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Title: Was mir das Sternenlicht erzählt - Eine populäre Himmelskunde für die Jugend
Author: Erber, Felix
Language: German
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*** Start of this LibraryBlog Digital Book "Was mir das Sternenlicht erzählt - Eine populäre Himmelskunde für die Jugend" ***


    Anmerkungen zur Transkription


    Das Original ist in Fraktur gesetzt. Im Original gesperrter Text
    ist _so ausgezeichnet_. Im Original in Antiqua gesetzter Text ist
    ~so markiert~. Im Original fetter Text ist =so gekennzeichnet=.

    Weitere Anmerkungen zur Transkription befinden sich am Ende des
    Buches.



    Was mir das Sternenlicht erzählt!

    Eine populäre
    Himmelskunde
    für die Jugend

    von

    Felix Erber

    Mit 14 Abbildungen

    [Illustration]

    Langensalza 1914 ·· Hermann Beyer & Söhne
    (Beyer & Mann) Herzogl. Sächs. Hofbuchhändler



Alle Rechte, insbesondere das Recht der Übersetzung in eine andere
Sprache, vorbehalten.

Nachdruck wird gerichtlich verfolgt.

    ~Copyright by~

    Hermann Beyer & Söhne (Beyer & Mann)
    Herzogl. sächs. Hofbuchhändler in Langensalza.

[Illustration:

            ~Tafel 1.~

Das photographische Doppelfernrohr des astrochemischen und
-physikalischen Laboratoriums der Technischen Hochschule zu
Charlottenburg.]



        Seiner Hochwürden,
        Herrn Gymnasialoberlehrer, Geistlichen Rat,

        Professor Maliske,

        seinem hochverehrten Religionslehrer,
        in Dankbarkeit zugeeignet

        vom

        Verfasser.



Meine Leser!

        »Wer Gott in allem sieht, der fühlt den seligen Herzschlag
        des Unendlichen, den niemand beschreiben kann!«


Einmal in jedem Jahre, -- wenn der Spätsommer wieder ins Land will und
auf den Gehängen der Glatzer Berge die Getreidefelder reifen, suche ich
meine Jugendheimat auf! --

Am letzten Nachmittage meines Dortseins gehe ich stets in einen großen
Garten, der hinter den alten Festungsmauern der Stadt Glatz auf einer
kleinen Anhöhe gelegen ist.

Von dieser aus genießt man einen prachtvollen Fernblick auf die
südwestlichen Berge des Ländchens.

Sinnend bleibe ich lange stehen und blicke hinüber zu ihnen, denn am
Fuße jener Berge liegt die Stätte meiner Geburt, ruhen all' die Träume
einer seligen Kinderzeit.

Habe ich mich satt genug gesehen am Blau meiner heimatlichen Berge,
habe ich lange genug geträumt vom Glücke und vom inneren Frieden längst
verklungener Tage und Jahre, dann trete ich in den großen Garten ein,
der die Anhöhe ziert.

Mit zahllosen Hügeln ist er übersät, von denen viele kahl sind, viele
aber das Grün des Waldes und die sommerliche Blütenpracht der Flur
tragen! Diese Hügel, die sich hier eng aneinanderreihen, sind -- die
Bergspitzen einer anderen Welt!

Nur zwei von ihnen gilt mein Aufenthalt an dieser Stätte, nur zwei von
ihnen habe ich in mein fühlendes Herz geschlossen! --

Unter dem einen Hügel schläft mein toter Vater den ewigen Schlaf, und
wenn ich an diesem Hügel stehe, dann zieht eine unsichtbare Hand leise
den Schleier fort, der die Tage der Kindheit, die Träume der Jugend
verhüllt. Ihm, der unter dem grünen Rasen ruht, danke ich es, daß er
die Begeisterung für die Schönheiten in der Natur in mir, dem Kinde, zu
fördern und zu immer größerer Glut zu entfachen verstand. Nicht vieles,
sondern viel ließ er mich, -- den regen Geist, -- darüber lesen, und er
zeigte mir manches, was ich in kindlichem Unverstande draußen in der
Welt nicht zu begreifen vermochte.

Meine Gedanken eilen zu ihm hinüber ins Jenseits, das uns Lebende von
den Toten trennt, und meine Seele flüstert ihm zu, daß seine Mühe und
seine Lehren nicht vergeblich waren.

Und nun trete ich zu dem anderen, mit Blumen und sattem Grün
geschmückten Hügel. Auch er deckt einen mir lieben Toten, -- meinen
alten naturwissenschaftlichen Lehrer auf dem Gymnasium zu Glatz.

Er war es, der zu uns Schülern einmal sagte, daß jene geheimnisvolle
Macht, die in das Getriebe der Welt und auch in das Räderwerk unseres
Daseins weisheitsvoll hineingreift und die wir »göttliche Vorsehung«
nennen, jeden im Leben an den rechten Platz stellt, -- ob früh oder
spät. Er war es, der durch die Art seines Lehrvortrages und durch das
»Wie er uns in die Geheimnisse der Natur« einführte, jene unbegrenzte
Liebe zu ihr auch in mir entfachte, die mich bis zur Stunde nicht
verlassen hat und mich auch bis an mein Lebensende niemals verlassen
wird.

An diesem Grabe steigt immer, wie ein hoher Schein, vor meiner Seele
eine Stunde auf, die im physikalischen Kabinett des Glatzer Gymnasiums
einst verfloß. Dort sagte mir mein Lehrer: »Die vornehmste Aufgabe des
Naturforschers, -- vielleicht wirst auch Du einmal ein solcher, -- ist
die, der Menschheit das zu geben, was Du in der Natur als richtig
erkannt hast! Wer die Schönheiten der Natur dem Volke so mitteilt, wie
er sie in seiner Seele empfindet, der steht auf einer ebenso hohen
Kanzel als der Priester!« --

Diese Worte meines Lehrers sind in jener Stunde mit unvergänglichen
Lettern in meine Seele geschrieben worden, und ich werde nicht müde
werden, -- da mich die Vorsehung an den rechten Platz gestellt hat,
-- den Lesern meiner Schriften, vor allem aber der Jugend das mit
Freude und Begeisterung mitzuteilen, was ich in meiner Seele draußen im
unergründlichen All und in seiner erhabenen Schönheit empfinde.

Als darum der Verlag an mich die Aufforderung richtete, ein Büchlein
über den »Sternenhimmel für die Jugend«, -- die begeisterungsfähige, --
zu schreiben, da habe ich mit Freuden zugesagt -- und auf jeder Seite
des Buches mich bemüht, nur das _Schöne und das Unendliche_, das die
»Welt der Gestirne« umgibt, in den Vordergrund treten zu lassen!

Ich wäre glücklich, würden alle Leser mit dem Inhalt dieses Büchleins
zufrieden sein, würden sie durch dasselbe _die_ Anregungen erhalten,
die ich ihnen so gern geben möchte!

Das »Licht der Sterne«, das vom Himmel herab in die Nacht der
menschlichen Sorgen und Kümmernisse fällt, es erzählt uns so viel, --
unendlich viel mehr, als ich hier sagen durfte. Es erzählt uns von der
Ewigkeit, die das Gewand der Gottheit ist, und von den unermeßlichen
Räumen, in denen die Sterne schweben, -- die heiligen Leuchten im Hause
des gütigen Schöpfers!

    »Brüder, über'm Sternenzelt
    muß ein ein guter Vater wohnen!« --

Nichts in der Natur vermag den Menschen, der Gott nicht sehen kann und
will, von dessen Dasein so zu überzeugen, als der mit Sternen besäte
Himmel. An diesen Lichtern, die auf dem Pfade zur Ewigkeit stehen,
schleicht der menschliche Geist mit seinen Zweifeln entlang, bis er
an die Stelle kommt, wo sein Zweifeln und sein Grübeln zerrinnt, wo
er sich sagen muß: »Entweder ist alles, was mir das Licht der Sterne
offenbart, Unsinn, oder es muß ein höheres Wesen, -- ein Gott, -- da
sein, der alle die Wunder und Rätsel schuf, die dem Himmelsforscher auf
jeden Schritt in jenen Tiefen und Räumen begegnen!« --

Die Sterne am Himmel, sie sind die großen Zeiger, die uns den Weg zu
Gott, -- dem Schöpfer des Firmamentes, weisen!

        _Alt-Batzdorf_ (in der Grafschaft Glatz),
        den 25. Februar 1914.

            =Felix Erber.=



[Illustration]



Erstes Kapitel.

Wie mögen die Sternenwelten entstanden sein?

        »Es ist nicht die ganze Welt, o Mensch, die Du siehst, und
        was Du fühlst und erkennst, ist nur die Oberfläche der
        Dinge!« --

            (Psalmen des Westens.)


Zu den weihevollsten Stunden meines Lebens gehört eine, die mich einst
vor jenes wundervolle Gemälde Rafaels führte, auf welchem der Meister
den Schöpfer darstellt, wie er die flammenden Sonnen formt und sie
hinaus in den Raum wirft! --

Lange habe ich vor diesem herrlichen Bilde gestanden und mich in
den Gedankengang des genialen Malers vertieft, der die Seele des
Bewunderers bis an den Uranfang der Zeiten zurückführt, und sie einen
Blick hinein werfen läßt -- in die Werkstatt Gottes!

Welche erhabene und großartige Tat einer uns ganz unfaßbaren Allmacht
ist in diesem Gemälde Rafaels doch zum Ausdruck gebracht, -- die
Erschaffung der Welt, der sichtbaren nämlich, mit allem, was in ihr
ist, -- der Welt, in der auch wir leben und weben. Wer von uns das
Salzbergwerk zu Wieliczka bei Krakau besuchte, der wird staunend durch
die langen Gänge und Stollen gewandert sein, deren mit Salz bedeckte
Wände im Strahle der Grubenlampe in allen Farben erglühen. Kristall
hat sich hier zu Kristall gesellt, um in Jahrtausende langer Arbeit
diese grotesken und gigantischen Gebilde zu schaffen, die das Herz des
Besuchers dieser Stätte mit Freude und Entzücken erfüllen!

Aus der Ostsee ragen hoch die Kreidefelsen Rügens empor, und seit
Jahrtausenden schon tönt zu ihnen herauf das »Lied der Welle«, das dem
Kundigen in der Natur so manches Geheimnis des Meeres offenbart. Dieses
Lied erzählt uns, daß die Kreidefelsen der Insel Rügen sich nach und
nach aus mikroskopisch kleinen Skeletten von winzigen Stabtierchen
(Diatomeen) aufbauten. Wir schütteln den Kopf über eine solche
Riesenarbeit und vermögen kaum zu fassen, wie das geschehen konnte.

Welche Zeit war zum Aufbau dieser Kreidefelsen doch nötig, und wie
viele Milliarden Skelette waren dazu erforderlich!

Wir stehen vor einem Bienenstock und betrachten die kleinen Tierchen
bei ihrer mühsamen Arbeit. Unermüdlich fügen sie, -- kunstgeübt, --
Zelle an Zelle und fertigen so die Waben an, in die sie den süßen Honig
legen.

Wir essen ihn und wie wenige mögen dabei an die Kunstfertigkeit und
die Arbeit denken, die die Bereitung der köstlichen Speise den kleinen
Bienen macht und die sie hierbei leisten müssen!

Eine große Bücherei birgt tausende von Büchern!

Welche Fülle von Wissen, von Zeit, Arbeitskraft und Mühe steckt
in allen diesen Werken, die oft zu dem Bedeutendsten gehören, was
menschlicher Geist hervorzubringen vermochte.

Wie wenige erinnern sich daran, sondern staunen nur die Unmenge der
Bände an, die hier aneinandergereiht in den Fächern und Regalen
stehen. --

Wir bewundern die Kunstwerke unserer Maler und Bildhauer, die in
ihnen die Schönheit der Natur nachzuahmen versuchten; aber noch weit
großartiger als alles, was Kristall, Pflanze, Tier und Mensch zu
schaffen vermochten und noch vermögen werden, ist das, was Gott einst
getan hat, als er die Weltenkörper ins Dasein rief! --

Kristall, Pflanze, Tier und Mensch sind in ihrem Tun und Handeln
erfüllt von jenem großen: »Es werde!«, das der Schöpfer einst in den
weiten Weltenraum hinausrief!

An jenes Einst, -- also an den Uranfang der Zeiten, -- wollen wir uns
einmal in Gedanken zurückversetzen! --

Über Gott und die Absichten nachzugrübeln, die er hatte, als er die
sichtbare Welt erschuf, wäre ein eitles Unterfangen, wäre Vermessenheit
und Torheit!

Töricht wäre es auch, wollten wir behaupten, wir wüßten genau, wie Gott
die sichtbare Welt erschaffen hat. Dieses »Wie« wird ewig den Schleier
des Geheimnisses tragen! --

Wohl aber dürfen wir Vermutungen darüber äußern! Wir dürfen sagen:
»Gott kann die für uns sichtbare Welt in dieser oder in jener Weise
geschaffen haben!« Ob das aber so ist, das wissen wir nicht! Das, was
wir mit unseren wissenschaftlichen Hilfsmitteln vom Firmamente ablesen,
und das, was uns das Leuchten der Sterne am Himmel verrät, lassen
diesen oder jenen Schluß zu! --

Unsere Vorfahren, -- die alten Sterndeuter in Babylon, die
sternkundigen Priester der Ägypter, die Weisen Griechenlands und Roms,
die Philosophen des Mittelalters, -- haben sich um das: »Wie die Welt
entstanden ist« nicht allzuviel gekümmert.

Sie lebten zu einer Zeit und in einer wissenschaftlichen Vorstellung,
die eine solche Frage nicht unbedingt nötig machte. Erst die Neuzeit
hat angefangen, über die großen Rätsel, die uns überall in der Welt
der Gestirne begegnen, mehr, als es bisher der Fall war, nachzudenken,
und so lag es in der Natur der Sache, vom modernen, wissenschaftlichen
Standpunkte aus, auch einmal den Versuch zu machen, eine Antwort auf
jene Frage: »Wie mag die Welt entstanden sein?« zu geben!

Sehen wir also einmal zu, wie die Wissenschaft der Gegenwart, -- und
zwar die Astronomie, -- die diese Frage und ihre Beantwortung ja am
allermeisten interessiert, darüber denkt! --

Ein Teil der Himmelsforscher (der Astronomen) nimmt an, daß im
Uranfange der Zeiten der für die sichtbare Welt bestimmte Raum
mit einem großen Gasball (dem Urnebel) angefüllt war. Dieser
besaß Kugelform und drehte sich um eine Achse. Der sich drehende
Riesengasball war die Erstlings- oder die Ursonne!

Infolge der schnellen Drehung dieser Ursonne, drängte sich der größte
Teil der Materie (des Weltenstoffes), aus dem sie bestand nach ihrem
Äquator hin, und bildete hier rings um sie herum einen dicken Wulst.
Dieser platzte an einer Stelle, löste sich von der sich weiter
drehenden Ursonne ab und wurde in Streifenform -- wie ein schmales
Band, -- hinaus in den Weltenraum geschleudert.

Hier rollte sich dieses »Band aus Urstoff« zu einer Kugel zusammen.
Diese stellte nun die zweite Sonne im Raume dar. Sie hatte sich aus der
Ursonne gebildet. Sowohl von der Ursonne, als auch von der zweiten so
entstandenen Sonne bildeten sich dann in gleicher Weise, wie es eben
geschildert wurde, weitere Sonnen -- alle, die wir heute am Firmamente
erblicken.

Aus den Sonnen wurden dann später in derselben Weise die Planeten und
aus diesen wiederum die Monde.

So hat sich auch unsere Sonne aus der Ursonne einst gebildet, aus ihr
einst die Erde und aus dieser endlich auch unser Mond!

Die kugelförmige Ursonne war im Anfange dunkel. Als sie sich aber um
ihre Achse zu drehen begann, erhitzten sich die einzelnen Teilchen des
Weltenstoffes durch die entstehende Reibung bis zur Weißglut. --

Auch bei den übrigen Sonnen trat dieser Zustand des Leuchtens und
Glühens ein.

Die Planeten, die sich um die Sonnenkörper bewegen, und die Monde, die
wiederum die Planeten umkreisen, stellten anfangs selbst kleine Sonnen
dar und erstrahlten infolgedessen gleichfalls erst in der Weißglut.

Von der sich drehenden Ursonne haben alle Sonnen, die sich einst aus
ihr formten, auch ihre Bewegung erhalten.

Den Planeten wurde ihre kreisende Bewegung von den Sonnen, zu denen sie
gehören, verliehen, und die Monde erhielten ihre Achsendrehung von den
Planeten, die sie umwandern.

Daher kommt es auch, daß die Planeten unseres Sonnenreiches in der
Richtung um das Tagesgestirn kreisen, in der sich dieses selbst um
seine Achse dreht. Das müßte eigentlich auch bei allen Monden, die wir
in unserem Sonnensystem (Sonnenreiche) kennen, der Fall sein; aber es
hat sich herausgestellt, daß einige Monde von der allgemeinen, hier
erörterten Regel abweichen. Die moderne Himmelsforschung nimmt deshalb
an, daß entweder diese Monde früher nicht zu den Planeten gehörten, die
sie heute umkreisen, oder, daß die soeben hier ausgesprochene Ansicht
über die Entstehung der Himmelskörper aus dem Urstoffe nicht richtig
ist.[1]

    [1] In der rechnenden Astronomie spricht man von linksläufigen
      Planeten. Ihre Neigung ist größer als 90 Grad. Damit wird die
      Linksläufigkeit in einfacher Weise erklärt.

Der Zweifel, den die Himmelskunde der Gegenwart an dieser Ansicht hat,
stützt sich dabei noch auf Verschiedenheiten in der Verteilung und
Bewegung einiger Himmelskörper, von denen später noch in diesem Buche
die Rede sein wird.

Um diese Irrtümer möglichst zu erklären, hat man zu einer anderen
Meinung über den Ursprung der Weltkörper seine Zuflucht genommen.
Sie erklärt ziemlich restlos die Fehler, welche die ältere Hypothese
(Meinung) übrig läßt! --

Diese Ansicht nimmt an, daß der für die sichtbare Welt bestimmte
Raum im Uranfange der Zeit mit einem überaus feinen Stoffe (dem
Weltenstoffe), angefüllt war.

Dieser ist so ungemein zart und dünn, daß wir uns von ihm keine rechte
Vorstellung machen können. Er ist ein Mittelding zwischen dem »Nichts
und dem Etwas!« --

In dieser Wolke aus Urstoff bildeten sich einst an verschiedenen
Stellen Verdichtungen, -- kleine Ballen. Diese stellten dann die
zukünftigen Sonnen dar. In ihrem Erstlingszustande waren diese Ballen
aus Urstoff noch dunkel, wie die ganze, große Nebelwolke selbst; aber
die einzelnen Teilchen in diesen Ballen preßten sich immermehr zusammen
und dadurch entstand allmählich ein Zustand des Leuchtens in ihnen,
wie wir ihn auch bei den Glühwürmchen am schwülen Sommerabend gewahren
können. -- Dieses Leuchten ist ein Phosphoreszieren! --

Das Leuchten wurde indes immer stärker, und zwar, infolge der stärkeren
Zusammenpressung der einzelnen Urstoffteilchen. Endlich trat der
Zustand der Weißglut ein. Die Sonne war fertig! Sie war herausgeboren
aus dem großen Urnebel, der weithin den Raum erfüllte.

Auf diese Weise haben sich alle Sonnen, -- im Willen dieser
wissenschaftlichen Ansicht, -- aus dem Urnebel gebildet, auch die
unsrige. Nun blieb aber um die so entstandenen, glühenden Sonnen herum
anfangs noch etwas Weltenstoff übrig!

Es sah aus, als hätten sich die einzelnen Sonnen mit einem
Glorienscheine umgeben, und man nennt solche Sonnen »Nebelsterne«. In
dem Glorienscheine, der die fertigen Sonnen umgab, bildeten sich nun
abermals Verdichtungen -- kleine Ballen, aus Weltenstoff -- nämlich die
Planeten.

[Illustration:

            ~Tafel 2.~

Der große und schöne Nebel im Sternbilde des »Orion«.

(Originalphotographie. Aufgenommen mit dem photographischen Fernrohre
der Kaiserl. Universitätssternwarte zu Wien, am 11. Januar 1912, von
~Dr.~ Josef Rheden. Belichtungsdauer 3 Stunden.)]

Auch unsere Sonne umgab einst, -- wie wir später noch eingehender
besprechen werden, -- ein solcher Glorienschein aus Urstoff. Aus diesem
Glorienschein (Aureole) haben sich dann die acht Planeten geformt,
die heute noch unser Tagesgestirn umwandern.

Ferner bildeten sich aus dieser Aureole um unsere Sonne herum alle
Weltenkörper, die, außer den Planeten, noch zu unserem Sonnenreiche
gehören, also die Monde, die Kometen, die Meteoriten und die kleinen
Planeten. Von ihnen werden wir an anderer Stelle dieses Buches noch
mehr erfahren!

Die Planeten umgab gleichfalls in ihrem Urzustande ein solcher
Glorienschein aus Weltenstoff. Aus ihm wurden genau so, wie es bei den
Sonnen geschah, die Monde.

Bewegung kam in alle Sonnen, -- nach der Meinung dieser
Weltbildungshypothese, -- in der Weise, daß kleine Ballen von Urstoff,
-- die wir Kometen nennen können, -- aus fernen Räumen in die Aureole
dieser »Nebelsterne« stürzten, sie seitlich trafen und so die fertigen
Weltkörper in die Drehung um ihre Achse versetzten, die ihnen bis zur
Stunde verblieben ist! --

Durch diese Ansicht wird auch erklärt, warum die Monde einiger
Planeten unseres Sonnenreiches sich nicht in der gleichen Richtung um
ihre Achse drehen, wie die Planeten, zu denen sie gehören, sondern
in der entgegengesetzten! Ferner wird, nach Karl Braun, durch diese
wissenschaftliche Meinung noch erörtert, warum der Planet Mars, von dem
wir später noch hören, kleinere Monde hat, als er eigentlich besitzen
dürfte.

In den ungeheuer langen Zeiten, die seit der Schöpfung der
Erstlingssonne aus dem Urnebel vergangen sind, haben sich auch die
übrigen Sonnen aus ihm geformt, die wir heute am Firmamente prangen
sehen; aber es ist nicht aller Urstoff dabei verbraucht worden!

Eine andere Erklärung dafür, wie sich Himmelskörper aus dem Urstoffe
bildeten und noch immer bilden, hat der schwedische Physiker Svante
Arrhenius gegeben.

Er nimmt an, daß der Stoff, aus dem die Himmelskörper einst wurden, aus
winzigen Stäubchen besteht.

Die von den Sonnen ausgehenden Lichtstrahlen drücken diese
Weltenstoffstäubchen hinaus in den Raum. Überall da, wo die von den
Sonnen kommenden Lichtstrahlen sich treffen und sich schneiden, werden
diese Weltenstoffstäubchen aufgehalten und zusammengeballt.

Auf diese Weise entstehen neue Weltenkörper! --

Der Astronom hat ein kleines Instrument. Es besteht in der Hauptsache
aus einem Glasprisma, das dazu dient, einen Lichtstrahl in seine sieben
Regenbogenfarben, -- also in ein Farbenband, -- zu zerlegen oder
auseinanderzuziehen.

Mit diesem Glasprisma, das wir Spektroskop nennen, vermag der
Himmelsforscher das Dasein von Urstoff im Weltenraume festzustellen.
Wir nennen diese Schwaden (Wolken aus Urstoff), die wir überall heute
noch in den Sternenräumen antreffen, kosmische Nebel!


Die Welt der kosmischen Nebel!

Wenn wir mit einem genügend stark vergrößernden astronomischen
Fernrohre, das -- nebenbei sei es gesagt, -- das Bild des Gestirnes
umkehrt, den gestirnten Himmel durchmustern und die Sternbilder an ihm
nach Einzelheiten absuchen, dann werden wir da und dort auf kleine,
lichte Stellen stoßen, die sich scharf vom dunklen Himmelsuntergrunde
abheben.

Manchmal haben diese lichten Stellen das Aussehen von Sternen; in den
meisten Fällen aber erscheinen sie ganz eigenartig geformt.

Sie haben einen milchigen Schimmer und sehen an ihren Rändern
undeutlich und verwaschen aus.

Lange vor der Erfindung des Spektroskopes, hat man diese seltsamen
Gebilde am Himmel schon gekannt und ihnen den Namen »Nebelflecken«
gegeben; aber das Spektroskop war es, das uns zuerst verriet, daß diese
»Nebelflecken« keine Ansammlungen von Sternen in unendlicher Entfernung
von uns, sondern gasige Massen, -- also weltbildender Stoff -- seien.
Diese Gasmassen -- das erzählte uns das Spektroskop noch, -- enthalten
sehr viel Wasserstoff, der ja ein Hauptbestandteil unseres Wassers
ist, und ferner das Sonnengas (Helium), das sich auch auf unserem
Tagesgestirne vorfindet.

Endlich finden sich in ihnen einige Gase vor, von denen wir auf Erden
eine Kenntnis noch nicht besitzen.

Wenn wir ein Stück Eisen bis zur Weißglut erhitzen und die Hitze noch
weiter steigern, dann geht das ursprünglich feste Eisen in die Gasform
über. Vergastes Eisen finden wir auch in den kosmischen Nebeln und auf
den meisten Sonnen im Weltenraume, ganz besonders auf der unsrigen,
wie wir später noch hören werden. Ihrer äußeren Gestalt nach teilt man
diese, oft gewaltig großen Gasmassen in folgende Klassen ein:

    1. in planetarische oder Ringnebel,
    2. in unregelmäßige Nebel,
    3. in Doppelnebel,
    4. in veränderliche Nebel und
    5. in Spiralnebel.

Planetarische oder Ringnebel werden sie genannt, weil sie, -- der Name
sagt es uns schon, -- die Form eines Planetenscheibchens oder eines
Ringes haben.

Sehen sie aus wie ein Ring, dann ist in der Mitte des dunklen Raumes,
den der lichte Nebelring einschließt, noch ein heller Stern. Es ist
dies meist ein »Nebelstern«, also eine Sonne, die von einer Aureole aus
weltbildender Materie noch umrandet wird.

Der berühmteste Ringnebel, den wir am Firmamente kennen, ist der im
Sternbilde der »Leier«.

Dieses glänzt an unserem nördlichen Firmamente, und der Nebel ist in
kleineren astronomischen Instrumenten schon sichtbar.

Man hat diesen Nebel auch photographiert, und die lichtempfindlichen
Platten zeigen uns, wie feine, gasige Strahlen von dem Sterne in der
Mitte des Ringes ausgehen und diesen mit dem inneren Rande des Ringes
verbinden.

Ein anderer, schöner Ringnebel befindet sich im Sternbilde des
»Schwans«! --

Der schönste, unregelmäßige Nebel ist der im Sternbilde des »Orion«.

Das Sternbild ist bei uns in klaren Winternächten tief am südöstlichen
Himmel sichtbar. Mitten in ihm stehen drei helle Sterne nebeneinander.
Man hat diesen den Namen die heiligen Dreikönige gegeben; die
Astronomen nennen sie indes den »Jakobstab« oder den »Gürtel des
Orion«, -- des himmlischen Jägers. --

Etwas unterhalb des mittelsten Sternes im »Jakobstabe« sehen wir mit
dem bloßen Auge schon eine mattschimmernde Stelle. Es ist die des
großen »Orionnebels«.

Wenn man ein genügend stark vergrößerndes Fernrohr zur Beobachtung
dieses Nebels anwendet, dann enthüllt sich dem Auge ein entzückendes
Bild.

Der Nebel erscheint, wie ein wogendes Meer. Er ist ganz bizarr geformt
und an seiner Vorderseite tief eingebuchtet. Diese Einbuchtung sieht
aus, wie ein »Löwenrachen«. Man hat sie auch so benannt. In die
Gasmassen um diesen »Löwenrachen« herum sind viele Sterne eingestreut.
Man hat diese Sterngruppe das »Trapez« genannt.

Wenn man den »Orionnebel« photographiert, dann kann man auf den
Photographien ganz deutlich erkennen, daß die Nebelmassen weithin
gasige Ausläufer in den Raum aussenden.

Der ganze Nebel schimmert in grünlichem Lichte, und das kleine
Glasprisma, mit dem man das Licht der Gestirne in ein Farbenband
zerlegt, sagt uns von diesem Gasgebilde, daß in ihm sich ein uns noch
nicht bekannter Weltenstoff befindet. Dieser nimmt am Aufbau der Sterne
aus dem Nebel dort Anteil.

Das Wogen und Wallen der gasigen Massen, die den »Orionnebel« bilden,
deutet darauf hin, daß die schöpferischen Kräfte dort bereits am Aufbau
von Sonnen, Planeten und Monden aus dem Urstoff tätig sind.

Ein anderer, unregelmäßiger Nebel im Universum (Weltenraume) sieht aus,
wie ein Baumkuchen!

Man nennt ihn den »Crabb-Nebel«, und er steht im Sternbilde des
»Stieres«.

Ein dritter, unregelmäßiger Nebel hat die Gestalt eines Fisches.
Man hat ihn deshalb auch den »Fisch- oder Heringsnebel« genannt. Er
leuchtet im Sternbilde des »Haares der Berenice«.

Wieder ein anderer Nebel im Sternbilde des »Fuchses« hat das Aussehen
einer Hantel, wie sie die Schüler beim Turnen gebrauchen. Man hat
diesem Nebel deshalb den Namen »Hantelnebel« gegeben.

Noch ein anderer Nebel gleicht in seiner Gestalt einem zusammengelegten
Fischernetze mit groben Maschen. Es ist der berühmte »Netznebel« im
Sternbilde des »Schwans«.

An einer Stelle des Raumes können wir erkennen, wie zwei planetarische,
-- also wie lichte Planetenscheibchen aussehende Nebel, -- sich
miteinander verbunden haben. Wir nennen solche Nebel »Doppelnebel«
und finden einen sehr schönen Vertreter dieser Gattung zwischen dem
Sternbilde des »großen Bären« und des »Haares der Berenice«.

In den Räumen des Firmamentes hat man dann noch beobachtet, daß solche
gasige Massen ihre Gestalt verändern. Dies ist der Fall bei einem, dem
griechischen Buchstaben Omega ähnlichen Nebel, dem man auch diesen
Namen verliehen hat.

Bei diesem Nebel hat man nämlich gefunden, daß der eine Arm des
hufeisenförmig aussehenden Gasgebildes seine Lage ab und zu verändert.

Das »Warum« dieser Veränderung ist uns aber bis zur Stunde ein
Geheimnis! --

Bei anderen Nebeln wiederum fand man, daß sie Licht-Schwankungen
unterliegen, das heißt, einmal leuchten diese Nebel in hellerem
Lichte, als zu anderer Zeit, -- ja es kommt sogar vor, daß solche
»veränderliche Nebel« zeitweilig ganz unsichtbar werden.

Auch diese Licht-Schwankungen sind uns bis zur Stunde ganz rätselhaft!

Endlich finden wir unter den Sternen am Himmel noch gasige Massen,
welche die Form einer Spirale haben.

Sie sehen aus, wie ein Schaumschläger, den unsere Frauen im Haushalte
verwenden.

Der schönste Nebel dieser Art ist der im Sternbilde der »Jagdhunde«.
Er steht unterhalb der Tatzensterne des »großen Bären« oder der drei
Deichselsterne im »großen Wagen«. --

Dieses Bild grenzt nämlich an das der »Jagdhunde«.

Man sieht auf den Photographien, die man von diesem Nebel gewonnen hat,
wie von einem lichten Knoten zwei helle Arme ausgehen. Diese winden
sich um den lichten Knoten in ihrer Mitte herum. Am äußersten Ende
des äußeren, größeren Armes ist dann noch ein zweiter, lichter Knoten
zu sehen, und ein Teil der Astronomen nimmt an, daß dieser einst in
die Masse des »Jagdhundnebels« vom Sternenraume her eindrang. Er hat
dadurch dem ganzen Gasgebilde die Spiralform verliehen!

Einen zweiten, schönen Spiralnebel besitzt das Sternbild des »großen
Bären«.

Wir alle kennen dieses Sternbild an unserem nördlichen Himmel. Unsere
Vorfahren nannten es den »Wagen Karls des Großen« oder auch den »Wagen
des Königs David«.

Dieser Spiralnebel im Sternbilde des »großen Bären« hat einen
bedeutenden Himmelsforscher, mit Namen _Easton_, Anlaß zu der
wissenschaftlichen Meinung gegeben, daß alle Gestirne, die wir am
Firmamente sehen, -- mit Einschluß unserer Erde, -- und die zwischen
den Sternen befindlichen Nebelmassen in einer Spiralform angeordnet
seien, -- daß also die ganze, für uns sichtbare Welt nichts anderes,
als eine riesige Spirale sei! --

Die moderne Himmelsforschung ist endlich noch zu der Ansicht gelangt,
daß alle Gasgebilde (kosmischen Nebel), die wir am Firmamente kennen,
eine Spiralform haben, -- daß also die Ring-, die planetarischen,
die Doppel-, die unregelmäßigen und die veränderlichen Nebel, nichts
anderes, als Spiralnebel seien!

Bis zur Stunde sind wir allerdings noch nicht in der Lage, mit unseren
Hilfsmitteln (Fernrohr, Spektroskop und photographischer Platte)
die Spiralform bei allen diesen Nebeln festzustellen. Noch ein sehr
interessanter, sowohl im Fernrohre, als auch auf den photographischen
Platten ungemein reizvoll aussehender Nebel verdient hier unsere
Erwähnung!

Es ist eigentlich kein ausgesprochenes Gasgebilde, weil sich zahllose
Sterne in ihm befinden; aber er zeigt, -- wie alle Spiralnebel, -- die
wir kennen lernten, die gleiche Form, und die Sterne in ihm sind von
ungeheuer großen Gasmassen umgeben!

Es ist der Nebel im Sternbilde der »Andromeda« am Nordhimmel! --

Nächst dem großen »Orionnebel« ist er einer der schönsten, den wir
kennen. Im Fernrohre erscheint er als eine milchige und verschwommene
Masse. Es sieht aus, als ob man die Flamme einer Kerze durch ein
Hornblättchen betrachte. Das Spektroskop sagt uns, daß dort am Himmel
fertige Sonnen und Gasmassen eng miteinander verbunden sind. Die
photographische Platte aber verrät uns, daß der »Andromedanebel« eine
große Spirale ist.

Die Astronomen zählen ihn zu den Sternhaufen, die wir später in diesem
Buche noch eingehender behandeln werden! --

Die Himmelsphotographie hat uns noch etwas anderes enthüllt! Eines
Tages nämlich photographierte Professor Max Wolf, -- der Direktor
der Sternwarte auf dem Königsstuhl bei Heidelberg, -- eine Stelle im
Sternbilde des »Schwans« am nördlichen Himmel.

Als er dann die belichtete Platte entwickelte, fand er zu seiner
Überraschung auf ihr ein großes, wolkiges Gebilde, das aussah, wie das
Festland von Nordamerika auf unseren Landkarten. Es war ein großer
Nebelflecken, den der Gelehrte im Sternbilde des »Schwans« mit der
Camera entdeckt hatte. Professor Max Wolf hat ihn »Nordamerikanebel«
genannt. Dieses ganz merkwürdig geformte Gasgebilde aus Urstoff wäre
uns niemals im Teleskope (Fernrohre) zu Gesicht gekommen, weil es Licht
aussendet, das unsere Augen nicht mehr zu erkennen vermögen.

Der Astronom sagt, der »Nordamerikanebel« strahlt in ultraviolettem
Lichte, und dieses liegt jenseits des violetten Teiles im Farbenbande
des Regenbogens. Die photographischen Platten aber, die viel
empfindlicher sind, als das menschliche Auge, vermögen dieses
ultraviolette Licht, das der große »Nordamerikanebel« besitzt, im Bilde
festzuhalten. Die lichtempfindliche Platte der photographischen Camera
hat uns dann noch gezeigt, daß es viele solcher Gasmassen am Himmel
gibt, die ultraviolettes Licht ausschicken! --

[Illustration:

            ~Tafel 3.~

Der prachtvolle Spiralnebel M. 101 im Sternbilde des »großen Bären« an
unserem nördlichen Himmel.

(Originalaufnahme. Photographiert von Prof. Max Wolf in Heidelberg.)]

Die Zahl der Nebelflecken am Firmamente ist ungeheuer groß! -- Einige
Sternwarten, -- es sind das Gebäude, in denen die Astronomen mit dem
Fernrohre, mit dem Spektroskop und mit der photographischen Platte
die Gestirne beobachten und untersuchen, -- beschäftigen sich
damit, den ganzen Himmel nach solchen Gasgebilden zu durchforschen. Zu
ihnen gehört auch die bereits genannte Heidelberger Sternwarte. Wenn
diese Nebelfleckendurchmusterung beendet ist, dann wird die Zahl der
uns bekannten Gasgebilde am Himmel sicherlich auf über 150000 Stück
gestiegen sein.

Einhundertfünfzigtausend Nebelflecken, -- also Wolken aus Urstoff,
-- der noch niemals benützt wurde, sind im All aufgestapelt; aber in
Wirklichkeit sind ihrer noch viel mehr. Wir kennen nur die fehlenden,
anderen nicht, weil sie unseren Instrumenten noch verborgen bleiben.

Eine jede dieser Gaswolken hat viele tausend Meilen im Durchmesser und
aus ihnen werden sich, -- es wurde bereits erwähnt, -- im Laufe der
kommenden Zeiten noch Sonnen, Planeten, Monde und alle jene Weltkörper
bilden, die wir schon kennen.

Wenn unsere Sonne mit ihren Planeten, zu denen ja auch unser Erdball
gehört, längst nicht mehr ist, dann werden aus diesen Nebelschwaden
neue Sonnen am Firmamente hervorgehen und den weiten Raum bevölkern!

»Wie alt mögen diese Nebelschwaden sein?« -- höre ich im Geiste meine
Leser fragen!

Wir wissen es nicht!

Nur das eine wissen wir, daß Millionen und Abermillionen von Jahren
vergangen sind, ehe alle diese Sonnen entstanden.

Millionen von Jahren waren schon vergangen, als unsere Erde das Licht
unserer Sonne erblicken durfte. Millionen von Jahren vergingen dann
wieder, bis der Mond sich von unserer Erde ablöste und zur großen
»Leuchte der Nacht« wurde.

Älter, als Mond und Erde, älter, als unsere Sonne und all' die anderen
Sonnen im Raume, sind jene gasigen Massen, die der Astronom die
»kosmischen« Nebel nennt!

Jene Wolken aus Urstoff, aus dem sich alle Himmelskörper formten, sind
die »Wiegen der Welten«!

Am Ende der Zeiten wird alles Geschaffene wieder in das »Grab des
großen Urnebels« zurücksinken.

Wenn der Himmelsforscher zu diesen Gebilden am Firmamente aufsieht und
sich mit seinen feinen Instrumenten in ihr Dasein vertieft, dann wirft
er stets einen Blick hinein in die große Werkstatt des Schöpfers, in
der einst auch unsere Sonne mit den Kindern ihres Hauses wurde!



Zweites Kapitel.

Unsere Sonnenwelt!

        »Tiefes Dunkel ist mein Dunkel!
        Zur Sonne blicke auf, die strahlend
        uns das Leben gibt!«

            (Inschrift am Dianatempel in Ephesus.)


A. Unsere Sonne!

Vor einigen Jahren besuchte ich um die Osterzeit herum die »Hohe-Tatra«!

Am letzten Tage meines Aufenthaltes zu Poprad-Felka war ich früh am
Morgen ausgestanden, um mit dem Eilzuge nach Budapest zu fahren.

Als ich von meinem Hotel hinaus nach dem Bahnhofe ging, lag alles
noch im Morgengrauen. Die Sterne am Himmel hatten soeben, -- müde von
der langen Nachtwache, -- ihre funkelnden Augen geschlossen, und den
Regentag, der vorangegangen war, hatte ein klarer Frühmorgen abgelöst.

[Illustration:

            ~Tafel 4.~

Süden.

Norden.

Unsere Sonne mit Flecken und Kalziumfackeln (~Calciumflocculi~).

(Originalphotographie von Professor Campbell, Licksternwarte.
Aufgenommen mit dem Spektroheliographen im Lichte der Kalziumlinie.
1912.)]

Vor mir lag das wuchtige Massiv der »Hohen-Tatra«. Wie ein Riesenbau,
den Titanen in Vorweltstagen aufgeführt haben, erhob sich der
massige Gebirgsstock aus der Zipser Ebene mit seinen schnee- und
gletscherbedeckten Spitzen, Zacken und Graten.

Mit einem Male erglühten die höchsten, mit Firnfeldern bedeckten
Kämme in rosigem Schimmer, -- ein unvergleichlich schönes und
unbeschreibliches Bild! --

Die Sonne wollte kommen, und in diesem Aufglühen der eisumhüllten
Tatraspitzen verkündete sie den Bewohnern der Täler ihre Ankunft.

Allmählich verblaßte der Purpurschein auf dem Gebirge und ließ die
Gletscher und Kuppen und endlich auch die tiefer gelegenen Wälder im
Sonnenlichte erscheinen, bis die ganze Ebene mit den goldenen Strahlen
des im Osten aufgehenden Tagesgestirnes erfüllt war.

Ich werde jenen Frühmorgen und jenen Sonnenaufgang in der Hohen-Tatra
sobald nicht vergessen; aber nicht bloß ich allein hatte mich auf ihn
gefreut, sondern die ganze Natur harrte ihm an jenem Morgen entgegen! --

Wenn nach harter Winternot der Frühling ins Land geht, dann kam er
nicht plötzlich, sondern die Sonne hat ihn langsam in die Fluren
geleitet. Sie hat die jungen Keime in monatelanger Vorarbeit geweckt,
damit sie im Lenzeswalten aus der Erde hervorsprossen, und sie hat
die Landschaft wieder in jene Farbenpracht gehüllt, die uns im
Blütengewande der Blumen von den Wiesen und Rainen entgegenschaut.

Die Sonne ist es, welche dem Frühlinge alle seine Pracht verleiht. Sie
ist es, die den Sommer mit Glut und Glanz übergießt und auch im Herbste
jenes wundervolle Gemälde auf die große »Leinwand des Waldes« wirft,
vor dem wir dann mit Staunen und Entzücken stehen.

Sie ist es auch, die selbst dem harten und frostigen Winter Schönheit
verleiht, wenn wir diese Schönheit auch nicht immer an dieser
Jahreszeit erkennen wollen!

Von der Sonne hängt also alles ab, was uns in den Jahreszeiten auf
Erden umgibt.

Von unserer Sonne hängen auch wir Menschen, die Tiere, die Pflanzen und
das Gestein ab. Die Erde selbst, auf der wir wohnen und leben, steht
unter ihrem allgewaltigen Einflusse.

Diese Abhängigkeit des Erdballes und dessen Lebewesen von der Sonne
hat man in grauer Vorzeit schon innig empfunden! Deshalb erwies man
der Sonne eine göttliche Verehrung! Unsere Vorfahren haben aber nicht
erkannt, was die Sonne eigentlich ist, und welche Bedeutung sie im
Rahmen des Naturgeschehens hat. Darum machten sie sich von ihr auch
eine ganz phantastische Vorstellung! --

In den Schriften der Völker im Altertume lesen wir, daß man glaubte,
die Sonne sei ein lichter Gott, der tagtäglich im feurigen Wagen über
die blaue Himmelau fahre. Die Glut des Sonnenwagens dringe zur Erde
herab und erhelle diese.

Andere indes hielten die Sterne am Himmel für Löcher, die in eine
große, kristallene Kugelschale, -- das Himmelsgewölbe, -- eingelassen
waren. Durch sie drang das Licht aus dem Hause der Götter zu uns
hernieder, und so hielt man auch die Sonne für eine Leuchte, die sich
über den Himmel täglich bewege.

Diese Anschauung unserer Vorfahren haben aber einige scharfsichtige
Menschen jener Tage nicht geteilt. Zu ihnen gehört in erster Linie
der griechische Philosoph (Weltweise) Anaxagoras, der eines Tages auf
dem Marktplatze zu Athen, einer seinen Worten schweigend lauschenden
Volksmenge erklärte, für ihn sei die Sonne weder ein Gott, noch eine
Leuchte im Hause der Götter, sondern ein glühender Stein, um vieles
größer, als die ganze griechische Halbinsel.

Das Volk der Athener war empört ob solcher Rede, und man wollte den
weisen Mann wegen Lästerung der Götter öffentlich steinigen. Nur dem
Einflusse des Perikles, -- jenes berühmten Staatsmannes, -- dem Athen
und Griechenland viel zu verdanken hatte, gelang es, den Anaxagoras vor
dem Schlimmsten zu bewahren!

Der Philosoph hatte mit seiner Rede nicht ganz Recht; aber er ist der
Wahrheit doch näher gekommen, als mancher andere. Wenn wir den modernen
Himmelsforscher fragen, was die Sonne sei, dann wird er uns antworten:
»Eine große Gaskugel!« --

Allerdings vermögen wir uns über diese Gaskugel keine rechte
Vorstellung zu machen!

Wir hörten bereits am Eingang dieses Buches, daß unser Tagesgestirn
einst mit vielen anderen Sonnen am Firmamente aus dem großen Urnebel
hervorgegangen ist.

Der Ball aus Urstoff, der in seinem Erstlingszustande unsere Sonne
darstellte, war im Anfange dunkel; aber die einzelnen Teilchen dieses
Balles drängten nach dessen Mittelpunkte hin.

Durch dieses Zusammendrängen der Teilchen im Balle wurde ein Leuchten
hervorgerufen, das wir Phosphoreszieren genannt haben. Dieses Leuchten
wurde immer stärker und stärker, bis der ganze Sonnenball in der
Weißglut erstrahlte.

Unsere Sonne war fertig! --

Um die nun kugelförmige und lichte Sonne herum war eine Aureole aus
Materie übrig geblieben. Aus ihr haben sich dann in der gleichen Weise,
-- wie wir es bei der Beschreibung des Urnebels gehört haben, -- die
Planeten unseres Sonnenreiches und die Monde in ihm, gebildet.

Die Sonnenkugel war in ihrem Anfangszustande um vieles größer, als
sie es heute ist. Man nimmt an, daß der Riesengasball unserer Sonne
sich einst bis zur Bahn des äußersten, uns bekannten Planeten Neptun
erstreckte und sich von dort aus dann langsam bis zu seiner heutigen
Größe zusammenzog.

Wie viele Millionen von Jahren mögen dabei vergangen sein? -- Im Laufe
unvorstellbar langer Zeiten verlor die Sonne dann ihre Weißglut, -- wie
so manche ihrer Schwestern am Himmel. Sie nahm eine gelbe Farbe an,
und in dieser erstrahlt sie auch heute noch. Indes, es wird die Zeit
kommen, wo unser Zentralgestirn auch diese Färbung verliert und sie mit
der roten vertauschen wird. Hat die Sonne dann das rote Lichtgewand
lange genug getragen, dann wird sie auch dies ablegen und ganz dunkel
werden. Sie wird ihr Licht verlieren und erkalten, wie es unser Erdball
seit langem schon ist.

Auch unsere Erde war einst ein selbstleuchtender Stern, der
nacheinander im weißen, im gelben und im roten Lichte prangte, der
endlich sein Licht verlor und seinen heutigen Zustand annahm, damit die
Pflanzen, die Tiere und der Mensch auf seiner Oberfläche erscheinen
konnten. Aus einer kleinen Sonne ist unser Erdball im Laufe langer
Zeiten zu einem dunklen Körper, -- einem Planeten, -- geworden!

Diesen »Werdegang der Sonne«, den wir hier geschildert haben, müssen
alle Sonnen am Firmamente durchmachen. Viele haben ihn bereits hinter
sich, viele ihn noch vor sich! Die Farbe der Sterne verrät uns, -- wir
werden davon später noch Näheres hören, -- also ihr Alter! -- Wenn
unsere Sonne im wolkenlosen Blau des Firmamentes dahinschwimmt, und
wir sie durch ein dickes, buntes oder stark berußtes Glas (niemals mit
dem bloßen Auge) betrachten, dann erscheint sie uns als eine goldgelbe
Scheibe, die etwas größer als der Vollmond aussieht.

Nehmen wir aber ein genügend stark vergrößerndes Fernrohr, das mit
einem _Schutzglase_ versehen sein muß, zur Hand, und betrachten mit ihm
das Tagesgestirn, dann werden wir ein wenig erstaunt über das sein, was
wir auf der Sonne sehen!

Die goldgelbe Scheibe der Sonne sieht im Fernrohre aus wie ein
wogendes Meer. Sie löst sich auf in zahllose Schäfchenwolken, und diese
haben meist eine eiförmige Gestalt.

Sie verändern rasch ihre Größe und ihr Aussehen. Man hat dieses wogende
»Meer von Schäfchenwolken«, das die Oberfläche unserer Sonne bildet,
mit einer Schicht dachziegelförmig übereinander gelegter Weidenblätter
verglichen, oder mit Reiskörnern, die man über einen flachen Teller
ausschüttet.

Man spricht deshalb in der modernen Sonnenforschung von der
»Weidenblätter- oder Reiskörnerschicht« unserer Sonne.

Der Astronom indes nennt diese Körnung der Sonnenoberfläche die
Granulierung. Er weiß, daß ein jedes Korn dieser Granulierung einen
Durchmesser von etwa zweihundert Meilen hat, -- daß also einzelne
dieser Körner zwanzigmal so groß sind, wie das Königreich Bayern.

Der Sonnenforscher weiß ferner, -- seine feinen Beobachtungsinstrumente
sagen es ihm, -- daß die Körner all' das Licht ausstrahlen, welches
wir Sonnenlicht nennen. Dieses ist schuld an der großen Hitze der
Hundstage, am Wachstum der Pflanzen, am Sturm und Regen auf Erden.

Die einzelnen Lichtkörner sind voneinander durch ein dunkles Geäder,
ein Netzwerk, getrennt. Man hat diesem den Namen das »photosphärische
Netz«; der gekörnten Sonnenoberfläche aber den Namen »Photosphäre
oder Lichthülle« gegeben. Zuweilen kommt es vor, daß mehrere solcher
Lichtkörner auf der Oberfläche unseres Tagesgestirnes sich zu einem
einzigen, großen Korne vereinigen, -- also eine verschwommene
Lichtmasse bilden.

Diese sehen wir dann im Fernrohre sich von dem gelben Untergrunde stark
weißglänzend abheben.

Man nennt solche Stellen auf der Sonnenoberfläche Fackeln, und wir
finden diese, die oft eine ganz seltsame Form annehmen, am häufigsten
am Rande des Tagesgestirnes, -- niemals aber in dessen Mitte.

Dann wieder zeigt es sich, daß solche Fackeln eine tiefdunkle Stelle
auf der lichten Sonnenscheibe umranden.

Wir nennen diese dunklen Gebiete Sonnenflecken!

Daß diese der Oberfläche unseres Tagesgestirnes angehören, unterliegt
gar keinem Zweifel, denn sie nehmen an der Drehung des Sonnenballes um
seine Achse von Westen nach Osten hin Anteil. 25½ Tage dauert es, bis
sich der Riesenball »Sonne« einmal um seine Achse herumgewälzt hat. So
lange währt es auch, bis ein Sonnenflecken wieder an dieselbe Stelle
zurückkehrt, an der wir ihn zum ersten Male auf der Sonnenscheibe
gesehen haben. Jeder Sonnenflecken besteht aus einem dunklen Kerne und
einem matteren Halbschatten.

Der dunkle Kern besitzt meist eine rundliche Form. Der Halbschatten ist
fadenartig durchzogen und umrandet den Kern, wie die Regenbogenhaut die
Pupille unseres Auges. Das fadenartige Aussehen des Halbschattens rührt
davon her, daß Lichtkörner und dazwischen liegendes, dunkles Geäder mit
in den Sonnenflecken hineingesogen werden.

Nicht immer ist es nötig, daß ein Flecken aus einem Kerne und einem
Halbschatten besteht. Es kommt vielmehr oft vor, daß Kerne ohne
Halbschatten auftreten.

An den Polen und am Äquator der Sonne treffen wir keine Flecken,
sondern sie halten sich nur in einer bestimmten Zone zu beiden Seiten
des Sonnenäquators auf. Sie ähneln darin unseren Zyklonen (heftigsten
Wirbelstürmen).

Vielleicht haben wir in den Sonnenflecken auch Stürme von ungeheuerer
Kraft vor uns!

Die Flecken auf der Oberfläche des Tagesgestirnes treten nicht immer
einzeln, sondern weit mehr in Gruppen auf. Solche Gruppen haben oft
eine gewaltige Ausdehnung, von 150000 und mehr Kilometern. In den
Jahren 1905 bis 1913 konnte der Verfasser dieses Buches wiederholt
einzelne Flecken und Fleckengruppen beobachten und vermessen, die
so groß waren, daß man 8 bis 15 Erdkugeln, -- nebeneinander gereiht,
wie Perlen an einer Schnur, -- in einer solchen Gruppe bequem hätte
versenken können.

Da die Sonnenflecken sich rasch verändern, so halten sie auch nicht
allzulange Stand auf der Oberfläche des Tagesgestirns. Flecken, die
mehrere Tage oder gar Wochen andauern, sind eine große Seltenheit. Auch
die Gruppen halten nicht allzulange an. Wenn eine solche im Begriffe
ist, zu verschwinden, dann fließen die einzelnen Flecken, die diese
Gruppe bilden, zusammen, verblassen allmählich und lassen an der Stelle
ein weißglänzendes Geäder zurück. Wir haben dies »Fackel« genannt.

Die dunklen Kerne der einzelnen Flecken und der Fleckengruppen sind
keineswegs dunkel, wie man meinen könnte; sondern sie strahlen immer
noch 500mal mehr Licht aus, als unser Vollmond. Es ist ganz natürlich,
daß diese seltsamen Gebilde, die auf eine überaus stürmische Tätigkeit
im Innern unseres Zentralgestirnes (deshalb so genannt, weil es das
Zentrum unseres Weltsystems ist), hindeuten, auch einen großen Einfluß
auf die Körper ausüben, die zum Reiche unserer Sonne gehören.

Daß dies der Fall ist, können wir aus verschiedenen Erscheinungen auf
unserer Erde folgern. Diese machen sich dann bemerkbar, wenn die Sonne
reichlich mit Flecken bestanden ist.

So haben wir in dieser Zeit meist heftige Gewitter, trockene Sommer
und grell leuchtende Polarlichter. Ferner werden dadurch auch die
überseeischen Kabelleitungen, unsere elektrischen Anlagen beeinflußt,
und die Polarlichter erscheinen in größerer Häufigkeit! --

Die Flecken auf der Oberfläche des Tagesgestirnes gehören zweifellos zu
den interessantesten Gebilden, die wir auf ihm kennen! Was sind diese
Flecken?

Die Astronomen vergangener Jahrhunderte haben sie für Löcher in der
Atmosphäre unserer Sonne gehalten, durch die wir auf ihre dunkle
Oberfläche herabsehen könnten. In moderner Zeit aber glaubt man,
daß sie Täuschungen seien, die sich leicht unserem Auge aus solcher
Entfernung vorspiegeln. Andere Astronomen halten sie für starke,
elektromagnetische Erscheinungen, denn in und auf der Sonne spielen
heftige elektrische Prozesse eine große Rolle.

Wieder andere, -- und das dürfte wohl die richtige Ansicht sein,
-- nehmen an, daß, infolge heftiger Gasströmungen vom Innern des
Sonnenkörpers her, die Lichthülle, -- die Photosphäre, -- durchbrochen
wird, daß also die ausströmenden Massen aus dieser Öffnung hoch über
das Tagesgestirn emporsteigen. Die Öffnung schließt sich entweder
inzwischen von selbst, oder die herabstürzenden, abgekühlten Massen
fallen wieder in sie hinein, oder sie schaffen eine neue Öffnung in der
Sonnendecke. Die goldgelbe Schicht, die wir auch »Photosphäre« nennen,
ist keineswegs die äußerste Umrandung des Sonnenballes!

Über ihr lagern vielmehr noch eine Reihe von anderen Schichten, -- so
zunächst die sogenannte »umkehrende Schicht«. Auf sie folgt dann die
Farbenschicht oder die Chromosphäre. Diese wird deshalb so genannt,
weil sie zum großen Teile aus glühendem Wasserstoff besteht, der diese
gasige Schicht rot färbt.

Auf die Chromosphäre folgt die Korona.

Diese erst ist die äußerste Umrandung des Sonnenkörpers. Sie sieht
ganz unregelmäßig geformt aus, und ihre äußersten Grenzen lassen sich
nicht bestimmen, weil die Strahlenspitzen der Korona unmerklich in den
Weltenraum übergehen.

Das Spektroskop, das in diesem Buche schon mehrfach erwähnt wurde, sagt
uns, daß die Korona ein uns noch unbekanntes Gas enthält. Wir nennen
dieses das Koronium!

[Illustration:

            ~Tafel 5.~

Süden.

Norden.

Das Bild der vom Neumonde teilweise verfinsterten Sonne.

(Originalaufnahme. Photographiert in der Ebro-Sonnenwarte der Jesuiten
bei Tortosa in Spanien am 17. April 1912. Dem Verfasser des Buches
zugeeignete Photographie.)]

Für gewöhnlich ist die Korona für das bloße Auge nicht sichtbar! Wir
sehen sie mit dem bloßen Auge nur, wenn der Neumond bei einer
totalen Sonnenfinsternis das Licht des Zentralgestirnes völlig
abblendet.

Sie umgibt dann die völlig verdunkelte Sonne wie ein silberner
Glorienschein. Auch die Farbenschicht können wir für gewöhnlich mit
bloßem Auge nicht sehen.

Bei einer totalen Sonnenfinsternis umrandet auch sie als ein farbiger
Lichtring das völlig verdunkelte Tagesgestirn. Mit Hilfe eines
verfeinerten Spektroskopes (Spektralapparates), an das man die
photographische Platte anschraubt, kann man täglich, -- wenn die Sonne
sichtbar ist, -- die Farbenschicht und auch die aus ihr emporsteigenden
Flammenzungen erkennen und im Bilde festhalten.

Die rosafarbenen Flammenzungen nennen wir »Sonnenflammen oder
Protuberanzen«. Sie steigen oft bis zu einer Höhe von 500000 ~km~ über
den Sonnenrand empor. Bald sehen sie aus wie Wolken, bald wie der
Rauchschwanz aus dem Schornstein einer dahinfahrenden Lokomotive, bald
wie Getreidegarben und bald wieder wie lange schmale Schilfblätter.
Sie bestehen entweder aus glühendem Wasserstoff oder aus glühenden,
metallischen Dämpfen. Alle Metalle, die wir auf Erden in fester Form
kennen, befinden sich auf der Sonne in glühendem oder gasigem Zustande.

Auch die Sonnenflammen oder Protuberanzen deuten auf heftige,
stürmische Vorgänge hin; die wir auf der Sonne und in ihrem Innern
schon kennen lernten! --

Wenn der Neumond sich einmal so zwischen Erde und Sonne stellt, daß
er das Licht der letzteren für uns vollständig abblendet, dann haben
bestimmte Orte auf der Erde das großartige Schauspiel einer totalen
Sonnenfinsternis! Diese gehört zu den schönsten Erscheinungen, die uns
die Natur am Firmamente zu bieten vermag!

Ist am klaren Tage der Augenblick der Verfinsterung gekommen, dann
sehen wir, wie der Neumond sich unmerklich von Westen her gegen die
Sonnenscheibe schiebt. Er macht in den Rand derselben zunächst eine
kleine Einkerbung. Diese wird immer größer, und das Tagesgestirn nimmt
infolgedessen eine Sichelform an. Letztere wird immer schmaler, je
weiter die Verfinsterung fortschreitet. Infolgedessen machen sich
auch gewisse Erscheinungen in der Luft und auf Erden bemerkbar. Das
Firmament nimmt eine grünliche Färbung an. Ein kühler Wind erhebt sich.
Dieser wird immer stärker. Die Temperatur sinkt um mehrere Grade. Die
Blumen neigen ihre Köpfchen und fangen an zu schlafen. Die Tiere des
Waldes und Feldes suchen kreischend ihre Schlupfwinkel auf. Die Vögel
flattern ängstlich umher und in ihre Nester. Auch des Menschen Herz
umfängt ein leichter Schauer! Aus der Höhe stürzen sich die sogenannten
»fliegenden Schatten« auf den Erdboden herab. Sie huschen auf ihm hin
und an Häusern und Mauern entlang!

Plötzlich ist der letzte Sonnenstrahl erloschen! Der Neumond bedeckt
völlig die Scheibe der Sonne! In diesem Augenblicke flammt jener
silberne Glorienschein, den wir Korona nannten, um die abgeblendete
Sonne herum auf. In ihm steigen die rosafarbenen Flammenzungen empor,
die wir als »Protuberanzen« kennen lernten.

Nur wenige Sekunden dauert dieses wundervolle Schauspiel, dann kommt am
westlichen Rande der erste Sonnenstrahl wieder zum Vorschein. Die Sonne
nimmt wieder eine Sichelgestalt an. Diese wird immer größer, bis die
volle Scheibe des Tagesgestirnes endlich am klaren Firmamente hängt.

Der Neumond hat die Sonne unmerklich verlassen!

Außer den totalen (völligen) Verfinsterungen unseres Zentralgestirnes
kennen wir noch partielle (teilweise) und ringförmige. Die teilweisen
entstehen dann, wenn der Neumond nur einen Teil der Sonnenscheibe
bedeckt, und die ringförmigen, wenn der Begleiter der Erde sich vor
unser Tagesgestirn so stellt, daß um ihn herum von der Sonne noch ein
feiner Lichtring übrig bleibt.

Teilweise Verfinsterungen des Sonnenballes treten öfters ein, und
zwar für einen großen Teil der Erdbewohner. Totale und ringförmige
Finsternisse hingegen sind schon seltener!

Eigentlich müßten wir bei jedem Neumonde eine totale Sonnenfinsternis
haben. Das dies aber nicht geschieht, liegt daran, weil der Mond
nicht immer genau auf der gedachten Linie steht, die Sonnen- und
Erdmittelpunkt miteinander verbindet. Er geht nämlich einmal ein
Stückchen oberhalb und einmal ein Stückchen unterhalb dieser gedachten
Linie an unserem Tagesgestirne vorbei.

Teilweise Verfinsterungen der Sonne dauern für bestimmte Erdorte
mehrere Stunden. Eine ringförmige und totale Verfinsterung des
Zentralgestirnes aber dauert für einen bestimmten Ort auf der Erde nur
kurze Zeit, allerhöchstens acht Minuten!

Unsere Sonne ist von der Erde zwanzig Millionen Meilen entfernt. Von
der Länge dieses Weges vermögen wir uns keinen rechten Begriff zu
machen. Wir wählen deshalb einige Beispiele! Ein Fußgänger, der täglich
zehn Meilen Weges zurücklegte, würde 6000 Jahre brauchen, ehe er auf
unserer Sonne ankäme. Ein Eilzug, der in der Stunde 90 ~km~ fährt,
müßte in unaufhörlicher Fahrt zweihundert Jahre auf eiserner Bahn
dahineilen, wollte er den Bahnhof »Sonne« erreichen.

Ungeheuer groß ist auch die Leuchtkraft (die Hitze), welche die Sonne
in ihrer Strahlung Tag für Tag in den Raum aussendet. Wir haben diese
Licht- und Wärmemenge, welche die Sonne täglich auch an unsere Erde
abgibt, gemessen und gefunden, daß sie 1600 Trillionen Pferdekräfte
beträgt. Wenn wir die Licht- und Wärmemenge unseres Tagesgestirnes in
Arbeitsleistung umwandeln, dann ergibt sich, daß jeder Quadratmeter
Sonnenoberfläche in einer Sekunde eine Wärme ausstrahlt, die in
Arbeitsleistung übertragen, der von 75000 Pferden in der gleichen Zeit
entspricht.

Die Lichtmenge eines Quadratmeters Sonnenoberfläche leistet also in
einer Sekunde ebensoviel Arbeit, wie 75000 Pferde in einer Sekunde! Man
fängt zur Zeit an, diese enorme Kraft der Sonne technisch auszunützen,
indem man gewaltige Sonnenmotore konstruiert und ihr so die Kraft
entlehnt.

Von der Größe unseres Tagesgestirnes können wir uns gleichfalls keinen
richtigen Begriff machen!

Wenn wir hören, daß man aus dem Sonnenkörper über eine Million Erdbälle
formen könnte, dann schütteln wir wohl erstaunt den Kopf; aber es ist
so! Wir wählen deshalb auch in diesem Falle ein Beispiel!

Wir denken uns die Sonne als eine Hohlkugel. In die Mitte
dieser stellen wir die Erde. Wir werden später hören, daß der
Mond 50000 Meilen von unserer Erde entfernt ist. Im Innern der
Sonnenhohlkugel aber könnte er bequem um unsere Erde kreisen, ja es
könnte sogar noch ein zweiter Mond die Erde umwandern. Er müßte von
unserem Monde weitere 45000 Meilen entfernt sein. --

Unsere Vorfahren im Altertume glaubten, daß die Erde fest im
Weltenraume stünde, und die Sonne sich um dieselbe herumdrehe. Der
Frauenburger Domherr, Nikolaus Kopernikus, hat diese irrige Ansicht
richtig gestellt. Er wies nämlich auf Grund seiner Beobachtungen nach,
daß die Sonne still stehe, und daß die Erde und alle übrigen Planeten
unseres Sonnensystems um sie kreisen. In moderner Zeit hat man dann
noch gefunden, daß die Sonne überhaupt nicht still stehe, sondern sich
mit einer Schnelligkeit von neunzehn Kilometern in der Sekunde durch
den Weltenraum bewege. Sie eilt mit ihren Planeten nach dem Sternbilde
des »Herkules« hin.

Auf dem Wege dahin oder in diesem Sternbilde wird unser Tagesgestirn
einmal auch sein Ende finden!

Unter ihren Schwestern, -- den anderen Sonnen am Firmamente, --
nimmt die unsrige eine Ausnahmestellung ein. Man hat gefunden, daß
die meisten Sonnen Doppelsterne sind, d. h., daß immer zwei Sonnen
umeinander kreisen, daß also, wenn sich um diese zwei Sonnen noch
Planeten drehen, letztere ihr Licht von zwei Sonnen empfangen. --

In unserer engeren Weltheimat aber herrscht nur eine Sonne, -- die
unsrige. Unser Sonnenreich wird also, irdisch gesprochen, monarchisch
verwaltet!

Die moderne Sonnenforschung nimmt an, daß das Tagesgestirn einen festen
Kern besitze, um den sich feurigflüssige und gasige Hüllen legen. Wir
können deren äußerste Teile sehen.

Dieser Sonnenkern wird allerdings nicht aus festen Gesteins- und
metallischen Massen gebildet, sondern aus Gasmassen. Diese nehmen unter
dem ungeheueren Drucke, der auf ihnen ruht, die Starre des Glaserkittes
an.

Die moderne Astrophysik (das ist der Zweig der Astronomie, der sich mit
der Physik der Gestirne beschäftigt) weiß aus dem Leben unserer Sonne
sehr viel; aber noch mehr ist unserer Erkenntnis verborgen und einer
späteren Zeit vorbehalten.

In der Gegenwart spielt auf dem Gebiete der Sonnenforschung die
Photographie eine große Rolle.

Der lichtempfindlichen Platte verdanken wir ungeheuer viel, wie auf
allen übrigen Gebieten der Himmelsforschung. Sie sieht mehr als unser
Auge und ermüdet nicht so leicht, als dieses, -- im Gegenteil, je
länger wir die Kamera auf einen Gegenstand am Himmel richten, umso mehr
Einzelheiten verrät sie uns.

Der Astronom photographiert Gestirne in der Weise, daß er an sein
Fernrohr, und zwar an die Stelle, an die er sonst sein Auge hält,
-- man nennt dieses Fernrohrende das Okular, -- die Kasette mit
der lichtempfindlichen Platte bringt. Diese wird an das Okularende
angeschraubt. Der Astronom richtet nun das so ausgerüstete Fernrohr
auf die Sonne. Weil diese aber ungeheuer viel Licht aussendet, viel
mehr als zu einem guten Bilde von ihr nötig ist, so muß man noch eine
Vorrichtung am Teleskope anbringen, damit die Platte nicht verdorben
wird.

Der Astronom setzt deshalb vor die lichtempfindliche Platte eine
zweite, die dunkel ist und feine geradlinige Einschnitte enthält.
Man nennt diese Platte einen Schlitzverschluß! Während der
photographierende Astronom die Kasette mit der photographischen Platte
öffnet, bringt er den Schlitzverschluß in eine sehr rasche Drehung.
Dadurch wird es ermöglicht, daß nur so viel Sonnenlicht auf die
lichtempfindliche Platte durch die Einschnitte im »Schlitzverschlusse«
gelangt, als zur Erzeugung eines guten Sonnenbildes erforderlich ist.

Um die Sonne herum liegt auch noch ein Ring von feinen Stäubchen, aus
Weltenstoff. Das vom Tagesgestirne ausgehende Licht bestrahlt diesen
Staubring. Er erscheint uns deshalb am Firmamente, und zwar als ein
pyramidenförmiger Lichtkegel. Wir nennen diesen Schein Tierkreis- oder
Zodiakallicht, weil er sich durch die Sternbilder des Tierkreises oder
des Zodiakus erstreckt. --

In den ersten beiden Monaten des Jahres sehen wir diesen Lichtkegel
bald nach Sonnenuntergang im Westen, im Spätherbste aber vor
Sonnenaufgang im Osten. Von dem Lichtkegel (dem Hauptscheine) geht
dann noch in der entgegengesetzten Richtung ein Gegenschein aus, so
daß Tierkreislicht (Hauptschein) und Gegenschein den östlichen und
westlichen Horizont miteinander verbinden.

[Illustration:

            ~Tafel 6.~

Die Sonnenwarte auf dem Mount-Wilson bei Pasadena (U. S. A.).

(Eine Stiftung Andrew Carnegies, des bekannten Menschenfreundes
und Multimillionärs. -- In dem eigenartigen Gebäude ist das große
Snow-Teleskop untergebracht.)]

Auf hohen Bergen und in den Tropen sieht man den zarten Lichtkegel in
jeder Nacht. Er leuchtet dann oft so stark wie die Milchstraße.
Das Tierkreislicht stellt, -- nach allem, was wir bis zur Stunde von
ihm wissen, -- den Überrest des Urnebels dar, aus dem Sonne, Planeten
und Monde einst wurden. Es reicht mit seinen äußersten Ausläufern
weit über die Bahn des Planeten Mars hinaus, so daß Merkur, Venus,
Erde und auch Mars, die der Sonne am nächsten stehenden Planeten, --
in diese Staubwolke noch eingehüllt sind. Man nimmt an, daß größere
Teilchen des Zodiakallichtes einst auf den Mond niederschlugen, und
zwar zu einer Zeit, als er noch zähflüssig war. Sie schufen so einen
Teil jener Pockennarben, die wir im Fernrohre heute überall auf seiner
Oberfläche erkennen können. Ferner nimmt man noch an, daß die Materie
des Zodiakallichtes einst auch Anteil genommen hat an der Bildung der
kleinen Planeten, die in der großen Lücke zwischen dem Mars und dem
Jupiter um die Sonne kreisen.

Um die Mitte des achtzehnten Jahrhunderts glaubte man, daß zwischen der
Sonne und dem sonnennahesten Planeten Merkur noch ein Planet um jene
wandere, -- ein sogenannter intramerkurieller. Man hat diesem, bisher
noch nicht entdeckten Planeten schon den Namen Vulkan gegeben. --

Alle Versuche, ihn mit dem Fernrohre und mit der photographischen
Platte aufzufinden, sind bisher mißlungen. Man neigt deshalb der
Ansicht zu, daß dieser Planet überhaupt nicht existiert. Sein Dasein
hat man daraus folgern wollen, daß Merkur in seiner Wanderung um die
Sonne gewisse Verzögerungen, die man Störungen nennt, erleidet. Heute
glaubt man in astronomischen Fachkreisen aber fast allgemein, daß an
diesen Störungen nicht ein Planet zwischen Merkur und Sonne schuld ist,
sondern der Staubring des Tierkreislichtes. Merkur muß auf seiner Bahn
um die Sonne herum durch diesen Staubring hindurch und ihm wird dadurch
ein, wenn auch ganz unmerklicher, aber doch bedeutsamer Widerstand
entgegengesetzt. Vielleicht bildet sich in der Folgezeit aus der
Staubwolke des Tierkreislichtes einmal ein intramerkurieller Planet! --


B. Die Welt der Planeten!

        »Ein kleines Wörtlein sprach Gott aus,
        Klein unter alle Maßen:
        Da spranget ihr aus nichts heraus
        Auf die bestimmten Straßen.
        Auf diesen laufet ihr nun fort
        Und webet uns die Zeiten,
        Und unaufhörlich helft ihr dort
        Uns Tag und Nacht bereiten!« -- (F. Spee.)

Unsere große Sonne umwandern in fast kreisförmigen Bahnen acht Planeten!

Sie heißen: »Merkur, Venus, Erde, Mars, Jupiter, Saturn, Uranus und
Neptun!«

Zwischen dem Mars und dem Jupiter bewegen sich, wie schon erwähnt
wurde, noch eine große Anzahl von kleinen Körpern. Wir nennen sie
kleine Planeten, Planetoiden oder Asteroiden.

Ebenso, wie die Namen der Wochentage sind auch die der Planeten aus
alter Zeit auf uns herübergekommen.

In der Regel teilt man die sieben Körper, welche mit unserer Erde zu
unserem Sonnensystem gehören, in zwei große Klassen ein, nämlich in
innere und äußere Planeten. Zu den ersteren gehören Merkur und Venus.
Zu den äußeren aber zählt man den Mars, den Jupiter, den Saturn, den
Uranus und den Neptun.

Der sonnennaheste Planet ist


der Merkur.

Er beschreibt um die Sonne herum eine kleine Bahn und braucht für diese
seine Wanderung 88 Tage. Ein Merkurjahr dauert also nur solange. Der
Planet ist viel kleiner, als unsere Erde; aber er ist größer als der
Erdmond.

Von seiner Oberfläche sehen wir nur sehr wenig, denn einmal steht er
so nahe bei der Sonne, daß sie ihn fast immer in ihren Strahlenmantel
einhüllt; das anderemal aber wendet er ihr, wie die jüngeren
Beobachtungen dargetan haben, stets nur die eine Seite zu.

Ob der Merkur eine Atmosphäre, -- also einen Luftgürtel, -- wie ihn die
Erde besitzt, hat, wissen wir nicht genau.

Ein Teil der Forscher nimmt an, daß der Planet eine sehr hohe und
dichte Atmosphäre habe; andere Beobachter wieder sprechen ihm den
Luftgürtel ab.

Merkur hat keinen Mond. Wir könnten den Planeten eher einen »Mond der
Sonne« nennen. Von dieser ist er acht Millionen Meilen entfernt. Der
Planet ist ähnlich wie unser Mond, einem Phasenwechsel unterworfen. Wir
sehen ihn also einmal als eine schmale Sichel im ersten und im letzten
Viertel, das anderemal als vollbeleuchtete Scheibe und endlich gar
nicht.


Die Venus.

Sie ist das schönste Gestirn an unserem Firmamente. Wir sehen sie bald
am östlichen Horizonte, und zwar vor Sonnenaufgang, bald am westlichen
Himmel und dann nach Sonnenuntergang. Im erstgenannten Falle ist sie
unser Morgenstern, im anderen unser Abendstern!

Ihr goldgelbes und starkes Licht hat zu allen Zeiten die Aufmerksamkeit
der Menschen auf sich gelenkt.

Im Altertume war der Planet der Göttin Venus geweiht und im Mittelalter
der Jungfrau Maria. Er ist der »Dunkelstern der deutschen Dichter« und
das Gestirn der Hirten.

Die Venus ist fast so groß wie unsere Erde, also größer als der Planet
Merkur und unser Mond.

Sie ist ebenfalls einem Phasenwechsel unterworfen.

Von der Sonne ist sie 14 Millionen Meilen entfernt und umwandert sie
in 225 Tagen. Ein Venusjahr ist also über 100 Tage kürzer, als ein
irdisches.

Über die Dauer der Tageslänge sind sich die Astronomen noch nicht
einig. Die einen behaupten, daß ein Venustag gleich einem Venusjahre,
also 225 irdische Tage lang sei. Hierbei gibt man der Vermutung Raum,
daß der Planet die Drehung um seine Achse verlangsamt habe.

Die anderen Forscher aber erklären, daß die Venus zu der Drehung um
ihre Achse 24 Stunden brauche, daß also ein Venustag die Länge eines
irdischen habe.

Diese Annahme wird durch die neuesten Beobachtungen eines Astronomen
der Sternwarte zu Pulkowa bei St. Petersburg, -- mit Namen Belopolsky,
-- bestätigt. Man hat den Planeten Venus mit dem Spektroskop untersucht
und dabei gefunden, daß er eine hohe und dichte Lufthülle besitzt.
Diese ist so dicht, daß wir mit unseren Teleskopen nicht allzutief
in sie einzudringen vermögen. Infolgedessen sehen wir auch fast gar
nichts von der Oberfläche des Planeten. Die Flecken, die man auf den
Hörnerspitzen seiner Sichel hat beobachten können, deuten wohl mehr auf
Wolken in seiner Lufthülle hin, als auf Festlande und Meere auf seiner
Oberfläche.

Die Beobachtungen, die wir von dem Planeten Venus bisher gewonnen
haben, sagen, daß die Atmosphäre jener Welt deshalb wohl so dicht und
etwas anders, als die unsrige, zusammengesetzt ist, damit die Strahlen
der nur 14 Millionen Meilen von ihm entfernten Sonne nicht allzusehr in
seinen Luftgürtel eindringen. Auf diese Weise wäre es möglich, daß das
Klima auf jenem Gestirne dem irdischen entspräche. Nach allem, was wir
vom »Schwestergestirne der Erde« wissen, dürfen wir annehmen, daß es
fast so groß wie unsere Erde ist, daß es Tag und Nacht besitzt, daß die
Tage und Nächte dort ebenso lange dauern, als die unsrigen, und daß
auch die Venus sicher Festlande, Gebirge und Meere hat wie die Erde.

Unsere Nachbarwelt kann mit Lebewesen bewohnt sein! Diese Wesen können
uns Menschen ähnlich sein. Man hat dieses Bewohntsein jener Kugel
sogar aus Beobachtungen schließen wollen. Wenn die Venus nämlich als
schmale Sichel am Firmamente hängt, dann sehen wir ihren übrigen, --
nicht von der Sonne beleuchteten Teil ihrer Scheibe, -- in mattes Licht
eingehüllt. Er ist in eine Art »Phosphoreszenz« getaucht, -- in einen
Lichtschimmer, -- von dem wir bei der Besprechung der Nebelflecken
bereits erfuhren. Dieser seltsame und uns noch ganz rätselhafte Schein,
den wir auf jenem Planeten gewahren können, nennt der Astronom das
»sekundäre Venuslicht«! Wir werden später bei der Beschreibung unseres
Mondes etwas Ähnliches kennen lernen, -- nämlich das »sekundäre
Mondlicht«! Dieses hat aber eine ganz andere Entstehungsursache als
das »sekundäre Venuslicht«. Um das letztere zu erklären, hat man
angenommen, daß die Wesen auf dem »Schwestergestirne der Erde« den
Pflanzenwuchs der großen Steppen dort zeitweilig anzündeten, daß man
diesen Feuerschein bei uns auf Erden im Fernrohre sehen könne und ihn
als »sekundäres Licht« deute.

Andere Astronomen glauben, daß die Oberfläche des Planeten teilweise
mit einem Gestein bedeckt sei, das ähnlich unserem Bergkristall
das Licht der Sonne stark breche. Diese Lichtbrechung vermögen wir
in unseren Teleskopen als »sekundäres Licht« zu erkennen. Wieder
andere Himmelsforscher behaupten, daß dieser Lichtschein von starken
Polarlichtern herrühre, und diese Erklärung scheint die annehmbarste
von allen zu sein, denn sie läßt sich noch auf eine andere Weise
stützen.

Ist die Sonne nämlich reichlich mit Flecken bedeckt, dann flammen an
den Polen unserer Erde prachtvolle Nordlichter auf. Die Beobachtungen
haben nun gezeigt, daß das »sekundäre Venuslicht« auch stets stärker
schimmert, wenn viele Flecken auf der lichten Scheibe der Sonne
sich befinden. Das »sekundäre Venuslicht« kann also sehr wohl von
Polarlichtern herrühren.

Der Planet hat keinen Mond, obgleich man eine Zeitlang dies annahm. Er
ist also, -- wie der Merkur, -- ein »Mond unserer Sonne«!

Manchmal kommt es vor, daß die Venus als ein kleines, schwarzes
Scheibchen über die Scheibe der Sonne hinwegzieht. Wir können dies
mit unseren Fernrohren erkennen und nennen einen solchen Vorübergang
des Planeten an unserem Tagesgestirn einen »Venusdurchgang«. Diese
Venusdurchgänge sind überaus selten. Kaum zwei ereignen sich in einem
Jahrhundert!

Sie bieten dem rechnenden Astronomen aber ein sehr willkommenes
Hilfsmittel, um die genaue Entfernung unseres Zentralgestirnes von der
Erde zu bestimmen.


Die Erde.

Wenige Menschen denken über die Bedeutung des Planeten, auf dem wir
wohnen, und über seine Stellung im Weltenraume nach. Sie gehen Tag für
Tag auf ihm ihren Geschäften nach, freuen sich ihres Daseins oder sind
traurig über so manches, das ihren Wünschen zuwider ging. So geht die
Zeit dahin und mit ihr werden wir alt und gehen selbst aus dieser Welt.

Tausende von Menschen verließen sterbend die Erde, ohne zu wissen und
zu erfahren, daß sie nichts anderes, als ein Stern unter den anderen am
Himmel ist. Als solcher gehört sie zunächst zum großen Reiche unserer
Sonne. Sie ist ein Planet und umwandelt den Sonnenball in 365 Tagen.
Wir nennen diesen Zeitraum ein Jahr!

Wir haben früher schon bei der Beantwortung der Frage: »Wie mögen die
Sternenwelten entstanden sein?« gehört, daß unsere Erde einst selbst
eine kleine Sonne, -- ein leuchtender Stern, -- war, daß sie sich
aber im Laufe langer Zeiten allmählich abkühlte und endlich ein Planet
wurde. Als solcher nahm sie den Zustand an, in dem wir sie heute um die
Sonne herum schweben sehen.

Trotzdem sie erkaltet und dunkel geworden ist, sendet sie doch noch
Licht in den Raum hinaus, und könnten wir uns im Geiste einmal auf
unsere Nachbarwelt, -- den Mond, -- versetzen, dann würden wir sehen,
daß unsere Erde als leuchtender Stern am Firmamente des Mondes hängt.
Dies ist aber nur aus dem Grunde möglich, weil unser Planet sein Licht
von der Sonne erhält. Die Erde erstrahlt als »Mond unseres Mondes« in
rotem Lichte.

Alle Planeten unseres Sonnenreiches, -- also auch die Erde, leuchten in
solchem, von unserer Sonne entlehnten Lichte. Auch unser Mond und alle
anderen Monde, die wir in unserem Sonnensystem kennen, empfangen ihr
Licht von der Sonne. Nur dadurch werden sie für unser Auge sichtbar!

Unsere Erde ist eine an den Polen abgeplattete Kugel. Bei dem Planeten
Merkur und Venus hat man eine solche Abplattung an den Polen noch nicht
einwandsfrei feststellen können; aber man nimmt trotzdem an, daß beide
abgeplattet sind, weil auch die anderen Planeten unseres Sonnenreiches
diese Abplattung an den Polen zeigen.

Der Durchmesser unserer Erde beträgt 12736 Kilometer. Sie dreht sich
in 24 Stunden einmal um ihre Achse herum. Dadurch wird der Wechsel von
Tag und Nacht erzeugt, denn, wenn wir Tag haben, dann ist die eine
Hälfte der Erde, in deren Achsendrehung, dem Lichte der Sonne zugewandt
und wird von dieser bestrahlt. Haben wir aber Nacht, dann ist die eine
Hälfte der Erde, in ihrer Drehung um die eigene Achse, von der Sonne
abgewandt. Sie empfängt also kein Licht von dieser.

In früheren Zeiten der Erdgeschichte waren die Tage kürzer. Sie
dauerten einmal vier, dann acht, dann zwölf und endlich zwanzig
Stunden. Daß sie immer länger wurden, hat vielleicht seine Ursache in
unserem Monde. Vermöge seiner Anziehungskraft hebt er das Wasser der
Ozeane empor. Er erzeugt dadurch zwei große Wellen, die sich stets nach
Westen hin bewegen. Nun dreht sich aber unsere Erde in der Richtung von
Westen nach Osten um ihre Achse. Die beiden Wellen sind also dieser
Achsendrehung gerade entgegengesetzt.

Sie üben somit eine hemmende Wirkung auf diese Achsendrehung aus, -- d.
h. mit anderen Worten ausgedrückt, sie bewirken, daß Tag und Nacht auf
Erden immer länger werden. Es wird einmal die Zeit kommen, wo die Erde
sich in zwei, zehn, zwanzig, hundert und endlich in 365 Tagen einmal um
ihre Achse drehen wird. Ist der letztgenannte Zeitpunkt eingetreten,
dann wird die Erde der Sonne immer nur die eine Hälfte ihrer Kugel
zukehren. Die hemmende Kraft, welche der Mond auf die Achsendrehung
unseres Planeten ausübt, nennen wir die »Gezeiten«! Die Bahn, welche
der Erdball um unsere Sonne herum beschreibt, ist nicht ganz kreis-
sondern eiförmig. Wir sagen, die Erdbahn ist eine Ellipse! Den Punkt
der Bahn, auf welchem die Erde unserer Sonne am nächsten steht, nennen
wir das Perihel. Der Punkt aber, in welchem sie auf ihrer Wanderung um
die Sonne von dieser am weitesten entfernt ist, heißt das Aphel! --

Verbinden wir die beiden Pole der Erde durch eine gedachte Linie
miteinander, dann erhalten wir die Achse der Erde. Sie zeigt auf
einen Stern in der Schwanzspitze des »kleinen Bären« hin. Die Alten
nannten diesen Stern »Kynosura«, d. h. »Hundsstern«. Wir nennen
ihn den Polarstern; aber er hat diese Stellung als »Stern am Pole«
nicht immer bekleidet. Vor vielen tausend Jahren war ein Stern im
Bilde des »Drachen« unser Polarstern. Aus jener Zeit rührt noch das
Drachenwappen der Chinesen her, und in etwa 14000 Jahren wird der
hellste Stern im Bilde der »Leier«, den wir die Wega nennen, unser
»Stern am Pole« sein.

Als unsere Erde aus dem glühendflüssigen Zustande in den der Erstarrung
überging, bildeten sich die Gebirge auf ihr. Diese sind nichts anderes,
als große Falten in der alten Haut unseres Planeten. In moderner
Zeit hat man wiederholt die Frage aufgeworfen, ob unsere Erde in
ihrem Innern gasförmig oder fest sei! Ein Teil der Forscher nimmt das
letztere an! Die übrigen aber behaupten, daß unter einer sehr dünnen
Kruste, die unsere Kugel nach außenhin abschließt, feurigflüssige
Massen lagern und der Erdkern gasförmig sei.

Dieser gasige Kern der Erde indes zeigt eine Starre, wie der Gaskern
der Sonne, und zwar aus dem Grunde, weil die über ihm lagernden
Schichten ungeheuer auf ihn drücken.

Unsere Erde besitzt einen Luftgürtel, -- eine Atmosphäre!

Die wirkliche Höhe dieser vermögen wir nicht genau zu bestimmen. Man
hat ihre Höhe auf 350 Kilometer geschätzt; aber dieses Resultat ist
ungenau. Der Luftgürtel unseres Planeten, der aus einem Gemenge von
Sauerstoff, Stickstoff und Kohlensäure besteht, ist für das Leben der
Pflanzen, Tiere und Menschen unbedingt erforderlich. Ohne ihn könnten
die Lebewesen auf Erden nicht existieren.

Unter den vielen Rätseln, welche unsere Erde der Forschung ausgibt,
seien noch zwei besonders erwähnt, -- der _Erdmagnetismus und die
Polarlichter_!

Alle Körper, die wir im Weltall kennen, sind mit jener wichtigen
Kraft ausgestattet, die wir die Anziehungskraft (Schwerkraft oder
Gravitation) genannt haben. Unsere Erde wirkt aber auch wie ein großer
Magnet. Dieser hat zwei Pole, nämlich einen Nordpol und einen Südpol.
Der magnetische Südpol unseres Planeten liegt indes neben seinem
geographischen Nordpole, und der magnetische Nordpol der Erde neben
dem geographischen Südpole derselben. Den magnetischen Südpol konnten
wir in Nordamerika, und zwar auf der Halbinsel Boothia-Felix entdecken.

Die Polarlichter sind elektromagnetische Erscheinungen. Sie beruhen
also auf starken, elektrischen Entladungen und stehen mit dem
Erdmagnetismus in einem bestimmten Zusammenhange, der indes noch nicht
genügend erklärt ist.

Blitzen sie am Nordpol der Erde auf, dann nennen wir sie Nordlichter.
Zeigen sie sich am Südpol, dann nennt man sie Südlichter. Sie
erscheinen oft in großer Pracht und in starkem Glanze, bald in Band-,
bald in Fächer- und bald in Wellenform. Sie treten zahlreich stets
dann auf, wenn unsere Sonne, -- wir hörten dies bereits, -- reichlich
mit Flecken besetzt ist. Interessant ist auch, -- man konnte dies
wiederholt beobachten, -- daß Erdbeben und vulkanische Erscheinungen
bei uns mit den Polarlichtern in einem ursächlichen Zusammenhange
stehen. --


Der Mond unserer Erde.

Die Nacht ist lind und lau! Glühwürmchen huschen durch das Dunkel,
und die Grillen konzertieren draußen auf der Wiese. Sie begleiten mit
ihrem Geigen den frohen Männerchor der Frösche. Am Himmel stehen einige
schwarze Wolken, und es sieht aus, als ob in der Nacht ein Gewitter
kommen wollte!

»Das wäre nicht gut,« meint der Landmann, der mit Frau und Kindern in
der Laube hinter seinem Hause sitzt, »denn wir haben heute das Getreide
gehauen! Ich denke, der Mond, der bald herauskommen muß, wird das
dunkle Gewölk fressen!« --

Das ist nun einmal ein alter Aberglaube unter den Landleuten, der
besagt, daß der gute, alte Mond am Himmel in der Sommernacht die
Gewitterwolken zerstöre!

Alle waren still, als der Vater so redete, und als er geendet
hatte, horchten sie wieder hinaus in das Dunkel, das belebt war vom
geschäftigen Treiben der Nachttiere!

Da mit einem Male veränderte sich die Szenerie!

Die Bäume im Garten, die man vorher in der Finsternis nicht hatte
erkennen können, traten, -- vom Mondlichte übergossen, -- schreckhaft
hervor, und ein altes Gemäuer hob sich in magischer Beleuchtung aus
dem Schwarz der Nacht ab. Das Licht des Mondes, der aufgegangen war,
umfloß alles! Es huschte durch die Blätter und das Geäst der Bäume, es
schlüpfte durch die Maschen der Gartenlaube und floh gespenstisch über
den Erdboden dahin. Der Mond war in voller Größe nun über dem Dorfe
emporgestiegen und begann seine Herrschaft über die Sommernacht!

Wie oft mag er schon auf- und untergegangen sein an unserem Himmel? Was
mag er alles schon mit angesehen haben unten auf der leidvollen Erde?
Könnte er doch reden, -- der alte schelmische Gesell! Er würde uns gar
vieles erzählen, was uns heute auch bei ihm noch ganz geheimnisvoll
anmutet!

Gar viele Rätsel umgeben ihn ja noch! --

Er, -- der Begleiter unserer alten Erde, -- ist kleiner, wie diese.
Er umwandelt sie in einem Abstande von 50000 Meilen, und zwar einmal
in 28 Tagen. Wir nennen diese Zeit einen Monat. Das ist eigentlich,
-- bürgerlich gesprochen, -- nicht ganz richtig, denn die Monate des
Jahres dauern etwas länger!

Er wendet unserer Erde immer nur die eine Seite zu. Trotzdem aber dreht
er sich in den 28 Tagen, die er zu einer Wanderung um die Erde herum
braucht, doch auch einmal um seine Achse.

Eine Abplattung an seinen Polen hat man nicht feststellen können.

Auch der Mond war einst ein selbstleuchtender Stern. Da er aber
kleiner, -- als die Erdkugel, -- ist, hat er sich auch viel rascher,
als diese, abgekühlt. Darum betrachten ihn die Himmelsforscher als
einen längst verbrauchten, erstorbenen Weltkörper!

Wenn der Mond sich uns als volle Scheibe zeigt, -- wenn wir also
Vollmond haben, -- dann können wir auf ihm dunkle Flecken erkennen.
Nehmen wir beim Betrachten derselben die Phantasie ein wenig zu Hilfe,
dann läßt sich aus diesen Flecken ein Gesicht zusammendeuten. Es ist
das »Mondgesicht«, mit Grübchen und Stirnfalte, schelmisch lächelnd
oder von heftigem Schmerze verzerrt!

Unsere Vorfahren haben aus diesen Flecken das Bild eines Mannes
herauslesen wollen, der eine Holzlast auf dem Rücken trägt, oder das
eines Hasen!

Im Fernrohre sehen wir die dunklen Flecken noch viel deutlicher, als
mit dem bloßen Auge. Wir nennen sie ~mare~, d. h. Meere, und glauben,
daß sie die wasserleeren Becken der einstigen Mondmeere seien.

So kennen wir auf unserer Nachbarwelt einen »Ozean der Stürme«, ein
»Regenmeer«, ein »Meer der Heiterkeit« und ein »Meer der Ruhe«, einen
»Meerbusen des Taues« und einen »Sumpf der Träume«.

[Illustration:

            ~Tafel 7.~

Süden.

Norden.

Unser Mond im photographischen Fernrohre (bald nach dem ersten Viertel).

(Photographiert mit dem ~Équatorial coudé~ [gebrochenem Fernrohre] von
Professor Loewy in Paris.)]

Heute besitzt der Mond alle diese Meere nicht mehr, denn seine
Wassermassen sind in seinen Körper längst eingesunken. Das bißchen
Feuchtigkeit, das er noch hat, ist nicht mehr der Rede wert. Wenn wir
den Mond mit dem Fernrohre noch aufmerksamer betrachten, dann können
wir auf ihm auch Gebirge entdecken. Man hat diesen zum weitaus größten
Teile den Namen irdischer Gebirge gegeben. Infolgedessen kennen wir
auf ihm die Alpen mit dem merkwürdigen Alpentale, den Vulkan, die
Kordilleren, die Karpathen und die Apenninen.

Der Satellit der Erde ist überhaupt sehr gebirgig, viel mehr, als die
Erde! Im Fernrohr sehen wir über seine Oberfläche zerstreut, -- ganz
besonders zahlreich aber um seinen Südpol herum, -- Gruben, die unseren
irdischen Vulkanen nicht unähnlich sind. Die größten von ihnen haben
wir Wallebenen, die größeren Ringgebirge, die kleineren Krater und die
kleinsten Kratergrübchen genannt. Wir kennen weit über 40000 dieser
seltsamen Bildungen. Auf unserer Erdoberfläche finden wir dergleichen
nicht!

Ein Teil dieser Krater, Ringgebirge und Wallebenen ist unter dem
Einfluß heftiger vulkanischer Kräfte dort ganz zweifellos entstanden,
ein anderer Teil durch Blasenbildung zu der Zeit, als der Mond noch
zähflüssig war. Die Blasen brachen ein, und so entstand der Ringwall
des Kraters und die Ebene, die der Wall umrandet. Die kleineren und
kleinsten dieser Gruben sind durch das Aufstürzen von Meteoriten
(Weltentrümmern) gleichfalls zu der Zeit gebildet worden, als der Mond
noch nicht völlig fest und erkaltet war.

Der Trabant der Erde hat fast gar keine Luft mehr, die ihn vor solchem
Niedergehen größerer Meteormassen hätte schützen können, wie unser
Luftpanzer die Erde schützt.

In der Nähe des Mondsüdpoles sehen wir einen sehr schönen Krater. Er
hat den Namen Tycho erhalten. Von ihm aus gehen zahlreiche Streifen
nach allen Richtungen der Mondkugel hin. Wir erkennen sie sehr gut
dann, wenn die Scheibe des Mondes voll beleuchtet ist. Sie geben ihm
an dieser Stelle das Aussehen einer abgehäuteten Apfelsine, und sie
leuchten im Strahle der Sonne hell auf. Solche lichte Streifen finden
wir auch noch bei einigen anderen Kratern, so bei Kopernikus und Kepler.

Diese Lichtstreifen sind dadurch entstanden, daß der Mond einmal an der
Stelle platzte. In seinem noch flüssigen Innern befanden sich Gase.
Diese wollten sich entladen und, da ihnen die Kruste der Mondkugel
einen Widerstand entgegensetzte, so sprengten sie diese. In die Sprünge
drang dann vom Mondinnern her Lava ein und füllte die Risse bis oben
hin an. Ja, -- es floß sogar Lava über, erhärtete und bildete so eine
Art Glasfluß, den wir bei den Ringgebirgen Tycho, Kopernikus und Kepler
deutlich erkennen können, wenn diese zur Vollmondszeit im Strahle der
Sonne grell aufleuchten.

Auch an anderen Stellen der Mondkugel zeigen sich solche Sprünge, --
so in der Nähe der Ringgebirge Sabine, Arago, Ritter und Triesnecker.
Diese Risse sind indes nicht mit Lava angefüllt worden, sondern in
ihrem ursprünglichen Zustande verblieben. Wir nennen diese Sprünge, die
oft durch Berg und Tal hindurchgehen, Rillen!

Man hat den Wallebenen, Ringgebirgen und Kratern auf dem Monde Namen
gegeben, meist die berühmter Astronomen und Naturforscher. Einer von
diesen Kratern hat eine ganz eigenartige Form. Er sieht aus wie ein
großer, flacher Käse. Seine seltsame Gestalt rührt davon her, daß
die ganze, vom Kraterrande umsäumte Ebene mit Lava bis oben hin vom
Mondinnern her angefüllt wurde.

An anderen Kratern hat man im Laufe der Jahre Veränderungen wahrnehmen
können, die auf eine noch nicht ganz erloschene, vulkanische Tätigkeit
auf jener Kugel hindeuten.

Wieder andere Krater sehen aus, als hätten sich zwei von ihnen
ineinander geschoben, als hätte man zwei Ringe ineinander gesteckt. Man
nennt solche Gebilde »Zwillingskrater«. Diese eigenartigen Formationen
der Krater gehören zu dem Schönsten, das wir auf dem Monde kennen. Wenn
der Begleiter der Erde sich uns als schmale Sichel zeigt, sehen wir im
Fernrohre einen Teil von diesen kreisförmigen Gruben an der Lichtgrenze
entlang liegen. Die eine Hälfte von ihnen ist dann stets noch in tiefe
Finsternis gehüllt; die andere aber wird bereits grell vom Strahle der
Sonne beleuchtet, oder der ganze Krater ist voller Licht, und die eine
Seite seiner Umrandung wirft einen langen Schatten in die Kraterebene
hinein, so daß diese fast ganz mit Schatten ausgefüllt wird.

Aus der Länge dieser Schatten vermag der Astronom die Höhe des
Kraterrandes zu bestimmen und in gleicher Weise auch die der übrigen
Gebirge auf jener Welt, denn sie werfen, -- von den Strahlen der Sonne
getroffen, -- lange Schatten!

Da wir eine Anzahl von Meeren und Gebirgen auf dem Monde kennen gelernt
haben, so vermögen wir nun das schelmisch lächelnde Antlitz des Mondes
aus ihnen zusammenzusetzen.

Die Nase dieses »Mondgesichtes« wird gebildet von dem Mond-Apennin, die
Nasenspitze von dem schon mehrfach genannten Krater Kopernikus und das
rechte Auge vom ~mare imbrium~ (dem Regenmeere).

Das linke Auge stellt ein anderes Meer dar, dem wir den Namen ~mare
serenitatis~ (Meer der Heiterkeit) gegeben haben.

Die Augenbrauen werden angedeutet durch die dunkle Fläche des ~mare
tranquillitatis~ (des Meeres der Ruhe) und des ~mare foecunditatis~
(des Meeres der Fruchtbarkeit).

Die Stirn des »Mondgesichtes« ziert ein dunkler Flecken. Diese
Stirnfalte also ist das ~mare frigoris~ (das Meer der Kälte).

Das ~mare nubium~ (das Meer der Wolken) bildet den Mund des
»Mondgesichtes« und die rechte Wange der ~oceanus procellarum~ (der
Ozean der Stürme, auch der »Stille Ozean des Mondes« genannt).

Die linke Wange indes wird durch eine große Zahl von Kratern und durch
wild zerklüftete Gebirgsketten dargestellt.

Im Laufe von 29½ Tagen zeigt uns der Mond nach und nach alle seine
Lichtgestalten. Wir trennen diese seine Phasen! Erscheint der
Begleiter der Erde in Sichelform, und zwar in der Gestalt der oberen
Schleife des großen Buchstabens Z[2], dann haben wir erstes Viertel.
Ist seine Scheibe voll erleuchtet, dann nennen wir dies Vollmond. Zeigt
er sich uns abermals in der Sichelform, und hat diese die Gestalt der
äußeren Schleife des großen Buchstaben A[2], dann haben wir letztes
Viertel.

    [2] Gemeint ist die Form der Großbuchstaben A und Z in Kurrent-
      bzw. Sütterlinschrift. Anm. zur Transkription.

Als Neumond sehen wir den Trabanten gar nicht! Die Reihenfolge der
Mondphasen ist also die, daß stets auf den Neumond das erste Viertel,
auf dieses der Vollmond, auf ihn das letzte Viertel und auf dieses
wiederum der Neumond folgt. Jede Phase umfaßt etwa sieben irdische Tage.

Wenn der Mond als schmale Sichel im ersten Viertel am westlichen
Horizonte hängt, dann können wir mit bloßem Auge schon gewahren, daß
der übrige, von der Sonne nicht erleuchtete Teil seiner Scheibe in
einen merkwürdigen Schimmer getaucht ist.

Wir nennen diesen Schein »Phosphoreszenz« und hörten von ihm
schon früher bei der Besprechung des Planeten Venus. Dieser
phosphoreszierende Schimmer heißt hier das »sekundäre Mondlicht«!

Ein im astronomischen Sehen geübtes Auge wird sehr bald erkennen, daß
dieses »sekundäre« Licht des Mondes eine ganz verschiedene Färbung
zeigt.

Einmal sieht es bläulich, einmal grünlich und dann wieder rötlich aus.

Diese verschiedene Färbung sagt uns, daß das »sekundäre Mondlicht«
nichts anderes ist, als das Licht, das unsere Erde nach dem
Monde hinstrahlt und das zum Teil von diesem wieder auf die Erde
zurückgeworfen wird.

Stehen dem Monde die Festlande auf Erden gegenüber, dann ist das
»sekundäre Licht« rötlich gefärbt, sind ihm die Ozeane der Erde
zugekehrt, dann zeigt es einen bläulichen Schimmer, und wendet unser
Planet die Urwälder Afrikas und Amerikas seinem Begleiter zu, dann
zeigt das »sekundäre Licht« eine grüne Farbe.

Wie interessant ist es doch, daß wir das Bild unserer Erde von unserer
Nachbarwelt, -- dem Monde, -- ablesen können, wie das Bild unseres
Antlitzes von einem Spiegel!

Da unser Mond der Erde nur die eine Seite zuwendet, so empfängt diese
vierzehn Tage lang das Licht der Sonne; die andere Hälfte aber umgibt
während dieser Zeit eine eisige Kälte, nämlich die des Weltenraumes
(-273 Grad Celsius).

Auf dem Monde dauert also ein Tag vierzehn irdische Tage und eine Nacht
währt dort die gleiche Zeit.

Könnten wir uns im Geiste auf unsere Nachbarwelt versetzen, dann würden
wir uns wie verzaubert vorkommen.

Über der wildzerklüfteten Landschaft, die uns auf jenem Gestirne
aufnimmt, wölbt sich ein rabenschwarzer Himmel, denn der Mond hat fast
keine Luft und auch kein Wasser mehr, die bewirken, daß sich über
unserem Haupte auf Erden ein oft tiefblaues Firmament ausspannt. Das
Fehlen der Luft würde ferner schuld sein, daß wir auf dem Monde nicht
einen Laut zu hören bekämen. Am schwarzen Himmel des Mondes hängt in
voller Pracht die sengende Sonne, umgeben vom Glorienscheine der Korona
und von der Staubwolke des Tierkreislichtes.

Neben der Sonne strahlen die beiden Planeten Merkur und Venus und
alle Sterne, die wir in dunkler, klarer Nacht auch an unserem Himmel
sehen. Auch unser Mond hat, -- wie schon bemerkt wurde, -- einen Mond!
-- Es ist dies unsere Erde. Diese erscheint am Firmamente des Mondes
gleichfalls im Wechsel ihrer Lichtgestalt. Sie zeigt sich also einmal
als Neuerde, dann im ersten Viertel, dann als Vollerde und endlich im
letzten Viertel.

Als Vollerde, -- also als »Vollmond des Mondes« --, aber ist sie
vierzehnmal größer, als uns der Mond an unserem Firmamente erscheint.
Auf dieser gewaltigen Scheibe des »Mondes unseres Mondes« würden wir
ebenfalls dunkle Flecken gewahren, -- die Meere, -- die Festlande, als
rötlich schimmernde Gebiete, und endlich zwei glänzendweiße Stellen an
den beiden Polen der Erde, -- die Schneezonen oder Polarkalotten.

Auf unserer Erde würden wir vom Monde aus in einem Riesenfernrohre auch
rillen- oder lichtstreifenartige Gebilde erkennen können, nämlich die
großen Ströme, -- so den Amazonenstrom und den Mississippi.

London, Newyork, Berlin und Paris würden als dunkle Punkte auf den
Festlanden der Erde erscheinen. -- Die Kriegsschiffe der europäischen
und Balkanstaaten, die kürzlich im Marmarameere vor Anker lagen, hätte
man gleichfalls auf der Scheibe der Erde erkannt; aber man hätte
nicht gewußt, was man aus diesen dunklen, sich hin- und herbewegenden
Punkten machen sollte! Man würde die Truppen der Balkanmächte, die
gegeneinander kämpften, vom Monde aus mit einem Riesenfernrohre haben
beobachten können, ohne aber eine Vorstellung davon zu erlangen, daß
dies ein schreckliches Menschenmorden bedeutete.

Die Astronomen, welche sich mit der Erforschung des Mondes
beschäftigen, nennt man Selenographen, zum Unterschiede von den
Geographen, die unserer Erde ihr Interesse widmen.

In der Neuzeit wendet der Himmelsforscher auch beim Monde die
lichtempfindliche Platte an, und zwar mit bestem Erfolge! Aus den
herrlichen Bildern, die man im Laufe der letzten dreißig Jahre mit der
Kamera vom Begleiter der Erde erhalten hat, wird in Kürze ein sehr
schöner Mondatlas erstehen. Dieser wird nicht bloß ein hervorragendes
Kunstwerk sein, sondern auch der Nachwelt zeigen, was menschlicher
Fleiß und menschliches Forschen zustande brachten.

In alter Zeit schon hat man die Frage aufgeworfen, ob der Mond bewohnt
sei. Man hat diese Frage in recht phantastischer Weise zu beantworten
versucht, ja sogar den Vorschlag gemacht, den Mondbewohnern (den
Seleniten) Zeichen zu geben! Indes die moderne Forschung neigt, --
nach allem, was sie vom Monde weiß, -- immer mehr der Ansicht zu, daß
es Mondbewohner, die uns Menschen ähnlich sind, nicht geben kann, weil
auf jener Kugel die Bedingungen fehlen, unter denen das menschliche
Leben auf Erden sich entfaltet und gedeiht. -- Indes auch der Mond kann
bewohnt sein; aber nur mit Wesen, die zu den Lebensbedingungen passen,
unter denen dieses Gestirn um unsere Erde und durch den Weltenraum
schwebt!

Wie diese Wesen aber aussehen, das wissen wir nicht und werden es auch
wohl niemals erfahren! ...


Der Mars.

Nimmt man heute eine illustrierte Zeitschrift zur Hand, dann findet
man sicher in der einen oder anderen Nummer derselben auch einen
astronomischen Aufsatz, der sich in gemeinverständlicher Form mit einem
der größten Rätsel in unserem Sonnenreiche beschäftigt, -- nämlich mit
dem Planeten Mars!

Wir sprechen heute von Marsbewohnern fast in der gleichen Weise wie
von den Buschmännern Australiens oder wie von den Leuten im Sudan.
Dieses Interesse an dem »Mars und seinen Bewohnern« ist ein durchaus
begreifliches! Es hat seinen Grund darin, daß der Planet eine große
Ähnlichkeit mit unserer Erde zeigt, und zwar hinsichtlich seiner Größe,
seiner Oberflächenbeschaffenheit, seiner Tage, seiner Jahreszeiten,
seiner Meere, Festlande und Pole. Indes dies alles würde ihn nicht so
sehr in den Vordergrund gerückt haben, wenn nicht der im Jahre 1910
verstorbene, berühmte Mailänder Astronom Giovanni Schiaparelli die
ganze gebildete Welt, vor allem aber die Wissenschaft, im Jahre 1877
zum ersten Male, auf das höchst merkwürdige Netz von dunklen, geraden
Linien aufmerksam gemacht hätte, mit dem das ganze Marsland bedeckt
erschien. --

Der Planet Mars ist kleiner, als die Erde und die Venus; aber er ist
größer, als unser Mond und der Planet Merkur.

Alle fünfzehn Jahre kommt er uns einmal bis auf 55 Millionen Kilometer
nahe. Dann können wir in unseren großen Fernrohren eine Fülle von
Einzelheiten auf seiner, im roten Lichte strahlenden Scheibe erkennen.

Wir sehen zunächst, daß er einen Luftgürtel hat, der allerdings nicht
so hoch ist, wie der unsrige; aber das Spektroskop sagt uns von diesem
Luftgürtel des Mars, daß er ganz ähnlich zusammengesetzt ist, wie der
irdische. Er enthält vor allem Wasserstoff, den wichtigsten Bestandteil
unseres Wassers!

Der kleine Lichtzerleger, -- das Spektroskop, -- sagt uns ferner, daß
die Marsluft etwa derjenigen entspricht, in welche die Spitzen unserer
höchsten, irdischen Gebirge eingetaucht sind.

Die Atmosphäre dort ist also ungemein zart und lichtdünn! --

Im Teleskope sehen wir ferner zwei stark weißglänzende Flecken an den
beiden Polen des Planeten. Diese sind also genau so mit Eis umgeben,
wie die irdischen. Weiße Flecken erblicken wir ferner auch noch auf
dem Festlande des Mars. Wir schließen daraus, daß einzelne hohe Berge
vorhanden sind, die Gletscher tragen.

Oder diese weißen Stellen deuten auf den Niedergang von Neuschnee im
Marsherbste und -winter hin.

[Illustration:

            ~Tafel 8.~

Süden.

Norden.

Karte der Marsoberfläche.

(Gezeichnet von Ed. Antoniadi, -- Sternwarte zu Juvissy bei Paris.)]

Wir können im Teleskope außerdem noch eine Reihe dunkler Flächen
erkennen, wie auf den Hörnerspitzen der Venus und auf der lichten
Scheibe des Vollmondes. Diese dunklen Gebiete auf der roten Marsscheibe
nennen wir »Meere«, und wir erkennen bei näherem Zusehen, daß unser
Nachbar im Weltenraume viel weniger Wasser besitzt, als der Erdball.
Er hat keine offenen Ozeane mehr, sondern nur Binnenmeere, Seen und
Sümpfe. Solche Marsmeere sind das ~mare Cimmerium~ (das cimmerische
Meer) und das ~mare Erythraeum~ (das erythräische Meer). Ein Meerbusen
ist der ~sinus Sabaeus~ (der sabäische Meerbusen). Durch ihn geht der
Nullmeridian des Mars!

Bei näherer Betrachtung des Planeten finden wir weiter, daß auf ihm
die Verteilung des Landes gleichfalls eine ganz andere ist, als bei
uns. Auf Erden läuft alles Land nach dem Südpole zu in Spitzen aus;
beim Mars aber dacht es sich sowohl nach dem Nord-, als auch nach dem
Südpole zu rückenartig ab. Alles Marsland zieht sich ferner, wie ein
schmaler Gürtel, um den Äquator der Marskugel herum, und es ist auf ihm
mehr Land vorhanden, wie auf Erden.

Ein Unterschied ist hier aber doch vorhanden, der nämlich, daß eine
allgemeine Ebnung des Geländes bereits eingetreten ist. Er ist ja auch
um vieles älter, als die Erde! Kordilleren, Anden und einen Himalaja
gibt es auf diesem Gestirne nicht, sondern nur Hügelland, denn die
Gebirge sind dort im Laufe der Jahrtausende abgebröckelt und kleiner
geworden. Auf Erden findet dieses Abbröckeln der Gebirge gleichfalls
statt, und unsere Alpen haben im Laufe vieler Jahrtausende bereits die
Hälfte ihrer einstigen Höhe eingebüßt.

Wir dürfen indes dem Mars einzelne hohe Berge nicht absprechen.
Er besitzt sicherlich solche, die Gletscher tragen, so z. B. die
»Schneeinsel« im Kepler-Ozean. --

Darauf deuten auch einzelne, im Lichte der Sonne grell aufblitzende
Punkte auf dem Marsfestlande hin, die man im Marsfrühlinge und -sommer
erkennen konnte.

Das Interessanteste aber, was uns heute dieses Marsfestland bietet, das
ist jenes rätselhafte Geäder, das allgemein die »Marskanäle« genannt
wird.

Der bereits erwähnte Astronom Giovanni Schiaparelli sah im Jahre 1877
auf der Sternwarte zu Mailand mit einem vorzüglichen Fernrohre und in
der klaren Luft Oberitaliens wie von dunklen Flecken, die wir Meere,
Seen und Sümpfe genannt haben, dunkle Linien ausgingen. Sie verbanden
Wasserfläche mit Wasserfläche schnurgerade. Niemals endigte eine solche
dunkle Linie mitten auf dem Festlande. Das ist das Seltsamste an
diesem ganzen »Kanalnetze«. Schiaparelli hat diesem Geäder den Namen
~canale~, -- d. h. Rinne, -- gegeben. »Kanäle« haben es später erst die
Phantasten genannt! --

Im Jahre 1882 erklärte derselbe Forscher, daß er bald nach der
Schneeschmelze am Marssüdpole gesehen habe, wie sich alle diese
Linien verdoppelten. Das ganze Marsland sah aus, als hätte man
es nach allen Richtungen hin mit Eisenbahnschienen belegt. Diese
Verdoppelungen traten stets sofort und in ihrer ganzen Länge auf.
Man hat gefunden, daß diese »Kanäle« bis zu 5000 Kilometern lang und
bis zu 1000 Kilometern breit sein können. Der Zwischenraum zwischen
einer solchen »Kanalverdoppelung« beträgt 500 bis 1000 Kilometer. Es
sind also gewaltig große Wasserstraßen, wenn wir in diesem Netzwerke
wirklich ein »Kanalsystem« vor uns haben! --

Die Linien zeigen sich, -- wie schon angedeutet wurde, -- stets
nach der Schneeschmelze an den Polen des Mars, und sie verschwinden
im Marssommer oft ganz. Stets verblaßt in dieser Jahreszeit die
Verdoppelung! --

Alle möglichen Deutungen sind zur Erklärung dieser rätselhaften Gebilde
gegeben worden. Es sollen hier nur die wichtigsten genannt werden, und
zwar nur die, welche wirklich die Aufmerksamkeit der Forscher erregten!

Hat der Mars Wasser wie die Erde, dann können diese dunklen Linien
sehr wohl Wasserstraßen sein. Sie sind dann eben Schöpfungen von
intelligenten Wesen, die jene Welt bewohnen!

Die Kanäle wurden von den Marsbewohnern angelegt, um die Gewalten des
Wassers, -- nach der Schneeschmelze an den Polen, -- einzudämmen oder
nach dem Innenlande zu leiten.

Hat der Mars kein Wasser mehr und auch keine Bewohner, dann können
diese »Kanäle« vielleicht die Überreste einer erloschenen Kultur sein!

Man hat die Marskanäle auch für eine optische Täuschung gehalten, die
unser Auge bei der Betrachtung des Planeten im Fernrohre erleidet.

Ein Forscher führt die »Kanäle« auf vulkanischen Ursprung zurück, wie
die schon genannten Lichtstreifen und Rillen auf unserem Monde.

Man hält sie auch für Erdbebenspalten! --

In jüngster Zeit hat ein Marsbeobachter erklärt, daß der Planet, --
von der Raumkälte (-273 Grad Celsius) umgeben, -- zu einem Eisklumpen
erstarrt sei. --

Die rätselhaften »Kanäle« seien nichts anderes, als Sprünge in dem
Eismantel, der den Mars umhülle. Die Sonne taue den Eispanzer zeitweise
auf, und so entstünden jene großen Sprünge, die wir von unserer Erde
aus im Fernrohre erkennen könnten und die wir als »Kanäle« deuteten!

Eigenartig ist es, daß Lowell, -- ein amerikanischer Astronom, -- die
Neubildung von »Marskanälen« auf photographischem Wege und zugleich
auch mit dem Fernrohre im letzten Marsfrühlinge, -- also nach der
großen Schneeschmelze am Südpole, -- feststellen konnte!

Dies würde darauf hindeuten, daß die »Marskanäle« tatsächlich Gebilde
der Marsoberfläche und als solche Erzeugnisse der Marsbewohner sind.
Wird diese Beobachtung Lowells später noch von anderer Seite bestätigt,
dann besteht gar kein Zweifel, daß der Mars mit intelligenten Wesen
bevölkert ist. Diese können uns Menschen durchaus ähnlich sehen, denn
der Planet zeigt fast die gleichen Bedingungen für das Dasein von
Lebewesen, wie unsere Erde.

Die rätselhaften Linien, die wir »Kanäle« nennen, wären dann
Wasserstraßen, welche die Marsbewohner mit Absicht, -- allerdings im
Laufe langer Zeiten, -- angelegt hätten!

Man nahm sogar an, daß die Marsbewohner uns Feuerzeichen geben, und
dachte allen Ernstes daran, solche Zeichen zu erwidern!

Der berühmte Physiker Tesla erklärte, daß er die Wasserkräfte des
Niagarafalles in Nordamerika ausnützen und mit deren Hilfe Lichtsignale
(Blitze) nach dem Mars hinaufschleudern wolle. Diese würden so stark
sein, daß die Marsbewohner sie, -- als ihnen von uns zugesandt, --
erkennen müßten.

Man hat sogar schon über ein Alphabet nachgedacht, das man, -- im
Teslaschen Funkenspruche mit den Marsbewohnern, -- in Anwendung
bringen könnte. Vielleicht ist der Tag nicht mehr fern, der uns den
Schleier auch vom »Marsgeheimnis« hinwegzieht und der Menschheit die
langersehnte Kunde bringt, daß jenes Gestirn bewohnt ist. Vielleicht
gelingt es der von Tag zu Tag sich verfeinernden Technik doch noch,
den Traum unserer Generation zu verwirklichen, daß wir mit den Wesen
anderer Himmelskörper in einen Gedankenaustausch treten!

Eine im Pyrenäenbade Pau in Frankreich verstorbene Dame hat
einhunderttausend Franken in ihrem Testamente demjenigen vermacht, der
die erste Verständigung mit den Bewohnern eines anderen Himmelskörpers
herbeiführt. Der kommenden Generation wird es vorbehalten sein, die
»Marsfrage« noch besser zu beantworten, als wir es heute vermögen!

[Illustration:

            ~Tafel 9.~

Süden.

Norden.

Ein Stück Marsoberfläche, von zahlreichen »Kanälen« bedeckt.

(Gezeichnet von ~Dr.~ Lampland, -- Flagstaffsternwarte zu Arizona [U.
S. A.].)]

Der Mars dreht sich in 24½ Stunden einmal um seine Achse. Die Tage
dort dauern also nur um ein weniges länger, als die irdischen. -- Zu
einem Umlaufe um die Sonne braucht der Weltkörper zwei irdische Jahre.
Infolgedessen sind seine Jahreszeiten etwas länger, als unsere.

Eine Abplattung seiner Pole hat man noch nicht genau feststellen
können; aber man nimmt sie an!

Der Mars wird von zwei Monden umkreist. Sie heißen Phobos und Deimos
und sind nach den beiden Rossen des Kriegsgottes, Furcht und Schrecken,
benannt worden. Sie sind die kleinsten Monde, die wir im Reiche unserer
Sonne kennen.

Phobos ist der Mond, der dem Mars am nächsten steht. Er umkreist
den Planeten in 7½ Stunden und hat bereits drei Umläufe um den Mars
vollendet, ehe sich dieser einmal um seine Achse drehte. Daher kommt
es, daß dieser Mond scheinbar im Westen auf- und im Osten untergeht.
Für die Marsbewohner, wenn es diese wirklich gibt, ist er eine große
Uhr am Himmel, an der sie die Tageszeiten ablesen können!

Die Winzigkeit der Marsmonde gab Anlaß zu der Vermutung, daß der Planet
ursprünglich gar keine Trabanten besessen hat, sondern daß es sich
bei ihm um eingefangene Monde handelt! Aller Wahrscheinlichkeit nach
stammen die beiden Marsmonde aus der großen Lücke zwischen Mars und
Jupiter. Sie ist mit einer sehr großen Zahl von kleinen und kleinsten
Weltentrümmern angefüllt. Wir haben diesen den Namen Asteroiden,
Planetoiden oder kleine Planeten gegeben!


Die kleinen Planeten, auch Planetoiden oder Asteroiden genannt.

Zwischen dem Mars und dem nächsten Planeten Jupiter müßte eigentlich
noch ein Planet um die Sonne kreisen, und dieser Körper müßte größer
als Mars und Erde sein.

Schon Kepler, -- der berühmte Hofastronom des Kaisers Rudolf II. von
Österreich, -- hat einen solchen Planeten in der Lücke zwischen Mars
und Jupiter vermutet, und er glaubte, daß der Weltkörper möglicherweise
in einer Katastrophe vernichtet worden sei.

Am Neujahrstage des Jahres 1801 entdeckte der Astronom Piazzi in
Palermo in jenem Zwischenraume zwischen Mars und Jupiter ein kleines
Sternchen, das seinen Standort am Firmamente unter den anderen Sternen
veränderte. Piazzi gab ihm den Namen Ceres. --

Einige Zeit später fand der Bremer Arzt Olbers in der genannten
Lücke einen zweiten beweglichen Stern. Im Verein mit dem Astronomen
Harding entdeckte Olbers dann noch drei weitere solche Sternchen, so
daß man durch einige Jahrzehnte hindurch in jener Lücke vier kleine
Himmelskörper kannte, die sich gleich den Planeten um die Sonne herum
bewegten.

Ihre Zahl vergrößerte sich von Jahr zu Jahr. Seit man die Photographie,
um sie zu entdecken, zu Hilfe genommen hat, ist ihre Zahl auf fast
achthundert bereits gestiegen. Aber, -- damit ist der Vorrat noch lange
nicht erschöpft. Es gibt ihrer sicher noch sehr viele, die so winzig
sind, daß sie weder mit dem Fernrohre noch mit der lichtempfindlichen
Platte aufgefunden werden können.

Der größte von diesen Körpern hat einen Durchmesser von etwa
800 Kilometern. Es ist die Vesta!

Die kleinsten fassen etwa 5 bis 10 Kilometer im Durchmesser.

Welche Bedeutung haben diese winzigen Himmelskörper, die wir als
»Weltentrümmer« ansprechen, in unserem Sonnenreiche?

Wir hörten bereits, daß der Astronom Johannes Kepler annahm, sie seien
die Überreste eines größeren Planeten, der entweder zerfiel, weil er
schon sehr alt war, oder der in einem Zusammenstoße mit einem anderen
Weltkörper zerschellt wurde. Wahrscheinlicher aber ist die folgende
Ansicht, die in jüngster Zeit zur Erklärung über die Herkunft dieser
kleinen Körper gegeben wird. Sie besagt, daß die kleinen Planeten,
Asteroiden oder Planetoiden sich durch Verdichtung aus dem Reste des
Urnebels gebildet haben, aus dem einst die Sonne, mit ihren Planeten
und deren Monden hervorging. All' diese kleinen Körper kreisen, -- es
wurde schon gesagt, -- wie die Planeten um die Sonne, deshalb auch ihr
Name »kleine Planeten«; aber viele halten ihre Bahn nicht ganz inne.
Sie verirren sich in das Machtgebiet der benachbarten Planeten, und auf
diese Weise kann es geschehen sein, daß der Mars sich seine zwei Monde
einfing, und daß auch der Jupiter und der Saturn, wie wir noch hören
werden, sich solche Monde, ehemalige kleine Planeten, angeeignet haben!

Einer von den kleinen Körpern hat eine »astronomische Berühmtheit«
erlangt! Es ist der kleine Planet »Eros«, der, außer dem Monde, unserer
Erde zu gewissen Zeiten am nächsten kommt. Eros wurde im Jahre 1898
auf der Berliner Uraniasternwarte vom Astronomen Gustav Witt auf
photographischem Wege entdeckt.

Die Astronomen benützen seine große Annäherung an unsere Erde, um mit
seiner Hilfe die genaue Entfernung der Sonne von uns zu bestimmen.

Die Asteroiden, Planetoiden oder kleinen Planeten besitzen keine
Atmosphäre. Man hat eine Zeitlang geglaubt, daß die Vesta einen
Luftmantel habe; aber die sehr sorgfältigen neueren Beobachtungen
ergaben das Gegenteil. Da diesen Körpern der Luftgürtel fehlt, so haben
sie auch kein Wasser. Für das Dasein von Lebewesen, -- wie wir sie auf
unserem Erdballe finden, -- kommen sie also nicht in Frage.


Der Jupiter.

Würde unsere Sonne plötzlich vom Himmelsgewölbe verschwinden, dann
übernähme der größte der Planeten, der Jupiter, die Führung über das
Sonnenreich. Alle Planeten, also auch unsere Erde würden sich dann um
ihn, -- als das Zentralgestirn des Systems, -- drehen.

Jupiter ist der »Riese unter den Planeten«!

Über 1300 Erdbälle könnte man aus ihm formen. In einem Abstande von
etwa 100 Millionen Meilen umkreist der gewaltige Körper die Sonne und
er gebraucht zu einem Umlaufe zwölf Jahre.

Mit dem Saturn, dem Uranus und dem Neptun bildet er die Gruppe der
sogenannten »äußeren Planeten«. An den Polen ist er stark abgeplattet.
Diese Abplattung rührt sicher von der sehr raschen Drehung des Planeten
um seine Achse her. In nur zehn Stunden erfolgt diese Achsendrehung.
Ein Tag auf dem Jupiter dauert also nur zehn Stunden.

Wenn wir den »König der Planeten« im Fernrohre betrachten, dann
gewahren wir im Luftgürtel des im gelben Lichte strahlenden Gestirnes
Streifen, Wolken und knotenartige Verdickungen. Diese Gebilde sind
starken Veränderungen unterworfen, und zwar, infolge seiner sehr
schnellen Achsendrehung. Sie lösen sich auch rasch immer wieder auf.

Das Spektroskop sagt uns, daß die Atmosphäre, in die der Planet sich
einhüllt, tief und dicht ist. Die Strahlen der Sonne vermögen also
nicht allzuweit in sie einzudringen. Das Spektroskop verrät uns ferner
noch, daß der Jupiter wahrscheinlich noch nicht völlig erkaltet ist,
sondern sicher noch etwas Eigenlicht ausstrahlt. Er würde demnach für
die »Welt seiner Monde« eine kleine Sonne sein! --

Nach allem, was die moderne Wissenschaft heute von diesem Planeten
weiß, ist er eine im »Erlöschen begriffene Sonne«. Er befindet sich
also in einem Zustande, der aus der Glut in die Erkaltung übergehen
will! In der Lufthülle des »Riesen unter den Planeten« erschien in
den Jahren 1872--1880 ein rotbrauner Flecken, den man auch den »roten
Flecken« genannt hat. Er machte die Umdrehung des Planeten um seine
Achse mit, verblaßte aber langsam und heute ist von ihm nicht mehr viel
zu sehen.

Zur Erklärung dieses eigenartigen Gebildes sind eine Reihe von
Deutungen gegeben worden. Die wahrscheinlichste ist die, daß es sich
hier um einen gewaltigen vulkanischen Ausbruch auf der im Erstarren
begriffenen Oberfläche des Jupiter handelt. Die dünne Oberflächenkruste
brach ein, und es trat ein feuriger Bergrücken zutage, der seinen
Lichtschein und seine glühende Asche hoch hinauf in die Luftschichten
warf, die den Planeten umgeben. Jupiter hat neun Monde!

Die ersten vier entdeckte der alte Galilei zu Pisa um die Mitte des
sechzehnten Jahrhunderts. Er gab ihnen den Namen »Mediceische Sterne«.
Die anderen Monde des Planeten wurden später entdeckt, zwei von ihnen
sogar erst in allerjüngster Zeit. Ein Mond des Jupiter ist fast so groß
wie der Mars. Man nimmt an, daß dieser Trabant eine Lufthülle, Wasser
und Festlande besitzt. Die Schar der Jupitermonde erzeugt naturgemäß
zahlreiche Sonnen- und Mondfinsternisse auf der Jupiterkugel, und diese
Finsternisse haben dem dänischen Astronomen Olaf Römer Anlaß zu der
Berechnung gegeben, daß der Lichtstrahl in der Sekunde 300000 Kilometer
Weges zurücklegt.

Der neunte Mond des Jupiter ist rückläufig, das heißt, er dreht sich
von links nach rechts um den Planeten. Man nimmt deshalb an, daß er
nicht von vornherein zum Reiche des Jupiter gehörte, sondern von dem
Planeten eingefangen und gezwungen wurde, als Mond um ihn zu kreisen.
Es handelt sich bei diesem Monde vermutlich um einen kleinen Planeten
oder Asteroiden.


Der Saturn.

Durch Jahrtausende hindurch galt dieser Planet als der »Grenzwächter
unseres Sonnenreiches«! Er war also der äußerste Planet, der um unser
Zentralgestirn kreiste. Der Saturn ist 200 Millionen Meilen von der
Sonne entfernt und umwandert sie einmal in 30 Jahren. An seinen beiden
Polen ist auch er stark abgeplattet und auch bei ihm rührt die starke
Abplattung von der schnellen Achsendrehung her. Diese dauert zehn
Stunden. Solange also währt ein Tag auf jener Welt!

Das Licht des Planeten ist bleifarben, und der Durchmesser der
Saturnkugel beträgt etwa 130000 Kilometer. Er ist demnach zehnmal
größer, als der irdische.

Der Saturn gehört zu den interessantesten und rätselhaftesten Körpern
in unserem Sonnenreiche, und zwar wegen seines höchst merkwürdigen
Ringsystems!

Dieses ist flach und umgibt die Saturnkugel in ihrer Mitte, -- frei --
schwebend. Indes dieser Ring ist nicht eine feste Masse, wie man leicht
annehmen könnte; sondern er besteht aus zahllosen kleinen Körperchen,
-- Möndchen, -- die um den Saturn herum kreisen.

Wenn man mit dem Fernrohre den Ring des Saturn betrachtet, dann gewahrt
man verschiedene Teilungen auf ihm. Es sieht aus, als hätte man mehrere
Ringe, die immer größer werden, ineinander gelegt, jedoch so, daß
zwischen jedem Ringe ein kleiner Abstand bleibt.

Manchmal erscheint uns das Ringsystem wie eine schmale Linie, manchmal
sehen wir die obere und manchmal die untere Seite des Ringes. Diese
verschiedene Lage des Ringes hängt mit der verschiedenen Stellung des
Saturn zur Sonne und zu unserer Erde zusammen. Im Fernrohre gewahren
wir in seiner, gleichfalls sehr hohen und dichten Atmosphäre ebenfalls
bandartige Streifen und Wolken, die mit der schnellen Drehung des
Planeten um seine Achse in einem ursächlichen Zusammenhange stehen.

[Illustration:

            ~Tafel 10.~

Süden.

Norden.

Der Planet Saturn mit seinem seltsamen Ringsysteme.

(Die Nordseite des Ringsystems ist weit geöffnet. Norden ist in der
Abbildung unten.)]

Ein großer Teil der Forscher nimmt an, daß auch der Saturn noch nicht
völlig erkaltet, sondern, ebenso wie der große Jupiter, eine kleine
Sonne für die Rotte seiner zehn Monde ist. Saturn würde dann noch etwas
Eigenlicht ausstrahlen.

Das reiche Gefolge der Monde ist im Verein mit dem Saturn ein Abbild
unseres ganzen Sonnensystems. Die Monde des Planeten heißen: Mimas,
Enceladus, Thetis, Dione, Rhea, Titan, Hyperion, Japetus, Phöbe und
Themis.

Saturn selbst stellt die »Sonne« dieses Systems dar. Der Ring, der
ihn umgibt, deutet das Tierkreis- oder Zodiakallicht an. Die zehn
Monde entsprechen zunächst den uns bekannten acht und dann den zwei
noch unbekannten, aber angenommenen Planeten unseres Sonnenreiches.
Zwischen dem fünften und sechsten Saturntrabanten zeigt sich ein
größerer Zwischenraum. Dieser entspricht der Lücke zwischen dem
Planeten Mars und Jupiter! Die Lücke ist, wie wir hörten, mit der
Schar der kleinen Planeten angefüllt. Moderne Astronomen vermuten, daß
auch der Zwischenraum zwischen dem fünften und sechsten Saturnmonde
eine Schar von kleinsten Körperchen, -- ähnlich den Asteroiden, --
besitzt. Ihrer Winzigkeit wegen können wir sie im Fernrohre nur nicht
sehen und auch nicht mit der Camera auffinden! Jupiter ist der »Riese
unter den Planeten« unseres Sonnenreiches, Titan der »Riese unter den
Saturnmonden«.

Der Saturnmond Phöbe ist rückläufig, gleich dem neunten Jupitermonde.
Infolgedessen hält man auch Phöbe für einen eingefangenen Mond, der
wahrscheinlich aus der Gruppe der kleinen Planeten stammt!


Der Uranus.

Als Wilhelm Herschel, -- der einstige Stadtmusikant von Hannover
und dann so berühmt gewordene Astronom, -- im Jahre 1788 den Uranus
mit einem seiner Riesenreflektoren (Spiegelteleskope) entdeckt
hatte, ahnte er nicht, daß es sich in dem »Findlinge« um einen neuen
Planeten handelte, der die alte Grenze unseres Sonnenreiches um ein
Beträchtliches weiter in den Raum hinausrückte.

Dem bloßen Auge erscheint der Planet als ein winziges Sternchen, und
man muß, -- will man ihn sehen, -- genau die Stelle am Himmel kennen,
an der er jeweilig steht. Er strahlt im gelblichen Lichte und ist von
der Sonne, von der er sein Licht noch erhält, 400 Millionen Meilen
entfernt. In 84 Jahren vollendet er einen Umlauf um sie! --

Eine Abplattung an seinen beiden Polen hat man bisher noch nicht
einwandsfrei feststellen können; aber man nimmt sie an, weil fast alle
Planeten, die wir kennen, diese Abplattung zeigen!

Über seine Oberflächenbeschaffenheit und über seine Lufthülle wissen
wir fast gar nichts, denn das Gestirn ist viel zuweit von uns entfernt,
als daß wir Einzelheiten auf ihm genau erkennen könnten. Man hat zwar
angenommen, daß er eine Lufthülle, und daß diese ebensolche wolkige und
bandartige Streifen, wie die des Jupiter und Saturn, habe; aber die
Beobachtungen dieser Art sind stets dann wieder verneint worden.

Uranus wird von den vier Monden Ariel, Umbriel, Titania und Oberon
umkreist. Alle diese Monde sind rückläufig, wie der Saturnmond Phöbe
und wie der neunte Jupitermond.

Entweder gehörten die vier Uranusmonde von Anfang an dem Reiche des
Planeten an, wie es die Weltbildungshypothese auch annimmt, die außer
der »Kant-Laplaceschen« am Eingang dieses Buches erwähnt wurde, oder
die vier Uranusmonde sind eingefangen worden und gehörten anfänglich
gar nicht zu dem Planeten.

Sie können also kleine Planeten sein, die sich in das System (den
Bereich) des Uranus verirrten oder auch Kometen, die eingefangen und
gezwungen wurden, als Monde nun um das Gestirn zu wandern.


Der Neptun.

Die Entdeckung dieses Planeten, des äußersten, den wir vorläufig in
unserem Sonnenreiche kennen, gehört zu den größten Triumphen der
rechnenden Astronomie! --

Neptun ist am Gelehrtenschreibtisch und nicht auf der Sternwarte
entdeckt worden, nicht mit dem Fernrohre, sondern mit der Feder! Das
klingt sehr sonderbar und doch verhält es sich so! Der Pariser Astronom
Leverrier war es, der ihn am Schreibtische errechnet hat, und der Name
dieses Gelehrten wird darum unsterblich bleiben!

In der Wanderung des Planeten Uranus um die Sonne zeigten sich nämlich
kleine Abweichungen. Man nennt dies Störungen! Diese konnte man sich
nur dann erklären, wenn man annahm, daß jenseits des Uranus noch ein
größerer Körper, -- also ein Planet, -- um die Sonne wandere. Zwei
Astronomen, -- nämlich der bereits genannte Franzose Leverrier, und
der Engländer Adams suchten diesen Planeten rechnerisch festzulegen.
Leverrier hat dann, ohne von Adams Arbeit eine Kenntnis zu besitzen,
seine Berechnungen früher als jener veröffentlicht, und so ist Adams
um den Ruhm der Entdeckung gekommen. Leverrier teilte an dem Tage, an
dem er seine Berechnungen fertig hatte, dem Berliner Astronomen Galle
das Resultat derselben mit und forderte Galle auf, an einer, ihm näher
bezeichneten Stelle des Firmamentes nach dem »Errechneten« zu suchen!
In der nächsten Nacht fand dann auch Galle den »Errechneten«, und zwar
sehr nahe bei dem Orte, den ihm Leverrier angegeben hatte.

Auf diese Weise ist der dem Meergotte geweihte Planet entdeckt
worden! --

Neptun ist 600 Millionen Meilen von der Sonne entfernt, und umkreist
sie einmal in 164 Jahren. Nur im Fernrohre ist er sichtbar, mit dem
bloßen Auge indes nicht. Er strahlt in grünlichem Lichte und wird von
einem Monde umwandert, der ebenfalls rückläufig ist. Über den Planeten,
seine Oberfläche und seinen Mond wissen wir so gut wie nichts, weil das
Gestirn ungeheuer weit von uns absteht. Wahrscheinlich ist auch er noch
in einem Übergangsstadium vom feurigflüssigen zum festen Zustande!

Die moderne Forschung nimmt an, daß Neptun sicher mehrere Monde, und
daß auch der Uranus deren wohl noch mehrere besitzt. Wir kennen sie nur
nicht. Sie entgehen unserer Beobachtung, weil sie zu winzig sind und zu
wenig Licht aussenden, als daß wir sie sehen könnten! --

Ein Teil der Astronomen ist der Meinung, daß der Neptun noch nicht
unser Sonnenreich nach außen hin abschließt, sondern daß auf ihn noch
ein Planet folgt. Dieser würde in einem Abstande von 1200 Millionen
Meilen von uns die Sonne umkreisen.

Man hat diesem mutmaßlichen Körper, nach dem man mit Fernrohr und
photographischer Platte seit Jahren eifrig sucht, bereits einen Namen
gegeben. Er heißt Hades!

Bis zum Hades würde in Urzeiten der Sonnengasball sich erstreckt haben,
-- wie einige Forscher dies glauben. Bis zum Hades reichte die Kraft,
das Licht und der Einfluß unseres Zentralgestirnes auch heute noch.
Beim Hades würde der Grenzpfahl sein, der unser großes Sonnenreich nach
der »Welt der übrigen Sterne« (der Fixsterne) hin absteckt! --

2400 Millionen Meilen betrüge der Durchmesser dieses Riesenreiches und
doch werden wir bald hören, daß dieses ungeheuere Gebiet, von dem sich
selbst die glühendste Phantasie keinen rechten Begriff machen kann, zu
einem winzigen Punkte zusammenschmilzt, wenn wir aus den Tiefen des
Weltenraumes -- von den Grenzen der Milchstraße her, -- zu unserer
Sonne und ihrem gewaltigen Reiche unsere Blicke richten! --



Drittes Kapitel.

Die Welt der Kometen!

        »Wenn ein hellstrahlender Komet
        In den obersten Lüften steht,
        Werden gar große Reiche zerstört,
        Wie wir solches oft haben gehört!« --

            (Inschrift auf einem alten Kometenflugblatte
            aus dem Jahre 1580.)


Im Geiste versetzen wir uns einmal um mehrere Jahrhunderte, -- sagen
wir an den Beginn des Mittelalters, -- zurück!

Kriegsgeschrei tönt durch die Lande, und die Pest zieht mit
grauenhafter Macht von Stadt zu Stadt, von Dorf zu Dorf, um Tod
und Elend zu verbreiten. Die Menschheit ist in Angst und Sorge und
fürchtet, daß noch Unheilvolleres komme.

Da, -- eines Abends, als die Sonne untergegangen ist und die Sterne
neugierig aus ihren Himmelsfenstern zur leidvollen Erde herabsehen,
flammt unter ihnen ein ungewöhnliches Gestirn auf. Es steht am
westlichen Horizonte und besitzt einen langen, lichten Schweif, den es
über einen großen Teil des nächtlichen Firmamentes hinwegspannt.

Als die Menschen dieses flammende Zeichen erblicken, wird ihre Angst
und Furcht noch größer, denn die »Rute am Himmel« bringt ihnen neue
Not, neue Kriege und Krankheiten!

Im Glauben unserer Vorfahren waren ja die Kometen, -- diese seltsamen,
glanzvollen und geschweiften Gestirne, -- nichts anderes, als
»Unglücksboten und Geißeln Gottes«!

Wenn wir die alten Chroniken, die aus jenen Tagen stammen,
nachschlagen, finden wir dies in ihnen zur Genüge bestätigt.

»Bald«, -- so heißt es in den Schriften aus jener Zeit, -- »zeigte sich
ein Schweifstern, der aussah, wie ein Schwert, wie ein Speer, wie ein
Menschenantlitz oder wie eine Mißgestalt! Achtfach ist das Unheil,
das solch' ein Gestirn über die Erde und die Menschen bringt, nämlich
Fieber, schwere Zeit, große Dürre, Krieg, Frost, Erdbeben, großer
Menschen Tod und Umwälzungen in den Staaten!« --

Der Komet des Jahres 1460 wurde als ein »Sendbote des Satans« von den
Menschen jener Tage angesehen und, als der große »Halleysche Komet« im
Jahre 1682 in den Räumen des Weltalls erschien, da schrieb von ihm ein
Professor in Marburg, daß dort eine Henne aus Angst vor dem Gestirne
drei Eier gelegt habe, auf denen das Bild des Schweifsternes deutlich
zu sehen war! --

Von all' dem Aberglauben, den unsere Vorfahren an diese prachtvollen
Himmelserscheinungen geknüpft haben, ist in moderner Zeit nichts
übrig geblieben. Vor dem prüfenden Blick moderner Forschung hat jener
Wahnwitz nicht Stand zu halten vermocht! --

Die moderne Himmelsforschung hat gefunden, daß die schönen
Schweifsterne nichts mit Hungersnot und Pest, nichts mit Krieg und
anderem Elend zu tun haben, sondern, daß sie friedlich und harmlos auf
ihrer Himmelsstraße einherziehen, wie alle die anderen Sterne!

Der Himmelsforscher der Gegenwart weiß ferner, daß die Kometen nichts
anderes sind, als Ballen aus weltbildendem Stoffe, daß sie also aus
jenem Urstoffe bestehen, den wir am Eingang dieses Buches bereits
kennen gelernt haben.

Solche Urstoff- oder Nebelballen wandern durch den Sternenraum, ja es
ist sogar sehr wahrscheinlich, daß unsere Sonne mit ihren Planeten
zur Zeit durch ein Gebiet im Weltall schreitet, das mit viel Urstoff
angefüllt ist, denn die zahlreichen Kometenerscheinungen in den letzten
Jahren lassen diese Vermutung zu.

Wenn nun ein solcher Nebelballen in die Nähe eines Sonnenreiches
kommt, dann wird er von dessen Zentralkörper, -- also dessen Sonne,
-- angezogen. Auch die unserige zieht ihn an, wenn er in die Nähe
ihres Reiches kommt. Der Nebelballen eilt nun auf die Sonne zu und in
diesem Hineilen unterliegt er einer Reihe von Veränderungen, und zwar
hinsichtlich seiner Gestalt und seines Aussehens! --

In einer gewissen Entfernung von der Sonne nämlich beginnt der
Nebelballen, -- der Komet, -- einen Schweif zu bilden. Mit diesem
geschmückt, eilt er an der Sonne vorüber, verliert dann aber allmählich
den Schweif und wird endlich wieder ganz unsichtbar.

Ist der Komet nun etwa verloren gegangen oder verschollen? Nein! -- Er
wanderte nur nach dem Punkte hin, wo er der Sonne am fernsten steht.
Der Astronom nennt diesen Punkt das Aphel! In jenem sonnenfernsten
Punkte indes können wir den Kometen weder im Fernrohre noch mit der
Camera entdecken. Vom sonnenfernsten Punkte, -- dem Aphel, -- aus kehrt
er nach Ablauf einer bestimmten Zeit wieder in den Punkt zurück, wo er
der Sonne am nächsten steht. Wir nennen diesen Ort das Perihel. Dann
erst sehen wir ihn wieder, und zwar mit dem bloßen Auge!

Nun gibt es aber Kometen, die uns niemals zu Gesicht kommen,
sondern nur dem Teleskope vorbehalten sind. Diese nennt man deshalb
»teleskopische Kometen«, und es werden jahraus jahrein eine Anzahl von
ihnen entweder mit dem Teleskope oder in neuerer Zeit auch mit der
photographischen Platte entdeckt.

Diejenigen Kometen, die aus dem sonnenfernsten Punkte -- dem Aphel
-- immer wieder in den sonnennahesten Punkt -- das Perihel --
zurückkehren, nennen wir »periodische«. Sie sind Bürger unseres
Sonnensystems. Zu ihnen gehören die größten und schönsten, die wir
kennen, auch der große Halleysche, von dem später noch die Rede sein
wird.

Jeder große Komet besteht aus drei ganz auffallenden Merkmalen, --
nämlich aus einem Kopfe, einem Kerne und einem Schweife.

Der Kopf des Kometen ist der Nebelballen (die Urstoffwolke), die
entweder aus dem sonnenfernsten Punkte kommt und auf das Tagesgestirn
dann hineilt oder aus den Tiefen des Weltalls in unser Sonnenreich
eindringt.

Ein solcher Kometenkopf kann einen Durchmesser von über einer Million
Kilometer haben.

In seiner Mitte zeigt dieser Kometenkopf eine Verdichtung der
Urstoffteilchen, aus denen er sich aufbaut. Diese Verdichtung hat ein
sternartiges Aussehen und leuchtet hell. Wir nennen sie den Kern des
Kometen!

Lange Zeit hindurch hat man geglaubt, daß uns der Kern eines Kometen
einmal dann gefährlich werden könne, wenn die Erde mit ihm in Berührung
komme. Die Kometenkerne sollten, -- in der Meinung früherer Jahre,
-- aus Gesteins- oder metallischen Massen bestehen. Nun sind wir
aber schon wiederholt durch die Köpfe und durch die Schweife von
Kometen hindurch gegangen, und es ist uns nichts passiert. Auch hat
die Himmelsforschung der Gegenwart gefunden, daß die gefürchteten
Kometenkerne nichts anderes sind als Gasmassen, die, -- ähnlich dem
Sonnen- und Erdkern, -- unter einem hohen, auf ihnen lastenden Drucke
starr wie Glaserkitt werden!

[Illustration:

            ~Tafel 11.~

Der Komet 1911 -- ~c~ (Brooks).

(Aufgenommen mit dem photographischen Refraktor der K. Sternwarte
zu Wien von ~Dr.~ Josef Rheden, Originalaufnahme. 56 Minuten
Belichtungsdauer.)]

Durch diese wissenschaftliche Annahme ist die Furcht vor den
Kometenkernen so gut wie vernichtet. Die Strahlen der Sonne lösen die
Spannung in der gasigen Kernmasse dann auf, wenn das Gestirn der Sonne
immer näher kommt. Die Gase des Kernes strömen nun aus dem Kopfe des
Kometen aus, und so entsteht der oft Millionen Meilen lange Schweif.

Der Schweif ist das prächtigste am ganzen Gestirn und verleiht diesem
auch den Beinamen »großer Komet«! --

Bald sieht der Schweif des Gestirnes bandartig, bald federförmig
gespalten, bald gerade und bald gebogen aus. Einige Kometen zeigten
sich uns mit mehreren Schweifen, so die der Jahre 1744 und 1861.

Unsere Vorfahren behaupteten, daß Kometenschweife ausgesehen hätten wie
das aufgelöste lange Haar einer Frau. Deshalb haben die Kometen auch
bis zum heutigen Tage den Namen »Haarsterne« beibehalten. --

Die Photographie, die man, -- wie überall in der Himmelsforschung, --
auch bei der Entdeckung und Beobachtung von Kometen heute anwendet, hat
uns noch verraten, daß die Schweife der Kometen Einbuchtungen, Riffe,
Knicke und Ablenkungen zeigen. Das deutet auf heftige Vorgänge im
Innern des Kometen hin, wie wir solche Erscheinungen ja auch im Innern
und auf der Oberfläche unseres Tagesgestirns schon kennen lernten.

Es sind starke elektrische Entladungen, welche diese Veränderungen in
den Schweifen der Kometen hervorrufen. Sie helfen aber andererseits
auch den Kometen erleuchten. Ein Schweifstern strahlt also im eigenen
Lichte; dann aber auch noch im Lichte der Sonne, deren Strahlen sich
an den Teilchen aus Urstoff brechen, aus denen, -- wir hörten es schon
mehrfach, -- der Komet besteht.

Aus dem Wenigen ersehen wir klar und deutlich, daß die Schweifsterne
ungemein zart, groß, aber auch interessant und noch recht rätselhaft
sind!

Zu den schönsten Kometen, die im Laufe der letzten Jahrhunderte am
Himmel erschienen, gehören die der Jahre 1680, 1744, 1843, 1858 und
1861.

Zu den berühmten Schweifsternen der letzten Jahrhunderte zählt man die
Kometen der Jahre 1680, 1811 und 1910 (der große Halleysche).

Im Januar des Jahres 1910 erschien ganz plötzlich an unserem
westlichen Firmamente ein Schweifstern, der nur kurze Zeit sichtbar
blieb. Man hat ihn den »Johannisburger Kometen« genannt, weil er
auf der südafrikanischen Sternwarte zu Johannisburg zuerst gesehen
worden war. Der Schweifstern gehört nicht zu den Kometen, die Bürger
unseres Sonnensystems sind, also immer aus dem Aphel in das Perihel
zurückkehren, sondern er kam aus den Tiefen des Weltalls und kehrte in
dasselbe wieder zurück, nachdem er an unserer Sonne vorübergezogen war.

In dem gleichen Jahre erschien noch ein anderer Komet, der, -- wie
schon gesagt wurde, -- eine historische (geschichtliche) Berühmtheit
erlangt hat.

Es ist der große Halleysche Komet. Er wurde nach dem Berechner seiner
Bahn um die Sonne herum, -- nämlich nach Edmund Halley, -- benannt.
Dieser Schweifstern soll auch der Stern gewesen sein, der nach der
Bibel die Weisen aus dem Morgenlande zur Krippe Christi geführt hat.
Immer nach 75 Jahren kehrt er in den Punkt zurück, wo er der Sonne am
nächsten steht und dann auch für unser Auge sichtbar wird.

Im Jahre 1985/1986 werden wir ihn wieder am Firmamente sehen.

Die Bahnen der Kometen sind Ellipsen, das heißt, sie haben die Form des
Eies; aber diese Ellipsen sind oft so groß, daß sie weit hinaus in die
fernen Sternenräume reichen. Man neigt heute immer mehr der Ansicht zu,
daß auch die nichtperiodischen Kometen, also die »Kometenfremdlinge«,
zu denen ja der Johannisburger Komet gehörte, auf solchen gewaltig
großen, elliptischen Bahnen dahinlaufen. Wir sehen immer nur das Stück
der Kometenbahn, das in der Nähe unserer Sonne liegt. Dies aber sieht
aus wie ein Hufeisen. Man nennt eine solche hufeisenförmige Bahn eine
Parabel! --

Wir haben gehört, daß ein Kometenkern von den Strahlen der Sonne
langsam aufgelöst wird; indes nicht bloß der Kern, sondern der ganze
Komet verflüchtigt sich nach und nach. Nun kommen aber gerade die
Kometen von allen Körpern, die wir in unserem Sonnenreiche kennen, dem
Tagesgestirne am nächsten, oft bis auf wenige tausend Kilometer.

Daß Kometen von der Sonne nach und nach aufgelöst worden sind, dafür
haben wir eine ganze Anzahl von Beweisen. Zu ihnen gehört zum Beispiel
der sogenannte »Bielasche Komet«, -- benannt nach dem österreichischen
Hauptmann Biela, der die Bahn des Schweifsternes um die Sonne herum
berechnete. Dieser Komet teilte sich erst vor den Augen der Astronomen
in zwei Teile und erschien dann gar nicht mehr. Die Astronomen
vermuteten, daß die Sonne ihn nach und nach aufgelöst habe und daß
die aufgelösten Teilchen über die ganze Bahnstraße, in der der Komet
um die Sonne lief, zerstreut worden seien. Diese Annahme war richtig,
denn als in der Nacht vom 27. zum 28. November 1872 unsere Erde die mit
aufgelösten Teilchen besäte Bahn des »Bielaschen Kometen« um die Sonne
durchschnitt, da entzündete sie die Teilchen, und wir sahen in jener
Nacht einen wundervollen Sternschnuppenfall. Die kleinen Teilchen, in
die sich der »Bielasche Komet« aufgelöst hatte, rieben sich nämlich am
Luftmantel der Erde und erhitzten sich infolgedessen so stark, daß sie
zu glühen begannen. Sie verglühten und vergasten, und wir sahen dies
als Sternschnuppen!


Sternschnuppen und Meteore.

Sternschnuppen sind also nichts anderes, als die Überreste zerfallener
Kometen. Sternschnuppen und Kometen sind demnach miteinander verwandt.
Ebenso wie die Sternschnuppen der »Bieliden«, die um den 27. November
stets bisher zur Erde niedergingen, mit dem »Bielaschen Kometen«
verwandt sind, so sind es die Auguststernschnuppen, und zwar sind diese
verwandt mit einem Kometen des Jahres 1862. Die Aprilsternschnuppen
wiederum sind mit dem Kometen des Jahres 1861 verwandt.

Wenn man die Flugrichtung der Sternschnuppen nach rückwärts zu
verlängert und diese Flugrichtung in eine Sternkarte einträgt, findet
man, daß alle Sternschnuppen eines bestimmten Schwarmes aus einem
gemeinsamen Ausgangspunkte herzukommen scheinen. Diesen gemeinsamen
Ausgangspunkt nennen wir den Radianten. Er liegt stets in einem
Sternbilde. So liegt der Radiant der »Bieliden« im Sternbilde der
»Andromeda«. Deshalb nennt man den ganzen Schwarm der Bielieden
auch die »Andromediden«. Der Schwarm der Augustmeteore (der
Auguststernschnuppen) liegt im Sternbilde des »Perseus«. Man nennt
darum den ganzen Schwarm die »Perseiden«! --

Außer den Sternschnuppen kennen wir am Himmel noch andere
Erscheinungen, die blitzartig auftauchen, oft mit einem lichten
Schweife ein Stück über den Himmel dahinziehen und nicht selten mit
Getöse und Sprühfeuer zerplatzen.

Diese »Himmelsraketen« nennt man Bolide, Feuerkugeln oder auch Meteore.
Sie bestehen entweder aus nickelhaltigem Eisen oder aus Gesteinsmassen
und haben oft ein enormes Gewicht!

So wurde bei Ovisak in Grönland ein solcher, vom »Himmel gefallener
Stern« gefunden, der 25000 Kilogramm wog.

Der Nordpolfahrer Roß entdeckte in Grönland einen anderen Eisenblock,
der vom Himmel gestürzt war. Dieser schmückt heute das naturhistorische
Museum zu Newyork und wiegt 40000 Kilogramm. Solche Weltentrümmer,
die wir Meteoriten nennen und die nichts mit den Kometen gemeinsam
haben, sondern aus fernen Räumen des Weltalls kommen, können unserer
Erde sehr wohl einmal gefährlich werden! Ein kilometerlanges Stück
einer solchen außerirdischen Masse könnte sehr wohl die Lebewesen des
Erdballes in unheilvoller Weise gefährden. --

Der berühmte schwedische Physiker, Svante Arrhenius, ist der Meinung,
daß sich aus Kometen und Meteoren neue Himmelskörper bilden können.

Der Anfang dieser Bildung scheint an einzelnen Stellen unseres
Sonnenreiches sich in der Tat schon vollzogen zu haben, denn bei der
Besprechung des Planeten Uranus hörten wir, daß man seine rückläufigen
vier Monde für eingefangene kleine Planeten oder Kometen hält, die sich
allmählich dann zur Kugelgestalt der Monde umformten! --

Da in unserer »aufgeklärt« sein wollenden Zeit es noch immer Leute
gibt, die Angst und Furcht beim Erscheinen eines Kometen am Himmel
befällt, so sei am Schluß dieses Kapitels nochmals darauf hingewiesen,
daß diese Sorge ganz töricht und unserer Zeit unwürdig ist!

Nach allem, was die moderne Wissenschaft bis zur Stunde von diesen
überaus schönen und großartigen Himmelserscheinungen, dem Kometen
nämlich, -- weiß, sind sie durchaus harmloser Natur!

Es sind »Vagabonden im Weltall«! Man traut einem Vagabonden auf Erden
allerdings nicht viel Gutes zu. Das mag sein; aber irdisch-menschliche
Verhältnisse passen nicht auf alle Dinge, vor allem sehr wenig auf die
Gestirne am Firmamente.

Unsere Erde wird einmal zugrunde gehen! Darüber besteht kein Zweifel!
Wir werden im letzten Kapitel dieses Buches darüber noch mehr hören;
aber durch einen Kometen wird sie kaum enden. Gerade die Wiederkehr
des großen »Halleyschen Kometen« im Jahre 1910 hat uns manchen und
wichtigen Aufschluß hierüber und über die Natur dieser einst so
gefürchteten und von den Menschen gehaßten Himmelslichter gegeben! --



Viertes Kapitel.

Die Welt der Fixsterne.

        »Gottes Pracht am Himmelsbogen
        Ist in Sternen aufgezogen,
        Welch' ein heil'ger, stiller Chor!
        Daß das Herz Dir größer werde,
        Blicke von der kleinen Erde
        Zu dem ew'gen Glanz empor!«

            (Mahlmann.)


In jungen Jahren, als ich getreu den Worten im Liede der »Preciosa«
die »Sterne noch nicht begehrte«, habe ich mir doch manchmal den Kopf
darüber zerbrochen, wie weit die »Lichter am Himmel« von uns entfernt
sein mögen!

Solche Gedanken kamen mir, wenn ich an einem klaren Winterabend von
den Großeltern aus dem Nachbardorfe nach Hause zurückkehrte. Ich
mußte dann stets eine Stunde lang über freies Feld gehen, und meine
kindliche Seele war entzückt und erfreut über das wundervolle Bild des
sternenbesäten Himmels, der sich über dem Bergtale ausspannte.

Im Hause angekommen befragte ich den Vater; aber der vermochte mir
auf meine Fragen nicht so Rede und Antwort zu stehen, wie ich es mir
wünschte, und so mußte ich Geduld haben, bis zu einer späteren Zeit.
Diese kam und mit ihr manche Erklärung dessen, was mir in der Jugend
geheimnisvoll und rätselhaft war, was Jahre hindurch wie ein Traum über
meiner Seele lag.

Heute weiß ich, daß der nächste Stern am Himmel, -- der nächste Nachbar
unserer großen Sonne, -- am südlichen Himmel steht. Die Astronomen
haben ihn »~alpha centauri~« genannt, weil diese Sonne, -- eine
Schwester der unsrigen, -- im Sternbilde des »Centauren« leuchtet.

Wollten wir eine Reise nach jenem Sterne unternehmen, dann müßten wir,
wenn das möglich wäre, Millionen von Jahren alt werden. Als wir unsere
Sonne beschrieben, hörten wir, daß sie zwanzig Millionen Meilen von
unserer Erde entfernt ist. Das ist ein sehr weiter und langer Weg; aber
der Pfad nach dem Sterne ~alpha~ im Bilde des »Centauren« ist 225000mal
weiter.

225000mal 20 Millionen Meilen Weges, -- das ist eine riesenhafte
Entfernung.

Als wir von den Monden des Planeten Jupiter in unserem Sonnenreiche
sprachen, erfuhren wir, daß sie einem Astronomen ein Mittel boten, zu
berechnen, welche Wegestrecke das Licht in einer Sekunde zurücklegt
300000 Kilometer sind es oder etwa 45000 deutsche Meilen! Mit dieser
»Einheit« haben wir die Räume unseres Sonnenreiches vermessen und
festgestellt, daß der Mond 50000 Meilen von uns, Jupiter 100 Millionen,
der Neptun aber 600 Millionen Meilen von der Sonne entfernt ist.

Mit der Maßeinheit: »300000 Kilometer« kommen wir aber in den Räumen
der nächtlichen Sterne nicht aus. Wir müssen uns deshalb nach einer
anderen Maßeinheit umsehen.

Zwischen zwei Schlägen unseres Herzens umkreist der Lichtstrahl beinahe
achtmal unseren Erdball. Wir zerlegen eine Stunde in Sekunden, und
erhalten die Zahl 3600. Wir zerlegen weiter einen Monat in Sekunden und
die Summe, die wir in der Rechnung erzielen, wird enorm groß sein. Noch
größer aber wird sie werden, wenn wir ein Jahr in Sekunden zerteilen!
Wir multiplizieren diese Summe nun mit 300000 Kilometern und erhalten
so den Weg, -- in Kilometern ausgedrückt, -- den das Licht in einem
Jahre zurücklegt. Diese Wegstrecke ist die »Einheit«, mit der wir die
Sternenräume und die Entfernungen der einzelnen Sterne voneinander
ausmessen. Diese Maßeinheit heißt das »Lichtjahr«! Wenden wir sie nun
auf die Entfernung unserer Sonne vom Sterne ~alpha~ im Bilde des
»Centauren« an, dann hören wir, daß das Licht 4½ Jahre unaufhörlich
eilen muß, ehe es von dort bis zu uns gelangt!

Die Astronomen sagen, der Stern »~alpha centauri~« am südlichen Himmel
ist 4½ Lichtjahre von uns entfernt!

Würde der Stern ~alpha~ im Bilde des »Centauren« in dieser Stunde
erlöschen, wir erführen das nicht sofort, sondern erst nach 4½ Jahren,
denn solange ist das Licht von dort bis zu uns unterwegs.

Daß das Licht von jenem Sterne überhaupt zu uns gelangt, daran
ist der Äther Schuld! Er ist der »unsichtbare Draht«, auf dem die
»Lichtdepeschen aus der fernen Sternenwelt« zu uns gelangen. Dieser
Äther ist ein überaus feiner Stoff, dessen Dasein wir nur annehmen,
jedoch ihn sichtbar nicht nachweisen können. Er füllt ganz bestimmt
die Räume zwischen den einzelnen Sternen aus und stellt vielleicht
den Urzustand des Stoffes dar, aus dem sich einst alle Weltkörper,
die heute in den Tiefen des Raumes funkeln, bildeten und noch
bilden werden. Der Äther wäre also das »große Meer«, in dem die
»Sternenschifflein« schwimmen! --

Am Maßstabe des »Lichtjahres« gemessen, hören wir weiter, daß der
Sirius, -- die hellste Sonne an unserem Winterhimmel, -- acht
Lichtjahre, der Polarstern achtzig Lichtjahre, die schöne Wega im Bilde
der »Leier« 96, -- nach anderen 46 Lichtjahre, -- und der im rötlichen
Lichte schimmernde Arktur im Sternbilde des »Bootes« 137 Lichtjahre von
uns absteht.

Würde in dieser Stunde der »Stern am Pole« sein Licht verlieren, die
Schiffer auf dem Meere stellten noch volle achtzig Jahre lang den Kurs
ihrer Schiffe nach ihm ein, und solange, bis der letzte Lichtstrahl
nach achtzig Jahren von ihm aus zu uns gelangt wäre! Dann würde der
Polarstern erst für uns erloschen sein, eher nicht!

[Illustration:

            ~Tafel 12.~

Die schöne Sterngruppe der »Plejaden« im Bilde des »Stieres«.

(Originalaufnahme. Photographiert von Prof. Barnard, Yerkessternwarte
U. S. A.)]

Ohne jeden Zweifel sehen die Astronomen mit ihren Fernrohren noch immer
zu Sternen am Himmel auf, die längst erloschen sind; aber der letzte
Lichtstrahl ist bei uns von ihnen noch nicht eingetroffen. Mithin sind
sie für unseren Anblick auch noch nicht verschwunden! Ganz sicher sind
schon zahllose Sonnen aus den Nebeln, die wir im ersten Kapitel dieses
Buches kennen lernten, hervorgegangen; aber wir sehen sie in unseren
Teleskopen noch nicht als Gestirne, weil der erste Lichtstrahl, den sie
lange schon aussandten, bei uns noch nicht angelangt ist.

Es gibt Sterne am Himmel, die hunderte, ja tausende von Lichtjahren von
uns entfernt sind! --

Wo aber sind die Grenzen der Sternenwelt? --

Die moderne Himmelsforschung sagt uns, daß die Milchstraße aller
Wahrscheinlichkeit nach die Grenze ist, die die für uns sichtbare Welt
abschließt. Die äußeren Sterne der Milchstraße, -- so hat man in der
Rechnung gefunden, -- sollen 7000--12000 Lichtjahre von uns entfernt
sein. 12000 Jahre muß der schnellflüssige Bote »Licht« ununterbrochen
also eilen, will er uns von dorther eine Kunde bringen!

Ob aber die Grenzen der Welt dort wirklich sind? Die einen nehmen
es an, die anderen verneinen es. Sie sagen, daß jenseits dieser
Grenzpfähle noch zahllose Sterne sich befinden können, die wir nur
deshalb nicht mehr gewahren, weil Fernrohr und photographische Platte
zu schwach sind, um sie uns zu zeigen.

Eins aber steht, -- mögen die Grenzen der Welt dort liegen oder nicht,
-- fest, daß alles menschliche Maß und alle menschliche Größe vor
diesen Maßen und vor diesen Größen am Firmamente verschwindet! Die Maße
und die Größen, die in den Räumen der Sternenwelten herrschen, sie
lehren uns, wie klein die Erde und wie klein unser großes Sonnenreich
ist. Sie zeigen uns die Allgewalt dessen, der Raum und Zeit, solche
Maße und solche Größen einst ins Dasein rief! --

Diese fabelhaften Größen und Entfernungen in den Weltallsräumen lehren
uns, daß wir bescheiden und demütig sein sollen!

Das Licht aller Sterne, die wir am Himmel erkennen können, es flutet
durch den Raum und nimmt im Lichtbilde alle Ereignisse mit hinaus, die
sich auf der Oberfläche dieser Sterne abspielen.

Sehen wir zur erleuchteten Scheibe des Vollmondes empor, dann erblicken
wir dunkle Flecken, Krater und Gebirge auf ihr. Sie bilden das
»Mondgesicht«, das nur im Lichte des Mondes sichtbar wird!

So senden auch die übrigen Gestirne im Lichte ihr Bild hinaus in den
Raum und aus allen diesen Lichtbildern, -- goldenen Lettern im großen
Buche der Ewigkeit, -- setzt sich die gesamte »Geschichte der Gestirne«
zusammen. Diese Geschichte ist aber die der ganzen Welt! -- Wie
wunderbar ist doch diese Erkenntnis, daß alles, was in der »Welt des
Großen« und in der »Welt des Kleinen«, -- auf unserer Erde nämlich, --
sich ereignet, im Lichte zusammenfließt, daß auch die Sterne am Himmel
durch das Licht miteinander so verbunden werden, -- wie wir Menschen
mit unseren Eltern, Geschwistern und Mitmenschen durch die Kraft des
Geistes verbunden sind, der uns denken und handeln läßt.

Das Sternenlicht redet eine gar wunderbare Sprache, die immer und
überall den preist, der die Sterne erschuf und der jene Harmonie über
seine Schöpfung legte, die den Kundigen am Firmamente in grenzenloses
Erstaunen versetzt! --

Mag der Naturforscher mit dem Mikroskop noch soviel Wunderbares
entdecken, mag er noch soviel Schönheit und Reichtum an Formen unter
seinen geschliffenen Gläsern auf Erden erblicken, das, was uns
Fernrohr, Spektroskop und photographische Platte am gestirnten Himmel
offenbaren, ist viel großartiger, viel wunderbarer und weihevoller!
Gerade deshalb hat man ja auch die Astronomie die »Königin der
Naturwissenschaften« genannt! Sie öffnet dem menschlichen Auge und der
Seele die Tür zur Werkstatt des Schöpfers!

Ist der Abend angebrochen und beginnt die Nacht ihre schwarzen
Schwingen auf die Erde zu legen, dann öffnen die Sterne am Firmamente
ihre kleinen Fenster und äugen zu uns hernieder! Immer einer nach dem
andern kommt mit seinem Lichte!

Erst erscheinen nur wenige. Es sind die hellsten Sterne, dann kommen
immer mehr zum Vorschein und, -- wenn es ganz dunkel geworden ist,
-- sieht der nächtliche Himmel aus, als wäre er mit lichten Punkten
übersät!

Durch all' diese Lichter an ihm windet sich ein zarter mattschimmernder
Schleier. Es ist die geästelte Milchstraße, -- ein »Wasserfall« von
glitzernden »Sonnen-Tropfen«, wenn wir irdisch und poetisch von ihr
reden wollen! --

Der Laie, der noch nie durch ein Fernrohr zum Himmel aufschaute und
auch sonst von den Errungenschaften der Astronomie wenig gehört hat,
nimmt stets an, daß die Zahl der Gestirne, die wir mit dem bloßen Auge
erblicken können, unbegrenzt sei!

Das ist aber ein arger Irrtum, denn wir sehen mit dem bloßen Auge am
ganzen Himmel nicht mehr als 5719 Sterne und von diesen in unseren
nördlichen Gegenden nur die Hälfte, denn die 5719 Sterne verteilen sich
auf beide Himmelshemisphären, -- auf die nördliche und die südliche! --

Wir erblicken also bei uns nur allerhöchstens 3000 Sterne am
Nachthimmel!

Diese, mit dem bloßen Auge sichtbaren Sterne teilt der Astronom, --
nach dem Grade ihrer Helligkeit, -- in sechs Klassen ein, und zwar
in der Weise, daß er in die erste Klasse die hellsten, in die zweite
Klasse die weniger hellen und in die sechste Klasse endlich die Sterne
zählt, die gerade noch so hell sind, daß er sie mit dem bloßen Auge
erkennen kann!

Was über die sechste Helligkeitsklasse hinausliegt, das ist dem
Fernrohre vorbehalten. Dies sieht schärfer, als das Auge, und zeigt uns
viele Millionen von Sternen!

Betrachten wir mit einem genügend stark vergrößernden Teleskope eine
Stelle am Himmel, an der mit dem bloßen Auge höchstens 3--4 Sterne zu
sehen sind, dann werden wir ungemein erstaunt sein. Im Fernrohre zeigen
sich uns nämlich dort mehrere hundert Sterne! --

Die Sterne, die uns das Fernrohr offenbart, teilen wir in zehn
Klassen ein. Wir sagen, das Teleskop zeigt uns Sterne bis hinab zur
sechzehnten Helligkeitsklasse. Dann aber versagt auch seine Kraft und
die photographische Platte, die wieder noch viel besser sieht, als das
Fernrohr, muß einspringen! Sie offenbart uns noch Sterne, die wir im
Fernrohre nicht mehr erkennen können; aber damit ist nicht gesagt, daß
der Sternenreichtum dort erschöpft sei, wo die photographische Camera
versagt! Ganz im Gegenteil! Es können Millionen von Gestirnen noch
vorhanden sein, die uns auf ewig verborgen bleiben, weil eben unsere
Sehwerkzeuge und Hilfsmittel nicht ausreichen, um sie uns erkennbar zu
machen.

Sterne am Himmel gibt es, wie Sand am Meere! Unzählige Sterne bevölkern
also den weiten Raum; aber mit dem bloßen Auge sehen wir von dieser
Unzahl nur einen ganz verschwindend kleinen Teil, im Ganzen 5719 Stück!

Tausende von Jahren ist der Menschheit diese Erkenntnis verborgen
geblieben. Alles, was man darüber wußte, war Vermutung! Was hat uns
Fernrohr und lichtempfindliche Platte schon offenbart und, was werden
die späteren Geschlechter noch erfahren? Wir wissen es nicht; aber das
eine wissen wir, daß der Geist des Menschen nicht still steht, sondern
rastlos vorwärts drängt zu neuen Erfolgen, zu immer größerer Einsicht
und Klarheit!

Über einhundert Millionen Sterne enthüllen die Riesenfernrohre, die
einige Sternwarten der Erde besitzen, unserem Anblick. Ein jeder
Stern ein leuchtendes Gottesauge, das erhaben und friedvoll zur Erde
niedersieht!

Muß sich nicht die Seele des Empfänglichen weiten, wenn er am Fernrohre
unter diesem nächtlichen Zauber sitzt, unter all' diesen Diamanten,
Rubinen, Topasen und Smaragden? Diese märchenhafte Pracht der
Sternennacht gehört zu dem Schönsten, was unser Auge genießen darf;
aber wie wenige Menschen vertiefen sich in sie, wie wenige blicken zum
gestirnten Firmamente auf und denken auch nur einmal über das nach,
was dort oben flammt und zittert! -- Die hellsten Sterne am Firmamente
stellen sich für unseren Anblick zu Bildern zusammen!

In einer schönen ~W~-Form zeigt sich uns das Sternbild der
»Cassiopeja«. Das Bild des »Schwans« sieht aus wie ein langgestrecktes
Kreuz, und das des »großen Löwen« wie ein umgekehrtes Fragezeichen.

Unsere Vorfahren lasen aus den Gestirnen mit Hilfe der Phantasie noch
mehr heraus als wir, und so entstanden Sternbilder, deren Namen an die
Götter- und Heldensagen der Alten gemahnen. In jenen Tagen hat das
Sternbild des »Orion« (des himmlischen Jägers) seinen Namen erhalten,
ferner das des »großen und kleinen Bären« (eigentlich das der »großen
und kleinen Bärin«), weiter das des »Herkules«, -- des gigantischen
Helden, -- das der »Andromeda«, -- der sagenhaften Königstochter, --
und endlich das des »Cepheus«, -- des Königs der Äthiopier!

Alle die Sternbilder, die man in mehr oder weniger phantastischer Weise
im Altertume benannt hat, teilte man in drei Klassen ein. In die erste
gehörten die Sternbilder des nördlichen Himmels, in die zweite die des
südlichen Firmamentes und in die dritte endlich die des Tierkreises
oder des Zodiakus. --

Zweiundzwanzig Sternbilder umfassen, -- diese Einteilung ist bis heute
verblieben, -- den nördlichen Himmel. Zu ihnen gehören die bereits
genannten des »großen und kleinen Bären«, des »Cepheus« und der
»Cassiopeja«. Aus vierzehn Bildern baut sich der südliche Himmel auf,
und dazwischen liegt der Gürtel des Tierkreises. Dieser setzt sich aus
den folgenden zwölf Sternbildern zusammen: »Widder, Stier, Zwillinge,
Krebs, Löwe, Jungfrau, Wage, Skorpion, Schütz, Steinbock, Wassermann
und Fische«. --

Die Sonne und die Planeten mit ihren Monden durchwandern im Laufe eines
Jahres diese zwölf Sternbilder des Tierkreises. Das Bild des »großen
Bären« an unserem Nordhimmel kennt heute jedes Schulkind. Vier helle
Sterne bilden den Leib des Tieres oder den Kasten des Wagens, da man
das Bild auch den »großen Wagen« nennt. Drei helle Sterne aber stellen
die Deichsel des Wagens oder den Schwanz des Tieres dar.

Verbinden wir nun die beiden hellen Sterne an der rechten Wagen- oder
Körperseite des Tieres durch eine gedachte Linie miteinander, und
verlängern wir diese um das Fünffache nach oben hinaus, dann gelangen
wir zu einem anderen hellen Sterne, der am Himmelspole steht, nämlich
zu unserem Polarsterne.

Er ziert die Deichselspitze des »kleinen Wagen« oder die Schwanzspitze
des »kleinen Bären«. Das Sternbild wird deshalb so genannt, weil es
Ähnlichkeit mit dem des »großen Bären« oder des »großen Wagen« hat.

Der mittelste Stern in der Deichsel des »großen Wagen« oder im Schwanze
des »großen Bären« heißt Mizar. Die Araber haben ihm diesen Namen
gegeben. Über ihm gewahren wir ein weniger helleuchtendes Sternchen,
das Alkor (Reiterlein) heißt.

Wenn wir eine klare Winternacht bis zum Frühmorgen im Freien verbringen
würden, dann gewahrten wir, daß sich einige Sternbilder im Kreise um
den Himmelspol, -- also um den Polarstern, -- herum bewegten. Man nennt
diese Sternbilder deshalb auch Circumpolarsterne. Zu ihnen gehören der
»große und kleine Bär«, der »Drache«, der »Cepheus«, die »Giraffe«,
die »Jagdhunde«, die »Zwillinge«, der »Fuhrmann«, der »Perseus«, die
»Cassiopeja«, der »Schwan«, der »Herkules«, der »Bootes« und die
»Jagdhunde«.

Durch diese scheinbare Bewegung des Sternenhimmels um den Pol, die nur
eine Folge der Drehung unserer Erde um ihre eigene Achse ist, wird
bewirkt, daß das Bild des »großen Bären« einmal links und einmal rechts
vom Pole, bald über und bald unter ihm steht!

Wir beobachten den gestirnten Himmel in einer klaren Winternacht bald
nach Weihnachten, und zwar etwa gegen zehn Uhr des Abends.

Der »große Bär« steht rechts vom Polarsterne und sein Schwanz hängt
nach unten zur Erde nieder. Gegen Morgen erblicken wir das Bild über
dem Himmelspole. Es ist also im Laufe der Nacht ein großes Stück nach
oben gerückt, und am kommenden Abend um zehn Uhr wird es wieder an der
alten Stelle zu finden sein.

Dem »großen Bären« gegenüber liegt das Bild der »Cassiopeja«, das, --
wie schon bemerkt wurde, -- die Form eines großen lateinischen ~W~
hat. Links vom »großen Bären« finden wir die »Jagdhunde« und unterhalb
beider Gestirne den »großen Löwen«. Rechts von diesem wieder sind der
»Krebs«, die »Zwillinge«, die »Wasserschlange« und der »kleine Hund«;
links vom »großen Löwen« aber der »Bootes«, die »nördliche Krone«, die
»Schlange«, die »Wage« und die »Jungfrau«.

Der hellste Stern im Bilde des »großen Löwen« heißt Regulus. Den beiden
hellen Sternen in den »Zwillingen« hat man den Namen Castor und Pollux
gegeben.

Der hellste Stern im »Bootes« wird Arktur genannt. Von ihm hörten wir
früher bereits!

Der hellste Stern in der »nördlichen Krone« heißt Gemma und der in der
»Jungfrau« Spica.

Im Südosten sehen wir an unserem Winterhimmel noch ein sehr schönes,
großes Sternbild. Es sieht aus, wie ein auseinandergezogenes Trapez
und heißt »Orion«. In seiner Mitte können wir drei helle Sterne dicht
nebeneinander gewahren. Sie bilden den »Jakobstab« oder den »Gürtel des
Orion«. Mit dem bloßen Auge noch erkennen wir unterhalb des Jakobstabes
eine mattschimmernde Stelle. Es ist die des großen Orionnebels!

Die hellsten Sterne im »Orion« heißen Beteigeuze, -- an der linken,
oberen Ecke des langgestreckten Trapezes, -- dann Bellatrix, -- an der
rechten oberen, -- und Rigel, -- an der rechten unteren Trapezecke.
In der Umgebung des »Orion« finden wir das Sternbild des »Perseus«
mit dem hellen Sterne Algol, dann das des »Stieres« mit den Hyaden
und den Plejaden, -- zwei sehr schönen Sternengruppen, die wir später
noch näher kennen lernen werden, -- weiter das des »Widders«, des
»Walfisches«, des »Eridanus« und des »Hasen«. Links vom Sternbilde des
»Orion« haben wir den »großen Hund« mit dem im Demantlichte funkelnden
Sirius, -- der schönsten und hellsten Sonne an unserem Winterhimmel!
Die Siriussonne war der Stern des Gottes Isis-Sothis, der im alten
Pharaonenlande Egypten eine hohe Verehrung genoß und dem zahlreiche
Tempel geweiht waren.

Man findet sich am gestirnten Himmel sehr bald zurecht, wenn man, --
mit Hilfe einer Sternkarte, -- die Sternbilder aufsucht. Am besten
wählt man als Ausgangspunkt das Bild des »großen Bären« und hält dann
nach jedem weiteren Sternbilde in der Richtung nach Norden, Osten,
Süden und Westen hin Ausschau.

Die Sternkarte hält man dabei über den Kopf, und zwar in der gleichen
Weise, wie es uns der Sternenhimmel mit seinen Bildern anzeigt.

Außer den Sternkarten gibt es noch Himmelsgloben, mit denen man sich am
gestirnten Firmamente zurechtfinden kann; aber man muß sich dann den
hohlen Himmelsglobus aus Glas und die Sterne auf ihm als dunkle oder
goldene Punkte denken. Der Beobachter versetzt sich im Geiste in den
Mittelpunkt dieser gläsernen Himmelshohlkugel und schaut in ihr nun
auf zur Kugelschale. Er wird dann an ihr die Sternenpunkte genau so
erblicken, wie wir sie am Firmamente von der Erde aus sehen können.

Im Altertume glaubte man, daß die Sterne an eine gläserne Kugelschale,
die sich über der Erde wölbte, fest angeheftet seien. Von dieser
Vorstellung rührt der Name »Fixsterne« her, der bis zur Stunde in der
Himmelskunde verblieben ist. Die »Fixsterne« (~Stellae fixae~) waren
die an den Himmel fest gehefteten Sterne, zum Unterschiede von der
Sonne, dem Monde und den Planeten, die an besonderen Kugelschalen aus
Kristall hingen und zugleich mit der »Fixsternsphäre« (der gläsernen
Kugelschale mit den Fixsternen) nun die in dem Mittelpunkte des
Weltalls ruhende, zylinderförmige Erde umkreisten.

Diese Anschauung hat die kommende Zeit aber als irrig gebrandmarkt und
durch eine bessere ersetzt. Sie hat nachgewiesen, daß die Erde nicht
still in der Mitte des Weltalls steht, sondern, daß sich Erde und Mond
und alle übrigen Planeten, die wir kennen, um unsere Sonne drehen, daß
diese also der Mittelpunkt des Reiches ist, in dem sie herrscht und in
dem die Planeten weilen.

Die moderne Forschung hat uns noch mehr über diese Bewegung verraten,
nämlich, daß die Sonne selbst nicht still im Raume steht, sondern in
ihm dahinschreitet.

Aber nicht bloß die Sonne hat diese Bewegung durch den Raum, sondern
alle ihre Schwestern am Firmamente haben sie, -- all' die Sterne, die
wir in dunkler Nacht im Äther funkeln sehen!

Man sagt, die Sterne am Himmel haben eine Eigenbewegung! --

Wir wissen heute, daß unser Tagesgestirn nach dem Sternbilde des
»Herkules« (nach der Meinung anderer Forscher nach dem hellen
Sterne Wega in der »Leier«), und zwar mit einer Schnelligkeit von
19 Kilometern in der Sekunde hineilt, ferner, daß ein heller Stern im
Bilde des »großen Bären« in einem Jahre eine Wegesstrecke zurücklegt,
die 11000 Millionen Kilometer lang ist. Mit einer Geschwindigkeit von
350 Kilometern in der Sekunde eilt dieser Stern also durch den Raum.
Wir erfuhren endlich, daß Sirius im Bilde des »großen Hundes« auf das
Sternbild der »Taube« zueilt und die helle Wega in der »Leier« auf
unsere Sonne hin. Andere Sterne wieder schwingen nach der Milchstraße.

Die Beobachtungen der letzten Jahre haben ergeben, daß diese
»Eigenbewegungen« die Gestirne am Firmamente uns erscheinen lassen,
wie einen großen Bienenschwarm, dessen einzelne Glieder nach allen
Richtungen der Windrose auseinanderfliegen; aber trotzdem herrscht auch
hier, wie überall im Weltall, die größte Ordnung!

Durch langwierige Rechnungen und unermüdliche Beobachtungen hat man
festgestellt, daß das ganze »Volk der Sterne« auf der weiten Himmelsau
sich unserem Anblick darstellt, wie zwei endlose Karawanenzüge, die
schweigend in der Wüste aneinander vorüberziehen. Keine von diesen
beiden Karawanen weiß, woher die andere kommt und wohin sie zieht!
Sie kennen nur den augenblicklichen Weg, auf dem sie an einander
vorüberwandern!

Von unserer Erde aus sehen wir dieses Vorüberziehen der beiden
»Stern-Karawanen« (der beiden Sternströme) und können es feststellen!
Staunend stehen wir und fragen uns: »Woher mögen diese beiden
Sternströme kommen und wohin mögen sie ziehen?« --

Nur die eine Antwort gibt es auf diese große Frage. Sie lautet: »Aus
der Ewigkeit, -- in die Ewigkeit!«

Wenn wir an einigen klaren Abenden, die aufeinander folgen, den
hellsten Stern Algol im Sternbilde des »Perseus« recht aufmerksam
beobachten, dann werden wir finden, daß er seine Helligkeit verändert.
Das Licht Algols nimmt einmal zu und dann wieder ab. Der Lichtwechsel
zeigt also eine Periode, und Sterne, die einem solchen Lichtwechsel
unterworfen sind, nennt man »veränderliche«.

Einer der merkwürdigsten »veränderlichen Sterne« neben Algol ist der
Stern Mira (der Wunderbare) im Bilde des »Walfisches«. Er strahlt
im roten Lichte! Interessant ist ferner noch ein Stern im Bilde der
»Leier« (~lyra~). Nach diesen drei genannten Sternen werden alle
»veränderlichen Sterne«, die wir kennen, -- es sind deren etwa 500,
-- in drei Klassen eingeteilt, nämlich in die »Algol-, Mira- und
Lyrasterne«.

Welches ist der Grund des Lichtwechsels bei diesen »veränderlichen
Sternen«? --

Bei den Algolsternen nimmt man an, daß eine leuchtende Sonne eine
andere, die bereits dunkel geworden ist und ihr Licht verloren hat,
umkreist. In diesem Umkreisen blendet die dunkle Sonne die helle ab;
sie raubt ihr also zeitweise das Licht. Die Dauer des Lichtwechsels
hängt von der Zeit ab, in der sich die dunkle Sonne um die helle bewegt.

Bei den Mirasternen indes liegt die Sache anders!

Am Eingang dieses Buches wurde gesagt, daß man aus der Farbe der
Gestirne auf ihr Alter Schlüsse ziehen könne.

Sterne, die, -- wie der Sirius im Bilde des »großen Hundes«, -- im
weißblauem Lichte leuchten, gehören zu den jungen Sternen. Wenn wir in
der Sprache der Dichter von ihnen reden wollen, dann müssen wir sagen,
daß sie die »Sternenkinder« sind!

Hat ein Stern aber lange genug das weißblaue Lichtkleid getragen, dann
vertauscht er es mit einem gelben. Er tritt in das zweite Stadium
des Sternenalters ein, nämlich in das Mannesalter. In diesem gelben
Lichtgewande sehen wir unsere Sonne am Himmel und auch den hellen Stern
Capella im Bilde des »Fuhrmann« am nördlichen Firmamente. Unsere Sonne
und die Capella sind also um vieles älter, als der Sirius.

Wenn unsere Sonne und die Capella lange genug das gelbe Gewand getragen
haben, dann werden sie es ab- und das rote anlegen. Dies ist das Kleid
der »Sternengreise«, und in ihm sehen wir nur sehr wenige Sterne am
Himmel. Zu ihnen gehört der bereits genannte Stern Mira im »Walfisch«.

Die roten Sterne sind also die ältesten, die wir im Weltall kennen.
Ihre einst feurigflüssige Oberfläche fängt an, sich mit einer dünnen
Kruste zu überziehen. Die rote Sonne beginnt zu erkalten. Nun kann es
aber vorkommen, daß heftige Strömungen im Innern dieser Sonne die dünne
Kruste durchbrechen. Wir hörten Ähnliches schon bei der Besprechung
der Sonnenflecken und Sonnenflammen (Protuberanzen). Glühende Gase und
metallische Massen strömen aus dem Innern des Sonnenkörpers hervor und
kühlen sich an seiner Oberfläche dann ab. Diese Auswürfe sehen wir von
unserer Erde aus auf der Oberfläche jener Sonnen, und wir deuten sie
als »Neue Sterne«!

Der »rote Flecken« auf dem Jupiter läßt auch diesen Weltkörper als
einen kleinen »Neuen Stern« in unserem Sonnenreiche erscheinen!

Auch bei den Mirasternen unterliegen diese Ausbrüche gasiger und
feurigflüssiger, metallischer Massen einer Periode.

Vielleicht sind die Sonnenflecken, die auf unserem Tagesgestirne ja
gleichfalls eine Periode von elf Jahren besitzen, Anzeichen dafür,
daß unsere Sonne in den Zustand der »Mirasterne« übergehen will. --
Vielleicht ist auch unsere Sonne ein »veränderlicher Stern« am Himmel.

Der Lichtwechsel der »Lyrasterne« ist in ähnlicher Weise zu erklären,
nur ist die Periode, in der sich dieser Lichtwechsel vollzieht, noch
größeren Schwankungen unterworfen.

In einem gewissen Zusammenhange mit den »veränderlichen Sternen« stehen
die »neuen Sterne« am Himmel, -- auch Novae genannt.

Ein solcher »neuer Stern«, -- eine Nova, -- die in der Geschichte
der Himmelskunde unserer Tage eine sehr große Bedeutung erlangt hat,
erschien im Monat Februar des Jahres 1901, und zwar im Sternbilde des
»Perseus«.

An jener Stelle des Himmels zeigte sich ganz plötzlich ein »neuer
Stern«, den man nie vorher dort gesehen hatte. Seine Helligkeit
war erst so groß, wie die der Venus oder des Sirius; aber sie nahm
allmählich wieder ab, und nach Verlauf einiger Wochen trat die Nova in
die Klasse der »veränderlichen Sterne« ein.

Die Photographien, die man von diesem »Neuen Sterne« im Bilde des
»Perseus« erhielt, zeigten weite, wallende Nebelmassen rings um
die Nova herum. Das Spektroskop verriet uns, daß dort zwei Sonnen,
die durch den Raum wanderten, aneinander gerannt waren. In diesem
Zusammenpralle waren beide Sonnen zerschellt worden und hatten sich in
die Nebelform aufgelöst.

Mit unseren feinen Hilfsmitteln, -- Fernrohr, Spektroskop und
photographischer Platte, -- konnten wir den Verlauf der Katastrophe
am Himmel so verfolgen, wie er sich zugetragen hatte; aber nicht in
jener Februarnacht des Jahres 1901 war sie erfolgt, sondern Hunderte
von Jahren früher. Das Licht war nur solange unterwegs, um uns die
Schreckenskunde zu bringen!

Wenn sich um jene beiden Sonnen, die im Bilde des »Perseus« aneinander
prallten und zerschellten, Planeten drehten und einer von diesen
Planeten bewohnt war, dann erlebten die Bewohner in der Katastrophe
einen schrecklichen Weltuntergang!

Außer diesem »neuen Sterne« im Bilde des »Perseus« sind ihrer eine
ganze Anzahl schon vorher erschienen. Man kann ruhig sagen, daß ein
jedes Jahrhundert seinen »neuen Stern« hatte. Die wichtigsten Novae
unter den uns bekannten waren die des Jahres 1572 und des Jahres
1604. Die erste erschien im Bilde der »Cassiopeja« und wurde von
dem berühmten Astronomen Tycho Brahe beobachtet und beschrieben. Er
hat diesen »neuen Stern« den »Pilgerstern« genannt. Die zweite Nova
erschien im Bilde des »Schlangenträgers« und wurde von Johannes Kepler
beschrieben.

Mit Hilfe der Photographie hat man in den letzten zehn Jahren
verschiedene »Neue Sterne« entdeckt, oft auf Platten, die schon vor
Jahren belichtet worden waren. Die meisten dieser so gefundenen »neuen
Sterne« flammten in der Milchstraße auf!

Das deutet wieder darauf hin, daß in ihr noch feurige Kämpfe zwischen
den einzelnen Sonnen herrschen, und daß diese Kämpfe notwendig sind,
um die Harmonie auch hier herzustellen, die wir sonst überall im
Weltall finden! Für eine harmonische Entwicklung der einzelnen Sonnen
sind große Abstände von einander sicher nötig. Diese aber werden durch
Katastrophen geschaffen, wie wir sie in den »neuen Sternen« kennen
lernten!

[Illustration:

            ~Tafel 13.~

Ein Teil der Milchstraße im Sternbilde des »Schwan«.

(Fast in der Mitte des Bildes gewahren wir den berühmten
Nordamerikanebel. Zerklüftete Kanäle und Höhlungen durchsetzen überall
den Sternenreichtum. Diese Gegend ist eine der interessantesten und
auffallendsten in der nördlichen Milchstraße. Originalphotographie von
Prof. Max Wolf in Heidelberg.)]

Nicht alle »neuen Sterne« lassen sich durch die Annahme von
Zusammenstößen zweier Sonnen erklären, sondern wir müssen andere
wissenschaftliche Deutungen suchen. Sie alle hier zu nennen, würde
zu weit führen. Nur eine sei erwähnt, die nämlich, welche will, daß
die größere Sonne auf der kleineren, -- vermöge ihrer stärkeren
Anziehungskraft, -- Erscheinungen hervorruft, welche denen ähnlich
sind, die der Mond, -- vermöge seiner Anziehungskraft, -- auf den
Meeren unserer Erde auch bewirkt. Auf der kleineren, feurigflüssigen
Sonne werden also durch die größere Sonne ebbe- und flutartige Vorgänge
erzeugt. Diese sehen wir in unseren Beobachtungsinstrumenten und deuten
sie als »Neue Sterne«! --

Wenn wir den Stern _Betha_ im Bilde des »Schwanes« mit einem Fernrohre
untersuchen, dann bemerken wir, daß dieser Stern aus zwei Sonnen
besteht, die sich umeinander drehen. Wir nennen ein solches Sternpaar
einen Doppelstern, und ihrer gibt es sehr viele in den Räumen des
Alls. Ja, -- man behauptet neuerdings sogar, daß jede zweite Sonne
am Firmamente ein Doppelstern sei, und unsere Sonne als Einzelstern
eine Ausnahme bilde. Aber, -- vielleicht ist auch sie mit dem großen
Jupiter, den wir ja eine »erlöschende Sonne« nannten, ein Doppelstern
und wird als ein solcher von den Bewohnern in den Systemen ferner
Sonnen gesehen!

Einen anderen, sehr schönen Doppelstern, an dem man auch die Sehschärfe
kleiner astronomischer Teleskope prüft, birgt das Sternbild des »großen
Bären«. Es ist der schon genannte Stern Mizar in der Deichsel des
»großen Wagen« oder in der Schwanzspitze des »großen Bären«. Über ihm
steht ein zweiter Stern, der den Namen Alkor (Reiterlein) hat. Wenden
wir auf die beiden Sterne ein genügend stark vergrößerndes Fernrohr an,
dann finden wir, daß sowohl Mizar, als auch Alkor Doppelsterne sind. In
Wirklichkeit stehen hier vier und nicht zwei Sonnen am Himmel!

Zahlreich sind die Doppelsterne in den Sternbildern des »Orion«, des
»Widder« und des »Perseus«. Man kennt ihrer bis jetzt über 15000 Stück!

An einigen Stellen des Raumes finden wir Sternsysteme, wo sich drei
und noch mehr Sterne umeinander, also um einen gemeinsamen Schwerpunkt
bewegen.

Im großen Orionnebel steht ein sechzehnfacher Stern, der das »Trapez«
heißt. Sechzehn Sonnen bilden hier ein einziges Sternsystem, und alle
diese sechzehn Sterne drehen sich um einen gemeinsamen Schwerpunkt.

Die Doppel- und mehrfachen Sterne bilden den Übergang zu den
»Sterngruppen oder Sternhaufen«, die wir noch kennen lernen werden. Man
könnte, wenn man mit dem Fernrohre beobachtet, glauben, daß die beiden
Sonnen eines Sternpaares sehr eng beisammen stehen, denn oft ist der
Zwischenraum, der beide Sonnen voneinander trennt, nicht größer als die
Breite eines Haares. Indes diese Ansicht wäre falsch, denn die Sonnen
eines Doppelsternes sind oft viele Millionen Kilometer von einander
entfernt. So steht der Begleiter beim Doppelstern Pi im Bilde des
»Schlangenträgers« von seinem Hauptsterne etwa 4500 Millionen Kilometer
ab. Auch der nächste Nachbar unserer Sonne, -- der Stern Alpha im Bilde
des »Centauren« am Südhimmel, -- ist ein solcher Doppelstern, und die
beiden Sterne dieses Paares sind über 4000 Millionen Kilometer von
einander entfernt!

Die großen Abstände der beiden Sterne eines Paares schmelzen deshalb so
zusammen, weil die Sonnen ungeheuer weit draußen im Raume stehen, --
oft Hunderte von Lichtjahren weit von uns!

Wenn wir auf der Eisenbahn oder auf der Landstraße uns von einer Stadt
entfernen, dann sehen wir, wie die Türme kleiner werden und die Häuser
eng zusammenrücken. Je weiter wir nun kommen, umso mehr schmilzt alles
in einen dunklen Punkt zusammen. Das Gleiche ist in der Sternenwelt der
Fall. Auch wir sind von jenen Doppel- und mehrfachen Sternen ungeheuer
weit entfernt. Infolgedessen, schrumpfen die Abstände zwischen den
einzelnen Sternen eines solchen Paares zur Breite eines Haares oft
zusammen. --

Wir lernten im vorangegangenen als hauptsächlichste Farben der Gestirne
die weiße, die gelbe und die rote kennen.

Nun finden sich aber in den Doppel- und mehrfachen Sternsystemen
Farben, die uns ganz eigenartig anmuten. Wir sehen nämlich, wie weiße
Sonnen gelbe, blaue und rote umwandeln; aber wir finden auch Sonnen,
die in den Komplementär- oder Ergänzungsfarben rot und grün, blau und
gelb aufleuchten.

Knüpft man an das Objektiv des Fernrohres, mit dem man beobachtet,
einen dünnen Faden, und blendet man mit ihm nun bald die eine, bald die
andere Sonne des betreffenden Sternpaares ab, so findet man, daß beide
Sonnen des Paares die ihnen eigentümliche Färbung behalten. Die bunten
Farben sind also diesen Doppelsternen eigen. Das wird stets der Fall
sein, wenn sich eine weiße Sonne um eine blaue, rote oder grüne dreht
oder, wenn zwei blaue und zwei rote Sonnen einander umkreisen.

So ist bei dem schon genannten Doppelsterne Betha im »Schwan« der
Hauptstern rötlich, der Begleiter indes blau. Rot ist der Hauptstern
beim Sterne Nr. 2 in den »Jagdhunden« und blau sein Begleiter.

Wir besitzen sogar Doppelsterne, in denen die eine Sonne lila- oder
aschfarben, die andere aber weiß aussieht.

Im Sternbilde der »Andromeda« haben wir einen dreifachen Stern. Der
eine von ihnen ist grün, der andere blau und der dritte goldfarbig.

Wenn wir über das Licht solcher bunter Sonnen, die der Schöpfer zu
einem System vereinigte, nachdenken, dann muß es uns ergehen, wie dem
Derwisch im Märchen aus »Tausend und einer Nacht«!

Nehmen wir einmal an, wir erwachten eines Morgens nach erquickendem
Schlafe auf einem Planeten, der sich um eine solche buntfarbige Sonne,
-- wie wir sie hier kennen lernten, -- wälzt.

Anstatt unserer, in gelbem Lichte strahlenden Sonne wäre dort am
Frühmorgen eine blaue, oder eine grüne oder eine rote Sonne über den
östlichen Gehängen emporgestiegen und hüllte alles nun in die ihr
eigene Glut!

Ganz anders gefärbt würde das Erdreich aussehen, ganz anders der
Spiegel des Meeres, ganz anders der Pflanzenteppich und der Wald. Am
Mittag ginge diese bunte Sonne in Westen schon unter, und eine andere
stiege im Osten auf, um über die Stunden des Nachmittags zu gebieten.

Wieder würde alles in die Lichtfülle dieser anderen, bunten Sonne
getaucht sein.

Die Pracht und Schönheit, die diese beiden, bunten Sonnen in der
Landschaft jenes Planeten hervorriefen, wäre unbeschreiblich; aber eins
stünde fest, wir würden diese Lichtfülle, diesen Wechsel des Lichtes,
diese zweischattigen Tage und den höchst eigenartigen Zauber einer auf
einen solchen Tag folgenden Mondnacht nicht mit unsern irdischen Augen
zu ertragen vermögen. Unser ganzer Organismus würde sich gegen den
Einfluß solchen Sonnenlichtes sträuben!

Wir würden zugrunde gehen! --

Wenn der Schöpfer in das Reich solcher buntfarbigen Sonnen Lebewesen
gesetzt hat, damit sie unter dem Einflusse dieses Lichtes dort
gedeihen, dann müssen diese Lebewesen ganz anders aussehen und ganz
anders geartet sein, als wir Menschen, als unsere Tiere und Pflanzen es
sind.

Unmöglich wäre es nicht, daß sich im Reiche solcher Sonnen das Leben
entfaltet hat, denn wir sehen ja auf unserer Erde schon, daß es unter
Bedingungen gedeiht, die uns manchmal mit Staunen erfüllen. Der
Schöpfer hat viele Möglichkeiten, um seine Absichten geltend zu machen.
Infolgedessen können auch dort Wesen wohnen. Nur wissen wir es nicht
und können uns auch keine Vorstellung davon machen, wie sie beschaffen
sein müssen, um leben zu können!

Die beiden Sterne, -- nämlich der Hauptstern und der Begleiter, --
eines Paares stehen oft so eng beieinander, daß wir sie mit den
größten und schärfsten Teleskopen nicht zu trennen vermögen. In diesem
Falle müssen wir das Spektroskop zu Hilfe rufen. Das sagt uns, daß es
sich hier um Doppelsterne handelt. Wir nennen solche Doppelsterne,
die nur das Spektroskop in zwei einzelne Sterne aufzulösen vermag,
»spektroskopische«.

Spektroskopische Doppelsterne finden wir im Bilde der »Jungfrau«, des
»Stieres«, des »Fuhrmanns« und des »Perseus«.

Auf dem sehr interessanten Gebiete der modernen Doppelsternforschung
haben sich besonders die Astronomen Struve in Dorpat (Rußland),
Vogel in Potsdam und in jüngster Zeit der Amerikaner Burnham, -- ein
ehemaliger Zeitungsredakteur, -- rühmlichst hervorgetan.

Gerade Burnham war es, der, -- vermöge seiner vorzüglichen Augen, -- im
Fernrohre noch eine ganze Anzahl von Sternen in Doppelsterne auflöste,
die andere Beobachter als solche nicht mehr erkennen konnten.

Im Spektroskop ermittelt man die Doppelsterne dadurch, daß man Obacht
gibt, ob sich die sogenannten Spektrallinien verdoppeln. Von einem
jeden Sterne wird im Spektroskop nämlich ein aus den sieben Farben
des Regenbogens bestehendes Spektrum (Farbenband) erzeugt. In diesem
Farbenbande aber zeigen sich dunkle Linien, die man, -- nach ihrem
Entdecker Fraunhofer, -- die »Fraunhoferschen Linien« benannt hat.
Diese geben uns an, aus welchen Stoffen eine Sonne besteht und mit
welchen sie sich umhüllt. Die Fraunhoferschen Linien sagen uns, daß
unsere Sonne Eisen, Zink, Wasserstoff, Helium (Sonnengas) usw. besitzt.
Sie erzählen uns ferner, daß diese Stoffe sich auch auf den anderen
Sonnen, -- den Schwestern der unsrigen, -- vorfinden!

Verdoppeln sich nun die Fraunhoferschen Linien, wenn wir das
Spektroskop auf einen Stern einstellen, dann wissen wir, daß es sich
hier nicht um eine Sonne handelt, sondern um zwei, -- also um einen
Doppelstern! --

Überall da, wo wir an einer Stelle des Raumes sehr viele Sterne eng
beieinander finden, sprechen wir von einer Sterngruppe oder einem
Sternhaufen! Es sind Sonnengemeinschaften, in denen nicht eine Sonne
herrscht, sondern in denen mehrere Sonnen das Zepter schwingen.

Im Sternbilde des »Stieres« haben wir zwei solcher Sterngruppen oder
Sternhaufen. Es sind die Hyaden und die Plejaden. Sie wurden an anderer
Stelle des Buches bereits erwähnt.

Die mit bloßem Auge schon sichtbaren Hyaden sehen aus, wie ein großes
lateinisches ~V~. Der hellste Stern in dieser Gruppe heißt Aldebaran.
Er bildet das Auge des Stieres! --

Die Gruppe der Plejaden hatte in grauer Vorzeit eine Bedeutung. Sie war
das Schiffer- oder Siebengestirn, das der römische Dichter Ovid besang.

Mit dem bloßen Auge kann man sieben helle Sterne in dieser Gruppe
erkennen, -- daher der Name »Siebengestirn«. Ein schärferes Auge sieht
neun bis elf Sterne. Wendet man aber ein Teleskop zur Beobachtung der
»Plejaden« an, dann erkennt man mehrere hundert Sterne, eng beisammen
stehend.

Die hellsten Sterne in den »Plejaden« heißen Maja, Merope, Elektra,
Taygeta, Alkyone und Celaeno. Alle diese Sterne werden von lichten
Nebelmassen umgeben, die ihre feinen, strahligen Ausläufer weit in
den Weltenraum hinaussenden. Der Astronom Mädler war der Meinung,
daß der Stern Alkyone in den »Plejaden« die Zentralsonne sei, um
die alle Sonnen am Firmamente, -- auch die unsrige, -- kreisten.
Spätere Beobachtungen und Berechnungen haben aber ergeben, daß diese
Zentralsonne nicht bloß überflüssig, sondern sogar ganz unmöglich ist.
Die Photographien, die man von der Sterngruppe der »Plejaden« erhalten
hat und die die Nebelmassen um die einzelnen Sterne in ihr sehr
deutlich zeigen, gehören zu den schönsten, die wir besitzen.

Mit dem bloßen Auge kann man auch die Sterngruppe im Bilde des
»Krebses« erkennen. Sie wird die Krippe genannt.

Hyaden, Plejaden und Krippe bezeichnet man als sogenannte stark
zerstreute Sternhaufen. Sie sind also nichts anderes, als sternreiche,
aber eng begrenzte Gebiete am Himmel.

Von den stark zerstreuten, also den unregelmäßigen Sternhaufen
unterscheiden sich scharf die regelmäßigen oder kugelförmigen. Zu ihnen
gehört der im Bilde des »Centauren« am südlichen Himmel. Als nähere
Bezeichnung haben ihm die Astronomen den griechischen Buchstaben Omega
beigegeben.

Man hat diesen Sternhaufen wiederholt nach einzelnen Sternen in ihm
abgezählt und gefunden, daß er über 6000 Einzelsonnen enthält. Im
Fernrohre erscheint er in schöner Kugelform, und es sieht aus, als
hätte man Nadeln mit goldenen oder silbernen Köpfen eng nebeneinander
in ein rundes, schwarzsammtenes Kissen gesteckt. Dem bloßen Auge
erscheint die Gruppe als ein mattleuchtendes, verwaschenes Gebilde.

Zwischen den beiden hellen Sternen Etha und Zetha im Bilde des
»Herkules« haben wir einen anderen Sternhaufen von runder Form. Auch
er ist mehrfach nach einzelnen Sternen abgesucht worden, und man hat
gleichfalls über 6000 Einzelsonnen in ihm gefunden.

Sternhaufen haben wir fast in allen Sternbildern, die wir an unserem
Himmel kennen, und die meisten von diesen Gruppen sind photographisch
aufgenommen worden.

Bei den kugelförmigen Sternhaufen können wir sowohl im Fernrohre,
als auch auf den Photographien deutlich erkennen, daß sie am Rande
mattschimmernd und verwaschen aussehen, nach der Mitte hin aber an
Helligkeit zunehmen. Auch finden sich in den Sternhaufen sehr viele
»veränderliche Sterne«, also solche, die einem Lichtwechsel unterworfen
sind.

Manche Sternhaufen sehen im Fernrohre nicht größer aus, wie eine
Glaskugel, die die Kinder zum Spielen benützen; aber die einzelnen
Sonnen in diesen Gruppen stehen in Wirklichkeit doch viele Tausend und
Millionen Kilometer von einander entfernt.

Auch unsere Sonne steht inmitten eines solchen Sternhaufens, den wir
unseren »Sonnensternhaufen« nennen. Dieser liegt in der Nähe des
sogenannten Wirbelpunktes der Milchstraße, nicht weit vom Sternbilde
des »Schwanes«.

Noch eins fällt uns bei der genauen Betrachtung der Sterngruppen in
die Augen, nämlich, daß sie ungleich über den Himmelsraum verteilt
sind, und zwar in der Weise, daß wir überall da, wo viele Nebel sich
befinden, wenige oder gar keine Sternhaufen haben, und überall dort, wo
sich keine Nebel zeigen, viele Sterngruppen antreffen.

Ganz besonders zahlreich stehen sie in der Nähe der Milchstraße am
südlichen Himmel.

Hier haben wir zwei ganz eigenartig geformte Gebilde, die man die
»Kohlensäcke« genannt hat.

Auf den Photographien sehen diese »Kohlensäcke« aus, wie zwei neblige
Massen von dunkler Färbung. Einige Forscher sind der Meinung, daß
sie von einem dunkeln Körper herrühren, der zwischen uns und der
Milchstraße liegt. Sie stellen Unterbrechungen der Milchstraße dar.

Interessant ist auch der »Andromedanebel« -- ein großer Sternhaufen,
der alle Arten von Weltkörpern und diese wieder in allen Altersstufen
enthält! --

Wir finden in ihm noch völlig unberührte Materie, aus der sich in der
Folgezeit Sonnen bilden werden, ferner schon fertige Sonnen, die aber
noch von einem Glorienscheine aus weltbildenden Stoffen umgeben sind,
sogenannte »Nebelsterne«, weiter Sonnen im Erstlingszustande ihres
Daseins im Weltall, also noch in der Weißglut strahlend, dann Sonnen,
die im gelben oder roten Lichte flammen, und endlich Sonnen, die schon
dunkel geworden sind. Deren Dasein können wir nur aus der Tatsache
folgern, daß sich in diesen Sternhaufen auch »veränderliche Sterne«
aufhalten. Das Licht der hellen wird durch die dunklen Sonnen, wie wir
schon hörten, zeitweilig abgeblendet und verringert!

In diesen Sternhaufen werden sich auch Planeten befinden, die wir
gleichfalls nicht sehen können, weil sie in dem von der zu ihnen
gehörenden Sonne entlehnten Lichte leuchten, ferner werden Meteore
durch den Raum dort jagen und Kometen in die Reiche der einzelnen
Sonnen, die die Sterngruppe bilden, eindringen!

Sterngruppen, wie der »Andromedanebel« stellen also kleine Weltalle
(Universa) dar, inmitten des gewaltig großen Universums! --

Der »Andromedanebel« war den Sterndeutern des Altertumes bereits
bekannt. Er wurde im Jahre 1612 von Simon Marius in Ansbach von
neuem entdeckt und dann wiederholt beobachtet, beschrieben und in
neuerer Zeit auch photographiert. Wenn wir eine solche Photographie
des Nebels zur Hand nehmen, dann sehen wir in dem länglich geformten
Gebilde zunächst einen hellen Kern. Um diesen herum legen sich zwei
lichte Arme. Der ganze »Andromedanebel« hat also die Form einer
Spirale! Wenn wir noch schärfer zusehen und außerdem das Spektroskop
befragen, dann erfahren wir, daß dieser Nebel gar kein Nebel, also
kein Gasgebilde, sondern ein Sternhaufen in unermeßlicher Ferne von
uns ist. Die einzelnen Sterne in ihm können wir nicht mehr mit dem
Fernrohre erkennen, weil der »Nebel« viel zu weit von uns absteht;
aber das Spektroskop weist uns unzweifelhaft nach, daß es sich hier um
einen Sternhaufen handelt. Wie wir es bei den einzelnen Sternen in der
Gruppe der »Plejaden« hörten, so umgeben auch im »Andromedanebel« die
einzelnen Sterne dieser Gruppe lichte Nebelmassen. Auch hier haben wir
wie in unserem eigenen »Sonnensternhaufen« gasige Massen und Sterne eng
zusammengehörig miteinander verbunden.

Der »Andromedanebel« steht viele tausend Lichtjahre von uns ab, und es
gibt Forscher, die der Meinung sind, daß er ein All außerhalb unseres
Universums (Weltganzen) ist, und daß er nicht mehr von jenem silbernen
Bande umschlossen wird, das die Milchstraße heißt und die den Grenzwall
der für uns sichtbaren Welt bilden soll! --

Die _Milchstraße_, das größte unter dem Endlich-Großen im Kosmos
(dem Weltall) zieht sich durch die Sternbilder des »Schwanes«, des
»Fuchses«, des »Adlers«, des »Schlangenträgers« (Ophiuchus), des
»Schildes des Sobieski«, des »Schützen«, des »Skorpion«, des »Altar«,
des »Centauren«, des »Schiffes Argo«, des »Einhorn«, der »Zwillinge«,
des »Orion«, des »Fuhrmann«, des »Perseus«, der »Cassiopeja« und des
»Cepheus«.

Am südlichen Himmel spaltet sie sich in zwei Äste. Der eine von
ihnen geht über den »Adler« nach dem »Schwan« hin, der andere aber
vom »Skorpion« nach dem »Schlangenträger« und von hier gleichfalls
nach dem »Schwan«. In diesem Sternbilde vereinigen sich also die
beiden Teile miteinander und bilden den sogenannten »Wirbelpunkt der
Milchstraße!« --

Der Einheitsstrom des galaktischen Äquators (der Milchstraße)
geht durch den »Cepheus«, die »Cassiopeja«, den »Perseus« und den
»Fuhrmann«, windet sich dann zum »Orion« hinüber und durch das
Sternbild der beiden »Hunde« (großer und kleiner Hund) bis zum »Schiffe
Argo«.

Wenn man aufmerksam den Lauf der Milchstraße verfolgt, dann findet
man, daß sie einen großen Kreis bildet; aber diese Ringform ist
keine wirkliche, sondern nur eine scheinbare, denn die genauesten
Beobachtungen und Messungen haben ergeben, daß das »Sonnenband
der Milchstraße« eine spiralige Form besitzt, wie wir sie bei der
Besprechung der Spiralnebel im ersten Kapitel dieses Buches schon
kennen lernten!

In ihrem ganzen Verlaufe ist die Milchstraße von Buchten und Kanälen
durchsetzt. Es zeigen sich in ihr wolkenartige Verdickungen und dann
wieder von Sternen ganz leere Stellen, sogenannte »Sternwüsten«.

Sechzehn Sternwarten des Erdballes befassen sich zur Zeit damit,
das ganze Himmelsgewölbe photographisch aufzunehmen, und zwar zu
dem Zwecke, um einen großen Sternatlas zu schaffen. Wenn dieses
große Werk menschlichen Geistes und Fleißes fertig sein wird, dann
haben wir über hundert Millionen Sterne am Himmel in diesem Atlas
festgelegt; aber unter diesen einhundert Millionen Sternen werden die
der Milchstraße nicht enthalten sein. Man hat die Milchstraße poetisch
einen »Wasserfall von Sonnentropfen« genannt. Ist dieser Vergleich
berechtigt? Ganz gewiß ist er berechtigt, denn ein Wasserfall setzt
sich doch aus Millionen und Abermillionen von Wassertropfen zusammen! --

Wir wissen bereits, daß die Sonnen, welche die Milchstraße bilden,
unermeßlich weit von uns entfernt sind, und wir wissen auch, daß, --
von uns aus gesehen, -- in solchen Weiten alles eng zusammentritt, daß
Abstände, welche viele Millionen von Kilometern betragen, in einen
Punkt zusammenfließen!

Nun sehen wir aber einen breiten milchigen Schimmer, der das ganze
Firmament umspannt. Eine fabelhaft große Zahl von lichten Punkten muß
also dieses breite, lange Lichtband bilden.

Mögen der Sonnen dort auch noch so viele sein, man hat doch den Versuch
gemacht, sie zu zählen! Es klingt beinahe wie vermessen, wenn man dies
hört. Wie hat man das aber gemacht, und was hat man dabei gefunden? --
Nun, man hat die Milchstraße stückweise photographisch aufgenommen,
und unter einem stark vergrößernden Mikroskope die belichteten Platten
nach Sternpunkten abgesucht. Hierbei ergab sich, daß die Milchstraße
schätzungsweise etwa 200 Millionen Sonnen enthält.

200 Millionen Sonnen in der Größe der unsrigen! Das ist etwas, was wir
nicht begreifen und uns nicht vorzustellen vermögen!

Welcher unermeßlich große Raum ist nötig, um alle diese Sonnen
unterzubringen, -- Sonnen, die unsere schon recht große Erde
millionenmal an Größe übertreffen!

Und der Astronom sagt uns, daß man die Zahl der Sonnen in der
Milchstraße nicht genau schätzen könne! 200 Millionen Sonnen nimmt man
in ihr an; es können aber auch 400 oder 600 Millionen sein. Wir wissen
es nicht! Hier hört eben unsere Vorstellung und alles Grübeln auf! Hier
sind wir mit unserem Sehen, Prüfen und Forschen zu Ende! -- Ich höre
die Frage eines meiner Leser: »Was ist aber hinter der Milchstraße,
wenn diese die Grenze der für uns sichtbaren Welt sein soll?«

Ja, -- lieber Freund, wenn wir das wüßten! --

Ich nehme an, daß dort das Nichts ist; aber, was ist das Nichts? --
Hier sind wir fertig mit unserer Erkenntnis, denn, wenn wir das
»Jenseits der Milchstraße« ergründen könnten, würden wir vielleicht
die ganze Schöpfung übersehen! Das aber sollen wir nicht. Die letzten
Absichten hat sich der Ewige vorbehalten; aber er hat uns weit genug
hinein sehen lassen in seine Werkstatt. In diesem Einblick liegt jedoch
etwas anderes für uns mit begründet, das nämlich, daß unser Geist
wirklich göttlichen Ursprunges ist, denn wir reichen mit ihm bis zu
Gott und bis an seine Werke heran! Es gibt einige, die behaupten, daß
jenseits der Milchstraße sich neue Milchstraßen dehnen und so fort in
alle Ewigkeit! Das ist ganz schön; aber einmal muß auch das ein Ende
nehmen. Hinter diesem Ende aber steht Gott, der die Welten in die
Erscheinung rief und der sie wiederum vergehen lassen wird, wenn es ihm
gefällt!

Wie die Welten vergehen werden, das wissen wir nicht, ebenso wenig,
wann sie vergehen werden! Wir sehen nur, daß alles, was Gott in irgend
einer Form einst schuf, diese Form wieder ablegen muß! -- Wir sehen,
wie die Jahreszeiten wechseln, daß die Blütenpracht des Frühlings und
des Sommers vergeht, daß die Jahre eilen, und daß wir selbst aus der
Mitte unserer Lieben hier scheiden müssen. Nichts Erschaffenes kann
ewig dauern! --

Mithin müssen auch die Weltkörper die Form und Gestalt ablegen, in der
wir sie heute am Firmamente leuchten sehen. Auch sie müssen vergehen,
wenn ihre Zeit gekommen ist!

Die Himmelsforschung hat darüber Vermutungen angestellt, und im
folgenden Kapitel wird die Rede von diesem »Vergehen der Weltkörper« in
den Tiefen des Raumes sein! ...



Fünftes Kapitel.

Das Ende der Welten!

        »Nach der Trübsal jener Tage wird die Sonne verfinstert
        werden, der Mond wird seinen Schein nicht mehr geben, die
        Sterne werden vom Himmel fallen und die Kräfte des Himmels
        werden erschüttert werden!«

            (Matth. 24, 15--35.)


Als ich noch ein kleiner Knabe war, da ging ich eines Morgens in den
Osterferien einmal hinaus ins Feld.

Ein Bauersmann pflügte dort mit seinen Pferden. Als er mich sah, winkte
er mir! Ich ging zu ihm hin, und er zeigte mir drei große Kugeln, die
er ausgeackert hatte. Sie stammten aus den Tagen der Hussiten!

Diese hatten einst auch unser Dörflein von ihrer Wagenburg aus belagert
und mit ihren Lederkanonen beschossen.

Ich nahm mir eine Kugel mit und legte sie im Garten meines Vaterhauses,
-- des Schulhauses im Dorfe, -- auf einen steinernen Sims. Hier hat sie
viele Monate gelegen. Die Kugel war aus Sandstein und zeigte von dem
langen Liegen in der Erde tiefe Gruben. Sie sahen aus, wie Narben. Im
Winter hüllte die Kugel der Schnee ein und manchmal war sie, wenn es am
kalten Tage geregnet hatte, mit einer dicken Eisschicht überzogen. In
den Narben stand dann Wasser und auch dieses gefror hart. Im Frühjahre,
wenn die Sonne wärmer schien und die Kugel auftaute, dann erschienen
Sprünge auf ihrer Oberfläche die einige dieser Pockennarben miteinander
verbanden.

[Illustration:

            ~Tafel 14.~

Das astrophysikalische Observatorium auf dem Königsstuhl bei Heidelberg.

(Eine der bedeutendsten Sternwarten des Erdballes.)]

Eines Tages wurde in unserem Garten ein Baum gefällt, und man schleifte
ihn unvorsichtig hinaus. Die Äste kamen dem Sims und der Kugel zu nahe.
Sie wurde zur Erde geworfen und zerschellte in Stücke!

Ich war traurig, daß man mir eine unschuldige Freude zerstört hatte und
nahm die Scherben in die Hand. Sie waren morsch und schwammig und, da
sie wertlos waren, warf ich sie hinaus auf die Straße.

Heute, wenn ich an jene Geschichte mit der Kugel denke, weiß ich, daß
ich als Kind an der alten »Hussiten-Kugel« im kleinen einen Vorgang
sich vollziehen sah, der sich auch an den Weltenkugeln im großen
abspielt!

Betrachte ich einmal den Mond in meinem Fernrohre, dann muß ich an
meine alte Kugel aus der Hussitenzeit denken, denn auch sie zeigte
Pockennarben und Sprünge wie der Mond, weil sie morsch geworden war.
Sollte der Mond auch morsch und schwammig geworden sein, gleich jener
Steinkugel?

Vielleicht! --

Der Astronom sagt uns, daß er den Mond für einen erstorbenen und
verbrauchten Körper ansieht. Auf ihm ist alles Leben erloschen, und er
hat weder Luft noch Wasser, oder doch davon nur so wenig, daß es sich
kaum lohnt, darüber zu reden. Die Kälte des Weltenraumes, -- 273 Grad
Celsius unter Null, -- umgibt den Mond. Vierzehn Tage lang ist er
der Kälte ausgesetzt, und vierzehn Tage wieder hüllt ihn die feurige
Glut der Sonne ein. Dieser Kampf der Hitze gegen die Raumkälte muß
den Mond langsam aufreiben. Er wird also im Laufe der kommenden Zeit
allmählich zerbröckeln. Die abgebröckelten Stücke werden dann die ganze
Bahn bedecken, auf der der Trabant die Erde umwandert und, wenn der
Begleiter der Erde ganz zertrümmert ist, dann wird unser Planet von
einem Staub- oder Meteorring umgeben sein, wie wir es bei unserer Sonne
im Zodiakallicht und beim Saturn in seinem Ringsystem sehen können.

Oder, -- der Mond wird einst auf die Erde, aus der er sich bildete,
niederstürzen und auf ihr zerschellen. In diesem Aufprall wird er aber
auch die Erde in Stücke schlagen und dabei eine solch' enorme Hitze
erzeugen, daß beide Körper sofort verbrennen! --

Auf alle Fälle würde der Niedersturz des Begleiters unseres Planeten
auf diese einen schrecklichen Weltuntergang heraufbeschwören, und zwar
für die Lebewesen, die auf Erden dann noch wohnen.

Der Erde kann aber noch auf eine andere Weise das Ende drohen! --
Auch sie wird im Laufe der kommenden Zeiten Luft und Wasser verlieren
und, -- von der Raumkälte umgeben, -- zu einem Eisklumpen erstarren.
Wir wissen, daß unsere Gebirge immer mehr verwittern und abbröckeln.
Das Gleiche aber geschieht mit der Erde selbst. Sie wird ebenfalls
morsch werden und in Trümmer zerfallen, und diese werden dann, wie ein
Staubring, die Sonne umgeben.

Es wurde angedeutet, daß die Räume zwischen den einzelnen Körpern in
unserem Sonnenreiche mit einem feinen Staube angefüllt sind, der vom
Zodiakallicht herrührt und auch von den Überresten der Kometen (den
Meteoriten). --

Unter diesen, die ziel- und regellos das Reich unserer Sonne
durchwandern, kann es aber solche geben, deren Durchmesser mehrere
Kilometer beträgt. -- Träfe nun unsere Erde auf ihrer Wanderung um
die Sonne mit einem solchen Trümmerstücke zusammen, dann würde sie in
ihrem schnellen Laufe aufgehalten und eine unheilvolle Katastrophe wäre
unvermeidlich.

Man hat ausgerechnet, daß es genügen würde, die Erde, die 103mal
schneller als eine Kanonenkugel um die Sonne herum fliegt, dann sofort
in einen Gasnebel zu verwandeln, wenn man sie in ihrem Laufe nur um
einen Kilometer aufhält.

Wir hörten, daß die Bahnen der Planeten um die Sonne herum, -- also
auch die unserer Erde, -- nicht ganz kreisförmig, sondern elliptisch
sind.

Auf ihrer Wanderung um die Sonne muß die Erde nun unaufhörlich einmal
jenen überaus feinen Stoff verdrängen, der das ganze Weltall bis
zu den fernsten Sternen hin erfüllt und den wir Äther nennen. Sie
muß aber dann auch eine große Menge von Staub (Zodiakallicht- und
Meteoritenstoff überwinden, der unser Sonnenreich noch anfüllt. Die
Sonne übt eine sehr große, anziehende Kraft auf alle Körper aus, die
um sie herum kreisen. Sie will sie auf ihre Oberfläche herabziehen!
Damit dies aber nicht geschieht, besitzen die Körper, die um die Sonne
wandern, eine Kraft, die sogenannte »Fliehkraft«. Vermöge deren heben
sie die zu starke Anziehung der Sonne auf, und so kommt es wieder, daß
die Planeten in geordneten Bahnen um das Tagesgestirn herumwandern!

Die Erde hat also auf ihrer Reise um die Sonne unaufhörlich einen
Widerstand zu überwinden, den nämlich, den ihr Äther und Weltentrümmer
(Meteoriten) entgegenstellen. Sie wird demnach unaufhörlich, -- wenn
auch kaum merklich, -- in ihrer Bewegung gehemmt. Die Folge davon ist,
daß unsere Sonne die Erde immer näher an sich heranzieht. Mit andern
Worten ausgedrückt heißt dies, die Bahn der Erde wird eine Spirale!
Nun wissen wir aus der Küche unserer Mutter, daß der wie eine Spirale
aussehende Schneeschläger nach dem Stiele hin immer engere Windungen
zeigt. Denken wir uns an diesem Stiele die Sonne. Je enger also die
Bahn wird, die die Erde um die Sonne herum beschreibt, umso größer wird
die Anziehungskraft der Sonne. Eines Tages aber wird diese anziehende
Kraft der Sonne so groß sein, daß die Fliehkraft, die die Erde besitzt,
ihr nicht mehr Trotz zu bieten vermag. Unser Planet wird dann in die
Sonne hineingerissen werden und in diesem »Feuerpfuhle« sofort mit
allem, was auf ihm ist, verbrennen. In diesen Flammentod wird unserer
Erde der Mond folgen, wenn er noch am Leben sein sollte!

In der gleichen Weise, wie es hier von unserer Erde und von unserem
Monde geschildert wurde, werden alle Planeten und alle übrigen Monde im
Reiche unserer Sonne ihr Ende finden!

Sie müssen in der Form, in der wir sie heute am Firmamente prangen
sehen, vergehen.

Auch die Sonne kann nicht ewig dauern! --

Noch erblicken wir sie in einer zum Teil feurigflüssigen und zum
Teil gasigen Gestalt; aber sie wird einst erkalten, so wie die Erde
fest geworden und erkaltet ist. Wenn sie auch unvorstellbar lange
Zeiten in diesem erkalteten Zustande dann noch verharren kann, so
muß sie doch allmählich morsch werden und zerbröckeln. Sie wird also
ebenso zerfallen, wie die Kometen, die die Sonne auflöst, und, wie
meine Steinkugel aus der Hussitenzeit, die in der Erde und in deren
Feuchtigkeit morsch geworden und verwittert war.

Das wäre die eine Möglichkeit, die unsere Sonne vernichten könnte. Es
gibt aber noch andere!

Unsere Sonne eilt mit den Kindern ihres Hauses, -- den Planeten, --
durch den Raum, und zwar nach dem Bilde des »Herkules«, nach anderer
Ansicht nach dem Sternbilde der »Leier«, -- hin. Auf dem Wege nach dort
kann sie einer erkalteten, also nicht mehr leuchtenden Sonne begegnen
und mit ihr zusammenprallen. In diesem fürchterlichen Anpralle würden
beide Sonnen zertrümmert und in den Raum hinausgeschleudert werden!
Wahrscheinlicher aber ist es, daß durch den Zusammenstoß eine solch'
ungeheuere Hitze erzeugt würde, daß beide Sonnen samt allem, was zu
ihnen gehört, sofort verbrannt, also in einen Gasnebel verwandelt
würden.

Es wäre dies ein schrecklicher Weltuntergang für alle Lebewesen, die
sich auf den Planeten im Gefolge der beiden Sonnen befänden.

Unsere Sonne kann auf ihrer Reise durch den Weltenraum und nach
dem »Herkules« hin aber auch durch eine Wolke aus kosmischen Staub
(Meteorwolke) gehen. Dieses Hindurchgehen durch die Wolke kann
stunden-, tagelang andauern, wenn die Wolke sehr groß und dicht
ist. Die Sonne würde bei ihrer Wanderung durch diese »Wolke aus
Weltentrümmern« kaum merklich aufgehalten; aber die Hemmung würde sich
sofort, und zwar in großer Hitze verraten! Die Stäubchen, aus denen die
kosmische Wolke bestünde, würden zu glühen anfangen und die Glut, die
dadurch entstünde, genügte vollauf, um sowohl die Sonne, als auch die
Planeten, die zu ihr gehören, in die gasige, -- also in die Nebelform,
-- aufzulösen.

Was unsere Sonne aber treffen kann, das kann auch all' den übrigen
Sonnen am Firmamente zustoßen. Daß dies in Wirklichkeit geschieht,
lehren uns, -- wir hörten es ja, -- die »Neuen Sterne!« Diese sind
»Brand- und Totenfackeln« in den Räumen des Weltalls, die uns
verkünden, daß überall da, wo sie aufflammen, Sonnen zusammenstießen
und in diesem Zusammenstoße vernichtet wurden oder, daß Sonnen mit dem
Gefolge ihrer Planeten in eine Wolke aus kosmischem Staube eindrangen.
In der Hitze, die bei diesem Eindringen erzeugt wurde, nahmen sie
entweder einen schweren Schaden oder sie wurden in die Nebelform
umgewandelt!

Immer wieder sinken also Sonnen am Ende ihrer Tage in das Grab des
Nebels, -- in den Urzustand, -- zurück!

Solange es Sterne am Firmamente gibt, werden sich solche Katastrophen
ereignen!

Einmal aber muß der Tag kommen, an dem alle Sonnen am Firmamente
die Altersstufen durchschritten haben, die ihnen der Schöpfer in
seinem Willen gönnte. Ist diese Stunde für die letzte Sonne am Himmel
gekommen, dann wird auch sie in das »Grab des Nebels« hinabsinken und
alles, was einst in lichter Pracht den weiten Raum erfüllte, wird in
den Urzustand, -- in den Urnebel, -- zurückkehren!

Vielleicht wird Gott am Ende der Zeiten dann auch den Urnebel noch
vergehen lassen, und er, -- der große Allgeist, -- wird allein übrig
sein von Ewigkeit zu Ewigkeit! --

Wenn die letzte Sonne am Firmamente ihren letzten Lichtstrahl
ausgehaucht hat, dann ist die Sterbestunde der sichtbaren Welt
angebrochen und, wenn der Urnebel, der am Schluß der Zeiten übrig
bleibt, auch vergehen muß, dann wird in diesem Vergehen der »Tod des
Universums« gekommen sein! --

Das, was Gott mit dem Urnebel, in den alles wieder zurücksinkt, am Ende
der Welt und der Tage vor hat, das wissen wir nicht! Ob er Zeit, Raum
und Firmament weiter bestehen läßt oder, ob er aus dem Urnebel neue
lichte Sonnen hervorruft, ist sein Geheimnis! --

Die größten Denker aller Zeiten haben darüber nachgedacht; aber sie
sind zu keinem Ergebnis gelangt! Hier heißt es, zu schweigen und in
Andacht den zu verehren, der so Gewaltiges und Erhabenes, so Schönes
und Vollkommenes einst schuf, -- nämlich das Firmament mit allen seinen
Lichtern! --

Diese sind die »Augen Gottes«, mit denen er unaufhörlich zur Erde und
zu den Menschen herabblickt. Sie sind die sichtbare Offenbarung des
Ewigen, der die Sterne auf schweigender Bahn durch das Weltall führt,
-- uns zur Freude, -- viel mehr aber noch zum Nachdenken!

    »Wie freut sich des Emporschauens zum Sternenheere, wer empfindet,
    Wie gering er, und wer Gott, welch' ein Staub er, und wer Gott,
    Sein Gott ist! O sei dann, -- Gefühl
    Der Entzückung, -- wenn auch ich sterbe, mit mir!« --

            (Klopstock.)



Inhalt.


                                                                 Seite

    Vorwort                                                     I-VIII

    _Erstes Kapitel: Wie mögen die Sternenwelten entstanden sein?_   1

    Die Welt der kosmischen Nebel                                    8

    _Zweites Kapitel: Unsere Sonnenwelt!_                           16

    ~A.~ Unsere Sonne!                                              16

    ~B.~ Die Welt der Planeten!                                     32

    Der Merkur                                                      32

    Die Venus                                                       33

    Die Erde                                                        36

    Der Mond unserer Erde                                           40

    Der Mars                                                        49

    Die kleinen Planeten, auch Planetoiden oder Asteroiden genannt  55

    Der Jupiter                                                     57

    Der Saturn                                                      59

    Der Uranus                                                      61

    Der Neptun                                                      63

    _Drittes Kapitel: Die Welt der Kometen!_                        65

    Sternschnuppen und Meteore                                      71

    _Viertes Kapitel: Die Welt der Fixsterne!_                      74

    _Fünftes Kapitel: Das Ende der Welten!_                        104



Von demselben Verfasser sind außerdem noch die folgenden astronomischen
Werke erschienen:


    1. =Im Reiche der Sterne.= Verlag von W. Vobach & Comp. in
      Leipzig, Berlin, Wien. 1911. Preis: ungeb. 3,60 Mk., geb.
      4,60 Mk.

    2. =In Weltallstiefen.= Verlag von Georg C. Bürkner (Inhaber:
      Fritz Hanke) in Breslau. 1911. Preis: geb. 2,50 Mk.

    3. =Leuchtende Welten.= Verlag von C. F. Neumanns
      Stadtbuchdruckerei in Gleiwitz (Oberschl.) u. Berlin. 1912.
      Preis: geb. 2 Mk.

    4. =Illustrierte Himmelskunde.= Verlag des »Neuen Allgemeinen
      Verlages« in Berlin ~W~ 9, Linkstr. 23. 1912. Preis: ungeb.
      1,50 Mk., geb. 2 Mk.


In Kürze werden erscheinen:

»=In der Vorhalle der Ewigkeit!=« und

»=Aus dem Hohen-Liede der Natur!=«


Druck von Hermann Beyer & Söhne (Beyer & Mann) in Langensalza.



Verlag von Hermann Beyer & Söhne (Beyer & Mann) in Langensalza.


Heimatbüchlein für unsere Kleinen.

Neue Kinderlieder

von Wolrad Eigenbrodt.

Mit vielen Zeichnungen von _Hans v. Volkmann_.

        68 Seiten. Preis eleg. kart. 4,50 M.

Hierzu sind auch Melodien erschienen. Preis 7,50 M.


Käthchen und ihre Freunde.

Eine Erzählung für heranwachsende Mädchen

von Gräfin Marta Freddi-Clausius.

        205 Seiten. 2. Auflage. Preis geb. 6 M.


Auswahl neuerer Gedichte.

Für den Gebrauch in Schulen.

        64 Seiten. 5. Auflage. 21.-25. Tausend. Preis 1 M.


Auswahl historischer Gedichte.

Für den Gebrauch in Schulen.

        64 Seiten. Preis 40 Pf.


Weihnachtsgrüße.

Eine Sammlung der schönsten Weihnachtsgedichte aus alter und neuer Zeit.

Für die deutsche Jugend ausgewählt und mit Anmerkungen versehen

von August Lomberg,

Rektor in Elberfeld.

        82 Seiten. Preis 40 Pf.


Aus einer vergessenen Ecke.

Beiträge zur deutschen Volkskunde

von Dr. Ludw. Friedr. Werner.

  VIII und 208 Seiten. 1. Reihe. 4. Auflage. Preis 5,60 M., geb. 9,60 M.
  VIII und 137 Seiten. 2. Reihe. 2. Auflage. Preis 5 M., geb. 9 M.


Der Garten des Bürgers und Landmannes.

von Joh. Wesselhöft.

        XII und 373 Seiten. 6. Auflage. Preis 8 M., geb. 12 M.


Sämtliche Preise verstehen sich einschließlich Teuerungszuschlag.

Zu beziehen durch jede Buchhandlung.



    Weitere Anmerkungen zur Transkription


    Offensichtliche Fehler wurden stillschweigend korrigiert. Die
    Darstellung der Ellipsen wurde vereinheitlicht.

    Korrektur:

    Werbeseite 2: 4 → 40
      82 Seiten. Preis {40} Pf.





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