Weinrestaurant „eine“ gute Flasche trank, und er war nicht nur
ein Freund von „Weinrot“, sondern auch von Rotwein, besonders wenn es
auf Geschäftsunkosten ging. Am andern Tage bekam ich dann regelmäßig
meinen guten Auftrag. So ging das Tour für Tour; auch neulich holte
ich ihn abends, gleich nach meiner Ankunft an dem betreffenden Platze,
zu unserem obligaten gemütlichen Schoppen ab. Diesmal wählte er eine
ganz besonders schwere und teure Marke; ich machte aber gern mit, denn
was tut man nicht alles für seinen Chef und seine Kundschaft. Auch
quantitativ ging er diesmal über das bisher übliche Maß hinaus; ich
hielt still, denn er schien mir auch bezüglich seiner Order diesmal
besonders „große Rosinen im Sack“ zu haben ... Der Morgen graute schon,
als ich ihm beim Abschied ein „Wohl bekomm's!“ zurief und ihn zum
Schluß möglichst beiläufig fragte: „Na, lieber Freund, wann kann ich
Ihnen morgen früh meinen Koffer schicken?“ „Hären se, mei Kutester“,
erwiderte er, „diesmal gann ich Ihnen awer nischt bestellen, ich bin Se
nemlich pleite!“

                                  *


In einem Modewarengeschäft

Kundin: „Und ist das auch wirklich der neueste Stoff?“ -- Verkäufer:
„Gewiß, Madame, erst gestern hereingekommen!“ -- Kundin: „Ja, das
sagen Sie so. Können Sie mir dafür garantieren?“ -- Verkäufer: „Gewiß,
gnädige Frau, gewiß! So neu ist der Stoff, daß wir noch nicht einmal
Zeit gehabt haben, seinen Preis herabzusetzen!“

                                  *


Eine wäss'rige Geschichte

    Wenn die kleinen Schollen schmollen,
    Daß die lieben Muscheln tuscheln,
    Weil die fetten Schleien speien,
    Wenn im Teich Karauschen lauschen
    Und die Kieler Sprotten spotten
    Wie die glatten Pricken blicken,
    Oder mit den Hechten rechten,
    Ob die Elleritzen schwitzen
    Und wohin die Zandern wandern.
    Wenn wir von den Stören hören,
    Wie die armen Barben darben
    Und wir uns Makrelen wählen,
    Oder einen Rochen kochen.
    Wenn die Bachforellen schnellen
    Und die alten Kröten flöten,
    Oder bunte Unken tunken,
    Wo die fetten Schnecken stecken --
    Werden sich die Flundern wundern!

                                  *


Vor Weihnachten

„Ich bitte um eine Bluse.“

Verkäuferin: „Jawohl, mein Herr, wäre Ihnen dieser Schnitt recht?“

„Janz ejal!“

Verkäuferin: „Welche Farbe dürfte es dann sein?“

„Auch ejal, auch ejal.“

Verkäuferin: „Aber um die Größennummer darf ich doch bitten?“

„Is ejal, is alles ejal, =umgetauscht wird se doch=!“

                                  *


Stoßseufzer

„Da hab' ich mir nun für teures Geld Normalbeinkleider gekauft, aber --
normal schauen meine Beine immer noch nicht aus!“

                                  *


Geburtsanzeige[3]

„=Trotz geschäftlicher Ueberbürdung= sind wir in der glücklichen Lage,
die Geburt des dritten kräftigen Hamburger Jungen anzuzeigen. Motto:
„=Wir haben keine Zeit, müde zu sein.=“

Hamburg, d. 17. Dez. 1907. Carl Voß und Frau.“

  [3] Aus „Die meschuggene Ente“. Die 200 ulkigsten Enten, die im
      Blätterwalde deutscher Zeitungen unfreiwillig ausgebrütet worden
      sind. In Freiheit dressiert und vorgeführt von Felix Schloemp.
      Mit Geleitwort von Otto Julius Bierbaum. 18. Aufl. Verlag von
      Georg Müller in München.

                                  *


Seine Auslegung

Zigeunerin (dem jungen Kassier Meier aus den Linien der Hand
wahrsagend): „Hier, junger Herr, sehe ich eine Linie, die für Ihr
Leben große Bedeutung gewinnen wird.“ -- „Weiß ich, das ist die
Hamburg-Amerika-Linie!“

                                  *


Vom Telegraphen-Kobold

Eine Depesche von dem Ableben des Vaters hatte folgende Fassung: „Vater
sauft (anstatt sanft) verschieden.“

Die Telegrammadresse an eine Kammersängerin lautet: „An die
Jammersängerin N. N.“

Von einem Verliebten aus der Ferne: „Liebes Rind (Kind), könnt' ich bei
dir sein!“

Ein Kondolenztelegramm: „Auch wir sind schwer besoffen (statt
betroffen).“

Eine Rückmeldung, betreffend die Unbestellbarkeit eines Telegramms
wegen mehrerer gleicher Namen lautete: „Kohn ohne Bezeichnung des
Vornamens unbestellbar, da mehrere gleichnasige.“ (Gleichnamige.)

Ein Kaufmann in Kr. ersuchte drahtlich einen ländlichen Verwandten
um sofortige Absendung von „Grasbutter“. Das Telegramm ging durch
Fernsprechverbindung weiter und der Verwandte erhielt eine Depesche
mit der Weisung, „sofort Großmutter absenden.“ Letztere langte, in
der Meinung, es sei etwas Außergewöhnliches passiert, alsbald sehr
aufgeregt mit vielen Koffern und Schachteln in Kr. an.

                                  *


Aus dem Geschäftsbrief eines Materialwaren-Händlers

„Die mir gesandten Heringe gefallen mir nicht. Sie sind faul. Sie
stinken ja vor Faulheit. Das Faß Tran, welches ich für Sie im Auge
hatte, geht Ihnen jetzt auch vor der Nase vorüber.“

                                  *


Geschickt ausgewichen

Der lange Baron v. Schnabelwitz und der kleine Produktenhändler
Veitel gehen die Straße laut sprechend und heftig gestikulierend
auf und nieder. Kaum entfernt sich der lange Baron, so drängen sich
die Konkurrenten an Veitel mit der Frage: „Was hat der Baron von dir
gewollt?“

=Veitel=: „Was er gewollt hat? Weiß ich? Ich soll da =unten= verstehen,
was der da =oben= spricht!“

                                  *


Im Wäschegeschäft

Einer Dame sind bei Bestellung eines größeren Wäschepostens ein halbes
Dutzend Beinkleider zuviel geliefert und berechnet worden. Sie trägt
dieselben zurück und ersucht um Richtigstellung der Rechnung. Darauf
der Prinzipal:

„Ja, bitte, das ist ein Irrtum gewesen! Entschuldigen Sie vielmals!“
Und zum Buchhalter sagt er: „=Ziehen Sie mal der Dame die Beinkleider
ab!=“

                                  *


Wetterbericht im Börsenstil

Seit einigen Tagen tritt das Gerücht auf, dass die bekannte Weltfirma
Sommer u. Co. in Liquidation getreten sei. Zahlreiche Gläubigergruppen
haben bereits vor Wochen Protestversammlungen veranstaltet, um gegen
die besonders in den letzten Monaten zutage getretenen Mißstände
Stellung zu nehmen. Ihre eingegangenen Verpflichtungen hat die Firma im
letzten Geschäftsjahr zum Teil gar nicht, zum Teil nur sehr mangelhaft
erfüllt. Es steht zu befürchten, daß der Zusammenbruch der Weltfirma
den Konkurs zahlreicher anderer Firmen zur Folge haben wird ... Zu
den am meisten geschädigten „Geschäftsfreunden“ gehören vor allem
zahlreiche Gastwirte und Biergartenbesitzer. Sonnenschein war stets
sehr knapp am Lager und wurde trotz reger Nachfrage gar nicht oder
nur in sehr kleinen Quanten geliefert. Auch den Landleuten gegenüber
hat die Firma die Lieferungsverträge nicht innegehalten. Es wurde
in den letzten Monaten überhaupt nur noch mit „Wechseln“ gearbeitet,
die natürlich immer unbeliebter wurden. Bei dem Konkursverwalter Aug.
September laufen täglich zahlreiche Forderungen auch aus den Kreisen
der Gewerbetreibenden und der sog. kleinen Leute ein; besonders aber in
Sportkreisen und unter der Lebewelt der Badeorte hört man mannigfache
Klagen über das unlautere Geschäftsgebaren der früher so angesehenen
Firma. Als letzter Termin zur Anmeldung von Forderungen war der 23. d.
Mts. festgesetzt. Mit diesem Tage übernahm, wie jetzt bekannt wird,
die bekannte und gut fundierte Firma Herbst u. Co. den Betrieb mit
sämtlichen Warenvorräten. Hoffentlich gelingt es dieser, das verloren
gegangene Vertrauen unter der Bevölkerung wieder zu gewinnen.

                                  *


Nach dem Leben

Ein neuengagierter Reisender wird von seiner Firma auf die Tour
geschickt, kommt aber ohne Aufträge zurück.

Der Chef der Firma ist sehr ungehalten und läßt den Reisenden in sein
Privatkontor bitten.

„Ja, wie ist es bloß möglich, daß Sie nix verkaufen?“ fährt er ihn an,
„gewiß machen Sie die Sache nicht energisch genug. Wir wollen gleich
mal eine Probe machen. Also denken Sie, ich bin der Kunde, dem Sie
Offerte machen sollen, und fangen Sie mal an!“

Der Reisende geht hinaus, klopft an, tritt mit einer Verbeugung ein:
„Ich komme von der Firma Troddelkopp & Co. und wollte mir gestatten,
Ihnen Offerte in Lebertranpillen zu machen.“

„Bedaure,“ sagt der Chef, „brauche nix!“

„Dann entschuldigen Sie bitte, vielleicht ein andermal! Empfehle mich
gehorsamst!“ Der Reisende geht hinaus.

„Falsch,“ schreit der Chef, „sehen Sie, ich hab's ja gesagt, daß Sie
nicht können energisch genug auftreten! Nun wollen wir mal die Sache
umgekehrt machen. Setzen Sie sich mal her und spielen Sie den Kunden
und ich werde den Reisenden machen!“

Gesagt, getan. Der Reisende setzt sich hin und der Chef geht hinaus,
klopft an und tritt ein:

„Verzeihung, wenn ich störe, ich wollte mir gestatten, Ihnen von der
bekannten Firma Troddelkopp & Co. die berühmten Lebertranpastillen zu
offerieren!“

„Was,“ brüllt der Reisende los, „von diesem Schwindler wollen Sie mich
beschummeln helfen! Raus!!!“

Packt den Chef beim Kragen und befördert ihn unter einem kräftigen
Fußtritt aus dem Lokal.

„Sehen Sie,“ sagt er dann, als der Chef, seine Kehrseite reibend,
wieder ins Bureau kommt, „den Reisenden haben Sie ganz nett gespielt,
=aber den Kunden habe ich energischer und lebensgetreuer gemacht=!“

                                  *


Telegramm

„Viehhändler U. Magdeburg. Morgen alle Schweine auf dem Bahnhof. Sie
erwarte ich auch. Ich komme erst morgen, da Personenzug keine Ochsen
mitnimmt. Schlechtes Marktgeschäft. Rindvieh im Preise gestiegen. Sehen
Sie sich vor. Wenn Sie Ochsen brauchen, denken Sie an mich.“


Merkwürdige Kalkulation

Chef: „Die Firma Schulze & Co. hat Konkurs angesagt. Das Conto
derselben ist bei mir mit tausend Mark belastet.“ -- Reisender: „Da
bin ich aber in der Tat sehr froh, daß ich den letzten Posten zu
Schundpreisen verkauft habe.“ -- Chef: „Wieso?“ -- Reisender: „Sonst
wäre ja Ihr Verlust viel größer.“

                                  *


Mahnung und Antwort

  +----------------------------------------------------------+
  |  Siegfried Jacob & Co.                                   |
  |       Breslau.                 _Breslau, d. 5. 12. 09._  |
  |                                                          |
  |                 _Herrn Aaron Ponimsohn_                  |
  |                                       _in Krotoschin._   |
  |                                                          |
  |    _Bei Durchsicht unserer Bücher finden wir Ihr Konto   |
  |  noch immer mit M. 300.-- belastet._                     |
  |    _Wenn Sie nicht innerhalb 5 Tagen bezahlen, verklagen |
  |  wir Sie._                                               |
  |                                 _Ergebenst               |
  |                            Siegfried Jacob & Co._        |
  +----------------------------------------------------------+


  Antwort.

  +----------------------------------------------------------+
  |                             _Krotoschin, d. 8. 12. 09._  |
  |         _Herrn                                           |
  |               Siegfried Jacob & Co.                      |
  |                                              Breslau._   |
  |    _Anbei übersende ich Ihnen die 300 M._                |
  |    _Wie können Se mer solch grobben Brief schreiben! Wo  |
  |  ich kaufe schon seit 30 Jahren von Ihnen de mieseste    |
  |  Schundware, asser kaufe ich nich for einen Pfennig mehr |
  |  von Ihnen; ich verbitte mir soiche Briefliches._        |
  |                                    _Ergebenst            |
  |                                  Aaron Ponimsohn._       |
  |                                                          |
  |                                      _Bitte wenden!_     |
  +----------------------------------------------------------+


  Rückseite der Antwort.

  +----------------------------------------------------------+
  |                                                          |
  |    _Eso hätt ich geschrieben, hätt ich gehabt Geld zu    |
  |  Bezahlen._                                              |
  |    _Aperçü: Schicken Se mir noch von de leinenen Ticher  |
  |  3 Dtzd._                                                |
  |                                                          |
  +----------------------------------------------------------+


Energisch

Ein Schneider schickt seinen Reisenden zum Studenten Borgerl, um
demselben mal energisch auf die Hinterbeine zu treten. Nach 'ner halben
Stunde kommt der Reisende zurück.

„Nun, Herr Meyer,“ fragt der Schneider, „haben Sie es dem Manne
gesagt!?“

„Ob ich es ihm gesagt hab' und =wie= hab' ich es ihm gesagt, und wenn
er =dagewesen wär', hätt' ich es ihm noch viel mehr gesagt=!“

                                  *


Im Sargmagazin[4]

„Was für einen Sarg wünschen gnädige Frau? Einen metallenen oder einen
eisernen?“

„Welche sind besser?“

„Beide Sorten sind gut. Die metallenen Särge sind dauerhafter, aber die
eisernen =gesünder=!“

„Gut, also einen eisernen! Was kostet dieser?“

„Sechzig Mark.“

„Was so teuer, können Sie ihn mir nicht billiger abgeben?“

„Nein, billiger kann ich ihn nicht lassen, aber ich =will Ihnen noch
einen kleinen zugeben=!“

  [4] Aus: „Der gekitzelte Aeskulap“. Eine kräftige Dosis der
      medicynischsten Witze und Schnurren von Aerzten, Patienten
      und lustigen Studenten. Verordnet von Felix Schloemp. Unter
      Accouchement von Roda Roda. 13. Auflage. Verlag von Georg Müller,
      München.

                                  *


Industrie

Wie anders war es doch in alter Zeit!

Mit tiefer Wehmut gedenke ich noch heute eines traulichen
Familienbildes. Es war am Vorabend der Hinrichtung unsres seligen
Urgroßvaters. Großpapachen, damals noch ein rüstiger Herr, saß,
ein gesticktes Hauskäpplein auf dem Haupte, über der „Morgenpost“,
Großmamachen las einen Roman von der Luise Mühlbach, Onkel Kaspar
rauchte seine schwarz-rot-goldne Pfeife und Mutterchen -- sie hatte
sich kurz vorher verlobt -- häkelte eine Weste für ihren Bräutigam.
-- In der friedlichen Runde aber kreiste die Lichtputzschere, und alle
wetteiferten im Schneuzen der anheimelnd flackernden Kerze.

Seitdem sind viele Jahre vergangen.

Die technischen Fortschritte auf allen Gebieten sind bis in die
innerste Häuslichkeit gedrungen, man brennt heute nur mehr Gas oder
Elektrizität.

Wir hatten in unsre alte Wohnung Gas einziehen lassen, aber Großmama
wurde nie den Gedanken los, daß es nach Ziegenbock stinke. Dann ist es
auch im Schlafzimmer sehr unangenehm. Elektrizität wieder, das kostet
eine Menge Geld, wenn man noch nicht darauf eingerichtet ist, und man
hört auch so viel von Kurzschlüssen.

Da las Großpapachen in der „Morgenpost“ von der
Spektral-Multiplex-Biform-Lampe, und auch im Krakauer Kalender war sie
rühmend erwähnt -- als etwas wirklich Gediegenes.

Zufällig sah ich bei Beer & Cie. im Schaufenster eine Multiplex-Biform
brennen und fand das Licht ruhig und sehr hell.

Am nächsten Abend nahm ich meine Käte mit. Wir sahen uns beide das Ding
an. Sie konnte auch nicht viel dagegen sagen und war nur mißtrauisch,
weil die Lampe patentiert war. Aber es ist doch einfach töricht, eine
Lampe, nur weil sie patentiert ist, für schlecht zu halten.

Wir besprachen die Sache zu Hause. Großpapachen, der sehr modern denkt,
war dafür, daß ich zu Beer & Cie. fragen gehen sollte: erstens, wieviel
Petroleum die Lampe brauche, zweitens, wieviel sie koste und drittens
wegen einer schriftlichen Garantie auf ein Jahr.

Bei Beer & Cie. traf ich einen Kommis, einen sehr geläufigen jungen
Mann. Er fragte mich, ob ich einen Spektral-Multiplex-Biform-Löscher
haben wolle -- oder eine Spektral-Multiplex-Biform-Lampe.

Ich sagte: eine Lampe.

Da begann der junge Mann:

„In höflicher Beantwortung Ihrer sehr geschätzten Anfrage gestatten
wir uns, Ihnen unsere hochprima Spektral-Multiplex-Biform-Lampen in
zwei Größen zu offerieren: die eine für Wohnzimmer, die andere für
Lokalitäten.“

Ich verlangte natürlich eine Lampe von der ersten Art. Er brachte sie
und zündete sie an.

„Unsre von allen Höfen und den höchsten Fürstlichkeiten durch lobende
Anerkennungen ausgezeichnete Spektral-Multiplex-Biform-Lampe hat ihren
Namen daher, daß die Flamme, wie Sie sehen, in Form eines griechischen
Bi brennt. Man kann sie auf acht Kerzenstärken einstellen -- wie
jetzt -- für Gesellschaften bis zu fünf Personen; oder -- so -- auf
neun Kerzen -- für elf Personen, darunter auch Kinder oder -- durch
diesen Hebeldruck -- auf dreizehneinhalb Kerzen -- für Hochzeiten und
andere größere Räumlichkeiten. Die Tabelle dazu geben wir kostenlos
bei. -- Die Lampe wird mit Spektralöl gefüllt, und führen wir selbes
gleichfalls. Das Spektralöl ist von uns erfunden und wird eigens für
unsere werten Kunden erzeugt. Es kostet um fünf Kronen per Tonne mehr,
als das beste im Handel befindliche Petroleum, hat aber auch einen
um 21,5 Proz. höhern Feingehalt an ölig-chemischen Bestandteilen. Die
Multiplex-Biform verbraucht davon in einer englischen Stunde je nach
der Kerzenstärke für dreizehn bis neunzehn Hundertel Heller, wodurch
sich zwar der Liter Spektralöl in der Anschaffung ein für allemal
etwas höher stellt, jedoch im Gebrauche wesentliche Ersparnisse im
Gefolge hat. Hierfür garantieren wir, und legen wir die Tabelle hiezu
gleichfalls kostenlos bei. -- Die Lampe selbst berechnen wir Ihnen
äußerst mit 23 K 70 h netto ab hier, und haften wir schriftlich bis zur
Ueberstellung ins Haus. -- Ein Reserve-Spektral kostet eine Krone, ein
Reserve-Multiplex sieben Kronen und ein Dutzend Reserve-Biformen nur
sechzig Heller.“

Also kaufte ich eine Lampe samt allen notwendigen Nebenbestandteilen.

„Wünschen auch einen Spektral-Multiplex-Biform-Ohrenschützer? -- Nein?
-- Aber einen Spektral-Multiplex-Biform-Löscher empfehle ich Ihnen
unbedingt.“

„Nein, nein -- ich danke,“ sprach ich und ging.

       *       *       *       *       *

Am dritten Abend, als wir wieder daheimsaßen, Großpapa mit seiner
„Morgenpost“ und Onkel Kaspar mit seiner Pfeife, da sprach meine Käte:

„Sieh nur, die Lampe geht aus.“

Ich rüttelte sie ein wenig -- sie war gefüllt. Ich holte die Tabelle,
stellte die Lampe auf sechs Personen und ein Kind ein -- sie flackerte.
Ich schraubte ein neues Spektral ein -- sie zuckte meterhoch und
summte.

„Vielleicht ist das Multiplex zu stark erhitzt,“ sagte Onkel Kaspar
-- und ich tat ein andres Multiplex an die Biform. -- Als alles nichts
nützte, zog ich auch die Biform heraus und ersetzte sie. Aus der Lampe
hörte man es zornig brausen, und die Flamme züngelte wie eine Schlange
aus dem Zylinder.

„Am besten wäre, die Lampe auszulöschen.“

„Ja -- ja, löschen wir sie aus,“ riefen nun alle.

Ich wollte die Schraube anziehen -- sie war unberührbar heiß. Da blies
ich in den Zylinder. Die Flamme fuhr heraus und fauchte mich an. Onkel
Kaspar begann mitzupusten, dann Käte und alle Kinder, die Gouvernante
und endlich sogar Großväterchen. Wir bliesen zuerst ungeregelt und dann
auf Kommando. Der Gouvernante flog der Puder vom Gesicht und ein Zopf
aus der Frisur -- die Lampe brannte.

Da sah man, wie der Multiplex anfing, von oben her langsam in Rotglut
überzugehen. Immer tiefer und tiefer, jetzt mußte die Röte den
Lampenkörper erreichen.

Und da -- erfolgte ein unbeschreiblicher Krach.

Ich habe jene berühmte Kesselexplosion des Donaudampfers „Radetzky“
im Hafen von Preßburg mitgemacht, wo der zweite Maschinist hoch in die
Luft flog und die Kunde von dem erschütternden Ereignis als erster nach
Bruck an der Leitha brachte. Aber ich muß sagen, ich habe zwischen
den beiden Explosionen keinen Unterschied bemerkt. Onkel Kaspar
wieder, der damals in Preßburg sein Gehör verloren, fand den Knall der
Multiplex-Biform um ein Nuance lauter.

Unsere Fenster waren auf die Gasse geflogen und die der
gegenüberliegenden Häuserreihe eingedrückt worden. Eine bedeutende
Rauchwolke -- in der „Morgenpost“ stand später fünfzehn Stockwerke hoch
-- wallte himmelan. Es brannte der Schreibtisch, das linke Ende von
Großpapachens Bett und die marmorne Säule unter einer Gips-Bronzebüste
von Dante.

Wir alle saßen noch betäubt -- unfähig, uns zu rühren.

Da hörte ichs unten rasseln und blasen: die Feuerwehr.

Und eine Baßstimme vor der Tür: „Ists ein
Spektral-Multiplex-Biform-Brand -- oder ein andrer?“

„Ein Biform --.“

„Na, dann heißts nicht viel.“

Herein trat ein Feuerwehrmann mit einem niedlichen polierten Apparat
und richtete einen dünnen Strahl auf die Brandstellen. -- Im Nu war
alles gelöscht.

Dem Feuerwehrmann auf dem Fuße aber folgte der Kommis von Beer & Cie.
und sprach:

„Sie haben hier soeben den ausgezeichneten amerikanischen
Spektral-Multiplex-Biform-Löscher in Tätigkeit gesehen, und
dürfte derselbe Ihr geschätztes Wohlgefallen gefunden haben.
Wir erzeugen solchen in zwei Größen: Nr. 1 für eine bis drei
Spektral-Multiplex-Biform-Lampen -- Nr. 2 in größerer Ausführung für
vier und mehr Lampen.“

„Um Himmelswillen,“ rief ich, „sind denn euere Lampen geradezu aufs
Explodieren eingerichtet?“

Der junge Mann lächelte. „Der Hauptartikel unsres mit dreiundsiebzig
Filialen in sämtlichen Ländern vertretenen Welthauses sind unsere
großartigen Spektral-Multiplex-Biform-Löscher. -- Nur um unseren
ausgezeichneten Löschern eine weitere Verbreitung zu sichern, erzeugen
wir unsere Spektral-Multiplex-Biform-Lampen, und geben wir selbe an
Interessenten zum halben Selbstkostenpreise ab.“

                                                    Roda Roda.

                                  *


Ein Praktiker

Mayer hat einen Schlafrock ganz karriert, und in jedem Quadrat ist eine
Nummer darin. „Zu was hast du e nummerierten Schlafrock?“ frägt ihn
sein Freund. -- „Das ist ganz einfach,“ sagt Mayer, „wenn es mich zum
Beispiel am Buckel beißt, sag' ich zu mein' Weib: Sarah, kratz mir auf
Nr. 27.“

                                  *


Mitleidig

Mendl Zeisig, ein Hausierer, sucht schon Jahre hindurch einen Baron
heim und wird jedesmal von dessen Diener die Treppe hinuntergeworfen.
Hausierer und Diener werden alt dabei. Als der Erstere nach langer
Pause wieder einmal den Baron inkommodiert, ist der Diener schon
so gealtert, daß er den Beharrlichen nur mit großer Mühe die Treppe
hinunterwerfen kann.

Unten angekommen, sagt der Beförderte im Tone des tiefsten Bedauerns:
„Er werd nebbich schon sehr schwach, der Herr Johannleben!“

                                  *


Um jeden Preis

=Reisender=: „Ich vertrete die Firma Qualm & Comp. in Rauchhausen und
erlaube mir, Ihnen unsere vorzüglichen Fabrikate in allen Preislagen zu
empfehlen! Sie finden in meiner reichhaltigen Kollektion --“

=Herr= (unterbrechend): „Bitte, bemühen Sie sich nicht weiter, es ist
zwecklos, denn ich bin Nichtraucher!“

=Reisender=: „Aha, Nichtraucher?! -- Sehen Sie gefälligst, mein Herr,
da habe ich eine Sorte Pfälzer Decker mit Kartoffelkraut-Einlage, Preis
pro Mille 8 Mark, =die ist absolut nicht zum rauchen=!“

                                  *


Feste Preise

Aaron Mandelbaum will sich bei Siegfried Josephsohn einen Anzug kaufen.
Er hat sich schon etwas Passendes ausgesucht und fragt, was der Anzug
kosten soll.

„Nu,“ sagt Josephsohn, „bei mir sind Se in e reellem Geschäfte, wo nix
wird gehandelt, ich habe nor feste Preise un will for den Anzug nich
hundert, nich neunzig un nich achtzig Mark, Se kriegen ihn for siebzig
Mark und =keinen Pfennig billiger=!“

„Gut,“ sagte Mandelbaum, „ich will Ihnen was sagen, Herr Josephsohn,
ich will zahlen for den Anzug nich zehn, nich zwanzig und nich dreißig
Mark; ich will Ihnen geben dafür =vierzig Mark und keinen Pfennig
mehr=!“

„'S is gemacht!“ sagte Josephsohn, „Siegfried, pack' ein for Herrn
Mandelbaum den Anzug!“

                                  *


Kunstbegeisterung

Herr Löwengrub hält in seinem Hause viel auf Bildung. Bei einer großen
Gesellschaft erwartet er ungeduldig, daß einer seiner Gäste einen Toast
hält. Gegen Ende der Tafel erhebt sich endlich Kommerzienrat Baruch,
um einige Zeilen zu verlesen, die er „sich aufgesetzt“ hat. Löwengrub
klemmt sich seinen Zwicker auf die Nase und flüstert seiner Nachbarin
glückstrahlend zu:

„=Endlich e' bissche Literatur!=“

                                  *


Der Dichter

Isidor Rapunzeles ist verlobt und der Geburtstag seiner Braut steht
bevor. Um einen guten Eindruck zu machen, beschließt er, ihr ein
Gedicht zu verehren; aber leider ist er besser auf dem Kontorbock als
auf dem Pegasus zuhause. Er geht also zu einem Gelegenheitsdichter
und bestellt ein Geburtstagsgedicht. Schließlich fragt er: „Herr
Dichterleben, was wird kosten das Gedicht?“ -- „Zwanzig Mark!“ -- „Gott
der Gerechte, is das teuer! -- Na, weil's is for de Rebekka -- hier
sind zwanzig Mark! Aber hören Se, Herr Dichterleben, machen Se's recht
schön, 's is =das erste Mal, daß ich dichte=!“

                                  *


Der Kaufmannssohn

Der Lehrer hat in der Religionsstunde erzählt, wie Moses auf dem Berge
Sinai gewesen und nachdem er dort die zehn Gesetztafeln erhalten, aus
Zorn über den „Tanz der Juden um das goldene Kalb“ die Tafeln mit den
zehn Geboten zerschmetterte.

„Wie kam es nun,“ fragt er den Sohn des Großkaufmanns Meyerstein, „daß
die zehn Gebote trotzdem auf uns überkommen sind?“

Der kleine Meyerstein steht auf und erwidert:

„Nu, der liebe Gott wird doch e Kopierbuch gehabt haben!“

                                  *


Unterschied

In einem Konfektionsgeschäfte werden zwei Angestellte dabei erwischt,
wie sie mehrere Sommerpaletots entwendet haben, und zwar findet man bei
einem zwölf und bei dem andern fünf Stück vor.

Der Chef nimmt von einer Anzeige Abstand, wirft aber die unehrlichen
Angestellten sofort hinaus. Er läßt sie vorher in sein Privatkontor
kommen und zahlt ihnen ihr Gehalt unter Abzug des Preises für die
gestohlenen Paletots aus.

„Herr Silberberg,“ sagt der eine Angestellte, „Sie ziehen mir da ab
für die fünf gestohlenen Paletots 50 Mark, also 10 Mark fürs Stück. Dem
Knobelsdorf haben Sie für die zwölf gleichen Paletots 90 Mark, also nur
7,50 Mark pro Stück abgezogen?“

„Ja,“ sagt der Prinzipal, „=Sie haben ja auch bloß fünf Stück genommen,
der Knobelsdorf aber gleich einen ganzen Posten, da kriegt er se
billiger=!“


Scherzfrage

Welche ist die beste Bank der Welt?

Die Mitteldeutsche Kredit-Bank, denn wenn man der die Mittel und den
Kredit nimmt, bleibt immer noch die „Deutsche Bank“ übrig.

                                  *



[Illustration: Bosheit der Bürokröten]


Einer unter Tausenden

„Dem jungen Kommis dort hinten am letzten Pult können Sie sein Gehalt
aufbessern um 20 Mk.“ bemerkte der Chef zu seinem Prokuristen. „Er
ist einer unter Tausenden. Diesen Morgen, als ich durch das Bureau
ging, war er der einzige, der arbeitete, alle anderen standen an
den Fenstern, um das Militär vorüberziehen zu sehen und der Musik
zuzuhören.“ Das Herz des jungen Kommis hüpfte vor Freude am nächsten
Ersten, als er sich so unerwartet aufgebessert sah, und der Prokurist
erzählte ihm den Vorfall, dem er sein Glück zu verdanken hatte. „So,“
fragte der Kommis, „das Militär zog vorbei?“ -- „Ja, haben Sie denn
nicht das Musizieren gehört?“ -- „Ja,“ meinte der Kommis, „ich mußte
aber grade meiner Braut eine eilige Rohrpostkarte schreiben.“

                                  *


Sehr nobel

=Chef= (in einer Ansprache an sein Personal): „Die große Freude an
dem selten schönen Ereignis des =hundertjährigen= Bestehens meiner
Firma veranlaßt mich denn auch, sämtliche =Herren=, welche =seit der
Gründung= in meinem Hause tätig sind, mit einer Gehaltsaufbesserung zu
bedenken!“

                                  *


Geschäftsstil

„In Ihrem Allerwertesten vom 12. 3. erwähnen Sie einen dunklen Punkt,
den ich mir vorbehalte, bei meinem Dortsein eindringlichst mündlich zu
berühren.“

                                  *


Nervös

Veilchenfeld (nervös am Telephon): „Gehen Sie doch etwas weiter vom
Apparat zurück, Herr Hirschleben, =Se spucken mir ja fortwährend in's
Gesicht=!“

                                  *


Um zwei Uhr nachts klingelt beim Eier-Engroshändler Wassergeruch das
Telephon äußerst stürmisch.

Wassergeruch fährt aus dem Schlafe auf und läuft besorgt zum
Fernsprecher.

„Wer ist dort?“ fragt er.

„Hier Natan Zucker! Sie haben einen Wechsel von mir, der morgen fällig
ist, Herr Rosenstein.“

„Gut, gut,“ schreit der Angerufene, „und was wollen Sie denn
eigentlich?“

„Ich will Ihnen nur sagen, Herr Rosenstein, daß ich nicht in der Lage
bin, den Wechsel einzulösen ...“

„Mensch,“ unterbricht ihn Rosenstein wütend, „und wegen dem wecken Sie
mich auf, mitten in der Nacht. Was fällt Ihnen denn ein, Zucker?“

„Gott,“ sagt Zucker, „ich hab' nicht können schlafen wegen dem Wechsel,
und da hab' ich mir gedacht: sag's ihm jetzt, da wird =er nicht können
schlafen=!“

                                  *


Erkannt

Der Verlagsgehilfe Bummerl benutzt häufig den Vorwand, „etwas Wichtiges
in der Druckerei“ erledigen zu müssen, um einige private Abstecher in
ein nahes Weißbierlokal zu unternehmen, und legte vor seinem Weggehen,
jedesmal einen Zettel:

  +----------------------------------------------------------+
  |                _Bin in der Druckerei_                    |
  |                                  _Bummerl_               |
  +----------------------------------------------------------+

auf sein Pult. Als er einst wieder von einer solchen Exkursion
zurückkehrte, findet er den Zettel so korrigiert vor:

  +----------------------------------------------------------+
  |                _Bin in der Drückerei_                    |
  |                     _sehr gross!_                        |
  |                                  _Bummerl_               |
  +----------------------------------------------------------+

                                  *


Stimmungswechsel

Schuldner: „Ich möchte gern meine Schuld bei Ihnen bezahlen --“ --
Gläubiger: „Ach bitte, das hat gar keine Eile!“ -- Schuldner: „Aber ich
kann leider noch nicht!“ -- Gläubiger: „Ja, was bilden Sie sich denn
eigentlich ein? Meinen Sie, ich werde noch länger warten?“

                                  *


Der Lehrling

  Wer ist der Jüngling, klein und glattgeschoren,
  Der stets als Letzter morgens im Bureau,
  Mit langen, zupfenswerten, roten Ohren
  Und überhohem Kragen comme il faut,
  Den man von früh bis abends hört rumoren,
  Doch schafft er nichts, der Bengel tut nur so,
  -- Das ist der Lehrling, oft und streng bekrittelt,
  Den man auch „=Stift=“ und „=Moritzche=“ betitelt.

  Die Presse des Kopierens wird auf Erden
  Von seinem muskelstarken Arm geschnürt,
  Doch müssen meistens abgeschrieben werden
  Die Briefe, die der junge Mann kopiert,
  Auch das Kopierbuch macht ihm viel Beschwerden
  Es wird im Jahre =einmal= registriert,
  Denn seiner Seele Schwarz ist kaum geringer
  Als die enorme Schwärze seiner Finger.

  Zehn Streiche sinnt er aus in der Minute,
  Ob Chef, ob Kommis ist ihm ganz egal.
  Und gibt ihm einer eine auf die Schnute,
  So haut er wieder mit dem Lineal.
  Des Nachts hingegen, da poussiert der Gute,
  Nicht leicht zu „kräftig“ ist ihm ein Lokal,
  Und trinkt er abends Lagerbier in Masse,
  So stimmt am Morgen nicht die Portokasse.

  So treibt er es zwei Jahre unverdrossen
  Und mit der Frechheit wächst sein rotes Ohr,
  Die Kaufmannsweisheit bleibt ihm zwar verschlossen,
  Doch menschlich-ethisch steigt er hoch empor.
  Und wenn die schöne Lehrlingszeit verflossen,
  Ruft ihn der Chef in das Privatkontor
  Und spricht mit väterlichem Ton allhier:
  „=Nun bist du Kommis -- aber nicht bei mir!=“
                                  =Karlchen.=

                                  *


Der dramatisch veranlagte Kommis

=Prinzipal=: „Herr Troddlich, Sie kommen immer zu spät, das kann nicht
so fortgeh'n!“

=Kommis=: „Spät kommt er, doch er kommt!“

                                  *


Guter Rat

Ein junger Kaufmann beklagt sich einem älteren gegenüber, daß er sich
langweile.

„Weißte was,“ erwidert der, „stell' nur 'n paar Vierteljahr-Akzepte
aus, da sollste sehn, =wie schnell die Zeit vergeht=.“

                                  *


Der Sykophant

=Kommis= (der ein Engagement sucht): „Verzeihen Sie gütigst, wenn ich
störe. Sie suchen einen Kommis und nun wollte ich mir die ergebene
Anfrage erlauben, ob Sie vielleicht für meine Wenigkeit Verwendung
hätten.“

=Kaufmann=: „Nein, Sie sind mir viel zu höflich. Ich muß einen Menschen
haben, der rücksichtslos und grob auftreten kann.“

=Kommis=: „Na, dann steigen Sie mir den Buckel hinauf, Sie alter Esel!“

=Kaufmann=: „Jetzt will er sich bei mir einschmeicheln!“

                                  *


Muster von Deutlichkeit

„Hiermit teile Ihnen mit, daß der nasse Tabak, den Sie mir ein wenig
naß geschickt haben, ein wenig zu naß ist; ein wenig naß durfte er wohl
sein, aber allzu naß, ist zu naß.“

                                  *


Der Urlaub

Der Bureaudiener Säbelbein möchte gern acht Tage Urlaub haben. Er geht
also zu seinem Chef hinein und bittet darum.

„Ah, das geht nicht!“ sagt der Chef. „Sie müssen um den Urlaub
schriftlich einkommen!“

„Ich kann sulchene Gesuch nicht machen!“ meint Säbelbein.

Der Chef, ein sehr freundlicher Herr sagt: „Also, so setzen S' Ihnen
daher, ich werd' Ihnen das Gesuch diktieren!“

Und er diktiert's dem Säbelbein. Eine halbe Stunde lang. „So,“ sagt er
dann. „Jetzt schreiben Sie 's sauber ab, picken S' einen Stempel d'rauf
und bringen Sie 's mir dann herein!“

Säbelbein tut, wie befohlen. Der Chef nimmt das Gesuch, liest
aufmerksam das selbstdiktierte Urlaubsgesuch durch und sagt dann: „Das
ist alles recht schön, lieber Säbelbein, aber ich kann Ihnen den Urlaub
nicht geben ... es ist zu viel zu tun im Geschäfte!“

                                  *


Ein Berliner Kaufmann, der in Konkurs geraten war, hat seine
Gläubiger mit 25 =Prozent= abgefunden; während der kritischen Zeit
hatte er sich nicht blicken lassen, und es hieß, er sei infolge des
Geschäftszusammenbruchs schwerkrank. Das war es auch gewesen, was seine
Gläubiger bewogen, mit ihm einen so billigen Vergleich zu schließen.

Bald nach Aufhebung des Konkurses ist der Mann wieder obenauf.

Eines Tages begegnet ihm ein früherer Gläubiger.

„Nu, Herr Schnupftuch,“ fragt er etwas ironisch, „wie geht's nach der
Krankheit?“

„Wie soll's gehn? Sie sehn doch ...“

„Ja, ja,“ meint der andere, „=Sie sehen wirklich schon um 75 Prozent
besser aus= ...“

                                  *


Fein pariert

Zwei Handlungs-Reisende kamen in der Geschäftsunterhaltung etwas in
Eifer, ja Erregung, so daß sich der Reisende Neidig zur Bemerkung
verstieg: „Bei all Ihren Bestrebungen und Geschäftsmanipulationen
erkennt man allenthalben nur das Trachten nach Verdienst, das
heißt Geld, während ich und beziehungsweise mein Haus mehr nach
Ehre trachten!“ -- „Ganz richtig,“ erwiderte gelassen der Reisende
Schneidiger: „Es trachtet eben jeder nach dem, =das ihm fehlt=!“

                                  *


Schlagfertig

=Wirt= (erregt): „Armer Herr! Sie haben wohl keine Ahnung davon, daß
ich von Weinreisenden heute schon so geplagt wurde, daß ich =bereits
zwei= hinausgeworfen habe!“

=Weinreisender=: „Doch! Doch! Gerade daraus schließe ich ja, daß Sie
Ihre werten Aufträge =für mich= bestimmt haben!“

                                  *


Schadenfreude

Der Reisende von Schmonzes & Co. ist von seiner Frau mit Drillingen
beschenkt worden. Deshalb muß sich der Chef entschließen, selbst
auf die Tour zu gehen. Bei den ersten beiden Kunden Verwunderung,
daß der Chef selbst reist und Bedauern des Reisenden, der ja schon
so eine Menge Kinder hat. Er kommt zum dritten Kunden. „Nanu, Sie
reisen jetzt?“ -- „Ja, was soll ich machen, bei meinem Reisenden
sind Drillinge angekommen.“ -- „Was Sie sagen! Drillinge? Das ist ja
großartig! Das geschieht dem Kerl recht!“ -- „Na, hören Sie mal. Sie
sind der erste, dem der Mensch nicht leid tut. Warum freut Sie denn das
so ungemein?“ -- „Ja, wissen Sie,“ grinst der Kunde, „das gönne ich
dem Kerl! Jetzt sieht er doch mal, wie das ist, wenn man =ein= Stück
bestellt, und =dreie= kommen an!!“ --

                                  *


Verwarnung

Elkan Stinker war 20 Jahre bei Löwenthal als Lagerist tätig. Da läßt
ihn der Prinzipal eines Tages zu sich ins Kontor rufen und hält ihm
folgende Ansprache:

„Stinker, Se sind jetzt gerade 20 Jahre bei mir ins Geschäft. Wie Se
mich haben belogen un betrogen in diese Zeit, läßt sich gar nicht in
Worten ausdrücken. Mein Sohn haben Se zu Unterschlagungen verleitet,
mit meiner Frau haben Se e Verhältnis gehabt und jetzt hat sich meine
Tochter Ihretwegen ins Wasser gestürzt. Ich sage Ihnen nur soviel,
Stinker: =Sobald mer noch das geringste vorkommt, fliegen Se raus!=
Merken Se sich das.“ --

                                  *


Auffällig

In einem Fabrikgeschäft ist es zur Regel geworden, daß niemals die
Kasse stimmt. Bei jeder Revision zeigt sich eine Differenz von 30-50
Mark und man hat sich im Laufe der Zeit vollständig an dies Manko
gewöhnt, so daß es gar nicht mehr auffällt. Eines Abends macht der
Herr Chef wieder Kasse; nachdem er fertig ist, schüttelt er bedenklich
mit dem Kopf und ruft den Prokuristen. Dann zählen sie beide nochmals
und das Ergebnis ist wiederholtes Kopfschütteln. Jetzt wird auch
dem Buchhalter gewinkt und das Trio zählt zum dritten Male. Endlich
ruft der Prinzipal klassisch aus: „=Die Kasse stimmt! Das kann nicht
stimmen!=“

                                  *


Entsetzliche Drohung

=Chef=: „Herr Müller, Sie kommen um zwei Minuten zu spät ins Bureau --“

=Buchhalter=: „Aber Herr Prinzipal, ich --“

=Chef=: „Keine Entschuldigung! Ich möchte wissen, was Sie sagen würden,
wenn ich Ihnen am Monatsende =zwei Pfennig von Ihrem Salär abzöge=!“

                                  *


Auf Deutsch

In der Handelsschule fragt ein Lehrer einen Schüler beim
Buchhaltungs-Unterrichte: „Also was haben wir jetzt vorgetragen?“

=Schüler=: „Den Saldo!“

=Lehrer=: „Gut; sagen Sie mir nun aber auch =auf Deutsch=, was Sie
unter Saldo verstehen!“

=Schüler=: „=Saldo= ist die =Differenz= zwischen =Debet= und =Kredit=!“

                                  *


Boshaft

A: „Sehen Sie mal, der Partiewarenhändler Greulich fährt ja jetzt auch
Automobil. Da muß er doch in seinem Geschäft einen ziemlich bedeutenden
Umsatz machen?“

B: „Gewiß, ich hörte, er =betrüge Tausende=.“

                                  *


„Das Maschinen-Fräulein“

Der Chef war wieder mal, wie gewöhnlich, bei schlechter Laune. Und
war er das, so ließ er sie stets an den Untergebenen aus, denn das
geschieht immer. Und da das „Maschinen-Fräulein“ am meisten mit ihm zu
tun hatte, so hatte sie auch am meisten darunter zu leiden.

„Es ist zum Verrücktwerden!“ rief er. „Wie oft habe ich gesagt, man
soll mir auf meinem Schreibtisch nichts anrühren?!“

„Es ist auch nichts angerührt worden.“

„So? Und wer hat denn die Marken hier hingelegt? Wer sonst wieder als
Sie!“

Sie sagte kein Wort, sondern fing an, auf ihrer Maschine zu klappern.

„Tun Sie die Marken weg!“ schrie er sie an.

„Wo soll ich sie hintun?“ fragte sie und stand auf.

„Irgend wohin, wohin Sie wollen. Nur mir aus den Augen, wo ich sie gar
nicht mehr sehen kann.“

Und das Maschinen-Fräulein nickte, nahm die Briefmarken, befeuchtete
sie ruhig, klebte sie dem Chef auf seine Glatze und sagte: „Ich bitte
um meine Entlassung!“

                                  *


Wenig Geld, wenig Musik

Chef: „Sie, Herr Meyer, viel Gehalt haben Ihre Briefe nicht.“ -- Meyer
(anzüglich): „Ich ja auch nicht!“

                                  *


Vielsagend

In einer mitteldeutschen Stadt befindet sich ein Bankgeschäft mit zwei
Zugängen, einen von der Straße und einen zweiten von der Promenade
durch den Garten. Dieser Zugang war nicht offiziell. Ein Schild an der
Tür besagte vielmehr: „Kein Durchgang.“ Als das Schild nicht beachtet
wurde, ließ die Bank ein zweites, größeres anbringen mit folgender
Inschrift:

  +----------------------------------------------------------+
  |          _Das Durchgehen ist nur den Mitgliedern         |
  |                  der Direktion gestattet!_               |
  +----------------------------------------------------------+

                                  *


Vorwurf

Der Agent Treppengeländer verhandelt mit den Gläubigern des Nathan
Magensaft, um einen Vergleich zustande zu bringen.

Dem Hauptgläubiger, einem reichen Bankier, bietet er zwanzig Prozent,
die auch sofort akzeptiert werden. Als er Magensaft von diesem Resultat
Mitteilung macht, entspinnt sich folgendes Gespräch:

Magensaft: „Sie haben selbst zwanzig angeboten?“

Treppengeländer (stolz): „Gewiß! Weniger werd' ich doch nicht bieten!“

Magensaft: „Wissen Sie, Herr Treppengeländer, for mei Geld brauchen Sie
=keinen Kavalier zu spielen=!“

                                  *


Aufgeklärt

Ein Geschäftsreisender, der auf einer Tour wenig Erfolg hatte, schiebt
in seinem Schreiben an seine Firma alle Schuld auf das schlechte
Wetter, über dessen Launen er in allen Einzelheiten berichtet. Prompt
erhält er von der Firma die Antwort: „Wetternachrichten erhalten wir
von der meteorologischen Zentralanstalt, wir bitten Sie, uns lieber
Aufträge zu senden.“

                                  *


Unverwüstlich

Ein Reisender kommt in das Bureau einer größeren Maschinenfabrik. Auf
die Frage: „Sie wünschen?“ erwidert er: „Mein Name ist Fix, Vertreter
von nur ersten Häusern. Ich reise in Glühstrümpfen, Kabelschuhen,
Dampfhemden, Bleimänteln, Dampfzylindern und Gummischuhen ...“ --
Direktor: „Sagen Sie mal, ist Ihnen da das Reisen nicht manchmal etwas
beschwerlich?“

                                  *


Zwecklos

Chef (zum Kommis, der schriftstellert): „Ich habe gehört, daß Sie
während der Geschäftszeit Trauerspiele schreiben!“ -- Kommis: „Ich muß
Geld verdienen ... geben Sie mir mehr Gehalt!“ -- Chef: „Das kennt man
... und nachher schreiben Sie Lustspiele!“

                                  *


Schöner Trost

A: „Warum fluchst und wetterst du denn nur so?“ -- B: „Ach, denke dir
bloß, ich habe den verfl...... Prozeß in der ersten Instanz gewonnen,
in der zweiten Instanz gewonnen und heut in der dritten Instanz
verlier' ich glatt.“ -- A: „Na, so sei doch nicht so mißgünstig, du
hast nun zweimal gewonnen -- laß den andern auch mal gewinnen.“

                                  *


Am Neujahrstage erschien bei Rothschild ein Bettler, um ihm zum
Jahreswechsel zu gratulieren. Da er etwas laut sprach, sagte Rothschild
zu ihm: „Sprechen Sie, bitte, etwas leiser -- man schreit doch nicht
so, wenn man ein Anliegen hat!“ Der Bettler erwiderte gekränkt: „Wollen
Sie mich etwa schnorren lehren? Uebernehmen Sie doch mein Geschäft und
übergeben Sie mir das Ihre!“

                                  *


Das Arbeiten

Chef (zum Kontoristen): „Kohn, sagen Sie mir, ist Ihnen einmal etwas
passiert beim Arbeiten?“

Kontorist: „O nein! Aber wie kommt der Herr Chef zu dieser Frage?“

Chef: „Weil Sie so 'ne Angst vor dem Arbeiten haben!“

                                  *


Mißverstanden

Ein Amerikaner war in einen Prozeß mit einem seiner Nachbarn
verwickelt. Vor dem Schlußtermin war er genötigt, eine Geschäftsreise
zu unternehmen, und bat seinen Rechtsanwalt, ihm von dem Resultat
telegraphisch Nachricht zu geben. Er erhielt folgende Depesche:
„Gerechte Sache gesiegt.“ Unverzüglich ging die Drahtantwort zurück:
„Sofort Berufung einlegen.“

                                  *


Der Chef tritt ins Kontor und sieht seinen Buchhalter, eine Zigarette
rauchend, beim Schreibpult stehen. Erzürnt ruft er:

„Was ist das? E' neue Einführung? Seit wann raucht man bei der Arbeit?“

=Buchhalter=: „Wer sagt Ihnen, daß ich arbeite?“

                                  *


„Valuta ...“

Am 1. Januar erhielt ein Kaufmann, der sich durch etwas langes „Pumpen“
auszeichnet, von einem seiner Lieferanten folgende Neujahrskarte:

  +----------------------------------------------------------+
  |                 _Herzliche Glückwünsche                  |
  |                    zum neuen Jahre._                     |
  |                                  _Valuta Juni!_          |
  +----------------------------------------------------------+

                                  *


Mit mathematischer Genauigkeit

=Prinzipal= (zum Kommis): „Aber, Herr Müller, Sie kommen doch auch
regelmäßig eine =ganze halbe Viertel=-Stunde zu spät!“

                                  *


In der Erregung

                     Herren Schill, Göbel & Müller,
                                               Hamburg.
  „Sie sind also nicht gesonnen, mir den gekürzten Skonto zu bewilligen?
Ich weiß wohl, daß die Regulierung diesmal etwas länger angestanden
hat, als üblich, wenn Sie aber einem so alten Kunden den Skonto
durchaus nicht mehr gewähren wollen, dann sage ich Ihnen: „=schämen Sie
sich, Herr Schill, schämen Sie sich, Herr Göbel, schämen Sie sich, Herr
Müller! Schämen Sie sich, Herr Schill, Göbel & Müller!=“

                                        Achtungsvoll
                                      =Bruno Ruhig=.

                                  *


Der Bureaukrat

„Ordnen Sie diese Briefe bitte alphabetisch und werfen Sie sie dann in
den Papierkorb.“

                                  *


Die Wahrheit

Der Produktenhändler Klosettdeckel hat einen Gehilfen, den jugendlichen
Fritze Micheles, der dem Lager in altem Eisen, Lumpen, Metallabfällen
und Knochen zu seiner Zufriedenheit vorsteht. Eines Tages entdeckt
er jedoch zu seiner Empörung, daß Fritze Micheles ihn schnöde
bemogelt, indem er Knochenposten an den Isidor Veigeles auf eigene
Rechnung abgibt. Klosettdeckel wirft darauf entrüstet den ungetreuen
Lageristen hinaus. Fritze Micheles, sehr zerknirscht und nur froh, daß
sein Prinzipal von einer Anzeige des Diebstahls absieht, bittet ihn
schließlich noch um ein Abgangszeugnis. -- „Was soll ich schraiben for
'n Zeigniß for so 'n Lumpen, soll ich auch noch lügen, nachdem de mich
hast betrogen un' bestohlen?“ -- „Se sollen bei de Wahrheit bleiben,
Herr Klosettdeckel,“ antwortete der zerknirschte Fritze, „schreiben Se
bloß: ‚Ehrlich bis auf de Knochen’!“

                                  *


Schlechtes Geschäft

Buchhalter: „Ich möchte mir erlauben, wieder um eine kleine Zulage zu
bitten; meine Familie hat sich neuerlich vermehrt.“ -- Chef: „Schon
wieder? Ja, aber lieber Freund, Sie können doch nicht verlangen, daß
ich Ihnen jedes Kind, das Sie in die Welt setzen, förmlich abkaufe!“

                                  *


Aus einem Geschäftsbrief

„.... Ihren Brief, über den ich mich sehr geärgert, habe ich
augenblicklich vor mir. Bald werde ich ihn hinter mir haben ...!“

                                  *


A: „Was, Sie haben jetzt einen Posten als Prokurist in einer
Pulverfabrik?“ -- B: „Ja!“ -- A: „Hm, da haben Sie ja =gute Aussicht,
noch einmal in die Höhe zu kommen=!“

                                  *


Verdoppelter Schmerz

Der knauserige, aber sehr wohlhabende Kaufmann einer Provinzialstadt
begibt sich mit dem Verkauf seiner Handlung in den Ruhestand, vor
seinem beabsichtigten Wegzuge veranstaltet er ein kleines Fest, zu dem
die mehrjährigen, treuen Kunden eingeladen werden. Seinem knauserigen
Wesen getreu ist der Wein in einer als etwas Säuerling verrufenen Marke
gewählt worden. Als der Festgeber seinen Nachbar, der als Satiriker
bekannt war und sich auch kein Blatt vor den Mund nahm, fragte: „=Nun,
wie finden Sie den Wein?=“ antwortete ihm dieser kühl und trocken:
„=Mir macht er den Abschied doppelt sauer!=“

                                  *


Eine Unverschämtheit

Zum Chef kommt der Buchhalter:

„Herr Chef, ich bitte um Vorschuß.“

Chef: „Ich hab' jetzt keine Zeit, kommen Se morgen!“

Am nächsten Tage wiederholt der Buchhalter seine Bitte.

Chef: „Was ä Unverschämtheit! Gestern erst haben Se Vorschuß verlangt,
heute kommen Se schon wieder?“

                                  *


Sonderbares Hindernis

=Reisender=: „Ich erlaube mir, Ihnen als Bewerber um den in Ihrem Hause
vakanten Reiseposten meine persönliche Aufwartung zu machen!“

=Chef=: „Bedauere sehr! Sie sehen viel =zu wohlgenährt= aus! Wissen
Sie, mein Herr, heutzutage muß ein Reisender durch sein Aeußeres quasi
=Mitleid erwecken=, wenn er Geschäfte machen will!“

                                  *


Großartig

=Kommis=: „Der Lehrling Fritz ist nirgends zu finden.“

=Chef=: „Na, lassen Sie nur, bei der Inventur werden wir ihn schon
finden.“

                                  *


Die englische Bureauzeit

    Ich bin auf England nicht sehr gut zu sprechen,
  Doch sprech ich's trotzdem unumwunden aus,
  Daß manche Dinge in die Augen stechen
  Dem Deutschen, drin uns England weit voraus.
  So ist zum Beispiel -- jeder Mensch hat Schwächen --
  Ein englisch Beefsteak ein solenner Schmaus;
  Die schönste, beste aber ihrer Sitten
  Ist die =Bureauzeit= in dem Land der Briten.

    Um 8 Uhr morgens, den Kaffee im Magen,
  Begibt sich pünktlich ins Bureau der Mann
  Und pflegt der -- =Arbeit=, wollen wir mal sagen,
  Bis 11. Es folgt die Frühstückspause dann.
  Hurrah! Soeben hat es 3 geschlagen!
  Er klappt die Bücher zu, so schnell er kann,
  Und eilt zum Weibchen oder heim zur Mutter
  Und labt sich dort am wohlverdienten Futter.

    =Dann ist er frei!= Dann kann er unternehmen,
  Was ihm behagt! Dann ist er =Herr=, statt Knecht.
  Er kann spazieren geh'n und zu sich nehmen
  Den Sauerstoff, der im Bureau so schlecht;
  Kann lesen, schreiben, schwelgen in Problemen,
  Wenn er nicht lieber mit Kollegen zecht.
  Er kann das Schläfchen halten, das bewußte,
  Das früher im =Bureau= er pflegen mußte.

    Er ist ein =Mensch=, und nicht mehr wie am Morgen
  Laut seinem Vorgesetzten ein Kameel.
  Frei ist er, frei und ledig aller Sorgen,
  Kein Tadelwort erschreckt ihn, kein Befehl.
  Der =Arbeit= kommt's zu gut am nächsten Morgen,
  Wenn er, statt mürrisch, heiter und fidel;
  Ach: =schön ist Arbeit unter kluger Lenkung,
  Das heißt -- mit weiser, nötiger Beschränkung!=

                                      =Karlchen.=

                                  *


Ausrede

Buchhalter: „Als Sie mich vor drei Monaten engagierten, sprachen Sie
von einer Lebensstellung, und heute machen Sie Pleite!“ -- Prinzipal:
„Kann ich dafür, daß Sie so lange leben?“

                                  *


Etwas umständlich

Bureauvorsteher (zum Schreiber): „Da haben Sie in Ihrem Skriptum einen
i-Punkt vergessen. Geändert darf in dem Dokument nichts werden. Jetzt
haben Sie das Vergnügen, die ganze Geschichte noch mal abzuschreiben.“

                                  *


Ein tüchtiger junger Mann

Prinzipal (zum neu engagierten Kontoristen): „Sie kommen meinem Diktat
nicht nach -- weshalb stenographieren Sie nicht? Sie sagten doch beim
Eintritt, daß Sie Stenograph sind?“ -- „Bin ich auch, aber dann geht's
noch langsamer.“

                                  *


Schnell geholfen

Chef: „Worüber grübeln Sie denn?“ -- Kommis: „Ich will eine
Steuerreklamation einreichen und weiß nicht recht, womit ich sie
begründen soll!“ -- Chef (nachdenklich): „Wissen Sie, Meyer, ich werd'
Ihnen etwas vom Gehalt abziehen!“

                                  *


Kein Grund

Angestellter (der krankheitshalber einen Tag im Geschäft gefehlt hat,
sich beim Chef entschuldigend): „Herr Chef werden verzeihen, daß ich
nicht kommen konnte, hatte mir anscheinend den Magen verdorben, konnte
den ganzen Tag nichts essen.“ -- Chef: „So, das hätten Sie auch hier im
Geschäft besorgen können.“

                                  *


Ein schofler Prinzipal

Der Hausknecht des als Knauser bekannten Kaufmanns Knickrig begeht
das Jubiläum seiner 25jährigen Tätigkeit in Knickrigs Hause, bei
welcher Veranlassung letzterer ihn morgens in sein Kontor ruft und
ihm nach einigen salbungsvollen Worten über bewiesene Treue usw. eine
entsprechende Belohnung verheißt, welche er dem mit hochgespannten
Erwartungen vor ihm stehenden Hausknecht in Gestalt seines Porträts
überreicht. „Aber, Herr Knickrig,“ ruft der Hausknecht, das Porträt
betrachtend, „das sieht Ihnen ähnlich!!“

                                  *


Mit vereinten Kräften

„Bei den Schmumüllers soll's ja so wackelig stehen.“

„Das wundert mich nicht. Die ganze Familie von acht Köpfen ist im
Geschäft tätig und jeder verrechnet sich zu seinen Gunsten.“

                                  *



[Illustration: Dividenden der Schlauheit]


Unter Geschäftsfreunden

Löb Wasserfloh, Grünwarenhändler aus Tarnapol, schreibt an seinen
Spediteur Nachmann Traubeles in Alexandrowo:

„Ich bestätige Ihnen den Empfang von 1500 Gulden. Drei Banknoten
à 100 Gulden waren falsch. Diesmal gelang es mir doch, dieselben
unterzubringen.“

                                  *


Schlau

„Haben Se geschrieben dem Salzlecker, er sei e' Lump und e' Betrüger?“
-- „Jawohl, Herr Prinzipal!“ -- „Na, glauben Se nich, daß er sich
noch besinnt und bezahlt gutwillig?“ -- „Wir haben immer noch einige
Hoffnung!“ -- „Dann streichen Se wieder aus den Lump und den Betrüger
-- aber so, =daß er's kann noch lesen zur Not!=“

                                  *


Gedankenbalken eines Handlungsgehilfen

Pünktlichkeit im Schließen des Geschäfts ist die Höflichkeit der
Prinzipale.

Besser einen dicken Chef, als ein mageres Gehalt.

Man soll den Chef nicht vor der Weihnachtsgratifikation loben.

Gehalt gibt es Ultimo. Vorschuß am Ersten eines jeden Monats.

                                  *


Kaltblütig

Die Spinnerei von Moritz Keller ist in Flammen. Kolossale Aufregung in
der ganzen Stadt.

Moritz Keller ist verschwunden. Endlich, gegen Mittag findet die
besorgte Familie ihn im Kontor von Enesberger & Söhne, Wollwaren en
gros.

„Vater,“ rufen die Söhne, „Moritz,“ schreit die Frau -- „was treibst du
hier, während dein Haus brennt?“

„Nu, wie ich gesehn hab anfangen den Brand, hab ich kalkuliert: nu
krieg ich doch ä größere Summe von der Versicherung. Nu kann ich doch
ä größere Summe nicht gleich verwerten, denn die Spinnerei wird doch
verbrännt sein. Hab ich gemacht mit Enesberger Söhne än Eventualvertrag
auf stille Beteiligung mit 300000 M. für den Fall, daß meine Spinnerei
abbrennt. Nu bin ich aber neugierig: is se nu richtig abgebrännt oder
nich?“

                                         Roda Roda

                                  *


Im Schuhwarenladen

„Sind die Sohlen auch dauerhaft?“

„Es sind die besten amerikanischen Sohlen -- wir garantieren ein volles
Jahr.“

„Aber das Oberleder taugt nichts.“

„Erlauben Sie? Die paar Wochen, was unsre Sohlen halten, hält das
Oberleder auch noch aus.“

                                  *


Die Haferlieferung. Von Roda Roda.

Eines Tages kam eine Kommission, bestehend aus drei Offizieren, einem
Wachtmeister und einer Stehleiter, zu Joschkele Seidenfutter nach
Mikulintze bei Tarnopol und begehrte das Fouragemagazin zu sehen. --
Joschkele öffnete jammernd, der Wachtmeister stieg auf die Leiter und
besichtigte eingehend den Plafond des Magazins an zwanzig Stellen und
in allen Fugen und Ecken. --

Als er fertig war, salutierte er und sagte: „Herr Oberst, ich meld
ghorsamst, es is nix.“

„Hm,“ sagte der Oberst und weidete sich an dem Anblick des geängstigten
Joschkele, „möchten vielleicht Herr Leutnant die Güte haben --?“

Also stieg der Herr Leutnant auf die Leiter -- mit einigen
Segenswünschen für die Andersgläubigen -- pochte den Plafond von links
nach rechts ab, dann von rechts nach links -- hinten und vorn -- -- --
nichts.

Der Herr Rittmeister deutete den flehenden Blick des Obersten ganz
richtig, indem er ebenfalls auf die Leiter stieg. Er holte mit seiner
besten Ulanka die Spinnweben von der Magazinsdecke, aber auch er fand
nichts.

Endlich der Herr Oberst selbst. Er drohte zuerst dem Joschkele mit
der Faust und kletterte dann. Er bohrte mit dem Finger in alle Ritzen.
Er fand einen verstaubten Riß im Plafond, den die anderen alle nicht
gefunden hatten, war sehr stolz auf ihn, putzte ihn sauber aus, besah
ihn so lange, bis ihm der Schmutz in beide Augen fiel -- nichts.

Die Kommission ging, und Joschkele versperrte die Tür. Draußen zog er
sehr tief den Zylinder und sagte: „Se entschuldigen schon, Euer Gnaden,
Herr vün Oberst, bis hundertzwanzig Jahre sollen Se leben ünd gesünd
sein und lauter Frad erleben. Aber wos kloppen Se mr auf mei Boden
erüm?“

„Das will ich Ihnen sagen, Herr Seidenfutter,“ der Herr Oberst zog
ein Schriftstück aus der Brusttasche -- „Sie haben vor einigen Wochen
im Offertwege die Fouragelieferung für das Ulanenregiment Nr. 9
erstanden?“

„Ja, Herr vün Oberst, bis hün -- --“

„Mit zwanzig Hellern per Zentner unter dem Marktpreis?“

„Was tut e Mensch nit for dem Militär, Herr vün Oberst.“

„Sehr schön, daß Sie Patriot sind, Herr Seidenfutter -- aber die Leute
glauben was andres. Da -- lesen S' den anonymen Brief, was ich gestern
kriegt hab. Wenn der Proviantoffizier und Tierarzt den Hafer übernommen
haben und das Magazin versiegelt is, sollen Sie durch ein Loch im
Plafond schlechten Hafer herunterschütten.“

„E Konkorrenz-Manöver, Herr vün Oberstleben, bis hün --“

„Schon gut -- ich weiß -- wir haben uns überzeugt. Aber wir wollen ein
wachsames Auge auf Sie haben -- richten Sie sich darnach.“

„Ich soll nix essen können, Euer Gnaden, wenn bei mir so eppes
vorkümmt, Herr vün Oberstleben.“

       *       *       *       *       *

Zwei Tage später kam eine neue Kommission: drei Herren, ein
Wachtmeister und eine Leiter. Sie suchten wieder das Loch im Plafond
und fanden es wieder nicht.

Es kam noch eine dritte Kommission am Montag früh, eine Donnerstags
nachts, eine am Sonntag nachmittag.

In der folgenden Woche gab's täglich Untersuchungen: vom Regiment,
von der nächstbeteiligten Eskadron, vom Verpflegsmagazin, vom
Militär-Stationskommando, noch einmal vom Regiment und noch einmal von
der Eskadron. Immer ohne Erfolg.

       *       *       *       *       *

Dann setzte sich Joschkele Seidenfutter hin und schrieb einen Brief:

„Lieber Schwager Ignaz Germteig, Branntweinbrennerei und
Schlempenerzeugung in Tarnopol!

Ich dank dir, lieber Schwager, daß du bist gewesen eso freindlich, aber
vün jetz an schreib ka anenime Briefe mehr. Warüm? Weil auf den letzten
is schon gar keine Kommission mehr gekümmen. Jetzt kann die Konkorrenz
schreiben, wenn se will. Daweil hob' ich mr schon geloßt machen das
Loch in Plafon. Mit tausend Griße

                                         Joschkele.“

                                  *


Scharfblick

=Prinzipal=: „Na, haben Sie den =‚Müller’= gefunden, für den ich Ihnen
die Rechnung ausgeschrieben hatte?“

=Kommis=: „Leider nicht! In dem Hause wohnten eine ganze Menge
‚=Müller=’, von denen keiner unser Schuldner sein wollte. Der letzte
hat mich sogar hinausgeworfen!“

=Prinzipal=: „=Zu dem= gehen Sie nochmal -- =der ist's=!“

                                  *


Minenspekulation

„Was machst du hier vor der Börse?“ -- „Ich spekulier' in Minen!“ --
„Wieso in Minen?“ -- „Wenn einer rauskommt und macht 'ne gute Miene,
schnorr ich ihn an -- macht er 'ne böse Miene, lass' ich ihn laufen!“

                                  *


Fein umschrieben

Maimum Kanalgeruch aus Tornow wird von einem Bekannten gefragt, wie
sein letzter Konkurs ausgegangen sei.

„Hm,“ sagt Maimum, „wie soll er sein ausgegangen? Eines Tages haben
mich eingeladen meine Gläubiger, ich soll geben Aufklärung über meine
Bücher. Bin ich gekommen in e großes schönes Haus nach Lemberg,
hat mich e Herr schöne grüne Beamtenuniform angezogen, hat mich
aufgefordert zum Sitzen, und darauf bin ich gesessen und bin gesessen
un =hab' sechs Monat Aufklärung gegeben über meine Bücher=!“ --

                                  *


Im Vertrauen

„Hörst, einem alten Freund nimmst Du eine etwas indiskrete Frage
wohl nicht übel: Mit den Annoncen, daß Du Deine Waren unter dem
Einkaufspreis verkaufst, hat es doch kaum seine Richtigkeit? Das ist
nur ein Lockmittel fürs Publikum?“ -- „Ganz und gar nicht!“ -- „Aber
wie kannst Du denn unter dem Einkaufspreis verkaufen?“ -- „Im Vertrauen
gesagt, ich bezahle halt den Einkaufspreis nicht!“

                                  *


Spezialität

„Warum behalten Sie diesen Schlingel von Kontoristen?“ -- „Der Kerl
mahnt großartig.“

                                  *


Der Kaufmann

                     Eine Fabel von Karl Ettlinger.

Es war einmal ein Kaufmann, der war in jungen Jahren nach England
ausgewandert und hatte dort lange Zeit gelebt und es zu großem Ansehen
gebracht. Als er nun, von Heimweh ergriffen, wieder nach seinem
Vaterland zurückkehrte, da wunderte er sich baß über vielerlei. War
er in England in einer Gesellschaft von Aristokraten, hohen Militärs,
Künstlern oder Politikern gewesen, so hatte man ihm stets die höchste
Achtung gezollt, man hatte auf seinen erfahrenen Rat gehört, und seinen
praktischen Sinn bewundert. Anders erging es ihm zu Hause. Redete er,
so hörte man ihm wohl aus Höflichkeit zu, aber man ging über seinen Rat
hinweg und lächelte arrogant: „Koofmich!“ Denn diesen geistvollen Namen
hatten seine Landsleute für den Kaufmannsstand geprägt.

Unser Kaufmann war ein intelligenter Kopf, und so ging er den
Ursachen dieser eigentümlichen Geringschätzung nach. Er konnte sie
aber nicht entdecken, sondern vermochte nur festzustellen, daß diese
Geringschätzung sich nahezu auf allen Gebieten des öffentlichen Lebens
zeigte. Im Parlament fand er zwar Landräte, Journalisten, Pfarrer,
Handwerker, Agrarier, aber kein Dutzend Kaufleute. In der Diplomatie
und den Staatsstellungen traf er fast ausschließlich Juristen an,
Angehörige einer bestimmten Kaste, zumeist feudale Protektionskinder.
Das war sonderbar. Doppelt sonderbar für einen Mann, der von England
her das Gegenteil gewöhnt war. Also machte er sich auf den Weg zum
Ministerium, denn er hoffte, dort des Rätsels Lösung zu erfahren.
Nachdem er zehn Stunden gewartet hatte, ließ ihn der Finanzminister
vor.

„Exzellenz,“ begann er, „gestatten Sie mir, Ihnen ein Rätsel
aufzugeben: wie kommt es, daß =der= Stand, der die meisten Steuern
zahlt, der fast allein die Zölle aufbringt, vom Staate in jeder
Beziehung so stiefmütterlich behandelt wird?“

Der Finanzminister sah den Klagesteller mißtrauisch an. Sowas war ihm
noch nicht vorgekommen. Dann lehnte er sich zurück und sagte: „Warum
man diesen Stand so schlecht behandelt? Sehr einfach: =weil es der
Kaufmannsstand ist!=“

Das Wort „Kaufmann“ sprach er mit einer Betonung aus, wie etwa ein Kind
„Lebertran“ sagt.

„Uebrigens,“ fuhr der Finanzminister fort, „nebenan wohnt der
Kultusminister, vielleicht weiß der näheres!“

Also ging unser Kaufmann zum Kultusminister.

„Exzellenz,“ sagte er, „gestatten Sie mir, Ihnen ein Rätsel aufzugeben:
wie kommt es, daß =der= Stand, der am meisten deutsche Kultur, deutsche
Sprache und deutsche Sitten über den Erdball trägt, vom Staate in jeder
Beziehung so stiefmütterlich behandelt wird?“

Der Kultusminister sah den Fragesteller mißtrauisch an. Dann sagte er:
„=Sehr einfach, Verehrtester! Weil es der Kaufmannsstand ist!=“

... Weil es der Kaufmannsstand ist! Dieselbe Antwort erhielt er,
als er beim Handelsminister frug, warum der Staat Börsengesetze
mache, ohne die Börse zu befragen; als er beim Justizminister frug,
warum der jüngste Assessor mehr Macht und Ansehen genieße, als der
kenntnisreichste Prokurist? Zuletzt ging er zu einem Hofmarschall.

„Exzellenz,“ sagte er, „gestatten Sie mir, Ihnen ein Rätsel aufzugeben:
Wenn unser Vaterland heute so groß und geachtet dasteht, so verdankt
es das =mit in erster Linie= seinem Handel und seiner Industrie. Wie
kommt es nun, daß wir unter allen unseren Ministern und Diplomaten nur
=einen= Kaufmann haben? Daß der Kaufmann als _quantité négligeable_
behandelt wird? Daß das vielseitige Wissen, die praktische Erfahrung
unserer Kaufmannschaft fast gar nicht dem Staate nutzbar gemacht wird?“

Der Hofmarschall runzelte die Stirne. So ein frecher Koofmich! Aber der
Hofmarschall bezwang seinen Zorn und sagte: „Sehr interessant, was Sie
da sagen! Ich werde Ihnen die Antwort schriftlich geben!“ und notierte
sich die Adresse.

Seit dieser Unterredung sind viele Jahre verflossen. Unser Kaufmann
ist alt und grau geworden, aber eine Antwort auf seine Frage hat er
noch nicht erhalten. Und das ist begreiflich. =Denn warum der deutsche
Kaufmann in seinem Vaterlande so wenig gilt, das weiß kein Mensch!= --

                                  *


Der Nassauer

Ein schlauer Konzertunternehmer beabsichtigt, einen „Star“, die
berühmte Sängerin Trillerini, in der Hauptstadt singen zu lassen.
Um das Publikum vorher recht neugierig zu machen, rückt er in der
gelesensten Zeitung eine Woche lang bloß die Worte ein: „Sie kommt!“
Am achten Tage hatte er vor, die Neugierde des Publikums zu befriedigen
und zu sagen, wer komme ... Wer beschreibt aber sein Erstaunen, als er
am siebenten Tage in derselben Zeitung liest:

                             Sie ist da!
              die anerkannt beste Fett-Glanzwichse, die
                      Schachtel zu 15 Pfennige.

                       Zacharias Schlaucherl,
                          Schnipferstr. 23.

                                  *


Ein umsichtiger Geschäftsmann

Dame (die vom Chef bis zur Tür des Geschäftes hinausbegleitet wird):
„O, das war gar nicht nötig, ich hätte auch so hinausgefunden; danke
für gütige Begleitung.“ -- Chef: „Keine Ursache, meine Dame, das
ist bei uns Geschäftsusus, -- es wird nämlich in letzter Zeit -- so
schrecklich viel gestohlen!“

                                  *


Die Krawatte

Nathan Bauchgedärm kauft bei einem seiner Lieferanten einen großen
Posten Ware und es glückt ihm, dem Lieferanten dafür 280 M. in bar zu
zahlen und ihm noch einen Wechsel über 20 M. anzudrehen.

Als er geht, sagt er: „Hab' ich bei Ihnen gekauft für dreihundert Mark
Ware, da könnten Se mer doch auch ä Presentchen machen?“

Der Lieferant gibt ihm eine schwarze Krawatte.

„Haißt ä Präsentche,“ ruft Bauchgedärm, „ä Krawatte! Keine 25 Pfennige
is se wert, und for dreihundert Mark hab' ich gekauft!“

„Na, schön,“ sagt der Lieferant, „weil Se sind ä anständiger Kunde von
mir, will ich Ihnen ä anständiges Geschenk geben; hier haben Sie Ihren
Wechsel zurück!“

Nathan nimmt den Wechsel, dreht ihn hin und her, kratzt sich am Kopfe
und sagt dann:

„=Geben Se mir doch lieber die Krawatte!=“

                                  *


Schneller Verdienst

„Heut' hab' ich in einer Sekunde zehn Mark verdient.“

„Wieso?“

„Ae Kunde hat wollen kaufen bei mir ä Winterrock und fragt, was er
kostet. Schon hab' ich wollen sagen zehn Mark -- in der letzten Sekunde
hab' ich gesagt zwanzig.“

                                  *


Ende gut, alles gut

Dem Herrn Elkan wird am Tage des Versöhnungsfestes ein Kognak
offeriert. Er lehnt höflich ab mit den Worten: „Erstens trinke ich nie
Kognak, zweitens darf ich am Versöhnungstage überhaupt nichts genießen,
drittens habe ich eben einen Kognak getrunken, und viertens -- na,
geben Sie schon her!“

                                  *


Verlockend

=Agent= (einer Unfallversicherungs-Gesellschaft zu einem Reisenden):
„Sehen Sie, mein Lieber, gesetzt den Fall, Sie brechen ein Bein, so
bekommen Sie 10000 Mark; brechen Sie nach vier Wochen einen Arm, so
bekommen Sie 25000 Mark; brechen Sie aber gar das Genick, so bekommen
Sie 50000 Mark -- und sind dann der glücklichste Mensch der Welt!“

                                  *


=Erster Kaufmann=: „Na, Sie haben's weit gebracht, nach einem Jahr
melden Sie schon Konkurs an?“ -- =Zweiter Kaufmann= (stolz): „Nicht
wahr? Und mit gar nichts habe ich angefangen.“

                                  *


Ein Schreckschuß

„Onkel, wenn Du mir die tausend Gulden verweigerst, dann spring' ich
ins Wasser.“ -- „Werst De kriegen 'n Schnupfen!“ -- „Oder schieße mir
eine Kugel vor den Kopf.“ -- „Werd se prallen ab an Deiner Stirn.“
-- „Dann kaufe ich mir einen Strick.“ -- „Werd nichts tun ein Strick
dem andern.“ -- „Ich laß mich taufen!“ -- „Werden wir uns freuen, daß
mer sind Dich los!“ -- „Gebe ich meine Studien auf und eröffne Dir
gegenüber ein Konkurrenzgeschäft!“ -- „Hier hast De's Geld!“

                                  *


Das Ehrenwort

„Itzigsohn, was kostet jetzt der Hafer?“ -- „160 Mark!“ -- „Hör' mal,
Itzigsohn, ich werde dir 158 Mark geben.“ -- „Gott soll mich strafen!
158 Mark! Ich geb' Ihnen mein Ehrenwort, daß der Schröter schon hat
geboten 159,50 Mark.“ -- „Itzigsohn, wenn du mir gibst dein Ehrenwort,
daß das gelogen ist, werde ich dir 159,50 Mark geben.“ -- „Is in
Ordnung.“

                                  *


Leichte Karriere

Wenn einer weiß, was er will, und nur das will, was er kann, und kann
was er will, und weiß, daß er kann was er will, der wird ein ganzer
Mann.

                                  *


Ein Sophist

Moses Treppengeländer merkt auf einer Geschäftstour, daß er seine
Pantoffel zu Hause gelassen hat, er setzt sich also abends ins
Schreibzimmer des Hotels und schreibt an seine Frau:

Liebes Rebeckchen! -- Ich möcht Dir bitten, sende mir =Deine=
Pantoffel! Ich brauche allerdings nicht =Deine= Pantoffel, sondern
=meine= Pantoffel, aber wenn ich Dir schreibe, =meine= Pantoffel, wirst
Du ja lesen =meine= Pantoffel und verstehen =Deine= Pantoffel und mir
schicken =Deine= Pantoffel. Darum schreibe ich =Deine= Pantoffel, damit
Du liest =Deine= Pantoffel und verstehst =meine= Pantoffel und mir
wirklich =meine= Pantoffel schickst.

                                     Dein
                                          Moses.

                                  *


Recht hat er

Onkel: „Jetzt habe ich dir das teure Buch „Der kleine Kaufmann“
geschenkt, und du hast noch keinen Blick hineingeworfen.“ -- Moritzche:
„Ach, Onkel, was ist denn heutzutage ein kleiner Kaufmann!“

                                  *


Eigentümlicher Handel

Geschäftsmann (vor dem Laden zu einem Kunden): „Sie lassen sich ja
gar nicht mehr bei mir sehen, wollen Sie denn gar nicht mehr bei mir
kaufen?“ -- Kunde: „Nee, wenn Sie immer sagen, Sie hätten Schaden dabei
-- das kann ich doch nicht verlangen.“ -- Geschäftsmann: „Nun ja, aber
wenn Sie recht viel kaufen, habe ich doch immer etwas Nutzen!“

                                  *


Der Sozius

Ein nettes Geschichtchen erzählt man sich in der Berliner
Konfektionsbranche: Die beiden Chefs eines noch nicht lange bestehenden
Hauses hatten einen Reisenden, mit dem sie sehr zufrieden waren. Im
ersten Jahre hatte das Geschäft rein netto 16000 Mark gebracht, so daß
auf jeden der Inhaber 8000 Mark kamen, der Reisende aber hatte 12000
Mark verdient. Da er wußte, daß ihn die Firma nötiger brauche als er
die Firma, verlangte er als Sozius aufgenommen zu werden. Nach einigem
Hin und Her setzte er seine Forderung durch. Dem neuen Chef wurde außer
anderen Ehrenrechten auch die Benutzung der den Chefs vorbehaltenen
Toilette eingeräumt und der dazu gehörige Schlüssel mit einer gewissen
Feierlichkeit überreicht. Ein Jahr verging, der neue Mitbesitzer
hatte stramm gearbeitet, und der Reingewinn hatte sich auf 30000 Mark
gehoben. Auf jeden der Chefs kamen 10000 Mark. Als der frühere Reisende
dies Ergebnis erfuhr, ging er still an sein Pult und brachte den
Schlüssel seinen Kompagnons zurück. „Zweitausend Mark dafür sind mir zu
teuer,“ sagte er, und aus dem Associé wurde wieder ein Angestellter.

                                  *



[Illustration: Bilanzen der Liebe]


_Semper idem_

Herr Bankier Cohnreich (zu seiner Frau, welche auf den Stuhl steigt, um
auf dem Schrank etwas zu suchen): „Berta, verlier' nicht de =Bilanze=!“

                                  *


Glücklicher Ausweg

Moses kommt zum Rechtsanwalt.

„Herr Rechtsanwalt, was soll ich machen, jedesmal wenn ich nach Haus
komme, sitzt mein Buchhalter mit meiner Frau zusammen auf'm Sofa und da
knutschen sie sich ab.“

„Schmeißen Sie doch Ihren Buchhalter 'raus!“

„Das kann ich nicht, er ist im Geschäft unentbehrlich.“

„Dann lassen Sie sich von Ihrer Frau scheiden!“

„Ich habe meine Frau so lieb -- das tu' ich nicht.“

„Dann kann ich Ihnen nicht helfen.“ -- --

Nach einiger Zeit treffen sich Moses und der Rechtsanwalt auf der
Straße.

„Na, haben Sie sich nun von Ihrer Frau scheiden lassen oder haben Sie
Ihren Buchhalter 'rausgeschmissen?“

„Nee -- ich habe 's =Sofa verkauft=!“

                                  *


Liebesbrief im Geschäftsdeutsch

Liebste Emma!

              Im Besitze deiner werthen Zeilen
  Von dem fünfundzwanzigsten _currentis_
  Beehr' ich mich ergebenst mitzutheilen
  Daß mein Herz in heißer Lieb entbrennt is.
  Dich hab ich ergebenst auserkoren
  Als die höchste Sehnsucht meiner Triebe
  Und so bitt' ich Euer Wohlgeboren
  Höflichst um gefäll'ge Gegenliebe.
  Welche Qual mir Deine werthen Blicke schufen!
  Ach und dennoch kann ich nicht bereuen.
  Deine Reize brauchen nämlich unberufen
  Wirklich keine Konkurrenz zu scheuen!
  In Betreff der heiligsten Gefühle,
  Welche ganz ergebenst in mir brennen,
  Da bedaure ich, o blonde Kühle,
  Leider keine Rücksicht mehr zu kennen.
  Nein, ich kann mich nicht mehr länger fügen
  Oben detaillierten Schicksalsschlägen
  Und so sehe ich denn mit Vergnügen
  Ihrer werthen Rückantwort entgegen.

                                      Karl Ettlinger
           (Aus „Streifzüge eines Kreuzvergnügten.“)

                                  *


Ein schlagender Beweis

Herr Isidor Nelkenkopf hat eine Geschäftsführerstelle für sein
Seidenhaus ausgeschrieben und läßt sich die einzelnen Bewerber in
seine Privatwohnung kommen, denn seine Frau hat -- wie in allen Sachen
-- auch im Geschäft ein wichtiges Wort mitzusprechen. Drei Herren
hatten sich bereits vorgestellt, doch keiner entsprach den gestellten
Forderungen. Plötzlich geht die Tür auf und der vierte Bewerber tritt
ein: Herr Isaak Fingerstock. Sobald dieser seine Prinzipalin _in spe_
erblickte, schrak er sichtlich zusammen und brachte kein Wort hervor.
Herr Nelkenkopf bemerkte dies und frug erstaunt:

„Nuu -- was is das? Kennen Se ihr?“

„Ja“ -- stotterte Fingerstock, „ich -- ich -- --“

„Nuu und woher kennen Se ihr?“ unterbrach ihn der Prinzipal.

„Ich -- ich war mal mit ihr verlobt,“ -- sagte Fingerstock zaudernd.

„=Verlobt!= -- mit ihr!“ schrie Nelkenkopf, „und =trotz ihres Geldes=
haben Sie ihr nischt geheirat. Das beweist mir, daß Sie unbedingt ä
kluger Kopf sein missen. Sie passen mir in mein Geschäft. Morgen können
Se de Stellung antreten!“

                                  *


Herr Aaron Tapetenmuster, Chef der Firma Tapetenmuster & Cie., kommt
eines Tages zu ungewohnter Stunde heim und findet zu seinem Entsetzen
seinen ersten Reisenden mit seiner jungen schönen Frau in einer äußerst
kompromittierenden Situation.

„Sie Lump, Sie elendiger,“ fährt er auf den Ehestörer los, „Sie
Spitzbub, Sie Hallunk, Sie Bube, Sie ehrloser; wenn ich jetzt einen
Revolver bei mir hätt', meiner Seel' und Gott -- =ich hauet' Ihnen zwei
Ohrfeigen herunter=!“

                                  *


Verschiedene Auffassung

=Isaak=: „Aaron, Gott was de hast vor ä reizende Braut mit vornehmem
Sinn vor =höhere Interessen=!“

=Aaron=: „Gott, was kann mer nützen der =Sinn vor höhere Interessen=,
zahlt ja heutzutage niemand mehr als =höchstens= 3-3½ =Perzent=!“

                                  *


Streng geschäftlich

=Braut= (deren Verlöbnis vom Bräutigam rückgängig gemacht wurde): Und
somit gebe ich Ihnen auch die Briefe zurück, die Sie an mich gerichtet
haben.

=Kaufmann=: Brauch' ich gar nicht; =sie sind alle kopiert=.

                                  *


Börsenbericht eines verliebten Bankbeamten

   Junge Dame           stark begehrt
   Taille               knapp
   Stiefelchen          hoher Absatz
   Werbung              stetig
   Ueberredungskunst    lebhaft
   Bedenken             matt
   Widerstand           schwach
   Treue                kaum behauptet
   Umarmung             fest
   Küsse                stark angeboten
   Gegenliebe           sehr behauptet
   Glück                still
   Verliebtheit         steigend
   Vernunft             fallend
   Herzschlag           unruhig
   Eifersucht           hoch
   Kassenstand          niedrig
   Geschenke            teuer
   Koketterie           unverändert
   Ende                 flau
   Abschied             ruhig

                                  *


Depeschenwechsel

Hirsch jun. (in Berlin telegraphiert an seinen Vater in Landsberg):
„Erwarte deine Einwilligung zur Heirat. 50 000.“ -- Hirsch sen.
(antwortet): „Mark oder Taler?“ -- Hirsch jun.: „Taler.“ -- Hirsch
sen.: „Meinen Segen!“

                                  *


Zeitgemäß

A: „Haben Sie nicht damals in das Geschäft Ihres Prinzipals
eingeheiratet?“ -- B: „Ja, aber ich habe, Gott sei Dank, schon wieder
herausgeheiratet!“

                                  *


Ein Gemütsmensch

Der Münchener Vertreter einer Lebensversicherungs-Gesellschaft
erhielt kürzlich aus einem Provinzstädtchen folgenden vielsagenden
Schreibebrief: „Hochgeehrter Herr! Mit tiefer Betrübnis im Herzen
ergreife ich die Feder, um einige Zeilen an Sie zu richten. Meine
liebe Frau Anna Maria, geborene Lindner, welche, wie Ihre Liste
ausweisen wird, bei Ihrer ehrenwerten Gesellschaft für 3000 Mark
versichert war, ist plötzlich gestorben und hat mich in Verzweiflung
zurückgelassen. Der schmerzliche Schlag traf mich heute morgen 6 Uhr.
Trachten Sie doch gütigst, daß ich die versicherte Summe recht bald
erhalte. Die Police-Nummer ist 21 762. Ich kann im Ernst und in voller
Wahrheit sagen, sie war eine treue Gattin und auch eine zärtlich
liebende Mutter. -- Ich habe, damit alles schneller geht, gleich
das bezirksärztliche Zeugnis beigelegt. Sie war nur ganz kurze Zeit
leidend; sie hat aber doch recht viel gelitten, und für mich war der
Schmerz um so größer. Ich denke, Sie werden etwas zu meinem Troste
beitragen und das Geld recht bald schicken, besonders wenn ich Ihnen
die Zusicherung gebe, daß ich auch meine zweite Frau seinerzeit bei
Ihnen versichern lassen will, und zwar um das Doppelte, also 6000 Mark.
Mein Schmerz ist groß, jedoch die Hoffnung auf Ihre freundliche Güte
und Gefälligkeit hält meinen gesunkenen Mut noch aufrecht. Der recht
baldigen Einsendung des obigen Betrages sieht mit Hochachtung entgegen
N. N. mit Kindern.“

                                  *


Abwechslung

„Nachdem dem Herrn Kommerzienrat Mayer sein Kassierer mit dessen Frau
durchgegangen ist, hat er sich eine Kassierin genommen!“ -- „Nun, und
jetzt?“ -- „Ist er mit der Kassierin verduftet!“

                                  *


Ein Mißverständnis

Kaufmann Schulze hatte schon lange ein Auge auf die Tochter des
Zigarrenhändlers Deckblatt geworfen; nur über die finanzielle Seite der
Frage war er sich noch nicht klar. -- Da nahm er eines Tages seinen Mut
zusammen und frug den Vater der Schönen gleich kurzweg in seinem Laden,
ob er ihm wohl seine Tochter zur Frau geben würde. „Warum nicht?“
entgegnet Deckblatt freundlich. „Sie sind ein tüchtiger junger Mann!“
-- „Und,“ fragt Schulze erfreut, „wieviel Mille würden Sie ihr wohl
mitgeben?“ -- „Zwanzig,“ entgegnet jener. Schulze erklärt sich damit
einverstanden, und nach vierzehn Tagen führte der glückliche Freier die
Zigarrenhändlerstochter zum Altar. -- (Zwei Tage nach der Hochzeit.)
„Nun, lieber Papa, darf ich Dich um die Mitgift bitten?“ -- „Jawohl,
mein lieber Schwiegersohn! Sag' mir nur, welche Sorte Du willst:
Regalia, Colorado, Divinos oder Perfectos?“ -- „Waas? =Zigarren?!=...
Und ich =Unglücklicher= bin noch dazu =Nichtraucher=!!“

                                  *


Nobel

Agent: „Sie haben sich auf Ihrer Tour wirklich mit der Tochter eines
Kunden verlobt, weil Sie keine andere Möglichkeit sahen, den Ansturm
der Konkurrenz abzuschlagen? Was hat denn Ihr Prinzipal zu einer
solchen Aufopferung gesagt?“ -- Geschäftsreisender: „Gar nichts, er hat
mir bloß für meinen Verlobungstag die Spesen gestrichen, weil mich da
Essen und Trinken nichts gekostet hätte.“

                                  *


Der praktische Freier

=Kommerzienrat=: „Nu, main Lieber, Se sollen also haben main Rebbekche,
doch de Mitgift werd' ich deponieren bei der Bank!“

=Freiender Handelsmann=: „Was meine Se su main Vorschlag, Herr
Kommerzienrat? Ich mein', Sie sollten mer geben de Mitgift und das
Rebbekche deponieren bei der Bank!“

                                  *


Immer im Geschäft

Buchhändler (dem neuen Schwiegersohn die Tochter übergebend): Hier
übergebe ich Ihnen das Beste, was ich habe, lieber Schwiegersohn.
(Gerührt.) =Soll ich sie Ihnen etwas in Papier einschlagen?=

                                  *


Leider nicht

Ein Großhändler in Budapest besitzt einen Kontoristen, der ein Muster
seines Standes wäre, wenn er minder an unheilbarer Bummelei litte.
Vieles ließ ihm sein Chef hingehen; als er ihn aber eines Tages, da
der Gute schon um vier Uhr fortgegangen war, um einen schwerkranken
Bruder zu pflegen, mit einem hübschen Mädchen spazieren gehend fand, da
war auch seine Geduld erschöpft und er kündigte ihm ernste Maßregeln
für den Wiederholungsfall an. Einige Tage war alles in Ordnung; dann
nahte sich der Kontorist dem Gestrengen wieder mit dem bekannten
Armensündergesicht. Der aber ließ ihn gar nicht zu Wort kommen. „Herr!“
schrie er ihn an, „kommen Sie morgen pünktlich, oder ...“ Der folgende
Tag kam; es ward elf Uhr, der Chef saß in seinem Kontor und blätterte
mit finsterer Miene in einem ganz eigentümlichen Geschäftsbuche;
dort wurden nämlich alle Ausreden gebucht, die der Unverbesserliche
bereits ersonnen, und es gab dort so viel gestorbene Neffen, erkrankte
Nichten, angelangte Tanten, daß der Buchhalter eine ganz unglaublich
große Familie besitzen mußte. Endlich trat der Sünder ein, so drollig
zerknirscht, daß sein Brotgeber fast seinen Zorn schwinden fühlte.
„Nun! wer ist gestern gestorben?“ rief er ihm zu. „Gestorben? Niemand,
ich habe bloß heute geheiratet,“ erwiderte der Ankömmling zerknirscht.
-- „Herr, das ist doch zu arg, das ist eine infame Ausrede!“ --
„Entschuldigen Sie,“ erwiderte tief seufzend der Buchhalter, „aber,
leider Gottes, es ist =diesmal leider= keine Ausrede.“

                                  *


Der Kaufmann par excellence

A: „Sie sind mit Zwillingen beschenkt worden. Sind es denn Jungen oder
Mädchen?“ -- B: „Gemischt! Von jeder Sorte ein zwölftel Dutzend!“

                                  *


Im Dusel

Ich kenne Herrn v. Mollnow von meinem Aufenthalt in Pommern her -- nun
freute ich mich ungemein, ihm in Berlin zu begegnen.

„Ick bleibe nich lang,“ erzählte er mir, „ick fahre heute schon wieder
nach meener Klitsche. Jestan abend, wissen Se, is mir nämlich hier in
Balin ene sehr, ene unanjenehme Jeschichte passiert.

Ick wohne doch imma int Christliche Hospiz -- nich? Un wie ick nu bei
Dressel soupiert habe, jehe ick in die Winzerstuben, un dort mache ick
ne sehr ene interessante Bekanntschaft mit 'ner russischen Jräfin. Een
Wort jibt det andre -- sie erzählt, sie wohne nich jut un will janz
jern diese Nacht ooch int Christliche Hospiz.“

„Ah -- und da hat man Sie wohl nicht eingelassen?“

„Rin ließ man uns schon -- ick sagte, die Dame wäre meene Frau. Aber
wie ick mit der Jräfin in meene Stube komme, wissen Se, da waren
wa nich alleene. Ick hatte nämlich, wissen Se, in meenem Tran total
vajessen, det ick meene richtije Frau mit nach Balin jenommen hatte.“

                                           Roda Roda

                                  *


Verlockend

Geschäftsreisender (zur unverheirateten Ladenbesitzerin, der er etwas
verkaufen will): „Noch eins: mein Chef ist ledig, ich bin ledig, der
Buchhalter ist ledig ... und wir heiraten nur in der Kundschaft!“

                                  *


Immer Geschäftsmann

Freier (um die Hand der Tochter eines Geldverleihers anhaltend): „...
Und nach alledem bitte ich Sie, geben Sie mir Ihre Tochter zur Frau.“
-- „Auf wie lange, junger Mann?“

                                  *


Ein Heiratsvermittler besucht einen jungen Bankbeamten, um ihm eine
Partie anzutragen.

„Herr Rosenfeld,“ redet er ihm zu, „ich weiß für Sie eine Frau, die hat
50 000 Mark Mitgift ... dann eine mit 75 000 ...“

„Geben Sie sich doch keine Mühe,“ unterbricht ihn Rosenfeld, „ich habe
Ihnen doch gesagt, ich heirate nur aus Liebe ...“

„... und dann,“ fährt der Schadchen unbeirrt fort, „dann habe ich eine,
die kriegt 100 000 Mark Mitgift ...“

Rosenfeld schweigt.

„Nu,“ ruft der Schadchen, „=lieben Sie sie noch nicht ...=“

                                  *


Schmus

Die Tochter des Abraham Wassergeplätscher bekommt Besuch ihres
Verehrers. Der Alte empfängt den jungen Mann und sagt: „Gehen Se 'erein
und setzen Se sich bei meiner Tochter auf 'n _dos-à-dos_!“

Als er nach einer Weile ins Zimmer tritt, überrascht er das Pärchen bei
einer Umarmung.

„Nu,“ schreit er los, „ich habe Ihnen gesagt, Se sollten sich setzen
=_dos-à-dos_=, aber nix -- =Nos-_à_-Nos!“

                                  *


In der Hitze des Gefechtes

Der Fabrikbesitzer Veilchenbaum kommt unerwartet von einer
Geschäftsreise nach Hause und überrascht dort seine Frau im
zärtlichsten Tête-à-Tête mit seinem Prokuristen Morgenstern. Wütend
stürzt er auf den Räuber seiner Ehre und es entspinnt sich ein heftiges
Handgemenge. Der bedeutend stärkere Prokurist hat bald seinen Chef
auf den Boden unter sich gebracht und haut wie verrückt auf ihn
los. Plötzlich tönt durch das Getümmel der heisere Schrei: „=Herr
Morgenstern, de Prokura is erloschen!=“

                                  *


Beim Heiratsvermittler

„Ehe ich Ihnen eine gute Partie namhaft mache, muß ich Sie um zwanzig
Kronen Vorschuß bitten --“ -- „Na, glauben Sie, ich dächte ans
Heiraten, wenn ich noch zwanzig Kronen hätte!“

                                  *


Aus dem Kassabuch des Herrn Poussierstein

  ==+========+===========================================++===+==
  11| Januar |Inserat (junge Komptoristin gesucht, die   ||   |
    |        |  flott Schreibmaschine schreiben kann)    ||  2|50
  13|   "    |Wochensalär, pränumerando an Frl. R.       ||   |
    |        |  Lieblich                                 ||  5|--
  14|   "    |Besseren Komptoirstuhl für Frl. L.         || --|50
  20|   "    |Wochensalär für Frl. L.                    || 10|--
  22|   "    |Bonbons für R.                             || 16|--
  22|   "    |Veilchen für meine Frau                    || --|50
  24|   "    |Frühstück mit Rosa                         || 15|75
  26|   "    |Hut für Röschen                            || 28|--
  27|   "    |Salär an Röschen                           || 20|--
  29|   "    |Theater und Souper mit Röschen             || 54|25
  30|   "    |Sealskinmantel für meine Frau              ||450|--
  30|   "    |Seidenkleid für meine Schwiegermutter      ||180|--
  30|   "    |Inserat (junger =Sekretär= gesucht, der    ||   |
    |        |  flott Schreibmaschine schreibt)          ||  2|50

                                  *


Unüberlegt

=Prinzipal:= Wer ist am Telephon?

=Lehrling:= Ihre Frau Gemahlin.

=Prinzipal:= Was will sie denn?

=Lehrling:= Ich hab nur das Wort „=Schafskopf=“ verstanden!

=Prinzipal: Gehen Sie fort -- sie will mich wahrscheinlich selbst
sprechen!=

                                  *


Immer im Beruf

=Tochter des Hauses= (ihren Anbeter im Hausflur erwartend): „Nun,
was hat Papa gesagt?“ =Der junge Mann= (Weinreisender, erschreckt):
„Ach Gott, ich wollte ja um deine Hand anhalten -- =das habe ich ganz
vergessen= -- ich habe ihm 25 Flaschen Rotwein verkauft!“

                                  *


Mangelnde Geschäftskenntnis

=Frau:= „Männchen, heute war der Bote von Schulz & Comp. hier und
wollte die gelieferte Ware bezahlen; ich habe ihm aber die Tür weisen
müssen!“

=Mann:= „Aber sage mir doch ...“

=Frau:= „Der Mensch hatte gar keine Erziehung! Er wollte sich in meiner
Gegenwart durchaus -- was war es doch? -- den =Diskont abziehen=.“

                                  *



[Illustration: Bankerott der Dummheit]


Der Chef einer „_en gros_“-Firma in Berlin wünscht auch in der Provinz
eine ausgedehnte Kundschaft zu haben und will daher einen seiner
jungen Leute probeweise auf die Reise schicken. Da der Jüngling
in diesem Fache noch unbewandert ist, gibt ihm der Chef genaue
Verhaltungsmaßregeln mit auf den Weg: „Also Se fahren erst nach
Nakel. Da trinken Se ne Bouillon und dann jehn Se in das Jeschäft von
Lilienthal und machen Offerte ... Se werden ja sehen, was sich machen
läßt. Verkaufen Se nich jleich was, nu, schadet auch nichts. Schreiben
brauchen Se erst am dritten Tag, am besten Se telegraphieren!“

Der Jüngling reist. Am zweiten Tage schon wird der Chef ungeduldig.
Man beruhigt ihn, da er selbst doch erst am dritten Tage eine Nachricht
haben wollte.

Am dritten Tage endlich kommt die Depesche. Der verzweifelte Jüngling
drahtet: „In ganz Nakel keine Bouillon aufzutreiben! Was tun?“

                                  *


Schwer ausführbar

Chef (zum Angestellten): „Gestern war ein Stellesuchender hier, der
sich um Arbeit beworben hat; haben Sie sich seine Adresse notiert?“ --
Angestellter: „Gewiß, Herr Chef, ich habe sie jedoch verlegt und kann
sie nicht wiederfinden.“ -- Chef: „Na, da schreiben Sie dem Mann, er
soll seine Adresse nochmals einsenden.“

                                  *


Auch eine Legitimation

Herr Meyer fragt auf der Reise in X. nach postlagernden Briefen.
„Jawohl,“ sagt der Postbeamte, „da ist ein eingeschriebener Brief für
Sie; Sie müssen sich aber legitimieren.“ Herr Meyer sucht in allen
Taschen nach einer Legitimation, findet keine; zeigt aber schließlich
dem Postbeamten seine Photographie. „Jawohl, das sind Sie!“ sagt dieser
und händigt den Brief aus.

                                  *


Der gehorsame Diener

„Sie, Herr Weiß,“ redete der Chef eines Warenhauses seinen ersten
Buchhalter an, „hat John & Comp. in letzter Zeit eine Zahlung auf
seine Schuld geleistet?“ -- „Nichts,“ antwortete der Buchhalter. „So?
Der Mann erweist sich seit längerem als schlechter Zahler,“ bemerkte
kopfschüttelnd der Chef. „Jawohl, als schlechter Zahler,“ stimmte
Weiß zu. „Man darf ihm in Zukunft nicht mehr kreditieren, Herr Weiß!“
-- „Nein, man darf ihm nicht mehr kreditieren.“ -- „Er scheint ein
Bruder Leichtfuß zu sein.“ -- „Jawohl, ein Bruder Leichtfuß.“ --
„Na, schließlich ist er eben jung.“ -- „Jawohl, er ist eben jung.“
-- „Wollen also Geduld mit ihm haben.“ -- „Sehr wohl, Geduld mit ihm
haben.“ -- „Kann noch 'mal ein brillanter Kunde werden.“ -- „Gewiß,
kann noch sehr brillanter Kunde werden.“

                                  *


Selbstkritik

Der Kommis Meyer hat ziemlich laut nach dem Lehrling gerufen.

=Chef=: „Was soll das heißen, Herr Meyer! Sind Sie =Chef= oder sind Sie
es nicht?!“

=Meyer=: „Ich bin nicht Chef, Herr Hirsch!“

=Chef=: „Also, wenn Sie sind =nicht der Chef, wie können Sie da so
brüllen im Lokal wie ein Ochse=?!“

                                  *


Alles auf Lager

=Reisender=: „Kaufen Sie mir was ab, Herr Meyer, billig, preiswert,
lauter Nouveautés.“

=Meyer=: „Was tu' ich mit Ihren Nouveautés; habe noch eine ganze Masse
‚alte Nouveautés’ auf Lager.“

=Reisender=: „Aber bedenken Sie doch, ich verkaufe Ihnen _à tout prix_.“

=Meyer=: „Atuprih habe ich ebenfalls noch auf Lager.“

                                  *


Schlimme Aussicht

=Reisender=: „Die Ware ist von bester Qualität, darauf können Sie sich
verlassen; überhaupt würde es mir nicht einfallen, Ihnen =gleich beim
ersten Geschäft schlechte Ware= zu liefern!“

                                  *


Der Generalinspektor. Von Roda Roda.

Eines Tages, als ich auf einem Kanonenrohr der Belgrader Festung saß
und über Save und Donau hinweg in die Ferne blickte, kam mein Freund
Milan auf mich zu und rief:

„Na, wie gehts, wie stehts, Mütterchens Goldsohn? Was machst du?“

„Ich denke über meine Zukunft nach und schwanke noch, ob ich
Löwenbändiger oder Tanzlehrer werden soll.“

„Wähle den Mittelweg, Bruder, und werde Generalinspektor! -- Na, sieh
mich nicht so groß an, ich meine es ernst. Du mußt wissen, ich bin
seit acht Tagen eine Art Assekuranzkönig von Serbien -- im Dienste
der La Terre, Zemlja, die Erde -- Erste internationale Hagel-, Feuer-
und Lebensversicherungsgesellschaft. Da brauche ich einige Dutzend
Generalinspektoren.“

„Wie ... und du ... du willst mich ernennen?“ Vor Freude stand mir das
Herz im Leibe still.

„Was gibts da zu verwundern? Natürlich. Ich drücke mein Sultanssiegel
darunter, und du bist Generalinspektor.“

Das sagte er so einfach. Nein, wer hätte das in dem kleinen Milan
gesucht?

„Bist du einverstanden?“

„Aber natürlich. Mit tausend Freuden. Ich bitte dich: schon ein General
schlechthin ist ein hoher Herr. Inspektor ... auch nicht zu verachten.
Und ich soll nun mit einem Schlag Generalinspektor werden?“

„Na, laß dirs nur nicht in die Krone fahren. Ohne weitres gehts ja auch
nicht. Du wirst dich zu einer Probeleistung verstehen müssen.“

„Auch das tue ich; überhaupt alles, was du willst.“

„So komm nur erst mit mir, da sollst du alles hören.“

Wir gingen im Kalimegdankkpark auf und ab. Dort erklärte mir Milan
meine Pflichten und wie ich es anstellen müsse, die Leute zu bewegen,
daß sie sich versichern ließen.

„Denn gern tun sies nicht,“ erzählte mir Milan. „Manchem muß man
Zureden wie einem kranken Pferd. Zuerst fragt man ihn nach der
Schwägerin in Nisch und ob der Onkel noch in Poscharewatz im Kerker
sitze ... unschuldig natürlich. Dann kommt man langsam, ganz langsam
auf die Politik zu reden. Ist der Kerl radikal, so schimpft man über
die Schwaben, und sonst über die Russen, aber immer nur mäßig und ohne
Hitze. Kommt die Sprache auf die Regierung, so wiegst du bedächtig
den Kopf und sagst: „Sie werden sehen, es kommt bei diesem System
nichts gutes heraus“ -- und bist gleich beim Wetter. Davon kann man
viel erzählen. Nach und nach lenkst du das Gespräch entweder auf den
Hagel, auf den Blitz oder die vielen Halsentzündungen -- je nach dem,
was versichert werden soll. Du spielst mit der Hand in der Tasche, und
auf einmal hast du ein Prospektchen in den Fingern. Das wäre dir rein
zufällig untergekommen, sagst du -- und so gibt ein Wort das andre ...
Wenn du aber Generalinspektor werden willst, mußt du mir heute noch
den Joso Bojanitsch versichern. Er wohnt auf der Terasija, gleich beim
alten Brunnen. Versuchs doch einmal, Alterchen. Viel Glück auf den
Weg!“

Er klopft mir noch auf die Schulter -- und weg ist er.

       *       *       *       *       *

„Gesundheit! Guten Tag!“ sagte Joso Bojanitsch ungemein zärtlich.

Ich freue mich über die gute Vorbedeutung des ersten Empfanges.

„Nehmen Sie doch Platz bei mir. Anitze! Anitze! Bring Schnaps für den
Herrn!“

„O, ich danke,“ entgegne ich geschmeichelt. „Zu viel Ehre!“

„Nehmen Sie mit wenigem vorlieb, Herr ...“

„Roda“, ergänze ich.

„Tja, ja, Herr Roda! Schade, daß Sie nicht gestern gekommen sind, wir
haben so herrlichen Kuchen gehabt. Aber immerhin -- Sie sind auch heute
willkommen. Meine Schwägerin in Nisch ...“

„Wie, Sie haben auch eine Schwägerin in Nisch?“ frage ich -- fast
erschrocken vor Freude darüber, daß Milans Rezept so prächtig zutrifft.

„Ja. Haben Sie auch eine Schwägerin in Nisch? ... Gesundheit, Herr
Roda! Stoßen Sie an! ... Brr! Großartige Ware, der Schnaps, was? 's ist
aber auch Eigenbau. Das heißt nämlich eigentlich kein Eigenbau, denn er
stammt von meinem Oheim, der ihn leider Gottes nicht trinken kann.“

„Oh! Ist er tot, Ihr Oheim?“

„Schlimmer als das. Denken Sie nur: er ist in Poscharewatz eingesperrt
... Was haben Sie? Was staunen Sie?“

„Hm ... nichts, wirklich nichts ... Sagen Sie doch, bitte, Herr
Bojanitsch, hat jede Belgrader Familie einen Oheim in Poscharewatz
sitzen?“

„Wie witzig Sie sind! Ja, die Herren Ausländer! Das bringt den Geist
aus der Welt mit. Ein andres Leben da draußen als hier auf dem Balkan
-- wie? Na, es wird auch bei uns einmal anders werden. Denn, nehmen wir
an, der Berliner Vertrag wird eines schönen Tages revidiert ...“

„Um Gottes willen, nur nicht zu viel von der Politik!“ rufe ich,
eingedenk der Warnung Milans.

„Sie haben recht. Es ist ein undankbares Ding. Was dich nicht brennt,
das blase nicht. Sie sind ein Oesterreicher, nicht wahr? Tja, ja
-- zunächst hängt unser Heil doch nur von Oesterreich ab ...“ Joso
Bojanitsch beginnt den Kopf zu wiegen. „Anitze, sag ich immer zu meiner
Frau, Anitze ...“

Ich wiege mit. -- „Du wirst sehen, es kommt bei diesem System nichts
gutes heraus.“

Joso blickt auf -- erfreut darüber, daß ich seine Gedanken so gut
errate.

„Freund,“ schreit er, „Sie gefallen mir, wie Sie doch die Dinge so
richtig zu beurteilen wissen!“

„Mein Gott, wenn man schon so lange hier ist ...“

„Ah, schon lange hier? Aber dennoch: Grütze muß man im Kopf haben. Hat
man die, findet man sich überall gleich zurecht. Und gefällts Ihnen bei
uns?“

„Sehr gut. Das Klima ...“

„Herr,“ ruft er. „Sie sind ein Gedankenleser! Eben auf das Klima wollt
ich zu reden kommen. In Silber sollte man Ihre Worte fassen. Tja, ja.
Scheußlich, dieses Wetter. Sind Sie Landwirt?“

„Nein. Ich ...“

„Also Hausbesitzer, nicht wahr?“

„Nein. Ich ...“

„Tja, ja, ein mörderisches Wetter! Wenn man in Belgrad umhergeht und
die schönen Menschen sieht, meint man, es müsse, weiß Gott, wie, gesund
sein, hier zu leben. Alle sehen aus, als sollten sie dereinst ihr
Brot mit einem Zahn kauen. Aber, aber: sie sind wie die Pappeln, diese
Belgrader -- der Stamm ist groß, das Holz ist morsch. Das lebt wie die
Made im Speck und denkt nicht an die Zukunft ... Noch ein Gläschen,
Herr Roda? ... Zur Gesundheit!“

Ich stoße fröhlich an. So leicht habe ich mir die Sache nicht gedacht.
-- Ich habe ein verbindliches Lächeln auf den Lippen, stelle das
Gläschen hin und greife in die Tasche. Jetzt muß ja bald mein Prospekt
heraus.

„So sind die Leute; Sie haben wahr gesprochen, Herr Bojanitsch,“ knüpfe
ich an. „In den Tag hinein leben sie und denken nicht daran: Was wird
aus meinen Lieben, wenn ich einmal nicht mehr bin?“

„Bravo, junger Mann! Ich wollt, ich hätte eine Tochter. Ihnen würde ich
sie anvertrauen.“

„Ich erkenne den guten Willen an. -- Wenn man sieht, wie so mancher in
Saus und Braus lebt ...“

„Nicht wahr? Und alles verbraucht, so daß Weib und Kinder dereinst
darben müssen, weil ihnen das Familienoberhaupt nichts zurückgelassen
hat? ... Herr,“ ruft Bojanitsch, „wenn ich was zu befehlen hätte, müßte
jedermann ...“

„Ein Viertel seines Einkommens in einer Lebensversicherungspolizze
anlegen.“

„Was sagen Sie, ein Viertel? Ein Drittel wenigstens, ein volles
Drittel.“

Jetzt heraus mit dem Prospekt! Aber wo hab ich ihn, zum Kuckuck?

Auf einmal fängt Bojanitsch herzlich an:

„Sehen Sie, da hab ich rein zufällig ein Prospektchen bei mir: von
der Ozean, Internationale Versicherungsgesellschaft, einem Unternehmen
ersten Ranges.“

„Aber ...“ Ich strecke ihm hilflos den Prospekt meiner La Terre
entgegen.

„Nein Aber, junger Mann! Sie müssen unbedingt eine Polizze nehmen. Ich
sage nur auf vierzigtausend Dinar.“

„Aber ...“

„Kein Aber! Sie sind nicht verheiratet, wollen Sie sagen? Denken Sie
nicht an die armen Eltern, an die Geschwister? Sollen die verhungern,
wenn Sie einst nicht mehr sind?“

„Aber ...“

„Lächerlich. Vierzigtausend Dinar, denken Sie nur! Sie gehn auf der
Straße, ein Ziegel fällt Ihnen auf den Kopf, und schlägt Sie tot.
Weinend umringt Sie Ihre Braut. Doch vierzigtausend Dinar sind da.
Haha!“

„Aber ...“

„Unterschreiben Sie, junger Mann, rate ich Ihnen! So was von
Gesellschaft, wie die Ozean, gibts doch nicht zum zweitenmal.
Sie zucken noch mit Händen und Füßen, und die Gesellschaft zahlt
schon aus. Dabei ist die Prämie lächerlich billig, vierteljährlich
dreihundertundzwanzig Dinar und zwanzig Para. -- Anitze, schnell noch
einen Schnaps! -- Schreiben Sie, junger Mann, morgen um neun Uhr ist
der Arzt bei Ihnen ... So! Nun setzen Sie noch das Datum über Ihren
Namen! So! ... Zur Gesundheit, Herr Roda! Mögen Sie sich, Gott behüte,
recht bald von der Solidität der Ozean überzeugen!“

Vernichtet und geschlagen kehre ich zu den Kanonen in die Festung
zurück.

's nützt nichts. Ich hab kein Talent fürs Versicherungsgeschäft.

                                  *


Ein Unglücksfall

passierte gestern im Geschäftszimmer der Essigfabrik von Schultze.
Ein =Reisender=, der das Aufsehen erregende Buch „=Reise-Kniffe, die
zu ungeahnten Erfolgen verhelfen=“, gekauft, gelesen und studiert
hatte, war kaum mit seiner Offerte in das Zimmer des Geschäftsinhabers
getreten, als er von Herrn Schultze gefaßt, geprügelt, in den Bauch
gestoßen, auf den Rücken getrampelt, vermöbelt, zerbolzt, in Stücke
gerissen und auf die Straße geworfen wurde! -- Ein unglückseliger
Zufall hat es gefügt, daß =eine Viertelstunde vorher= auch Herr
=Schultze die „Reise-Kniffe“ gelesen hatte=.

                                  *


Aufklärung

Herr Willi Schulz -- ein reicher Kaufmannssohn -- darf mit einigen
Studenten verkehren, da er über ein Auto verfügte; wird aber von ihnen
etwas von oben herab behandelt. Eines Tages fragt er, ob er die Herren
am Sonntag morgen um 7 Uhr zu einer Fahrt abholen dürfe. Da wird ihm
zur Antwort:

„Um 7 Uhr?! Was denken Sie, mein Lieber, da kotzt ja der Gent noch!“

                                  *


Verfehlte Wirkung

Der Bankier Tulpenthal beauftragt seinen Buchhalter, dem Herrn Baron
von X., welcher trotz wiederholter Versprechungen seine alten Schulden
nicht begleicht, einen recht groben Brief zu schreiben, ohne jedoch
direkt verletzend, d. h. „ä bißchen durch die Blume grob“ zu sein.
Der Buchhalter tut dies. Der Herr Chef ist aber mit der Leistung
sehr unzufrieden; er vernichtet den Brief und schreibt selbst
folgendermaßen: „Geehrter Herr Baron! Wer hat wollen seine Schuld
ausgleichen spätestens am 1. Januar d. J.? -- Sie, Herr Baron! Wer hat
es aber nicht getan? -- Sie, Herr Baron!! Wer hat darauf versprochen,
am 1. März zu bezahlen? -- Sie, Herr Baron!!! Wer hat aber nicht
bezahlt am 1. März? -- Sie, Herr Baron!!!! Wer hat also sein Wort
zweimal gebrochen? -- Sie, Herr Baron!!!!! Wer ist demnach ein ganz
gemeiner Lump?

                          Ihr ergebener Tulpenthal.“

                                  *


Verschnappt

Chef (der bemerkt, daß ein Lehrling einen Bleistift im Munde hält):
„Ich verbitte mir diese ekelhafte Unsitte! Wer soll denn solchen
Bleistift hernach =wieder= in den Mund nehmen?“

                                  *


Fatales Versprechen oder die Erinnerung an das Erlernte

Der Handlungskommis Fitzer war zwar in seiner Branche „Bandwaren“
ein ganz brauchbarer junger Kaufmann, allein seine, allerdings auch
talentierte Neigung fürs Theatralische war gewaltiger als jene für die
Bandwaren; kurz, er widmete sich dem Theater und hätte gelegentlich
seines Auftretens einmal zu sagen gehabt: „All mein Glück war
=wandelbar=!“ Statt dessen rief er pathetisch aus: „All mein Glück war
=Bandelwar=!“

                                  *


Anzeige

„Für den Vertrieb von Oelen und Lacken werden Provisions-Reisende
gesucht. Letztere sind im trocknen Zustande glänzend und hart wie
Glas, zerspringen nicht, kriegen keine Risse und sind in dem Handel in
Flaschen und Kruken auf dem Bauche mit unserer Firma versehen.“

                                  *


Fatale Empfehlung

Meine Schreibmaschinen sind in folgenden Häusern im Gebrauch

         Maier & Müller in Berlin,
         Schutz & Cohn in Wien,
         Hirsch & Bär in Köln.

Außer diesen =angeführten= Firmen bin ich in der Lage, =noch viel mehr
Firmen anzuführen=!

                         August Klapperle,
               Fabrik patentierter Schreibmaschinen.

                                  *


Sally Friedenthal wollte sein Herrengarderobengeschäft aufgeben
und veranstaltete einen Ausverkauf. Schließlich blieben aber noch
49 Anzüge, für die sich keine Käufer finden wollten. „Was fang ich
damit an?“ fragte er seinen Freund Lilienfeld, „morgen muß der Laden
geräumt sein.“ -- „Nichts einfacher als das,“ erwidert Lilienfeld.
„Du wirst doch haben, nu -- sagen wir: sieben Freunde.“ -- „Hab ich,“
versetzte Friedenthal. „Also schickste jedem von den sieben Freunden
sieben Anzüge mit der Nota über sechs. Werden se nichts sagen und se
behalten.“ -- „Ausgezeichnete Idee!“ ruft Friedenthal und begibt sich
sofort an die Ausführung. Nach acht Tagen trifft er seinen Freund auf
der Straße. „Nu?“ fragt dieser, „wie is es geworden mit den Anzügen?“
-- „n' Schlag sollste kriegen!“ ruft Friedenthal, „refüsiert haben se
und retourniert haben se alle mit'nander, aber keiner mehr als sechs!“

                                  *


Böse Auskunft

Lehmann kommt in eine Auskunftei, um sich über den Kaufmann Fischer
zu erkundigen, auf den er einen Wechsel gezogen. Der Auskunftsbeamte
sagt, die Firma sei pikfein, das einzige Nachteilige, wenn jener es so
ansehen wolle, sei, daß der Chef blind sei. „Au weih!“ schreit Lehmann,
„das genügt, ich bin verloren; mein Wechsel ist ein Sichtwechsel!“

                                  *


Passender Ersatz

In einen Kolonialwarenladen kommt ein Herr und verlangt einen
Matjeshering. „Bedaure,“ sagt der junge Kommis, „Matjesheringe
haben wir nicht.“ -- Der Kunde geht. -- Der Prinzipal hat dies
vom Nebenzimmer angesehen und haucht den Kommis an. „Wie kenn Se
lassen geh'n ä Kundschaft ohne was zu kaufen! Wenn mer haben keene
Matjesheringe missen Se anbieten, was is auf Lager: ä Stockfisch, ä
Bülowhering, ä Ostseehering, ä paar Sprotten ... aber nie lassen fort
die Kundschaft ohne was zu kaufen!“

„Gut,“ sagt der Kommis, „ich werd' mer's merken.“

Am nächsten Tage kommt eine feine Dame in den Laden und verlangt
errötend eine Rolle Toilettepapier.

„Bedaure,“ sagte der Kommis, „=Toilettepapier= haben wir nicht,
vielleicht nehmen Sie dafür =Schmirgelpapier=!“

                                  *


Zerstreut

          Herren Bock & Ströbel in Mannheim.
                                   Heilbronn, den

    Senden Sie uns gef. umgehend per Bahn
  3 Ballen grün Santos, wie gehabt, Cond. bekannt.

                       Achtungsvoll =Klug & Comp=.

  P.S. Wir bemerken soeben beim Gang durch unser Lager, daß
wir noch Vorrat haben; wir annullieren also unsern obigen
Auftrag; =senden Sie nicht!=

                                  *


[Illustration]


Der vielgeplagte Herr Meyer!

=Meyer= (Geschäftsreisender): „Gott, bin ich zu bedauern! Du siehst
doch die Fliege?“

=Schulze=: „Natürlich!“

=Meyer=: „Die sitzt schon seit der Früh' auf meiner Nase, und noch hab'
ich keine Zeit gehabt, sie wegzujagen!“

                                  *



           _________________________________________________
           Jedem Leser von „Der tolle Koffer“ sei empfohlen:

                                  Die
                            meschuggene Ente

         Die 200 ulkigsten Enten, die im Blätterwalde deutscher
            Zeitungen unfreiwillig ausgebrütet worden sind.

                In Freiheit dressiert und vorgeführt von

                             Felix Schloemp

                    Mit einem Vor- und Nachwort von

                          Otto Julius Bierbaum

       Mit lustigen Zeichnungen und Umschlag von C. O. =Petersen=

                      Geh. Mk. 2.--, geb. Mk. 3.--

                 _Innerhalb 5 Monaten sind 18 Auflagen
           erschienen im Verlag von Georg Müller in München_

  Aus dem Inhalt: Der entfettete Zeppelin -- Caruso in der Badewanne
  -- Die elastische Cousine -- Die Kuh mit den höheren Absichten --
  Die leichtfertigen Bullen -- Aepfel des Pegasus -- Lona Barrisson im
  Negligé -- Der „bockende“ Otto Erich -- Der Knabe mit de Schwimmfieß
  usw. usw.

  Aus den zahlreichen spaltenlangen Urteilen der Presse: „... Wer auch
  nur eine Seite in diesem urkomischen Werkchen aufschlägt und liest,
  der lacht, lacht Tränen und ruft den Freund und läßt ihn mitlachen!
  Das gesunde, herzliche Lachen, das von dieser Sammlung wunderbarer
  Untaten des Zeitungsteufels ausgeht, verscheucht alle düsteren
  Schatten der Melancholie.“



        ________________________________________________________
        Von dem Herausgeber des „Tollen Koffer“ erschien ferner:

                             Die Über-Ente

              Ein lustigtoller Rekordflug von 300 =neuen=,
             meschuggenen Enten, so von allerlei Zeitungen
                   =unfreiwillig= losgelassen wurden.

                    Arrangiert unter Protektorat von

                             Felix Schloemp

                Mit zahlreichen =neuen= Zeichnungen von

                           Carl Olaf Petersen

                             Elfte Auflage

                     Preis geh. 2 Mark, geb. 3 Mark

                  =Verlag von Georg Müller in München=

  Die außerordentlich beifällige Aufnahme der „meschuggenen Ente“
  veranlaßte den Herausgeber diese neue Sammlung unfreiwilliger
  Zeitungskomik in künstlerisch-gediegener Ausstattung herauszugeben.
  Die mit eminentem Sammelfleiß aus Tausenden und Abertausenden von
  deutschen und ausländischen Zeitungen gesammelten Beiträge sind
  wieder mit glänzendem Humor und feinem Verständnis für die Pointen so
  geschmackvoll arrangiert, daß die Lektüre jedem Freund drastischer,
  unfreiwilliger Komik einen vollendeten Genuß gewährt.



         ______________________________________________________
                Von dem Herausgeber des „Tollen Koffer“
         erschien im Verlag von Georg Müller in München ferner:

                                  Der
                           perverse Maikäfer

                   Galante und ungalante Satiren von

                             Felix Schloemp

                       Mit einem Leitgedicht von

                             Rudolf Presber

           Mit seltsamem Umschlag von Carl Olaf Petersen und
          zahlreichen ganzseitigen Original-Kunstblättern von

                            Franz von Bayros

                             Achte Auflage

               Preis geheftet Mk 2.--, gebunden Mk. 3.--

  Aus dem Inhalt: Der gepiesackte Nordpol. -- Abenteuer im Eispalast.
  -- Diabolo des Herzens. -- Nietzsche im Lindenkasino. -- Das
  impotente Knickebein. -- Reinhold Reinbold im „Rheingold“. --
  Das eingebildete Känguruh. -- Die Musik des Mädchenleibes. -- Das
  Mitternachtsmädchen u. a. m.

  Alle guten Geister des Humors werden in diesem eigenartigen,
  lustigtollen Werk glänzend entfesselt: scharfpointierte, aktuelle
  Satiren gegen die Torheiten unserer Zeit, amüsante Schilderungen
  galanter Liebesabenteuer, feingeschliffene Parodien auf moderne
  Literaten, wie Kerr, Sudermann, H. H. Ewers, Peter Altenberg, R. M.
  Rilke u. a. m. und die zahlreichen eleganten Originalkunstblätter
  von der Meisterhand Franz von Bayros' gestalten das Werk zu einem
  =reizvollen Leckerbissen für alle Freunde lustig-galanter Satire=.



     _____________________________________________________________
     Ferner ist vom Herausgeber von „Der tolle Koffer“ erschienen:

                        Der gekitzelte Aeskulap

      Eine kräftige Dosis der medicynischsten Witze, Schnurren und
        Anekdoten von Aerzten, Patienten und lustigen Studenten

                     Verordnet von =Felix Schloemp=

                 Mit einem Geleitbrief von =Roda Roda=
      Mit vielen urkomischen Originalbildern von E. =Preetorius=.

              Geh. 2 M., geb. 3 M. -- Dreizehnte Auflage.

                  Verlag von Georg Müller in München.

  Ein glänzendes Brillantfeuerwerk funkelnder Witzraketen mit
  scharfknatternden Pointen ist es, was durch dieses einzigartige
  Kompendium medizinischen Humors zur Erheiterung eines lachlustigen
  Publikums unter Assistenz erster Humoristen wie Roda Roda, Dr.
  Owlglaß, H. H. Ewers und vieler humorbegabter Mediziner abgefeuert
  wird.

  Aus dem Inhalte seien nur einige besonders ulkige Schlager erwähnt:
  Der Student mit dem Saumagen -- Blasensteine der Dummheit -- Bernhard
  Shaw als Gynäkologe -- Das Therapeutische bei Rich. Wagner -- Das
  Herz in der Blase -- Die verschluckte Rasierseife -- Schallbäder und
  Bettgymnastik und hunderte andere lustig-tolle Schlager!

  Aus den zahlreichen =Urteilen der Presse=:

  =Die Heilkunde.= Wien. (Dez. 1909) schreibt: „Der Verfasser der
  „meschuggenen Ente“ hat das Wagnis unternommen, dem alten, ehrlichen
  Gott der Heilkunde, Aeskulap, mit dem Federkiel gewaltig das
  Zwerchfell zu kitzeln. =Und das Wagnis ist durch die Witzanthologie
  „Der gekitzelte Aeskulap“ glänzend gelungen. Der Gott lacht und jeder
  wird von dieser göttlichen Heiterkeit angesteckt und muß mitlachen!=
  Aus allen Elixieren des Humors ist in der Retorte dieses lustigen
  Werkchens eine kräftige Dosis von Lachgas herausdestilliert, die
  selbst den griesgrämigsten Hypochonder zum Lachen bringen muß. So
  entsteht ein außerordentlich reichhaltiges, urkomisches Kompendium
  medizinischer Satire und Witzes, das =nicht nur jedem= Arzt,
  sondern auch jedem =Patienten=, =Apotheker=, =Zahnarzt=, =Student=,
  =überhaupt jedem Freund drastischen Humors= einige lachfrohe Stunden
  bereiten wird“.

                _______________________________________
                Druck von Mänicke und Jahn, Rudolstadt.



  +--------------------------------------------------------------------+
  |                 Anmerkung zur Transkription                        |
  |                                                                    |
  | Offensichtliche typografische und Fehler bei der Zeichensetzung    |
  | sind stillschweigend bereinigt.                                    |
  +--------------------------------------------------------------------+





*** End of this LibraryBlog Digital Book "Der tolle Koffer - Eine ff. prima Musterkollektion der besten Witze, Schnurren und Anekdoten von Reisenden und Kaufleuten" ***

Copyright 2023 LibraryBlog. All rights reserved.



Home