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Title: Vergißmeinnicht - Ein Taschenbuch für den Besuch der sächsischen Schweiz und - der angränzenden Theile Böhmens
Author: Lindau, Wilhelm Adolf
Language: German
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*** Start of this LibraryBlog Digital Book "Vergißmeinnicht - Ein Taschenbuch für den Besuch der sächsischen Schweiz und - der angränzenden Theile Böhmens" ***


made available by the HathiTrust Digital Library.)



  ####################################################################

                     Anmerkungen zur Transkription

    Der vorliegende Text wurde anhand der 1823 erschienenen Buchausgabe
    so weit wie möglich originalgetreu wiedergegeben. Typographische
    Fehler wurden stillschweigend korrigiert. Ungewöhnliche und
    altertümliche Schreibweisen bleiben gegenüber dem Original
    unverändert; fremdsprachliche Zitate wurden nicht korrigiert. Die
    Zeichensetzung wurde beibehalten, sofern die Verständlichkeit des
    Texts dadurch dadurch nicht beeinträchtigt wird.

    Umlaute in Großbuchstaben (Ä, Ö, Ü) wurden in ihrer Umschreibung
    dargestellt (Ae, Oe, Ue). Die Druckfehler in der Liste am Ende
    des Buches wurden in der elektronischen Version bereits in den
    Text eingearbeitet. Fußnoten wurden an das Ende des betreffenden
    Abschnitts verschoben.

    Das Original wurde in einer Frakturschrift gedruckt, in welcher
    die Großbuchstaben ‚I‘ und ‚J‘ nicht unterscheidbar sind. Demgemäß
    wurden im Register Begriffe mit diesen Anfangsbuchstaben gemeinsam
    aufgeführt. In der vorliegenden Ausgabe wurden, den heutigen
    Gewohnheiten entsprechend, die Begriffe den Anfangsbuchstaben gemäß
    getrennt angegeben.

    Besondere Schriftschnitte wurden in der vorliegenden Fassung mit
    den folgenden Sonderzeichen gekennzeichnet:

        kursiv: _Unterstriche_
        gesperrt: +Pluszeichen+
        Antiqua: ~Tilden~

  ####################################################################



[Illustration: Der dürre Grund

_an der Elbe zwischen Hirniskretschen und dem Belvedere_.]



                           Vergißmeinnicht.

                                  Ein

                              Taschenbuch

                                  für

                den Besuch der sächsischen Schweiz und
                   der angränzenden Theile Böhmens;

                             herausgegeben

                                  von

                             W. A. Lindau.

           Mit einem Titelkupfer und einer neuen Reisekarte.

                            Dresden, 1823.
                   in der Arnoldischen Buchhandlung.

                      (Ladenpreis 1 Thlr. 3 Gr.)



Vorwort.


Es soll in diesen Blättern der Versuch gemacht werden, Reisenden eine
bequemere Anleitung zum Besuche des meißnischen Hochlandes zu geben,
als die zeither erschienenen Schriften darzubieten scheinen. Die sonst
auch ziemlich ausführliche Beschreibung desselben, die ich früher in
dem +Rundgemählde der Gegend von Dresden+ geliefert habe, konnte,
ohne das Ebenmaaß in der Anlage des Ganzen zu stören, den Plan nicht
befolgen, den die nachstehende Uebersicht des Inhalts darlegt. Nach
diesem Plane beschreibt die erste Abtheilung die Merkwürdigkeiten, die
sich auf der Reiselinie finden, welcher jeder Reisende von Dresden aus
folgt, wenn er auch nur die kürzeste Zeit, 3 Tage, dem Besuche des
Berglandes widmet. Von den Abschweifungen, die man zu beiden Seiten
dieser Linie machen könnte, ist nicht mehr berührt worden, als was
sich füglich besuchen ließe, wenn man die Reise etwa um einen Tag
verlängerte. Alle andre merkwürdigen Gegenden, die seltner besucht und
nur von Einigen an die Hauptwanderung geknüpft, oder auf der Rückreise
berührt werden, beschreibt der zweite Abschnitt, wo die Reiselinien
auch in einige der reizenden Gegenden +Böhmens+ ausgedehnt werden,
die man bei einem längern Aufenthalt in Schandau bequem besuchen kann.
Alle diese einzelnen Wanderungen sind so abgemessen worden, daß sie von
6 Stunden bis eine Tagereise und nur in wenigen Fällen längere Zeit
fodern. Ueberall findet man Anleitung, wie die eine sich an die andre
knüpfen läßt, und bei passenden Gelegenheiten werden aus verschiedenen
Gegenden, z. B. aus der nördlichen und südlichen Ober-Lausitz, aus
Böhmen und aus dem Erzgebirge Reiselinien in die sächsische Schweiz
gezogen. So schien für alle Wanderer und für jeden Reiseplan gesorgt zu
sein. Eine neue Reisekarte war ein längst gefühltes Bedürfniß, und was
hier geliefert wird, möchte ihm Befriedigung geben.

    +Dresden+, im Mai 1823.

    L.



Uebersicht des Inhalts.


    +Einleitung.+ Gränzen und Umfang des Landstrichs.
    Gebirgbildung. Höchste Punkte. Elbthal und kleinere
    Flüsse und Bäche. Sandsteingebirge. Naturerzeugnisse
    und Klima. Bewohner. Zeit zur Reise. Reiseplan.
    Bequemlichkeitanstalten für Reisende.                       S. 1-13.

    +Erster Abschnitt.+ Reise von Dresden über Pillnitz oder
    Pirna nach Schandau, und durch den Kirnitschgrund
    über den Kuhstall und die Winterberge nach dem Prebischthore
    und Hirniskretschen.                                       S. 14 ff.

       I.  +Reise zur Bastei.+                                 S. 16-33.

      II.  +Reise von Rathen nach Schandau.+                   S. 33-53.

     III.  +Reise durch den Kirnitschgrund über
           den Kuhstall, die Winterberge und das
           Prebischthor nach Hirniskretschen.+                 S. 53-67.

    +Zweiter Abschnitt.+ Reisen von Schandau nach verschiedenen
    Gegenden der sächsischen Schweiz und der
    Gränzgebiete.                                              S. 68 ff.

        I. +Reise durch den tiefen Grund nach
           dem Brand, Hohnstein und Stolpen.+                  S. 69-84.

       II. +Reise in den Ochelgrund, auf den Waizdorfer
           Berg und den Kikelsberg.+                           S. 85-89.

      III. +Reise über Sebnitz und Neustadt nach
           dem Falkenberg und Unger.+                          S. 89-98.

       IV. +Reise in die Felsengegenden östlich von
           Schandau, auf die hohe Liebe, zum
           Schrammstein, Reischenstein und Falkenstein.+      S. 98-103.

        V. +Reise nach dem Arnstein, Kleinstein
           und Heilenberg.+        S. 103-109.

       VI. +Reise in den großen Zschand, Hiekels
           Schlüchte und zurück über den Raubstein
           und Wildenstein.+                                 S. 109-114.

      VII. +Reise über Hinterhermsdorf zur oberen
           Schleuse und zu den Thorwalder Wänden.+           S. 115-120.

     VIII. +Reise nach dem Zschirnstein.+                    S. 120-125.

       IX. +Reise nach dem Schneeberge und in den
           Bielergrund.+                                     S. 125-131.

        X. +Reisen nach Böhmen.+

             1) Reise durch den oberen Kirnitschgrund zum
                Tollenstein.                                 S. 131-135.

             2) Reise von Schandau nach Tetschen.            S. 135-139.

    +Dritter Abschnitt.+ Rückreise nach Dresden.
    Lilienstein. Königstein. Pirna. Sonnenstein.             S. 139-156.



Einleitung.


Südlich von +Stolpen+ und +Hohnstein+ -- durch eine unten zu
bestimmende Gränzlinie hier vom nordwärts streichenden Granit
geschieden -- beginnt ein Sandsteingebirge, welches sich größtentheils
mit angebautem Land bedeckt, zur Elbe hinabsenkt. In mehren Gegenden
ist dasselbe von tiefen Thälern durchschnitten, wo hohe und steile
Felsen die Ufer der Bäche begränzen. Gegen Mittag steigt das Gebirge
mehr an, und an vielen Stellen des Stromufers ragen seltsam wilde
Felsengestalten empor, endlich aber zieht es sich bis in die Gegend von
+Gießhübel+ und erscheint jenseit der +Gottleube+, wo das Gebiet des
Gneises anfängt, nur in einzelnen Felsen. Südöstlich erstreckt es sich
bis an die böhmische Gränze und dann weiter, durch den einspringenden
Theil Böhmens, bis zu den bei +Waltersdorf+, +Johnsdorf+ und +Oybin+
sich erhebenden Sandsteingebirgen. Der niedrigste Punkt desselben
liegt um +Königstein+ und +Pirna+. Den Theil dieses Gebirglandes,
der nördlich von dem kleinen Flusse +Wesenitz+, westlich von der
+Gottleube+, südlich und südöstlich von +Böhmen+ und östlich von einer,
über +Stolpen+ und +Neustadt+ am Fuße des +Falkenbergs+ laufenden Linie
begränzt, und von der Elbe in reizenden Windungen durchflossen wird,
hat man die +sächsische Schweiz+, oder das meißnische Hochland genannt,
ein Landstrich, der von der Grundmühle bei +Liebethal+ bis oberhalb
+Hinterhermsdorf+ an der böhmischen Gränze, eine Länge von beinahe 5
Meilen vom +Falkenberge+ bis zur +Gottleube+ ungefähr auch 5 Meilen
Breite hat, und einen Flächenraum von 15 Quadratmeilen begreift. Im
engern Sinne aber gibt man jenen Nahmen nur dem Sandsteingebirge, das
sich oberhalb +Pirna+ über +Schandau+ auf beiden Ufern der Elbe bis
südlich zu den böhmischen Gebirgen, ungefähr 3 Meilen lang, erstreckt.
Dieses reizende Gebirgland umfaßt den östlichen Theil des +meißnischen
Kreises+, und zwar das ganze Amt +Hohnstein+ und einen Theil der Aemter
+Pirna+ und +Stolpen+.

Sandsteinfelsen, die besonders bei +Königstein+, +Rathen+, +Hohnstein+
und +Schandau+ in langen Ketten fortziehen, mehre gegen 1800 Fuß
ansteigende Berge, furchtbare von Waldbächen durchströmte Schluchten,
wechseln mahlerisch mit fruchtbaren Geländen und heitern Thälern, und
machen diesen Landstrich zu einer der reizendsten Gegenden Sachsens.
Jene wunderbaren, den Sandsteingebirgen überall eigenen Felsenbildungen
findet man auch hier wieder. Steil und gerade steigen die Wände der
Bergmassen und Thäler mauerartig empor, und die deutlich erkennbare
Schichtung vermehrt die Aehnlichkeit mit künstlichem Mauerwerke.
Mitten unter solchen Felsen senkt sich zuweilen eine enge Kluft
hinab, die selbst dem Pflanzenwuchse Raum gibt, oder dem Menschen
Zugänge öffnet. Nicht selten wölbt sich mitten durch die Felsen ein
hohes Thor; breite Höhlen öffnen sich an steil abstürzenden Wänden,
und überall an den dicht bewaldeten Felsenbergen, in den mauerartig
geschlossenen Thälern glaubt man in pfeilerartigen Klippen die Trümmer
von Menschenwerken zu erblicken. Auf sanft sich erhebenden Bergen sieht
man senkrechte Sandsteinfelsen emporsteigen, deren ebene Oberfläche
oft von beträchtlichem Umfange und häufig mit Nadelholz bewachsen ist,
während die Bergabhänge an ihrem Fuße bald bewaldet, bald mit Aeckern
und Wiesen bedeckt sind. Die Ufer der Elbe sind in manchen Gegenden,
wie bei +Wehlen+, +Königstein+ und +Schandau+, nackte, senkrecht
ansteigende Felsenwände, die sich jedoch nie zu der Höhe jener, auf
Berggipfeln emporragenden Sandsteinfelsen erheben. Die kleinen Flüsse
und Bäche, welche der Elbe zuströmen, laufen meist alle durch finstere
Felsenthäler. Diese Kette von Bergreihen und Thälern wird an der
Gränze des Landstriches von hohen Bergen eingeschlossen. Nördlich
erhebt sich der +Falkenberg+ mit dem +Hochwalde+, die Gränzscheide der
Oberlausitz und des Meißnerlandes, östlich der +Buchberg+ bei Sebnitz,
der +Weifberg+ bei Hinterhermsdorf, und in Böhmen der +Hantschberg+
und der basaltische +Porzen+ bei Schluckenau, südöstlich der +große
Winterberg+, und jenseit der Gränze der +Rosenberg+, südlich der
+Zschirnstein+, auf der Gränze von Sachsen und Böhmen, der +Schneeberg+
in Böhmen. Der +Lilienstein+, der +Zschirnstein+ und der +große
Winterberg+, der +Pfarrberg+ nördlich von Schandau, der +Hantschberg+
unweit Hinterhermsdorf, bieten die schönsten Standpunkte zur Uebersicht
des Berglandes dar. Die übrigen höchsten Kuppen sind: der +Unger+
und der +Schönbachsberg+ unweit Neustadt, der +Puttrichsberg+ bei
Saupsdorf, der +Kikelsberg+ bei Hohnstein, der +Waizdorferberg+, die
+Thorwaldwände+ oberhalb Schandau, der +Kahlstein+, der +Königstein+.
Auf einigen dieser Höhen überschauen wir ein Gebiet von beinahe 20
Meilen, und selbst manche Bergebenen, wie die Höhe bei +Neustadt+,
liegen höher als der +Königstein+. In der Nähe der höchsten Bergkuppen
bei +Rathen+, +Hohnstein+ und zwischen den Felsenwänden oberhalb
+Schandau+, findet man die tiefsten Thäler, während weiter gegen Abend,
wo der Strom sein Felsenufer verläßt, die Höhen in das breitere Thal
abfallen.

Das Bett der +Elbe+ bildet das Hauptthal dieser Gebirggegend, zu
welchem die übrigen kleinern Thäler und Felsenschluchten sich hinab
senken, und die Höhen sich abdachen. Der Anblick des Landes muß auf
die Vermuthung führen, daß der Landsee, dessen Boden in der Urzeit
Böhmen war, den Felsendamm oberhalb +Hirniskretschen+ durchbrochen, und
herabstürzend die ausgewaschenen, einzeln sich erhebenden Felsenkegel
stehen gelassen habe, während der Strom in der Richtung von Südost
nach Nordwest sich sein Bett wühlte. Dem Zuge der Elbe folgen die
kleinern Flüsse und Bäche, die im böhmischen Waldgebirge unweit
Rumburg entspringende +Kirnitsch+, die +Sebnitz+, die +Polenz+ und die
+Wesenitz+, die auf dem Falkenberge und dem Hochwalde ihre Quellen
haben, und auf dem linken Stromufer die am Fuße des Schneeberges
entspringende +Biela+. Die bei der Thalbildung wirksam gewesenen
Umstände, wodurch jenen, im härtern Granitgebirge entsprungenen
kleinen Flüssen der Weg durch die weichern Sandsteinfelsen geöffnet
wurde, geben dem Berglande eine reizende Mannigfaltigkeit auffallender
Gestaltungen in den hohen Felsenriesen, wie in den tiefen Thälern.

Ein Blick auf die Karte zeigt uns, daß der ganze Landstrich keine
Ebenen hat, sondern eine Kette von zahllosen größern und kleinern,
einzeln sich erhebenden oder verbundenen Bergen, Hügeln, Felsenthälern
und Schluchten bildet. Die merkwürdigen Sandsteinbildungen ziehen
zuerst unsere Blicke an.

Der Sandstein ist überall von weißer, zuweilen ins Bräunliche, oder
auch ins Gelbliche spielender Farbe. Er liegt in wagerechten Lagern
und Bänken von verschiedener Stärke, wovon die obere, gewöhnlich die
schwächste, sehr zerklüftet erscheint, aber sich nicht über die unten
liegenden Bänke zusammenhangend fortziehet, wogegen die untern Lager
durch alle in dem Sandsteinfelsen angelegten Steinbrüche gleichförmig
fortgehen. Die Flötzklüfte, welche die Lager trennen, sind mit lockerm
Sande ausgefüllt, und alle Bänke durch beinahe senkrechte Klüfte
gespalten, die zuweilen Oeffnungen von mehr als 20 Zoll bilden. Die
Beschaffenheit und der Bau der Sandsteinfelsen verrathen deutlich,
daß das Wasser dieses Gebirge auf dem darunter liegenden Granit und
Schiefer abgesetzt hat, was auch die, sowohl in den obern und untern
Bänken des vesten Steines, als in größerer Menge in den Flötzklüften
gefundenen Versteinerungen, meist Austern und Kammmuscheln, beweisen.
Die Bestandtheile der Sandsteinfelsen und ihre Verbindung sind nicht
immer von gleicher Größe und Vestigkeit. Es wechseln Lager von gröberem
Korne mit Bänken von feinerm, und locker verbundene Steine mit vestern
ab. Der weiche Sandstein hat ein thoniges Bindemittel, in dem harten
aber sind die Bestandtheile von gröberm Korn durch eine quarzige
Masse verbunden. Die Lager des Sandsteins sind, nach den Gegenden,
an Größe der Bänke und an Härte verschieden. Den härtesten Stein
liefern, außer +Cotta+, die Brüche bei +Hennersdorf+ unweit Krippen
und die beiden Kirchleiten bei +Königstein+, die beßten Bausteine
kommen aus +Postelwitz+, +Königstein+, +Wehlstädtchen+ und aus den
+Teichsteinbrüchen+, die vorzüglichsten Mühlsteine von +Liebethal+ und
die größten von +Cotta+. Der feinste Stein aus den Brüchen zwischen
+Cotta+ und +Rothwernsdorf+ wird zu Bildhauerarbeiten gebraucht. Die
hier angelegten Steinbrüche reichen ohne Zweifel in die Zeit des
frühsten Anbaues dieser Gegend hinauf, und da der Stein an den meisten
Orten über 100 und 200 Fuß hoch aufgesetzt und sehr weit verbreitet
ist, so kann noch viele Jahrhunderte lang fortgearbeitet werden, ehe es
nöthig wäre, einen mühsamen und kostbaren Bau in der Tiefe anzufangen.
In diesen Brüchen arbeiten gegen 600 Steinbrecher, die eine aus
verschiedenen Abtheilungen bestehende Zunft bilden.

Wie westlich die +Gottleube+ das Sandsteingebirge von dem Gebiete
scheidet, wo der Gneis die herrschende Gebirgart ist, so bildet
eine, durch +Dobra+ und +Hohnstein+ über +Waizdorf+, westlich von
+Altendorf+, dann über +Lichtenhain+, +Saupsdorf+, +Hinterhermsdorf+
und die +Heidelmühle+ laufende Linie die Gränze, auf deren nördlicher
Seite der Granit herrschend wird. Zu den Naturmerkwürdigkeiten gehören
auch die Basaltberge, deren man in dieser und der angränzenden Gegend
gegen zehn (+Spitzberg+ bei Neudörfel und +Porzen+, in Böhmen,
+Stolpen+, +Kikelsberg+, +Hankenhübel+, +Heilenberg+, die beiden
+Winterberge+, +Zschirnstein+, +Spitzberg+ bei Cotta) zählt.

Die Berge, welche die Hochebenen des Felsenlandes umgeben, und
die sich hindurch ziehenden Thäler sind mit Nadelholz und Wäldern
bewachsen, deren dunkle Wipfel das fröhliche Grün der Buchen, Birken
und andrer Laubhölzer erheitert. Ueberall erscheint mitten in der öden
Felsenwelt reicher Pflanzenwuchs, der uns viele Seltenheiten, selbst
Alpenpflanzen darbietet; die tiefen Felsenthäler, die Berggipfel,
sind häufig mit Farrenkräutern bedeckt, oft selbst die nackten
Sandsteinwände mit Moosen und Flechten mahlerisch bekleidet, und man
findet fast alle Flechten, die im nördlichen Deutschland auf Ebenen
und niedrigen Gebirgen, oder auf Höhen gedeihen. Die Insektenwelt
ist in mehren Gegenden, z. B. am +Hochwalde+ und am +Falkenberg+,
zahlreich bevölkert. Die Wälder, deren es sehr ansehnliche, wie
oberhalb +Schandau+ und bei +Neustadt+, gibt, sind selbst von seltenen
Vögeln, z. B. dem Auerhahn, Stockaar, Mäuseaar, Fischaar und Uhu
bewohnt. Die Bären aber, die noch zu Anfange des 17ten Jahrhunderts
in den Felsenwildnissen lebten, sind längst gewichen, und selbst die
Ueberreste, die man noch um die Mitte des vorigen Jahrhunderts bei
+Hohnstein+ hegte, völlig verschwunden. Die zahlreichen Bäche liefern
Lachse, Lachskunzen und köstliche Forellen.

Das Klima des meißnischen Hochlandes ist nicht überall gleich, im
Ganzen jedoch milder als in andern teutschen Gebirggegenden, und selbst
in einigen der höchsten Gegenden, wie im Gränzdorfe +Schneeberg+
in Böhmen, mehr als 2000 Fuß über der Meeresfläche, gedeihen noch
allerlei Obstarten, während in weit niedrigern Gegenden am Harz
selbst Feldfrüchte nicht mehr fortkommen. Die höchste und kälteste
Gegend dieses Berglandes, +Rugiswalde+ nördlich von Sebnitz, erzeugt
gute Kirschen und Pflaumen und in benachbarten Orten gedeihen noch
feinere Obstarten. Es gibt aber auch Gegenden, wo der Schnee so früh
fällt, und so spät verschwindet, als auf hohen Gebirgen. Der Boden,
einzelne Stellen in dem Felsengebiete ausgenommen, ist fruchtbar und
reich an Naturerzeugnissen. Viele Quellen, die auf den Höhen und an
den Bergabhängen entspringen, erhöhen die Fruchtbarkeit, und von den
Nadelholz-Wäldern angezogen, entladen sich die Gewitterwolken häufig in
befruchtendem Regen.

Die Bewohner des Gebirglandes zeichnen sich durch kräftige Gesundheit,
Fleiß und freundliche Geselligkeit aus. Man findet viele Dörfer, die
durch ihre Größe, oder durch gefällige und bequeme Wohnungen für die
Betriebsamkeit des Landmanns zeugen. In den höchsten Berggegenden
liegen die Wohnungen zerstreut auf den Höhen, auf Wiesen und am Rande
der Wälder oft in weiter Entfernung aus einander. Mehre Denkmale der
Vergangenheit, alte Burgen, die theils noch unversehrt sind, theils in
Trümmern liegen, theils nur in kaum erkennbaren, von der Ueberlieferung
gedeuteten Spuren ihr Andenken erhalten haben, rufen dem Wanderer das
Bild der Vorzeit zurück, während viele merkwürdige Anstalten ihm die
höhere Bildung und die verständige Betriebsamkeit der Mitwelt beweisen.
Jene Spuren der Vorzeit erinnern uns hier und da selbst noch an die
Sorben, welchen auch diese Gegend, wie das ganze Meißnerland, seit
dem 6ten Jahrhundert den ersten Anbau verdankte. In den Sitten und
Gewohnheiten des Volkes aber ist hier nicht, wie in der Lausitz, das
Gepräge der alten Bewohner sichtbar geblieben, und die volkthümliche
Eigenheit derselben früh von den Sitten teutscher Ansiedler verdrängt
worden, mit welchen seit dem 10ten Jahrhunderte jene allmählig immer
mehr verschmolzen, als durch die Bemühungen der Bischöfe von Meißen das
Christenthum unter den Sorben verbreitet wurde. Der Anbau des Landes
und die Bildung seiner Bewohner mochten schon Fortschritte gemacht
haben, als dieser Landstrich im 12ten Jahrhunderte an Böhmen kam. Das
Schicksal des Berglandes hing seitdem meist von dem Besitze der Stadt
Pirna ab, die im 13ten Jahrhundert an das meißnische Fürstenhaus kam,
gegen Ende desselben aber wieder an Böhmen fiel, bis sie endlich im
15ten Jahrhunderte den Markgrafen von Meißen völlig unterworfen ward.
In jener Zeit hatten hier viele Raubritter ihre Sitze, und während der
böhmischen Herrschaft wurde besonders durch den fehdelustigen Geist des
mächtigen Rittergeschlechts Berka von der Duba, das die Veste Hohnstein
besaß, die Sicherheit und Ruhe des Landes gefährdet. Nicht minder
kriegerisch waren jenseit der Elbe die Burggrafen von Dohna, deren
Besitzungen über den Königstein und Lilienstein bis in die Gegend von
Schandau sich erstreckten. Mit der Herrschaft der meißnischen Fürsten
kamen Gesetzlichkeit und Friede und in ihrem Gefolge Wohlstand in das
verwilderte Gebirgland, als nach Bezwingung der Burggrafen von Dohna zu
Anfang des 15ten Jahrhunderts nach und nach auch die Vesten Hohnstein
und Rathen erobert und andre Raubschlösser zerstört wurden.

Die angenehmste Zeit zum Besuche des Gebirglandes ist entweder der
Frühling, oder das Ende des Junius und der Anfang des Julius, oder die
frühere Herbstzeit von der Mitte des Septembers bis in den Oktober, wo
das bunte Farbenspiel der Belaubung den Landschaften eigene Reize gibt,
und besonders auch der Landschaftmahler durch die lichtern Wipfel, bei
reinerm Himmel, die heitersten Aussichten genießt. Nach der Mitte des
Julius und im August ist die Hitze gewöhnlich zu drückend, und der
Himmel selten heiter, ausgenommen nach Regentagen.

Die meisten Reisenden besuchen die sächsische Schweiz von +Dresden+
aus, und dieser Richtung folgt der +erste+ Abschnitt der nachstehenden
Anleitung, welcher sie von +Pillnitz+ und +Liebethal+, oder +Pirna+
nach +Schandau+ und weiter bis zum +Prebischthor+ und +Hirniskretschen+
führt. Wir werden auf diesem Wege nicht vergessen, uns die Reiselinien
angeben zu lassen, die wir an jene Wanderung knüpfen können, wenn wir
längere Zeit dazu bestimmen wollen, als die Mehrzahl der Reisenden
derselben zu widmen pflegt. Wer die übrigen merkwürdigen Gegenden
zu beiden Seiten jener Linie besuchen will, versetze sich mit uns
nach +Schandau+, um von diesem Mittelpunkte aus die übrigen Theile
des Gebirglandes auf einzelnen Wanderungen zu bereisen. Diese
Andeutungen zu einzelnen Reisen werden sich leicht als Grundlage eines
zusammenhangenden Reiseplans benutzen lassen, wenn wir die ganze
sächsische Schweiz, oder den größten Theil derselben auf einmahl
durchwandern wollen. Wir werden uns zu diesem Zwecke mehre Reisewege,
sowohl von Dresden, als von andern Gegenden Sachsens und Böhmens aus,
vorschlagen lassen.

Seit dieses Bergland jährlich Tausende von Fremden anlockt, ist die
Betriebsamkeit fortdauernd bemüht, für die Bequemlichkeit der Reisenden
zu sorgen. In den Städten Pirna, Wehlen, Königstein, Schandau,
Hohnstein, Neustadt und Sebnitz gibt es Gasthöfe, auch in Flecken und
Dörfern, wie Lohmen, Rathen, Krippen, Saupsdorf, Hinterhermsdorf findet
man oft unerwartet gute Bewirthung und Herberge, und selbst in einsamen
Mühlen kann der Wanderer, wenn die Nacht, oder unfreundliches Wetter
ihn überrascht, ein ländliches Nachtlager erhalten. Wer der Bereisung
des meißnischen Hochlandes mehr als die gewöhnliche Zeit widmen will,
kann sich jede Bequemlichkeit sichern, wenn er seine Wanderung in
einzelne Tagereisen von +Schandau+ aus abtheilt, wo er unter einigen
Gasthöfen wählen kann, von welchen besonders das Badehaus in der
anmuthigsten Lage ihn anziehen wird. Auch wenn man den Aufenthalt auf
drei oder vier Tage beschränken muß, kann man die Reise sehr bequem
so einrichten, daß man täglich das Nachtlager in +Schandau+ nimmt.
Auf mehren viel besuchten Punkten, z. B. auf der Bastei, in der
Kuhstallhöhle, auf dem großen Winterberge und im Prebischthor sind --
freilich oft den Genuß der Naturschönheiten störend -- während der
Sommermonate Schenkwirthschaften angesiedelt.

In Dresden, Pirna, Wehlen, Schandau, Hirniskretschen, Tetschen und
aufwärts bis Aussig, findet man immer Gondeln bereit, wenn man einen
Theil der Reise auf der Elbe machen will. Im Sommer geht an jedem
Sonntage Nachmittags, wenn nicht heftige Winde die Fahrt hindern, von
+Rathen+ am Fuße der +Bastei+ eine Gondel nach +Dresden+ ab, wo sie
gegen Abend ankommt. Eine auf der Bastei sichtbare weiße Flagge kündigt
die Abfahrt an. Auch von +Pirna+ und +Schandau+ fahren wöchentlich
Schiffe nach Dresden. Eine Postkutsche geht von +Dresden+ täglich
nach +Pirna+, und kommt an jedem Tage Vormittags von dort in Dresden
an, und eine andere fährt Dienstags und Sonnabends von Dresden über
+Stolpen+ nach +Neustadt+. Wegkundige Führer, die man sowohl für die
ganze Reise, als auf Tage dingen kann, findet man gewöhnlich in allen
besuchten Orten, besonders in +Schandau+. Die seit 1820 auch hier,
wie überall in Sachsen, an Scheidewegen, selbst mitten in Wäldern,
aufgestellten Wegweiser erleichtern überdieß die Wanderung, und nur
hier und da vermißt man noch solche willkommene Fingerzeige. Für den
beschwerlichsten Theil der Reise kann man Tragsessel haben, die in
der Kuhstallhöhle, oder auch schon am Fuße des Hausberges warten, und
über die Winterberge und das Prebischthor bis Hirniskretschen bringen.
In einigen Mühlen des Kirnitschthales findet man auch wohl Esel zur
Bergreise, doch noch nicht so häufig, als es zu wünschen wäre. Mehre
früher nicht ohne Gefahr, oder große Beschwerden ersteigbare Höhen
und unzugängliche Thäler sind seit einigen Jahren, theils durch die
preiswürdige Sorgfalt der sächsischen Behörden, theils durch die
Betriebsamkeit der Bewohner, zugänglich und bequem gemacht worden.
Möge man nur nie mit schonungloser Hand den natürlichen Schmuck der
Landschaften antasten, aber mit Bedauern hat man neuerlich hier und
da Anlaß gefunden, die Spuren der grausamen Holzaxt zu beklagen, die
selbst besuchte Schattengänge gelichtet hat.



Erster Abschnitt.

    Reise von Dresden über Pillnitz oder Pirna nach Schandau, und durch
    den Kirnitschgrund über den Kuhstall und die Winterberge nach dem
    Prebischthor und Hirniskretschen.


Die meisten Reisenden begnügen sich, auf ihrer Wanderung durch die
sächsische Schweiz der, in der Ueberschrift angedeuteten Linie zu
folgen, so viele reizende Gegenden auch weiter hinaus auf beiden
Seiten derselben liegen, und wenn sie, wie es gewöhnlich geschieht,
nur drei bis vier Tage in ihrer Reise bestimmen, so können sie auch
nur wenige Abschweifungen machen. Der achtstündige Weg von +Dresden+
nach +Schandau+, entweder über +Pirna+, oder auf dem belohnenden
Umwege über +Pillnitz+, +Lohmen+ und +Rathewalde+ gibt die erste
Tagereise. Im ersten Falle reiset man, wenn die geradeste Richtung
und der bequemere Fahrweg gewählt werden sollen, über +Königstein+,
oder fährt von +Pirna+ nach +Lohmen+, oder geht von Pirna zu Fuße
über +Wehlen+ und durch den +Ottowalder Grund+ auf die +Bastei+, und
von hier über +Rathen+, oder auf dem Fahrwege über +Rathewalde+,
den +Ziegenrück+ und +Porschdorf+ nach +Schandau+. Im zweiten Falle
besuchen wir von +Pillnitz+ aus den +Liebethaler Grund+, +Lohmen+, den
+Ottowaldergrund+, die +Bastei+, vielleicht auch den +Amselgrund+, und
kommen auf dem angegebenen Fahrwege zum Ziele der Tagereise. Der zweite
Tag ist der Wanderung durch das +Kirnitschthal+ über den +Kuhstall+,
die +Winterberge+, das +Prebischthor+ nach +Hirniskretschen+ gewidmet,
wo eine Gondel uns aufnimmt, um uns nach +Schandau+ zurück zu bringen.
Wollen wir nicht schon am dritten Tage heim kehren, so besuchen wir
die Umgegend von +Schandau+, oder machen eine von den, im +zweiten+
Abschnitte angegebenen Wanderungen, oder gehen auf das jenseitige
Elbufer über, besuchen den +Zschirnstein+, und wandern von hier nach
+Königstein+, wo wir am Morgen des vierten Tages aufbrechen, um auf dem
Rückwege nach Dresden vielleicht noch den +Lilienstein+ zu besuchen.
Wie die angegebene Reiselinie, der wir nun zunächst folgen wollen,
durch Abschweifungen zu beiden Seiten sich verlängern lasse, wollen wir
künftig andeuten. Wir theilen diese Linie zur bequemen Uebersicht in
drei Abschnitte.



I. +Reise zur Bastei.+


Wir reisen über +Pillnitz+. Der gewöhnliche Weg von Dresden führt
uns über die Dörfer +Strießen+ und +Tolkewitz+, +Laubegast+ vorbei
in 2 Stunden zu einer fliegenden Brücke, die uns während des
Sommeraufenthalts der königlichen Familie in +Pillnitz+, zu diesem
Lustschlosse hinüber bringt. Wer zu einer andern Jahrzeit auf dem
linken Ufer seinen Weg nimmt, muß sich, wenn er zu Wagen, oder zu
Pferde reiset, in +Blasewitz+ oder +Laubegast+ übersetzen lassen, oder
sich der Kahnfähren in +Hosterwitz+ und +Söbrigen+ bedienen; Fußgänger
aber finden in jedem Elbdorfe bequeme Ueberfahrt.

Auf dem rechten Elbufer folgt der Fahrweg jenseit des +Mordgrundes+
der, über +Loschwitz+ führenden Pillnitzer Bergstraße, wo sich aber
nur selten Aussichten in das reizende Stromthal öffnen. Der Fußpfad
bringt uns gleich jenseit des +Prießnitzbaches+, am Linkeschen Bade
vorbei, durch eine anmuthige Landschaft längs dem Elbufer zu dem
freundlichen +Loschwitz+, dessen große Kirche außerhalb des Dorfes an
der Straße liegt. Oberhalb +Loschwitz+ führt uns ein Wiesenpfad nach
+Wachwitz+, und fast immer an Gebäuden und Gärten hinwandernd, kommen
wir, +Nieder-Poyritz+ und +Hosterwitz+ vorbei, in ungefähr anderthalb
Stunden nach +Pillnitz+, wenn nicht die anmuthigen Seitenthäler, die
aus dem Rebengebirge herabfallen, der schattige +Ziegengrund+ bei
+Loschwitz+, der +Helfenbergergrund+ bei +Nieder-Poyritz+ und der
+Keppgrund+ bei +Hosterwitz+ aus zu einer Abschweifung einladen. Aus
dem +Keppgrunde+ können wir über den +Zuckerhut+ auf einem kurzen
Umwege in die, zu dem Lustschlosse führende Kastanienallee gelangen.

+Pillnitz+, seit dem Anfange des funfzehnten Jahrhunderts das
Eigenthum verschiedener adeligen Geschlechter, und schon zu Ende des
siebzehnten auf kurze Zeit in landesherrlichem Besitze, ist seit dem
Anfange des vorigen Jahrhunderts ununterbrochen fürstliches Eigenthum
gewesen, und seit 1763 der beständige Sommeraufenthalt des Hofes.
Die älteren Gebäude, die bereits Friedrich August I. verschönert
hatte, wurden unter des jetzigen Königs Regierung theils abgetragen,
theils verändert, und erhielten in den Jahren 1788 bis 1792 eine neue
Gestalt. Der einzige Ueberrest des alten, 1616 erbauten Schlosses,
dessen Speisesaal in frühern Zeiten Venustempel hieß, brannte 1818 ab,
worauf in demselben Jahre nach dem Plane und unter der Aufsicht des
Oberlandbaumeisters Schuricht der Bau eines neuen Schlosses begann,
das weiter als das alte, nach Morgen verlegt wurde. Wir treten in den,
durch das ganze Gebäude gehenden Speisesaal, der mit einer Kuppel
bedeckt ist, die auf zwanzig freistehenden Säulen ruht, und theils
von oben, theils durch hohe Seitenfenster erleuchtet wird. Zwischen
der Kuppel und dem Gebälke befinden sich vier Dreiecke, sogenannte
Pendentifs, und vier halbrunde Felder (Tympans), welche Professor Vogel
mit Frescogemählden ziert. Für diese Felder sind die allegorischen
Darstellungen der Mahlerei, Bildhauerkunst, Baukunst und Musik
bestimmt; in den Dreiecken aber die zu jenen gehörenden allegorischen
Figuren der Dichtkunst, der Liebe, der Philosophie und der Grazien
auf blauem Hintergrunde in hoher Vollendung und heiterer Farbenpracht
bereits ausgeführt. Die hellblau mit weißen Arabesken verzierten
Wände des Saales enthalten zwischen den Säulen noch Füllungen, die
späterhin gleichfalls mit Gemählden geschmückt werden sollen. -- Die
andern, den Schloßhof einschließenden Gebäude bestehen aus vier großen,
einzeln stehenden Pavillons, die zwar nicht hoch, aber im Ebenmaaß
gebaut, und mit Säulenreihen und sinesischen Kupferdächern verziert
sind. Zwischen den nördlichen Pavillons steht das Bergpalais, zwischen
den südlichen das Wasserpalais. Diese, ein großes Viereck bildenden,
und im Innern geschmackvoll eingerichteten älteren Gebäude enthalten
die Wohnungen der königlichen Familie. Hinter dem Bergpalais und dem
anstoßenden Pavillon liegt der, schon 1769 angelegte, aber seit 1804
sehr erweiterte und verschönerte Garten, wo man eine reiche Sammlung
ausländischer Gewächse findet. Eine Vestale aus carrarischem Marmor,
von Trippel’s Meisterhand, ziert diese Anlagen, und ein geschmackvolles
Gartengebäude enthält ansehnliche Sammlungen von Sämereien, trefflich
gemahlten Pflanzen und seltenen Schmetterlingen.

Die umliegenden Berge, und die Thäler, welche sie durchschneiden, hat
die Natur mit mannigfaltigen Reizen geschmückt, die feiner Kunstsinn
erhöhte. Der Friedrichsweg am Eingange des Pillnitzer Grundes bringt
uns zuerst zu einem wohlerhaltenen Weinberge und einer schön angelegten
Eisgrube, und den Windungen des Pfades folgend, kommen wir zu dem
+Raubschlosse+, künstlichen Trümmern, die geschmackvolle Zimmer
enthalten, wo man die Umgegend von +Pillnitz+ und das lachende Elbthal
überschaut. Ein anmuthiger Waldpfad führt uns dann über eine dicht
beschattete Brücke zu einem Wasserfalle im einsamen Friedrichsthale,
der 138 Fuß hoch herabstürzt. Den schattigen Pfad verfolgend, kommen
wir in einer Stunde auf den mit Fichten und Birken bewachsenen
Gipfel des +Borsberges+, eine Granitkuppe, die 811 Pariser Fuß über
der Elbfläche bei Dresden und 1161 Paris. Fuß über dem Meere liegt.
Im nahen Dorfe +Borsberg+ finden wir einen Führer, der uns die
+Eremitage+ öffnet, eine künstliche Felsenmasse, die eine Grotte und
ein freundliches Zimmer enthält. Eine, in den Trümmern verborgene
Treppe führt uns auf den Altan über der Grotte, wo wir eine entzückende
Aussicht genießen, die den Lauf der Elbe von +Königstein+ bis +Meißen+
und die Felsenberge des meißnischen Hochlandes umfaßt, über welche in
der Ferne die waldigen Bergrücken des Erzgebirges, der Rosenberg in
Böhmen und die Höhen bei Zittau hervorragen.

In der Nähe dieses Gebäudes führen steinerne Stufen in das Thal hinab,
wo uns ein neu angelegter Jagdweg nach +Klein-Graupe+ bringt. Auf dem
gewöhnlichen Fahrwege von +Pillnitz+ aber führt uns ein langer Baumgang
längs dem Dorfe +Ober-Poyritz+, durch +Graupe+ und ein Wäldchen zu der
+Grundmühle+, wohin sich unweit der Schäferei in +Groß-Graupe+ auch
ein Fußpfad über +Hinter-Jessen+ wendet. Wir lassen unsern Wagen von
+Graupe+ nach +Liebethal+ fahren, und treten oberhalb jener Mühle in den


Liebethaler Grund,

über dessen steile zerrissene Wände das +Dorf Liebethal+ auf der
Höhe hervorblickt. Auf beiden Seiten der +Wesenitz+, die das Thal
durchströmt, ziehen sich die schroffen, bis zu 60 Ellen emporsteigenden
mächtigen Felsengestalten gegen Morgen hinan, und erheben sich immer
höher, je weiter wir wandern. Das Thal ist seit mehren Jahrhunderten
bis in die Hälfte seiner Ausdehnung durch Sandsteinbrüche nach und
nach erweitert worden. Weiter aufwärts drängen sich die Felsenwände
so nahe zusammen, daß der Pfad am Ufer des rauschenden Baches
verschwindet. Reissende Fluten, welche Felsenmassen fortwälzten und
Steinhaufen aufschwemmten, haben überdies die Wanderung durch das Thal
beschwerlicher gemacht. Die Steinbrüche gehören zu den ältesten des
Landes, und liefern einen vesten und grobkörnigen Sandstein, wovon
die weichern Massen zu Mühlsteinen, die mit Eisenadern durchzogenen
aber nur zu geringerm Gebrauche taugen. Von den in frühern Zeiten
gangbaren funfzig Brüchen wird kaum noch ein Fünftheil bearbeitet. Wir
verweilen bei dem Bruche, von dessen hoch ansteigenden Wänden der Thurm
von +Liebethal+ und einige Häuser des Dorfes herabblicken, und finden
wir die Arbeiter gerade beschäftigt, so wird uns die Kühnheit und
Betriebsamkeit, womit sie ihr Gewerbe treiben, auf einige Augenblicke
Unterhaltung gewähren. Ein großer Block, ein sogenannter Satz, wird
allmählig von dem Hauptfelsen gelöset, was oft die Arbeit eines halben
Jahres, ja noch mehr Zeit kostet. Täglich arbeiten die Steinbrecher
verwegen unter der drohend überhangenden Masse, ist aber endlich
der Block herabgestürzt, so beginnt ein fröhliches Gelage, und mit
leichterer Mühe wird dann das Stück in kleinere getrennt. Der Reisende
muß auf die Warnung achten, die eine Inschrift über der Thür des
letzten Hauses in +Hinter-Jessen+ ihm zuruft, denn wenn er eines der
eisernen Werkzeuge der Steinbrecher aufhöbe, oder den Ruf: +Lauf+ zu!
hören ließe, so müßte er büßen. Dieser Ruf ist die Losung, womit die
Arbeiter in Lebensgefahren ihre entfernteren Gefährten zum Beistande
auffodern, und hätte ein Wanderer, aus Unkunde oder Muthwillen, sie
verleitet, von ihrer Arbeit zu eilen, so dürften sie, wofern der
Fliehende innerhalb einer bestimmten Gränze eingehohlt wird, ihn zu
einer Geldstrafe nöthigen.

Aus dem Thale führt uns ein beschatteter Weg am +Kemnitzbache+, oder
ein rauherer Pfad durch die Steinbrüche zu dem Dorfe +Liebethal+
hinauf, das vor Zeiten ein vestes Schloß hatte, welches gegen Anfang
des sechzehnten Jahrhunderts zerstört wurde. Wir gehen durch das
Dorf, an der Kirche vorbei, auf einem anmuthigen Wege am Rande des
Felsenthales zu dem nahen +Mühlsdorf+, und verweilen bei einer Oeffnung
des Gesträuches auf der vorspringenden Wand, um einen Blick in die
furchtbare Tiefe zu werfen, wo die +Lochmühle+ an der schäumenden
+Wesenitz+ zwischen Felsen eingeklemmt liegt. Bei den ersten Häusern
von +Mühlsdorf+ führt ein Weg zu der Mühle hinab. Wir gehen durch die
Mühle, und finden auf der schmalen Brücke hinter derselben, wo der Bach
über das Wehr stürmt, den günstigsten Standpunkt zur Ansicht der wilden
Landschaft. Die Stelle, wo die Felsen so nahe zusammenrücken, daß kein
Pfad am Ufer bleibt, heißt die +Rabenteufe+.

Der Mühle gegenüber steigt eine, zwischen den Felsen angelegte Treppe
auf die jenseitige Höhe zu dem Dorfe +Daube+ hinan. Oben am Ausgange
der Treppe führt ein Pfad durch das Gebüsche auf eine vorspringende
Felsenwand, die uns einen neuen Standpunkt zur Ansicht der wilden
Felsenschlucht darbietet und Ueberreste von altem Gemäuer zeigt. Ein
angenehmer Weg bringt uns von da gerade nach +Lohmen+, wenn wir nicht
auf einem bequemern Pfade zur +Daumühle+ im Wesenitz-Thale hinabsteigen
und dann aufwärts nach +Mühlsdorf+ wandern wollen, dessen Häuser, von
Gärtchen umgeben, die dem Felsen abgewonnen wurden, auf dem Rande
der steilen Höhe sich zeigen. Wählen wir diesen Umweg, so gehen wir
durch +Mühlsdorf+ an den Rand des +Liebethaler Wäldchens+, wo wir ein
Landschaftbild überschauen, das +Lohmen+ und dessen anmuthige nächste
Umgebungen, die Gegend von +Dohna+ bis +Dresden+, den +Königstein+
und +Lilienstein+ umfaßt, und in der blauen Ferne von Böhmens und
Sachsens Gränzgebirgen umschlossen wird. Bei +Mühlsdorf+ steigen wir
dann einen felsigen Weg hinab, und kommen bald zu einer Brücke über die
+Wesenitz+, die uns nach


Lohmen

führt. Dieser Flecken von ungefähr 800 Einwohnern, der im 17ten
Jahrhundert Städtlein hieß, und noch im Besitze mehrer städtischen
Gerechtsame ist, hat seinen Nahmen vielleicht von den Edlen von Chlumen
oder Chlomen, welche auch das alte Schloß erbaut haben mögen. Die
Geschichte dieses Geschlechts, das in dieser Gegend früh ansässig
gewesen zu sein scheint, ist jedoch sehr dunkel, und es läßt sich nicht
mit Gewißheit bestimmen, daß die Burg +Lohmen+ ihm zugehört habe, die
selbst zu der Zeit, als ein Edler von Chlomen in der letzten Hälfte
des 15ten Jahrhunderts die ganze Herrschaft +Wehlen+ besaß, einen
andern Besitzer aus dem alten meißnischen Geschlechte von Köckeritz
hatte, dessen Vorfahren +Wehlen+ lange eigen gewesen war, und der
später jene Herrschaft wieder erwarb, wozu +Lohmen+ seit den ältesten
Zeiten als Beisitz oder Nebengut gehört zu haben scheint. Nach mehren
Besitzveränderungen kam die Herrschaft an die Herren von Schönburg,
von welchen dieselbe mit Lohmen und Hohnstein um die Mitte des 16ten
Jahrhunderts an den Herzog Moritz von Sachsen überging. Später kam
das Schloß +Lohmen+ wieder in den Besitz von Privatpersonen, bis es
1620 fürstliches Eigenthum ward. Seit dem Tode der Gemahlinn des
Kurfürsten Johann Georg II, deren Witwensitz es war, und die hier 1687
starb, blieb es landesherrliches Kammergut. Wir sehen es in seiner
kühnen und mahlerischen Lage auf dem Gipfel eines überhangenden, in
der Mitte zerklüfteten Sandsteinfelsens, wenn wir, von +Mühlsdorf+
kommend, jenseit der Brücke am Ufer der +Wesenitz+ hingehen. Folgen
wir dem Wege aufwärts an der +Wesenitz+, der durch die verheerende
Ueberschwemmung im Sommer 1822 sehr gelitten hat, so kommen wir bald
zur +Hintermühle+. In der Nähe derselben öffnet sich der +Lohmner
Grund+, dessen Felsenumgebungen in seltsamen Gestalten empor steigen,
bis sie endlich zusammen rücken und den Weg sperren. Wir kehren zu der
Mühle zurück, und es öffnet sich uns bald ein Weg in die anmuthigen
Gartenanlagen, die sich zu dem Schlosse hinan ziehen und uns überall
angenehme Ruheplätze darbieten. Einen der günstigsten Standpunkte
finden wir hier auf dem Felsenvorsprunge über der Hintermühle, wo wir
einen Blick in das Thal der +Wesenitz+ werfen. Das Schloß besteht aus
zwei Hauptgebäuden, die durch einen Altan zusammen hangen, der auf
einer Felsenspitze angelegt ist. Nur an der Hinterseite sieht man
noch in den kleinen Erkern und Fenstern Ueberreste des Alterthums.
Das Schloß ist jetzt der Sitz einer bedeutenden Landwirthschaft, mit
welcher eine Schäferei verbunden ist. Wir verweilen einige Augenblicke
auf dem Altan, wo wir eine reizende Aussicht genießen. Vor ungefähr 40
Jahren stürzte ein junger Landmann, der arbeitmüde auf diesem Altan
eingeschlummert war, als er mitten in der dunklen Nacht aus dem Schlafe
auffuhr, von dem 76 Fuß hohen Felsen in die Tiefe und wurde dennoch
glücklich geheilt. Eine gereimte Inschrift auf einer hier eingemauerten
Tafel erzählt diese Lebensrettung.

Unweit des Schlosses sehen wir die freundliche Kirche, eine der
schönsten ländlichen Kirchen Sachsens. Das Pfarrhaus und die
Försterwohnung sind mit wohlfeilen, aus Blechstreifen gemachten
Blitzableitern versehen; eine Erfindung des vormahligen Pfarrers
Nicolai in Lohmen, dessen Wegweiser durch die sächsische Schweiz[1],
als eine der ersten Beschreibungen des meißnischen Hochlandes, viel
beigetragen hat, diese Gegenden bekannt zu machen.

Folgen wir oberhalb der Kirche der, nach +Stolpen+ führenden Straße,
so kommen wir in den obern Theil des +Lohmner Grundes+, welchen uns,
auf dem Wege von der +Hintermühle+, die Felsenwände versperrten.
Diese enge wilde Schlucht, durch welche die schäumende +Wesenitz+
hinab stürzt, heißt die +Brausenitz+. Auf beiden Seiten steigen die
prächtigen Felsenwände in seltsamen Gestalten hinan. Es gibt hier
mehre Steinbrüche, die sich bis gegen +Porschendorf+ hinauf ziehen,
wo das Wesenitz-Thal sich erweitert. Der Sandstein dieser Brüche ist
feinkörniger, aber auch weicher als im Liebethaler Grunde, und mit
vielen dunkelbraunen eisenschüssigen Adern durchzogen. Es werden hier
große Schleifsteine gebrochen, die bis nach Dänemark ausgeführt werden.

Im Gasthofe zu +Lohmen+, wo man gute Bewirthung findet, und gewöhnlich,
wenn man bei Tagesanbruche die +Bastei+ besuchen will, das Nachtlager
nimmt, treffen wir mit Reisenden zusammen, die aus andern Gegenden
kommen. Wer aus der Gegend von +Radeberg+, oder +Stolpen+ die
sächsische Schweiz bereiset, kommt über +Porschendorf+ und +Liebethal+
dahin. Von +Pirna+ führt eine gute Fahrstraße über die Anhöhe von
+Doberzeit+, wo sich eine reiche Aussicht nach Dresden, Pillnitz,
Pirna und Königstein vor uns öffnet, und selbst die Felsengruppen um
Schandau in der Ferne hervor ragen. In der Umgegend von +Doberzeit+,
ungefähr 3 Viertelstunden von +Lohmen+, findet man viele Geschiebe von
Kalzedon, Jaspis, Avanturin und schöne Versteinerungen. Hat man Zeit,
hier zu verweilen, so lasse man sich zu den Felsenwänden am linken Ufer
der +Wesenitz+ hinab führen, wo man nach einem halbstündigen Wege,
dem Dorfe +Hinter-Jessen+ gegenüber, eine Sandsteinwand erblickt,
worein viele Steinkohlentrümmer gemengt sind, welche, wie man glaubt,
das Dasein eines Kohlenflötzes verrathen. Nicht weit davon entspringt
eine Quelle, die im Winter nie zufriert, im Sommer aber sehr kalt
ist, und viele kleine Kohlentrümmer auswirft. Als im Jahre 1770 nach
anhaltendem Regen die Oeffnung der Quelle zu klein war, die Wassermasse
auszuströmen, öffnete sich der Ueberfluß weiter aufwärts am Fuße jener
Sandsteinwand einen andern Weg, floß einige Jahre lang, und warf auch
hier Steinkohlentrümmer aus, welche zum Brennen gebraucht, den eigenen
Kohlengeruch gaben.

Unweit +Doberzeit+ führt ein Fußpfad zu einem Felsenthale, von dessen
jenseitiger Höhe das Dorf +Mockethal+ herab blickt. Unten am Eingange
eines andern Thales liegt ein einzelnes Wirthshaus, der +graue Storch+,
und gegenüber unter den Felsenwänden das Dörfchen +Zatzschka+. Eine
Vertiefung in einem Felsen, wird der +Riesenfuß+ genannt, weil nach
der Sage ein Riese hier den Abdruck seines Fußes hinterlassen hat. Der
nächste Weg von +Pillnitz+ über +Ober-Poyritz+ und die +Dietzmühle+
nach +Wehlen+ geht über diese Höhe. Unweit des Riesenfußes öffnet sich
ein Felsenthal, welches von dem am Elbufer, +Pirna+ gegenüber liegenden
Dorfe +Posta+ den Nahmen +Alte Poste+ erhalten hat. Vom grauen Storche
senkt sich ein enges Felsenthal zur Elbe hinab. Die +alte Poste+
zieht sich zwischen Sandsteinfelsen hinan und führt auf die Hochebene
von +Lohmen+, wo eine sanft ansteigende Höhe, der +Kohlberg+, sich
erhebt, auf dessen Spitze, die ein einzelner Baum bezeichnet, eine
ungemein anziehende Aussicht vor uns liegt, welche die Umgegend von
+Lohmen+, die Felsen von +Rathen+, den +Lilienstein+, +Königstein+,
+Pfaffenstein+ und +Quirl+ und in der Ferne den dämmernden Gipfel des
+Schneebergs+, die Gebirge um +Altenberg+ und die Höhen von Dresden bis
Meißen einschließt.

Wer zu Wagen reiset, fährt von +Lohmen+ über +Rathewalde+ auf einem
bequemen Wege bis nahe vor den Felsenvorsprung der +Bastei+, oder läßt,
wenn er vorher den Ottowalder Grund besuchen will, den Wagen nach
+Rathewalde+ fahren. Wir lassen uns von +Lohmen+, oder wenn wir auf dem
+Kohlberge+ verweilten, gleich von hier in den


Ottowalder Grund

führen. Es öffnen sich uns zwei Wege in dieses Felsenthal. Der eine
läuft längs dem Dorfe +Ottowalde+, das eine Viertelstunde von
+Lohmen+, auf der südlichen Felsenwand liegt, über eine von Gebüschen
eingeschlossene Wiese, zu einer Treppe von 114 Stufen, welche mit
vielen Wendungen in die Tiefe hinab führt; der andere aber bringt
uns quer durch das Dorf in einen Arm des Thales, der die +Kluft+
genannt wird. Wir folgen diesem Wege und stehen bald zwischen steilen
Wänden, die auf beiden Seiten, oft wunderbar gestaltet, und senkrecht
zerklüftet, über 110 Fuß empor ragen. Gruppen von Sträuchern und
Bäumen, Farrenkräuter und goldfarbiges Moos bedecken mahlerisch diese
Felsenwände. Ein Bach fließt durch die Tiefe. Die engen geschlossenen
Wände, worein oft nur ein schmaler Bogen des Himmels hinab blickt,
treten bald auf beiden Seiten aus einander und bilden ein breiteres
Thal. Links zieht sich eine Felsenschlucht, der +Schleifgrund+ nach
+Lohmen+. Dem Laufe des Hauptthales folgend, sehen wir nicht weit von
jenem Grunde die oben erwähnten Stufen, die nach +Ottowalde+ hinan
führen. Hier und an einigen andern Stellen, wo das Thal sehr schmal
ist, hohlen die Bewohner von +Ottowalde+ vom jenseitigen Ufer Holz
und Steine, auf großen Handschlitten, +Rappern+ genannt, die man
an einem, um zwei Bäume diesseit und jenseit geschlungenen, schräg
über den Grund laufenden Seite hinüber und zurück gleiten läßt.
Durch die zusammenrückenden Felsenwände windet sich nur ein schmaler
Durchgang, über welchem drei herab gestürzte Blöcke wie ein Thor sich
wölben. Jenseit dieses Thores wird das Thal breiter, bald aber wieder
verengt. Das +steinerne Haus+ nennt man einige, wie Dächer gelegte
Steinblöcke, welche Höhlen decken, wo die Bewohner der umliegenden
Gegend in Kriegeszeiten ihre geflüchtete Habe bargen. Nicht weit
von hier finden wir eine Höhle, die sich durch zusammen gefallene
Felsen zieht, welche eine schornsteinartige Oeffnung haben. Sie wird
die +Teufelsküche+ genannt. Ein anmuthiges Thal, von einem kleinen
Felsenbache +Zschirregrund+ genannt, öffnet sich nicht weit von hier,
und zieht sich zwischen Felsenwänden hinan, die mit Farrenkräutern und
Moosen bekleidet sind.

Wir sind hier auf dem nächsten und bequemsten Wege zur +Bastei+, und
gelangen an eine Felsenecke, wo sich der +Zschirregrund+ in zwei
Arme spaltet. Ein links auslaufendes Thal, der +Holzengrund+, führt
nach +Rathewalde+. Unser Weg läuft rechts durch ein sehr rauhes,
von feuchten Wänden eingeschlossenes Thal, das die +Hölle+ genannt
wird. Ehe wir es betreten, zeigt uns der Führer die Stelle, wo der
+Königstein+, der +Lilienstein+ und der +Pfaffenstein+ durch eine
Waldblöße sichtbar sind, und auf einem Thalrande sehen wir die +große+
und +kleine Gans+. Nach dem kurzen Wege durch die +Hölle+, kommen
wir auf eine große Wiese, die +Wehle+, wo wir unter Bäumen an der
Felsenwand einen steinernen Tisch mit Bänken finden, der im Anfange des
vorigen Jahrhunderts bei Gelegenheit eines Jagdfestes gesetzt wurde.
Hier liegt der Pfad vor uns, der uns bald auf die +Bastei+ und nach
+Rathen+ bringt.

Die bereits erwähnte, durch einen Wolkenbruch erzeugte Flut im
September 1822 hat in diesem Thale, besonders in dem Hauptthale, das
sich nach der Elbe hinab senkt, große Verheerungen angerichtet. Dieses
Hauptthal, der +Raingrund+ genannt, theilt sich in drei Arme. Rechts
zieht sich der +Teufelsgrund+, dessen obere Ecke die +Bärecke+ heißt,
auf eine Anhöhe, über welche der Weg nach +Lohmen+, und zum Dorfe
+Wehlen+ geht. Der mittle Grund bringt uns zu diesem Dorfe und zum
Städtchen +Wehlen+. Der dritte, links hinauf laufende Arm öffnet sich
in ein breites freundliches Thal, das uns bald in dieses Städtchen
führt.

Reisende, die sich von +Pirna+ auf das rechte Elbufer übersetzen
lassen, um von hier die +Bastei+ und +Rathen+ zu besuchen, gehen auf
anmuthigen Wiesenpfaden, unter stets wechselnden Ansichten einer reich
geschmückten Landschaft, aufwärts über die Dörfer +Nieder-Posta+,
+Ober-Posta+ und +Zeichen+ nach +Wehlen+, das von Obstpflanzungen
und Hopfengärten umgeben, am Ausgange des Ottowalder Thales unter
hohen Felsenwänden längs der Elbe liegt, deren schöner Spiegel sich
in sanften Krümmungen zwischen den felsigen, jenseit dicht bewaldeten
Ufern hinab zieht. Ueber dem Städtchen, wo 700 Einwohner sich von
Leinweberei, Baumwollespinnen, Obst- und Hopfenbau und besonders auch
vom Korn- und Steinhandel nähren, ragen die ansehnlichen Trümmer
des alten Schlosses hervor. Die Geschichte dieser Burg ist dunkel.
Ursprünglich wurde sie vielleicht schon von den Sorben angelegt,
später aber, als die Ansiedelung der Teutschen jene verdrängt hatten,
wahrscheinlich in eine Burgwarte verwandelt, und in der Folgezeit
der Hauptsitz der Herrschaft Wehlen. Diese gehörte bereits im 13ten
Jahrhundert zum Markgrafthum Meißen, ward aber später böhmisches Lehen,
bis sie zu Anfange des 15ten Jahrhunderts mit Pirna vom König Wenzel an
Meißen verpfändet wurde. Schon im 16ten Jahrhundert, als die damahligen
Besitzer dieser Herrschaft, die Herren von Schönburg, das Schloß
+Lohmen+ neu erbauten und es zu ihrem Wohnsitze machten, scheint das
Schloß verfallen gewesen zu sein, und wurde seitdem so ganz verödet,
daß 1788 eine Mauer einstürzte und ein Haus von der Stelle schob.

Von +Wehlen+ führt ein sehr anmuthiger, aber nur für Fußwanderer
gangbarer Weg längs der Elbe am Fuße der hohen Felsenwand in 3
Viertelstunden nach +Rathen+, wenn man sich nicht auf das jenseitige
Ufer übersetzen lassen, und auf einem angenehmern Wege, im Angesichte
der Felsen von Rathen, bis +Ober-Rathen+ wandern will, wo man wieder
auf’s rechte Ufer hinüber fährt. Die Reisenden, die von +Pirna+ nach
+Wehlen+ gekommen sind, gehen nun entweder durch das +Ottowalder Thal+
und den +Zschirregrund+ auf dem bereits beschriebenen Wege, oder über
+Rathen+ auf die +Bastei+. Jener ist vorzuziehen, da sich uns hier
die überraschende Aussicht von dem hohen Felsenvorsprunge auf einmahl
öffnet, die wir auf dem letzten Wege theilweise von mehren Standpunkten
betrachten. Wer aber diesen Weg wählt, wandert von +Rathen+ in dem
anmuthigen +Grünbachthale+ hinauf, wendet sich dann in den felsigen
+Wehlergrund+ und kommt aus diesem auf den, in neuern Zeiten bequemer
gewordenen Pfad, der durch die +Vogeltelle+ zwischen hohen Felsen hinan
führt.

Endlich stehen wir auf dem, kaum 10 Fuß breiten Gipfel des
vorspringenden, gegen 600 Fuß über die Elbfläche und 973 Par. Fuß über
das Meer sich erhebenden Felsenhornes, das wegen der Aehnlichkeit mit
Bevestigungen den Nahmen


Bastei

erhalten hat. Ein reiches Landschaftbild liegt vor unsern Blicken.
Die Elbe zieht sich im Thale zwischen Wiesenufern und Saatfeldern, am
Fuße der Sandsteinwände hinab. +Rathen+, +Wehlen+, und jenseit eine
Reihe von Dörfern, liegen längs ihrem Gestade. An den beiden Bogen,
die der Strom hier bildet, ragen die +Bärsteine+, der +Königstein+
und der +Lilienstein+ empor, und über ihre Felsenstirnen blicken
der +Pfaffenstein+, die +Kuppelberge+, der +Zschirnstein+ und aus
blauer Ferne der +Schneeberg+ und der +Sattelberg+ in Böhmen, und
der +Geisingsberg+ im Erzgebirge. Hinter dem +großen Winterberge+
und dem +Zirkelstein+ wölbt sich der mächtige Rücken des böhmischen
+Rosenberges+. Ueber +Rathen+ hinaus nach Morgen und Mitternacht
erheben sich die Felsenwände des Hohnsteiner Forstes, das Schloß
+Hohnstein+ und in der Ferne die Berge bei +Neustadt+. Kehrt unser
Blick zu den nächsten Felsenumgebungen zurück, so sehen wir den
+Neu-Rathen+ empor ragen, den ein tiefer Abgrund, die +Mardertelle+ von
uns trennt, aus welchem wir einen aufgemauerten Pfeiler hervor ragen
sehen, der die Brücke trug, die vor Zeiten das Felsenschloß mit der
+Bastei+ verband, und auf den Weg nach +Rathewalde+ führte. Von den
nächsten Felsen erblicken wir vor uns: die +große+ und +kleine Gans+,
das +Blankhorn+, den +Amselstein+ und den +Gamrichstein+.

Wer die Reise nach der +Bastei+ zu Wagen über +Rathewalde+ gemacht hat,
wird vielleicht, wenn er an demselben Tage wieder zurück nach Dresden
geht, den Rückweg durch den +Zschirregrund+ nehmen und weiter nach
+Ottowalde+ wandern, wo sein Wagen ihn erwartet. Geht er wieder über
+Rathewalde+, so verweilt er hier, um die, 1 Viertelstunde entfernte
+Hohburkersdorfer Linde+ zu besuchen, welche eine Höhe krönt, wo sich
eine der reichsten und reizendsten Aussichten öffnet.


    [1] Zuerst Pirna 1803. und in der 4ten Aufl. Dresden 1821.



II. Reise von +Rathen+ nach +Schandau+.


Wollen wir von der +Bastei+ unsre Reise weiter östlich fortsetzen, so
bieten sich uns verschiedene Wege dar. An einem günstigen Sommertage
haben wir vielleicht Zeit, mit der Reise zur +Bastei+ eine Wanderung
zu den nächsten Felsengestalten zu verbinden, wohin von hier am Rande
des Abgrundes ein Weg führt. Wir kommen zuerst zur +großen Gans+,
die sich an dem, von hohen Felsengruppen umgebenen +Wehlergrund+
erhebt. Die Aussicht von dieser Felsenhöhe zeigt uns eine wilde
Landschaft, aber am Ausgange jenes Grundes werfen wir einen Blick in
das anmuthige Grünbachthal und auf die Häuser von Rathen, über welche
der +Königstein+ und +Lilienstein+ hervorragen. Unweit der großen Gans
erhebt sich eine zerrissene, orgelförmig gestaltete Felsenwand, die
+kleine Gans+, welche gleichfalls ersteigbar ist. Wir sehen uns hier
von dem +Blankhorne+, dem +Amselstein+, +Honigstein+, +Feldstein+,
+Neu-Rathen+ und der +Bastei+ umgeben, während in der Tiefe der
+Tümpelgrund+, der +Rabengrund+, und die furchtbaren +Schwedenlöcher+,
die in dem dreißigjährigen Kriege den Umwohnern eine Zuflucht gewährt
haben mögen, sich öffnen. Ueber diese Felsenwildniß hinaus sehen wir
+Rathewalde+, +Hohnstein+, und rechts das Dorf +Walthersdorf+, worüber
die böhmischen Gebirge hervor ragen.

Wer so weit gegangen ist, geht durch den +Wehlergrund+ zurück, um
sich nach +Rathen+ zu wenden, und erblickt auf diesem Wege die früher
gesehenen Felsen in veränderten Gestalten. Man nähert sich bald der
furchtbaren +Mardertelle+, worein man früher auf dem Wege von +Rathen+
nach der +Bastei+ einen Blick warf. In dieser wilden Schlucht stoßen
die Wände des +Neu-Rathen+ mit den höhern Wänden der +Bastei+ zusammen;
und außer dem aufgemauerten Pfeiler, den wir bereits von oben herab
bemerkten, erblicken wir noch mehre ähnliche, welche die früher
erwähnte Brücke trugen. Man soll hier, wie eine alte Ueberlieferung
erzählt, einst Menschengebeine ausgegraben haben, welche man den Sorben
zuschreiben wollte, die bei der Eroberung des +Neu-Rathen+ in den Grund
hinab stürzten.

Treten wir aus dem +Wehlergrunde+ in das freundliche Thal, wo der
+Grünbach+ hinab fließt, so sehen wir auf der jenseitigen Höhe den
+Feldstein+ empor ragen, eine, vom Wald umgebene Felsenwand, welche
Burgtrümmern ähnlich und von einer natürlichen Höhle durchbrochen
ist, wo man auf vorspringenden Felsenspitzen ruhend, die umliegende
Landschaft überschaut, die das nahe +Rathen+ mit seinen Trümmern, die
Elbe, den +Königstein+ und +Lilienstein+ umfaßt. Gegenüber erheben sich
die zerrissenen Pfeiler der +kleinen Gans+. An den +Feldstein+ gränzt
der +Honigstein+, der auf allen Seiten von tiefen Schluchten umgeben,
und am bequemsten vom +nassen Gründel+ bestiegen wird, wenn man die,
besonders gegen Ost und Südost reiche Aussicht von seinem Gipfel
genießen will, die uns ein beinahe so herrliches Landschaftgemählde
zeigt, als wir auf dem Felsenhorne der +Bastei+ gesehen haben. Lassen
wir den Blick über die furchtbare Schlucht des +nassen Grundes+, die
sich vor uns öffnet, hinweg gleiten, so blickt uns vom jenseitigen
Rande des Abgrunds die freundliche Landschaft von +Hohnstein+ und
+Rathewalde+ entgegen. Ueber +Hohnstein+ ragen die Wände des tiefen
Grundes hervor, und über diese schaut der +große Winterberg+ mit
seinen böhmischen Nachbarn. Die beiden Gränzhüter des Elbthals, der
+Königstein+ und +Lilienstein+, erheben sich gegen Mittag und die Höhen
des Erzgebirges dämmern im Hintergrunde.

Der Rückweg vom +Honigstein+ geht durch den +Saugrund+, der uns wieder
in das +Grünbachthal+ bringt, wo wir mit den Wanderern zusammen
treffen, die auf dem nächsten Wege von der +Bastei+ durch die
+Vogeltelle+ (s. oben S. 31.) herabkommen, um mit uns nach


Rathen

zu gehen. Dieses Dorf, wo wir im Lehngerichte, Bewirthung und
Nachtlager finden, liegt auf beiden Ufern der Elbe, der kleinere Theil,
+Ober-Rathen+, auf dem linken, der größere aber, +Nieder-Rathen+,
zieht sich auf dem rechten in den Felsengrund hinauf. In der
Umgegend wächst sehr guter Hopfen, den man dem böhmischen gleich
setzen, und dem bei +Wehlen+ erbauten vorziehen will. Wir verweilen
zuerst vor dem freundlichen Wirthshause an der Elbe, des herrlichen
Landschaftgemähldes uns zu erfreuen, das die Ufer des Stromes, in
welchem links der +Lilienstein+ seine Felsenkrone spiegelt, vor uns
entfalten.

Wer den Besuch der schönen Umgegend von +Rathen+ mit der Reise nach
+Schandau+ verbinden will, kann den bereits beschriebenen Weg zur
+Bastei+ und die noch rückständige Wanderung nicht in +einem+ Tage
zurücklegen, sondern muß am ersten Reisetage entweder in +Lohmen+,
oder in +Rathen+ sein Nachtlager nehmen, und die Frühstunden des
zweiten Tages der neuen Bergwanderung widmen. Ein Führer, den wir im
Wirthshause finden können, bringt uns in den, sich gleich hinter dem
Hause öffnenden +Rathner Grund+, wo diejenigen, welche zuerst die oben
beschriebenen Felsen am +Wehler-Grund+ besehen wollen, sich bald von
uns trennen. Auf die Trümmer der Burg von +Alt-Rathen+, die sich über
dem Dorfe auf einem vorspringenden Felsen erheben, werfen wir nur
einen Blick. Es ist nichts als ein runder Thurm mit kaum zugänglichen
Kellern davon übrig. Die Burg wurde wahrscheinlich schon von den Sorben
angelegt, und später, nach teutscher Art bevestigt, in eine Burgwarte
umgewandelt. Nach den ältesten geschichtlichen Spuren stand +Rathen+
gegen Ende des 13ten Jahrhunderts unter Raubold von Niemancz, welcher
vom König von Böhmen abhängig, Burggraf des Schlosses Königstein war,
später aber kam es vielleicht mit dem Königstein an die Burggrafen von
Dohna. Im 15ten Jahrhunderte, bald nach Vertreibung dieses mächtigen
Rittergeschlechts, finden wir Rathen im Besitze der Edlen von Oelsnitz,
die in eine, von Glaubenshaß entzündeten Fehde, mit ihrem Nachbar,
dem hussitisch gesinnten Hinko Berk von Duba auf Hohnstein verwickelt
waren. Dieser Krieg machte es den Landesherrn, dem Kurfürsten Ernst und
dem Herzog Albert nicht schwer, sich endlich 1468 der Burg Rathen zu
bemächtigen.

Wir besuchen zuerst den +Neu-Rathen+, die Ueberreste einer Felsenburg,
welche vielleicht schon im 12ten Jahrhundert angelegt wurde, als der
Raum in +Alt-Rathen+ zu beschränkt geworden war, und die mit dieser
nach der Eroberung gleiches Schicksal hatte. Wenn wir eine kurze
Strecke am +Grünbach+ hinauf gegangen sind, bringt uns ein steil
ansteigender Pfad zu dem +Wachhäusel+, einer in den Felsen gearbeiteten
vierseitigen Höhle, die vielleicht einst einem Wächter zum Aufenthalte
diente. In der Oeffnung der Felsen, durch welche der Weg dahin
führt, verrathen uns Falze am Eingange, daß sie einst durch ein Thor
verschlossen war. Am Abhange des Berges läuft der Weg im Gehölze fort,
wo links die Elbe aus der Tiefe herauf blickt, und ein Vorsprung, der
+Rosengarten+, oder das +Rosenbett+ genannt, einen günstigen Standpunkt
zur Aussicht in’s Thal darbietet. An dem hohen +Mönchstein+ vorbei
wandernd, kommen wir bald zum Eingange des +Neu-Rathen+, der als eine,
von zwei senkrecht stehenden Felsenkegeln gebildete, gegen 6 Fuß breite
Kluft erscheint, wo man die Falze und Löcher ehemahliger Fallgitter
und Riegel deutlich erkennt. Haben wir dieses Felsenthor hinter uns,
so führt uns ein angenehmer Weg zwischen hohen Felsenwänden aufwärts,
und wir erblicken bald am Abhange des Berges die Trümmer alter, erst
im siebenjährigen Kriege zerstörten Mauern, welche die Sage zu dem
Ueberreste der Burgkapelle macht. Von hier ersteigen wir den Gipfel
des Berges. Ein Felsenstück, wahrscheinlich von Menschenhänden in eine
Bank verwandelt, das +Kanapee+, bietet uns einen Ruheplatz, wo wir die
Aussicht über den Strom genießen, der sich in der Tiefe zwischen seinen
Felsenufern fortwindet, ungefähr dasselbe Landschaftgemählde, das sich
auf der +Bastei+ vor uns ausbreitet, nur minder umfassend, und gegen
Nordwest durch vorspringende Berge und Wälder beschränkt. Wir sehen
hier die Trümmer von +Alt-Rathen+ in der Nähe, und über uns erhebt
sich der steil ansteigende, über 140 Fuß hohe +Mönchstein+ mit dem
+Mönchsloche+, einer selbst vom Elbufer sichtbaren, gegen 5 Fuß breiten
Höhle, die vor Zeiten vielleicht zur Burgwarte diente. Man hat diesen
Felsen auch in neuern Zeiten mit Leitern erstiegen, die auf den vier
Absätzen, woraus er besteht, angelegt wurden.

Auf dem Gipfel des +Neu-Rathen+ erblicken wir ein von Felsenwänden
spitzig gewölbtes Thor, das den Haupteingang der alten Burg bildet, und
finden deutliche Spuren ehemahliger Gemächer, einen von Menschenhänden
angelegten Brunnen und mehre Ueberreste alter Bevestigungen. Am
Ausgange des Felsenthores schauen wir in den Abgrund der +Mardertelle+
hinab. Betrachten wir hier die ganz nahen, auf Felsenspitzen gemauerten
Brückenpfeiler, die aus der Tiefe hervor ragen, so scheint vom
Thore zum ersten Pfeiler eine Zugbrücke gegangen zu sein, über die
entferntern Pfeiler aber bis zur jenseitigen Wand zog sich vermuthlich
eine hölzerne Brücke. Unweit der Brückenpfeiler zieht sich queer über
den Grund eine Felsenerhöhung, die +alte Schanze+ genannt, auf welcher
in der Länge hier eine Vertiefung läuft; wahrscheinlich auch eine
Spur ehemahliger Bevestigungen. -- In neuern Zeiten hat man die halb
verschütteten Stufen wieder aufgegraben, die unweit des Thores auf
die höchste Felsenwand führen. Oben auf der Fläche lagen mehre große
steinerne Kugeln, und da einige Spuren die Vermuthung zu begründen
scheinen, daß man diese Kugeln von hier mittels einer Schleuder auf die
Feinde geworfen, so nannte man den Felsen die +Steinschleuder+.

Die Trümmer der Burg +Neu-Rathen+, wovon nach der Zerstörung im
Jahre 1468 nichts als die Felsenmauer übrig blieben, dienten im
dreißigjährigen Kriege, besonders im Jahre 1639, als Banner mit seinen
Kriegsvölkern +Pirna+ und den +Sonnenstein+ belagerte, den verzagten
Bewohnern der Umgegend als vester Zufluchtort, und eine Inschrift im
Felsen verräth, daß auch bei dem schwedischen Einfall im Jahre 1706
Flüchtlinge hier Schutz gesucht haben, die vielleicht zu jener Zeit
einige neue Bevestigungen zu ihrer Sicherheit anlegten.

Wer Zeit hat, sich in der Gegend von +Rathen+ aufzuhalten, oder
auch über +Rathewalde+ nach +Hohnstein+ zu wandern, kann von dem
+Neu-Rathen+ gleich in den nahen


Amselgrund

gehen. Der Weg dahin von +Rathen+ am +Grünbach+ hinauf, ist leicht
zu finden. Auf einem steilen Pfade ansteigend, sehen wir rechts
den +Gamrichstein+ und den +Feldstein+, links die +Bastei+ und die
Felsenwände des +Neu-Rathen+ empor ragen. Wir gehen an einer engen
Schlucht vorüber, die +Dachsenhälter+ genannt, aus welcher ein Waldbach
(+dürre Bach+) hervor strömt, und stehen bald vor dem +Amselstein+,
wo der +Grünbach+ über eine, gegen 30 Fuß hohe Wand hinab stürzt. Im
Felsen wölbt sich eine Grotte, über deren Decke der Bach rauscht.
Diese 10 Fuß hohe und 5 Fuß breite Höhle heißt das +Amselloch+. Der
Wasserfall ist bei trocknem Wetter unbedeutend, wenn nicht der Müller
in der Lohmühle bei +Rathewalde+ bewogen wird, die Schlucht seines
Teiches zu öffnen, um den Fall zu verstärken. Ein ansteigender Pfad
zur Linken führt uns über das +Amselloch+ hinaus, und wir kommen
bald zu einem neuen Fall, wo der Bach sich bis zum +Amselstein+ über
Felsenblöcke fortwälzt. Den anmuthigen Weg am +Grünbach+ verfolgend,
treten wir nun aus der Felsenschlucht in ein breites waldiges Thal und
sehen jenseit der +Lochmühle+ das Dorf +Rathewalde+ auf dem Rande der
steilen Felsenwand.

Wir verlassen die Wanderer, die von hier den +Hockstein+ besteigen
und nach +Hohnstein+ gehen, oder die Reise nach +Schandau+ auf der
Fahrstraße fortsetzen wollen, und kehren nach +Rathen+ zurück, um
andere Reiseplane zu besprechen. Am Eingange des +Rathner Grundes+
folgen wir dem Pfade, der uns am jenseitigen Ufer des Grünbaches
zwischen den Häusern des Dorfes +Rathen+ hinan führt, ehe wir die
Anhöhe erstiegen haben, fesseln unsern Blick reizende Aussichten.
Die Felsen, die wir auf unserer frühern Wanderung sahen, die +große+
und +kleine Gans+, der +Neu-Rathen+, die +Bastei+, der +Feldstein+
und +Honigstein+, erscheinen von diesem Standpunkte gleichsam in ein
Ganzes zusammen gedrängt. Zwischen dem +Feldstein+ und dem rechts
emporragenden +Gamrichstein+ treten die hohen Wände des +Ziegenrücks+
hervor, über welche die höhern Felsen der +Hohnsteinwände+, die das
+Polenzthal+ einfassen, herab schauen. Auf dem Rücken der Anhöhe stehen
wir endlich vor dem sogenannten


Backofen,

einem, aus ungeheuren Blöcken tempelartig erbauten, mit einem platten
Dache bedeckten Felsen, durch welchen eine, auf beiden Seiten offne,
rund gewölbte Höhle geht, auf deren Hinterseite man in die furchtbare
Tiefe des Abgrunds blickt. Am Eingange der Halle überschauen wir eines
der reizendsten Landschaftbilder, durch welches sich die Elbe, zwischen
waldigen Ufern von +Königstein+ herabströmend, in einem sanften Bogen
zieht. Jenseit auf dem hohen östlichen Uferrande liegt anmuthig das
Dorf +Weissig+, hinter welchem die +Bärsteine+ und der +Rauenstein+
empor ragen. Wald und Gebüsch, Berge und Thäler, Kornfelder, Wiesen
und Obstbaumpflanzungen ziehen sich auf jenem Uferrande in reizender
Abwechselung hinab, während am Fuße des Gebirges einzelne Häuser aus
Baumschatten hervor blicken. Auf dem diesseitigen Ufer lachen Wiesen
am Fuße nackter Felsenwände und Waldhöhen, die in einem Halbkreise
bis +Wehlen+ laufen, und links blicken über den Strom und sein bunt
geschmücktes Ufer die Felsengipfel des Liliensteins und Königsteins.

Vom +Backofen+ zurückkehrend, kommen wir auf einem kurzen Wege an der
Elbe, wo wir jene Halle von einem andern Standpunkte sehen, zu einem
vorspringenden Felsenhorn, dem man +Ludwigs XVI+ Nahmen gegeben hat,
weil man in dem Umriß des Felsens eine Aehnlichkeit mit des Königs
Kopfe auf Münzen finden will.

Reisende, die der Linie folgen, welche wir in diesem Abschnitte
beschreiben, würden nur im Falle eines längern Aufenthalts in +Rathen+
noch einige Seitenwanderungen in die Gegenden machen können, die wir
nach unserm Plane erst auf künftigen Reisen besuchen. Für diejenigen,
die nicht so eilig sind, ihr nächstes Ziel +Schandau+, zu erreichen,
können wir hier nur Andeutungen geben. Die anziehendsten Punkte,
die noch von +Rathen+ besucht werden können, sind der +Lilienstein+
und +Hohnstein+, und über beide könnte, wenn man den Umweg nicht
scheut, die Reise nach +Schandau+ fortgesetzt werden. Der nächste
Weg von +Rathen+ zum +Lilienstein+ führt vom Ufer der Elbe auf den,
durch das Gebüsch die Höhe hinan steigenden +Lottersteig+, der zu
dem Dorf +Ebenheit+ am Fuße des Felsens uns bringt. Die Fahrstraße
von diesem Dorfe geht über +Walthersdorf+, und von hier über den
+Ziegenrück+ nach +Rathewalde+, oder nach +Hohnstein+, wohin Fußgänger
durch den steilen +Neuweg+, eine enge und furchtbare Felsenschlucht,
auf einem beschwerlichen Pfade hinan steigen. Ueber +Porschdorf+ geht
der Weg von +Walthersdorf+ nach Schandau. Wollen wir den Besuch des
+Königsteins+ mit der Reise zum +Lilienstein+ verbinden, so lassen
wir uns in +Rathen+ auf das linke Elbufer übersetzen und geben über
+Petzscha+ und längs den +Bärsteinen+ über +Weissig+, oder über den
+Diebskeller+ nach +Königstein+, und von hier nach +Ebenheit+ auf dem
jenseitigen Elbufer. Wer von +Rathen+ nach +Hohnstein+ gehen will,
wandert entweder auf dem oben beschriebenen Wege durch den +Amselgrund+
nach +Rathewalde+, und geht dann auf der von +Lohmen+ kommenden Straße
über den +Wartenberg+ nach +Hohnstein+, oder wendet sich von +Rathen+
gleich auf die Straße über den +Ziegenrück+. Von +Hohnstein+ führt der
Weg durch den +tiefen Grund+ in 3 Stunden nach +Schandau+; Fußwanderer
aber werden vielleicht den Umweg über den +Brand+, den +Kikelsberg+,
den +Waizdorfer Berg+, den +tiefen Grund+ und den +Ochelgrund+ wählen.
Alle diese Gegenden beschreiben wir im folgenden Abschnitte, wenn unsre
Wanderungen von +Schandau+ aus uns dahin bringen.

Die Reisenden, welche auf den Abschweifungen, die wir nach der Rückkehr
von der +Bastei+ gemacht haben, uns nicht begleiten, sondern ihren Weg
nach +Schandau+ fortsetzen wollten, finden wir in +Rathewalde+ wieder.
Hier besteigen wir mit ihnen die oben erwähnte Anhöhe bei dem nahen
+Hohburkersdorf+, wo wir einer Aussicht uns erfreuen, welche nördlich
bis über +Neustadt+ und +Stolpen+ reicht, und besonders über +Lohmen+
und +Pirna+ bis nach +Dresden+ ein herrliches Landschaftgemählde
umfaßt, über dessen Rand die Höhen des Erzgebirges bis Altenberg und
Böhmens blaue Bergrücken hervor blicken.

Der Fahrweg von +Rathewalde+ zieht sich über eine steinige Anhöhe,
den +Ziegenrück+, längs den mächtigen Felsenwänden, die über dem
+Hohnsteiner Grunde+ sich erheben. Wir blicken zuweilen in das Thal, an
dessen hohem Rande der Weg läuft, und sehen es bald von Waldschatten
verdüstert, bald von anmuthigen Wiesenmatten erheitert, durch welche
die +Polenz+ sich windet. Steil abwärts senkt sich die Straße nach
+Porschdorf+, wo eine bedeckte Brücke über den +Lachsbach+ führt,
welcher aus der Vereinigung der +Polenz+ und der +Sebnitz+ entsteht.
Jenseit der Brücke verweilen wir auf einem schönen Standpunkte, wo die
Wände des +Ochelgrundes+, aus welchem die +Sebnitz+ hervor strömt, sich
an die Felsenreihen des +tiefen Grundes+ schließen. Der Weg zieht sich
am +Lachsbach+ hinab, der bei +Wendischfähre+ in die Elbe fließt, und
wenn wir hier um den Bergvorsprung uns gewendet haben, sehen wir


Schandau

vor uns. Das freundliche Städtchen von 170 Häusern und 1000 Einwohnern
liegt, am Ausflusse des +Kirnitschbaches+, längs der Elbe, östlich und
westlich von hohen Bergen und Sandsteinfelsen umgeben, deren Gipfel
mit Nadelholz bekleidet sind, aus dessen dunkeln Wipfeln nur zuweilen
heitres Laubholz hervor blickt. Der westliche Theil, der sich nach
+Wendischfähre+ zieht, heißt die +Zauke+ und wird von Einigen für die
älteste Anlage des Ortes gehalten, dessen Nahme auf sorbischen Ursprung
deutet. Auf dem +Kiefericht+, einem nördlich sich erhebenden Berge,
findet man die Trümmer des alten Schlosses, um welches sich allmählig
die Stadt gebildet haben mag, die schon 1467 im Besitze städtischer
Gerechtsame war. Im dreißigjährigen Kriege, besonders in dem für die
Umgegend so furchtbaren Jahre 1639, erlitt sie große Drangsale, wurde
1704 nach einem verwüstenden Brande fast ganz neu aufgebaut und häufig,
zumahl 1784 und 1799, durch Ueberschwemmungen beschädigt, welchen sie
durch ihre Lage stets ausgesetzt ist. Die beßten Häuser, deren mehre
zur Aufnahme von Fremden eingerichtet sind, stehen am Markte, wo auch
Ullrichs Gasthof liegt. Im +Bade+ findet der Fremde sehr gute Aufnahme.
In der Nähe desselben gibt es auch einige freundliche Wohnungen, und
überhaupt hat in den letzten Jahren die Betriebsamkeit der Bewohner des
Städtchens sich bemüht, den zahlreichen Gästen, welche die Sommermonate
hier zubringen, einen angenehmen Aufenthalt zu bereiten.

Die Bewohner nähren sich vorzüglich durch den Elbhandel. Die nahen
Sandsteinbrüche liefern den Schiffern Steine, womit sie den Strom
hinabfahren, und besonders die böhmischen Wälder Holz für das Ausland,
da das inländische nicht ausgeführt werden darf. Mit dem Getreide,
das sie die Elbe hinaufbringen, oder aus Böhmen einführen, wird ein
ansehnlicher Handel getrieben. In frühern Zeiten war der Elbhandel
von hier abwärts sehr ausgebreitet, bis die hohen preußischen
Durchgangzölle, die fast 50 vom 100 betrugen, ihn beschränkten. Die
Schifffahrt ist jedoch wegen der Nähe von Böhmen und der günstigen Lage
der Stadt, noch immer beträchtlich, und die Vortheile, die der frei
gewordene Strom darbietet, werden die Nachwehen des letzten Krieges,
dessen Zerstörungen im J. 1813 besonders gegen die Schiffe wütheten,
auch hier immer mehr heilen. Schon früher war hier wegen des lebhaften
Schiffverkehrs mit Böhmen der erste sächsische Elbzoll, den die
Elbschifffahrt-Akte (1821) bestätigt und zu einem der verfassungmäßigen
14 Elbzollämter gemacht hat. Zur Beförderung der Gewerbsamkeit dient
auch die +Kirnitschflöße+, die um 1568 angelegt wurde. Es werden
jährlich gegen 6000 Klaftern hartes und weiches Scheitholz aus den
Forsten des Amtes +Hohnstein+ auf der +Kirnitsch+ bis +Schandau+
geflößt, wo sie in Flosse gebunden und auf der Elbe weiter nach Dresden
und Meißen geschafft werden.

Mit einer gesunden Gebirgluft empfing +Schandau+ aus der Hand der
Natur das wohlthätigste Geschenk in einer kräftigen +Heilquelle+, die
kaum eine Viertelstunde von der Stadt am Eingange des Kirnitschthales
auf einer Wiese am Fuße eines Sandsteinfelsens entspringt. Man fand
beim Nachgraben, daß unter diesem Sandsteine eine, gegen 6 Zoll starke
Schale Granit durch den Sandstein setzt, der dem, eine Viertelstunde
oberhalb des Bades mit dem Sandstein gränzenden Granit ganz ähnlich,
aus röthlich weißem Feldspath, grauem Quarz und grauem Glimmer besteht,
und fein eingesprengten Schwefelkies enthält. Schon gegen Anfang des
vorigen Jahrhunderts kannte man die Quellen, deren Wässer sich auf
der sumpfigen Wiese sammelten, und die der Gesundbrunnen hießen. Im
Jahre 1730 wurden die Quellen, um die Wiesen trocken zu legen, in
eine Cisterne gefaßt, und schon die ersten, damahl vorgenommenen
unvollkommenen Untersuchungen ihres Gehalts[2] brachten sie so sehr
in Ruf, daß das Wasser häufig zum Trinken und Baden gebraucht und
sogar auf der Elbe abwärts versandt wurde. Die Quelle bewies sich zwar
seitdem gegen manche Krankheiten wirksam, blieb aber mangelhaft gefaßt
und wurde auffallend vernachlässigt, selbst als sie im Besitze eines
Arztes war, bis endlich der neue Besitzer der Wiese, der Kaufmann
Hering, mit bedeutendem Aufwande und rühmlicher Thätigkeit seit 1799
das Bad empor zu bringen wußte. Er veranlaßte in jenem Jahre eine neue
chemische Prüfung des Wassers, ließ mehre Quellen im Felsen selbst
auffassen, und statt des alten mangelhaften Behältnisses auf der Wiese
ein neues Brunnengebäude bauen, wo sie, von wilden Wässern befreit,
gereinigt wurden. Später wurden neben dem Brunnenhause auch Wohnungen
für Badegäste angelegt. Im Jahre 1803 wurde eine neue Quelle entdeckt,
die sich vor den ältern durch Gehalt an Schwefelwasserstoffluft
auszeichnet, und es sind jetzt überhaupt +neun+ Quellen gefaßt. Die
neu entdeckte gehaltreichste enthält nach den 1803 vorgenommenen
Untersuchungen des Professors Lampadius in Freiberg[3] in 100 Pariser
Kubikzoll, oder 4 Pfund, 6 Loth 1 Quentchen, 20 Gr. kölln. Gewicht des
Wassers: Salzsaure Talkerde 8¾, schwefelsaure Kalkerde 5¼, Kieselerde
1⅛, Eisenoxyd 18¼ Gran, kohlensaure Luft und Schwefelwasserstoffluft
11⅓ Par. Kub. Zoll.

Das Wasser ist sehr hell, wird aber durch Kochen getrübt, hat einen
zusammenziehenden Geschmack und erregt Aufstoßen. In der Wärme
entwickelt es Luftblasen und wird trübe. Es setzt Eisenoker ab und
färbt die metallenen Hähne in den Badestuben schwarz. Der Geruch der
Schwefelwasserstoffluft ist auffallend, wenn das Wasser in einer halb
gefüllten Flasche geschüttelt wird. Bei 18-22 Grad Luftwärme hat das
Wasser im Schatten 10 Grad Reaumur. Die Quelle hat sich vorzüglich bei
Nervenschwäche, Hämorrhoidalleiden, geschwächter Verdauung, Gicht,
Krämpfen und bei Störungen des weiblichen Organismus wirksam bewiesen.

Die Quellen geben, seit der verbesserten Fassung, in jeder Stunde
180 Kubikfuß Wasser. Der steinerne Behälter, welcher die Quelle
aufnimmt, faßt 640 Kubikfuß, wie denn die Quelle überhaupt während
der täglichen Badezeit weit über den Bedarf liefert. Das Badehaus
enthält 8 einfache und 3 Doppelbäder, die mit allen Bequemlichkeiten
versehen sind. Das Wasser kommt unmittelbar aus der Quelle in die 12
Zoll tief versenkten Badewannen. Das zur Erwärmung der Bäder nöthige
Wasser wird durch eine Pumpe gleichfalls aus dem Behälter gehohlt und
stets in Siedehitze erhalten, damit nur wenig heißes Wasser zu dem
kräftigern kalten gemischt zu werden brauche. Der Preis jedes Bades
ist 4 Groschen. Für das Trinken des Wassers wird nichts bezahlt. Das
für Badegäste und Reisende bestimmte Gebäude enthält mehre bequeme
Wohnungen, ein Gesellschaftzimmer und einen großen Saal, der im Sommer
zu Bällen gebraucht wird. Die Vorderseite des Hauses ist nach der, mit
freundlichen Anlagen geschmückten Wiese gewendet. Nicht weit davon
ließ der Besitzer des Bades 1823 ein neues Gebäude aufführen, das bloß
Wohnungen für Badegäste enthalten soll.

Die gewöhnlichen Lebensmittel liefert die Umgegend. Obst kommt aus den
benachbarten Dörfern, vorzüglich aber aus Böhmen. Treffliche Forellen
und Lachskunzen geben die nahen Bäche, Wildpret die umliegenden Wälder.
Bei dem Speisewirth im Bade findet man im Sommer eine gesellige
Wirthstafel, gute Weine und fremde Mineralwässer, und auch in Ullrichs
Gasthofe ähnliche Befriedigung.

Ein Schiff geht im Sommer wöchentlich nach Dresden. Der Besitzer des
Bades hält 5 Gondeln zur Bequemlichkeit der Gäste, und auch bei andern
Bewohnern des Ortes findet man Kähne zu Lustfahrten. Briefe besorgt ein
Postbote von Pirna.

Die Genüsse, welche die Reize der Natur darbieten, müssen die
gewöhnlichen Badezerstreuungen ersetzen, die man hier nicht suchen
darf; sie geben aber dem Aufenthalte eigne Annehmlichkeiten, die
nicht nur den wohlthätigen Einfluß der Heilquelle erhöhen, sondern
auch dazu beitragen mögen, eine freundliche Geselligkeit zu erwecken
und jene schroffen Absonderungen zu verhüten, die in andern Bädern
so störend sind. Während den rüstigen Wanderer nahe und ferne Thäler
in ihre Schatten und die Felsen auf ihre hohen Gipfel rufen, findet
auch der schwächere Badegast sanftere Pfade in der nächsten Umgegend.
Gleich links vom Badehause zieht sich ein viel besuchter Weg zur
Berghöhe hinan. In einer Felsenblende sehen wir +Luthers+ Büste,
mit der Inschrift: „+Eine veste Burg ist unser Gott. Den 31. October
1817+;“ ein Andenken an die Jubelfeier der Reformation. Ein Pfad,
den man leider alles Schattens beraubt hat, bringt uns auf einen
Felsenvorsprung über der Mündung der +Kirnitsch+, die +Karlsruhe+
genannt, und unser Auge schweift über die anmuthige Landschaft, wo
der +Lilienstein+, von Bergfernen überragt, in ernster Pracht hinab
schaut, während +Schandau+, +Postelwitz+ und +Krippen+, und die Ufer
des Stromes, von der Thätigkeit der Schiffer und der Arbeiter in den
Steinbrüchen belebt, unten im Thale in dem anmuthigsten Bilde sich
verbinden. Verfolgen wir den Weg auf dem hohen Ufer der Elbe, so stehen
wir bald auf der Höhe über +Postelwitz+, wo wir +Schandau+ von einem
der günstigsten Standpunkte erblicken. Steigen wir von der +Karlsruhe+
aufwärts, und in einer Viertelstunde haben wir die Höhe bei dem, über
dem Bade auf dem Uferrande der +Kirnitsch+ liegenden Dorfe +Ostrau+,
die sogenannte +Ostrauer Scheibe+, erreicht. Wir übersehen hier einen
großen Theil des mahlerischen Felsenlandes, das über dem heitern
Vorgrunde sich erhebt, und uns über dreißig Gipfel zeigt. Gegen Morgen
blicken über die, aus dem +Zahngrunde+ aufsteigenden Tannenwipfel der
Felsenkegel des +Falkensteins+ und die +Schrammsteinwände+, hinter
welchen der grüne Rücken des +Winterberges+ hervor ragt. Gegen Mittag
erheben sich der +Kahlstein+, der +Zirkelstein+, und in blauer Ferne
der +Rosenberg+. Ueber die Fluren von +Schönau+ und +Reinhardsdorf+ am
jenseitigen Elbufer herrscht der mächtige +Zschirnstein+. Zwischen den
+Kuppelbergen+ schaut das Dörfchen +Klein-Gießhübel+ hervor, und im
Hintergrunde winkt die Kirche von +Papstdorf+. Der +Papststein+, der
+Gorischstein+, der +Quirl+, die +Bärsteine+, der +Rauenstein+ und der
+Gamrichstein+ bilden einen Felsenring, der die Ferne deckt, und nur
hinter dem +Lilienstein+ blicken die Anhöhen von +Pillnitz+ hervor.
Seitwärts vom +Gamrichstein+ ragen die +Hohnsteiner Wände+ empor, woran
die Felsen des +Ochelgrundes+ sich lehnen, über welche der +Waizdorfer
Berg+ und der +Kikelsberg+ sich erheben. Ueber +Ulbersdorf+,
+Altendorf+ und +Mittelndorf+ schauen der +Unger+ und der +Buchberg+
bei Sebnitz hervor, und schließen das prachtvolle Rundgemählde.

Von hier führt uns ein Weg über Feld und Wiesen nach dem Walde, und
es öffnet sich ein Felsenthal, das uns in den +Zahngrund+ bringt, vor
dessen Ausgange an der Elbe das Dorf +Postelwitz+ unter Baumschatten am
felsigen Abhange liegt. Die Sandsteinbrüche, die sich von diesem Dorfe
am Strome gegen +Schmilka+ hinaufziehen, gehören zu den vorzüglichsten
des Sandsteingebirges und liefern einen feinkörnigen vesten Stein. Der
Naturforscher findet in einer, hier vorkommenden Sandstein-Breccie
viele merkwürdige Versteinerungen.

An der Ecke dieser Steinbrüche erblickt man ein vorspringendes
Felsenstück, das die +Königsnase+ genannt wird. Rechts vom Eingange
des +Zahngrundes+ ziehen sich die Gärten den Dorfes +Postelwitz+ nach
+Schandau+. Durch die anmuthige Landschaft, die das mahlerische
+Krippen+ am jenseitigen Ufer verschönert, wandern wir am Strome hin,
bis wir vor einem Garten, den ein ehemahliger reicher Bewohner von
Schandau auf der nackten Felsenwand mit großem Kostenaufwande und
eigensinniger Beharrlichkeit angelegt hat, einen Augenblick verweilen.

Eben so belohnend sind Wanderungen abwärts an der Elbe nach
+Wendischfähre+, oder in die freundliche Umgegend des Dorfes +Prossen+,
oder bis zu den ersten Mühlen in dem reizenden +Kirnitschthale+, wo wir
gleich oberhalb des Bades links einen Freiplatz unter einer Felsenwand
sehen, der im Jahre 1818 zum Andenken der Jubelfeier des Königs den
Nahmen +Friedrich Augusts Platz+ erhielt. Links vom Eingange des
Thales steigt ein Pfad den Bergabhang hinan, der uns zunächst zu einem
Standpunkte leitet, wo wir das Bad und die Oeffnung des anmuthigen
Thals überschauen, und dann weiter auf die nach +Altendorf+ und
+Lichtenhain+ führende Fahrstraße bringt.


    [2] S. das Schandauer Gesundheitsbad, beschrieben von +K. F.
        Montag+. Pirna (1799) 8. 6.

    [3] S. dessen Beiträge zur Erweiterung der Chemie, Band 1.
        (Freiberg 1804) S. 318. +John+ bemerkt dagegen (Wörterbuch der
        Chemie, IV, 126) wenn das Wasser kein schwefelsaures Eisen
        enthalte, sei der Eisengehalt zu beträchtlich angegeben.
        Von neuern Untersuchungen der Quelle ist, so viel ich weiß,
        wenigstens öffentlich nichts bekannt geworden. Billig
        sollten Heilquellen von Zeit zu Zeit wiederhohlten Prüfungen
        unterworfen werden.



III. Reise durch den +Kirnitschgrund+ über den +Kuhstall+, die
+Winterberge+ und das +Prebischthor+ nach +Hirniskretschen+.


Wir brauchen einen vollen Tag zu dieser Reise, wenn wir von
+Hirniskretschen+ nach +Schandau+ zurück kehren wollen, und müssen sie,
den kurzen Weg bis zu +Heidemühle+ im Kirnitschthale abgerechnet, in
der angenommenen Richtung ganz zu Fuße machen. Wer bis zum +Kuhstall+
fahren will, wählt die Straße über +Altendorf+, +Mittelndorf+ und
+Lichtenhain+, wo ein Weg zur +Lichtenhainer Mühle+ abwärts, und dann
der +Münzweg+ bis zum Eingange der Felsenhalle führt.

Wir treten gleich hinter den Gebäuden des Bades in das Thal, und
wandern auf dem linken Ufer der +Kirnitsch+, die uns entgegen rauscht.
Das Thal wird bei jedem Schritte reizender. Rechts schließen es die
hohen +Ostrauwände+ ein, über deren waldige Felsengipfel einige
Häuser des Dorfes +Ostrau+ herabsehen. Links begränzt den Weg die
felsige Uferwand, über deren Höhe sich die eben erwähnte Straße nach
+Lichtenhain+ zieht. Während der Fahrweg im Thale bis zur +Heidemühle+
fort läuft, führt uns der Fußpfad bald über einen Steg auf das
jenseitige Ufer, wo wir die Gränze zwischen dem Sandstein und dem links
von der Höhe herab einfallenden Granit bemerken, der wahrscheinlich
weit in die Tiefe unter dem Sandstein einschießt. Wir wandern auf einem
Wiesenpfade, bis wir bei den waldigen Umgebungen der +Ostraumühle+
wieder auf das rechte Ufer des Baches kommen. Die +Mittelndorfer
Mühle+, wo man Bewirthung und im Nothfall ein Nachtlager findet, umgibt
ein Kranz von Obstbäumen, unter dem Schatten des dunklen Waldes. Unweit
dieser Mühle läuft der Weg an dem Stollen eines Kupferbergwerks hin,
das der neue Segen Gottes hieß, um die Zeit des siebenjährigen Krieges
aber in Verfall gerieth, und auch nach einem spätern Versuche zu einem
neuen Bau ganz aufgegeben wurde. Wald und Wiesen laufen am linken Ufer
des Baches fort, während am jenseitigen eine nackte Granitwand sich
erhebt, bis bald auch hier wieder Sandsteinfelsen vorspringen. Jenseit
des Baches öffnen sich die kahlen Felsenwände der +Kroatenschlüchte+,
und bald kommen wir um eine vorspringende Felsenwand in ein breites
heiteres Wiesenthal, das ein üppiger Wald umgibt, aus welchem graue
Sandsteinfelsen hervor blicken. Die höher emporragenden Felsen, von
Fichten und Tannen gekrönt, drängen sich bald wieder an die Wiesenufer
des Baches, aber die Thätigkeit in den Steinbrüchen auf beiden Seiten,
wo der Naturforscher viele Muschelversteinerungen findet, belebt die
Landschaft.

An der linken Bergwand sehen wir bald einen Waldbach, das
+Beuthenwasser+, herab eilen, der zwischen dicht beschatteten
Felsenblöcken einen Fall bildet, und uns vielleicht anlockt, in der
Schlucht hinauf zu gehen, die uns nach +Lichtenhain+ bringt. Dem
Falle gegenüber führt ein Steg über den Bach in den +Dietrichsgrund+,
der zwischen hohen Felsenwänden zum +kleinen Winterberge+ sich
zieht, und aus welchem südlich die +nassen Schlüchte+ zu den beiden
+Speichenhörnern+ laufen.

Ohne uns zu diesen Abschweifungen verlocken zu lassen, setzen wir
die Wanderung im +Kirnitschthale+ fort, wo links am Wege eine Höhle,
durch welche wir gehen können, die +Metze+ genannt wird. Wir kommen
nach wenigen Schritten zu der anmuthigen +Heidemühle+. Wer in dieser
Mühle, der letzten, die wir auf unserm Wege finden, und die uns
mit wohlschmeckender Milch bewirthet, ausruhen will, kann die, eine
Viertelstunde von hier entfernte Höhle am +Wildenstein+ besuchen, und
geht dann vielleicht durch den +Habichtsgrund+ auf den +Kuhstall+.

Von der +Heidemühle+ führt der Weg wieder auf das jenseitige Ufer und
steigt dann am vorspringenden Felsen aufwärts, bis wir zum Fall des
+Lichtenhainer+ Baches kommen, der bei einer Grotte, der +hohle Stein+
genannt, zwischen hohen, von Flechten, Moosen und andern Pflanzen
mahlerisch bekleideten Felsenwänden herab stürzt, und dann über Wiesen
zur +Kirnitsch+ rinnt.

Unweit der Grotte fällt ein Fußpfad herab, der von +Lichtenhain+ zum
Kuhstall führt. Wer von +Schandau+ zum +Kleinstein+ und +Arnstein+
geht, verfolgt hier den Weg aufwärts an der Kirnitsch, die ihn zur
+Lichtenhainer+ Mühle bringt. Wir werden künftig auf diesen Weg zurück
kommen, und gehen jetzt auf das linke Ufer der +Kirnitsch+ hinüber,
wo wir am Abhange des Berges ansteigend, auf den oben erwähnten
+Münzweg+ kommen, der in einen, um den Fuß des +Hausberges+ sich
ziehenden Weg in den +großen Zschand+ fällt. An der +Münze+, wo die
gleichnahmige Pflanze häufig wild wächst, bietet uns der +Münzborn+ ein
treffliches Quellwasser, und wir ersteigen dann auf einem Pfade, den
ein Geländer bequemer macht, den +Hausberg+. Ein auf beiden Seiten von
Nadelholz eingefaßter Weg öffnet sich uns, und bald ragt die prächtige
Felsenhalle, der


Kuhstall

empor, durch dessen weiten Bogen eine waldige Felsenlandschaft schaut.
Gebüsch und Farrenkraut umgrünen das, 20 Fuß hohe und 28 Fuß breite
Eingangsthor. Das Innere der Halle wölbt sich weiter und höher; an
der jenseitigen Oeffnung aber, die 80 Fuß hoch und 70 Fuß breit ist,
steigt die schroffe Wand aus einer tiefen waldigen Felsenschlucht
empor, über welche die zackigen Gipfel des +kleinen Winterbergs+ hervor
ragen. Die merkwürdige Bildung dieser Felsenhalle ist ohne Zweifel
das Werk der Naturgewalt; ob aber hier, wie man vermuthet hat, die
Burg +Neu-Wildenstein+ gestanden, ist sehr ungewiß, da sich selbst das
Dasein dieser Burg keineswegs erweisen läßt. Während der Schrecknisse
des dreißigjährigen Krieges, die seit dem Jahre 1631 über ein
Jahrzehend lang diese Gegend verheerten,[4] war das ganze Felsengebiet
oberhalb +Schandau+ bis an die böhmische Gränze oft der Zufluchtort
der vertriebenen Bewohner, und wie die Ueberlieferung erzählt, erhielt
die Halle, wo das gerettete Vieh Sicherheit fand, in jener Zeit ihren
Nahmen.

Aus der innern Wölbung treten wir links in einen Gang, wo uns ein
schmaler Weg um die schroffe Wand des Felsens führt. Große Falze, die
wir hier im Felsen erkennen, scheinen Spuren alter Bevestigungen zu
sein, wenn auch nicht aus frühern Zeiten, doch aus der Zeit, wo die
Halle Zufluchtort war. Links trennt die Felsenwand ein enger Spalt,
der Weg, der auf den Gipfel des Felsens führt. Nicht weit von hier
öffnet sich eine Höhle, woran ein Felsengewölbe stößt, welches das
+Wochenbett+ heißt, weil hier in der Kriegszeit unglückliche Mütter
geboren haben sollen.

Der früher sehr beschwerliche Weg durch die enge Felsenschlucht ist
seit mehren Jahren durch Balkenstufen bequem gemacht worden, und
nach kurzer Anstrengung haben wir den Gipfel erstiegen, der 965
Par. Fuß über dem Meere und 615 Par. Fuß über dem Elbspiegel bei
Dresden liegt. Wir finden hier ein verfallenes Wasserbehältniß,
einen Keller und andere Spuren ehemaliger Bewohnung. Diese Zeugnisse
früherer Ansiedelung scheinen auch durch einige Groschen aus dem
14ten Jahrhunderte, die man vor mehren Jahren auf dem Gipfel ausgrub,
bestätigt zu werden.

Haben wir von diesem Standpunkte das umliegende Felsengebiet
überschaut, so kehren wir nicht durch den Spalt, sondern auf einem,
in neuern Zeiten bequemer gemachten Weg durch eine westliche Schlucht
zurück, der uns zu andern Felsengewölben und zu günstigen Standpunkten
führt. Wir gehen auf einer Felsenbank bis an den Rand des Abgrundes,
wo zwischen den hohen Wänden eine schöne Ferne durchblickt, die uns
den +Lilienstein+, die +Bärsteine+ und den +Pfaffenstein+ zeigt. Eine
tiefe Schlucht trennt den +Kuhstall+ von einem andern hohen Felsen,
wo wir eine Oeffnung mit einer angemahlten Schere erblicken, die
das +Schneiderloch+ genannt wird, wie die Sage erzählt, vor Zeiten
die Zuflucht eines geächteten Räubers. Wir verweilen hier einige
Augenblicke, um ein starkes, vielfach nachhallendes Echo zu hören.
In einer ähnlichen Höhle, nicht weit davon, die das +Pfaffenloch+
heißt, fand, wie die Sage will, im 15ten Jahrhundert ein Priester aus
Lichtenhain Schutz gegen die Verfolgungen seiner hussitisch gesinnten
Gemeine, bis man ihn entdeckte, und in die nahe Kluft, die noch jetzt
+Pfaffenklunst+ heißt, hinab stürzte. Am Rande dieser tiefen Kluft
verweilen wir einige Augenblicke, den Anblick der Landschaft zu
genießen, die sich hier vor unsern Augen ausbreitet. Auf dem Rückwege
finden wir einen vorspringenden Felsen, welcher die +Kanzel+ heißt,
weil man hier im dreißigjährigen Kriege gepredigt haben soll. Ein
bequemer Pfad führt uns bald zum Eingange der Halle.

Links vom Eingange senkt sich ein steiler, durch Stufen bequem
gemachter Weg in eine Schlucht, die in den +Habichtsgrund+ führt.
Wir verweilen an einer klaren Quelle und blicken zum Kuhstallfelsen
hinauf, der hier, über 700 Fuß hoch, prächtig sich erhebt. Links aber
wendet sich der Weg, der über das +Reinertshau+ zum +Arnstein+ und
+Kleinstein+ bringt, und den wir später beschreiben werden. Wir folgen
dem rechts laufenden Pfade und in einer Viertelstunde liegt der


kleine Winterberg

vor uns. Vom Fuße des Berges steigen wir nun auf einem, in neuern
Zeiten bequem gemachten Wege, der im Zickzack auf die steile
Felsenkuppe führt, durch Nadelholzwaldung aufwärts und auf
einigen Ruhesitzen, die für den Wanderer hier angebracht wurden,
genießen wir schöne Aussichten auf die entfernten Felsen. Der mit
Basalttrümmern besäete Weg führt uns zu dem +Winterhause+, das auf
einem Felsenvorsprunge unter dem Gipfel liegt, und seine ursprüngliche
Entstehung einem Jagdabenteuer verdankte. Kurfürst August von Sachsen,
von seinem Sohne Christian begleitet, verfolgte im Jahre 1553 einen
mächtigen Hirsch bis auf die steilste Kuppe. Er stand hier auf einem
schmalen Felsenpfade am Rande des Abgrundes, und über ihm, auf der
höheren Wand, der von Hunden gehetzte Hirsch, im Begriff auf den
Fürsten herab zu springen. Mit den Worten: „Entweder treff’ ich dich,
oder du bringst mich um“ er legte an, und der glückliche Schuß stürzte
den Hirsch in die Tiefe. Sein Sohn ließ späterhin zum Andenken dieser
Rettung einen, seit längerer Zeit herab gestürzten Denkstein errichten,
und auf der, 30 Fuß höhern Felsenfläche ein Jagdhaus erbauen, auf
dessen Dach man das Geweih des erlegten Hirsches setzte. Auf der Stelle
des verfallenen alten Gebäudes wurde 1818 ein neues errichtet, wo
über dem Eingange von außen eine lateinische, inwendig eine teutsche
Inschrift an das Jagdabenteuer erinnert. Die Aussicht aus den Fenstern
des Hauses ist so reich und weit, daß wir einige Augenblicke hier
ausruhen, ehe wir den Gipfel vollends ersteigen, der nach neuern
Messungen 1556 Par. Fuß über dem Meere liegt. In südlicher Richtung
setzen wir unsern Weg fort, der erst über Basaltstücke sanft ansteigt,
und dann ebener durch schattige Pflanzungen fortläuft, bis wir endlich
unter die hohen Buchen treten, die der


große Winterberg

auf seinem Rücken trägt. Der Weg zieht sich bis zu dieser Waldhöhe
über üppige Wiesen, die von Quellen getränkt werden, unter welchen
eine, die am südlichen Abhange entspringt, dem Wanderer die angenehmste
Erquickung spendet. Auf der offnen Kuppe, die nach neuern Messungen
1416 Par. Fuß über der Elbfläche bei Dresden, oder 1766 Par. Fuß über
dem Meere liegt, stehen nur noch an der östlichen Seite Ueberreste
der Buchen, die einst den ganzen Gipfel beschatteten. Eine Landschaft
von unbeschreiblicher Herrlichkeit liegt hier vor unsern Blicken,
aber besonders reich ist die Aussicht gegen Süden und Südost nach
Böhmen, dessen Gränze am Fuße des Berges hinläuft. Gegen Abend
senkt sich der Bergabhang in einen tiefen waldigen Abgrund, wo die
Elbe zwischen Felsenwänden hervorbricht, um ihren Lauf durch ein
fröhlich geschmücktes Gelände fortzusetzen, das rechts, vom Fuße des
+Winterberges+ an, die mächtigen +Goskenwände+, der +Reischenstein+ und
die +Schrammsteine+ begränzen. Dringt der Blick in die Ferne, so wird
der Gesichtskreis gegen Mitternacht vom +Falkenberge+, den Gebirgen
bei +Arnsdorf+ und +Wilthen+ und dem +Augustusberge+ bei Königsbrück
geschlossen. Ueber +Hohnstein+ ragen bei heiterm Himmel die Zinnen des
Schlosses +Moritzburg+ hervor. Gegen Nordwest verfolgen wir den Lauf
der Elbe über +Pillnitz+ bis +Dresden+, und sehen die Höhen um +Meißen+
hervor ragen, über welchen der +Colmberg+ bei Oschatz, 11 Meilen von
unserm Standpunkte, in blauer Ferne dämmert. Ueber die Felsengestalten
auf dem jenseitigen Ufer des Stromes sehen wir links vom +Nonnenstein+
die Höhen bei +Kesselsdorf+ und die Berge um +Tharand+. Hinter
Königstein blickt der +Tharander+ Wald hervor, an welchen sich hinter
+Maxen+ die Gebirge bei +Kreischa+ schließen, bis der +Luchberg+
den Gesichtskreis begränzt. Der +Geißingberg+ bei Altenberg sieht
über die +Kuppelberge+ herab; über den nahen +Zschirnstein+ ragt der
+Kahlenberg+, und über den +Kahlstein+ der +Sattelberg+ hervor. Vom
+Schneeberg+, der sich links vom Sattelberge erhebt, zieht sich nach
Süden und Südost eine Gebirgskette, in welcher die +Paszokopole+,
der +Donnersberg+ bei Bilin, der +Hasenberg+ über Theresienstadt,
der +Göltsch+ bei Ausche, der +Gräber+, welcher hinter dem nahen
+Rosenberg+ hervor blickt, und der +Forstberg+ mit dem Schlosse
+Kemnitz+ sich auszeichnen. Südöstlich erhebt sich der +Kaltenberg+,
und über dem Rücken des +Kreybitzer+ Gebirges der +Kleisberg+ bei
Zwickau in Böhmen, der +Falkenberg+ bei Gabel, und in blauer Ferne
der +Jeschkenberg+ im Bunzlauer Kreise. Der +Tollenstein+, der
+Nesselberg+ und die +Lausche+ ragen gegen Nordosten hervor und links
blickt über einen waldigen Bergrücken der +Spitzberg+ bei +Oderwitz+.
Im Nebel der Ferne endlich dämmert ein Theil des +Riesengebirges+.
Die längste Durchschnittlinie des Kreises, den man hier überschaut,
vom +Riesengebirge+ bis zum +Colmberg+, hat man zu beinahe 24 Meilen
gerechnet.

Die ganze Kuppe des Winterberges besteht aus Basalt, dessen
schwarzgraue Massen in einem langen Rücken gegen Mitternacht zu Tage
ausgehen. Auf mehren Seiten am Abhange des Berges, wie nach dem
+kleinen Winterberge+, nach dem +Zeughause+ im großen +Zschand+, und
nach +Hirniskretschen+ und +Schmilka+, liegt der Basalt in großen
Haufen aufgethürmt. Häufig findet man ihn in Säulen, wie in dem gegen
Mitternacht sich hinziehenden Rücken, die jedoch nicht die regelmäßige
Gestalt des Basalts von +Stolpen+ haben, meist 4 bis 6 Zoll stark und
gewöhnlich fünfseitig sind. Er zeichnet sich durch starkes Polarisiren
aus.

Auf dem Gipfel des Berges wurde vor einigen Jahren, als Obdach für
Reisende, ein einfaches hölzernes Gebäude angelegt, wo während der
Sommermonate ein Wirth wohnte. In den ersten Frühlingswochen des
Jahres 1821 ward es boshaft in Brand gesteckt. Seitdem wurde es durch
zwei schnell erbaute Hütten ersetzt, man ist aber jetzt im Begriff,
ein neues steinernes Gebäude aufzuführen. Vielleicht wird dann auch
der Wunsch erfüllt, auf der Brustlehne eines, oben um das Haus
laufenden Altans eine Tafel zu finden, welche alle Punkte des reichen
Rundgemähldes bezeichnete.

Wer die Reise zum +Prebischthor+, das eine Stunde vom
+Winterberge+ entfernt ist, nicht machen will, kann entweder
durch das +Heidelbeergründel+, oder den steileren +Heuweg+ nach
+Hirniskretschen+, oder auf einem nähern Wege nach +Schmilka+
hinab steigen, um in 2 Stunden nach +Schandau+ zu kommen. Wer vom
+Winterberge+ zum +Reischenstein+ wandern will, geht durch die
+Zwiesel+ und den +Reischengrund+. Ueber den +Roßsteig+, oder durch
+Richters Schlüchte+ (s. den IIten Abschnitt), kommen wir vom
+Winterberg+ in den +großen Zschand+.

Wir wenden uns von dem Standpunkt bei den, zu Tage ausgehenden
Basaltmassen südöstlich. Der Fußpfad läuft durch den Wald an einer
klaren Quelle vorbei, über die böhmische Gränze auf den +Brand+, eine
Felsenfläche, wo einst ein Waldbrand wüthete. Wählen wir hier den
rechts durch eine öde Schlucht sich hinziehenden Pfad, der mahlerischer
ist, als der Weg über die nackte Fläche. Durch einen dunklen Wald
kommen wir bald an den +Jordan+, wo sich links ein Seitenweg durch
Heidelbeerkraut zu dem Rande des dunkeln +Prebischgrundes+ wendet,
der über 1200 Fuß hinab fällt. Aus der Tiefe erhebt sich, von der
steilen Wand im Hintergrunde abgesondert, und mehre hundert Ellen
hoch, ein ungeheurer Felsenkegel, der +Prebischkegel+, der oben rund
zuläuft, nach der viereckigen Grundfläche hin, aber abnimmt. Wir
kehren auf demselben Pfade zurück, und verfolgen den, vom +Jordan
rechts+ ablaufenden Hauptweg, der uns auf eine Felsenzunge führt,
die links in den eben so tiefen +Hirschgrund+ sich hinab senkt. Die
gegenüber liegende Wand des Prebischgrundes, die +Stimmersdorfer
Wand+ genannt, trägt eine vom Hauptfelsen getrennte, einer Warte
ähnliche Felsengestalt, das +Prebischhorn+. Wir überschauen von
diesem Standpunkt eine reizende Landschaft, die sich jenseit des
Prebischgrundes nach Böhmen bis zum Elbthale bei +Tetschen+ zieht. Die
böhmische Gebirge ragen in der Ferne bis zur +Paszokopole+ empor.

Endlich treten wir aus dem Gebüsche auf den Rand des Abgrunds, und
finden einen Standpunkt, wo wir die, 120 Fuß hohe und eben so breite
Wölbung in der Felsenwand über die Tiefe hinaus ragen sehen. Es ist das


Prebischthor.

Ein bequem gemachter Weg führt uns auf die Decke der Wölbung, die ein
60 Fuß langer Schlußstein bildet. Wir sind hier 1402 Par. Fuß über dem
Meere. Ueber den tiefen, waldigen +Thorgrund+ blicken wir auf eine
schöne Gebirglandschaft, die vom Kaltenberge anfängt und sich über die
Gebirge bei Kreybitz, Hohenleipa und den Kamnitzer Schloßberg zum nahen
Rosenberg fortzieht, an dessen Fuße ein herrlich angebautes Gelände
sich ausbreitet, über dessen ansteigenden Hintergrund die Berge bei
Aussig in blauer Ferne hervor ragen. Die Elbe zieht sich unsichtbar in
der Tiefe durch ihr waldiges Felsenthal hinab. Auf ihrem linken Ufer
sehen wir rechts den Kahlstein und den Zirkelstein, über welche der
Zschirnstein hervor ragt, und von diesem steigt der Bergzug bis zum
Schneeberg und zu dem Rücken des Erzgebirges.

Wir steigen zu der innern Wölbung des Thores hinab, und ruhen unter
dem Felsenbogen, wo wir einen reizenden Abschnitt des von der Wölbung
gesehenen Landschaftbildes überblicken. Auf einem jetzt minder
beschwerlichen Pfade ersteigen wir die, der Wölbung gegenüber sich
erhebende Felsenwand, das +Böchhorn+, wo wir das Thor von einem sehr
günstigen Standpunkte betrachten.

Der Weg läuft nun anfänglich ziemlich steil abwärts durch das
+Harzgründel+. Am Fuße des Berges wollen wir einige Augenblicke
verweilen und in das prächtige Felsenamphitheater, das über himmelhohe
Tannen sich erhebt, zurück sehen. Diese anziehende Stelle hat man die
+heiligen Hallen+ genannt. Nach einer halben Stunde kommen wir auf
die, aus dem +großen Zschand+ nach +Hirniskretschen+ führende Straße.
Nicht weit von hier öffnet sich links der +Prebischgrund+, wo wir, wenn
Zeit zu einer Abschweifung von etwa fünf Viertelstunden übrig ist, das
+Prebischthor+ auf der Zinne der Thalwand, und den +Prebischkegel+
sehen können.

Das vom +Bielbach+ durchströmte Hauptthal, worin wir den Weg
fortsetzen, heißt der +Bielgrund+, und unter freundlichen
Landschaftbildern fortwandernd, kommen wir an den +Kamnitzbach+, der
den Bielbach aufnimmt, und bald in das böhmische Gränzdorf


Hirniskretschen,

das sich vom Ausgange des Kamnitzthales nach dem Ufer der Elbe
hinabzieht. Das Dorf, das lebhaften Holz- und Steinhandel treibt,
liegt in der, dem Fürsten Clary gehörenden Herrschaft Binsdorf. Wollen
wir länger hier verweilen, so wandern wir aufwärts am rechten Ufer
der Elbe, und kommen in einer Viertelstunde zu dem +Belvedere+, einem
Standpunkte, wo eine reizende Landschaft vor uns liegt.

Wir verlassen die Reisenden, die uns so weit begleitet haben, werden
aber künftig zu ihnen zurück kehren, wenn wir, von Schandau aus, die
östlichen Felsengebiete, oder die angränzenden Gegenden von Böhmen
besuchen, und sie endlich hier abhohlen, um eine Wanderung auf das
jenseitige Elbufer mit ihnen zu machen. Eine Gondel, die wir gewöhnlich
hier finden, soll uns durch ein reizendes Uferland, das die Strahlen
der sinkenden Sonne herrlich schmücken, nach +Schandau+ zurück bringen.


    [4] Mehr darüber in +Götzingers+ Geschichte und Beschreibung des
        Amtes Hohnstein (Freiberg 1786) S. 233 ff.



Zweiter Abschnitt.

Reisen von Schandau nach verschiedenen Gegenden der sächsischen Schweiz
und der Gränzgebiete.


Nach dem Plane, dem dieser Wegweiser folgt, vereinigen wir nun die
Beschreibungen derjenigen Gegenden des Gebirglandes, welche bei einem
längern Aufenthalte in +Schandau+ bequem auf einzelnen Wanderungen von
hier besucht werden können. Wenn auch die Mehrzahl der Reisenden diese
Gegenden seltner berührt, so können doch diejenigen, welche der, im
vorigen Abschnitte vorgezeichneten Hauptrichtung folgen, die meisten
der anzugebenden Reisen, mit Ausnahme einiger nach dem Gränzlande
gerichteten, an jene Linie knüpfen, wenn ihre Wanderung das +ganze+
Bergland umfassen soll. Wir werden dazu in der Folge, wie in der
vorhergehenden Uebersicht geschehen ist, Anleitung geben, so oft sich
Gelegenheit findet. Die vorgeschlagenen Wanderungen sind so gewählt,
daß die meisten, den Rückweg nach +Schandau+ mit gerechnet, höchstens
eine Tagereise fodern.



I. Reise durch den tiefen Grund nach dem Brand, Hohnstein und Stolpen.


Wir gehen abwärts an der Elbe nach +Wendischfähre+, das seine
Entstehung und seinen Nahmen der Fähre verdankt, die hier vor Zeiten
angelegt wurde, um die Wallfahrten der oberlausitzischen Wenden zu
einem Wunderbilde in der Kirche zu +Papstdorf+ zu erleichtern. Am
+Lachsbach+ (s. oben S. 44.) hinauf wandernd, folgen wir eine Zeitlang
dem Wege, den wir auf der Reise von +Rathewalde+ nach +Schandau+
berührt haben, bis zur +Porschdorfer+ Mühle, oberhalb welcher ein
Lachsfang angelegt ist. Die Lachse, die aus der Elbe in die Bäche
hinauf gehen, stoßen hier auf ein hohes, mit spitzigen Hölzern
umzäuntes Wehr, von welchem sie, bei dem Versuche es zu überspringen,
zurück prallen, worauf sie dann an einer unbewaffneten Stelle in ein am
Wehr angebrachtes Behältniß gehen. Die jungen Lachskunzen bleiben drei
bis vier Jahre in den Bächen, und gehen dann die Elbe hinab. Von den,
in den Bächen zuweilen bis +Hohnstein+ und +Sebnitz+ hinaufsteigenden
Lachsen werden im Herbste mehre in den Mühlgraben bei +Hohnstein+
gesetzt, während des Laichens bewacht, und nachher mit Gabeln heraus
gestochen. Seit der Anlage des Lachsfangs bei Dessau sind jedoch die
Lachse in dem sächsischen Theile des Elbgebietes seltner geworden.

Nicht weit von dem Lachsfange öffnet sich rechts der grüne
+Ochelgrund+, aus welchem die +Sebnitz+ herab kommt, während wir links
einen Blick in das heitere Thal werfen, aus welchem die +Polenz+ hervor
strömt, um sich mit jenem Bache zu vereinigen. Nach einer kurzen
Wanderung stehen wie an dem Eingange eines Felsenthales, welches der


tiefe Grund

genannt wird, eines der schönsten Thäler des Gebirglandes, das seine
wilden Reize eben so herrlich entfaltet, wenn wir von +Hohnstein+
hinab, als von +Schandau+ hinauf wandern. Bald erhebt sich links von
der Fahrstraße der +Frynsberg+, auf welchem sich eine große Höhle
öffnet. Der Weg läuft längs dem hohen Uferrande eines Baches, der
meist unter dunkeln Baumgruppen verborgen, oder zwischen bemoosten
Felsenstücken fortrauscht. Das Thal wird enger, und die nackten
Felsenmassen zeigen sich, wenn sie bei den Windungen des Thales
uns bald auf allen Seiten einschließen, in ihrer ernsten Pracht,
bald furchtbar überhangend, bald in seltsamen Gestalten mauerartig
empor steigend, oder Trümmern alter Vesten und Warten ähnlich, aus
den Wolken herabschauend. Ueberall sind die grauen Sandsteinklippen
mit zerstreuten Fichten, Tannen, Buchen und Birken bekleidet, die
aus Spalten hervor wachsen, oder von den Zinnen der Felsen herab
winken, deren Stirne oft mit gelbem Moos, Waldwinden und den Wedeln
der Farrenkräuter mahlerisch geschmückt ist. -- Eine Sense, in eine
Felsenwand eingehauen, deutet die Ueberlieferung als das Andenken eines
Zweikampfes, wozu zwei junge Landleute, die beide um +ein+ Mädchen
warben, sich herausfoderten, und auf einer Stelle in der Nähe, die ein
Kreuz und die Jahrzahl 1699 bezeichnen, soll der gefallene Nebenbuhler
begraben liegen. Nicht weit von hier stürzt der +Waizdorfer+ Bach aus
einer, von Felsenblöcken gebildeten finstern Höhle, über eine moosige
Wand herab und eilt dem +Grundbach+ entgegen, der hier gleichfalls
einen Wasserfall bildet.

Links vom Wege fällt in den tiefen Grund, vom steilen Forstberge eine
Straße, die uns auf den


Brand

führt, der 3 Viertelstunden von +Hohnstein+ liegt. Näher aber ist ein
neuerlich angelegter Weg, der sich unmittelbar vom +Brand+ zwischen
hohen Felsenwänden in den tiefen Grund hinab windet, und für kundige
Wanderer, selbst für Frauen bequem ist. Das südlich ausspringende
Felsenhorn auf dem steilen Rande des +Polenzthales+, worauf wir stehen,
hat seinen Nahmen von einem ehemahligen Waldbrande. Der Reichthum
der Landschaft, die wir hier überschauen, macht diesen Standpunkt zu
einem der anziehendsten in dem Berglande. Unser Blick schweift über
die benachbarten Felsengestalten, zu dem +Königstein+ und seinen
Nachbarn hinüber. +Pirna+ und +Wehlen+ blicken aus dem Kranze einer
fröhlichen Landschaft herauf. Der +Rosenberg+, über den +Schrammstein+
hervor ragend, schließt den Kreis. Die blauen Rücken des Erzgebirges
dämmern am Himmelsrande. Den +Zschirnstein+ erblicken wir kaum von
irgend einem andern Standpunkte so herrlich als von dieser Höhe. Der
+Polenzbach+ zieht sich durch das tiefe Thal, die Elbe aber zeigt
uns nur hier und da einen glänzenden Bogen, zumahl auf einem der
günstigsten Standpunkte, wo wir die Felsen bei +Rathen+ erblicken, und
das freundliche +Wehlen+ hervor schaut. Ueber +Königstein+ und +Pirna+
zieht ein, mit zahllosen Dörfern bedecktes Gelände sich nach dem
Hintergrunde, wo die Höhen des Erzgebirges an die böhmischen Gebirge
sich anschließen, welche, obgleich weit von einander getrennt, von
diesem Standpunkte wie eine zusammenhangende Kette erscheinen.

Mehre Bänke und ein Obdach in einer Rindenhütte machen diesen Ruheplatz
seit einigen Jahren noch angenehmer, und man hat sogar die Höhlung
eines Felsens in eine Küche umgewandelt, um den Reisenden Gelegenheit
zu geben, sich eine Erfrischung zu bereiten.

Wir gehen von hier über die Hochebene des +Vorder-+ und +Hinterforstes+
nach


Hohnstein,

wohin diejenigen Reisenden, die den +Brand+ nicht besucht haben,
aus der Fortsetzung des Weges durch den +tiefen Grund+ über
die +Grundmühle+ gekommen sind. Das Städtchen liegt mit seinem
Felsenschlosse auf einem Bergrücken östlich von der +Polenz+, und
hat gegen 800 Einwohner, die sich von Weberei, Flachsspinnen und
Landwirthschaft nähren. Das Schloß, das auf einem abgesonderten Felsen
liegt, ist mit der Stadt durch eine steinerne Brücke verbunden. Die
Veste, gewiß so alt, als die Burg Rathen, und vielleicht gegen Ende
des 11ten Jahrhunderts zuerst angelegt, war wenigstens schon im 14ten
Jahrhunderte der Sitz der mächtigen Edlen +Birk+ oder +Berk von Duba+.
Dieses Geschlecht erwarb seit dem 11ten Jahrhunderte ansehnliche
Besitzungen in Böhmen, von der Elbe bis zum Riesengebirge. Die
mächtigste Linie besaß auch das Schloß Leipa in Böhmen, wovon sie den
Beinahmen führte, und dieser gehörte nach urkundlichen Beweisen schon
1353 auch +Hohnstein+. Um das Jahr 1444 kam +Hohnstein+ unter die
Obergewalt des Kurfürsten von Sachsen, Friedrichs des Sanftmüthigen,
und noch vor Ende des 15ten Jahrhunderts hörte die Herrschaft des
Hauses Birk von Duba auf, ob durch Kauf oder Tausch ist ungewiß.
Das meißnische Geschlecht von Schleinitz, dem auch die benachbarten
böhmischen Herrschaften +Tollenstein+, +Schluckenau+ und +Hainsbach+
und viele Güter in den Lausitzen gehörten, besaß +Hohnstein+, bis
es 1523 an die Besitzer der Herrschaft Wehlen, die Herren von
Schönburg, kam, die endlich 1543 beide Besitzungen an den Herzog
Moritz von Sachsen vertauschten, der ihnen einen Theil der jetzigen
Schönburgischen Herrschaften dafür überließ. +Hohnstein+ wurde der
Hauptort eines landesherrlichen Amtes, mit welchem +Lohmen+ vereinigt
ward.[5]

Das Schloß ist auf allen Seiten von sehr tiefen Abgründen umgeben,
auf deren Wänden die Burg sich erhebt, deren veste Mauern im
dreißigjährigen Kriege allen Angriffen der Kaiserlichen und der
Schweden trotzten. Das erste Gebäude, worein wir treten, ist das
mittle Schloß, das im Jahre 1620 durch einen Blitzstrahl größtentheils
zerstört wurde, und nur noch einige bewohnte Räume enthält. Im Thurme
ist ein altes Staatsgefängniß. Wir verweilen in einem, auf dem nahen
Felsen angelegten Gärtchen, wo wir in die Tiefe des Bärgartens und
der angränzenden Felsenschluchten hinab sehen. Dem mittlen Schlosse
gegenüber liegt das neue, das der Justizamtmann bewohnt. Ein langer und
breiter Felsengang führt uns in einen, mit alten Wirthschaftgebäuden,
Gefängnissen und Trümmern umgebenen Hof. Durch eine verfallene
Burgmauer treten wir auf einen Felsenvorsprung, der ein freundliches
Gärtchen trägt, das eine schöne Aussicht auf das Städtchen und über
das Thal gewährt, durch welches die 1813 vom Fuße des +Liliensteins+
nach +Stolpen+ geführte +Napoleonstraße+ läuft. Längs verfallner Mauern
kommen wir zu einem eisernen Gitterthor, das uns in die noch übrigen
Gemächer des, im 17ten Jahrhundert durch den Blitz zerstörten Schlosses
führt. In einem alten Gemache zeigt man ein, aus kurzgehacktem
Stroh mühsam geflochtenes Seil, an welchem gegen Anfang des 18ten
Jahrhunderts ein Gefangener sich aus dem Fenster seines Kerkers
herablassen wollte, ein Versuch, der aber verunglückte, weil das sonst
veste Strohseil zu kurz war. In der ehemahligen Schloßkapelle ist
jetzt das Amtsarchiv; die schön gearbeitete Kanzel von durchbrochener
Arbeit aber, die früher hier noch zu sehen war, ist seit mehren Jahren
in der Kirche zu Röhrsdorf bei Dresden. In einem engen Hofe, worein
wir aus diesem Theile des alten Schlosses treten, sehen wir die
Ueberreste eines Kerkergewölbes. Es führt den Nahmen des Freiherrn
von Klettenberg, eines betrügerischen Goldmachers, der im Anfange des
18ten Jahrhunderts den Herzog Ernst von Weimar und den König August II.
hinterging und einige Zeit hier gefangen saß, ehe er auf dem Königstein
enthauptet ward.[6] Dieser scheußliche Kerker ist seit 1770 nicht mehr
zur Aufbewahrung von Gefangenen gebraucht worden. Die Gefängnisse auf
der Burg waren vor Zeiten so furchtbar, daß das Sprichwort sagte: „+Wer
da kommt nach dem Hohnstein, der kommt selten wieder heim.+“ Von der
ältesten Burg, in deren Trümmern wir aus jenem Hof gelangen, ist nichts
als altes Gemäuer und ein Theil eines Thurmes übrig, der jedoch nicht
mehr ohne Gefahr zu ersteigen ist.

Durch den Ausfall steigen wir in die Tiefe hinab, und kommen über
einen von alten Mauern umschlossenen Rasenplatz, der einst die
Wirthschaftgebäude enthielt, auf eine Felsenebene, wo wir auf einem
günstigen Standpunkte in die furchtbare Tiefe des +Bärgartens+ hinab
schauen, und jenseit des Thales den +Hockstein+ empor ragen sehen. Der
+Bärgarten+, wohin sowohl vom Schlosse, als von dem Städtchen ein Weg
führt, wurde 1609 angelegt, um hier Bären, deren es damahl noch in den
umliegenden Wäldern gab, aufzubewahren. Auf der, nach dem Städtchen
gekehrten Seite waren die Fänge angebracht, durch welche die Bären in
Kasten gelockt wurden, so oft sie zu den Thierhetzen in Dresden und
Sedlitz gebraucht werden sollten. Auf der untern Seite befand sich ein
Wasserhaus mit großen Rädern, um die starken Eisengitter aufzuziehen,
die den Bären den Ausgang sperrten. Die Thiere pflanzten sich hier über
150 Jahre fort, bis sie endlich, da sie zuweilen die Felsenumgebungen
überstiegen und den Umwohnern gefährlich wurden, um das Jahr 1756
erschossen wurden. Hier ward auch der gezähmte Bär aufbewahrt, den
August II. aus Polen mitgebracht, und in seinem Zimmer erzogen hatte,
bis endlich das erwachsene Thier den König bedrohte, der es einst im
gefährlichen Kampfe mit dem Hirschfänger verwundete, und dann in den
+Bärgarten+ verbannte.

Die zu dem Schlosse gehörende Landwirthschaft ist schon seit langer
Zeit vor das Städtchen verlegt worden, und bildet ein ansehnliches
Kammergut, das einer der ersten Sitze der veredelten Schafzucht in
Sachsen war.

Dem Schlosse gegenüber erhebt sich, ganz abgesondert von den
umliegenden Felsenwänden, der


Hockstein,

ein steiler über 500 Fuß hoher Sandsteinfelsen, im Hintergrund des
+Polenzthales+, worein wir von +Hohnstein+ hinab steigen. Wir kommen
hier über die, durch +Hohnstein+ laufende Gränze, wo Granit und
Sandstein sich scheiden. Dem Wege folgend, der das Thal durchschneidet,
sehen wir, hoch über uns, eine im Jahre 1821 angelegte kühne Brücke,
welche über eine tiefe Schlucht gespannt ist, um den Hockstein mit
einem andern Felsen zu verbinden. Durch diese Anlage, die man den
preiswürdigen Bemühungen des königlichen Forstbeamten in Hohnstein,
Herrn von Carlowitz verdankt, ist der Felsen zugänglicher geworden,
dessen Erklimmung seither sehr beschwerlich war. Man mußte auf dem
Wege von +Rathewalde+ den steilen +Wartenberg+ hinab gehen, um aus
einer tiefen und engen Felsenschlucht, dem +Kohlicht+, den Felsen zu
erklettern; eine Oeffnung am Fuße des Felsens bildete den einzigen
Zugang zu dem Gipfel, den man in einem, die ganze Höhe des Felsens
theilenden engen Spalt, wo nur eingehauene Falze, wahrscheinlich
Ueberreste alter Bevestigungen, das Klettern erleichtern, mühsam
ersteigt, bis man endlich auf einen freien Platz tritt, der nur auf
drei Seiten von Felsen eingeschlossen, auf der vierten in einen Abgrund
stürzt; von hier aber mußte man noch eine 40 Fuß hohe steile Wand
erklimmen, um auf den freien Gipfel zu gelangen. Die 12 Ellen lange
Brücke, welche über die, gegen 75 Ellen tiefe Schlucht zum sogenannten
+kleinen Hockstein+ und von diesem auf die Straße nach +Rathewalde+
führt, erleichtert den Besuch des Felsens, wohin man nun am bequemsten
von +Rathewalde+ oder +Lohmen+ geht. Von der Brücke führen zwanzig
in den Felsen gehauene Stufen auf den höchsten Gipfel. Die 150
Schritt lange und 60 Schritt breite Fläche der Felsenkuppe zeigt uns
auffallende Spuren ehemahliger Bewohnung, z. B. ein Wasserbehältniß,
breite in ein großes Behältniß führende Stufen, und die Ueberreste
eiserner Haken an der äußersten Spitze eines zugänglichen, kühn
vorspringenden Felsenhornes, wo man, außer einem Mühlenspiel, wie
man es auf Damenbretern findet, auch Nahmen ausgehauen sieht.
Wahrscheinlich gehörte der +Hockstein+ als Warte zu dem benachbarten
+Hohnstein+, und jene Haken dienten vielleicht zu einem Hebewerke, das
den einsamen Bewohnern des Felsens ihre Bedürfnisse heraufbrachte.
Diese Verbindung gab ohne Zweifel Anlaß zu der ungereimten Sage, die
beide Felsen durch eine lederne Brücke vereinigt. Die Aussicht vom
Gipfel umfaßt eine Landschaft, wo über Felsenschluchten und Waldwipfel
der +Königstein+ hervor schaut, während gegen Mitternacht die +Polenz+
aus einem freundlichen Thale in ein wildes Felsenbett hinab fließt.

Zu der eben beschriebenen Wanderung und dem nächsten Rückwege über
+Hohnstein+ brauchen wie ungefähr 7 Stunden, und wer vom +Hockstein+
auf dem früher (S. 41.) angedeuteten Wege durch den +Amselgrund+
nach +Schandau+ zurück kehren will, hat einige Stunden mehr nöthig.
Ein dritter, sehr anziehender aber längerer Rückweg führt über den
+Waizdorfer Berg+, +Gosdorf+ und den +Kikelsberg+, den +tiefen
Grund+ und den +Ochelgrund+. Wir werden diesen Weg in der Folge erst
beschreiben, und wollen an die vorgeschlagene Wanderung die Reise nach
+Stolpen+ knüpfen. Diejenigen, welche den +Hockstein+ früher schon
besucht haben, und den geraden Weg von +Hohnstein+ wählen, brauchen
zur Ausführung dieses Reiseplans, mit Einschluß des Rückweges, eine
Tagereise. Wir kommen von Hohnstein auf einem angenehmen Wege nach
+Heeselicht+ und weiter über +Langenwolmsdorf+, in dritthalb Stunden
nach


Stolpen,

das am Abhange eines Basaltberges liegt, auf dessen Kuppe, 1010 Paris.
Fuß über dem Meere, das alte Schloß mahlerisch sich erhebt. Die Stadt,
die 1000 Einwohner zählt, welche sich meist von Landwirthschaft und
Brauerei nähren, verdankt dem König eine 1789 angelegte Wasserleitung,
die das Wasser eine Stunde weit führt, und eine Inschrift am Ausgusse
der Hauptröhre rühmt diese Wohlthat. Auf dem Markte sehen wir ein, im
Jahre 1818 am Tage der Jubelfeier des Königs errichtetes Denkmahl,
das aus erlesenen, 7 Ellen hohen Basaltsäulen besteht, die eine
obeliskenförmige, von einem metallenen Eichenkranze umschlungene
Gruppe bilden, deren oberste Säule durch seltene Größe und Stärke
sich auszeichnet. Eine Inschrift auf einem, an die Säulen gelehnten
Granitblocke spricht die Widmung des Denkmahls aus, das ein Kreis von
kleinen Basaltsäulen, den vier junge Eichen beschatten, umschließt.

Der hiesige, wegen seiner regelmäßigen Säulengestalt berühmte
Basalt, zieht die Aufmerksamkeit des Naturfreundes vorzüglich an.
Wir dürfen nur einen Blick umher werfen, um uns zu überzeugen, in
welcher Reichhaltigkeit diese Massen sich hier finden, da außer dem
großen Schlosse, auch die Mauern der Stadt, die Stadtkirche und das
Straßenpflaster von Basalt sind. Der Berg, auf dessen Kappe die
Säulen hervor ragen, läuft von allen Seiten sanft an, bis er an der
Stelle, wo der Basalt zu Tage ausgeht, sich steil erhebt. Der Basalt
ist auf einem ziemlich grobkörnigen Granit gelagert, doch lassen sich
die Gränzen, wo dieser aufhört, und die hervorragenden Basaltsäulen
anfangen, nicht genau bestimmen, und man kann dieselben nur bei dem
Anfange des steilern Ansteigens, wo man keinen Granit mehr findet,
vermuthen. Der Basalt zieht sich um das Schloß in dicht an einander
stehenden Säulen, die im Durchmesser 6, 8, 10 bis 12 Zoll haben, zwar
zuweilen über 12 Ellen lang zu sein scheinen, aber in dieser Länge
senkrecht, oder auch gebogen auf einander stehen, da man keine über 7
bis 8 Ellen lange Säulen zu Tage ausgehend findet. Die meisten sind
sechsseitig. Die schönsten zu Tage ausgehenden Säulen sieht man im
Thiergarten und im ersten Schloßhofe. Der Basalt ist schwärzlich, auf
dem Bruche uneben, mit Zeolith, kleinen Hornblendekristallen, seltner
mit Olivin, Hornstein und Augit vermischt, und zeichnet sich durch
starkes Polarisiren aus. Nach des Schottländers Macdonald[7] Bemerkung,
hat der Basalt zu +Stolpen+ in seiner Masse viel Aehnlichkeit mit
dem Basalte in der Fingalshöhle zu +Staffa+, und besonders fand
er die querliegenden Basalte im Schloßbrunnen den Säulen auf dem
südwestlichen Theile von Staffa ungemein ähnlich. Der Basalt wird
gebrochen, und besonders auch zu Amboßen, und Schlagsteinen für
Buchbinder benutzt.

Das Schloß, das wir nun besuchen, ist älter als die Stadt, sorbischen
Ursprungs und kam nebst dem Städtchen, das in frühern Zeiten +Jokrim+
hieß, und in der Gegend des nahen Dorfes +Altstadt+ lag, im Jahre
1222 an die Bischöfe von Meißen, die sich um den Anbau dieser Gegend
große Verdienste erworben haben. +Stolpen+ blieb seitdem dem Bisthum
eigen und wurde in der Folge der beständige Wohnsitz der Bischöfe. Im
15ten Jahrhunderte verwüsteten die Hussiten das alte Jokrim, und der
Ort ward alsdann am Fuße der Burg wieder aufgebaut, und nach dieser
benannt. Eine blutige Fehde zwischen dem meißnischen Bischofe und dem
Rittergeschlechte Carlowitz, gab im Jahre 1559 dem Kurfürsten August
Anlaß, sich der Burg zu bemächtigen, die seitdem landesherrliches
Besitzthum blieb. Seit dem Jahre 1716 bewohnte die Gräfinn Cosel,
Augusts II. verstoßene Geliebte, das Schloß, und zwar anfänglich den
Johannisthurm, späterhin bequemere Zimmer, bis sie im Anfange des
siebenjährigen Krieges daselbst starb. Die Preußen nahmen 1756 die
unbeschützte Veste ein, die darauf zerstört und endlich 1787 ganz
abgetragen wurde. Während des Feldzugs 1813 wurde +Stolpen+ in die
Linie gezogen, durch welche Napoleon seine Stellung an der Elbe deckte.

Die vier Höfe des Schlosses, das unmittelbar auf den Säulen des Basalts
sich erhebt, sind durch Brücken verbunden. In dem ersten Hofe, oder
der sogenannten Klengelsburg, sehen wir ein, in den Basalt gebrochenes
Wasserbehältniß, und den ehemahligen bischöflichen Marstall, wo jetzt
das Amtsarchiv und einige Ueberreste der Altäre und Verzierungen der
abgetragenen alten Schloßkirche aufbewahrt werden. Man zeigt uns in der
Nähe das furchtbare Gewölbe, das vor Zeiten die Marterkammer war. In
diesem Hofe fiel am 8. September 1756 der erste feindliche Schuß, der
den siebenjährigen Krieg eröffnete, als der preußische Generalmajor
Warneri, der das Schloß mit seinen Husaren überrumpelte, den
sächsischen Befehlhaber der Veste, welcher eben im Begriff war, seinen
Degen abzugeben, durch einen Pistolenschuß tödlich verwundete. Aus dem
zweiten Hofe führt eine Brücke längs schöner Basaltsäulen zu einem
doppelten Thore. Durch das erste Thor kommen wir zu einem schmalen
Gange, der zu einem unterirdischen Kerker führt, worein die Gefangenen
durch ein Loch hinabgelassen wurden. Das zweite Thor führt uns in
den Hof selbst, und wir erblicken links den +Johannisthurm+, den wir
besteigen, um eine, nach Mitternacht und Morgen reiche und anziehende
Aussicht zu genießen. In dem vierten Hofe sieht man die Ueberreste der
alten Schloßkirche und den Basaltbrunnen. Dieser merkwürdige, in seiner
Art einzige Brunnen wurde im Jahre 1608 angefangen, und in den durch
Feuer erweichten Basalt 287 Fuß tief gebrochen, bis man nach einer
Arbeit von 22 Jahren Wasser fand, das in der Folge 7 bis 8 Ellen stieg
und wechselweise wieder fiel. Seit dem Ueberfalle der Burg durch die
Preußen im siebenjährigen Kriege, bei welchem diese alte eiserne Kanone,
Gewehre und Kugeln in den Brunnen stürzten, ist er bis auf beinahe drei
Viertheile seiner ehemahligen Tiefe verschüttet. Der von Naturforschern
oft ausgesprochene Wunsch, den Brunnen geräumt zu sehen, um die seltene
Gelegenheit zur Untersuchung des Innern eines Basaltberges benutzen
zu können, möge hier 45 Jahre nach dem Ersten, der ihn dringend
aussprach[8] wiederhohlt werden.

Auf dem Rückwege vom Schlosse gehen wir über den Kirchhof, wo sich
das dem Geschichtschreiber Stolpens, dem verstorbenen Pfarrer Gerken
errichtete Denkmahl auszeichnet, zu dem +Thiergarten+. Kurfürst August
bestimmte diesen Platz ursprünglich zu einem Obstgarten, welchen er
aber, als die Anpflanzung mißlang, in einen Thiergarten verwandelte,
wohin er weiße Hirsche und andere seltene Thiere versetzte. Auch von
dieser Anlage ist längst keine Spur mehr übrig. Den Weg am Fuße des
Schloßberges fortsetzend, verweilen wir einen Augenblick bei dem
Basaltbruche, wo wir die regelmäßigsten Säulengestalten erblicken, und
gehen dann weiter zu der sehenswerthen königlichen Schäferei, welche
mit dem nahen Vorwerke +Rennersdorf+ den Hauptsitz der veredelten
Schafzucht in Sachsen bildet. Schon 1765 wurden, um die inländischen
Schäfereien zu veredeln, über 200 spanische Stähre und Mutterschafe,
von zwei spanischen Schäfern begleitet, nach Sachsen gebracht, und im
Thiergarten aufgenommen. Späterhin (1778) wurde dieser Stamm durch
einen Zuwachs von erlesenen Merinoschafen aus den beßten Heerden in
Leon und Castilien vermehrt und zur Erweiterung der Zuchtanstalt auch
in +Lohmen+, +Rennersdorf+ und +Hohnstein+ Schäfereien angelegt. Die
Schäferei in +Stolpen+ hat seitdem durch fortgesetzte Sorgfalt einen
vorzüglich feinwolligen Stamm erhalten. Von hier wurde die Schäferei
in +Lohmen+ veredelt, die sich in der Folge selbst fortpflanzte,
und noch immer wird aus dem Stamm im Thiergarten die Zuchtanstalt
in +Rennersdorf+ verbessert. Die Stammschäferei in +Stolpen+, ist
die einzige ursprünglich spanische Schäferei in Sachsen, und Spanien
selbst, behauptet man, habe jetzt keine Heerde mehr aufzuweisen, die
dem 1765 nach Sachsen gekommenen Stamm vollkommen gleich wäre. Sie
hat auf die Veredlung der Schafzucht in Sachsen, und dadurch auf
Landwirthschaft und Gewerbfleiß überhaupt, wohlthätig eingewirkt,
da von 1779 bis 1811 über 10,000 Stähre und Mutterschafe an andere
inländische Schäfereien gegen vestgesetzte sehr billige Preise
abgegeben wurden. Das Kriegsjahr 1813 hat zwar auch dieser Anstalt,
besonders den Schäfereien zu +Stolpen+ und +Rennersdorf+, großen
Verlust gebracht, den man jedoch seitdem zu ersetzen eifrig und mit
Erfolg bemüht gewesen ist.[9]


    [5] S. Götzingers angeführtes Werk.

    [6] Seine Geschichte erzählt +Engelhardt+ in den Denkwürdigkeiten
        aus der sächsischen Geschichte, Bd. I. S. 1. ff.

    [7] In einer Anmerkung zu +Wiedemann’s+ Uebersetzung von Faujas de
        Saint Fond’s Reise durch England, Schottland und die Hebriden.
        Band 2. (Göttingen 1799. 4) S. 36.

    [8] Mineralogische Geographie der chursächsischen Lande, von +J. F.
        W. Charpentier+ (Leipzig 1778. 4.) S. 37.

    [9] S. Ueber die spanischen Schäfereien bei Stolpen, zu Rennersdorf
        und zu Lohmen -- im 18ten u. 19ten Stück des
        Gouvernementsblattes für Sachsen (1814). In der schätzbaren
        Schrift des Freiherrn von +Ehrenfels+: Ueber das
        Electoral-Schaf (Prag 1822) findet man Manches über die
        sächsische Schafzucht, und Winke, die aller Beherzigung werth
        sind.



II. Reise in den Ochelgrund, auf den Waizdorfer Berg und den Kikelsberg.


Wir kommen auf dem nächsten Wege von Schandau über das +Kiefericht+ (s.
S. 45.), die Straße nach +Altendorf+ durchschneidend, zur +Kohlmühle+
an der +Sebnitz+. Ein höherer Genuß aber erwartet uns, wenn wir am
+Lachsbach+ hinauf gehen, und dann entweder durch den +tiefen Grund+
nach dem +Waizdorfer Berg+ und dem +Kikelsberg+ wandern und durch
den +Ochelgrund+ zurück kehren, oder aber oberhalb der +Porschdorfer
Mühle+ (s. S. 69.) an der +Sebnitz+ hinauf gehen, die uns aus dem Thale
entgegen kommt. Wir folgen einem schmalen Pfade, welcher, von dichten
Baumwipfeln und Gesträuchen beschattet, sich um die vorspringende
Felsenecke der +Ochelwände+ windet, und uns in den


Ochelgrund

bringt. Bald umfängt uns ein erweitertes anmuthiges Thal, dessen heitre
Wiesenmatten von prächtigen Felsenwänden umschlossen sind, die wie
Trümmer empor ragen. Das Thal verengt sich wieder, und in reizender
Abwechselung erheben sich die Felsen. Von einer glatten Wand, die wir
rechts am Wege bemerken, stürzte vor mehren Jahren ein Felsenblock in
den Bach herab, und hemmte dessen Lauf mit solcher Gewalt, daß Wasser
und Fische an die jenseitige Wand geschleudert wurden. Zwischen hohen
Felsenwänden hinauf wandernd, die aus einem gelblichen, zu Bausteinen
untauglichen weichen Sandsteine bestehen, kommen wir zum +schwarzen
Loch+ im +Mordgrunde+, wo wir in eine weite Höhle blicken. Der Bach
rauscht zwischen üppigen Wiesen fort, und bald öffnet sich links
der, von schönen Felsenwänden eingeschlossene +Kohlgraben+, durch
welchen der Weg nach +Gosdorf+ läuft. Nicht weit von hier erblicken
wir die +Kohlmühle+, wo wir an die, von +Waizdorf+ und +Hohnstein+
herabfallende Gränze zwischen dem Granit und Sandstein kommen, jenseit
welcher wir, statt nackter Felsen, meist grüne Höhen finden, an deren
Fuße schöne Wiesen sich zum Bache hinab senken.

Wir steigen die Anhöhe links hinan, und erreichen bald den
+Hankenhübel+, der aus einer, in Basalt übergehenden Wacke besteht, die
bald säulenförmig und bald tafelförmig in viele kleine Stücke zerfällt,
womit auch die umliegenden Felder besäet sind. Große Basalthaufen
bezeichnen den Weg zu dem nahen +Gosdorf+, wo wir im Lehngerichte
Bewirthung und einen Führer finden, mit welchem wir das


alte Schloß

besuchen. Der Weg führt über Feldfluren und Waldboden auf eine
schmale Erdzunge, welche, auf beiden Seiten dicht bewaldet, in tiefe
Schluchten abstürzt. Wir kommen bald an eine Vertiefung, wo nach der
Ueberlieferung die erste Zugbrücke gewesen ist, und weiter zeigt
man uns die Stellen der zweiten und dritten Brücke, bis endlich
der Bergrücken am Ende der schmalen Erdzunge, um deren Fuß der
+Schwarzbach+ dem +Sebnitzbache+ zuströmt, zu einer weitern Rundung
wird. Hier erblicken wir die Trümmer, die in dickem Gemäuer, Oeffnungen
tiefer Gewölbe bestehen, und einen in den Granit gearbeiteten Brunnen.
Man hat hier alte Pfeile und Spornen ausgegraben. Am Abhange des
steilen Berges findet man wieder Ueberreste von Mauern, so wie auch
unten auf der Wiese, die noch den Nahmen der Schloßwiese führt. Alles,
was man von dieser Burg erzählt, beruht bloß auf Ueberlieferung, da die
beglaubigte Geschichte durchaus keine Nachricht davon aufbewahrt.

Wir kehren über die Wiesen am +Schwarzbach+ nach +Gosdorf+ zurück, und
besuchen zuerst den


Waizdorfer Berg,

wohin uns durch das Gebüsche der Weg führt, den eine seltsam
verkrüppelte Fichte, der Ziegenstrauch genannt, bezeichnet. Linden
krönen den Gipfel des Granitberges, der sich über dem Dörfchen
+Waizdorf+ erhebt, wo es keine Sperlinge geben soll. Die Aussicht,
die sich hier vor unserm entzückten Blicke öffnet, gehört zu den
reizendsten und reichsten, die wir von irgend einem Standpunkte des
Berglandes genießen. Alle Felsenthäler von +Liebethal+ bis +Hohnstein+,
selbst der nahe +tiefe Grund+, der +Ochelgrund+ und das Elbthal sind
von dunkeln Waldwipfeln verhüllt, aus welchen hier und da weiße
Felsenspitzen hervor schauen. Von dem +Weifberge+ bei Hinterhermsdorf
zieht sich über den +großen Winterberg+, den +Schrammstein+ und
+Falkenstein+ bis zu den +Bärsteinen+ ein mächtiger Felsenbogen,
über welchen der +Zschirnstein+ und am westlichen Gränzpunkt der
+Königstein+ hervor ragt, von welchem nach +Dresden+ hin eine heitre
Landschaft sich ausbreitet. Der +Kaltenberg+ mit den Trümmern des
Schlosses +Chemnitz+, der +Rosenberg+, der Rücken des +Schneebergs+,
der +Sattelberg+ und +Geiersberg+ mit dem benachbarten +Schönwalde+,
der +Kahlenberg+ und +Geiersberg+ bei Altenberg und der von hier nach
+Dippoldiswalde+ laufende Bergzug, der +Luchberg+ und +Hirschberg+
bilden den Hintergrund. Wenden wir uns gegen Abend und Mitternacht,
so erblicken wir den +Augustusberg+ bei Königsbrück, die +Pulsnitzer+
Gebirge, näher den +Unger+ und gegen Morgen endlich Böhmens Gebirge.
Oestlich von hier, unweit +Losdorf+, erhebt sich der


Kikelsberg,

welcher, wie der mit ihm zusammenhangende +Hankenhübel+, ein Basaltberg
ist. Er steigt ziemlich steil empor, und ist überall mit Basaltstücken
bedeckt. Am Abhange auf der Morgenseite ist ein offener Bruch, wo man
sehr starke Säulen sieht. Dieser, dem Granit aufgelagerte Basalt ist
von schwarzgrauer, ins Blaue spielender Farbe, von dichtem und unebenem
Bruche und zuweilen ist Olivin, Augit, Hornblende und Zeolith sparsam
eingemengt. Er findet sich theils in unregelmäßigen Stücken, theils in
Säulen von 3, 4 und 5 Seiten, oder größern und kleinern Tafeln, oder
auch kegelförmig. Die Aussicht von dem Gipfel ist nicht so reich, als
wir sie auf dem +Waizdorfer Berg+ gefunden haben, nur ist sie offener
und freier nach den Gegenden von +Neustadt+, +Sebnitz+ und +Hohnstein+.

Sind wir auf der Hinreise durch den +tiefen Grund+ gegangen, so
wandern wir auf dem nächsten Wege durch den +Kohlgraben+ und den
+Ochelgrund+ nach +Schandau+ zurück, und wenn wir auf dem +Birkicht+
oder +Adamsberg+ bei Altendorf, einem runden Hügel, über welchen unser
Weg geht, einer reizenden Aussicht uns erfreut haben, gehen wir im
Angesichte immer wechselnder Landschaftbilder, am Ufer der +Kirnitsch+
hinab. Wollen wir die beschriebene Wanderung zu einer Tagereise
ausdehnen, so können wir vom +Kikelsberg+ über +Ulbersdorf+ erst auf
den +Unger+ steigen und über +Lichtenhain+ zurückkehren.



III. Reise über Sebnitz und Neustadt nach dem Falkenberge und Unger.


Wir verbinden diese ziemlich langen Reiselinien, weil wir ihnen, den
Rückweg über den +Unger+ mitgerechnet, folgen können, ohne mehr als
eine Tagereise nöthig zu haben, wiewohl wir den Genuß erhöhen und zu
einigen der anziehenden Abschweifungen, auf welche hingedeutet werden
soll, Zeit haben würden, wenn wir wenigstens anderthalb Tage dazu
bestimmten, und am ersten Tage in +Sebnitz+, oder besser in +Neustadt+
übernachteten.

Wir reisen von +Schandau+ entweder durch das Kirnitschthal über die
+Lichtenhainer Mühle+, oder auf der Fahrstraße nach +Ottendorf+.
Wählen wir den letzten Weg. Vom Bade gehen wir am rechten Ufer der
+Kirnitsch+ den, auf die Anhöhe sich windenden Pfad, und verweilen auf
dem +Grauen+, um uns einer ungemein anziehenden Aussicht zu freuen,
die uns das Kirnitschthal mit seinen waldigen Felsenwänden, auf der
jenseitigen Höhe das Dorf +Ostrau+, hinter ihm den +Schrammstein+,
+Falkenstein+, das +Schrammthor+ und die +hohe Liebe+ zeigt. Wir kommen
auf die sogenannte +hohe Straße+, die von +Schandau+ nach +Nixdorf+
in Böhmen führt, und das südlich hervor ragende Felsenland mit seinen
mahlerischen Bergfernen in immer neuen Ansichten zeigt. Bei +Altendorf+
zieht sich links der nächste Weg nach +Neustadt+ über +Ulbersdorf+
und am Fuße des +Ungers+ hinauf. Wir folgen der hohen Straße nach
+Mittelndorf+ und besteigen den seitwärts sich erhebenden runden Hügel,
den +Pfarrberg+, wo wir die reizende Landschaft vom +Buchberge+ bei
Sebnitz bis +Rathen+, vom +Unger+ bis zum +Winterberge+, ein herrliches
Rundgemählde, überschauen. Von Morgen nach Mittag bilden die böhmischen
Gebirge den Hintergrund und von Mittag gegen Abend erhebt sich der
Bergzug vom +Schneeberg+ bis zum +Erzgebirge+. Der Weg zieht sich
ansteigend nach +Lichtenhain+ fort, einem der ältesten Dörfer dieser
Gegend, das auf einer anmuthigen Fläche liegt, wo sich uns ein neuer
wunderschöner Standpunkt darbietet.

Wer von hier die östlich von +Schandau+ liegenden Felsengegenden
besuchen will, geht hinter dem Dorfe den Weg zur +Lichtenhainer Mühle+
hinab, die sehr reizend am Fuße des +Hausberges+ im Kirnitschthale
liegt, und verfolgt den Lauf der +Kirnitsch+, oder bleibt auf der hohen
Straße bis oberhalb +Ottendorf+, wo südlich der Fahrweg in den +großen
Zschand+ und östlich der Weg nach +Saupsdorf+ und +Hinterhermsdorf+
abläuft.

Wir verlassen die hohe Straße unweit +Ottendorf+, und erreichen bald
das Dorf +Hertigswalde+, über welches der


Buchberg

sich erhebt, den wir sogleich besteigen, wenn wir nicht in +Sebnitz+
übernachten, und die erste Morgenstunde auf dem Berge genießen wollen.
Es entzückt uns auf dem Gipfel, 1448 Par. Fuß über dem Meere, eine
der reichsten Aussichten. Wir übersehen die südlichen Felsenzüge,
die böhmischen Gebirge, die sich um den +Rosenberg+ und +Schneeberg+
aufthürmen, und die anstoßenden sächsischen Gebirge, einen großen
Theil des jenseitigen Elbufers bis unterhalb +Dresden+, während
unser Blick nördlich bis +Stolpen+ reicht. Am Fuße des Berges, gegen
Nordost, breiten sich die böhmischen Dörfer +Einsiedel+, +Lobendau+ und
+Hilgersdorf+ in einem schönen Thale aus, über welche der Kirchthurm
von +Hainsbach+ hervor blickt. Die Gebirge von +Arnsdorf+, +Wilthen+
und +Hochkirch+ in der Lausitz schließen den Hintergrund. Gegen
Mitternacht blickt aus einem tiefen Thale, das die +Ruhebänke+, der
+Hufenberg+ und der +Buchberg+ bilden,


Sebnitz

herauf, wohin wir durch eine, an den +Buchberg+ sich lehnende
Gasse hinab steigen. Die Stadt, 3 Stunden von Schandau entfernt,
ist sorbischen Ursprungs der größte Ort im Amte Hohnstein mit 2500
Einwohnern, und eine der bedeutendsten Fabrikstädte des Landes, wo
verschiedene leinene und halbseidene, oder halbbaumwollene, zum Theil
auch gedruckte Gewebe, die sogenannten Sebnitzer Zeuge, verfertigt
werden. In den günstigsten Handelszeiten, als gegen 900 Stühle im Gange
waren, schickte die Stadt ihre Waaren unmittelbar ins Ausland, selbst
nach Amerika, in den neusten Zeiten aber hat sich der Gewerbfleiß,
besonders durch die Thätigkeit des Fabrikeigenthümers Hesse, der mit
glücklichem Erfolge manche neue Gewebe versuchte, wieder sehr gehoben.

Der Fahrweg von +Sebnitz+ nach +Neustadt+ geht über +Schönbach+ und
+Crumhermsdorf+, der weit nähere und angenehmere Fußweg aber läuft
zwischen dem +Finkenberg+ und +Hasenberg+ über die hohen +Ruhebänke+,
eine Hochebene, 1524 Par. Fuß über dem Meere, die uns einen sehr
günstigen Standpunkt zur Uebersicht des südlichen Elbufers darbietet.
Wir lassen den +Unger+, dessen Rücken wir bei dem Gränzdorfe
+Rugiswalde+ nahe sind, seitwärts liegen, und kommen auf einem kurzen
Wege, den der Blick in die nahen Thäler Böhmens erheitert, nach


Neustadt,

einem Städtchen mit ungefähr 2000 Einwohnern, das unter dem
+Hochwalde+, in einem anmuthigen Thale am +Polenzbache+, 4 Meilen von
Dresden und vierthalb Stunden von Schandau entfernt, an der Straße nach
+Schluckenau+ liegt. Die Stadt ist sehr alt, und wurde wahrscheinlich
von dem Rittergeschlecht Berk von Duba, dessen Wappen, zwei kreuzweise
gelegte Eichenäste, sie noch führt, vielleicht im 13ten Jahrhundert
erbaut. Vor dem dreißigjährigen Kriege, der ihr sehr verderblich
wurde, war sie der größte und volkreichste Ort des Amtes Hohnstein.
Leinweberei ist der Haupterwerbzweig des Ortes. Man verfertigt hier
und in der Umgegend ungefähr dieselben Gewebe, die +Sebnitz+ liefert,
und macht davon beträchtlichen Absatz ins Ausland. Der Waarenzug von
+Pirna+ über +Stolpen+ nach +Rumburg+ und der Schleichhandel mit Böhmen
erhöhen die Gewerbsamkeit. Wir haben von hier bis zum


Falkenberg,

einem der höchsten Berge des meißnischen Kreises, an der Gränze
der Lausitz, ungefähr 1 Meile zu wandern. Der Fahrweg geht über
+Berthelsdorf+, +Nieder-Ottendorf+ und das Försterhaus im +Klunker+;
der Fußpfad hingegen läuft seitwärts des erstgenannten Dorfes, längs
dem +Schönbachsberge+. In einem am Wege sich hinab senkenden kleinen
Thale wird Granit gebrochen, und in Säulen, Portalen und ähnlichem
Gebrauche nach dem Winkel bearbeitet und sehr fein geglättet. Die
beßten Arbeiten liefert eine vorzüglich harte, aus bläulich weißem
Feldspath, weißem Quarz und braunschwarzem Glimmer bestehende Art.
Wir setzen den Weg zum Försterhause im +Klunker+ fort, wo wir
Bewirthung und einen Führer finden, und kommen durch einen Theil des
+Putzkauer+ Waldes, in 3 Viertelstunden auf den Gipfel des Berges,
der 1808 Par. Fuß über dem Meere liegt. Der ganze Wald, durch welchen
wir wandern, ist mit Granitblöcken besäet, die zuweilen mit großen
Kuppen und Klippen abwechseln, und hier und da Höhlen bilden, worunter
die Wolfshöhle die größte ist. Gegen den Gipfel ansteigend, findet
man viel Flötzgrünstein, und Grünsteinporphir, der zuweilen die
Magnetnadel in Bewegung setzt. Merkwürdig ist, am westlichen Abhange,
ein durch den Granit setzender, 9 Zoll breiter Gang von basaltischem
+Grünstein+, der in Basalt übergeht. Die Aussicht vom Gipfel ist
unermeßlich. Wir übersehen das weite Gebiet vom +Riesengebirge+ bis zum
+Kolmberge+. Wenden wir uns auf der Abendseite zu einigen Bänken unter
Granittrümmern, so fliegt unser Blick über eine schöne Landschaft in
die Gegend von +Dresden+ bis zum +Kolmberge+, während in Nordwesten
die Berge unter +Königsbrück+ und +Hoyerswerda+ den Gesichtskreis
schließen. Auf der nördlichen Seite sehen wir über eine Waldblöße einen
großen Theil der Oberlausitz von +Camenz+ bis gegen die schlesische
Gränze; am Fuße des Berges liegt das lange Dorf +Neukirch+ in einem
schönen Thale, und +Bauzen+, von zahllosen Dörfern umgeben, breitet
sich in der Ferne aus, welche die Gebirge von +Arnsdorf+ und +Wilthen+
schließen.

Auf der Nordseite des Berges ist altes Gemäuer zu sehen, und auch auf
dem nahen +Ruprechtsberge+ sieht man Trümmer. Die Geschichte weiß zwar
nichts von Burgen auf diesen Höhen, die Sage aber erzählt, von zwei
Brüdern, Valentin und Ruprecht, die einst nach der Theilung ihres
Erbes, des Rittersitzes Neukirch, auf jenen beiden Bergen Schlösser
gebaut, aber bald sich entzweit hätten, worauf nun in einer blutigen
Fehde die Burg auf dem +Falkenberg+ wäre zerstört worden.

Wer von +Bauzen+ in die sächsische Schweiz reiset, wird uns hier
begegnen, wenn er über +Neukirch+ auf den +Falkenberg+ und weiter über
+Neustadt+ und +Hohnstein+ oder über +Sebnitz+ nach +Schandau+ geht.

Wir wenden uns wieder nach +Neustadt+, um den Rückweg anzutreten.
Nehmen wir den Weg über +Hohnstein+, das dritthalb Stunden von hier
entfernt ist, so besteigen wir den +Polenzer-+ oder +Richtersberg+,
der nicht weit von der Stadt rechts an der Straße nach +Hohnstein+
liegt, und freuen uns einer reichen Aussicht über das reizende Thal
von +Neustadt+ und den Felsenzug von +Hinterhermsdorf+ bis zu dem
+Schrammstein+, über welchen die hohen Kuppen des +Rosenbergs+, und
+Winterbergs+ und der +Königstein+ sich erheben, und in der Ferne die
böhmischen Gränzgebirge nach dem Erzgebirge sich ziehen. Haben wir Zeit
uns in +Neustadt+ aufzuhalten, und unsre Reiselinie zu verlängern,
so würde eine Abschweifung in das nahe böhmische Gränzgebiet eine
ungemein belohnende Wanderung sein. Wir kommen durch +Langburkersdorf+,
und wenn wir in 1 Stunde die böhmische Gränze überschritten haben,
besteigen wir den +Raubeberg+, auf dessen Gipfel wir das anmuthige
Thal, durch welches unser Weg gegangen ist, und die heitre Landschaft,
die sich weit ins Gränzland ausbreitet, überschauen. Eine Viertelstunde
weiter südöstlich bei +Neudörfel+, erhebt sich der +Spitzberg+,
auf dessen Kuppe, die ein eisernes Kreuz bezeichnet, der Basalt
säulenförmig zu Tage ausgeht. Bei +Lobendau+, dem ersten Gränzdorfe,
liegt eine Kapelle, die an manchen Festtagen von vielen Wallfahrern
besucht wird. Der Weg zu dem schönen gewerbsamen Dorfe +Hainsbach+, mit
einem Schlosse des Grafen von Salm, zieht sich durch das freundliche
Thal und wir erreichen bald den Porzen, einen mächtigen Basaltberg,
an dessen Fuße der Weg zu dem Städtchen +Schluckenau+ läuft. Wollen
wir die Wanderung durch den einspringenden Winkel Böhmens nach der
Lausitz fortsetzen, so kommen wir über das gewerbfleißige +Rumburg+
und +Ruppersdorf+ nach +Herrnhut+, oder über das schöne +Warnsdorf+
nach +Großschönau+ und +Zittau+, oder über +Georgenthal+ zu den
Trümmern der Burg +Tollenstein+. Die nächste bequeme Straße von
+Schluckenau+ aber nach +Herrnhut+ geht entweder über +Friedersdorf+,
+Kotmanndorf+ und +Strahwalde+, oder auf einem noch geradern, und
mannigfaltig anziehenden Wege über das freundliche böhmische Gränzdorf
+Georgswalde+, in dessen Nähe bei dem sächsischen +Gersdorf+ wir
die Quelle der Spree, den +Spreebrunnen+, besuchen und über das
ansehnliche Weberdorf +Eybau+, eines der größten Dörfer Sachsens.

Es genügt uns, diese weite Abschweifung, wenn auch nur für wenige
Reisende, angedeutet zu haben, und wir kehren nach +Schluckenau+
zurück, um von hier entweder über +Nixdorf+ durch ein anmuthiges Thal
nach +Sebnitz+ zu wandern, oder über +Einsiedel+ oder +Neudörfel+ nach
+Rugiswalde+ zu gehen, wo der


Unger

vor uns liegt, über dessen hohen Gipfel wir den Rückweg nach +Schandau+
machen wollen. Das Prachtgemählde, das hier vor unsern Blicken
aufgerollt liegt, steht an Umfang und Reichthum nur den Aussichten
vom großen +Winterberg+ und +Zschirnstein+ nach. Auf dem nächsten
Standpunkte gegen Mitternacht und Abend ist die Aussicht in die
Gegenden von +Dresden+, +Königsbrück+ und auf die Lausitzer Gebirge
jenseit +Stolpen+, zum Theil durch Bäume verdeckt. Auf der Morgenseite,
am Rande eines Kiefernwäldchens, auf einer mit Granitblöcken bedeckten
Erhöhung, überblicken wir eine Landschaft, welche die Gebirge von
+Zittau+ bis +Altenberg+ in blauer Ferne begränzen. Ueber +Sebnitz+ und
den +Buchberg+ hin, folgt unser Blick dem Bergzuge, den die +Lausche+
bei Zittau, der +Nestelberg+, der +Tanneberg+, der +Kaltenberg+, und
die +Kemnitzer Berge+ bilden. Hinter dem mahlerischen Felsenkranze
von +Hinterhermsdorf+ bis +Schandau+, woran das jenseitige Uferland
sich knüpft, blicken der +Rosenberg+, und aus blauerem Hintergrunde
der +Gräber+ und der +Göltsch+ hervor, und beginnen einen neuen
Gebirgrücken, über welchen wir das Schloß +Blankenstein+ bei Aussig
schimmern sehen. Vom +Schneeberg+ zieht sich eine Bergferne, wo wir das
böhmische Dorf +Schönewalde+, den +Sattelberg+, den +Geiersberg+, und
endlich den +Kahlenberg+ und +Geisingberg+ erblicken. Gehen wir durch
das Gebüsch auf die höchste offene Kuppe des Berges, so schließen sich
auch die östlichen Fernen an das unermeßliche Landschaftbild, und über
dem +Porzen+ sehen wir die +Tafelfichte+, das +Friedländergebirge+ und
einen matten Streif des +Riesengebirges+ dämmern.

Den Berg hinab steigend, kehren wir über +Ulbersdorf+ und +Altendorf+
auf dem bekannten Wege nach +Schandau+ zurück.



IV. Reise in die Felsengegenden, östlich von Schandau, auf die hohe
Liebe, zum Schrammstein, Reischenstein und Falkenstein.


Wir gehen über die +Ostrauer Scheibe+ (s. S. 51.) oder auf dem,
hinter dem Bade am linken Ufer der +Kirnitsch+ am Bergabhange
ansteigenden Wege zu dem Dorfe +Ostrau+. Auf dem Feldwege, im
Angesichte des prächtigen +Schrammsteins+ und des schroff emporragenden
+Falkensteins+, nähern wir uns dem Saume des Waldes, der den, mitten
aus wilden Felsenumgebungen sich erhebenden Berg,


die hohe Liebe

vom Fuße bis zum Gipfel deckt. In einer halben Stunde erreichen wir
auf einem bequemen, selbst fahrbaren Wege die Höhe, wo die steilere
nackte Felsenkuppe, die kaum 30 Schritte lang und äußerst schmal
ist, sich erhebt. Anmuth und Wildheit wechseln mannigfaltig in dem
Gemählde, das sich hier vor uns ausbreitet. Vom +Unger+ senkt sich ein
Bergzug, der sich gegen Abend über +Ostrau+ und +Altendorf+ bis in
das Thal verliert, wo bei heiterm Himmel selbst Dresden sichtbar ist.
Zwischen den Felsen von +Königstein+ und +Rathen+ blicken anmuthige
Landschaftbilder hervor, und ziehen sich im Elbthale hinab bis zu dem
Hintergrunde, den die blauen Höhen des Erzgebirges einschließen. Gegen
Mittag erblicken wir einen Theil des jenseitigen Elbufers, wo Dörfer
und heitere Feldfluren zwischen dunkeln Wäldern lachen, über welchen
der +Zschirnstein+ und +Schneeberg+ hervor ragen. Gegen Morgen blickt
die hohe Spitze des +Rosenberges+ über den Rücken des +Winterberges+,
an dessen Fuße von den +Speichenhörnern+ an, eine furchtbar wilde
Felsenwelt, durch finstere Waldschluchten verbunden, sich ausbreitet.
Am Fuße des Berges liegt eine, von hohen Felsen umschlossene Wildniß,
der +Gemsgarten+, wo man in früherer Zeit schweizerische Gemsen
einheimisch zu machen versuchte, die aber bald über die Felsen
entflohen, bis auf einen Bock, der sich noch lange hier aufhielt.

Wir steigen herab, und wandern, am Fuße des +Falkensteins+ hin, zum
+Zahngrund+, wo der +große Backofen+, ein überhangender, mit starken
Eisenadern durchzogener Sandsteinfelsen, uns anzieht. Der Weg theilt
sich bald in vier Arme, wovon der erste links zur +Heidemühle+ im
Kirnitschthale, der andere zum +Kuhstall+ und in den +großen Zschand+,
der dritte zum +vordern Winkel+ und der vierte durch das +Schrammthor+
nach +Schmilka+ bringt. Wie folgen dem dritten zum


Schrammstein,

einer schroffen Wand, die mit dem anstoßenden Einsprunge, welcher
der +vordere Winkel+ heißt, eine prächtige Felsengruppe bildet. Wie
die Trümmer einer zerstörten Burg, zieht sie sich zu einer, auf der
östlichen Seite angränzenden Wand, auf welcher ein einzelnes Felsenhorn
hervor ragt. Hinter dem +vordern Winkel+ läuft eine Schlucht,
durch welche man auf einem beschwerlichen Pfade die Höhe erreicht;
den +Schrammstein+ selbst aber kann man nur mittels hoher Leitern
ersteigen. Die niedrigern Wände, die von den aus- und einspringenden
Felsen den Nahmen der +drei Winkel+ führen, ziehen sich weiter
südöstlich. Ein steiler Waldweg führt zu dem +mittlern Winkel+, den man
auf eingehauenen Stufen ersteigt. Längs den Wänden des +Gemsgartens+,
und am +Buchhübel+ hin, kommen wir endlich zu dem +hintern Winkel+, wo
die Felsenwand abgeschnitten ist. Auf der Südseite dieser Wand bringt
uns ein schmaler Weg, die +Lehne+, an den Rand eines tiefen Abgrundes,
die +breite Kluft+ genannt. Sehen wir von dem Felsenzuge der +Winkel+
zurück, so kommen wir in die tiefe Kluft des +Falkenheger Grundes+, in
welchen sich ein steiler Pfad senkt, der nach +Schmilka+ hinab führt.
Ein Weg über eine sumpfige Waldebene, bringt uns vom +Falkenheger
Grund+ zu einer tiefen Schlucht, das +Heringsloch+ genannt, in welcher
die +heilige Stiege+ hinab geht, eine Felsentreppe, die gegen Morgen
auf einen, zum +kleinen Winterberg+ führenden Pfad stößt.

Aus dem +Heringsloch+ kommen wir in den +Reischengrund+, der von
ungeheuren Felsen eingeschlossen ist, die bald als kühne Mauern empor
ragen, bald in steilen Klippen aus den dunkeln Waldwipfeln hervor
schauen. Zwei hohe Wände, die sich gegen einander neigen, bilden eine
Wölbung, das +Reischenthor+ genannt, und alsbald stehen wir vor dem


Reischenstein,

oder +Reischenschloß+, einem mächtigen Felsenbau, der sich gegen 300
Fuß hoch erhebt, von Sträuchern begrünt, die aus den Spalten hervor
wachsen. In der Mittagseite führt ein Weg aufwärts, und wir stehen
bald vor einem Spalt, durch welchen wir auf die Höhe des Felsens
klimmen. Auch dieser Felsen war, wie mehre Spuren anzudeuten scheinen,
welche die Ueberlieferung bestätigen, vor Zeiten bewohnt, wenn auch
die Bevestigung nicht aus Mauerwerk, sondern nur aus einem hölzernen
Blockhause bestanden haben mag. Auf der Felsenhöhe öffnet sich uns
gegen Mittag eine reiche Aussicht, die von den Dörfern +Schönau+ und
+Reinhardsdorf+ auf dem jenseitigen Elbufer, über +Königstein+ bis
in die Gegend von Dresden reicht, während gegen Mitternacht und
Morgen eine Felsenwildniß aus der Tiefe herauf blickt. Sind wir vom
+Reischenstein+ herab gestiegen, so suchen wir an der Morgenseite
desselben einen günstigen Standpunkt zur Ansicht der Felsenwände
des +Reischengrundes+, welche, wie wir hier deutlich sehen, in drei
verschieden geschichteten Absätzen aufgethürmt sind. Ein starkes
fünffaches Echo macht diesen Standpunkt doppelt anziehend.

Vom +Reischenstein+ kommt man durch den Felsengrund, die +Gostge+, in
südlicher Richtung an die Elbe. Wir gehen aus diesem Thale rechts durch
den +langen Grund+ zu den +Bierwänden+, einer Felsenreihe, die mit den
+Winkeln+ und der Elbe in gleicher Richtung läuft. Die +Postelwitzer+
Steinbrüche (s. S. 52.) liegen unter diesen hohen, merkwürdig
geschichteten Wänden. Ein vorspringender mächtiger Felsenkegel,
der +Butterweck+, dient den Bewohnern des jenseitigen Elbufers als
Sonnenweiser, da seine Spalten und Ritzen ihnen die Tageszeit anzeigen.

Wie gehen in dem +langen Grunde+ hinab. Am Wege verweilen wir
bei einem großen Sandsteinblocke, der viele Vertiefungen, deren
Ränder meist von Eisen braun gefärbt sind, und auf der Nordseite
eingesprengte Eisennieren hat. Nach einem kurzen Wege erreichen wir die
+Schrammthorwände+, und steigen auf einem Seitenpfade auf den hohen
Rand über den Steinbrüchen, wo eine herrliche Aussicht ins Elbthal uns
überrascht. Wir gehen von hier durch das +Schrammthor+, einen schmalen
Durchgang zwischen hohen Wänden, und stehen bald vor dem


Falkenstein,

welcher, aus ungeheuren Schichten aufgethürmt und abgesondert von den
benachbarten Felsengestalten, empor steigt, und rings umgangen werden
kann. In einem Spalt finden wir Falze und Stufen, welche auf den Gipfel
führen, wo wir Jahrzahlen eingehauen finden, die andeuten, das auch
hier während des dreißigjährigen Kriegs Flüchtlinge Zuflucht gefunden
haben. Gegen Abend öffnet sich eine schöne Aussicht nach +Schandau+ und
+Königstein+.

Wir gehen von hier über +Ostrau+ an die +Kirnitsch+ hinab, oder
durch den +Zahngrund+ nach +Schandau+ zurück, wo wir, wenn wir bei
Tagesanbruch abgereiset sind, in den ersten Nachmittagstunden ankommen.



V. Reise nach dem Arnstein, Kleinstein und Heilenberg.


Wir brauchen, den Rückweg mitgerechnet, zu dieser Wanderung ungefähr
10 Stunden. Es öffnen sich uns verschiedene, gleich angenehme Wege.
Wir können auf der hohen Straße nach +Lichtenhain+ gehen, und von hier
herab zur +Lichtenhainer Mühle+ (s. S. 90.) wo wir mit den Wanderern
zusammen treffen, welche vom +hohlen Stein+ (s. oben S. 56.) aufwärts
an der Kirnitsch zur Mühle gekommen sind. Der Weg läuft von hier über
Wiesen und weiter auf einem, jetzt sehr gangbaren Pfade am Fuße des
hohen +Kühnbergs+ durch ein wildes Thal zu +Keßlers Mühle+. Hier
treffen wir diejenigen Reisenden, die vom +Kuhstall+ über +Reinertshau+
und durch einen Theil des +kleinen Zschands+ kommen, der sich nahe
bei der Mühle öffnet. Gemeinschaftlich setzen wir nun unsre Wanderung
fort, und kommen bald zu einer andern Mühle, wo eine Brücke über
die +Kirnitsch+ in den +großen Zschand+ führt. An dem Bach aufwärts
wandernd, erreichen wir +Neumann’s+ (sonst +Puttrichs+) Mühle, deren
reizende Umgebungen uns einen Augenblick vest halten, ehe wir zur
+Buschmühle+ hinan gehen. Wir finden in einer dieser Mühlen, wenn wir
ausruhen wollen, freundliche und dienstfertige Wirthe, die uns immer
Milch und wohlschmeckende Butter reichen, und zuweilen gar Forellen
auftischen können. Auch werden wir hier gewöhnlich einen Führer finden.

Bei der +Buschmühle+ verlassen wir das Ufer der +Kirnitsch+, und dem
Wege folgend, der am +Ottendorfer Bach+ hinauf führt, kommen wir bald
an den Abhang des Berges, der die steile Felsenkuppe, den


Arnstein

trägt, dessen prächtige, in einer Breite von mehren hundert Ellen sich
hinziehende Wände an ihrem Fuße von vielen Höhlen durchbrochen sind,
welche man, wie es scheint, früher zu Kellern benutzte. In der Mitte
der Felsenwand führen kleine Stufen durch einen engen Spalt auf den
ersten Absatz des Felsens, von hier bringt uns eine hölzerne Treppe auf
den 2ten, dann eine Felsentreppe auf den 3ten und endlich ein enger
Felsenweg auf den letzten Absatz, einen ebenen Platz, wo wir manche
Spuren früherer Ansiedelung sehen. Die merkwürdigste darunter ist ein
vierseitiger, senkrecht in den Felsen gehauener Brunnen, welchen die
Sage bis zur Fläche der +Kirnitsch+ hinab gehen läßt. Einige Landleute,
die vor mehren Jahren den Brunnen von Streu und Schutt bis auf zwanzig
Ellen reinigten, um Schätze zu suchen, sollen mit einer langen Stange,
die sie hinab stießen, keinen Grund gefunden haben. Andre Schatzgräber
gruben an andern Stellen eiserne Pfeile und Bolzen aus. Die Aussicht
von der Kuppe ist auf die nahen Felsenumgebungen beschränkt, da die
umliegenden Höhen den Blick in die Ferne hemmen. Wir steigen auf
demselben Wege hinab, welcher der einzige Zugang auf die Felsenplatte
ist, und westlich an der hohen Wand fortwandernd, erblicken wir
wieder viele Höhlen, worin man gleichfalls Spuren früherer Benutzung
bemerken kann. An der hintersten Seite, wo die Wände sich spalten und
viele eingehauene Falze sichtbar sind, will die Sage den Platz der
ehemahligen Burgkapelle finden. Einer der alten Burgherren, erzählt
die Ueberlieferung, entführte einst ein Fräulein von einem Schlosse in
der Umgegend, und ließ darauf einen Geistlichen mit Gewalt aus seiner
Wohnung in der Nachbarschaft hohlen und auf die Felsenburg bringen, der
ihn hier mit der geraubten Braut trauen mußte, und eine Zeitlang vest
gehalten wurde, um den Gottesdienst zu besorgen. Alles aber, was man
von dieser Felsenburg auf dem +Arnstein+ erzählt, gründet sich bloß auf
dürftige Ueberlieferung, die von den angegebenen Spuren ehemahliger
Ansiedelung nur schwach unterstützt wird, und es möchte wohl nicht
jeder in den Umrissen von drei Blättern mit einer dolchartigen Figur,
die man unten am Fuße der Felsenwand, wo ein Thor gestanden haben
soll, eingehauen sieht, gleich ein altes Wappen erkennen.[10] Bei
aller Unfruchtbarkeit der ältern Geschichte, ist es doch auffallend,
gar keine urkundlichen Spuren von den Burgen zu finden, womit man so
viele Felsen in diesem Gebirglande freigebig bebaut hat. Niemand wird
bei mehren derselben die frühere Bewohnung abläugnen wollen; selbst in
ältern Zeiten aber haben sie kaum lange zu Wohnsitzen, sondern wohl nur
als augenblickliche Zuflucht gedient, und leicht möchten sich in den
meisten Fällen alle Spuren ehemahliger Ansiedelung oder Bevestigung auf
die Zeit zurück führen lassen, wo während des dreißigjährigen Krieges
Flüchtlinge hier Rettung suchten. Aus diesem Umstande, aus dem Mangel
einer alten Geschichte, möchte denn auch der Mangel eigenthümlicher,
das Gebiet der Vorzeit sinnig schmückenden Ueberlieferungen zu erklären
sein. Die Sage wurzelt im Boden der Geschichte. Auch andre Reisende
haben, so viel wir wissen, vergebens nach solchen, +noch unter dem
Volke lebenden+ Sagen geforscht, womit die Fantasie, sollte man meinen,
die wunderbare Felsenwelt hier beleben müßte, wenn diese wirklich
einmahl belebt gewesen wäre. Alles der Art, was man eingesammelt
hat, ist entweder dürftig und ohne heimisches Leben, ohne örtliche
Eigenheit, oder aus neuerer Zeit, z. B. die anziehendste dieser Sagen,
die bekannte Erzählung von dem Ursprung des Nahmens +hohe Liebe+, wie
sie im Munde des Volkes lebt. Wer glücklicher im Sammeln sein sollte,
möge seinen Fund mittheilen.

Auch auf den gegenüber liegenden Felsen, den +Lorenzstein+, wo früher
ein alter Pfeil gefunden wurde, versetzt man eine Burg, deren Bewohner
mit den Rittern auf dem +Arnstein+ in langer Fehde gelebt haben sollen.
Die von dem Felsen getrennte Kuppe von gleicher Höhe, die rechts vom
Eingange sich erhebt, wird gleichfalls zum +Arnstein+ gerechnet, und
das Volk gibt diesen Nahmen der ganzen umliegenden Felsengruppe. Vom
+Arnstein+ führt ein, vor einigen Jahren gebahnter Pfad durch den
waldigen Wiesengrund, den der +Weißbach+ belebt, zu dem


Kleinstein,

in dessen hohen Wänden wir schon vom Thale aus, wo der Weg an seinem
Fuße hinläuft, eine scheinbar unbedeutende Oeffnung erblicken. Hinter
Felsenblöcken zieht sich der Weg auf den Gipfel, und wir treten in die
Oeffnung einer breiten Höhle, die sich zwischen zusammengeschobenen
Sandsteinfelsen spitzig wölbt, und oben einen schmalen Spalt hat. Die
Aussicht aus dem Eingange ist beschränkt, aber die Betrachtung des
wunderbaren Baues dieser Wölbung belohnt den Wanderer.

Wer nicht sogleich den Rückweg antreten will, kann an diese Wanderung
andere Reiselinien knüpfen. Den nächsten Ruheplatz bietet uns
+Saupsdorf+, nur eine halbe Stunde vom +Kleinstein+ entfernt, und von
hier würde man nach +Hinterhermsdorf+ gehen, wenn man die +obere
Schleuse+ an der +Kirnitsch+ besuchen wollte, die wir in der Folge
beschreiben werden. Wollen wir nach +Schandau+ zurückkehren, so
lassen wir uns, wenn geognostische Merkwürdigkeiten uns anziehen,
vom +Kleinstein+, am Abhange des +Hirschwaldes+ hin, durch das
+Kirnitschthal+ auf den +Heilenberg+ führen, aus dessen Sandsteinkuppen
in einem sehr beschränkten Umfange, regelmäßige Basaltsäulen, die
drei-, vier- und fünfseitig und oft 8 bis 10 Fuß lang sind, hervor
brechen, und zum Theil in großen Haufen umher liegen. Das Gestein
ist von grauschwarzer Farbe, und enthält häufig eingesprengte
Magneteisensandkörner, die sich darin rundlich und stark glänzend
zeigen, als ob sie geschmolzen wären. Auf dem Gipfel öffnen sich durch
einige Waldblößen Aussichten in die Nähe und Ferne. Am Fuße des Berges
sehen wir das Mundloch eines alten Stollns, deren man in der Umgegend,
wo früher auf Magneteisenstein gebaut wurde, noch mehre findet.

Sind wir durch das +Kirnitschthal+ hinaufgereiset, so werden wir den
Rückweg über +Ottendorf+, oder über die +Lichtenhainer+ Mühle (s. S.
90.) und die hohe Straße wählen. Wer früh von +Schandau+ aufgebrochen
ist, könnte seine Wanderung verlängern, und sich vom +Heilenberg+ über
die +drei Stege+ zum +Zeughause+ im +großen Zschand+ bringen lassen.
Von hier würde er entweder auf den nächsten Wegen durch +Dietrichs
Grund+ und das +Kirnitschthal+, oder auch am Fuße des +Falkensteins+
(s. S. 103.) nach +Schandau+ gehen, oder sich über den +Roßsteig+,
oder durch die anziehenden +Richters Schlüchte+ -- die wir künftig
besuchen werden -- auf den +großen Winterberg+ führen lassen und von
hier über +Schmilka+, wo die reizend liegende Mühle einen Ruheplatz
darbietet, zurück kehren.


    [10] S. +Götzingers+ Schandau, S. 530.



VI. Reise in den großen Zschand, Hiekels Schlüchte, Richters Schlüchte,
und zurück über den Raubstein und Wildenstein.


Auch zu dieser Wanderung, wenn wir sie nicht an eine Verlängerung der
vorhergehenden Reiselinie knüpfen wollen, brauchen wir ungefähr 10
Stunden. Der Fahrweg in den +großen Zschand+ geht über +Ottendorf+;
den Fußweg über die +Lichtenhainer+ und +Keßlers+ Mühle haben wir auf
einer andern Wanderung (S. 104.) kennen gelernt. Wir wandern vom Bade
an der +Kirnitsch+ hinauf, bis sich, dem Fall des +Beuthenwassers+ (s.
S. 55.) gegenüber, der +Dietrichsgrund+ auf dem linken Ufer öffnet. Wir
folgen diesem Seitenthale, das die Felsen und Höhen durchschneidet,
und bis zum Fuße des +kleinen Winterberges+ sich fortzieht. Hat man
die früher (S. 56.) erwähnte +Höhle+ am +Wildenstein+, die wir auf dem
Rückwege sehen werden, von der +Heidemühle+ aus besucht, so kann man,
wenn man nicht gleich durch den +Habichtsgrund+ (s. S. 59.) weiter
gehen will, auch in den +Dietrichsgrund+ kommen. Aus diesem Thale führt
durch die +nasse Schlüchte+ ein Weg zu den beiden +Speichenhörnern+.
Die höchste dieser Felsengestalten, die wie Burgen empor ragen, heißt
das +vordere Raubschloß+, wo eine Burg gewesen sein soll. Man findet
auch auf dem Gipfel des schwer ersteiglichen Felsens manche Spuren
ehemahliger Bevestigungen und unter andern eine, wie es scheint,
durch Menschenhände erweiterte Höhle, die eine der größten in dieser
Felsengegend ist. Das +Bauerloch+, eine tiefe enge Felsenschlucht,
läuft zwischen dem +Speichenhorn+ und dem +langen Horn+, dessen Wände
in verschiedenen Absätzen sich aufthürmen, von welchen der obere, mit
dem untern nicht verbunden, auf Felsenstücken ruht, und von vielen
Höhlen durchbrochen ist. Von diesem merkwürdigen Felsenbau ist der nahe
+Affenstein+ durch eine Schlucht abgesondert.

Wir können durch das +Bauerloch+ auf einem steilen Pfade in den
+Dietrichsgrund+ zurück kehren, und gehen dann längs dem Fuße des
+kleinen Winterberges+ und unter dem +Raubstein+ weg durch die
+Wieselschlüchte+ in den


großen Zschand,

wo wir im +Zeughause+, einem königlichen Jagdgebäude, Obdach finden.
Das Felsengebiet östlich von +Schandau+ wird in seiner ganzen Breite
von diesem Thale durchschnitten, durch welches die Hauptstraße aus
dem, östlich von +Sebnitz+ liegenden Theil +Böhmens+ über +Ottendorf+
nach +Hirniskretschen+ führt. Auf beiden Seiten des Thales laufen
bis gegen das +Zeughaus+ hohe, in mannigfaltigen Gestalten empor
ragende Felsenwände, die bald mit jungem Gehölz bekleidet, bald mit
Moos, Farrenwedeln, oder wildem Efeu mahlerisch geschmückt, oft
auch von wildem Rosmarin umschlungen sind, dessen würziger Duft den
Wanderer an warmen Sommertagen erquickt. In der Nähe des +Zeughauses+
findet man Magneteisensand, womit der Boden in frühern Zeiten so
reichlich bedeckt war, daß man ihn im Anfange des vorigen Jahrhunderts
bergmännisch gewann. Die Gesellschaft, welche diesen Bau, zugleich
mit dem oben erwähnten Versuchbau am +Heilenberg+, betrieb, hieß die
Granatengewerkschaft, weil man den Eisensand Granaten nannte, und 1723
ward eine Münze von dem gewonnenen Metalle geprägt.

Auf beiden Seiten senken sich von den Höhen Felsenthäler in den +großen
Zschand+ hinab. Wir gehen zuerst längs der östlichen Wand hin, und
kommen in 3 Viertelstunden in


Hiekels Schlüchte,

die sich am Ende der +Thorwalder Wände+ öffnet. Wir steigen hinan
und stehen vor dem Eingange der merkwürdigen +großen Höhle+. Im
Hintergrunde dieser ungeheuren Wölbung quillt aus dem Felsen eine klare
Quelle, die sich erst in einem natürlichen Becken sammelt und dann in
einem verborgenen Abflusse sich verliert.

Wir gehen durch die Schlucht in den +Zschand+ zurück, und erreichen
nach einer Viertelstunde die, an der westlichen Wand des +Zschands+
sich öffnende +Webers Schlüchte+, die sich, von üppigem Pflanzenwuchse
begrünt, an den +Polischhörnern+ zwischen prächtig empor steigenden
Felsenwänden breit hinan zieht. Wer dem Zuge dieses Thales folgen
will, kann über den +Jordan+ (s. S. 64-65) bald zum +Prebischthor+
kommen, oder über den Schlüssel gerade nach +Hirniskretschen+ hinab
gehen. Wir kehren in den +Zschand+ zurück, und stehen bald vor dem
Eingange eines andern Felsenthales,


Richters Schlüchte

genannt, das gleichfalls aus der westlichen Wand hinab fällt. Dieses
mahlerische Thal verdient vor allen einen Besuch. In wunderbaren
Gestalten erheben sich die Sandsteinfelsen auf beiden Seiten, bald
wie die Mauern alter Burgen, bald wie Basteien und Thürme aus den
Waldwipfeln hervor ragend, bis wir endlich, am Ausgange der Schlucht,
unter dunkeln Schatten vor einem Felsenbau stehen, dessen Wände,
prächtigen Tempeltrümmern ähnlich, über 100 Fuß hoch aufsteigen, und
in einer kühnen Wölbung sich schließen. Von diesem Dom fällt immer
Wasser in großen Tropfen an der hintern Wand in eine, von Felsenblöcken
verdeckte Tiefe hinab, das im Frühlinge, oder nach langer Regenzeit
zu einem rauschenden Fall anschwillt. Nicht weit von diesem Felsen,
welchen man den +Tempel in Richters Schlüchte+ nennt, führt ein, zum
Theil steiler Pfad in 3 Viertelstunden auf den +großen Winterberg+,
und links ein südwestlich laufender Weg in ungefähr gleicher Zeit zum
+Prebischthor+.

Wir kehren wieder in den +großen Zschand+ zurück und wandern längs
der westlichen Wand zum +Zeughause+ hinauf. In der Nähe des Hauses,
an einer vom +Heilenberg+ abfallenden Schlucht, erhebt sich der
schroffe +Teichstein+, der seinen Nahmen von einem nahen Teiche hat,
wo in frühern Zeiten große Wasserschlangen lebten. An der jenseitigen
Thalwand hinter dem Jagdhause läuft durch eine, sich hier öffnende
Schlucht der +Roßsteig+ hinan, ein enger steiler Felsenweg, der uns zu
dem, an der +Pechschlüchte+ emporragenden +Goldstein+ führt, dessen
schroffe Wände gelbes Moos bekleidet. Von der Höhe blicken wir über die
vorliegenden Felsenthäler in die Gegend von +Hinterhermsdorf+, über
welche die sächsischen und böhmischen Gränzgebirge und der Bergzug
des fernen Hintergrundes hervor ragen. Der +Roßsteig+ führt weiter in
südwestlicher Richtung über den +Lehmhübel+ zum +großen Winterberge+,
und über den +Schlüssel+ zum +Prebischthor+. Wir aber folgen einem
rechts ablaufenden Pfade, der uns zu den +Bärfangwänden+ führt, wo wir
in eine, dem +Kuhstall+ ähnliche Höhle treten. Ein steiler Pfad läuft
hier in die +nasse Schlüchte+ hinab, und wo diese in den +kleinen
Zschand+ fällt, sehen wie eine +Pechhütte+ dampfen.

Unweit der +Bärfangwände+, nahe an der +Queene+, erhebt sich auf einem
hohen Berge der


Raubstein,

ein mächtiger Sandsteinfelsen, durch dessen Wölbungen und gespaltene
Wände der beschwerliche Weg auf den Gipfel führt, wo sich manche Spuren
ehemahliger Bewohnung, ein Wasserbehältniß, Keller und altes Gemäuer
finden und eine belohnende Aussicht über die umliegende Felsenwildniß
sich öffnet.

Wir gehen in den +Habichtsgrund+ (s. S. 59 und 109.) hinab und folgen
dem Pfad, der uns zum


Wildenstein

hinan führt, wo wir am Fuße des Felsens den Eingang einer tief
einlaufenden finstern Höhle erblicken. Auf der Kuppe öffnet sich
eine reiche Aussicht auf den prächtigen Felsenkranz, der sich über
dem, das Thal bedeckenden dunkeln +Wildensteiner Walde+ vom +kleinen
Winterberge+ bis zu dem +langen Horn+, dem +Affenstein+ und den
+Speichenhörnern+ ausdehnt. Der +Schrammstein+, der +Falkenstein+ und
die +hohe Liebe+ blicken hinter dem +Affenstein+ hervor, und in der
Ferne sieht man den +Papststein+ und die +Bärsteine+, während sich auf
der nördlichen Höhe die Dörfer an der hohen Straße bis +Lichtenhain+
zeigen. Zwischen dem +Winterberge+ und dem +Kuhstallfelsen+ entdecken
wir gegen Morgen den +Lorenzstein+, den +Raubstein+ und den +Arnstein+
und im Hintergrunde die +Thorwalder Wände+. Man hat auch auf diese
Felsenkuppe eine Burg versetzen und darin das gleichnahmige Schloß
finden wollen, dessen eine Urkunde aus dem 15ten Jahrhundert gedenkt,
obgleich sich auf dem Gipfel nicht die mindeste Spur ehemahliger
Bewohnung findet.

In einer Viertelstunde kommen wir vom +Wildenstein+ zur +Heidemühle+
(s. S. 55.) und wandern an der +Kirnitsch+ nach +Schandau+ hinab.



VII. Reise über Hinterhermsdorf zur obern Schleuse, und zu den
Thorwalder Wänden.


Diese Wanderung wird, den Rückweg nach +Schandau+ mitgerechnet, zwar
nicht mehr als eine Tagereise fodern, da sich aber auch hier manche
Versuchungen zu anziehenden Abschweifungen darbieten, so werden wir
uns freilich einen erhöhten Genuß und mehr Bequemlichkeit bereiten,
wenn wir längere Zeit dazu bestimmen, und wenigstens am ersten Tage
den vierstündigen Weg von +Schandau+ nach +Hinterhermsdorf+ zurück
legen. Wir gehen am bequemsten auf der hohen Straße bis +Lichtenhain+,
und von hier über +Ottendorf+ nach +Saupsdorf+, wo es ansehnliche
Garnbleichen gibt. Auf dem nahen +Wachberge+ ladet ein freundliches
Obdach zum Verweilen ein, und wir genießen die reiche Aussicht über das
ganze Felsengebiet von den +Thorwalder Wänden+ bis zum +Schrammstein+.
Der +Winterberg+ und die nahen und fernen Gebirge Böhmens steigen im
Hintergrunde empor, während unser Auge gegen Abend dem Zuge der Berge
und Thäler bis in die blaue Ferne folgt, wo wir bei hellem Himmel
selbst Dresden sehen. Auf einem anmuthigen Wege, den die Aussicht in
eine schöne Bergferne erheitert, kommen wir in 1 Stunde nach


Hinterhermsdorf,

einem ansehnlichen und gewerbsamen Dorfe, wo wir im Lehngerichte gute
Bewirthung finden. Gegen Mitternacht, eine halbe Stunde vom Dorfe,
erhebt sich der +Weifberg+, und eine Viertelstunde weiter, jenseit
der böhmischen Gränze, der höhere +Hantschberg+, an dessen Fuße das
schöne und gewerbsame Dorf +Nixdorf+ sich ausbreitet. Wie besteigen
beide Berge, oder wenigstens den +Hantschberg+, wo ein herrliches
Landschaftbild vor uns liegt, das an die Aussicht vom +Winterberge+
erinnert. Wollen wir die Wanderung zur +obern Schleuse+ auf einem
angenehmen Umwege machen, so gehen wir von +Hinterhermsdorf+ in
östlicher Richtung an den +Steinbergen+ bis zur +Heidelbachmühle+.
Unterhalb dieser Mühle fließt der +Heidelbach+ in die +Kirnitsch+,
die nun, ungefähr 1 Meile weit, die Gränze zwischen Sachsen und
Böhmen bildet. Wir werden den Weg durch das ungemein reizende Thal,
in welchem die +Kirnitsch+ von dem böhmischen Städtchen +Schönlinde+
hinab fließt, künftig kennen lernen, und gehen vom Ausfluße des
+Heidelbachs+, wo die +Mittelmühle+ unter einer Berghöhe, +Toffel im
Fleckel+ genannt, jenseit der +Kirnitsch+ im böhmischen Gebiete liegt,
auf einem anmuthigen Wege zur +Niedermühle+. Längs dem rauschenden
Bache kommen wir bald zu +Reißers Höhle+, die uns unter einem
hohen, weit überhangenden Felsen einen kühlen Ruheplatz darbietet.
Wir verlassen hier das Ufer des Baches, steigen in +Reißers Grund+
zu den Steinbrüchen hinan, die einen harten und feinen Sandstein
liefern, und kommen über den +Hauberg+ zum +Schleusenberg+. Wer den
beschriebenen Umweg nicht machen will, geht von +Hinterhermsdorf+ auf
einem weit nähern und bequemen, im Jahre 1820 geebneten Wege über die
+Grünstelle+, einen hohen Felsen, wo wir das gebirgige Gränzgebiet
Böhmens überschauen, zum +Schleusenberg+, unter welchem die


obere Schleuse

liegt. Ein steiler Pfad führt von dem hohen Bergrande in diesen
Felsenspalt, dessen schroffe Wände mit Farrenwedeln, Moosen und
vielfarbigen Flechten bekleidet, über 300 Fuß hinab stürzen. Die
+Kirnitsch+ rauscht ungestüm durch ihr enges Felsenbett über die,
im Jahre 1816 von dem Floßmeister Hering in Schandau neu gebaute
Schleuse, und läßt hier, wo die schroffen Wände, der Krümmung des
Baches folgend, den finstern Schlund ganz zu verschließen scheinen, nur
einen schmalen Uferrand, auf welchem ein Hüttchen für die Floßarbeiter
an den Felsen sich lehnt. Die Wände rücken oben so nahe zusammen, daß
nur ein schmaler Streif des Himmelslichts den furchtbaren Abgrund
erhellet. Diese Schleuse ward, nebst einer andern unter dem +hohen
Holzig+, östlich von den +Thorwalder Wänden+, zuerst im Anfange des
17ten Jahrhunderts für die, im 16ten Jahrhunderte angelegte, wichtige
+Kirnitschflöße+ erbaut. Die Arbeiten des Flößens fangen im Herbst an.
Das Scheitholz wird während des Winters an den Bach, oder auf hohe
Uferränder gefahren, wo es hinab gestürzt werden kann. Solche Stellen,
die aus einem Kanal von Stangenholz bestehen, nennt man +Bloßen+, oder
+Huschen+. Können die Schlitten der Landleute, wie es gewöhnlich der
Fall ist, das gefällte Holz nicht weiter als auf Höhen bringen, die
von den Uferwänden der +Kirnitsch+ durch Felsenschluchten getrennt
sind, so werfen die Floßknechte über die Klüfte große Baumstämme, die
mit kleinern Stämmen und vielen Zweigen belegt werden, und über diese
kühnen Brücken schaffen sie das Holz auf Schlitten an die Bloßen. Die
herabgestürzten Scheite bilden am Bache einen hohen Haufen, der im
Winter vest friert, und im nächsten Frühlinge von den Floßknechten
in den angeschwollenen Bach hinab gestürzt wird, der das Holz nach
+Schandau+ trägt.

Wir steigen wieder auf den +Schleusenberg+, und kommen vom nahen
+Seufzengründel+ -- wo wir im Sandboden viele Mineralien, z. B.
braunen kristallisirten Hyacinth, Augit, selten nur edlen Granat,
aber Magneteisensand in großer Menge finden -- in einer halben Stunde
zum großen +Darnstein+, an dessen Fuße, jenseit der +Kirnitsch+,
ein böhmisches Wirthshaus liegt. Hier zieht sich durch einen langen
und engen Grund, +Kühzahl am Hühnerkropf+ genannt, und durch den
+Höllengrund+ eine Felsenstraße von +Hinterhermsdorf+, auf welcher
Möllendorf im Julius 1778 einen Heerhaufen mit Geschütz nach Böhmen
führte. Wir verlassen nun bald das Ufer der +Kirnitsch+, die bei
der vorspringenden Höhe, das +Kirnitschhorn+ genannt, ihren Lauf
nördlich richtet, und gehen abwärts in den +Ziegengrund+, welcher die
Landesgränze bildet, und auf der böhmischen Seite von wunderbaren
Felsenbildungen eingeschlossen ist. In einem großen Steine ist das Bild
eines Luchses ausgehauen, zum Andenken, daß hier im Jahre 1743 das
letzte der Raubthiere, die einst in diesen Felsenwildnissen wohnten,
durch einen Selbstschuß erlegt wurde. Nach einer halben Stunde kommen
wir zu dem +Altarstein+, wo die eingehauenen Jahrzahlen 1639 und 1640
die Ueberlieferung bestätigen, daß die, den Kriegsgräueln entflohenen
Landleute sich hier zu Andachtübungen versammelt haben. Wir nähern uns
nun der mächtigen Felsengruppe der


Thorwalder Wände,

auf deren Höhen uns ein beschwerlicher und für furchtsame, oder
unvorsichtige Wanderer zuweilen gefahrvoller Weg über den +Hänelsberg+
bringt. Die Aussicht über die Wildniß, die uns hier in prächtigen,
einen weiten Halbkreis einschließenden Felsengestalten umgibt, ist
überraschend, und zeigt uns eines der großartigsten Naturbilder, welche
das Hochland darbietet.

Wir können auch von hier, aber gleichfalls nur auf sehr beschwerlichen
Pfaden, über die +Daunenstellge+ zur Höhle in +Hiekels Schlüchte+ (s.
S. 111.) kommen.

Den größten Theil des beschriebenen Felsengebiets kann man auch zu
Wagen bereisen, wenn man von +Schandau+ nach +Hinterhermsdorf+ fährt,
und während man über die +Grünstelle+ zur +obern Schleuse+ wandert,
den Wagen durch den +Höllengrund+ in den +Ziegengrund+ fahren und
dann im +Zeughause+ (s. S. 110.) warten läßt, wofern man etwa +Hiekels
Schlüchte+, oder +Richters Schlüchte+ besuchen will. Mit dieser
Reise würde sich dann von hier aus (s. S. 112.) der Besuch des
+Prebischthores+, dem man auf keinem andern Fahrwege so nahe kommen
kann, verbinden lassen. Vom +Zeughause+ wird man auf dem bekannten
Fahrwege (s. S. 109.) nach +Schandau+ zurück kehren. Wir aber endigen
unsere Tagereise auf einem nähern und angenehmern Wege, wenn wir durch
den +Prebischgrund+ (s. S. 66.) nach +Hirniskretschen+ wandern, wo
eine Gondel uns aufnimmt, wenn wir nicht etwa von hier nach +Tetschen+
reisen, oder unsre Wanderung auf das jenseitige Elbufer antreten wollen.



VIII. Reise nach dem Zschirnstein.


Die Wanderung durch die reizenden Gegenden auf dem südwestlichen Ufer
der Elbe wird am beßten auch von +Schandau+ aus gemacht. Wir fahren
nach +Krippen+ über, und wenn wir zunächst den +Zschirnstein+ besuchen
wollen, wenden wir uns hinter dem Lehngerichte auf den Kirchweg nach
+Reinhardsdorf+, wo wir uns der schönsten Ansicht des Elbthales bei
+Schandau+ und der anmuthigen umliegenden Landschaft erfreuen.

Wir aber folgen zuerst dem Wiesenpfade, der uns von +Krippen+
längs der Elbe in einer Stunde zur +Hirschmühle+ führt, die am
Ausflusse des +Zschiepbaches+ unter einem überhangenden Felsen den
+Schrammsteinwänden+ gegenüber liegt. Ein Fußweg hinter der Mühle
bringt uns zur +Hundskirche+ und am Mühlbach hinauf, der in vielen
Fällen im Thale hinab stürzt, nach +Schönau+. Unter diesem Dorfe liegen
an der Elbe die +Teichsteinbrüche+, und nicht weit davon kommen wir zu
der +Zschiepmühle+, der letzten Wohnung auf sächsischem Boden. Bei
+Schönau+ erhebt sich der +Kahlstein+ (gewöhnlich +Gallstein+), oder
+Kronenberg+, ein Sandsteinfelsen, auf dessen Gipfel wir ein reiches
Landschaftbild überschauen, worin besonders der +Winterberg+ in seinen
großartigen Umrissen hervortritt. Südwestlich liegt der +Zirkelstein+,
der aus unzähligen, in zwei Absätzen aufgethürmten Schichten besteht,
wovon die unterste so weit vorspringt, daß man den ganzen Felsen
umgehen kann. Durch eine enge Schlucht ersteigen wir den Gipfel, wo
wir fast dieselbe Landschaft überschauen, die wir vom +Kahlstein+
erblickten, aber die Gegend um den +Rosenberg+ näher sehen. Am Fuße des
Felsens sieht man viele Fuchs- und Dachshöhlen, die in weiten Irrgängen
durch den Felsen zu laufen scheinen. Vor mehren Jahren folgte ein Hund
einem Dachse in eine dieser Oeffnungen, und kam zur Verwunderung seines
Herrn, des Bezirkförsters, erst am neunten Tage heraus.

Wer auf der oben angedeuteten Abschweifung, die über 3 Stunden Zeit
fodern würde, uns nicht begleiten kann, weil er wenigstens in den
Morgenstunden auf den


Zschirnstein

steigen will, wird gleich von +Reinhardsdorf+ die Wanderung antreten,
sei es, daß er von +Schandau+ mit Tagesanbruche abgereiset ist, oder
die Nacht im Dorfe zugebracht hat, um das herrliche Schauspiel der
aufgehenden Sonne auf dem Berge zu genießen. Man kann von hier fast bis
auf den Gipfel des Berges fahren, während von andern Seiten der Weg
steil und beschwerlich ist. In einer Stunde ist die Höhe erstiegen,
die nach neuen barometrischen Messungen 1761 Par. Fuß über dem Meere
liegt. Aus dem Schatten des Waldes tretend, der uns bis zum Gipfel
begleitet, überschauen wir das reiche Gemählde, das zu den herrlichsten
gehört, welche das Bergland uns darbietet, und selbst die Aussicht
vom +Winterberge+ an Umfang übertrifft, da hier unserm Blicke weit
weniger verdeckt wird. Vom fernen +Schneeberge+ breitet sich eine
Waldlandschaft bis zum Thal der Elbe aus, deren Lauf eine Sandsteinwand
bezeichnet, während der Spiegel des Stromes, dessen Windungen wir vom
Gipfel des +Winterberges+ verfolgen können, hier nur zuweilen aus dem
Dunkel des Waldes hervor blickt. Der +Schneeberg+ deckt uns nur einen
Theil Böhmens, aber eine unermeßliche Landschaft liegt vor uns, die
von +Lowositz+ bis zum +Riesengebirge+ sich ausbreitet, wovon wir in
blauer Ferne das +große Rad+, oder wie Andre glauben, die +Schneekoppe+
dämmern sehen. Aus dem böhmischen Mittelgebirge heben sich deutlich
der +Kletscher+ und die +Paszokopole+. Seitwärts vom +Rosenberge+
blickt der +Schloßberg+ bei dem böhmischen +Kemnitz+ mit den Trümmern
seiner Burg hervor, und der +Jeschkenberg+ aus dem Nebel der Ferne.
Ueber dem Buchenkranz des +Winterbergs+ ragen die +Zittauer+ Gebirge,
der +Hochwald+, der +Oderwitzer Spitzberg+, die +Landeskrone+ bei
+Görlitz+ und die +Tafelfichte+ hervor. Steigen wir auf das +Rabenbad+,
einen von der Bergkuppe sich erhebenden Felsen, so erweitert sich
die Aussicht, und von dem, in Norden aufsteigenden +Falkenberge+
zieht sich eine Bergferne über die Höhen um +Königsbrück+, +Meißen+,
+Kesselsdorf+, +Kreischa+ und über den +Kahlenberg+ und +Geiersberg+
bis zum +Schneeberge+, während die nähern Berge und Thäler von
+Stolpen+, +Hohnstein+, +Lohmen+, +Königstein+ und +Pirna+ sich zu dem
breiten, heitern Thale senken, worin unser Auge, hier und da von einem
glänzenden Bogen der Elbe geleitet, +Pillnitz+, +Dresden+ und die nach
+Meißen+ sich ziehenden Rebengebirge erblickt, und bei heiterm Himmel
selbst den +Colmberg+ bei Oschatz dämmern sieht.

Der +Zschirnstein+ ist aus Sandsteinblöcken zusammengesetzt. Am
Fuße des Berges, und noch häufiger auf der mitternächtlichen Seite
desselben, nach dem +kleinen Zschirnstein+ hinab, findet man häufig
säulenförmige Basaltgeschiebe. Ein Lager von Brauneisenstein, der
früher bergmännisch gewonnen wurde, unterbricht den Basaltzug. Auch der
letztgenannte Berg, den vom +großen Zschirnstein+ ein Thal trennt, ist
mit Basalttrümmern bedeckt.

Wer vom +Zschirnstein+ aus, die Wanderung zum +Schneeberge+ machen
will, läßt sich über +Kleingießhübel+, das am Fuße des Berges mitten
im Walde liegt, nach +Cunnersdorf+ bringen, wer aber nach +Schandau+
zurück kehren will, geht wieder nach +Reinhardsdorf+ und +Krippen+.
Haben wir den Morgen auf dem Berge genossen, so werden uns einige
Vormittagstunden übrig bleiben, unsre Wanderung zu verlängern. Es
winken uns in der Nähe drei mächtige, schroff ansteigende Felsen, der
+Hennersdorfer Stein+, der +Papststein+ und der +Gorischstein+. Wir
gehen von +Krippen+ über den +Hofeberg+ nach +Kleinhennersdorf+ und von
hier nach +Papstdorf+, dessen freundliche Kirche abgesondert vom Dorfe
und weithin sichtbar auf der Berghöhe liegt. Wir besteigen von hier den
+Papststein+ auf einem ziemlich steilen Pfade, um uns einer belohnenden
Aussicht zu erfreuen. Wir sehen über +Pillnitz+ nach +Dresden+. Die
Felsen von +Rathen+ erheben sich am jenseitigen Ufer, +Hohnstein+
blickt aus der Ferne hervor und im höhern Hintergrunde +Stolpen+ auf
seiner Basaltkuppe. Auf dem Wege vom +Papststein+ zum +Gorischstein+
verweilen wir unweit der Weinberge, wo sich uns eine herrliche Aussicht
auf die Felsenwelt von +Schandau+ öffnet, über welche die Gebirge
der Oberlausitz in dämmernder Ferne sich erheben. Der +Gorischstein+
ist schwer zu ersteigen. Am Abhange der östlichen Felsenwand stehen
mehre Felsen so gegen einander, daß sie eine hohe Pforte bilden,
wovon eine Wand auf einem natürlichen Pfeiler ruht. Man nennt sie den
+Brömmerstall+, weil die Hirsche zur Brunftzeit hier wechseln, und sich
einen Pfad rings um den Pfeiler gebahnt haben. Spuren von Steinkohlen
im Sandstein gaben um die Mitte des vorigen Jahrhunderts zu einem
Versuchbau Anlaß. Es ist noch das Mundloch eines Stollns am Fuße des
Berges davon übrig. Durch den Sandstein streicht eine thonige Masse,
die der Walkererde nicht unähnlich gewesen sein soll, so wie man auch
eine der lemnischen Erde ähnliche Thonart gefunden haben will.

Wie gehen vom Fuße des Berges durch den +Rietschgrund+ an das Elbufer
zurück und folgen dem anmuthigen Pfade, der uns in kurzer Zeit zu der
Schandauer Fähre bringt.



IX. Reise nach dem Schneeberg und in den Bieler Grund.


Wir brauchen mit dem Rückwege nach +Schandau+ 10 Stunden zu dieser
Wanderung, und gehen auf dem nächsten Wege über +Klein-Hennersdorf+
nach +Cunnersdorf+, das in einem angenehmen Thale liegt. Die Straße
von Dresden und Königstein nach +Schneeberg+ und +Tetschen+ geht durch
das Dorf. Wir folgen dem Waldwege am Rande eines tiefen Grundes, in
welchem der +Fuchsbach+ hinab fließt, der durch +Cunnersdorf+ läuft und
am Fuße des +Quirls+ mit der +Biela+ sich vereinigt. Der +Katzstein+
und der +Rothstein+, beide leicht ersteiglich, ragen rechts am Wege
aus dem Walde hervor. Nach einer Stunde sind wir in +Rosenthal+, wenn
wir nicht, ehe wir in’s Dorf kommen, vom Waldwege links abweichend,
eine offene, von zwei Linden beschattete Höhe besteigen wollen, wo uns
eine weite und reizende Aussicht überrascht. In den umher liegenden
Sandsteinblöcken findet man viele schöne Versteinerungen.

Nach einem kurzen Wege über Felder und Wiesen, umfängt uns bald wieder
ein dunkler Wald, und nach einer Stunde erreichen wir das böhmische
Gränzdorf


Schneeberg,

das am Fuße des gleichnahmigen Berges liegt. Bei dem östreichischen
Zolleinnehmer hohlen wir die Erlaubniß, den Berg zu besteigen, und
in einer halben Stunde sind wir auf der Kuppe, die nach neuern
barometrischen Messungen 2240 Par. Fuß über das Meer sich erhebt.
Auf dem Standpunkte gegen Abend liegt das Gelände vor uns, das der
Gebirgkranz umfaßt, der sich vom +Falkenberg+ bis zum +Sattelberg+
ausdehnt, und unser Auge fliegt von diesem Gränzpunkte bis zum
+Kolmberge+ und zu den Gebirgen bei +Großenhain+, und von den Anhöhen
um +Meißen+ bis zu den +Annaberger+ Gebirgen und zum +Fichtelberg+.
Noch weiter ist die Aussicht in der Nähe des Telegraphen. Wir sehen vom
Erzgebirge bis zum Riesengebirge und über +Tetschen+ bis zum +weißen
Berge+ bei Prag, während im Mittelgrund das reizende Uferland der Elbe
sich ausbreitet.

Von dem +Schneeberge+, der den Mittelpunkt des Berglandes auf dem
linken oder südöstlichen Elbufer bildet, ziehen sich fast nach allen
Richtungen Gebirgstrahlen, von welchen der westwärts längs der Gränze
hinab laufende durch einen breiten Gebirgsattel bei +Höllendorf+ mit
dem Sattelberge, dem Endpunkte des Erzgebirges, verbunden wird. Es
kommt hier die seltene Erscheinung vor, daß sich von derselben Höhe die
Bäche nach Mitternacht, Morgen und Mittag in denselben Fluß ergießen.

Wir gehen über die Gränze zurück, und in den


Bielergrund

hinab, der unter dem +Schneeberge+, bei dem böhmischen Dorfe +Eiland+
anfängt und von dem, am Abhange jenes Berges entspringenden +Bielbach+
durchflossen wird. Das mahlerische Thal zieht sich unter den
mannigfaltigsten Abwechselungen bis gegen +Königstein+ hinab, wo der
Bach in die Elbe fällt. Bald nach dem Eintritte in das Thal, stehen
wir vor der Oeffnung einer finstern Höhle, die über 60 Fuß tief in
das Innere des Felsens sich zieht, wo sie zu einem breiten Gewölbe
sich erweitert, das im dreißigjährigen Kriege den Geflüchteten Schutz
gewährte, und daher das +Schwedenloch+ genannt wird. Bei der ersten
Mühle, +Ehrlichsmühle+, erweitert sich das Thal; der Wald weicht von
den heitern Wiesenufern des Baches zurück, der auf beiden Seiten von
den seltsamsten Felsengestalten eingeschlossen ist, welche diesem
Thale ganz eigne Reize geben. Auf der Mittagseite erhebt sich eine
ersteigliche Felsenkuppe, der +Kanzelstein+, wo zu der Zeit, als die
Hammerwerke in diesem Thale betrieben wurden, ein Prediger zuweilen
zu seinen unten versammelten Zuhörern gesprochen haben soll. Nicht
weit von hier sehen wir die Trümmer eines Hammerwerkes, deren es vor
der Mitte des 18ten Jahrhunderts hier mehre gab, die das Eisen aus
+Gießhübel+ erhielten. Die nahe +Oberhüttenmühle+ in einer ungemein
reizenden Lage, gewährt uns einen Ruheplatz und Bewirthung.

Wollen wir nach +Schandau+ zurück kehren, so folgen wir dem Laufe des
Baches bis zu dem Dörfchen, die +Hütten+, das am Fuße des +Königsteins+
in einem anmuthigen Thale, dem +Hüttengrunde+ liegt, der von den
zahlreichen Eisenhämmern, die hier vor Zeiten im Gange waren, den
Nahmen erhielt. Wir wenden uns hier zu dem +Quirl+, einem Felsenberge,
an dessen Fuß auf der Abendseite eine sehr tiefe und breite Höhle, der
+Diebskeller+, sich öffnet und uns einen kühlen Ruheplatz bietet, wo
wir an heiteren Tagen eine schöne Ansicht des nahen +Königsteins+ und
des +Liliensteins+ haben. Auch die Aussicht vom Gipfel des Berges ist
anziehend. Oestlich vom +Quirl+ erhebt sich nahe bei +Pfaffendorf+ der
+Pfaffenstein+, ein waldiger Felsenberg, an dessen Morgenseite der
+Jungfernstein+ empor ragt, dem die Sage eine abenteuerliche Entstehung
gibt. Eine Mutter, erzählt sie, schickte am Sonntage ihre Tochter in
die Kirche, das Mädchen aber ging auf den Pfaffenstein, um Heidelbeeren
zu suchen, wo die Mutter sie endlich fand und in der Aufwallung des
Zornes wünschte, die Ungehorsame möchte zu Stein werden, worauf denn
alsbald die Jungfrau in einen schlanken Felsenkegel verwandelt wurde.
Von hier führt der Weg am Fuße des +Gorischsteins+ (s. S. 124.) an das
Ufer der Elbe.

Auch hier aber werden wir uns leicht zu einer Abschweifung verleiten
lassen, wozu die westlich nach der +Gottleube+ sich hinziehende Gegend
uns einladet. Wir verlassen alsdann den +Bielergrund+ und ersteigen
unweit des +Kanzelsteins+ den westlichen Thalrand. Auf einem Waldwege
und durch den +hohlen Stein+, einen ausgehauenen Felsenweg, kommen
wir bald nach +Markersbach+, das am +Schwarzbach+ in einem tiefen
Thale liegt, und einst einen, vor beinahe zwanzig Jahren eingegangenen
Eisenhammer hatte. Ungefähr eine halbe Stunde von dem Dorfe erhebt sich
der +Hartstein+, auf dessen Gipfel wir das schon von manchen andern
Standpunkten gesehene Landschaftbild gern noch einmahl betrachten. In
dem großen Halbkreise, der sich von +Hohnstein+ und +Stolpen+ über
die Gebirge bei +Königsbrück+ und die Anhöhen um +Meißen+ bis zum
+Geisingberg+ und +Sattelberg+ zieht, hebt sich besonders der Zug des
Rebengebirges von +Pillnitz+ bis +Meißen+ hervor. Gegen Südwest sehen
wir die nahen Gränzdörfer +Höllendorf+ und +Peterswalde+, durch welche
die Straße von Dresden nach +Teplitz+, +Karlsbad+ und +Prag+ läuft.

Wir sind hier an der früher (s. S. 7.) angedeuteten Gränze, wo das
vorherrschende Sandsteingebirge mit einer andern Gebirgart wechselt.
Der südliche Abhang des Erzgebirges zwischen der Freiberger Mulde und
der Elbe, den wir hier berühren, besteht größtentheils aus Gneis, der
auf Granit liegt. Die Umgegend war im August und September 1813 der
Schauplatz vieler blutiger Gefechte. Wer nicht durch den anmuthigen
+Oelsengrund+ zu dem Städtchen +Gottleube+ wandern will, folgt
vielleicht der Landstraße, die nach +Gießhübel+ führt. Die kräftige,
schon in frühern Zeiten viel besuchte Heilquelle dieses Städtchens, das
in einem sehr anmuthigen Thale liegt, ist seit 1822 neu gefaßt worden,
und überhaupt hat der jetzige Besitzer bei der neuen Einrichtung
des Bades und der Verschönerung der Umgebungen so viel Sorgfalt
und Geschmack gezeigt, daß der Aufenthalt für die Kranken, die hier
Heilung suchen, und für Naturfreunde neue Annehmlichkeiten erhalten
hat. Es gibt in der Nähe mehre ausgezeichnet schöne Gegenden, die
eines Besuches werth sind, i. B. der +Felsberg+, der +Hohenstein+,
der +Jagdstein+, die theils durch reizende Aussichten, theils durch
mahlerische Felsenbildungen anziehen. Wir begnügen uns mit diesen
Andeutungen[11], und treten den Rückweg an. Folgen wir dem Laufe der
+Gottleube+, so kommen wir in die +Zwiesel+, wo eine Mühle und einige
Häuser an heitern Bergwiesen liegen. Bald aber umfängt uns ein wildes
Felsenthal, das der Bach durchrauscht; der Pfad schlingt sich durch
dunkle Waldschatten bis zur einsamen +Buschmühle+, und kaum sind wir
eine Viertelstunde weiter gegangen, so sehen wir den +Langhennersdorfer
Bach+ zwischen Sandsteinfelsen, die von Baumgruppen umgeben und mit
dunklem Wintergrün bekleidet sind, 80 Fuß hoch auf wild zerstreute
Blöcke herab stürzen, wo der gebrochene Wasserfall zur +Gottleube+
strömt. Eine Felsentreppe führt am Wasserfall auf die Höhe. Seitwärts
öffnet sich eine Höhle, das +Zwergloch+, die tief in den Felsen läuft.

Wir wenden uns von hier zu dem Hammerwerke +Brausenstein+ am +Bieler
Grund+, und gehen durch dieses Thal über +Königstein+, oder über
+Rosenthal+ nach +Schandau+ zurück.


    [11] Mehr über Gießhübel, die neue Einrichtung des Bades und
         die reizenden Umgebungen, in dem die Abendzeitung begleitenden
         Wegweiser im Gebiete der Künste und Wissenschaften 1822, St.
         55 u. 56.



X. Reisen nach Böhmen.


Wir haben die Wanderungen, die wir von +Schandau+ aus, als dem
Mittelpunkte eines großen Kreises, machen wollten, nun vollendet, und
bis auf die Gegend, welche wir auf dem Rückwege nach +Dresden+ besuchen
werden, das ganze meißnische Hochland bereiset. Bei längerm Aufenthalte
in +Schandau+ aber werden wir uns auch in Böhmens reizende Thäler
hinüber locken lassen. Eine Reiselinie in die nordöstlichen Gegenden
haben wir bereits (S. 96.) angedeutet. Weit anziehender aber sind
zwei Reisen, wozu wir, von +Schandau+ aus, nicht mehr als eine, bis
anderthalb Tagereisen brauchen.


1. Reise durch den obern Kirnitschgrund zum Tollenstein.

Wir gehen in 4 Stunden nach +Hinterhermsdorf+ (S. 115.), wo wir
übernachten, und am folgenden Morgen kommen wir auf dem früher (S.
116.) angedeuteten, sehr anmuthigen Wege an das Ufer der +Kirnitsch+.
Der Wald wird dichter; hohe Felsenwände steigen empor, unter welchen
einige, zu +Hinterhermsdorf+ gehörende Häuser unter Obstbäumen liegen.
Unser Weg geht aufwärts am Bache, und führt uns zu einem einsamen, zur
böhmischen Herrschaft +Kemnitz+ gehörenden Jägerhause, +der Jäger+
genannt. Bald sehen wir uns wieder von mahlerischen Felsen umgeben, an
deren Fuße der Bach hinab rauscht, und unter reizenden Abwechselungen
führt uns das bald offene, bald wieder von hohen bewaldeten Wänden
eingeschlossene Thal über die Dörfchen +Khaa+ und +Langengrund+
zu dem freundlichen Städtchen +Schönlinde+, wo das Thal der, hier
entspringenden +Kirnitsch+ sich in eine anmuthige Gegend öffnet. Das
freundliche Städtchen, das Zwirnmanufacturen und ansehnliche Bleichen
hat, und viele Wechselgeschäfte für den innern Verkehr treibt, liegt
dritthalb Stunden von +Hinterhermsdorf+, in einem heitern Thale,
welches ein Gebirgkranz einfaßt, der von +Rumburg+ längs der Lausitzer
Gränze läuft. Ueberall sehen wir in diesem einspringenden Theile des
Leitmeritzer Kreises die Spuren reger Betriebsamkeit. In dem großen
Dorfe +Niedergrund+, das sich in einem langen Bogen durch das Thal
zieht, ist eine bedeutende Manschestermanufactur und eine ansehnliche
Kattunfabrik, deren Erzeugnisse neuerlich durch Walzendruck zu höherer
Vollkommenheit gebracht worden sind, jedoch nur im Inlande abgesetzt
werden. Wir kommen bald auf die von +Rumburg+ nach Prag führende
Straße, und immer reizender wird die Landschaft, über welche die hohen
Rücken der Lausitzer Gebirge hervor ragen. Das Städtchen +Georgenthal+,
anderthalb Stunden von +Schönlinde+ liegt freundlich am Abhange des
+Kreuzberges+, und hat seinen Nahmen von Georg von Schleinitz, der
es im 16ten Jahrhundert erbaute. Auf der Spitze des Berges steht die
Georgskapelle, ein viel besuchter Wallfahrtort. Eine Viertelstunde
südlich von der Stadt, nahe an der sogenannten +Kaiserstraße+, erheben
sich auf einem steilen, meist nackten Porphyrfelsen die Trümmer der
Burg +Tollenstein+, die im Mittelalter dem mächtigen Geschlecht
+Schleinitz+ gehörte, das in diesem Theile Böhmens und im angränzenden
Meißen ansehnliche Güter (s. S. 73.) besaß. Im Jahre 1337 und vollends
1475 wurde das Schloß, auf Befehl des Kaisers, von Zittau’s Bürgern
mit Hilfe der Schlesier zerstört. Man sieht noch einige verfallene
Ringmauern, mehre Keller und Thürme. Gegen Mittag ist das Hauptthor.
Westlich ruhen die Burgmauern auf Felsen. Südwestlich hinter der
Burg ragt der hohe +Dammberg+ empor. Das Volk erzählt sich allerlei
Sagen von wunderbaren Schätzen, die besonders im nahen +Meisengrunde+
verborgen sein sollen.

Wir haben von hier noch anderthalb Stunden bis zu dem sächsischen
+Waltersdorf+, einem ansehnlichen Weberdorfe, am Fuße der +Lausche+,
und auf dem, durch herrliche Aussichten anziehenden Wege über
+Johnsdorf+ und den +Johnsberg+ kommt man von +Waltersdorf+ in 2
Stunden auf den +Oybin+. Wir aber kehren von +Georgenthal+ entweder
auf dem angegebenen Wege über +Schönlinde+ und +Hinterhermsdorf+, oder
auch über +Lichtenberg+, +Carlstein+ und +Hirnischkretschen+ nach
+Schandau+ zurück, oder machen den anziehenden Umweg über +Rumburg+,
+Ehrenberg+, +Zeidler+, und die +Thomschenke+ nach +Lichtenhain+, oder
von +Ehrenberg+ durch das Kirnitschthal nach +Hinterhermsdorf+.

Wollen wir die Reise nach +Tetschen+, das 3 Meilen vom +Tollenstein+
entfernt ist, mit dieser Wanderung verbinden, so gehen wir von
+Georgenthal+ zu dem freundlichen Marktflecken +Kreybitz+. Wir
sind hier am Fuße des nach Ost und Südost laufenden Zuges der
sächsisch-böhmischen Sandsteingebirge, der vom Hochwalde bis
an die Elbe gegen 7 Meilen lang ist und das Elbgebirge mit dem
Sandsteingebirge um +Zittau+ verbindet. Der Sandstein wird in diesem
Landstriche zuweilen von andern Gebirgarten, bald von Hornstein und
bald von Granit, am häufigsten von Basalt unterbrochen, bei +Kreybitz+
aber sehen wir wieder die, dem Sandsteine eigenen nackten, zerrissenen
Felsenbildungen aufsteigen, die sich hier durch mehre schroffe
Seitenthäler fortsetzen. Der +Tannenberg+, wo wir einen großen Theil
der Oberlausitz und Schlesiens überschauen, und der +Kaltenberg+, auf
dessen Gipfel wir bis +Königstein+ sehen, ragen unter den umliegenden
Bergen hervor. Wir gehen weiter über +Wendisch-Kemnitz+ am Fuße des
+Rosenbergs+, dessen schöne Kuppe wir auf unsern frühern Wanderungen
von so vielen Standpunkten erblickt haben. Der kegelförmige Berg
steigt ziemlich steil hinan, aber reich ist die Aussicht, die zwischen
den Buchen, die seinen Gipfel krönen, sich uns öffnet. Die Abhänge
sind mit schwarzgrauem Basalt bedeckt, der auf der Sandsteinkuppe in
vesten, fünf- und sechsseitigen Säulen zu Tage ausgeht. Der Lauf des
+Kemnitzbaches+, der den Fuß des Berges bespült, zeigt uns den Weg nach
+Hirniskretschen+, setzen wir aber unsre Wanderung in südwestlicher
Richtung fort, so kommen wir bald auf eine Höhe, wo wir +Tetschen+ und
das reizende Elbthal erblicken.


2. Reise von Schandau nach Tetschen.

Wir brauchen zu dieser Wanderung nur eine Tagereise, und kommen auf der
Elbe, oder auf einem der oft angegebenen Wege nach +Hirniskretschen+.
Längs dem Strome hinan gehend, bleiben wir, ehe wir das +Belvedere+ (s.
S. 66.) erreichen, vor der Oeffnung stehen, wo der +dürre Grund+ sich
hinabsenkt, und finden uns reichlich belohnt, wenn wir dem Thale bis
zu der Mühle folgen, die wir zwischen ungemein mahlerischen, frisch
begrünten Felsen eingeklemmt sehen. Wir setzen den Weg an der Elbe
fort. Oberhalb +Elbleiten+ liegt jenseit des Flusses zwischen schroffen
und dürren Felsen das Dorf +Niedergrund+, wo das östreichische
Gränzzollamt, oder die zweite Elbzollstätte stromabwärts ist, und
die Prager Handels- und Schiffahrt-Assecuranz-Gesellschaft seit 1822
ihren Sitz hat, wiewohl gegen die Wahl dieses Ortes als Zollstätte und
Umladeplatz, besonders wegen der, aus der Lage desselben hervorgehenden
Schwierigkeiten einer Verbindung mit dem Innern Böhmens, gegründete
Einwendungen gemacht worden sind. Von hier kommen wir in 2 Stunden nach


Tetschen,

das ungemein anmuthig auf dem rechten Elbufer am kleinen Flusse
+Polzen+ im Leitmeritzer Kreise liegt. Das Städtchen, schon im
12ten Jahrhundert als Veste bekannt, gehörte mit der gleichnahmigen
Herrschaft um die Mitte des 11ten Jahrhunderts den mächtigen Berka von
Duba und Leipa, fiel aber nach der Schlacht am weißen Berge bei Prag,
wo der damahlige Besitzer, Rudolf von Bünau, nach Sachsen flüchtete,
an das gräfliche Haus von Thun, das es noch besitzt. Ein hoher
Sandsteinfelsen über der Stadt trägt das schöne Schloß, das theils
gegen Ende des 17ten Jahrhunderts, theils erst im vorigen Jahrhunderte
neu erbaut wurde, eine aus dem Felsen gehauene, 936 Fuß lange und 32
Fuß breite Einfahrt und einen, über 70 Klafter tiefen Felsenbrunnen
hat. Die Büchersammlung ist ziemlich ansehnlich und die Rüstkammer
reich an alten Waffen. Ein Lustgarten umgibt das Schloß, und das
Ganze wird von dem geschmackvollen Besitzer immer mehr verschönert.
In dem Städtchen, das 1600 Einwohner, eine Kattundruckerei,
Baumwollenspinnerei, und viel Handel und Schiffahrt hat, besuchen
wir die, im 17ten Jahrhundert erbaute, Lorettokapelle auf dem
schönen Marktplatze, die Sakristei in der Stadtpfarrkirche mit guter
Bildhauerarbeit, und den Wasserthurm, wo ein vom Mühlbache getriebenes
Rad über 40 Eimer füllt und eine in den Schloßgarten geführte Röhre
sich ausgießt. Der Fluß +Polzen+, der hier in die Elbe fällt, hebt
gewöhnlich im Frühlinge zuerst die Eisdecke des Stromes und veranlaßt
dadurch die Ueberschwemmung in Sachsen, während die Moldau bei Prag
noch zugefroren ist. Die seit 50 Jahren bekannte Heilquelle, das sehr
gut eingerichtete +Josefsbad+, liegt nahe bei dem Dorfe +Weyer+.

Wir sind hier in einer Gegend, die man mit Recht Böhmens Paradies
nennt, und gewiß ist kein Theil des Elbthales schöner, als das Uferland
von +Tetschen+ bis +Aussig+, wo zwischen mahlerischen Felsengestalten
ein reizendes, fröhlich geschmücktes Gelände sich durchschlingt, und
hier Felsenstirnen mit Burgtrümmern, dort Weinberge mit Winzerhütten,
dort freundliche Dörfer mit ihren Kirchthürmen sich in dem still
bewegten Strome spiegeln, den Schiffe und leichte Kähne beleben. Alles
ladet uns ein, in dem Städtchen länger zu verweilen, wo ein guter
Gasthof uns alle Bequemlichkeiten darbietet. In der Nähe und Ferne
locken uns reizende Gegenden. Wir besuchen die anmuthige Meierei
+Liewerda+, 3 Viertelstunden von +Tetschen+. Der 2 Stunden entfernte
+Schneeberg+ (s. S. 126.) ist von hier am bequemsten zu besteigen.
Wir gehen durch +Tichlowitz+, eine Meile aufwärts am rechten Elbufer,
zum +Zinkenstein+, auf dessen Gipfel wir von sieben verschiedenen
Standpunkten die bezauberndsten Aussichten genießen. Auf dem halben
Wege nach +Aussig+, eine Viertelstunde ostwärts von der Elbe, erhebt
sich unweit des Dorfes +Nieder-Welhottin+ der schroffe +Spaltenstein+,
eine auf grauem Sandstein aufsitzende, dreimahl gespaltene Basaltkuppe,
die aus Laubholz- und Tannenwipfeln, gegen 700 Fuß hoch über der
Elbe, mahlerisch hervor ragt. Nicht weit von hier ziehen sich am
Elbufer die +Podskalsky+-Weinberge nach +Aussig+ hinan, die einen,
im ersten Jahre wie Champagner schäumenden weißen und rothen Wein
liefern. Oberhalb +Aussig+, das auf dem linken Elbufer liegt, erhebt
sich der +Schreckenstein+, ein nackter Porphyrfelsen, dessen von den
Hussiten zerstörte Burg auf das blutige Schlachtfeld hinabschaut, wo
im Brachmonat 1426 gegen 12000 Meißner und Thüringer, die Friedrichs
des Streitbaren großherzige Gemahlinn, Katharina, zum Schutze des
Vaterlandes gesammelt hatte, im Heldenkampfe erlagen.

Haben wir uns verleiten lassen, so weit unsere Wanderung fortzusetzen,
so miethen wir in +Aussig+ einen Kahn, der uns nach +Schandau+ zurück
bringt.



Dritter Abschnitt.

Rückreise nach Dresden.


Wir verlassen +Schandau+ bei Tagesanbruche und wenn wir in einer
Gondel hinabschwimmen, landen wir in einer Stunde bei +Halbstadt+, dem
Städtchen +Königstein+ gegenüber. Wir sind hier unter dem


Lilienstein,

dem höchsten der zwölf frei stehenden Felsen in der Umgegend, der aus
ungeheuren, enge verbundenen Sandsteinblöcken besteht, die auf dem
Rücken des Berges sich erheben. Das Gestein gleicht völlig dem übrigen
Sandstein des Elbgebirges, ist aber gegen die Mitte der steilen Höhe
des Berges mit röthlichem, oder bräunlichem Eisenoker durchzogen. Es
führen viele Pfade auf die Höhe des Berges, da die Landleute, welche
die hier häufig wachsenden Beeren suchen, über die Abhänge nach allen
Richtungen Pfade gebahnt haben. Vom Dorfe +Ebenheit+, am Fuße des
Berges, wo wir auch einen Führer finden, zieht sich der Hauptweg an der
Südseite längs dem Rande des Gehölzes. Wir steigen auf ausgehauenen
Felsenstufen hinan, wo aber die Felsen unersteiglich empor ragen,
führt eine Balkenbrücke über den Abgrund an der Seite der schroffen
Wand und endlich bringen uns andre Stufen zwischen Felsenspalten auf
die Kuppe des Berges, die mit Kiefern und Fichten bedeckt ist. Auf
der Südseite sehen wir die Trümmer einer Jagdhütte, die im Jahre
1771 errichtet ward, als der jetzige König den Felsen erstieg. Auf
einer vorspringenden, durch Spalten getrennten Felsenwand steht eine
Spitzsäule, zum Andenken des Jahres 1708, wo des Königs Urgroßvater
den Berg besuchte. Die Inschrift: ~Fridericus Augustus, Rex et Elector
Sax. ut fortunam virtute ita asperam hanc rupem primus superavit
aditumque faciliorem reddi curavit. Ao. 1708~, (d. i. König Friedrich
August, Kurfürst von Sachsen, erstieg muthvoll, wie er sein Schicksal
ertrug, zuerst diesen rauhen Felsen und ließ den Zugang bequemer
machen,) erinnert an die Bedingungen des Friedens von Alt-Ranstädt,
nach welchen Karl XII. seinem Gegner nur den Königsnahmen, nicht
aber die Erwähnung der polnischen Krone gestattete. Die Aussicht vom
Gipfel, der nach neuern barometrischen Messungen 1297 Par. Fuß über
dem Meere liegt, ist bezaubernd und reich, besonders gegen Morgen. Wir
verweilen bei der Spitzsäule, einem günstigen Standpunkte, wo unser
Auge dem Strome aufwärts über +Schandau+ und den +großen Winterberg+
bis zu Böhmens Gebirgen folgt. Eben so schön ist die Aussicht, die
sich uns auf der Abendseite öffnet. Wir sehen +Stolpen+ über den
Wipfeln des Waldes, +Dresden+, +Scharfenberg+ und den schönen Bogen
der Elbe zwischen den nach +Meißen+ sich hinabziehenden Rebenhügeln.
Eine gegen Abend aufsteigende Kuppe ist von dem Hauptfelsen durch eine
tiefe Kluft getrennt und unersteigbar, doch scheint sie einst mit
jenem durch Kunst verbunden gewesen zu sein. Man weiß indeß nichts von
der ältern Geschichte des +Ylgensteins+, wie der Felsen vor Zeiten
hieß, als die unbestimmte, aus einer Urkunde hervor gehende Andeutung,
daß noch zu Ende des 14ten Jahrhunderts eine veste Burg hier stand,
die wahrscheinlich als böhmisches Schloß mit dem nahen +Königstein+
denselben Besitzer hatte, und mit diesem an den Burggrafen von Dohna
kam. In frühern Zeiten sah man noch mehre Ueberreste von altem Gemäuer,
als jetzt, und auf einem Steine des 1708 geräumten Brunnens war die
Jahrzahl 1499 noch um die Mitte des vorigen Jahrhunderts zu lesen.[12]
Die Sage hat das Innere des Felsens, der viele finstere Höhlen und
Schluchten enthält, mit Geistern bevölkert, die unermeßliche Schätze
bewachen. Die Gegend um den Fuß des Berges war der Schauplatz des
harten Schicksals, welches dem sächsischen Heere in den unglücklichen
Octobertagen des Jahres 1756 durch die Fehler seiner Führer bereitet
wurde, und mit der Uebergabe desselben endigte, nachdem es 34 Tage
lang eingeschlossen gewesen war, und Drangsale aller Art mit
ungebeugtem Muthe und ungeschwächter Kampflust ertragen hatte. Noch
sieht man am Fuße des Berges die alte Linde, wo Friedrich II. in jenen
Tagen verweilt haben soll. Die Franzosen legten im Sommer des Jahres
1813 auf dem untersten Kranze des Felsens veste Verschanzungen an,
wozu das Holz bis ans Stromufer hinab, größtentheils weggeschlagen
wurde. Napoleon ließ, um die Verbindung mit diesen Bevestigungen
zu erleichtern, eine auch für Geschütz fahrbare Straße (s. S. 74.)
durch die Felsenumgebungen von +Hohnstein+ anlegen, die von hier über
+Heeselicht+ nach +Stolpen+ führte, und bis auf einige Theile, welche
die Eigenthümer der Grundstücke, worüber sie war gelegt worden, sich
wieder zugeeignet haben, ist sie noch immer in gutem Stande. Wie wir
die Reise zum +Lilienstein+ an andre Wanderungen knüpfen können, haben
wir früher (S. 43.) schon gehört.

Wir fahren wieder über die Elbe und landen unter der Veste


Königstein

bei dem gleichnahmigen Städtchen, das am Fuße des hohen Felsens,
390 Par. Fuß über dem Meere liegt, und gegen 1300 Einwohner zählt,
die sich von einigen städtischen Gewerben nähren, aber gar keinen
Feldbau haben. Der Besuch der Veste fand in frühern Zeiten weniger
Schwierigkeiten, jetzt aber wird Niemanden der Zutritt gestattet.
Sie erhebt sich nordwestlich von der Stadt auf einem abgesonderten
Felsenkegel, ist der Schlüssel des Passes nach Böhmen durch das
Elbthal und von mehren Seiten unzugänglich. Wenn wir hinter dem
Städtchen in dem +Hüttengrunde+ (s. S. 128.) hinauf gehen, oder dem
Wege nach +Pirna+ bis zur +neuen Schenke+ am Fuße des Berges folgen,
sehen wir die Gebäude der Veste von den nächsten Standpunkten. Es
ist nicht zu bestimmen, ob bereits die Sorben den Felsen bevestigt
haben, aber gegen Ende des 13ten Jahrhunderts nennt ihn die Geschichte
als eine böhmische Veste, die König Wenzel späterhin einem Edlen
seines Reiches, Stirnad von Winterberg, verpfändete. Im Anfange des
folgenden Jahrhunderts aber gebot hier der mächtige Burggraf, Jeschke
von Dohna, nach dessen Falle (1403) +Königstein+ an den Markgrafen
von Meißen kam, dem der König von Böhmen im Vertrage zu Eger (1459)
seine Ansprüche abtrat. Die alte Burg wurde im Hussitenkriege (1425)
verbrannt. Herzog Georg von Sachsen baute 1516 auf den Trümmern ein
Cölestiner-Kloster, das er mit Mönchen vom +Oybin+ bei Zittau besetzte.
Kaum aber hatte die neue, dürftig begabte Stiftung 9 Jahre bestanden,
als die Mönche, bis auf einen einzigen, heimlich nach Wittenberg
gingen, wo der Prior heirathete. Der Herzog hob in seinem Unwillen das
Kloster auf. Nach seinem Tode wurde der Felsen seiner ursprünglichen
Bestimmung zurück gegeben. Kurfürst August legte den Grund zu der
neuen Veste, deren eigentlicher Schöpfer aber sein Sohn Christian
war. Unter seinen Nachfolgern, bis auf Friedrich August I. wurden
viele neue Werke angelegt und die alten verstärkt, besonders aber
hat der jetzige König durch die Erbauung vortrefflicher Kasematten,
eines künstlichen Backofens und neuer Außenwerke, die Verlegung der
Pulverbehältnisse unter die Mauern der Veste, und andre Anlagen, viel
für die alte Schutzwehr des Landes gethan. Seit dem Frieden hat der in
den Kriegsjahren größtentheils unterbrochene Bau wieder angefangen. Im
dreißigjährigen Kriege wurde die Veste weder von den Kaiserlichen, noch
von den Schweden angegriffen, im siebenjährigen Kriege war sie, Kraft
einer besondern Uebereinkunft, parteilos, und im Kriegsjahre 1813, wo
sie stets sächsische Besatzung behielt, ward ihr derselbe Vortheil
von den Verbündeten gewährt, die nach der Schlacht bei Leipzig das
obere Elbufer besetzt hatten. In Kriegszeiten werden die Schätze des
Staats hier aufbewahrt. Im Anfange des siebenjährigen Krieges flüchtete
König August selbst auf die Veste, und als das Schicksal seines Heeres
entschieden war, ging er von hier nach Polen.

Ein breiter Steinweg führt zu einer Zugbrücke, die in einen dunkeln
gewölbten Felsengang bringt. Ueber diesem Eingange war der, bei
der Feuersbrunst im Jahre 1806 zerstörte, in neuern Zeiten wieder
hergestellte +Johannissaal+, aus dessen Fallthüren der eingedrungene
Feind durch Steinwürfe und Gewehrfeuer abgewehrt werden kann. Der
Steinweg führt auf die Ebene des Felsens, der mehre zu verschiedenen
Zeiten errichtete kühne Gebäude trägt. Die +Christiansburg+, oder
+Friedrichsburg+, vom Kurfürsten Christian I. erbaut und von Friedrich
August I. verschönert, steht gerade dem +Lilienstein+ gegenüber, und
enthielt vor Zeiten einen prächtigen Spiegelsaal mit einer Vorrichtung
im Fußboden, wodurch eine besetzte Tafel herauf gehoben werden konnte.
Der Blitz zerstörte alles dieß um die Mitte des vorigen Jahrhunderts.
Man sieht hier jetzt die früher im Johannissaal aufbewahrten Bildnisse
sämmtlicher sächsischen Fürsten, bis in die Fabelzeit hinauf, aller
Feldobersten, die mit Johann Georg III. beim Entsatze von Wien waren
und aller Befehlhaber der Veste. Man zeigt in der Nähe das +Pagenbett+,
einen kaum zwei Fuß breiten Vorsprung der Brustwehr, auf welchem
ein Page Johann Georgs III., Heinrich von Grünau, im Taumel des
Rausches durch eine Schießscharte gekrochen war, und wo er, am Rande
des steilen Abgrundes ruhig schlief, bis der Kurfürst, der ihn auf
dem gefahrvollen Lager mit Stricken hatte vest binden lassen, durch
Trompetenschall ihn wecken ließ. In der Kirche bewahrt man ein, vom
Kurfürsten Johann Georg II. verfertigtes Kruzifix von Ebenholz und
Elfenbein und ein Gemählde, das von Lukas Kranach sein soll. In der
+Georgenburg+ wurden vor Zeiten Staatsgefangene aufbewahrt, unter
andern der unglückliche Kanzler Crell, der Betrüger Klettenberg (s. S.
75.) und Menzel, der Friedrichs II. Gesandten geheime Staatsurkunden
treulos verrieth. Unter der +Magdalenenburg+ sind zwei Felsenkeller,
wovon einer seit 1624 stets ein großes Weinfaß enthielt. Das letzte
und größte, das in den Jahren 1722-1725 ein Böttcher aus Strasburg
erbaute, war 17 Ellen lang und faßte 3709 Dresdener Eimer; ward aber
vor einigen Jahren wegen Baufälligkeit aus einander genommen, und die
dabei aufbewahrten silbernen Trinkgefäße in Gestalt von Kanonen und
Mörsern wurden in die Kunstkammer in Dresden gebracht.[13] Der in
den Felsen gehauene +Brunnen+, der 1553 angefangen, aber erst 1593
vollendet ward, hat nach ältern Angaben 900, nach neuern jedoch nur
586 Ellen Tiefe und ist mit einem Gewölbe bedeckt. Eine Maschine, die
mit einem, von vier Soldaten getretenen Rade in Verbindung steht,
windet die Wassertonnen hinab und herauf. Das +Zeughaus+ enthält
eine Menge alter und neuer Waffen. Das Provianthaus faßt Vorräthe
für drei Jahre. Auf der Fläche des Felsens sieht man mehre kleine
Gemüsegärten, selbst einen Weingarten. Den Gipfel ziert auch ein
schattiger Lustwald von alten hochstämmigen Bäumen, den mehre Gänge
in verschiedenen Richtungen durchschlängeln. Die neuen bombenvesten
+Kasematten+, welche die Felsenburg in dem Umfange einer halben Stunde
umschließen, sind zum Theil ganz in den Felsen gehauen, aber sehr
geräumig und trocken. Jede kostet 1500 Thaler. Auf den Steinplatten,
welche die Gewölbe der Kasematten bedecken, und auf den Gängen der
Brustwehr geht man rings um die Veste, und genießt nach allen Seiten
reizende Aussichten. Der ganze Lauf der Elbe liegt vor dem entzückten
Blicke, und im Hintergrunde steigen die nahen und fernen Gipfel einer
Felsen- und Gebirgwelt über die reichen Landschaftgemählde, welche die
Ufer des Stromes schmücken. Die Veste hat einen Commandanten, einen
Unter-Commandanten, einen Platzadjutanten, einen Auditeur und einen
Ingenieur. Die bleibende Besatzung bestand früher aus Invaliden; nach
der 1821 verfügten Entlassung sämmtlicher Invaliden aber wird von jedem
Infanterie-Regimente Mannschaft zur Besatzung abgegeben, wozu auch eine
Abtheilung Artillerie gehört, die zu bestimmten Zeiten abgelöset wird.

Die Fahrstraße von +Königstein+ nach +Pirna+ geht über +Struppen+, oder
auf einem bessern Wege näher am Elbufer. Wir gehen in der Landzunge,
die der schöne Bogen des Stromes hier bildet, nach +Weißig+ hinauf, und
stehen bald am Fuße der


Bärsteine,

wovon der größte 1030 Par. Fuß über dem Meere liegt. Auf dem leicht
ersteigbaren Gipfel hat man eine reizende Aussicht auf die Gegenden
von +Pirna+, +Pillnitz+ und +Dresden+ und aufwärts über +Königstein+
nach den hohen Gränzgebirgen. Den +Bärsteinen+ gegenüber, ragt aus
dem Walde der +Nonnenstein+ hervor, den, wie die Sage erzählt, eine
Nonne mittels eines gefällten und angelegten Tannenstammes täglich
erstiegen hat, um auf dem Gipfel zu beten, und noch am Ende des 17ten
Jahrhunderts soll ein alter Mönch eine Wallfahrt dahin gemacht haben.
Nördlich von +Thürmsdorf+ erhebt sich eine hohe Felsenwand, wo ein
Kreuz das Andenken einer muthvollen Jungfrau erhält, die im Jahre 1639,
von schwedischen Kriegsleuten geängstigt und verfolgt, sich in den
Abgrund stürzte, um ihre Unschuld zu retten. Seitdem heißt der Felsen
der +Jungfernsprung+. In der Nähe zieht sich eine weite Höhle, der
+Diebskeller+, in den Felsen. Wir folgen dem anmuthigen Wege längs
der Elbe über +Pötscha+ und +Vogelsang+, oder von +Naundorf+ über
+Struppen+ und von hier auf dem hohen Uferrande der Elbe, wo oft der
Spiegel des Stromes aus dem reizenden Thale zu uns herauf blickt, über
+Cunnersdorf+ nach


Pirna,

eine der freundlichsten Elbstädte, die am Ausgange des Felsenthales
liegt, das von der böhmischen Gränze her die Ufer des Stromes
einschließt. +Pirna+ ward ohne Zweifel von den Sorben erbaut, und die
günstige Lage mußte den Ort bald blühend machen. Nach den ältesten
Nachrichten gehörte die Stadt im 12ten und 13ten Jahrhunderte zu
Böhmen, war aber den Bischöfen zu Meißen lehnpflichtig. Die Tochter des
böhmischen Königs Ottokar I. brachte sie im Jahre 1249 Heinrich dem
Erlauchten als Mitgift. Funfzig Jahre später aber kam die Stadt mit dem
+Sonnenstein+ wieder an Böhmen, und nach manchen Besitzveränderungen,
gelangte sie endlich 1404 an die meißnischen Markgrafen, welchen der
zu Eger 1458 geschlossene Vertrag das Eigenthum bestätigte. Eine
Seuche richtete 1532 furchtbare Verheerungen an, noch verderblicher
aber wurde der dreißigjährige Krieg, der den Handelsreichthum der
Stadt zerrüttete, und 4 Jahre nach dem Prager Frieden (1635), dessen
Grundlagen hier verabredet wurden, erduldete sie in dem furchtbaren
Jahre 1639, wo sie von dem schwedischen Feldherrn +Banner+ mit
Sturm genommen wurde, fünf Monate hindurch die härtesten Drangsale.
Der Krieg im Jahre 1813 schlug ihr neue Wunden, besonders als die
Franzosen den +Sonnenstein+ gegen die Angriffe der Verbündeten
hartnäckig vertheidigten. Die Stadt ist größtentheils gut gebaut und
hat in 483 Häusern 4500 Einwohner. Die große Hauptkirche, die 1803 im
Innern erneuert wurde, ist ein sehenswerthes Denkmahl altdeutscher
Baukunst, und hat in den Fenstern noch einige alte Glasgemählde. Die
Klosterkirche am Elbthore ist zum Theil noch von den alten Mauern
des ehemahligen Dominikanerklosters umgeben, das 1300 gegründet
wurde und vor der Reformation sehr berühmt war. Hier lebte der
sogenannte pirnaische Mönch, Paul Lindner, der von 1480 bis 1530
ein geschichtliches Werk zusammen trug, das für die gleichzeitige
sächsische Geschichte nicht ohne Werth ist. Die Handschrift dieses
Werkes wurde 1639 vom Untergang gerettet, und kam später in die
Rathsbibliothek zu Leipzig. Die Büchersammlung des Klosters wurde 1544
der Paulinerbibliothek zu Leipzig überlassen.

Unter den gemeinnützigen Anstalten ist außer der, aus einer ehemahligen
Gelehrtenschule entstandenen Bürgerschule, der Schule für die Kinder
in den Kattunfabriken und der 1822 gestifteten katholischen Schule,
vorzüglich die +Waisenanstalt+ des meißnischen Kreises zu erwähnen,
die gleich nach dem Ende des letzten Krieges, der so viele Kinder zu
Waisen gemacht hatte, durch die im Lande gesammelten milden Beiträge
und durch englische Hilfgelder gegründet wurde. Die Anstalt ist dadurch
zu einem nicht unbedeutendem Vermögen gekommen, erhält aber noch
jährlich Unterstützungen aus öffentlichen Kassen und durch Geschenke,
und erzieht in einem wohl eingerichteten Gebäude 50 Waisen. Die Leitung
der Anstalt besorgt ein Ausschuß von sechs Männern mit Theilnahme des
Frauenvereins in Pirna und die Oberaufsicht führt eine eigene Behörde,
an deren Spitze der Kreishauptmann steht. Die Knaben werden außer
den Unterrichtstunden mit Feldarbeit, Spinnen und mit Verfertigung
ihres Anzuges beschäftigt, und die Mädchen müssen überdieß die
wirthschaftlichen Arbeiten im Hause besorgen.

Handel, Schifffahrt und Kattunfabriken sind die vorzüglichsten
Erwerbzweige der Einwohner. Vor den Handelstörungen, die der Krieg
herbei führte, war der Verkehr, besonders in Colonialwaaren, die häufig
von hier nach Böhmen gingen, sehr bedeutend, und es ist zu erwarten,
daß auch hier die Freiheit der Elbschifffahrt ihn wieder beleben werde.
Auf dem Strome werden vorzüglich Sandsteine aus den benachbarten
Brüchen, und gute Töpferwaaren, wovon jährlich mehre Schiffladungen
nach Niedersachsen gehen, ausgeführt. Das alte, schon im 13ten
Jahrhunderte erworbene +Stapelrecht+, nach welchem alle, mit Getreide
und Kaufmannsgütern beladene Schiffe in +Pirna+ drei Tage anlegen, feil
halten und eine Abgabe bezahlen sollten, war schon lange fast ganz
unbräuchlich geworden, und ist nun durch die Elbschifffahrt-Akte für
immer aufgehoben. Zwei Kattunfabriken beschäftigen über 100 Arbeiter
und geben mehren 100 Menschen in der Umgegend Nahrung. Die Leinweberei
ist dagegen auch hier seit einigen Jahrzehnden in Verfall gerathen.
Eine, vor einigen Jahren angelegte Steingutfabrik liefert gute Waare in
schwarzer, gelber und weißer Masse.

Die Stadt ist zum Theil von einer Lindenallee umschlossen und ihre
Umgebungen sind neuerlich durch die Abtragung zweier alten Thürme über
dem Dohnaischen- und Elbthore noch freundlicher geworden. Auf einer
vorspringenden Felsenecke südöstlich von der Stadt liegt das Schloß


Sonnenstein,

wozu eine, hinter der Stadtkirche ansteigende Treppe führt, die uns
zunächst auf den Altan vor der Schloßschenke bringt, wo wir, 162 Par.
Fuß über der Elbfläche bei Dresden, eine ungemein schöne Aussicht
genießen. Schon um die Mitte des 13ten Jahrhunderts stand hier eine
meißnische Gränzveste, die im Jahre 1573 zum Theil abgetragen und
neu erbaut wurde. Man hielt diese Veste lange für eine wichtigere
Schutzwehr als den Königstein, und sie diente, wie dieser, auch zu
einem Staatsgefängnisse. Der unglückliche +Patkul+ wurde hier seit
1705 aufbewahrt, bis er endlich, nach den Bedingungen des Friedens von
Alt-Ranstädt, im Jahre 1707 der grausamen Rache Karls XII. ausgeliefert
werden mußte, nachdem mehre, ihm auf Augusts heimlichen Befehl gegebene
Gelegenheiten zur Flucht waren vereitelt worden, weil er zu geizig
über das Lösegeld mit dem Befehlhaber der Veste unterhandelt haben
soll. Im Jahre 1758 eroberten die Preußen das Schloß und schleiften
die Außenwerke. Es wurde seitdem lange von verabschiedeten Offizieren
und Offizierwitwen bewohnt, bis es bei der Anlegung der Vestung Torgau
für die, seit 1781 mit dem dortigen Zucht- und Armenhause verbunden
gewesene +Pfleganstalt für Seelenkranke+ eingerichtet ward. Im Julius
1811 wurde die neu begründete Anstalt, die aber mehr, als es früher
der Fall gewesen war, die +Heilung+ der Irren als Hauptzweck verfolgen
sollte, unter der ärztlichen Leitung des ~Dr.~ Pienitz eröffnet, und
im folgenden Jahre der Bau größtentheils vollendet. Kaum aber war
die gleich anfangs musterhaft eingerichtete Anstalt unter der eifrig
sorgenden Oberaufsicht der königlichen Commission für die Straf- und
Versorganstalten glücklich gediehen, als das Schloß im Spätsommer
1813 geräumt werden mußte, um wieder als Veste zu dienen. Bei der
Eile und Härte, womit die französischen Kriegsbehörden die Räumung
betrieben, wurde die Anstalt fast ganz aufgelöset.[14] Nach der
Uebergabe des Schlosses im November 1813 aber, sorgte man so thätig für
die Wiedereinrichtung desselben, daß schon im Februar des folgenden
Jahres viele Kranke zurück kehren konnten. Zwei Jahre später war die
Wiederherstellung des Schlosses vollendet und am 2. November 1817 ward
auch die erneuerte Kirche feierlich eingeweiht.

Die Anstalt ist hauptsächlich für heilbare Seelenkranke, aber auch für
Personen von besserer Erziehung bestimmt, die sich zur Aufnahme in eine
Versorganstalt eignen. +Unheilbare+ Kranke werden an das Irrenhaus
in Waldheim abgegeben. Die Pfleglinge zerfallen in 3 Klassen, und
nach dieser Abtheilung sind die Kosten der Verpflegung verschieden.
In der ersten Klasse beträgt das Kostgeld bis zu 150 Thalern für
Wohnung, Tisch und ärztliche Pflege, jedoch wird für Frühstück, Wäsche
und Kleidung besonders bezahlt, was in den andern Klassen nicht der
Fall ist. Die zur dritten Klasse gehörenden +Gemeinen+ haben für ein
Pfleggeld von höchstens 60 Thalern geringere Kost und gleichförmige
Kleidung. Arme Inländer werden ganz unentgeltlich aufgenommen. Die Kost
ist gut und nach dem Zustande der Kranken sorgfältig eingerichtet. Nach
vierjährigem Durchschnitt wurde ungefähr ⅙ der Aufgenommenen theils
völlig genesen entlassen, theils auf unbestimmte Zeit beurlaubt, da es
Grundsatz der Anstalt ist, den Genesenen vor ihrer völligen Entlassung
erst einen unbestimmten Urlaub zu geben, um über die Fortdauer des
Gesundheitzustandes derselben unter veränderten Umgebungen Versuche
zu machen. Mit dem Urlaubpasse erhält der Pflegling eine gedruckte
musterhafte Anweisung für die Ortsobrigkeiten und Verwandten der
Beurlaubten, zur Behandlung der Genesenen.[15] Die Beamten der Anstalt
bestehen aus dem Arzte, dem Hausverwalter, dem Geistlichen und dem
Rechnungführer. Drei Aufseher theilen sich in die Aufsicht über die
Pfleglinge und die strenge Beobachtung der Hausordnung.

Die Anzahl der Kranken beträgt gewöhnlich über 200. Männliche und
weibliche Pfleglinge sind völlig gesondert, und für die letzten ist
das, von den übrigen Gebäuden getrennte Frauenhaus bestimmt. Gewöhnlich
wohnen 2 bis 4 Kranke beisammen, selten Einer allein, Wüthende
ausgenommen. Alle Pfleglinge stehen im Sommer um 5, im Winter um 6 Uhr
auf. Die einzelnen Abtheilungen versammeln sich alsdann zum Frühstücke,
und nach gemeinschaftlichem Gebete, beginnen um 7 Uhr die täglichen
Arbeiten und Beschäftigungen. Um 12 Uhr speisen die verschiedenen
Abtheilungen, wobei gleichfalls die Geschlechter abgesondert sind.
Nach einer Erhohlungstunde fängt um 2 Uhr die Arbeitzeit wieder
an, die bis 6 Uhr dauert. Nach dem Abendbrot ist eine Betstunde,
worauf alle in ihre Kammern gehen, die jeden Abend von den Aufsehern
untersucht werden. Der Arzt und der Hausverwalter ordnen die Arbeiten
und Beschäftigungen der Pfleglinge gemeinschaftlich an, und zwar mit
sorgfältiger Rücksicht auf die Kräfte und Anlagen der Einzelnen und
auf Anregung angemessener Thätigkeit. Einigen Pfleglingen gibt man
Beschäftigungen in den Gärten, oder bei häuslichen Arbeiten im Freien;
Andern in den Arbeitzimmern. Die zur ersten Klasse gehörenden Kranken
finden Unterhaltung in dem Musik- und Lesezimmer, wo eine zweckmäßig
und vorsichtig gewählte Büchersammlung und verschiedene musikalische
Instrumente aufbewahrt werden. Lustwandel in den Gärten, Kegelschub
und Billard gewähren Unterhaltung. Auch sind Uebungen im Exerciren mit
hölzernen Flinten eingeführt worden, die man heilsam gefunden hat.
Wöchentlich einmahl werden von mehren Pfleglingen Konzerte gegeben. In
der Behandlung der Kranken herrschen durchaus Theilnahme und Milde.
Ketten, Zwangstuhl und Schläge sind verbannt; Zwangriemen und Zwanghemd
werden nur bei Wuthanfällen gebraucht. In den schlimmsten Fällen dienen
die, nach Autenrieths Angabe angelegten +Tollstuben+, wo die Thüren
vester verwahrt, Oefen und Fenster durch hölzerne Gitter gesichert
sind. Alle zur Heilung erfoderlichen Mittel sind vorhanden, z. B. eine
musterhaft eingerichtete Badeanstalt, worin täglich über 40 Pfleglinge
gebadet werden können, Tropfbäder, ein Sturzbad, ein galvanischer und
electrischer Apparat, ein Drehstuhl, ein Schwungbett und ein Schwungrad
für unbändig Wüthende.

Die Gesuche um Aufnahme in die Anstalt werden durch die Ortsobrigkeiten
mit Beifügung ärztlicher Berichte über die Seelenkranken[16] an die
königliche Commission gebracht. Es ist jedoch dem Arzte der Anstalt
gestattet, Kranke als Pfleglinge bei sich aufzunehmen, und zwar sowohl
Ausländer als Inländer, die Bedingungen werden aber in solchen Fällen
mit ihm allein verabredet.[17]

Die reizende Umgegend von +Pirna+ könnte uns leicht noch länger
vesthalten, zumahl wenn wir von hier aus das anmuthige Thal der
+Gottleube+ (s. S. 129.) und +Gießhübel+ besuchen wollten. Andre
Wanderungen von hier in das meißnische Hochland, z. B. durch die +alte
Posta+ (s. S. 27.) oder über +Wehlen+ (s. S. 30.) nach der +Bastei+ und
nach +Rathen+, haben wir bereits früher angegeben. Eine Landstraße, die
sich von +Pirna+ durch die freundliche Ebene des Elbthals zieht, bringt
uns in 4 Stunden nach +Dresden+.


    [12] S. +Heckels+ Beschreibung der Vestung Königstein. (Pirna 1737.)

    [13] S. +Neues Gemählde von Dresden+. S. 231.

    [14] S. Darstellung der Ereignisse in Dresden im Jahre 1813. S. 145.

    [15] Abgedruckt in der Schrift: +Die sächsischen Medicinal-Gesetze
         älterer und neuerer Zeit+ u. s. w. Von +K. G. Schmalz+
         (Dresden 1819.) S. 441.

    [16] Eine lesenswerthe Anleitung dazu steht in der angeführten
         +Sammlung der sächsischen Medicinal-Gesetze+. S. 437.

    [17] Eine umständliche Nachricht über die Heilanstalt ist im 2ten
         Stücke der +Zeitschrift für das Königreich Sachsen+ (Dresden
         1818) enthalten.



Anhang.


Man hat mancherlei gegen die Angemessenheit der Vergleichung des
meißnischen Hochlands mit dem herrlichen Alpenlande und gegen den
Nahmen: +sächsische Schweiz+ eingewendet; anziehender aber hat wohl
Niemand darüber gesprochen, als ein Wanderer, der im Spätsommer
1822 das Gebirgland besuchte, und in den Fremdenbüchern auf dem
+Prebischthor+ (er kam von Süden her), auf dem +Kuhstall+ und auf der
+Bastei+, mit der Unterschrift: Helvetius ein Andenken zurück ließ. Die
glücklichen Zeilen mögen hier eine Stelle finden.


Der Schweizer in der sächsischen Schweiz.

    Ha[18] ghört, ’s gäb wo e Ländli Schwyz
    Uf eusers Herr Gott’s Erde;
    I frage gli[19]: Wo us[20], wo liet’s?
    Muß luege[21], wie’s mag werde;
    Das Ländli möcht’ i öbbe[22] gseh,
    E Schwyz, sell wett’ i[23], git’s nid meh.

    I griffe in mym Wanderstab,
    De Bündel uf em Rucke,
    Und lauf Berg uf, und lauf Berg ab,
    Wohl über Thal und Brucke,
    Viel Tage und viel Stunde wit,
    Bis endli[24] ’s Ländli vor mer liet.

    Da stand i denn am Prebischthor,
    Und lueg is Ländli use,
    Viel Berge gseht me[25] sell ist wohr,
    Und Nebel, ’s ist e Gruse[26];
    Doch wie n[27] i lueg und wie n i stand,
    Bi doch nit in mym Vaterland.

    Me ghört kei Jole, ghört keis Glüt,[28]
    Kei See mag i ergschaue,
    En andri Sprach un andri Lüt,
    Und ach, ihr schöne blaue,
    Verguldete Gletscher, wie Chrystall,
    Umsonst such’ ich euch überall.

    Au das ist anders, wie daheim,
    Doch ha n i nüd darwider,
    Es folget Alles nummen[29] +Ei’m+ --
    +Er ist zwar gut und bieder+ --
    Doch wie sys eben[30] anders gwohnt,
    Wo de Fryhit uf de Berge thront.

    Indesse syg’[31] es, wie n es will,
    Es gfallt mer doch da obe,
    Und will am Sunntig fyrlig[32] still
    De Herr und Schöpfer lobe,
    De zwar nur +Einmol+ d’ Schwyz häd gmacht,
    Deß Sunne doch zentumme[33] lacht.


Schweizer Kühreigen auf dem Kuhstall.

    Syd Gottwilche[34] mir, ihr Berge,
    Juchze’n ich us voller Brust --
    Will die Glieder wieder stärke
    Recht mit neuer Schwyzerlust;
    Will e frischen Odem hole,
    Und will singen und will jole[35]
    Daß es ’s Echo wiedergellet,
    Und von Berg zu Berge trait[36] --
    Jodl di jodli ju etc.

    Syd Gottwilche mir, ihr Brüeder,
    I dem frömde Schwyzerland;
    Euri Sitte, euri Lieder
    Sy mir zwor nit viel bikannt;
    Und ihr Meidschi sufer gwasche,[37]
    Syd Gottwilche mir in Sachse --
    Doch daheim in meine Berge
    Gilt mer ’s[38] +Eisi+[39] zehnmohl mehr.
    Jodl di jodli ju etc.

    ’S Geld ist alles bald verlumpet,[40]
    Aber nit myst fröhlichs Bluet;
    Wie der Fisch im Bächli gumpet,[41]
    Juchzet frisch mi frohe Mueth.
    Chum[42] i da in mine Gselle,
    Kann i d’heime viel verzelle[43]
    Vo de schöne frömde Lande,
    Vo der chlyne[44] Sachse Schwyz --
    Jodl di jodli ju etc.


Auf der Bastei.

Chor.

    Was brucht die Sachse Schwyz?
    Was brucht das Sachse Schwyzerland,
    Bis daß es ist e Vaterland --
    Was brucht die Sachse Schwyz?

Solo.

    E weni höhere Flüeh,[45]
    E weni feißere[46] Chüeh,[47]
    E Rhüfall[48] un e Thunersee
    Un öppen[49] nu[50] e hampfle[51] Schnee --
    Das brucht die Sachse Schwyz.

Chor.

    Das brucht das Sachse Schwyzerland,
    Bis daß es ist e Vaterland,
    Das brucht die Sachse Schwyz.

Solo.

    Der Chäs[52] ist nu gar chly,[53]
    Gar dünn[54] die Nidli sy[55]
    Es battet[56] nit, es beschüßet[57] nüd[58] --
    Drum säge ’n ich, ihr liebe Lüt,
    Es ist nit die rechti Schwyz.

Chor.

    Es ist numme ’s[59] Sachse Schwyzerland,
    Und ist halt nit mys Vaterland,
    Ist nit die rechti Schwyz.

Solo.

    Es fehlti sust no[60] meh,
    Doch wemmer’s[61] überseh,
    Es ist hie doch manches schön und guet;
    Und d’ Meidschi[62] sy wie Milch und Bluet,
    Wie d’heimen[63] in der Schwyz.

Chor.

    Wie d’heimen in dem Schwyzerland --
    Juchheisasa o Vaterland!
    Wie d’heimen in der Schwyz.


    [18] habe,

    [19] gleich,

    [20] hinaus,

    [21] schauen,

    [22] etwa,

    [23] das wett’ ich,

    [24] endlich,

    [25] man,

    [26] Grausen,

    [27] wie ich auch,

    [28] Geläut,

    [29] nur Einem,

    [30] einmal,

    [31] sey es,

    [32] feierlich,

    [33] rings um,

    [34] willkommen, gegrüßt,

    [35] jubeln,

    [36] trägt,

    [37] sauber gewaschen, reinlich,

    [38] mir das,

    [39] Lieschen,

    [40] durchgebracht,

    [41] munter bewegt,

    [42] Komme,

    [43] erzählen,

    [44] Kleinen,

    [45] Berge,

    [46] fettere,

    [47] Kühe,

    [48] Rheinfall,

    [49] etwa,

    [50] nur,

    [51] handvoll,

    [52] Käse,

    [53] klein,

    [54] Rahm,

    [55] sind,

    [56] nährt,

    [57] genügt,

    [58] nichts (sättigt nicht, wie viel man auch esse),

    [59] nur das,

    [60] sonst noch,

    [61] wenn wir es,

    [62] die Mädchen,

    [63] daheim.



Register.


    A

    Affenstein, Seite 110.

    Altarstein, 119.

    Altendorf, 90.

    Alte Schanze, 39.

    Altes Schloß (bei Gosdorf), 86.

    Amselgrund, 40.

    Amselloch, 40.

    Amselstein, 34. 40.

    Arnstein, 104 ff.

    Aussig, 137.


    B

    Backofen, 41 ff. (großer) 99.

    Bärecke, 30.

    Bärfangwände, 113.

    Bärgarten, 75-76.

    Bärsteine, 147.

    Basalt, 123.

    Basaltberge, 7.

    Basaltbrunnen, 32.

    Bastei, 32-33.

    Bauerloch, 110.

    Belvedere (bei Hirniskretschen), 66.

    Beuthenwasser, 55. 109.

    Biela, 5. 127.

    Bielbach, 66.

    Bielergrund, 127.

    Bielgrund, 66.

    Bierwände, 102.

    Birka von der Duba, 10. 73.

    Birkicht, 89.

    Blankhorn, 34.

    Bloßen, 117.

    Böchhorn, 65.

    Borsberg, 19.

    Brand (am Prebischthor), 64. (bei Hohnstein) 71.

    Brausenitz, 25.

    Brausenstein, 131.

    Breite Kluft, 100.

    Brömmerstall, 124.

    Buchberg, 91.

    Buchhübel, 100.

    Buschmühle, 104.

    Butterweck, 102.


    C

    Christiansburg, 144.

    Colmberg, s. Kolmberg.

    Cunnersdorf, 123.


    D

    Dachsenhälter, 40.

    Darnstein, 118.

    Daube, 22.

    Daumühle, 22.

    Daunenstellge, 119.

    Diebskeller, 128.

    Dietrichsgrund, 55. 109.

    Dietzmühle, 27.

    Doberzeit, 26.

    Dürre Grund, 135.


    E

    Ebenheit, 140.

    Elbthal, 4.

    Ehrlichsmühle, 127.

    Eremitage (bei Pillnitz), 19.


    F

    Falkenberg, 3, 8, 93, 95.

    Falkenheger Grund, 101.

    Falkenstein, 98, 103.

    Feldstein, 35.

    Friedrichsburg, 144.

    Frynsberg, 70.

    Fuchsbach, 125.


    G

    Gallstein, s. Kahlstein.

    Gammrichstein, 40.

    Gans, große, 33., kleine, 34.

    Gemsgarten, 99.

    Georgenthal, 132.

    Georgswalde, 96.

    Gießhübel, 129.

    Gneis, 7. 129.

    Goldstein, 113.

    Gorischstein, 124.

    Gosdorf, 86.

    Gostge, 102.

    Granit, 7.

    Grauen (bei Schandau), 90.

    Grauer Storch, 26.

    Groß-Graupe, 19.

    Grünbachthal, 31. 35.

    Grünstelle, 116-117.

    Grundmühle (bei Liebethal), 19.


    H

    Habichtsgrund, 59.

    Hainsbach, 96.

    Hankenhübel, 86.

    Hantschberg, 116.

    Hartstein, 129.

    Harzgründel, 65.

    Hausberg, 56.

    Heeselicht, 79.

    Heidelbach, 116.

    Heidelbachmühle, 116.

    Heidelbeergründel, 63.

    Heidemühle, 54. 55.

    Heilenberg, 108. 111.

    Heilige Hallen, 66.

    Heilige Stiege, 101.

    Heilquelle (zu Gießhübel), 129. (bei Schandau), 47 ff.

    Hennersdorfer Stein, 124.

    Heringsloch, 101.

    Hiekels Schlüchte, 111.

    Hinterhermsdorf, 115.

    Hinterjessen, 19. 21.

    Hintermühle, 24.

    Hirniskretschen, 66.

    Hirschgrund, 64.

    Hirschmühle, 120.

    Hirschwald, 108.

    Hochwald, 7. 93.

    Hockstein, 76 ff.

    Höhle (am Wildenstein), 56. 109. (große), 111.

    Hölle (bei der Bastei), 29.

    Höllengrund, 118.

    Hohburkersdorfer Linde, 33. 44.

    Hohe Holzig, 117.

    Hohe Liebe, 99. 107.

    Hohe Straße, 90.

    Hohle Stein, 56. 128.

    Hohnstein, 72 ff. (Schloß), 74. 95.

    Holzengrund, 29.

    Honigstein, 35.

    Horn (langes), 110.

    Hütten, 128.

    Hüttengrund, 128.

    Hundskirche, 120.

    Huschen, 117.


    I

    Irrenanstalt (in Sonnenstein), 152.


    J

    Jäger (an der Kirnitsch), 132.

    Johannisthurm, 82.

    Jordan, 64.

    Josefsbad (in Tetschen), 137.

    Jungfernsprung, 147.

    Jungfernstein, 128.


    K

    Kahlstein, 121.

    Kaltenberg, 134.

    Kamnitzbach, 66.

    Kanapee, 38.

    Kanzel, 59.

    Kanzelstein, 127.

    Karlsruhe, 51.

    Katzstein, 125.

    Keßlers Mühle, 104.

    Kiefericht, 45.

    Kikelsberg, 4. 88.

    Kirnitsch, 5. 116. 117.

    --flöße, 117-118.

    --horn, 118.

    --thal, 53.

    Kleiner Zschand, 104.

    Klein-Gießhübel, 123.

    Kleinstein, 107.

    Klima, 8.

    Kluft (bei Ottowalde), 28.

    Klunker, 94.

    Königsnase, 51.

    Königstein (Veste und Städtchen), 142 ff.

    Kohlberg, 27.

    Kohlgraben, 86.

    Kohlicht, 77.

    Kohlmühle, 85.

    Kreybitz, 134.

    Krippen, 53. 120.

    Kroatenschlüchte, 55.

    Kronenberg, s. Kahlstein.

    Kühnberg, 104.

    Kühzahl (am Hühnerkropf), 118.

    Kuhstall, 57 ff.


    L

    Lachsbach, 44.

    Lachsfang (bei Porschdorf), 69.

    Lange Grund, 102.

    Langhennersdorfer Bach, 130.

    Lehne, 100.

    Lichtenhain, 90.

    Lichtenhainer Mühle, 90. 103.

    Liebethal, 20. 21.

    Liebethaler Grund, 20 ff.

    Liebethaler Wäldchen, 22.

    Lilienstein, 139 ff.

    Lobendau, 96.

    Lochmühle (bei Liebethal), 21. (bei Rathewalde), 41.

    Lohmen, 23-25.

    Lohmner Grund, 24. 25.

    Lohmner Schloß, 23. 31.

    Lorenzstein, 107.

    Loschwitz, 16.

    Lottersteig, 43.


    M

    Magneteisensand, 111.

    Mardertelle, 32. 39.

    Markersbach, 129.

    Meißnisches Hochland, 2.

    Metze, 55.

    Mittelmühle, 116.

    Mittelndorf, 90.

    Mittelndorfer Mühle, 54.

    Mockethal, 26.

    Mönchsloch, 38.

    Mönchsstein, 38.

    Mühlsdorf, 22.

    Münzborn, 56.

    Münze, 56.

    Münzweg, 56.


    N

    Napoleonstraße, 74. 142.

    Nasser Grund, 35.

    Nasses Gründel, 35.

    Nasse Schlüchte, 109.

    Neukirch, 94.

    Neumanns Mühle, 104.

    Neu-Rathen, 34. 37-39.

    Neustadt, 4. 93.

    Neuweg, 43.

    Niedergrund (bei Schönlinde), 132. (bei Tetschen), 135.

    Nixdorf, 116.

    Nonnenstein, 147.


    O

    Obere Schleuse, 108. 117.

    Oberhüttenmühle, 127.

    Ochelgrund, 70. 85 ff.

    Ochelwände, 85.

    Oelsengrund, 129.

    Ostrau, 51. 54.

    Ostrauer Scheibe, 51.

    Ostrau-Mühle, 54.

    Ostrau Wände, 54.

    Ottowalde, 27. 28.

    Ottowalder Grund, 27 ff.


    P

    Papstdorf, 124.

    Papststein, 124.

    Pechschlüchte, 113.

    Pfaffenklunst, 59.

    Pfaffenloch, 59.

    Pfaffenstein, 128.

    Pfarrberg, 90.

    Pillnitz, 17-18.

    Pirna, 1. 148 ff.

    Podskalsky Weinberge, 138.

    Polenzbach, 5. 70.

    Polenzer Berg, s. Richters B.

    Porschdorf, 44.

    Porschdorfer Mühle, 69.

    Porschendorf, 25.

    Porzen, 3. 96.

    Poste (alte), 27.

    Postelwitz, 51. 52.

    Postelwitzer Steinbrüche, 102.

    Prebischgrund, 64. 66.

    --horn, 64.

    --kegel, 64. 66.

    --thor, 65 ff.

    Puttrichsberg, 4.

    Putzkauer Wald, 94.


    Q

    Quirl, 128.


    R

    Rabenbad, 122.

    --grund, 34.

    --teufe, 22.

    Raingrund, 30.

    Rappern, 28.

    Rathen, (Dorf), 36.

    -- Alt- und Neu-, 36-38.

    -- Ober- und Nieder-, 36.

    Rathner Grund, 36.

    Raubeberg, 96.

    Raubschloß (bei Pillnitz), 19.

    Raubstein, 113.

    Reinertshau, 59.

    Reinhardsdorf, 120.

    Reischengrund, 101. 102.

    --schloß, 101.

    --stein, 101.

    --thor, 101.

    Reißersgrund, 116.

    --höhle, 116.

    Rennersdorf, 83. 84.

    Richters Berg, 95.

    Richters Schlüchte, 109. 112.

    Riesenfuß, 27.

    Rietschgrund, 125.

    Rosenberg, 134.

    --bett, 38.

    --garten, 38.

    --thal, 125.

    Roßsteig, 64. 113.

    Rothstein, 125.

    Rugiswalde, 8. 92.

    Ruhebänke, 92.

    Ruprechtsberg, 95.


    S

    Sächsische Schweiz, 2. (Geschichte), 9-10.

    Sandstein, 5-6. 34. (Pirnaischer), 5-6.

    --brüche, 6-7.

    --gebirge, 1. 2.

    Saugrund, 35.

    Saupsdorf, 107. 115.

    Schäferei (spanische), 83-84.

    Schandau, 45 ff.

    Schandauer Heilquelle, 47-49.

    Schleifgrund, 28.

    Schleuse (obere), 117 ff.

    Schleusenberg, 117.

    Schluckenau, 96.

    Schlüssel, 112.

    Schmilka, 52. 63.

    Schneeberg, 4. 8. 126.

    Schneiderloch, 58.

    Schönau, 120.

    Schönlinde, 132.

    Schrammstein, 100.

    Schrammthor, 102.

    Schrammsteinwände, 102.

    Schreckenstein, 138.

    Schwarzbach, 86.

    Schwarzes Loch (im Mordgrunde), 86.

    Schwedenloch (im Bielergrund), 127.

    Schwedenlöcher, 34.

    Sebnitz (Bach), 5. (Stadt), 92.

    Sebnitzer Zeuge, 92.

    Seufzengründel, 118.

    Sonnenstein, 151 ff.

    Spaltenstein, 137.

    Speichenhörner, 109.

    Spitzberg (bei Neudörfel), 96.

    Spreebrunnen (bei Gersdorf), 96.

    Steinberge, 116.

    Steinbrüche (bei Liebethal), 20-21.

    Steinernes Haus, 28.

    Steinschleuder, 39.

    Stimmersdorfer Wand, 64.

    Stolpen, 79 ff.

    Struppen, 148.


    T

    Tannenberg, 134.

    Teichstein, 113.

    -- Brüche, 120.

    Tempel (in Richters Schlüchte), 112.

    Teufelsgründel, 30.

    --küche, 29.

    Tetschen, 134. 136 ff.

    Thiergarten (bei Stolpen), 83.

    Thorgrund, 65.

    Thorwalder Wände, 119.

    Tichlowitz, 137.

    Tiefer Grund, 70-71.

    Toffel im Fleckel, 116.

    Tollenstein, 133.


    U

    Unger, 3. 92. 97.


    V

    Vogeltelle, 32.

    Vordere Raubschloß (an den Speichenhörnern), 110.


    W

    Wachberg, 115.

    Wachhäusel, 37.

    Waizdorf, 67.

    Waizdorfer Bach, 71.

    -- Berg, 87 ff.

    Walterdorf, 43. 133.

    Wartenberg, 77.

    Webers Schlüchte, 111.

    Wehle, 29.

    Wehlen, 23. 30-31.

    Wehlner Grund, 31. 38.

    Weifberg, 115.

    Wendischfähre, 69.

    Wesenitz, 5. 24.

    Weyer, 137.

    Wildenstein, 114.

    Winkel (vorderer, mittler und hintrer), 100.

    Winterberg (großer), 61 ff. (kleiner), 59 ff.

    Winterhaus (auf d. kleinen Winterberg), 60.

    Wochenbett, 58.


    Z

    Zahngrund, 51. 52. 99. 103.

    Zauke, 45.

    Zeughaus (im Zschand), 110.

    Ziegengrund, 41. 118.

    Zinkenstein, 137.

    Ziegenrück, 43.

    Zirkelstein, 121.

    Zschand (großer), 109. 110 ff.

    Zschiepmühle, 121.

    Zschirnstein (großer), 121 ff. (kleiner), 121.

    Zschirregrund, 29.

    Zwergloch, 130.

    Zwiesel (bei Schmilka), 64. (an der Gottleube), 130.



Nachricht für den Käufer.


Von diesem Taschenbuch sind verschiedene Ausgaben:

    1) mit einem Titelkupfer und einer neuen Reisekarte nach Lehmann,
    gut eingebunden für 1 Thlr. 3 Gr.

    2) dasselbe Buch, mit noch 30 ganz neuen An- und Aussichten von A.
    L. Richter, in einer besondern Kapsel, für 2 Thlr. 16 Gr.

    3) dasselbe mit 30 kolorirten Kupfern für 8 Thlr. (nur auf
    ausdrückliche Bestellung);

    4) die 30 Kupfer besonders, ohne den Text, für 1 Thlr. 16 Gr.

    5) die Reisekarte einzeln zu 9 Gr.

erschienen und für die beigesetzten Preise durch alle Buchhandlungen
von uns zu bekommen.

    Arnoldische Buchhandlung.

Außerdem sind für Reisende, über diese und ähnliche Gegenstände noch
folgende Bücher, Karten und Kupfer bei uns erschienen und durch alle
Buchhandlungen für die eingefügten Preise zu bekommen:

    Ficinus, ~Dr.~ H., (Professor), Flora der Gegend um Dresden.
    Erste Abtheilung: Phanerogamen. Zweite verm. u. verb. Aufl. 8.
    1821. 2 Thlr.

    -- -- -- Flora der Gegend um Dresden. Zweite Abtheilung:
    Kryptogamen. Mit 5 Kupfertafeln. 8. 1822. 2 Thlr. 12 Gr.

    E. Schmalz, die Gattungen der um Dresden wildwachsenden und auf
    Aeckern gebauten Pflanzen, in einer tabell. Uebersicht; als Anhang
    zu ~Dr.~ Ficinus Flora um Dresden. In lat. u. deutscher
    Sprache Fol. broch. 1822. 1 Thlr.

    Frau von Genlis, Taschenbuch für Reisende. Gespräche für
    das gesellschaftliche Leben, in deutscher, französischer,
    italienischer, englischer, spanischer und portugiesischer Sprache.
    Nach der 9ten englischen Ausgabe von Cignani, bearb. v. J. B.
    Fromm. 8. 1822. geb. 1 Thlr. 12 Gr.

    Lindau, W. A., Dresden und die Umgegend. 2 Theile. 2te verbesserte
    Auflage. Dessen erster Theil, unter dem Titel: neues Gemählde von
    Dresden, in Hinsicht auf Geschichte, Oertlichkeit, Kultur, Kunst
    und Gewerbe. 2te sehr verb. Auflage. Mit einem neuen Plan von der
    Stadt und deren Umgebungen, von J. G. Lehmann. 8. 1820. geb. 1
    Thlr. 16 Gr.

    Dazu

    Dreißig mahlerische An- und Aussichten von Dresden und den nächsten
    Umgebungen, vom Professor C. A. Richter, in 4 geb. 2 Thlr. 12 Gr.

    Diese Kupfer kolorirt 9 Thlr.
    einzeln jedes Blatt 8 Gr.

    Der zweite Theil unter dem Titel: Rundgemählde der Gegend von
    Dresden. Ein neuer Wegweiser durch das meißnische Hochland oder die
    sächsische Schweiz und das böhmische Gränzgebirge, die Gegenden
    von Pirna, Königstein und Gieshübel bis Töplitz; von Dohna,
    Altenberg, Freiberg, Chemnitz, Meißen, Hayn, Elsterwerda, Camenz,
    Bauzen, Herrnhut und Zittau. 2te verb. Aufl. mit einer neuen
    topographischen Reisekarte von Lehmann und Becker. 8. 1822. geb. 1
    Thlr. 16 Gr.

    Dazu

    Siebzig mahlerische An- und Aussichten der Umgegend von Dresden,
    in einem Kreise von 6-8 Meilen, vom Professor C. A. Richter, in 4
    geb. 5 Thlr.

    Diese Kupfer kolorirt 20 Thlr.
    einzeln jedes Blatt 8 Gr.

    Nikolai, C. H., Wegweiser durch die sächsische Schweiz. 4te
    umgearbeitete Auflage, mit einer verbesserten Reisekarte. 12. 1821.
    geb. 12 Gr.

    Odeleben, O. von, die Umgegend von Bauzen, mit Beziehung auf die
    Schlacht vom 20. und 21. May 1813 und im Sinne des Lehmannischen
    Systems dargestellt, mit einem großen Plan in 2 Blättern. 4. 1820.
    Schreibpapier. 3 Thlr.

    ~Tableau, nouveau, de Dresde, ou description topographique de cette
    ville; cont. des notices sur tout se qu’elle offre de curieux et
    d’intéssant aux étrangers sous le rapport de l’histoire, des arts
    et de l’industrie suivie d’une table des routes de Dresde etc. Avec
    un nouveau Plan de la Ville. 8. 1818.~ broch. 1 Thlr. 16 Gr.

    Verzeichniß der Obstsorten in der systematischen Obstbaumschule im
    k. sächs. großen Garten bei Dresden. gr. 8. 1819. broch. 18 Gr.

    Plan von Dresden, seinen Umgebungen und Befestigungen im Jahre
    1813. Nach der Aufnahme und Originalzeichnung von J. G. Lehman, in
    Kupfer gestochen von Keyl. 1813. gr. Landkartenformat 1 Thlr.

    Neuester Plan von Dresden. Aufgenommen und gezeichnet vom Major J.
    G. Lehmann und ergänzt vom Lieutenant Reinsch, in Kupfer gestochen
    von Stölzel d. j. Landkartenformat. 16 Gr.

    Neuester Plan der Schlacht bei Kesselsdorf am 15. Dec. 1745,
    und Plan von dem Gefechte bei Katholisch-Hennersdorf am 23.
    November 1745, aufgenommen, gezeichnet und mit Erklärungen
    von J. G. Lehmann, in Kupfer gestochen von J. Bach, 2 Blatt
    Landkartenformat. 1820. 2 Thlr.

    Neuester Plan von Tharand und der Umgegend. Aufgenommen und
    gezeichnet von J. G. Lehmann, in Kupfer gestochen von J. Bach.
    Landkartenformat. 1818. 16 Gr.

    Neuer topographischer Plan der Umgegend von Dresden: aufgenommen
    und gezeichnet von J. G. Lehmann und ergänzt von H. Becker.
    Landkartenformat. 16 Gr.



Druckfehler.


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      --  77,  --   13 „   „   „  erleichtern.
      --  83,  --    1 v. ob.  „  diese st. die.
      --  96,  --    5 v.  u.  „  Kotmanndorf.
      -- 146,  --    3 v. ob.  „  1553 st. 1653.





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