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Title: Sünndagsklocken - Stadt- un Dörp-Predigten
Author: Köhn, F.
Language: German
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*** Start of this LibraryBlog Digital Book "Sünndagsklocken - Stadt- un Dörp-Predigten" ***


                            Sünndagsklocken.

                        Stadt- un Dörp-Predigten

                                 sammelt
                     un mit hochdütsches _Vörwurt_:

               =»Die Kirchensprache Nieder-Deutschlands«=

                              rutgewen von

                               =F. Köhn,=
                  Pastor tau =Garwitz= bi Klinken i. M.

                    =Verlag von _Paul Christiansen_=
                              Wolgast 1922.



Die Kirchensprache Niederdeutschlands.


I.

Mit Berufung auf Gottes Wort, 1. Cor. 14., und auf den gesunden
Menschenverstand hat die Reformation im 24. Artikel der Augustana den
Grundsatz aufgestellt, die Kirche müsse sich in ihrem Kultus einer
Sprache bedienen, »die das Volk versteht.«

Diesem Grundsatz ist die Reformation anfangs auch in Niederdeutschland
gefolgt. Sie brachte die Schrift in niederdeutscher Uebersetzung;
niederdeutsch redeten die Kirchenordnungen, niederdeutsch sang die
Gemeinde, es gab niederdeutsche Katechismen, niederdeutsch war die
Predigt.

Aber bald wurde die kaum begonnene Entwicklung gestört. Gleichzeitig
mit der Reformation, in innerem Zusammenhang mit dem sprachlichen
Meisterwerk der Lutherschen Bibelübersetzung, setzte eine andere Bewegung
ein: eine Bewegung, deren Ausgang wohl dem konfessionell gespaltenen
Deutschland die geistige Einheit sicherte, ja für eine späte Zukunft die
staatliche Einheit verhieß, — welche aber dem evangelischen Kirchenvolk
Niederdeutschlands schweren Schaden gebracht hat. Es ist die Verdrängung
der niederdeutschen Sprache aus Schrifttum und öffentlichem Gebrauch in
Staat und Kirche.

Um die Mitte des 16. Jahrh. fing man in den fürstlichen Kanzleien an
hochdeutsch zu schreiben; die Ratsschreibstuben der Städte folgten, und
allmählich schloß sich die Kirche dem Zuge der Zeit an. Hochdeutsche
Prediger kamen in niederdeutsche Gemeinden, Einheimische studierten auf
hochdeutschen Universitäten, Hochdeutsch wurde neben dem Lateinischen
die Sprache des gelehrten Schrifttums, — und so war auch für die Kirche
der Weg zur hochdeutschen Sprache in Predigt und Kultus verführerisch
gebahnt. Mit dem Ausgang des 30jähr. Krieges ist dieser Uebergang im
Ganzen vollzogen. Ausnahmen erhielten sich länger, ganz vereinzelt bis in
den Anfang des 18. Jahrhunderts.

Die Kirche ist sich damals dessen nicht bewußt geworden, daß sie damit
einen wichtigen reformatorischen Grundsatz preisgab, also auch nicht,
welche Folgen diese Preisgabe für das künftige Leben der Gemeinde
haben mußte. _Man unterschätzte den Abstand zwischen der hoch- und
niederdeutschen Sprache._ Man beruhigte sich dahin: Deutsch sei Deutsch,
und dem Grundsatze der Augustana sei eben mit deutscher Kirchensprache
genügt. Eine gewisse Neigung mochte auch vorhanden sein, dem hl. Geiste
das Seine zu überlassen. Dazu kam später, daß man _der Schule eine
allmähliche Ueberwindung der sprachlichen Schwierigkeiten zutraute_:
daher die Aufmerksamkeit, die nach dem 30jähr. Kriege der Errichtung von
Landschulen zugewendet wurde.

Wie sehr man sich täuschte, zeigte eine Beschwerde der Stadt Plau aus
dem Jahre 1607, die veranlaßt wurde, weil der dortigen Gemeinde ein
hochdeutscher Prediger aufgedrängt werden sollte. »Die ganze Gemeinde
beschwere sich über das ausländische Idioma und die hohe Sprache
desselben. Der größte Teil der Bürger nebst Frauen, Kindern und Gesinde
könne von solcher unbekannten Sprache das Wenigste verstehen.« — Nicht
viel erfreulicher lauten die Zeugnisse 200 Jahre später. Im Jahre
1789 klagt der Pastor in Kuppentin: »Durchaus haben die Kinder keine
Begriffe und wissen mit den Worten keinen Sinn zu verbinden.« — In der
Monatsschrift v. u. f. Mecklbg. heißt es im Jahre 1794: »der gemeine
Mann verstehe in der Predigt gewöhnlich nur alles halb. Er verbinde mit
100 Worten, bei denen der Prediger kaum an ein Mißverständnis dächte,
entweder gar keine, oder doch ganz andere, oft himmelweit verschiedene
Begriffe. Man habe stundenlang geredet und ihn bloß mit Schall genährt.«
— Im Jahre 1829 brachte die Hengstenberg’sche Kirchenzeitung einen
Aufsatz über »Gottes Wort und die kirchliche Sprache«, welcher ausführt:
»Den lateinischen Scheffel habe Luther aufgehoben, aber das Licht sei
uns in eine Leuchte von trübem Glase gestellt. Die Landessprache sei
Sassisch, die kirchliche Hochdeutsch. Der gegenwärtige Zustand sei
eigentlich schlimmer, als der von der Reformation bekämpfte. Denn in
der kathol. Kirche dürfe trotz lateinischer Kirchensprache die Predigt
und der Unterricht in der lebenden Sprache geschehen, während in
Niedersachsen nicht nur hochdeutsche Bibeln, Gesangbücher usw. gebraucht
werden, sondern auch hochdeutsch gepredigt, katechisiert und gelehrt
werde. Dieser Zustand sei ein Spott auf die Reformation, deren Grundsatz
verständlicher Predigt man verkannt habe.« Nach längeren Ausführungen
über den sprachlichen Zustand der »sassischen« Lande faßt der Verfasser
seine Erfahrungen zusammen: »Obgleich einer Landgemeinde vorstehend, die
vielen Verkehr mit Hochdeutschen hat, muß ich aufs häufigste bei Jung und
Alt, und das bei den Verständigsten, wahrnehmen, wie sehr der Eingang
religiöser Lehre in Kopf und Herz durch die Sprache erschwert und gehemmt
wird, kenne auch keinen Amtsbruder, der andere Erfahrungen gemacht
hätte.« — Im folgenden Jahre schreibt Cl. Harms, (Pastoralth. III., S.
29 ff.) »Ueberall ist bei uns die hieratische Sprache eine andere als
die demotische. — Was meinen Sie, wird wohl der hochdeutsch sprechende
Prediger überall von den Leuten verstanden? Ich kann Ihnen nicht darin
beistimmen, daß es mit der hochdeutschen Sprache bereits soweit gekommen
sein sollte.« — Endlich ein letztes Zeugnis aus Boll, Gesch. Meckl., aus
dem Jahre 1855: »Ein völliges Verständnis des hochdeutschen Dialekts
ist unter den niederen Ständen noch immer nicht erreicht. Die meisten
Predigten sind für den gemeinen Mann noch immer von wenig Nutzen.«

Die Aufmerksamkeit, welche man nach obigen Zeugnissen um die Wende des
18. und 19. Jahrhunderts diesem kirchlichem Notstand schenkte, war nicht
denkbar ohne gleichzeitige Sorge um dessen Behebung. Zwei Wege waren
möglich: _Unterdrückung der Volkssprache_ oder _Wiederbelebung einer
niederdeutschen Kirchensprache_.

Der erstere erschien einfacher und entsprach der allgemeinen Anschauung.
Pastor Thule in Baumgarten schrieb 1778: »Es wäre auch zu wünschen, daß
man mehr hochdeutsche Schulmeister hätte. So lange die Schulmeister
mit den Kindern immer noch nicht anders als plattdeutsch sprechen
und sprechen können: so lange wird der gemeine Haufe in Ansehung der
Verfeinerung ihrer Begriffe und Sitte nicht weit kommen. Die Bücher,
die man ihnen in die Hand gibt, müssen ihnen ohne Zweifel barbarisch
lauten und ziemlich unverständlich sein. Auf Reisen habe ich es auch
durchgehends bemerkt, daß, nach dem in einem Lande _die Sprache der
Schriftsprache mehr oder weniger nahe gekommen ist_, auch des gemeinen
Mannes Seelenkräfte mehr oder weniger ausgebildet gewesen sind.« — Aber
auch gesteigerte Bemühungen, dem hochdeutschen aufzuhelfen, hatten nicht
sobald den erwarteten Erfolg. Der Vf. des erwähnten Aufsatzes in der
ev. Kirchenztg. v. 1829 spricht von der Erfolglosigkeit des bisherigen
Mittels, durch Unterdrückung der Landessprache zum Ziel zu kommen. Zwar
geschähen auch jetzt noch dergleichen Schritte, aber die Erfolglosigkeit
liege dem klar vor Augen, der unmittelbar unter dem Volke wirke.

Derselbe Verfasser war es nun, der als erster statt der gegenteiligen
Bemühungen die Rückkehr zur »sassischen« Kirchensprache empfahl. Seine
Ausführungen sind von großer Klarheit und Kraft. Hengstenberg hielt sie
für wichtig genug, um in einer Anmerkung eine weitere Behandlung der
aufgeworfenen Frage anzuregen. Den Weg denkt sich der Verfasser so, daß
anfangs Teile der Predigt, später einzelne Predigten ganz, abwechselnd
mit hochdeutschen, endlich alle Predigten »sassisch« gehalten werden
sollten. Allmählich sollte auch das kirchliche Schrifttum folgen und so
die kirchliche Reform vollendet werden.

Cl. Harms, welcher gelegentlich empfehlend auf jenen Aufsatz hinwies,
neigte bei aller zurückzuhaltenden Vorsicht zu der Annahme, daß das auch
ihm anliegende Problem in Richtung einer Wiederbelebung plattdeutscher
Kirchensprache, wenn auch nicht in so radikalem Umfange, zu lösen sei.
Er warnt zwar junge Pastoren, beim Amtsantritt in einer Landgemeinde
frischweg mit der plattdeutschen Predigt anzufangen, — dazu sei die Sache
noch zu grün, — aber er spricht dreierlei aus, 1. _die plattdeutsche
Predigt sei nicht verboten_, 2. _auf die öffentliche Meinung und Befehle
der Oberen sei nicht erst zu warten_, und 3. _die Jüngeren seiner Zuhörer
würden es vielleicht noch erleben, daß wieder in plattdeutscher Sprache
zu predigen angefangen werde_.

Damals schienen alle Vorbedingungen zu endgültiger Lösung des Problems
gegeben zu sein. Aber ein tiefgehender Prinzipienstreit beschäftigte
die Kirche bald so sehr, daß die Frage der Kirchensprache versandete.
Vielleicht sind es Ausläufer dieser Anregungen gewesen, wenn Louis Harms
an Sonntagabenden auf seiner Hausdiele plattdeutsche Bibelstunden hielt
oder in Schleswig-Holstein plattdeutsche Missionsstunden gehalten wurden
oder endlich den »Kropper Kirchl. Anzeiger« eine »plattdeutsche Zugabe«
begleitete. Jedenfalls zeigten diese und andere Gelegenheiten, daß die
plattdeutsche Sprache ihren Anspruch auf Berücksichtigung durch die
Kirche aufrecht erhalte.

       *       *       *       *       *

In den letzten 50 Jahren hat die Zeit Riesenschritte gemacht, und auch
die Sprachenfrage in Niederdeutschland hat sich entsprechend verschoben.
Das Zeitalter des Verkehrs hat die Bevölkerung durcheinandergeworfen; das
gehobene Bildungswesen mit ausschließlich hochdeutscher Geistesnahrung,
das gesteigerte öffentliche und politische Leben mit Tageszeitungen
und Volksversammlungen: dies und viel anderes mehr hat mitgewirkt, die
Sprachgrenzen zu verrücken, und zwar zu Ungunsten des Niederdeutschen.
Wie ein Strom bei Hochwasser die Deiche überspült, höher und höher steigt
das Wasser auf Wiesen und Ackerland, — so hat mit sicherer Gewalt das
Hochdeutsche an Boden gewonnen. Weite Strecken, die vor 100 Jahren noch
ein niederdeutsches Gesicht hatten, sind heute, die einen nicht mehr,
die anderen kaum noch dafür anzusprechen. Selbst da, wo Sprache und Art
noch am festesten stehen, gewinnt das Hochdeutsche von Volksschicht zu
Volksschicht von Familie zu Familie an Raum.

So ist für eine Reaktion von niederdeutscher Seite die Zeit der
letzten Möglichkeit gekommen, und man benutzt sie. Es hat eine
plattdeutsche Gegenbewegung eingesetzt, die sich die Erhaltung und Pflege
niederdeutscher Sprache und Art zur Aufgabe stellt.

Von dieser Seite angeregt ist auch die Frage der Kirchensprache erneut
in Fluß gekommen. Im Jahre 1910 hielt auf der Möllner Lehrerkonferenz
Pastor Hansen, damals in Pellworm, einen Vortrag über »Das gute Recht
einer Wortverkündigung in der sassischen Landessprache«. Im Anschluß
daran bildete sich ein Verein für Evangelisation und niederdeutsche
Sprache und stellte sich die Aufgabe, vom Rat zur Tat zu schreiten. —
Auf der Pfingsttagung des Allg. plattd. Verb. in Schwerin 1920 wurde
nach einer plattdeutschen Predigt im Dom ein plattdeutscher Vortrag
über »Plattdeutsch in der Kirche« gehalten, und auch hier war das
Ergebnis ein Drängen zur Tat. — Im Oktober desselben Jahres wurde auf
der niedersächsischen Dorfkirchentagung in Hannover von 2 Referenten
das gleiche Thema behandelt, und es wurde hier der Satz geprägt: Für
Niedersachsen konzentriere sich in der Frage des Plattdeutschen das
ganze Problem _der Dorfkirchenbewegung_. — Auch in Pommern ist mit
Verhandlungen eines Dorfkirchentages die Frage in Fluß gekommen.

An vielen Orten ist diesen Anregungen die Tat gefolgt. Es ist eine
Bewegung entstanden, die nicht mehr zu übersehen ist, die an das Gewissen
der Kirche klopft, zu der man Stellung nehmen muß.


II.

Die Frage der Kirchensprache ist für uns eine kirchliche Frage und nur
nach kirchlichen Gesichtspunkten und Interessen zu lösen. Deshalb sind
auch die Wünsche und Anregungen, die der Kirche von der allgemeinen
plattdeutschen Bewegung her entgegen treten, an kirchlichem Maßstab
zu prüfen. Liebhaberei und persönliche Neigung dürfen ebensowenig
entscheiden, als persönliche Abneigung und etwa Geringschätzung der
plattdeutschen Sprache. »Nichts Kirchenfremdes gehört in die Kirche
hinein«, sagte Kaftan von der Ausstattung der Gotteshäuser. Dasselbe gilt
auch von der sprachlichen Ausstattung des Kultus. Ebenso gilt hierfür der
Grundsatz, »daß die Kirche kein Antiquitätenkabinett sei«. Aber Kaftan
sagt auf derselben Seite seiner »4 Capp. von der Landeskirche«: »Wir
können nicht lediglich in der Kirche die Gewohnheit festhalten, die seit
so und so viel Jahren war.«

Dieser Vorbehalt nach zwei Seiten hin möge gegenwärtig bleiben.

Wir stellen uns vor drei Fragen:

a. Die erste Frage betrifft _das Interesse der Kirche an dem lebendigen
Fortbestand der niederdeutschen Volkssprache_, auch abgesehen von ihrem
kirchlichen Gebrauch.

Auf der niedersächsischen Dorfkirchentagung von 1920 scheint dies
Interesse übersehen oder stillschweigend verneint zu sein. Der
Konv.-Studiendirektor Fleisch aus Loccum vertrat als Referent u. a. den
Leitsatz: Geht das Plattdeutsch unter, so soll sich die Kirche dem nicht
aus Liebhaberei und persönlichen Wünschen Einzelner in den Weg stellen,
vielmehr ihrerseits zur Beschleunigung dieses Prozesses, soviel ihr
möglich ist, beitragen.

Der kirchliche Gesichtspunkt dieses Leitsatzes ist der, daß die bisherige
Weise des Nebeneinanderbestehens einer Kirchen- und einer Volkssprache
so unerträglich und dem kirchlichen Leben so schädlich sei, daß nur die
Wahl offen stehe zwischen aussichtsvollen Bemühungen zur Wiederbelebung
einer plattdeutschen Kirchensprache in bestimmten Grenzen einerseits oder
Maßnahmen zu beschleunigtem Untergange der Volkssprache andererseits.
Es wird dabei aber die Möglichkeit übersehen, daß auch der Untergang
der Volkssprache ein kirchliches Interesse treffen und schwer verletzen
würde. Und diese _Möglichkeit_ ist _Wirklichkeit_.

Die Sprache eines Volkes ist nicht wie ein Kleid, daß man nur äußerlich
trägt und von heute auf morgen wechselt. Sie ist mit dem Sein und Wesen
eines Volkes tief innerlich verknüpft. In der Sprache gibt und findet ein
Volk sich selber. »Es besteht eine tiefe Wesensverbindung der Sprache
mit dem Ich des Menschen« (Hashagen), und E. M. Arndt sagt: »Die Sprache
eines Volkes ist der hellste Spiegel seines Gemüts und seines geistigen
Lebens.« »Wer das Volk seines Dialekts entwöhnen will, zerstört mehr als
bloßes Volkstum.« (G. Schlosser.) _Laßt die Volkssprache sterben, — es
stirbt mit ihr des Volkes bestes Teil._

Einer der Führer der plattdeutschen Bewegung, (Krüger, Gesch. d. niederd.
Literatur.) schreibt: »In neuerer Zeit hat man erkannt, daß die Stärke
eines Volkes in der Erhaltung seiner Eigenart liegt, und daß deren
Schwinden ein Siechtum des Volkskörpers bedeutet. — Viel ist schon
verloren, aber ein großes Gut gilt es noch zu schützen. — Zu der Eigenart
eines Volkes aber gehört die Sprache, die aus seinem innersten Wesen
erwachsen ist, in der sich sein ganzes Denken und Fühlen ausgeprägt hat.«

Auf früher, zu damaliger Zeit ungewöhnlicher volkspsychologischer
Kenntnis beruht das warnende Wort in der Hengstenbg. Kirchenztg. von
1829: »Wir stehen an einem gefährlichen Wendepunkte. Es könnte ein »zu
spät« geben, wenn aus dem sassischen Volke ein sprachliches Mischvolk
erkünstelt ist, ebenso verderbt an Charakter wie an Sprache, _beides
hängt genauer zusammen als man denkt_, von ebenso schlechter Bürgertreue
und christlichem Sinn, als es annoch durch Loyalität sich auszeichnet und
empfänglich fürs Christentum ist.«

Darum kann und darf die Kirche dem Sterben einer Volkssprache nicht
teilnahmslos zusehen, geschweige denn zur Beschleunigung des Unterganges
mitwirken. Sie hat genug gefehlt, wenn sie seit 300 Jahren an erster
Stelle geholfen hat, die niederdeutsche Volkssprache in den Winkel zu
drängen. Zu der alten Schuld darf sie die neue nicht fügen.

Alle Bestrebungen, auch die außerkirchlichen, welche die Volkssprache
um ihrer selbst willen pflegen und erhalten wollen, verdienen den
Anteil und, soweit es möglich ist, günstigen Beistand der Kirche.
Sie als Volkserzieherin darf sich da nicht versagen. Es handelt sich
um die Pflege des Ackerlandes, auf welchem sie pflügen und ernten
will. Gäbe es keine plattdeutsche Bewegung, die Kirche hätte ein
Interesse, sie hervorzurufen. Der schon mehrfach zitierte Verfasser des
Kirchensprachenartikels in der Hengstenbergschen Kirchenzeitung schreibt:
»Gleichzeitige Bemühungen, die Sprache um ihrer selbst willen zu retten
und zu kultivieren, würden der kirchlichen Reform zu statten kommen, so
wie durch diese wiederum jene Bemühungen unterstützt würden. Dahin rechne
ich das Zusammentreten von Gesellschaften, die die ältere sassische
Literatur bearbeiteten, die neuere aufmunterten.« Er empfiehlt weiter die
Bearbeitung von Idiotiken zur Hebung des Sprachschatzes, einer Grammatik,
die Gründung niederdeutscher Zeitschriften und selbst Zeitungen, um dann
zu schließen: »Würden diese Hoffnungen nicht, (d. h. von außen her,)
erfüllt, — ohne darauf zu harren beginne die Geistlichkeit, da auch sie
allein die Reform der kirchlichen Sprache durchzuführen vermag, und werde
die Wohltäterin des Volkes.«

b. Aber die verständnisvollste Pflege der niederdeutschen Sprache bindet
noch nicht das Urteil über die _Kirchen_sprachenfrage. Deshalb sei eine
zweite Frage mit Cl. Harms’ Worten gestellt: _Wird wohl der hochdeutsche
Prediger überall von den Leuten verstanden?_

Eine Statistik läßt sich zu dieser Frage nicht aufmachen. Urteile und
Auskünfte der Kirchgemeinderäte und Pastoren wären von zweifelhaftem
Werte. Daß von irgendwo her Beschwerden kämen, man verstehe die
hochdeutsche Predigt nicht, — wie 1607 in Plau, — die Zeiten haben
wir gehabt. Wem heute der Gottesdienst nichts bietet, quittiert durch
Fernbleiben, wo nicht die Sitte anders zwingt. Zwischen 2 Sprachen, auch
zwischen Hochdeutsch und Plattdeutsch, liegt eine kleine Welt. Die Welt
der einen schließt sich dem, der aus der anderen kommt, nur zögernd
auf. So auch die plattdeutsche Welt dem hochdeutschen Pastor. Es kommt
bei letzterem viel Selbsttäuschung vor. Cl. Harms war bis zu seinem 19.
Jahre ein Bauernknecht gewesen, darum kannte er das Volk aus dem Grunde
und konnte von einem starken Vorrat an Beispielen des Mißverstehens und
Nichtverstehens reden. Auch heute kann, wer das Volk wirklich kennt, wer
offene Augen und Ohren hat, und der günstige Zufall kommt ihm zu Hilfe,
manche wunderbare Entdeckungen machen. — Wo kein Feuer ist, ist auch
kein Rauch. Auch die zahlreichen Anekdoten auf diesem Gebiet lassen auf
begründete Unterlagen schließen.

Es gilt dies natürlich nur von den Gemeinden und Gemeindeteilen, deren
Umgangs-, Haus- und Herzenssprache heute noch Plattdeutsch ist. Auch
da ist noch ein großer Unterschied zu machen zwischen Stadt und Land,
nach dem Grade der Schulbildung und Begabung, nach der Gelegenheit und
Gewohnheit hochdeutschen Umgangs und hochdeutscher Lektüre. Es würde
natürlich weit über das Ziel schießen, wollte man allgemein sagen, die
hochdeutsche Predigt gehe über die Köpfe weg.

Es wird zugegeben, daß eine gute Dorfschule die begabte Hälfte der
Kinder, vielleicht noch etwas mehr, dahin fördert, daß sie einer
volkstümlichen hochdeutschen Predigt folgen können. Vielleicht waren
sogar die bisherigen Schulen mit ihren vielen Religionsstunden keine
üble Vorbereitung hierfür. Jede der Religionsstunden war auch eine
hochdeutsche Sprachstunde, in der gerade _der_ Wortschatz und _die_
Gedankenwelt zur Uebung kam, die das Verständnis der hochdeutschen
Kirchensprache ermöglicht. — Aber neben den Begabten sitzt in der Schule
die Menge der Beschränkteren, die mit dem Hochdeutschlernen ihre Not
haben. Auch unter den besten Verhältnissen wird sich ein Bruchteil der
Klasse finden, dem die Sache über den Kopf geht. Es ist immer eine fremde
Sprache, die gelernt werden soll. Unseren echt plattdeutschen Kindern
würde es leichter werden, die englische Umgangssprache zu erfassen,
als das hochdeutsche. Aussprache, Wort- und Satzbildung, die ganze
Phraseologie, sind dort dem Plattdeutschen ähnlicher als hier. Die
niederdeutsche Dorfschule soll mehr leisten, als die Dorfschulen sonst im
Reich. Neben dem gleichen Wissensgebiete soll dort die Welt einer zweiten
Sprache erschlossen werden. — So bleiben Viele im Deutschen so schwach,
daß sie durch _Zuhören_ eine hochdeutsche Rede im _Zusammenhange_ nicht
erfassen können. Wir würden uns wundern, wenn wir all das Verkehrte auf
einem Haufen sähen, was in einer niederdeutschen Dorfkirche bei der
Aufnahme einer einzigen hochdeutschen Predigt zustande kommt. — Das
Gelernte wird auch bald vergessen. Der eine bleibt wohl in Uebung, durch
gelegentlichen Umgang und Lektüre, der andere hört nach der Schulzeit nur
noch in der Kirche, _wenn_ er hingeht, hochdeutsch. Wo dann das bischen
Gelernte bleibt, ist klar.

Also gibt es in Niederdeutschland nicht wenige Gemeindeglieder, die nicht
genug Hochdeutsch verstehen, um hochdeutscher Predigt folgen zu können.
Es bleibe dahin gestellt, wie groß hier oder dort der Gemeindeteil ist,
für den dies zutrifft. Unmöglich aber ist es, in Abrede zu nehmen, daß
hier ein Notstand vorliegt, dem die Kirche nachgehen muß.

c. Aber selbst _wenn_ dieser Notstand bestritten werden sollte, würde
doch die weitere Frage bestehen, ob die _Muttersprache durch eine später
erlernte Sprache für die Zwecke der Kirche vollwertig ersetzt werden
kann_, selbst wenn diese Sprache formell beherrscht wird.

Das Sprachenwunder am 1. Pfingsttage hat nicht nur die Bedeutung, der
Kirche gleich in ihrer Geburtsstunde die Wegrichtung zu allen Völkern
zu weisen, sondern auch die Bedeutung, für alle Zeit zu lehren, daß der
Weg zum Herzen der Völker nicht durch eine allgemeine Kirchensprache,
sondern durch die Muttersprache jedes Volkes gehe. Diesen Wink hat
die ev. Mission verstanden. Warneck schreibt einmal: Die Pflege der
Muttersprache sei für den Missionar ein Gegenstand von besonderer
Wichtigkeit. Allgemein sei der Grundsatz anerkannt, jedem Volk gehöre
das Evangelium in seiner Muttersprache. Leider gebe es Missionare genug,
die von der Krücke des Dolmetschers niemals ganz loskommen, und noch
mehr, die das Sprachproblem in seiner eigentlichen Wurzel kaum verstanden
haben: nämlich sich so in die geistige Art des fremden Volkes, in seine
ganze Denk- und Anschauungswelt einzuleben, daß es ihnen möglich wird,
den Eingeborenen wirklich voll verständlich, im Wortkleid ihrer Sprache
die biblische Wahrheit darzulegen. Hier liege vielleicht die größte
geistige Arbeit, die dem Missionar zugemutet werde. Er müsse die ihm
fremden Eingeborenen verstehen, ehe sie ihn, den Fremdling, verstehen. —
Man übertrage diese Richtlinien auf den Wirkungskreis des Pastors einer
niederdeutschen Gemeinde. Denn sollte der Grundsatz, der in der Mission
richtig ist, auf einmal dem heimischen Kirchengebiet nicht gelten?

»Eine Dorfpredigt«, sagt v. Lüpke in d. »Dorfkirche«, »die in die Seele
des Volkes hineindringen und das Christentum ihm wirklich zu eigen machen
will in seinem eigenen Denken und Sinnen, die muß seine Sprache reden
können. Nur was darin sich ausdrücken läßt, das kann ihm zum Ausdruck der
eignen Seele werden.« Er erwähnt dazu, daß die Siebenbürger gerade in
ihrer Not keinen anderen Weg gefunden haben, um in den Völkerstürmen dort
das Evangelium wirklich im innersten Grunde des Volkes fest zu verankern,
als die Verbindung mit der Mundart.

Es ist ein nicht ganz einfacher Weg, den das gesprochene Wort gehen muß,
bis es Herz und Willen erfassen kann. Wenn die Sprache des Redenden
zugleich die Sprache des Hörenden ist, kann das verarbeitende Denken
unmittelbar einsetzen, und die Aneignung geht schnell. Anders ist es,
wenn der Hörer die Sprache des Redenden zwar leidlich versteht, aber
seine Denkarbeit auf andere Sprachmittel stützen muß. Denn auch das
Denken haftet an dem Ausdrucksmittel der Sprache. Ein vernünftiges
Denken ohne Sprache ist nach Hamann ebensowenig vorstellbar, wie ein
Rechnen ohne Zahlen. Machen wir denen, deren Haus- und Herzenssprache
Niederdeutsch ist, durch hochdeutsche Predigt den Weg des Gehörten in die
Herzen nicht unnötig schwer? So schwer, daß sie entweder nicht zu folgen
vermögen, oder aber das innere Hören aufgeben und es mit dem äußeren
bewenden lassen müssen?

Hierher gehört auch folgende Erwägung. Wir haben vielen Grund zu der
Mahnung an die Gemeinde, die Sonntagsanregungen auch in den Alltag
mitzunehmen. Die Leute halten sich im Herzen gern zwei Schubfächer.
In dem einen liegt der Sonntag mit hochdeutschem Gotteswort und
hochdeutscher Andacht. In dem anderen liegen Geschäft, Handel und Wandel,
wie es der Alltag bringt. Wird dies nicht begünstigt, wenn die Predigt
eine ganz andere Sprache redet als der Wochentag? Es ist eine geistige
Arbeit vonnöten, gehörtes Wort in eigenen Willen, eigene Tat umzusetzen.
Macht die hochdeutsche Predigt dem einfachen Mann und schwerfälligen
Denker diese Arbeit nicht schwerer, als sie sonst schon ist? Und gar
erst, wenn die Predigt kümmerlich verstanden wird, und wenn der Hörer
schon mit dem Wortverständnis soviel Not hat?

d. Die vierte, und wohl die wichtigste Frage betrifft nicht die
_hörende_, sondern die _redende_ Gemeinde. Das innere Leben der Gemeinde
ist krank oder wird krank, wenn es nicht Ausdruck sucht im _Bekenntnis_,
_Zeugnis_, _brüderlichem Zuspruch_ und _Gebet_. Wenn Kirchensprache und
Volkssprache auseinanderfallen, werden hier die Folgen am merklichsten
zutage treten.

Sowohl im Kultus, als auch in der Jugenderziehung wird doch die Gemeinde
nur zum Gebrauch der hochdeutschen Sprache erzogen. Es ist kein Wunder,
wenn sich dem einfachen plattdeutschen Manne seine Muttersprache auf
diesem Gebiete versagt, getrauen sich doch schon viele Pastoren, auch
solche, die die plattdeutsche Umgangssprache beherrschen, nicht recht,
auf der Höhe seelsorgerlichen Gesprächs plattdeutsch zu reden. Beim
einfachen Mann kommt die Empfindung hinzu, als sei es eine Herabwürdigung
des Heiligen, wenn man es plattdeutsch ausdrücken wollte. So verbinden
sich Unvermögen, Ungeschick, mangelnde Gewöhnung und Vorurteil zu dem
Erfolg, daß von dem bezeichneten Gebiete christlicher Lebensbestätigung
die plattdeutsche Sprache ausgeschlossen ist. So ist auch der Teil der
Gemeinde, dem hochdeutsches Denken und Sprechen ungeläufig geblieben
ist, in Bekenntnis, Zeugnis und Gebet auf hochdeutsche Sprachmittel
angewiesen. Die Folge ist aber die, daß man sich auf formulierte,
gelernte Ausdrucksmittel beschränkt. Eine freie und selbständige Bewegung
läßt sprachliches Unvermögen und Ungewohnheit nicht zu.

Das bedeutet aber eine Armut des geistlichen Lebens. Wie oft wird aus Not
geschwiegen werden müssen, wo der Christ reden sollte! Wie oft wird ein
Zeugnis zurückgehalten werden, wo es abgelegt werden müßte!

Studiendirektor Fleisch weist in der Dorfkirche sehr richtig auf
die leidende Klarheit geistigen Erfassens hin, die eintritt, wo die
Möglichkeit fehlt, dem Gedanken im eignen freien Worte Ausdruck zu
geben. »Es ist in der Pädagogik allgemein anerkannt, daß nichts mehr
zu völligem Verständnis verhilft, als der Versuch, etwas mit eigenen
Worten wiederzugeben. Unsere wirklich noch plattdeutsch denkenden und
sprechenden Niederdeutschen aber sind zum großen Teil nicht in der Lage,
mit eigenen hochdeutschen Worten sich über Dinge des inneren Lebens
auszusprechen. Es mit plattdeutschen Worten zu versuchen, hindert sie die
»heilige« Sprache. Dadurch wird ihnen der Weg zum persönlichen tieferen
Verständnis erschwert. Man denke nur daran, wie fast unmöglich es ist,
Bibelbesprechstunden einzuführen, wenn sie hochdeutsch gehalten werden
sollen.« — Man erwäge auch die verhältnismäßige Wehrlosigkeit gegen
sektiererische Überredungskunst, wenn die Möglichkeit, klare Gedanken in
klare Worte zu fassen, so beschränkt ist.

Es ist noch darauf hinzuweisen, daß im zarten Kindesalter die religiöse
Beeinflussung durch die Eltern mangels sprachlicher Mittel unendlich
beschränkt ist. Bisher war wenigstens während der Schulzeit das Abhören
des Lernstoffes durch die Mutter ein gewisser Ersatz. Wird dies künftig
mehr fortfallen, wird es in den plattdeutschen Häusern von christlichen
Dingen recht still werden.

Was das Gebet im Besonderen angeht, so ist nicht zu bezweifeln, daß
außer gelegentlichen Stoßseufzern und Bitt-Gebeten um irdische Dinge
nirgends plattdeutsch gebetet wird. Die Rundfrage eines hannoverschen
Sonntagsblattes hat nach Fleisch folgendes Ergebnis gehabt: Es wird
hochdeutsch gebetet. Ganz wenige gereimte plattdeutsche Gebete gibt es;
vor allem zwei kommen häufiger vor in verschiedener Formulierung. Sie
seien hier mitgeteilt: »S’ abends, wenn ick to Bedde gah, viertein Engel
mit mi gah: Twee to min Häupt’n, twee to min Föt’n, twee to min linken
Sid, twee de mi deckt, twee de mi weckt, twee de mi denn Weg wiest to
des Himmels Paradies. De Himmel is schlot’n, de Höll is op’n, de Dübel
is bun’n, Gott verleih mi een seelige Stun’n. Amen.« »Nu will ick to
schlap’n un mi up den lewen Gott verlat’n. Un wenn de bitter Dod kommt un
will mi beschliek’n, so nimmt de leiwe Gott mi in sien Himmelriek. Amen.«

Man muß Fleisch durchaus recht geben, wenn er dazu ausführt: »Wir klagen,
daß so wenig Gebetsleben da sei, daß so wenig aus dem Herzen gebetet
werde, sondern meist mit formulierten Gebeten! Wie soll es anders sein,
wenn man in einer »heiligen Sprache« betet, die einem nicht geläufig vom
Munde geht. Da greift man natürlich zu auswendig Gelerntem, am liebsten
zu Gesangversen, denn Reim und Rythmen behält man am leichtesten! Wer
will aber bestreiten, daß darin in der Tat eine Erschwerung für das
Reifen persönlichen selbstständigen Gebetslebens liegt? Plattdeutsches
Beten ist aber nur zu erwarten, wenn auch plattdeutsch gepredigt,
plattdeutsch katechisiert wird.«

Dem niederdeutschen Kirchenvolke ist versagt worden, was für jede
Missionsgemeinde als erstes Erfordernis anerkannt wird: »_Die
Christianisierung der Volkssprache_«, die sie in den Stand setzt, die
christlichen Grundgedanken zu fassen und der Volksgemeinde innerlich wie
äußerlich geläufig zu machen. In einem Vortrage über das schwierigste
Missionsproblem, führt Warneck aus, daß ohne Einwurzelung in das
Volksleben das Christentum nie als einheimisches Gewächs naturalisiert
werden könne. Dazu gehöre die Christianisierung der Volkssprache, die
den geistlichen Gehalt der christlichen Grundgedanken in dieselbe
einführt. — Dieselbe ist nicht nur Vorbedingung einer erfolgreichen
Wortverkündigung, sondern sie ist auch für das Glaubens- und Gebetsleben
der Gemeinde nötig. Dies gilt auch nicht nur für die Missionsgemeinden,
sondern ist eine allgemeine Wahrheit und gilt auch für das niederdeutsche
Kirchenvolk. Als vor 300 Jahren die Christianisierung der niederdeutschen
Sprache im besten Fluß war, wurde sie abgebrochen, das Erreichte starb
ab, und die Folge liegt zu Tage.


III.

Mit kurzen Sätzen, die die Tiefe der Fragen kaum berühren, gleiten
Lehrbücher der praktischen Theologie bis in neuere Zeit über das
vorliegende Problem hinweg. _Hering_, (»Lehre von der Predigt,
1903/5.«) erkennt zwar an: »Wer in den Zusammenhängen, wie sie zwischen
den Mutterlauten der Sprache und kindlicher Gefühlsinnigkeit und
Herzensvertrautheit bestehen, einen der ethischen Werte erkennt, die,
vom Natürlichen herstammend, sich auch fürs höhere geistliche Leben
fühlbar machen, der sieht nicht ohne Bedauern, daß die Volksdialekte
auf dem Gebiete, wo das Leben der Gotteskindschaft gepflegt wird, wie
rechtlos geworden sind«, aber er findet sich mit dieser »Rechtlosigkeit«
als einer unabänderlichen ab. Er schließt: »Indem das Hochdeutsche
allgemein anerkannte, unsere Einheit sprachlich mitdarstellende Rede
der Nation wurde, _erlosch der Anspruch der Dialekte auf Verwendung
in der Sprache der Predigt wie des wirklichen Gebetes_.« — _Achelis_
führt noch 1911 aus: »In der Katechese, wie in der Predigt, ist die
hochdeutsche Sprache anzuwenden; seit Luthers Bibelübersetzung ist sie
dem evg. Volke die »heilige Sprache«, in welcher gebetet und zitiert
wird. Es ist ein psychologischer Irrtum, die Sache aus unwirksamer Höhe
zur lebendigen Wirksamkeit im Leben dadurch bringen zu können, daß man
sie in dem plattdeutschen Gewande des gewöhnlichen Lebens erscheinen
läßt. Dem plattdeutschen Volke wird dadurch das Heilige profan und erst
recht wirkungslos.« — In _Meusels Kirchenlexikon_ wird im Art. »Predigt«
zwar gesagt, daß das Kapitel von der sprachlichen Ausführung der Predigt
ungebührlich vernachlässigt sei, aber in dem Art. »Kirchensprache«
wird wohl von der besonderen Kirchensprache der kathol., der griech.,
koptischen usw. Kirche geredet, aber das Kirchensprachenproblem
Niederdeutschlands nicht berührt, es sei denn etwa mit den Worten,
»daß die Kirchensprache nicht allen Wandlungen und Abschleifungen
der Umgangssprache folgen dürfe und in ihrer Ausdrucksweise deren
Trivialitäten vermeiden müsse.«

Man mag sich die _Lösung_ des Problems so oder so denken, aber _daß_
ein solches von größter Wichtigkeit vorliegt, ist eine Tatsache,
der sich auch die Lehrstühle der prakt. Theologie, und namentlich
die Predigerseminare künftig nicht mehr werden verschließen dürfen.
Der Kirchensprachenaufsatz von 1829 behält recht, wenn er von einem
widernatürlichen Zustande redet, bei dem sich die Kirche nicht beruhigen
dürfe.

Aber dieser Aufsatz rechnete nur mit zwei Möglichkeiten der Lösung,
»entweder werde die hochdeutsche Sprache vollends zu der ausschließlichen
Sprache des Volkes, oder die Volkssprache zur ausschließlichen Sprache
der Kirche.« Aber beide Lösungen sind abzulehnen. Darüber, daß das
Plattdeutsche nach einer Uebergangszeit zur alleinigen Kirchensprache
erhoben werden könnte, wird kein Wort mehr geredet zu werden brauchen.
Die andere Lösung aber, daß das Plattdeutsche unter bewußter Mitwirkung
der Kirche tunlichst schnell ausgelöscht werde, ist neuerdings, wenn
auch bedingungsweise, in Betracht gezogen worden, für den Fall nämlich,
daß das Plattdeutsche ohnehin dem Untergang geweiht sei, und dem sei es
verfallen, wenn es nicht auch wieder als eine Schriftsprache kulturelle
Geltung gewinne.

Aber mehr, als die Kirche 300 Jahre lang zur Unterdrückung des
Plattdeutschen beigetragen hat, würde sie in gleicher Richtung auch
künftig mit dem besten Willen nicht tun können. Es wäre aber ein Unrecht
gegen das gegenwärtige Geschlecht, den heutigen Notstand auf sich beruhen
zu lassen, weil er etwa in 100 Jahren — wer will die Zeit berechnen? —
vielleicht nicht mehr bestehen möchte. Daneben bleibt es dabei, daß die
Erhaltung der Volkssprache im eigensten Interesse der Kirche liegt.

Neben den beiden abgelehnten Möglichkeiten besteht die dritte, daß dem
_Plattdeutschen_ im Gebrauch der Kirche _neben dem Hochdeutschen_ Raum
gewährt wird, ein Raum, der näher zu bestimmen und zu rechtfertigen sein
würde.

Zunächst sind einige allgemeine Einwendungen zu erörtern.

Es besteht weithin das Vorurteil, als sei das Plattdeutsche allmählich
so sehr Sprache der Gasse geworden, daß es heute unfähig sei, mit
seinen Ausdrucksmitteln, Hohes und Tiefes, Heiliges und Göttliches in
ein würdiges Wort zu fassen oder überhaupt auszudrücken. Man traut ihm
kaum zu, ernste Dinge in ernster Form mit ernster Wirkung behandeln zu
können. — Daß in der neuplattdeutschen Literatur auch Federn geringen
und geringsten Wertes vertreten sind, daß der Schwank, das Läuschen, ein
derber Realismus in der Kleinmalerei des Volkslebens und ähnl. so breiten
Raum gewonnen haben, während das Ernste, Gehaltvolle, Edle, namentlich
das Religiöse, nicht genug gepflegt worden ist, hat jenes Vorurteil nur
bestätigen können. Es sei diesem Vorurteil das Urteil hervorragender und
urteilsfähiger Zeugen gegenübergestellt.

Prof. D. Hashagen rühmt von der plattdeutschen Sprache: »Sie ist eine
der kindlichsten und mannhaftesten, eine der süßesten und machtvollsten,
überhaupt eine der herrlichsten Sprachen auf Erden.« Der weil.
Generalsup. W. Baur, der als Gast im Hermannsburger Pfarrhause einer
plattdeutschen Bibelstunde beigewohnt hatte, urteilt: »Das Schriftdeutsch
schien mir ein ärmlicher Notbehelf neben der lebendigen Mundart, neben
der Freiheit im Ausdruck, der Schalkhaftigkeit in der Wendung, die gerade
ihr eigen ist.« Prof. P. Hunzinger, weil. Hauptpastor zu St. Michaelis
in Hamburg, schreibt: »Wat up Plattdütsch vertellt ward, dat lewt, dat
is lebenniger, as bi ’t Hochdütsche, un steiht uns dütlich vör Ogen
taum Gripen; dor is Lewen un Farw, Gefäuhl un Wärme, Hartlichkeit un
Natürlichkeit in. Einfach un klor weit de Plattdütsche sick uttaudrücken,
un dormit dröppt hei den Nagel up den Kopp.« — Ein Zitat aus Semper,
mitgeteilt in Krüger, Geschichte der niederdeutschen Literatur dreht
sogar den Spieß um, wenn es lautet: »Die hochdeutsche Sprache ist in
Norddeutschland auf dem Wege völlig zu verarmen, da sie eine reine
Buchsprache ist und von Leuten gesprochen wird, die, wenn die Zersetzung
des einheimischen Volksdialekts noch weiter fortgeschritten sein
wird, überhaupt keine lebende Sprache mehr besitzen. Es fehlt uns der
natürliche Quell, aus dem sich Verluste stets neu ergänzen können. Ich
hatte oft genug Gelegenheit, zu spüren, wie sehr das Schriftdeutsch seit
Luthers Zeiten schon erstarrt, verarmt und verwildert ist.«

Der zweite Einwand wird im Interesse der Erbauung der Gemeinde erhoben.
Achelis sagt: »Dem plattdeutschen Volke werde durch plattdeutsche
Darbietung das Heilige profan und wirkungslos.« Weiter spricht er
von dem meist erheiternden Eindruck plattdeutscher Wendungen in der
Katechese. Hering meint, der niederdeutsche Bauer sei jetzt schon so von
der Bildungspflicht durchdrungen, daß er sich als herabgesetzt in der
Kultur fühlte, wollte man ihm bei Missionsfesten oder an Familienabenden
Geschichten plattdeutsch erzählen.

Auch hier mögen Gegenzeugen zu Worte kommen: Cl. Harms teilt mit, er
habe in den Dörfern der Kieler Landgemeinde sog. Cholerapredigten zu
halten gehabt. Er habe sie plattdeutsch gehalten, »und«, so schreibt
er, »es ging, wahrhaftig, es ging damit. Viel _verständlicher_ nämlich,
als wenn ich von dieser Sache hochdeutsch geredet hätte, aber auch viel
_eindringlicher_.« Auch dort, wo er eine Anzahl adliger Personen unter
den Zuhörern hatte, hat das Befremden über die nicht gewohnte Sprache
nur ein paar Minuten gewährt, da sei das Plattdeutsche auch gar nicht
anders, als das Hochdeutsche, von ihnen vernommen und genommen. — Ein
zweiter Zeuge ist der Kirchensprachenaufsatz von 1829. »Wir würden, einer
holländischen Predigt beiwohnend, anfangs bei den ernstesten Stellen
kaum des Lächelns uns erwehren können. Aber lauten sie dem Holländer
possierlich? Ebensowenig dem, der plattdeutsch denkt und redet, Gottes
Wort in seiner Sprache. Auch wer anfangs spötteln würde, würde bald
sich wundern, daß auch im Niederdeutschen das Heilige edel, würdig,
erbaulich ausgesprochen werden könne. Die Ehrfurcht vor der hochdeutschen
Verkündigung sei ähnlich der, mit der man Hieroglyphen betrachte.
— Gottes Wort sei nicht ein Standbild, das nur aus der Ferne schön
erscheine. Es scheue die nächste Nähe nicht, sondern fordere sie. Die
kirchliche Rede solle stets ein Lied im höhern Chor sein, aber sie werde
das nicht durch ein fremdes Idiom, sondern durch den gewählten, edleren
Ausdruck, dessen auch das Plattdeutsche fähig sei.« — Missionsinspektor
Weishaupt, welcher kürzlich einem plattdeutschen Missionsgottesdienste
in Volkenshagen i. M. beigewohnt hatte, gibt folgende Darstellung des
Eindrucks, den die Gemeinde und ihr Gast empfangen hatte: _Die Augen
leuchten, die Herzen schlagen höher. Die Sprache der Heimat, der
irdischen und der ewigen, hat ihre Wirkung getan. Mir aber war der
Gottesdienst ein Erlebnis._ Ich spürte etwas von dem Wehen des Geistes,
der »durch Mannigfaltigkeit der Zungen die Völker der ganzen Welt
versammeln will in Einigkeit des Glaubens,« wie es in einem alten Gebete
heißt. =Wenn einst vor dem Throne Gottes alle Zungen bekennen werden, daß
Jesus Christus der Herr sei, dann wird die plattdeutsche Zunge nicht am
schlechtesten klingen.= (Lydia, bl. a. d. Frauenmission. 1921. Nr. 11).

Ein drittes Bedenken geht die Pastoren an, und man wendet ein, daß nur
wenige unter ihnen das Plattdeutsche ausreichend beherrschen. Diese
Schwierigkeit aber kann überwunden werden. Noch niemals haben sprachliche
Schwierigkeiten dem Evangelium eine Grenze gezogen. W. Baur teilt den
Werdegang eines Pastors mit, der als Fremdling zu einer Gemeinde im
Vogelsberg gekommen war und von sich schreibt: »Mit inniger Liebe suchte
ich Land und Leute kennen zu lernen. Hatte ich vorher schon danach
gestrebt, auf der Kanzel mich populär auszudrücken und in der Schule
schwierige Dinge auch für schwach befähigte Kinder anschaulich, faßlich,
verständlich zu machen, so _lernte_ ich jetzt noch mehr, — ich _lernte
die lebendige Volkssprache — erst verstehen, dann schätzen, zuletzt
sprechen_. Wäre es nach der Sitte angegangen, ich hätte wie Cl. Harms
auch in der Mundart lehren und predigen können. Im seelsorgerlichen
Verkehr gewann ich oft nicht eher Zuversicht, völlig verstanden zu sein,
als bis ich die Sprache der Leute redete. — Wenn aber die Leute bei mir
saßen und sich so kurz, kernig und schlagend auszudrücken wußten, so
merkte ich mir Wort und Wendung. —« So könnte und sollte es jeder junge
Pastor machen, der sein Amt in einer plattdeutsch redenden Gemeinde
antritt. Dann würde eine Wand sinken, die ihn sonst, ob er es merkt
oder nicht, von der Gemeinde scheidet. Jürnjakob Swehn rühmt von seinem
Pastor, _er sei ein Plattdeutscher und passe zu ihnen_. Es sei mit ihm,
wie mit dem alten Pastor Timmermann in Eldena: der habe seine Leute auch
verstanden. — An dem sprachlichen Unvermögen der Pastoren sollte die
plattdeutsche Wortverkündigung nicht scheitern dürfen.


IV.

So fordern in Niederdeutschland zwei Kirchensprachen ihr Recht. Die
Grenze zwischen beiden ist fließend. Die zeitweilige Eignung des Pastors,
die sprachliche Lage der Einzelgemeinde, vielleicht eines ganzen
Kirchenkreises, sprechen mit. Auch der Entwicklung ist Raum zu gewähren.
Die feine Grenzlinie wird freilich nur der Takt ermitteln können.

Einen gewissen Anspruch muß das Plattdeutsche schon dort an die
Wortverkündigung stellen, wo sie hochdeutsch geschieht. Um dem einfachen
plattdeutschen Hörer das Verständnis zu erleichtern, muß die hochdeutsche
Rede sich in Satzbildung und Wahl des Ausdrucks dem Plattdeutschen zu
nähern suchen. Cl. Harms hatte sich die Regel gesetzt, »_was sich nicht
direkt ins Plattdeutsche übersetzen läßt, das spreche ich nicht_.«

Dasselbe sollte von der _Agende_ gelten, in der bisher ein Periodenbau
üblich ist, welcher für die plattdeutsche Gemeinde das klare Verständnis
so sehr erschwert. Eine Durchsicht der Agenden nach dem Grundsatze von
Cl. Harms ist ein Bedürfnis.

Das hochdeutsche Wort, dessen Aufnahme eine besondere geistige
Anspannung des plattdeutschen Hörers erfordert, ist dort am wenigsten
angebracht, wo die geistigen Kräfte des Hörers gebrochen sind. Das
seelsorgerliche Gespräch am _Krankenbett_ ist in plattdeutschen Häusern
selbstverständlich plattdeutsch zu führen. Ebenfalls ist dort die
Beichtvermahnung vor dem Krankenabendmahl plattdeutsch zu halten. Hierauf
hat das Prediger-Seminar vorzubereiten, und in die Agende ist neben einem
hochdeutschen ein plattdeutsches Formular hierfür aufzunehmen.

Auch in übrigen Fällen der _Seelsorge_ werde dem Plattdeutschen der
weiteste Raum gegeben. Für die Pastoral-Konferenz d. J. 1847 hatte
die Ratzeburger Synode u. a. den richtigen Satz aufgestellt: »_Der
Seelsorger, welcher plattdeutsch zu den Seelen reden darf, hat ohne
Vergleich einen leichteren Eingang zu seinem Werk, als wer nur
hochdeutsch._« Um nicht in der Gemeinde den Gedanken aufkommen zu
lassen, als sei es eine Art Herablassung zur Einfalt, wenn der Pastor
mit seinen Gemeindegliedern plattdeutsch redet, muß die Gemeinde fühlen,
daß ihr Pastor die plattdeutsche Sprache um ihrer selbst willen liebt
und ehrt und sich ihrer auch im Kreise der Seinen gern bedient. Es wird
da vielleicht manches Vorurteil zu überwinden sein, doch sollte es dem
Pastor nicht schwer werden, auch den Plattdeutschen ein Plattdeutscher zu
werden, auf daß er ihrer etliche gewinne. — Jedes Vorurteil wird auch in
demselben Maße schwinden, in welchem die plattdeutsche Bewegung innerhalb
und außerhalb der Kirche Raum gewinnt.

Auch im _Jugendunterricht_ hat das Plattdeutsche ein beschränktes Recht.
Die Einwendungen, welche Cl. Harms und unter den Neueren Achelis dagegen
erheben, wenn sie auf den erheiternden Eindruck des Plattdeutschen auf
die Schüler hinweisen, mögen bei einem ungeschickten Katecheten einmal
zu recht erhoben werden, allgemein treffen sie aber nicht zu. Es ist
eine Personenfrage, wer die plattdeutsche Sprache im Jugendunterrichte
heranziehen kann, eine Taktfrage, in welchem Umfange, eine örtliche
Frage, vor welchem Kreise dies geschehen kann. Wurster sagt einmal: »Nur
im Konfirmanden-Unterricht den Dialekt nicht ausschließen. Man redet doch
seelsorgerlich zum Herzen; da muß die Umgangssprache von selbst kommen!«

Die Kirche wird auch Sorge tragen müssen, in die _Lehrbücher_ für die
Hand der Jugend _plattdeutsche Gebete_ mit aufzunehmen. Dieselben wären
im Jugendunterricht zu behandeln und einzuprägen. Die Fähigkeit und
Gewöhnung, mit Gott in der Muttersprache zu reden, könnte daran ranken
und wachsen.

Dort, wo die Umgangssprache plattdeutsch ist, sollte die
_Verhandlungssprache im Kirchengemeinderat_ auch plattdeutsch sein. Das
würde nicht nur das allseitige Verständnis erleichtern, sondern auch die
gegenseitige Aussprache fördern und zu mancher Äußerung ermutigen, die
sonst zurückgehalten würde.

In _Missionsstunden_ und in _Bibelstunden_ wird das plattdeutsche Wort
an gutem Platze sein, wenn nicht ausschließlich, so doch im Wechsel mit
hochdeutscher Rede. Die örtlichen Verhältnisse müssen entscheiden, wie
weit dem Plattdeutschen Raum zu geben ist.

_Bibelbesprechstunden_ setzen in plattdeutschen Gemeinden den Gebrauch
der plattdeutschen Sprache voraus. Fleisch schreibt mit Recht: Ist die
mangelhafte Beherrschung des Hochdeutschen sicherlich ein Hindernis für
die Einbürgerung der Bibelbesprechstunde in ländlichen Gemeinden, so
wird die Benutzung, oder auch nur die Zulassung und der Mitgebrauch des
Plattdeutschen nicht nur helfen, die Bibelbesprechstunde einzuführen,
sondern auch sie nutzbar zu machen.

Auf _Gemeindeabenden_ wird sowohl in Vorträgen, als auch in
Deklamationen, Liedern und Aufführungen das Plattdeutsche stark
hervorgehoben und gepflegt werden müssen. Es ist hier auch der Ort, wo
der Gemeinde der Wert und die Herrlichkeit ihrer Muttersprache ans Herz
zu legen ist.

Daß die plattdeutsche Sprache nach den Grundsätzen der Augustana
auch in den _Gemeindegottesdienst_ gehört, steht uns außer Frage.
Selbstverständlich ist dabei, daß das Hochdeutsche keineswegs verdrängt
werden soll, sondern daß es sich um ein Bürgerrecht der Volkssprache
innerhalb verständiger Grenzen handelt.

Der Studiendirektor Fleisch hält dies zwar auch für das Ziel einer
Entwicklung, die anzustreben und zu erhoffen ist, aber er macht es
von der Vorbedingung abhängig, daß zuvor das Plattdeutsche auch
wieder Schriftsprache werde. Er sagt: »Das notwendige Korrelat
zur plattdeutschen Predigt ist m. E. die plattdeutsche Bibel, das
plattdeutsche Gesangbuch und plattdeutsche Erbauungsschriften. Ohne
dieses schwebt die plattdeutsche Predigt in der Luft.« Mit plattdeutschen
Predigten anfangen heißt ein wenig das Pferd am Schwanze aufzäumen.
Doch verwerfe er vereinzelte plattdeutsche Predigten bei besonderer
Gelegenheit nicht. — Fleisch begründet seine Stellungnahme mit dem
Hinweis darauf, daß erst die von ihm gestellte Vorbedingung das Vorurteil
überwinden könne, welches mit der Vorstellung des Hochdeutschen als der
»_heiligen_« und »_gebildeten_« Sprache verbunden sei.

Diese abwartende Haltung würde wohl geeignet sein, das erstrebte Ziel in
unerreichbare Ferne zu rücken. _Denn u. E. würde gerade die plattdeutsche
Predigt, und sie allein, es sein, die, zur allgemeineren Uebung gekommen,
die erforderliche und beständige Antriebskraft besäße, die kirchliche
plattdeutsche Bewegung in Fluß zu halten und zu fördern. Wir haben weder
Ursache noch Zeit, mit der plattdeutschen Predigt länger noch zu warten._

Die Schwierigkeiten, welche der plattdeutschen Predigt entgegenstehen,
sind zu überwinden. Nachdem vielfach die Städte vorangegangen sind, ist
ein Vorurteil der Landgemeinden zu heben, vorausgesetzt, daß der Pastor
die Sprache beherrscht und guten Geschmack beweist, sich auch in der
plattdeutschen Predigtsprache eines edlen und gehobenen Ausdrucks zu
bedienen.

Die Gemeinde hat dafür ein feines Verständnis und urteilt ziemlich
sicher. Nicht jedes drastische Bild und nicht jeder kräftige Ausdruck
sind der Würde kultischen Gebrauchs angemessen. Man sollte lieber
zu vorsichtig, als nachlässig sein. Cl. Harms sagt: »auf jeden Fall
befleißigen Sie sich eines feineren, edleren Plattdeutschen, als wie Sie
es hören von dem gemeinen Mann. Wenigstens der derben groben Ausdrücke
haben sie sich durchaus zu enthalten. — Man irre sich nicht, das platte
Plattdeutsch macht den Prediger keineswegs im guten Sinne des Wortes,
auch bei den so Sprechenden nicht einmal populär.«

Eine andere Frage ist, ob auch die _Liturgie_ des Gottesdienstes
überhaupt, oder jetzt schon, plattdeutsch zu gestalten sei. Wir gehen
davon aus, daß in demselben Gottesdienste unbedenklich zwei Sprachen
nebeneinander gebraucht werden können. Man erinnere sich, daß z. Z.
des Herrn in der Synagoge der hebräischen Lektion die Auslegung in der
Volkssprache folgte, daß in der römischen Kirche neben der lateinischen
Messe die deutsche Predigt steht, und daß auch unsere alten lutherischen
Kirchenordnungen für die Städte lateinische Lektionen neben den deutschen
vorsahen.

Meistens ist bisher wohl dort, wo plattdeutsch gepredigt wird, auch die
_Liturgie_ plattdeutsch gehalten worden, bald in eigener Uebertragung,
bald in Anlehnung an Vorbilder, wie sie gelegentlich gedruckt und
verbreitet sind. Wer an den sprachlichen Eigenarten fremder Vorbilder
Anstoß nimmt und eine eigene Uebertragung nicht wagt, bleibe ruhig
bei hochdeutscher Liturgie, denn auch sie hat ihr Recht neben der
plattdeutschen Predigt. Das hochdeutsche Gesangbuch und die hochdeutsche
Bibel sollen doch nicht verdrängt werden. An der hochdeutschen
Form der alten Kernlieder haften bei den älteren Gemeindegliedern
unvergeßliche Erinnerungen und große Gemütswerte. Die Jugend hat sie im
Unterricht gelernt, und sie werden ausgiebig erklärt. Hingegen manchen
Uebersetzungen haften Mängel an, und geeignete plattdeutsche Originale
sollen sich erst einbürgern. Auch die altvertrauten Schriftabschnitte
mögen in der Liturgie hochdeutsch gelesen werden, wenn der Pastor es
vorzieht und es der Gemeinde lieber ist. Gerade eine gute plattdeutsche
Uebertragung würde oft eine solche Veränderung der Form bedingen, daß
sie den Hörer vielleicht zunächst befremden möchte. — Im ganzen mag es
der Entwicklung vorbehalten bleiben, welches Recht dem Plattdeutschen im
liturgischen Teil des Gottesdienstes eingeräumt wird.[1]

Wie oft in größeren Städten ein plattdeutscher Gottesdienst einzuschieben
ist, wird sich aus Erfahrung, Bedürfnis und Erfolg von Ort zu Ort
ergeben. In Dorfkirchen wird sichs wohl empfehlen, monatlich einmal
plattdeutsch zu predigen.

Es konnten im Vorstehenden nur Andeutungen und Anregungen gegeben werden.
Es müssen erst viele Erfahrungen eines längeren Zeitraums aus den
verschiedenen niederdeutschen Volksgebieten gesammelt und verarbeitet
werden, um hier zu Klärungen, dort zu Berichtigungen und endlich zu
gewissem Abschluß zu führen.

Die vorliegende Sammlung möchte die Entwicklung fördern und dem
niederdeutschen Kirchenvolke einen Dienst erweisen. Gott geleite sie mit
seinem Segen!

    [1] _Plattdeutsche Kirchenlieder_ sind u. a. verfaßt und
    herausgeben worden von P. _Hansen_, Kropp i. Schleswig, P.
    _Walter Schröder-Stettin_, (Plattd. Kirchenleeder un plattd.
    Gottsdeinstordnung. Verlag: Ev. Presseverband für die Prov.
    Pommern. Stettin, Elisabethstraße 69. Pr. 1 Mk.) und P.
    _Fr. Bardey in Wismar_, (En lütt plattd. Gesangbauk, 1.
    Winterhalfjohr. Vom Vf. zu beziehen.)



1.

Plattdütsch Predigt

äwer Gal. 5, 16-25 hollen in de Paulskirch to Schwerin von P. _Studemund_.


Wat meint de Apostel, wenn he schriwwt: Dat Fleisch is gegen den Geist,
un de Geist is gegen dat Fleisch?

Ick will twei Geschichten vertellen, de uns dat wisen, un des Geschichten
sünd würklich passiert. Vor god 100 Johr lewt de Freiherr von Stein. He
wir lang Tid Minister, un ick wull, wi hadden ok hüt so’ne Ministers as
he wir. Mal hedd em en Herzog inladt un bei Disch wiren ok en ganz Deil
jung Leutnants. As se nu all länger bi Disch seten hadden, füng de Herzog
an, sönne Geschichten to vertellen, as anständig Lüd nich vertellen
söllen. De Herzog lacht lud öwer des Geschichten, un de Leutnants lachten
sik ok. Freiherr von Stein set dor mit ’n irnst Gesicht. He säd sik: Dat
darfst du nich mit anhüren, du möst den Herzog seggen, dat dat Unrecht
is, sönne Geschichten to vertellen. Äwer en anner Stimm in em säd: Lat
dat, dat giwwt nen groten Krach, du weißt, wo upgeregt und wütend de
Herzog warden kann. Wat geiht di dat an, wat de Herzog vertellen deiht.
Min leiw Fründ, hier hewwen wi dat, wat Paulus meint, wenn he seggt, dat
dat Fleisch gegen den Geist, und de Geist gegen dat Fleisch is. De Geist,
dat Gaude in em säd: Du darfst dat nich ruhig mitanhören, un dat Fleisch,
de oll Minsch in em säd: Verbrenn di dorbi de Fingern nich. De Freiherr
von Stein ded, woto de Geist em drew. He säd: »Ick heww mi ümmer argert
öwer smutzig Geschichten, un ick holl dat nich vör Recht, dat en Herzog
to jung Leutnants sönne Geschichten vertellt.« Dat würd bi des Würd
dodenstill. De Lüd, de dor wiren, würd’ dat heit un kolt. Se kennten den
Herzog. Äwer de sweg en Ogenblick still un füng denn an, von anner Saken
to reden.

Noch en Geschicht: En Mann hedd sin Deinstmäken anfohrt un bannig
utschullen. Nahst markt he, dat he dat Mäken Unrecht dahn hadd. Do säd en
Stimm in em: du möst nu to dat Mäken gahn, un ehr seggen, dat di dat leed
deiht, dat du ehr Unrecht dahn hest. Äwer en anner Stimm in em säd: dat
is doch man en Deinstmäken, du kannst doch nich na’n Deinstmäken gahn un
di awbidden. Dat geiht doch nich. Dor is ok de Geist gegen dat Fleisch,
un dat Fleisch gegen den Geist west. He hedd nahstens sülwst vertellt,
dat he sick vier Dag henquält hedd, bet he sick entsloten hedd, Awbidd to
dohn. So lang sünd Geist un Fleisch in em gegen einanner west, de Geist,
de säd: du möst Awbidd dohn, und dat Fleisch, dat säd: dat kannst du in
din Stellung nich.

Äwer wi bruken gornich an anner Geschichten to denken. Wi weten ut _uns
eigen Lewensgeschicht_, dat de Geist gegen dat Fleisch un dat Fleisch
gegen den Geist is. Dor is ener in Not, mit den wi verwandt oder good
bekannt sünd. Denn seggt en Stimm in uns: Dit is jo to trurig, dor mößt
du helpen. Äwer denn kümmt bald ne anner Stimm un seggt: Worüm saßt du
grad helpen, anner Lüd stahn em noch neger, lat de irst wat dohn. Wenn
du em ollig helpen wist, kann du di dit un dat nich anschaffen, wat du
so nödig hest. Oder dor hett sick ener mit nen annern vertürnt. Dat is
man ne Kleinigkeit aewer nu sünd se uteinanner un süs hewwen se so girn
mit einanner verkihrt. Denn seggt en Stimm in em, un dat is de Geist, dat
Gaude: Nu gah wedder hen un verdräg di un segg em, du haddst dat nich
so bös meint. Äwer ne anner Stimm, un dat is de oll Minsch, dat Slichte
in uns, seggt denn: Du kannst nich tauirst hengahn, hei möt irst kamen,
hei het de meist Schuld, hei möt irst seggen, dat em dat leed deit, wat
hei seggt un daan hett. — Ore dor is en jung Mäten. To de seggen anner:
Kumm hüt Abend mit to Danz. Denn fangt de en Stimm an: Dau dat nich,
dor geiht dat nich anstännig to, din Öllern sünd ganz gewiß nich dormit
inverstahn, wenn du hengeihst, un din Gewissen seggt di ok: Gah nich hen.
Äwer ne anner Stimm seggt: Worüm saßt du nich doon, wat de annern doon.
Du wißt doch ok wat von din Lewen hewwen. Du warst di all in acht nehmen,
dat nix passiert. Vadder un Mudder bruken nix dorvon to weiten. Ore dor
findt sick ne Gelegenheit, dat man so nebenbi ollig wat verdeinen kann.
De Sak is nich ganz rendlich un schön. Dat Gewissen is nich ruhig dorbi.
So seggt de en Stimm: Lat dat lewer. Äwer ne anner Stimm seggt denn: So
genau kann man dat hüt to Dag nich nehmen, anner Lüd doon dat ok. Du hest
dat Geld so nödig. Nahsten argerst du di, wenn en anner dit Geschäft makt
un du nich weißt, wo du di un din Kinner satt kriegen saßt.

Ja, min leiw Fründ, dat is so, as Paulus schriwwt: Dat Fleisch is gegen
den Geist un de Geist is gegen dat Fleisch. Wi bruken uns blod in ’n
Lewen ümtoseihn. Wi weiten dat ok von uns sülwst. Un wer weit, ob nich
hüt noch männigein von uns sonen Strit in sick dörchmaken möt, dat de
Geist gegen dat Fleisch un dat Fleisch gegen den Geist is. Aewer wo is
dat denn bi uns? Hewwen wi ümmer daan, wat de Geist will? Hewwen wi nich
ok oft nog daan, wat dat Fleisch will? Villicht noch in des Dag wedder?
Ach wi weiten, woveel Macht dat Fleisch, de Sün’n, in uns hett un wo
swack oft de Geist, dat Gaude, in uns is. Un wi weiten, _woveel Macht dat
Fleisch, dat Slichte, hüt in de Welt hett_. De Apostel Paulus schriwwt,
un ick will dat hochdütsch vörlesen: »Offenbar aber sind die Werke
des Fleisches, als da sind: Ehebruch, Hurerei, Unreinigkeit, Unzucht,
Abgötterei, Zauberei, Feindschaft, Hader, Neid, Zorn, Zank, Zwietracht,
Rotten, Haß, Mord, Saufen, Fressen und dergleichen.« Worüm heww ick dat
hochdütsch vörlest? Dorüm, wil för veel von dat, wat Paulus hier seggt,
_uns plattdütsch Sprak gor kein Würd_ hett. Paulus schriwwt hier von
Sün’n, de in ’t plattdütsche Land _gornich vörkamen süllen_. Äwer kamen
se bi uns to Lan’n nich vör? Dat dat bi de Heiden so utsüht, as Paulus
schriwwt, kann uns nich wunnern. Se hewwen jo de 10 Gebote in de Schaul
nich lihrt un weiten nix von unsern Herrgott un unsen Heiland. Äwer
süht dat denn bi uns to Lan’n hüt to Dag anners ut? Ach wo trurig, wo
trurig steiht dat doch upstunns mit uns Volk. In ’n Krieg säd mal en lütt
Mäten to ehr Mudder: »Mudding, wenn de Krieg vorbi is, gellen denn de 10
Gebote wedder?« De seg, dat de Minschen sick nich kümmern üm dat, wat
uns Herrgott in sin Gebote seggt. Äwer is dat beter worden in uns Tid?
Ick bruk nich veel dorvon to seggen. Wi weiten jo all, wo dat utsüht, un
fragen bang: Wo sall dat blot noch warden? Ward uns Herrgott de Welt un
uns Volk nich noch veel scharper anfaten möten?

Ick kann dat äwer nich laten, noch en Stell ut ’n Upsatz vörtolesen, den
ne plattdütsch Schriftstellerin schrewen hett. Se wahnt in Schwerin un
hürt to uns Paulsgemein. De Upsatz is äwerschrewen: »De Düwel un dat Johr
1920«. In desen Upsatz heit dat: »Baben up den Blocksbarg set de Düwel.
He hadd sin grotes Anschriewebauk up de Knei un höll Afrecknung äwer dat
Johr 1920. »Bi ’n Düwel noch mal«, rep hei, »dit Johr schafft ’t. Dit is
noch en Geschäft. Dit lohnt sick noch de Mäuh.«

Wo veele von de, de süs gornich bitaukamen west wir, föllen em nu in de
Klaben, wo veele, de süs nix von em hadden weiten wullt, wiren nu gaud
Frün’n mit em. Wedder lacht de Düwel. Dachten se, sei künnen mit em gaud
Fründ sin? Wenn hei ehr mal eins sin wohr Gesicht wisen ded, wo bleik sei
woll warden würden. Un denn wir ’t tau lat, tau lat, tau lat!

Am meisten Spaß makten em de _Wucherers_. Wat hadd dat Wurt süs för en
bösen Klang hatt ünner de Minschen, dor hadden sick süs nich alltauveel
mit bemengt. Dat Geschäft wir ehr so smerig west. Un wer ’t doch daan
hadd, den hadden se utstött ut ehr Gemeinschaft. Un nu? Ja, nu hadden’s
gründlich uprümt mit dit Vörurdeil, nu wir de Welt klauk worden! Wat
hadden se von Ihr un Stolt, wenn de Geldbüdel leddig blew. Geld! Geld!
Her dormit! Rin in den Kasten! Nu brukte he, de Düwel, man blot de Fidel
to striken un se kemen all, old un jung un grot un lütt, un danzten den
willen Danz üm ’t gollen Kalw. Un Larm un Strid, un Haß un Afgunst, un
Murd un Dodslag, de süngen in gräsigen Chur dortau, dat de Welt in ehr
Fugen bewern ded.

De Düwel slög en anner Blatt up.

De _Schuwers_, — wat wiren de Schuwers för’n fetten Happen för em! Hei
högte sick bi den Gedanken an ehr, dor künn hei mit einen Strich glick en
gauden Hümpel wegracken. Hei hadd naug hollwannig Kinner seihn, de sei
up’t Gewissen hadden. Wo klüng de Welt wedder von Süfzer un Jammer! De
Düwel läd de Hand an’t Uhr. Wo säut klüng em dat! Dat hürte hei leiwer as
Singen un Beden.

Un nu slög de Düwel en anner Blatt up, ganz mit Bedacht, dat hei ok den
rechten Wollgenuß hadd, von dat wat nu kem. Denn dit wir sin gröttste
Freud. Hier stünnen de Namens von de _lütten Mätens_ inteikent. Ditmal
rew de Düwel sick de Hän’n, dit wir sin Best, sin Hauptstück! Disse Siden
wiren süs ümmer so witt, so leddig west, kein hedd so recht wat mit em to
daun hewwen wullt, Tucht un Schimp wiren noch bi ehr west. Äwer nu, äwer
nu! Dicht bi dicht stünnen dor de Namens, un de ganz Jungen, dat gewen
de meisten un de legsten af. Wenn hei upstunns so öwer de Ird flög, un
hei seg de lütten Dirns un Mannslüd up de Danzbähns liggen bet deip in
de Nacht, un seg, wo sei Plicht un Ihr vergeten, wo sei dat Geld ut ’t
Finster smeten för Tand un Kram un lachten äwer gaude Lihren un lewten in
den Dag rinne, as gew dat kein End, denn würden em de Ogen blänkern. De
lütten Mätens hadden em Mäuh nog makt, Johrdusende lang! Nu äwer hadd he
ehr, nu wiren sei sin. »Kann naug von juch bruken«, gnurrte hei, »nu is
de Welt mal ümkihrt, nu kümmt dat Bös an ’t Roder, nu is ok mal min Tid.«

Un is dat nich hüt so? Is nich upstunns den Düwel sin Tid? _Höd di, höd
di_, min Fründ, dat de Düwel di nich ok in sin Bauk rinschriwwt, höd
di! Wer deiht, wat dat Fleisch will, de kümmt in dit Bauk rinne. Paulus
seggt in uns Epistel, dat all de nich de Seligkeit arben. Lat ’t uns nich
daun wat dat Fleisch, de Sün’n uns seggt, lat ’t uns daun, wat de Geist
seggt. Wo schön is dat, wat Paulus äwer den Geist schriwwt. Wi lesen:
De Frucht von den Geist is Leiw, Freud, Freden, Geduld, Fründlichkeit,
Gaudheit, Glowen, Sanftmaut, Keuschheit. Dat sünd luter Saken, för de uns
plattdütsch Sprak Würd hett, un dit süll sick ok all in plattdütschen
Lan’n finden. Leiw, Freud, Freden, Fründlichkeit, Geduld, Gaudheit,
Glowen, Sanftmaut, Keuschheit. Ach wenn doch alle Minschen so wiren, wo
schön wir denn dat Lewen. Wenn wi denn ok arm wiren, wenn wi denn ok en
flickten Rock drägen un in Winter in en Stuw tausamenkrupen möten, un
wenn dat denn ok knapp bi Disch taugeiht, dat würd all nich schaden, wenn
de Minschen so wiren, denn wir doch dit Lewen up de Ird ok in des swere
Tiden all en halw Paradies.

Toirst nennt Paulus de _Leiw_. De Leiw is jo ok dat Best in de Welt. De
söcht de Herr Jesus an sin Jünger, un einmal au ’n jüngsten Gericht ward
dat gahn na dat Wurd: Wat ji daan hewwt einen von min geringsten Bröder,
dat hewwt ji mi daan. Äwer Wil de Ungerechtigkeit äwerhand nimmt, ward
de Leiw in veel kolt warden. Is dat ok bi di so? O bidd Gott, dat hei
di mihr Leiw giwwt un di helpt, anner Lüd wat to Leiw to daun. Un dor
willen wi hüt mal ganz praktisch vorgahn. Dat is noch früh an ’n Morgen.
De ganz Dag liggt noch för uns. Dor nimm di nu mal för, _hüt an desen
Dag wenigstens einen Minschen wat to Leiw to daun_. Du weißt villicht en
Kranken oder ne oll Fru, de nich mihr utgahn kann un de sick freut, wenn
du ehr mal besäuken deist. Besäuk ehr hüt mal. Oder bring ehr en poor
Appels hen oder en poor Eier oder wat du süs grad hest, kannst ok nen
Geldschin mitnehmen. Dau dat, wotau de Leiw di andriwwt. Dat giwwt so
veel Armaut in uns Tid un so veele, de sick äwer jede lütt Gaw freuen.
Oder lad’ hüt abend enen in, de so allein steiht. Oder gah na enen hen,
mit den du utenanner kamen büst, un wis em, dat du em nich mihr bös
büst. Ja, dau wenigstens enen Minschen hüt wat to Leiw, äwer dau dat ok
würklich. Dat kann girn sin, dat, wenn du hengahn wißt, enen to besöken
oder em wat to bringen, ne Stimm in di seggt: Wat wißt du dorhen gahn,
dat hest du doch nich nödig, du kannst leiwer en anner Mal hengahn. Wenn
dat so sin süll, denn erlewst du wedder, wat Paulus schriwwt: Dat Fleisch
is gegen den Geist. Äwer dau nich, wat din Fleisch, din oll Minsch, din
Bequemlichkeit will. Dau wat de Geist will. Ach wenn doch jeder von uns
_wenigstens enen Minschen_ hüt wat to Leiw ded, wo dankbor würd ick sin,
denn wir min Predigt nich ümsüs west.

Un denn, min Fründ, ward dat hüt för di nen schönen Sünndag, de di
_Freud, veel Freud_ bringt, veel betere Freud, as einer hüt Abend up ’n
Danzbähn find ’t. Wo Leiw is dor is Freud, un de Apostel nennt ok to
tweit de Freud na de Leiw in unsern Vers. Mal hadd en rik Amerikaner enen
Paster fragt: »Wo is de Himmel.« De säd em: »Se ach, in uns Tid is dat
anner Wurd Wohrheit worden: möten för 200 Mark Lewensmittel för de arm
Witfru köpen, de an de anner Sid von den Barg wahnen deit, un de ehr drei
Kinner krank sünd. Nehmen Se ok ne Fru mit, de ehr plegen un upwohren
kann, un denn lesen ’S ehr den 23. Psalm för un bäden mit ehr. Se warden
marken, wo de Himmel is.« An annern Dag kem de rik Amerikaner to den
Pastor un säd: »Ja, nu weit ick, wo de Himmel is. Wo hett de arm Witfru
sick freut, se wüßt gor nich, wat se seggen süll, un ümmer wedder hett se
sick bedankt. Un as ick den 23. Psalm ehr vörlesen un mit ehr bäden ded,
hadd ick dat Geföhl, dat ick den Himmel veel neger wir as süs un ick weit
nich, dat ick mi süs all so glücklich föhlt heww as gistern.« Ja, dat
is so, as de Heiland seggt: Gewen is seliger as Nehmen. De Minschen, de
ümmer an sick sülwst denken, de ümmer blot hewwen un hewwen willen, sünd
unglücklich. Äwer de, de girn afgewen un girn anner wat to Leiw doon, de
kennen Freuden, de man süs in de Welt nich finnen kann.

Un denn noch _ein_ Deil. Paulus schriwwt wider von _Freden_ un
_Fründlichkeit_ un _Geduld_ un _Sanftmaut_. Nimm di wider för, _hüt an
desen Dag_ ok mal mit _jeden Minschen Freden_ to _hollen_. Wes’ gegen
jeden _fründlich_, ward hüt _nich ungedüllig un argerlich_, ok nich, wenn
ener di hüt en Töller entweismitt ore de Kinner ehr witt Kled smutzig
maken ore ener di anfohrt un Unrecht deit ore di mit spitze un häßliche
Würd kümmt. Fang denn nich an to schellen un to larmen, bliw denn hüt mal
ganz ruhig un fründlich un gedüllig, blot mal an desen Dag. Äwer villicht
denkt männigein: Du hest god reden. Du süßt man in min Städ sin. Ick
kann mi öwer minen Mann oder min grot Dirn jeden Dag krank argern, un de
Lüd, de mit mi in ’n Hus wahnen, man glöwt gornich, wat dat för Minschen
sünd. Dor kann man nich ümmer still swigen, dor löppt enen de Gall öwer.
Äwer versök mal hüt, den _einen Dag_ ruhig un fründlich un sanftmödig to
bliwen. Süßt du dat nich _enen Dag_ farig kriegen? Un wenn nich, wotau
hewwen wi unsern Herrgott. Denn bidd em, dat hei di mit sinen heiligen
Geist dortau helpen deiht. Villicht kümmst du, wenn du fründlich un
gedüllig büst, veel wider as wenn du losschimpen un losmarachen deihst.

Ach wenn wi doch den _heiligen Geist recht hadden_. Ok denn würd uns
dat Fleisch, de Sünn, noch to schaffen maken un wi warden dat erlewen,
dat ümmer noch dat Fleisch gegen den Geist is. Äwer wi warden nich mihr
soveel daun, wat dat Fleisch seggt, wi warden mihr daun wat de Geist
seggt. Un dat, wat wi hier lesen, Leiw, Freud, Freden, Fründlichkeit,
Gaudheit, Glowen, Sanftmaut, Keuschheit, ward sick ümmer mihr bi uns
finnen. De Apostel seggt jo, dat dat de Frucht von den Geist is, von den
heiligen Geist. Denn kümmt dit ganz von sülwst as de Appel un Beeren ok
ganz von sülwst an de Böm wassen un rip warden. Äwer hüt will ick blos
an _desen enen Dag_ denken. Ick bidd di noch einmal so recht von Harten:
Nehm di för, hüt an desen Sünndag, wenigstens enen Minschen wat to Leiw
to daun un nehm di för, hüt an ’n Dag ümmer fründlich un gedüllig to
bliwen, mag passieren, wat dor will, un bidd dinen Herrgott, dat hei
di dörch sinen heiligen Geist dorto helpen deiht. Ick will mi dat ok
förnehmen un gew uns Herrgott, dat wi dat würklich daun.



2.

Pingstpredigt

von Pastor _Ziercke_-Dömitz.


Min leiw Gemein! Wat sall ick jug seggen an dissen hilligen Dag? Sall
ick ’t maken as de annern all, de jug fragt hebben in de letzten Dag:
Wo geihst du denn to Pingsten hen? Un denn tellten se de lange Reig
von Pingstvergnäugungen up, de in de Tidingen stahn ded. Lud un lustig
geiht dat dor her, äwer de Seel hett nix dorvon un dat Hart bliwwt dorbi
untofreden. Ja dat kümmt woll vör, dat de Seel sick liesen wegslikt ut
all den lustigen Larm un wannert dörch dat dütsche Land; un wenn se denn
süht, dat an ’n dütschen Rhein de Franzosen un Swarten sick breit maken,
un dat de dütschen Tirolers to uns willen un dörpen nich, un dat de
Polacken äwer de dütsche Oder kamen as Deiw un Mürders, un wi dörpen uns
nich wehren in uns’ eigen Land un för unse eigen Bröders, denn stiggt dat
heit in ehr up. Un wenn se denn markt, dat dat vördem flietige dütsche
Volk rümsteiht un schugt de Arbeit, dat dat true dütsche Volk sick ein
den annern verklagen deiht, dat dat starke dütsche Volk sick un sine
Kinner up Gnad un Ungnad den unbarmhartigen Fiend utliewern deiht un dat
dat klauke dütsche Volk to all dissen Jammer noch juchen un lachen un
springen kann, denn lopen ehr de Tranen dal, un se müggt an leiwsten
dorhen gahn, wo dütsche Jungs un Mannslüd to Hunnertdusende an de Grenz
unner den Rasen liggen. Je, wo geihst du to Pingsten hen? Dor is noch
ein, de so fröggt, un de uns ok glik de richtige Antwurt gifft. Dat is
uns Herrgott. Aewer sin Frag ward meist äwerhürt, un sin Antwurt noch
mihr. Wi äwer willen dorup marken un willen hüren, wat hei uns seggen
will dörch den Profeten Hesekiel, 3, 22-24: »Uns Herrgott nehm mi bi de
Hand un säd to mi: Mak di trecht un gah herut upt Feld dor will ick mit
di reden. Un ick mök mi trecht un güng herut upt Feld. Un süh, dor stünn
de Herr in all sin Herrlichkeit, grad so as ick sei seihn hadd an ’t
Water Kebar. Un ick föll dal up min Angesicht. Dor kem de Geist in mi,
un ick kem wedder to stahn. Un hei sprök mit mi un säd to mi: Gah hen un
slut di in in din Hus!«

Sowied uns Herrgott sin Wurd. Weest nu, wo du hengahn saßt to Pingsten?
Ick willt noch eins tosamenfaten in einen Satz:

    Uns Herrgott will wat von di,
      Buten upt Feld, dor will hei mit di reden,
      Binnen int Hus, dor saßt du mit em reden.

Toirst will _hei_ mit _uns_ reden. Ganz irnst. So irnst, as en Vadder
mit sin Sähn sprekt, wenn de sick verbiestert hett; so as en Dokter mit
’n Kranken sprekt, wenn hei süht, dat dat slicht mit em steiht. Un dat’s
nu ganz gewiß: wi hebben uns verbiestert, wi sünd krank. Dat wier bet
1914 as mit den groten Torn von Babel. De minschliche Kultur süll ok
so ’n groten Torn warden; un all de Minschen von den ganzen Irdbodden
bugten an dissen groten Torn, ümmer fixer und ümmer iwriger. Un jedesmal,
wenn wedder en Johr üm wier, dann smeten se sick in de Bost, wo wied se
dat doch all bröcht hadden, un dat de Spitz von den Torn nu doch ball
bet an den Himmel recken müß. Se verstünnen ok all enerlei Sprak, disse
upverklorten Minschen vont twintigste Johrhunnert. Dat Hauptwurd von
disse Weltsprak wier dat Wurd: Geld. Geld kann allens, Geld regiert de
Welt, dat wier de Losung. Dat Geld is gewen alle Gewalt in Himmel un up
Irden. Den Heiland, de dit Wurd mal von sick seggt hadd, let man ’n goden
Mann sin un hadd em an leiwsten in en Museum steken un sin Evangelium
bi Sied leggt. Woto ok en Heiland un en Evangelium? Ne Seel gew ’t jo
äwerhaupt nich, un Schuld ore Unschuld dat’s allens egal. Wenn de grote
Torn man ierst farig wier. Wat süll ein denn noch an den Himmel glöwen?
Denn künn ein jo in den Torn von de Ird glick in den Himmel rupstiegen.
Äwerst, dor kem en Blitz ut den Himmel, un de ganze statsche Bu schöt
in sick tosamen. Dat wier de Krieg un de Revolutschon. Un dat is keen
Wunner, dat de Minschen nu heil un deil verbiestert un ganz krank worden
sünd; dat se nu dor stahn as Kinner, de en Pott entwei smeten hebben un
passen de Schören tosam: so hett ’t seten.

Dat heit: ein Godes is dorbi. Verbiestert un krank wieren se jo all
vörher, äwer se höllen sick bet dorhen för sihr klok un gesund. Nu äwer
is de Biesternis un Krankheit apenbor worden. Un wenn so’n Jung insüht,
dat hei sick alleen nich mihr trechtfinnt, denn hürt hei all wedder ihrer
up den Vadder. Wenn en Minsch sick dat irst ingestahn deiht, dat hei
krank is, denn schickt hei na den Dokter. So geiht dat ok uns, wenn wi nu
mang de Schören von uns’ tosamenschaten Glück ümhergahn. Vördem bildten
wi uns in, wi hürten to dat Volk von de Dichters un Denkers; nu weeten
wi, dat uns’ Volk dat Gripen un Grapsen beter versteiht, as dat Begriepen
un Glöben. Wi seihn in, dat wi krank sünd an Hart un Seel. Pingsten seggt
uns äwer, dat dat noch ’n Dokter giwwt, de uns helpen kann; dat wi noch
’n Vadder hebben, de uns trechtbringen kann. Hei nimmt uns hüt bi de Hand
un seggt: Mak di trecht un gah herut upt Feld, dor will ick mit di reden.
Na trecht is nu woll jedermann bi desen schönen Sünnenschien. De mihrsten
von uns sünd gistern buten west un gahn ok hüt wedder rut upt Feld. Äwer
woveel von all de Lüd, de ehren Pingstutflug maken, seihn denn wat von de
Herrlichkeit dor buten? Wenn ein dor wat seihn will, denn dörft ein nich
as dat Veih blot up sin eigen Trad un Fautspur dalkieken. Denn möt ein
sin Ogen upmaken, so as dat de Dichter von dat olle plattdütsch Volksbook
ut dat 15. Johrhunnert »Reinke Voß« makt hett, wenn hei sin Leid anfangen
deiht:

    Dat was up enen Pingstedag,
    Dat en de Wold un Felder sach
    Gröne stahn mit Loof un Gras,
    Un mannig Vagel fröhlich was
    Mit Sange in Hagen un up Bomen,
    De Krüder spröten un de Blomen,
    De wol röken hier un dor,
    De Dag was schön, dat Weder klor.

Wenn wi so de Ogen upmaken, denn seihn wi all en beten von de
Herrlichkeit upt Feld. De Blomen, de Böm, dat Krut, dat Holt mit sin
Loof, de Wischen mit ehr Gras, de Vagels un de Sünnenschien — dat allens
is jo uns’ Heimat: Un wenn uns dat ierst recht to Klorheit kümmt, denn
denken wi gar nich mihr an allens, wat wi utricht hebben mit uns eigen
Kraft un uns eigen Kunst; denken ok nich mihr an allens, wat wi utricht
hebben mit uns eigen Schuld un Versümnis. Ne, uns leiw Moder steiht denn
wedder vör uns un de truge Vadder, dei wi dat Best verdanken int Leben,
un uns’ Lihrers, de uns to’n Goden anhollen hebben, un ’n goden Fründ,
mit den’ wi oft uns utspraken hebben, un dat ganze Volk, to dat wi hüren,
mit sin grote Geschicht, un dat uns dragen hett mit sin faste Ort. Un
denn vergeten wi de grote gemeinsame Weltsprak, mit de wi den Torn bugen
wullen, bet an den Himmel in Eigensük un Äwermod, un besinnen uns up de
olle gottesfürchtig Red von unse Vöröllern. In uns leiw Modersprak giwwt
dat äwerhaupt gor keen Würd för allens, wat uns krank makt hett: Geld,
Geschäft Materialismus, Atheismus, dor giwwt dat blot Würd för allens,
wat uns wedder gesund maken kann: Hus, Heimat, Häben, Herrgott.

All de, de so buten de Heimat finnen, un to de de Heimat reden deiht
upt Feld warm, hartlich, leiw un gaud, de warden ok ball wedder kamen,
un den Herrgott sülwst finnen. Denn dat is ierst de ganze Herrlichkeit,
de wi dor buten upt Feld seihn möten, wenn de Herrgott sülwst dor vör
uns steiht un mit uns reden will. To keen Johrstid hett he uns mihr to
seggen, as in de Vörjohrstid. Hest em noch nich eins dor hürt? Du leiwes
Kind, seggt hei, wat billst du di in, wißt, wer weet wat, vörstellen, un
kannst doch nich en Grasspierken ut de Ird rutdriewen mit all din Kunst?
Du leiwes Kind, seggt hei, wat dreggst du den Kopp so hoch, liehrst mit
veel Koppterbreken de Spraken von frömde Minschen, un dat schönste Leid,
dat de Nachtigal hier singt, kannst du doch nich verstahn? Du leiwes
Kind, seggt hei, wat makst du di för Sorgen? Kiek hier buten is ’t grad
so: dor möt de Segen ok von baben kamen, wenn wat Rechts dorut warden
sall. Jedes Johr lat ick nah den düstern, harten, kollen Winter de Natur
wedder uperstahn to Licht un Leben un leiwliches Wesen, un du meenst,
du saßt ümkamen in Nod un Dod? Büst du nich veel mihr as de Blomen un
de Vägel, büst du nich min eigen Ebenbild? Süll ick di denn nich vel
schönere un betere Saken geben in min Paradies? — Gewiß is dat wohr, ahn
Storm un Weder geiht ’t nich af in’t Vörjohr. Dorüm, wenn in din Leben
Stormwind un Weder di angst un bang maken will, denn grad kann di dat en
Trost sin, dat du singen kannst:

    Bald vergeiht de Nacht,     God höllt sülwst de Wacht,
    Un en niges Vörjohr         Folgt den Winter sacht.
    In all din Sorgen,          In all din Nod
    Höllt hei fast di borgen    De true God.

Du leiwes Kind, mak dat man as de Blomen, de dor an den Weg stahn. De
sünd dor henstellt von den Herrgott un sälen bläuh’n. Un dat is se
genoog, dat se bläuh’n solang se känen, un dat de Herrgott se dor süht.
So saßt du ok an dinen Platz stahn in de Welt un din Ding doon: Denn de
Herrgott hett di dor henstellt, un dat is genoog, dat hei di dor süht.
Din Hart sall en Blom warden, Minschenkind, en Blom, de nix brukt as
Sünnenschien, un nix will as Bläuh’n, Gott to Ihr, de Minschen to Deinst,
sick sülwst to Lust. Süh so redt dor buten allens mit uns; un wi möten
blot de Uhren upmaken un de Ogen apenhollen: denn steiht de Herrgott
dor in all sin Herrlichkeit vör uns. Un dat geiht uns as den ollen
Profeten: wi fallen up uns Angesicht, un en nigen Geist kümmt äwer uns,
en Pingstgeist ut de Höögde, un wi kamen wedder up de Been to stahn, un
warden gesund un kriegen nige Kraft un nige Toversicht un nigen Globen.

Äwer wenn wi denn dor buten den Herrgott in all sin Herrlichkeit seihn
hebben, denn dörben wi ok nich wedder vergeten, wat hei dor mit uns redt
hett. Denn kümmt nu de Reig an uns; denn möt wi sinnig nah Hus gahn
un dor mit den Herrgott reden. Den Profeten kümmt gliek de Erinnerung
an de annere grote Stunn in sin Leben, wo hei ant Water Kebar in sin
Profet namt insett ’t is. Un woveel Stunnen hebben wi nich all in unsen
Leben hatt, wo de Herrgott sinen hellen Schien äwer uns hett uplüchten
laten. As uns Mudder uns toirst von den Heiland vertellt hett; as wi an
den Konfirmatschonsaltor säden: ich will din Kind blieben, as wi hier
in de Heimat en grotes Glück erlewen deden, ore as wi buten stünnen
int Feld in Nod un Gefohr. Un denn so mennig Mal, wo en Gottswurd uns
in ’t Inwennigste drapen hett. Jeden Sünndagmorgen steiht de Herrgott
jo an den Altor un will wat von di. Dor will de Orgel di losrieten von
de Ird, un de Gesang sall di dat Stiegen lichter maken, bet du toletzt
baben up den Barg ankamen büst, un de Predigt anfangt. Denn jede Predigt
in’t Gotteshus sall ne Bargpredigt von den Heiland sin, un bi jedes
Heilandwurt sall de Herrlichkeit von unsen Herrgott dörch de Kirch gahn:
du fäuhlst, wat halw un holl an di is, un in Demot un Gottsfurcht treckt
di dat hen na ’t Altorkrüz. Dat sünd ümmer Kebarstunnen för uns, wo dat
Wurd vun’t Krüz in uns Hart kümmt. En Murer, de en grade Wand upsetten
will, brukt ne Waterwag. Wenn de Waterblas ünner dat rode Fadenkrüz to
stahn kümmt, denn hett hei richtig arbeit ’t. En Christenminsch brukt
sonne Lebenswag, üm ümmer wedder nahtoseihn, dat hei sinen Lebensbu
richtig upführt. Disse Lebenswag is dat Evangelium, un wenn du an
Sünndagmorgen markst, dat din Leben sick ünner dat Krüz von Golgatha
instellt hett, denn so is dat richtig. Wi hebben dat heil nödig, dat
Krüz ümmer wedder an uns Leben to hollen; dat gifft uns Richtung un
gifft uns Trost un Kraft, un lett uns ierst de ganze Herrlichkeit von
unsen Herrgott seihn. Un wenn du disse Herrlichkeit seihn hest, denn
seggt hei to di: nu gah hen un slut di in din Hus! In din Hus möst du
den Anfang maken mit den nigen Pingstgeist, wenn’t anners warden sall in
de Welt. Meenst du, dat kümmt up enen nich an? Kiek mal, wenn du in de
Nacht verbiestert büst in düstern Wold, un dor schient man blot en lütt
Licht in de Fiern ut en lütt Finster, wat makt dat ut, un woveel Minschen
känen dordörch den rechten Weg wedderfinnen! Un nu nimm irst mal en
Lüchttorn. Hunnerte wiest hei in de Nacht den Weg dörch Storm un Wellen.
Wenn ok man en Minsch gegen all de Blindheit un Verlagenheit, gegen all
den Schandkram un de Gottlosigkeit angeiht, wenn ok man en christlich
Hus en hillig Licht upstecken deiht in de unhillige Welt, dat makt woll
wat ut. Sei hebben lang drömt von dütsche Macht un Herrlichkeit, hebben
drömt, bet dat Weder all äwer uns stünn. Un denn kem Slag üm Slag, bet
up den letzten in de letzte Woch. Blot dat nakte Lewen willen se uns
laten, un dat günnen se uns ok noch nich mal. Aewer dat is seker: ok
in dat Unweder, wat nu äwer uns kamen is, steiht de Herrgott in sin
Herrlichkeit vör uns un will uns seggen: gah hen un slut di in din Hus!
Von binnen möt dat dütsche Hus wedder upbugt warden. Mak de Dör to, dat
du dat Fiedeln un Fleuten nich hürst, un denn mak Gebruk von din Husrecht
un smiet all de unhilligen Geister ton Finster rut: den Klaggeist un den
Sorgengeist, de Eigensük un de Aewerbostigkeit, un pack di mal allens
vör di up den Disch, wat du noch hest ore doch hebben kannst: din Arbeid
un Sweet, din Mood un Glowen, din Leiw un Gottvertrugen. Un paß up, dat
in din Hus ok de Seel to Wurd kamen deiht un dat de Herrgott ok mal ahn
Inladung in din Stuw herinnekamen kann. Nimm din Kinner an de Hand un
folg mit ehr de Hänn un red mit din Herrgott ut deipsten Hartensgrunn.
Denn bliwwt den Herrgott sin Herrlichkeit bi di, buten un binnen is
Maiendag, sin helle Sünnenschien geiht mit di, ok wenn mal Wulken äwer
Hus un Heimat trecken.

So, nu bün ick farig hier up de Kanzel; nu kümmt de Reig an di; wenn du
nahst ut de Kirchdör geihst; un ümmer, ümmer saßt du denken: din Herrgott
will wat von di, buten upt Feld, dor will hei mit di reden, binnen int
Hus, dor saßt du mit em reden, uns Herrgott will von di din ganzes Hart
un Leben. Wenn du dat von nu an nich wedder vergeten wist, denn ward di
dit en gesegnetes Pingstfest.

Amen!



3.

Kinnerprädigt to Wienachsabend.

Von Pastor H. _Schecker_ in Blender, Kr. Verden-Aller.


    Luk. 2, 10. Un de Engel de sä to de Schepers: »Wäst man nich
    bange! denn süh! ik verkünnige jo ne anewäten grote Freide; dor
    schall sick dat ganze Volk to freien; denn jo is vandage de
    Heiland geboren, dat is de Herr Kristus in David siene Stadt.
    Un dat schall dat Teeken för jo wäsen: Finnen schöt ji dat
    lütje Kind in Luen inwickelt, un in ne Krübbe dor schall ’t
    inliggen.«

Dat harr de Engel to de Schepers secht. Un de, de läten sick dat nich
tweemol seggen; nä, forts sünd se opsprungen un hebbt sick opn Wech mokt
un se sünd mihr lopen as gaan, un dat duere keen Vättelstünne, dor wörn
se all ünnen ankamen in Bethlehem un stünnen vör dat Wertshus. Awer dor
sloepen se all lange, un wör oewerall keen Lecht mihr to säin; — allens
stickedüster. Man blos dor achter in ’n Spieker, dor schimmere noch en
swacken Lechtschien dör dat lüttje Finster. Vörsichtig gaat se ranner, un
een van de Schepers kloppt an de Dör, un dat duer nich lange, dor make
een van binnen apen. De ole San Josef was ’t, un he harr in de eene Hand
en Traanfunzel, un de anner Hand de höll he sick baben de Ogen, üm to
säin, wat denn dor buten noch los wör. Verwunnert kiekt he de Schepers
int Gesicht un fragt jum, wat se denn dor noch so late to säuken harrn.

Dor vertellt se em, wat se dor buten opn Felle wunnerbores biläwt harrn,
un dat keen annern as en richtigen hilligen Gottsengel jum herschickt
harre, dat se sick dat hillige Kristkindchen mol ankieken schullen, un ow
se hier woll recht kamen wören.

Na, dor harrn ji mol säin mößt, wat de ole Josef för grote Ogen maken
däe, as he dat to hüren kräg!

»Na«, sä he, »denn so kamt man rin, ji Gesegneten des Herrn; ji sünd för
de richtige Doer kamen.« Un he lüchte jum vorut.

Na, dat wir jo denn so recht wat för den groten Scheperjungen, de ok
mitkamen wör. He drängel sick dör un mit eenen Satz wör he ok all bi de
Krübben togange: »Och, kiek mol, Vader, dor liggt dat lütje Kristkind in
de Krübben! So wat het een doch all sien Läwdaag noch nich säin: en Kind
in de Kookrübben; wat het denn dat op sick?«

De Vader de bedüet em, dat he hier nich son Spittakel maken dröfte:
»Junge, du ole lägorige Bengel, sühst du denn nich, dat dat Kind slöppt?«

Un liese, ganz liese trät se nu alltohope heranner, de olen Schepers
mitsams de Kinner, de se mitnaamen harrn van Felle.

San Josef de höll de Lüchten tohöchde, dat se sick dat Kind ok van alle
Sieden genau ankieken künnt. Ach un ßüh! dor liggt ok de holdsälige
Mutter Maria un kiekt de Kinner un de olen Lüe so fründlich an un winkt
jum to, se schulln man ganz driest en bäten nöger rankamen an de Krübben.
Un dor stünnen se nu un freien sick un säen nix un hölen den Atem an, dat
man blos dat Kristkindchen nich opwaken schulle.

Tolest dor faate sick de öllst van de Schepers en Hart un sä to de
annern: »So«, sä he, »nu wö wie op de Knee liggen gaan un dat hillige
Gottskind anbäen«. Un dat däen se denn ok. Un de ole Schepers Opa de füng
an to bäen un sine troen Ogen de lüchten dorbie: »Och, mien beste leewe
Jesuskind! dat ick olen Keerl ok dat noch biläwen draf, dat du Minsch
geboren büst! Wolange hebbt se dor nu all op luert! Ut dankboren Harten
grüß ick di, du aller Welt eer Heiland! Ick wäit, du wullt dien Volk
Israel sälig maken. Mak ok mie sälig! Amen.«

Un dor füng ok de tweete an to bäen: »O du leiwliches Kind! du büst de
worraftige Davidsoen, un du warst ok noch emal en groten König weern, un
dien Königriek dat ward noch mol väl grötter weern as Daviden sien, nä
sogor noch väl grötter as den Kaiser Augustus sien. Lat ok mi to dienen
Rieke hentohören! Amen.«

Un de drüdde de sä: »Leewe holdsälig Kindken, wat David all vör väle
hunnert Joore hier in Bethlehem wäsen is un wat ick upstuns noch bün, en
Scheper, dat warst du ok noch emol weern, un ut aller Welt Ennen warst
du die diene Schape tohopesäuken un warst ’r ne grote Herde ut maken un
warst se höen op ne jümmer groene Aue, un an frischet Water dor weerd
diene Schape ok keen Mangel to lien bruken. Lat ok mie to diene Schape
räkent weern! Amen.«

Un de veert de bäe: »Leewe Jesuskind, wat büst du arm woorn un büst doch
de worraftige Gott van Vader in Ewigkeit geborn, so as ’t in tweeten
Attiekel schräm steit. Szüh! ick bün ok man en armen Daglöner un kann
die nich väl gäbn; awer eens wäit ick, dat warst du woll geern van mi
annämen: mien armet Hart full Sünne un full Not. Mak du et sälig! Amen.«

Un nu kräig ok de grote Junge weller Mood, de dor toirst so lud
rinpoltert kamen wör, un he folge siene Hänne un bäe: »Och, leewe
Kristkind, min lütje Broer to Hus de is woll ok en fienen, gladden
Jungen, awer du büst noch väl, väl gladder; du büst de schoenst ünner de
Menschenkinner. Szüh! wo ick di vandaage to säin kriege, dor fallt mi
boots de Bibelspruch weller in, den ick nülichst in de Kunformantenstünne
harr leeren mößt: »Us is een Kind geborn, een Soen is us schonken, de
driggt siene Königsherrschop op sien Schullern, un he häit: Wunnerrat,
Kraftheld, Ewigvader, Freedefürst. Amen.«

Un gans tolest dor füng denn ok de lütje Deern an to bäen; awer de wär
noch bäten watt dumm un wüß noch nich ganz väl to seggen; awers _een_
Gebett dat harr se all leert un dat bäe se nu ok vör: »Ick bün man lütt,
mien Hart mak rein; schall ans nümms in waanen as Jesus alleen. Amen.«

Un dor sä ok de ole Opa Amen to, un de annern säen ok alltohope Amen.
Awer de Jungfroo Maria de reep de lütje Deern ganz dichte bi sik
ranner un strake ehr ens oewer un froeg ehr, wo se häitn däe un ow se
tokam Ostern all na Schole mößte, un se säe to de annern: »Ji hebbt jo
alltohope gladd bäet, awer de lütje Trina ehr Gebett dat het mi noch an
besten gefallen.«

As se sik nu all an dat Kristkindchen satt käken harrn, dor gäwen se de
Mutter Maria un Josef alle na de Reege de Hand, un se bedanken sik ok
välmals, dat se jum noch so late in Stall rinlaten harrn un wünschen ne
goe Nacht.

Un dor, as se nu buten stünnen, ehr dat se weller to jumeere Schape trüg
güngen, dor stelln se sik alltohope noch emal vörn Stall in Halwkreis
herümmer, un de Schepers de kräigen jumeere Blashörn heruter un blösen
en ganz wunnerschoenet näiet Leed, un de Kinner de süngen dortoo, un dat
mot ja denn woll ganz anewäten gladd un soet dör de stille Nacht hendör
klungen hebbn — toerst ganz sachte, un denn jümmer luder, jümmer heller,
jümmer juchzender — un se süngen un se blösen:

    Stille Nacht, heilige Nacht;
    Alles schläft, einsam wacht
    Nur das traute, hochheilige Paar.
    Holder Knabe im lockigem Haar,
    Schlaf in himmlischer Ruh!

    Stille Nacht, heilige Nacht;
    Hirten erst kundgemacht
    Durch der Engel Hallelujah
    Tönt es laut von fern und nah:
    Christ, der Retter, ist da!

    Stille Nacht, heilige Nacht;
    Gottes Sohn, o wie lacht
    Lieb aus deinem göttlichen Mund,
    Da uns schlägt die rettende Stund,
    Christ, in deiner Geburt.



4.

Wat dat Krüz uns vertellt.

Plattdütsche Predigt von E. _Müller_-Stettin.


    Joh. 19, 19-20. Pilatus schrew ’ne Öwerschrift un sett ’te sei
    up dat Krüz. Un was schräwen: Jesus ut Nazareth, de Juden ehr
    König. Disse Öwerschrift lesten veele Juden, denn de Städ, wo
    Jesus an dat Krüz slagen würd, was dicht bi de Stadt. Un ’t was
    schräwen in de hebräisch, griechisch un latinsch Sprak.

    Ihr wes’ Gott in de Högd. Amen.

De Krieg was tau Enn’, un din Mann kem nah Hus, up de Bost dat iserne
Krüz an ’t schwart-witt Band. Woför hei dat Krüz kregen hett, dat
hett hei di nich seggt. Sin Fründ, de mit em buten was, de hett di
dat verklort un dat Krüz, dat hei mitbröcht hett, hett di dat liesing
vertellt, as du ’t heimlich in de Hand nahmen un mit din rode Lippen hest
küßt. Un wenn du nu dat Krüz sühst, denn sühst du dinen Mann in heite
Slacht vörstörmen gegen den Fiend. Mag de Dod up em lur’n, em ward nich
bang. Hei möt strieden, hei möt siegen för sin Wiw un för sin Kind. Dat
din Mann so tapfer un so tru is wesen, dat vertellt uns dat Krüz.

Wer hütigen Dags von Kruckow nah Smarsow geiht, de süht tau sin linken
Hand, midden up ’n Felln, ’n grotes Krüz stahn, ’n olles, olles Krüz von
Steen. An de Städ, wo dat Krüz steiht, is eis ’n Mann dodslagen word’n,
un de Anverwandten von den Mürder hewwen dat Krüz dor hensetten müßt.
Un as vör etliche Johr de Gaudsbesitter, denn’ de Acker tauhüren deiht,
dat Krüz wegnehmen laten wull, dor hett uns’ Regierung em seggt: Lat dat
Krüz stahn. Dat sall noch veele, veele Johr vertellen von de Undat, de
dor gescheihn is. Kein Nam nich steiht up dat Krüz. De Tid hett den Namen
utlöscht un de Regen un de Snei hewwen de Öwerschrift afwischt. Kein
Minsch nich kennt mihr den Namen von den’ Mann, de dor dodslagen word’n
is, un kein Minsch nich kennt mihr den Namen von den’ Mann, de dor den’
Murd up sin Gewissen nahmen hett. Wat sall ok de Nam? Nam is Schall un
Rook. Oewer wenn du dicht an dat Krüz ran geihst un nipping tauhürst,
denn kannst du verstahn, wat dat Krüz vertellt. Dat Krüz vertellt von
den Neid, de in ein Minschenhart upwakt is un von den Haß, dei gröter
un gröter worden is in ne Minschenbost, bit dat de Hand den Nahwer
dodslagen müßt. Un dat Krüz vertellt von de Weihdag, dei de Mann mit de
bläuige Wunn’ uthollen müßt, un von dat Leed, dat aewer ’n Frugensminsch
kamen is, as ehr künnig würd, dat ehr Mann storwen was, un von de Angst,
de sick in den Nacken von den Mürder hett sett’t, dat hei flüchten,
ümmer wider flüchten müßt, bit dat de Dod un de Düwel em doch kregen
hewwen. Von de Minschen ehr Slichtigkeit un von dat Elend, dat ut dies’
Slichtigkeit kümmt, vertellt uns dat Krüz.

In ’t Pommerland liggt ’n Dörp. Un in dat Dörp steiht ’ne Kirch, un üm
dei Kirch herüm liggt ’n Kirchhof; un up den Kirchhof slapen so veel, de
eis in de Kirch sung’n un beden hewwen, de in de Kirch döfft sünd un dat
hillige Abendmahl nahmen hewwen. Un up den Kirchhof slöpt din Vadding un
slöpt din Mudding. Un dat Graw smückt ’n Krüz von Isen oder von Holt,
viellicht ok von Stein. Un up dat Krüz stahn de Namens von din Öllern
un up dat Krüz steiht de Oewerschrift, de du dorup sett’t hest: Selig
sünd de Doden. Un jederein, der an dat Krüz vörbigeiht, lest de Namens
un lest de Oewerschrift un denkt still bi sik: Selig sünd de Doden. T’
was nen goden Mann. Un ’t was ne dägte Fru. Ja, Selig sünd de Doden. —
Du aewer bruckst de Namens nich tau lesen; di sünd sei deip in dat Hart
inschräben, so deip, dat de Regen un de Snei sei nich afwischen un de
Tid sei nich utlöschen kann. Un du hest dat fäult in dinen Harten, dat
wohr is de Oewerschrift: Selig sünd de Doden. Un wenn du unner dat Krüz
nu steihst, denn hürst du, wat dat Krüz di vertellt, von de Stunn, dor
du eis dinen Vadder grawen hest. Dor kem din Mudder an di ran, — up
ehre blanken Ogen leg ’n swarten Schatten un oewer ehre Backen lepen
dei Tranen. — Sei nehm di in den ’n Arm un säd tau di: Wein man nich,
min Kinding; ick bün jo noch dor un hew di leiw. — Un dat Krüz vertellt
di von de Stunn, in de din Mudder würd in dat Graw leggt. Veel Minschen
wirn dorbi, oewer du wirst doch alleen, din Vadder wir nich bi di un din
Mudder säd kein Wurd. Ehr Mund was so still un ehr Hand was so kold, hu,
so kold. — Un dat Krüz vertellt di von de Stuw, de in din Kinnertied
’nen gollen Schien hett leggt, un de di so rik makt hett, wenn ok dat
Öllernhus man ärmlich was un de Not un de Sorg dorin wahnen deden. Din
Mudder hett för di sorgt, un din Vadder hett för di schafft — un as du
wannern müßt in de wide, wide Welt, is din Vadder sin Segen mit di gahn,
is mit di gahn din Mudder ehr Gebett. Von grote Leiw un von faste Tru
vertellt uns dat Krüz.

Süh, dicht bi Jerusalem up ’n Barg steht ’n Krüz von Holt. Un an dat
Krüz hängt ’n Minsch. Un an dat Krüz steiht de Oewerschrift: Jesus ut
Nazareth, dei Juden ehr König. Pilatus hett de Oewerschrift makt, desülw
Mann, den de Römers in dat Land schickt hadden, wil dat he nah ’n Rechten
seihn un up Ornung hollen süll. Hei hett de Oewerschrift makt, de Juden
tau argern. Sei hewwen em ok argert, indem, dat sei em dwungen hewwen,
den’ Mann tau ’n Dod tau verurdeilen, von den’ hei wüßt, dat sine Seel
hell un klor was as de helle klore Sünnenschin. Dei Juden hewwen em
argert, nu argert hei de Juden. Dat Brüden geiht üm, seggen de Lüd.
Oewer christlich is dat nich. Liekerst steiht Pilatus in uns Herrgott
sinen Deinst. Hei möt de Wohrheit schriewen, obgliek hei nich weit, wat
Wohrheit is. Jesus ut Nazareth, de Juden ehr König. Jesus. De Nam is
nich Schall un Rook. Den’ Namen kann de Regen un de Snei nich afwischen,
den’ Namen kann de Tid nich utlöschen. De steiht deep in de Minschen ehr
Hart, de steiht deep in Gott sin Hart inschreewen; de bliwt in Ewigkeit.
Jesus ut Nazareth. Ja, dat is wohr. Ut Nazareth stammt hei; dor is hei
upwussen. Dor hett sin Vadding em dat Lesen un sin Mudding em dat Beden
lihrt. Dor hett hei in de Bibel lest un in sin Lebensbook studiert, wenn
de Man an ’n Häwen schienen ded un dei Stirns lücht’ten as Lichter an ’n
Dannenboom. Dor hett hei dat rutfünnig makt, dat Gott sin Vadder is, dor
hett hei dat rutfäuhlt, dat hei de Messias sin künn, up den’ dei Juden
luerten sörre lange, lange Tid. Un as hei sick bi sin Döp davon aewertügt
hadd, dat hei würklich de Messias wir, dor is hei nie nich wedder nah
Hus gahn. Dor is hei in de Welt rinne wannert, de Juden tau vertellen
von sinen Gott un von sei ehren Gott. Dor hett hei de Juden dat utdüd’t,
dat Gott dei Minschen leiw hett as ’n Vadder leiw hett sin eigen Kind,
dat Gott de Sünner leiw hett as ’n Vadder leiw hett sinen Söhn, ok wenn
dese Söhn Schimp un Schann up sin Vadder sin griese Hoor bröcht hett.
Un veele glöwten em dat tau un folgten em nah un deden, wat hei von sei
verlangen ded. Sei würden em ünnertan. So würd hei de Juden ehr König,
nich ’n König mit ne blanke Kron up ’n Kopp un mit ’n blankes Swert in
de Hand, ne, man blot ’n heimlichen König, dei in dei Minschenharten
regiert, in Gott sin Riek. De Pharisäer würden em arg, wil dat de Lüd
den Herrn Jesu nahfolgten. Sei säden: Hei is nich de Juden ehr König,
hei lüggt un bedrüggt. Un Jesus säd: ick nehm dat up ’n Eid, ick bün ’n
König. Un as hei in Jerusalem inriden ded, repen dei Groten un de Lütten
up de Straat: Hurra uns’ König. Dor güngen de Pharisäer hen un verklagten
em bi ’n hogen Rat un bi Pontius Pilatus. De hoge Rat wull em glik tau ’n
Dod verurdeilen, oewer Pontius Pilatus wull dat nich. Hei markt dat woll,
dat de Neid ut de Pharisäer spräken ded. Doch de Haß von de Pharisäer
was so grot, dat Jesus starwen müßt. Nu hängt hei an dat Krüz! All sine
Gleder dauhn em weih, un bannig grot is de Döst, de em quälen ded. Unner
’t Krüz stahn Lüd, dei spitakeln aewer em un lachen aewer em. Wek sünd
dorbi, dei hett hei hulpen ut grote Not. De lachen ok, de spitakeln ok.
Un em stiggt dat heit bit int binnelst Hart! Oewer hei weit dat: hei is
de Juden ehr König. Hei möt sin Ünnertanen schützen. Dorüm bed’t hei tau
Gott: »Vadder, vergiww sei dat; sei weiten nich, wat sei daun.« Un de
Qual ward gröter! Döst, Döst! Angst, Angst. Min Gott, min Gott, worüm
hest du mi verlaten. Nu kümmt de Dod! Jesus ängst’t sick nich. Tapfer un
tru süht hei den Dod in dat Og. Hei will jo starwen. Friwillig geiht hei
in den Dod! Nich as Judas Ischarioth, dei sick sülwst dat Lewen nehm.
Ne so, dat hei sick nich wehren ded, as dei Soldaten em griepen wullen;
dat hei sich nich los ret, as sei em an dat Krüz nagelten. Hei wull
starwen, wil dat sin Vadder dat wull; hei wull starwen üm dei Minschen
ne Leiw tau wiesen, dei gröter is as sei ehr Sünn un Schuld. Un de Dod
kümmt un will em an sin Hart rieten. Oewer hei will in sin Vadder sinen
Arm inslapen, as ’n Kind. Min leiw Vadder, in dine Hänn befehl ick minen
Geist. Un süh, ’n Engel kümmt un dräggt sinen Geist in sin’ Vadder sine
Hänn. Dor is hei nu. Sin Vadder is sin Gott. Un Gott is dat Lewen. Wer
in Gott is, dei is in dat Lewen. Ok Jesus is nich dod. Hei lewt. Noch hüt
gellt dat Wurt: Jesus ut Nazareth — de Juden ehr König. — Pilatus hett de
Oewerschrift makt, up hebräisch, up griechisch un up latinsch, in alle
Spraken, de dunntaumalen de halwe Welt spreken künn. De ganze Welt sall
dat weiten, dat de Juden ehr König hier starwen möt as ’n Mürder. So wull
dat Pilatus. Doch Gott wull dat anners. Hei will, dat alle Minschen dat
weiten sälen: Jesus is de Köng von de ganze Welt. — Sühst du de Brigg
dor up dei hoge See? Wur towt de Storm! Wur gahn de Bülgen hoch! Sei
schmieten dat Schipp hen un her, as ’n Ball. Dat Schipp will in den Hawen
flüchten. Oewer ’t kümmt nich rin. Dei Stüerung is falsch! Ball schmieten
de Bülgen dat Schipp an de Mol. Denn breckt dat entwei. Un de Minschen
gahn unner. De Lots’ süht dat. Ick möt hen, dat Schipp tau redden, so
röppt hei. Führ nich rut, segg’n sin Frünn’ un Kollegen. Din Boot sleiht
üm un du geihst in den Dod! Un wenn ick starwen möt, ick möt rut, seggt
de Lots. Un hei führt rut. Links möten ji stüern! Dat Boot driwwt an den
Strand. De Lots driwwt up de See. Dod! Oewer de Brigg liggt säker in den
Hawen. — De Minschheit is de Brigg. Sei will rauhn an Gott sin Hart. Sei
kümmt nich dorhen. Sei stüert falsch. Min Sünn is gröter, as dat sei mi
vergewen warden kann. Ümmer wedder driwt sei rut up dei See, in de Welt.
Un de Dod luert up sei; de Höll will sei hewwen. Dat süht Jesus, de Lots.
Ick möt hen, sei tau redden, so seggt hei tau sine Jüngers. Bliw hier,
seggt Petrus, sünst mötst du starwen. Un wenn ick ok starw, ick möt hen.
Un hei geiht nah Jerusalem, nah Golgatha. An’t Krüz! Links möten ji
stüren. Hier is Gott sin Hart! Jesus geiht in den Dod. Un de Minschheit
geiht tau Gott. Un Gott seggt tau ehr: De di dat Lewen gewen hett dörch
sinen Dod, de sall din König sin. Jesus Christus is de König von de ganze
Welt. Hei is ok din König! De Minsch is dat Schap, dat in de Durn sick
vertörnt hett. Un de Durn tusen un plusen em de Wull un dat Fell. Jesus
süht dat. Hei will dat Schap ut de Durn lösn. Oewer _dei_ Durn hollen
dat Schap fast un terrieten den Scheeper dat Hemd, de Hand, dat Hart.
Doch Jesus lett nich nah! Hei grippt in de Durn bit dat dat Schap verlöst
is. Nu dräggt hei ’t up sin Schuller in sinen Vadder sinen Stall. Un sin
Vadder schenkt em dat Schap. Nu is dat sin. Nu hölt hei ’t fast! Kein
Dod un kein Düwel nich kann ’t em ut sine Hand rieten. Jesus is stark as
Gott. Kennst du de Oewerschrift, de up din Stirn steiht sörre de Tid, dor
du döfft worden büst? Jesus ut Nazareth, de Juden ehr König. Dat heit för
di: Jesus din König.

Grot is de Neid un de Haß in de Minschen ehr Bost! Gröter is de Leiw
in uns Herrgott sin Hart! Jesus geiht tapfer un tru in den Dod! De
Minschheit geiht fri in dat Lewen! Jesus ut Nazareth de Minschheit ehr
König. Jesus ut Nazareth din König. Dat all’s vertellt uns dat Krüz.

Amen.



5.

Plattdütsch Predigt

an’n 16. Sünndag nah Trinitatis (11. 9. 1921.) hollen von Propst
_Dahlmann_ in Golbarg.


    Phil. 1., 21 ff. »Christus is min Lewen, Starwen is för mi
    Gewinn. Wenn ick äwer bedenken dauh, dat ick hier in dei Welt
    noch veel dauhn künn, denn weit ick nich, wat ick mi wünschen
    sall. Denn weit ick nich, wat dat Best vör mi is. Ich hadd woll
    Lust aftauscheiden, un nah den ’n Herrn Christus tau gahn, dat
    wir för mi wol dat Allerbest. Äwer, wenn ick an juch denk, denn
    wir’t wol beter, dat ich noch ’n beten hier blew. Dat ward ok
    wol so kamen, dat ick noch bi juch bliwen sall, dat ick juch in
    ’n Glowen un in dei Freud an jugen Glowen wiederhelp«.

Hüt is de Kirch jo mäglich vull, un dat noch tau an’n gewöhnlichen
Sünndag. Dat is’n jo gor nich mihr gewennt. Ja, in dei Kriegstid, as
dei Lüd all Angst üm ehr Manns un Sähns harren, dunn wir dei Kirch an’n
gewöhnlichen Sünndag ok wol oft so vull as hüt. Äwer nu nah ’n Krieg dor
hebben veel sick dacht: »O, nu kann uns dat nicks mihr dauhn, nu bruk
wi ok nich mihr so oft nah dei Kirch tau gahn.« So hewwen sick veel,
gortau veel, dat Kirchengahn wedder awwennt, un meist is jo veel Platz
up dei Bänken. Na, worüm dei meisten hüt herkamen sünd, dat is jo kein
Geheimnis. Üm dat Gottswurt un dei Andacht is dat hüt veele villicht
weniger to dauhn, ne dei Niglichkeit het sei herdrewen. Sei sünd niglig,
wo sick dat wol anhürt, wenn Gottswurt plattdütsch predigt ward, un wo
dei Preister sick dor wol anstellt. Nu mücht ick wol wünschen, dat dat
mennig einen von de Nigligen hüt so gahn deiht, as dat dei Fisch oft
geiht. Dei Fisch will’n von’n Fischer süß nich veel weiten, un gahn em
ut’n Weg, wenn hei mit sin Nett un sin Angel rankümmt. Wenn dei Fischer
nu äwer up sinen Angelhaken son schöne, recht apptitliche Lockspies
stäken hett, dann ward mennig Fisch doch niglich un denkt bi sick: sallst
doch ok mal eins präuwen, wo dei schöne Lockspies smeckt, un geiht ran
an dei Angel, un mit eins sitt hei an den’n Angelhaken fast un kann nich
wedder loskamen.

Uns Herr Christus hett jo eins tau Petrussen seggt, hei süll nu man
dat Fischfangen up den’ See Genezareth sin laten, hei süll nu ’n
Minschenfischer warden, dei Minschen för den ’n Herr Jesus infangen süll.
Dit Wurt von den ’n Herrn Jesus gellt för uns Preisters alltauhop. Wi
sälen ok all Minschenfischers sin, dei dei Minschen för den ’n Herrn
Christus infangen. Denn dörpen wi dat ok woll so as dei Fischers maken,
un dat is woll ganz in ’n Sinn von den ’n Herrn Jesus, dat wi dei
Minschen, dei süß nich nah’re Kirch kamen, mal eins dörch ne Lockspies
anlocken, üm ehr denn för den ’n Herrn Christus un sin Wurt tau fangen.
Un as nu weck von dei Gemein in dei Zeitung setten leten, dat sei wol
girn mal dat Gottswurt in uns leiwe plattdütsch Muddersprak hüren
müchten, dor hewwen wi in ’n Kirchgemeinrat uns seggt: Worüm nich, dat ’s
ne schöne Gelegenheit, Gottswurt an dei Minschen ran tau bringen, dei dei
Kirch süß ut ’n Weg gahn. Wi willen ehr mal ne plattdütsch Predigt as ne
Lockspies henholln. Villicht geiht denn den Einen ore Annern dat ok so as
dei Fisch, mit eins hackt sick Gottswurt up des Ort in ehr Hart fast, dat
’s gornich wedder von loskamen känen. So hebben wi uns dat dacht, wenn
wi hüt de Gemein tau ne plattdütsch Predigt inladt hewwen. Un uns Herr
Gott mag sinen Segen tau dit Vörnehmen geben, dat sin Wurt, ok wenn ’t
plattdütsch predigt ward, nich leddig werre trüg kümmt.

Wi wenn’ uns nu nah desse lüt Vörred tau dat Gottswurt, dat ick, so gaud
as ick künn, int Plattdütsch äwerdragen un vörlest heww. Soveel ward ji
woll noch behollen hebben, dat dat Wurt von ’t Starwen redt. Ja Paulus
redt von sin eigen Dod. Aewer wat Paulus hier von sin eigen Dod seggt,
dat möt uns doch wunnern. Hei seggt, dat vör em dat Starwen dat allerbest
wir, ja, dat Starwen för em gradtau ’n groten Gewinn wir. Dat krigt ’n
nich oft tau hüren. Segg mal sülwst, wo würd di wol tau Maud sin, wenn
dei Dod nu mit eins an di ranne kem, di mit sin knaekern Hand anfaten
würd un sed: »Brauder, Swester, kumm mit, nu is din Tid üm«. Würdst du
di denn ok as Paulus freun, würdst du denn ok so ähnlich as hei seggen:
Leiwe Fründ, nah di heww ’k mi all lang sehnt, wo freu ick mi, dat du nu
endlich kümmst un mi halst? Ick heww grote Lust, mit di tau gahn. Dat
is för mi jo grad so, as wenn ick ’n groten Gewinnst makt hadd. Ob wol
einer von uns so seggen würd? Würd ’n wi wol nich tausamenschuddern vör
den unheimlichen Gast un uns strüwen, mit em tau gahn? Von Lust würd
wol wenig tau spören sin, desto mihr äwer von Roren und Schrigen. Ne,
von Natur hett kein Minsch Lust tau ’n Starwen. All Minschen trachten
nah ’t Lewen un willen lewen. Maennigmal seggen wol Minschen, dei swer
krank sünd un veel Weihdag hebben, ja oft nich mal mihr sitten ore
liggen känen, dei seggen wol mitunner: Wenn ick man dod wir, ick bün mi
sülwst un min Angehürigen blot noch tau Last. Aewer dei seggen meist man
so: Wenn dei Dod, den ’n sei sick so lang wünscht hebben, denn kümmt,
un seggt: »Kumm mit!« denn is ’t mit eins all nich wohr, wat sei seggt
un sick wünscht hebben. Denn heit ’t up eins: Ach, wenn ick doch noch
’n beten lewen künn, wo girn blew ick noch ’n beten hier. Wi Minschen,
wi hängen so fast an ’t Lewen, un wenn uns Lewen ok man blot noch ’n
Quällewen ist. ’n Quällewen dücht uns doch ümmer noch beter as dod sin.
Un nu gor, wenn Minschen noch arbeiten un wirken kaenen un hier up dei
Welt noch veel tau dauhn hebben, un de Arbeit ehr ok noch Freud makt, so
as dat bi Paulussen dei Fall wir, dei ok wüßt, dat hei hier noch veel,
gortauveel besonners bi dei Philippers tau dauhn hadd un so girn dauhn
mücht, dor finnen wi dat wol nich so licht, dat ein as Paulus seggt:
»Ick har wol Lust awtauscheiden, Starwen is vör mi ’n Gewinn.« Minschen,
dei süß noch gesund sünd un doch nich mihr lewen mägen, dei sick sülwst
uphängen, ore dodscheiten, ore versöpen, dei sünd meist swer krank in ’n
Kopp un weiten nich, wat sei daun.

Dat is jo ok gor kein Wunner, wenn dei Minschen Angst vör ’n Dod
hebben. Hei is jo doch ’n unheimlichen, fürchterlichen Gast, so dat wi
tausamenschuddern bet in dei Knaken, wenn hei bi uns an dei Dör kloppt,
rinne kümmt, an ’t Krankenbedd rantred un tau einen von uns Leiwen ore
tau uns sülwen seggt: »Kumm mit mi!« Hei hett jo ok son ’n Macht, dor
kann keiner gegen an, dor möt sick jere geben, ob hei will ore nich,
dor helpt kein Bidden un Strüwen. Wenn hei seggt: »Kumm!« denn möt wi
kamen, ob wi willen ore nich. Ein von uns plattdütschen Dichters, John
Brinkmann, hett uns in ein von sin Rimels beschrewen, woans dei Lüd in ’n
Hus tau Maud is, in dat dei Dod intreden is. »Dei vörnehm Gast« heit dei
Aewerschrift. Dei Dichter denkt sick dat so, dat in ein Hus dei Mudder
storben is. Grad an den Dodsdag kümmt dei Saehn ut dei Frömd trüg un weit
noch gornich, dat sin Mudding dod is. Vull Freud un Lust kümmt hei nah
dei Stuw rinne, wo dei Vadder trurig sitt. Dun seggt dei Vadder:

      Min Saehn, perr nich so hart,
    Perr up nich vull so fast!
    Dei Däl un Sahl, dei knackt un knarrt,
    Un hier is ’n vörnäm Gast.
    Dei is hüt aw hier stegen,
    Dreggt up sin ’n Kopp ’n Kron,
    Üm din leiw Mudding wegen
    Möt wi em Ihr andon.

      Mak apen du man sacht,
    Ganz sacht dei Kamerdör,
    Dor kannst em seihn in all sin Pracht
    Hei steit an ’t Bedd bi ehr.
    Sin linke Knakenhand hett
    Hei up dei Stirn ehr leggt,
    Hei swiggt — man nah den Kirchhoff wiest,
    Min Saehn, hei mit sin recht.

Ja so is dei Dod, as ’n König so stark un mit so ’n Macht, dat keiner
gegen em upkamen kann. Up em möten ’s all hüren, dei Hogen un dei
Niedrigen, dei Riken un dei Armen, dei Königs un dei Prachers. In weck
von dei schönen groten Kirchen find’t ’n oft Dodendänz malt. Dor süht ’n
up dei langen Wänn ’n groten Uptog von allerhand Minschen malt. Vöran
danzt dei Knakenman, dei Dod, un spält uppe Vigelin ore Fläut, un achter
em her danzen allerhand Minschen, dei Kaiser mit sin Kron, un dei Papst
mit sin dreiduwwelt Kron, un dei Soldat, dei Studierten un dei man
wenig lihrt hewwen, Jung un Olt, Manns un Frugens, ja sülwst dat lüt
Kind, dat noch gornich gahn kann, all mötens mit, wenn dei Dod ehr tau
’n Danz upföddert. Un wenn hei nu kümmt un föddert wen up tau ’n Danz,
denn bringt dat kein Freud un Lust un Lachen, denn heit dat Awschied
nehmen von dat Leiwste, wat ein hett, un dat geiht ahn bläudige Tranen un
Hartweihdag nich af.

Denk mal eins dor an, wo Fritz Reuter dat beschrewen het in dat 1.
Kapitel von sine Stromtied, wo Havemann tau Maud wir, as hei an dat Sark
von sin jung’ Fru dei Likenwacht höl. Dor sitt hei an dat Sark, ganz
alleen mit sin lütt Döchting. Dat Finster is apen, dei schöne Sommernacht
lett ehren säuten Geruch nah dei Stuw rinne trecken. »Oft hett Havemann
sick doran freut, nu kann hei sick nich mihr doran freun.« ’ne grote
Freud was em mit sin Fru unnergahn un hadd all dei lütten mit sick
reten. Hei makte dat Finster tau, un as hei sick ümdreihte, stünn sin
lütt Döchting an’t Sark un langte vergews nah dat still Gesicht, as wull
sei’t straken. Hei böhrte dat Kind höger, dat dat ankamen künn, un dat
lütt Dirning strakte un eite mit dei warmen Hänn un dei warmen Leiwswürd
an ehr stilles Mudding un an den kollen Dod herümmer, un kek dunn den
Vadder mit ehr groten Ogen an, as wull sei nah wat Unbegripliches fragen,
un pohlte: »Mudding, — huh!« Ja, säd Havemann, Mudding frirt, un dei
Tranen störten em ut dei Ogen, un hei sett’te sick up dei Kist un nehm
sin Döchting up ’n Schoot un weinte bitterlich. Un dei Lütt fung ok an
tau weinen, un weinte sick sacht in den Slap; hei led sei weik an sick
un slog den Rock warm üm ehr, un so satt hei dei Nacht dor un höll truge
Likenwacht bi sin Fru un sin Glück.« Sonn Led, sonn Hartweidag bringt
dei Dod. So verännert hei ’n Minschen, dat sülwst ’n Kind vör sin eigen
Mudding grugen ward. Dat hebben sick nich blot dei Dichters so inbildt un
utdacht, ne, dat is dei harte Würklichkeit, dat weiten wi all, dat hebben
wi alltauhop sülwst erfohren, un ähnliche Stunn het männigein von uns all
sülwst dörchmaken müßt. Un wat wir ’t doch för ’n sweren Gang, wenn wi
ein ’n von uns Leiwen nah ’n Kirchhof begleiten müßten. Dei Dichter, John
Brinkmann, von den ick irst all ’n Vers vörlest hew, hett’t en annermal
beschrewen, wo ’n Vadder to Maud is, dei sinen Sähn begraben möt. Dat
Gedicht hett dei Äwerschrift: »Hei stürw.« Ick will ok dat noch mal
vörlesen:

    Nu Meister, schruw hei tau den Sark!
    Nu Mudder, Mudder, mak di stark
    Un drög di aw din Tran!
    Den Wagen führ nu vör, Jehann,
    Un Schritt vör Schritt lett’st du din Spann
    Hen nah den Kirchhof gahn.

    Wi Kinner, wi gahn mit tau Faut.
    Dei Weg tau Gott is ümmer gaud,
    Un is ’t son ’n sworen Gang,
    So swor, as ick em gahn nu möt,
    Mi drägen doch sacht hen min Föt,
    Wir hei noch eins so lang.

    Wat freugt ick mi, as Gott em gew —
    Son ’n einzigst Kind hett ein so leew,
    Wat helpt dat alltausam!
    Hei stürw, ick bring em nah sin Graw,
    Gott’s Husdör is’t, dor sett ’k em aw —
    Führ tau in »Jesu Nam! —«

Ja, ’t is’n unheimlichen, harten Gast, dei Dod, dei vel Leed un Weihdag
mit sick bringt, un so stark is, dat keiner gegen em upkamen kann.

Un des’ unheimliche Gast kümmt jedwereinen von uns neger und neger, kann
hüt kamen, kann morgen kamen un bi di ankloppen. ’t kann jo ok noch ne
Tid wohren, bet hei kümmt, äwer kamen deiht hei nah mi un di, so gewiß as
dat Amen in’t Vadderuns’. Ut’n Weg gahn kann em keiner. Dat weit wi all,
un dat, wat uns so bevörsteiht, hett uns wol all männig bös Stunn makt.
Wo männig Minschen giwwt dat wol, dei ehr Lewen lang unner den Druck von
dei Dodsfurcht stahn un mit Grugen denken an dei Stunn, wo sei an de Reig
kamen.

Un Paulus süht sin Dodsstunn, as wi irst hürt hebben, ganz ruhig
entgegen. Sinentwegen kann dei Dod jeden Ogenblick kamen, hei hett gor
kein Bang för em. Denn möt hei wol ganz gewiß weiten, dat dei Dod em
gornicks daun kann, em ok nicks nehmen kann; ne, hei kann em tau wat
verhelpen, up dat hei sick all lang freut hett. Ach, wenn dat mit uns
doch so warden künn, wenn wi doch ok von alle Dodsfurcht ahnig warden
künnen! Wo schön wir dat wol. Wo würd uns ganz Lewen ’n ganz anner
Utseihn kriegen. Wo hett Paulus dat blot farig bröcht? Hei verswigt
uns dat nich, hei seggt dat hier: »Christus, seggt hei, is min Lewen.«
Dorüm is Starwen för em Gewinn. Sall hei eins afscheiden, denn bedüd’t
dat Starwen för em nicks anners as na ’n Herrn Christus gahn. Dat’s
noch nicks legs vör em, ne, wat schöneres beters kann’t jo gornich
för em gewen. Dat is jo för em dat Allerbest, wat’t gewen kann, nah’n
Herrn Christus tau kamen. Wenn hei an sin Dodsstunn denkt, denn is em
so tau Maud as de Kinner, dei up Wihnachten lurn. Beten grugen deiht
ehr wol noch in dei düster Stuw, in dei sei täuwen möten. Äwer dörch
dei Dörenritz un dat Slötellock föllt wol af un an all’n Schäumer von
den Dannenbom, dei all anstickt ward, un sei weiten ganz gewiß, dor in
dei anner Stuw ward wat Schöns för sei prat stellt. So’n beten weiten
sei all, wat de Wihnachtsmann bringen ward, äwer wat genaues weiten sei
doch nich. Sei weiten äwer all von dei annern Wihnachten her, dat dat
ümmer ne grote Äwerraschung gewen deit. Un nu geiht endlich dei Dör up,
un dei Dannenbom steiht dor in sin Pracht un sin’n Glanz un all dei
schönen Gawen, dei dei Leiw ehr taudacht hett, sünd dorunner upbugt. So
as’n Kind sick freut up Wihnachten, so freut sick Paulus up den Dag, wo
dei Dod kümmt. An den’n Dag geiht vör em dei Dör up, achter dei all dei
Herrlichkeit upbugt is, dei dei Herr Jesus vör em prat stellt hett. Un
wenn Paulus sick ok veel vermauden is, hei weit, dat ward denn doch noch
ne grote Äwerraschung vör em gewen. Dat ward denn doch noch mal dusend
mal schöner sin, as hei sick dat dacht hett. So is em tau Maud, wenn hei
an sinen Dodsdag denkt, wil dat Christus sin Lewen is.

Christus is sin Lewen. Wat meint hei dormit? Paulus sin Lewen hett 2
Deil. Dei irst Deil wir dei, wo hei von den Herrn Jesus nicks nich weiten
wull, wo hei em gradtau verfolgen ded, wo hei nicks, ok gornicks mit em
tau daun hebben wull. In dit lütt Stück von sinen Lewen dacht Paulus
ok wol männigmal mit grote Angst an sinen Dod. Äwer dat würd mit eins
ganz anners von den Tag un dei Stunn an, as dei Herr Christus em vör dei
Stadt Damaskus dalsmiten ded, as hei dor seihn un erlewen müßt, dat dei
Herr Christus doch dor is un lewt, un as hei sick entsluten ded, in den
Deinst von den Herrn Christus tau treden un blot dat tau daun, wat dei
em seggen ded. Donn würd sin Lewen ganz anners. Von dei Stunn an künn
hei seggen: »Ick lew, doch eigentlich lew ick gornich mihr, ne Christus
lewt in mi.« Von dei Stunn an künn hei seggen: »Christus is min Lewen,«
von dei Stunn an künn hei äwer ok seggen: »Starwen is mi nu Gewinn.« Nu
dat Christus in em lewen ded, wecke wull em nu noch sin Lewen nehmen? Dor
künn jo dei Dod mit all sin Macht kamen, gegen den Herrn Christus, dei
in em lewen ded, künn hei jo doch nich upkamen. Dat Lewen, dat hei nu
in sick har, dat künn jo gornich all warden. Wull dei Dod em sin Lewen
nehmen, denn hadd hei em jo mit den ’n Herrn Christus uteinannerriten
müßt. Dat güng nich, hei wir jo mit den ’n Herrn Christus nah un nah so
tausamenwussen, dat ehr kein Macht von dei Welt un ok dei Dod mit all sin
Macht nich uteinannerriten künn. So as ’ne Kliw sick mit dusende von lütt
Hakens int Kled von einen inhakt, dei an ehr vörbi geiht, un sick mit
anner Hakens fasthakt, wenn weck losreten wardn, so hadd hei sick an den
Herrn Christus anhakt. Em künn keiner werre losriten. Bi em wir dat in
Wohrheit so, as wi irst sungen hebben: »Meinen Jesum laß ich nicht, weil
er sich für mich gegeben. So erfordert meine Pflicht, klettenweis an ihm
zu kleben. Er ist meines Lebens Licht. Meinen Jesum laß ich nicht.« Ja,
so möt ’t makt warden, wenn ’n vör ’n Dod kein Angst hebben sall. Wenn
’n so mit den Herrn Christus tausamenwussen is, denn kann ’n dat Graw as
Gotts Husdör anseihn, denn is dei Weg nah ’n Kirchhof, so swer hei ok is,
doch ’n Weg tau Gott, dei ümmer gaud is. Denn weit wi, dat de Dod uns vör
Gotts Husdör afsetten möt, dei nu vör uns upgahn sall, un uns Heiland
kümmt uns in sin Vadderhus sülwst entgegen un seggt tau uns: »Kamt rinn!«

Nu segg mal, wo steihst du di mit ’n Herrn Christus? Kannst du ok so
seggen as Paulus: »Christus is min Lewen!«? Hest du ok son ’n Stunn in
dinen Lewen hatt as Paulus, in dei du di entslaten hest, din eigen Lewen
tau begraben un so in di Platz tau maken, dat dei Herr Christ in di
lewen kann? Hest du di em ok tauwennt un tau em seggt: »Nu segg du mi,
wat ick dauhn sall. Di, di ganz allein sall min Lewen gehüren.«? Hest
du ok Irnst makt mit sonn Versprecken? Büst du nu ok na un na mit em
tausammenwussen un hackst mit em tausam as ’ne Kliw an ’t Kled? Wenn du
sonn Stunn erlewt hest un Christus nu din Lewen worden is, denn warst du
ok markt hebben, wo dei Angst vörn Dod bi di ümmer mihr nahlaten hett,
je mihr du mit den Herrn Jesus tausamenwussen büst. Wenn du ok noch nich
ganz so wid büst, as dei Apostel Paulus kamen is, dat du ok all seggen
kannst: »Ick hew Lust aftauscheiden un nah ’n Herrn Christus tau gahn,
dat wir vör mi dat Allerbest«, lat man nich nah, hol em man wiß, lat di
nich von em losriten. Wenn du ok nich ganz so wid kümmst as dei Apostel
Paulus, du kümmst doch am End so wid as oll Vadder Simeon, dei säd, as
hei den Herrn Christ seihn hadd: »Min Herrgott, nu lettst du dinen Deiner
in Fredn fohrn, denn min Ogen hemm dinen Heiland seihn.« Aewer, wenn du
noch nich seggen kannst un magst: Christus is min Lewen, wenn du ungefähr
so lewen deist as dei Apostel Paulus in dat irste Stück von sin Lewen,
je, denn süht ’t slimm üm di ut. Wo up wist du di denn verlaten, wenn
dei Dod eins kümmt? Wat is denn din Lewen? Dei Mann seggt: min Fru is min
Lewen, un dei Fru: min Mann is min Lewen, un dei Öllern: uns Kinner sünd
uns Lewen, un wek seggen: uns Geld, uns Hus un Hof, uns Wirtschaft, uns
Geschäft is uns Lewen, ein anner seggt viellicht: gaud Eten un Drinken is
min Lewen, un ein anner: dei Lust, dat Vergnäugen is min Lewen, orer dei
Putz, orer dat Danzen is min Lewen. All dat ward di wenig nütten, wenn
dei Dod eins kümmt, dat kann em nich uphollen un afwehren, dor kihrt hei
sick nich an. Wo ganz anners is dat äwer, wenn Christus din Lewen word’n
is. Wo ward dei Dod sick denn verfirn, wenn hei dei Hand na di utreckt
un gewohr ward, dat hei dat nich mit di, ne mit den Herrn Christus tau
daun hett. Denn heit dat: Hand weg! Du kennst mi doch wol noch? Wi beid
hebben all eins mit ’nanner wrungen un ick hew di ünner kregen un di den
Giftstachel utbraken. Du hest mi nich hollen künnt, as ick dor einst in
Joseph sinen Goren in ’t Graw leg. Nu lew ick un hei sall nu ok lewen, un
du sallst em dortau verhelpen, dat hei in dat ewig Lewen ingahn kann. Du
kannst em mitnehmen, äwer du bringst em nich in din Rik, ne, du dreggst
em sacht vör min Vadder sin Husdör un settst em dor af, denn ward ick
kamen un em dei Dör apen maken un em rinhalen in dat ewige Lewen. Ach,
wenn ’t so doch eins mit uns kamen ded! Müggst du dat wol? Ach gewiß
doch, wecke süll sick dat wol nich wünschen. Na, denn säuk di Jesum un
sin Licht, all anner helpt di nich.

Amen.



6.

Reformationsfest

Fr. _Bardey_, Pastor in Wismar.


    Römer 1, 16-17. Ick schäm mi nich wegen dat Evangelium von
    Christus, denn dat is ’ne Kraft von Gott, dei selig makt all,
    dei doran glöwen, de Juden vörut un ok dei Griechen. Wil dorin
    apenbort ward de Gerechtigkeit, dei vor Gott gellt, wecke kümmt
    ut Glowen in Glowen, as denn schrewen steiht: De Gerechte ward
    dörch sinen Glowen lewen.

De Reformation föll in ’ne grote Tid, dei de Welt un uns’ Volk vel
Gaudes bröcht hett. Amerika würd entdeckt, un dat hett de Welt ’n Ruck
vörwarts bröcht; dat Bäukerdrucken würd erfunnen, un wenn dat upstunns
ok Bäuker giwwt, dei höchstens taum Anbeuten dägen, wil dat sei de
Seelen vergiften, so is doch Guttenbarg sin Erfinnung in’n Ganzen taum
Segen worden. Allein wat hadd süs ut de Biwel, de Martin Luther mit so
vel Mäuh in ’t Dütsch äwersett hett, warden süllt? Äwer dat best an
de Reformationstid is doch de Reformation sülwst, un dat best an de
Reformation sülwst is das _Evangelium von Christus_, nämlich up de Ort,
dat dat nu wedder predigt un justement so predigt würd as in de irsten
Johrhunnerten, wo ’t sonne Lüd as den Papst und Tetzel, un wo ’t all de
verkihrten Lihren, gegen dei Luther strieden müßt, noch gor nich gewen
ded. »Wi bruken kein Evangelium!« schrigen hüt Dusende. _Grad bruken_ wi
’t un am meisten von allen, vel mir noch as Sülver un Gold, vel mihr noch
as Roggen un Weiten, vel mihr noch as Licht un Fürung. Un dorüm will ick
hüt reden äwer dat _Evangelium von Christus_:

    =1) wat för ne Kraft dat in sick hett,=
    =2) woans wi uns dortau stellen möten.=


I.

En Kraft von Gott nennt de Apostel dat Evangelium, un dat bedüd ’t,
dat dat Evangelium wat vel Beteres und Schöneres un Högeres is, as wat
süs in de Welt red’t un lihrt un schrewen ward, dusendmal nödiger as
alle Minschenwisheit un Gelihrtenklaukheit, dusendmal wichtiger as alle
politsche un sociale Reden tausamen. Nich, as ob de Lihren und Gedanken,
dei ut den bloten Minschenverstand geburen sünd, tau verachten wiren.
Nich in’n Geringsten. Äwer dat Evangelium möt, wenn’t nah’n rechten gahn
sall, mang all de Minschengedanken un Minschenreden un Minschenbäuker
den bäwelsten Platz heww’n. Denn so gewis, as Christus nich von de Ird,
sonnern von’n Himmel west is, so gewis de heilige Geist nich ut en
Minschenkopp un en Minschenhart, sonnern ut Gott sülwen stammt, so gewis
dat Himmelrik kein Weltrik, sonnern en Rik von den Himmel is, so gewis is
dat Evangelium kein Minschenkraft, sonnern ’ne Gottskraft.

Des’ Kraft von Gott nu hett tau ehren _Zweck_ nicks anners, as de
Minschen _selig tau maken_. In de Natur giwwt dat Millionen von Kräfte,
äwer so ’ne Kraft as in’t Evangelium is dor nich mang. In de Natur sünd
Kräfte, dei, wenn sei anfangen tau towen, uns _angst un bang_ maken,
ja, dei hunnerte von Minschen in en einzig Sekund verstümmeln un döden
känen, as uns dat Unglück von Oppau dat noch vör korten wist hett. Äwer
dat Evangelium enthölt luder gaude un schöne Kräfte, dei de Minschen
taum besten bestimmt sünd. — In de Natur giwwt dat Kräfte, dei uns för
uns’ Nohrung nödig sünd un den Liw _satt_ maken. Wat för en wunderbore
Kraft steckt doch in de _Ird_, dat sei uns in Feld un Gorden so herrliche
Früchte dräggt. Äwer dat Evangelium bringt uns de rechte Nohrung för de
_Seel_, för unsern Geist, dat lebennige Brot von’n Himmel, un dat will
mihr seggen, denn de Liw, kümmt tauletzt nah den Kirchhof, äwer de Seel
geiht in de Ewigkeit. — Wat för en Segenskraft is de leiwe _Sünn_, dei
dat _hell_ un _warm_ üm uns her makt un ahn dei wi in Küll un Düsternis
ümkamen müßten. Äwer ’ne noch vel schöner und heller un warmer Sünn is
de Heiland, dei in de Krüww tau Bethlehem leg un an’t Krüz up Golgatha
hüng, denn hei makt uns’ inwennig Ogen hell, dat wie den Weg taum Himmel
seihn känen, un sei makt uns dat Hart warm von Gott sin Leiw. — In de
Natur wassen _Planten un Krüder_, worut de Apteiker Medzin un Druppen
herstellt, dei de Kranken _gesund_ maken. Äwer dat Evangelium ist de
Medzin, womit Christus uns de kranke Seel heilt, indem dat hei uns de
Sünn vergiwwt un heilt all uns’ Gebreken. — In de Natur sünd vele Kräfte,
dei den Minschen, wenn hei er tau bruken versteiht, _grot_ un _kräftig_
maken, taum Beispill de Dampkraft, de Elektricität un de Magnetismus. Hüt
känen twei Minschen sick in en por Minuten miteinanner verstännigen, ok
wenn de Atlantisch Ocean twischen ehr liggt; hüt känen de Minschen höger
fleigen as de Hawk un de Wulken, so mächtig un herrlich sünd sei. Äwer in
den Himmel dröggt uns kein Zeppelin; dor känen wi blot rin kamen dörch
dat Evangelium, dat heit dörch Gott sinen Sähn un Gott sin Lamm, unsern
Herrn Jesus Christus. Dat ick’t noch einmal segg! Obschonst in de Natur
neben de legen ok vele nützliche un gaude Kräfte wirken, dei uns _satt_
un _warm_, _gesund_ un _mächtig_ maken: dei Kraft _selig_ tau maken is
nich dorin. Un dorüm: Wat helpt uns dat all, wenn de Hauptsak fehlt?

Liksterwelt as in de Natur is dat in de Minschenwelt, in de Geschicht
un Kultur. Dor sünd slimme un gefährliche Kräfte, dei nicks as Undäg
anstellen un de Minschen noch schlechter maken, as sei all sünd. Nich
henkiken mag en, wat ut uns’ süs so brav un ihrlich un tru Volk worden
is. Dat so vel Leigen un Bedreigen, so vel Lichtsinn un Liderlichkeit, so
vel Laster un Verbreken äwerhaupt mäglich bi uns wir, wer hadd dat woll
glöwt? Wenn ick ’t ok nich seggen sall, ick segg’t doch: all de Kräfte
un Mächte un Minschen, dei doran schuld sünd, dei sünd von’n Düwel, den
bösen Geist, dei ümmer sin Lust doran hett hett, de Seelen tau verdarwen,
un dei nu mit sin grot Macht un vel List äwer uns’ dütsch Volk her is un
dat noch hunnertmal leger mit uns makt as de Franzmann un de Engelsmann.
Wer süs nich an den Düwel glöwen will, dei kann’t hüt lir’n. Äwer dat
Evangelium hett noch kenen Minschen leg un lasterhaft, sonnern blot gaud
un irnst, rein un edel makt.

Ok in de Minschenwelt un ehr Kultur giwwt dat just as in de Natur nich
blot böse, sonnern ok _gaude_ un _schöne_ un _nützliche_ Kräfte. Dortau
reken ick de _Kunst_ un _Wissenschaft_. Wer an en Volkshochschaulkursus
deilnimmt, dei deiht gaud, denn de Bildung is up keinen Fall tau
verachten. Wer de Musik oder Maleri oder Dichtkunst leiw hett, kann sick
männig schöne Stun’n verschaffen, dei em upmuntert. De Wissenschaft,
wenn sei echt is, un de Kunst, wenn sei rein is, in alle Ihren! Dat sünd
herrliche Kräfte. Äwer gegen dat Evangelium kamen sei all beid nich an.
Wen von Leid dat Hart swor is, as leg en Stein dorup, wer sick de Ogen
ut den Kopp weint, wil hei an’t Glück verzagt, den helpt dat dickste un
kläukste Bauk nich. Äwer dat Evangelium kann em helpen, denn dat seggt
em: »Dörch Christus büst du Gott sin Kind un dorin kann kein Unglück
stür’n. Wat wist du di grämen, as haddst du keinen Vadder in’n Himmel?«
Wer up den Dod liggt, den tröst’t ok de säutste Melodi un dat schönste
Bild nich, äwer Christus kann em trösten, denn hei seggt: »Hüt noch sast
du mit mi in’t Paradis wesen.« Un dorüm segg ick noch einmal: Ok in de
Kulturwelt is de Kraft selig tau maken, narends tau finnen, dei is blot
in’t Evangelium. »Äwer ick will gornich selig warden,« hür ick dor einen
bi sick seggen, dei hüt blot ut Niglichkeit kamen is un süs deiht as
stünn in ganz Wismar nich en einzig Kirch. Du wist nich selig warden?
Ja, denn lat ’t doch bliwen. Meinst du, dat du mit dinen gottlosen Sinn
beter in de Höll paßt as in den Himmel, du magst dat jo sülwen am besten
weiten. Äwer wenn di tauletzt man nich noch anners tau Sinn ward! Dat
Starwen is för keinen Minschen licht, am wenigsten äwer vör de Gottlosen.
Männigein is dat Klauksnacken vergahn, wenn hei markte: nu kümmt din
letzte Stun’n, un kein Doktor un Apteiker kann di mihr redden. Tau din
eigen Gauden mücht ick di doch raden, dat du dinen Sinn so bald as
möglich ännerst. Un dormit bün ick nu all bi de tweite Frag: Woans möten
wi uns tau dat Evangelium von Christus stellen?


II.

Paulus schriwwt: Ick schäm’ mi wegen dat Evangelium von Christus nich.
Hüt schämen sick en ganz Deil för dat Evangelium. Allerdings de Legsten
sünd des’ Ort Lüd noch lang nich. _Vel leeger_ sünd de _Glikgültigen_,
dei dat Evangelium behanneln, as wir ’t äwerhaupt nich in de Welt,
wenigstens nich in Wismar, oder as wir dat blot för den lütten Mann oder
blot för de Hogen. Wenn Hagenbeck mit sin Löwen un Tigers un Isborn
kamen is, steiht up ’n Markt all en Stun’n, ihre noch de Kass upmakt
ward, en lang Reig von Lüd. Wenn de Landwirte en Turnier veranstalten,
löppt ganz Wismar rut, un up de Koppel un an den Weg bilden sick dicke
Minschenmuern. Jeder will dorbi sin. Äwer handelt sick dat üm dat
Evangelium un de Kirch, denn is kein Tid, denn is kein Kraft in de
Bein, den Minschen tau drägen, denn sünd de Nerven tau swack för de
Kirchenluft, denn sünd so vel Utreden as in de Harwsttid Stoppel up
dat Feld, man blot dat all des’ Utreden ebenso wenig wat dägen as de
Stoppel. Oft is dat mit des’ Glickgiltigen so: sei sünd tau klauk för
dat Evangelium von Christus, un wil sei tau klauk sünd dorför, sünd sei
tau dumm dorför, un wil sei tau dumm dorför sünd, kann sülwst de leiwe
Gott nicks mit ehr anfangen. Wenn sei in ’t Sarg liggen, krigen sei vel
Kränz’ un villicht ok vier Pird un de Klocken von alle drei Kirchen,
äwer wo de _Seel_ afbliwwt in de Ewigkeit, dorför kann einen grugen,
denn för de Glickgiltigen is de Himmel noch tau kein Tid apen west. — Am
_allerlegsten_ sünd de apenboren _Gegner_ gegen dat Evangelium, un is dat
ok nich en so grot Reig as de Glikgiltigen, so sünd dat doch ein ganz
Deil, ok in Wismar. Wat de Religion un de Kirch un de Pasturen anlangt,
so känen sei nicks as schellen un schimpen. Dat Evangelium, för dat _sei_
sick tau Apostels maken, weit nicks von Gott un Himmelriek un Erlöser.
Ne, ehr Evangelium lud’t: Lat’t uns eten un drinken, denn morgen sünd wi
dod. Sei lopen de Lüd mit Zettels in ’t Hus dat sei ut de Kirch uttreden
sallen un führen Lästerwürd up ehr Lippen, dat en Christenminschen dat
kolt äwer den ganzen Liw löppt. Tau helpen is ehr nich, wenn ’t einen ok
leed deit, dat sei so stiwnackig up de Höll losstüren. — Äwer sünd dei,
dei sick för dat Evangelium schämen, nich de Legsten un irst recht nich
de Allerlegsten, so sünd sei doch lang nich, as sei wesen müßten. Dat
ick ’t gradut segg, sei sünd de _Bangbüxen_ unner de Christen. Obschonst
sei recht gaud weiten, wo herrlich dat Evangelium von Christus is, un
obschonst sei in ’n Stilln ok sülwen dornah verlangen, so hewwen sei doch
nich den Maud, sick apen tau den Herrn Christus tau hollen un för sin
Riek un Kirch intautreden. So drist un frech de Spötter sünd, so bang un
ängstlich sünd sei. Wenn sei mit dat Gesangbauk in de Hand seihn würden,
wenn sei up de Arbeitsstäd sick mit en Wurd för de Kirch inleggen würden,
sei künnen jo utlacht un schabernackt warden! Oder wenn sei in en vörnehm
Gesellschaft ehren Christenglowen bekennten, dat künnen ehr jo all de
hogen Herrschaften mit den groten Geldbütel un mit de grot Bildung äwel
nehmen. Du leiwe Gott, wenn de Christen in de grugligen Verfolgungstiden
ebenso bang west wiren! Denn geww ’t kein Kirch un kein Evangelium mihr,
un de Düwel hadd noch mihr Gewalt, as hei hüt all hett. Un wenn Doktor
Martin Luther so bang west wir, denn wir dat mit de Reformation ebenso
flink wedder utwest, as dat anfungen hadd. Denn hadd hei up den Riksdag
tau Worms för Kaiser un Rik gewis seggt: »Hir stah ick un nehm alles
trügg, wat ick gegen Papst un Ablaß seggt un schrewen heww, wenn ji mi
blot nicks tau leden dauht. Hir stah ick un bidd juch von Himmel bet
tau’r Ird, lat’t mi blot wedder heil ut de Dör. Verbrennt min Schriften
ein nah de anner, man blot nich mi sülwen. Mag ut dat Evangelium von
Christus warden, wat will, ick will dormit nicks mihr tau dauhn hewwen,
un bün froh, wenn ick min Brot in Freden eten kann.« Äwer wat säd Luther?
»Hir stah ick, ick kann nich anners, Gott help mi. Amen.« Nich blot as en
rechten dütschen Mann stünn hei dor, nich blot as en gewaltigen Helden,
stark as en Eikbom un höger as uns’ Nikolai-Torm, sondern hei stünn ok
dor as en echten Christenminschen un Jesusjünger, dei dörch sinen Glowen
lewt. Un dorüm hett em Gott den Sieg schenkt un wi hewwen de Reformation
un dat Evangelium un all de Herrlichkeiten, dei dormit tausamenhängen.

Un somit is denn de Frag beantwurt’t: woans wi uns tau dat Evangelium
stellen möten? Nich as de Glikgiltigen, dei sick wat schämen süllen;
nich as de Gegners, dei sick irst recht wat schämen süllen; ok nich as
de Bangbüxen, dei sick schämen süllen, dat sei sick för dat Evangelium
schämen, sondern as Luther un Paulus un all dei, wecke von Harten an
dat Evangelium glöwt un mit Wurd un Wark ehren Glowen bekennt hewwen.
»Ick schäm’ mi wegen dat Evangelium von Christus nich,« so sall dat hüt
un alle Dag bi uns heiten, denn ward dat Evangelium ebenso gaud, as dat
de glöwigen Juden un Griechen selig makt hett, ok uns Meckelbörger un
Wismeraner selig maken. Un wer dormit inverstahn is, dei segg in sin Hart
mit mi: »Amen«.



7.

Plattdütsch Predigt

holl ’n up denn plattdütschen Volksdag, 3. Juli 1921 in Rostock in de
St. Marienkirch, von Paster _Schliemann_ in Toitenwinkel äwer Ap.-Gesch.
2,1-13.


Vör lange Johren sall mol ne Tid west sin, wo de Lüd all tosamen ein
Sprak hatt hebben. För gewiß is, dat wi vel Fründschaft bet achter nah
Asien hen hebben, de von uns’ Blaut sünd un de bloten de Sünn butwennig
brun farwt hett, un ok dat, dat uns’ Vörvadders mol einer bi den annern
wahnen deden un sick verstahn hebben. Vel, dat de Lüd sick hüt so falsch
sünd, kümmt dorvon, dat se einer denn annern nich mihr verstahn, dat de
Franzos anners redt as de Dütsche un de Engländer noch wedder anners as
de beiden. Ick weit woll, dat se up de hogen Schaulen de frömden Spraken
lihren un uns’ Ministers sitten nich as nen Dowen mank de annern, wenn de
ehr wedder en grawes Wurt tau seggen hebben. Ok nich as nen Kranken, denn
de Dokters mit gelihrte Würt denn Kopp wirrig maken, wil hei se hürt,
äwer nich versteiht. Verstahn un verstahn is wat anners. Dor hürt mihr
tau, as Vokabeln lihren. In de Sprak von ein Volk wist sick ok dat Hart
von ein Volk.

So as ick sprek, so as ick bün. Jeder ein redt dat denn un wenn mol ut,
woans em üm dat Hart is. Wenn einer vel slichte Würt in sin’n Mun’n hett,
denn weit ick, dat hier binnen n’ gläunig Füer brennt. Un wenn hei de
ganze Tierwelt so kortweg ümmer bi de Hand hett, denn weit ick, dat hei
all vel Strit hatt hett. Wenn de Franzosen ümmer ehr »revanche« schrie’n,
denn weit ick ok, dat se mindag nich vergeten können. Bismarck sed mol
von ehr: De Franzos, seggt hei, schriwwt anners, as hei sprekt, dorvon
is hei nich tru un uprichtig. Natürlich is de Sprak man blot ’n Kled,
dat ein Volk sick ümhängt, un achter dat se noch allerhand versteken
känen, äwer ut dat Kled, dat einer anhett, süht man ok sinen Gesmack. Un
nahsten warden denn de Kleder wider verpaßt, so as se in ne grote Familie
ok de Reih’ rünner gahn möten. Un all de jung’ Franzosen oder Engländer
oder Dütschen möten denn in de Schaul dat Kled verpassen lihren, dat ehr
Vörvadders ehr bestellt hebben. Is ’t smutzig, helpt nich, is ’t sauber,
mag ’t gaud wesen. För gewiß is ’t blot, dat se rinner möten un nu de
Kleder de Lüd’ so moken, as man seggt, oder mit anner Wurt, dat de Sprak
nu denn Minschen makt, so as de Minsch mol de Sprak mokt hett.

Wovon ick juch dat vertell, min leiwen Frünn? Wil uns hier ein Deil
tosamen bröcht hett; dat is uns’ Sprak, uns’ Muddersprak. Ji hebbt dat
hier vör ’n Johr hürt: »As de Unbekannten un doch bekannt.« Wi kennen uns
an uns’ Sprak. Mihr noch, wi verstahn uns in uns’ Sprak. Wi meinen, se is
en Heiligtum, tau dat wi lange Tiden den Slötel verlur’n hadden, dat wi
tauletzt, wil wi nich eins mihr nah binnen kamen wiren, meinten, dor wir
ne Rumpelkamer achter de Dör. Äwer as wi se upstörrten, hebben wi seihn,
dat dor en Schatz in versloten wir, as Gold un Sülwer. Wi möten dissen
Kieselstein von ’n meckelbörgischen Ostseestran’n man bloten richtig
infaten, denn so fangt hei an tau glitzern un tau gläunen. Wi hollen uns
Muddersprak för wirt, uns nich blot Schelmstück tau vertellen, ne se sall
uns ok Gotts Wurt vertellen. Wi weiten dat se uns an dat Hart grippt.
Dat is de Sprak, de wi verstahn. So segg ick ok von de Sprak, de wi
verstahn:

    von de Muddersprak ut uns’ Heimat,
    von de Hartsprak ut Leiw,
    von de Gottssprak ut sin Wurt.

Ick hebb de Geschicht von Pingsten verlest, wil dor vertellt ward, dat de
Parser un Meder un Elamiter un wo se süs all heiten up einsen ehr Sprak
hüren deden. Wenn ein Minsch dor buten in Amerika oder dichter bi in ne
grote Stadt up einsen hürt, dat einer anfangt plattdütsch tau reden — so
möt de ollen Kameldribers un Handelslüd in Jerusalem tau Maud west sin,
as se dat belewten. Ünner de Dusende, de einer nich kennt un de einer
nich trut, findt hei einen, den’ hei trut. Hei is, dat weit hei denn,
womäglich ünner ein meckelbörgisches Strohdack grot worden un hett up
den’ gesegenten meckelbörgischen Acker sinen Sweit vergaten un hett in ’t
Holt ünner de groten Bäuken sungen un fläut’t un hett an’t grote blage
Water stahn un dat schient em noch hüt blag un tru ut de Ogen.

So sünd wi hier ok tausamen. Wi hebben uns in ne grote Stadt drapen.
Wenn einer sick verlaten fäuhlt, denn so sall hei weiten: hier sünd
true Lüd üm di rüm. Min leiwen Frünn, dor will ick glik wedder an minen
Anfang anknüppen un seggen: Laten wi doch nich blot de Minschen de
Sprak maken, ne ok de Sprak de Minschen maken. Lat’t uns’ plattdütschen
Vereins nich tau ne Mod’sak warden, de nu grad mal an de Tur is. Lat’t
de Lüd nich rinkamen ut luder Nilichkeit oder wil se Vergnäugung säuken,
ne beter dorüm, wil se olle nedderdütsche Tru un Ihrlichkeit säuken,
de ji in juch Vereins plegen wöllt. De Sprak röppt mit jedes Wurt: Wes
tru, wes ihrlich! De Würd sünd keine trechthaugte Plastersteins, ne,
eckige grawe Feldsteins, äwer de Mur, de dorvon bugt ward, de höllt. Ji
Plattdütschen, lat’t de Mur ok hollen, wenn ji so en Mur mit Würd upbugt.
Dat Hochdütsche is Mod’sprak worden. Dat hett all de Würd von de nigen
Moden un nigen Gedanken upnehmen mößt. Vördem is’t halw fränzösch worden,
nahsten hebben se’t lütwenig bete sauber makt. Dat höllt äwer nich vör.
Wi Plattdütschen sünd noch trug. Wi hebben noch gor kein Namens för de
nimodsche Danzeri un Kamedi. Uns’ Sprak steiht noch up denn Standpunkt
von uns’ Vadders. Dat sall uns denn ok ’n Handwiser wesen: trügg tau
uns’ Vadders! »Wi möten ümkihren« seggt Jesus Christus. Herr wi bruken
en Gelänner, dat uns en beten Hollfast giwwt. Dor gripen wi nah uns
Muddersprak. Plattdütsch’ Lüd helpt de Welt betern! Betert bi juch äwer
tauirst in’n Verein, in’n Hus, in’t Hart. Ji ward dat nu verstahn, wenn
ick segg: Betert plattdütsch.

Ick weit nich, ob ick denn Handwiser richtig lest heww, de in uns’
plattdütsche Muddersprak upricht’t is. Äwer ick glöw, dorup steiht
schreben: Trüg tau de Natur. Jed ein von ehr Würd hett noch denn
frischen Irdgeruch von buten her an sick. Dat is, as ob en Minsch von
buten her rinner kümmt in ne Stuw mit slichte Luft, de sick äwersten
denn ok ümmer wedder nah buten trügtreckt. So as uns ganz Volkskraft
un Volksgesundheit, as sei seggen, ümmertau von Lan’n her spist warden
möt! Süß hadd’ dat ganze Water sick all lang vertagen, wenn nich de Bäk
dor ehren Anfang hadd, de ümmer noch Water giwwt. De Gelihrten seggen
hüt, de grote Untofredenheit kümmt dorvon, dat kein ein sin eigen Stück
Land unner de Fäut hett. Dat giwwt keinen säkern Stand mihr in’n Leben
un Starben. Plattdütsch Lüd, seihn wi nich denn Handwiser, denn uns’
Muddersprak in all dat hochdütsche Wesen upstellt hett. »Trüg tau’n
Lann«, dat heit nich trüg tau mißmautige Knechts un untaufreden Lüd, ne
dat heit trüg tau unsern Herrgott sin gesegnete Natur. Dor sünd wi Gott
neger as mang de Hüser. Wenn einer de süht, de am Enn so hoch sünd as
mal de Turm von Babel wir, denn fängt hei ok so as de Lüd dunntaumalen
an, sick sülbsten antobeden. Äwer de Landmann, de tausamensackt, wenn
de Weder sin Kurn slagen, de na Regen utkickt, wenn de Saat gel ward, de
bed’t, wenn hei kein Narr is, tau den’ Gott, de de Wulken führen, den’
Wind weihen, de Sünn schinen heit.

De heilige Antonius wir nen groten Heiligen. Hei wir Einsiedelmann in
Ägypten. De würd’ mal fragt, wovon hei sin grote Klaukheit hadd! Dor säd
hei: Hier is ein Bauk, ut dat ick se lihrt heww. Hei nehm de Bibel von’t
Schabb. Dat anner Bauk, säd hei, is so grot, dat geiht nich in min Stuw
rinner. Un hei nehm denn annern mit nah buten. Buten säd hei, dit Bauk
hett twei Bläder. Dat ein is de blage Hewen un dat anner de gräune Ird.
Un all beid seggen mi von de Macht un Grött von unsern Herrgott.

Mihr noch as uns Muddersprak hett uns de Hartsprak ut Leiw tau seggen.
Am besten wir’t se wiren ümmer all beid tausamen. Dat wir en Ihrentügnis
för uns’ pladdütsche Muddersprak. Äwer ick heww vör mennig Hus buten oder
in mennig Hus binnen hürt, dat dor up plattdütsch ein Isen an’t anner
scharpt würd, nich slichter un nich beter as dat up hochdütsch Mod is.

Disse Sprak, von de ick nu seggen will, de bind’t noch beter as
hochdütsch un plattdütsch oder irgend ein anner Sprak ünner denn Hewen.
Ja gerad’, wo de Einigkeit bi desülbige Muddersprak in de Brüch gahn is,
kann se wedder einen tau denn annern bringen. Wi sünd hier von’n Lann
un ut de Stadt. Hüt morgen un hüt nahmiddag höllt uns dat Plattdütsche
tausamen, äwer wenn wi morgen oder äwermorgen einer mit den’ annern tau
handeln hebben, denn is disse oder jene dor, de den’ annern äwersegeln
will. Un wenn dit un dat knapp un dür ward, denn is de Einigkeit ganz un
gor vörbi. Un wenn’t an’t wählen geiht, denn will de ein den’ annern den’
Tom anleggen, dat hei em nich wedder mit de Prisen dörchgeiht. Min leiwen
Fründ’, wie möten awsolut diss’ Hartsprak ut Leiw tau uns’ nedderdütsche
Muddersprak dortaulihren, süß verstahn wi uns nich. Süß sünd all de
Festlichkeiten un wat süß angeben ward, ganz un gor för ümsüß.

Disse Sprak ward in de ganze grote Welt verstahn. Wenn de Missionars
tau de Heiden kamen ahn Geld tau ’n Inköpen, as se dat von de Koplüd
gewennt sünd, ahn Metz un Gewehr tau ’n tausteken un dotmaken, as se dat
von de Soldaten kennen, denn so gahn se irsten in en grotes Wunnern üm
ehr rümmer. Un wenn de Missionars anfangen in de swere Heidensprak tau
predigen, verstahn s’ nich ümmer glik alltovel, äwer so na un na hüren ’s
dat rut, dat disse Lüd tau ehr kamen sünd, ehr dat Evangelium tau seggen,
ahn dat se Geld un Ihren dorbi verdeinen, blot ut Leiw. Dat versteiht
denn ok nen armen swarten Heidenminschen, un so ward disse Sprak in de
ganze Welt spraken un wi möten ’s blot recht gaut alltausamen lihren,
denn so ward ’t ok beter mang uns un in de Welt.

De Gottssprak ut sin Wurt, dat is dat Letzte. Ok ne Sprak, de wi
verstahn. Einer kann noch wider weg wesen, von Vadder un Mudder as wenn
hei nah Amerika äwer ’t grote Water is. Hei wahnt ganz dicht bi ehr — am
Enn in datsülbige Hus — un doch liggt dat as nen grotes Water mang ehr.
Un dat giwwt, as Abraham tau den riken Mann säd, kein hen un kein her. Up
de ein Sid is Tru un Ihrlichkeit, up de anner Sid is Leigen un Bedreigen
un oll Lüd utlachen un taum Besten hebben. Vel jung Lüd maken de Reis
äwer dat Water. Äwer ok in dat nige Land, dat de Düwel entdeckt hett,
hüren se de Sprak, de se verstahn. Mennig ein Vadder un mennig ein Mudder
känen ehr Kind nich mihr trügraupen, so wid is ’t all von ehr aw, äwer
uns’ Herrgott kann ’t noch trügraupen, för den is ’t noch nich tau wit
weg. Wo seggt David: »Un wenn ick utfleigen ded mit Flüchten bet achter
dat grote Water, du würst mi ok dor tau hollen kriegen.« Dor brukt kein
Paster lang tau reden, hei redt allein un wenn ’t Tranen un Weihdag kost
’t. Vel sünd in son Bisternis, am Enn uns’ ganzes Volk. Raupen wi ’s
up plattdütsch, un se nehmen ’t nich ümmer irnsthaft, raupen wi ’s mit
Leiw, un se bliben mennigmal hart, laten wi ’s von Gott raupen, se möten
’t hüren. Plattdütsch is wat wirt, Leiw is mihr wirt, Gotts Wurd is am
mihrsten wirt. Hier is ein Deil för gewiß, dat is Plattdütsch, hier is
ein tweit Deil, mein ick, bi de Mihrsten, dat is Leiw, de helpen mügg,
hier is ein drütt Deil, dat is uns Herrgott, wenn wi ’t man irnsthaft
meinen. Denn sünd ok in de deipste Not drei gaude Deil tausamen.

Amen.



8.

Bibelstunde

über Matthäus 18, 1-5 von Pastor _Helms_, Warnemünde.


Lewen Mitchristen! Wenn ik hüt abend en Bibelstunn in uns plattdütsch
Sprak hollen do, denn is dat ne Prov, de ik mak, un ok von dis Prov ward
gellen, dat Lihrwark ken Meisterstück is un aller Anfang swor. Äwer ik
will ’t doch versäuken, ob ik ’t farig krig, un ob wi wat dorvon hewwen.
Ik do ’t nich — dat will ik furts seggen — wil de en odder anner niglich
is, woans sonne Sak sik woll regiert, ne ik do dat von den ’n Gedanken
ut, dat uns Christenglow ne Sak is för ’t däglich Lewen. In ’t däglich
Lewen äwer spräken doch woll de meisten von uns plattdütsch. Worüm süll
denn nich ok Gotts Wurd mal plattdütsch predigt ward’n? Ik mügg dat
woll farig krigen, dat jedwerein, de hüt abend von hier nah Hus geiht,
mihr noch as süß weiten ded: wat Gotts Wurd seggt, dat hürt rin in den
Warkeldag un will ok de Woch regeren, nich blot den Sünndag. Uns Herrgott
de redt mit uns so, dat wi dat verstahn känen, nu will he äwer ok, dat
wi uns dat seggen laten un doran denken jeden Dag un jede Stunn, denn to
’n Spaß seggt he uns dat nich, dat is em heil Irnst dormit. Dat is em
liksterwelt so irnst mit dat, wat he uns seggt, as uns, de wi Vadders un
Mudders sünd, dat is, wenn wi uns Kinner wat seggen don. Wi willen denn
ok, dat se uns Orre parieren sölen un dat _don_.

Wi sünd all den’ Herrgott sin Kinner, ok wenn wi all gris Hoor un vel
Schrumpel int Gesicht hewwen. Un dorvon will uns dat Gottswurd vertellen,
wat wi hüt abend hüren willen, so as dat schrewen steiht in Matthäus sin
Evangelium, Kapittel achteihn, wo dat heiten deit:

    De Jünger kemen na Jesus un säden: wecker is woll de Grötst in
    ’t Himmelriek? Jesus rep en Kind ran, stellt dat midden mang
    ehr un säd: Ik seg jug, wenn ji nich umkihrt un as de Kinner
    wardt, denn kamt ji nich in ’t Himmelriek. Wecker sik sülwst
    lütt makt, so as dit Kind, de is de Grötst int Himmelriek. Un
    wecker ’n son’ Kind upnimmt in minen Nam, de nimmt mi up. —

Äwer unsen Herrgott hedd sik all männigein wunnert. He makt dat ümmer
anners as wi Minschen dat ment un hofft hewwen un as wi dat maken deden.
Un dorüm is all männig een an unsen Herrgott irrig worren un is von em
weglopen un hedd seggt: ne, nu glöw ik’t nich mihr, dat ’n Gott giwt,
de de Welt regert! Wo, dat sall ’n Gott gewen, de de Leiw is un de
Gerechtigkeit un dorbi hedd he minen Jung nahmen odder minen Mann, un
ik heww em doch so veel beden, heww bedt, un bün to Kirch gahn, un nu
likerst! Un dor ward so Böses dan in de Welt, ward lagen un bedragen,
schawen un stahlen, un dat wenigst kümmt rut un ward bistraft un veel von
disse Gauners de lewen ’nen groten Dag — un de Herrgott, de kikt sik dat
ruhig mit an, staats mit’n Dunner rintoslahn. Ne, dat will mi nich in ’n
Kopp, nu glöw ik garnix mihr! — Hest woll ok all öfters so hürt odder
hest vilicht sülwst all so redt.

Kikt, dat kümmt mi ümmer so vör, wenn ik Minschen so reden hür, an
Krankenbedden odder in Truerhüser, as wenn min Jung seggen wür: ne, nu
glöw ik nich mihr, dat ik ’n Vadding un Mudding hew, de mi lew hewwen —
de don jo nich, wat ik will, de gewen mi nich, wat ik mi so dacht harr un
wat ik beden heww! — Wat würst du seggen, wenn din Lütt so to di sed? Lat
mi mal ganz groww reden. Du würst seggen: Du Näswater, wat vesteihst du
dorvon mit din Kinnerverstand un din kindlich Unvernunft. Un wenn du god
an’n Kopp büst, denn lachst du doräwer un denkst: wäs du man irst grot,
denn sühst du dat in, woto dat god is, dat du nich allens krigst un nich
din Kopp gellt, sonnern min. Ob nich uns Herrgott ok männigmal so seggt
un denkt? Ik glöw he wunnert sik noch öfter äwer uns, as wi uns äwer em,
un männigmal, denn högt he sik, wat wi doch för unverstännige Kinner sünd
un willen doch so grote kloke Lüd sin un spälen uns up un smiten uns in
de Bost, as wenn wi wunner wat wiren un vörstellen deden un de Weisheit
mit Läpel eten hadden.

Wi bedrägen uns gegen den Herrgott as unverstännige Kinner, äwer
_würklich_ Kinner _sin_ to em as unsen Vadder, ne dat willen wi nich.
Worüm egentlich nich? Wil wi hüttodags noch grad sonne Gesinnung hewwen,
as de Jüngers duntomalen. De Minschen sünd ganz anners worren in disse
bald twei dusend Johr, äwer dat Minschenhart is in depsten Grunn
datsülwig blewen. De Jüngers wullen all hoch rut un een wull ümmer noch
den annern utsteken un jede wull de Bas sin, dor wull ok de een noch mehr
gellen as de anner. Akkrat so, as’t bi uns hüt ok is: Keen will unnen
sin, all willen wi baben sitten un de öbbelst sin un dat kümmt uns ok
gornich dorup an, enen annern runnertoperren un mit den Ellbagen üm uns
to stöten, wenn wi blot hochkamen, dat’s de Hauptsak. Frag de Welt, se
giwwt di ümmer de sülwig Antwurt: de Hauptsak is, dat de Minsch vörwarts
kümmt int Lewen, ümmer vörwarts, un wenn’t nich grad gahn will, denn möst
du’t mal mit’n krummen Weg versöken, de Hauptsak is: vörwarts, hoch rup,
un ümmer höger! So seggt de Welt.

Un uns Herrgott? He redt jo to uns dörch unsen Herrn Jesus. So is Gott,
as de wir, so denkt Gott, as de redt hedd. Un wat seggt Jesus? He seggt
dat grad Gegendeil von »vörwarts«, he seggt ümkihren möst du, süß kümmst
du nich trecht! »Wenn ji nich ümkihrt un as de Kinner wardt, denn kamt ji
nich int Himmelriek«. Ja würklich, uns Herrgott is en, äwer den’ möt de
Minsch sik ümmer wedder wunnern!

Denn hewwen jo woll würklich de Lüd recht, de seggen don, de Christen
dat sünd Reaktionäre, as se dat nömen, Lüd de ümmer trüchwarts willen
staats vörwarts? Is dat so? Is dat so, dat dat Christentum gegen den
Fortschritt is un will, dat hier up de Ird ümmer allens bi’n Ollen bliwt?
De so reden, de kennen jo woll gornix von de Weltgeschichte! Wer hedd
denn dat toweg bröcht, dat de Kranken un de Krüppels un de Waisenkinner
un de Blinnen nich mihr rümstött warren, dat se ehr Pleg un Upwohrung
krigen? Dat gew dat in olle Tiden gornich, dor hedd jedwerein blots an
sik dacht un wer swak wir, de köm unner de Räd’. Dat hedd dat Christentum
irst in de Welt bröcht un ebenso, dat de Frugens acht’t warren un neben
den Mann stahn, un nich unner em. Is dat allens ken Furtschritt? Ken
Vörwarts? Ik men, dat is woll ebensoveel wirt as all de Erfinnungen von
elektrisch Licht un Iserbahnen un wat’ all is, wat de Minschengeist sik
utklüstert hedd. Un _disse_ Ding hewwen doch ok grad de christlichen
Völker erfunnen, vel mihr as de Heiden. Is dat woll de reine Tofall? Ik
meen, dat möt ok woll so sin, dat wer en richtigen Christen is, dat de
ok en düchtigen Kirl wesen kann, denn de hedd nich blot wat in’ Kopp, he
hedd ok wat int Hart.

Äwer von all disse Ding redt Jesus jo gornich, he denkt an uns Gesinnung
un dat wi so ahn Lew’ sünd un so äwerböstig un so upgeblasen un so
egensüchtig. Un dorüm seggt he: _so_ wißt du int Himmelriek? So kümmst du
viellicht dörch de Welt un dat Lewen un kriggst nen Hümpel Geld un ’n
groten Namen bi de Minschen. Äwer denkst du denn gornich doran, dat denn
nahst ok noch wat kümmt un wat denn? Kannst ok blot ’n Spirken mitnehmen
von all din Geld un all de bunten Schins, vör de de Minschen woll gor
ehr Seel verköpen? Minsch, du löpst jo verkihrt, du büst up ’n heil
falschen Weg, di Weg is jo gor ken _Vörwarts_weg, he geiht in Sump un dor
versackst du in un ken kann di denn redden, he bringt di an’ Awgrund un
denn störkst du rin un geihst koppheister. Kik di doch mal üm! Dor büst
du an ’n Minschen vörbigahn, de up din Hülp töwen ded un dor hest du up
’n Minschenhart peddt un dor heddst du enen dalstött, kann dat woll de
richtige Weg sin? Ja, lat uns doch mal stillstahn un äwerleggen: woans
gahn wi un wo sall dat rute kamen? Ik glöw, wenn wi so nachdenken un
dorbi kikt de Herr Jesus uns so dep int Og, he de alle Minschen kennt un
alle Minschen helpen will, denn fangt wi an to sluchzen un to rohren un
lopen nah unsen Vadder hen un bidden em: Vadder, nimm du uns an de Hand
un gah mit uns un lat uns ümmer an din Hand gahn, denn geiht nix verkihrt.

Kikt, dat will de Herr Jesus. Dorto stellt he uns hüt mit in den Kreis
von sin Jüngers un seggt: wat, ji willt ok all so hoch herut un en up den
annern pedden? Weit’ ji nich, dat de Hochmutsdüwel un Gott nich tohop
passen? Hier, son Kind, dat is up den rechten Weg, so möt dat ok mit jug
un in jug warren: vör Gott sünd wi all ganz lütting, äwer he is jo jug
Vadder, lat em doch maken, he leddt jug den richtigen Weg!

Ik heww dis Dag ne Geschicht lest von en lütten Jung, von vier, fiv Johr.
De müß starwen. Un dor hedd he toletzt ümmer blot dat en beden: »Mudding,
bliw bi mi!« Dat wir sin letzte Bidd, äwer ok sin depste. Dat anner wir
em allens glik, äwer alleen wul he nich sin. Ant Starwen hedd he woll
knapp dacht; wat weit son Kind vont Starwen? Äwer he hedd dat markt, dat
he in’ depen düstern Grunn wir un dor wir em bang vör all dat Düster. Un
donn kem dat ut em rut: »Mudding bliw bi mi!«

Willn wi uns schämen un schanieren, dat uns ok mennigmal so to Mot is?
Dat is doch wat echt minschliches, wat dor to ’n Vörschin kümmt. Dat
hürt äwerall to ’n Minschen dorto, dat he Kind is un wen hewwen möt,
den he ganz vertrugen kann. Dat sünd in Würklichkeit ganz arme Lüd un
jammerhafte Gesellen, de sik noch gor dick don dormit, dat se disse
Sehnsucht nah de Vadderhand nich mihr kennen, dat se dor äwer hen sünd.

Wi willen doch _Minschen_ bliwen un dat Heimweh nich in uns dod maken.
Wi will’n äwer nich blot, wenn uns dat leg geiht un wi alleen nich mihr
ut un in weten, nah de Vadderhand gripen, wi willn hüt noch ümkihren un
hengahn na unsen Vadder un em bidden: »Lat mi wedder din Kind sin, bliw
bi mi un lat mi mit di gahn as frames un origes Kind, dat in all’n Ding’
dinen Willen deet un up din Wurd hürt.« Denn känt wi ruhig sin, denn
geiht uns Weg richtig, ok wenn ’t mal dörch Düster geiht odder dörch dat
Water — wi kiken tohöcht un seggen: du büst bi mi!

Un nu noch en poor Würd. Woans bün ik grad up dissen Text verfollen? Dor
hewwen mi 2 Deil to bröcht. Toirst, wi stahn vör dat Winachtsfest, dat
uns wedder an de Krüw stellt un en lütt Kinning uns wist un to uns seggt:
kik, dat is din Heiland, in dit Kind kümmt de lew Gott to di un will di
dörch dit Kind helpen un bliwt likerst de grote Herrgott, de de ganze
heil grote Welt regert! Dat will uns grot Minschen gor nich in ’n Kopp
rin, dor stött uns de Hochmotsdüwel ok ümmer wedder up un segt: wat, son
Kind un dat soll di helpen? Dat is woll wat för Kinner, äwer doch nix
för uns. — Un dorüm hadd ik mi so dacht, dat künn ne feine Adventsstunn
gewen, wenn wi mal dorvon uns seggen leten, dat wi alltohop ümmer wedder
Kinner warren möten, so lütt un so vull Vertrugen as en Kind to sin
Vadding un Mudding, wenn wi nich heil verkihrt lopen un ant Enn’ to
schannen warren willen.

Un denn dat anner: dor ward grad in disse Dag för de Kinner sammelt un
ok an din Dör kloppt de Bad, de di üm ne Gaw bidt för de Kinner un ehr
Not. Dor sall nu kener denken, he hadd dorför ken Tid odder ken Geld. Wat
seggt uns Heiland? »Wekker en son Kind upnimmt in min’ Nam, dat heit, wil
dat so min Will un Wunsch is, un ji girn dohn willt, wat ik jug segg, de
nimmt gornich blot son lütt knendlich Wesen up, ne de nimmt mi sülwst up,
de deiht mi wat to lew.« O wat is dat för ’n schönes Wurd! Nich na grote
Ding’, de de Lüd sehn un von de se all snacken don, kikt uns Herr ut, ne
he töwt dorup, wat wi woll uns dal hollen un uns’ Lew bewisen don in den
Deinst an den Lütten up de de grote Welt gor ken Achtung giwt. Dorüm is’t
’n christlich Wark, wenn wi för de Lütten wat don un uns Herrgott will ’t
so ansehn, as wenn wi ’t em sülwst to Lew don.

Wi sünd jo all Kinner, de in de grote Welt Janken hewwen, nah Hus to
kamen. Lat uns alltohop _rechte_ Kinner sin to unsen Vadder in’ Himmel,
so vull Vertrugen em an de Hand faten, so wiß em in de Ogen kiken, so
girn sin Wurd hüren un sin Gebot don, as uns Kinner dat bi uns maken.
Denn warren wi dat ok ümmer wedder marken: wi sünd nich alleen, he is bi
uns, uns grote Herr un uns lew Vadder.

Amen.



9.

Prädigt

an’n Buß- un Beddag vör dei Ornt 1920 in’n Dom tau Swerin holln von
Paster _Meltzer_.


Gnad wäs mit juch un Fräden von Gott unsen Vadder un unsen Herrn Jesus
Christus!

So spreckt dei Herr Jes. 43,1: Fürcht di nich! denn ick heww di erlöst;
ick heww di bi din’n Nam raupen, du büst min!

Min leiwen Frünn! Dei heilig Schrift vertellt uns männigmal, woans dei
Herrgott Engel as Baden tau sin Minschenkinner schicken deiht; un wenn
sonn’ Herrgottsbaden an ’nen Minschen rannerkümmt, denn heit dat: hei
fürcht sick. Ick mein, wi kaent woll begripen, worüm dat so is; ja, ick
glöw, uns würd’t ebenso gahn, wenn mit einmal dor von’n Altor her ’nen
Engel in’n witten Kleed mit Flüchten, so as dei Biwel ehr uns afmalen
deiht, up uns täuswäwen würd. Un worüm dat? Tau’n Deil mag dat woll von
dat Ungewennte kamen, äwer ick glöw, dei eigentlich Grund is dat nich,
dei liggt deiper, dat kümmt dorvon, wiel wi Minschen vör unsen Herrgott
all ’nen leg Gewissen hewwt, bald mihr, bald weiniger, un wiel bie’t
Seihn von sonn’ Engel dei Gedanken upstiggt: »Du, dei will di gewiß vör
dat Gericht von din’n Herrgott föddern — wo ward di dat denn gahn!«

Von uns hett woll noch kein einer ’nen Engel seihn, uns’ Herrgott schickt
ehr nich mihr tau uns as sin Baden. Worüm hei dat nich deiht, dat weit
ick ok nich, dat is sin Sak. Aewer sin Baden hett hei likerst noch, un
ick seg: ’is kein einer ünner uns, tau denn’ sonn’ Gottsbaden nich all
kamen sünd. Ob wi dat all markt un denn’ Gottsbaden ok kennt hewwt, dat
is ne anner Frag.

Sonn’ Herrgottsbad süht männigmal snurrig ut: denn eins is’t ’nen Blinnen
un denn ’nen Lahmen; denn ’ne arme Wittfru un denn lütt Waisenkind; denn
’nen Kriegsinvaliden un denn ’nen Snurrer. Dörch ehr kloppt dei leiw Gott
an bi uns un will mal utprauwen, woans sin Minschen getacht sünd, ob sei
’nen hartes Hart hebben, oder ob sei weikmäudig sünd. Viellicht hett hei
bi di so ok all öfters ankloppt — ob du sin Baden kennt hest? Bi mi is en
poor Mal ein Herrgottsbad kamen, ganz lütting un nüdlich: ’t wier ’nen
niegeburnes Kind, min Kind. Dei kloppt so ganz liesing bi mi an, un ick
hewwt woll hürt, wat hei seggen wull: »Dei leiw Gott lett di grüßen, un
hei harr di leiw, un dorüm schick hei mi tau di, un hei lett di seggen,
du süst mi man ok recht von Harten leiw hebben.« O, wie hewwk mi freut
tau sonn’ Herrgottsbaden, un mi is dat ganz säker: dei Vadders un Mudders
ünner uns is’t liksterwelt ebenso gahn, dot wier kein Spierken von Angst
un Bewern. Männigein von uns mag woll sonn’ _leiwlich_ Gottsbaden noch
von anner Ort kennen liehrt hewwen.

Aewer denn wedder — dor klopft dei Herrgottsbad _mit vull Fust_
an dei Dör von ’t Minschenhart, dat dat tausamenfohrt un dörch un
dörchschüddert. Vör söß Johr dor kem sonn’ recht grimmigen Baden vonn’
Herrgott tau uns leiw dütsch Volk. Woans seg dei ut! ’nen Stahlhelm up ’n
Kopp, ’ne Handgranat in dei ein Fust un ’nen Gewehr in dei anner. Achter
em dor rasterten dei Kanonen un Maschinengewehren. Üm em, dor knallt un
ballert dat, dor blukden Fürbränn up. Hüser flogen in’ne Luft. Minschen,
väle junge, starke Minschen sackten in ’t Gras vor sinen gift’gen Aten.
Wi kenn’ denn’ grimmigen Gottsbaden: ’t wir _dei Krieg_. Wat schuddert
uns dor all tauhopen dat Hart, un wi markten: »Dei Herrgott will mit uns
reden, heil iernst, wo ward uns dat gahn! wi hewwt ja all wat bi em up’n
Karwholt.« Wie käm dei Angst ierst recht, wenn dei Bad in uns’ _eigen
Hus_ ankloppen würd, as sin Kugel un Granaten uns’ Jungens, uns’ Vadders
un uns’ Bräuders drapen deren. Weißt woll noch, woans dat Hart di bewern
würd!

Un na denn’ Krieg, dor kem noch ’nen annern Baden. Dei harr ’ne grote
Klock bi sick, dei bugt hei up un treckt denn’ Strang mit ’nen Arm, dor
wier nich ’nen Fitzen Fleisch up, blot Knaken, dat wier dei _Hunger_, un
hei lürrt un lürrt, is ja noch ümmer bi si Lürren, dorvon verliert dei
Minschen dei Farw ut dei Backen, dei Knei ward ehr swack, un dei Kräft
kamt ehr afhann’, Kinner un oll Lüd starvt as dei Fleigen — o wo grippt
einen dat Klockenlürren an dei binnelst Seel, un dei Angst wakt up, un
dat schriegt: »Herr, Herr, is’t noch nich bald naug, wi vergaht süs all
tauhopen!« Wenn sei’t man irst all markt harrn in Dütschland, da dei
_Herrgott_ sin Baden tau ehr schickt hett, mit ehr iernst tau reden!

Hüt kümmt nu wedder ’nen Gottesbaden tau uns, leiwe Frünn, dat is dei
_Buß- un Beddag_ vör dei Ornt. Dei kloppt ok nich lis un sacht bi uns
an, dei kloppt as mit ’nen Steinhamer, dat dei Minsch sick heil un deil
verfiert un dat Hart sick em ümdreigen mücht vör Angst. Oder geiht di
dat anners? Meinst, dat _di_ dei Bußdag nix tau seggen harr? Meinst, hei
süll man wiedergahn na dei Tochthüser un Gefängnissen, up dei Straten un
bi dei Eckenstahers un Krakeelers un Halsawsnieders ankloppen? Dor hürt
hei hen, aewer nich bi di, nich hier in’n Dom bi ihrbor Lüd? ’t giwwt
väle, dei so meint — aewer, ob sei _recht_ hewwt? Ick weit von ’nen lütt
Kind, dat harr sin Vadding weihdahn, hart lagen un Vadding wier em bös
worden: hei schickt dat Kind tau Bedd, ahn em gaun Nacht tau seggen.
Wohrt nich lang, donn hürn dei Ollen vör dei Dör wat snuggern un süfzen
— wat mag dat wäsen? Sei horchen, donn wart dor wat rohren. Sei makt dei
Dör apen — dor steiht ehr Kind in sin Nachthemd un rohrt so bitterlich
un löppt up sinen Vadder tau un fött em üm un seggt: »Ick kann nich
inslapen, Vadding, wäs wedder gaud!« Is di dat nich ok all männigmal so
gahn, dat du nich inslapen künnst von wegen dat, wat du dahn harrst gegen
din Leiwen? gegen dinen Herrgott? Woans aewer, wenn du nu irst _ganz_
hen slapen gahn sast — un wi möt all hen slapen, wer weit, wo bald — ob
du denn nich ok anfangen mößt tau snuggern un tau süfzen un tau rohren:
»_Ick kann nich inslapen_, kann nich starben? Dor in ein Eck, dor sitt
min Mudder, ick heww ehr up’t Hart perrt. Ut dei anner Eck dor kickt mi
’n Mäten an so trurig, ick heww ehr dei Trug braken, un ut dei drürr Eck
’nen Fründ, ick bünn tau ’nen Judas an em worrn. Un dor un dor — wat weit
ick, wat dor noch all sitten un mi verklagen warr.« _Müggst_ du dat — ick
frag jedeneinen von uns: _müggst du dat_?

Ick mein, dei Bußdag hett uns alltausamen wat tau seggen un tworst
sihr wat Iernstes. »Du, du,« seggt hei, »woans hest du dinen Herrgott
weihdahn! Din Lewen verklagt di, hier hest du’t fehlen laten un dor
verseihn. Un dei Herrgott lett nich mit sick spaßen oder gor sick tau’n
Narrn holln, hei is ’nen starken iwrigen Gott — woans sall di dat gahn!«
Dor fangt dat Hart an tau bewern un tau schuddern. Ja, so _möt_ dat sin,
wenn ’nen armen Sünner as du un ick vör ’nen Baden von denn’ heiligen
Herrgott steiht.

Nich wohr, dei Bußdag hett uns doch wat tau segg’n. Dei Beddag nich
ok? Hei fröggt: »Woans steiht dat mit din Gebedd! Bedst du? Ick mein,
ob du allens, wat du belewen deihst, mit dinen Herrgott besprekst
tauvertruglich, so as dat Kind mit sin Mudder snackt? Dei Frag mag
männigeinen dat Blaut in dei Backen driben, un hei mag anfängen tau
stamern: »Ach, du Hergottsbad, ick heww min Gebedd verluren — wat ick so
»beden« nennt heww, is gor kein richtig Beden west.«

Aewer nu hürt tau, all tauhopen, ji all, dei dat Hart bewern deiht vör
denn’ Herrgottsbaden: so spreckt dei Herr: »_Fürcht di nich! Ick heww
di erlöst — ick heww di bi din’n Nam raupen, du büst min!_« O, wur dat
klingt! as Engelsmusik. Binah tau schön, as dat wi’t glöwen kaent. Ick
sall mi nich fürchten, seggt dei Herrgott, vör nix in ’ne Welt, nich vör
Minschen, nich vör dei Ornt un ehr Sorgen, nich vör Krankheit, nich vör
Hunger, nich vör Streiks un Uprauhr, nich vör min Schuld, nich vör’t
Starwen — is’t würklich mäglich? Dat is mäglich — dor steiht jo: »So
spreckt dei Herr usw.« Und dat dat ganz säker is, dorüm nimmt hei di bi
dei Hand un geiht mit di hen nah Jerusalem. Dor is ’nen Barg, is man
’nen ganz oll lütten un doch höger as all Bargens in dei Welt, so hoch,
dat all Minschen em seihn kaenen, dei heit Golgatha. Up denn’ Barg dor
steiht dat Krüz un an dat Krüz dor hängt bleik un bläudig min Heiland
Jesus Christus. Du weist, worüm hei dor hängt. Von em hebbn ja all uns
Feldgrisen dat lihrt, wat sei dahn hebbn för uns, för ehr Frug un Kinner,
ehr oll Vadder un Mudder, för ehr Dörp, ehr Stadt un ehr armes leiwes
Vadderland. Dei Mann an’t Krüz het ehr dat vörmakt — dat is ja dei
Predigt von’t Krüz: »För juch! för juch! Ick bün juch Heiland, för jug
Sünn un Schuld heww ick mi opfert, för juch heww ick gewn min Lewn bet
in ’nen Dod.« Dorüm weg mit all din Angst, fürcht di nich, du hest ’nen
Heiland, dei hett di erlöst. Ja _di_! Dat di dat ganz säker warden sall,
dorüm nimmt di din Herrgott wedder bi dei Hand un geiht mit di trüg in
dei grötste Stunn in din’n Lewen, in din Döpstunn’. »_Ick heww di bi
din’n Nam raupen_,« so seggt hei. Ja, so deip hett dei grot Gott sick
tau di dallatn, dat hei di _sin Kind_ nennt hett. Wie weit’ dat tworst
nich mihr, äwer wohr is’t dorum doch. As wi gröter würd’n, hett hei nich
uphürt uns tau raupen. Hei rep bald lising bald lut, bald iernst, bald
fründlich, ümmer so, as wi’t grad brukten. Hei rep uns dörch all dat
Gottswurt, dat wi hürt hewwt von uns’ Mudding un in ’ne Schaul, as wi
tau’n Beden güngen un in ’ne Kirch.

Hei seg di in Gefohr, up’n legen Weg tau kamen, donn schickt hei di
woll ’nen gauden Fründ in’n Weg, din ollen Schaulmeister oder Preister,
dei kek di so fründlich an, un red’dt so fründlich mit di — süh, dor
wier dei Herrgott bi un rep di. Hei seg di vertwifelt, du harrst wat
Legs dahn, vör di wier allens so düster, du künnst denn’ rechten Weg
nich wedder finn’n, hei rep di: dor schöt di woll dörch denn’ Kopp ’nen
Gottswurt, dat du lihrt hest, viellicht: »Kamt her tau mi, ji Mäuhselign
un Beladenen, ick will jug erquicken« oder wat Ähnliches — dei Herrgott
rep di. As ick mal up’n Lann’ wier un mit sonn’ halwwussen Jung aewer
Feld führt, ’t wier Winter un dei Weg wier slicht, durt nich lang, dor
smeten wi üm. Aewer ahn Schaden rappelten wi uns wedder rut. »Dor is Gott
bi wäst,« säd dei jung Minsch; hei harr’t markt: Dei Herrgott röppt uns
bi Nam. Wo oft hett hei uns raupen, denn’ einen in’t Granatfüer, denn’
annern up’n Krankenbedd; denn’ einen ünnern Dannenbom, denn’ annern an’n
Trualtor un weck noch wo anners — ob wi ümmer _hürt_ hewwt, wenn hei uns
rep? Ob wi ümmer _verstahn_ hewwt, wat hei uns seggen wull?«

Na, ’t mag sin as ’t will — hüt röppt hei uns wedder all tausam un
jedenein för sick. Un wat hei uns hüt tau seggen hett, dat is för uns
all ein un dat sülwige: »Fürcht di nich, _du büst min_.« O, wur dat
klingt! Denk trüg an dei Tid, as du noch lütt wirst, dor kem woll mal
wat Swers, ’nen Hund oder ’nen groten Jung, dei wull di wat dauhn, di
würd bang, du füngst an tau schriegen — denn kem woll Vadder oder Mudder,
sei faten di üm un strakten di, un sei säden in’n Ton, as blot Vadder un
Mudder snacken kaent: »Wäs man still, min Jung, min Diern, ick bün ja bi
di, fürcht di nich, du büst ja min.« Un denn wier all Angst vörbi, du
fäuhltst di borgen in trugste Leiw.

Wat äwer will ok dei trugste Leiw von Vadder un Mudder bedüden gegen de
Leiw von denn’ Vadder in’n Himmel. Uns’ Vadder Luther seggt: »Wust du
Gott malen, mößt du en Füer malen von luder Leiw.« Un dese leiw Gott,
dei nix is as luder heilige Leiw, dei seggt tau di un tau mi: »_Du büst
min._« Will wi em dat Wurt nich avnehmen? Sall dat Wurt mi nich vergneugt
un tauversichtlich maken? Ick heww mal ’nen jungen Mätn up ehr letzt
Lager dit Wurt tauraupen un ehr doruphen dat heilig Abendmahl gewen.
Vördem wier sei so mißmaudig un bedräuwt, un naher? einmal aewer dat
anner kem dat aewer ehr Lippen: »Ick bün sin, ick bün sin.« Un dorbi flög
aewer ehr Gesicht son’n äwerirdischen Glanz un so is sei ohn Angst sanft
un selig inslapen.

Sall’t bi uns nich ok so wäsen? Ick bün sin, bün min’n Herrgott sin Kind,
hei hett ’t seggt, doran will ’ck mi holln un will tauversichtlich sin,
mag kamen wat will. Wovör süll ick mi woll fürchten, wenn ick sin bün?
Vör min Sünn un Schuld? Ach, sei is grot un swor, aewer hei vergiwwt sei
mi ut luder Leiw. Vör dei Taukunft mit ehr Sorgen? Ach, sei is düster un
isig kolt, äwer, bün ick man sin, denn nehm ick all min Sorgen in min
folt’ten Hänn un dräg sei em hen in dei Gewißheit: »Hei sorgt vör mi«, un
’t kann mi nix gescheihn »as wat hei hett verseihn un wat mi selig is.«
Wovör sall ick mi fürchten? Vör Minschen un wat sei mi andauhn willt?
Bünn ick man sin, denn weit ick: »Hei un ick hewwn ümmer de Babenhand.«
Wovör denn? vör ’t Letzt, vör ’t Starben? Ach, Starben is swor, dat ritt
so väl Bänner utnein, dei uns mit dei Welt un uns Leiwen tausamenbind —
aewer, bün ick man sin, denn weit ick: Ick heww noch ’ne Heimat, ’nen
Vadderhus haben bi em — ick kam eins in’ ne Wohrheit, rut ut all mi
Twiefel, ut all min Sorgen.«

Dorüm: »_Ick will mi nich fürchten_« — so sall’t heiten, bün ja sin, bün
min’n Herrgott sin Kind.

Aewer dat will wi em ok verspräken: »_Ick will ok din sin_, bäter, as
ick dat bet dorhen wäst bün: din an’n Sündag un Alldag, din, wenn dei
Sünn schient un dei Storm brust. Din, wenn ’ck allein bün un tauhop mit
annern. Din, wenn ’ck arbeit un wenn ’ck mi verhal. Din in’t Lewen, din
in’t Starben.

Amen.



10.

De olle un de nige Heimat.

Predigt in’n plattdütschen Gottesdeinst an’n 10. Oktober 1920 in de
Bugenhagenkirch tau Stralsund hollen von E. _Müller_.


Gnad wes mit jug von den’n, dei dor is un dei dor was un dei kümmt. Amen.

Wi läsen in’t irste Bauk Mose Kapitel twölf, Vers 1 bet 2.

    Un de Herr sprök tau Abram: Gah ut din Vadderland und von din
    Fründschaft un ut din Vadder sin Hus in ein Land, dat ick di
    wiesen will. Un ick will di tau’n grot’ Volk maken un will di
    segen un di einen groten Namen maken un du sast ’nen Segen sin.

Herr segen din Wurt an uns’ Harten. Amen.

       *       *       *       *       *

Wi hebben dat wagt. Wi hebb’n ’nen plattdütschen Gottesdeinst ansett’.
Un dat is uns nich leed. Ick freug mi, dat dei Stun’n nu dor is, wo wi
Gotts Wurt up plattdütsch hür’n kön’n, wo wi sing’n un beden dör’n in dei
Sprak, dei uns eis uns’ Mudder hett lihrt. Ick freug mi, dat’t noch so
veel Minschen giwwt, dei in de grote Stadt de lütte Stadt un dat lütte
Dörp nich vergäten kön’n, wo sei burn un tagen sünd. Nee, wi kön’n uns’
oll Heimat nich vergäten, und wenn wi hunnert Johr olt würd’n. Bet an’n
Dod beholln wi dei Städ leiw, wo uns de Sünn von’n Häwen tauirst lücht
hett, wo de Storm un de Blitz uns tauirst den allmächtigen Herrgott
verklort hebben, wo dat irste Minschenog sick oewer uns’ Weig nedder
neigt hett, wo de Mudder uns tauirst mit Freuden up’n Schot nahmen un
de Vadder uns de Lihren von de Weisheit un dat Christentum in dat Hart
grawen hett. Twors is de Gegend nich beräumt, de wi uns’ Heimat nenn’n.
Kein Water is dor, kein Holt un kein Barg, oewer t’is uns’ Heimat un
dorüm is sei so schön, so schön. Wat hebb’n wi spält up de Strat un
in de Gatz up’n Markt un dor achter an de Mu’er. Wat hebb’n wi uns
Bläumungs plückt an’n Weg, dei dörch de gräunen Feller güng, wat hebb’n
wi Slietschauh lopen, wenn de Paul taufror’n was. Uns’ Schaul was man
’ne lütt Stuw mit olle Disch un leg’ Bänk, oewer t’was uns’ Schaul,
un dorüm was sei so grot. Uns’ Lihrer was ’n ollen frommen Mann, de’t
oewerall gaud meinen ded. Wat hett hei sick för Mäuh gebb’n, uns dat tau
lihr’n wat wi nödig hedd’n för’t Lewen. Un uns’ Schaulkameraden wiren
idel prächtige Kinner! Uns’ Frün’n — wat wirn dat för dägte Jungns, un
din Fründin’n, wat wirn dat för ranke Dierns! Un uns’ Unkel bian was ok
’nen gauden Mann, un uns’ Tanten, dei sin Fru was un uns’ Pät, hadd ümmer
för uns en apene Hand. Oewer dat beste was doch uns’ Vadderhus. ’N lütt
Hus, mit Stroh deckt, oewer uns’ Vadderhus, uns’ Welt! Uns’ Vadder was de
beste Mann in’t ganze Dörp — wat hett hei för uns schafft! Uns’ Mudder
was de beste Fru in de ganze Welt — wat hett sei för uns sorgt! So männig
mal hett sei uns n’ Borring schmeert un sei sülmen et drög Brod. Wenn’t
schummrig worden was in de lütt Stuw — denn sett’t sei sick an den warmen
Kachelaben un wi Kinner sett’ten uns üm sei rüm un uns’ lütt Schwesting
kröp ehr up’n Schot — hürst du noch, woans de Bratäppel in de Abenrühr
schmurten? — Un denn vertellte uns de Mudder de ollen Geschichten, dei
se von ehr Größing lihrt hadd, von Rottkäppen un von den Jung’n, dei
utgüng, dat Gruseln tau lihren. Un von Jesu vertellte sei uns, von den
groten Kinnerfründ, dei de Lütten segn’t un de Groten nich verflucht —
un denn süng sei mit uns de ollen frommen Leeder von’n hilligen Christ.
Un wenn denn Wihnachten wir, dann stek sei uns den Wihnachtsbom an
un leggt uns de Gawen up’n Disch, dei sei süllwst makt hadd mit ehre
flitigen Hän’n. Un uns’ Vadder müßt uns de Julklapp rinschmieten. Un’t
abend’s, wenn wi tau Bett gahn wirn, kem de Mudder noch eis tau uns ran:
Kinding, wat bedst du hüt Abend? Ick bed den Vers, den wi hüt in de
Schaul lihrt hebben. Recht so, min Kinding, den bed man. Oewer sei sülwen
hett den Vers nich bedt, den sei in de Schaul lihrt hett, — sei red’ mit
ehren Gott, as ehr üm dat Hart was, sei red plattdütsch mit ehren Gott.
Un Gott hett sei hürt un hett sei segn’t un dörch sei ok uns un uns’
Kinner. Un mit einmal hürten wi dat Wurt: Gah ut din Vadderland un von
din Fründschaft un ut din Vadder sin Hus in ein Land dat ick di wiesen
will. Un wi güngen un keken uns ümmer wedder üm, ümmer wedder, bet wi
den Kirchtorm nich mihr seihn kün’n. Un uns’ Herrgott wiest uns ein Land
ball dit un ball dat. Wi segen frömde Länner un hürten frömde Spraken —
oewer uns’ Hart liehrte de Sähnsucht. Dat Heimweh kem oewer uns, brennte
in uns as Füer. Uns was tau Maud as Annemariek Schulten up’n Sassenbarg
tau Maud was in klore Stun’n, ok wie hebben schrägen: ick möt furt, ick
möt furt. Un wi güngen furt un kemen nah Hus. De Minschen kennten uns kum
noch, doch uns’ Mudder kennte uns gliek. Sei nehm uns bi de Hand un güng
mit uns nah’n Kirchhof an unsen Vadder sin frisch Graw. Un up de Krüze
oewerall stun’n Namens, dei wi oft hürt un oft näumt hadden. Liesing süng
de Wind oewer dat Dodenfeld un liesing süng dat dörch uns’ Seel: Ut de
Jugendtid, ut de Jugendtid klingt ein Lied mi ümmer dor, ach wur liggt so
wit, wat eis min wier. Un as wi nahsten uns’ Mudder in dat Graw leggt
hedden — schlöt sich sachting achter uns de Dör tau’n Paradies. Sörre dei
Tid hebben wi de olle Heimat nich mihr. Gott hedd sin Wurt wahr makt. Hei
hett uns ’n anner Land wies’t, hett uns ’ne anner Heimat gewen. Hei hedd
uns tau’m groten Volk makt. Hett di Fru un Kinner gew’n, un di ’nen Mann.
Jungs un Dierns speelen üm di rüm, Fleesch von din Fleesch, un Blaut von
din Blaut. Wi hebben truge Nahwers un gode Frün’n. Gott hedd uns seg’nt.
Hedd uns Arbeit gewen, dei wi lasten kön’n. Hei giwwt uns Lohn för uns’
Arbeit. Wi hebb’n uns’ däglich Brot sülwst in schwere Tid, un männig ein
hedd noch mihr. De Herrgott giwwt ok in de Wüst tau dat Brod den Fisch un
makt dat Water, dat bitter schmeckt, uns säut. Gott hedd uns enen groten
Namen gewen: De Lüd reden mit Achtung von uns. Weck nen’n uns Fründ un
Bräuding, un de gröt’st Nam kem uns von säute Kinnerlippen: Vadding,
Mudding. Männig einen hebben wi helpen künnt mit Rat un Dat. T’is wohr:
Du sast ’nen Segen sin. Oewer, oewer wi sünd nich glücklich, wi sünd nich
taufreeden. Dörch uns’ Seel geiht ein deipes Sähnen. Uemmer wedder stött
uns dat up: Dat disse arme Ird nich uns’ Heimat is. Wi säuken ein beteres
Vadderland, ’ne niege Heimat. Wi luren dorup, dat Gott tau uns seggt:
Gah in dat Land, dat ick di wiesen will. Tweidusend Johr sünd dat nu all
her. In Nazareth lewte ein Timmermann. Jesus was sin Nam. Eis hürt’ hei
de Gottesstimm: Gah ut din Vadderland un ut din Fründschaft un ut din
Vadder sin Hus in dat Land, dat ick di wiesen will. Un dat Land, dat Gott
em wiesen ded, dat wir sin nieges Amt, hei süll de Messias sin, ’nen
heimlichen König, dei dat Gottesriek up Irden upprichten süll. Minschen
süll hei sammeln, veel Minschen, dei Gott as ehren König ansehn un em,
Jesum, as den Königssöhn, dei Gott sinen Willen an sich gescheihen laten
un dei Gott sinen Willen dauhn. Dat künn hei nich in Nazareth, dat künn
hei nich as Timmermann. Hei güng in de Frömd. Hei verleet Nazareth, sin
Mudder, sine Bräuder, sine Schwestern, sin Gewarw, sin Vadder sin Graw.
Allens verleet hei. Ohn Rast un ohn Rauh güng hei dörch dat Land un
lihrte un hülp de Armen un makte de Kranken gesund. Hei hadd kein Hüsung.
Gode Lüd nehmen em bi sich up un hebben em tau eten geben. Allens verleet
hei. Sine Mudder verstunn em nich; sei meinte, dat hei sinen Schick nich
hedd. Sine Bräuder un sine Schwestern wullen nicks mihr von em weiten
un sine Jünger kunn’n dat nich begriepen, wat hei tau sei sed von Gott
un von Gott sin Riek. De Juden würd’n em arg. De Pharisäer würd’n em
falsch. De Soldaten müßten em an dat Krüz schlag’n. Dor müßt hei leiden
un starwen, verlaten von alle Minschen. Angst steg in em up, dat Gott em
uk verlaten künn. Oewer Gott hedd em nich verlaten. Dei bleew bi em. Dei
bleew in em. Gott sin Hart was sine Heimat in’n Lewen un in’t Starwen. Un
dat is dat Land, dat Gott uns wiesen will dörch sinen Söhn Jesum Christ:
Sin Hart, sin Vadderhart. In Gott sall uns Heimat sin. Abram müßt ut
sin Vadderland, von sine Fründschaft un ut sin Vadder sin Hus gahn, wil
dat hei den Glowen an den einen lebendigen Gott behollen sull. Will’n
wi dissen Glowen behollen, den uns’ Vadder uns lihrt hedd, will’n wi
dissen Glowen wedder finn’n, den uns’ Mudder uns in dat Hart bed’t hedd
— denn möten wi allens verlaten, wat uns leiwer sin künn as uns’ Gott un
uns ganz un gor in de Hänn un an dat Hart von uns’n Gott leggen, so as
Abram, so as Jesus dat dahn hedd. Jesus hett Recht: Nümms kümmt tau’n
Vadder as dörch mi. Hei is de Dör, dörch dei wi ingahn in uns’n Gott sin
Vadderhus. Un disse Purt is eng, disse Purt ist sihr eng: allens möten
wi affleggen, wat uns hinnern künn dörch dei Purt tau gahn, all uns’
Sorgen, all uns’ Sün’n, all uns’ falsche Leiw. Ja, wenn’t Minschen giwt,
dei uns upholl’n tau Gott tau kamen, Minschen, dei wi leiw hebben, dei
wie sihr leiw hebben, — wi möten up sei verzichten. Jesus hett Recht:
wer Vadder oder Mudder oder Brauder oder Schwester mihr leiw hedd as mi,
dei is min nich wirt. Un de Jünger seggen: Wi hebben allens verlaten üm
dinetwillen, un sünd di nahfolgt. Dat möten wi dauhn: wi möten allens
verlaten üm Jesu willen, em nahfolgen, sine Jünger ward’n. Un sine Jünger
sünd wi, wenn wi uns unnereinanner leiwen, as Jesus sine Jünger leiwt
hedd. Un wi weiten, woans hei sine Jünger leiwt hedd: sin junges, starkes
Lewen hett hei vör sei dorhengewen, nich blot, as hei an’t Krüz starwen
ded, de Unschüllige för de Schülligen, de Reine för de Unreinen. ’T giwt
veel Minschen, dei nah Leiw verlangen in eine Welt vull Haß. O, dat wi
uns unnereinanner mihr leiwen deden! Wi würden Jesu Jünger sin, wi würden
sine Deiner sin, un wo hei is, dor sälen ok sine Deiner sin: Bi Gott,
in Gott. Wenn wi leiwen, is Gott in uns, sünd wi in em, hedd uns’ Seel
de Heimat, de Rauh in em funnen, de Heimat, dei dor bliwt. _Un_ dat is
de grote Nam, den’n Gott uns makt: Wi heiten Gott sine Kinner. Un noch
einmol hürn wi dat Wurt: Gah ut din Vadderland un von dine Fründschaft
un ut din Vadder sin Hus in ein Land, dat ick di wiesen will. Un Gott
wiest uns ein Land. Dit Land liggt nich up disse Ird, dit Land liggt up
de anner Welt. Un tüschen hier un dor liggt ’n grotes, grotes Water. Dor
weiht ’n harten Storm, dor gahn de Bülgen hoch. Angst kriegt männig ein,
wenn hei denkt an sinen Dod. Un Angst kriegt jederein, den de schwarte
Vagel mit sine Flüchten berührt. Äwer wes’ nich bang! De Herr wiest di
dat Land, un hei is mächtiger noch as de Dod. Jesus stürt dat Schipp, dat
oewer dat grote Water führt. Sine starken Hänn drägen uns an dat Land,
dat uns’ niege Heimat is. Dor makt uns Gott tau’m groten Volk: hei giwt
uns dei wedder, dei vör uns storwen sünd, un hei giwt uns dei wedder, dei
nah uns starw’n ward’n. Hei segn’t uns: hei wischt af all dei Tranen, dei
wi hier un’n weint hebben, ok dei, dei wi nachtens weint hebben, wenn wi
nich slapen künn’n vör Sorg un vör Hartweihdag. Hei giwt uns dat Lewen,
dat nie nich uphürt. Hei makt uns einen groten Namen. Wi heiten Hillige
un wi heiten Selige. Un hebben wi Glowen hollen bet an’t Enn, Kinner un
Kinneskinner, dei uns hebben starwen seihn, lihren den rechten Glowen un
ward’n selig. So wat’t wohr, wat de Herr seggt: du sast ein Segen sin. Un
nu hür nipping tau: Hüt seggt de Herr tau di: Gah ut din Vadderland un ut
din Fründschaft un ut din Vadder sin Hus, in ein Land, dat ick di wiesen
will. Nu weitst du, wat dit Wurt för di bedüd’t. Nu gah in dat Land, dat
de Herrgott di wiest, as Abram, as Jesus in Gehursam un Tauvertrugen. Gah
in Glowen den Weg, den din Herrgott, din Vadder di wiest, den Weg ut de
olle in de nige Heimat.

Amen!



11.

Ansprache

bei der Gedächtnisfeier des deutschen Kriegerbundes 1921 auf dem
Ehrenfriedhof in Lübeck von Hauptpastor _Mildenstein_ in Lübeck.


    Herrgodd in Hewen, wi ehrt Di un lawt Dinen Namen,
    Lat doch Din Kraft un Din Segen hüt up uns dal kamen.
                      Wi sünd in Not,
                Herr, mak Du tru unser Blot,
                Dat wi staht eenig tosamen.

Jesus seggt: Wer sin Hand an den Ploog leggt un kikt trüch, de is nich to
bruuken för Gott sin Riik. —

    Min leewen Kameraden!

Dat is een vun den gröttsten Wör vun Jesus Christus. Wi weet jo all, de
Ploog is sit ole Tiden een hilliges Warktüg un Ploogarbeid is hillige
Arbeid. De Plöger aber, de düt hillige Warktüg in hillige Arbeid rech
föhren will, mutt dat Hart op’n rechden Placken hem, anners döcht he
nix un sin Arbeid irst rech nix. Sin ganze Kraft, Liw un Seel mutt he
herangewen an sin grotes Wark. Hett he sin Hand an den Ploog leggt, de
Lei üm de Schullern, de Peer vörweg, denn heet dat: »Ick heff min Hand an
den Ploog! Nu nich mehr trüch! Vörwarts — dat is min Parol’!«

Wi sünd merrn ut irnste, grote un swore Bundesarbeid op düssen Platz
tosamen kamen to een stille Fiir. Wi wöllt uns doden Kameraden gedenken!
Worum wi dat doht? Dohn wüllt un dohn möt? Wil se Plöger weeren! Se
harrn de Hand leggt an den hilligen Ploog für’t Vaderland, un dor hebbt
se sick seggt: Nu gifft dat keen »Trüch«, blots »Vörwarts« vörwarts!

Vör min Seel steiht in düsse Stünn de Flandernschlacht: Dag üm Dag, Nach
üm Nach is se all in de Gang, un noch keen Enn. Dat Land is vun Granaten
dörchplögt. De Hüser un Böm sünd tweireten, as weer’t nix. Merrn dormang
an de Kanonen, an de Maschinengewehren, in de Trichters, up’t frie Feld
de Plögers — uns Bröder — swatt vun Schiit un Rook, mit glönige Oogen un
tosamenbeten Tähn. Fastholen! Nich trüch kiken! Vörwarts Hart un Oog! So
sünd se fullen, de Hand an’n Ploog.

För min Seel steiht de wide See bi Skagerrak. Schipp bi Schipp! In Füür
un Rook, Torpedo un Panzer! Vun Granaten un Gischt upwöhlt de ganze See.
Un op de Scheep, vun de Kommandobrüch bet in den Maschinenruum, vun baben
na nerrn, vun achtern na vörn de Plögers, uns Bröder, in Damp un Füür, de
Hand an Roer un Stüür: Ruum Hart, klor Kimming — so sünd se fullen för
uns Vaderland, versackt, versapen in bittern Dot, abers Plögers, true
Plögers bet toletzt.

För min Seel steiht Rußland, dat wille, gräsige Land: Iis un Snee, Storm
un Dodesküll, so wid dat Oog ok reckt, keen Enn to finn — kik! as’n
Wederstorm so jagt se heran, sünd Dusend, sünd Hunnertdusend? To Foot un
to Peer! Jümmers mehr un jümmers mehr! Un in de wille Brandung as Fels
in de Floot — uns Bröder, uns Plöger, ruhig, seker, fast, tru bet in den
Dood fört hillige Vaderland. In de Heimat, in de Heimat, da geewt keen
Wellersehn! Ob in Flandern in de deepe Nach, ob in Italien an hellen
Dag, ob in Serbien orre Rumänien, ob in’t Feld orre Lazarett — he dröp
se all, de Dood, he weet uns Minschen, jedeen, ok Di, ok mi to finn —
abers he dröp _ehr_, de Hand an’n Ploog, dat Oog vörut! Nu liggt se hier
bi eenanner, still, Sit an Sit, Offizier un Grenadier, Gardeschütz un
Kanonier, Kameraden in Not, Kameraden in Dood.

Wi abers, wi, de dor nablewen sünd: Wi gelawt hüüt, in düsse Fierstünn
weller: Wi vergeet Ju Gräwer nich, ok, wenn wi man irst ran kamt, de
dor buten nich, denn wo de dütschen Bröder begrawen liggt, is dütsche,
is hillige Eer, is Heimateer! Wi vergeet de Gräwer nich! Wi vergeet Ju
sülben nich! Ji sünd för uns storben, aber Ji sünd nich doot! Ji sünd
lebennig! Ji hebbt uns den Weg wist! Ji _wist_ uns den Weg! Frilich,
anners is de Arbeid worrn! Blödig Arbeid weert, de Ji dahn hebbt! Dat is
uns’ hüt nich mehr! Abers hart is se ok! Heel hart! Villich noch harter
as Ju Arbeid weer! Dat geiht üm uns dütsche _Volksseel_, de an’t Vergahn
is un de doch nich ünnergahn dörf, wenn Dütschland bliewen schall. Üm
dat Gröttste, wat een Volk hett, üm deepe, hillige, ewige Gedanken, de
in een Volk lebennig sünd, geiht dat, um _uns’ Seel_! Keen Krieg mehr
mit Gas un Granaten, Krieg mit Lögen un Gemeinheit, mit Falschmünzeri un
Verrat merrn in’t eegene Land. Warn wi düssen Krieg bestahn!? »Ji möt!«
ropt Ji, leew doden Bröder uns to, »Ji möt! Ji möt! Ji hebbt de Hand
an den Ploog leggt! Kikt nich trüch! Sunst sünd Ji nich to bruuken för
uns Herrgodd sin hillig Riik!« Wi harrn lang Tid, leewe Kameraden, de
Wahl, Hamer orre Ambos to sin. Wi hebbt uns to’n Ambos maken laten! Nu
möt wi uns nich wunnern, wenn de Hamersläg dich bi dich op uns dalslat!
Abers dat is dat Letzte nich! Dat föhlt wi all! Dütschland geiht noch
nich ünner, wenn wi’t nich wüllt! Wi möt weller Hamer warrn! Woner? Dat
steiht nich bi uns, dat steiht bi Godd! Dorna hebb wi nich to fragen!
Legg Din Hand an den Ploog un kik nich trüch! Do Din hillige Ploogarbeid,
wo Du steihst un wo Du geihst! Ob Du meihst, ob Du Di freist, do Din
Plicht! Wi makt naher een Rundgang dörch den ganzen groten Ehrenfriedhof,
de sik hier merrn in’t Bökenholt för uns opdeiht, an all de veelen,
all de gliken stillen Gräwer, all de stillen, gliken Likensteen vörbi
geiht uns Weg, un mi is, as wenn all de, de hier liggt, un de dor baben
nu to de groote Armee hürt, op uns dalkikt un dörch uns dör op Hart un
Nieren en uns fragt: »Du, de Du an min stille Sted vörbigeihst, Du, wat
büst förn Keerl? N’ düchtigen Keerl? N’ dütschen Keerl? Gellt Di’t noch
wat: Dütschland, Dütschland, öwer allens? Dat Vaderland öwer de Partei?
Heßt doch dat Hart op’n richtigen Placken!? Dat Hart!! Keen Steen! Keen
Goldklumpen! Nee, een richtiges, warmes, echtes, rechtes, _dütsches_
Hart! Nich blots för Din Familie, Fru un Kinner, nich blots för Amt un
Stand, nee, ok för de, de nablewen sünd vun uns, Fru un Kinner, de Waisen
in ehr Not, för uns Heimat un Herd! Orre büst Du bang, wenn se gegen Di
opstaht, de annern, de uns ganz tweirieten wüllt? Du heßt de Hand an den
Ploog leggt! Stah fast! Bliw fast, gah fast! Ruum Hart, klor Kimming!
Heßt nich lest vun den Mann, de jümmers klor un fast, ahn Twifeln un
Grugen seker un wiß sinen Gang güng un den se nich mit sin Döpnamen ropen
dehn, sunnern se röpen em »Herr Gradör«? Gradör! Büst doch ok so een:
Grad hendör?« So fragt se uns, de Dooden, un kikt uns dör un dör! Wat
wullt Du antern, wat kannst Du seggen? De Königin Luise hett in swore Not
mal seggt: »Uns helfen ja keine Heere, uns helfen nur Charaktere«! Dat
heet: faste, sture, frasche, stollte Lüd, de weet, wat se wöllt un wöllt
wat se weet. So’n möt wi sin un bliwen! Wi sünd dorför, Kameraden! Wi möt
hendör! Wi möt hendör! Wer sin Hand an den Ploog leggt hett, för den heet
dat: Vörwarts, nich trüch! Hol fast! Seker un tru! Kik nich trüch! Sunst
büst du nich to bruken för uns Vaderland! Irst rech nich för Gott sin
Rik.

    Heimat, Du leewe, wi wöllt hier hüt ünner din Böken
    Freeden un Leewen ut Heimat un Hewen uns söken.
                      Wi lat di ni
            Heimat, du bliffst dütsch as wi,
            In uns Hart dragt wi din Teeken.

    Herrgodd wi wüllt uns getrost un fast op di verlaten,
    Eensame Minschen, de dörft sik een Hart to di faten.
                    Du jagst den Dood
            Helpst uns doch ut unse Not,
            Segenst uns öwer de Maaten.

Amen.



12.

Predigt

hol’n op’n Freesendag in Niebüll-Deezbüll an’n 10. August 1919 von Paster
_Lensch_, Flensburg.


Gebett.

Herr, unse Godd, Du leewe Vadder in’n Himmel! Wi kamen vandag’ to Di un
beden Di, dat Du uns helpen wullt. Uns’ Hart is in veel Sorgen, un de
Tokunft liggt so düster vör uns as en swore Gewidderwolk, un wi weet
nich, wat ut uns ward’n schall. Dor recken sick frömde Hänne ut nah dat
Beste un Leewste, wat wi hebbt op disse Eer — nah uns’ Heimat, wo wi as
Kinner speelt hebbt un grotwussen sünd — nah uns’ Hus un Herd, wo wi an
sitten doht — nah uns’n Vadder sien Grawstäd’, wo wi bed’n doht.

O Herr, unse Godd! Help Du uns doch, dat wi hier in unse Land en dütsche
Heimat behol’n künnt!

Herr, unse Godd! Hier kümmt vandag’ vör Di en ganze Volksstamm tosamen,
un wi all hebbt blots de eene Bed’, dat Du uns wullt helpen, dat wi uns
nich bögen möt ünner frömde Herrschaft un Gewalt. Lat uns in Friheit
bliewen, so as unse Vöröllern vör uns dat wesen sünd!

O Herr, nimm Du unse Sak in Dien true Hänne un help uns! Un föhr Du unse
Sak nah Dien Gerechtigkeit to en godes Enn!

O Herr, unse Godd, help Du uns! Lat uns nich to schand’n ward’n! — Amen.


_Predigt_ von Paster _Lensch_ — Flensburg.

Text Luc. 15.

    Dor weer en Mann, de harr twee Söhns.

    Un de jüngste sä to sin Vader: Vader, sä he, giw mi doch dat
    Deel vun uns’ Wes’wark, wat mit tohören deit. — Un he weer em
    to Will’n un deel mit em af.

    Un dat wor nich lang’, do sammel de jüngste Söhn all’ns
    tosam’n, wat he harr, un tröck wied weg in en frömdes Land.
    Un dor bröchd he all’ns, wat he harr, hendör mit Swieren un
    Swalken.

    As he nu all sien Vermögen hendör harr, keem en heel düre Tied
    öwer dat ganze Land, un dat güng em ümmer leeger, un de Nod
    keem öwer em.

    Dor güng he hen un hüng sick an en vun de Börgers in dit Land
    un de schick em op’t Feld, de Swien to wohr’n, un he weer so
    hungrig, dat he Verlangen harr, sick dat Liew vull to slag’n
    mit dat Freeten, wat de Swien kregen — awers nümms gew em wat.

    Dor slög he in sick un keem to Besinnung. Un he sä bi sick
    sülwst: O, woveel Daglöhners hett mien Vader, un all hebbt se
    Brod in Hüll’ un Füll’, un ick, sien Söhn, mutt hier vör Hunger
    verkam’n.

    Ick will mi opmaken un to mien Vader gahn un will to em segg’n:
    O, mien Vader, ick hew Sünn dahn vör Godd in Himmel un vör di.
    Ick bün nich mehr wert, dat ick dien Söhn heeten kann, awers
    mak mi doch to een vun dien Daglöhners.

    Un he deh dat un mak sick op un kem to sien Vader. — Awers as
    he noch wied weg weer, do seeg em sin Vader al, un as he em
    seeg, do güng em dat dör un dör, un he leep em inne Möt un füll
    em üm’n Hals un küß em.

    De Söhn awers sä: O, mien Vader, ick hew Sünn dahn vör Godd
    in’n Himmel un vör di; ick bün nich mehr wert, dat ick dien
    Söhn heet, awers mak mi to een vun dien Daglöhners.

    Awer de Vader sä to sien Knecht’n: Hal forts mien besten Rock
    ut’t Schapp vör mien Söhn — un du hal en Fingering un stäk em
    de an sin Finger — un du hal em en Poor nie Schoh för sien
    armen, möden Fööt — un du gah forts hen un hal dat fettste
    Kalw vun de Weid’ un slacht dat, dat wi wat to eeten kriegen,
    denn wi wüllt nu vergnögt wesen.

    Denn disse, mien Söhn, weer dod, awer he is wedder lebennig
    word’n; he weer verloren, awer wi hebbt em wedderfunn!

    Un se deh’n, as ehr Herr seggt harr, un dat gew en grote Freud’.

So wied dat hillige Word. Du awer, Herr Godd, seg’n Dien Word an uns all
för Hart un Seel! — Amen.

Mien leewen Landslüd ut Nord-Freesland un ut Sleswig-Holsteen!

Wi sünd hier vandag’ tosamen kam’n to en groten Heimatdag. Wi wüllt uns
in disse swore Tied op uns sülwst besinnen un mit enanner bedenken,
wat _för uns_ un _för uns’ Kinner_ un _för uns’ Land_ dat Beste is. So
hebbt dat in olen Tieden uns’ Vöröllern ok dahn un sünd tosamenkam’n op
ehr Thing — ehr grote Landesversammlung — un hebbt berad’n un beslaten,
wat dor ward’n schull. Hüt hannelt sick dat för uns üm dat gröttste un
herrlichste, wat een Minsch sien eegen nennt: _üm unse Heimat_. Dat geiht
üm dat Land, wo wi boren un optagen sünd, wo wi mit unse Kinnerhänn’ in’n
Sand speelt hebbt — üm dat Land, wo wi uns’ Arbeid an dahn hebbt, wo
uns’ Brod wussen is un wo wi uns Rosen plückt hebbt för uns’ irste junge
Leew — üm dat Land, wo uns’ Oellern in ehr stilles Graw slapen doht — üm
dat Land, wat wi leew hebbt as uns’ eegen Fleesch un Blod: ob dat schall
dütsch bliewen oder dän’sch ward’n.

Dat is nich dat irste Mal, dat de Dän’ de Hand utrecken deit nah dat
Land, wo de Freesen wahnen. Jem weet all, we uns’ Vörfohr’n al 1426 — dat
sünd nu bald 500 Johr her — op Föhr in de Nikolaikark tosam’nkam’n sünd,
üm Mann för Mann intotred’n för dütsche Sak un dütsche Sprak, un we se
de Dän’n dat Lopen lehr’n bi Eggebeck un bi Flensborg un bi Tondern. Un
ebenso weet jem, we de Freesen vör 75 Johr in Bredstedt sick versammeln
un swor’n hebbt, alltied fast tohol’n an ehr’n Wahlspruch: »_Lewwer duad
üs Slaav!_« Un wenn ok keen Book un keen Leed dor wat vun nahsegg’n kunn
— _de ole Grüttputt_ in jem Wapen wörr Tügnis dorför aflegg’n, we sogor
de Frunslüd sick tru un tapfer hol’n hebbt un ok nich bang’ wörd’n, as de
Mannslüd de Arms sacken leeten.

Nu dörf mi awer keen Minsch verkehrt verstah’n. Ick bün hier nich
herkam’n, üm Stried to maken un Haß to predigen. Ick bün an sick
dörchut nich gegen dat dän’sche Volk un Land. Dor sünd ok düchdige Lüd
in Dänemark grot word’n, vun de en Minsch wol wat leern un hol’n kann.
— Un wenn de Dänen nu fründlich un good wesen sünd gegen uns’ armen
dütschen Kinner, un wenn se sick uns’ armen Kriegsgefangenen annahmen
hebbt, denn wüllt wi ehr dat ganz gewiß nich vergeeten un wüllt ehr vun
Harten dankbor wesen — ganz gewiß vun Harten gern! Se schüllt blots nich
verlangen, dat wi dorför nu _dän’sch stimmen_ un _uns’ Heimat verkopen_
schüllt. Wenn se sowat in’n Sinn hebbt, denn möt se sick seggt sien
laten: »Holt stopp! Dit hier is dütsches Land! Hand weg vun uns’ Heimat!«
— Un dorto sünd wi hier vandag’ tosamenkamen, dat wi uns dör dit Fest
dat Hart fast un den Mod stark un getrost maken wüllt, un mit vulle
Oewerleggung hew ick dorüm ok mien Predigt de Geschicht’ to Grunn leggt
von den Söhn, de sien Heimat verloren harr. Denn dat is mit de Heimat
grad’ so, as mit de Gesundheit: solang’ man se hett, ward dor nich veel
op räkend; wat se awer wert is, dat markt man irst, wenn man se verloren
hett. — Och, wo licht leet de junge Burß Heimat un Vaderhus fohr’n, wo
stolt un hochsteertig re’ he weg, ahn sick ok noch mal ümtokieken! Awer
as he denn arm un blot, alleen un verlaten in de Frömd’ seet, dor keem
dat Lengen, dat grote Heimweh! Un vull Hartleed un mit bittre Tranen
dacht he an den reinen Disch, wo he ehrmals so vergnögt un sorgenlos
seeten harr mit sien Vader, awer den he opgewen harr in Lichtsinn un
blinde Gier. — Ob uns dat ok wol so gahn wörr, wenn unse Heimat _dör uns’
eegen Schuld_ nu dän’sch ward’n müß?

Dorüm is unse Text för uns alltomal en Word to rechter Tied, wil dat uns
mahnt:

    =Hol fast an dien Heimat!=

Denk’ an den armen, verlornen Söhn:

    _1. wo he so riek weer,_
    _2. wo he so arm wörr dör sien eegen Schuld,_
    _3. wo he mit bittre Tranen sien Heimat weddersöcht._


I.

=Denk’ an den armen, verlornen Söhn, wo he so riek weer!= Wovun weer he
denn so riek? — Wil he _en Heimat_ harr, en leewe, schöne, rieke Heimat,
un dorin en ehrenfastes, reines Vaderhus un denn en trues Vaderhart, dat
em _leew_ harr.

Och, dat giwt in de ganze Welt, in alle Minschenspraken keen Word, wat so
söt klingen deit, as dat eene Word »_Heimat!_« — Sogor de Engelschmann,
de doch en harte und eegensüchtige Natur is, un de all de annern in
de Welt de Heimat nehmen deit, sülwst de hett en Leed, dat anfangt:
Heimat, söte Heimat! Un fragt mal uns’ Suldaten, de dor buten wesen sünd!
Wovun hebbt se sungen, wenn se möd’ un matt un hungri ut ehr dreckigen
Eerdlöcker an’t Dagslicht keem’n? Vun de Heimat! — Ick hew to Wihnachten
ümmer an all de Kriegers ut mien Gemeen Paketen schickt. Dorophen
schrewen mi denn veele Suldaten wedder. Weet jem, wovun se schrewen? Vun
de Heimat! Un een schick mi en feines Gedicht, dat füng an: »Das macht
uns stark, daß wir die Heimat haben!« Un in de Tonort schrewen se all. —
_Heimat, du leewe, true Heimat!_

Dorüm hett unse Herr Jesus ok allens, wat he uns hett segg’n wullt vun
Godd un vun de Ewigkeit un de Minschenseel in dit eene Word tosamenfat
un dor herinnerleggt: _Heimat_! Wi hebbt een Heimat bi unsen Vader in’n
Himmel — denkt blots mal an dat Gebed: Vader unser in de Himmel! — Un »in
mien Vader sien Hus sünd veele Wahnungs«, seggt de Herr Jesus, wenn he
vun de Ewigkeit snackt. Un de Apostel Paulus sprickt sick ebenso ut; de
schriwt vun de Ewigkeit eenmal: un denn schüllt wi _to Hus_ wesen bi em,
alle Tied. — Och, wo klingt dat doch schön — so eenfach, so truhartig,
so deep — dat grippt en richtig an’t Hart! Wenn di dor eenerweg’ns wat
Swores dröppt in’t Lewen — wes’ nich bang’; du hest noch en _Heimat in’n
Himmel_ un en Vaderhart, dat an di denkt un för di sorgt. Un wenn dor
een vun uns ward afropen dör den Dod — wenn nich so! he is to Hus, in
de Heimat, in’n Himmel, un wi kam’n ok dorhen un finn’ uns wedder. Uns’
ganze christliche Glow liggt in dit eene eenzige Word: _Heimat_! Wat unse
Heimat hier op de Eer is för uns in dit Lewen, dat is de Himmel för unse
Seel, un dorüm hangt wi mit uns’ Gedanken an beides togliek: an de Eer un
an den Himmel.

Dat is mit’n Minschen jüst so as mit en Blom. De hett ehr Wötteln
in de Grund un schickt se ümmer wider un deeper herin; awer de Blöt
strewt in de Höchd nah’t Licht un reckt sick ümmer höhger in den hellen
Sünnenschien. Grad’ so is dat ok mit en Minsch, blots dat he deeper gript
un sick höhger reckt: Mit de Wöttel sitt he fast in sien irdische Heimat,
un he klammert sick an disse Eer un haalt herut, wat he blots kriegen
kann. Awer je mehr he ehr kennen un verstahn leert, je mehr reckt sick
sien Seel nah baben, bet in unsen Herrgodd sien’n Himmel, denn he seggt
sick: mien wohre Heimat is nich disse arme Eer, de is bab’n in’t Licht
vun de Ewigkeit, an uns’n Herrgodd sien trues Vaderhart.

Dorüm hör’n ok »Glow un Heimat« tosamen, un en Minsch, de sien Heimat
verleer’n deit, un en Minsch, de sien’n Glowen verleert, de sünd beid’
gliek veel to beduern, denn se drägt in’n Harten datsülwige Elend. De
sünd as’n Stücke Wrackholt in’t wille Haff, dat ward herümsmeeten un
find’t narms en faste Stä’ — oder as’n Blom, de afmeiht un in’n Sieltog
full’n is: se driwt un blöht noch’n tiedlang, denn se hett je noch Water,
awers se verkümmt un vergeiht doch, wiel se _keen Wöttel_ mehr hett.

Och, we riek is en Minsch, de en Heimat hett för sien Liev un för sien
Seel’! Awer wat makt uns denn en Land un en Hus to de Heimat? Hest dor
al mal öwer nahdacht? Dat liggt nich an Gras un Blom’n un Steen un Eer
— de sünd öwerall to finn’n. Uns’ Oellernhus, dat is nich Holt un Steen
un Kalk — nee, uns’ Heimat is dor, we wi toirst _wohre, true Leew_ funn
hebbt. Dor is unse Heimat, wo uns’ leew Moder uns toirst de lütten
Kinnerhänn tosamenlegg un uns bed’n lehr, wo se uns mit ehr arbeidsmöden
Hänn öwer de struwen Hoor strak. Dor is unse Heimat, wo wi mit Vader un
Moder to Wihnachten bi’n Dannenbom seeten un dat marken, we se uns in ehr
eenfache, truhartige slichte Ort vun Harten leew harrn. Un wenn Vader
sien Og ok al lang’ braken is un dien Moder ehr flietigen Hänn ok al för
ümmer rauh’n doht — so’n Leew, de kann man nich vergeeten! So’n Leew, de
hölt faster as Steen un Isen, un dorüm kann ok en oprichdige Minsch nich
los vun Godd un vun unsen Heiland; denn gröttere Leew is noch narms op de
Eer wesen, as de Leew, de uns’n Herrn Jesus drewen hett, sien Lewen för
uns hintogewen an’t Krüz op Golgatha.

Ja, leewe Frünn, dat is so: de Heimat un de Kinnerglow, de hol’n uns
fast as de Wöttel de Blom. Dor kann en Minsch nich vun los, wenn he sick
nich sülwst opgewen will. Och, wenn en Minsch in Nod is, wonah schriet
he denn? Denn schriet he to uns’n Herrgodd un schickt sien Gebed to
sien Vader in’n Himmel: help du mi doch! Un sien Gedanken lengt to Hus
nah sien Moder: och, wenn Moder doch hier weer! — Ick hew as Student in
Kiel mal den ol’n Propst Becker hört. De weer as Suldatenpaster mit dorbi
wesen, as de grote Slacht bie Gravelotte slag’n wörr, un he vertell uns,
wo he in de Nacht nah de Slacht öwer’t Feld gahn weer un mit holpen harr,
de Verwund’ten optosöken. Awers dat weer schrecklich wesen! Dör de stille
Nacht harr dat schrie’t — hier ut’t Kornfeld, dor vun’n Kantüffelacker:
Mudder! Mudder! Un dormang jammern wedder Franzosen: Mama! Mama! — Och,
dat arme, junge Lewen, dat dor herümleeg un nu ut de Ahnmacht opwak!
— In’t Starwen dacht’n se noch eenmal an dat Leewste un Beste, wat se
harrn: an Heimat, Vaderhus un Moderleew. Wo deep, och we deep sitt uns
dat in’t Hart! — Dat is bi uns op de Inseln en ole Glow, dat de Seelüd,
wenn se buten bliewen, noch eenmal sick melden to Hus. Wenn dat Schipp
buten in’t wille Water in Stormnod wrackt un all dat Lewen mit in de
Grund mutt, denn gahn de Seemann sien Gedanken noch eenmal nah de Stä’,
de em de leewste is op de ganze wide Eer — to Hus! Un denn waakt to Hus
sien Moder op ut’n Slap un denn süht se em noch eenmal mit sien nattes
Tüg un so’n trurige Blicken, un denn weet se: he kümmt nich wedder. —
Wer kann segg’n, wat an so’n Glow is! Awer dat is seker wiß un wohr: de
Heimat lett uns nich los!

Se leet ok uns’n Uwe Jens Lornsen nich los. He biester nah sien
Festungstied, de em vun de Dän’ as Straf’ opleggt weer för sien Schrift,
wo in he nahwiest harr, dat Sleswig-Holsteen keen dän’sche Provinz,
sonnern fri’es dütsches Land weer, öwerall herüm un keem toletz an den
herrlichen Genfer See in de Sweiz, un dat giwt gewiß wenig Stä’n op de
Eer, wo ’t so schön is! Awer he kunn’t doch nich uthol’n vör Lengen un
Heimweh, bet dat he Ruh fünn för sien armes Hart in de köhle Floot. De
Heimat leet em nich los! Un se lett uns all nich los, denn se treckt uns
ümmer wedder an sick mit all ehr Leew. Se süht uns an mit Ogen vull Leew,
un wi künnt ok nich anners un sehn ehr wedder an mit Ogen vull Leew. Wo
kunn’t ok wol anners sien! De olle Appelbom in Vader sien Gorn, vun de wi
so mennig’n Appel plückt hebbt, as wie Jungs weern — de Rosenbusch ünner
de Wand — de Kökendisch bi Mudder ehr’n Füerherd — dat ole Biwelbook,
ut dat Vader ümmer vörlesen deh, wenn Wihnach’nabend weer — de sünd uns
je all as ole gode Frünn un fangen ümmer wedder an mit uns to snacken:
Weetst noch, wo dat weer, as du bi Mudder seetst in de Kök? — Weetst
noch, wen du de irste Rosenknupp schenkt hest? — Weetst dat noch? — —
Och, leewe Frünn, dorüm is unse Heimat ja so schön! Se is uns _an’t Hart_
wussen, un wi sünd an ehr fastwussen un künnt nich los.

Uns’ Malers Professer Feddersen un Professer Jessen hebbt uns Biller
malt vun unse schöne Heimat. Worüm sünd ehr Biller doch so schön? Wil de
beid’n nich blots mit Pinsel un Farw malt hebbt, nee, se hebbt mit _ehr
Hart malt_, un nu seht wie uns’ Heimat an mit ehr Ogen un mit ehr Hart,
un wi marken, wo riek wie sünd, dat wi so’n schöne Heimat hebbt.

Un disse schöne Heimat schull’n wie uns nehmen laten? So’n schöne Heimat
schull’n wi friewillig opgewen? Nee, mien leewen Frünn, dat wüllt wi
nich. Wi wüllt fasthol’n an uns’n Kinnerglowen, un wi wüllt fasthol’n an
uns’ schönes, leewes Heimatland un wüllt ok den olen Freesenspruch wedder
to Ehren bringen:

    =Lewwer duad üs Slaav!=


II.

Wer sien Heimat opgewen deit, de makt sick sülwst arm. Lat uns doch
denken an den armen, verlornen Söhn, =wo he sick so arm mak dör sien
eegen Schuld=! De arme junge Minsch — he weer so riek to Hus! He harr
all’ns, wat en Hart blots wünschen kann — un denn smitt he mit’n Mal
all’ns hen un kümmt to sien olen goden Vader mit dat Ansinn’n: »Giw mi,
Vader, dat Deel vun uns’ Wes’wark, wat mi tohör’n deit!« un denn reist he
af, wied weg in en frömdes Land — blots weg vun sien Vader un Moder, as
ob de em wat tau neeg dahn harrn, de em doch dragen hebbt op ehr Arms,
as he en Kind weer, un de em _noch_ op ehr Hart drögen. Wat wull he
denn? _Geld_ wull he un _Friheit_! — Ick hew mal en Bild sehn öwer disse
Geschichte, dat harr en Maler makt, de heet Führich. Dor ritt de junge
Minsch op en feines, strammes Peerd weg — un de Fedder weiht op sien
Hoot, un sien Geldsack liggt so prall op’n Sadel — un sien Vader steiht
un kiekt em so trurig nah, un sien Moder weent un wischt sick de Tranen
— un denn geiht nümms mit em! De Hund will irst mitlopen, awer de öllste
Broder röppt em trüg, un so knippt he den Steert mang de Been un kehrt
üm. Dor geiht nümms mit em! He lett achter sick Heimat un Oellernhus,
Vadersorg’ un Moderleew — blots en ritt an sien Sied, de driggt en
Hahnenfedder op’n Hoot: de Düwel. Nix hett he mitnahm’n vun’t Hus as dat
Geld in’n Sack un de böse Lust in sien armes, verblend’tes Hart!

Un as he denn buten is — in dat frömde Land — frie vun Vader un Moder,
los vun Godd un de Heimat, dor geiht’t Swieren un Swalken los. He smitt
sien Geld in de Schiet un he smitt sien Seel in de Schiet, un all’ns ward
mit slechte Frünn un ringe Frunslüd dör de Kehl jagt. Un _all’ns_ geiht
em verloren: sien Geld un sien Ehr, sien rein Geweeten, sien Kinnerglow
un sien gode Nam’ ... Och, dat is en trurig Leed, un wi kenn’n dat ja
leider Godds ok op disse Kant, giwt dat doch mehr as een schönen Maschhof
in’t Freesenland un op de Inseln, de dorvun en Stück vertell’n kunn’n.

Och, leewe Frünn, wo is de Minsch doch arm, de _blots Geld_ hett, un wo
is de Minsch doch riek dör den Glowen an uns’n Herrgodd! — de de Leew
to sien Heimat un Oellernhus fasthol’n deit, dat he bliwt bi de true,
brawe, örndliche, flietige, ehrliche un frame Ort un Wies’, de uns’ Stolt
wesen is vun ole Tieden her! Dor mutt ick ümmer an denken, wenn opstunns
hen un her Lüd opstahn — de eene in Eiderstedt, de jem kennen doht, un
de annere in Angeln, un de drütte hier un de veerte dor — un segg’n to
uns: lat uns _dän’sch stimmen, denn barg’n wi unse Geld_! Och, wo sünd de
Lüd doch arm, dat se keen gröter Glück kenn’n, as ehr Geld, un wat sünd
se doch blind, dat se dor gornich an denken, wat se achter sick laten un
sick nu mir nix dir nix landfrömde Lüd an’n Hals smieten wüllt! Denn dat
is noch ümmer so wesen: wer sick op Minschen verlett, de is verlaten. Dor
is blots een, op den een Minsch sick verlaten kann, dat is uns’ Heiland
Jesus Christus, un dorüm giwt dat ok keen gröter Klookheit, as ruhig un
getrost to bliewen bi Godd un sien hilliges Word.

Lat uns doch mal sehn in uns’n Text, wo dat de junge Minsch güng, as he
sick nu so arm makt harr dör sien eegen Schuld un harr all’ns wegsmeeten,
wat bether sien Riekdom weer wesen! Dor seet he nu in de Frömd’ — arm an
Geld un arm an Leew un arm an Godd, mit en krankes Liew un en besmutzte
Seel — un dat güng em vun Dag to Dag ümmer leeger, un de Nod, de blanke,
harte Nod keem öwer em un greep mit ehr kolen Knakenhänn nah sien Seel ...

Un de annern Lüd? Och, de harrn nog to dohn mit sick sülwst. De dacht’n
an _ehr_ Arbeid un an _ehr_ Geld un an ehr Hus un Geschäft. Wat geiht
ehr de landfrömde Minsch an! Un _nu geiht he hen_ nah een vun se: »Help
mi doch!« Afslag! — Hei geiht hen to noch een. Afslag! — He makt sick
so ring’, dat he anfangt _to beddeln_ üm Arbeid un Brod. Dor steiht: he
_hung_ sick an een vun de Börgers vun dat Land. Un de süht sick em an —
he hett ja noch starke Knaken — un so taxeert he em as Arbeidskraft.
Worüm ok nich? He kann ja de Swien woorn, ebensogood as’n anner een, —
awers Erbarmen, Mitleed? Denk doch nich doran! He denkt an sick. Wat
geiht em »de Frömde« an! De is ja sülwst Schuld an sien Unglük! De hett
dat ja sülwst nich bäter hebb’n wullt!

       *       *       *       *       *

O, leewe Frünn, so is dat noch ümmer wesen, wenn en Minsch in Sünd’
fall’n deit. Dor is denn keen Erbarmen to finn’n. Denkt mal an Judas
Ischariot, as de unsen Herrn Jesus för dörtig Sülwerstücken verköfft harr
un em dat achternah leed wörr un he den Hannel wedder trüggahn laten
wull! Utlachen deh’n se em: »Wat geiht uns dat an! Dor seh man sülwst to!«

Ob _uns_ dat woll anners gahn schull, wenn wi so’n grote Sünd’ dohn
wull’n un wull’n unse Heimat an de Dän’ verkopen un eenfach fohr’n laten
vör Geld un Speck un Bodder? Is dor een twischen jem, de en beten vun de
Welt un de Minschen kennen deit, de dat glöwt? Ick segg jem: dat geiht
uns denn jüst so as Judas Ischariot: denn lachen se uns ut! »Wat geiht
uns dat an? Dor seht jem man sülwst to!« Denn ward se dat mit uns jüst so
maken as mit den verloren Söhn: unse Arbeidskraft, unse Geld, unse Land,
unse Veeh — dat künnt se bruken; awers uns sülwst? Denk doch nich doran!
Wi sünd denn »de Frömden« — »de dummen Dütschen«, un se ward’n noch ganz
annere Namens för uns hebb’n. Fragt man mal de olen Lüd, de de 13 Johr
vun 51-64 mit beleewt hebbt, wat se dor to uns seggt hebbt!

Un wo wi dat weeten doht, dor schull’n wi unse leewe, schöne Heimat
opgewen un friewillig dän’sch maken? Nee, mien leewen Frünn, dat wüllt wi
nich! Wi wüllt fasthol’n an uns’n Kinnerglowen, un wi wüllt fasthol’n an
uns’ leewes, schönes Heimatland un wüllt den olen Freesenspruch wedder to
Ehren bringen:

    =Lewwer duad üs Slaav!=


III.

Lat uns nu awer noch eenmal denken an den arm’n, verlor’n Söhn, =wo he
mit bittre Tranen sien Heimat weddersöcht=. Godd weer em noch gnädig. He
slög in sick un keem to Besinnung — lat, awers doch nich to lat. Denn as
he dor buten op’t Feld seet bi de Swien — Geld verloren, Ehr’ verloren,
Godd un Glow un Geweeten verloren — un weer so wied hendalkam’n, as en
Minsch blots hendalkam’n kann, un seet dor bi de Swienstrog un harr
Verlangen dornah, sick den Buk to füll’n mit dat Freeten, wat de Swien
kregen — so hungeri weer he — un nümms geew em wat — _dor beleew he wat_!
Dor weer dat, as seet de Düwel bi em un lach em ut: Nu sittst du schön in
de Schiet! — Nu kann di nix mehr helpen! — Nu büst du för ümmer mien! —
Un all’ns dör dien eegen Schuld!! — — Awers dor stünn ok en Engel bi em,
un dor steeg vör em op en lang’ vergeten Bild. Dat weer sien Heimat un
sien Oellernhus, sien Vader sien rein’n Disch, we he as Kind so mennigmal
an seeten harr un harr vör’t Eten de Hänn tosam’nleggt, üm to bed’n.
Un dat güng em dör un dör un keem öwer em as’n Ekel vör sick sülwst.
_Hier_ de Swienstrog un Schimp un Schann — un _dor_ sien Vader sien reine
Disch un dat schöne Oellernhus — all’ns so smuck un sauber, un all’ns
in Fred’n. O, dor is wol mennig Tran’ in’t Gras full’n, un sien armes
Hart hett opschriet vör Schann, un dat Lengen keem öwer sien Seel mit en
Gewalt, de sick dörch nix mehr trüghol’n leet.

Herut! O, blots herut ut all dat Elend un all den Smutz vun buten un
vun binnen! Un denn to Hus! to Hus to mien ole gode Vader, to de rechte
rechte Heimat, to mien Herrgodd in’n Himmel, dat ick wedder en _reinen_
Disch un en _reinen_ Rock un en _reines_ Hart un en _reine_ Seel krieg!
O, mien leewen Frünn, de Heimat lett uns nich los, un uns’ Herrgodd
lett uns ok nich los — un dat is wat vun dat Allerleewlichste in de
ganze Welt, wo uns denn vertellt ward, wo sien Vader em al vun wieden
süht un em in de Möt löppt un em üm’n Hals fallt un em en Kuß gewen
deit. Dat is de beste Trost för uns armen Minschen alltomal, dat wi en
barmhartigen, fründlichen Herrgodd in’n Himmel hebbt, de ok en armen,
sünnigen un schülligen Minschen nich verlorengahn lett. Ick kenn keen
bätern Trost un keen schöner Evangelium in de ganze hillige Schrift, un
as vör wekke Johr’n uns’ nie Kark to St. Jürgen in Flensborg bu’t wörr,
hew ick disse Geschichte utsöcht för uns’ Altorbild, un uns’ Meister
Professer Feddersen ut de Kleiseerkoog hier bi Deezbüll hett uns dat
heel fein malt. Awers wenn ick doran denken doh, dat wi hier nu vandag’
tosamenkam’n sünd to uns’ grotes Heimatfest, denn kümmt mi noch wat
anneres dorbi in’n Sinn. De verloren Söhn — so deep he ok sackt weer —
_he harr doch noch sien Heimat, un he kunn trügkam’n in sien Heimat_;
awers wenn wi nu friewillig dorför stimmen doht, dat wi dän’sch ward’n,
denn makt wi uns ole, schöne Heimat sülwst to schann un künnt nie un
nümmer wedder »to Hus« kam’n un uns an unse Heimat freu’n. Denn dat is
uns dütlich nog ümmer wedder seggt word’n: de Dän’ will keen’n Dütschen
un keen’n Freesen — he will blots »Dänen« hebb’n, un dat Ganze schall
en gliekortige dän’sche Natschonalstaat ward’n. Awer dorvör bewohr uns
Godd! — Un dorüm, wenn hier in’t Freesenland wekke wesen schull’n, de
dän’sch stimmen wüllt, blots üm ehr Geld to bargen, denn wüllt wi ehr
hüt noch eenmal ganz irnsthaftig in’t Geweeten ropen: Minsch, bedenk’,
wat du deist! Kannst du dat öwerhaupt verantworten?! — _Wo kannst du dat
verantworten vör uns’n Herrgodd in’n Himmel an sien jüngstes Gericht_,
wenn he di fragen deit, worüm du dien Heimat verköfft hest! Kann man sien
Moder verköpen? — un de Heimat is doch uns’ Moder! _Wo kannst du dat
verantworten vör dien Kinner, de nah di kamen!_ Wat wist du segg’n wenn
se di achterher fragen: »Vader, worüm sünd de Freesen in’n Süden dütsch,
un hier bi uns möt wie dän’sch wesen?« Wist du denn antworten: »Ick hew
uns’ Heimat verköfft?« Meenst du nich sülwst, dat du denn rot ward’n
mußt vör dien eegen Kinner? _Wo kannst du dat verantworten vör dien olen
Oellern, de nu mit Ehren in ehr Graw slapen!_ Wenn de eenmal opstahn an’n
jüngsten Dag un di fragen nah Hus un Heimat, wist du denn dorstahn un to
se segg’n, dat du Heimat un Modersprak un de ole Freesenort _verrad’n un
verköfft_ hest för Geld? Dor ward di doch wol nich good bi to Mod’ wesen;
denn ick glöw, di ward de Vers ut dat Freesenleed nich loslaten:

    Wer de Heimat nich leewt
    Un de Heimat nich ehrt,
    Is een Lump
    Un dat Glück in de Heimat nich wert!

Awer dor kam’n nu ja ümmer wekke Lüd un wüllt uns bang’ maken, denn se
seggt: dat hett doch keen Zweck; wi künnt stimmen, as wüllt, se nehm’n
uns doch — un wenn wi nich friewillig kamt, denn nehmt se uns mit Gewalt.
— Wat schüllt wi dorto segg’n? Ick segg: Wenn se dat wüllt, denn man to!
Awer wenn se dat doht, denn doht se grotes Unrecht, un Unrecht sleit
sien’n eegen Herrn. Denn ward uns’ Kinner nah uns opstahn un ward nich
eh’r to Ruh kam’n, bet dat Freesenland mit Blod wedder friemakt is.

       *       *       *       *       *

Ick will hier keen Haß predigen, awer ick will doch de, de dat in Sinn
hebbt, wohrschu’n, dat se dat nich to wied driewt. De Freesen sünd en
hartnackiges Slag Lüd, un dor ward nich ümsünst vun se seggt, dat se en
Stück Brett in de Nack hebbt. De hebbt alltieds de Nack nich bögen wullt
— wol dat Hart vör Godd, awers nich de Nack vör de Minschen — un dat giwt
en olen Spruch ut de Tied, as in Holsteen de Lüd liev-eegen makt wörd’n.
Dor heet dat vun de Freesen: »Frasche stolte Degen deit dat Hövd to’n
Hewen drägen«, un denn sä de Holsteener: »Ick bün man en eegen Minsch«.

So sünd de Freesen, un dorüm wüllt wi unse Nahwers in Dänemark
wohrschu’n, dat se nich lichtfarig Gewalt bruken. Wo güng dat König Abel,
den Brodermöder, as he gegen de Freesen tröck? Dor müß he mit Schimp
trüg, un op de Milder Damm bi Husum, dot nehm de Raamaker Wessel Hummel
vun Pellworm sien Aext un slög em dal as’n Oss’.

Un wo güng dat Henning Pogwisch, den dän’schen Amtmann vun Tondern, as he
nah Sylt fohr, üm vun Pidder Lüng de Stüern intotrecken? De dreew dat ok
so wied; denn as Pidder Lüng mit sien Kinner bi’t Eten seet, dor spie he
in dat Kohlfatt un sä: »Nu gah an’n Trog, du Swien, un fritt!« Awers dor
kreeg Pidder Lüng em in’t Genick to faten un bög em dal un höll em Nas’
un Mund solang’ in den hitten Kohl, bet he sticken müß, un dorbi bölk he
em den olen Freesenspruch in de Ohr’n:

    =Lewwer duad üs Slaav!=

So hebbt uns’ Vörfohr’n dat makt, as se un ehr Heimat anfat sünd vun
dän’sche Gewalt. Un ick glöw, de Dän’ wörr ok in disse Tied den olen
Freesenstolt wedderfinn’n, un _wenn_ wi uns ok veellicht 10-12 Johr de
Gewalt fögen un uns — still verhol’n müßten, dat wörr doch ümmer wedder
hochkam’n:

    =Lewwer duad üs Slaav!=

Un dorüm segg ick nu to’n drütten Mal:

    =Wi wüllt fasthol’n an unsen Kinnerglowen, un wi wüllt
    fasthol’n an uns’ schönes Heimatland un wüllt unsen schönen
    Freesenspruch to Ehren bringen:=

    =Lewwer duad üs Slaav!=

    Dat gew uns Godd!

Un nu, leewe Frünn, lat uns dat nich blots hören, lat uns ok dornah dohn!
Un so as uns’ Vöröllern 1426 in de Nikolaikark to Föhr dat maken, so lat
uns hüt hier Tügnis aflegg’n vör uns’n Herrgodd sien Altor un vör alle
Welt. Un dor frag ick jem nu:

    =Schall dat wohr wesen: wüllt jem tru un fast stahn to uns’ ole
    dütsche frees’sche Heimat?=

    =Schall dat wohr wesen: »Tjüsch wan we wese aueral«?=

so staht nu all op un reckt de Hand op to uns’n Herrgodd för sien hillige
Altor un antwort’t: _Ja, wi wüllt!_

    (De ganze Gemeen steiht op as een Mann:)

    =Ja, wi wüllt!=

Un denn uns’ ole Freesenspruch: _Lewwer duad as Slaav!_

    (De ganze Gemeen röppt lut:)

    =Lewwer duad üs Slaav!=

Un nu lat uns bed’n:

O, Du true Godd in’n Himmel!

Du hest hört, wo wie lawt un verspraken hebbt, dat wi tru fasthol’n
wüllt an uns’ leewe Heimat, dat wi frie un dütsch wüllt bliewen as unse
Vöröllern vör uns dat wesen sünd. O Herr Godd, giw dien’n Segen dorto un
help uns!

Lat de olen Freesenfarben _blau-rot-gold_ ok in tokam’ Tieden weih’n öwer
en fri’es Land!

Lat uns frie bliewen as de _blaue Himmel_ öwer uns, de an dissen schönen
Heimats- und Freesendag dal lacht op uns’ schönes Land!

Lat uns frie bliewen as de _goll’n Sünn_ an’n hogen Himmel, de uns’ Land
küssen deit, dat et fruchtbor ward un uns Brod giwt!

Lat uns frie bliewen, as dat _schöne Abendrod_ an uns’n Hewen, wenn de
Sünn versacken deit in’t wiede Haff!

O, Herr Godd, lat Du uns hier en _dütsche Heimat_ behol’n! Lat uns’
schönes Freesenland frie un dütsch bliewen nu un alle Dage!

Amen.



Inhalts-Verzeichnis.


                                                                 Seite

    Paster F. _Köhn_, Garwitz i. Meckl., Vorwort: »Die
      Kirchensprache Niederdeutschlands«                             3

    Paster _Studemund_, Schwerin i. Meckl., Plattdütsch
      Predigt äwer Gal. 5, 16-25                                    31

    Paster _Ziercke_, Dömitz i. Meckl., Pingstpredigt               40

    Paster H. _Schecker_, Blender, Kr. Verden-Aller,
      Kinnerprädigt to Wienachsabend                                48

    Paster E. _Müller_, Stettin, Wat dat Krüz vertellt              53

    Propst _Dahlmann_, Goldberg, Plattdütsch Predigt
      äwer Phil. 1, 21                                              60

    Paster Fr. _Bardey_, Wismar, Reformationsfest                   71

    Paster _Schliemann_, Toitenwinkel, Plattdütsch Predigt
      äwer Ap.-Gesch. 2, 1-13, holl’n in Rostock                    79

    Paster _Helms_, Warnemünde, Plattdütsch Bibelstunde
      äwer Matth. 18, 1-5                                           86

    Paster _Meltzer_, Schwerin i. Meckl., Prädigt an’n Buß-
      un Beddag                                                     92

    Paster E. _Müller_, Stettin, De olle un de nige Heimat         101

    Hauptpaster _Mildenstein_, Lübeck, Ansprache bei der
      Gedächtnisfeier des deutschen Kriegerbundes                  108

    Paster _Lensch_, Flensburg, Predigt hol’n op’n Freesendag
      in Niebüll-Deezbüll                                          113

Druck von Emil Hoffmann, Wolgast i. Pom.





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