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Title: Das Speicherbuch
Author: Rabe, Johannes Emil
Language: German
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*** Start of this LibraryBlog Digital Book "Das Speicherbuch" ***


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                     Anmerkungen zur Transkription

  Der vorliegende Text wurde anhand der 1922 erschienenen Buchausgabe
  so weit wie möglich originalgetreu wiedergegeben. Typographische
  Fehler wurden stillschweigend korrigiert. Ungewöhnliche und heute
  nicht mehr verwendete Schreibweisen sowie regional gefärbte Ausdrücke
  bleiben gegenüber dem Original unverändert; fremdsprachliche Begriffe
  wurden nicht korrigiert.

  Das Original wurde in Frakturschrift gesetzt. Besondere
  Schriftschnitte wurden mit Hilfe der folgenden Sonderzeichen
  gekennzeichnet:

      gesperrt:      +Pluszeichen+
      Antiqua:       ~Tilden~

  ####################################################################



                      Quickborn-Bücher / 2. Band


                           Das Speicherbuch

                    Für den „Quickborn“ in Hamburg

                           herausgegeben von

                             Johs. E. Rabe


            Dritte, überarbeitete Auflage (6.-10. Tausend)
             des Buches „Von alten hamburgischen Speichern
                          und ihren Leuten“.


       [Illustration] Quickborn-Verlag in Hamburg [Illustration]



              Umschlagzeichnung von Hans Förster, Bilder
             im Buche von Carl Schildt, Christian Förster
                 und W. Lühring in Hamburg. Bildstöcke
                 von Carl Griese in Hamburg. Druck von
               J. J. Augustin in Glückstadt und Hamburg.



[Illustration: Hamburger Fleet

Zeichnung von C. Schildt.]



Seit dem Eintritt Hamburgs in das deutsche Zollgebiet wird der größte
Teil unserer überseeischen Einfuhr im neugeschaffenen Freihafenviertel
gelagert, während für unsere alten Speicher nur noch geringer Bedarf
verbleibt. Sie sind daher vielfach schon abgerissen worden, um
neuartigen Geschäftshäusern Platz zu machen, die durch zahlreiche
behagliche Schreibstuben und helle, weite Lagerräume für deutsche oder
zollfreie Waren, sowie durch ausgedehnte Werkstätten Aussicht auf gute
Verwertung bieten. Die wenigen, die nach Wiederkehr besserer Zeiten
noch eine Weile ihr Dasein fristen mögen, haben im Innern meistens
so durchgreifende Umwälzungen erfahren, daß man den früheren Zustand
kaum noch zu ahnen vermag. Aber auch andere Veränderungen machen sich
im Hamburger Geschäftsviertel bemerkbar. Der Betrieb spielt sich
durch neue Hülfsmittel und Erleichterungen nicht mehr in derselben
schwerfälligen und mühseligen Weise ab wie früher und schon dadurch
wird auch der Menschenschlag ein anderer, den wir bei der Arbeit
treffen, ganz abgesehen von sonstigen neuzeitlichen Verhältnissen
und Ansprüchen. Endlich aber ist erklärlicher Weise eine ganze
Reihe niederdeutscher Bezeichnungen, Redewendungen und Ausdrücke im
Verschwinden begriffen, weil sie in die Jetztzeit nicht mehr so recht
hineinpassen wollen. Hiervon mitzuteilen, so viel ihm aus seinen
Hamburger Erfahrungen noch gegenwärtig war, hat Herr Walter Redslob in
Temuco (Chile) im Korrespondenzblatt des Vereins für niederdeutsche
Sprachforschung 32 S. 55 f. unternommen, was dann zu gegenwärtiger
Arbeit für den „Quickborn“ den ersten Anstoß gab.

Ich habe versucht, das Bild des Lebens und Treibens in unseren alten
Speichern vor Eintritt der großen Umwälzung hier wenigstens in einigen
Hauptzügen festzuhalten, durchweg auf Grund eigener Erinnerungen und
Forschungen, aber mit Unterstützung zahlreicher Freunde, denen ich auch
bei dieser dritten Auflage wieder vielfach zu Dank verpflichtet bin.

  Hamburg, im Dezember 1916          Johs. E. Rabe



Erklärung der Abkürzungen


  +Amsinck+: Die Hamburger Zuckerbäcker. In: Aus Hamburgs Vergangenheit
  1. Folge

  +Beneke+: Hamburgische Geschichten und Sagen, 2. Aufl. 1854

  +Borcherdt+: Das lustige alte Hamburg, zweite Hälfte 1891

  +Bröcker+: Der Hamburger, 1910-11

  +Doornkaat+: Doornkaat-Koolmanns Wörterbuch der ostfriesischen Sprache

  +Ehrenberg+: Hamburger Handel und Handelspolitik. In: Aus Hamburgs
  Vergangenheit

  +Gaedechens+: Historische Topographie von Hamburg

  +Gaedertz+: Die plattdeutsche Komödie in Hamburg im 19. Jahrhundert

  +Goedel+: Quickbornbuch 9: Klar Deck überall!

  +Heckscher+: Chr. Suhrs Hamburgische Trachten

  +Hertz+: Paul Hertz: Unser Elternhaus. Hamb. Liebhaberbibliothek 1895

  +von Heß+: Hamburg topographisch, historisch und politisch
  beschrieben, 2. Aufl.

  +Jünger+: J. E. Rathmann & Sohn, Hamb. Roman von Nathanael Jünger

  +Kopal+: Aus dem Hamburg der sechziger Jahre

  +Koppmann+: Kämmereirechnungen der Stadt Hamburg

  +Korr. Bl.+: Korrespondenzbl. des Ver. für Niederdeutsche
  Sprachforschung

  +Lappenberg+: Hamburger niederdeutsche Chroniken

  +Lauffer+: Stätten der Kultur: Hamburg

  +Lichtwark+: Jahrbuch der Gesellschaft Hamburgischer Kunstfreunde

  +Melhop+: Althamburgische Bauweise

  +Mitt.+: Mitteilungen des Vereins für Hamburgische Geschichte

  +Mus.+: Bericht d. Museums f. Hamb. Geschichte 1909

  +Nirrnheim+: Handlungsbuch des Vicko von Geldersen

  +Patriot+: Hamburgische Wochenschrift, erschienen 1724-26

  +Richey+: Idiotikon Hamburgense 1755

  +Rynesberch+: Geschichtsquellen des Erzstifts und der Stadt Bremen,
  herausgegeben von J. M. Lappenberg

  +Schlüter+: Traktat von unbeweglichen Gütern 1709

  +Schrader+: Hamburg vor 200 Jahren

  +Schütze+: Holsteinisches Idiotikon 1800-1804

  +Steinhausen+: Monographien zur deutschen Kulturgeschichte, Bd. 2:
  Der Kaufmann

  +Sternhagen+: Ut Vadders Tiden, 4. Aufl. 1909

  +Tratziger+: Chronik der Stadt Hamburg, herausg. von J. M. Lappenberg

  +Zacharias+: Jahrbuch der Gesellschaft Hamburgischer Kunstfreunde 1899

  +Zeitschr.+: Zeitschrift des Vereins für Hamburgische Geschichte



Etwa siebenhundert Jahre sind verflossen, seit die ersten Speicher
in Hamburg errichtet wurden, d. h. Gebäude, die ausschließlich
zur Lagerung von Waren bestimmt sind. Ihre Vorgänger, die alten
Kaufmannshäuser, in denen sich Wohnung und Warenvorräte unterm
nämlichen Dach befanden, haben wir uns mit Melhop (2 f.) in ihren
Anfängen einfach als in die Stadt gerückte altsächsische Bauernhäuser
zu denken, nur daß diese sich hier, innerhalb der engen Umwallung, auf
sehr beschränktem Raum einzurichten hatten und statt in die Breite sich
in die Höhe entwickeln mußten. Auf die große Diele mit dem offenen
Herd verzichtete man nicht, aber die Wohnräume mußte man dafür schon
in ein oberes Stockwerk verlegen; darüber lagerten sich dann die
Warengelasse. Noch im 13. Jahrhundert waren die Häuser durchweg aus
Holzständern mit Lehmgeflecht dazwischen hergestellt, vielfach auch mit
Stroh gedeckt. Selbst Rauchfänge aus Holz waren häufig zu finden. Kein
Wunder, daß im Jahre 1284 eine verheerende Feuersbrunst fast die ganze
Stadt vernichtete. (Tratziger 63.) Beim Wiederaufbau hielt man sich
wohl an solideres Material, aber von der altgewohnten Einrichtung wich
man weder damals noch später ab. Trotz nachträglicher Einbauten können
wir das noch heute in manchen alten Kaufmannshäusern erkennen. Vor
allem blieb die große Diele, durch zwei Stockwerke gehend und genügend
Tageslicht durch hohe Fenster vom Hof empfangend. Daran, mit breiten
Holzgeländern an beiden Seiten, eine mächtige Doppeltreppe, die auf
eine Galerie des ersten Stockwerks führte. In der Mitte der Decke fand
sich ein durch eine aufklappbare Luke geschlossener Ausschnitt, das
+Winn’lock+, das sich durch alle Stockwerke bis an die Haspelwinde des
Spitzbodens fortsetzte und das Auf- und Abwinden von Waren mittels der
endlosen Windetaue, der +Löpers+, ermöglichte. An anderer Stelle hing
die Wagschale, die +Bummelschal+, von der Decke herab. Es war noch im
19. Jahrhundert das Vorrecht des „Großbürgers“, mit der „großen Schale“
zu wägen, wie auch nur dieser ein eigenes Konto bei der Girobank halten
und Waren „auf Transitozettel deklarieren“, d. h. für fremde Rechnung
ein- und ausführen durfte. -- Küche und offener Herd hatten gleichfalls
ihren Platz an der Diele. Neben ihrem Hauptzweck, der Warenbewegung
zu dienen, bildete diese in vielen Fällen einen wahren Prunkraum,
dessen vergoldete Karosse und blendender Reichtum an Küchengeschirr
bereits von der Straße aus bestaunt werden konnte. Hier hing im Herbst
zur Zeit des „+richtigen Ossenslachterwedders+“ (Sturm und Regen) der
schön geschmückte Ochse (Beneke 359 f.), hier wurden vornehme Gäste
empfangen, hier war auch der Tummelplatz der Kinder (Hertz 36 f.)
und bei Todesfällen fand hier die feierliche Aufbahrung des Sarges
statt (Zacharias 29 f.). -- Lichtwark (1897, 61 f.) schreibt: „Wie
einheitlich und behaglich wirkt der Raum, wie reich und vornehm! ..
Was ihn so lebendig macht, lebendiger als die stolzen Treppenhäuser
der Barockpaläste, das ist seine Lauschigkeit, die das tägliche Leben
ahnen läßt. ... Jetzt stehen noch ein halbes Dutzend im alten Zustande,
aber da die Häuser nicht mehr bewohnt werden und nur als Speicher und
Kontore dienen, sind sie unfrisch oder verkommen. Die Künstler, die
in Hamburg lebten, haben uns von der traulichen Poesie dieser Räume
kein Bild erhalten, den Dilettanten aber, die uns einen Blick in die
dem Untergang geweihte Herrlichkeit festhielten, wird man nicht nur in
Hamburg ein dankbares Andenken bewahren. ... Hätte es solche Schönheit
in der Privatarchitektur Münchens, Berlins oder Düsseldorfs gegeben,
so würden Generationen von Malern in unserem (neunzehnten) Jahrhundert
sie verherrlicht haben. Aus tausend Bildern und Hunderttausenden von
Photographien, Holzschnitten und Stichen danach würde das deutsche Volk
diese Dielen kennen.“ (Abbildungen solcher Dielen bei Lichtwark, Bröer,
Melhop. Vergl. auch Melhop 278 f., Jünger 5, Schrader 42 f., Lauffer
70 f. -- Im neuen Museum für hamburgische Geschichte wird die genaue
Nachbildung einer althamburger Diele einen Glanzpunkt bilden.) Es sei
übrigens beiläufig erwähnt, daß der Hamburger Patrizier sein Stadthaus
nur im Winter bewohnte. Am 17. April pflegte die Familie vors Tor zu
ziehen und kehrte am 18. Oktober in die Stadt zurück.


Wir dürfen die Entwicklung unseres Geschäftsviertels des Großhandels
so annehmen, daß anfangs die Uferfläche, die +Kaje+, durchweg unbebaut
liegen blieb, wie noch jetzt bei den Vorsetzen zu sehen, bis zum
Zollanschluß auch z. B. beim Kehrwieder. So war es ursprünglich in der
Deichstraße, im Cremon, in der Catharinenstraße, wie bei den Mühren,
im Grimm usw. Hinter den Häusern, die sich also nur an einer Seite
der Straße entlang zogen, erstreckten sich tiefe, schmale Gärten bis
an andere +Fleete+, zuweilen auch bis an den Stadtwall oder an offene
Abflußgräben, die später zu Fleeten erweitert und vertieft wurden
(Gaedechens 41). Als die Böden des Wohnhauses dem sich ausdehnenden
Geschäftsbetriebe nicht mehr genügten, begann man dann, an diesen
Hinterfleeten Speicher zu errichten; später folgten schmälere
Verbindungsbauten zwischen Wohnhaus und Speicher und endlich blieben
statt der ehemaligen freien Stücke nur dumpfige, geschlossene Hofplätze
nach. Die Lagerböden fügten sich meistens vom Vorderhause durch den
Mittelbau an die Böden des Speichers in gleicher Höhe an.

Mit der Zeit erstarkten Handel und Gewerbe immer mehr, zum Teil
sprungweise, und erforderten weite große Räumlichkeiten. Ich erinnere
nur an die Bierbrauerei. Schon 1270 war das Hamburger Bier berühmt
(Rynesberch 118 Anm. 100) und im Jahre 1307 wird berichtet, daß es
das Bremer überflügelt habe (Rynesberch 85, Mitt. I. 44). Lauffer 34
gibt an, die Herstellung Hamburger Bieres im 15. Jahrhundert habe
durchschnittlich 100000 Tonnen, gleich 250000 Hektoliter, im Jahre
betragen. Im 16. Jahrhundert gab es hier dann die stattliche Zahl
von 531 Brauhäusern (Lappenberg 14), die in rascher Folge errichtet
waren. Da man sie am liebsten an den Fleeten anlegte, um das Wasser
sowie Gelegenheit zur Verschiffung bequem zur Verfügung zu haben,
so wurde allmählich das ~litus~, die Uferfläche, zum Bebauen in
Angriff genommen. Bis dahin gehörte dieses ~litus~ durchweg den
gegenüberliegenden Häusern und pflegte u. a. von den Brauern benutzt
zu werden, um ihr Brennholz aufzustapeln (Schlüter 21). Schon im
Stadterbebuche von 1248 bis 1274 wird wiederholt der Verkauf solcher
Uferplätze vermerkt (Zeitschrift I. 452 Anm. 5, Gaedechens 50). Es
kam hinzu, daß die Hülfsgewerbe, hier besonders die Faßbinder, viel
Raum beanspruchten. Zwischen 1370 und 1387 waren neununddreißig vom
Hundert sämtlicher Amtsmeister Küper (Koppmann Bd. 3, XX.). Nach und
nach wurden auf diese Weise die ursprünglich frei liegenden Kajen
an den Fleeten vollständig bebaut, teilweise mit Brauhäusern und
Betriebswerkstätten, teils aber auch mit Speichern, die jetzt also
nicht mehr mit dem Sitz des Kaufmanns in unmittelbarer Verbindung
standen. In welchen Zwischenräumen diese Ausfüllung der freien
Uferplätze stattfand, läßt sich oftmals nachweisen. So wurden
beispielsweise die beiden Grundstücke an der Fleetseite der Deichstraße
neben der Hohenbrücke wahrscheinlich zuerst ums Jahr 1322 bebaut, das
im Norden angrenzende als eines der letzten freigebliebenen dieser
Gasse erst zwischen 1397 und 1401 (Mus. 270). Abgesehen hiervon
entstand am Ufer auch nach vollständiger Bebauung keine ununterbrochene
Straßenreihe, sondern zwischen je etwa zwei bis vier Häusern blieb ein
„Fleetgang“ frei, der dann einem der gegenüberliegenden Grundstücke
oder mehreren gemeinschaftlich als Eigentum gehörte. Der Zweck war,
für den Wasserverkehr eine gute Verbindung zu behalten. Gewöhnlich
fand sich dort alsdann am Ufer auch eine „holländische Winde“ unter
gewölbtem, schwarz geteertem Holzdach. Schon im ersten Hamburger
Grundbuch wird wiederholt ein Haus mit dem Recht auf einen Weg ans
Ufer oder einen Anteil daran übertragen (Zeitsch. I. 447 Anm. 2,
3, 4). Man sieht noch heute solche Fleetgänge, z. B. Deichstraße,
Katharinenstraße, Grimm. -- Ich will nicht unterlassen zu erwähnen,
daß Neddermeyer (Hamb. Topographie 221, 238) meint, im Cremon und im
Grimm sei die Wasserseite zuerst bebaut worden. Die Stellen, die er
hierfür anführt (Staphorst, Hamb. Kirchengeschichte I. 2, 102 und 104)
bieten indessen keinen Beleg dafür und die Sache ist auch durchaus
unwahrscheinlich (Vergl. Gaedechens 14, 49, Schlüter 21 und Mitt. IV.
115 f.).

Für Nichthamburger seien einige Bezeichnungen erklärt. +Fleet+
hängt mit Fluß und fließen zusammen. Es ist der Ausdruck für durch
die Stadt strömende natürliche oder künstlich angelegte Flußarme
und findet sich schon im 14. Jahrhundert (Nirrnheim II. 18). Die
Kanäle der Außenalster und im Hammerbrook, die durch Schleusen mit
der Elbe verbunden sind, könnte man also nicht wohl Fleete nennen,
dagegen aber wäre der Name +Zollfleet+ statt Zollkanal für den großen
Wasserzug zwischen Freihafen und Zollstadt angebracht gewesen. --
+Kaje+ kommt aus dem Romanischen und hat ursprünglich die Bedeutung
Klippe und Sandbank, während es, wie Lübben im mittelniederdeutschen
Wörterbuch angibt, im Niederdeutschen ausschließlich Ufereinfassung
ist. -- Es war zu bedauern, daß im Freihafen anfangs die Bezeichnung
Quai, gesprochen Kwai, eingeführt wurde, wo wir doch schon die gut
niederdeutschen Straßennamen +Binnenkajen+ und +Butenkajen+ seit
altersher kannten. Brooktorkaje, Hübnerkaje usw. hätte wirklich sehr
gut geklungen. Glücklicherweise ist man jetzt durchweg zur Schreibweise
Kai übergegangen. -- Speicher, +Spiker+, wird in Grimms Wörterbuch
aus dem spätlateinischen ~spicarium~ erklärt und dies aus ~spica~,
Gedreideähre. Also ursprünglich Kornspeicher. Ich fand den Spiker, als
selbständiges Gebäude verkauft, schon im ältesten Stadterbebuch erwähnt
(Zeitschr. I. 449 Anm. 9) sowie bei Nirrnheim (I. 733, 736).


Im Gegensatz zu der feststehenden Zimmereinteilung der unteren
Stockwerke des Kaufmannshauses und des Mittelbaues bot der
althamburgische Speicher, der sich hinten anfügte oder später
selbständig für sich errichtet wurde, ungetrennte Lagerräume. Er
bestand also eigentlich nur aus den vier Wänden und den Böden, die
durch starke Ständer und Balken aus Eichenholz getragen wurden. Als
man bei Gelegenheit des Zollanschlusses die neuen Freihafenspeicher
errichtete, glaubte man es recht gut zu machen, wenn man ausschließlich
Eisenkonstruktion anwendete. Es fand sich aber bei einem Brande, daß
das Eisen sich derartig dehnte und reckte, daß die Mauern ernstlich
litten. Das war bei der altmodischen Verwendung von Holz niemals
vorgekommen, meistens kohlte solches nur so leicht an, daß es für den
Neubau wieder gebraucht werden konnte. Die Stockwerke hießen +Böhns+
oder +Spiekerböhns+, das oberste der +Spitzböhn+. Ausnahmsweise finden
wir hierfür noch um die Mitte des vorigen Jahrhunderts den Namen die
+Flier+ bei der Verkaufsanzeige eines Grundstückes am kleinen Fleet,
das früher zur Herstellung von Brodenzucker gedient hatte. Flier ist
außer in Ostfriesland nur in Holland gebräuchlich (Mitt. X. 60). Die
Niederländer, die die Zuckerraffinerie im 16. Jahrhundert bei uns
einführten (Amsinck 209 f.), werden diese Bezeichnung mitgebracht
haben, ebenso wie die Berechnung der Ware in Grote, die noch zu Anfang
des 19. Jahrhunderts hier im Großhandel üblich war. -- Richey erwähnt
als Name des alleröbersten Bodens „+Oken+“. Solcher ist noch jetzt für
die Winkel bekannt, wo das schräge Dach den Fußboden berührt.

Heizvorrichtungen fehlten im Speicher, ebenso zuweilen Aborte. Wo
man diese nicht entbehren wollte, fügte man sie im Erdgeschoß, nach
der Fleetseite, als Ausbau an, mit einer viereckigen Holzröhre, die
mehr oder weniger weit hinunter ins Fleet reichte, immerhin nicht
tief genug, daß sich nicht bei niedrigem Wasserstand eine Schute noch
gerade darunter schieben konnte. Bis das Schwemmsystem unserer „Siele“
allgemein durchgeführt war, gab es noch um die Mitte des neunzehnten
Jahrhunderts auch für die Wohnhäuser an den Fleeten ausschließlich
diese Form von Aborten. Die gefrorenen Exkremente bildeten im Winter
einen recht unerfreulichen Anblick. Im Sommer, wenn anhaltender Ostwind
die Fleete leerlaufen ließ, kamen Gerüche hinzu, die nicht selten
jede Lüftung der Zimmer verhinderten. Ein Bild aus jener guten alten
Zeit: „Hallo, wat ’s dat for’n Waar“, ruft der Ewerführer aus seiner
Schute ins Erdgeschoß hinauf. „Frachtbreef kummt gliek na!“ schallt es
zurück. -- Solche Straßen, denen kein Fleet als bequemer Abzugsgraben
diente, hatten Eimerabfuhr. Die Eimer, sehr zartfühlend +Goldammers+
getauft, standen dann in den engen Gassen reihenweise bereit, bis der
Ruf „+Dreckwaag+!“ (verkürzt aus Dreckwagen) die bevorstehende Leerung
ankündete. Ähnliche und zum Teil schlimmere Zustände herrschten damals
natürlich auch in anderen Großstädten Europas. Den meisten ist Hamburg
mit Einführung gemauerter Abzugskänale vorangegangen.

Fenster waren im Speicher nicht allzu reichlich vorhanden und die
kleinen Scheiben waren trübe. Sie wurden vermutlich nur sehr selten
geputzt: eine Hausfrau verstieg sich nicht hierher. Brauchte man für
die Arbeit Tageslicht, so öffnete man die +Luken+, doppelte breite und
hohe Holztüren, neben denen eiserne Griffe in die Mauer eingelassen
waren, damit man sich beim Ausgucken festhalten konnte. Für Erleuchtung
bei Dunkelwerden diente die ölgespeiste +Kugellamp+ aus sehr dickem
Glas in Art der Schiffslaternen, mit Blechuntersatz und einem Henkel.
-- Für Schreibarbeit benutzte man eine Ecke am Fenster, meistens durch
Holzverschalung in eine Art von Zimmer, das +Kabuff+, verwandelt. Hier,
wie auch wohl an anderen Stellen, pflegten die Wände mit Holzschnitten
aus der „Reform“ geschmückt zu sein, zuweilen auch mit launigen kurzen
Inschriften und Zeichnungen, mittels Pinsels aus dem +Markputt+
hingeworfen, einem kleinen, nach oben etwas verjüngt zulaufenden
Holzeimer, gefüllt mit einer Mischung von Kienruß und Leckbranntwein
zum Zeichnen (Marken) der Packungen. Den +Leck+ lieferte der
+Köhmkaaker+ umsonst, es war der Schnaps, der beim Vollschenken oder
Reinigen der Gläser abtropfte. -- Den Markputt pflegte der „Hausküper“
auf der +Snibank+ selbst herzustellen. Sonst diente diese (auch
+Snibock+ genannt) hauptsächlich dazu, Holzböden, Faßstäbe (+Staff+)
usw. zuzuschneiden. Man saß darauf rittlings, vor sich eine Einrichtung
zum Festklemmen des Holzes, und benutzte nach Bedarf ein +Tochmeß+ oder
ein +Krummeß+, beide aus breiter Schneide mit Holzgriffen an den Enden
bestehend. -- Das Marken wurde mit großer Schnelligkeit in meistens
schräg liegenden lateinischen Buchstaben sowie arabischen Ziffern von
schlanker, besonders deutlicher Form vorgenommen. Schablonen wurden
früher wenig benutzt, während die Frachtführer jetzt meistens darauf
bestehen.

Schmale, steile Holztreppen, die möglichst wenig Raum wegnehmen
durften und nicht massiv eingefaßt, sondern nur mit Lattenverschlag
versehen waren, verbanden die Böden. Sie waren ausschließlich für
Personenverkehr geeignet. An ihnen fand sich häufig ein vom Boden aus
zugängliches Nebengelaß oder ein Bort, der +Bislag+, angebracht. Sonst
war an geeigneter Stelle noch ein Aufbewahrungsort für Packmaterial,
das +Strohlock+, vorhanden, sowie ein Gerüst für leere Kisten, der
+Hangeböhn+, auch wohl +Galgen+ genannt. Der gesamte übrige Raum diente
für das Aufstapeln von Waren, wobei man sich an keine Belastungsgrenze
kehrte, wie solche in den neuen Freihafenspeichern überall
vorgeschrieben ist. Bei Eisenkonstruktion brechen eben die Nietenbolzen
bei Überlastung, während hölzerne Tragbalken federnd nachgeben, also
keine besondere Vorsicht erheischen. Wohl kam es vor, daß die Mauer
sich etwas schief zog und, wo sie nach dem Fleetgang frei lag, durch
Stützen gegen das Nachbarhaus gehalten werden mußte. Das war z. B. in
dem Hause Deichstraße 45 der Fall, in dem ich meine Jugend verlebte,
und kostete natürlich eine jährliche Vergütung. -- Einen eigentümlichen
Speicherbau, wie es deren vielleicht noch mehrere gegeben hat, findet
man Steckelhörn 5. Hier steht die gesamte Holzkonstruktion frei für
sich, ohne irgendwelche Berührung mit der Hausmauer; das hat den großen
Vorteil, daß die Tragbalken nicht unter Feuchtigkeit der Mauer leiden
können. Man vergleiche hierzu, was Linde (Die Niederelbe, 4te Aufl. S.
55) über das Marschenhaus sagt.

Von losem Inventar fand sich in den alten Speichern zunächst die
+Schaal+ oder +Bummelschaal+, die hängende Wagschale. Sie bestand aus
dem eisernen Wagebalken, der mittels Ringes über einem ~S~-förmigen
Haken der Decke hing, sowie zwei Wagschalen aus starken Holzbohlen mit
kräftigen Tauen an den vier Ecken, die oben über Eisenringe gespleißt
(+spleeßt+) waren und an diesen auf die Haken gehängt wurden, die der
Wagebalken an jedem Ende trug. (Spleißen heißt die innige Vereinigung
der aufgefaserten Tauenden durch Flechten und Durchstecken.) Auf eine
der Schalen häufte man die Ware, auf die andere die Gewichtstücke,
deren eine große Auswahl zur Seite bereit stand, hauptsächlich
Hundertpfundstücke. Man sagte: „+Da mutt noch en Hunnert rop+“ oder
„+en Hunnertpundsloot+“, und für wägen +punnen+: „+Hebbt ji de
Ballen all punn’d?+“ Auf Jost Ammans Holzschnitt aus dem sechzehnten
Jahrhundert „Allegorie des Handels“ stehen bereits gegossene
Gewichte in gleichmäßiger Glockenform mit kleinem Henkel neben einer
Hängeschale, die der obigen Beschreibung gleicht (Steinhausen 56,
Beilage 6). -- Zuweilen wurde bei Ablieferung von Waren die Bedingung
„+Geld bi de Schaal+“ vorgeschrieben, in Fällen, wo man dem Käufer
nicht traute. (Es herrschte sonst der Gebrauch, daß am Tage nach
Empfang Zahlung durch die Bank erfolgen mußte.) Die Rechnung wurde
in solchem Falle gleich ausgestellt und war zu begleichen, bevor die
Gewichtstücke heruntergenommen waren, bei hängender Schale. -- Wurden
die Schalen nicht gebraucht und waren sie für die Arbeit im Wege, so
hakte man sie los und stellte sie beiseite, ebenso wenn man besonders
große Kolli ohne Schale wog, indem man sie an Ketten direkt an den
Wagebalken hängte. Jetzt sieht man diese Wägevorrichtung fast gar nicht
mehr, da meistens Dezimalwagen angewendet werden, die sich leicht
überallhin versetzen lassen. Nur in einzelnen Betrieben, wo es auf
besonders genaues Gewicht ankommt, z. B. beim Butterhandel, findet man
noch die Bummelschale.

Zum Weiterbewegen von Waren innerhalb des Lagers benutzte man die
+Kaar+ oder +Spikerkaar+, bestehend aus zwei miteinander verbundenen
langen Hebelarmen mit löffelförmigem Eisen am unteren Ende, woran
zwei kleine Eisenräder befestigt waren. Mit ihrer Hülfe schaffte man
auch Kolli über die +Brügg+ auf den Wagen; das war eine breite Planke
aus Holzbohlen mit einer Klammer, die auf dessen Bordwand paßte.
Fässer rollte man auf der +Striekledder+ hinüber (zuweilen, aber
seltener, auch +Schroodledder+ genannt), einer Leiter ohne Sprossen,
bestehend aus zwei Bäumen, die oben und unten durch Klammern aus
Holz oder Eisen zusammengehalten wurden. Sie diente auch, um Fässer
über Treppenstufen zu befördern. -- Galt es besonders schwere Kolli
von der Stelle zu rücken, so benutzte man den +Kohfoot+, eine dicke
meterlange Eisenstange, vorn umgebogen und gespalten. Mußten gewichtige
Kisten behufs Weiterbewegung angepackt werden, so diente dazu der
+Handhaken+, für dicke Säcke der kleinere +Griper+. An sonstigem Gerät
fand sich zunächst der +Snitzer+, ein kantig geschliffenes Messer,
womit man in Holzbänder, die dabei in der linken Hand und unterm Arm
ruhten, länglich viereckige Ausschnitte, +Schränke+ oder +Slott+,
kerbte. Wurden diese dann ineinander gehakt, so war der feste Reifen
gebildet, den man mittels des +Drivholts+ oder +Fuustholts+, eines
hölzernen Treibkeils, und des +Deessels+ auf das Faß trieb. (Früher
hieß es die Deessel, jetzt hört man durchweg +der+ Deessel.) Man
benutzte dieses beilförmige Werkzeug auch zum Ausdeesseln von Fässern
und beim Verspunden derselben, um das überflüssige Holz des Spundes
und die Spundlappen zu entfernen, sowie den +Häringsdeessel+, von
länglicher Form, um Häringstonnen zu öffnen. -- Galt es, +isern Bann+
(Eisenreifen) auf Fässern zu treiben, so diente das +Drievisen+ oder
die +Setz+, ein eiserner Treibkeil, und der +Setzhamer+. -- Ein kurzes
Brecheisen, de +Resiensnadel+, vorn umgebogen und gespalten, wurde
angewendet, um fest gepackte Waren aus ihrer Verbindung zu lockern,
Fässer zu öffnen, Deckel der Kisten zu lösen, Nägel zu ziehen und die
+Inbann+ loszubrechen, Holzbänder, die zur Sicherung der Böden in die
Krösen der Fässer genagelt waren.

Zur Entnahme trockener Proben hatte man den +Löper+, eine an beiden
Seiten offene Metallhülse, deren spitzer zulaufendes Ende man in
den Sack stieß, um aus dem anderen die Probe schlank in einen
untergehaltenen Beutel laufen zu sehen. Es gab deren verschiedene
Arten. Solche mit ganz spitz zulaufender Öffnung dienten für Zucker,
Reis, Saaten usw. Man konnte dann das entstandene kleine Loch durch
Zusammenziehen der Fäden wieder dichten. Für Kaffee mußte die Öffnung
natürlich weiter sein, wieder andere benutzte man bei mehlförmigen
Waren. Für Flüssigkeiten diente der +Steker+, +Provensteker+, auch
+Suger+ genannt, ein Stechheber, der angesogen und, wenn gefüllt,
durch den Daumen oben geschlossen wurde. Butterproben zog man mittels
des +Botterisens+, einer eisernen Hülse, deren eine Seite offen war.
-- Um alte Marken wegzukratzen, nahm man die +Schaav+ zur Hand, für
Kisten ein gebogenes Schabeisen mit zwei Holzgriffen, für Fässer ein
dreieckiges flaches Eisen, in dessen Mitte ein Holzstiel eingelassen
war. -- Als Behälter für +allerhand Smeerkram+ fand sich in irgend
einer Ecke die +Sappskeek+ (Sapp ist Saft, mit der Nebenbedeutung
schmierig). -- Waren Säcke auszubessern, so diente dazu das +Neihgaarn+
oder +Drahtneihgaarn+ (starker Bindfaden, +Dreedraht+ oder +Veerdraht+,
je nach der Zusammensetzung) sowie eine dreikantige +Nadel+, meistens
aber, besonders für dicke +Rappertsakken+ (engl. ~wrapper~), die
+Sninadel+ mit scharfer Schneide, die besser durchging und womit
der Faden gleich abgeschnitten werden konnte. -- Die meisten dieser
Gebrauchsgegenstände werden, beiläufig bemerkt, noch heute angewendet,
indessen benutzt man auch vielfach schon Werkzeug nach amerikanischer
Art, das gleichzeitig verschiedenen Zwecken dient.

Über die vorkommenden Packungen der Waren, wie sie die Fremde
liefert (Seronen, Gonjes usw.), ist wenig von Interesse zu melden.
Im Fruchthandel gibt es +Siffen+, Körbe für etwa 23 Pfund Äpfel,
und +Hamper+ für 120 Pfund. +Kreet+ oder +Kreets+ (zuweilen in der
Mehrzahl +Kreetsen+ genannt), ist eine lattenförmige Umhüllung für
Glaswaren und manche andere Gegenstände. Sie wird auch wohl aus Hasel-,
Weiden- oder knorrigem Eichenholz geflochten und genagelt. Solche
Kreets sind zum großen Leidwesen der Speicherarbeiter nach der Leerung
nicht einmal als Feuerungsholz zu verwenden. Laut Doornkaat wird mit
Kreet auch der Wagenkorb aus Latten und Sparren bezeichnet, der zum
Heufahren früher allgemein gebräuchlich war. Die zylinderförmigen
leinenumhüllten Kanehlpacken heißen +Fardehl+ (span. ~fardillo~). Eine
der zahlreichen stehenden Redewendungen lautet: „+Ick sall bi di en
fideles Kameel empfangen+“ (statt ein Fardehl Kanehl).

Im Speicher waren Mäuse häufige Gäste. Es wurden daher immer
Katzen gehalten oder vielmehr Kater. Ein Loch unten in der Tür
des Erdgeschosses gestattete ihnen den Weg ins Freie, um etwa auf
dem Hofe einen Spatzen zu belauern oder zur richtigen Stunde bei
einer gutherzigen Fischfrau das Leibgericht zu erbetteln. Selbst
auf solchen Speichern, wo ausschließlich Waren lagerten, die für
Nager kein Interesse boten, pflegte ein Kater niemals zu fehlen;
der gehörte einmal dazu. Man bewahrte die guten Tiere schonend
vor jeder Leidenschaft. Hin und wieder nagelte man auch wohl an
irgendeinem Balken fest, was sie zu diesem Zweck eingebüßt hatten und
glaubte sie dadurch ihr lebelang an den Speicher zu fesseln. -- Auch
Ratten verirrten sich häufig auf die Lagerböden. Man behauptet mit
Bestimmtheit, daß sie an den Mauern emporgeklommen seien, wenn sie
besondere Leckerbissen, z. B. Walnüsse, witterten. War das +Fallreep+
hängen geblieben, ein Strick, an dem der Ewerführer nach beendeter
Arbeit in den Speicher kletterte, so diente es auch oft den Ratten für
ihre Besuche. Zum Wegfangen ihrer Jungen stellte man die +Rottenheck+
auf, ein Gerüst mit Zellen, worin sie ihre Brut ablegten.

Alleinherrscher im alten Kaufmannsspeicher war der +Huusküper+,
meistens wirklich ein gelernter Küper (Böttcher). In älterer Zeit
kannte man als Packungen für die Waren, neben geschnürten Ballen,
vorzugsweise Fässer oder Tonnen (Nirrnheim LXXIX., Steinhausen:
Abbildungen 53, 54 und Beilage 6 und 11), wie auch in einem Lehrbuche
des angehenden Kaufmanns vom Jahre 1715 (Steinhausen 105) die
Überwachung des Zeichnens von Ballen und Fässern dem Lehrling als eine
seiner Arbeiten vorgeschrieben wird. Von Kisten ist nie, von Säcken
nur selten die Rede. Alles mögliche wurde in den Fässern zusammen
verpackt, z. B. um 1380 dreizehn Schinken, eine Hoyke (Mantel) und
zwei Stücke „Schlagdokes“, wollene Decken, die zum Einwickeln von Tuch
gedient hatten (Nirrnheim I. 652 und LXIV.). Es war somit notwendig,
daß der Hausküper mit der Herstellung sowie dem Packen und Auspacken
von Fässern genau vertraut war. Im allgemeinen war nur das Lager sein
Bereich, aber in kleineren Betrieben besorgte er auch wohl allerlei
Arbeiten für den Haushalt, klopfte Zeug und wichste Stiefel, schöpfte
Wasser zum Scheuern und Waschen aus dem Fleet, besorgte Wege fürs
Kontor, fütterte die Katzen mit +Panzen+ (Magen) und war ein großer
Freund der Kinder vom Hause. Durchweg trug er ledernes Schurzfell mit
Leibriemen, an dem vorn eine kleine Messingtonne als Schild prangte.
Im Winter sah man ihn vielfach in pelzbesetzter Mütze mit Quaste, als
Zeichen seines Amtes, wie er zu sagen pflegte. (Vgl. Hertz 33 f.)

Der Hausküper hörte es gern, wenn man ihn „+Koptein+“ anredete,
indessen bestreiten ihm die „Quartiersleute“ das Recht auf diesen
Titel: ausschließlich ihnen gebühre solcher, da sie unabhängig
daständen, während der Hausküper nur ein auf Kündigung Angestellter
sei. Im Besitz der Schlüssel war dieser für alles verantwortlich, auch
für die +Arbeidslüd’+, die gegen festen Wochenlohn unter ihm tätig
waren, wie für Gelegenheitshülfe, die er im Tagelohn annahm. Solch’
vorübergehende Arbeit hieß eine +Hüür+ im Gegensatz zu +Bahntje+ für
feste Anstellung. Der Hausküper sorgte für das Aufbringen, Einwägen
und zweckmäßige Wegstauen der Waren, für Marken und Ummarken
der Kolli sowie für ihre Ablieferung, weiter für rechtzeitiges
Umstapeln von Sachen, die dem Verderb unterlagen, kurz für alles,
was der Lagerbetrieb erheischen mochte. Nebenbei entwickelte er
eine staunenerregende Warenkenntnis bei Empfang und Ablieferung. --
War es erforderlich, so erschien er wohl gelegentlich bei seinem
Geschäftsherrn an der Börse, sonst jedenfalls abends regelmäßig
am Kontor, um dort Rechenschaft abzulegen und neue Vorschriften
entgegenzunehmen. Das +Gewichtbook+, das er dabei überbrachte, war in
großen Betrieben in verschiedenfarbigen Einbänden vorhanden, etwa in
gelb für eingehende und in blau für abgelieferte Partien. Von jedem
hatte man zwei Exemplare, wovon eins bis zum nächsten Abend am Kontor
verblieb, um danach Rechnungen auszustellen oder einlaufende zu prüfen,
das andere inzwischen zur Benutzung auf dem Speicher.

Gab es Arbeit, die der Hausküper nicht mit den eigenen Leuten
bewältigen konnte, so holte er sich weitere Kräfte von +de Lüd’
von de Eck+. Das waren nicht etwa Gelegenheitsarbeiter in Art der
berühmten „+Löwen von’n Hoppenmark+“, die nur gelegentlich Obstkörbe
aus den Ewern auf den Markt schleppten und sich hauptsächlich von
Schnaps ernährten, sondern sie mußten ehrbare Hamburger Bürger sein
und entsprechend dem Vertrauen, das man in sie setzte, streng auf
Standesehre halten. Keineswegs konnte sich jeder beliebig zu ihnen
gesellen. Er mußte guten Leumund besitzen und in aller Form um seine
Aufnahme ersuchen. War solche zugestanden, so wurde er ins Buch
eingetragen, das jede „Ecke“ führte, nachdem er „+en Daler oder
twe as Inspringelgeld+“ erlegt hatte. Der Hausküper war, um solche
+Spikerarbeiders+ oder +Spikerlüd’+ anzuwerben, je nach der Lage seines
Speichers auf eine bestimmte Ecke angewiesen; erst wenn hier niemand
zu finden war, durfte er sich weiter umsehen. Die „Ecken“ hatten
ihre festen Bezeichnungen: +de Englännereck+ (Katharinenstraße), +de
Wandrahmseck+, +de Pickeck+ (Rödingsmarkt-Steintwiete) usw. und standen
in Verbindung mit einer +Köhminsel+, einer bestimmten Destillation
(Schnaps- und Bierausschank), wo der Hausküper zunächst einzukehren
hatte, wenn er an der Ecke keine Leute antraf. Bei diesem +Kröger+ war
den Lüd’ von de Eck’ das Recht eingeräumt, statt einzelner Schnäpse
zum Sechsling (3¾ Pf.) das Glas, eine Flasche für drei Schilling (22½
Pf.) zu erstehen und in einem Hinterzimmer zu vertilgen. Traf der
Hausküper sie gerade bei einer frischen Pulle an oder wurde eine solche
auf dem Speicher „ausgegeben“, so gebührte ihm der erste Schluck.
„+Een’n utgeven+“ kam auf dem Lager nicht selten vor, sei es daß der
Geschäftsherr sich blicken ließ oder daß Makler, Agenten oder Käufer
dort zu tun hatten. Als zarter +Wink mit’n Lüchtenpahl+ diente dann
wohl: „Is mal +dröge Luft+“ oder „+dat stöft hier bannig+“. War sonst
niemand da, den man um Getränk ansprechen konnte, so meinte wohl einer
der Arbeiter: „+Wöhlt wi nich en Lütten passen?+“ d. h. es sollte
zusammengeschossen werden, um Alkohol anzuschaffen. Kam dann gerade
ein junger Mann vom Kontor darüber zu, so erwartete man, daß er sich
in hervorragender Weise beteiligte. Dafür durfte er den ersten Schluck
aus dem Glase tun, das nachher die Reihe herum ging. -- Es wurde früher
recht häufig getrunken, wenn auch nicht viel zur Zeit. Bei Ablieferung
von Waren hatte der empfangende Hausküper oder Quartiersmann, wenn es
sich nicht um ganz kleine Partien handelte, den Arbeitern gleichfalls
einen auszugeben, und zwar wurde dies +op de halven+ beansprucht, d.
h. wenn die Hälfte der Partie abgeliefert war. Morgens vor 8 Uhr wurde
„+en Sweizer+“ für das Geld geholt, nach 8 Uhr Kümmel und Flaschenbier.
Der Verwalter des Getränks wurde +Buddelör+ genannt. Das gewöhnliche
Schnapsgemisch war +Köhm un Grön+ d. i. Kümmel und Wermut. Beim Sweizer
kam noch Pfeffermünz hinzu. „+Lat uns mal en lüttje Sweizerreis’
maken!+“ hieß es wohl. Besonders geschätzt war das Helmerssche
Erzeugnis; daher: „+Hal mal een von Helmers sien!+“ oder „+Dat ’s woll
Helmers sien?+“ (mit Anklang an Hennessy). Die Höhe des betreffenden
Trinkgeldes, das zuweilen auch je zur Hälfte vom Ablieferer und
Empfänger getragen wurde, richtete sich ungefähr nach der Größe der
abgelieferten Partie. Man rechnete z. B. bei 50 Sack Kaffee vier
Schilling (30 Pf.), bei 100 Sack das Doppelte. -- Wollte man Köhm un
Beer in einer Wirtschaft genießen, so forderte man „+Lütt un lütt+“, d.
h. en lütt Glas Köhm un en lütt Glas Beer. Das kostete zusammen einen
Schilling (7½ Pf.). Es gibt noch heute viele Wirtschaften, wo je 2
Glas Lütt un Lütt für 15 Pf. geliefert werden. War man dann gemütlich
im Schnacken, so hieß es bald: „+Op een Been kann man nich stahn!+“
Solcher Redensarten, die sich natürlich nicht auf die Speicherarbeiter
beschränken, ließen sich noch manche sammeln. „+Eenmal vergebens
un denn mit alle Mann+“ rief man bei einer Arbeit, wo alle Kräfte
anzuspannen waren. Wollte man eine Arbeit aufgeben, so hieß es: „+Lat
uns man in’n Sack hauen!+“ Stand einer müßig herum, so sagte man wohl:
„+Breek di man nich de Hann’ in de Tasch af+“ oder man fragte: „+Na,
puulst in’e Nees?+“ und erhielt vielleicht zur Antwort: „+Djä, ick
kann mi mit’n lütt Stück Arbeit lang behelpen+“. Ein dritter meinte
dann dazu: „+Worto hett man denn de Been, as um de Arbeit ut’n Weg to
gahn.+“ Allerhand Ökelnamen für andere Beschäftigungen gibt es auch.
+Rümdriewer+ heißt der Böttcher, weil er beim Antreiben der Bänder ums
Faß eilt. Daher auch: „+He löppt as so’n Fattbinner+“ (Korr. Bl. 23,57
u. 33,43). Die Zollbeamten nennt man +Tollmus’kanten+, +Grashüpper+
und +Grönröck+, die Kontoristen +Fedderveeh+ und +Kantorknüppel+, den
jungen Kommis, der Muster entnahm, +Provenrieder+ usw.

Solange sie unbeschäftigt waren, trugen die Lüd’ von de Eck sauberen
dunklen Anzug, Schurzfell und schwarzen Zylinder. Waren sie für
Arbeit angenommen, so legten sie hohen Hut, Jacke und Schurzfell ab
und zogen zum Schutz gegen Staub eine wollene oder baumwollene Mütze,
die „Mudder“ aus alten Stoffresten angefertigt hatte, die +Klottje+,
Über den Schädel, sowie ein +Busseruuntje+, eine Art Bluse, als
Arbeitsgewand über den Oberkörper. (Klottje aus dem französischen
~calotte~, gleich Käppchen.) Zu Busseruuntje erklärt Schütze, daß
diese Bezeichnung aus dem Holländischen stamme und gleichbedeutend mit
+Schanslöper+ sei. (Vergl. Goedel 57.) Vorn über den Leib kam außerdem
die Hälfte eines alten Kaffeesackes, die durch Bänder auf dem Rücken
befestigt war. Der Hausküper war vornehmer, er trug bei der Arbeit die
Hälfte eines weißen Saatsackes ohne Naht, der dann jeden Sonnabend in
die Wäsche kam.

[Illustration]

Die obige, etwas flüchtig hingeworfene Skizze aus meiner Sammlung
entstammt den zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts und zeigt
einige Lüd’ von de Eck in der damaligen Tracht. Der Zeichner, +W.
Lühring+, war damals bei der hiesigen Häutefirma George Maltz u. Co.
als Handlungsdiener tätig. -- Man beachte, daß der Schuster sowohl
wie die Person im hohen Hut (vielleicht ein Quartiersmann) kurze
Kalkpfeifen rauchen, deren man 8 Stück für einen Schilling erhielt.

In ähnlicher Weise wie bisher berichtet ging im Speicherbetrieb alles
streng nach genauer Ordnung vor sich. Beim Aufwinden von Waren galt
z. B. der feste Satz von 80 Pfund Leistung auf den Mann, wenn sie
den ganzen Tag zu arbeiten hatten; sonst konnten sie es auch bis zu
300 Pfund bringen. Ebenso behielt jeder mit seinen Händen den Platz
am Windetau, den +Löpers+, den er zu Anfang eingenommen hatte. Diese
Löpers, zwei starke Taue ohne Ende, liefen durch Löcher im Fußboden
durch alle Stockwerke des Speichers und dienten dazu, eine Holzrolle
auf dem Spitzböhn in Umschwung zu bringen, auf der sich das starke
Tragetau, der +Dreger+, auf- oder abwickelte. Zu solchem Zwecke hatte
diese Welle, der +Winnbohm+ oder +Wellbohm+, an beiden Enden +Rööd+,
Wellräder, deren Kranz mit Doppelzacken versehen war, in die die
Löpers sich klemmten. Das Ende des Dregers war über den außen hohlen
Rand der +Kausch+ gespleißt, ein Eisenring, in dem der eiserne +Haken+
hing. (Kausch heißt auf der Elbinsel Finkenwärder das Segelöhr.)
Über den Haken hinweg wallte das aufgerebbelte Ende des Dregers, der
+P’rükenkopp+, der dazu diente, die Feuchtigkeit ablaufen zu lassen.
Außerdem ermittelte man gelegentlich, ob dies äußerste Stück des
Dregers noch haltbar sei, indem man einzelne Strähne des P’rükenkopps
auf ihre Widerstandsfähigkeit prüfte. Zeigten sie sich mürbe, so wurde
ein Stück des Dregers weggeschnitten und das neue Ende wieder Über die
Kausch gespleißt.

Als Zurufe bei der Arbeit des Auf- und Abwindens herrschten
hergebrachte Ausdrücke. Der Hausküper, oder, wenn er sich vertreten
ließ, der +Lukenvice+, rief den an den Löpers angestellten Arbeitern
von der Luke aus seine Anordnungen zu. War unten in der Schute die
Ware am Haken befestigt (+anslahn+), so hieß es: „+Sso, winn’ op!+“
oder „+Hüüs’ op!+“ (vergl. hissen, heißen, z. B. der Flagge), auch
wohl „+Hiev op!+“ (an Schiffsbord: „Anker hieven“). Hatte die Last
seine Luke erreicht, so rief er „+Haaah+“ (helles a wie in Rabe),
worauf die Löpers über den +Knaggen+ geworfen werden mußten, damit
infolge vergrößerter Reibung je ein Mann die Last schwebend erhalten
konnte, während die übrigen sich mit an die Luke begaben, um sie
hereinzuziehen. Der Knaggen, auch +Achtersmiter+ oder +Hemmhaken+
genannt, war ein am Pfeiler neben den Löpers befestigtes starkes
Brett, meistens Buchsbaumholz, woraus man ein länglich rundes Stück
weggeschnitten hatte. In die entstandene Höhlung paßten die Löpers.
Fand man einen kräftigen Baumast, der sich für den Zweck eignete, so
nahm man ihn noch lieber. Innerhalb der mit Haspelwinde versehenen
alten Kaufmannshäuser vertraten häufig zwei eiserne +Wandhaken+
nebeneinander die Stelle des Knaggens. War nur ein einziger vorhanden,
so wurden die Löpers zweimal hinübergeworfen, weil sonst an den glatten
Eisen nicht genügend Reibung entstanden wäre. Dies brachte indessen
starke Abnutzung des Windetaues mit sich. -- Beim Rufe „+Striek wat!+“
wurde das Hereinziehen der Last durch Nachgeben der Löpers ermöglicht,
bei „+Los!+“ ließ man diese fahren. (Strieken ist ein altes Wort mit
großer Zahl von Bedeutungen; hier „nachlassen“, „nachgeben“. Wenn die
hochdeutsche Sprache sich mehr um ihre ebenbürtige niederdeutsche
Schwester bekümmern wollte, hätten wir statt des Streiks den „Striek“
gehabt, also ein gut deutsches Wort.) -- War der Haken befreit, so
mußten die Löpers auf „+Sla los!+“ oder „+Smiet los!+“ vom Knaggen
herabgehoben werden, um den Dreger in kräftigen Zügen wieder nach unten
zu befördern. Die +Läng’+ oder +Längde+ wurde zu neuer Verwendung
hinterhergeworfen, nachdem der Mann in der Schute gewarnt worden
war, sich nicht vom Platz zu rühren, durch „+Fast dar nerrn!+“ oder
„+Waarscho!+“ oder „+Ünnerruut!+“ und geantwortet hatte: „+Smiet!+“
(Nerrn, früher nedden -- unten, Waarscho = Acht geben. Wenn Goedel im
Quickbornbuch 9 S. 19 meldet, dies Wort sei in Kiel von der Marine
wieder in den Sprachschatz der Stadtbevölkerung übergegangen, so
kann ich dem gegenüber feststellen, daß es in Hamburg nie außer
Übung gekommen ist.) Inzwischen wurden Kisten oder Säcke aus dem
Wege geräumt, um für die nächste Ankunft Platz zu haben. Wurden sie
später aufgestapelt, so lautete das Kommando: „+Hoch op!+“, „+Höger
rop!+“ und „+Hoch!+“, je nachdem Knie- oder Ellbogenhöhe oder endlich
volle Höhe erreicht war. -- Zu Läng’ ist zu bemerken, daß dies ein
zusammengespleißtes Hanftau ohne Ende war, das man niederlegte, um
darauf eine Anzahl Säcke oder Kisten aufzubauen. Dann wurde die
Schlinge des längeren Endes durch die kürzere gezogen, diese fest
heruntergedrückt und die längere in den Haken gehängt. Hatte das
Aufwinden begonnen, so mußte das kurze Ende noch weiter niedergepreßt
werden, damit die Ware nicht herausschießen konnte. Ein Ewerführer,
der eine +Hieve+ Rosinen in Säcken vielleicht nicht fest genug
eingeschlagen hatte, sah sie herabstürzen, bevor sie die Luke erreicht
hatte, konnte aber noch rechtzeitig beiseite springen und rief dann in
gut gespielter Entrüstung hinauf: „+Hett jo gar keen Sinn, dat ick dat
inwickel, wenn ji dat wedder dalsmiet!+“ -- Für schwere Lasten benutzte
man eine kürzere und dickere Läng’, die +Stropp+, für Fässer +Hakens+,
an einer Kette ohne Ende hängende gekrümmte Eisen, für Kisten, die
es vertragen konnten, +Düvelsklauen+, je ein starkes gekrümmtes
Doppeleisen an den Enden einer Kette.

Die Ausrufe galten mehr der Aufmerksamkeit des Ewerführers, als den
Leuten an der Winde, wenn eine Ware hinabgelassen werden sollte. War
sie zunächst handbreit aufgewunden, so hieß es: „+Achter!+“ (Achtärr)
oder „+Maak fast!+“ oder „+Smiet achter!+“ damit die Löpers über den
Knaggen geworfen wurden. Die Ware wurde nun zur Luke hinausgeschoben
und schwebte frei. Auf „+Striek wat!+“ dann „+Lat reisen!+“ oder „+Los
lat fallen!+“ auch wohl „+Los lat strieken!+“ ließ man dann die Löpers
durch die Hände gleiten, die durch Sackleinen geschützt waren, während
der Knaggen durch die Reibung genügend hemmte, um die Last immer in der
Gewalt zu behalten. Schien sie nahe dem Ziel, so mußte auf „+Sinnig!+“
(+Sinniiich+) angehalten werden, bis der Ewerführer sie nah dem Punkte
hingezogen hatte, wo er sie aufzustapeln gedachte. Auf „+Striek!+“ oder
„+Los lat strieken!+“ oder „+Los lat scheeten!+“ mußten die Löpers
rasch nachgegeben werden, bei „+Achterruut!+“ waren sie vom Knaggen
abzuheben, um den Dreger wieder aufzuwinden. Wenn wir als Jungens beim
Winden helfen durften, machte die Betonung „Los lat scheetennnn!“
besonders starken Eindruck.

Die Löpers waren natürlich durch alle Böden hindurch von den Knaggen
freizuhalten, wenn gewunden werden sollte. Im Sommer dehnten sie
sich und schleiften dann im Raum, dem untersten Boden, während der
Windearbeit in tollen Kapriolen auf dem Fußboden hin und her. Paßte man
in der herrschenden Dunkelheit nicht auf, so hatte man die schönste
Gelegenheit, darin verstrickt und vielleicht gar stranguliert zu
werden. Die Finsternis in sämtlichen Räumen des Speichers pflegte
undurchdringlich zu sein, wenn die Luken geschlossen waren, denn
die aufgestapelten Waren nahmen das bißchen Tageslicht weg, das
durch die Fenster Einlaß fand. Dies um so mehr, als die Speicher
häufig schmal und sehr tief waren. Man hielt das der Erhaltung der
Waren zuträglicher, als wenn Licht und Luft Zutritt hatten, auch
konnte man häufig feststellen, daß die Partien das Gewicht, das sie
vielleicht während der Reise eingebüßt hatten, bei längerer Lagerung
wiedergewannen. Aus diesem Grunde schüttelte manch alter Praktiker den
Kopf, als er die größere Breite und viel geringere Tiefe sah, die man
den neuen Speichern im Freihafen gegeben hatte. -- Mußte man auf dem
Speicher eine Ware ansehen, so pflegte der führende Arbeiter, der auch
im Dunkeln Schritt und Tritt kannte, einem oftmals die Hand zu reichen,
damit man sich durchwinden konnte.

Der größte Teil der Ausrufe, die ich hier wiedergegeben habe, fällt
bei den elektrischen oder hydraulischen Winden der Neuzeit fort und
wird durch Handbewegungen ersetzt. Erwähnt mag bei dieser Gelegenheit
noch werden, daß schon um 1865 der Versuch gemacht wurde, die mühselige
Handarbeit beim Aufwinden der Kaufmannsgüter durch eine Dampfwinde
zu ersetzen, die man in der Schute aufstellte. Es erhob sich aber so
lebhafter Widerspruch seitens der Arbeiter gegen eine solche Neuerung,
die ihnen das Brot nehmen würde, daß man bald hiervon zurückkam.

Nach beendeter Arbeit wurde der Dreger bis an den +Utlegger+
aufgewunden, eine am Giebel angebrachte Vorrichtung mit einer Rolle
aus Pockholz oder Eisen, später aus Gelbmetall, die +Schiev+, über die
der Dreger lief. Geschützt war der Utlegger durch den +Winn’kasten+,
auch +Galgen+ genannt, einen unten offenen Holzkasten. An den Haken
war zuvor ein dünnes Tau geschlungen, die +Fanglien+, die neben der
untersten Luke befestigt war und sein Herabziehen zu neuer Benutzung
ermöglichte. Zuweilen war noch am äußersten Ende des Winn’kastens ein
Haken angebracht, an den man +Schiev un Tau+ hängen konnte, um leere
Kisten, Körbe oder Säcke aufzunehmen, wozu es dann nur eines Mannes
bedurfte.

Beiläufig wäre noch zu bemerken, daß die Löcher im Fußboden, durch
die die Löpers glitten, mit Porzellanringen ausgesetzt waren, um die
Reibung zu vermindern, und daß man die +Winn’löcker+ zustopfte oder
mit Holzringen umgab, wenn Waren gestürzt werden sollten, damit das
Durchlaufen in die unteren Böden vermieden wurde. Für dies +Störten+,
das Ausleeren sämtlicher Packungen einer Partie, um gleichmäßige
Mischung herzustellen, gehörte das +Störtlaken+, eine mächtige
Leinewand, zum Bestand.

Ein hergebrachter Ausruf bei der Arbeit war der Zählgesang bei
Ablieferung bestimmter Waren, besonders von Häuten und Fellen. Bröcker
I. 58 f. veröffentlichte (mit Notenbegleitung) eine Version, die hier
unter Beibehaltung der Schreibweise wiedergegeben sein möge:

  „Nu hebbt wi +een+ op’t Neet -- +Terriwe+ kumpleet --
  Hebbt wi en +Diarree+ -- dat +veerte+ Mol --
  Scheun sünd de groten to +fiif+ -- en +halbes Dutz+ davon in’n Liew --
  +Söben+ is de Galgentool -- goht wie de ganze +Nacht+ opp dol --
  +Negen+ is de Rummelee -- +Tein!+ tein is tein --
  Mein Hamburg an der +Elbe+ Strand -- wie liegst du tief im Tal --
  du bist nicht mehr dasselbe Land -- wie Anno dazumal --
  Wie hat man dich entrissen -- aus Altertümlichkeit --
  du mußt noch vieles missen -- aus deiner goldnen Zeit --
  denn so wie du, vallera -- so bin auch ich, vallera.
  +Een un de twintig -- terriwe un de twintig --
  diarree un de twintig -- veer un de twintig --
  fief un de twintig -- soß un de twintig --
  söben un twintig -- alle acht un de twintig --
  negen un twintig -- nu hebbt wi dottig mol.+“

Auf S. 67 desselben Heftes wird für die Ziffer 5 und 6 die drastischere
Lesart „Scheun is min Wief -- se hett er dickes Lief“ mitgeteilt und
für 11 bis 20 die Version:

  „Mein Hamburg an der +Elbe+ -- da geht’s bis nachts um +zwölfe+ --
  mok de +Dör to Hein+ -- in de Diekstroot +veertein+ --
  bi +foftein+ is ’t en Drinker -- an de +soßtein+ geit nix flinker --
  +söben un de tein+ -- denn gode +Nacht min Hein+ --
  nu sloop man fein -- so ’n +twintig+ Mool.“ --

Zu 30 heißt es dann noch: „Siehst du woll -- nu hebbt wi +Talje vull+,
vallera!“

Hierzu wäre zu bemerken, daß „Talje“ mit dem engl. ~tally~, Kerbholz,
Zählstrich zusammenhängt. -- „De Groten to fiif“ sind Schnäpse zu 5 Pf.
das Glas. -- Bei 8 pflegt es auch zu heißen: „Gaht wie +alle Nacht+
op un dal.“ -- „De ganze Rummelee“ statt „alle negen“ ist Ausruf beim
Kegeln; „+twe Veerlanner Been+“, wie zuweilen für 11 gebraucht wird,
stammt ebenfalls daher. Zu 12 singt man auch wohl: „in +Horborg is’t
datselbe+.“ -- Bei der „halben Talje“ wird gern ein Schluck genommen,
daher: „bi foftein is’t en Drinker.“ (Vergl. Mitt. a. d. Quickborn IV.
91). Zu 16 hörte ich die Variante: „+an de soßtein geit dat flinker+“:
man arbeitete nun frisch gestärkt weiter.

Der verstorbene C. Rud. Schnitger regte beiläufig die Frage an, ob das
„foftein maken“ vielleicht mit der Berechnung von Häuten und Fellen
nach Zimmer zu 4 Decher zu 15 Stück zusammenhängen könne.



Was sich der Speicher erzählt


[Illustration]

+Hein+: Uns’ Ol hett mi ’n Mark in de Hand drückt un seggt, ik sall uns
dafor Brod un Snaps mitbringn.

+Kodl+: Na, un wat hest du brocht?

+Hein+: För fifunnegntig Penn Köhm un Greun un for fif Penn Brod.

+Alle zusammen+: Harrijeh! Wat süllt wi denn mit all’ dat Brod
opstelln?!

Das nebenstehende Bild (aus der „Reform“, 1877) gibt eine gute Gruppe
von Speicherarbeitern wieder, während der Raum, in dem sie sich
aufhalten, zum Zweck der Belichtung stark idealisiert ist (vergl. Kopal
50 f. und Jünger 10 f.).

Eines eigentümlichen Speicherausdruckes muß ich hier noch gedenken, des
„+Tómann’n+“. Er wurde angewendet für das Weiterreichen kleiner Kolli
von Hand zu Hand, außerdem auch, wenn man z. B. Säcke vom Raum auf
einen höheren Boden zu schaffen hatte und aus irgend einem Grunde die
Winde nicht benutzen wollte oder konnte. Einer der Arbeiter trug die
Säcke dann bis zum ersten Boden, wo ein anderer sie ihm abnahm, um sie
wieder eine Treppe höher zu bringen, und dann so weiter.

Außer dem Hausküper und seinen Leuten fand sich auf dem Speicher
gelegentlich der jüngste Lehrling ein, um eine Bestellung zu machen,
denn den Fernsprecher kannte man noch nicht. In solchen Fällen, wo
Kontor und Lagerräume auf demselben Grundstück vereinigt waren, kamen
auch wohl einige Lehrlinge während ihrer Mußestunden zum Besuch,
die an den Waren, besonders den eßbaren, wissenschaftliche Studien
machten und daneben allerhand Mutwillen trieben (Kopal 47 f.). Da
wurden vielleicht dem alten Herrn, der im Hause jenseits des Fleets
über seinen Büchern brütete, durch ein Brennglas die Sonnenstrahlen
auf die Hand geworfen oder einem Nachbarn mittels Pusterohrs Erbsen
oder Kittkugeln ins Fenster geschossen. Oder man überredete den
„Jüngsten“, sich auf dem Haken stehend nach unten befördern zu
lassen, und weidete sich an seinem Zorn, wenn man die lustige Fahrt
unterbrach und ihn eine Weile zwischen Himmel und Erde zappeln ließ.
Bei einer Firma im Grimm herrschte die hergebrachte Gewohnheit, daß dem
jüngsten Lehrling am Tage seines Eintritts das Gesicht mit Zinnober
eingerieben wurde, worauf man ihn in einen Korb packte und an der
Außenseite des Kaufmannshauses bis an das Fenster aufwand, hinter dem
der Geschäftsherr saß. Pantomimische Entrüstung an der einen Seite,
ebensolche Beteuerung: „Ich kann’s nicht helfen!“ von der anderen
waren regelmäßig die Folge. -- Auch das Klettern am hängenden Dreger
und sonstige Turnerkünste wurden geübt. -- Zuweilen ließ sich übrigens
auch der +Lagerdeener+ sehen, ein Angestellter, der am Kontor alles
unter Händen hatte, was das Lager anging. Der Name Lagerdiener ist
jetzt nicht mehr gebräuchlich. Es mag eben niemand mehr „dienen“,
außer wo es sein muß, nämlich im Heer. Sogar die Köchin, die sich
für Stellung meldet, fragt man heutzutage: „Wo war Ihre letzte
Stelle?“ Für Lagerdiener ist die verfeinerte Bezeichnung „Lagerist“
eingeführt, für Handlungsdiener, wie früher alle gegen Gehalt am
Kontor Angestellte sich nannten, „Kommis“. Noch heute ist übrigens die
„Handlungsdiener-Witwenkasse von 1841“ in Betrieb. -- In alter Zeit
hießen die Angestellten +Scholer+ und +Knechte+ oder +Diener+. Die
Scholer dürften ursprünglich für den geistlichen Stand bestimmt gewesen
sein. Sie wurden, da sie mithin des Lesens und Schreibens kundig waren,
in erster Linie mit Buchführung und ähnlichen schriftlichen Arbeiten
betraut. Außerdem erfüllten sie wohl dieselben Obliegenheiten wie die
Knechte, also Empfangnahme, Beaufsichtigung und Ablieferung von Waren,
Einziehung von Schulden am Platz und auswärts und ähnliches (Nirrnheim
XXVIII.). Scholer und Knechte, besonders die ersteren, mochten bei
ernstem Willen und tüchtigen Leistungen hin und wieder grade so gut
eine selbständige Stellung erlangen, wie heutzutage. Gelegenheit,
ein erspartes Kapital zu vermehren, hatten sie häufig, denn der
Geschäftsherr beteiligte sein Personal bis hinab zur Dienstmagd gern
an kleinen Unternehmungen (Nirrnheim XLIV. f.). In recht vielen
Hamburger Firmen herrscht übrigens noch heute ein außerordentlich
patriarchalisches Verhältnis zwischen Geschäftsherrn und Angestellten.
Alte Handlungsgehülfen und Arbeiter werden oftmals „durchgefüttert“,
wenn sie auch nur wenig mehr leisten können oder beziehen aus freien
Stücken auskömmliches Gehalt auf ihre alten Tage. Andererseits sind
mir Fälle bekannt, wo der Geschäftsherr durch seine ehemaligen
Untergebenen fortlaufend freiwillig Unterstützung erhielt, wenn er im
Lauf der Jahre zurückgekommen war.


Wem es nicht paßte, seinen eigenen Hausküper zu halten, der benutzte
+Quarteerslüd+, Arbeitsübernehmer, die sich ursprünglich immer zu
Vieren (dem „Quartier“) zusammengetan hatten und für eine Reihe von
Firmen die erforderlichen Arbeiten zu vereinbarten Sätzen für das
Kollo oder den Zentner ausführten. Mit diesen Verbindungen müssen
wir uns eingehender beschäftigen. Sie verdienen durchaus eine
besondere Beachtung und höchste Achtung, denn ohne Innungszwang und
ohne staatliche Anerkennung oder Beaufsichtigung haben sich diese
Verbrüderungen einfacher Arbeiter durch Jahrhunderte hindurch das
unbegrenzte Vertrauen der Kaufmannschaft zu wahren gewußt und Güter
von höchsten Werten blindlings zur Verwaltung übertragen erhalten.
Schon längst hätte mal einer aus ihrer Mitte sich daran machen müssen,
Zuverlässiges und Erschöpfendes über seinen Stand zusammenzustellen,
sowie gleichzeitig Klarheit zu schaffen über die Unterschiede zwischen
Huusküper, Quarteerslüd, Spikerarbeiter, Lüd von de Eck und sonstigen
Gelegenheitsarbeitern, die häufig von Zeichnern und Schriftstellern
sämtlich in einen Topf geworfen wurden. Sehen wir uns in dieser
Beziehung einmal an, was über den Gegenstand zu finden ist. Viel
kommt dabei freilich nicht heraus; dagegen entdeckt man fast überall
Ungenauigkeiten oder Falsches.

Im allgemeinen richtig äußert sich Schütze: „Eine Vereinbarung der
Arbeitsleute, die ihren Namen nicht von Quartier oder Viertel, sondern
von der Zahl 4 haben. Vier Arbeitsleute vereinigen sich, um bei den
Kaufleuten Kundschaft zu suchen, und haben ihre eigenen Häuser, die
ihnen betrauen, doppelte Schlüssel zu den Packräumen, davon einen
der Quartiersmann hat. Sie haben eine eigene Firma unter sich und
Kasse, und sorgen, wenn bei Ausschiffungen, Verladungen mehrere
Leute nötig sind, für deren Anschaffung. Sie haben ihren eigenen Ort
der Zusammenkunft, werden aber nicht zu ihrer Quasi-Innung in Eid
und Pflicht genommen. Sie müssen rechnen und schreiben können und
übrigens starke Leute sein. Stirbt einer von ihnen, so wählen sie
und nehmen den tüchtigsten unter sich auf, oft nach einer Probezeit.
Es sind dergleichen mehrere Quartiere, Viermänner, in Hamburg in
den Kirchspielen.“ Einige Jahre vorher (1794) veröffentlichte Chr.
Gottfr. Morasch in seinen „Charakteristischen Kleidertrachten“ zwei
hübsche Abbildungen angeblicher Quartiersleute, und zwar Blatt 8 No.
4 Quartiersmann mit Zuckerproben, dazu die Anmerkung: „Gewöhnlich
bedienen sich ihrer die Zuckermakler, um Proben zu den Raffinerien
herumzuschicken“. (Anderweitig heißt es, diese Leute seien Hausknechte
der Makler gewesen. Das ist auch bestimmt anzunehmen.) Ferner
Blatt 9 Quartiersmann und Arbeitsleute: „Die Quartiersmänner haben
Korporationen unter sich und halten sich gewöhnlich zu vieren in
gewissen Bierkellern auf, wo man selbige zu seinem Bedarf gleich
herausrufen kann. Bei schweren Arbeiten bedienen sie sich der
Arbeitsleute. Die Derbheit ihrer Hände und die Muskeln ihres Rückens
sichern, ohne Kunst und Geschicklichkeit, einer großen Anzahl dieser
Menschen ihren Unterhalt zu. Sie stehen gruppenweise auf den Straßen
und Gegenden, wo der Handelsverkehr sie am meisten bedarf, sie
tragen, schleppen, ziehen, werfen, klettern, winden, schieben, alles
kunstlos und ohne Erfordernis von Genauigkeit. Sie haben Korporationen
unter sich und haben gemeiniglich einen Quartiersmann zum Anführer.“
Auch dieses Bild ist interessant, nur befremdet es, daß Morasch die
Leute auf offener Straße darstellt, und seine Erläuterungen lassen
es gleichfalls im Zweifel, ob er nicht Quartiersleute mit Lüd’ von
de Eck verwechselt hat, besonders da er von einem Bierkeller als
Versammlungsort spricht. -- Von Heß (III. 408) teilt diesen Irrtum:
„Das Institut der Quartiersleute ist von den Auf- und Abwindern der
Kaufmannsgüter erfunden, welche sich je 4 und 4 zusammengerottet
haben, und treu beieinander halten, um sich einer steten Tätigkeit
zu vergewissern und dem, der sie bedarf, die Mühe des Suchens zu
erleichtern. Diese Vierschaften haben ihre besonderen Bierkeller
zu Sammelplätzen, wo sie hervorgerufen werden, und sich, nach
Beschaffenheit der Umstände, verteilen oder in Gemeinschaft an die
Arbeit gehen.“ -- In den alten Kontrakten der Quartiersleute ist
allerdings zuweilen von einem Keller als ihrem Standorte die Rede,
indessen haben wir darunter unzweifelhaft keine Wirtskeller, sondern
ein gemietetes Lokal zu verstehen, wo sie anzutreffen waren oder
ihre Adresse hinterließen und wo sie Arbeitszeug sowie Gerätschaften
aufbewahrten. Sie verpflichteten sich in ihren Verträgen, die Kosten
für Gerät und +Miete+ gemeinsam zu tragen, um dann den Gewinn ebenfalls
gleichmäßig zu verteilen. -- Christoffer Suhr in „Hamburgische
Trachten“ (1838) zeichnet auf Blatt 18 vier „Quartiersleute“ vor einem
Karren mit niedrigen Rädern, worauf ein großes Faß. Wahrscheinlich
sind dies Lüd’ von de Eck, abgesehen davon, daß die Gesichter stark
an junge Mädchen erinnern, die sich einen Maskenscherz erlauben.
Heckscher (29) trifft in seinen ausführlichen Erläuterungen hierzu
durchweg das Richtige. Nur stimmt es nicht, daß auch Möbeltransporte,
Kohlenaufwinden usw. regelmäßig durch Quartiersleute besorgt zu
werden pflegten. Das gehörte nicht zu ihrem Arbeitsgebiet, wenn es
auch ausnahmsweise geschehen mochte. -- In „Hamburg wie es ist --
und -- sein könnte“ (Berendsohn 1839 S. 20 f.) unterhalten sich
„Quartiersleute beim Krahn“, während sie auf Arbeit warten, und
folgen zum Schluß einem Kommis, der sie anwirbt, um im Wandrahm
Indigo abzuliefern. Das können nur Lüd von de Eck gewesen sein, denn
Quartiersleute warteten niemals an offener Straße auf Beschäftigung. --
Durchweg zutreffend sind Bueks Erläuterungen zum „Album Hamburgischer
Kostüme“ (1847), nur ist es vollkommen verkehrt, wenn er sagt, das
Institut der Hausküper sei erst hoch gekommen, weil man die Spesen
der Quartiersleute zu teuer befunden habe. Die Jessensche Abbildung
dazu ist eine der besten, die wir besitzen, abgesehen von dem
bekannten Gruppenbilde des Schillerfestzuges von 1859. Ein Modell des
alten Rollwagens, den die Quartiersleute bei diesem Anlaß mit sich
führten und in berechtigter Vorsicht mit Eßwaren und Getränk beladen
hatten, befindet sich, beiläufig bemerkt, im Museum für Hamburgische
Geschichte. Dort entdeckte ich auch ein ungerahmtes Bild auf großer
Leinewand, vom Maler F. L. Heiser bei Anlaß eines Quartierjubiläums
angefertigt, mit Darstellung zweier Quartiersleute und der Unterschrift
1701-1869. Ich würde solches hier wiedergegeben haben, wenn die
angebliche Tracht von 1701 nicht in eine weit spätere Zeit gesetzt
werden müßte.

In neuerer Zeit lieferte Borcherdt (II. 286 f.) eine gute Studie
über den Gegenstand. Falsch ist darin, daß die Quartiersleute ihren
Kunden den Lohn der Hülfsarbeiter in Rechnung gestellt hätten. Der
ging immer aus ihrer eigenen Tasche, denn sie übernahmen ja die Arbeit
zu festen Sätzen. Das gute Bild eines Quartiersmanns in alter Tracht
erscheint auf dem Umschlag seines Buches. -- Sternhagen (7 f.) führte
in Gestalt des Peter Voß den Quartiersmann ein, „den Vertreter der
Hamburger Kaufmannschaft, der sich in ihrem Dienst zu allen Zeiten
zu Wohlhabenheit und zu besonderen Ehren erhoben habe“, läßt uns
aber von seinem Geschäftsbetrieb nichts erfahren. Nicht zutreffend
ist die Behauptung (28), mit „Koptein“ würden nur die „Konsorten“
angeredet. Dieser Titel kam sämtlichen Teilhabern des Quartiers zu. --
Rat ~Dr.~ Voigt (Mitt. V. 488 f.) hält es bei Besprechung eines alten
Kontraktes für möglich, und ~Dr.~ Obst (Hamburger Fremdenblatt 17.
Nov. 1905 und „Aus Hamburgs Lehrjahren“ 135 f.) scheint geneigt, sich
ihm anzuschließen, daß diese Vereinigungen aus den Knevelkarrenführern
hervorgegangen sein könnten. Mir ist dies höchst unwahrscheinlich,
denn zum Quartiersmannsberuf eigneten sich nur solche Leute, die mit
Behandlung von Waren, Packen usw. Bescheid wußten, also schon auf
Speichern gearbeitet hatten. So wenig wie etwa die Ewerführer konnten
die Kneveler für solche Beschäftigung gebraucht werden, denn sie hatten
nichts weiter gelernt, als ihre Karre zu beladen und zu ziehen. --
Jünger 12 f. und 22 f. bringt ausführliches über die Quartiersleute.

Ich sagte vorhin, es sei zu bedauern, daß keiner aus der Mitte der
Quartiersleute über seinen Stand geschrieben habe. Einer allerdings
hat eine Ausnahme gemacht, Herr J. D. J. Pingel senior, der im Jahre
1880 ein hübsches Folioblatt „Hamburger Quartiersleute“ herausgab, das
offenbar als Wandschmuck gedacht ist. Er liefert wenigstens einige
Andeutungen über ihr Verhältnis zur Kaufmannschaft und die Art ihrer
Beschäftigung und zählt zum Schluß etwa 80 Ökelnamen auf, die später
von ~Dr.~ Borcherdt und anderen wieder abgedruckt wurden. Da die
meisten, die in neuerer Zeit über den Gegenstand geschrieben haben,
aus diesem Blatte ihre Kenntnisse geschöpft haben dürften (wie ihre
Vorgänger aus Morasch und Schütze) und solches außerdem recht selten
geworden ist, bringe ich es vollständig am Schluß dieses Heftes.

Um nichts auszulassen von dem, was ich gefunden habe, sei noch erwähnt,
daß in zwei Volksstücken der Quartiersmann eine Rolle spielte. In
„Hamburger Pillen“ von Schindler und Brünner (1870) trat bei Karl
Schultze der 80jährige Quartiersmann Peter Bostelmann auf (Gaedertz II.
173 f.) und auf derselben Bühne im Jahre 1882 ein Quartiersmann Cords
in Schreyer und Hirschels „Hamburg an der Alster“ (Gaedertz II. 262).

Diese Nachrichten sind dürftig. Es mögen noch einige weitere zu
finden sein, irgendwie belangreiche aber schwerlich, es sei denn, daß
Privataufzeichnungen ans Licht kämen.


Wie und zu welcher Zeit haben wir uns nun das Entstehen des ersten
„Quartiers“ zu denken? Nach meiner Ansicht dürfen wir uns das ohne
irgendwelche Anknüpfung an eine schon vorhanden gewesene Organisation
vorstellen. Wie so manches im kaufmännischen Betriebe sich auf
leisen Anstoß entwickelt, wenn die Zeit dafür da ist, so auch hier.
Ein paar unternehmende tüchtige Arbeiter haben sich zunächst einmal
zusammengetan, um auf Empfehlungen gestützt und auf ihr ehrliches
Gesicht hin den Versuch zu machen, solche Kunden zu gewinnen, für die
sich die Anstellung eigener Hausküper und Speicherleute nicht lohnte.
Als sich gute Erfolge ergaben, haben sie allmählich Nachahmer gefunden.
Ähnlich so ging es im sechzehnten Jahrhundert mit der Einführung des
Maklergewerbes in Hamburg (Ehrenberg 313, 317) und in neuerer Zeit
beim Stande der Warenagenten. In den vierziger Jahren des neunzehnten
Jahrhunderts mußte man einen solchen mit der Laterne suchen. Und jetzt?
Wie Sand am Meer sind sie zu finden! Abgesehen davon, daß die Umsätze
früher weit kleiner waren, besaß jeder Kaufmann für Bezüge von auswärts
oder Abladungen dahin seine festen Verbindungen, mit denen auch häufig
für gemeinschaftliche Rechnung oder in Form von Aussendung auf eigene
Gefahr gearbeitet wurde. Eines Vermittlers bedurfte man also nicht.
Als die ersten schüchternen Versuche gemacht wurden, sich solcher zu
bedienen, sahen die altbegründeten Firmen das beinahe als unlauteren
Wettbewerb an. Ähnlich so werden anfangs die großen Kaufherrn mit
eingeübtem Personal sich durchaus nicht angenehm berührt gefunden
haben, als kleine neue Häuser in den „Packern“ eine Stütze fanden und
ihnen nun oftmals durch Wettbewerb, wie sie ihn früher nicht gekannt
hatten, das Leben sauer machten.

Wann aber dürfen wir die Entstehung des ersten Quartiers annehmen? Ich
glaube der Antwort ziemlich nahe gekommen zu sein. In den Hamburger
Kämmereirechnungen vom Jahre 1508 heißt es (Koppmann V. 66), daß
für Erwerb des Bürgerrechts u. a. eingegangen seien 46 ℔ 6 ß ~de 39
packers~ (richtig müßte es lauten: 46 ℔ 16 ß, da der Satz 1 ℔ 4 ß der
Kopf war). Koppmann vermutet, wohl mit Recht, daß Packer bis dahin
überhaupt nicht Bürger zu werden brauchten, aber 1508 sämtlich auf
einmal hierzu veranlaßt wurden (VII. S. XLVI.). Da in einem Vertrage
von 1693 die Quartiersleute sich als „Compagnions-Packer“ bezeichnen,
so ist bestimmt anzunehmen, daß die „Packer“ von 1508 ihre Vorläufer
waren. Vielleicht legte man diesen den Zwang des Bürgerwerdens auf,
um unliebsame Elemente fernzuhalten, wie aus ähnlichem Grunde die
Hausküper und Quartiersleute später darauf bestanden haben, daß
die Lüd’ von de Eck Hamburger Bürger sein mußten. Außerdem erfuhr
möglicherweise das Institut der Packer grade um jene Zeit eine starke
Ausdehnung, da infolge eines Krieges zwischen Lübeck und Dänemark „der
Sunt geschlossen und die Ostsehe ganz unsicher war, daz die Hollender,
Brabanter und andere nationes mit iren gutern gen Hamburg kamen; und
hat auf das mal die stat an kaufmanschaft sich merklich gebessert und
vermeret“ (Tratziger 252, vergl auch Lappenberg 294).

Wenn wir annehmen dürfen, die einzelne Genossenschaft der Packer habe
schon 1508 aus vier Teilhabern bestanden, so wären damals bereits
zehn Quartiere vorhanden gewesen: bei dem Umfange der Unternehmungen
immerhin eine stattliche Zahl. Ohne Zweifel sind sie ganz allmählich
entstanden. Wir irren vielleicht nicht, wenn wir die erste Gründung
in das vierzehnte Jahrhundert setzen, wo infolge der großartig
entwickelten Bierausfuhr sich hier in immer steigender Anzahl solche
Geschäftsleute eingefunden haben mögen, die mit den rückkehrenden
Schiffen Waren aller Art bezogen, deren Vertrieb ihnen die Packer
ermöglichten. Die ursprüngliche Zusammensetzung der Quartiere können
wir uns dann etwa so denken, daß der „Baas“, der ihnen den Namen gab,
auch die Kontrakte entwarf und die Rechnung führte, ein „Scholer“ war,
während seine „Konsorten“ sich aus ehemaligen „Knechten“ des Kaufmanns
rekrutierten. In späterer Zeit mögen sich häufig Küper zu ihnen
gesellt haben, als dies Gewerbe infolge Sinkens des Brauereibetriebes
zurückging.

Übrigens sind auch Träger und Kohlenträger um die Wende des 16.
Jahrhunderts veranlaßt worden, sämtlich auf einmal das Bürgerrecht zu
erwerben (Koppmann IV. 343, 373), nur daß man diese zu ermäßigtem Satz
zuließ. Vermutlich war ihr Verdienst ein weit geringerer als der der
Packer (Koppmann VII. S. XLVI.).

In späteren Nachrichten ist, soviel mir bekannt, nichts über die
Packer zu finden. Nur werden unter den zwischen 1591 und 1602 in
Hamburg eingewanderten niederländischen Reformierten vier Packer,
~Paqueurs~, mit Namen aufgeführt, sowie fünf weitere ~Paqueurs~, die
sich gleichzeitig in Stade niederließen (Mitt. 6. Jahrgang 35, 38).

Der älteste Kontrakt der Quartiersleute, der bis jetzt ans Tageslicht
gekommen ist, findet sich Mitt. VI. 306 f. vollständig abgedruckt.
Datiert vom Jahre 1693, stellt er die gemeinsame Tätigkeit der
betreffenden Compagnions-Packer sowie die Tragung der Unkosten und
den Anteil am Gewinn zu gleichen Teilen fest und ist sozusagen
als auf ewige Zeiten geschlossen gedacht, da genaue Verabredungen
getroffen sind, um vorzugsweise immer Familienmitglieder anstelle etwa
Ausscheidender aufzunehmen. Ein anderer solcher Vertrag von 1716 ist
auszugsweise Mitt. V. 488 f. wiedergegeben, ein dritter, von 1750,
vollständig Mitt. XI. 151. Ein vierter endlich, von 1720, wurde im
„Hamburgischen Correspondenten“ vom 17. März 1907 veröffentlicht und
ist hier im Anhang nach der Urschrift wieder abgedruckt. Ähnliche
Verabredungen für die Bedingungen bei Aufnahme neuer Mitglieder
usw., wie darin zu finden, enthalten auch die anderen Kontrakte.
Aus demjenigen von 1750 interessieren die Bestimmungen, daß einer
der vier Maaten, der eine Ware veruntreuen würde, in schwere Strafe
verfallen solle, und daß derjenige, der im Fall eines Streites unter
den Teilhabern den ersten Schlag tun würde, einen Reichstaler an das
Quartier entrichten müsse; verstände er sich hierzu nicht gutwillig, so
sei ein Speziesdukaten (9,60 M.) „am Waysenhauß“ zu zahlen. Im Vertrage
von 1716 wird für den Fall von Unstimmigkeiten angeordnet, daß notfalls
zwei oder drei unparteiische Kaufleute als Schiedsrichter anzurufen
sind, deren Ausspruch bei Vermeidung einer Strafe zu befolgen ist.

Selbst wenn meine Meinung nicht berechtigt wäre, daß wir die „Packer“
des Jahres 1508 als Vorläufer der „Compagnions-Packer“ von 1693
anzusehen haben, darf doch wohl jedenfalls als feststehend betrachtet
werden, daß zu Ende des siebzehnten Jahrhunderts das Institut der
Quartiersleute kein neues mehr war. Auf ein Alter von mindestens
dreihundert Jahren kann es also zweifellos zurückblicken. Genaues wird
sich nicht ermitteln lassen, sicher ist aber, daß in dieser langen
Zeit nirgends eine Andeutung zu finden ist, wonach das Vertrauen
zwischen Kaufherr und Packer je gelitten hätte. Dem Bibliothekar
unserer Kommerzbibliothek, Herrn ~Dr.~ Ernst Baasch, verdanke ich
die Mitteilung, er habe bis etwa 1815 bei Durcharbeitung der Akten
unserer Kommerzdeputation Überhaupt keinen einzigen Fall entdeckt,
wo Streitigkeiten oder Schwierigkeiten zwischen Kaufmann und
Quartiersleuten erwähnt würden, während von anderen Hülfsarbeitern des
Handels, z. B. den Litzenbrüdern (einer Art Transportvermittler), recht
häufig aus solchem Anlaß die Rede sei. Gewiß ein glänzendes Zeugnis für
alle Beteiligten. Das angenehme Verhältnis, das stets zwischen Kaufmann
und Quartiersmann herrschte, wird übrigens auch dadurch gekennzeichnet,
daß die Söhne des letzteren auch bei Firmen allerersten Ranges auf
Wunsch sehr gern Stellung als Lehrlinge erhielten. Der junge Mann
erwarb sich auf diese Weise manche Kenntnisse, die ihm beim Eintritt
ins „Quartier“ seines Vaters später von großem Nutzen sein konnten.
Auch dem Kaufmann konnte es im übrigen nur dienlich sein, wenn unter
seinen Arbeitsübernehmern sich einer befand, der durch Einblick in den
Gang des Geschäfts und die mancherlei Schwierigkeiten, die dabei zu
Überwinden waren, die Befähigung erlangt hatte, sich über die peinliche
Genauigkeit klar zu werden, die in jeder Hinsicht beobachtet werden
mußte.

Der Name Quartiersleute (statt Packer, wie es in dem alten Kontrakte
heißt) scheint zuerst im Anfange des 18. Jahrh. in Gebrauch gekommen
zu sein. Man findet ihn im „Patriot“ No. 9 vom 2. März 1724 S. 4 und
in No. 40 vom 5. Oktober 1724 S. 3. Mit der Zahl der Teilhaber, wie
Schütze meint und andere von ihm abschrieben, hat die Benennung wohl
nichts zu tun, denn Quartier bedeutet nicht vier sondern Viertel. Es
ist anzunehmen, daß ihr Geschäftslokal („da wir unser Quartier haben“)
den ersten Anlaß gegeben hat, nachdem sich hieraus die Bedeutung
eines Anteils an ihrer Genossenschaft entwickelt hatte („sein Quartier
verkaufen“, „in oder auf das Quartier heiraten“). Man vergleiche den
Kontrakt S. 51 f. (Ob man nebenbei an die Zahl vier gedacht hat, mag
dahingestellt bleiben. S. auch Goedel, Quickbornbuch 9, S. 68.)


Das Hauptarbeitsgebiet der Quartiersleute lag innerhalb der
Speicherräume ihrer Kunden. Nur ausnahmsweise konnte man ihre Leute
bei Transporten von Waren in den Straßen antreffen. Für Bestellungen
suchte man sie in ihrem Quartier auf. Fand man dessen Tür verschlossen,
so sah man auf der schwarzen Tafel, die daneben hing und in einer
kleinen Lade Schwamm und Kreide barg, vielleicht die tröstliche
Versicherung, „Gleich wieder“ oder „10 Uhr wieder hier“ oder sonst die
Angabe der Arbeitsstelle, wo sie beschäftigt waren. (Das hieß dann:
„+He het sick naschreben+“). Nicht immer hatte man die Gewißheit, sie
dort noch anzufinden. War man nach Jakobsens Speicher, dritter Boden,
hinaufgeklettert, so wurde man vielleicht nach dem vierten Boden
einer anderen Stelle weiter verwiesen, wenn nicht gar nach der großen
Elbstraße in Altona. Hier hatten sie regelmäßig zu tun, weil in den
Speichern an der Elbe große Läger, vor allem von Kaffee, zu bearbeiten
waren, die sich behufs Ersparung des Hamburger Eingangszolles von ½
v. H. dahin gezogen hatten. Ihre Gerätschaften, besonders Länge und
Markputt, bewahrten sie in bestimmten Wirtschaften der Vorstadt St.
Pauli und Altonas auf, in denen sie sich dann früh morgens einstellten,
um auf einer großen schwarzen Tafel zu verzeichnen, wo sie zunächst bei
der Arbeit zu finden sein würden. Verließen sie diese Stelle, so fanden
die Fuhrleute der Eisenbahn und die Ewerführer dort neuen Nachweis.
Hier besonders gingen sie nur unter ihrem „+Ökelnamen+“, die jeder
kennen mußte, der nach ihnen herumfragte. Zum ausführlichen Verzeichnis
derselben, das ich am Schlusse gebe, bemerke ich, daß diese Beinamen
nicht als Spott aufgefaßt wurden, sondern als gutmütige Scherze, die
niemand übelnehmen konnte und die schließlich haften geblieben waren.
Ihre Entstehung ist nur in wenigen Fällen nachzuweisen. +De Blauen+
hieß ein Quartier, das viel mit Indigo zu tun hatte. +Böhnhasen+
sind unzünftige Handwerker oder Leute, die in unberechtigter Weise
Geschäfte betreiben (Rüdiger in „Hamburg vor 200 Jahren“ 223 f.,
Korr. Bl. 23, 88). +Dacklüünken+ war der Spitzname eines Quartiers,
das ursprünglich auf dem höchsten Boden eines Speichers gehaust
hatte (Lüünk = Sperling). +Dunkis+ hießen Rabeler u. Kons., weil
sie als die ersten den Versuch gemacht hatten, Waren mittels einer
Dampfwinde (Donkeymaschine) aus der Schute in die Speicherböden zu
heben, +Eseltreckers+ ein anderes Quartier, dessen frühere Inhaber vor
vielleicht 60 oder 80 Jahren ein störrisches Grautier für die Kinder
eines der ihrigen durch ganz Altona bis nach Övelgönne gezerrt hatten.
+Finnkiekers+ sind Untersucher von Schweinen. +Gnaddrig+ bedeutet
verdrießlich. +De Kaffeebrenners+ pflegten gegen Entlohnung für große
Krämer wie Conrad Warnke und Adolph Wilmans vor deren Hause in der
Steinstraße oder auch bei der nahen Jakobikirche in großen langen
Trommeln Kaffee auf Holzkohlenfeuer zu rösten. +Krindlers+ wurde ein
Quartier genannt, weil die Inhaber in ihrer Knabenzeit bei der Kurrende
mitgewirkt hatten, die noch um die Mitte des 19. Jahrhunderts in
unseren Gassen Choräle vortrug; ihre Mitglieder hießen im Volksmunde
Krintenjungs oder Krindlers. (Heckscher 32 f.) +De Sackneihers+ wurden
auch +Sackjuden+ genannt, da sie mit Jute und Säcken zu tun hatten und
nebenbei Sackleihgeschäft betrieben. +Tünbüdel+ ist gleichbedeutend
mit Drähnbartel. (Korr. Bl. 28, 73.) Die +Wullkosaken+ arbeiteten
für Kaufleute, die Wolle in großen Ballen aus Mecklenburg erhielten.
+Wolkenschubers+ dürfte ähnlich zu deuten sein wie Dacklüünken. Mit
+Wullmüs’+ wurden ursprünglich die Fabrikmädchen bezeichnet, die
auf den Speicherböden mit Aussuchen und Reinigen von Waren sich
beschäftigten. (Korr. Bl. 23, 88.) Ein Klub von Baumwollarbeitern
nennt sich „Wullmüs’ von 1910“. Einige weitere Erklärungen findet man
in Anl. II. Der Ausdruck Ökelname ist übrigens alt. Er kommt schon
im Jahre 1417 vor (Chroniken der niedersächsischen Städte: Lübeck,
herausgegeben von Koppmann, III. 368) und will sagen Beiname, vom
altsächs. ~ôken~, ~ôkian~, mehren, vermehren.

Alles was über die Verantwortlichkeit für Leute und Lager, über
Behandlung der Waren und Warenkenntnis, über Ausrufe beim Winden, über
abendlichen Besuch am Kontor usw. oben vom Hausküper gesagt ist, gilt
genau so für die Quartiersleute. Auch sie pflegten eine bestimmte
Anzahl von Leuten im festen Wochenlohn zu beschäftigen. Gab es mehr
Arbeit, als sie damit bewältigen konnten, so waren sie ebenfalls
auf Lüd’ von de Eck angewiesen, die sie dann als „+Ploog+“ (Rotte,
Schaar) an die betreffende Arbeitsstelle abordneten. Jetzt hat sich
dies geändert. Ein regelmäßiger Stamm von Lüd’ von de Eck ist nicht
mehr vorhanden, man muß sich an den Hafenbetriebsverein oder an den
Arbeitsnachweis der Patriotischen Gesellschaft wenden, wenn Hülfskräfte
gebraucht werden.

Die frühere Tracht der Quartiersleute, schwarze Jacke mit
Silberknöpfen, Zylinder und Schurzfell, ist längst abgekommen, ebenso
wie die Barttracht, die Kinn und Oberlippe frei ließ, „+de Köhm- un
Beerglitsch+“. Dagegen haben sie die alte Gewohnheit durchweg noch
beibehalten, daß nur einer der Teilhaber mit Namen angeführt und für
die übrigen die Bezeichnung „und Konsorten“ zugefügt wird. Einzeln hat
man allerdings schon eine kaufmännische Firma errichtet. Nach meiner
Meinung sollten es die Quartiersleute bei dem alten Brauch lassen, denn
sie können mit Recht stolz sein auf eine Art der Bezeichnung, die sich
seit Jahrhunderten, vielleicht seit mehr als einem halben Jahrtausend
glänzend bewährt hat. „Konsorten“ hat überhaupt gerade so guten Klang
wie das andere Fremdwort „Kompagnie“. Wie mir scheinen will, ist diese
Anregung der ersten Auflage auf guten Boden gefallen, denn nicht selten
findet man jetzt eine Eintragung „N. N. u. Konsorten“ in den Anzeigen
des Handelsregisters.

Bei Begründung des Freihafenviertels wurde angeregt, für im
Staatsspeicher eingelagerte Waren auf Wunsch der Eigentümer
Lagerscheine auszustellen, worauf in Art der englischen ~dock
warrants~ Vorschüsse erhoben werden könnten. Das führte sich zu
allseitiger Zufriedenheit ein. Es zeugt von dem großen Vertrauen, das
man den Quartiersleuten zollt, daß auch viele aus ihrer Mitte dazu
übergehen konnten, ihren Kunden solche Lagerscheine auszufertigen, die
gleichfalls durch Banken und Bankiers bevorschußt wurden, obwohl keine
weitere Garantie vorlag als die Unterschrift einer staatlich nicht
bestätigten Verbindung Einzelner. Voraussetzung ist natürlich, daß die
Einlagerer über solche Waren, für die sie einen Lagerschein entnommen
haben, nur gegen dessen Rücklieferung verfügen können. Vor etwa zehn
Jahren erregte der Fall großes Aufsehen, daß ein Quartiersmann sich
durch einen langjährigen guten Kunden hatte überreden lassen, von
einer Partie Waren Ablieferung vorzunehmen, ohne daß der betreffende
Lagerschein bereits zur Stelle war. Der Kaufmann, den er immer
als zuverlässig gekannt hatte, war durch Verluste in schlechte
Verhältnisse geraten und betrog schließlich den Quartiersmann, der
den Wert der anderweitig bevorschußten Ware ersetzen mußte, um
sein ganzes Vermögen. Dem Vertrauen, das man den Lagerscheinen der
Quartiersleute entgegenbringt, hat dieser Vorfall selbstverständlich
keinen Abbruch getan. Es gibt sogar Leute, die sich schon für Ware im
Wert von hundert Mark einen Lagerschein ausbitten. Übrigens gewähren
einige Quartiersmannsfirmen jetzt selber Vorschüsse, wie denn dieser
Geschäftszweig in neuerer Zeit sich Überhaupt mächtig entwickelt hat.
Neben Mietsböden und Kontoren für Angestellte im Freihafenbezirk
besitzt mancher Quartiersmann seinen eignen Speicher in der Zollstadt,
ausgestattet mit elektrischen Anlagen für Warenbewegung, und betreibt
ein regelrechtes Lagerungs- und Speditionsgeschäft für seine Kunden.
Dazu gesellen sich zuweilen besondere Anstalten. Ich hatte Gelegenheit,
bei den Herren Ockelmann und Konsorten die in vollem Betrieb
befindlichen, durch vier Lagerböden sich erstreckenden maschinellen
Einrichtungen zu besichtigen, die für Reinigung verschiedener Waren,
z. B. Entstielung von Rosinen sowie für Enthülsung von solchen
Kaffeebohnen bestimmt sind, die aus Mexiko, Guatemala usw. mit den
Hülsen hier eintreffen, und mußte staunen, in wie sinnreicher Weise
alles ineinander griff. Ohne Berührung durch Menschenhand befreiten
Trommeln, Siebe, Saug- und Blasapparate den Kaffee von Steinen, Hülsen
und Häutchen und lieferten ihn schließlich, nach Größe und Form in
verschiedene Sorten getrennt, an die Säcke ab. Nur das Auslesen
schlechter Bohnen bleibt noch langen Reihen von Frauen und Mädchen
überlassen.

Gleich dem Hausküper wußte der Quartiersmann, so oft es nottat,
mit großem Selbstbewußtsein für die Interessen seiner Auftraggeber
einzutreten. Allgemein bekannt ist das hübsche Beispiel, das Borcherdt
(II. 288 f.) erzählt, wie ein Quartiersmann kurz entschlossen
selbst ins Inland reist, um einem Käufer, der eine Partie Kaffee
zu Unrecht bemängelt hat, die Übereinstimmung der Ware mit dem
Verkaufsmuster zu beweisen. Allerdings fehlt bei Borcherdt der
besonders charakteristische Zug, daß der Quartiersmann, vom Inhaber der
betreffenden Firma sehr von oben herab nach seinem Namen und seiner
Legitimation gefragt, stolz erwidert: „Mein Name? Der hat nichts damit
zu tun. Ich stehe hier für Johannes Bahl. Für Sie bin ich Johannes
Bahl. -- Übrigens heiße ich Timmann. (Die Namen sind fingiert.) Und
nun lassen Sie uns mal den Kaffee ansehen.“ Andere kleine Züge sind
gut wiedergegeben, besonders die Szene im Eisenbahnschuppen, wo es
natürlich an Vorrichtungen fehlt, um die Proben aufzuschütten: Timmann
läßt einen Taler springen und sofort ist aus Fässern und Bohlen ein
Tisch hergestellt. Als dann alles in Ordnung befunden ist, meint
der Kaufmann: „Wie kriegen wir nun die Proben wieder in die Säcke
hinein?“ -- „Die Proben? Die gehören den Arbeitsleuten!“ ist Timmanns
prompte Antwort, wobei er die Bretter umstülpt. (Es war in Hamburg
Brauch, daß +Fegels+ den Arbeitern zukamen.) Schließlich erfolgt die
Zusicherung, der Betrag der Rechnung werde noch heute beglichen werden,
worauf Timmann erwidert, für seine Bemühungen und Auslagen möge man
gefälligst zweihundert Taler beifügen, was denn auch zum Erstaunen von
Johannes Bahl wirklich geschieht. Und so sehr hat Timmann dem Inländer
imponiert, daß, als ein anderes Hamburger Haus bei ähnlichem Streitfall
meldet, man werde die Sache durch Herrn Timmann untersuchen lassen,
umgehend die Nachricht erfolgt, nach nochmaliger genauer Prüfung finde
man an der Ware nichts auszusetzen (Vergl. Jünger, 23 f.).

Früher gab es unter einem Teil der Quartiere eine lose Vereinigung,
die hauptsächlich bezweckte, in der Form einer sogenannten „Totenlade“
die Beerdigungskosten verstorbener Mitglieder aufzubringen. Da man
aber unterlassen hatte, ein Kapital als Grundstock einzuschießen, so
reichte der Taler Sterbegeld schließlich nicht mehr hin und die Sache
ging ein. So lange sie noch in vollem Betrieb war, pflegte man sich
einmal im Jahre beim Wirte Lautenberg in der Steinstraße, der über
einen größeren Saal verfügte, zusammenzufinden, um einen gemütlichen
Abend -- ohne Damen -- zu verleben. Der Gelegenheitsdichter Volgemann
lieferte dazu Lieder, in denen die Ökelnamen eine große Rolle spielten.
Die Sachen haben natürlich nur einen Augenblickswert gehabt. Mir liegt
ein Tafellied zum 31. Januar 1863 vor, worin es nach der Melodie:
„Der Papst lebt herrlich in der Welt“ u. a. heißt: „Hier seht nun
unsern +Bodenstein+, der muß stets Alterspräses sein. Er hat die Sache
angeregt, zu diesem Fest den Grund gelegt. -- -- Un +Grootkaß+ von dat
„fiin“ Quarteer, den makt et hüt en Barg Pläseer, denn wenn he recht
vergnögt will sien, stellt he sick sicher bi uns in.“ Ebenso geht es
hoch- und plattdeutsch durcheinander in einem Liede zum 4. Februar 1865
nach der Melodie: „Ich bin der Doktor Eisenbart“, z. B. „Un +Pingel+
unse ohle Fründ is gern wo sien Konsorten sünd. Wer fiif Mal sick een
Fro nehm’n kann, dat is förwahr „ein ganzer Mann.“ -- -- Auch +Voß+
und +Löding+ sind zwei Leut’, sie denken an die Schlafenszeit. Weil
wi jem to „de Möden“ tellt, hebbt se denn Slaap hüt afbestellt.“ --
In späteren Jahren hören in diesen Tafelliedern die Anspielungen auf
Einzelmitglieder und ihre Ökelnamen auf, wie die nachfolgenden Proben
aus den Volgemannschen Gelegenheitsgedichten zeigen, die das Hamburger
Staatsarchiv in 13 starken Sammelbänden bewahrt und mir freundlichst
zur Verfügung stellte.

2. Februar 1878 (Band VIII. 222), Singweise „Wohlauf noch getrunken“
Vers 2 bis 4: „Quartiersleute haben wohl schwierigen Stand, sie müssen
empfangen zu Wasser und Land und oft im Geschäft machen bei dem Verkehr
den Kopf und die Kräfte die Ablief’rung schwer. Wenn auf dem Komptoir
kaum fertig sie sind, die Arbeit am Speicher mit Eifer beginnt. Dort
müssen auf’s Winden sie gut sich verstehn und oft dabei selbst sich
winden und drehn. Die Führer der Ewer, man weiß ja daß sie absichtlich
Streit suchen beim Arbeiten nie! Trotzdem kann man immer nicht einig
sich sein: das liegt im Geschäft so Tag aus und Tag ein.“

11. Januar 1879 (IX. 294) Vers 5: „Der Hamburger Quartiersmannsstand
ist rühmlich weit und breit bekannt. Komptoir und Speicher, Quai und
Fleth weiß wie er sein Geschäft versteht.“

18. Februar 1882 (IX. 317), Singweise „Was gleicht wohl auf Erden“,
Vers 2: „Quartiersmann ist kundig, den Kaufmann zu ehren, zu nützen und
schützen zu Wasser und Land; die Speicher zu füllen, die Speicher zu
leeren, ist gern er beschäftigt im mühvollen Stand.“

30. Januar 1897 (XIII. 133). Singweise „’Ne ganze kleine Frau“: „Besett
mit blanke Knöpen von Sülber mannichfach, darin umher sünst löpen
Konsorten Dag för Dag: stolz drog man de bestellten, as wenn’t en
Staatskleed wör. Jetzt süht man se man selten un driggt ganz wenig mehr
de kotte feine Jack, de kotte feine Jack, de kotte feine, feine, feine
ohl Quarteersmannsjack.“

Volgemann selbst nennt sich XIII. 48 „alter Haus- und Hofpoet seit
1848“. Aus den Liedern X. 250 und 251 und XI. 91 scheint hervorzugehen,
daß 1864 und 1876 Versuche stattfanden, der ersten Vereinigung
von 1848 festere Formen zu geben, während erst weitere zehn Jahre
später der noch heute bestehende „Verein Hamburger Quartiersleute
von 1886“ endgültig gegründet wurde. Am 30. September 1911 feierte
dieser Verein sein 25jähriges Stiftungsfest durch Festtafel und Ball
in der „Erholung“. Das Programm, gedruckt bei Carl Griese, enthält
unter anderen hübschen Zeichnungen von Johs. Ulfert drei, auf denen
Quartiersleute in alter Tracht dargestellt sind.


Zum Schluß muß ich noch der +Ewerföhrer+ gedenken. Es scheint
eigentlich sonderbar, daß man den Mann in der Schute Ewerführer und
nicht Schutenführer nennt, denn in Hamburg heißt Ewer ein Elbschiff
mit Verdeck, Mast und Steuer, während den Schuten dies alles fehlt.
Es sind eben ganz offene Fahrzeuge ohne Kiel, die nur hinten einen
kleinen verschließbaren Raum haben, +de Plicht+, worin Arbeitszeug und
dergleichen Platz findet, gelegentlich auch vielleicht, was von der
Ladung abfällt. Da auch die Ewer flachen Boden haben (der Kiel wird
durch ein „Schwert“ an jeder Seite ersetzt), so läßt sich vielleicht
annehmen, daß sie früher nicht allein auf der freien Elbe, sondern auch
für Transporte zwischen Speicher und Seeschiff verwendet wurden, und
daß man erst allmählich zum offenen Leichter, der Schute, übergegangen
ist. Die Bezeichnungen Ewer, Schute und Prahm kommen übrigens bereits
im 14. bis 16. Jahrhundert nebeneinander vor (Koppmann I. S. LXXVII.
f., VII. S. CXX.). Vom Ewerführer ist im Patriot No. 155 vom 20.
Dezember 1726 S. 1 die Rede.

Zum Schutz der Ladung der Schuten gegen Regen dienten +Persenninge+,
breite geteerte Segeltuchstreifen mit Holzrollen an beiden Enden.
Doornkaat meint, der Ausdruck könne vom englischen ~preserving~
= Schutz stammen (vergl. Korr. Bl. 28 S. 48, 55. 71). Kleinere
Schuten werden +Bollen+ genannt. Der Eigentümer der Schuten heißt
+Ewerföhrerbaas+. Baas will sagen „Meister“. Wenn der Lehrling dem
Ewerführer eine Bestellung ausrichtete, etwa: „Sie möchten Ihrem Herrn
sagen, daß er heute an der Börse vorkommt“, so erhielt er zur Antwort:
„+Herr -- Herr? -- Ick bün doch keen Köter, de ’n Herrn hett! -- Ick
will mien’n Baas dat seggn.+“ Von den Beinamen der Ewerführerbaase
hörte ich nur +Baron Sachs+ für Hans Sachs, +Kees’-Dircks+ für
einen Dircks, der für ein Geschäft im Grimm häufig Käse fuhr und
+Spinn’grieperdircks+ für einen Namensvetter. Dessen Nachfolger im
Geschäft, Ahrens, hieß +Jägerahrens+.

So lange es sich um den Verkehr zwischen dem alten Binnenhafen und
den Fleetspeichern handelte, +peekten+ die Ewerführer ihr Fahrzeug
mittels langer Stangen weiter, indem sie deren eiserne Spitze in den
Schlamm stemmten und vom Vorderende der Schute, auf deren breitem Rand,
sich langsam, schiebend, nach hinten bewegten. Deshalb ihr Ökelname:
„+Slickschuber+“. Da sie hierbei die Querleiste des oberen Endes der
Stange, die +Krück+, zwischen Brust und Schulterknochen drückten,
hießen sie auch +Stakendrücker+. Wenn es gerade so paßte, zogen sie
sich auch wohl mit dem neben der Spitze der Stangen befindlichen
+Haken+ an Ringen der Hausmauern und Schuteneisen der Brückenwiderlager
und Kaimauern entlang oder an Pfählen oder an anderen Schiffen. Da
ein Steuer fehlte, wurde die Richtung durch die Art des Schiebens
eingehalten, wie man das noch heute in den Fleeten wie auf der Alster
gelegentlich beobachten kann. Die Speicherarbeiter pflegten dem
Ewerführer wohl scherzend zu bemerken: „+Du hest dat good. Du kannst
di ümmer stütten bi de Arbeit. Un wenn du rüggwarts geist, kummst du
doch vörruut.+“ -- Daß die Sprache der Wasserkante ausschließlich
Plattdeutsch geblieben ist, sei hier beiläufig erwähnt. Im Zusammenhang
damit stand es, daß im Verkehr zwischen Arbeitern und Vorgesetzten das
trauliche du gegenseitig die Regel bildete. Das hat jetzt allerdings
aufgehört. -- Auf der Alster benutzt der Ewerführer zuweilen den Wind
zur Erleichterung seiner Arbeit, indem er aus einer Stange mit daran
befestigter Persenning ein Notsegel herstellt.

Während die älteren Schuten noch aus Holz erbaut sind, ist man jetzt
zur Eisenkonstruktion und größerer Tragfähigkeit (300 Tons und mehr)
übergegangen, auch sieht man vielfach „Kastenschuten“ mit abnehmbarem
Verdeck. Da nun außerdem die Entfernungen wegen der außerordentlichen
Ausdehnung unserer Hafenanlagen sehr groß geworden sind, und da infolge
der Tiefe der Freihafenfleetzüge die Stangen oft nicht mehr den Grund
erreichen würden, so muß der Ewerführer jetzt vielfach Schlepperhülfe
in Anspruch nehmen. Einzelne Schuten findet man auch schon mit einem
Motor ausgerüstet.

Wenn der Ewerführer am Speicher angelangt war, wo er Waren holen oder
abliefern sollte, so rief er den Hausküper oder Quartiersmann an,
z. B. „+Großmann sien+“ (sollte heißen „Großmann sien Lüd’“). Der
Koptein meldete sich dann an der Luke: „+Wat seggst du?+“ und der
Ewerführer teilte sein Gewerbe mit, z. B.: „+Twintig Faten aflebern+“.
Bekannt ist der Scherz, daß der Ewerführer hinaufruft: „+Tein Kisten
Rabarber innehmen!+“ worauf die Antwort erfolgt: „+Denn -- geist du
dod!+“ -- Für die kaufmännischen Firmen, mit denen sie zu tun hatten,
pflegten die Ewerführer Spitznamen und Verdrehungen anzuwenden. Ich
teile hier eine Auswahl mit und füge eine kleine Anzahl bei, die den
Betreffenden von anderer Seite angehängt sein mögen, ohne mich dafür
zu verbürgen, daß diese Ökelnamen regelmäßig zur Anwendung gekommen
sind. Es soll also geheißen haben: +Andree sien Wickelkind+ für
Andree u. Wilkerling, +Baas Püttjerig+ für F. R. Scharfe (püttjerig
= kleinlich), +Biankohn klei di+ (kratz dich) für Biancone, Klee u.
Co., +billig un slecht+ für Brock u. Schnars, +bitter wenig un slecht+
für B. Wencke u. Söhne, +Filzlaus+ für F. Laeisz, +Flotz un Klotz+
für Blohm u. Voß, +Ihde sien Knecht+ für Sienknecht u. Ihde, +Köhm un
Beer+ für Knöhr u. Burchard oder Kruse u. Bleichwehl, +links un rechts+
für Lütgens u. Reimers, +Meier Gebrüder Lumpen angroh+ für Anton
Meier, +Plünnhaufen un Schulze+ für Lappenberg u. Müller, +Muhlaap+
für H. L. Muhle u. Co., +Püttjer+ für H. Ahmsetter (Püttjer = Töpfer,
Ofensetzer), +Sellerie un Purree+ für Cellier u. Parrau, +tranig un
ranzig+ für Tietgens u. Robertson, +wenig un knapp+ oder +Wien un Köhm+
für Wachsmuth u. Krogmann. Die Kornumstecher Bein u. Kruse hießen
+Arm un Been+. Kornumstecher sind Arbeitsübernehmer für sachgemäße
Behandlung von Getreide. Die Leute, die sie anstellen, erhalten nach
beendeter Arbeit +Hockerzettel+ und das Abholen des betreffenden
Akkordlohnes wird +Hockern+ genannt. -- Für den Empfangschein, den
der Ewerführer erhielt, wenn er Waren an Bord abgeliefert hatte, gibt
es die Bezeichnung „+Reziev+“, nach dem ersten Wort der englischen
Übernahmezettel: ~received~.

In neuerer Zeit haben einzelne Ewerführerbaase angefangen, neben dem
Schutenbetrieb auch Fuhrwerk zu halten. Früher löschten und luden
sämtliche Schiffe im Elbstrom, es war also keine Möglichkeit, die
Waren anders als zu Wasser zu befördern. Seitdem der größere Teil des
Verkehrs sich an den Kais abspielt, ist es in vielen Fällen geratener,
den Transport zu Lande vorzunehmen, schon weil die Gefahr einer Havarie
dann wegfällt. Außerdem sind zwar die Fleete im Freihafenviertel
tief genug gelegt, daß auch bei niedrigstem Wasserstand Schuten dort
verkehren können, aber die alten Fleetzüge der inneren Stadt bleiben
bei anhaltendem Ostwind oft tage- ja wochenlang leer gelaufen und
vielfach finden die Transporte auch nach Stadtgegenden statt, wo es
an Fleeten fehlt. -- Das vorn beigegebene Bild nach einer Zeichnung
von C. Schildt (im Besitz unserer Kunsthalle) die vor 25 Jahren für
das Prachtwerk „An de Woterkant“ hergestellt wurde, gibt einen guten
Begriff davon, wie es an einem Hamburger Fleet der Altstadt aussieht.
Es ist das +Diekstratenlock+, von der Steintwietenbrücke aus gesehen,
d. h. das Fleet zwischen Deichstraße (links) und Rödingsmarkt.
Eine große Anzahl feiner Beobachtungen sind darauf zu finden: die
Speicher mit ihren Luken, den Utleggern und einem außer Betrieb
gesetzten Abort, die Ewerführer in ihren Schuten, die +Jolle+, die
sich durchzwängt, der Schatten, den die hoch gestiegene Sonne auf die
Speicher wirft usw.

Seit 1889 besteht ein Verein der Schutenbesitzer, der 1914 sein
fünfundzwanzigjähriges Stiftungsfest feierte. Laut „Hamburger Woche“
vom 7. Mai 1914 zählte er 480 Mitglieder mit 1530 Schuten im Wert von
sechs Millionen Mark.

                                   *



Anlage 1

Quartiersmannskontrakt von 1720


~Laus Deo Anno 1720~

Adj. 22. April

Im Nahmen der Heylichen und Hochgelobten Dreyfaltigkeit, haben wier
vier als Endes-Benandte Matten, dieses angefangen eigen händig unter
Zu schreiben nach Laut unßere Vor Väter ihr Verbundtniß, Für uns und
unßere Nachlaßent Frauens, und Kinder, wo nicht Frau, oder Kinder, für
die Negsten Bludtsverwandten, oder Erben, in fester Haltung zu bringen,
Auf daß ein jeder recht wieder fahre, Auch wo nach sich die andern
Matten Können richten, Gott Gebe uns seinen Seegen, und Einigkeit, daß
dießes alles Mach waß wier vor schreiben, erfüllet werden möge Amen.

(S. 2) +Erstl.+ Begiebt es sich daß einer von uns vier Matten so unten
Benandt sind, sich in etwaß Könne verbessern und zwaar, daß er solche
schwere Arbeit nicht Thun dürffte, so soll es Ihm frey stehen, sein
Quartier zu verkauffen, aber an einen solchen Ehrlichen Man, da die
Matten mit zu frieden sindt, Auch daß er sein, oder die Arbeit thun
Kan, der selbe der es Kaufft soll denen andern Matten Geben zum ein
Tritt fünff und Siebzig Mark Lübsch.

+Zum Andern+, Solt es sich zu Tragen, daß einer von uns Viern solte,
bey seiner Täglichen Arbeit zu schaden Kommen, oder erkriegte, oder
er würde sonsten von Gott mit Leibes Krankheit beleget, oder Heim
gesuchet, da uns Gott vor wolle in Gnaden bewahren, oder (S. 3) er
Könnte von wegen seines Alters nicht mehr Arbeiten, So soll der jenige
Beschädigte, oder der Kranke, oder der Alte Man, und Matt verpflichtet,
und schuldig sein, einen Man, oder Taglöhner vor sich zu halten oder
mit seine drey andre Matten wißen, und willen, sich mit einem Man da
die Matten mit friedlich sein, Auch der sein Arbeit thun Kan, verdingen
und auch Lohnen, Biß so lange der Beschädigte oder der Kranke Matt
wieder zur vorrigen Gesundheit, oder Gott den Alten Man, und Matt im
Himmel hilfft.

+Zum Dritten+, Wan es sich dan Begiebt daß der liebe Gott Einer von
uns Endes Benandte vier Matten durch den Zeitlichen Todt von Gott auß
dieser (S. 4) Welt abfodert würde, und es Bliebe Frau, und Kinder nach,
so soll die Witt Frau ein Gnaden, oder Thrauer Jahr vergönnet sein, Sie
soll aber wehrendes Thrauer Jahr einen Taglöhner vor sich halten, da
die Matten mit friedl. sein, Auch der die Arbeit thun Kan Auch soll sie
verpflichtet sein wehrendes Gnaden Jahr sich alle Sonnabendt oder wan
ein Feyertag ein fält, den negst vor hergehenden Tag, bey, oder da wier
unßer Quartier haben ein finden, und den Taglöhner Lohnen, die andern
Matten sollen aber da zu sehen, daß es der Wittwe nicht mit der Lohnung
zu schwer wirdt, den Sie müßen von Gottes wegen Ihr Bestes suchen, Auch
waß in daß Gnaden Jahr Verdienet wirdt (S. 5) selbiges soll Ihre vierte
~Portion~ von Ihre drey andern Matten geliefert, oder zu gestellet
werden.

+Zum Vierten+, So es Sich begiebt, daß einer von unßre Vier Matten so
endes Benandt sindt, durch den Zeitlichen Todt von Gott abgefordert
würde, und es Bliebe Frau, und Kinder nach, Sie als die Wittwe gedachte
nicht wieder sich im Stande der Heylichen Ehe zu begeben, so soll die
Witt Frau, ein Gnaden Jahr haben, aber in daß Gnaden Jahr in allen
Arbeit einen Taglöhner vor sich halten, der vor Ihr arbeitet, und
den soll sie wie in vorrigen dritten Artikel geschrieben stehet, Am
Sonnabendt oder wan ein Feyertag ein fält, den Negst vorhergehenden
Tag, in unßern Quartier da wier zugegen sindt Lohnen, hat aber die
Wittwe einen Sohn, oder Tochter, den Sie das Quartier über geben, und
Laßen will, so soll Sie es mit ihre andern Matten Bewilligung thun,
Auch daß der Sohn Tüchtig sey solche Arbeit zu verrichten, auch daß die
Matten mit Ihm in allen friedtlich sein, Ihm gleichen wan die Tochter
in oder auf daß Quartier Heyrathen wolte, so soll Sie einen solchen Man
Heyrathen da die andern Matten mit zu frieden sein, und der ebenfals
die Arbeit thun Kan, und der es Kaufft oder der es an Tritt von Sohn,
oder Tochter Man, soll denen andern Matten geben Zum ein Tritt fünff
und Siebzig Mark Lübsch.

+Zum Fünfften+, So einer von unß vier Matten mit Tode abginge und er-
(S. 7) ließe eine Wittwe nach, und Sie Lust hat wieder zu Heyrathen so
soll Sie ein Gnaden oder Thrauer Jahr haben, und daß selbe Jahr soll
von unß andern Matten, Ihr nicht ~Dispotiret~ werden, Allein sie soll
in daß Gnaden Jahr einen Man halten, der vor Ihr arbeitet und den soll
Sie wie in dritten Artikel geschrieben stehet, mit Bey sein der Matten
Lohnen, wan Sie freyet in daß Gnaden Jahr wie den Auch geschehen soll,
So soll Sie einen Gutten Ehrlichen Man freyen der sein, oder die Arbeit
thun Kan, Auch daß die andern Matten mit Ihm in allen friedlich sein,
und nichts auf Ihm zu sagen wißen der Selbe der die Wittwe Heyrathet,
soll denen andern Matten geben zum ein Tritt fünff und Siebzig Mark
Lübsch.

(S. 8) +Zum Sechsten+, Wan einer von unß vier Matten mit, oder, in Tode
wäre verblichen, und erließe eine Wittwe, und Kinder nach, die Wittwe
aber Stürbe in daß von Ihren Matten vergönneten Gnaden Jahr, die Kinder
aber so danannoch in Lebent und Männiglich erwachsen sindt, und solche
Ihres Seel. Elters stelle vertretten wollen, und Können, sollen von
denen andern dreyen Matten nicht von sich, Sondern mit allen Ernst und
Eyffer, vor allen andern so nach daß Quartier stehen, zu Sie gezogen
werden, Auch mit vorbeding der dreyen Matten daß ein Jeder sein, oder
die Arbeit thun Kan, und Sie in allen mit Sie friedl. sein, der selbe
der es (S. 9) antritt soll denen andern Matten geben zum ein Tritt
fünff und Siebzig Mark Lübsch.

+Zum Siebenden+, Beschließen wier vier Matten, so unten Benandt sind
unter unß, daß wan einer von uns solte mit Tode abgehen, und erließe
eine Wittwe allein nach, die Wittwe aber Saß in den genuß des Gnaden
Jahr, und Stürbe auch, ließ aber Keine Kinder nach, so soll daß
Quartier nicht die Matten, sondern denen Negsten Erben zu verkauffen zu
gelaßen werden, Jedoch an einen solchen Man es zu verkauffen mit dero
Matten Hülff und Willen, der die Arbeit thun Kan, und die Matten mit
Ihm friedl. sein, derjenige der es Kaufft soll geben zum ein (S. 10)
Tritt denen andere Matten fünff und siebzig Mark Lübsch.

+Zum 8ten+ Ist von unß vieren als endesbenandte Matten, verabredet,
und bewilliget worden, daß Keiner von unßern Keller, da wier unßer
Quartier, liegen, oder in haben, über die Gebürde, des Tages soll
außbleiben Es sein den eine Noht wendige Sache als Hochzeit gehen,
gefatter stehen, oder sonsten Begrabnißen bey zu wohnen, Auch wo er in
seiner Freundschafft etwaß Noth wendiges zu verrichten hat, Solches
alles soll Ihm erlaubet und frey gegeben werden, Jedoch der Jenige so
solche Sachen zu verrichten hat, soll Schuldig sein, (S. 11) Seinen
andern Matten zu sagen, oder Es sagen zu laßen daß wan Arbeit Kömpt Sie
sich danach richten Können, Begebe es sich aber daß einer, oder der
andere von unß Vieren so endesbenandt sindt, solte Auß frevel Muth oder
sonsten seines eigenes gefallen Auß Bliebe, oder sonsten seines eigenes
Thuns abwarten würde, so soll der selbe, der außen Bleibet und Gaar
nicht zu rechter Zeit, bey unßern Keller, oder dawier unßer Quartier
haben Kömmt, Von den Verdienten Lohne nichts zugerechnet werden,
Sondern zur Straffe, Wo Viel auch verdienet, es von denen andern
Matten Ihm abgezogen werden (S. 12)

Dießes alles haben wir vier Matten unß Belieben Laßen, als eines vor
allen, und alle vor einen, zur festen Haltung, mit Gottes willen,
eigenhändig untergeschrieben.

  ~I E~   Josias Ehlers
          Johann Köster
          Jochim Zingelmann
    Jochim ~I F V~ Friedrich Vormerling sein eigenes gezogenes
    M [Symbol]

Jochim Dürkop. Hanß Gollehr. Jürgen Jochim Fick (S. 13). Franß Jochim
Hauschild. Jochim Sebastian Graumann. Hanß Jacob Wulf. Unleserlich
gemachter Name mit der Bemerkung: +Ist ein Schelm geworden.+
Christoffer Hocker. Hanß Peter Grewe. Claas Hoops. Hinrich Döscher.
Hanß Jacob Höltig. Georg Christoph Sievers. Johann Jacob Haberland.
Alexander Barthold von Gevern Todt 1847. Johan Schulenburg. Wilhelm
Ludewig Kähler (S. 14). Gottfried Hinrich Andreas Gätgens. Gerlieb
Conrad Casper Roggeman, gest 6 Jan 1851. Hans Friederich Philipp
Albers, gest 11 Juni 1847. Johann Christoph Heinrich Pfeiffer. Johann
Rudolph Gätgens ~Ano.~ 1843. Heinrich Martin Ferdinand Bötger 1846.
Peter Alexander Heinrich Lange 1848. gest 1854. Carl Georg Heinrich
Ockelmann 1852. Johann Christian Theodor Sötebehr 1858. C. W. Heinrich
Ockelmann 1876. J. H. F. Beuck 1879. A. C. H. Muhly 1883. Eduard L. A.
Ockelmann 1883. Theodor C. W. Ockelmann 1891.


Vorstehender Kontrakt der Firma Ockelmann und Konsorten, zuerst
veröffentlicht im Hamb. Correspondent vom 17. März 1907, ist
genau nach der Urschrift abgedruckt. Er findet sich in einem
Kleinquart-Schreibheft von 16 Seiten, wovon die ersten zwei
unbeschrieben. Die meisten Namen sind durchstrichen, mit der Beifügung
„thodt“.

„Matten“ gleich Genossen (Maat).

                                   *



Anlage 2

Abdruck des Folioblattes:

Hamburger Quartiersleute


Ein Stück echt hamburgischen Gewerbes, das nicht nur seinen uralten
Charakter, seine ererbten Sitten, seine sprüchwörtlich gewordene
Ehrlichkeit und Treue, sondern auch seine äußere Erscheinung, der
wechselnden Mode zum Trotz, bis auf den heutigen Tag beibehalten hat,
bilden die Hamburger Quartiersleute.

In schwarzer Tuchjacke mit massiven silbernen Knöpfen und rindsledernem
Schurzfell repräsentieren sie immer noch den althamburgischen,
wohlbewährten und zuverlässigen Arbeiter, dem der Kaufmann sein Hab und
Gut, soweit dasselbe in Waren und Kaufmannsgütern besteht, unbesorgt
anvertraut, in der unzweifelhaften Überzeugung, daß sein Interesse
und sein Vorteil, in welcher Beziehung es auch immer sei, in gute und
sachkundige Hände niedergelegt ist.

Die Quartiersleute verdanken ihren Namen dem Umstande, daß gewöhnlich
vier derselben ein Konsortium bilden, das gemeinschaftlich eine
kleinere oder größere Zahl von Kaufleuten zur festen Kundschaft hat,
deren Speicherarbeiten sie selbst und erforderlichen Falls unter
Beihilfe von Arbeitsleuten, den sogenannten Eckenstehern, verrichten.

Der Kaufmann, der eine Partie oder eine Ladung irgend welcher Güter
empfängt, überläßt es seinen Quartiersleuten, dieselben von der Schute
aus, vom Lastwagen, von der Eisenbahn, oder mit welchem Transportmittel
sie sonst geliefert werden, ab und in seinen Speicher aufzunehmen.
Doch nicht allein der Transport, die Lagerung und Ablieferung liegt
dem Quartiersmann ob, beim Empfang hat er sich von der Richtigkeit
der Marken und Nummern der Colli zu Überzeugen, das Gewicht derselben
festzustellen, den Zustand der Emballage und den Inhalt jedes einzelnen
Gegenstandes zu prüfen und eventuell stattgefundene Ramponagen und
Beschädigungen zu konstatieren. Über alle diese einzelnen Punkte hat
er ein genaues, gewissenhaft aufgenommenes Register zu führen und
dem betreffenden Kaufmann aufzugeben. Bei Einkäufen und Empfangnahme
von Waren muß er Proben beurteilen und mit der Ware vergleichen, bei
der Ablieferung hat er ebenso genau und gewissenhaft den Abgang zu
registrieren. Umpacken, Sortieren der beschädigten Teile von den guten
sind alles ihm obliegende Aufgaben; in den Speichern und Warenlägern
überhaupt ist er die rechte Hand des Kaufherrn, der, auf seine
Zuverlässigkeit und Fachkenntnis bauend, ihn in allen einschlägigen
Angelegenheiten schalten und walten läßt, wie er es am angemessensten
findet.

Der Quartiersmannsdienst ist in den weitaus meisten Fällen ein
einträglicher und wird es auch noch lange bleiben, weil, wenn auch
neuere Unternehmungen für billige Preise arbeiten, die Kaufmannschaft
nicht wegen einer Ersparung am Lohne weniger fachkundigen und
vertrauenswerten Händen die von den Quartiersleuten und ihren Arbeitern
vollführten Arbeiten überlassen wird. Ein Quartiersmannsdienst ist
ein wertvoller Besitz, der sich vom Vater auf den Sohn, oder auf die
Familie vererbt, die denselben, wenn sie ihn nicht durch einen ihrer
Angehörigen fortführen kann oder will, oftmals für eine beträchtliche
Summe, die die Höhe von Tausenden Marken erreicht, einem Dritten
überläßt, der dann in alle Rechte des früheren Besitzers eintritt, wozu
aber die Zustimmung der übrigen Teilhaber des Quartiers erforderlich
ist, da ihre gemeinsame Ehre und ihr gemeinschaftliches Interesse bei
der Gewinnung eines ebenso tüchtigen als ehrenwerten neuen Konsorten in
Frage kommt.

Viele dieser Leute haben sich im Laufe der Zeit ein Vermögen erworben,
das sie wohl befähigen würde, in glänzender Stellung ein bequemes Leben
zu führen, was jedoch sehr wenige benutzen, da ein echter ergrauter
Quartiersmann viel zu sehr an rastlose Tätigkeit und den Umgang mit dem
Arbeiterstande, dem er entstammt und dem er lange Jahre seines Lebens
angehört hat, gewöhnt ist, um sich in seinen alten Tagen auf die faule
Bärenhaut zu legen.

Mit seinem Schurzfell und seiner Jacke kommt er ebensowohl zu seiner
Arbeit, auf seinen Speicher als auf das Comptoir seines Kaufherrn
oder in die Börse. Überall wird er mit gleicher Achtung, mit gleichem
Ansehen gern gesehen und willkommen geheißen, sein biederes, schlichtes
Wesen verschafft ihm überall gleichen freundlichen Empfang, der durch
das gewöhnlich bei ihm vorhandene oder doch vorausgesetzte Vermögen
umsomehr an Herzlichkeit gewinnt, als der Hamburger den materiellen
Besitz als den Hauptgrundstein zur Menschenwürde zu betrachten geneigt
ist.

Wie der Volkswitz überall den niederen Ständen, ist er auch in Hamburg
ganz besonders dem Arbeiterstande eigen und der Hamburger Volkswitz
versäumt nicht, jede Sache oder jede Person, mit der er in Berührung
kommt, mit einem mehr oder minder zutreffenden, jedenfalls aber
drastischen Namen zu bezeichnen. So haben denn auch die Quartiersleute
dem Schicksal nicht entgehen können, ihre „Ökelnamen“ zu erhalten, die,
obgleich in mancher Weise nicht mehr zutreffend, sich von Generation
auf Generation vererbt haben und so populär sind, daß kaum ein
Arbeitsmann oder ein Ewerführertagelöhner ein Quartier zu finden wüßte,
wenn es bei dem Namen seines ältesten Inhabers, wie dies im Adreßbuch
gebräuchlich, nicht aber bei seinem sogenannten „Ökelnamen“ genannt
wurde.

Kein Hamburger, der mit den Quartiersleuten mehrfach zu tun hat, wird
im Zweifel sein, wen wir meinen, wenn wir hier eine Reihe von Namen
nennen, die nirgendwo als offizielle aufgeführt sind und dennoch jeder
Einzelne ein Quartier bezeichnet.

Da sind zuerst die „Krindlers“, deren Hauptinhaber bei der
Schillerfeier und der Märzfeier ebenso wie bei den Sammlungen für die
Notleidenden in Ostpreußen die Leitung übernahm und überall mit gutem
Beispiel voranging und der deshalb auch stillschweigend als der Senior
des löblichen Gewerbes anerkannt worden ist.

Ein anderes Quartier, früher „Melkers“ genannt, hat sich geteilt und
demgemäß die Namen „Rohmmelkers“ und „Watermelkers“ oder „Zegenmelkers“
erhalten. „Smökers“, „Puttlüd“, „Schosters“, „Stohlmakers“,
„Höhnerplückers“, „Korfmakers“, „Kaffeebrenners“, „Fielers“,
„Wustmakers“, „Kugelers“, „Wullkosacken“, „Theebuurn“, „Krahnlüüd“,
„Kutschers“, „Slachters“, „Jägers“, „Plackenhauers“, „Nadelmakers“,
„Solospeelers“, „Bültenhauers“, „Wullmüüs“ und „Sackneiers“ sind
Namen, die entweder in der früheren Beschäftigung ihrer Träger,
oder in dem Artikel, worin die mit diesem Namen benannten Quartiere
vorzugsweise arbeiten, ihre Begründung finden mögen. Weniger harmlos
sind Namen wie „Höllenjägers“, „Thünbüdels“, „de Trübsinnigen“, „de
Möden“, „de Duhnsupen“, „de Heiligen“, „Grotsnuten“, „Doodsmieters“,
„Minschenschinners“, „Lüttsnuten“, „Barmherzigen“ usw. Dem Tierreich
entlehnt sind die Bezeichnungen „Wanzen“, von denen es gar zweierlei
gibt, die „Dacklünken“, „Witten Hunn“, „Wilden-Swien“, „Löwen“,
„Swienhunn“, „de Hasen“ (wovon übrigens sich alle bis auf einen schon
verlaufen haben), „Bunten Höhner“, „de Bück“, „Eseltreckers“, „Imm“
(Bienen), „Müüs“ oder „Rotten“, „Luus un Floh“, „de Kreihers“ (Kräher)
und „de vierspännigen Ratten“.

Der Körperbeschaffenheit, resp. dem Aussehen ihres Gesichts verdankten
ihre Namen die „Magern“, „de Veerkantigen“, „de lütten Roden“, „Söte
Jungs“, „de Fienen“, „de Scheeben un Graden“, „Veilchenblauen“, „dat
Armenspann“, „de scheeben Hamborgers“, „Scheef un Liek“ u. a. m. --
„Franzosen“, „de Engelschen“, „Möhlenbrückers“, „Coldorpers“, „Bayern“,
„Hollanders“, „dat Judenspann“, „Harborgers“ un „de drögen Franzosen“
bezeichnen diejenigen, welche vorzugsweise mit dieser Nation zu tun
haben; das „Dreespann“ fährt stets zu dreien, die „Manchestern“ sind an
ihren Hosen von diesem Stoff und „Spring um Stender“ ihrer Gewandtheit
wegen kenntlich. „Nagelbüdel und Consorten“, „Seelenkinners“ und
„Schultenhöbers“ Namensursprung mag schwer zu entziffern sein, womit
wir denn die Liste schließen wollen, ohne die „Schimmels“ zu vergessen,
deren weißhaariges Oberhaupt seinem Quartier diesen Namen eingetragen
hat.

  Von ~J. D. J. Pingel Senior~ 1880.

                                   *



Anlage 3

Ökelnamen der Hamburger Quartiersleute


+Dat Armenspann+ (Bodenstein u. Consorten), +De Baiern+ (Lührs u.
Cons.), +De Blickern+ (Wilkerling u. Cons.), +De-Botterbuern+ (Siemers
u. Röpke), +De Brummers+ (Niemann u. Cons.), +De Bück+ (Burmeister
u. Cons.), +De engelschen Bück+ (Trier u. Cons.), +De Bullenmelkers+
(Kruse u. Cons.), +De Buntbüxen+ (L. Hecht u. Cons.), +De Coldorpers+
(Hinrichs u. Cons., Weiscke u. Cons.), +De Dacklüünken+ (Spellerberg
u. Cons.), +De Dodtsmieters+ (Thiel u. Cons, Suhr u. Cons.), +De
Engelschen+ (H. Martens u. Cons.), +De Eseltreckers+ (Dreyer u. Cons.,
Hoppe u. Cons.), +De Fienen+ (Grotkaß u. Cons.), +De Finnenkiekers+
(Neddermann u. Cons.), +De Franzosen+ (Kleen u. Cons.), +De Graden+
(Bargstädt u. Cons.), +De Gröhlmöllers+ (Möller u. Cons.), +De
Grotsnuten+ (Schwarze u. Cons.), +De scheewen Hamborger+ (Pohlmann u.
Cons.), +De Harborgers+ (Albrecht u. Cons.), +De Hasen+ (Reinstorf u.
Voß), +De ohlen Hasen+ (Kesler u. Cons.), +De Heiligen+ (Stöver u.
Lembcke), +De bunten Höhner+ (Groth u. Cons.), +De Höhnerplückers+
(Brandt u. Cons.), +De Hollanders+ (Helmers u. Cons.), +De finen
Hollanders+ (Lüders u. Cons.), +De witten Hunn+ (Escherich u. Cons.,
Parbs u. Cons.), +De Jägers+ (Rehse u. Cons.), +De Isern Arm+ (Daniel
Jessen), +Dat Judenspann+ (Ascher u. Cons.), +De Kaffebrenners+
(Lienau u. Cons., Gädgens u. Cons.), +De Knupprigen+ (Glimann u.
Cons.), +De Korfmakers+ (Denker u. Cons., H. W. Meyer u. Cons.),
+De Krahnlüd’+ (Quitzau u. Cons.), +De Krahntreckers+ (Bodenborg u.
Cons.), +De Kreihers+ (Jürgens u. Cons.), +De Krindlers+ (Willers u.
Cons., Petersen u. Pingel), +De Kugelers+ (Fesefeld u. Cons.), +De
Kulers+ (Heeger u. Klindworth), +De Kutschers+ (Meiners u. Cons.),
+De Löwen+ (Schultze u. Cons.), +De Lüttsnuten+ (Krohn u. Schröder),
+Luus und Floh+ (Volmer u. Cons., D. Hinsch u. Cons.), +De Magern+
(Suhl u. Cons.), +De lütten+ Magern (Hellmann u. Cons.), +De groten
Manschestern+ (Rose u. Cons.), +De lütten Manschestern+ (Prignitz u.
Cons.), +De Melkers+ (Meyn u. Cons.), +De Möden+ (G. Voß u. Cons.),
+De Müs’+ (Brasch u. Cons.), +De Nadelmakers+ (Cordes u. Cons.), +De
Plankenhauers+ (Oelmann u. Cons.), +De Puttlüd+ (Koch u. Cons.),
+De lütten Roden+ (Asmus u. Cons.), +De Rotten+ (Leßmann u. Cons.),
+De Sackneihers+ (Wendt u. Klindworth), +De Sagenfielers+ (Köhncke
u. Cons.), +Scheev un Liek+ (D. Möller u. Cons.), +De Scheeven un
Graden+ (Bargsted u. Genossen), +De Schinners+ (Hinsch u. Cons.), +De
Schosters+ (Peters u. Cons.), +De Schottschen+ (Martens u. Cons.), +De
Seelenkinner+ (Martens u. Cons.), +De Slachters+ (Nimbach u. Cons.),
+De Smökers+ (Meyer u. Cons.), +De Solospelers+ (Brandt u. Cons.), +De
Springumständer+ (Müller u. Pflughaupt), +De Spunjers+ (Jürgens u.
Cons.), +De Stohlbinners+ (Ockelmann u. Cons.), +De Storchen+ (Cords u.
Cons., Gechter u. Cons.), +De willen Swien+ (Dührkoop u. Cons., Opitz
u. Cons.), +De Theebuern+ (Schaper u. Cons.), +De Trübseligen+ (Moritz
u. Cons., Hasenbalg u. Cons.), +De Tünbüdels+ (Gechter u. Cons, später:
+de Storchen+), +Vader un Söhn+ (Hinsch u. Krüger), +De Veereckten+
(Ellerbrock u. Cons.), +De Veilchenblauen+ (Rethwisch u. Cons.), +De
Wanzen+ (Uetzmann u. Cons.), +De Wullkosacken+ (Gebel u. Cons.), +De
Wullmüs’+ (Mathias Glimann), +De Wustmakers+ (Stapelfeld u. Cons.).

Eine Liste wie die vorstehende, die durch Herrn W. J. Krüger (Prignitz
u. Cons.) mit Hülfe älterer Kollegen zusammengestellt worden ist, wäre
nach Verlauf weniger Jahre schwerlich mehr in gleicher Vollständigkeit
zu erreichen gewesen, da infolge des veränderten Geschäftsbetriebes die
regelmäßige Anwendung dieser Ökelnamen schon sehr eingeschränkt ist.

Außerdem sind mir von verschiedenen Seiten, besonders von Hein
Sternhagen (Verf. von „Ut Vadders Tiden“) noch eine Anzahl weiterer
Ökelnamen mitgeteilt, und einige fanden sich auch in Volgemanns
Tafelliedern. So weit sie nicht in vorstehenden beiden Verzeichnissen
erscheinen, führe ich sie hier auf, indem ich bemerke, daß sie meistens
erloschen sein mögen, zum Teil auch vielleicht nicht allgemein bekannt
gewesen sind oder nur für ein Einzelmitglied eines Quartiers gegolten
haben. Sie lauten, unter Weglassung einiger anstößigen:

De Altnaers. De Ängstlichen. De Bäckers. Kaptein Blitz. De Blauen.
De Blotarmen. De Böhnhasen. De Böhnmeisters. De Büttenbinners. De
Bullenbergers. De Demokraten. De Doben. De holten Dragoners. De Dunkis.
Eisele un Beisele. De Fliedigen. De Garbers. De Gnaddrigen. Hein
Granat. De Grotmonarchen. De gemütlichen Hamborgers. De Hebammen. De
stolze Heringsküper. Hering un Tran. De Imkers. De Kantüffelschellers.
De blauen Kreihn. De Küpers. De Kupplers. Kaptein Lebberwust. De
Lohndeeners. Millionmeier. Pankoken. Kaptein Piep. De Püttjers.
Rechtschaffen un Breetfoot. De groten Rotten. De lütten Rotten. De
lütten Rugen. De Sackjuden. De Schaap. De Seilmakers. Siedenpudel.
Schragebuck. De Stallbuern. De Stratenköters. De Strebsamen. De
Teinpennkerls. De Uhrmakers. Wie’s heißen tut un so den Kram.
Woddelkrut. De Wolkenschubers. De verlopen Wullkosacken.



Quickborn-Bücher

Jeder Band 60 Pfennig

Doppelbände 1.20 Mark

Bisher erschienen außer dem vorliegenden und den auf Seite 63
angezeigten folgende Bände:

  1. Holstenart. Von +Johann Hinrich Fehrs+. 6-10. Tausend. Mit einem
  Bildnis des Dichters.

  3. Schnack und Schnurren. Von +Fr. Wilhelm Lyra+. Mit einer Abbildung.

  4. Van Jadestrand un Werserkant. Von +Theodor Dirks+. Mit fesselnden
  Erzählungen.

  5. Cili Cohrs. Irnsthaftig Spill van +Gorch Fock+. Der Finkwarder
  Speeldeel 1. Stück. (1 Aufzug, 5 Rollen.) Umschlagbild von Ad. Möller.

  6. Briefe Über Hochdeutsch und Plattdeutsch. Von +Klaus Groth+. Das
  für die neuplattdeutsche Bewegung grundlegende Werk des Altmeisters
  plattdeutscher Dichtung.

  7. Plattdeutsche Straßennamen in Hamburg. Von +C. Rud. Schnitger+.

  9. Klar Deck überall! Deutsch-Seemännisches von Geheimrat
  +Gustav Goedel+. -- Diese unterhaltenden Beiträge zur deutschen
  Seemannssprache sind wichtig für alle Leser John Brinckmans, Gorch
  Focks und anderer Seeschriftsteller.

  11./12. Slusohr un anner eernste un vergnögte Vertellsels un Riemels.
  Von +Georg Droste+. Mit Bildnis des Dichters und Umschlagbild von Ad.
  Möller.

  13. Leege Lüd. En lustig Spillwark van +Hinrich Wriede+. Der Finkw.
  Speeldeel 2. Stück. (Ein Aufzug, 9 Rollen.) Umschlagbild von Ad.
  Möller.


Die niederdeutsche Vereinigung Quickborn in +Hamburg+ liefert ihren
Mitgliedern in der Regel jährlich 2 +Quickbornbücher+ und je 4 Hefte
der Zeitschriften „+Mitteilungen aus dem Quickborn+“ und „+Plattdütsch
Land und Waterkant+“. Mindestjahresbeitrag (ab 1. Oktober) für
persönliche Mitglieder in Deutschland 4 Mark, im Auslande 6 Mark, für
Vereine, Anstalten und Körperschaften 6 Mark.



In den +Quickborn-Büchern+ erschienen von

Johs. E. Rabe

außer dem vorliegenden Werk:

Sünd ji all’ dor?

Althamburgische Kasperszenen. 6.-10. Tausend

Band 8 der Quickbornbücher. Preis 60 Pf.

„+Die Heimat+“, Kiel, schrieb nach dem ersten Erscheinen dieses
lustigen, keineswegs eng hamburgischen Buches: „Das ist eine der
schönsten Gaben für unsere Brüder da draußen im Schützengraben,
viel besser als so viele von Begeisterung triefende, aber gemachte
Kriegsliedersammlungen. Weil es ablenkt von der blutigen Arbeit und der
nicht weniger tödlichen Langeweile des Schützengrabens, weil es tief in
jene Zeit hineinführt, da wir als Knaben mit aufgerissenen Mäulern vor
Kaspers Putschenellekasten standen, und weil es mit dieser Erinnerung
alle jene Kräfte wieder lebendig macht, die einzig aus dem Lande der
Jugend uns zufließen ... Aber auch für alle Daheimgebliebenen, vor
allem +für unsere Jugend+ sind die köstlichen Schwankdichtungen mit
dem Hamburger Platt, der köstlichen Komik ihres Dialogs geradezu eine
Gesundkur nach unserer naturwidrigen Kintoppkinderkultur. Der Hamburger
„Quickborn“, für den Rabe diese verdienstvolle Arbeit herausgab, hat
mit dieser „Rettung“ einer leider bald völlig verschwundenen Form des
Schauspiels sich +ein bedeutendes Verdienst+ erworben!“


Vivat Putschenelle!

Der alten Kasperschwänke neue Folge. 1.-8. Tausend

Band 10 der Quickbornbücher. Preis 60 Pf.

Diese von den Besitzern des ersten Büchleins lang ersehnte Fortsetzung
von „Sünd ji all’ dor?“ ist, wie jenes, +eine Fundgrube drastischen,
volkstümlichen Humors+. Die wiedererwachte Freude am alten Kasper
findet durch diese Stücke, die sich auch zum Vorlesen trefflich eignen,
neue Nahrung.


Im Verlag von +C. Boysen+ in Hamburg erschien früher von

Johs. E. Rabe:

Kasper Putschenelle

Historisches über die Handpuppen und Althamburgische Kasperszenen.

Mit farbigem Titelblatt von Chr. Suhr und Textabbildungen.

Geh. 5 Mark, geb. 6 Mark.

Die erste Kaspermonographie, von der literarischen und
wissenschaftlichen Kritik mit Recht als „ein geradezu klassisches
Werk“, als „eine unerschöpfliche Quelle für Jung und Alt“ bezeichnet.
Wer Kasper lieb gewonnen hat, dem gilt daher der Ruf eines seiner
Kritiker: „Schaff dir dies Buch an und du wirst dem Verfasser ebenso
dankbar sein, wie es Schreiber dieser Zeilen ist.“



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